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    INDIEN das geheimnisvolle, sonderbare Land!Gegenstand zahlloser Trume, Ziel von Abenteurern wie Eroberern: seltenhat eine Kultur die Menschen so beschftigt und beeinflut wie die indische.

    Was ist es, das dieses Land faszinierend und verlockend macht? Sind es dieGewrze und goldenen Tempel? Sind es Asketen und heilige Khe, Yoga und

    Ayurveda? Wer tiefer forscht, wird entdecken, da hinter der Vielfalt undMystik dieser Kultur eine unerschpfliche Quelle des Wissens sprudelt die

    Vedischen Schriften. Diese Sanskrittexte, die ltesten Schriften derMenschheit, bergen in sich einen ungeheuren Schatz an Wissen aus allenGenres Wissen, da sich dem staunenden Westen erst in der Neuzeit lang-sam offenbart. Und dieses Wissen formte vormals eine hochentwickelteZivilisation, formte das Bewutsein der Menschen und brachtePersnlichkeiten hervor, die in der Tiefe ihrer Gedanken und der Gre ihresCharakters einzigartig in der Weltgeschichte dastehen.

    Der Zahn der Zeit hat den Glanz der Vedischen Kultur verblassenlassen, heute schimmern allenfalls noch Relikte, die auf einstige Gre hin-

    deuten. Trotzdem aber gab es zu allen Zeiten groe Seelen und Spiritualisten,die den Geist der Veden am Leben erhielten, und ihrem Einflu ist es zu ver-danken, da dieses Gedankengut heute eine Renaissance erlebt.

    Die Weisheit Indiens ist das Thema der Broschre, die sie in denHnden halten, und es soll ihnen einige Kostproben von dem Teil der Vedengeben, der den Kern und die Grundlage jener bemerkenswerten Kultur bil-dete: das Wissen vom Selbst.

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    Wozu noch mehr indische Weisheit, knnte man fragen. Sind unse-re Buchlden nicht schon voll davon? Der Grund ist der: Die Vedische Kultur

    war eine theistische! Vedisches Wissen war in ein ganzheitliches Bild von Gottund der Welt eingebunden, alle Arbeit war Dienst fr den Hchsten! Nochimmer lebt diese Weltsicht bewut oder unbewut in den Herzen undKpfen der Inder fort, achtzig Prozent von ihnen glauben an einen persnli-chen Gott. Was dagegen heute aus Indien unseren Markt berschwemmt, istfast ausnahmslos Streichel-Esoterik und Wellness-Erfahrung, ganz bewutseiner Verbindung mit Gott entrckt, um es dem skular geprgten Westenschmackhaft zu machen. Damit sind Sinn und Zweck der Veden verfehlt! Umgenau zu sein: gerade dieses Abtrennen der Wurzel war die Ursache dafr,

    da der Baum der Vedischen Kultur abstarb. Und dennoch ist es geradeMerkmal einer sich entwickelnden Zivilisation, da sie sich derHerausforderung Gott und ihrer Verantwortung Ihm gegenber stellt, da siemit einem aufgeklrten Verstndnis Gott und Wissenschaft in Einklang bringt.DIE ZEIT schrieb unlngst auf ihrer Titelseite:

    Der Bedeutungsgewinn des Glaubens, der bei den

    Prsidentschaftswahlen in den so liberalen und kapitalistischen USA zusehen war, hat unsere intuitive Annahme erschttert, Glauben sei eineabsterbende Angelegenheit. Im Gegenteil, weltweit erlebt Religion eineRenaissance ... Seit den achtziger Jahren erleben die Deutschen eine schlei-chende, aber folgenreiche Wende die vom Nicht-mehr-glauben-Wollen zumWieder-glauben-Wollen (aber oft nicht mehr knnen). Dass die spirituelleWirkung unserer Ersatzreligion, der konomie, abnimmt, mag ebenfalls zu

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    Die Idee der Emanzipation von Gott jedenfalls die Vorstellung, dass glubige Menschen irgendwiezurckgeblieben sind, noch nicht richtig aufgeklrt wird immer seltenervertreten.

    Dennoch scheinen religises Angebot und religise Nachfrage nichtrecht zusammenzukommen. Viele weichen aus in Wellness-Glauben undEsoterik, whrend die groen Kirchen zwischen zu hart und zu weich

    schwanken, zwischen Refundamentalisierung und Weichsplung desGlaubens. Ein Christentum, das die Mitte hlt zwischen Beliebigkeit undDogmatismus, scheint vielen potenziellen Glubigen, aber auch vielenGeistlichen als zu anstrengend.

    Daher glauben wir, da es an der Zeit ist, sich auf die Veden zubesinnen auf ein Wissen, das Potential genug in sich birgt, unser

    Verstndnis von Gott und der Welt und nicht zuletzt von uns selbst zu erneu-

    ern.Hier also ein paar Kostproben. Wir haben uns fr ausgesuchte

    Vortrge entschieden, von Persnlichkeiten, die in der modernen Zeit durchihre Bcher und ihr Beispiel das Ideal der Vedischen Kultur hochhielten undes dem Zeitgeist zugnglich machten. Unsere stille Hoffnung ist, Sie neugie-rig zu machen, Sie zu ermutigen, Ihr Leben um eine neue Erfahrung zu berei-chern; hnlich Mark Twain, der ber Indien sagte:

    Was Religion betrifft, so ist Indien der einzige Millionr ... Daseine Land, das jeder Mensch zu sehen begehrt und einmal gesehen, selbstnur einen Schimmer davon, diesen Schimmer niemals aufgeben wrde, undsei es um all die Shows der restlichen Welt zusammen.

    Die Herausgeber

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    Liebe . . . das ewig se Wort. Wo immer dieses Wort auftaucht gesprochen oder auch nur gehrt , werden Herzen licht und warm. Man

    verbindet Schnes und Angenehmes damit. Liebe schlgt alle Welt in ihrenBann und gro ist die Schar derer, die fr sie selbst ins Feuer gingen. Undtrotzdem: Wie wenige verstehen es doch, zu lieben!

    Liebe ist die Urkraft, der Hauptantrieb im Dasein. Mancher mag ein-wenden, am wichtigsten im Leben sei es, sich seine Plne und Wnsche zuerfllen aber Hand aufs Herz: Wer ist fr Liebe nicht bereit, seine eigenekleine Welt hintenan zu stellen? Egoismus und unabhngig sein wollen sind

    starke Triebe, kein Zweifel, doch sobald Liebe ins Spiel kommt, verlieren siepltzlich ihre Bedeutsamkeit und werden jener Person oder Sache unterge-ordnet, die uns fr sich einnimmt. Wo immer Liebe und Eigeninteresse um die

    Vorherrschaft streiten die Liebe bleibt siegreich.Selbst bei eingefleischten Egoisten ist Liebe die treibende Kraft,

    denn Selbstsucht ist im Grunde nur eine andere Form von Liebe, Eigenliebenmlich, bei der der Egoist fanatisch fr jemanden eintritt, den er ins Herz

    WORUM SICHDIE WELT DREHT

    Einige Worte ber die schnsteHauptsache der Welt

    vonShrila Saccidananda Bhaktivinoda Thakur

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    geschlossen und den er lieb hat sich selbst. Wie man es auch wendet, esbleibt dabei: Es ist die Liebe, die unser Dasein regiert und alles Handelnantreibt, sogar dann, wenn es uns nur um uns selber geht.

    Liebe behlt ihre fundamentale Rolle auch dann bei, wenn sich derMensch der Transzendenz zuwendet. Es gibt zwei Charaktere, die durch-schaut haben, da sinnliche Freude zeitweilig ist und darum ihr Glck imSpirituellen versuchen. Die einen sind noch vom Alltagsleben vereinnahmt:

    von Geld verdienen, Karriere und Familienplanung. Sie haben dem Genieennoch nicht wirklich entsagt, im Grunde wollen sie doch einmal gro heraus-kommen oder wie ein Gott leben; sie lieben die Freuden des Lebens und

    arbeiten deshalb darauf hin. Die anderen haben materielle Wnsche aufgege-ben und fhlen sich zu Befreiung hingezogen: mit der Welt, mit diesemKreislauf des Lebens und Sterbens wollen sie nichts mehr zu tun haben. DasMotiv von beiden, Materialisten wie Nihilisten, ist Liebe. Die einen treibt ihreLiebe zum Genu dazu, spiritueller Disziplin zu folgen, die anderen die Liebezur Freiheit. Liebe aber ist der gemeinsame Antrieb, und Liebe ist auch das,

    was sie sich zu guter Letzt von ihrer Praxis erhoffen sie ist das letzte Ziel

    jeder spirituellen Bemhung.Der gottglubige Dichter Candidasa (sprich: Tschandi-daas) war fas-ziniert vom Phnomen Liebe. In einem seiner Lieder schrieb er:

    Die drei Silben pi-ri-ti (Liebe) sind die Essenz der drei Welten.Tag und Nacht kommt nichts anderes in meinen Geist.

    In tiefem Sinnen schuf der Schpfer die Silbe pi.Und als man das Meer der Gefhle quirlte, erschien ein ri.

    Ein zweites Schlagen erzeugte Nektar,und derselbe wandelte sich zu ti.Was lt sich vergleichen mit diesen drei Silben,in denen das Glck seine Zuflucht findet?

    Der, in dessen Herz sich die Essenz dieser Silbenmit Gewalt einen Zutritt verschafft,

    er kmmert sich nicht um Religion oder Pflicht,Treue und Anstand sind ihm egal,und Familie und Stellung scheren ihn nicht.

    Was wei denn ich ber die Kraft dieser Liebe und Gott wei, wohin sie mich fhren wird.Der Brahmane Candidasa aber wei eines:die Bande der Liebe sind frchterlich.

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    Um zu untersuchen, was Liebe nun tatschlich ist, mu man einwenig ausholen. Man unterscheidet zwei Arten von Existenz: bewute undunbewute, das heit, spirituelle und materielle. Bewute Dinge sind die

    wahren und ursprnglichen und unbewute Dinge sind Abwandlungen oderZerrbilder der bewuten, so etwas wie Schatten oder Spiegelungen. Wasimmer im ursprnglichen Bild existiert, findet auch einen Platz im Schatten.Darum kann das Studium unbewuter Objekte Rckschlsse auf die Naturihrer bewuten Gegenstcke geben.

    Was die bewuten, lebenden Wesen betrifft: Liebe ist ihre Natur.Und genau diese Liebe spiegelt sich in unbewuten Dingen als Anziehungund Bewegung wieder. Anziehung und Bewegung beherrschen alle unbe-

    wuten Dinge und sind selbst im Atom zu finden; wenn man dies im Geistbehlt, lt sich die Natur der Liebe besser verstehen.

    Bewutsein ist ein Merkmal von Seelen, sowohl von der hchsten

    Seele, von Gott, wie auch von den winzigen Seelen, den Lebewesen. BeiderNatur ist es, zu lieben. Deshalb wird reine Liebe auf der Ebene der Seelegekostet. Anziehung und Bewegung existieren ursprnglich in den fhlen-den Wesen als Ausdruck reiner Liebe, in den Abbildern der Seelen aber, denunbewuten Dingen, erscheint nur deren Zerrbild. Daher wird man echteLiebe im Materiellen umsonst suchen, alles was man findet, ist ihr Schatten,nmlich materielle Anziehung und Bewegung.

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    Durch die Kraft von Anziehung und Bewegung fgen sich Atome zuGebilden zusammen. Die Atome ziehen sich gegenseitig an, behalten aberauch eine Eigenbewegung bei. Was immer im Spiegelbild oder Schatten exi-stiert, besitzt im Original seine unverzerrte Form, und deshalb sind gleichzei-tige Unabhngigkeit und Anziehung auch mit der Seele untrennbar verbun-den, egal ob diese nun bedingt oder befreit ist. Hier in dieser Welt ist siebedingt. Unbegrenzt viele dieser winzig kleinen Seelen gibt es und jede vonihnen mchte lieben, und durch diese Natur fhlen sie sich zueinander hin-gezogen und streben doch danach, getrennt zu bleiben.

    Jedes Objekt in dieser Welt zieht andere an, und diese im Gegenzugwollen sich ihre Unabhngigkeit bewahren. Groe Dinge kdern die kleinen.

