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Mehr Tempo für Elektromobilität Memorandum zur schnellen und umfassend angelegten Öffnung in die Massenproduktion Hermann Scheer Herausgegeben von EUROSOLAR EUROSOLAR · Europäische Vereinigung für Erneuerbare Energien · www.eurosolar.org

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Mehr Tempo für Elektromobilität

Memorandum zur schnellen und umfassend angelegten

Öffnung in die Massenproduktion

Hermann Scheer

Herausgegeben von EUROSOLAR

EUROSOLAR · Europäische Vereinigung für Erneuerbare Energien · www.eurosolar.org

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Inhaltsverzeichnis

Kapitel Seite

I. Die Unentschlossenheitvon Politik und Industrie 1

II. Batterietechnologie 3

III. Wirtschaftlichkeit und Kundennutzen 5

IV. Technologievorsprung wieder herstellen 6

V. Lkw und Busse 10

VI. Regelenergie aus Elektrofahrzeugen 11

VII. Stromproduktion 12

VIII. Anlagenzahl und Investitionsvolumen 13

IX. Ordnungspolitischer Rahmen 22

X. Die vollständige Umstellung ist möglich 32

XI. Woher soll der Strom fürElektrofahrzeuge kommen?(Das Leuchtturmprojekt A 7) 33

Karten zum A7-Projekt 45

Glossar 50

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Hermann Scheer

Mehr Tempo für Elektromobilität

Memorandum zur schnellen und umfassend angelegtenÖffnung in die Massenproduktion

Mobilität, basierend auf Erdöl, ist zu einem nicht mehrkalkulierbaren Problemfaktor geworden: Deutschland decktderzeit 96 Prozent seines Ölbedarfs durch Importe vonLieferanten-Monopolen mit der Folge willkürlicherwirtschaftlicher und sozialer Erpressbarkeit. Erdöl ist einendlicher Rohstoff, was unausweichlich zu immer weiteransteigenden Preisen führen wird. Hinzu kommt die Frage desKlima- und Umweltschutzes, die mit fossilen Energieträgernnicht zu lösen ist.

Daher muss auch für den Verkehrssektor der Umstieg auferneuerbare Energien eingeleitet werden, bevor es zukrisenhaften Verknappungsszenarien und den damit verbun-denen politischen und sozialen Verwerfungen kommt. Es bietensich dafür einerseits Biotreibstoffe, eingesetzt in Verbrennungs-motoren, und andererseits die Elektromobilität an, deren Strom-bedarf aus erneuerbaren Energien gedeckt werden muss. DieElektromobilität kann im Pkw-Bereich die dominierende Rollespielen und sollte das auch, da sie die höchste Energie-effizienz besitzt. Inwiefern Hybridfahrzeuge als Übergangs-technologie notwendig sind, muss kritisch hinterfragt werden.Im Bereich der Lkw und Busse finden Biotreibstoffe ihr passen-des Einsatzgebiet.

I. Die Unentschlossenheit von Politik und Industrie

Seit vielen Jahren werden auf Automobilmessen undKonferenzen Prototypen für Elektromobile vorgestellt (Hinweis:in den Medien werden gelegentlich auch Hybridfahrzeuge als„Elektrofahrzeuge“ bezeichnet. In diesem Papier sind mit denBegriffen Elektromobil/Elektrofahrzeug ausschließlich Fahr-zeuge umschrieben, die nur über einen Elektromotorangetrieben werden und keinen Verbrennungsmotor mehrbesitzen – Zitate sind davon ausgenommen). In denVerkaufsräumen der großen Autohersteller finden sich abernach wie vor nur Fahrzeuge mit Verbrennungsmotoren. Wasman allerhöchstens erwerben kann sind sogenannteHybridfahrzeuge, also Pkw, die Verbrennungs- und Elektro-motor kombinieren. Wer ein Elektromobil kaufen möchte, hat es

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schwer: als Kunde muss er sich mühsam auf die Suche nacheinem Hersteller machen statt umworbener Käufer zu sein.

Vor diesem Hintergrund erscheint es als sachlich zwar richtig,politisch aber gewagt, wenn das Bundesverkehrsministeriumoptimistisch verkündet: „Elektrofahrzeugen gehört die Zukunft.Sie werden vor allem im Stadtverkehr bald zum Alltaggehören.“1 So klar diese Zukunft formuliert wird, begonnen hatsie in Deutschland noch nicht. Das kann auch daran liegen,dass die Bundesregierung bis dato im Bereich derElektromobilität einen eher planwirtschaftlich anmutendenAnsatz verfolgt. Anstatt Marktanreize zu bieten und gesetzlicheRahmenbedingungen für die Schaffung neuer Märkte zusetzen (so wie bei den erneuerbaren Energien), werdenForschungsprogramme und Entwicklungspläne aufgesetzt, soder „Nationale Entwicklungsplan Elektromobilität“, der 2009vorgelegt wurde. „Mittelfristig“ soll zudem eine von allenAkteuren getragene Strategie für Elektromobilität entwickelt unddazu wiederum eine „Nationale Plattform Elektromobilität“ insLeben gerufen werden2.

Während hierzulande noch am großen, allumfassenden Plangearbeitet wird, produzieren in den USA und Japan bereitserste Firmen Elektromobile für den Alltagseinsatz und ist inIsrael der flächendeckende Aufbau einer Elektromobil-Infra-struktur bereits beschlossen. Während Deutschland noch amReißbrett sitzt, liefern andere schon Fahrzeuge aus. Schlimmernoch: es besteht durchaus die Gefahr, dass auch diesmal diegroßen Vorhaben einfach wieder versickern.

Das war schon einmal so, als von 1992 bis 1995 einElektroauto-Großversuch auf der Insel Rügen durchgeführtwurde. Namhafte Unternehmen und Entscheider aus der Politikübertrafen sich damals in den Ankündigungen. So ließenMitglieder der Bundesregierung verlauten, man habe das Ziel,dass im Jahr 2000 mindestens zehn Prozent aller neuzugelassenen Kraftfahrzeuge Elektroautos sein sollten. Darausist bekanntermaßen nichts geworden. Im Gegenteil: diedeutsche Automobilindustrie hat nach Beendigung desGroßversuches die Elektromobilität nur noch stiefmütterlichbehandelt und so ihre Technologieführerschaft für Strom-speicherung im Auto leichtfertig verspielt.3 Die ADAC-Motorweltschrieb anlässlich des Großversuches, das Thema sei durch.4

Heute müssen selbst Großkonzerne wie BMW die Batterie-technik für neue Flottenversuche aus dem Ausland einkaufen.

1Veröffentlichung des Bundesverkehrsministeriums anlässlich derNationalen Strategiekonferenz Elektromobilität, Nr. 347/2008

2www.bmvbs.de

3Spiegel online, „Blackout auf Rügen“, 21.12.2008, siehe auch:„Elektromobilität und erneuerbare Energien“, ifeu, Wuppertal Institut, S. 4

4sueddeutsche.de, „Aus der Kritik an die Dose“, 21.11.2008

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Um zu vermeiden, dass solche Entwicklungen erneut eintreten,sind gezieltere und umfassender angelegte Herangehens-weisen geboten. Aufgabe der Politik ist deshalb vorrangig, dieRahmenbedingungen für einen Markt und für die Marktteil-nehmer für die Elektromobilität zu setzen. Der Aufwuchs derKapazitäten erfolgt dann, wie beim Erneuerbare-Energien-Gesetz, aus dem Markt heraus. Planwirtschaftliche Vorgabensind weder erforderlich noch zielführend und in den seltenstenFällen kundenorientiert. Einen Vorschlag dazu, was notwendigist, liefert dieses Papier.

II. Batterietechnologie

1. Technologie ist verfügbar

Von der Batterie, die ein Elektrofahrzeug mit sich führt, hängtzum großen Teil die erzielbare Reichweite ab. Diese wiederumist entscheidend für die Kundenakzeptanz. Die Schlüssel-technologie hierfür sind Lithium-Ionen Batterien. Evonik, dessenTochter Li-Tec (Mitgesellschafter: Daimler) Lithium-IonenBatterien herstellt, wirbt auf seiner Homepage mit der Aussage„Der Elektroantrieb für alle – alltagstauglich, sicher bezahlbar –ist in greifbare Nähe gerückt.“5 Damit wird umschrieben,welcher Technologiesprung bei den Speichereinheiten in denletzten Jahren vollzogen wurde und was die Hersteller, nichtnur Li-Tec alleine, jetzt anzubieten in der Lage sind. DieSpeichertechnologie für alltagstaugliche, konkurrenzfähigeElektromobile steht heute in der Tat zur Verfügung.

Lithium-Ionen Batterien sind kleiner und leistungsfähiger alsandere Akku-Varianten. Sie lassen sich deshalb ohne größerenStauraumverlust in den Fahrzeugen unterbringen undermöglichen zudem größere Reichweiten (Beispiele dazu sieheunter IV. 2.).6 Unter allen wiederaufladbaren Batterien weisensie die höchste Energiedichte auf. Zudem wiegen sie nurnahezu die Hälfte gegenüber den bislang gebräuchlichenNickel-Metallhybrid-Akkus (NiMH).7 Für ein 20 kWh Batterie-System in einem Fahrzeug müssten NiMH-Batterien mit einemGewicht von 300 kg eingebaut werden, während es bei Lithium-Ionen Batterien nur 180 kg sind.8

5corporate.evonik.de

6www.driving-ideas.de

7Energiewirtschaftliche Tagesfragen, 12 (2008), Tillmetz, S. 23

8Uwe Köhler (Johnson Controls), Vortrag auf der IRES 2008

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2. Aufbau von Produktionskapazitäten

Für das Jahr 2010 plant Li-Tec die Produktion von 100.000Lithium-Akkuzellen, womit bis zu 1.000 Elektrofahrzeugebestückt werden können. Im Jahr 2011 ist das zehnfache derFertigungskapazität vorgesehen9. Es können aber, wenn derBedarf da ist, auch zwei Millionen Zellen hergestellt werden.10

Das japanische Joint Venture „Lithium Energy Japan“, an demMitsubishi beteiligt ist, hat im Jahr 2009 die Produktion in einerFabrik aufgenommen, die 200.000 Zellen herstellt und Ende2010 eine Kapazität von 600.000 erreichen soll.11 Toyota, daseine eigene Fertigung aufgebaut hat, arbeitet ebenfalls an einerAusweitung seiner Kapazitäten.12

3. Forschung und Entwicklung

Für die weiter Forschung und Entwicklung auf dem Gebiet derLithium-Ionen-Batterie hat sich in Deutschland ein Industrie-konsortium („Innovationsallianz Lithium Ionen Batterie“)verpflichtet, in den nächsten Jahren 360 Millionen Euro zuinvestieren. Das Bundesforschungsministerium wird ergänzend60 Millionen Euro zur Verfügung stellen.13

4. Preisentwicklung

Die Preisentwicklung für Lithium-Ionen-Batterien ist nur schwereinzuschätzen, weshalb es eine große Bandbreite anSchätzungen gibt. Momentan kosten sie für den mobilenEinsatz in Fahrzeugen zwischen 800 und 1.500 Euro pro kWhSpeicherkapazität14. Es wird angenommen, dass dieser Preisbis 2010/2011 auf 400 Euro und bis 2020 auf rund 160 bis 200Euro fallen könnte.15 Eine ähnliche Preisentwicklung habendiese Batterien schon einmal genommen und zwar imZusammenhang mit ihrem Einsatz in Handys und Laptops.16

9Sonnenenergie, Ausg. Jan.-Feb. 2009, S. 71

10Der Spiegel 31/2008 „Fahren ohne Feuer“

11www.mitsubishi-motors.com, LEJ Pressemitteilung vom 14.04.2010

12Der Spiegel 10/2009, S. 134

13Veröffentlichung des Bundesverkehrsministeriums anlässlich derNationalen Strategiekonferenz Elektromobilität, Nr. 347/2008

14Agentur für erneuerbare Energien, „Erneuerbare Elektromobilität –Hintergrund“, Der Spiegel 31/2008 „Fahren ohne Feuer“ | Der Spiegel10/2009, S. 134

15Prof. Martin Winter, Univ. Münster, Vortrag auf der IRES 2008 (gemeintsind in diesem Vortrag die Preise rein für die Batteriezellen ohne diezugehörige Elektronik), sueddeutsche.de „Aus der Krise an die Dose“,21.11.2008

16Financial Times Deutschland, 14.07.2008, „Aus Freude am Sparen“

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III. Wirtschaftlichkeit und Kundennutzen

Für den Halter sind Elektrofahrzeuge bei den Verbrauchskostendeutlich günstiger als Fahrzeuge mit Verbrennungsmotor. Sogibt Mitsubishi für sein Elektrofahrzeug i MiEV die Kosten miteinem Drittel (Tagstrom) und einem Neuntel (Nachtstrom) imVergleich zum Fahrzeug mit einem Benzinmotor an.17 AndereHersteller, wie VW, sind vorsichtiger und sprechen von einerHalbierung der Kosten (Berechnung dazu siehe unter IX. 7.).18

Voraussetzung in allen Fällen ist aber, dass die Batterie-lebensdauer der des Fahrzeuges entspricht. Andernfallsmüssten noch die Wiederbeschaffungskosten für die Batterieeinkalkuliert werden.

Im Falle einer Massenproduktion von Elektromotoren,Elektronik und Batterien, die speziell auf Fahrzeugeausgerichtet sind, ist mit drastischen Kostenreduktions-potenzialen von 20 bis 50 Prozent im Vergleich zu heute zurechnen.19 Die Anschaffungskosten für Elektrofahrzeugewerden dennoch längere Zeit über denen für vergleichbarnutzbare Fahrzeuge mit Verbrennungsmotor liegen. So gehtman bei einem Stadtfahrzeug von einem Preisaufschlag imJahr 2030 von rund 5.300 Euro aus.20 Dies muss denEinsparungen im laufenden Betrieb gegenübergestellt werden,um die Gesamtwirtschaftlichkeit zu beurteilen.

Hierfür ist das Beispiel des Quicc DiVa aufschlussreich. Dabeihandelt es sich um einen Elektro-Lieferwagen derholländischen Firma DuraCar, der voraussichtlich 2010 inSerienproduktion (Kleinserie) gehen soll. Das Geschäftsmodellsieht vor, dass das Fahrzeug ausschließlich geleast werdenkann. Dabei sind die Leasingraten nach Angaben desUnternehmens rund anderthalb mal so hoch wie bei einemvergleichbaren konventionellen Transporter. Aufgrund dergeringen Betriebskosten rechnet sich dies jedoch, so einFirmensprecher, schon ab 15.000 Kilometer Fahrleistung imJahr. Mit dazu bei tragen auch Steuerbefreiungen fürElektrofahrzeuge oder Ausnahmeregelungen in Städten, dieeine City-Maut verlangen.21

Grundsätzlich gilt: Der Elektroantrieb ist gegenüber derherkömmlichen fossilen und der Wasserstofftechnologie

17www.mitsubishi-motors.de, Conceptcars

18www.driving-ideas.de

19Energiewirtschaftliche Tagesfragen 12-2008, Wietschel, Dallinger, S.12

20Energiewirtschaftliche Tagesfragen 12-2008, Wietschel, Dallinger, S.13,die in dem Artikel mit einkalkulierten 100,- Euro für Infrastrukturkostenwurden hier weggelassen

21Firmenangaben www.quicc.eu, Spiegel online, 10.12.2008 „SaubereDiva“

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wegen seines höheren Gesamtwirkungsgrades im Vorteil.22 DieEnergieeffizienz von Benzin- und Dieselfahrzeugen liegt heutezwischen 18 und 23 Prozent, die Effizienz eines Elektro–fahrzeuges, wenn es beispielsweise nur mit Windstromgespeist würde, liegt bei über 70 Prozent (jeweils beiBetrachtung der gesamten Prozesskette). Bei Wasserstoff mitBrennstoffzellenantrieb lieg sie zwischen 20 und 30 Prozent. 23

Ein Golf mit Verbrennungsmotor hat für 100 km einenEnergieverbrauch von 45 kWh, während dasselbe Fahrzeug miteinem Elektromotor nur 18 kWh benötigt.24 Das heißt auch,dass bei einer breiten Einführung von Elektrofahrzeugen derGesamtenergieverbrauch für Mobilität sinken würde.

