Maulânâ Sheikh Nâ|ims Über das Leben j$CP...

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der morgenstern – nr. 10 Sonderdruck aus Nr. 10 Über das Leben Maulânâ Sheikh Nâ|ims Photo Muªibba Anne Lax

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der morgenstern – nr . 10 �

Sonderdruck aus

Nr. 10

Über das LebenMaulânâ Sheikh Nâ|ims

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der morgenstern – nr . 10� der morgenstern – nr . 10 �

der naqschbandi-weg

Maulânâ Sheikh M u ª a m m a d Nâ|im al-Óaq­- q­ânî, Sultan derHeiligen, wurdein einer Stadt na-

mens Larnaka geboren, einer der Haupt-städtejenerInsel,dieheuteZyperngenanntwird.EsisteineStadtnaheamMeer,undMaulânâsElternhausstandebenfallsnaheamMeer.

Dort wurde er am ��. April �9�� ge-boren,aneinemSonntag,undnachdemIslamischenKalenderwaresSonntag,der�6.Sha‘bân,derMonat,derdemProphetenMuªammadœgewidmetist.

SeinGeburtshausstandnahederZâwiya(Derwischkonvent)unddemgroßenMaqâm(Grabstätte)einerderheiligenGefährtinnendes Propheten Muªammad œ, genanntUmmal-Hirâmbintil-Milham.ZuseinenLebzeitenhattederProphetihrdiefolgendefroheBotschaftvorausgesagt:„DuwirstandenFeldzügenzurVerbreitungdesIslamteilnehmen.AufeinerInsel,zuderdumitden#aªâbareisenwirst,umdenWestenfürdenIslamzuöffnen,wirstdualsMärtyre-rinsterben.“Undsogeschahes.VondenChristenaufdieserInselwurdesieebenfallsgeehrt. Sie bauten eine große Grabstätte,einenMaqâm,fürsie.Eristbekanntundberühmt.InseinerNähestandnundasEl-ternhausvonMaulânâSheikhNâ|im,undso kam es, daß er nahe der Zâwiya unddesMaqâmsdieser#aªâbîUmmal-Hirâmgeborenwurde.

Der Name seines Großvaters war Óa-sanYesilbas.ErwareinNachkommevonSayyidinâ ‘Abdul Qâdir al-Jilânî, der eingroßer Heiliger und der Begründer desQadirî-Sufi-Ordenswar.ErwarderSultanderHeiligenseinerZeitundaucheinNach-kommedesProphetenMuªammadœüberdessen Enkelsohn Sayyidinâ Óasan, denSohnderSayyidaFâ†ima,derTochterdesPropheten,undSayyidinâ‘Alîs,mögeAllâhmit ihm zufrieden sein. So ist MaulânâSheikhNâ|imüberdieLinieseinesVatersvondenAhlul-bait:derheiligenFamiliedesProphetenundeinemseinerNachkommenverwandt. Und dieser Großvater war auchder Imam des Qadirî-Sufi-Ordens in Lar-naka,undseineZâwiyawarinebendieserMoscheederUmmal-Hirâm,derGefähr-tin des Propheten. Er diente dem Maqâmund dem Sufi-Orden seines Vorfahren‘Abdul Qadir al-Jilânî vierzig Jahre lang.DerNamedesVatersvonMaulânâSheikhNâ|im war Aªmad (auf türkisch Ahmet)‘Âdil. Er folgte nicht diesem Sufi-Weg,weilseinVaterstarb,alsernocheinKindwar. Nach seinem Tode, im Grab, wurdeer aber dem Naqshbandî-Weg verbundenund zur Vollkommenheit erhoben, und

Über das LebenMaulânâ Sheikh Muªammad

Nâ|im ‘Âdil al-Óaqqân î al-Qubrus îs

DeutscheÜbersetzungundTextbearbeitungvon

KhairiyahSiegel

„A‘udhu bi-llâhimina sh-shai†âni r-rajîm,

Bismi llâhi r-raªmâni r-raªîmOMaulânâSheikh‘Abdullâh

al-Fâ‘izad-Daghistânî,stärkeunsdurchunserenMeister,

MaulânâSheikhMuªammadNâ|imal-Óaqqânî!–OunserMeister,

SheikhMuªammadNâ|imal-Óaqqânî,ounserSheikh,SultanderHeiligen,

schickeunsdeineUnterstützung!OAllâh,Allmächtiger,vergibuns

undseiunsgnädig!UndoSayyidinâMuªammad–derFriedeseimitdir–,

wirbittenumdeineFürsprache,yâRasulullâh,deineLiebe,

oGesandterAllâhs!Bismi llâhi r-raªmâni r-raªîm,

Dastûr, yâ Sayyidî, Maddad!

der naqschbandi-weg

Sheikh Adnân Kabbânî (Libanon)liest und übersetzt (Arabisch-Englisch)

aus seinem Buch am Maqâm des Sul†ân ul-Awliyâ’ Sheikh ‘Abdullâh al-Fâ‘iz ad-

Daghistânî in Damaskus (Syrien)

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UniversitätvonIstanbulfortzusetzen.�9��traterindieBiochemischeFakultätein.ErhattedreiBrüder,diealleanderUniversitätvonIstanbulstudierten–damalsdieangese-hensteallerUniversitäteninderTürkei.Einerder Brüder wurde Ingenieur, ein andererRechtsanwalt,undderdrittewurdeArzt.