    Die gewaltige Sonne zieht die Planeten mit ihren Satelliten zu sich hin, dochkraft ihrer eigenen Bewegung bleiben sie in einiger Entfernung und umkrei-sen ihren Stern. Anziehung und Eigenbewegung nehmen Einflu auf ihrSchicksal, sprich: ihre Umlaufbahn. Was wir aber bei materiellen Objektenbeobachten, existiert in der spirituellen Welt in unverzerrter Form. In einerder Upanishaden, der Chandogya Upanishad (8.1.13) liest man:

    sa bryd yvn v ayam kas tvn eo ntar hdaya ka ubhe asmindyvpthiv antar eva samhite ubhv agni ca vyu ca srya-candama-sv ubhau vidyut nakatri yac csyehsti yac ca nsti sarva tasminsamhitam iti

    Die materielle Schpfung, das verzerrte Abbild, kennt Wasser, Luft,Elemente, Mond, Sonne, Blitze, Sterne ..., und das Original, die spirituelle

    Welt kennt sie ebenso, jedoch in ihrer wahren Form. Was unterscheidet beide

    Welten voneinander? Die eine ist rein, glckselig und vollkommen, die ande-re aber begrenzt, unvollkommen und Ursache von Glck und Leid.

    Zu lieben ist das Hauptmerkmal der Bewohner von Gottes spirituel-lem Reich. Unser Dichter Candidasa erklrt uns:

    Er weilt berall, Er durchdringt alle Welt;

    gleichwohl: Wer knnte Ihn erschauen?Nur wer die Liebe in Wahrheit kennt,wird sich an Seinem Anblick erbauen.

    Pirti (Liebe) besitzt drei Silben und ist von dreierlei Natur.Fr die, die den Einen mit Inbrunst verehren,fr sie wird sich die Liebe verdichtenund fortan nur zu einer werden.

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    Gott oder (in der Sprache der Veden) Krishna, die transzendentale,absolute, hchste Person die Person, in dem Genu seinen Ursprung undseine Vollendung findet kann man als die Sonne Seines eigenen, spirituel-len Planeten verstehen. Die Seelen, die mit Ihm leben, helfen Ihm bei SeinemTun, Seinem transzendentalen Spiel. Gewaltig zieht sie die anziehende Kraftdes Hchsten in Seinen Bann und doch mhen sie sich, von Ihm getrenntzu bleiben. Also umschwrmen sie Ihn wie die Planeten ihre Sonne. Darinbesteht Krishnas ewige Freude und Sein ewiger Austausch. Jene SeinerGefhrten, die Erweiterungen Seiner inneren Energie sind, findet man inSeiner unmittelbaren Nhe, und jene, die sich durch spirituelle Praxis vervoll-kommnet haben, bleiben in etwas mehr Entfernung. Liebe gelangt in den

    Spielen Krishnas zu ihrer hchsten Blte.

    Zieht dieser Krishna nun eigentlich alle Seelen an? Wenn ja, warumsind dann nicht alle Menschen Gott gegenber willig und aufgeschlossen?

    Die Sache ist die: Krishna wirkt auf jeden anziehend. Aber es gibtzwei Arten von Wesen: bedingte und befreite. Weil befreite Seelen Liebebewut erfahren und hegen und pflegen, wird die anziehende Kraft des

    Hchsten in ihnen klar sichtbar. Unter den bedingten Seelen gibt es zunchsteinmal die Krishna gegenber gnzlich blinden. Ihre ursprngliche Liebe istrestlos verkmmert und sie beschftigen sich nur mit Materie, sie liebenauer ihrem Genu nichts, sie haben ihr Selbst vergessen und sind stndigbemht, das letzte aus allem herauszuholen. Obendrein vergttern sie die

    Wissenschaft, die sich aufs Banner geschrieben hat, unseren Genu undKomfort ins Uferlose zu heben, und sie belgen sich mit Sprchen wie EineSeele gibt es nicht!, ber die Seele nachzudenken ist kompletter Bldsinn!

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    und Was ihr Selbstverwirklichung nennt, ist nichts als mentale Selbstzerflei-schung! Zu diesen blinden Seelen gehren auch die ach so Frommen, dienur darauf aus sind, auf himmlische Planeten zu kommen und sich so um ihrgutes Glck bringen.

    Andere bedingte Seelen hingegen lernen zu unterscheiden. Sielsen sich vom Materialismus und fangen an, das Thema Seele ernst zu neh-men. Weil sie ihr Vertrauen in den Hchsten setzten, knnen sie ein klein

    wenig von ihrer Anziehung zur spirituellen Sonne verwirklichen. Krishna istfr sie attraktiv, und obgleich solche Leute unsere Nachbarn sein mgen,obschon sie leben und arbeiten wie alle, Wissenschaftler oder

    Wohlfahrtsarbeiter sind, genieen sie Seine Gemeinschaft. Candidasa

    beschrieb, wie solche Menschen denken hier am Beispiel der ansonstenuntadeligen indischen Hausfrau:

    Krishna ist fr mich mein Leben und Gut,mein Ruf und selbst meiner Augen Licht.Er ist mein Geliebter, der kurz sich mir zeigte,doch bald darauf meiner Sicht entwich.

    Ihr Frauen aus ehrbaren Familien,dient euren Gatten, folgt eurer Pflicht!Was mich angeht, so hab ich entschieden:Mein Liebster Shri Krishna ist alles fr mich!

    Sehet, ihr Pflichten: Wie soll ich euch preisen?Ein anderer Geist an mein Innerstes rhrt.Keuschheit ist Tugend! Doch wer ist der Eine,

    dem diese so kostbare Treue gebhrt?

    Der Schpfer Brahma mit unfehlbaren Wortenhat dir deine Pflicht und dein Schicksal bestimmt:Seid keusch, all ihr Frauen und dient euren Gatten,behtet das Heim, bleibt bei Eltern und Kind!

    So hre ich Eltern und lteste schelten,

    ihr bses Gezeter ist ses Gelut.Mit Sesam, frwahr, und mit Tulasi-Bltternist dieser mein Krper r Krishna geweiht.

    Und mgen auch meine miratenen Nachbarndie Mnder wetzen, ich meide den Streit.Shri Candidasa wei wohl: Die Liebe zu Krishnalt Ehre und Anstand und Nachbarn beiseit.

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    Der Mensch in der materiellen Illusion hat sich selbst vergessen undsucht deshalb Identitt in materiellen Dingen. Er schafft sich verschiedensteBeziehungen und verhlt sich demgem. Er glaubt, seine Gedanken undGefhle seien mit ihm identisch und bilden sein Selbst, und folglich hlt ergroe Stcke auf Psychologie und die Wissenschaft, ja sieht diese als unge-heuer wichtig an und verkauft sich damit der Illusion. Dazu glaubt er, derKrper sei sein Selbst diese Maschine, die nichts ist als ein Konstrukt mate-rieller Elemente und deshalb denkt er: Ich bin Professor und in derGesellschaft geachtet. So verstreicht sein Leben ohne echten Gewinn.

    Mal erlebt die Seele Geburt und dann wieder stirbt sie. Mal sieht mansie ausgelassen feiern, bald darauf mimutig und frustriert. Manchmal

    erscheint sie als Mann und heiratet seine Liebste, dann wieder kommt sie alsFrau, um sich nach dem richtigen Mann umzusehen, und unentwegt ist sieum ihren sozialen Status besorgt. Sie achtet Vorgesetzte und kmmert sich umdie von ihr Abhngigen wie Kinder und Eltern, sie mitraut der Regierung,hat ihre Gegner und frchtet Schande und Verruf, wenn sie etwa als Frau ausguter Familie stammt. Meilenweit von sich selbst entfernt bleibt sie, solangesie im Netz solch falscher Beziehungen zappelt; eine traurige Lage, in die sie

    sich selber gebracht hat. Sie erwhlt sich zeitweilige Regeln und Gesetze alsMeister und hat dabei den wahren Herrn ganz und gar vergessen.Trotzdem ist es mglich, da diese Seele beginnt, anders zu denken,

    an Krishna zu denken, und zwar so, wie es der folgende Vers beschreibt:

    Es dient sie, die Verbotnes tut,dem Ehemann wohl mit Bedacht;ihr Geist indessen Tag und Nacht

    nur in des Liebsten Armen ruht.(Shri Caitanya-caritamrita, Madhya-lila 1.211)

    Es ist eine Art erste Anziehung, die die der Welt verhaftete Seeleerfhrt, bevor echte Liebe zu Krishna erwacht. Sie entsteht, weil sie etwa vonKrishnas Charakter erfhrt, ein Bild von Ihm sieht, an Seine Eigenschaftensich erinnert oder gar Seine Flte hrt. Nach und nach wird diese beiderseiti-

    ge Liebschaft zwischen ihr und dem hchsten Genieer, dem Ewigen,Allwissenden und immer Glcklichen tiefer und tiefer, und irgendwannschlielich kann sie mit Hilfe von Gleichgesinnten Krishna unter vier

    Augen treffen.

    Krishnas Spiele im spirituellen Reich gehen ewig vonstatten. Weildie Seele ein winziges Stck Bewutsein ist, ist es nur rechtens, da sie an

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    diesen Spielen teilhat doch wenn sie noch bedingt ist, wird ihre spirituelleIdentitt in eine illusorische umgewandelt, je nach dem stofflichen und men-talen Krper, den sie gerade angenommen hat, und ebenso verzerrt zeigt sichdann ihre reine Liebe fr Krishna als Leidenschaft fr die Wissenschaft undanderes. Krperliche und geistige Liebe sind nur Schatten wirklicher Liebe zuGott, sie sind nicht echt, aber weil wir uns fr jemand halten, der wir nichtsind, glauben wir, sie seien echt. Wahre Liebe existiert zwischen zwei Seelen.Die Brihad-aranyaka Upanishad (4.5.6) erklrt dazu:

    na v are patyu kmya pati priyo bhavati tmanastu kmya patipriyo bhavati. (ityupa-kramya) na v are sarvasya kmya sarva priya

    bhavati tmnastu kmya sarva priya bhavati. tm v are dra-avya rotavyo mantavyo nididhysitavyo maitraiyytmani khalu are derute mate vijta ida sarva viditam iti.

    Als die Frau des Weisen Yajnavalkya sich ganz von krperlicher undmentaler Verhaftung gelst hatte, verlangte es sie nach spirituellem Wissen.Daraufhin unterwies sie ihr erleuchteter Gatte: Sieh Maitreyi, eine Frau liebt

    ihren Mann niemals um seinethalben, sondern immer um ihrer selbst willen.Andersherum, mit der Liebe des Mannes fr die Frau, ist es genauso.Sogenannte Liebe fr Mann, Kinder, Geld und sonstiges ist bloer Betrug;

    versuch dich von diesem Schwindel zu lsen und den fr alle und zu allerZeit einzig Liebenswerten zu verehren. Diene Ihm um der Liebe selbst wil-len. Jemand, der der Welt und materiellem Denken entsagt, sollte unentwegtnach jener Seele forschen, die von allen ber alles geliebt wird; er sollte stetsan Sie denken und den Blick nie von Ihr wenden dann wird ihm alles offen-

    bart werden.

    Dieses Zitat der Veden hat es in sich: es will uns zu verstehen geben,da man wahre Liebe in der Welt umsonst suchen wird. Wenn man einenSchimmer echter Liebe findet, dann nur in Beziehung zur Seele, denn Liebe

    wird zwischen zwei Seelen erfahren. Die Seele hat mit der irdischen Existenznichts zu tun. Was wir als zwischenmenschliches Gefhl kennen, Liebe in

    grober oder feiner Form, ist das verzerrte Abbild jener echten Zuneigung frKrishna, die zur Natur der Seele gehrt, und diese wahre Liebe ist es, nachder zu streben uns bestimmt ist.

    kam enam avehi tvamtmnam akhiltmanam(Bhagavat-Purana, 10.14.55)

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    Shri Krishna, den vierundsechzig Haupttugenden zieren, ist dieSeele aller Seelen. Die Liebe, die die Seele fr Krishna erfhrt, ist von ber-

    weltlicher Natur.

    Um diese kurzen Zeilen abzurunden: Mehr als genug Bcher berPsychologie und Liebe fllen die Regale, doch ntzt es nichts, ber Liebe zuschreiben, wenn man von echter Liebe nichts versteht. ReineZeitverschwendung! Wozu die Mhe, wenn dabei nur leere Hlsen gedro-schen werden? Im Grunde treibt solche Schreiber der Stolz, der Wunsch, sichselbst herauszustellen, und anstatt zu nutzen, haben sie nicht wenig Unheilgestiftet. Lat schne Worte uns nicht blenden! Lat uns nach unserer wahren

    Natur streben, dann wird die Seele aufblhen und leuchten. Lat uns eineLiebe erfahren, die von allen Grenzen frei ist!

