MEDI-LEARN Zeitung 04/2007

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Mehr dazu auf den Seiten 6 und 7 Ausgabe 04/ 07 ∙September / Oktober 2007 ∙ In Kooperation mit dem Georg Thieme Verlag ∙ www.medi-learn.de ∙ ISSN 1860-8590 ∙ 1,90 € ZEITUNG Die Zeitung für Medizinstudenten und junge Ärzte Auf Augenhöhe mit dem Prüfer Von der Begrüßung über die Körperhaltung und Strukturierung der Antworten bis zum Stressabbau durch Rollenspiel: MEDI-LEARN gibt euch auf zwei Seiten wertvolle Tipps zur optimalen Vorbereitung auf die mündliche Prüfung im Hammerexamen! Ganz natürlich Summer School Naturheilkunde für Mediziner Was haben klassische Medizin und Naturheilkunde sich zu sagen? Spannende Einblicke in alternative Wege bietet Saskia Fischers Bericht von der Buchinger Summer School. Sie beschäftigte sich mit Heil- pflanzen und deren Nutzung und der Wirkungsweise von Musik. 09 An der Nordseeküste Maritimes PJ in Cuxhaven Janine Döpker zog es zum Praktischen Jahr in die nördlichste Stadt Niedersachsens. Zu ihren Aufgaben gehörte es Viggos zu le- en oder Patienten aufzunehmen. Als PJlerin durfte sie sogar auf dem Notarztwagen mitfahren. 02 Come to Canada! Famulatur in der Neurochirurgie in Toronto Im OP durfte er nähen, Löcher in den Schädel bohren und die Kopfhaut abprä- parieren. Leben in Toronto und kanadischer Krankenhausalltag statt Bären und endloser Weiten - Peter Vomhof schildert seine illustren Kanada-Erlebnisse. 08 Mayas, Mariachis und Medizin Chirurgie-Tertial in Guadalajara, Mexico von Phillip Rösch D ie Entscheidung, mein Chirurgie- tertial (14. Dezember bis 8. April 2007) in Guadalajara in Mexiko zu ab- solvieren, fiel für mich im März letzten Jahres, nachdem ich mich in Buenos Aires, in Mendoza und eben in Guada- lajara beworben hatte. Ich erhielt sogar für jede dieser Unis eine Zusage. Meine Wahl fiel auf Guadalajara, da man sich bei dieser Uni am meisten um meine Be- lange kümmerte, z.B. der Hilfe bei der Wohnungssuche. Auch meine E-Mails wurden mir stets sofort beantwortet. Bei den Universitäten in Argentinien musste ich schon zwei bis drei Wochen auf eine Antwort warten. Für den „Intercambio“ (Austausch) der Universität von Guada- lajara musste ich eine schriftliche Be- werbung mit Lebenslauf, ein Empfeh- lungsschreiben der Heimatuniversität, einen Notenspiegel und eine Kopie des Reisepasses einreichen, ein Sprachnach- weis wurde nicht verlangt. Für Mexiko hatte ich kein Visum beantragt und bin mit einem normalen Touristenvisum ein- gereist. Zur Not kann man auch ausreisen (z. B. nach Guatemala), um dann wieder in Mexiko einzureisen und ein neues Touristenvisum zu bekommen. Vor Ort ging es an die Wohnungssuche. Ich er- hielt ein Zimmer in einem Haus vermit- telt, das hauptsächlich für ausländische Studenten vorgesehen war und wohnte mit Amerikanern und anderen Nicht-Me- xikanern zusammen. Die Miete betrug 2.300 Pesos (das sind umgerechnet ca. 160 €). Für mexikanische Verhältnisse ist das relativ viel, man kann schon Zimmer mit Verpflegung für ca. 1.500 Pesos ( ca. 100 €) erhalten. Wenn ihr euch selbst auf Wohnungssuche begeben wollt, solltet ihr euch an die CEPEC wenden, die sich um die Wohnungssuche für ausländische Studenten kümmert. EINES DER WENIGEN ÖFFENT- LICHEN KRANKENHÄUSER MIT MAXIMALVERSORGUNG Das „Hospital Civil“ ist das Universi- tätsklinikum der „Universidad de Gua- dalajara“. Es besteht aus dem Civil Viejo und dem Civil Nuevo. Das Civil Viejo ist eines der wenigen öffentlichen Kranken- häuser Mexikos mit Maximalversorgung. Das Medizinstudium in Mexiko hat re- gulär sechs Studienjahre. In den ersten vier Jahren sind sämtliche Scheine zu machen. Im fünften Studienjahr wird als „interno“ (das entspricht dem PJ) auf den Stationen mitgearbeitet, monatlich wird das Fachgebiet gewechselt. Im sechsten Studienjahr müssen die Studenten dann eine Art soziales medizinisches Jahr machen, welches meistens in kleineren Dörfern abgeleistet wird. Dort halten sie dann eigene Sprechstunden und dürfen sogar Medikamente verschreiben. Für irgendwelche Fragen steht ihnen jedoch immer ein Arzt zur Seite. Danach haben sie ihr Examen und fangen an, als „resi- dentes“ (Assistenzärzte) zu arbeiten. Bevor man als PJler anfängt, sollte man wissen, auf welcher Station man das tun möchte und dies dem Ansprechpartner SEIRIN ® Akupunkturrätsel Das Kreuzworträtsel ist Teil des Themen- specials rund um den Bereich Akupunk- tur, den wir euch in Kooperation mit 3B Scientific und SEIRIN in den kommenden Ausgaben der MLZ ausführlich vorstellen. Weitere Infos auch online unter: www.medi-learn.de/akupunktur S. 11 Inhalt Freihandelszone für Mediziner Dr. Thomas Raddatz beschreibt den Jung- arzt, der nach frisch bestandenem Staats- examen und Aushändigung der Approbati- onsurkunde, also dem Dokument, das ihn zur Berufsausübung als Arzt befähigt, sei- ne erste Assistentenstelle in einem Kran- In Schokolade verliebt Das süße Naschwerk hat die US-Amerika- nerin Kara Krajewski in Deutschland sofort lieben gelernt. Vieles andere musste sich länger entwickeln: Aus amerikanischer Sicht sind Deutsche fleißig, aber verschlos- sen. „Es ist sehr schwer, im Ausland zu leben und zu studieren“. Wir haben Kara ausführlich interviewt. S. 05 Klinikleben Interview weiter auf Seite 2 „Was schlägst Du vor?“ Theorie endlich in der Praxis anwenden können: Das ist Wunsch und Ziel vieler Medizinstudenten. Yvonne Bernsdorf er- zählt, wie die approbierten Kollegen ihren PJ-Dienst kurzerhand zum Wissenstest werden ließen. Ein Bericht aus der Notfall- ambulanz der Uniklinik Marburg. S. 03 PJ In umgekehrte Richtung Trotz EMS-Barriere: Viele deutsche Me- dizinstudenten zieht es weiterhin in die Alpenrepublik. Seit zwei Jahren strömen deutsche Studienbewerber an die österrei- chischen Unis. Nicola Schöppl aus Öster- reich hingegen zog in die andere Richtung: Sie studiert Medizin in Regensburg. und verrät uns, wie es dazu kam. S.10 Studium des Civil Viejos mitteilen. Dann stellt man sich bei dem jeweiligen Abteilungs- chef vor. Stich- und Schussverletzungen Ich arbeitete zwei Monate auf der Allge- meinchirurgie und weitere zwei Monate auf der „Cirugia medicina legal“, einem Fachgebiet für Unfallopfer und Personen mit Schuss- und Stichverletzungen. Dies ist dort ein Teilgebiet der Allgemeinchi- rurgie. Als PJler wird man meist in das Civil Viejo geschickt, ein öffentliches Krankenhaus mit sechs riesigen laza- rettähnlichen Patientensälen und einem Bettenhaus. Der Tagesablauf ist meist gleich. Die Visiten in der Allgemein- chirurgie beginnen gegen sieben Uhr. H eidelberger Medizinstudenten un- tersuchen sich gegenseitig mit Ul- traschall, um genaue, praxisnahe Kennt- nisse vom Bau des menschlichen Körpers zu gewinnen. Wo ist die Gallenblase? Wo liegen die großen Blutgefäße? Und was kann man von der Bauchspeicheldrü- se, die versteckt im Bauchraum liegt, überhaupt erkennen? Eine praxisnahe Zusatzausbildung zum Anatomiekurs ha- ben dieses Jahr erstmals insgesamt 280 Heidelberger Vorklinikstudenten des 2. Semesters absolviert: Bei gegenseitigen Ultraschalluntersuchungen konnten sie Anatomie am lebenden Körper studieren. So konnten die im Präparierkurs und aus Büchern erarbeitetenAnatomiekenntnisse vertieft und gleichzeitig in diesem frühen Abschnitt des Studiums eine Verbindung zur späteren klinischen Tätigkeit herge- stellt werden. Ähnliche Kurse werden bislang nur an wenigen medizinischen Fakultäten in Deutschland angeboten. „Gute Anatomiekenntnisse sind für die klinische Praxis – dazu gehört auch die Diagnostik mit bildgebenden Verfahren wie Ultraschall und Computertomogra- phie – unabdingbar“, erklärt Professor Dr. Joachim Kirsch, Geschäftsführender Direktor des Anatomischen Instituts der Universität Heidelberg. „Umgekehrt ist es sehr hilfreich, Ultraschall-Bilder für das bessere Verständnis der Anatomie einzusetzen.“ Seit dem Sommersemester 2007 nehmen die Studentinnen und Stu- denten erstmals in einwöchigen Kursen an dem Ultraschall-Anatomiekurs teil. Sie lernen in Kleingruppen von bis zu fünf Teilnehmern unter Anleitung von Tutoren, wie die Organe zuverlässig und klar auf dem Bildschirm des Ultraschall- geräts dargestellt werden. Die Tutoren sind Medizinstudenten aus klinischen Semestern und wurden speziell für ihre Lehrtätigkeit ausgebildet. Die Ultra- schall-Bilder werden mit anatomischen Schaubildern in Verbindung gebracht. Das erlebte Wissen prägt sich dadurch tiefer ein. Auch die Studenten sind begeistert und gaben dem Kurs bei einer offiziellen Bewertung durchweg sehr gute Noten. Geschätzt wird vor allem die spannende Art, den „Paukstoff“ Anatomie zu wie- derholen und zu verinnerlichen. Gelobt werden Dozenten und Tutoren, die den Kurs strukturiert - mit einer Theorieein- führung vorab und einem verständlichen Skript - durchführen. „Der Kurs war bislang freiwillig und fand zweimal in der Woche am Spät- nachmittag statt“, sagt Privatdozent Dr. Ralph Nawrotzki. Das Interesse und die Begeisterung der Studenten waren den- noch so groß, dass beabsichtigt wird, ihn im nächsten Jahr in das Pflichtprogramm aufzunehmen. Die Investitionen in die- se innovative Lehrform sind allerdings erheblich: Ultraschallgeräte müssen ge- least, die Tutoren ausgebildet werden. Dafür wird u.a. ein Teil der Studienge- bühren verwendet, die seit Sommer- semester 2007 in Baden-Württemberg erhoben und nach Entscheidung in einer gemeinsamen Kommission mit den Stu- denten für innovative, praxisnahe Lehre eingesetzt werden. Anatomie am lebenden Körper lernen Heidelberger Medizinstudenten untersuchen sich gegenseitig mit Ultraschall von Dr. Annette Tuffs (Uni Heidelberg) Klinische Bezüge schon in vorklinischen Semestern

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Die MEDI-LEARN Zeitung im Printformat. Sie enthält auf 12 Zeitungsseiten News und Informationen für Medizinstudenten und Jungärzte und erscheint fünfmal pro Jahr als Beilage zur renommierten Zeitschrift Via medici aus dem Thieme Verlag.

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Mehr dazu auf den Seiten 6 und 7

Ausgabe 04/07 ∙September / Oktober 2007 ∙ In Kooperation mit dem Georg Thieme Verlag ∙ www.medi-learn.de ∙ ISSN 1860-8590 ∙ 1,90 €

ZEITUNGDie Zeitung für Medizinstudenten

und junge Ärzte

Auf Augenhöhe mit dem PrüferVon der Begrüßung über die Körperhaltung und Strukturierung der Antworten bis zum Stressabbau durch Rollenspiel: MEDI-LEARN gibt euch auf zwei Seiten wertvolle Tipps zur optimalen Vorbereitung auf die mündliche Prüfung im Hammerexamen!

Ganz natürlichSummer School Naturheilkunde für MedizinerWas haben klassische Medizin und Naturheilkunde sich zu sagen? Spannende Einblicke in alternative Wege bietet Saskia Fischers Bericht von der Buchinger Summer School. Sie beschäftigte sich mit Heil- pflanzen und deren Nutzung und der Wirkungsweise von Musik.09

An der NordseeküsteMaritimes PJ in CuxhavenJanine Döpker zog es zum Praktischen Jahr in die nördlichste Stadt Niedersachsens. Zu ihren Aufgaben gehörte es Viggos zu le- en oder Patienten aufzunehmen. Als PJlerin durfte sie sogar auf dem Notarztwagen mitfahren.02

Come to Canada!Famulatur in der Neurochirurgie in TorontoIm OP durfte er nähen, Löcher in den Schädel bohren und die Kopfhaut abprä- parieren. Leben in Toronto und kanadischer Krankenhausalltag statt Bären und endloser Weiten - Peter Vomhof schildert seine illustren Kanada-Erlebnisse. 08

Mayas, Mariachis und MedizinChirurgie-Tertial in Guadalajara, Mexicovon Phillip Rösch

Die Entscheidung, mein Chirurgie- tertial (14. Dezember bis 8. April

2007) in Guadalajara in Mexiko zu ab-solvieren, fiel für mich im März letzten Jahres, nachdem ich mich in Buenos Aires, in Mendoza und eben in Guada-lajara beworben hatte. Ich erhielt sogar für jede dieser Unis eine Zusage. Meine Wahl fiel auf Guadalajara, da man sich bei dieser Uni am meisten um meine Be-lange kümmerte, z.B. der Hilfe bei der Wohnungssuche. Auch meine E-Mails wurden mir stets sofort beantwortet. Bei den Universitäten in Argentinien musste ich schon zwei bis drei Wochen auf eine Antwort warten. Für den „Intercambio“ (Austausch) der Universität von Guada-lajara musste ich eine schriftliche Be-werbung mit Lebenslauf, ein Empfeh-lungsschreiben der Heimatuniversität, einen Notenspiegel und eine Kopie des Reisepasses einreichen, ein Sprachnach-weis wurde nicht verlangt. Für Mexiko hatte ich kein Visum beantragt und bin mit einem normalen Touristenvisum ein-gereist. Zur Not kann man auch ausreisen (z. B. nach Guatemala), um dann wieder in Mexiko einzureisen und ein neues Touristenvisum zu bekommen. Vor Ort ging es an die Wohnungssuche. Ich er-hielt ein Zimmer in einem Haus vermit-

telt, das hauptsächlich für ausländische Studenten vorgesehen war und wohnte mit Amerikanern und anderen Nicht-Me-xikanern zusammen. Die Miete betrug

2.300 Pesos (das sind umgerechnet ca. 160 €). Für mexikanische Verhältnisse ist das relativ viel, man kann schon Zimmer mit Verpflegung für ca. 1.500 Pesos ( ca.

100 €) erhalten. Wenn ihr euch selbst auf Wohnungssuche begeben wollt, solltet ihr euch an die CEPEC wenden, die sich um die Wohnungssuche für ausländische Studenten kümmert.

EinEs dEr wEnigEn öffEnt-lichEn KranKEnhäusEr mit

maximalvErsorgung

Das „Hospital Civil“ ist das Universi-tätsklinikum der „Universidad de Gua-dalajara“. Es besteht aus dem Civil Viejo und dem Civil Nuevo. Das Civil Viejo ist eines der wenigen öffentlichen Kranken-häuser Mexikos mit Maximalversorgung. Das Medizinstudium in Mexiko hat re-gulär sechs Studienjahre. In den ersten vier Jahren sind sämtliche Scheine zu machen. Im fünften Studienjahr wird als „interno“ (das entspricht dem PJ) auf den Stationen mitgearbeitet, monatlich wird das Fachgebiet gewechselt. Im sechsten Studienjahr müssen die Studenten dann eine Art soziales medizinisches Jahr machen, welches meistens in kleineren Dörfern abgeleistet wird. Dort halten sie dann eigene Sprechstunden und dürfen sogar Medikamente verschreiben. Für irgendwelche Fragen steht ihnen jedoch immer ein Arzt zur Seite. Danach haben sie ihr Examen und fangen an, als „resi-dentes“ (Assistenzärzte) zu arbeiten. Bevor man als PJler anfängt, sollte man wissen, auf welcher Station man das tun möchte und dies dem Ansprechpartner

SEIRIN® AkupunkturrätselDas Kreuzworträtsel ist Teil des Themen-specials rund um den Bereich Akupunk-tur, den wir euch in Kooperation mit 3B Scientific und SEIRIN in den kommenden Ausgaben der MLZ ausführlich vorstellen. Weitere Infos auch online unter:www.medi-learn.de/akupunktur S. 11

Inhalt

Freihandelszone für MedizinerDr. Thomas Raddatz beschreibt den Jung-arzt, der nach frisch bestandenem Staats-examen und Aushändigung der Approbati-onsurkunde, also dem Dokument, das ihn zur Berufsausübung als Arzt befähigt, sei-ne erste Assistentenstelle in einem Kran-

In Schokolade verliebt Das süße Naschwerk hat die US-Amerika-nerin Kara Krajewski in Deutschland sofort lieben gelernt. Vieles andere musste sich länger entwickeln: Aus amerikanischer Sicht sind Deutsche fleißig, aber verschlos-sen. „Es ist sehr schwer, im Ausland zu leben und zu studieren“. Wir haben Kara ausführlich interviewt. S. 05

Klinikleben

Interview

weiter auf Seite 2

„Was schlägst Du vor?“Theorie endlich in der Praxis anwenden können: Das ist Wunsch und Ziel vieler Medizinstudenten. Yvonne Bernsdorf er-zählt, wie die approbierten Kollegen ihren PJ-Dienst kurzerhand zum Wissenstest werden ließen. Ein Bericht aus der Notfall- ambulanz der Uniklinik Marburg. S. 03

PJ

In umgekehrte RichtungTrotz EMS-Barriere: Viele deutsche Me-dizinstudenten zieht es weiterhin in die Alpenrepublik. Seit zwei Jahren strömen deutsche Studienbewerber an die österrei-chischen Unis. Nicola Schöppl aus Öster-reich hingegen zog in die andere Richtung: Sie studiert Medizin in Regensburg. und verrät uns, wie es dazu kam. S.10

Studium

des Civil Viejos mitteilen. Dann stellt man sich bei dem jeweiligen Abteilungs-chef vor.

Stich- und SchussverletzungenIch arbeitete zwei Monate auf der Allge-meinchirurgie und weitere zwei Monate auf der „Cirugia medicina legal“, einem Fachgebiet für Unfallopfer und Personen mit Schuss- und Stichverletzungen. Dies ist dort ein Teilgebiet der Allgemeinchi-rurgie. Als PJler wird man meist in das Civil Viejo geschickt, ein öffentliches Krankenhaus mit sechs riesigen laza-rettähnlichen Patientensälen und einem Bettenhaus. Der Tagesablauf ist meist gleich. Die Visiten in der Allgemein- chirurgie beginnen gegen sieben Uhr.

