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Inhalt Editorial

Digitale Gesundheit: Wie digitale Medien zur Unterstützung der Gesundheit eingesetzt werden

von Sven Meisster, Wolfgang Deiters, Andre Hellwig und Michael Pantförder

Gesundheitskompetenz im digitalen Zeitalter

von Veronika Strotbaum

Digitale Gesundheitsförderung - Mit dem ergoscan zu einem gesunden Rücken am Arbeitsplatz

von Johannes Heering

Digitalisierung im Gesundheitswesen - Herausforderungen und Chancen für NutzerInnen von Karoline Malchus

User-centered digital health application development to promote healty ageing von Simon Langerer, Tiara Ratz und Sonia Lippke

Digitale Gesundheit von Thomas Lux

Lehre und Forschung von eHealth-Services in einem Living Lab von Robert Mischak

Buchrezension: Sitzen ist fürn Arsch von Mara Seupel

Abschied von Prof. Dr. Paul Klimsa 1955-2018

Impressum

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Liebe Leserinnen und Leser,Die Digitalisierung prägt nicht nur technologische Entwicklungen sondern verändert auch Kommunikations- und Medienangebote. Davon betroffen ist auch das Gesundheitswesen. Begriffe wie „Gesundheitskompetenz“ und „digital health“ gewinnen immer mehr an Bedeutung. Die 12. Ausgabe der Online Zeitschrift für Wissenschaft und Praxis beschäftigt sich mit dem Thema „Digitale Gesundheit“.Sven Meister beschreibt im ersten Artikel Innovationen, die neue Möglichkeiten der Informationsdarstellung und Interaktion digitaler Medien hervorbringen. Es werden sowohl mobile Apps und Wearables als auch Virtual und Augmented Reality im Gesundheitsbereich betrachtet. Zudem geht es auch um die digitale Kompetenz der Nut-zerInnen.Um den Begriff „Gesundheitskompetenz“ geht es im zweiten Artikel von Veronika Strotbaum. Dabei werden u.a. verschiedene Maßnahmen zur Förderung der Gesundheitskompetenz vorstellt.Rückenprobleme am Arbeitsplatz sind keine Seltenheit. Wie man diesen vorbeugen kann, stellt Johannes Hee-ring in seinem Artikel über den ergoscan vor. Es werden zudem mögliche Auswirkungen auf die betriebliche Mit-arbeitergesundheit erläutert.Im vierten Artikel geht es um Herausforderungen beim Einsatz digitaler Technologien im Gesundheitswesen. Ka-roline Malchus geht dabei auf Möglichkeiten und Chancen für die NutzerInnen ein.Der englischsprachige Artikel von Simon Langener, Tiara Ratz und Sonia Lippke setzt sich mit Charakteristika wirksamer eHealth-Angebote und der sinnvollen Entwicklung mobiler, digitaler Gesundheitsanwendungen aus-einander. Unter anderem werden Empfehlungen für die Datensicherung und Gestaltung der Benutzeroberfläche gegeben.Thomas Lux grenzt in seinem Artikel zunächst den Begriff E-Health ab und beschreibt anschließend die Heraus-forderung für die Prozessgestaltung im Gesundheitswesen. Im siebten Artikel beschreibt Robert Mischak das Konzept des „eHealth Living Labs“, bei dem komplexer Lösun-gen in einem multiplen „Real Welt Labor“ entdeckt, entwickelt, validiert und optimiert werden.Den Abschluss bildet eine Buchrezension über das Buch „Sitzen ist fürn Arsch“.

Die Redaktion und ich wünschen Ihnen viel Freude mit der aktuellen Ausgabe unserer Zeitschrift Medienproduk-tion.

Mara Seupel

Editorial

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2 Medienproduktion - Online Zeitschrift für Wissenschaft und Praxis

2. Digitale Gesundheit und ihre MedienDie Welt der Digitalisierung im Gesundheitswesen hat viele Facetten und eine langjährige Genese, wie in der nachfol-genden Abbildung 1 gezeigt.

Abbildung 1: Entwicklung der Digitalisierung im Gesund-heitswesen. (© Fraunhofer ISST)

Ob „Individualisierte Medizin“, „Digital Health“, „Mobile Health“, „E-Health“ oder auch „Telemedizin“, allen Ansätzen gemein ist der Wunsch Ärzte und Patienten über räumliche und zeitliche Grenzen hinweg mithilfe von digitalen Medien zu verbinden [1]. Nachfolgend werden drei Innovationstrei-ber für neue Medien-Repräsentationsformen sowie Interak-tionskonzepte vorgestellt.

2.1 Mobile Apps & WearablesMobile Apps etablierten das Denken einer vollkommen neuen Klasse von Anwendungen: Klein, smart, einfach be-dienbar und Informationen immer auf den Punkt gebracht. Technisch parallel wurde mit den touchfähigen Endgeräten zudem ein neues Interaktionskonzept eingeführt – weg von der Tastatur, hin zu Swipes und Gesten. Die stetige Verfüg-barkeit von Daten und Informationen sowie insbesondere die Mög-lichkeit zur kostengünstigen synchronen wie auch asynchronen Kommunikation zeigten Potentiale auch für das Gesundheitswesen auf [4]. Die weite Verbreitung mobiler Technologien in Form von Smartphones und Apps wird im Gesundheitswesen auch „Mobile Health“ (mHealth) genannt, eine Untergruppe von Digital Health. Die World Health Organization definiert mHealth [5, 6] als medizinische und gesundheitsfördernde Anwendungen, unterstützt durch mobile Endgeräte, z.B. Smartphones, drahtlose Endgeräte bzw. Patientenüberwa-chungssysteme. Mit den Wortschöpfungen „Digital Health“ oder auch „mHealth“ wird somit der selbstreflexiven, indi-vidualisierten Gesundheitsversorgung (Quantified Self Be-wegung) mehr Ausdruck verliehen. Gerade chronisch Er-krankte können durch digitale Coaches in Form von Apps Unterstützung finden [7].

Barrieren aus der Perspektive der 1. EinleitungDie „Digitalisierung“ ist einer der Leitbegriffe, welcher uns politisch wie auch gesellschaftlich mit einer hohen Konti-nuität tangiert. Gesellschaftlich ist ein deutlicher Wandel erkennbar – weg von analogen Kommunikationswegen und hin zu einer wohlmöglich effektiveren sowie effizienteren di-gitalen Kommunikation. Digitalisierung ist hierbei mehr als nur die Einführung von Technologie: Sie ist ein Transforma-tionsprozess, welcher Menschen sowie deren Lebens- und Arbeitswelten gleichermaßen beeinflusst und somit mehr als das Schaffen reiner Infrastrukturen, wie zum Beispiel ein flächendeckendes Breitbandnetz. [1] Der Stand zur Digitali-sierung der Gesellschaft wird jährlich durch den D21-Digital-Index erhoben. Die aktuellen Ergebnisse zeigen ein stetiges Nutzungswachstum von digitalen Produkten und digitalen Infrastrukturen: 53,9 % der Deutschen ab 14 Jahren nut-zen bereits mobiles Internet. Die Nutzung mobiler Geräte, insbesondere von Tablets und Smartphones, steigt weiter deutlich an. [2]Auch unsere Gesundheit bleibt von dieser Entwicklung nicht unangetastet. Gerne spricht man heutzutage von virtuellen Coachingprogrammen, Gesundheits-Apps oder smarten Wearables. Digitale Lösungen sollen uns – Bürgerinnen und Bürger – in der Gesunderhaltung unterstützen, Krankheiten vermeiden oder uns therapeutisch bzw. rehabilitativ be-gleiten. Zur Förderung digitaler Infrastrukturen im Gesund-heitswesen wurde durch die Bundesregierung eine Vielzahl von Gesetzen, u.a. das GKV-Versorgungsstrukturgesetzes oder das E-Health Gesetz, auf den Weg gebracht. Sie sollen die rechtliche Grundlage zum Einsatz sowie zur Vergütung durch die Versorgungssysteme schaffen. [3]Das Fraunhofer ISST erforscht in kooperativen, interdiszipli-nären Netzwerken neue digitale Gesundheitstechnologien. Hierbei muss immer auch in Richtung der großen Internet-konzerne geschaut werden, prägen diese doch maßgeblich konsumentenorientierte Innovationen sowie Medien. Dieser Beitrag setzt sich mit den bestehenden sowie aufkommen-den Innovationen, von mobilen Apps über Virtual Reality bis hin zu Sprachassistenzsystemen, auseinander. Aus diesen erwachsen neue Möglichkeiten zur Informationsdarstellung und zur Interaktion mit digitalen Medien. Dies bedeutet je-doch mehr und mehr den Faktor Mensch explizit als For-schungsgegenstand mit berücksichtigen zu müssen. Seine Fähigkeiten und Fertigkeiten entscheiden maßgeblich, ob neue Interaktionskonzepte Akzeptanz finden und neue Dar-stellungsformen für Medien dem edukativen Ziel zur Gesun-derhaltung Rechnung tragen. Die „Digitale Kompetenz“ ist hierbei, angelehnt an die „Gesundheitskompetenz“ (health literacy), der Leitbegriff.

Digitale Gesundheit: Wie digitale Medien zur Unterstützung unserer Gesundheit eingesetzt werden

von Sven Meister, Wolfgang Deiters, Andre Hellwig und Michael Pantförder

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Ein Beispiel ist das BMBF geförderte Projekt EPItect in Ab-bildung 2. Das Zusammenspiel von Sensorik und Software erlaubt die zeitnahe Erkennung von epileptischen Anfällen. Künstliche Intelligenz hilft hierbei Therapien zu individua-lisieren. Die EPItect App ist ein elementarer Baustein zur Unterstützung sowie Anleitung des Patienten in seinem Be-handlungsprozess.

Abbildung 2: Das BMBF geförderte Projekt EPItect zeigt, wie mithilfe smarter In-Ohr-Sensorik, künstlicher Intelligenz und einer mobilen App patientenindividuelle Therapien mög-lich werden. (© Fraunhofer ISST)

2.2 AR/VRDer Einzug der Digitalisierung in unsere Lebens- und Ar-beitswelt verändert die Art und Weise, wie wir mit diesen interagieren. Eine Herausforderung der Digitalisierung ist die Tatsache, dass digitale Objekte nicht sichtbar sind, glei-chermaßen aber situativ relevante Informationen beinhalten können. In den letzten Jahren wurde deshalb eine Vielzahl von Innovationen zur Erweiterung der Realität hervorge-bracht – man spricht von Virtual Reality (VR), Augmented Reality (AR) und Mixed Reality (MR). Deloitte und Bitkom geben in ihrer Studie „Consumer Tech-nology 2017“ an, dass 85% aller Befragten ab 14 Jahren schon etwas über VR-Brillen gelesen oder gehört haben. Insgesamt 26% können sich vorstellen eine solche Techno-logie zu nutzen. 46% gaben an, dass sie Computer- und Videospiele gerne in VR erleben würden und 43% würden damit gerne an ihnen unbekannte Orte reisen. Im Bereich AR zeigt Pokémon Go, dass digitale Spiele mit spannen-der Technologie ein großer Motivator vor allem auch zur physischen Aktivierung sind. Der Trend steht und fällt mit der Produktion der digitalen Inhalte. Treiber für erweiternde Realitäten waren und sind die Unterhaltungsindustrie sowie Anwendungsbereiche der In-dustrie 4.0. [8] Der Stand der Technik zeigt, dass digitale Spiele und neuar-tige Technologien ein Motivator für die Auseinandersetzung mit einer Problemstellung sein können. Erweiternde Realitä-ten sind, am Beispiel von Pókemon GO, Begleiter unseres Alltags geworden. Die physische Aktivierung wird durch den Spielekontext zum Erlebnis und macht Spaß (65 Mio. Nut-zer, Stand April 2017). VR- und AR-Technologien ermögli-chen konkret das Erleben von Situationen, die sonst schwer zu konstruieren sind. Die digitale Modifikation ermöglich die passgenaue Einstellung auf den Anwender. Durch AR und

VR-Anwendungen lässt sich der Transfer von erlerntem Wissen leichter bewältigen. Anwender erleben das Trai-ning spezifischer Hand-lungsschemata und müssen diese in einer wenigen abstrakten Interaktion anwenden. Hand-lungsabläufe können so leichter auf Situationen im Alltag übertragen werden, da bereits Erfahrungen für Situationen erinnert werden können. Lernen durch solche Technologien ist immersiv und hat eine Reduktion von Transfereffekten auf realweltliche Situationen zur Folge.Zudem sind erste Umsetzungen für medizinische Anwen-dungsfelder vorzufinden. Kognitives Training bei Alzheimer Patienten kann z.B. durch VR-Technologien erzielt werden. Auch ein diagnostischer Einsatz bei Alzheimer, Konzentra-tionsstörungen oder weiteren kognitiven Einschränkungen und Erkrankungen erscheint möglich [9]. Weitere Einsatzs-zenarien sind beispielsweise das möglichst ikonische Erle-ben von konkreten Situationen zur Steigerung von Lernef-fekten, insbesondere in der Psychotherapie um das Erleben von Situation bei Phobien wie Höhenangst zu forcieren. In diesem Sinne ist Lernen mit erlebbaren Erfahrungen gleich-zusetzen [10]. Die Herausforderung ist, dass bekannt Kon-zepte wie das WIMP-Konzept, das für Windows (Fenster), Icons (Symbole), Menu (Menü) und Pointer (Zeiger) steht, derart für AR und VR nicht hinreichend erforscht sind und sich somit sich Anwendungen für diese Technologie häufig nicht intuitiv anfühlen. Medien und Interaktionskonzepte mit Medien müssen somit neu gedacht werden. Ein Beispiel zeigt das Fraunhofer ISST in Kooperation mit der Hochschule für Gesundheit: Mithilfe einer sog. EMG-Sensorik (Messung der Muskelaktivität) in Kombination mit einem kugelförmigen Roboter sowie einer AR-Brille kann ein rehabilitatives Training umgesetzt werden. Über die AR-Brille kann ein virtueller Parcours eingeblendet werden durch den der kugelförmige Roboter über die EMG-Sensorik zu steu-ern ist. Wichtig ist es hierbei die Inhalte edukativ und motivational auszugestalten und eine Verschmelzung von digital-virtuellen sowie realen Objekten zu realisieren.

Abbildung 3: Einsatz von AR Technologie sowie smarter Sensorik und Aktorik zur Umsetzung rehabilitativer Trai-nings. (© Fraunhofer ISST)

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2.3 Sprachassistenz Während klassische Web-Interfaces, mobile Applikatio-nen und Augmented- sowie Virtual Reality auf die Visuali-sierung von Daten und Informationen setzen, gehen sog. Sprachassistenzsysteme einen anderen Weg. Kommerziel-le Sprachassistenzsysteme wie Amazon Echo und Google Home bieten eine zugängliche Lösung, Interaktionen auf eine neue Weise zu gestalten. Aus der wissenschaftlichen Sicht der Mensch-Technik-Interaktion spricht man hier von sog. Voice User Interfaces (VUI), wie in Abbildung 4 ge-zeigt. Im Fokus stehen hierbei Sprachbefehle über welche mit dem System interagiert werden kann. Sprache ist ein für den Menschen natürliches Kommunikationsmittel und eine Gewohnheit. Die ist ortsunabhängig und bedarf keiner visuellen sowie motorischen Fähigkeiten und kann somit Nutzern das Gefühl von Kontrolle und Selbstbestimmung zurückgeben.

Abbildung 4: Neue Form der Nutzerinteraktion – Sprachas-sistenten unterstützen durch intelligente Verarbeitung von Sprachbefehlen (© Fraunhofer ISST, Icons made by freepik from www.flaticon.com)

Das Fraunhofer ISST erforscht Nutzung und Nutzen für das Gesundheitswesen aus Sicht verschiedener Akteure, wie z.B. eines Patienten, eines Arztes oder einer Pflegekraft. Erste Arbeiten des ISST in Kooperation mit der Hochschu-le für Gesundheit zeigen hierbei Potenziale im Bereich der ambulanten Pflege auf [11]: Sprache eröffnet als innovatives Interaktionsmittel die Möglichkeit, motorische und visuelle Beein-trächtigungen zu umgehen. Ermittelt wurden Nut-zungsszenarien, Bedürfnisse, Erfahrungswerte und mögli-che Kriterien zur Akzeptanz von Sprachassistenzsystemen am Beispiel der kommerziellen Systeme Echo und Home. Die vorläufigen Ergebnisse umfassen fünf Experteninter-views. Befragt wurden drei Pflegedienste, eine Demenzpati-entin und die Hochschule für Gesundheit in Bochum. An der Onlinebefragung haben N=20 Senioren (neun Frauen und elf Männer) im Alter von 60 bis 95 Jahren teilgenommen. Generell kannten 78% der Probanden die beiden Systeme Echo und Home nicht. 42% können sich vorstellen, dass die Nutzung Spaß macht und ihnen Vorteile bringt. Ob Smart Home Steuerung, Erinnerungsarbeit oder Infotainment, Sprachassistenzsysteme können sowohl zu Pflegende wie auch Pflegende unterstützen.[12]

3. Digitale Kompetenz und der Faktor MenschDas Gesundheitswesen ist, im Unterschied zu ande-ren Branchen der Industrie 4.0, stärker durch den Faktor „Mensch“ geprägt und wird es perspektivisch gerade in den

Primärprozessen weiterhin sein. Doch wie verhält sich der Mensch in einer sich digitalisierenden Welt mit einer hohen technologischen Innovationsgeschwindigkeit? Unser Verhalten gegenüber Innovationen steht in einem di-rekten Zusammenhang zu den folgenden drei Dimensionen: Nutzererwartung, Nutzererfahrung und Nutzenbewertung. Anders formuliert ist die Schaffung von Akzeptanz maß-geblich für den Erfolg bzw. Misserfolg einer Innovation. Das Technology Acceptance Model (TAM) ist ein verbreiteter An-satz zur Erhebung der Nutzerakzeptanz und der Vorhersage über den Erfolg einer neu entwickelten Technologie [13]. Die Gründe für das Verwenden oder Ablehnen einer Technolo-gie liegen, laut dem Modell, in bestimmten Einflussfaktoren der Nutzerakzeptanz. Die zwei zentralen Faktoren sind die wahrgenommene Nützlichkeit (perceived usefullness) und die wahrgenommene Einfachheit der Nutzung (perceived ease of use).Eine einfache Nutzung bedeutet souverän mit einer digi-talen Innovation umgehen zu können. Dies setzt jedoch eine Eigenschaft voraus: Digitale Kompetenz. Der selbst-bestimmte Anwender ist in der Lage, Chancenpotenziale wie auch Risikosituationen einer digitalen Technologie zu erkennen. Gerade hier ist insbesondere im professionellen Umfeld im Gesundheitswesen ein Defizit erkennbar. So fin-den beispielsweise neue Medien am Beispiel von Whats-App Anwendung in pflegerischen Prozessen ohne die da-tenschutzrechtlichen Implikationen zu durchdringen. Gleich-wohl passiert dies aufgrund einer subjektiv empfundenen Prozessverbesserung durch die Möglichkeit zur digitalen Kommunikation auf Basis eines auch im privaten Umfeld hoch akzeptierten Kommunikationskanals. Digitalisierung ist somit nicht nur eine technische Sicht, sondern erfordert von Krankenhäusern ebenso Konzepte, um die Souveränität der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in sich digitalisierenden Prozessen sicherzustellen. Der Faktor Mensch entscheidet durch Akzeptanz maßgeblich mit über die Effizienz und Effektivität neuer Prozesse. Neben Kon-zepten der Ausbildung bedarf es somit auch einer kontinu-ierlichen Weiterbildung. So unterstützt zum Beispiel die mit dem Fraunhofer ISST kooperierende Hochschule für Ge-sundheit in Bochum im Rahmen ihrer Bachelor- und Master-studiengänge über eine Professur für Gesundheitstechnolo-gien die Ausbildung zukünftiger Gesundheitsfachberufler in Bezug auf Chancen und Risiken der Digitalisierung.

4. ZusammenfassungDie Digitalisierung ist ein stetiger Prozess, welcher immer-während neue Technologien hervorbringt. Ob Smartphone, AR/VR Brille oder Sprachassistenten – sie alle verlangen eine Rejustierung von Interaktionsmechanismen sowie der Art und Weise wie Inhalte dargestellt werden. Gerade im Gesundheitswesen bedarf es hierzu einer Berücksichtigung der Fähigkeiten sowie Fertigkeiten der späteren Nutzer, sei-en es Patienten, Pflegekräfte oder Ärzte. Neben der sog. „health literacy“, also die Fähigkeit mit Gesundheitsinfor-mationen umzugehen, spielt die digitale Kompetenz eine entscheidende Rolle. Sie ist einer der treibenden Faktoren zur Sicherstellung der Akzeptanz gegenüber digitalen Pro-zessinnovationen.

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Ein nutzerorientierter, partizipatorischer Prozess ist deshalb notwendig, um schon in frühen Innovationsphasen Nutzen- und Nutzungspotenziale zu erkennen. Gerade digitale Inno-vationen für das Gesundheitswesen erfordern einen sach-gerechten Umgang sowie eine kontinuierliche Nutzung. Nur so können viele der Innovationen ihren Zweck zur Gesun-derhaltung erfüllen.

LiteraturReferences[1] S. Meister, S. Becker, F. Leppert, and L. Drop, “Digital Health, Mobile Health und Co. – Wertschöpfung durch Di-gitalisierung und Datenverarbeitung,” in Digitale Transfor-mation von Dienstleistungen im Gesundheitswesen I, M.A. Pfannstiel, P. Da-Cruz, and H. Mehlich, Eds., Wiesbaden: Springer Fachmedien Wiesbaden, 2017, pp. 185–212.[2] Initiative D21 e. V., D21 DIGITAL INDEX 2017/2018: Jähr-liches Lagebild zur Digitalen Gesellschaft, 2017.[3] S. Meister, “Einfache Handhabung und Bezug zum All-tagsleben - Digitalisierung in der Medizin zielführend um-setzen,” Westfälisches Ärzteplatz, 2018, pp. 14–15, 2018.[4] S. Becker and S. Meister, “mHealth - neue Ansätze zur Verbesserung der Arzneitherapiesicherheit und Therapiead-härenz,” Forum der Medizin_Dokumentation und Medizin_Informatik, 2016, pp. 114–119, 2016.[5] World Health Organization, mHealth (New horizons for health through mobile technologies): World Health Organi-zation, 2011.[6] European Commission, “Green Paper on mobile Health 5SWD(2014) 135 final6,” European Commission, Brussels, 2014. [Online] Available: http://ec.europa.eu/digital-agenda/en/news/green-paper-mobile-health-mhealth.[7] S. Becker et al., “mHealth 2.0: Experiences, Possibilities, and Perspectives,” (eng), JMIR mHealth and uHealth, vol. 2, no. 2, e24, 2014.[8] T. Lutter, C. Meinecke, T. Tropf, K. Böhm, and R. Esser, “Zukunft der Consumer Technology – 2017: Marktentwick-lung, Trends, Mediennutzung, Technologien, Geschäftsmo-delle,” 2017. [Online] Available: https://www.bitkom.org/no-index/Publikationen/2017/Studien/2017/CT-Studie/170901-CT-Studie-online.pdf.[9] R. I. García-Betances, M. T. Arredondo Waldmeyer, G. Fico, and M. F. Cabrera-Umpiérrez, “A Succinct Overview of Virtual Reality Technology Use in Alzheimer’s Disease,” (eng), Frontiers in Aging Neuroscience, vol. 7, 2015.

[10] S. Irawati, S. Hong, J. Kim, and H. Ko, “3D edutainment environment,” in Proceedings of the International Confe-rence on Advances in Computer Entertainment Technology: ACE 2008 : De-cember 3rd-5th, 2008, Yokohama, Japan, Yokohama, Japan, 2008, p. 21.[11] A. Hellwig, C. Schneider, S. Meister, and W. Deiters, “Sprachassistenten in der Pflege - Potentiale und Voraus-setzungen zur Unterstützung von Senioren,” 2018.[12] A. Hellwig, S. Meister, and C. Schneider, “Sprachas-sistenten in der ambulanten Pflege: Ein Leitfaden für den Einsatz von Voice User Interfaces am Beispiel der kommer-ziellen Sprachassistenzsysteme Amazon Echo und Google Home für Senioren und Pflegekräfte,” in Zukunft der Pfle-ge: Tagungsband der 1. Clusterkonferenz 2018, Oldenburg, 2018, pp. 72–77.[13] M. Jockisch, “Das Technologieakzeptanzmodell,” in Gabler Research, „Das ist gar kein Modell!“: Unterschiedli-che Modelle und Modellierungen in Betriebswirtschaftsleh-re und Ingenieurwissenschaften, G. Bandow, Ed., 1st ed., Wiesbaden: Gabler, 2010, pp. 233–254.

Dr. Sven Meister ist Abteilungsleiter am Fraunhofer ISST („Digitization in HealthCare“) und bearbeitet seit mehr als 10 Jahren Fragestellungen zur Konzeption,

Realisierung sowie der Verbreitung intelligenter Digital Health-Anwendungen

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Gesundheitskompetenz im digitalen Zeitalter

von 2012, an dem sich auch Nordrhein-Westfalen als deut-scher Vertreter beteiligte, geändert. Mit dem HLS-EU wur-den erstmals repräsentative Daten über die Gesundheits-kompetenz in acht europäischen Ländern vorlegt. Dabei zeigte sich, dass das Niveau der subjektiv eingeschätzten Gesundheitskompetenz in Deutschland im Vergleich mit den anderen Ländern eher unterdurchschnittlich ist. Knapp 44% der Befragten weisen demnach ein problematisches, fast 10% ein inadäquates Niveau auf. Insgesamt verfügen daher über 54% oder knapp 40 Millionen Bürger in Deutsch-land nur über eine eingeschränkte Gesundheitskompetenz [3]. Auffällig bei den Ergebnissen ist, dass teils große sozio-ökonomische und demographische Unterschiede zwischen den Bevölkerungsschichten bestehen. So weisen ältere Menschen, Personen mit einem niedrigen sozialen Status und/oder Bildungsniveau sowie Menschen mit Migrations-unterschied geringere Werte als die Allgemeinbevölkerung in Bezug auf die Health Literacy auf. Bei den Befragten ab 65 Jahren etwa verfügen knapp zwei Drittel über ein proble-matisches oder inadäquates Health Literacy-Niveau. Dieses Ergebnis ist besonders relevant, da ältere Menschen eher an (mehreren) chronischen Erkrankungen leiden und daher geringe Ressourcen in Bezug auf das Selbstmanagement der eigenen Gesundheit hier besonders nachteilig wirken. Forschungen und Maßnahmen zur Förderung der Gesund-heitskompetenz müssen daher auch immer zielgruppenspe-zifisch verstanden werden und erfolgen [4]. Eine unzureichende Gesundheitskompetenz ist dabei nicht nur einfach ein interessanter Forschungsbereich für Ge-sundheitswissenschaftler und Mediziner. Vielmehr gibt es einen Zusammenhang zwischen einer geringen Gesund-heitskompetenz, dem Gesundheitsverhalten, der Nutzung gesundheitsbezogener Dienstleistungen und nicht zuletzt dem eigenen Gesundheitszustand. Personen mit niedrige-rer Gesundheitskompetenz weisen häufiger einen schlech-ten Gesundheitszustand und nehmen häufiger gesund-heitsbezogene Dienstleistungen (Krankenhausaufenthalte, Medikamente, Arztbesuche etc.) in Anspruch. Daher ist eine niedrige Health Literacy keineswegs nur ein individuelles Problem, sondern vielmehr eine Herausforderung für die gesundheitliche Chancengleichheit und das Gesundheits-system (nicht nur) in Deutschland [5] [6]. Die oben genannten Ergebnisse waren sicherlich mit einer der Gründe für die Initiierung des „Nationalen Aktionsplans Gesundheitskompetenz“, der in Form eines wissenschaftli-chen Leitfadens unter der Schirmherrschaft des Bundesmi-nisteriums für Gesundheit Anfang 2018 veröffentlicht wur-de. Der Plan enthält 15 Empfehlungen, die darauf abzielen sollen, die individuelle Gesundheitskompetenz zu stärken und das Gesundheitssystem gerechter und nutzerfreundli-

Der eigene Hausarzt, die kostenfreie Apotheken-Zeitschrift oder Ratschläge von Angehörigen und Freunden waren lan-ge Zeit die wichtigste Quelle für Gesundheitsinformationen. Personen, die bereits von einer Krankheit betroffen waren, kauften sich spezielle Ratgeber oder informierten sich in Selbsthilfegruppen. Diese Informationsquellen, insbesonde-re der eigene (Haus-)Arzt, stellen natürlich nach wie vor eine wichtige Informationsquelle für viele Bürger und Patienten dar. Mittlerweile jedoch nimmt das Internet, in einigen Per-sonenkreisen sogar gleichberechtigt zum Arzt, eine wichtige Rolle ein, wenn es um das Finden von gesundheitsrelevan-ten Informationen geht. Über das Internet stehen den Men-schen heute so viele Gesundheitsinformationen wie noch nie zur Verfügung, und das zu jeder Tages- und Nachtzeit und häufig auch noch kostenfrei. Wissen ist eine wichtige Ressource zur Aufrechterhaltung oder Wiederherstellung der eigenen Gesundheit und da-her können die Möglichkeiten, sich gesundheitsrelevantes Wissen über Webangebote anzueignen, als individuelle und gesellschaftliche Chance gesehen werden. Im Kern geht es dabei darum, die eigene Gesundheitskompetenz zu stär-ken, denn diese spielt in vielen Lebensbereichen (Arbeit, Familie, Wohnen etc.) eine wichtige Rolle.