IV. Technologievorsprung der heimischen Autoindustriewieder herstellen

1. Abgehängt beim Hybridantrieb

Bei den Hybridantrieben hat sich die deutsche Autoindustrieeindeutig von der japanischen abhängen lassen. Der ToyotaPrius (Voll-Hybrid, siehe Glossar), beispielsweise, der das erstein Großserie produzierte Benzin-Elektro-Hybride Fahrzeug derWelt war, wurde seit seiner Markteinführung 1997 weltweitmehr als 1,6 Millionen mal verkauft.25 Zusammen mit Honda(Modelle Insight, seit 1999 und Civic, seit 2001, beide Mild-Hybride) und anderen Herstellern ergeben sich 2,3 Millionenweltweit verkaufte Hybridfahrzeuge.26 Zwischenzeitlich hatToyota die dritte Generation des Prius vorgestellt und bietetzudem in der Konzernmarke Lexus Modelle mit Hybridantrieban27. Die Produktion der Plug-in-Version (siehe Glossar) desPrius hat schon in kleinen Stückzahlen begonnen.28 AuchNissan bietet seit wenigen Jahren ein Hybrid-Modell an (Altima,Voll-Hybrid), das hauptsächlich in Nordamerika verkauft wird29.Selbst die US-Autoindustrie, von der deutschen als rückständigbelächelt, hat die Nase vorn. Ford verkauft in den USAbeispielsweise schon seit 2004 das Modell Escape Hybrid undseit 2005 den baugleichen Mercury Mariner Hybrid (Voll-Hybride), wenngleich auch mit weniger Erfolg als Toyota (vomEscape Hybrid wurden im Jahr 2007 genau 21.386 Fahrzeuge

22„Elektromobilität und erneuerbare Energien“, ifeu, Wuppertal Institut, S. 4

23Energiewirtschaftliche Tagesfragen 12-2008, Wietschel, Dallinger, S.9

24„deutschland hat unendlich viel energie“, Erneuerbare Elektromobilität -Hintergrundinformation

25Firmenangaben Toyota, Pressemitteilung vom 22.01.2010

26ebd.

27Spiegel online, 14.01.2009, „Detroit unter Strom“

28Firmenangaben Toyota, Pressemitteilung vom 11.01.2010

29www.nissanusa.com

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verkauft30). Chrysler bietet sein Modell Aspen und Chevrolet(GM) den Tahoe als Voll-Hybrid an. Besonders peinlich: im Jahr1997 ging auch in Deutschland das erste Hybridfahrzeug inSerie: der Audi A4 Avant duo (Voll-Hybrid). Das Fahrzeug waraber nur ein Jahr lang erhältlich und brachte es gerade einmalauf 100 verkaufte Exemplare.31 Die deutsche Autoindustriehatte ganz offensichtlich weder die Weitsicht noch den Atem,um diese Technologie in ihre Produktpalette aufzunehmen.

Während japanische Hersteller mit Hybridantrieben längstVerkaufserfolge feiern, beginnen die deutschen Produzentenerst jetzt (wieder) damit ernst zu machen. Professor FerdinandDudenhöffer vom Center Automotive Research (Reckling-hausen) hat das wie folgt kommentiert: „Das sind netteAnsätze. Aber Toyota hat heute schon fünf Jahre Vorsprung.“32

Tatsächlich verkauft werden bisher nur einige wenigeFahrzeuge, vielfach sogenannte Micro-Hybride, so die BMW1er-Modelle33 oder der Smart fortwo. Dabei handelt es sichjedoch nur um eine Stopp/Start-Automatik mit einemriemengetriebenen Starter-Generator34, die zum schnellen An-und Abschalten des Verbrennungsmotors, beispielsweise ander Ampel dient (beim BMW noch mit Bremsenergie-rückgewinnung). Ein elektrischer Vortrieb findet nicht statt.

Im Bereich der Mild- und Voll-Hybride ist die deutsche Industrieschlecht aufgestellt. Volkswagen beispielsweise hat erst im Juni2008 mit Flottenversuchen zum Golf twinDrive begonnen undeine Serienproduktion vorsichtig für 2015 angekündigt. Beidiesem Modell handelt es sich allerdings, im Gegensatz zumaktuellen Toyota Prius um einen sogenannten Plug-in Hybrid,also ein Fahrzeug in dem die Batterien für den Elektromotoreine eigene Lademöglichkeit über das Netz besitzen.35 AndereHybridvarianten stellen den Strom für den Elektromotorausschließlich im Fahrzeug, also über den Verbrennungsmotorund beim Bremsen und im Schubbetrieb her. Vom VW-Geländewagen Touareg wird seit diesem Jahr eineHybridversion angeboten. Etwas schneller als VW war Daimler:der Konzern hat bereits im Sommer 2009 eine S-Klasse mitHybridantrieb (Mild-Hybrid) auf den Markt gebracht und dassogar mit der aktuellsten verfügbaren Batterietechnik (Lithium-Ionen)36. Auch BMW hat die Serienproduktion von

30Ford USA, Pressemitteilung vom 22.01.2008

31sueddeutsche.de, „Aus der Krise an die Dose“, 21.11.2008

32ebd.

33neue energie, 07/2007, S. 24

34Daimler AG, Broschüre „Der Weg zur nachhaltigen Mobilität:Innovationen für Antriebs- und Fahrzeugtechnik“

35www.driving-ideas.de

36Der Spiegel 38/2008, „Kraft aus dem Koffer“

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Hybridversionen des X6 (Voll-Hybrid) und des neuen 7er (Mild-Hybrid) aufgenommen.37

2. Elektrofahrzeuge: andere sind schneller und ambitionierter

In Israel plant der Unternehmer Shai Agassi (Firma „BetterPlace“) nicht nur die Einführung von Elektromobilen, sonderndie Infrastruktur gleich noch dazu. Über 500.000 Ladestationensollen errichtet werden und für längere Fahrtstrecken 100Stationen an denen leere Batterien gegen volle ausgetauschtwerden können. Die Aufladung der Batterien erfolgtausschließlich über Strom aus Anlagen zur Nutzungerneuerbarer Energien.38 In Israel werden dazu 5 MilliardenDollar für den Bau von Solarkraftwerken investieren.39 Für dieProduktion der Elektroautos, die den Kunden in Verbindung miteinem längerfristigen Stromliefervertrag zur Verfügung gestelltwerden (möglicherweise verbilligt oder kostenlos), zeichnetRenault-Nissan verantwortlich. Agassi übrigens sieht mitseinem Partner vor 2011 in die Massenproduktionüberzugehen.40 Weitere Pläne für das System bestehen unteranderem für Dänemark41 und Kanada (Provinz Ontario).

In den USA bot der kalifornische Hersteller AC Propulsion seitAnfang 2007 die sogenannte eBox an. Dabei handelte es sichum einen Toyota Scion xB, der zum Elektrofahrzeug umgebautwurde. Verwendet wurden in dem Fahrzeug, das zwischen-zeitlich quasi in Serie hergestellt wurde, Lithium-Ionen Akkus,die ihm zu einer Reichweite zwischen 193 und 240 km proAkkuladung verhelfen.42 Wie sehr die deutsche Autoindustriehinterherhinkt, lässt sich daran ablesen, dass BMW für einenFlottenversuch mit 50 Elektro-Mini Coopern (seit Frühjahr 2009in Berlin) die komplette Antriebs- und Akkueinheit von ACPropulsion einkaufen musste.43 Ganz ähnliche Zustände bisherauch bei Daimler: einer der größten Autohersteller der Welt hatfür sein Elektro-Versuchsmobil Smart EV Batterien bei demkleinen und mutigen Start up Tesla in Kalifornien geordert unddanach sogar eine zehnprozentige Beteiligung an der Firmagezeichnet44. Tesla ist dadurch bekannt geworden, dass es im

37BMW-Pressemitteilung vom 14.05.2009

38Wirtschaftswoche vom 03.07.2008, „2011 setzt die Massenproduktionein“

39manager-magazin.de, 28.03.2008, „Ex-SAPler lädt Dänemark auf“

40Wirtschaftswoche vom 03.07.2008, „2011 setzt die Massenproduktionein“

41neue energie 08/2008, S. 48

42Herstellerangaben AC Propulsion

43Sonnenenergie, Ausg. Jan.-Feb. 2009

44Los Angeles Times, „Tesla to provide batteries for Daimler Smart EV“;14.01.2009 | taz vom 06.03.2009 “Tempoträume aus der Steckdose” |Spiegel-Online vom 19.05.2009 “Daimler steigt bei Elektroauto-PionierTesla ein

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März 2008 mit der Serienproduktion (Kleinserie) des TeslaRoadster, eines voll elektrogetriebenen Sportwagens,begonnen hat. Immerhin: die Zulieferung von Tesla soll Daimlerdazu dienen, eine Kleinserie des Elektro-Smart aufzulegen, diemit insgesamt 2.000 Wagen in den Jahren 2009 und 2010angelegt ist.45 Später kann dann der eigentliche Daimler-Partner Evonik zum Zuge kommen.46 Das Tesla-eigene Produktübrigens, der Roadster, ist zwischenzeitlich rund 1.000 malausgeliefert worden, trotz des hohen Preises von über 100.000Dollar47. Das Fahrzeug erreicht eine Höchstgeschwindigkeit von200 km/h und hat mit voll geladenen Akkus eine Reichweite von350 Kilometern (Herstellerangaben).48 Insgesamt lässt sichangesichts dieser Verhältnisse sagen, dass Deutschland nochweit davon entfernt ist, so wie von der Bundesregierungbeabsichtigt, zu „einem Leitmarkt für Elektromobilität“ zuwerden.49 Die deutschen Autohersteller tun momentan genaudas Gegenteil von dem was der ehemaligeBundesverkehrsminister Wolfgang Tiefensee zuElektromobilität gesagt hat: „Wir wollen diese Technologienexportieren und nicht etwa von woanders einkaufen.“50

Mitsubishi Motors ist mit seinem Elektrofahrzeug „i MiEV“ dererste Volumenhersteller, der mit einer Kleinserie in dieSerienproduktion ging. Der Wagen wurde 2009 zunächst inJapan angeboten. Die Kapazität der Produktion kann bis zu10.000 Fahrzeuge pro Jahr ausgedehnt werden. DerVerkaufsbeginn für Europa ist Ende 2010 oder Anfang 2011vorgesehen.51

Die Beispiele machen klar: auch beim reinen Elektroantriebdroht die deutsche Autoindustrie wieder, so wie schon beimHybrid, ins Hintertreffen zu geraten. Deshalb muss sie jetztbesondere Anstrengungen unternehmen, um ihre Technologie-führerschaft bei Fahrzeugen mit Verbrennungsmotor insElektrozeitalter hinüberzuretten.

45Handelsblatt.com, „Daimler bezieht Batterien für Elektro-Smart vonTesla“, 14.01.2009

46focus.de, „Elektro-Smart erhält Akkus von Tesla“, 15.01.2009 | DerSpiegel, 10/2009, S. 134

47taz, 06.03.2009, „Tempoträume aus der Steckdose“,www.teslamotors.com

48Spiegel online. „Stromschlag für Europa“, 30.07.2008

49„Sachstand und Eckpunkte zum Nationalen EntwicklungsplanElektromobilität“, Bundesverkehrsministerium

50Focus online, „Regierung setzt auf Elektroautos“, 25.11.2008

51taz, 06.03.2009, „Elektro-Autos zum Überleben“ | Der Spiegel 10/2009 S.132

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V. Lkw und Busse

In den Bereichen leichte Lkw und Kleintransporter existierenbereits auch Fahrzeuge mit Elektroantrieb, so der Modec Van,der eine Zuladung von 2.000 kg erlaubt und eine Reichweitevon rund 160 km besitzt.52 oder der EcoCarrier EL von EcoCraftbei dem eine Nutzlast von 700 kg möglich ist.53 Bei denmittelschweren Lkw bietet der britische Hersteller Smith seinModell „Newton“ an, bei dem bis zu 7,3 Tonnen Zuladungmöglich sind und der eine Reichweite von über 200 kmaufweist.54 Zudem werden bereits Busse und Lkw in kleinerenStückzahlen eingesetzt, die über einen Hybridantriebverfügen.55 Auf der Langstrecke ist bei Lkw und Bussen aufabsehbare Zeit jedoch kein praktikabler Rein-Elektroantriebsichtbar.

