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Medizinisches Stichwortverzeichnis zu Lebererkrankungen Der informierte Patient

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Der informierte Patient

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5. Auflage 2006

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Zusammengestellt vonProf. Dr. med. Mathias Plauth, Dessau

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Autor:Prof. Dr. med. Mathias PlauthInnere MedizinStädtisches Klinikum DessauAuenweg 3806847 Dessau

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A

Abstoßung: (= Rejektion) Reaktion des Immunsys-tems des Transplantatempfängers auf das übertrage-ne, körperfremde Organ. Die Abstoßung kann durchimmunsuppressive Wirkstoffe wie *Ciclosporin, *Ta-crolimus, *Sirolimus, *Azathioprin, *Mycophenolat-Mofetil oder Prednisolon unterdrückt werden. Die un-beherrschte Abstoßung führt zum Verlust des über-tragenen Organs.

Aciclovir: Medikament zur Wachstumshemmungvon *Viren wie *Herpes simplex (Erreger von Fieber-bläschen, seltener einer Hepatitis) und Varizella-Zos-ter (Erreger von Windpocken und der *Gürtelrose).

Adefovir: ein zur Behandlung der chronischen Hepa-titis B zugelassenes *Virostatikum, das auch bei Pa-tienten mit *Lamivudin-resistenten *HBV-Mutantenwirksam ist.

Aderlass: (= Phlebotomie) Standardbehandlung zurVerminderung krankhaft erhöhter Eisenspeicher desKörpers bei *Hämochromatose oder *Porphyriemittels wiederholter Abnahme von größeren Mengen(300–500 ml) Bluts aus einer Vene.

ADH: Abk. für *Antidiuretisches Hormon

Aflatoxine: Gifte von Schimmelpilzen, die Krebser-krankungen, insbesondere ein *Leberzellkarzinomverursachen können.

AFP: Abk. für *Alpha-1-Fetoprotein

AHB: Abk. für *Anschlussheilbehandlung

Alagille-Syndrom: nach dem zeitgenössischen fran-zösischen Kinderarzt D. Alagille benannte selteneerbliche Erkrankung mit Unterentwicklung der Gallen-gänge, Herzklappenfehler, charakteristischen Ge-sichtsveränderungen und Wirbelkörpermissbildun-

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gen. Betroffene Patienten sind durch Infektionen,Herz- oder Leberversagen bedroht. In Einzelfällen isteine Behandlung durch Lebertransplantation möglich.

Albumin: Hauptbestandteil der Bluteiweiße (= Plas-maproteine). Es wird von der Leber gebildet. SeineBestimmung im Blut erlaubt wichtige Rückschlüsseauf die Leistungsfähigkeit der Leber (Bestandteil des*Child-Pugh-Score), aber auch den Ernährungszu-stand.

Albumindialyse: in verschiedenen technischen Aus-führungen derzeit in klinischer Erprobung eingesetz-tes Blutwäscheverfahren (Abwandlung der Hämodia-lyse), bei der das zu reinigende Blut in einem zweitenDialysekreislauf über ein Membransystem mit einerAlbuminlösung in Austausch steht, um auf dieseWeise Giftstoffe und Stoffwechselprodukte wirksameraus dem Blut zu entfernen. Die Anwendung erfolgtbei akutem *Leberversagen, ihre Wirksamkeit bei an-deren Lebererkrankungen wird untersucht.

Aldosteron: in der Nebennierenrinde gebildetes Hor-mon, welches in der Regulation des Wasser- undSalzhaushalts eine bedeutende Rolle spielt. Bei *Le-berzirrhose kommt es zu einer übermäßigen Aldo-steronwirkung, so dass zu wenig Salz und Wasserausgeschieden werden. Die Wirkung von Aldosteronkann durch Medikamente wie Spironolacton ge-hemmt werden, so dass mehr Salz und Wasser aus-geschieden werden.

Alkalische Phosphatase: (Abk. AP) *Enzym, wel-ches in verschiedenen Organen (Leber, Knochen,Darm) vorhanden ist. Erhöhte Blutwerte der Leber-APweisen auf eine *Cholestase (Gallestauung), Verfet-tung, aber auch Infiltration durch Entzündungs- oder*Tumor-Zellen hin.

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Alkohol: Alkohole bilden aufgrund einer gemeinsa-men chemischen Eigenschaft eine große Stoffgrup-pe. Im allgemeinen Sprachgebrauch wird mit Alkoholder Äthylalkohol, auch Äthanol bezeichnet. Alkohol isteine staatlich legalisierte Droge mit hohem Suchtpo-tenzial. Regelmäßiger Konsum führt oberhalb einerindividuell verschiedenen Menge (grobe Richtgrößefür Frauen 30–40 g und Männer 60 g tgl.) zur alkoho-lischen Leberkrankheit mit *Alkoholhepatitis und *Le-berzirrhose bis zum *Leberzellkarzinom, aber auch zuGesundheitsschäden an anderen Organen (Herz,Bauchspeicheldrüse, Gehirn etc.).

Alkoholhepatitis: (vgl. *Fettleberhepatitis) auch alsalkoholische Steatohepatitis (ASH) bezeichnet. Eshandelt sich um eine durch Alkoholmissbrauch aus-gelöste hochaktive Leberentzündung, die in schwe-ren Fällen eine sehr ungünstige Prognose hat undzum Tod durch Leberversagen noch vor Ausbildungeiner Zirrhose führen kann. Die Behandlung bestehtin der Unterstützung des Körpers bei der Selbst-heilung; die Wiederherstellung dauert Wochen bisMonate. Die floride Alkoholhepatitis wird allgemeinwegen des noch unbeherrschten Suchtproblems alsGegenanzeige für die *Lebertransplantation angese-hen.

Alkoholinjektion: Behandlungsverfahren des *Le-berzellkarzinoms, bei dem unter *sonographischerKontrolle eine Hohlnadel in der Mitte des Tumorkno-tens plaziert und dann über die Nadel absoluter Alko-hol zur Abtötung der Tumorzellen eingespritzt wird.Inzwischen vielfach alternativ und ergänzend zur*Chemoembolisation angewandtes Verfahren.

Allopurinol: Hemmstoff der Xanthinoxidase, zur Be-handlung erhöhter Harnsäurewerte eingesetzt. Beider gleichzeitigen Einnahme von dieser Substanzund Azathioprin bzw. 6-Mercaptopurin kommt es zu

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einem verzögerten Abbau von Azathioprin bzw. 6-Mercaptopurin, was zu einer gefährlichen Überdosie-rung mit Schädigung des Knochenmarks führenkann.

Alpha-1-Antitrypsin: (= Proteaseninhibitor, Abk. PI)Hemmstoff, der die Aktivierung und Wirkung von ei-weißspaltenden *Enzymen hemmt. Die Feinanalysekann zwischen verschiedenen PI-Typen unterschei-den, die in klassischer Weise vererbt werden. BeimVorliegen bestimmter PI-Typen in homozygoter, viel-leicht auch in heterozygoter Form, kann eine Leber-zirrhose entstehen; häufiger werden jedoch Lungen-erkrankungen ausgelöst. Die Untersuchung auf PI-Typen erfolgt aus einer Blutprobe.

Alpha-1-Fetoprotein: (Abk. AFP) Eiweiß, welchesvon der Leber des Gesunden nur in geringen Mengengebildet und in die Blutbahn abgegeben wird. Bei Le-berkrankheiten zeigt eine Erhöhung des AFP einevermehrte Zellneubildung im Sinne einer Regenera-tion oder aber im Sinne einer *Tumor-Bildung an.AFP-Werte über 500 µg/L werden bei Erwachsenenmit einer *Leberzirrhose als beweisend für das Vorlie-gen eines *Leberzellkarzinoms gewertet.

ALT: Abk. für Alanin-Aminotransferase. Andere Abk.ALAT oder GPT für Glutamat-Pyruvat-Transaminase.Die ALT ist ein *Enzym, welches auch in Leberzellenenthalten ist. Durch Leberzellschädigung kommt eszu einer Leckage von ALT aus der Zelle, so dass sichdas Enzym im Blut nachweisen lässt. Dies kann injedem Labor gemessen werden. Die ALT-Erhöhungist also ein Maß für den Leberzellschaden.

AMA: Abk. für Antimitochondriale Antikörper, die fürdie Erkennung der primär biliären *Zirrhose von erst-rangiger Bedeutung sind. Diese Antikörper habenmöglicherweise auch eine Bedeutung in der Entste-

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hung der Erkrankung und sind in verschiedenenUntertypen im Blut nachweisbar. Größte Bedeutunghat der Untertyp M-2.

Ambulanz: (= Poliklinik) Sprechstunde an einemKrankenhaus zur Erkennung und Behandlung vonPatienten, die nicht stationär aufgenommen sind.Häufig werden in einer Ambulanz Patienten mit spe-ziellen medizinischen Problemen behandelt, z. B. inder Transplantationsambulanz.

Aminosäure: organische Säure mit einer Amino-gruppe. Zwanzig verschiedene Aminosäuren sind dieBausteine, aus denen die verschiedenen *Eiweißedes menschlichen Organismus bestehen.

Ammoniak: auch als Ammonium bezeichnete einfa-che Verbindung aus Stickstoff und Wasserstoff. Am-moniak ist ein Abbauprodukt von *Eiweiß und *Ami-nosäuren, welches bei höheren Konzentrationen alsNervengift wirken kann. Ammoniak ist im Blut, dasaus dem Darm auf die Leber zuströmt, in hohen Kon-zentrationen vorhanden und wird von der gesundenLeber entgiftet. Bei eingeschränkter Leberfunktionund bei Umleitung des Darmbluts um die Leber kanndie Konzentration von Ammoniak im übrigen Körper-blut ansteigen und zu einer Störung der Gehirnfunk-tion (= *Enzephalopathie) führen. Vgl. *Umgehungs-kreislauf

Amylase: *Enzym, das von der Bauchspeicheldrüsezur Verdauung von Nahrungsstärke produziert wird.Zu Beginn einer Bauchspeicheldrüsenentzündung (= Pankreatitis) kommt es zu einer im Blut messbarenErhöhung der Amylase. Diese wird zur Erkennungeiner Pankreatitis verwendet. Vgl. *Lipase

ANA: Abk. für antinukleäre Antikörper, die für die Er-kennung einer *Autoimmunhepatitis Typ I, früher auchlupoide Hepatitis genannt, von Bedeutung sind. ANA

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werden auch bei anderen Erkrankungen gefunden,die nicht primär die Leber betreffen.

Anästhesie: (= Gefühllosigkeit) Techniken zurSchmerzausschaltung, die von der örtlichen Betäu-bung (Lokalanästhesie) bis zur Vollnarkose reichen.Der Anästhesist ist der Narkosefacharzt, der heutzu-tage auch der Fachmann für die Intensiv- und Notfall-medizin operierter Patienten ist. Vgl. *Intensivstation

Anastomose: künstlich geschaffene Verbindungzwischen zwei Hohlorganen, beispielsweise zweiBlutgefäßen, zwei Gallengängen oder dem Gallen-gang und einer Darmschlinge. Bei der *Lebertrans-plantation werden die Blutgefäße sowie die Gallen-gänge von Empfänger und eingepflanztem Organmiteinander „anastomosiert“.

Anastomosenstenose: Einengung (= Stenose)einer *Anastomose, beispielsweise der Gallengangs-anastomose.

ANCA: Abk. für anti-Neutrophilencytoplasma Anti-körper, die für die Erkennung einer primär sklerosie-renden *Cholangitis eingesetzt werden. Hier sindspeziell so genannte p-ANCA von Bedeutung.

Angiographie: Röntgenuntersuchung, bei der Blut-gefäße nach Einspritzen von Kontrastmittel abgebil-det werden können. Durch Kunststoffschläuche (= Katheter) kann das Kontrastmittel ganz gezielt indas Organ gebracht werden, welches untersuchtwerden soll. Die Technik der Angiographie kann auchzur Behandlung genutzt werden. Vgl. *Chemoemboli-sation, *TIPS

Anschlussheilbehandlung: Heilmaßnahme in einer*Rehabilitations-Einrichtung mit dem Ziel, den in derAkutklinik erzielten Behandlungserfolg zu festigenund den Patienten auf die Wiedereingliederung in dasErwerbsleben vorzubereiten.

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Antibiotika: (Mehrzahl von Antibiotikum) Medika-mentengruppe, die zur Bekämpfung von *Infektionendurch *Bakterien eingesetzt wird. Die ersten Antibioti-ka waren Sulfonamide und Penicillin.

Antidiuretisches Hormon: (Abk. ADH, auch: Vaso-pressin) ADH wird vom Hypothalamus gebildet, steu-ert die Wasserausscheidung durch die Niere undwirkt gefäßverengend (daher auch das Synonym Va-sopressin). Ein Mangel an ADH führt zu übermäßigemWasserverlust.

Antikoagulation: Hemmung der *Blutgerinnungdurch Medikamente wie *Heparin, die injiziert oder in-fundiert werden oder Phenprocoumon bzw. Warfarin,die als Tabletten genommen werden.

Antikörper: Eiweißkörper, so genannte *Immunglo-buline, die von spezialisierten Immunzellen gebildetwerden. Vgl. *Immunsystem

Antikonzeption: = Empfängnisverhütung

Antimykotika: (Mehrzahl von Antimykotikum) Medi-kamentengruppe, die zur Bekämpfung von *Pilzinfek-tionen eingesetzt wird.

Arterie: = Schlagader

Arzneimittelhepatitis: in ihrer Häufigkeit unter-schätzte (8% der Leberwerterhöhungen unklarer Ur-sache) durch Medikamente (toxisch, allergisch, über-empfindlich) verursachte Leberparenchymschädi-gung, die in Abgrenzung zur arzneimittelbedingten*Cholestase unter dem Bild einer meist akuten, aberauch chronischen *Hepatitis bis hin zur *Leberzirrho-se verlaufen kann.

ASGPR: Abk. für Asialoglykoproteinrezeptor. DerASGPR befindet sich auf der Oberfläche von Leber-zellen und wird vom ASGPR-*Antikörper erkannt.

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Dieser korreliert teilweise mit der Entzündungsakti-vität einer *Autoimmunhepatitis.

ASH: Abk. für alkoholische Steatohepatitis; vgl. *Al-koholhepatitis

AST: Abk. für Aspartat-Aminotransferase, andereAbk. ASAT oder GOT für Glutamat-Oxalacetat-Trans-aminase. Die AST ist ein *Enzym, welches auch in Le-berzellen enthalten ist. Durch Leberzellschädigungkommt es zu einer Leckage von AST aus der Zelle,so dass sich das Enzym im Blut nachweisen lässt.Dies kann in jedem Labor gemessen werden. Da dieAST innerhalb der Leberzelle in abgekapselten Struk-turen (Mitochondrien) lokalisiert ist, ist ihre Erhöhungim Blut also ein Maß für schwerere Leberzellschäden.

Aszites: (= Bauchwassersucht) bezeichnet die An-sammlung von Gewebeflüssigkeit in der Bauchhöhle,zunächst unabhängig von ihrer Entstehungsursache.Häufigste Ursache ist der *Pfortaderhochdruck alsKomplikation der *Leberzirrhose. Andere Ursachensind u. a. Herzschwäche, Eiweißmangelernährung,Nierenversagen, *Tumor-*Metastasen. Die Behand-lung des Aszites bei Leberzirrhose erfolgt durch salz-arme Diät, *Diuretika, *Parazentese oder *TIPS.

Australia-Antigen: Vgl. *HBV

Autoantikörper: *Antikörper, die gegen körpereige-ne Bestandteile gerichtet, also fehlgeleitet sind undvor allem bei der Erkennung von autoimmunen Er-krankungen bedeutsam sind. Sie können in einerBlutprobe nachgewiesen werden.

Autoimmunhepatitis: Leberentzündung, die durcheine gegen den eigenen Körper gerichtete Immunre-aktion ausgelöst und unterhalten wird. Je nach Anti-körperbefund werden drei Typen unterschieden. Leit-antikörper von Autoimmunhepatitis-Typ I sind *ANA,von Typ II *LKM und von Typ III *SLA.

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Autoimmunität: krankhafte Reaktion des *Immun-systems gegen Gewebe des eigenen Körpers.

Azathioprin: Medikament zur Unterdrückung desImmunsystems (= *Immunsuppressivum). Azathioprinist ein bewährtes Standardpräparat sowohl zur Be-handlung der *Autoimmunhepatitis als auch zurUnterdrückung einer Abstoßung nach *Lebertrans-plantation. Bei gleichzeitiger Einnahme von Azathio-prin und *Allopurinol muss ggf. die Dosis von Aza-thioprin reduziert werden.

B

Bakterien: einzellige Kleinlebewesen ohne echtenZellkern, die einen ausreichenden Stoffwechselhaben, um auf unbelebten Nährböden leben und sichvermehren zu können. Unter den sehr vielfältigenBakterien gibt es solche, deren Besiedlung grund-sätzlich zu einer Krankheit des Wirts führt, solche beidenen nur unter bestimmten Bedingungen eineKrankheit eintritt und zudem auch viele Bakterien, diemit ihrer Besiedlung von beispielsweise Dickdarmoder Scheide zur Gesundheit des Wirts beitragen.

Ballondilatation: Technik zur Aufweitung (= Dilata-tion) von Engstellen (= *Stenosen) in Blutgefäßenoder Gangsystemen (z. B. Gallengang). Die Aufwei-tung erfolgt dabei durch Aufblasen des Hochdruck-ballons eines Spezialkatheters, der mittels *Endosko-pie oder *Angiographie in die Stenose eingeführtwurde.

Ballontamponade: Technik zur Behandlung einerBlutung aus *Ösophagusvarizen oder *Fundusvari-zen, wenn diese endoskopisch nicht beherrscht wer-den konnte oder die Endoskopie nicht durchgeführt

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werden kann. Nach Einführen einer entsprechendenSonde in den Magen wird die Blutung durch Aufbla-sen eines Niederdruckballons gestillt. Die *Linton-Nachlas-Sonde wird bei Blutung aus Fundusvarizenbevorzugt, die *Sengstaken-Blakemore-Sonde bzw.ihre Verbesserung, die *Minnesota-Sonde, werdenbei Blutung aus Ösophagusvarizen eingesetzt.

Benigne: = gutartig

Bilirubin: = gelber Gallefarbstoff. Bilirubin ist ein Ab-bauprodukt des roten Blutfarbstoffs *Hämoglobinund wird von der Leber in eine wasserlösliche Formumgewandelt und in die Galle ausgeschieden. Beigestörter Leberfunktion oder gestörtem Galleflusskommt es zu einem Rückstau des Bilirubins in dasBlut, wo es einfach gemessen werden kann. ErhöhteBilirubinwerte im Blut führen zur Gelbverfärbung (= Gelbsucht oder Ikterus) der Haut und Bindehaut.Nur für Neugeborene ist Bilirubin giftig; vgl. *Kernikte-rus. Hohe Werte an sich sind für Erwachsene nichtgefährlich, zeigen aber fast immer eine Erkrankungvon Leber oder Gallenwegen an. Ausnahme hiervonsind *Gilbert- oder Meulengracht-Syndrom, *Dubin-Johnson-Syndrom.

Biopsie: Untersuchung eines Gewebestückchens,das einem lebenden Organismus entnommen wurde.

Blutdruck: Druck des Bluts in Schlagadern (arteriel-ler Blutdruck) oder anderen Gefäßen (z. B. *Pfort-ader), der in mm Hg (= mm Quecksilbersäule) ange-geben wird. Der arterielle Blutdruck schwankt auf-grund der Pumpfunktion des Herzens wellenförmigzwischen systolischem (Gipfel) und diastolischem (Tal)Druck. Der arterielle Blutdruck wird mit einer aufblas-baren Manschette am Arm nach Riva-Rocci (RR) ge-messen und daher beispielsweise als RR: 120/80mm Hg angegeben; dabei gibt die erste Zahl den

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systolischen Blutdruck, und die zweite Zahl den dia-stolischen Blutdruck an.

