medium gas 2007.3
-
Upload
vng-verbundnetz-gas-aktiengesellschaft -
Category
Documents
-
view
261 -
download
5
description
Transcript of medium gas 2007.3
medium gasDas Magazin für die Kunden und Partner der VNG-Gruppe | 16. Jahrgang | 3. Ausgabe | Dezember 2007
Schwerpunkt: KlimaschutzBotschaft: Gaswirtschaft setzt auf aktiven Klimaschutz |
Expertenbeitrag: Chancen und Risiken der CO2-Einspeicherung |
Interview: Kommunale Energieeffizienz | Abenteuer: Erdgas-Marathon
468
1016
18202223
2426283032363738
40
424446484950
5152
545556
58
Inhalt
AKTUELL
Klaus-Ewald Holst als Vorstandsvorsitzender bestätigtVNG erwirbt Aktienmehrheit an der ENERGIEUNIONVNG Norge erfüllt 2007 alle Erwartungen
MARKT
Stadtwerke Finsterwalde GmbH: Starke Energien für die SängerstadtBEB und ONTRAS bauen marktgebietsüberschreitende Zusammenarbeit ausMit einem Klick: neue Plattform rund ums Thema ERDGASAuch bei Ford wieder was Neues!Erdgas als alternativer Kraftstoff im öffentlichen PersonennahverkehrFür eine sachlichere Gaspreisdiskussion
SCHWERPUNKT: KLIMASCHUTZ
Erdgas – unverzichtbar im deutschen EnergiemixMit Erdgas in die Zukunft denkenAuf ewig verbanntEnergiesparen in Kommunen lohnt sich immerEnergieausweise jetzt auch online erstellenStatements: Wir geben GasGlobetrotter auf Sparflamme
UMSCHAU
1. Deutsch-Russische Rohstoffkonferenz in Wiesbaden: Gemeinsamkeiten und GegensätzeFördern, Verarbeiten, ForschenGasspeicherspezialisten trafen sich in Bad LauchstädtKommunalpolitik in Brüssel aus der Sicht sächsischer KommunenProfessionelle Kommunikation im WettbewerbErster Personaler-Tag bei der VNGDie ersten Kaufleute mit Fachausbildung haben ihren Abschluss in der Tasche15 Jahre Fachhochschule für Technik, Wirtschaft und Kultur LeipzigKinder aus Russland mit Konzerten bei uns
FEATURE
Schülerköche legen wieder los: 11. Erdgaspokal in Berlin gestartetJahresrückblick: Verbundnetz der WärmePokalsieg mit Freudentränen: Siegertrophäe geht an Leipziger MädchenteamLarisa Bolshakova
10 Markt
24 Schwerpunkt
40 Umschau
54 Feature
Impressum
medium gas Das Magazin für die Kunden und Partner der VNG-Gruppe | VNG – Verbundnetz Gas Aktiengesellschaft | Braunstraße 7, 04347 Leipzig | Postfach 24 12 63,
04332 Leipzig | Tel. 0341 443 - 0 | Fax 0341 443 - 2057 | www.vng.de | Redaktion Unternehmenskommunikation | Verantwortliche Redakteurin Mandy Nickel |
Tel. 0341 443 – 2045 | [email protected] | Redaktionsbeirat Helge Andrä, Dr. Reinhard Böhm, Mike Diekmann, Bernhard Kaltefleiter, Siegbert Ketelhut,
Kerstin Kietzke, Heinz Möller, Birgit Binder, Birgit Reiss, Laureen Dix, Bettina Scholtz, Dr. Achim Westebbe | Redaktionsschluss für diese Ausgabe 15.11.2007 | für die
nächste Ausgabe 28.2.2008 | Auflage 4 800 | Gestaltung, Herstellung Erik Sittauer | Militzer & Kollegen GmbH | Reproduktion und Druck Scan Color Leipzig GmbH |
Fotos wenn nicht anders angegeben VNG | Titelseite Im Heizungskeller des Erlebnisbades Krauschwitz: Udo Bredemann, Gebietsleiter Vertrieb bei SpreeGas
für den Bereich Lauta/Döbern, Rüdiger Mönch, Bürgermeister der Gemeinde Krauschwitz und Marco Kersting, Fachgebietsverantwortlicher Gasanwendungen
bei der VNG. Foto: Christoph Busse
24 2523 27 2826 302915 16 172 3 21129 10 11 18 19 204 5 6 7 81 13 14 22
2
Mandy Nickel
4031 33 3432 36 3735 38 39 41 42 43 44 5445 47 4846 50 5149 52 53 55 56 57 58 59 60
3 medium gas | 2007.3Editorial
in diesem Heft legen wir unseren Schwerpunkt auf den Umwelt- und
Klimaschutz. Man mag es kaum glauben, aber bereits im Mittelalter haben
sich die Menschen damit beschäftigt. Damals galt die Umwelt als Gottes
Schöpfung und war dadurch ein „heiliges“ Gut. Deshalb gab es Vorschriften,
die die nützlichen Teile der Natur schützen sollten und den schonenden
Umgang mit den natürlichen Ressourcen anordneten.
700 Jahre später hat das Thema Klimaschutz andere Dimensionen ange-
nommen und ist zu einer der größten umweltpolitischen Herausforderungen
geworden. Hauptansatzpunkt für Klimaschützer weltweit ist dabei die
Reduktion von Kohlendioxidemissionen, die bei Verbrennungsprozessen
fossiler Energien frei gesetzt werden. Weil sie einen besonders großen Teil an CO2 in die Atmosphäre
abgeben, stehen vor allem jene Kraftwerksbetreiber in der Kritik, die ihre Energie aus Kohle gewinnen.
Erdgas verursacht dagegen bei seiner Verbrennung deutlich geringere Emissionen und gilt damit als
der mit Abstand umweltfreundlichste fossile Energieträger. Vor diesem Hintergrund weist ihm die EU
und die deutsche Bundesregierung eine wichtige Funktion im zukünftigen Energie-Mix zu.
Mit der Aufgabe, die die Gaswirtschaft in dieser nationalen und internationalen Versorgungsstrategie
übernimmt, trägt sie allerdings auch eine große Verantwortung für den Klimaschutz. Genannt seien
hier nur beispielhaft die Schlagworte Erhöhung der Energieeffizienz, Weiterentwicklung von Energie-
technologien und Ausbau des Bioerdgasmarktes. Auf den nachfolgenden Seiten zeigen wir Ihnen, dass
sich die VNG zusammen mit ihren Kunden aktiv dafür einsetzt und eine nachhaltige Erdgasversorgung
verfolgt. Beispielsweise können Sie in einem Interview mit dem Krauschwitzer Bürgermeister Rüdiger
Mönch nachlesen, wie wir Städte und Kommunen beraten, damit sie im Rahmen ihrer Möglichkeiten
noch mehr Energie einsparen können. Auch innovative Einsatzfelder von Erdgas, etwa in Kombination
mit Solarenergie oder in Kraftfahrzeugen, möchten wir Ihnen in unserem Schwerpunktteil näher
bringen.
Eine interessante Lektüre sowie ein ruhiges und gesegnetes Weihnachtsfest und einen guten Start
ins neue Jahr wünscht Ihnen
Mandy Nickel
Liebe Leserinnen, liebe Leser,
4 Aktuell | Markt | Schwerpunkt | Umschau | Feature
24 2523 27 2826 302915 16 172 3 21129 10 11 18 19 204 5 6 7 81 13 14 22
Erdgasauto für Handelshochschule„Wir geben Gas“ – Unter diesem Motto können
Studenten der Top-Manager-Schmiede HHL
– Leipzig Graduate School of Management – mit
Unterstützung der VNG seit 1. Oktober auf einer
Deutschlandtour ihre Sponsorengelder einwer-
ben. Eigens zu diesem Zweck übergab Siegbert
Ketelhut, VNG-Leiter Öffentlichkeitsarbeit/In-
terne Kommunikation, einen erdgasbetriebenen
Citroen C3 an Ulrike Buchheim, Koordinatorin
Fundraising der HHL. Mit dem umweltschonenden
Fahrzeug beweist die Eliteschule einmal mehr,
dass Ökologie und Ökonomie kein Widerspruch
sein müssen.
Siegbert Ketelhut, Leiter Öffentlichkeitsarbeit/Interne Kommunikation (2. v.l.), übergibt
die Autoschlüssel an Ulrike Buchheim, HHL-Koordinatorin Fundraising, im Beisein von
HHL-Kanzlerin Dr. Judith Marquardt (l.) und Rektor Prof. Dr. Hans Wiesmeth (r.).
Hera und VNG unterzeichnen Absichtserklärung mit San MarinoAm 12. September unterzeichneten Dr. Tomaso
Tommasi di Vignano, Präsident des italienischen
Gasunternehmens Hera S.p.A., Bologna, und
Dr. Gerhard Holtmeier, Vorstandsmitglied der VNG,
mit der Republik San Marino eine Absichtserklärung
für eine künftige gaswirtschaftliche Zusammenar-
beit. Die Partner wollen San Marino beim Einkauf
von Gasmengen für den Eigenbedarf unterstützen
sowie gemeinsame Möglichkeiten der Vermarktung
von Erdgas auf dem europäischen Markt ausloten.
Hera kooperiert bereits mit der VNG bei Import und
Vermarktung von Erdgas in Italien.
Klaus-Ewald Holst als Vorstandsvorsitzender bestätigtDer Aufsichtsrat der VNG hat auf seiner Sitzung
am 5. Dezember 2007 den bisherigen Vorstands-
vorsitzenden Prof. e.h. Dr.-Ing. Klaus-Ewald Holst
für weitere zwei Jahre im Amt bestätigt. Damit wird
Holst, dessen bisherige Amtszeit im September
2008 endet, seine Funktion noch bis September
2010 ausüben.
Bis 2009 wiederbestellt wurde der kaufmännische
Vorstand der VNG, Prof. Dr. Gerhardt Wolff. Er wird
zukünftig auch das Amt des stellvertretenden
Vorstandsvorsitzenden übernehmen. Mit Klaus-
Dieter Barbknecht hat der Aufsichtsrat mit sofortiger
Wirkung ein viertes ordentliches Mitglied in den
Vorstand berufen. Gleichzeitig wurden die Aufgaben
der vier Vorstandsressorts teilweise neu geordnet.
So übernimmt Barbknecht die Verantwortung für den
Gaseinkauf einschließlich der Upstream-Aktivitäten
von VNG. In der Verantwortung von Prof. e.h. Dr.-Ing.
Klaus-Ewald Holst liegen die Bereiche strategische
Koordinierung, Recht und Unternehmenskommuni-
kation. Prof. Dr. Gerhardt Wolff trägt weiterhin die
Verantwortung für das Vorstandsressort Kaufmän-
nisches und Personal, Dr. Gerhard Holtmeier führt
das Ressort Gasverkauf und Technik.
5 medium gas | 2007.3
4031 33 3432 36 3735 38 39 41 42 43 44 5445 47 4846 50 5149 52 53 55 56 57 58 59 60
VNG-Gruppe zur gat 2007 in Karlsruhe
Für zwei Tage, am 13. und 14. November, hatte
die baden-württembergische Stadt Karlsruhe
die deutsche Erdgasbranche zu Gast. Auf dem
Messegelände präsentierten sich die Unterneh-
men mit ihren Leistungen. Ein umfangreiches
Tagungsprogramm wurde zum Meinungs- und
Erfahrungsaustausch genutzt.
Auf dem Messestand der VNG-Gruppe hatte die
Marke Leiconet Premiere. Leiconet – Netzbetrieb
& Service ist ein Kooperationsverbund der fünf
Unternehmen MAX STREICHER GmbH & Co. KG a. A.,
VNG – Verbundnetz Gas AG, GDMcom – Gesell-
schaft für Dokumentation und Telekommunikation
mbH, VORWERK Pipeline- und Anlagenservice
GmbH und RAKW Service GmbH & Co. KG.
Diese renommierten deutschen Unternehmen mit
langjährigen Erfahrungen in der Energie- und Ver-
sorgungswirtschaft sowie der Telekommunikation
werden zukünftig technische Dienstleistungen für
Unternehmen der Medien Erdgas, Strom, Fernwär-
me, Wasser, Abwasser sowie der Telekommunika-
tion anbieten. Die Palette reicht vom Planen über
den Bau und den Betrieb von Telekommunikations-,
ver- und entsorgungstechnischen Anlagen bis hin
zu umfassenden Dokumentationen vorhandener
Anlagenbestände.
Der „Eye-Catcher“ des VNG-Messestandes: Audi A5 2.0 T-CNG (Konzeptfahrzeug). Motor 2.0 T-CNG, 163 PS, 228 km/h, Reichweite
Erdgas 420 und Super 180, Verbrauch < 5 kg, C02-Emission <130 g/km. Dr. Gerhard Holtmeier, Vorstandsmitglied der VNG und
Vorstandsvorsitzender des IEK seit Okt. 2007, prüfte zur gat zumindest schon einmal den Innenkomfort.
Neue Hotline für Kunden der ONTRASDie ONTRAS – VNG Gastransport GmbH unterbreitet
ihren Kunden zusätzliche, über die vorgeschrie-
benen Regelungen der KoV II hinausgehende
Angebote, wie u. a. ein Online-Bilanzkreisma-
nagement, das Ex-Post-Balancing sowie die
marktgebietsübergreifende Bilanzierung. Sollten
Sie Fragen zu den Zusatzdienstleistungen oder
den neuen Rahmenbedingungen für den Gas-
transport haben, bietet Ihnen ONTRAS neben den
auf der Internetseite www.ontras.com bereitge-
stellten Informationen, unter der Telefonnummer
0341 443-4545 eine neu eingerichtete Support-
und Service-Hotline (werktags von 8:00–17:00 Uhr)
an. Dort werden selbstverständlich auch Anmer-
kungen und Hinweise zur Weiterentwicklung des
Angebotes entgegengenommen.
6 Aktuell | Markt | Schwerpunkt | Umschau | Feature
24 2523 27 2826 302915 16 172 3 21129 10 11 18 19 204 5 6 7 81 13 14 22
VNG erwirbt Aktienmehrheit an der ENERGIEUNIONMit dem Anteilserwerb bietet die VNG-Gruppe zukünftig ein gemeinsames Portfoliomanagement
für Gas und Strom.
Die VNG – Verbundnetz Gas AG hat ihren Anteil
an der ENERGIEUNION AG von bisher 11,07 auf
92,22 Prozent erhöht. Über ihre 100-prozentige
Tochter VNG Erdgascommerz GmbH erwarb sie
75,1 Prozent von dem bisherigen niederländischen
Mehrheitsaktionär, der N.V. NUON Energie Trading
& Wholesale. Weitere 6,05 Prozent kaufte sie von
den Stadtwerken Cottbus GmbH. Die restlichen An-
teile an dem Schweriner Unternehmen verbleiben
bei der EV Schwerin GmbH (2,23 %), der Stadtwerke
Rostock AG (2,14 %) und der Stadtwerke Halle
GmbH (3,41 %).
Die ENERGIEUNION AG ist ein europaweit agie-
rendes Großhandelsunternehmen im Energiebe-
reich, das 1996 von den Stadtwerken Schwerin,
Rostock und Neubrandenburg gegründet wurde.
Im Jahr 1999 gelang es, das am norwegischen Ak-
tienmarkt notierte Energieunternehmen Hafslund
ASA als Gesellschafter zu gewinnen. Ein weiterer
Gesellschafter wurde im Jahre 2001 die VNG – Ver-
bundnetz Gas AG, Leipzig mit einem Aktienanteil
von 11,07 Prozent. Im Jahr 2002 übernahm N.V.
NUON Energy Trade & Wholesale Amsterdam die
Aktien der Hafslund ASA.
Das bisherige Geschäftsumfeld der ENERGIE-
UNION umfasst vor allem den Strombereich. Das
Unternehmen ist als Händler an der European
Energy Exchange (EEX) zugelassen und arbeitet
europaweit mit 48 Energiehandelshäusern in
Ländern wie der Schweiz, Österreich, Frankreich,
Spanien, Italien, Niederlande, Belgien, Norwegen,
Schweden, Dänemark, Großbritannien, Tschechien
und Deutschland zusammen. Auch in den USA ist
sie mit ihren Handelspartnern aktiv.
Für ihre Kunden – vorrangig Industriebetriebe,
Stadtwerke, Kraftwerksbetreiber und Banken
– bietet die ENERGIEUNION unter anderem ein
gezieltes Stromportfoliomanagement an. Zukünftig
soll das Unternehmen seine Dienstleistungen auch
auf das Geschäftsfeld Erdgas ausweiten und somit
die Angebotspalette der VNG im Energiehandel
weiter ergänzen. Dabei kann die VNG zum einen
das langjährige Know-how der Schweriner im
Stromhandel und Portfoliomanagement nutzen.
Zum anderen bringt die VNG ihre Erfahrungen im
internationalen Erdgashandel und im Kurzfrist-
handel mit ein. Für Kunden birgt die Kooperation
zwischen beiden Unternehmen großes Potenzial,
da die Spezialisten aus Schwerin ein integriertes
Portfoliomanagement anbieten können.
In einem ersten Schritt wird die VNG zunächst
zum 1. Dezember 2007 die von ihr initiierte On-
line-Plattform acset-x auf die ENERGIEUNION
übertragen. Diese erste Internetplattform für den
kurz- und mittelfristigen Gashandel an virtuellen
Handelspunkten von marktgebietsaufspannenden
Netzbetreibern bietet derzeit Handelsoptionen
am vir tuellen Handelspunkt der ONTRAS –
VNG Gastransport GmbH, Leipzig. Künftig wird
diese Aktivität im Handelsportal der ENERGIE-
UNION weitergeführt.
Gründung: 1996
Hauptsitz: Schwerin
Unternehmensleitung: Dr. Wulf Lammert
Mitarbeiter: 10
Umsatz: 227 Millionen Euro (2006)
Überschuss: 1,6 Millionen Euro (2006)
Produkte: Produktportfolio, Portfoliosimulation, strukturierte Beschaffung, Risikocontrolling, Bilanzkreis- management
Internet: www.energieunion.de
Eckdaten ENERGIEUNION AG
7 medium gas | 2007.3
4031 33 3432 36 3735 38 39 41 42 43 44 5445 47 4846 50 5149 52 53 55 56 57 58 59 60
Unterzeichneten den Netzkopplungsvertrag in Leipzig: Paweł Stańczak und Igor Wasilewski, Vizepräsident und Präsident der
Gaz System S.A., Uwe Ringel und Torsten Bayer, Geschäftsführer der ONTRAS (v.l.n.r.)
Polnisch-deutsche Zusammenarbeit beim GastransportDer polnische Netzbetreiber GAZ System S. A. aus
Warschau und die ONTRAS – VNG Gastransport
GmbH haben am 29.06.2007 in Leipzig einen
Netzkopplungsvertrag unterzeichnet. Darin wird
der grenzüberschreitende Gastransport für die
Netzkopplungspunkte in Kamminke (Insel Use-
dom) in Mecklenburg-Vorpommern, Guben/Gubin
nördlich von Cottbus in Brandenburg und Lasów
bei Görlitz in Sachsen geregelt. Der Vertrag be-
inhaltet nicht nur technische Bedingungen wie
Druck, Kapazität und Gasbeschaffenheit an den
Netzkopplungspunkten, sondern bestimmt auch
das Verfahren zur Messung und Eichung sowie
Nominierungsregeln, die für Transportkunden
am Netzkopplungspunkt gelten. Ein wesentlicher
Vertragsbestandteil ist auch die Festlegung eines
Steuerungskontos (OBA) für den Netzkopplungs-
punkt Lasów. Damit sinken die Risiken bei der
Abrechnung der transportierten Mengen für die
Transportkunden erheblich, weil sie von den Netz-
betreibern übernommen werden. Mit den ab 1. Juli
dieses Jahres geltenden Netzkopplungsverträgen
haben beide Netzbetreiber die Abwicklung ihrer
grenzübergreifenden Transportprozesse nach
europäischen Standards umgesetzt. Insgesamt
wird damit der grenzüberschreitende Transport
spürbar vereinfacht.
Die Unterzeichnung des Netzkopplungsvertrages
zwischen dem polnischen und deutschen Netz-
betreiber in Leipzig wurde gleichzeitig dafür
genutzt, die Zusammenarbeit auf dem Gebiet
des Gastransportes zu intensivieren. Vor allem
die Bereiche Transit und europäische Netze sind
für beide Seiten von großem Interesse. So wollen
die Unternehmen zum Beispiel im Rahmen der
GIE (Gas Infrastructure Europe) in der Gruppe der
Gasnetzbetreiber GTE (Gas Transmission Europe),
oder der durch die ERGEG (European Regulators’
Group for Electricity and Gas) initiierten Erdgas-
Regional-Initiative enger kooperieren. Darüber
hinaus wurde vereinbart, Erfahrungen bei Kon-
zeption, Umsetzung und Einsatz von energiewirt-
schaftlichen IT-Systemen auszutauschen.
Erik Bauer, Leiter Marktgebietsmanagement
Aktuell | Markt | Schwerpunkt | Umschau | Feature8 Aktuell | Markt | Schwerpunkt | Umschau | Feature
24 2523 27 2826 302915 16 172 3 21129 10 11 18 19 204 5 6 7 81 13 14 22
VNG Norge erfüllt 2007 alle ErwartungenEin Jahr nach ihrer Gründung nimmt die VNG Norge AS an Fahrt auf. Vier neue Lizenzen, zehn neue Mitarbeiter und ein neues
Büro in Stavanger sind ein eindrucksvolles Ergebnis für das erste Jahr.
Eröffnungsfeier für das neue Büro
Am 5. November hat die VNG Norge ihre neuen
Büroräume im Herzen von Stavanger eröffnet.
Unter den Gästen befanden sich unter anderem
der deutsche Botschafter in Oslo, Roland Mauch,
und der Oberbürgermeister von Stavanger, Leif
Johan Sevland.
„Ich bin glücklich – der ganze Vorstand der VNG
ist glücklich. Warum? Wenn Menschen ein Kind
bekommen, freuen sie sich. Wenn das Kind wächst
und gedeiht, erfolgreich und zudem auch noch
hübsch ist, ist man besonders stolz. Unsere Tochter
VNG Norge ist innerhalb von drei Monaten von
zwei auf zwölf Mitarbeiter gewachsen. Mit ihren
vier ersten Lizenzen ist sie auch schon erfolgreich,
und in diesen neuen Räumlichkeiten ist sie nun
auch wirklich hübsch.“ Dies sagte Prof. e.h. Dr.-Ing.
Klaus-Ewald Holst in seiner Rede – auf Norwegisch.
Weiter zeigte er seinen Stolz darüber, dass die VNG
der einzige ostdeutsche Energiekonzern sei, der
Upstream in Norwegen tätig ist.
Kåre A. Tjønneland, Geschäftsführender Direktor der
VNG Norge, zeigte sich ebenfalls überzeugt, dass
das Unternehmen in den nächsten Jahren weiter
wachsen und das Ziel, bis 2015 eigenes Erdgas nach
Deutschland zu transportieren, erreichen wird.
Eine ganze Etage in einem renovierten Bürokom-
plex mitten in Stavanger steht dem Team der
VNG Norge jetzt zur Verfügung.
Team verstärkt sich weiter
Mit zwei Mitarbeitern ist die VNG Norge bei ihrer
Gründung im August 2006 gestartet. In diesem Jahr
hat sich nicht nur die Zahl vervielfacht, sondern
damit auch die fachliche Kompetenz der VNG-Toch-
ter erheblich erweitert. Neben drei Geologen, zwei
Geophysikern und zwei Lagerstätteningenieuren
wurden zusätzlich ein Systemanalytiker, eine
Sekretärin und ein HSE Advisor (Qualitäts- und
Sicherheitsbeauftragter) an Bord geholt. „Um in
Norwegen nach Öl und Gas bohren zu können,
muss man dem Staat zunächst Kompetenzen im
geologischen und umwelttechnischen Bereich
vorweisen. Mit unseren neuen Mitarbeitern erfüllen
wir diese Anforderungen, so dass wir im nächsten
Jahr mit den ersten seismologischen Erkundungen
im Tommeltott-Feld beginnen können“, erklärt
Kåre A. Tjønneland. Um die neuen Team-Mitglieder
auch kulturell auf das norwegische Unternehmen
mit deutscher Muttergesellschaft vorzubereiten,
wird den Mitarbeitern ein Sprachkurs angeboten.
