Mein pferd 1114 leseprobe

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DEUTSCHLAND 3,80 € ÖSTERREICH 4,30 € SCHWEIZ 6,50 SFR BELGIEN 4,40 € LUXEMBURG 4,40 € ITALIEN 5,00 € SPANIEN 5,00 € n i e M Das Magazin für aktive Reiter 1 • Januar 2015 • www.mein-pferd.de „Du bist spitze!“ Wie Sie die natürlichen Talente Ihres Pferdes entdecken und optimal fördern Notfall im Gelände Eisen verloren – was tun? HALTUNG 14 SEITEN Wer kann mit wem? Keine Angst vor Silvester Die richtige Einstreu Gut aufgelegt Klassische Handarbeit So befreien Sie Ihr Pferd von Sattel- und Gurtzwang WARUM SIE FÜR JEDES PFERD SO WICHTIG IST Mauke & Strahlfäule RECHTZEITIG ERKENNEN UND RICHTIG BEHANDELN TEST Regenmäntel im Härte- Check

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Das Magazin für aktive Reiter

1 • Januar 2015 • www.mein-pferd.de

„Du bist spitze!“

Wie Sie die natürlichen Talente Ihres Pferdes entdecken und optimal fördern

Notfall im Gelände Eisen verloren – was tun?

Haltung14 Seiten• Wer kann mit wem?• Keine Angst vor Silvester• Die richtige Einstreu

gut aufgelegt

KlassischeHandarbeit

So befreien Sie Ihr Pferd von Sattel- und Gurtzwang

WARUM SIE FÜRJEDES PFERD SO

WICHTIG IST

Mauke & Strahlfäule Rechtzeitig eRkennen und Richtig behandeln

TEST Regenmäntel im Härte-

Check

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titelthema

12 www.mein-pferd.de 01/2015

Ausbildung

Bühne frei! in jedem Pferd schlummern versteckte talente. ausbilder Thomas

Günther erklärt, wie wir den natür-lichen Veranlagungen unseres Pferdes

auf die Spur kommen, sie optimal fördern, wie das Selbstbewusstsein

des tieres gestärkt wird und wie unsere Beziehung zu ihm davon profitiert

text: Wiebke Ramisch – Fotos: ilja van de Kasteele

TalentScout

012-019 Titelthema Talentscout.indd 12-13 26.11.14 12:17

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Ausbildung

Bühne frei! in jedem Pferd schlummern versteckte talente. ausbilder Thomas

Günther erklärt, wie wir den natür-lichen Veranlagungen unseres Pferdes

auf die Spur kommen, sie optimal fördern, wie das Selbstbewusstsein

des tieres gestärkt wird und wie unsere Beziehung zu ihm davon profitiert

text: Wiebke Ramisch – Fotos: ilja van de Kasteele

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Warum die klassische Hand­arbeit schon die alten Reitmeister beflügelte und auch heute zum Repertoire jedes guten Aus-bilders gehören sollte, erklärt der österreichische Tierarzt und Ausbilder Dr. Robert Stodulka in diesem Teil unserer SerieText und Fotos: Gabriele Metz

Pferde ohne Reitergewicht zu schulen ist keine neue Erfin-dung. Schon die alten Reit-meister gymnastizierten ihre Pferde an der Hand und mit gezielter Bodenarbeit, vor

allem, um sie in den versammelten Schu-len, den Lektionen, zu perfektionieren.

Antoine de Pluvinel de La Baume (1552–1620) kommt hierbei besondere Bedeu-tung zu. Er erfand die Pilaren, an denen – gerade in der Renaissance – Schulübungen zur Unterhaltung des Adels gezeigt wur-den. Interessant: Pluvinel begann die Aus-bildung stets mit einem Pilar, der dem Pferd als Orientierungspunkt bei der Ar-beit auf dem Zirkel oder der Volte diente. Auch die Longenarbeit erfolgte mithilfe einer an den Pilaren befestigten Longe mit zwei Helfern. François Robichon de La Guérinière (1688–1751) bevorzugte die Arbeit an zwei Pilaren, weil er feststellte, dass dies eine zuverlässigere Fixierung und eine bessere Anlehnung ermöglichte. Damit legte der Franzose den Grundstein für eine Ausbildungs–Tradition, die noch heute in den Hofreitschulen, zum Beispiel an der Spanischen Hofreitschule in Wien oder in der königlich-andalusischen Reit-schule im spanischen Jerez, praktiziert wird. Andere Ausbilder stellten die Pferde einfach verkehrt herum in ihre Stände, banden sie fest und touchierten sie mit der Gerte, um sie so systematisch bis hin zu Piaffe und Levade zu führen.