    Shrila Saccidananda Bhaktivinoda Thakur(1838-1914)

    Zu einer Zeit, als Vedisches Wissen nicht

    nur im Abendland, sondern sogar inIndien selbst der Lcherlichkeit preisge-geben wurde, war es an ShrilaBhaktivinoda Thakur, die Authentizittund Bedeutsamkeit der VedischenKultur zu rehabilitieren. Sein Einfluauf Indiens Gesellschaft war immens: erverffentlichte zahllose historischeSchriften und schrieb ber einhundertBcher und Essays. Gegen Ende seinesLebens zog er sich von der Welt zurck,lebte asketisch und vertiefte sich in dieEkstase der Gottesliebe.

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    ber Initiation, Bauernfngerund echte Meister

    HEILIG ODERSCHEINHEILIG?

    Im Sanskrit heit sie Diksha, im Deutschen sagen wir Initiation oderEinweihung dazu. Sie ist die Zeremonie, mit der der Meister dem Neuling

    zugesteht, den spirituellen Weg zu betreten. Initiation macht mglich, da dasSchlechte und Unreine das Herz des Schlers verlt und hherer Erkenntnis

    weicht wie wirksam sie ist, hngt aber von seiner willigen Mitarbeit ab undist nicht fr jeden gleich. Nur eingeweiht zu sein bewahrt ihn nicht davor,

    wieder zurckzufallen, falls er nachlssig wird oder gegen die Regeln ver-stt.

    Initiation dirigiert den Anfnger in die gewnschte Richtung und

    gibt ihm einen ersten Schub, doch wenn es weiter vorwrts gehen soll, muer selber die nchsten Schritte tun. Wie stark der erste Anschub ausfllt, hngtebenfalls von seiner Haltung ab. Die Segnung des Meisters erlaubt ihm, einenBlick vom Absoluten, von der Transzendenz zu erhaschen und den Weg dort-hin zu erahnen; trotzdem aber mu er den ins Herz gepflanzten Samen

    unter Anleitung des Lehrers pflegen, wenn dieser sprieen und irgend-wann ein Baum werden, Schatten spenden und Frchte tragen soll. Wenn die

    vonShrila Bhaktisiddhanta Sarasvati Thakur Prabhupada

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    Seele nachdem sie sich ein vernnftiges Bild von Gott verschafft hat sichnicht freiwillig entschliet, Krishna zu dienen, wird ihre spirituelle Sicht bald

    verfliegen, denn Krishna zwingt niemanden, Ihn zu verehren.Dennoch: Initiation ist in keinem Fall fruchtlos! Sie ndert die

    Gesinnung, die Weltanschauung des Schlers. Wenn er nach der Einweihungweiter sndigt, kann er tiefer sinken als der Uneingeweihte; solcheRckschlge aber sind zumeist nicht von Dauer und verhindern nicht, da eram Ende befreit wird. Der kleinste Schimmer echten Wissens von Gott hatKraft genug, seine physische und mentale Konstitution fr alle Mal und radi-kal zu ndern, und es ist praktisch unmglich, dieses kleine Leuchten zu zer-stren auer in extremen, unglcklichen Fllen.

    Zweifellos hilft es dem Eingeweihten, der Weisung seines Gurus zufolgen, die ihn Schritt fr Schritt zum Absoluten fhrt. Der echte Meister istder Retter der gefallenen Seelen. Die Schwierigkeit liegt darin, da wir auf-geklrt, modern und emanzipiert, wie wir sind wenig Antrieb verspren,uns irgend jemandem unterzuordnen, schon gar nicht in spirituellen Dingen,obschon wir uns bereitwillig dem Arzt ausliefern, wenn uns der Hexenschu

    plagt. Die Hingabe zum Arzt kann man nachvollziehen, schlielich liegen dieKonsequenzen sonst auf der Hand, gleichwohl: die Gebrechen der Seeleauer acht zu lassen, bleibt ebenfalls nicht ohne Folgen. Die Folge ist, daunsere Intelligenz starr, bedeckt und verwirrt wird so sehr, da wir unsereKrankheit nicht einmal mehr sehen knnen. Es wird uns nicht klar, da wirein Problem haben, weil unser Alltag nicht direkt beeintrchtigt ist wie beikrperlichen Strungen. Kein Wunder also, wenn Mann und Frau von heutezwar ganz gern ber Gott und die Welt sprechen, sich aber nicht gedrngt

    fhlen, fr ihr Seelenheil sich einem kompetenten Arzt anzuvertrauen.Fragen, die gelegentlich gestellt werden, sind die: Um Gott zu ver-

    stehen, der schlielich nicht begrenzt ist: warum wird von mir verlangt, michbestimmten Personen oder Riten zu unterwerfen? Braucht Krishna eine for-melle Verzichtserklrung auf meine Unabhngigkeit? Wre es nicht freizgi-ger und vernnftiger, uns in Freiheit leben zu lassen wie wir sind, mit allunseren Fehlern, die Er ja schlielich auch geschaffen hat? Und eingestanden,

    es sei unsere Pflicht, Krishna zu dienen: warum ber den Umweg von Dritten,warum knnen wir uns nicht direkt an Ihn wenden?Eine andere Auffassung ist die: Klar ist es hilfreich und bequem,

    einen guten Lehrer zu haben, jemand, der seine Schriften kennt und verstan-den hat aber man sollte sich nie jemandem so weit ausliefern, da einBauernfnger Gelegenheit bekommt, zu mibrauchen. Schlielich kennt mansolche sogenannten Gurus zur Genge. Es ist unglaublich, wie Leute, die

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    offen im Luxus leben, sogar von gebildeten Menschen angehimmelt werden.Wer also will es verbeln, wenn man zgert, sich einem Guru bedingungsloszu ergeben, ganz egal ob dieser nun gut ist oder nicht. In jedem Fall mu ichmir einer Person vllig sicher sein, bevor ich auch nur annhernd daran den-ken kann, ihn als spirituellen Fhrer zu whlen; ich mu gengend guteEigenschaften in ihm sehen, um darauf vertrauen zu knnen, da er mir spi-rituell hilft.

    Gedanken dieser Art sind symptomatisch fr den von der liberalen,skularisierten Gesellschaft geprgten Zeitgenossen, wenn man ihn auf Guruund spirituelles Leben anspricht. Unsere Medien, Wissenschaft und Kunstpropagieren Freiheit fr das Individuum und sprechen doch im gleichen

    Atemzug der Freiheit, sich einer Person wie qualifiziert auch immer zuergeben, ihre Berechtigung ab. Von Anfang an wird uns eingeimpft, wie

    wichtig, ja unumgnglich es ist, da wir auf uns selbst vertrauen.

    Der echte Guru aber, um direkt zu sein, verlangt eiserne Treue undstrikten Gehorsam, und der richtige Schler ergibt sich ihm vllig. Aber: dieErgebenheit des Schlers ist weder irrational, noch ist sie blind. Sie ist voll-

    stndig unter der Bedingung, da der Meister kompetent bleibt. Der Schlerbehlt sich vor, seine Loyalitt an dem Tag zu kndigen, wo ersichtlich wird,da sein Guru fehlbar ist wie er selbst. Und andererseits wird der echte Guruniemals jemanden als Schler annehmen, der nicht gewillt ist, sich ihm unter-zuordnen.

    Es ist obligatorisch fr den Lehrer, solche Schler zurckzuweisen,die nicht aufrichtig folgen wollen. Wenn er dennoch Rebellen und Zweiflereinweiht, oder wenn andersherum der Schler sich einem Bauernfnger aus-

    liefert, der solches Vertrauen nicht verdient, dann ist sicher, da beide,Schler wie Lehrer, von ihrer Stufe herunterfallen.

    Wer ist nun der echte Meister? Es ist er, der den Absoluten verwirk-licht hat! Jemand, der Gott kennt, hat es nicht ntig, sich mit weltlichemLeben zu befassen. Es ist unerllich fr den echten Guru, in derTranszendenz verankert zu sein kein materieller Wunsch darf in ihm ver-

    bleiben, ob nun gut oder schlecht. Was wir gut oder schlecht nennen, hat imAbsoluten keinen Bestand, fr Krishna ist alles gut, auch wenn solchesDenken gewohnte Vorstellungen bersteigt.

    Hingabe zum Absoluten ist nicht echt, solange die Hingabe nichtselbst absolut ist, das heit, auf der Ebene der Seele passiert. Im spirituellenLeben ist vollstndige Ergebung gefragt, in materiellen Beziehungen dagegenist so etwas wie vollstndige Ergebung berhaupt nicht mglich.

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    Geheuchelte Unterwrfigkeit zu falschen Lehrern ist schuld an den abartigenErscheinungen, die die heutigen Beziehungen von Allerwelts-Gurus mit ihrenhnlich hausbackenen Anhngern hervorbringen.

    Jeder nchtern denkende, unvoreingenommene Leser wird solcherLogik beipflichten. Aber ich hre den Einwand: Einen echten Meister, wieeben beschrieben, gibt es in dieser Welt doch gar nicht! Stimmt. EchteMeister und echte Schler leben nicht hier, sie leben auf der spirituellenEbene. Und dennoch kann auch der normale Mensch zum spirituellenSchler werden es mu so sein, andernfalls wre jegliche Religion umsonst.Spirituelle Realitt kann jetzt und hier erfahren werden. Doch wer daraus

    schliet, unser bequemes materielles Leben knne spirituell veredelt wer-den, liegt falsch: spirituelle und materielle Anziehung sind gnzlich vonein-ander verschieden, hundert Prozent inkompatibel. Der echte Meister,obschon scheinbar aus Fleisch und Blut, ist keine Kreatur wie wir

    kein Wesen dieser Welt kann uns vom Weltlichen befreien. Der richtigeMeister ist jemand, der von Krishna gesandt ist fr den Zweck, uns spirituel-le Existenz zugnglich und greifbar zu machen.

    Die viel beschworene Freiheit des Individuums ist in Wahrheit einschlechter Scherz, ein Phantasiegebilde. Worin besteht unsere Freiheit? Obwir wollen oder nicht, wir mssen uns Gottes Gesetzen beugen, hier undgenauso in der spirituellen Welt. Miachtung und Rebellion gegen SeineRegeln sind die Wurzeln unseres Elends, und allen unsinnigenFreiheitsbestrebungen abzuschwren ist die Bedingung fr den Zutritt zurTranszendenz.

    Wir lechzen nach Freiheit, aber ganz unfreiwillig mssen wir uns

    den gnadenlosen Gesetzen der Natur fgen. Dieser Zustand ist fr die Seeleunnatrlich. Unfreiwillige, erzwungene Fgsamkeit kann uns nicht auf diespirituelle Stufe erheben. Obwohl Moral und Ethik etwas sind, denen wirscheinbar freiwillig folgen, ist doch genaugenommen auch Moral einEinschnitt in unsere Freiheit, der uns durch bestimmte materielle Umstndeaufgentigt wird. Die Seele pat nicht in diese Welt und rebelliert darumoffen oder versteckt gegen jede uere Dominanz. Sie ist so geschaffen, da

    sie sich nur einem frei und vollstndig unterordnen kann dem Hchsten.Also wird der richtige Lehrer die im Griff der Illusion leidende Seele ermun-tern, bestimmten Regeln zu folgen, nicht aber den weltlichen (weil sie diesnur noch mehr in Ketten zwngt), sondern den hheren spirituellen.

    Was ist eigentlich echte Hingabe? Oft sieht man, wie jemand frfromm oder gar heilig erklrt wird, der uerlich strikt und vorbildlich spiri-tuellen Regeln folgt obwohl er im Innern nicht tatschlich aufrichtig ist, weil

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    es an tiefem Vertrauen fehlt. In solchem Fall ist es dann mit seinem spirituel-len Leben wie mit allem im materiellen Bereich: es ist dem Wandel ausgesetzt.

    Absolutes Vertrauen ist in der vergnglichen Welt mangels absoluterWahrheiten gar nicht mglich; bei allem, was wir tun, folgen wir in gutemGlauben dem, was wir als funktionierend erfahren oder aus seriser Quellegehrt haben.

