MARTIN LUTHER UNIVERSITÄT HALLE WITTENBERG...
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MARTIN‐LUTHER‐UNIVERSITÄT
HALLE‐WITTENBERG
Medizinische Fakultät
Institut für Rehabilitationsmedizin
ABSCHLUSSBERICHT
„Reha‐Optimierung bei Patienten mit Polyarthritis oder
Spondyloarthritis durch ein individuell vereinbartes
Kraft‐, Ausdauer‐ und Koordinationstraining (KAKo‐Training)“
Berichtszeitraum:
01.01.2008 – 31.03.2011
Dipl.‐Psych. Kerstin Mattukat
Dipl.‐Psych. Dirk Rennert
Dipl.‐Soz. Anja Thyrolf
Prof. Dr. med. Wilfried Mau
Abschlussbericht gemäß Nr. 7.2 der Nebenbestimmungen
Zuwendungsempfänger: Medizinische Fakultät der
Martin‐Luther‐Universität Halle‐Wittenberg
Institut für Rehabilitationsmedizin (IRM)
Magdeburger Str. 8
06097 Halle (Saale)
Förderkennzeichen: 0421‐FSCP‐0536
1. Förderphase des Forschungsschwerpunktes
„Chronische Krankheiten und Patientenorientierung“
Vorhabensbezeichnung: „Reha‐Optimierung bei Patienten mit Polyarthritis oder
Spondyloarthritis durch ein individuell vereinbartes Kraft‐,
Ausdauer‐ und Koordinationstraining (KAKo‐Training)“
Laufzeit des Vorhabens: 01.01.2008 – 31.03.2011 (39 Monate)
Projektleitung: Prof. Dr. med. Wilfried Mau (IRM)
Tel.: +49 (345) 557‐4204
Fax: +49 (345) 557‐4206
E‐Mail: [email protected]‐halle.de
Homepage: http://www.rehamedizin.uni‐halle.de
Studienkoordination: Dipl.‐Psych. Kerstin Mattukat (IRM)
Tel.: +49 (345) 557‐7646
E‐Mail: [email protected]‐halle.de
Dipl.‐Psych. Dirk Rennert (IRM)
Tel.: +49 (345) 557‐7646
E‐Mail: [email protected]‐halle.de
Kooperationskliniken/
Mitantragsteller:
Dr. med. Inge Ehlebracht‐König
Rehazentrum Bad Eilsen
Schwerpunktklinik für Orthopädie und Rheumatologie
Prof. Dr. med. Karin Kluge
Teufelsbad Fachklinik Blankenburg
Fach‐ und Rehabilitationsklinik für Orthopädie, Rheumatologie
und Onkologie
Weitere
Kooperationspartner:
DRV Bund, DRV Braunschweig‐Hannover, DRV Mitteldeutschland
Institut für medizinische Epidemiologie, Biometrie und Informatik,
MLU Halle‐Wittenberg
KAKo‐Abschlussbericht II
Danksagung
Ein herzlicher Dank geht an die ärztlichen Direktorinnen unserer Kooperationskliniken Rehazentrum
Bad Eilsen und Teufelsbad Fachklinik Blankenburg, Frau Dr. Inge Ehlebracht‐König und Frau Prof. Dr.
Karin Kluge, ohne die die Durchführung dieser Studie nicht möglich gewesen wäre. Ein großes
Dankeschön gilt allen beteiligten Klinikmitarbeitern und ‐mitarbeiterinnen, die die Planung,
Koordination und Umsetzung unserer Interventionsidee realisiert haben. Hier sind insbesondere die
Studienkoordinatorinnen Frau Claudia Schwerdt und Frau OÄ Cornelia Steinhäuser sowie die
Nachbefragungsbeauftragten Frau Bettina Roszak und Frau Daniela Bitter zu nennen. Auch allen
anderen involvierten Mitarbeitern aus den Bereichen der Sporttherapie, Therapieplanung, Pflege und
Verwaltung gebührt großer Dank.
Weiterhin bedanken möchten wir uns bei unseren wissenschaftlichen Kooperationspartnern Herrn
PD Dr. Oliver Kuß und Frau Dr. Iris Brandes für ihre Beratung und Unterstützung bei den statistischen
und sozioökonomischen Auswertungen.
Ein besonderer Dank gilt Frau Dr. Larissa Beck für ihre engagierte Projektinitiierung und erfolgreiche
Projektkoordination bis März 2010 sowie Frau Dr. Heike Schmidt für die zuverlässige
Elternzeitvertretung von November 2009 bis Juni 2010.
An alle Teilnehmer der Studie richten wir ein besonders großes Dankeschön: Sie haben dem Projekt
Leben eingehaucht und ihm zum Erfolg verholfen!
Wir bedanken uns bei den im Laufe des Projekts tätigen wissenschaftlichen Hilfskräften Johannes
Adler, Katja Eisenkolb, Sarah Eisentraut, Katharina Nagel, Marina Sander und Tanja Wilke für ihre
fleißige und zuverlässige Unterstützung bei allen angefallenen Projektaufgaben.
Nicht zuletzt gebührt unser Dank der Deutschen Rentenversicherung Bund und Braunschweig‐
Hannover für die Bereitstellung der Mittel zur Durchführung dieser Studie. Ein besonderer Dank gilt
dabei unserer Ansprechpartnerin bei der DRV Bund, Frau Verena Pimmer, die uns bei der Planung,
Koordination und Durchführung der Studie eine große Hilfe war.
KAKo‐Abschlussbericht III
Inhaltsverzeichnis
Abkürzungsverzeichnis VI
1 Zusammenfassung 1
2 Hintergrund 4
2.1 Epidemiologie und klinische Manifestation der chronischen Polyarthritiden und
Spondyloarthritiden 4
2.1.1 Chronische Polyarthritiden 4
2.1.2 Spondyloarthritiden 5
2.2 Lebensqualität und psychische Komorbidität 6
2.3 Sozialmedizinischer und ökonomischer Hintergrund 7
2.4 Medizinische und rehabilitative Versorgung 9
2.5 Bedeutung körperlicher Aktivität 11
2.6 Bewegungsbezogene Nachsorgekonzepte und Interventionen zur Steigerung der
körperlichen Aktivität 12
3 Hypothesen 15
4 Methode 16
4.1 Rahmenbedingungen und Studiendesign 16
4.2 Interventions‐ und Kontrollbedingungen 16
4.2.1 Kontrollphase 17
4.2.2 Interventionsphase 18
4.3 Probanden 22
4.4 Datenerhebung 23
4.5 Studien‐ und Messinstrumente 23
4.6 Datenauswertung 25
4.6.1 Auswertung zentraler Merkmale 25
4.6.2 Statistische Analysen 30
4.7 Ethik und Datenschutz 34
5 Ergebnisse 35
5.1 Dropoutanalyse 35
5.1.1 Soziodemographische Merkmale 36
5.1.2 Bildungs‐ und Beschäftigungshintergrund 36
5.1.3 Krankheitsausprägung und gesundheitsbezogene Merkmale 37
5.1.4 Therapeutische Merkmale 39
5.1.5 Sozialmedizinische Merkmale 40
5.1.6 Aktivitätsbezogene und motivationale Merkmale 40
KAKo‐Abschlussbericht IV
5.2 Stichprobenbeschreibung zu Reha‐Beginn 43
5.2.1 Soziodemographischer Hintergrund in KG und IG 43
5.2.2 Bildungs‐ und Beschäftigungshintergrund in KG und IG 43
5.2.3 Krankheitsausprägung und gesundheitsbezogene Merkmale in KG und IG 45
5.2.4 Therapeutische Merkmale in KG und IG 46
5.2.5 Sozialmedizinische Merkmale in KG und IG 48
5.2.6 Aktivitätsbezogene und motivationale Merkmale in KG und IG 48
5.2.7 Genderunterschiede zu Reha‐Beginn 50
5.2.8 Zusammenfassung der Stichprobenbeschreibung 51
5.3 Ergebnisse am Reha‐Ende 51
5.3.1 Gesundheitsbezogene Merkmale 52
5.3.2 Motivationale Merkmale 54
5.3.3 KTL‐Daten der Kliniken 55
5.3.4 Zufriedenheit der Rehabilitanden 59
5.3.5 Genderaspekte im Reha‐Verlauf 65
5.4 Hypothesenprüfung zu Gruppenunterschieden im Ein‐Jahres‐Verlauf 67
5.4.1 Hauptzielgröße 67
5.4.2 Nebenzielgrößen 69
A Körperliche Gesundheit 70
B Psychische Gesundheit 71
C Körperliche Aktivität 74
D Motivation zu körperlicher Aktivität 78
E Erwerbstätigkeit 80
F Krankheitskosten 81
5.5 Analyse potentieller Einflussfaktoren auf die Zielgrößen zu T5 87
5.5.1 Einflussfaktoren auf die körperliche Gesundheit 87
5.5.2 Einflussfaktoren auf die psychische Gesundheit 90
5.5.3 Einflussfaktoren auf die körperliche Aktivität und die Bewegungsmotivation 93
5.5.4 Einflussfaktoren auf die Erwerbstätigkeit und Krankheitskosten 95
5.6 Routinedaten der Deutschen Rentenversicherung 97
5.7 Nachsorge 98
5.7.1 Nutzung der Interventionsinstrumente im Alltag nach der Reha 98
5.7.2 Medizinische Nachsorge 99
5.7.3 Berufsbezogene Nachsorge 101
5.8 Geschlechtsunterschiede im Ein‐Jahres‐Verlauf 102
6 Diskussion 104
6.1 Realisierung der geplanten Studienabläufe 104
6.2 Limitierungen der Studie 106
6.3 Diskussion der Studienergebnisse 107
6.3.1 Patientenorientierung: Gesundheitliche Veränderungen im Reha‐Verlauf und
Zufriedenheit mit der stationären Rehabilitation 107
KAKo‐Abschlussbericht V
6.3.2 Gesundheitsbezogene Lebensqualität im Ein‐Jahres‐Verlauf 109
6.3.3 Entwicklung der körperlichen und seelischen Gesundheit der Probanden von
Reha‐Beginn bis 12‐Monats‐Katamnese 110
6.3.4 Bewegungsmotivation und körperliche Aktivität der Studienteilnehmer im Jahr
nach stationärer Rehabilitation 112
6.3.5 Sozioökonomische Relevanz der Ergebnisse 114
6.3.6 Genderaspekte im Ein‐Jahres‐Verlauf 117
6.4 Nutzen‐ und Verwertungsmöglichkeiten 119
6.4.1 Öffentlichkeitsarbeit 119
6.4.2 Bisherige wissenschaftliche Kongressbeiträge und Publikationen 121
6.4.3 Geplante Publikationen 122
6.4.4 Angegliederte wissenschaftliche Arbeiten 123
6.4.5 Möglichkeiten des Praxistransfers 124
6.5 Zusammenfassung und Ausblick 124
7 Literatur 126
Anhang 1 135
Anhang 2 136
KAKo‐Abschlussbericht VI
Abkürzungsverzeichnis
Abkürzung Bedeutung
ACR American College of Rheumatology
ACSM American College of Sports Medicine
AG Arbeitgeber / Arbeitsgemeinschaft
ASMP Arthritis Self‐Management Program
ASQoL Ankylosing Spondylitis Quality of Life Scale
AU Arbeitsunfähigkeit
BASDAI Bath Ankyloising Spondylitis Disease Activity Index
BE Rehazentrum Bad Eilsen
BL Teufelsbad Fachklinik Blankenburg
BMI Body Mass Index
cP chronische Polyarthritiden (rheumatoide Arthritis oder Psoriasisarthritis)
DAS28 28 joint Disease Activity Score
DGEpi Deutsche Gesellschaft für Epidemiologie
DGMS Deutsche Gesellschaft für Medizinische Soziologie
DGRh Deutsche Gesellschaft für Rheumatologie
DGSMP Deutsche Gesellschaft für Sozialmedizin und Prävention
DRV Deutsche Rentenversicherung
EBM Einheitlicher Bewertungsmaßstab
EM Erwerbsminderung
EULAR European League Against Rheumatism
FFbH Funktionsfragebogen Hannover
FFkA Freiburger Fragebogen zur körperlichen Aktivität
FKA Friktionskostenansatz
FT Funktionstraining
GKV gesetzliche Krankenversicherung
GOÄ Gebührenordnung für Ärzte
h Stunde(n)
HADS‐D Hospital Anxiety Depression Scale – Deutsche Version
HAQ Health Assessment Questionnaire
HKA Humankapitalansatz
ID‐Nr. Identifikationsnummer
IG Interventionsgruppe
IRENA Intensivierte Rehabilitations‐Nachsorge
IRM Institut für Rehabilitationsmedizin der MLU Halle‐Wittenberg
KAKo‐Training Kraft‐, Ausdauer‐ und Koordinationstraining
kcal Kilokalorien
kg Kilogramm
KG Kontrollgruppe
KSK körperliche Summenskala des SF‐36
KTL Klassifikation therapeutischer Leistungen
KAKo‐Abschlussbericht VII
Abkürzung Bedeutung
M Mittelwert
MACTAR McMaster Toronto Arthritis Patient Preference Interview
MDK Medizinischer Dienst der Krankenversicherung
min Minute(n)
mind. mindestens
MLU Martin‐Luther‐Universität
n Fallzahl (Angabe einer Stichproben‐ oder Teilstichprobengröße)
n. s. (statistisch) nicht signifikant
N3 Arzneimittelpackungen für eine längere Behandlungsdauer (z. B. 100 Tage)
NRS numerische Ratingskala
OR Odds Ratio (statistischer Kennwert bei logistischer Regression)
PKV private Krankenversicherung
PSK psychische Summenskala des SF‐36
R² Determinationskoeffizient (Maß der Varianzaufklärung statistischer Modelle)
R²N Nagelkerkes R² (Maß der Varianzaufklärung bei logistischer Regression)
RA rheumatoide Arthritis (häufigste Form der chronischen Polyarthritiden)
RADAI Rheumatoid Arthritis Disease Activity Index
RAI/Helplessness Rheumatoid Attitudes Index ‐ Helplessness Subscale
RAPIT Rheumatoid Arthritis Patients In Training
RS Rehabilitationssport
RTC randomized controlled trial(s)
RV‐Nr. Rentenversicherungsnummer
SD Standardabweichung
SF‐36 36‐Item Short‐Form Health Survey
SpA Spondyloarthritiden (v. a. Spondylitis ankylosans)
SPSS Statistical Package for the Social Sciences
SRT Selbstregulationstheorie
T1 Reha‐Beginn
T2 Reha‐Ende
T3 vier Wochen nach Reha‐Ende
T4 sechs Monate nach Reha‐Ende
T5 12 Monate nach Reha‐Ende
TNF Tumornekrosefaktor(en)
TTM Transtheoretisches Modell der Verhaltensänderung
VA Varianzanalyse / Varianzaufklärung
VAP Varianzaufklärungspotential
VAS visuelle Analogskala
VdAK Verband der Angestellten Krankenkassen e. V.
η² Eta‐Quadrat (Beitrag zur Varianzaufklärung einer Variablen)
KAKo‐Abschlussbericht 1
1 Zusammenfassung
Hintergrund: Chronische Polyarthritiden (cP) und Spondyloarthritiden (SpA) sind die häufigsten
chronischen entzündlich‐rheumatischen Erkrankungen mit hohem Risiko von Einschränkungen der
Aktivität und Teilhabe einschließlich der Erwerbsminderung. Circa eine Million Deutsche sind von den
untersuchten rheumatischen Erkrankungen betroffen, die häufig chronisch progredient verlaufen.
Regelmäßige körperliche Aktivitäten (v. a. aerobes Kraft‐ und Ausdauertraining) gehen bei Patienten
mit chronischen entzündlich‐rheumatischen Erkrankungen mit einer Vielzahl an
gesundheitsbezogenen Verbesserungen einher, ohne dass bei korrekter Durchführung vermehrte
Gelenkschäden oder eine Erhöhung der Krankheitsaktivität zu befürchten sind. Dennoch ist ein
inaktiver Lebensstil bei Personen mit Gelenkerkrankungen besonders verbreitet. Nachdem deren
kurz‐ und mittelfristige Wirksamkeit nachgewiesen wurde, wurde die Rehabilitation in
evidenzbasierte nationale und internationale Empfehlungen zum Krankheitsmanagement für
entzündlich‐rheumatische Erkrankungen aufgenommen. Zur Aufrechterhaltung der positiven
Ergebnisse der Rehabilitation werden den Patienten neben der Verordnung bewegungsbezogener
Nachsorgeleistungen im Anschluss an die Rehabilitation vor allem eigenständige körperliche
Aktivitäten empfohlen. Da es vielen Rehabilitanden jedoch trotz bester Absichten nicht gelingt, ihre
bewegungsbezogenen Pläne im Alltag umzusetzen, muss die Realisierung der Bewegungsaktivitäten
nach der Rehabilitation gezielt unterstützt werden. Konzepte zur Motivationssteigerung und
nachhaltigen Förderung körperlicher Bewegungsaktivitäten sind daher ein bedeutsamer Bestandteil
von Rehabilitations‐ und Nachsorgemaßnahmen.
Studiendesign: Vor diesem Hintergrund wurde eine prospektive multizentrische Studie mit
sequenziellem Kontroll‐/Interventionsgruppen‐Design und einjähriger Verlaufsbeobachtung von
Rehabilitanden mit cP oder SpA realisiert. Im Rahmen der stationären rheumatologischen
Rehabilitation wurde neben der Heranführung der Patienten an intensives körperliches Training und
damit der Steigerung ihrer diesbezüglichen Selbstwirksamkeit auch die Aufnahme und langfristige
Aufrechterhaltung eigenständiger körperlicher Aktivitäten im Alltag fokussiert. Ziel des Projekts war
die nachhaltige Verbesserung der gesundheitsbezogenen Lebensqualität bei Patienten mit
entzündlich‐rheumatischen Erkrankungen. Dabei wurde in der Interventionsphase ein individuelles
Kraft‐, Ausdauer‐ und Koordinationstraining (KAKo‐Training) in das Programm der beteiligten
rheumatologischen Rehabilitationsfachkliniken implementiert und während der dreiwöchigen
stationären Rehabilitation durchgeführt. Es erfolgte in geschlossenen Gruppen mit systematischer
Motivationsarbeit nach dem Transtheoretischen Modell der Verhaltensänderung. Im Rahmen einer
partizipativen Versorgungsgestaltung wurde die Umsetzung von regelmäßigen Bewegungsaktivitäten
nach der Rehabilitation in Wohnortnähe gemeinsam mit den Rehabilitanden vorbereitet und am
Reha‐Ende in einer Trainingsvereinbarung schriftlich fixiert. Ein zusätzlicher Impuls zur Umsetzung
der geplanten Bewegungsaktivitäten erfolgte vier Wochen nach Entlassung durch eine kurze
schriftliche bzw. telefonische Nachbefragung aus der Rehabilitationsklinik. Die im Mittelpunkt der
Studie stehenden, gut informierten, motivierten und selbstkompetent handelnden Rehabilitanden
wurden in den Kliniken von fachkundigen Therapeuten und nach Entlassung in Wohnortnähe von
den Haus‐ und Fachärzten unterstützt, die dafür gezielt informiert wurden. Die Kontrollgruppe erhielt
eine konventionelle rheumatologische Rehabilitation und anschließende Versorgung.
Methode: Realisierung, Wirksamkeit und Wirtschaftlichkeit des individuellen KAKo‐Trainings wurden
prospektiv zum Reha‐Ende (T2) sowie nach sechs (T4) und 12 Monaten (T5) gegenüber dem
Ausgangszustand zu Reha‐Beginn (T1)analysiert. Im Vergleich zur Kontrollgruppe (KG: n=156) wurden
KAKo‐Abschlussbericht 2
Verbesserungen der Interventionsgruppe (IG: n=151) bzgl. des körperlichen Teils der
gesundheitsbezogenen Lebensqualität (SF‐36) als Hauptzielgröße sowie der Nebenzielgrößen
alltagsbezogene Funktionskapazität (FFbH), körperliche Aktivität (Energieumsatz in kcal/Woche;
FFkA), Schmerzen (NRS), motivationale Bewegungsaspekte (SSA), psychische Gesundheit (SF‐36;
Ängstlichkeit und Depressivität; HADS‐D), Erwerbstätigkeit, direkte und indirekte Kosten (nach
Friktionskostenansatz) sowie deren Prädiktoren inkl. Gendereffekten untersucht. Dazu wurden u. a.
zweifaktorielle Varianzanalysen, multivariate Kovarianzanalysen und multiple Regressionsanalysen
eingesetzt.
Ergebnisse: Zu Reha‐Beginn bestanden keine wesentlichen Gruppenunterschiede in
soziodemografischen, gesundheitsbezogenen, sozialmedizinischen oder aktivitätsbezogenen
Merkmalen. Aufgrund des Studiendesigns absolvierte die IG ihre Rehabilitation lediglich häufiger in
den Sommermonaten (April bis September) und die KG häufiger in den Wintermonaten (Oktober bis
März).
Am Reha‐Ende waren in beiden Gruppen die nach stationärer Rehabilitation typischen
Verbesserungen gegenüber T1 in allen untersuchten gesundheitsbezogenen und motivationalen
Merkmalen zu beobachten. Die sportbezogene Selbstwirksamkeit der IG verbesserte sich zum Ende
der Reha jedoch stärker als die der KG und die Entscheidungsbalance bzgl. körperlicher Aktivität
entwickelte sich in der IG ebenfalls positiver (v. a. verringerte Wahrnehmung organisatorischer
Hindernisse). Weiterhin wurden die Behandlungen während der Rehabilitation sowie die
Vorbereitung auf die Zeit danach von den Teilnehmern der IG (noch) positiver eingeschätzt als von
Teilnehmern der KG. Anzeichen für eine deutliche Überlastung zeigten sich in keiner der beiden
Gruppen. Die Analyse der KTL‐Daten der Kliniken bestätigte eine deutliche Verschiebung der
Therapieinhalte in der IG hin zu mehr Sport‐ und Bewegungstherapien und zeigte einen zeitlich etwas
höheren Therapieumfang in der IG, der in multivariaten Analysen berücksichtigt wurde.
Im Ein‐Jahres‐Verlauf nach Reha‐Ende konnte zwar für die körperliche Summenskala des SF‐36 als
Hauptzielgröße eine Verbesserung bei allen Rehabilitanden nachgewiesen werden (am deutlichsten
zu T2 bzw. T4), aber keine Überlegenheit der IG im Vergleich zur KG. In den Nebenzielgrößen waren
allerdings verschiedene Vorteile der IG festzustellen.
Die Teilnehmer der IG berichteten gegenüber der KG hypothesenkonform vermehrte körperliche
Alltagsaktivitäten. Dieser Effekt blieb nach Kontrolle zuvor identifizierter Einflussvariablen tendenziell
bestehen. Studienteilnehmer, die zu Reha‐Beginn in einer festen Partnerschaft lebten, verbesserten
sich zu T5 hinsichtlich ihrer Alltagsaktivitäten, dabei stärker in der IG als in der KG. Dagegen ließen
allein lebende Probanden in ihren Alltagsaktivitäten nach. Die Teilnehmer der IG hatten zu T5 eine
größere Chance, Empfehlungen zu körperlichen Aktivitäten zu erfüllen als Teilnehmer der KG. In der
Interventionsgruppe verbesserten sich sowohl Männer als auch Frauen, sowohl ältere als auch
jüngere Teilnehmer, sowohl cP‐ als auch SpA‐Patienten, während in der Kontrollgruppe keinerlei
signifikante Verbesserungen erkennbar waren. Bei Subgruppenanalysen zeigte sich, dass Männer,
ältere Rehabilitanden und cP‐Patienten etwas stärker von der Intervention profitierten.
Verbesserungen ohne Gruppenunterschiede der KG und IG zeigten sich im Ein‐Jahres‐Verlauf
hinsichtlich der Trainings‐ und Gesamtaktivitäten und der sportbezogenen Selbstwirksamkeit.
Allerdings fanden sich einige Geschlechtsunterschiede. Frauen zeigten zu T5 stärkere
Verbesserungen in motivationalen Merkmalen, vor allem hinsichtlich ihrer sportbezogenen
Entscheidungsbalance: Insbesondere nahmen sie gegenüber T1 weniger Nachteile körperlicher
Aktivität wahr, was auf die geringere Wahrnehmung organisatorischer Hindernisse im Verlauf
zurückführbar ist. Weiterhin nahmen Frauen zu allen Zeitpunkten mehr Vorteile wahr als Männer,
KAKo‐Abschlussbericht 3
wiesen entsprechend eine insgesamt positivere Entscheidungsbalance auf, und hatten weniger Angst
vor Schädigung durch körperliche Aktivitäten als Männer. Die Frauen waren insgesamt stärker
motiviert und profitierten in anderer Form von der Intervention als die Männer: Während die
Männer der IG ihre Bewegungsaktivitäten im Alltag gegenüber den Männern der KG steigern
konnten, steigerten die Frauen der IG ihre Bewegungsaktivitäten in der Freizeit im Vergleich zur
weiblichen Vergleichsgruppe der KG.
Gruppenübergreifende Verbesserungen in KG und IG traten im Ein‐Jahres‐Verlauf bei den Schmerzen
und dem psychischen Wohlbefinden (psychische Summenskala des SF‐36; Ängstlichkeit und
Depressivität) auf. Allerdings waren keine langfristigen Veränderungen im Bereich der
alltagsbezogenen Funktionskapazität nach dem Funktionsfragebogen Hannover festzustellen.
Unter den direkten Krankheitskosten konnten in beiden Gruppen die Krankenhauskosten reduziert
werden. In den anderen Kategorien der medizinischen Behandlungskosten waren in der IG und KG
keine wesentlichen Veränderungen zu verzeichnen.
Eine hypothesenkonforme Verbesserung der IG gegenüber der KG zur 12‐Monats‐Katamnese betraf
die indirekten Kosten. Dieser Effekt war nur noch sehr schwach erkennbar, nachdem für signifikante
Einflussgrößen kontrolliert wurde: Die indirekten Kosten stiegen zu T5 im Vergleich zu T1 besonders
stark an, wenn die Probanden im Jahr vor Reha‐Beginn eine Operation am Bewegungsapparat
berichteten, zu T1 nicht erwerbstätig waren bzw. stärkere Schmerzen zu Reha‐Beginn angaben. Die
indirekten Krankheitskosten insgesamt sowie die indirekten Kosten aufgrund von Arbeitsausfällen
wegen Arbeitsunfähigkeitszeiten und Erwerbsminderungsrenten stiegen in beiden Gruppen an.
Tendenziell war die Chance der IG gegenüber der KG um ca. 50 % erhöht, zu T5 erwerbstätig zu sein:
Die Probanden der IG konnten länger im Erwerbsleben gehalten werden. Unter dem Vorbehalt einer
im Rahmen dieser Studie nicht differenziert erhobenen Aufwandskalkulation für die Intervention
(Beschränkung auf Personalkosten für die KAKo‐Durchführung) stellt die KAKo‐Intervention nach
dem Stand der derzeit möglichen Berechnungen auch unter rehaökonomischen Aspekten eine
attraktive Möglichkeit der Kostenreduzierung gegenüber der konventionellen rheumatologischen
Rehabilitation mit moderateren Bewegungstherapien und ohne systematische Motivationsarbeit dar.
Fazit: Der positive Verlauf nach konventioneller rheumatologischer Rehabilitation zeigt sich durch
stabile gruppenübergreifende Verbesserungen in gesundheitsbezogenen Merkmalen zu allen
Katamnesezeitpunkten gegenüber dem Reha‐Beginn. Zusätzlich hatte sich die IG am Reha‐Ende
gegenüber der KG in motivationalen Merkmalen stärker verbessert. Dieser Effekt konnte im Ein‐
Jahres‐Verlauf jedoch nicht mehr erhalten werden. Die Daten der 12‐Monats‐Katamnese weisen auf
langfristig positive Effekte des intensiven Trainings mit Motivationsarbeit hinsichtlich vermehrter
eigenständiger körperlicher Aktivität und geringeren indirekten Kosten durch
Arbeitsunfähigkeitszeiten sowie befristete und unbefristete Erwerbsminderungsrenten, die vor dem
Hintergrund möglicher Selektionseffekte diskutiert werden müssen und Gegenstand zukünftiger
Analysen sein werden. Nach den derzeit möglichen Schätzungen ist von einer erheblichen
Reduzierung der indirekten Kosten in der Interventionsgruppe gegenüber der Kontrollgruppe
auszugehen. Damit stellt die KAKo‐Intervention eine attraktive Möglichkeit der Kostenreduzierung
gegenüber der konventionellen rheumatologischen Rehabilitation mit moderateren
Bewegungstherapien und ohne systematische Motivationsarbeit dar. Darüber hinaus liefert die
Untersuchung Hinweise auf differenzielle Effekte verschiedener Subgruppen vor allem nach Alter und
Geschlecht, die bei der zukünftigen Gestaltung der Angebote zu berücksichtigen sind.
KAKo‐Abschlussbericht 4
2 Hintergrund
Im Folgenden werden die in der vorliegenden Studie betrachteten Krankheitsbilder mit
Epidemiologie, Symptomen sowie den vielschichtigen Auswirkungen auf die Betroffenen kurz
vorgestellt. Anschließend werden der sozialmedizinische Hintergrund sowie die aktuelle
Versorgungssituation der genannten Personengruppe betrachtet und Evidenzen aus der
Wissenschaft für die Bedeutung bewegungsbezogener Interventionen in diesen Patientenkollektiven
aufgezeigt.
2.1 Epidemiologie und klinische Manifestation der chronischen Polyarthritiden und
Spondyloarthritiden
Chronische Polyarthritiden (cP) und Spondyloarthritiden (SpA) sind die häufigsten entzündlich‐
rheumatischen Erkrankungen mit hohem Risiko von Einschränkungen der Aktivität und Teilhabe
einschließlich der Erwerbsminderung (W. Mau et al., 2008; A. Zink, Mau, & Schneider, 2001). Circa
eine Million Deutsche sind von den untersuchten rheumatischen Erkrankungen betroffen, die häufig
chronisch progredient verlaufen (W. Mau & Zink, 2005).
2.1.1 Chronische Polyarthritiden
Die rheumatoide Arthritis (RA) ist eine systemische Autoimmunerkrankung mit schmerzhafter
Beteiligung zahlreicher kleiner und großer Gelenke (in der Regel inkl. der Finger‐ und Zehengelenke).
Sie ist mit einer Prävalenz von 0,5 % bis 1,0 % die häufigste Form chronisch‐entzündlicher
Gelenkerkrankungen (Gabriel & Michaud, 2009). Sie tritt mit einem Geschlechterverhältnis von 3:1
vor allem bei Frauen (Symmons et al., 2002) zwischen dem 45. und 65. Lebensjahr auf (Jäckel, Mau,
Gülich, & Traber, 2007). Die international anerkannten Klassifikationskriterien der RA wurden im Jahr
2010 von einer Arbeitsgruppe aus Mitarbeitern des American College of Rheumatology (ACR) und der
European League Against Rheumatism (EULAR) hinsichtlich der Einbeziehung von Merkmalen, die
bereits in früheren Krankheitsphasen auftreten, überarbeitet (Aletaha et al., 2010). So soll eine
frühere Diagnose und Behandlung der Erkrankung ermöglicht werden.
Das Hauptmerkmal der RA besteht in einer Entzündung der Gelenkinnenhaut, des Synoviums, die
sich in biochemischen und molekularen Markern1 widerspiegelt (McInnes, 2001). Die Gelenkkapsel
schwillt an, Knorpel und Knochen werden in Mitleidenschaft gezogen; Erosionen, verminderte
Knochendichte, Osteoporose und Gelenkfehlstellungen können die Folge sein. Der Krankheitsverlauf
der RA ist durch Schübe und Remissionen gekennzeichnet. Selbst in inaktiven Phasen ist der
Zytokinhaushalt der RA‐Betroffenen gegenüber dem von gesunden Personen jedoch
problematischen Unregelmäßigkeiten unterworfen (Sattar, McCarey, Capell, & McInnes, 2003).
Weiterhin werden anabole Faktoren in den Muskeln Betroffener heruntergefahren, wie zum Beispiel
der insulin‐like growth‐factor 1 (IGF‐1) (Lemmey et al., 2009). Als Folge der Erkrankung leiden RA‐
Betroffene typischerweise an mäßigen bis starken Schmerzen großer und kleiner peripherer Gelenke,
reduzierter Muskelkraft und eingeschränkter körperlicher Funktionsfähigkeit (Ekdahl & Broman,
1992). Viele RA‐Patienten leiden außerdem an einer beschleunigten Abnahme von Muskelmasse, der
so genannten „rheumatoiden Kachexie“. Ein Verlust von Muskelmasse, der bei ca. zwei Dritteln aller
RA‐Patienten in unterschiedlicher Ausprägung auftritt (Lemmey, et al., 2009), führt zu vielfältigen
Einschränkungen und einer verringerten Lebensqualität der Betroffenen (Giles, Bartlett, Andersen,
1 erhöhtes Auftreten von Zytokinen, wie z. B. Tumornekrosefaktoren (v. a. TNF‐α) oder Interleukinen (z. B. IL‐6, IL‐1β),
und des C‐reaktiven Proteins (CRP)
KAKo‐Abschlussbericht 5
Fontaine, & Bathon, 2008). Es wird davon ausgegangen, dass Zytokin‐bedingter Metabolismus
(v.a. TNF‐α) und Proteinzerfall für das Auftreten der rheumatoiden Kachexie verantwortlich sind
(Roubenoff et al., 1994). Aber auch fehlerhafte Ernährung (Akner & Cederholm, 2001) und
körperliche Inaktivität (Roubenoff et al., 2002) werden als Ursachen diskutiert.
Bereits zu Krankheitsbeginn leiden mehr als die Hälfte der an RA erkrankten Patienten an weiteren
Erkrankungen. Dieser Anteil steigt im Verlauf der Erkrankung weiter an und führt zu schlechteren
Werten in den am häufigsten untersuchten Outcome‐Parametern bei RA‐Patienten (v. a.
Funktionsfähigkeit [FFbH] und Krankheitsaktivität [DAS28]) (Westhoff, Weber, & Zink, 2006). Unter
den häufigsten chronischen Krankheiten in einem untersuchten Patientenkollektiv mit früher
rheumatoider Arthritis (erste Symptome vor maximal 24 Monaten aufgetreten; n=1.032) wurden
essentielle Hypertonie (30,3 %), degenerative Wirbelsäulen‐ (26,7 %) und Gelenkerkrankungen
(26,6 %), Adipositas (BMI≥30; 18,4 %), Hypercholesterinämie (13,4 %), Osteoporose (12,5 %),
koronare Herzerkrankung (10,1 %) und Diabetes mellitus Typ II (8,2 %) berichtet (Westhoff, et al.,
2006).
Im Vergleich zur Normalbevölkerung weisen RA‐Betroffene folglich eine erhöhte Mortalität auf,
wobei die Mortalitätsrisiken in Abhängigkeit des Studiendesigns und der verwendeten
Untersuchungsmethode zwischen 1,3 und 3,0 variieren (Gabriel & Michaud, 2009). Diese erhöhte
Mortalität ist zum Großteil auf ein erhöhtes Risiko für kardiovaskuläre Erkrankungen2
zurückzuführen: Patienten mit RA haben ein 3,2‐fach erhöhtes Herzinfarktrisiko mit anschließendem
Klinikaufenthalt und ein sogar 5,9‐fach erhöhtes Risiko für einen Herzinfarkt gegenüber der
Normalbevölkerung (Gabriel & Michaud, 2009). Herz‐Kreislauf‐Zwischenfälle ereignen sich bei RA‐
Betroffenen im Durchschnitt eine Dekade eher als bei Gesunden (Solomon et al., 2003) und das
Risiko, an einem Herz‐Kreislauf‐Zwischenfall zu sterben, ist bei RA‐Betroffenen gegenüber der
Normalbevölkerung um ca. 50 % erhöht (Avina‐Zubieta et al., 2008).
2.1.2 Spondyloarthritiden
Die Spondylitis ankylosans (SpA; früher auch Morbus Bechterew) als typische Form der
Spondyloarthritiden ist eine entzündliche rheumatische Erkrankung, die hauptsächlich das
Achsenskelett primär mit den Kreuzdarmbeingelenken betrifft und so den charakteristischen
entzündlichen Rückenschmerz verursacht. Die SpA weist eine Prävalenz von 0,1 % bis 0,9 % auf;
Frauen sind mit einem Verhältnis von 1 : 1,8 bis 2,6 etwas seltener betroffen als Männer (M. Mau &
Zeidler, 2007b). Eine Manifestation der SpA ist prinzipiell in jedem Lebensalter möglich, tritt zwischen
dem 20. und 40. Lebensjahr aber am häufigsten auf (Jäckel, et al., 2007).
Die wichtigsten klinischen Merkmale der SpA – Rückenschmerz und eingeschränkte Mobilität –
werden durch Entzündungen des Achsenskeletts verursacht (v. a. Sakroiliitis3). Periphere Gelenke
sind bei einem Drittel der SpA‐Betroffenen involviert (v. a. Hüfte, Schulter und Knie); extraspinale
Manifestationen beziehen sich auf gelenknahe Sehnen (Enthesitis), Augen (Uveitis anterior), Darm
und Herz (Braun & Sieper, 2007). Die SpA kann zu verschiedenen Graden struktureller und
funktioneller Einschränkung sowie zu verringerter Gesundheit im Allgemeinen führen (Dagfinrud,
Kjeken, Mowinckel, Hagen, & Kvien, 2005; Dagfinrud, Mengshoel, Hagen, Loge, & Kvien, 2004).
Weiterhin besteht auch für diese Patientengruppe ein erhöhtes Risiko für Herz‐Kreislauf‐
Erkrankungen (Peters et al., 2010).
2 Herz‐Kreislauferkrankungen 3 Sakroiliitis = entzündliche Veränderung der Gelenke zwischen Kreuzbein und Darmbein, Sakroiliacalgelenke)
KAKo‐Abschlussbericht 6
2.2 Lebensqualität und psychische Komorbidität
Chronische (entzündlich‐) rheumatische Erkrankungen schränken die Lebensqualität der Betroffenen
auf vielfältige Weise ein. Neben chronischen Schmerzen und progredienten
Funktionseinschränkungen auf der somatischen Ebene kommen häufig reaktive Depressionen und
Erschöpfung auf der psychischen Ebene und gesellschaftlicher Rückzug auf der sozialen Ebene hinzu
(Lind‐Albrecht, 2006). Je nach Progress einer entzündlich‐rheumatischen Erkrankung und ihrer
Ausprägung sind entsprechend langfristige, zum Teil gravierende Beeinträchtigungen der
Körperstrukturen und ‐funktionen, des psychischen Wohlbefindens sowie der Partizipation im Alltag
zu erwarten. Die Hauptziele der Behandlung liegen daher u. a. in der Schmerzlinderung, dem Erhalt
bzw. der Verbesserung der funktionellen Beweglichkeit und der Optimierung der subjektiven
Lebensqualität (Maurischat, Ehlebracht‐König, Kühn, & Bullinger, 2005) sowie in der Steigerung des
körperlichen und seelischen Wohlbefindens.
Die subjektive Lebensqualität hängt bei Patienten mit entzündlich‐rheumatischen Erkrankungen eng
mit dem Ausmaß ihrer individuellen körperlichen und psychischen Komorbidität zusammen. In einer
Untersuchung mit 380 RA‐Patienten war eine höhere körperliche Komorbidität4 mit zunehmenden
Einschränkungen in vielen alltäglichen Aktivitäten (HAQ) sowie der körperlichen Gesundheit
(körperliche Summenskala [KSK] des SF‐36), nicht aber mit der psychischen Gesundheit (psychische
Summenskala [PSK] des SF‐36) assoziiert (Radner, Smolen, & Aletaha, 2011). Erwartungsgemäß
finden sich signifikante Zusammenhänge zwischen der subjektiven Lebensqualität von RA‐Patienten
(RAQoL) und der Krankheitsdauer, der Krankheitsaktivität (DAS28), den Schmerzen (VAS) und
radiologisch sichtbaren Gelenkschäden (modifizierter Sharp‐Score) (Garip, Eser, & Bodur, 2011).
Unter 522 SpA‐Patienten zeigte sich eine höhere Lebensqualität (ASQoL) bei erwerbstätigen
Patienten mit geringerer Krankheitsaktivität (BASDAI) und funktionalen Einschränkungen (BASFI), die
eine geringere Hilflosigkeit ihrer Krankheit gegenüber berichteten (RAI/Helplessness) (Gordeev et al.,
2010). Bei Frauen und SpA‐Patienten mit geringem Bildungsniveau war die Lebensqualität besonders
stark eingeschränkt (Hermann, 2010). Weiterhin gibt es starke Zusammenhänge zwischen der
Lebensqualität und dem psychischem Wohlbefinden: höhere Werte für Ängstlichkeit und
Depressivität (HADS) gingen bei 421 RA‐Patienten mit geringeren Werten der gesundheitsbezogenen
Lebensqualität (RAQoL, NHP, SF‐36) einher (Nas et al., 2011).
Zur Messung der subjektiven Lebensqualität stehen verschiedene generische sowie
krankheitsspezifische Instrumente zur Verfügung, die u. a. aus Mangel an einem einheitlichen
Konstrukt oder einer einheitlichen Definition der Lebensqualität (Meyer & Raspe, 2010) zum Teil sehr
unterschiedliche Facetten der Lebensqualität erfassen (Bengel, Wirtz, & Zwingmann, 2008; Hagel,
Lindqvist, Petersson, Nilsson, & Bremander, 2011; Hermann, 2010). Im deutschsprachigen Raum hat
sich im klinischen Setting vor allem der generische Gesundheitsfragebogen „36‐Item Short‐Form
Health Survey (SF‐36)“ durchgesetzt (Bullinger & Kirchberger, 1998), der mittlerweile in fast 40 % der
berichteten Untersuchungen mit RA‐Patienten (Meyer & Raspe, 2010) und in vielen Studien mit SpA‐
Patienten zur Erfassung der gesundheitsbezogenen Lebensqualität eingesetzt wird (Hermann, 2010).
Die Ergebnisse des SF‐36 ermöglichen den Vergleich zwischen verschiedenen klinischen Indikationen
untereinander und mit einer gesunden Bevölkerungsstichprobe (Bullinger & Kirchberger, 1998).
Verglichen mit gesunden Probanden berichten Patienten mit entzündlich‐rheumatischen
Erkrankungen in internationalen Studien sowohl in den psychischen als auch in den physischen
4 Einteilung der Patienten in Gruppen mit 0, 1‐2, 3‐4 bzw. 5‐9 Summenpunkten der gewichteten chronischen
Erkrankungen unter Einbezug des Alters als wichtigen Prädiktor der Mortalität (+1 Punkt für jedes Jahrzehnt über 50 Jahre): Charlson Comorbidity Index adjusted for age (CCIA) (Charlson, Szatrowski, Peterson, & Gold, 1994)
KAKo‐Abschlussbericht 7
Subskalen des SF‐36 meist wesentlich geringere Werte, die auf eine deutlich reduzierte
Lebensqualität deuten (Chorus, Miedema, Boonen, & Van Der Linden, 2003; Hermann, 2010;
Maurischat, et al., 2005; Ovayolu, Ovayolu, & Karadag, 2011; Radner, et al., 2011). Dennoch muss
eine entzündlich‐rheumatische Erkrankung nicht zwangsläufig mit einem gravierenden Verlust an
Lebensqualität einhergehen: In einer qualitativen Studie mit narrativem biographischen Ansatz
wurden RA‐Patientinnen vorgestellt, die ihre Erkrankung als Herausforderung erlebten und durch das
Meistern dieser Herausforderung eine hohe Lebensqualität erreichten (Stamm, 2010).
Im Zusammenhang mit rheumatischen Erkrankungen sind weiterhin häufig Beeinträchtigungen des
psychischen Wohlbefindens zu beobachten (Edwards, Cahalan, Mensing, Smith, & Haythornthwaite,
2011): Komorbiditätsschätzungen reichen von 42 % (Bruce, 2008) bis 47,5 % aller RA‐Patienten
(Hider, Tanveer, Brownfield, Mattey, & Packham, 2009), die an Depressionen leiden. Bei Patienten
mit chronischen rheumatologischen Erkrankungen (davon 57 % mit RA) lag die Inzidenz für Angst und
Depressionen bei 66 % (Waheed, Hameed, Khan, Syed, & Mirza, 2006). Depressionen und Angst
wiesen starke Zusammenhänge zu vielen ungünstigen Patientenoutcomes, wie Gelenkdeformitäten,
aktiven Krankheitsschüben und Krankheitsdauer, auf (Waheed, et al., 2006). In Kombination mit
Depressionen führt RA zu einer geringeren Lebenszufriedenheit, Funktionseinschränkungen und
erhöhter Mortalität sowie zu erhöhten Krankheitskosten (Bruce, 2008). Weiterhin sind Depressionen
bei RA‐Patienten ein Risikofaktor für stärkere Schmerzen, erhöhte Schmerzsensitivität,
Krankheitsaktivität und Mortalität (Edwards, et al., 2011).
Zur Messung der Depressivität liegen verschiedene psychometrische (Fragebogen‐)Instrumente vor,
wie das Beck‐ Depressionsinventar (BDI‐II), die Allgemeine Depressionsskala (ADS/ADS‐K; deutsche
Version der Centers for Epidemiologic Studies Depression Scale [CES‐D]), das Brief Symptom
Inventory (BSI), der Fragebogen zur Depressionsdiagnostik nach DSM‐IV (FDD‐DSM‐IV) oder das
Rasch‐based Depression Screening (DESC). Die Hospital Anxiety and Depression Scale (HADS) hat im
Vergleich zu anderen Instrumenten den Vorteil, mit relativ wenigen Items gleichzeitig Depressivität
und Ängstlichkeit der Probanden zu messen (Zigmond & Snaith, 1983). Insbesondere die HADS ist in
der internationalen rehabilitationswissenschaftlichen Forschung besonders verbreitet (deutsche
Version: HADS‐D) (Herrmann‐Lingen, Buss, & Snaith, 2005).
2.3 Sozialmedizinischer und ökonomischer Hintergrund
Die Diagnose entzündlich‐rheumatischer Erkrankungen zieht häufig gravierende sozialmedizinische
Folgen (Minderung der Erwerbsfähigkeit, Hilfs‐ und Pflegebedürftigkeit) und entsprechende indirekte
Kosten nach sich (W. Mau, et al., 2008) – vor allem bei körperlichen Funktionseinschränkungen, die
häufig schon früh eintreten (Boonen & Mau, 2009; W. Mau, et al., 2008). Das Wissen um diese
Folgen ist einerseits für die gesundheitspolitische Entscheidungsfindung der Kostenverteilung
hilfreich. Andererseits kann das Wissen über die Verteilung der Krankheitskosten die Entwicklung von
Strategien zur Kostensenkung unterstützen, indem z. B. kostenintensive Versorgungsbereiche oder
Zielgruppen identifiziert und entsprechende spezifische Angebote entwickelt und bereit gestellt
werden.
Das Robert‐Koch‐Institut benennt für das Jahr 2002 direkte Kosten in Höhe von durchschnittlich
4.700 € bei Erwachsenen mit rheumatoider Arthritis (RA) und von 3.100 € für Patienten mit
ankylosierender Spondylitis (SpA) (Angela Zink, Minden, & List, 2010). Die mittleren indirekten
Kosten betrugen pro Person und Jahr 15.600 € bei RA bzw. 13.500 € bei SpA (Huscher et al., 2006)
und liegen somit deutlich über den direkten Kosten. Zwischen den Jahren 2002 und 2006 nahmen
die Krankheitskosten insgesamt um ca. 8 % zu (Angela Zink, et al., 2010). Der Anstieg ist vor allem auf
KAKo‐Abschlussbericht 8
höhere Kosten in der medizinischen Versorgung (Medikamente, Krankenhausaufenthalt etc.)
zurückzuführen. Rückläufig sind dagegen die Kosten im Bereich Vorsorge‐ und
Rehabilitationsleistung.
Die Mehrzahl nationaler und internationaler Studien zu Krankheitskosten bei entzündlich‐
rheumatischen Erkrankungen betrachteten ausschließlich Patienten mit rheumatoider Arthritis
(Guillemin et al., 2004; Lajas et al., 2003; Merkesdal et al., 2006; Merkesdal et al., 2001; Merkesdal,
Ruof, Mittendorf, Mau, & Zeidler, 2002). Deutlich weniger Studien hatten die Krankheitskosten von
Patienten mit ankylosierender Spondylitis zum Gegenstand (Boonen, 2002; Ward, 2002). Noch
seltener sind Untersuchungen, in denen mehrere Krankheitsgruppen vergleichend betrachtet
wurden (Huscher, et al., 2006; W. Mau, et al., 2008). Eine Studie von Merkesdal und Kollegen
beschäftigt sich darüber hinaus mit einer Gegenüberstellung der Krankheitskosten im Jahr vor und
nach der stationären bzw. ambulanten Rehabilitation bei weit überwiegend nicht entzündlich
bedingten Dorsopathien (Merkesdal, Bernitt, Busche, Bauer, & Mau, 2004). Ein Kosten‐Vergleich
dieser Studien ist aufgrund der teilweise unterschiedlichen Operationalisierung indirekter und
direkter Kosten, aber auch aufgrund ungleicher Gesundheitssysteme schwierig. Aus diesem Grund
wird bei den folgenden Ausführungen auf einer detaillierten Wiedergabe der Kosten verzichtet.
Festzustellen ist eine enorme Spannweite der (Gesamt‐)Kosten in den einzelnen Studien (Cooper,
2000; Merkesdal, et al., 2006; Merkesdal, et al., 2002). Die Ergebnisse reichen von 1.500 € bis
10.000 € pro Patient und Jahr. Mindestens die Hälfte der Gesamtkrankheitskosten wird dabei durch
Produktivitätsausfallkosten (indirekte Kosten) verursacht. Die Betrachtung verschiedener Studien
durch Merkesdal und Kollegen zeigt stark variierende Verhältnisse zwischen direkten und indirekten
Kosten von 3 : 1 über 1 : 1 bis 1 : 3 (Merkesdal, et al., 2002). Darüber hinaus ergeben sich variierende
Kosten bei den verschiedenen Diagnosegruppen. So können die Kosten für die „krankheitstypischen“
Medikamente stark differieren, insbesondere in Abhängigkeit vom Anteil der hochpreisigen
Biologika. Ward zeigt auf, dass die direkten Kosten der SpA‐Patienten deutlich geringer sind als die
der RA‐Patienten (Ward, 2002), was letztlich auch auf die geringeren Medikamentenkosten zur
Behandlung von SpA zurückzuführen ist. Der bestimmende Faktor ist dabei der stationäre
Krankenhausaufenthalt. Bei Patienten mit RA machen diese Kosten die Hälfte der direkten Kosten
aus, während dieser Anteil bei Patienten mit SpA bei nur 16 % liegt. Aber auch die Kosten der
Inanspruchnahme anderer Gesundheitsleistungen, der Diagnosetests und der Medikamente sind
geringer bei Patienten mit SpA als bei Patienten mit RA.
Noch bedeutender ist der Aspekt der Produktivitätsausfälle. RA‐Patienten hatten im Vergleich mit
allen Krankenkassenversicherten eine fast 5fach längere Arbeitsunfähigkeit wegen der RA und
zusätzlich ähnliche Arbeitsunfähigkeitszeiten wegen anderer Erkrankungen (W. Mau, et al., 2008). Im
ersten Jahr der RA tritt Arbeitsunfähigkeit wegen RA bereits bei drei Vierteln der Patienten auf. Unter
den Kranken, die nach mehreren Jahren noch im Erwerbsleben verblieben sind, ist ein Drittel
durchschnittlich 54 Tage im Jahr arbeitsunfähig. Die indirekten Kosten durch Produktivitätsausfall
erreichen bei beiden Diagnosegruppen nach mehr als 10‐jähriger Krankheitsdauer bis zu 15.700 € pro
Jahr. Muskuloskelettale Krankheiten sind bei Männern und Frauen häufige Gründe für gesundheitlich
bedingte Frühberentungen. Im Jahr 2006 gingen rund 26.500 Menschen in Deutschland vorzeitig in
Rente (16,7 Prozent aller Berentungen), weil sie wegen einer muskuloskelettalen Erkrankung nicht
mehr in der Lage waren zu arbeiten. Rund ein Prozent litt an entzündlichen Gelenkerkrankungen
(Friedl, 2007). Nach mehr als 10‐jähriger Krankheitsdauer beträgt die Häufigkeit der
Erwerbsminderungsrenten 40 % bei RA und 27 % bei SpA (W. Mau, et al., 2008). Gerade bei RA‐
Patienten zeigt sich bereits in den ersten drei Krankheitsjahren ein rasch zunehmender Anteil an
Erwerbsunfähigkeitsberentungen.
KAKo‐Abschlussbericht 9
Für den Zusammenhang zwischen der Höhe der Kosten und der Funktionskapazität gibt es deutliche
Belege (Lajas, et al., 2003; Merkesdal, et al., 2006; Ward, 2002). Je stärker die Funktionskapazität
eingeschränkt war, desto höher waren die Kosten. Eine eingeschränkte Funktionskapazität ist der
stärkste Prädiktor für hohe Gesamtkosten5. Die Häufigkeit der Erwerbsminderungsberentung bei RA
und SpA wird von der Funktionskapazität deutlich mitbestimmt. Bei starker Funktionseinschränkung
im Alltag (FFBH<50 %) beziehen mehr als die Hälfte der Patienten eine Erwerbsminderungsrente – im
Gegensatz zu nur 7‐17 % bei besserer Funktionskapazität (FFBH>70 %) (W. Mau, et al., 2008). Die
Einschränkung der Alltagsfunktionen erfordert häufig die Inanspruchnahme der Hilfe anderer
Personen bis hin zur Pflege. Behandlungen sollten demnach stets so angelegt sein, dass sie die
Funktionsfähigkeit erhöhen und somit am effektivsten die direkten und indirekten Kosten senken
können (Ward, 2002).
Innerhalb der ersten fünf Krankheitsjahre berichtet mehr als ein Viertel der Patienten über Hilfe‐
bedarf bei hauswirtschaftlichen Verrichtungen oder der Selbstversorgung. Nach einem 20‐jahrigen
Krankheitsverlauf steigt dieser Anteil auf mehr als die Hälfte (W. Mau, et al., 2008). Die
Krankheitsdauer ist somit ebenfalls ein Einflussfaktor für die Krankheitskosten.
Allerdings sind bereits bei einer Krankheitsdauer der RA von ca. zwei Jahren die jährlichen
Gesamtkosten hoch. Daran schließt eine Phase von ca. einem Jahr an, in denen die Kosten sinken, um
dann wieder mindestens auf das Ausgangsniveau zu steigen (Lajas, et al., 2003; W. Mau, et al., 2008;
Merkesdal, et al., 2002)67. In den ersten zwei Krankheitsjahren ist die frühe Arbeitsunfähigkeit der
größte Kostenfaktor. Im Folgejahr ist eine Verminderung der arbeitsunfähigkeitsbedingten Kosten zu
verzeichnen, der ein geringerer Anstieg der Kosten durch Aufgabe der Erwerbstätigkeit vorwiegend
mit Erwerbsminderungsrente entgegensteht (W. Mau, et al., 2008). Die Erwerbsminderungsrenten
nehmen mit längerer Krankheitsdauer in Folge der sinkenden Funktionsfähigkeit zu. Dieser Effekt
zeigt sich für Patienten mit RA deutlicher als für Patienten mit SpA.
Vor einer Berentung sollen Reha‐Maßnahmen dazu dienen, die Arbeitskraft und Teilhabe am
gesellschaftlichen Leben zu erhalten und somit auch die Krankheitskosten gering zu halten. Vor
diesem Hintergrund ist es bemerkenswert, dass rund die Hälfte aller Patienten mit entzündlich
rheumatischen Erkrankungen in den letzten fünf Jahren vor ihrer Berentung wegen verminderter
Erwerbsfähigkeit keine stationäre Rehabilitationsmaßnahme erhalten hat (W. Mau, et al., 2008). Es
ist fraglich, ob das Ausmaß dieser Zurückhaltung hinreichend mit einer negativen Reha‐Prognose
nach deren differenzierter Prüfung begründbar ist.
2.4 Medizinische und rehabilitative Versorgung
Nachdem die kurz‐ und mittelfristige Wirksamkeit der Rehabilitation nachgewiesen wurde, ist diese
in evidenzbasierte internationale Empfehlungen zum Krankheitsmanagement für entzündlich‐
rheumatische Erkrankungen aufgenommen worden (Vliet Vlieland, Breedveld, & Hazes, 1997;
Zochling, van der Heijde, Burgos‐Vargas, Collantes, Davis, Dijkmans, Dougados, Geher, et al., 2006).
Leistungen zur medizinischen Rehabilitation werden erbracht, um Behinderungen und chronische
5 Unter hohen Kosten werden die oberen 15 % der Verteilung verstanden (1‐Jahres‐Verlauf: über $10.000, 5‐Jahres‐
Verlauf kumulativ über $50.000). 6 Bei Merkesdal und Kollegen wurden nur Daten für einen Krankheitsverlauf bis zu drei Jahren untersucht (Merkesdal, et
al., 2002). 7 Diesen Kurven‐Verlauf führen Lajas und Mitarbeiter auch darauf zurück, dass zu Beginn der Krankheit die Kosten für die
Diagnosetests und Behandlungen sehr hoch sind. Nach genauer Feststellung der Krankheiten entfallen diese Tests jedoch und die Kosten sinken. Sie steigen dann jedoch durch die Medikamentenkosten, stationäre Aufenthalte und technische Hilfsmittel wieder an (Lajas, et al., 2003).
KAKo‐Abschlussbericht 10
Krankheiten abzuwenden und Einschränkungen der Erwerbsfähigkeit sowie Pflegebedürftigkeit zu
vermeiden (Schliehe & Sulek, 2007). Die Methoden und Inhalte der medizinischen Intervention
unterscheiden sich hierbei nicht grundsätzlich von denen der Krankenbehandlung. Entscheidend sind
vielmehr die unterschiedliche Zielsetzung der Rehabilitation und ihr multidisziplinärer Ansatz sowie
das zugrundeliegende psychosoziale Krankheitsmodell gemäß ICF (Matthias Morfeld & Koch, 2007).
Die Behandlungsempfehlungen aus den Leitlinien zum Management der (frühen) rheumatoiden
Arthritis werden zunehmend besser umgesetzt (A. Zink, Huscher, & Schneider, 2010). Auch die
Leitlinien zur Behandlung der Spondyloarthritiden zeigen eine hohe Akzeptanz (Braun & Sieper,
2009). Betroffene erreichen heute früher einen Rheumatologen als noch vor 15 Jahren (1,1 Jahre vs.
2,0 Jahre bei Patienten mit RA) und genießen verbesserte Diagnostik und Therapien, wodurch
mittlerweile bis zu 50 % der Patienten mit RA eine Remission erfahren können (Kommission
Versorgung der Deutschen Gesellschaft für Rheumatologie, 2008). Obwohl es aber in den letzten
Jahren eine deutlich positive Entwicklung bei der Versorgung von Patienten mit entzündlich‐
rheumatischen Erkrankungen auszumachen ist, existieren deutliche Belege für die medizinische und
rehabilitative Unterversorgung dieser Patienten (W. Mau, 2009; W. Mau & Müller, 2008). Diese
führte allein für die chronischen Polyarthritiden in Abhängigkeit vom Ausmaß der individuell
resultierenden Aktivitätseinschränkungen im Alltag in Nordrhein‐Westfalen zu jährlichen
Gesamtkosten in Höhe von ca. 100 Mio. Euro (W. Mau, 2004). Eine möglichst früh einsetzende und
kontinuierliche rheumatologische Betreuung mit immer besseren Möglichkeiten der
medikamentösen Behandlung u. a. mit DMARDs und Biologika (Ziegler et al., 2010) ist für eine
langfristig erfolgreiche Aufrechterhaltung von Aktivität und Teilhabe von zentraler Bedeutung, jedoch
erfolgt dies in der hausärztlichen Betreuung in weniger als 50 % der Fälle (Kommission Versorgung
der Deutschen Gesellschaft für Rheumatologie, 2008). Defizite der Versorgung zeigen sich auch
hinsichtlich aktiver Physiotherapie, Funktionstraining und Patienteninformation und ‐schulung.