Deshalb sind in diesem Bereich die Biotreibstoffe erste Wahl füreine weitgehend klimaneutrale Fortbewegung. Wasserstoff,erzeugt aus erneuerbaren Energien, wird eher keine Rollespielen, weil die relativ niedrige Energieeffizienz der gesamtenErzeugungskette bei Wasserstoff zu bedenken ist.56 Zudem istdie Wasserstofftechnologie noch nicht auf dem Markt underfordert eine gesonderte Infrastruktur, die erst aufgebautwerden müsste.57 Biotreibstoffe dagegen werden heute schonproduziert, greifen auf die bestehende Tankstelleninfrastrukturzurück und können in den Nutzfahrzeugen auch eingesetztwerden. Daimler beispielsweise gibt an, dass alle Nutzfahr-zeuge der Marke Mercedes-Benz bis zurück zum Jahr 1988eine Freigabe für Biodiesel besitzen und neue Lkw undOmnibusse ab Werk mit einer speziellen Ausrüstung fürBiodiesel zu bekommen sind. Eine Nachrüstung für im Verkehrbefindliche Fahrzeuge ist ebenfalls möglich.58

52www.modeczev.com

53www.ecocraft-automotive.de

54www.smithelectricvehicles.com

55Daimler gibt an, rund 2.100 Hybrid-Lkw und Busse verkauft zu haben,darunter 1.600 Busse der US-Marke Orion. Laut Daimler hat keinHersteller sonst so viele Nutzfahrzeuge mit Hybridantrieb produziert. |Daimler AG Broschüre „Auf dem Weg zum emissionsfreienNutzfahrtzeug.“

56neue energie 07/2007, S. 25

57Die IEA geht ebenfalls davon aus, dass die Wasserstofftechnologie nochlängere Zeit braucht: „Outlook for hybrid and electric vehicles“, Juni 2008,S. 3

58Daimler AG Communications 4/2008, „Der Weg zur nachhaltigenMobilität“

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VI. Regelenergie aus Elektrofahrzeugen als wichtigerBaustein der Umstellung des Energiesystems auferneuerbare Energien

Regelenergie stellt die notwendige exakte Übereinstimmungvon Angebot und Nachfrage im Stromnetz sicher. Typischer-weise werden schnell anlaufende Gasturbinenkraftwerke oderPumpspeicherkraftwerke dafür eingesetzt. Bei zunehmenderUmstellung auf erneuerbare Energien wird der Bedarf anRegelenergie steigen, da bestimmte Arten der erneuerbarenEnergien vom Wetter (Sonne, Wind) abhängig und damit nichtimmer deckungsgleich mit dem Verbrauch sind. DieseRegelenergie kann von geparkten Elektrofahrzeugen bezogenwerden, wenn deren Batterien in das Stromnetz eingebundenwerden („Vehicle to grid“, kurz: V2G)59. Rund 10 MillionenElektrofahrzeuge könnten dieselbe Strommenge speichern wiealle deutschen Pumpspeicherkraftwerke (rund 170 Mio. kWh).60

Dieses Konzept kann gleichzeitig auch Anreize zurEnergieeinsparung liefern, denn Strom, der aus derAutobatterie dem Netz zur Verfügung gestellt wird, wirdnatürlich vergütet und zwar je nach Tageszeit inunterschiedlicher Höhe. Es könnte sich also gerade in denSpitzenlastzeiten lohnen, nicht Auto zu fahren und stattdessendas Auto Geld zurückverdienen zu lassen.61

Genutzt hierfür wird in der Regel die Reserve in der Batterie,die über den Strombedarf für die durchschnittlicheTageskilometerleistung eines Pkw in Deutschland (deutlich)hinausgeht. Mit diesem Konzept könnten sich die kumulativenKosten eines Elektrofahrzeuges über die Jahre deutlichgünstiger entwickeln, als die eines vergleichbaren Benziners.62

Darüber hinaus könnte das Fahrzeug auch zu jenen ZeitenStrom aus dem Netz beziehen, die nachfrageschwach sind unddadurch verhindern, dass beispielsweise Windkraftanlangen anwindreichen Tagen heruntergeregelt werden müssen, weil nichtgenügend Stromabnehmer vorhanden sind. Tankmanagementersetzt hier das Erzeugungsmanagement.63 Die notwendigeKommunikationsinfrastruktur zwischen Fahrzeugen und Netz-management müsste übrigens nicht zwingend von denNetzbetreibern gestellt und betrieben werden. Denkbar wäreauch, hier Mobilfunkunternehmen einzubinden, die ja Erfahrungmit der massenhaften Abwicklung kleinerer Transaktionenbesitzen.64

59dies wird auch von der IEA bestätigt: „Outlook for hybrid and electricvehicles“, Juni 2008, S. 4

60www.unendlich-viel-energie.de, Präsentation Elektromobilität

61Tomi Engel auf www.unendlich-viel-energie.de

62Vortrag John Wellinghof, FERC, enthalten in TagungsdokumentationIRES 2008

63aus: Tomi Engel, Plug-in Hybrids, Verlag Dr. Hut, S. 79

64Technology Review, Ausg. Oktober 2004, „Rollende Kraftwerke“

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Die Bundesregierung hat im Rahmen ihrer Klimaschutzinitiativeeinen auf vier Jahre angelegten Feldversucht zusammen mitE.ON und Volkswagen gestartet (und mit 15 Mio. Eurogefördert), der sich insbesondere mit der Integration derElektromobilität in die Stromnetze und die damit verbundenenotwendige intelligente Kommunikation zwischen beidenbefasst.65 Daimler wird zusammen mit RWE in einem ebenfallsvon der Bundesregierung unterstützten Feldversuch mit 100Elektrofahrzeugen (Smart und Mercedes-Benz) auch dieVehicle to grid-Funktionalität in der Alltagsanwendungerproben.66 BMW muss ebenfalls nicht auf die Unterstützungder Bundesregierung verzichten, für den sei dem Frühjahr 2009zusammen mit Vattenfall in Berlin durchgeführtenFlottenversuch (mit 50 Elektro-Minis) zu dessen Zielen dieEntwicklung der Netzintegration und eines passenden Lade-managements gehört.67 Ein kleinerer Versuch in München mit15 Fahrzeugen läuft seit Juli 2009, wobei hier der Partner E.ONist.68 Diese Initiativen kommen eigentlich schon zu spät, wennman davon ausgeht, dass die entsprechende Infrastrukturbereits vorhanden sein sollte, sobald die Serienfertigung vonElektrofahrzeugen in größerem Umfang einsetzt.

VII. Stromproduktion

Die Energie für Elektrofahrzeuge kommt aus dem Stromnetz.Das bedeutet, es muss festgestellt werden, wieviel zusätzlicherStrombedarf durch die breite Einführung der Elektromobilitätentsteht. Daraus ergibt sich dann (siehe VIII.) das Investitions-volumen für Anlagen, die Strom aus erneuerbaren Energienherstellen und ins Netz einspeisen. Nachfolgend einigeSchätzungen des Mehrbedarfs:

Der Unternehmer Shai Agassi (siehe IV. 2.) geht davon aus,dass die Umstellung der kompletten deutschen Pkw-Flottelediglich eine Mehrproduktion an Strom von 6 Prozent erfordernwürde.69

Die Agentur für erneuerbare Energien schätzt, dass der Ersatzvon 40 Millionen konventionell angetriebenen Fahrzeugendurch Elektro- und Hybridfahrzeuge den deutschen Strom-

65Bundesregierung „Sachstand und Eckpunkte zum NationalenEntwicklungsplan Elektromobilität“, Sonnenenergie, Ausg. Jan.-Feb.2009, S. 71, Pressemitteilung des Bundesministeriums für Umwelt Nr.142/08 vom 26.06.2008

66Daimler Pressemitteilung vom 5. September 2008

67BMW Pressemitteilung vom 25.11.2008

68BMW Pressemitteilung vom 27.02.2009, e.on Factsheet Mini E

69Wirtschaftswoche vom 03.07.2008, „2011 setzt die Massenproduktionein“

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bedarf um rund 60 TWh ansteigen lassen würde.70 Dies wärenca. 10,6 Prozent des deutschen Gesamtstromverbrauchs.71

Professor Dirk Uwe Sauer von der RWTH Aachen hatangegeben, dass der Ersatz aller Pkw in Deutschland durchElektrofahrzeuge einen Strommehrbedarf von ungefähr 100TWh verursachen würde, was rund 17,6 Prozent desderzeitigen deutschen Stromverbrauchs ausmachen würde.72

Auf eine ähnliche Zahl kommt man auch auf Grundlage einesArbeitspapiers des Wuppertal-Institutes und ifeu, die denStrombedarf von 1 Million Elektrofahrzeuge mit 2 TWhangeben, womit sich für den gesamten Pkw-Bestand bei Ersatzdurch Elektrofahrzeuge rund 93 TWh ergäben, was 16,4Prozent des derzeitigen Stromverbrauchs entspricht.73

Andere Schätzungen reichen bis zu einem Strommehrbedarfvon 20 Prozent.74

VIII. Anlagenzahl und Investitionsvolumen

Wieviele Anlagen zur Erzeugung von Strom aus erneuerbarenEnergiequellen müssten zusätzlich errichtet werden, würde derPkw-Bestand in Deutschland auf Elektroantrieb umgestellt? Wiehoch ist das damit verbundene Investitionsvolumen einzu-schätzen?

1. Produktionsleistung von EE-Anlagen

Die durchschnittliche Produktion verschiedener Anlagentypenstellt sich wie folgt dar:

a.) Eine 2,5 MW-Windenergieanlage erzeugt unter mittlerenWindgeschwindigkeiten rund 6 Millionen Kilowattstunden imJahr75, bei einer 4,5 MW-Anlage ist von einem Ertrag vonmindestens 10 Millionen kWh pro Jahr auszugehen.76

70www.unendlich-viel-energie.de, „Erneuerbare Mobilität –Hintergrundinformation“, ebenso: Tomi Engel, „Plug-in Hybrids“, S. 76,Verlag Dr. Hut

71Berechnungsgrundlage: 567,2 Mrd. kWh Stromverbrauch im Jahr 2006,incl. Netzverluste lt. BDEW

72Vortrag auf der IRES 2008, Eurosolar, leider ist aus dem Dokument nichtersichtlich ob nur mit Rein-Elektrofahrzeugen oder auch mit Plug-in-Hybriden kalkuliert wurde

73„Elektromobilität und erneuerbare Energien“, WI, ifeu

74Wirtschaftswoche, 03.07.2008, „Dem Elektroauto gehört die Zukunft“

75Hermann Scheer, „Energieautonomie“ S. 55

76Hermann Scheer u.a., „Neue Energie für ein atomstromfreies Hessen“, S.15

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b.) Bei Photovoltaik-Anlagen kann man von einerProduktionsleistung von mindestens 75 kWh Strom proQuadratmeter Solarzellenfläche im Jahr ausgehen.77 Proinstalliertem kW leistet eine Standardanlage jährlich bei Süd-ausrichtung und 30-prozentiger Neigung in Norddeutschlandrund 800 kWh und in Süddeutschland rund 900 kWh.78

c.) Eine Kleinwasserkraftanlage mit einer Leistung von 1.000kW und (bei günstigen Bedingungen) 6.000 Volllaststunden imJahr ermöglicht eine Jahresproduktion von 6 Millionen kWh proJahr.79 Um auch Kraftwerke mit weniger günstigenBedingungen zu berücksichtigen, sollte jedoch mit 5 MillionenkWh/a gerechnet werden. Das Laufwasserkraftwerk in Iffezheim(Rhein), das mit 108 MW maximaler Leistung zu denGroßkraftwerken gehört, erbringt eine Jahresproduktion von740 Millionen kWh.80 Das Rheinkraftwerk Laufenburg weist mit106 MW Leistung und einer Produktion von 700 Mio. kWh/aganz ähnliche Zahlen auf.81

d.) Für Biogasanlagen lassen sich exemplarisch folgende Werteangeben:

Installierte Leistung Stromproduktion pro Jahr

55 kW rd. 400.000 kWh330 kW rd. 2,3 Mio. kWh500 kW rd. 3,5 Mio. kWh82

e.) Industrielle Geothermiekraftwerke gibt es bisher nur wenigein Deutschland. Das erste nahm im Januar 2008 in Landau(Rheinland-Pfalz) den Betrieb auf. Es erzeugt pro Jahr 22Millionen Kilowattstunden.83

2. Energiemix

Der aktuelle Mix erneuerbarer Energien bei der Strombereit-stellung stellt sich wie folgt dar84:

77Hermann Scheer, „Energieautonomie“ S. 55

78Bundesministerium für Umwelt, Broschüre „Erneuerbare Energien –Fragen und Antworten“, S. 47, Angabe pro kWpeak

79Arbeitsgemeinschaften Wasserkraftwerke Deutschland,www.wasserkraft.org

80EnBW auf www.enbw.com

81www.naturenergie.de

82Fachagentur Nachwachsende Rohstoffe, „Biogas BasisdatenDeutschland“ Okt. 2008

83BINE Informationsdienst, Projektinfo 14/07

84„Erneuerbare Energien in Zahlen“, Bundesministerium für Umwelt, S. 14,Stand Juni 2008

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Energieart Anteil in Prozent

Wasserkraft 23,7Windenergie 45,2Photovoltaik 4,0biogene feste und flüssigeBrennstoffe

11,5

Biogas 8,5Sonstige 7,3

Für das Jahr 2050 wird folgendes Szenario prognostiziert:85

Energieart Anteil in Prozent

Wasserkraft 5,2Windenergie 44,3Photovoltaik 5,9Biomasse 11,4Erdwärme 7,6Importe 25,6

3. Aufteilung der TWh auf die verschiedenen Energieträger

Unter VII. wurde ausgeführt, dass es hinsichtlich des zuerwartenden Strommehrbedarfs bei Umstellung der Pkw-Flotteauf Elektroantrieb verschiedene Szenarien gibt. Hier wirddeshalb mit zwei Szenarien gerechnet: erstens mit dem, dasvon 6 Prozent Mehrbedarf ausgeht (das niedrigste) undzweitens mit einem Szenario, das 17 Prozent Mehrbedarfprognostiziert. Ausgehend vom heutigen Strombedarf wärendas 34 TWh oder 96 TWh pro Jahr. Die einzelnenEnergieträger müssten demnach in Zukunft folgende TWh zurVerfügung stellen

Energieart Anteil inProzent

6% SzenarioTWh/a

17% Szen.TWh/a

Wasserkraft 5,2 1,77 5,0Windenergie 44,3 15,06 42,53Photovoltaik 5,9 2,01 5,66Biomasse 11,4 3,88 10,94Erdwärme 7,6 2,58 7,3Importe 25,6 8,70 24,58Gesamt 100 34 96

85Leitstudie 2008, Bundesministerium für Umwelt, Kurzfassung, Tabelle 1

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4. Anlagenzahl

Aus den unter 3. errechneten Strommengen und den unter 1.aufgeführten Produktionsleistungen ergeben sich folgendeAnlagenzahlen:

4.1 6% Szenario

Energieart TWh/a AnzahlAnlagen

Wasserkraft 1,77 354Windenergie 15,06 1.506Photovoltaik 2,01 26,8 Mio. m²Biomasse 3,88 1.109Erdwärme 2,58 118Importe 8,70 -

Gesamt 34

Anmerkungen zu der obigen Tabelle:

Wasserkraft:Die 354 Kleinwasserkraftwerke könnten auch durch drei Großwasserkraftwerkeersetzt werden.

Windenergie:Ausgegangen wurde hier von Anlagen mit 4,5 MW Leistung.

Photovoltaik:Dies entspricht ungefähr 688 großen Solarparks wie dem „Sonnenfleck“ in Bürstadt(Hessen). Dort sind auf dem Dach eines Logistikunternehmens 30.000 Solarmodulemit einer Gesamtquadratmeterzahl von rund 39.000 m² installiert. Die Leistung kannauch über viele kleine Dachanlagen erbracht werden. Die Stadt Osnabrück (rund163.000 Einwohner) hat beispielsweise in dem Projekt „Sun Area“ untersuchenlassen, wie viel Dachfläche für Photovoltaikmodule geeignet wäre und ist auf rund 2Millionen m², aufgeteilt auf rund 50.000 Dächer gekommen. Insgesamt stehen inDeutschland 2.300 km² (2,3 Mrd. m²) auf Dächern, an Gebäudefassaden und ananderen Stellen innerhalb von Siedlungsflächen für eine solartechnische Nutzung zurVerfügung.

86

Biomasse:Ausgegangen wurde hier von Biogasanlagen mit 500 kW Leistung.