Blutgerinnung: Das Gerinnungssystem verfügt übereinen sehr fein abgestimmten Mechanismus, der ein-erseits Gefäßverletzungen rasch abdichtet und damitBlutungsfolgen begrenzt hält und andererseits eineunerwünschte Gerinnung mit Gefäßverstopfungdurch Gerinnsel (= *Thrombose) verhindert bzw. be-seitigt. Für diese Funktion ist das Zusammenspiel vonvielen, überwiegend in der Leber gebildeten gerin-nungsfördernden und -hemmenden Faktoren einer-seits (plasmatische Gerinnung) und den aus demKnochenmark stammenden Blutplättchen (= *Throm-bozyten) andererseits nötig. Wichtige orientierendeLabortests zur Untersuchung der Blutgerinnung sind*Quick-Wert und partielle Thromboplastinzeit (Abk.PTT) zur Beurteilung der plasmatischen Gerinnungund die Thrombozytenzahl.

Blutung: (= Hämorrhagie) Austritt von Blut aus demGefäßsystem. Bedeutsam sind Blutungen durch deneintretenden Blutverlust (Blutungsschock) oder dieSchädigung eines Organs durch den Bluterguss (z.B. Gehirnblutung).

Budd-Chiari-Syndrom: Durchblutungsstörung derLeber, bei der der Blutabfluss aus der gesamtenLeber oder aus einzelnen Leberteilen durch plötzlicheingetretene *Thrombosen der Lebervenen gestopptwird. Das Budd-Chiari-Syndrom äußert sich durchplötzliche Bauchschmerzen und Bauchwassersucht.Ursache sind meistens bis dahin nicht erkannte Ge-rinnungsstörungen mit erhöhtem Risiko von Throm-bosebildungen. Das Budd-Chiari-Syndrom ist einhochakutes Krankheitsbild, das inzwischen durch*TIPS bzw. *Lebertransplantation erfolgreich behan-delt werden kann.

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Byler-Krankheit: seltene, nach einer betroffenen Fa-mile benannte erbliche, ohne Transplantation tödlichverlaufende Erkrankung der Galleproduktion. ErsteKrankheitszeichen im 1. Lebensjahr: anfänglich übel-riechende Durchfälle, Juckreiz, dann schubweise fort-schreitende *Cholestase mit terminaler *Leberzirrhose.Ähnliche, aber durch andere genetische Verände-rungen verursachte Erkrankungen werden als BylerSyndrom bezeichnet.

C

Calcium: chemisches Element (Abk. Ca), dessen IonCa++ für die Funktion aller erregbaren Zellen und Ge-webe (z. B. Nervensystem, Muskulatur) unerlässlichist; vgl. *Elektrolyte. Calcium ist außerdem von großerBedeutung für den Knochenstoffwechsel, den unge-störten Ablauf der Blutgerinnung und der Informa-tionsweitergabe innerhalb von Zellen.

Caput medusae: (= Medusenhaupt) bildlicher Begrifffür die Ausbildung von auffälligen Krampfadern umden Nabel als Zeichen ausgeprägter *Umgehungs-kreisläufe bei *Pfortaderhochdruck.

Caroli-Krankheit: nach dem französischen Patho-logen Jacques Caroli benannte erbliche Erkrankungmit Erweiterung der intrahepatischen Gallenwege unddaher Neigung zur wiederkehrender *Cholangitis undAbszessbildung. Bei der Caroli-Krankheit sind diegroßen segmentalen Gallengangäste und bei CaroliSyndrom auch die kleinen, peripheren Gallengängebetroffen. Behandlung konservativ mit *Antibiotika,bei häufigen und schwer kontrollierbaren Gallen-gangsentzündungen auch operativ durch *Resektionoder gar *Lebertransplantation.

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Carrier: (engl.) = Träger, Transporteur, Transportsys-teme in Zellmembranen.

CHE: Abk. für *Cholinesterase

Chemoembolisation: *angiographische Methodezur Behandlung von *Lebertumoren. Dabei wird mitdem Angiographiekatheter die Schlagader, die denTumor versorgt, aufgesucht, um dann ein Gemischeinzuspritzen, das einerseits zu einer örtlichen *Che-motherapie im Tumor und andererseits zu einem ge-zielten Gefäßverschluss und damit zu einem Aushun-gern des Tumors führt.

Chemolitholyse: Verfahren zur Auflösung von *Gal-lensteinen durch Medikamente, wenn eine Operationnicht möglich ist oder vom Patienten abgelehnt wird.Zur erfolgreichen Chemolitholyse sind Steine mit einerGröße unter 1,0 cm ohne Verkalkungszeichen bei er-haltener Gallenblasenfunktion geeignet; die Erfolgsra-te liegt bei 20–70% nach 12 Monaten. Bei Steinenvon 1,0–2,0 cm ist in maximal 20% eine kompletteChemolitholyse erreichbar. Eingesetzt wird die Kom-bination von *Chenodeoxycholsäure mit *Ursodeoxy-cholsäure (jeweils 5–7 mg pro kg Körpergewicht (KG)tgl. in einer Einzelgabe abends) oder Ursodeoxychol-säure (8–12 mg pro kg KG tgl. in einer Einzelgabeabends). Die Chemolitholyse gehört als flankierendeTherapie zur *Steinzertrümmerung durch Stoßwellen(Abk. *ESWL).

Chemotherapie: Ursprünglich bezeichnete manhiermit alle Behandlungsmethoden, bei denen durchchemisch definierte Wirkstoffe lebende Organismen(*Bakterien, *Pilze, *Tumorzellen) bekämpft wurden.Heutzutage wird der Begriff fast ausschließlich für diemedikamentöse Tumortherapie verwendet. Die dabeieingesetzten Medikamente werden als Chemothera-peutika oder oft auch als Cytostatika bezeichnet.

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Chenodeoxycholsäure: Gallensäure zur Auflösungvon Gallensteinen; vgl. *Chemolitholyse

Child-Pugh-Score: in Klinik und Forschung vielfachbewährtes Maß zur Einteilung des Schweregrads undder Prognose einer *Leberzirrhose. Ursprünglich vonden Chirurgen Child und Turcotte entwickelt, wirdheute fast ausschließlich der von Pugh modifizierteChild-Pugh-Score eingesetzt. Dabei werden Synthe-seleistung (*Albumin, *Quick-Wert) und Ausschei-dungsfunktion (*Bilirubin) der Leber, sowie Komplika-tionen wie *Aszites und *Enzephalopathie berücksich-tigt. Von den gebildeten Kategorien weist A die beste,B eine intermediäre und C die ungünstigste Prognoseauf.

Cholangiographie: = Gallengangsdarstellung aufRöntgenbildern. Vgl. *ERCP, *PTC

Cholangioskopie: = *Endoskopie der Gallenwege

Cholangitis: = Gallengangsentzündung. Die Cholan-gitis kann bakteriell, meist bei einer Behinderung desGalleabflusses, bedingt sein und äußert sich typi-scherweise mit Fieber, Schüttelfrost und meist Dun-kelverfärbung des Urins. Neben einer antibiotischenTherapie ist hier v. a. die Beseitigung des Abflusshin-dernisses von Bedeutung. Eine Cholangitis kannauch, gehäuft bei Patienten mit einer chronischenDarmentzündung, ohne eigentlich gesicherte Ursa-che auftreten. Dann liegt eine so genannte primärsklerosiende Cholangitis (Abk. PSC) vor. Bei derPSC handelt es sich um eine überschießende Ent-zündungsreaktion des Körpers an den Gallengängen,die fleckförmig auftritt und daher zu einem Nebenein-ander von entzündlich-vernarbenden Engstellen einer-seits und Gangerweiterungen andererseits führt.Daher sind wiederholte bakterielle Gallengangsent-zündungen typische Komplikationen der PSC. Bei

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einer PSC sind häufig Antikörper vom p-*ANCA-Typnachweisbar. Die PSC geht mit einem erhöhten Risi-ko für die Entstehung eines *Gallengangskarzinomseinher. Die medikamentöse Behandlung erfolgt mit*Ursodeoxycholsäure und ggf. *Antibiotika.

Choledochus: Der Ductus choledochus ist derHauptgallengang.

Cholelithiasis: = Gallensteinkrankheit. Liegen dieSteine nur in der Gallenblase vor, spricht man vonCholezystolithiasis, bei Gallengangsteinen von Chol-angiolithiasis.

Cholestase: = Gallestauung. Cholestase bezeichneteine vollständige oder teilweise Störung des Galle-flusses. Diese Störung kann im Bereich der Leberzel-len, der Gallenkapillaren oder der Gallengänge inner-halb und/oder außerhalb der Leber liegen und vielfäl-tige Ursachen (Missbildung, *Infektion, Entzündung,Steine, *Tumor, Medikamente) haben. Vgl. *Ver-schlussikterus

Cholezystitis: = Gallenblasenentzündung

Cholezystolithiasis: Vgl. *Cholelithiasis

Cholinesterase: (Abk. CHE) Die CHE ist ein von derLeber gebildetes *Enzym, dessen Nachweis im BlutHinweise auf die Syntheseleistung der Leber, aberauch den Ernährungszustand gibt.

Ciclosporin: (auch Ciclosporin A) wichtiges *immun-suppressives Medikament zur Unterdrückung einerTransplantatabstoßung. Zur Vermeidung von Neben-wirkungen und Erkennung von Wechselwirkungenmit anderen Medikamenten ist die Bestimmung vonCiclosporin-Blutspiegeln wichtig. Daher sind alle Ver-änderungen der eingenommenen Medikamente oderder Beginn einer neuen Medikation immer mit der be-

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treuenden Transplantations-Sprechstunde abzustim-men.

CMV: Abk. für Cytomegalie-Virus. CMV ist ein weit-verbreitetes *Herpes-Virus, das bei Gesunden selten(Ausnahme: CMV-Infektion während der Schwanger-schaft) zu Problemen führt. Bei *Immunsuppressionkann es zum lebensbedrohlichen Aufflackern früherabgelaufener CMV-Infektionen kommen. Zur Vorbeu-gung und Behandlung stehen Medikamente zur Ver-fügung (z. B. Hyperimmunglobulin, Ganciclovir, Fos-carnet).

Coeruloplasmin: (= Caeruloplasmin, Ceruloplasmin)Kupfer-transportierendes Eiweiß, dessen Konzentra-tion im Blut bei M. *Wilson erniedrigt ist. Coeruloplas-min ist für die Entstehung der Erkrankung nicht vonBedeutung, aber wichtig für die Krankheitserken-nung.

Colestyramin: Austauscherharz, das nach oralerEinnahme verschiedene Stoffe, u. a. auch Gallensäu-ren im Darm binden und so aus dem Körper entfer-nen kann. Colestyramin wird deshalb auch zur Be-handlung des Juckreizes bei Leberkrankheiten, wieder primär biliären *Zirrhose eingesetzt.

Colon: = Dickdarm

Coma hepaticum: Vgl. *Enzephalopathie, hepati-sche

Computertomographie: Röntgentechnik, bei derSchnittbilder (= Tomographie) des Körpers angefertigtwerden und damit in früher ungeahnter Weise innereOrgane und ihre Veränderungen sichtbar gemachtwerden können. Unter Benutzung der Computerto-mographie können auch durch gezielte Punktion Pro-ben zur *Biopsie entnommen oder Flüssigkeiten (Ge-webeflüssigkeit, Eiter, Galle) abgeleitet werden. Vgl.*Kernspintomographie

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Cortison: eines der von der Nebennierenrinde gebil-deten Hormone; sein Name wird meist stellvertretendfür die ganze Gruppe der natürlich vorkommendenund künstlich hergestellten Glukokortikoidhormoneverwendet. Diese werden aufgrund ihrer entzün-dungshemmenden und *immunsuppressiven Eigen-schaften zur Behandlung von Autoimmunerkrankun-gen, z. B. der *Autoimmunhepatitis oder der Ab-stoßung eines Transplantats eingesetzt. Aufgrundihrer chemischen Struktur gehören Cortison undseine Abkömmlinge zu den Steroiden. Die Bezeich-nungen Steroid oder Kortikosteroid werden im klini-schen Jargon auch stellvertretend für Glukokortikoideverwendet. Wichtige Vertreter der synthetischen Glu-kokortikoidhormone sind Prednisolon, Methylpredni-solon, Dexamethason oder Budesonid.

CT: Abk. für *Computertomographie

Cytomegalie: Vgl. *CMV

D

Diabetes mellitus: (= Zuckerkrankheit) Bei Diabetesmellitus besteht ein vollständiger (sehr selten) bzw.ein teilweiser (meistens) Mangel an Insulin. Insulinwird vom *Pankreas gebildet und ist das wichtigste*Hormon zur Steuerung des Aufbaus von Körperbe-standteilen (= Anabolie). Folge des Insulinmangels isteine Glukoseverwertungsstörung mit zu hohen Blut-zuckerwerten (= Hyperglykämie). Bei *Leberzirrhosekommt es häufiger als gewöhnlich zu einem Diabetesmellitus.

Diät: Entgegen früherer Lehrmeinung sieht manheute keine Grundlage für die Empfehlung einer „Le-berdiät“. Patienten mit chronischen Leberkrankheiten,

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insbesondere einer *Leberzirrhose, sollen eine Misch-kost wie Gesunde zu sich nehmen. Es ist auf eineausreichende Energiezufuhr (30 kcal pro kg tgl.) undvor allem eine ausreichende Eiweißzufuhr (1,2 g prokg tgl., bei Mangelernährung bis 1,5 g pro kg tgl.) zuachten. Eine eiweißarme Diät ist nur sehr selten wirk-lich erforderlich und muss auf die kürzestmöglicheZeit beschränkt bleiben, da sonst schwere Kompli-kationen durch den *Eiweißmangel drohen. WährendPhasen der Eiweißbeschränkung kann ein Eiweiß-mangel durch Gabe von *verzweigtkettigen Amino-säuren verhindert werden.

Diuretikum: (Mehrzahl Diuretika) Gruppe von Medi-kamenten, die die Ausscheidung von Wasser undSalzen durch die Niere erhöhen. Diuretika werden beider Behandlung von *Aszites, *Ödemen, aber auchHerzschwäche eingesetzt. Beispiele: Furosemid, Pi-retanid. Vgl. *Aldosteron

DNA: = *DNS

DNS: Abk. für Desoxyribonukleinsäure. DNS ist einMolekül, welches die Information für die Erbsubstanzvieler Organismen, so auch des Menschen trägt. Ent-sprechend unterscheidet sich die DNS zwischen Indi-viduen einer Art und, in größerem Ausmaß, zwischenden Arten. Heute wird in der Medizin fast ausschließ-lich die englische Abkürzung DNA verwendet.

Drainage: Ableitung von krankhaften Flüssigkeitsan-sammlungen (Gewebewasser, gestaute Galle, ge-stauter Harn, Eiter, Blut) meist über Kunststoffschläu-che.

Dubin-Johnson-Syndrom: erbliche Störung derAusscheidung des bereits in den Leberzellen konju-gierten Bilirubins. Führt zu *Hyperbilirubinämie undAblagerung eines braun-schwarzen Farbstoffs in der(vergrößerten) Leber. Einnahme von oralen Kontra-

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zeptiva (= „Pille“) und Schwangerschaft verstärkendie Hyperbilirubinämie. Gutartige, nicht behandlungs-bedürftige Erkrankung.

Duodenum: = Zwölffingerdarm

E

EBV: Abk. für *Epstein-Barr-Virus

Echinococcus: = Hundebandwurm

Echinokokkose: = Erkrankung durch Echinokok-ken; die *Infektion erfolgt über die Aufnahme vonWurmeiern, die in den Ausscheidungen (auch Stäu-ben) von Hunden oder Füchsen auf Nahrungsmittelgelangen. Aus dem Darm gelangen die Parasitenbeim Menschen über die *Pfortader bevorzugt in dieLeber, die das am häufigsten befallene Organ ist.Eine Infektion mit Echinococcus granulosus führt zurzystischen Echinokokkose mit Ausbildung von flüs-sigkeitsgefüllten Blasen (= Zysten), die angrenzendeOrgane verdrängen können und beim Platzen zueiner Aussaat der Parasiten führen. Die Behandlungerfolgt durch Operation, Abtötung der Parasiten ineiner Zyste und durch Medikamente (Mebendazol,Albendazol). Die Infektion mit E. multilocularis führtdagegen zur alveolären Echinokokkose, einer schwerwiegenden Erkrankung durch eine meist auf dieLeber beschränkte tumorartige Infiltration. Die alveo-läre Echinokokkose gilt als die gefährlichste parasitä-re Zoonose in Mitteleuropa und als die am häufigstenzum Tode führende Wurmerkrankung des Menschenüberhaupt. Behandlung durch Operation bzw. medi-kamentöse Behandlung mit Mebendazol oder Alben-dazol.

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EEG: Abk. für Elektro-Enzephalogramm. Ableitungder Hirnstromkurven. Einsatz in der Erkennung vonHirnerkrankungen und Funktionsstörungen, beispiels-weise der *Enzephalopathie (von untergeordneter Be-deutung) und bei der Erkennung des *Hirntodes.

Eisen: chemisches Element, auch zur Gruppe der*Spurenelemente gezählt. Eisen ist u. a. von Bedeu-tung für die Blutbildung, *Hämoglobin, und die Zellat-mung. Eisenmangel führt vor allem zu einer Blutar-mut. Die erbliche *Hämochromatose führt durch eineEisenüberladung in Organen auch zu einer Erkran-kung der Leber.

Eisen-Index: Das aus der Eisenkonzentration imLebergewebe (E) [µmol / g Trockengewicht] und demLebensalter (A) [Jahre] gebildete Verhältnis E/A wirdbei Werten > 1,9 als beweisend für das Vorliegeneiner idiopathischen *Hämochromatose gewertet.

Eiweiß: aus *Aminosäuren aufgebaute Naturstoffe,die zu den wichtigsten Bestandteilen lebender Orga-nismen gehören. Eiweiße des menschlichen Orga-nismus haben große Bedeutung als *Enzyme, *Hor-mone, Stütz- und Gerüsteiweiße (z. B. Sehnenfa-sern), Funktionseiweiße (z. B. Muskelfasern, *Blutge-rinnungsfaktoren, *Antikörper), Transporteiweiße (z. B.*Transferrin, *Albumin). Da im Körper keine Vorratsei-weiße vorhanden sind und jeden Tag eine fixe MengeEiweiß verloren geht, kann die Eiweißbilanz nur durchtägliche Eiweißzufuhr über die Nahrung erhalten wer-den. Vgl. *Diät

Elektrolyte: Verbindungen, die in wäßriger Lösung inIonen zerfallen. Medizinisch von Bedeutung sindElektrolyte für den Wasserhaushalt der Zellen unddes ganzen Körpers, sowie die biologischen elektri-schen Phänomene, wie beispielsweise Nerven-,Herz- und Muskelfunktion. Die medizinisch wichtig-

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sten Elektrolyte sind Natrium (Na+), Kalium (K+), Cal-cium (Ca++), Magnesium (Mg++) und Chlorid (Cl–).

Endoskopie: Technik, unter Benutzung von ver-schiedenen optischen Geräten (= Endoskop) Körper-höhlen zu betrachten. Zunächst wurde die Endosko-pie lediglich zur Krankheitserkennung, mit der Zeitaber immer häufiger auch zur Behandlung bis hin zugroßen Operationen (z. B. Gallenblasenentfernung)eingesetzt. Im Zusammenhang mit Lebererkrankun-gen sind die Spiegelung der Bauchhöhle (*Laparos-kopie), des oberen Verdauungstrakts (*Gastroskopieoder, exakter, Ösophago-Gastro-Duodenoskopie),des Dickdarms (*Koloskopie) und der Gallengänge(*ERCP und *Cholangioskopie) von Bedeutung.