Gesundheitskompetenz – Was ist das eigentlich und wie sieht es in Deutschland aus? Gesundheitskompetenz, auch als Health Literacy bezeich-net, taucht in den letzten Jahren vermehrt in der wissen-schaftlichen und medialen Diskussion auf. Dennoch gibt es bisher keine einheitliche Definition des Begriffes, vielmehr wird Health Literacy gewissermaßen als gesundheitswis-senschaftliches Konstrukt verstanden und fokussiert das Wissen, die Motivation und Kompetenzen von Menschen, mit Gesundheitsinformationen umzugehen zu können, um im Alltag in den Bereichen Krankheitsbewältigung, Krank-heitsprävention und Gesundheitsförderung Urteile fällen und Entscheidungen treffen zu können [1]. Nach Sørensen, K. et al. (2012) stehen dabei die Kompetenzen im Vorder-grund, Gesundheitsinformationen

• zu finden und zu erschließen• zu verstehen• zu beurteilen und• zu kommunizieren und für die eigene Gesundheit zu

nutzen und anzuwenden. Durch diese Kompetenzen werden Individuen befähigt, sich im Gesundheitssystem selbstbestimmt bewegen zu können [2]. In Europa und Deutschland herrschte lange Zeit eher spora-disches Interesse an dem Begriff, dies hat sich jedoch u.a. mit dem Europäischen Health Literacy Survey (HLS- EU)

von Veronika Strotbaum

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pen, Expertenchats oder Bewertungsportale für Praxen und Krankenhäuser stellen nur einen Teil möglicher Infor-mationsquellen dar, die als mehr oder weniger hilfreich und seriös einzustufen sind. Einige sind qualitativ sogar recht fragwürdig und verbreiten Fehl- und Falschinformationen oder verfolgen das Interesse, eigene Einstellungen ohne jede weitere Einordnung zu verbreiten (bspw. Kampagnen von Impfgegnern). Nichtsdestotrotz bleibt zunächst einmal festzuhalten, dass es im Vergleich zu früher ein recht großes und vielfältiges Angebot gibt. Dies bietet auch mehr Möglichkeiten, ver-schiedene Instrumente miteinander zu kombinieren und die Interaktion mit unterschiedlichen Zielgruppen spezifischer zu gestalten. Daher lohnt zunächst ein Blick auf die ver-schiedenen Online-Angebote, die durch unterschiedliche Interaktionsgrade, Anbieter, Interessen, Qualitätsniveaus und Adressaten gekennzeichnet sind. Gitlow, S. (2000) klassifiziert das Feld der Online-Gesund-heitsinformationen wie folgt, wobei immer auch Hybridfor-men möglich sind und angeboten werden:

1. Health Content: Hierbei handelt es sich um Angebote im Netz, die Infor-mationen und Wissen über Gesundheit und Krankheit zur Verfügung stellen. Es handelt sich hierbei meist um Gesundheitswebseiten, die interessierte Nutzer allge-mein oder krankheitsspezifisch informieren. Gesund-heitswebseiten werden teils auch redaktionell, bspw. von Journalisten, Betroffenen oder auch Medizinern, betreut und fokussieren insbesondere die Vermittlung von ge-sundheitsrelevanten Informationen. Sie sind vorrangig einseitig ausgerichtet, d.h. dass direkte Rückmeldungen von Nutzern, bspw. in Form von Kommentaren oder Fra-gen, eher im Hintergrund stehen. Neben medizinischen Informationen liefern sie teils auch Adressen und Kon-taktdaten, etwa zu Anbietern von Gesundheitsleistungen (z.B. Kliniken, Beratungsstellen, regional tätige Selbst-hilfegruppen etc.)

2. Health Community: Diese Communities oder sozialen Netzwerke im Internet stellen gewissermaßen virtuelle Gemeinschaften dar und dienen dem Austausch über Gesundheitsthemen. Der Austausch findet häufig in Form von sog. Foren statt, in denen sich Patienten und Angehörige bzw. medizini-sche Laien untereinander austauschen, mitunter auch anonym. Teils werden auch Gesundheitsexperten (Ärzte, Physiotherapeuten, Hebammen etc.) in die Diskussion miteinbezogen bzw. stehen als Ansprechpartner für Fra-gen oder als Moderatoren für die Diskussionen zur Ver-fügung. Die Communities werden häufig zu spezifischen Gesundheitsfragen angeboten, bspw. zu seltenen oder chronischen Erkrankungen. Es gibt jedoch auch allge-meine Portale im Netz, die keinen speziellen Fokus auf das Thema Gesundheit legen, jedoch eine entsprechen-de Plattform für den Austausch bereitstellen.

3. Health Provision: Diese Form zielt auf einen direkten, internetgestützten

cher zu gestalten [7]. Die Autoren betonen dabei, dass die Förderung der Gesundheitskompetenz auf individueller und Systemebene immer wichtiger werde, insbesondere ange-sichts der in Abb. 1 aufgeführten Entwicklungen.

Abbildung 1: Herausforderungen für die Gesundheitskom-petenz [Eigene Darstellung (2018) in Anlehnung an [8]]

Wie die Abbildung deutlich macht, wird die Gesundheits-kompetenz der Gesellschaft und jedes einzelnen durch soziale, technische, kulturelle, ökonomische und kulturelle Entwicklungen herausgefordert, wobei diese natürlich den einen mehr, den anderen weniger betreffen. Diese beein-flussen sich auch durchaus gegenseitig. So kann etwa das zunehmende (digitale) Informationsangebot Menschen den Zugang zu Informationen über Anbieter von Gesundheits-dienstleistungen (bspw. Beratungsstellen) erleichtern und sie so in ihrer „Mündigkeit“ unterstützen. Überhaupt nimmt die zunehmende Verfügbarkeit von ge-sundheitsrelevanten Informationen in (digitalen) Medien eine wichtige Rolle in der Auseinandersetzung um die (rich-tige) Förderung von systemischer und individueller Health Literacy ein. Nicht umsonst geht der Aktionsplan Gesund-heitskompetenz an mehreren Stellen auf dieses Thema ein. Die Autoren merken an, dass durch die Digitalisierung der Zugang zu Informationen niedrigschwelliger geworden sei, mehr und vielfältigere Informationsquellen, -kanäle und -medien verfügbar seien und auf der anderen Seite kon-ventionelle Behandlungs- und Interaktionsstrukturen im Ge-sundheitswesen zunehmend digitalisiert würden [9].

(Digitale) Informationsquellen zu Gesundheitsthemen und ihre NutzungMehr Quantität bedeutet natürlich nicht automatisch mehr Qualität. Denn mit der zunehmenden Informationsfülle hat auch die Unübersichtlichkeit zugenommen. Informationen kommen aus ganz unterschiedlichen Quellen. Apps, Rat-geberseiten, Online-Communities oder -Selbsthilfegrup-

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8 Medienproduktion - Online Zeitschrift für Wissenschaft und Praxis

Kontakt zwischen Patienten sowie Bürgern und Lei-stungserbringern, um sich zu einem bestimmten Thema austauschen und unmittelbar Rückmeldungen geben und erhalten zu können. Dies geschieht etwa in Form von E-Mail-Kommunikation zwischen Ärzten und Patien-ten oder in Form von Chats zu bestimmten Gesundheits-themen. Ebenso ist aber auch die Einbeziehung von Audio-Videokonferenzen denkbar bzw. wird praktiziert [10] [11].

Die Angebote stoßen dabei durchaus auf ein breites Inter-esse in der Bevölkerung. Dies ist nicht verwunderlich, macht das Thema Gesundheit und Gesundheitserhaltung doch ei-nen wichtigen Teil unseres (Alltags-)Lebens aus. So gaben in einer im „Gesundheitsmonitor 2015“ veröffentlichten Stu-die knapp 90% der Befragten an, sich im letzten Jahr über Gesundheitsthemen informiert zu haben. Die Befragten ga-ben dabei unterschiedliche Quellen an, mit 56% und 55% waren dabei Gespräche mit Ärzten, Therapeuten und Pfle-gekräften bzw. Zeitschriften/Broschüren von Apotheken und Krankenkassen die beiden wichtigsten Informationsquellen. Das Internet wurde von 38% der Befragten als Quelle be-nannt. Damit zeigt es momentan noch einen mittleren Stel-lenwert, wenngleich diesem Medium wachsende Bedeutung zugesprochen wird, da es eine Informationssuche sowohl in der Breite als auch in der Tiefe erlaubt. Dies gilt sowohl für gesunde und an Gesundheit interessierte Menschen als auch für chronisch kranke Personen oder für Menschen mit einer seltenen oder tabuisierten Krankheit (z.B. psychiatri-sche Krankheitsbilder) [12]. Auffällig ist dabei, dass es wie auch in Bezug auf die allgemeine Gesundheitskompetenz Unterschiede im Nutzungsverhalten aufgrund von Alter und sozialem Status gibt. Baumann, E., Czerwinski, F. (2015) schlussfolgern, dass der sozioökonomische Status ein hochsignifikanter Prädikator für die Erklärung der gesund-heitsbezogenen Internetnutzung ist. Ebenso wirkt sich das Alter der Befragten signifikant auf die Internetnutzung in Bezug auf Gesundheitsthemen aus. Mit zunehmenden Alter sinkt demnach die Chance, gesundheitsbezogene Informa-tionen online zu suchen [13]. Kubicek, H. und Lippa, B. (2017) bestätigen in ihrer Untersu-chung grundsätzlich diese Tendenz und heben hervor, dass knapp 30% der Personen über 65 Jahren Informationen über Gesundheitsthemen im Internet suchen. Andere Stu-dien hingegen weisen eine deutlich höhere Nutzungsrate auch bei Menschen über 65 Jahren aus (z.B. die BITKOM (2015) mit 68%). Unabhängig der konkreten Prozentzahlen zur Nutzung bzw. ungeachtet der momentan noch wohl eher durchschnittlichen Bedeutung des Internets für Personen im höheren Lebensalter werden online-basierte Gesundheits-informationen gerade für diese Zielgruppe als besonders in-teressant angesehen. Mit höherem Lebensalter der eigenen Person bzw. von Angehörigen steigt auch das Risiko, an (chronischen) Krankheiten zu leiden oder pflegebedürftig zu werden, so dass hier von einem erhöhten Informationsbe-darf ausgegangen werden kann. So kann das Internet hel-fen, die Selbstständigkeit zu erhalten und zu erhöhen, als Ratgeber für alle gesundheitsrelevanten Fragestellungen dienen und helfen, das eigene Wissen zu erweitern [14]. Ein

Beispiel stellen etwa Plattformen dar, die medizinischen Lai-en Fachbegriffe verständlich erklären und medizinische Be-funde erklären. Ein prominentes Beispiel ist hier sicherlich die Webseite „Was hab‘ ich?“ aus Dresden, auf der Medi-zinstudenten auf freiwilliger und kostenfreier Basis Befunde laienverständlich erklären [15]. Angesichts der Chancen, welche das Internet bzw. Online-Medien für Personen verschiedener Altersgruppen im Sinne eines Wissen- und Kompetenzzuwachses bieten, müssen Forschung und Praxis darüber diskutieren, wie ein nied-rigschwelliger, benutzerfreundlicher und gleichberechtigter Zugang zu Gesundheitsinformationen im Netz gestaltet werden kann und wie insbesondere Qualität und Seriosi-tät angesichts der Fülle an Informationen gesichert werden können.

Mehr Gesundheitskompetenz durch digitale Medien?!Chancen und Risiken digitaler Gesundheitsinformationen Vor dem Hintergrund einer des breiten Informationsangebo-tes stellt sich die Frage, wie medizinischen Laien (und teils auch Ärzte und Gesundheitsfachkräfte) die Informationen beurteilen und einordnen können. Zu einem kompetenten Umgang mit den Online-Medien gehört es, Informationen filtern zu können, potenzielle Interessen und Interessenkon-flikte bei den Anbietern erkennen zu können, Alternativen zu bewerten und einzuschätzen und das Angebot kritisch zu beurteilen. Über diese Fähigkeiten verfügen jedoch längst nicht alle Menschen. So nutzen etwa 30% der Personen mit zumindest ausreichender Kompetenz das Internet als Informationsquelle, wohingegen nur jeder Fünfte mit einge-schränkter Gesundheitskompetenz online nach relevanten Informationen sucht. Es ist zu vermuten, dass es letzteren an ausreichender „eHealth Literacy“ fehlt, also an der Fä-higkeit, mit Online-Gesundheitsinformationen umgehen zu können. Mit der zunehmenden Anzahl an Gesundheitsinfor-mationen und einer voranschreitenden Digitalisierung ge-sundheitsbezogener Services wird daher dem Thema des Informationsverhaltens im Internet künftig eine höhere Be-deutung zukommen. Dies gilt insbesondere auch vor dem Hintergrund zunehmender Erwartungen an den „mündigen Patienten“ bzw. an die Eigenverantwortung und Entschei-dungskompetenz des Einzelnen [16]. Die zunehmende Verfügbarkeit von digitalen Gesundheits-informationen bietet dabei mehr Möglichkeiten als konven-tionelle Medien, die Patienten in Bezug auf eigene Gesund-heitsentscheidungen zu stärken. So sind einerseits Interak-tionen und (zeitnahe) Rückmeldungen von anderen Betrof-fenen oder Experten leichter oder überhaupt erst möglich. Zudem bietet die Anonymität im Netz die Chance, eher Zugang zu Informationen über schwierige oder tabuisierte Gesundheitsthemen zu erhalten und vielleicht erste Schritte in Bezug auf eine Therapie zu unternehmen. Interessant ist auch die Möglichkeit, online verschiedene Medien zu kombinieren und Ratgeber- bzw. Informations-webseiten mit Videos, Foren, Expertenchats oder video-gestützten Beratungsservices zu ergänzen. Das jeweilige Online-Angebote kann natürlich auch mit analogen Instru-menten wie Informationsbroschüren oder Zeitschriften er-gänzt werden. Auf diese Art und Weise kann ein Thema für

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Aber alleine die eigenständige digitale Beschäftigung mit Gesundheitsthemen kann dazu beitragen, dass Patienten selbstbewusster werden [20].

Nichtsdestotrotz bedeuten hohe Nutzungsraten nicht gleich einen hohen Nutzwert. Denn die Vielfalt an Gesundheitsin-formationen im Netz führt auch zur Notwendigkeit, sich in Wissenschaft und Praxis mit dem Thema der Qualitätsbe-urteilung zu beschäftigen. Natürlich ist das Thema der Qua-litätsbeurteilung und Seriosität von Gesundheitsinformatio-nen kein reines Problem des Internets – es sei an dieser Stelle nur auf diverse, als neutrale Krankheitsinformation versteckte Anzeigen für Medikamente in diversen Illustrier-ten erinnert. Dennoch spielen Qualitätsaspekte im Internet noch einmal eine besondere Rolle. Im Internet sind profes-sionell und hochwertige Informations- bzw. Beratungsange-bote zu Gesundheitsthemen direkt neben nicht-professio-nellen und für medizinische Laien eher schwer zu beurtei-lenden Webseiten zu finden. Für Nutzer mit (eher) geringer Informations- und Medienkompetenz kann es schwer sein, die Qualität der Gesundheitsinformationen für sich selbst zu bewerten. Zudem prüfen auch viele Nutzer gar nicht, wer bspw. im Impressum steht oder ob auch wirtschaftliche In-teressen bei der Bereitstellung des Angebots im Spiel sein könnten. Die teils eher geringe kritische Auseinanderset-zung mit online-basierten Gesundheitsinformationen kann mitunter dann zu Konsequenzen führen, wenn bspw. The-rapievorschläge von Ärzten oder Gesundheitsfachkräften in der Folge nicht eingehalten werden oder eigenständig The-rapien ohne weitere Absprache durchgeführt werden (z.B. die Einnahme bestimmter, online bestellter Arzneimittel). In letzter Konsequenz kann dies schwerwiegende Folgen für die eigene Gesundheit haben [21].

Ein nationales Gesundheitsportal als Lösung? Initiativen für mehr Qualität von onlinebasierten Gesund-heitsinformationen Im Sinne einer patientenorientierten Bereitstellung von Ge-sundheitsinformationen sind zielgruppen- und bedarfsge-recht aufbereitete Gesundheitsinformationen daher unerläs-slich. Die Diskussion um Instrumente zur Qualitätssicherung hat in den letzten Jahren eine recht hohe Dynamik entwik-kelt. Verschiedene Initiativen bemühen sich, durch externe Qualitätskontrollen, die Aufstellung von Kriterien für gute Gesundheitsinformationen und die Vergabe von Zertifikaten etc. für Apps oder Gesundheitswebseiten für mehr Transpa-renz und Vertrauenswürdigkeit der Informationen zu sorgen. Die Qualitätssicherung kann dabei unterschiedliche Ansät-ze verfolgen:

1. Qualitätssicherung durch Anbieter: Im Rahmen eines Qualitätsmanagements (analog zu Qualitätsmanagementsystemen in Gesundheitseinrich-tungen) bzw. einer Selbstverpflichtung der Hersteller bewerten Anbieter von Gesundheitsinformationen ihre zur Verfügung gestellten Gesundheitsinformationen eigenständig. Anbieter können von sich aus dazu bei-tragen, eine hohe Qualität anzubieten. Hierzu können etwa selbst aufgestellte Kriterien oder ein Verhaltens-

unterschiedliche Gruppen jeweils spezifisch aufbereitet wer-den und, bspw. durch Videos von Betroffenen, eine stärkere Sensibilisierung erreicht werden. Ein Beispiel für solch ein Vorgehen stellt bspw. das Angebot www.rauchfrei-info.de der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) da. Auf der Seite werden nicht nur allgemeine Informationen und Tipps rund um das Thema Rauchen und Rauchstopp gegeben, es stehen ebenso

• interaktive Tools (z.B. ein Ersparnisrechner: Zehn Zi-garetten am Tag seit fünfzehn Jahren bedeuten Aus-gaben von knapp 14.800 Euro, was dem Wert eines neuen Kleinwagens entspricht)

• ein Forum zum Austausch und zur gegenseitigen Moti-vation, unterstützt durch Rauchfrei-Lotsen (Menschen, die es geschafft haben, mit dem Rauchen aufzuhören) als Ansprechpartner

• ein kostenfreier E-Mail-Coach• Audiobeiträge und • ein professionell geleitetes Ausstiegsprogramm

zur Verfügung. Die Informationen sind daneben auch in „Leichter Sprache“ sowie in Gebärdensprache verfügbar [17].

Das Thema der Risikokommunikation ist ebenfalls eng mit dem Thema Online-Gesundheitsinformationen verknüpft. Die gesundheitsbezogene Risikokommunikation hat sich von einer eher statischen, eindimensionalen und analogen zu einer dynamischen, multidirektionalen Risikokommuni-kation, in der Konsumenten eine aktive Rolle einnehmen, entwickelt. Eine gute Risikokommunikation informiert dabei nicht nur über den Schadensfall an sich, sondern kann auch gleich Maßnahmen zur Schadensvermeidung oder -begren-zung darstellen. Die Online-basierte Risikokommunikation erreicht dabei häufig eine breitere Aufmerksamkeit bzw. eine höhere Reichweite. Statistiken von Suchanfragen im Internet liefern rasch ein Bild über die Themen, welche die Bürger in Bezug auf ihre Gesundheit aktuell beschäftigen. Durch das Internet ist zudem eine schnellere Verbreitung von Informationen zu akuten Krisen (etwa Epidemien, Un-fällen mit bspw. dem Austritt von gesundheitsgefährdenden Stoffen usw.) möglich [18]. Aber auch Angebote, die sich mit bekannten Gesundheits-themen wie dem Rauchen beschäftigen, erzielen zügiger eine hohe Reichweite. So haben bspw. die Centers for Di-sease Control und Prevention (CDC) in den USA mit ihrer breit angelegten Kampagne „Tips from former Smokers“, die sowohl in traditionellen Medien als auch über verschiedene digitale Kanäle (YouTube, Twitter etc.) zu sehen war, knapp 80% der Raucher in den USA erreicht [19]. Gerade in Bezug auf die Risikokommunikation im Netz kommt das Thema jedoch auch schnell auf die Vertrau-enswürdigkeit von Gesundheitsinformationen zu sprechen. Inwiefern Bürger und Patienten auch relevante Suchergeb-nisse erhalten, ist von verschiedenen Aspekten abhängig, u.a. von der Gestaltung der Online-Angebote, von der per-sönlichen Situation (z.B. neu diagnostiziert oder bereits seit längerem erfahren in der eigenen Erkrankung) sowie von persönlichen Erwartungen (bspw. die Hoffnung, durch die Online-Recherche einen Arztbesuch vermeiden zu können).

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oder Ehrenkodex eingesetzt werden. Entsprechende Kriterienkataloge oder Kodexe können selbst oder von anderen Organisationen entwickelt werden. Ein be-kanntes Beispiel hierfür ist sicherlich der „HON Verhal-tenskodex“ der Schweizer Nichtregierungsorganisation „Stiftung Health on the net“. Der „HON Code“ stellt ge-wissermaßen einen ethischen Verhaltenskodex für die Veröffentlichung von gesundheitsbezogenen Informa-tionen im Internet dar. Der Verhaltenskodex fokussiert dabei Kriterien wie z.B. „Offenlegung der Finanzierung“, „Datenschutz“ oder „Sachverständigkeit der Autoren“. Entwickler bzw. Anbieter von Gesundheitswebseiten können bei der Stiftung einen Antrag auf Akkreditie-rung ihrer Webangebote einreichen, sofern sie denn die Richtlinien erfüllen [22] [23]. Eine andere Quelle zur Orientierung für Anbieter ist etwa das frei zugängliche und alle Arten von Gesundheitsinformation gedachte Positionspapier des Deutschen Netzwerks für Evidenz-basierte Medizin (EbM) e.V mit dem Titel „Gute Praxis Gesundheitsinformation“. Die Autoren fokussieren wich-tige Kriterien „guter Gesundheitsinformationen“, wie z.B. die „Abgrenzung der Gesundheitsinformationen von of-fener oder verdeckter Werbung“ oder die „ausgewogene Darstellung des möglichen Nutzens und Schadens einer Intervention für jede Gesundheitsinformation“ [24].

2. Qualitätssicherung durch externe KontrollenEine Qualitätssicherung durch externe Kontrollen kann unterschiedlich aussehen. Zu nennen sind hier als aus-geprägteste Form sicherlich staatliche Kontrollen mit u. U. gesetzlichen Sanktionierungen bei Verstößen, Miss-brauch etc. Aufgrund der globalen Struktur des Internets und der hohen Dynamik ist es jedoch kaum möglich, Gesundheitsinformationen im Netz kontinuierlich zu kontrollieren. Eine weitere Möglichkeit für eine externe Qualitätsüberprüfung ist etwa der Webkatalog Medin-fo (www.medinfo.de), der eine systematisch geordnete Sammlung von deutschsprachigen Webseiten und Links zu Medizin- und Gesundheitsthemenbeinhaltet. Die Auswahl der Inhalte und die themenspezi-fische Zusammenstellung erfolgt anhand eines redaktio-nellen Begutachtungsprozesses. Patienten bzw. Nutzer erhalten trotz individueller Such- bzw. Recherchestrate-gien immer die gleiche Auswahl von relevanten, themen-spezifischen Informationen. Als Infoleitsystem bietet der Webkatalog mittlerweile ausgewählte Internetquellen zu rund 4000 Themengebieten [23] [25].

3. Nutzerorientierte Strategien zur QualitätssicherungNeben der Qualitätskontrolle durch externe Partner bzw. durch die Anbieter selbst können auch die Nutzer eine wichtige Rolle bei der Qualitätssicherung einnehmen, denn letztlich sind sie es, die von den Angeboten pro-fitieren wollen und sollen. Hier kommt das Konzept der „eHealth Literacy“ ins Spiel, also die Fähigkeit, Gesund-heitsinformationen aus elektronischen bzw. digitalen Quellen zu suchen, zu finden, zu verstehen, zu bewerten und produktiv anwenden zu können, um eigene Gesund-heitsprobleme zu erkennen und zu lösen [26].