Während Sheikh Nâ|ims StudiumbrachderZweiteWeltkriegaus,undmanberiefseineBrüderindieArmeeein.VorallembrauchtensieÄrzteundsomitjenenBruder, der Arzt geworden war. MaulânâSheikh Nâ|im war gerade dabei, seinenAbschlußalsBiochemikerzumachen,alsdieNachrichtkam,daßebendieserBruderals Märtyrer gefallen war – durch einenSchußinseinHerz.MaulânâSheikhliebtediesenBrudersehr.ErhatteeinebesondereZuneigungzuihm,undsowarersehrnie-dergeschlagen.ErkamzuderErkenntnis,daßallesaufdieserWeltseinEndefindetundvergänglich ist,undersagtezusich:„WarumsolltemaneinweltlichesLebenalsGelehrter, Doktor oder Ingenieur führen,wo wir doch schließlich alles hinter unslassenmüssenoderallesunsverläßtundwirzuAllâhdemAllmächtigenzurückkehren?SowillichmichliebersofortaufdenWegzuIhmmachen.Woraufnochwarten?“SeinStudiumwarschonabgeschlossen,undnunließeralleshintersich...

ErsuchteeinengroßenScheichinIstan-bulauf,umdenIslambeiihmzustudieren,denn er hatte für sich erkannt, was derProphetSayyidinâMuªammadœineinemÓadithgesagthatte:„Wielangeauchimmerdulebenmagst–amEndemußtdudochsterben.UndwasimmerduinderDunyâliebst,duwirsteslassenmüssen:entwederverläßt es dich, oder du selber verläßt es;entweder stirbt die geliebte Person, oderdustirbstvorihr.Aberderjenige,derAllâhden Allmächtigen liebt, wird für immerbeiIhmbleiben,weilAllâhderAllmächtigeniemalsstirbt.“

Und: „Was immer du tust, Allâh derAllmächtige wird dich dementsprechendbelohnen.WenndufürsDiesseits,Dunyâ,arbeitest,wirstduimDiesseitsbelohntwer-den.WennduaberguteTatenfürsJenseits,Âkhira,tust,aufdasewigeLebenhiernachausgerichtet,dannwirdAllâhderAllmäch-tigedichebenfallsdementsprechendbeloh-nen.DasParadieswirddirgehören,undduwirstinSeinergöttlichenGegenwartsein.“

UndAllâhderAllmächtigeerfüllteMau-lânâsHerzmiteinerArtLicht,mitGeheim-nissen, so daß alle Liebe zur Dunyâ ausseinemHerzenwichundeserfülltwurdevonderLiebezumewigenLeben,Âkhira,derLiebezudenHeiligenunddemProphe-tenMuªammadœundderLiebezuAllâhdem Allmächtigen. Er ließ alles Weltlichehinter sich – sein Studium und die Titel,

dieererworbenhatte,verließFamilieundBekannteundwandtesichdenHeiligenund‘Ulamâ’seinerZeitzu.Erbegann,nachdemgöttlichenWissenzusuchen:Fikr,Sharî‘a,Óadîth,undbesondersfühlteersichzumSufismus hingezogen. Und er wurde vondem damaligen Scheich aller ‘Ulamâ’ inIstanbulausgebildet,deralsgroßerGelehr-tervonFikrundÓadîthinderIslamischenWeltbekanntwar.SeinNamewarSheikhJamâlad-Dinal-Lasûnî.

InnerhalbwenigerMonatewurdeMau-lânâ berühmt. Er erwarb alles möglicheWissen über Fikr, Sharî‘a und IslamischeRechtsprechung,wasseinScheichihmver-mittelnkonnte.UndbaldübertraferseinenberühmtenMeister,sodaßdieseraufihnangewiesenwarundMaulânâüberdiesesoderjenesProblemzuRatezog,wennereine Fatwa aussprechen oder jemandemRat und Antwort geben mußte, der einetiefsinnigeFragehatte.

UndsowurdeMaulânâsehrberühmtinIstanbul.ErwurdezumwandelndenNach-schlagewerk der vier Rechtsschulen, ins-besonderederRechtsschuledesSayyidinâAbûAªmadal-Óanîfa.UndalleGelehrteninIstanbulsagtenvonMaulânâ,daßervieltiefgründiger und überragender als seinLehrer,SheikhJamâlad-Dinal-Lasûnî,sei...WährenddieserZeitwurdeMaulânâvonei-nemdergroßenHeiligenjenerZeitspirituellangezogen.ErwareinerderPole,derQu†bal-Muta¶awwif – durch den Willen Allâhsdes Allmächtigen mit diesem spirituellenRangbekleidet.SeinNamewar‘Ârifbi-llâh–KennerAllâhsdesAllmächtigen–,SheikhSuleimanErzurumi.ErwareinScheichderNaqshbandi-Tariqat(Orden)undals„Sheikhul-Mashâyikh“,alsScheichallerScheichs,indentürkischenGebietenbekannt.

ErsagtezuMaulânâ:„DasWissenüberdieSharî‘aalleinwirddirnichtgerecht.IchmußdichdenSufismuslehren;dasWissenüber die Awliyâ’, die Freunde Allâhs, dasgöttlicheWissen,GeheimnisseundWeis-heit.“ErselberwarzuseinerZeiteinerjenerHeiligen, deren Namen unter den „���“geschrieben standen, einer Gruppe vonHeiligen,Rijâlallâh–MännerAllâhsdesAll-mächtigen–,dieAllâhmitdemspirituellenRangSeinerKalifenaufErdenbekleidet.SieerscheinenjeweilsinihrerLebenszeitseitderZeitdesProphetenMuªammadœbiszumJüngstenTage,demYaumal-Qijâma.Essindimmer���–nichtmehrundnichtweniger.UnddieserScheichwareinervonihnen.Warumes���sind?Weilsiedie���Propheten repräsentieren, die unter deninsgesamt��� oooProphetenAllâhsgleich-zeitig auch Seine Gesandten waren. Nichtalle jener ���ooo Propheten waren auchGesandte oder Botschafter. Und so trägteinjederausderGruppedieser���Awliyâ’

(Heiligen)jeweilsdasGeheimniseinesdie-serPropheten-Gesandten,dasihmvonAllâhdemAllmächtigengegebenwird.

