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Medien

Kapitel 3: Medien

1 Die politische Öffentlichkeit

2 Die Parteipresse

3 Vom Niedergang der Parteipresse zur Pressekonzentration

4 Bewegungsparteien

5 Medien als Konkurrenten von Parteien - Medienparteien

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Medien

3.1 Die politische Öffentlichkeit

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Medien

Das politische Raisonnement in der Informationsgesellschaft wird geleistet durch:

• mediale Kommunikationszentren, als Akteure, Gate Keeper, Agenda Setter und Kommunikatoren,

• ökonomisch-kommerzielle Kommunikationszentren (Public Relations-Agenturen, Marketingabteilungen, Medienstäbe) und

• politische Kommunikationszentren (Verbände, Parteien, Lobby-Agenturen, Behörden) (Imhof 1996: 165).

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Systemtheoretisch gesehen vermengen sich hier die drei Teilsysteme

• Medien

• Wirtschaft und

• Politik

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Gründungsdaten der ältesten Schweizer Zeitungen:

• 1780: Zürcher Zeitung (heute: Neue Zürcher Zeitung)

• 1798: Gazette de Lausanne

• 1826: Journal de Genève

• 1839: Tagblatt der Stadt St. Gallen (heute: St. Galler Tagblatt)

• 1844: Basler Nachrichten

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Bis in die 1960er Jahre

• Es bestehen direkte Verbindung zwischen Medien und politischen Parteien.

• Es besteht eine formalisierte Beziehung zwischen dem politischen System und den elektronischen Medien (Imhof 1996: 1965 f.).

Die politischen Inhalte - die politischen Ideen - wurden durch vorgegebene Ausgewogenheitskriterien beim Rundfunk und politische Selektionslogiken bei der Parteipresse bestimmt.

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Heute:• Die klassische Symbiose von Politik und

Medien wird durch die Symbiose von Ökonomie und Medien abgelöst.

• Mit der Verschmelzung von publizistischen und ökonomischen Interessen zum renditeorientierten Medienunternehmen entsteht das Bedürfnis, sich eine politische Bewegung zu leisten, um partikuläre Interessen in den Legislativ- und Exekutivorganen des Staates zu etablieren (Imhof 1996: 166).

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Medien

Die Schweiz hat nach wie vor eine der grössten Dichte an Zeitungen. Das BfS

zählte 1995:

• Zeitungen 257

• Amtsblätter/Anzeiger 343

• Publikums-Zeitschriften 90

• Spezial-/Hobby- und Fachzeitschriften 1900

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3.2

Die Partei-presse

Revue de GenèveTitelblatt der Ausgabe vom 12. September 1849. Radikale Zeitung die von 1842 bis um 1850 herum existierte.

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Grundmuster der politischen Kommunikation in der Schweiz im 19. und

weitgehend auch im 20. Jahrhundert

Die Zeitungen waren Parteiblätter. Der öffentliche Diskurs entstand aus den liberalen, radikalen, konservativen, demokratischen und sozialistischen Stimmen (Blum 1996: 203).

= Aussenpluralismus

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Am Anfang standen Medienparteien

• Ursprünglich bestanden in der Schweiz, wie übrigens auch zum Beispiel in Österreich (vgl. Schmolke 1996) eigentliche "Medienparteien".

• Zeitungen bildeten mit ihrem Abonnentenstamm Gesinnungsgruppen und stellten Vorformen von Parteien dar (Blum 1996: 203).

• Noch Ende des 19. Jahrhunderts bezeichnete man im Kanton Baselland die Rechtsfreisinnigen als "Lüdinpartei", nach der Familie Lüdin, Besitzerin der "Basellandschaftlichen Zeitung", und die Linksfreisinnigen als "Landschäftlerpartei", nach der oppositionellen Zeitung "Der Landschäftler" (Blum 1996: 203).

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Zeitungen werden zu Parteizeitungen

Erst die Herausbildung von eigentlichen Parteiorganisationen, welche - zumindest teilweise - versuchten, sich nach dem Mitgliederprinzip zu organisieren, machte die Zeitungen zum verlängerten Arm der Parteien, zu "Organen" oder "Tribünen".

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Die Ausbildung einer starken Parteiorganisation und die Bindung an ein Parteiorgan stehen in einem

wechselseitigen Verhältnis (Gruner 1964: 286).

• Je geringer der organisatorische Apparat, desto grösser die enge Bindung an ein Parteiorgan.

• These: Anhaltende Bedeutung der Parteipresse bis Mitte der 1960er Jahre mit stabilen Bindungen der Leser an die Parteiorgane hat die Herausbildung von Parteiorganisationen mit Mitgliederstrukturen lange Zeit behindert.

• Die schwach organisierten schweizerischen Massenparteien wurden also lange Zeit gestützt durch die Struktur der Schweizer Parteipresse. Während eine Massenpresse fast ganz fehlte, kannte die lokale Presse eine weit über ihren engen Rahmen hinausgehende Bedeutung (Gruner 1964: 284).