Alle haben sich dazu freiwillig angemeldet. Zusätz-
lich werden eine Videothek mit deutschen Filmen
und eine Bibliothek mit Büchern von deutschen
Autoren eingerichtet.
VNG Norge drängt an die Quellen
Noch ist es ein langer Weg bis das erste Erdgas von
Norwegen zu den Kunden der VNG strömt. Ein erster
Schritt ist jedoch getan, denn mit dem Erwerb der
ersten vier Lizenzen kann die VNG Norge nur ein
Jahr nach ihrer Gründung mit der Exploration von
Erdgas in einem abgegrenzten Planquadrat auf dem
norwegischen Kontinentalschelf beginnen.
(v.l.n.r.) Leif Johan Sevland,
O b e r bü r g e r me is te r v o n
Stavanger, seine Exzellenz
Roland Mauch, Deutscher
Botschafter in Oslo, und Prof.
e. h. Dr.-Ing. Klaus-Ewald Holst,
Vorstandsvorsitzender der
VNG, ließen sich ebenso wie
die zahlreichen Gäste von
der norwegischen Sängerin
Britt Synnøve Johansen be-
geistern. Foto: Roy Storvik
9 medium gas | 2007.3
4031 33 3432 36 3735 38 39 41 42 43 44 5445 47 4846 50 5149 52 53 55 56 57 58 59 60
Bereits im Juli erwarb die VNG-Tochter in einem
Bieterverfahren des französischen TOTAL-Kon-
zerns die ersten beiden Lizenzen. Sie liegen im
Haltenbanken-Gebiet, 200 Kilometer nordwestlich
von Trondheim. Die Prognosen für das Gebiet sind
günstig. Auβerdem lässt sich im Bedarfsfall die
vorhandene Infrastruktur nutzen. Im August kamen
zwei weitere Lizenzanteile vom amerikanischen
Öl- und Gasunternehmen Endeavour Energy hinzu.
Diese Produktionslizenzen liegen in der nördlichen
Nordsee, in einem Gebiet, wo bereits Anfang der
80er Jahre Gasvorkommen entdeckt wurden.
Norwegisch-Deutsches Wirtschaftsforum
zu Gast in Stavanger
Im Rahmen der Sachsen-Sail fanden in diesem
Jahr die ersten Sächsischen Wirtschaftstage
in Stavanger statt. Bei der gemeinsam von
der IHK Leipzig, dem Unternehmer verband
Sachsen und der Ingenieurkammer Sachsen
organisierten Veranstaltung war auch die VNG
dabei. Das Forum gab zahlreichen Leipziger,
sächsischen und norwegischen Unternehmen
die Gelegenheit, wertvolle Wirtschaftskontakte
anzubahnen.
Das Team der VNG Norge ist gewachsen: Pål Thomas Helgesen, Einar Egeland, Leif Rune Frafjord, Anne Markhus, Kathrin Mälzer, Payam
Khoshbakht, Siv Garstad, Kåre A. Tjønneland, Marleen Laschet, Hans Rasmus Nilsen, Rolf Gregor Skaar, Inge H.H. Eikelmann (v.l.n.r.)
Dr. Jürgen Jesse, verantwortlicher Leiter für das E&P-Geschäft bei der VNG, erläuterte den anwesenden Wirtschaftsvertretern, wie sein Unternehmen
Anfang der 90er Jahre die Beziehungen zu Norwegen aufgebaut hat. Auch die Erfahrungen bei der Gründung der VNG Norge waren für viele Zuhörer
im Hinblick auf eigene Projekte in Norwegen von Interesse.
10 Aktuell | Markt | Schwerpunkt | Umschau | Feature
24 2523 27 2826 302915 16 172 3 21129 10 11 18 19 204 5 6 7 81 13 14 22
Die Stadt verfügt über einen funktionierenden
Mittelstand mit etwa 1400 Gewerbebetrieben. Des
Weiteren gibt es Unternehmen der Schweißtechnik
sowie Metallguss-, Draht- und Schrauben-, Bau-,
Elektromaschinen- und Holzindustrie. Alle diese
Firmen und natürlich die Bürger der Kommune
und ihre Einrichtungen benötigen Energie. Diese
wird ihnen von der Stadtwerke Finsterwalde GmbH
garantiert.
Starke Energien für die SängerstadtStadtwerke Finsterwalde GmbH.
Ein modernes Querverbundunternehmen
Die Stadtwerke Finsterwalde sind ein modernes
Energieversorgungsunternehmen, in dem rund
85 ausgebildete Facharbeiter, Kaufleute und
Ingenieure tätig sind. Zwölf Auszubildende
erhalten jährlich eine praxisgerechte Ausbil-
dung. Das Unternehmen vertreibt Produkte
und Dienstleistungen in den Versorgungsbe-
Ziel der Reise ist dieses Mal Finsterwalde. Als „Sängerstadt“ bekannt ist sie die zweitgrößte Stadt
im Süden des Landes Brandenburg (ca. 20 000 Einwohner) in der Niederlausitz. Schon die Anreise
macht neugierig – ausgedehnte Wald- und Heidelandschaft begleitet einen, die direkte Nähe zum
Spreewald ist bereits zu erahnen. Das besondere Wesen macht ein schöner, sehr gut erhaltener
Stadtkern mit imposantem Schloss aus. Finsterwalde gilt als industrielles Mittelzentrum im Kreis
Elbe-Elster sowie Regionale Wachstumskernstadt und sieht sich selbst als „Sprungbrett“ Richtung
Osteuropa.
Der Marktplatz mit seiner bemerkenswerten Stilvielfalt der Gebäude, z. B. Jugendstilfassaden, klassizistische Gebäude und Häuser aus dem 16./17. Jahrhundert.
Foto: Stadt Finsterwalde/Michael Opitz
11 medium gas | 2007.3
4031 33 3432 36 3735 38 39 41 42 43 44 5445 47 4846 50 5149 52 53 55 56 57 58 59 60
reichen Elektrizität, Gas, Wasser, Wärme und
als Betriebsführer auch im Bereich der Ab-
wasserentsorgung. Seit der Liberalisierung des
Energiemarktes bietet die stadteigene GmbH ihr
Strom- und Gasnetz anderen Energiehändlern
zur Netznutzung an.
Im Geschäftsjahr 2006 erzielte das Unternehmen
Umsatzerlöse in Höhe von 26,978 Millionen Euro. Es
wurden 65,3 GWh Strom, 304,4 GWh Gas, 937 000 m³
Trink- und Rohwasser sowie 38,5 GWh Wärme ver-
kauft. Diese Informationen gibt mir Geschäftsführer
Jürgen Kunze im Beisein seines Assistenten Torsten
Marasus im Verlaufe eines Gespräches in seinem
Arbeitszimmer im modernen, lichthellen Firmensitz
am Langen Damm 14.
Kunze ergänzt: „Zur sicheren Versorgung der
Kunden investieren wir jährlich durchschnittlich
2,5 Millionen Euro. Dabei werden die Aufträge
überwiegend an regionale Unternehmen verge-
ben. In der Vergangenheit wurde mit den Inves-
titionsmaßnahmen auch das Ziel verfolgt, die
Umweltbelastung durch Kohlendioxid, Schwe-
feldioxid und Staub zu vermindern. Gegen-
wärtig dienen die Maßnahmen vorrangig der
Sanierung und Optimierung der technischen
Anlagen.“
Saubere Umwelt und Anlagensanierung
Dazu muss man wissen, dass seit etwa Ende der
1930er Jahre nur die zwingendsten Ersatzinves-
titionen erfolgten. Noch heute sind viele der
nunmehr fast einhundertjährigen Wasserleitungen
in Betrieb.
Blick auf den modernen Verwaltungssitz der Stadtwerke Finsterwalde GmbH am Langen Damm 14, der 2005 bezogen wurde. Foto: Helmut Rosan
Sabine Liebscher, kaufmännische Leiterin, Jürgen Kunze, Geschäftsführer, und Claudia Lange,
Leiterin Kundenservice/Abrechnung (v.l.). Foto: Stadtwerke Finsterwalde GmbH
12 Aktuell | Markt | Schwerpunkt | Umschau | Feature
24 2523 27 2826 302915 16 172 3 21129 10 11 18 19 204 5 6 7 81 13 14 22
Fortsetzung von Seite 11
Starke Energien für die Sängerstadt
In der Zeit bis 1989 erfolgten im Zuge des Woh-
nungsbauprogramms die Erweiterungen der Netze
und die Errichtung von drei Fernwärmeinseln. Die
Stadt war sehr stark geprägt vom Einfluss der Braun-
kohleverwertung. Vor den Toren staubten riesige
Tagebaue. In der Stadt wurde fast ausschließlich
mit Braunkohle oder mit Braunkohlebrikett geheizt.
An diese bedrückende Atmosphäre erinnern sich
heute nur noch die älteren Einwohner.
Auf Grund der enormen Luftverschmutzung in
den 1990er Jahren war es folglich kein Wunder,
dass bereits 1989/90 am „Runden Tisch“ auch
eine Wende für eine saubere Umwelt in der Stadt
eingeleitet wurde. Noch vor den ersten freien
Wahlen im Frühjahr 1990 konstituierte sich eine
Arbeitsgruppe Stadtentwicklung/Energie- und
Umweltkonzept. Das Konzept wurde im November
1990 fertig gestellt und bildete die Basis für den
Beschluss der Stadtverordneten. Zielstellung: Die
Ver- und Entsorgung ist zügig unter marktwirt-
schaftlichen Bedingungen zu sanieren, neu zu
gestalten und als ein Element der kommunalen
Selbstverwaltung zu entwickeln.
Ambitionierte Ziele
Um im Wettbewerb weiterhin erfolgreich bestehen
zu können, sind zukunftsorientierte Strategien
erforderlich. Für die Finsterwalder stehen wettbe-
werbsfähige Preise und die Serviceführerschaft
nach wie vor im Mittelpunkt. Solide Bewährtes
soll jedoch durch neue Methoden erweitert wer-
den. „Unser übergeordnetes Unternehmensziel
ist, zum Referenzstadtwerk der Niederlausitz zu
avancieren, gemessen am Haushaltsbeitrag für
die rund 20 000 Einwohner zählende Stadt und
gemessen am Preis-Leistungs-Verhältnis der
Versorgung. Wir sind, lapidar gesprochen, kein
verwöhnter Verein, sondern ein wettbewerbsori-
entiertes Unternehmen, das sich auch vertrieblich
herausfordern lässt“, erklärt Geschäftsführer
Jürgen Kunze.
Und ergänzt: „Die Stadtwerke Finsterwalde steu-
ern ihre mittel- und langfristigen Ziele an, um
weiterhin souverän zu guten Bedingungen unsere
zunehmende Anzahl an Stammkunden zu versor-
gen.“ Gegenwärtig werden erreicht: 35 000 mit
Gas, 25 000 mit Wasser, 20 000 mit Strom und
10 000 mit Wärme.
Angestrebt sind des Weiteren der Gewinn von Kon-
zessionen, marktreife Produktkombinationen auf
alternativer Erzeugnisbasis sowie Beteiligungen
Das Heizkraftwerk der Stadtwerke. Foto: Helmut Rosan
13 medium gas | 2007.3
4031 33 3432 36 3735 38 39 41 42 43 44 5445 47 4846 50 5149 52 53 55 56 57 58 59 60
und Betriebsführerschaften. Gut, wenn man dabei
zuverlässige Partner an seiner Seite weiß. Zum
Beispiel die VNG.
Zuverlässiger Partner
Jürgen Kunze ist seit dem 1. Oktober 2005 Ge-
schäftsführer der Stadtwerke. Er spricht über
eine „sehr gute und gewachsene Partnerschaft“
mit der VNG. „In der Zusammenarbeit mit der
VNG läuft alles sehr zweckführend ab. Hier gilt
nun tatsächlich der Begriff ‚Geschäftsfreunde‘ im
direkten Sinne des Wortes. Die Leipziger lieben, so
wie ich auch, eine deutliche Sprache und auf ihre
Zusagen können wir uns zu jeder Zeit verlassen.“
Jürgen Kunze nennt hier die Namen von Prof. e. h.
Dr.-Ing. Klaus-Ewald Holst, Karel Schweng und
Horst Oderwald.
Der Bürgermeister von Finster walde, Herr
Johannes Wohmann, ist Aufsichtsratsmitglied
und in seiner Wahlfunktion zugleich Vertreter
des Gesellschafters. Leider fand sich während
meiner Stadtvisite in seinem prallen Terminka-
lender keine Zeit für ein auch noch so kurzes
Gespräch. Pech gehabt. Doch den Stadtwerken
sei Dank: in ihrer Kundenzeitung vom Juni
gab er ein Interview. Er sagte darin u. a.: „Die
Stadtwerke sind ein wichtiger Bestandteil in
der kommunalen Selbstverwaltung und auch
Selbstverantwortung, das sehe ich als un-
trennbare Einheit. Stadtwerke sind an sich kein
Selbstzweck, sie müssen sich rechtfertigen in
dem, was sie den Bürgern bieten, das ist mei-
ne Messlatte. Ich sehe die Bilanz für die Stadt
und auch für das Umland positiv. Gemeinsam
mit den Stadtwerken lösen wir als Kleinstadt
auch Aufgaben, zu denen wir uns sachlich in
der Lage sehen und die wir auch selbst regeln
sollten. Das hat auch etwas mit Kompetenz-
bindung zu tun.“
Apropos, Kompetenz: Obzwar Herr Kunze mit
seiner direkten, zupackenden Ar t das Bild
des geborenen Geschäftsführers vermittelt,
ist er natürlich nicht als solcher auf die Welt
gekommen. Sein Berufsleben begann er mit
der Lehre zum Industriekaufmann bei einem
Bauunternehmen im westfälischen Rheine. Es
folgte ein Studium zum Diplom-Kaufmann und
ein weiteres schloss er als Diplom-Ökonom
ab. Anschließend arbeitete Kunze zehn Jahre
in Führungspositionen und Geschäftsführer-
positionen bei einem Tochterunternehmen
der Vereinigten Aluminiumwerke in Bonn bzw.
Hamburg. Weitere fünf Jahre war er gleichzeitig
Geschäftsführer zweier Tochterunternehmen
Bereichsleiter: Alexander Bauer, Vertrieb, Volker Scheibe, Energiemanagement, Jürgen Fuchs,
Technik, Andy Hoffmann, Energiebeschaffung (v.l.). Foto: Stadtwerke Finsterwalde GmbH
innerhalb der Bauglas-Division Vegla (St. Go-
bain). Dem folgte die zehnjährige Tätigkeit als
Beiratsmitglied der Hebel-Unternehmensgrup-
pe und bei dieser war er auch Geschäftsführer
des größten Standortes im brandenburgischen
Hennersdorf bei Finsterwalde. Im Auftrag die-
ser Firma arbeitete er des Weiteren u. a. in
Polen. Nach einem dreijährigen Intermezzo als
Geschäftsführer bei Harvard Dental in Berlin
wurde er in die Region nach Finsterwalde zu-
rück gewonnen.
Hier macht er nun keineswegs einen finsteren, gar
hinterwäldlerischen Eindruck. Ganz im Gegenteil.
Und da sein Sinn für Humor deutlich schwarz ge-
färbt ist, sammelt er leidenschaftlich bitterböse
Collagen und spielt, so es die Zeit zulässt, gern
Klavier. Ein derartiges Musikinstrument findet
sich auch in seinem Büro.
14 Aktuell | Markt | Schwerpunkt | Umschau | Feature
24 2523 27 2826 302915 16 172 3 21129 10 11 18 19 204 5 6 7 81 13 14 22
Fortsetzung von Seite 13
Starke Energien für die Sängerstadt
Der Brunnen ist ein Gemeinschaftswerk von dem Maler Eckehard
Böttger, dem Kunstschmiedemeister Bernhard Körner und dem
Architekten Jürgen Habermann.
Als Gipsmodell von der Bildhauerin Evelyn Hartnick geschaffen,
wurde das Denkmal in der Kunstgießerei von Horst Borchardt
in Bronze gegossen. Es stellt drei musizierende Männer dar,
die unterschiedliche Stände verkörpern. Der Mann mit dem
langen Gehrock hält eine Geige in der Hand, ein anderer,
etwas einfacher gekleidet, eine Flöte. Ein singender Knabe
ist barfuß und hat kein Musikinstrument. Sinnbild dafür,
dass Gesang in Finsterwalde schon immer alle Bevölkerungs-
schichten vereinte.
Das repräsentativste Gebäude auf dem Markt ist das Rathaus, ein schlichter Barockbau. Heute
dient das Rathaus unter anderem als Ausstellungs- und Kulturzentrum.
Mein weiterer Gesprächspartner Torsten Marasus
ist zeitlebens seiner Heimat in der Niederlausitz
treu geblieben.
Er ist gelernter Elektromonteur und seit 1995 bei
den Stadtwerken. Über Aus- und Weiterbildung
qualifizierte er sich zum Assistenten der Geschäfts-
führung und Leiter Marketing/PR.
Eine kurze Stadtvisite
Aus der näheren Umgebung kannte ich bislang nur
Hoyerswerda und Luckau, Finsterwalde selbst blieb
mir bis dato, abgesehen vom ein wenig befremd-
lichen Namen, vollkommen unbekannt. Ach ja,
ich hatte die Gelegenheit, einen der aktuell wohl
berühmtesten Söhne der Stadt, Peter Ensikat, in
15 medium gas | 2007.3
4031 33 3432 36 3735 38 39 41 42 43 44 5445 47 4846 50 5149 52 53 55 56 57 58 59 60
Kurzchronik der Stadtwerke Finsterwalde GmbH1863 Inbetriebnahme eines Gaswerkes. Im November 1863 erleuchteten 90 Straßenlampen und 721 „Privatflammen“ beendeten
die Ära der Petroleumlampe | 1897 städtisches Kanalnetz | 1908 öffentliche Stromversorgung mit eigenem Generator |
1909 speist ein Wasserwerk in das öffentliche Trinkwassernetz | Anfang der 1920er Jahre verfügten die Städtischen Werke über ein
kaufmännisch-technisches Kundenbüro mit einem umfangreichen Dienstleistungsangebot | Bis zur Wende 1989 versorgte das
staatliche Energiekombinat Cottbus Finsterwalde mit Strom und Stadtgas. Die VEB Wasserver- und Abwasserentsorgung Cottbus
betrieb die Wasserver- und Abwasserentsorgung | 1.7.1991 Übernahme der Fernwärmeversorgung | 14.12.1992 Beginn der
Erdgasversorgung für das Umland | 1.4.1993 Übernahme der Wasserversorgung für Finsterwalde und Umland | 1.4.1993 Über-
nahme der kaufmännisch-technischen Betriebsführung des „Entwässerungsbetriebes der Stadt Finsterwalde“ (Eigenbetrieb) |
April/Mai 1993 Erdgasumstellung in Finsterwalde und Doberlug-Kirchhain | 1.7.1993 Übernahme der kommunalen Gasversorgung
in Finsterwalde und Doberlug-Kirchhain | 11.1.1995 Übernahme der Stromversorgung in Finsterwalde.
An der Berliner Straße, Ecke Forststraße befindet sich das Verwaltungsgebäude des alten Gaswerkes,
eines der wenigen erhaltenen Fachwerkhäuser in Finsterwalde. Fotos: Stadt Finsterwalde/Michael Opitz
Das Haus gehört zu den schönsten Jugendstilbauten in Finster-
walde. Es wurde 1903 errichtet. Es ist ein Traufhaus, rechtsseitig
mit einem Schaugiebel.
Leipzig, Dresden, Berlin und auf Hiddensee zu erle-
ben. Ensikat wurde 1941 in Finsterwalde geboren
und machte hier auch sein Abitur. Der Schauspieler
und Regisseur ist vor allem als scharfsinniger
Kabarettist und Buchautor bekannt.
Ja und natürlich die „Die Sänger von Finsterwal-
de“, die durch die Aufführung der gleichnamigen
Burleske 1899 berühmt und zum Markenzeichen
der Stadt werden sollten. Vorausgegangen war
dem bereits 1565 die Gründung der „Kantorei“,
die als ältester Chor der evangelischen Kirche gilt.
Im 19. Jahrhundert bildeten sich in rascher Folge
etliche Gesangsvereine. 1901 wird Finsterwalde in
der Presse erstmals als „Sängerstadt“ bezeichnet.
1954 wird das erste Sängerfest mit echtem Volks-
musikcharakter gefeiert. Nicht zu vergleichen mit
den entnervenden Fernsehsendungen.
Der Brandenburgische Chorverband wird 1990
in der Stadt gegründet und ab 1992 wird die
Sängerfesttradition wieder aufgenommen und
aller zwei Jahre gefeiert.
Erlebniswert hat auch ohne Gesang ein Besuch
des historischen Stadtkerns mit dem Marktplatz
und dem dortigen regen Treiben, samt Rathaus
und Schloss.
Helmut Rosan
16 Aktuell | Markt | Schwerpunkt | Umschau | Feature
24 2523 27 2826 302915 16 172 3 21129 10 11 18 19 204 5 6 7 81 13 14 22
Marktgebiete.com – gemeinsame Internet-
plattform erleichtert marktgebietsübergreifenden
Gasnetzzugang
Am 2. Juli 2007 ist unter www.marktgebiete.
com eine neue Kooperationsplattform von BEB
und ONTRAS online gegangen, auf der erstmalig
Transportkapazitäten für die Marktgebiete H- und
L-Gas-Norddeutschland und ONTRAS zusammen
gebucht werden können. Die gemeinsame Initiative
erleichtert damit den Netzzugang und die Abwick-
lung von Gastransporten in beiden Marktgebieten.
Ab sofort müssen Transportkunden nicht mehr
bei jedem Ferngasnetzbetreiber einzeln Ein- und
Ausspeisepunkte recherchieren, Konditionen
ermitteln und Buchungen vornehmen, sondern
können mit der benutzerfreundlichen Oberfläche
in einer einheitlichen Lösung arbeiten. Diese
gebündelten und transparent aufbereitenden
Informationen führen zu einer entscheidenden
BEB und ONTRAS bauen marktgebiets-überschreitende Zusammenarbeit ausMit der Plattform Marktgebiete.com und der marktübergreifenden Bilanzierung haben ONTRAS und
BEB zwei neue Produkte für ihre Kunden geschaffen, die die Buchungs- und Verrechnungsmodali-
täten vereinfachen.
Vereinfachung des marktgebietsüberschreitenden
Gastransports zwischen dem H-Gas-Norddeutsch-
land und ONTRAS Marktgebiet sowie innerhalb der
Marktgebiete, die von mehreren Netzbetreibern
aufgespannt werden.
Die Marktgebiete-Kooperationsplattform umfasst
derzeit die Marktgebiete ONTRAS sowie H- und
L-Gas Norddeutschland. Neben den beiden Initia-
toren ONTRAS und BEB werden die Marktgebiete
von den Netzbetreibern DONG Energy Pipelines
GmbH, ExxonMobil Gastransport Deutschland
GmbH, Hydro Energie Deutschland GmbH und
Statoil Deutschland GmbH aufgespannt.
Marktgebiete.com erfüllt nicht nur die Bedingungen
der Gasnetzzugangsverordnung (GasNZV) im
Hinblick auf die Vermarktung der Transportdienst-
leistungen, sondern übertrifft die Anforderungen
in Sachen Funktionalität und Komfort, ohne
Sicherheitsaspekte außer Acht zu lassen. Durch
die Verwendung von Token-Cards wird eine nu-
merische Zugangskennung erzeugt, die sich alle
60 Sekunden neu generiert. Das sorgt für eine
extrem hohe Sicherheit, ohne dass Kunden eine
neue Hardware installieren müssen.
Die Funktionen der neuen Plattform im Über-
blick:
• Einfache und schnelle Recherche zu festen und
unterbrechbaren Kapazitäten sowie weiteren
Kapazitätsprodukten.
• Zur Orientierung stehen geographische Infor-
mationen in einer interaktiven Netzkarte zur
Verfügung.
• Mehrere Kapazitätsanfragen lassen sich in
einem Warenkorb zusammenstellen, zwischen-
speichern und in einem nächsten Arbeitsschritt
buchen.