UndjenerHeiligeSheikhErzurumiküm-mertesichsehrintensivumMaulânâSheikhNâ|im.ErbildeteihnausundbrachteihnindieFußspurenderAwliyâ’.Erlehrteihngött-liches Wissen und göttliche Geheimnisse,bisMaulânâSheikhNâ|imzumImamdesSufismusseinerZeitwurde–unddawarergeradeeinmal��oder��Jahrealt...

Es waren die schönsten Momente fürihn, wenn er im Gebet vor Allâh demAllmächtigen stand. Und wer immer ihnsuchte,fandihnimGebetan,niemalsbeiuntätigem Herumsitzen. Tausende vonRaka‘ât (Gebetseinheiten) plegte er jedeNachtzubeten.

SchließlichriefderScheichihnzusichundsagte:„MeinSohn,ichhabedichausge-bildetunddichguterzogen,undichkanndir nichts mehr geben. Meine Stufe gehtsoweit.Diedeineaberistsehrhoch,denndeineHimma,deinespirituelleMotivation,deineKraftundEnergiesindvielgrößer,alsichgedachthatteoderalsichsiehabe.Ichhabe deshalb den Propheten Muªammadœspirituell gefragt: ‚Was soll ich mitmeinemSohnNâ|immachen,dersovielEntschlußkraftundeinesohoheStufehat,daßichnichtmehrmitihmmithaltenkann?Denn er hat mich überholt und ist zumImâmdesSufismusgeworden.‘DerProphethatgeantwortet:‚SeinspirituellesAmanat,seinspirituellerSchatzbeiAllâhunddas,wasihmamTagderVersprechenzugesagtwurde, liegt nicht bei dir, deshalb kannstdu nicht mit ihm mithalten. Sein AmanatistbeidemSiegelderHeiligen,demSultanderHeiligenundGhauthseinerZeit,demmitdemallerhöchstenspirituellenMaqâm,aufdenalleHeiligenangewiesensind,derauf meinen Befehl hin in Damaskus, inShâm,lebt.SeinNameistSheikh‘Abdullâhad-Daghistânî.ErwanderteausDaghestanin die Türkei, und nachdem sein Scheichgestorbenwar,befahlichihmnachDamas-kuszuziehen.ErkannüberSheikhNâ|imwachenundihmalldasgeben,wasduihmzugebennichtimstandebist.‘ “

AlldiessagteSheikhErzurumizuMau-lânâSheikhNâ|im,undMaulânâerzähltedazu folgendes: „Ich hörte dies von ihm,undsogleichzogenmichmeinHerz,meinphysischerKörperundmeinGefühlnachDamaskushin,undesdrängtemich,nachShâm auszuwandern. Und ich sagte mir,daßichdannvonDamaskusnachMedinaMunawwaraweiterziehenundmichbeimPropheten Muªammad œ niederlassenwürde.“

Und er sagte weiter: „Ich folgte demWillenmeinesScheichsSuleimanErzurumi.Ichdrehtemichnichteinmalmehrum,um

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zwar durch seinen Sohn Maulânâ SheikhNâ|im al-Óaqqânî, und er wurde mit derStufederNaqshbandîbekleidet.ErerreichteeinehohespirituelleStufe.MaulânâSheikhNâ|imvervollkommneteihnspirituellundbrachteihnzueinersehrhohenStufeeinesNaqshbanî-Sufi-Imam. Das geschah mitErlaubnisdesGroßscheichs,desSultansderHeiligenundSiegelsderHeiligen,MaulânâSheikh‘Abdullâhad-Daghistânîs,anSheikhMuªammadNâ|im.

Die Abstammungslinie seiner Mutterging über ihre Väter und Großväter aufdengroßenSultanderHeiligenseinerZeit,MaulânâSayyidinâJalâluddînRûmîzurück,derweltweitundbesonders inderTürkeibekanntist.SohatMaulânâSheikhNâ|imüberdieAbstammungslinieseinerMutterauchdieÎmâma,dieStellungeinesImams,des Mevlewi Wegs Sayydinâ JalâluddînRûmîs.

Der Großvater mütterlicherseits waraucheinSchriftsteller,derBücherüberallemöglichen verschiedenen Wissensgebieteschrieb.ErwareingroßerGelehrter,sehrgebildetundschriebauchPoesie,dieinZy-pernveröffentlichtwurde.Handgeschriebe-neWerkevonihmwurdeninderMoscheezuZeitendesletztenOsmanischenKalifenausgestellt.

MaulânâSheikhNâ|imsMuttererzählteausseinerKindheit,daßernieinseinemZimmeraufzufindenwar.ErbliebnieimHause, und sie suchte immer nach ihm.Für gewöhnlich fand sie ihn im MaqâmundderMoscheedieserProphetengefährtinUmm al-Hirâm, wo er den „halaqa l-‘ilm wa dh-dhikr“ beiwohnte, den Versamm-lungen,woWissenundSharî‘agelehrtundDhikrgemachtwurde.ErwargerademalvieroderfünfJahrealtundnahmandenVersammlungender‘Ulamâ’undGelehrtenteilundsaßzwischendengroßenHeiligenim Maqâm der Gefährtin des ProphetenMuªammadœ!