Heidelberger Medizinstudenten un-tersuchen sich gegenseitig mit Ul-

traschall, um genaue, praxisnahe Kennt-nisse vom Bau des menschlichen Körpers zu gewinnen. Wo ist die Gallenblase? Wo liegen die großen Blutgefäße? Und was kann man von der Bauchspeicheldrü-se, die versteckt im Bauchraum liegt, überhaupt erkennen? Eine praxisnahe Zusatzausbildung zum Anatomiekurs ha-ben dieses Jahr erstmals insgesamt 280 Heidelberger Vorklinikstudenten des 2. Semesters absolviert: Bei gegenseitigen Ultraschalluntersuchungen konnten sie Anatomie am lebenden Körper studieren. So konnten die im Präparierkurs und aus Büchern erarbeiteten Anatomiekenntnisse vertieft und gleichzeitig in diesem frühen Abschnitt des Studiums eine Verbindung zur späteren klinischen Tätigkeit herge-stellt werden. Ähnliche Kurse werden bislang nur an wenigen medizinischen Fakultäten in Deutschland angeboten. „Gute Anatomiekenntnisse sind für die klinische Praxis – dazu gehört auch die Diagnostik mit bildgebenden Verfahren

wie Ultraschall und Computertomogra-phie – unabdingbar“, erklärt Professor Dr. Joachim Kirsch, Geschäftsführender Direktor des Anatomischen Instituts der Universität Heidelberg. „Umgekehrt ist es sehr hilfreich, Ultraschall-Bilder für das bessere Verständnis der Anatomie einzusetzen.“ Seit dem Sommersemester

2007 nehmen die Studentinnen und Stu-denten erstmals in einwöchigen Kursen an dem Ultraschall-Anatomiekurs teil. Sie lernen in Kleingruppen von bis zu fünf Teilnehmern unter Anleitung von Tutoren, wie die Organe zuverlässig und klar auf dem Bildschirm des Ultraschall-geräts dargestellt werden. Die Tutoren

sind Medizinstudenten aus klinischen Semestern und wurden speziell für ihre Lehrtätigkeit ausgebildet. Die Ultra-schall-Bilder werden mit anatomischen Schaubildern in Verbindung gebracht. Das erlebte Wissen prägt sich dadurch tiefer ein. Auch die Studenten sind begeistert und gaben dem Kurs bei einer offiziellen Bewertung durchweg sehr gute Noten. Geschätzt wird vor allem die spannende Art, den „Paukstoff“ Anatomie zu wie-derholen und zu verinnerlichen. Gelobt werden Dozenten und Tutoren, die den Kurs strukturiert - mit einer Theorieein-führung vorab und einem verständlichen Skript - durchführen. „Der Kurs war bislang freiwillig und fand zweimal in der Woche am Spät-nachmittag statt“, sagt Privatdozent Dr. Ralph Nawrotzki. Das Interesse und die Begeisterung der Studenten waren den-noch so groß, dass beabsichtigt wird, ihn im nächsten Jahr in das Pflichtprogramm aufzunehmen. Die Investitionen in die-se innovative Lehrform sind allerdings erheblich: Ultraschallgeräte müssen ge-least, die Tutoren ausgebildet werden. Dafür wird u.a. ein Teil der Studienge-bühren verwendet, die seit Sommer-semester 2007 in Baden-Württemberg erhoben und nach Entscheidung in einer gemeinsamen Kommission mit den Stu-denten für innovative, praxisnahe Lehre eingesetzt werden.

Anatomie am lebenden Körper lernenHeidelberger Medizinstudenten untersuchen sich gegenseitig mit Ultraschallvon Dr. Annette Tuffs (Uni Heidelberg)

Klinische Bezüge schon in vorklinischen Semestern

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welche sowohl für „residentes“ als auch für „internos“ gelten. Diese beginnen um sieben Uhr und enden am folgenden Tag gegen zehn Uhr. Achtung: Falls ihr da-rauf keine Lust haben solltet, solltet ihr dies den Ärzten mitteilen und sagen, dass Nachtdienste für deutsche Studenten keine Pflicht seien. „Lohnen“ tun sich die Dienste hauptsächlich freitags und samstags in der Cirurgia medicina legal. Dort bekommt ihr dann einiges zu sehen: Stichverletzungen, Schussverletzungen und dergleichen mehr.

gEgEn mExico city ist guadalajara Ein dorf

Guadalajara ist die zweitgrößte Stadt Me-xikos. Ist man jedoch einmal in Mexiko City gewesen, wirkt Guadalajara wie ein Dorf. Langweilig wird es deshalb noch lange nicht: Gerade an sonnigen Tagen lädt das Altstadtzentrum dazu ein, dort einen Kaffee zu trinken. Dieser sollte

Die Reiseapotheke packenEine gute Reiseapotheke – Ehrensache für den Medizinstudenten. Was man sich auf jeden Fall mitbringen sollte, ist ein klei-ner Vorrat an Lopedium, Vomex, Buscu-pan und Kohletabletten. Diese kommen früher oder später zum Einsatz, vor allem wenn man in den Süden des Landes reist. Die von mir mitgenommenen Antibiotika blieben glücklicherweise in der Packung. Bevor ich dann meine Reise antrat, ließ ich noch einmal meinen Hepatitis B-Titer bestimmen und ließ mich zusätzlich noch gegen Hepatitis A und Typhus impfen. Das ist auf jeden Fall sinnvoll. Ich wünsche euch viel Spaß in Mexiko!

In den Foren gelauscht

Wiederholungstäter?So mancher Student flucht im sprichwörtlichen Sinne das eine oder andere Mal während seines Studiums über die von Zeit zu Zeit Nerven und Kraft strapazierenden Studienbedingungen - was mögen da wohl erst die Assistenzärzte zu ihren Arbeitsbedingungen sagen? Und: Würden junge Ärzte im Rück-blick auf das Studium und unter Berücksichtigung ihrer derzeitigen Arbeitsbedingungen erneut Human-medizin studieren? Eine Umfrage in unseren Foren ist einer Antwort auf der Spur unter:www.medi-learn.de/MF39493

Training sattEin prall gefülltes Trainingscenter wartet schon darauf, dass ihr tatkräf-tig die Hanteln eures medizinischen Fachwissens stemmt - denn getreu dem Motto „wer rastet, der rostet“ habt ihr im Trainingscenter inner-halb der medizinischen Diskussi-onsforen von MEDI-LEARN eine breite Auswahl an Gegenmitteln an der Hand, damit eurer Wissen nicht verstaubt und frisch bleibt. Trainiert die virtuelle Anamnese und Unter-suchung gemeinsam mit Kommili-tonen unter:www.medi-learn.de/MT87

Frisch approbiertPhyliss Turner studierte Medizin und konnte sich jüngst glücklich schätzen, das Studium endlich been-det zu haben. Sie lebt in Australien und absolvierte ihr Studium an der Universität in Adelaide - soweit so gut, mag mancher denken. Das be-sondere: Miss Turner gehört schon zu den älteren Semestern, denn im Jahre des Erlangens ihrer Appro-bation zählte sie bereits 94 Lenze. Eine Meldung, die einen Beitrag im Forum Oldies and Familiy in unseren Foren wert war. Diese und ähnliche Meldungen könnt ihr nach-lesen unter:www.medi-learn.de/MT81

In English, pleaseDer eine oder andere mag es noch nicht mitbekommen haben, daher sei der Hinweis auf ein ganz beson-deres Unterforum an dieser Stelle erlaubt: Um eurer Vorbereitung auf euren Aufenthalt im englischspra-chigen Ausland eine weitere, hilf-reiche Möglichkeit der Vorbereitung zu geben, könnt ihr euch in einem speziellen Unterforum von nun an komplett in der englischen Sprache austauschen. Wenn es auf eine Sa-che im Zuge des Auslandsaufent-haltes auf alle Fälle ankommt, dann auf solide Sprachkenntnisse. Das Forum zum Talk findet ihr unter:www.medi-learn.de/MT169

Wie gefällt dir diese Ausgabe unserer MEDI-LEARN Zeitung?

Unter www.medi-learn.de/gw121 findest du einen kurzen Fragebogen mit drei Fragen zu dieser Ausgabe. Wir würden uns freuen, wenn du uns deine Meinung mitteilst. Mitmachen lohnt sich – unter allen Teilnehmern verlosen wir Fachbücher im Wert von 300 €. Einfach Fragebogen ausfüllen und schon bist du dabei!

Deine Meinung ist uns wichtig!

Chirurgie-Tertial in Guadalajara, MexicoFortsetzung von Seite 1

In der Cirurgia legal beginnen sie ge-gen acht. Danach beginnen meistens die OPs, wobei nicht jeden Tag eine OP anberaumt sein muss. Die „internos“ kümmern sich in dieser Zeit um die Sta-tionsarbeit und übernehmen oft auch die Rolle eines deutschen Zivis, indem sie Patienten zu Untersuchungen bringen. Man sollte sich am besten gleich von Anfang an an die „residentes“ halten, um auch mal im OP mitwirken zu können. Dabei hilft dann natürlich ein gewisser spanischer Grundwortschatz. Was man tun darf, hängt sehr davon ab, wie en-gagiert man ist. Je mehr Interesse man zeigt, desto mehr darf man machen – wie es ja immer ist. Tipp: Ihr solltet wenig-stens euren eigenen Stauschlauch parat haben, da dieser meistens nicht vorhan-den ist. Die Aufgaben der „internos“ sind unter anderem Blut abzunehmen, arterielle BGA‘s zu machen und sich um das zu kümmern, was auf der Stati-on anfällt. Eine andere Geschichte sind die „guardias“. Das sind Nachtdienste,

ohne Zucker bestellt werden: So, wie das Essen für meinen Geschmack viel zu scharf ist, ist der Kaffee immer viel zu süß. Direkt im Zentrum befindet sich der Markt „San Juan Dios“, in dem Plagiate von Produkten aller Art zu bewundern sind. Neben dem Altstadtzentrum em- pfehle ich euch, Tlaquepaque mit seinen vielen Kunstgeschäften und Restaurants zu besuchen, in welchen oftmals Mari-achis (die typischen Sänger der Region Jalisco) spielen. Des Weiteren sollte man an einem Donnerstag oder Samstag To-nala besuchen, da an diesen Wochenta-gen ein Markt ist, auf dem man vom Taco bis zum Ölbild alles bekommen kann. Wen die Maya-Ruinen interessieren, der sollte in den Süden nach Yucatan reisen und einige der vielen Ruinen dort be-sichtigen (Palenque, Uxmal, Chizen Itza, Coba etc.). Ansonsten sind Wochenend-ausflüge sehr zu empfehlen. So kann man Ausflüge nach Puerto Vallarta und vielen anderen Pazifikküstenstädte wie Colima, und natürlich Mexiko-Stadt machen.

Wir verlosen ein Exemplar „Lern-strategien“ aus der MEDI-LEARN Skriptenreihe – einfach Namen eintragen und schon bist du dabei: www.medi-learn.de/gw114

PJ an der NordseeküsteTanzen im „Bett“von Janine Döpker

Wo soll ich mein PJ absolvieren? In der Schweiz? Nun, da gehen ja alle

hin. Und außerdem war ich schon da. Das Meer wäre nicht schlecht, und das gibt es in der Schweiz auch nicht. Also fiel mei-ne Wahl auf Cuxhaven. Die Stadt werden die meisten von euch kennen, für alle anderen ein Zitat aus der Homepage der Stadt: „Cuxhaven, die nördlichste Stadt Niedersachsens, ist direkt an der Nordsee gelegen. Die Kugelbake, ein altes See-zeichen und gleichzeitig auch das Wahr-zeichen der Stadt Cuxhaven, bezeichnet den Punkt, an dem die Binnenschifffahrt aufhört und die „Große Fahrt“ beginnt.“ Meine „große Fahrt“ nach Cuxhaven trat ich dann für das Innere-Tertial meines Praktischen Jahres an.

Lunchpakete für den AbendUntergebracht wurden ich und die ande-ren mit mir startenden PJler gleich neben dem Krankenhaus, in einem separaten Haus mit Fünfer-WGs. Alles war ganz neu: Wir waren quasi die ersten, die überhaupt dort wohnen durften. Es gibt eine Küche und zwei Badezimmer mit zwei Duschen. Die Zimmer sind klein und verfügen über die Grundausstattung: Bett, Kleiderschrank und Schreibtisch. An Regale hatte man allerdings nicht gedacht. Dafür mangelte es nicht an Ver-pflegung: Morgens und mittags dürfen die hungrigen Studenten nämlich zur netten Frau Schulz gehen, die gerne auch mal Sonderwünsche erfüllt. Das Abendessen bekamen wir mittags als Lunchpaket. Al-ternativ locken in einer Stadt wie Cuxha-ven natürlich leckere Fischbrötchen oder nette Restaurants mit Muscheln, Matjes oder Gambas, viele Gastronomien haben sogar Meerblick!

Humane ArbeitszeitenDas ehemalige Stadtkrankenhaus Cux-haven, seit 2004 in privater Trägerschaft, besteht aus einer Inneren Abteilung mit Gastroenterologie und Kardiologie, da-neben gibt es die Stationen Gynäkologie, Pädiatrie, Urologie und Chirurgie mit Viszeralchirurgie und separater Unfall-chirurgie. Die Innere Abteilung besteht aus einer Privatstation, einer hauptsäch-lich kardiologischen und einer hauptsäch-

lich gastroenterologisch ausgerichteten Station. Die Intensivstation ist interdiszi-plinär aufgebaut, mit maximal zehn Bet-ten. Anfangs waren wir vier PJler in der Inneren und zwei in der Chirurgie. Vier PJler für drei Stationen der Inneren war jedoch zu viel, daher hat einer von uns ganz unbürokratisch sein Wahltertial in die Anästhesie umlegen können. Zu den Aufgaben der PJler gehört es, Blut abzu-nehmen und Viggos zu legen sowie Pa-tienten aufzunehmen. Eigene Patienten bekommt man auch zugeteilt, wenn man das möchte. Nach oben ist die Grenze in Cuxhaven offen! Die Arbeitszeiten sind sehr human: Normalerweise gegen 16 Uhr, in Ausnahmen eine Stunde später war ich immer fertig. Die Assistenzärzte, mit denen ich zusammenarbeitete, waren alle ausnahmslos sehr nett. Die meisten sind schon seit Jahren da und sehr er-fahren. Auch das Arzt-Patient- bzw. das PJler-Patient-Verhältnis war sehr gut: Man kennt die Patienten und umgekehrt. Beim Einkaufen oder Spazieren in der

Stadt trifft man immer wieder ehemalige Patienten. Fortbildungen darf man mitma-chen, einmal pro Woche, wenn man sich dafür ein bisschen reinhängt. In der Gas-troenterologie sind das meist sehr praxis-orientierte Fälle, in der Kardiologie sind das EKG‘s. Nachfragen wurden begrüßt. Sie durften aber auch nicht zu kritisch sein, wie ich erfahren musste: Warum es in Cuxhaven keine Lyse-Therapie gab, weder bei Herzinfarkt noch bei Schlag-anfall, diese Frage kam nicht so gut an.

Highlight: NEF mitfahrenÀ propos mitmachen: Wer will, kann je-den Tag und jede Nacht NEF mitfahren, wenn die Feuerwehr nicht gerade einen eigenen Praktikanten stellt. Das ist natür-lich etwas Besonderes im PJ! Im Einsatz durfte man nicht nur zuschauen, sondern dem Diensthabenden auch zur Hand ge-hen. Stabile Patienten durfte ich sogar alleine ins Krankenhaus zurückfahren. Die Einsätze sind schon aufgrund der Altersstruktur in Cuxhaven (die Stadt hat

ein sehr hohes Durchschnittsalter) stark internistisch geprägt. Auch in der Frei-zeit merkte ich: Viele junge Leute gibt es in der Stadt nicht. Im Tennisverein beispielsweise sind Leute unter 60 Jah-ren Mangelware. Trotzdem bietet „Cux“ auch jungen Menschen etwas: Zum Bei-spiel die Bar „Kiste“ in der City. Perfekt, um sehr leckere Cocktails zu trinken. Da-nach geht man in Cuxhaven ins „Bett“, aber nicht zum Schlafen, sondern zum Tanzen: So heißt nämlich eine Disco, die ebenfalls zentral liegt. Mit dem Se-mesterticket Niedersachsen ist man auch schnell in Stade (sehr nette Altstadt!), in Hamburg oder Bremen. Und natürlich ist das Umland, stets mit dem Meer im Blick, immer einen Ausflug wert. Tipp zum Schluss: Zoo. Viele der See- und Landtiere warten auf euch und natürlich ist auch er direkt am Meer gelegen – wie alles in Cuxhaven. Fazit: Vier Monate voller Spaß und zahlreichen neuen Er-fahrungen – meine „Schweiz“ liegt an der Nordsee!

