Mehr Licht als Schatten September 2021

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Berlin Konjunktur Mehr Licht als Schatten September 2021 www.ibb.de

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Berlin Konjunktur

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September 2021

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Inhalt

Trendverläufe

Zusammenfassung Mehr Licht als Schatten

Unternehmensnahe Dienstleistungen Corona trifft die Branche hart Digitalwirtschaft als Impulsgeber

Industrie Berliner Industrie über dem Vorkrisenniveau

Exporte „Made in Berlin“ ist trotz Corona gefragt Die Welt kauft Pharmaprodukte aus Berlin

Bauhauptgewerbe Baugenehmigungen brechen um 22% ein Kapazitätsengpässe und Corona bremsen

Tourismus Internationale Gäste fehlen weiterhin Aussichten hellen sich nur langsam auf

Gastgewerbe Umsatz sinkt um 38%

Einzelhandel Umsätze steigen im ersten Halbjahr um 2,0%

Unternehmensgründungen und Insolvenzen 8,4% mehr Gewerbeanmeldungen bis Juli Kein Insolvenzschub trotz Insolvenzantragspflicht

Arbeitsmarkt Arbeitsmarkt zeigt sich wieder dynamisch

Steuern und Kredite Steuereinnahmen sinken wegen Corona Kreditbestand steigt um 7,4%

Fazit Die Wirtschaft nimmt Fahrt auf

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2017 2018 2019 2020

Quelle: Amt für Statistik Berlin-Brandenburg, eigene Berechnungen

Quartalswerte Saison-/kalenderbereinigte Werte Trend

Unternehmensnahe Dienstleistungen - GesamtUmsatz/Einnahmen aus selbstständiger Tätigkeit; (2015 = 100)

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2017 2018 2019 2020 2021

Quelle: Amt für Statistik Berlin-Brandenburg, eigene Berechnungen

Monatswerte Saison-/kalenderbereinigte Monatswerte

Trend langfristiger Durchschnitt

Verarbeitendes GewerbeUmsätze - Gesamt (in Mrd. Euro)

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2016 2017 2018 2019 2020

Quelle: Amt für Statistik Berlin-Brandenburg, eigene Berechnungen IBB

QuartalswertePrognose

Saison-/kalenderbereinigte Werte Trend

Darunter freiberufliche, wissenschaftliche und technische DienstleistungenUmsatz/Einnahmen aus selbstständiger Tätigkeit; (2015 = 100)

Saison-und kalenderbereinigte Konjunkturdaten / Trendverläufe

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2017 2018 2019 2020 2021

Quelle: Amt für Statistik Berlin-Brandenburg, eigene Berechnungen

Monatswerte Saison-/kalenderbereinigte Monatswerte langfristiger Durchschnitt Trend

Verarbeitendes GewerbeAuftragseingänge - Gesamt (2015 = 100)

2017 2018 2019 2020 2021

Quelle: Amt für Statistik Berlin-Brandenburg, eigene Berechnungen

Monatswerte Saison-/kalenderbereinigte Monatswerte Trend langfristiger Durchschnitt

BauhauptgewerbeAuftragseingänge - Gesamt (in Mio. Euro)

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Quelle: Amt für Statistik Berlin-Brandenburg, eigene Berechnungen

Monatswerte Saison-/kalenderbereinigte Monatswerte Trend langfristiger Durchschnitt

BauhauptgewerbeUmsätze (in Mio. EUR)

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2017 2018 2019 2020 2021

Quelle: Amt für Statistik Berlin-Brandenburg, eigene Berechnungen

Monatsswerte Saison-/kalenderbereinigte Werte Trend

EinzelhandelUmsatz (2015 = 100)

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2017 2018 2019 2020 2021

Quelle: Amt für Statistik Berlin-Brandenburg, eigene Berechnungen

Monatswerte Saison-/kalenderbereinigte Werte Trend

GastgewerbeUmsatz; (2015 = 100)

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Investitionsbank Berlin | Berlin Konjunktur4

Zusammenfassung

Mehr Licht als Schatten

Zwar bringt der Herbstanfang bereits spürbar kür-zere Tage, aber dank fortschreitender Impfkam-pagne und weiterer Lockerungen der Corona-Beschränkungen gibt es in der Berliner Wirtschaft deutlich mehr Licht als Schatten. Die aufgrund der ansteckenderen Corona-Delta-Variante noch ver-bliebenen Eindämmungsmaßnahmen sind weniger restriktiv als zum Jahresanfang. In der Industrie und beim Außenhandel konnte das Vorkrisenni-veau bereits wieder eingeholt werden und die Auf-tragsbestände in der Bauindustrie befinden sich auf einem 20-jährigen Rekordhoch. Auch die Kon-sumlaune steigt, nachdem in der Krise mehr ge-spart wurde. Die steigende Industrie-Nachfrage aus dem Ausland wird nur durch Lieferengpässe bei Vorleistungsgütern sowie zunehmenden Fach-kräftemangel gebremst. Das Berliner BIP wuchs im ersten Halbjahr deutlich um 2,1%. Das Wachstum blieb leicht unter dem deutschen Durchschnitt (+2,9%), da Bundesländer mit einem großen In-dustrieanteil im Vorjahr stärker eingebrochen wa-ren und so einen größeren Rückpralleffekt aufwie-sen. Das Wachstum wird sich im zweiten Halbjahr fortsetzen und für das Gesamtjahr 2021 kann mit 3,2% gerechnet werden (Deutschland: +3,6%), nach dem Coronadämpfer im Vorjahr (-3,3%). Die wirtschaftlichen Niveaus des Jahres 2019 dürften damit zum Jahreswechsel 2021/2022 wieder er-reicht werden. Im kommenden Jahr kann das Ber-liner Wachstum dann 4% übertreffen.

Gastgewerbe weiterhin betroffen

Die Gästezahlen in den Berliner Hotels sind in den ersten sieben Monaten um 54,4% im Vergleich zum bereits zum Teil von Corona geprägten Vor-jahreszeitraum gesunken. Auch Restaurants und Unterhaltungsbetriebe waren betroffen. Die Um-sätze im Gastgewerbe sanken in den ersten sie-ben Monaten um 37,7% im Vergleich zum Vorjah-reszeitraum und um 65% im Vergleich zum Vorkri-senjahr 2019. Durch neue Mutationen und einen langsamen Impfprozess in vielen Ländern ist eine Rückkehr zum Massentourismus noch in weiter Ferne. In 2022 könnten aber zumindest wieder langsam steigende Übernachtungszahlen ver-zeichnet werden.

Arbeitsmarkt äußerst dynamisch

Die Zahl der sozialversicherungspflichtig Beschäf-tigten stieg im Juli im Jahresvergleich um 42.345 auf 1,58 Mio. Damit liegt Berlin mit einem Zuwachs von 2,8% an der ersten Stelle aller Bundesländer und doppelt so hoch wie der deutsche Schnitt. Seit dem Höchststand zu Jahresbeginn fallen die Ar-beitslosenzahlen wieder. Dennoch waren im Sep-tember 2021 noch 190.435 Arbeitslose gemeldet. Das entspricht einer Arbeitslosenquote von 9,4% (Deutschland: 5,4%) – 0,9 Prozentpunkt weniger als 2020, aber immer noch 1,6 Punkte mehr als

2019. Zuzüglich der Personen in beruflicher Ein-gliederung oder Weiterbildung sind es insgesamt 243.416 Unterbeschäftigte (11,8%). Die Anmeldun-gen zur Kurzarbeit sanken aufgrund der Lockerun-gen deutlich. So gab es im September 57 Meldun-gen für insgesamt nur noch 573 Personen.

Dienstleistungsgewerbe ausgebremst

Die unternehmensnahen Dienstleistungsbereiche sind mit knapp 30% (71 Mrd. EUR in 2020) der Berliner Umsätze ein wichtiger Pfeiler der Berliner Wirtschaft. In 2020 sanken die Umsätze noch um 5,0% gegenüber dem Vorjahr. Die Digitalwirtschaft baute dagegen ihre Rolle als Wachstumstreiber aus. So verzeichneten die Informationsdienstleis-tungen (+11,5%) und die Informationstechnologie (+3,0%) steigende Umsätze. Im zweiten Halbjahr 2021 dürfte sich auch das Dienstleistungsgewerbe wieder etwas erholen. Aufgrund einer Umstellung der Statistik fehlen noch aktuelle Zahlen für 2021.

Berliner Industrie übertrifft Vorkrisenniveau

Die hoch spezialisierten Berliner Industrieprodukte sind auch in der Krise stark gefragt, insbesondere die traditionell starke Pharmaindustrie und die Elekt-roindustrie. Trotz Lieferengpässen bei Vorleistungs-produkten stiegen die Berliner Industrieumsätze in den ersten sieben Monaten 2021 deutlich um 6,3% im Vergleich zum Vorjahreszeitraum (Deutschland: +13,7%). Die Aufträge stiegen ebenfalls deutlich um 8,4%. Gefüllt haben sich die Auftragsbücher der Hersteller von elektrischen Ausrüstungen (+28,6%), von Metallerzeugnissen (+25,7%), von Datenverar-beitungsgeräten (+21,1%), sowie von Maschinen (+17,6%). Einen Rückgang nach dem Vorjahres-Boom gab es bei Pharmaprodukten (-3,0%). Auch international ist „Made in Berlin“ gefragt: Die Berliner Exporte legten in den ersten sieben Monaten um13,8% auf 9,2 Mrd. EUR zu. Im Vergleich zu 2019 stiegen sie um 2,8%. Die stärkste Warengruppe sind pharmazeutische Erzeugnisse, deren Ausfuh-ren um 23% stiegen.