Enzephalopathie, hepatische: (Abk. HE) grund-sätzlich rückbildungsfähige Funktionsstörung desGehirns infolge einer schweren Lebererkrankung. DieHE kann in ihrer klinischen Erscheinung das gesamteSpektrum von minimalen, nur mit speziellen Testsfeststellbaren Veränderungen (minimale HE; ältereBezeichnungen: subklinische HE, latente HE) bis hinzur tiefsten Bewusstlosigkeit (HE IV°, Leberkoma,Coma hepaticum) einnehmen. Die Enzephalopathiebei akutem *Leberversagen (HE Typ A, ältere Be-zeichnung: Leberzerfallskoma) wird durch den Zu-sammenbruch der Leberfunktion ausgelöst und istmeist durch eine Hirnschwellung bedingt. Die HE bei*Leberzirrhose (HE Typ C, ältere Bezeichnung: Leber-ausfallskoma) wird meist durch eine Komplikation derLeberzirrhose ausgelöst (Blutung, Infektion, Anämie,Nierenversagen, Stuhlverstopfung, Medikamente, Er-nährungsfehler). Diese Form der HE entsteht durchdie Kombination von *Umgehungskreisläufen um dieLeber und Verminderung der Leberfunktion. Das Auf-treten einer hepatischen Enzephalopathie, derenerste Zeichen vermehrte Müdigkeit, Konzentrations-

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störungen und Verlangsamung sind, sollte immer zueiner ärztlichen Abklärung mit sorgfältiger Suchenach einem Auslöser führen. Die HE Typ B tritt beiangeborenen Kurzschlussverbindungen zwischenPfortader- und Körperkreislauf ohne eine eigentlicheLebererkrankung auf. Therapie: *Lactulose, Ornithin-Aspartat, *verzweigtkettige Aminosäuren.

Enzyme: Bezeichnung für *Eiweiße, die den Ablaufbiochemischer Reaktionen beschleunigen (= Kataly-sator) und damit oft erst möglich machen. Enzymesind die wichtigsten Funktionseiweiße des Körpers.Enzymeiweiße werden oft erst durch Verbindung mit*Elektrolyten (z. B. Ca++, Mg++) oder *Spurenelemen-ten (z. B. Eisen, Zink) wirksam und benötigen darüberhinaus auch die Gegenwart so genannter Cofakto-ren, die oft Vitamine sind (z. B. *Vitamin K).

Epstein-Barr-Virus: (Abk. EBV) Virus aus der Grup-pe der *Herpes-Viren. Erreger des Pfeifferschen Drü-senfiebers (= *Mononucleosis infectiosa). Bei Trans-plantierten unter *Immunsuppression kann EBV eineWucherung des Lymphgewebes auslösen, die durchRücknahme der Immunsuppression erfolgreich be-herrscht werden, aber auch in eine bösartige Formübergehen kann.

ERCP: Abk. für endoskopische retrograde Cholan-gio-Pankreatikographie. *Endoskopisches Verfahren,bei dem ein Duodenoskop nach Passage von Spei-seröhre und Magen im Zwölffingerdarm plaziert wird.Dann kann die Einmündungsstelle (= Papille) von Gal-lengang und Bauchspeicheldrüsengang betrachtetund unter Sicht sondiert werden. Über diese Sondekann Röntgenkontrastmittel eingespritzt werden zurAnfertigung von Bildern des Gallengangs (= Cholan-giographie) und Bauchspeicheldrüsengangs (= Pan-kreatikographie). Bei der therapeutischen ERCP kannauch eine Behandlung vorgenommen werden: z. B.

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Schlitzung und Erweiterung der Papille (= Papillo-tomie), um Gallengangssteine zu entfernen oder *Gal-lengangsstenosen mit Hilfe von *Stents zu über-brücken oder mittels Ballonkatheter aufzudehnen (= Cholangioplastie). Anstelle des Katheters kannauch ein Mini-Endoskop in den Gallen- oder Pankre-asgang eingeführt werden (Cholangioskopie, Pankre-atikoskopie).

Erythrozyten: = rote Blutkörperchen. Die Erythrozy-ten sind kernlose Zellen, die aufgrund ihres hohenGehalts an *Hämoglobin Sauerstoff binden und sovon der Lunge in die Körpergewebe transportierenkönnen. Erythrozyten werden vom Knochenmark ge-bildet und in der Milz abgebaut.

ESWL: Abk. für extrakorporale Stoßwellen-Lithotrip-sie, vgl. *Steinzertrümmerung

Eurotransplant: Organisation europäischer Trans-plantationszentren zur Optimierung der Logistik undSicherung einer optimalen Versorgung mit Spender-organen. Wichtige Funktion ist auch die Erarbeitungverbindlicher Standards zur Organvergabe und ent-sprechende Aufsicht und Kontrolle. Sitz der Organi-sation ist Leiden in Holland.

F

Famciclovir: erste klinisch erfolgreiche virostatischeSubstanz, die die Vermehrung von *HBV hemmt. In-zwischen durch wirksamere Nachfolgesubstanzenwie *Lamivudin oder *Adefovir weitgehend verdrängt.Ein wesentlicher Nachteil lag in der Entwicklung vonresistenten *HBV-Mutanten.

Ferritin: Eisen-Eiweiß-Verbindung, deren Konzentra-tion im Blut unter Normalbedingungen zuverlässig die

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Eisenvorräte des Körpers widerspiegelt. Entspre-chend sind bei der Eisenspeicherkrankheit *Hämo-chromatose hohe Ferritinwerte zu finden. Allerdingskann bei akuter Entzündungsreaktion und bei Unter-gang von Leberzellen (z. B. *Alkoholhepatitis, akutes*Leberversagen) der Ferritinwert erhöht sein, ohnedass eine Eisenüberladung des Körpers vorliegt.

Fette: (= Neutralfett, Triglyzeride) lebenswichtigeSubstanzen, die aus je drei *Fettsäuren und einemMolekül Glyzerin bestehen. Fette sind Strukturbe-standteile von Zellmembranen, dienen als Energie-speicher (Depotfett) und energiereicher Brennstoff.

Fettleber: (= Steatosis hepatis) häufigste Leberer-krankung mit vermehrter Ablagerung von Fett in derLeber meist infolge von Alkoholmissbrauch, *Diabe-tes mellitus, Fehlernährung, aber auch Medikamen-ten (z. B. Tetrazykline, Cortison). Leichte Formen vollrückbildungsfähig; bei schwerer Verfettung steigt dasRisiko der Ausbildung einer *Fettleberhepatitis alsVorerkrankung der *Leberzirrhose.

Fettleberhepatitis: (= Steatohepatitis) durch Verfet-tung der Leber ausgelöste Leberentzündung. DieFettleberhepatitis wird zwar meistens durch Alkohol-missbrauch ausgelöst (*Alkoholhepatitis), jedochkann sie auch andere Ursachen haben, so dass mandann von einer nicht-alkoholischen Steatohepatitis(*NASH) spricht. Diese hat ebenfalls ein hohes Risiko,in eine *Leberzirrhose überzugehen.

Fettsäuren: organische Säuren, die wesentlicherBestandteil der im Organismus vorkommenden Fettesind. Je nach chemischer Zusammensetzung undStruktur unterscheidet man zwischen kurz-, mittel-oder langkettigen Fettsäuren, sowie zwischen gesät-tigten und einfach bzw. mehrfach ungesättigten Fett-säuren. Bestimmte Fettsäuren kann der menschliche

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Organismus nicht bilden. Sie müssen über die Nah-rung zugeführt werden (= essenzielle Fettsäuren).

Fettstuhl: (= Steatorrhö) voluminöser, ungeformterStuhl pastenartiger Beschaffenheit mit ggf. sichtbarerFettablagerung als Folge einer unzureichenden Fett-verdauung. Diese kann auf Verminderung und Stö-rungen von Galleproduktion, Bauchspeichelproduk-tion oder Absorptionsstörung des Dünndarms beru-hen. Bei chronischen cholestatischen Lebererkran-kungen mit Gallestauung kommt es nicht selten zuFettstühlen und als Folge davon zu einer verminder-ten Aufnahme der fettlöslichen *Vitamine A, D, E undK. Diese können zur Vermeidung oder Behandlungeines Mangelzustandes oral oder durch Injektionenzugeführt werden.

Fibrinogen: von der Leber gebildeter Blutgerin-nungsfaktor, aus dem nach Aktivierung der *Blutge-rinnung Fibrin entsteht, welches das eigentliche Ge-rinnsel bildet.

Flapping tremor: (auch: Asterixis) hiermit wird eineneuromuskuläre Störung bezeichnet, die bei der he-patischen *Enzephalopathie auftritt. Dabei ist der Pa-tient nicht in der Lage, bei ausgestreckten Armen dienach hinten abgewinkelten Hände ruhig in dieser Po-sition zu halten, ohne dass die Hände ruckartig ab-sinken.

FNH: Abk. für fokal noduläre Hyperplasie, vgl.*Hyperplasie, fokal noduläre

Foetor hepaticus: (wörtl. Lebergeruch) charakteris-tischer, süßlich aromatischer Geruch der Ausatemluftvon Patienten mit fortgeschrittener Leberfunktions-störung.

Fokal noduläre Hyperplasie: Vgl. *Hyperplasie,fokal noduläre

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Fulminante Hepatitis: Vgl. *Hepatitis

Fundusvarizen: Krampfadern in der Magenkuppel(= Magenfundus). Fundusvarizen entstehen wie*Ösophagusvarizen in Folge eines Pfortaderhoch-drucks bei Leberzirrhose. Bei isoliert, ohne Ösopha-gusvarizen, auftretenden Fundusvarizen, liegt nichtselten ein Verschluss der Milzvene (Milzvenenthrom-bose) nach Bauchspeicheldrüsenentzündungen vor.Fundusvarizen, können ebenfalls zu lebensbedroh-lichen Blutungen führen und werden grundsätzlich ingleicher Weise wie Ösophagusvarizen behandelt.

G

Galle: von den Leberzellen in die Gallengänge aus-geschiedene Flüssigkeit, die u. a. *Gallensalze, *Biliru-bin, Cholesterin, *Eiweiße und Bikarbonat enthält.

Gallenblase: Reservoir für die von der Leber abge-sonderte Galle. Auf entsprechende Reize (Mahlzeiten)entleert die Gallenblase Galle in den Zwölffingerdarmzur Fettverdauung.

Gallengangsentzündung: = *Cholangitis

Gallengangskarzinom: bösartiger, von der Schleim-haut der Gallengänge ausgehender *Tumor. Feinge-weblich handelt es sich um ein cholangiocelluläresCarcinom (Abk. CCC). Meist führt ein Gallengangs-karzinom erst in fortgeschrittenen Stadien zu Be-schwerden, so dass eine Früherkennung selten ist.Risikofaktor für seine Entstehung ist eine länger be-stehende primär sklerosierende *Cholangitis. Die Be-handlung besteht in der operativen Entfernung (Früh-stadien) und der endoskopischen Sicherung des Gal-leabflusses durch Einlage von *Stents mittels *ERCPoder *PTC.

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Gallengangsstenose: Einengung eines Gallengangs

Gallengrieß: = Gallensludge, *Gallensteine

Gallenkolik: starke, typischerweise krampfartige, inWellen auftretende Schmerzen im rechten Ober-bauch, verursacht durch starkes Zusammenziehender Gallengänge oder der Gallenblase meist in demBestreben, einen Gallenstein auszutreiben. Vgl. *Gal-lensteine

Gallensäuren: Substanzen, die von der Leber ausCholesterin gebildet und in die Galle abgegeben wer-den. Ihre wichtigste Aufgabe ist die Mizellenbildungdes Nahrungsfetts im Darm. Darunter versteht mandie Bildung kleinster, von Gallensäuren ummantelterFetttröpfchen, die damit „wasserlöslich“ und für denKörper verwertbar werden. Bei Galleabflussbehinde-rung (*Cholestase) kann es über einen Rückstau vonGallensäuren zu Juckreiz kommen. Einzelne Gallen-säuren wie *Ursodeoxycholsäure werden bei der*Chemolitholyse von Gallensteinen und in der Be-handlung der primär biliären *Zirrhose bzw. der pri-mär sklerosierenden *Cholangitis erfolgreich einge-setzt.

Gallensalze: Salze aus *Gallensäuren und Kationen,wie Na+ oder K+. In der Galle liegen Gallensäurenüberwiegend als Salze vor.

Gallensteine: Steinbildung der übersättigten Galleum einen Kristallisationskern in der Gallenblase oderden Gallengängen in wechselnder Ausprägung miteinem Spektrum von zahllosen kleinsten Steinchen (= Gallengrieß) bis hin zum großen Einzelstein (= Soli-tärkonkrement). Je nach Zusammensetzung aus Ei-weißkörpern, Cholesterin- oder *Bilirubinkristallenspricht man von Cholesterinsteinen, Pigmentsteinenoder Bilirubinatsteinen. Sie sind häufig anzutreffen,verursachen aber keineswegs immer Beschwerden

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oder Probleme. Behandlungsbedarf entsteht beiSteinabgängen aus der Gallenblase oder durch engeGallengänge (Symptom: Koliken), Verschluss vonGallengängen (Symptom: Gelbsucht), Verschluss desBauchspeicheldrüsengangs (Komplikation: Bauch-speicheldrüsenentzündung) oder Auslösung bzw.Wegbereitung einer Gallengangs- oder einer Gallen-blasenentzündung. Die Behandlung von symptomati-schen Gallenblasensteinen erfolgt vorzugsweisedurch den Chirurgen (laparoskopische Gallenblasen-entfernung), erst in zweiter Linie durch *Steinzertrüm-merung oder medikamentöse Steinauflösung (*Che-molitholyse). Gallengangssteine werden vorzugs-weise durch endoskopische Steinentfernung behan-delt; vgl. *ERCP

Gallenwege: (= Cholangien) Sammelbegriff für dasnatürliche, galleableitende Röhrensystem innerhalbund außerhalb der Leber.

Gamma-GT: (= γGT, GGT) Abk. für Gamma-Gluta-myl-Transpeptidase. Die γGT wird, obgleich auch inanderen Organen (Niere) gebildet, fast ausschließlichfür die Erkennung von Leber-, insbesondere von Gal-lengangserkrankungen bestimmt. Die γGT reagiertzwar recht frühzeitig bei alkoholbedingten Leberer-krankungen, ist jedoch nicht spezifisch oder gar be-weisend für Alkohol als Ursache einer Lebererkran-kung.

Gastropathie, portal hypertensive: (Abk. PHG)Magenschleimhautveränderung im Rahmen des*Pfortaderhochdrucks durch Erweiterung der kleinenSchleimhautgefäße, Gefäßmissbildungen und redu-zierter Durchblutung der Schleimhaut. Die PHG ver-ursacht akute und chronische Blutungen und wird imRahmen der *Gastroskopie festgestellt und ggf. be-handelt. Medikamentöse Behandlung mit Betarezep-torenblockern.

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Gastroskopie: = Magenspiegelung. Sie erfolgt heut-zutage mit dünnen, sehr flexiblen Video-Gastrosko-pen. In der Regel wird bei einer solchen Untersu-chung neben dem Magen auch die Speiseröhre undder Zwölffingerdarm betrachtet (= Ösophago-Gastro-Duodenoskopie, Abk. ÖGD). Bei der Krankheitser-kennung bietet die Gastroskopie den großen Vorteilder gleichzeitigen Gewebeentnahme zur *Biopsie.Von besonderer Bedeutung ist die Gastroskopie zurFeststellung der Blutungsquelle und ihrer Behandlungbei einer akuten *Ösophagusvarizenblutung odereiner Blutung aus einem Geschwür. Vgl. *Varizenliga-tur, *Varizensklerosierung

Gelbsucht: = Ikterus; bezeichnet im strengen Sinnenur die Gelbverfärbung der Haut infolge erhöhter *Bi-lirubinwerte unabhängig von ihrer Ursache.

Genotyp: Einteilung von Zellen, *Bakterien, *Pilzenoder *Viren nach ihrem Erbmaterial und nicht nacheinem Produkt des Erbmaterials (Phänotyp). Beispiel:Das *HCV kommt in mehreren Genotypen vor, vondenen der Typ Ib in West-Mitteleuropa sehr häufig istund gegenüber einer *Interferon-α-Behandlung relativresistent ist.

Gerinnungsfaktoren: Vgl. *Blutgerinnung

Gesamteiweiß: Laborwert, der die Konzentrationaller *Eiweiße im Blutserum angibt. Beim Gesamtei-weiß werden zwei Hauptbestandteile unterschieden,das von der Leber gebildete *Albumin und die Globu-line. Durch die Serumelektrophorese können dieseBestandteile aufgetrennt werden.

Gilbert-Syndrom: (= Meulengracht-Syndrom) Stö-rung der Konjugation des *Bilirubins in den Leberzel-len. Führt insbesondere unter Stress und nach Fastenzu *Hyperbilirubinämie mit Erhöhung des indirekten

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(= unkonjugierten) Bilirubins. Häufig gutartige, nichtbehandlungsbedürftige Normvariante.

GLDH: Abk. für Glutamat-Dehydrogenase. DieGLDH ist ein *Enzym, welches ähnlich der *AST inden Mitochondrien der Leberzelle vorkommt unddessen Freisetzung in das Blut ein Maß für eine Le-berzellschädigung ist, besonders in den Arealen inder Mitte des *Leberläppchens.

Glukokortikoide: Vgl. *Cortison

GOT: Abk. für Glutamat-Oxalacetat-Tansaminase,vgl. *AST

GPT: Abk. für Glutamat-Pyruvat-Tansaminase, vgl.*ALT

Gürtelrose: schmerzhafte, bläschenförmige Hauter-krankung, die durch Aufflackern des Windpocken-*Virus ausgelöst ist. Dabei kommt es bei Menschen,die in ihrer Jugend Windpocken hatten, durch Alter,Erkrankung oder Medikamente zu einer Schwächungdes *Immunsystems, so dass sich das im Körperüber Jahre versteckt gehaltene Varizella-Zoster-Virus(Abk. VZV; = Windpocken-Virus) wieder zeigt und zuBeschwerden führt. Diese sind auf eine Körperhälfteund umschriebene Hautflächen beschränkt. Die Be-handlung erfolgt mit *Aciclovir.

H

Hämangiom: gutartiger *Tumor, der aus Blutgefäßenbesteht, im Volksmund auch als Blutschwamm be-zeichnet. Hämangiome werden heutzutage oft alsharmloser Zufallsbefund bei der *Sonographie derLeber gefunden.

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Hämatokrit: Maß für die Konzentration von *Erythro-zyten und *Hämoglobin im Blut.

Hämatom: = Bluterguss

Hämochromatose: erbliche Störung des Eisen-haushalts, die zu einer Eisenüberladung des Körpersführt mit Schädigung verschiedener Organe (Herz,hormonbildende Drüsen, Gelenkknorpel), vor allemaber der Leber bis hin zur *Leberzirrhose. Klassi-scherweise treten bei der Hämochromatose Braun-verfärbung der Haut, *Diabetes mellitus, Gelenkbe-schwerden und eine Leberzirrhose auf. Die Hämo-chromatose wird durch konventionelle (Eisen, Ferri-tin, *Transferrinsättigung) und molekularbiologische(z.B. Mutationen C282Y, H63D) Blutuntersuchungenund ggf. durch Bestimmung des *Eisenindex nachMessung der Eisenkonzentration im Lebergewebe(aus einer *Leberbiopsie) diagnostiziert. Durch Früher-kennung kann die wirksame *Aderlass-Behandlungfrüh begonnen und im Idealfall der Ausbruch derKrankheit verhindert werden.

Hämoglobin: = roter Blutfarbstoff, das Sauerstoff-transport-Eiweiß der *Erythrozyten, welches als wich-tigen Bestandteil Eisen enthält.

Hämostase: = Blutstillung

Harnsäure: Harnsäure entsteht im Körper aus demAbbau der Kerne abgestorbener Zellen. Deshalb fin-det man erhöhte Harnsäurewerte im Blut bei ver-mehrtem Zelluntergang, beispielsweise im Rahmeneiner akuten *Hepatitis. Hohe Harnsäurewerte im Blutkönnen zu Nierenschäden und Gicht führen.

HAV: Abk. für Hepatitis-A-Virus; Erreger der anste-ckenden Gelbsucht, einer klassischen ano-oralenSchmierinfektion, die in über 50 % ohne Gelbsuchtunter dem Bild einer Durchfallserkrankung verläuft.Die Durchseuchung nimmt mit besseren hygieni-

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schen Verhältnissen ab. Die HAV-Infektion kann imEinzelfall sehr schwer verlaufen, bis hin zur fulminan-ten *Hepatitis, verursacht aber niemals chronischeLeberentzündungen oder eine *Leberzirrhose. Eineakute Hepatitis A kann durch HAV-IgM-*Antikörper imBlut und sehr früh im Krankheitsverlauf durch HAV-Nachweis im Stuhl erfolgen. Eine wirksame Schutz-impfung steht zur Verfügung.