86Bundesministerium für Umwelt, „Erneuerbare Energien“, Broschüre, S.72

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4.2 17% Szenario

Energieart TWh/a AnzahlAnlagen

Wasserkraft 5,0 1.000Windenergie 42,53 4.253Photovoltaik 5,66 75,5 Mio. m²Biomasse 10,94 3.126Erdwärme 7,3 332Importe 24,58 -

Gesamt 96

Anmerkungen zu der obigen Tabelle:

Wasserkraft:Die 1.000 Kleinwasserkraftwerke könnten auch durch acht Großwasserkraftwerkeersetzt werden.

Windenergie:Ausgegangen wurde hier von Anlagen mit 4,5 MW Leistung.

Photovoltaik:Dies entspricht ungefähr 1.936 großen Solarparks wie dem „Sonnenfleck“ in Bürstadt(Hessen). Siehe auch Anmerkungen unter 4.1.

Biomasse:Ausgegangen wurde hier von Biogasanlagen mit 500 kW Leistung.

4.3 ohne Importe

Für den Fall, dass Energieimporte als nicht opportunerscheinen sollten oder nicht in ausreichendem Umfang zurVerfügung stehen, ergibt sich bei anteiliger Umlegung derImporte auf heimische Erzeugung folgendes Resultat:

4.3.1 6% Szenario

Energieart Anteil % TWh/a AnzahlAnlagen

Wasserkraft 7 2,38 476Windenergie 59,5 20,23 2023Photovoltaik 7,9 2,69 35,9 Mio. m²Biomasse 15,3 5,20 1.486Erdwärme 10,2 3,47 158

Gesamt 100 34

Anmerkungen zu der obigen Tabelle:

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Wasserkraft:Die 476 Kleinwasserkraftwerke könnten auch durch vier Großwasserkraftwerkeersetzt werden.

Windenergie:Ausgegangen wurde hier von Anlagen mit 4,5 MW Leistung.

Photovoltaik:Dies entspricht ungefähr 920 großen Solarparks wie dem „Sonnenfleck“ in Bürstadt(Hessen). Siehe auch Anmerkungen unter 4.1.

Biomasse:Ausgegangen wurde hier von Biogasanlagen mit 500 kW Leistung.

4.3.2 17% Szenario

Energieart Anteil % TWh/a Anzahl Anlagen

Wasserkraft 7 6,72 1.344Windenergie 59,5 57,12 5.712Photovoltaik 7,9 7,58 101,1 Mio. m²Biomasse 15,3 14,69 4.197Erdwärme 10,2 9,79 445

Gesamt 100 96

Anmerkungen zu der obigen Tabelle:

Wasserkraft:Die 1.344 Kleinwasserkraftwerke könnten auch durch zehn Großwasserkraftwerkeersetzt werden.

Windenergie:Ausgegangen wurde hier von Anlagen mit 4,5 MW Leistung.

Photovoltaik:Dies entspricht ungefähr 2.592 großen Solarparks wie dem „Sonnenfleck“ in Bürstadt(Hessen). Siehe Anmerkungen unter 4.1.

Biomasse:Ausgegangen wurde hier von Biogasanlagen mit 500 kW Leistung.

5. Investitionsvolumen

5.1. Investitionskosten pro kW

a.) Bei Windkraftanlagen ist von einem Investitionsvolumen von890 Euro pro Kilowatt installierter Leistung auszugehen (Stand2004).87

b.) Bei Kleinwasserkraftanlagen (100 kW bis 1 MW) muss mitInvestitionskosten zwischen 4.000 und 6.000 Euro pro kW

87Institut für Solare Energieversorgungstechnik, Windenergiereport 2005 |www.thema-energie.de (Homepage der dena)

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gerechnet werden.88 Bei Großanlagen (10 bis 100 MW) kannvon 2.000 bis 4.000 Euro pro kW ausgegangen werden.89

c.) Die Photovoltaik verursacht Investitionskosten von 4.000Euro pro Kilowatt installierter Leistung.90

d.) Die Investitionskosten bei Biogasanlagen lassen sichexemplarisch wie folgt angeben:

Leistung Anlage Investitionskosten Investitionskostenpro kW

55 kW 245.130 € 4.456,91 €330 kW 765.600 € 2.320,- €500 kW 1,1 Mio. € 2.200,- €91

e.) Geothermie: das bereits erwähnte Geothermiekraftwerk inLandau hat Investitionskosten von rund 20 Millionen Euroverursacht und verfügt über eine installierte elektrische Leistungvon 3 MW. Die Investitionskosten pro kW belaufen sich damitauf rund 6.600 Euro92.

5.2. Investitionsvolumen gesamt

Gemäß der unter 5.1. ausgeführten Investitionskosten pro kWergeben sich folgende Gesamtinvestitionskosten:

5.2.1 6% Szenario (mit Importen)

Energieart Anzahl Anlagen Investitionen Mio. €Wasserkraft 354 1.770Windenergie 1.506 6.032Photovoltaik 26,8 Millionen m²

(688 Solarparks)9.459

Biomasse 1.109 1.220Erdwärme 118 2.336Importe - -Gesamt 20.817

88Homepage Bundesumweltministerium „KurzüberblickWasserkraftnutzung“ | Die Energieagentur Mittelfranken gibt 5.250Euro/kW an („Basisinfo: Wasserkraft“)

89Erneuerbare Energien, Publikation des Bundesumweltministeriums, S. 70| Die Naturenergie AG gibt für den Neubau ihres Wasserkraftwerkes inRheinfelden mit 100 MW Leistung ein Investitionsvolumen von 380 Mio.Euro an, was 3.800 Euro pro kW ergibt.

90www.eurosolar.de, Zwischenruf, März 2009, „Netzparität früher alserwartet“

91Fachagentur Nachwachsende Rohstoffe, „Biogas BasisdatenDeutschland“, Stand: 2004

92BINE Informationsdienst, projektinfo 14/07

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Anmerkungen zur obigen Tabelle

Wasserkraft:

Gerechnet wurde mit 5.000 Euro pro installiertem kW (1.000 kW pro Anlage).

Drei Großwasserkraftwerke würden die Investitionskosten verringern. So kostetbeispielsweise das neue Laufwasserkraftwerk in Rheinfelden laut Angaben desBetreibers 380 Mio. Euro bei einer installierten Leistung von 100 MW, womit sichinsgesamt 1,1 Mrd. Euro ergäben.

Photovoltaik:

Gerechnet wurde mit einer jährlichen Leistung von 850 kWh (pro installiertem kW)und einem Preis pro installiertem kW von 4.000 Euro.

5.2.2 6% Szenario (ohne Importe)

Energieart Anzahl Anlagen Investitionen inMio. €

Wasserkraft 476 2.380Windenergie 2.023 8.102Photovoltaik 35,9 Millionen m²

(920 Solarparks)12.671

Biomasse 1.486 1.635Erdwärme 158 3.128

Gesamt 27.916

Anmerkungen zur obigen Tabelle

Wasserkraft:

Gerechnet wurde mit 5.000 Euro pro installiertem kW (1.000 kW pro Anlage).

Vier Großwasserkraftwerke würden die Investitionskosten verringern (sieheAnmerkungen unter 5.2.1). Es ergäben sich Kosten von insgesamt 1,5 Mrd. Euro.

5.2.3 17% Szenario (mit Importen)

Energieart Anzahl Anlagen Investitionenin Mio. €

Wasserkraft 1.000 5.000Windenergie 4.253 17.033Photovoltaik 75,5 Millionen m²

(1.935 Solarparks)26.647

Biomasse 3.126 3.439Erdwärme 332 6.574Importe - -

Gesamt 58.693

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Anmerkungen zur obigen Tabelle

Wasserkraft:

Gerechnet wurde mit 5.000 Euro pro installiertem kW (1.000 kW pro Anlage).

Acht Großwasserkraftwerke würden die Investitionskosten verringern (sieheAnmerkungen unter 5.2.1). Es ergäben sich Kosten von rund 3 Mrd. Euro.

5.2.4 17% Szenario (ohne Importe)

Energieart Anzahl Anlagen Investitionenin Mio. €

Wasserkraft 1.344 6.720Windenergie 5.712 22.877Photovoltaik 101,1 Millionen m²

(2.592 Solarparks)35.682

Biomasse 4.197 4.617Erdwärme 445 8.811

Gesamt 78.707

Anmerkungen zur obigen Tabelle

Wasserkraft:

Gerechnet wurde mit 5.000 Euro pro installiertem kW (1.000 kW pro Anlage).

Zehn Großwasserkraftwerke würden die Investitionskosten verringern (sieheAnmerkungen unter 5.2.1). Es ergäben sich Kosten von insgesamt 3,8 Mrd. Euro.

6. Zusammenfassung

Ausgehend von der Annahme, dass die Umstellung der Pkw-Flotte auf Rein-Elektroantrieb 17 Prozent Mehrverbrauch anStrom verursacht, die ausschließlich aus heimischen erneuer-baren Energien erzeugt werden sollen, müssten 1.344 Klein-wasserkraftanlagen (alternativ zehn Großwasserkraftwerke),5.712 Windenergieanlagen, 2.592 Solarparks, 4.197 Bio-gasanlagen und 445 industrielle Geothermiekraftwerke errichtetwerden. Damit wäre ein Investitionsvolumen von 78,7 MilliardenEuro (heutige Preise) verbunden.

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IX. Ordnungspolitischer Rahmen

1. Strom aus erneuerbaren Energien

Eine Umstellung der Fahrzeugflotte auf Elektroantrieb istökologisch und ökonomisch nur dann sinnvoll, wenn derentsprechende Strombedarf ausschließlich aus zusätzlichenErneuerbaren Energien-Anlagen bereitgestellt wird. Dies wirdauch von der Bundesregierung so gesehen.93 Es geht darum,die Nachfrage aus dem Straßenverkehr an erneuerbareEnergiequellen zu binden. Um dies zu garantierten, sindmehrere systematische Ansätze vorstellbar:

1.1 Das Handy-Modell von Better Place

Der erste wird von dem unter IV. 2. erwähnten israelischenUnternehmer Shai Agassi verfolgt. Hier ist es so, dass derKunde vertraglich und in gewissem Umfang auch technisch aneinen bestimmten Stromanbieter gebunden ist und dieserwiederum seine Produktion ausschließlich aus erneuerbarenEnergien bestreiten kann. Die Kunden des Agassi-Unternehmens „Better Place“ schließen einen Stromliefer-vertrag für ihre Elektromobile ab und nutzen auch die Lade- undBatteriewechselstationen des Unternehmens. Grundsätzlich, sodie Angaben des Unternehmens, orientiert sich dasGeschäftsmodell an dem von Handys, weshalb auch nichtausgeschlossen ist, dass die Fahrzeuge an die Nutzerkostenlos oder kostengünstig abgegeben werden.

Problematisch an diesem Geschäftsmodell ist die vertraglichenge Bindung der Kunden an einen Energielieferanten. Es wirdsich erst noch erweisen müssen, ob die Pkw-Fahrer dieseUmstellung, die sich vollständig von der heutigen Praxisunterscheidet, nachvollziehen können und wollen. Darüberhinaus hängt es von Better Place ab ob wirklich zu 100 ProzentStrom aus erneuerbaren Energien geliefert wird. Positiv andiesem Modell ist die Idee der Batteriewechselstationen, diegeeignet ist, das Problem der begrenzten Reichweite vonElektrofahrzeugen auf komfortable Weise zu lösen. Unabhängigvon dem Geschäftsmodell von Better Place kann eine solcheInfrastruktur in jedem Fall wesentlich sein für die breiteEinführung der Elektromobilität.

93Sachstand und Eckpunkte zum Nationalen EntwicklungsplanElektromobilität, S. 12 und 13 | Pressemitteilung desBundesumweltministeriums Nr. 142/08

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1.2 Verpflichtung für Strom aus erneuerbaren Energien?

Ein weiterer Ansatz wird vom Wuppertal Institut und von ifeu(Institut für Energie- und Umweltforschung) vorgeschlagen94

und er sieht vor, dass von den Autofahrern der Bezug vonzertifiziertem Strom aus erneuerbaren Energien verlangt wird.Schwachstelle dieses Konzeptes ist, dass es wahrscheinlichnicht vorgeschrieben werden kann, sondern stattdessen denAutofahrern damit verbundene Anreize, wie beispielsweiseFörderprogramme, angeboten werden müssen. Hier würden dieöffentlichen Haushalte also mit zusätzlichen Kosten belastet.Ein tatsächlicher Zubau an erneuerbaren Energien wäre auchnicht garantiert, da ein Teil der entsprechenden Strommengenauch importiert werden könnte (beispielsweise Wasserkraft ausÖsterreich).

1.3 EE-Strom-Lieferkontingent für Elektromobile?

Denkbar ist auch, dass zusammen mit dem Fahrzeug einLieferkontingent für Strom aus erneuerbaren Energien verkauftwird. Damit könnte dann auch eine CO2-Gutschrift für denHersteller im Rahmen der von der EU vorgegebenenNeuwagen-Flottengrenzwerte verbunden sein.95 Nachteil isthier, dass diese Bindung an einen Stromlieferanten für dasElektromobil von den Kunden möglicherweise nicht akzeptiertwird. Fraglich ist auch, was beim Weiterverkauf des Fahr-zeuges geschieht: muss dann das Stromlieferkontingent vomErwerber übernommen werden?

1.4 Fahrstromsteuer?

Ein weiterer Diskussionsvorschlag ist, die Elektrofahrzeuge miteiner schadstoffbasierten Fahrstromsteuer zu belegen. Be-zahlen würde dann hauptsächlich derjenige, der seinen Fahr-strom nicht aus erneuerbaren Energiequellen bezieht.96 Damitwäre allerdings keine direkte und unmittelbare Kopplung derElektrofahrzeuge an die erneuerbaren Energien gegeben.Außerdem wäre für diese Art der Besteuerung die Bindung desFahrzeugbesitzers an einen einzigen Stromlieferanten erforder-lich, nach dessen Strommix dann besteuert würde. Dass einesolche Bindung problematisch ist in einem Verkehrsbereichindem bisher der Energielieferant (Mineralölkonzerne) beijedem Tankvorgang neu gewählt werden konnte, wurde schonunter 1.3 angemerkt. Außerdem wäre es auch hier möglich

94„Elektromobilität und erneuerbare Energien“, ifeu, Wuppertal Institut, S.10

95www.unendlich-viel-energie.de, Präsentation Elektromobilität

96Sonnenenergie, Ausg. Nov.-Dez. 2008, S. 31

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Strom aus erneuerbaren Energien zu importieren anstatt einentatsächlichen Zubau an Kapazitäten vorzunehmen.

1.5 Marktanreizprogramm

Die Zuschüsse im Rahmen eines Marktanreizprogrammes(siehe IX. 7.) könnten an den Bezug von EE-Strom gekoppeltwerden. Problem dabei ist, dass eine Förderung einmaligausbezahlt wird, der Bezug von EE-Strom aber für die gesamteNutzungsdauer des Fahrzeuges garantiert werden muss.Spätestens beim Weiterverkauf des gebrauchten Fahrzeugesist dies jedoch mit Berufung auf die ausgezahlte Förderungnicht mehr möglich.