Es gibt bereits verschiedene Ansätze und Initiativen zur Qualitätssicherung von internetbasierten Gesundheitsin-formationen. Dazu gehören in Deutschland auch staatliche bzw. länderspezifische Maßnahmen. Die Bundesländer etwa stellen bereits seit längerer Zeit entsprechende Infor-mationsportale zu Gesundheitsthemen bereit. Hierzu gehört etwa das „Gesundheitsportal Hessen“ http://www.sozial-netz.de/ca/b/f/), welches neben grundlegenden Informatio-nen zu Gesundheitsthemen auch insbesondere über wich-tige Ansprechpartner und Beratungsstellen informieren soll und außerdem die regelmäßig erhobenen Statistiken und Gesundheitsberichte zu ausgewählten Themen (bspw. Se-niorengesundheit, Pflege, Bevölkerungsentwicklung usw.) interessierten Bürgern zur Verfügung stellt [27]. Im Auftrag des Bundesministeriums für Gesundheit soll das Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesund-heitswesen (IQWIG) ein öffentlich finanziertes „Nationales Gesundheitsportal“ bereitstellen. Im Februar 2018 wurde dazu der erste Konzeptentwurf veröffentlicht. Das Portal soll dabei ein zentrales Internetangebot und erste Anlaufstelle für Fragen rund um das Thema Gesundheit für alle Bürger in Deutschland werden. Auf Basis gemeinsamer Qualitäts-standards und mit Unterstützung von akkreditierten „Con-tent-Partnern“, die ihre Inhalte auf einer kooperativen Platt-form bereitstellen, sollen den Nutzern verlässliche Informa-tionen zu Gesundheits- und Präventionsthemen angeboten werden. Das Portal soll modular aufgebaut sein und u.a. folgende Module enthalten:

• evidenzbasierte Gesundheitsinformationen• evidenzbasierte Präventionsangebote• Navigator zu persönlichen / telefonischen Beratungs-

angeboten• Navigator zu Kliniken, Ärzten, Pflegeeinrichtungen und

anderen Angeboten der Gesundheitsversorgung• Erläuterungen der Strukturen des deutschen Gesund-

heitswesens• Navigator zu laufenden klinischen Studien• eventuell Bewertung aktueller Medienberichte

Das IQWIG merkt dazu an, dass insbesondere auch Men-schen mit (eher) geringer Gesundheitskompetenz angespro-chen werden sollen, um dieser Zielgruppe etwa den Zugang zu telefonischen oder persönlichen Beratungsangeboten zu vereinfachen. Andere Länder bieten bereits entsprechende, öffentlich finanzierte und „staatliche“ Webangebote an, die im Rahmen von Content-Partnerschaften Gesundheitsinfor-mationen soz. zur Zweitnutzung durch die Bürger bereitstel-len. Beispiele hierfür sind etwa

• https://www.gesundheit.gv.at/, das öffentliche Gesund-heitsportal Österreichs oder

• https://www.sundhed.dk/ aus Dänemark [28]. Der Aufbau eines nationalen Gesundheitsportals wird zwar von vielen Seiten begrüßt, es gibt jedoch auch kritische Stimmen, die daran zweifeln, ob mit einem solch zentralen Internetangebot tatsächlich relevante Zielgruppen erreicht werden. Die Bertelsmann-Stiftung bewertet ein nationales Gesundheitsportal grundsätzlich positiv und als Fortschritt gegenüber dem „Status quo“, merkt jedoch in ihrem Blog „Der digitale Patient“ (www.der-digitale-Patient.de) auch kri-

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tische Punkte an. So betonen die Autoren, dass es bereits reichweitenstarke und qualitativ hochwertige Gesundheits-webseiten bzw. Portale gibt. Sowohl die reichweitenstarken kommerziellen Angebote als auch die Angebote des öffent-lich-rechtlichen Rundfunks böten bereits gute Informationen an, so dass fraglich ist, ob ein neuer zentraler Ansatz zu rechtfertigen ist. Weiterhin merken die Autoren an, dass durch ein neues, zentrales Portal bisherige Marktlogiken der Internetrecherche nicht außer Kraft gesetzt werden. Patienten bzw. Bürger steuern demnach weniger gezielt bestimmte Gesundheitswebseiten an, sondern steigen bei ihrer Recherche nach Online-Gesundheitsinformationen in Suchmaschinen bzw. Google ein [29]. Viele Suchmaschi-nennutzer klicken dabei nur die ersten Treffer der Ergeb-nisliste an. Gute Gesundheitsinformationen müssen daher nicht nur seriös, sondern vor allem auch suchmaschinenop-timiert sein [30]. Insbesondere jedoch suchten Patienten und Bürger nicht nur nach rationalen, neutralen Informationen. Vielmehr würden viele gezielt nach Informationen suchen, welche ihr Handeln oder ihre Einstellung – ob sie denn medizinisch zu rechtfertigen ist oder nicht – bestätigen. Zudem werde ein Nationales Gesundheitsportal nicht alleine den Anspruch erfüllen können, die Gesundheitskompetenz insbesondere von Bevölkerungsgruppen mit einer mangelnden (e)Health Literacy zu erhöhen. Hier brauche es vielmehr integrierte Ansätze, die Online-Informationen eher als Ergänzung zur persönlichen Informationsvermittlung durch Ärzte und Ge-sundheitsfachkräfte sehen [29].

Ein vereinfachter Umgang mit Gesundheitsinformationen in den MedienStrategien zur Steigerung der Medien- und Gesundheits-kompetenz Es stellt sich daher die Frage, durch welche Maßnahmen die eHealth Literacy (und allgemein Gesundheitskompe-tenz) auch außerhalb bzw. zusätzlich zur Implementierung eines Nationalen Gesundheitsprotals gefördert werden kann. Sicher ist an dieser Stelle, dass dies ein recht kom-plexes und längerfristiges Anliegen ist. Denn „eHealth Li-teracy“ besteht aus verschiedenen analytischen (blau) und kontextspezifischen (olivgrün) Komponenten (siehe Abb. 2), von dessen jedes für sich dazu beiträgt, mit digitalen Gesundheitsinformationen adäquat umgehen zu können. Letztlich besteht eHealth Literacy aus der Fähigkeit, mit In-formationen verschiedener Art (Wissenschaft, Gesundheit etc.) selbstbestimmt umgehen zu können und zumindest über Grundfertigkeiten in den Bereichen Lesen und Rech-nen, IT/Computer und Medien zu verfügen. Dies macht deutlich, dass eine Förderung der digitalen Ge-sundheitskompetenz an mehreren Stellen ansetzen muss. Sowohl der „Nationale Aktionsplan Gesundheitskompetenz“ als auch die Mitte 2018 erschiene Studie der Techniker Krankenkasse zur Gesundheitskompetenz u.a. schlagen verschiedene Maßnahmen vor, um die digitale Gesund-heitskompetenz zu erhöhen. Die nachfolgende Tabelle 1 stellt einige wichtige Maßnahmen dar, wobei diese nicht ab-schließend sind und je nach Kontext und Umfeld eine mehr oder wenige große Bedeutung haben können.

Abbildung 2: Komponenten der eHealth LiteracyEigene Darstellung (2018) in Anlehnung an [31].

Tabelle 1: Maßnahmen zur Förderung der digitalen Gesund-heitskompetenz (eigene Darstellung)

Empfehlung Erläuterung Maßnahmen

Den Umgang mit Gesundheits-informationen in den Medien erleichtern

Gesundheitsinfor-mationen werden in immer größeren Maße über (digitale) Massenmedien und gesundheits-bezogene Apps verbreitet. Es gibt bislang nur wenige Möglichkeiten, sich einen Überblick über die Eignung der verschiedenen Ange-bote zu verschaffen

- Systematische Aufklärungskampag-nen zur Nutzung von sozialen Netzwerken und Gesundheits-Apps- Verantwortliche in den Massenmedi-en für das Thema sensibilisieren und Kooperationen mit Akteuren des Gesundheitswesens sicherstellen- Schaffung von Transparenz über das Angebot digitaler Informationen (über Zertifikate, Siegel etc.) [32].

Gesundheits-infor-mationen nutzer-freundlich gestalten

Gesundheitsinfor-mationen in den Medien als auch in Packungsbeilagen für Arzneimittel etc. müssen so gestaltet sein, dass sie auch von Menschen mit geringer Gesund-heitskompetenz verstanden werden. Unterschiedliche Nutzergruppen haben dabei unterschiedliche Bedürfnisse

- Verbindliche Stan-dards für die Erstel-lung von fundierten Patienteninformati-onen auf nationaler Ebene- Berücksichtigung sprachlicher und kultureller Diversität - Ergänzung digi-taler Informationen durch persönliche, videogestützte und telefonische Bera-tungsgespräche - Verfassung von Gesundheitsin-formationen in Leichter Sprache- Einbezug poten-zieller Nutzer (z.B. aus der Selbsthilfe) in den Erstellungs-prozess [33]

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Empfehlung Erläuterung Maßnahmen

Förderung der digita-len Barrierefreiheit

Barrierefreiheit ist eine Grundvoraus-setzung für Inklusion und Teilhabe aller Nutzergruppen, auch im digitalen Bereich. Durch barrierefrei gestaltete Apps und Webseiten können Menschen mit Be-hinderungen stärker an der Digitalisierung partizipieren

- Erstellung barriere-freier Apps und Web-seiten, welche die Bedürfnisse unter-schiedlicher Nutzer-gruppen (blinde und sehbeeinträchtigte Personen, gehörlose Nutzer, Menschen mit kognitiven Ein-schränkungen etc.) in Bezug auf Text, Bilder, Farbgestal-tung, Kontraste etc. berücksichtigen- Erstellung von Informationen in „Leichter Sprache“ - Frühzeitiger Einbe-zug von und konti-nuierliche Evaluation durch Menschen mit Behinderungen bei der Erstellung digitaler Angebote- Ergänzung des Informationsangebo-tes um Hilfestellun-gen zur Bedienung und Navigation der Apps und Webseiten (Tutorials, Benutzer-handbücher etc.)- Finanzielle Förde-rung barrierefreier Angebote (siehe bspw. Förderkonzept der Aktion Mensch für barrierefreie Web- und App-Ange-bote) [34]

Förderung von Aus- und Weiterbildung bei Ärzten, Gesund-heits-fachkräften und Sozialarbeitern

Ärzte und Fachkräfte im Gesundheits- und Sozialwesen sind wichtige (erste) An-sprechpartner, wenn es um Fragen zur Gesundheit geht. Sie können verlässliche Ratgeber sein, wenn es um die richtige Einordnung von on-linebasierte Gesund-heitsinformationen geht. Es verfügen jedoch bei weitem noch nicht alle Ärzte und Fachkräfte über das notwendige Wissen und die Fä-higkeit, um fundierte Empfehlungen in Bezug auf digitale Gesundheitsinfor-mationen geben zu können. Eine För-derung von Wissen und Kompetenzen in diesem Bereich ist daher zentral.

- Digitale Kommu-nikationslogiken in medizinische Aus- und Weiterbildung integrieren, z.B. über ein Curriculum „Digitale Arzt-Pati-ent-Kommunikation“ bereits im Medizin-studium - Einbezug von Fachgesellschaften in die Entwicklung von gesundheitsbe-zogenen Apps und gesundheitsbezoge-nen Informationsan-geboten - Etablierung von (reichweitenstarken) Online-Veranstal-tungen für Ärzte, Pflegekräfte etc., die einen Marktüberblick sowie Hinweise zu verlässlichen Online-Gesundheits-informationsquellen geben [36]

Empfehlung Erläuterung Maßnahmen

Stärkung der all-gemeinen digitalen Medienkompetenz

Ein adäquater Um-gang mit Informatio-nen im Internet stellt eine Grundlage auch für Gesundheits-in-formationen im Netz dar. Nicht alle Perso-nen verfügen jedoch über Erfahrungen im Umgang mit dem Web bzw. konnten dazu eine positive Einstellung entwi-ckeln. Um einen „Digital Divide“, also einen ungleichen Zugang zu onlineba-sierten Informationen und dem Internet, zu vermeiden, sollten weniger internetaffi-ne Personen gezielt angesprochen und gefördert werden.

- Ko-Kreation und Ko-Entwicklung von digitalen Gesund-heitsangeboten, bspw. über regel-mäßige Diskussi-onsrunden, um die wirklichen Bedürf-nisse und Bedarfe dieser Gruppen herauszufiltern- Kompetenzförde-rung bei Betroffenen, Angehörigen und Fachkräften bzw. Betreuungspersonen durch die Schaffung von „Lernerfahrun-gen“ und Möglichkei-ten zum Kompeten-zerwerb, bspw. in Form von Kursen in (möglichst homoge-nen) Kleingruppen- Angebot von schriftlichem Begleit-material zum Nach-lesen des Erlernten zu Hause- „Online-Sprech-stunden“ und organisierte Ge-sprächsrunden zum regelmäßigen Aus-tausch, möglichst geleitet durch einen bereits erfahrenen Nutzer aus der glei-chen Gruppe [35]

Fazit: Gesundheitskompetenz in Zeiten der Digitalisierung Patienten, die gut über ihre Diagnose und Therapieoptio-nen informiert sind, können besser gemeinsame Entschei-dungen mit ihren Ärzten oder Therapeuten treffen und sich leichter an die notwendige Therapie halten. Personen mit einer hohen Gesundheitskompetenz zeigen tendenziell eine höhere Gesundheit und agieren souveräner im Gesund-heitswesen [37]. Die Einführung digitaler Angebote im Ge-sundheitswesen kann dazu beitragen, die Gesundheitskom-petenz zu steigern. Der orts- und zeitunabhängige Zugriff auf (aktuelle) Gesundheitsinformationen, die Chance, sich „anonym“ über ggf. tabuisierte Krankheiten zu informieren und die Möglichkeit, verschiedene Medienformen (Text, Bil-der, Videos, Podcasts, Chats, Foren, videogestützte Bera-tung etc.) miteinander zu kombinieren, sind nicht zu unter-schätzende Vorteile gegenüber rein analogen Medien. Der Zugang zu diesen digitalen Angeboten ist dabei jedoch keineswegs gleich. Verschiedene Personengruppen, bspw. Menschen mit Migrationshintergrund, ältere Personen oder Nutzer mit einem geringeren sozialen Status tun sich schwe-rer, verlässliche Gesundheitsinformationen im Netz zu fin-den. Um zur eigenen gesundheitlichen Situation passende Informationen zu finden, seriöse von unseriösen Angeboten zu unterscheiden und insbesondere auch kommerzielle In-teressen hinter den Angeboten erkennen zu können, müs-sen die Nutzer medienkompetent sein. Das beinhaltet nicht nur den technischen Umfang mit Computer, Smartphones,

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Tabletts & Co., sondern vielmehr auch eine qualitative Me-dienkompetenz. Damit alle an der Digitalisierung gleichberechtigt teilhaben und von den Vorteilen profitieren können, muss ein „Digi-tal Divide“, also eine digitale Kluft oder Spaltung vermieden werden. Verschiedene Maßnahmen, z.B. die Förderung bar-rierefreier Web- und App-Angebote, die frühzeitige Einbe-ziehung von Betroffenen und ihren Angehörigen in die Ge-staltung der Inhalte sowie die Schaffung reichweitenstarker Angebote sind nur einige Fördermaßnahmen. Auch die ent-sprechende Sensibilisierung bzw. Qualifizierung von Ärzten und Gesundheitsfachkräften nimmt eine wichtige Rolle ein. So ist etwa die Integration des Themas „Umgang mit digita-len Gesundheitsinformationen“ in das Medizinstudium eine Möglichkeit, dem ärztlichen Nachwuchs das Gebiet näher zu bringen. Aber auch bereits praktizierende Ärzte sind ge-fordert, dass Thema des informierten oder eben auch falsch informieren Patienten, welcher das Internet als „Zweitmei-nungskompetenz“ nutzt, anzunehmen. Ärzte haben hier gewissermaßen eine Lotsenfunktion für maßgeschneiderte Patienteninformation [38]. Es handelt sich um eine Aufgabe, die weit oben auf der politischen Handlungsagenda ange-siedelt werden sollte. Günter Jonitz, Präsident der Berliner Ärztekammer, formulierte es im Januar 2018 so: „Im 19. Jahrhun¬dert war sauberes Wasser die wichtigste Ressour-ce für Ge¬sundheit, im 21. Jahrhundert ist es sauberes Wis-sen“ [37].

Literaturverzeichnis [1] Sørensen, K. et al.: (2012): Health literacy and public health. a systematic review and integration of definitions and models. BMC Public Health 12, 80, S. 3.[2] Sørensen, K. et al.: (2012): Health literacy and public health. a systematic review and integration of definitions and models. BMC Public Health 12, 80, S. 10. [3] Schaeffer, D. et al. (2016): Gesundheitskompetenz der Bevölkerung in Deutschland: Ergebnisbericht. Online ver-fügbar unter http://www.uni-bielefeld.de/gesundhw/ag6/downloads/Ergebnisbericht_HLS-GER.pdf, Zugriff am 03.07.2018, S. 39f. [4] Schaeffer, D. et al. (2016): Gesundheitskompetenz der Bevölkerung in Deutschland: Ergebnisbericht. Online ver-fügbar unter http://www.uni-bielefeld.de/gesundhw/ag6/

Veronika Strotbaum, B.A. Gerontologie und M.A. Management im Gesundheitswesen, ist beim ZTG Zentrum für Telematik und Telemedizin GmbH für

die Bereiche Telemedizin und Mobile Anwendungen zuständig. Ihre Arbeitsschwerpunkte sind die Konzeption und Evaluation von digitalen Versorgungsmodellen sowie

die Durchführung von Schulungen zur Telemedizin

downloads/Ergebnisbericht_HLS-GER.pdf, Zugriff am 03.07.2018, S. 41ff. [5] Schaeffer, D. et al. (Hrsg.) (2018): Nationaler Aktions-plan Gesundheitskompetenz. Die Gesundheitskompetenz in Deutschland stärken. KomPart, Berlin, S. 10. [6] Schaeffer, D. et al. (2016): Gesundheitskompetenz der Bevölkerung in Deutschland: Ergebnisbericht. Online ver-fügbar unter http://www.uni-bielefeld.de/gesundhw/ag6/downloads/Ergebnisbericht_HLS-GER.pdf, Zugriff am 03.07.2018, S. 97. [7] Schaeffer, D. et al. (Hrsg.) (2018): Nationaler Aktions-plan Gesundheitskompetenz. Die Gesundheitskompetenz in Deutschland stärken. KomPart, Berlin, S. 6. [8] Schaeffer, D. et al. (Hrsg.) (2018): Nationaler Aktions-plan Gesundheitskompetenz. Die Gesundheitskompetenz in Deutschland stärken. KomPart, Berlin, S. 17. [9] Schaeffer, D. et al. (Hrsg.) (2018): Nationaler Aktions-plan Gesundheitskompetenz. Die Gesundheitskompetenz in Deutschland stärken. KomPart, Berlin, S. 20. [10] Baumann, E., Link, E. (2016): Onlinebasierte Gesund-heitskommunikation: Nutzung und Austausch von Gesund-heitsinformationen über das Internet. In: Fischer, F., Krämer, A. (Hrsg.) (2016): eHealth in Deutschland: Anforderungen und Potenziale innovativer Versorgungsstrukturen. Sprin-ger, Berlin Heidelberg, S. 387f. [11] Gitlow S (2000) The online community as a healthca-re resource. In: Nash, DB et al. (Hrsg.) (2000): Connecting with the new healthcare consumer. Defining your strategy.McGraw-Hill, New York, S. 117ff. [12] Baumann E., Czerwinski F. (2015) Erst mal Doktor Google fragen? Nutzung neuer Medien zur Information und zum Austausch über Gesundheitsthemen. In: Böcken J, Braun B, Meierjürgen, R (Hrsg.) (2015): Gesundheitsmoni-tor 2015. Bürgerorientierung im Gesundheitswesen. Verlag Bertelsmann Stiftung, Gütersloh, S. 62f. [13] Baumann E., Czerwinski F. (2015) Erst mal Doktor Google fragen? Nutzung neuer Medien zur Information und zum Austausch über Gesundheitsthemen. In: Böcken J. et al. (Hrsg.) (2015): Gesundheitsmonitor 2015. Bürgerorien-tierung im Gesundheitswesen. Verlag Bertelsmann Stiftung, Gütersloh, S. 66ff. [14] Kubicek, H., Lippa, B. (2017): Nutzung und Nutzen des Internets im Alter: Empirische Befunde zur Alterslücke und Empfehlungen für eine responsive Digitalisierungspolitik. Vi-stas, Leipzig S. 111f. [15] Was hab‘ ich?“ gemeinnützige GmbH (Hrsg.) (2018): Was hab‘ ich?: Medizinische Befunde kostenlos übersetzen. Online verfügbar unter https://washabich.de/. Zuletzt geprüft am 09.07.2018. [16] Schaeffer, D. et al. (2016): Gesundheitskompetenz der Bevölkerung in Deutschland: Ergebnisbericht. Onli-ne verfügbar unter http://www.uni-bielefeld.de/gesundhw/ag6/downloads/Ergebnisbericht_HLS-GER.pdf, Zugriff am 03.07.2018, S. 66f. [17] Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BzgA) (Hrsg.) (o. J.): Werden Sie rauchfrei! Online verfügbar unter https://www.rauchfrei-info.de//. Zuletzt geprüft am 02.07.2018. [18] Gamp, M. et al. (2016): Risikokommunikation im In-

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ternet. In: Fischer, F., Krämer, A. (Hrsg.) (2016): eHealth in Deutschland: Anforderungen und Potenziale innovativer Versorgungsstrukturen. Springer, Berlin Heidelberg, S. 422f.[19] Gamp, M. et al. (2016): Risikokommunikation im In-ternet. In: Fischer, F., Krämer, A. (Hrsg.) (2016): eHealth in Deutschland: Anforderungen und Potenziale innovativer Versorgungsstrukturen. Springer, Berlin Heidelberg, S. 425.[20] Fuchs, D., Jäpel, S. (2015): Arzt-Patienten-Dialog: Digital und diskussionsfreudig. In: Healthcare Marketing, 07/2015, S. 47.[21] Fischer, F., Dockweiler, C. (2016): Qualität von online-basierter Gesundheitskommunikation. In: Fischer, F., Krä-mer, A. (Hrsg.) (2016): eHealth in Deutschland: Anforde-rungen und Potenziale innovativer Versorgungsstrukturen. Springer, Berlin Heidelberg, S. 408f. [22] Stiftung Health on the Net (Hrsg.) (o. J.): Qualität und Vertrauenswürdigkeit von medizinischen und gesundheits-bezogenen Informationen im Internet. Online verfügbar un-ter https://www.hon.ch/HONcode/Webmasters/Visitor/visi-tor_de.html. Zuletzt geprüft am 02.07.2018. [23] Fischer, F., Dockweiler, C. (2016): Qualität von online-basierter Gesundheitskommunikation. In: Fischer, F., Krä-mer, A. (Hrsg.) (2016): eHealth in Deutschland: Anforde-rungen und Potenziale innovativer Versorgungsstrukturen. Springer, Berlin Heidelberg, S. 410f.[24] Deutsches Netzwerk für Evidenzbasierte Medizin (EbM) e.V. (Hrsg.) (2016): Gute Praxis Gesundheitsinformation: Ein Positionspapier des Deutschen Netzwerks Evidenzba-sierte Medizin e.V., Version 2.0. Online verfügbar unter htt-ps://www.ebm-netzwerk.de/pdf/publikationen/gpgi.pdf/view. Zuletzt geprüft am 03.07.2018 [25] Hägele, M. (2018): Meta-Gesundheitsportal, Suchma-schine und Info-Leitsystem medinfo.de. Online verfügbar unter https://www.medinfo.de/Index.htm. Zuletzt geprüft am 10.07.2018. [26] Norman, CD, Skinner, HA (2006): eHealth Literacy: Es-sential Skills for Consumer Health in a Networked World. In: J Med Internet Res 2006 | vol. 8 | iss. 2 | e9 |, S. 2ff. [27] Hessisches Ministerium für Soziales und Integration (Hrsg.) (2018): Gesund in Hessen – Das hessische Gesund-heitsportal. Online verfügbar unter http://www.sozialnetz.de/ca/b/f/. Zuletzt geprüft am 05.07.2018. [28] Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesund-heitswesen (IQWIG) (Hrsg.) (2018): Konzept für ein nationa-les Gesundheitsportal. Online verfügbar unter https://www.iqwig.de/de/projekte-ergebnisse/projekte/gesundheits-information/p17-02-konzept-fuer-ein-nationales-gesund-heitsportal.7849.html. Zuletzt geprüft am 04.07.2018. [29] Schenk, U. et al (2018): 10 Thesen zum Plan eines Nationalen Gesundheitsportals. In: Bertelsmann-Stiftung (Hrsg.) (2018): Blog „Der Digitale Patient“. Online verfügbar unter https://blog.der-digitale-patient.de/10-thesen-nationa-les-gesundheitsportal/, Zugriff am 03.07.2018. [30] Techniker Krankenkasse (Hrsg.) (2018): Homo Digivi-talis: TK-Studie zur Digitalen Gesundheitskompetenz 2018. Online verfügbar unter https://www.tk.de/centaurus/servlet/contentblob/981906/Datei/87403/TK-Studienband-Digitale-Gesundheitskompetenz-Homo-Digivitalis-2018.pdf. Zuletzt geprüft am 02.07.2018, S. 21.

[31] Norman, CD, Skinner, HA (2006): eHealth Literacy: Es-sential Skills for Consumer Health in a Networked World. In: J Med Internet Res 2006 | vol. 8 | iss. 2 | e9 |, S. 3.[32] Schaeffer, D. et al. (Hrsg.) (2018): Nationaler Aktions-plan Gesundheitskompetenz. Die Gesundheitskompetenz in Deutschland stärken. KomPart, Berlin, S. 36. [33] Schaeffer, D. et al. (Hrsg.) (2018): Nationaler Aktions-plan Gesundheitskompetenz. Die Gesundheitskompetenz in Deutschland stärken. KomPart, Berlin, S. 42f. [34] Aktion Mensch (Hrsg.) (2018): Einfach für Alle – Digitale Barrierefreiheit für mobile Arbeits- und Lebenswelten. On-line verfügbar unter https://www.einfach-fuer-alle.de/blog/id/2796/. Zuletzt geprüft am 02.07.2018. [35] Kubicek, H., Lippa, B. (2017): Nutzung und Nutzen des Internets im Alter: Empirische Befunde zur Alterslücke und Empfehlungen für eine responsive Digitalisierungspolitik. Vi-stas, Leipzig, S. 180ff. [36] Bertelsmann-Stiftung (Hrsg.) (2017): Handlungsemp-fehlung #3: Digitale Kommunikationslogiken in medizinische Aus- und Weiterbildung integrieren – Curriculum „Digitale Arzt-Patient-Kommunikation“ etablieren. Online verfügbar unter https://blog.der-digitale-patient.de/handlungsempfeh-lung/3/. [37] Techniker Krankenkasse (Hrsg.) (2018): Homo Digivi-talis: TK-Studie zur Digitalen Gesundheitskompetenz 2018. Online verfügbar unter https://www.tk.de/centaurus/servlet/contentblob/981906/Datei/87403/TK-Studienband-Digitale-Gesundheitskompetenz-Homo-Digivitalis-2018.pdf. Zuletzt geprüft am 02.07.2018, S. 10. [38] Deutsches Ärzteblatt (Hrsg.) (2018): Westfälischer Ärztetag: Digitalkompetenz für Ärzte stärken. Online ver-fügbar unter https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/96330/Westfaelischer-Aerztetag-Digitalkompetenz-fuer-Aerzte-staerken. Zuletzt geprüft am 10.07.2018

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Abbildung 1) wird direkt auf dem Monitor befestigt. Im Ver-gleich zu anderen Messverfahren handelt es sich hierbei um ein Marker-freies Verfahren, da keinerlei Sensoren am Körper befestigt werden müssen und die Teilnehmer bei der Arbeit nicht beeinträchtigt werden. Das Gerät erfasst die Haltung der Person vor dem Monitor über eine Dauer von 4-5 Tagen. Als Referenzpunkte werden die Position des Kopfes, des Nackens, der Brust und der Schultern gemessen und für die weitere Auswertung her-angezogen. Die Auswertung der Sitzpositionen basiert im Wesentlichen auf der Analyse der Datenpunkte (x,y,z Ko-ordinaten der Messpunkte) und deren Verhältnis zueinan-der, um z.B. die Vorwärtsneigung des Körpers berechnen zu können. Die Messung der Position erfolgt dreimal pro Sekunde, wo-durch auch kleine Positionsänderungen sofort erkannt und vom System erfasst werden können. Die Positionsdaten werden anschließend verschlüsselt an den fitbase Server übermittelt. Der ergoscan verwendet für die Analyse ledig-lich Tiefendaten, also Koordinaten im Raum, die anhand von Zahlenfolgen ausgegeben und übermittelt werden. Die Datenübertragung erfolgt mittels SIM Karte und somit un-abhängig von vorhandenen (Firmen-) Netzwerken, wodurch ein hohes Datenschutzniveau gewährleistet wird. Die weitere Verarbeitung, Interpretation und Auswertung der Haltungsdaten erfolgt direkt durch fitbase, wo auch der indi-viduelle Report erstellt und dem Teilnehmer zurückgemeldet wird.