Immer in Strandnähe: Nicht nur Touristen, auch Cuxhavener genießen dieses Privileg

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Tor! Der Ausgleich ist gefallen. Die Spieler in den blauen Trikots auf

dem grünen Feld umarmen sich. Auch wenn die Fußballweltmeisterschaft nun schon länger vorbei ist, so ist die Fuß-ballbegeisterung nicht abgeflacht. Die Spannung steigt. Alles schaut gebannt auf den Fernseher. Zu Hause? Nein, wir befinden uns im Aufenthaltsraum der Notfallambulanz der Uni Marburg. Jungassistenzarzt Matthias isst ein paar Happen von seinem bestellten grie-chischen Bauernsalat „Mykonos“, wäh-rend seine Augen aufmerksam den Ball verfolgen. „Flanke! Verdammt!“, entgeht es ihm – er ist nun für die blaue Mann-schaft, nachdem die weiße wenig über-zeugt hat. Auch ich werfe einen Blick auf den Bildschirm und reibe mir meine Waden, die schon ein wenig schmerzen, denn schließlich bin ich schon seit fast 10 Stunden ununterbrochen auf den Bei-nen. Eine kurze Sitzpause lässt das ganze Blut in die Beine versacken. Uns alle, die wir im Aufenthaltsraum sitzen, verbin-det, dass wir für diesen Sonntag für den Dienst eingetragen sind. Ob Weltmei-sterschaft, Weihnachten, Silvester: Eine Notambulanz muss immer besetzt sein, denn ein Notfall kennt keinen Feiertag. Als PJ-Student bin ich für den vierten Dienst eingetragen und stehe den Ärzten zur Seite, die je nach Dienstgrad für die Dienste eins bis drei eingeteilt sind. Am Wochenende geht es um 9 Uhr los. Das Krankenhaus ist wie ausgestorben. Nachdem ich meine bequeme Freizeit-kleidung gegen die Dienstkleidung ein-getauscht habe, geht es auch schon los. Als erstes hole ich mir den Pieper von der Pforte ab. „Sind Sie der vierte Dienst?“, fragt der Pförtner freundlich. „Sie werden schon gesucht. Sie sind schon zweimal angepiept worden!“ Ich nehme den Pie-per entgegen, bedanke mich hastig und suche das nächste Telefon auf. Es meldet sich die Intensivstation 1. „Kommen Sie bitte vorbei, wir haben Arbeit für Sie.“ Ich eile los. Fünf Minuten später, einge-kleidet mit einem gelben Besucherkittel, betrete ich die Schwelle der Intensivsta-tion. “Hier bin ich“, sage ich ein wenig außer Atem. “Oh, das hat sich schon er-ledigt. Sie können gehen, ich brauche Sie im Moment nicht mehr. Danke.“ So kann es gehen.

im chirurgiE-tErtial so-wohl für unfall- als auch allgEmEinchirurgEn tätig

Der Morgen und ebenso meine Kräfte sind noch frisch, und so begebe ich mich in Richtung Notfallbereich, um mich beim heutigen Tagesteam vorzustellen. Heute habe ich mit Matthias Dienst, der erst seit zehn Monaten als Arzt arbeitet und auch unter der Woche für den Not-fallbereich eingeteilt ist. Er stellt den 3. Dienst. Mit ihm stellen Dr. Behler, As-sistenzärztin im 2. Jahr und Dr. Steffen Rommel, frisch gebackener Facharzt den 2. bzw. 1. Dienst von Seiten der Unfallchirurgen. Nicht zu vergessen ist der Oberarzt, der Bereitschaft im Hin-tergrund hat und bei komplexeren Frage-stellungen hinzugezogen wird. Auch die Allgemeinchirurgen stellen noch einmal drei Dienste. Als PJler im Chirurgie-Tertial bin ich als 4. Dienst sowohl für die Unfall- als auch Allgemeinchirurgen tätig. Nachdem ich mich bei den Ärzten

vorgestellt habe, starte ich meine erste Blutentnahmerunde. Auf Station 138/137 werde ich aufs Sehnlichste erwartet. „Da sind Sie ja endlich! Die Blutentnahmen in Zimmer 1 bei Frau Bauer, Bett 3, bei Herrn Schneider in Zimmer 12, Bett 1 und bei Frau Finke Zimmer 13, Bett 4 sind dringlich. Und dann sind da noch einige Nadeln zu legen. Ich habe Ihnen entsprechend die Zimmer markiert.“ Ich versuche mir alles zu merken. Ein Blick auf die Ablage, auf der die Blutentnah-men stehen, und ich staune. Zehn gerich-tete Blutentnahmen im Bereich 138 und noch vier zusätzliche im Bereich 137. Das Entnahmetablett ist schlecht ausge-stattet und so decke ich mich erst einmal mit Butterflies, Adaptern, Tupfern und Braunülen, Pflaster und Desinfektions-spray ein. Bei so vielen Entnahmen ver-sucht man, viele Gänge zu sparen.

Venenfinden will gelernt seinSchließlich betrete ich Zimmer 12 als erstes. Bei Herrn Schneider stehen eine Blutentnahme und ein neuer venöser Zugang an. Eine perforierte Sigmadiver-tikulitis mit anschlie-

ßender Pe-ritonitis hat ihn

i n s

lange Suchen hat sich gelohnt, ich kann gleich Blut aus der Braunüle entnehmen. Ich verabschiede mich vom Patienten und eile zum nächsten. Während eines Dienstes vergehen mit Braunülenlegen und Blutentnahmen zwei Stunden wie im Fluge.

das chirurgEn-tEam opEriErt schon in dEr

zEhntEn stundE

Doch plötzlich geht wieder mein Pieper. Es ist der OP. Ich unterbreche meine Run-de. Mit Thrombosestrümpfen unter dem Arm eile ich in den OP und fahre vier Stockwerke tiefer auf die Ebene Zwei. Als ich umgekleidet in den OP 4 trete, ist schon ein ganzes Team zugange. Erst jetzt realisiere ich den weit eröffneten Si-tus- es riecht nach Blut und koaguliertem Fleisch. Ich muss mich erst einmal mental sammeln. Doch das Chirurgen-Team ist nett. „Na, haben Sie gut gefrühstückt?“, fragt Dr. Mehl, der diensthabende Ober-arzt der Allgemeinchirurgen. Wie er mir erklärt, haben sie schon die ganze Nacht an dem Patienten operiert, es sei jetzt die zehnte Stunde. Der Pati-

ne, wie souverän und ruhig die Chirurgen nach so vielen Stunden arbeiten, jeder Knoten, jeder Stich sitzt. Auch die klei-nen blutenden Gefäße werden nach und nach durch sorgfältige Koagulation unter Kontrolle gebracht. Plötzlich wird die OP zur Prüfung. „Wie stellt sich denn ein Patient mit akuter Pankreatitis vor, wenn er bei Ihnen in der Notfallambulanz vor-stellig wird?“, fragt mich plötzlich der andere Chirurg am Tisch, Dr. Shaik. Ich muss einen Moment überlegen. Wie war das noch einmal? Schließlich fällt es mir wieder ein. Ich antworte: „Ein Patient mit akuter Pankreatitis stellt sich meist mit akuten Schmerzen im Oberbauch vor, die oft gürtelförmig in den Mittel-bauch und Rücken ausstrahlen. Charak-teristisch ist oft auch neben einer ela-stischen Bauchdeckenspannung Übelkeit und Erbrechen.“ „Richtig“, antwortet Dr. Shaik. Von ihm lerne ich, dass neben der meist doch sehr ausgeprägten Klinik erst das Vorliegen einer mindestens mehr als dreifach erhöhten Amylase und Lipase eine akute Pankreatitis beweist. Weitere wichtige Parameter sind heutzutage das CRP und IL-6.

dr. mEhl gibt sich mit mEinEm EinfachEn „ja“ nicht

zufriEdEn

„Und wie würden Sie mit so einem Pati-enten weiter verfahren?“, werde ich dann auch von Dr. Mehl gefragt. „Würden Sie ihn stationär aufnehmen?“ Ich überlege und bejahe. Doch Dr. Mehl gibt sich mit einem einfachen „Ja“ nicht zufrieden. Er möchte auch wissen, warum. „Weil er in eine lebensbedrohliche Situation abrut-schen könnte?“, frage ich ein wenig un-sicher. Dr. Mehl antwortet: „Deswegen gehört er nicht nur stationär aufgenom-men, sondern auch intensivmedizinisch überwacht! Es könnte wie bei diesem Patienten zur Nekrosenbildung kom-men. Aber was in der Akutsituation viel mehr im Vordergrund steht, ist die dro-hende respiratorische Insuffizienz, dann Hypovolämie mit Entwicklung eines Schockes. Nicht selten kommt es zu ei-ner Verbrauchskoagulopathie und dem Ausbilden einer Pfortader- oder Milz-venenthrombose mit Ösophagusvarizen. Dann können sich Pleuraergüsse bilden, auch an eine metabolische Azidose und Elektrolytverschiebungen muss man denken.“„Wie sieht die weitere Therapie aus?“. So geht die nächste Frage an mich. Gemeinsam erarbeiten wir uns am Tisch, dass zu einer intensivierten Überwachung ein regelmäßiger Kreislauf- und Volu-menstatus gehört, dann die Überwachung der Nierenfunktion, der Elektrolyte und pankreasrelevanter Laborparameter, um eine Verschlechterung der Pankreatitis früh genug zu erkennen. Dazu zählen neben den Pankreasenzymen Lipase und Amylase, vor allem Kalzium, Glukose und Blutbild und Nekroseindikatoren wie z.B. CRP. Eine Blutgasanalyse und ein Gerinnungsstatus sind in so einer Si-tuation auch sehr hilfreich.

Vorsichtiger NahrungsaufbauNeben der intensivierten Überwachung ist auch wichtig, dass mindestens eine Nahrungskarenz von 48 Stunden bis zur Schmerzfreiheit unter Therapie einge-halten wird. Der Nahrungsaufbau sollte nur unter Beschwerdefreiheit des Pati-enten vorsichtig mit einer leichten und fettarmen Kost durchgeführt werden. Ist dieses nicht möglich, so kann in schweren Fällen für eine gewisse Zeit eine parente-rale Ernährung erwogen werden.

Die Fortsetzung findet ihr im Digitalen Nachschlag.

Einblicke in den Dienst eines PJlersvon Yvonne Bernsdorf

Wenn die Notaufnahme zum Wissenstest wird

In den Foren gelauscht

Zahnärzte in speSo mancher bekommt allein bei der rein gedanklichen Vorstellung des Geräusches aus dem Behandlungs-zimmer eines Zahnarztes schon eine Gänsehaut: Denn trotz immer fortschrittlicheren Methoden ist der Zahnarztbesuch immer noch mit Unbehagen verbunden. Doch wie ergeht es eigentlich den angehenden Zahnärzten während des Studiums? Mit welchen Problemen studien-technischer Art sie sich konfrontiert fühlen und dass sie es nicht nur mit Bohrern, Zahnlücken und Versiege-lungen zu tun haben, lest ihr unter:www.medi-learn.de/MT83

Latex und Co.Latex? Nein, nicht dass, an das du gerade denken könntest, sondern um das Thema Doktorarbeit dreht es sich in einem gut besuchten Unter-forum innerhalb unserer Plattform für junge Mediziner, die gerade an ihrer Doktorarbeit basteln und fei-len. Bei Latex handelt es sich um ein besonderes Textverarbeitungs-programm, das manchem zum er-sten (und oftmals auch zum letzten) Mal während der Dissertation über den Weg läuft. Womit angehende Doktoren sonst noch so zu tun und zu kämpfen haben, lest ihr unter: www.medi-learn.de/MT9

Bonusmeilen and moreNicht nur um Bonusmeilen für Studenten bei der Lufthansa oder das fragliche Geltendmachen von Ausbildungskosten als Bafög-Frei-betrag geht es im schottisch ange-hauchten Forum der Sparsamkeit, sondern auch um Fragestellungen wie den Nebenjob im Rettungs-dienst oder die günstige Kreditkarte. Keinesfalls fehlen im Rahmen der Möglichkeiten, als Student Geld zu sparen, dürfen natürlich Tipps zu Handy-Tarifen. Wenn du Interes-se hast, am Ende des Monats mehr Geld übrig zu haben, schau vorbei im Forum der Sparsamkeit unter:www.medi-learn.de/MT26

Die Kinder-EckeEine der beliebtesten Fachrich-tungen für die Weiterbildung stellt neben den gängigen Klassikern In-nerer und Chirurgie nach wie vor das Fachgebiet der Kinderheilkunde dar. Auch in unseren Foren spiegelt sich diese Tendenz wider. „Schön wäre übrigens auch so `ne Ecke, um die Fragen zu den Kleinen loszu-werden und ein bisschen Austausch zum Thema Pädiatrie zu haben“, so lautete das Anliegen von annekii, ei-ner jungen Ärztin in unseren Foren. Gesagt, getan: Denn seit einiger Zeit gibt es mit der Kinder-Ecke im Be-reich der Assistenzarztforen einen speziellen pädiatrischen Bereich, in dem ihr euch fachlich austauschen könnt. Wer Lust auf ein wenig fach-lichen Talk in Sachen Kinderheil-kunde hat, ist herzlich eingeladen vorbeizuschauen unter:www.medi-learn.de/MF36214

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Krankenhaus gebracht. Aufgrund an-schließender Komplikationen verbringt er nun die vierte Woche im Krankenhaus. Aktuell ist eine Niereninsuffizienz sei-ner ohnehin schlecht arbeitenden Nieren eingetreten. Der Patient hat Wasser ein-gelagert, auch in den Armen. Ich staue den rechten Arm, nachdem ich am linken nichts gefunden habe. Der Fehler eines jeden Anfängers ist, dass er zu wenig stark staut und nicht genau genug hin-schaut. Da ich während des Dienstes an niemanden so leicht etwas abtreten kann, nehme ich mir die Zeit und schaue sorg-fältig. Nach etwa zehn Minuten habe ich mich entschieden. Ich klopfe noch ein paar Mal auf die Vene, seitlich am Un-terarm, desinfiziere und steche zu. Das

ent habe eine Pankreatitis gehabt, die völlig unerwartet in eine nekrotisierende mit Infektion übergegangen sei.

Prüfungsfragen im OPZunächst hätten sie die Nekrosestraßen saniert, wobei die wichtigsten entlang der Bursa omentalis und entlang des para- und retrokolischen Raumes, d.h. zwi-schen Niere und Kolon lokalisiert seien. Durch die freigesetzten Pankreasenzyme sei es eine Sisyphus-Arbeit, da auch alle angedauten Gefäße gefunden und ver-sorgt werden müssten. Auch der Magen sei in Mitleidenschaft gezogen worden, weswegen sich Dr. Mehl zu einer Bilroth II-Operation entschieden hätte, um noch das zu retten, was zu retten ist. Ich stau-

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Der Arzt in der KlinikFreihandelszone für Medizinervon Dr. med.Thomas Raddatz

Können Sie sich noch an Ihren ersten Schultag erinnern oder an Ihre er-

ste Autofahrt mit dem neu erworbenen Führerschein? Der Schultag liegt wahr-scheinlich schon zu lange zurück. Wie aber war das damals mit der ersten Fahrt? Saß jemand auf dem Beifahrersitz? Viel-leicht der Papa? War es vielleicht sogar Papas Wagen, mit dem die ersten Kilo-meter abgespult wurden. Sie werden sich vielleicht an das Gefühl erinnern, das aus einer Mischung von Stolz, innerer Erregung wie ein Kind am Heiligabend und angespannter Erwartung besteht. Wie schnell man aus dieser Stimmung des Hochgefühls abstürzen und unsanft auf dem Boden der Realitäten aufschla-gen kann, wissen all diejenigen, die mit einem zerbeulten Kotflügel, einem ge-platzten Scheinwerferglas oder wenig-stens einem Lackkratzer wieder zurück-gekommen sind.

Startfeld des Berufslebens Jetzt übertragen Sie dieses Bild auf einen Jungarzt, der nach frisch bestandenem Staatsexamen und Aushändigung der Ap-probationsurkunde, also dem Dokument, das ihn zur Berufsausübung als Arzt be-fähigt und auf dem wahrscheinlich die Tinte noch nicht trocken ist, seine erste Assistentenstelle in einem Krankenhaus mittlerer Größe antritt. Das schier un-glaubliche ist: Weder der künftige Chef, noch seine Kollegen, auch die Schwe-stern und Pfleger haben eine Ahnung von seinen Fähigkeiten, am wenigsten aber er selbst. Und so hängt von diesem Startfeld des Berufslebens, dieser pole position, enorm viel – manche meinen, alles wei-tere – ab. Die ersten beruflichen Kontakte entscheiden nämlich für gewöhnlich da-rüber, ob sich die notwendige Kontinuität entwickeln kann oder nicht.

bEstimmtE charaKtErE findEn sich immEr wiEdEr

Da ist beispielsweise die Stationsschwe-ster, eine in Ehren ergraute Furie, wenn es um ihre Patienten oder um den Chef geht; ansonsten ist sie ganz verträglich, es sei denn, unser Jungarzt kehrt den Akademiker heraus, was äußerst unklug wäre. Es ist nämlich gerade die Erfah-rung, die den berühmten Unterschied ausmacht. Bestimmte Charaktere finden sich immer wieder, daher sollen hier die häufigsten Erscheinungsformen vorge-stellt werden:1. Der ruhige Beobachter, übt zunächst Zurückhaltung, wohlwissend, daß ihm die erworbenen theoretischen Kenntnisse momentan nicht viel nutzen. Wartet ab, bis sich aus dem Klinikalltag eine für ihn verwertbare Kontinuität ergibt.2. Der Hans-Albers-Hoppla-Jetzt-Komm- Ich-Typ, der mit hervorragend gespielter Selbstsicherheit alle anderen in seinen Bann zu schlagen versucht, was ihm letztlich nur bei einigen Schwesternschü-lerinnen gelingt. Manch anderer erkennt die Unsicherheit, die es zu verbergen gilt. 3. Der Unsichere, dem schnell bewußt wurde, daß seine Kenntnisse vorn und hinten nicht reichen, der zu kompensie-ren und nachzuholen versucht, was gar nicht geht. Wird vermutlich in klinischen Fächern nicht glücklich und strebt ein Fach an, in dem er - wie er glaubt - nie-mandem so schnell schaden kann.4. Der Akkurate, der alle übertragenen Aufgaben gewissenhaft und mit größter Sorgfalt ausführt und mit dieser Einstel-lung sicherlich ein gutes Stück voran-

kommen kann, solange es jemanden gibt, der die letzte Verantwortung trägt.Eine Bemerkung zu ausländischen Ärzten. Es gibt sie in größerer Anzahl auf der Assistentenebene, in geringerer Zahl auf Oberarzt- und selten auf Chef-arztebene. Die Erklärung ist simpel. In den Siebzigern und auch noch zu Beginn der Achtziger Jahre wurden ausländische Ärzte in deutschen Krankenhäusern le-diglich benötigt, um die offenen Plan-stellen zu schließen, mit anderen Wor-ten, es gab nicht für alle offenen Stellen deutsche Bewerber. Und dennoch muß der Laden laufen, tönt der Chefarzt mit gespielter Jovialität und verweist auf den Bereitschaftsdienst, der bisweilen 32 Stunden im Stück ausmacht, allen Arbeitsverträgen und Entscheidungen von in- und ausländischen Gerichtshöfen zum Trotz. Anfang 2003 wurde zum Be-reitschaftsdienst eine höchstrichterliche Entscheidung veröffentlicht. Danach ist der Bereitschaftsdienst der normalen Ar-beitszeit gleichzusetzen und ebenso zu honorieren. Daß dadurch nach Einschätzung des Marburger Bundes, der „Gewerkschaft“ der Krankenhausärzte, ca. 80.000 neue Stellen entstehen, bedeutet noch lange nicht, daß diese auch geschaffen werden. „Kein Geld für neue Stellen“, spricht der Verwaltungsdirektor zum Chefarzt und fordert ihn gütig auf, mit dem vorhan-denen Personal zurechtzukommen. So ist das also mit der Rechtsauslegung: Wirt-schaftliche Zwänge weisen in der Reali-tät den Weg.