Desweiteren verfügt die Bundesrepublik über eine zu geringe Zahl an Rheumatologen (1 : 116.000
erwachsener Einwohner statt – wie benötigt und empfohlen – 1 : 50.000) und eine zum Teil schlechte
strukturelle Vernetzung aller beteiligten Sektoren in der Langzeitversorgung. Die regionale
Versorgung in der Bundesrepublik mit internistischen Rheumatologen variiert stark. Die höchste
Versorgungsdichte findet man in Bremen mit 1,4 internistischen Rheumatologen je 100.000
erwachsener Einwohner und die geringste im Saarland (0,6). Gerade in ländlichen Gegenden ist es für
Patienten schwer, in akzeptabler Fahrzeit einen Rheumatologen zu erreichen. Auch bei der
akutstationären Versorgung Rheumakranker, die zum größten Teil in Fachklinken erfolgt, die häufig
auch gleichzeitig rehabilitative Aufgaben übernehmen (so genannten gemischten Krankenanstalten),
zeigen sich deutliche regionale Unterschiede und zum Teil eine Unterversorgung. Durch die
Einführung des D‐DRG‐Systems haben sich zusätzlich die Liegezeiten auf einigen rheumatologischen
Akutabteilungen so verkürzt, dass der Behandlungserfolg gefährdet sein kann.
Neben akutmedizinischen Versorgungsdefiziten stellt aber auch die Unterinanspruchnahme von
Rehabilitationsmaßnahmen ein Problem dar. Trotz bestehender erheblicher funktioneller
Einschränkungen erreichen viele Patienten das Rehabilitationssystem zu spät oder gar nicht. Erste
Rehabilitationsmaßnahmen bei RA‐Patienten finden durchschnittlich nach zwei Jahren
Krankheitsdauer statt (W. Mau & Bräuer, 2005). Zu diesem Zeitpunkt muss allerdings bereits mit
Beeinträchtigungen in allen Komponenten des ICF gerechnet werden. Laut der Deutschen
Rentenversicherung hatten 47 % der Frauen und 51 % der Männer, die wegen entzündlicher
Polyarthropathien im Jahr 2005 erstmals eine Erwerbsminderungsrente bezogen, in den
vorausgegangen fünf Jahren keine Rehabilitationsmaßnahmen erhalten (Deutsche
Rentenversicherung Bund, 2006). Die Gründe dafür sind einerseits seltene ärztliche
KAKo‐Abschlussbericht 11
Indikationsstellungen für Rehabilitationsmaßnahmen (W. Mau, Mattussek, Kusak, Hülsemann, &
Gutenbrunner, 2004). Andererseits sind die Patienten aufgrund befürchteter Probleme am
Arbeitsplatz oder Bindung an das soziale Umfeld selbst zurückhaltend bei der Antragstellung, aber
auch finanzielle Belastungen sind als Gründe genannt worden (W. Mau & Bräuer, 2005; W. Mau, et
al., 2004).
Wie in der Primärversorgung ist für die medizinische Rehabilitation eine aktive Patientenbeteiligung
von zentraler Bedeutung, bei der die Entwicklung von Selbstmanagementkompetenzen bezüglich der
eigenen Erkrankung im Vordergrund steht (Dirmaier & Härter, 2011). Unter Selbstmanagement wird
in diesem Zusammenhang die Hilfe zur Selbsthilfe verstanden, um im Sinne eines Empowerments die
Patientenrolle und ‐kompetenz zu stärken. So wird der Patient motiviert, sich selbstständig Ziele zu
setzen, Barrieren und Herausforderungen zu identifizieren und seinen Gesundheitszustand zu
überwachen. Der selbstverantwortliche Umgang (Selbstmanagement) mit der eigenen chronischen
Erkrankung bezieht sich dabei insbesondere auf den Medikamentengebrauch,
Lebensstilveränderungen, Verhaltensveränderungen zur Prävention von Langzeitkomplikationen
oder die Behandlungsadhärenz (Gensichen et al., 2006). Diese Patientenbeteiligung soll u.a. durch
Patientenschulungen erreicht werden. Deren Wirksamkeit, die Einstellung zur Erkrankung zu
verändern und Fähigkeiten zur Krankheitsbewältigung sowie dem Selbstmanagement zu erlernen,
konnte in verschiedenen Studien nachgewiesen werden. Darüber hinaus können sie zu einem
vermehrten Einsatz von Schmerzbewältigungstechniken und zur Schmerzreduktion beitragen.
Zusätzlich zeigte sich bei geschulten Patienten eine Reduktion der Arbeitsunfähigkeitstage und ein
längerer Erhalt der Erwerbstätigkeit. Trotz dieser Effektivität werden die Kosten im ambulanten
Bereich nur vereinzelt durch die Krankenkassen übernommen, so dass eine flächendeckende
Versorgung mit Patientenschulungen bislang nicht gewährleistet ist (Kommission Versorgung der
Deutschen Gesellschaft für Rheumatologie, 2008).
2.5 Bedeutung körperlicher Aktivität
Regelmäßige (intensive) körperliche Aktivität (v. a. aerobes Kraft‐ und Ausdauertraining) geht bei
Patienten mit chronischen entzündlich‐rheumatischen Erkrankungen mit einer Vielzahl an
gesundheitsbezogenen Verbesserungen einher (Baillet et al., 2010; Cooney et al., 2011; Harper &
Reveille, 2009; Ortancil, Sarikaya, Sapmaz, Basaran, & Ozdolap, 2009). Ein solch intensives Training
bewirkt Verbesserungen der gesundheitsbezogenen Lebensqualität, körperlichen Funktionskapazität
und Muskelkraft sowie eine Verringerung der Schmerzintensität, ohne dass bei korrekter
Durchführung vermehrte Gelenkschäden oder eine Erhöhung der Krankheitsaktivität zu befürchten
sind (de Jong & Vliet Vlieland, 2005; Häkkinen, 2004). Dennoch ist ein inaktiver Lebensstil bei
Personen mit Gelenkerkrankungen besonders verbreitet (Hootman, Macera, Ham, Helmick, &
Sniezek, 2003; Shih, Hootman, Kruger, & Helmick, 2006). Der Anteil inaktiver Personen mit RA8 reicht
einer internationalen Studie (QUEST‐RA) mit 5.235 RA‐Patienten in 21 Ländern zufolge von 29 %
(Finnland) bis 88 % (Argentinien), wobei in 12 Ländern zwischen 60 % und 80 % und in sieben
Ländern sogar mehr als 80 % aller Befragten keiner regelmäßigen körperlichen Aktivität nachgingen
(Sokka et al., 2008). Lediglich 14 % aller Teilnehmer der Studie berichteten regelmäßige körperliche
Aktivitäten für wenigstens 30 min an mindestens drei Tagen der Woche.
Im Rehabilitationsprozess sind neben der umfassenden fachärztlichen und pflegerischen Betreuung,
den informativen Patientenschulungen zur Erhöhung der Selbstmanagementkompetenz und
physikalischen Therapien zur symptomatischen Behandlung von Schmerzen und
8 inaktiv = weniger als einmal pro Woche für mindestens 20 min körperlich aktiv sein
KAKo‐Abschlussbericht 12
Funktionseinschränkungen insbesondere bewegungstherapeutischen Einzel‐ und Gruppentherapien
von erheblicher Bedeutung. Bei einem zeitlichen Anteil von 72 % (≈ 15.7 h pro Woche) verbringen
orthopädische Rehabilitanden den größten Teil ihrer Therapiezeit mit bewegungstherapeutischen
Leistungen (Brüggemann & Sewöster, 2010). In der konventionellen rheumatologischen
Rehabilitation werden die Patienten dabei bisher vor allem an gemäßigte Bewegungstherapien
herangeführt. Neben der empfohlenen angemessenen Medikation müssen
bewegungstherapeutische Elemente als zweites wichtiges Standbein der Behandlung von SpA
(Zochling, van der Heijde, Burgos‐Vargas, Collantes, Davis, Dijkmans, Dougados, Géher, et al., 2006)
bzw. als wichtiges Element der Behandlung der RA (Schipper et al., 2009) jedoch auf entsprechende
erweiterte Fitnesskomponenten abzielen, ohne lediglich auf die Wiederherstellung oder
Verbesserung der (Wirbelsäulen‐) Beweglichkeit zu fokussieren (Dagfinrud et al., 2011).
2.6 Bewegungsbezogene Nachsorgekonzepte und Interventionen zur Steigerung der
körperlichen Aktivität
Zur Aufrechterhaltung der positiven Ergebnisse der Rehabilitation werden den Patienten im
Anschluss an die Rehabilitation bewegungsbezogene Nachsorgemaßnahmen verordnet (v. a.
Funktionstraining, Rehabilitationssport, IRENA9, Medizinische Trainingstherapie). Zum Teil
gravierende Abweichungen zwischen ärztlichen Empfehlungen und Verordnungen entsprechender
Nachsorgeleistungen, den Bewilligungen der Kostenträger sowie der letztlichen Inanspruchnahme
der Maßnahmen durch die Patienten selbst bleiben jedoch weitgehend intransparent (Mattukat,
Beck, Lamprecht, & Mau, 2010). Die Inanspruchnahme bleibt daher im Allgemeinen hinter den
Erwartungen zurück (Köpke, 2005; Lindow & Grünbeck, 2008). Neben der Verordnung
bewegungsbezogener Nachsorgeleistungen werden den Rehabilitanden daher verstärkt
eigenständige körperliche Aktivitäten empfohlen.
Da es vielen Rehabilitanden trotz bester Absichten jedoch häufig nicht gelingt, ihre
bewegungsbezogenen Pläne im Alltag umzusetzen (Lippke & Schwarzer, 2007; M. Morfeld et al.,
2010), muss die Realisierung der Bewegungsaktivitäten nach der Rehabilitation gezielt unterstützt
werden. Konzepte zur Motivationssteigerung und nachhaltigen Förderung körperlicher
Bewegungsaktivitäten sind daher ein bedeutsamer Bestandteil von Rehabilitations‐ und
Nachsorgemaßnahmen.
Bisherige Interventionen zur Verbesserung der körperlichen Aktivität bei Patienten mit entzündlich‐
rheumatischen Erkrankungen setzen vor allem auf professionell angeleitete
Gruppentrainingsprogramme oder Patientenschulungen mit kognitiv‐verhaltensorientierten
Elementen (de Jong et al., 2003; Genth, 2008; Knittle, Maes, & de Gucht, 2010).
In einer niederländischen Studie zeigte sich, dass die regelmäßige langfristige Durchführung eines
angeleiteten intensiven körperlichen Trainingsprogramms („Rheumatoid Arthritis Patients In Training
[RAPIT]“‐Programm; 2mal/Woche 75 min10 über zwei Jahre) gegenüber der Standardbehandlung mit
Physiotherapie nach Bedarf (=“Usual Care“; UC) nach zwei Jahren deutliche Verbesserungen der
Funktionsfähigkeit (MACTAR), der körperlichen Leistungsfähigkeit (Kraft und Ausdauer) und des
psychischen Wohlbefindens (HADS) mit sich brachte (de Jong, et al., 2003). Bei korrekter
9 IRENA = Intensivierte Rehabilitations‐Nachsorge 10 RAPIT‐Einheit: 20 min Ergometertraining, 20 min Zirkeltraining und 20 min Sportspiele; jeweils mit Aufwärm‐ und
Abkühlungsphase (siehe de Jong et al., 2003)
KAKo‐Abschlussbericht 13
Durchführung11 waren keine vermehrten Gelenkschäden oder eine Erhöhung der Krankheitsaktivität
zu befürchten (Munneke et al., 2005). Die Mehrheit der RA‐Patienten, die am 24‐monatigen
intensiven Trainingsprogramm teilgenommen hatten, setzte ihr Training (in geringerer Frequenz,
aber gleichbleibender Intensität) auch in den folgenden 18 Monaten fort. Im Gegensatz zu denen, die
nicht weiter trainierten, konnten sie ihre Verbesserungen der Muskelkraft ohne erhöhte
Krankheitsaktivität oder Progression radiologisch sichtbarer Gelenkschäden aufrechterhalten (de
Jong et al., 2009).
Weitere positive Effekte hinsichtlich der Aufnahme bzw. Aufrechterhaltung körperlicher Aktivität
wurden nach psychologischer Face‐to‐Face‐Intervention berichtet, die sich in ihren Techniken
größtenteils an der Selbstregulationstheorie (SRT) anlehnt: dem Arthritis Self‐Management Program
(ASMP) (Lorig, Mazonson, & Holman, 1993). Hier wird eine Patientenschulung mit kognitiv‐
behavioralen Elementen kombiniert, indem die (RA‐)Patienten u. a. über Arthritis und die Bedeutung
körperlicher Aktivität unterrichtet werden, während sie gleichzeitig in verhaltensorientierten
Techniken, wie der Zielsetzung, Handlungsplanung, Self‐Monitoring, Feedback und
Rückfallprävention bzgl. der Durchführung ihrer Trainingsaktivitäten, geschult werden. Ein Review
randomisierter kontrollierter Studien (randomized controlled trials; RTCs) von 27 Studien mit SRT‐
Techniken ergab positive Langzeiteffekte (2‐14 Monate) hinsichtlich körperlicher Aktivität,
Schmerzen, Funktionseinschränkungen und Depressionen (Knittle, et al., 2010).
In einer einjährigen kontrollierten Verlaufsstudie mit einem einwöchigen stationären
Gruppennachsorgeprogramm drei bis fünf Monate nach Entlassung aus der stationären
rheumatologischen Rehabilitation konnte keine Steigerung der körperlichen Eigenaktivität erzielt
werden (Angelika Bönisch & Ehlebracht‐König, 2005). Hier zeigte sich im Ein‐Jahres‐Verlauf, dass
lediglich die häuslich durchgeführte Gymnastik häufiger als vor der Reha‐Maßnahme erfolgte (für alle
Probanden mit cP/SpA ohne Vorteil der Interventionsgruppe gegenüber der Kontrollgruppe) und die
Häufigkeit und Intensität der übrigen neun Bewegungsaktivitäten12 nicht das gewünschte Ausmaß
erreichte (Angelika Bönisch & Ehlebracht‐König, 2005).
Für orthopädische Rehabilitanden mit chronischen Rückenschmerzen wurde eine neue Strategie und
Organisation der RehabilitationsNachsorge (NaSo; „neues Credo“) in sechs orthopädischen
Rehabilitationskliniken erprobt, das auf körperliche Eigenaktivität und Bewegung der Rehabilitanden
sowie alltagspraktische Nachsorgestrategien für Ärzte und Therapeuten zielte (Deck, Hüppe, & Arlt,
2009; Schramm, Deck, Hüppe, & Raspe, 2009). Das Projekt beinhaltete initiale Patientenschulungen
zu Reha‐Beginn, zahlreiche Umsetzungshilfen (z. B. Checklisten, Informationsmaterial,
Bewegungstagebücher für Rehabilitanden) für die Zeit während der Rehabilitation und in den 12
Monaten nach Entlassung sowie die kontinuierliche Betreuung durch eine klinikeigene
Nachsorgebeauftragte (Schramm, et al., 2009). Im Ein‐Jahres‐Verlauf zeigten sich bei den
Teilnehmern der IG gegenüber der KG deutliche Verbesserungen der alltagsbezogenen
Funktionskapazität (FFbH‐R) und Teilhabe (IMET) sowie in weiteren gesundheitsbezogenen
Merkmalen (Deck, Schramm, Hüppe, & Raspe, 2011). Probanden der IG konnten ihre Reha‐Ziele
12 Monate nach Reha‐Ende häufiger umsetzen als die KG, nahmen Präventionsangebote
(Sportverein, Fitnessstudio, Ausdauertraining) häufiger in Anspruch und gaben eine günstigere
11 Patienten mit bereits bestehenden schweren Gelenkschäden sollten diese Gelenke beim Training aussparen, um eine
Verschlechterung zu vermeiden. Für Patienten mit keinen oder geringen Gelenkschäden besteht kein erhöhtes Risiko durch intensives Training.
12 nach Aktivitätsindex (Angelika Bönisch & Ehlebracht‐König, 2005): Gruppengymnastik/Funktionstraining/Medizinische Trainingstherapie, Sport im Verein, Joggen/Inlineskaten, Schwimmen/Warmwassergymnastik, Fahrradfahren, Tanzen, Wandern, Spazierengehen/ Besorgungsgänge
KAKo‐Abschlussbericht 14
Prognose der subjektiven Erwerbsfähigkeit ab (Deck, et al., 2011). Schulungen,
Bewegungstagebücher und Nachbetreuung stellen offenbar wichtige Meilensteine zur langfristigen
Aufrechterhaltung der positiven Wirkungen der Rehabilitation dar.
KAKo‐Abschlussbericht 15
3 Hypothesen
Vor dem Hintergrund der Studienlage bei Antragstellung zur Bedeutung der langfristigen
Bewegungsaktivität im Rehabilitationskonzept bei Menschen mit entzündlich‐rheumatischen
Krankheiten wurde in Anlehnung an die niederländische Arbeitsgruppe um de Jong (2003) ein
intensives Kraft‐, Ausdauer‐ und Koordinationstraining unter Mitarbeit der zwei beteiligten
rheumatologischen Rehabilitationskliniken ausgearbeitet und im Rahmen des Aufenthalts in der
Rehabilitationseinrichtung in geschlossenen Gruppen umgesetzt. Zur Behebung der beschriebenen
Umsetzungsproblematik wurden Motivationselemente aus der kardiologischen Rehabilitation
(Sudeck, 2006) auf die rheumatologische Zielgruppe angepasst und in das Training integriert. Hier
wurden insbesondere trainingsbezogene Veränderungsphasen und ‐strategien nach dem
transtheoretischen Modell der Verhaltensänderung berücksichtigt (Maurischat & Neufang, 2006).
Weiterführende Bewegungsaktivitäten wurden während der Rehabilitation verbindlich geplant und
sollten im Anschluss an die Rehabilitation eigenständig umgesetzt werden. Die Effekte dieses
Konzepts wurden im Ein‐Jahres‐Verlauf gegenüber einer Kontrollbedingung mit konventioneller
stationärer Rehabilitation untersucht.
Folgende Hypothesen sollten im Rahmen der Studie geprüft werden:
Primäre Hypothese
Die Interventionsgruppe (IG) zeigt gegenüber der Kontrollgruppe (KG) im Ein‐Jahres‐Verlauf eine
stärkere Verbesserung des körperlichen Teils der gesundheitsbezogenen Lebensqualität.
Nebenhypothesen
Darüber hinaus zeigt die IG gegenüber der KG im Ein‐Jahres‐Verlauf
eine verbesserte alltagsbezogene Funktionskapazität,
eine ausgeprägtere Schmerzreduktion,
ausgeprägtere psychische Verbesserungen (psychischer Teil der gesundheitsbezogenen
Lebensqualität, Verminderung von Ängstlichkeit und Depressivität),
mehr Alltags‐ und Trainingsaktivitäten,
eine verbesserte Motivation zu körperlicher Aktivität (sportbezogene Selbstwirksamkeit,
Verhältnis wahrgenommener Vor‐ und Nachteile körperlicher Aktivität),
einen stärkeren Erhalt (bzw. Wiederherstellung) der Erwerbsfähigkeit sowie
geringere direkte und indirekte Krankheitskosten.
KAKo‐Abschlussbericht 16
4 Methode
4.1 Rahmenbedingungen und Studiendesign
Das KAKo‐Projekt wurde durch die Deutsche Rentenversicherung Bund im Rahmen der 1.
Förderphase des Forschungsschwerpunktes „Chronische Krankheiten und Patientenorientierung“ des
Bundesministeriums für Bildung und Forschung, der Deutschen Rentenversicherung, der
Spitzenverbände der gesetzlichen Krankenkassen und des Verbandes der privaten
Krankenversicherung e.V. im Modul 2 mit einer vollen Wissenschaftler‐Stelle (40 h/Woche)
gefördert. Eine Co‐Finanzierung für die 20‐monatige Intervention im Rahmen der medizinischen
Rehabilitation im Rehazentrum Bad Eilsen über eine halbe Sporttherapeuten‐Stelle (20 h/Woche;
TVöD‐E9) erfolgte durch die Deutsche Rentenversicherung Braunschweig‐Hannover aus Mitteln nach
§ 31 SGB VI. Ursprünglich auf 36 Monate angelegt, erstreckte sich der geförderte Studienzeitraum
nach bewilligter kostenneutraler Verlängerung um drei Monate vom 01.01.2008 bis zum 31.03.2011.
Als Kooperationspartner konnte die Schwerpunktklinik für Orthopädie und Rheumatologie
„Rehazentrum Bad Eilsen“ (Ärztliche Direktorin: Dr. med. Inge Ehlebracht‐König) in Niedersachsen
und die Rehabilitationsklinik für Orthopädie, Rheumatologie und Onkologie „Teufelsbad Fachklinik
Blankenburg“ (Ärztliche Direktorin: Prof. Dr. med. Karin Kluge) in Sachsen‐Anhalt gewonnen werden.
Die drei Träger der Deutschen Rentenversicherung Bund, Braunschweig‐Hannover und
Mitteldeutschland fungierten als Förderer bzw. Co‐Finanzierer und/oder Versichertenzuweiser.
Weiterhin konnten interne und externe Kooperationen mit anderen wissenschaftlichen
Forschungsinstituten hinsichtlich der methodischen Beratung und sozioökonomischen Analysen
geschlossen werden (siehe Danksagung). Eine Übersicht der wissenschaftlichen Mitarbeiter, die im
Projekt tätig waren, findet sich in Anhang 1 (S. 135).
Beim vorliegenden Projekt handelt es sich um eine kontrollierte, sequenzielle, prospektive Studie mit
quantitativen Analysen im Ein‐Jahres‐Verlauf. Im Rahmen ihrer stationären Rehabilitation wurden
erwachsene Rehabilitanden mit chronischen Polyarthritiden (cP) oder Spondyloarthritiden (SpA) in
zwei rheumatologischen Rehabilitationsfachkliniken rekrutiert und in der Kontrollgruppe (KG) zu vier
bzw. in der Interventionsgruppe (IG) zu fünf Messzeitpunkten schriftlich befragt. Umfangreiche
Fragebögen wurden von den Probanden zu Reha‐Beginn (T1) und Reha‐Ende (T2) sowie vier Wochen
(T3: nur IG), sechs (T4) und 12 Monate (T5) nach Reha‐Ende ausgefüllt. Zusätzlich zu den
Selbstauskünften der Probanden wurden KTL‐Daten13 aus den Kliniken sowie Routinedaten dreier
Deutscher Rentenversicherungsträger (Braunschweig‐Hannover, Bund und Mitteldeutschland)
erhoben (siehe Punkte 4.4, 5.5.3 und 5.6).
4.2 Interventions‐ und Kontrollbedingungen
In enger Absprache mit den beteiligten Kooperationskliniken wurden unter Einbezug von Ärzten,
Sporttherapeuten, Verwaltung und Therapieplanung sowohl die Kontroll‐ als auch die
Interventionsphase der Studie geplant, vorbereitet und durchgeführt (siehe Abbildung 1, S. 18). Im
Folgenden werden die Inhalte und Abläufe der Kontroll‐ und Interventionsphase erläutert. Um eine
Beeinflussung von Kontroll‐ und Interventionsgruppe zu vermeiden, fand die Rehabilitation dieser
beiden Gruppen zeitlich streng getrennt in zwei Phasen statt, wobei zunächst mit der Kontrollgruppe
begonnen und nach der Hälfte des Befragungszeitraums die Interventionsabläufe in den Kliniken
implementiert wurden.
13 Klassifikation therapeutischer Leistungen in der medizinischen Rehabilitation (Deutsche Rentenversicherung, 2007)
KAKo‐Abschlussbericht 17
4.2.1 Kontrollphase
Während der Kontrollphase wurde das konventionelle Behandlungsprogramm der stationären
rheumatologischen Rehabilitation durchgeführt, das überwiegend auf die Verbesserung und
Erhaltung der Funktion und Beweglichkeit sowie auf Schmerzlinderung ausgerichtet ist. Die Prinzipien
dieses Übungsprogramms orientieren sich an Empfehlungen rheumatologischer Lehrbücher (Zeidler,
1990) und physiotherapeutischen Leitfäden und Leitlinien (Arbeitskreis Qualitätssicherung der
Gesellschaft medizinischer Assistenzberufe für Rheumatologie, 2000; Fleischhauer, Heimann, &
Hinkelmann, 2002). Die Kontrollgruppe erhielt u. a. mehrmals wöchentlich jeweils für 30 min
Funktionsgymnastik im Trockenen und im Wasser, die nach den eben genannten Prinzipien einzeln
oder in der Gruppe durchgeführt wurde. Darüber hinaus wurden den Patienten weitere Therapien
angeboten, z. B. Qi Gong oder Feldenkrais. Patienten, die von sich aus Kraft‐ und Ausdauertraining
wünschten, wurden Trainingseinheiten von maximal drei Mal 45 min pro Woche ermöglicht.
Die Kontrollgruppe erhielt im Gegensatz zur Interventionsgruppe
keine intensiven 90‐minütigen KAKo‐Einheiten mit Trainingselementen zur Verbesserung der
Kraft, Ausdauer und Koordination und
keine systematische Motivierungsarbeit in geschlossenen Gruppen,
keine individuelle Planung und Vereinbarung konkreter Bewegungs‐ und Sportaktivitäten
nach Entlassung und
keinen Nachsorgeimpuls (Erinnerung an die Trainingsvereinbarung) vier Wochen nach
Entlassung.
KAKo‐Abschlussbericht 18
Abbildung 1. Projektablauf der KAKo‐Studie mit Kontroll‐ und Interventionsphase.
4.2.2 Interventionsphase
Die im Rahmen der KAKo‐Studie durchgeführte Intervention zeichnet sich aus durch
ein intensives KAKo‐Training während der stationären rheumatologischen Rehabilitation
in einer geschlossenen Gruppe
mit systematischer Motivierungsarbeit und
konkreter individueller Planung und Vereinbarung von Trainingsaktivitäten nach Entlassung.
Im Folgenden werden die Bestandteile der Intervention näher erläutert.
Intensives KAKo‐Training
in geschlossener Gruppe mit zusätzlichen individuellen Aktivitäten
inkl. systematischer Motivierungsarbeit
mit konkreter Planung inkl. schriftlicher Vereinbarung der Trainingsaktivitäten bei Entlassung und Übermittlung an den
weiterbehandelnden Arzt
konventionelles Übungsprogramm
zur Verbesserung der
Beweglichkeit
nein
Allgemeines Antragsverfahren: Akteneingang Reha‐KlinikBeurteilung durch ärztliches Personal
Zuweisung zu Kontroll‐ oder Interventionsgruppe innerhalb der komplexen medizinischen Rehabilitation
keineProjektteilnahme
Reha‐Beginn (T1) Reha‐Ende (T2) Nachsorge-impuls (4 Wochen, T3)
Follow‐Up (6 Monate, T4) Follow‐Up (12 Monate, T5)
01.04.‐31.12.2008 01.03.‐31.10.2009
Routine‐ Nachsorgemaßnahmen
potentieller Projekt‐
Teilnehmer?
JA
Fortführungeigen‐
ständiger Bewegungs‐aktivitäten
Routine-Nachsorge-maßnahmen
Nachsorge‐impuls
KAKo‐Abschlussbericht 19
a) Intensive Trainingstherapie
Das Trainingsprinzip während der durchschnittlich dreiwöchigen stationären medizinischen
Rehabilitation beinhaltete in Anlehnung an das in den Niederlanden erfolgreich erprobte RAPIT‐
Programm (de Jong, et al., 2003) insgesamt acht bis neun intensive KAKo‐Trainingseinheiten in
geschlossenen Gruppen mit maximal 12 Teilnehmern, die möglichst unter kontinuierlicher Leitung
desselben Sporttherapeuten durchgeführt wurden. Inklusive eines einrahmenden Aufwärm‐ und
Abkühlungstrainings dauert eine Trainingseinheit insgesamt ca. 90 min
Die Realisierung der KAKo‐Einheiten gestaltete sich in den beiden Kooperationskliniken entsprechend
der jeweiligen Rahmenbedingungen (u. a. Anzahl der beteiligten Sporttherapeuten, Patientenzahlen
der relevanten Indikationen) etwas unterschiedlich:
Eine 90‐minütige KAKo‐Einheit bestand im Rehazentrum Bad Eilsen aus 30 min
Fahrradergometertraining, 30 min Zirkeltraining14 und 30 min Gruppen‐ und
Gemeinschaftssport. Es wurden acht KAKo‐Einheiten in zwei Rehabilitationswochen realisiert
(1. Woche: Anreise, 2./3. Woche 4 x 90 min KAKo‐Einheiten pro Woche, 4. Woche Abreise). Die
Gruppen wurden getrennt für Patienten mit chronischen Polyarthritiden (cP) und
Spondyloarthritiden (SpA) durchgeführt. Um auf die neun intensiven Bewegungseinheiten zu
kommen, wurde zusätzlich eine intensive Einheit Wassergymnastik à 90 min in der IG
durchgeführt.
In der Teufelsbad Fachklinik Blankenburg setzten sich die neun KAKo‐Einheiten aus jeweils
30 min Fahrradergometertraining, 30 min Rheumagymnastik (cP) / Bechterew‐Gymnastik
(SpA) / 30 min Wirbelsäulengymnastik sowie 30 min Medizinischer Trainingstherapie (MTT)15
in offenen Gruppen zusammen.
Der Trainingsaufbau ermöglichte die Anpassung an die individuell bestehenden Möglichkeiten der
einzelnen Patienten bei gleichzeitig möglichst intensiver Anforderung an ihre körperliche
Leistungsfähigkeit.
Als zusätzliche intensive Trainingseinheiten wurden Nordic Walking und MTT während der
stationären Rehabilitation in jeweils sechs Einheiten à 60 min durchgeführt (durchschnittlich je zwei
Einheiten pro Woche). Die geplante Gesamtdauer aller intensiven Trainingseinheiten betrug
innerhalb der durchschnittlich dreiwöchigen Rehabilitation analog zu den weniger intensiven
Einheiten in der Kontrollphase insgesamt 1.530 min (25,5 h). Die Abbildung 2 (S. 20) veranschaulicht
die einzelnen Elemente des KAKo‐Trainings: Die Übungen wurden von den Sporttherapeuten des
Rehazentrums Bad Eilsen nachgestellt.
14 Sequenztraining mit und ohne Geräte zur Verbesserung der Kraft, Beweglichkeit und Koordination, teilweise
Paarübungen 15 Kraft‐ bzw. Muskelaufbautraining an Geräten
KAKo‐Abschlussbericht 20
Abbildung 2. Inhalte des 90‐minütigen KAKo‐Trainings.
b) Systematische Motivationsarbeit
Für die systematische Motivierung der Interventionsteilnehmer zur Aufnahme und Aufrechterhaltung
von körperlichen Bewegungsaktivitäten wurden verschiedene Motivationsinstrumente eingesetzt.
Aus einer Intervention in der kardiologischen Rehabilitation wurde in Anlehnung an Sudeck (2006)
ein Therapeutisches Begleitheft mit dem Titel „Sport und Bewegung im Alltag“ auf die
rheumatologische Zielgruppe angepasst (A5‐Broschüre, geheftet, 16 Seiten). Dieses Begleitheft
beinhaltet die folgenden sechs Motivationsmodule:
Modul 1: „Lohnt sich ein aktives Weitermachen?“
Modul 2: „Wie soll es nach der Reha weitergehen?“
Modul 3: Gut geplant ist halb gewonnen!
Modul 4: Hindernisse regelmäßiger Durchführung von Sport und Bewegung: „Wie bleibe ich
trotzdem aktiv?“
Modul 5: Weiterführungsmöglichkeiten am Wohnort
Modul 6: Der „Sport‐ und Bewegungsplaner“
Das sechste Modul führt den Bewegungsplaner ein, eine Art Wochenstundenplan für sportliche
Aktivitäten (ein A4‐Blatt), von welchem jeweils maximal vier Exemplare an die Patienten verteilt
wurden. So sollten die ersten vier Wochen nach Reha‐Ende bis zum Nachsorgeimpuls überbrückt
werden. Auf dem Bewegungsplaner konnten die Bewegungspläne jeweils eine Woche im Voraus
eingetragen werden. Nach Ablauf der Woche wurde überprüft, in welchem Ausmaß die sportlichen
Aktivitäten auch tatsächlich umgesetzt werden konnten, woraufhin die Pläne für die folgende Woche
ggf. angepasst werden konnten.
Das Therapeutische Begleitheft wurde den Interventionsteilnehmern zu Reha‐Beginn mit dem
Hinweis ausgehändigt, es zu jeder KAKo‐Einheit mitzubringen. Die hier enthaltenen
Motivationsmodule wurden gemeinsam von Sporttherapeut und Rehabilitanden in der
geschlossenen Gruppe während der KAKo‐Einheiten (v. a. während des Fahrradergometertrainings)
besprochen.
KAKo‐Abschlussbericht 21
Zur Unterstützung der Patienten bei der Suche wohnortnaher Nachsorgeanbieter und zur Sicherung
einheitlich verfügbarer Informationen in beiden Kliniken wurde für die IG eine Liste mit
Ansprechpartnern und Kontaktdaten wohnortnaher Nachsorgeanbieter (61 A4‐Seiten)
zusammengestellt, in der regionale Schwerpunkte auf Niedersachen, Sachsen‐Anhalt, Sachsen und
Thüringen gelegt wurden. Beide Kliniken erhielten jeweils ein Druckexemplar dieser Liste zur Auslage
in der Sporttherapie. Die Sporttherapeuten ermunterten die Teilnehmer, selbständig oder mit Hilfe
von Angehörigen nach passenden wohnortnahen Bewegungsangeboten (ggf. auch unter
Einbeziehung von Selbsthilfegruppen, wie Deutsche Rheuma‐Liga oder Deutsche Vereinigung Morbus
Bechterew) zu suchen und unterstützten sie ggf. bei Internetrecherchen.
Zur Fortführung der Trainingsaktivitäten nach der Entlassung aus der Rehabilitation wurden zwischen
Sporttherapeut und IG‐Teilnehmern am Reha‐Ende konkrete individuelle Pläne in einer
Trainingsvereinbarung (ein A4‐Blatt) im Einzelgespräch (ca. 15 min pro Teilnehmer) besprochen,
schriftlich festgehalten und der größeren Verbindlichkeit halber beidseitig unterschrieben. Diese
Trainingsvereinbarung enthielt sowohl konkrete Bewegungsziele für die Zeit nach der Rehabilitation
(Was? Wie oft pro Woche? Wie lange?) als auch selbständig recherchierte, wohnortnahe
Nachsorgeanbieter inkl. Anschrift, Kontaktperson und Termin. Ein Anschreiben für den
weiterbehandelnden Arzt im Kurzarztbriefinformierte über die Studieninhalte und ‐ziele und bat um
Unterstützung der Patienten bei der Umsetzung ihrer bewegungsbezogenen Pläne, die er in Form
einer Kopie der Trainingsvereinbarung einsehen konnte.
Im Rahmen der Motivierungsarbeit wurden insbesondere relevante geschlechtsspezifische Aspekte
beachtet, wie bspw. die Bereitschaft zur Teilnahme an gemischten Gruppen, Präferenzen und
Abneigungen bzgl. einzelner Trainingselemente/Sportarten, Auswirkungen der sozialen/familiären
Rollen und Kontextfaktoren (z. B. Belastung durch konkurrierende Aufgaben/soziale Unterstützung).
Lösungen geschlechtsspezifischer Probleme wurden ggf. gemeinsam sondiert.
c) Implementierung der Interventionsabläufe
Für die Implementierung der geplanten Abläufe und Verfahrensweisen wurde ein Manual des KAKo‐
Trainings erstellt und das beteiligte Klinikpersonal, insbesondere die Sporttherapeuten, vor dem
Beginn der Intervention entsprechend geschult. Diese Schulung beinhaltete neben Informationen
über Ziele und Ablauf des Projekts insbesondere Kenntnisse zur Förderung der langfristigen
Aufrechterhaltung körperlicher Aktivitäten der Patienten unter Berücksichtigung der
Motivationsstufen nach dem Transtheoretischen Modell der Verhaltensänderung (Maurischat &
Neufang, 2006).
d) Konventionelle und zusätzliche Nachsorgemaßnahmen
Nach Entlassung aus der Rehabilitationseinrichtung führten die Teilnehmer der IG die üblichen, durch
die Klinikärzte zu verordnenden, bewegungsbezogenen Nachsorgemaßnahmen16 durch. Zusätzlich
sollten sie ihre individuell geplanten Bewegungsaktivitäten in vereinbarter Häufigkeit und Dauer (lt.
Trainingsvereinbarung) durchführen. Zur Förderung dieser dauerhaft angestrebten Eigenaktivität, die
Teil eines erfolgreichen Selbstmanagements und deshalb (im Unterschied zu zeitlich limitierten
ärztlichen verordneten Nachsorgemaßnahmen) nicht von einer Finanzierung abhängig ist, erhielten
die Teilnehmer der IG vier Wochen nach Reha‐Ende von der Rehabilitationsklinik einen so genannten
Nachsorgeimpuls, eine schriftliche Erinnerung an die Trainingsvereinbarung in Form eines kurzen
Fragebogens. Hier wurden die Umsetzung der geplanten körperlichen Trainings‐ bzw.
16 in der Regel ein Termin pro Woche (z. B. Funktionstraining, Rehabilitationssport, IRENA, Medizinische Trainingstherapie)
KAKo‐Abschlussbericht 22
Eigenaktivitäten der Rehabilitanden kurz nach der Rückkehr in ihren häuslichen Alltag, ggf.
aufgetretene Hindernisse sowie daraufhin gefundene Lösungen der Teilnehmer erfragt. Hierbei
wurde u. a. auf die in der IG zusätzlich verwendeten Motivationsinstrumente Bezug genommen (z. B.
Bewegungsplaner, Trainingsvereinbarung). Blieb die schriftliche Rückmeldung durch die Probanden
aus, erfolgte eine telefonische Nachfrage, in welcher neben der Abklärung bisheriger Erfolge der
Vereinbarungsumsetzung ggf. weitere Tipps und Hilfestellungen gegeben wurden.
4.3 Probanden
Im Rahmen der Studie wurden 392 Rehabilitanden in zwei zertifizierten orthopädisch‐
rheumatologischen Rehabilitationsfachkliniken rekrutiert. Im Rehazentrum Bad Eilsen (BE) werden
überwiegend Rehabilitanden der DRV Braunschweig‐Hannover behandelt. In der Teufelsbad
Fachklinik Blankenburg (BL) werden vor allem Versicherte der DRV Bund rehabilitiert, ein kleinerer
Teil von der DRV Mitteldeutschland.
Die Rekrutierung der Studienteilnehmer in der Kontrollphase erfolgte von April bis Dezember 2008
(BL) bzw. Januar 2009 (BE). Insgesamt wurden 200 Patienten in die Kontrollgruppe aufgenommen,
darunter 144 Rehabilitanden (72,0 %) aus dem Rehazentrum Bad Eilsen und 56 Rehabilitanden
(28,0 %) aus der Teufelsbad Fachklinik Blankenburg. Die Rekrutierung der Probanden in der
Interventionsphase startete im März (BE) bzw. April (BL) 2009 und wurde im Oktober 2009
abgeschlossen. In die Interventionsgruppe wurden insgesamt 192 Patienten aufgenommen, darunter
140 Rehabilitanden (72,9 %) aus dem Rehazentrum Bad Eilsen und 52 Rehabilitanden (27,1 %) aus
der Teufelsbad Fachklinik Blankenburg. Die geplanten Fallzahlen von jeweils 180 Probanden (BE:
n=120; BL: n=60)17 konnten sowohl für die KG (+11,1 %) als auch für die IG (+6,7 %) übererfüllt
werden.
Einschlusskriterien
In die Studie eingeschlossen wurden Patienten mit chronischen Polyarthritiden (cP; rheumatoide
Arthritis nach den ACR‐Kriterien von 1987 (Arnett et al., 1988)18 ‐ ICD‐10: M05‐M06; Psoriasisarthritis
(Taylor et al., 2006) ‐ ICD‐10: M07) oder Spondyloarthritiden (SpA; nach den modifizierten New York‐
bzw. ESSG‐Kriterien für die Spondylitis ankylosans und andere entzündliche Spondyloarthritiden (M.
Mau & Zeidler, 2007a, 2007b) ‐ ICD‐10: M45‐M46). Es wurden Patienten im Alter von 18 bis 60 Jahre
rekrutiert, die eine stationäre Rehabilitation nach Allgemeinem Antragsverfahren oder Eilverfahren
bzw. als Anschlussrehabilitation bewilligt bekamen.
Ausschlusskriterien
Aus der Studie ausgeschlossen wurden Patienten, die sich in den letzten drei Monaten einer
Operation an den Bewegungsorganen unterziehen mussten (z. B. post‐OP AHB), die an einer
schweren kardiopulmonalen Erkrankung litten, bei denen ein intensives Training kontraindiziert war
oder die keine ausreichenden Deutschkenntnisse zum Ausfüllen der Fragebögen mitbrachten. Eine
bereits erfolgte EM‐Rentenbeantragung zählte ebenfalls als Ausschlussgrund.
17 Fallzahlplanung 1:2 für BL und BE aufgrund der jeweiligen Klinikgröße. 18 Zum Zeitpunkt der Antragstellung/Probandenrekrutierung waren die neuen Klassifikationskriterien für RA noch nicht
erschienen (Aletaha, et al., 2010).
KAKo‐Abschlussbericht 23
4.4 Datenerhebung
Studienrelevante Forschungsdaten wurden zu Reha‐Beginn, Reha‐Ende, vier Wochen sowie sechs
und 12 Monate nach Reha‐Ende erhoben. Tabelle 1 (S. 23) gibt einen Überblick über die
Datenquellen zu verschiedenen Messzeitpunkten der Studie.
Tabelle 1. Messzeitpunkte und Datenquellen der KAKo‐Studie.
Datenquelle Erhebungszeitpunkt
T1 T2 T3 T4 T5
Reha‐Beginn
Reha‐ Ende
4 Wochen nach Reha‐
Ende
6 Monate nach Reha‐
Ende
12 Monate nach Reha‐
Ende
Laufzettel KG/IG
Basisanalyse KG/IG
Patientenfragebogen KG/IG KG/IG IG KG/IG KG/IG
Trainingsvereinbarung IG
KTL‐Daten der Kliniken KG/IG
Routinedaten der DRV1 KG/IG
Anmerkungen. KG… Kontrollgruppe; IG… Interventionsgruppe; 1… Zeitraum: 12 Monate vor und 12 Monate nach der
Rehabilitation.
4.5 Studien‐ und Messinstrumente
Für die Umsetzung der Studienabläufe in den Kliniken sowie für die Datenerhebung wurden
verschiedene Instrumente zusammengestellt und den Studienkoordinatoren in den Kliniken
bereitgestellt. Die Studieninstrumente werden im Folgenden kurz aufgelistet.
Studieninstrumente für KG und IG:
klinikinterne Studienliste
Patienteninformation
Einwilligungserklärung
Laufzettel: Instrument zur Dokumentation der klinikinternen Studienabläufe (z. B. Versand
Patienteninformation/Einwilligungserklärung, Erteilung der Einwilligung zur Teilnahme bei
Aufnahme, Aushändigung und Rückgabe von Fragebögen, bei Teilnahmeverweigerung:
Geburtsdatum, Geschlecht und Verweigerungsgrund)
Basisanalyse: ergänzendes Instrument zur Eingangsdiagnostik zur Dokumentation von
Diagnose, körperlichem Zustand und grober Einschätzung der Kraft, Ausdauer und
Koordination; in der IG zusätzliche Dokumentation konkreter Ziele für die Rehabilitation und
ggf. aufgetretene Komplikationen bei der Durchführung des intensivierten KAKo‐Trainings
Patientenfragebögen zu T1, T2, T4 und T5
Studieninstrumente nur für IG:
Therapeutisches Begleitheft
Bewegungsplaner
Trainingsvereinbarung
Patientenfragebogen zu T3 (Nachsorgeimpuls)
KAKo‐Abschlussbericht 24
In Tabelle 2 (S. 24) ist eine Übersicht der in der Studie verwendeten Skalen und Messinstrumente
samt Quelle, Itemzahl und Spannweite (Range) dargestellt.
Tabelle 2. Standardisierte Messinstrumente in der KAKo‐Studie.
Parameterbereiche und Messinstrumente Itemzahl Range1
Soziodemografie
Patientenfragebogen (Geburtsjahr, Geschlecht, sozioökonomischer Hintergrund etc.) (Deck & Röckelein, 1999)
‐ ‐
Körperliche und psychische Gesundheit
Gesundheitsbezogene Lebensqualität: Short‐Form 36 (SF‐36) (Bullinger & Kirchberger, 1998)
36 0 bis 100
‐ körperliche Summenskala 36 0 bis 100 ‐ psychische Summenskala 36 0 bis 100
Alltagsbezogene Funktionskapazität: Funktionsfragebogen Hannover (FFbH‐P+R) (Kohlmann & Raspe, 1994)
18 0 bis 100
BASDAI (A. Bönisch & Ehlebracht‐König, 2003; Brandt et al., 2003) 6 0 bis 10
RADAI (Stucki, Liang, Stucki, Bruhlmann, & Michel, 1995) 21 0 bis 10
Schmerzen: numerische Ratingskala (NRS) (Bortz & Döring, 2006) 1 0 bis 10
Ängstlichkeit und Depressivität: Hospital Anxiety Depression Scale – Dt. Version (HADS‐D) (Herrmann‐Lingen, et al., 2005)
14 ‐
‐ Subskala Ängstlichkeit 7 0 bis 21
‐ Subskala Depressivität 7 0 bis 21
Körperliche Aktivität
Freiburger Fragebogen zur körperlichen Aktivität: FFkA (Frey, Berg, Grathwohl, & Keul, 1999)
10 ‐
Entscheidungsbalance bzgl. körperlicher Aktivität (Basler, Quint, & Wolf, 2004)
‐ wahrgenommene Vorteile körperlicher Aktivität
‐ wahrgenommene Nachteile körperlicher Aktivität
20
10 10
‐4 bis +4
1 bis 5 1 bis 5
Selbstwirksamkeits‐Skala zur sportlichen Aktivität (SSA) (Basler, Jäkle, Keller, & Baum, 1999)
12 1 bis 5
Direkte und indirekte Krankheitskosten nach Hannoveraner Konsens
(Krauth, Hessel, Hansmeier, et al., 2005; von der Schulenburg et al., 2007)
Erwerbsstatus (inkl. EM‐Berentung) ‐ ‐
AU‐Zeiten (aktuell/in den letzten 12 Monaten) ‐ ‐
Therapeutische Maßnahmen (Medikamente, Arztbesuche, Heilbehandlungen, Krankenhausaufenthalte)
‐ ‐
Anmerkungen. 1… Spannweite des Summenscores/Mittelwertes.
KAKo‐Abschlussbericht 25
4.6 Datenauswertung
4.6.1 Auswertung zentraler Merkmale
Im Folgenden wird das Vorgehen bei der Auswertung zentraler Ergebnisparameter noch einmal
gesondert dargestellt.
a) Soziodemographischer Hintergrund
Die Erhebung soziodemographischer Merkmale umfasste das Geschlecht der Probanden, das
Lebensalter, den Familienstand samt Wohnsituation (allein vs. mit Partner), die Anzahl der im
Haushalt lebenden Personen und den Wohnort innerhalb Deutschlands (Postleitzahl). Für spätere
Subgruppenanalysen wurde ein Mediansplit des Lebensalters zu T1 durchgeführt, der die
Studienteilnehmer in jüngere (bis 47 Jahre) und ältere Probanden (ab 48 Jahre) teilte.
b) Bildungs‐ und Beschäftigungshintergrund
Zu den Merkmalen dieser Kategorie zählen der Bildungshintergrund (höchster Schulabschluss,
höchster Berufsabschluss), der aktuelle Berufsstatus, die letzte berufliche Stellung (z. B. Arbeiter,
Angestellter) sowie das Haushaltsnettoeinkommen (=Summe aller Einkommen19 abzüglich Steuern
etc.). Der sozioökonomische Status wird über den Winkler‐Sozialschichtindex (Winkler & Stolzenberg,
1999) ermittelt. Dieser klassifiziert die Haushalte der Probanden in solche mit niedrigem, mittlerem
und hohem sozioökonomischen Status unter Berücksichtigung des Einkommens, der beruflichen
Position und der Bildung (Schul‐ und Berufsabschluss). Die Erwerbstätigkeit wurde über eine Frage
zur aktuellen Erwerbssituation erhoben und dichotom ausgewertet (0=nicht erwerbstätig,
1=erwerbstätig in Voll‐ oder Teilzeit).
c) Erkrankungshintergrund und gesundheitsbezogene Merkmale
Um den gesundheitlichen Zustand der Studienteilnehmer einschätzen zu können, wurden zahlreiche
gesundheitsbezogene Merkmale erhoben. Neben der rehabilitationsrelevanten Diagnose (cP/SpA)
und der diesbezüglichen Erkrankungsdauer wurden weitere chronische Erkrankungen erfragt.
Die Krankheitsaktivität der entzündlich‐rheumatischen Erkrankungen wurde über den BASDAI (SpA)
(A. Bönisch & Ehlebracht‐König, 2003; Brandt, et al., 2003) bzw. RADAI (cP) (Stucki, et al., 1995)
erfasst. Die Originalversion des BASDAI umfasst sechs Items mit jeweils einer visuellen Analogskala
(VAS) von 10 cm. In der vorliegenden Studie wurde die VAS zur Vereinfachung der Dateneingabe
jeweils durch eine numerische Ratingskala (NRS) von 0 bis 10 (11‐stufige Ratingskala) ersetzt.
Körperliche Schmerzen in den letzten vier Wochen wurden über die Angabe auf einer numerischen
Ratingskala (NRS) von 0 (keine Schmerzen) bis 10 (unerträgliche Schmerzen) erfragt.
Eine weitere Variable zur Klassifizierung des Gesundheitszustandes stellte der Grad der Behinderung
(GdB) dar. Hier wurde zum einen der Anteil der Patienten mit GdB beschrieben, zum anderen eine
Einteilung in Patienten mit mittelgradiger Behinderung (10 ≤ GdB ≤ 40) bzw. Schwerbehinderung
(GdB ≥ 50) vorgenommen.
Der Body Mass Index (BMI) wurde in absoluten Werten angegeben und die Patienten laut WHO
(2000) als untergewichtig (BMI < 18,5), normalgewichtig (18,5 ≤ BMI < 25,0), übergewichtig
(25,0 ≤ BMI < 30,0) und adipös (BMI ≥ 30,0) eingeteilt.
Weitere krankheitsspezifische Merkmale wurden über die Basisanalyse erhoben. Hier konnten an
vier schemenhaft dargestellten Menschen jeweils die Körperregionen mit Gelenkproblemen der
folgenden Bereiche angekreuzt werden: Funktionseinschränkungen, Schwellungen sowie Schmerzen
19 z. B. Einkommen aus Lohn/Gehalt, Kindergeld, Renten
KAKo‐Abschlussbericht 26
und Fehlstellungen. Hier wurden zum einen die Anteile der Patienten angegeben, die mindestens
eine Einschränkung in dem entsprechenden Bereich angegeben hatten, zum anderen wurden die
Gelenkprobleme in den einzelnen Bereichen ausgezählt und entsprechende Mittelwerte berichtet.
Die alltagsbezogene Funktionskapazität wurde über den Funktionsfragebogen Hannover für
Patienten mit Rücken‐ und Gelenkerkrankungen erhoben (FFbH‐P+R) (Kohlmann & Raspe, 1994).
Über 18 Items werden Aussagen zu Tätigkeiten des täglichen Lebens hinsichtlich der Fähigkeit
bewertet, diese Tätigkeit ausführen zu können (z. B: „Können Sie sich Strümpfe an‐ und ausziehen?“
3=„ja“/2=“ja, aber mit Mühe“/1=“nein oder nur mit fremder Hilfe“). Der Summenscore (18‐54) wird
auf einen Skalenrange von 0 bis 100 Prozent umgerechnet, wobei höhere Werte eine bessere
Funktionskapazität bedeuten. Weiterhin erfolgte eine Kategorisierung der alltagsbezogenen
Einschränkung nach Mau und Müller (2008): ausgeprägte Einschränkung (FFbH≤50), mittlere
Einschränkung (50<FFbH≤70) und geringe Einschränkung (FFbH>70).
Die Operationalisierung der gesundheitsbezogenen Lebensqualität erfolgte anhand des SF‐36
(Bullinger & Kirchberger, 1998). Mit 36 Items werden acht verschiedene Bereiche der Lebensqualität
erfasst und jeweils zu einer an der Normpopulation standardisierten körperlichen und psychischen
Summenskala zusammengefasst. Der Skalenrange wird auf 0 bis 100 umgerechnet, wobei höhere
Werte für eine höhere Lebensqualität stehen. Als Mittelwert der Normpopulation wird 50, als
Standardabweichung 10 angegeben. Zur Einschätzung der Studienstichprobe im Vergleich zu
Patienten mit ähnlichen Beschwerden wurden die Werte mit denen der Stichprobe
„Gelenkrheumatismus, Arthrose, Arthritis“ und der Stichprobe „Rückenschmerzen, Ischias,
Bandscheibenschaden“ aus dem Manual des SF‐36 (S. 68) (Bullinger & Kirchberger, 1998) in
Beziehung gesetzt. Interpretationshilfe: Differenzen von fünf Punkten auf den Skalen des SF‐36
werden als klinisch und sozial relevante Unterschiede betrachtet (S. 56) (Bullinger & Kirchberger,
1998).
Die psychische Gesundheit der Patienten wurde zusätzlich über die Subskalen Ängstlichkeit und
Depressivität der HADS‐D erfasst (Herrmann‐Lingen, et al., 2005). Für die 14 Items liegen jeweils
Antwortkategorien von 0 bis 4 vor. Nach Umkodierung einiger Items werden jeweils 7 Items zu einer
Subskala zusammengefasst, womit der Summenscore Werte zwischen 0 und 21 annehmen kann.
Höhere Werte stehen für eine größere Ausprägung der Ängstlichkeit bzw. Depressivität. Zum einen
wurden die absoluten Werte der Subskalen angegeben, zum anderen die Anteile der Patienten mit
auffälligen Werten (Ängstlichkeit: ab 11; Depressivität: ab 9) berechnet.
Hinsichtlich der gesundheitsbezogenen Eigenaktivität wurde die Mitgliedschaft in einer
Selbsthilfegruppe (ja/nein) sowie die Art der Selbsthilfegruppe erfragt.
d) Studien‐ und rehabilitationsrelevante Merkmale
Wichtigstes studienrelevantes Merkmal ist die dichotom kodierte Gruppenzugehörigkeit zur Kontroll‐
(0) oder Interventionsgruppe (1). Merkmale der Rehabilitation beziehen sich auf die Klinik (BE/BL), in
der ein Proband rehabilitiert und rekrutiert wurde, die dortige Aufenthaltsdauer und die Jahreszeit,
während der ein Proband die Rehabilitation absolvierte. Weiterhin wurden die Dauer und Intensität
der erhaltenen Therapien während der stationären Rehabilitation mittels KTL‐Daten der Kliniken
erhoben und analysiert. Anhand der KTL‐Daten wurde die Vergleichbarkeit der
Gesamtbehandlungszeiten in der IG und KG überprüft, um unspezifische Zuwendungseffekte
gegebenenfalls zeitlich quantifizieren und kontrollieren zu können (siehe Punkt 5.3.3).
e) Aktivitätsbezogene und motivationale Merkmale
Der Umfang der körperlichen Bewegungsaktivitäten der Studienteilnehmer wurde anhand des
Freiburger Fragebogens zur körperlichen Aktivität (Frey, et al., 1999) ermittelt und anhand in der
KAKo‐Abschlussbericht 27
Literatur beschriebener metabolischer Einheiten verschiedener körperlicher Aktivitäten (Ainsworth
et al., 1993) in den insgesamt erreichten körpergewichtsbezogenen Energieumsatz pro Woche
(kcal/Woche) umgerechnet20. Das Instrument erlaubt neben der Erfassung der Gesamtaktivität einer
Person zusätzlich die Unterscheidung ihrer körperlichen Alltagsaktivitäten (alltägliche Wege per Rad
oder zu Fuß, Treppensteigen, Gartenarbeit), Freizeitaktivitäten (Spaziergänge, Radtouren, Tanzen,
Kegeln/Bowlen) und Sportaktivitäten (Schwimmen und frei anzugebende Sportarten). Da die
Analysen z. T. sehr unrealistische Aktivitätswerte für Patienten mit entzündlich‐rheumatischen
Erkrankungen ergaben21, wurden die Werte für die weiteren Berechnungen insofern korrigiert, dass
sie jeweils für einzelne Bewegungsaktivitäten auf die Maximalangaben der gesunden Freiburger
Vergleichsstichprobe zurückgesetzt wurden (Frey, et al., 1999). Eine alternative Berechnung der
Aktivitätswerte über Filtersetzung (nur Personen, deren Werte im Bereich der Freiburger
Vergleichsstichprobe liegen) führte durch die verschiedenen einzubeziehenden Zeitpunkte und die
Kumulierung fehlender Werte in multivariaten Analysen zu stark reduzierten Stichproben. Diese
Ergebnisse unterschieden sich jedoch nicht von den Ergebnissen der aktuellen
Auswertungsmethodik. Die Einteilung der Probanden in ausreichend aktive bzw. nicht ausreichend
aktive Personen erfolgte hier über zwei unterschiedliche Empfehlungen zu Bewegungsaktivitäten, die
im Originalartikel des FFkA erwähnt wurden (Frey, et al., 1999): Paffenbarger und Kollegen (1986)
formulierten als Empfehlung zum körperlichen Bewegungssoll einen Energieverbrauch von
mindestens 2.000 kcal/Woche durch körperliche Aktivitäten jeglicher Art. Das American College of
Sports Medicine (ACSM) (1990) formulierte eine Empfehlung für Trainingsaktivitäten: Für
entsprechende gesundheitliche Effekte sollten demnach mindestens 1.000 kcal pro Woche durch
Sportaktivitäten verbraucht werden.
Die Motivation zu körperlicher Aktivität wurde über die Komponenten des Transtheoretischen
Modells der Verhaltensänderung operationalisiert (Prochaska & DiClemente, 1983). Es beschreibt
fünf Stufen der Verhaltensänderung (Absichtslosigkeit, Absichtsbildung, Planung, Handlung,
Aufrechterhaltung), die mit unterschiedlichen Ausprägungen kognitiver Variablen einhergehen
(wahrgenommene Vor‐ und Nachteile körperlicher Aktivität sowie die darauf bezogene
Selbstwirksamkeitserwartung). In den ersten drei Stufen herrscht körperliche Inaktivität, wobei die
wahrgenommenen Nachteile regelmäßiger körperlicher Aktivität zugunsten der wahrgenommenen
Vorteile mit steigender Motivationsstufe abnehmen und die Zuversicht, auch angesichts von
Hindernissen aktiv bleiben zu können, steigt. Die Person entwickelt zunächst eine Meinung zu
regelmäßiger körperlicher Aktivität (Absichtsbildung) und formuliert schließlich konkrete Pläne zur
Umsetzung des angestrebten Verhaltens (Planung). Personen auf der vierten und fünften Stufe sind
bereits regelmäßig aktiv22 und unterscheiden sich lediglich hinsichtlich des bisherigen aktiven
Zeitraums (weniger als oder mindestens sechs Monate) voneinander. Eine Dichotomisierung der
TTM‐Stufen23 stellt die dritte Variante der Einteilung der Probanden in körperlich aktive und inaktive
Teilnehmer dar. Die wahrgenommenen Vor‐ und Nachteile körperlicher Aktivität wurden über eine
Skala mit 20 Items erfragt, die einer Studie zur Bewegungsmotivation bei Rückenschmerzpatienten
entnommen wurde (Basler, et al., 2004). Hier beziehen sich jeweils zehn Items auf mögliche Vorteile
und zehn Items auf mögliche Nachteile körperlicher Aktivität. Beispiel: „Wenn ich täglich für
mindestens 30 min körperlich aktiv bin, dann...“ a) „…fühle ich mich anschließend einfach wohler.“
20 MET*Körpergewicht (in kg)*h/Woche= körpergewichtsbezogener Energieumsatz/Woche 21 Beispiele für unrealistische Aktivitätsangaben: 15 Stockwerke 10mal am Tag laufen; 30 h pro Woche Fußwege
zurücklegen; 90 h pro Woche Rad fahren 22 mindestens 20 min an mindestens drei Tagen der Woche 23 Stufe 1, 2, 3 = 0 (inaktiv); Stufe 4, 5 = 1 (aktiv)
KAKo‐Abschlussbericht 28
(Vorteil) oder b) „…kann ich mir dabei Verletzungen zuziehen.“ (Nachteil) Jedes Item soll auf einer
Likertskala von 1 (stimmt gar nicht) bis 5 (stimmt vollkommen) beantwortet werden. Der Wert der
sportbezogenen Entscheidungsbalance errechnet sich aus der Differenz des mittleren Summenscores
der wahrgenommenen Vorteile und des mittleren Summenscores der wahrgenommenen Nachteile.