• Über einen Entgeltrechner können Kapazitätspo-
sitionen zusammengestellt und das spezifische Mit Marktgebiete.com existiert seit Kurzem eine Online-Plattform für Gas-Transportkunden, auf
der Ein- und Ausspeisekapazitäten bei mehreren Netzbetreibern gebucht werden können.
17 medium gas | 2007.3
4031 33 3432 36 3735 38 39 41 42 43 44 5445 47 4846 50 5149 52 53 55 56 57 58 59 60
Interaktiv: In der Kartendarstellung lassen sich Informationen zu den Ein- und Ausspeisepunkten
leicht recherchieren.
Entgelt sowie das Gesamtentgelt je Netzbetrei-
ber ermittelt werden.
• Die im Entgeltrechner (ebenso wie im Waren-
korb) hinterlegten Kapazitätsanfragen sind
unverbindlich.
• Vor der Buchung wird über Marktgebiete.com die
Verfügbarkeit der angefragten Kapazität geprüft
und farblich gekennzeichnet. Eine Buchung kann
erst dann erfolgen, wenn alle im Warenkorb
befindlichen Produkte verfügbar sind.
Neuer Service: Marktgebietsübergreifende
Bilanzierung
Kurz nach dem Start von Marktgebiete.com haben
ONTRAS und BEB ihre Zusammenarbeit mit einem
weiteren innovativen Produkt ausgebaut. Mit der
„marktgebietsübergreifenden Bilanzierung“ bieten
beide Fernleitungsunternehmen ihren Transport-
kunden ab dem 1. Oktober 2007 die Möglichkeit,
Struktur-Differenzen zwischen Bilanzkreisen
in den Marktgebieten
H-Gas Norddeutschland
und ONTRAS auszutau-
schen. Derartige Differenz-
mengen entstehen, wenn
die Ein- und Ausspeise-
mengen von Transportkun-
den in ihren Bilanzkreisen
nicht ausgeglichen sind.
Das in Deutschland bis-
lang einmalige Produkt
ermöglicht Transportkun-
den in beiden Marktgebie-
ten, ihre beim Transport
entstehenden Differenz-
mengen im Marktgebiet H-Gas Norddeutschland
mit Differenzmengen im Marktgebiet ONTRAS zu
verrechnen. Damit können sie Portfolioeffekte
über Marktgebietsgrenzen hinweg nutzen und
Differenzmengen reduzieren.
Die neue Kooperationsplattform basiert auf dem
Modul MTS.web TE – Transport Explorer, einem Bau-
stein der MTS-Produktfamilie von der ECG Erdgas
Consult aus Leipzig. Durch die Einbindung dieser
Software können die Buchungssysteme von BEB
und ONTRAS unverändert weiter genutzt werden.
Weiteren marktgebietsaufspannenden Netzbetrei-
bern steht die Kooperation jederzeit offen.
Ihr Ansprechpartner
Ralph Bahke
Leiter Geschäftsprozesse/Grundlagen
Tel. 0341 443 - 2124
Fax 0341 443 - 2004
Architektur: Die marktgebietsaufspannenden Netzbetreiber können ihre Softwaresysteme im
Hintergrund weiter betreiben, denn Marktgebiete.com dient in erster Linie als gemeinsames
Web-Frontend. Die Plattform stellt eine Kommunikation in Echtzeit sicher.
18 Aktuell | Markt | Schwerpunkt | Umschau | Feature
24 2523 27 2826 302915 16 172 3 21129 10 11 18 19 204 5 6 7 81 13 14 22
Die VNG hat die Internetplattform ERDGAS.plus als
weiteren Kommunikationskanal in Ergänzung zur
neuen ERDGAS-Produktmarke aufgebaut. Um die
positiven Verbindungen und Sympathieeffekte zur
bereits eingeführten Marke zu nutzen, übernimmt
das Logo der Website das neue ERDGAS-Logo.
Das „plus“ steht dabei für:
• mehr Kundennähe,
• mehr Information,
• mehr Transparenz,
• und mehr Service.
Interessenten finden das Logo auf www.erdgas-
plus.de zum Download. Energieversorgungs-
unternehmen können ihren Kunden den Weg
Mit einem Klick: neue Plattform rund ums Thema ERDGAS
zu www.erdgasplus.de erleichtern, indem sie
einen entsprechenden Link auf ihrer Homepage
einrichten.
Mit der neuen Internetplattform sollen dem Verbrau-
cher unabhängig von Broschüren jederzeit qualitativ
hochwertige und vor allem aktuelle Informati-
onen bereitgestellt werden. Dafür berücksichtigt
ERDGAS.plus stetig Trends und Weiterentwick-
lungen aus der Branche. Für den Nutzer ist die neue
Website einerseits ein nützliches Nachschlagewerk
für Produkt- und Anwenderinformationen, ande-
rerseits findet er aktuelle Nachrichten zu Gesetzen
und Verordnungen rund um die Themen Energie und
Erdgas. Eine Linkliste bietet zudem einen Überblick
über spezielle Förderprogramme.
Der Internetauftritt von ERDGAS.plus ist bewusst
einfach gehalten. Durch den klar strukturierten
Seitenaufbau können Informationen nicht nur
leichter gefunden, sondern auch zielgruppenspe-
zifischer ausgewählt werden.
Inhalte von www.erdgasplus.de
Inhaltlich teilt sich der Auftritt von ERDGAS.plus
in fünf Hauptthemen. Jeder der Themenkomplexe
wurde zielgruppenorientiert für Verbraucher
aufbereitet.
ERDGAS
Unter der Rubrik ERDGAS finden Sie allgemeine
Informationen zum Energieträger selbst, seine
umweltschonende Verwendbarkeit bis hin zu
Nutzungsmöglichkeiten von Biogas und vieles
mehr. Im Lexikon dieser Rubrik findet man Erläu-
terungen zu Erdgasthemen von A – Z.Auf der neuen Online-Plattform werden alle Fragen zum Thema Erdgas beantwortet.
Unter www.erdgasplus.de ist seit August eine neue Plattform online, auf der Internet-Nutzer mit
einem Klick aktuelle Informationen rund um das Thema Erdgas erhalten.
19 medium gas | 2007.3
4031 33 3432 36 3735 38 39 41 42 43 44 5445 47 4846 50 5149 52 53 55 56 57 58 59 60
Privathaushalte
Hier erhalten Sie einen Überblick zu den Themen
Heizen mit Erdgas, Erdgasanwendungen im Haus-
halt sowie Antworten auf Fragen zum eigentlichen
Gasanschluss und Energiesparen.
Gewerbe/Industrie
Dieser Schwerpunkt richtet sich an Gewerbetrei-
bende und gibt ihnen Aufschluss über Erdgasan-
wendungen im Gewerbe und Industrie sowie über
die neuesten technologischen Entwicklungen in
der Branche.
Erdgasfahrzeuge
Einmal mehr wird hier über den schadstoffarmen
Betrieb und die Vorteile von Nutzfahrzeugen und
Personenwagen mit Erdgasantrieb informiert. Es
werden die neuesten Fahrzeugmodelle vorgestellt
und mit dem einen oder anderen Vorurteil an der
Zapfsäule aufgeräumt.
Service
Hier findet man das große Nachschlagewerk
für die Gas- und Heizungstechnik „Gastechnik
live“. Man kann mit Hilfe der Software-Tools
die unterschiedlichsten Erdgasanwendungen
kennen lernen und z. B. Gerätehersteller f in-
den. Darüber hinaus stehen den Nutzern eine
ausgewählte Linksammlung zu allen Themen-
gebieten und die wichtigsten Gesetze und
Verordnungen zur Verfügung. Über einen Ser-
vice-Link oder die Hotline kann man direkt
Broschüren zu ausgewählten Fachthemen
bestellen.
Schauen Sie rein unter wwww.erdgasplus.de.
Das Team von ERDGAS.plus freut sich über
Ihre Anfragen und Anregungen unter der Ruf-
nummer: (0180) 3 33 40 33 oder per E-Mail an:
Mit dem Wirtschaftlichkeitsrechner auf ERDGAS.plus können Sie das ge-
wünschte Erdgasfahrzeug auswählen, …
… alle relevanten Fahrdaten (Laufleistung, Jahreskilometer, etc.) eintragen, …
… und im Anschluss die Wirtschaftlichkeit mit einem Benziner oder Diesel
vergleichen.
20 Aktuell | Markt | Schwerpunkt | Umschau | Feature
24 2523 27 2826 302915 16 172 3 21129 10 11 18 19 204 5 6 7 81 13 14 22
Die CNG-Technik GmbH und Ford präsentierten
in Leipzig auf dem Gemeinschaftsstand des Trä-
gerkreises „Erdgasfahrzeuge“ den Ford Focus
mit Erdgasantrieb. Der Wagen ist wahlweise als
drei- oder fünftürige Limousine bestellbar.
Der Focus CNG ist der erste Ford mit Erdgasantrieb,
bei dem einer der Tanks unter dem Fahrzeugboden
(unterflur) angebracht ist. Vier weitere Tanks, die
etwas kleiner sind als im Ford C-MAX CNG, befinden
sich niederflur unter dem Gepäckraumboden. Die
fünf Tanks fassen zusammen ca. 18 Kilogramm Erd-
gas (rund 107 Liter) und reichen für eine Entfernung
von 300 Kilometer. Hinzu kommt ein serienmäßiger
55-Liter-Benzintank, so dass die Gesamtreichweite
bei über 1.000 Kilometer liegt.
Angetrieben wird der Ford Focus CNG von einem
2,0-Liter-Duratec-Ottomotor. Dieses Aggregat
leistet im Benzinbetrieb 107 kW (145 PS) und im
Erdgasmodus 93 kW (126 PS). Es wurde speziell
von Ford für den Erdgasantrieb entwickelt. Auch
Limousine fährt mit Erdgas
Auch bei Ford wieder was Neues!Weltpremiere der Ford Focus Limousine CNG auf der AMI 2007.
die Federung und Dämpfung des Ford Focus CNG
wurde speziell auf das zusätzliche Antriebssystem
angepasst.
Der Ford Focus CNG hat ein vollelektronisch
geregeltes Erdgassystem, das für ein optimales
Gas-Luft-Gemisch in den Zylindern und für opti-
male Zündzeitpunkte sorgt. Durch die effiziente
Der neue Ford Focus verspricht puren Fahrspaß. Dabei erreicht der Wagen besonders niedrige Emissionswerte.
Ford hat den Focus CNG mit
fünf Tanks ausgestattet, die unter dem Fahrzeugboden und
unter dem Gepäckraumboden angebracht sind.
21 medium gas | 2007.3
4031 33 3432 36 3735 38 39 41 42 43 44 5445 47 4846 50 5149 52 53 55 56 57 58 59 60
Motor 2,0 l-Duratec-Ottomotor (4-Zylinder)
Leistung 107 kW / 145 PS (Benzinbetrieb) 93 kW / 126 PS (Erdgasbetrieb)
Hubraum 1.999 ccm
Drehmoment 185 Nm / 4.500 min-1 (Benzinbetrieb) 166 Nm / 4.000 min-1 (Erdgasbetrieb)
Beschleunigung 9,2 s (Benzinbetrieb)(0-100 km/h) 10,2 s (Erdgasbetrieb)
Getriebe 5-Gang-Handschaltung
Vmax 205 km/h (Benzin) 195 km/h (Erdgas)
Verbrauch (kombiniert) 7,1 l / 100 km (Superkraftstoff ROZ 95) *)
ca. 8,5 m3 (= 5,9 kg) / 100 km (Erdgas H) *)
CO2-Emissionen 169 g/km (Benzinbetrieb)
151 g/km (Erdgasbetrieb)
Abgasnorm Euro 4 (Benzin- und Erdgasbetrieb)
Tankvolumen 55 Liter Benzin ca. 18 kg Erdgas H (= rund 107 Liter)
Reichweite ca. 770 km im Benzinbetrieb*) ca. 300 km im Erdgasbetrieb*)
*) Verbrauch und Reichweite sind Richtwerte und unter anderem abhängig von der Erdgas-
beschaffenheit, der Fahrweise sowie den Straßen- und Verkehrsverhältnissen.
Weitere Informationen
Neben den ständig aktualisierten CNG-Über-
sichten (Erdg asf ahr zeuge und Tank stel -
lennetz in Deutschland) erhalten Sie über
www.verbundnetzplus.de alle Informationen
zum Thema „Erdgas als Kraftstoff“. Mit dem dort
installierten CNG-Wirtschaftlichkeitsrechner
können Kostenvergleiche zu leistungsgleichen
Benzin- und Dieselfahrzeugen erstellt werden.
Ihre Ansprechpartner
Peter Ganczarski
Kundendienst / Marketing
Tel. 0341 443 - 2286
Fax 0341 443 - 2922
Ford Focus Limousine CNG – DatenblattGasverbrennungstechnik erreicht der Ford Focus
CNG besonders niedrige Emissionswerte von
151 Gramm CO2 pro Kilometer im Erdgasbetrieb.
Zusätzlich erfüllt er sowohl im Benzin- als auch im
Erdgasbetrieb die Euro 4-Norm. Der Einstiegspreis
bei der 3-türigen Limousine beträgt 21.535 Euro,
bei der 5-türigen Limousine 22.360 Euro (beide
in „Ambiente-Ausführung“ inklusive 19 Prozent
Mehrwertsteuer).
Neben dem Ford Focus CNG ist im Pkw-Bereich auch
der Ford C-MAX CNG verfügbar. Der Einstiegspreis in
der „Ambiente-Ausführung“ liegt bei 23.860 Euro
(inklusive 19 Prozent Mehrwertsteuer).
Erdgasantrieb auch im „International Van of
the Year 2007“
Im Nutzfahrzeugbereich ist ebenfalls ein Erdgas-
Fahrzeug von Ford auf dem Markt. Es basiert auf
dem neuen Ford Transit, dem „International Van
of the Year 2007“.
Der Ford Transit.
Im Ford Transit CNG kommt das neu entwickelte
2,3-Liter-Duratec-Benzin-Triebwerk mit 107 kW
(145 PS) zum Einsatz. Alle neuen Ford Transit Erd-
gasfahrzeuge können darüber hinaus regenerativ
erzeugtes Bio-Methan tanken. Der Ford Transit
CNG steht in drei unterschiedlichen Radständen
(kurz, mittel, lang) und in drei unterschiedlichen
Varianten (Kastenwagen, Pritschenwagen und
Fahrgestell) zur Auswahl. Der Mehrpreis für die
Umrüstung des Ford Transit durch die CNG-Technik
GmbH auf Erdgasantrieb beträgt – je nach Vari-
ante zwischen 3.950 und 4.700 Euro (zuzüglich
19 Prozent Mehrwertsteuer).
22 Aktuell | Markt | Schwerpunkt | Umschau | Feature
24 2523 27 2826 302915 16 172 3 21129 10 11 18 19 204 5 6 7 81 13 14 22
Der Öffentliche Personennahverkehr (ÖPNV) gilt
seit vielen Jahren als eine der Hauptzielgruppen
zur Reduktion von Emissionen im Straßenverkehrs-
bereich. Nicht umsonst, denn die Schadstoff- und
Klimabilanz von dieselbetriebenen Bussen ist
im Vergleich zu modernen, verbrauchsgünstigen
Pkws kritisch.
Eine Reihe von Technologien kön-
nen die CO2-Emissionen reduzie-
ren, wobei sich der Einsatz von
Erdgas seit langem bewährt hat.
Allerdings ist die Einführung von
Erdgasbussen im ÖPNV in großem
Maße von der regionalen Förderpo-
litik abhängig. In Sachsen-Anhalt,
das seit 2000 eine Vorreiterrolle
spielt, werden beispielsweise Erd-
gasomnibusse mit bis zu 75 % des
Anschaffungspreises und Erdgas-
betankungseinrichtungen mit bis
zu 35 % des Investitionsumfanges
gefördert.
Die VNG unterstützt die ostdeut-
schen Unternehmen der Nahver-
kehrsbranche seit Jahren sowohl
technisch als auch finanziell bei der
Einführung der umweltschonenden
Erdgasbusse. In Zusammenarbeit
mit der Hochschule für Technik
und Wirtschaft (FH) Dresden, der
ehemaligen Verkehrshochschule und dem For-
schungsinstitut Fahrzeugtechnik (FIF) wurden
beispielsweise Potenzialstudien, Wirtschaftlich-
keitsbetrachtungen und betriebswirtschaftliche
Auswertungen im Vergleich mit Dieselbussen
erarbeitet. Auch bei Fördermittelanträgen und
Ausschreibungen konnte die VNG den Kommunen
hilfreich zur Seite stehen.
Mittlerweile sind bereits über 1.000 Erdgasbusse
in Deutschland im ÖPNV unterwegs – wobei der
Osten klar die Nase vorn hat. In Städten wie Erfurt,
Dessau oder Bernburg prägen die umweltfreund-
lichen Busse seit Jahren das Stadtbild. Diese und
andere ostdeutsche Kommunen profitieren durch
den Einsatz von Erdgasbussen vor allem finanziell.
Nachdem der ermäßigte Mineralölsteuersatz für
Erdgas als Kraftstoff bis zum 31.12.2018 verlän-
gert wurde, sparen die Nahverkehrsbetriebe bei
den Spritkosten. Außerdem bringen Erdgasbusse
einen Umweltvorteil, den der ÖPNV ausspielen
muss, wenn er gegen den Individualverkehr be-
stehen will. Immerhin erfüllen Erdgasfahrzeuge
– im Gegensatz zu herkömmlichen Dieselbussen
– bereits die ab 1.1.2008 vorgeschriebene EURO-
5-Abgasnorm. Konventionelle Dieselbusse – so
die Aussage von führenden Motorenentwicklern
– werden die zukünftigen Abgasnormen dagegen
allein mit innermotorischen Maßnahmen nicht
erfüllen können. So müssen in diesen Fahrzeugen
erst aufwendige Abgasreinigungs- bzw. Nach-
behandlungssysteme wie AdBlue nachgerüstet
werden, die sehr kostenintensiv sind.
Neben den Emissionsvorteilen bietet Erdgas noch
einen weiteren Vorteil im Vergleich zu Dieselbus-
sen. Ohne wesentliche Umbauten können nämlich
sowohl der regenerative Kraftstoff BioErdgas als
auch die Zukunftsenergie Wasserstoff am Gasmotor
eingesetzt werden. Wasserstoff lässt sich entweder
analog zum Erdgasmotor in einem ottomotorischen
Verbrennungsmotor oder in einer Brennstoffzelle
nutzen. Da Wasserstoff gleichfalls in komprimierter
Form zu speichern ist, stellen erdgasbetriebene
Fahrzeuge die Brückentechnologie zum Wasser-
stoff dar. Sowohl die Infrastruktur als auch die mit
dem Kraftstoff Erdgas gesammelten Erfahrungen
können damit für die Entwicklung der zukünftigen
Wasserstoffantriebe hilfreich sein.
Erdgas als alternativer Kraftstoff im öffentlichen Personennahverkehr
Ihr Ansprechpartner
Joachim Bendix
Hauptreferent Produktservice
Tel. 0341 443 - 2920
Fax 0341 443 - 2919
1) Vorstellung CNG-Antriebstechnik bei ÖPNV-Un-
ternehmen durch örtliches GVU, Vorlieferanten,
VNG und HTW Dresden (FH)
2) Wirtschaftlichkeitsuntersuchung zum evtl.
Einsatz von CNG-Bussen auf der Basis von
eigenen Angaben sowie Praxisergebnissen
3) Auswertung der Untersuchung und Formulierung
von Randbedingungen, die eine erfolgreiche
Einführung dieser Technik ermöglichen
4) Auswahl des Standortes und Anforderung
von Kostenangeboten für eine entsprechend
ausgelegte CNG-Betankungsanlage
5) Erarbeitung von Anträgen zur Förderung der
CNG-Linienbusbeschaffung und der Errichtung
einer CNG-Betankungsanlage
6) Erlaubnis zum vorzeitigen Vorhabenbeginn
mit anschließender Ausschreibung von CNG-
Omnibussen + CNG-Betankungsanlage
7) Vergabeverhandlungen und im Ergebnis dessen
Vergabe der Lieferaufträge für die Erdgasbusse
und die Erdgastankstelle
8) Inbetriebnahme der CNG-Linienomnibusse
und Eröffnung der CNG-Betankungsanlage
Die 8 Schritte bis zur Inbetriebnahme eines Erdgasbusses im ÖPNV. Die VNG steht dabei jederzeit hilfreich zur Seite.
23 medium gas | 2007.3
4031 33 3432 36 3735 38 39 41 42 43 44 5445 47 4846 50 5149 52 53 55 56 57 58 59 60
Ob bei Lebensmitteln oder Energie – höhere Preise
sind nie erfreulich. Sie erregen verständlicherweise
schnell die Gemüter der Verbraucher. Auf der Suche
nach Schuldigen verliert man da leicht den Blick für
das Sachliche und wendet seinen Zorn in Erman-
gelung einer Alternative auch schon mal gegen die
Überbringer der schlechten Nachricht.
In etwa nach diesem Schema verläuft auch die
Diskussion über die aktuellen Preisanpassungen
von Erdgas. Den Versorgungsunternehmen wird
häufig vorgeworfen, ihre angebliche Marktmacht
schamlos auszunutzen. Doch die unterstellte Will-
kür in der Preisbildung ist nicht gerechtfertigt. Die
angeprangerten Unternehmen geben lediglich die
gestiegenen Beschaffungskosten an die Endkunden
weiter, sind im übertragenen Sinne also quasi nur die
Überbringer schlechter Nachrichten. Zum Beispiel
sind die Beschaffungskosten gemessen am Grenz-
übergangspreis seit Januar 2005 bis heute um rund
40% gestiegen. Die Weitergabe von gestiegenen
Erzeugungs- und Bezugskosten ist für eine sichere
Versorgung unumgänglich und deshalb im Übrigen
auch gesetzlich ausdrücklich erlaubt.
Ein generelles Monopol im deutschen Erdgasmarkt,
wie es nach wie vor häufig unreflektiert unterstellt
wird, gibt es nicht. Erstens existieren andere Ener-
gieträger, die auf dem gemeinsamen Markt Wett-
bewerbsdruck erzeugen. Das hat zuletzt sogar der
Bundesgerichtshof (BGH) festgestellt. Außerdem
können seit der Einführung neuer Netzzugangsre-
gelungen im Herbst 2006 sowohl Stadtwerke als
auch Endkunden den Anbieter sogar innerhalb des
Erdgasmarktes wechseln. Von monopolistischer
Struktur kann also nicht die Rede sein.
Die Tatsache, dass letztendlich alle Erdgasversor-
gungsunternehmen die Preise erhöhen, scheint
für viele Kritiker ein Beleg für monopolistische
Marktmacht zu sein. Doch in Wahrheit ist sie
einfach nur das Ergebnis massiv steigender
Nachfrage auf den Weltenergiemärkten – eine
nicht zu leugnende Tatsache, an der eben auch
kein Händler vorbei kommt.
Es liegt nun in der Verantwortung der Versor-
gungsunternehmen, über die aktuellen Entwick-
lungen aufzuklären und die Preiserhöhungen
Für eine sachlichere Gaspreisdiskussion
Weitere Informationen
Andrej Krocker
Forum Erdgas
Tel. 0341 443 - 2626
Fax 0341 443 - 3054
www.forum-erdgas.de
Zusammensetzung des Gaspreises Industrie bei 100 Mio. kWh/a
Angaben in %
57
2716
öffentliche Kassen (Erdgassteuer 0,4036 ct/kWh, Mehrwertsteuer)
inländische Verteilung
Importpreis
Quelle: Forum Erdgas
sachlich zu vermitteln. Die Unternehmen des
Forum Erdgas – das sind 67 ostdeutsche Gas-
versorger – versuchen darüber hinaus, im Sinne
ihrer Kunden dem wachsenden Beschaffungs-
kostendruck mit einer weiteren Effizienzstei-
gerung ihrer Betriebe ein Stück weit entgegen
zu wirken.
Andrej Krocker,
Projektleiter des Forum Erdgas
24 Aktuell | Markt | Schwerpunkt | Umschau | Feature
24 2523 27 2826 302915 16 172 3 21129 10 11 18 19 204 5 6 7 81 13 14 22
Schwerpunkt: Klimaschutz
In diesem Heft liegt der Schwerpunkt beim
Thema Klimaschutz. Wir wollen zeigen, dass
sich die Gaswirtschaft aktiv für den effizi-
enten Einsatz fossiler Energieträger einsetzt
und damit einen Beitrag zur Minderung der
CO2-Emissionen leisten kann. Beispielsweise
indem sie innovative Produkte zur Bewertung
von Wohn- und Geschäftsgebäuden anbietet.