Gegenwind

Doch es gab auch Gegenwind. So wandte sich François Baucher (1796–1873) von den Methoden der Alten Meister – und damit auch von der Pilarenarbeit – ganz bewusst ab. Vermutlich geschah dies nicht zuletzt aus dem Bestreben heraus, selbst als Pio-

Klassische

REHATRAINER

Im Dialog: Erfolgreiche Handarbeit setzt eine präzise Körpersprache und Einfühlungsvermögen des Ausbilders voraus

Pferde gesund­ reiten

Serie

nier einer neuen Reitkunst aufzutreten und mit eigenen Methoden Furore zu machen. Baucher verzichtete auch auf Longenar-beit. Er setzte sich nach Mobilisations- und Biege übungen direkt aufs Pferd. James Fillis (1834–1913) stufte Pilaren sogar als schäd-lich für den Ausbildungserfolg ein, weil sie den Vorwärtsdrang des Pferdes beeinträch-tigen sollten. Fillis erreichte jedenfalls auch ohne Pilaren seine Ziele. Er trainierte Pferde an der Hand und setzte auch die Longe ein, um Lektionen bis hin zu Schulsprüngen zu erarbeiten. Die Doppellonge führte Frede-rico Mazzuchelli (1760–1830) ein. Der Ita-liener sah darin eine Möglichkeit, die Aus-bildung des Pferdes zu beschleunigen und die Verletzungsgefahr für den Reiter zu senken. Mazzuchelli setzte einen speziellen Longiergurtaufsatz ein, der dem später ent-wickelten Spanischen Reiter ähnelte, nutzte eine kappzaumähnliche Zäumung und führte die Doppellonge mit beiden Händen.

Heute werden in der Handarbeit zwei Richtungen unterschieden. Zum einen die Wiener Schule, die Grundlage der Hand-

arbeit an der Spanischen Hofreitschule zu Wien ist, und die Romanische Schule. Die Unterschiede beziehen sich auf den Ein-satz von Ausbindezügeln, Kappzaum und Springlonge sowie den Einsatz von zwei Hilfspersonen, wie es für die Wiener Schule typisch ist.

Die Wiener Schule

Bei der Wiener Schule bedarf es eines Pfer-deführers, der den mittig am Kappzaum verschnallten Führzügel hält. Dieser Pferde-führer befindet sich auf Kopf- oder Schul-terhöhe des Pferdes, geht rückwärts und hält das Pferd durch Einwirken auf den Kapp-zaum gerade. Manchmal wird zusätzlich eine Touchiergerte eingesetzt.

Dann gibt es den Peitschenführer und Ausbilder, der schräg hinter dem Pferd steht und die über den Widerrist geführte Springlonge hält. Diese führt durch den Kappzaum oder durch den Trensenring. Der Peitschenführer touchiert das Pferd und erhält so den Vorwärtsdrang und die Lebhaftigkeit der Bewegung. In der Wiener Schule werden die Pferde bei der Handar-beit ausgebunden.

Die Romanische Schule

Eine Kandare mit Unterlegtrense ist Voraussetzung für die Handarbeit nach romanischem Vorbild, die auch eine Geraderichtung und Beizäumung des Pferdes voraussetzt. Sie wird ausschließ-lich von einem Ausbilder praktiziert. Die Erhaltung der Leichtigkeit ist erklärtes Ziel, wobei Ausbindezügel oder ande-re Fixierungen hinderlich wären. Für Dr. Robert Stodulka ist die romanische Schule ein guter Weg, um – ohne Reiter-gewicht  – eine maximale Leichtigkeit zu erzielen und diese auch zu erhalten. Die Führung auf Kandare und Unterlegtrense ermöglicht gezieltes Stellen und Abbiegen des Pferdes sowie Beizäumen und Auf-richten, ohne es durch Ausbinder in einer Position zu fixieren. Dadurch ist auch eine Dehnungshaltung jederzeit uneinge-

Sanftes Touchieren verschönert die Geste beim Spanischen Schritt

BeSSeR ReiTen

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Warum die klassische Hand­arbeit schon die alten Reitmeister beflügelte und auch heute zum Repertoire jedes guten Aus-bilders gehören sollte, erklärt der österreichische Tierarzt und Ausbilder Dr. Robert Stodulka in diesem Teil unserer SerieText und Fotos: Gabriele Metz

Pferde ohne Reitergewicht zu schulen ist keine neue Erfin-dung. Schon die alten Reit-meister gymnastizierten ihre Pferde an der Hand und mit gezielter Bodenarbeit, vor

allem, um sie in den versammelten Schu-len, den Lektionen, zu perfektionieren.