Damit ergibt sich für die Werte der Entscheidungsbalance eine Spannweite von ‐4 bis +4, wobei
positive Werte für eine stärkere Gewichtung der sportbezogenen Vorteile und negative Werte für
eine stärkere Gewichtung sportbezogener Nachteile sprechen (Basler, et al., 2004). Die
sportbezogene Selbstwirksamkeit wird über 12 Items erfasst, die die Zuversicht bzgl. der
regelmäßigen Durchführung körperlicher Aktivitäten auch angesichts von Hindernissen erfragen
(Basler, et al., 1999). So beginnt jedes Items mit der Aussage „Ich bin zuversichtlich, eine geplante
Sportaktivität auch dann ausführen zu können, wenn…“ und endet jeweils mit verschiedenen
möglichen Hindernissen, z. B. „…ich müde bin.“ oder „…schlechtes Wetter ist.“ Die Beantwortung der
Items erfolgt über eine Likertskala von 1 (gar nicht zuversichtlich) bis 5 (sehr zuversichtlich). Der
Summenscore errechnet sich als Mittelwert der 12 Items und reicht ebenfalls von 1 bis 5, wobei
höhere Werte auf eine größere sportbezogene Selbstwirksamkeit hindeuten.
f) Bewertung der Rehabilitationsmaßnahmen
Die individuellen Bewertungen der Rehabilitationsmaßnahmen wurden anhand ausgewählter Items24
der Rehabilitandenbefragung im Rahmen der Reha‐Qualitätssicherung der Deutschen
Rentenversicherung („Fragebogen zur medizinischen Rehabilitation/Somatische Indikation“,
eingesetzt ab Oktober 2007) erhoben.
g) Sozioökonomische Auswertungen
Die gesundheitsökonomischen Analysen basieren auf den Empfehlungen der AG Reha‐Ökonomie und
den internationalen Guidelines zur gesundheitsökonomischen Evaluation (Burchert et al., 1999;
Canadian Coordinating Office for Health Technology Assessment, 1996; Hannoveraner Konsens
Gruppe, 1999; Hessel et al., 1999; Russell, Gold, Siegel, Daniels, & Weinstein, 1996; Weinstein, Siegel,
Gold, Kamlet, & Russell, 1996). Die Kosten der Leistungsinanspruchnahmen bilden den in
Geldeinheiten bewerteten krankheitsbedingten Ressourcenverbrauch ab. Grundlage waren die
Leistungsdaten aus den Patientenangaben. Die Bewertung der Mengendaten erfolgte auf Basis von
Vergütungssätzen gemäß der Empfehlungen der „AG Reha‐Ökonomie“ (Krauth, Hessel, Klingelhöfer,
et al., 2005). Der Ansatz von Marktpreisen spiegelt dabei die Opportunitätskosten zur Bewertung von
Gesundheitsleistungen wider. Im Gesundheitssektor muss jedoch häufig auf staatlich administrierte
bzw. auf Verbandsebene vereinbarte Preise zurückgegriffen werden (Krauth, Hessel, Klingelhöfer, et
al., 2005). Dabei wird das Leistungsinanspruchnahmeverhalten in der Häufigkeit der Arztkontakte,
der Inanspruchnahme von Heilmitteln und anderen therapeutischen Behandlungen sowie der
Häufigkeit und der Dauer von Krankenhausaufenthalten und Rehabilitationsmaßnahmen dargestellt.
Die Erhebung der Mengendaten erfolgt auf Basis des retrospektiven Patientenfragebogens zu T1 und
zu T5. Die Gesamtkosten setzen sich aus direkten und indirekten Kosten zusammen und wurden
jeweils für die 12 Monate vor Datenerhebung berechnet (T1: 12‐Monats‐Zeitraum vor Reha‐Beginn;
T5: 12‐Monats‐Zeitraum nach Reha‐Ende).
Direkte medizinische Kosten: Gemäß der Definition der direkten medizinischen Kosten wird der
unmittelbar in Zusammenhang mit der Erstellung der Gesundheitsleistung oder in Folge der
Behandlung entstehende bewertete Ressourcenverzehr zusammengefasst. Dieses sind insbesondere
Kosten der von den gesetzlichen Krankenkassen zu erbringenden Leistungen, wie
24 ausgewählte Items: S24‐S49, S56/S57, S70/S71, S74‐S82, S97, S112
KAKo‐Abschlussbericht 29
Krankenhausaufenthalte, Arztkontakte, Heilmittel und Medikamente. Aber auch „out of pocket“‐
Kosten der Patienten selbst (Zuzahlungen, eigene Ausgaben) zählen zu den direkten
Krankheitskosten. Die Kosten für Krankenhausaufenthalte wurden auf Basis eines Tagessatzes von
419 € (fachbereichsübergreifend) berechnet. Für die Ermittlung der Vergütung der Arztkontakte
wurden facharztspezifische Kontaktwerte des jeweiligen Jahres als gewichteter Mittelwert der
Durchschnittskosten je Arztkontakt von Versicherten der gesetzlichen Krankenversicherung (GKV)
und der privaten Krankenversicherung (PKV) zugrunde gelegt. Die Berechnung der GKV basierte auf
dem Einheitlichen Bewertungsmaßstab (EBM), wobei jeder Leistung Punktzahlen zugeordnet
wurden, die mit einem pro Quartal neu errechneten Punktwert multipliziert wurden. Für die PKV
wurden im Rahmen der Gebührenordnung für Ärzte (GOÄ) Basisgebührensätze mit einem
Steigerungssatz multipliziert. Für die Gesellschaftsperspektive wurden die GKV‐ und PKV‐Daten mit
den jeweiligen Umsatzanteilen und dem Versichertenverhältnis gewichtet. Die Bewertungssätze
wurden erstmalig für das Jahr 1999 ermittelt und fortlaufend aktualisiert. Für die vorliegende Studie
wurden die Bewertungssätze auf das Jahr 2010 bezogen. Die Kosten der Arztkontakte wurden mittels
eines allgemeinen gesellschaftlichen Kontaktwertes errechnet. Die Angaben von Arztkontakten
(Häufigkeit) in den letzten vier Wochen wurden auf 12 Monate hochgerechnet, um eine mit den
anderen Parametern vergleichbare Datenbasis herzustellen. Für die Ärzte wurde die
facharztgruppenspezifische Bewertung der Arztkontakte „sonstige Ärzte“ (26,17 €) angesetzt. Diese
Werte beinhalten die Grundpauschale, die Untersuchungs‐ und Beratungsleistung.
Heilmittelanwendungen wie Krankengymnastik, medizinische Bäder, Packungen und Elektrotherapie
wurden zusammengefasst und mit einer mittleren gesellschaftlichen Vergütung von 155 € berechnet.
Basis waren die Angaben über Heilmittel und Anwendungen in den letzten vier Wochen und eine
darauf basierende Hochrechnung auf 12 Monate. Die von den Patienten erhobenen Mengendaten
wurden mit einem gewichteten Mittelwert der Leistungsvergütung von GKV und PKV bewertet. Die
Vergütung richtet sich nach Verträgen zwischen Kassen (bzw. deren Verbänden) und den Verbänden
der Leistungserbringer, differenziert nach West‐ und Ost‐Vergütung. Abgeleitet aus der Liste der
Krankenkassen (VDAK) für den ambulanten Bereich und der PKV‐Vergütung ergeben sich die
Vergütungssätze, die mit der durchschnittlich verordneten Anzahl der Maßnahmen multipliziert
werden. Für weitere, nicht in der Liste des VdAK aufgeführte Heilmittelverfahren werden die
Verrechnungssätze aus den Preisen verschiedener Leistungsanbieter abgeleitet. Da diese
Verordnungen jedoch in der Regel zeitlich befristet sind und z. B. im Vergleich zu Arztkontakten eher
seltene Ereignisse darstellen, kann es zu Verzerrungen in der Höhe der dargestellten Kosten
kommen. Die Medikamentenkosten wurden aufgrund der von den Patienten angegebenen
Arzneimittel errechnet. Diese wurden gemäß der Empfehlungen der „AG Reha‐Ökonomie“ mit den
Preisen der öffentlichen Apotheken (entnommen der „Roten Liste“ 2009) bewertet. Dabei wurden
die Preise der größten frei verkäuflichen Verpackungsgröße (N3) zugrunde gelegt. Fehlende
Dosierungsangaben wurden durch angenommene mittlere Tagesdosen ersetzt. Abgezogen wurde ein
Rabatt von 3,2 % des Apothekenabgabepreises, um den Apothekenrabatt und den Herstellerrabatt
zu berücksichtigen. Angaben zu Zuzahlungen (für verordnete Leistungen) sowie eigene Ausgaben
ohne Verordnung wurden jeweils für die letzten vier Wochen erhoben und auf 12 Monate
hochgerechnet.
Indirekte medizinische Kosten: Die indirekten Kosten beinhalten Arbeitsunfähigkeitszeiten (AU‐
Zeiten) sowie befristete und unbefristete Erwerbsminderungsrenten (EM‐Renten)25. Die
Arbeitsunfähigkeitszeiten waren als Fehlzeiten für die zurückliegenden 12 Monate (in Wochen)
25 Hierunter fallen auch Erwerbsunfähigkeitsrenten (EU‐Renten).
KAKo‐Abschlussbericht 30
angegeben worden. Nicht mit einbezogen wurden Arbeitsunfähigkeitszeiten, für die keine AU‐
Bescheinigung vom Arzt vorlag, d. h. in der Regel Ausfallzeiten, die die Drei‐Tages‐Frist nicht
überschritten. Angaben zu Erwerbsminderungen lagen getrennt für befristete und dauerhafte
Rentenbewilligungen vor. Die Angaben zu Renteneintritt und (voraussichtliche) Dauer waren
ebenfalls erhoben worden. Die Bewertung des Arbeitsausfalls erfolgte mit den durchschnittlichen
Arbeitskosten je Arbeitnehmer der Gesamtbevölkerung (Arbeitnehmerentgelt für 2010 nach
Angaben des statistischen Bundesamtes) in Höhe von 672 € pro Woche auf Basis des
Humankapitalansatzes und mit 537 € pro Woche auf Basis des Friktionskostenansatzes (Krauth,
Hessel, Klingelhöfer, et al., 2005). Die Unterschiede dieser beiden Ansätze stellen sich wie folgt dar:
Der Humankapitalansatz (HKA) berechnet die gesamten Arbeitsausfallzeiten
(Arbeitsunfähigkeitstage, Erwerbsunfähigkeitszeiten, Wegfall von Restlebensarbeitszeit durch Tod)
und setzt 100 % des Durchschnittslohns (Bruttoeinkommen der Arbeitnehmer plus
Lohnnebenkosten) als Kosten für den Produktivitätsausfall an. Demgegenüber geht der
Friktionskostenansatz (FKA) davon aus, dass eine Arbeitskraft in einem definierten Zeitraum ersetzt
werden kann. Die Friktionsperiode umfasst dabei den Zeitraum, welcher innerhalb der Organisation
benötigt wird, um die krankheitsbedingt gesunkene Produktion auf das Ausgangsniveau
zurückzubringen. Kurzfristige Ausfallzeiten behalten weiter die volle ökonomische Bedeutung,
langfristige Ausfallzeiten werden auf die Friktionsperiode beschränkt. Die Friktionsperiode beträgt
vereinbarungsgemäß 72 Kalendertage und es werden 80 % des Durchschnittslohns in Ansatz
gebracht. Einbezogen wurden ausschließlich die aufgrund Patientenangaben einzuordnenden
Rentenbezüge während des Studienzeitraums. Die Kosten der zeitlich befristeten EU‐Berentung
wurden für die 12 Monate vor dem jeweiligen Erhebungszeitpunkt ermittelt. Für die vorzeitigen
dauerhaften Erwerbsminderungszugänge wird der Zeitraum von dem Zugang zur EM‐Rente bis zum
gesetzlichen Renteneintrittsalter zugrunde gelegt.
4.6.2 Statistische Analysen
Die studienbezogenen quantitativen Forschungsdaten aus verschiedenen Quellen
(Probandenfragebögen, Laufzettel, Basisanalysen, Trainingsvereinbarungen, KTL‐Daten,
Routinedaten der DRV) wurden im IRM gesammelt und die Daten einzelnen Probanden anhand der
ID‐Nr. zugeordnet. Die Datenauswertung erfolgte mit Hilfe der Statistiksoftware SPSS26
(Programmversion 19.0).
a) Prüfung von querschnittlichen Gruppenunterschieden
Zur Prüfung der erhobenen Merkmale auf Gruppenunterschiede zwischen KG und IG zu einem
Messzeitpunkt (T1 oder T2) wurden einfache inferenzstatistische Verfahren angewendet.
Gruppenunterschiede in statistisch normalverteilten Merkmalen wurden anhand des Students t‐Test
für unabhängige Stichproben geprüft (Zöfel, 1988). Statistisch relevante Gruppenunterschiede
zeigten sich bei einer Prüfgröße t≥|+/‐1,96| (zweiseitiger Test) und einem α‐Fehler von unter 5 %
(α≤,05)27. Gruppenunterschiede in kategorialen (oft dichotomen) Merkmalen wurden mittels χ²‐Test
ermittelt (Zöfel, 1988).
Bei der Durchführung mehrerer Analysen mit denselben Daten (z. B. zu einem Messzeitpunkt), wurde
der α‐Fehler nach Bonferroni korrigiert und Gruppenunterschiede auf Grundlage des neuen
26 SPSS… Statistical Package for the Social Sciences 27 Den α‐Fehler bezeichnet man auch als „Fehler 1. Art“, bei dem ein signifikanter Unterschied zwischen zwei Gruppen
angenommen wird (H1‐Hypothese), obwohl kein Unterschied besteht (H0‐Hypothese), d. h. die H0‐Hypothese wird zugunsten der H1‐Hypothese irrtümlicher Weise zurückgewiesen.
KAKo‐Abschlussbericht 31
Signifikanzniveaus (αkorr=α/Anzahl der Tests) beurteilt, um eine unerwünschte α‐Fehler‐Inflation28 zu
vermeiden.
b) Prüfung von Gruppenunterschieden im Zeitverlauf und Hypothesenprüfung
Zur Prüfung von Gruppenunterschieden zu einem späteren Zeitpunkt als T1 wurden im Falle
normalverteilter/stetiger Variablen zweifaktorielle Varianzanalysen (mit Messwiederholung)
gerechnet. Hier wurde die Gruppenzugehörigkeit (0=KG/1=IG) als erster Faktor (=unabhängigen
Variable) eingesetzt und die Messwiederholung als zweiter Faktor (=Zeitfaktor). Im Gegensatz zu
Varianzanalysen, bei denen nur eine Messung pro Person vorliegt29, genügt es hierbei nicht, dass sich
ein signifikanter Unterschied zwischen Interventions‐ und Kontrollgruppe (Haupteffekt des
Gruppenfaktors) zeigt. Falls die Intervention wirksam ist, müssen sich die Veränderungen der
Personen in Interventions‐ und Kontrollgruppe insofern unterscheiden, dass sie in einem
signifikanten Interaktionseffekt zwischen dem Zeit‐ und dem Gruppenfaktor sichtbar werden.
Im Falle kategorialer Variablen wurden die Variablen dichotomisiert und multiple logistische
Regressionen mit der Zielvariablen zu T1 und der Gruppenzugehörigkeit als Prädiktoren und der
Zielgröße zu einem späteren Zeitpunkt als Kriterium gerechnet (Muche, Ring, & Ziegler, 2005). Das
Odds Ratio (OR) gibt jeweils das Risiko einer Gruppe (mit „1“ kodiert) an, im Vergleich zu einer
Referenzgruppe (mit „0“ kodiert) ein bestimmtes Kriterium zu dem späteren Zeitpunkt zu erreichen
(z. B. auffälligen Wert der Depressivität). Ein OR‐Wert im Bereich um „1“ deutet darauf, dass die
Vergleichsgruppe im Vergleich zur Referenzgruppe kein erhöhtes Risiko bzgl. eines speziellen
Kriteriums hat (hier ist die „1“ im 95 %‐Konfidenzintervall [95 %‐KI] für das OR enthalten), während
höhere Werte auf ein entsprechend höheres Risiko der Vergleichsgruppe schließen lassen. Im Falle
positiver Kriterien (z. B. Erwerbstätigkeit) wird das zu ermittelnde „Risiko“, dieses Kriterium zu
erreichen, als „Chance“ interpretiert.
Falls sich signifikante Interaktionseffekte zwischen der Zeit und der Gruppenzugehörigkeit in den
einfachen Varianzanalysen mit Messwiederholung zeigten, wurden sämtliche, unter Punkt 4.6.2 c) in
Tabelle 3 aufgelisteten potentiellen Einflussgrößen auf ihren zusätzlichen (Interaktions‐)Effekt zur
Gruppenvariable hin getestet (jeweils oben beschriebene Varianzanalyse mit Messwiederholung zzgl.
entsprechender Kovariaten; α≤,10), um daraufhin sämtliche auf diese Art identifizierte
Einflussgrößen in einer multivariaten Kovarianzanalyse zu kontrollieren. Von besonderem Interesse
war bei dieser Analyse, ob der ursprüngliche Interaktionseffekt zwischen Zeit und Gruppe unter
Kontrolle der Einflussgrößen bestehen blieb (α≤,05).
c) Zusätzliche Analysen von Einflussfaktoren auf die Zielgrößen
Die Analyse potentieller Einflussgrößen auf die untersuchten Zielgrößen wurden einfache und
multiple Regressionsanalysen gerechnet (Urban & Mayerl, 2008). Dazu wurden zunächst potentielle
Einflussgrößen mittels einfacher linearer Regression jeweils auf ihren univariaten Einfluss auf die
Zielgröße zu T5 geprüft (siehe Tabelle 3, S. 32). Die univariat signifikanten Einflussgrößen (α≤.10)
wurden anschließend einer Analyse mittels multipler linearer Regression im schrittweisen
Einschlussverfahren unterzogen. Hier wurde schrittweise jeweils nur die Variable in das Modell
aufgenommen, die einen zusätzlichen signifikanten Beitrag zur Varianzaufklärung der Zielgröße zu T5
leisten konnte. Dabei wurden die vier Einflussgrößen Geschlecht, Alter, Diagnose und Klinik
28 Die α‐Fehler‐Inflation wird auch als α‐Fehler‐Kumulierung bezeichnet und tritt bei multiplem Testen mit demselben
Datensatz auf, d. h. je mehr Hypothesen man mit demselben Datensatz testet, desto wahrscheinlicher wird es, dass eine davon irrtümlich als wahr angenommen wird.
29 Einfaktorielle Varianzanalysen mit einem Faktor und zwei Faktorstufen (z. B. Gruppenzugehörigkeit zu KG oder IG) entsprechen einem einfachen t‐Test.
KAKo‐Abschlussbericht 32
unabhängig von ihrem univariaten Zusammenhang mit der jeweiligen Zielgröße in jeder
multivariaten Analyse berücksichtigt.
Tabelle 3. Potentielle Einflussgrößen auf die untersuchten Zielgrößen in der KAKo‐Studie (erhoben zu T1).
Merkmal Ausprägung Kodierung / Range
Soziodemografische Einflussgrößen
Geschlecht männlich
weiblich
0
1
Lebensalter Alter in Jahren 20‐60
Wohnsituation/Partnerschaft allein lebend
mit Partner zusammen lebend
0
1
Personen im Haushalt Anzahl 1‐7
Wohnort alte Bundesländer
neue Bundesländer (inkl. Berlin)
0
1
Einflussgrößen des Beschäftigungshintergrundes
sozioökonomischer Status niedrig
mittel
hoch
1
2
3
Erwerbstätigkeit ja (in Voll‐ oder Teilzeit)
nein (sonstiges)
1
0
Rentenintention nein
ja
0
1
Gesundheitsbezogene Einflussgrößen
Diagnose chronische Polyarthritiden (cP)
Spondyloarthritiden (SpA)
0
1
Krankheitsdauer in Jahren 0‐39
Schmerzen in den letzten 4 Wochen NRS 0‐10
alltagsbezogene Funktionskapazität FFbH 0‐100
Grad der Behinderung (GdB) nein
ja
0
1
Body Mass Index (BMI) BMI=(Körpergewicht in kg) /
(Körpergröße in m²) 17,4‐55,1
Funktionseinschränkungen der Gelenke Anzahl 0‐19
körperliche Summenskala SF‐36 0‐100
psychische Summenskala SF‐36 0‐100
Depressivität HADS‐D 0‐21
Ängstlichkeit HADS‐D 0‐21
Einflussgrößen der Rehabilitation
Klinik Bad Eilsen (BE)
Blankenburg (BL)
0
1
Jahreszeit der Rehabilitation Winter
Sommer
0
1
KAKo‐Abschlussbericht 33
Tabelle 3. Potentielle Einflussgrößen auf die untersuchten Zielgrößen in der KAKo‐Studie (erhoben zu T1).
Merkmal Ausprägung Kodierung / Range
Therapieumfang während der stationären Reha durchschnittliche Therapiedauer pro
Tag in Min (KTL‐Daten) 73,3 – 308,9
Therapeutische Einflussgrößen
Einnahme von Cortison aktuell nein
ja
0
1
Einnahme von langfristig wirksamen
Antirheumatika (Basistherapie)
nein
ja
0
1
Einnahme von Schmerzmedikamenten in den
letzten vier Wochen
nein
ja
0
1
Operation am Bewegungsapparat in den letzten
12 Monaten
nein
ja
0
1
Aktivitätsbezogene Einflussgrößen
körperliche Alltagsaktivitäten
körperliche Freizeitaktivitäten
körperliche Sportaktivitäten
Energieumsatz in kcal/Woche
Energieumsatz in kcal/Woche
Energieumsatz in kcal/Woche
0‐13.489
0‐9.009
0‐14.765
Sportbezogene Selbstwirksamkeit SSA 1‐5
Entscheidungsbalance bzgl. körperlicher Aktivität Vorteile (1‐5) minus Nachteile (1‐5) ‐4 bis +4
Durchführung von Nachsorgemaßnahmen in der
Zeit nach Reha‐Ende1
nein
ja
0
1
Anmerkungen. T1… Reha‐Beginn, 1… erhoben zu T5 (12 Monate nach Reha‐Ende).
Die Gruppenzugehörigkeit (KG/IG) sowie die jeweilige Zielgröße zu Reha‐Beginn wurden in diesen
Analysen nicht berücksichtigt, da die Intention in der Aufdeckung zusätzlicher Einflussgrößen lag.
d) Ersetzung fehlender Werte
Zur Sicherung der statistischen Ergebnisse bei der Prüfung der Hauptzielgröße wurden die fehlenden
Werte des Originaldatensatzes mithilfe eines multiplen Imputationsverfahrens (Schafer & Graham,
2002) ersetzt und die Ergebnisse der Hypothesentestung noch einmal anhand des imputierten
Datensatzes überprüft. Dabei wurden die fehlenden Werte für die metrischen unabhängigen
Variablen mit Hilfe eines MCMC‐Algorithmus (SAS®, Version 9.2, PROC MI) imputiert und die
resultierenden Standardfehler der Parameterschätzer mit Hilfe von „Rubin’s rules“ (SAS®, Version
9.2, PROC MIANALYZE) für die Imputation korrigiert. Aufgrund fehlender Monotonie der fehlenden
Werte für die kategorialen unabhängigen Variablen waren diese mit simplen Zufallszahlen aus ihren
jeweiligen Verteilungen korrigiert worden. Angesichts der insgesamt kleinen Anzahl fehlender Werte
wurde dieses Vorgehen als korrekt erachtet.
e) Berechnung von Effektstärken
Zur Einschätzung statistisch signifikanter Mittelwertdifferenzen zu T1 und T2 (Querschnittsdaten)
hinsichtlich ihrer klinischen Relevanz wurden jeweils Effektstärken nach Cohen (Cohens d)30
berechnet (Cohen, 1988) bzw. zur Einschätzung der Mittelwertdifferenzen zu T2 (Längsschnittdaten)
30 Cohens d=(MIG‐MKG)/SDKG zur Berechnung von Effekstärken bei Querschnittsdaten (Cohen, 1988)
KAKo‐Abschlussbericht 34
und T5 standardisierte Effektgrößen (standardized effect size [SES]) d nach Kazis31 (Kazis, et al., 1989)
berechnet, die nach Cohen jeweils als kleine, mittlere oder große Effekte (d=0,20; d=0,50 und
d=0,80) klassifiziert wurden (Cohen, 1988).
4.7 Ethik und Datenschutz
In der Vorbereitungsphase der Studie (Januar bis März 2008) wurden die Studienabläufe –
insbesondere Patienteninformationen und Einwilligungserklärungen für KG und IG sowie die
geplanten Datentransferprozesse für die zu erhebenden Daten – mit der Ethikkommission der
Medizinischen Fakultät der Martin‐Luther‐Universität (MLU) Halle‐Wittenberg und unter
Koordination der Deutschen Rentenversicherung (DRV) Bund mit den Datenschutzbeauftragten der
beteiligten Rentenversicherungsträger (DRV Bund, DRV Braunschweig‐Hannover, DRV
Mitteldeutschland) abgestimmt:
→ Die Zuweisung zur IG oder KG erfolgte im Rahmen des sequenziellen Studiendesigns in
Abhängigkeit vom Datum der Antragsstellung bzw. Aufnahme in die Rehabilitationskliniken
(siehe Abbildung 1, S. 18). Für die Rekrutierung wurden die Patientenakten unmittelbar nach
Eingang der bewilligten Rehabilitationsanträge in der Klinik von ärztlicher Seite auf die
Erfüllung der relevanten Ein‐ und Ausschlusskriterien hin geprüft (siehe Punkt 4.3). Sofern
Patienten auf der Basis ihrer Akte als potentielle Studienteilnehmer identifiziert wurden,
erhielten sie zwei Wochen vor Beginn ihrer Rehabilitation auf dem Postweg ein
Informationsschreiben zur Studie. Bei der Aufnahme in der Klinik wurden sie durch einen
Klinikmitarbeiter (den behandelnden Klinikarzt oder Sporttherapeuten) nochmals mündlich
und schriftlich über die Studie – insbesondere die datenschutzrechtlichen Aspekte – aufgeklärt
und um Teilnahme gebeten. Ein von Klinikmitarbeiter und Patient unterschriebenes Exemplar
der Einwilligungserklärung verblieb in der Patientenakte, eins wurde dem Teilnehmer für seine
Unterlagen ausgehändigt. Rehabilitanden, die ihre schriftliche Einwilligung erteilten, bekamen
eine fortlaufende Identifizierungsnummer (ID‐Nr.) in einer klinikinternen Studienliste
zugewiesen, unter der ab sofort alle relevanten Daten zusammengetragen und später an das
IRM in Halle übermittelt wurden. Weiterhin waren in der klinikinternen Studienliste
Rentenversicherungsnummer (RV‐Nr.), klinikinterne Nummer, Name, Anschrift und
Telefonnummer vermerkt. Besonderheiten und Unregelmäßigkeiten im Studienverlauf (z. B.
aufgetretene [gesundheitliche] Schwierigkeiten, Dropout) konnten ebenfalls notiert werden.
Anhand der Studienliste und der individuellen ID‐Nr. war ein Abgleich des Teilnahmestatus
einzelner Rehabilitanden (ggf. Verweigerungsgründe, Rücklauf von Fragebögen, Versand von
Erinnerungsschreiben) mit der Studienkoordination in Halle ohne Austausch persönlicher
Patientendaten gewährleistet. Rehabilitanden, die ihre schriftliche Einwilligung zur
Studienteilnahme nicht erteilten, wurden von sämtlichen Datenerhebungen ausgeschlossen.
Die abschließenden positiven Voten der Ethikkommission der MLU Halle‐Wittenberg sowie der
zuständigen Datenschutzbeauftragten der beteiligten DRV‐Träger zur ethischen und
datenschutzrechtlichen Unbedenklichkeit der Studie liegen den Studienkoordinatoren des IRM vor.
31 Berechnung der SES/d nach Kazis et al. (1989): d=|(MKG.T5‐MIG.T5)/((SDKG.T1²‐SDIG.T1²)/2)1/2| unter Verwendung der
gepoolten Standardabweichung (=mit der Gruppengröße gewichtete mittlere Schätzung der Gesamtstreuung) beider Gruppen zu T1 aufgrund hinreichend gegebener Varianzenhomogenität (ermittelt über den Levene‐Test)
KAKo‐Abschlussbericht 35
5 Ergebnisse
5.1 Dropoutanalyse
Insgesamt wurden 555 Patienten vor ihrer Ankunft in der Rehabilitationsklinik postalisch über die
Studie informiert (siehe Punkt 4.7). Zu Reha‐Beginn willigten 392 (70,6 %) Rehabilitanden, die die Ein‐
und Ausschlusskriterien unter Punkt 4.3 erfüllten, in die Studienteilnahme ein (siehe Abbildung 3).
Zwischen den 163 Dropouts vor Reha‐Beginn (29,4 %) und der Teilnehmerstichprobe zu T1 (n=392)
gibt es keine signifikanten Geschlechtsunterschiede (weiblich: 60 % der Dropouts vs. 64 % der
Teilnehmer). Die Dropouts waren erwartungsgemäß etwas älter als die verbliebenen
Studienteilnehmer (Lebensalter in Jahren: MD=48,0; SDD=8,3 vs. MT1=46,1; SDT1=8,5). Die
Dropoutraten vor Reha‐Beginn waren in beiden Studienphasen identisch (KG: 29,3 % vs. IG: 29,4 %).
Hauptgründe für die Nichtteilnahme waren gesundheitliche Einschränkungen (24,1 %) und
mangelndes Interesse (13,9 %).
Entwicklung der KAKo‐Teilnehmerzahlen im Ein‐Jahres‐Verlauf
Abbildung 3. Teilnehmerzahlen im KAKo‐Projekt; Gleichverteilung für KG und IG ist gegeben.
Im Laufe der Reha schieden bis T2 17 Teilnehmer aus. Die Ausscheidungsgründe sind meist nicht
bekannt; oft wurde der Fragebogen zu T2 nicht abgegeben. Nur drei Patienten entwickelten
gesundheitliche Beschwerden, die keine weitere Teilnahme am intensiven KAKo‐Training erlaubten.
Der Rücklauf zu den drei Katamnesezeitpunkten ist mit 77,1 % (T3), 79,3 % (T4) und 78,3 % (T5) als
gut zu bezeichnen. Konkrete Gründe der Teilnehmer, die Fragebögen nicht zurückzuschicken, waren
meist nicht zu ermitteln. Im Ein‐Jahres‐Verlauf waren einige Patienten unbekannt verzogen, zwei
waren verstorben.
Die beiden Teilnehmergruppen verzeichneten im Ein‐Jahres‐Verlauf einen Dropout von 21,4 % (IG)
bzw. 22,0 % (KG). Mit einer Dropoutrate von 29,6 % verlor die Teufelsbad Fachklinik Blankenburg
anteilig mehr Studienteilnehmer im Ein‐Jahres‐Verlauf als das Rehazentrum Bad Eilsen (18,7 %).
Die dokumentierten KTL‐Leistungen in Minuten adjustiert für die Aufenthaltsdauer in der
Rehabilitationsklinik unterschieden sich nicht zwischen der Endstichprobe zu T5 (n=307; M=153 [±37]
min/Tag) und den Dropouts im Studienverlauf (n=69; M=156 [±38] min/Tag; n.s.). Für 16 der T5‐
Nonresponder liegen keine KTL‐Daten vor, da diese ihre Rehabilitation vorzeitig abbrachen.
Im Folgenden werden soziodemographische, sozialmedizinische, beschäftigungs‐, gesundheits‐ und
aktivitätsbezogene Merkmale zu Reha‐Beginn für die Endstichprobe zu T5 (n=307) und die Dropouts
im Ein‐Jahres‐Verlauf (n=85) dargestellt und auf Unterschiede zwischen beiden Gruppen geprüft, um
Information &
Aufklärung vor
Reha‐Antritt
n=555
Teilnehmer zu
Reha‐Beginn
T1: n=392
Teilnehmer Reha‐Ende
T2: n=375
Rücklauf nach
6 Monaten
T4: n=311
Rücklauf nach
12 Monaten
T5: n=307
Studien‐ teilnahme: 70,6 %
100 % 95,7 % 79,3 % 78,3 %
KAKo‐Abschlussbericht 36
Aussagen zur Repräsentativität der Endstichprobe für die Gesamtgruppe gewinnen zu können. Eine
Zusammenfassung der nach Bonferroni‐Korrektur signifikanten Unterschiede findet sich am Ende des
Kapitels 5.1.
5.1.1 Soziodemographische Merkmale
Die Dropouts waren im Vergleich zur Endstichprobe jünger, häufiger ledig oder geschieden und
seltener verheiratet (siehe Tabelle 4). Dropouts und Teilnehmer der Endstichprobe zeigten keine
weiteren Unterschiede bezüglich soziodemographischer Merkmale.
Tabelle 4. Soziodemographische Merkmale (T1) der Dropouts und Endstichprobe zu T5 (Prozent).
Merkmal Ausprägung gesamt (N=392)
Dropouts (n=85)
Endstichprobe (n=307)
Geschlecht männlich
weiblich
36,0
64,0
28,2
71,8
38,1
61,9
AlterM Lebensalter in Jahren(Range: 20‐60) 46,1 (8,4) 43,8 (9,8) 46,8 (7,9)
Familienstand ledig
verheiratet
geschieden
verwitwet
16,4
66,2
15,6
1,8
27,1
51,8
18,8
2,4
13,4
70,2
14,8
1,6
Partnerschaft allein lebend
zusammen lebend
20,7
79,3
23,4
76,6
20,0
80,0
Personen im
Haushalt
gesamtM (1 bis 7 Personen)
→ mind. 1 Kind unter 18 Jahren
(bis zu 4 Kinder genannt)
2,6 (1,1)
28,7
2,6 (1,1)
34,5
2,7 (1,1)
27,1
Anmerkungen. T5… 12 Monate nach Reha‐Ende; M…Angabe als Mittelwert und Standardabweichung (M [SD]).
5.1.2 Bildungs‐ und Beschäftigungshintergrund
Die erwerbstätigen Dropouts waren zu T1 häufiger ganztags beschäftigt (siehe Tabelle 5). Das
Nettohaushaltseinkommen der Dropouts war im Mittel geringer als das der Teilnehmer zu T5.
Dropouts und Teilnehmer der Endstichprobe zeigten keine weiteren Unterschiede bezüglich
bildungs‐ oder erwerbsbezogener Merkmale.
Tabelle 5. Bildungs‐ und Beschäftigungshintergrund (T1) von Dropouts und Endstichprobe zu T5 (Prozent).
Merkmal Ausprägung gesamt (N=392)
Dropouts (n=85)
Endstichprobe (n=307)
Schulabschluss höchstens Hauptschulabschluss
mittlere Reife
(Fach‐)Hochschulreife
39,7
45,9
14,4
39,2
51,9
8,9
39,9
44,3
15,9
Berufsausbildung keine
Lehre
Fachschule
Fachhochschule/Ingenieurschule
Universität / Hochschule
Andere
6,7
60,1
14,2
5,7
2,8
10,4
12,0
57,8
9,6
6,0
2,4
12,0
5,3
60,7
15,5
5,6
3,0
9,9
KAKo‐Abschlussbericht 37
Tabelle 5. Bildungs‐ und Beschäftigungshintergrund (T1) von Dropouts und Endstichprobe zu T5 (Prozent).
Merkmal Ausprägung gesamt (N=392)
Dropouts (n=85)
Endstichprobe (n=307)
Erwerbsstatus
erwerbstätig
→ Vollzeit
→ Teilzeit (4‐37h/Woche)
arbeitslos
Hausfrau / Hausmann
Rente
Sonstiges
83,4
69,9
30,1
10,5
2,8
1,5
1,8
76,5
81,5
18,5
14,1
4,7
1,2
3,5
85,3
67,0
33,0
9,5
2,3
1,6
1,3
letzte berufliche
Stellung
Arbeiter
Angestellter
Beamter
Selbständiger
Sonstiges
42,6
51,4
0,5
0,5
4,7
43,2
49,4
0,0
1,2
6,2
42,4
52,0
0,7
0,3
4,3
Nettoeinkommen
des Haushalts
unter 1000 Euro
1000 bis unter 2000 Euro
2000 bis unter 3000 Euro
mehr als 3000 Euro
8,8
33,3
39,7
18,1
11,5
46,2
26,9
15,4
8,1
30,0
43,1
18,9
sozioökonomischer
Status
niedrig
mittel
hoch
6,3
62,0
31,7
9,8
63,9
26,2
5,4
61,6
33,1
Anmerkungen. T5… 12 Monate nach Reha‐Ende; M…Angabe als Mittelwert und Standardabweichung (M [SD]).
5.1.3 Krankheitsausprägung und gesundheitsbezogene Merkmale
Die Teilnehmer, die nach einem Jahr aus der Studie ausgeschieden waren, unterschieden sich zu
Reha‐Beginn von den verbliebenen Teilnehmern durch eine niedrigere Funktionskapazität und eine
höhere Krankheitsaktivität (cP‐Patienten: RADAI) (siehe Tabelle 6). Die Dropouts zu T5 berichteten zu
T1 seltener Druck‐ und Bewegungsschmerzen der Gelenke, aber insgesamt stärkere Schmerzen in
den letzten vier Wochen als Teilnehmer der Endstichprobe.
Tabelle 6. Gesundheitsbezogene Merkmale (T1) der Dropouts und der Endstichprobe zu T5 (Prozent).
Merkmal Ausprägung gesamt (N=392)
Dropouts (n=85)
Endstichprobe (n=307)
Diagnose chronische Polyarthritiden (cP)
(ICD‐10: M05‐M07)
Spondyloarthritiden (SpA)
(ICD‐10: M45‐M46)
70,1
29,9
68,8
31,2
70,4
29,6
KrankheitsdauerM Dauer in Jahren (0 bis 39 Jahre) 8,5 (8,2) 7,9 (7,2) 8,7 (8,4)
KrankheitsaktivitätM SpA (BASDAI: 0‐10)
cP (RADAI: 0‐10)
4,7 (2,1)
4,3 (1,9)
5,0 (2,3)
5,0 (2,0)
4,6 (2,0)
4,1 (1,8)
Alltagsbezogene
Funktionskapazität
gesamtM (FFbH)
ausgeprägte Einschränkung
mittlere Einschränkung
geringe Einschränkung
74,7 (16,4)
8,9
25,8
65,3
71,0 (17,4)
14,1
29,4
56,5
75,7 (15,9)
7,5
24,8
67,8
KAKo‐Abschlussbericht 38
Tabelle 6. Gesundheitsbezogene Merkmale (T1) der Dropouts und der Endstichprobe zu T5 (Prozent).
Merkmal Ausprägung gesamt (N=392)
Dropouts (n=85)
Endstichprobe (n=307)
Gelenkveränderungen Schwellungen
AnzahlM; Range 0‐16
Druck‐ und Bewegungsschmerzen
AnzahlM; Range 0‐19
Funktionseinschränkungen
AnzahlM; Range 0‐19
Fehlstellungen
AnzahlM; Range 0‐14
63,0
2,8 (3,3)
85,3
5,2 (4,1)
74,5
3,1 (3,2)
28,6
0,7 (1,5)
60,5
3,0 (3,8)
76,3
4,9 (4,5)
68,4
3,2 (3,9)
28,9
0,7 (1,3)
63,6
2,8 (3,2)
87,5
5,3 (4,0)
76,1
3,1 (3,0)
28,5
0,7 (1,6)
Komorbidität keine weitere Erkrankung
eine weitere Erkrankung
mind. zwei weitere Erkrankungen
→ rheumatische Erkrankung
steht im Vordergrund
58,4
32,0
9,6
77,0
66,7
27,4
6,0
68,0
56,1
33,3
10,6
78,9
Body Mass Index BMIM
Untergewicht
Normalgewicht
Übergewicht
Adipositas
27,5 (5,6)
1,3
35,1
38,1
25,5
26,4 (5,2)
2,4
41,2
36,5
20,0
27,8 (5,6)
1,0
33,3
38,6
27,1
Schmerzen Schmerzen in den letzten vier
Wochen (NRS: 0‐10)M 5,5 (2,3) 5,9 (2,3) 5,3 (2,3)
Ängstlichkeit gesamtM (HADS‐D: 0‐21)
auffällig (HADS‐D≥11)
8,0 (4,0)
26,9
8,5 (3,8)
34,1
7,8 (4,0)
24,9
Depressivität gesamtM(HADS‐D: 0‐21)
auffällig (HADS‐D≥9)
6,4 (3,9)
28,9
7,0 (3,9)
36,5
6,2 (3,9)
26,8
gesundheitsbezogene
Lebensqualität
körperliche Summenskala
psychische Summenskala
34,4 (8,4)
43,1 (11,7)
32,9 (8,3)
41,0 (12,0)
34,9 (8,5)
43,7 (11,6)
Grad der Behinderung
(GdB)
kein GdB, kein Antrag
kein GdB, aber Antrag gestellt
mittelgradige Behinderung
Schwerbehinderung
47,2
5,6
25,6
21,6
49,4
7,4
19,7
23,5
46,7
5,0
27,2
21,1
Mitgliedschaft in
Selbsthilfegruppe
ja
→ Deutsche Rheuma‐Liga
→ Dt. Vereinigung Morbus
Bechterew
15,4
68,3
28,3
14,1
58,3
33,3
15,7
70,8
27,1
Anmerkungen. T5… 12 Monate nach Reha‐Ende; M…Angabe als Mittelwert und Standardabweichung (M [SD]).
Die Dropouts zu T5 berichteten eine geringere gesundheitsbezogene Lebensqualität zu T1 als
Teilnehmer der Endstichprobe. Wie in Abbildung 4 (S. 39) dargestellt, lagen die Werte der
Endstichprobe in 62,1 % der Fälle im Normbereich der Vergleichsstichprobe nach Bullinger und
Kirchberger (1998), während dies nur bei 50,7 % der späteren Dropouts der Fall war.
KAKo‐Abschlussbericht 39
Abbildung 4. Die gesundheitsbezogene Lebensqualität zu Reha‐Beginn von Dropouts und
Endstichprobe zu T5 im Vergleich zur Normstichprobe „Gelenkrheumatismus,
Arthrose, Arthritis“ (S. 43) (Bullinger & Kirchberger, 1998); Angaben in Prozent.
5.1.4 Therapeutische Merkmale
In den vier Wochen vor der Rehabilitation hatten anteilig mehr Dropouts Massagen erhalten (siehe
Tabelle 7). Es zeigten sich keine weiteren Unterschiede zwischen Dropouts und Endstichprobe
bezüglich therapeutischer Merkmale zu T1.
Tabelle 7. Therapeutische Merkmale (T1) der Dropouts und der Endstichprobe zu T5 (Prozent).
Merkmal Ausprägung gesamt (N=392)
Dropouts (n=85)
Endstichprobe (n=307)
Medikamente Schmerzmittel (in den letzten
vier Wochen: mind. 1x/Woche)
Cortison (aktuell: ja)
Antirheumatika / Basistherapie
(aktuell: ja)
62,0
46,0
71,3
69,6
46,4
70,2
60,1
45,8
71,6
Krankenhausaufenthalt (letzte 12 Monate)
mindestens ein stat. Aufenthalt
durchschnittliche Dauer in TagenM
23,2
14,2 (15,7)
29,4
12,6 (8,0)
21,5
14,8 (17,8)
Operationen
(letzte 12 Monate)
mindestens eine Operation am Bewegungsapparat
6,6 7,1 6,5
Arztbesuche
(letzte vier Wochen) Häufigkeit der ArztbesucheM (Spannweite: 0 bis 19)
mindestens ein Arztbesuch:
→ Hausarzt
→ Rheumatologe
→ Orthopäde
→ anderer Facharzt
→ Behandlung vorwiegend wg. rheumatischer Erkrankung
2,7 (2,6)
82,7
73,1
55,6
9,1
30,9
81,2
2,9 (2,8)
81,0
67,6
60,3
11,8
26,5
87,9
2,6 (2,6)
83,2
74,6
54,4
8,3
32,1
79,4
46
35
51
62
4
3
0 10 20 30 40 50 60 70 80 90 100
Dropouts
Endstichprobe
Prozent
unter dem Normbereich innerhalb des Normbereichs über dem Normbereich
KAKo‐Abschlussbericht 40
Tabelle 7. Therapeutische Merkmale (T1) der Dropouts und der Endstichprobe zu T5 (Prozent).
Merkmal Ausprägung gesamt (N=392)
Dropouts (n=85)
Endstichprobe (n=307)
nichtmedizinische Behandlungen
(letzte vier Wochen)
verordnete Krankengymnastik
AnzahlM (Range: 1‐15)
→ Gesamtdauer (in min)M
→ Einzelgymnastik
→ Gruppengymnastik
→ KG vorwiegend wg. rheumatischer Erkrankung
24,1
5,8 (3,1)
185 (124)
72,3
27,7
85,1
24,7
6,4 (3,3)
174 (156)
83,3
16,7
90,5
23,9
5,7 (3,1)
189 (115)
69,2
30,8
83,6
Massagen (Range: 1‐8) 7,9 16,5 5,5
medizinische Bäder (Range: 1‐8) 2,3 3,5 2,0
Packungen (heiße/kalte Anwendungen) (Range: 1‐15)
5,6 8,2 4,9
Elektrotherapie (Range: 2‐28) 3,1 4,7 2,6
psychologische Hilfe (Range: 1‐4) 4,3 4,7 4,2
Anmerkungen. T5… 12 Monate nach Reha‐Ende; M…Angabe als Mittelwert und Standardabweichung (M [SD]).
5.1.5 Sozialmedizinische Merkmale
Dropouts zu T5 waren im Vergleich zu den Teilnehmern der Endstichprobe zu T1 häufiger aktuell
arbeitsunfähig (siehe Tabelle 8). Es zeigten sich keine weiteren Unterschiede in sozialmedizinischen
Merkmalen.
Tabelle 8. Sozialmedizinische Merkmale (T1) der Dropouts und der Endstichprobe zu T5 (Prozent).
Merkmal Ausprägung gesamt (N=392)
Dropouts (n=85)
Endstichprobe (n=307)
Rentenintention Rentenantrag nicht beabsichtigt
Rentenantrag beabsichtigt
81,3
18,7
75,0
25,0
82,9
17,1
AU‐Zeiten (letzte vier Wochen)
keine 65,8 58,5 67,8
aktuell arbeitsunfähig 22,4 29,8 20,3
Dauer der AU
(letzte vier Wochen insgesamt):
bis 1 Woche
1 bis 2 Wochen
2 bis 3 Wochen
3 bis 4 Wochen
10,5
4,6
1,9
17,3
8,5
4,9
2,4
25,6
11,1
4,5
1,7
14,9
durchschnittliche AU‐Dauer in TagenM (mind. 1 Tag)
17,0 (11,3) 18,1 (11,7) 16,5 (11,1)
→ davon mind. 1 Tag AU wegen Rheuma
63,6 67,5 62,1
Anmerkungen. T5… 12 Monate nach Reha‐Ende; M…Angabe als Mittelwert und Standardabweichung (M [SD]).
5.1.6 Aktivitätsbezogene und motivationale Merkmale
Die Empfehlungen zu körperlicher Aktivität wurden zu T1 von den späteren Dropouts seltener erfüllt
als von der verbleibenden Endstichprobe zu T5 (siehe Tabelle 9).
KAKo‐Abschlussbericht 41
Tabelle 9. Aktivitätsbezogene Merkmale (T1) der Dropouts und der Endstichprobe zu T5 (Prozent).
Merkmal Ausprägung gesamt (N=392)
Dropouts (n=85)
Endstichprobe (n=307)
Umfang der
Aktivitäten
(kcal/Woche)
Gesamtaktivitäten (FFkA)M
→ Alltagsaktivitäten
→ Freizeitaktivitäten
→ Sportaktivitäten
4.590 (3.955)
1.973 (2.045)
1.118 (1.352)
1.500 (2.450)
3.933 (4.162)
1.853 (2.193)
931 (1.164)
1.148 (2.224)
4.772 (3.884)
2.006 (2.004)
1.169 (1.397)
1.597 (2.504)
Gesamtaktivitäten mindestens
2000 kcal/Woche 69,9 55,3 73,9
Trainingsaktivitäten mindestens
1000 kcal/Woche 35,7 27,1 38,1
Bewegungsübungen
(letzte vier Wochen)
Bewegungsübungen ohne
fachliche Anleitung
(mind. 1x/Woche)
45,7 43,9 46,2
Anmerkungen. T5… 12 Monate nach Reha‐Ende; M…
Angabe als Mittelwert und Standardabweichung (M [SD]).
Die zu T5 verbliebenen bzw. ausgeschiedenen Studienteilnehmer befanden sich zu Reha‐Beginn auf
unterschiedlichen Motivationsstufen nach dem TTM bezüglich der Durchführung regelmäßiger
körperlicher Aktivitäten (siehe Abbildung 5, S. 41).
Abbildung 5. Verteilung der Dropouts (n=85) und der Endstichprobe zu T5 (n=307) auf die
Motivationsstufen des Transtheoretischen Modells der Verhaltensänderung (TTM) zu
Reha‐Beginn.
Die Teilnehmer der Endstichprobe befanden sich häufiger auf der Stufe der Absichtslosigkeit,
während die Dropouts häufiger auf der Stufe der Absichtsbildung oder Planung standen. Dagegen
war die Endstichprobe etwas häufiger (37 % vs. 33 %) auf der Stufe der Aufrechterhaltung, d. h. sie
waren seit mehr als sechs Monaten regelmäßig körperlich aktiv. Laut TTM waren insgesamt 48,6 %
der Studienteilnehmer zu Reha‐Beginn körperlich aktiv (Stufen: Handlung und Aufrechterhaltung),
darunter 45,5 % der späteren Dropouts und 49,5 % der Endstichprobe.
Später ausgeschiedene Teilnehmer berichteten zu T1 eine negativere Entscheidungsbalance
hinsichtlich körperlicher Aktivität (MD=1,0; SDD=1,1 vs. ME=1,4; SDE=1,0). Dieses ungünstigere
Verhältnis aus wahrgenommenen Vor‐ und Nachteilen körperlicher Aktivität beruhte vor allem auf
den stärker wahrgenommenen Nachteilen (MD=2,4; SDD=0,6 vs. ME=2,2; SDE=0,6) und hier
5
10
29
24
21
17
13
13
33
37
0 10 20 30 40 50 60 70 80 90 100
Dropouts
Endstichprobe
Prozent
Absichtslosigkeit Absichtsbildung Planung Handlung Aufrechterhaltung
KAKo‐Abschlussbericht 42
insbesondere auf der stärkeren Angst vor Schädigung (MD=2,3; SDD=0,7 vs. ME=2,1; SDE=0,7). Die
organisatorischen Hindernisse als Teil der wahrgenommenen Nachteile unterschieden sich zwischen
Endstichprobe und Dropouts nicht.
Abbildung 6 (S. 42) stellt die wahrgenommenen Vor‐ und Nachteile sowie die sportbezogene
Selbstwirksamkeit der Dropouts und der Endstichprobe zu T1 gegenüber.
Abbildung 6. Wahrgenommene Vor‐ und Nachteile sowie sportbezogene Selbstwirksamkeit der
Dropouts (n=85) und Endstichprobe(n=307) zu Reha‐Beginn; Angaben als Mittelwerte.
Fazit: Nach statistischer Anpassung der Irrtumswahrscheinlichkeit (α‐Fehler‐Adjustierung nach
Bonferroni) gab es keine signifikanten Unterschiede zwischen Endstichprobe und Dropouts zu T5
bezüglich soziodemographischer und sozialmedizinischer, erwerbs‐, gesundheits‐ oder
aktivitätsbezogener Merkmale zu Reha‐Beginn.
Tendenziell sind die im Zeitverlauf ausgeschiedenen Teilnehmer im Vergleich zu den bis zum Schluss
in der Studie verbliebenen Teilnehmern jünger, häufiger ledig oder geschieden und seltener
verheiratet. Das Nettohaushaltseinkommen der Dropouts war tendenziell geringer als das der
Endstichprobe. Sie berichteten weiterhin eine geringere alltagsbezogene Funktionskapazität, eine
höhere Krankheitsaktivität (cP‐Patienten) und stärkere Schmerzen in den letzten vier Wochen. Die
Endstichprobe berichtete zu T1 häufiger Druck‐ und Bewegungsschmerzen der Gelenke. Die Werte
Lebensqualität lag in der Endstichprobe häufiger im Normbereich der Vergleichsstichprobe als bei
den späteren Dropouts. Die Dropouts erfüllten die Empfehlungen zu körperlichen
Bewegungsaktivitäten (mind. 2000 kcal/Woche durch körperliche Aktivitäten jedweder Art) zu T1
seltener als Teilnehmer der Endstichprobe. Sie sahen etwas häufiger Nachteile in körperlicher
Aktivität, insbesondere aus Angst vor Schädigung.
2,9 2,93,4
3,5
2,42,2
1
2
3
4
5
Dropouts Endstichprobe
sportbezogene Selbstwirksamkeit
wahrgenommene Vorteile körperlicher Aktivität
wahrgenommene Nachteile körperlicher Aktivität
KAKo‐Abschlussbericht 43
5.2 Stichprobenbeschreibung zu Reha‐Beginn
Daten zu Reha‐Beginn und 12 Monate nach Reha‐Ende lagen für 307 Patienten vor, darunter 156
Probanden der KG und 151 Teilnehmer der IG. Mit 76 Probanden wurde ein Viertel der
Studienteilnehmer (24,8 %) in der Teufelsbad Fachklinik Blankenburg rekrutiert, drei Viertel der
Patienten (n=231; 75,2 %) konnten als Probanden im Rehazentrum Bad Eilsen gewonnen werden.
In den Wintermonaten Oktober bis März absolvierten 23,8 % aller Studienteilnehmer ihre
Rehabilitation (KG 35,3 % vs. IG 11,9 %), 76,2 % der Probanden hatten ihren stationären
Klinikaufenthalt im Sommer (April bis September: KG 64,7 % vs. IG 88,1 %).
Im Folgenden werden soziodemographische, sozialmedizinische, beschäftigungs‐, gesundheits‐ und
aktivitätsbezogene Merkmale der Eingangsstichprobe insgesamt sowie für die KG und IG getrennt
dargestellt. Diese Merkmale wurden auf signifikante Gruppenunterschiede zwischen KG und IG
überprüft, um in späteren statistischen Analysen ggf. für diese Merkmale kontrollieren zu können.
Eine Zusammenfassung der nach Bonferroni‐Korrektur signifikanten Gruppenunterschiede findet sich
am Ende des Kapitels 0.
5.2.1 Soziodemographischer Hintergrund in KG und IG
Tabelle 10 (S. 43) stellt die in der Studie erhobenen soziodemographischen Merkmale der Stichprobe
insgesamt sowie für die KG und IG getrennt dar. Das mittlere Alter der Studienteilnehmer lag bei
47 Jahren, 62 % waren Frauen. Der Großteil der Patienten war verheiratet, darunter mehr
Teilnehmer der IG als der KG. Entsprechend lebten mehr Probanden der IG mit einem Partner
zusammen. Durchschnittlich lebten 2 bis 3 Personen in den Haushalten der befragten Patienten,
darunter mehr Personen in den Haushalten der IG‐Teilnehmer als bei den KG‐Teilnehmern und in
27 % der Fälle mindestens ein Kind unter 18 Jahren. Weitere Gruppenunterschiede waren zwischen
KG und IG nicht zu beobachten.
Tabelle 10. Soziodemographische Merkmale der Stichprobe zu T1 (Angaben in Prozent).
Merkmal Ausprägung gesamt (N=307) KG (n=156) IG (n=151)
Geschlecht männlich
weiblich
38,1
61,9
33,3
66,7
43,0
57,0
AlterM Lebensalter in Jahren (Range: 20‐60) 46,8 (7,9) 46,4 (8,2) 47,3 (7,6)
Familienstand ledig
verheiratet
geschieden
verwitwet
13,4
70,2
14,8
1,6
14,2
64,5
20,0
1,3
12,7
76,0
9,3
2,0
Partnerschaft allein lebend
zusammen lebend
20,0
80,0
25,2
74,8
14,8
85,2
Personen im
Haushalt
gesamtM (1 bis 7 Personen)
→ mind. 1 Kind unter 18 Jahren
(bis zu 4 Kinder genannt)
2,7 (1,1)
27,1
2,5 (1,1)
25,6
2,8 (1,1)
28,7
Anmerkungen. T1… Reha‐Beginn; KG… Kontrollgruppe; IG… Interventionsgruppe; M…Angabe als Mittelwert und
Standardabweichung (M [SD]).
5.2.2 Bildungs‐ und Beschäftigungshintergrund in KG und IG
Tabelle 11 (S. 44) gibt Aufschluss über den Bildungs‐ und Beschäftigungshintergrund der
Studienstichprobe. Als höchster Schulabschluss überwog die mittlere Reife (44 %), 40 % der
KAKo‐Abschlussbericht 44
Teilnehmer hatten höchstens einen Hauptschulabschluss. Als höchsten Berufsabschlusses
berichteten über die Hälfte der Teilnehmer (61 %) eine betriebliche Ausbildung (= „Lehre“), gefolgt
von einem Fachschulabschluss (16 %); 5 % der Probanden hatten keine abgeschlossene
Berufsausbildung. Die meistens Teilnehmer waren zuletzt als Angestellte (52 %) oder Arbeiter (42 %)
tätig. Fünfundachtzig Prozent der Probanden waren zu T1 beschäftigt (davon 67 % ganztags und 33 %
in Teilzeit), 10 % der Teilnehmer waren zu Reha‐Beginn ohne Arbeit. Das Nettoeinkommen der
Haushalte insgesamt lag überwiegend im Bereich von 1000 bis 3000 Euro (73 %). Der überwiegende
Teil der Probanden lebte in Haushalten mit mittlerem (62 %) bzw. hohem sozioökonomischen Status
(33 %). Es waren keine Unterschiede zwischen KG und IG in den Merkmalen des Bildungs‐ und
Beschäftigungshintergrundes erkennbar.
Tabelle 11. Bildungs‐ und Beschäftigungshintergrund der Stichprobe zu T1 (Angaben in Prozent).
Merkmal Ausprägung gesamt (N=307) KG (n=156) IG (n=151)
Schulabschluss höchstens Hauptschulabschluss
mittlere Reife
(Fach‐)Hochschulreife
39,9
44,3
15,9
34,4
49,0
16,6
45,5
39,3
15,2
Berufsausbildung keine
Lehre
Fachschule
Fachhochschule/Ingenieurschule
Universität / Hochschule
andere
5,3
60,7
15,5
5,6
3,0
9,9
3,9
64,3
11,7
5,8
4,5
9,7
6,7
57,0
19,5
5,4
1,3
10,1
letzte berufliche
Stellung
Arbeiter
Angestellter
Beamter
Selbständiger
sonstiges
42,4
52,0
0,7
0,3
4,3
36,4
56,5
0,6
0,6
5,2
48,7
47,3
0,7
0,0
3,3
Erwerbsstatus
erwerbstätig
→ Vollzeit
→ Teilzeit (4‐37h/Woche)
arbeitslos
Hausfrau / Hausmann
Rente
sonstiges
85,3
67,0
33,0
9,5
2,3
1,6
1,3
85,8
63,2
36,8
8,4
2,6
1,9
1,3
84,8
71,1
28,9
10,6
2,0
1,3
1,3
Nettoeinkommen
des Haushalts
unter 1000 Euro
1000 bis unter 2000 Euro
2000 bis unter 3000 Euro
mehr als 3000 Euro
8,1
30,0
43,1
18,9
8,7
36,7
38,0
16,7
7,5
23,1
48,3
21,1
sozioökonomischer
Status
niedrig
mittel
hoch
5,4
61,6
33,1
4,1
60,7
35,2
6,7
62,5
30,8
Anmerkungen. T1… Reha‐Beginn; KG… Kontrollgruppe; IG… Interventionsgruppe; M…Angabe als Mittelwert und
Standardabweichung (M [SD]).