Materialmangel belastet Bauwirtschaft

Die Baugenehmigungen von Wohnungen brachen in den ersten sieben Monaten 2021 gegenüber dem Vorjahreszeitraum auf 10.884 ein (-22%). Auf den Baustellen machen sich der Fachkräftemangel und Lieferengpässe bei Baumaterialien bemerkbar. In den ersten sieben Monaten fielen die Umsätze im Bauhauptgewerbe um 11,3% auf 2,3 Mrd. EUR. Die Auftragseingänge stiegen dagegen deutlich um 23,1%. Der Auftragsbestand bleibt mit 2,0 Mrd. EUR auf dem höchsten Stand seit 20 Jahren. Auch wenn der Druck auf den Wohnungsmarkt aufgrund der Corona-Pandemie kurzzeitig sank, die aufge-laufene Bedarfslücke ist weiterhin nicht geschlos-sen und Neubau dringend notwendig.

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2013 2014 2015 2016 2017 2018 2019 2020 2021

Quelle: Statistische Ämter der Länder, eigene Berechnungen IBB

BIP-Entwicklung in BerlinMrd. EUR in Preisen von 2015 (linke Skala), Wachstumsraten ggü.Vorjahr in % (rechte Skala)

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2013 2014 2015 2016 2017 2018 2019 2020 2021

Quelle: Destatis, eigene Berechnungen

BIP-Entwicklung in DeutschlandMrd. Euro in Preisen von 2015 (linke Skala), Wachstumsraten ggü. Vorjahr in % (rechte Skala)

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Unternehmensnahe Dienstleistungen

Dienstleistungsgewerbe ausgebremst

Die unternehmensnahen Dienstleistungsbereiche sind mit gut 30% (71 Mrd. EUR in 2020) der Berli-ner Umsätze eine wichtige Stütze der Berliner Wirtschaft. Jedoch wird dieses Wirtschaftssegment hart von den Folgen der Corona-Pandemie getrof-fen. So sanken die Umsätze in 2020 um 5,0% gegenüber dem Vorjahr, etwas weniger als in Deutschland (-6,5%). Im zweiten Halbjahr 2021 dürfte sich auch das Dienstleistungsgewerbe dank der aufgehobenen Beschränkungen wieder etwas erholen. Aufgrund einer Umstellung der Statistik fehlen allerdings aktuelle Zahlen für 2021.

Der fast vollständige Einbruch des internationalen Personenverkehrs lastete 2020 auf den Umsätzen der Luftfahrt (-67,8%) sowie der Reisebüros (-68,6%). Auch die Umsätze der sonstigen Dienst-leistungen für Unternehmen, zu denen neben Sek-retariatsdiensten auch Messe- und Kongressver-anstalter zählen, sanken (-25,1%). Der Personen- und Güterverkehr (-15,5%) litt unter der Pandemie und die Arbeitskräftevermittler (-14,8%) spürten die Folge von Kurzarbeit und Nachfrageeinbrüchen. Vom boomenden Onlinehandel profitierten dage-gen die Post- und Kurierdienste (+14,8%).

Digitalwirtschaft als Impulsgeber

Vor allem die Digitalwirtschaft baute im Krisenjahr 2020 ihre Rolle als Wachstumstreiber aus. So verzeichneten die Informationsdienstleistungen (+11,5%) und die Informationstechnologie (+3,0%) steigende Umsätze. Auch die Unternehmensbera-ter (+7,8%) sowie Sicherheitsdienste (+3,5%) hat-ten in der Krise gut zu tun. Die Berliner Digitalwirt-schaft dürfte aber auch langfristig vom durch die Corona-Krise ausgelösten Digitalisierungsschub in allen Lebensbereichen profitieren.

Die unternehmensnahen Dienstleister haben in den letzten Jahren den Großteil der neuen Jobs in Berlin geschaffen. Insgesamt sind hier 662.800 Menschen beschäftigt. In 2020 wurden trotz der Krise sogar 0,9% mehr Beschäftigte gezählt als im Vorjahr. Das Beschäftigungswachstum entwickelt sich damit deutlich besser als bei den gesamtdeut-schen Dienstleistungsunternehmen (-1,3%) und besser als in Berlin insgesamt (+0,2%). Angetrie-ben wurde der Zuwachs von den Einstellungen in der Branchen Information und Kommunikation (+5,9%). Auch die Unternehmensberater (+10,9%) sowie Post- und Kurierdienste (+23,5%) stellten während der Pandemie kräftig ein.

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2016 2017 2018 2019 2020

Quelle: Amt für Statistik Berlin Brandenburg, Destatis, eigene Berechnungen

Berlin Deutschland

Umsatzentwicklung unternehmensnahe Dienstleistungen2015 = 100; saison-/kalenderbereinigte Quartalswerte

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-20 -15 -10 -5 0 5 10

Informationstechnologie (J)

Rechts-,Steuerberat., Wirtsch.prüf. (M)

sonst. Dienstl. für Unternehmen (N)

Architekt.-, Ing.-Büros, Labore (M)

Personen- u. Güterverkehr (H)

Lagerwesen u. Verkehrsdienstl. (H)

Verlagswesen (J)

Film, TV, Kino, Musik (J)

PR, Unternehmensberatung (M)

Werbung und Marktforschung (M)

Informationsdienstleistungen (J)

sonst. freiberufliche Tätigkeiten (M)

Überlassung v. Arbeitskräften (N)

Reisebüros (N)

Wach-, Sicherheitsdienste (N)

Telekommunikation (J)

Luftfahrt (H)

Post- und Kurierdienste (H)

Rundfunk (J)

Schifffahrt (H)

-80 -60 -40 -20 0 20 40

1. - 4. Quartal 2020 Umsatzanteil an allen Dienstleist. (obere Skala)

Quelle: Amt für Statistik Berlin-Brandenburg, eigene Berechnungen

Umsatztrends ausgewählter DienstleistungsbranchenVeränderung gegenüber Vorjahr in %; Umsatzanteil in %

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-30 -20 -10 0 10 20 30

Informationstechnologie (J)

Rechts-,Steuerberat., Wirtsch.prüf. (M)

sonst. Dienstl. für Unternehmen (N)

Personen- u. Güterverkehr (H)

Architekt.-, Ing.-Büros, Labore (M)

Überlassung v. Arbeitskräften (N)

Wach-, Sicherheitsdienste (N)

PR, Unternehmensberatung (M)

Lagerwesen u. Verkehrsdienstl. (H)

sonst. freiberufliche Tätigkeiten (M)

Informationsdienstleistungen (J)

Werbung und Marktforschung (M)

Film, TV, Kino, Musik (J)

Verlagswesen (J)

Post- und Kurierdienste (H)

Reisebüros (N)

Telekommunikation (J)

Luftfahrt (H)

Rundfunk (J)

Schifffahrt (H)

1. - 4. Quartal 2020 Beschäftigtenanteil an allen Dienstl. (obere Skala)

Quelle: Amt für Statistik Berlin-Brandenburg, eigene Berechnungen

Beschäftigungstrends ausgewählter DienstleistungsbranchenVeränderung gegenüber Vorjahr in %; Beschäftigungsanteil in %

-5,0

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unternehmensnahe Dienstleistungen(H, J, M, N)

freiberufl. u. wissenschaftl.Dienstleistungen (M)

Information undKommunikation (J)

Sonst. wirtschaftl.Dienstleistungen (N)

Verkehr undLagerwesen (H)

1. - 4. Quartal 2019 1. - 4. Quartal 2020

Quelle: Amt für Statistik Berlin-Brandenburg, eigene Berechnungen

Umsatztrends unternehmensnahe DienstleistungenVeränderung ggü. Vorjahreszeitraum in %

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Absolut in Mrd. EUR p.a.

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Insgesamt

Inland

Ausland

Pharmazeut. Erzeugnisse

Datenverarbeitungsgeräte

Nahrungmittelherstellung

Elektrische Ausrüstungen

Maschinenbau

Reparatur u. Install.v.Maschinen

Metallerzeugnisse

Druckerzeugnisse

Januar - Juli 2020 Januar - Juli 2021

Umsatztrends der wichtigsten IndustriebranchenVeränderung ggü. Vorjahreszeitraum in %

Quelle: Amt für Statistik Berlin-Brandenburg, eigene Berechnungen

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Anteil in %

Industrie

Berliner Industrie übertrifft Vorkrisenniveau

Die hoch spezialisierten Berliner Industrieprodukte bleiben auch mit Abklingen Coronakrise gefragt, insbesondere Pharma- und Elektroprodukte. Trotz Lieferengpässen bei Vorleistungsprodukten stie-gen die Berliner Industrieumsätze in den ersten sieben Monaten 2021 deutlich um 6,3% im Ver-gleich zum Vorjahreszeitraum (Deutschland: +13,7%). Im Vergleich zu den ersten sieben Mona-ten 2019, vor Corona, stiegen die Umsätze um4,8%. Die 316 Berliner Industriebetriebe mit 50 undmehr Beschäftigten erzielten einen Umsatz von15,2 Mrd. EUR, davon 6,2 Mrd. EUR (+1,7%) imInland und 9,0 Mrd. EUR (+9,6%) im Ausland (An-teil: 59%). Die Pharmaindustrie, stärkste BerlinerIndustriebranche, verbuchte ein Plus von 160 Mio.EUR (+3,3%). Auch die Umsätze der Herstellervon Datenverarbeitungsgeräten (+134 Mio. EURbzw. +9%), von wahlkampfbedingt gefragtenDruckerzeugnissen (+122 Mio. EUR bzw. +35%),der Metallerzeuger und -bearbeiter (+97 Mio. EURbzw. +34%) sowie der Reparaturbetriebe (+62 Mio.EUR bzw. +14%) stiegen deutlich. Rückgängemeldeten dagegen Hersteller von Nahrungsmitten(-48 Mio. EUR bzw. -3%) und von Getränken (-28Mio. bzw. -20%).