Auf dem Weg zum FacharztFür einen normalen Assistenzarzt ist die Arbeit in der Klinik eine Zwischenstation auf dem Weg zum Facharzt für Irgend-was. Er muß bestimmte Ausbildungs-abschnitte durchlaufen und geeignete Nachweise erbringen, je nachdem, ob er Gynäkologe oder Internist oder Hausarzt werden will. Nehmen wir als Beispiel einen Arzt mit Berufsziel Allgemeinmedizin. Der wird für 18 Monate in der medizinischen Kli-nik EKG’s auswerten, Blut abnehmen, Infusionen anlegen, Behandlungspläne erstellen und Krankengeschichten ver-fassen. Und obwohl er all diese Arbeiten mit der gehörigen Genauigkeit und Sorg-falt erledigt, wird er doch innerhalb der internistischen Assistenten nur zur zwei-ten Wahl gehören. In jeder Abteilung einer Klinik herrscht nämlich eine ungeschriebene und doch sehr eigene Gesetzmäßigkeit hinsichtlich interner Hierarchien. Wer also frühzeitig sein Weiterbildungsziel benennen kann und dies auch tut, findet sich in einem be-stimmten Rahmen wieder, der nur schwer zu verlassen ist. Wer sich über mehrere Jahre zum Internisten ausbilden läßt, sich

also formal länger engagiert, hat bessere Chancen, die wichtigen Ereignisse einer Weiterbildungskarriere wahrzunehmen. Unser angehender Allgemeinmediziner wird am Ende das nehmen müssen, was ihm die zukünftigen Internisten übrig-lassen. Kommt er nach seiner interni-stischen Zeit in die Chirurgie, werden die Unterschiede noch augenfälliger. „Maul und Haken halten“, ist hier die Devise und gilt für Pflichtassistenten doppelt. Wie beim Militär: Wer sich freiwillig auf Jahre bindet, hat ein vergleichsweise angenehmeres Leben zu erwarten als der allgemeine Wehrpflichtige.Besonders beliebt sind in jeder Weiter-bildungsstelle naturgemäß all die Un-tersuchungsverfahren und Eingriffe, die zur Facharztprüfung gebraucht werden. Deren Häufigkeit ist in jenem Katalog vermerkt, der für jeden in Weiterbildung zum Facharzt befindlichen Assistenten der Katechismus schlechthin ist, an dem er sich jahrelang zu orientieren hat. Und genau diese Regulative sind es, die als denkbar leicht zu handhabendes Instru-ment für Disziplin, Ruhe und Ordnung in einer Abteilung sorgen.

wEr sich nicht untErordnEt, dEr wird Es

schwEr habEn

Wer nicht im Gleichschritt mitmarschiert, wer gegen den Strom schwimmt, wer sei-nen eigenen Kopf und eigene Ideen hat, wer sich auch schon mal kritische Bemer-kungen erlaubt, kurzum, wer sich nicht unterordnet, der wird es immer schwer haben. Nun ist die medizinische Hierar-chie in der Konsequenz ihrer Ausübung höchstens noch vom Militär zu übertref-fen, welches wahrscheinlich daher rührt, daß in beiden Bereichen Menschenleben auf dem Spiel stehen. Die politischen Grundsätze eines Chef-arztes stehen fest, fest wie das Amen in der Kirche, fest wie die Bank von England. So ganz verwunderlich kann dies übrigens nicht sein, bedenkt man, daß sich der Chefarzt für den Rest seines Berufslebens festgelegt hat. Ein Wechsel von einer zur nächsten Chefarztstelle ist höchstens innerhalb von Universitäten denkbar, fordert aber mit geradezu ma-thematischer Logik einen sichtbaren Aufstieg, für den Rest der Chefarztwelt gilt schlicht und ergreifend: Hier ist End-station. Und so muß der Chefarzt diesem Umstand Rechnung tragen, das heißt, weit mehr Kooperationswillen gegenüber der Verwaltung zeigen als beispielsweise bei seinen Mitarbeitern. Diese können, ja wollen zumeist auch ir-gendwann einmal gehen und an anderen Kliniken unter anderen Chefärzten neue Erfahrungen sammeln.

Wer ist der nächste auf der Liste?In manch größeren Kliniken kann man sich zum Facharzt gewissermaßen hin-rotieren. Die Chefärzte kommen über-ein, die in Weiterbildung befindlichen Fachärzte untereinander für eine gewisse Zeit auszutauschen, so daß die zeitlichen Voraussetzungen der Weiterbildungsord-nung erfüllt sind. Dann beginnt gern das Hauen und Ste-chen auf hohem Niveau: Wer ist der nächste auf der Liste? Was ist, wenn es gar keine Liste gibt? Dem einen fehlt nur noch ein halbes Jahr Urologie zum Facharzt für Chirurgie. Dem anderen ein halbes Jahr Chirurgie zum Allgemeinme-diziner. Austausch ohne Qualitätsverlust ist praktisch nicht denkbar, so daß sich die Begeisterung über den jungen und ahnunglosen Kollegen in überschaubaren Grenzen hält. „Bis der knoten kann, ist er schon wieder weg“, grantelt der chir-

urgische Oberarzt. „Hoffentlich lernt der wenigstens, wo beim EKG-Streifen oben und unten ist“, kontert der Oberarzt der Inneren. Ungeachtet dessen wird diese Rotation im allgemeinen von den Beteiligten ak-zeptiert und toleriert, hilft sie doch, das persönliche Ziel des Weiterbildungsassi-stenten ohne größeren Aufwand (Stellen-wechsel, Umzug) zu erreichen. Sollten sich aber Konflikte nicht vermeiden las-sen, sollten zwischenmenschliche Pro-bleme zu dauerhaften atmosphärischen Störungen führen, so wird bald ersicht-lich, wer am längeren Hebel sitzt. Der Assistent ist es im allgemeinen nicht. „Wir werden Sie hier schon gut katho-lisch machen“, hörte der erstaunte As-sistenzarzt von seinem neuen Chef am ersten Arbeitstag. Na dann woll’n wir mal ...Viel Span-nung verspricht die Neubesetzung einer leitenden Position, nehmen wir die eines Chefarztes, nachdem der Vorgänger aus Altersgründen ausgeschieden ist. In einer relativ starren Hierarchie wie der eines Krankenhauses besteht nun plötzlich für jeden die Chance auf unerwartete Auf-wertung, ähnlich dem Hauen und Ste-chen, den Intrigen am Theater. Wie aber auch der neue Chefdirigent der Wiener Philharmoniker ein fertiges Orchester vorfindet, so muß sich der Chefarzt eben-falls mit den begrenzten Möglichkeiten seiner neuen Aufgabe anfreunden. Wer dann zuviel auf einmal will, kommt leicht ins Straucheln. Da helfen dann auch die wenigen Vertrauten - meist Oberärzte - nicht, die im neuen Terrain als Flanken-schutz Verwendung finden und oft mit einzigartigen Versprechungen geködert werden („Für Ihren Bereich bekommen Sie Ihr eigenes Liquidationsrecht!“). Zu dumm, wenn der neue Chefarzt darüber keine Entscheidungsbefugnis besitzt ...

Mäntelchen der Unfehlbarkeit Ich kenne keine zwei Chefärzte an der gleichen Klinik, die sich grün sind, sich also fachlich und menschlich gegen-seitig respektieren. Woran das liegt? Ist es die ultimative Verantwortung? Die Furcht vor einem Fehler, einem viel-leicht menschlichen, aber doch folgen-schweren? Wird deshalb das Mäntelchen der Unfehlbarkeit niemals abgelegt, auch nicht im Schlaf? Der Chirurg betritt den Operationssaal erst, wenn der Patient schläft. Der An-ästhesist versetzt den Patienten erst in Narkose, wenn sich der Chirurg im Ope-rationssaal befindet. Nach diesem Muster würde niemand operiert werden, da sich die hauptbeteiligten Ärzte formal nicht einigen können. Im Klinikalltag ist zwei-fellos durch sogenannte Sachzwänge viel Feudalherrentum abgebaut worden. Dennoch erlebt man immer wieder Für-sten, die sich verzweifelt dem drohenden Machtverlust entgegenwerfen und dabei ihr Dogma auf nachfolgende Ärztegene-rationen übertragen. Was wäre eigentlich so katastrophal, wenn es uns gelänge, die Institution „Krankenhaus“ sowohl formal, wie auch inhaltlich völlig neu zu definieren, wenn also Leistung und Verantwortung scharf getrennt und dele-giert wird, wenn wir begreifen könnten, daß ärztliches Handeln ohne Moral und Menschlichkeit nicht auskommt und daß das ohne jeden Zweifel auch für das Ver-hältnis untereinander gilt?

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Page 5: MEDI-LEARN Zeitung 04/2007

www.medi-learn.deMLZSeptember / Oktober 2007 5Seite

1. Woher kommst du, wo studierst du und in welchem Semester befindest du dich?Ich komme aus den USA. Ich studiere im 6. Fachsemester in Hamburg.

2. Wie lange lebst du schon in Deutsch-land? Ich lebe seit viereinhalb Jahren hier.

3. Aus welchen Gründen hast du dich für Deutschland entschieden und nicht in deiner Heimat das Medizinstudium auf-genommen?Mein Ehemann ist Deutscher, und sein Fach bindet ihn an Deutschland. Außer-dem sind die Studiengebühren in den USA viel zu hoch!

4. Wie hast du deinen Aufenthalt hier vorbereitet?Ich habe einen Bachelor-Abschluss in Deutscher Literatur, aber ich habe vor dem Medizinstudium versucht, mein Fachwörterwissen für Medizin auf Deutsch aufzupeppen. Ich habe mein Pflegepraktikum deswegen absichtlich vor dem Studium absolviert.

5. Wie kommst du mit der deutschen Sprache zurecht? Obwohl die meisten lange nicht merken, dass ich Amerikanerin bin und obwohl ich sogar einen Bachelor-Abschluss in Deutsch habe, habe ich immer wieder Probleme! Z.B. im Physikum habe ich das Wort “Blausäure“ nicht erkannt, weil ich nur das Fachwort für CN kenne. Oder als ein Patient mir bei der Anamnese ge-sagt hat, er habe sich „an der Birne“ ge-schnitten, wusste ich nicht, ob ich sagen sollte: „Bitte machen Sie sich untenhe-rum frei – oder doch eher obenherum?“

6. Gibt es Hilfestellungen oder Angebote von der Uni?Nein. Es hieß z.B. in Heidelberg (wo ich bis zum 5. Semester studiert habe) sie seien so stolz darauf, dass sie so viele ausländische Studierende haben, aber die Professoren waren eher unfair zu den Ausländern. Als ich z.B. ein Problem mit der Anerkennung meiner Studienleistung aus den USA hatte und zum Studiende-kan gegangen bin, hat er mir wörtlich ge-

sagt „Ach, fliegen Sie lieber zurück nach Hause“.

7. Hast du das Gefühl integriert zu sein? Wie ist das Verhältnis zu deutschen Kom-militonen?NEIN! Es ist sehr schwer, Leute zu fin-den, mit denen man in der Mensa essen kann, lernen kann, usw. Ich finde, die Ausländer bleiben lieber unter sich, weil nur andere Ausländer verstehen, wie schwer es ist, im Ausland zu leben und zu studieren. Überraschenderweise sind selbst die Deutschen, die ein Jahr in den USA oder England gelebt haben, oft sehr verschlossen. Ich kann verstehen, dass viele ein Problem mit der Politik meines Landes haben, aber leider habe ich das Gefühl, ich werde deswegen schlecht be-handelt.

8. Hast du manchmal das Gefühl, be-nachteiligt zu sein (Uni, Privatleben)?Manchmal schon. Durch meinen Mann habe ich das Glück, durch ihn andere Deutsche kennen zu lernen und doch ein zuhause in Deutschland zu haben. Meine ausländischen Kommilitonen ohne Part-ner haben es viel schwerer. Während des Referatehaltens an der Uni Heidelberg wurde ich oft wegen meines Akzentes gehänselt. Viele haben auch Vorurteile über Amerikaner, und ich höre ständig Quatsch über mein Land, nicht nur über Bush: Wir sind alle prüde, wir haben alle künstliche Brüste, wir kaufen uns die Ba-chelor-Abschlüsse (wir verdienen oder erwerben sie gar nicht), wir sind alle fett, usw.

9. Was schätzt du besonders an Deutsch-land? Was gefällt dir im Vergleich zu dei-ner Heimat eher weniger? Wie gehst du mit den kulturellen Unterschieden um?Ich liebe die Schokolade hier! Ich liebe das kulturelle Angebot! Das Café-Leben gefällt mir sehr! Die Deutschen haben eine unglaubliche Arbeitsethik und man findet schnell Leute, mit denen man das Fach genießen kann! Man findet schnell tiefgründige, gut gebildete Leute. Das Land ist sehr sauber und die Architektur gefällt mir sehr. Ich finde es auch befrei-

end, so schnell Auto fahren zu dürfen. Ich vertraue der Polizei sehr und fühle mich hier (ohne Waffen) sehr sicher. Leider empfinde ich die Deutschen als etwas zu steif. Sie können bei der Arbeit nicht la-chen, sie brauchen viel Bier, um in einer Disko auf die Tanzfläche zu gehen, sie sind oft negativ und kritisch und regen sich schnell auf. Es dauert so lange, rich-tige Freunde und Bekannte zu finden! Ich saß 3 Semester alleine in der Mensa in Heidelberg. In den USA an der Uni (wo ich am Anfang keinen einzigen Mensch kannte) habe ich in 3 Jahren nicht einmal alleine gegessen. Das fehlt mir! Ich ver-suche, die deutsche Kultur zu genießen, ohne meine eigene Kultur zu vergessen. Ich feiere immer Thanksgiving und den 4. Juli und versuche den Deutschen zu zeigen, dass wir Amerikaner doch sehr nett sind! Und nicht nur oberflächlich! Das, was die Deutschen oft als “ameri-kanische Oberflächlichkeit“ beschreiben, ist unsere kulturelle Kodierung für die Basis-Höflichkeit. Nur weil jemand uns fragt, wie es uns geht, erwarten wir nicht, dass wir beste Freunde sind! Wir Ame-rikaner wissen, dass sowas ein Ausdruck der Höflichkeit darstellt.

10. Würdest du noch einmal hier stu-dieren wollen? Möchtest du später in Deutschland bleiben?Ich weiß nicht, was ich gemacht hätte,

wenn ich noch mal wählen könnte. Die niedrigen Studiengebühren (im Vergleich zu den USA) sind zwar sehr reizvoll, aber ich vermisse die Betreuung und die positive Atmosphäre, die ich in den USA hatte. Die breite theoretische Basis des Studiums ist auch toll, aber die prak-tische Erfahrung und Betonung fehlt mir auch. Ich finde es toll, dass hier alle (mit wenigen Ausnahmen) eine Krankenversi-cherung haben. Das Thema ist ein großes Problem in meiner Heimat. Ich möchte die tolle Möglichkeit in Deutschland als Mutter und Ärztin (die Halbzeitbeschäf-tigung als Mutter als Assistenzärztin gibt es in den USA nicht) ausnutzen und nachher das tolle Berufsleben in den USA genießen. Die Bezahlung in den USA ist nicht das Reizvollste, sondern das gute Arbeitsklima mit den Schwestern, das Zusammengehörigkeitsgefühl und keine Vorurteile über blonde Frauen!

11. Welche Tipps zu diesem Thema möch-test du an nachfolgende Kommilitonen weitergeben?Nicht aufgeben! Es wird lange dauern, bis man sich in diesem System zurecht findet. Erwarte nicht zu viel von den Deutschen: Sie brauchen ihre Zeit, um dich erstmalig zu grüßen. Wenn man aber eine „gute Seele“ in Deutschland gefun-den hat, dann hat man einen Freund fürs Leben!

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Page 6: MEDI-LEARN Zeitung 04/2007

6Seite September / Oktober 2007

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Auf Augenhöhe mit dem PrüferHammerexamen: Tipps zur Vorbereitung auf die mündliche PrüfungAuszug aus der MEDI-LEARN Skriptenreihe

Die in der mündlichen Prüfung häufig verwendete Anredefloskel „Kolle-

gen“ verwischt mitunter die Tatsache, dass zwischen Prüfern und Geprüften doch eine erhebliche Diskrepanz hinsichtlich ihres Status besteht: Der Prüfling tritt mit einem Anliegen an die Prüfungskom-mission heran und die Prüfer haben die Macht, dies zu be-willigen oder abzulehnen. Bei aller Kollegialität sollten da-her in jedem Fall einige kommunikative Grundregeln beachtet werden.

Beurteilungskriterien in der PrüfungJede menschliche Kommunikation ver-läuft stets auf zwei Ebenen gleichzeitig, der Vernunft- und der Gefühlsebene.Dieses Prinzip greift selbstverständlich auch in mündlichen Prüfungen. Den Nachweis unserer fachlichen Qualifikati-on erbringen wir über unsere inhaltlichen Äußerungen, die der Prüfer auf der Ver-nunftebene wahrnimmt und bewertet.Gleichzeitig empfängt und interpretiert der Prüfer unbewusst auch alle anderen (non-verbalen) Signale, die wir senden und gleicht sie mit dem gängigen Rollen- ideal ab. Im Prüfungsgespräch muss der Kandidat daher beweisen, dass er nicht nur über die fachlichen Voraussetzungen für den Arztberuf verfügt, sondern auch die erforderlichen charakterlichen Eig-nungsmerkmale mitbringt. Hierzu zählen z.B. Selbstsicherheit, Belastbarkeit, angemessene Umgangs-formen etc. All dies wird über non-ver-bale Signale vermittelt, wie z.B. unsere äußere Erscheinung, Sprache und Kör-perhaltung. Daraus ergeben sich ver-schiedene Konsequenzen auf der Verhal-tensebene.

Phase 1: Die BegrüßungIn der so genannten Begrüßungsphase tasten sich die Gesprächspartner anei-nander heran. Auf der Basis des hier gezeigten Verhaltens orientieren sich die Prüfer, d.h. es entsteht ein erster Eindruck vom Prüfling. Ist dieses „Vor-Urteil“ erst gebildet, wer-den die Prüfer im weiteren Verlauf des Gesprächs versuchen, Belege zur Unter-mauerung ihrer Annahme zu finden. Zur Not wird das Gehörte/Gesehene im Un-terbewusstsein auch „passend gemacht“, übrigens eine ganz normale Reaktion, um Disharmonien zwischen der Vernunft- und Gefühlsebene zu beseitigen. Da die Begrüßungsphase sehr kurz und wortarm ist, entsteht der prägende Erst-Eindruck hauptsächlich aufgrund der vom Prüfling vermittelten non-verbalen Signale. Unter Berücksichtigung dieser Tatsache können die folgenden Tipps eine positive Voreinstellung des Prüfers bewirken.

Kleidung und äußere ErscheinungDie äußere Erscheinung am Prüfungstag sollte dem formalen Anlass einer Prü-fung gerecht werden. Entscheidet euch für eine Garderobe, die einen möglichst optimalen Kompromiss zwischen den Anforderungen der Prüfungssituation und den eigenen Vorstellungen darstellt, damit euch am Tag X nichts aus der Fas-sung bringt. Wer sich irgendwie „verkleidet“, in sei-ner Bewegungsfreiheit eingeschränkt oder lächerlich fühlt, könnte ungewollt die falschen Signale in Richtung Prüfer aussenden…

Körperhaltung und AuftretenDie Körperhaltung ist eine der zentralen Strategien, bewusste Kompetenzsignale zu vermitteln. Positive Verhaltensziele wie Entspanntheit und Selbstbewusstsein können durch eine kontrollierte Körper-haltung ausgedrückt werden.

GangartenProbiert unterschiedliche Gangarten im Hinblick auf Tempo und Anspannung. Geht auf euer Spiegelbild zu und begrüßt einen imaginären Prüfer. Die zuneh-mende Routine wird euch entspannen, so dass das Kompetenzsignal „selbstbe-wusst auftreten“ sich von selbst einstellt.

Blickkontakt.Erweitert euer Gangtraining um die Komponente „Blickkontakt“. Geht auf den „Prüfer“ im Spiegel zu und versucht, seinem Blickkontakt standzuhalten (da-bei das Lächeln nicht vergessen, sonst wirkt euer Verhalten aggressiv!). Nach und nach wird sich durch Training auch diese Selbstbewusstseinsgeste fest in eu-rem Verhaltensrepertoire verankern.