Antoine de Pluvinel de La Baume (1552–1620) kommt hierbei besondere Bedeu-tung zu. Er erfand die Pilaren, an denen – gerade in der Renaissance – Schulübungen zur Unterhaltung des Adels gezeigt wur-den. Interessant: Pluvinel begann die Aus-bildung stets mit einem Pilar, der dem Pferd als Orientierungspunkt bei der Ar-beit auf dem Zirkel oder der Volte diente. Auch die Longenarbeit erfolgte mithilfe einer an den Pilaren befestigten Longe mit zwei Helfern. François Robichon de La Guérinière (1688–1751) bevorzugte die Arbeit an zwei Pilaren, weil er feststellte, dass dies eine zuverlässigere Fixierung und eine bessere Anlehnung ermöglichte. Damit legte der Franzose den Grundstein für eine Ausbildungs–Tradition, die noch heute in den Hofreitschulen, zum Beispiel an der Spanischen Hofreitschule in Wien oder in der königlich-andalusischen Reit-schule im spanischen Jerez, praktiziert wird. Andere Ausbilder stellten die Pferde einfach verkehrt herum in ihre Stände, banden sie fest und touchierten sie mit der Gerte, um sie so systematisch bis hin zu Piaffe und Levade zu führen.

Gegenwind

Doch es gab auch Gegenwind. So wandte sich François Baucher (1796–1873) von den Methoden der Alten Meister – und damit auch von der Pilarenarbeit – ganz bewusst ab. Vermutlich geschah dies nicht zuletzt aus dem Bestreben heraus, selbst als Pio-

Klassische

REHATRAINER

Im Dialog: Erfolgreiche Handarbeit setzt eine präzise Körpersprache und Einfühlungsvermögen des Ausbilders voraus

Pferde gesund­ reiten

Serie

nier einer neuen Reitkunst aufzutreten und mit eigenen Methoden Furore zu machen. Baucher verzichtete auch auf Longenar-beit. Er setzte sich nach Mobilisations- und Biege übungen direkt aufs Pferd. James Fillis (1834–1913) stufte Pilaren sogar als schäd-lich für den Ausbildungserfolg ein, weil sie den Vorwärtsdrang des Pferdes beeinträch-tigen sollten. Fillis erreichte jedenfalls auch ohne Pilaren seine Ziele. Er trainierte Pferde an der Hand und setzte auch die Longe ein, um Lektionen bis hin zu Schulsprüngen zu erarbeiten. Die Doppellonge führte Frede-rico Mazzuchelli (1760–1830) ein. Der Ita-liener sah darin eine Möglichkeit, die Aus-bildung des Pferdes zu beschleunigen und die Verletzungsgefahr für den Reiter zu senken. Mazzuchelli setzte einen speziellen Longiergurtaufsatz ein, der dem später ent-wickelten Spanischen Reiter ähnelte, nutzte eine kappzaumähnliche Zäumung und führte die Doppellonge mit beiden Händen.

Heute werden in der Handarbeit zwei Richtungen unterschieden. Zum einen die Wiener Schule, die Grundlage der Hand-

arbeit an der Spanischen Hofreitschule zu Wien ist, und die Romanische Schule. Die Unterschiede beziehen sich auf den Ein-satz von Ausbindezügeln, Kappzaum und Springlonge sowie den Einsatz von zwei Hilfspersonen, wie es für die Wiener Schule typisch ist.

Die Wiener Schule

Bei der Wiener Schule bedarf es eines Pfer-deführers, der den mittig am Kappzaum verschnallten Führzügel hält. Dieser Pferde-führer befindet sich auf Kopf- oder Schul-terhöhe des Pferdes, geht rückwärts und hält das Pferd durch Einwirken auf den Kapp-zaum gerade. Manchmal wird zusätzlich eine Touchiergerte eingesetzt.

Dann gibt es den Peitschenführer und Ausbilder, der schräg hinter dem Pferd steht und die über den Widerrist geführte Springlonge hält. Diese führt durch den Kappzaum oder durch den Trensenring. Der Peitschenführer touchiert das Pferd und erhält so den Vorwärtsdrang und die Lebhaftigkeit der Bewegung. In der Wiener Schule werden die Pferde bei der Handar-beit ausgebunden.

Die Romanische Schule

Eine Kandare mit Unterlegtrense ist Voraussetzung für die Handarbeit nach romanischem Vorbild, die auch eine Geraderichtung und Beizäumung des Pferdes voraussetzt. Sie wird ausschließ-lich von einem Ausbilder praktiziert. Die Erhaltung der Leichtigkeit ist erklärtes Ziel, wobei Ausbindezügel oder ande-re Fixierungen hinderlich wären. Für Dr. Robert Stodulka ist die romanische Schule ein guter Weg, um – ohne Reiter-gewicht  – eine maximale Leichtigkeit zu erzielen und diese auch zu erhalten. Die Führung auf Kandare und Unterlegtrense ermöglicht gezieltes Stellen und Abbiegen des Pferdes sowie Beizäumen und Auf-richten, ohne es durch Ausbinder in einer Position zu fixieren. Dadurch ist auch eine Dehnungshaltung jederzeit uneinge-