InseinerKindheitundJugendwarersointelligent und klug und versetzte durchseineFähigkeitendieLehrerinErstaunen.SiemußtennieeineLektionfür ihnwie-derholen. Er war wie ein Aufnahmegerät– alles Wissen wurde seinem Gedächtniseingeprägt.Undsosagteman,daßereineWunderkraftbesäße,weilersoklugundintelligent war und seinen Lehrern sogarvorraussagenkonnte,wassieihnalsnäch-steslehrenwollten.Erwußtees,bevorsieesihnlehrten.UnderwaraußergewöhnlichverständigbeimLernenderLektionenundsämtlicherWissenschaften.

ErbeendetedasGymnasiuminZypernundgingnachStambul,heutzutageIstan-bulgenannt,umseineAusbildungander

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Ahmet ‘Âdil, der Vater

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übersetzteesuns,bisermirjedwedeFragebeantwortethatte,auchdie,dieichdamalsnochinbezugaufdieSharî‘ahatte,undwasinalldenvorhergehendenJahrenauchdurchmeinHerzgegangenwar.Alles,wasichanAusbildunginalljenenJahrenerhaltenhatte,wurdeindiesendreiStunden,indenenichbeiihmsaß,durchseineWortegeklärt.

Und – was mich ihm mehr und mehrverbundenmachte–erbeganndaraufhinüberden#aªibuz-ZamânSayyidinâMahdîæzusprechen.Ererklärteunsallesundbeschrieb uns die unscheinbarsten sowiedie größten Einzelheiten über ihn – wieererscheinenwird,wieerkämpfenwird,wieerderWeltFriedenbringenwird.Undeswar,alsobjeneZeitgeradevorseinenAugenabliefe.SobeschriebermirMinuteumMinute,bisdieAnsprachebeendetwar.Ichfühltemichsosehrzuihmhingezogenundihmverbunden–vielmehralszudemScheich,denichdamalsinderTürkeige-habthatte,jenesHeiligen,dermichgelehrtundmirvonGroßscheich‘Abdullâherzählthatte. Es wurde mir jetzt klar, wie großmeinWissensrückstandwar.DannsprachderGroßscheichzumirüberdenMessiasSayyidinâ‘Îsâæ,wieerausdenHimmelnwiederaufdieErdeherabsteigenundwielangeerregierenwird,biserendgültigvonderWeltscheidet.

UndergingdarüberhinausundsprachauchüberalleEreignissebiszudemZeit-punkt, da der Erzengel Sayyidinâ IsrâfîlamTagedesGerichtsdieTrompeteblasenwird, wie alles stattfinden und wie es beidemHohenGerichtAllâhsdesAllmächtigenzugehen wird. Und er endete mit jenen,dieinsParadieseingehenundjenen,diein

die Hölle eingehen werden. Und all diesegöttlichen Geheimnisse beschrieb er, undzwarnichtinderArt,wie‘Ulamâ’undGe-lehrtesieinihrenBüchernüberFikroderdieSharî‘abeschreiben.SeineBeschreibungwarso,alsobdieDingegeradeindiesemMoment passierten, und ich wurde dabeizumBeobachterdesGeschehens.Eskammir so vor, als sähe ich die Details undBilder auf einem Bildschirm. Das war es,was ich mein ganzes Leben lang gesuchthatteundwasichnochzulernenhatte.IchhattedieseArtvonWissengesuchtundhiergefunden...“

MaulânâSheikhNâ|imsagte,daßnichteinmal Sayyidinâ Muhyîuddîn Ibn ‘Arabîoder irgendein anderer Heiliger über die-se Dinge geschrieben oder sie in solchenDetailsdargestellthatte–mitjenentiefenGeheimnissen und göttlichen Weisheiten,wiesiederGroßscheichihmindiesendreiStundenseinerAnspracheübermittelte.

„Und so fand der Großscheich michihmvölligergeben.IchgabmichinseineHände,obwohldasdamalsfürmichsehrschwierigwar,weilichmichalsImamdesSufi-Weges auf einer sehr hohen Stufeglaubte.Jedermannrespektiertemich.NunaberfühlteichmichwieeinSpielzeuginder Hand dieses Großscheichs ‘Abdullâhad-Daghistânî.

Nachdem er geendet hatte, fragte unsGroßscheich: ‚HabtihrnochirgendwelcheFragen?WasistderGrundeuresBesuchs?‘Ertat,alswisseernichtsdarüber.Nunsprachichundsagtezuihm:‚MeineAbsichtistes,nach Medina Munawwara auszuwandernund dort ein Nachbar des Propheten Say-yidinâMuªammadœzuwerden.‘

Großscheichantwortet:‚MeinSohn,wirsind Männer der Wirklichkeit, MännerAllâhsdesAllmächtigen.Wirsprechennichtaus uns selbst, aus unserem Ego heraus.WenndumireinesolcheFragestellst,dannmußichsiedemProphetenœstellen.ImletztenDritteljederNachtbinichinseinemDiwan.IchgehespirituellindiegöttlicheGe-genwartvonSayyidinâMuªammadœ,unddortwerdeichihnfürdichfragen.Morgennach dem Fajr-Gebet komm wieder, undichwerdedirsagen,wasderProphetsagt,nichtetwas,wasichsage.‘

ErsetzteunsTeeundeineMahlzeitvor,erversorgteunsmitallem,unddannver-abschiedeteerunsso,wieerunsbegrüßthatte,biswirdieTürerreichten.Wirgingenzu unserem Zimmer in der Moschee ad-Daqaq, und der Großscheich setzte seineKhalwafort.

EswareinesehrlangeNachtfürmich,viel länger als jede andere Nacht meinesLebens,dennicherwartetemitSpannungdenMorgenunddasFajr-Gebet,umschnellzu dem Großscheich gehen zu könnenund die Antwort des Propheten SayyidinâMuªammadœaufmeineFragezuerfah-ren.DerGroßscheichhattejaversprochen,daßerfürmichfragenundmirdieAntwortnachdemFajrmitteilenwürde.