    Der echte Meister gewhnt uns diese Art zu Handeln ab, die aufVertrauen in das mit den Sinnen Erfahrene grndet und klrt uns zunchsteinmal auf ber die Natur und Gesetze der anderen Welt Gesetze, die nicht

    vergnglich, sondern absolut und ewig und von denen der phnomenalenExistenz grundverschieden sind. Es ist an uns, das so gelehrte Abc spirituel-len Lebens rckhaltlos aufzunehmen. Wenn der Novize selbst auch unbe-

    wut mit halsstarriger, verdrehter Intelligenz dem Guru widerspricht und

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    seine eigenen Wege und persnlichen berzeugungen verteidigt, wird er aufder Stelle treten. Auch in praktischen Angelegenheiten wird er dann den

    Anordnungen nicht folgen knnen, denn man kann blo entweder materielloder spirituell handeln, die beiden Welten sind grundverschieden. Zwar wirder dies die ganze Zeit ber nicht verstehen und im Vertrauen auf seine ange-lernte Lebenskunst glauben, er folge dem Lehrer zumindest zu einembestimmten Mae um aber der Wahrheit die Ehre zu geben: solange er eige-ne Meinungen und Auffassungen vertritt, folgt er im Grunde nur sich selbst,und wenn es scheint, als folge er dem Lehrer, dann doch eigentlich nur, weildessen Anweisung gerade mit seiner Meinung konform geht. Aber weil diebeiden Welten schlichtweg nichts gemein haben, ist es reine Illusion, die uns

    glauben lt, wir knnten Methode und Ziel des Lehrers verstehen und dieDinge in rechter Weise sehen.

    Vertrauen in die offenbarten Schriften ist das einzige, was uns ineinem ansonsten utopischen Unterfangen zur Seite stehen kann. Am Anfang

    wird man weder Schrift noch Lehrer richtig verstehen, gleichwohl gebeneinem die Schriften den Zugang zum Guru. Und wenn wir durch das Studium

    der Texte restlos berzeugt sind: Ich mu mich dem Guru ohne Wenn undAber ergeben!, dann, und nur dann kann uns dieser den Weg zurTranszendenz zeigen, in Einklang mit der Methode, die die Schriften dafrgeben. Er kann die Methode dann an uns anwenden, ohne Schaden anzurich-ten, weil er selbst in der Transzendenz zu Hause ist.

    Der springende Punkt fr uns ist nicht der uerliche Initiationsritus,wie er dem Auge erscheint (denn was dabei tatschlich passiert, entzieht sichGeist und Augen, es gehrt zur anderen Sphre), wichtig fr uns ist die ber-

    zeugung, da es unumgnglich ist, einen echten Meister anzunehmen undda wir diesen auch tatschlich finden.

    Die Gewiheit, den richtigen Helfer zu bentigen, kann sich einstel-len, wenn man unvoreingenommen und grndlich ber das Thema nach-denkt ruhig dabei auf sein eigenes Leben und das Beispiel anderer zurck-blickend. Und wenn diese berzeugung einmal gefestigt ist, wird Krishnaselbst uns helfen, den Richtigen zu finden: zum einen durch die offenbarten

    Schriften (die erklren, wie der spirituelle Meister sein und was er tun sollte)und zum anderen, indem Er den echten Guru zu uns schickt, sobald eineChance besteht, da dessen Worte auf fruchtbaren Boden fallen. Der Gurupredigt auch zu denen, die seinen Worten nichts abgewinnen wollen oder ihnsogar brskieren selbst in dem Fall ist es Krishna, der ihn dazu veranlat,obgleich es keinen ersichtlichen Grund geben mag.

    Seit Urzeiten sorgt der Herr dafr, da die Information ber Sein spi-

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    rituelles Reich herabkommt, und zwar in Form transzendentalen Klanges, derin den verschiedenen offenbarten Schriften der Welt seinen Niederschlaggefunden hat. Die spirituellen Bcher helfen denen, die gewillt sind, ihrengottgegebenen Verstand zum Erkennen nicht der relativen, sondern der abso-luten Wahrheit zu gebrauchen und die unter Fhrung der heiligen Worte denKurs zur Erhebung im Leben steuern wollen. Ein Meister trgt seinen Namennur dann zu recht, wenn er uns den tiefen Sinn der Schriften verstehen lassenkann, wenn er uns die Augen dafr ffnet, wie wichtig es ist, ihrem empfoh-lenen Pfad vorbehaltlos zu folgen und wie man solches bewerkstelligt.

    Trotz alledem: Die Gefahr, da man betrogen wird, ist nicht zu

    unterschtzen. Ein schlauer Kopf oder ein Yogi, der einige mystischeFhigkeiten parat hat, kann uns weismachen, da er die Schriften beherrscht,entweder durch Gelehrsamkeit oder durch Flschungsmanver und Tricks.

    Vorsicht ist hier geboten. Der Gelehrte und der Yogi geben beide vor, dieSchriften nur anhand von Dingen und Geschehnissen dieser Welt zu erlu-tern, obschon die heiligen Bcher selbst freimtig erklren, da sie mit dermateriellen Sphre nichts zu tun haben.

    Wer sind diejenigen, die solchen Machenschaften zum Opfer fallen?Es sind solche, die die materielle verzerrte Spiegelung fr spirituell halten, dieweltliche Gefhle und physikalische Gesetze mit den spirituellen gleichstel-len, obwohl sie nichts als Verzerrungen und Entstellungen derselben sind.Die Gesetzmigkeiten der materiellen Welt sind zwar Verzerrungen derursprnglichen, nichtsdestoweniger sind sie nicht unwirklich, sondern realexistent. Sie regieren die Ablufe des relativen Bereiches, und deshalb ist esfr uns noch jederzeit mglich, da jemand, der ein bichen klger ist als wir,

    unsere sogenannten tiefsten berzeugungen als Provisorium entlarvt, alsunzureichend und unbrauchbar. Wenn das geschieht, sind wir berrascht undbeeindruckt, aber solche Wunder gehren zum phnomenalen Bereich undsind vom Absoluten grundverschieden.

    Menschen, die materiell von spirituell nicht unterscheiden knnenund die fr Gelehrtheit, Mystik und Esoterik schwrmen, geraten in die Netzeder Pseudoseelenheiler. Die Lage solcher Opfer ihrer eigenen Verblendung

    ist prekr, denn man kann niemanden zwingen, sich aus Unwissenheit zulsen. Kann man jemandem helfen, der sich aus Prinzip weigert, auf dieStimme der Vernunft zu hren? Es gibt viele solcher Leute, und die Tatsache,da sie gelehrt sein mgen, macht sie dagegen nicht immun.

    Wenn uns also klar geworden ist, da wir der Fhrung des echtenMeisters bedrfen, ist es das Beste, uns bei der Suche einzig von den direk-ten Aussagen der Schriften leiten zu lassen. Sie definieren den Guru als

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    jemanden, der selbst ein spirituelles Leben lebt: es sind nicht materielleQualifikationen, die ihn kompetent werden lassen.

    Und es ist rckhaltlose Hingabe zu diesem Lehrer, durch die unsgeholfen werden kann, nach Hause zurckzukehren ins wahre Zuhause;unglcklicherweise fr fast alle von uns jetzt noch terra incognita, unerforsch-tes Land. Geist und Krper haben dort keinen Zugang, sind sie doch dasSymptom unserer Krankheit, unseren gottgegebenen freien Willen zu mi-brauchen und des damit verbundenen Auftrmens einer erdrckenden Last

    weltlicher Eindrcke, die fr unser Ein und Alles zu halten uns Gewohnheitgeworden ist.

    Shrila Bhaktisiddhanta Sarasvati Thakur Prabhupada

    (1874-1936)

    Shrila Bhaktisiddhanta Sarasvati Thakur,Sohn Shrila Bhaktivinoda Thakurs,stand seinem erhabenen Vater in nichtsnach. Durch seine Charaktergre undsein tiefes Verstndnis der Veden zog erdie Elite der indischen Jugend an. Mitihrer Hilfe predigte er vehement in ganzIndien und selbst in England, verffent-lichte Hunderte von Bchern undZeitschriften und erffnete Dutzendevon Tempeln.Seine scharfe Kritik an Indiens zuneh-

    mender Abkehr vom wahren Geist derVeden schuf ihm nicht wenige Feinde gleichwohl ist sein Beitrag zurRespiritualisierung der Welt einzigartig und bescherte ihm unsterblichenRuhm.

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    Irren ist menschlich. Der Mensch kann gelehrt und intelligent seinnoch und noch gegen Irrtmer und Dummheiten ist er nicht gefeit. Deshalb

    tut auch der grte Denker gut daran, sich von Zeit zu Zeit einzugestehen,da die Menschennatur fehlbar ist, zumal wenn er versucht, dem Spirituellenund Ewigen mit empirischem Wissen zu Leibe zu rcken. Dem menschlichenIntellekt obschon die stolze Zierde unserer Gattung sind seine natrlichenGrenzen gesetzt: zwar hat die Natur den einen oder anderen berdurch-schnittlich mit Kpfchen gesegnet, dennoch aber ist der Geist dem Wandelunterworfen. Theorien, fr die man heute die Fahnen schwingt, gehren

    morgen schon zum alten Eisen, Tag fr Tag kann man erleben, wie gepriese-ne Wahrheiten von berhmten Mnnern aufgestellt sich als nicht ganz sowahr entpuppen. Oder man bedenke, wie oft der gleiche Geist das eine Malbessere, und das andere Mal schlechtere Arbeiten abliefert. Dogmatiker dr-fen also schweigen.

    Unsere physische Gesundheit wird von Jahreszeit und Wetter beein-flut und ndert sich wie der zu- und abnehmende Mond. Genauso wandelt

    JENSEITS VON LOGIKUND INTELLEKT

    Wie man Gott versteht

    vonShrila Bhakti Saranga Gosvami

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    sich auch die Verfassung der Psyche, sie steigt und fllt wie Quecksilber imBarometer, einen Moment klar wie der wolkenlose Himmel, im nchsten trb

    wie der dickste Nebel. Wie weit kann man diesem Intellekt trauen? Womitrechtfertigt er unseren Lobgesang auf seine Allmacht? Das Flatterhafte unse-res vergnglichen Seins, das Instabile der menschlichen Weisheit sollte allenHochmut verstummen lassen und uns Bescheidenheit lehren.

    Oft bersehen Philosophen diesen Punkt. Weil sie auf ihre eigenengeliebten Ideen eingeschworen sind, geht ihnen der neutrale Blick verloren.Es ist solche Voreingenommenheit, die fast ausnahmslos als dicker Fels denPfad der Wahrheit versperrt und unserer Vernunft verbietet, ber denTellerrand hinaus zu schauen arm dran ist der Mensch, wenn er so in engen

    Vorstellungen befangen ist, seine Urteilskraft klglich ihres Werts beraubt.Wie kann er sich diese Blamage ersparen? Er mu seine Vorurteile bewutaufgeben, unbefangen und objektiv einem Anliegen sein Ohr leihen, bevor eres lssig vom Tisch wischt.

    Es ist kein Geheimnis, da krperliche Gesundheit und Zustand derOrgane sich auf die Kraft des Geistes auswirken: das Alter macht uns das oftgenug schmerzhaft bewut. Der Verstand ist mit der Materie untrennbar ver-

    bunden. Darum kann er ber die phnomenale Existenz nicht hinaus und hatkeinen Zugang zur spirituellen Sphre die Tr zur Transzendenz ist ver-sperrt fr alle, die mit vorgefaten Meinungen und dem trben Licht weltli-cher Weisheit dort anklopfen wollen.

    Regeln und Gesetze der materiellen Welt haben im Bereich derEwigkeit keinen Bestand, Raum und Zeit, wie man sie hier kennt, existierendort nicht. Materielle Sinne knnen sich der Transzendenz nicht nhern. Wo

    ist der Utopist, der Grenzpfosten setzen will, die spirituelle Welt abzustecken;wer wrde zum Senkblei greifen, um den mystischen Raum auszuloten?Knnen Zahlen es erfassen oder kann man Lnge und Breite desUnbegrenzten abmessen? Der Theist wird hier das Wirken des hchsten

    Autokraten wrdigen, der festgelegt hat: So und nicht anders ist Meine Welt und was immer unverbesserliche Atheisten einwenden oder von Zweifelngetrieben veranlassen mgen, kann ihn davon nicht abbringen.

    Auch der grte Gelehrte und intellektuelle Gigant, der besteRedner und erfahrenste Mensch mu am Eingang zur Gttlichkeit klein bei-geben und geeignete Fhrung suchen, um vorwrts zu kommen. Bevor sichdie spirituelle Dimension ffnet, mu er mit dem weltlichen Leben abschlie-en er mu alles andere zurcklassen und sich dem Vorgang des Hrensunterordnen, will er auch nur einen flchtigen Blick auf das mysterisePrinzip der Transzendenz werfen.