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Viele Parteizeitungen

Gruner zählt Mitte der 1960er Jahre 370 politische Zeitungen, die grossenteils über ein historisches Alter verfügen. Von diesen 370 Zeitungen sind zwar nur 237 offizielle Organe von Parteien, aber von den 133, die sich als unabhängig und neutral ausgeben, sind wohl kaum mehr als 5 wirklich unabhängig (Gruner 1964: 285).

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3.3 Der Niedergang der Parteipresse, Zeitungssterben

und Pressekonzentration

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Später Niedergang der Parteipresse

Erst seit 1968 begannen sich die Zeitungen von den Parteien zu emanzipieren.

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Zeitungsfusionen:

In zahlreichen Städten und Regionen fanden Fusionen statt, bei denen parteigerichtete Blätter durch unabhängige ersetzt wurden. Teilweise fusionierten dabei sogar die Parteiblätter alter politischer Gegner oder zumindest Konkurrenten.

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Hier einige Beispiele aus Blum (1996: 203):

• Die Südostschweiz ("Neue Bündner Zeitung" (demokratisch), "Freie Rätier" (freisinnig) und "Bündner Tagblatt„)

• "National-Zeitung" (freisinnig, dann non-konform) und die "Basler-Nachrichten" (liberalkonservativ, dann liberal) zur "Basler Zeitung"

• "Vaterland" (christlich-demokratisch) und das "Luzerner Tagblatt" (freisinnig) zuerst zur "Luzerner Zeitung", dann die "Luzerner Zeitung" und die eher etwas progressiven parteiunabhängigen "Luzerner Neusten Nachrichten" zur "Neuen Luzerner Zeitung„

• Le Temps aus dem Journal de Genève et Gazette de Lausanne und Nouveau Quotidien

• Aargauer Zeitung aus Argauer Tagblatt und Badener Tagblatt. • U.a.m.

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Verbreitung der Print-Medien: Leser per Ausgabe anstelle K1

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Tageszeitungen in der Deutschschweiz (Nettoreichweite LpA in % im jeweiligen Sprachgebiet, Klammer: Rang Vorjahr)

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Medien

Überregionale Wochentitel Deutschschweiz (Nettoreichweite LpA in % im Sprachgebiet, in Klammer: Vorjahr)

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Medien

Anstelle des Aussenpluralismus kommt es zu einem Binnenpluralismus!

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Verlagshäuser

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Verlage und Konzerne:

Redaktionsstatute versuchen die kommerziellen Interessen der Verlage zurückzubinden.

Gefahr Konzernjournalismus!

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Zwei idealtypische Kommunikatorentypen (vgl. z. B. Kunczik 1977: 91):

• Solche, die gesellschaftliche Vorgänge mit Abstand betrachten und sich selbst als Transmissionsstelle im Informationsfluss und als neutral-distanzierte Journalisten sehen, und

• Solche, die aufklärerisch, engagiert und konfliktorientiert ihre Aufgabe als Wachhunde der Gesellschaft gegenüber den Herrschenden definieren und sich als die Machtmissbrauch verhindernde vierte Gewalt im Staate verstehen.

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Medien

Für die Parteien heisst die Entkoppelung von der Presse:

• Sie verlieren ein wichtiges Sprachrohr• Sie verlieren ein wichtiges Medium zur

Einbindung von Parteisympathisanten• Sie sind auf teure Werberäume

angewiesen, oder• müssen mit Ereignissen

(„Pseudoereignissen“) eine Berichterstattung generieren.

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3.4 Bewegungsparteien – eine erfolgreiche Anpassung an die veränderten Voraussetzungen

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Von der Partei zur Bewegungspartei

"Der Konkurrenzierung durch soziale Bewegungen im Kampf um Medienresonanz passen sich die etablierten Parteien in verschiedener Hinsicht an, indem sie die Symbolisierung von Politik der sozialen Bewegungen kopieren. In der Konkordanzdemokratie der Schweiz führt dies zum irritierenden Effekt, dass etablierte politische Akteure, die an der Macht partizipieren(,) gleichzeitig gegen eben diese Macht medienwirksam agitieren" (Imhof 1996: 168).

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Die Bewegungspartei ist eine Adaptionsform an den Strukturwandel der Öffentlichkeit. Sie ist ein Sowohl-als-auch:

• Sie begeht zum einen den klassischen Weg zu den machtbeladenen Positionen im politischen System und versucht zum anderen den veränderten Bedingungen bei der Erlangung von Aufmerksamkeit und Zustimmung von Seiten des Souveräns Rechnung zu tragen (vgl. Imhof 1996: 166 f.). Damit macht die Bewegungspartei Öffentlichkeitsarbeit im klassischen Sinne über Traktate, Wahlwerbung, Medienkonferenzen und medienwirksame Aktionen in Form von zivilem Ungehorsam, Manifestationen und Protestaktionen (Imhof 1996: 167).

• Sie ist funktional differenziert, hierarchisch kontrolliert und auf zertifizierte Mitglieder beschränkt und sie gibt sich gleichzeitig als offene, basisdemokratische soziale Bewegung mit charismatischer Führung (Imhof 1996: 167).