KAKo‐Abschlussbericht 45
5.2.3 Krankheitsausprägung und gesundheitsbezogene Merkmale in KG und IG
An der Studie nahmen 216 Patienten mit chronischen Polyarthritiden (70,4 %) und 91 mit
Spondyloarthritiden (29,6 %) teil (siehe Tabelle 12). Die Krankheitsdauer lag im Mittel bei neun
Jahren, wobei Patienten mit SpA längere Krankheitsdauern berichteten als Patienten mit cP
(MSpA=12,5; SDSpA=8,9 vs. McP=7,1; SDcP=7,7). Die Krankheitsaktivität lag bei cP‐ und SpA‐Patienten im
mittleren Bereich. Der überwiegende Teil der Probanden berichtete geringe Einschränkungen der
alltagsbezogenen Funktionskapazität. Die Mehrheit der Patienten wies (oft mehrfache) funktionale
Beeinträchtigungen der Gelenke auf: 87,5 % berichteten Druck‐ und Bewegungsschmerzen, 76,1 %
Funktionseinschränkungen, 63,6 % Schwellungen und 28,5 % Fehlstellungen. Patienten der KG
berichteten mehr Funktionseinschränkungen der Gelenke als Patienten der IG. Patienten mit cP
berichteten mehr Schwellungen (McP=3,5; SDcP=3,2 vs. MSpA=1,2; SDSpA=2,6) sowie Druck‐ und
Bewegungsschmerzen (McP=5,7; SDcP=4,1 vs. MSpA=4,4; SDSpA=3,6) als Patienten mit SpA.
Tabelle 12. Gesundheitsbezogene Merkmale der Stichprobe zu T1 (Angaben in Prozent).
Merkmal Ausprägung gesamt (N=307) KG (n=156) IG (n=151)
Diagnose chronische Polyarthritiden (cP)
(ICD‐10: M05‐M07)
Spondyloarthritiden (SpA)
(ICD‐10: M45‐M46)
70,4
29,6
72,4
27,6
68,2
31,8
KrankheitsdauerM Dauer in Jahren (0 bis 39 Jahre) 8,7 (8,4) 9,3 (8,6) 8,0 (8,2)
KrankheitsaktivitätM SpA (BASDAI: 0‐10)
cP (RADAI: 0‐10)
4,6 (2,0)
4,1 (1,8)
4,3 (1,8)
4,3 (1,9)
4,9 (2,2)
3,9 (1,6)
Alltagsbezogene
Funktionskapazität
gesamtM (FFbH)
ausgeprägte Einschränkung
mittlere Einschränkung
geringe Einschränkung
75,7 (15,9)
7,5
24,8
67,8
75,3 (16,3)
9,0
21,8
69,2
76,1 (15,7)
6,0
27,8
66,2
Gelenkveränderungen Schwellungen
AnzahlM; Range 0‐16
Druck‐ und Bewegungsschmerzen
AnzahlM; Range 0‐19
Funktionseinschränkungen
AnzahlM; Range 0‐19
Fehlstellungen
AnzahlM; Range 0‐14
63,6
2,9 (3,4)
87,5
5,3 (4,2)
76,1
3,2 (3,2)
28,5
0,7 (1,5)
65,2
2,9 (3,0)
85,8
5,4 (4,1)
76,8
3,5 (3,4)
31,6
0,9 (1,8)
62,0
2,7 (3,4)
89,3
5,2 (3,8)
75,3
2,6 (2,5)
25,3
0,6 (1,2)
Komorbidität keine weitere Erkrankung
eine weitere Erkrankung
mind. zwei weitere Erkrankungen
→ rheumatische Erkrankung steht
im Vordergrund
56,1
33,3
10,6
78,9
56,5
34,4
9,1
74,6
55,7
32,2
12,1
83,3
Body Mass Index BMIM
Untergewicht
Normalgewicht
Übergewicht
Adipositas
27,8 (5,6)
1,0
33,3
38,6
27,1
28,1 (6,3)
1,3
35,1
34,4
29,2
27,4 (4,8)
0,7
31,5
43,0
24,8
KAKo‐Abschlussbericht 46
Tabelle 12. Gesundheitsbezogene Merkmale der Stichprobe zu T1 (Angaben in Prozent).
Merkmal Ausprägung gesamt (N=307) KG (n=156) IG (n=151)
SchmerzenM Schmerzen in den letzten vier
Wochen (NRS: 0‐10) 5,3 (2,3) 5,3 (2,4) 5,4 (2,2)
Ängstlichkeit gesamtM (HADS‐D: 0‐21)
auffällig (HADS‐D≥11)
7,8 (4,0)
24,9
7,8 (4,1)
27,1
7,8 (4,0)
22,7
Depressivität gesamtM(HADS‐D: 0‐21)
auffällig (HADS‐D≥9)
6,2 (3,9)
26,8
6,3 (3,9)
28,4
6,1 (3,8)
25,2
gesundheitsbezogene
Lebensqualität
körperliche Summenskala
psychische Summenskala
34,9 (8,5)
43,7 (11,6)
34,5 (8,5)
43,1 (12,1)
35,2 (8,4)
44,4 (11,1)
Grad der Behinderung
(GdB)
keine Behinderung
→ Antrag gestellt
mittelgradige Behinderung
Schwerbehinderung
52,7
10,5
25,6
21,6
57,5
12,9
28,0
23,8
48,2
8,4
23,1
19,4
Mitgliedschaft in
Selbsthilfegruppe
ja
→ Deutsche Rheuma‐Liga
→ Dt. Vereinigung Morbus
Bechterew
15,4
70,8
27,1
16,1
73,9
26,1
14,7
68,0
28,0
Anmerkungen. T1… Reha‐Beginn; KG… Kontrollgruppe; IG… Interventionsgruppe; M…Angabe als Mittelwert und
Standardabweichung (M [SD]).
Fast die Hälfte der Patienten (43,9 %) gab neben der rheumatischen weitere chronische
behandlungsbedürftige Erkrankungen an. Am häufigsten wurden hier muskuloskelettale (24,1 %),
Stoffwechsel‐ (14,3 %), kardiologische (11,3 %) und Atemwegerkrankungen (9,0 %) genannt. Die
rheumatische Erkrankung stand dabei überwiegend im Vordergrund. Die Teilnehmer der IG wiesen
im Mittel einen niedrigeren BMI auf als Teilnehmer der KG. Die Einschätzung der Schmerzen in den
letzten vier Wochen lag im mittleren Bereich.
Zu Reha‐Beginn berichtete etwa ein Viertel der Teilnehmer klinisch bedeutsame Werte im Bereich
der Ängstlichkeit bzw. knapp ein Drittel im Bereich der Depressivität. Hinsichtlich ihrer
gesundheitsbezogenen Lebensqualität wiesen die Patienten Werte im mittleren Bereich auf.
Verglichen mit der im Manual des SF‐36 ausgewiesenen Normstichprobe „Gelenkrheumatismus,
Arthrose, Arthritis“ (S. 43) (Bullinger & Kirchberger, 1998) sind die Studienteilnehmer jünger
(MKAKo=47,3 [±8,7] Jahre vs. MNorm=61,5 [±15,3] Jahre), der Frauenanteil ist annähernd gleich (KAKo:
63,6 % vs. Norm: 69,8 %). Im Mittel liegen 35,0 % der berichteten Werte der gesundheitsbezogenen
Lebensqualität unterhalb, 62,1 % innerhalb und nur 3,0 % über der berichteten Lebensqualität der
zum Vergleich herangezogenen Normstichprobe (abweichenden Werte: >|MNorm ± 1 SDNorm|).
Fast die Hälfte der Teilnehmer hatte zu Reha‐Beginn einen anerkannten Grad der Behinderung (GdB),
23 % waren als schwerbehindert eingestuft. Etwa 15 % der Studienteilnehmer waren Mitglied in
einer Selbsthilfegruppe: ca. zwei Drittel in der Deutschen Rheuma‐Liga e.V. (68,3 %) und knapp ein
Drittel in der Deutschen Vereinigung Morbus Bechterew (28,6 %).
5.2.4 Therapeutische Merkmale in KG und IG
Zur Beschreibung der Studienstichprobe wurden Art und Umfang der aktuellen medizinischen
Therapien erfragt, die in Tabelle 13 (S. 47) dargestellt sind.
KAKo‐Abschlussbericht 47
Etwa zwei Drittel (60,1 %) der Patienten hatten in den vier Wochen vor Reha‐Beginn Schmerzmittel
eingenommen. Aktuell nahmen 45,8 % der Patienten Cortison in Tablettenform ein; 71,6 % wurden
mit langfristig wirksamen Antirheumatika behandelt. Circa ein Fünftel der Studienteilnehmer (21,5 %)
war im letzten Jahr stationär im Krankenhaus behandelt worden (durchschnittlich ca. 15 Tage). Die
Teilnehmer der KG waren im Jahr vor der Rehabilitation häufiger am Bewegungsapparat operiert
worden. Der Großteil der Teilnehmer berichtete mindestens einen Arztbesuch in den letzten vier
Wochen (durchschnittlich drei Arztbesuche): 74,6 % hatten ihren Hausarzt aufgesucht, 54,4 % einen
Rheumatologen, 8,3 % einen Orthopäden und 32,1 % mindestens einen anderen Facharzt. Die
Behandlung erfolgte vor allem wegen der rheumatischen Erkrankung (79,4 %). Folgende weitere
Behandlungen wurden von den Patienten in den vier Wochen vor Reha‐Beginn in Anspruch
genommen: 24,1 % verordnete Krankengymnastik, 5,5 % Massagen, 4,9 % heiße/kalte
Anwendungen, 4,2 % psychologische Hilfe, 2,6 % Elektrotherapie und 2,0 % medizinische Bäder.
Tabelle 13. Therapeutische Merkmale der Stichprobe zu T1 (Angaben in Prozent).
Merkmal Ausprägung gesamt (N=307) KG (n=156) IG (n=151)
Medikamente Schmerzmittel (in den letzten
vier Wochen: mind. 1x/Woche)
Cortison (aktuell: ja)
Antirheumatika / Basistherapie
(aktuell: ja)
60,1
45,8
71,6
63,2
48,7
74,5
56,8
43,0
68,7
Krankenhausaufenthalte(letzte 12 Monate)
mindestens ein stat. Aufenthalt
durchschnittliche Dauer in TagenM
21,5
14,8 (17,8)
23,7
17,2 (21,7)
19,2
11,6 (10,4)
Operationen (letzte 12 Monate)
Operation am Bewegungsapparat
6,5 10,3 2,6
Arztbesuche (letzte vier Wochen)
Häufigkeit der ArztbesucheM (Spannweite: 0 bis 19)
mindestens ein Arztbesuch:
→ Hausarzt
→ Rheumatologe
→ Orthopäde
→ anderer Facharzt
Behandlung vorwiegend wg. rheumatischer Erkrankung
2,6 (2,6)
83,2
74,6
54,4
8,3
32,1
79,4
2,6 (2,3)
87,0
75,4
53,0
6,7
30,6
79,4
2,6 (2,9)
79,2
73,7
55,9
10,2
33,9
79,5
nichtmedizinische Behandlungen
(letzte vier Wochen)
verordnete Krankengymnastik
(Range: 1‐15)
→ Gesamtdauer (in min)M
→ Einzelgymnastik
→ Gruppengymnastik
→ KG vorwiegend wg. rheumatischer Erkrankung
24,1
189 (115)
69,2
30,8
83,6
26,9
183 (115)
71,9
28,1
85,4
21,1
196 (117)
65,6
34,4
81,3
Massagen (Range: 3‐8) 5,5 4,5 6,6
medizinische Bäder (Range: 3‐8) 2,0 1,3 2,6
Packungen (heiße/kalte Anwendungen) (Range: 2‐15)
4,9 3,2 6,6
Elektrotherapie (Range: 2‐28) 2,6 3,2 2,0
psychologische Hilfe (Range: 1‐4)
4,2 5,8 2,6
Anmerkungen. T1… Reha‐Beginn; KG… Kontrollgruppe; IG… Interventionsgruppe; M…Angabe als Mittelwert und
Standardabweichung (M [SD]).
KAKo‐Abschlussbericht 48
5.2.5 Sozialmedizinische Merkmale in KG und IG
Wie aus Tabelle 14 (S. 48) ersichtlich, beabsichtigten ca. 19 % der Probanden zu Reha‐Beginn, eine
Erwerbsminderungsrente (EM‐Rente) zu beantragen. Etwa ein Drittel der Probanden war in den
letzten vier Wochen mindestens einen Tag arbeitsunfähig (durchschnittlich 17 Tage). Als Hauptgrund
der Arbeitsunfähigkeit wurde die rheumatische Erkrankung angegeben (62 %). Etwa ein Fünftel der
Probanden war zu Reha‐Beginn aktuell arbeitsunfähig (20 %). Es gibt keine nennenswerten
Differenzen zwischen IG und KG in den sozialmedizinischen Merkmalen.
Tabelle 14. Sozialmedizinische Merkmale der Stichprobe zu T1 (Angaben in Prozent).
Merkmal Ausprägung gesamt (N=307) KG (n=156) IG (n=151)
Rentenintention Rentenantrag nicht beabsichtigt
Rentenantrag beabsichtigt
81,3
18,7
84,0
16,0
78,4
21,6
AU‐Zeiten
(letzte vier Wochen)
aktuell arbeitsunfähig 20,3 22,9 17,7
keine AU‐Zeiten innerhalb der
letzten vier Wochen 67,8 67,6 68,1
Dauer der AU
(letzte vier Wochen insgesamt):
bis 1 Woche
1 bis 2 Wochen
2 bis 3 Wochen
3 bis 4 Wochen
11,1
4,5
1,7
14,9
10,8
2,7
2,7
16,2
11,3
6,4
0,7
13,5
durchschnittliche AU‐Dauer in
TagenM (mind. 1 Tag) 16,5 (11,1) 17,1 (11,5) 15,9 (10,8)
→ davon mind. 1 Tag AU wg.
Rheuma 62,1 63,6 60,4
Anmerkungen. T1… Reha‐Beginn; KG… Kontrollgruppe; IG… Interventionsgruppe; M…Angabe als Mittelwert und
Standardabweichung (M [SD]).
5.2.6 Aktivitätsbezogene und motivationale Merkmale in KG und IG
Wie in Tabelle 15 (S. 49) dargestellt, lag die Gesamtaktivität der Probanden zu T1 im Mittel bei
4.772 kcal pro Woche, wovon etwa die Hälfte (42,0 %) auf Alltagsaktivitäten entfiel (Wege zu Fuß,
Treppensteigen, Gartenarbeit), ein Viertel (24,5 %) waren Freizeit‐ (Spaziergänge, Spazierfahrten,
Tanzen, Kegeln) und ein weiteres Drittel (33,5 %) Sportaktivitäten. Den Empfehlungen zu
Bewegungsaktivitäten nach Paffenbarger et al. (1986) folgten 73,9 % der Teilnehmer, den
Empfehlungen des American College of Sports Medicine (1990) nur 38,1 % der Probanden. Zu Reha‐
Beginn waren keine Unterschiede zwischen KG und IG hinsichtlich ihrer körperlichen Aktivität
erkennbar. Etwa die Hälfte der Teilnehmer hatte in den vier Wochen vor Reha‐Beginn mindestens
einmal pro Woche selbständig Bewegungsübungen durchgeführt.
KAKo‐Abschlussbericht 49
Tabelle 15. Aktivitätsbezogene Merkmale der Stichprobe zu T1 (Angaben in Prozent).
Merkmal Ausprägung gesamt N=307) KG (n=156) IG (n=151)
Umfang der
Aktivitäten
(kcal/Woche)M
Gesamtaktivitäten (FFkA)M
→ Alltagsaktivitäten
→ Freizeitaktivitäten
→ Sportaktivitäten
4.772 (3.884)
2.006 (2.004)
1.169 (1.397)
1.597 (2.504)
4.594 (3.755)
2.005 (1.899)
1.078 (1.175)
1.510 (2.495)
4.957 (3.755)
2.006 (2.114)
1.263 (1.592)
1.688 (2.518)
Gesamtaktivitäten mindestens
2000 kcal/Woche 73,9 76,3 71,5
Trainingsaktivitäten mindestens
1000 kcal/Woche 38,1 34,6 41,7
Bewegungsübungen
(letzte vier Wochen)
Bewegungsübungen ohne
fachliche Anleitung
(mind. 1x/Woche)
46,2 43,8 48,7
Anmerkungen. T1… Reha‐Beginn; KG… Kontrollgruppe; IG… Interventionsgruppe; M…Angabe als Mittelwert und
Standardabweichung (M [SD]).
Nach dem Transtheoretischen Modell der Verhaltensänderung (TTM) befanden sich die
Studienteilnehmer zu Reha‐Beginn auf unterschiedlichen Motivationsstufen bezüglich der
Durchführung regelmäßiger körperlicher Aktivitäten (siehe Abbildung 7, S. 49). Dabei wurden die
Teilnehmer der KG häufiger der Stufe der Absichtslosigkeit zugeordnet, während die Probanden der
IG häufiger auf der Stufe der Absichtsbildung oder Planung standen. In beiden Gruppen befanden
sich die meisten Teilnehmer (37,0 %) auf der Stufe der Aufrechterhaltung, d. h. sie waren seit mehr
als sechs Monaten regelmäßig körperlich aktiv. Während die Stufen Absichtslosigkeit,
Absichtsbildung und Planung einen Zustand der Inaktivität bezeichnen, stehen die Stufen Handlung
und Aufrechterhaltung für aktive körperliche Betätigung. Demzufolge war laut TTM insgesamt die
Hälfte der Studienteilnehmer (49,5 %) zu Reha‐Beginn körperlich aktiv, darunter 49,7 % der KG und
49,3 % der IG.
Abbildung 7. Verteilung der Probanden der Kontroll‐ und Interventionsgruppe auf die
Motivationsstufen des Transtheoretischen Modells der Verhaltensänderung (TTM) zu
Reha‐Beginn; Angaben in Prozent.
Im Mittel waren die Studienteilnehmer zu Reha‐Beginn zuversichtlich, körperliche Aktivitäten auch
angesichts von Hindernissen durchführen zu können (M=2,9; SD=0,7), wobei die IG etwas
13
6
23
25
14
20
13
12
37
37
0 10 20 30 40 50 60 70 80 90 100
Kontrollgruppe
Interventionsgruppe
Prozent
Absichtslosigkeit Absichtsbildung Planung Handlung Aufrechterhaltung
KAKo‐Abschlussbericht 50
zuversichtlicher war als die KG. Alle Studienteilnehmer sahen insgesamt mehr Vorteile (M=3,5;
SD=0,7) als Nachteile (M=2,2; SD=0,6) regelmäßiger körperlicher Aktivität (siehe Abbildung 8, S. 50).
Abbildung 8. Wahrgenommene Vor‐ und Nachteile sowie sportbezogene Selbstwirksamkeit der
Kontroll‐ (KG) und Interventionsgruppe (IG) zu Reha‐Beginn; Angaben als Mittelwerte.
5.2.7 Genderunterschiede zu Reha‐Beginn
Zu Beginn der Rehabilitation wurden zusätzlich zur Prüfung der Merkmale auf Unterschiede zwischen
Teilnehmern der Kontroll‐ und Interventionsgruppe Analysen zu Geschlechtsunterschieden
durchgeführt.
Zu Beginn der Rehabilitation gaben Frauen weniger Haushaltsmitglieder (t=4,1; p<,001) und seltener
ein im Haushalt lebendes Kind unter 18 Jahren (²=10,5; p<,01) an als Männer. Keine
Geschlechtsunterschiede gab es hinsichtlich des Alters, des Familienstands und der Partnerschaft. Bei
den sozioökonomischen Merkmalen zeigten sich drei wesentliche Geschlechtsunterschiede.
Weibliche Teilnehmer verfügten über eine höhere Bildung als Männer: Sie hatten eher einen
Mittelstufen‐ oder Oberstufenabschluss, Männer gaben öfter einen Hauptschulabschluss an
(²=17,4; p<,001). Frauen waren häufiger Angestellte, Männer mehrheitlich Arbeiter (²=69,2; p<,001). Männer waren öfter in Vollzeit, Frauen häufiger in Teilzeit beschäftigt oder Hausfrau
(²=77,7; p<,001). Keine Geschlechtsunterschiede zeigten sich bei der Berufsausbildung, dem
Haushaltsnettoeinkommen und dem Sozialstatus.
Der Männeranteil fiel in der Gruppe der cP‐Patienten erwartungsgemäß wesentlich geringer aus
(28,7 %) als in der Gruppe der SpA‐Patienten (60,4 %; ²=27,3; p<,001). Hinsichtlich weiterer gesundheitsbezogener Merkmale berichten Frauen der IG eine geringere Funktionskapazität als
Männer der IG (t=2,7; p<,01). Gruppenübergreifend zeigten Frauen geringere Werte der
gesundheitsbezogenen Lebensqualität (körperliche Summenskala des SF‐36) als Männer (t=2,0;
p<,05) und litten unter mehr Gelenkschwellungen (t=2,1; p<,05). Darüber hinaus waren weibliche
Teilnehmer zu Reha‐Beginn häufiger in Selbsthilfegruppen organisiert als männliche Teilnehmer
(²=4,1; p<,05).
Bezüglich der therapeutischen Merkmalen unterschieden sich die Geschlechter zu T1 in folgenden
Punkten: Mehr weibliche Studienteilnehmer der KG gaben eine Operation am Bewegungsapparat in
den 12 Monaten vor der Rehabilitation an als männliche KG‐Teilnehmer (χ²=5,7; p<,05).
Gruppenübergreifend waren Frauen häufiger in stationärer Behandlung als Männer (χ²=5,4; p<,05).
Die Männer der KG waren dagegen durchschnittlich 24 Tage länger im Krankenhaus als Frauen der
KG (t=3,1; p<,01). In der Gesamtstichprobe gaben Frauen signifikant häufiger an, in den letzten vier
2,83,0
3,5 3,6
2,2 2,2
1
2
3
4
5
KG IG
sportbezogene Selbstwirksamkeit
wahrgenommene Vorteile körperlicher Aktivität
wahrgenommene Nachteile körperlicher Aktivität
KAKo‐Abschlussbericht 51
Wochen vor Reha‐Beginn einen Arzt aufgesucht zu haben, als Männer (χ²=4,7; p<,05). Es gab keine
nennenswerten geschlechtsspezifischen Unterschiede in den sozialmedizinischen Merkmalen.
Hinsichtlich aktivitätsbezogener und motivationaler Merkmale zu Reha‐Beginn fielen folgende
Unterschiede auf: Männliche Teilnehmer waren im Alltag (t=2,4; p<,05), in der Freizeit (t=3,1; p<,01)
und damit auch insgesamt (t=2,1; p<,05) aktiver als die weiblichen Teilnehmer. Dennoch überwogen
die wahrgenommenen Vorteilen gegenüber den Nachteilen körperlicher Aktivitäten bei den
weilblichen Teilnehmern stärker als bei den Männern (t=2,3; p<,05).
5.2.8 Zusammenfassung der Stichprobenbeschreibung
Nach Anpassung der statistischen Irrtumswahrscheinlichkeit (α‐Fehler‐Adjustierung nach Bonferroni)
gab es zwischen KG und IG nur einen Unterschied zu Reha‐Beginn: Die Patienten der KG absolvierten
ihre stationäre Rehabilitation signifikant häufiger in den Wintermonaten.
Tendenziell gaben die Teilnehmer der IG mehr Personen im Haushalt an, lebten häufiger in einer
Partnerschaft und waren zuversichtlicher, geplante körperliche Aktivitäten auch angesichts von
Hindernissen fortzuführen. Teilnehmer der KG gaben tendenziell mehr
Gelenkfunktionseinschränkungen an. Für alle weiteren soziodemographischen, krankheits‐ oder
aktivitätsbezogenen Merkmale wurden keine signifikanten Gruppenunterschiede beobachtet.
Nach Korrektur des Alpha‐Fehlers blieben folgende signifikanten Geschlechtsunterschiede zu Reha‐
Beginn bestehen: Frauen gaben weniger Haushaltsmitglieder an als Männer. Sie waren höher
gebildet und häufiger als Angestellte und in Teilzeit beschäftigt, während Männer eine niedrigeren
Bildungsstand berichteten und häufiger als Arbeiter und in Vollzeit beschäftigt waren. Der
Männeranteil fiel bei den cP‐Patienten wesentlich geringer aus als bei den SpA‐Patienten.
Tendenzielle Geschlechtseffekte zeigten sich für folgende Merkmale: Frauen gaben zu T1 weniger im
Haushalt lebende minderjährige Kinder an als Männer. Sie wiesen zu Reha‐Beginn eine schlechtere
Funktionskapazität auf als Männer, die sich u. a. in mehr Gelenkschwellungen ausdrückte. Sie waren
häufiger in ambulanter und stationärer Behandlung als Männer. Weibliche Teilnehmer waren
weiterhin eher in Selbsthilfegruppen organisiert. Die männlichen Studienteilnehmer nahmen zu T1
zwar weniger Vorteile gegenüber Nachteilen regelmäßiger Bewegungsaktivitäten wahr, waren aber
körperlich aktiver als die Frauen. Für alle weiteren soziodemographischen, krankheits‐ oder
aktivitätsbezogenen Merkmale wurden keine signifikanten Geschlechtsunterschiede beobachtet.
Signifikante und tendenzielle Unterschiede wurden in den Hypothesenprüfungen berücksichtigt.
5.3 Ergebnisse am Reha‐Ende
Zum zweiten Messzeitpunkt (Reha‐Ende) lagen Daten von insgesamt 303 Patienten vor32, darunter
von 153 Probanden der KG und 150 Teilnehmern der IG. Die Verteilung der Probanden auf die
Kliniken blieb gegenüber dem ersten Messzeitpunkt unverändert (Teufelsbad Fachklinik Blankenburg:
24 %, Rehazentrum Bad Eilsen: 76 %).
Im Folgenden werden gesundheitsbezogene und motivationale Merkmale sowie Ergebnisse der
Reha‐Evaluation in der T2‐Stichprobe insgesamt sowie für die KG und IG getrennt dargestellt.
Weiterhin werden die übermittelten KTL‐Daten der Kliniken beschrieben und auf Unterschiede
zwischen den beiden Teilnehmergruppen geprüft.
32 Von den 307 Teilnehmern, für die Daten zu T1 und zu T5 vorlagen, hatten vier Probanden den Fragebogen zu T2 nicht
ausgefüllt.
KAKo‐Abschlussbericht 52
Signifikante Unterschiede, die sich in den Gruppenvergleichen mittels t‐Tests, χ²‐Tests, logistischen
Regressionen oder Varianzanalysen mit Messwiederholung zeigten, sind entsprechend
gekennzeichnet.
5.3.1 Gesundheitsbezogene Merkmale
Tabelle 16 (S. 52) stellt die Ausprägungen der gesundheitsbezogenen Variablen für die
Gesamtstichprobe und im Gruppenvergleich zu T2 dar. Bei Berücksichtigung der Ausgangswerte zu
T1 in Varianzanalysen mit Messwiederholungen zeigten sich gruppenübergreifende Verbesserungen
für KG und IG nach stationärer Rehabilitation in allen untersuchten Merkmalen (alle Zeiteffekte:
p<,001; nur FFbH: p<,01).
Tabelle 16. Vergleich gesundheitsbezogener Merkmale der IG und KG zu T2 (Prozent).
Merkmal Ausprägung gesamt T2
(n=303)
KG
(n=153)
IG
(n=150)
KrankheitsaktivitätM SpA (BASDAI: 0‐10)***
cP (RADAI: 0‐10)***
3,9 (2,2)
3,7 (1,9)
3,5 (2,0)
3,9 (1,9)
4,2 (2,4)
3,4 (1,9)
Alltagsbezogene
Funktionskapazität
gesamtM (FFbH)**
ausgeprägte Einschränkung
mittlere Einschränkung
geringe Einschränkung
77,7 (16,2)
5,6
22,8
71,5
76,9 (16,8)
5,3
26,3
68,4
78,5 (15,6)
6,0
19,3
74,7
SchmerzenM Schmerzen in den letzten 4
Wochen (NRS: 0‐10)*** 4,4 (2,3) 4,5 (2,3) 4,4 (2,3)
Ängstlichkeit gesamtM (HADS‐D: 0‐21)***
auffällig (HADS‐D ≥ 11)
5,5 (4,0)
12,2
5,7 (4,0)
12,0
5,3 (4,0)
12,3
Depressivität gesamtM(HADS‐D: 0‐21)***
auffällig (HADS‐D ≥ 9)
3,8 (3,7)
11,5
4,2 (3,9)
15,4
3,4 (3,5)
7,5
Gesundheitsbezogene
Lebensqualität
körperliche Summenskala
(SF‐36: 0‐100)***
psychische Summenskala
(SF‐36: 0‐100)***
37,4 (8,5)
48,0 (11,5)
37,1 (8,2)
46,3 (11,8)
37,7 (8,7)
49,6 (11,0)
Anmerkungen. T5… 12 Monate nach Reha‐Ende; M… Mittelwert; SD… Standardabweichung; Signifikanzniveau der
Zeiteffekte (VA mit Messwdh.): ***p<,001.
Zu T2 berichteten Teilnehmer der IG durchschnittlich geringere Depressivitätswerte (HADS‐D: t=2,0;
p<,05; auffällig: ²=4,5; p<,05) als Teilnehmer der KG. Tendenziell hatten die KG‐Teilnehmer zu T2 ein
mehr als doppelt so hohes Risiko, depressiv auffällig zu sein (OR=2,2; 95%‐KI [1,0‐5,2]).Weiterhin
berichtete die IG zu T2 höhere Werte der psychischen Lebensqualität (psychische Summenskala des
SF‐36) als die KG (t=2,5; p<,05). Nach Kontrolle der Ausgangswerte zu T1 waren diese Unterschiede
jedoch nicht mehr signifikant. Weitere Gruppenunterschiede in gesundheitsbezogenen Merkmalen
bestanden zu T2 nicht.
Abbildung 9 (S. 53) stellt die Ausprägung der Summenskalen des SF‐36 sowie der alltagsbezogenen
Funktionskapazität (FFbH) in der Gesamtstichprobe im Zeitverlauf der Rehabilitation dar. Höhere
Werte bedeuten einen besseren Gesundheitszustand (grüne Balken) bzw. eine geringere
Beeinträchtigung (rote Balken).
KAKo‐Abschlussbericht 53
Abbildung 9. Gruppenübergreifende Verbesserungen der gesundheitsbezogenen Lebensqualität
(SF‐36) und alltagsbezogenen Funktionskapazität (FFbH) für die Gesamtstichprobe im
Reha‐Verlauf; Angaben der Mittelwerte (Skalenranges: 0‐100).
Abbildung 10 (S. 53) stellt die Entwicklung der Depressivität, Ängstlichkeit, Schmerzen und
Krankheitsaktivität für die Gesamtstichprobe im Zeitverlauf dar. Geringere Werte bedeuten hier
einen besseren Gesundheitszustand bzw. eine geringere Beeinträchtigung.
Abbildung 10. Gruppenübergreifende Verbesserungen der psychischen Gesundheit (HADS‐D),
Schmerzen (NRS) und Krankheitsaktivität (BASDAI, RADAI) für die Gesamtstichprobe
im Reha‐Verlauf; Angaben der Mittelwerte.
77,7
37,4
48,0
76,0
35,0
43,8
0 10 20 30 40 50 60 70 80 90
Funktionskapazität (FFbH)
körperliche Summenskala (SF‐36)
psychische Summenskala (SF‐36)
Reha‐Beginn Reha‐Ende
3,7
3,9
4,4
3,8
5,5
4,1
4,6
5,3
6,2
7,8
0 1 2 3 4 5 6 7 8 9
Krankheitsaktivität cP (RADAI: 0‐10)
Krankheitsaktivität SpA (BASDAI: 0‐10)
Schmerzen (NRS: 0‐10)
Depressivität (HADS‐D: 0‐21)
Ängstlichkeit (HADS‐D: 0‐21)
Reha‐Beginn Reha‐Ende
KAKo‐Abschlussbericht 54
5.3.2 Motivationale Merkmale
Aufgrund der innerhalb der stationären Rehabilitation für alle Rehabilitanden obligatorischen
Bewegungsprogramme (siehe Auswertung der KTL‐Daten unter Punkt 5.3.3), wurde am Reha‐Ende
auf die zusätzliche Erhebung der körperlichen Aktivität verzichtet. Im Folgenden werden jedoch
wichtige motivationale Merkmale der Stichprobe zu T2 vorgestellt.
Wie Abbildung 11 (S. 54) anschaulich darstellt, verbessern sich sowohl KG als auch IG im Verlauf der
stationären Rehabilitation hinsichtlich motivationaler Merkmale (alle Zeiteffekte: p<,001). Beide
Gruppen berichten zu T2 gegenüber T1 mehr wahrgenommene Vorteile (MT1=3,5 [±0,7] vs. MT2=3,8
[±0,7]) und weniger Nachteile (MT1=2,2 [±0,6] vs. MT2=2,0 [±0,5]). Die wahrgenommenen Nachteile
körperlicher Aktivität verringerten sich dabei sowohl hinsichtlich der „Angst vor Schädigung“
(MT1=2,1 [±0,7] vs. MT2=1,9 [±0,6]) als auch hinsichtlich „organisatorischer Hindernisse“ (MT1=2,3
[±0,7] vs. MT2=2,2 [±0,7]). Insgesamt konnten folglich alle Rehabilitanden ihre Entscheidungsbalance
bzgl. körperlicher Aktivitäten in Richtung wahrgenommener Vorteile verschieben (MT1=1,4 [±1,0] vs.
MT2=1,7 [±1,0]). Zudem sind die Studienteilnehmer am Reha‐Ende insgesamt zuversichtlicher als zu
Reha‐Beginn, eine geplante Sportaktivität auch angesichts von Hindernissen ausüben zu können
(MT1=2,9 [±0,7] vs. MT2=3,3 [±0,7]).
Abbildung 11. Verbesserungen motivationaler Merkmale für Kontroll‐ (KG) und Interventionsgruppe
(IG) im Reha‐Verlauf; Angaben der Mittelwerte.
Die IG berichtete zeitunabhängig eine höhere sportbezogene Selbstwirksamkeit (F=13,7; p<,001).
Diese Zuversicht bzgl. der Bewältigung von Hindernissen körperlicher Aktivität der IG stieg zum Ende
der Reha außerdem stärker an als die der KG (Interaktionseffekt Zeit x Gruppe: F=5,2; p<,05). Die IG
berichtete zu T2 zusätzlich eine positivere aktivitätsbezogene Entscheidungsbalance als die KG (t=2,1;
p<,05), ein Effekt, der sich auch nach Kontrolle der Ausgangswerte hielt (Interaktionseffekt Zeit x
Gruppe: F=4,0; p<,05). Die IG konnte ihre Wahrnehmung organisatorischer Hindernisse zu T2
gegenüber der KG deutlich verringern (Interaktionseffekt Zeit x Gruppe: F=4,6; p<,05).
Am Reha‐Ende nahm die IG weiterhin mehr Vorteile körperlicher Aktivität wahr (t=2,9; p<,01). Unter
Berücksichtigung der Ausgangswerte zu T1 war dieser Gruppenunterschied jedoch nicht mehr
signifikant.
2,83,1 3,0
3,43,53,7
3,63,9
2,2 2,1 2,22,0
1
2
3
4
5
Reha‐Beginn Reha‐Ende Reha‐Beginn Reha‐Ende
KG IG
Sportbezogene Selbstwirksamkeit
wahrgenommene Vorteile körperlicher Aktivität
wahrgenommene Nachteile körperlicher Aktivität
KAKo‐Abschlussbericht 55
5.3.3 KTL‐Daten der Kliniken
Zur Kontrolle des Therapieumfangs in KG und IG wurden die KTL‐Daten33 von insgesamt
403 Rehabilitanden in den beteiligten Rehabilitationskliniken erfasst und auf Gruppenunterschiede
zwischen KG und IG hin analysiert. Die hier dargestellten Auswertungen beziehen sich auf die KTL‐
Daten der Rehabilitanden, die sowohl an der initialen Befragung zu Reha‐Beginn (T1) als auch an der
T5‐Befragung (12‐Monats‐Katamnese) teilgenommen haben (n=307).
Gesamtleistungsumfang in der stationären Rehabilitation
Insgesamt wurden Therapien aus zehn der elf KTL‐Leistungsgruppen dokumentiert, denen sich 96
einzelne Leistungseinheiten zuordnen lassen (vgl. Tabelle 17, S. 55). Die Leistungsgruppen C
(Information, Motivation, Schulung) und K (Physikalische Therapie) wurden mit den meisten
unterschiedlichen KTL‐Codes dokumentiert, gefolgt von den Leistungsgruppen E (Ergotherapie,
Arbeitstherapie und andere funktionelle Therapie), B (Physiotherapie), F (Klinische Psychologie,
Neuropsychologie), A (Sport‐ und Bewegungstherapie) und D (Klinische Sozialarbeit, Sozialtherapie).
In den Leistungsgruppen G (Psychotherapie), H (Reha‐Pflege) und M (Ernährung) wurden maximal
zwei unterschiedliche Leistungseinheiten dokumentiert; die Leistungsgruppe L (Rekreationstherapie)
fand in der stationären rheumatologischen Rehabilitation keine Berücksichtigung.
Tabelle 17. Deskription der in KAKo dokumentierten KTL‐Leistungsgruppen und Leistungseinheiten.
Leistungsgruppe Anzahl der
Leistungseinheiten Kodierung der Leistungseinheiten
A Sport‐ und Bewegungstherapie 8 A021, A022, A024, A029, A031, A032, A051,
A094
B Physiotherapie 11 B014, B019, B020, B024, B033, B034, B039,
B049, B062, B063, B069
C Information, Motivation,
Schulung
21 C010, C020, C060, C070, C081, C082, C083,
C084, C085, C090, C100, C119, C141, C189,
C201, C211, C219, C229, C231, C251, C259
D Klinische Sozialarbeit,
Sozialtherapie
6 D010, D031, D032, D034, D043, D051
E Ergotherapie, Arbeitstherapie
und andere funktionelle
Therapie
14 E020, E031, E039, E070, E082, E085, E092,
E100, E151, E152, E171, E172, E173, E182
F Klinische Psychologie,
Neuropsychologie
10 F022, F053, F055, F056, F070, F081, F082, F084,
F091, F092
G Psychotherapie 1 G072
H Reha‐Pflege 1 H099
K Physikalische Therapie 22 K010, K022, K029, K030, K040, K060, K070,
K090, K110, K120, K130, K140, K160,
K170,K180, K220, K230, K240, K250, K270,
K322, K330
L Rekreationstherapie ‐ ‐
M Ernährung 2 M010, M021
Anmerkungen. KTL… Klassifikation therapeutischer Leistungen.
33 Klassifikation therapeutischer Leistungen in der medizinischen Rehabilitation (Deutsche Rentenversicherung, 2007)
KAKo‐Abschlussbericht 56
Die Gesamttherapiedauer (M=3.622 [±979] min) unterschied sich zwischen KG (M=3.466 [±1.053]
min) und IG (M=3.782 [±872] min; t=2,9; p<,01). Demnach nahmen die Teilnehmer der IG im Mittel
an 316 min mehr Therapien während der stationären Rehabilitation teil als Teilnehmer der KG. Da
die Dauer der stationären Aufenthalte der Rehabilitanden in den Kliniken erheblich variierte
(M=24 [±4] Tage; Range: 17 bis 36 Tage)34, diese den Umfang der erhaltenen Therapien aber direkt
beeinflusste, wurden die Therapiezeiten zur besseren Vergleichbarkeit für die Aufenthaltsdauer
adjustiert. Dargestellt sind daher im Folgenden jeweils die durchschnittlichen Behandlungszeiten in
Minuten pro Tag.
Tabelle 18 (S. 56) gibt einen Überblick über die durchschnittlichen Behandlungszeiten der
Einzelleistungen in den verschiedenen KTL‐Leistungsgruppen. Die Analyse der Gruppenunterschiede
belegt eine durchschnittlich 15 min längere Therapiezeit pro Tag für Teilnehmer der IG gegenüber
Teilnehmern der KG (t=3,6; p<,001; Cohens d=0,39). Dies entspricht einer um etwa 10,4 % erhöhten
Therapiedauer der IG gegenüber der KG. Innerhalb der einzelnen Leistungsgruppen zeigt sich ein
differenziertes Bild der Gruppenunterschiede. So absolvierten Teilnehmer der IG mehr Sport‐ und
Bewegungstherapien (d=2,20), aber weniger Physiotherapie (d=1,06), Ergo‐, Arbeits‐ und andere
funktionelle Therapien (d=0,49) sowie Therapien aus der Leistungsgruppe F (klinische und
Neuropsychologie) (d=0,53). Die höhere Gesamtbehandlungszeit in der IG resultiert daher
ausschließlich aus der höheren Therapiezeit in der KTL‐Leistungsgruppe A, nach welcher die IG‐
Teilnehmer durchschnittlich 39,5 min mehr Sport‐ und Bewegungstherapien pro Tag bekamen.
Tabelle 18. Vergleich der durchschnittlichen Behandlungszeiten der KTL‐Leistungsgruppen in KG (n= 156)
und IG (n=151) pro Tag (adjustiert für die Aufenthaltsdauer; M [SD]).
KTL‐Leistungsgruppe Behandlungszeiten
KG (min)
Behandlungszeiten
IG (min) p‐Wert*
A Sport‐ und Bewegungstherapie 27,0 (17,9) 66,5 (13,1) <,001
B Physiotherapie 30,9 (11,8) 18,4 (6,9) <,001
C Information, Motivation, Schulung 33,2 (13,1) 31,5 (13,3) ,253
D Klinische Sozialarbeit, Sozialtherapie 1,8 (3,8) 1,1 (1,5) ,030
E Ergotherapie, Arbeitstherapie und andere
funktionelle Therapie 8,4 (5,1) 5,9 (4,6) <,001
F Klinische Psychologie, Neuropsychologie 6,5 (8,0) 2,3 (4,0) <,001
G Psychotherapie 0,1 (0,7) 0,0 (0,0) ,319
H Reha‐Pflege 0,1 (0,4) 0,2 (0,4) ,627
K Physikalische Therapie 28,6 (9,9) 26,9 (8,5) ,123
M Ernährung 9,2 (24,2) 8,2 (22,9) ,709
GESAMT 145,8 (38,4) 160,9 (34,5) <,001
Anmerkungen. MW… Mittelwert; SD… Standardabweichung; IG… Interventionsgruppe; KG… Kontrollgruppe;
*… Signifikanzniveau der t‐Tests für unabhängige Stichproben.
Die prozentuale Verteilung der KTL‐Leistungsgruppen auf die Gesamttherapiezeit der KG und IG ist in
Abbildung 12 (S. 57) ersichtlich. Die KTL‐Leistungsgruppen D, G und H sind aufgrund der geringen
dokumentierten Therapiezeiten unter „Sonstiges“ zusammengefasst worden. Es ist auffällig, dass die
KG Therapien aus den KTL‐Bereichen A und B (vergleichbar mit C und K) in einem recht
34 Es bestanden keine Unterschiede in der Aufenthaltsdauer zwischen KG (M=23,9; SD=4,0) und IG (M=23,7; SD=3,8).
KAKo‐Abschlussbericht 57
ausgewogenem Verhältnis erhalten hat, während sich das Verhältnis von A und B in der IG stark in
Richtung des KTL‐Bereichs A zu Ungunsten des KTL‐Bereichs B verschob. Weitere KTL‐Bereiche sind
aufgrund der geringeren Therapiezeiten weniger betroffen. Doch zeigt sich hier u. a. in der IG
gegenüber der KG eine Reduktion des KTL‐Bereichs F, dem beispielsweise die Entspannungstherapien
zuzuordnen sind.
Abbildung 12. Prozentualer Anteil der Therapiebehandlungszeiten nach KTL‐Leistungsgruppen in
Kontroll‐ (KG) und Interventionsgruppe (IG).
Sport‐ und Bewegungstherapie in der stationären Rehabilitation
In Tabelle 19 (S. 58) sind die KTL‐Einzelleistungen der Kategorie A (Sport‐ und Bewegungstherapie)
differenziert dargestellt. Bis auf die Leistungseinheit A024 (Therapieformen im Wasser) wies die IG
gegenüber der KG in allen Therapiebereichen höhere durchschnittliche Gesamtbehandlungszeiten
auf. So absolvierten Teilnehmer der IG am Tag durchschnittlich 7 min mehr Geh‐ und Lauftraining
(A021), 6 min mehr Ergometertraining (A022) und 11,5 min mehr Muskelaufbautraining an
Krafttrainingsgeräten (A031). Ausschließlich in der IG durchgeführt wurden durchschnittlich 7,5 min
Bewegungstherapien zum Muskelaufbautraining ohne Krafttrainingsgeräte (A032) sowie 7,5 min
spielorientierte Sport‐ und Bewegungstherapien in der Halle oder im Freien (A051) pro Tag.
41
19
11
21
20
23
4
6
1
4
17
20
5
6
1
1
0 10 20 30 40 50 60 70 80 90 100
IG
KG
Prozent
A Sport‐ und Bewegungstherapie
B Physiotherapie
C Information, Motivation, Schulung
E Ergotherapie, Arbeitstherapie und andere funktionelle Therapie
F Klinische Psychologie, Neuropsychologie
K Physikalische Therapie
M Ernährung
Sonstiges
KAKo‐Abschlussbericht 58
Tabelle 19. Vergleich der durchschnittlichen Behandlungszeiten der therapeutischen Leistungseinheiten
in der KTL‐Leistungsgruppe A (Sport‐ und Bewegungstherapie) in KG und IG pro Tag (M [SD]).
KTL‐Leistungseinheit Behandlungszeiten
KG (min; n=156)
Behandlungszeiten
IG (min; n=151) p‐Wert*
A021 Geh‐ und Lauftraining mit definierter
Belastung 6,6 (10,1) 13,6 (6,7) <,001
A022 Ergometertraining ohne Monitoring 6,0 (5,2) 11,8 (3,5) <,001
A024 Therapieformen im Wasser (z.B. Schwimmen,
Aquajogging) 5,0 (9,2) 4,9 (9,0) ,875
A029 Sonstiges Ausdauertraining ohne Monitoring 0,0 (0,3) 0,1 (1,1) ,306
A031 Dynamisches oder statisches
Muskelaufbautraining an/mit
Krafttrainingsgeräten
8,8 (8,9) 20,3 (7,2) <,001
A032 Dynamisches oder statisches
Muskelaufbautraining ohne
Krafttrainingsgeräte
0,0 (0,0) 7,5 (4,5) <,001
A051 Spielorientierte Sport‐ und
Bewegungstherapie in der Halle oder im
Freien
0,0 (0,0) 7,5 (4,5) <,001
A094 Wassergewöhnung/Bewältigung 0,6 (2,8) 0,8 (4,1) ,645
Gesamtdauer 27,0 (18,5) 66,5 (13,2) <,001
Anmerkungen. MW… Mittelwert; SD… Standardabweichung; IG… Interventionsgruppe; KG… Kontrollgruppe;
*… Signifikanzniveau der t‐Tests für unabhängige Stichproben.
Kodierung der intensiven Trainingseinheiten in der Interventionsphase
In der Intervention wurden gegenüber der Standardrehabilitation (Kontrollphase) sowohl vom
Umfang als auch vom Anstrengungsgrad intensivere Bewegungstherapien durchgeführt. Diese
intensiven Einheiten wurden in den KTL‐Daten wie folgt kodiert (siehe Tabelle 20, S. 58).
Tabelle 20. KTL‐Kodierung der intensiven Trainingselemente in den Kooperationskliniken.
Rehazentrum Bad Eilsen Teufelsbad Fachklinik Blankenburg
8 KAKo‐Einheiten à 90 min:
‐ 30 min Fahrradergometertraining (A022)
‐ 30 min Zirkeltraining (A032)
‐ 30 min Gruppen‐ und Gemeinschaftssport
(A051)
1 intensive Wassergymnastik à 90 min (A024)
9 KAKo‐Einheiten à 90 min:
‐ 30 min Fahrradergometertraining (A022)
‐ 30 min Gruppengymnastik: Rheuma‐ oder
Bechterewgymnastik (B033) bzw. Schulter‐
und Wirbelsäulengymnastik (B034;
Ausnahme)
‐ 30 min Medizinische Trainingstherapie (A031)
6x 60 min Medizinische Trainingstherapie (A031) 6x 60 min Medizinische Trainingstherapie (A031)
6x 60 min Nordic Walking (A021) 6x 60 min Nordic Walking (A021)
Entsprechend der unterschiedlichen KTL‐Definition und ‐Kodierung der KAKo‐Einheiten in den
beteiligten Kooperationskliniken gestaltete sich die Analyse der tatsächlich durchgeführten KAKo‐
Einheiten schwierig. Die einzelnen Therapieelemente ließen sich (u. a. zahlenmäßig) nur bedingt zu
Gesamteinheiten kombinieren. Eine weitere Schwierigkeit bestand darin, dass zur Dokumentation
KAKo‐Abschlussbericht 59
der intensiven (KAKo‐)Einheiten KTL‐Codes verwendet wurden, die auch für die KG benutzt worden
waren. So war keine klare Unterscheidung zwischen KTL‐Codes für Standardrehabilitation und
Intervention möglich.
Die verstärkte Trainingsintensität der Therapien in der Interventionsphase spiegelt sich in den
übermittelten KTL‐Daten der Kliniken insgesamt eindrücklich wider (vgl. Tabelle 18, S. 56).
Insbesondere in der Leistungsgruppe A (Sport‐ und Bewegungstherapie) sind die zusätzlichen
intensiven Einheiten gut erkennbar (vgl. Tabelle 19, S. 58), darunter v. a. das Zirkeltraining und der
Gruppen‐ und Gemeinschaftssport, die ausschließlich für die IG dokumentiert wurden, sowie das
Fahrradergometertraining, die Medizinische Trainingstherapie und das Nordic Walking, die in der IG
signifikant häufiger als in der KG durchgeführt wurden.
Subgruppenanalysen
Subgruppenanalysen der KTL‐Daten weisen auf Geschlechts‐, Alters‐ und Indikationsunterschiede
hinsichtlich der durchschnittlichen Therapiedauern:
Geschlecht: Für Frauen wurden insgesamt durchschnittlich 12 min mehr Therapien pro Tag
dokumentiert als für Männer (p<,01), darunter jeweils5 min Therapien der Leistungsgruppe M
(Ernährung) (p<,01), 4 min Therapien der Leistungsgruppe B (Physiotherapie) (p<,05), 3 min der
Leistungsgruppe K (Physikalische Therapie) (p<,01) sowie ca. 2 min Therapien der
Leistungsgruppen E (Ergo‐, Arbeits‐ und andere funktionelle Therapie) (p<,001) und F (Klinische
und Neuropsychologie) (p<,01). Männer erhielten etwa 4 min mehr Therapien der
Leistungsgruppe A als Frauen (n.s.).
Alter: Ältere Probanden (> 47 Jahre; 157 min) erhielten während ihres Rehabilitationsaufenthaltes
im Mittel 8 min mehr Therapien pro Tag als jüngere Probanden (≤ 47 Jahre; 149 min) (n.s.). Für
jüngere Rehabilitanden wurde im Mittel 1 min mehr Therapie der KTL‐Leistungsgruppe D
(Klinische Sozialarbeit, Sozialtherapie) pro Tag dokumentiert (p<,01).
Diagnose: Probanden der Diagnosegruppe cP erhielten etwa ebenso viel Therapien pro Tag in der
stationären Rehabilitation (154 min) wie SpA‐Patienten (152 min; n.s.). Rehabilitanden mit cP
erhielten mehr Ergo‐, Arbeits‐ und andere funktionelle Therapien (8,8 min/Tag; KTL‐
Leistungsgruppe E) als Rehabilitanden mit SpA (3,2 min/Tag; p<,001).
Fazit: Der Gruppenunterschied zwischen KG und IG in der dokumentierten Gesamtbehandlungsdauer
beläuft sich auf insgesamt 316 min und damit auf etwa 15 min pro Tag zugunsten der IG (Erhöhung
um ca. 10,4 % gegenüber der KG, v. a. Sport‐ und Bewegungstherapie). Weiterhin wurden längere
Behandlungsdauern für ältere (ca. 8 min/Tag) und weibliche Rehabilitanden (ca. 12 min/Tag)
dokumentiert. In multivariaten Analysen werden vor dem Hintergrund dieser Befunde sowohl die
Klinik als auch für den Therapieumfang während der Rehabilitation als potentielle Einflussfaktoren
berücksichtigt.
5.3.4 Zufriedenheit der Rehabilitanden
Neben gesundheitsbezogenen und motivationalen Merkmalen wurde am Reha‐Ende die individuelle
Bewertung der Rehabilitation durch die Studienteilnehmer erfragt. Hier sollten die Reha‐Maßnahme
insgesamt sowie der subjektiv eingeschätzte Erfolg der Rehabilitation, die Qualität und Güte der
Angebote sowie deren Umfang bewertet werden. Weiterhin waren das Ausmaß der Vorbereitung auf
die Zeit nach der Rehabilitation sowie die Anregungen zu gesundheitsförderlichen Maßnahmen von
KAKo‐Abschlussbericht 60
besonderem Interesse. Die Art der erhaltenen Behandlungen und deren Bewertung stellten weitere
Aspekte der Reha‐Evaluation dar.
Tabelle 21 (S. 60) gibt einen Überblick über die Teilnahme der Rehabilitanden an verschiedenen
Behandlungen der Reha‐Kliniken sowie die Beurteilung dieser Therapien durch die Rehabilitanden. Es
zeigt sich, dass fast alle Rehabilitanden an physikalischen Anwendungen (98 %), Sport‐ und
Bewegungstherapien (97 %), Krankengymnastik (87 %) und Ergotherapie (75 %) teilgenommen
hatten. Weniger in Anspruch genommen wurden Entspannungs‐ (41 %) und Beschäftigungstherapie
(16 %). Die Beurteilungen der Behandlungen lagen insgesamt bei „gut“ bis „sehr gut“.
Gruppenunterschiede zeigten sich bei fünf der sechs beschriebenen Behandlungsarten: Teilnehmer
der IG nahmen häufiger an Sport‐ und Bewegungstherapien teil (²=6,6; p<,05), während Teilnehmer
der KG häufiger an Krankengymnastik (²=8,7; p<,01), Ergo‐ (²=10,6; p<,01) und
Entspannungstherapien (²=27,0; p<,001) teilnahmen. Die IG gab insgesamt positivere Bewertungen
ihrer Sport‐ und Bewegungstherapien (t=6,0; p<,001; d=0,64) sowie der erhaltenen physikalischen
Anwendungen (t=2,6; p<,05; d=0,27) ab.
Tabelle 21. Teilnahme an verschiedenen Therapien während der Rehabilitation und deren Beurteilung
durch die IG und KG zu T2 (Prozent bzw. M [SD]).
Behandlung (Beurteilung) gesamt
(N=303)
KG
(153)
IG
(150)
Krankengymnastik**
(1=sehr schlecht, 2=schlecht, 3=teils/teils, 4=gut, 5=sehr gut)
86,8
4,2 (0,7)
92,6
4,2 (0,7)
81,0
4,3 (0,7)
Sport‐ und Bewegungstherapie*
(1=sehr schlecht, 2=schlecht, 3=teils/teils, 4=gut, 5=sehr gut)***
96,7
4,4 (0,6)
94,0
4,2 (0,6)
99,3
4,6 (0,5)
Physikalische Anwendungen
(1=sehr schlecht, 2=schlecht, 3=teils/teils, 4=gut, 5=sehr gut)*
97,7
4,4 (0,7)
97,4
4,2 (0,8)
98,0
4,5 (0,6)
Ergotherapie**
(1=sehr schlecht, 2=schlecht, 3=teils/teils, 4=gut, 5=sehr gut)
74,8
4,2 (0,8)
82,9
4,2 (0,8)
66,7
4,3 (0,8)
Beschäftigungstherapie
(1=sehr schlecht, 2=schlecht, 3=teils/teils, 4=gut, 5=sehr gut)
15,9
4,2 (0,8)
18,3
4,1 (0,8)
13,4
4,3 (0,7)
Entspannungstherapie***
(1=sehr schlecht, 2=schlecht, 3=teils/teils, 4=gut, 5=sehr gut)
38,0
4,2 (0,8)
52,3
4,2 (0,8)
23,3
4,1 (0,8)
Anmerkungen. IG… Interventionsgruppe; KG… Kontrollgruppe; T2… Reha‐Ende; M… Mittelwert; SD… Standardabweichung;
Signifikanzniveau der Gruppenunterschiede (Chi²‐Tests, t‐Tests): ***p<,001; **p<,01; *p<,05.
Tabelle 22 (S. 61) beschreibt die Teilnahme der Rehabilitanden an Angeboten der Reha‐Kliniken
(Vorträge, Seminare oder Schulungen) zu verschiedenen gesundheitsbezogenen Themen sowie die
qualitative Beurteilung dieser Angebote. Besonders häufig wurden Angebote zu
krankheitsbezogenen Themen, wie z. B. Rheuma, Diabetes, Asthma oder Rückenproblemen, besucht
(73 %), gefolgt von Veranstaltungen zu „Ernährung, (Über‐)Gewicht und Gewichtsabnahme“ (59 %)
sowie „Schmerz und Schmerzbewältigung“ (58 %). Seltener in Anspruch genommen wurden
Angebote zu den Themen „Stress und Stressabbau“ (39 %), „Bewegungsmangel und Sport“ (26 %)
und „Rauchen und Alkohol“ (6 %). Diese Informationsveranstaltungen wurden themenübergreifend
von allen Rehabilitanden im Durchschnitt mit „gut“ bewertet. Teilnehmer der IG nahmen häufiger an
Veranstaltungen zu „Bewegungsmangel, Sport und Herz‐Kreislaufsystem“ teil (²=13,4; p<,001). Teilnehmer der KG besuchten häufiger Veranstaltungen zu „Stress und Stressabbau“ (²=5,7; p<,05).
KAKo‐Abschlussbericht 61
Tabelle 22. Teilnahme an Vorträgen, Seminaren oder Schulungen während der Reha und Beurteilung
dieser Angebote durch die IG und KG zu T2 (Angaben in Prozent und M [SD]).
Themen (Antwortkategorien) gesamt
(N=303)
KG
(153)
IG
(150)
Ernährung, (Über‐)Gewicht und Gewichtsabnahme
(1=sehr schlecht, 2=schlecht, 3=teils/teils, 4=gut, 5=sehr gut)
59,0
4,0 (0,7)
61,9
3,9 (0,6)
56,1
4,1 (0,7)
Stress und Stressabbau*
(1=sehr schlecht, 2=schlecht, 3=teils/teils, 4=gut, 5=sehr gut)
39,0
3,9 (0,8)
45,8
3,9 (0,9)
32,2
4,0 (0,8)
Schmerz und Schmerzbewältigung
(1=sehr schlecht, 2=schlecht, 3=teils/teils, 4=gut, 5=sehr gut)
58,0
4,1 (0,7)
56,2
4,0 (0,7)
59,9
4,1 (0,7)
Bewegungsmangel, Sport und Herz‐Kreislaufsystem***
(1=sehr schlecht, 2=schlecht, 3=teils/teils, 4=gut, 5=sehr gut)
26,1
4,2 (0,6)
16,7
4,0 (0,6)
35,7
4,3 (0,5)
krankheitsbezogene Themen, wie z. B. Rheuma, Diabetes, Asthma,
Rückenprobleme
(1=sehr schlecht, 2=schlecht, 3=teils/teils, 4=gut, 5=sehr gut)
73,1
4,3 (0,6)
72,3
4,2 (0,6)
73,8
4,3 (0,7)
Alltagsdrogen wie z. B. Nikotin, Alkohol und andere Drogen
(1=sehr schlecht, 2=schlecht, 3=teils/teils, 4=gut, 5=sehr gut)
6,2
3,8 (1,4)
4,7
4,0 (1,4)
7,6
3,7 (1,5)
Anmerkungen. IG… Interventionsgruppe; KG… Kontrollgruppe; T2… Reha‐Ende; M… Mittelwert; SD… Standardabweichung;
Signifikanzniveau der Gruppenunterschiede (Chi²‐Tests, t‐Tests): ***p<,001, *p<,05.
Die Rehabilitanden der Interventionsphase gaben häufiger an, dass die Reha‐Klinik für ihre
Beschwerden die richtigen Betreuungen, Behandlungen und Beratungen hatte (t=2,1; p<,05; d=0,23).
Wie Abbildung 13 (S. 61) zu entnehmen ist, waren die Rehabilitanden in der Kontrollphase häufiger
ambivalent bzgl. der Qualität und Güte der Therapieangebote (22,0 % vs. 10,1 %), während
Rehabilitanden der Interventionsphase die angebotenen Therapien häufiger als passend für ihre
Beschwerden einschätzten (52,3 % vs. 46,0 %).