HBV: Abk. für Hepatitis-B-Virus; weltweit häufigsterErreger der chronischen *Virushepatitis und des *Le-berzellkarzinoms. In den wohlhabenden Ländern in-folge einer wirksamen Schutzimpfung von zuneh-mend geringerer Bedeutung. Eine akute HBV-Infek-tion heilt in über 80% ohne Übergang in eine chroni-sche Hepatitis aus. Die Übertragung erfolgt auf demBlutweg durch Blutprodukte, Injektionen, Verletzun-gen mit unsauberen Instrumenten, aber auch häufigüber Sexualkontakte oder unter der Geburt. Die Er-kennung der HBV-Infektion erfolgt durch Nachweisvon Virusbestandteilen (HBs-Antigen = Australia-Anti-gen, HBe-Antigen) und *Antikörpern (anti-HBs, anti-HBc, anti-HBe) oder der Virusnukleinsäure (HBV*DNA) im Blut. Die Behandlung der chronischen HBVInfektion erfolgt durch *Interferon-α (*PEG-Interferon-α)-Injektionen bzw. durch die als Tabletten einzuneh-menden *Virostatika *Lamivudin oder *Adefovir.

HCC: Abk. für hepatocelluläres Carcinom, vgl. *Karzi-nom, hepatozelluläres.

HCV: Abk. für Hepatitis-C-Virus; in Mitteleuropa häu-figster Erreger der chronischen *Virushepatitis. DieÜbertragung erfolgt vorwiegend, aber nicht aus-schließlich auf dem Blutweg durch Blutprodukte, In-jektionen, Verletzungen mit unsauberen Instrumentenund nur sehr selten über Sexualkontakte oder unterder Geburt. Die Erkennung der HCV-Infektion erfolgtdurch Nachweis von *Antikörpern (anti-HCV) oder der

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Virusnukleinsäure (HCV *RNA) im Blut. Die Behand-lung erfolgt als Kombinationsbehandlung mit Interfe-ron-α Injektionen (*PEG-Interferon-α) und *Ribavirin inTablettenform über zunächst drei Monate (Genotyp1). Bei Ansprechen auf die Therapie wird die Behand-lung weitere 9 Monate fortgesetzt. Bei den Genoty-pen 2 und 3 ist die Kombinationsbehandlung über 6 Monate ausreichend. Mit einem Behandlungserfolgist in Abhängigkeit von HCV-Genotyp und -Konzen-tration in 45% bis 90% zu rechnen. Eine Schutzimp-fung ist nicht verfügbar.

HDV: Abk. für Hepatitis-D-Virus. HDV kann nur beischon bestehender HBV Infektion, aber niemals allei-ne zu einer Hepatitis führen.

HELLP-Syndrom: durch mütterliche (ca. 3,5%) undkindliche (bis 60%) Sterblichkeit belastete Form derSchwangerschaftsgestose, gekennzeichnet durchden Zerfall der roten Blutkörperchen, Erhöhung vonTransaminasen und Bilirubin und einer Thrombope-nie. Behandlung durch rechtzeitige (vaginale) Entbin-dung.

Hepar: (griech.) = Leber

Heparin: gerinnungshemmender körpereigenerWirkstoff, der inzwischen künstlich hergestellt wirdund als Dauerinfusion oder als *s. c. Spritze gegebenwerden muss. Für die meisten Anwendungen wirdheute ein Heparin-Bruchstück (= niedermolekularesoder fraktioniertes Heparin) eingesetzt, das nur 1 bis2 s. c. Injektionen erfordert.

Hepatektomie: chirurgische Entfernung der gesam-ten Leber. Teilentfernungen werden als *Resektionbezeichnet.

Hepatische Enzephalopathie: Vgl. *Enzephalopa-thie, hepatische

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Hepatitis: = Leberentzündung. Der Begriff macht imstrengen Sinne keine Aussage zur Ursache der Er-krankung, die viral, autoimmun, metabolisch (vgl.*Arzneimittelhepatitis), vaskulär, medikamentös odertoxisch sein kann. Landläufig wird unter Hepatitis in-korrekterweise häufig eine *Virushepatitis verstanden.Bei der *Autoimmunhepatitis kommt es zu einer Ent-zündungreaktion gegen das körpereigene Organ.Diese kann akut verlaufen, aber auch schleichend zurAusbildung einer *Leberzirrhose führen. Für die Er-kennung ist der Nachweis von Autoantikörpern *ANA(Typ I), *LKM-Ak (Typ II), oder *SLA-Ak (Typ III) sowieder Nachweis von *SMA und *ASGPR-Ak von Be-deutung. Die Behandlung erfolgt mit *Cortison und*Azathioprin. Von einer fulminanten Hepatitis sprichtman, wenn eine akute Hepatitis zum akuten *Leber-versagen führt, so dass rasch nach Beginn des *Ikte-rus eine Stoffwechselstörung mit *Enzephalopathieeintritt. Das akute bzw. subakute Leberversagen hateine ernste Prognose und führt beim Überleben zurDefektheilung mit Ausbildung einer Leberzirrhose.

Hepatologie: Lehre von der Leber, ihren Erkrankun-gen und deren Behandlung. Eine Facharztbezeich-nung Hepatologie gibt es in Deutschland nicht. DieHepatologie ist ein interdisziplinäres Fach, in demInternisten, Chirurgen, Kinderärzte, Pathologen, Viro-logen und andere zusammenarbeiten.

Hepatomegalie: = Lebervergrößerung

Hepatorenales Syndrom: (Abk. HRS) prinzipiellrückbildungsfähiges Nierenversagen infolge einerschweren, fortgeschrittenen Lebererkrankung. DasHRS kündigt dann meist eine sehr schlechte Progno-se an. Oft kann allerdings ein HRS-ähnliches Nieren-versagen durch Infektionen, Medikamente, oder Flüs-sigkeitsmangel ausgelöst werden, dessen Prognosenach Beherrschung des auslösenden Faktors dann

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erheblich besser als beim eigentlichen HRS ist. Vgl.*Sepsis

Hepatozelluläres Karzinom: Vgl. *Karzinom, hepa-tozelluläres

Herpes-Virus: Familie von *Viren, zu denen das Her-pes-simplex-Virus (Abk. HSV; Erreger der Fieberbläs-chen und der genitalen Herpesinfektion), aber auch*VZV, *CMV und *EBV gehören.

HEV: Abk. für Hepatitis-E-Virus; das HEV hat einenähnlichen Infektionsweg wie has HAV, ist in Gebietenmit schlechten hygienischen Verhältnissen eine häufi-ge Ursache einer akuten Hepatitis. Eine chronischeHepatitis wird durch HEV nach bisherigem Wissens-stand nicht ausgelöst.

HGV: Abk. für Hepatitis-G-Virus; entgegen seinemNamen verursacht dieses *Virus nicht bevorzugt eine*Hepatitis, sondern neben anderen Organinfektionenauch eine Hepatitis. Die klinische Bedeutung desHGV ist gegenwärtig noch umstritten.

Hirntod: Tod des Individuums durch Organtod desGehirns. Unumkehrbarer Ausfall aller Hirnfunktionenbei evtl. noch erhaltener Kreislauffunktion. Der Hirn-tod ist unabdingbare Voraussetzung für die Organ-entnahme im Rahmen der *Organspende und mussdurch die unabhängige Untersuchung von zwei Ärz-ten festgestellt werden, die nicht dem Transplanta-tionsteam angehören. Für die Feststellung des Hirn-todes muss eine definierte Anzahl verschiedener fest-gelegter Kriterien erfüllt sein.

Histologie: Wissenschaft vom geweblichen Aufbauder Organe. Die histologische (= feingewebliche)Untersuchung von Organproben erfolgt nach speziel-ler Vorbereitung durch mikroskopische Untersuchungeines wenige µm dicken, gefärbten Gewebeschnittes

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durch den Anatom oder den (Histo-)Pathologen; vgl.*Pathologie

HIV: Abk. für (engl.) human immundeficiency virus.Erreger der erworbenen Immunschwäche AIDS. Vgl.*Retroviren

Hohlvene: (= Vena cava) die obere und untere Hohl-vene sammeln das aus den verschiedenen Körperre-gionen zum Herzen zurückströmende Blut und mün-den in den rechten Vorhof des Herzens.

Hormon: Hormone sind Botenstoffe, die von speziel-len Drüsen (= innere Drüsen) gebildet und zur Steue-rung anderer Organe in das Blut abgegeben werden.Vgl. *Pankreas

Hyper-: Vorsilbe zum Ausdruck von „zu viel“ oder„Über-“. Beispiel: *Hyperbilirubinämie, *Hyperlipidä-mie

Hyperbilirubinämie: = Erhöhung der Bilirubinkon-zentration im Blut über den Normwert.

Hyperlipidämie: = Erhöhung der Blutfette über denNormalwert.

Hyperplasie, fokal noduläre: (Abk. FNH) gutartiger*Lebertumor unklarer Entstehung, häufiger bei Frauen(F:M = 9:1); in ca. 60 % vorausgegangene hormonel-le Empfängnisverhütung; nicht selten Verkleinerungder FNH nach Beendigung der Hormonbehandlung.Die FNH ist reich an Gallengängen und kann dahermit hoher Treffsicherheit durch die *Leberszintigraphiediagnostiziert werden. Ansonsten Erkennung durchsonographisch gesteuerte *Biopsie. In über 90%macht eine FNH keine Beschwerden und wird zufälligentdeckt; große FNH Knoten können spontan auf-brechen und eine Blutung verursachen. Grundsätz-lich ist bei der FNH unter 5 cm Durchmesser eineregelmäßige sonographische Kontrolle ausreichend.

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Große Knoten, die Beschwerden machen, sollten so-weit technisch möglich durch Operation entfernt wer-den.

Hypersplenismus: Verminderung von *Thrombozy-ten, *Leukozyten und *Erythrozyten im Blut als Folgeeiner Vergrößerung der Milz.

Hypertension: = Hochdruck (auch: Hypertonie). Bei-spiel: portale Hypertension = *Pfortaderhochdruck

Hypo-: Vorsilbe zum Ausdruck von „zu wenig“ oder„Unter-“. Beispiel: Hypothermie = Unterkühlung

I

IgA: Abk. für Immunglobulin A, vgl. *Immunglobuline

IgG: Abk. für Immunglobulin G, vgl. *Immunglobuline

IgM: Abk. für Immunglobulin M, vgl. *Immunglobuline

Ikterus: = Gelbsucht. Begriff, der allein die mit demAuge erkennbare Gelbverfärbung von Haut oderSchleimhäuten bezeichnet, unabhängig von der zu-grunde liegenden Ursache.

Ileum: untere Hälfte des Dünndarms, vgl. *Jejunum

Ileus: = Darmverschluss

i. m.: Abk. für intramuskulär; i. m. Injektionen sindalso Injektionen, die in den Muskel, meist den Gesäß-muskel, gegeben werden.

Immunglobuline: Gruppe von Eiweißen, die von Im-munzellen gebildet werden und über hochspezifischeBindungsstellen für andere Moleküle verfügen. Dabeikann es sich um Oberflächenstrukturen von fremdenZellen, *Bakterien, *Pilzen, *Viren, Pollen oder um Me-dikamente und Nahrungsbestandteile handeln. Die

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Immunglobuline werden auch als *Antikörper be-zeichnet, weil sie nach Bindung beispielsweise an einBakterium weitere Vorgänge auslösen, die das Bak-terium unschädlich machen. Selten können im Kör-per auch gegen körpereigene Strukturen gerichtete,so genannte *Autoantikörper gebildet werden. Unterden Immunglobulinen werden verschiedene Klassenunterschieden, wobei die Immunglobuline G (IgG)und M (IgM) vor allem im Blut von Bedeutung sind,während das IgA für die Keimabwehr an den innerenOberflächen (Bronchien, Darm) von Bedeutung ist.

Immunisierung: Prozess, als dessen Resultat das*Immunsystem in der Lage ist, einen bestimmtenKrankheitserreger zu erkennen und wirksam zu be-kämpfen. Dieses Prinzip liegt der Schutzimpfung zu-grunde, bei der beispielsweise drei wiederholte Injek-tionen eines Bestandteils des *HBV zu einer Immuni-sierung und damit einem wirksamen Infektionsschutzgegenüber HBV führt.

Immunsuppression: Behandlungsstrategie, durchUnterdrückung (= Suppression) des *Immunsystemseine Entzündung oder Abstoßung zu behandeln. Ausdiesem erwünschten Ziel ergeben sich auch die Risi-ken: Infektionen (häufiger) und ggf. Entstehung vonbösartigen *Tumoren (selten). Die eingesetzten Medi-kamente werden als Gruppe der Immunsuppressiva(Einzahl Immunsuppressivum) bezeichnet. Vgl. *Aza-thioprin, *Ciclosporin, *Cortison, *Mycophenolat-Mo-fetil, *Sirolimus, *Tacrolimus.

Immunsuppressiva: Vgl. *Immunsuppression

Immunsystem: Abwehrsystem des Körpers, dessenZellen (*Lymphozyten, Monozyten, Plasmazellen,Granulozyten; vgl. *Leukozyten) in sorgfältig aufeinan-der abgestimmter Weise zusammenwirken, um denOrganismus vor Krankheitserregern und Tumorzellen

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Der informierte Patient

zu schützen. Dies geschieht durch Produktion von*Antikörpern, Zerstörung von Zielzellen (z. B. durch„Killer-Zellen“) oder Einverleibung und nachfolgendeAuflösung von Krankheitserregern durch Fresszellen.Durch die Entwicklung eines immunologischen Ge-dächtnisses und eine ausgefeilte Verständigung derbeteiligten Zellen untereinander kann so auch nachlanger Zeit ein Krankheitserreger hochwirksam aus-geschaltet werden. Dies macht sich die Schutzimp-fung zunutze, bei der das Immunsystem einen Krank-heitserreger oder zumindest wesentliche Merkmaledavon kennen lernen und sich wappnen kann, ohnedass eine eigentliche Infektionskrankheit durchstan-den werden muss.

Infektion: Übertragung und Eindringen eines Mikro-organismus (z. B. *Virus, *Bakterien, *Pilz) in einenMakroorganismus (z. B. Mensch) mit nachfolgenderVermehrung im Wirtsorganismus. Abhängig vonAggressivität des Eindringlings einerseits und derAbwehrlage des Wirts andererseits, kann es als Folge der Infektion zu einer stummen Infektion ohneKrankheitssymptome, einer abgeschwächten odermilden Infektion mit leichten Krankheitssymptomenoder einer manifesten Infektion mit dem Vollbild derjeweiligen Infektionskrankheit kommen. Trotz allerFortschritte sind Infektionen auch heute noch ge-fürchtete Komplikationen, insbesondere bei abwehr-geschwächten Patienten (vgl. *Immunsuppression).Dann spricht man von nosokomialen Infektionen imGegensatz zu solchen, die außerhalb des Kranken-hauses oder ohne vorbestehende medizinische Pro-blematik erworben werden und daher eine günstigerePrognose haben. Vgl. *Sepsis

INR: Abk. für (engl.) international normalized ratio.Vgl. *Quick-Wert

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Intensivstation: spezialisierte, mit einem besondershohen Personalstand ausgestattete Krankenstation,auf der kritisch Kranke von speziell geschultem Pfle-gepersonal und Ärzten unter Einbeziehung aller tech-nischer Hilfsmittel überwacht, gepflegt und behandeltwerden können. In großen Kliniken bestehen zuneh-mend unterschiedliche Schwerpunkt-Intensivstatio-nen, auf denen vorwiegend Patienten beispielsweisenach Bauchoperationen, Unfällen, Herzoperationen,Gehirnoperationen, Transplantationen, Verbrennun-gen, bei Herzerkrankungen oder inneren Erkrankun-gen behandelt werden.

Interferon: (Abk. IFN) Gruppe körpereigener Boten-stoffe, die von den Zellen des *Immunsystems imRahmen einer Entzündungsreaktion, beispielsweiseinfolge einer Infektion durch ein *Virus, gebildet wer-den. Dabei ist Interferon auch für die typischen „Grip-pebeschwerden“ mit Kopfschmerzen, Glieder-schmerzen und Fieber mitverantwortlich. Interferon-α(Abk. IFNα) ist ein Vertreter dieser Gruppe mit im-munstimulierender Wirkung und wird daher zur Be-handlung der chronischen *Virushepatitis B oder Ceingesetzt. Dazu wird IFNα als *s. c. Injektion dreimalwöchentlich in einer Dosis von je 3–5 Mio. Einheitengegeben; pharmazeutische Fortschritte haben zurEntwicklung des *PEG-Interferon-α geführt, welchesnur einmal wöchentlich injiziert werden muss. DieseInjektionen können die meisten Patienten gut selbstvornehmen; die Behandlung wird fast ausschließlichambulant durchgeführt. Die Behandlungsdauer hängtvom Erfolg ab und dauert zwischen 3 und 12 Mona-ten.

i. v.: Abk. für intravenös; i. v. Injektionen sind also In-jektionen, die in die Vene, meist eine Unterarm- oderEllenbeugenvene, gegeben werden.

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Der informierte Patient

J

Javanische Gelbwurz: Pflanze, deren Extrakt denGallefluss steigert und die bei der Behandlung vonVerdauungsbeschwerden hilfreich sein kann.

Jejunum: oberer Teil des Dünndarms, vgl. *Ileum

Juckreiz: (= Pruritus) bei cholestatischen Leber-erkrankungen mit Gallestauung ein häufiges undplagendes Symptom, wahrscheinlich durch einenAufstau von *Gallensäuren verursacht. Juckreiz kannaber auch durch andere Krankheiten verursachtwerden.

K

Kalium: Chemisches Element (Abk. K), dessen IonK+ das wesentliche Kation innerhalb der Zellen dar-stellt. Im Blut und anderen Körperflüssigkeiten ist dieK+-Konzentration dagegen meist sehr viel niedriger.Krankhafte Veränderungen der K+-Konzentration imBlut kann zu Schwäche und auch schweren Herz-rhythmusstörungen führen. Vgl. *Elektrolyte

Kalzium: Vgl. *Calcium

Karzinom: bösartiger *Tumor, der von epithelialenGeweben ausgeht; vgl. *Krebs. Das hepatozelluläreKarzinom (= Leberzellkarzinom, Leberzellkrebs, Abk.*HCC) ist ein bösartiger Tumor, der von den Leberzel-len ausgeht und gehäuft bei lang bestehender *Le-berzirrhose oder lange bestehenden *HBV- bzw.*HCV-Infektionen auftritt (Risikofaktoren). Es gibtunterschiedliche HCC-Typen mit sehr unterschied-licher Prognose. Je nach Stadium besteht die Thera-pie in *Lebertransplantation, *Resektion, *Chemoem-bolisation, *Alkoholinjektion, oder *Chemotherapie.

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Katarakt: = grauer Star; damit wird eine Linsentrü-bung bezeichnet, die mit dem Alter (senile Katarakt),infolge eines unzureichend eingestellten *Diabetesmellitus (diabetische Katarakt), oder als Folge einerBehandlung mit *Cortison (Steroidkatarakt) auftretenkann. Eine Katarakt kann erfolgreich durch Linsen-entfernung und Einsetzen von künstlichen Linsen be-handelt werden.

Kayser-Fleischer-Ring: bei Morbus *Wilson nichtzwangsläufig auftretender, bei erfolgreichem Kupfer-entzug rückbildungsfähiger, dünner, olivgrüner bisbrauner Ring am äußeren Rand der Hornhaut. Mitunbewaffnetem Auge gelegentlich, sicher nur durchSpaltlampenuntersuchung zu diagnostizieren.

Kernikterus: Begriff aus der Neugeborenenmedizin.Infolge der noch unreifen Blut-Hirn-Schranke kanneine *Hyperbilirubinämie beim Neugeborenen, nichtaber bei Kindern, Jugendlichen oder Erwachsenen zueiner Schädigung bestimmter Hirnstrukturen (Kern-gebiete) führen.

Kernspintomographie: (= Magnetresonanztomo-graphie, MRT) bildgebendes Verfahren, das ohne An-wendung von Röntgenstrahlen, aber unter Benut-zung starker Magnetfelder eine Untersuchung desKörpers und seiner Zusammensetzung ermöglicht.Die MRT ergänzt und erweitert die diagnostischenMöglichkeiten der *Computertomographie, speziellbei Knotenbildungen in der Leber.