WirbetetenFajrundgingendirektzurZâwiya,demMaqâmdesGroßscheichs.DasLichtMuªammadsstrahlteausseinemZim-merundausseinemHerzenundzogmichan,sodaßichfastflog,bisichihnerreichthatte. Ich ließ mich in seiner Gegenwartnieder,undersagte:

‚MeinSohn,alledeinespirituellenAma-natsunddieSchlüsselzudeinenWesens-

der naqschbandi-weg

Der junge Nazim (vorne) im Kreise seiner Brüder (Jalâluddîn, Nefii, Hasan v. r. n. l.)Muhammad Nazim, Großvater väterlicherseits

Wir erreichten Damaskus und gingeninsStadtzentrum.DortgibteseinenPlatz,Midangenannt,miteinerMoscheenamensJâmi‘ad-Daqaq.Eswar‘A¶r-Zeit,alswiran-kamen.UnsereReisehattevonmorgensbiszumNachmittaggedauert,weileszujenerZeitkeineBusseundAutostraßengab.Rei-senwarschwierig.Nachdemwir‘A¶rgebetethatten,suchtenwirjenenberühmtenHeili-genauf,jenengroßenScheichmitNamenSheikh ‘Abdullâh ad-Daghistânî. Er lebtenahe dem Friedhof Bâb as-Sarir, in demMaqâm des großen Awliyâ’ Sheikh Óasanal-Jabawî.Eswarwiehier–beimMaqâmdesGroßscheichs‘Abdullâh:untendieMaqâmsundGräberunddarübereinRaum.UndindiesemRaumlebtederGroßscheich.SechsJahrelangmachteerKhalwadort,undseineFamiliewarauchbeiihm.

Gerade klopften wir an die Tür jenerZâwiya, als der Großscheich ‘Abdullâhad-Daghistânî selber die Türe öffnete. Erschautemichanundsagte: ‚Willkommenistder,denwirerwartethaben.‘UnddanngingseinBlicküberunshinausindieFerne,undersagte:‚Ichhabebekommen,wasdumirgeschickthast‘–undersprachdabeizudemheiligenSheikhSuleimanErzurumi–:‚IchhabedasAmana,dasdumirgeschickthast,bekommen, ichhabeSheikhNâ|imempfangen.‘

So war meine erste Begegnung mitMaulânâSheikh‘Abdullâhad-DaghistânîimJahre�9��.Damalswarich��Jahralt.Seitjener Begegnung fühlte ich mich so sehrvon ihm angezogen, und ich verließ ihnnie,biser�9��ausderDunyâverschied.IndiesemZeitraumhörteich�ooo#uªbasvon meinem Großscheich – dreistündigeAnsprachenintürkisch–,dieichalleauf-schrieb. Wenn ich ihn verließ, pflegte ichinmeinZimmerzugehenunddieAnspra-chengenausoaufzuschreiben,wieersiegehaltenhatte.Ichschriebnicht,wennichbeiihmsaß,nein,ausdemGedächtnis!IchhörtedemGroßscheichzu,prägtemirallesein,wasersagte,gingheimundsaßdannein, zwei oder drei Stunden und schrieballesauf...

Nachdem also der Großscheich unswillkommen geheißen hatte, setzten wiruns, und er begann seine Ansprache. Inihr eröffneteer uns alle möglichen ArtengöttlichenWissensundgöttlicherWeisheit,Dinge,überdieniezuvorgesprochenwor-denwarunddienichteinmalbeiSayyidinâMuhyîuddînIbn‘ArabîerwähntwarenoderbeiirgendeinemderanderenHeiligen,dieüberdenSufismusodergöttlichesWissengeschriebenhatten.

Ergabuns,waserdirektvonSayyidinâMuªammad aus den göttlichen Meerendes Wissens Allâhs des Allmächtigen zuempfangen schien. Er übermittelte und

zusehen,wasichanBüchernzurückließoder was ich sonst noch hatte. Ich ließalleszurück,gingfortundwandertenachDamaskusaus.IchhattenichteinmalGeldindenTaschen,nurmeinenStockunddieKleideranmeinemLeib...

Icherreichtedietürkisch-syrischeGren-zenahederStadtAleppo.DortsetzteichdenTurban auf und ließ von dort an meinenBartwachsen,undichkleidetemichvölligder Sunna des Propheten entsprechend,denn ich sagte mir: „Wie könnte ich ausLiebezumProphetenMuªammadœDa-maskusundislamischeLänderbetretenundnichtauchseinerSunnafolgen?“UndausRespektzumProphetenunddemheiligenLand Shâm legte ich die Sunnakleidungan.

Nach Aleppo ging ich nach Hama undvon Hama nach Homs. In Homs ließ ichmichalsGastbeiseinenEinwohnernnieder,denndiesewarensehrreligiös,ihreHäusersehrschlicht,undeswarsehrvielLichtdort.Ihr Benehmen war sehr gut und tadellos,undeswarensehrbescheideneMenschen.Sienahmenmichsoherzlichaufundwarensehr erfreut über die Anwesenheit einessolchenjungenManneswiemich,dereineErziehungnachderSharî‘agenossenhatte.Aus ihrer Freude mit mir heraus wiesensie mir ein Zimmer in der Moschee desSayyidinâKhâlidibnWalîdzu.ErwarderOberbefehlshaberdesProphetenSayyidinâMuªammadsœgewesen,einsehrangese-hener#aªâbî,GefährtedesPropheten.Undeswurdemirklar,daßSayyidinâKhâlidibnWalîd meine Anwesenheit wünschte unddaßerwollte,daßichunterdenMenschenvon Homs bei seinem Maqâm wohnte.Und nachdem ich seine Erlaubnis zumBleibenerhaltenhatte,wurdeichNachbarvonSayyidinâKhâlidibnWalîdundlebteineinemRauminnerhalbderMoscheenaheseinemMaqâm.