So wie in der Gemeinde Krauschwitz, wo die
VNG und SpreeGas gemeinsam die Energieef-
fizienz der Kommune verbessert haben.
25 medium gas | 2007.3
4031 33 3432 36 3735 38 39 41 42 43 44 5445 47 4846 50 5149 52 53 55 56 57 58 59 60
Rüdiger Mönch, Bürgermeister der Gemeinde Krauschwitz, Udo Brede-
mann, Gebietsleiter Vertrieb bei SpreeGas für den Bereich Lauta/Döbern
und Marco Kersting, Fachgebietsverantwortlicher Gasanwendungen bei der
VNG, analysieren den Energieverbrauch im Heizungskeller der Erlebniswelt
Krauschwitz. Foto: Christoph Busse
26 Aktuell | Markt | Schwerpunkt | Umschau | Feature
24 2523 27 2826 302915 16 172 3 21129 10 11 18 19 204 5 6 7 81 13 14 22
Erdgas – unverzichtbar im deutschen EnergiemixKerstin Kietzke, Hauptreferentin Marktanalysen/Marktforschung bei der VNG, erläutert, warum Erdgas
auch in naher Zukunft für eine nachhaltige Energieversorgung in Deutschland notwendig ist.
Die sichere und nachhaltige Versorgung Deutsch-
lands mit Energie steht seit geraumer Zeit verstärkt
im Mittelpunkt der öffentlichen Diskussionen.
Weltweit deutlich steigende Energiepreise und eine
spürbar gewachsene Sensibilität für Umweltthe-
men haben dieser Diskussion zusätzlich Zündstoff
gegeben. Nahezu täglich veröffentlichen Politik,
Wirtschaft und Wissenschaft neue Meinungen,
Vorschläge und Konzepte für die Energieversor-
gung der Zukunft in Deutschland. Insbesondere
um die Themen erneuerbare Energien, Zukunft der
Kernenergie und Kohleverstromung wird teilweise
heftig gestritten. Nicht in jedem Fall sind solche
Beiträge durch Sachlichkeit und Realismus ge-
kennzeichnet. Dabei fällt auf, dass zur Bedeutung
von Erdgas wenig zu vernehmen ist. Wenn über
Erdgas gesprochen wird, geht es vor allem um
Preise und Importabhängigkeit. Die Bedeutung
für eine sichere und umweltschonende Energie-
versorgung findet kaum Erwähnung – Erdgas hat
faktisch keine „Stimme“.
Trotz der rasanten Entwicklung der erneuerbaren
Energien wird es aber auch in den nächsten 20 Jah-
ren nicht annähernd möglich sein, die Energie- und
dabei vor allem auch die Wärmeerzeugung aus-
schließlich auf der Grundlage von Sonnenenergie
und Biomasse wie beispielsweise Holz zu sichern.
Es gibt keinen vernünftigen Grund, die zukünftige
Bedeutung von Erdgas in Frage zu stellen. Im
Gegenteil: Gerade Erdgas kann (und wird) einen
bedeutenden Anteil an der Energieversorgung der
Zukunft haben:
• Erdgas ist der fossile Energieträger mit den
geringsten Schadstoffemissionen.
• Die Erdgaslieferungen für Deutschland sind
bereits heute langfristig durch Verträge mit
Produzenten wie Russland und Norwegen ge-
sichert.
• Erdgas wird von den Nutzern vor allem wegen
des hohen Komforts und der Sauberkeit beim
Einsatz sowie der einfachen Beschaffung und
Handhabung geschätzt. Das sind deutliche, auch
zukünftig gültige Vorteile gegenüber anderen
Heizenergien.
• Mit zunehmendem Wettbewerb besteht zudem
die Möglichkeit, zwischen zahlreichen verschie-
denen Anbietern wählen zu können.
• Die Technologien der Erdgasanwendung sind
hochmodern und effizient. Erdgasheizungen
erreichen Spitzenwerte im Wirkungsgrad. Zudem
sind Erdgasheizungen sehr gut mit Systemen auf
Basis erneuerbarer Energien kombinierbar.
Erdgas steht auch in Zukunft für Versorgungs-
sicherheit und Umweltschonung
Hier und da werden Zweifel an der Zuverlässigkeit
der zukünftigen Erdgasversorgung für Deutschland
geäußert. Diese Sorgen sind völlig unbegründet.
Neben der Tatsache, dass die Erdgasreserven der
Welt trotz steigendem Verbrauch in den letzten Jah-
ren ständig gewachsen sind, ist hier vor allem die
Sicherheit durch bereits jetzt abgeschlossene Lie-
ferverträge zwischen deutschen Gasimporteuren
und Produzenten über lange Laufzeiten (20 Jahre
und mehr) mit festen (und damit berechenbaren)
Preisformeln zu nennen.
Durchschnittliche Nutzungsgrade von Heizsystemenauf der Basis konventioneller Brennstoffe
GasZentral-heizung
ÖlZentral-heizung
HolzZentral-heizung
GasEinzelofen-
heizung
ÖlEinzelofen-
heizung
HolzEinzelofen-
heizung
0
40
60
80
100
20
97 %93 %
85 %
70 % 70 %65 %
27 medium gas | 2007.3
4031 33 3432 36 3735 38 39 41 42 43 44 5445 47 4846 50 5149 52 53 55 56 57 58 59 60
Der deutsche Erdgasmarkt verfügt geografisch
über eine privilegierte Position. Nahezu 80 Pro-
zent der Erdgasreserven der Welt befinden sich
in einem Umkreis von 4000 km und können – im
Unterschied zu den Verbrauchszentren in Asien
und Nordamerika – größtenteils kosteneffizient
über Pipelines erschlossen werden.
Durch die Investitionen deutscher Gasgesell-
schaften in Infrastruktur zur Regasifizierung von
verflüssigtem Erdgas (LNG) wird es zukünftig
möglich sein, die Bezugsbasis von Erdgas durch
neue Lieferquellen zu erweitern und damit die Ab-
hängigkeit von den traditionellen Lieferländern zu
verringern. Mehrere deutsche Gasgesellschaften
investieren zudem in Projekte zur Erzeugung von
Bioerdgas mit dem Ziel der weiteren Diversifizie-
rung von Bezugsquellen. Damit besteht künftig die
Möglichkeit, den Beitrag regenerativer einheimi-
scher Energiequellen für das Energieaufkommen
deutlich zu erhöhen.
Verschiedene Szenarien des Energiemixes
in Deutschland
In Vorbereitung des Energiegipfels im Juni 2007
wurden im Auftrag des Bundesministeriums für
Wirtschaft und Technologie drei verschiedene Sze-
narien für die Entwicklung von Energieverbrauch,
Erzeugungsstrukturen und Treibhausgasemissi-
onen erarbeitet.
Szenario „Koalitionsvertrag“ (KV): Dieses Sze-
nario geht, wie in der Koalitionsvereinbarung von
2005 vorgesehen, von einer Verdoppelung der
gesamtwirtschaftlichen Energieproduktivität bis
2020 (bezogen auf 1990) aus. Das entspricht einer
durchschnittlichen jährlichen Verbesserung der
Energieproduktivität um drei Prozent. Technisch
ist dieses Ziel erreichbar.
Szenario „Stärkerer Ausbau erneuerbarer En-
ergien“ (EE): Hierbei wird von einem deutlich
schnelleren Ausbau erneuerbarer Energien bei
gleichzeitiger Verdoppelung der Energieeffizienz
ausgegangen. Technisch ist dieses Mengenziel
möglich, bedarf aber zusätzlicher politischer An-
strengungen, wie sie beispielsweise im aktuellen
Energie- und Klimaprogramm der Bundesregierung
vorgesehen sind.
Szenario „Längere Laufzeit von Kernkraftwerken“
(KKW): Der Ansatz für dieses Szenario entspricht
dem Koalitionsvertrag, zusätzlich wird eine Ver-
längerung der Laufzeit der Kernkraftwerke um
20 Jahre angenommen.
Energieszenarien für Energiegipfel 2007 – Primärenergieverbrauch in Deutschland
Erdgas auch bei unterschiedlichsten
Konstellationen feste Größe
Mit den Szenarien werden verschiedenste Rahmen-
bedingungen und Konstellationen abgedeckt. Im
Ergebnis aller drei Szenarien gehen sowohl der
Energieverbrauch als auch der energiebedingte
Ausstoß deutlich zurück. Ein wichtiges Ergebnis
der verschiedenen Szenarien ist aber auch, dass
der Anteil von Erdgas am gesamten Energiever-
brauch gegenüber 2005 in allen betrachteten
Fällen steigen wird und im Jahr 2020 in allen drei
Varianten die gleiche Größenordnung erreicht.
Erdgas wird auch 2020 der mit Abstand wichtigste
Energieträger zur Wärmeerzeugung in Deutschland
sein, dessen Anteil an der eingesetzten Heizenergie
dann zwischen 42 und 46 Prozent beträgt.
Am Ergebnis der verschiedenen Szenarien wird
deutlich, dass es nicht um die Frage „Erdgas oder
erneuerbare Energie“ geht. Im Gegenteil: Beide
Energieformen werden auch bei unterschiedlichen
Voraussetzungen die wichtigsten Säulen einer
zukunftsfähigen deutschen Energieversorgung
bilden. Es liegt in der Hand der deutschen Gas-
versorgungsunternehmen, die hervorragenden
Produkteigenschaften und sehr guten Perspekti-
ven von Erdgas zu propagieren und den heutigen
Erdgasnutzern das sichere Gefühl zu vermitteln,
die richtige Wahl getroffen zu haben.
Kerstin Kietzke
0
4000
6000
8000
10 000
2000
14 476
2005
12 000
14 000
16 000
20152010 2020 20152010 2020 20152010 2020
Sonstige
Kernenergie
SteinkohleBraunkohle
Mineralöl
ErneuerbareEnergien in %
Erdgas in %
13 95813 094
12 016
14 01013 141
12 108
14 07913 359
12 543
22,7 24,2 24,4 26,8 23,6 23,8 25,3 23,3 23,5 24,2
4,9 7,2 10,0 13,4 8,2 11,9 16,87,1 9,8 12,8
Ist2005
in PJ „Koalitions-vertrag“
„ErneuerbareEnergien“
„LängereLaufzeit KKW“
28 Aktuell | Markt | Schwerpunkt | Umschau | Feature
24 2523 27 2826 302915 16 172 3 21129 10 11 18 19 204 5 6 7 81 13 14 22
Mit Erdgas in die Zukunft denkenDie Energieeinsparverordnung (EnEV) und das
derzeitig diskutierte Erneuerbare Energien Wär-
megesetz (EEWärmeG) fordern den effizienten und
sparsamen Umgang mit fossilen Energieträgern
sowie eine steigende Nutzung von regenerativen
Energien. Mit ihren zukunftsfähigen Technolo-
gien, die eine praktisch schadstofffreie Erdgas-
verbrennung mit höchsten Wirkungsgraden in
Aussicht stellen, ist die Gaswirtschaft bereits
auf dem richtigen Weg. Insbesondere zwei Mög-
lichkeiten der effizienten Nutzung stechen dabei
hervor: Erdgas-Brennwerttechnik in Verbindung mit
einer Solaranlage und Kraft-Wärme-Kopplung über
den Einsatz von Blockheizkraftwerken (BHKW).
Die Sonne nutzen
Eine mit Erdgas betriebene Heizungsanlage ge-
hört zu den komfortabelsten Heizsystemen. Auch
die ausgereifte Technik, vergleichsweise geringe
Anschaffungskosten und eine gute Umweltbilanz
sprechen für sich. Ob alte oder neue Heizungsanlage,
ob Heizkörper, Fußbo-
denheizung oder eine
Kombination aus bei-
dem: Erdgas-Brenn-
wertkessel lassen sich
vielseitig einsetzen.
Durch die Nutzung des
Brennwerteffektes
benötigt ein Erdgas-
Brennwertkessel bis
zu 40 Prozent weniger
Energie als ein alter
Heizkessel aus den Siebzigern und immerhin noch
bis zu 15 Prozent weniger als ein moderner Nieder-
temperaturkessel herkömmlicher Bauart!
Aber es geht noch besser: eine Erdgas-Brennwert-
heizung in Verbindung mit einer Solaranlage. Kos-
tenlose Sonnenenergie nutzen heißt, dass keine
Schadstoffe wie Kohlendioxid emittiert werden
und zusätzlich auch die Energiekosten sinken. Das
Prinzip ist denkbar einfach: über Solarkollektoren
wird die kurzwellige Sonnenstrahlung eingefangen
und in Wärme umgewandelt. Das bietet sich vor
allem für die Warmwasserbereitung an. Denn für
sie wird – anders als für die Heizung – das ganze
Jahr über Energie benötigt. Bis zu 60 Prozent des
jährlichen Energiebedarfs für die Warmwasser-
bereitung können so abgedeckt werden. Für die
Heizungsunterstützung ist die Sonne ebenfalls
geeignet. Das Rücklaufwasser aus der Heizungs-
anlage wird über die Solaranlage erwärmt und
anschließend durch den Brennwertkessel nur noch
auf die gewünschte Vorlauftemperatur gebracht.
Damit kann der Energiebedarf bis zu 25 % gedeckt
werden, was wiederum den Energieverbrauch und
damit die Heizkosten beachtlich senkt.
Wärme und Strom im Doppelpack
„Der Kessel, der sein Geld verdient.“: der Slogan
eines bekannten BHKW-Herstellers beschreibt
sehr plakativ, dass mit einem BHKW nicht nur
die Beheizung des Gebäudes sichergestellt wird,
sondern dass man zusätzlich auch noch Strom
erzeugen und verkaufen kann. Angesichts stei-
gender Bezugskosten für Elektroenergie liegt
der Vorteil der Eigenstromerzeugung klar auf der
Hand. Aber das ist nicht der alleinige Grund, warum
BHKW’s zunehmend an Bedeutung gewinnen. Die
gemeinsame Erzeugung und vor allem Nutzung von
Strom und Wärme am Ort des Verbrauches trägt
wesentlich zur Reduzierung von Emissionen und
zum effektiven Energieeinsatz bei. Im kommerzi-
ellen Bereich gehören BHKW-Anlagen mittlerweile
zum Standard, dagegen wird ihr Einsatz in Ein- und
Mehrfamilienhäusern (als so genanntes Mikro-
Blockheizkraftwerk) in Europa noch getestet. Das
weltweit erste Mikro-BHKW mit spezieller Tech-
nologie einschließlich Brennwertnutzung für den
Einsatz im Einfamilienhaus ging am 1. November
2007 auf dem Untergrundgasspeicher der VNG in
Bad Lauchstädt in Betrieb. Die thermische Leistung
der Anlage kann stufenlos im Bereich von 5 kW bis
10 kW gesteuert werden und dient im Zusammen-
wirken mit einem 500 l Speicher als Heizquelle für
die Nutzer. Gleichzeitig entstehen 2 bis 3,5 kW
Elektroenergie. In den nächsten zwei Jahren soll
die Anlage ihr Potenzial in einem Feldtest beweisen
und für die Serienfertigung optimiert werden.
Marco Kersting
Das weltweit erste Mikro-
Blockheizkraftwerk wurde
im Heizhaus des UGS Bad
Lauchstädt integriert.
29 medium gas | 2007.3
4031 33 3432 36 3735 38 39 41 42 43 44 5445 47 4846 50 5149 52 53 55 56 57 58 59 60
Cocktail mit ZukunftIllustriert von Peter M. Hoffmann.
30 Aktuell | Markt | Schwerpunkt | Umschau | Feature
24 2523 27 2826 302915 16 172 3 21129 10 11 18 19 204 5 6 7 81 13 14 22
Auf ewig verbanntDie Abscheidung und Speicherung von CO2 birgt eine große Chance, um die bei der Nutzung fossiler
Energieträger entstehenden Emissionen zu reduzieren beziehungsweise unterirdisch zu speichern.
Weltweit laufen mehrere Pilotprojekte, die die Clean-Coal-Technologie sowie die unterirdische Spei-
cherung von CO2 erproben. Prof. Dr. Frank Schilling vom GeoForschungsZentrum Potsdam erläutert
uns, was es mit beiden Techniken auf sich hat.
Der Traum von der sauberen Kohle
Der Klimawandel hat dramatische Folgen für die
Menschheit und erfordert sofortiges Handeln
– zu diesem Schluss kommt der vierte Report des
Weltklimarats (IPCC). Doch eine schnelle Linderung
fürs Klima ist nicht in Sicht. Jedes Jahr pustet die
Menschheit 25 Milliarden Tonnen des Treibhaus-
gases Kohlendioxid (CO2) in die Luft – Tendenz
steigend. Als Hauptursache gilt die Stromerzeugung
aus Kohle. In China geht jede Woche ein neues
Kohlekraftwerk ans Netz und andere Industrienati-
onen, darunter auch Deutschland, planen ebenfalls
neue Kohlekraftwerke. Kohle ist in großen Mengen
vorhanden, relativ kostengünstig und krisensicher.
Die EU-Studie „World Energy, Technology and
Climate Policy Outlook“ prognostiziert bis 2030
nahezu stabile Kohlepreise.
In Deutschland, wo 41 Prozent des CO2-Ausstoßes
aus Kohlekraftwerken stammt, hat man das Di-
lemma erkannt und plant eine neue Generation
sauberer Kraftwerke, bei denen das Kohlendioxid
nicht in die Atmosphäre gelangt, sondern in mit
Salzwasser gefüllten Porenraum von Sandsteinen
(saline Aquifere) oder in ausgediente Öl- und
Gasfelder gepumpt wird. Ähnliche Pläne gibt es
in den USA, wo das Energieministerium bis 2013
FutureGen bauen will, ein 275-Megawatt-Kraft-
werk, das Strom und Wasserstoff produziert und
Kohlendioxid unterirdisch einschließt.
Das klingt viel versprechend, doch der Weg zum
klimafreundlicheren Kohlekraftwerk ist steinig.
Zunächst ist die Clean-Coal-Technologie in Wahrheit
nicht wirklich sauber, sondern nur CO2-arm. Denn
bei Bau und Wartung jedes Kraftwerks wird CO2
frei, bei Windkraftanlagen 16 bis 23 Gramm pro
Kilowattstunde, bei der Photovoltaik sogar rund
150 Gramm. Kohlekraftwerke mit CO2-Abscheidung
und unterirdischer Lagerung dürften auf rund
60 Gramm pro Kilowattstunde kommen – verglichen
mit den rund 900 Gramm eines modernen Braunkoh-
lekraftwerks allerdings ein enormer Fortschritt 1).
Für den Traum von sauberen fossilen Energien gibt
es auf Kraftwerksseite verschiedene Alternativen.
Oxyfuel-Kraftwerke verbrennen Kohle oder Erdgas
mit reinem Sauerstoff aus der Luft. Damit vermeidet
man, dass große Mengen Stickstoff nutzlos durch
den Verbrennungsprozess geschleust werden und
schädliche Stickoxide erzeugen. Das Abgas be-
steht hauptsächlich aus Kohlendioxid und Dampf.
Oxyfuel-Kraftwerke existieren allerdings bisher nur
auf dem Papier. 2008 will Vattenfall am Standort
Schwarze Pumpe in Brandenburg eine Pilotanlage
mit 30 Megawatt in Betrieb nehmen, größere sollen
folgen, eine kommerzielle Anlage mit 1000 Me-
gawatt Leistung ist fürs Jahr 2020 geplant. Eine
Auf dem ehemaligen Untergrundgasspeicher der VNG in Ketzin wird seit diesem Jahr in einem Pilot-
projekt die Einspeisung von CO2 erprobt. Verlässliche Ergebnisse werden in zwei Jahren vorliegen,
bis dahin ist die Studie ergebnisoffen. Allerdings ist jetzt bereits klar, dass die Untertagespeicherung
im Gegensatz zu offshore-Projekten global die beste Lösung darstellt. (Quelle: GFZ Potsdam)
31 medium gas | 2007.3
4031 33 3432 36 3735 38 39 41 42 43 44 5445 47 4846 50 5149 52 53 55 56 57 58 59 60
zweite Möglichkeit stellen die IGCC-Kraftwerke,
(Integrated Gasification Combined Cycle) dar, bei
denen das CO2 bereits vor der Verbrennung mit-
tels einer chemischen Reaktion abgetrennt wird.
IGCC-Kraftwerke, die sich bereits bewährt haben,
sind wahre Allesfresser und verdauen neben Kohle
auch Abfälle aus der chemischen Industrie und so-
gar Autoreifen. Auch das CO2-freie 450-Megawatt-
Kraftwerk, das RWE bis 2014 bauen will, wird nach
dem IGCC-Prinzip arbeiten. Ein weiteres Verfahren
stellt die so genannte Postcombustion Technologie
dar, bei der das CO2 nach der Verbrennung in einem
Kraftwerk abgetrennt wird.
Abtrennung von CO2 reicht längst nicht aus
Doch wohin mit dem CO2 nach der Abtrennung?
Am besten presst man das Gas in tiefes Gestein,
saline Aquifere oder leergeförderte Erdgasfelder,
wie es die norwegische Statoil bereits heute in der
Barentssee tut. Die Frage ist, ob das Kohlendioxid
wirklich für Tausende oder sogar Millionen Jahre im
Untergrund bleibt. Würde es schon nach einigen
Jahrzehnten durch Risse im Gestein wieder an die
Oberfläche gelangen, wäre dem Klima nicht gehol-
fen. Aber die Geologen sind optimistisch, dass
dies nicht passieren wird, schließlich lagert auch
Erdgas seit zigmillionen Jahren in der Tiefe.
Etwas komplizierter ist der Fall im CO2SINK-Projekt
in Ketzin, bei dem das GeoForschungsZentrum
Potsdam CO2 in ein Reservoir aus porösem Sand-
stein presst, das hochkonzentriertes Salzwasser
enthält. Ist der Druck hoch genug, löst sich ein Teil
davon im Wasser – genau wie in einem Trinkwas-
sersprudler. Messungen sollen in den nächsten
Jahren erstmals im Detail zeigen, wie sich das CO2
im Untergrund ausbreitet. Schon jetzt ist klar,
dass das Abdeckgebirge – eine „Käseglocke“ aus
Gips und Ton – dicht ist und die 60.000 Tonnen
CO2 langfristig sicher einschließt. Viele weitere
geeignete Lagerstätten gibt es sowohl in Deutsch-
land als auch weltweit. Ihre Aufnahmefähigkeit
reicht mindestens für die weltweit produzierte
CO2-Menge der nächsten 100 Jahre.
Aus Sicht der Wissenschaft ist eine saubere Nutzung
fossiler Energieträger also machbar. Allerdings kos-
tet das Einfangen und Lagern des klimaschädlichen
Gases Energie und treibt den Brennstoffbedarf um
bis zu 30 Prozent nach oben. Damit leistet sie keinen
Beitrag zur nachhaltigen Energieversorgung, wie ihn
regenerative Energiequellen versprechen. Weil Wind,
Wasser und Sonne unseren Energiebedarf aber noch
lange nicht vollständig decken können, wäre die
CO2-Abtrennung und Einspeicherung eine inte-
ressante Brückentechnologie für die kommenden
Jahrzehnte. Sie hat den Vorteil, dass man die Energie
zunächst weiter so erzeugen kann wie bisher, was
gerade für die USA und China wichtige Kriterien
sein dürften, um dem Kyoto-Protokoll bzw. den
nachfolgenden internationalen Vereinbarungen
beizutreten.
Ob die Technologie tatsächlich realisiert wird, hängt
allerdings entscheidend von der Wirtschaftlichkeit
ab. Und dort klafft noch eine beträchtliche Lücke.
Die Kosten zur Vermeidung einer Tonne CO2 aus
Abscheidung, Transport und Lagerung werden auf
etwa 40 Euro, die Preise für Verschmutzungszerti-
fikate im Emissionshandel sind aber zeitweise auf
wenige Euro gefallen – keinerlei Anreiz also, sofort
auf sauberere Kohlekraftwerke umzusteigen. Durch
Projekte wie CO2SINK werden wir lernen, wie sich
die CO2-Speicherung sicher und effizient gestalten
lässt. Zu einer Kostenreduktion durch Technolo-
gieentwicklung erwarten wir unter dem Druck des
IPCC-Reports eine Verschärfung der Emissionsziele,
so dass sich vermutlich Clean Coal ab 2020 wirt-
schaftlich darstellen lassen werden.