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Beispiele von Bewegungsparteien:

• Grüne Parteien (D, CH, A)

• Organisationen der Neuen Rechten (FPÖ, Legas, Front National, Forza Italia)

• Teilweise haben auch SP und SVP charakteristische Merkmale von Bewegungsparteien.

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3.5 Medien als Konkurrenten von Parteien - Medienparteien

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Medien und politische Öffentlichkeit

Zentrale Rolle der Medien als Agenda-Setter, Gate-Keeper, moralisches Gewissen.

Beispiele Medialer Parteinahmen: EWR-Abstimmung, Aktion der Westschweizer Medien gegen das Streichen der Swissair Intercontinental-Flüge von Cointrin.

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Möglichkeiten und Grenzen der Medien:

Beispiel Arena

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Die Tage der Arena sind gezählt?

Gegenüber dem Vorjahr hat die «Arena» massiv Zuschauer verloren. Schauten sich 1999 im Schnitt 320 000 Zuschauer die Sendung an, waren es im laufenden Jahr noch 270 000. Der Marktanteil fiel von 32 auf 28 Prozent. Ihren Höhepunkt hatte die «Arena» 1996. Damals betrug der Marktanteil im Jahresmittel 37 Prozent.

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SVP und SP in der Arena übervertreten

Eine Statistik der SonntagsZeitung (15.10.2000) zeigt jetzt, dass die SVP, gemessen an ihrem Wähleranteil, in der «Arena» tatsächlich klar übervertreten ist. Noch deutlicher ist das Missverhältnis zwischen Parteistärke und «Arena»-Auftritten aber bei der SPS. Mit einem Wähleranteil von rund 22 Prozent bestritt die SPS seit Bestehen der Sendung 33 Prozent der Politiker-Auftritte. Alle anderen Parteien sind, gemessen an ihrer Wählerstärke, untervertreten. (SZ 15.10.2000)

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Arena: Neues Sendekonzept

Mit einem neuen Sendekonzept versucht das Fernsehen DRS den Sinkflug der «Arena»-Einschaltquoten zu stoppen. Am Freitagabend wurde erstmals mit neuer Anordnung debattiert - zur Freude vieler Teilnehmer. «Früher gab es mehr Showkämpfe, jetzt ist es weniger emotional, dafür sachlicher», lobte etwa die Aargauer CVP-Nationalrätin Doris Leuthard. (SZ 15.10.2000)

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Gebrauch von Medien als Einflussmittel:

Wirtschaftliche Akteure verschaffen sich Macht durch Verfügungsgewalt über Medien.

Beispiele: Tat, Brückenbauer, Marktplatz, Schweri-Inserate, Otto Ineichen.

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Medien als Parteiersatz

Medienakteure greifen in die Politik ein.

Bsp.: Neue Krone Zeitung, Beobachter

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Medienparteien à la Berlusconi (Blum 1996: 201):

• Es engagiert sich ein branchenfremder Bauunternehmer im Medienbereich, kauft Zeitungen und Zeitschriften auf und profitiert von der Deregulierung der elektronischen Medien, dies es ihm erlaubten bis zu drei Fernsehkanäle zu besitzen. Führende Figuren können über das Leitmedium Fernsehen mit grosser Reichweite Einfluss ausüben.

• Berlusconi profitierte vom Zusammenbruch des alten politischen Systems und der Diskreditierung der damaligen Regierungsparteien. Sein Zugriff auf die Politik wirkte zwar spontan, war aber bis in Detail geplant und es standen private Infrastrukturen zur Verfügung (Werbekampagnen, Wahlkampfplanung, finanzielle Ressourcen, Parteiorganisation). Er präsentierte sich als Bollwerk gegen die rote Gefahr und es gelang ihm mit der "Forza italia“ eine Partei ins Leben zu rufen, die mehr nach dem Muster eines Fussball-Fanclubs gestrickt war.

• Berlusconi setzte im Wahlkampf und auch nachher seine Medienmacht zu seinen Gunsten ein. Es besteht keinerlei Gewaltentrennung mehr zwischen politischer Macht und Medienmacht.

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In der Schweiz gibt es (noch?) keine Anzeichen für die Herausbildung einer Medienpartei. Allerdings haben die Medien in den politischen Auseinandersetzungen ohne Zweifel an Bedeutung gewonnen.

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Medien

Wandel der medialen Öffentlichkeit und politische Parteien:

• Die Präsenz und Darstellung in den Medien wird heute im Hinblick auf ein erfolgreiches Abschneiden bei Wahlen und Abstimmungen deutlich stärker gewichtet. Eventmanagement (Rücktritt Stich).

• Medien fördern Personalisierung. Personen werden auch innerhalb der Parteien immer wichtiger. Wichtige Parteiämter werden mit arenatauglichen Personen besetzt.

• Punkto Aktualität und Präsentation müssen sich die politischen Inhalte der Parteien der Medienrationalität unterwerfen (möglichst schnell und in Form von 1., 2. und 3., schwarz oder weiss und möglichst polarisierend).