Die Aufträge der Berliner Industrie stiegen in den ersten sieben Monaten 2021 ebenfalls deutlich um 8,4%. Dabei bremsten die Inlandsbestellungen mit -6,2%, während sie aus dem Ausland deutlich um+10,1% stiegen. Zuwächse meldeten die Herstellervon elektrischen Ausrüstungen (+28,6%), von Me-tallen (+25,7%), von Datenverarbeitungsgeräten(+21,1%), sowie von Maschinen (+17,6%). Rück-gänge verzeichneten dagegen die Hersteller vonpharmazeutischen Produkten (-3,0%) nach einempandemiebedingten Boom im Vorjahr. Die Be-schäftigtenzahl ging aufgrund von Konzernum-strukturierungen um 2.788 (-3,8%) zurück, vorallem bei den Herstellern von elektrischer Ausrüs-tung (-1.142) und im Maschinenbau (-534).

Die Berliner Industrie bewältigte die aktuellen Lie-ferengpässe bei Halbleiter und Stahl nach dem gleichzeitigen weltweiten Wiederanlaufen der Wirt-schaft recht gut. Gleichzeitig ist die Industrie durch den Strukturwandel gefordert. Dabei profitiert sie von einer starken Ausrichtung auf aktuell gefragte Bereiche wie Gesundheitswirtschaft und elektri-sche Ausrüstungen, die auch in Zukunft eine wich-tige Stütze der Berliner Wirtschaft bleiben.

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Volkswirtschaft | September 2021 9

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Verarbeitendes Gewerbe insg.

Inland

Ausland

Pharmazeut. Erzeugnisse

Maschinenbau

Datenverarbeitungsgeräte

Elektrische Ausrüstungen

Metallerzeugnisse

Chemische Erzeugnissen

Metallerzeugung

Textilien

Januar - Juli 2020 Januar - Juli 2021

Auftragseingänge wichtiger IndustriebranchenVeränderung ggü. Vorjahreszeitraum in %

Quelle: Amt für Statistik Berlin-Brandenburg, eigene Berechnungen

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Anteil in %

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Deutschland Berlin (rechte Skala)

Industriebeschäftigtegleitender 12-Monatsdurchschnitt, Veränderung ggü. Vorjahresmonat in Tsd.

Quelle: Amt für Statistik Berlin-Brandenburg, eigene Berechnungen

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Investitionsbank Berlin | Berlin Konjunktur 10

Exporte „Made in Berlin“ weiterhin gefragt Die exportorientierten Berliner Industrieunterneh-men profitieren vom guten Ruf spezialisierter Pro-dukte und der anziehenden internationalen Nach-frage. In den ersten sieben Monaten stiegen die Berliner Ausfuhren im Vergleich zum Vorjahreszeit-raum um 1,1 Mrd. EUR auf 9,2 Mrd. EUR (+13,8%). In Deutschland stiegen die Exporte mit 16,1% noch stärker, da sie im Vorjahr auch stärker eingebrochen waren. Das Vorkrisenniveau wurde bereits wieder erreicht: Im Vergleich zu den noch nicht von Corona geprägten ersten sieben Mona-ten 2019 stiegen die Berliner Exporte um 2,8% (D: +0,9%). In die USA wurden in den ersten sieben Monaten Waren im Wert von 808 Mio. EUR ausgeführt, 15,5% weniger als im Vorjahreszeitraum. Die USA sind seit über einer Dekade das wichtigste Berliner Exportland (Exportanteil 9%). Jedoch bremsten bereits vor der Corona-Krise zunehmende Han-delsquerelen. Die Nachfrage aus China zog mit Abflauen der Coronakrise stark an und das Land stieg mit einem Exportwert von 721 Mio. EUR auf den zweiten Platz auf (+26,4%). Damit überholte es wieder Frankreich (+12,5% auf 716 Mio. EUR). Die Exporte in das Vereinigte Königreich sanken

nach Ablauf der Brexit-Übergangsphase um 5,7% auf 476 Mio. EUR. Mit einem Anteil von 5,2% liegt das Land auf dem 5. Rang. Im Vergleich zu den ersten sieben Monaten 2019 stiegen die Exporte um 11,2%.

Die Welt kauft Pharmaprodukte aus Berlin Berlin hat als spezialisierter Standort für Pharma-zeutik und Medizintechnik international einen her-vorragenden Ruf. Während der Coronakrise stieg die weltweite Nachfrage nach pharmazeutischen und chemischen Produkten aus Berlin deutlich an. Die mit Abstand stärkste Warengruppe sind phar-mazeutische Erzeugnisse, deren Export in den ersten sieben Monaten 2021 um 350 Mio. EUR bzw. 23,0% zunahm. Ebenfalls deutlich nahm der Absatz von sonstigen Fahrzeugen, insbesondere Motorrädern, zu (+239 Mio. EUR bzw. +37,7%). Auch die Exporte von Kunststoffen (+151 Mio. EUR bzw. +515,8%) und von medizinischen Gerä-ten (+81 Mio. EUR bzw. +17,5%) stiegen kräftig. Stark gefragt sind auch Motoren (+68 Mio. EUR bzw. +27,7%), Schienenfahrzeuge (+54,4 Mio. EUR bzw. +86,4%) und Maschinen (+47 Mio. EUR bzw. + 17,0%) aus Berlin. Im Herbst dürfte die Nachfrage nach international wettbewerbsfähigen Berliner Produkten aus den Bereichen Gesund-heitswirtschaft, Maschinenbau und Elektrotechnik weiter anziehen.

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Eurozone USA Asien EU ohne Euroländer Naher Osten Insgesamt

Berliner Exportemonatliche Trendwerte, Veränderung ggü. Vorjahr in %

Quelle: Statistisches Bundesamt, eigene Berechnungen

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Volkswirtschaft | September 2021 11

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Insgesamt

Pharmazeutische Erzeugnisse

sonstige Fahrzeuge

Geräte z. Elektrizitätserz. u. -vert.

Medizinische Geräte

Kraftmaschinen

Maschinen, a.n.g.

Mess- u. steuerungstechn. Erzeugn.

Motoren u.a. Teile f. Kraftfahrzeuge

Chemische Enderzeugnisse, a.n.g.

Eisen-, und Metallwaren, a.n.g.

Kunststoffe

Kakao und Kakaoerzeugnisse

Lager, Getriebe, u. Antriebselem.

Enderzeugnisse, a.n.g.

Pumpen und Kompressoren

Elektrotechnische Erz., a.n.g.

Waren aus Kunststoffen

….

Januar - Juli 2021 Januar - Juli 2020

Quelle: Statistisches Bundesamt, eigene Berechnung

Exporttrends: wichtigste WarengruppenVeränderung ggü. Vorjahr in Mio. EUR

1.089,9

-0,5

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103,2

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Insgesamt

USA

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Frankreich

Polen

Vereinigtes Königreich

Niederlande

Italien

Schweiz

Österreich

Spanien

Russische Förderation

Japan

Tschechische Republik

Kanada

Belgien

Australien

Schweden

Januar - Juli 2021 Januar - Juli 2020

Quelle: Statistisches Bundesamt, eigene Berechnung

Exporttrends: wichtigste ExportländerVeränderung ggü. Vorjahr in Mio. EUR

31,7

20,4 19,1 18,0 17,9 17,7 16,8 16,4 16,1 15,7 13,8 11,8 10,08,1

6,9 6,1

-10

0

10

20

30

40

Sach

sen

Thür

inge

n

Saar

land

Bade

n-W

ürtte

mbe

rgSa

chse

n-An

halt

Nie

ders

achs

en

Baye

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Hes

sen

Deu

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land

Nor

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Wes

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Berli

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falz

Bran

denb

urg

Mec

klenb

urg-

Vorp

omm

ern

Ham

burg

Schl

esw

ig-

Hol

stei

n

Exporte Juli 2021Veränderung ggü. Vorjahreszeitraum in %

Quelle: Statistisches Bundesamt, eigene Berechnungen

0

100

200

300

400

500

600

0

100

200

300

400

500

600

95 96 97 98 99 00 01 02 03 04 05 06 07 08 09 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20Jul. 21