Klatskin-Tumor: nach dem amerikanischen ChirurgGerald Klatskin benannte Form des *Gallengangskar-zinoms, bei der es zu einem Verschluss der Gallen-gänge im Bereich des Zusammenflusses von rech-tem und linkem Gallenhauptgang (= Hepatikusgabel)kommt.

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Der informierte Patient

Kohlenhydrate: Stoffgruppe der Zucker und ihrerAbkömmlinge (z. B. Glykogen, Stärke). WichtigerGrundnahrungsstoff als Energielieferant und Bausteinfür wichtige höhere Moleküle (Nukleinsäuren, Ober-flächenstrukturen). Der menschliche Organismuskann nur in begrenztem Maße Kohlenhydrate selbstherstellen (Glukoneogenese) und kann, anders als beiFett, nur einen begrenzten Kohlenhydratvorrat, inForm von Glykogen, anlegen.

Kollagen: gegen *enzymatische Verdauung sehrwiderstandsfähiges faserbildendes Gerüsteiweiß.Wichtiger Bestandteil der Stütz- und Bindegewebe(z. B. Knochen, Knorpel, Sehnen), aber auch des rei-fen Narbengewebes. Bei der *Leberzirrhose ersetztkollagenreiches Bindegewebe als Narbengewebedas zugrunde gegangene Lebergewebe.

Koller-Test: Bei diesem Test dient die Normalisie-rung des *Quick-Werts nach Injektion von *Vitamin Kals Zeichen für eine ausreichende Leberfunktion, dader niedrige Quick-Wert Folge eines Vitamin-K-Man-gels, beispielsweise durch Gallestauung, nicht abereiner unzureichenden Leberfunktion war. Steigt derQuick-Wert nicht an, ist das Testergebnis negativ undzeigt eine eingeschränkte Leberfunktion an.

Koloskopie: = Dickdarmspiegelung. *Endoskopi-sche Technik zur Betrachtung vor allem der Schleim-haut und weniger der Wandeigenschaften des Dick-darms (= Colon, Kolon) und der letzten Schlinge desDünndarms (terminales *Ileum). Die diagnostischeKoloskopie kann nach Darmreinigung ambulantdurchgeführt werden und erlaubt die Entnahme von*Biopsien. Bei der therapeutischen Koloskopie kön-nen Polypen, die im weiteren Verlauf meist zu Karzi-nomen entarten, entfernt werden.

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Koma: tiefste Bewusstlosigkeit, aus der der Patientdurch äußere Reize nicht erweckbar ist. Vgl. *Enze-phalopathie

Kontrazeption: = Empfängnisverhütung

Kornealring: am äußeren Rand der Hornhaut (= Kornea) sichtbare Ringstruktur. Häufig ist im höhe-ren Alter der Arcus lipoides, eine Fetteinlagerung,ohne weitere Bedeutung. Von großer diagnostischerBedeutung ist der *Kayser-Fleischer-Ring bei Patien-ten mit Morbus *Wilson.

Kortikosteroide: Vgl. *Cortison

Kortison: Vgl. *Cortison

Krebs: allgemeine, übergeordnete Bezeichnung fürbösartigen *Tumor. Bösartige Tumoren haben die Ei-genschaften, unkontrolliert zu wuchern, Organgren-zen zu überschreiten und Streuherde (= *Metastasen)in anderen Organen zu bilden. Karzinome sind eineUntergruppe von bösartigen Tumoren, die von epi-thelialen Geweben ausgehen. Vgl. *Karzinom

Kupfer: chemisches Element, das als *Spurenele-ment für eine regelrechte Körperfunktion unerlässlichist. Bei Morbus *Wilson liegt eine Störung der Kupfer-ausscheidung in die Galle mit resultierender Kupfer-überladung vor.

Kurzkettige Fettsäuren: Vgl. *Fettsäuren

L

Laborwerte: Sammelbegriff für Ergebnisse verschie-denster im Kliniklabor durchgeführter Untersuchun-gen von Blut oder Urin.

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Der informierte Patient

Lactulose: synthetisch hergestellte Verbindung auszwei Zuckermolekülen, welche von den *Enzymendes Dünndarms nicht verdaut wird und daher nachoraler Einnahme unverändert in den Dickdarm ge-langt. Dort wird Lactulose von *Bakterien gespaltenund verstoffwechselt. Dabei wird *Ammoniak ver-braucht und so dem Körper entzogen. Außerdemführt Lactulose dazu, dass der Darminhalt wenigereingedickt wird. Lactulose wirkt also abführend undentfernt auch auf diese Weise Ammoniak aus demKörper. Lactulose wird in der Akutbehandlung der*Enzephalopathie sowie zu ihrer Rückfallsverhütungeingesetzt. In der Rückfallsverhütung ist die Dosiswirksam, die zu 2-3 weichen Stühlen pro Tag führt.Auch außerhalb von Lebererkrankungen ist Lactuloseein wirksames, auch langfristig ohne Nebenwirkun-gen einsetzbares Abführmittel.

Läsion: = Verletzung, Gewebeschädigung. Beschä-digungen der Gallengänge werden beispielsweise alsGallengangsläsionen völlig unabhängig von der Artder zugrunde liegenden Schädigung bezeichnet.

Lamivudin: Medikament, das die Vermehrung von*Retroviren und von *HBV hemmt. Bei der Behand-lung der chronischen HBV-Infektion, insbesondereauch nach Lebertransplantation haben Medikamentewie Lamivudin oder *Adefovir neue Behandlungswe-ge eröffnet. Die Behandlung mit diesen Substanzensollte nur in spezialisierten Zentren erfolgen, bis wei-tere Erfahrungen vorliegen. Leider können bei länge-rer Behandlung mit Lamivudin resistente HBV-Mutan-ten auftreten.

Laparoskopie: = Bauchfellspiegelung. *Endoskopi-sche Technik zur Betrachtung der in der Bauchhöhlegelegenen Organe. Bezüglich Lebererkrankungenkönnen bei der diagnostischen Laparoskopie Ober-fläche, Form und Größe der Leber, umschriebene an

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der Oberfläche gelegene Knotenbildungen betrachtetund unter Sicht gezielte *Biopsien entnommen wer-den. In den letzten Jahren zunehmend in der Bauch-chirurgie eingesetzte Technik, die auch größere *Re-sektionen ohne Bauchschnitt ermöglicht („Schlüssel-lochchirurgie“).

LBP: Abk. für Leberblindpunktion, vgl. *Leberbiopsie

LDP: Abk. für Leberdirektpunktion, vgl. *Leberbiopsie

Leberadenom: primär gutartiger *Lebertumor, häufi-ger bei Frauen zwischen 15 und 45 Jahren (F:M =9:1); in ca. 90% vorausgegangene hormonelle Emp-fängnisverhütung über mindestens 5 Jahre. Nach 9Jahren hormoneller Empfängnisverhütung steigt dasRisiko, ein Leberadenom zu entwickeln, auf das25fache. Nicht selten verkleinert sich das Leberade-nom nach Beendigung der Hormonbehandlung. DasLeberadenom enthält weder Gallengänge nochSternzellen, was für die *leberszintigraphische Dia-gnostik genutzt werden kann (keine Aktivitätsaufnah-me). Bei *Sonographie, *Kernspintomographie oder*Angiographie stellt sich das Leberadenom als gefäß-reicher Tumor dar. In etwa 50% macht es keine Be-schwerden und wird zufällig entdeckt; große Leber-adenome können spontan aufbrechen und eine le-bensbedrohliche Blutung verursachen. Da die Ab-grenzung zu einem Leberzellkarzinom durch Bildge-bung und *Biopsie schwierig oder gar unmöglich seinund auch in kleiner werdenden Leberadenomen einKrebs entstehen kann, ist die Therapieempfehlungimmer die operative Entfernung jedes Leberade-noms.

Leberausfallskoma: Vgl. *Enzephalopathie

Leberazinus: kleinste Funktionseinheit der Leber,bestehend aus einem Portalfeld, das als Versor-gungsstruktur einen Arterienast, einen Pfortaderast,

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Nervenfasern, Bindegewebe und einen ableitendenGallengangsast enthält, und dem davon versorgten*Leberparenchym. Dieses besteht aus Leberzellen,Sinusoidalzellen, Kupfferzellen und Fettspeicherzel-len. Am Rande des Leberazinus liegen Äste der ter-minalen Lebervene, die das aus der Leber fließendeBlut der *Hohlvene zuleiten.

Leberbiopsie: eine der wichtigsten Methoden zurBeurteilung von Art, Aktivität und Alter von Leberer-krankungen. Die Leberbiopsie wird entweder gezieltunter *sonographischer oder *computertomographi-scher Kontrolle bzw. während einer *Laparoskopieoder Operation zur Erkennung eines umschriebenenHerdbefundes in der Leber entnommen, oder sie er-folgt sozusagen „blind“ bei der Abklärung von diffusin der gesamten Leber vorhandenen Krankheiten. Dievon Menghini entwickelte Technik der Nadelbiopsieerlaubt die Gewinnung ausreichend großer Gewebe-zylinder (ca. 1,5 x 20–30 mm) bei einer geringenKomplikationsrate. Dabei wird nach örtlicher Betäu-bung von der rechten Brustwand die Nadel schnell indie Leber eingeführt und sofort wieder entfernt. Vor-aussetzung für eine Leberbiopsie ist eine ausreichen-de Leistung der Blutgerinnung. In Kombination miteiner Ultraschalluntersuchung zur Auswahl des opti-malen Punktionsorts und Nachkontrolle konnte dieKomplikationsrate der Leberbiopsie weiter gesenktwerden.

Leberdystrophie: älterer Begriff für akute Leberne-krose, deren Krankheitsbild das akute *Leberversa-gen ist.

Leberenzym: Vgl. *Leberwerte, *Enzym

Leberfunktionstests: Diese, auch quantitative Leber-funktionstests genannten Methoden basieren darauf,dass ein Stoff eingenommen oder injiziert wird und

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anschließend sein Abbau durch die Leber aus Unter-suchung von Blutproben oder der Atemluft gemes-sen wird. Je schneller die Leber die Testsubstanz ausdem Blut entfernt und deren Abbauprodukte im Blutbzw. der Atemluft erscheinen, desto größer ist ihreLeistungsfähigkeit. Als Testsubstanzen werden Kof-fein, Sorbitol, Indozyaningrün, Galaktose, Antipyrin,Aminopyrin und Lidocain verwendet. Der Lidocaintestwird relativ häufig verwendet, da eine Blutuntersu-chung schon 15 min nach Lidocaingabe verlässlichanzeigt, wie gut die Leber in der Lage ist, Lidocain zuMEGX abzubauen; da im Blut die MEGX-Konzentra-tion gemessen wird heißt dieser Test auch *MEGX-Test.

Leberhautzeichen: Hautveränderungen wie Pal-marerythem (Rotfärbung der Handteller), *Spidernaevi, Weißnägel, Geldscheinhaut (feinste Äderungder Haut), Abdominalglatze (Verlust der Bauchbehaa-rung bei Männern), Gynäkomastie (Brustschwellungbeim Mann), Dupuytrensche Kontraktur, die bei chro-nischen Lebererkrankungen, insbesondere Leberzir-rhose häufig vorliegen.

Leberinsuffizienz: teilweiser oder vollständiger Ver-lust mehrerer oder aller Leberfunktionen. Vgl. *Leber-versagen

Leberkoma: Vgl. *Enzephalopathie

Leberläppchen: nach anatomischen, nicht aberfunktionellen Gesichtspunkten definierte kleinstestrukturelle Einheit der Leber, vgl. *Leberazinus.

Lebermetastasen: Metastasen (= Streuherde) an-derer Primärtumoren in der Leber (z. B. Kolonkarzi-nom, Pankreaskarzinom, Magenkarzinom, Mamma-karzinom).

Leberparenchym: die Masse derjenigen Zellen derLeber, die die spezifischen Funktionen der Leber ver-

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richten; davon wird das interstitielle oder Gerüstge-webe unterschieden, das aus Bindegewebe mit Ge-fäßen und Nerven besteht. Vgl. *Leberazinus

Leberpunktion: Vgl. *Leberbiopsie

Leberspiegelung: Vgl. *Laparoskopie

Leberszintigraphie: Zur Untersuchung der Leberstehen verschiedene *szintigraphische Techniken zurVerfügung. Die Blutpoolszintigraphie wird eingesetztzur Erkennung von *Hämangiomen der Leber; dabeiwird die Anreicherung von radioaktiv markierten Sub-stanzen (99mTc) in den roten Blutkörperchen genutzt.Bei der Kolloidszintigraphie kommt es durch Aufnah-me des Kolloids in die so genannten Kupfferzellen zueiner Abbildung der Leber. In der Leberfunktions-szintigraphie kann neben Form, Größe, Lage undStruktur auch die Funktion (Galleausscheidung) derLeber beurteilt werden. Domäne der Szintigraphie istdie Diagnostik der fokal nodulären *Hyperplasie undder Hämangiome.

Lebertransplantation: heilendes Behandlungs-verfahren bei Endstadien chronischer Leber-erkrankungen, bei schwerem akutem *Leberversagenund bestimmten Missbildungen der Leber bzw. derGallengänge. Bei der orthotopen Lebertransplan-tation wird die kranke Leber des Empfängers entferntund die Spenderleber an ihre Stelle gesetzt. Die zu-und abführenden Gefäße werden mit den entspre-chenden Gefäßstümpfen des Empfängerorgans ver-bunden (*Anastomose). In der Regel wird die Gallen-blase der Spenderleber bei diesem Eingriff mitent-fernt, um diesen möglichen Komplikationsherd zu eli-minieren. Durch die enormen Fortschritte in der Ope-rationstechnik, vor allem aber der Konservierungs-technik für Spenderorgane und der medikamentösen*Immunsuppression ist die Lebertransplantation

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längst kein experimentelles, sondern mittlerweile einfest etabliertes Behandlungsverfahren. Im Durch-schnitt überleben 65-85% der Transplantierten dieersten 10 Jahre nach dem Eingriff; diese Zahl kann jenach der vorbestehenden Lebererkrankung auchdarüber oder darunter liegen. Wird die frühe Phasenach der Operation (erste drei Monate, erstes Jahr)gut überstanden, so ist die Prognose im Allgemeinenexzellent. Komplikationen entstehen im Wesentlichendurch *Infektion oder *Abstoßung. Die Lebertrans-plantation ist besonders geeignet als definitive Thera-pie der Leberzirrhose infolge einer *Autoimmunhepa-titis, primär biliären *Zirrhose, Morbus *Wilson, *alpha-1-Antitrypsin-Mangel, *Hämochromatose, chronischen*Virushepatitis, aber auch *alkoholischer Leberkrank-heit bei beherrschter Suchtproblematik und guter so-zialer Einbindung. Eine erfolgreiche Lebertransplan-tation erfordert vom Patienten eine zuverlässige Mit-arbeit und regelmäßige Medikamenteneinnahmenach der Operation. In jüngster Zeit wurden auchneue Techniken entwickelt, wie beispielsweise dieTeiltransplantation (*Split-Liver-Transplantation). Dabeiwird auf einen Empfänger nur ein Teil einer Spender-leber übertragen, beispielsweise zur Versorgung vonKindern aus einer Erwachsenenleber, bzw. zur best-möglichen Nutzung der knappen Spenderorgane.Um diesen Mangel zu umgehen, wurde in den letztenJahren das Verfahren der Lebendspende entwickelt,bei dem ein Teil der Leber eines gesunden Spendersverpflanzt wird.

Lebertumor: Lebergeschwulst. Lebertumore wer-den in gutartige (benigne) und bösartige (maligne)unterteilt. Gutartige Lebertumore sind die fokal nodu-läre *Hyperplasie, *Hämangiome, Adenome, Fibromeund Hamartome. Bösartige Lebertumore sind dashepatozelluläre *Karzinom, *Gallengangskarzinom,sowie alle *Metastasen anderer Primärtumoren.

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Der informierte Patient

Leberversagen: massive Funktionsstörung derLeber. Von einem hyperakuten Leberversagen sprichtman, wenn eine *Enzephalopathie innerhalb von 7 Tagen nach Beginn des *Ikterus eintritt. Seine Pro-gnose ist besser als bei akutem oder subakutem Le-berversagen, bei deren Überleben es zur Defekthei-lung mit Übergang in eine *Leberzirrhose kommenkann. Beim akuten Leberversagen (alte Bezeich-nung: subakute hepatische Nekrose, Abk. SAHN,oder late onset hepatic failure, Abk. LOHF) kommt esverzögert, zwischen 8 und 28 Tagen nach Ikterusbe-ginn, zur Enzephalopathie; die Prognose ist ernst. Einsubakutes Leberversagen liegt vor, wenn diesesIntervall 29 bis 72 Tage beträgt. Allen Formen desakuten Leberversagens ist gemeinsam, dass es ohnevorbestehende Lebererkrankung eintritt und deshalbdas Potenzial zu vollständiger Rückbildung hat. Vonchronischem Leberversagen spricht man, wenigerexakt definiert bei einer Einschränkung der Leber-funktion im Rahmen einer chronischen Leberkrank-heit, meist einer Leberzirrhose.

Leberwerte: Klinikjargon für eine Gruppe von an Blutdurchgeführten Laboruntersuchungen, aus denenRückschlüsse über Schädigung (*ALT, *AST, *GLDH),Syntheseleistung (*Albumin, *Cholinesterase, *Quick-Wert), und Galleausscheidung (*Bilirubin, *alkalischePhosphatase, *Gamma-GT) der Leber gezogen wer-den können. Diese Werte können von jedem üblichenLabor, auch vom Hausarzt bestimmt werden.

Leberzellkarzinom: Vgl. *Karzinom, hepatozelluläres

Leberzerfallskoma: Vgl. *Enzephalopathie

Leberzirrhose: fortschreitende, narbige, bindege-webige Umwandlung der Leber infolge von Unter-gang von *Leberparenchym, Umbau der Gefäßarchi-tektur und Reparaturvorgängen (= Regeneration). Als

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Folge davon wird die Leberoberfläche wellig, höcke-rig und knotig. Im Mikroskopischen ist die Leberzir-rhose durch Ausbildung von Pseudoazini bzw. Pseu-doläppchen gekennzeichnet: inselartige Umkapse-lung von regenerierendem Lebergewebe durch *kolla-genreiches Bindegewebe. Ein vollzogener zirrhoti-scher Umbau ist nicht umkehrbar. Eine Vielzahl vonErkrankungen kann zur Leberzirrhose führen: *Alko-holhepatitis, *Fettleberhepatitis, chronische *Virushe-patitis, *Autoimmunhepatitis, *Hämochromatose,Morbus *Wilson, *alpha-1-Antitrypsin-Mangel undmedikamentös ausgelöste Leberentzündungen.Durch den Umbau der Leber kommt es zu einer Blut-stauung vor der Leber in der *Pfortader mit Ausbil-dung eines *Pfortaderhochdrucks. Dieser führt zu ge-fährlichen Komplikationen, wie Varizenblutung, *Aszi-tes, *Enzephalopathie. Die Behandlung ist sympto-matisch (z. B. *Diuretika) und zielt auf die Vermeidungbzw. Behebung einer Mangelernährung. Einzige hei-lende Therapie ist die *Lebertransplantation. Die Le-berzirrhose ist ein Risikofaktor für die Entstehungeines Leberzellkarzinoms. Wichtig ist daher die Vor-beugung durch Beendigung des Alkoholmiss-brauchs, HBV-Schutzimpfung, sowie bei eingetrete-ner chronischer *HBV- oder *HCV-Infektion die Be-handlung mit *Interferon-α.

Leukozyten: weiße Blutkörperchen; die Gruppe derLeukozyten besteht aus verschiedenen Zelltypen, diebei der mikroskopischen Untersuchung eines Blut-ausstrichs, also bei der Erstellung eines Differenzial-blutbilds unterschieden werden. Unter Normalbedin-gungen sind die Granulozyten am häufigsten und ih-rerseits in neutrophile, eosinophile und basophileGranulozyten zu unterteilen. Hauptfunktion der Gra-nulozyten ist das Fressen und Abtöten von *Bakte-rien, *Pilzen oder Zelltrümmern. Zu den Leukozytengehören auch die *Lymphozyten und die Monozyten.