Abbildung 13. Beurteilung der Qualität der Angebote während der Rehabilitation durch Teilnehmer
der Kontroll‐ (n=153) und Interventionsgruppe (n=150). Angaben in Prozent.
0,7 2,7
22,0
28,7
46,0
0,7 1,3
10,1
35,6
52,3
0
10
20
30
40
50
60
nein eher nein teils ja, teils nein eher ja ja
Angaben
in Prozent
Für meine Beschwerden hatte die Reha‐Klinik die richtigen Betreuungen, Behandlungen und Beratungen.
Kontrollgruppe Interventionsgruppe
KAKo‐Abschlussbericht 62
Der Umfang der stationären Angebote (Betreuungen, Behandlungen und Beratungen) wurde von den
Teilnehmern der KG häufiger als „zu wenig“ (25,2 % vs. 14,1 %) oder „viel zu wenig“ (4,1 % vs. 0,7 %)
und von den Teilnehmern der IG häufiger als „genau richtig“ (80,5 % vs. 70,1 %) eingeschätzt (t=3,7;
p<,001; ²=13,8; p<,01; d=0,39). Wie in Abbildung 14 (S. 62) dargestellt, gab es in keiner der beiden
Gruppen Anzeichen für eine erhebliche Überforderung (jeweils 0 % „viel zu viel“).
Abbildung 14. Beurteilung des Umfangs der Angebote während der Rehabilitation durch Teilnehmer
der Kontroll‐ (n=153) und Interventionsgruppe (n=150). Angaben in Prozent.
Wie aus Abbildung 15 (S. 62) ersichtlich, bewerteten die Teilnehmer der Interventionsgruppe ihre
Reha‐Maßnahme häufiger mit „sehr gut“ (36,7 % vs. 22,7 %), während die Teilnehmer der
Kontrollgruppe häufiger ambivalente Einschätzungen vornahmen (16,7 % vs. 9,3 %) (t=2,8; p<,01;
²=8,7; p<,05; d=0,32). Nur sieben Probanden bewerteten ihre Maßnahme als „schlecht“.
Abbildung 15. Bewertung der Reha‐Maßnahme insgesamt durch Teilnehmer der Kontroll‐ (n=153)
und Interventionsgruppe (n=150). Angaben in Prozent.
4,1
25,2
70,1
0,7 0,00,7
14,1
80,5
4,70,0
0
20
40
60
80
100
viel zu wenig zu wenig genau richtig zu viel viel zu viel
Angaben
in Prozent
Die Betreuung und meine Behandlungen in der Reha‐Klinik waren mir…
Kontrollgruppe Interventionsgruppe
0,0 2,7
16,7
58,0
22,7
0,0 2,0
9,3
52,0
36,7
0
10
20
30
40
50
60
70
sehr schlecht schlecht teils, teils gut sehr gut
Angaben
in Prozent
Wie würden Sie Ihre Reha‐Maßnahme insgesamt bewerten?
Kontrollgruppe Interventionsgruppe
KAKo‐Abschlussbericht 63
Abbildung 16 (S. 63) ist zu entnehmen, dass die durchschnittliche Beurteilung des Erfolgs der Reha‐
Behandlung im „guten“ Bereich lag. Teilnehmer der IG bewerteten den Erfolg ihrer Reha‐Maßnahme
jedoch häufiger als „sehr gut“ und „ausgezeichnet“, während Teilnehmer der KG den Erfolg ihrer
Maßnahme häufiger als „mittelmäßig“ einschätzten (t=3,7; p<,001; ²=15,2; p<,01; d=0,44).
Abbildung 16. Bewertung des Reha‐Erfolges insgesamt durch Teilnehmer der Kontroll‐ (n=153) und
Interventionsgruppe (n=150). Angaben in Prozent.
Die Rehabilitanden wurden weiter gefragt, wie gut sie sich durch die Reha‐Klinik auf die Zeit nach der
Reha vorbereitet fühlen. Die Ergebnisse sind in Tabelle 23 (S. 64) aufgeführt. Die Rehabilitanden der
Interventionsphase fühlten sich im Mittel besser auf die Zeit nach der Reha vorbereitet als
Rehabilitanden der Kontrollphase (t=5,6; p<,001; d=0,56). Gegenüber der KG berichtete die IG
häufiger, nützliche Verhaltensempfehlungen für den häuslichen und Freizeitbereich (t=2,9; p<,01;
d=0,31) erhalten zu haben. Weiterhin hatten sie öfter Beratungen und Hilfen zur Fortführung von
Behandlungen (²=18,2; p<,001) und sportlichen Aktivitäten am Wohnort (²=53,5; p<,001) erhalten und schätzten diese jeweils positiver ein als die KG (t=3,4; p<,001; d=0,43 bzw. t=3,8; p<,001;
d=0,46).
2,0
25,8
49,0
21,2
2,02,0
12,0
46,7
32,7
6,7
0
10
20
30
40
50
60
schlecht mittelmäßig gut sehr gut ausgezeichnet
Angaben
in Prozent
Wie beurteilen Sie den Erfolg der Reha‐Behandlung insgesamt?
Kontrollgruppe Interventionsgruppe
KAKo‐Abschlussbericht 64
Tabelle 23. Globale Beurteilung der Rehabilitation sowie Bewertung der Vorbereitung auf die Zeit nach der Reha durch die IG und KG zu T2 (M [SD]).
Frage (Antwortkategorien) gesamt
(N=303)
KG
(153)
IG
(150)
Ich wurde in der Reha‐Klinik insgesamt gut auf die Zeit nach der Reha vorbereitet.***
(1=nein, 2=eher nein, 3=teils ja/teils nein, 4=eher ja, 5=ja)
3,9 (1,0) 3,6 (1,1) 4,2 (0,8)
Ich habe für den häuslichen und den Freizeitbereich nützliche Verhaltensempfehlungen in der Reha‐Klinik erhalten.**
(1=nein, 2=eher nein, 3=teils ja/teils nein, 4=eher ja, 5=ja)
4,2 (1,0) 4,0 (1,1) 4,30 (,91)
Erhielten Sie in der Reha‐Klinik Beratungen und Hilfen, um Ihnen die Fortführung von Behandlungen am Wohnort zu erleichtern?
(z. B. Adressen‐ und Kontaktvermittlung, Kontaktaufnahme mit Ärzten oder Diensten am Wohnort)***
77,7 67,1 87,9
→ Beurteilung:***
(1=sehr schlecht, 2=schlecht, 3=teils/teils, 4=gut, 5=sehr gut) 4,1 (0,7) 3,9 (0,8) 4,2 (0,7)
Erhielten Sie in der Reha‐Klinik Beratungen und Hilfen, um Ihnen die Fortführung von sportlichen Aktivitäten am Wohnort zu erleichtern? (z. B. Adressen‐ und Kontaktvermittlung, Kontaktaufnahme mit behindertensportgruppen oder Vereinen am Wohnort)***
73,9 54,9 92,5
→ Beurteilung:***
(1=sehr schlecht, 2=schlecht, 3=teils/teils, 4=gut, 5=sehr gut) 4,1 (0,7) 3,9 (0,8) 4,2 (0,6)
Anmerkungen. IG… Interventionsgruppe; KG… Kontrollgruppe; T2… Reha‐Ende; M… Mittelwert; SD… Standardabweichung;
Signifikanzniveau der Gruppenunterschiede (Chi²‐Tests, t‐Tests): ***p<,001, **p<,01, *p<,05.
Unter den Anregungen, etwas Neues zu beginnen oder eine bisherige Aktivität fortzusetzen, um die
Gesundheit zu bessern oder zu erhalten, wurden am häufigsten Ausdauersport (85 %) und die
Veränderung der Lebensgewohnheiten (84 %) genannt, gefolgt von Reha‐Sport (74 %),
Ernährungsumstellung (73 %) und Krankengymnastik (67 %). Etwa die Hälfte der Rehabilitanden
erhielt Anregungen zu Entspannungsübungen (55 %) und Gesundheitskursen (51 %), nur knapp ein
Drittel wurde mit Selbsthilfegruppen (39 %) oder intensivierten Nachsorgeprogrammen (34 %)
vertraut gemacht. Eine Übersicht der in der Rehabilitation erhaltenen Anregungen findet sich in
Abbildung 17 (S. 65). Die IG berichtete häufiger über Anregungen zu Ausdauersport (²=14,4; p<,001), Veränderungen der Lebensgewohnheiten (²=5,7; p<,05) und intensivierten
Nachsorgeprogrammen (²=34,4; p<,001), während die KG häufiger die Anregung zu
Entspannungsübungen berichtete (²=10,1; p<,01).
KAKo‐Abschlussbericht 65
Abbildung 17. Angaben der Rehabilitanden in Kontroll‐ und Interventionsgruppe über während der
Rehabilitation erfahrene Anregungen zu gesundheitsförderlichen Verhaltensweisen.
Angaben in Prozent; t‐Tests: *p<,05; **p<,01; ***p<,001.
Fazit: Insgesamt wird die stationäre rheumatologische Rehabilitation gut bis sehr gut bewertet. In
der Interventionsgruppe mit intensiven bewegungstherapeutischen und motivationsfördernden
Elementen konnte hinsichtlich der Evaluation der Rehabilitationsmaßnahme und der angebotenen
Therapien sogar noch eine Steigerung gegenüber der Kontrollgruppe mit konventioneller
Rehabilitation erreicht werden. Die unterschiedlichen Angaben der Rehabilitanden in KG und IG bzgl.
der erhaltenen Anregungen zu gesundheitsförderlichen Verhaltensweisen belegen die erfolgreiche
Vermittlung der Interventionsinhalte im Rahmen des stationären Rehabilitationsaufenthaltes.
5.3.5 Genderaspekte im Reha‐Verlauf
Auch zum zweiten Messzeitpunkt zeigten sich Unterschiede zwischen den Geschlechtern, vor allem
in der Entwicklung verschiedener motivationaler Merkmale seit Reha‐Beginn. So konnten weibliche
Studienteilnehmer ihre Entscheidungsbalance bzgl. körperlicher Aktivität im Reha‐Verlauf gegenüber
den Männern deutlicher verbessern (Interaktionseffekt Zeit x Geschlecht: F=7,6; p<,001). Vor allem
die Frauen der IG nahmen zu T2 deutlich weniger organisatorische Hindernisse wahr als noch zu T1
(Interaktionseffekt Zeit x Geschlecht: F=6,3; p<,01), so dass sich Männer und Frauen am Reha‐Ende
auf einem diesbezüglich gleichen Level befanden.
72
51
42
67
70
78
64
16
77
73
51
35
63
78
89
44
52
93
0 10 20 30 40 50 60 70 80 90 100
Umstellung der Ernährung
Gesundheitskurs (z. B. Asthmasportgruppe, Rückenschule)
Selbsthilfe‐ oder Gesprächsgruppe
Krankengymnastik (einzeln oder in der Gruppe)
Reha‐Sport (z. B. Herzgruppe)
Veränderung der Lebensgewohnheiten (z.B. gesünder essen, mehr bewegen)*
Entspannungsübungen (z.B. autogenes Training)**
Programme zur intensiven Nachsorge (z. B. IRENA)***
Ausdauersport (z. B. Laufen, Schwimmen)***
Hat die Reha Sie dazu angeregt, etwas Neues zu beginnen oder eine bisherige Aktivität fortzusetzen, um Ihre Gesundheit zu bessern oder zu erhalten?
Interventionsgruppe Kontrollgruppe
KAKo‐Abschlussbericht 66
Bislang ist nicht viel darüber bekannt, inwieweit das Angebot der Rehabilitationsmaßnahmen für
Männer und Frauen gleichermaßen bedarfs‐ und bedürfnisgerecht ausgestaltet ist. Daher wurden die
Ergebnisse der Probandenbefragung bzgl. der Zufriedenheit mit der stationären Rehabilitation auf
Geschlechtsunterschiede hin geprüft, die im Folgenden dargestellt sind.
In der allgemeinen Bewertung bzw. der Bewertung des Erfolgs und der Qualität und Güte der
Angebote unterschieden sich Frauen und Männer nicht. Geschlechtsspezifische Unterschiede
hinsichtlich der Teilnahme und Beurteilung verschiedener Therapien während der Rehabilitation
fanden sich wie folgt: Frauen der IG erhielten gegenüber den Männern der IG häufiger
Entspannungstherapien (χ²=4,1; p<,05). Frauen der KG erhielten öfter Beschäftigungstherapien als
Männer der KG (χ²=5,6; p<,05), aber auch häufiger als Frauen der IG (χ²=15,2; p<,001). Sowohl in der
KG als auch in der IG empfanden die meisten Teilnehmer den Umfang des Therapieangebots als
„genau richtig“. Die Frauen der IG empfanden das Angebot im Vergleich zu den Frauen der KG jedoch
nur wenig häufiger als „zu umfangreich“ (KG: 1 % vs. IG: 7 %), während ein größerer Unterschied bei
der Beurteilung des Angebots als „zu wenig“ durch die Frauen festzustellen war: KG: 23 % vs. IG: 8 %.
Bis auf Veranstaltungen zum Herz‐Kreislaufsystem, die vorwiegend von den männlichen Teilnehmern
der IG besucht wurden (χ²=4,7; p<,05), unterschieden sich Männer und Frauen nicht hinsichtlich der
Teilnahme an oder der Beurteilung der Vorträge, Seminare oder Schulungen während des
Rehabilitationsaufenthaltes.
Bezogen auf die Beurteilung der Vorbereitung auf Zeit nach Rehabilitation gab es zwischen Männern
und Frauen kaum Unterschiede: Frauen erhielten häufiger Anregungen zu Entspannungsübungen
(χ²=4,5; p<,05) und zur Teilnahme an Selbsthilfegruppen (χ²=6,3; p<,05) als Männer. Teilnehmerinnen
der KG berichteten dabei häufiger über Anregungen zu Entspannungsübungen als Teilnehmerinnen
der IG (χ²=8,1; p<,01). Bezüglich der Anregungen zu bewegungsbezogenen Angeboten und
Aktivitäten gab es keine Geschlechtsunterschiede.
Fazit: Nach Anpassung des Alpha‐Fehlers nach Bonferroni blieben nur zwei signifikante
Geschlechtsunterschiede im Reha‐Verlauf: Frauen verbesserten sich zum Reha‐Ende im Vergleich zu
Reha‐Beginn deutlich hinsichtlich ihrer wahrgenommenen Vorteile gegenüber Nachteilen
körperlicher Aktivität. Frauen der KG erhielten gegenüber Frauen der IG mehr
Beschäftigungstherapien.
Die Wahrnehmung organisatorischer Hindernisse verringerte sich bei den Frauen der IG gegenüber
dem Ausgangszustand, so dass sie sich zu T2 auf einem Level mit den Männern der IG befanden.
Weitere Geschlechtsunterschiede im Verlauf soziodemografischer, gesundheitsbezogener oder
motivationaler Merkmale waren nicht zu erkennen. Männer und Frauen beurteilten den Erfolg, die
Therapien sowie ihre stationäre Rehabilitation insgesamt mit „gut“ bis „sehr gut“. Die
unterschiedliche Einschätzung des Therapieumfanges in KG und IG ging vor allem auf die Frauen
zurück: Während die Frauen der IG die Therapien nur wenig häufiger als „zu umfangreich“
einschätzten (Differenz: 6 %), schätzten die Frau der KG die Behandlungen deutlich häufiger als „zu
wenig“ ein (Differenz 15 %). Frauen erhielten gegenüber den Männern häufiger Beschäftigungs‐ und
Entspannungstherapien. Männer besuchten häufiger Schulungen zum Herz‐Kreislaufsystem. Beide
Geschlechter fühlten sich gleich gut auf die Zeit nach der Rehabilitation vorbereitet. Frauen gaben
häufiger an, Anregungen zu Entspannungsübungen und zur Teilnahme an Selbsthilfegruppen
erhalten zu haben. Bezüglich der Anregungen zu bewegungsbezogenen Angeboten und Aktivitäten
nach Reha‐Ende gab es keine Geschlechtsunterschiede.
KAKo‐Abschlussbericht 67
5.4 Hypothesenprüfung zu Gruppenunterschieden im Ein‐Jahres‐Verlauf
Im Folgenden werden die Ergebnisse der Überprüfung der in Abschnitt 3 beschriebenen Hypothesen
ausführlich dargestellt. Die Hypothesenprüfung erfolgt nach dem unter den Punkten 4.6.2 b) und c)
beschriebenen Vorgehen.
5.4.1 Hauptzielgröße
Als Hauptzielgröße in dieser Studie diente die körperliche Summenskala des SF‐36. Die Prüfung der
Gruppenunterschiede zu T5 unter Kontrolle der Ausgangswerte per Varianzanalyse mit
Messwiederholung zeigte eine signifikante Zunahme der Werte aller Studienteilnehmer im
Zeitverlauf (Zeiteffekt: F=9,4; p<,01) sowie eine größere Verbesserung der KG gegenüber der IG
(Interaktionseffekt: Zeit x Gruppe: F=5,7; p<,05). Demnach berichteten alle Studienteilnehmer 12
Monate nach Reha‐Ende eine bessere körperliche gesundheitsbezogene Lebensqualität als zu Reha‐
Beginn, wobei sich die Teilnehmer der KG stärker verbesserten als die Teilnehmer der IG. Die
standardisierte Effektstärke (SES) des Gruppenunterschieds zu T5 (n.s.) fällt mit d=0,21 gering aus.
Einen grafischen Eindruck der Entwicklung der körperlichen Summenskala über alle vier
Messzeitpunkte gibt Abbildung 18 (S. 67).
Abbildung 18. Ausprägung der körperlichen Summenskala des SF‐36 in Kontroll‐ und
Interventionsgruppe zu Reha‐Beginn (T1), am Reha‐Ende (T2) sowie sechs (T4) und
12 Monate nach Reha‐Ende (T5).
Eine multivariate statistische Analyse der Gruppenunterschiede im Zeitverlauf wurde unter Kontrolle
zuvor identifizierter Einflussvariablen35 inkl. der festen Kontrollvariablen Geschlecht, Alter, Diagnose
und Klinik durchgeführt. Der Interaktionseffekt Zeit x Gruppe (F=6,6; p<,05) sowie der gefundene
Zeiteffekt (F=4,2; p<,05) blieben auch unter Kontrolle dieser Einflussvariablen bestehen. Weitere
signifikante Interaktionseffekte fanden sich im Zeitverlauf für das Lebensalter (F=4,2; p<,05) sowie
für die psychische Lebensqualität (F=21,2; p<,001) und die Schmerzen zu Reha‐Beginn (F=27,3;
p<,001). Demnach nahm die körperliche Lebensqualität von T1 zu T5 für die Probanden stärker zu,
35 psychische Summenskala, Schmerzen und Behandlung mit langfristig wirksamen Antirheumatika zu T1
34,3
36,7
37,537,4
35,3
38,0
37,135,5
25
30
35
40
45
T1 T2 T4 T5
körperliche Summen
skala des SF‐36 (0‐100)
KAKo Kontrollgruppe (n=126)
KAKo Interventionsgruppe (n=130)
KAKo‐Abschlussbericht 68
die jünger waren, höhere Werte der psychischen Lebensqualität und stärkere Schmerzen zu T1
berichteten. Der letztgenannte Befund erscheint kontraintuitiv: Bei genauerer Analyse des
Zeitverlaufs für die Schmerzen zeigte sich, dass Patienten mit niedrigeren Ausgangswerten des
Schmerzes (0 bis 4) eher eine negative Entwicklung ihrer körperlichen Summenskala aufwiesen,
während für Patienten mit stärkeren Schmerzen zu Reha‐Beginn (5 bis 10) entweder ein stabiles
Niveau der körperlichen Summenskala oder ein positiver Verlauf zu beobachten waren. In
Zahlenwerten ausgedrückt: Die Patienten mit geringeren Schmerzen zu Reha‐Beginn (n=104)
verschlechterten sich im Zeitverlauf geringfügig hinsichtlich ihrer körperlichen Lebensqualität (T1:
Mksk=40,6 vs. T5: Mksk=39,3), während sich Patienten mit anfänglich stärkeren Schmerzen (n=181) zur
12‐Monatskatamnese gegenüber Reha‐Beginn etwas verbesserten (T1: Mksk=31,6 vs. T5: Mksk=35,0)
(Interaktionseffekt Zeit x Schmerzausgangsgruppe36: F=17,4; p<,001). Außer dem
Gruppenunterschied zu T1 gab es hier jedoch keine klinisch relevanten Differenzen von mindestens
fünf Punkten auf der körperlichen Summenskala des SF‐36 (auch nicht im Zeitverlauf innerhalb der
Schmerzausgangsgruppen). Patienten mit geringeren Schmerzen zu T1 erreichten zu beiden
Messzeitpunkten höhere Werte der körperlichen Summenskala (Gruppeneffekt: F=52,9; p<,001).
In Tabelle 24 (S. 68) sind die Ergebnisse der Hypothesenprüfung bzgl. der Gruppenzugehörigkeit für
die Originaldaten und für einen imputierten Datensatz dargestellt, in welchem die fehlenden Daten
mittels multipler Imputation ersetzt wurden (siehe Punkt 4.6.2 d). Hier wird ersichtlich, dass der
Gruppeneffekt auch bei Wiederholung der Analyse mit den imputierten Daten signifikant bleibt. Die
Zugehörigkeit zur Kontrollgruppe war assoziiert mit einer besseren körperlichen Summenskala der
gesundheitsbezogenen Lebensqualität zu T5.
Tabelle 24. Einfache lineare Regression zur Prüfung der körperlichen Summenskala zu T5 auf Gruppenunterschiede zwischen KG und IG (Vergleich: Ergebnisse der Originaldaten und Ergebnisse nach Ersetzung fehlender Werte mittels multipler Imputation).
Originaldaten (n=285) Imputierter Datensatz (n=307)
B SE 95%‐KI für B p B SE 95%‐KI für B p
Gruppe (0=KG/1=IG) ‐2,3 1,0 ‐4,4 ‐0,3 ,028 ‐2,0 1,0 ‐4,0 ‐0,1 ,045
Anmerkungen. T5… 12‐Monats‐Katamnese; KG… Kontrollgruppe; IG… Interventionsgruppe; B… Regressionskoeffizient; SE…
Standardfehler; 95%‐KI… 95%‐Konfidenzintervall; p… Signifikanzniveau; R²=,265 (R²korr=,260).
Abbildung 19 (S. 69) gibt einen Eindruck der Werte der körperlichen gesundheitsbezogenen
Lebensqualität der Studienstichprobe in Relation zu anderen erkrankten Populationen
(„Gelenkrheumatismus, Arthrose, Arthritis“ und „Rückenschmerzen, Ischias, Bandscheibenschaden“)
laut Manual des SF‐36 (Bullinger & Kirchberger, 1998). Weit unter den Werten der Normpopulation
(M=50, SD=10) finden sich die Studienteilnehmer zwischen der Stichprobe mit Gelenkerkrankungen
und den Vergleichswerten der Rückenschmerzstichprobe wieder.
36 Schmerzausgangsgruppe: 0=geringere Schmerzen zu T1 (NRS: 0‐4); 1=stärkere Schmerzen zu T1 (NRS:5‐10)
KAKo‐Abschlussbericht 69
Abbildung 19. Ausprägungen der körperlichen Summenskala des SF‐36 der KAKo‐Stichprobe zu
Reha‐Beginn (T1) und Reha‐Ende (T2) sowie sechs (T4) und 12 Monate nach
Entlassung (T5) in Relation zu Vergleichsstichproben (Bullinger & Kirchberger, 1998).
Fazit: Alle Studienteilnehmer berichteten zeit‐ und gruppenübergreifend geringere Werte der
körperlichen gesundheitsbezogenen Lebensqualität als die gesunde Normstichprobe und die
Vergleichsstichprobe mit Gelenkerkrankungen, aber höhere Werte als die Stichprobe mit
Rückenschmerzen. Die Teilnehmer der Kontrollgruppe hatten sich hinsichtlich ihrer körperlichen
Lebensqualität im Ein‐Jahres‐Verlauf leicht verbessert, während die Teilnehmer der
Interventionsgruppe zwar zu T2 die besseren Werte zeigten, zu T5 aber wieder auf das
Ausgangsniveau abfielen.
5.4.2 Nebenzielgrößen
Neben dem körperlichen Teil der gesundheitsbezogenen Lebensqualität wurden weitere Merkmale
auf Gruppenunterschiede im Ein‐Jahres‐Verlauf untersucht. Als Nebenzielgrößen dienten folgende zu
T5 erhobene Merkmale:
A Körperliche Gesundheit
‐ alltagsbezogene Funktionskapazität (FFbH: 0‐100),
‐ Schmerzen in den letzten vier Wochen (NRS: 0‐10),
B Psychische Gesundheit
‐ psychischer Teil der gesundheitsbezogenen Lebensqualität (psychische Summenskala des
SF‐36: 0‐100),
‐ Ängstlichkeit und Depressivität (HADS‐D: 0‐21),
C Körperliche Alltags‐ und Trainingsaktivitäten (FFkA),
D Motivation zu körperlicher Aktivität
‐ sportbezogene Selbstwirksamkeit (SSA: 1‐5),
‐ Entscheidungsbalance bzgl. sportlicher Aktivität (Vorteile minus Nachteile: ‐4 bis +4),
E Erwerbstätigkeit (0=nein/1=ja),
F Krankheitskosten im Ein‐Jahres‐Verlauf
‐ Gesamtkosten sowie
‐ direkte und indirekte Krankheitskosten.
48,6
34,837,3 37,3 36,5
30,2
20
25
30
35
40
45
50
55
60
T1 T2 T4 T5
körperliche Summen
skala des SF‐36
(0‐100)
Gelenkrheumatismus, Arthrose, Arthritis (n=508)
KAKo‐Stichprobe mit cP‐ und SpA‐Patienten (n=256)
Rückenschmerzen, Ischias, Bandscheibenschaden (n=243)
KAKo‐Abschlussbericht 70
Im Folgenden sind die Ergebnisse der einfachen und multivariaten Analysen zur Hypothesenprüfung
dargestellt (siehe Punkt 4.6.2 b) und c).
A Körperliche Gesundheit
Als Maße der körperlichen Gesundheit dienten neben der Hauptzielgröße (körperliche Summenskala
des SF‐36) die alltagsbezogene Funktionskapazität (FFbH) sowie das Ausmaß der Schmerzen in den
letzten vier Wochen (NRS).
Alltagsbezogene Funktionskapazität
War zu T2 noch eine Verbesserung der alltagsbezogenen Funktionskapazität für alle Teilnehmer zu
beobachten (Zeiteffekt: F=9,9; p<,01), gab es keine nennenswerten Veränderungen im weiteren
Zeitverlauf oder zwischen den untersuchten Gruppen (n.s.). Die standardisierte Effektstärke (SES) des
unwesentlichen Gruppenunterschieds zu T5 (n.s.; d=0,08) ist sehr gering. Die Werte des FFbH lagen
im Durchschnitt aller Studienteilnehmer zu allen Messzeitpunkten im oberen Bereich und sprechen
für eine insgesamt geringe funktionelle Einschränkung der Studienstichprobe. Der zu allen
Zeitpunkten beobachtete geringe Vorteil der IG gegenüber der KG ist nicht signifikant. Abbildung 20
(S. 70) veranschaulicht die Werte der Funktionskapazität im Studienverlauf für KG und IG.
Abbildung 20. Alltagsbezogene Funktionskapazität der Kontroll‐ und Interventionsgruppe im Ein‐
Jahres‐Verlauf. Darstellung der Mittelwerte.
Körperliche Schmerzen
Die Studienteilnehmer berichteten zu T5 gruppenübergreifend weniger Schmerzen als zu Reha‐
Beginn: Die gegenüber dem Reha‐Beginn aufgetretene Schmerzreduktion am Reha‐Ende und sechs
Monate nach Reha‐Ende (Zeiteffekte: p<,001) war 12 Monate nach Entlassung noch immer
nachweisbar (Zeiteffekt: F=6,8; p<,01). Signifikante Gruppenunterschiede waren zu keinem Zeitpunkt
beobachtbar. Der unwesentliche Gruppenunterschied zu T5 (n.s.) geht mit einer sehr geringen
Effektstärke von nur d=0,16 einher. Abbildung 21 (S. 71) stellt die Entwicklung der Schmerzen in KG
und IG über alle vier Messzeitpunkten der Studie anschaulich dar.
75,6
76,9 76,9
75,9
76,6
78,8
77,7 77,7
72
74
76
78
80
82
Reha‐Beginn Reha‐Ende 6 Monate nach Reha‐Ende
12 Monate nach Reha‐Ende
Alltagsbezogene Funktionskapazität
(FFbH‐P+R
: 0‐100)
Kontrollgruppe (n=134) Interventionsgruppe (n=138)
KAKo‐Abschlussbericht 71
Abbildung 21. Schmerzen in den letzten vier Wochen (NRS: 0‐10) der Kontroll‐ und
Interventionsgruppe im Ein‐Jahres‐Verlauf. Darstellung der Mittelwerte.
B Psychische Gesundheit
Die psychische Gesundheit wurde über die psychische Summenskala des SF‐36 sowie über die Werte
der Depressivität und Ängstlichkeit (HADS‐D) operationalisiert.
Psychischer Teil der gesundheitsbezogenen Lebensqualität
Verbesserungen der psychischen gesundheitsbezogenen Lebensqualität aller Studienteilnehmer im
Reha‐Verlauf (Zeiteffekt: F=54,2; p<,001) war auch sechs (Zeiteffekt: F=3,9; p<,05) und 12 Monate
nach Reha‐Ende noch sichtbar (Zeiteffekt: F=8,8; p<,01). Signifikante Gruppenunterschiede gab es
nicht. Die Effektstärke des Gruppenunterschieds zu T5 (n.s.) fällt mit d=0,15 entsprechend gering aus.
Abbildung 22 (S. 71) stellt die psychische Summenskala von KG und IG im Ein‐Jahres‐Verlauf dar.
Abbildung 22. Psychische Summenskala des SF‐36 in Kontroll‐ und Interventionsgruppe im Ein‐
Jahres‐Verlauf. Darstellung der Mittelwerte.
5,3
4,4
4,64,7
5,3
4,3
5,05,1
3,5
4,0
4,5
5,0
5,5
6,0
Reha‐Beginn Reha‐Ende 6 Monate nach Reha‐Ende
12 Monate nach Reha‐Ende
Schmerzen in den
letzten 4 W
ochen
(NRS: 0‐10)
Kontrollgruppe (n=132) Interventionsgruppe (n=136)
43,0
45,9
44,445,1
44,5
49,5
45,6
46,7
40
42
44
46
48
50
52
Reha‐Beginn Reha‐Ende 6 Monate nach Reha‐Ende
12 Monate nach Reha‐EndeP
sychische Summen
skala des SF‐36 (0‐100)
Kontrollgruppe (n=126) Interventionsgruppe (n=130)
KAKo‐Abschlussbericht 72
Depressivität (HADS‐D)
Die am Reha‐Ende sichtbaren Verbesserungen aller Studienteilnehmer hinsichtlich ihrer
Depressivitätswerte (Zeiteffekt: F=192,0; p<,001) blieben auch sechs (Zeiteffekt: F=9,3; p<,01) und
12 Monate nach Reha‐Ende bestehen (Zeiteffekt: F=17,4; p<,001). Die Verläufe der
Depressivitätswerte in Kontroll‐ und Interventionsgruppe von Reha‐Beginn bis 12 Monate nach
Entlassung sind Abbildung 23 (S. 72) zu entnehmen. Am Reha‐Ende ist zunächst eine tendenzielle
Verbesserung der IG gegenüber der KG zu beobachten (Interaktionseffekt Zeit x Gruppe: F=3,6;
p=,057). Dieser geringe Vorsprung der IG verschwindet im Zeitverlauf: Sechs und 12 Monate nach
Reha‐Ende ist hier kein Vorteil der IG gegenüber der KG mehr erkennbar (n.s.). Der unwesentliche
Gruppenunterschied zu T5 (n.s.) erzeugt eine entsprechende Effektstärke von d=0,03. Die
messzeitpunktüberdauernden höheren Depressivitätswerte der KG gegenüber der IG sind nicht
signifikant (n.s.).
Abbildung 23. Depressivitätswerte der Kontroll‐ und Interventionsgruppe zu Reha‐Beginn und Reha‐
Ende sowie sechs und 12 Monate nach Entlassung. Angabe der Mittelwerte.
Analog gestalteten sich die prozentualen Anteile der depressiv auffälligen Probanden in KG und IG
über den Studienzeitraum (siehe Abbildung 24, S. 73). Während die psychische Auffälligkeit
hinsichtlich der Depressivität zu T2 tendenziell durch die Gruppenzugehörigkeit erklärt werden
konnte (OR=2,2; 95%‐KI [1,0‐5,2]), gab es zu T4 und T5 keine so deutlichen Gruppenunterschiede
mehr (n.s.). Die gruppenübergreifenden Verbesserungen von T1 zu T2 (p<,001) blieben jeweils etwas
abgeschwächt zu T4 (p<,01) und T5 (p<,05) bestehen.
6,4
4,4
5,9
5,36,0
3,2
5,3 5,1
2
3
4
5
6
7
8
Reha‐Beginn Reha‐Ende 6 Monate nach Reha‐Ende
12 Monate nach Reha‐Ende
Dep
resivität (HADS‐D: 0
‐21)
Kontrollgruppe (n=131) Interventionsgruppe (n=136)
KAKo‐Abschlussbericht 73
Abbildung 24. Anteile depressiv auffälliger Studienteilnehmer zu Reha‐Beginn und Reha‐Ende sowie
sechs und 12 Monate nach Entlassung. Angabe in Prozent.
Ängstlichkeit (HADS‐D)
Alle Studienteilnehmer verbesserten sich hinsichtlich ihrer Ängstlichkeitswerte im Ein‐Jahres‐Verlauf
(Zeiteffekt: F=29,1; p<,001). Die Ein‐Jahres‐Verläufe der Ängstlichkeit in Kontroll‐ und
Interventionsgruppe sind Abbildung 25 (S. 73) zu entnehmen. Die starke Verbesserung der
Studienteilnehmer am Reha‐Ende verringert sich sechs und 12 Monate nach Reha‐Ende leicht, bleibt
aber zu jedem Zeitpunkt gegenüber dem Ausgangszustand signifikant (Zeiteffekte: p<,001). Die
höheren Werte der KG gegenüber der IG zu allen Messzeitpunkten sind nicht signifikant (n.s.). Die
standardisierte Effektstärke (SES) des sehr geringen Gruppenunterschieds zu T5 (n.s.) fällt mit d=0,10
ebenfalls sehr gering aus.
Abbildung 25. Ängstlichkeitswerte der Kontroll‐ und Interventionsgruppe zu Reha‐Beginn und Reha‐
Ende sowie sechs und 12 Monate nach Entlassung. Angabe der Mittelwerte.
29,8
16,8
23,7
19,8
24,3
6,6
16,919,1
0
5
10
15
20
25
30
35
Reha‐Beginn Reha‐Ende 6 Monate nach Reha‐Ende
12 Monate nach Reha‐Ende
Anteil der Probanden
mit auffälligen
dep
ressivitätsw
erten (HADS‐D≥9)
Kontrollgruppe (n=131) Interventionsgruppe (n=136)
7,8
5,7
7,1 6,97,6
5,2
6,76,4
4
5
6
7
8
9
Reha‐Beginn Reha‐Ende 6 Monate nach Reha‐Ende
12 Monate nach Reha‐Ende
Ängstlichkeit (HADS‐D: 0
‐21)
Kontrollgruppe (n=131) Interventionsgruppe (n=135)
KAKo‐Abschlussbericht 74
Entsprechend der Rohwerte der HADS‐D gestalten sich die prozentualen Anteile der ängstlich
auffälligen Probanden in KG und IG im Ein‐Jahres‐Verlauf (siehe Abbildung 26, S. 74). Die prozentual
auffälligen Probanden nahm zum Reha‐Ende hin ab (p<,001) und stieg zu den nachfolgenden
Katamnesezeitpunkten wieder an, blieb zu allen Zeitpunkten aber unter dem Ausgangsniveau zu
Reha‐Beginn (p<,001).
Abbildung 26. Anteil der auffällig ängstlichen Probanden in Kontroll‐ und Interventionsgruppe zu
Reha‐Beginn und Reha‐Ende sowie sechs und 12 Monate nach Entlassung. Angaben
in Prozent.
C Körperliche Aktivität
Die körperliche Aktivität wurde zu Reha‐Beginn und 12 Monate nach Reha‐Ende erhoben. Das
Ausmaß der jeweiligen Aktivitätsformen in der KG und IG ist in Abbildung 27 (S. 75) dargestellt. Wie
aus dem Balkendiagramm ersichtlich, startete die Interventionsgruppe zu Reha‐Beginn bereits etwas
aktiver (n.s.). Alle Studienteilnehmer verbesserten sich im Ein‐Jahres‐Verlauf gruppenübergreifend
hinsichtlich ihrer berichteten Sportaktivitäten (Zeiteffekt: F=8,4; p<,01) und Gesamtaktivitäten
(Zeiteffekt: F=10,2; p<,01). Die Effektstärke des unwesentlichen Gruppenunterschieds der
Sportaktivitäten zu T5 (n.s.) fällt mit d=0,19 entsprechend gering aus. Die Interventionsgruppe
konnte ihre körperlichen Alltagsaktivitäten ein Jahr nach Reha‐Ende gegenüber der Kontrollgruppe
stärker steigern (Interaktionseffekt Zeit x Gruppe: F=4,3; p<,05): Während es zu T1 keine
Gruppenunterschiede bzgl. der Alltagsaktivitäten gab (n.s.), war zu T5 eine höhere Aktivität der IG‐
Teilnehmer zu verzeichnen (t=2,3; p<,05; d=0,27). Die IG berichtete zeitunabhängig37 (Gruppeneffekt:
F=4,5; p<,05) und zu T5 mehr Gesamtaktivitäten (Gruppeneffekt: t=2,6; p<,01) als die Kontrollgruppe.
Die Freizeitaktivitäten der KG und IG stiegen im Ein‐Jahres‐Verlauf tendenziell an (n.s.).
37 d.h. über alle Messzeitpunkte hinweg
27,5
13,7
21,4 22,122,2
11,1
17,8
14,8
0
5
10
15
20
25
30
Reha‐Beginn Reha‐Ende 6 Monate nach Reha‐Ende
12 Monate nach Reha‐Ende
Anteil auffällig ängstlicher Probanden
(HADS‐D: 0
‐21)
Kontrollgruppe (n=131) Interventionsgruppe (n=135)
KAKo‐Abschlussbericht 75
Abbildung 27. Körperliche Aktivitäten (Alltags‐, Freizeit‐, Sport‐ und Gesamtaktivitäten) der
Kontroll‐ (KG) und Interventionsgruppe (IG) mit signifikant größerer Steigerung der
Alltagsaktivitäten in der IG gegenüber der KG im Ein‐Jahres‐Verlauf. Darstellung der
Gruppenmittelwerte (Energieumsatz in kcal/Woche; Erhebungsinstrument: FFkA).
Nachdem sich die IG gegenüber der KG bzgl. ihrer körperlichen Alltagsaktivitäten im Ein‐Jahres‐
Verlauf signifikant verbessert hatte, wurde die Hypothesenprüfung noch einmal unter Kontrolle
sämtlicher identifizierten Einflussfaktoren38 (siehe Punkt 4.6.2 b) inkl. des Geschlechts, Alters, der
Diagnose und der Rehabilitationsklinik wiederholt. Der Interaktionseffekt zwischen Zeit und
Gruppenzugehörigkeit blieb dabei tendenziell bestehen (F=3,2; p=,073). Weitere Interaktionseffekte
der Zeit mit den anderen untersuchten Merkmalen zeigten sich für die Partnerschaft (F=4,5; p<,05)
und den Umfang der Therapien während der Rehabilitation (F=4,9; p<,05). Studienteilnehmer, die zu
Reha‐Beginn in einer festen Partnerschaft lebten, verbesserten sich hinsichtlich ihrer
Alltagsaktivitäten, während allein lebende Probanden zu T5 in ihren Alltagsaktivitäten nachließen. Bei
näherer Betrachtung der Aktivitätsverläufe zeigte sich, dass Teilnehmer ohne Partner sich in der KG
stärker verschlechtert hatten als in der IG, während Probanden in einer Partnerschaft sich im
Zeitverlauf besonders stark in ihren Alltagsaktivitäten verbesserten, wenn sie an der Intervention (vs.
Standardrehabilitation) teilgenommen hatten. Der Effekt des Therapieumfangs während der
Rehabilitation kann über einen Umweg interpretiert werden. Hier gibt es einen signifikanten
Zusammenhang zwischen dem Umfang der Reha‐Therapien und den Alltagsaktivitäten zu Reha‐
Beginn (t=3,1; p<,01), der zu T5 jedoch verschwindet (n.s.). Je aktiver die Probanden zu T1 waren,
desto mehr Therapien bekamen sie in ihrer Rehabilitation. Diese Beobachtung könnte indirekt über
die Gruppenzugehörigkeit erklärt werden, da Teilnehmer der IG zu allen Messzeitpunkten insgesamt
aktiver waren als die KG‐Teilnehmer und auch mehr Therapien bekamen (siehe Punkt 5.3.3).39
38 Partnerschaft zu T1, Wohnort zu T1, durchschnittliche Therapiedauer in Minuten pro Tag (KTL‐Daten) 39 Zusätzlich befanden sich die Teilnehmer der IG zu T1 etwas häufiger in einer Partnerschaft als Teilnehmer der KG.
2005 2006 19042439
1078 1263 1176
1504
15101688 1843
2307
0
1.000
2.000
3.000
4.000
5.000
6.000
7.000
KG IG KG IG
Reha‐Beginn 12‐Monats‐Katamnese
Energieu
msatz in kcal/Woche
Alltagsaktivitäten Freizeitaktivitäten Sportaktivitäten
45934957 4923
6250
KAKo‐Abschlussbericht 76
Zeitunabhängige Gruppeneffekte wurden für das Geschlecht (p<,001) identifiziert: Männer
berichteten insgesamt mehr Alltagsaktivitäten als Frauen (s. u.).
Empfehlungen zu körperlicher Aktivität
Das empfohlene Aktivitätssoll nach Paffenbarger und Kollegen (1986) erfüllten zu Reha‐Beginn
76,3 % der Teilnehmer der Kontroll‐ und 71,5 % der Interventionsgruppe (n.s.). Zu T5 stieg der Anteil
der nach diesem Maßstab ausreichend Aktiven auf 81,5 % der IG‐Teilnehmer, während nur noch
70,5 % der KG‐Teilnehmer dieses Kriterium erfüllten (²=5,0; p<,05). Die Erfüllung dieses
Aktivitätskriteriums (0=nicht erfüllt/1=erfüllt) ließ sich zu T5 mittels logistischer Regression signifikant
aus der Gruppenzugehörigkeit vorhersagen (OR=2,2; 95%‐KI [1,2‐3,9]). Demnach war die Chance für
IG‐Teilnehmer gegenüber KG‐Teilnehmern mehr als doppelt so groß, zu T5 das Bewegungssoll von
2.000 kcal/Woche durch körperliche Alltags‐, Freizeit‐ und/oder Sportaktivitäten zu erfüllen.
Das Kriterium für eine ausreichende sportliche Aktivität des ACSM (1990) erfüllten zu Reha‐Beginn
34,6 % der Kontrollgruppe und 41,7 % der Interventionsgruppe (n.s.). Ein Jahr nach Reha‐Ende
verbrauchten 57,0 % der IG‐Teilnehmer und 42,3 % der KG‐Teilnehmer mindestens
1.000 kcal/Woche durch Trainingsaktivitäten (²=6,6; p<,05). Die Erfüllung dieses Aktivitätskriteriums
(0=nicht erfüllt/1=erfüllt) ließ sich zu T5 mittels logistischer Regression signifikant aus der
Gruppenzugehörigkeit vorhersagen (OR=1,8; 95%‐KI [1,1‐2,9]). Demnach war die Chance für IG‐
Teilnehmer gegenüber KG‐Teilnehmern zu T5 fast doppelt so groß, das Bewegungssoll von
1.000 kcal/Woche durch Sportaktivitäten zu erfüllen.
Die Chance, zu T5 ausreichend aktiv zu sein, war für bereits zu T1 ausreichend aktive
Studienteilnehmer etwa 5mal höher als für Studienteilnehmer, die zu T1 nicht ausreichend aktiv
waren. Dies gilt für beide o.g. Empfehlungen sowie für die dichotome Einteilung der Patienten in
„aktiv“ vs. „nicht aktiv“ nach dem TTM (siehe Punkt 4.6.1 e). Abbildung 28 (S. 76) stellt die Anteile
der Probanden aus KG und IG gegenüber, die die Aktivitätsempfehlungen jeweils zu Reha‐Beginn und
12 Monate nach Entlassung erfüllten.
Abbildung 28. Zwei Arten der Empfehlungen zu körperlicher Aktivität und deren Erfüllung durch
Kontroll‐ und Interventionsgruppe zu Reha‐Beginn (T1) und 12 Monate nach
Entlassung (T5). Angaben in Prozent.
76,370,571,5
81,5
0
20
40
60
80
100
T1 T5
Angaben
in Prozent
Teilnehmeranteil: mind. 2.000 kcal/Wo. durch Bewegungsaktivitäten verbraucht
Kontrollgruppe Interventionsgruppe
34,642,341,7
57,0
0
20
40
60
80
100
T1 T5
Angaben
in Prozent
Teilnehmeranteil: mind. 1.000 kcal/Wo. durch Sportaktivitäten verbraucht
Kontrollgruppe Interventionsgruppe
KAKo‐Abschlussbericht 77
Subgruppenanalysen der Entwicklung der körperlichen Bewegungsaktivitäten im Ein‐Jahres‐Verlauf
mittels Varianzanalysen mit Messwiederholungen brachten die folgenden Ergebnisse:
Effekte des Geschlechts
Unter allen Studienteilnehmern berichteten die Männer (n=117) zeitunabhängig mehr Alltags‐
(p<,001), Freizeit‐ und Gesamtaktivitäten (Gruppeneffekte: p<,01) als die Frauen (n=190). In der
Interventionsgruppe berichteten 12 Monate nach Reha‐Ende sowohl Männer als auch Frauen mehr
körperliche Alltags‐ (p<,05), Sport‐ (p<,01) und Gesamtaktivitäten (Zeiteffekt: p<,001). In der
Kontrollgruppe war lediglich ein tendenzieller Anstieg der körperlichen Aktivität insgesamt im
Zeitverlauf erkennbar (n.s.). Die Männer der IG verbesserten sich im Vergleich zu den Männern der
KG tendenziell stärker hinsichtlich ihrer Alltagsaktivitäten (Interaktionseffekt Zeit x Gruppe: n.s.):
Während es zu T1 keinen Unterschied gab (n.s.), waren die IG‐Männer zu T5 in ihrem Alltag deutlich
aktiver (p<,05). Die Frauen der IG verbesserten sich gegenüber den Frauen aus der KG tendenziell
stärker hinsichtlich ihrer Freizeitaktivitäten (Interaktionseffekt Zeit x Gruppe: n.s.): Gab es hier zu T1
keinen Unterschied (n.s.), waren die IG‐Frauen zu T5 in ihrer Freizeit deutlich aktiver (p<,05).
Während es zu Reha‐Beginn keine Geschlechtsunterschiede bzgl. der Erfüllung der
Bewegungsempfehlungen nach Paffenbarger gab (76,9 % der Männer vs. 72,1 % der Frauen; n.s.),
erfüllten die Frauen häufiger die Aktivitätskriterien des ACSM (44,2 % vs. 28,2 % der Männer; p<,01).
Der Anteil der ausreichend aktiven Männer steigerte sich zu T5 auf 82,1 % bzgl. der Empfehlungen zu
Bewegungsaktivitäten insgesamt, während der Anteil ausreichend aktiver Frauen konstant blieb. Die
ausreichend aktiven Frauen nach ACSM‐Kriterien lagen zu T5 bei 52,1 % und die ausreichend aktiven
Männer bei 45,3 %. Das Geschlecht allein konnte die Erfüllung der Aktivitätsempfehlungen zu T5
nicht vorhersagen. Die Chance für die Männer der IG, zu T5 ausreichend aktiv zu sein, war gegenüber
den Männern der KG um das Dreifache (allgemeines Bewegungssoll erfüllt: OR=2,8; 95%‐KI [1,0‐7,8])
bzw. Zweieinhalbfache (Trainingssoll erfüllt: OR=2,3; 95%‐KI [1,0‐5,1]) erhöht. Dieser Vorteil war für
Frauen der IG gegenüber Frauen der KG nur tendenziell erkennbar.
Effekte des Alters
Um Effekte des Alters zu untersuchen, wurde ein Mediansplit durchgeführt, der die
Studienteilnehmer in jüngere (bis 47 Jahre, n=154) und ältere Studienteilnehmer (ab 48 Jahre,
n=153) teilte. In der Interventionsgruppe berichteten 12 Monate nach Reha‐Ende sowohl jüngere als
auch ältere Teilnehmer mehr körperliche Alltags‐ (p<,05), Sport‐ (p<,05) und Gesamtaktivitäten
(Zeiteffekt: p<,001) als zu Reha‐Beginn. In der Kontrollgruppe insgesamt waren keine Veränderungen
der körperlichen Aktivität im Zeitverlauf erkennbar. Jüngere Studienteilnehmer aus KG und IG
verbesserten sich im Zeitverlauf hinsichtlich ihrer Freizeit‐ (p<,05) und Gesamtaktivitäten (Zeiteffekt:
p<,01). Die älteren Studienteilnehmer der IG hatten sich gegenüber den älteren Studienteilnehmern
der KG im Ein‐Jahres‐Verlauf hinsichtlich ihrer Alltags‐ (Interaktionseffekt Zeit x Gruppe: p<,05),
Sport‐ (n.s.) und Gesamtaktivität (n.s.) verbessert: Gab es zu Reha‐Beginn keine diesbezüglichen
Unterschiede zwischen den älteren Probanden aus KG und IG (n.s.), so waren die älteren Probanden
der IG zu T5 in ihrem Alltag (p<,05), bzgl. ihrer sportlichen Bewegung (p<,05) sowie in ihren
Aktivitäten insgesamt (p<,01) deutlich aktiver als ältere Probanden der KG. Ältere Teilnehmer der IG
berichteten zeitunabhängig mehr Freizeit‐ und Gesamtaktivitäten als ältere Teilnehmer der KG
(Gruppeneffekte: p<,05).
Zwischen jüngeren und älteren Probanden gab es zu keinem Zeitpunkt Unterschiede bzgl. der
Erfüllung verschiedener Aktivitätsempfehlungen. Die älteren Studienteilnehmer der IG hatten
gegenüber den älteren Studienteilnehmern der KG eine um mehr als das Dreifache (allgemeines
Bewegungssoll erfüllt: OR=3,3; 95%‐KI [1,4‐7,3]) bzw. Zweieinhalbfache (Trainingssoll erfüllt: OR=2,4;
KAKo‐Abschlussbericht 78
95%‐KI [1,2‐5,0]) erhöhte Chance, die Aktivitätskriterien zu erfüllen. Dieser Effekt zeigte sich nicht für
die jüngeren Teilnehmer der IG gegenüber ihrer Vergleichsgruppe in der KG.
Effekte der Diagnosegruppe
Unter allen Studienteilnehmern berichteten die Teilnehmer mit Spondyloarthritiden (SpA, n=91)
zeitunabhängig mehr Sport‐ und Gesamtaktivitäten als Studienteilnehmer mit chronischen
Polyarthritiden (cP; n=216; Gruppeneffekte: p<,01). In der IG berichteten 12 Monate nach Reha‐Ende
sowohl cP‐ als auch SpA‐Patienten mehr körperliche Alltags‐ (p<,05) und Gesamtaktivitäten
(Zeiteffekt: p<,01). In der KG war nur ein tendenzieller Anstieg der Gesamtaktivitäten im Zeitverlauf
erkennbar (n.s.). Nachdem zu T1 in der IG noch Unterschiede bzgl. Sportaktivitäten zwischen cP‐ und
SpA‐Patienten bestanden hatten (p<,05), holten die cP‐Patienten diesen Rückstand im Ein‐Jahres‐
Verlauf auf, so dass zu T5 keine Unterschiede mehr erkennbar waren (n.s.). Alle cP‐Patienten
konnten ihre Sport‐ und Gesamtaktivitäten im Ein‐Jahres‐Verlauf steigern (Zeiteffekte: p<,01). Die cP‐
Patienten der IG berichteten zu T5 mehr Gesamtaktivitäten als cP‐Patienten der KG (p<,05), nachdem
zu Reha‐Beginn noch keine Unterschiede sichtbar waren (n.s.).
Die Diagnosegruppe allein war kein signifikanter Prädiktor der Erfüllung verschiedener
Bewegungsempfehlungen zu T5. CP‐Patienten der IG hatten gegenüber cP‐Patienten der KG zu T5
eine doppelt so hohe Chance, die Empfehlungen zu körperlichem Training zu erfüllen (OR=2,1;
95%‐KI [1,2‐3,7]), und eine fast dreifach so große Chance, die Empfehlungen zu allgemeinen
Bewegungsaktivitäten zu erfüllen (OR=2,7; 95%‐KI [1,3‐5,3]). Dieser Effekt konnte für SpA‐Patienten
nicht repliziert werden.
Fazit: Weder das Geschlecht noch das Alter oder die Diagnosegruppe konnten jeweils allein die
Erfüllung der Empfehlungen zu körperlicher Aktivität 12 Monate nach Reha‐Ende vorhersagen. In der
Interventionsgruppe verbesserten sich sowohl Männer als auch Frauen, sowohl ältere als auch
jüngere Teilnehmer, sowohl cP‐ als auch SpA‐Patienten, während in der Kontrollgruppe keinerlei
signifikante Verbesserungen erkennbar waren. Als besonders wichtiges Ergebnis der genaueren
Betrachtung der Interventionseffekte in den Subgruppen ist festzustellen, dass die körperliche
Aktivität bei Männern, älteren Rehabilitanden und cP‐Patienten in der IG jeweils stärker gesteigert
werden konnte als in der KG.
D Motivation zu körperlicher Aktivität
Auf der Grundlage des Transtheoretischen Modells der Verhaltensänderung (TTM) wurden
verschiedene Aspekte der Motivation zu körperlicher Aktivität erfasst und ihre Entwicklung im Ein‐
Jahres‐Verlauf untersucht: Die sportbezogene Selbstwirksamkeit und das Verhältnis
wahrgenommener Vorteile zu Nachteilen regelmäßiger körperlicher Aktivität.
Sportbezogene Selbstwirksamkeit
Im Vergleich zum Reha‐Beginn berichteten alle Studienteilnehmer 12 Monate nach Reha‐Ende eine
höhere sportbezogene Selbstwirksamkeit (Zeiteffekt: F=23,8; p<,001).
Abbildung 29 (S. 79) bildet die Entwicklung der sportbezogenen Selbstwirksamkeit in KG und IG über
den gesamten Studienzeitraum ab. Im Vergleich zum Ausgangszustand sind sowohl zu T2, T4 als auch
zu T5 signifikante Verbesserungen in beiden Gruppen erkennbar (Zeiteffekte: p<,001).Teilnehmer der
IG berichteten zu allen Messzeitpunkten höhere Selbstwirksamkeitswerte als Teilnehmer der KG
(Gruppeneffekt: F=9,1; p<,01). Die stärkere Verbesserung der IG‐Teilnehmer gegenüber den KG‐
Teilnehmern zu T2 (Interaktionseffekt Zeit x Gruppe: F=5,2; p<,05) konnte zu T5 nicht mehr repliziert
KAKo‐Abschlussbericht 79
werden. Die standardisierte Effektstärke (SES) des tendenziellen Gruppenunterschieds zu T5 (t=1,9;
p=,057) liegt mit d=0,25 im unteren Bereich.
Abbildung 29. Sportbezogene Selbstwirksamkeit der Kontroll‐ und Interventionsgruppe im Ein‐
Jahres‐Verlauf. Darstellung der Mittelwerte.
Entscheidungsbalance bzgl. körperlicher Aktivität
Von allen Studienteilnehmern wurden zu allen Zeitpunkten mehr Vor‐ als Nachteile körperlicher
Aktivität wahrgenommen, die Entscheidungsbalance bzgl. körperlicher Aktivität als Differenz beider
Variablen lag dementsprechend immer im positiven Bereich. Abbildung 30 (S. 80) dokumentiert die
Entwicklung der Entscheidungsbalance bzgl. körperlicher Aktivität für KG und IG im Ein‐Jahres‐
Verlauf. Die signifikanten Verbesserungen beider Studiengruppen im Reha‐Verlauf (Zeiteffekt zu T2:
F=49,0; p<,001) sowie sechs Monate nach Reha‐Ende (Zeiteffekt zu T4: F=8,5; p<,01) sind 12 Monate
nach Entlassung nicht mehr erkennbar (n.s.). Die stärkere Verbesserung der IG gegenüber der KG zu
T2 (Interaktionseffekt Zeit x Gruppe: F=4,0; p<,05) war bereits ein halbes Jahr nach Entlassung aus
der stationären Rehabilitation nicht mehr nachweisbar (n.s.). Analysen der Einzelkomponenten der
aktivitätsbezogenen Entscheidungsbalance zu T5 zeigten eine signifikante Verringerung der „Angst
vor Schädigung“ als Bestandteil der wahrgenommenen Nachteile körperlicher Aktivität (Zeiteffekt:
F=6,7; p<,01). Wahrgenommene Vorteile, wahrgenommene organisatorische Hindernisse und
wahrgenommene Nachteile körperlicher Aktivität insgesamt zeigten keine signifikanten
Veränderungen zu T5 im Vergleich zu T1. Die Effektstärke des kleinen Gruppenunterschieds zu T5
(n.s.) fällt mit d=0,16 sehr gering aus.
2,9
3,13,2
3,0
3,0
3,5
3,3 3,2
2,0
2,5
3,0
3,5
4,0
Reha‐Beginn Reha‐Ende 6 Monate nach Reha‐Ende
12 Monate nach Reha‐Ende
Sportbezogene Selbstwirksam
keit (1‐5)
Kontrollgruppe (n=130) Interventionsgruppe (n=141)
KAKo‐Abschlussbericht 80
Abbildung 30. Die Entscheidungsbalance bzgl. körperlicher Aktivität (‐4 bis +4) der Kontroll‐ und
Interventionsgruppe im Ein‐Jahres‐Verlauf. Darstellung der Mittelwerte.
E Erwerbstätigkeit
Die Erwerbstätigkeit als dichotome Variable wurde mittels logistischer Regression analysiert
(Kriterium: Erwerbstätigkeit zu T5; Prädiktoren: Gruppenzugehörigkeit und Erwerbstätigkeit zu T1).
Hier zeigte sich ein tendenzieller Gruppeneffekt (OR=1,6; 95%‐KI [0,8‐3,1]): Die Chance, zu T5
berufstätig zu sein, war für die IG im Durchschnitt etwa anderthalb mal höher als für die KG.
Abbildung 31 (S. 80) stellt die Anteile der Studienteilnehmer dar, die jeweils zu Reha‐Beginn sowie
sechs und 12 Monate nach Reha‐Ende erwerbstätig waren. Während sich zu T1 und T4 anteilig mehr
berufstätige Personen in der KG befanden (n.s.), waren zu T5 in der IG mehr Erwerbstätige (n.s.). Der
Anteil der Erwerbstätigen ging in der IG um 5 % und in der KG um 8 % zurück. Der aufgrund des
voranschreitenden Lebensalters und der chronischen Erkrankung der Probanden zu erwartende
Rückgang der Erwerbstätigkeit konnte in der IG somit erfolgreicher aufgehalten werden als in der KG.
Abbildung 31. Erwerbstätigkeit (in Voll‐ oder Teilzeit) bei Teilnehmern der Kontroll‐ (KG) und
Interventionsgruppe (IG) im Studienverlauf. Angaben in Prozent.
1,4
1,6
1,6
1,4
1,4
1,9
1,51,6
1,0
1,2
1,4
1,6
1,8
2,0
Reha‐Beginn Reha‐Ende 6 Monate nach Reha‐Ende
12 Monate nach Reha‐Ende
Entscheidungsbalance bzgl. körperlicher
Aktivität (‐4 bis +4)
Kontrollgruppe (n=128) Interventionsgruppe (n=133)
85,9
83,7
77,8
85,0
81,4
80,0
70
75
80
85
90
Reha‐Beginn 6 Monate nach Reha‐Ende
12 Monate nach Reha‐Ende
Erwerbstätigkeit in Prozent
Kontrollgruppe (n=135) Interventionsgruppe (n=140)
KAKo‐Abschlussbericht 81
Für eine detailliertere Darstellung der Erwerbsverläufe siehe Anhang 2 (S. 136).