EinganzesJahrlangbliebichinHoms,während dem ich weiter ausgebildet underzogen wurde und den heiligen Koranmit Tajwîd und Ahkam (Aussprache derarabischenBuchstaben,diesiebenWeisenderRezitationdesheiligenKoran)rezitierenlernte.IchstudiertediesiebenWeisenderKoranrezitation, wie sie vom ProphetenMuªammadœüberliefertwordenwaren,lernte den ganzen Koran auswendig undstudierteArabischbeidengroßen‘Ulamâ’der islamischen Länder, von Shâm. Undinsbesondere waren das: Sheikh ‘Abd al‘AzîzAyunas-Sud,derSheikhul-IslâmvonSyrienundDamaskusundderislamischenWelt, sein Vater, Sheikh Muªammad ‘AlîAyun as-Sud, Sheikh ‘Abd al-Jalîl MuradundSheikhSaidal-Jabas-Sibayî.UndsieallewarendieAssistentendesdamaligenKalifeninSyrien–DamaskusundHoms.

SheikhSaidas-SibayîwarderImaminderMoscheedeshochgeehrten#aªâbîund Gefährten des Propheten Sayyidinâ Muªam­mad œ, Sayyidinâ Khâlid ibn Walîd. Und eines der Wunder, die ich bei diesem Ma­qâm erlebte, war das folgende:

‚Es war im Zweiten Weltkrieg. HomsundauchdasMaqâmunddieMoscheedesKhâlidibnWalîdwurdenbombardiert.AusLiebezudiesem#aªâbîhattenvieleMen-schen das Maqâm und den umliegendenGartenalsSchutzvordenBombenaufge-sucht.Niemandwagtees,aufdasMinarettzusteigenunddenAdhânzumGebetzurufen.Sostiegichhinauf.Geradehatteichbegonnen, ‚Allâhu akbar, Allâhu akbar ...‘zurufen,alsichzumeinerÜberraschungfolgendesbeobachtete:TausendevonMen-schen hatten sich zur Nachtruhe um dieMoscheeherumundindemumliegendenGarten hingelegt. Bomben wurden überihnen und über dem Maqâm abgeworfen.Aber dann sah ich Engel und wie sie dieBomben mit ihren Händen abfingen undfortschleuderten,sodaßniemand,dersichbeimMaqâmdesKhâlidibnWalîdundimumliegenden Garten befand, zu Schadenkam.IchsahdieseEngel,wieichjetzteuchsehe,wiesiedieBombenabfingenundsieindieRichtungzurückwarfen,ausdersiegekommen waren. Und niemand wurdeverletzt!

NacheinemJahrdesRückzugsindiesemMaqâmunddesStudiumsderarabischenSprache und der Rezitation des heiligenKoran auf sieben Weisen gaben sie mirschließlich die Lehrerlaubnis, ‚Ijâza‘, alseinenAbschlußdiesesStudiums.

EinesAbendsnach‘Ishâ’,demNachtge-bet,sagtederImamderMoschee,Sheikhas-Sabayî, zu mir: ‚O mein Sohn, SheikhNâ|im,morgennachdemFajrGebetwer-deichaufbrechen.Ichmöchteeinensehrgroßen Heiligen besuchen. Sein Name istSheikh‘Abdullâhad-Daghistânî.Erstammtaus Daghestan und wanderte in die Tür-kei aus, von wo er dann auf Befehl desProphetenSayyidinâMuªammadœnachDamaskusemigrierteundsichdortineinerMoscheeinMidanniederließ.Wenndumitmir kommen möchtest, bist du hochwill-kommen.‘“

UndMaulânâSheikhNâ|imsagte:„KaumhörteichdenNamenSheikh‘AbdullâhundwasSheikhas-Sibayîmirerzählte,daerin-nerteichmichandas,wasmirmeinScheichinderTürkeigesagthatte.MeinHerzbebte,meinganzerKörperzitterte,undichsagtemir: ‚Das ist der tatsächliche Grund fürmeineAuswanderungnachShâm.‘IchsagtezudemImam:‚Ja,ichwerdemitkommen!Schnell!Ichwerdedichbegleiten!‘

UndamnächstenMorgenbrachichmitihmauf.

der naqschbandi-weg

Page 5: Maulânâ Sheikh Nâ|ims Über das Leben j$CP -MPECLQRCPLkfiles.huuu.de/pdf/sheikh_nazim_biographie_sm.pdf · 2019-04-23 · o unser Sheikh, Sultan der Heiligen, schicke uns deine

der morgenstern – nr . 10� der morgenstern – nr . 10 9

Erkamzurückundberichtetemirundsagte,daßichmitjenemBootwürdefahrenkönnen.Eswarsoklein,daßesnichteinmaleinenPlatzgab,umWu¡û’zumachen,dierituelleWaschungfürdasPflichtgebet.DasBootsegeltehinausaufdasMeer,daszwi-schenTripoliimLibanonundderInselZy-pernliegt.MiteinemgrößerenSchiffhättemandieDistanzinsechsStundenbewältigt,wiraberbrauchtenachtTage!WirsegeltenTag und Nacht, und es gab weder genugTrinkwassernochLebensmittel.WennichWu¡û’ machen wollte, mußte ich michhinunterlassen,meinWu¡û’erneuernundwiederhinaufinsBootklettern.EswarsoschwerwährenddieserachtTage,besondersnachts.UnterdiesenschwierigenUmstän-denerreichtenwirZypernundhattendamitdenBefehldesProphetenMuªammadœund meines Scheichs, Maulânâ ‘Abdullâhad-Daghistânîs, ausgeführt. Ich achtetenichtaufdieganzenSchwierigkeiten,dieeine nach der anderen auftauchten undmichanscheinenddaranhindernwollten,denBefehlauszuführen.