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Der informierte Patient

Letztere sind zwar ebenfalls Fresszellen, aber auchvon großer Bedeutung bei der Einleitung und Orches-trierung einer Immunantwort auf einen Krankheitser-reger. Vgl. *Immunsystem

Linton-Nachlas-Sonde: zweilumige Sonde zur Be-handlung der Blutung aus *Fundusvarizen. Vgl. *Bal-lontamponade

Lipase: *Enzym, das von der Bauchspeicheldrüsezur Verdauung von Fetten produziert wird. Zu Beginneiner Bauchspeicheldrüsenentzündung (= *Pankreati-tis) kommt es zu einer im Blut messbaren Erhöhungder Lipase. Diese wird zur Erkennung einer Pankreati-tis verwendet. Vgl. *Amylase

Listerien: Gattung grampositiver stäbchenförmiger*Bakterien. Listeria monocytogenes ist der Auslöserder menschlichen *Listeriose.

Listeriose: bei abwehrgesunden Menschen seltene,unter Haustieren häufigere Erkrankung. Gefährdetsind abwehrgeschwächte Menschen. Übertragungdurch rohe Nahrungsbestandteile, auch nicht-pas-teurisierte Milchprodukte. Listeriose-Infektionen kön-nen alle Organe betreffen, typisch ist die *Meningitis(= Hirnhautentzündung).

Lithotripsie: Vgl. *Steinzertrümmerung

LKM: Abk. für liver kidney microsomes. *Autoantikör-per gegen einen Zellbestandteil, die aus Leber undNieren hergestellt wurden, werden als anti-LKM-Anti-körper bezeichnet und dienen als Leitbefund bei derErkennung einer *Autoimmunhepatitis Typ II.

Lymphozyten: Zellen des lymphatischen Systems,das den Hauptpfeiler des *Immunsystems bildet.Lymphozyten bestehen aus verschiedenen Typen,den T- und B-Lymphozyten, die sich ihrerseits wiederin verschiedene Subtypen untergliedern. Wichtige

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Funktionen der Lymphozyten betreffen u. a. immuno-logisches Gedächtnis, Duldung von eigenem Gewe-be, Abstoßung von Fremdgewebe, Abtötung vonKrankheitserregern und Bildung von Antikörpern.

M

Maligne: = bösartig; maligner *Tumor = bösartigerTumor = Krebsgeschwulst.

Mallory-Körperchen: (= alkoholisches Hyalin) beider feingeweblichen Untersuchung von Lebergewebedurch besonderes Färbeverhalten erkennbares Mate-rial, das bei alkoholischen Lebererkrankungen, insbe-sondere der *Alkoholhepatitis, aber auch bei anderenLebererkrankungen wie dem Morbus *Wilson oderder nicht-alkoholischen *Fettleberhepatitis nachweis-bar ist.

Mariendistel: Vgl. *Silymarin, *Silibinin

MARS: Ein Verfahren der *Albumindialyse zur Be-handlung des *Leberversagens.

MEGX-Test: *Leberfunktionstest, Abbau der Test-substanz Lidocain zu Monoethylglycinxylidid.

MELD-Score: Abk. für (engl.) model for end stageliver disease. Index zur Bewertung des Schweregra-des einer terminalen Lebererkrankung mit dem Zieleiner optimierten Spenderorgan Zuteilung; MELD er-laubt eine Reihung nach dem Risiko, während derWartezeit auf die *Lebertransplantation zu versterben.Vgl. *Child-Pugh-Score

Meningitis: = Hirnhautentzündung

Metastasen: = Tochtergeschwulste. Metastasensind Streuherde eines bösartigen Primärtumors.

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Metastasenleber: starker Befall der Leber durchzahlreiche *Metastasen

Meteorismus: Blähungen, die zu einer Vorwölbungbzw. Anschwellung des Bauches führen.

Methylprednisolon: Vgl. *Cortison

Meulengracht: Vgl. *Gilbert-Syndrom

Milz: Im linken Oberbauch gelegenes Organ, dasdem *Immunsystem zugehört. Wichtige Aufgabender Milz bestehen in der Filterung des durchströmen-den Bluts und Säuberung von nicht mehr ausrei-chend funktionsfähigen Blutzellen, sowie von Mikro-organismen, Antigen-*Antikörper-Komplexen und Ge-rinnungsprodukten. Außerdem Bedeutung für die Aus-reifung und Prägung von *Lymphozyten. Als Folgedes Blutstaus kommt es bei *Leberzirrhose und*Pfortaderhochdruck oft zu einer Milzvergrößerung (= Splenomegalie).

Minnesota-Sonde: vierlumige, aus der *Sengsta-ken-Blakemore-Sonde weiterentwickelte Ballonsondezur Behandlung der *Ösophagusvarizenblutung. Vgl.*Ballontamponade

Mirizzi-Syndrom: Kompression und Stenose desDuctus hepatocholedochus durch einen Stein im Gal-lenblasengang (Zystikusstein) bei *Cholelithiasis mitgering ausgeprägter Symptomatik (schmerzloser Ik-terus) ähnlich bösartigen Erkrankungen der Gallen-wege bzw. des Pankreaskopfes.

Mononucleosis infectiosa: (= Pfeiffersches Drüsen-fieber) durch *Epstein-Barr-Virus, seltener auch *CMVausgelöste fieberhafte Allgemeinerkrankung, die sichvor allem in einer Halsentzündung mit Lymphknoten-schwellung im Halsbereich äußert. Im Rahmen derMononucleosis infectiosa kann es auch zu Erhöhungvon *ALT, *AST kommen. Die Therapie besteht in All-

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gemeinmaßnahmen. Übertragung als Schmierinfek-tion („Studentenkusskrankheit“).

Morbus: = (latein.) Krankheit

Morbus Gilbert: Vgl. *Gilbert Syndrom

Morbus Meulengracht: = Morbus Gilbert, vgl. *Gil-bert-Syndrom

Morbus Wilson: Vgl. *Wilson

MRCP: Abk für. Magnet-Resonanz-Cholangio-Pan-kreatikographie; nicht-invasives bildgebendes Verfah-ren, das durch Verwendung der *Kernspintomogra-phie eine Abbildung von Gallengang- und Pankreas-gangsystem erlaubt und zunehmend die diagnosti-sche *ERCP ersetzen kann.

Mycophenolat-Mofetil: neueres *Immunsuppressi-vum, das eine Alternative zu *Azathioprin bietet.

N

NASH: Abk. für nicht-alkoholische Steatohepatitis.Vgl. *Fettleberhepatitis

Natrium: chemisches Element (Abk. Na), dessen IonNa+ das wesentliche Kation außerhalb der Zellen dar-stellt. Im Blut und anderen Körperflüssigkeiten ist dieNa+-Konzentration hoch. Na und Chlorid sind die Be-standteile von Kochsalz. Krankhafte Veränderungender Blut-Na+-Konzentration können zu Schwächeund Störungen des Nervensystems und der Niereführen. Vgl. *Elektrolyte

Natriumfluorid: Salz aus Natrium und Fluor, medizi-nisch eingesetzt zur Behandlung der *Osteoporose.Wirksamer Bestandteil ist dabei das Fluorid-Anion.Eine Fluoridbehandlung sollte unter ärztlicher Über-

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wachung erfolgen, da Fluorid am Knochen auch un-erwünschte Wirkungen haben kann.

Non-A-Non-B-Hepatitis: historischer Begriff ausder Zeit vor Isolierung und Identifizierung des *HCVsowie Entwicklung zuverlässiger Nachweismethodeneiner HCV-Infektion.

O

Octreotid: synthetisch hergestellter Somatostatin-Abkömmling, der u. a. in der Behandlung von Blutun-gen aus *Ösophagusvarizen, aber auch bei bestimm-ten Tumoren eingesetzt wird.

Ödem: schmerzlose, nicht gerötete Schwellungdurch Einlagerung von wässriger Gewebsflüssigkeit;typischerweise zuerst an abhängigen Körperpartien,z. B. Knöchel und Unterschenkel.

Ösophagusvarizen: = Speiseröhrenkrampfadern.Sie entstehen als Folge eines *Pfortaderhochdrucks.Ösophagusvarizen haben nur eine sehr dünne Wand,können daher leicht platzen und so zur lebensbe-drohlichen *Ösophagusvarizenblutung führen.

Ösophagusvarizenblutung: Diese äußert sichdurch Kreislaufkollaps, Bluterbrechen, oder Blutungaus dem After oder Absetzen von pechschwarzemStuhl („Teerstuhl“). Diesen auffälligen Symptomengehen oft uncharakteristische Beschwerden wie Un-ruhe oder ein flaues Gefühl im Oberbauch voraus.Eine Ösophagusvarizenblutung muss immer im Kran-kenhaus behandelt werden. Behandlungsverfahrenbestehen einerseits in der medikamentösen Druck-senkung im Pfortadersystem (z. B. *Octreotid, *Terli-pressin) und andererseits in einer mechanischen Blut-stillung durch *Varizensklerosierung bzw. die *Varizen-

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ligatur bei einer *Gastroskopie, die *Ballontampona-de, oder die Anlage eines *TIPS. In ausgewählten Fäl-len ist die Entlastung des *Pfortaderhochdrucksdurch Operation mit Anlage einer *portokavalen Ana-stomose zu empfehlen.

Organspende: Organentnahme zum Zweck derTransplantation. Voraussetzung zur Organspende istdie Zustimmung durch den Spender vor seinem Tod,beispielsweise durch *Organspenderausweis, bzw.durch seine Angehörigen, sowie der zweifelsfreieNachweis des eingetretenen irreversiblen *Hirntods.Für Lebendspenden ist die Einwilligung zur Entnahmenur dann rechtswirksam, wenn der Spender voll ein-willigungsfähig und die Entnahme ohne erheblicheEigengefährdung möglich ist.

Organspenderausweis: zu Lebzeiten abgegebeneEinverständniserklärung zu einer Organentnahme imTodesfall, die den Ausweispapieren beigelegt werdenkann.

Osteodensitometrie: Methode zur Messung derKnochendichte. Bei einer Knochendichte unter der2,5fachen Standardabweichung vom Mittelwert jun-ger Erwachsener liegt ein Stadium I der Osteoporoseund damit Behandlungsbedarf vor.

Osteoporose: Verminderung der Knochenmasse(Minerale und Bindegewebe) mit einer vermindertenKnochenstabilität und einer erhöhten Gefahr vonspontanen Knochenbrüchen. Eine Osteoporose trittim höheren Alter, bei Frauen nach der Menopause,und bei einer Reihe von Stoffwechselerkrankungen,so auch bei Lebererkrankungen mit Gallestauung auf.Therapeutisch sind *Calcium-reiche Ernährung, Gym-nastik, Östrogengabe (bei Frauen), Calciumsubstitu-tion, Calcitonin, Fluorid und Vitamin D und Bisphos-phonate in einem abgestuften Therapieplan einzuset-

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zen, der sich nach dem Grad der Knochendichtemin-derung, gemessen mittels *Osteodensitometrie, undevtl. vorhandenen Knochenbrüchen richtet.

P

Pankreas: = Bauchspeicheldrüse; sie besteht funk-tionell aus zwei unterschiedlichen Drüsen, dem exo-krinen und dem endokrinen Pankreas. Das exokrinePankreas gibt nach Nahrungsaufnahme den eigent-lichen „Bauchspeichel“ in den Zwölffingerdarm. DerBauchspeichel enthält Bikarbonat zur Neutralisierungder Magensäure und *Enzyme zur Aufspaltung von*Kohlenhydraten, *Eiweiß und Fett der Nahrung. Dasendokrine Pankreas gibt die *Hormone Insulin und Glu-kagon in das Blut zur Stoffwechselsteuerung. Eine Ent-zündung der Bauchspeicheldrüse heißt Pankreatitis.

Pankreatitis: = Bauchspeicheldrüsenentzündung.Vgl. *Amylase, *Lipase, *Pankreas

Parazentese: Bei Leberkrankheiten mit Bauchwas-sersucht (= Aszites) versteht man unter Parazentesedie zu diagnostischen oder therapeutischen Zweckenvorgenommene Punktion der Bauchhöhle mit Ablas-sen von Aszites. Der HNO-Arzt versteht unter der Pa-razentese die Entlastung der Paukenhöhle durch Ein-schneiden des Trommelfells.

Parenchym: Vgl. *Leberparenchym

Parenterale Ernährung: (Abk. PE) Form der künst-lichen Ernährung, bei der die Nährstoffe parenteral (= am Darm vorbei), also durch Infusion in eine Venegegeben werden. Durch die PE ist es heute möglich,eine bedarfsdeckende Ernährung langfristig, im Be-darfsfall sogar lebenslang zu geben. In den meistenFällen ist eine PE nur vorübergehend notwendig, so-

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lange der Patient sich nicht ausreichend auf norma-lem Wege ernähren kann (z. B. nach Operation, inder *Enzephalopathie) oder darf (z. B. bei Darmver-schluss). Die vollständig bedarfsdeckende PE wirdauch als totale PE (Abk. TPE) bezeichnet und mussüber einen zentralen Venenkatheter (*ZVK) infundiertwerden. Bei der TPE können alle Bestandteile Gluko-se, Fett, *Aminosäuren, *Elektrolyte, *Vitamine und*Spurenelemente zusammen infundiert werden.

Pathologie: Lehre von den abnormen und krankhaf-ten Veränderungen im menschlichen Organismus,ihren Ursachen (Ätiologie), ihrer Entstehung und Ent-wicklung (Pathogenese) und den resultierenden orga-nischen (pathologische Anatomie) und funktionellen(Pathophysiologie) Veränderungen. Im Sprachge-brauch wird Pathologie oft synonym für pathologi-sche Anatomie verwendet. Der in diesem Teilgebiettätige Arzt heißt Pathologe und leistet durch mikro-skopische Untersuchung (*Histologie) von *Biopsie-material oder von Autopsiematerial, das er bei derLeichenöffnung (= Autopsie, Obduktion) gewinnt,einen wichtigen Beitrag für die Krankheitserkennung.

PBC: Abk. für primary biliary cirrhosis = primär biliäre*Zirrhose

PCR: Abk. für polymerase chain reaction; bahnbre-chende molekularbiologische Technik, mit der sehrgeringe Mengen von *DNA oder *RNA nachgewiesenwerden können. Diese Technik macht es möglich, inBlut- oder Gewebeproben sehr geringe Mengen vonVirusbestandteilen, z. B. *HBV *DNA oder *HCV *RNA,oder anderer Mikroorganismen nachzuweisen.

PEG-Interferon-α: durch Ankoppelung von Poly-ethylenglycol (PEG) unterschiedlicher Molekülgrößegegen seinen raschen Abbau widerstandfähiger ge-machtes Interfon α. Durch die verlängerte Wirkdauer

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wurden in der Behandlung der chronischen Virushe-patitis Verbesserungen in der Wirksamkeit, der Ver-träglichkeit und der Handhabung (nur 1 Injektion proWoche) erzielt.

PEI: Abk. für percutaneous ethanol injection, vgl. *Al-koholinjektion

Peliosis hepatis: Befund von in ihrer Entstehung un-geklärten zystischen blutgefüllten Strukturen in derLeber bei chronisch konsumierenden Erkrankungen(Tuberkulose, fortgeschrittener Krebserkrankung),nach Einnahme von (anabolen) Steroidhormonen,*Azathioprin und zuletzt zunehmend als bazilläre Pe-liosis hepatis bei kutaner bazillärer Angiomatose *HIV-Erkrankter durch Barthonella henselae.

Pericholangitis: Entzündung der kleinen Gallengän-ge und insbesondere ihrer unmittelbaren Umgebung.Die Pericholangitis wird durch mikroskopische Unter-suchung von Gewebeproben festgestellt und tritt beider sklerosierenden *Cholangitis auf.

Peritonitis: = Bauchfellentzündung; sie ist ein aku-tes, schweres Krankheitsbild, vor allem wenn es sichum eine generalisierte Form handelt. Ursache einerPeritonitis sind meistens *bakterielle, seltener auchpilzbedingte Infektionen infolge einer Verletzung desBauchraums von außen oder von innen, beispiels-weise nach Durchbruch des Magens, der Gallenbla-se, des Darms oder der Eileiter bei einer Frau. BeiPatienten mit *Leberzirrhose und *Aszites kann einespontane bakterielle Peritonitis als Folge der ge-schwächten Abwehr auftreten. Diese kann sich in(auch geringem) Fieber, leichten Bauchschmerzenoder lediglich durch eine plötzlich aufgetretene *Enze-phalopathie ohne die typischen Infektionszeichen äu-ßern. Diese immer noch mit hohem Sterblichkeitsrisi-ko behaftete Komplikation kann durch rasche Erken-

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nung (*Parazentese) und Behandlung mit *Antibiotikainzwischen meistens beherrscht werden.

Pfortader: (= Portalvene, Vena porta). Blutader, diedas aus allen unpaaren Bauchorganen (Dünndarm,Dickdarm, Bauchspeicheldrüse, Milz) abfließendeBlut der Leber zuführt.

Pfortaderhochdruck: = portale Hypertension; krank-hafte Erhöhung des Druckes in der *Pfortader durchein Hindernis für den Blutstrom der Pfortader, sodass sich dieser aufstaut. Das Hindernis liegt amhäufigsten in der Leber selbst als Folge des Umbausbei *Leberzirrhose, seltener im Blutausstrom derLeber (z. B. *Budd-Chiari-Syndrom) oder im Blutein-strom (z. B. *Pfortaderthrombose). Als Folge desPfortaderhochdrucks sucht sich das Blut andere Ab-flusswege über kleine Venen im oberen Magen- oderunteren Speiseröhrenbereich, im Bereich der linkenNiere oder des Nabels. Dieses Blut fließt dann in einerKurzschlussverbindung (= Shunt) ungereinigt an derLeber vorbei in den Körperkreislauf. Dieser Blutab-strom heißt daher auch porto-systemischer *Umge-hungskreislauf (= Kollateralkreislauf). Die zunächstkleinen Venen weiten sich durch den hohen Pfort-aderhochdruck oft sehr weit auf und bilden, v. a. imoberen Magen- und unteren Speiseröhrenbereich,Krampfadern; diese heißen auch *Fundus- bzw.*Ösophagusvarizen.

Pfortaderthrombose: Verschluss der *Pfortaderdurch ein Blutgerinnsel, häufiger bei Patienten mit*Leberzirrhose oder chronischer *Pankreatitis auftre-tend. In einer Entwicklungsphase der Neugeborenen-Intensivmedizin wurden vorübergehend Nabelvenen-katheter zur Infusionstherapie eingesetzt, als derenFolge gehäuft Pfortaderthrombosen auftraten. Kom-plikation der Pfortaderthrombose ist ein *Pfortader-hochdruck.

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Pfortaderverschluss: Vgl. *Pfortaderthrombose

Pilze: Pilze sind Lebewesen, die ein Reich von über100.000 Arten bilden. Von medizinischer Bedeutungsind Pilze, die nach Verzehr Vergiftungen (z. B. Le-berversagen durch den Knollenblätterpilz) verursa-chen oder als Mikroorganismen, die Infektionen ver-ursachen können. Pilzinfektionen treten bevorzugtnach Störungen des mikrobiellen Gleichgewichts auf,beispielsweise durch eine Behandlung mit *Antibioti-ka oder bei einer Abwehrschwäche, beispielsweisedurch *Immunsuppressiva oder schwere Krankheit.Dabei handelt es sich meistens um Pilze der Art Can-dida oder Aspergillus. Pilzinfektionen können mit*Antimykotika behandelt werden.

Porphyrie: Gruppe von Stoffwechselerkrankungen,bei der die Bildung der Häm-Komponente des rotenBlutfarbstoffs gestört ist. Bei der akut intermittieren-den Porphyrie können viele Organe betroffen sein;meist stehen die Leberveränderungen im Hinter-grund. Jedoch wird auch die Ausbildung einer *Leber-zirrhose mit und ohne Leberzellkarzinom beschrieben.Akute Porphyrieanfälle können durch Medikamente,Alkohol, Infektionen oder Hungern ausgelöst werden.Die chronische Porphyria cutanea tarda wird meistdurch Alkoholkonsum oder seltener Östrogenpräpa-rate ausgelöst und kann neben den im Vordergrundstehenden Hautsymptomen (Lichtempfindlichkeit,narbig abheilende Blasen) unbehandelt zu einer Le-berfibrose oder Leberzirrhose führen. Die Behandlungbesteht in der Elimination auslösender Noxen sowieVerabreichung von Chloroquin und Aderlässen.