Abb. 1: Der ergoscan

Im Zuge des wellbeing Projektes wurde der Grundstein für die Entwicklung des ergoscan gelegt: In der Pilotstudie zeig-te sich, dass bis zu 80% der Personalverantwortlichen ein digitales System zur Gesundheitsförderung in ihrem Unter-nehmen einsetzen würden, wobei die Erfassung der Ergo-nomie als wesentliches Kriterium genannt wurde. Zudem zeigte sich, dass sich die Lebensqualität der Testpersonen durch den Einsatz der 3D Sensorik erhöht und bestimmte Schmerzen (z.B. im Nacken) rückläufig waren. Basierend

Barrieren aus der Perspektive der An einem normalen Werktag verbringen die Deutschen im Mittel 7,5 Stunden sitzend. Dies geht aus dem aktuellen DKV-Report 2018 hervor. 48% der in der Studie befragten Menschen gaben sogar an, dass sie täglich mehr als 8 Stun-den (meist im Büro) sitzen, viele von Ihnen erfüllen zudem noch nicht einmal die Mindestaktivitätsempfehlungen der WHO (mindestens 150 Minuten in der Woche mit moderater Intensität oder 75 Minuten in der Woche mit hoher Intensi-tät) [1]. Wenig unterbrochene Sitzzeiten erhöhen das Risi-ko für die Entstehung zahlreicher Zivilisationserkrankungen wie in verschiedenen Studien herausgefunden wurde [2]. Rückenschmerzen, unter anderem durch langes Sitzen oder einseitige Belastungen verursacht, zählen zu den häu-figsten Beschwerden in unserer Bevölkerung und sind allge-genwärtig: Insgesamt leiden 75 Prozent der Beschäftigten im Jahr mindestens einmal an Rückenschmerzen wie eine Befragung der DAK-Gesundheit herausfand. Beschwerden dieser Art sind eine Hauptursache für Arbeitsunfähigkeitsta-ge und stellen einen großen Produktivitätsverlust für Unter-nehmen dar [3]. Bisher gibt es nur wenige Methoden, um die Rückenge-sundheit im Büro effektiv zu fördern. Die Nationale Versor-gungsleitlinie Kreuzschmerz empfiehlt zur Prävention von Rückenschmerzen am Arbeitsplatz die a) Information und Schulung über die Entstehung und den Verlauf von Rücken-schmerzen, b) regelmäßige körperliche Aktivität und c) die ergonomische Gestaltung von Arbeitsplätzen [4]. Existierende BGM-Maßnahmen zur Rückengesundheit wie z.B. Ganzkörper-Screenings beinhalten meist nur eine Momentaufnahme der Körperhaltung und stellen oft keine Nachbetreuung zur Verfügung, die gerade in Bezug auf Ver-haltensänderungen als sehr wichtig angesehen wird. Im Rahmen eines dreijährigen von der EU geförderten For-schungsprojektes unter dem AAL Förderprogramm hat fit-base (gemeinsam mit sieben weiteren Partnern) unter der Leitung der cogvis GmbH eine 3D Haltungsanalyse für den Arbeitsplatz entwickelt. Aufbauend auf die im wellbeing Projekt durchgeführten Pilotstudien wurde der ergoscan weiterentwickelt und verbessert. Herausgekommen ist ein Instrument, das im Gegensatz zu herkömmlichen Maß-nahmen Langzeitmessungen direkt am Arbeitsplatz durch-führen kann ohne den Teilnehmer in der Arbeitsroutine zu unterbrechen. In Kombination mit einer Nachbetreuung in Form der Online Rückenschule bildet dieser digitale Helfer einen innovativen Lösungsansatz, um noch individueller auf die (Rücken-) Gesundheit der Mitarbeiter einzugehen und diese nachhaltig zu fördern.

Funktionsweise des ergoscansDer ergoscan mit seinem integrierten 3D Sensor (siehe

Digitale Gesundheitsförderung - Mit dem ergoscan zu einem gesunden Rücken am Arbeitsplatz

von Johannes Heering

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auf diesen Ergebnissen wurde der ergoscan unter Einbezug der potentiellen NutzerInnen zur Produktreife weiterentwik-kelt.

Individueller Haltungsreport und Online-Rückenschule als NachbetreuungNach der mehrtägigen ergoscan Messung werden die Hal-tungsdaten unter Anwendung maschinellen Lernens und intelligenter Algorithmen weiterverarbeitet, interpretiert und mithilfe eines 3D Modells visualisiert. Die visualisierten Hal-tungen werden anschließend von spezialisierten Sportwis-senschaftlern/Physiotherapeuten mithilfe eines Ampelfar-ben-Systems in günstige, bedingt günstige und ungünstige Sitzhaltungen eingeteilt. Teilnehmer erhalten anschließend einen detaillierten Haltungsreport, der die eingenommen Haltungen erklärt und visualisiert.Zu jeder Sitzposition werden Empfehlungen zur Verbesse-rung der Haltung vermittelt. Die praktischen Handlungsemp-fehlungen sind jeweils mit einer graphischen Darstellung der ungesunden Sitzhaltung und einer videogestützten Übung aus der „Online-Rückenschule“ verbunden. Untenstehend wird die Datenvisualisierung in Abbildung 2 veranschaulicht.

Ungünstige Haltung – Sie haben 18% Ihrer Zeit in dieser Haltung verbracht

Abb. 2: Visualisierung der Sitzhaltung

Zudem werden im Haltungsreport sowie im anschließenden Onlinekurs Informationen zum Aufbau der Wirbelsäule, der Problematik von langen Sitzzeiten und die optimalen Ver-hältnisse für ein gesundes Sitzverhalten vermittelt. So wer-den die Teilnehmer für das Thema Rückengesundheit sen-sibilisiert und auf die Entwicklung neuer Verhaltensweisen vorbereitet. Die nach §20 SGB V zertifizierte und KddR-konforme On-line-Rückenschule bildet die Basis für die Nachbetreuung

der ergoscan Teilnehmer. Mit dem Onlinekurs werden die Teilnehmer nach der Messung abgeholt und zur nachhalti-gen Förderung ihrer Rückengesundheit motiviert. In einem Zeitraum von zehn Wochen beschäftigen sich die Teilneh-mer mit Themen zur Rückengesundheit, Ergonomie und Bewegung. Mithilfe von Videos werden Bewegungsabläufe und praktische Übungen für den Arbeitsplatz anschaulich vermittelt sowie Tipps zur Ergonomie gegeben. So wird ne-ben der Wissenserweiterung ein Transfer in den Alltag si-chergestellt. In einer 2018 durchgeführten Wirksamkeitsstudie der Onli-ne-Rückenschule stellte sich heraus, dass die Teilnehmer (n = 693) effektiv die Präsenz und Stärke der Rückenbe-schwerden sowie die Sitzzeit reduzieren konnten. In Abb. 3 und 4 wird die Reduzierung der Präsenz und Stärke der Rückenschmerzen veranschaulicht. Darüber hinaus wurde der Umgang mit körperlichen Belastungen im Alltag verbes-sert. Die Studienergebnisse zeigen, dass die Online-Rük-kenschule die Teilnehmer zu einer nachhaltigen Verbesse-rung der Rückengesundheit aktivieren kann.

Abb. 3: Die Stärke der Rückenschmerzen zu Beginn und Ende des Kurses

Abb. 4: Prozentuale Präsenz von Rückenschmerzen zu Be-ginn und Ende des Kurses

AusblickDer Einsatz von moderner Sensorik in Kombination mit di-gitalen BGM-Maßnahmen bietet Gesundheitsexperten neue Möglichkeiten, um gesundheitsschädigendes Verhalten auf einem individuellen Level direkt am Arbeitsplatz zu erfas-sen und die Mitarbeiter zu einer langfristigen Verhaltensän-derung zu motivieren. Aufgrund der digitalen Komponente kann eine hohe Anzahl an Mitarbeitern zeit- und ortsunab-

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hängig erreicht und gleichzeitig das BGM Budget geschont werden. Im Zuge digitaler BGM-Maßnahmen sollten jedoch die Herausforderungen in Bezug auf Datenschutz und die Überprüfung der Effektivität der Maßnahmen stets im Auge behalten werden. Fitbase hat es sich zum Ziel gesetzt, den ergoscan als inno-vativen digitalen Helfer zur Prävention von Rückenschmer-zen am Markt zu etablieren und in diversen Betrieben ein-zusetzen. Parallel dazu werden neue Module entwickelt, wie das intelligente Sitzkissen, welches ebenfalls sensor-basierte ergonomische Analysen des Sitzverhaltens und der Körperhaltung ermöglicht.

Literatur [1] Prof. Dr. Ingo Froböse, Dr. Bianca Biallas, Dr. Birgit Wall-mann-Sperlich (2018): Der DKV-Report 2018. Wie gesund lebt Deutschland? DKV Deutsche Krankenversicherung, ERGO Media Relations: Düsseldorf, S. 26-33.

[2] de Rezende, L. F. M., Lopes, M. R., Rey-López, J. P., Matsudo, V. K. R., & do Carmo Luiz, O. (2014): Sedentary behavior and health outcomes: an overview of systematic reviews. PloS one, 9(8).

[3] J. Marschall, S. Hildebrandt, K. Zich, T. Tisch, J. Sören-sen, H. Nolting (2018): Gesundheitsreport 2018: Analyse der Arbeitsunfähigkeitsdaten. Update: Rückenerkrankun-gen. Beiträge zur Gesundheitsökonomie und Versorgungs-forschung, Bd. 21. Heidelberg: medhochzwei Verlag. ISBN: 978-3-86216-444-8. https://www.dak.de/dak/download/ge-sundheitsreport-1970354.pdf [Abruf am: 02.08.2018].

[4] Bundesärztekammer (BÄK), Kassenärztliche Bundes-vereinigung (KBV), Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaft-lichen Medizinischen Fachgesellschaften (AWMF) (2017) Nationale VersorgungsLeitlinie Nicht-spezifischer Kreuz-schmerz –Langfassung. 2. Auflage, Version 1. www.kreuz-schmerz.versorgungsleitlinien.de (Stand: 20.07.2018)

Johannes Heering studierte BWL & Wirtschaftsrecht und gründete kurze Zeit später die OfficePhysio GbR.

2014 wurde die Fitbase GmbH gegründet, ein führender Anbieter digitaler Präventionslösungen.

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S.26). Im Hinblick auf den Einsatz digitaler Technologien im häuslichen Umfeld bei Seniorinnen und Senioren mit und ohne Einschränkungen ist das Anwendungsfeld des Ambi-ent Assisted Living (AAL) relevant. Das Anwendungsfeld AAL zielt nach [9] „…auf das selbstständige häusliche Le-ben durch technische Assistenz. AAL erstreckt sich auch auf Bereiche der Digitalisierung außerhalb des Gesundheitswe-sens (z.B. Wohnungswirtschaft) und umfasst technische Basisstrukturen im häuslichen Umfeld (Sensoren, Aktoren, Kommunikationseinrichtungen) und Dienstleistungen durch Dritte.“ ([9], S.27). Neben der Einordnung digitaler Technologien in spezifische Anwendungsfelder können diese anhand verschiedener Eigenschaften beschrieben werden. Folgt man der Definiti-on von [10], zeichnen sich neue bzw. digitale Technologien durch die drei möglichen Eigenschaften „Sensorbasiert“, „Interaktiv“ und „Intelligent“ aus, die unterschiedlich mitein-ander verknüpft sein können und somit auch hinsichtlich ih-rer Komplexität differenzierbar sind (näheres s. [10]). Eine besonders komplexe digitale Technologie, wie ein sozialer Roboter, ist in der Lage im Rahmen einer Interaktion ver-schiedene Informationen über den Interaktionspartner mit Hilfe der Sensoren zu registrieren und zu verarbeiten, um basierend auf diesen, eine angemessene Interaktionsre-aktion zu generieren. Eine weniger komplexe digitale An-wendung, wie beispielsweise eine Gesundheits-App zur Darstellung von krankheitsrelevanten Informationen, stellt hingegen lediglich Informationen zur Verfügung, die von Nutzerinnen und Nutzern abgerufen werden können.Die Ziele, die mit dem Einsatz dieser unterschiedlich kom-plexen digitalen Technologien verfolgt werden, sind vielfäl-tig. Viele lassen sich ursächlich auf die demographische Entwicklung sowie den prognostizierten steigenden Fach-kräftemangel zurückführen.Man erhofft sich, beispielsweise durch den Einsatz von ro-botischen Systemen, dass Versorgungsengpässe abgefe-dert werden können [11]. Weitere intendierte Ziele sind:

• die Aufrechterhaltung einer hohen Versorgungsqualität• die Optimierung von Arbeitsabläufen und -prozessen• die Überwindung zeitlicher und örtlicher Grenzen• die Kostenersparnis• die zeitliche und physische Entlastung des Gesund-

heitsfachpersonals• ein längerer Verbleib von Seniorinnen und Senioren im

häuslichen Umfeld ( [11], [5], [12]).Insbesondere letztes Ziel ist nicht nur als ein subjektives Ziel der betroffenen Personen zu bewerten, sondern vor dem Hintergrund des Fachkräftemangels in der Pflege auch ein gesellschaftliches ([13]). Darüber hinaus sind viele Pfle-

Barrieren aus der Perspektive der Es ist kein neues Phänomen, dass im Gesundheitswesen technische Hilfsmittel eingesetzt werden, um Personen mit Beeinträchtigungen zu unterstützen und das Gesundheits-fachpersonal zu entlasten. Zunehmend kommen jedoch digitale Technologien im Gesundheitswesen zum Einsatz, die zu einer Veränderung von Abläufen und Prozessen im Gesundheitswesen führen. Betroffen sind nicht nur Per-sonen mit und ohne Einschränkungen, sondern auch das Gesundheitsfachpersonal sämtlicher Berufsfelder von der Pflege bis hin zur Physio-, Ergo- und Sprachtherapie ([1], [2], [3], [4], [5]). Die Einsatzmöglichkeiten reichen dabei von Anwendungen zur Organisation und Verwaltung bis hin zu Anwendungen im diagnostischen und therapeutischen Be-reich, in der Prävention sowie zur Unterstützung älterer Per-sonen mit und ohne Einschränkungen in ihrer häuslichen Umgebung ([6], [7]). Sämtliche Beteiligte werden aufgrund des stetig wachsenden Einsatzes digitaler Technologien vor neue Herausforderungen gestellt, mit denen es im Alltag umzugehen gilt. Ziel dieses Beitrags ist es, diese Heraus-forderungen näher zu beleuchten, sowie die sich durch den Technikeinsatz ergebenden Chancen für Seniorinnen und Senioren mit und ohne Einschränkungen sowie für das Ge-sundheitsfachpersonal zu thematisieren.

HintergrundMittlerweile ist das Spektrum an digitalen Technologien im Gesundheitswesen sehr groß. Dementsprechend viele Be-griffe, Ansätze und Definitionen gibt es, um das stetig wach-sende Feld dieser neuen Technologien zu beschreiben. Je nach Sichtweise wird dabei auf bestimmte Aspekte digitaler Technologien fokussiert und unter mehr oder weniger spezi-fischen Anwendungsfeldern beschrieben. Eine Taxonomie, die nach Anwendungsfeldern und –arten unterteilt, stammt von [8] und wird in [9] näher beschrieben. Nach dieser um-fasst der Begriff der Digitalisierung im Gesundheitswe-sen „sämtliche Veränderungen und Innovationen im Bereich der Gesundheitsversorgung oder von Geschäftsmodellen sowie Effizienzsteigerungen interner Prozesse und die Ver-netzung von Akteuren durch den Einsatz von IKT im Ge-sundheitswesen“ ([9], S.26). IKT steht in dieser Definition für Informations- und Kommunikationstechnologien. E-Health beschreibt nach [9] „den gesundheitsbezogenen Einsatz von IKT im Gesundheitswesen. (…) Grundsätzlich können lokalisierte Anwendungsarten auch mit Hilfe mobiler End-geräte erbracht werden und somit auch dem Anwendungs-feld m-Health zugeordnet werden“ ([9], S. 26). Unter dem Begriff der Gesundheitstelematik sind Anwendungen zu-sammengefasst, bei denen die Überwindung räumlicher Di-stanzen im Fokus steht. Gesundheitstelematik kann daher auch als Teilbereich von E-Health angesehen werden ([9],

Digitalisierung im Gesundheitswesen – Herausforderungen und Chancen für (ältere) NutzerInnen

von Karoline Malchus

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geeinrichtungen ausgelastet, sodass es ohnehin schwierig sein kann, einen Platz in einer nahegelegenen Einrichtung zu erhalten. Der Bedarf an digitalen Technologien ist daher im häuslichen Bereich besonders hoch.Im Folgenden werden beispielhaft einige digitale Technolo-gien in Hinblick auf spezifische Anwendungsbereiche und Einsatzgebiete näher beschrieben.

Einsatzgebiet: Häusliches UmfeldViele ältere Personen wünschen sich möglichst lange zu-hause wohnen zu bleiben und weiterhin am Alltagsgesche-hen teilnehmen zu können. Insbesondere der Aspekt der Teilhabe, der nach der [14] als „Einbezogensein in eine Lebenssituation“ definiert wird, ist für Seniorinnen und Se-nioren mit und ohne Einschränkungen essentiell. Vor allem Assistenztechnologien und Technologien aus dem AAL-Be-reich sollen dafür sorgen, dass dies möglich ist. Beispiele für AAL-Technologien sind intelligente Sturzmatten, intelli-gente Betten oder intelligente Raummelder, die bei Verdacht auf einen Brand gleich die Angehörigen oder Nachbarn mit informieren. Darüber hinaus fallen unter das Einsatzgebiet AAL auch automatisch gesteuerte Raumkonzepte, wie bei-spielsweise eine an die Bedürfnisse der Personen angepas-ste Beleuchtung oder Temperatureinstellung. Die Akzeptanz dieser AAL-Technologien ist laut [13] bereits sehr gut. Das gleiche gilt für das Konzept der Gesundheitsroboter, die zur Assistenz eingesetzt werden. Diese genießen ebenfalls ein hohes Maß an Akzeptanz, indem sie ältere oder beeinträch-tigte Personen beispielsweise an Termine und die Einnah-me von Medikamenten erinnern [15].

Einsatzgebiet: Kranken-/ AltenpflegeAktuell steht in vielen Krankenhäusern und Pflegeeinrich-tungen die Einführung digitaler Patientenakten auf der Agenda, mit dem Ziel den Bereich der Dokumentation zu optimieren und Zeit zu sparen [16]. Darüber hinaus gibt es weitere Tools, die eine digitale Aufzeichnung von Vitaldaten ermöglichen sowie die Arbeitsorganisation optimieren sol-len. Viele digitale Technologien, die im häuslichen Umfeld eingesetzt werden, können auch in der Kranken-/ und ins-besondere in der Altenpflege zum Einsatz kommen, wie bei-spielsweise intelligente Sturzmatten oder Technologien, die an Termine oder die Einnahme von Medikamenten erinnern. Dies liegt unter anderem daran, dass in Altersheimen auch Personen wohnen, die kognitiv und körperlich nur leicht ein-geschränkt sind und denen ein möglichst selbstbestimmtes und eigenständiges Leben ermöglicht werden soll. Immer häufiger sind daher auch Laptops, Tablets oder Smartpho-nes in Altersheimen anzutreffen, mit denen die betroffenen Personen mit ihren Angehörigen kommunizieren. Darüber hinaus kommen E-Health Anwendungen in Altersheimen oder Kliniken zum Einsatz, wie die elektronische Visite [17]. Aufgabe des Gesundheitsfachpersonals ist es beispielswei-se dafür zu sorgen, dass Ärztinnen und Ärzte sowie Patien-tinnen und Patienten mittels Laptop oder Tablet miteinander kommunizieren können. Mithilfe einer Kamera können Wun-den gefilmt werden, die die Ärztin oder der Arzt dann direkt beurteilen und das weitere Vorgehen besprechen kann.

Einsatzgebiet: TherapieWährend in der Physiotherapie vor allem Trainingsroboter zur Verbesserung der körperlichen Funktionen im Fokus stehen [18], kommen in der Sprachtherapie vor allem Apps zur Verbesserung der sprachlichen Fähigkeiten sowie zur Motivationssteigerung zum Einsatz [19]. Viele Anwendun-gen, wie der Einsatz virtueller Agenten, virtueller Realität, Augmented Reality oder der Einsatz sozialer Roboter wer-den noch erforscht bzw. sind noch in der Erprobung ([20], [21], [5]).Die Beispiele verdeutlichen, dass digitale Technologien in unterschiedlichen Bereichen mit verschiedenen Zielstellun-gen eingesetzt werden können und großes Potential bieten. Nichtsdestotrotz ist der Einsatz grundsätzlich mit einigen Herausforderungen für die Nutzerinnen und Nutzer der Technik verbunden. Dies betrifft sowohl das Gesundheits-fachpersonal, als auch die Seniorinnen und Senioren mit und ohne Einschränkungen.

Herausforderungen und ChancenEine der wichtigsten Herausforderungen, der wir uns stel-len müssen, ist die Frage, inwieweit verantwortungsbewusst mit digitalen Technologien umgegangen wird und wie diese sinnvoll und zum Wohle der Nutzerinnen und Nutzer entwik-kelt und eingesetzt werden können. Im Folgenden werden die mit dem Einsatz verbundenen Herausforderungen sowie die Potentiale und Möglichkeiten näher skizziert.HerausforderungenDie Herausforderungen, die der Einsatz digitaler Technolo-gien mit sich bringt, lassen sich in verschiedene Bereiche einteilen. So gibt es:

1) Barrieren vonseiten der Nutzerinnen und Nutzer - Un-sicherheiten im Umgang mit der Technik, geringe Ak-zeptanz etc.

2) Barrieren vonseiten der Technologien – Bedienbarkeit, Verfügbarkeit etc.

3) Barrieren vonseiten des Gesundheitssystems – öko-nomische, rechtliche, ethische, soziale Rahmenbedin-gungen etc.

Diese Barrieren erschweren den Einsatz digitaler Technolo-gien und können im Extremfall dafür sorgen, dass die Tech-nik gar nicht erst zum Einsatz kommt.Eine Barriere, die mit den Nutzerinnen und Nutzern selbst zusammenhängt, betrifft die Unsicherheit im Umgang mit der Technik sowie eine separat auftretende aber auch häu-fig damit einhergehende geringe Akzeptanz neuer Techno-logien. Viele digitale Technologien werden vor dem Hinter-grund der demographischen Entwicklung eingesetzt und somit bei Personen höheren Alters. Diese, stellenweise als „Digital Immigrants“ (vgl. [22]) bezeichnete Gruppe, ist nicht mit digitalen Technologien aufgewachsen, sodass ihr häufig eine geringere Technikaffinität zugesprochen wird als jün-geren Personen und damit einhergehend eine höhere Unsi-cherheit im Umgang mit Technik. Ausgehend von den zahl-reichen Studien zu Alterseffekten hinsichtlich der Akzeptanz von digitalen Technologien im Gesundheitswesen zeigt sich jedoch kein eindeutiges Bild dahingehend, dass ältere Per-sonen dem Einsatz neuer Technologien negativer gegen-überstehen als jüngere Personen ([23], [24], [25], [26]). Viel-

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mehr zeigt sich, dass eine hohe Akzeptanz häufig von dem Zweck abhängt, wofür die Technologie eingesetzt werden soll, inwieweit ein entsprechender Benefit für die Nutzerin-nen und Nutzer vorhanden ist und inwieweit die Technologie im Sozialraum präsent ist, das Alltagsgeschehen beeinflusst und ggf. die Intimsphäre verletzt. Insbesondere beim Ein-satz von Robotern für den häuslichen Gebrauch, für Pfle-ge und für Therapie ist der letzte Punkt sehr bedeutsam. In einer Studie von [23] zeigte sich, dass ältere Personen dem Einsatz eines sozialen Roboters in der Therapie deut-lich skeptischer gegenüberstanden als jüngere Personen. Dies steht im Einklang mit den Resultaten von [24]. Diese konstatierten, dass die älteste Probandengruppe, Personen zwischen 65 und 75 Jahren, neuen Technologien misstrau-ischer gegenüberstanden als jüngere Personengruppen und eher mit negativen Emotionen auf einen Roboter rea-gierte. [25] hingegen konnte keinen Altersunterschied fin-den. Jüngere und ältere Personen reagierten in der Studie gleichermaßen enthusiastisch auf Roboter, die das Leben zuhause erleichtern. Es kann davon ausgegangen werden, dass gerade im Hinblick auf die unterstützende Funktion im häuslichen Bereich die mit dem Einsatz verbundenen Chan-cen und Möglichkeiten stärker im Fokus der betroffenen Personen stehen als die damit verbundenen Herausforde-rungen. Im Rahmen der Studie von [26], wird ein Roboter, der an Speisen, Getränke oder Medikamente erinnert auch als positiver beurteilt im Vergleich zu einem Roboter für kör-perliches und geistiges Training.Doch nicht nur älteren Personen wird eine geringere Tech-nikaffinität unterstellt, sondern auch den Angehörigen der Gesundheitsfachberufe ([27], zitiert nach [28]). Von einer grundsätzlich positiven Einstellung dem Technikeinsatz ge-genüber kann nicht ausgegangen werden. Der vermehrte Einsatz digitaler Technologien stellt daher für diese Gruppe eine besondere Herausforderung dar ([29]).Bis es überhaupt zum Einsatz digitaler Technologien kommt, müssen einige Hürden in Hinblick auf technische Aspekte genommen werden. Nicht ohne Grund sind viele, vor allem komplexe Technologien, noch in der Forschungs- und Er-probungsphase. Neben der Bedingung, dass die Technik robust funktioniert und nutzerfreundlich gestaltet ist, muss die Technik zu den örtlichen Gegebenheiten passen. Bei-spielsweise muss als Grundvoraussetzung für E-Health An-wendungen eine stabile Internetverbindung vorhanden sein, damit die Anwendungen verlässlich laufen können und die Verbindung bei einer Televisite oder einer Teletherapie nicht unterbrochen wird. Gerade im ländlichen Raum ist eine schnelle Internetverbindung noch keine Selbstverständlich-keit, obwohl besonders dort der Bedarf an E-Health Anwen-dungen aufgrund schwer verfügbarer Gesundheitsfachkräf-te hoch ist. Selbst in Krankenhäusern und Pflegeeinrichtun-gen sind ausreichende und zugängliche Breitbandverbin-dungen oft eine sehr große Herausforderung. Damit hier eine störfreie und leicht zugängliche Bedienung möglich ist, macht es Sinn vor Einführung gesundheitstelematischer An-wendungen mit der IT-Abteilung entsprechende Rahmen-bedingungen zu analysieren und wenn nötig und möglich zu optimieren [30]. Darüber hinaus müssen ökonomische, rechtliche, ethische und soziale Fragen abgeklärt werden.