EU (alte Mitgliedsländer) EU (neue Mitgliedsländer) Amerika Asien

Exporte nach Ländergruppen 1995 = 100

Quelle: Statistisches Bundesamt, eigene Berechnungen

9.151

808

721

716

556

476

457

455

304

289

280

247

223

215

2.736

4.145

1.195

872

248

310

1.962

1.079

512

211

521

8.040

0 1.000 2.000 3.000 4.000 5.000

InsgesamtUSA

ChinaFrankreich

PolenVereinigtes Königreich

NiederlandeItalien

SchweizÖsterreich

SpanienRussische Förderation

JapanTschechische Republik

…Euroländer

EU-28Neue EU-Länder

GIIPS-StaatenNaher und Mittlerer Osten

ASEANAsien

BRICSNext Eleven

OPECÖlstaaten

Berliner Exportenach Hauptabnehmern in Mio. EUR

Januar - Juli 2021 Januar - Juli 2020

Quelle: Statistisches Bundesamt, eigene Berechnungen

Page 12: Mehr Licht als Schatten September 2021

Investitionsbank Berlin | Berlin Konjunktur12

3,9

-22,0

-23,4

-5,4

-30 -20 -10 0 10 20

Gebäude insgesamt

Wohnungen insgesamt

Neubau

Aus- und Umbau

BaugenehmigungenVeränderung ggü. Vorjahreszeitraum in %

Januar - Juli 2020 Januar - Juli 2021

Quelle: Amt für Statistik Berlin-Brandenburg, eigene Berechnungen

Davon:

Bauhauptgewerbe

Baugenehmigungen brechen um 22% ein

Die Baugenehmigungen von Wohnungen sanken im Zeitraum Januar bis Juli 2021 gegenüber dem Vorjahreszeitraum auf 10.884 (-22%), darunter 88% Neubauten. Auch mit Abklingen der Corona-Krise konnte der Genehmigungsstau in den Äm-tern nicht aufgelöst werden. Der Nachfrageüber-hang der vergangenen Jahre nach Wohnraum ist weiter groß, obwohl in 2020 die Bevölkerungszahl erstmals seit 18 Jahren wieder etwas gesungen ist (-5.403). Das dürfte aber nur eine kurze pande-miebedingte Unterbrechung bleiben, zumal die Bevölkerungszahl in den ersten 5 Monaten 2021 schon wieder um gut 2.000 Personen gestiegen ist. Nötig wären pro Jahr rund 20.000 neue Woh-nungen. Doch die Zahl der Baufertigstellungen sank in 2020 sogar auf 16.337 neue Wohnungen (2019: 18.999). Gleichzeitig stagnierte der rekord-hohe Überhang an genehmigten, aber noch nicht fertiggestellten Wohnungen bei 65.661 (+0,9% gegenüber Vorjahr). In der Folge bleibt der Auf-tragsbestand im Bauhauptgewerbe trotz sinkender Aufträge in der Pandemie mit 2,0 Mrd. EUR im zweiten Quartal 2021 auf dem höchsten Stand seit 20 Jahren (+12,9% im Vergleich zum Vorjahres-quartal).

Kapazitätsengpässe und Corona bremsen

Zudem bremsen komplexere Bauvorschriften, schwieriger zu erschließenden Grundstücksflächen und steigende Baukosten. So stieg der Index für Baupreise bei neugebauten Wohnungen im zwei-ten Quartal 2021 um 6,4% im Vergleich zum Vor-jahresquartal. Auf den Baustellen machen sich neben dem Fachkräftemangel auch zunehmend Lieferengpässe bei Baumaterialen bemerkbar. In den ersten sieben Monaten fielen die Umsätze im Bauhauptgewerbe um 295 Mio. EUR (-11,3%) auf 2,3 Mrd. EUR. Dabei sank der Umsatz im Woh-nungsbau um 154 Mio. EUR (-12,3%), im Wirt-schaftsbau um 139 Mio. EUR (-15,5%) und im öffentlichen Bau um 2 Mio. EUR (-0,4%). Trotz des Wegfalls des Mietendeckels in Berlin besteht In-vestitionsunsicherheit aufgrund der Enteignungs-debatte. Zumindest im Ausbaugewerbe wurde im ersten Halbjahr aufgrund starker Nachfrage ein Umsatz von 1,1 Mrd. EUR erwirtschaftet, 121 Mio. EUR mehr als im Vorjahreszeitraum (+12,1%). Die Auftragseingänge im Bauhauptgewerbe ziehen deutlich an, mit 1,9 Mrd. EUR in den ersten sieben Monaten (+23,1%). Davon entfielen 810 Mio. EUR auf den Wohnungsbau, 641 Mio. EUR auf den Wirtschaftsbau und 401 Mio. EUR auf den öffentli-chen Bau.

Page 13: Mehr Licht als Schatten September 2021

Volkswirtschaft | September 2021 13

-11,3

-12,3

-15,5

-0,4

-20 -10 0 10 20 30 40

insgesamt

Wohnungsbau

Wirtschaftsbau

Öffentlicher Bau

Umsatztrends Bauhauptgewerbe Veränderung ggü. Vorjahreszeitraum in %

Januar - Juli 2020 Januar - Juli 2021

Quelle: eigene Berechnungen •

0 20 40 60

Anteil in %

23,1

41,0

12,9

10,6

-30 -20 -10 0 10 20 30 40 50

insgesamt

Wohnungsbau

Wirtschaftsbau

Öffentlicher Bau

Trends der Auftragseingänge Bauhauptgewerbe Veränderung ggü. Vorjahreszeitraum in %

Januar - Juli 2020 Januar - Juli 2021

Quelle: Amt für Statistik Berlin-Brandenburg, eigene Berechnungen •

0 20 40 60

Anteil in %

Page 14: Mehr Licht als Schatten September 2021

Investitionsbank Berlin | Berlin Konjunktur14

Tourismus

Internationale Gäste fehlen weiterhin

Die vom Amt für Statistik gemeldeten Gästezahlen sind aufgrund fortbestehenden Einschränkungen im internationalen Reiseverkehr in den ersten sie-ben Monaten im Vergleich zum Vorjahreszeitraum – der bereits von Corona geprägt war – um 54,4%gesunken. Dies entspricht einem Rückgang um 1,8Mio. auf 1,5 Mio. Gäste. Im Vergleich zum gleichenZeitraum im Jahr 2019 – vor Corona – ging dieZahl sogar um 6,4 Mio. bzw. 81,2% zurück. Vorallem kamen mit nur 289.000 deutlich wenigerausländischen Gäste (-696.000 bzw. -70,7% imVergleich zum Vorjahreszeitraum und -90,7% imVergleich zu 2019). Auch die Zahl der inländischenGäste sank um fast die Hälfte (-1,12 Mio.; -47,3%).Am meisten Gäste (34.700) kamen aus dem direktangrenzenden Polen (-34,2% im Vergleich zumVorjahreszeitraum) sowie aus den nahen Nachbar-ländern Dänemark (30.454) und Niederlande(25.700). Gegenüber dem Vorjahreszeitraum brachdie Zahl der Gäste aus Japan und Brasilien (jew.-94,9%), Taiwan (-94,3%), Australien (-94,0%)sowie Großbritannien (-93,1%) am stärksten ein.Neben Corona belasten hier zusätzlich Erschwer-nisse aufgrund des Brexit. Mit den ausbleibendenGästen fiel auch die Zahl der Übernachtungen. Sowurden nur noch 4,2 Mio. Übernachtungen ver-

zeichnet, rund 3,6 Mio. weniger als im Vorjahres-zeitraum (-45,9%). Aufgrund der geringen Zahl der Übernachtungen sank auch die Bettenauslastung auf rekordtiefe 8,9% im Januar und 17,3% im Ge-samtzeitraum Januar bis Juli. 2019 waren es da-gegen gut 60%. Die Aufenthaltsdauer eines re-gistrierten Berlin-Gastes in den 697 geöffneten Beherbergungsbetrieben mit mindestens zehn Betten bei Beherbergungsstätten bzw. zehn Stell-plätzen bei Campingplätzen lag bei durchschnitt-lich 69 Stunden (2,9 Tage). Die touristischen Aus-gaben betrugen insgesamt 873 Mio. EUR. Gegen-über dem bereits zum Teil von Corona betroffenen Vorjahr war das ein weiterer Rückgang um 741 Mio. EUR (-45,9%).

Aussichten hellen sich nur langsam auf

Die Zahl der Fluggäste auf den Berliner Flughäfen ging in den ersten sieben Monaten um 3,4 Mio. (-52,5%) auf 3,1 Mio. zurück. Zeitweise war der Flugverkehr fast völlig zum Erliegen gekommen und zog zuletzt wieder an. Vor allem aber der in-ternationale Tourismus dürfte auch in 2021 von Reisebeschränkungen gebremst werden. Durch neue Mutationen und einen langsamen Impfpro-zess in vielen Ländern ist eine Rückkehr zum Massentourismus noch in weiter Ferne. In 2022 könnten aber zumindest wieder langsam steigende Übernachtungszahlen verzeichnet werden.