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    Eine Lampe (hier das empirische Wissen) kann von Nutzen sein,etwas im Dunklen (wie der phnomenalen Welt) zu beleuchten, aber sie wirdberflssig, wenn die Sonne hell scheint. Es ist zweifellos grotesk, die Sonnemit Hilfe der Lampe finden zu wollen, verdankt das Licht doch die eigeneLeuchtkraft dem Stern. (Vedische Wissenschaft beschreibt, da alleLeuchtkrper ihre Energie direkt oder indirekt von der Sonne beziehen.) Gottleuchtet aus Sich selbst heraus, Seine Krfte sind mit Ihm identisch. Im mate-riellen Bereich sind die Person und ihre Attribute voneinander verschieden,eine Sache ist mit ihren Eigenschaften, wie Name, Form und Bewegungen

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    nicht gleichzusetzen. Spirituelle Wahrheit aber ist von anderer Art: jedes spi-rituelle Wesen ist mit seinem Namen, seinem Krper, seinen Eigenschaftenund Ttigkeiten eins. Weil westliche Philosophen in der Regel die Psyche mitdem Selbst, den Geist mit der Seele verwechselten, blieb es ihnen versagt,sich ber die Materie und das zu ihr in Beziehung stehende zu erheben.

    Die Grenzlinie zwischen Geist und Seele wurde von Krishna, demobersten Prinzipal selbst gezogen. Er erklrte in der Bhagavad-gita (7.4): Dieuere Hlle, der physische Krper, wird von fnf Arten von Elementengeformt: den festen, flssigen, feurigen, gasfrmigen und therischen. Unddrei weitere Elemente bilden die psychische Umhllung, den Astralkrper,

    namentlich: Geist (das Fhlen und Wollen, die innere Stimme, die alles in gutoder schlecht unterteilt und entweder haben will oder ablehnt), Intelligenz(die rationale kognitive Fhigkeit des Denkens, mit der Kraft versehen,Gefhle und Begehren im Zaum halten zu knnen) und falsches Ego (dasillusorische Konzept von wer oder was man ist). Diese acht Substanzen zh-len zum schpferischen Prinzip der Materie, whrend die Seele als atoma-res Fragment der gttlichen Allseele aus anderem Stoff gefertigt ist. Aus wel-

    chem Stoff? Aus einer Energie, die Wesen produziert, welche zwar von Naturaus spirituell, aber doch anfllig sind, von Illusion verzaubert zu werden:nmlich dann, wenn sie ihre Stellung als Gottes Diener vergessen.

    Gott besitzt unermeliche Krfte, die die Veden in dreiHauptenergien einteilen: (1) Cit-Shakti ermglicht die spirituelle Existenz undmanifestiert die transzendentale Welt, (2) Maya-Shakti wird zur Ursache deruns vertrauten materiellen Phenomena, und (3) Jiva-Shakti erzeugt dieLebewesen, die Seelen, denen ihrem Wesen nach ein Platz zwischen der

    materiellen und spirituellen Existenz zukommt. Seelen sind so konstruiert,da sie von Maya-Shakti bezaubert werden knnen. Ihre Machtgier wirdihnen zum Verhngnis, wenn sie nicht von spiritueller Energie beschtzt sind

    falls sie sich jedoch entschlieen, ihrem Meister zu dienen, werden sie vorMaya (der Illusion) bewahrt (und damit auch vom Leid dieser Welt) und dr-fen als ewige Diener ins transzendentale Reich.

    Das in Materie vertiefte Lebewesen liefert sich selbst seinem Geist

    aus. Anders ausgedrckt: das Sentiment verdrngt die Seele von ihrem Platzals Knig im Krper und benutzt die Sinne fortan, das Vergngliche zu genie-en. Im Grunde aber ist die Seele Herr von beiden: von Krper und Geist,und wenn sie obschon umnachtet sich auf ihre eigentliche Stellungbesinnt, wenn sie ber diese hrt und danach strebt, sie zu erreichen, werdenGeist und Krper wieder fgsam und folgsam und helfen ihr dabei, das spiri-tuelle Ziel anzusteuern.

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    Der dem Materiellen ergebene Geist ist dazu verdammt, im Schlammdieser Welt zu whlen den vom Druck grober Materie befreiten Geist aberzieht es zurck nach Hause, zurck zu Krishna. Ein Abgrund liegt zwischendem Geistigen und der Transzendenz ein Abgrund, den allein spirituellePraxis berbrcken kann.

    So mancher Philosoph, der die Existenz des Spirituellen verleugne-te, wird als brillanter Kopf gefeiert. Uns geht es hier aber nicht um Logik undtrockene Argumente, uns geht es um jene Wahrheit, die von den Aufrichtigenintuitiv als solche erkannt wird: ein Bereich, in dem der Intellekt versagt undKapitulation vor Gott triumphiert.

    Theistische Philosophen haben erkannt, da smtliche Fehler, dieuns unterlaufen, zurckzufhren sind auf: (1) gewhnliche Irrtmer, (2) die

    Vernebelung des Geistes oder die Illusion, in der wir stecken, (3) dieBegrenztheit unserer Sinne, und (4) den Hang zum Betrug. Diese vierUnvollkommenheiten sind schuld, da unsere genialsten und tiefsinnigstenPlne scheitern. (1) Die klassische Fehleinschtzung: Wir halten Schande frruhmreich oder Verlust fr Gewinn. (2) Wir miverstehen etwas, obwohl die

    Wahrheit wie die helle Sonne auf uns scheint. (3) Die Sinne, mit denen wiruns behelfen, sind von Natur aus fehlerhaft und liefern unvollkommeneInformationen: so knnen wir ohne Hilfsmittel im Dunklen nichts sehen,ohne Mikroskop die Bakterien im Wasserglas nicht einmal erahnen. (4) Einegenerelle Neigung zum Betrug schleicht sich ein, wenn wir unsere subjektiveMeinung vehement als endgltige Wahrheit anpreisen.

    Jedermann fllt solchen Fehlern zum Opfer. Die einzigenAusnahmen sind der hchste Allmchtige und Seine erleuchteten Gefhrten,

    die aus absoluter Wahrheit schpfen. Gott ist allwissend, allmchtig, allge-genwrtig und allezeit glcklich; keiner kommt Ihm gleich oder bertrifft Ihnund Seine Krfte sind unbegrenzt. Aus eigenem freien Willen indem Er vonSeinen Privilegien Gebrauch macht erscheint Er unseren Augen als Avataroder sogar in einem Bild oder einer Statue: Er verlt Sein Land permanenterSeligkeit und nimmt menschliche Gestalt an, gerade dann, wenn wir der Hilfeam meisten bedrfen oder aber Er schickt Seine persnlichen Gefhrten,

    die frei befugt sind, an Seiner Statt zu handeln.

    Wenn der Theismus dem Pantheismus, Atheismus, Skeptizismus undAgnostizismus weichen mu, fhren Irreligion, Heuchelei undGewissenlosigkeit die Erde in ein Chaos. Entartetes Tun und seine Folgen

    wachsen den Menschen ber den Kopf, zwingen ihnen wider ihren Willenendlose Probleme auf und zerren sie in einen Strudel. Das ist die Zeit fr den

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    Hchsten, zu erscheinen. Er kommt, um die Gesellschaft aus den Krallen desLasters zu retten und um fr Ordnung und Frieden zu sorgen. Er kann vor unssichtbar und zur selben Zeit berall sein, gleichzeitig innerhalb und auer-halb des Universums: alle Arten widersprchlicher Krfte und Energien exi-stieren harmonisch in Ihm, beherrscht von Seinem supranaturalen Selbst. InSeiner Majestt, Macht und Herrlichkeit, mit Seiner Schnheit, Weisheit undunbestrittenen Suprematie regiert er das ewige spirituelle Reich, und zugleichexistiert Er in ganzer Flle in allem Erschaffenen und an jedem Ort. Als allwis-sender Urheber der Natur ist Er nur Sich allein verpflichtet, steht selbst aberber der Natur und ihren Gesetzen, denn alles hat seinen Ursprung einzig inSeinem Willen und Seiner Kraft.

    Der Hchste Herr, Krishna Caitanya, ist Dreh- und Angelpunkt allenSeins spirituell wie materiell. An diesem Mittelpunkt erstrahlt ewigeHarmonie direkt neben Ihrem unbertroffenen Meister, der absoluten

    Wahrheit. Die Unterweisungen des Hchsten sind universal, das heit, siesind immer und fr jeden relevant. Krishnas Worte sind transzendental, aberdennoch nehmen sie in den Veden Gestalt an: in der Bhagavad-gita, denUpanishaden, dem Bhagavad Purana und anderen Texten. In spirituellen

    Angelegenheiten sind die Schriften allein Beweis. Glcklich daher die, die aufdie Veden zurckgreifen und sie anwenden; vedisches Wissen ist nicht frspezielle Personen, Sekten oder Kasten bestimmt, es ist gedacht fr dieMenschheit an sich im Grunde fr alle Seelen.

    Die Veden befassen sich nicht mit Teil- und Scheinwahrheiten,ihnen geht es um absolute, unanfechtbare Realitt. Sobald wir durch dieGnade des Allmchtigen zur absoluten Ebene erhoben werden, vereinen sich

    widerstreitende Interessen und gegenstzliche Gefhle in hchster

    Harmonie. Frieden zieht ins Herz ein und wir leben in unverbrchlicherGemeinschaft mit dem transzendentalen hchsten Wesen ein Leben in fort-

    whrender Freude, Frieden und Erfolg, in dieser Welt und der nchsten.

    Wie auf diese Ebene kommen? Das ist die Kardinalfrage! Die gttli-che Sphre wird nur zugnglich, wenn spirituelles Licht uns leuchtet, genau-er: die spirituelle Ausstrahlung einer Persnlichkeit, die mit dem Prinzip der

    Transzendenz vertraut ist. Und damit sind wir beim Punkte Guru: dem ech-ten spirituellen Fhrer und geliebten und vertrauten Gefhrten des Hchsten.Der Guru erscheint unter uns in Gestalt eines Menschen. Er reit die schlum-mernden Seelen aus den Fngen der Illusion, flt ihnen spirituelle Kraft ein,mit der sie erfolgreich durchs Leben steuern knnen und bringt die Verirrtenzurck an ihren rechten Platz im ewigen Dienst des Herrn mit allen Rechtenund Privilegien, die diese Stellung mit sich bringt. Geschtzte Freunde: Fhlt

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    Ihr nicht tief in Euch das Bedrfnis nach einem solchen Kameraden, denWunsch nach dem wahren, aufrichtigen Freund, der uns in gut und schlechtbeisteht und uns die Kraft gibt zu siegen, obwohl wir verdammt sind, zu ver-sagen zu versagen trotz (oder vielleicht gerade wegen) unserer eigenen

    Weisheit und Urteilskraft?Die nchste Frage ist dann: Wo kann ich ihn finden? Wird er sich

    berhaupt fr mich interessieren? Doch keine Sorge. Wenn man aufrichtigund wenn der Wunsch echt ist, wird er sich offenbaren! Er ist jederzeit bereit,jeden aufzunehmen, der zu ihm kommt: wir sind nicht die ersten, andere voruns waren in ihrer Suche erfolgreich. Viele genieen seine Freundschaft undleben in enger Gemeinschaft mit ihm. Was von uns verlangt wird?

    Bereitschaft, uns ihm zu fgen! Sodann wird uns klar werden, da unserGebet erhrt wurde: sehr bald schon wird er verkleidet als Mensch voruns stehen: Botschafter der spirituellen Welt! Er wird uns mit ausgestreckten

    Armen willkommen heien und das Tor zu Gottes Land wird sich ffnen.

    Shrila Bhakti Saranga Gosvami warSchler von Shrila BhaktisiddhantaSarasvati Thakur. Um sein Leben alleindem Dienst Gottes weihen zu knnen,gab er sein Ministeramt in der Regierungauf und lebte fortan als Mnch. Er warder Redakteur mehrerer spirituellerZeitschriften und erffnete zahlreicheTempel. Berhmt fr seine Gelehrtheitund brillanten Vortrge, widmete er seinLeben der Predigermission seines spiritu-ellen Meisters.