NachachtTagenerreichtenwiralsodasFestlandvonZypern.AlsichmeinenFußauf die Insel setzte, war es, als ob meinHerz explodiert, und ich hatte plötzlichaußergewöhnliche spirituelle Kräfte. AllespirituellenStationenbiszumThronAllâhsdesAllmächtigengingenvormirauf,undichkonnteallesbishinzursiebtenErdese-hen.Undplötzlichwardaauchderspiritu-elleKörpermeinesGroßscheichs‘Abdullâhad-Daghistânî,dermichbegrüßte.ErbliebvondaanimmeranmeinerrechtenSeiteundbegleitetemich.

AllemöglichenArtengöttlicherGeheim-nisseundgöttlichenWissenswurdenmeinemHerzeneröffnet.IchwurdezurwandelndenEnzyklopädiealldiesergöttlichenMeeredesWissens Allâhs des Allmächtigen, und ichwurde zum Übersetzer meines spirituellanwesenden Scheichs. Seit jenem Momentisterständigbeimir.Niebinichvonihmgetrennt–nichtfüreinenAugenblick.UndergabmirauchWissendurchdiespirituelleGegenwartdesMuhyîuddînIbn‘Arabî,dermichmitallseinemWissenbekleidete.

Und dann sah ich zu meiner Überra-schungTausendevonMenschenamStrand,diegekommenwaren,ummichzubegrü-ßen.Niemandwußte,daßichkam,aberalldieseMenschenhattendenProphetenundGroßscheich im Traum gesehen, und eswarihnenaufgetragenworden,zumStrandzugehen,‚umMaulânâSheikhNâ|imzubegrüßen‘. Mit diesem Empfang betratichZypern–mitTahlîlundTakbîr,unterAllâhuakbar!-RufenundderLobpreisungAllâhsdesAllmächtigen...“ ◆

der naqschbandi-weg

Sheikh Nâ|im Efendi als junger Mann

DannlehrtemichderGroßscheichdenDhikr der Naqshbandî-Tariqat und denKhatmKhwajagân,undersagte:‚Ichwerdevon nun an immer bei dir sein. Du wirstmitdenMenschenzusammensitzenundihnen von meinem Wissen geben, vonjenem göttlichen Wissen, das direkt vondemProphetenMuªammadœkommt.DubrauchstalldieseBüchernicht.‘

IchküßteseineHandundauchdieTür-schwelleseinesZimmersundgingmitderAbsicht, sofort nach Zypern abzureisen,um seine Anweisung zu erfüllen, dennvonnunanwarermeinScheich.UndichsagtezuSheikhas-Sibayî,demImamderMoscheeKhâlidibnWalîds,dermichvonHomsnachDamaskusgebrachthatte:‚Ichwerde ihm gehorchen. Er ist jetzt meinScheich.Ichwerdetun,wasermiraufge-tragen hat, und nach Zypern reisen. WasimmerichnochinHomsanBüchernundKleidernhabe,alles,wasnochinmeinemZimmerist,gibesarmenLeuten.Ichwilldavonnichtsmehrhaben.‘“

Und Maulânâ hatte damals viele alteManuskripte und sehr teure Bücher. ErverteilteallesandieArmen.Undersagte:„Damals hatte ich nicht einen Penny inderTasche, denn als ich Istanbul verließ,hatte ich Allâh gelobt, daß ich das Geldder Dunyâ nicht anrühren oder in meineTaschesteckenwürde.IchgingdirektzurBusstation,umindenLibanonzureisen,demLanddesGebietesvonShâm,dasamMeerliegt.DamaskusselberliegtnichtamMeer.LibanonaberistZypernsonahe,undjeden Tag segelte damals ein Schiff vomLibanonnachZypern.

EswarnunaberdieschlimmstePhasedesZweitenWeltkrieges,unddieFranzö-sische Armee hatte den Libanon besetzt,Damaskus und all diese Länder, und dieEngländer waren hinter ihnen her, umsie hinauszuwerfen und sich selber dortniederzulassen.

AlsichdieBusstationerreichte,blickteichmichnachdemBusum,derindenLi-banonfahrenwürde.Plötzlichriefjemandhintermir:‚Sheikh,willstdunachTripoli,Trablus,inShâm? ‘,denndortwarderHa-fenfürdieSchiffenachZypern.DerRuferkannte mich nicht, und auch mir war erunbekannt.Ersagteweiter:‚Hieristnäm-licheinBus,dersofortabfährt.‘Ichdachtedaran,daßichjakeinGeldhatte,ummitdemBuszufahren.DerMannlachte:‚MachdirkeineSorgen,steignurein,ichwerdefürdichbezahlen.‘UndsodankteichAllâhdemAllmächtigenundsetztemichzudenPassagieren.DerBusfuhrabundbrachteunsnachTripoli...