-70

-60

-50

-40

-30

-20

-10

0

10

20

30

0

5

10

15

20

25

30

35

40

05 06 07 08 09 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20

Quelle: Amt für Statistik Berlin-Brandenburg, eigene Grafik und Berechnung

Veränderung ggü. Vj. in % (rechte Skala)Übernachtungen in Millionen (linke Skala)

Übernachtungen in Berlinin Millionen

12,3

Page 15: Mehr Licht als Schatten September 2021

Volkswirtschaft | September 2021 15

-45,9

-36,2

-63,7

-80 -60 -40 -20 0 20

Übernachtungen

davon Inland

davon Ausland

Januar - Juli 2019 Januar - Juli 2020 Januar - Juli 2021

ÜbernachtungenVeränderung zum Vorjahreszeitraum in %

Quelle: Amt für Statistik Berlin-Brandenburg, eigene Berechnungen

-54,4

-47,3

-70,7

-80 -60 -40 -20 0 20

Gästeankünfte

davon Inland

davon Ausland

Januar - Juli 2019 Januar - Juli 2020 Januar - Juli 2021

GästeVeränderung zum Vorjahreszeitraum in %

Quelle: Amt für Statistik Berlin-Brandenburg, eigene Berechnungen

1.486.274

34.688

30.454

25.743

17.020

16.407

15.057

15.017

13.060

11.518

9.533

7.539

6.987

6.727

4.659

4.328

3.965

0 20.000 40.000 60.000 80.000 100.000120.000

Insgesamt:

Polen

Dänemark

Niederlande

USA

Schweiz

Österreich

Frankreich

Italien

Spanien

Tschechien

Belgien

GB

Schweden

Rumänien

Israel

Russland

Gäste

Januar - Juli 2020 Januar - Juli 2021

Quelle: Statistisches Bundesamt, eigene Berechnungen

4.240.107

110.102

96.448

78.980

57.441

53.307

52.843

49.174

43.641

41.604

28.860

26.539

22.815

19.580

17.632

17.338

17.220

0 100.000 200.000 300.000

Insgesamt:

Polen

Dänemark

Niederlande

USA

Frankreich

Italien

Schweiz

Spanien

Österreich

GB

Tschechien

Belgien

Rumänien

Russland

Schweden

Israel

Übernachtungen

Januar - Juli 2020 Januar - Juli 2021

Quelle: Statistisches Bundesamt, eigene Berechnungen

-0,5

-0,7

-0,7

-0,7

-0,9

-1,7

-1,8

-1,9

-27,8

-35,5

-36,8

-38,2

-46,6

-48,0

-50,5

-94,1

-250 -200 -150 -100 -50 0

Island

Zypern

Malta

Slowakei

Slowenien

Neuseeland und Ozeanien

Südafrika

Bulgarien

Schweiz

Russland

Frankreich

Niederlande

USA

Italien

Spanien

GB

GästezahlenVeränderung gegenüber Vorjahreszeitraum in Tsd.

Januar - Juli 2020 Januar - Juli 2021

Quelle: Statistisches Bundesamt, eigene Berechnungen

Page 16: Mehr Licht als Schatten September 2021

Investitionsbank Berlin | Berlin Konjunktur16

Gastgewerbe

Umsatz sinkt um 38%

Das Berliner Gastgewerbe – bestehend aus Be-

herbergungsgewerbe und Gastronomie – wurde

von allen Branchen von der Corona-Krise am här-

testen getroffen. Nach vorläufigen Zahlen des Am-

tes für Statistik Berlin-Brandenburg sanken die

Umsätze in den ersten sieben Monaten um 37,7%

(Deutschland: -28,7%). Der Vergleichszeitraum in

2020 war durch den ab dem 22. März 2020 ange-

ordneten ersten Lockdown bereits teilweise von

Corona beeinträchtigt. Im Vergleich zum Vorkri-

senniveau im entsprechenden Zeitraum in 2019

sank der Umsatz sogar um 65%. Besonders be-

troffen waren die Berliner Hotels, Gasthöfe und

Pensionen mit einem Umsatzrückgang um 38,7%

(Deutschland: -38,5%). Durch die wiederholten

Schließungen und den Stopp des internationalen

Tourismus war der Betrieb der meisten Hotels und

Gasthöfen zwischenzeitlich unrentabel.

Die Berliner Gastronomie meldete trotz des Au-

ßerhausverkaufs und Lockerungen ebenfalls star-

ke Umsatzeinbußen von 36,9% (Deutschland:

-25,2%). Die Umsätze von Restaurants, Imbissstu-

ben, Cafés und Eissalons sanken dabei um 38,1%,

die Umsätze der Caterer um 27,7%.

Dementsprechend deutlich sank die Zahl der Be-

schäftigten im Gastgewerbe weiter, um 18,3%. In

den Hotels und Pensionen ging sie um 19,0%, in

den Restaurants um 19,8% und bei den Caterern

um 12,4% zurück. Auch nach den Lockerungen

suchen viele Betriebe noch vergeblich nach Per-

sonal und können daher nicht oder nur einge-

schränkt öffnen. Viele Mitarbeiter konnten mit ge-

ringerem Kurzarbeitergeld und dem Wegfall von

Trinkgeldern ihren Lebensunterhalt nicht mehr

finanzieren und haben sich umorientierten.

Die Jahre 2020 und 2021 werden für das Berliner

Gastgewerbe als die schwersten Krisenjahre in die

jüngere Geschichte eingehen. Der Einbruch des

internationalen Tourismus und der damit zusam-

menhängende Ausfall von Messen und Kongres-

sen werden noch lange nachwirken. Gestrichene

Reisen, Übernachtungen, Events und Verzehre

können nicht nachgeholt werden. Der Tourismus

dürfte noch länger eingeschränkt bleiben und vie-

len Menschen das Geld für Reisen fehlen. Gemäß

der aktuellen Corona-Umfrage der IHK berichten

92% der Betriebe im Gastgewerbe von schlechten

Geschäften. Trotz der staatlichen Hilfen beklagen

gut die Hälfte aller Betriebe daher Liquiditätsprob-

leme und 36% plagen Insolvenzängste.

10

90

80

70

60

50

40

30

20

130

120

110

100

2017 2018 2019 2020 2021

Quelle: Amt für Statistik Berlin-Brandenburg, eigene Berechnungen

Monatswerte Saison-/kalenderbereinigte Werte Trend

GastgewerbeUmsatz; (2015 = 100)

Page 17: Mehr Licht als Schatten September 2021

Volkswirtschaft | September 2021 17

-37,7

-39,8

-38,7

-36,9

-38,1

-27,7

-60 -40 -20 0 20

Gastgewerbe insges.darunter:

Beherbergungsgewerbe insg.

Hotels

Gastronomie insg.

Restaurants, Schankwirtschaft, etc.

Caterer, etc.

Januar - Juli 2019 Januar - Juli 2020 Januar - Juli 2021

Umsatztrends im GastgewerbeVeränderung zum Vorjahreszeitraum in %

Quelle: Amt für Statistik Berlin-Brandenburg, eigene Berechnungen

10

20

30

40

50

60

70

80

90

100

110

120

130

Mrz MaiJan Feb Apr Jun Jul Aug Sep Okt Nov Dez

2019 2020 2021

Umsatz Gastgewerbe2015 = 100

Quelle: Amt für Statistik Berlin-Brandenburg, eigene Berechnungen

Page 18: Mehr Licht als Schatten September 2021

Investitionsbank Berlin | Berlin Konjunktur18

80

90

EinzelhandelUmsatz (2015 = 100)

140

130

120

110

100

2017 2018 2019 2020 2021

Quelle: Amt für Statistik Berlin-Brandenburg, eigene Berechnungen

Monatsswerte Saison-/kalenderbereinigte Werte Trend

Einzelhandel

Umsätze steigen im ersten Halbjahr um 2,0%

Zwar belasteten die Schließungen zur Eindäm-

mung der Corona-Pandemie, der Nachfragerück-

gang durch ausbleibende Touristen sowie Ein-

kommenseinbußen die Einzelhandelsumsätze.

Jedoch stieg die Nachfrage pandemiebedingt in

einigen Bereichen wie Lebensmitteln, Home-

Office-Ausrüstung sowie im Onlinehandel. Der

Berliner Einzelhandel meldete nach vorläufigen

Berechnungen des Amtes für Statistik Berlin-

Brandenburg in den ersten sieben Monaten ein

Umsatzplus von 2,0% und entwickelte sich damit

stärker als der bundesdeutsche Durchschnitt

(+1,6%).

Im Handel mit Waren verschiedener Art und an

Tankstellen (+0,8%), mit Lebensmitteln (+1,2%)

und im Onlinehandel (+23,8%) stiegen die Umsät-

ze. In den vergangenen Jahren wurden in Berlin

innovative Start-ups im Bereich Internet- und Ver-

sandhandel aufgebaut, die nun von Berlin aus

international agieren. In Gesamtdeutschland

(+19,5%) nahm der Internethandel weniger stark

zu. Beim Kraftfahrzeughandel und –reparatur wur-

den trotz eines Einbruchs zu Jahresbeginn nach

Auslaufen der Mehrwertsteuersenkung im ersten

Halbjahr insgesamt deutlich steigende Umsätze

gemeldet (+20,2%). Durch die zeitweisen Schlie-

ßungen sank in den ersten sieben Monaten der

Umsatz im Berliner Facheinzelhandel mit Technik,

Haushalts- und Heimwerkerbedarf (-20,1%), sowie

bei Verlagsprodukten, Sport- und Spielgeräten

(-7,6%).

Die Zahl der Beschäftigten im Einzelhandel stieg

leicht (+1,7%). Beschäftigung aufgebaut wurde bei

den Händlern mit Waren verschiedener Art und an

Tankstellen (+3,3%), mit Nahrungsmittel und Ta-

bak (+0,7%), im Facheinzelhandel (+0,3%) sowie

besonders deutlich im Internethandel (+10,6%).

Dagegen sank die Beschäftigtenzahl bei Händlern

mit Verlagsprodukten und Sportwaren (-2,9%)

sowie mit Kraftfahrzeugen (-3,8%; letzter Stand

hier Juni).

Die Corona-Pandemie hat den Strukturwandel im

Einzelhandel spürbar beschleunigt. Vor allem spe-

zialisierte Fach- und Einzelhändler ohne Online-

Konzept wurden von den Schließungen während

der Krise und den ausbleibenden Touristen hart

getroffen. Insgesamt wurden aber mehr Lebens-

mittel eingekauft und der boomende Onlinehandel

konnte einen Teil der Ausfälle kompensieren.