Insbesondere die Frage nach der Finanzierung nimmt ei-nen großen Raum ein. Während der Einsatz einer App im Rahmen einer Therapie zum Teil kostenlos realisiert werden kann, ist die Anschaffung eines robotischen Systems mit enormen Kosten verbunden. Kliniken müssen überprüfen, ob die Anschaffung der innovativen Technologie als wirt-schaftlich anzusehen ist. Darüber hinaus spielt das Thema der Evidenzbasiertheit im Kontext therapeutischer Anwen-dungen eine große Rolle. Hat der Einsatz der digitalen Tech-nologie einen nachweisbaren Nutzen? Kommt es zur Einführung einer neuen Technologie, müs-sen sich die Nutzerinnen und Nutzer der Technologie mit dieser vertraut machen. Dies macht eine umfassende und transparente Einweisung in den Gebrauch und den Nutzen der Technologie unerlässlich. Dafür bedarf es jedoch ent-sprechenden Personals, das sich mit der neuen Technolo-gie auskennt. Dass die Technologie auch wirklich im Alltag eingesetzt wird, hängt nicht zuletzt von der Einstellung der betroffenen Personen gegenüber der neuen Anwendung ab, womit man erneut auf den Punkt der personenbezogenen Barrieren kommt. Dies betrifft nicht nur Seniorinnen und Senioren mit und ohne Einschränkung, sondern, je nach Anwendungsfeld auch das Gesundheitsfachpersonal sowie das Personal, das für die Einweisung und Begleitung zu-ständig ist [5]. Die Einführung, beispielsweise eines neuen Dokumentationssystems in einer Klinik, bringt nichts, wenn die Dokumentation nach der Einführung doppelt geschieht – sprich das Gesundheitsfachpersonal weiterhin schriftlich dokumentiert und die Daten zusätzlich digital festhält. Dies kann passieren, wenn die Skepsis der neuen Technologie gegenüber noch hoch ist und an alten Arbeitsweisen festge-halten wird. Gegebenenfalls müssen dann die Chancen, die sich durch den Einsatz der digitalen Technologie ergeben, wie eine Zeitersparnis und die damit verbundene Möglich-keit Tätigkeiten nachzugehen, für die sonst keine Zeit war, stärker thematisiert werden.

ChancenDen Herausforderungen gegenüber stehen die Chancen und Möglichkeiten, die sich durch den Einsatz digitaler Technologien ergeben. Die Aussicht auf diese erhöht zuwei-len die Motivation, höhere Hürden zu nehmen und sich den Herausforderungen zu stellen. Häufig wiegt die Aussicht auf eine Verbesserung der Lebensqualität durch den Einsatz di-gitaler Technologien mehr als die Skepsis gegenüber dem Einsatz. Insbesondere wenn der Leidensdruck der Betroffe-nen sehr groß ist. Digitale Technologien, wie Notfallsensoren, intelligente Brandmelder oder automatische Herdausschaltungen, er-möglichen es älteren Personen, die aufgrund von Sicher-heitsbedenken der Angehörigen in betreute Wohneinheiten oder in ein Altersheim umziehen müssten, gegebenenfalls länger in ihrem eigenen Haushalt zu bleiben. Darüber hin-aus bieten digitale Technologien Personen, die aufgrund körperlicher Beeinträchtigung und Hilfsbedürftigkeit nicht mehr so mobil sind, ihren Sozialraum, der häufig nur aus der eigenen Wohnung oder dem eigenen Haus besteht, (wieder) zu erweitern. Informations- und Kommunikations-technologien, wie beispielsweise eine App zur Kommunika-

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tion mit den Angehörigen, tragen dazu bei, dass die betrof-fenen Personen ihren Aktionsradius erweitern und mit an-deren Personen interagieren können. Räumliche Grenzen können so überwunden werden. Inwieweit das Spektrum an Informations- und Kommunikationstechnologien dies-bezüglich ausgenutzt werden kann, hängt dabei nicht nur von den alters- oder krankheitsbedingten Einschränkungen ab, sondern auch von der Medienkompetenz der beteiligten Personen. Hier ist eine gute Einweisung essentiell, sowie die Auswahl einer nutzerfreundlichen Technologie, damit die Teilhabe gelingt. Digitalisierung ist an dieser Stelle als Mittel zum Erhalt der Teilhabe am individuellen Sozialraum zu sehen [31]. Der Einsatz von E-Health Anwendungen ist nicht nur für Ärztinnen und Ärzte sowie Therapeutinnen und Therapeu-ten von Vorteil, da diese Zeit einsparen, indem sie nicht mehr so viele Hausbesuche machen müssen, er bringt auch Vorteile für Patientinnen und Patienten, die sonst in der Pra-xis vorstellig werden müssten und sich dadurch ggf. einen langen Weg ersparen. Darüber hinaus bietet die Möglichkeit der Televisite positive Effekte für Personen mit Demenz, die in einer Pflegeeinrichtung wohnen und die ggf. wegen einer Wunde vorstellig werden müssen. Personen mit Demenz fällt es schwer das gewohnte Umfeld zu verlassen. Ein Arzt-besuch reißt sie unmittelbar aus dieser Umgebung heraus. Häufig benötigen diese Personen nach dem Besuch einige Zeit um sich in ihrem gewohnten Umfeld wieder zurecht zu finden. Sollte ein Hausbesuch durch die Ärztin oder den Arzt nicht möglich sein, ist es eine Chance für die Betroffenen, im gewohnten Umfeld zu verbleiben und die Sprechstunde via Internet zu nutzen. Dies ist auch für das Gesundheitsfach-personal von Vorteil, da der Transport und die Begleitung zur Arztpraxis sowie der anschließende Wiedereingewöh-nungsprozess entfallen. Weitere zeitliche Ersparnisse bie-ten sich dem Gesundheitsfachpersonal sowohl durch die di-gitale Dokumentation als auch durch Assistenzsysteme, wie beispielsweise autonome Roboter, die im Krankenhaus bei-spielsweise die Wäsche transportieren oder Medikamente auf die Stationen bringen. Die Zeit, die dadurch gewonnen wird, kann für Interaktionen mit Patientinnen und Patienten genutzt werden. Somit profitieren auch diese wieder indirekt davon.

FazitDigitale Technologien im Gesundheitswesen werden zuneh-mend eingesetzt, so dass man sich verstärkt mit den damit verbundenen Herausforderungen und Möglichkeiten aus-einandersetzen muss. Das Spektrum an digitalen Technolo-gien ist mittlerweile so groß, dass in diesem Beitrag nur bei-spielhaft darauf eingegangen wird. Dennoch gilt es grund-sätzlich bei jeder digitalen Technologie abzuwägen, ob der Einsatz es wert ist, bestehende Barrieren zu überwinden. Im Hinblick auf eine mögliche Erhöhung der Lebensqualität sowie verstärkter Teilhabe am gesellschaftlichen Gesche-hen, ist der Einsatz digitaler Technologien zumeist positiv zu bewerten. Den Betroffenen sollten jedoch ausreichend umfassende und transparente Informationen hinsichtlich der Möglichkeiten und Grenzen neuer Technologien zur Verfü-gung stehen, damit diese offen und dennoch kritisch mit der

Thematik umgehen können. Betrachtet man die Herausfor-derungen für das Gesundheitsfachpersonal, sind Angebote zur Qualifizierung im Umgang mit digitalen Technologien es-sentiell. Diese ermöglichen es dem Gesundheitsfachperso-nal zukünftig mit den weiteren Herausforderungen, die der Einsatz digitaler Technologien mit sich bringt, professionell umgehen zu können.

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Dr. rer. nat. Karoline Malchus arbeitet als Wissenschaftliche Mitarbeiterin im Fachbereich Wirtschaft und Gesundheit an der FH Bielefeld.

Im Projekt „HumanTec“ beschäftigt sie sich mit der Entwicklung von Studienangeboten für betriebliches

Bildungspersonal vor dem Hintergrund der Digitalisierung des Gesundheitswesens.

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22 Medienproduktion - Online Zeitschrift für Wissenschaft und Praxis

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be based on theory (such as the Health Action Process Ap-proach, HAPA [18]; the Transtheoretical Model TTM [19]; the Compensatory Carry-over Action Model, CCAM [20]; or the COM-B (‚capability‘, ‚opportunity‘, ‚motivation‘ and ‚beha-vior‘) model [21]). The aim of this review is to answer the following research question: What aspects should be considered in order to develop a user-centered mHealth intervention (digital health application) to promote a health promoting, physically ac-tive lifestyle in older adults? A literature scan focusing on the changes accompanying ageing was conducted in order to gain insight into the age-related barriers and limitations when using mHealth applications. Recommendations to overcome the obstacles and enhance the ease of mHealth technology in older adults are provided, especially focusing on age-related barriers, persuasive system design (PSD), user interface, inclusion of BCTs and privacy and data ma-nagement issues.

Age-dependent barriers and limitations to use mHealthSeveral barriers and limitations develop or increase with age, e.g., regarding the use of technology [22]. According to Sugarman (2005) the physical changes in early late-adulthood (60-75 years) can be summarized using the four words: slower, lesser, smaller and weaker [23]. Accordingly, this age-group needs increased attention to support them in performing PA as recommended in order to maintain their physical resources and cognitive capabilities across the whole life-span [24]. Regular PA and its resulting decrease in stress levels result in a lowered risk of chronic and mental disease and increase the perceived quality of life – an ef-fect which is applicable not only to the older age-groups [2]. However, with regard to mHealth usage for PA promotion, four key categories of barriers that especially influence older adults have been identified: (1) cognition, (2) motivation, (3) physical ability/behavior and (4) perception [17]. Figure 1, which was adapted based on the „MOLD-US” framework by Wildenbos et al. (2018) [17], demonstrates how these four barrier-categories influence the usability of mHealth in older adults through age-dependent abilities. The cognitive component mainly involves the reduced ca-pacity of the semantic, working, prospective and procedu-ral memory. This memory decline impairs the attention and thus increases the time needed to acquire new skills. The physical decline results in restrictions regarding movement, balance and locomotion in finger joints. In fact, functional and rheumatic conditions are common in 60% of adults aged 65+ years [17]. In total, 75% of adults aged 65+ years report having problems in physical functioning, which results in poorer speed performance and hand-eye coordination as

Barrieren aus der Perspektive der IntroductionParticipatory and theory-based empirical research is fre-quently applied in order to develop, implement and evaluate interventions to encourage healthy ageing by means of phy-sical activity (PA). By the year 2060 the main target group of such interventions i.e. adults aged 65+ years will repre-sent up to 33% of the German population [1]. As a result of recent population ageing during the last century, costs on the societal level are accumulating due to increasing healthcare demands and caregiver burden [2]. Therefore, rehabilitative and preventive services are increasingly gai-ning importance with regard to reducing the costs of care as well as to improve function, mobility and social engagement in older adults [3]. Research has shown that regular PA is associated with improvements in the domains of psychological, cognitive, physical as well as functional health [4; 5; 6; 7]. The World Health Organization (WHO) recommends at least 150 minu-tes of moderate exercise per week for older adults aged 60 years and above. However, in Germany only 18% of adults aged between 60 and 69 years, and 14% of adults aged between 70 and 79 years fulfill these recommendations [8], thus significant improvements are needed. PA promotion interventions, provided via face-to-face interaction or using print versions, have been shown to be effective. However, the increasing use of digital technology and wearables yields new opportunities for personalized eHealth, mHealth and dHealth interventions, e.g., health interventions deli-vered with electronic and/or mobile devices such as a smart-phone in a digitalized mode [9; 10]. Personalization utilizes the user’s data to provide recommendations and feedback that match the individual user [11]. In 2017, 41% of adults aged 65+ years in Germany owned a smartphone and this trend is rapidly increasing, since in 2014 merely 17% owned one [12; 13]. In contrast, 88% of adults in the age-group 50-64 years own a smartphone, which highlights the potential for the future. In 2018, a national survey in Germany found 16.5% of the surveyed older adults aged 60+ years to use health apps, mostly in the domain of PA [14]. In the follo-wing, we will only use the term mHealth for all digital health application.Although older adults show interest and have the intention to use mHealth applications, studies on the actual adoption and usage are scarce and inconsistent [15; 16]. Four key categories of barriers due to ageing have been identified to influence the ease of mHealth use: cognition, motivati-on, behavior and perception [17]. Interventions effectively addressing the changes and requirements accompanying ageing should be evidence-based by means of using be-havior change techniques (BCTs). Moreover, they should

User-centered digital health application deve-lopment to promote healthy ageing

von Simon Langener, Tiara Ratz und Sonia Lippke

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24 Medienproduktion - Online Zeitschrift für Wissenschaft und Praxis

well as an increased retention time in mHealth usage. This in turn enhances the learning time, error rate and response time. The ability to adapt to darker environments and detect contrast is decreased following the decline in visual and au-ditory perception and more light is required to see sharply. The colors violet, blue and green are prone to cause visual problems. The fourth barrier of motivation comprises attitu-des, beliefs and anxiety to use mHealth applications. Low technology acceptability and computer literacy influence the trust in the own ability and belief in potentially gained benefit.

Figure 1: Barriers of older adults that influence the mHealth ease of use – adapted from “Aging barriers influencing mo-bile health usability for older adults: A literature based fra-mework (MOLD-US),” [17]

According to representative surveys commissioned by Bit-kom, three out of ten Germans aged 65+ years use a smart-phone [25], while every tenth uses a tablet [26]. In contrast, adoption and usage of mHealth applications is low and in-consistent. This is mainly perceived to be the result of the discrepancy between the application design and the users’ needs [27], since older adults interact differently with infor-mation technology than younger generations do [17]. Howe-ver, mHealth technology bears the potential to overcome the barriers stated above by reducing the cognitive and physical workload by means of the directly controllable interface with one’s fingers.In conclusion, the vast majority of applications do not match the needs of users 65+ years of age, which points towards the necessity of human-centered design (HCD). To summa-rize, the recommendations for developing mHealth appli-cations with regard to age-dependent barriers include the following points:

Recommendations based on age-dependent barriers of mHealth application usage:

• Adopt HCD methods to meet the needs of the user• Take the cognitive, physical, motivational and percep-

tual barriers into account• Use interfaces with touchscreens in order to reduce co-

gnitive and physical workload

Age-dependent factors influencing the uptake of mHealth application usageFactors relating to lower usage of mHealth applications can be age-dependent. To explain this, psychological proces-

ses should be looked at: Little self-confidence and being constrained by stereotypical perspectives might result in believing in the personal incapability of ever learning to use technology [28]. According to Kuerbis et al. (2017) [28] ol-der adults across the globe are stereotypically perceived as being unwilling, afraid and unable to use technology such as mobile phones. Maintaining autonomy and independence are the major drivers for older adults to use mHealth. Additionally, privacy has been shown to be an essential pa-rameter for engagement, especially the older age-groups. To encourage the use of mobile technology in older adults, a supportive training and learning environment to deal with barriers and stigma/stereotypes should be provided. This may involve time to experiment with the device in a pace that fits the individual user [29; 30]. Social support by tutors (professionals or loved ones) could lead up to a positive atti-tude towards technology and strengthen the belief in the abi-lity to learn and use technology [31]. In general, the training in this age-group could be multifaceted, offered in-person in a familiar environment and be tailored to the specific needs [32]. Supporting manuals should involve lay language and simple step-by-step instructions [33].A clear purpose of the technology, e.g., to enhance quality of life, independence, well-being, health or safety, may be present in order to reach adoption of mHealth usage in ol-der adults [32; 34]. The use of the device should further be affordable, intuitive, transparent and involving a low percei-ved learning difficulty. Error recovery can be very easily gui-ded [30]. Feedback about completion of a task or mistakes should be provided. Due to the daily routine of the user, the timing of the intervention is an important factor. Preferab-ly, the application should focus on the morning or afternoon because older adults are often prone to turn off their mobile phones in the late afternoon [35]. Finally, mHealth should be as unobtrusive as possible [36]. This encourages usage, protects privacy and decreases potentially embarrassing si-tuations. To summarize, the recommendations for ensuring the uptake of mHealth application usage in older adults in-clude the following points:

Recommendations concerning the uptake of mHealth appli-cation usage are the following:

• Avoid stereotypical thinking• Focus on autonomy and independence of the user• Take privacy concerns into account• Offer supportive training to enhance the self-confidence

in successfully using mHealth applications• Ensure affordability, transparency and low learning dif-

ficulty• Define a clear purpose for usage• Provide an easy error-recovery, accessibility, trans-

parency and unobtrusiveness• Consider intervention timing (usually morning until af-

ternoon is a good time)

Persuasive system design strategies for the target group of older adultsTechnology that is designed to change a user’s attitude or behavior is called persuasive technology [37]. Persuasion is

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traditionally understood as the “human communication desi-gned to influence the autonomous judgements and actions of others” [38, p. 7]. To successfully persuade the user to adopt a certain attitude, the user needs to be made aware of relevant arguments [39], which should initiate the need to take action to reach compliance with the new attitude. This is in line with the cognitive dissonance theory and the ten-dency to motivate attitude change [38; 40], which postulate that the perceived discordance between the user’s newly developed attitude and their performed behavior will drive the individual to reorganize and rethink their behavior in or-der to restore consistency. To achieve such a reaction, the persuasion context needs to be defined beforehand. Accor-ding to Oinas-Kukkonen and Harjumaa (2009) [39] the con-text involves the intent, event and strategy of persuasion.Oinas-Kukkonen and Harjumaa (2009) suggest 28 princip-les for PSD, which can be grouped into four support cate-gories [39]. These include 1) the support to carry out the primary task as well as 2) feedback and dialogue support, which keep the user moving toward the target behavior and goals. An example of dialogue support is sending notificati-ons if a goal is achieved [41]. 3) The credibility of a system increases its persuasiveness; trustworthiness and surface credibility are important to older adults and should be cove-red by the visual appearance of the application [42]. Lastly, 4) social support leverages social influence, which is linked to motivation for behavior/attitude change. In addition, persuasive strategies include rewards, remin-ders and personalized feedback. Rewards are typically visually displayed. Messages may be delivered as remin-ders to check the application daily or weekly to encourage continuous usage [43]. Feedback provision is one of the most important features for promoting adherence in older adults [44; 45; 46]. To ensure persistent behavior/attitude change, communication and feedback provision should be delivered by personalized audio and visual cues. In general, communication is the major driver for continuous usage, as long as the linguistic aspects that match the user are ta-ken into account. To summarize, the most frequently used content-related persuasive strategies in mHealth application development to promote an attitude/behavior change in ol-der adults include the following points:

Recommendations concerning content of PSD:• Give audio, visual and textual feedback• Provide support in several domains, such as dialogue,

feedback and social support• Include persuasive messages, reminders, and alerts

as well as rewards, points and credits• Set goals and objectives

Designers should be encouraged to use the range of ca-pacities of technology instead of relying on content-driven interventions only making use of BCT [46]. Recent research on PA and diet interventions using PSD strategies was not specifically focused on older adults. Further systematic re-search is therefore needed to understand which PSD fea-tures are suitable to motivate older adults to engage in a healthy and physically active lifestyle. According to Orji and

Moffatt (2018) 75% of the reviewed articles regarding per-suasive technology in PA reported a fully positive outcome. The most frequently used theory was the TTM in 14% of studies [47]. According to Matthews, Win, Oinas-Kukkonen, and Free-man (2016), data capturing and feedback by means of sensor technology has been shown to be a powerful tool to effectively persuade the user towards behavior change [48]. Objectively measured data can be used to tailor the text content of feedback to the individual user [49]. The ob-jective and automatized data collection is of great value to future research given the fact that the common method of self-report is more biased [50]. In the domain of primary task support, self-monitoring can be used in forms of manual entry of information by the user (manual logging) or automa-tized tracking of PA by means of sensor technology [51; 52]. Tunneling comprises strategies to guide the user through the process of behavior change, for example by means of targeted questions and suggesting recommended exer-cises [53]. In general, social features are ambivalent. Un-successful competition might result in disengagement in PA [43], however, social communication and cooperation could also support users in reaching their goals [54; 55]. To sum-marize, the most important features to consider when de-veloping mHealth applications for older adults according to PSD, include the following points:

Recommendations concerning components: • Specify the persuasion context beforehand• Use tracking, monitoring and personalization• Base development on appropriate socio-cognitive

theories, such as the TTM• Combine PSD with BCT • Use sensor technologies for data collection, tailored

feedback and suggestions• Be careful in giving the opportunity to share and com-

pare success given the fact that reverse effects are li-kely to occur

Visual, cognitive and motor features to be considered in user interface developmentIn order to meet the needs of the user, design choices should reflect the capabilities and limitations of the target group. Respective to the direct influence of the cognitive, percep-tual and motivational changes accompanying ageing on the user interface, four different contextual requirements needs to be fulfilled: the user interface should be 1) perceivable, 2) operable, 3) understandable and 4) robust [56]. Petrovčič et al. (2018) empirically analyzed guidelines on the design of age-friendly phones and smartphones [27]. In general, the device should be lightweight, with a large display and a ma-ximum of grip. A tablet-computer, which entails a big screen is most recommended. Beside the lower challenged cogni-tive and physical workload when older adults use a touch-screen, recent research has additionally shown that older adults were able to achieve tasks faster using a touchscreen compared to mouse and keyboard [28]. Bearing in mind the common barriers older adults encounter, the user interface of mHealth applications should accommodate several fea-

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tures with regard to visual, cognitive and motor declines.Next to a large display, the preferable visual features include by 50% enlarged icons compared to the standard size (at least 12mm). These icons should provide visual, auditory and/or tactical feedback when pressed. Additionally, there may be sufficient space between icons to avoid errors in operating the device [27]. The screen dimming time should be prolonged due to longer reaction times and an option to zoom should be available. Small changes in the applicati-on can be avoided and preferably warm colors (e.g., reds, oranges and pinks) should be used [28]. To summarize, the recommendations concerning visual features of the user in-terface in the development of mHealth applications for older adults include the following points:

Recommendations concerning visual features of the user interface especially for older users:

• Enlarge the display and increase the size of icons by 50% (>12mm)

• Provide visual, auditory and/or tactical feedback when icons are pressed

• Ensure sufficient space between icons• Prolong the screen dimming time and offer the option

to zoom• Avoid small web page changes and elaborated text

(e.g. bolt or italics)• Use preferably warm colors, e.g., reds, pinks and oran-

ges

With respect to potential cognitive decline, a simple lan-guage should be used. Users should be able to navigate through the application via navigation bars and the menu should be limited to a low hierarchy [56]. The combination of text and symbols is recommended, however, neither should rely on the other. The text-based (vocabulary) navigation menu should appear on the upper and left side. Flashing, blinking objects and pop-ups should be avoided [28]. The provision of clear error-messages is important for older users in order to understand what to do to solve upcoming problems. To summarize, the recommendations concerning features of the user interface considering cognitive deficits in the development of mHealth applications for older adults include the following points:

Recommendations concerning the consideration of cogniti-ve declines in user interface development:

• Provide navigation via navigation bars• Locate vocabulary/ text-based navigation menus on

upper and left side• Avoid flashing, blinking objects and pop-ups• Limit the menu to a low hierarchy• Combine text and symbols• Support recognition rather than recall• Use a simple language• Locate relevant information mainly in the center• Provide clear error-messages

The motor features of the user interface for older adults should include a touchscreen-font of at least 17mm. The

gestures to handle the application should preferably neither rely on directional methods (e.g., scroll-bars) nor click and drack methods. Slower respond times in older adults should be taken into account. Furthermore, the text entry via key-board can be challenging due to the necessity of fine motor skills. To summarize, the recommendations concerning motor fea-tures of the user interface in mHealth application develop-ment for older adults include the following points:

Recommendations concerning motor features of the user interface:

• Make sure that the font of the touchscreen is at least 17mm

• Avoid directional gesturing (e.g., scroll-bars) and click and drag methods

• Take slower respond times into account• Avoid text entry via keyboard

At this point it is considered important to mention that the do-mains described so far – 1) barriers and limitations, 2) PSD strategies, and 3) user interface recommendations – should always be considered with respect to each other. This broad perspective is used as preparation for the design-stage, which includes usability-testing and co-creation. The ca-libration of the interaction between all these mechanisms is necessary to guarantee easy accessibility and unobtru-siveness, with the final aim of ensuring an easy use of the mHealth application for older adults.

Behavior change techniques (BCT) in mHealth application developmentPA interventions have been shown to be effective in maintai-ning behavior change over a time period of six months and longer [57]. Yet, the specification of how technological cha-racteristics and underlying techniques and evidence-based theories work together to achieve this effect, is lacking. This knowledge gap highlights an important weakness in mHealth design [58]. However, several researchers have taken steps towards creating frameworks of scientifically grounded BCT combinations and underlying theories to promote behavior change regarding PA and nutrition. Interventions that use BCTs grounded by theory seem to be more effective compa-red to interventions lacking underlying theory [59]. The theo-ries used most frequently include the control theory, social-cognitive theory, goal-setting theory and self-determination theory [59; 60; 61].BCTs increase PA behavior significantly [62]. According to the control theory, goal-setting theory and social-cognitive theory, feedback constitutes an important component of behavior change [50]. It ideally builds on the behavioral intervention’s objective and is provided in a personalized, available and actionable way. The timing is of high im-portance, given the fact that mHealth is able of providing feedback immediately at completion of a task. The design framework by Schembre et al. (2018) provides a basis for the development of feedback messages in the domain of mHealth and wearables [50]. A meta-analysis by Ma and Martin Ginis (2018) found self-monitoring to have relevant

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effects in PA interventions [61]. The use of self-monitoring in addition to another BCT, including self-regulation, such as intention formation, specific goal-setting, providing feedback on performance and prompting review of behavioral goals, produced significantly larger effects compared to the use of self-monitoring alone [61]. The evidence on characteristics such as duration of the intervention, delivery format (e.g., group or individual), setting (e.g., gym or online), number of included BCTs and person delivering the interventions are mixed. Ma and Martin Ginis (2018) did not find these cha-racteristics to influence the effect of the intervention, whe-reas other researchers argue that increasing the amount of included BCTs leads to interventions being more effective [61]. Interventions lasting for a longer time period also yield better outcomes and gym or face-to-face settings seem to be more effective [60; 63; 64]. Several researchers suggest the use of biofeedback as an effective tool in increasing PA and argue that these are underutilized as a resource for behavior change [50; 57; 65].Motivation is a proximal determinant of behavior. With re-gard to the TTM in PSD, self-liberation can help individuals to move from the preparation stage (when intentions are formed) towards the action stage [60]. In general, the re-commended effective BCTs with regard to PA and diet when developing mHealth applications for older adults include the following points:

Recommended BCTs proven to be effective in health beha-vior change:

• Goal setting• Action planning• Self-monitoring• Self-regulation• Behavior practice/rehearsal• Review of behavioral goals• Self-rewarding• Problem solving (relapse prevention/coping planning)

The COM-B-system is a behavior system, which provides a basis for developing interventions that aim to change beha-vior [21]. The interaction of the three components capability, opportunity and motivation forms behavior. Beforehand it is recommended to define the target behavior as well as which component(s) need to be changed in order to achieve the intended behavior change.With regard to older adults aged 60+ years, the two compo-nents capability and motivation have been shown to be most problematic [17; 28]. Capability includes the individual’s psy-chological and physical capacity in order to engage in the activity, which demands skills and knowledge [21]. Motiva-tion comprises all brain processes that direct and energize behavior. Beside goals and conscious decision-making, this involves emotional responding, habitual processes and ana-lytical decision-making. BCTs that tackle these components should be integrated into the mHealth interventions. To sum-marize, the recommendations concerning BCT-supporting features for developing mHealth applications for older adults include the following points:

Recommendations concerning BCT-supporting features in mHealth development:

• Give immediate feedback and/or biofeedback• Demonstrate or give instructions on how to perform the

behavior• Grade completion of tasks• Use prompting and cues• Avoid negative emotions and encourage stress ma-

nagement• Form groups (if applicable) to support sharing of know-

ledge and find antecedents• Provide social support• Increase motivation and self-liberation to enable the

formation of intention• Basically make use of as many effective BCTs as pos-

sible

Management of privacy and data security issues in mHealth application developmentTaking recommendations such as automatized data collec-tion and personalization into account raises the question of privacy, security and data management. Although older adults are particularly concerned about privacy issues, the following recommendations are rather applicable to the ge-neral population. Several researchers have already drawn on the global vision of implementing mHealth and the emer-ging issue of biomedical and behavioral data as part of the big-data debate. In that sense, “Personalization of eHealth is a current global vision on how healthcare can become more effective and efficient for people and organizations” [66, p. 281]. It is stated, that patients will have more pos-sibilities to manage and monitor their health. In the future, systems can use big-data to personalize recommendations and even detect potential diseases before symptoms occur. The build-in features, such as GPS, microphones, pulse- sensors etc., are gathering huge amounts of behavioral and biomedical data. Out of a utopian kind of view, once enough data is available and manageable, this might potentially re-sult in optimal behavior patterns, leading to a maximum of health regarding a particular genetic preposition in the do-mains of activities, work and nutrition [67]. The amount of applications is rapidly growing. mHealth applications can enhance self-management and consequently lead to better health. However, there are also costs and disadvantages connected. The EU law has recently addressed this problem in their latest legislative change [68]. Privacy, security and legislation have always been an issue in data management which comes with digitalization [66]. Mobile devices are present everywhere. They collect data on voice, biomedi-cal information and behavioral patterns, which leads to the question to what extent the user stays free in their decisions and data-management. It is argued, that algorithms lead to diminished freedom of choice as well as real privacy [66]. Furthermore, the misuse of data might result in its usage for advertising or even behavior manipulation, reminding of the Cambridge Analytica case in the year 2017 [69]. To avoid these concerns and to ensure the right of access, erasure and security of data, it should only be stored locally on the device. Data exchange is advised to be possible only

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after being successfully requested, which provides the end-user the full range of control. Furthermore, the local data needs to be coded so that interest in hacking is diminished due to the long duration of decryption. Communication bet-ween devices should contain end-to-end encryption (E2EE) to guarantee maximum safety [70]. Legislation should fo-cus on technology in a more rigorous way, given the fact that many devices are not considered medical applications [66]. Patient record data, which have a high value in terms of free-market economy, may result in discrimination and manipulation as well as a lack in diversity [66]. mHealth ap-plications should therefore only focus on the specific goals of the user and needs to be tested thoroughly. Approved safety, security and effectiveness should result in licensing. Additionally, legislation and policy makers should provide in-formation about these issues to inform the user about poten-tial hazards and benefits. To summarize, recommendations concerning privacy and data security issues in mHealth ap-plication development for older adults include the following points:

Recommendations concerning privacy and data manage-ment in mHealth development:

• Keep the freedom of choice in mind, especially when developing persuasive mHealth based on algorithms

• Ensure the right for access and erasure of data• Store data locally on the device by means of 256-bit

coding• Use data exchange only after explicitly requested• Deliver data via end-to-end encryption

Discussion and prospectDespite the presence of interest and intention to use tech-nology, the discrepancy between the older adults’ needs and the design of today’s mHealth applications hinders their uptake and regular usage [27]. Therefore, mHealth applica-tion design presents the same barriers and limitations that are common in the targeted age-group [17]. However, be-cause ageing is a very individual process, these limitations in design are not necessarily generalizable. Based on the reviewed literature, this article provides re-commendations concerning five major components to bear in mind when developing a mHealth application for older adults: 1) consideration of age-related barriers and limita-tions, 2) application of persuasive strategies, 3) adaptation of the user interface, 4) inclusion of BCTs and 5) manage-ment of data and privacy issues. Especially focusing on individuals with low digital affinity, a tablet computer is the most recommended device as it provides a large display that matches the perceptual barriers accompanying ageing and reduces the cognitive and physical workload. Apart from adapting technical, mental and physical requirements to the specific target group, persuasive features should be inclu-ded in the application development, since they represent a major benefit of technology, especially mHealth [46]. Inactive individuals can be frequently triggered by the de-vice, which facilitates behavior and attitude change as well as adherence. This is mostly carried out using persuasive messages, feedback and self-monitoring strategies. Further

persuasive features such as reduction and tunneling of con-tent can be used to simplify the technological demand. The provided recommendations with regard to the user interface include enlarged icons, a prolonged screen-dimming time as well as a low system-hierarchy. The recommendations on visual, cognitive and motor features of the user interface present a basis for the design stage and can be fine-tuned by means of formative evaluation with the user. As the user interface should be static, pop-ups are not recommended in the older age-groups, although they are generally thought to be a major tool to persuade individuals towards usage [48]. These features can additionally be implemented in combi-nation with BCTs, preferably supporting the transition from preparation to action stage according to the TTM. Regarding the methods of self-monitoring of behavior as well as feedback of behavior, the connectivity of mobile devices with biofeedback wearables via bluetooth provi-des the possibility to provide automatized, immediate and objective feedback, which is argued to increase the effec-tiveness. Sensor technologies should generally be used to collect data as well as to tailor and personalize information and make individual suggestions. However, this strategy is yet to be scientifically evaluated with regard to PA promo-tion in older adults. Beside these technical and behavior change recommendations, the provision of a training and learning environment by means of face-to-face communica-tion is also advised, since it can tackle individual differences in technical affinity and may motivate inactive participants to engage with the technology resulting from the increased self-confidence.Healthy ageing especially gains importance when being confronted with nowadays social, economic and healthcare-specific challenges. mHealth has the potential to provide a cost-effective way of delivering interventions to a large amount of people. Advantages are the high number of po-tential users as well as the possibility to save human resour-ces. However, the initial investment is likely to be much hig-her compared to non-digital face-to-face and paper-based interventions. Scientific evidence on cost-effectiveness is scarce and should be part of future research [71]. This literature scan provided insights and explanations of important components in mHealth design for older adults and its findings highlight several research gaps, which should be targeted in the future. However, there are two major limitations apparent in this review article, which need to be kept in mind. Firstly, it has to be taken into account that the selection of reviewed articles was not the results of a systematic literature search. Therefore, the representa-tiveness of existing research cannot be guaranteed, which may limit the accurateness of the recommendations. Future systematic literature reviews and meta-analyses should fol-low. Secondly, the proposed recommendations are based on scientific literature with regard to the specific domains and lack information on research analyzing possibly inter-acting effects among the different components. Persuasi-ve features might for example influence the user interface in many ways, which may lower the ease-of-use for older adults and in fact counteract the intended usability. Implications of this review’s findings point towards the idea

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of co-creation with the user. Future projects would benefit from insights of the design process in the specific domain of PA promotion applications for inactive participants, espe-cially those with low technical affinity. The value specificati-on should be highlighted as a target for qualitative research that can provide important insights for future intervention development. Advanced research designs such as the fac-torial design experiment and log-data should be conducted in research on this topic more often, and be published ac-cordingly. Moreover, the age-related barriers and limitations may differ between individuals in this generation, which may also hinder adoption because of the discrepancy between the users’ needs and design. More studies are needed that focus on these individual differences in mHealth design. This could be a building block for the future in adaptive user interfaces that are personalized with regard to the individual user [72]. Since the development of mHealth applications is a partici-patory process involving users, designers and stakeholders, it is important to highlight that the provided recommendati-ons only serve as the starting point. To guarantee successful implementation and to match the older adults’ needs, a par-ticipatory approach and the use of HCD and co-creation are strongly advised. These are especially helpful for ensuring an appropriate technical translation of values by means of continuous formative evaluation. This can be achieved by using prototyping in combination with the think aloud me-thod as well as heuristic evaluations.

Concluding remarks Digital health application aka mHealth provides a cost-effec-tive way of delivering interventions to older adults in order to promote PA and healthy ageing digitally. Yet, the adoption of applications by this age-group is typically rather low and inconsistent as a result of usability issues. This review arti-cle provided recommendations regarding the design of the user interface and applications features, taking into account age-related barriers, the advantage of PSD strategies, the importance of BCTs and the challenge of data security is-sues. Future research should further focus on this topic and especially analyze sub-groups such as individuals with low digital affinity, to examine the effectiveness and potential of mHealth applications for future development.

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and Technology (M.Sc.) an der University of Twente.Sonia Lippke (m.) ist Professorin an der Jacobs

University Bremen, Department of Psychology and Methods

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32 Medienproduktion - Online Zeitschrift für Wissenschaft und Praxis

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verschiedenen Akteure, sektorübergreifend und unter Ein-beziehung des Patienten.

1.1 Telematik als historische Basis der digitalen Kommuni-kation im GesundheitswesenUnter dem Begriff Telematik, geprägt durch die Studie „In-formatisierung der Gesellschaft“ von Nora und Minc in den 1980er Jahren, erfolgte eine umfassende Diskussion der Vorteile der digitalen Kommunikationsverfahren gegenüber den Konventionellen u. a. im Gesundheitswesen. Die Studie veranschaulichte die Vorzüge der damals noch neuen digi-talen Übertragungstechnik bezüglich Qualität und Stabilität durch die Nutzung einer effektiven, softwarebasierten Ver-mittlungstechnik. Dafür kombinierten die beiden Autoren die Disziplinen „Telekommunikation“ und „Informatik“ und schu-fen somit den neuen „Telematik“-Begriff. Aus technischer Sicht kombinierten sie damit die Nutzung von Übertragungs-netzen zur Überwindung von räumlichen Entfernungen bei der Übertragung von digitalen Daten mit der Wissenschaft der maschinellen Informationsverarbeitung [14]. Heute fungiert die im Auf- und Ausbau befindliche Telemati-kinfrastruktur als Vehikel für den Einsatz von IuK-Technolo-gien im Gesundheitswesen. Wesentliche Basis dafür ist das Internet mit seinen Diensten und Protokollen als weltweites anwendungsneutrales Netz. Dieses ist auch für Telemati-kanwendungen nutzbar und schafft damit gute Vorausset-zungen für die Gestaltung intra- und extraorganisationaler akteursübergreifender Geschäftsprozesse und deren Unter-stützung durch IuK-Technologie. Obwohl die Telematik zunächst anwendungs- und bran-chenneutral gedacht war, kam es durch die Umsetzung von neuen Anwendungen auf Basis von telematischen Infra-strukturen und Diensten zur Entwicklung spezieller fachli-cher Ausrichtungen und Begriffsbildungen. Durch die Ver-wendung von Anglizismen und der Voranstellung des „E1“ für „electronic“, ergaben sich u. a. Begriffe wie E-Commerce und E-Business für den allgemeinen Geschäftsbetrieb, E-Administration und E-Government für die öffentliche Ver-waltung und das Regierungswesen sowie E-Learning und E-Research für das Bildungswesen und die Forschung. Auch im Gesundheitswesen gab es diese Begriffsentwick-lung. Im Laufe der Zeit entwickelten sich für die Nutzung von Telematiksystemen im Gesundheitswesen unterschiedliche Bezeichnungen wie Gesundheitstelematik und Telematik im Gesundheitswesen (health telematics), Telehealth, Tele-

-schrieben und ohne Bindestrich (z. B. eCommerce). Im Rahmen dieses Beitrages erfolgt als einheitliche Schreib-

adressiert werden.

Barrieren aus der Perspektive der Die Digitalisierung findet immer weiteren Einzug in den be-ruflichen und privaten Alltag. Einhergehend damit steigt die Menge der Weltweit jährlich produzierten Daten exponenti-ell an – Schätzungen prognostizieren 44 Zettabyte im Jahr 2020 und bereits 180 im Jahr 2025. Die Wirtschaftskraft und auch Bedeutung von Daten nimmt gleichfalls exponentiell zu. Mittlerweile ist die Wirtschaftskraft einzelner Tech-Kon-zerne größer als die Volkswirtschaft eines Landes. So kann beispielsweise die deutsche Volkswirtschaft nicht mit dem Börsenwert der Tech-Giganten Alphabet, Apple, Amazon, Microsoft und Facebook mithalten [4].Verglichen mit diesen technischen Innovationen und den damit verbundenen Möglichkeiten machen sich diese im Alltag der medizinischen Versorgung bislang kaum deut-lich. Immerhin zählt die Gesundheitswirtschaft zu den wich-tigsten Branchen mit über 7 Millionen Beschäftigten, also mehr als 16 Prozent der Beschäftigten in Deutschland (in der Automobilindustrie beträgt der Anteil gerade einmal 2%) und einem Anteil von 12 Prozent am Bruttoinlandsprodukt (BIP). Die Gesundheitswirtschaft kann ein stetes Wachstum vorweisen von ca. 1,1% und zeigt sich selbst in Krisenzeiten (z.B. in der Finanzkrise 2009) stabil [3]. Trotz dieser hohen (wirtschaftlichen) Bedeutung waren es bisher eher die Medizintechnik mit innovativen Diagnose- und Therapiegerätschaften, welche erhebliche Beachtung fanden. Aber zunehmend schafft heute der Einsatz moder-ner Informations- und Kommunikationstechnologien für alle beteiligten Akteure völlig neue Perspektiven und bietet inno-vative Möglichkeiten für den Umgang mit den gesundheits-relevanten Daten und Informationen. Der Begriff E-Health, welcher u.a. auch mit dem Inkrafttreten des sogenannten E-Health-Gesetzes publik wurde, subsummiert hier unter-schiedliche Trends. Meist steht die Verarbeitung der pati-entenbezogenen Daten und Informationen und deren Aus-tausch zwischen den beteiligten Akteuren im Mittelpunkt, aber auch gesundheitsorientierte Apps oder Fitness-Senso-ren lassen sich hierunter subsumieren. Daher soll zunächst ein kurzer Überblick über den Begriff, Abgrenzungen und Zielsetzungen des E-Health-Begriffes gegeben werden.

1. Akteursübergreifende digitale Vernetzung durch E-HealthAllgemein betrachtet umfasst E-Health den Einsatz von In-formations- und Kommunikationssystemen (IuK-Systemen) im Gesundheitswesen. Eine einheitliche Definition, Abgren-zung und damit ein einheitliches Verständnis des Begriffes konnte sich bislang nicht durchsetzen. Dies verdeutlichen auch die unterschiedlichen Definitionen der verschiedenen nationalen und internationalen Akteure im Gesundheits-wesen. Ein wichtiger Aspekt von E-Health ist – neben der reinen Digitalisierung – die Möglichkeit zur Vernetzung der

Digitale Gesundheit

von Thomas Lux

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34 Medienproduktion - Online Zeitschrift für Wissenschaft und Praxis

medizin (telemedicine), medizinische Informatik und Medi-zininformatik (health informatics) sowie auch elektronische Gesundheitsdienste oder E-Health. Für Verwirrung sorgte vielfach die Tatsache, dass Begriffe synonym für das gesamte Fachgebiet verwendet wurden. Die Wissenschaft grenzt die Begrifflichkeiten jedoch von-einander ab, was in den folgenden Abschnitten verdeutlicht wird.

1.2 Verständnis von E-HealthDas unterschiedliche Begriffsverständnis äußert sich be-reits in den verschiedenen Schreibweisen. In der Literatur finden sich unterschiedlichste Schreibweisen. Gängig ist die Schreibweise „E-Health“, wie auch in ähnlichen Begriffen im deutschen Sprachgebrauch wie E-Business oder E-Com-merce etabliert und im Duden als gebräuchliche Schreibwei-se anerkannt. Die Schreibweise eHealth (oder eBusiness, eCommerce usw.) dominiert in internationalen Publikatio-nen. Rückschlüsse von der Schreibweise auf den inhaltli-chen Fokus des Begriffes lassen sich aber nicht ziehen. So beschreibt die World Health Organization (WHO) E-Health als

--

ents, conducting research, educating the health workforce, tracking diseases and monitoring public health.” [15]

Die WHO stellt den Einsatz von Informations- und Kommu-nikationstechnologien (IuK-Technologie) im Gesundheits-wesen in den Mittelpunkt und erweitert diesen Begriff um einige Anwendungsbeispiele wie die Behandlung der Pati-enten, Forschung, Schulung, Versorgungsforschung. Die WHO sieht E-Health als umfassendes Konzept, welches in viele Bereiche der gesundheitlichen Versorgung hineinwirkt und Innovationspotenzial entfaltet [10, S. 5-7]. Definitionen weiterer Organisationen und Autoren variieren überwiegend darin, ob weitere Aspekte über die reine IT-Unterstützung von Leistungsprozessen im Gesundheitswesen relevant sind. Die Europäische Union (EU) definiert die Eigenschaften von E-Health wie folgt:

-munication technologies (ICTs) that can improve pre-vention, diagnosis, treatment, monitoring and manage-ment.

and health service providers, hospitals, health profes-sionals and health information networks; electronic health records; telemedicine services; portable patient-monitoring devices, operating room scheduling softwa-

-

Die Europäische Kommission sieht E-Health sowohl als

Werkzeug zur Verbesserung des Behandlungsprozesses, als auch als Möglichkeit, den Zugang zur gesundheitlichen Versorgung zu verbessern und die Effizienz zu erhöhen. Auch werden innovative Potenziale angesprochen, welche E-Health ermöglicht, von Big Data bis hin zur Forschung an virtuellen physiologischen Menschen. Das Bundesministerium für Gesundheit (BMG) der Bundes-republik Deutschland versteht unter E-Health:

die Behandlung und Betreuung von Patientinnen und Pati-enten die Möglichkeiten nutzen, die moderne Informations-

Anwendungen, wie z. B Anwendungen der Telemedizin, in

Datenverbindungen ausgetauscht und Behandlungs- und Betreuungsprozesse von Patientinnen und Patienten unter-

Obwohl diese Begriffserläuterung des BMG recht allgemein bleibt, verdeutlicht das Beispiel als wesentliches Element den Datenaustausch und damit die Vernetzung verschiede-ner Systeme miteinander. Deutlicher werden die Ziele und Erwartungen der Bundesregierung bei der Betrachtung des am 03. Dezember 2015 beschlossenen „Gesetz für siche-re digitale Kommunikation und Anwendungen im Gesund-heitswesen“ (E-Health-Gesetz). Dabei sind die wesentli-chen Ziele u. a. die Einführung der Telematikinfrastruktur als zentrale Infrastruktur für eine sichere Kommunikation im Gesundheitswesen, die Interoperabilität der Systeme und auch die Förderung telemedizinischer Leistungen. Hier setzt der Gesetzgeber nicht allein auf die intrinsische Motivation der Akteure im Gesundheitswesen, sondern schafft konkre-te monetäre Anreize, beispielsweise für die elektronische Übermittlung von Arztbriefen. Das Vehikel „Telematikinfra-struktur“ wird damit zentraler Erfolgsfaktor für die Vernet-zung der Akteure [2].Dabei lässt sich E-Health als wesentlich umfassender defi-nieren, über die reine Nutzung von Technologien hinaus mit dem Ziel, geeignete Konzepte, Methoden und Werkzeuge bereit zu stellen, um die bislang getrennten Anwendungen der Akteure im Gesundheitswesen und besonders deren fachliche, insbesondere patientenorientierten Prozesse zu integrieren und zu vernetzen. Damit sind die wesentlichen Eigenschaften von E-Health [10, S. 20-21]:

• Vernetzung der Akteure im Gesundheitswesen durch Bereitstellung geeigneter fachlicher und technischer Konzepte, Methoden und Werkzeuge

• Integration der Prozesse in einer Unternehmung und akteursübergreifende Integration der Prozesse, insbe-sondere der Behandlungspfade der Patienten, unter-stützt durch den Einsatz integrierter IT-Systeme

• Interoperabilität der Prozesse und IT-Systeme auf syn-taktischer und semantischer Ebene

• Darüber hinaus ist E-Health Enabler neuer, innovativer, vernetzter, akteursübergreifender Prozessorganisatio-nen im Gesundheitswesen. [10]

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1.3 Akteure des „Electronic Health“Mit der Verbreitung des Internets als wesentlicher Treiber wurden dessen kommerzielle Nutzungsmöglichkeiten unter den Begriffen Electronic Commerce und Electronic Busi-ness geführt. Die sogenannte New Economy stand für neue ökonomische und technische Rahmenbedingungen, welche auf neuen, digitalen Märkten gelten. Wichtige Elemente des E-Business sind die Unterstützung der Leistungserstellung sowie die horizontale und vertikale Koordination auf Märk-ten durch IuK-Technologien. Beim E-Commerce steht die Nutzung digitaler Dienste und Anwendungen, und beson-ders des Internets, zur Unterstützung wesentlicher Phasen der Transaktion zwischen Anbieter und Nachfrager im Vor-dergrund [16][6].Die New Economy entsteht daher nicht aus der simplen Di-gitalisierung bestehender Geschäftsmodelle und -prozesse der Old Economy, sondern etabliert sich auf der Basis neuer und innovativer Geschäftsmodelle aufgrund der Potenziale der Vernetzung der Akteure. IT fungierte somit als enabler dieser Geschäftsmodelle. Bei der Analyse der Geschäfts-modelle bilden die Akteure und ihre Beziehungen zuein-ander verschiedene Interaktionsmuster. Grundsätzlich ist zwischen den Akteuren, Konsumenten (engl. Consumer), Unternehmungen (engl. Business) und staatlichen Institu-tionen (engl. Government) zu differenzieren. Entsprechend der Beziehungen zwischen den verschiedenen Akteuren können insgesamt neun verschiedene Segmente ausge-macht werden. Die Beziehungen werden dabei z. B. mit B2C (Business to Consumer), B2B (Business to Business) usw. bezeichnet. Insgesamt lassen sich beim E-Business damit drei verschiedene Betrachtungsebenen unterscheiden. Die Akteursebene mit den Akteuren und ihren Beziehungen, die Geschäftssystemebene mit verschiedenen Geschäftssyste-men (z. B. E-Commerce) und die Anwendungsebene mit unterschiedlichen Anwendungen zur Unterstützung des Ge-schäftssystems (z. B. E-Sales, E-Procurement) [6][8]. Diese Betrachtungsweise aus dem E-Business lässt sich auch auf den Bereich E-Health übertragen. Betrachtet auf der Akteur-sebene zeigt sich, dass die verschiedenen Akteure im Ge-sundheitswesen und deren Beziehungsgeflecht zueinander deutlich komplexer sind. Daher sollen hier exemplarisch die Akteure Leistungsempfänger (Patient), Leistungserbringer (Arzt) und Leistungsträger (Versicherung) und deren Bezie-hungen betrachtet werden (vgl. Abb. 1).

Abb. 1: Akteure und Akteursbeziehungen im Gesundheits-wesen [10]

Insgesamt ergeben sich dabei neun verschiedene Bezie-hungsmöglichkeiten: Patient zu Arzt (P2D) und Arzt zu Pati-

ent (D2P), Patient zu Leistungsträger2 (P2I) und Leistungs-träger zu Patient (I2P), Leistungsträger zu Arzt und Arzt zu Leistungsträger. Weiterhin existieren auch Leistungsbezie-hungen innerhalb der einzelnen Akteursgruppen (P2P, D2D oder I2I). Resultierend aus den jeweiligen Beziehungen sind verschie-dene Anwendungsfälle bzw. Dienste denkbar. Diese werden wiederum von Anwendungssystemen unterstützt. So betrei-ben Patienteninitiativen beispielsweise ein Beratungs- und Kommunikationsportal für Patienten, also einen Dienst von Patienten für Patienten (P2P) und setzen als Anwendungs-system eine Social-Software-Lösung ein.Die bestehenden Anwendungsfälle, -systeme und -dienste, welche in ein E-Health-Geschäftssystem integrierbar sind, finden sich bereits in vielfältiger Weise im Einsatz. [10]

1.4 E-Health als soziotechnisches SystemDie akteursübergreifende Perspektive von E-Health erfor-dert bei der Gestaltung des Systems die Analyse als sozio-technisches System mit den Akteuren (Menschen), welche im Mittelpunkt stehen und bei der Erfüllung ihrer Aufgaben zu unterstützen sind. Als Vehikel zur Unterstützung gilt es, geeignete Technik zu nutzen. Gerade im Gesundheitswe-sen finden sich Beispiele für (software-)technisch getrie-bene Projekte und Entwicklungen, welche aus technischer Perspektive ein hohes Innovationspotenzial haben, jedoch an den Wünschen und Anforderungen der Nutzer vorbei entwickelt wurden. Um dies zu vermeiden ist es erforder-lich, bei den verschiedenen Dimensionen der Gestaltung ei-nes IuK-Systems oder einer E-Health-Lösung, den Anwen-dungsbereich als soziotechnisches System zu betrachten und die Nutzer und ihre besonderen Wünsche und Anfor-derungen mit in den Gestaltungs- und Entwicklungsprozess einzubeziehen. Zielsetzung ist es, den Menschen bei der Erfüllung seiner Aufgaben durch Technik zu unterstützen (s. Abb. 1.2).

Abb. 2: E-Health als soziotechnisches System [10]

Bei der Gestaltung des Systems sollte der Mensch im Mittel-punkt stehen. Im Gesundheitswesen sind dies somit Ärzte, Patienten, Pflegekräfte, Verwaltungsmitarbeiter, Angehörige usw. Diese gilt es bei der Erfüllung ihrer Aufgaben zu un-terstützen, z. B. den Arzt bei der Diagnostik in der Notauf-nahme, den Verwaltungsmitarbeiter im Controlling bei der Erstellung des DRG-Berichtes, den Pfleger bei der Pflege-dokumentation. Die verfügbare Technik (Hard- und Soft-ware) ist so zu gestalten, dass sie die fachlichen Aufgaben des jeweiligen Akteurs, die funktionalen, nicht-funktionalen, qualitativen und sonstigen Anforderungen möglichst optimal unterstützt. Bei der Vernetzung der Akteure bilden damit der

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fachliche Ablauf, der Prozess und die Potenziale zur Inte-gration von Prozessen den Ausgangspunkt der Analyse.

2. Herausforderungen für die Prozessgestaltung im Ge-sundheitswesen Die effektive und effiziente Nutzung der Potenziale der Di-gitalisierung erfordert für den Anwendungsbereich geeigne-tes Prozessmanagement, welches Planung, Entscheidung, Steuerung und Kontrolle der relevanten Unternehmens-prozesse umfasst. Ausgangspunkt für die Analyse und Ge-staltung der Unternehmensabläufe, insbesondere vor dem Hintergrund der Digitalisierung, sind stets die fachlich or-ganisatorischen Prozesse im Unternehmen. Effektive und effiziente Geschäftsprozesse bilden das zentrale Funda-ment für den Unternehmenserfolg, in Hinsicht auf Qualität, Kundenorientierung und Wirtschaftlichkeit. Entsprechend ist die wesentliche Basis, für die dauerhafte Hebung von Ef-fizienzpotenzialen im Unternehmen durch den Einsatz von E-Health, ein erfolgreiches Management der Prozesse. Das Geschäftsprozessmanagement umfasst dabei eine syste-matische Herangehensweise zur Analyse, Planung, Steue-rung und Kontrolle und ständige Verbesserung der Unter-nehmensprozesse. Dabei ist ein wesentlicher Erfolgsfaktor die horizontale und vertikale Integration der Unternehmen-sprozesse.