    Shrila Bhakti Saranga Gosvami(1886-1964)

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    Krishnas Mitgefhl mit uns verwirrten Seelen ist es zu verdanken,da Er den Pfad spirituellen Handelns, Karma-Yoga lehrte denn htte Er esnicht getan, wir wrden dem Karma-Kreislauf, den wir durch unsereTtigkeiten auslsen, niemals entrinnen knnen; unserem Elend wre keinEnde.

    Der Mensch, solange er am Weltlichen haftet, kmpft hartnckig undunverdrossen um Erfolge, Ergebnisse und Freude. Zu seinem Unglck aber

    wird er von Gottes illusionierender Energie (Maya) betrogen, unterjocht undgedemtigt. Zwar will er nicht gern zugeben, da es meistens anders kommtals geplant, und schon gar nicht wird er verstehen, da sein Leben ein einzi-ger Kampf ums Dasein ist. Ehrgeizig glaubt er, es stnde in seiner Macht, sein

    Glck selbst zu schmieden die Wahrheit aber ist, da ihn die materielleEnergie in einem fort maregelt. Krishna erklrt dieses Phnomen in derBhagavad-gita:

    In seiner irrigen Vorstellung vom Selbst glaubt das Lebewesen, esselbst sei der Handelnde. In Wahrheit aber sind es die drei Einflsse derNatur, die allein alles tun.(BG 3.27)

    ARBEIT ALSMEDITATION

    vonShrila A.C. Bhaktivedanta Svami Prabhupada

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    Der verwirrte Materialist hat Krishna vergessen und versteht darumnicht, da er erfolglos versucht, Gott zu spielen. Die gttliche illusionierendeEnergie mit ihren drei Gunas (drei Einflsse bzw. Wirkungsweisen: Tugend,Leidenschaft und Unwissenheit) hat ihn fest in ihrem Griff und lt ihn

    ohne Ende verstrickt im Netz verschiedenster Aktivitten zappeln. Reine,leidenschaftliche und niedere Einflsse erwecken in ihm jede Menge

    Wnsche, und die Vorsehung prsentiert dann die Gelegenheiten, dieseWnsche zu erfllen unintelligenterweise aber glaubt er, er handle unab-hngig und frei. In der Folge wird er von sinnlichen Freuden und Leiden vl-lig eingenommen.

    Wie Krishna, der hchste Absolute, selbst erklrt, sind die SeelenSeine von Ihm getrennt existierenden Teilchen. Das bedeutet, da sie ihrenPlatz und ihre Aufgabe im Dienst des Ganzen finden. Hnde, Beine, Augen,Ohren und Nase sind Teile des Krpers und tun ihr Bestes, dem Ganzen zudienen; sie versorgen den Magen mit Nahrung und es fllt ihnen nie ein, dasEssen fr sich selbst zu beanspruchen. (Die Vedische Schrift Hitopadeshaerzhlt eine Fabel, in der die Sinne sich selbstndig machen und den Magen

    boykottieren das traurige Ende war, da der Krper schwach und krankund die Sinne gleichfalls nutzlos wurden.)Krishna ist die Lebensquelle des gigantischen Krpers, des

    Universums: Er ist die Wurzel des Baumes der Existenz. Die genauen Worteder Bhagavad-gita sind die:

    Oh Eroberer von Reichtum: Nichts existiert jenseits von Mir! Wie dieSchnur in der Perlenkette durchdringe Ich alles Sein. (BG 7.7)

    Jedes gute Werk soll getan werden, um Mich zu erfreuen! Wer esversumt, Meine transzendentale Natur zu verstehen, wird sich unweigerlicherniedrigen! (BG 9.24)

    Nur die Elenden verehren Mich nicht! Es sind dies: (1) die grobenMaterialisten, dumm wie Esel, (2) Menschen von niedrigster Gesinnung,

    gewissenlos und niedertrchtig, (3) solche, die von falschen Theorien ver-blendet sind, und (4) unverbesserliche Atheisten, offen gottlos und frevel-haft.(BG 7.15)

    Krishna ist somit der hchste Meister und das Lebewesen Sein ewi-ger Diener. Es ist nicht ntig, darber viele Worte zu verlieren. Zu unseremUnglck ist uns die schlichte Wahrheit entfallen, und anstatt nun dem Herrn

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    des Universums zu dienen, sehen wir uns selbst als Krone der Schpfung und

    glauben, unser Geist und unsere Sinne mten jeder fr sich beglckt wer-den. Das nennt man Maya: Verrcktheit oder Illusion. Wahrlich, es ist nichtZeichen guten Verstandes, wenn man der Welt dient, aber ihren Meister hin-tergeht.

    Die Menschheit arbeitet begeistert daran, den Himmel auf Erden zuschaffen allerdings ohne Gott. Zu versuchen, Gott zu verleugnen und Ihnzu beseitigen, ist das Geschft unverbesserlicher Atheisten und es ist die

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    grte Torheit berhaupt. Wer gttliche Umstnde schaffen will, mu dieWelt in Gottes Dienst stellen. Besser lassen wir uns nicht dazu verleiten,Krishnas Eigentum als unseren Spielplatz anzusehen und praktizierenKarma-Yoga, wie Er es uns rt.

    Solange man vom Vergnglichen fasziniert ist, bleibt dieUnterscheidungskraft getrbt und bedeckt, oder um direkt zu sein: manbleibt dumm. Woran erkennt man die Intelligenten? Sie verstehen, da alleEinflsse und Ttigkeiten, die sie erleben, von der materiellen Energie gesteu-ert werden mit der Natur der Seele haben sie nichts zu tun. Deswegen han-deln sie nicht materialistisch oder egoistisch, was immer sie in Angriff neh-men, ist Aufopferung und dafr bestimmt, Krishna zu erfreuen. Sie identifi-

    zieren sich nicht mit dem materiellen Leib, jede Lebenslage nutzen sie, umNatur und Berufung der Seele zu erkunden. Auch wissen die Intelligenten,

    wie die Verhaftung der Seele mit der Materie zustande kommt. Und weil siees wissen, distanzieren sie sich innerlich vom Materiellen, obwohl ihre Augenund Ohren damit in Kontakt sein mgen. Sri Krishna beschreibt solcheMenschen:

    Mein starker Freund: Wer echtes Wissen besitzt, kennt denUnterschied zwischen materiell motiviertem und hingegebenem Handeln. Erlt sich auf die Sinne und ihre Freuden nicht ein.(BG 3.28)

    Weiter zeigt uns der Herr, wie man auf diese losgelste, befreiteStufe gelangt, oder anders, wie man intelligent wird:

    Deshalb, Arjuna: Weihe alles, was du tust, Mir! Tu, was dir obliegt,

    aber sei dir ber Mich vollstndig bewut! Wnsche nichts fr dich selbst,denke nicht, da etwas dir gehrt und lege alle Trgheit ab!

    Wer ohne Migunst Meine Worte annimmt und whrend er seinenPflichten nachkommt diese vertrauensvoll in die Tat umsetzt, wird von denKetten des Karma frei.(BG 3.30-31)

    Konzepte wie: Ich bin schlau (Identifikation mit dem Geist), ich

    bin krank (Krper) und soviel besitze ich (Erweiterungen des Krpers) ver-raten grobe Unkenntnis der absoluten Realitt. Tatschlich hindern sie unsdaran, den Absoluten zu erkennen. Deswegen rt uns Krishna, wahres

    Wissen vom Selbst zu verinnerlichen und im Selbst gefestigt zu bleiben; nurdann wird unsere ganze Identitt als spirituelles Wesen uns offenbar werden

    nicht als Erzeugnis von Geist und Krper, aber hervorgegangen ausKrishnas spiritueller Energie.

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    Sobald wir Frieden und Heiterkeit der transzendentalen Realitt ersteinmal kosten, lassen wir ganz natrlich vom Materiellen ab. Die Freudenund Leiden der Welt (die schlielich nur von den Erfahrungen der Sinne her-rhren) belasten uns nicht lnger, das falsche Ego (uns fr das zu halten, was

    wir nicht sind) verfliegt und auch die materiellen Konzepte von Gott wei-chen. Das Herz wird rein und das materielle Fieber gelindert.

    Die Vedischen Schriften lassen keinen Zweifel daran: Krishna alleinist der ursprngliche Gott, das Hchste Wesen. Selbst andere Schriften der

    Welt, wie Bibel und Koran, erlauben sich den khnen Fingerzeig auf Krishnaals hchste Person wieviel mehr also die Bhagavad-gita, in der Er selbstklarstellt:

    Oh Eroberer von Reichtum: Nichts existiert jenseits von Mir! Wie dieSchnur in der Perlenkette durchdringe Ich alles Sein!(BG 7.7)

    Wenn wir mit Krishna in Berhrung kommen, begegnen wir dertranszendentalen Sonne. Wie die Strahlen der Sonne am Morgen die Welt mitLicht berfluten, so vertreibt Krishna, der am Firmament des reinen Herzens

    aufsteigt, auf der Stelle smtliche geistige Umnachtung. Alles Theoretisierenber Gott (wie Ihn als etwas Unpersnliches sehen), alles weltliche Bemhenhat dann ein Ende, und unser Ansinnen, Krishna zu dienen, wird frei vonMakel.

    Skeptiker und Agnostiker sehen in solchen Worten bertriebeneHuldigung. Doch die Darstellungen ber Krishna gehren nicht zu den

    Ammenmrchen, sie sind faktische Wahrheit diejenigen, die sich Ihm oder

    Seinen Vertrauten ergeben, knnen schnell verwirklichen, wie real sie tat-schlich sind. Irrationale und konfuse Geister, die bewut oder unbewut

    auf Krishna neidisch sind, halten sich selbst fr Gott, halten sich fr denje-nigen, dem zu genieen und zu kontrollieren bestimmt ist. Wer aber die

    Wahrheit ber Krishna nicht akzeptieren will, dem kann keine Intelligenzbescheinigt werden. Der Herr erklrt:

    Narren, die Meine berweltliche Natur als Herr allen Seins nichtkennen, verunglimpfen Mich, wenn ich in menschlicher Gestalt herabstei-ge.(BG 9.11)

    Weil sie Krishna ins Lcherliche ziehen, wird echtes Wissen vomHchsten nur langsam einen Weg in ihren verdrehten Geist finden, meist ver-stehen sie Gott als etwas Unerklrbares und Unpersnliches.

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    Shrila A.C. Bhaktivedanta SvamiPrabhupada, ebenfalls Schler ShrilaBhaktisiddhanta Sarasvati Thakurs, war

    der Pionier des Krishna-Bewutseins imWesten. Auf Bitte seines Meisters, mittel-los und auf sich allein gestellt, kam er alssiebzigjhriger Sannyasi (Mnch) nachNew York. In nur zwlf Jahren, von 1965bis 1977 brachte er vedisches Wissen inalle Ecken des Erdballs, erffnete ein-

    hundertacht Tempel und weihteTausende von Suchenden in den Bhakti-Pfad ein. Sein Vermchtnis ist gewaltig.

    Dank seines Predigens und seiner Bcher sind Begriffe wie Vegetarismus,Reinkarnation und Krishna heute in aller Munde.

    Diejenigen aber, die Gottvertrauen besitzen, die unkompliziert, auf-richtig und fromm genug sind, nehmen die Bhagavad-gita ohne groesZgern an. Die Aussagen der Gita sprechen fr sich selbst, es ist mig, zu

    versuchen, sie unpersnlich auszulegen. Obschon es zum Zeitgeschmackgehrt, zweitrangige und nebenschlichen Bedeutungen feilzubieten und alsspirituell zu verkaufen, haben Gottgeweihte fr solche Praktiken wenigbrig. Lieber widmen sie sich mit Leib und Seele dem Karma-Yoga, wieKrishna selbst es definiert (BG 3.30): mayi sarvi karmai sannyasya

    Weihe dein Handeln ausschlielich Mir. Und indem sie Krishnas Ratschlagfolgen, werden sie immun gegen die groe Angst, sich im Kreislauf desKarma zu verstricken.