Page 19: Mehr Licht als Schatten September 2021

Volkswirtschaft | September 2021 19

80

90

100

110

120

130

140

Mrz MaiJan Feb Apr Jun Jul Aug Sep Okt Nov Dez

2019 2020 2021

Umsatz Einzelhandel insgesamt 2015 = 100

Quelle: Amt für Statistik Berlin-Brandenburg, eigene Berechnungen

2,0

0,8

1,2

-20,1

-7,6

23,8

-40 -20 0 20 40

Einzelhandel (ohne Kfz) insg.darunter:

Kaufhäuser/Tankstellen

Supermärkte

Facheinzelhandel

sonstiger Einzelhandel

Versand-, Markt- und Internethandel

Umsatztrends im EinzelhandelVeränderung zum Vorjahreszeitraum in %

Januar - Juli 2019 Januar - Juli 2020 Januar - Juli 2021

Quelle: Amt für Statistik Berlin-Brandenburg, eigene Berechnungen

Page 20: Mehr Licht als Schatten September 2021

Investitionsbank Berlin | Berlin Konjunktur20

1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1

1 1

1 1

1 1

1 1

1 1

1 1

1 1

1 1

1 1

1 1

1 1

1 1

1 1

1 1

1 1

1 Quelle: Amt für Statistik Berlin-Brandenburg, eigene Berechnungen 1 1 1 1 1

Neugründung Rechtsform- w echsel

281 (119,5%)

Gewerbeanmeldungen Januar - Juli 2021 (Veränderung ggü. Vorjahreszeitraum)

Gesellschafter-eintritt

Erbfolge, Kauf, Pacht

23.676 (8,5%) 101 (21,7%)

25.696 (8,4%)

Neuerrichtungen Zuzug Übernahme

23.777 (8,5%) 917 (6,8%) 1.002 (7,4%)

Umw andlung

4.501 (7,3%) 1.352 (24,5%) 8.783 (-0,2%) 9.040 (16,7%)

195 (48,9%) 526 (-22,0%)

Betriebsgründung sonstige Neugründung

Betriebsgründung Hauptniederlassung

Betriebsgründung Zw eigniederlassung

Gründung Kleingew erbetreibende Gründung Nebenerw erb

5.853 (10,8%) 17.823 (7,7%)

Unternehmensgründungen und Insolvenzen

8,4% mehr Gewerbeanmeldungen bis Juli

In den ersten sieben Monaten in 2021 wurden 25.696 Gewerbeanmeldungen bei den Gewerbe-ämtern in Berlin registriert. Das waren 8,4% mehr als im Vorjahreszeitraum (+1.995). Im Bundes-durchschnitt stiegen die Gewerbeanmeldungen bis Juli sogar um 11,3%. Dieser Trend begann bereits im Vorjahr und kann auf die seinerzeit gute Lage auf dem Berliner Arbeitsmarkt zurückgeführt wer-den. Auch während der Krise wurden Gründungs-willige stark unterstützt. Dennoch wurden einige Gründungen verschoben oder ganz überdacht. Gleichzeitig wurden 17.319 Gewerbe abgemeldet, so dass ein positiver Saldo von 8.377 Gewerbe-meldungen verbleibt. Im Bereich Handel und KfZ-Reparatur (1.912) sowie in den freiberuflichen, wissenschaftlichen und technischen Dienstleistun-gen (1.379) war der Gründungssaldo besonders hoch. Im Informations- und Kommunikationsge-werbe war das Gründungsgeschehen ebenfalls dynamisch, der Saldo betrug 1.155 (+21,8%). Das wahre Ausmaß an krisenbedingten Schließungen wird sich jedoch erst mit Abstand nach Wiederein-führung der Insolvenzantragspflicht seit Mai 2021 und nach dem Auslaufen der Krisenhilfen zeigen. Der Saldo der wichtigen Betriebsgründungen sank dagegen um 6,9% auf 1.797. Zu 75% sind diese Betriebe Kapitalgesellschaften, die besonders viele Arbeitsplätze schaffen.

Kein Insolvenzschub trotz Wiedereinführung der Antragspflicht

Im ersten Halbjahr 2021 ist die Zahl der gemelde-ten Unternehmensinsolvenzen mit 640 im Ver-gleich zum Vorjahreszeitrum weiter krisenunty-pisch rückläufig (-6,6%). Von März 2020 bis Mai 2021 war die Insolvenzantragspflicht ausgesetzt und die Zahl der Insolvenzen dadurch niedrig. Aber auch danach ist sie bisher nicht gestiegen. Zumindest die Höhe der Forderungen der Gläubi-ger ist im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 17,8% auf 327 Mio. EUR gestiegen. Die meisten Insolvenzen betrafen die Bereiche Handel und Kfz-Reparatur (101), Gastgewerbe (87) sowie das Baugewerbe (85). Im Bereich Information und Kommunikation mussten 44 Firmen aufgeben.

Seit Mai greift die Insolvenzantragspflicht wieder. Wie viele Unternehmen die Krise überstehen, wird sich erst mit Abstand zeigen und hängt von dem weiteren Verlauf der Pandemie ab. Lieferengpäs-se, Gesundheitsvorschriften und mangelnde Nach-frage bedrohten viele Geschäftsmodelle. Gleichzei-tig stützten Kurzarbeitergeld und staatliche Hilfen viele Betriebe kurzfristig und mit den aufhellenden Perspektiven dank Impffortschritten und Eindäm-mungsmaßnahmen kehrt langsam Optimismus zurück. Laut der Umfrage der Berliner IHK fürchtet knapp jedes 10. Berliner Unternehmen die Insol-venz – deutlich weniger als noch im Winter (25%).

Page 21: Mehr Licht als Schatten September 2021

Volkswirtschaft | September 2021 21

0

100

200

300

400

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16 17 18 19 20 21beantragte Unternehmensinsolvenzen (Anzahl pro Monat)

gleitender Durchschnitt (Anzahl pro Monat)Forderungen in Mio. EUR pro Monat (rechte Skala, Durchschnitt)

Unternehmensinsolvenzen

Quelle: Amt für Statistik Berlin-Brandenburg, eigene Berechnungen

-500

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16 17 18 19 20 21

Quelle: Amt für Statistik Berlin-Brandenburg, eigene Berechnungen

Anmeldungen Abmeldungen Saldo

Gewerbemeldungen monatliche Trendwerte, Veränderung gegenüber Vorjahresmonat

-20

0

20

40

60

80

-80

-60

-40

-20

0

20

40

16 17 18 19 20 21

Quelle: Amt für Statistik Berlin-Brandenburg, eigene Berechnungen

Gründungen Aufgaben Saldo

Betriebsgründungen und -aufgabenmonatliche Trendwerte, Veränderung gegenüber Vorjahresmonat

6.2367.537

92

721

1.801

365

68

1.023

245

201

2.059

919

0 500 1.000 1.500 2.000 2.500

Insgesamt

Verarbeitendes Gewerbe

Baugewerbe

Handel

Verkehr und Lagerei

Gastgewerbe

Informat.u.Kommunikat.

Finanz-,Vers.Dienstlstg.

Grundst.-u.Wohngs.wesen

Unternehmensnahe Dienstlstg.

öffentl.u.priv.Dienstlstg.

Quelle: Amt für Statistik Berlin-Brandenburg, eigene Berechnungen

Januar - Juni 2020 Januar - Juni 2021

Gründungsgeschehen - Saldo Gewerbean- und -abmeldungen16491492

-9

98

88

69

0

307

94

127

517

194

-100 0 100 200 300 400 500 600 700

Insgesamt

Verarbeitendes Gewerbe

Baugewerbe

Handel

Verkehr und Lagerei

Gastgewerbe

Informat.u.Kommunikat.

Finanz-,Vers.Dienstlstg.

Grundst.-u.Wohngs.wesen

Unternehmensnahe Dienstlstg.

öffentl.u.priv.Dienstlstg.

Quelle: Amt für Statistik Berlin-Brandenburg, eigene Berechnungen

Januar - Juni 2020 Januar - Juni 2021

Gründungsgeschehen - Saldo Betriebsgründungen und -aufgaben

Page 22: Mehr Licht als Schatten September 2021

Investitionsbank Berlin | Berlin Konjunktur22

Arbeitsmarkt

Arbeitsmarkt zeigt sich äußerst dynamisch

Seit einem Höchststand zu Jahresbeginn im Zuge

neuer Schließungen sinken die Arbeitslosenzahlen

dank der Lockerungen und dem wirtschaftlichen

Aufholprozess wieder. Im September 2021 waren

190.435 Arbeitslose gemeldet. Das entspricht einer

Arbeitslosenquote von 9,4% (Deutschland: 5,4%) –

0,3 Punkt weniger als im Vormonat und 0,9 Punkt

weniger als im schon von Corona geprägten Vor-

jahresmonat. In 2019 betrug sie noch 7,8%. Inklu-

sive der Personen, die eine berufliche Eingliede-

rung oder Weiterbildung durchlaufen, gibt es sogar

243.416 unterbeschäftigte Menschen in Berlin

(11,8%).