F Krankheitskosten
Im Folgenden werden die direkten und indirekten Kosten in ihren Einzelkomponenten
aufgeschlüsselt dargestellt und multivariat hinsichtlich potentieller Prädiktoren analysiert.
Anschließend werden die erhobenen Kostenparameter als Gesamtkosten zusammengefasst. Den
Abschluss dieses Kapitels bildet die Darstellung einer rehaökonomischen Schätzung der
Durchführungskosten der Intervention.
Direkte Kosten
Einen Überblick über die direkten Kosten im Ein‐Jahres‐Verlauf gibt Tabelle 25 (S. 81). Im Bereich der
direkten Kosten gab es keine Gruppen‐ oder Interaktionseffekte im Zeitverlauf. Der geringe
Gruppenunterschied zu T5 (n.s.) drückt sich in einer minimalen Effektstärke von d=0,06 aus.
In der Endstichprobe (n=307) wurden für die 12 Monate vor Reha‐Beginn im Durchschnitt 3,2
Krankenhaustage (KG: 4,1 Tage; IG: 2,2 Tage) angegeben, die sich im 12‐Monats‐Zeitraum nach Reha‐
Ende auf durchschnittlich 1,6 Tage (KG: 1,8 Tage; IG: 1,4 Tage) reduzierten (Zeiteffekt: F=7,0; p<,01).
Die damit einhergehenden Kosten auf Basis eines Tagessatzes von 419 € (fachbereichsübergreifend)
beliefen sich auf durchschnittlich 1.328 € für T1 und 665 € für T5 (Zeiteffekt: F=7,0; p<,01).
Tabelle 25. Direkte Krankheitskosten der KG und IG im Ein‐Jahres‐Verlauf (KG=156, IG= 151).
Kosten der jeweils letzten 12 Monate Reha‐Beginn 12‐Monats‐Katamnese
KG IG KG IG
Krankenhausaufenthalte** 1.714 € 930 € 747 € 580 €
Arztkontakte 822 € 790 € 726 € 738 €
Heilmittel und andere Anwendungen 4.346 € 4.077 € 3.553 € 4.373 €
Arzneimittel 7.469 € 6.315 € 5.548 € 6.196 €
Zuzahlungen 369 € 322 € 346 € 316 €
Eigene Ausgaben 218 € 196 € 176 € 190 €
Direkte Kosten insgesamt 14.937 € 12.630 € 11.096 € 12.393 €
Anmerkungen. KG… Kontrollgruppe; IG… Interventionsgruppe; Varianzanalyse mit Messwiederholung: **… p<,01.
Für die Gesamtstichprobe (n=307) wurden über die Hochrechnung auf ein ganzes Jahr
durchschnittlich 31 Arztkontakte zu T1 (KG: 32 Kontakte, IG: 30 Kontakte) und 28 Arztkontakte zu T5
(KG und IG je 28 Kontakte) ermittelt (n.s.). Diese führten bei einem Kontaktwert von 26 € zu
durchschnittlichen Kosten in Höhe von 806 € zu Reha‐Beginn und 732 € zu T5 (n.s.). Zu Reha‐Beginn
wurden für den 4‐Wochen‐Zeitraum vor Reha‐Beginn insgesamt 2,3 Heilmittelanwendungen (KG:
2,3; IG: 2,2) und 12 Monate nach Entlassung 2,1 Heilmittelanwendungen (KG: 1,9; IG: 2,4) angegeben
(n.s.). Die Hochrechnung der Kosten auf 12 Monate ergab 4.214 € zu T1 und 3.956 € zu T5 (n.s.). Die
Medikamentenkosten betrugen zu Reha‐Beginn 6.901 € für die Gesamtpopulation und sanken im
Zeitverlauf auf 5.867 € (n.s.). Zu T1 wurden insgesamt Zuzahlungen in Höhe von 346 € angegeben, die
zu T5 auf 331 € sanken (n.s.). Die eigenen Ausgaben beliefen sich zu T1 durchschnittlich auf 207 €
und zu T5 auf 183 € (n.s.).
Indirekte Kosten
Die indirekten Kosten entstehen aufgrund von Arbeitsausfall und beinhalteten AU‐Zeiten sowie
befristete und unbefristete EM‐Renten. Die Gruppenzugehörigkeit (0=KG/1=IG) konnte einen
signifikanten Beitrag zur Vorhersage der indirekten Kosten im Ein‐Jahres‐Verlauf leisten: Teilnehmer
der IG wiesen zu T5 weniger indirekte Kosten auf als Teilnehmer der KG (B=‐3.220; SE=1.587; 95%‐
KAKo‐Abschlussbericht 82
KI [‐6.342 bis ‐97]). Die indirekten Kosten zu T1 erwiesen sich nicht als geeigneter Prädiktor für die
indirekten Kosten zu T5 (n.s.).
Wie in Abbildung 32 (S. 83) ersichtlich, stiegen die indirekten Kosten für beide Gruppen zu T5 im
Vergleich zu T1 signifikant an (Zeiteffekt: F=18,6; p<,001), was sowohl auf einen Anstieg der Kosten
wegen Arbeitsunfähigkeit (Zeiteffekt: F=45,5; p<,001) als auch auf die befristeten
Erwerbsminderungsrenten nach Friktionskostenansatz (Zeiteffekt: F=3,9; p<,05) zurückzuführen ist.
Unbefristete Erwerbsminderungsrenten fielen zu T5 nur in der KG an. Signifikante
Gruppenunterschiede zu T5 bestanden in den indirekten Kosten insgesamt (t=2,0; p<,05), wobei
diese für die KG im Zeitverlauf stärker anstiegen als für die IG (Interaktionseffekt Zeit x Gruppe:
F=3,9; p<,05). Die standardisierte Effektstärke (SES) des gefundenen Gruppenunterschieds zu T5
(p<,05) fällt mit d=1,61 sehr groß aus. Die KG hatte zeitunabhängig höhere indirekte Kosten als die IG
(Gruppeneffekt: F=4,2; p<,05).
Der gefundene Interaktionseffekt zugunsten der IG wurde einer weiteren Prüfung unter statistischer
Kontrolle aller gefundenen Einflussvariablen auf den Verlauf der indirekten Kosten von Reha‐Beginn
bis zur 12‐Monats‐Katamnese40 (siehe Punkt 4.6.2 b) sowie der Merkmale Geschlecht, Alter,
Diagnose und Klinik unterzogen. Der Interaktionseffekt zwischen Zeit und Gruppenzugehörigkeit
blieb hier lediglich tendenziell bestehen (F=1,7; p=,193). Signifikante Interaktionseffekte zeigten sich
demgegenüber für die Angabe einer Operation im Jahr vor der Reha (F=19,9; p<,001), die
Erwerbstätigkeit zu T1 (F=5,0; p<,05) und die Schmerzen zu Reha‐Beginn (F=3,9; p=,050). Demnach
stiegen die indirekten Kosten zu T5 im Vergleich zu T1 besonders stark an, wenn die Probanden zu
Reha‐Beginn eine vorangegangene Operation am Bewegungsapparat berichteten, wenn sie zu T1
nicht erwerbstätig bzw. je stärker ihre Schmerzen zu Reha‐Beginn waren. Gruppeneffekte wurden für
die Operationen am Bewegungsapparat und tendenziell für den Erwerbsstatus zu Reha‐Beginn
gefunden: Teilnehmer mit Operation in den 12 Monaten vor Reha‐Beginn berichteten
zeitunabhängig mehr indirekte Kosten als Teilnehmer ohne Operation (F=23,5; p<,001), während
Probanden, die zu T1 erwerbstätig waren, zu allen Zeitpunkten geringere indirekte Kosten
verursachten (F=3,7; p=,057). Der zunächst hoch signifikante Zeiteffekt (p<,001; s. o.) war unter
Kontrolle der Einflussfaktoren statistisch nicht mehr bedeutsam (n.s.).
40 Erwerbstätigkeit zu T1, sozioökonomischer Status (Winkler‐Index) zu T1, Rentenintention zu t1, körperliche und
psychische Summenskalen des SF‐36 zu T1, alltagsbezogene Funktionskapazität zu T1, Schmerzen zu T1 und Operationen am Bewegungsapparat in den 12 Monaten vor Reha‐Beginn
KAKo‐Abschlussbericht 83
Abbildung 32. Indirekte Kosten 12 Monate vor Reha‐Beginn sowie nach Reha‐Ende bei Teilnehmern
der Kontroll‐ (KG, n=156) und Interventionsgruppe (IG, n=151) nach
Friktionskostenansatz; Angaben als Mittelwerte; AU… Arbeitsunfähigkeit;
EM… Erwerbsminderung.
Die Dauer der Arbeitsunfähigkeit während der letzten 12 Monate stieg insgesamt von 1,9 Wochen zu
T1 (KG: 2,2 Wochen; IG: 1,7 Wochen) auf 5,9 Wochen zu T5 (KG: 6,6 Wochen; IG: 5,1 Wochen). Die
Studienteilnehmer gaben zu T1 maximal 19 AU‐Wochen während des letzten Jahres an. Zu Reha‐
Beginn berichteten 43,4 % der Probanden keine AU‐Zeiten, 6,2 % gaben AU‐Zeiten von mehr als
sechs Wochen an, darunter nur ein Proband mit längeren Arbeitsunfähigkeitszeiten als drei
Monaten. Zwölf Monate nach Reha‐Ende wurden maximal 52 AU‐Wochen (=gesamte Zeit während
der letzten 12 Monate) angegeben. Hier gaben nur noch 30,6 % der Studienteilnehmer keine AU‐
Zeiten im letzten Jahr an, dafür berichteten 22,8 % AU‐Zeiten von mehr als sechs Wochen, darunter
18 Probanden (5,9 %) mit AU‐Zeiten über einem halbem Jahr (>26 Wochen). Die durchschnittlichen
indirekten Kosten für AU‐Zeiten stiegen entsprechend von 1.044 € zu T1 auf 3.152 € zu T5
(Zeiteffekte für Dauer und Kosten der AU‐Zeiten: F=45,5; p<,001), womit sich eine Kostenzunahme
von durchschnittlich 2.108 € pro Patient ergab. Die Entwicklung der Arbeitsunfähigkeitszeiten und
der damit einhergehenden durchschnittlichen Kosten im Ein‐Jahres‐Zeitraum sind Abbildung 33
(S. 84) zu entnehmen. Die AU‐Kosten stiegen mit der Dauer der Arbeitsunfähigkeit erwartungsgemäß
an. Es wird deutlich, dass ein relativ kleiner Teil der Probanden (11 % der Studienteilnehmer mit AU‐
Zeiten über drei Monate) relativ hohe Kosten verursachte (durchschnittlich 16.205 €).
Die Kostensteigerung aufgrund von AU‐Zeiten fiel in der KG höher aus (2.402 €) als in der IG (1.805 €;
siehe Abbildung 32, S. 83). Zu T1 waren 7,3 % der IG‐Teilnehmer und 10,9 % der KG‐Teilnehmer im
letzten Jahr mindestens 6 Wochen arbeitsunfähig. Zu T5 belief sich dieser Prozentsatz auf 27,2 % in
der IG (Zunahme um 19,9 %) und auf 33,3 % in der KG (Zunahme um 22,4 %). Nach Analyse der AU‐
Zeiten zu T5 über eine zweifaktorielle logistische Regression zeigte sich, dass Probanden der KG
gegenüber Teilnehmern der IG zu T5 tendenziell ein um 28 % erhöhtes Risiko hatten, länger als sechs
Wochen arbeitsunfähig zu sein (OR=1,3; 95%‐KI [0,8‐2,1]).
1.157 € 927 €
3.559 €2.732 €184 €
826 €
256 €
1.818 €
‐ €
1.000 €
2.000 €
3.000 €
4.000 €
5.000 €
6.000 €
7.000 €
KG IG KG IG
Reha‐Beginn 12‐Monats‐Katamnese
Indirekte Kosten
in den
letzten 12 M
onaten
unbefristete EM‐Renten
befristete EM‐Renten
AU‐Zeiten1.157 €1.111 €
6.203 €
2.988 €
KAKo‐Abschlussbericht 84
Abbildung 33. Arbeitsunfähigkeitszeiten 12 Monate vor Reha‐Beginn und nach Reha‐Ende sowie die
durchschnittlichen Kosten für AU‐Zeiten in Gruppen mit unterschiedlicher AU‐Dauer.
Angaben der Gesamtstichprobe (n=307).
Insgesamt wurde im Studienverlauf eine Zunahme der zeitlich befristeten Erwerbsminderungsrenten
festgestellt. Zu T1 wurden von einer Patientin der IG, zu T5 von 7 Patienten aus KG und IG Zeitrenten
angegeben. Für die durchschnittliche Dauer der Zeitrenten ergaben sich zu T1 0,2 Wochen (KG: 0,0
Wochen; IG: 0,3 Wochen) und zu T5 1,1 Wochen (KG: 1,7 Wochen; IG: 0,5 Wochen) (Zeiteffekt:
F=4,1; p<,05). Die daraus abgeleiteten Kosten nach dem Friktionskostenansatz stiegen im
Durchschnitt der Gesamtpopulation von 91 € zu T1 auf 546 € zu T5 (Zeiteffekt: F=3,9; p<,05). Die zwei
dauerhaften Erwerbsminderungszugänge zu T5 waren der Kontrollgruppe zuzuordnen (beide
Frauen). Die durchschnittliche Dauer bis zum regulären Renteneintritt betrug 0,4 Monate (KG: 0,9
Monate), die mittleren Kosten nach Friktionskostenansatz 1.156 € (KG: 1.818 €).
Gesamtkosten
Die Gesamtkosten setzten sich zusammen aus direkten und indirekten Krankheitskosten, die
12 Monate vor (T1) bzw. nach der stationären Rehabilitation (T5) entstanden sind.
Abbildung 34 (S. 85) gibt einen Überblick über die Entwicklung der Gesamtkosten in KG und IG. Die
direkten Kosten für die Gesamtpopulation betrugen vor Reha‐Beginn 13.802 € und sanken im Ein‐
Jahres‐Verlauf geringfügig auf 11.734 € (n.s.). Die indirekten Kosten nach Friktionskostenansatz (FKA)
stiegen im Zeitverlauf signifikant von 1.135 € zu T1 auf 4.621 € zu T5 (Zeiteffekt: F=18,6; p<,001),
wobei ein stärkerer Kostenanstieg für die KG zu verzeichnen war (Interaktionseffekt Zeit x Gruppe:
F=3,9; p<,05). Die Gesamtkosten auf Basis des Friktionskostenansatzes lagen bei 14.904 € zu T1 und
stiegen zu T5 auf 16.355 € (n.s.). Die standardisierte Effektstärke der Gruppenunterschiede zu T5 lag
für die Gesamtkosten bei d=0,09, für die direkten Kosten bei d=0,06 und für die indirekten Kosten bei
d=1,61.
‐ €1.628 €
5.109 €
10.539 €
17.184 €
25.299 €
0
20
40
60
80
100
120
140
160
180
keine bis 6 Wochen
bis 3 Monate
bis 6 Monate
bis 9 Monate
max. 12 Monate
AU‐Zeiten in den
letzten 12 M
onaten
(absolute Häufigkeiten)
Reha‐Beginn 12‐Monats‐Katamnese AU‐Kosten zu T5
KAKo‐Abschlussbericht 85
Abbildung 34. Krankheitskosten 12 Monate vor Reha‐Beginn (T1) sowie 12 Monate nach Reha‐Ende
(T5) in Kontroll‐ (KG) und Interventionsgruppe (IG); Angaben als Mittelwerte;
*FKA… Friktionskostenansatz.
Einen Eindruck der Kostenverteilung für Teilnehmer der Kontroll‐ und Interventionsgruppe zu Reha‐
Beginn gibt Abbildung 35 (S. 85). Die direkten Kosten sind in violetten (lila) Farbabstufungen
dargestellt, die indirekten Kosten in Orange‐Rot‐Tönen. Es fällt auf, dass die Medikamenten‐ und
Heilmittelkosten in beiden Gruppen mit etwa drei Vierteln den größten Anteil der Gesamtkosten
ausmachen.
Abbildung 35. Krankheitskosten 12 Monate vor Reha‐Beginn bei Teilnehmern der Kontrollgruppe
(links) und Interventionsgruppe (rechts); Angaben als Mittelwerte; AU…
Arbeitsunfähigkeit; EM… Erwerbsminderung; FKA… Friktionskostenansatz.
Die Kostenverteilung für KG und IG in den 12 Monaten nach stationärer Rehabilitation ist Abbildung
36 (S. 86) zu entnehmen. In beiden Gruppen stieg der Anteil indirekter Kosten an den
Gesamtkrankheitskosten an. Während der Anteil der indirekten Kosten in der Kontrollgruppe auf
14.937 €12.630 €
11.096 €12.393 €
1.157 €
1.111 €6.203 € 2.988 €
0 €
2.000 €
4.000 €
6.000 €
8.000 €
10.000 €
12.000 €
14.000 €
16.000 €
18.000 €
20.000 €
22.000 €
KG IG KG IG
T1 T5
Krankheitskosten
in den
letzten 12 M
onaten
indirekte Kosten (FKA)*
direkte Kosten
16.094 €
13.741 €
17.299 €
15.381 €
11
5
2746
47 KH‐Aufenthalte
Arztkontakte
Heilmittel
Arzneimittel
Out of Pocket
AU‐Zeiten (FKA)
befr. EM‐Renten (FKA)
76
30
46
47 1
KAKo‐Abschlussbericht 86
über ein Drittel (35,9 %) anstieg (v. a. aufgrund der befristeten und unbefristeten EM‐Renten), betrug
der Anteil indirekter Kosten in der IG ca. ein Fünftel (19,4 %). Insgesamt bildeten die Kosten aufgrund
Arbeitsunfähigkeitszeiten (19,9 %), die Heilmittel‐ (25,0 %) und Medikamentenkosten (37,0 %) die
größten Kostenanteile im Jahr nach stationärer Rehabilitation.
Abbildung 36. Anteilige Krankheitskosten 12 Monate nach Reha‐Beginn bei Teilnehmern der
Kontrollgruppe (links) und der Interventionsgruppe (rechts); Angaben als
Mittelwerte; AU… Arbeitsunfähigkeit; EM… Erwerbsminderung
FKA… Friktionskostenansatz.
Reha‐Ökonomie
Im Bereich der Interventionskosten können im Rahmen dieser Studie nur die tatsächlichen
Durchführungskosten der KAKo‐Intervention geschätzt werden, da neben dem theoretisch
kalkulierten Interventionsumfang keine diesbezüglich benötigten Daten in der vorliegenden Studie
erhoben wurden. Hinsichtlich der aktuell nicht erhobenen Informationen, die zu einer umfassenden
Berechnung der Interventionskosten nötig sind (wie Programmentwicklung, Vorgespräche,
Vorbereitung und Koordination, Therapeutenschulungen, Vor‐ und Nachbereitung, Materialkosten
etc.), ist eine retrospektive Befragung der Klinikmitarbeiter geplant, aufgrund derer eine genauere
Berechnung der Interventionskosten anhand verschiedener Modelle ermöglicht wird. Diese
Ergebnisse werden separat publiziert (siehe Punkte 6.3.5 und 6.4.3).
Die Durchführungskosten der Intervention wurden anhand der Personalkosten für einen
Sporttherapeuten als Kursleiter berechnet. Dabei wurden die Personalkosten nach TVöD Bund E 9
Stufe 6 berücksichtigt (ab 01.08.2011: Jahresbruttogehalt 44.834 €). Mit einem AG‐Anteil von ca.
23 % beträgt das Jahresbruttogehalt 55.146 €41, der entsprechende Stundenlohn eines
Sporttherapeuten beläuft sich auf rund 30.00 €42. Eine rein additive Eigenschaft des KAKo‐Trainings
wurde insofern unterstellt, als dass die geplanten 1.530 min intensiver Bewegungstherapie in der
Gruppe43 zusätzlich zur Standardrehabilitation durchgeführt werden. Weiterhin müssen ca. 30 min
Einführungsveranstaltung (in der Gruppe möglich) und die bereits erwähnten 15 min zur Schließung
der Trainingsvereinbarung im Einzelgespräch (Sporttherapeut und Patient) berücksichtigt werden.
41 KV‐Satz 15,5 %, inkl. Jahressonderzahlung 6,7 % 42 Annahme: Anspruch auf mindestens sechs Wochen Jahres‐Erholungsurlaub (daher: Stundenlohn = Jahresbruttogehalt /
46 Wochen / 40 h Wochenarbeitszeit) 43 9 x 90 min KAKo‐Training, 6x 60 min Medizinische Trainingstherapie, 6 x 60 min Nordic Walking
4 4
20
323
20
5
10KH‐Aufenthalte
Arztkontakte
Heilmittel
Arzneimittel
Out of Pocket
AU‐Zeiten (FKA)
befr. EM‐Renten (FKA)
unbefr. EM‐Renten (FKA)
45
28
40
3
18
2
KAKo‐Abschlussbericht 87
Die Durchführungskosten belaufen sich nach dieser Berechnung auf rund 86 € pro Rehabilitand in der
IG (= 26 h*30 € Stundensatz/10 Personen + 0,25 h*30 € Stundensatz).
In Abbildung 34 (S. 85) ist die Entwicklung der Krankheitskosten im Jahr vor der stationären
Rehabilitation und in den 12 Monaten nach Reha‐Ende dargestellt. Danach betrug die mittlere
Reduktion der direkten Kosten von T1 auf T5 für die KG 3.841 € und für die IG 237 € (n.s.). Im Bereich
der indirekten Kosten lag der Ein‐Jahres‐Zuwachs (T1‐T5) für die KG bei 5.046 € und für die IG bei
1.877 € (p<,05). Insgesamt stiegen die Krankheitskosten in den 12 Monaten nach Reha‐Ende im
Vergleich zum Jahr vor der Rehabilitation in der KG durchschnittlich um 1.205 € und in der IG um
1.640 € (n.s.).
Bei Betrachtung der Gesamtkrankheitskosten ergibt sich eine Kostendifferenz zugunsten der KG von
435 € gegenüber der IG. Dieser Betrag ergibt sich aufgrund der Kostenreduzierung im Bereich der
direkten Krankheitskosten, insbesondere der Krankenhausaufenthalte (p<,01), der Heilmittel (n.s.)
und der Medikation (n.s.). Aus gesamtgesellschaftlicher Perspektive wäre demnach im betrachteten –
für umfassende ökonomische Analysen relativ kurzen ‐ Zeitfenster kein Kostenvorteil durch die
Intervention nachweisbar. Mögliche Gründe bilden den Gegenstand weiterführender Analysen.
Für den Förderer ist allerdings die Leistungsträgerperspektive der medizinischen Rehabilitation in
dieser Patientenklientel im erwerbsfähigen Alter mit Fokus auf die indirekten Kosten (v. a. EM‐
Berentungen) von besonderem Interesse. Aus dem mittleren Anstieg der indirekten Kosten in der KG
von T1 nach T5 um 5.046 € und in der IG um 1.877 € (siehe Abbildung 32, S. 83) ergibt sich eine
mittlere Differenz von 3.169 € zugunsten der IG. Wird nur die Entwicklung der indirekten Kosten
durch EM‐Renten berücksichtigt (Anstieg in der KG um 2.644 € und in der IG um 72 €), beträgt die
analog ermittelte durchschnittliche Differenz 2.572 € zugunsten der IG. Aus der Gegenüberstellung
der geschätzten Durchführungskosten der Intervention in Höhe von 86 € pro Teilnehmer mit den
beschriebenen, auf unterschiedliche Art ermittelten Anstiegsdifferenzen der indirekten Kosten von
T1 nach T5 zugunsten der IG gegenüber der KG ergibt sich pro KAKo‐Teilnehmer ein Verhältnis von
1 : 37 für die Reduktion aller indirekten Kosten bzw.
1 : 30 für die Verminderung der indirekten Kosten nur durch EM‐Renten.
5.5 Analyse potentieller Einflussfaktoren auf die Zielgrößen zu T5
Die Prüfung potentieller Einflussgrößen auf die Zielvariablen zu T5 erfolgte nach dem unter Punkt
4.6.2 c) beschriebenen Vorgehen. Im Folgenden sind die Ergebnisse dieser Analysen für die einzelnen
Zielgrößen dargestellt.
5.5.1 Einflussfaktoren auf die körperliche Gesundheit
Als Maße der körperlichen Gesundheit dienten die körperliche Summenskala (SF‐36) die
alltagsbezogene Funktionskapazität (FFbH) und das Ausmaß der Schmerzen in den letzten vier
Wochen (NRS).
Körperliche Lebensqualität
Die mittels multipler linearer Regression mit vorwärtsgerichtetem schrittweisen Einschlussverfahren
extrahierten Einflussvariablen auf die Hauptzielgröße (körperliche Summenskala des SF‐36) sind in
Tabelle 26 (S. 88) dargestellt. Es zeigten sich signifikante Einflüsse der alltagsbezogenen
Funktionskapazität und des Lebensalters zu T1 auf die Ausprägung der körperlichen Summenskala zu
T5. Demnach berichteten Studienteilnehmer 12 Monate nach Reha‐Ende höhere Werte ihrer
körperlichen Lebensqualität, wenn sie 1) jünger waren oder 3) zu T1 eine höhere alltagsbezogene
Funktionskapazität aufwiesen.
KAKo‐Abschlussbericht 88
Tabelle 26. Multiple lineare Regression mit schrittweisem Einschlussverfahren (vorwärts) zur Prüfung möglicher Einflussvariablen auf die körperliche Summenskala des SF‐36 zu T5.
Prädiktoren B SE 95%‐KI für B p ∆R2 R²korr
(Konstante) 19,2 4,4 10,7 27,8 <,001
Alltagsbezogene Funktionskapazität
(FFbH: 0‐100) 0,3 0,0 0,2 0,4 <,001 ,277 ,274
Lebensalter in Jahren ‐0,2 0,1 ‐0,3 ‐0,0 ,017 ,016 ,288
Anmerkungen. T5… 12‐Monats‐Katamnese; KG… Kontrollgruppe; IG… Interventionsgruppe; B… Regressionskoeffizient;
SE… Standardfehler; 95%‐KI… 95%‐Konfidenzintervall; p… Signifikanzniveau; ∆R2… Änderungen in R² durch
Aufnahme der Einflussvariablen in das Modell; R²korr… korrigiertes R² (Anteil der Varianzaufklärung).
Aufgrund der teilweise großen inhaltlichen Nähe der Items der alltagsbezogenen Funktionskapazität
(FFbH) zur körperlichen Summenskala des SF‐36 ist dieses Ergebnis nicht verwunderlich. Um
mögliche weitere Prädiktoren zu identifizieren, wurde deshalb die Funktionskapazität aus der
Analyse ausgeschlossen und die Prüfung wiederholt. Die Ergebnisse sind in Tabelle 27 (S. 88)
dargestellt. Es zeigten sich signifikante Einflüsse der Schmerzen in den letzten vier Wochen, des
Vorhandenseins eines Behinderungsgrades, des Lebensalters, der Rentenintention, der
Entscheidungsbalance bzgl. körperlicher Aktivität und des Body Mass Index zu Reha‐Beginn.
Demnach fiel die körperliche Summenskala 12 Monate nach Reha‐Ende umso geringer aus, 1) je
mehr Schmerzen die Probanden zu Reha‐Beginn angegeben hatten, 2) wenn sie zu T1 bereits einen
anerkannten Behinderungsgrad hatten, 3) je älter sie waren, 4) wenn sie zu Reha‐Beginn die Absicht
hatten, eine EM‐Rente zu beantragen, 5) je weniger Vorteile gegenüber Nachteilen körperlicher
Aktivität sie wahrnahmen und 6) je höher ihr BMI war.
Tabelle 27. Multiple lineare Regression mit schrittweisem Einschlussverfahren (vorwärts) zur Prüfung möglicher Einflussvariablen auf die körperliche Summenskala des SF‐36 zu T5 (nach Ausschluss der alltagsbezogenen Funktionskapazität).
Prädiktoren B SE 95%‐KI für B p ∆R2 R²korr
(Konstante) 58,6 4,5 49,8 67,5 <,001
Schmerzen in den letzten vier
Wochen (NRS: 0‐10) ‐1,2 0,3 ‐1,7 ‐0,7 <,001 ,130 ,127
Behinderungsgrad (nein) ‐3,4 1,2 ‐5,7 ‐1,0 ,005 ,032 ,155
Lebensalter in Jahren ‐0,2 0,1 ‐0,3 ‐0,0 ,012 ,025 ,177
Rentenintention (nein) ‐3,7 1,6 ‐6,9 ‐0,5 ,024 ,018 ,192
Entscheidungsbalance bzgl.
körperlicher Aktivität 1,2 0,6 0,1 2,3 ,040 ,015 ,204
Body Mass Index (BMI) ‐0,2 0,1 ‐0,4 ‐0,0 ,042 ,013 ,214
Anmerkungen. T5… 12‐Monats‐Katamnese; KG… Kontrollgruppe; IG… Interventionsgruppe; B… Regressionskoeffizient;
SE… Standardfehler; 95%‐KI… 95%‐Konfidenzintervall; p… Signifikanzniveau; ∆R2… Änderungen in R² durch
Aufnahme der Einflussvariablen in das Modell; R²korr… korrigiertes R² (Anteil der Varianzaufklärung).
Alltagsbezogene Funktionskapazität
Eine bessere alltagsbezogene Funktionskapazität (FFbH) konnte 12 Monate nach Entlassung durch
höhere Werte der 1) körperlichen und 2) psychischen Lebensqualität, 3) einen niedrigeren BMI sowie
4) ein günstigeres Verhältnis wahrgenommener Vorteile gegenüber Nachteilen regelmäßiger
KAKo‐Abschlussbericht 89
Bewegungsaktivitäten vorhergesagt werden. Weiterhin waren die Probanden weniger in ihrer
Funktionskapazität beeinträchtigt, wenn sie zu Reha‐Beginn 5) keine Absicht hatten, eine Rente aus
Gesundheitsgründen zu beantragen oder 6) keinen anerkannten Behinderungsgrad hatten. Tabelle
28 (S. 89) gibt einen Überblick über die beschriebenen Prädiktoren.
Tabelle 28. Multiple lineare Regression mit schrittweisem Einschlussverfahren (vorwärts) zur Prüfung möglicher Einflussvariablen auf die alltagsbezogene Funktionskapazität zu T5.
B SE 95%‐KI für B p ∆R2 R²korr
Konstante 52,8 8,2 36,6 69,0 <,001
Körperliche Summenskala (SF‐36: 0‐100)
0,8 0,1 0,5 1,0 <,001 ,248 ,245
Rentenintention ‐9,4 2,5 ‐14,3 ‐4,5 <,001 ,068 ,305
Psychische Summenskala (SF‐36: 0‐100)
0,2 0,1 0,1 0,4 ,004 ,037 ,339
Entscheidungsbalance bzgl. körperlicher Aktivität
2,7 0,9 1,0 4,5 ,002 ,024 ,361
Behinderungsgrad (nein) ‐5,6 1,9 ‐9,3 ‐1,9 ,003 ,022 ,381
Body Mass Index (BMI) ‐0,5 0,2 ‐0,8 ‐0,1 ,005 ,021 ,399
Anmerkungen. T5… 12‐Monats‐Katamnese; KG… Kontrollgruppe; IG… Interventionsgruppe; B… Regressionskoeffizient;
SE… Standardfehler; 95%‐KI… 95%‐Konfidenzintervall; p… Signifikanzniveau; ∆R2… Änderungen in R² durch
Aufnahme der Einflussvariablen in das Modell; R²korr… korrigiertes R² (Anteil der Varianzaufklärung).
Aufgrund der bereits beschriebenen Ähnlichkeit der Items der alltagsbezogenen Funktionskapazität
(FFbH) und der körperlichen Summenskala (SF‐36) wurde die Analyse noch einmal ohne
Berücksichtigung der körperlichen Summenskala als potentiellem Prädiktor wiederholt. Hier
erwiesen sich die Schmerzen zu Reha‐Beginn als stärkster Prädiktor der Funktionskapazität zu T5: Je
geringer die Schmerzen zu T1, desto besser die Funktionskapazität zu T5. Rentenintention, Grad der
Behinderung, BMI und Entscheidungsbalance zu T1 wurden als wichtige Einflussfaktoren bestätigt.
Der Ausgangswert der psychischen Summenskala (SF‐36) leistete keinen bedeutsamen Beitrag zur
Vorhersage der alltagsbezogenen Funktionskapazität mehr. Mit 34,6 % Varianzaufklärung war das
zweite Vorhersagemodell fast so gut wie das zuerst beschriebene Modell (39,9 %).
Körperliche Schmerzen
Tabelle 29 (S. 90) beschreibt die Prädiktoren der Schmerzen (in den letzten vier Wochen; NRS: 0‐10)
zu T5. Die körperlichen Schmerzen 12 Monate nach Reha‐Ende wurden durch die Funktionskapazität
(FFbH), die körperliche Summenskala (SF‐36), die Ängstlichkeit (HADS‐D) und die Einnahme langfristig
wirksamer Antirheumatika zu Reha‐Beginn vorhergesagt. Demnach berichteten die
Studienteilnehmer zu T5 geringere Schmerzen, wenn sie zu Reha‐Beginn 1) eine bessere
Funktionskapazität, 2) höhere Werte der körperlichen Lebensqualität bzw. 3) geringere
Ängstlichkeitswerte aufwiesen. Weiterhin bedingte 4) die Einnahme langfristig wirksamer
Antirheumatika langfristig geringere Schmerzen.
KAKo‐Abschlussbericht 90
Tabelle 29. Multiple lineare Regression mit schrittweisem Einschluss zur Prüfung potentieller Einflussgrößen auf die Schmerzen in den letzten vier Wochen zu T5.
B SE 95%‐KI für B p ∆R2 R²korr
Konstante 10,1 0,9 0,0 8,4 <,001
Alltagsbezogene Funktionskapazität (FFbH: 0‐100)
‐0,0 0,0 ‐0,1 ‐0,0 ,006 ,187 ,183
körperliche Summenskala (SF‐36: 0‐100)
‐0,1 0,0 ‐0,1 ‐0,0 <,001 ,039 ,220
Einnahme von langfristig wirksamen Antirheumatika (nein)
‐0,8 0,3 ‐1,4 ‐0,2 ,008 ,020 ,237
Ängstlichkeit (HADS‐D: 0‐21) 0,1 0,0 0,0 0,2 ,026 ,015 ,249
Anmerkungen. T5… 12‐Monats‐Katamnese; KG… Kontrollgruppe; IG… Interventionsgruppe; B… Regressionskoeffizient;
SE… Standardfehler; 95%‐KI… 95%‐Konfidenzintervall; p… Signifikanzniveau; ∆R2… Änderungen in R² durch
Aufnahme der Einflussvariablen in das Modell; R²korr… korrigiertes R² (Anteil der Varianzaufklärung).
5.5.2 Einflussfaktoren auf die psychische Gesundheit
Die psychische Gesundheit wurde über den psychischen Teil der gesundheitsbezogenen
Lebensqualität (psychische Summenskala des SF‐36) sowie über die Depressivität und Ängstlichkeit
(HADS‐D) operationalisiert.
Psychische Lebensqualität
Die psychische Lebensqualität 12 Monate nach Reha‐Ende konnte durch die Ängstlichkeit und die
Depressivität zu Reha‐Beginn sowie durch das Lebensalter der Probanden vorhergesagt werden. Je
höher ihre Depressivitäts‐ und Ängstlichkeitswerte zu Reha‐Beginn waren, desto geringere Werte
erreichten sie in der psychischen Lebensqualität zu T5. Darüber hinaus berichteten ältere
Studienteilnehmer 12 Monate nach Reha‐Ende bessere Werte der psychischen Summenskala (SF‐36).
Tabelle 30 (S. 90) gibt einen Überblick über die Prädiktoren der psychischen Lebensqualität zu T5.
Tabelle 30. Multiple lineare Regression mit schrittweisem Einschlussverfahren (vorwärts) zur Prüfung möglicher Einflussvariablen auf die psychische Summenskala (SF‐36) zu T5.
B SE 95%‐KI für B p ∆R2 R²korr
Konstante 51,8 3,5 44,7 58,4 <,001
Ängstlichkeit (HADS‐D: 0‐21) ‐1,1 0,2 ‐1,5 ‐0,8 <,001 ,316 ,314
Depressivität (HADS‐D: 0‐21) ‐0,7 0,2 ‐1,1 ‐0,3 ,001 ,025 ,337
Lebensalter in Jahren 0,2 0,1 0,0 0,3 ,028 ,012 ,353
Anmerkungen. T5… 12‐Monats‐Katamnese; KG… Kontrollgruppe; IG… Interventionsgruppe; B… Regressionskoeffizient;
SE… Standardfehler; 95%‐KI… 95%‐Konfidenzintervall; p… Signifikanzniveau; ∆R2… Änderungen in R² durch
Aufnahme der Einflussvariablen in das Modell; R²korr… korrigiertes R² (Anteil der Varianzaufklärung).
Aufgrund der zu erwartenden Vorhersagekraft der Werte der HADS‐D bzgl. der psychischen
Summenskala des SF‐36 wurde die Analyse unter Ausschluss dieser beiden Werte wiederholt. Die
Ergebnisse dieser modifizierten Prüfung potentieller Prädiktoren sind in Tabelle 31 (S. 91) dargestellt.
Unter Aussparung der Variablen Ängstlichkeit und Depressivität erwiesen sich die sportbezogene
Selbstwirksamkeit, die Schmerzen und die Rentenintention zu Reha‐Beginn als brauchbare
Prädiktoren der psychischen Lebensqualität nach einem Jahr. Das Alter spielte hier keine Rolle mehr.
Demnach erzielten die Probanden zu T5 höhere Werte auf der psychischen Summenskala des SF‐36,
1) je zuversichtlicher sie zu T1 bzgl. der Durchführung geplanter Sportaktivitäten auch angesichts von
KAKo‐Abschlussbericht 91
Hindernissen waren, 2) je geringere Schmerzen sie zu T1 berichteten bzw. 3) wenn sie sich zu Reha‐
Beginn nicht mit der Absicht trugen, eine EM‐Rente zu beantragen. Diese drei Merkmale konnten
zusammen nur 15,7 % der Varianz der Zielgröße aufklären, während die drei zuvor beschriebenen
Variablen44 eine mehr als doppelt so hohe Varianzaufklärung von 35,3 % erreichten.
Tabelle 31. Multiple lineare Regression mit schrittweisem Einschlussverfahren (vorwärts) zur Prüfung möglicher Einflussvariablen auf die psychische Summenskala (SF‐36) zu T5.
B SE 95%‐KI für B p ∆R2 R²korr
Konstante 38,4 3,3 31,9 44,8 <,001
Sportbezogene Selbstwirksamkeit (SSA)
4,6 0,9 2,7 6,4 <,001 ,091 ,088
Schmerzen in den letzten vier Wochen (NRS: 0‐10)
‐0,9 0,3 ‐1,5 ‐0,4 ,001 ,057 ,142
Rentenintention (nein) ‐4,2 1,8 ‐7,7 ‐0,7 ,017 ,018 ,157
Anmerkungen. T5… 12‐Monats‐Katamnese; KG… Kontrollgruppe; IG… Interventionsgruppe; B… Regressionskoeffizient;
SE… Standardfehler; 95%‐KI… 95%‐Konfidenzintervall; p… Signifikanzniveau; ∆R2… Änderungen in R² durch
Aufnahme der Einflussvariablen in das Modell; R²korr… korrigiertes R² (Anteil der Varianzaufklärung).
Depressivität
Das Ergebnis der Analyse potentieller Einflussfaktoren auf die Depressivität (HADS‐D) zu T5 ist in
Tabelle 32 (S. 91) dargestellt. Die Depressivität 12 Monate nach Reha‐Ende konnte durch die
Ängstlichkeit und die sportbezogene Selbstwirksamkeit zu Reha‐Beginn sowie durch das Geschlecht
der Teilnehmer vorhergesagt werden. Demnach erreichten Probanden zu T5 geringere
Depressivitätswerte, wenn sie zu Reha‐Beginn 1) geringere Ängstlichkeitswerte hatten oder 2)
zuversichtlicher waren, ihre sportlichen Aktivitäten auch unter schwierigen Bedingungen fortführen
zu können. Darüber hinaus berichteten 3) Frauen ein Jahr nach Reha‐Ende geringere
Depressivitätswerte als Männer.45
Tabelle 32. Multiple lineare Regression mit schrittweisem Einschluss zur Prüfung potentieller Einflussgrößen auf die Depressivität zu T5.
B SE 95%‐KI für B p ∆R2 R²korr
Konstante 4,6 1,2 2,2 6,9 <,001
Ängstlichkeit (HADS‐D: 0‐21) 0,5 0,1 0,4 0,6 <,001 ,313 ,310
Sportbezogene Selbstwirksamkeit (SSA)
‐1,2 0,3 ‐1,8 ‐0,5 <,001 ,035 ,343
Schmerzen in den letzten vier Wochen (NRS: 0‐10)
0,2 0,1 0,0 0,4 ,018 ,012 ,352
Geschlecht (m) ‐1,0 0,4 ‐1,8 ‐0,2 ,021 ,013 ,363
Anmerkungen. T5… 12‐Monats‐Katamnese; KG… Kontrollgruppe; IG… Interventionsgruppe; B… Regressionskoeffizient;
SE… Standardfehler; 95%‐KI… 95%‐Konfidenzintervall; p… Signifikanzniveau; ∆R2… Änderungen in R² durch
Aufnahme der Einflussvariablen in das Modell; R²korr… korrigiertes R² (Anteil der Varianzaufklärung).
Eine Analyse potentieller Prädiktoren unter Aussparung der Werte für Ängstlichkeit und psychische
Lebensqualität brachte keine neuen Erkenntnisse. Auch hier erwiesen sich die sportbezogene
44 Die große inhaltliche Nähe der drei Merkmale, die die psychische Gesundheit thematisieren, drückt sich in sehr hohen
bivariaten Korrelationen zu T1 von r>,60 aus. 45 Auffällige Werte der HADS‐D berichteten zu T5 19,5 % der Frauen und 22,4 % der Männer.
KAKo‐Abschlussbericht 92
Selbstwirksamkeit und die körperlichen Schmerzen als wichtige Einflussvariablen. Allerdings spielte
bei diesen Analysen das Geschlecht keine Rolle mehr. Mit 27,4 % Varianzaufklärung war dieses
Modell, in dem keine Merkmale der psychischen Gesundheit als Prädiktoren berücksichtigt wurden,
dem zuvor beschriebenen Modell mit 36,3 % VA jedoch weit unterlegen.
Ängstlichkeit
Die Ängstlichkeit (HADS‐D) 12 Monate nach Reha‐Ende konnte durch die Depressivität und
psychische Lebensqualität sowie durch die Rentenintention zu Reha‐Beginn vorhergesagt werden.
Demnach waren die Studienteilnehmer zu T5 umso ängstlicher, 1) je depressiver sie bereits zu T1
waren, 2) je geringer ihre psychische Lebensqualität zu Reha‐Beginn ausgeprägt war bzw. 3) wenn sie
bereits zu T1 die Absicht hatten, eine EM‐Rente zu beantragen. Ein weiterer unerwarteter Prädiktor
fand sich in der Entscheidungsbalance bzgl. regelmäßigen körperlichen Aktivitäten zu Reha‐Beginn: 4)
Je weniger Vorteile gegenüber Nachteilen die Teilnehmer zu Reha‐Beginn in körperlicher Aktivität
sahen, desto höhere Ängstlichkeitswerte gaben sie zu T5 an. Tabelle 33 (S. 92) stellt die
Einflussfaktoren der Ängstlichkeit zu T5 dar.
Tabelle 33. Multiple lineare Regression mit schrittweisem Einschluss zur Prüfung potentieller Einflussgrößen auf die Ängstlichkeit zu T5.
B SE 95%‐KI für B p ∆R2 R²korr
Konstante 8,4 1,5 5,4 11,4 <,001
Depressivität (HADS‐D: 0‐21) 0,4 0,1 0,2 0,5 <,001 ,277 ,275
Entscheidungsbalance bzgl. körperlicher Aktivität
‐0,8 0,2 ‐1,2 ‐0,3 <,001 ,033 ,305
Rentenintention (nein) 1,6 0,6 0,5 2,7 ,005 ,025 ,328
Psychische Summenskala (SF‐36) ‐0,1 0,0 ‐0,1 ‐0,0 ,006 ,019 ,345
Anmerkungen. T5… 12‐Monats‐Katamnese; KG… Kontrollgruppe; IG… Interventionsgruppe; B… Regressionskoeffizient;
SE… Standardfehler; 95%‐KI… 95%‐Konfidenzintervall; p… Signifikanzniveau; ∆R2… Änderungen in R² durch
Aufnahme der Einflussvariablen in das Modell; R²korr… korrigiertes R² (Anteil der Varianzaufklärung).
Wegen der bereits erwähnten großen inhaltlichen Ähnlichkeit der Merkmale, die die psychische
Gesundheit erfassen, wurde auch hier eine erneute Analyse ohne Berücksichtigung der Depressivität
und psychischen Lebensqualität zu Reha‐Beginn durchgeführt. Die Ergebnisse sind in Tabelle 34
(S. 93) dargestellt. Neben der Entscheidungsbalance bzgl. körperlicher Aktivität und der
Rentenintention zu T1 leisteten hier die sportbezogene Selbstwirksamkeit, die körperlichen
Schmerzen und die Diagnosegruppe der Probanden einen signifikanten Beitrag zur Varianzaufklärung
(insgesamt 23,2 %) der Ängstlichkeit zu T5. Demnach war neben der verstärkten Wahrnehmung von
Vorteilen körperlicher Aktivität die eigene Zuversicht, die geplanten Sportaktivitäten auch umsetzen
zu können, für die langfristig beobachtete Ängstlichkeit wichtig. Rentenintention und Schmerzen
wirkten sich negativ auf die später berichtete Ängstlichkeit aus. Patienten mit SpA‐Diagnose
berichteten zu T5 geringere Ängstlichkeitswerte als Patienten mit cP.
KAKo‐Abschlussbericht 93
Tabelle 34. Multiple lineare Regression mit schrittweisem Einschluss zur Prüfung potentieller Einflussgrößen auf die Ängstlichkeit zu T5 (nach Ausschluss der Depressivität und psychischen Lebensqualität zu T1).
B SE 95%‐KI für B p ∆R2 R²korr
Konstante 10,3 1,2 8,0 12,6 <,001
Sportbezogene Selbstwirksamkeit (SSA)
‐1,5 0,4 ‐2,2 ‐0,9 <,001 ,116 ,113
Rentenintention (nein) 2,2 0,6 1,0 3,4 <,001 ,072 ,182
Schmerzen in den letzten vier Wochen (NRS: 0‐10)
0,3 0,1 0,1 0,5 ,001 ,033 ,212
Entscheidungsbalance bzgl. körperlicher Aktivität
‐0,6 0,2 ‐1,1 ‐0,1 ,016 ,014 ,223
Diagnose (cP) ‐1,0 0,5 ‐2,0 ‐0,1 ,039 ,012 ,232
Anmerkungen. T5… 12‐Monats‐Katamnese; KG… Kontrollgruppe; IG… Interventionsgruppe; B… Regressionskoeffizient;
SE… Standardfehler; 95%‐KI… 95%‐Konfidenzintervall; p… Signifikanzniveau; ∆R2… Änderungen in R² durch
Aufnahme der Einflussvariablen in das Modell; R²korr… korrigiertes R² (Anteil der Varianzaufklärung).
5.5.3 Einflussfaktoren auf die körperliche Aktivität und die Bewegungsmotivation
Im Folgenden werden die Ergebnisse der multiplen Analysen möglicher Einflussfaktoren auf die
körperlichen Alltags‐ und Sportaktivitäten sowie auf die sportbezogene Selbstwirksamkeit und die
Entscheidungsbalance bzgl. körperlicher Aktivität zu T5 dargestellt.
Körperliche Alltagsaktivität
In Tabelle 35 (S. 93) ist das Ergebnis der Prüfung potentieller Einflussgrößen bzgl. der Alltagsaktivität
zu T5 mittels multipler linearer Regression im Einschlussverfahren dargestellt. Das Ausmaß der
Alltagsaktivitäten 12 Monate nach Reha‐Ende konnte (neben den Freizeitaktivitäten zu Reha‐Beginn)
durch das Geschlecht der Teilnehmer vorhergesagt werden: Männer waren dabei aktiver als Frauen.
Weiterhin war der Zeitpunkt der Rehabilitation ein wichtiger Einflussfaktor: Teilnehmer, die ihre
stationäre Rehabilitation im Sommer absolviert hatten, waren zu T5 in ihrem Alltag aktiver als
Probanden mit einem Rehabilitationsaufenthalt im Winter.
Tabelle 35. Multiple lineare Regression mit schrittweisem Einschlussverfahren (vorwärts) zur Prüfung möglicher Einflussvariablen auf die körperliche Alltagsaktivität zu T5.
B SE 95%‐KI für B p ∆R2 R²korr
Konstante 1.933,5 298,7 1.345,5 2.521,5 <,001
Freizeitaktivitäten (FFkA: kcal/Woche)
0,3 0,1 0,2 0,5 <,001 ,076 ,072
Geschlecht (m) ‐917,5 237,9 ‐1.385,9 ‐449,2 <,001 ,045 ,114
Jahreszeit der Reha (Winter)
548,9 267,4 22,5 1.075,2 ,041 ,013 ,124
Anmerkungen. T5… 12‐Monats‐Katamnese; KG… Kontrollgruppe; IG… Interventionsgruppe; B… Regressionskoeffizient;
SE… Standardfehler; 95%‐KI… 95%‐Konfidenzintervall; p… Signifikanzniveau; ∆R2… Änderungen in R² durch
Aufnahme der Einflussvariablen in das Modell; R²korr… korrigiertes R² (Anteil der Varianzaufklärung).
Sportaktivität
In Tabelle 36 (S. 94) sind die Kennwerte der statistischen Prüfung möglicher Einflussfaktoren auf die
Sportaktivität zu T5 mittels multipler linearer Regression mit vorwärtsgerichtetem schrittweisen
KAKo‐Abschlussbericht 94
Einschlussverfahren dargestellt. Hier erwiesen sich die Entscheidungsbalance bzgl. körperlicher
Aktivität und der BMI zu Reha‐Beginn als signifikante Prädiktoren für das Ausmaß der
Sportaktivitäten 12 Monate nach Reha‐Ende: Die Probanden waren 12 Monate nach Reha‐Ende
umso sportlich aktiver, je mehr Vorteile gegenüber Nachteilen sie bereits zu Reha‐Beginn
wahrnahmen bzw. je höher ihr BMI zu T1 war.
Tabelle 36. Multiple lineare Regression mit schrittweisem Einschlussverfahren (vorwärts) zur Prüfung potentieller Einflussgrößen auf die Sportaktivität zu T5.
B SE 95%‐KI für B p ∆R2 R²korr
Konstante ‐263,0 794,4 ‐1.826,5 1.300,6 ,741
Entscheidungsbalance bzgl. körperlicher Aktivität
494,3 146,1 206,8 781,7 <,001 ,033 ,030
Body Mass Index (BMI) 62,4 26,7 9,9 114,9 ,020 ,018 ,045
Anmerkungen. T5… 12‐Monats‐Katamnese; KG… Kontrollgruppe; IG… Interventionsgruppe; B… Regressionskoeffizient;
SE… Standardfehler; 95%‐KI… 95%‐Konfidenzintervall; p… Signifikanzniveau; ∆R2… Änderungen in R² durch
Aufnahme der Einflussvariablen in das Modell; R²korr… korrigiertes R² (Anteil der Varianzaufklärung).
Sportbezogene Selbstwirksamkeit
In Tabelle 37 (S. 94) sind die analysierten Einflussfaktoren der sportbezogenen Selbstwirksamkeit zu
T5 zusammengefasst. Die sportbezogene Selbstwirksamkeit 12 Monate nach Reha‐Ende konnte
durch die Entscheidungsbalance bzgl. körperlicher Aktivität und das Ausmaß der Depressivität zu
Reha‐Beginn, die Angabe einer Operation am Bewegungsapparat in den letzten 12 Monaten vor T1
sowie durch die Diagnose und die Teilnahme an bewegungsbezogenen Nachsorgeangeboten nach
der Reha vorhergesagt werden. Teilnehmer waren umso zuversichtlicher bzgl. der Fortführung ihrer
sportlichen Aktivitäten, 1) je mehr Vorteile und weniger Nachteile sie in sportlicher Aktivität sahen,
2) wenn sie nach der Rehabilitation an bewegungsbezogenen Nachsorgemaßnahmen teilgenommen
hatten, 3) je geringere Werte der Depressivität sie zu T1 aufwiesen, 4) wenn sie sich im Jahr vor der
Rehabilitation einer Operation am Bewegungsapparat unterzogen hatten oder 5) wenn sie der
Diagnosegruppe der Spondyloarthritiden angehörten.
Tabelle 37. Multiple lineare Regression mit schrittweisem Einschlussverfahren (vorwärts) zur Prüfung potentieller Einflussgrößen auf die sportbezogene Selbstwirksamkeit zu T5.
B SE 95%‐KI für B p ∆R2 R²korr
Konstante 2,7 0,1 2,4 2,9 <,001
Entscheidungsbalance bzgl. körperlicher Aktivität
0,3 0,0 0,2 0,3 <,001 ,132 ,129
Nachsorgemaßnahme nach der Reha (nein)
0,3 0,1 0,2 0,5 <,001 ,037 ,164
Depressivität (HADS‐D: 0‐21) ‐0,0 0,0 ‐0,1 ‐0,0 ,011 ,018 ,179
Operation am Bewegungsapparat in den letzten 12 Monaten (nein)
0,5 0,2 0,2 0,9 ,004 ,017 ,194
Diagnose (cP) 0,2 0,1 0,1 0,4 ,008 ,020 ,211
Anmerkungen. T5… 12‐Monats‐Katamnese; KG… Kontrollgruppe; IG… Interventionsgruppe; B… Regressionskoeffizient;
SE… Standardfehler; 95%‐KI… 95%‐Konfidenzintervall; p… Signifikanzniveau; ∆R2… Änderungen in R² durch
Aufnahme der Einflussvariablen in das Modell; R²korr… korrigiertes R² (Anteil der Varianzaufklärung).
KAKo‐Abschlussbericht 95
Entscheidungsbalance bzgl. körperlicher Aktivität
Die Entscheidungsbalance bzgl. körperlicher Aktivität 12 Monate nach Reha‐Ende wurde durch die
sportbezogene Selbstwirksamkeit, die Funktionskapazität und das Ausmaß der sportlichen
Aktivitäten zu Reha‐Beginn sowie durch das Geschlecht der Teilnehmer vorhergesagt: Je
zuversichtlicher die Studienteilnehmer zu T1 waren, ihre körperlichen Aktivitäten auch angesichts
von Hindernissen fortzuführen, desto positiver ausgeprägt war ihre Entscheidungsbalance ein Jahr
nach Reha‐Ende. Frauen sahen mehr Vorteile gegenüber Nachteilen sportlicher Aktivitäten zu T5. Je
besser die alltagsbezogene Funktionskapazität und je höher der Energieverbrauch durch
Sportaktivitäten (in kcal/Woche) zu T1, desto positiver fiel das Verhältnis wahrgenommener Vorteile
gegenüber Nachteilen körperlicher Aktivität zu T5 aus. Tabelle 38 (S. 95) stellt die Prädiktoren
zusammenfassend dar.
Tabelle 38. Multiple lineare Regression mit schrittweisem Einschlussverfahren (vorwärts) zur Prüfung potentieller Einflussgrößen auf die Entscheidungsbalance bzgl. körperlicher Aktivität zu T5.
B SE 95%‐KI für B p ∆R2 R²korr
Konstante ‐1,1 0,4 ‐1,9 ‐0,4 005
Sportbezogene Selbstwirksamkeit 0,5 0,1 0,3 0,7 <,001 ,175 ,171
Geschlecht (m) 0,4 0,1 0,1 0,6 ,002 ,028 ,195
Sportaktivität (FFkA: kcal/Woche) 0,0 0,0 0,0 0,0 ,016 ,020 ,212
Alltagsbezogene Funktionskapazität (FFbH: 0‐100)
0,0 0,0 0,0 0,0 ,035 ,016 ,225
Anmerkungen. T5… 12‐Monats‐Katamnese; KG… Kontrollgruppe; IG… Interventionsgruppe; B… Regressionskoeffizient;
SE… Standardfehler; 95%‐KI… 95%‐Konfidenzintervall; p… Signifikanzniveau; ∆R2… Änderungen in R² durch
Aufnahme der Einflussvariablen in das Modell; R²korr… korrigiertes R² (Anteil der Varianzaufklärung).
5.5.4 Einflussfaktoren auf die Erwerbstätigkeit und Krankheitskosten
Erwerbstätigkeit
In Tabelle 39 (S. 96) sind die Einflussfaktoren der Erwerbstätigkeit zu T5 dargestellt, die mittels
multipler logistischer Regression im schrittweisen vorwärtsgerichteten Einschlussverfahren aus dem
Pool potentieller Prädiktoren extrahiert wurden. Die Erwerbstätigkeit 12 Monate nach Reha‐Ende
konnte zum einen durch höhere Werte der körperlichen Lebensqualität zu Reha‐Beginn vorhergesagt
werden. Ein weiterer Einfluss zeigte sich für die Rentenintention: Wer zu Reha‐Beginn keine Absicht
hatte, eine Rente „aus Gesundheitsgründen“ zu beantragen, hatten 12 Monate nach Reha‐Ende
gegenüber Probanden mit Rentenintention eine um das Dreifache erhöhte Chance, (weiterhin)
erwerbstätig zu sein. Von den Studienteilnehmern, die zu T1 keine Rentenintention hatten, waren
84,4 % zu T5 erwerbstätig, während dies nur für 59,2 % derer zutraf, die sich bereits zu T1 mit der
Absicht trugen, eine EM‐Rente zu beantragen (χ²=16,2; p<,001)46.
46 Bereits zu T1 waren Teilnehmer mit Rentenintention seltener erwerbstätig (72,9 %) als Teilnehmer ohne
Rentenintention (89,9 %; χ²=10,2; p<,01).
KAKo‐Abschlussbericht 96
Tabelle 39. Multiple logistische Regression mit schrittweisem Einschlussverfahren zur Prüfung
potentieller Einflussgrößen auf die Berufstätigkeit zu T5.
OR 95%‐Kl für OR p R²N
Konstante 0,0 ,034
Körperliche Summenskala (SF‐36: 0‐100) 1,1 1,1 1,2 <,001 ,234
Rentenintention (nein, Referenz: ja) 3,0 1,2 7,3 ,014 ,275
Anmerkungen. T5… 12‐Monats‐Katamnese; KG… Kontrollgruppe; IG… Interventionsgruppe; OR… Odds Ratio; 95%‐KI… 95%‐
Konfidenzintervall; p… Signifikanz‐Niveau; T1… Reha‐Beginn; R²N… Nagelkerkes R² (Maß der
Varianzaufklärung).
Direkte Krankheitskosten
Die Prüfung potentieller Einflussfaktoren mittels multipler linearer Regression mit
vorwärtsgerichtetem schrittweisen Einschlussverfahren belegt den prädiktiven Wert der Angabe
eines Behinderungsgrades zu T1 (B=9.269; SE=2.648; 95 %‐KI [4.056‐14.482]) auf die direkten Kosten
zu T5. Demnach verursachten Teilnehmer mit Behinderungsrad zu Reha‐Beginn (GdB=1) ein Jahr
nach Reha‐Ende durchschnittlich ca. 9.300 € mehr direkte Kosten als Teilnehmer, die zu T1 keinen
Behinderungsgrad (GdB=0) angegeben hatten. Weitere Einflussfaktoren konnten durch die im
Rahmen dieser Studie erhobenen Probandenmerkmale nicht ermittelt werden. Selbst die direkten
Kosten zu T1 lieferten hier keinen Erkenntnisgewinn. Der ermittelte Prädiktor klärt nur
verschwindend geringe 3,8 % der Varianz der direkten Kosten zu T5 auf.
Indirekte Krankheitskosten
Die indirekten Kosten wurden auf potentielle Prädiktoren hin geprüft. Die indirekten Kosten 12
Monate nach Reha‐Ende konnten durch die Angabe von Operationen am Bewegungsapparat in den
12 Monaten vor Reha‐Beginn (0=nein/1=ja) vorhergesagt werden: Probanden, die in den letzten 12
Monaten vor Reha‐Beginn eine Operation am Bewegungsapparat angegeben hatten, wiesen zu T5
höhere indirekte Kosten auf als Teilnehmer ohne vorangegangene Operation. Zusätzlich wurden die
körperlichen Schmerzen zu T1 in das Vorhersagemodell der indirekten Kosten zu T5 aufgenommen.