SitzpositionenProbiert verschiedene Sitzpositionen aus (mit und ohne Tisch)! Benutzt auch hier euer Spiegelbild als Kontrolle. Versucht Sitzpositionen zu finden, die Selbstbe-wusstsein und Entspanntheit ausdrücken: z.B. locker übereinander geschlagene Bei-ne, Hände lose im Schoß gefaltet oder ent-spannt auf dem Tisch. Ziel sollte es sein, eine Sitzposition zu finden, die häufige Korrekturen (gern als „nervöses Gezap-pel“ interpretiert) vermeidet.

RollenspielAlle im Vorfeld trainierten Verhaltens-weisen sollten bis zur Prüfung so weit au-tomatisiert sein, dass sie authentisch wir-ken. Nichts darf so aufgesetzt wirken wie die Vorstellung eines schlechten Schau-spielers. Der Prüfer könnte sonst auf die Idee kommen, auch eure Fachkompetenz sei nur „vorgetäuscht“. Sichert euch da-her durch Rollenspiele in eurer Arbeits-gruppe/mit Freunden ab und lasst euch euer Verhalten in seiner Wirkung rück-melden. Spielt die Begrüßungsphase mit verteilten Rollen durch. Legt eure Ziele offen und lasst euch die Wirkung eures Verhaltens rückmelden. Setzt jeden Ver-besserungsvorschlag unmittelbar in einen neuen Versuch um, bis sich euer Verhal-ten mit der gewünschten Wirkung deckt. Beobachtet genau, wie eure Mitspieler ihre Verhaltensziele umsetzen. Mögli-cherweise könnt ihr von den gezeigten Alternativen profitieren. (Ausprobieren!) Variiert die Begrüßungssituation, damit ihr für alle Fälle gewappnet seid (z.B. Prüfer kommt zur Begrüßung auf euch zu; Prüfer ist bei eurem Eintreten noch mit Notizen beschäftigt etc.). Dokumen-tiert das Akzeptieren der Rollengrenzen durch Einhalten der „Benimm-Regeln“!

Phase 2: Das „Warming-up“Als Warming-up bezeichnet man die Phase im Prüfungsgespräch, in der die ersten inhaltlichen Äußerungen getroffen werden. Zur Annäherung und zum Stress- abbau stellt der Prüfer in der Regel eine offene Eingangsfrage. Das bedeutet: Der Prüfling hat den aktiven Sprecherpart und verfügt bei der Gestaltung der Ant-wort sowohl zeitlich als auch inhaltlich über einen maximalen Freiheitsgrad und entscheidet allein, WAS und WIEVIEL er erzählt. Das Warming-up ist beendet, so-

bald der Prüfling seinen Redefluss unter-bricht oder signifikante fachliche Fehler macht. Mit dem Ende dieser Phase über-nehmen die Prüfer verstärkt die Themen- und Gesprächssteuerung. Verhaltensziel in dieser Prüfungsphase sollte es sein, ein Maximum an Prüfungszeit durch selbst-bestimmtes Sprechen zu verbrauchen und eine vorzeitige Einmischung des Prüfers zu verhindern. Nachfolgend stellen wir eine Auswahl geeigneter Strategien vor.

Sprechtempo kontrollierenLangsames Sprechen verbraucht Zeit, hat einen selbstberuhigenden Effekt und suggeriert Selbstbewusstein. Sprecht euch zur Übung in eurem normalen Sprechtempo einen kurzen Text vor, den ihr auswendig hersagen könnt. Stoppt die Zeit und versucht in den folgenden Durchgängen, die Sprechzeit möglichst zu verdoppeln. Bemüht euch auch in Alltagsgesprächen, sooft ihr daran denkt, um eine gezielte Verlangsamung eures Sprechtempos. Ihr werdet die Erfahrung machen, dass ihr euch besser konzentrie-ren könnt, euch insgesamt entspannter fühlt und dass eure Zuhörer aufmerksamer sind als üblich.

Antworten sinnvoll strukturierenVerfahrt grundsätzlich nach der Faustre-gel „Skelett vor Detail“! Eine vom Allge-meinen zum Speziellen voranschreitende Antwortstruktur erlaubt euch, ein Maxi-mum an Prüfungszeit selbstbestimmt zu gestalten und vorzeitige Einmischungen der Prüfer zu verhindern. Je mehr ihr (quantitativ) zu sagen habt, desto deut-licher gelingt es euch, (Fach-) Kompe-tenz zu suggerieren. Es sei allerdings angemerkt, dass eine unabdingbare Er-folgsvoraussetzung für diese Strategie die fachliche Korrektheit eurer Äußerungen ist! Führt als Training mit eurer Arbeits-gruppe/euren Freunden eine Simulation dieser Gesprächsphase durch. Lasst euch eine offene Eingangsfrage stellen und bittet die anderen, sich überall dort mit Fragen einzuschalten, wo eine Nachfrage erforderlich scheint. Je länger ihr unge-stört reden könnt, desto besser ist eure Antwortstruktur!

Mit Pausen richtig umgehenPausen haben eine überaus wichtige Funktion im Prüfungsgespräch, denn sie geben dem Prüfling die nötige Zeit, seine Gedanken zu ordnen und fördern so einen logisch-stringenten Vortrag. Um den Sprecherpart und damit die ak-tive Gesprächssteuerung in dieser Phase möglichst lange zu behalten, sollte man allerdings dafür sorgen, dass der Prüfer die eingeschobenen Pausen nicht als „Startsignal“ missdeutet. Verschafft euch in Alltagsgesprächen ein Gefühl dafür, welche Pausenlänge vom Gesprächspart-ner toleriert wird. Registriert unauffällig die Pausenlän-ge bis zur ersten Einmischung des Ge-sprächspartners. Auf diese Weise gewinnt ihr ein sicheres Gefühl für die zeitliche Angemessenheit von Sprechpausen. Ver-meidet überlange Pausen in der Prüfung, wenn ihr auf Anhieb keine Antwort pa-rat habt. Versucht stattdessen „laut zu denken“, d.h. lasst den Prüfer an eurer Antwortfindung teilhaben. Bemüht euch, auf der Basis euch bekannter Fakten eine Antwort herzuleiten. Immerhin ist dieses Verfahren besser als ein vorschnelles „Passen“, da ihr auf diese Weise wenig-stens in Teilbereichen eure Kompetenz dokumentieren könnt.

Laut und deutlich sprechen.Die Sprachqualität (Lautstärke, Intona-tion, Tempo) ist ein überaus deutliches Kompetenzsignal. Mit dem vorrangigen Ziel in dieser Prüfungsphase, eine vor-zeitige Prüfereinmischung zu verhindern, ist insbesondere die Lautstärke von gro-ßer Bedeutung. Eine laute und klare Aus-sprache kann z.B. verhindern, dass der Prüfer eure Ausführungen rein akustisch nicht versteht. Eine Nachfrage des Prü-fers könnte euch zum einen verunsichern und zum anderen mit einer weiteren Fra-ge verknüpft werden, so dass die selbst-bestimmte Eröffnungsphase vorzeitig gekappt wird. (Auch steigt für den Prüfer die Hemmschwelle, sich in einen lauten Vortrag einzuschalten, da er euch bei sei-ner Unterbrechung akustisch überbieten müsste!) Abgesehen davon suggeriert eine angemessene Lautstärke, dass ihr hinter dem steht, was ihr sagt und ist damit eine eindeutige Dokumentation von Selbstbewusstsein und Kompetenz. Und bitte keine falsche Scheu: Eine geflü-sterte Falschant-wort ist mit Blick auf die Endbeurteilung nicht weniger gravie-rend als eine laut und deutlich vorgetragene.

Versucht schließlich, eure Into-n a t i o n z u

verbessern (z.B. durch laute Lese-übungen). Ihr tut eu-ren durch

vorange-gangene Prü-fungen vielleicht schon erschöpften Prüfern einen großen Gefallen, da es leichter fällt, einem intonatorisch ab-wechslungsreichen Vortrag zu folgen. Auf diese Weise sammelt ihr ohne groß-en Aufwand Pluspunkte…

Phase 3: Die heiße Phase In dieser Gesprächsphase geht es darum, die Fachkompetenz des Prüflings et-was genauer unter die Lupe zu nehmen. Entsprechend dominieren die Prüfer das Geschehen durch eine verstärkte Frage- Aktivität im Detailbereich. Unser vor-rangiges Gesprächsziel in dieser Phase sollte es sein, die Zahl der Prüferfragen möglichst gering zu halten, deren „Tie-fenreichweite“ auf ein vertretbares Maß zu begrenzen und die eigenen Antwort-spielräume auszubauen.

Wieder: Antworten sinnvoll strukturierenWie schon in der Frühphase des Prüfungs-gesprächs sollten jetzt die Antworten ge-nerell vom Allgemeinen zum Speziellen strukturiert werden. Macht euch klar, dass jede eurer Antworten ein potenti-elles Angebot an den Prüfer darstellt, die von euch gegebenen Fachinformationen durch weitergehende Fragen zu vertiefen.

Durch die Antwortstruktur „Skelett vor Detail“ hat man die Chance, vorab eine ganze Reihe richtiger Fakten zu nennen, bevor auf der Detailebene ggf. „gepasst“ werden muss. Der positive Effekt basiert hier auf einer Abschwächung möglicher Falschantworten durch ihre Einbettung in (richtige) Allgemeinaussagen.

Das Prüfungsgespräch ge-schickt steuernUm sein (fachliches) Gesicht in der De-tailfragerunde zu wahren, sollte man ausschließlich „kontrollierte“ Antwor-ten geben, um sich ein Mindestmaß an thematischer Steuerung zu sichern. Nur so besteht die Möglichkeit, Nicht-Ge-wusstes dezent zu verschweigen und stattdessen sicheres Wissen ausreichend zu thematisieren.Aus diesem Grund sollten in den Ant-

worten ausschließlich Themen, Termini oder Details genannt werden, die bei genauerem Nachfragen auch näher erläutert wer-den können.

Andererseits können Details bewusst

und gezielt eingefloch-

ten wer-den, um den Prü-fer zu N a c h -f r a g e n zu pro-vozie-

r e n

und dann fach-lich zu glänzen.

Trainiert eure Fähigkeit zur Gesprächssteuerung, indem

ihr z.B. versucht, „Köder“ aus dem Bereich eures sicheren Fachwissens aus-zulegen. Optimal hierfür erweist sich immer wieder die Erwähnung spezieller Fachtermini oder besonderer Verfahren.

Antwortspielräume weiter ausbauenWeniger Prüferfragen bedeuten mehr Antwortspielräume für den Prüfling. Die quantitative Minimierung der Prüfer-fragen erlaubt dem Kandidaten besser zu steuern, was er darstellen will oder kann, so dass sich die Gefahr erheblich verringert, bei Lücken ertappt zu werden. Außerdem bedeutet ein selbstbestimmtes (und möglichst ausgedehntes) Gestal-ten von Prüfungszeit, dass weniger Ge-biete/Themen abgefragt werden können. Denkt daran, dass (selbst richtige) Stich-worte häufig geraten wirken und bei der Endbeurteilung im ungünstigsten Fall als bloßes Fragmentwissen eingestuft wer-den. Gewöhnt euch in Prüfungssimulati-

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onen daher an, grundsätzlich in ganzen, zusammenhängenden Sätzen zu antwor-ten. Kombiniert diese Technik mit einer bewussten Kontrolle des Sprechtempos, um möglichst viel Prüfungszeit selbstbe-stimmt zu verbrauchen.Trainiert die inhaltliche Strukturierung eurer Antworten unter dem Aspekt der Nachvollziehbarkeit. Sollte sich aus der Prüferperspektive ein „roter Faden“ ver-missen lassen, ist mit häufigen und vorzei-tigen Einmischungen und damit mit dem Verlust des Sprecherparts zu rechnen. Sollte euch dieser Trainingspunkt schwer fallen, stellt den Prüfungssimulationen eine Aufbauübung voran: Skizziert eure Antworten (z.B. auf Fachfragen aus früheren

Prüfungsprotokollen) zunächst schrift-

lich und bittet dann eure Arbeitsgruppe/

Freunde um eine Beurteilung im Hin-blick auf Nachvollziehbarkeit und lo-gische Stringenz!

Sich auf den Prüfer einstellenIn der heißen Phase des Prüfungsge-sprächs sollte jede unnötige Spannung zwischen Prüfer und Prüfling vermie-den werden. Aus diesem Grund sollte der Kandidat versuchen, sich möglichst schnell auf den Fragestil des Prüfers ein-zustellen. Ausschweifende Antworten werden den „Stichwort-Frager“ ebenso in Wallung bringen wie Telegrammstil-Antworten den „offenen Frager“.Die Konsequenz einer missglückten Einstellung auf den Prüfer ist das vor-zeitige Abkappen der Prüflingsbeiträge. Dadurch werden Selbstbewusstsein und Konzentrationsfähigkeit des Kandidaten unterminiert und – schlimmer noch – die Unfähigkeit der Verhaltenseinstellung auf den Prüfer ggf. als fachliche Unfä-higkeit hochgerechnet. Spielt in euren Prüfungssimulationen verschiedene Prüfertypen durch mit dem Trainings-ziel, eure Antworten möglichst schnell dem Fragestil des Prüfers anzupassen. Fertigt dazu eine Kurzbeschreibung verschiedener Prüfertypen und lasst ein

Mitglied eurer Lerngruppe (geheim) ei-nen Prüfertypen auswählen, den er in der folgenden Simulation verkörpern will. Nach der „Prüfung“ beurteilt der Prüfer das Anpassungsvermögen des Kandi-daten und gibt ggf. Hinweise zu

einer Optimierung des Antwortstils.

FazitSicherlich ist die mündlich-praktische

Prüfung ein belasten-des Ereignis – immerhin

ist ihr Ausgang mitent-scheidend für das Bestehen

des Gesamtexamens und die Examens-note.Unsere Erfahrung mit den Absolventen unserer kursinternen Rhetorik-Trainings zeigt jedoch, dass die frühzeitige Aus-einandersetzung mit dem mündlichen Prüfungsgeschehen und das praktische Einüben der zuvor geschilderten er-

folgsentscheidenden Aspekte in jeder Hinsicht lohnt:Unsere Statistiken belegen, dass die meisten Kandidaten nach Absol-vieren des Trainings in der münd-lichen Prüfung besser als von ihnen

erwartet und häufig sogar besser als im schriftlichen Prüfungsteil

abschneiden.Darüber hinaus bewirkt die zunehmende Gewöhnung

an die Prüfungssituation durch Simulationen und Rollenspiele

eine deutliche Reduzierung von Stress und Prüfungs-ängstlichkeit, was sich wie-derum positiv auf die Lei-stungsfähigkeit auswirkt.

Vorbereitung:Gewusst wie!Nicht nur die bevorste-

hende Prüfung, schon die Zeit der Prüfungsvorbe-reitung ist für viele eine Tortur. Nebulöse Vorstel-lungen vom „richtigen“ Weg zum Prüfungserfolg

verleiten dazu, das Lernen immer wieder zu vertagen. Doch spätestens wenn der Prüfungstermin in greif-bare Nähe gerückt ist,

stürzt man sich mit dem Mut der Verzweiflung in die (dann

leider oft unsystematische) Vorbe-reitung.Trotzdem kann Entwarnung gegeben werden, denn: Man muss kein Überflie-ger sein, um eine realistische Bestehen-schance zu haben. Eine sinnvolle Stoff-auswahl, eine individuell angemessene Lern- und Zeitplanung und die Einhal-tung rudimentärer lernpsychologischer Regeln sind eine sichere Basis für den angepeilten Erfolg.

StoffauswahlAngesichts der enormen Stofffülle kön-nen logischerweise nicht 100% eines Prüfungsfaches gelernt werden. Um Aufwand und Ertrag in ein sinnvolles Verhältnis zu stellen, empfiehlt es sich, zunächst den relevanten Prüfungsstoff zu isolieren. Anhaltspunkte dafür, welche Fächer/Themen in welchem Umfang zu erwarten sind, finden sich online unter www.medi-learn.de/hammerexamen.Während einige Themen die Studenten regelmäßig und in hoher Fragenzahl be-glücken, gibt es daneben auch exotische Findlinge, die nur gelegentlich abgefragt werden. Diese Tatsache muss sich auch bei der Stoffgewichtung niederschlagen. Häufig Gefragtes sollte anteilig sehr viel ausführlicher behandelt werden als we-niger gefragte Randgebiete. Auch hier

haben wir auf Basis der Fragenfrequenz vergangener Examina eine Themenge-wichtung für euch erstellt, die als Grund-lage für die Erstellung eines individuellen Lernplans gedacht ist.

ZeitplanungAls nächstes gilt es, einen individuellen Zeitplan für die Prüfungsvorbereitung zu erstellen. Die verfügbare Lernzeit er-scheint dabei immer viel zu knapp, freie Tage und Erholungsphasen daher nicht machbar. Ihr solltet aber bedenken, dass jeder Mensch gerade in intensiven Lern- und Arbeitsphasen ein gewisses Maß an Erholung benötigt, um leistungsfähig zu bleiben. Besser man plant entsprechende „Puffer“ von vornherein ein, als sich vom überforderten Organismus mit einer nicht kalkulierbaren Zwangspause über-raschen zu lassen.Empfehlenswert sind zwei, kurz vor der Prüfung zumindest noch ein freier Tag pro Woche. Auch berufliche oder pri-vate Verpflichtungen (z.B. Semesterjob, Omas Geburtstag etc.) sollten bei der Er-mittlung der Netto-Lernzeit berücksich-tigt werden.Und nicht vergessen: Pausen sind als En-ergiequelle und Zwischenmotivation un-erlässlich und – so unglaublich das klin-gen mag – sogar leistungssteigernd!

TagesplanungNachdem wir, wie oben beschrieben, die tatsächlich verfügbare Lernzeit ermittelt haben, wird der Lernplan um die Planung des Tagesablaufs verfeinert.Bei der Planung des Tagesablaufs sollten feste Arbeitszeiten eingerichtet werden. Als realistischer Richtwert für ein kon-zentriertes Arbeiten kann eine Zeit von etwa 6-8 Stunden täglich angenommen werden.Um beim Lernen nicht frühzeitig „schlapp zu machen“, sollten ausrei-chend Pausen eingelegt werden. Phy-siologisch sinnvoll ist eine stündliche Pause von ca. 10 Minuten Länge, nach 3 Stunden sollte man sich darüber hinaus eine längere Pause gönnen.Bei der Verteilung der Lerntätigkeiten auf die tägliche Arbeitszeit solltet ihr un-bedingt physiologische Einschränkungen berücksichtigen. Maximal 3-4 Stunden täglich können mit dem Erlernen neuer Inhalte verbracht werden, da diese Tä-tigkeit viel Konzentration und Energie erfordert. Die übrige Zeit sollte für weni-ger beanspruchende Lerntätigkeiten wie Wiederholungen und Vertiefungen (z.B. Fragenkreuzen) verwendet werden.Entsprechend sollte das Lernen in lei-stungsstarken Phasen (in der Regel am Vormittag und am späten Nachmittag) er-folgen, während die Rekapitulation bzw. Festigung des Stoffes auch in Phasen möglich ist, in denen bereits ein leichtes Formtief spürbar ist.Plant in den Abendstunden Zeit zum Üben für die mündliche Prüfung ein. Da-bei könnte z.B. der Lernstoff des Vormit-tags vortragsweise rekapituliert werden.