1.6 Das hier empfohlene Konzept: Herstellerverpflichtung zurProduktion von EE-Strom

Praktikabler und schneller ist es daher, einen Ansatz zuwählen, der auf bereits eingeführte ordnungspolitischeInstrumente und Infrastruktur zurückgreift und für die öffentlicheHand keine Zusatzkosten verursacht. Es geht darum, dievorhandene Strom-Infrastruktur neu zu nutzen für denEnergieverbraucher Straßenverkehr, der die Elektrizität bishernicht genutzt hat.

Die einzig sichere und praktikable Möglichkeit der Verbindungvon Elektromobilität und erneuerbaren Energien ist, dieFahrzeuge schon beim Kauf untrennbar an erneuerbareEnergien zu koppeln und bereits zu diesem Zeitpunkt die EE-Erzeugungskapazitäten zur Verfügung zu stellen, die es für denRest des Autolebens braucht. Es muss deshalb eineVerpflichtung der Autoindustrie geben, für jedes (in Deutsch-land) verkaufte Elektrofahrzeug, das über einen Anschluss fürdas Stromnetz verfügt (Elektrofahrzeuge, Plug-in-Hybride) dieJahresproduktion an Strom aus erneuerbaren Energien in dasNetz einzuspeisen, die für ein durchschnittlich gefahrenesFahrzeug benötigt wird – und zwar das gesamte Autolebenlang. Die Industrie kann dieser Verpflichtung entweder nach-kommen, indem sie eigene Anlagen errichtet oder aberVerträge mit Anlagenbetreibern schließt, die sich verpflichten,diese Kapazitäten zusätzlich (!) aufzubauen.

Die Angaben für den Jahresstromverbrauch eines durch-schnittlichen Elektro-Pkw bei ebenso durchschnittlicherNutzung schwanken. Sie reichen von 2.00097 bis 3.000 kWh98

pro Jahr. Geht man von 2.500 kWh aus, so müsste für 4.000

97„Elektromobilität und erneuerbare Energien“, ifeu, Wuppertal Institut, S. 8

98Shai Agassi in Focus Money Nr. 33 (2008)

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verkaufte Fahrzeuge eine Windkraftanlage mit der Leistungvon 4,5 MW errichtet werden. Damit verbunden ist einInvestitionsvolumen von rund 4 Millionen Euro. Dies würdesich jedoch nicht (!) als Aufpreis auf den Fahrzeugpreisniederschlagen, da sich die Anlage über die durch das EEGgarantierten Einnahmen aus dem von ihr produzierten Stromfinanziert und somit nicht über den Fahrzeugpreis abgedecktwerden muss.

Diese Regelung muss eingepasst werden in das EU-Regelwerk zu CO2-Grenzwerten für Neufahrzeuge, denn einElektrofahrzeug, das beispielsweise ausschließlich mit Stromaus Windkraftanlagen fährt, reduziert seine CO2-Emission jezurückgelegtem Kilometer auf 3 bis 4 g.99 In diesem speziellenFall gilt sogar, dass der Windstrom durch den Einsatz in derMobilität mehr CO2 einspart, als wenn er nur im Stromnetzverwendet würde.100

Die Emissionswerte von Elektrofahrzeugen sollten deshalbdanach berechnet werden, welchen Strom sie beziehen. Dasbedeutet auch, dass sichergestellt werden müsste, dass für dievon der Autoindustrie unter der oben vorgeschlagenenRegelung verkauften Elektrofahrzeuge nicht der derzeitvorhandene Strommix in Deutschland zur Berechnung der CO2-Emissionen herangezogen wird. Das würde bedeuten, dassauch Kohlekraftwerke und deren Emissionen hinzugezähltwürden. Vielmehr muss die Berechnung berücksichtigen, dassfür das verkaufte Elektrofahrzeug erneuerbare Energienbereitgestellt werden und deshalb deren (sehr niedrige)CO2-Emissionen zum tragen kommen. Auf diese Weise erhältdie Autoindustrie die Möglichkeit mit jedem verkauftenElektrofahrzeug ihre Flotten-Emissionswerte massivabzusenken und so die EU-Ziele leichter zu erreichen.

Vom hier vorgeschlagenen Modell würden alle Beteiligtenprofitieren: die Fahrzeugindustrie würde den erneuerbarenEnergien einen weiteren Wachstumsschub verschaffenwährend diese der Fahrzeugindustrie helfen könnten, dieKlimaschutzziele zu erreichen. Die Kunden würden profitieren,weil dieses Modell mit dem wenigsten Zusatzaufwand für sieverbunden ist. Sie müssen sich schlicht keine Gedanken um dieVersorgung ihres Fahrzeuges mit erneuerbaren Energienmachen, weil schon beim Kauf für das gesamte Autoleben

99www.unendlich-viel-energie.de | Das Bundesministerium für Umwelt gehtdavon aus, dass ein Elektrofahrzeug mit Strom aus erneuerbarenEnergien betrieben (also Windkraft und andere) 5g CO2 pro Kilometeremittiert (Vortrag Ministerialdirektor Dr. Lahl auf der AutomobilInternational 2009)

100Tomi Engel, Plug-in Hybrids, Verlag Dr. Hut, S. 67 |Energiewirtschaftliche Tagesfragen Ausg. 12 – 2008, Wietschel/Dallinger,S. 10

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sichergestellt ist, dass das entsprechende Stromäquivalenteingespeist wird. Das Auto bringt bereits seine Fahrenergie mit.

Die Notwendigkeit, Elektroantriebe unbedingt mit regenerativerzeugtem Strom zu verbinden, wird auch in der Automobil-branche selbst bestätigt. So hat Daimler EntwicklungsvorstandThomas Weber in einem Interview Mitte 2008 in Bezug auf dieElektro- und Wasserstofftechnologie gesagt: „Bei derErzeugung von Strom und Wasserstoff entsteht auch CO2.Beide Energieformen sollten daher regenerativ erzeugtwerden.“101

2. Voraussetzungen für Vehicle to grid schaffen (V2G)

V2G erfordert eine entsprechende Kommunikations- undSteuerungsinfrastruktur. Es erfordert ebenso entsprechendeGeschäftsmodelle. Die Steuerung der Autobatterie von Seitendes Netzbetreibers fällt unter ersteres, die Abrechnung deseingespeisten Stroms unter letzteres. Die entsprechendenKonzepte müssen schnellstmöglich entwickelt und dann einKonsens darüber unter allen Beteiligten hergestellt werden,welches umgesetzt wird. Danach ist eine entsprechenderechtliche Absicherung, wo erforderlich, angezeigt. In diesemProzess müssen auch vermeintlich simpel anmutendeEntscheidungen gefällt werden, die aber von erheblicherTragweite für das spätere Funktionieren des Systems sind.Beispielsweise muss entschieden werden, ob auch einStromzähler im Auto angebracht werden soll oder ob esausreicht, nur an den entsprechenden Elektrotankstellen Zählerzu haben. Die meisten Experten plädieren aus Gründen derPraktikabilität für zusätzliche Zähler auch im Pkw.

3. Stromtankstellen als Teil des Netzes definieren

Bei einer breiten Einführung der Elektromobilität wird es nichtmehr ausreichen, alleine sogenannte Stromtankstellen anzentralen Standorten zur Verfügung zu stellen. Vielmehr wirdein Netzanschluss nahezu überall vorhanden sein müssen, woElektrofahrzeuge parken. Im Gegensatz zu Fahrzeugen mitVerbrennungsmotor „tankt“ ein Elektrofahrzeug während derStandzeiten und nicht während der Fahrt im Rahmen einerkurzen Unterbrechung an der Tankstelle (Ausnahme ist daserwähnte „Better Place“-Projekt mit seinen Batterietausch-stationen) .

Über die zu erwartenden Investitionen für die massenhafteEinrichtung von Netzzugängen gibt es noch keine zuver-

101wiwo.de, 28.06.2008, „Das ist die Zukunftstechnologie schlechthin“

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lässigen Schätzungen. Es besteht von Verbandsseite jedochdie Befürchtung, dass sich die Investitionen alleine über denStromverkauf nur schwer und langsam refinanzieren lassen.102

Deshalb wird vorgeschlagen, die Netzzugänge als Teil desNetzes bzw. Netzausbaus zu betrachten und somit über dieNetznutzungsentgelte zu refinanzieren. Ein einfach gestalteterAnschlusspunkt kostet rund 600,- Euro103 zuzüglich derInstallationskosten, die natürlich von Standort zu Standortunterschiedlich sind. Es gibt Schätzungen, wonach dieInstallation von 1 Million Netzzugängen einen Aufschlag auf dieNetznutzungsentgelte von 0,03 Cent pro kWh verursachenwürde104. Ein relativ kleiner Betrag angesichts der Tatsache,dass diese Entgelte (Stand 2007) in der Niederspannung imDurchschnitt bei 4,7 Cent pro kWh liegen, wobei eine Band-breite von 3 bis 7 Cent/kWh besteht.105

Der Vorschlag wurde von der Bundesnetzagentur noch nichtgeprüft, aber im heutigen System würde ein Netzzugang (odereine Stromtankstelle), selbst wenn sie über V2G auch Stromeinspeist, als Letztverbraucher und damit nicht als Teil desNetzes gelten. Eine zukünftig andere Regelung ist nichtunmöglich, wäre aber aus heutiger Sicht systemfremd.

Tatsächlich würde damit eine Umlegung der Kosten auf alleNetznutzer stattfinden. Das ist jedoch dadurch begründbar undlegitim, dass Elektrofahrzeuge durch die V2G-Fähigkeit (sieheVI) erheblich zur Stabilisierung und Sicherheit des Netzes imInteresse aller beitragen werden. Insofern sollte derGesetzgeber das System variieren und die Netzzugangsstellenfür Elektrofahrzeuge als Teil des Netzes bzw. Netzausbausdefinieren.

Ohne eine zumindest schon in ausreichendem Maßebestehende Infrastruktur wird die breite Einführung vonElektrofahrzeugen nur schwer möglich sein. Infrastruktur undBeförderungsmittel bedingen einander und nur eine gutausgebaute Infrastruktur lässt ein Beförderungsmittel erfolg-reich werden - so war das mit den Eisenbahnen im 19Jahrhundert und (über den Ausbau des Straßennetzes) mitdem Individualverkehr im 20. Jahrhundert.

102Tomi Engel, „Das Elektrofahrzeug als Regelenergiekraftwerk desSolarzeitalters“

103www.park-charge.de, Preisliste

104Tomi Engel, DGS, „Die Förderung von Elektromobilität“, Vortrag

105Bundesministerium für Umwelt, Broschüre „Strom aus erneuerbarenEnergien – Was kostet er uns wirklich?“

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4. Produkte und Schnittstellen standardisieren

Momentan laufen einige Flottenversuche oder es werdenbereits Systeme für Elektromobilität in Angriff genommen, dieschon für den Alltagseinsatz gedacht sind (zum Beispiel „BetterPlace“). Alle Träger dieser Projekte betonen, dass sie aufoffene Standards setzen. Das schließt jedoch nicht aus, dassverschiedene Standards entstehen, die den Einstieg in dieMassenproduktion von Elektrofahrzeugen hemmen. Deshalbmuss schon jetzt nicht nur auf nationaler, sondern auchinternationaler Ebene für eine entsprechende Normung undStandardisierung Sorge getragen werden. Gelingt dies nicht,würde auch der Export von Fahrzeugen erschwert, einweltweiter Handel käme nur schleppend in Gang.106 In Japan istdas bereits erkannt worden. Dort hat sich kürzlich die„Chademo“-Initiative gegründet, in der neben bekanntenAutobauern auch große Energieversorger vertreten sind. Zielder Initiative ist es ausdrücklich, ihre Standards für dieLadetechnologie als Weltstandards zu etablieren.107 LautPressemeldungen hat zudem eine Arbeitsgruppe aus zwanziggroßen Energie- und Autokonzernen sich bereits auf eineinheitliches Steckermodell für Elektrofahrzeuge geeinigt.108

Dies ist der richtige Ansatz, sollte aber nicht davon ablenken,dass auch zahlreiche andere Komponenten standardisiertwerden müssen.

5. Batterieentsorgung und Recycling

Um eine sparsame Rohstoffwirtschaft sicherzustellen, mussvon Seiten des Staates gerade jetzt, wo ständig neue, nochleistungsfähigere Batterien entwickelt werden, darauf geachtetwerden, dass eine hohe Recyclingquote erreicht wird. Dazugehört gegebenenfalls auch die Etablierung entsprechenderRücknahmesysteme für Elektrofahrzeug-Batterien, sofern diebestehenden nicht dafür genutzt werden können.

6. steuerliche Behandlung

Die Steuerbefreiung für Elektrofahrzeuge von der Kraftfahr-zeugsteuer muss noch auf längere Frist beibehalten werden. Esdarf nicht derselbe Fehler wie bei den Biokraftstoffen gemachtwerden, wo die Steuerbefreiung just zu dem Zeitpunkt auf-gehoben wurde als sich ein relevanter Markt zu entwickelnbegann. Die derzeit geltende Regelung stellt Elektrofahrzeuge

106Bundesregierung, „Sachstand und Eckpunkte zum NationalenEntwicklungsplan Elektromobilität“, S. 13

107www.chademo.com

108Vorwärts 06/2009, S. 18, Welt.de vom 19.04.2009 „Super-Stecker sollElektroautos flott machen“

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fünf Jahre vollständig von der Kfz-Steuer frei und gewährtdanach einen ermäßigten Steuersatz.109 Der ermäßigte Steuer-satz muss jedoch überprüft werden, da es nach Verbands-angaben Fälle gibt, in denen eine Pkw mit konventionellemAntrieb weniger Steuern bezahlt als ein Elektrofahrzeug, dasmit Strom aus erneuerbaren Energien versorgt wird.110

Wie unter V dargestellt werden Rein-Elektroantriebe für Lkwund Busse auf absehbare Zeit nicht zur Verfügung stehen. Umauch hier eine weitgehend emissionsneutrale Fortbewegung zuerreichen, muss der Einsatz von Biotreibstoffen forciert werden.Das jedoch ist deshalb problematisch, weil die Steuerbefreiungfür Biodiesel und Pflanzenöl (in Reinform) im Jahr 2006beendet wurde. Biodiesel wurde deshalb 2007 mit einerSteuerbelastung von 8,86 Cent/Liter belegt, wobei dieser Satzim Jahr 2013 rund 45 Cent/Liter betragen soll. Bei Pflanzenölbetrug die Belastung 2007 genau 2,07 Cent/Liter und wird 2013ebenfalls bei 45 Cent/Liter anlangen111. Dies hat (zumindest vorVerabschiedung des Wachstumsbeschleunigungsgesetzes imDezember 2009112) schon dazu geführt, dass der Biodieselnicht mehr in jedem Fall wettbewerbsfähig mit konventionellenTreibstoffen ist. Vor allem kleinere Speditionen sind deshalbwieder zu fossilem Diesel zurückgekehrt.113 DasTankstellennetz für reinen Biodiesel ist von einst 1900 aufinzwischen 150 Tankstellen geschrumpft.114 Das ist genau dasGegenteil, von dem was anzustreben ist, weshalb durch einneues, flexibles Besteuerungskonzept dafür gesorgt werdenmuss, dass Biodiesel an der Tankstelle zu jedem Zeitpunktbilliger ist als fossiler Diesel.