    Shrila A.C. Bhaktivedanta Svami Prabhupada(1896-1977)

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    Die Puranas (Ergnzungsschriften der Veden) erwhnen eine eigen-tmliche Begebenheit, die vor etwa fnftausend Jahren die Gesellschaft desdamaligen Indien erschtterte, die sich gleichwohl aber als Segnung fr dieNachwelt entpuppen sollte. Der Regent zu jener Zeit, der gerechte undgeliebte Kaiser Maharaja (sprich: Maharaadsch) Parikshit, hatte zur allgemei-nen berraschung, oder besser gesagt, zum allseitigen Entsetzen, ber Nachtseine mter niedergelegt, die Regierungsgewalt dem Kronprinzen bertragenund ohne groen Abschied seinen Palast verlassen. Mit einem einzigenBaumwolltuch bekleidet war er zum Ganges aufgebrochen. Was war passiert?Der Sohn eines Brahmanen, dem seine durch Askese erworbenen Krfte zuKopf gestiegen waren, hatte den Knig verflucht, nach Ablauf von sieben

    Tagen zu sterben zwar kannte man Mittel, dergleichen Flchen entgegen-zuwirken: aus Respekt der Brahmanen-Kaste gegenber aber und weil er esals gttliche Fgung verstand, hatte sich Parikshit entschieden, am Ufer desheiligen Flusses seinen Tod zu erwarten. Er stellte sich darauf ein, nicht zuessen und zu trinken und fr die letzten Stunden aus den heiligen Schriftenzu hren. Tausende von Brahmanen, Weisen und Sadhus kamen in wenigenStunden zusammen, dem Kaiser letzte Ehre zu erweisen; der Sohn

    DER MAGIER

    vonShrila Bhaktivedanta Narayana Maharaja

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    Vyasadevas (des Verfassers der Veden), Shukadeva Gosvami, wurde auser-whlt, spirituelles Wissen zu sprechen. Das Gesprch zwischen den beidenaber wurde aufgezeichnet und ist uns als Bhagavat Purana oder ShrimadBhagavatam erhalten berhmt als die Krone der Vedischen Schriften.

    Der Knig wird am Bi einer geflgelten Schlange sterben!, sohie es im Fluch. Als sieben Tage fast vorber waren, sah Shukadeva seineMission erfllt:

    Ihr habt das Shrimad Bhagavatam vollstndig gehrt, Majestt,endete er. Giftschlangen und dergleichen Getier sollten Euch nicht mehrngstigen, denn Ihr habt Euch der Welt schon entrckt. Bitte gestattet, da ichEuch jetzt verlasse.

    Maharaja Parikshit war mehr als zufrieden, er sah sein Leben zumErfolg gebracht und Shukadeva Gosvami nahm Abschied.

    Unterdessen war das Schicksal auf seinem Weg. Sein Name warTakshaka, er gehrte zur Spezies der Nagas, den Schlangen verwandte

    Wesen, die in den Puranas und anderen Geschichtsbchern vielfach auftau-chen. Das Bewutsein der Nagas ist hoch entwickelt und von Natur aus

    beherrschen sie mystische Krfte. Takshaka konnte seinen ueren Habitusndern und hatte menschliche Form angenommen als ein unsympathischerGeselle mit schwarzer Haut war er Richtung Ganges unterwegs. Es sollte sichso fgen, da er dabei dem bekannten Rishi Kashyapa Muni begegnete, derdieselbe Strae entlang kam, und er sprach ihn an:

    Ich habe die Ehre, Kashyapa Rishi! Darf ich fragen, wo es hingeht?Zu Parikshit Maharaja, war die knappe Antwort. Er ist in Gefahr

    und ich verstehe mich darauf, Schlangenbisse mit Krutern und Mantras zu

    heilen!Takshaka schaute verdutzt: Euer Ehren, das hrt sich phantastisch

    an! Takshaka kennt man als den Tod schlechthin! berschtzt Ihr Euch nichtein wenig?

    Ich bin mir meiner sicher, blieb Kashyapa ruhig: Dem Kaiser sollschon geholfen werden!

    Takshaka nun hatte mit der Dynastie Parikshits noch eine alte

    Rechnung offen, die Sache lie ihm deshalb so leicht keine Ruhe. Erbeschlo, seine Identitt preiszugeben. Kashyapa Rishi, ich selbst binTakshaka, sagte er, und mit Verlaub, ich denke, da Ihr einen weiten Wegumsonst auf Euch nehmt!

    Er wies auf einen gewaltigen Banyanbaum in der Nhe. Wrdet Ihrmir eine Kostprobe Eures Knnens geben? fragte er. Wenn ich diesen Baum

    vergifte, knnt Ihr ihn in seinen alten Zustand zurckversetzen?

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    Der Rishi bejahte, und der Naga nderte daraufhin seine Form;pltzlich sah man nicht mehr den dunkelhutigen Mann, sondern an dessenStelle ein wildes, monstrses Reptil, da zischend und fauchend ins Holzfuhr. Sekunden spter gab es keinen Baum mehr es gab einzig einen rau-chenden Aschehaufen und verkohlte Wurzeln, die aus dem Boden ragten.

    Kashyapa blieb gelassen. Er griff zu seinem Bndel, zerrieb einigeKruter mit Wasser, legte sie auf die Asche und fing an, seine Mantras zu mur-meln. Und tatschlich konnte man zwischen den schwarzen Wurzeln baldeinen kleinen Spro ausmachen, der zu wachsen begann: Minuten spterhtte niemand ahnen knnen, welche Feuersbrunst hier gerade getobt hatte

    da stand der Baumriese wie zuvor, mit allen Blttern, Frchten und selbst

    den Vgeln in seinen sten.Takshaka, mittlerweile wieder als Mensch, wurde es ein wenig

    unbehaglich. Das war beeindruckend, Kashyapa Muni, mute er anerken-nen. Kein Zweifel, Ihr versteht Euer Handwerk!

    Dann aber kam ihm etwas in den Sinn: Erlaubt mir eine Frage, EuerEhren: Weshalb eigentlich betreibt Ihr um der Sache willen solch einen

    Aufwand? Weshalb jemanden beschtzen, der sich schon entschieden hat,

    dem Schicksal seinen Lauf zu lassen? Knnte es sein, da es Euch um eineBelohnung geht? In dem Fall, daran soll es nicht scheitern, ich kann mit jederMenge Gold dienen! Schon begann er Gold und wertvolle Steine vor demRishi auszubreiten. Ihr sollt fr den Rest Eurer Tage genug haben, und Ihrspart Euch einen unntigen Weg!

    Wer in diesem Moment genau hinsah, konnte bemerken, wieKashyapa ein klein wenig zgerte, als er ablehnte: Danke, behaltet EuerGeld ruhig bei Euch, das gute Werk steht mir besser zu Gesicht.

    Takshaka aber hatte genau hingesehen. Und er verdoppelte. Unddas gelbe Gift sollte seine Wirkung nicht verfehlen, Gier packte denBrahmanen und lie ihn seinen Ruf und seine Prinzipien vergessen mit demunseligen Gold in der Tasche drehte er um. Es heit, da von dem Tag an dieMantras der Brahmanen ihre Kraft verloren. Zwar wird man Reste der groenKunst noch heute in Indien finden, Wunder wie dieses aber sind lngst vor-bei.

    Nicht lange, und Takshaka erreichte den Ganges. Parikshits Ministerlieen das Terrain schwer bewachen, doch fr den Naga bedeutete dies keineHrde. Er transformierte sich in ein schwarzes Insekt und kroch in einBlumengebinde, das speziell fr den Kaiser angefertigt worden war. Und alsdann die Girlande gereicht wurde, da fuhr pltzlich der Drache auf entsetzt

    wichen die Umstehenden zurck und aus dem Krper Parikshits loderten dieFlammen...

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    Um es gleich vorwegzunehmen: Maharaja Parikshit war eine ver-wirklichte Seele! Bereits bevor Takshaka eintraf, hatte er Geist und Sinne vonder Welt zurckgezogen und an Krishnas Lotosfe geheftet. Als Takshakaauftauchte, war er schon nicht mehr zugegen; nur ein Krper ohne Leben

    wurde gebissen und nur ein toter Krper wurde zu Asche Parikshit selberkonnte niemand antasten.

    Die Sache ist nmlich die: Gottgeweihte wie Parikshit gehren nichtzu den gewhnlichen Sterblichen! Schon als Kind spielte er auf KrishnasScho, grogezogen wurde er von den fnf gefeierten Pandava-Brdern

    keine der Illusion unterworfenen Seelen, sondern Krishnas persnlicheVertraute. Und so wie die Pandavas gehrt auch Parikshit zum Gefolge des

    Herrn, und darum ist es schlichtweg gar nicht mglich, da ihm jemand etwaszu Leide tut.

    Hier und da in den Puranas wird man lesen, wie Krishna, als SeineZeit gekommen war, von einem Jger versehentlich angeschossen wurde undSeinen Wunden erlag, und wie man den Leichnam ins Feuer gab. Doch dagibt es eine Unstimmigkeit. Das Bhagavat Purana nmlich beschreibt, wiederselbe Krishna, Seine Spiele auf der Erde zu Ende gebracht, mit Seiner

    Entourage auf Seinen Planeten Goloka Vrindavana zurckging. Wie soll mandamit umgehen? ber dergleichen Widersprche wird man fter stolpern,man mu lernen, sie ins rechte Licht zu rcken. Es kann sicher keine Rededavon sein, da der Quell jeden Lebens stirbt Krishna stirbt nicht, sondernlebt heute genauso in Goloka Vrndavana wie seit eh und je. Die Antwort gibtGottes illusionierende Energie, Maya. Durchschnittsmenschen sahen, wieKrishna beschossen wurde und starb. Diejenigen mit gttlicher Sicht abersahen, wie Er mit Seinen Gefhrten Richtung Himmel zog. Das Ganze war

    eine Inszenierung Mayas. Ebenso konnte auch Maharaja Parikshit nicht demTod begegnen: zwar schien es dem getuschten Auge, als beie ihn dieSchlange, tatschlich aber war er schon vorher in seinem selben Krper zuKrishna unterwegs. Solcherart sind die Tricks der illusionierenden Energie.

    Uns ist eine Begebenheit berliefert, die sich im mittelalterlichenIndien zutrug:

    Ein begnadeteter Magier kam eines Tages zum Hofe seines Maharajaund bot seine Dienste an. Der Frst, der Abwechslung nicht abgeneigt, setz-te einen Tag fest, an dem das Spektakel stattfinden sollte, und als diesergekommen war, sammelte sich der ganze Hofstaat, und auch Herrschaftenund Minister machten es sich auf ihren edlen Sitzen bequem.

    Der Vorhang ffnete sich und der Mann mit seiner hbschen undnoch jungen Frau, gleichfalls deren aufgeweckte Shne von acht und neun

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    Jahren, zeigten ihre Kunst. Ein Seil wurde auf einem Bambusstab aufgerich-tet, die junge Artistin kletterte an demselben hinauf und begann, darauf zutanzen: erst mit zwei, dann mit drei, vier und fnf Vasen auf ihrem Kopf.

    Groartig! Ausgezeichnet! applaudierte das Knigspaar, derenGesichter aufleuchteten. Diese Leute verstanden ihr Fach. Viele andereKunststcke folgten und fanden guten Anklang, und am Ende griff dieKnigin zu dem wertvollen Halsschmuck, den sie eigens angelegt hatte undgab ihn mit einem ermunternden Lcheln der Frau des Gauklers alsBelohnung.

    Diese nahm das Geschmeide artig knicksend entgegen und gingzurck zur Bhne. Dort aber empfingen sie gierige Blicke. Gib mir das,

    Mutter, herrschte sie der eine Sohn an. Nein, gib es mir, drngte ihn derandere beiseite. Noch ehe die Frau sich versah, war ihr das Stck aus derHand gerissen und ein rabiater Streit im Gange jeder der Burschen stie undzerrte, was seine Muskeln hergaben. Freilich waren beide gleich stark undder Ausgang erschien deshalb ungewi. Schlielich ri der Schmuck und

    wertvolle Perlen sprangen nach allen Seiten davon. Wutentbrannt griffen dieStreithhne darauf tatschlich zu den Dolchen an ihrer Seite und hieben und

    stachen aufeinander ein, bis sie beide gleichzeitig tdlich verletzt zusammen-brachen. Unntig, zu beschreiben, welches Entsetzen die Eltern ergriff. OhKinder! Meine Kinder! kam ein Schrei von der Mutter, die zu Boden sank.Welch ein Unglck! Bitte steht auf! Wie werde ich ohne euch weiterleben?hrte man sie steinerweichend klagen. Als sie verstand, da ihre beidenBuben tatschlich tot waren, erhob sie sich mit wildem Blick, das blutigeMesser in ihrer Hand und wohl unfhig, in Abwesenheit ihrer Kinder ihrDasein zu ertragen, stie sie sich den Stahl ins eigene Herz. Der Vater aber,

    unglubig und fassungslos Zeuge, wie seine Familie sich soeben auslschte,verlor gleichfalls allen Lebenswillen, nahm den Dolch auf und tat es ihr nach.