Fachbücher„Viel hilft viel!“ Diese Volksweisheit scheint für viele das Leitmotiv bei der Auswahl ihrer Prüfungsliteratur zu sein. Berge dicker Wälzer suggerieren die Si-cherheit geballten Wissens, verstellen de facto aber den Blick für das Wesentliche – ganz abgesehen davon, dass die Zeit für derartige Lese-Orgien ohnehin nicht ausreicht…Lasst deshalb eure großen Lehrbücher in der Versenkung verschwinden und holt sie nur nach Bedarf zum Nachschlagen hervor. Besonders empfehlenswert sind die aktuell auf den Markt drängenden Fachbücher, die entsprechend den Vor-gaben im GK nach Krankheitsbildern gegliedert sind.

Die 5-Schritt-LesemethodeDer weitaus größte Teil des Wissenser-werbs im Vorfeld einer Prüfung erfolgt durch die Lektüre von Texten. Da aus Zeitgründen die ausgewählten Bücher nicht mehrfach gelesen werden können, müssen bereits im ersten Durchgang alle wesentlichen Informationen erfasst wer-den. Die richtige Lesetechnik ist hierbei eine unverzichtbare Hilfe.Die sogenannte 5-Schritt-Methode ori-entiert sich an der Funktionsweise un-seres Gedächtnisses, wonach am besten gelernt und behalten wird, was in einen Zusammenhang eingeordnet oder mit bereits vorhandenen Vorkenntnissen ver-knüpft werden kann. In Anlehnung daran umfasst die 5-Schritt-Methode verschie-dene Lesestufen:

1. Überblick gewinnenLest zunächst Inhaltsverzeichnis, Kapitel- überschriften und -untertitel. Auf die-se Weise wird die logische Struktur des Stoffes erkennbar.2. Zusammenfassungen lesenLest anschließend nur die Zusammen-fassungen am Anfang oder Ende eines Kapitels. Dadurch wird der Gesamtzu-sammenhang des Themas deutlich und Details können später besser eingeordnet und behalten werden.3. Fragen stellenNotiert euch Fragen an den Text (zur Not verwandelt Überschriften in Fragen). Auf diese Weise kann der Lernstoff un-ter dem Aspekt wichtig/unwichtig erfasst werden.4. LesenIn diesem Schritt erfolgt die eigentliche Informationsaufnahme. Durch die in Schritt 3 focussierte Aufmerksamkeit werden die zentralen Informationen des Textes erfasst.5. RekapitulierenZur Festigung des aus dem Text Ge-lernten ist eine Wiederholung nötig. Beantwortet deshalb die Fragen, die ihr euch im 3. Leseschritt gestellt habt, oder versucht eine mündliche Zusammenfas-sung des gelesenen Kapitels.

Umgang mit MC-FragenIn kaum einem anderen Bereich der Prü-fungsvorbereitung gibt es derart viele un-terschiedliche Auffassungen. Ob pseudo-empirische Erfolgsstories oder mystisch angehauchte „Glaubenssätze“ – die Wege zum Erfolg scheinen vielfältig.Wer wie Hunderte von Kommilitonen lieber auf nachweisbare Erfolge setzt, folgt in Sachen MC-Fragen den MEDI-LEARN Empfehlungen.Wer sich selbst einen Gefallen tun will, versucht sich die Aufnahme und Wei-terverarbeitung des Stoffes so leicht wie möglich zu machen. Also richten wir uns nach den Vorlieben unseres Gedächt-nisses und verschaffen uns zunächst ei-nen Überblick über den Stoff, denn: Wir lernen und behalten am besten, was in einen Zusammenhang eingeordnet oder mit bereits bekannten Informationen ver-knüpft werden kann. Mittel der Wahl in dieser Frühphase des Lernens sind Kurz-lehrbücher, die die inhaltlichen und sach- logischen Zusammenhänge eines Themas klar machen. Bitte versucht nicht, das Kurzlehrbuch auswendig zu lernen – es geht in diesem Lernschritt ausschließlich darum, einen Überblick zu bekommen. Gezielt lesen – gekonnt kreuzen: Norma-lerweise dient die MC-Fragenbearbeitung der Leistungskontrolle bzw. der Umset-zung des Gelernten in die spezifische MC-Prüfungsform. Doch auch bei der Ermittlung der Prüfungsschwerpunkte ist das Fragenkreuzen von zentraler Be-deutung, denn: Die Prüfungsinhalte blei-ben über die Jahre relativ konstant und werden lediglich durch Umformulierung der Fragen jeweils „neu verpackt“. Nach

Beendigung der Lektüre sollten dann die entsprechenden Kapitel gekreuzt wer-den. Die Behandlung der Fächer in the-matischen Blöcken unterstützt das Ver-ständnis und trägt dazu bei, das Gelernte zu vertiefen. Nochmals nachgeschlagen und gelesen werden sollten aus Gründen der Zeitökonomie nur diejenigen The-men, die prüfungsrelevant sind und beim Fragenkreuzen schlecht abgeschnitten haben. Die Technik macht´s: Bei der Ar-beit mit Fragensammlungen sollten stets zehn Fragen am Stück bearbeitet werden, bevor die Lösungen und die Kommentare nachgelesen werden. Ist dies geschehen, verfährt man in derselben Weise mit den nächsten zehn Fragen.Es ist sehr zeitraubend und für das Ge-dächtnis belastend, wenn alle Kom-mentare nachgelesen werden. Ihr solltet daher nur dann auf die Kommentare zurückgreifen, wenn ihr bei einer Frage nicht wisst, warum die gesuchte Lösung richtig ist. Sind euch lediglich einige Falschantworten nicht klar, solltet ihr auf die Lektüre des Kommentars verzichten! Falschantworten sind bei den meisten Fragen nur unnötiger Ballast, der im Ex-amen nicht geprüft wird! Es ist häufig auch nicht sinnvoll, einen Kommentar vollständig zu lesen. Mei-stens genügt es, wenn man sich nur auf den Teil konzentriert, der die gesuchte Lösung erläutert. Ziel bei der Bearbeitung der MC-Fragen sollten 40‒60 Fragen pro Stunde einschließlich Kommentar sein. Erfahrungsgemäß wird dieses Ziel von den meisten Studenten nicht gleich zu Beginn der Lernzeit erreicht. Stellt euch eine Uhr auf den Schreibtisch und ver-sucht zu ermitteln, wie viele Fragen pro Stunde ihr in etwa schafft. Liegt ihr z.B. bei 20 Fragen, solltet ihr versuchen, das Pensum allmählich zu steigern, bis ihr 40 Fragen pro Stunde erreicht.Solltet ihr deutlich mehr als 60 Fragen pro Stunde schaffen, seid ihr zu schnell und arbeitet zu flüchtig. Drosselt in die-sem Fall euer Tempo! Vermeidet bitte, zur Wiederholung diejenigen Fragen noch einmal zu kreuzen, die ihr im ersten Durchgang falsch gemacht habt. Ihr prägt euch auf diese Weise nur die besonders schwierigen Fakten ein und vernachläs-sigt die Wiederholung punkteträchtiger, wichtiger Fragen. Erfahrungsgemäß er-innert man sich in der Prüfung zwar noch wortgenau an den Text der „Extrem-Fra-gen“ – leider jedoch nicht an die richtige Antwort….

Lust auf mehr?Dieses Kapitel wurde aus dem MEDI-LEARN Skript „Hammerex-amen - Das ist wichtig!“ entnom-men. Darüber hinaus gibt es folgende Skripte von MEDI-LEARN:

Weitere Informationen und ver-sandkostenfreie Bestellung unter: www.medi-learn.de/skripte

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an eine ältere chinesische Dame, deren Haus zwar „downtown“, damit aber re-lativ weit vom Krankenhaus entfernt lag. Immerhin aber hatte ich eine Adresse und die Zusage, ohne Probleme nach einigen Tagen weiterziehen zu können.

untErKunft stElltE sich als glücKsgriff hEraus

Im Nachhinein stellte sich die Unterkunft als absoluter Glücksgriff heraus: Weniger als zehn Minuten Fußweg entfernt star-tete im 30-Minuten-Takt ein Busshuttle zu „meiner“ Klinik, sodass ich in einer halben Stunde – schneller als mit Bus und U-Bahn und dazu kostenfrei – das Krankenhaus erreichen konnte.Mit mir lebten ein Schweizer Augenarzt, eine jamaikanische Versicherungsange-stellte, eine taiwanesische Schülerin und immer wieder internationale „Kurzzeit-gäste“ in dem (sehr sauberen) Haus. Laut „Mietvereinbarung“ musste man sich selbst verpflegen, aber vor allem an den Wochenenden wurde man mit hausge-machtem chinesischen Essen verwöhnt!

Die Klinik: Sunnybrook Health Sciences CentreSchon aus meiner Bestätigungs-Mail wusste ich, dass ich einen direkten Be-treuer haben würde: Dr. M. Fazl. Wie sich herausstellte, lehrte Dr. Fazl auch an der Uni und war dort mehrmals für seine Lehre ausgezeichnet worden. Am Montag und Donnerstag startete ich um sieben, entweder mit einer einstündigen interdisziplinären „Wirbelsäulen-Fortbil-dung“ gemeinsam mit der Orthopädie, bzw. mit der Besprechung einzelner pro-blematischer oder interessanter Fälle.

An den restlichen Tagen der Woche ging ich zuerst gemeinsam mit den „Resi-dents“ (Assistenzärzte) auf Visite. Nach acht Uhr richtete sich mein Plan nach dem von Dr. Fazl. So begleitete ich ihn entweder in sein Büro zu seiner Sprech-stunde oder in den OP. Meine Arbeitstage endeten zwischen 14 und 18 Uhr, je nach-dem, wie viele Patienten in der Sprech-stunde bzw. wie viele OP-Punkte geplant waren. Andere Lehrveranstaltungen oder spezielle Seminare gab es nicht.

Deutsche Praxismängel sind bekanntIn der Sprechstunde lernte ich sehr viel neue Theorie, die mir in der kurzen Zeit der Neurochirurgie-Vorlesung noch nicht begegnet war. Bei Untersuchungen legte Dr. Fazl viel Wert darauf, dass auch ich gewisse Techniken lernte. Er wusste aus Erfahrung, dass es bei der praktischen Ausbildung deutscher Studenten etwas haperte. Regelmäßig bekam ich kleine Hausaufgaben, die darin bestanden, über gewisse Krankheitsbilder zu lesen und in den nächsten Tagen darüber zu diskutieren.

Einmal durftE ich sogar EinE Kopfhaut abpräpariErEn

Im OP stand ich zwar mit am Tisch, aber mit Hakenhalten und Zusehen war es hier nicht anders als in Deutschland. Nach den ersten drei Wochen verabschiedete sich Dr. Fazl in den Urlaub, so dass ich einen neuen, noch relativ jungen Betreu-er bekam: Dr. Phan. Dieser legte noch mehr Wert auf praktische Ausbildung. So bekam ich in seiner Sprechstunde „eige-ne“ Patienten zugeteilt, die ich in einem anderen Zimmer untersuchen und befra-gen musste. Nachher wurde dann alles zusammen besprochen. Im OP durfte ich nähen, Schrauben-Löcher in den Schädel bohren und einmal sogar die Kopfhaut abpräparieren. Solches Entgegenkommen war ich aus Deutschland nicht gewohnt. So haben sich die ersten drei Wochen mit mehr theoretischer Lehre und die letzten beiden Wochen mit mehr Praxisausbil-dung sehr gut ergänzt.In allen fünf Wochen sollte ich darüber hinaus einmal pro Woche den jeweils diensthabenden Resident im Nachtdienst begleiten. Dafür wurde mir sogar ein eigenes Zimmer zur Verfügung gestellt. Meine ersten vier Dienste waren sehr ruhig, erst beim letzten gab es etwas zu tun. Dieser wurde dann mit einer Not-fall-OP von 23 Uhr bis fünf Uhr morgens und dem sehr traurigen Fall einer nach einem Autounfall querschnittsgelähmten 19-jährigen Frau zu einer ganz neuen Erfahrung. Ansonsten sei noch erwähnt, dass ich der einzige Famulant in der Ab-teilung war. Es gab noch einen zweiten Famulanten in der Klinik, der genauso eingespannt war wie ich. Im OP und der Sprechstunde war ich so verplant, dass viel zu selten und unregelmäßig Zeit war, dem First-Year-Resident (der jeweils für 4 Wochen aus der HNO kam) auf den Sta-tionen über die Schulter zu schauen. Aus diesem Grund habe ich beispielsweise nur sehr wenige Aufnahmen gemacht.

Keine ausgeprägte HierarchieDie im Vergleich zu uns Deutschen an-dere Arbeitsweise der Kanadier zu be-obachten, war interessant für mich. Es fängt damit an, dass es z.B. keine so ausgeprägte Hierarchie unter den Ärzten gibt. Jede Abteilung hat zwar einen „Head of Department“, der aber nur ein repräsentativer Ansprechpartner für die Verwaltung ist. Ansonsten ist jeder Fach-arzt („Fellow“) sein eigener Chef, hat ein eigenes Büro, eine eigene Sekretärin,

einen eigenen Untersuchungsraum und kann sich seine Arbeit selbst einteilen. Mit der Dauer der klinischen Tätigkeit bekommt man dann jeweils mehr OP-Zeit zugestanden. Eine Chef-Visite oder einen Chef, der anderen etwas vorbe-stimmt, gibt es nicht.

Ein wochEnschnitt von 80 bis 100 stundEn ist standard

Unter den „Fellows“ arbeiten die „Resi-dents“. Diese regeln zum überwiegenden Teil völlig eigenverantwortlich den Sta-tionsalltag. Im OP dürfen sie, natürlich immer unter Aufsicht, aber gleichzeitig hervorragender Anleitung („sie sind ja da, um zu lernen“) sehr viel mehr selbst machen, als mir das aus Deutschland be-kannt war. So operiert z.B. bei einer Wir-belsäulen-OP der „Fellow“ die eine, der „Resident“ die andere Seite. Die Arbeitszeiten sind unglaublich: Ein Wochenschnitt von 80 bis 100 Stunden ist Standard, 120 Stunden sind möglich. Wobei es keine Extrabezahlungen gibt. Man wird dafür bezahlt, dass die Pati-enten versorgt sind – und das nicht bes-ser als bei uns. Die Ärzte stört es nicht: Sie kommen sogar am Wochenende für drei bis vier Stunden in die Klinik, um dem Diensthabenden zu helfen. Dafür sieht man die kanadischen Ärzte mit sehr viel weniger Bürokratie bzw. Nicht-Ärztlichen-Aufgaben beschäftigt. Und schließlich lohnt es sich dort auch wirk-lich, sich für eine absehbare „Resident“-Zeit von sechs Jahren krumm zu legen, wenn man weiß, welch schönes Arbeiten einen hinterher erwartet.

City-HighlightsToronto ist ein wahnsinniges Erlebnis. Man braucht natürlich einige Tage, um sich einzuleben, aber die Stadt begeistert einen schnell – auch, wenn man hin und wieder etwas genauer hinsehen muss, um ihre Schönheit zu entdecken. Von meiner Unterkunft konnte ich fast alles zu Fuß entdecken, oft in Begleitung einer meiner internationalen Mitbewohner. Als City-Highlights sollen hier nur erwähnt sein: der alles überragende „CN-Tower“ (das höchste freistehende Gebäude der Welt), der wunderschöne historische Campus der Uni, das Schloss (und größte Haus Kanadas) „Casa Loma“, die „Toronto Islands“, das „Harbor Cen-tre“, die Greek Town „Danforth“, das eu-ropäisch gefärbte Yorkville und natürlich die atemberaubenden Niagarafälle, die nur zwei bis drei Fahrstunden entfernt sind. Die überraschend grüne Stadt lädt weiterhin ein in viele Parks, in Freibäder (die nur 25 Cent Eintritt kosten) und den großen Entertainment-District, zur Er-kundung der diversen Filmschauplätze (im „Hollywood der Ostküste“ wurden unter anderem „Gangs of New York“ oder „X-Men“ gedreht) und schließlich der zahllosen Straßenfeste und Festivals.

Empfehlenswert!Die Famulatur in der größten Trauma-Klinik Kanadas war sehr gewinnbrin-gend und interessant. Die wechselnde Betreuung ergänzte sich hervorragend. Toronto ist eine wunderschöne Groß-stadt, die allein so viel zu bieten hat, dass man an nur fünf Wochenenden gar nicht groß dazu kommt, über den Rand hinaus zu sehen. Insgesamt ist eine Famulatur in Toronto absolut empfehlenswert!

Come to Kanada!Famulatur in der Neurochirurgie in Torontovon Peter Vomhof

Kurz notiert

Schon lange hegte ich den Wunsch, wenigstens eine Famulatur im eng-

lischsprachigen Ausland zu machen. Mein favorisiertes Ziel waren lange die USA. Doch dann habe ich von einer jun-gen Ärztin einen begeisterten Bericht über ihre Famulatur in Toronto geliefert bekommen. Außerdem hatte ich mehr-fach gehört, dass es einfacher und teil-weise billiger sei, an einer kanadischen Klinik zu famulieren. Also Kanada. Zu-nächst aber musste ich feststellen, dass längst nicht alle kanadischen Provinzen deutsche Studenten akzeptieren. Somit war die Auswahl schon etwas geringer, schließlich fiel die Wahl auf Toronto, wo ich eine Zusage für die Neurochirur-gie erhielt. Um als Famulant in Kana-da einreisen zu können, muss man eine medizinische Untersuchung inklusive Röntgen-Thorax bei einem von Kanada offiziell akzeptierten Arzt durchführen lassen. Nur so bekommt man von der ka-nadischen Botschaft eine Art Visum, das die Gesundheit bescheinigt und die Ein-reise genehmigt. Seltsam nur, dass sich für dieses relativ teure und unter hohem Zeitaufwand erhaltene Dokument bei der Einreise niemand wirklich interessierte. Ansonsten muss man natürlich die für die USA und Kanada üblichen Versicher- ungsnachweise erbringen. In Kanada an-gekommen, musste ich mich dann an der Uni registrieren und eine extra Kranken-versicherung abschließen.

Chinese Food aufs HausLeider hatte ich die endgültige Zusa-ge erst vier Wochen vor der geplanten Abreise erhalten und suchte lange nach einer Unterkunft. Über die telefonische Weiterleitung eines bereits ausgebuch-ten Vermieters gelangte ich schließlich

Weltweites UnirankingAn der Jiao Tong Universität in Shanghai widmet man sich einer ganz besonderen Art einer Bewer-tung von Universitäten, denn be-reits zum vierten Mal ist nun das weltweite Uniranking mit den 500 besten Unis (sog. Shanghai-Ran-king) veröffentlicht worden. Wie zu erwarten, lag bei dem besonders auf Forschungsleistungen zurück-greifenden Ranking mit Harvard eine Uni auf Platz 1, von der man es eigentlich auch erwartet hatte. Doch wie schnitten die deutschen Unis ab? Gab es einen Vertreter in-nerhalb der Top-Ten? Leider nein, denn mit der TU in München ist zwar eine bundesdeutsche Uni ver-treten, allerdings erst auf Platz 53. Weitere Unis aus Deutschland sind Heidelberg (Platz 65), Göttingen (Platz 87), Freiburg (Platz 94) und Bonn (Platz 99).