7. Marktanreizprogramm

Wie unter III. ausgeführt, werden die Anschaffungskosten fürElektrofahrzeuge noch für längere Zeit über denen fürvergleichbare Fahrzeuge mit Verbrennungsmotor liegen. Fürein Stadtfahrzeug geht man im Jahr 2030 von einemPreisaufschlag von 5.300 Euro aus, gegenwärtig sind es noch10.000 bis 15.000 Euro.115 Dies relativiert sich durch die

109§§ 3d, 9 Kraftfahrzeugsteuergesetz

110Tomi Engel, DSG

111Deutscher Bundestag, Drucksache 16/5220 | ufop „Information zumGesetzentwurf für Biokraftstoffe“ auf www.ufop.de | DeutscherBundestag Drucksache 17/15

112Das Gesetz schreibt den Steuersatz für Biodiesel und Pflanzenöl bis

Ende 2012 auf rund 18 Cent/Liter fest. 2013 soll der Satz dann aber wiegeplant auf 45 Cent ansteigen.113

Pressemitteilung des Verbandes der deutschen Biokraftstoffindustrie vom30.01.2009

114Pressemitteilung Hans-Josef Fell MdB vom 11.02.2009, anlässlich einerAnhörung im Umweltausschuss des Bundestages

115Der Spiegel 17/2010, S. 79

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geringeren Unterhaltskosten, vor allem im Hinblick auf dieTreibstoffkosten. Um welche Summen es sich dabei handelt,soll hier in einer groben Berechnung dargestellt werden. DerDurchschnittsverbrauch eines Pkw mit Otto-Motor liegt heutebei 8,3 l pro 100 km und seine durchschnittliche Fahrleistungbei 10.500 km pro Jahr116. Daraus ergibt sich ein jährlicherKraftstoffbedarf von rund 872 Litern. Bei Kosten von 1,43 Europro Liter117 ergeben sich pro Jahr Kraftstoffausgaben von 1.247Euro. Das Durchschnittsalter eines Pkw beträgt derzeit 8Jahre118, womit von Gesamttreibstoffkosten von 9.976 Euro fürdie durchschnittliche Nutzungsdauer auszugehen ist119. Für einElektrofahrzeug ergeben sich bei einem Durchschnitts-verbrauch von 2.500 kWh pro Jahr und Bezug des Stroms übereinen Anbieter der ausschließlich aus erneuerbaren Energienerzeugt120 Kosten von 5.013,20 Euro. Dies ergibt eine Ersparnisbei den Treibstoffkosten von 4.962,80 Euro, die mit dem Preis-aufschlag von 10.000 bis 15.000 Euro beim Kauf zu verrechnenist. Es ergeben sich Mehrkosten von rund 5.000 bis 10.000Euro. Mindestens 5.000 Euro sollten dem Autokäufer über einMarktanreizprogramm (analog zum bestehenden Markt-anreizprogramm für die Nutzung erneuerbarer Energien imWärmemarkt121) als Zuschuss der öffentlichen Hand beim Kaufeines Elektrofahrzeuges ausbezahlt werden (im Laufe derJahre absinkend). Nimmt man das Ziel der Bundesregierung,wonach bis 2020 insgesamt 1 Million Elektrofahrzeuge inDeutschland zugelassen sein sollen122 und definiert man dieseals reine Elektrofahrzeuge (keine Hybride), so ergäbe sich einSubventionsbedarf der öffentlichen Hand von 5 Milliarden Euroverteilt auf rund 10 Jahre, also 500 Millionen Euro pro Jahr.Frankreich übrigens gewährt im Rahmen eines Bonus/Malus

116Verkehr in Zahlen 2007/2008, S. 291, Hrsg. Bundesministerium fürVerkehr

117www.aral.de, Stand April 2010, Super-Benzin

118Statistische Mitteilungen des Kraftfahrtbundesamtes, Mai 2008 | DasDurchschnittsalter wird hier herangezogen, weil es in vielen anderenPublikationen ebenso gehandhabt wird. Die etwas passendere Zahl wäredas Durchschnittsalter der Pkw bei Abmeldung (im Jahr 2007 waren das9,6 Jahre), wobei auch diese Zahl Unschärfen aufweist, da unter denAbmeldungen nicht nur Fahrzeuge geführt werden, die verschrottetwerden, sondern auch solche, die ins Ausland verbracht oder die nurvorübergehend stillgelegt werden. Die Bundesregierung gibt an(Bundestagsdrucksache 14/5038), dass ein Pkw bei der Verschrottungrund 12 Jahre alt ist, weist aber ebenfalls auf statistische Unschärfen hin.Tomi Engel geht in seiner Studie (Plug-in Hybrids) von 13 Jahren aus(S.72). Bei 12 Jahren ergäbe sich eine Ersparnis bei den Treibstoffkostenvon über 7.000 Euro.

119Inflation und zu erwartende Preissteigerungen wurden nicht berück-sichtigt

12021,25 Cent pro Kilowattstunde + 7,95 Euro monatlicher Grundpreis

121Richtlinien zur Förderung von Maßnahmen zur Nutzung erneuerbarerEnergien im Wärmemarkt

122Bundesregierung, „Sachstand und Eckpunkte zum Nationalen

Entwicklungsplan Elektromobilität“, S. 5, die Bundesregierung geht dabeivon Rein-Elektrofahrzeugen und Plug-in-Hybriden aus.

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Systems das an die CO2-Emissionen gekoppelt ist, fürElektrofahrzeuge auch einen Zuschuss von 5.000 Euro, dieUSA 5.500, Spanien und Kanada sogar 6.000 und 6.400Euro.123

Die Gewährung eines Zuschusses ist kundenorientierter undmarktwirtschaftlicher als direkte Forschungszuwendungen andie Industrie. Die sogenannte „Abwrackprämie“(die übrigens5 Mrd. Euro innerhalb eines Jahres gekostet hat) hat deutlichgezeigt, wie attraktiv direkte Zuschüsse für Autokäufer sind.Forschungszuwendungen sind, wie weiter oben schonausgeführt, immer mit planwirtschaftlich anmutenden Strukturenausgestaltet und bergen deshalb die Gefahr, wenig kunden-orientiert zu sein und an den Märkten vorbei zu planen.Deshalb kann durchaus erwogen werden, das obenvorgeschlagene Marktanreizprogramm über eine Reduzierungder Forschungsausgaben des Bundes für die Elektromobilitätteilzufinanzieren.

Darüber hinaus sollten über die KfW zinsverbilligte Kredite fürdie Anschaffung von Elektrofahrzeugen zur Verfügung gestelltwerden.

8. Straßenverkehr

Um auch von Seiten der Verkehrsplanung einen Anreiz zumUmstieg auf Elektromobile zu liefern, könnten bestimmteStraßenzüge und Parkmöglichkeiten für Elektromobile reser-viert werden. Das kann sogar so weit gehen, dass bestimmteInnerortbereiche nur noch von Elektrofahrzeugen befahrenwerden dürfen, wie dies beispielsweise in dem SchweizerFerienort Zermatt schon seit langem so gehandhabt und sogarals Marketinginstrument für die Tourismuswerbung eingesetztwird124. Denkbar wäre auch eine (möglicherweise bis zu einembestimmten Jahr befristete) Mitbenutzung von Busspuren – inOslo wird dies schon praktiziert, ebenso wie kostenlosesparken125. Dem Halter würde somit, neben dem Auto selbst,auch noch eine Parkmöglichkeit in den überfüllten Innenstädtengeboten. In Berlin-Mitte beispielsweise kostet das Parken pro15 Minuten 50 Cent. Angesichts dieser Preise ist kostenlosesParken ein handfester Vorteil für den Elektro-Pkw.

Da Elektrofahrzeuge äußerlich nicht mehr ohne weiteres vonFahrzeugen mit Verbrennungsmotor unterschieden werdenkönnen, sollten sie ein besonderes Kennzeichen gemäß § 9Fahrzeug-Zulassungsverordnung erhalten. In diesem Para-

123www.botschaft-frankreich.de, Der Spiegel 17/2010, S. 80

124www.zermatt.ch

125www.unendlich-viel-energie.de

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grafen ist momentan geregelt, dass für historische Fahrzeuge(Oldtimer) ein Kennzeichen ausgegeben wird, auf dem nachder Nummer noch ein „H“ steht (z.B. ER A 55H). FürElektrofahrzeuge könnte dort ein „E“ stehen. Mit solchenNummernschildern wäre es problemlos möglich, Elektro-fahrzeugen bestimmte Vorrechte einzuräumen und dann zukontrollieren, dass sie auch tatsächlich nur von diesen inAnspruch genommen werden.

Eine andere Möglichkeit wäre, wie von einigen Verbändenvorgeschlagen126, die Kennzeichnung über die Schadstoff-plakette. Bisher werden Elektrofahrzeuge, zusammen mit dendarunter fallenden Fahrzeugen mit Verbrennungsmotor, derSchadstoffgruppe 4 zugeordnet und haben somit keine eigeneKennzeichnung.127 Die Schaffung einer eigenen Schadstoff-gruppe wäre schnell und unbürokratisch möglich.

9. Beschaffungspolitik der öffentlichen Hand

Die öffentliche Hand hat sowohl als Nachfrager wie auchangesichts ihrer Vorbildfunktion keinen unerheblichen Einflussauf die Entwicklung von Märkten. Deshalb ist es selbst-verständlich, dass ihre Beschaffungspolitik den Umstieg auf dieElektromobilität dadurch fördern kann und muss, dass sienur noch Elektrofahrzeuge für ihre Fuhrparks beschafft.Ausnahmen davon können, abhängig von der technischenEntwicklung, selbstverständlich bei Polizei, Bundeswehr undanderen sicherheitssensiblen Institutionen gemacht werden.

X. Die vollständige Umstellung ist möglich

Ernstzunehmende Szenarien besagen, dass eine fastvollständige Substitution des konventionellen Pkw-Fuhrparksdurch Hybrid- und Elektrofahrzeuge bis 2050 denkbar undmöglich ist.128 Beachtet werden muss und kann, dass auch Bio-treibstoffe als weitere, zusätzliche Mobilitätsbasis (z.B. auch inHybridfahrzeugen und in Lkw eingesetzt) eine Rolle spielenkönnen, so dass ein weitgehend klimaneutraler Fuhrpark imJahr 2050 möglich ist. Bei erfolgreicher Umsetzung des „BetterPlace“-Projektes kann sogar auf Hybridfahrzeuge alsÜbergangstechnologie verzichtet werden. Dies deshalb, weildann bewiesen wäre, dass Batterietauschstationen, wie von

126Sonnenenergie, Ausg. Nov.-Dez. 2008, S. 28

12735. BImSchV, Anhang 2 Abs. 3

128Energiewirtschaftliche Tagesfragen 12-2008, Wietschel, Dallinger, S.14,Auch die Bundesregierung strebt an, dass bis 2050 „der Verkehr inStädten überwiegend ohne fossile Brennstoffe“ auskommt (Sachstandund Eckpunkte zum Nationalen Entwicklungsplan Elektromobilität“)

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Better Place vorgesehen, die Reichweite von Elektrofahrzeugengenauso komfortabel erhöhen, wie es Hybridfahrzeuge durchihren zusätzlichen Verbrennungsmotor tun.

Voraussetzung für alle Umstellungsszenarien ist selbst-verständlich ein entsprechendes Engagement von Politik undWirtschaft. Übrigens ist die Zielmarke 2050 nicht nur möglich,sondern auch nötig, angesichts der Tatsache, dass diestatistische Reichweite der Reserven des sogenanntenkonventionellen Erdöls noch lediglich 42 Jahre beträgt.129

XI. Woher soll der Strom für Elektrofahrzeuge kommen?

Die Energie für Elektrofahrzeuge sollte, wo immer möglich,entlang der Fahrbahnen gewonnen werden. Nicht, weil sie dortnäher am Verbraucher wäre, denn der Strom wird ja zunächstin das allgemeine Netz eingespeist, sondern vielmehr weildiese Landschaftsabschnitte durch den Verkehr ohnehin schonvorgeprägt sind und deshalb Windkraftanlagen oderSolaranlagen in der Regel nicht mehr als störend empfundenwerden. Der naturästhetische Eingriff ließe sich durch dieNutzung von Verkehrsachsen als Energieachsen minimieren.Dies soll nachfolgend beispielhaft an der A 7 aufgezeigtwerden.

1. Das Leuchtturmprojekt A 7

Großprojekte faszinieren, auch wenn es, wie beispielsweise beider Atomkraft, die falschen sind. Technische Strukturen, diekleinteilig und dezentral angelegt sind, entfalten wenigerAnziehungswirkung obwohl sie oft Besseres und mehr leistenals großtechnische Projekte. Dies ist ein Problem für dieerneuerbaren Energien. Deshalb ist es an der Zeit dieLeistungsfähigkeit dieser Technologien in einem Leuchtturm-projekt zu demonstrieren, das weltweit Aufmerksamkeit erregenwird. Dieses Leuchtturmprojekt ist die Energieallee A 7. Entlangder längsten deutschen Autobahn, die sich von Nord nach Süddurch das ganze Land zieht, sollen an allen möglichenStandorten Windkraftanlagen der 5 MW-Klasse errichtetwerden. Im Rahmen eines physisch-geografischen Gutachtenswurden insgesamt 1.251 Standorte identifiziert (siehe Kartenam Ende des Textes), wobei es sich hier um eineMindestanzahl handelt.

129Energieversorgung in Deutschland, Statusbericht BMU, BMWi für denEnergiegipfel am 3. April 2006

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Dieser Windpark würde über eine installierte Leistung voninsgesamt 6.255 MW verfügen und könnte pro Jahr rund13.500 GWh Strom erzeugen, was dem Jahresverbrauch von5,4 Millionen Elektrofahrzeugen oder 3,7 Millionen Haushaltenentspricht. Das Projekt deckt 2,2 Prozent des deutschenBruttostromverbrauchs ab. Dadurch können 11,6 MillionenTonnen CO2 vermieden werden. Es könnte 14,1 Prozent deszusätzlichen Stromverbrauchs abdecken, der durch dieUmstellung der gesamten deutschen Pkw-Flotte auf Rein-Elektroantrieb entstünde.

Das Investitionsvolumen für die Energieallee A 7 beläuft sichauf 7,5 Milliarden Euro. Es wäre die weltweit bisher größteWindkraftinvestition, die der im Verhältnis zu Offshore-Anlagenkostengünstigeren Onshore-Technik neuen Auftrieb gebenwürde. Das Projekt stellt ein Konjunkturprogramm ohnestaatliche Förderung dar, da durch das Erneuerbare Energien-Gesetz die Einspeisevergütungen für die Windkraftanlagen aufdie Stromkunden umgelegt werden.

Selbstverständlich kommt nicht nur die A 7 für einen Windparkin Betracht, das Konzept kann als Muster für ähnliche Projektean anderen Autobahnen in Deutschland und Europa dienen.Entlang dieser Straßen können nicht nur Windkraftanlagen,sondern auch Solarzellen in größerem Umfang installiertwerden (beispielsweise an Lärmschutzwänden oder aufEinhausungen), was sich insbesondere für die südlicherenBundesländer anbietet, die zwar über weniger Wind, dafürjedoch über eine höhere Strahlungsenergie der Sonneverfügen.