    Hysterische Schreie gellten durchs Publikum. Es war unbeschreib-lich: welch ein grauenvolles Ende dieses Tages, der so beschaulich begonnenhatte.

    Wie dem auch sei: die vier toten Krper wurden schlielich beiseitegeschafft und die Leute verlieen das Theater. Das herrschaftliche Paar aber

    machte sich noch lange die schlimmsten Vorwrfe, fhlten sie sich doch ander Tragdie in gewissem Sinne mitschuldig.

    Am nchsten Tage pltzlich wurde dem Maharaja ein Brief ber-bracht. Der Wortlaut war in etwa der: Eure ehrwrdige Majestt, erlaubt mirgtigst, eine Belohnung fr unsere zweite Vorstellung zu erbitten. Zwar habtIhr unsere erste reichlich gewrdigt, doch hattet Ihr keine Gelegenheit, Eure

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    Wertschtzung fr die letztere auszudrcken. Seid versichert, da es uns annichts fehlt; wir sind gesund und guter Dinge und wrden uns glcklichschtzen, Euch samt Eurer hochherzigen Gattin als Gast in unserem Hausezu begren. Ergebenst, Euer Magier.

    Entgeistert sahen sich Maharaja und Gemahlin an. Ein Spuk? Hattensie nicht mit ihren eigenen Augen die Dolche und das Blut gesehen? Was ginghier vor sich! Mit wilden Gedanken, die durch ihre Kpfe wirbelten, lieensie nach ihrer Kutsche rufen. Angelangt beim Haus des Gauklers, schauten sieauf ein lachendes Paar, das zum Gru eine Girlande in ihren Hnden hielt(den Schmuck am Hals der Schnen), und auf zwei putzmuntere Knaben...

    Warum diese Geschichte? Um zu zeigen, da schon ein Mensch sol-che Illusionen schaffen kann. Ich erinnere mich an einen anderen Magier,den ich persnlich noch erleben konnte:

    Es war zur Zeit der britischen Regierung in Indien, da fhrte BishiRay (denn so hie der Mann) seine Tour durch Kalkutta. Seine Fhigkeitenhatten sich bereits herumgesprochen, und hohe Beamte, der Gouverneur

    selbst und auch Offiziere der britischen Truppen saen im Saal, um sich vondem Wundermann zu berzeugen. Um 16 Uhr sollte die Vorstellung begin-nen. Es wurde 16 Uhr, doch vom Magier war keine Schnurrbartspitze zu ent-decken. Also wartete man. Fnfzehn Minuten vergingen, dann dreiig undlangsam wurden die Herrschaften etwas ungehalten. Schlielich, einegeschlagene Stunde spter, schlenderte ein slich lchelnder, Betel kauen-der Bishi Ray auf die Bhne.

    Eine Welle von Zorn schlug ihm entgegen! Was fllt Ihnen ein!

    Unverschmt! Wir werden Ihnen einen Denkzettel verpassen! waren die mil-deren Tne, die zur Bhne heraufflogen.

    Bishi Ray aber tat unschuldig. Meine Herren, womit habe ich Siederart verrgert? fragte er naiv. Aufgeklrt, was der Stein des Anstoes sei,

    wunderte er sich umso mehr.Geehrte Damen und Herren, sagte er dann: ich bin mir keiner

    Schuld bewut. Bitte berprfen Sie Ihre Uhren. Er hielt die Zuschauer an,

    auf ihre Taschenuhren zu schauen und unglubig starrte man auf dieselben:Es war exakt 16 Uhr.

    Wenn schon ein Magier solche Verwirrung stiften kann, was wirdman dann von Dem erwarten, der selbst die grten Gaukler noch verwirrtund verhext, dem Ursprung und Meister aller Illusion? Er kann ganzeUniversen in Sekunden erschaffen, Tausende, wenn es sein mu. Seiner

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    Maya, Seiner illusionierenden Kraft, ist nichts unmglich. Krishna wurde alsonicht gettet, und ebenso nicht Maharaja Parikshit. Takshaka konnte den ech-ten Parikshit gar nicht anrhren, denn dessen Krper ist nicht Fleisch undBlut, sondern wie der von allen von Krishnas Gefhrten transzendental.

    Das Bhagavat Purana erzhlt die Geschichte eines hingegebenenJungen, Prahlada, den sein Vater mit allen Mitteln beseitigen wollte. SeineHandlanger versuchten es mit Waffen, siedendem l und angestacheltenElefanten, sie setzten den Kleinen im Meer aus und stieen ihn vonFelswnden aber Prahlada war nicht beizukommen. Sie verabreichten ihmGift, und er verdaute es wie Himbeertorte.

    Man mu verstehen: Ein Gottgeweihter, der stirbt, ist nie wirklich ein

    Gottgeweihter gewesen, wenigstens kein verwirklichter. Man mag hier insGrbeln kommen, wie es denn um Jesus Christus stand? Offensichtlich nagel-te man ihn ans Kreuz und dort starb er dann. Er war ein verwirklichterGottgeweihter, der Sohn Gottes, und trotzdem wurde er hingerichtet? Dochdieselbe Regel gilt auch hier. Es mag so aussehen, als ob aber Gottes Sohnstirbt nicht! Sein Krper ist von vllig anderer Natur, grundverschieden vonMaterie: mit Feuer, Gift und Kugeln ist da nichts auszurichten. Und dasselbe

    gilt erst recht fr Krishna!

    Ich war Zeuge, als der gleiche Magier, Bishi Ray, die Stadt Mathurain Nordindien besuchte, vor ungefhr vierzig Jahren. Vor vierzigtausendZuschauern schlug er seinem Sohn den Kopf ab und legte dann die ber-reste in eine Kiste. Eigenhndig! Ein dickes Schlo kam davor, und Magistratgemeinsam mit Polizeichef hatten die Ehre, die Truhe abzuschlieen und denSchlssel bei sich zu behalten. Dann begann Bishi Ray laut zu rufen: Mein

    Sohn, komm zu mir, komm hierher! Und vom Rand der Menge hrte man esantworten: Komme Vater! Bin schon unterwegs!, und darauf sah man denScheintoten, wie er mit seinem Kopf auf den Schultern und quicklebendigsich seinen Weg durch die Zuschauer bahnte.

    Es leuchtet wohl ein, da Bishi Ray es nie bers Herz bringenwrde, seinen eigenen Sohn zu kpfen. Aber jeder hatte es gesehen! Und allesahen auch, wie Kopf und Rumpf in der Kiste verschwanden. Was folgt dar-

    aus? Da man besser nicht zu viel auf seine Wahrnehmung gibt. Unser Sehenist nicht absolut. Mathuras Magistrat ffnete daraufhin die Kiste, freilich nurum festzustellen, da diese komplett leer war. Das ganze Drama war eineIllusion gewesen.

    Wer wrde also anzweifeln, da Krishnas Maya mit den gleichenWundern dienen kann? Sie kann uns ein X fr ein U vormachen. Man kann

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    sich sicher sein: Krishna stirbt nicht, und Maharaja Parikshit stirbt gleichfallsnicht ihr Tod war lediglich Mayas Show. Das Shrimad Bhagavatam wird alsein Jungbrunnen gepriesen, wer es mit richtiger Haltung hrt, kostet Nektarund besiegt den Tod. Wer sich Gottes Dienst geweiht hat, selbst wenn seineLiebe noch zart und zerbrechlich ist, bezwingt Geburt, Alter, Krankheit undTod. Erst recht also Maharaja Parikshit.

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    Doch wozu das ganze Theater? Was ist die Absicht hinter MayasTricks? Maya betrgt diejenigen, die betrogen werden wollen! Denen, die ver-suchen, Gott aus ihrem Leben und Gewissen zu verdrngen, gaukelt sie vor,es gbe keinen Hchsten, alles entstehe durch Zufall und ihr materiellerKrper sei ihr Selbst. Zur selben Zeit aber hilft sie denen, die zu Krishna kom-men und Ihm dienen wollen. Krishnas Schpfung funktioniert auf diese

    Weise.

    Der spirituelle Weg beginnt, wenn man sich eingesteht: Ich bin spi-rituelle Seele, ich bin nichts Materielles. Ich bin Teil des Ganzen, Teilchen derHchsten Absoluten Person. Krishnas Form ist konzentriertes Glck, und

    ebenso steht uns, Seinen Teilen, ein Recht zu auf ewiges, ungetrbtes Glck.Von ihrer Veranlagung her ist jede Seele Krishnas Diener und gehrt in SeinReich, mit einem spirituellen, ewigen Krper. Zurzeit sitzen wir in einemmateriellen Krper fest, knnen jetzt aber den Vorgang aufnehmen, der unsdas echte Glck erleben lassen wird. Und welcher Vorgang ist das? Dienst zuKrishna! Dienst mit Liebe! Nicht Poweryoga und nicht Lichtmeditation!Fromme Taten allein auch nicht! Und die Wissenschaft erst recht nicht! Es gab

    schon Kulturen, die uns in puncto Wissenschaft und Lebensqualitt weit vor-aus waren. Die Puranas erwhnen einen Monarch namens Ravana, der dieHuser seiner Hauptstadt wahrhaftig aus Gold bauen lie. Ravana zeugteKinder zu Tausenden. Was immer er wollte: es reichte, wenn er daran dach-te und es wurde ihm gebracht. Sein Privatflugzeug war voll klimatisiert undkonnte sich erweitern oder verkleinern, je nach Anzahl der Passagiere, undgesteuert wurde es durch Gedanken, ohne Pilot und Bordcomputer. AberRavana war nicht glcklich und er starb jung.

    Besser whlt man darum den Weg der Hingabe. Er ist einfach: diewichtigste bung ist das Chanten (Singen, Beten) von Krishnas Namen, frdie man nicht mehr als eine Zunge braucht. Am wirkungsvollsten chantetman den Maha-Mantra:

    Hare Krishna Hare Krishna, Krishna Krishna Hare Hare;Hare Rama Hare Rama, Rama Rama Hare Hare

    Es geht darum, eine Beziehung zu Krishna aufzunehmen: Krishnaals seinen Freund kennenzulernen, oder als seinen Sohn, oder als Geliebten

    und sobald dies vollbracht ist, gehren ngste, Sorgen und Probleme selbst Krankheit und Tod der Vergangenheit an. Die reine Freude, der wirseit Urzeiten nachjagen, wird zur Realitt und zum permanenten Bestandteilunseres Seins.

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    Shrila Bhaktivedanta Narayana Maharaja(Geb. 1921)

    Shrila Bhaktivedanta NarayanaMaharaja, spiritueller Meister und geisti-ger Fhrer der Gaudiya-Vaishnavas,gehrt zu den einflureichsten LehrernVedischer Kultur unserer Zeit. Er istSchler des berhmten Shri ShrimadBhaktiprajnana Kesava Gosvami undNachfolger und Freund des Pioniers desKrishna-Bewutseins im Westen, Shrila

    A.C. Bhaktivedanta Svami Prabhupada.Sannyasi seit mehr als fnfzig Jahren,reiste er bislang achtzehn Mal um denGlobus, um der Welt die Botschaft der

    Veden zu berbringen. Er verffentliche Dutzende Bcher ber Bhakti undist fr Suchende ein unerschpflicher Quell von Hoffnung, Inspiration undspiritueller Verwirklichung.

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    BerlinTilak Raja dasTel: 030 / 62 00 87 47e-mail: [email protected]

    DortmundAki lesh dasTel: 0231 / 960 46 56e-mail: [email protected]

    FrankfurtRam dasTel: 06251 / 98 20 58e-mail: [email protected]

    HeidelbergRam Sraddha das

    Tel: 06223 / 97 38 64e-mail: [email protected]

    StuttgartManju devi dasiTel: 0711 / 470 35 23e-mail: [email protected]

    Im Internet unter:

    www.harekrischna.de

    BraunschweigDhananjaya dasTel: 0531 / 122 90 66e-mail: [email protected]

    DresdenJay Gopal dasTel: 0177 / 460 55 17e-mail: [email protected]

    HamburgPaurnamasi devi dasiTel: 04101 / 239 31e-mail: [email protected]

    NrnbergAnadi Krsna das

    Tel: 0911 / 40 63 15e-mail: [email protected]

    Kontaktadressen

    Bitte wenden Sie sich an uns, wenn Sie weitere Informationen zum ThemaVedische Kultur und Bhakti-Yoga wnschen. Zu den Lesungen undVeranstaltungen unserer Zentren sind Sie herzlich eingeladen.