Die statistischen Kennwerte der Einflussgrößen sind Tabelle 40 (S. 96) zu entnehmen. Diese beiden
Prädiktoren klärten nur 13,2 % der Varianz der indirekten Kosten zu T5 auf. Es scheint also weitere
Einflussfaktoren zu geben, die im Rahmen dieser Untersuchung keine Berücksichtigung fanden.
Tabelle 40. Multiple lineare Regression mit schrittweisem Einschlussverfahren zur Prüfung potentieller Einflussgrößen auf die indirekten Kosten zu T5 (KG=105, IG=110).
B SE 95%‐KI für B p ∆R2 R²korr
Konstante ‐810 1.915 ‐4.584 2.964 ,673
Operation am Bewegungsapparat in den letzten 12 Monaten (nein)
16.703 3.168 10.460 22.945 <,001 ,120 ,116
Schmerzen in den letzten vier Wochen (NRS: 0‐10)
768 338 103 1.434 ,024 ,020 ,132
Anmerkungen. T5… 12‐Monats‐Katamnese; KG… Kontrollgruppe; IG… Interventionsgruppe; B… Regressionskoeffizient;
SE… Standardfehler; 95%‐KI… 95%‐Konfidenzintervall; p… Signifikanzniveau; ∆R2… Änderungen in R² durch
Aufnahme der Einflussvariablen in das Modell; R²korr… korrigiertes R² (Anteil der Varianzaufklärung).
KAKo‐Abschlussbericht 97
5.6 Routinedaten der Deutschen Rentenversicherung
Von den ursprünglich 200 Teilnehmern der Kontrollgruppe liegen für 118 Rehabilitanden (59,0 %) die
Routinedaten der DRV vor. Bei der Interventionsgruppe (nT1=192) liegt der Anteil bei 67,2 %
(nRD=129). Damit liegen von insgesamt 63,0 % der Probanden, die an der Erstbefragung
teilgenommen hatten, Routinedaten vor (NRD=247). Das nicht vollständige Vorliegen der
Routinedaten ist dadurch erklärbar, dass im Rahmen der vorliegenden Studie ausschließlich
Routinedaten von Rehabilitanden erfasst und übermittelt wurden, die bei der DRV Bund, der DRV
Braunschweig‐Hannover oder der DRV Mitteldeutschland versichert sind. Entsprechend der im
Antrag formulierten Fragestellungen, die mittels der Routinedaten beantwortet werden sollen,
bezieht sich die Auswertung auf den Zeitraum 12 Monate vor Reha‐Beginn bis 12 Monate nach Reha‐
Ende. Die vorliegenden Routinedatensätze beinhalten zwar die Informationen zu den Zeiten 12
Monate vor Rehabilitation. Der Erfassungszeitraum der Daten nach dem Ende der Rehabilitation
schwankt allerdings zwischen null und acht Monaten (M=4 Monate; SD=2 Monate) und ist somit für
die geplanten Auswertungen nicht ausreichend. Deshalb wurde schon frühzeitig mit der DRV Bund
eine Nachbestellung und ‐lieferung der Routinedaten für die Teilnehmer der Kontroll‐ und
Interventionsgruppe im September 2011 vereinbart, um die fehlenden Zeiträume nach
Rehabilitationsende aufzufüllen. Zudem wurden zahlreiche wichtige Angaben, die aus den
Routinedaten entnommen werden sollen, bereits in der schriftlichen Rehabilitandenbefragung
erfasst (vgl. Tabelle 41, S. 97, z. B. Erwerbsstatus, Arbeitsunfähigkeitszeiten, Inanspruchnahme von
Nachsorgeangeboten, Rentenantragsverhalten).
Tabelle 41. Übersicht der erfassten Merkmalsbereiche aus den Routinedaten und der Rehabilitandenbefragung.
Merkmale Routinedaten
(n=247)
Rehabilitandenbefragung
(n=307)1
Versicherungszeiten
Beginn/Ende Beitragszeiten ja nein
Anzahl Beitragszahlungen ja nein
Höhe Beitragszahlungen ja nein
Erwerbsstatus ja ja
Arbeitsunfähigkeitszeiten
Häufigkeit/Dauer ja ja
Beginn/Ende ja nein
Berentungen
Beantragung ja ja
Bewilligung ja ja
Art ja ja
Befristung ja ja
Beginn/Ende ja ja
weitere Maßnahmen Nachsorge, STW, LTA usw.
Nachsorgemaßnahmen ja ja
Stufenweise Wiedereingliederung (STW) ja ja
Leistungen zur Teilhabe am Arbeitsleben (LTA) ja Ja
jeweils Beginn/Ende ja ja
Anmerkung. 1… Anzahl der Rehabilitanden, für die vollständige Datensätze (T1 und T5) vorliegen.
KAKo‐Abschlussbericht 98
Für die Analysen in diesem Abschlussbericht wurden aus o. g. Gründen die Angaben aus der
Rehabilitandenbefragung für die Auswertung der entsprechenden Merkmale herangezogen. Nach
der Bereitstellung der noch fehlenden Zeiträume für die interessierenden Merkmale der
Routinedaten47 wird der Informationsgewinn durch eine separate Auswertung dieser Daten geprüft
und die Ergebnisse ggf. in Form eines Beitrages für einschlägige fachwissenschaftliche
Veranstaltungen eingereicht.
5.7 Nachsorge
5.7.1 Nutzung der Interventionsinstrumente im Alltag nach der Reha
Die Teilnehmer der IG wurden zu verschiedenen Zeitpunkten nach ihrem stationären
Rehabilitationsaufenthalt gefragt, inwieweit sie ihre im Rahmen der Trainingsvereinbarung geplanten
Bewegungsaktivitäten umgesetzt und die bereits im Vorfeld vereinbarten Termine bei
Nachsorgeanbietern in Anspruch genommen haben. Weiterhin wurde gefragt, ob die von der Klinik
angebotenen Interventionsinstrumente (Trainingsvereinbarung, Bewegungsplaner etc.) weiter
genutzt wurden.
Etwa zwei Drittel der IG‐Teilnehmer (69 %) hatte am Reha‐Ende (T2) einen Termin bei einem
Nachsorgeanbieter am Wohnort vereinbart. Von den vereinbarten Terminen waren 86 % vier
Wochen nach Reha‐Ende (T3) auch wahrgenommen worden. Als Ergebnis des Termins benennen
69 % der Teilnehmer ein regelmäßiges Treffen und 11 % eine feste Mitgliedschaft bei dem
entsprechenden Nachsorgeanbieter (z. B. Fitnessstudio, Deutsche Rheuma‐Liga).
Eine Kopie der Trainingsvereinbarung war am Reha‐Ende mit dem Entlassungsbericht und einem
Begleitschreiben an den weiterbehandelnden Arzt geschickt worden. In dem Begleitschreiben
wurden kurz Studieninhalte und ‐ziele erläutert und der Arzt um Mithilfe bei der Unterstützung
seines Patienten oder seiner Patientin bezüglich der Umsetzung ihrer Bewegungspläne gebeten.
Über die Hälfte der Teilnehmer (63 %) hatten zu T3 mit ihrem weiterbehandelnden Arzt über ihre
individuelle Trainingsvereinbarung gesprochen, 41 % hatten an dieser Stelle den Bewegungsplaner
thematisiert.
Die regelmäßige Nutzung des Bewegungsplaners nahm in der Zeit nach der Reha kontinuierlich ab.
Vier Wochen nach Beendigung der Maßnahme wurde er von 66 % der ehemaligen
Interventionsteilnehmer weiter genutzt. Ein halbes Jahr nach Reha‐Ende nutzten den
Bewegungsplaner noch 43 % der Teilnehmer und ein Jahr nach Reha‐Ende nur noch gut ein Drittel
(35 %). Der Bewegungsplaner wurde von seinen Nutzern durchgängig als „hilfreich hinsichtlich der
Umsetzung der bewegungsbezogenen Pläne“ eingeschätzt (T3: 96 %; T4: 93 %; T5: 88 %).
Es zeigen sich keine Unterschiede hinsichtlich der Nutzung des Bewegungsplaners zu T3 zwischen zu
T1 ausreichend aktiven und zu wenig aktiven Teilnehmern der IG (n.s.).Zu T5 lag die Nutzungsrate
des Bewegungsplaners bei den ausreichend aktiven Teilnehmern etwas höher (38 % bzw. 41 %)48 als
bei den zu wenig aktiven Teilnehmern (18 % bzw. 26 %). Anders ausgedrückt: Unter den Probanden,
die den Bewegungsplaner zu T5 weiterverwendeten, waren mehr Personen ausreichend aktiv (91 %
bzw. 69 %) als unter denjenigen, die ihn nicht weiterverwendeten (77 % bzw. 53 %). Unter den
Teilnehmern, die den Bewegungsplaner zu T5 nicht weiterverwendet hatten, empfanden viele ihn als
47 voraussichtlich Ende 2011 48 Einteilung der ausreichend bzw. nicht ausreichend aktiven Teilnehmer nach den Empfehlungen von Paffenbarger et al.
(1986) und dem ACSM (1990) (siehe Punkt 4.6.1 e).
KAKo‐Abschlussbericht 99
überflüssig, da sie feste Sporttermine hatten oder weil sie auch vorher bereits aktiv waren. Andere
empfanden den Planer als störend, weil er sich nicht mit dem Alltag vereinbaren ließ oder die
Anwendung zu umständlich empfunden wurde, da viele Aktivitäten spontan zustande kämen und der
Planer dann nicht bei der Hand sei.
5.7.2 Medizinische Nachsorge
Wohnortnahe Nachsorgeangebote
Insgesamt gaben ein Jahr nach Reha‐Ende 61 % der Studienteilnehmer an, wohnortnahe Angebote
für Bewegungsaktivitäten (z. B. Funktionstraining, Rehabilitationssport) zu kennen. Patienten der IG
gaben dabei etwas häufiger an, über wohnortnahe Anbieter informiert zu sein (65 %) als Teilnehmer
der KG (56 %). Die Verteilung der den Teilnehmern bekannten Anbieter ist in Abbildung 37 (S. 99)
dargestellt. Unter den bekannten Anbietern bewegungsbezogener Nachsorgeleistungen wurden
Anbieter von Funktionstraining am häufigsten genannt (69 %), gefolgt von Anbietern für
Rehabilitationssport (52 %) und sonstigen Bewegungsangeboten (41 %).
Abbildung 37. Anteile der den Studienteilnehmern bekannten wohnortnahen Nachsorgeangebote
in Kontroll‐ (KG) und Interventionsgruppe (IG).
Inanspruchnahme von Nachsorgeangeboten durch die Studienteilnehmer
Wie in Abbildung 38 (S. 100) ersichtlich, nahmen in den 12 Monaten nach Reha‐Ende mehr als die
Hälfte der Studienteilnehmer (52 %) an verordneten Nachsorgemaßnahmen teil, darunter 37 % an
verordnetem Funktionstraining und 22 % an verordnetem Rehabilitationssport. Im Durchschnitt
wurden in den 12 Monaten nach Reha‐Ende 44 Einheiten Funktionstraining (KG: 40 Einheiten; IG: 46
Einheiten; n.s.) und 37 Einheiten Rehabilitationssport (KG: 31 Einheiten; IG: 41 Einheiten; n.s.)
absolviert.
68,6
49,4
37,1
70,0
54,5
43,4
0
10
20
30
40
50
60
70
80
Anbieter von Funktionstraining
Anbieter von Rehabilitationsport
sonstige Bewegungsangebote
Angaben
in Prozent
KG
IG
KAKo‐Abschlussbericht 100
Abbildung 38. Inanspruchnahme von Nachsorgeangeboten durch die Teilnehmer der Kontroll‐ (KG)
und Interventionsgruppe (IG) in den 12 Monaten nach Reha‐Ende.
In den 12 Monaten seit Reha‐Ende hatten 7 % aller Teilnehmer sowohl verordnetes Funktionstraining
als auch Reha‐Sport durchgeführt, darunter 4,5 % der KG und 8,6 % der IG. Demnach hatten 18 % der
Teilnehmer, die verordnetes Funktionstraining durchführten, auch an verordnetem
Rehabilitationssport teilgenommen bzw. hatten 29 % der Teilnehmer, die an verordnetem
Rehabilitationssport teilnahmen, im selben Zeitraum auch verordnetes Funktionstraining bekommen.
Die Mitgliedschaft in der Rheuma‐Liga e.V. ist für die Teilnahme an verordnetem rheumatologischen
Funktionstraining in einigen Bundesländern Voraussetzung. Ein Jahr nach Reha‐Ende gaben 23 % der
Studienteilnehmer eine Mitgliedschaft in einer Selbsthilfegruppe an (KG: 21 %; IG: 25 %); davon
waren 78 % der Studienteilnehmer Mitglied in der Rheuma‐Liga und 19 % in der Deutschen
Vereinigung Morbus Bechterew. Ein Jahr nach Reha‐Ende hatten 70 % der Studienteilnehmer mit
einer Selbsthilfegruppenmitgliedschaft an einer Nachsorgemaßnahme teilgenommen, aber nur 48 %
der Studienteilnehmer ohne Mitgliedschaft (²=10,5; p<,01). Dies zeigte insbesondere
Zusammenhänge mit der Teilnahme am Funktionstraining: So hatten 58 % der Studienteilnehmer,
die die Mitgliedschaft in einer Selbsthilfegruppe angegeben hatten, an verordnetem
Funktionstraining teilgenommen, aber nur 31 % der Studienteilnehmer, die nicht in einer
Selbsthilfegruppe organisiert waren (²=17,3; p<,001). Für die Teilnahme am Rehabilitationssport
war die Mitgliedschaft in einer Selbsthilfegruppe nicht ganz so entscheidend: Daran hatten 12
Monate nach Reha‐Ende 19 % der Mitglieder und 23 % der Nicht‐Mitglieder teilgenommen (n.s.).
Ein Jahr nach Reha‐Ende hatten 38 % der Frauen und 34 % der Männer an verordnetem
Funktionstraining teilgenommen. Die Teilnahmerate an verordnetem Rehabilitationssport betrug
22 % bei den Frauen und 23 % bei den Männern. Geschlechtsunterschiede hinsichtlich der Teilnahme
an verordneten Nachsorgeleistungen waren nicht erkennbar.
Ältere Studienteilnehmer (ab 48 Jahre) hatten zu T5 häufiger an verordnetem Funktionstraining
teilgenommen (43 %) als jüngere Studienteilnehmer (31 %; ²=4,2; p<,05). Jüngere
Studienteilnehmer (bis 47 Jahre) hatten in der Zeit nach ihrer stationären Rehabilitation etwas
häufiger an verordnetem Rehabilitationssport teilgenommen (25 %) als ältere Studienteilnehmer
35,3
18,6
38,4
25,8
0
5
10
15
20
25
30
35
40
45
Funktionstraining Rehabilitationsport
Angaben
in Prozent
KG
IG
KAKo‐Abschlussbericht 101
(20 %; n.s.). Alterseffekte hinsichtlich der Teilnahme an verordneten Nachsorgeleistungen waren
hinsichtlich der Teilnahme am Funktionstraining erkennbar.
Die Teilnahmerate für verordnetes Funktionstraining betrug 12 Monate nach Reha‐Ende bei cP‐
Patienten 37 % und bei SpA‐Patienten 36 %. An verordnetem Rehabilitationssport hatten 24 % der
SpA‐Patienten und 21 % der cP‐Patienten teilgenommen (n.s.). Diagnosebedingte Unterschiede
hinsichtlich der Teilnahme an verordneten Nachsorgeleistungen waren nicht erkennbar.
5.7.3 Berufsbezogene Nachsorge
In der Zeit nach der stationären Rehabilitation wurden für insgesamt 14 % der Studienteilnehmer
(n=44) eine oder zwei berufsbezogene Maßnahmen eingeleitet (KG: 16 %, IG: 13 %): Bei 25 % dieser
Teilnehmer wurde der Arbeitsplatz umgestaltet, bei 21 % eine stufenweise Wiedereingliederung49
durchgeführt, für 16 % dieser ehemaligen Rehabilitanden wurde eine Integrations‐, Bildungs‐ oder
Qualifizierungsmaßnahme eingeleitet (nur Frauen), 14 % hatten an einer Umschulung teilgenommen,
11 % wurden im Betrieb umgesetzt und 11 % berichteten andere berufsbezogene Maßnahmen.
Wie in Abbildung 39 (S. 101) ersichtlich, zeigten sich keine Gruppenunterschiede in der Einleitung
berufsbezogener Maßnahmen nach dem Reha‐Aufenthalt. Es waren lediglich Tendenzen
dahingehend erkennbar, dass Teilnehmer der KG häufiger über eine stufenweise
Wiedereingliederung oder eine Umsetzung im Betrieb berichteten. Die absoluten Fallzahlen sind
jedoch so niedrig, dass hier keine statistisch sinnvollen Aussagen getroffen werden können.
Verkürzte Arbeitszeiten, Verzicht auf Bereitschaft bzw. Spätschicht o. ä. sind in der Kategorie
„Sonstiges“ zusammengefasst.
Abbildung 39. Anteile der berufsbezogenen Maßnahmen in Kontroll‐ und Interventionsgruppe in
der Zeit nach ihrem Reha‐Aufenthalt (bezogen auf die Gesamtstichprobe n=307).
49 in diesem Zusammenhang aufgeführt, obwohl Stufenweise Wiedereingliederung nicht zu den Leistungen zur Teilhabe
am Arbeitsleben gehört
1,3
2,6
2,6
2,6
4,5
3,8
2,0
0,7
2,0
1,3
1,3
3,3
0 1 2 3 4 5
Sonstiges
Umsetzung im Betrieb
Einleitung Integrationsmaßnahme
Umschulung
Stufenweise Wiedereingliederung
Umgestaltung des Arbeitsplatzes
Angaben in Prozent
Interventionsgruppe Kontrollgruppe
KAKo‐Abschlussbericht 102
5.8 Geschlechtsunterschiede im Ein‐Jahres‐Verlauf
Als interessanter Nebenaspekt wurde in dieser Studie untersucht, inwiefern sich Männer und Frauen
unabhängig von der Intervention im Ein‐Jahres‐Verlauf nach der Rehabilitation in
soziodemographischen, therapeutischen, gesundheits‐ und aktivitätsbezogenen Merkmalen
unterschiedlich entwickelt haben. Signifikante Unterschiede im Zeitverlauf zwischen Männern und
Frauen (Interaktionseffekte zwischen Zeit und Gruppe sowie Gruppen‐ und vereinzelt Zeiteffekte)
sind im Folgenden dargestellt.
Frauen lebten insgesamt mit weniger Personen im Haushalt zusammen als Männer (F=25,7; p<,001).
Waren die Frauen zu T1 bereits seltener erwerbstätig (82 %) als Männer (90 %), so vergrößerte sich
diese Differenz zu T5 noch etwas mehr (Männer: 86 % vs. Frauen: 74 %; Interaktionseffekt n.s.;
Gruppeneffekt: F=3,8; p=,051). Die Frauen wiesen jedoch insgesamt einen höheren
sozioökonomischen Status (Winkler‐Index) auf (F=10,0; p<,01).
Vor dem Hintergrund der in Abschnitt 5.2.7 dargestellten unterschiedlichen Geschlechterverteilung
in den beiden Diagnosegruppen (Männeranteil bei cP 29 %, bei SpA 60 %) sind vor allem weitere
Unterschiede klinischer Parameter zu sehen. Tendenziell wurden mehr Frauen mit langfristig
wirksamen Antirheumatika behandelt als Männer (Gruppeneffekt: F=3,5; p=,063), wobei der Anteil
von T1 (71 %) zu T5 (77 %) insgesamt anstieg (Zeiteffekt: F=7,0; p<,01). Der Anteil an Männern, die
aktuell Cortisonpräparate einnahmen, hatte sich zu T5 (35 %) gegenüber T1 (43 %) im Vergleich zu
den Frauen (T1: 49 % vs. T5: 51 %) deutlich verringert (F=3,6; p=,057). Männer berichteten außerdem
insgesamt eine bessere alltagsbezogene Funktionskapazität als Frauen (F=5,7; p<,05).Die Frauen
verbesserten sich im Ein‐Jahres‐Verlauf gruppenübergreifend stärker in ihrer psychischen
Lebensqualität (F=4,8; p<,05).Frauen waren insgesamt häufiger in Selbsthilfegruppen organisiert als
Männer (F=6,7; p<,05), wobei der Anteil der Mitglieder unter den Studienteilnehmern im Zeitverlauf
anstieg (T1: 16 % vs. T5: 23 %; F=15,1; p<,001).
Weiterhin zeigten die Frauen stärkere Verbesserungen ihrer sportbezogenen Entscheidungsbalance
(F=5,4; p<,05): Insbesondere nahmen sie gegenüber T1 weniger Nachteile körperlicher Aktivität
wahr (F=4,3; p<,05), was speziell auf die geringere Wahrnehmung organisatorischer Hindernisse
zurückzuführen ist (F=3,9; p<,05). Frauen nahmen zu allen Zeitpunkten mehr Vorteile wahr als
Männer (F=9,4; p<,01), was insgesamt zu einer positiveren Entscheidungsbalance führte (F=9,5;
p<,01), und hatten im Allgemeinen weniger Angst vor Schädigung durch körperliche Aktivitäten
(F=10,7; p<,01).
Die Betrachtung einzelner Kostenfaktoren zeigt einige Unterschiede zwischen den Geschlechtern.
Sowohl zum ersten als auch zum fünften Messzeitpunkt hatten Frauen häufigere und damit höhere
Kosten für Arztkontakte als Männer (Gruppeneffekt: F=6,7; p<,05). Bei beiden Geschlechtern nahmen
diese Kosten in den 12 Monaten nach Reha‐Ende im Vergleich zum Jahr vor der Rehabilitation ab,
wobei die Kosten der Männer etwas mehr sanken, so dass Frauen zu T5 signifikant mehr Kosten für
Arztkontakte hatten als Männer (t=3,0; p<,01). Die Kosten für Krankenhausaufenthalte sank für
Männer im Ein‐Jahres‐Verlauf ebenfalls stärker als für Frauen (n.s.): Für die Männer sanken die KH‐
Kosten von T1 zu T5 von 1.465 € auf 455 €, für die Frauen sanken diese Kosten von T1 zu T5 von
1.244 € auf 794 €. Die „out of pocket“‐Kosten der Männer blieben mit 552 € zu T1 und 545 € zu T5
insgesamt stabil, während sich die selbst zu tragenden Kosten der Frauen pro Jahr von 553 € zu T1
auf 709 € zu T5 steigerten (n.s.). Die Häufigkeiten und Kosten für Anwendungen der Männer stiegen
von T1 zu T5 im Mittel von 3.005 € auf 4.499 €, während die Anwendungskosten der Frauen von T1
zu T5 von 4.958 € auf 3.622 € sanken (n.s.). Die Frauen verringerten zusätzlich ihre
Medikamentenkosten im Zeitverlauf von 7.610 € zu T1 auf 5.823 € zu T5, während die Männer mit
KAKo‐Abschlussbericht 103
5.750 € zu T1 und 5.937 € zu T5 keine wesentliche Veränderung ihrer Medikamentenkosten
verzeichneten (n.s.). Die direkten Kosten stiegen bei den Männern leicht von ca. 11.500 € zu T1 auf
rund 11.900 € zu T5, während sich die direkten Kosten der Frauen von rund 15.200 € auf ca. 11.650 €
reduzierten (n.s.). Dafür stiegen die indirekten Kosten der Frauen von ca. 1.250 € zu T1 auf knapp
5.500 € zu T5 stärker als die indirekten Kosten der Männer, die von 950 € zu T1 auf 3.150 € zu T5
stiegen (n.s.). Damit ergab sich eine Steigerung der Krankheitskosten insgesamt um 2.550 € für die
Männer bzw. 712 € für die Frauen (n.s.). Anders als zum Teil in der Literatur angegeben (Huscher, et
al., 2006), ergab die Analyse der direkten, indirekten bzw. der Gesamtkosten kaum signifikante
Geschlechtsunterschiede.
Weitere nennenswerte Geschlechtsunterschiede in sozioökonomischen, soziodemografischen,
gesundheits‐ und aktivitätsbezogenen Merkmalen im Zeitverlauf sowie Unterschiede zwischen
Männern und Frauen bzgl. der langfristigen Weiterverwendung der Interventionsinstrumente oder
der Inanspruchnahme von medizinischen und beruflichen Nachsorgeangeboten wurden nicht
gefunden.
KAKo‐Abschlussbericht 104
6 Diskussion
Chronische Polyarthritiden und Spondyloarthritiden sind die häufigsten entzündlich‐rheumatischen
Erkrankungen mit hohem Risiko von Einschränkungen der Aktivität und Teilhabe einschließlich der
Erwerbsminderung. Regelmäßige körperliche Aktivitäten (v. a. aerobes Kraft‐ und Ausdauertraining)
gehen bei diesen Patienten mit einer Vielzahl an gesundheitsbezogenen Verbesserungen einher,
ohne dass bei korrekter Durchführung vermehrte Gelenkschäden oder eine Erhöhung der
Krankheitsaktivität zu befürchten sind. Da ein inaktiver Lebensstil bei Personen mit
Gelenkerkrankungen jedoch besonders verbreitet ist und es vielen Rehabilitanden trotz bester
Absichten nicht gelingt, ihre bewegungsbezogenen Pläne im Alltag umzusetzen, muss die
Realisierung der Bewegungsaktivitäten nach der Rehabilitation gezielt unterstützt werden.
Vor diesem Hintergrund wurde im Rahmen der stationären rheumatologischen Rehabilitation in zwei
Kooperationskliniken ein intensives Kraft‐, Ausdauer‐ und Koordinationstraining realisiert, das neben
der Heranführung der Patienten an intensives körperliches Training und damit der Steigerung ihrer
diesbezüglichen Selbstwirksamkeit durch die Einbindung spezieller Motivationselemente auch die
Aufnahme und langfristige Aufrechterhaltung eigenständiger körperlicher Aktivitäten im Alltag
fokussierte. Das KAKo‐Training erfolgte in geschlossenen Gruppen unter Leitung eines
Sporttherapeuten, der zuvor u. a. im Hinblick auf die systematische Motivationsarbeit nach dem
Transtheoretischen Modell der Verhaltensänderung geschult wurde. Die konkrete Umsetzung von
regelmäßigen Bewegungsaktivitäten nach der Rehabilitation wurde gemeinsam mit den
Rehabilitanden vorbereitet und am Reha‐Ende in einer Trainingsvereinbarung schriftlich fixiert. Ein
zusätzlicher Impuls zur Umsetzung der geplanten Bewegungsaktivitäten erfolgte vier Wochen nach
Entlassung durch eine kurze schriftliche bzw. telefonische Nachbefragung aus der
Rehabilitationsklinik. Die Rehabilitanden wurden in den Kliniken von fachkundigen Therapeuten und
nach Entlassung in Wohnortnähe von den Haus‐ und Fachärzten unterstützt, die dafür gezielt
informiert wurden.
Das individuelle KAKo‐Training wurde in einer prospektiven multizentrischen Studie mit
sequenziellem Interventionsgruppen‐Design und einjähriger Verlaufsbeobachtung durchgeführt.
Verbesserungen der Interventionsgruppe bzgl. der gesundheitsbezogenen Lebensqualität (SF‐36), der
alltagsbezogenen Funktionskapazität (FFbH), der körperlichen Aktivität (Energieumsatz in
kcal/Woche; FFkA), der Schmerzen (NRS), motivationaler Bewegungsaspekte (SSA), der psychischen
Gesundheit (SF‐36; Ängstlichkeit und Depressivität; HADS‐D), der Erwerbstätigkeit sowie der direkten
und indirekten Kosten (nach Friktionskostenansatz) gegenüber einer Kontrollgruppe mit
konventioneller rheumatologischer Rehabilitation und anschließender Versorgung wurden zum
Reha‐Ende (T2) sowie nach sechs (T4) und 12 Monaten (T5) gegenüber dem Ausgangszustand zu
Reha‐Beginn (T1) untersucht.
6.1 Realisierung der geplanten Studienabläufe
Zeitplan: Die Durchführung des Projekts konnte ohne größere Abweichungen vom zeitlichen
Projektablaufplan realisiert werden (siehe Abbildung 1, S. 18). Der Start der Interventionsphase
verzögerte sich aufgrund der aufwändigen Integration der Interventionsabläufe in die Klinikroutine
um zwei (BE) bzw. drei (BL) Monate.
Finanzierung: Durch sparsames Wirtschaften und personell bedingte Veränderungen konnte im
ursprünglich geplanten Studienzeitraum ein Finanzüberschuss erwirtschaftet werden, der eine
kostenneutrale Verlängerung der Projektlaufzeit um drei Monate ermöglichte.
KAKo‐Abschlussbericht 105
Intervention: Während der Interventionsphase fanden regelmäßige Feedbackgespräche zwischen der
Studienkoordination des IRM sowie den Klinikkoordinatoren und Sporttherapeuten statt. Den
Rückmeldungen der beteiligten Sporttherapeuten zufolge wurde das intensivierte Training von den
Rehabilitanden sehr gut angenommen (siehe Punkt 5.3.3). Die Arbeit in geschlossenen Gruppen stieß
bei den Rehabilitanden auf große Zustimmung (BE). Hier entwickelte sich eine positive
Gruppendynamik, die die gegenseitige Unterstützung und Motivierung der Teilnehmer förderte.
Inhaltliche Anpassungen der KAKo‐Intervention erfolgten aufgrund der gegebenen
Rahmenbedingungen in den Rehabilitationskliniken (siehe Punkt 4.2.2). So wurden im Rehazentrum
Bad Eilsen statt neun KAKo‐Einheiten während der stationären dreiwöchigen Rehabilitation acht
Einheiten durchgeführt und um eine intensive Einheit Wassergymnastik ergänzt. In der Teufelsbad
Fachklinik Blankenburg wurden die Einzelelemente zeitlich separiert durchgeführt und konnten
aufgrund geringerer Teilnehmerzahlen häufig nicht in der Gruppe realisiert werden. Inhaltlich‐
therapeutische Unterschiede zwischen beiden Kliniken wurden über die vergleichbare Intensität der
Bewegungstherapien ausgeglichen. Einige Teilnehmer mussten aufgrund von Gelenkproblemen an
Füßen und Zehen im Laufe der Intervention auf die Teilnahme am Nordic Walking verzichten. Hier
wurde jedoch eine flexible Lösung gefunden, so dass diese Teilnehmer alternativ an intensiven
Aquajogging‐Einheiten à 30 min teilnehmen konnten, ohne sofort aus der Intervention ausscheiden
zu müssen (BL).
Erschwerende Rahmenbedingungen: Als erschwerend für die Realisierung der geschlossenen
Gruppen erwiesen sich die geringen IG‐Teilnehmerzahlen in der Teufelsbad Fachklinik Blankenburg.
Die Studienteilnehmer wurden zur Umsetzung der einzelnen KAKo‐Elemente jeweils bestehenden
offenen Therapiegruppen zugeteilt (siehe Punkt 4.2.2). Weiterhin waren in BL nur zwei
Sporttherapeuten für die Durchführung der KAKo‐Intervention zuständig. Bei Urlaub oder Krankheit
kam es daher gelegentlich zu Engpässen in der Betreuung der Patienten. Die für die postalischen
Nachbefragungen der Probanden zuständige Mitarbeiterin in BL war gleichzeitig als
Krankenschwester im klinikinternen Schichtsystem tätig. Die dadurch erschwerte telefonische
Erreichbarkeit für das IRM konnte über Absprachen per E‐Mail überbrückt werden.
Förderliche Faktoren: Als förderlich für die Umsetzung der geplanten Studieninhalte und ‐abläufe ist
die langjährige Kooperation und sehr gute sowie konstruktive Zusammenarbeit mit den beteiligten
Rehabilitationskliniken Rehazentrum Bad Eilsen und Teufelsbad Fachklinik Blankenburg zu nennen.
Insbesondere das wissenschaftliche Interesse und die Aufgeschlossenheit der Klinikleiterinnen
gegenüber neuen Entwicklungen im Bereich der orthopädisch‐rheumatologischen Rehabilitation, der
Bewegungstherapie und verhaltenstherapeutisch‐motivationalen Ansätzen der Bewegungsförderung
ermöglichten die Realisierung der Projektidee. Als weitere wichtige Faktoren sind das Engagement
und die Offenheit des gesamten Klinikpersonals, u. a. der beteiligten Sporttherapeuten, Klinikärzte,
der Therapieplanung, der Chefsekretärinnen und des Pflegepersonals bzgl. der Gestaltung und
Umsetzung der Abläufe in den unterschiedlichen Studienphasen zu nennen. Sehr hilfreich war die
Zuverlässigkeit der Studienkoordinatoren und Nachbefragungsbeauftragten in den Kliniken vor Ort,
die insbesondere durch bereits bestehende Studienerfahrung weitgehend selbständig arbeiten
konnten. Die schriftliche Kommunikation, aber auch der angenehme telefonische oder persönliche
Kontakt im KAKo‐Projekt war stets durch offenen Ideen‐, Erfahrungs‐ sowie Informationsaustausch
geprägt.
KAKo‐Abschlussbericht 106
6.2 Limitierungen der Studie
Vor der Diskussion der Studienergebnisse sollen einige methodenkritische Anmerkungen
vorgenommen werden.
Zunächst ist zu konstatieren, dass es sich bei der vorliegenden Studie nicht um ein randomisiertes
kontrolliertes Design handelt. Aufgrund der aufwändigen und von der Klinikroutine abweichenden
Interventionsabläufe und der intendierten Vermeidung des Austauschs der Probanden aus KG und IG
untereinander (bei parallel laufenden Gruppen) wurde ein sequentielles Studiendesign gewählt.
Dieses ermöglichte den Patienten nach dem zeitlichen Akteneingang in der Klinik zunächst die
Teilnahme an der Kontrollphase oder an der nachgeschalteten Interventionsphase. Eine Wahl
zwischen beiden Gruppen war nicht möglich. Eine methodische Alternative hätte in der gleichzeitigen
Betrachtung verschiedener Kliniken bestanden, deren Rehabilitanden entweder die konventionelle
orthopädisch‐rheumatologische Rehabilitation oder die in den Klinikalltag implementierte
Intervention durchlaufen hätten. Auch in dieser Form wäre eine Randomisierung jedoch schwierig
umsetzbar gewesen. Darüber hinaus gibt es derzeit keine verbindlichen Vorgaben für konkrete
Therapieinhalte in der konventionellen Rehabilitation bei Patienten mit entzündlich‐rheumatischen
Erkrankungen, so dass sich die Kliniken untereinander inhaltlich‐therapeutisch möglicherweise stark
unterschieden hätten. Unter Berücksichtigung dieser Aspekte war das sequentielle dem
randomisierten Design hier mit Zustimmung der Gutachter und Förderer vorzuziehen.
Aufgrund der Studien‐ und Interventionsinhalte konnte keine Verblindung der beteiligten
Klinikmitarbeiter (z. B. Ärzte, Sporttherapeuten, Pflegepersonal) stattfinden. Eine Beeinflussung der
Teilnehmer durch (möglicherweise unbewusste) unterschiedliche Erwartungen bzw. Behandlungen
kann nicht ausgeschlossen werden (Rosenthal, 2002).
Von allen 555 im Vorfeld über die Studie informierten Rehabilitanden liegen nur von 307 Probanden
(55,3 %) Daten zu T1 und T5 vor, die in den statistischen Hypothesenprüfungen berücksichtigt
werden können.50 Über die 163 Dropouts vor Studienbeginn (29,4 %) ist wenig bekannt: Die Dropouts
waren älter als die verbliebenen Studienteilnehmer, Geschlechtsunterschiede waren nicht
erkennbar. Hauptgründe für die Nichtteilnahme waren gesundheitliche Einschränkungen,
mangelndes Interesse und bereits erfolgte EM‐Rentenbeantragungen. Die 85 Dropouts im
Studienverlauf (15,3 %) waren im Vergleich zu den bis zum Schluss in der Studie verbliebenen
Teilnehmern tendenziell jünger und seltener verheiratet. Das Nettohaushaltseinkommen der
Dropouts war geringer als das der Endstichprobe. Sie berichteten weiterhin über eine geringere
alltagsbezogene Funktionskapazität, eine höhere Krankheitsaktivität (cP‐Patienten) und stärkere
Schmerzen. Die Endstichprobe berichtete zu T1 häufiger Druck‐ und Bewegungsschmerzen der
Gelenke. Die Werte der Lebensqualität lag in der Endstichprobe häufiger im Normbereich der
Vergleichsstichprobe nach Bullinger und Kirchberger (1998) als bei den späteren Dropouts. Die
Dropouts erfüllten die Empfehlungen zu körperlichen Bewegungsaktivitäten zu T1 seltener als
Teilnehmer der Endstichprobe. Bei den aufgelisteten Unterschieden handelt es sich zwar nur um
tendenzielle Dropouteffekte. Dennoch geben sie Hinweise darauf, dass gerade solche Personen bis
zum Schluss in der Studie verblieben sind, die bereits zu Reha‐Beginn bessere körperliche
Ausgangsbedingungen aufwiesen. Die verbliebene Endstichprobe (n=307) repräsentiert eine
vergleichsweise körperlich leistungsfähige und psychisch weniger belastete Untergruppe der
Patienten mit entzündlich‐rheumatischen Erkrankungen (Waheed, et al., 2006). Aufgrund der
50 Diese Fallzahl kann durch die fehlenden Werte der einbezogenen Variablen in multivariaten Analysen noch einmal
abnehmen.
KAKo‐Abschlussbericht 107
Einschlusskriterien handelt es sich um eine junge Stichprobe im Vergleich zu anderen
Studienpopulationen mit RA‐Patienten (47 vs. 61 Jahre), die daher u. a. auch kürzere
Krankheitsdauern aufweisen (neun vs. 12 Jahre) (Radner, et al., 2011).
Aufgrund des sequentiellen Designs waren Unterschiede zwischen Kontroll‐ und Interventionsgruppe
unvermeidbar: Die KG wurde im Jahr 2008 rekrutiert, die IG im darauffolgenden Jahr 2009. Die KG
absolvierte ihre Rehabilitation ungeplant häufiger in den Wintermonaten (Oktober bis März), die IG
häufiger in den Sommermonaten (April bis September). Weitere tendenzielle Unterschiede
bestanden in den folgenden Merkmalen: Teilnehmer der IG lebten häufiger mit einem Partner
zusammen und gaben mehr Haushaltsmitglieder an als Teilnehmer der KG. Die IG berichtete bereits
zu T1 eine höhere sportbezogene Selbstwirksamkeitserwartung, d. h. sie war zuversichtlicher, eine
geplante sportliche Aktivität auch angesichts von Hindernissen durchführen zu können. Patienten der
KG berichteten zu T1 mehr Funktionseinschränkungen der Gelenke und häufiger von einer Operation
am Bewegungsapparat in den 12 Monaten vor Reha‐Beginn. Diese Ungleichheiten sind statistisch
nicht signifikant. Anhand der in dieser Studie erhobenen Probandenmerkmale ist demnach kein
grundlegender Unterschied zwischen Kontroll‐ und Interventionsgruppe erkennbar. Die
Studienteilnehmer in beiden Gruppen waren im Mittel gleich alt, hatten den gleichen Frauenanteil,
ähnliche gesundheitliche Einschränkungen (z. B. Schmerzen, Krankheitsaktivität) sowie
soziodemographische und ‐ökonomische Hintergründe (siehe Punkt 0). Doch bereits vor Information
und Aufklärung der potentiellen Studienteilnehmer in der Kontroll‐ und Interventionsphase bezog
sich die ärztliche Vorauswahl auf z. T. unterschiedliche Zugangsvoraussetzungen, die sich in der IG
beispielsweise in der eingeschätzten Fähigkeit zu intensiven Trainingstherapien manifestierte,
während dieses Kriterium für die Patienten in der Kontrollphase keine Rolle spielte. Die Einwilligung
der Patienten in die Studienteilnahme beruhte letztlich ebenfalls auf unterschiedlichen Annahmen
(u. a. Mehraufwand und größere körperliche Beanspruchung der IG‐Teilnehmer). Hier ist eine der
Studie vorausgeschaltete Selbstselektion der potentiellen Probanden denkbar: Ähnlich schwer
beeinträchtigte Patienten willigten möglicherweise in die Teilnahme an der Kontrollbedingung der
Studie noch ein, während sie sich mit den intensiven Bewegungstherapien der Interventionsphase
überfordert fühlten. Diese genannten Hinweise auf Selektionseffekte waren bei den Auswertungen
(z. B. über Subgruppenuntersuchungen und multivariate Analysen) sowie bei der Interpretation der
Ergebnisse zu berücksichtigen.
6.3 Diskussion der Studienergebnisse
Im Folgenden werden die Projektergebnisse abschließend zusammengefasst und in Bezug zum
aktuellen internationalen Stand der Forschung diskutiert. Dabei wird insbesondere auf die
übergeordneten Fragestellungen des Förderschwerpunktes Bezug genommen, die
gesundheitsökonomische Relevanz des Themas berücksichtigt, Relevanz und Nutzen für die
Versorgungspraxis diskutiert und Überlegungen und Vorbereitungen zur Umsetzung der Ergebnisse
angestellt.
6.3.1 Patientenorientierung: Gesundheitliche Veränderungen im Reha‐Verlauf und Zufriedenheit
mit der stationären Rehabilitation
Am Reha‐Ende waren die nach stationärer Rehabilitation typischen Verbesserungen gegenüber T1 in
allen untersuchten gesundheitsbezogenen Merkmalen zu beobachten. Studienteilnehmer der KG und
IG verbesserten sich zu T2 insbesondere hinsichtlich ihrer gesundheitsbezogenen Lebensqualität
(SF‐36), ihrer alltagsbezogenen Funktionskapazität (FFbH), ihrer Schmerzen (NRS), Krankheitsaktivität
KAKo‐Abschlussbericht 108
(BASDAI/RADAI) sowie hinsichtlich ihrer Depressivität und Ängstlichkeit (HADS‐D). Im Bereich der
psychischen Gesundheit (psychische Summenskala des SF‐36, Depressivität) zeigte die IG zu T2
positivere Werte als die KG. Nach Kontrolle der Ausgangswerte hoben sich diese Vorteile der IG
gegenüber der KG jedoch wieder auf.
Weiterhin verbesserten sich alle Studienteilnehmer zu T2 hinsichtlich ihrer Motivation zu
körperlichen Aktivitäten. So gaben alle Rehabilitanden am Ende ihres stationären Aufenthaltes an,
gegenüber Reha‐Beginn zuversichtlicher zu sein, geplante sportliche Aktivitäten auch unter
ungünstigen Bedingungen durchführen zu können, und mehr Vorteile als Nachteile regelmäßiger
Bewegungsaktivitäten wahrzunehmen. Die aktivitätsbezogene Motivationsarbeit der Intervention
zeigte starke kurzfristige Effekte: Die sportbezogene Selbstwirksamkeit der IG nahm zum Ende der
Reha stärker zu als in der KG und die Entscheidungsbalance bzgl. körperlicher Aktivität entwickelte
sich in der IG ebenfalls positiver (v. a. verringerte Wahrnehmung organisatorischer Hindernisse durch
die Frauen der IG).
Die Beurteilungen der Therapien und Patientenschulungen während der stationären Rehabilitation
lagen insgesamt im guten bis sehr guten Bereich. Teilnehmer der KG nahmen häufiger an
Entspannungstherapien und tendenziell häufiger an Krankengymnastik, Ergotherapie und
Patientenschulungen zu „Stress und Stressabbau“ teil. Probanden der IG nahmen häufiger an
Patientenschulungen zu „Bewegungsmangel, Sport und Herz‐Kreislaufsystem“ sowie tendenziell
häufiger an Sport‐ und Bewegungstherapien teil und bewerteten diese Therapien im Folgenden auch
positiver als Teilnehmer der KG. Die Rehabilitanden der Interventionsphase gaben etwas häufiger an,
dass die Reha‐Klinik für ihre Beschwerden die richtigen Betreuungen, Behandlungen und Beratungen
hatte. Der Umfang der stationären Angebote wurde von den Teilnehmern der KG häufiger als „zu
wenig“ oder „viel zu wenig“ und von den Teilnehmern der IG häufiger als „genau richtig“
eingeschätzt. Anzeichen für eine starke Überlastung zeigten sich in keiner der beiden Gruppen.
Frauen empfanden das Angebot im Vergleich zu den Männern zwar häufiger als zu umfangreich; die
Einschätzung unter den Frauen war allerdings heterogen: Die IG empfand das Angebot im Vergleich
zur KG nur selten und wenig häufiger als „zu umfangreich“ (IG: 7 % vs. KG: 1 %), während ein
größerer Unterschied bei der Beurteilung der Behandlungen als „zu wenig“ bestand (IG: 8 % vs. KG:
23 %).
Die Reha‐Maßnahme insgesamt wurde von den Studienteilnehmern weitgehend mit „gut“ oder „sehr
gut“ bewertet, dabei von den Teilnehmern der IG etwas besser als von den Teilnehmern der KG. Die
Beurteilung des Erfolgs der Reha‐Behandlung lag insgesamt im „guten“ Bereich, wobei sie in der IG
positiver ausfiel als in der KG: Teilnehmer der IG bewerteten den Erfolg ihrer Reha‐Maßnahme
häufiger als „sehr gut“ und „ausgezeichnet“, während Teilnehmer der KG den Erfolg ihrer Maßnahme
häufiger als „mittelmäßig“ einschätzten. Die Rehabilitanden der Interventionsphase fühlten sich
besser auf die Zeit nach der Rehabilitation vorbereitet als Rehabilitanden der Kontrollphase.
Gegenüber der KG berichtete die IG häufiger, nützliche Verhaltensempfehlungen für den häuslichen
und Freizeitbereich erhalten zu haben. Sie hatten öfter Beratungen und Hilfen zur Fortführung von
Behandlungen und sportlichen Aktivitäten am Wohnort erhalten und schätzten diese Hilfen positiver
ein als die KG. Unter den Anregungen, etwas Neues zu beginnen oder eine bisherige Aktivität
fortzusetzen, um die Gesundheit zu bessern oder zu erhalten, wurden von den Rehabilitanden am
häufigsten Ausdauersport und die Veränderung der Lebensgewohnheiten, Reha‐Sport,
Ernährungsumstellung und Krankengymnastik genannt. Die Teilnehmer der IG berichteten häufiger
über Anregungen zu Ausdauersport und intensivierten Nachsorgeprogrammen, während die KG
tendenziell häufiger Empfehlungen zu Entspannungsübungen erhielt. Die Idee der Intervention mit
KAKo‐Abschlussbericht 109
intensiven Trainingselementen und systematischer Motivierung zur Aufnahme bzw. langfristigen
Aufrechterhaltung von eigenständigen Bewegungsaktivitäten nach Reha‐Ende konnte offenbar
erfolgreich vermittelt werden.
Insgesamt lässt sich aus diesen Befunden ableiten, dass das KAKo‐Training von den Rehabilitanden
deutlich positiver und hilfreicher wahrgenommen wird als bisherige Therapien der
rheumatologischen Rehabilitation. Gleichzeitig scheint es die Patienten empfänglicher für
Anregungen bzw. Verhaltensempfehlungen zu machen. Dies sind wichtige Voraussetzungen für die
Nachhaltigkeit der während der Rehabilitation erzielten Ergebnisse.
6.3.2 Gesundheitsbezogene Lebensqualität im Ein‐Jahres‐Verlauf
Chronische entzündlich‐rheumatische Erkrankungen können die Lebensqualität der Betroffenen auf
vielfältige Weise einschränken. Chronische Schmerzen und progrediente Funktionseinschränkungen
auf der somatischen Ebene, reaktive Depressionen und Erschöpfung auf der psychischen Ebene und
gesellschaftlichen Rückzug auf der sozialen Ebene können die Beschwerden zusätzlich verstärken
(Lind‐Albrecht, 2006). Die subjektive Lebensqualität hängt bei Patienten mit entzündlich‐
rheumatischen Erkrankungen eng mit dem Ausmaß ihrer individuellen körperlichen und psychischen
Krankheitslast zusammen.
Im Rahmen dieser Studie wurde die gesundheitsbezogene Lebensqualität über die Summenskalen
des SF‐36 erhoben und im Ein‐Jahres‐Verlauf analysiert. Analog zu Studienstichproben mit ähnlichen
Krankheitsbildern berichteten die befragten Studienteilnehmer zeit‐ und gruppenunabhängig
geringere Werte der körperlichen, aber ähnliche Werte der psychischen gesundheitsbezogenen
Lebensqualität im Vergleich zu Personen ohne akute oder chronische Erkrankungen (Bullinger &
Kirchberger, 1998; Radner, et al., 2011; Wolfe, Michaud, Li, & Katz, 2010).
Sowohl die Kontroll‐ als auch die Interventionsgruppe verbesserten sich bei der 12‐Monats‐
Katamnese gegenüber Reha‐Beginn in ihren Werten der psychischen und körperlichen
Lebensqualität. Während die KG sich zu T5 im Vergleich zur IG in ihrer körperlichen Lebensqualität
etwas stärker verbessert hatte, waren keine gruppenspezifischen Verläufe in der psychischen
Lebensqualität erkennbar.
Auch unter Kontrolle zuvor identifizierter Einflussvariablen inkl. der festen Kontrollvariablen
Geschlecht, Alter, Diagnose und Klinik blieb der Interaktionseffekt zwischen Zeit und
Gruppenzugehörigkeit im Zeitverlauf der körperlichen Lebensqualität bestehen. Weitere
Interaktionseffekte fanden sich für das Lebensalter sowie für die psychische Lebensqualität und die
Schmerzen zu Reha‐Beginn: Die körperliche Lebensqualität nahm von T1 zu T5 stärker für jene
Probanden zu, die jünger waren, höhere Werte der psychischen Lebensqualität und stärkere
Schmerzen zu Reha‐Beginn berichteten. Der letztgenannte Befund erscheint kontraintuitiv, dennoch
bestätigte sich bei eingehenderer Analyse der Schmerzvariablen im Zeitverlauf, dass Patienten mit
niedrigeren Ausgangswerten des Schmerzes eher eine negative Entwicklung ihrer körperlichen
Summenskala aufwiesen, während für Patienten mit stärkeren Schmerzen zu Reha‐Beginn entweder
ein stabiles Niveau der körperlichen Summenskala oder ein positiver Verlauf zu beobachten waren.
Im Zeitverlauf innerhalb der Gruppen der Patienten mit geringeren vs. stärkeren Schmerzen zu Reha‐
Beginn waren jedoch keine klinisch relevanten Differenzen von mindestens fünf Punkten auf der
körperlichen Summenskala des SF‐36 zu erkennen (Bullinger & Kirchberger, 1998). Patienten mit
geringeren Schmerzen zu T1 erreichten zu beiden Messzeitpunkten (T1 und T5) erwartungsgemäß
weitaus höhere Werte der körperlichen Summenskala.
KAKo‐Abschlussbericht 110
Der zwar signifikante, aber minimale IG‐KG‐Unterschied im Bereich der körperlichen Summenskala zu
T5 (Differenz der Mittelwerte=1,8; Skalenrange: 0‐100) spiegelt sich in einer sehr geringen
Effektstärke wider. Da laut Manual des SF‐36 erst Differenzen von mindestens fünf Punkten auf den
Skalen des SF‐36 relevante Unterschiede reflektieren (Bullinger & Kirchberger, 1998), ist trotz
statistisch signifikantem Unterschied (entgegen der hypothetisch erwarteten Richtung) das Ergebnis
nicht als klinisch irrelevant zu werten.
Die körperliche Lebensqualität zu T5 ließ sich am besten durch die alltagsbezogene
Funktionskapazität (FFbH) und das Lebensalter der Studienteilnehmer vorhersagen: Je jünger die
Studienteilnehmer und je besser die Funktionskapazität zu Reha‐Beginn war, desto höhere Werte der
körperlichen Summenskala waren zu T5 zu erwarten. Bei Ausschluss der Funktionskapazität aufgrund
der hohen inhaltlichen Ähnlichkeit der Items beider Skalen kamen sich zusätzlich zum Alterseffekt
Einflüsse der Schmerzen, des Behinderungsgrades, der Rentenintention, der Entscheidungsbalance
bzgl. körperlicher Aktivität und des Body Mass Index zum Tragen. Geringere Schmerzen und ein
geringerer BMI, kein Behinderungsgrad und keine Rentenintention sowie die verstärkte
Wahrnehmung von positiven Konsequenzen regelmäßiger körperlicher Aktivität zu T1 bedingten
positivere Werte der körperlichen Lebensqualität zu T5.
Die psychische Lebensqualität zur 12‐Monats‐Katamnese wurde am besten aus den Werten der
Depressivität und Ängstlichkeit (HADS‐D) zu Reha‐Beginn sowie erneut durch das Lebensalter der
Probanden vorhergesagt: Je geringer die Werte der HADS‐D zu T1 ausfielen, desto höher war die
psychische Lebensqualität zu T5. Im Bereich der psychischen Lebensqualität wirkte das Lebensalter
der Probanden im Vergleich zur körperlichen Lebensqualität in entgegengesetzter Richtung: Hier
wurden 12 Monate nach Reha‐Ende umso bessere Werte erzielt, je älter die Probanden zu Reha‐
Beginn waren. Nach Ausschluss der HADS‐D‐Werte wegen der hohen bivariaten Korrelationen der
Merkmale der psychischen Gesundheit51 zu Reha‐Beginn (r>,60) und der damit assoziierten großen
inhaltlichen Ähnlichkeit zeigten sich Einflüsse auf die psychische Summenskala zu T5 durch die
Schmerzen und die sportbezogene Selbstwirksamkeit zu T1: Je geringer die körperlichen Schmerzen
zu T1 waren und je zuversichtlicher die Teilnehmer waren, ihre sportlichen Pläne auch angesichts von
Hindernissen umsetzen zu können, desto bessere Werte der psychischen Lebensqualität berichteten
sie zu T5. Zusätzlich berichteten Studienteilnehmer zu T5 eine bessere psychische Lebensqualität,
wenn sie zu T1 keine Absicht hatten, eine EM‐Rene zu beantragen. In diesen Ergebnissen spiegelt
sich der Zusammenhang zwischen körperlichen (Schmerzen) und psychischen Merkmalen
(psychische Summenskala) im Bereich der rheumatischen Erkrankungen eindrucksvoll wider, wie er
bereits in einer anderen Studien mit RA‐Patienten gefunden wurde (Garip, et al., 2011).
Die statistischen Vorhersagemodelle weisen mit 28,8 % (körperliche Summenskala) bzw. 35,2 %
(psychische Summenskala) einen akzeptablen Anteil aufgeklärter Varianz auf.
6.3.3 Entwicklung der körperlichen und seelischen Gesundheit der Probanden von Reha‐Beginn bis
12‐Monats‐Katamnese
Je nach Progress einer entzündlich‐rheumatischen Erkrankung und ihrer Ausprägung sind langfristige,
zum Teil gravierende Beeinträchtigungen der Körperstrukturen und ‐funktionen, des psychischen
Wohlbefindens sowie der Partizipation im Alltag zu erwarten (W. Mau, et al., 2008). Im Rahmen
dieser Studie wurde die körperliche und psychische Gesundheit der Teilnehmer neben der
gesundheitsbezogenen Lebensqualität (siehe Punkt 6.3.2) über die alltagsbezogene
51 psychische Summenskala des SF‐36, Ängstlichkeit und Depressivität (HADS‐D)
KAKo‐Abschlussbericht 111
Funktionskapazität (FFbH), die körperlichen Schmerzen (NRS) und die Ausprägung von Ängstlichkeit
und Depressivität (HADS‐D) erhoben und die Entwicklung dieser Parameter im Ein‐Jahres‐Verlauf
untersucht.
Körperliche Gesundheit
Gruppenübergreifende Verbesserungen in KG und IG zeigen sich im Ein‐Jahres‐Verlauf hinsichtlich
der körperlichen Schmerzen. Signifikante Verbesserungen der alltagsbezogenen Funktionskapazität
am Reha‐Ende gegenüber dem Ausgangszustand ließen sich sechs und 12 Monate nach Reha‐Ende
jedoch nicht mehr replizieren. Im Bereich der körperlichen Gesundheit wurden zu keinem
Messzeitpunkt nennenswerte Gruppenunterschiede gefunden.
Die Funktionskapazität zu T5 ließ sich durch die körperliche und psychische Lebensqualität, die
Rentenintention, die Angabe eines Behinderungsgrades, den Body Mass Index und die
Entscheidungsbalance bzgl. körperlicher Aktivität zu Reha‐Beginn vorhersagen (39,9 %
Varianzaufklärung): Rehabilitanden, die bereits zu T1 die Absicht hatten, eine EM‐Rente zu
beantragen, wiesen 12 Monate nach Reha‐Ende eine geringere alltagsbezogene Funktionskapazität
auf. Weiterhin fiel die Funktionskapazität zu T5 umso geringer aus, je höher der BMI bzw. je geringer
die körperliche und psychische Lebensqualität (SF‐36) zu Reha‐Beginn waren, wenn zu T1 ein
anerkannter Behinderungsgrad vorlag oder mehr Nachteile gegenüber Vorteilen körperlicher
Aktivität wahrgenommen wurden. Nach Ausschluss der körperlichen Summenskala wegen der o. g.
inhaltlichen Nähe zur Funktionskapazität verlor die psychische Lebensqualität ihren prädiktiven Wert.
Dafür zeigten sich die körperlichen Schmerzen zu T1 als weiterer wichtiger Einflussfaktor: Je stärker
ihre Schmerzen zu T1 waren, desto geringere Werte des FFbH wiesen die Probanden zu T5 auf.
Die Ausprägung der Schmerzen nach einem Jahr konnte wiederum am besten durch die
alltagsbezogene Funktionskapazität (FFbH), die körperliche Lebensqualität (SF‐36), die Ängstlichkeit
(HADS‐D) sowie die aktuelle Behandlung mit langfristig wirksamen Antirheumatika vorhergesagt
werden (24,9 % Varianzaufklärung): Demnach berichteten die Studienteilnehmer zu T5 geringere
Schmerzen, wenn sie zu Reha‐Beginn 1) eine bessere Funktionskapazität oder 2) körperliche
Lebensqualität bzw. 3) geringere Ängstlichkeitswerte aufwiesen. Weiterhin bedingte 4) die Einnahme
langfristig wirksamer Antirheumatika langfristig geringere Schmerzen.
Die kurz‐ und langfristen Ergebnisse im Bereich der körperlichen Gesundheit belegen die Sicherheit
des intensiven KAKo‐Trainings in Bezug auf eine potentiell zu befürchtende erhöhte
Krankheitsaktivität oder stärkere Schmerzen analog zu vorhergehenden internationalen
Untersuchungen körperlicher Aktivität bei entzündlich‐rheumatischen Patienten (Baillet, et al., 2010;
de Jong, et al., 2003; Häkkinen, 2004).
Psychische Gesundheit
Sowohl KG als auch IG verbesserten sich im Ein‐Jahres‐Verlauf hinsichtlich ihrer Ängstlichkeit und
Depressivität. Die tendenziell stärkere Verbesserung der IG‐Teilnehmer gegenüber den KG‐
Teilnehmern bzgl. ihrer Depressivität am Reha‐Ende konnte im weiteren Studienverlauf nicht mehr
repliziert werden. Gruppenunterschiede hinsichtlich der Ängstlichkeit fanden sich zu keinem
Zeitpunkt.
Als Prädiktoren der Depressivität zu T5 wurden (erwartungsgemäß) die Ängstlichkeit, die Schmerzen,
das Geschlecht und die sportbezogene Selbstwirksamkeit zu Reha‐Beginn gefunden (36,3 %
Varianzaufklärung): Je ängstlicher ein Proband bereits zu Reha‐Beginn war und je stärkere Schmerzen
er berichtete, desto geringere Depressivitätswerte berichtete er zu T5. Frauen gaben 12 Monate
nach Reha‐Ende geringere Werte für Depressivität an als Männer. Zusätzlich sagte eine höhere
KAKo‐Abschlussbericht 112
Zuversicht bzgl. der Umsetzung sportlicher Pläne zu Reha‐Beginn geringere Depressivität 12 Monate
nach Reha‐Ende vorher.