2. Eine Verkehrsachse als Energieachse

Es wird vorgeschlagen, Windkraftanlagen in größtmöglicherAnzahl entlang der Bundesautobahn 7 (A 7) zu errichten. Die A7 ist die längste Autobahn Deutschlands. Sie führt von derdänischen Grenze im Norden durch die BundesländerSchleswig-Holstein, Hamburg, Niedersachsen, Hessen, Baden-Württemberg und Bayern bis in den Süden zur österreichischenGrenze. Sie verfügt heute ohne Seitenarme und denGrenztunnel nach Österreich über eine Länge von 960,732Kilometer.

Die A 7 überspannt das gesamte Land von Nord nach Süd. Sieist deshalb nicht nur symbolträchtig, sondern auch einGroßbauwerk mit herausragender infrastruktureller Bedeutung.Ihrer Bedeutung als Verkehrsachse soll nun, denErfordernissen der Zukunft folgend, eine Bedeutung alsEnergieachse hinzugefügt werden. Aufgrund der hohen Anzahlder Anlagen, ihrer enormen Stromausbeute, ihrer Sichtbarkeit

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für die Autofahrer und ihrer Verbindung durch die A 7 entstündeso ein Großbauwerk moderner Energietechnik, das nichtweniger symbolträchtig wäre als die Autobahn selbst.

So kann es auchentlang der A 7 zu-künftig aussehen: einWindpark des Unter-nehmens Enertrag ander A 20, nordöstlichvon Prenzlau (Bran-denburg). Es handeltsich um 1,5 MW-Anlagen.

Foto: Jens Christoph Pieper

3. Politische Bedeutung

Aufgrund der Tatsache, dass die Anlagen durch die A 7verbunden sind, werden sie, wenn auch von verschiedenenInvestoren verwirklicht, als ein Gesamtprojekt wahrgenommen.Dies ist in seinen Ausmaßen von einer Größenordnung, dasses die Aufmerksamkeit nicht nur in Deutschland, sonderneuropa- und weltweit auf sich ziehen wird. Es kann und sollzeigen, in welchen Größenordnungen erneuerbare Energiennutzbar sind, wie schnell ihr Aufbau erfolgen kann und dass einhoch industrialisiertes Land wie die Bundesrepublik sichbedenkenlos auf erneuerbare Energien verlassen kann.Deshalb ist dieses Projekt nichts weniger als ein Leucht-turmprojekt. Ein Leuchtturmprojekt, das die Möglichkeit undNotwendigkeit einer Energiewende unterstreicht, das dieLeistungsfähigkeit der deutschen Industrie belegt undDeutschland als ein modernes, zukunftsfähiges Land ausweist.

Nicht zuletzt weist das Projekt auch auf den besonderenCharakter der erneuerbaren Energien hin. Durch dieVerbindung der A 7 wird es zwar als großes Ganzes gesehenwerden, tatsächlich aber wird es sich um zahlreiche Investorenhandeln und damit um viele verschieden Eigentümer derAnlagen. Die Struktur ist dezentralisiert, es gibt keine Monopolemehr aber trotzdem eine umfassende und nachhaltigeEnergieversorgung.

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4. Vorteile

4.1 Landschaftliche Vorprägung nutzen

Es bietet sich generell an, Windkraftanlagen entlang vonBundesfernstraßen zu errichten, da hier das Landschaftsbildohnehin schon durch das Trassenbauwerk verändert wurde.Der naturästhetische Eingriff ließe sich dadurch minimieren.Hinzu kommt, dass Bündelungs- und Synergieeffekte zwischenden verschiedenen Strukturen genutzt werden können. So lässtsich beispielsweise der Randbereich oder der Mittelstreifen derFahrbahntrasse auch als Trasse für Erdkabel zum Strom-transport verwenden. Die in diesem Papier vorgeschlagenen 5MW-Anlagen werden je nach Standort Nabenhöhen zwischen100 und 160 Meter aufweisen. In den weniger ertragreichenGegenden im Süden Deutschlands werden sie höher sein, imNorden niedriger. Die Rotoren solcher 5 MW-Anlagen drehensich allerdings wesentlich langsamer als die der bishergebräuchlichen kleineren Anlagen, was dem Betrachter alsangenehmer erscheint und daher den wahrnehmbaren Eingriffin das Landschaftsbild reduziert.

Es handelt sich um eine Win-win-Situation: der ohnehin schonlandschaftlich vorgeprägte Korridor für die Bundesautobahnerfährt durch die Windkraftanlagen eine noch bessere undgleichzeitig sinnvolle Nutzung, während andererseits zusätz-liche Fläche für Anlagenbetreiber zur Verfügung gestellt wird.

In § 35 Abs. 3 des Baugesetzbuches sind sogenannteöffentliche Belange aufgeführt, die der Errichtung vonWindkraftanlagen entgegenstehen könnten. Insbesondere dieNummer 5 dieses Absatzes zählt dabei Belange auf, die imZusammenhang mit der Genehmigung solcher Anlagen oft insFeld geführt werden. Dazu gehört die Beeinträchtigung der„natürlichen Eigenart der Landschaft“ und die „Verunstaltungdes Orts- und Landschaftsbildes“. Tatsächlich kann mandarüber streiten, ob Windkraftanlagen überhaupt eine„Verunstaltung“ oder „Beeinträchtigung“ darstellen. Werden siejedoch entlang einer Bundesautobahn errichtet, kann diesesArgument per se keine Wirkung mehr entfalten.

4.2 Mehr Unabhängigkeit und weniger Kohlendioxid

Weitere Vorteile des A 7-Projektes entstehen aus denVorzügen, die erneuerbare Energien generell mit sich bringen.So wird die Abhängigkeit von konventionellen Energiequellenund damit auch von Energieimporten reduziert. Angesichts derPreissteigerungen, die konventionelle Energien in den letztenJahren erfahren haben, ist dies volkswirtschaftlich der einzig

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sinnvolle Weg. So kostet das Barrel Rohöl heute rund 80 Dollar,während es im Jahr 2003 noch für 30 Dollar zu haben war. DerPreis für eine Tonne Steinkohle hat sich seit 1996 verdreifachtund bei Uran war innerhalb von sechs Jahren ein Anstieg umdas 17-fache zu verzeichnen. Hinzu kommt die Endlichkeitdieser Energien, die beispielsweise beim Uran mit 50 Jahrenbereits deutlich absehbar ist (technisch und wirtschaftlichabbaubare Reserven aus heutiger Sicht). Vor diesemHintergrund ist klar: mit heimischen erneuerbaren Energien wirddie Energiesicherheit massiv erhöht.

Bei einer Jahresproduktion von rund 13.500 GWh (siehe unten)können durch den A 7-Windpark jährlich zudem 11,6 MillionenTonnen CO2 vermieden werden (bei Stromverbrauch inHaushalten und Industrie). Auf die einzelnen Bundesländeraufgeteilt ergäben sich folgende CO2-Einsparungen:

Schleswig-Holstein: 3.1 Millionen tDies entspricht nahezu der Hälfte der Emissionen alleremissionshandelspflichtigen Anlagen in Schleswig-Holstein imJahr 2007 (6,7 Millionen Tonnen).

Hamburg: 0,35 Millionen tDies entspricht rund einem Viertel der jährlichen Emissionendes Vattenfall-Steinkohleheizkraftwerkes Hamburg Tiefstack(1,3 Mio. t, Jahr 2008).

Niedersachsen: 4,3 Millionen tDies entspricht mehr als den jährlichen Emissionen des E.on-Steinkohlekraftwerkes Wilhelmshaven (3,8 Mio. t, Jahr 2008).

Hessen: 1,65 Millionen tDies entspricht mehr als den jährlichen Emissionen des Blocks1 (Steinkohle) des E.on-Kraftwerkes Staudinger (1 Million t,Jahr 2008).

Baden-Württemberg: 0,5 Millionen tDies entspricht den jährlichen Emissionen des EnBW-Steinkohlekraftwerkes Walheim (0,5 Mio. t., Jahr 2008).

Bayern: 1,7 Millionen tDies entspricht 81 Prozent der jährlichen Emissionen des E.on-Steinkohlekraftwerkes Zolling (Block 5, 2,1 Mio. t, Jahr 2008).

4.3 Technologieschaufenster

Weiter oben wurde schon erwähnt, dass das A 7-Projektaufgrund seiner Größenordnung geeignet ist, weit über dieLandesgrenzen hinaus Aufmerksamkeit zu erregen. Dies soll

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nicht nur dem generellen Werben für erneuerbare Energiendienen, sondern auch der deutschen Windkraftindustrie, dieimmerhin eine Exportquote von über 80 Prozent aufweist. DasA 7- Projekt wäre für die Industrie ein weithin sichtbaresTechnologieschaufenster, das die Kundengewinnung befördert.

5. Warum Windkraft?

Nichts ist schneller einführbar als erneuerbare Energien. Dasgilt insbesondere für die Windkraft, bei der die Aufbauzeit fürAnlagen in Wochen oder Monaten gemessen werden kann,während es bei fossilen Großkraftwerken um Jahre geht.

Windstrom nähert sich zudem zügig den Kosten vonkonventionellem Strom an. Ältere Windräder an gutenStandorten produzieren schon heute zu niedrigeren Preisen alsdem an der Strombörse gebildeten Durchschnittswert.Atomstrom ist tagsüber teurer als Windstrom.

Die Gesamtenergiebilanz von Windkraftanlagen („energetischeAmortisationszeit“) ist bemerkenswert: je nach Anlagentyp istder Energieeinsatz für die Herstellung, den Betrieb unddie Entsorgung nach drei bis sieben Monaten Laufzeit aus-geglichen. Kohle- oder Atomkraftwerke dagegen amortisierensich energetisch nie, da sie immer mehr Energie in Form vonBrennstoffen verbrauchen als sie Nutzenergie erzeugen.

Nicht unerwähnt sollte an dieser Stelle bleiben, dass derKorridor von Bundesautobahnen nicht nur für Windkraftanlagensondern auch für den Aufbau von Solarzellen gut geeignet ist.So können beispielsweise die Dächer von Einhausungen zurAufstellung von Solarzellen genutzt werden. An Lärmschutz-wänden können sie ebenfalls angebracht werden. Es gibt sogarVorschläge, auf den eigentlich ungenutzten Mittelstreifen ganzeBänder von Solarzellen aufzubauen. Dieser letzte Vorschlagmüsste selbstverständlich im Hinblick auf die Verkehrs-sicherheit noch geprüft werden. Zudem dürfte für seineRealisierung eine Änderung des Bundesfernstraßengesetzeserforderlich sein.

Insbesondere für den Süden Deutschlands, der geringereWinderträge aufweist als der Norden, sind Solarzellen entlangder Energieallee A 7 eine Alternative, da in den südlichenBundesländern die Strahlungsenergie der Sonne im Jahres-mittel höher ist als im Norden.

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6. Energieertrag und Investitionsvolumen

Aufgrund eines für das A 7-Projekt erstellten physisch-geografischen Gutachtens konnten entlang der A 7 insgesamt1.251 Standorte (siehe Karten am Ende des Textes) fürAnlagen der 5 MW-Klasse ermittelt werden (zum Vergleich: inDeutschland sind heute etwas mehr als 20.000Windkraftanlagen in Betrieb, wovon 866 alleine im Jahr 2008errichtet wurden). Es handelt sich dabei um eine Mindest-anzahl, die unter anderem dadurch zustande kommt, dass fürden Abstand der Anlagen in Hauptwindrichtung ein eher hochangesetzter Wert von 900 Metern verwendet wurde. Je nachStandort und Anlage kann dieser auf bis zu 780 Meter reduziertwerden, was dann insgesamt mehr Standorte ergäbe.

In den einzelnen Bundesländern stellt sich die Situation wiefolgt dar:

In Schleswig-Holstein kann die A 7 nahezu auf gesamter Längezu einem Windpark ausgebaut werden. In Hamburg ist derStandortbereich (auch aufgrund der starken Verbauung) aufden Bereich des Hafens und Teile der Harburger Bergebeschränkt.

In Niedersachsen stellt sich der Bereich der Lüneburger Heide,sowohl Nord- als auch Südheide, die Hildesheimer Börde, derWestrand des Harzes sowie der Eingang ins Weserbergland alsGunstraum dar.

In Hessen ist der gesamte Bereich Nordhessens, wo die A 7 dieKuppen der Südwestdeutschen Trias und des Knülls erklimmt,für eine Nutzung interessant, dieser zieht sich bis zumLandrücken an der Grenze zu Bayern und stellt einen weiterenWindgunstraum dar.

In Bayern (Unterfranken und Mittelfranken) bieten sichbesonders die Rhön als Gunstraum an. Danach folgen dieBereiche Grabfeld und der Anstieg zur Frankenhöhe (östlichRothenburg o.d.T.).

In Baden-Württemberg bieten sich die Ellwanger Berge, derOstalbtrauf sowie die Heidenheimer Kohlplatten an.

Die gesamte installierte Leistung des A 7-Windparks betrüge6.255 MW. Um die Größenordnung einschätzen zu können, seiin diesem Zusammenhang erwähnt, dass Kohlekraftwerke sichim Bereich bis maximal 1.000 MW bewegen, Kernkraftwerkehauptsächlich zwischen 900 und 1.300 MW pro Reaktorblock.

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Der Energieertrag pro Bundesland sowie für das gesamteProjekt ist in der nachfolgenden Tabelle dargestellt, ebenso diemögliche Anzahl der Anlagen:

Bundes-land

AnzahlAnlagen

In-stallierteMW

Volllast-stunden

Jahres-produktionGWh

Schleswig-Holstein

236 1.180 3.021 3.564,78

Hamburg 33 165 2.493 411,35Nieder-sachsen

459 2.295 2.200 5.049

Hessen 209 1.045 1.832 1.914,44Baden-Württem-berg

70 350 1.696 593,6

Bayern 244 1.220 1.613 1.967,86

Gesamt 1251 6.255 13.501,03

Windkraftanlagen der 5 MW Klasse können bei günstigenWindbedingungen, wie in Schleswig-Holstein, jährlich rund15 Millionen kWh Strom erzeugen. Im Süden Deutschlands fälltder Ertrag aufgrund der Windverhältnisse niedriger aus. UnterBerücksichtigung dieser Unterschiede anhand der Volllast-stunden ergibt sich für den A 7-Windpark eine Jahresproduktionvon rund 13.500 GWh (13,5 Milliarden kWh). Mit dieser Mengekann der jährliche Strombedarf von rund 3,7 Millionen Haus-halten oder 5,4 Millionen Elektrofahrzeugen gedeckt werden.

Laut Angabe von Branchenverbänden muss derzeit beiAnlagen der 5 MW-Klasse mit einem Investitionsvolumen von1.200 Euro pro installiertem kW gerechnet werden. Darausergäbe sich für den A 7-Windpark ein Investitionsvolumen von7,5 Milliarden Euro. Es kann in diesem Zusammenhangerwogen werden einen Fonds für das Projekt aufzulegen, dervon den beteiligten Bundesländern und/oder den kommunalenGebietskörperschaften mit potenziellen Standorten getragenwird.