2.1 Integrierte Prozesse durch E-Health

Abb. 3: Horizontale und vertikale Prozessintegration im Ge-sundheitswesen [9]

Vernetztes, sektorenübergreifendes Arbeiten im Gesund-heitswesen erfordert die Verbindung (Integration) der Ar-beitsabläufe bzw. Prozesse der beteiligten Akteure. Dabei ist zwischen der horizontalen und der vertikalen Integration zu unterscheiden. Die Horizontale Integration ist durch die Integration entlang der Wertschöpfungskette gekennzeich-net. In der stationären Versorgung ist eine solche Integration entlang einer Wertschöpfungskette bspw. die Verknüpfung vom Aufnahmeprozess über den gesamten Behandlungs-prozess bis zum Entlassungsprozess – der sogenannte kli-nische Behandlungspfad eines Patienten. Die vertikale Inte-

gration hingegen ist durch die Verknüpfung verschiedener Hierarchieebenen gekennzeichnet. Damit erfolgt die Inte-gration vertikal ablaufender Prozesse zwischen hierarchisch über- und untergeordneten Abteilungen bzw. Bereichen.Die Abbildung 3 zeigt die vertikale und horizontale Inte-gration am Beispiel der stationären Versorgung im Kran-kenhaus. Auf der Administrativen und Dispositiven Ebene finden sich die primären wertschöpfenden Tätigkeiten. Hier sind verschiedene Fachabteilungen, Funktionsbereiche so-wie die pflegerischen, medizinischen und ambulanten Lei-stungen angesiedelt. Letztendlich bildet die Diagnose und Therapie einen bereichsübergreifenden Prozess, der – in Form eines klinischen Behandlungspfades – netzartig und akteursübergreifend innerhalb der verschiedenen Bereiche stattfindet. Die unterstützenden Tätigkeiten, wie die Termin- und Ressourcenplanung, Material- oder Medikalwirtschaft, unterstützen sämtliche Bereiche gleichermaßen und haben daher eine Querschnittsfunktionalität. [9]Die Unterstützung der Prozessintegration in einer Einrich-tung und auch über die Einrichtungsgrenzen hinweg, erfor-dert gleichfalls die horizontale und vertikale Integration der verschiedenen Anwendungen im Gesundheitswesen. Daher sollen diese zunächst anhand der verschiedenen Ebenen, durch Übertragung der prozessorientierten Sicht auf die IT-orientierte Ebene, strukturiert und eingeordnet werden.Sämtliche Systeme, die im Gesundheitswesen genutzt wer-den und dem betrieblichen Leistungserstellungsprozess dienen, entsprechen den mengenorientierten operativen Systemen. Der betriebliche Leistungserstellungsprozess wird dabei in vielfältiger Hinsicht durch Informationssysteme unterstützt. So sind die Dokumentation, die Verarbeitung, die Organisation, die Kommunikation und die Entschei-dungsunterstützung im medizinischen Bereich Teil des be-trieblichen Leistungserstellungsprozesses und somit alle damit verknüpften Funktionalitäten und Systeme auf opera-tiver Ebene einzuordnen. Die auf den operativen Systemen aufbauenden Buchungs- und Abrechnungssysteme lassen sich den wertorientierten Abrechnungssystemen zuordnen. Dem übergeordnet lassen sich das Controlling und gegebe-nenfalls weitere Berichts- und Kontrollsysteme in Form von Statistiksystemen einordnen. Sollten weitere Systeme, insbesondere betriebswirtschaft-liche Entscheidungsunterstützungssysteme für Fach- und Führungskräfte in Form von Managementsupportsystemen (MSS) oder ein Datawarehouse-System, zum Einsatz kom-men, ist eine entsprechende Anpassung bei den oberen Ebenen der Informationssystempyramide erforderlich. Eine allgemeine Übersicht zur Systematisierung der Informati-onssysteme im Gesundheitswesen zeigt Abbildung 4.

Abb. 4: Systematisierungsgrundlage für digitalisierte Lei-stungsbeziehungen im Gesundheitswesen [10]

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Die erfolgreiche Umsetzung der akteursübergreifenden Di-gitalisierung im Gesundheitswesen erfordert damit zunächst die Digitalisierung der unternehmensinternen Prozesse und Leistungsbeziehungen. Solange die verschiedenen Lei-stungsbereiche in einer Einrichtung nicht oder unzureichend integriert sind, Daten redundant vorgehalten werden und Medienbrüche (z.B. Arbeitsaufträge in Papierform) signifi-kant für die Leistungsbeziehungen zwischen verschiedene Bereichen sind, fehlt eine wichtige Grundlage für die erfor-derliche akteursübergreifende Vernetzung. Sektorenübergreifend gedacht stellt sich die Vernetzung deutlich komplexer dar. Die nachfolgende Abbildung zeigt exemplarisch die Kernprozesse der ambulanten und statio-nären Versorgung. Die Vernetzung erfordert nicht nur den „digitalen Informationsaustausch“, sondern letztendlich das Ineinandergreifen der individuellen fachlichen Prozessket-ten der verschiedenen Akteure – also letztendlich einen pro-zessorientierten Management-Ansatz wie der des Supply Chain Management, welcher alle wertschöpfenden Tätig-keiten entlang des Versorgungsprozesses eines Patienten umfasst.

Abb. 5: Kernprozesse in der Sektorenübergreifenden Ver-sorgung [7]

Aus dieser Sichtweise resultiert zwangsläufig die Erfor-dernis, die beteiligten Akteure nicht nur technisch anhand geeigneter Lösung (wie z.B. die Telematik-Infrastruktur) zu integrieren, sondern zunächst deren Prozesse aufeinander abzustimmen. Entsprechend ist die technologische Lösung der Vernetzung der verschiedenen Akteure allein nicht ziel-führend. Vielmehr gilt es, das gesamte soziotechnische Sy-stem systematisch zu gestalten. Im Rahmen des E-Health Engineering wird ein solcher Ansatz vorgestellt.

2.2 E-Health EngineeringZur prozessorientierten Integration und Vernetzung der ver-schiedenen Dienste und Services im Gesundheitswesen sind geeignete Gestaltungsansätze und Betrachtungsebe-nen erforderlich, um ausgehend vom technisch-organisato-rischen System der Leistungserstellung (akteursübergrei-fende) Prozesse und deren Unterstützung durch vernetzte, interoperable IuK-Systeme zu unterstützen, zu analysieren, zu planen und zu steuern. Das E-Health Engineering, basie-rend auf dem Hospital Engineering [12], bietet sich hier als ein geeignetes Gestaltungs- und Engineering-Konzept an.E-Health Engineering bezeichnet die systematische Gestal-

tung vernetzter Anwendungen im Gesundheitswesen aus Management- und aus IT-Sicht. Dabei erfolgt die differen-zierte Betrachtung der vier Architekturebenen „Strategie“, „Prozess“, „Anwendung“, „Software und Datenbanken“. Die Strategieebene umfasst überwiegend Gestaltungs- und Managementaufgaben, während die Ebenen Drei und Vier die Architektur des IT-Systems beschreiben. Ziel des E-Health Engineering ist die Transformation und Realisation der strategischen Entscheidung auf die darunter liegende Prozessebene, unterstützt durch Informations- und Kom-munikationstechnologie. Damit liegt der Fokus auf der Pro-zessebene und damit der fachlichen Vernetzung der Akteur-sprozesse, welche auch die Leistungserstellung umfassen. Der IT kommt eine Schlüsselrolle als Enabler neuer Prozes-sorganisationen zu. Die nachfolgende Abbildung visualisiert diesen Gestaltungsrahmen.

Abb. 6: E-Health Engineering [10]

Auf der Strategieebene erfolgen die Festlegung des Lei-stungsangebotes im Netzwerk, die Positionierung und stra-tegische Ausrichtung. Die Detaillierung dieser Entscheidun-gen als realisierbare Handlungsanweisungen erfolgt auf der Prozessebene durch Analyse, Modellierung und Implemen-tierung der Ablauforganisation, welche arbeitsteilig und ak-teursübergreifend erfolgt. Es gilt, Diagnose, Therapie- und Pflegeprozesse zu beschreiben, z. B. in Form klinischer Pfade und deren Umsetzung sicher zu stellen. Die Unter-stützung der Prozessebene durch IT und die Integration der verschiedenen IuK-Systeme erfolgt auf der Anwendungs-ebene. Sie ist Bindeglied zwischen den beiden Leistungser-bringern vorhandener Software-, Anwendungs- und Daten-banksystemen (4. Ebene), wie z. B. dem zentralen Kranken-hausinformationssystem, Dokumentationssystem, spezielle Systeme (Röntgeninformationssysteme, Laborsysteme, Medikationssysteme, Planungssysteme usw.) und auch z. B. telemedizinische Systeme. Dabei integriert die Anwen-dungsebene die vorhandenen Systeme innerhalb einer einheitlichen Sicht, um letztendlich den (akteursübergrei-fenden) Behandlungsprozess - den Leistungserstellungs-prozess - als zentralen Ausgangspunkt der Betrachtung zu wählen. Die Gestaltung auf den verschiedenen Ebenen soll kurz anhand der interprofessionellen Prozessgestaltung im Schmerzmanagement dargestellt werden. Dies erfordert zunächst auf der strategischen Ebene eine genaue Cha-rakterisierung, welcher Akteur beteiligt ist und welche Rolle dieser einnimmt/ einnehmen kann. Gerade im Rahmen der multimodalen Therapie, in der häuslichen Pflege und unter Einbezug der pflegenden Verwandten, wäre genau zu erör-tern, wie die Strategie des Schmerzmanagements bezogen auf den individuellen Patienten zu konfigurieren ist und wel-

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che Akteure einzubeziehen sind (Schmerzarzt, Hausarzt, Pharmazeut, Schmerz-Pflege, Pflegedienst, Angehörige und Patient). Auf der Prozessebene (Ebene 2) erfolgt die Beschreibung der Tätigkeiten jedes Akteurs und auch die Beschreibung der Schnittstellen der Akteure. Auf der Pro-zessebene sind die beschriebenen fachlichen Anwendungs-fälle in einem (akteursübergreifenden) Anwendungssystem umzusetzen bzw. anzupassen. Auf der Software- und Da-tenbankebene wäre beispielsweise zu klären, wo und wie die Datenhaltung, unter Berücksichtigung gängiger Stan-dards und (IT-Sicherheits-)Anforderungen, erfolgt.

3. Hemmnisse der DigitalisierungDass die Digitalisierung auch im Gesundheitswesen viele Chancen bietet, liegt auf der Hand. Bislang befindet sich die Umsetzung der Digitalisierung im Gesundheitswesen aber noch auf gleicher Ebene mit dem Bergbau und der Landwirt-schaft [13]. Genauso gilt es auch, die Risiken zu sehen und mögliche Umsetzungsbarrieren zu berücksichtigen.Zunächst gilt es, den Anforderungen des Datenschutzes gerecht zur werden. Patientenbezogene oder patientenbe-ziehbare Gesundheitsdaten gelten als besondere Art perso-nenbezogener Daten im Sinne des Datenschutzes und sind daher entsprechend schützenswert (§ 3 Abs. 9 Bundesda-tenschutzgesetz). Daher sind die Anforderungen an die Ver-arbeitung der Daten und den Betrieb der IT-Systeme aus datenschutzrechtlicher Perspektive so hoch, dass deren Einhaltung den Nutzen und die Nutzbarkeit der möglichen Anwendungen stark einschränkt oder sogar verhindert. Dar-über hinaus können noch weitere spezielle normative Re-gelungen, wie das Medizinproduktegesetz, zu Einschrän-kungen bei der Entwicklung innovativer Produkte und deren Marktchancen führen. Gerade die Zertifizierung einer neu entwickelten Technologie als Medizinprodukt stellt an kleine und mittelständige Unternehmen eine regelrechte Marktzu-gangsbarriere dar. In der langjährigen Diskussion um die elektronische Gesundheitskarte (eGK), waren es häufig Be-denken des Datenschutzes und der Datensicherheit, welche im Mittelpunkt der facettenreichen öffentlichen Diskussion standen und zunächst zu deren Verhinderung bzw. Reduk-tion auf nur wenige zusätzliche Funktionen beitrugen. Nur langsam nimmt jetzt das Vehikel der Telematik-Infrastruktur Fahrt auf. Allerdings ist die Erfüllung der datenschutzrecht-lichen Anforderungen aus IT-Sicht durchaus lösbar, wie bereits in vielen anderen Branchen und Anwendungsberei-chen bewiesen. Der eigentliche Adressat – der Patient – steht bei der Be-trachtung viel zu selten im Mittelpunkt. Wie gut ist der länd-liche Bereich – und gerade der einzelne Bürger – an die di-gitale Infrastruktur angebunden? Welche besonderen Anfor-derungen und Nutzungsverhalten haben die verschiedenen Generationen, gerade auch die „Generation Y“ oder „Gene-ration Z“, für die Nutzung des Internets, mobiler Endgeräte und zunehmend auch Sensoren, welche Gesundheitsdaten erheben und speichern? [11]Auch müssen sich die Leistungsanbieter die Frage gefallen lassen, ob sich durch den Einsatz telemedizinischer (digita-ler) Lösungen, Diagnostik und Therapie verändern könnten. Bislang existieren hier kaum Untersuchungen, welche die

Auswirkungen auf diese Berufsgruppe, ihre Arbeitsprozes-se und ihr Leistungsangebot/ -verhalten betrachten. Die Digitalisierung bei der Leistungserstellung und daraus re-sultierende Veränderung der Arbeitsprozesse sowie deren Nutzung durch die Bürger, ist ein Trend in allen Branchen. Mitarbeiter in Call-Centern werden durch Chatbots ersetzt, Banken haben den überwiegenden Teil der Kundenprozes-se digitalisiert, der Friseur um die Ecke bietet elektronisches Terminmanagement und virtuelle Frisurenberatung an. Auch im Gesundheitswesen ist die Digitalisierung weit fortgeschritten, aber hier häufig nur direkt im Rahmen der medizinischen Leistungserstellung: Operationsroboter oder voll-digitalisierte OPs sind Beispiele hochtechnisier-ter Anwendungen. Andere Bereiche, wie die akteursüber-greifende digitale Unterstützung bzw. Dokumentation des Behandlungsprozesses, Vernetzung der Akteure oder der Einsatz einheitlicher Standards befinden sich gerade mal auf dem Weg. Erklärungsansätze hierfür sind unterschied-lich. Zunächst ist die Komplexität des Gesundheitsmarktes aufgrund von Regulierungen und Beschränkungen enorm hoch, was sich durchaus innovationshemmend auswirkt, beispielsweise in Form von Marktzugangsbarrieren. Auch fehlen (finanzielle) Anreize für eine Digitalisierung. Weiter-hin ist auch ein Umdenken der Akteure erforderlich, nicht nur das punktuelle Ergebnis ihrer medizinischen Leistung zu sehen, sondern die Effizienz und Qualität des gesamten Behandlungsprozesses aus Sicht des Patienten.

4. Chancen der DigitalisierungWie bereits angesprochen besteht eine wichtige Zielsetzung und Hoffnung der Digitalisierung im Gesundheitswesen häufig darin, durch effizienteres Arbeiten Kosten zu sparen. Einleuchtende Beispiele für fehlende Effizienz im System sind Mehrfachuntersuchungen bei Patienten oder auch fal-sche Medikationen aufgrund unvollständiger Informationen mehrerer an der Diagnostik und Therapie beteiligter Akteu-re. Dies führt zu hohen und unnötigen direkten Kosten (z. B. mehrfache radiologische Untersuchungen, Medikationsko-sten) und auch zu hohen Folgekosten, beispielsweise auf-grund von Medikationsfehlern und den daraus resultieren-den Folgen für den Patienten. Bereits die digitale Vernetzung der Leistungserbringer (Ärzte) ermöglicht hier eine bessere Informationsversorgung. Darüber hinaus bestehen große Potenziale im Einsatz intelligenter Analyse- und Prognose-verfahren, welche aktiv in Diagnose- und Therapieprozess eingreifen und auch bei der Steuerung klinischer Prozesse unterstützen. Dies setzt strukturierte, semantische annotier-te Daten voraus, die die Grundlage für ein effizientes Infor-mationsmanagement bilden. Ein weiterer Mehrwert entsteht hier vor allem in der Forschung und Behandlung seltener Krankheiten, da nur durch die intelligente, einrichtungsüber-greifende Vernetzung ausreichende Fallzahlen untersucht werden können. Szenarien für den Einsatz sind vielfältig, wie die Unterstützung in der Diagnostik durch Therapievor-schlag (eines klinischen Behandlungspfades) anhand der Diagnoseparameter des Patienten, die Früherkennung ei-ner Sepsis (bspw. derzeit forciert durch die Firma Cerner) oder auch die Verbesserung der Patientensteuerung (z. B. im Bereich des OP-Managements) zeigen.

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Voraussetzung dafür ist ein deutlich höherer Grad der Digi-talisierung entlang des klinischen Behandlungspfades des Patienten unter Einbeziehung sämtlicher beteiligter Subsy-steme, einschließlich der Patientenaufzeichnungen. Und ge-rade in der stationären Versorgung besteht in Deutschland hier noch ein hoher Nachholbedarf. Dokumentationen erfol-gen oftmals papierbasiert, der Datenaustausch zwischen den beteiligten Systemen findet nur unzureichend statt und auch die Akzeptanz der Digitalisierung ist bei Ärzten, Pfle-gekräften und auch Patienten durchaus unterschiedlich. Erforderlich sind Investitionen in die IT der Krankenhäuser, in die Infrastruktur und in die Hard- und Software. Grund-legende Voraussetzung hierfür ist eine bessere personelle Ausstattung der IT-Bereiche der Krankenhäuser, welche bislang vergleichsweise eher schlecht aufgestellt sind. Umdenken ist erforderlich, dass es nicht (nur) um die Ver-waltung von IT-Systemen geht, sondern dass die IT ihren Beitrag zur Wertschöpfung leistet und damit zum Unterneh-menserfolg beiträgt.Hält man sich diese beiden Seiten der Medaille vor Augen wird deutlich, dass Digitalisierung im Gesundheitswesen durchaus Kosteneinsparung ermöglicht, auf der anderen Seite aber zur Erhöhung der Kosten des IT-Betriebes führt. Auf jeden Fall aber führt die Digitalisierung zu einer Ver-besserung der Versorgungs- und Behandlungsqualität des Patienten, als wichtigstes Ziel der Gesundheitsversorgung. Entsprechend sind hier Anreize in der stationären (und auch ambulanten) Versorgung für die Leistungserbringer erfor-derlich, um höhere Investitionen in ihre IT zu wagen.Bei der Diskussion der Kosten der Gesundheitsversorgung, die zweifelsohne im europäischen und internationalen Ver-gleich relativ hoch sind, sollte stets auch die Gesundheits-wirtschaftliche Betrachtung nicht fehlen, wie Beschäftigung, Wachstum, Export und weitere ökonomische Variablen. Der Anteil der Gesundheitswirtschaft am Bruttoinlandsprodukt (BIP) lag 2016 bei 12 % (336,4 Mrd. Euro) und die Branche beschäftig 7 Millionen Erwerbstätige, d. h. fast jeder sech-ste Arbeitnehmer ist in der Gesundheitsbranche beschäftigt. Selbst in konjunkturschwachen Jahren, wie 2009 in der Fi-nanzkrise, verzeichnet die Branche ein positives Wachstum. Im Durchschnitt liegt ihr Wachstum um 1,1 % über dem der Gesamtwirtschaft. Bereits diese wenigen gesundheitswirtschaftlichen Zahlen verdeutlichen, dass Gesundheit natürlich ihren Preis hat. Viel wichtiger ist allerdings die Betrachtung des Wertbeitra-ges in Form von Wertschöpfung und Beschäftigung. Aller-dings ist der Wertbeitrag von E-Health mit 3,2 % (2015) im erweiterten Bereich der Gesundheitswirtschaft eher gering, was die oben getroffene Aussage der fehlenden Investitio-nen in IT noch stützt.

5. Innovative Versorgungsmodelle durch DigitalisierungDie Digitalisierung bietet vielfältige Möglichkeiten, die Ver-sorgung von morgen zu verändern. Mobile Anwendungen (Apps) bieten neue und oftmals unkomplizierte Möglichkei-ten, den Informations- und Datenaustausch zwischen Pati-ent und Arzt oder auch zwischen den Leistungserbringern zu verbessern. Neben den vielen, oftmals frei verfügbaren Apps, begehen auch professionelle Anbieter diesen Weg.

Beispielsweise bietet die CompuGroup Medical als führen-der Anbieter von Arzt-Praxis-Lösungen für Patienten ver-schiedene „LifeApps“ an, welche beispielsweise den Abruf ihres individuellen Medikationsplans ermöglichen oder die Kommunikation mit ihrem Arzt verbessern. Bei medatixx soll der AppPoint helfen, mit Hilfe von Gesundheits-Apps den Datenaustausch zwischen Patienten und Arzt(praxis) zu ermöglichen. Auch in ländlichen, strukturschwachen Ge-bieten, welche oftmals durch eine eher schlechte ärztliche Versorgung gekennzeichnet sind, ermöglichen digitale Lö-sungen verbesserte Kommunikationsmöglichkeiten. Eine wichtige Weichenstellung gegen die Unterversorgung im ländlichen Raum wurde bereits mit dem eHealth-Gesetz gelegt, welches das Telekonsil (Videosprechstunde) als Aufnahme in den Katalog der ärztlichen Leistungen festleg-te. Bereits ab April 2017 können Niedergelassene diese in Form eines Technikzuschlages abrechnen und somit ihren „entfernten“ Patienten eine unkompliziertere Nachbehand-lung ermöglichen. [11]Hemmschuh telemedizinischer Leistungen in der ambulan-ten Versorgung ist nach wie vor das Fernbehandlungsver-bot (§ 7 Abs. 4 der Musterberufsordnung für Ärzte), welches eine ausschließliche Beratung und Behandlung über Print- und Kommunikationsmedien ausschließt und damit den direkten Arzt-Patienten-Kontakt an einem oder mehreren Zeitpunkten erfordert. Auch würde die Aufnahme weiterer „E-Health-Leistungen“ in die Regelversorgung dazu führen, die Entwicklung voran zu treiben. Erfolgreiche telemedizinische Versorgungsmodelle existie-ren bereits. So versorgt das Klinikum Oldenburg Mitarbei-ter in Offshore-Windparks und auch weiteren Regionen ohne ärztlicher Akutversorgung durch telemedizinische Leistungen (telemedizin.klinikum-oldenburg.de). Diese und ähnliche Modelle könnten Bewohnern strukturschwacher Gegenden eine bessere Akutversorgung ermöglichen. In Baden-Württemberg hat die Landesärztekammer den Start-schuss für ein Fernbehandlungs-Modellprojekt gegeben, welches die ausschließliche telemedizinische Behandlung ermöglicht (www.aerztekammer-bw.de). Diese und weitere Beispiele zeigen, dass derzeit Veränderungen anstehen, die flächendeckende Versorgung zu verbessern. Allerdings sind es hier nicht die technischen Möglichkeiten, die einschrän-ken, sondern vielmehr gilt es einen geeigneten Konsens zwischen den verschiedenen Akteuren zu finden und auch für die Leistungserbringer geeignete Anreize in Form abre-chenbarer Leistungen zu schaffen.

6. FazitDie Diskussion über die Digitalisierung im Gesundheitswe-sen oder den Einsatz von E-Health folgt oftmals einseitig fokussiert auf abgegrenzte Projekte und/ oder Technologi-en. Die eigentlichen Potentiale von E-Health erfordern je-doch einen multiperspektivischen Gestaltungsansatz, um bestehende Technologien, Prozesse und insbesondere die Akteure – Ärzte, Patienten, Pflegende – ausreichend durch Integration in den Gestaltungsprozess zu berücksichtigen. Erst diese Perspektive ermöglicht erfolgsversprechende in-novative Anwendungsszenarien. Damit steht die integrierte Gestaltung der fachlichen Prozesse zunächst im Mittelpunkt

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der Analyse, um daraus geeignete Anforderungen an die Vernetzung und Integration der Anwendungen abzuleiten und umzusetzen.

Literatur[1] BMG (2015), Glossar Stw. E-Health, Bundesministerium für Gesundheit, http://www.bmg.bund.de/glossarbegriffe/e/e-health.html [30.08.2018][2] BMG (2015a), Entwurf eines Gesetzes für sichere di-gitale Kommunikation und Anwendungen im Gesundheits-wesen, Deutscher Bundestag, Drucksache 18/5293, Berlin 2015[3] BMWi (2017): Gesundheitswirtschaft: Fakten und Zahlen 2016, Bundesministerium für Wirtschaft und Energie, Berlin 2017.[4] Die Welt , 06.06.2018, Beim Rennen um die Billion ist Europa nicht mal am Start, https://www.welt.de/finanzen/article177060644/Apple-Amazon-und-Co-Gigantische-Bo-ersenwerte-aber-keine-Blase.html [30.08.2018][5] EU (2015), eHealth Policy, Euopean Commission, http://ec.europa.eu/health/ehealth/policy/index_en.htm [30.08.2018][6] Gersch, M. und Goeke, C. (2004): Entwicklungsstu-fen des E-Business. In: Das Wirtschaftsstudium (wisu) 33 (2004), Nr. 12, S. 1529-1534[7] Jäschke, Thomas; Lux, Thomas: Einsatz von Informati-onstechnologien im Gesundheitswesen, in: Thielscher, Chri-stian (Hrsg.): Medizinökonomie 2: Unternehmerische Praxis und Methodik, 2. Auflage, Springer, Wiesbaden 2017, S. 331-359.[8] Lux, T. (2007): Intranet Engineering, Einsatzpotenziale und phasenorientierte Gestaltung eines sicheren Intranets in der Unternehmung, Gabler 2007.[9] Lux, T. Raphael, H. (2016): Vorgehensweise bei der Post Merger Prozessintegration, in: Timmreck, C. (Hrsg.): …, 2016.[10] Lux, Thomas (2017) E-Health – Begriff und Abgrenzung, in: Müller-Mielitz, Stefan, Lux, Thomas (Hrsg.) E-Health-Ökonomie, Springer Gabler, Wiesbaden 2017, S. 3-22.[11] Lux, Thomas; Breil, Bernhard: Digitalisierung im Ge-sundheitswesen – zwischen Datenschutz und moderner Medizinversorgung, in: Wirtschaftsdienst - Zeitschrift für Wirtschaftspolitik, 97. Jg. 2017, Heft 10, S. 687-703.

[12] Lux, Thomas; Gabriel, Roland; Wagner, Alexander; Bartsch, Patrick (2012): Hospital Engineering - Business Engineering in Health Care, in: Jordanova, M.; Lievens, F. (Hrsg.): Med-e-Tel 2012 Electronic Proceedings: The Inter-national eHealth, Telemedicine and Health ICT Forum for Educational, Networking and Business, ISfTeH, Luxem-bourg 2012, S. 231-235.[13] McKinsey (2015): Digital America: A tale of the haves and have mores, San Francisco et. al 2015.[14] Nora, S., Minc, A. (1978): L‘informatisation de la socié-té: rapport à M. le Président de la République, Bd. 92, La Documentation française, Paris 1978.[15] WHO (2015), Health Topics eHealth. http://www.who.int/topics/ehealth/en/ [15.11.2015][16] Wirtz, Bernd W. (2013): Electronic Business, 4. Auflage, Springer 2013.

Prof. Dr. rer. oec. Thomas Lux ist seit 2013 Inhaber der Professur „Prozessmanagement im Gesundheitswesen“

am Fachbereich Gesundheitswesen der Hochschule Niederrhein. Zudem ist er Gründer und leitender Direktor

des Competence Center eHealth, Vorsitzender des Ausschusses Gesundheitswirtschaft und E-Health bei der dggö e.V. und Mitglied des Aufsichtsrates der St.

Elisabeth Gruppe GmbH .

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gebaut werden soll.

Ein PraxisbeispielSwinkels et al [6] beschreiben inwieweit sie für die Entwicklung von „eHealth in Primary Health Care“ sich des mit living labs assoziierten Forschungsansatzes bedienten. Sie führen vier Gruppen von Stakeholder an, die sie in ihrem von September 2013 bis Dezember 2016 in den Niederlanden dauernden Projekt „eLabEL“ berücksichtigten:

• Patienten,• Gesundheitsdiensteanbieter (health professionals),• Technologieanbieter (Klein- und Mittelbetriebe),• Öffentliche Einrichtungen des Gesundheitswesens

(health care insurers and policy maker)

Entscheidend ist, dass die Stakeholder in einer integrierten eHealth Infrastruktur zusammengeführt werden, wohl auch um die Anforderungen der jeweils anderen Stakeholder besser verstehen zu können.Im Projekt eLabEL wurden folgende eHealth-Services untersucht: Online Video-Konsultationen, Online Self-Management coaching für chronische Erkrankungen, Online coaching für physiotherapeutische Übungen sowie eine Applikation zur Koordination der multidisziplinären Pflege.Unter den lessons learned fassen Swinkel et al [6] zusammen: „Patients, primary health care professionals, entrepreneurs and government need to act together in eHealth projects“.