Weitere Informationen dazu finden Sie unter:
www.CO2SINK.de
Prof. Dr. Frank Schilling
GeoForschungsZentrum Potsdam
Prof. Dr. Frank Schilling er-
läutert das CO2SINK Projekt
in Ketzin.
1) Quelle: Prof. Dr.-Ing. Alfred
Voß, Institut für Energiewirt-
schaft und Rationelle Energie-
anwendung an der Universität
Stuttgart.
32 Aktuell | Markt | Schwerpunkt | Umschau | Feature
24 2523 27 2826 302915 16 172 3 21129 10 11 18 19 204 5 6 7 81 13 14 22
Was versteckt sich hinter dem Angebot der kom-
munalen Energieeffizienz?
Kersting: Kommunen stehen als öffentliche Akteure
ebenso wie Bund und Länder unter dem Hand-
lungsdruck, kosteneffiziente und umweltgerechte
Energielösungen in ihren Gebäuden einzusetzen.
Allerdings bleiben viele Einsparpotenziale im
Gebäudebestand und in der Energieversorgung
ungenutzt, weil den Kommunen teilweise die Ex-
pertise fehlt. Um die Städte und Gemeinden beim
Energiesparen zu unterstützen, haben wir als VNG
das so genannte Aktionspaket Kommunaleffizienz
entwickelt. Das beinhaltet ein Energiemonitoring
an bestehenden Heizungsanlagen, eine Bewertung
der angeschlossenen Verteilungssysteme sowie
ein Diagnose der Verbrauchswerte von Heizung
und Warmwasser. Auf Grundlage der gesammelten
Daten werden anschließend Vorschläge für eine Ver-
besserung der Anlagen unterbreitet. Diese reichen
von kleinen Maßnahmen, wie der Dämmung von
Heizungs- und Warmwasserleitungen, bis hin zum
Austausch der ganzen Wärmeerzeugeranlage.
Die Gemeindekassen werden immer knapper –
sind denn solche Modernisierungsmaßnahmen
zur Effizienzsteigerung in kommunalen Gebäuden
überhaupt finanziell realisierbar?
Bredemann: Sie müssen es sein, schließlich ver-
ursacht die Energieversorgung in kommunalen
Liegenschaften enorme Kosten. Die Deutsche
Energieagentur rechnet beispielsweise, dass die
Ausgaben für Strom und Wärme im Jahr 2005 bei
2,25 Mrd. Euro lagen – mit steigender Tendenz.
Wenn Kommunen diese Kosten durch moderne
Anlagen oder eine bestmögliche Anpassung der
Anlagenleistung senken können, dann sollten sie
die entsprechenden Investitionen nicht scheuen.
Außerdem werden sie dabei von den Energieversor-
gern vor Ort unterstützt. Dafür gibt es beispielswei-
se Contracting-Modelle, bei denen der Versorger
gegen eine monatliche Pauschale einen Vollservice
anbietet – vom kostenlosen Ein- oder Umbau bis
hin zu Wartungs- und Reparaturleistungen. Viele
einfache Maßnahmen sind aber gar nicht mit
hohen Kosten verbunden. In Krauschwitz würde
Energiesparen in Kommunen lohnt sich immerUnter dem Stichwort „Kommunale Energieeffizienz“ bietet die VNG seit Kurzem ein umfangreiches
Mess- und Beratungsinstrument an, mit dem in Städten und Gemeinden wesentliche Maßnah-
men zur Energieeinsparung aufgedeckt werden können. In Krauschwitz, einer 4000-Einwohner-
Gemeinde in der Oberlausitz unmittelbar im Grenzgebiet zur Republik Polen, sprachen wir mit dem
Bürgermeister Rüdiger Mönch, mit Uwe Bredemann, Gebietsleiter Vertrieb bei SpreeGas für den
Bereich Lauta/Döbern und mit Marco Kersting, Fachgebietsverantwortlicher Gasanwendungen
bei der VNG, über die Möglichkeiten, die ein „intelligenter“ Einsatz von Energie in kommunalen
Gebäuden haben kann.
Rüdiger Mönch, Bürgermeister der Gemeinde Krauschwitz, geht mit gutem Beispiel voran. Durch
die umgesetzten Energieeinsparungen werden die Kosten gesenkt, der Haushalt entlastet und
zusätzlich ein eigener Beitrag zum Umweltschutz geleistet.
33 medium gas | 2007.3
4031 33 3432 36 3735 38 39 41 42 43 44 5445 47 4846 50 5149 52 53 55 56 57 58 59 60
zum Beispiel eine neue Wärmedämmung für die
Leitungsrohre circa 200 Euro kosten – bei jähr-
lichen Einsparungen von 600 Euro rechnen sich
diese Investitionen also relativ schnell.
Herr Mönch, Sie haben sich von diesen Argu-
menten überzeugen lassen. Warum?
Mönch: Die Gemeinde Krauschwitz hat sehr
viele kommunale Einrichtungen, die mit ihren
Energieabgaben natürlich den Haushalt belasten.
Gemeindeamt, Mittelschule und Erlebnisbad sind
die drei wichtigsten Gebäude und stehen damit
auch im Mittelpunkt unserer Kostenbetrachtung.
Ein wirksamer Umgang mit Strom und Wärme
hat für uns also insbesondere eine ökonomische
Komponente. Davon abgesehen haben wir als
Kommune aber auch eine Vorbildfunktion für un-
sere Bürgerinnen und Bürger und müssen ihnen
das Energiesparen vormachen.
Was beinhaltete das Aktionspaket Kommunal-
effizienz für die Gemeinde Krauschwitz?
Bredemann: Zunächst haben wir in Krauschwitz die
Heizungsanlagen von Erlebniswelt, Mittelschule,
Gemeindeamt und Jugendclub energetisch bewertet.
Mit einem mobilen Energiemonitor, der an die Hei-
zungsanlagen angeklemmt wird, konnten wir über
einen Zeitraum von 24 Stunden alle wärme- und
reglungstechnischen Daten sammeln, etwa den
tatsächlichen Verbrauch, die Leistung der Anlage und
den eigentlichen Wärmebedarf. Aus den Ergebnissen
wurden dann Optimierungsvorschläge erarbeitet,
die wir der Gemeinde, dem Gemeinderat und dem
Bauausschuss vor Kurzem vorgestellt haben.
– Mit dem Aktionspaket „Kommunale Energieeffizienz“ hat die VNG ein Angebot für Städte und Gemeinden geschaffen, um den
Energieverbrauch kommunaler Liegenschaften durch eine Optimierung der Heizungs- und Warmwasseranlagen zu senken. Das
Angebot beinhaltet in der Regel ein Energiemonitoring an zwei Gebäuden sowie eine Heizungs- und Gebäudebewertung an drei
bis fünf Gebäuden. Die reine Datenmessung und Expertenbegehung erfolgt durch ein beauftragtes Ingenieurbüro. Auswertung
und Ausarbeitung eines Maßnahmenkataloges übernimmt die VNG.
– Der Nutzen von Anlagenbewertungen ist groß: in vielen Fällen erzielen bereits kleine Einstellungen, beispielsweise durch die
Verbesserung des Heizmanagements, eine Ermittlung optimaler Einstellwerte oder eine Neuprogrammierung der Kesselregelung,
beträchtliche Einsparungen von teilweise über 10 Prozent.
– Mit SpreeGas hat die VNG das Aktionspaket erstmals in der Gemeinde Schleife unweit von Krauschwitz angewandt. Bei einem kom-
munalen Stammtisch im Oktober haben weitere Kommunen aus dem Versorgungsgebiet der SpreeGas ihr Interesse angemeldet.
Beim Energiemonitoring ermitteln Sensoren, die an die Heizungsanlage angebracht werden, Daten wie z. B. Temperaturen und
Abgaswerte und übermitteln sie dem Computer zur Auswertung. Zum Schluss fließen auch Parameter wie Außentemperatur,
Lage des Gebäudes oder Klimabedingungen in das Gesamtergebnis ein.
Kommunale Energieeffizienz
34 Aktuell | Markt | Schwerpunkt | Umschau | Feature
24 2523 27 2826 302915 16 172 3 21129 10 11 18 19 204 5 6 7 81 13 14 22
Wie sehen diese Optimierungsvorschläge kon-
kret aus?
Kersting: Im Ergebnis konnten wir der Gemeinde
verschiedene Vorschläge unterbreiten. Diese rei-
chen von einer nachträglichen Dämmung der Hei-
zungsrohrleitungen
im Keller über den
geeigneten Ersatz
von Umwäl zpum-
pen bis zum Einbau
von Heizkesseln, die
auch zum Gebäude
passen. Letzteres
war beispielswei-
se in der Schule in
Krauschwitz nicht
gewährleistet. Dort
ist derzeit ein Heiz-
kessel mit 390 kW installiert, obwohl in dem
Gebäude nur circa 200 kW benötigt werden. Bei
einem Jahresverbrauch von ca. 543.000 kWh
verschwendet diese überdimensionierte Anlage
Fortsetzung von Seite 33
Energiesparen in Kommunen lohnt sich immer
Rüdiger Mönch ist seit 2003 Mitglied im Gemeinde-
rat von Krauschwitz. Im August 2005 wurde er zum
Bürgermeister gewählt.
Uwe Bredemann arbeitet seit 1990 bei SpreeGas.
Angefangen hat er im Gasleitungsbau, um 1993 in den
Vertrieb zu wechseln. Mittlerweile ist er Gebietsleiter
Vertrieb für den Bereich Lauta/ Döbern.
Marco Kersting unterstützt die Kunden der VNG seit
1999 und zeigt Ihnen wie sie durch den Einsatz mo-
dernster Anlagentechnik die Verwendung von Erdgas
zu mehr Effizienz führen können. Seit Oktober ist er
Fachgebietsverantwortlicher Gasanwendungen.
Zu den Personen
damit fast 7.500 Euro pro Jahr. Mit einer Heizkessel-
anpassung würde sich der Nutzungsgrad um 21 %
verbessern. Bevor der alte Kessel ausgetauscht
werden kann, werden wir der Gemeinde allerdings
eine Wirtschaftlichkeitsprüfung sowie mehrere
Finanzierungskonzepte vorschlagen.
Ein Energiemonitoring ist eine Sache, die
energetische Sanierung eine Andere. Inwieweit
haben Sie die Vorschläge von VNG und SpreeGas
bereits umgesetzt?
Mönch: Bisher haben wir nur die sicherheitsre-
levanten Mängel an den Leitungen beseitigt, die
nach der Begutachtung der Gebäude festgestellt
wurden. Alle weiteren Vorschläge sind noch nicht
umgesetzt. Allerdings haben wir die Maßnahmen,
die einen schnellen Effekt bringen, beispielsweise
die Isolierung der Rohrleitungen oder der Einbau
von Thermostatventilen an Heizkörpern, bereits
fest für den Haushalt 2008 eingeplant. Wir hoffen
auch, dass wir im Rahmen von Wartungs- und
Reparaturausgaben im nächsten Jahr die bisher
stufengeregelten Pumpen in der Schule durch
selbstregelnde Pumpen ersetzen können. Länger-
fristig müssen wir aber in größeren Dimensionen
denken und die Erneuerung der Heizanlage in der
Mittelschule und im Erlebnisbad abwägen. In bei-
Eine Auswahl an Energiedaten der Schule in Krauschwitz zeigt deutlich, dass in dem Gebäude Energiepotenzial verschenkt wird.
So klafft beispielsweise zwischen installierter und erforderlicher Kesselleistung eine große Lücke. Auch ein Jahresnutzungsgrad
von 70 % zeigt deutlich, dass nicht alle Energie beim Heizkessel ankommt. Sie wird zum Beispiel in den Heizraum abgestrahlt
oder geht teilweise beim Transport zwischen Kessel und Heizkörper ungenutzt verloren.
Bewertung des Verhältnisses von installierter zu erforderlicher Kesselleistung
erforderliche Leistung installierte Leistung
Bereits installierte Kesselleistung: 390,0 kW
Erforderliche Kesselleistung mit 20 % Sicherheitsaufschlag: 203,3 kW
Bewertung der energetischen Effizienz der Wärmeerzeugung im Messzyklus
Nutzungsgrad
Nutzungsgrad der Wärmeerzeugung: 68,6 % bei einer mittleren Außentemperatur von 7,9 °C
0 146 292 438 kW 585
100 90 80 70 60 % 50
Energiedaten der Mittelschule in Krauschwitz (Auswahl)
35 medium gas | 2007.3
4031 33 3432 36 3735 38 39 41 42 43 44 5445 47 4846 50 5149 52 53 55 56 57 58 59 60
Schon mit einfachen Maßnahmen lassen sich Erfolge erzielen
– so wie es die VNG und SpreeGas für die Schule in Krauschwitz
vorgeschlagen haben.
Auswertung aus dem Energiemonitorin der Schule in Krauschwitz
Brennwertnutzung 4 %
Absenkung der StrahlungsverlusteKT 80°C, HRT 25°C, Solltemperatur so weit
technisch möglich absenken
2 %
Verringerung AbgasverlustBrennerleistung so weit technisch möglich
absenken
4 %
Minimierung der Taktung 4 %
Verringerung der Kesseltemperaturen 7 %
Minimierung der Ventilation/TaktungLeistung und Solltemperatur senken,
Brennwertgeräte mit Vormischbrenner
einsetzen – geringe Vorlüftzeiten
4 %
Verringerung der KesseltemperaturenNiedertemperaturkessel vorhanden, aber
70°C Vorlauftemperatur bei 10°C Ta
VL-RL Umkehrung in den Nachtstunden
7 %
Dietmar Keller (Ingenieurbüro) klemmt den Energiemonitor an die Heizungsanlage. Bereits nach
24 Stunden liegen verlässliche Daten vor, die über den Zustand der Anlage Auskunft geben. So
können Einsparpotenziale von teilweise bis zu 10 Prozent aufgedeckt werden.
den Gebäuden würde sich ein Blockheizkraftwerk
anbieten, weil es dort eine konstante Wärmeab-
nahme für die Heizung und die Warmwasserbe-
reitung gibt. Gleichzeitig könnten wir somit auch
Strom erzeugen. Allerdings sind diese Anlagen
sehr kostenintensiv und müssen gegenüber dem
Landratsamt gerechtfertigt werden.
Nutzen Sie dabei die Fördermöglichkeiten, die
beim Ausbau der Energieeffizienz von kommunalen
Gebäuden angeboten werden?
Mönch: Wir sind gerade dabei, die Fördermög-
lichkeiten im Freistaat Sachsen auszuloten. Die
Programme sind sehr vielschichtig und davon
abhängig, ob man bei der Gebäudesanierung nur
die Wärmedämmung erneuern, BHKW-Anlagen ein-
bauen oder auch Solartechnik einsetzen will. Unser
Ansprechpartner ist in erster Linie die sächsische
Energieagentur, aber zum Glück wird uns auch von
Seiten der Energieversorger Hilfe angeboten.
Sehen Sie in Ihrer Gemeinde noch weitere Ener-
gieeinsparpotenziale?
Mönch: Wir überlegen schon seit längerem, die
Straßenbeleuchtung zu erneuern. Die Lampen
haben mittlerweile eine sehr lange Laufzeit und
verbrauchen viel Strom. Da gibt es sicherlich intelli-
gentere Systeme, zum Beispiel mit Zeitschaltuhren,
die die Leistung je nach Bedarf regeln können.
Auch bei der Sanierung der Mittelschule sehen
wir noch großes Potenzial, etwa bei der Dämmung
von Fenstern und Fassade.
Vielen Dank für das Gespräch.
Schematische Darstellung: Energieeinsparung durch Anpassung der Brennerleistung an den tatsächlichen Wärmebedarf
spezifischerEnergieaufwand
spezifischerEnergieaufwand
bei Dauerbetrieb
Bei Dauerbetriebentspricht die
Brennerleistungdem Wärmebedarf
Brennerleistung(ist gegenüber Wärmebedarf zu hoch,
Brenner arbeitet in Start-Stopp-Zyklen)
Summer Verbrauch
Mehrverbrauch durch zu hoheZahl der Brenner-Start-Stopp-Zyklen (Anfahrtsverluste)
Mehrverbrauch durch zuniedrigen Wirkungsgrad(zu hohe Abgastemperatur)
36 Aktuell | Markt | Schwerpunkt | Umschau | Feature
24 2523 27 2826 302915 16 172 3 21129 10 11 18 19 204 5 6 7 81 13 14 22
Energieausweise jetzt auch online erstellenSeit dem 01. Oktober 2007 ist die neue Energie-
einsparverordnung 2007 (EnEV) in Kraft. Damit
werden Energieausweise nicht nur für Neubauten,
sondern auch für Bestandsgebäude zur Pflicht. Der
Gebäudeenergieausweis soll Gebäudeeigentümern
die energetische Qualität des Hauses sowohl
an Hand von Modernisierungstipps als auch
Möglichkeiten zur Energieeinsparung aufzeigen.
Hausbesitzer können zwischen zwei Ausweistypen
wählen. Beim verbrauchsbasierten Ausweis für
Nichtwohngebäude und Wohngebäude mit mehr als
vier Wohneinheiten wird ein temperaturbereinigter
Energieverbrauchskennwert ermittelt. Basis ist der
reale Energieverbrauch der letzten drei Jahre. Der
bedarfsorientierte Energieausweis kann dagegen
für alle Gebäudetypen genutzt werden. Bei ihm
wird der Primärenergiebedarf eines Gebäudes
rechnerisch ermittelt.
Mit der energetischen Bewertung eines Hauses und
der Ausstellung eines Energieausweises war bisher
ein Energieberater zuständig. Um diesen Prozess
zu vereinfachen, wurden neue Richtlinien erlassen,
die es den Gebäudeeigentümern ermöglichen, die
Daten für einen bedarfsorientierten Energieaus-
weis selber zu erheben. Das kann beispielsweise
mit einem Online-Tool geschehen, wie es von der
VNG für Stadtwerke und EVU’s angeboten wird.
Die Anwendung der Software ist denkbar einfach:
mit Hilfe des Onlinetools wird auf der Homepage
des Versorgungsunternehmens ein Online-For-
mular erstellt, über das der Hauseigentümer
seine Gebäudedaten bequem eingeben kann. Der
Energieberater prüft im Anschluss lediglich noch
die Plausibilität des Ausweises.
Durch den Einsatz der Onlinevariante sind die
Preise für den Energieausweis deutlich gesunken.
Das wird von der Deutschen Energie-Agentur GmbH
(dena) immer als Zeichen mangelnder Qualität
gesehen. Dabei bestimmt nicht der Preis die
Qualität, sondern eine fachgerechte Umsetzung
der EnEV. Und die ist jederzeit gewährleistet, denn
im Online-Paket sind auch die vom Gesetzgeber
geforderten Modernisierungstipps enthalten. Ge-
rade für Hauseigentümer, die gesetzlich nicht zur
Erstellung eines Gebäudeausweises verpflichtet
sind, ist die Online-Version eine kostengünstige
Variante, um die energetische Qualität seines
Gebäudes kennen zu lernen. Speziell für diese
Kundengruppen werden von der VNG zwei Bro-
schüren zum Thema „FitnessCheck Heizung“ und
„FitnessCheck Gebäudehülle“ herausgegeben.
Beide Broschüren können bei der VNG bestellt
werden.
Weitere Informationen
Wilfried Griebenow
Kundendienst / Marketing
Tel. 0341 443 - 2970
Fax 0341 443 - 2922
Auf der Internetseite www.verbundnetz-plus.de finden alle Interessenten einen Testzugang für
das Online-Portal „Gebäudeenergieausweis“. Der Testlogin muss vorher beantragt werden.
Übergangsregeln für den Gebäudeenergieausweis
Art des Gebäudes
Baujahr Frist zur Energie-ausweiserstellung
Wohngebäude < = 1965 01. Juli 2008
Wohngebäude nach 1965 01. Januar 2009
Nichtwohngebäude 01. Juli 2009
37 medium gas | 2007.3
4031 33 3432 36 3735 38 39 41 42 43 44 5445 47 4846 50 5149 52 53 55 56 57 58 59 60
Wir geben GasDurch dynamischere Motorisierung, höhere Reichweiten im Gasbetrieb und den weiteren Ausbau
des Tankstellennetzes sind Erdgasautos für Fahrzeugflotten zu einer wirtschaftlichen und umwelt-
schonenden Alternative geworden.
„Weil Erdgasfahrzeuge bis
zu 25 Prozent weniger kli-
maschädliches Kohlendio-
xid ausstoßen als Benziner,
fahren unsere 21 Geschäfts-
wagen der Marken Fiat, Opel
und Volkswagen mit dem
umweltschonenden Kraft-
stoff Erdgas. Damit wollen
wir nicht nur unser Umwelt-
bewusstsein zum Ausdruck
bringen, sondern gleichzei-
tig die Kosten für unseren
Fuhrpark reduzieren.“
Dr. Andree Metzger,
Geschäftsführung
LEGOLAND Deutschland
„Erdgasfahrzeuge für die
Gelben Engel – derzeit setzt
der ADAC 52 erdgasbetrie-
bene Fahrzeuge in der Pan-
nenhilfe ein. Die Flotte wur-
de seit Beginn im Jahr 2001
ständig ausgeweitet. Mehr
als 3,3 Millionen Kilome-
ter haben diese Fahrzeuge
bisher ohne nennenswerte
Probleme zurückgelegt. Bei
einer Fahrleistung von mehr
als 30.000 Kilometern pro
Jahr emittier t jedes Erd-
gasauto 1,2 Tonnen weni-
ger Treibhausgas als ein
konventionelles Fahrzeug.
Fazit: Unsere Erfahrungen
mit den Erdgas-Autos sind
durchweg positiv.“
Peter Meyer,
ADAC-Präsident
„Wir haben die ersten 30 bi-
valenten Erdgasfahrzeuge
im Juli 2006 entgegen ge-
nommen. Seither tanken
wir für rund die Hälfte der
Kosten. Von Vor teil ist
zweifelsohne, dass das
Erdgas-Tankstellennetz
um Wittenberg sehr gut
ausgebaut ist – immerhin
haben wir im Umkreis von
30 Kilometern sieben Tank-
stellen. Die Vorteile haben
uns überzeugt und deshalb
haben wir unsere Flotte von
Erdgasfahrzeugen bereits
erweitert.“
Rüdiger Geserick,
Vorsitzender der
Geschäftsführung der
SKW Stickstoffwerke
Piesteritz GmbH
„Bei Sixt ist es Tradition,
technische Innovationen
rund um das Autofahren
zu unterstützen. Deshalb
haben wir auch 1.0 0 0
Volkswagen Touran Eco-
Fuel in unsere Flotte auf-
genommen. Die Fahrzeuge
sind bundesweit erhältlich
– jeder kann sich also vom
einfachen Handling und den
guten Fahreigenschaften
überzeugen. Und dabei
noch Geld sparen, denn die
Kosten liegen gegenüber
einem Dieselfahrzeug um
30 Prozent und gegenüber
einem Benziner sogar um
50 Prozent niedriger.“
Detlev Pätsch,
Vorstand Operations
Sixt AG
„Wir setzen bereits seit
6 Jahren Erdgasbusse im
Liniennetz ein und haben
unsere Flotte mittlerwei-
le auf 25 Fahrzeuge aus-
gebaut. Insbesondere in
der Innenstadt von Erfurt
erreichen wir damit eine
spürbare Reduktion der
Luftschadstoffe.“
Günter Heppe,
Vorstand der Erfurter
Verkehrsbetriebe AG
38 Aktuell | Markt | Schwerpunkt | Umschau | Feature
24 2523 27 2826 302915 16 172 3 21129 10 11 18 19 204 5 6 7 81 13 14 22
Globetrotter auf SparflammeDer Abenteurer Rainer Zietlow und der Fotograf Franz Janusiewicz sind auf einem mehr als
20.000 Kilometer langen Erdgas-Marathon nach Bangkok unterwegs. Sein Gefährt – ein VW Caddy
EcoFuel – ist ein normales Serienfahrzeug, allerdings mit neun zusätzlichen Erdgastanks.