Portale Hypertension: = *Pfortaderhochdruck

Portokavale Anastomose: (= portokavaler Shunt)chirurgisch geschaffene Verbindung zwischen *Pfort-ader und *Hohlvene (Vena cava) zur Entlastung eines

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*Pfortaderhochdrucks und Schutz vor einer erneuten*Ösophagusvarizenblutung. Eine portokavale Anasto-mose ist sehr wirksam in der Vorbeugung einer er-neuten Blutung, hat aber den Nachteil gehäufter *En-zephalopathie-Episoden. Es existieren verschiedenechirurgische Techniken, die meist mit entsprechendenEigennamen belegt sind: z. B. Eck-Fistel, Drapanas-Shunt, Warren-Shunt, Linton-Shunt, Cooley-Shunt.

Posttransfusionell: Begriff, der ein nach einer Blut-übertragung (= Transfusion) eintretendes Ereignisoder Befund bezeichnet. Beispiel: Die Hepatitis C wartypischerweise eine posttransfusionell auftretendeHepatitis, da das auslösende *HCV früher häufig mitder Transfusion übertragen wurde.

Prednisolon: Vgl. *Cortison

Prednison: Vgl. *Cortison

Primär biliäre Zirrhose : Vgl. *Zirrhose

Primär sklerosierende Cholangitis :Vgl. *Cholangitis

Protein: = *Eiweiß

Pruritus: Vgl. *Juckreiz

PSC: Abk. für primär sklerosierende *Cholangitis

Psychosomatik: Begriff für die Wechselbeziehungzwischen Seele (Psyche) und Körper (Soma). Im klini-schen Sprachgebrauch wird unter Psychosomatikeine Krankheitslehre verstanden, die seelische Ein-flüsse auf die Krankheitsentstehung berücksichtigtund daraus Behandlungsverfahren entwickelt.

Psychosoziale Betreuung: nicht fest definierter Be-griff, der als wichtigen Teil der Behandlung einer Er-krankung die Berücksichtigung seelischer und sozia-ler Momente neben die Behandlung der körperlichenAspekte einer Erkrankung stellt.

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Der informierte Patient

Psychotherapie: allgemeiner Begriff für alle Formender psychologischen Behandlung psychischer Er-krankungen. Im täglichen Sprachgebrauch oft gleich-gesetzt mit Psychoanalyse, die eine Orientierung derPsychotherapie neben anderen ist.

PTC: Abk. für perkutane transhepatische Cholangio-graphie. Die PTC ist eine Technik zur Darstellung derGallengänge, die dann eingesetzt wird, wenn eineGangdarstellung mit der *ERCP oder *MRCP austechnischen Gründen nicht möglich ist. Bei der PTCwird unter Röntgenkontrolle nach örtlicher Betäubungeine sehr feine Nadel durch die Haut in die Leber vor-geschoben, bis ein Gallengang punktiert ist. Dannkann Kontrastmittel zur Gangdarstellung (= *Cholan-giographie) eingespritzt werden. Die Hauptanwen-dung der PTC liegt heute in der Therapie, meist einer*Drainage gestauter Gallengänge. Man spricht dannvon einer PTCD. Bei anderweitig nicht behandelbarerGallestauung kann auf diesem Wege mit einer vonaußen in den Zwölffingerdarm vorgeschobenen sogenannten *Yamakawa-Prothese eine Beschwerde-linderung mit deutlichem Gewinn an Lebensqualitäterreicht werden.

Q

Quick-Wert: der wichtigste Globaltest zur Beurtei-lung des plasmatischen Systems der *Blutgerinnung.Er wird in Prozent angegeben, wobei der Normalbe-reich zwischen 80 und 100% liegt. Die eigentlich ge-messene Größe ist die Prothrombinzeit, weshalb ineinigen Ländern auch das Ergebnis in Sekunden an-gegeben wird. In neuerer Zeit wird versucht, dieseUnterschiede durch Angabe der INR (Abk. für inter-national normalized ratio) auszugleichen, deren Nor-

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malwert bei 1,0 liegt und bei Verschlechterung desQuick-Werts ansteigt.

R

Rapamycin: frühere Bezeichnung von *Sirolimus

Reha: Abk. für *Rehabilitation

Rehabilitation: = Wiederherstellung, Eingliederung.Maßnahmen zur Linderung oder Beseitigung schwe-rer gesundheitlicher Störungen; auch Vorbeugung(weiterer Störungen) bei schwerer gesundheitlicherStörung. Die Rehabilitation schließt sich an die primä-re medizinische Behandlung an, um deren Ergebniszu sichern und auszubauen. So ist beispielsweiseeine Rehabilitation sinnvoll, um den Patienten nacherfolgreicher Lebertransplantation wieder auf das All-tagsleben vorzubereiten. *Anschlussheilbehandlun-gen sind ebenfalls Maßnahmen der Rehabilitation.

Resektion: Bezeichnung für die operative Teilentfer-nung eines Organs. Bei der Leberresektion werdenalso nur Teile (Lappen, Segmente) der Leber entfernt.Vgl. *Hepatektomie

Resorption: Aufnahme von Stoffen (z. B. Nährstoffe,Medikamente) über Haut oder Schleimhäute oderaus Geweben (z. B. Medikamente nach *i. m.- oder*s. c. Injektion).

Retransplantation: = Wiederholungstransplanta-tion; bei einer Retransplantation der Leber wird alsoeine transplantierte versagende Leber durch einneues Transplantatorgan ersetzt.

Retroviren: Familie von *RNA-Viren, zu denen krebs-auslösende Viren und das *HIV gehören, welches dieImmunschwächekrankheit AIDS auslöst.

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Rezidiv: = Rückfall

Ribavirin: Medikament, welches in der Kombina-tionstherapie mit *Interferon-α bzw. *PEG-Interferon-αzu einer Verbesserung der Behandlungsergebnisseder chronischen Hepatitis C führt.

RNA: = *RNS

RNS: Abk. für Ribonukleinsäure. RNS ist ein ähnlichder *DNS aufgebautes Molekül, welches die Informa-tion für die Erbsubstanz von Organismen tragen kann(z. B. RNA der *Retroviren oder des *HCV). Außer-dem hat die RNS bei der Umsetzung von DNS-Erbin-formation in die Ausformung von Erbmerkmalen einewichtige Übersetzerfunktion. Heute wird in der Medi-zin fast ausschließlich die englische Abkürzung RNAverwendet.

S

Saluretika: Bezeichnung für eine Untergruppe der*Diuretika

Sarkoidose: systemische, d. h. den ganzen Körpereinbeziehende, chronische Entzündungskrankheit,die sehr häufig die Lungen, aber auch die Leber be-trifft und eine zirrhoseartige Veränderung verursachenkann. Eine Sarkoidose kann auch während einer Be-handlung mit Interferon auftreten.

s. c.: Abk. für subcutan; s. c. Injektionen sind also In-jektionen, die in das Fettgewebe der Unterhaut, meistder Bauchhaut, gegeben werden.

Schöllkraut: Pflanze, deren Extrakt (Chelidonin) inder Behandlung von krampfartigen Beschwerden imBereich der Gallenwege und des Magen-Darm-Trakts

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eingesetzt wird, in Einzelfällen auch als Ursache vonHepatitiden beschrieben wurde.

Schwangerschaftscholestase: mit der Entbindungselbst endende Erkrankung des zweiten und letztenSchwangerschaftsdrittels mit Juckreiz und *Ikterus inFolge einer erblichen Störung der Gallebildung. Pro-gnose für die Mutter gut; für das Kind erhöhtes Früh-und Totgeburtsrisiko. Behandlung mit *Ursodeoxy-cholsäure verbessert offenbar den Krankheitsverlauf.

Schwangerschaftsfettleber: noch immer mit einerbedeutenden Sterblichkeit (Mutter bis 20%, Kind bis30%) belastete akute Komplikation der Schwanger-schaft mit Oberbauchschmerzen, Übelkeit, Erbre-chen, *Ikterus, *Enzephalopathie und anderen Zei-chen des *Leberversagens. Behandlung durch sofor-tige Entbindung. Vgl. *HELLP-Syndrom

Schwangerschaftsikterus: Sammelbezeichnungfür verschiedene Krankheiten, die während derSchwangerschaft zu einem *Ikterus führen. Vgl.*Schwangerschaftscholestase, *Schwangerschafts-fettleber, *HELLP Syndrom

Selbsthilfe: Im medizinischen Bereich wird dieserBegriff für Aktivitäten von selbst durch Krankheit be-troffenen Patienten verwendet, die zum Ziel haben,mitbetroffenen Patienten die Krankheitsbewältigungzu erleichtern, durch Patienteninformationen prakti-sche Lebenshilfe zu geben, den Informationsflusszwischen Arzt und Patient auch in Zusammenarbeitmit der Ärzteschaft zu verbessern und Patienteninter-essen in der Öffentlichkeit und der Gesetzgebung zuvertreten. Kontaktadressen von Selbsthilfegruppenfür Leberkranke sind im Anhang zu finden.

Sengstaken-Blakemore-Sonde: dreilumige Ballon-sonde zur Behandlung der *Ösophagusvarizenblu-tung. Vgl. *Ballontamponade

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Der informierte Patient

Sepsis: schweres Krankheitsbild mit Reaktion desHerzkreislaufsystems (Kreislaufschwäche bis zumSchock) und anderer Organe (z. B. Nierenversagen,Lungenversagen, Leberversagen) auf eine Infektion.Die Sepsis ist auch heute noch mit einer hohenSterblichkeit belastet.

Serologie: Bezeichnung einer Labortechnik, bei derentweder im Blut befindliche oder in einer Kulturflüs-sigkeit vorhandene Krankheitserreger durch Bindungvermittels eines spezifischen *Antikörpers nachgewie-sen werden oder in Körperflüssigkeiten, meist Blut,vorhandene Antikörper als Zeichen einer *Immunisie-rung oder Erkrankung nachgewiesen werden. DerBegriff geht auf die Zeit zurück, in der im Serum vor-handene Antikörper noch nicht isoliert werden konn-ten, sondern lediglich ein „Antiserum“ aus dem Blutimmunisierter Menschen gewonnen werden konnte.

Serumproteine: = Eiweiße im Blutserum, vgl. *Ge-samteiweiß, *Eiweiß

SGOT: Abk. für Serum-Glutamat-Oxalacetat-Trans-aminase, *AST

SGPT: Abk. für Serum-Glutamat-Pyruvat-Transami-nase, *ALT

Shunt: = Kurzschlussverbindung; mit Shunt bezeich-net man die anatomische oder künstlich geschaffeneBlutgefäßverbindung (*portokavale Anastomose,*TIPS), die zu der Kurzschlussverbindung, also einem*Umgehungskreislauf führt. Nicht ganz präzise wirdmit Shunt oft auch das Shuntvolumen bezeichnet,also die Menge Bluts, die infolge anatomischer Ver-änderungen der Gefäßarchitektur nicht den ange-stammten, sondern einen abgekürzten Weg nimmt.Dabei kann diese Blutmenge nicht entgiftet (Shuntum die oder in der Leber) oder mit Sauerstoff aufgela-den werden (Shunt in der Lunge oder im Herzen).

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Shuntoperation: Operation, bei der ein *Shunt an-gelegt wird. Vgl. *portokavale Anastomose

Silibinin: Wirkstoff aus der *Mariendistel, dessenWirksamkeit als Gegenmittel in der Behandlung derKnollenblätterpilzvergiftung gesichert ist.

Silymarin: Wirkstoff aus der *Mariendistel. Silymarinstabilisiert die Leberzellmembran und unterstützt dieRegenerationsfähigkeit der Leber.

Sirolimus: frühere Bezeichnung Rapamycin. NeuesMedikament zur Unterdrückung einer Transplantatab-stoßung. Sirolimus hemmt die Teilung bestimmter Im-munzellen und hat offenbar ein günstigeres Neben-wirkungspotenzial hinsichtlich einer Nierenschädi-gung als die Hemmstoffe *Ciclosporin oder *Tacroli-mus. Zur Vermeidung von Nebenwirkungen und Er-kennung von Wechselwirkungen mit anderen Medi-kamenten ist die Bestimmung von Blutspiegeln wich-tig. Daher sind alle Veränderungen der eingenomme-nen Medikamente oder der Beginn einer neuen Medi-kation immer mit der betreuenden Transplantations-Sprechstunde abzustimmen.

SLA: Abk. für soluble liver antigen. *Autoantikörpergegen SLA (= löslicher Leberextrakt) sind wichtig fürdie Erkennung einer *Autoimmunhepatitis Typ III.

SMA: Abk. für smooth muscle antibody; *Antikörpergegen glatte Muskelfasern. Diese *Autoantikörperkommen bei verschiedenen Autoimmunerkrankun-gen, insbesondere auch der *Autoimmunhepatitis vor.

Sonographie: Untersuchungstechnik, die das Echo-lotprinzip (Ultraschall) zur Erstellung von Schnittbil-dern des Körpers verwendet. Herausragender Vorteilder Sonographie ist ihre Risikoarmut (kann auch inder Schwangerschaft eingesetzt werden) und dieMöglichkeit, Bewegungsabläufe in die Diagnostik miteinzubeziehen. Durch spezielle Techniken kann der

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Der informierte Patient

Blutstrom in verschiedenen, auch sehr kleinen Gefä-ßen mittels Sonographie untersucht werden, so dasssie heute die wichtigste Untersuchungsmethode fürden Internisten, gerade auch bei Lebererkrankungengeworden ist. Die Sonographie eignet sich auch her-vorragend zur gezielten Punktion von Krankheitsher-den (z. B. zur *Biopsie, *Drainage).

Speiseröhrenvarizen: = *Ösophagusvarizen

Spider naevi: = Eppingersche Gefäßsterne. Dabeihandelt es sich um eines der sogenannten Leber-hautzeichen, die bei chronischen Lebererkrankungenauftreten. Spider naevi bestehen aus einer zentral ge-legenen kleinen Schlagader und davon sternförmigabgehenden feinen Äderchen.

Splenektomie: = Milzentfernung durch Operation

Split-Liver-Transplantation: Übertragung eines Teilseiner Spenderleber. Vgl. *Lebertransplantation

Spontan bakterielle Peritonitis: Vgl. *Peritonitis

Spurenelemente: Gruppe von chemischen Elemen-ten, die in der Nahrung in geringer Menge („Spuren“)zugeführt werden müssen. Die ausreichende Versor-gung mit Spurenelementen ist wichtig für eine nor-male Funktion vieler *Enzyme. Vgl. *Eisen, *Kupfer,*Zink

Stauungsleber: Vergrößerung und Schädigung derLeber infolge eines Blutrückstaus aus der unteren*Hohlvene in die Leber bei Herzversagen. Eine chro-nische Stauungsleber kann zur Ausbildung einer *Le-berzirrhose führen, die dann Cirrhose cardiaque heißt.

Steatorrhö: Vgl. *Fettstuhl

Steatose: = Verfettung

Steatosis hepatis: = Leberverfettung, vgl. *Fettleber

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Steinzertrümmerung: = Lithotripsie. Die Steinzer-trümmerung ist von Bedeutung zur Behandlung gro-ßer, nicht abgangsfähiger oder entfernbarer Steineder Gallen- oder Harnwege. Sie kann mechanischdurch Zerbrechen in einem spannbaren Körbchen er-folgen oder durch Bestrahlung mit Laserstrahlen. Beider Stoßwellenbehandlung wird die Energie entwe-der durch eine Sonde direkt auf den Stein übertragen(Kontaktmethode) oder von der Körperoberflächedurch Bündelung der Wellen auf den im Brennpunktbefindlichen Stein; letztere Methode wird als extra-korporale Stoßwellen-Lithotripsie (Abk. ESWL) be-zeichnet.

Stenose: = Einengung eines schlauchförmigen Hohl-organs. Vgl. *Anastomosenstenose

Stent: röhrenförmige Prothese, die aus unterschiedli-chem Material, beispielsweise Kunststoff oder Metallund von unterschiedlicher Konstruktion (z. B. Draht-geflecht) sein kann. Stents werden in der Regel ein-gesetzt, um Einengungen (= Stenosen) nach Erweite-rung längerfristig offen zu halten. Stents können inBlutgefäße, Gallengänge, in den Bauchspeicheldrü-sengang, aber auch in Luftröhre bzw. Bronchien oderverschiedene Abschnitte des Verdauungstrakts ein-gesetzt werden. Vgl. *ERCP

Steroide: Vgl. *Cortison

Szintigraphie: diagnostische Technik, bei der radio-aktive Substanzen in einer nicht gesundheitsgefähr-denden Menge in den Körper gegeben werden (meistals *i. v. Injektion), um krankhafte Veränderungen aneinzelnen Organen abzubilden. Durch die Wahl derchemischen Verbindung, an die das radioaktive Iso-top gekoppelt ist, bzw. die Wahl des Isotops selbst,ergibt sich das Organ oder Gewebe, welches unter-sucht werden kann. Das Bild entsteht durch Auffan-

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Der informierte Patient

gen der aus dem Körper austretenden Strahlungmittels hochempfindlicher Empfänger und computer-gestützter Bilderzeugung. Vgl. *Leberszintigraphie

T

TACE: Abk. für transarterielle *Chemoembolisation

Tacrolimus: wichtiges Medikament zur Unterdrü-ckung einer Transplantatabstoßung. Im Gegensatz zuCiclosporin ist Tacrolimus auch zur Behandlung einerakuten *Abstoßung geeignet. Beide Medikamentegehören zu einer Klasse von *Immunsuppressiva, vondenen immer nur eines, meist in Kombination miteinem Immunsuppressivum einer anderen Klasse ein-gesetzt wird. Zur Vermeidung von Nebenwirkungenund Erkennung von Wechselwirkungen mit anderenMedikamenten ist die Bestimmung von Blutspiegelnwichtig. Daher sind alle Veränderungen der einge-nommenen Medikamente oder der Beginn einerneuen Medikation immer mit der betreuenden Trans-plantations-Sprechstunde abzustimmen.

T-Drain: *Drainage-Schlauch, der während der Le-bertransplantation zur Ableitung der Galle und zurSchienung der *Anastomose in den Gallengang ein-gelegt und zur Haut herausgeleitet wird. Die Bezei-chung leitet sich von seiner Form her, die T- oder J-förmig sein kann.

Terlipressin: synthetisch hergestellter und in seinerStruktur veränderter Abkömmling des Hormons Va-sopressin (vgl. *antidiuretisches Hormon). Terlipressinwirkt gefäßverengend auf Arterien des Bauchraumsund reduziert so den Druck im Pfortadersystem beider Behandlung der Ösophagusvarizenblutung underhöht den Perfusionsdruck in den Schlagadern der

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Niere bei der Behandlung des *hepatorenalen Syn-droms.

Therapie: = Behandlung

Thrombose: Bildung eines Gerinnsels (= Thrombus)in Venen oder Arterien durch Gefäßschädigung (z. B.Verletzung, Gefäßentzündung, Gefäßverkalkung), ge-störte Blutströmung (z. B. Wirbelbildung durchKrampfadern, Bettruhe, Kreislaufstörung), oder ge-störte Blutzusammensetzung (z. B. zu viele *Throm-bozyten, gestörtes Gleichgewicht gerinnungshem-mender und -fördernder Faktoren). Gefürchtet sindThrombosen der tiefen Beinvenen wegen des Risikoseiner Lungenembolie durch ein losgerissenes Gerinn-sel.

Thrombozyten: = Blutplättchen; kernlose Zellen, dieim Knochenmark gebildet und in das Blut freigesetztwerden und eine wichtige Funktion in der *Blutgerin-nung haben.

Thyreoiditis: = Schilddrüsenentzündung. Eine Thy-reoiditis kann im Rahmen von Autoimmunerkrankun-gen, wie beispielsweise einer primär biliären *Zirrhoseauftreten.