Eine geringere Ängstlichkeit 12 Monate nach Reha‐Ende konnte (erwartungsgemäß) durch eine
geringere Depressivität und eine höhere psychische Lebensqualität zu Reha‐Beginn, durch eine
positivere sportbezogene Entscheidungsbalance (Wahrnehmung von mehr Vorteilen gegenüber
Nachteilen körperlicher Aktivität) und keine Rentenintention zu T1 vorhergesagt werden (34,5 %
Varianzaufklärung). Nach Ausschluss der HADS‐D‐ und SF‐36‐Werte erwiesen sich neben
Rentenintention und Entscheidungsbalance zusätzlich die sportbezogene Selbstwirksamkeit (höher),
die Schmerzen (niedriger) und die Diagnosegruppe (SpA) als entscheidende Prädiktoren für eine
geringere Ängstlichkeit zu T5.
Im Vergleich zu anderen Studien, die die Rate der an Depressivität leidenden RA‐Patienten auf über
40 % schätzen (Bruce, 2008; Hider, et al., 2009), handelt es sich bei der vorliegenden
Studienstichprobe mit insgesamt 27 % depressiv auffälligen Patienten zu T1 und 21 % depressiv
Auffälligen zu T5 um eine psychisch vergleichsweise wenig beeinträchtigte Gruppe. Möglicherweise
erklären diese Ergebnisse, warum in der vorliegenden KAKo‐Studie gegenüber der RAPIT‐Studie um
de Jong (2003) keine signifikanten Verbesserungen der IG hinsichtlich ihrer Depressivität (HADS)
gefunden werden konnten. Auch die hier beobachteten Werte der Ängstlichkeit bleiben weit hinter
denen in anderen Studienstichproben zurück (Waheed, et al., 2006). Die initiale
Bewegungsmotivation (sportbezogene Selbstwirksamkeit und Entscheidungsbalance bzgl.
körperlicher Aktivität) zeigt starke Einflüsse auf die spätere psychische Gesundheit. Hier setzt die
Intervention mit ihrer systematischen Motivationsarbeit an und zeigte kurzfristig positive Effekte
(siehe Punkt 6.3.4), die noch ausbaufähig sind.
6.3.4 Bewegungsmotivation und körperliche Aktivität der Studienteilnehmer im Jahr nach
stationärer Rehabilitation
Der Umfang der körperlichen Bewegungsaktivitäten der Studienteilnehmer wurde anhand des
Freiburger Fragebogens zur körperlichen Aktivität (FFkA) (Frey, et al., 1999) ermittelt und anhand in
der Literatur beschriebener metabolischer Einheiten verschiedener Aktivitäten (Ainsworth, et al.,
1993) in den erreichten körpergewichtsbezogenen Energieumsatz pro Woche (kcal/Woche)
umgerechnet. Das Instrument erlaubt neben der Erfassung der Gesamtaktivität einer Person
zusätzlich die Unterscheidung körperlicher Alltags‐, Freizeit‐ und Sportaktivitäten. Die Analysen
ergaben z. T. unrealistische Aktivitätswerte für Patienten mit entzündlich‐rheumatischen
Erkrankungen. Daher wurden für die weiteren Analysen nur korrigierte Werte verwendet (siehe
Punkt 4.6.1 e). Die Angaben der Patienten legen die Vermutung nahe, dass das eingesetzte
Instrument teilweise schwer verständlich war, und daher möglicherweise einer Überarbeitung
bedarf.
Körperliche Aktivität
Die Interventionsgruppe startete zu Reha‐Beginn bereits etwas aktiver als die Kontrollgruppe. Dieser
Unterschied war jedoch nicht signifikant. Sowohl KG als auch IG berichteten im Ein‐Jahres‐Verlauf
eine Steigerung ihrer Sport‐ und Gesamtaktivitäten. Zwölf Monate nach Reha‐Ende zeigten sich
hypothesenkonform stärkere Verbesserungen der IG gegenüber der KG bzgl. vermehrter körperlicher
Alltagsaktivitäten. Zusätzlich hatten Teilnehmer der IG zu T5 eine signifikant größere Chance, die
Empfehlungen zu körperlichen Aktivitäten zu erfüllen als Teilnehmer der KG. Teilnehmer der IG,
Männer und Patienten mit Spondyloarthritiden berichteten über alle Zeitpunkte hinweg mehr
Gesamtaktivitäten als Teilnehmer der KG, Frauen bzw. Patienten mit chronischen Polyarthritiden.
KAKo‐Abschlussbericht 113
Subgruppenunabhängig profitierten sowohl Männer als auch Frauen, jüngere und ältere Probanden
sowie Patienten mit chronischen Polyarthritiden und Spondyloarthritiden von dem intensiven KAKo‐
Training mit Motivationsarbeit: In der IG verbesserten sich alle Teilnehmer geschlechts‐, alters‐ und
diagnoseunabhängig in ihren Alltags‐, (Sport‐) und Gesamtaktivitäten, während sich keinerlei
signifikante Veränderungen in den körperlichen Bewegungsaktivitäten der KG zeigten. Männer der IG
verbesserten sich gegenüber Männern der KG zu T5 vor allem hinsichtlich ihrer Alltagsaktivitäten,
während die Frauen der IG im Vergleich zu den Frauen der KG mehr Freizeitaktivitäten berichteten.
Ältere Probanden der IG zeigten starke Verbesserungen ihrer Alltagsaktivitäten gegenüber den
älteren Teilnehmern der KG. Patienten mit chronischen Polyarthritiden holten ihren anfänglichen
Rückstand im Bereich der Sportaktivitäten gegenüber Patienten mit Spondyloarthritiden im Ein‐
Jahres‐Verlauf auf. Die cP‐Patienten der IG verbesserten sich gegenüber cP‐Patienten der KG in ihren
Bewegungsaktivitäten insgesamt. Es zeigte sich, dass bzgl. der Erfüllung verschiedener Empfehlungen
zu körperlicher Aktivität insbesondere die Männer, die älteren Studienteilnehmer und die cP‐
Patienten von der Intervention profitierten.
Ein höheres Ausmaß der Alltagsaktivitäten zu T5 konnte durch mehr Freizeitaktivitäten zu T1, die
Jahreszeit der Rehabilitation (Sommer) und das Geschlecht (Männer) vorhergesagt werden. Unter
Kontrolle sämtlicher identifizierter Einflussvariablen (inkl. Geschlecht, Alter, Diagnose und Klinik)
blieb der Interaktionseffekt zwischen Zeit und Gruppenzugehörigkeit in der multivariaten
Betrachtung tendenziell bestehen. Weitere Interaktionseffekte der Zeit mit den anderen
untersuchten Merkmalen zeigten sich für die Partnerschaft und den Umfang der Therapien während
der Rehabilitation (operationalisiert über die KTL‐Daten). Studienteilnehmer, die zu Reha‐Beginn in
einer festen Partnerschaft lebten, verbesserten sich im Ein‐Jahres‐Verlauf hinsichtlich ihrer
Alltagsaktivitäten (in der IG mehr als in der KG), während sich allein lebende Probanden zu T5 hin
verschlechterten. Der Effekt des Therapieumfangs während der Rehabilitation kann insofern
interpretiert werden, als dass es lediglich einen signifikanten Zusammenhang zwischen dem Umfang
der Reha‐Therapien und den Alltagsaktivitäten zu Reha‐Beginn gab, der zu T5 jedoch verschwand. Je
aktiver die Probanden zu T1 waren, desto mehr Therapien bekamen sie in ihrer Rehabilitation. Diese
Beobachtung wäre indirekt über die Gruppenzugehörigkeit erklärbar, da Teilnehmer der IG zu allen
Messzeitpunkten insgesamt aktiver waren als die KG‐Teilnehmer und in der Rehabilitation auch mehr
Therapien bekamen.
Als zunächst überraschender Prädiktor für die Sportaktivitäten zu T5 stellte sich der Body Mass Index
heraus: Je höher der BMI zu T1 ausfiel, desto sportlich aktiver waren die Probanden zu T5. In diesem
Zusammenhang ist die mögliche Bedeutung einer geringen Muskelmasse und eines reduzierten BMI
zu diskutieren, die bekanntermaßen mit hoher Entzündungsaktivität bei einem Teil der Patienten mit
rheumatischen Krankheiten assoziiert ist (Giles, et al., 2008; Lemmey, et al., 2009). Im Unterschied zu
Gesunden kann bei diesen Kranken ein höherer BMI dafür sprechen, dass diese Personen (neben
einem möglicherweise cortisoninduzierten erhöhten Fettanteil) eine grundsätzlich ausreichende
Muskelmasse für (spontane) körperliche Aktivität haben. Allerdings sollte auch bei einer Sarkopenie
bei Rheumakranken die Bewegungsaktivität z. B. durch geeignetes Training gefördert werden.
Die Modelle der multiplen statistischen Analysen wiesen sehr geringe Werte der Varianzaufklärung
auf (<15 % VA bei Alltags‐ bzw. <5 % VA bei Sportaktivitäten). Mit über 85 % bzw. mehr als 95 %
unaufgeklärter Varianz der aktivitätsbezogenen Zielgrößen ist davon auszugehen, dass hier Faktoren
eine Rolle spielen, die im Rahmen der aktuellen Probandenbefragung nicht erhoben worden sind.
KAKo‐Abschlussbericht 114
Bewegungsmotivation
Auf der Grundlage des Transtheoretischen Modells der Verhaltensänderung (TTM) wurden
verschiedene Aspekte der Motivation zu körperlicher Aktivität erfasst und ihre Entwicklung im Ein‐
Jahres‐Verlauf untersucht: Die sportbezogene Selbstwirksamkeit und das Verhältnis
wahrgenommener Vorteile zu Nachteilen regelmäßiger körperlicher Aktivität. Ziel war die Steigerung
der motivationalen Merkmale, die sich schließlich auch in der tatsächlich durchgeführten
körperlichen Aktivität niederschlagen sollte.
Stärkere Verbesserungen der IG‐Teilnehmer gegenüber den KG‐Teilnehmern am Reha‐Ende waren in
beiden motivationalen Merkmalen zu beobachten und wiesen auf eine diesbezügliche zumindest
kurzfristige Effektivität der Intervention. Die IG konnte insbesondere ihre Wahrnehmung
organisatorischer Hindernisse gegenüber der KG zu T2 deutlich verringern. Dieser Vorsprung der IG
gegenüber der KG bzgl. ihrer Bewegungsmotivation war bereits ein halbes Jahr nach Entlassung aus
der stationären Rehabilitation nicht mehr nachweisbar. Zwölf Monate nach Reha‐Ende berichteten
alle Studienteilnehmer eine höhere sportbezogene Selbstwirksamkeit im Vergleich zum Reha‐Beginn.
Von allen Studienteilnehmern wurden zu allen Zeitpunkten mehr Vor‐ als Nachteile körperlicher
Aktivität wahrgenommen. Probanden der IG berichteten zu allen Messzeitpunkten höhere
Selbstwirksamkeitswerte als Teilnehmer der KG. Die signifikanten Verbesserungen beider
Studiengruppen bzgl. ihrer aktivitätsbezogenen Entscheidungsbalance im Reha‐Verlauf sowie sechs
Monate nach Reha‐Ende waren 12 Monate nach Entlassung nicht mehr replizierbar. Lediglich die
Angst vor Schädigung durch regelmäßige körperliche Aktivitäten reduzierte sich in beiden Gruppen
12 Monate nach Reha‐Ende im Vergleich zum Ausgangszustand.
Multiple Analysen der beiden motivationalen Merkmale unterstrichen deren enge konzeptionelle
Verbundenheit: Die Ausprägung beider Merkmale zu T5 konnte durch die Ausprägung der jeweils
anderen Variable zu Reha‐Beginn vorhergesagt werden. Als Prädiktoren einer höheren
sportbezogenen Selbstwirksamkeit zu T5 dienten weiterhin eine geringere Depressivität zu T1, die
Diagnose (SpA), die Angabe einer Operation im Jahr vor der Rehabilitation und die Teilnahme an
Nachsorgemaßnahmen in der Zeit nach der stationären Rehabilitation (21,1 % Varianzaufklärung).
Eine positivere Entscheidungsbalance (stärker wahrgenommene Vorteile gegenüber Nachteilen
körperlicher Aktivität) zur 12‐Monats‐Katamnese wurde zusätzlich von mehr Sportaktivitäten und
einer besseren Funktionskapazität zu T1 sowie durch das Geschlecht (Frauen) vorhergesagt (22,5 %
Varianzaufklärung).
6.3.5 Sozioökonomische Relevanz der Ergebnisse
Die Diagnose entzündlich‐rheumatischer Erkrankungen zieht häufig enorme sozialmedizinische
Folgen (Minderung der Erwerbsfähigkeit, Hilfs‐ und Pflegebedürftigkeit) und entsprechende direkte
und indirekte Kosten nach sich (W. Mau, et al., 2008) – vor allem bei den häufig schon früh
eintretenden körperlichen Funktionseinschränkungen (Boonen & Mau, 2009; W. Mau, et al., 2008).
Die untersuchten rheumatischen Erkrankungen verlaufen häufig chronisch progredient (W. Mau &
Zink, 2005). Die Prävalenzraten werden für die RA mit 0.5 % bis 0.8 % und für die SpA mit 0.2 % bis
0.4 % der deutschen erwachsenen Bevölkerung angegeben, womit mindestens eine halbe Million
Deutscher an den genannten Erkrankungen leiden (Statistische Ämter des Bundes und der Länder,
2010).
Erwerbstätigkeit
Wie aufgrund der chronischen Erkrankung der Probanden und des fortschreitenden Alters zu
erwarten war, nahm der Anteil der in Teil‐ oder Vollzeit erwerbstätigen Studienteilnehmer im Ein‐
KAKo‐Abschlussbericht 115
Jahres‐Verlauf kontinuierlich ab: Waren zu Reha‐Beginn 85 % aller Studienteilnehmer erwerbstätig,
waren es sechs Monate nach Reha‐Ende noch 83 % und 12 Monate nach Reha‐Ende nur noch 79 %
(siehe Abbildung 31, S. 80). Dabei verblieben die Probanden der IG etwas länger im Erwerbsleben als
Teilnehmer der KG: Tendenziell war die Chance der IG gegenüber der KG um ca. 50 % erhöht, zu T5
(noch) erwerbstätig zu sein.
Bereits ein Jahr nach stationärer Rehabilitation waren in KG (78 %) und IG (80 %) weniger Patienten
mit einer entzündlich‐rheumatischen Erkrankung erwerbstätig als der durchschnittliche Rehabilitand
zwei Jahre nach ambulanter oder stationärer Rehabilitation (85 %) laut Statistik der Deutschen
Rentenversicherung (Deutsche Rentenversicherung, 2011). Ob die im vorliegenden Projekt erprobte
Intervention dazu beitragen konnte, die Patienten länger im Erwerbsleben zu halten, muss vor dem
Hintergrund möglicher subtiler Selektionseffekte diskutiert werden (siehe Punkt 6.2).
Medizinische Krankheitskosten
Im Rahmen der Studie wurden Probandenangaben zu direkten und indirekten medizinischen
Krankheitskosten jeweils für die 12 Monate vor Reha‐Beginn und das Jahr nach Reha‐Ende
ausgewertet. Die direkten Kosten setzen sich dabei aus Kosten für Krankenhausaufenthalte,
Arztkontakte, Heilmittel und Medikamente zusammen. Aber auch von den Patienten selbst zu
tragende Kosten (Zuzahlungen, eigene Ausgaben) zählen zu den direkten Krankheitskosten („out of
pocket“). Die Die indirekten Kosten beinhalten Arbeitsunfähigkeitszeiten (AU‐Zeiten) sowie befristete
und unbefristete Erwerbsminderungsrenten (EM‐Renten). Die Durchführungskosten der Intervention
wurden anhand der Personalkosten des Kursleiters (Sporttherapeut) berechnet.
Die in der Literatur beschriebene Verteilung von Kosten konnte in dieser Studie nur teilweise
bestätigt werden. Am deutlichsten wird das in dem Verhältnis von indirekten und direkten Kosten.
Unabhängig vom Messzeitpunkt waren die direkten Kosten der jeweils größte Kostenfaktor in der
untersuchten Stichprobe. Die meisten Studien zeigen dagegen deutlich höhere indirekte Kosten als
direkte Kosten (für einen Überblick siehe (Merkesdal, et al., 2002)). Dies ist durch die positive
Selektion der Rehabilitanden dieser Studie über die persönlichen und versicherungsrechtlichen
Voraussetzungen der Rehabilitation nach §§10 und 11 SGB VI erklärbar. Dagegen sind in den
genannten anderen Studien klinischer Kollektive Patienten mit schweren Krankheitsverläufen und
negativer Rehabilitationsprognose bzw. mit bereits dauerhaften Erwerbsminderungsrenten
enthalten. Der Großteil der Patienten dieser Studie war erwerbstätig. Dies spricht für eine
vergleichsweise leistungsfähige und psychisch wenig belastete Stichprobe als Ursache des
Verhältnisses indirekter und direkter Kosten.
In der Kontrollgruppe reduzierten sich die direkten Krankheitskosten im Ein‐Jahres‐Verlauf, wobei
insbesondere die Medikamentenkosten abnahmen. Beide Befunde waren jedoch statistisch nicht
signifikant. Die Kosten für Klinikaufenthalte nahmen in beiden Gruppen signifikant ab. Signifikante
Gruppenunterschiede im Bereich der direkten Kosten wurden zu keinem Messzeitpunkt beobachtet.
Medikamente stellten messzeitpunktunabhängig den größten Kostenfaktor dar. Dieses Phänomen
resultierte zum einen aus den hohen Kosten der TNF‐α‐Blocker. Andererseits wäre der Anteil
gesundheitsbedingter Erwerbsminderungsrenten in einer schwerer beeinträchtigten Stichprobe, die
nicht mit wirksamen neuen Medikamenten versorgt werden (u. a. Biologika), nach aktuellen Daten
wahrscheinlich deutlich höher (W. Mau, et al., 2008). Kosten für Heilmittel und andere
Anwendungen sowie für AU‐Zeiten waren insbesondere bei der 12‐Monats‐Katamnese weitere
wichtige Kostenfaktoren. Bei der Analyse potentieller Einflussfaktoren erwies sich ein zu T1
vorhandener anerkannter Behinderungsgrad als einziger signifikanter Prädiktor für höhere direkte
Kosten zu T5.
KAKo‐Abschlussbericht 116
In beiden Gruppen war eine Steigerung der indirekten Krankheitskosten zu beobachten, wovon die
Kontrollgruppe signifikant stärker betroffen war als die Interventionsgruppe. Niedrigere indirekte
Kosten zu T5 konnten am besten durch geringere Schmerzen zu Reha‐Beginn und keine Operation in
den vergangenen 12 Monaten vorhergesagt werden. Unter statistischer Kontrolle sämtlicher
identifizierter Einflussvariablen (inkl. Geschlecht, Alter, Diagnose und Klinik) blieb der
Interaktionseffekt zwischen Zeit und Gruppenzugehörigkeit lediglich tendenziell bestehen.
Signifikante Interaktionseffekte zeigten sich demgegenüber für die Angabe einer Operation, die
Erwerbstätigkeit und die Schmerzen zu Reha‐Beginn: Demnach stiegen die indirekten Kosten zu T5 im
Vergleich zu T1 besonders stark an, wenn die Probanden zu Reha‐Beginn eine vorangegangene
Operation am Bewegungsapparat berichteten, wenn sie zu T1 nicht erwerbstätig waren bzw. je
stärkere Schmerzen sie zu Reha‐Beginn hatten.
In dieser Studie wurden die Krankheitskosten nicht durch das Ausmaß der Funktionskapazität
beeinflusst. Bei Huscher und Kollegen (2006) hatten Patienten mit rheumatischer Arthritis aus
klinischen Kollektiven der Deutschen Rheumazentren und einer Funktionskapazität < 50 % doppelt so
hohe direkte Kosten wie Patienten mit guter Funktionskapazität (> 70 %). Möglicherweise zeigte sich
dieser Effekt hier nicht, weil nur ein sehr geringer Teil der Patienten dieser Untersuchung eine
Funktionskapazität von unter < 50 % angab (7 % zu T1 und 10 % zu T5).
Die Varianzaufklärung der ermittelten Einflussfaktoren der direkten und indirekten Krankheitskosten
ist mit 4 % bzw. 13 % unbefriedigend und legt die Vermutung nahe, dass im Rahmen dieser Studie
wichtige Prädiktoren der Krankheitskosten nicht erhoben und damit unberücksichtigt gelassen
wurden.
Eine weitere Limitierung der sozioökonomischen Analysen besteht in der geringen Fallzahl der
berichteten befristeten (T5: n=7) und unbefristeten EM‐Renten (T5: n=2). Diese geringen Fallzahlen
führen zu erheblichen Veränderungen der durchschnittlichen indirekten Kosten pro Patient. Unter
Berücksichtigung nicht auszuschließender subtiler Selektionseffekte (siehe Punkt 6.2) sollte die
Interpretation der EM‐Rentenzugänge hinsichtlich des Interventionserfolges daher mit einer
gewissen Zurückhaltung erfolgen. Der Zusammenhang zwischen AU‐Zeiten und AU‐Kosten (siehe
Abbildung 33, S. 84) belegt eine große Abhängigkeit der durchschnittlichen Kosten der
Gesamtstichprobe von den vergleichsweise wenigen Probanden (11 %), die zu T5 AU‐Zeiten von
mehr als drei Monaten berichteten und entsprechend hohe Krankheitskosten in diesem Bereich
aufwiesen. Die Interpretationseinschränkungen der EM‐Berentungskosten gelten hier ebenfalls.
Detaillierte Einzelfallbetrachtungen können hier möglicherweise Aufschluss darüber geben, welche
Faktoren maßgeblich zur Berentung/Arbeitsunfähigkeit beigetragen haben bzw. ob eine
Kausalinterpretation hinsichtlich der Teilnahme oder Nichtteilnahme an der Studienintervention
zulässig ist.
Reha‐Ökonomie
Rehaökonomische Analysen blieben im Rahmen der in dieser Studie erhobenen Daten auf die reinen
Durchführungskosten (Personalkosten) der KAKo‐Intervention beschränkt (ca. 86 € pro Teilnehmer),
da neben dem Interventionsumfang keine weiteren Daten als Berechnungsgrundlage der
Interventionskosten zur Verfügung standen. Aktuell nicht vorhandene Informationen, die zu einer
umfassenden sozioökonomischen Analyse nötig sind, sollen in einer retrospektiven Befragung der
Klinikmitarbeiter erhoben werden und auf dieser Grundlage eine sozioökonomische Berechnung der
Interventionskosten nach bewährtem Vorgehen erfolgen (Brandes, Morfeld, & Krauth, 2011).
Nach den derzeit möglichen Berechnungen ist von einer Reduzierung der gesamten indirekten
Kosten in der Interventionsgruppe gegenüber der Kontrollgruppe in Höhe von über 3.050 € und der
KAKo‐Abschlussbericht 117
EM‐Renten‐bedingten Kosten in Höhe von über 2.550 € auszugehen. Somit „rechnen sich“ aus der
Perspektive der Leistungsträger, insbesondere der Deutschen Rentenversicherung, die
Interventionskosten gegenüber dem reduzierten Anstieg der indirekten Kosten im Verhältnis von
1 : 37 bzw. 1 : 30.
Damit stellt die KAKo‐Intervention auch unter rehaökonomischen Aspekten eine attraktive
Möglichkeit der Kostenreduzierung gegenüber der konventionellen rheumatologischen
Rehabilitation mit moderateren Bewegungstherapien und ohne systematische Motivationsarbeit dar.
6.3.6 Genderaspekte im Ein‐Jahres‐Verlauf
Bereits zu Reha‐Beginn waren einige Geschlechtsunterschiede in der untersuchten Stichpro0be
erkennbar. Frauen gaben zu Reha‐Beginn weniger Haushaltsmitglieder, darunter weniger im
Haushalt lebende minderjährige Kinder an als Männer. Sie waren besser gebildet und häufiger als
Angestellte und in Teilzeit beschäftigt, während Männer häufiger als Arbeiter und in Vollzeit
beschäftigt waren. Der Frauenanteil fiel bei den cP‐Patienten wesentlich höher aus als bei den SpA‐
Patienten. Im Zusammenhang damit wiesen sie mehr Gelenkschwellungen auf. Sie hatten zu Reha‐
Beginn eine entsprechend schlechtere Funktionskapazität auf als Männer und waren häufiger in
ambulanter und stationärer Behandlung. Weibliche Teilnehmer waren zusätzlich eher in
Selbsthilfegruppen organisiert. Die männlichen Studienteilnehmer nahmen zu T1 zwar weniger
Vorteile gegenüber Nachteilen regelmäßiger Bewegungsaktivitäten wahr, starteten aber hinsichtlich
ihrer Alltags‐, Freizeit und Gesamtaktivitäten besser (aktiver) in die Rehabilitation und Intervention
als die Frauen.
Am Reha‐Ende hatten sich Frauen im Vergleich zu Reha‐Beginn vor allem hinsichtlich ihrer
wahrgenommenen Vorteile gegenüber Nachteilen körperlicher Aktivität verbessert. Insbesondere die
Wahrnehmung organisatorischer Hindernisse nahm bei den Frauen der IG gegenüber dem
Ausgangszustand deutlich ab, so dass sie sich zu T2 auf einem Level mit den Männern der IG
befanden. Die Intervention mit ihrer systematischen Motivationsarbeit scheint hier vor allem die
Frauen angesprochen zu haben.
Da bislang nicht viel darüber bekannt ist, inwieweit das Angebot der Rehabilitationsmaßnahmen für
Männer und Frauen gleichermaßen bedarfs‐ und bedürfnisgerecht ausgestaltet ist, wurden die
Ergebnisse der Probandenbefragung bzgl. der Zufriedenheit mit der stationären Rehabilitation
speziell auf Geschlechtsunterschiede hin geprüft. Männer und Frauen beurteilten den Erfolg, die
Therapien sowie ihre stationäre Rehabilitation insgesamt mit „gut“ bis „sehr gut“. Die
unterschiedliche Einschätzung des Therapieumfanges in KG und IG ging vor allem auf die Frauen
zurück: Während die Frauen der IG gegenüber der KG die Therapien nur wenig häufiger als „zu
umfangreich“ einschätzten, schätzten die Frauen der KG die Behandlungen deutlich häufiger als „zu
wenig“ ein. Rehabilitandinnen erhielten gegenüber Rehabilitanden häufiger Beschäftigungs‐ und
Entspannungstherapien. Männer besuchten häufiger Schulungen zum Herz‐Kreislaufsystem. Beide
Geschlechter fühlten sich gleich gut auf die Zeit nach der Rehabilitation vorbereitet. Frauen gaben
häufiger an, Anregungen zu Entspannungsübungen und zur Teilnahme an Selbsthilfegruppen
erhalten zu haben, was insofern verwundert, als Frauen bereits zu T1 häufiger in Selbsthilfegruppen
organisiert waren als Männer. Bezüglich der Anregungen zu bewegungsbezogenen Angeboten und
Aktivitäten nach Reha‐Ende gab es keine Geschlechtsunterschiede.
Bezüglich unterschiedlicher Verläufe der untersuchten Variablen im Ein‐Jahres‐Zeitraum sind
folgende Ergebnisse zu nennen: Frauen lebten zu allen Messzeitpunkten mit weniger Personen im
Haushalt zusammen als Männer. Waren die Frauen zu T1 bereits seltener erwerbstätig als Männer,
KAKo‐Abschlussbericht 118
so vergrößerte sich diese Differenz zu T5 noch etwas mehr. Die Frauen wiesen jedoch insgesamt
einen etwas höheren sozioökonomischen Status auf (da u. a. häufiger als Angestellte beschäftigt,
während Männer eher als Arbeiter tätig waren). Tendenziell wurden mehr Frauen mit langfristig
wirksamen Antirheumatika und Cortisonpräparaten behandelt als Männer, was im Zusammenhang
mit Indikation dieser Medikamente für die bei Frauen häufigere cP zu sehen ist. Männer berichteten
insgesamt eine bessere alltagsbezogene Funktionskapazität (FFbH) als Frauen. Dieser Befund deckt
sich auch unter Berücksichtigung des erhöhten Frauenanteils in der Gruppe der cP‐Patienten mit den
in der Literatur berichteten Hinweisen darauf, dass Frauen mit RA schwerere Krankheitssymptome
berichten als an RA erkrankte Männer (Katz & Criswell, 1996). Die Frauen verbesserten sich im Ein‐
Jahres‐Verlauf gruppenübergreifend stärker in ihrer psychischen Lebensqualität (SF‐36). Sie waren
insgesamt häufiger in Selbsthilfegruppen organisiert als Männer, wobei der Anteil der Mitglieder
unter den Studienteilnehmern im Zeitverlauf von 16 % auf 23 % anstieg.
Frauen zeigten zu T5 stärkere Verbesserungen in motivationalen Merkmalen, vor allem hinsichtlich
ihrer sportbezogenen Entscheidungsbalance: Insbesondere nahmen sie gegenüber T1 weniger
Nachteile körperlicher Aktivität wahr, was auf die geringere Wahrnehmung organisatorischer
Hindernisse zurückführbar ist. Frauen nahmen zu allen Zeitpunkten mehr Vorteile wahr als Männer,
wiesen entsprechend eine positivere Entscheidungsbalance auf, und hatten im Allgemeinen weniger
Angst vor Schädigung durch körperliche Aktivitäten als Männer. In diesem Zusammenhang sind die
Ergebnisse der Subgruppenanalysen der körperlichen Aktivität interessant: Die Frauen waren
insgesamt stärker motiviert und profitierten in anderer Form von der Intervention als die Männer:
Während die Männer der IG ihre Alltagsaktivitäten gegenüber den Männern der KG steigern
konnten, steigerten die Frauen der IG ihre Freizeitaktivitäten im Vergleich zur weiblichen
Vergleichsgruppe der KG. In der Literatur wird berichtet, dass Frauen ein erhöhtes Risiko für
körperliche Inaktivität haben als Männer (Sokka, et al., 2008). Dies konnte in der vorliegenden Studie
nicht bestätigt werden, da die Frauen die Empfehlungen zum Umfang von Trainingsaktivitäten
sowohl zu Reha‐Beginn als auch 12 Monate nach Reha‐Ende zu einem größeren Teil erfüllten als die
Männer. Die weiblichen Teilnehmer der Intervention nahmen das Therapieangebot auch nur in sehr
geringem Maße als zu umfangreich wahr. Männer und Frauen waren zum Nachbefragungszeitraum
gleichermaßen über wohnortnahe Nachsorgeanbieter informiert und nahmen diese in
vergleichbarem Umfang in Anspruch.
Die Betrachtung einzelner Kostenfaktoren zeigte vereinzelte Unterschiede zwischen den
Geschlechtern. Männer sind länger, Frauen dafür häufiger im Krankenhaus, so dass sich die Höhe der
Krankenhauskosten dadurch wahrscheinlich annähernd ausglich. Analog zur vergleichbaren
Normalbevölkerung (Lademann & Kolip, 2005) suchten Frauen dieser Studienpopulation sowohl zu
Beginn der Reha als auch ein Jahr nach Beendigung der Maßnahme häufiger einen Arzt auf als
Männer. Bei beiden Geschlechtern nahmen die Kosten für Arztkontakte 12 Monate nach Reha‐Ende
ab, wobei die Kosten der Männer etwas mehr sanken, so dass Frauen zu T5 mehr Kosten hatten als
Männer. Insgesamt hatten Frauen höhere Kosten für Arztkontakte als Männer. Anders als in der
Literatur diskutiert (Huscher, et al., 2006), ergab die Analyse der direkten, indirekten bzw. der
Gesamtkosten keine weiteren Geschlechtsunterschiede.
Weitere Geschlechtsunterschiede in soziodemografischen, gesundheits‐ und aktivitätsbezogenen
Merkmalen im Zeitverlauf sowie Unterschiede zwischen Männern und Frauen bzgl. der langfristigen
Weiterverwendung der Interventionsinstrumente oder der Inanspruchnahme von medizinischen und
beruflichen Nachsorgeangeboten wurden nicht gefunden.
KAKo‐Abschlussbericht 119
Das Geschlecht erwies sich in einigen Fällen als signifikanter Prädiktor der Zielgrößen zu T5. So
berichteten Männer 12 Monate nach Reha‐Ende beispielsweise mehr körperliche Alltagsaktivitäten
als Frauen, während Frauen zu T5 eine positivere Entscheidungsbalance bzgl. körperlicher Aktivitäten
aufwiesen, d.h. mehr Vorteile gegenüber Nachteilen in regelmäßiger körperlicher Aktivität sahen.
Weiterhin waren bei den Frauen zu T5 geringere Werte der Depressivität zu beobachten als bei den
Männern.
6.4 Nutzen‐ und Verwertungsmöglichkeiten
Die Ergebnisse der Studie bilden die Grundlage für die Verbreitung eines fachkompetent erstellten,
behinderungsgerechten, einfach umzusetzenden und langfristig kostenreduzierenden Kraft‐,
Ausdauer‐ und Koordinationstrainings (KAKo‐Training) als wichtigem Element einer optimierten
rehabilitativen Versorgung von Rheumakranken, das im Sinne eines partizipativen Ansatzes
insbesondere auf eine erhöhte Eigenaktivität der Patienten fokussiert. Für die konkrete Umsetzung
dieses Trainingsansatzes in den beteiligten Kliniken liegt ein Trainingsmanual vor (siehe Punkt 6.4.3),
über das der breite Einsatz des KAKo‐Konzeptes in anderen Rehabilitationskliniken ermöglicht wird.
Zusätzlich sind schriftliche Informationsmaterialien für verschiedene Zielgruppen entstanden – dazu
gehören u. a. die aktiv zu bearbeitenden Motivationshilfen (Therapeutisches Begleitheft,
Bewegungsplaner, Trainingsvereinbarung) und die Zusammenstellung von potentiellen
Nachsorgeanbietern in den Projektregionen für die Patienten mit entzündlich‐rheumatischen
Erkrankungen sowie die Informationsschreiben für die weiterbehandelnden Ärzte. Eine Beschreibung
der genannten Interventionsinstrumente findet sich unter Punkt 4.2.2. Zentral bereitgestellt können
damit langfristig Kommunikations‐ und Vernetzungsprozesse in regionalen und überregionalen
Versorgungsstrukturen unterstützt werden.
Für die breite interdisziplinäre Diskussion der Interventionsinhalte und ‐ergebnisse mit führenden
Forschern und Praktikern aus dem Bereich der Rehabilitationsmedizin und verwandten
Wissenschaften sind zeitnah Publikationen in hochrangigen Zeitschriften sowie weitere Vorträge und
Posterbeiträge auf einschlägigen Tagungen und Kongressen geplant (siehe Punkt 6.4.2). Neben den
Ergebnissen zu den zum Zeitpunkt der Antragstellung im Vordergrund stehenden Fragestellungen
wurden weitere relevante Aspekte vertiefend bearbeitet, vor allem zu Genderfragen, die beim
Workshop des Förderschwerpunktes in Erkner vom 12.‐13.5.2011 besonders hervorgehoben und
angeregt wurden. Sie sollen neben anderen zentralen Ergebnissen beim 21. Rehabilitation‐
wissenschaftlichen Kolloquium in Hamburg 2012 vorgestellt werden.
6.4.1 Öffentlichkeitsarbeit
Die zahlreichen Beiträge mit Studienergebnissen auf fach‐ und rehabilitationswissenschaftlichen
Kongressen, Tagungen und Seminaren führte zu zahlreichen Pressebeiträgen und hat große
Aufmerksamkeit in der (Fach‐)Öffentlichkeit erregt. In Tabelle 42 (S. 120) findet sich eine Auflistung
von Pressebeiträgen aus dem Jahr 2010.
KAKo‐Abschlussbericht 120
Tabelle 42. Veröffentlichungen über die KAKo‐Studie in Presse, Rundfunk und Fernsehen im Jahr 2010.
Wo veröffentlicht Autor Datum Name des Beitrags
Perspektive – Magazin der Frauenselbsthilfe nach Krebs e.V.
Leonie von Manteuffel
2/2010 Patientenorientiert, nachhaltig und vernetzt? – Qualität der Rehabilitation auf dem Prüfstand
Mobil – Zeitschrift der Deutschen Rheuma‐Liga
Leonie von Manteuffel
3/2010 KAKo‐Training – „… was ich doch noch alles kann!“
Yahoo! Nachrichten Schulemann‐Maier 31.03.2010 Konditionstraining soll Rheumatikern helfen
Ärztezeitung online 31.03.2010 Konditionstraining statt Schonen: Neue Trainingsmethoden für Rheumatiker
Idw‐online Jens Müller 31.03.2010 Konditionstraining statt Schonen: Neue Trainingsmethoden für Rheumatiker
www.krankenpflege‐journal.com
Leonie von Manteuffel
31.03.2010 Konditionstraining statt Schonen – Paradigmenwechsel in der Bewegungstherapie für Rheumatiker?
ErgoMed Leonie von Manteuffel
4/2010 Rehaforschung für die Praxis – Neue Impulse für den Umgang mit Rheuma, Rückenschmerz und Abhängigkeitserkrankungen
Pt Zeitschrift für Physiotherapeuten
Leonie von Manteuffel
4/2010 Qualität: patientenorientierte, nachhaltige, vernetzte Rehabilitation
B & G Bewegungstherapie und Gesundheitssport
Leonie von Manteuffel
4/2010 Konditionstraining statt Schonen
Mitteldeutsche Zeitung MZ 06.04.2010 Training statt Schongang bei Rheuma
Südwestrundfunk 30.04.2010 Sendung: Impuls Beitrag: Sport gegen Rheuma – neue Entwicklungen in der Rheumatherapie
RehaCare – Fachmesse online
30.04.2010 Rheuma: Konditionstraining statt Schonen
Deutsches Ärzteblatt Leonie von Manteuffel
07.05.2010 Medizinische Rehabilitation – Auf dem Weg zum Benchmarking
Ergotherapie & Rehabilitation
Leonie von Manteuffel
06/2010 19. Rehawissenschaftliches Kolloquium – Rehaqualität aus Patientensicht: „Was passiert mit mir?“
Krankenhaus Umschau – reha
Leonie von Manteuffel
Juni 2010 Auf die Patienten kommt es an – Neue Ansätze aus der Forschung, um den Reha‐Erfolg zu sichern
MDR‐Fernsehen 10.06.2010 Sendung: Hauptsache gesund
Sozialrecht + Praxis Leonie von Manteuffel
7/2010 Patientenorientiert, nachhaltig und vernetzt – Qualitätsdebatte zur Rehabilitation auf dem DRV‐Kolloquium in Leipzig
Heilberufe Leonie von Manteuffel
7/2010 Sport und Spiel trotz Rheuma
Orthopädische Nachrichten
7/2010 „Ich hab gar nicht gewusst, was ich doch noch alles kann“
Der Allgemeinarzt 9/2010 Rheuma: Konditionstraining statt Schonen
KAKo‐Abschlussbericht 121
Tabelle 42. Veröffentlichungen über die KAKo‐Studie in Presse, Rundfunk und Fernsehen im Jahr 2010.
Wo veröffentlicht Autor Datum Name des Beitrags
Kölner Stadt‐Anzeiger Leonie von Manteuffel
17.09.2010 Trainieren trotz Rheuma
Hannoversche Allgemeine Zeitung
Leonie von Manteuffel
21.10.2010 Schwitzen statt schonen
Pt Zeitschrift für Physiotherapeuten
Leonie von Manteuffel
12/2010 Schwitzen statt schonen
6.4.2 Bisherige wissenschaftliche Kongressbeiträge und Publikationen
Beck, L., Ehlebracht‐König, I., Kluge, K. & Mau, W. (2008). Reha‐Optimierung bei Patienten mit
Polyarthritis oder Spondyloarthritis durch ein individuell vereinbartes Kraft‐, Ausdauer‐und
Koordinationstraining (KAKo). (Poster beim Workshop Erkner I des Förderschwerpunkts
„Chronische Krankheiten und Patientenorientierung“ am 03.04.2008)
Beck, L., Mattukat, K., Ehlebracht‐König, I., Kluge, K., Schmidt, H. & Mau, W. (2010). Motivation zur
Umsetzung von Bewegungsaktivitäten 4 Wochen nach Reha‐Ende bei Patienten mit
entzündlich‐rheumatischen Erkrankungen. DRV‐Schriften, 88, 348‐350. (Vortrag auf dem 19.
Rehabilitationswissenschaftlichen Kolloquium vom 08.03. bis 10.03.2010 in Leipzig)
Mattukat, K. & Rennert, D. (2011). Patientenorientiertes Training (KAKo) bei Rheuma‐Patienten in
der Rehabilitation. (Vortrag beim Rehabilitationswissenschaftlichen Seminar der Universität
Würzburg am 19.01.2011)
Mattukat, K., Beck, L., Ehlebracht‐König, I., Kluge, K. & Mau, W. (2009). Bewegungsverhalten bei
stationären Reha‐Patienten mit entzündlich‐rheumatischen Erkrankungen. Zeitschrift für
Rheumatologie, 68 (Suppl. 1), 29. (Poster auf dem 37. Kongress der Deutschen Gesellschaft für
Rheumatologie [DGRh] vom 23.09. bis 25.09.2009 in Hamburg)
Mattukat, K., Beck, L., Ehlebracht‐König, I., Kluge, K. & Mau, W.(2010). Erste Ergebnisse eines
intensiven Kraft‐, Ausdauer‐ und Koordinationstrainings (KAKo) bei Patienten mit entzündlich‐
rheumatischen Erkrankungen. DRV‐Schriften, 88, 370‐371. (Poster beim 19.
Rehabilitationswissenschaftlichen Kolloquium vom 08.03. bis 10.03.2010 in Leipzig; 3.
Posterpreis)
Mattukat, K., Beck, L., Ehlebracht‐König, I., Kluge, K. & Mau, W. (2009). Indikatoren des
Bewegungsverhaltens bei Patienten mit entzündlich‐rheumatischen Erkrankungen zu Beginn
einer stationären Rehabilitation. Gesundheitswesen, 71, 518‐519. (Vortrag beim gemeinsamen
Kongress der Deutschen Gesellschaft für Sozialmedizin und Prävention [DGSMP] und der
Deutschen Gesellschaft für Medizinische Soziologie [DGMS] vom 23.09. bis 25.09.2009 in
Hamburg)
Mattukat, K., Beck, L., Lamprecht, J. & Mau, W. (2010). Nachsorgeangebote der regionalen und
bundesweiten Rentenversicherungsträger nach Leistungen zur medizinischen Rehabilitation
wegen entzündlich‐rheumatischer und anderer Erkrankungen des Bewegungssystems. DRV‐
Schriften, 88, 375‐377. (Poster beim 19. Rehabilitationswissenschaftlichen Kolloquium vom
08.03. bis 10.03.2010 in Leipzig)
Mattukat, K., Beck, L., Schmidt, H., Rennert, D., Ehlebracht‐König, I., Kluge, K. & Mau, W. (2010).
Gesundheitliche und motivationale Effekte eines intensiven Kraft‐, Ausdauer‐ und
Koordinationstrainings (KAKo‐Training) bei Patienten mit entzündlich‐rheumatischen
Erkrankungen. Gesundheitswesen, 72, 547‐548. (Vortrag beim gemeinsamen Kongress der
KAKo‐Abschlussbericht 122
Deutschen Gesellschaft für Sozialmedizin und Prävention [DGSMP] und der Deutschen
Gesellschaft für Epidemiologie [DGEpi] vom 21.09. bis 25.09.2010 in Berlin)
Mattukat, K., Rennert, D., Ehlebracht‐König, I., Kluge, K. & Mau, W.: Die Bedeutung von Motivation
und Training für die Alltagsfunktion von Rheumakranken. (Vortrag beim 38. Kongress der
Deutschen Gesellschaft für Rheumatologie [DGRh] vom 15.09. bis 18.09.2010 in Hamburg)
Mattukat, K., Rennert, D., Ehlebracht‐König, I., Kluge, K. & Mau, W. (2010). Effekte der Motivierung
zu Bewegungsaktivitäten durch Kraft‐, Ausdauer‐ und Koordinationstraining in der
rheumatologischen Rehabilitation. Phys Med Rehab Kuror, 20, 227. (Vortrag auf dem 115.
Jahreskongress der Deutschen Gesellschaft für Physikalische Medizin und Rehabilitation
[DGPMR] vom 30.09. bis 02.10.2010 in Berlin)
Mattukat, K., Rennert, D., Ehlebracht‐König, I., Kluge, K. & Mau, W. (2011). Bewegung tut gut!
Ergebnisse einer Studie in der rheumatologischen Rehabilitation. (Vortrag beim
Informationstag der Deutschen Rheuma‐Liga Hessen am 18.06.2011 in Wiesbaden)
Mattukat, K., Rennert, D., Ehlebracht‐König, I., Kluge, K. & Mau, W. (2011). Körperliche Aktivitäten
12 Monate nach stationärer rheumatologischer Rehabilitation mit intensivem Training und
systematischer Motivationsarbeit. DRV‐Schriften, 93, 512‐514. (Vortrag beim 20.
Rehabilitationswissenschaftlichen Kolloquium vom 14.03. bis 16.03.2011 in Bochum)
Mattukat, K., Rennert, D., Ehlebracht‐König, I., Kluge, K. & Mau, W. (2011). Reha‐Optimierung bei
Patienten mit Polyarthritis oder Spondyloarthritis durch ein individuell vereinbartes Kraft‐,
Ausdauer‐und Koordinationstraining (KAKo). (Poster und Vortrag beim Workshop Erkner III des
Förderschwerpunkts „Chronische Krankheiten und Patientenorientierung“ vom
12.‐13.05.2011)
Rennert, D., Mattukat, K., Ehlebracht‐König, I., Kluge, K. & Mau, W. (2010). Ergebnisse eines
intensiven Kraft‐, Ausdauer‐ und Koordinationstrainings (KAKo) bei Patienten mit entzündlich‐
rheumatischen Erkrankungen. (Vortrag beim Deutschen Kongress für Orthopädie und
Unfallchirurgie [DKOU] vom 26. bis 29.09.2010 in Berlin)
6.4.3 Geplante Publikationen
KAKo‐Manual:
Institut für Rehabilitationsmedizin: Manual eines Kraft‐, Ausdauer‐ und Koordinationstrainings in der
rheumatologischen Rehabilitation.
Zeitschriftenartikel (peer reviewed):
Vorläufiger Titel: Kostenarten und Kostentreiber im Ein‐Jahres‐Verlauf nach intensiver
Bewegungsintervention während stationärer Rehabilitation bei Patienten mit entzündlich‐
rheumatischen Erkrankungen. (Komplexere/detailliertere sozioökonomische Auswertungen)
Vorläufiger Titel: Ein‐Jahres‐Verlauf nach intensivem Kraft‐, Ausdauer‐ und Koordinationstraining
inkl. systematischer Motivierung zu körperlicher Aktivität während der stationären
rheumatologischen Rehabilitation. (12‐Monats‐Ergebnisse der Studie)
Vorträge im Herbst 2011 (in chronologischer Reihenfolge):
Mattukat, K., Rennert, D., Ehlebracht‐König, I., Kluge, K. & Mau, W.: Ist eine anhaltende Steigerung
der körperlichen Aktivität bei Rheumapatienten möglich? (Vortrag beim 39. Kongress der
Deutschen Gesellschaft für Rheumatologie [DGRh] vom 31.08. bis 03.09.2011 in München)
Mattukat, K., Rennert, D., Ehlebracht‐König, I., Kluge, K. & Mau, W.: Körperliche Aktivitäten ein Jahr
nach stationärer rheumatologischer Rehabilitation mit einer intensivem Trainingsintervention
KAKo‐Abschlussbericht 123
inkl. systematischer Motivationsarbeit. (Vortrag beim Arbeitskreis „Konzepte der
Bewegungstherapie“ beim dvs‐Hochschultag vom 21.09. bis 23.09.2011 in Halle/Saale)
Mattukat, K., Rennert, D., Ehlebracht‐König, I., Kluge, K. & Mau, W.: Ein‐Jahres‐Verlauf nach
stationärer Rehabilitation mit intensivem Kraft‐, Ausdauer‐ und Koordinationstraining (KAKo)
bei Patienten mit entzündlich‐rheumatischen Erkrankungen. (Vortrag auf der Jahrestagung der
Deutschen Gesellschaft für Sozialmedizin und Prävention [DGSMP], der Deutschen Gesellschaft
für Medizinische Soziologe [DGMS] in Zusammenarbeit mit dem MDK im Lande Bremen vom
21.09. bis 23.09.2011 in Bremen)
Mattukat, K., Rennert, D., Ehlebracht‐König, I., Kluge, K. & Mau, W.: Körperliche Aktivitäten 12
Monate nach stationärer rheumatologischer Rehabilitation mit intensivem Training und
Motivationsarbeit. (Vortrag beim Symposium der AG Bewegungstherapie in der Deutschen
Gesellschaft für Rehabilitationswissenschaften [DGRW] und der dvs‐Kommission "Gesundheit"
im Rahmen des 42. Deutschen Sportärztekongresses am 06.10.2011 in Frankfurt am Main)
Mattukat, K., Rennert, D., Ehlebracht‐König, I., Kluge, K. & Mau, W.: Körperliche Aktivitäten 12
Monate nach stationärer rheumatologischer Rehabilitation mit intensivem Training und
systematischer Motivationsarbeit. (Vortrag beim Deutschen Kongress für Orthopädie und
Unfallchirurgie [DKOU] vom 25. bis 28.10.2010 in Berlin)
Mattukat, K., Rennert, D., Ehlebracht‐König, I., Kluge, K. & Mau, W.: Effects of Motivation and
Training in Inflammatory Rheumatic Diseases. One‐year follow‐up after intensive strength,
endurance and coordination training combined with systematic motivation in rheumatologic
rehabilitation. (Vortrag beim 7th EFSMA‐European Federation of Sports Medicine Associations
Congress and the 3rd Central European Congress of Physical Medicine and Rehabilitation vom
26.10. bis 29.10.2011 in Salzburg)
6.4.4 Angegliederte wissenschaftliche Arbeiten
Bachelorarbeiten:
Wilke, Tanja (2010). Das Transtheoretische Modell am Beispiel der sportlichen Aktivität bei
entzündlich‐rheumatischen Erkrankungen. Bachelorarbeit im Rahmen eines Bachelor
Psychologie Studiums (180 LP) am Institut für Psychologie, Martin‐Luther‐Universität Halle‐
Wittenberg. (Erstgutachter: Prof. Dr. Peter Borkenau, Institut für Psychologie;
Zweitgutachterin: Dipl.‐Psych. Kerstin Mattukat, Institut für Rehabilitationsmedizin;
Gesamtbenotung: 1.5)
Master‐ und Diplomarbeiten:
keine
Doktorarbeiten:
Mattukat, Kerstin (in progress). Motivation zu Sport und Bewegungsverhalten bei Patienten mit
entzündlichen Gelenk‐ und Wirbelsäulenerkrankungen. Dissertation zur Erlangung des Grades
eines Doktors der medizinischen Wissenschaften an der Medizinischen Fakultät der Martin‐
Luther‐Universität Halle‐Wittenberg. (Betreuer/Erstgutachter: Prof. Dr. Wilfried Mau, Institut
für Rehabilitationsmedizin)
Habilitationsarbeiten:
keine
KAKo‐Abschlussbericht 124
6.4.5 Möglichkeiten des Praxistransfers
Anhand des KAKo‐Manuals können sich interessierte stationäre und teilstationäre
Rehabilitationskliniken mit der Zielgruppe entzündlich‐rheumatischer Erkrankungen schnell über die
Inhalte des KAKo‐Trainings informieren und dieses teilweise oder als Gesamtpaket in ihrer
Klinikroutine umsetzen. Zu beachten sind hierbei die im Manual ausgewiesenen Ein‐ und
Ausschlusskriterien der Kursteilnehmer sowie die qualitativen Voraussetzungen eines
einzusetzenden Kursleiters. Hilfreich für die Integration der intensiven Trainingseinheiten kann eine
Splittung der KAKo‐Elemente sein, da sich 30‐ oder 60‐minütige Einheiten erfahrungsgemäß besser
im Klinikalltag umsetzen lassen als 90‐minütige Trainingseinheiten. Eine prinzipiell einfache und
unkomplizierte Umsetzung der Trainings‐ und Motivationselemente ist durch die einfache Gestaltung
der Einheiten gegeben, die ausschließlich eine Grundausstattung (Raum, Material etc.) erfordert, die
in jeder Rehabilitationsklinik gegeben ist.
Neben dem Angebot des KAKo‐Trainings im Rahmen eines (teil‐)stationären Klinikaufenthaltes ist die
Umsetzung des intensiven Trainings als Nachsorgeleistung für die Indikation der entzündlich‐
rheumatischen Erkrankungen denkbar. Hier könnten Interventionsinstrumente, wie die
Trainingsvereinbarung oder der Bewegungsplaner, noch zielgerichteter und kontrollierter angewandt
werden, um die Eigeninitiative und Eigenaktivität der Patienten zu stärken und langfristig
aufrechtzuerhalten. Eine verstärkte Einbindung der betreuenden Haus‐ und Fachärzte ist u. a. über
die Nutzung eines vorformulierten Anschreibens möglich.
Von hoher Umsetzungsrelevanz ist die bereits seit längerem laufende intensive Diskussion der
Projektwissenschaftlerinnen und ‐wissenschaftler mit führenden Vertretern der Deutschen
Rheuma‐Liga e. V. auf Landes‐ und Bundesebene. Hier wurde die Studie mit großem Interesse u. a.
im Hinblick auf die Weiterentwicklung bewegungsbezogener Nachsorgeangebote des mit über
260.000 Mitgliedern größten deutschen Selbsthilfeverbands im Gesundheitsbereich verfolgt. Damit
leistet die Arbeitsgruppe vielfältige Beiträge zur neuen bundesweiten Zweijahreskampagne der
Deutschen Rheuma‐Liga unter dem Motto „Aktiv gegen Rheumaschmerz“, die mit dem diesjährigen
Welt‐Rheuma‐Tag am 12. Oktober 2011 startet. Sie informiert u. a. über Bewegungsangebote und
Schmerzbewältigung bei rheumatischen Erkrankungen und wird von Rheumatologen, Orthopäden,
niedergelassenen Ärzten und Kliniken unterstützt.
6.5 Zusammenfassung und Ausblick
Der positive Verlauf nach konventioneller rheumatologischer Rehabilitation zeigt sich durch stabile
gruppenübergreifende Verbesserungen in gesundheitsbezogenen Merkmalen zu allen
Katamnesezeitpunkten gegenüber dem Ausgangszustand zu Reha‐Beginn. Die Interventionsgruppe
konnte sich im Reha‐Verlauf hinsichtlich motivationaler Merkmale gegenüber der KG stärker
verbessern. Der partizipative Ansatz der Intervention mit intensiven Trainingselementen und
systematischer Motivationsarbeit zeigte neben diesen kurzfristigen Effekten, die im Ein‐Jahres‐
Verlauf nicht mehr repliziert werden konnten, auch langfristige Erfolge: Die Daten der 12‐Monats‐
Katamnese zeigen stärkere Verbesserungen der Interventionsgruppe hinsichtlich vermehrter
eigenständiger körperlicher Alltagsaktivität der Teilnehmer. Die Interventionsinstrumente wurden
von den Probanden gut angenommen und insbesondere von den aktiven Teilnehmern kontinuierlich
weiterverwendet. Darüber hinaus zeigten sich 12 Monate nach Reha‐Ende in der
Interventionsgruppe geringere indirekte Kosten durch Arbeitsunfähigkeitszeiten sowie befristete und
unbefristete Erwerbsminderungsrenten, die vor dem Hintergrund möglicher Selektionseffekte
diskutiert werden müssen und Gegenstand zukünftiger Analysen sein werden. Die Intervention stellt
KAKo‐Abschlussbericht 125
nach den derzeit möglichen Schätzungen eine attraktive Möglichkeit der langfristigen
Kostenreduzierung gegenüber der konventionellen rheumatologischen Rehabilitation dar. Darüber
hinaus liefert die Untersuchung Hinweise auf differenzielle Effekte verschiedener Subgruppen vor
allem nach Alter und Geschlecht, die bei der zukünftigen Gestaltung der Angebote zu berücksichtigen
sind.
Die Erkenntnisse und Erfahrungen des KAKo‐Projektes flossen in die Konzeption eines
Anschlussprojekts im Rahmen der zweiten Förderphase im Förderschwerpunkt „Chronische
Krankheiten und Patientenorientierung“ mit dem Titel „Gestufte bewegungsorientierte
Rehabilitation und Nachsorge bei Patienten mit entzündlichen und nicht‐entzündlichen
Erkrankungen des Bewegungssystems (boRN)“. Innovationen gegenüber dem KAKo‐Projekt bestehen
in folgenden Aspekten des boRN‐Projektes:
Indikationserweiterung durch zusätzlichen Einschluss von RS‐Patienten (ICD‐10: M51‐M54),
verbesserte Zugangssteuerung der Patienten durch ein Screening der körperlichen
Leistungsfähigkeit der Patienten zu Reha‐Beginn mit anschließender Zuweisung der
Patienten zu einer von zwei leistungsgestuften Trainingsgruppen,
verlängerte und intensivierte Nachbetreuung der Rehabilitanden durch einen
Nachsorgebeauftragten sowohl während der Rehabilitation in der Klinik vor Ort als auch
während sechs Monate nach Reha‐Ende mittels regelmäßiger Nachsorgeimpulse vorrangig
über neue Medien (SMS/E‐Mail).
Das boRN‐Projekt zielt mit der Öffnung der Intervention für weitere Indikationen und für weniger
leistungsfähige Patienten sowie mit der intensivierten Nachsorgephase auf eine Steigerung und
erhöhte Nachhaltigkeit der bereits erzielten positiven Reha‐Ergebnisse. Mit der Nutzung neuer
Medien in der Nachbetreuungsphase sollen insbesondere geeignete Methoden zur verlängerten
kostengünstigen Nachbetreuung von chronisch kranken Rehabilitanden erprobt werden.
KAKo‐Abschlussbericht 126
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KAKo‐Abschlussbericht 135
Anhang 1
Tabelle 43. Wissenschaftliche Mitarbeiter in der KAKo‐Studie.
Zeitraum und Umfang der Beschäftigung Wissenschaftliche(r) Mitarbeiter(in)
01.01.2008 – 14.05.2008 (40 h/Woche)
15.05.2008 – 31.03.2010 (20 h/Woche)
Dr. rer. medic. Larissa Beck
15.09.2008 – 24.11.2009 (20 h/Woche)
25.11.2009 – 16.06.2010 (Elternzeit)
17.06.2010 – 31.10.2010 (20 h/Woche)
01.11.2010 – 31.12.2010 (30 h/Woche)
01.01.2011 – 31.03.2011 (10 h/Woche)
Dipl.‐Psych. Kerstin Mattukat
25.11.2009 – 16.06.2010 (20 h/Woche) Dr. med. Heike Schmidt (Elternzeitvertretung)
01.04.2010 – 31.12.2010 (20 h/Woche) Dipl.‐Psych. Dirk Rennert
KAKo‐Abschlussbericht 136
Anhang 2
Von 275 Teilnehmern stehen Angaben zur Erwerbstätigkeit über alle drei Messzeitpunkten hinweg
zur Verfügung:
T1 T4 T5
T1 T4 T5
KG
(n=135)
erwerbstätig
(n=116, 86,6%)
erwerbstätig
(n=110, 82,1%)
erwerbstätig
(n=99, 73,9%)
nicht erwerbstätig
(n=11, 8,2%)
nicht erwerbstätig
(n=6, 4,5%)
erwerbstätig
(n=2, 1,5%)
nicht erwerbstätig
(n=4, 3,0%)
nicht erwerbstätig
(n=19, 14,2%)
erwerbstätig
(n=3, 2,2%)
erwerbstätig
(n=3, 2,2%)
nicht erwerbstätig
(n=0, 0%)
nicht erwerbstätig
(n=16, 12,0%)
erwerbstätig
(n=1, 0,8%)
nicht erwerbstätig
(n=15, 11,2%)
IG
(n=140)
erwerbstätig
(n=119, 85,0%)
erwerbstätig
(n=111, 79,3%)
erwerbstätig
(n=107, 76,4%)
nicht erwerbstätig
(n=4, 2,9%)
nicht erwerbstätig
(n=8, 5,7%)
erwerbstätig
(n=1, 0,7%)
nicht erwerbstätig
(n=7, 5,0%)
nicht erwerbstätig
(n=21, 15,0%)
erwerbstätig
(n=3, 2,1%)
erwerbstätig
(n=3, 2,1%)
nicht erwerbstätig
(n=0, 0%)
nicht erwerbstätig
(n=18, 12,9%)
erwerbstätig
(n=1, 0,7%)
nicht erwerbstätig
(n=17, 12,2%)