Sanftes Touchieren verschönert die Geste beim Spanischen Schritt

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pferdemenschen

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Diesmal hieß es beim Wunsch-pferd-Termin nicht nur „Rauf aufs Pferd“, sondern auch „Runter vom Pferd“ – und das in rasantem Tempo. Unsere Wunschpferd-Kandidatin Nadine Pietschmann hat sich eine Lehrstunde Trickreiten bei Peter Pfister gewünscht und vor keinem Manöver halt-gemacht Text: Jessica Holzinger

Fotos: picture alliance/Jan Haas

Nadines Gesichtsfarbe wechselt langsam von einem gesunden Rosarot zu Dunkelrot, wäh-rend sie kopfüber am Pferd hängt. Trotzdem strahlt sie dabei von einem Ohr zum

anderen und will gar nicht mehr aufhören, durch die Halle zu galoppieren und ihren Körper in die aberwitzigsten Positionen auf, am und um das Pferd zu bringen. „Das ist einfach nur cool!“, ruft sie währenddessen. Sie scheint keinerlei Berührungsängste mit den Stunts und dem Welsh-Cob-Wallach Klötzchen zu haben. Dieser galoppiert gutmütig Runde um Runde. Die einzige Schwierigkeit, die die beiden haben, liegt in der Koordination. Der Wallach hat den Drang, eng an der Bande entlangzulaufen. Dadurch muss Nadine bei dem ein oder anderen Manöver auf ihren Kopf achten. „Ich bin froh, dass ich mal voltigiert habe“, gesteht sie. Trickreiten ist nämlich ähnlich wie Voltigieren, nur schneller, und es steckt extrem viel Arbeit dahinter. Das hat auch Nadine im Laufe ihrer Trainingsstunde bei Peter Pfister gemerkt.

Wie alles begann

Die Nervosität von Nadine wächst. „Ich bin gespannt, was alles auf mich zukommen wird. Es im Fernsehen oder bei Shows zu sehen ist das eine. Aber es ist etwas voll-kommen anderes, wenn man selbst kurz davor steht, kopfüber an einem Pferd zu hängen“, sagt Nadine. Die Wunschpferd-Kandidatin ist Bereiterin und reitet täglich die unterschiedlichsten Pferde. „Aber nur Dressur und Springen. Darum wollte ich unbedingt mal etwas anderes machen und

That’s tricky!Mein wuNsch PFeRD

Das Manöver des Kosakenhangs kann in verschiedenen Varianten erfolgen

PFeRDeMenscHen

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Stuntreiten

andere Sparten kennenlernen.“ Als Peter Pfister dazu kommt, ist Nadines Nervosität durch die unkomplizierte Art des Trainers wie weggeblasen. „Wir duzen uns einfach“, schlägt er direkt am Anfang vor. Dadurch ist das Eis zwischen den beiden sofort ge-brochen. Nadine und Peter verstehen sich auf Anhieb und unterhalten sich anfangs

Kleine GeSchichtSStunDe

Die Trickreiterei hat ihren ursprung in der Kampfreiterei. Durch die verschiedenen Ma-növer wird man vom Gegner nicht gesehen, und die eigene Angriffsposition wird ver-bessert. Daraus haben sich dann die „spiele der Kosaken“ in Russland und die „Voltige“ in Frankreich entwickelt. In Deutschland hat die Trickreiterei bisher noch keine weite Verbreitung gefunden. Der Trickreitersattel ist weich gepolstert und abgerundet, hat vorne einen Pinn, daneben ein Riemchen und hinten einen Ring. Es gibt auch einen weiteren Gurt, damit der sattel nicht rutscht. Pinn und Ring sind zum Festhalten da. Besonders der Pinn ist für die Manöver wichtig, weil die hand sich komplett darum schließen können muss und man sich dort immer festhält. wenn man auf einem Pferd steht, ist das Riemchen der einzige Anhalts-punkt, den man hat. Der rechte steigbügel wird fixiert, um dem Reiter eine zusätzliche haltemöglichkeit zu geben. Bei der wahl des sattels kommt es auf die Trickreiter-schule und die persönlichen wünsche an.

Peter Pfister hat seinen sattel vor 15 Jahren anfer-tigen lassen

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Diesmal hieß es beim Wunsch-pferd-Termin nicht nur „Rauf aufs Pferd“, sondern auch „Runter vom Pferd“ – und das in rasantem Tempo. Unsere Wunschpferd-Kandidatin Nadine Pietschmann hat sich eine Lehrstunde Trickreiten bei Peter Pfister gewünscht und vor keinem Manöver halt-gemacht Text: Jessica Holzinger