13 Erdgastanks, 20.000 Kilometer vor der Brust
und viel Optimismus: Die EcoFuel Asia Tour führt
uns um die halbe Welt. Den ersten Teil haben wir
geschafft. Nicht immer war alles eitel Sonnen-
schein – manchmal müssen Erdgas-Weltenbumm-
ler hart im Nehmen sein. Einer unserer ersten
Zwischenstopps nach dem Aufbruch in Berlin
war Sayda an der tschechischen Grenze. Dort
führt die „Sojus“-Erdgaspipeline auf deutsches
Gebiet. Wir haben uns die Verdichter-Station der
VNG angeschaut. Man spürt dort ein wenig den
eisigen Hauch der Geschichte: Die Pipeline teilt
sich auf – ein Teil führt direkt in den Westteil Ber-
lins, der andere in die ehemalige DDR. Mit einer
eigenen Stromversorgung war die westdeutsche
Pipeline in den Zeiten des Kalten Krieges völlig
autark. So hätte die DDR Westberlin nicht das
Gas abdrehen können.
Noch beeindruckender war die größte Verdichter-
Station Europas im slowakischen Kapušany. Die
Turbinenhalle ist so groß wie zwei Fußballfelder.
Ein Gewirr von Rohren führt hinein. 26 Monster-
Turbinen machen dem Gas ordentlich Druck,
damit es brav weiter durch die Pipelines fließt.
Das macht natürlich einen Riesen-Krach. Ohne
Ohrenschützer ist es in der Turbinenhalle nicht
zum Aushalten.
Ein faszinierendes Erlebnis war auch die Ankunft
in Orenburg. Wir fuhren durch die russische Steppe
– nur Ödnis, Steine und ein paar verkümmerte
Sträucher. Doch plötzlich brannte der Himmel:
20 turmhohe Erdgasfackeln loderten vor uns
auf. Aber in Orenburg wird nicht mehr so viel Gas
gefördert wie noch in den 80er Jahren. Trotzdem
wird hier noch fleißig gearbeitet, wie uns eine
Gazprom-Mitarbeiterin versichert. Schließlich
bohren die Russen 800 Meter tief nach dem Ener-
giespender. Start der Asia Tour vor dem Brandenburger Tor in Berlin.
Keine Straßen weit und breit – Rainer Zietlow bei Amman in Jordanien.
39 medium gas | 2007.3
4031 33 3432 36 3735 38 39 41 42 43 44 5445 47 4846 50 5149 52 53 55 56 57 58 59 60
Leider lief nicht alles so glatt wie das „Sightseeing“
an der Sojus-Pipeline. Das Tanken im fernen Aus-
land kann manchmal ein echtes Abenteuer sein.
Den ersten großen Schock unserer Tour erlebten
wir schon in der Ukraine an einer Zapfstation in
Lwiw (Lemberg). Wir waren gerade dabei, unseren
Caddy zu füttern, als ich plötzlich einen blauen
Erdgasstrahl sah, der mit gewaltigem Druck heraus
Gastanks der Laster befinden sich oft hinter der
Fahrerkabine auf der Ladefläche. „Ballons“ nennen
die Russen die Tanks. Mit den russischen Truckern
kamen wir schnell in Kontakt – sie umringten
neugierig unseren Caddy und wollten alles über
den Erdgasantrieb wissen.
Für den Praxistest, dem wir das BASOSTOR® 1)
unterziehen, eigneten sich die russischen Land-
straßen übrigens perfekt: Sie sind schlicht und
einfach grottenschlecht. Manche Schlaglöcher
sind so groß, dass Kinder darin baden könnten.
Hin und wieder hob es unseren VW Caddy an der
Hinterachse richtig in die Luft, und er knallte
seitlich versetzt wieder auf die Piste.
Irgendwann drückten wir Mütterchen Russland den
Abschiedskuss auf die Wange, und es ging weiter
durch Osteuropa in die Türkei. Dort gab es den
nächsten Schock: Alle drei Erdgastankstellen in
Istanbul waren nicht betriebsbereit. Wir mussten
deshalb mit unserem 13 Liter großen Benzintank
nach Ankara fahren, den wir eigentlich nur für die
Durchquerung von Tibet an Bord haben. Erst in
Ankara konnten wir wieder Gas zapfen – an der zu
diesem Zeitpunkt einzigen funktionsfähigen Erdgas-
tankstelle der Türkei. Die Technik dieser Tankstellen
ist eben ziemlich komplex, und es braucht viel
Know-how, um alles am Laufen zu halten.
Die nächste Enttäuschung erwartete uns an der
israelischen Grenze. Unser Caddy wurde – wie alle
Autos dort – komplett durchleuchtet und durch-
sucht. Ein Erdgasauto war den Israelis offenbar
nicht geheuer: Die Grenze blieb für uns dicht. Statt
durch Israel nach Ägypten zu fahren, mussten wir
also den Rückwärtsgang einlegen und über Syrien
in die Türkei zurück. Dort wurde unser Caddy wie
geplant in einen Frachtflieger verladen und nach
Delhi geschickt.
Den härtesten Teil der Strecke haben wir noch
vor uns. Vor allem das Hochgebirge in Nepal und
Tibet wird eine echte Herausforderung. Aber wir
sind guten Mutes: Allen Widrigkeiten zum Trotz
hat uns der Erdgas-Caddy bislang nie im Stich
gelassen.
Weitere Informationen und Bilder finden Sie unter:
www.ecofuel-asia-tour.com
Rainer Zietlow
schoss: Ein Gummiring der Zapfanlage war undicht.
Zum Glück konnten die Mitarbeiter der Tankstelle
das System sofort abstellen. Doch der Schreck
steckte uns noch lange in den Gliedern.
Auch im Osten Russlands hatten wir beim Tan-
ken mitunter ein unbehagliches Gefühl. An der
Zapfsäule ist Selbstbedienung angesagt – man
traut den Kunden nicht so recht über den Weg.
Der Tankwart sitzt in einer Kabine hinter Pan-
zerglas und beäugt misstrauisch jeden Laster,
der ankommt. Die Zapfsäulen sind in separaten
Boxen untergebracht, ummantelt mit dicken
Betonmauern. Unser VW Caddy war meistens zwi-
schen riesigen russischen Lastern eingepfercht.
Die uralten Ungetüme aus Blech und Stahl haben
fette Achtzylinder unter der Haube. Wenn man
die Augen schließt und dem satten Brabbeln der
mächtigen Motoren lauscht, fühlt man sich wie an
einem Truck Stop im amerikanischen Westen. Die
Abenteuerlich – eine Tankstelle in der Ukraine.
1) Das von BASF entwickelte
Material mit der Bezeichnung
„BASOSTOR®“ ist ein hoch-
poröses, schwammartigen
Material, das aus winzigen
Nanowürfeln besteht und
mehr Erdgasmoleküle auf-
nehmen kann.
40 Aktuell | Markt | Schwerpunkt | Umschau | Feature
24 2523 27 2826 302915 16 172 3 21129 10 11 18 19 204 5 6 7 81 13 14 22
Gemeinsamkeiten und Gegensätze1. Deutsch-Russische Rohstoffkonferenz in Wiesbaden.
Unter dem Dach des erst ein Jahr zuvor gegründeten Deutsch-Russischen Rohstoff-Forums diskutierten anläss-
lich des Petersburger Dialogs in Wiesbaden am 13. und 14. Oktober Experten beider Länder aus Wissenschaft,
Wirtschaft und Politik auf der 1. Deutsch-Russischen Rohstoffkonferenz über „Leitlinien einer entwickelten Roh-
stoffpartnerschaft“. Weltweit dramatisch steigende Rohstoffpreise, das Bemühen um eine Restrukturierung der
russischen Rohstoff- und Energiewirtschaft, die Globalisierung der Märkte sowie die Anstrengungen zu einem
Ausgleich zwischen Produzenten, Transitländern und Verbrauchern bildeten die Basis, auf der sich der Meinungs-
bildungsprozess in Wiesbaden abspielte.
Die teilweise durchaus unterschiedlichen Interes-
senlagen der deutschen und der russischen Seite
haben nichts geändert an der grundlegenden
Feststellung, dass Russland zu jedem Zeitpunkt
und völlig unabhängig von politischen Wechsel-
fällen immer seinen vertraglich eingegangenen
Lieferverpflichtungen nachgekommen ist. Der
Vorstandsvorsitzende der VNG, Prof. e.h. Dr.-Ing.
Klaus-Ewald Holst, konnte als Vertreter eines ost-
deutschen Unternehmens darauf zurückblicken,
dass die Kontinuität selbst dann gewahrt wurde,
als in Ostdeutschland und bald danach auch in
Russland politische und gesellschaftliche System-
wechsel vollzogen wurden: „Seit dem 1. Mai 1973
fließt russisches Gas nach Deutschland, damals in
die DDR und heute unterbrechungsfrei in die neuen
Bundesländer.“ Er würdigte dabei ausdrücklich
auch die Rolle der GAZPROM, die als Aktionär
Bei der 1. Deutsch-Russischen Rohstoffkonferenz wurden interessante Diskussionen zu Themen wie Versorgungssicherheit und Ressourcenmanage-
ment geführt. In einer gemeinsamen Abschlusserklärung zur Konferenz erkennen beide Seiten an, dass die Globalisierung der Rohstoffmärkte eine
effizientere Nutzung von Rohstoffen voraussetzt und diese strategische Aufgabe eine verstärkte Zusammenarbeit der Staaten erfordert.
41 medium gas | 2007.3
4031 33 3432 36 3735 38 39 41 42 43 44 5445 47 4846 50 5149 52 53 55 56 57 58 59 60
der VNG hohe Investitionen mitgetragen habe.
Der größte Informationshunger auf deutscher Seite
stellte sich bei dem Stichwort „vertikale Integration“
ein. Dahinter verbirgt sich die Vorgabe Präsident
Putins, mehr als die bisher nur zehn Prozent der in
Russland geförderten Rohstoffe auch im eigenen
Land zu verarbeiten. „Wir werden von einer Liefer-
bzw. Fördernation zu einer Verarbeiternation“, sagt
Prof. Dr. Vladimir Litvinenko, Rektor des St. Peters-
burger Staatlichen Bergbauinstituts und neben
Prof. Dr. Klaus Töpfer einer der Schirmherren des
Rohstoff-Forums. Und er fügt auch gleich die Zielset-
zung hinzu: „Der Mehrwert muss im Land bleiben.“
Russland weiß sich dabei in einer starken Position.
Nicht zuletzt die rasant steigende Nachfrage in Asien
sichert den Rohstoffe exportierenden Ländern,
neben dem Bedarf Westeuropas und Nordame-
rikas, noch auf lange Zeit die finanziellen Mittel,
die zum Ausbau der eigenen Wirtschaft dringend
benötigt werden. Denn die Kehrseite des Ressour-
cenreichtums ist, auch darauf wies der renommierte
Wissenschaftler hin, „dass rohstoffreiche Ökono-
mien langsam wachsen“. Mit anderen Worten: Sie
benötigen mehr Zeit, um denselben Mehrwert zu
erwirtschaften, der mit der Weitererarbeitung der
Rohstoffe in Drittländern erzielt wird.
Die russischen Experten vermittelten ihre Einsicht,
dass das Entstehen neuer Märkte, vor allem in
Asien, Russland neue Chancen eröffnet, aber ihm
auch eine neue Verantwortung für eine sichere
Versorgung mit Rohstoffen aufbürdet. Dr. Walerij
Jasew, Vorsitzender des Duma-Komitees für Ener-
gie, Transport und Nachrichtenwesen, ließ das
Auditorium wissen, dass Europa eben nicht nur
Gegenwart und Zukunft, sondern auch Vergan-
genheit sei, wohingegen der „Ostvektor“, also
China, Indien und Südkorea, vollständig Zukunft
bedeute. Jasew plädierte für einen „vorsorgenden
Dialog auf interparlamentarischer Ebene“ und
schlug vor, einen „supranationalen Regulierer
zur Lösung globaler Energiekonflikte“ zu berufen.
Dieser Gedanke taucht auch im Schlussdokument
auf: Eine „Prüfung“ solle ergeben, „ob eventuell
eine internationale Institution im Energiebereich
ins Leben gerufen“ werden könne.
Die deutsche Seite betonte erneut die Notwendig-
keit rechtlich sicherer Investitionsbedingungen
in Russland. Natalja Komarowa, Vorsitzende
des Duma-Ausschusses für die Nutzung von
Naturressourcen, machte klar, dass im Gesetz-
gebungsprozess der Duma eine „Liste von Lager-
stätten föderaler Bedeutung“ vorbereitet werde,
in der festgelegt wird, dass in sensiblen Sektoren
ausländische Anteilseigner nicht über mehr als
50 Prozent der Aktien verfügen dürfen. Sogar die
Möglichkeit zum Ausschluss der Kontrolle über
bestimmte Vorräte in den Objekten föderaler
Bedeutung werde geprüft.
Ein leidiges Dauerthema blieb den Teilnehmern
auch in Wiesbaden nicht erspart. Die russische
Seite befürchtet, dass die EU-Kommission mit
ihrer Politik der eigentumsrechtlichen Entflechtung
integrierter Energieunternehmen in nationale
Eigentumsrechte sogar solcher Staaten einzugrei-
fen suche, die selbst der Europäischen Union gar
nicht angehören, also auch Russlands beispiels-
weise. Von deutscher Seite konnte in dieser
Frage niemand guten Gewissens widersprechen.
Thomas Stein
Prof. e.h. Dr.-Ing. Klaus-Ewald Holst, Prof. Dr. Georg Unland, Dr. Walerij Jasew, Prof. Dr. Klaus Töpfer und Prof. Dr. Vladimir Litvinenko beim gemeinsamen Fotoshooting in
Wiesbaden. | Der hessische Ministerpräsident Roland Koch sieht in der Energieproduktion ein neues Standbein für die Bauern in seinem Bundesland. Zur Frage der Regu-
lierung von Marktzugängen äußerte er sein Verständnis für die Vorhaben der EU, da die marktwirtschaftliche Effizienz bisher nicht zufrieden stellend sei.
42 Aktuell | Markt | Schwerpunkt | Umschau | Feature
24 2523 27 2826 302915 16 172 3 21129 10 11 18 19 204 5 6 7 81 13 14 22
Fördern, Verarbeiten, ForschenAnlässlich der 1. Deutsch-Russischen Rohstoffkonferenz in Wiesbaden haben wir uns mit
Prof. Dr. Klaus Töpfer und Prof. Dr. Vladimir Litvinenko über eine nachhaltige Energiepartnerschaft
unterhalten.
Herr Prof. Dr. Töpfer, die Interessen von Pro-
duzenten und Verbrauchern sind keineswegs
deckungsgleich. Nimmt man noch die Transit-
staaten als weiteren wichtigen Faktor dazu, wird
es zusätzlich kompliziert. Ist es nicht so, dass
die Verbraucherländer auf Gedeih und Verderb
von den Produzenten abhängen?
Prof. Dr. Töpfer: Nein, ganz so ist das nicht. Natür-
lich haben die Produzenten eine starke Position.
Die steht ihnen aber auch zu, weil sie als Produ-
zenten in zweierlei Hinsicht Verantwortung tragen:
Sie müssen zum einen die Rohstoffe nutzen, um
die Entwicklung ihrer eigenen Volkswirtschaften
voranzutreiben. Das ist nicht nur legitim, sondern
geradezu eine Pflicht gegenüber den Menschen in
ihren Ländern, die von diesen Volkswirtschaften
abhängig sind. Zum anderen müssen sie aber
auch eine zuverlässige Versorgung der Verbrau-
cherländer gewährleisten, denn ohne die würden
den Produzenten die Absatzmärkte fehlen. In den
meisten Verbraucherländern existiert darüber
hinaus ein hohes Potenzial an wirtschaftlichen,
wissenschaftlichen und technischen Möglich-
keiten. Das bleibt für die Produzentennationen
unverzichtbar. Insofern sehe ich keine einseitige
Abhängigkeit, sondern eine allseitige. Es kommen
ja noch die Entwicklungs- und die Schwellenländer
mit ihrem rasant steigenden Bedarf an Rohstoffen
hinzu. Die von uns gewollte Globalisierung zwingt
uns alle dazu, mit den vorhandenen Ressourcen
sparsam und effizient umzugehen. In der Ent-
wicklung liegen also nicht in erster Linie Risiken,
sondern Chancen.
Herr Prof. Dr. Litvinenko, Sie sind auf Seiten der
russischen Wissenschaft einer der Vordenker
der Energie- und Rohstoffpolitik. Insofern sind
Sie auch beteiligt an der Verwirklichung der so
genannten „vertikalen Integration“, d. h. der
Zusammenführung von Produktion und Verar-
beitung im eigenen Land. Welche Ziele verfolgt
Russland damit?
Prof. Dr. Litvinenko: Russland ist ein ressourcenge-
bundenes Land. Wir müssen der Tatsache ins Auge
schauen, dass ressourcengebundene Ökonomien
nur langsam wachsen. Die verarbeitenden Natio-
nen schöpfen bisher den meisten Mehrwert. Hier
besteht also ein offenkundiges Ungleichgewicht.
Russland hat deshalb ein Programm aufgelegt, das
zu einer Balance führen soll. Wir werden von einer
Liefer- bzw. Fördernation zu einer Verarbeitungs-
nation. Wir müssen unsere Partner, die Rohstoffe
kaufen und diese dann weiterverarbeiten, unter-
stützen. Das heißt, wir müssen auch sagen, dass
wir hier ein Risiko sehen; denn auch der Mehrwert
muss im Land bleiben. Darauf müssen sich die ent-
wickelten Verbrauchernationen einstellen, indem
sie sich im Rahmen einer globalen Arbeitsteilung
auf das konzentrieren, was sie besonders gut
können: forschen und entwickeln. Wer sich dabei
geschickt anstellt, wird die Nase vorn haben.
Ist das alles, was dann noch für die Verbraucher-
länder bleibt?
Prof. Dr. Litvinenko: Es bleibt ihnen eine ganze
Menge. Zum einen bieten wir nach wie vor umfas-
sende Kooperationen, sowohl bei der Exploration
als auch bei der Förderung und Verarbeitung von
Rohstoffen, an. Die zusätzliche Expertise unserer
Partner ist uns herzlich willkommen. Sie haben so
die Möglichkeit, an der Wertschöpfung, von der
wir wollen, dass sie in Russland stattfindet, zu
partizipieren. Eine Firma, die in Russland Rohstoffe
fördert, ist daran interessiert, eine Verarbeitungs-
kette herzustellen. Die Abnahme muss auch für
europäische Länder interessant sein. Wir müssen
nicht nur die Möglichkeiten unserer Förderfirmen
43 medium gas | 2007.3
4031 33 3432 36 3735 38 39 41 42 43 44 5445 47 4846 50 5149 52 53 55 56 57 58 59 60
prüfen, sondern auch überlegen, inwieweit wir
raffinieren und weiterverarbeiten können. Das
heißt, wir brauchen die Integration. Länder wie
Deutschland importieren schweres Heizöl und
verarbeiten dieses selbst. Ich bin fest davon über-
zeugt, dass unsere Kollegen in Deutschland nicht
verstehen, dass wir eine umfassende Umrüstung
unserer Verarbeitungs- und Raffineriekapazitäten
vornehmen. Meine Kollegen können bestätigen,
dass die Fördermengen an schwerem Heizöl schon
morgen deutlich niedriger sein können. Das kann
zu einer Krisensituation führen. Trotzdem bleibt
die Zusammenarbeit zwischen russischen und
deutschen Partnern ein wichtiger Punkt. Deutsch-
land ist flexibel und intelligent genug, um hier eine
herausragende Rolle zu spielen.
Auf welchen Gebieten könnte Deutschland denn
eine Vorreiterrolle übernehmen oder gar sich ein Al-
leinstellungsmerkmal sichern, Herr Prof. Töpfer?
Prof. Dr. Töpfer: Bei der Effizienz- und Produktivi-
tätssteigerung sind wir doch im Grunde genom-
men erst am Anfang. Unserer Kreativität sind da
keine Grenzen gesetzt. Das gleiche gilt für die
systematische Entwicklung von Verfahren zur
Nutzung erneuerbarer Energien. Hier bietet sich
die Zusammenarbeit mit Russland geradezu an.
Von Vorteil ist, dass sowohl die zwischenstaat-
lichen Beziehungen als auch die Kooperationen
zwischen Unternehmen immer langfristig angelegt
waren. Wir verfügen gegenseitig über eine solide
und belastbare Basis von Erfahrungen miteinan-
der. Ein wichtiges Feld ist selbstverständlich die
Entwicklung neuer Techniken und neuer Produkte.
Herr Dr. Holst hat hierzu in Wiesbaden eine inte-
ressante Anregung gemacht, indem er es völlig
zu Recht als unzureichend dargestellt hat, dass
Biogas fast ausschließlich zur Verstromung genutzt
wird. Seine Überlegung ist richtig, aus Biogas
in einer weiteren Veredelungsstufe Bioerdgas
herzustellen, wenn es denn einen Methangehalt
von wenigstens 90 Prozent enthält. Forschern
und Unternehmern kann man nur raten: Fangt
schon mal an! Unsere Vorreiterrolle kann sich
aus verschiedenen Quellen speisen: Erfahrung,
Know-how und nicht zuletzt Vertrauen.
Ist Russland mit der vertikalen Integration auf dem
Weg zur Hegemonialmacht in Sachen Rohstoffe?
Prof. Dr. Litvinenko: Gewiss nicht. Wir müssen unse-
re Produkte in der Welt absetzen und wir brauchen
dafür erfahrene Partner. Was wir jetzt tun ist nichts
anderes als Dinge ins Gleichgewicht zu bringen, die
bis jetzt noch nie im Gleichgewicht waren.
Prof. Vladimir Litvinenko, Prof. Klaus Töpfer
44 Aktuell | Markt | Schwerpunkt | Umschau | Feature
24 2523 27 2826 302915 16 172 3 21129 10 11 18 19 204 5 6 7 81 13 14 22
Gasspeicherspezialisten trafen sich in Bad Lauchstädt(EB) Im Rahmen der 30-Jahr-Feier des VNG-Unter-
grundgasspeichers Bad Lauchstädt trafen sich am
16. und 17. Oktober rund 80 Gasspeicherspezialisten
aus dem ganzen Bundesgebiet zu einer Gasspeicher-
Fachtagung in der kulturhistorischen Goethe-Stadt.
Die Veranstaltung wurde gemeinsam vom Geokom-
petenzzentrum Freiberg und der VNG initiiert.
Im Mittelpunkt der Tagung standen technologische
Fragen zu den verschiedenen Speichertypen.
Dazu erläuterten Experten von Firmen wie der
UGS GmbH, der Wintershall Holding AG oder der
ESK – Erdgasspeicher Kalle GmbH die ingenieur-
technischen Leistungen beim Auf- und Ausbau
ihrer Speicher und ließen die Gäste somit an ihren
Betriebserfahrungen teilhaben. Mit Spannung ver-
folgten die Teilnehmer vor allem die Einblicke in den
Gasspeicher der Wingas in Rheden, der mit bis zu
vier Milliarden Kubikmeter Speichervolumen zu den
größten natürlichen Gasspeichern Westeuropas
zählt. Dagegen wirkt der einzige, in Deutschland
noch aktiv betriebene Bergwerks-Gasspeicher
in Burggraf-Bernsdorf wie ein Zwerg. Der 1970 in
einem alten Kalisalzbergwerk in Betrieb gegangene
Speicher der VNG arbeitet ohne Verdichtereinsatz
und erreicht ein maximales Arbeitsgasvolumen
von 3,4 Millionen Kubikmetern.
Neben den geologisch-gastechnischen Themen
diskutierten die Teilnehmer im Großen Kursaal der
historischen Kuranlage aber auch über neue wirt-
schaftliche und gesetzliche Rahmenbedingungen
1977 ging der Untergrundgasspeicher der VNG in Bad Lauchstädt in Betrieb. Die ersten beiden Jahre wurde russisches Erdgas eingespeist, zwei Jahre später
begann die Einlagerung von Stadtgas. Zur 30-Jahr-Feier des Speichers im Oktober diesen Jahres trafen sich Spezialisten aus ganz Deutschland zu einer Gas-
speicher-Fachtagung in Bad Lauchstädt.