Trotz krisenbeding höherer Arbeitslosigkeit setzt

sich der Beschäftigungsaufbau in Berlin dynamisch

fort. Die Zahl der sozialversicherungspflichtig Be-

schäftigten stieg im Juli im Jahresvergleich um

42.345 auf 1,58 Mio. Damit liegt Berlin mit einem

Zuwachs von 2,8% an der ersten Stelle aller Bun-

desländer und doppelt so hoch wie der deutsche

Schnitt. Dies zeugt von widerstandsfähigen Wirt-

schaftsbereichen, wie der Digitalwirtschaft und

Gesundheitswirtschaft. Der Fachkräftebedarf in

diesen Unternehmen bleibt hoch. Im September

zählte die Bundesagentur für Arbeit 21.264 offene

Stellen (805 mehr als im August). In fast allen

Branchen wurden mehr offene Stellen gemeldet,

die meisten (3.605) meldeten die Industrie, der

Verkehr, Logistik und Sicherheitsberufe, (3.547)

sowie die Gesundheits-, Erziehungs- und Sozialbe-

rufe (3.416).

Die Anmeldungen zur Kurzarbeit sanken aufgrund

der Lockerungen deutlich. In Berlin meldeten im

September 57 Unternehmen Kurzarbeit für insge-

samt nur noch 573 Personen an. Damit gab es von

März 2020 bis September 2021 insgesamt 53.500

Anzeigen für 526.000 Personen. Tatsächlich in

Anspruch genommen wurden im Juni (letzte ver-

fügbaren Daten) 11.974 Anmeldungen für 76.453

Kurzarbeiter. Dies entspricht einem Anteil an allen

sozialversicherungspflichtig Beschäftigten von

4,8%, leicht über Gesamtdeutschland (4,6%). Zu

Hochzeiten im April 2020 waren 15,5% der Be-

schäftigten in Berlin in Kurzarbeit, in Gesamt-

deutschland sogar 19,8%. Dies liegt auch an der

Struktur der Berliner Beschäftigung mit vielen nied-

rigqualifizierten Jobs und Selbstständigen, die in

der Krise unmittelbar von der Arbeitslosigkeit be-

droht sind. Die Aussichten hellen sich allmählich

auf. Laut der Umfrage der Berliner IHK fürchten

viele Berliner Firmen jedoch, dass der Fachkräfte-

mangel ihre Expansionspläne ausbremst.

-1

0

1

2

3

4

5

-1

0

1

2

3

4

5

16 17 18 19 20 21

Quelle: Bundesagentur für Arbeit

Berlin Deutschland

Sozialversicherungspflichtig BeschäftigteVeränderung ggü. Vorjahr in %

Page 23: Mehr Licht als Schatten September 2021

Volkswirtschaft | September 2021 23

-2,0

-1,5

-1,0

-0,5

0,0

0,5

1,0

1,5

2,0

2,5

3,0

-30

-20

-10

0

10

20

30

40

50

60

16 17 18 19 20 21

Arbeitslose in Tausend (linke Skala)

Arbeitslosenquote in Prozentpunkten (rechte Skala)

Unterbeschäftigungsquote in Protzentpunkten (rechte Skala)

Veränderung der Arbeitslosigkeit(ggü. Vorjahresmonat)

Quelle: Bundesagentur für Arbeit, eigene Berechnungen

1.300

1.350

1.400

1.450

1.500

1.550

1.600

1.650

MaiJan Feb Mrz Apr Jun Jul Aug Sep Okt Nov Dez

Quelle: Bundesagentur für Arbeit, eigene Berechnungen

2019 2020 2021

Sozialversicherungspflichtig Beschäftigtein Tausend

-1

0

1

2

3

4

5

6

-10

0

10

20

30

40

50

60

70

15 16 17 18 19 20 21

Quelle: Bundesagentur für Arbeit, eigene Berechnungen

SV-Beschäftigte in Tausend in % zum Vorjahresmonat (rechte Skala)

Veränderung der Beschäftigung(ggü. Vorjahresmonat)

3,23,7

4,64,9

5,2 5,2 5,2 5,4 5,5 5,5

6,56,8 6,9 7 7

9,4

10,3

0

2

4

6

8

10

12

0

2

4

6

8

Arbeitslosenquoten September 2021in %

12

10

Ba

yern

Ba

de

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chse

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Nord

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We

stf

.

Ham

bu

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Be

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Bre

men

Quelle: Bundesagentur für Arbeit, eigene Berechnungen

0,5

0,80,9 1,0

1,11,1 1,2 1,2 1,3

1,4 1,4 1,5

1,7 1,82,0 2,0

2,8

0

1

2

3

0

1

2

3

Th

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gen

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and

Sa

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berg

Ba

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Ham

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Hesse

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Nie

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ach

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Nord

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urg

Sch

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tein

Be

rlin

Quelle: Bund

M

esagentur für Arbeit, eigene Berechnungen

in %

Veränderung der Beschäftigten Juli 2021

21.264

3.605

3.547

3.416

3.266

2.608

2.150

1.161

1.075

316

0 1.000 2.000 3.000 4.000

Insgesamt

Industrie

Verkehr, Logistik, Schutz und Sicherheit

Gesundheit, Soziales, Erziehung

Handel, Vertrieb, Tourismus

Buchhaltung, Recht, Verwaltung

Bau, Architektur, Gebäudetechnik

Naturwissenschaft, Informatik

Werbung, Marketing, Kultur

Land-, Forstwirtschaft, Gartenbau

Quelle: Bundesagentur für Arbeit, eigene Berechnungen

Offene Stellen September 2021

140

150

160

170

180

190

200

210

220

140

150

160

170

180

190

200

210

220

Jan Feb Mrz Apr Mai Jun Jul Aug Sep Okt Nov Dez

2019

Quelle: Bundesagentur für Arbeit

2020 2021

Gemeldete Arbeitslosein Tausend

2,5

3,0

3,5

4,0

4,5

5,0

Arbeitslosenquote im VergleichVeränderung ggü. Vorjahr in Prozentpunkten / Abstand Berlin zu Deutschland

3,0

2,0

1,0

0,0

-1,0

-2,0

-3,0

16 17 18 19

Berlin Deutschland

20 21

Abstand Arbeitslosenquoten (rechte Skala)

Quelle: Bundesagentur für Arbeit, eigene Berechnungen

Page 24: Mehr Licht als Schatten September 2021

Investitionsbank Berlin | Berlin Konjunktur24

-10

-5

0

5

10

-200

-150

-100

-50

0

50

100

150

200

16 17 18 19 20 21

Quelle: Senatsvewaltung für Finanzen, eigene Berechnung

in Mio. EUR in Prozent (rechte Skala)

Steuereinnahmen Berlins vor Steuerverteilungmonatliche Trendwerte; Veränderung ggü. Vorjahresmonat

Steuern und Kredite

Steuereinnahmen sinken wegen Corona

Die Pandemiekosten belasten den Berliner Haus-halt, der 2020 zum ersten Mal seit acht Jahren wieder ein Defizit von 1,4 Mrd. EUR auswies. Die Steuereinnahmen profitieren von der robusten Beschäftigungs- und Lohnentwicklung sowie von der günstigen Stimmung auf den Aktienmärkten und steigen nach dem Coronaknick wieder. So verzeichneten die Steuereinnahmen vor Steuerver-teilung von Januar bis August 2021 gegenüber dem Vorjahreszeitraum ein Plus von 1,0 Mrd. EUR auf 21,3 Mrd. EUR (+5,2%). Zuwächse gab es bei der Einkommenssteuer (+17,2% auf 1,5 Mrd. EUR), der Lohnsteuer (+8,9% auf 9,8 Mrd. EUR), der Abgeltungssteuer (+91,2% auf 157,5 Mio. EUR), der Körperschaftssteuer (+20,5% auf 962,1 Mio. EUR) sowie aus der nicht veranlagten Er-tragssteuern auf Dividenden (+16,4% auf 594,8 Mio. EUR). Jedoch sanken die Einnahmen aus der Umsatzsteuer (-15,7% auf 4,9 Mrd. EUR) deutlich. Seit Jahresbeginn steigen die Nachfrage auf dem Wohnungsmarkt – zuletzt noch angefeuert durch den für ungültig erklärten Mietendeckel – und da-mit wieder die Einnahmen aus der Grunderwerbs-steuer (+27,5% auf 855,7 Mio. EUR).

Kreditbestand steigt um 7,4%

Der Kreditbestand bei den am Standort Berlin täti-gen Banken betrug nach dem ersten Halbjahr 2021 laut Auskunft der Bundesbank 145 Mrd. EUR. Gegenüber dem Vorjahresquartal entspricht das einem Plus von 7,4%. Die Firmenkredite (71 Mrd. EUR) stiegen um 6,4%. Dies dürfte auch der Pandemie Rechnung tragen. Besonders die Kredi-te an Finanzierungsinstitute und Versicherungen (+830 Mio. EUR bzw. +9,1%), die Wasser- und Energieversorger (+421 Mio. EUR bzw. +11,5%), sowie die Bauindustrie (+164 Mio. EUR bzw. +13,0%) sowie wurden ausgeweitet. Kredite fürDienstleistungsunternehmen stiegen ebenfalls um6,2% auf 63,0 Mrd. EUR, darunter besonders anWohnungsunternehmen (+1,7 Mrd. EUR bzw.+5,8%). Die Nachfrage nach Immobilienkreditenblieb hoch. So verzeichneten Wohnungsbaukrediteeinen Anstieg um 7,8% auf 39,8 Mrd. EUR – vorallem bei großen Kreditpositionen von Wohnungs-bauunternehmen. Verbraucherkredite sanken auf-grund hoher Sparquoten leicht auf 9,7 Mrd. EUR(-0,7%). In den kommenden Monaten dürften dieBelastungen für die Banken am Standort aufgrundleicht anziehenden Insolvenzen steigen.