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7. Rechtliche Rahmenbedingungen und Umsetzbarkeit

7.1 Raumordnungspläne

Die Raumordnung und Bauleitplanung vollzieht sich in derBundesrepublik auf drei Ebenen: der Raumordnungsplanung,der Flächennutzungsplanung und der Bebauungsplanung. Diefür dieses Projekt entscheidende Ebene ist jedoch die derRaumordnungsplanung, da sie die beiden anderen Ebenen ingewissem Umfang determiniert. Die Raumordnungsplanungfindet hauptsächlich in den Bundesländern statt. Neben die vonder Raumordnung und Bauleitplanung zu schaffendenVoraussetzungen treten im Genehmigungsverfahren für dieeinzelnen Anlagen oder Anlagenparks beispielsweise noch dasImmissionsschutzrecht oder das Naturschutzrecht. Diesemüssen aber unabhängig von den politischen und raum-planerischen Vorgaben ohnehin berücksichtigt werden undbrauchen deshalb hier nicht näher beleuchtet zu werden.

Raumordnungspläne werden in der Regel zunächst für dasgesamte Landesgebiet aufgestellt (je nach Bundesland heißendiese Landesentwicklungsplan, Landesraumordnungsplan,Landes-Raumordnungsprogramm oder Landesentwicklungs-programm) und daraus werden dann regionale Raum-ordnungspläne (Regionalpläne oder Regionale Raumordnungs-programme) entwickelt. In diesen Plänen können sogenannteVorrang- und Vorbehaltsgebiete ausgewiesen werden.„Vorranggebiet“ bedeutet, dass hier eine bestimmte raum-bedeutsame Nutzung alle anderen ausschließt, sofern sie mitdieser nicht vereinbar sind. In „Vorbehaltsgebieten“ habenbestimmte Nutzungen bei der Abwägung mit anderenNutzungen ein besonderes Gewicht. Eine dritte möglicheKategorie sind die sogenannten Eignungsgebiete. Sie beziehensich auf Vorhaben im Außenbereich und stellen fest, dass hierbeispielsweise die Windkraftnutzung anderen Belangen nichtentgegensteht. Nachteil dieser Gebiete ist, dass die im Gebietermöglichte Nutzung automatisch außerhalb des Gebietesausgeschlossen ist. Dieses Instrument ist deshalb zu starr undkann den notwendigen massiven Ausbau erneuerbarerEnergien behindern. Vorrang- und Eignungsgebiete könnenkombiniert werden. Das bedeutet, dass innerhalb des Gebietesdie Windkraft eine hohe Durchsetzungswirkung hätte,außerhalb aber ausgeschlossen wäre. Auch dies kann wegender Ausschlusswirkung nicht als Instrument der ersten Wahlbezeichnet werden.

Optimale Voraussetzung für das A 7-Projekt wäre demnach,wenn alle betroffenen Bundesländer entlang der Trassebeidseitig einen ausreichend breiten Streifen, der bei 300Metern Abstand von der Trasse beginnt und bei maximal 700

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Metern endet, als Vorranggebiet (ohne Ausschlusswirkung) fürdie Windenergienutzung ausweisen würden. Praktisch könntedas dadurch geschehen, dass die Länder einen politischenVertrag abschließen, in dem sie sich verbindlich verpflichten,die betroffenen Raumordnungspläne in kürzestmöglicher Fristanzupassen. Das Raumordnungsgesetz (ROG) des Bundessieht eine solche vertragliche Vereinbarung in §13 Abs. 2 Nr. 1vor. Das entsprechende Gremium hierfür wäre die in § 26 ROGbenannte Ministerkonferenz für Raumordnung, der dasBundesministerium für Verkehr, Bau und Stadtentwicklungund die zuständigen Landesministerien angehören. DiesesGremium übrigens hat in einem Beschluss vom April 2008 unterdem Titel „Räumliche Konsequenzen des Klimawandels“festgelegt, dass das „Hauptaugenmerk der Raumordnung“unter anderem auf „der Flächensicherung für die Gewinnungregenerativer Energien“ liegen soll. Das A 7-Projekt entsprichtsomit der Beschlusslage der Konferenz, was als gute Voraus-setzung für seine Umsetzung angesehen werden kann.

7.2 Bundesfernstraßengesetz

Das Bundesfernstraßengesetz verbietet Hochbauten jeder Artin einer Entfernung von bis zu 40 Metern entlang der Fahrbahnund sieht eine Zustimmungspflicht der obersten Landesstraßen-baubehörde vor, wenn im Abstand von bis zu 100 Meternbauliche Anlagen errichtet werden sollen. Dies ist jedoch fürdas vorliegende Projekt unerheblich. Aus technischen Gründenund Sicherheitserwägungen wurde für alle hier ausgewiesenenpotenziellen Windkraftstandorte ohnehin ein Mindestabstandvon 300 Metern von der Fahrbahn angesetzt.

8. Über die A 7 hinausgedacht…

Natürlich ist die A 7 nicht die einzige Straße, die für die Anlageeines Windparks geeignet ist. Kürzlich wurde eine Studie imAuftrag des Bundesumweltministeriums unter dem Titel„Abschätzung der Ausbaupotenziale der Windenergie anInfrastrukturachsen“ abgeschlossen. Die Studie ist in weitenTeilen sehr defensiv angelegt, kann damit aber aufzeigen, dassselbst bei zurückhaltender Einschätzung die Potenzialebeachtlich sind. So wurde bei Verwendung von 5 MW-Anlagendeutschlandweit ein maximales Zubaupotenzial entlang vonStraßen in Höhe von 14.604 MW ermittelt. Für Schienen-trassen, die, wenn sie entsprechend stark befahren sind,selbstverständlich auch in Frage kommen, ergaben sich weitere7.245 MW. Alleine bei konsequenter Ausnutzung dieserPotenziale wären also zusätzlich 21.849 MW möglich (ziehtman die hier - nicht defensiv - ermittelten 6.255 MW für die A 7ab, so blieben immer noch 15.594 MW). Zum Vergleich: Ende

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des Jahres 2008 waren in Deutschland 23.894 MW installierteLeistung bei der Windenergie zu verzeichnen. Die installierteLeistung ließe sich also alleine durch Ausnutzung desPotenzials an Straßen- und Schienenwegen mindestens um 90Prozent steigern.

9. Karten

9.1 Erläuterungen zu den angehängten Karten, Quellen-angaben, Mitarbeitende Personen und Institutionen:

Die hier ausgewiesenen Standorte beruhen auf gerechnetenWinddaten des DWD und Winddaten von Cube Engineering.Ob ein Standort tatsächlich geeignet ist, kann letztgültig nurdurch ein individuelles, standortbezogenes Windgutachtenermittelt werden. Darüber hinaus ist, wie oben schon erwähnt,zu beachten, dass die Anlage nicht nur in Bezug aufRaumordnung und Bauleitplanung, sondern beispielsweiseauch nach dem Immissionsschutzrecht oder dem Natur-schutzrecht genehmigbar sein muss.

Als Parameter für die Ausweisung der Standorte wurdenfolgende Daten gewählt:

Mindestabstand zur Trasse: 300 Meter

Maximaler Abstand von der Trasse: 700 Meter

Abstand in der Hauptwindrichtung: 900 Meter

Abstand quer zur Hauptwindrichtung: 381 Meter

Untergrenze für den wirtschaftlichen Betrieb einer Anlage:5,0 m/s Windgeschwindigkeit, 80 Meter über Grund

Leistung der Anlagen: 5 MW

Bei der Ausweisung der Standorte wurde bereits bestehendeBebauung entlang der A 7-Trasse berücksichtigt und dement-sprechend ausgespart. Natur- und Landschaftsschutzgebietewurden nicht berücksichtigt.

Die Karten (siehe untenstehende Dokumentation) wurdenerstellt von: Jens Christoph [email protected]

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Technische Beratung und Winddaten:Cube Engineering GmbH, Kasselwww.cube-engineering.comDipl.-Ing. Peter RitterDipl.-Ing. Stefan Chun

Winddaten:Deutscher Wetterdienst (DWD), Offenbachwww.dwd.de

9.2 Dokumentation zu den Karten, von Jens Christoph Pieper:

Ziel dieser Arbeit war das Erstellen mehrerer Karten in denMaßstäben 1:1.000.000 für die Bundesländer (Schleswig-Holstein und Hessen 1:750.000) und 1:3.500.000 für dieBundesrepublik Deutschland. Dabei sollten mögliche Standortevon Windenergieanlagen (WEA) entlang der Bundesautobahn 7(A 7) kartiert werden.

Die Bearbeitungssoftware ist ArcGIS 9.3.1 aus dem HauseESRI. Als Koordinatennetz wurde der UTM Grid verwendet. DieKarte wird dabei in der Projektion „Transversal Mercator“ mitdem Koordinatensystem „ETRS 1989 UTM Zone 32N“dargestellt.

Als Kartengrundlage dienten die vorgegebenen Daten aus derGeodatabase „esri_data". Dabei wurden die Bundesgrenze(country), die Bundesländer (prov1), die Flüsse (mjrriver), dieGeometrien der A7 (roads) und die Landeshauptstädte (towns)benutzt. Die Datenquelle des Windfeldes wurde vom DeutschenWetterdienst (DWD) in Form von ASCII-Daten und von derFirma Cube Engineering GmbH als GIS Datensatz zurVerfügung gestellt und mithilfe von ArcGIS in ein Rasterformatentlang des 9. Längengrades östlicher Länge projiziert. Diekartierten Standorte selbst liegen in einer FileGeographicDatabase (Standort_WEA) vor. Als Grundvoraussetzungen fürdie Kartierung wurde ein Mindestabstand zwischen den WEAsvon 900m eingerichtet. Der Mindestabstand zur Trasse der A7unter Beachtung von deren Regelquerschnitt zwischen 27m bei4spuriger Autobahn und 37m bei 6spuriger Autobahn beträgt300m.

Die Rauten symbolisieren Standorte für WEAs mit einerMindestnabenhöhe von 80m mit jährlichen Durchschnitts-windgeschwindigkeiten von mehr als 5 m/s

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Glossar:

GWh (Gigawattstunde)Eine Million Kilowattstunden.

TWh (Terawattstunde)Eine Milliarde Kilowattstunden.

EEG„Gesetz für den Vorrang erneuerbarer Energien“: regelt denverpflichtenden Anschluss von Anlagen zur Stromproduktionaus erneuerbaren Energien an das Netz und die ebenso ver-pflichtende Vergütung des eingespeisten Stroms.

Micro-HybridDabei handelt es sich lediglich um eine Stopp/Start-Auto-matik mit einem riemengetriebenen Starter-Generator, die zumschnellen An- und Abschalten des Verbrennungsmotors,beispielsweise an der Ampel dient. Zusätzlich wird bei einigenModellen Bremsenergie zurückgewonnen und in einem Starter-akku gespeichert. Ein elektrischer Vortrieb findet nicht statt.

Mild-HybridWie beim Micro-Hybrid existiert eine Stopp/Start-Automatik.Zusätzlich wird auch die Bremsenergie genutzt, um eineBatterie aufzuladen. Der Elektromotor unterstützt hier denVerbrennungsmotor in bestimmten Fahrsituationen (beispiels-weise in der Anfahrphase).

Voll-HybridHier unterstützt der Elektromotor den Verbrennungsmotor nichtnur, sondern kann das Fahrzeug zeitweise alleine antreiben(beispielsweise im Stadtverkehr).

Plug-in HybridDie Batterie dieses Fahrzeugs lässt sich nicht nur über dieBremsenergie oder den Verbrennungsmotor laden, sondernwährend Standzeiten auch über das Stromnetz. Auch hier ist esmöglich, das Fahrzeug zeitweise alleine über den Elektromotorzu bewegen.

Lithium-Ionen BatterieEin Batterietyp bzw. Akku, der von Sony entwickelt wurde undim Jahr 1991 in die Massenproduktion ging. Erstmalseingesetzt wurde er in einem Camcorder und hat seitdemaufgrund seiner hervorragenden Speichereigenschaften weiteVerbreitung in allen Arten von Mobilgeräten gefunden. SeineSpeicherfähigkeit ist pro Gewichtseinheit dreimal so hoch, wiedie des Nickel-Cadmium-Akkus, der lange Zeit in MobilgerätenVerwendung fand. Die Kathode der Batterie gibt beim AufladenLithiumionen ab, die an der Anode eingelagert werden. Beim

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Entladen verläuft der Prozess in umgekehrter Richtung. Eswerden verschiedene Varianten der Akkumulatoren hergestellt,die sich vor allem darin unterscheiden, welches Lithium-Metalloxid eingesetzt wird.130

Nickel-Metallhydrid BatterieDiese Variante ist seit Ende der 80er Jahre im Einsatz und wirdauch in Elektro- oder Hybridfahrzeugen (Prius) eingesetzt. Sieist leistungsfähiger als Nickel-Cadmium Akkus, reicht jedochnicht an die Lithium-Ionen Akkumulatoren heran.

GeothermieUnter Geothermie versteht man die Nutzung der Erdwärme zurGewinnung von Strom, Wärme und Kälteenergie. Manunterscheidet die oberflächennahe Erdwärmenutzung (bis zu400 Metern Tiefe) und die Tiefengeothermie.Die im Erdinneren herrschenden Temperaturen von bis zu6.000 Grad Celsius erwärmen die oberen Gesteins- undErdschichten sowie unterirdische Wasserreservoirs. In solchenGegenden, wo die Wärme dicht an die Erdoberfläche steigt,wird sie bereits in großem Umfang genutzt. Länder wie dieUSA, Island, Neuseeland, Indonesien und die Philippinenerzeugen schon lange Strom aus Geothermie. In Italien wurdeerstmalig 1913 geothermischer Strom gewonnen.In Mitteleuropa nimmt die Temperatur im Schnitt um rund 3 °Cpro 100 Meter Tiefe zu, stellenweise auch mehr, wie in derSchwäbischen Alb (10°C/100m). Um für die Stromerzeugungund den Betrieb von Fernwärmenetzen ausreichend hoheTemperaturen zu erreichen, muss entsprechend tief gebohrtwerden. Die Mühe lohnt sich, denn einmal angezapft, steht dieErdwärme praktisch kostenlos und unabhängig von Wetter,Tages- und Jahreszeit zur Verfügung.131

konventionelles ErdölAls konventionell bezeichnen die Geowissenschaftler ein Erdöl,das leicht und zu geringen Kosten zu gewinnen ist.132 Es istErdöl, in flüssiger Form, das bei der Förderung natürlich an dieOberfläche fließt oder an die Oberfläche gepumpt werden kann,ohne dass weitere Verarbeitungsschritte notwendig wären oderdas Erdöl verdünnt werden müsste.133

KfWursprünglich: „Kreditanstalt für Wiederaufbau“, heuteFörderbank im Eigentum von Bund und Ländern

Dieses Memorandum wurde im April 2010 veröffentlicht

130Brockhaus, neue energie 07/2007, S. 37, www.sony.net Sony History

131Text übernommen von www.unendlich-viel-energie.de

132Hilmar Rempel, Bundesanstalt für Geowissenschaften(www.bgr.bund.de)

133Erdöl-Vereinigung (Schweiz) auf www.erdoel-vereinigung.ch