Fotos: picture alliance/Jan Haas

Nadines Gesichtsfarbe wechselt langsam von einem gesunden Rosarot zu Dunkelrot, wäh-rend sie kopfüber am Pferd hängt. Trotzdem strahlt sie dabei von einem Ohr zum

anderen und will gar nicht mehr aufhören, durch die Halle zu galoppieren und ihren Körper in die aberwitzigsten Positionen auf, am und um das Pferd zu bringen. „Das ist einfach nur cool!“, ruft sie währenddessen. Sie scheint keinerlei Berührungsängste mit den Stunts und dem Welsh-Cob-Wallach Klötzchen zu haben. Dieser galoppiert gutmütig Runde um Runde. Die einzige Schwierigkeit, die die beiden haben, liegt in der Koordination. Der Wallach hat den Drang, eng an der Bande entlangzulaufen. Dadurch muss Nadine bei dem ein oder anderen Manöver auf ihren Kopf achten. „Ich bin froh, dass ich mal voltigiert habe“, gesteht sie. Trickreiten ist nämlich ähnlich wie Voltigieren, nur schneller, und es steckt extrem viel Arbeit dahinter. Das hat auch Nadine im Laufe ihrer Trainingsstunde bei Peter Pfister gemerkt.

Wie alles begann

Die Nervosität von Nadine wächst. „Ich bin gespannt, was alles auf mich zukommen wird. Es im Fernsehen oder bei Shows zu sehen ist das eine. Aber es ist etwas voll-kommen anderes, wenn man selbst kurz davor steht, kopfüber an einem Pferd zu hängen“, sagt Nadine. Die Wunschpferd-Kandidatin ist Bereiterin und reitet täglich die unterschiedlichsten Pferde. „Aber nur Dressur und Springen. Darum wollte ich unbedingt mal etwas anderes machen und

That’s tricky!Mein wuNsch PFeRD

Das Manöver des Kosakenhangs kann in verschiedenen Varianten erfolgen

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Stuntreiten

andere Sparten kennenlernen.“ Als Peter Pfister dazu kommt, ist Nadines Nervosität durch die unkomplizierte Art des Trainers wie weggeblasen. „Wir duzen uns einfach“, schlägt er direkt am Anfang vor. Dadurch ist das Eis zwischen den beiden sofort ge-brochen. Nadine und Peter verstehen sich auf Anhieb und unterhalten sich anfangs

Kleine GeSchichtSStunDe

Die Trickreiterei hat ihren ursprung in der Kampfreiterei. Durch die verschiedenen Ma-növer wird man vom Gegner nicht gesehen, und die eigene Angriffsposition wird ver-bessert. Daraus haben sich dann die „spiele der Kosaken“ in Russland und die „Voltige“ in Frankreich entwickelt. In Deutschland hat die Trickreiterei bisher noch keine weite Verbreitung gefunden. Der Trickreitersattel ist weich gepolstert und abgerundet, hat vorne einen Pinn, daneben ein Riemchen und hinten einen Ring. Es gibt auch einen weiteren Gurt, damit der sattel nicht rutscht. Pinn und Ring sind zum Festhalten da. Besonders der Pinn ist für die Manöver wichtig, weil die hand sich komplett darum schließen können muss und man sich dort immer festhält. wenn man auf einem Pferd steht, ist das Riemchen der einzige Anhalts-punkt, den man hat. Der rechte steigbügel wird fixiert, um dem Reiter eine zusätzliche haltemöglichkeit zu geben. Bei der wahl des sattels kommt es auf die Trickreiter-schule und die persönlichen wünsche an.

Peter Pfister hat seinen sattel vor 15 Jahren anfer-tigen lassen

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Abenteuer & reportAge

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Herbert Heußler ist einer der letzten seiner Art – oder vielleicht wieder der Erste? Zusammen mit seinem Schwarz-wälder Rico betreibt der 66-jährige Pfälzer Wein anbau aus-schließlich mit pferdischer und menschlicher Muskelkraft. Ein lebendes Denkmal erzählt seine Geschichte Interview: Anna Klocke | Fotos: Ilja van de Kasteele

„Im Rosswingert zu Haus“

Der Weinanbau erfordert volle

Konzentration von Pferd und Mensch

Weinanbau Mit PferDen

Arbeitstier

Serie

042-046 Pferde im Weinberg.indd 42-43 25.11.14 08:20

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Abenteuer & reportAge

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Herbert Heußler ist einer der letzten seiner Art – oder vielleicht wieder der Erste? Zusammen mit seinem Schwarz-wälder Rico betreibt der 66-jährige Pfälzer Wein anbau aus-schließlich mit pferdischer und menschlicher Muskelkraft. Ein lebendes Denkmal erzählt seine Geschichte Interview: Anna Klocke | Fotos: Ilja van de Kasteele

„Im Rosswingert zu Haus“

Der Weinanbau erfordert volle

Konzentration von Pferd und Mensch

Weinanbau Mit PferDen

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thema des monats

50 www.mein-pferd.de 01/2015

offenstall, Paddock oder Box – unabhängig von der Haltungsform sollten Freund- und Feindschaften unter den Pferden berücksichtigt werden. Rangeleien, eifersüchteleien und Grüppchenbildung kommen im Alltag trotzdem in fast jedem stall vor text: Julia schay-Beneke