Page 25: Mehr Licht als Schatten September 2021

Volkswirtschaft | September 2021 25

-12

-8

-4

0

4

8

12

70

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74

76

78

80

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86

2016 2017 2018 2019 2020 2021

Veränd. zum Vorjahresquartal in % (rechte Skala)Kreditbestand in Mrd. EUR (linke Skala)

UnternehmenskrediteKreditbestand aller Bankniederlassungen in Berlin

Quelle: Deutsche Bundesbank, eigene Berechnungen

15,6

17,4

6,1

21,6

-20 0 20 40 60 80 100

Steuereinnahmen

dav. Umsatzsteuer

dav. Lohnsteuer

weitere Steuern

Januar - August 2020 Januar - August 2021

Steuereinnahmen nach SteuerartenVeränderung zum Vorjahreszeitraum in %

Quelle: Senatsverwaltung für Finanzen, eigene Berechnungen

5,2

15,6

15,0

34,7

14,8

7,1

-30 -20 -10 0 10 20 30 40

Steuereinnahmen vorSteuerverteilung

Steuereinnahmen

Darunter:

Landesanteil anGemeinschaftsteuern

Landessteuern

Gemeindesteuern

Gemeindeanteile anGemeinschaftsteuern

Januar - August 2020 Januar - August 2021

Steuereinnahmen BerlinVeränderung zum Vorjahreszeitraum in %

Quelle: Senatsverwaltung für Finanzen, eigene Berechnungen

6,5

6,2

9,1

11,5

0,9

4,2

0,5

13,0

5,0

-20 -10 0 10 20

Unternehmen insgesamt

Dienstleistungsgewerbe

Finanzierungsinstitutionen und Versicherungen

Energie- und Wasserversorgung

Verarbeitendes Gewerbe

Handel

Verkehr und Nachrichtenübermittlung

Baugewerbe

Land- und Forstwirtschaft

2. Quartal 2021 2. Quartal 2020

Kredite an UnternehmenKreditbestand aller Bankniederlassungen in Berlin, Veränderung ggü. Vorjahr in Prozent

Quelle: Deutsche Bundesbank, eigene Berechnungen

0,9

3,5

-6,0

10,2

-1,5

1,4

4,6

7,1

-24,0

-31,3

-40 -20 0 20 40 60

Insgesamt

Chemische Industrie

Druckgewerbe, Möbel, Recycling

Machinen-, Fahrzeugbau, Reparatur

Datenverarbeitungsgeräte, Optik

Ernährungsgewerbe, Tabakverarbeitung

Metallerzeugung und -bearbeitung

Gummi- u. Kunststoffwaren

Textil und Bekleidungsgew.

Glas, Keramik, Steine und Erden

2. Quartal 2021 2. Quartal 2020

Kredite an IndustrieunternehmenKreditbestand aller Bankniederlassungen in Berlin, Veränderung ggü. Vorjahr in Prozent

Quelle: Deutsche Bundesbank, eigene Berechnungen

Page 26: Mehr Licht als Schatten September 2021

Investitionsbank Berlin | Berlin Konjunktur26

Die Wirtschaft nimmt Fahrt auf

Die Corona-Krise ist in Berlin noch nicht überwun-den und die 4. Ansteckungswelle schon in vollem Gange. Dennoch zeigte sich die Wirtschaft recht robust. Für einen kräftigen konjunkturellen Schwung sorgen steigende Impfquoten und wach-sende Bewegungsfreiheit, die zu einer Wiederbe-lebung der zuvor darbenden Dienstleistungszwei-ge geführt haben. Dagegen haben angespannte Lieferketten und der Mangel an kritischen Gütern – wie Computerchips, Stahl oder Kupfer – die Indust-rie aus der Rolle des konjunkturellen Treibers ge-drängt. Das betrifft auch die Berliner Bauwirtschaft, die aufgrund von Knappheit an Holz, Kunststoffen, Beton und Dämmstoffen ihr Potential nicht voll ausschöpfen kann.

Das liegt weniger an der Berliner Wirtschaft, son-dern vielmehr an überregionalen Zusammenhän-gen. Deshalb wird neben der Regionalwirtschaft immer auch die weltweite Konjunkturentwicklung und die Entwicklung an den internationalen Kapi-talmärkten betrachtet. Auch der weltweite Konjunk-turverlauf wird maßgeblich von der Covid 19-Pandemie beeinflusst. Die kräftige Erholung in China (BIP-Prognose 2021: 9,0%) und den USA (6,3%) wirken sich zwar mittelbar positiv auf die Berliner Exporte aus. Allerdings führt das gleichzei-tige Anlaufen dieser großen Volkswirtschaften zu weltweit hoher Nachfrage nach spezifischen Vor-leistungsgütern wie zum Beispiel Industrierohstof-fen und vor allem Halbleitern, die nun auch in Ber-lin fehlen. Hinzu kommen Kapazitätsengpässe im Seetransport, die sich zuletzt in stark gestiegenen Frachtraten widerspiegeln und die zu verzögerten Lieferungen führten. Dennoch sollte das Wachs-tum im zweiten Halbjahr deutlich anziehen, so dass in Berlin eine Jahresrate von 3,2% in 2021 erreicht werden kann. In Deutschland könnte das Wachstum sogar 3,6% erreichen.

In den vergangenen zehn Jahren vor der Corona-Krise ist die Berliner Wirtschaft gegenüber dem Bundesschnitt überdurchschnittlich stark gewach-sen. Sie konnte sich in der Pandemie aufgrund ihrer stark spezialisierten Standbeinen, insbeson-dere der Gesundheits- und Digitalwirtschaft, etwas besser gegen den Abschwung stemmen als die bundesdeutsche Wirtschaft. Auch der geringere Industrieanteil Berlins hat einen tieferen Absturz in 2020 verhindert. 2021 könnte sich das Berliner Wachstum genau deshalb etwas unterhalb des Bundesdurchschnitt entwickeln. Eine Rückkehr zu den wirtschaftlichen Niveaus auf Vorkrisenniveau ist voraussichtlich zum Jahreswesel 21/22 zu er-warten.

Nach einem äußerst verhaltenen Preisauftrieb im Vorjahr liegt die Inflation dieses Jahr deutlich hö-her. Sehr tiefe Vergleichswerte – insbesondere bei Energiekosten – sowie die temporäre Absenkung der deutschen Mehrwertsteuersätze im zweiten Halbjahr 2020 haben zu diesem Verlaufsmuster entscheidend beigetragen, erklären es aber nur teilweise. Gleichzeitig zogen die Notierungen für Industrierohstoffe im letzten Herbst stark an und auch Transportkosten und die Materialknappheit haben die Kosten steigen lassen. Verzögert schlägt sich dies in gedämpfter Form auch in den Herstellerpreisen und nochmals abgeschwächt auch in den Verbraucherpreisen nieder.

Im Euroraum ist die Inflation im August inzwischen auf 3,0% gestiegen, in Deutschland hat sie 3,4% und in Berlin sogar 3,7% erreicht. Gleichzeitig hat aber die sogenannte Kerninflation in den Eurolän-dern, also die Inflation ohne die volatilen Energie- und Nahrungsmittelpreise, erst 1,6% erreicht. Im nächsten Jahr werden allerdings die treibenden Basiseffekte entfallen, so dass die Inflation dann wieder mäßiger ausfallen wird. Somit ist weiterhin nicht von einer sich stetig beschleunigenden Preisentwicklung auszugehen, sondern von einem Inflationsplateau. Dafür spricht auch, dass seitens der Lohnentwicklung bisher noch keine Anhalts-punkte für einen kontinuierlich höheren Preisdruck auszumachen sind.

Aufgrund der umfangreichen Hilfsprogrammen dürften in diesem Jahr alle großen Industriestaaten und Regionen hohe Haushaltsdefizite aufbauen, deren Finanzierung nur durch die ausreichend flexibel ausgestalteten Ankaufprogramme der Zentralbanken sichergestellt werden können. Für den Berliner Haushalt endete in 2020 eine Phase von acht Jahren, in denen er mit einem positiven Finanzierungssaldo abschließen konnte. Im Kri-senjahr ist das Steueraufkommen coronabedingt um rund 1,1 Mrd. EUR eingebrochen. Der Schul-denstand stieg zum Jahresende 2020 um 6,2 auf 63,7 Mrd. EUR und mit der notfallbedingten Kredit-aufnahme ist die Verschuldung Berlins relativ zum gesunkenem BIP um 4,5 Prozentpunkte angestie-gen. Dieser Verlust und die gesunkenen Steuer-einnahmen sowie dauerhaft höhere Ausgabeni-veaus in staatlichen Aufgabenbereichen wie der öffentlichen Gesundheitsvorsorge und der Digitali-sierung könnten zudem dazu führen, dass künftig Ausgabeniveaus in anderen Bereichen beschränkt oder zurückgefahren werden müssen.

Fazit

Page 27: Mehr Licht als Schatten September 2021

Volkswirtschaft | September 2021 27

Page 28: Mehr Licht als Schatten September 2021

Investitionsbank Berlin | Berlin Konjunktur28

Herausgeberin:Investitionsbank Berlin Volkswirtschaft

Bundesallee 210 10719 Berlin [email protected]

Verfasser: Sarah Kopp Claus Pretzell Telefon 030/2125-4752

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