TIPS: Abk. für transjugulärer intrahepatischer porto-systemischer Stent-Shunt; in den ausgehenden acht-ziger Jahren entwickeltes Verfahren, ohne Operation(*portokavale Anastomose) einen *Pfortaderhoch-druck zu entlasten. Dabei wird über einen in die Hals-vene eingelegten Katheter (= transjugulär) eine Punk-tionsnadel in eine Lebervene eingeführt und mit die-ser ein geeigneter Pfortaderast punktiert, so dasseine innerhalb der Leber gelegene (= intrahepatisch)künstliche Verbindung (= *Shunt) zwischen Pfortaderund Lebervene entsteht, die dann durch eine Röhreaus flexiblem Drahtgeflecht (= *Stent) offengehaltenwird. Durch diese Verbindung kann das unter höhe-

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Der informierte Patient

rem Druck stehende Pfortaderblut in die Leberveneabgeleitet werden, so dass *Ösophagus- oder *Fun-dusvarizen entlastet sind und das Blutungsrisiko be-herrscht ist. Wegen der Tendenz zu spontanen Ver-stopfungen und Einengungen müssen nach TIPS-An-lage regelmäßige Untersuchungen erfolgen; je früherdiese Probleme festgestellt werden, desto leichtersind sie durch erneute Katheterisierungen zu behe-ben. Die TIPS-Anlage ist auch geeignet zur Behand-lung des hartnäckigen *Aszites, nachdem andere Ver-fahren versagt haben, des *Budd-Chiari-Syndromsund möglicherweise auch des *hepatorenalen-Syn-droms.

Toxin: = Giftstoff; allgemeine Bezeichnung für alleGiftstoffe. Das *Leberversagen nach Knollenblätter-pilzverzehr ist eine schwere toxische Lebererkran-kung durch die Toxine Amanitin und Phalloidin. *Afla-toxine sind Toxine von Schimmelpilzen und könnenein Leberzellkarzinom verursachen. Im heutigen klini-schen Sprachgebrauch wird unter einer (nutritiv-)toxi-schen Lebererkrankung eine *Alkohol-bedingte Leber-erkrankung verstanden. Medikamentös-toxische Le-berschäden werden von solchen medikamentösenLeberschäden abgegrenzt, bei denen nicht die direk-te Giftwirkung, sondern eine Aktivierung des *Immun-systems zur Krankheit führt.

Transaminasen: Gruppe von *Enzymen, die dieÜbertragung einer Aminogruppe von einem Molekülauf ein anderes katalysieren. Dabei handelt es sichum eine zentrale Funktion im Stoffwechsel der *Ami-nosäuren. *ALT und *AST sind Transaminasen, derenMessung im Blut Auskunft über einen Leberschadengibt.

Transferrin: im Blut messbares Transporteiweiß für*Eisen. Die Transferrinsättigung gibt an, in welchemMaß die Bindungskapazität des Transferrins durch

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Eisen besetzt ist und erlaubt Rückschlüsse auf dieMenge von freiem Eisen im Blut. Vgl. *Hämochroma-tose

Transfusion: = Blutübertragung. Unter Transfusions-hepatitis versteht man eine *Hepatitis, bei der die *In-fektion durch eine Transfusion zustande kam. DurchTransfusion können *HBV und *HCV und andereKrankheitserreger übertragen werden.

Transplantation: Ersatz eines kranken Organs desEmpfängers durch Übertragung eines gesundenSpenderorgans. Vgl. *Lebertransplantation, *Organ-spende, *Organspenderausweis

Tumor: Im strengen Sinne bedeutet Tumor Schwel-lung. Dabei kann es sich um einen entzündlichenTumor (z. B. Beule), eine gestaute Flüssigkeitsan-sammlung (z. B. Wasserbruch des Hodens, Leber-zyste, Nierenzyste, Gallenblasenhydrops) oder einenTumor durch Gewebeneubildung handeln. Im allge-meinen Sprachgebrauch wird der Begriff Tumor meistfür Tumoren infolge Gewebeneubildung verwendet.Krebserkrankungen sind durch bösartige Tumorenbedingt. Das Teilgebiet der Medizin, das sich mit die-sen Krankheiten befasst, heißt Onkologie.

Tumormarker: Bezeichnung einer Gruppe von *Ei-weißen, deren Konzentration im Blut bei bösartigenTumorerkrankungen erhöht sein kann. Die Bestim-mung von Tumormarkern ist in der Regel nicht sinn-voll zur Suche nach einem unbekannten *Tumor, son-dern zur Beurteilung seiner Therapie. Als Ausnahmedieser Regel ist das *alpha-1-Fetoprotein zu sehen,das für die Erkennung des Leberzellkarzinoms vonBedeutung ist.

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Der informierte Patient

U

Ulcus: = Geschwür. Ein Magengeschwür heißt Ulcusventriculi, ein Geschwür des Zwölffingerdarms heißtUlcus duodeni. Ein Hautgeschwür des Unterschen-kels als Folge chronischer Venerkrankungen heißtUlcus cruris.

Ulkus: = *Ulcus

Ultraschall: Vgl. *Sonographie

Umgehungskreislauf: (= Kollateralkreislauf) Be-zeichnung für die Tatsache, dass der Blutstromwegen eines Hindernisses (*Thrombose, *Pfort-aderthrombose, *Pfortaderhochdruck) in bestimmtenKörperregionen nicht den angestammten Wegnimmt, sondern einen Umgehungsweg. Dabeikommt es oft zur Ausbildung von Krampfadern, vgl.*Ösophagusvarizen.

Ursodeoxycholsäure: körpereigene *Gallensäure,die therapeutisch zur Auflösung von Gallensteinen(*Chemolitholyse) und Behandlung von Lebererkran-kungen mit Gallestauung wie der primär biliären *Zir-rhose oder der primär sklerosierenden *Cholangitisals Standardtherapie mit Erfolg eingesetzt wird.

V

Varizen: = Krampfadern. Vgl. *Ösophagusvarizen

Varizenligatur: Methode zur Behandlung von *Öso-phagusvarizen bei der *Gastroskopie. Dabei wird dieVarize mit dem Endoskop angesaugt, um dann einenGummiring über die Varize zu streifen, so dass diesean ihrer Basis abgebunden (= ligiert) und stranguliertwird. Inzwischen Methode der Wahl für die endosko-pische Rückfallverhütung der Varizenblutung. Die

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Gummibandligatur wird auch in der Behandlung vonHämorrhoiden eingesetzt.

Varizensklerosierung: Methode zur Akutbehand-lung einer *Ösophagusvarizenblutung bei der Magen-spiegelung. Dabei wird in und neben die blutende Va-rize ein Sklerosierungsmittel (Verödungsmittel) einge-spritzt. Mit dieser Technik können sowohl *Ösopha-gusvarizen als auch *Fundusvarizen behandelt wer-den. Die Varizensklerosierung kann auch zur endo-skopischen Rückfallverhütung der Varizenblutung ein-gesetzt werden, hat aber nicht ganz so gute Resulta-te wie die *Varizenligatur.

Varizella-Zoster-Virus: Vgl. *Herpes-Virus, *Gürtel-rose

Vena cava: = *Hohlvene

Vene: = Blutader, die das Blut zum Herzen zurück-führt.

Verbrauchskoagulopathie: Störung der *Blutgerin-nung als Komplikation eines Schockgeschehens odereiner schweren *Infektion, bei der es zu einer unange-messenen Aktivierung von Gerinnselbildung und Ge-rinnselauflösung kommt, so dass Gerinnungsfakto-ren, *Thrombozyten und die Kapazität, die Produkteund Trümmer dieses Prozesses aus dem Blut zu klä-ren, rasch aufgebraucht werden. Bei Leberkrankhei-ten liegt häufig eine Störung der Blutgerinnung vor,so dass eine Verbrauchskoagulopathie besondersleicht entstehen kann.

Verfettung: (= Steatose) Einlagerung von Fett in das*Parenchym von Organen als Folge einer Stoffwech-selstörung oder als Alterungsprozess. Oberhalb einesbestimmten Grades spricht man bei einer Leberver-fettung von einer *Fettleber. Häufigste Ursache sind*Alkoholmissbrauch und Fehlernährung.

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Der informierte Patient

Verschlussikterus: *Ikterus infolge einer Galleab-flussstörung, die im Bereich der großen Gallengängeliegt. Häufigste Ursachen sind *Gallensteine und bös-artige *Tumoren (Gallengangskarzinom, Bauchspei-cheldrüsenkarzinom).

Verzweigtkettige Aminosäuren: Eiweiße enthaltenu. a. drei verzweigtkettige Aminosäuren: Valin, Leucinund Isoleucin. Patienten, die an einer hepatischen*Enzephalopathie leiden, haben häufig erniedrigteWerte dieser Aminosäuren. Die orale Zufuhr dieserAminosäuren verbessert die Entgiftungsfunktion derLeber und dadurch auch die Symptome der hepati-schen Enzephalopathie. Insbesondere Patienten mitnur geringer Eiweißverträglichkeit können durch dieEinnahme von verzweigtkettigen Aminosäuren die Ei-weißtoleranz steigern und verhindern dadurch denAbbau von körpereigenem Eiweiß (z. B. Muskelmasse).

Virostatikum: (Mehrz. Virostatika). Sammelbezeich-nung für Wirkstoffe, die eine Virusvermehrung hem-men bzw. vollständig unterbinden. Beispiele sind *La-mivudin oder *Adefovir als Hemmstoffe der *HBV-Vermehrung sowie *Aciclovir und Ganciclovir alsHemmstoffe der Vermehrung von *Herpes-simplex-Viren, *VZV bzw. *CMV.

Virus: (Mehrz. Viren) biologische Struktur, die geneti-sche Erbinformation als *DNA oder *RNA, nicht aberdie für Wachstum und Vermehrung notwendigen *En-zyme enthält. Viren können deshalb anders als *Bak-terien oder *Pilze nicht auf unbelebten Nährböden,sondern nur auf Zellkulturen angezüchtet werden.Befall der Wirtszellen durch ein Virus führt zur *Infek-tion, die entweder über Zerstörung der Wirtszellen(zytopathogene Wirkung) oder über Zerstörung dervom Virus befallenen Zellen durch das körpereigene*Immunsystem zur Krankheit führen kann (z. B. *Vi-rushepatitis A, B, und C).

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Viruselimination: Überwindung einer Virusinfektiondurch den Wirtsorganismus mit Entfernung aller ver-mehrungsfähigen *Viren aus dem Körper. Die Viruseli-mination ist das Ziel der *Interferon-α-Behandlungder chronischen *Virushepatitis B oder C.

Virushepatitis: Bezeichnung für jede Hepatitis, diedurch ein *Virus ausgelöst wurde. Neben *HAV, *HBV*HCV, *HDV und *HEV kann eine Virushepatitis auchdurch *Herpes-simplex-Viren oder *CMV ausgelöstwerden.

Virusinfektion: Infektion durch ein *Virus.

Virusload: = Viruslast. Bezeichnung für die im Blutmessbare Viruskonzentration. In der Behandlung derchronischen *Virushepatitis B und C gilt eine hoheViruslast als prognostisch ungünstiger Befund.

Vitamine: lebensnotwendige Stoffe, die der mensch-liche Körper nicht selbst bilden kann, so dass er aufeine ausreichende Versorgung durch die Nahrung an-gewiesen ist. Man unterscheidet zwischen wasser-löslichen und fettlöslichen Vitaminen (A, D, E, K),deren Aufnahme u. a. von einer ausreichenden Galle-produktion abhängig ist. Ein Gallestau kann alsoeinen Mangel an fettlöslichen Vitaminen begünstigen.

Vitamin K: fettlösliches *Vitamin, ohne das die Leberkeine Gerinnungsfaktoren bilden kann. Sein Mangeläußert sich daher in Störungen der *Blutgerinnungmit Blutungsneigung und niedrigem *Quick-Wert. Vgl.*Koller-Test

VZV: Abk. für Varizella-Zoster Virus. Vgl. *Gürtelrose

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Der informierte Patient

W

Wilson: Nach dem englischen Neurologen SamuelA. Wilson wurde die auch hepatolentikuläre Degene-ration bezeichnete erbliche Kupferspeicherkrankheitals Morbus Wilson (= Wilson’sche Erkrankung) be-nannt. Infolge einer Störung der Kupferausscheidungin die Galle kommt es zu einer Kupferüberladung.Unbehandelt führt sie zu einer *Leberzirrhose undschweren Störungen des Nervensystems. Die Er-krankung ist heute medikamentös mit D-Penicillamin,Trientin und Zink so gut behandelbar, dass der Aus-bruch von Krankheitserscheinungen vermieden wer-den kann. Auch bei bereits eingetretener Leberzir-rhose ist eine erhebliche Besserung der Erkrankungmöglich, sofern nicht fortgeschrittene Schäden desNervensystems vorliegen. Wichtig ist die regelmäßigeMedikamenteneinnahme, da sonst schwere Schübebis hin zum akuten *Leberversagen eintreten können.In solchen Fällen hilft oft nur die *Lebertransplan-tation.

X

Xanthelasmen: Cholesterinablagerungen in den Au-genlidern bei Fettstoffwechselstörungen, typischer-weise bei der primär biliären *Zirrhose auftretend.

Xanthome: tumorartige gelbe Fettablagerungen beiFettstoffwechselstörungen.

Xenotransplantation: Transplantation von Organeneiner anderen Spezies, beispielsweise einer Schwei-neleber auf den Menschen. Die Xenotransplantationhat derzeit keine praktische medizinische Bedeutung.

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Y

Yamakawa-Prothese: aus weichem Kunstoffmateri-al gefertigter Schlauch, der perkutan nach vorheriger*PTC-Drainage über die Einmündung des Gallen-gangs in den Zwölffingerdarm vorgeschoben werdenkann. Die Yamakawa-Prothese kann mit ihrem fla-chen knopfartigen Endstück durch Pflasterverbandim Hautniveau fixiert werden und erlaubt so eine ef-fektive Galleableitung in den Darm bei minimaler Be-einträchtigung des Patienten. Im Bedarfsfall kann siejederzeit als externe Ableitung benutzt werden.

Z

Zieve-Syndrom: nach dem zeitgenössischen ameri-kanischen Arzt L. Zieve benannte Komplikation deralkoholischen *Fettleber, bzw. der *Alkoholhepatitis,bei der es zu einer hämolytischen Anämie (Blutarmutdurch vorzeitigen Zerfall der roten Blutkörperchen)und einer Erhöhung der Blutfette, gelegentlich aucheiner Bauchspeicheldrüsenentzündung kommt. DieBehandlung ist nicht anders als bei der alkoholischenFettleber, bzw. der Alkoholhepatitis.

Zink: chemisches Element (Zn), auch zur Gruppe der*Spurenelemente gezählt. Zink ist von hoher biologi-scher Bedeutung, da es eine funktionell wichtige Po-sition in sehr vielen *Enzymen einnimmt. Bei *Leber-zirrhose besteht nicht selten ein Zinkmangel.

Zirrhose: Umwandlung mit Verhärtung (durch narbi-ges Bindegewebe) und Aufhebung der normalenStruktur eines Organs. Vgl. *Leberzirrhose. Bei derprimär biliären Zirrhose (Abk. PBC) handelt es sichum eine chronische Lebererkrankung infolge *Auto-immunität gegen Gallengangsstrukturen. Die PBC

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Der informierte Patient

kann mit unterschiedlicher Geschwindigkeit von ge-ringsten Veränderungen, die über Jahre ohne Ver-schlechterung bleiben können, bis zum Vollbild einerLeberzirrhose verlaufen, bei der einzig die *Leber-transplantation Hilfe bringt. Die PBC betrifft Frauen 9-mal häufiger als Männer, ist oft mit anderen Autoim-munerkrankungen verbunden und kann meistensdurch den Nachweis von speziellen *Autoantikörpern,*AMA Subtyp M-2, nachgewiesen werden. Die Be-handlung mit *Ursodeoxycholsäure verbessert dieLeberfunktion und den Krankheitsverlauf.

Zoster: = *Gürtelrose.

ZVK: Abk. für zentraler Venenkatheter. Dabei handeltes sich um einen Kunststoffschlauch (= Katheter), derin das Venensystem so eingeführt wird, dass seineSpitze in der oberen *Hohlvene liegt. ZVK könnendurch Punktion im Halsbereich, unter dem Schlüssel-bein, in der Ellenbeuge und in der Leistenbeuge ein-geführt werden. ZVK sind erforderlich zur angemes-senen Infusionstherapie und zur Kreislaufüberwa-chung schwer kranker Patienten und im Zusammen-hang mit einer großen Operation, wie beispielsweiseder *Lebertransplantation.

Zyste: = Blase. Zysten können in allen Geweben, soauch an inneren Organen wie Leber oder Niere auf-treten. Eine Leberzyste hat, wie auch eine Nierenzys-te, eine dünne zarte Wand und ist mit Gewebeflüssig-keit gefüllt. Eine Zyste ist als Normvariante und nichtals Krankheit zu verstehen. Gelegentlich kann esschwierig sein, eine Zyste von einem zystenbildendengutartigen oder bösartigen *Tumor zu unterscheiden.Vgl. *Zystenleber

Zystenleber: Von einer Zystenleber spricht man,wenn in der Leber sehr viele Zysten vorliegen und zueiner Verdrängung des gesunden *Leberparenchyms

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führen. Im Extremfall kann es zum chronischen Le-berversagen kommen, das eine *Lebertransplantationerfordert. Die Zystenleber tritt nicht selten gemeinsammit Zystennieren und Pankreaszysten auf, so dassman von der polyzystischen Erkrankung spricht, dievererbbar ist und auch zu Nierenversagen führenkann.

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Der informierte Patient

Patienten-Selbsthilfegruppen zu Erkrankungen der Leber

Deutsche Leberhilfe e.V.Luxemburger Str. 150, D-50937 KölnTel. 0221/2829980, Fax 0221/2829981E-mail: [email protected]: http://www.leberhilfe.org

PBC-Aktiven-Gruppe der Deutschen Leberhilfe e.V.Luxemburger Str. 150, D-50937 KölnTel. 0221/2829980, Fax 0221/2829982E-mail: [email protected]: http://www.leberhilfe.org

Arbeitskreis primär sklerosierende Cholangitis(PSC) der DCCV e.V.Paracelsusstr. 15, D-51375 LeverkusenTel. 0214/87608-0, Fax 0214/87608-88E-mail: [email protected]: http://www.dccv.de

Selbsthilfe LebertransplantierterDeutschland e.V.Vorsitzende: Jutta RiemerKarlsbader Ring 28, D-68782 BrühlTel. 06202/702613, Fax 06202/702614E-mail: [email protected]: http://www.lebertransplantation.de

Leber-Liga zur Förderung und Unterstützungchronisch Lebererkrankter e.V.Dr. Helmut BlumBertha-von-Suttner-Str. 30, D-40595 DüsseldorfTel. 0211/706426, Fax 0211/7005702Internet: http://www.leber-liga.de

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Deutsches Hepatitis C Forum e.V.Postfach 1331, D-49783 Lingen (Ems)Tel. 0591/8079579, Fax 0591/8079578E-mail: [email protected]: http://www.hepatitis-c.de

Verein leberkrankes Kind e.V.Evelyn WittBöttcherstr. 5, D-31008 ElzeTel./Fax 05068/573350E-mail: [email protected]: http://www.leberkrankes-kind.de

Morbus Wilson e.V.Leiblstr. 2, D-83024 RosenheimTel. 08031/249230, Fax 08031/43876E-mail: [email protected]: http://www.morbus-wilson.de

Hämochromatose-Vereinigung Deutschland e.V.Ulitzkastr. 23, D-51063 KölnFax 0221/884998E-mail: [email protected]: http://www.haemochromatose.org

Verein Cholestase-Erkrankter e.V.Christine Wilke-ZechKirschweg 16, D-67346 SpeyerTel. 06232/61062E-mail: [email protected]: http://www.cholestase-verein.de

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Der informierte Patient

BDO e.VBundesverband der Organtransplantierten e.V.Paul-Rücker-Str. 22, D-47059 DuisburgTel. 0203/442010, Fax 0203/442127E-mail: [email protected]: http://www.bdo-ev.de

Berliner Leberring e.V.Charité Campus Benjamin FranklinHindenburgdamm 30 (Eingang Klingsorstr. 95a),Haus III, Raum 119, D-12203 BerlinTel./Fax 030/84452140E-mail: [email protected]: http://www.berliner-leberring.de

Forum Leberdialyse (FLD) e.V.Universität RostockKlinik für Innere MedizinForschungsdialyse – Haus 2Ernst-Heydemann-Str. 6, D-18055 RostockTel. 0381/4947761E-mail: [email protected]: http://www.forum-leberdialyse.de

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