Wer mitHERDENVERHALTEN

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offenstall, Paddock oder Box – unabhängig von der Haltungsform sollten Freund- und Feindschaften unter den Pferden berücksichtigt werden. Rangeleien, eifersüchteleien und Grüppchenbildung kommen im Alltag trotzdem in fast jedem stall vor text: Julia schay-Beneke

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BettgeflüsterEinstrEu

Um das Pferd artgerecht zu betten und seinen Bedürfnissen gerecht zu werden, sind die richtigen Bodensysteme gefragt. Wir verraten Ihnen, worauf sie bei der Wahl der Einstreu, besonders jetzt im Winter, achten sollten text: Jessica holzinger

atat iniamcore com-molo boreet velit in

enis et, con ullaor augiat, conum

01/2015 www.mein-pferd.de 61

Wussten

sie schon?

Dass es die

Einstreu und nicht

das Einstreu

heißt?

Die richtige Einstreu zu fin-den ist doch nicht so schwer, denken viele. Aber achten wir auch genau auf die Bedürf-nisse unserer Pferde, oder nehmen wir der Einfachheit

halber das, was der Stall anbietet? Bevor wir allerdings wahllos Einstreu verwenden, gibt es einiges zu beachten, denn Fragen wie beispielsweise „Welche Eigenschaften muss Einstreu grundsätzlich haben?“, „Bei welcher Haltung sollte welche Einstreu verwendet werden?“ oder „Bei welcher Einstreu gibt es hygienische Bedenken?“ müssen beantwortet werden. Stellen Sie sich vor, Sie würden in einen rechteckigen Raum einziehen. Wenn Sie Glück haben, finden Sie ein Fenster, einen Auslauf oder sogar eine kleine Terrasse vor. Wenn Sie Pech haben, dürfen Sie lediglich einen Blick auf die Stallgasse werfen. In diesem Raum sollen Sie mindestens die Hälfte des Tages verbringen, dort essen und schlafen, und sogar die Toilette befindet sich darin. Klingt wie ein Gefängnis, hin und wieder sogar mit Freigang? Dann wird es Zeit, dass wir mehr darauf achten, wie unsere Pferde von uns gehalten werden. Denn genau das sollte der Unterstand nicht sein – ein Gefängnis. Im Idealfall fühlen sich unsere Pferde nämlich dort wohl und stehen oder liegen gerne in ihrem „Bettchen“.

Das muss Einstreu können

Ein Bodensystem muss grundsätzlich vier wesentliche Anforderungen erfüllen: Wär-medämmung, Verformung, Rutschsicher-heit und Feuchtigkeitsbindung. Einstreu muss also Pferdemist aufnehmen und gleichzeitig als isolierendes und weiches Lager für ruhende Pferde dienen. Aber wie sieht es unter der Einstreu aus? Beton-böden strahlen Kälte aus, Holzböden neh-men Feuchtigkeit auf, und beide sind nicht wirklich rutschfest, besonders nicht im Winter oder wenn nicht genügend Einstreu vorhanden ist. „Die Rutschsicherheit kann zuverlässiger durch einen synthetischen Bodenbelag wie die Gummimatte reali-siert werden“, empfiehlt Prof. Dr. Barbara Benz von der Hochschule für Wirtschaft und Umwelt in Nürtingen-Geislingen. Eine Gummimatte wärmt das Pferd, ist weich und zusätzlich auch noch rutschsicher, sofern sie denn richtig verlegt wird. „Bei einer Gummimatte kommt es in erster Linie auf die Qualität und auf das Verlegen an“,

ergänzt Gerlinde Hoffmann, Leiterin der Abteilung Umwelt und Pferd der

Deutschen Reiterlichen Vereini-gung e.V. (FN). „Wenn eine Matte schlecht verlegt wurde, können die Ausscheidungen des Pferdes und anderer Schmutz darunter gelan-

Foto

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BettgeflüsterEinstrEu

Um das Pferd artgerecht zu betten und seinen Bedürfnissen gerecht zu werden, sind die richtigen Bodensysteme gefragt. Wir verraten Ihnen, worauf sie bei der Wahl der Einstreu, besonders jetzt im Winter, achten sollten text: Jessica holzinger

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Wussten

sie schon?

Dass es die

Einstreu und nicht

das Einstreu

heißt?