Light-MedizinerEinem Artikel der Ärzte-Zeitung zufolge sind abgespeckte Varianten des ansonsten voll gepackten Be-rufsbildes im Ausland bereits seit Jahren eine Alternative: In vielen Ländern unterstützen Pflegekräfte, die eine akademische Ausbildung an der Uni genossen haben, die Ärzte in ihrer täglichen Arbeit. So findet man in anglo-amerikanischen Ländern den Beruf des sogenann-ten „Nurse Practitioners“ oder des „Physician Assistant“, die ein ver-kürztes Medizinstudium hinter sich haben, Anamnesen erheben und Diagnosen stellen und so den Arzt in seinen vielfältigen Aufgaben ent-lasten.Quelle: Ärzte-Zeitung

Impfung gegen Zervix-CaDer Gebärmutterhalskrebs ist mit rund 6.000 Neuerkrankungen jähr-lich nach dem Mamma-Ca die zweithäufigste Krebserkrankung der Frau. Seit dem letzten Jahr ist nun eine Impfung per Spritze verfügbar, die das Risiko reduzieren soll. Oft-mals als Folge einer verbreiteten und häufig auch unbemerkten Infektion mit HPV (= humane Papilloma-Vi-ren) entwickele sich in den weiteren Lebensjahren dann ein Zervix-Kar-zinom. Die Impfung verhindert die Neuinfektion mit HPV, mindert das Risiko der Krebsentstehung und wird schon von vielen Kassen über-nommen. Quelle: idw - Informati-onsdienst Wissenschaft

Hörbuch Palliativ- medizinDie Deutsche Krebshilfe (www.krebshilfe.de) veröffentlichte mit „Leben Sie wohl“ ein kostenloses Hörbuch zur Palliativmedizin. „Pal-liativmedizin ist aktive Lebenshil-fe für schwerstkranke Menschen und ihre Angehörigen“, betonte der Geschäftsführer der Deutschen Krebshilfe, Gerd Nettekoven bei der Vorstellung dieses kostenlosen Service-Materials.

MEDI-LEARN PODCASTDiesen Artikel gibt es online auch als Audio-- Datei zum Download unter: www.medi-learn.de/podcast

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Page 9: MEDI-LEARN Zeitung 04/2007

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Probedruck

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Kurz notiert

Frau und KarriereDas Problem ist bekannt: Sie sind Klassenbeste, Spitzenstudentinnen und ausgezeichnete Absolventinnen - Frauen auf dem Weg in die Me-dizin. Und doch sind Frauen beim beruflichen Ein- und Aufstieg in der Medizin noch immer unterre-präsentiert. Nach wie vor machen überwiegend die Männer das Ren-nen um Spitzenpositionen in Uni-versitäten und Kliniken, während Frauen - sofern sie überhaupt ihren Beruf als Ärztin aufnehmen - eine akademische Karriere viel seltener ins Kalkül ziehen. Hier setzt das „EliMed-Mentoring Projekt“ der Uni-Leipzig an, das z.B. die Ver-netzung und Kontakte unter Frauen mit Karriereambitionen fördert und für das an der Uni Leipzig noch bis November 2007 Bewerbungsmög-lichkeiten bestehen.Quelle: Uni Leipzig

Molekulare Medizin in UlmAuch in Ulm kann man den Stu-diengang „Molekulare Medizin“ aufnehmen, und dafür steht zukünf-tig sogar mehr als doppelt soviel Kapazität zur Verfügung: Die Me-dizinische Fakultät der Universität Ulm will das Studienplatzangebot nämlich von bisher 25 auf 58 Plätze ausbauen. Die erhöhte Aufnahme-kapazität soll Bewerbern für den in-novativen und sehr begehrten Studi-engang bereits zum Wintersemester 2008/09 bessere Zulassungschancen ermöglichen. Quelle: Universität Ulm

Löcher stopfen?Keine Löcher stopfen, sondern et-was Neues schaffen - diesem Motto hat man sich an der Uni Heidelberg im Rahmen des Themas Studienge-bühren verschrieben. Hier entschei-den Studenten in enger Abstimmung mit dem Dekanat, welche Ideen wie umgesetzt werden. Das wichtigste neue Projekt ist die Ausbildung von Tutoren aus höheren Semestern, die Studenten niederer Semester in Kleingruppen betreuen. Rund 716.000 Euro, die die Heidelberger Human- und Zahnmedizinstudenten im ersten gebührenpflichtigen Som-mersemester 2007 gezahlt haben, fließen in neue Lehr-Projekte, Ge-räte und Materialien.Quelle: Universität Heidelberg

Herzliche MeilensteineGewaltige Fortschritte macht die Medizin in zahlreichen Fachgebie-ten durch die neuartigen Ansätze, die sich durch die Genom-Erfor-schung auftun. So wurden nun auch in der Kardiologie bahnbrechende Meilensteine vermeldet: Für Mit-glieder von Herzinfarkt-Familien besteht durch die neuen Erkennt-nisse schon in naher Zukunft die Chance, rechtzeitig ein erhöhtes Herzinfarkt-Risiko zu erkennen und präventive Maßnahmen im Rahmen dieser Volkskrankheit einzuleiten. Quelle: idw

Jedes Jahr veranstaltet die Buchinger Klinik am Bodensee eine Summer

School für Medizinstudenten und Öko-trophologen über klassische Naturheil-kunde. Und ich hatte das Glück, dabei zu sein, trotz langer Warteliste. Wie erfolgt eine Blutegeltherapie? Was wachsen bei uns für Heilpflanzen und wie kann ich diese nutzen? Wie wirkt Musik auf uns? Wie ernähre ich mich gesund? Welche Entspannungsverfahren gibt es? Viele Fragen, die von der Summer School für klassische Naturheilkunde in der Klinik Buchinger beantwortet werden. Dort ha-ben Medizinstudenten und Ökotropho-logen eine Woche lang die Möglichkeit, einen Einblick in die Naturheilkunde zu bekommen – und diese am eigenen Kör-per zu erfahren.

Auf Heilfasten spezialisiertDie Klinik Buchinger hat sich auf das Heilfasten spezialisiert, welches von ihrem Begründer Otto Buchinger entwi-ckelt worden ist. Deswegen gab es auch für uns Studenten die Möglichkeit, dass Fasten kennen zu lernen. Wer das nicht wollte, konnte aber auch die leckere Voll-wertküche der Klinik genießen. In der Klinik werden viele Naturheilverfahren eingesetzt, wie z.B. die Anwendungen nach Kneipp, Massagen, Entspannungs-verfahren oder Akupunktur. Die Leiterin Dr. Wilhemi de Toledo setzt sich auf-grund ihrer Erfahrungen sehr für Natur-heilkunde ein und lädt aus diesem Grund Studenten und Professoren ein, sich hier fortzubilden. Ich selbst interessiere mich schon lange für Naturheilkunde, aber leider wird diese im Studium meistens sehr vernachlässigt. Umso mehr freute ich mich, einen der begehrten Plätze für die Summer School ergattert zu haben. Gleich bei meiner Ankunft in der Bu-chinger Klinik spürte ich, dass man sich gut um uns kümmern würde. Alles war perfekt organisiert und der Empfang sehr freundlich. Als erstes gab es eine Vorstel-lungsrunde. Von Rostock bis München, auch aus der Schweiz und aus Österreich waren Studenten aller Semester angereist. Am nächsten Morgen begann dann unser eigentliches Programm. Trotz des ausge-füllten Tagesplans gab man sich Mühe, uns einen Ausgleich zu den Vorträgen zu bieten. Dies begann gleich mit dem Morgensport, bei dem wir am Ufer des Bodensees z.B. Qigong-Übungen aus-führten. Einfach herrlich – ich hätte nicht

gedacht, wie gut das tut! Anschließend sollten alle durch das knietiefe Kneipp-Becken laufen. Es kostete mich etwas Überwindung, in das eiskalte Wasser zu steigen – aber erstaunlicherweise fühlte es sich gut an und ich könnte mir jetzt vorstellen, das jeden Morgen zu machen. Nach dem Frühstück wurden wir von Frau Prof. Dr. Kraft aus Rostock in die naturheilkundliche Diagnostik eingewie-sen und lernten die Blutegeltherapie und das Schröpfen kennen. Das Programm endete abends mit Entspannungsü-bungen. So ging der erste erlebnisreiche Tag zu Ende.

Naturheilkunde: Kräuter-wandern und KlinikalltagBereits am nächsten Tag wartete ein ganz besonderes Highlight auf uns: ein Aus-flug in die Waldsee-Therme. Dort hatten wir die Möglichkeit, ein Moorbad oder die CO2 – Therapie selbst auszuprobie-ren. Anschließend wurden wir in die Ge-heimnisse der Massage eingeweiht. Das hat mir so gut gefallen, dass ich mich zu Hause gleich für einen Kurs eingeschrie-ben habe. Jeden Tag wartete ein neues Thema auf uns, und wir machten viele neue Erfahrungen. Besonders in Erin-nerung wird uns die Kräuterwanderung bleiben, bei der wir verschiedene Pflan-zen und ihre Anwendungsgebiete ken-nen lernten. Aber auch die gemeinsamen

Kochstunden unter Anleitung des Kü-chenchefs machten uns viel Spaß. Dank eines Vortrags über die Ernährung und deren weit reichende Folgen für die Um-welt wurden wir sehr zum Nachdenken angeregt: Wenn zum Beispiel Tomaten im Winter verkauft werden, wird extrem viel Erdöl für deren Anbau und Transport benötigt. Während des vielfältigen Pro-gramms lernten wir auch die Bedeutung der Musik für den Menschen kennen. Wir diskutierten mit Experten über die Forschung in der Naturheilkunde und die neuesten Studien zu diesem Thema. Am Beispiel des Klinikums Essen-Mitte wurde uns demonstriert, wie naturheil-kundliche Konzepte in den Klinikalltag integriert werden können.

Ein ganzheitliches ErlebnisEs herrschte zu jeder Zeit freundliche Atmosphäre, wodurch wir die Möglich-keit zu einem echten Dialog mit den Professoren hatten. Alle gaben sich die

größte Mühe, den Aufenthalt für uns so angenehm wie möglich zu gestalten. Am letzten Abend bedankten wir uns bei den Stiftungen, die diese Woche für uns ermöglichten, mit einem Buffet. Die Summer School hat mir einen guten Ein-blick in die Naturheilkunde verschafft und mich in meinem Wunsch bestärkt, beruflich mehr über das Fach zu lernen. Aber auch für mich ganz persönlich hat sich vieles geändert: Ich weiß, wie wich-tig Entspannungsverfahren sind (gerade beim Medizinstudium) und achte jetzt mehr auf meine Ernährung. Fazit: Ein wirklich ganzheitliches Erlebnis. Mehr Infos gibt es auf: www.summer-school.de

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Die Kllinik Buchinger liegt am schönen Bodensee

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Für viele – besonders österreichische Landsleute – mag meine Entschei-

dung, in Regensburg Medizin zu studie-ren, verwunderlich erscheinen. Weiß doch derzeit jeder Österreicher, dass seit zwei Jahren deutsche Studienbewerber regel-recht an die österreichischen Unis strö-men, so musste ich meine Entscheidung schon oft näher erklären. Warum bin ich den umgekehrten Weg gegangen?

EMS und ZVSVorweg sei gesagt, dass ich mich natür-lich dem ZVS-Verfahren stellen muss-te und nur über das Auswahlverfahren der Hochschulen zu meinem Wunsch-

studienplatz gekommen bin. Ich habe im Sommer 2006 maturiert (das öster-reichische Abi gemacht) und im WS 2006/07 mit meinem Medizinstudium begonnen. Es stellte sich damals also die Frage, an welche Uni ich gehen sollte. Ich lebe in Oberösterreich, ungefähr 200 km von Wien, ca. 350 km von Innsbruck und auch ähnlich weit von Graz entfernt. Es war das erste Jahr des EMS-Tests in Österreich. Bis vor zwei Jahren konnte jeder österreichische Maturant das Me-dizinstudium in Österreich aufnehmen. Aber nach einem EU-Urteil, das nun al-len EU-Bürgen den gleichen Zugang zu österreichischen Universitäten gewährt, wurden die Unis von vielen deutschen Studenten geradezu gestürmt. Daher hat man im Juli 2006 zum ersten Mal den Medizinertest eingeführt. Natürlich habe ich diesen auch mitge-macht. Gleichzeitig habe ich mich aber auch bei der ZVS beworben und vor allem Universitäten im süddeutschen Raum angegeben. Regensburg als Uni, die zwar im Ausland, aber mit 180 Ki-lometern von allen öffentlichen Unis am wenigsten weit von meinem Heimatort entfernt liegt, stand bei meiner Bewer-bung an erster Stelle.

das ausgEsiEbt-wErdEn trotz bEstandEnEr

prüfungEn nicht risKiErt

Neben der Entfernung waren noch wei-tere Gründe ausschlaggebend für mich als Österreicherin, in Deutschland zu studie-ren: Am wichtigsten war die Überlegung, dass mein Studienplatz in Deutschland, falls mir einer zugewiesen werden sollte, fix wäre. Was bedeutet das? In Deutsch-land reicht es, jede Prüfung einfach zu bestehen und man kann sein Studium fortsetzen. In Österreich nicht. Hier wird stark gesiebt. Die Medizin-Unis sind seit zwei Jahren derart überfüllt, dass die SIP (Summative Integrative Prüfung) am Ende des zweiten Semesters zum großen

Stolperstein für viele Studenten wird. Da im dritten Semester nicht so viele Prak-tikumsplätze vorhanden sind wie Studie-rende, müssen auch Studenten, die diese SIP zwar bestehen, aber eben keine Eins oder Zwei darauf bekommen, ein Jahr Wartezeit in Kauf nehmen, um ihr Studi-um fortsetzen zu können! Das wollte ich nicht riskieren.

Gegen Modellstudiengang entschiedenEine weitere Überlegung war, dass in Deutschland kein Latinum nötig ist, um mit dem Medizinstudium zu beginnen. Da ich in der Oberstufe des Gymnasiums kein Latein hatte, hätte ich dieses Lati-num im ersten Studienjahr nachholen müssen. In Deutschland gibt es dafür den Kurs Terminologie für Mediziner, den alle Studenten belegen müssen.Meine Wunsch-Uni Regensburg hat eine eher kleine medizinische Fakultät, Mas-sen-Unis wie Wien und München schie-nen für mich nicht so erstrebenswert. Vorlesungen mit Videoübertragung in ei-nen anderen Hörsaal gibt es mittlerweile sogar schon in Innsbruck, in Regensburg aber nicht. Auch bei den Uni-Rankings schnitt Regensburg immer gut ab. Darüber hinaus war der Wunsch nach einem Stu-dium in Regensburg auch eine bewusste Entscheidung gegen das neue Curricu-lum, nach dem an den österreichischen Universitäten gelehrt wird – ähnlich den Modellstudiengängen an manchen deut-schen Unis. Ich glaube, dass die traditi-onelle Vorklinik eher meinem Lerntypus entspricht als der Studienaufbau in Öster-reich oder beispielsweise München. Ich finde das strukturierte Lernen der natur-wissenschaftlichen Grundlagenfächer in der Vorklinik sinnvoller und zumindest für mich besser geeignet.

Tage des BangensZwei Wochen nach meinen letzten Ma-turaprüfungen fuhr ich am 7. Juli 2006 zum EMS-Test. Es war ein langer, an-strengender Tag. Ich hatte mich mithilfe einiger Trainingsbücher auf diesen Test vorbereitet, war aber am Abend sehr er-schöpft. Ich hätte nicht sagen können, ob es gereicht hat. Außerdem schickte ich in dieser Zeit meine Bewerbungsunterlagen an die ZVS und wusste nicht, in welche Durchschnittsnote (DN) die Behörde meine Zeugnisse umrechnen würde. Auf österreichischen Zeugnissen wird kei-ne Durchschnittsnote ausgewiesen. Ich hatte zwei Zeugnisse, die ich einreichen musste: das eigentliche Maturazeugnis, in dem nur die Noten aus den Maturaprü-fungen in den Prüfungsfächern standen, und das Abschlusszeugnis aus der letzten Gymnasiumsklasse, in dem alle Jahres-noten aus allen Fächern standen, aber ohne Einberechnung der Maturanoten.

ich wusstE nicht, wiE man mEinE schulnotEn

gEwichtEn würdE

Keiner konnte mir sagen, wie diese No-ten gewichtet würden. Irgendwann, nach-dem ich von der ZVS erfahren hatte, dass mein Antrag bearbeitet worden war, hielt ich die Spannung nicht mehr aus und rief bei meinem zuständigen Sachbearbeiter an. Welch Freude: Er teilte mir mit, dass meine DN mit 1,4 berechnet worden war, der NC für Regensburg lag im örtlichen Auswahlverfahren des Vorjahres bei 1,5. Damit rechnete ich mir nun realistische Chancen aus, in Regensburg genommen

zu werden. Sicher war ich mir natürlich nicht, da man ja allgemein damit rechnet, dass sich der NC von Jahr zu Jahr ver-schärft. Natürlich hatte ich mich auch bei fünf anderen Unis beworben.

An den Inn oder an die Donau?Mitte August, ich machte gerade den ersten Monat meines Krankenpflege-praktikums in einem Krankenhaus in Linz, erfuhr ich dann das Ergebnis des EMS-Tests: Ich hatte einen Studienplatz in Innsbruck bekommen. Das hieß einst-weilen, ich war mir nun sicher, dass ich Medizin studieren konnte. Aber wo, das war die Frage. Ich hatte mir in der Zwi-schenzeit mit Mühe einen Wohnheim-platz in Regensburg besorgt. Es wurde Herbst und die Spannung stieg. Noch dazu, wo in Österreich das Semester Anfang Oktober beginnt. Ich hatte mich bis Ende September noch nicht in Inns-bruck inskribiert, da ich ja sonst bereits österreichische Studiengebühren hätte zahlen müssen. Am 28. September sollte die ZVS die Bescheide verschicken, am

Mittwoch wäre meine erste Einführungs-veranstaltung in Innsbruck gewesen. Es wurde eng. Seit dem Donnerstag der Vor-woche versuchte ich, von der ZVS tele-fonisch Bescheid zu bekommen. Keine Auskunft am Donnerstag, keine Auskunft am Freitag. Ich saß wie auf Nadeln. Am Sonntag packte ich meinen Rucksack. Wenn es nicht klappte mit Regensburg – von den anderen deutschen Unis hatte ich mich in der Zwischenzeit aus Entfer-nungsgründen gedanklich verabschiedet – wollte ich am Montagnachmittag mit dem Zug nach Innsbruck fahren, mir dort eine Bleibe suchen, mich am Dienstag an der Uni einschreiben und am Mittwoch mit dem Studium beginnen. Doch am Montag erbarmte sich endlich der ZVS-Sachbearbeiter und teilte mir am Telefon mit, dass ich meinen Studienplatz in Re-gensburg bekommen hatte. Mein Jubel war unbeschreiblich! Aber die nächste Hürde wartete: der Postweg. Zwischen Dortmund und Oberösterreich mussten schier endlose Weiten liegen. Die Fortsetzung findet ihr im Digitalen Nachschlag.

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Die MEDI-LEARN Foren sind der Treffpunkt für Medizinstudenten und junge Ärzte – pro Monat werden über 10.000 Beiträge von den rund 18.000 Nutzern geschrieben.