Es waren ungefähr �oo Kilometer vonDamaskusnachTripoli.AmAbendkamenwiran.IchkanntewederdenLibanonnoch

Tripoli, und es war schon Abend, als icham Busbahnhof ausstieg. Ich dachte beimir:‚OAllâh,Allmächtiger,ichweißnicht,woichnunhingehensoll.OmeinSheikh,ichweißnicht,wohinichgehensoll!‘DaswarenmeineGedanken,alsicheineStimmehörte,dierief:‚SheikhNâ|im?BistdunichtSheikhNâ|im?–DubistSheikhNâ|im!Ichweiß,daßduesbist!‘

Ichschautemichumundsaheinensehrehrwürdigen Mann mit langem Bart. SeinGesicht war voller Licht. Es war ein sehrheiligerScheichmitgroßen,intensivblauenAugen. Ich war so überrascht, ich wußtenicht,wasichdenkensollte...seineAugenwarenhöchstbemerkenswert.Ichsagte:‚Ja,ichbinSheikhNâ|im.‘

‚Seit drei Tagen schon warte ich aufdich.IchhabedenProphetenMuªammadœinmeinemTraumgesehen.Erkamzumirundbefahlmir:‚Wachauf,meinSohnNâ|imkommtanderBusstationan.AllâhderAllmächtigehatihnzumErbenderGe-heimnisseder��� oooProphetenundallerGroßscheichsderNaqshbandî-LinievonAbûBakra¶-#iddîqanbiszuSheikh‘Abdullâhad-Daghistânîgemacht.EristderHeilige,aufdenalleanderenangewiesensind.Er-weise ihm vorzügliche Gastfreundschaft,bediene ihn persönlich, und dann tragedafürSorge,daßernachZypernkommt!‘UndderProphetzeigtemireinBildvondir.‘SosprachjenerScheich,understelltesichvoralsSheikhMuniral-Malak.

Ich folgte ihm auf sein Zimmer, dassichindersogenannten‚HohenMoschee‘inMina,derSeeseitevonTripoli,befand.ErhattedorteinenprivatenRaumfürsich.Ersagte:‚IchwerdedirmeinZimmergeben.‘

DreiTagelangbedienteermichundwarbeiTagundbeiNachtaufdenBeinen.ErsuchtenacheinemSchiff,dasnachZypernfahrenwürde,abereswarsehrschwierig,eines zu finden, denn die Meere wurdenvonderFranzösischenundderEnglischenArmeebewacht.Niemandwagteesdamalssogar,imMeerzuschwimmen.

SchließlichtrafjenerSheikhMunireinenseineraltenBekannten,einenFischer,undersagtezuihm:‚IchsuchenacheinemBootfür Sheikh Nâ|im, das ihn nach Zypernbringt,denndasistderBefehldesProphe-tenMuªammadanihn,understehtdabeiunterdembesonderenSchutzdesProphe-ten.‘DaraufhinsagtederMann:‚IchwerdeihnmitmeinemBoothinüberfahren.‘

SeinBootwarsehrkleinundhattenurPlatz für fünf bis sechs Personen. Eineeinzige hohe Welle würde es schon zumSinkenbringenkönnen.UndsofragtederScheich: ‚Kannstdudaswirklich?‘ ‚Inshâ’-allâh‘,antwortetederMann,‚soAllâhwill,werdeichesschaffen.‘UndderScheichgabihmdasGeldfürmeineÜberfahrt.

wirklichkeitensindinmeineHändegege-ben.DubistmeinSohnvonderVorewigkeitbis in alle Ewigkeit. Du wirst unseremNaqshbandî-Pfaddienen.UndandemTagdes Versprechens hast du versprochen,einerderGroßscheichsdieserNaqshbandî-Liniezuwerden,derihrbiszumJüngstenTagdienenwird.DerProphetMuªammadœhataufdeineAnfragegeantwortetundgesagt, daß deine Absicht, sein NachbarzuwerdenundnachMedinaMunawwaraauszuwandern, angenommen ist. DenEngeln ist schon befohlen worden, siedirgutzuschreiben,so,alsobduwirklichzumProphetennachMedinaausgewandertwärestunddichdortniedergelassenhättest.DiefroheBotschaftdesRangeseinesderAuswandereristfürdichgeschriebenundgiltinjedemAugenblickfürdichbiszumYaumal-Qiyâma.

AberderProphetSayyidinâMuªammadœhatauchgesagt,daßseineUmmadichbraucht – deinen Rat, deine Lehren unddeineFührung.Erhatmirgesagt:‚Sageihm,daßermeineNationvereinensoll,diehierunddortaufderWeltversprengtist,jeneMenschen,aufderenHerzendamalsinderVorzeitdasLichtderProphetiegefallenist,aberdienochnichtzumIslamundzudenaufrichtigenDienernAllâhsdesAllmäch-tigengekommensind.LaßihndieseMen-schenaufderganzenWeltsammelnundzumirbringen.Undwievieleerjeweilsin��Stundenerreicht,ersollsiemirvorstel-len.Ichwerdespirituellanwesendsein,aufihnwartenundihnunddieMenschen,dieer mitbringt, begrüßen. Diese Menschenwerden dann unter meinen Augen unduntermeinerFührungsein,undichwerdesieaufdengeradenWegbringen.‘

‚OmeinSohn‘,fuhrGroßscheich‘Abd-ullâhfort,‚undsoseheich,daßdemWillendes Propheten entsprechend es das Bestefürdichist,wenndununnachZypernzu-rückkehrst,denndieMenschendortwissennichts über den Islam, und sie brauchendichauch,damitdusiedengeradenWegunddenNaqshbandî-Sufi-Weglehrst.‘

Und dann gab er mir die Einweihung,dieBayat.Alser ‚Allâh hû, allâh hû, allâh hû, ªaqq‘sagteundaufmeinHerzsah,dawurdendurchdiesenBlickallespirituellenStationen meines Herzens geöffnet undauchmeineHerzensaugen,undnunkonnteichallesindenHimmeln,denErdenundUniversen sehen – die spirituelle Wirk-lichkeit eines jeden erschaffenen Dinges.UnddannerschienenLichterüberLichter.Alle möglichen Lichter der verschiedenenspirituellenStationenleuchtetenauf.Undall diese Maqâms wurden mir von AllâhdemAllmächtigendurchdenGroßscheichMaulânâ Sheikh ‘Abdullâh ad-Daghistânîgeöffnet.

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