Die richtige Einstreu zu fin-den ist doch nicht so schwer, denken viele. Aber achten wir auch genau auf die Bedürf-nisse unserer Pferde, oder nehmen wir der Einfachheit

halber das, was der Stall anbietet? Bevor wir allerdings wahllos Einstreu verwenden, gibt es einiges zu beachten, denn Fragen wie beispielsweise „Welche Eigenschaften muss Einstreu grundsätzlich haben?“, „Bei welcher Haltung sollte welche Einstreu verwendet werden?“ oder „Bei welcher Einstreu gibt es hygienische Bedenken?“ müssen beantwortet werden. Stellen Sie sich vor, Sie würden in einen rechteckigen Raum einziehen. Wenn Sie Glück haben, finden Sie ein Fenster, einen Auslauf oder sogar eine kleine Terrasse vor. Wenn Sie Pech haben, dürfen Sie lediglich einen Blick auf die Stallgasse werfen. In diesem Raum sollen Sie mindestens die Hälfte des Tages verbringen, dort essen und schlafen, und sogar die Toilette befindet sich darin. Klingt wie ein Gefängnis, hin und wieder sogar mit Freigang? Dann wird es Zeit, dass wir mehr darauf achten, wie unsere Pferde von uns gehalten werden. Denn genau das sollte der Unterstand nicht sein – ein Gefängnis. Im Idealfall fühlen sich unsere Pferde nämlich dort wohl und stehen oder liegen gerne in ihrem „Bettchen“.

Das muss Einstreu können

Ein Bodensystem muss grundsätzlich vier wesentliche Anforderungen erfüllen: Wär-medämmung, Verformung, Rutschsicher-heit und Feuchtigkeitsbindung. Einstreu muss also Pferdemist aufnehmen und gleichzeitig als isolierendes und weiches Lager für ruhende Pferde dienen. Aber wie sieht es unter der Einstreu aus? Beton-böden strahlen Kälte aus, Holzböden neh-men Feuchtigkeit auf, und beide sind nicht wirklich rutschfest, besonders nicht im Winter oder wenn nicht genügend Einstreu vorhanden ist. „Die Rutschsicherheit kann zuverlässiger durch einen synthetischen Bodenbelag wie die Gummimatte reali-siert werden“, empfiehlt Prof. Dr. Barbara Benz von der Hochschule für Wirtschaft und Umwelt in Nürtingen-Geislingen. Eine Gummimatte wärmt das Pferd, ist weich und zusätzlich auch noch rutschsicher, sofern sie denn richtig verlegt wird. „Bei einer Gummimatte kommt es in erster Linie auf die Qualität und auf das Verlegen an“,

ergänzt Gerlinde Hoffmann, Leiterin der Abteilung Umwelt und Pferd der

Deutschen Reiterlichen Vereini-gung e.V. (FN). „Wenn eine Matte schlecht verlegt wurde, können die Ausscheidungen des Pferdes und anderer Schmutz darunter gelan-

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Gesundheit

Kaum eine Erkrankung beim Pferd bringt so viele Therapieansätze und Meinungen zur richtigen Behandlung hervor wie die Mauke. Diese Hauterkrankung des Pferdes, die auch als Fessel–

ekzem bezeichnet wird, kann verschiedene Ursachen haben. Häufig kommen mehrere Ursachen sowie begünstigende Faktoren zu-sammen. Mauke ist eine bakterielle Infektion der Haut. Über kleine Schäden in der Haut können Keime in den Organismus gelangen. Bakterien und Pilze benötigen ein bestimm-tes Hautmilieu, um sich festsetzen zu können. Wenn die Bedingungen für den Erreger opti-mal sind (Wärme, gute Haftungsbedingungen, Feuchtigkeit), dann kann er sich vermehren.

Doch wie entstehen Hautirritationen-und kleine Risse, durch die die Erreger in den Organismus gelangen? Ursache können Reizstoffe wie Industrierückstände im Holz, in Böden und in der Einstreu, Streusalz im

Winter oder ätherische Öle im Hallen- oder Paddockboden und sogar pieksende Stroh-halme sein. Im weiteren Verlauf der Erkran-kung wird Hautschicht um Hautschicht angegriffen und langsam geschädigt. Das geschieht durch bestimmte Enzyme, die in der Lage sind, Zellen anzugreifen und Pro-teine innerhalb und außerhalb dieser Zellen aufzulösen. Durch diesen Prozess wird die Haut weich und somit noch leichter angreif-bar. Jetzt kann sich der Erreger stärker aus-breiten und so einen Nährboden für weitere bakterielle Keime oder Hautparasiten schaf-fen. Dazu gehören unter anderem Milben. Zusätzlich können sich Hautpilze auf den vorgeschädigten Stellen ansiedeln und ver-mehren. In solch einem Fall spricht der Me-diziner von einer Mischinfektion.