Ausprägungen von eHealth-AnwendungenIm Folgenden seien versorgungsrelevante eHealth-Anwendungen betrachtet, die als Gesundheits- und Sozial-Anwendungen räumliche und zeitliche Distanzen überbrücken. Prinzipiell geht es um die Unterstützung des Menschen in einer häuslichen Umgebung, mittels Sensor-Technologien, die aufgrund der Datenvernetzung und Fernsteuerbarkeit zusätzliche Funktionen bieten. Generell sind dies innovative Versorgungsprozesse, die oft im Zusammenhang mit dem Disease Management chronischer Erkrankungen einhergehen, mit dem Vorteil, dass Patienten-Betreuer-Kontakte nicht immer zeitgleich am gleichen Ort erfolgen müssen, sondern virtuell über Kommunikationsplattformen (dies gilt auch sinngemäß für Angehörige, soweit sie in die Betreuung der Patienten miteingebunden sind). Die Kontakte können synchron oder auch asynchron durchgeführt werden. Ärgerliche und wegen der Infektionsgefahr gesundheitlich gefährliche Wartezeiten in den Ambulanzen, Praxen etc. bzw. umständliche Anreisewege zu den Wohnungen

Barrieren aus der Perspektive der Die digitale Transformation betrifft auch das Gesundheits- und Sozialwesen aller Länder. Das disruptive Potenzial neuer Informations- und Kommunikationstechnologien ist ebenso enorm wie gefürchtet. Dabei sind Veränderungen bzw. Verbesserungen der Prozesse geradezu notwendig, will man die aktuellen gesellschaftlichen Herausforderungen erfolgreich bewältigen.

AusgangslageGerade im Gesundheits- und Sozialbereich etablieren sich neue IT-Anwendungen nur sehr schwer. Als wichtige Ursache dafür mag gelten, dass Innovationen im IT-Bereich noch sehr stark als Produkte aus der Entwickler-Perspektive und nicht als Services aus der User-Perspektive konzipiert werden. Die Komplexität der zugrunde liegenden Prozesse ist auf deren starke Interdisziplinarität (Ärzte, Pfleger, Hebammen und andere Gesundheits- und Sozialberufe) zurückzuführen. Zugleich ist die Interaktion zwischen und die Kollaboration von unterschiedlichen Stakeholdern zu ermöglichen (Patienten, Angehörige, Krankenversicherer, Gesundheitsbehörden, Technologieanbieter etc.). Im Zusammenhang mit Elektronischen Gesundheitsakten (EHR) wird in den Vereinigten Staaten „meaningful use (MU)“ gefordert (siehe z.B. [1], [2]). Das Thema MU der Elektronischen Gesundheitsakte (ELGA) wurde in Österreich aber weitgehend von datenschutzrechtlichen und berufsgruppenspezifischen Fragen überlagert. Möglicherweise begründet sich dadurch der eher zögerliche Start der ELGA in Österreich.Um solchen Problemen vorzubeugen, schlugen Velson et al. [3] einen multidisziplinären Ansatz zum Requirements-Development für eHealth vor. Damit soll das Spannungsfeld zwischen Technologie, den End-Usern, uns sonstigen Rahmenbedingungen entsprechend berücksichtigt werden.

Das Konzept eines Living LabsEin Living Lab beschreibt weniger die Art der Räumlichkeit, in der geforscht und gelehrt werden soll, als vielmehr die damit verbundene Lehr- und Forschungsmethodik. Es geht um das Entdecken (sensing), Entwickeln (prototyping), Validieren (validating) und Optimieren (refining) komplexer Lösungen in einem multiplen „Real Welt Labor“, in dem alle wichtigen Stakeholder im Sinne der Co-Creation berücksichtigt werden. Im Basic „Living Labs“ Konzept geht es darum, mittels neuer Technologien im Zusammenspiel mit Unternehmen, der Öffentlichkeit, Usern und Wissenschaft in einem Real-Welt-Kontext neue Resultate zu erzielen [4]. Im Living Lab spricht man daher auch von „distributed innovation“ [5] und meint damit, dass eine „Brücke“ zwischen Technologie-zentrierter und User-zentrierter Innovation

Lehre und Forschung von eHealth-Services in einem Living Lab

von Robert Mischak

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der Patienten können damit verhindert werden. Insofern tragen eHealth-Anwendungen volkswirtschaftlich auch zur Reduktion von Kosten der Versorgung bei.Je nachdem wie intensiv der Grad der medizinischen Unterstützung ist, könnte man folgende Einteilung von eHealth Anwendungen vornehmen:

Charakteristik Technologie-Aspekte

Einbezogene Stakeholder

Telehealth-Anwendungen

Management chronischer Er-krankungen mit hoher medizini-scher Relevanz (Diabetes, kardiovaskuläre Erkrankungen etc.)

Messung von Vitalpa-rametern vor Ort durch Gesund-heitsberufe, e-Medika-tion, Elek-tronische Gesund-heitsakten

Ärzte, Pflege (Telenurse), Angehörige. Ergothe-rapeuten, Logopäden

Telecare-Anwendungen

Management chronischer Erkrankungen mit erhöhten pflegerischen Anforderungen (z. B: Wundma-nagement)

Einsatz von Decision Suport, Elektro-nische Gesund-heitsakten

Pflege, tlw. Ärzte, Physiothera-peuten, …

Ambient Assisted Living- An-wendungen (bzw. Active & Assisted Living)

Unterstützung bei einfachen pflegerischen Anforderungen (intelligente Diätsysteme, Sturzerkenng-Schlafqualität…)

Selbst-Monitoring von Vitalpa-rametern, Ernährungs-zustand etc.

Pflege (Telenurse), Sozialarbei-ter, Angehörige

Smart Home-Anwendungen

Nicht medizi-nische Unter-stützung bei Verrichtungen des alltäglichen Lebens (Licht- und Energie-steuerung, Notfallsysteme für Küche und Bad, …)

sensorunter-stütztes Mo-nitoring und Fernüberwa-chung

Sozialarbei-ter, Angehörige

Die Abgrenzung ist mitunter schwierig. Für die sehr komplexe Betreuungssituation mit Angehörigen und pflegerischem sowie medizinischem Fachpersonal ist die rein ingenieursmäßige Betrachtung des Problems zu kurz gegriffen. Fragen der Adhärenz und Partizipation sowie Fragen der Kosteneffizienz müssen gleichermaßen behandelt werden. Dies macht das Forschungsfeld interdisziplinär und spannt den Bogen von angewandter Informatik bis hin zur Pflegewissenschaft, Sozialarbeit und Gesundheitsökonomie.

Bedeutung eines Living Lab für die ForschungDokumentationsstandards wie HL7 oder CDISC sollen die Interoperabilität erhöhen und damit zu Effizienzsteigerungen und einer Erhöhung der Outcome-Qualität führen. Bei

klinischen Routinedaten gibt es großen Abstimmungsbedarf zwischen den verschiedenen Sektoren des Gesundheits- und Sozialwesens. Ärztliche und pflegerische Entlassungsbriefe, Befunde oder Medikationsdaten müssen zwischen Spitälern, Ambulanzen und Pflegeheimen ausgetauscht werden können. Derzeit gibt es noch eine geringe Durchdringung mit Dokumentationsstandards bei extramuralen Ärzten und nichtärztlichen Gesundheitsberufen. Um innovative telemedizinische Versorgungs- und Dokumentationsprozesse in die Regelversorgung einführen zu können, sind diese unter Laborbedingungen zu entwickeln und zu optimieren bzw. überhaupt erst neue Prozesse zu identifizieren.Vor allem kleinen und mittelständischen Unternehmen sowie Anbietern aus dem Gesundheits- und Sozialbereich bietet ein Living Lab mit dieser offenen Forschungsumgebung die Möglichkeit, mit innovativen Lösungen in Märkte vorzudringen, die sie bisher nicht adressieren konnten. Das Living Lab stellt eine Plattform zum Austausch und zur Generierung neuer Ideen, und zur Entwicklung, Integration, Erforschung und Erprobung dar.Technologisch sind intelligente Assistenzsysteme (Smart Home und AAL-Systeme) im Forschungsfokus. Die Bandbreite reicht von Methoden der Künstlichen Intelligenz (KI) und Decision Support Systemen über Standards in Bezug auf die Interoperabilität der Telehealth-Devices und Systeme (zum Beispiel: HL7 CDA, FHIR, Continua Health Alliance). Weiters sind Funktechnologien wie WLAN, RFID, NFC, Bluetooth usw. von Bedeutung. In Hinblick auf die Gebäudesystemtechnik sind auch Smart-Metering-Technologien sowie kabelgebundene und drahtlose Bussysteme (KNX, ZigBee, EnOcean etc.) zu berücksichtigen.Aus Sicht des Software-Engineerings schlagen Demiris et al. [7]) als Minimalempfehlung für das Design der Schnittstellen, der Systemeigenschaften und der Implementierung folgende drei Maßnahmen vor:

• Einbeziehen der End-User in möglichst frühe Design-Phasen

• Messung der Usability mittels Beobachtungen• Reflexion der Informationsbedürfnisse der End-User

Das dies nur in einem Living Lab perfekt erfüllt werden kann ist offensichtlich.

Bedeutung eines Living Lab für die LehreeHealth-Studierende bewegen sich an der Schnittstelle von Informatik, Management und Gesundheitswissenschaften. In den im Curriculum verankerten Lehrveranstaltungen wie:

• Medizinische Dokumentation und Standards in der Gesundheitsinformatik

• Netzwerktechnik und Betriebssysteme• Hochverfügbare Systeme• Biosignale und Biosensoren• Software Design• Digitale Bildverarbeitung und Mustererkennung• Datenschutz- und Datensicherheit

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werden die Studierenden in den einzelnen Lehrveranstaltungen vor allem hinsichtlich ihrer Fachkompetenzen (Wissen und Verstehen.), jedoch nicht in Hinblick auf die Methodenkompetenzen (Anwenden, Analysieren, Evaluieren und Erschaffen) gefördert.eHealth-Anwendungen in den unterschiedlichsten Settings auf Basis von Electronic Health Records, der Datenaustausch mit monolithischen Krankenhausinformationssystemen (KIS), die Implementierung von Decision Support Systemen oder AI-Technologien in den betrachteten Prozessen erfordert jedoch die multi- und interdisziplinäre Zusammenarbeit. Die betrachteten Kern-Prozesse (Diagnose, Therapie, Pflege, …) sollten außerdem unter Einbezug von evidenzgestützten klinischen und intersektoralen Pfaden bzw. Leitlinien und Medizininformatik-Standards (ICD, HL7 CDA, IHE, DICOM etc.) behandelt werden.eHealth-Services erstrecken sich ferner auf Unterstützungs- und Führungsprozesse, zu denen Dokumentations- und Abrechnungsaufgaben zählen sowie die Informationsversorgung für das Prozesscontrolling und die Qualitätssicherung.Entwicklungsparadigmen wie Design Thinking und User Centered Design können nur im Zusammenspiel realitätsgetreuer Laborbedingungen unter Einbezug verschiedener Stakeholder sinnvoll umgesetzt werden. Die Stakeholder werden im Falle der Lehre von den jeweiligen Lehrenden repräsentiert, die im Living Lab aufeinandertreffen.Erfahrungen skandinavischer Länder zeigen, dass die Lehre mit Living Labs sinnvoll unterstützt werden soll [8].Das heißt, für die Lehre ist ein Living Lab essentiell, da für das Zusammenspiel der verschiedenen Fächer eine Infrastruktur vorgehalten werden muss. Ohne Living Lab müssen sich Lehrende und Studierende in ungeeigneten Lehrräumen oder ihrem privaten Umfeld provisorisch eine entsprechende Infrastruktur aufbauen, welche naturgemäß nur teilweise die Anforderungen an solche Labors erfüllen kann.

Aufbau eines Living Lab für eHealthEine mögliche Variante für den Aufbau eines eHealth Living Lab, wenn vor allem telemedizinische Anwendungen im Fokus sind, ist folgende:Die eHealth-Prozesse, die üblicherweise über viele Orte verteilt ablaufen, sollen in einem oder in einigen wenigen Räumen gemeinsam sichtbar werden. Im Labor sollten Daten nur per Fernübertragung übermittelt werden, trotzdem ist für Beobachter im Labor der gesamte Prozess transparent.Das Living Lab sollte mindestens in drei Teilbereiche gegliedert werden:

• Eine Modellwohnung bestehend aus Bett, kleiner Küche, Kühlschrank, Fernseher, Couch und Couchtisch, eventuell Nassbereich. Alles ausgestattet mit Smart Home und AAL-Technologien.

• Eine Teleordination mit PC-Arbeitsplätzen zum Monitoring der Vitalparameter bzw. der elektronischen Kommunikation mit den Probanden

in der Modellwohnung. Vitalparameter und sonstige Messungen werden über diverse Übertragungswege WLAN, LAN, Bluetooth, NFC etc. mit der Modellwohnung ausgetauscht.

• Ein Beobachtungs- und Präsentationsbereich wo die Prozesse quasi „von außen“ gesamtheitlich dargestellt werden. Z.B. über eine Darstellung des Prozesses via Beamer.

FazitAuf der Etablierung moderner eHealth-Services beruht die Hoffnung die gesellschaftlichen und finanziellen Herausforderungen infolge der demografischen Entwicklung, der gesteigerten Konsumentenansprüchen und des medizinisch-technischen Fortschrittes bewältigen zu können. eHealth-Services werden aber nur angenommen, wenn sie einen Mehrwert bringen.Meaningful Use von eHealth-Services ist nur möglich, wenn diese eine hohe Usability aufweisen. Damit steigt die Akzeptanz für eHealth-Services sowohl bei den Bürgern und Patienten als auch bei den Gesundheitsberufen sowie den beteiligten administrativen Stellen der Gesundheitsbehörden und Krankenversicherungen.Deswegen ist schon in der Entwicklung und Optimierung von eHealth-Services sowie in der Lehre darauf zu achten, dass ein multidisziplinärer und realitätsnaher Ansatz gewählt wird. Living Labs stellen einen geeigneten Ansatz dafür dar.Nur wertstiftende eHealth Services werden die digitale Transformation im Gesundheitswesen positiv beeinflußen.

Literatur[1] Susan McBride, Mari Tietze, Mary Anne Hanley, Laura Thomas (2017): Statewide Study to Assess Nurses‘ Experiences With Meaningful Use-Based Electronic Health Records. CIN Computers, Informatics, Nursing. Volume 35, Number 1. January 2017[2] Deepa Wani, Manoj Malhotra (2018): Does the meaningful use of electronic health records improve patient outcomes? Journal of Operations Management. 60 (2018) 1-18[3] Velsen, L., Wentzel, J., Gemert-Pinjen, J. (2013). Designing eHealth that Matters via a Multidisciplinary Requirements Development Approach. JMIR Res Protoc. 2013 Jan-Jun; 2(1): e21. PMCID: PMC38154232. doi: 10.2196/resprot.2547[4] Mats Eriksson, Veli-Pekka Niitamo, Seija Kulkki (2005):

Dr. Robert Mischak ist Wirtschaftsingenieur und Master of Public Health. Aktuell ist er an der Fachhochschule

JOANNEUM Instituts- und Studiengangsleiter für eHealth sowie Departmentvorsitzender für Angewandte

Informatik.

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State-of the-art in utilzing Living Labs approach to user-cventric ICT innovation – a Europen approach. CDT, Luleå University of Technology. Proceedings of the 12th International Conference on Concurrent Enterprising: Innovative Products and Services Through Collaborative Network. Sweden Dec. 15, 2005.[5] Dimitri Schuurman, Lieven De Marez, Pieter Ballon (2013): Open Innovation Processes in Living Lab Innovation Systems: Insights from the LeYLab. Technology Innovation Management Review. November 2013. www.timereview.ca.[6] Ilse Catharina Sophia Swinkels, Martine Wilhelmina Johanna Huygens and Luc de Witte (2018): Lessons Learned From a Living Lab on the Broad Adoption of eHealth in Primary Care. J Med Internet Res. Mar, 20(3) e83.[7] Demiris, G., Krupinksi, E., Washington, K., Farberow, B. (2010). The Role of Human Factors in Telehealth. Telemedicine and e-Health, May 2010. doi: 10.1089/tmj.2009.0114[8] Outi Ahonen, Ulla-Mari Kinnunen, Jarmo Heinonen, Gun-Britt Lejonqvist, Elina Rajalahti, Kaija Saranto (2018): Students‘ competence as eHealth and eWelfare service developers based on the international Medical Informatiocs Association IMIA’s curriculum structure and design thinking. Finnish Journal of eHealth and eWelfare. FinJeHeW 2018; 10(1).

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75 Minuten intensiver Aktivität pro Woche, ist es nicht getan, wenn sich an der Gesamtverteilung des Sitzens nur wenig ändert. Die Autorin motiviert dazu sich mit der sogenannten SMART-Regel von Peter Ferdinand Drucker auseinander zu setzen. So sollte man Ziele konkret formulieren (spezifisch), mess-bar machen, anspruchsvoll und realistisch gestalten sowie einen Zeitraum für die Veränderung festlegen (terminiert). Altbekannte Mittel wie Eieruhr oder Klebezettel können da-bei als Erinnerung für die Bewegungsaufforderung dienen. Besser noch sind Fitnesstracker, die uns auffordern aktiv zu werden. Aber warum nicht einfach mal den Zugang zu Sitzgelegenheiten erschweren? Dazu gibt die Autorin einige interessante Tipps.Im vorletzten Kapitel kann der Leser für 7 Tage die Sitzzeiten bei unterschiedlichen Situationen eintragen und sich eigene Ziele im Sinne der SMART-Regel setzen. Auch Strategien und Mitstreiter können eingetragen werden.Die letzten Seiten des Buches sind eine Zusammenfassung konkreter Aktivitätsvorschläge am Arbeitsplatz, bei der Fort-bewegung, in der Freizeit und im Haushalt.Den größten Teil des Buches machen allerdings Zusam-menfassungen anderer Studien aus. Die Autorin gibt einige interessante Anregungen, um noch mehr Bewegung in den Alltag zu integrieren. Im Großen und Ganzen ist das aber alles nichts Neues, wissen wir doch alle, dass wir zu viel Sitzen und Sitzen nicht gesund ist. Hier appelliert die Au-torin an den inneren Schweinehund und regt dazu an, sich selbst mehr zu kontrollieren. So habe ich für mich festgelegt, einen Tag in der Woche zu versuchen auf den Bürostuhl zu verzichten und statt Kaffetrinken im Sitzen lieber einen Coffe-to-go und einen Spaziergang zu machen. Soziale Unterstützung wirkt sich auf das Vorhaben sicherlich positiv aus. So könnte daraus auch ein kleiner Wettbewerb unter KollegInnen entstehen.

Barrieren aus der Perspektive der Schaut „man sich den Tagesverlauf der meisten Menschen“ an, stellt man fest, dass es sich um einen stätigen Wechsel von Sitzgelegenheit zu Sitzgelegenheit handelt (S.10). Mor-gens beim Frühstück, im Auto, im Büro angekommen, in der Mittagspause und abends zu Hause auf dem Sofa. Welche Gelegenheiten nutzen wir tatsächlich, um auch mal zu Ste-hen oder uns bewusst zu bewegen?Dr. Vivien Suchert bezeichnet die Menschheit in ihrem Buch „Sitzen ist fürn Arsch“ als Hochleistungssitzer und spricht damit ein wichtiges Thema an. Denn das ständige Sitzen hat erhebliche negative Folgen auf unsere Gesundheit. In dem Buch geht es darum, ein Bewusstsein für unsere Sitz-gewohnheiten zu schaffen und Perspektiven aufzuzeigen diese zu brechen.

„Unser Körper ist dazu geschaffen, aktiv zu sein“ (S.12)

Zunächst geht die Autorin 200 000 Jahre zurück – in die Steinzeit – und erläutert, wie wir zu bewegungsfaulen Men-schen geworden sind. Belegt durch Zahlen und Studien zählt Vivien Suchert die Stunden des täglichen Sitzens auf. Die Gründe für das viele Sitzen werden in Form von „Sitzfal-len“ erläutert. Sie geht sehr humorvoll mit dem Thema um, schreibt ihre eigene, durchaus lustige Definition von „Sitz-falle“ und bringt den heutigen Lebensstil (Sitzfalle „digitale Medien“) auf den Punkt:„Wir verbringen Stunden damit [...] uns auf Instagram ki-lometerweit durch Profile zu scrollen oder auf WhatsApp ein Emoji mit dem nächsten zu beantworten, aber wir ha-ben keine zwanzig Minuten, um körperlich aktiv zu sein?“ {S.142-143).Dass ständiges Sitzen nicht gesund ist, wissen wir wahr-scheinlich alle und jeder kämpft mit seinen Wehwehchen. Vivien Suchert beschreibt, welche physischen und psychi-schen Krankheiten durch einen überwiegend sitzenden Le-bensstil auftreten können und „warum Sport nur die halbe Miete ist“ (S.135). Denn mit der Empfehlung der Weltge-sundheitsorganisation mind. 150 Minuten moderater oder

Buchrezension: Sitzen ist fürn Arsch

von Mara Seupel

Dipl.-Ing. Mara Seupel hat Medientechnologie an der TU Ilmenau studiert und arbeitet seit 2013 als

wissenschaftliche Mitarbeiterin am Fachgebiet Kommunikationswissenschaft.

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Abschied von Prof. Dr. Paul Klimsa (1955-2018)

Wir trauern um den Gründer der Online Zeitschrift Medienproduktion

Prof. Dr. Paul Klimsa

Unser Andenken gilt einem Pionier der Ilmenauer Medienstudiengänge und dem Herausgeber von Grundlagenliteratur zum Einsatz von digitalen Medien für das Lernen.

Er wird in unseren Werken weiterleben.

Professor Klimsa hat in Katowice und Berlin studiert und war dann als wissenschaftlicher Mitarbeiter an der TU Berlin tätig, wo er 1993 promovierte. Anschließend lehrte er Tech-nische Kommunikation und Dokumentation an der FH Leip-zig. Ein Jahr danach folgte die Berufung auf eine Professur für Multimediale Werkzeuge an der Hochschule für Technik und Wirtschaft der FH Dresden.Im Jahr 2000 wurde Professor Klimsa an die TU Ilmenau auf eine Professur für Kommunikationswissenschaft an der Fakultät für Mathematik und Naturwissenschaften berufen und wurde Mitglied in dem erst wenige Jahre zuvor gegrün-deten Institut für Medien und Kommunikationswissenschaft (IfMK). Professor Klimsa hat sich in Forschung und Lehre intensiv dem Thema der Medienproduktion gewidmet und eine gleichnamige Fachzeitschrift herausgegeben. Seine Arbeitsschwerpunkte lagen auf den Themenfeldern der Filmanalyse, hier besonders dem Zusammenspiel von technischen Produktionsbedingungen und Ästhetik, sowie der digitalen, multimedialen Kommunikation, vor allem dem Wissensmanagement in Organisationen mit Hilfe digital unterstützter Kollaborationsprozesse sowie der Konzepti-on von E-Learning-Methoden. In diesem Zusammenhang hat er auch verschiedene grundlegende Werke zur didakti-schen Konzeption von digitalen Medien publiziert. Aufgrund dieser inhaltlichen Ausrichtung hat er schon früh-zeitig die Nähe zu den Kolleginnen und Kollegen der Me-dientechnologie gesucht und ist Mitglied des Instituts für Medientechnik an der Fakultät für Elektrotechnik und Infor-mationstechnik geworden.Professor Klimsa war ein überzeugter Verfechter des „Ilme-nauer 3-Säulen-Modells der Medienausbildung“, das die Integration und enge Verknüpfung von sozialwissenschaft-lichen, wirtschafts-wissenschaftlichen und technischen In-halten vorsieht. Mit Erfolg hat er sich stets dafür eingesetzt, dass die Techniksäule im sozialwissenschaftlichen Studie-nengang Angewandte Medien- und Kommunikationswis-senschaft (AMW) gestärkt wird. Er hat erreicht, dass die notwendige technische und IT-Infrastruktur bereitsteht, um die technikorientierte Ausbil-dung auf hohem Niveau zu sichern. Zudem hat Professor Klimsa immer die Nähe zu Praxispartnern gesucht. Ihm ist

es gelungen, hochrangige Vertreter aus den Medien- und der IT-Branche dauerhaft zum Beispiel als Lehr-beauftragte oder Honorarprofessoren an die TU Ilmenau zu binden. Auf diese Weise leistete er einen ganz wesentlichen Beitrag zur praxisnahen Ausbildung der Studierenden im Studiengang AMW. Viele Absolventinnen und Absolventen der AMW ver-danken den Erfolg ihrer beruflichen Laufbahnen nicht zuletzt seinem Wirken.Paul Klimsa war darüber hinaus ein überzeugter Weltbür-ger. Die internationale Zusammenarbeit lag ihm immer am Herzen. Gemeinsam mit dem Institut für Journalistik und So-ziale Kommunikation der Jagielloner Universität in Kraków hat er ab 2002 die Medienbrücke zwischen dem Mitteldeut-schen Rundfunk und dem Polnischen Fernsehen, ein sich mit der EU-Osterweiterung beschäftigendes, webbasiertes Informationsangebot, konzeptionell geprägt und begleitet. Er hat nicht nur zahlreiche Erasmuspartnerschaften ange-regt und mit Leben erfüllt, sondern er war auch einer der ersten an der TU Ilmenau, der sich intensiv um die Einrich-tung eines Doppelabschluss-Programms bemüht hat. Auch wenn die Zeit für solch ein mutiges Vorhaben noch nicht reif war und sein Versuch, einen gemeinsamen Abschluss mit der Pontificia Universidad Católica del Perú (PUCP) in Lima/Peru zu etablieren, letztlich nicht vom verdienten Erfolg ge-krönt war, bleibt seine Pionierarbeit Vorbild und Wegbereiter für spätere Initiativen zur Internationalisierung der TU Ilme-nau.

Die letzten Jahre seiner Tätigkeit an der TU Ilmenau stan-den unter dem Schatten seiner schweren Krankheit. Trotz dieses Schicksals hat er sich bis zuletzt in bewundernswer-ter Weise um sein Fachgebiet und um die Belange seiner Studierenden gekümmert. Professor Paul Klimsa verstarb am 7. Oktober 2018 im Alter von 63 Jahren. Wir werden ihm ein ehrendes Andenken bewahren. Unser tiefes Mitgefühl gilt seiner Familie.

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Herausgeber:Prof. Dr. Paul Klimsa (paul.klimsa(at)tu-ilmenau.de)Prof. Dr. Heidi Krömker (heidi.kroemker(at)tu-ilmenau.de)

Chefredaktion:Dipl.-Ing. Mara Seupel (mara.seupel(at)tu-ilmenau.de)

Redaktion:Dipl.-Ing. Janine Liebal (janine.liebal(at)tu-ilmenau.de)

http://www5.tu-ilmenau.de/zeitschrift-medienproduktion

Anschrift / Besucheradresse:Technische Universität Ilmenau Technische Universität Ilmenau FG Kommunikationswissenschaft FG MedienproduktionEhrenbergstr. 29 Gustav-Kirchhoff-Str. 198693 Ilmenau 98693 Ilmenau

PF 10 05 6598684 Ilmenau

Layout: Dipl.-Ing. Mara Seupel

Cover: © by Mara Seupel; Hintergrund Designed by FreepikISSN: 2193-7699URN: urn:nbn:de:gbv:ilm1-2193-7699_2018012:2

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Redaktionsschluss dieser Ausgabe: 22.10.2018

Verantwortlicher für den Inhalt gemäß § 55 Abs. 2 RStV: Prof. Dr. Paul Klimsa und Prof. Dr. Heidi Krömker (Anschrift wie oben)

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