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Der breitgefächerte redaktionelle Bereich von MEDI-LEARN bietet unter anderem Informationen im Bereich „vor dem Studium“, „Vorklinik“, „Klinik“ und „nach dem Studium“. Besonders umfangreich ist der Bereich zu dem medizinischen Examen.

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Studienplatztauschbörse, Chat, Gewinnspiel-kompass, Auktionshaus oder Jobbörse – die interaktiven Dienste von MEDI-LEARN runden das Onlineangebot ab und stehen allesamt kostenlos zur Verfügung.

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Einmal pro Woche digital und fünfmal im Jahr sogar in Printformat. Die MEDI-LEARN Zeitung ist „das“ Informationsmedium für junge Ärzte und Medizinstudenten. Alle Ausgaben sind auch rückblickend Online kostenlos verfügbar.

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Jetzt neu – von Anfang an in guten Händen: Der MEDI-LEARN Club begleitet dich von der Bewerbung über das Studium bis zur Fach-arztprüfung. Exklusiv für dich bietet der Club zahlreiche Premiumleistungen.

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&Die Webseite für Medizinstudenten junge Ärzte

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IMPRESSUMHerausgeber: MEDI-LEARN, ISSN 1860-8590 Bahnhofstraße 26b, 35037 Marburg/LahnTel: 04 31/780 25-0, Fax: 04 31/780 25-29E-Mail: [email protected], www.medi-learn.de

Redaktion: Jens Plasger (Redaktionsleitung), Christian Weier (V.i.S.d.P.), Angelika Lehle, Trojan Urban, Lilian Goharian, Dr. med. Dipl.-Psych. Bringfried Müller, Thomas Brockfeld

Lektorat: Jan-Peter Wulf, Marlies LehmkuhlLayout & Graphik: Angelika Lehle, Daniel Lüdeling (Cartoons)

Berichte: Phillip Rösch, Dr. Annette Tuffs, Janine Döpker, Yvonne Bernsdorf, Dr. Thomas Raddatz, Kara Krajewski, Peter Vomhof, Saskia Fischer, Nicola Schöppl, Patrick.Weidinger

Druck: Druckerei + Verlag Wenzel, Am Krekel 47, 35039 Marburg/LahnTel: 0 64 21/17 32 60, Telefax: 0 64 21/17 32 69

Anzeigenbetreuung: Christian Weier, Olbrichtweg 11, 24145 KielTel: 04 31/780 25-0, Fax: 04 31/780 25-29E-Mail: [email protected]. – Es gilt die Anzeigenpreisliste 02/2005.

Bildnachweis: www.photocase.com, www.istockphoto.com, www.sxc.hu, www.pixelquelle.de, Artikelautoren

Erscheinungsort: MarburgDie MEDI-LEARN Zeitung erscheint fünfmal pro Jahr und wird als Beilage der Zeitschrift Via medici aus dem Georg Thieme Verlag, Stuttgart, zugelegt. Der Bezug ist für Abonnenten der Via medici in deren Abonnement bereits enthalten. Der Einzelpreis beträgt 1,90 €. Für unverlangt eingesandte Manuskripte, Fotos etc. kann der Verlag keine Gewähr übernehmen. Nachdruck – auch in Auszügen – nur mit vorheriger schriftlicher Zu-stimmung. Der Verlag kann für Preisangaben keine Garantie übernehmen. Namentlich gekennzeichnete Artikel geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion wieder. Bei allen Gewinnspielen und Aktionen ist der Rechtsweg ausgeschlossen. Anregungen und Redaktionskontakt per E-Mail unter: [email protected].

Verlosung: Bei allen Verlosungen in dieser Ausgabe ist der Rechtsweg ausgeschlossen. Der Einsendeschluss ist am 30. November 2007. Die Gewinner werden regelmäßig im Internet unter www.medi-learn.de/gewinner bekannt gegeben.

Dein Artikel bei MEDI-LEARN? Wir freuen uns über die Zusendung von Erfahrungs-berichten und anderen Artikeln und belohnen die Autoren mit Fachbüchern. Alle weiteren Infos findest du unter www.medi-learn.de/artikel.

Den Studentenströmen entgegen Als österreichische Medizinstudentin in Regensburgvon Nicola Schöppl

Weitere Infos

und Anmeldung unter:

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Tel: 064 21/68 16 68

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Entspannt durchs ExamenMEDI-LEARN Kurse für Physikum und Hammerexamen

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Gewinnspiel: Trage einfach die Lösung unter www.medi-learn.de/akupunkturraetsel ein. Hier findest du auch einen kurzen hilfreichen Text, der dir das Lösen des Rätsels erleichtern wird. Wir verlosen 1x Akupunkturfigur und zahlreiche, weitere Preise im Gesamtwert von 1.000 € rund um das Thema Akupunktur, zur Verfügung gestellt von 3B Scientific. Der Rechtsweg ist wie immer ausgeschlossen. Das Gewinnspiel läuft bis 30. November 2007.

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Das SEIRIN® Akupunktur-Rätsel16

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Waagerecht1. ein anderes Wort für Auriculotherapie3. eine Sprache5. größte Untersuchung über Akupunk-

tur 20027. Teilgebiet der Chinesischen Medizin9. Abk. für Periduralanästhesie11. befasst sich mit der Gesundheit13. Weitergabe von Handlungsmustern,

Überzeugungen u.a.16. Medikament ohne Wirkstoff19. längliches dünnes Werkzeug aus

hartem Material20. Abk. für Deutsche Gesellschaft für

Manuelle Medizin

Senkrecht2. Gesamtheit menschlicher Fähigkeiten

über die Heilung von Krankheiten4. lat. für Stich 6. Abk. für rational- emotive Therapie8. Abk. absolute Refraktärphase10. Abk. elektrostatisches Potential12. überschwellige Depolarisation einer

Zellmembran14. Körperstellen für Akupunktur15. lat. für Nadel17. Leitbahnen18. Teilbereich der TCM21. vitale Energie

Das SEIRIN®-Akupunktur-SpecialDieses Rätsel ist Teil des Themenspecials rund um den Bereich Akupunktur, den wir euch in Kooperation mit 3B Scientific und SEIRIN in den kommenden Ausgaben der MLZ ausführlich vorstellen. Weitere Infos auch online unter:www.medi-learn.de/akupunktur

Kurz notiert

Hin und HerDie Abwanderung von Ärztinnen und Ärzten ins Ausland hat im letz-ten Jahr erneut zugenommen. Insge-samt verließen knapp 2.600 Ärzte Deutschland und damit 14 Prozent mehr als im Jahr davor. Das geht aus der Ärztestatistik von Bundesärzte-kammer und KBV hervor. Anders-herum nach wie vor hoch ist die Zu-wanderungsrate ausländischer Ärzte nach Deutschland: Von den Neuzu-gängen, die die Ärztekammern im vergangenen Jahr verzeichneten, waren 1.404 ausländische Ärztinnen und Ärzte, das sind 15 Prozent aller Erstmeldungen im Jahr 2006.Quelle: Bundesärztekammer

Weniger und mehrWeniger Cannabis, dafür aber mehr Alkohol. Die Bundeszentrale für ge-sundheitliche Aufklärung (BZgA) in Bonn legte jüngst zwei Berichte vor, die sich dem Konsum von zwei mehr oder minder verbreiteten Sucht- und Genussmitteln widmen. Diesen Meldungen zu Folge ist der Can-nabis-Konsum rückläufig, während der Alkoholkonsum unter Jugend-lichen anstieg. Auf die Frage, ob sie bisher in ihrem Leben überhaupt schon einmal Cannabis konsumiert haben, antworten aktuell 13 Prozent der 14- bis 17-Jährigen mit „Ja“. Dies waren im Jahre 2004 noch 22 Prozent gewesen. Anders die Wer-te bei der Volksdroge Alkohol: Der Anstieg ist hier besonders auffällig bei den 16- bis 17-jährigen männ-lichen Jugendlichen. Bei den Jungen dieser Altersgruppe lag die durch-schnittliche wöchentliche Trink- menge an reinem Alkohol im Jahr 2004 bei 127 g, sank im Jahr 2005 auf 108 g und liegt im Jahr 2007 bei etwa 150 g reinem Alkohol im Wo-chendurchschnitt. Dies entspricht umgerechnet ca. 2 Gläsern alkoho-lischer Getränke an jedem Tag in der Woche.Quelle: BZgA

Pillen im TestDie Stiftung Warentest nimmt auch Medikamente unter die Lupe: Ein test spezial, das online unter www.test.de noch erhältlich ist, widmete sich Pillen, Salben und Tinkturen. In Zeiten der Gesundheitsreform werden viele Arzneimittel von der Krankenkasse nicht mehr bezahlt. Patienten werden als Selbstversorger zur Kasse gebeten. Umso wichtiger ist es zu wissen, welche Medika-mente wirklich wirksam, sicher und vor allem trotzdem preiswert sind. Das test SPEZIAL Arzneimittel der Stiftung Warentest ist ein Wegwei-ser für den Markt der Tabletten, Dra-gees, Salben und Tinkturen. Welche neuen Mittel sind viel versprechend, was hat sich bewährt? Auch diese Fragen werden in dem Sonderheft beantwortet. Zudem gibt das Heft einen Überblick über die Gesund-heitsreform mit ihren etlichen neuen Regelungen. Quelle: Stiftung Warentest

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Die ExtraportionDiese Artikel findest du im Online-Teil unserer Zeitung:

Nachschlag

PJ in der SchweizIn der „Suisse romande“, der französisch-sprachigen Schweiz jenseits der Sprach-grenze, die die Schweizer „Röschtigraben“ nennen (nach einem Nationalgericht, das fast nur im deutschsprachigen Teil geges-sen wird), bewirbt man sich bei einer der beiden medizinischen Fakultäten der Uni-versität Genf oder der Universität in Laus-anne. So auch Alexander Rösch. Über seine Erfahrungen und Eindrücke im PJ berichtet er im Digitalen Nachschlag.

Mehr als Rotwein und BaguettesJuliane Wilcke kann einen Frankreichauf-enthalt im Rahmen von Erasmus wirklich nur jedem empfehlen. „Man sollte sich von der Bürokratie oder sprachlichen Hem-mungen nicht abhalten lassen. Schließlich kann man nie wieder so unkompliziert ins Ausland gehen und dabei so einfach viele Leute unterschiedlicher Länder und Kul-turen kennen lernen!

Alle Artikel findet ihr kostenlos unter:www.medi-learn.de/mlz-nachschlag

Praktisches Jahr

Der Jetlag und unsere Gene Alle Pflanzen und Tiere besitzen innere Uhren, die ihren Tagesablauf steuern und bei Tieren unter anderem den Schlaf- und Wachrhythmus bestimmen. Diese Uhren laufen biochemisch und werden durch ein komplexes Wechselspiel von Genen und Licht reguliert. Eine Gruppe von Wis-senschaftlern aus der Abteilung von Prof. Gregor Eichele am Max-Planck-Institut für biophysikalische Chemie in Göttingen hat jetzt einen neuen Mechanismus entdeckt, wie diese inneren Uhren auf Licht reagie-ren - ein Problem, dem wir bei Flugreisen ständig ausgesetzt sind.

Schlangengift als Medikament?Eine Chemikerin der Technischen Uni-versität (TU) Wien begibt sich auf die Su-che nach ungewöhnlichen Strukturen in Schlangengiften und möchte deren medi-zinische Einsetzbarkeit nachweisen.

Forschung

Der Bingo-Club kommt zu BesuchLeben und Lernen in Andalusien? Dieser Gedanke gefiel Franziska Ruhland und so hat sie das Wintersemester 2006/07 in Spanien in der schönen Stadt Cádiz ver-bracht, die an der Costa de la Luz liegt.Insgesamt hat sie das Semester dort als ungemein bereichernd für ihre persön-liche, berufliche und sprachliche Entwick-lung empfunden. Sie hat vor allem in den diversen Praktika im Krankenhaus viele neue Fähigkeiten erwerben können.

Ausland

schädigung nicht sichergestellt worden sei, zum Beispiel durch das Abnehmen der Wagenschlüssel. Ähnlich lautete die gutachterliche Wer-tung im zweiten Fall. Der Arzt hätte sein Personal anweisen müssen, Sichtkontakt zu halten, um bei Verlassen der Praxis re-agieren zu können (dann allerdings hät-te eine Bestätigung des „Verlassens der Praxis auf eigene Gefahr“ ausgereicht).Im dritten Fall schließlich geht die Recht-sprechung von einer Verpflichtung aus, den Patienten ausfindig zu machen und über die Behandlungsbedürftigkeit zu informieren. Ein BGH-Richter hat dies mündlich mit der Rückrufpflicht einer Werkstatt in dem Fall verglichen, dass versehentlich ein Fahrzeug mit losen Radmuttern ausgegeben worden sei. In diesem Sinn hat der BGH auch in einem ganz ähnlichen Fall entschieden (BGH VersR 91, 308 ff).

Also: Man sollte nicht darauf vertrauen, dass ein Patient sich weisungsgemäß verhält. Solange das eigene Tun oder Unterlassen Nachwirkungen haben kann, ist man in der persönlichen Verantwor-tung. Soweit man die Möglichkeit der Kontrolle hat, muss man diese auch aus-üben. Nicht von ungefähr ist die Berufs-haftpflichtversicherung ein unbedingtes „Muss“ und in der Berufsordnung für Ärzte vorgeschrieben. Und das Thema ist nicht erst ab der Approbation aktuell. Schon als Medizinstudent wie auch als Assistenzarzt ist Haftung ein sehr wich-tiges Thema. Produktinfo: Absichern statt Haf-ten – weitere Infos zur Berufshaft-pflicht kann man unter der E-Mail-Adresse des Autors anfordern: [email protected]

Online geht es weiterLeider sind Seitenzahl und Erschei-nungshäufigkeit der MEDI-LEARN Zei-tung begrenzt, so dass wir nicht immer alle Texte berücksichtigen können, die ihr uns zusendet. Genauer gesagt: berücksichtigen konn-ten, denn nun gibt es den Digitalen nachschlag bereits zum zehnten Mal mit weiteren spannenden Artikeln – ak-tuell über Zecken – und Ergänzungen zu den Berichten der Print-Ausgabe. Der Digitale nachschlag steht kostenlos als PDF im Internet zur Verfügung. Einfach die folgende Seite aufrufen: www.medi-learn.de/mlz-nachschlag

Medizin ist ein höchst kompliziertes Gebilde, eingebunden in vielerlei

Wertvorgaben unterschiedlichster nor-mativer Ebenen – eine davon ist die ju-ristische. Hier ist die Haftung des Arztes für sein Tun und Unterlassen das zentrale Thema. Dabei spielen nicht nur Diagno-se-, Behandlungs- und Aufklärungsfehler eine Rolle, sondern auch die Verletzung sonstiger ärztlichen Pflichten. Diese son-stigen ärztlichen Pflichten sind vielfältig. Sie beginnen, sobald sich der Patient in die Obhut des Arztes begibt, und sie en-den erst, wenn das Behandlungsverhält-nis tatsächlich abgeschlossen ist. Wie differenziert gefächert die Haftung im ärztlichen Berufsalltag ist, wird in die-sem Beitrag thematisiert.Wie würde man als Richter in den fol-genden Fällen, die sich tatsächlich so ereignet haben, entscheiden? Die beteili-gten Ärzte hatten jeweils aus ihrer Sicht alles getan, um ihren Sorgfaltspflichten zu genügen. Trotzdem ist es zu Zwi-schenfällen gekommen, wegen derer sie auf Schadenersatz in Anspruch genom-men werden.

Fall 1: Ein Patient stellt sich in einem Krankenhaus vor, weil bei ihm eine am-bulante Magenspiegelung durchgeführt werden soll. Der Hausarzt hatte ihn be-reits darauf hingewiesen, dass er wegen der notwendigen Sedierung anschließend auf keinen Fall selbst mit dem Auto nach Hause fahren darf. Der Patient hat dies zugesagt und der Hausarzt das Gespräch in der Karteikarte dokumentiert.Im Krankenhaus wird der Patient noch einmal belehrt, nach dem Eingriff kein Kfz zu führen. Er bestätigt auch dies; er sei mit eigenem Wagen gekommen und werde mit dem Taxi heimfahren.Anschließend wird der Patient sediert. Die Sedierung ist, wie der Gerichtsgut-achter später feststellt, mit 20 mg Busco-pan und 30 mg Dormicum der Körper-größe und dem Gewicht angemessen. Die Untersuchung erfolgt um 08.30 Uhr. Danach bleibt der Patient 30 Minuten unter Aufsicht, ihm werden noch 0,5 mg Anexate verabreicht. In der Folge hält er sich auf Weisung der Ärzte im Kranken-hausflur auf, wo weiter Sichtkontakt zu ihm besteht. Um 11.00 Uhr entfernt er sich plötzlich ohne Absprache und ohne entlassen worden zu sein. Er fährt mit seinem Kfz davon, kommt alsbald auf die Gegenfahrbahn und verstirbt nach einer Kollision mit einem entgegenkom-menden Lkw.

Fall 2: Ein Dermatologe weist einen Pati-enten an, nach einer Desensibilisierungs-spritze noch 30 Minuten im Wartezim-mer zu bleiben, weil es zu gefährlichen Reaktionen kommen könne. Der Patient entfernt sich unbemerkt nach 10 Minu-ten und bricht vor der Praxis zusammen. Der herbeigerufene Notarzt lässt den Patienten zur weiteren Klärung in ein Krankenhaus bringen. Infolge der verzö-gerten Behandlung des anaphylaktischen Schockes erleidet der Patient einen hypo-xischen Hirnschaden. Er wird zeitlebens in einem Pflegeheim untergebracht sein.

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Aus Fehlern lernenWie weit geht die Fürsorgepflicht des Arztes?von Patrick Weidinger (Deutsche Ärzte Versicherung)

Fall 3: Ein Patient meldet sich in der Krankenhausambulanz. Er gibt seine Personalien an und schilderte Beschwer-den, die auf einen Herzinfarkt hindeuten. Der Assistenzarzt erkennt die Symptome, teilt dem Patienten seine Diagnose aber nicht mit, sondern bittet ihn, noch etwas zu warten, damit er den Oberarzt hinzu-ziehen könne. Als die Ärzte zehn Minu-ten später nach dem Patienten schauen wollen, ist dieser schon gegangen. Die Ärzte notieren dies, veranlassen sonst aber nichts. Der Patient verstirbt am nächsten Tag infolge des unbehandelten Herzinfarktes.In all diesen Fällen drängt sich (zumin-dest als eine) Ursache das Eigenver-schulden des Patienten auf, weil dieser sich weisungswidrig verhalten hat.So sehen dies die Gerichte aber nicht. Sie verlangen vom Arzt in all diesen Fällen eine besondere Sorgfalt. Er habe im Rahmen seiner Möglichkeiten auszu-schließen, dass ein Patient sich infolge Sedierung oder Aufregung oder Unauf-merksamkeit weisungswidrig verhält und dadurch zu Schaden kommt.

In diesem Sinne hat der Bundesge-richtshof (BGH, Urt. v. 08.04.03, VI ZR 265/02) im ersten Fall ein Versäumnis der Ärzte gesehen und den Erben Scha-densersatz zugesprochen. Der BGH mo-nierte, dass das Unterlassen einer Selbst-