45 medium gas | 2007.3
4031 33 3432 36 3735 38 39 41 42 43 44 5445 47 4846 50 5149 52 53 55 56 57 58 59 60
Walther Burkhardt, Leiter des UGS Bad Lauchstädt, eröffnete die Vortragsreihe am 18. Oktober mit einem Referat zur 30-jährigen Geschichte
des Speichers.
für den Betrieb von Gasspeichern. Joachim Wallb-
recht von der BEB Transport und Speicher Service
GmbH machte in seinem Vortrag auf die wachsende
Bedeutung der Gasspeicherung für die EU aufmerk-
sam, verwies aber gleichzeitig auf eine fehlende
Investitionssicherheit für Speicherbetreiber. Das
liegt zum einen an den Diskussionen um eine
Regulierung der Speicher, zum anderen auch an
den derzeitig schwer kalkulierbaren Finanzierungs-
modellen für neue Speicherprojekte. Außerdem
beklagt die Gaswirtschaft zunehmend fehlende
Kapazitäten, sowohl im fachlich-personellen als
auch im materiellen Bereich. Optimistisch verglich
Bernd Protze (VNG) die momentane Situation der
Speicherbetreiber dennoch mit einem Fels in der
Brandung, der unerschütterlich allen Schwierig-
keiten trotzen kann. Gasspeicher-Experten aus ganz Deutschland tauschten in Bad Lauchstädt ihre
Erfahrungen miteinander aus.
46 Aktuell | Markt | Schwerpunkt | Umschau | Feature
24 2523 27 2826 302915 16 172 3 21129 10 11 18 19 204 5 6 7 81 13 14 22
Am 18. Oktober 2007 haben sich die europäischen
Staats- und Regierungschefs auf einen neuen
Reformvertrag geeinigt, der auf ihrem nächsten
Gipfel am 13. Dezember in Lissabon feierlich
unterzeichnet wird. Damit haben sie an einen im
ersten Halbjahr 2007 unter deutscher EU-Rats-
präsidentschaft ge-
troffenen Beschluss
angeknüpft und der
zeitweise stockenden
Weiterentwicklung
der „Europäischen
Integration“ neue
Impulse gegeben.
Dieser EU-Reform-
vertrag, der bis Juni
2009 in allen 27 EU-
Mitgliedstaaten ratif iziert werden soll, baut
in weiten Teilen auf dem Verfassungsvertrag
auf, welcher jedoch bei Volksabstimmungen in
Frankreich und den Niederlanden im Frühsommer
2005 durchgefallen war.
In der Zwischenzeit ist es gelungen, die kritischen
Zwischentöne und Verhandlungspositionen ein-
zelner Länder zusammenzuführen und letztlich
auch an die ursprünglichen Ziele der am 25. März
1957 von Belgien, der Bundesrepublik Deutsch-
land, Frankreich, Italien, Luxemburg und den
Niederlanden unterzeichneten Römischen Ver-
träge zur Gründung der damaligen Europäischen
Wirtschaftsgemeinschaft (EWG) und Atomgemein-
schaft (EURATOM) anzuknüpfen.
Die Rolle der Kommunen im
europäischen Gefüge
Grundlage für ein erfolgreiches Agieren von Kommu-
nen und deren Verbänden ist die Berücksichtigung
ihrer Zuständigkeiten bzw. Rolle im EU-Reform-
vertrag. Die derzeit noch gültigen Verträge der EU
sehen keine verfassungsrechtliche Verankerung der
kommunalen Selbstverwaltung wie z. B. in Art. 28
unseres Grundgesetzes vor. Auch die meisten an-
deren Mitgliedstaaten kennen ein solches Recht
wie in Deutschland bislang nicht, wenn man einmal
von Ausnahmen wie z. B. Österreich und Rumänien
absieht. Umso mehr war es ein Erfolg für alle Kom-
munen in Europa, dass in den EU-Reformvertrag
u. a. neben einem erweiterten Subsidiaritätsprinzip
auch das Recht auf kommunale Selbstverwaltung
Eingang gefunden hat. Diese Anerkennung hatte
sich im Übrigen schon abgezeichnet, nachdem die
Staats- und Regierungschefs in ihrer so genannten
„Berliner Erklärung“ aus Anlass des 50-jährigen
EU-Jubiläums im März 2007 festlegten: „... viele
Ziele können wir nicht einzeln, sondern nur ge-
meinsam erreichen. Die Europäische Union, die
Mitgliedstaaten und ihre Regionen und Kommunen
teilen sich die Aufgaben. ...“.
Kommunalpolitik in Brüssel aus der Sicht sächsischer KommunenDie Europäische Union ist bei der Umsetzung ihrer Richtlinien und Vorschriften in starkem Maße auch
auf die Kommunen angewiesen. Dennoch finden die Städte, Gemeinden und Landkreise in Brüssel
bislang nicht immer ausreichend Berücksichtigung für ihre Belange. Doch „Europa“ bedeutet weit
mehr als drohende Bürokratie und Überregulierung.
Carsten Klenke, Leiter des Europabüros der sächsischen Kommunen in Brüssel, kennt diese Thema-
tik nur allzu gut. Er arbeitet seit knapp fünf Jahren für den Sächsischen Städte- und Gemeindetag
sowie für den Sächsischen Landkreistag in „Europas Hauptstadt“ und setzt sich dabei für eine
angemessene Berücksichtigung der sächsischen Kommunalinteressen im EU-Räderwerk ein. Der
gelernte Bankkaufmann und Finanzwirt Klenke war zuvor mit dem Schwerpunkt Regionalpolitik als
Assistent im Europäischen Parlament tätig.
Der Sächsische Städte- und Gemeindetag sowie der
Sächsische Landkreistag sind als einzige Kommunal-
verbände Ostdeutschlands mit einem Europabüro
zur Vertretung ihrer Interessen in Brüssel präsent.
Gemeinsam mit den befreundeten Verbänden
Bayerns und Baden-Württembergs wurde im Jahr
2000 die Brüsseler Bürogemeinschaft der baye-
rischen, baden-württembergischen und sächsischen
Kommunen ins Leben gerufen.
Erläuterung
47 medium gas | 2007.3
4031 33 3432 36 3735 38 39 41 42 43 44 5445 47 4846 50 5149 52 53 55 56 57 58 59 60
Wenngleich Europa sicherlich eine beispiellose
friedenssichernde und Wohlstand bringende
Erfolgsgeschichte in der Welt ist, stellt sich an-
gesichts der feststellbaren stark gewachsenen
und zunehmenden Präsenz Brüssels in vielen
Lebensbereichen zunehmend die Frage der Ak-
zeptanz vor Ort. Den europäischen Kommunen
fällt bereits heute durch Überzeugungsarbeit
bei ihren Bürgerinnen, Bürgern und Unterneh-
men sowie bei der Umsetzung europäischer
Richtlinien und Vorschrif ten eine besondere
Rolle zu.
Die Rolle der Kommunen im
europäischen Politikalltag
Aktuell sehen sich Europas Kommunen einer
ganzen Reihe von Herausforderungen gegen-
über, welche es zu bewältigen gilt: Insbeson-
dere zählen hierzu die immer restriktivere
Anwendung des europäischen Vergaberechts
auf das kommunale Ausschreibungswesen und
die interkommunale Zusammenarbeit sowie die
anstehende Umsetzung von EU-Richtlinien im
Umweltbereich (Stichwort „Feinstaubrichtlinie“).
Auch die kürzlich beschlossene Verordnung für
den öffentlichen Personenverkehr auf Schiene
und Straße wird in den nächsten Jahren kom-
munale Ressourcen bei deren Implementierung
binden. Darüber hinaus ist die Ausgestaltung
der EU-Strukturförderung entscheidend für die
Weiterentwicklung kommunaler Räume. Die Ver-
handlungen über den Einsatz des Europäischen
Fonds für die regionale Entwicklung (EFRE) und
des Europäischen Sozialfonds (ESF) für den
Infrastrukturausbau sowie die Wirtschafts- und
Beschäftigungsförderung in der Förderperiode
2007–2013 konnten kürzlich – aus kommu-
naler Sicht relativ erfolgreich – abgeschlossen
werden.
Zukünftige Herausforderungen
für die Kommunen
Im Europa der 27 Mitgliedstaaten haben die Kom-
munen – ähnlich wie auf nationaler Ebene – um
ihr Recht auf tatsächliche Selbstverwaltung zu
kämpfen. Beim konkreten Umgang mit dem Thema
Europa sind für Städte, Gemeinden und Landkreise
letztlich zwei Hauptaufgaben zu lösen:
1. Bei der Flut von europäischen Gesetzesinitiati-
ven (europäische Richtlinien und Verordnungen)
muss auf kommunaler Ebene proaktiv darauf
geachtet werden, dass die Umsetzungskosten
sowie eine unnötige Regulierung nicht überhand-
nehmen. Um dies zu gewährleisten, ist es auch
künftig notwendig, dass die kommunale Ebene
rechtzeitig über die sie betreffenden Initiativen
informiert ist und entsprechend in konstruktiver
Weise Einfluss auf die EU-Institutionen nehmen
kann. Es sei allerdings an dieser Stelle daran
erinnert, dass bei jeder europäischen Richtlinie
und Verordnung, „die aus Brüssel kommt“, zuvor
auch immer „Berlin“ in Form der Bundesregierung
mit am Verhandlungstisch gesessen hat.
2. Die Kommunen sollten auch künftig von dem
Angebot der EU-Ebene Gebrauch machen, durch
Fördermaßnahmen bzw. internationale Projektan-
gebote die eigenen guten Verwaltungspraktiken
in andere Teile der EU zu „exportieren“ sowie um-
gekehrt auch Eindrücke, Ideen und gute Praktiken
„nach Hause zu holen“.
Diese beiden Grundherausforderungen bilden
die Arbeitsgrundlage für die tägliche Tätigkeit
des Europabüros der sächsischen Kommunen in
Brüssel. In enger Zusammenarbeit mit den Kolle-
gInnen der bayerischen und baden-württember-
gischen Kommunen werden die Verantwortlichen
in Süd-Ost-Deutschlands Kommunen zeitnah und
umfassend über kommunalrelevante Entwick-
lungen auf der europäischen Ebene informiert. In
umgekehrter Richtung speisen die Kommunalver-
bände ihr lokales Know-how über das Europabüro
in den europäischen Gesetzgebungsprozess ein.
Schließlich dienen die Brüsseler Europabüros als
Beratungs- und Begleitstelle zur Identifizierung
bzw. Akquirierung von europäischen Fördermitteln
für kommunale Vorhaben.
Ihr Ansprechpartner:
Carsten Klenke
Europabüro der sächsischen Kommunen
Rue Guimard 7, B-1040 Brüssel
Tel. 0032 2 513 69 05
Fax 0032 2 513 88 20
48 Aktuell | Markt | Schwerpunkt | Umschau | Feature
24 2523 27 2826 302915 16 172 3 21129 10 11 18 19 204 5 6 7 81 13 14 22
Professionelle Kommunikation im WettbewerbKommunikations- und Marketingfachleute beraten über Chancen und Möglichkeiten für eine neue Erdgas-Kommunikation.
„Wir dürfen unsere Felle nicht davonschwimmen
lassen“ – so formulierte Dr. Gerhardt Holtmeier,
Vorstand Gasverkauf/Technik bei der VNG, die
Herausforderung an die Energieunternehmen
zum Auftakt des 8. Treffens der Kommunika-
tions-, Medien- und Marketingverantwortlichen
der Kunden und Partner der VNG. Im Mittelpunkt
der zweitägigen Veranstaltung stand die Frage,
wie man mit kommunikativen Mitteln und klugen
Marketingideen das Image der Marke Erdgas als
saubere, innovative und komfortable Energie
wieder beleben kann.
Die Ursache für das sinkende Interesse an Erdgas
als Heizenergie ist laut Dr. Achim Westebbe, Di-
rektor Kundendienst/Marketing bei der VNG, auch
einer falschen Kommunikation geschuldet, denn
steigende Preise und die mediale Überbetonung
der deutschen Importabhängigkeit verunsichern
die Kunden zutiefst. Diese Bedenken spiegeln sich
auch in aktuellen Marktforschungsstudien wider.
Laut Kerstin Kietzke (VNG) verliert Erdgas als
Wunschenergie im Wärmebereich immer stärker
an Bedeutung und wird vor allem durch Holzpellets
und Wärmepumpen ersetzt. Um den Anschluss im
Wettbewerb mit erneuerbaren Energien wieder
zu erlangen, schlägt Westebbe deshalb vor, das
Gemeinschaftsmarketing für die Marke Erdgas mit
veränderten Schwerpunkten fortzuführen. Diese
Strategie sei auch schon Ergebnis gemeinsamer
Überlegungen mit Kunden der VNG, die sich in
einem entsprechenden Kreis zusammengefunden
hätten.
Statt großflächiger überregionaler Anzeigen- und
Plakatwerbung, die in Anbetracht der verlorenen
Glaubwürdigkeit der Branche eher kontraproduktiv
wirken könne, sollen möglichst lokale Instrumente
der Öffentlichkeitsarbeit im Vordergrund stehen.
Bei der Kampagne, die noch im Dezember dieses
Jahres starten soll, stehen vor allem die Vorteile
der Brennwertheizung im Fokus. Sie sollen mit
sachlicher Medienberichterstattung im ONTRAS-
Netzgebiet kommuniziert werden. Ergänzt wird sie
durch lokale Aktionen. Dabei kommt den Kunden
der VNG als in ihrer Heimat verankerten Absen-
dern wegen deren Authentizität eine besondere
Bedeutung zu.
Der Bereich Kundendienst/Marketing der VNG
bietet seinen Kunden zahlreiche Kommunikati-
onsinstrumente an – angefangen bei Broschüren
über Promotionaktionen bis hin zu fertigen Texten
für das regionale Anzeigenblatt. Westebbe kündig-
te die Entwicklung weiterer lokal nutzbarer und
verstärkt vertriebsorientierter Tools an. Weitere
Informationen dazu erhalten Sie bei Jan Schuster,
Leiter Produktservice (Telefon: 0341 443-2943).
Der Erfolg des Produktes Erd-
gas wird nicht nur durch seine
spezifischen Eigenschaften
und Anwendungsvorteile be-
stimmt. Wichtig ist auch sein
Marktauftritt. Die VNG unter-
stützt ihre Kunden deshalb
mit Servicedienstleistungen
aus den Bereichen Produkt-
kommunikation, Sportspon-
soring, Promotion, Messen
und Ausstellungen. Ein kleiner
Teil aus dem Angebot wurde
beim Kommunikations- und
Marketingtreffen im Atrium
der VNG vorgestellt. Weitere
Leistungen finden Sie unter:
www.verbundnetzplus.de
49 medium gas | 2007.3
4031 33 3432 36 3735 38 39 41 42 43 44 5445 47 4846 50 5149 52 53 55 56 57 58 59 60
Erster Personaler-Tag bei der VNG(EB) Am 13. September erlebte der Personaler-Tag
der VNG seine Premiere. Die vom Bereich Personal
initiierte Veranstaltung stand unter dem Motto
„Auswirkungen der demografischen Entwicklung
auf die Personalarbeit“ und richtete sich an alle
Kunden der VNG.
Die Idee zum Personaler-Tag entstand vor dem
Hintergrund, dass viele Kunden der VNG, vor allem
kleinere und mittelständische Unternehmen,
oftmals nicht über die zeitlichen und personellen
Ressourcen verfügen, um sich mit der strategischen
Optimierung der Personalführung zu beschäfti-
gen. Trotzdem müssen sie sich zunehmend mit
Fragen zu Personalauswahl, Mitarbeiterbindung
und Personalentwicklung auseinandersetzen. In
seinem Impuls-Referat erläuterte als Gastredner
Dr. Albert Nussbaum, Geschäftsführer der Unter-
nehmensberatung Mercuri Urval, welches Risiko
ein demografischer Wandel für Unternehmen
darstellen kann. Er wies dabei auf die wachsende
Bedeutung von Weiterbildungsmaßnahmen hin,
mit denen Personalabteilungen rechtzeitig die
Kapazitäts- und Kompetenzverluste ausgleichen
können, die durch das Ausscheiden von Mitarbei-
tern aus Altersgründen entstehen.
Darauf aufbauend stellte Christopher Seibel, Direk-
tor und Leiter Personal der VNG, in seinem Vortrag
neben der demographischen Entwicklung mit der
sich abzeichnenden Qualifizierungslücke und der
wachsenden Mobilität zwei weitere Trends dar, die die
Personalarbeit in Zukunft verstärkt prägen werden.
Die Steigerung der Arbeitgeberattraktivität, ins-
besondere für gut ausgebildete weibliche Mit-
arbeiter, etwa durch bessere Möglichkeiten zur
Vereinbarkeit von Beruf und Familie, sieht er
als eine der Herausforderungen an, denen sich
Unternehmen stellen müssten. So seien weitere
Flexibilisierung von Arbeitszeiten oder Virtuali-
sierung von Arbeitsplätzen Themen, denen man
sich nicht verschließen dürfe.
Der Personaler-Tag der VNG soll auch im nächsten
Jahr wieder stattfinden. Um die Kunden der VNG
zukünftig noch stärker in dessen Gestaltung mit
einzubeziehen und den Dialog weiter zu fördern,
sollen deren Themenwünsche berücksichtigt und
eine themenunabhängige Diskussionsrunde eta-
bliert werden, in der aktuelle Fragen rund um das
Thema „Personal“ angesprochen und beantwortet
werden sollen.
Zahlreiche Kunden der VNG informierten sich beim ersten Personaler-Tag der VNG über die Auswirkungen des demografischen
Wandels auf die Personalentwicklung.
50 Aktuell | Markt | Schwerpunkt | Umschau | Feature
24 2523 27 2826 302915 16 172 3 21129 10 11 18 19 204 5 6 7 81 13 14 22
Die ersten Kaufleute mit Fachausbildung haben ihren Abschluss in der Tasche
20 junge Kaufleute haben am 22. Oktober offi-
ziell als erste Absolventen in Deutschland ihre
Zusatzqualifikation zum Kaufmann/Kauffrau in
der Energie- und Wasserwirtschaft erfolgreich
abgeschlossen. Bei einem großen Festempfang
in Essen erhielten sie ihre Zeugnisse aus den
Händen von Christopher Seibel, Vorsitzender
des Hauptausschusses Personal des Bundesver-
bandes der deutschen Gas- und Wasserwirtschaft
(BGW), Direktor und Leiter Personal bei der
VNG, Dr. Ulrich Spie, Direktor Personalwesen/
Arbeitsrecht und Personal/Führungskräfte der
E.ON Ruhrgas AG sowie Prof. Dr. Fritz Klauser,
Professor für Berufs- und Wirtschaftspädagogik
an der Universität Leipzig.
Die Ausbildung wurde vom BGW in Zusammenarbeit
mit dem Lehrstuhl für Berufs- und Wirtschaftspä-
dagogik der Universität Leipzig durchgeführt und
mit der Zertifizierung durch die IHK Leipzig auch
bundesweit anerkannt.
In einem 5-Wochen-Intensivkurs haben die Teilneh-
mer alle wichtigen Aufgabenfelder der Energieb-
ranche kennen gelernt. Dazu zählen unter anderem
die veränderten rechts- und ordnungspolitischen
Rahmenbedingungen, das Handeln auf liberali-
sierten Märkten, Unbundling, Shared Services,
Internationale Rechnungslegung sowie Kunden-
betreuung und -beratung. In einem Wahlbereich
konnte das Fachwissen zusätzlich vertieft werden.
Abgerundet wurde die Zusatzqualifikation durch
die Vermittlung fachspezifischer Englischkennt-
nisse. „Wir sind mit der ersten Ausbildungsrunde,
die alle Teilnehmer erfolgreich abgeschlossen
haben, sehr zufrieden und überzeugt, dass wir
die Teilnehmer für die künftigen Aufgaben im
liberalisierten Energiemarkt gut vorbereitet ha-
ben“, so Christopher Seibel.
Am Pilotlehrgang haben Mitarbeiter aus den
folgenden Unternehmen teilgenommen: E.ON
Ruhrgas AG, VNG – Verbundnetz Gas Aktien-
gesellschaft, Gazprom Germania GmbH, GASAG,
Thüga Aktiengesellschaf t, E.ON Hanse AG,
BASF AG, Stadtwerke Göttingen AG, Energie-
versorgung Mittelrhein GmbH, Stadtwerke Diez
GmbH, Verbandsgemeindewerke Enkenbach-
Alsenborn und Stadtwerke Wertheim GmbH. Für
den Praxisbezug sorgten Dozenten namhafter
Unternehmen der Energie- und Wasserwirtschaft
sowie Lehrkräfte der Universität Leipzig.
Weitere Informationen erhalten Sie im Internet
unter www.kaufmann-energie-wasser.de
Die ersten Absolventen erhielten in Essen ihre Zeugnisse, darunter die beiden VNG-Absolventinnen Madline Kleiser (1. Reihe, 3. v.l.) und Stefanie Kohl (1. Reihe 7. v.l.).
51 medium gas | 2007.3
4031 33 3432 36 3735 38 39 41 42 43 44 5445 47 4846 50 5149 52 53 55 56 57 58 59 60
15 Jahre Fachhochschule für Technik, Wirtschaft und Kultur Leipzig (HTWK Leipzig)1992 wurde Sachsens größte Fachhochschule mit
Unterzeichnung der Gründungsurkunde durch den
damaligen Ministerpräsidenten des Freistaates,
Prof. Dr. Kurt Biedenkopf, neu gegründet. Am
14. Juni 2007 feierte die HTWK nun ihr 15-jähriges
Jubiläum mit zahlreichen Gästen aus dem In- und
Ausland. Der Einladung des Rektors der HTWK,
Herrn Prof. Dr. Hubertus Milke, war auch die VNG
in den Festsaal des Neuen Rathauses zu Leipzig
gefolgt. Prof. e.h. Dr.-Ing. Klaus-Ewald Holst gratu-
lierte der HTWK mit einem Festvortrag im Namen
des gesamten Unternehmens.
Zu Beginn des Festaktes übermittelte der Leip-
ziger Oberbürgermeister Burkhard Jung seine
Glückwünsche. Rektor Prof. Dr. Hubertus Milke
hob anschließend in seiner Festrede besonders
die so wichtige und gewachsene inhaltliche
Zusammenarbeit mit unterschiedlichen Koopera-
tionspartnern in der Stadt und der Region hervor
und bedankte sich für zahlreiche erfolgreiche
Veranstaltungen mit der VNG. Holst zeigte in
seinem Festvortrag zum Thema „Die Globalisie-
rung der Märkte – Zukunft der Gasversorgung in
Deutschland“ die zukünftigen Herausforderungen
auf dem Gebiet der Energieversorgung weltweit
auf. Gleichzeitig unterstrich er, wie wichtig die
Verbindung von Theorie und Praxis sei, denn
nur gut ausgebildete und qualifizierte Fachkräfte
wären die Grundlage für den Unternehmenserfolg
und sicherten die internationale Wettbewerbs-
fähigkeit. Holst betonte, dass die HTWK dabei
seit 15 Jahren ein starker Partner sei. Durch die
Ausbildung von Fachkräften in den Bereichen Ma-
schinen- und Energietechnik sowie Elektrotechnik
und Informationstechnik trage die Fachhochschule
einen wesentlichen Beitrag für das zukünftige
Personalmanagement der VNG.
Einen besonderen Einfall zum Jubiläum hatten die
Studierenden und Mitarbeiter der HTWK Leipzig
zusammen mit dem Leipziger Sozialbürgermeister
Prof. Dr. Thomas Fabian: mit dem Verkauf von
„Jubiläums-Pins“ wurde Geld für den guten Zweck
gesammelt. Durch die Unterstützung der VNG, der
Leipziger Stadtwerke, der HTWK-Alumni und des
Fördervereins der HTWK kamen stolze 4.500,00 €
zusammen, die am Ende der Festversammlung dem
Projekt „AURYN“ überreicht wurden. Das Projekt
„AURYN“ ist eine Kinder-, Jugend- und Familienbe-
ratungsstelle des Leipziger „Wege e.V.“, die dazu
beiträgt, Kindern mit seelisch kranken Angehörigen
Mut zu machen und zu helfen. Weitere Informati-
onen rund um das Projekt und zum Spenden finden
Sie unter: www.wege-ev.de/Auryn.pdf
Dr. Reinhard Böhm
Stephanie Flinth
Vollbesetzter Saal im Neuen Rathaus: zahlreiche Gäste nahmen an der Feier zum 15-jährigen Bestehen der HTWK in Leipzig teil.
52 Aktuell | Markt | Schwerpunkt | Umschau | Feature
24 2523 27 2826 302915 16 172 3 21129 10 11 18 19 204 5 6 7 81 13 14 22
Kinder aus Russland mit Konzerten in DeutschlandVom 16. bis 23. September 2007 besuchten russische Kinder Deutschland in einer Internationalen
musikalischen Mission für Frieden und Freundschaft „Offenes Europa“ (OPEN EUROPE). Während
dieser acht Tage zeigten Kinder aus Russland und anderen Ländern in Berlin, Leipzig und Kassel
ihre schöpferischen Fähigkeiten.
Das Internationale Kinder-Musik-Festival OPEN
EUROPE ist eine Wohltätigkeitsaktion der
OOO «Gazprom export» im Rahmen des Pro-
gramms «Gazprom für Kinder», die im Frühjahr
2006 ihren Anfang nahm. Talentierten Kindern
aus Europa die Möglichkeit zu geben, sich ken-
nen zu lernen und sich gemeinsam schöpferisch
zu betätigen, ist das Hauptziel der Mission. Die
Festival-Bewegung vereint Preisträger nationaler
Wettbewerbe in den Kulturzentren Europas. Das
Festival selbst fand im Frühling dieses Jahres in
Österreich statt. Teilnehmer waren 240 Kinder im
Alter zwischen 6 und 16 Jahren aus 10 Ländern.
Von ähnlichen Veranstaltungen unterscheidet
sich dieses Festival dadurch, dass es zur Unter-
stützung von Kinderheimen durchgeführt wird.
Viele junge Künstler sind Waisen und behinderte
Kinder, unter denen es nicht wenige hervorragende
Talente gibt.
Im Herbst 2007 wurde die Internationale mu-
sikalische Mission der Kinder für Frieden und
Freundschaft in Deutschland von OOO «Gaz-
prom export» gemeinsam mit ihren deutschen
Partnern VNG – Verbundnetz Gas AG, GAZPROM
Germania GmbH und WIEH GmbH durchgeführt.
Am 17. September fand das erste Konzert im
Theater „Schauspiel Leipzig“ statt, und am fol-
genden Tag hatten die VNG-Mitarbeiter die Mög-
lichkeit, einen Teil der Darbietungen der jungen
Künstler im Firmensitz zu bewundern. Bei beiden
Veranstaltungen konnten sich die Zuschauer u. a.
vom Können der Kinder aus dem von «Gazprom
export» unterstützten Schulinternat für blinde
und sehschwache Kinder Tschernysch (Gebiet
Smolensk) überzeugen. Das Kinderheim für seh-
schwache Kinder in Tschernysch ist eine soziale
Einrichtung mit einer langen Tradition, denn sie
ist bereits vor 115 Jahren von der Großfürstin
Elisaweta gegründet worden. In einem speziellen
Adaptionsprogramm werden dort die Kinder unter
anderem auf ihre spätere Integration in ein selbst-
ständiges Leben vorbereitet. «Gazprom export»
betreut diese Schule nicht nur materiell, sondern
mit viel Liebe und Aufmerksamkeit. Auch die VNG
beteiligt sich finanziell, z. B. mit der Bereitstellung
von Lehrbüchern in Blindenschrift.
Ganz besonderer Beifall galt während der Konzerte
der kleinen blinden Sängerin Anastasia Lavrent-
jewa aus einer Stadt in der Nähe Moskaus, die
bereits in vielen internationalen musikalischen
Wettbewerben als Siegerin hervorgegangen
ist. Viel Applaus für seine fantastische Stimme
bekam auch der neunjährige stark körperbe-
hinderte Andranik Alexanjan aus der Ukraine.
Weiter gestalteten preisgekrönte Kindergruppen
und Solisten aus Russland, die als Sieger des
innerhalb der Unternehmens-Gruppe Gazprom
organisierten Wettbewerbs „FACKEL“ ermittelt
worden waren, das Programm im Schauspiel
Leipzig. Von deutscher Seite trat während des
Konzertes die Big-Band der Musikschule Leipzig
Johann Sebastian Bach mit großem Erfolg auf.
Durch den Abend führte als sehr einfühlsamer
Moderator Peter Zimmer. Alle Zuschauer im voll
besetzten Saal des Theaters „Schauspiel Leipzig“
dankten für die hervorragenden Leistungen der
kleinen Künstler mit begeistertem Beifall. Der
Einladung der VNG waren auch viele Ehrengäste
gefolgt, unter ihnen der Generalkonsul der Rus-
sischen Föderation für Sachsen und Thüringen,
53 medium gas | 2007.3
4031 33 3432 36 3735 38 39 41 42 43 44 5445 47 4846 50 5149 52 53 55 56 57 58 59 60
Fünfzig russische Kinder gaben im Schauspiel Leipzig einzigartige Einblicke in die russische Kultur. Durch das Programm führte der MDR-Moderator Peter Zimmer.
Gennadi Golub, die Konsulinnen Griechenlands
und Polens, ein Bürgermeister der Stadt Leipzig
und viele in Deutschland lebende Bürger aus
Russland und den ehemaligen Sowjet-Republiken.
Spontan erklärten mehrere der Anwesenden ihre
Bereitschaft zur Unterstützung vor allem der Wai-
sen und Behinderten und tauschten entsprechend
Adressen aus.
Im Foyer des Theaters konnten 90 Bilder zum
Thema „Harmonie der Töne, der Farben und der
Seele“ bewundert werden, die ebenfalls von
Kindern im Rahmen der Mission für Frieden und
Freundschaft gemalt worden sind. Diese 90 Bilder
wurden aus mehr als 450 Wettbewerbsbeiträgen
des II. Internationalen Kinderfestivals OPEN
EUROPE von einer professionellen Jury ausgewählt.
Weiterhin hatten die Schüler des Smolensker
Schulinternats eine Auswahl ihres Volkskunst-
Schaffens ausgestellt: Malerei auf Holz und Leinen,
Web- und Stickarbeiten, Keramik u. a. konnte
bewundert werden. Während des Aufenthaltes der
Kinder in Deutschland wurde für sie ein umfang-
reiches kulturelles, informatives und unterhalt-
sames Programm vorbereitet, das unter anderem
Besuche im Leipziger Zoo, im Naturkundemuseum
und im LEGOland in Berlin vorsah. So wurde die
Mission der russischen Kinder zum bleibenden
Erlebnis für beide Seiten. Rührend war auch zu
beobachten, wie die aus den unterschiedlichsten
Regionen angereisten Kinder sich gegenseitig
unterstützten, Freundschaften schlossen und
dann natürlich bei der Abreise auch sehr traurig
voneinander Abschied nahmen.
Alles in allem fand das Anliegen des Programms
«Gazprom für Kinder», das unter dem Motto „Von
der Wärme von Erdgas und Strom zur Wärme der
Kinderherzen“ steht, bei allen Beteiligten und
Zuschauern volles Verständnis, uneingeschränkte
Zustimmung und Begeisterung und wurde auch
während des Aufenthaltes der talentierten jungen
Künstler in Deutschland zu einem großen Erfolg.
Alle Mitarbeiter der VNG, die zu diesem tollen
Erfolg einen Anteil leisteten, haben nicht nur
viele neue Eindrücke gewonnen, sondern auch
die Genugtuung, persönlich zum Gelingen der von
hochbegabten Kindern getragenen Mission für
Frieden und Freundschaft zwischen den Ländern
beigetragen zu haben.
Dr. Tatjana Bandlowa
54 Aktuell | Markt | Schwerpunkt | Umschau | Feature
24 2523 27 2826 302915 16 172 3 21129 10 11 18 19 204 5 6 7 81 13 14 22
Schülerköche legen wieder los: 11. Erdgaspokal in Berlin gestartet
Hoffentlich ist die Suppe nicht versalzen. Zwei Schüler testen beim Auftakt der Schülerköche ihre Ergebnisse.
Premiere in Berlin: Erstmals erlebte der bundeswei-
te Wettbewerb ERDGASPOKAL der Schülerköche®
den Start einer neuen Runde in der Bundeshaupt-
stadt! Am 2. Oktober eröffneten im GASAG-Kunden-
zentrum drei Berliner Schülerkochmannschaften
den Durchgang 2007/2008. Die richtige Würze
erhielt der Auftakt durch besondere Gäste: Die
amtierenden Deutschen Meister des Erdgaspokals
von der Louise-Schroeder-Schule Berlin-Spandau
waren beim Startschuss mit dabei.
In den nächsten Wochen stellen sich deutschland-
weit mehr als 1 000 Mädchen und Jungen in zwölf
Bundesländern dem kulinarischen Kräftemessen
für Schüler der siebten bis zehnten Klasse. Ihre
Aufgabe: Binnen 120 Minuten bereiten sie in Vierer-
teams ein dreigängiges Menü mit einer gebundenen
Gemüsesuppe zur Vorspeise, einem gefüllten
Fleischgericht mit verschiedenen Beilagen im
Hauptgang und einer Joghurtcreme mit Früchten
im Dessert zu. Die 259 Teams kochen zunächst in
geeigneten Schulküchen. Zu den Regional- und
Landesmeisterschaften des 11. Erdgaspokals
treten die qualifizierten Mannschaften dann An-
fang 2008 in Hotel- und Ausbildungsküchen an.
Das abschließende Bundesfinale wird am 26. Mai
2008 auf der Messe Erfurt ausgetragen.
Profis aus dem Verband der Köche Deutsch-
lands e.V. verantworten ehrenamtlich die fachliche
Beratung und Unterstützung der Schülerteams
sowie die Juryarbeit. Rund 100 regionale Unterneh-
men der Energiebranche, der Bundesverband der
deutschen Gas- und Wasserwirtschaft e.V. (BGW,
jetzt Bundesverband der Energie- und Wasserwirt-
schaft e.V.) und die VNG tragen als Kochpaten und
Hauptsponsoren den 11. Erdgaspokal finanziell
und organisatorisch.
55 medium gas | 2007.3
4031 33 3432 36 3735 38 39 41 42 43 44 5445 47 4846 50 5149 52 53 55 56 57 58 59 60
Im Anschluss an die offizielle Eröffnung der Fotodokumentation in der Stadt- und Regionalbiblio-
thek Gera führte Siegbert Ketelhut, Leiter Öffentlichkeitsarbeit der VNG (2. v.l.), die Thüringer
Landtagspräsidentin Prof. Dr. Dagmar Schipanski (1. v.r.) sowie den stellv. Geraer Oberbürger-
meister Norbert Hein (1. v.l.) und den Direktor der Bibliothek Dr. Grätz in die Ausstellung ein.
Jahresrückblick: Verbundnetz der Wärme
„Engagement zeigt Gesicht“ – Botschafter
präsentieren sich in den neuen Bundesländern
Ihre diesjährige Premiere erlebte die Fotoausstel-
lung „Engagement zeigt Gesicht“ am 31. August im
Chemnitzer Rathaus. Oberbürgermeisterin Barbara
Ludwig eröffnete gemeinsam mit der Fotografin
Ines Escherich die Ausstellung, die unvergessliche
Einblicke in den Alltag und die ehrenamtlichen
Projekte der Verbundnetz-Botschafter der letzten
sechs Jahre gibt. Im Anschluss wanderte die Fo-
todokumentation nach Thüringen, Brandenburg,
Sachsen-Anhalt und nach Sachsen. Im Gewand-
haus zu Leipzig war sie erstmalig gemeinsam mit
der Ausstellung „Im Widerspruch zur Zeit“ des
UNICEF-Fotografen und Sonderbotschafters des
Verbundnetzes der Wärme, Thomas Billhardt, zu
sehen. Bis zum 21.12. wird die Ausstellung ab-
schließend im Rathaus von Neustrelitz gezeigt.
Verbundnetz der Wärme auf der BUGA’07
Im Rahmen des Weltkindertages präsentierte sich
das Verbundnetz der Wärme am 20. September
auf der BUGA’07 in Gera. Vielseitige Aktionen
für Kinder und Jugendliche lockten zahlreiche
Schulklassen, deren Lehrer, aber auch Eltern
und ihre Kinder an den Stand. Gleichzeitig wur-
de über Anliegen und Ziele des ostdeutschen
Netzwerkes informiert.
Geldpool unterstützt weitere Mitglieder des
Verbundnetzes der Wärme
Der Anfang des Jahres eingerichtete Geldpool
des Verbundnetzes der Wärme unterstützt mit
jeweils 2.500 Euro pro Quartal zwischen fünf
und zehn Vereine in den neuen Bundesländern.
Mitglieder können eine finanzielle Unterstüt-
zung für ihre Vereine, Projekte und Aktionen
beantragen. Über die Vergabe der Gelder ent-
scheidet eine Kommission aus Verbundnetz-
Botschaftern.
Buchkinder beziehen neues Domizil in Leipzig
und planen in die Zukunft
„Nach vielen Monaten und unzähligen helfen-
den Händen ist es nun endlich geschafft. Unsere
Kursräume, alle Werkstätten, die Koordinati-
on des bundesweiten Buchkinder-Netzwerks
und unser Verlag sind erstmals unter einem
Dach versammelt“, freut sich Vereinsgründer
Ralph-Uwe Lange vom Freundeskreis Buch-
kinder, einer Buch- und Schreibwerkstatt für
Kinder und Jugendliche im Alter von 4 –18 Jah-
ren. Jungen und Mädchen entwickeln hier ihre
Geschichten zu eigenen Büchern. Sie überle-
gen und diskutieren ihre Ideen, schreiben sie
auf, illustrieren, setzen und drucken, bis die
bunten Produkte ihrer Phantasie gebunden
zwischen Buchdeckeln vorliegen. Nach dem
Einzug ins neue Domizil steht bereits das nächs-
te langfristige Projekt an: der Aufbau eines
eigenen Kindergartens in Leipzig. Er wird der
erste seiner Art in ganz Deutschland sein und
als Modellprojekt über die Grenzen der Stadt
hinaus wirken.
56 Aktuell | Markt | Schwerpunkt | Umschau | Feature
24 2523 27 2826 302915 16 172 3 21129 10 11 18 19 204 5 6 7 81 13 14 22
Pokalsieg mit Freudentränen: Siegertrophäe geht an Leipziger Mädchenteam
Der Siegerpokal des Wettbewerbs junger Eurokö-
che geht nach Deutschland! Lara Koelsch, Sylvia
Wolf und Johanna Andrea, die drei Mädchen vom
Evangelischen Schulzentrum in Leipzig, holten sich
beim Finale des internationalen Schülerwettstreits
am 4.November auf der Gästemesse in Leipzig mit
86 Punkten die Trophäe. Als die Juroren das Ergebnis
verkündeten, fielen sich die Schülerinnen vor Freude
in die Arme. 75 Minuten lang hatten die vier Teams
aus Deutschland (Leipzig), Polen (Grabow nad
Prosna), Tschechien (Boskovice) und der Slowakei
(Nitra) geschnippelt, gebraten, gerührt und gewürzt,
um anschließend der internationalen Fachjury, in der
u. a. der Vizepräsident des tschechischen Köchever-
bandes mitwirkte, ein landestypisches Gericht zu
präsentieren. Kritisch beobachtet wurde dabei auch
Optimistisch starteten die drei Leipzigerinnen Sylvia Wolf, Lara Koelsch und Johanna Andrea (v.l.n.r.) in das Finale des Wettbewerbs junger Euroköche.
57 medium gas | 2007.3
4031 33 3432 36 3735 38 39 41 42 43 44 5445 47 4846 50 5149 52 53 55 56 57 58 59 60
die Leistung der Juroren, denn ihnen schaute der
Präsident des Verbandes der Köche Deutschlands
Ctefan Wohlfeil über die Schultern.
An den eigens für sie eingerichteten kleinen
Küchenstudios blieben staunend und interessiert
auch zahlreiche Messebesucher stehen, um den
Euroköchen beim Kochen auf die Finger zu schau-
en. Als prominente Topfgucker konnten dabei
die sächsische Landtagsvizepräsidentin Regina
Schulz, Leipzigs Bürgermeister Prof. Dr. Thomas
Fabian sowie weitere Vertreter aus Politik und
Wirtschaft begrüßt werden.
Ctefan Wohlfeil, Präsident des Verbands der Köche Deutschlands, gratuliert den glücklichen Gewinnern aus Leipzig.
Kreative am Werk: Sylvia, Lara und Johanna (von vorn) bereiten
das Leipziger Allerlei etwas anders vor als gewohnt.
Neugierig schauten die Besucher der Gästemesse den Finalisten des Wettbewerbs
junger Euroköche in die Töpfe und auf die Teller.
Hinter den deutschen Siegern landeten die drei
übrigen Teams mit nur wenigen Punkten Abstand.
Die Mannschaft aus Grabow (Polen) erkochte sich
mit 81 Punkten Platz 2, die tschechischen Mädchen
aus Boskovice wurden mit 78 Punkten und dem
dritten Platz belohnt und den vierten Rang erhielt
das Team aus Nitra (Slowakei) mit 71 Zählern.
Den Siegern des Wettbewerbs junger Euroköche
aus Leipzig stand am Folgetag eine weitere Aufga-
be bevor: Sie wurden von den Bundessiegern des
10. Erdgaspokals am Herd herausgefordert und
mussten spontan ein Gericht im Wok zubereiten.
58 Aktuell | Markt | Schwerpunkt | Umschau | Feature
24 2523 27 2826 302915 16 172 3 21129 10 11 18 19 204 5 6 7 81 13 14 22
Larisa Bolshakova
Sich den Arbeiten Larisa Bolshakovas zu nähern
heißt, sich mit Tradition und Kunstgeschichte zu
beschäftigen. So ist es eigentlich nicht dieses Jahr-
hundert und auch nicht unbedingt das vergangene,
welches in der Kunst den bevorzugten Sujets einer
Larisa Bolshakova huldigte. Dafür müssen wir
in der Kunstgeschichte weiter zurückgehen bis
zu den Romantikern des 19. Jahrhunderts, aber
auch zu den internationalen Malern dieser Zeit,
welche in den südlichen klassischen Ländern, wie
Griechenland und Italien, ihren Lebensinhalt und
ihre Motive fanden. Künstler, wie der englische
Maler William Turner oder der Franzose Claude
Monet und dessen zauberhafte impressionistische
Landschaften vom Beginn des 20. Jahrhunderts,
könnten auf Larisa Bolshakova Vorbildwirkung
gehabt haben. Das Lieblingsmotiv der Moskauer
Künstlerin ist die Stadtlandschaft, die Landschaft
und in einigen Fällen das Stillleben, seltener
das Porträt. Ihre Werkzeuge und Stilmittel sind
vorwiegend das Aquarell, Tempera, Mischtechnik
auf Papier und ungewöhnlicherweise Wellkarton,
Am 26.10. wurde eine Ausstellung mit Arbeiten von Larisa Bolshakova in der Baumwollspinnerei eröffnet.
v.r.n.l.: Prof. e. h. Dr.-Ing. Klaus-Ewald Holst, Vorstandsvorsitzender der VNG – Verbundnetz Gas AG,
Vladimir Kotenev, Außerordentlicher Bevollmächtigter Botschafter der Russischen Förderation in Deutsch-
land sowie deren Ehefrauen ließen sich die Bilder von Larisa Bolshakova persönlich erklären.
Mit Alexander Medwedew (Gazprom, links) und Dr. Rainer Seele
(Wintershall, rechts) kamen zwei Größen der Energiewirtschaft
zur Ausstellungseröffnung nach Leipzig.
Die VNG kooperiert seit vielen Jahren mit ihren Partnern in Russland im wissenschaftlichen, kulturellen und sozialen Bereich.
Viele gemeinsame Projekte wurden hier erdacht und mit Leben erfüllt. Dazu zählt auch, dass die VNG talentierten russischen
Künstlern die Möglichkeit gibt, ihre Werke in Deutschland auszustellen. In diesem Rahmen wurde am 26. Oktober 2007 in der
Leipziger Baumwollspinnerei eine Kunstausstellung mit Bildern der Moskauer Malerin Larisa Bolshakova eröffnet.
59 medium gas | 2007.3
4031 33 3432 36 3735 38 39 41 42 43 44 5445 47 4846 50 5149 52 53 55 56 57 58 59 60
jedoch nicht so häufig verwendet sie Leinwand,
auch die Ölfarbe finden wir seltener in ihren
Arbeiten und wenn, dann in einem malerischen
Duktus, der in seiner Luftigkeit dem Aquarell
gleicht und an die Lasurtechnik vergangener
Zeiten angelehnt ist.
Bolshakovas Aquarelle vermitteln den Eindruck,
dass sie in einem Fluss bzw. in einem Atemzug
entstanden sind, d. h. ohne Vorzeichnung und
genauer Organisation der Darstellung auf dem
Blatt. Dem widerspricht die exakte, hohe De-
heitserinnerungen und idealisierten Ansichten.
Sie vermitteln uns auch das Phänomen, welchem,
glaube ich, alle Menschen unterliegen, das die
Dinge in unserem Gedächtnis schöner und ro-
mantischer verhaftet bleiben als die Wirklichkeit
es zulässt. Larisa Bolshakova ist Künstlerin aus
einem ästhetischen Gefühl für Komposition,
räumlicher Sicht und einem unfehlbaren Blick
für die architektonische Figuration, verbunden
mit einem klassischen Farbempfinden. Larisa
Bolshakova gilt im künstlerischen Sinne als
tailgenauigkeit filigraner Vorgaben, gezeichnet
mit einem spitzen Pinsel, aber weit entfernt von
einer fotografischen Genauigkeit und Starre des
Dargestellten.
Der Idee, des scheinbar Exaktem, ist auch der
kompositorische Aufbau der Bilder unterworfen.
Strenge geometrische Vorgaben wechseln sich
ab mit gewundenen Linien von Brücken und
Flüssen und schemenhaften Silhouetten von
Gebäuden.
Ihre Bilder sind ein weltweiter Streifzug durch die
Architektur der vergangenen Epochen, kontrastiert
von den Eingriffen des modernen technischen Zeit-
alters. Und doch hat man immer das Gefühl, und
dies ist vor allem der Transparenz und Leuchtkraft
des Dargestellten geschuldet, hier eine romanti-
sierte Stadtlandschaft zu sehen.
Bolshakovas urbane Landschaften, welche man
persönlich kennt, vermitteln den Eindruck von
Tradiertem, von Vergänglichkeit, flüchtigen Kind-
Autodidaktin. Sie studierte und promovierte
an der wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät
der Moskauer Lomonossow-Universität, doch
ihre Profession ist eindeutig die Malerei, die
Kunst. Dieses beweist klar und eindrucksvoll
das von ihr geschaffene Oeuvre und die hier
gezeigten Arbeiten.
Christine Rink
Larisa Bolshakova hat bereits viele Städte und ungewöhnliche Orte besucht und ihre Impressionen in Bildern festgehalten. Sie spiegeln ihre Faszination in der
Stadtarchitektur wider. In ihren Bildern experimentiert die Künstlerin mit verschiedenen Techniken und Materialien, etwa mit Aquarellfarben, Öl auf Leinwänden
oder Mischtechniken auf Karton. Oben: „Leipziger Architekturvielfalt“. Unten: „Moskau: Krz. Spiridonowka Strasse“.
Energie verbindet.
medium gas | 16. Jahrgang | 3. Ausgabe | Dezember 2007
Anzeige
Angenehm,
Vi er i gangWir sind im Gange – Die VNG Norge AS ist eine
Tochtergesellschaft der VNG – Verbundnetz Gas AG.
Das Unternehmen mit Sitz im Zentrum von
Stavanger ist verantwortlich für die Upstreamak-
tivitäten der VNG-Gruppe in Norwegen. Die VNG
Norge erhielt im August 2006 die Zulassung für
die Exploration und Produktion auf dem norwe-
gischen Kontinentalschelf. Momentan besitzt sie
Anteile an vier Produktionslizenzen.
VN
G N
org
e A
S |
Ro
msø
eg
ård
en
, H
aa
ko
n V
II‘s
gt.
7,
40
05
Sta
van
ge
r | P
ost
bo
ks
72
0 S
en
tru
m,
40
03
Sta
van
ge
r | T
ele
fon
+4
7 51
53
89
00
| Te
lefa
ks
+4
7 51
53
89
01
| ww
w.v
ng
.no