Entzündungsreaktion

Bei einer bakteriellen Infektion reagiert das Immunsystem des Körpers mit einer Ent-zündungsreaktion, bei der die betroffenen Stellen stärker durchblutet werden. Das Gewebe schwillt an, und die Haut verkrus-tet, wenn Entzündungssekret austritt. Man spricht von einer feuchten Form der Mauke,

bei der sich kleine, mit Flüssigkeit gefüllte Bläschen und Knötchen bilden. Die Flüs-sigkeit wird schnell eitrig, und es entsteht Schorf, der nicht zur Heilung beiträgt, denn unter dieser Kruste vermehren sich Bakte-rien, Pilze oder Hautparasiten besonders stark. Bei einer trockenen Mauke hinge-gen entstehen Schuppen auf der Haut, die einen dicken Belag bilden. Wenn der Belag aus abgestorbener Haut abfällt, zeigen sich darunter wunde, schmerzhafte Stellen, die sich leicht infizieren können.

Wird die Mauke nicht behandelt, kann die Erkrankung chronisch verlaufen. Es besteht zusätzlich die Gefahr, dass sich Ei-terbakterien ansiedeln und sogenannte Phlegmonen entstehen, die sich über das ganze Bein ausbreiten. Bei einer tiefsitzen-den Mauke können die Bakterien sogar in-nere Hufanteile infizieren.

Auslösende Ursachen

Mauke ist also keine einfache Infektion, die sich heilen ließe, indem man einmal Salbe aufträgt. Eine gründliche Anamnese ist bei maukebefallenen Pferde wichtig. Rasse-bedingt sind unter anderem Kaltblüter,

Saubere Sache

Kampf den Bakterien Mauke und Strahlfäule sind weitverbreitete erkrankungen, die nicht auf die leichte Schulter genommen werden sollten. eine gründliche, ganzheitliche Diagnose kann den Gesundungs­prozess deutlich verkürzenText: aline müller

Gesunde Beine und Hufe sind keine Glückssache: Die Behandlung von Strahlfäule und Mauke muss gezielt und mit Unterstützung eines Veterinärs erfolgen

Foto

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AG

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Wes

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61, w

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Matschige Böden verzögern den Heilungsprozess und

können weitere Infektionen verursachen

Mauke: Der Tierarzt kann mittels Proben durch eine Hautbiopsie oder ein Hautgeschabsel die Ursache des Befalls durch Bakterien, Pilze oder Parasiten genauer feststellen. Nur so können die richtige Behandlungsmethode und Medikamen-tierung bestimmt und das Infektionsrisiko für weitere Pferde minimiert werden.STrahLFÄuLe: Wenn Sie mit einem Wattestäb-chen tief in die Strahlfurche eindringen können und dieses danach feucht-schmutzig ist, ist das ein deutliches Alarmsignal. Ebenso der üble, ver-faulte Geruch. Aber Vorsicht: Ähnlich erscheint auch Hufkrebs. Nicht selten sind auch Pilze am Fäulnisprozess beteiligt. Fragen Sie Ihren Vete-rinär, um die beste Behandlung auszumachen.

Sichere DiagnoSe

75www.mein-pferd.de01/2015

LeSer­Thema

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Page 15: Mein pferd 1114 leseprobe

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Gesundheit

Kaum eine Erkrankung beim Pferd bringt so viele Therapieansätze und Meinungen zur richtigen Behandlung hervor wie die Mauke. Diese Hauterkrankung des Pferdes, die auch als Fessel–

ekzem bezeichnet wird, kann verschiedene Ursachen haben. Häufig kommen mehrere Ursachen sowie begünstigende Faktoren zu-sammen. Mauke ist eine bakterielle Infektion der Haut. Über kleine Schäden in der Haut können Keime in den Organismus gelangen. Bakterien und Pilze benötigen ein bestimm-tes Hautmilieu, um sich festsetzen zu können. Wenn die Bedingungen für den Erreger opti-mal sind (Wärme, gute Haftungsbedingungen, Feuchtigkeit), dann kann er sich vermehren.

Doch wie entstehen Hautirritationen-und kleine Risse, durch die die Erreger in den Organismus gelangen? Ursache können Reizstoffe wie Industrierückstände im Holz, in Böden und in der Einstreu, Streusalz im

Winter oder ätherische Öle im Hallen- oder Paddockboden und sogar pieksende Stroh-halme sein. Im weiteren Verlauf der Erkran-kung wird Hautschicht um Hautschicht angegriffen und langsam geschädigt. Das geschieht durch bestimmte Enzyme, die in der Lage sind, Zellen anzugreifen und Pro-teine innerhalb und außerhalb dieser Zellen aufzulösen. Durch diesen Prozess wird die Haut weich und somit noch leichter angreif-bar. Jetzt kann sich der Erreger stärker aus-breiten und so einen Nährboden für weitere bakterielle Keime oder Hautparasiten schaf-fen. Dazu gehören unter anderem Milben. Zusätzlich können sich Hautpilze auf den vorgeschädigten Stellen ansiedeln und ver-mehren. In solch einem Fall spricht der Me-diziner von einer Mischinfektion.

Entzündungsreaktion

Bei einer bakteriellen Infektion reagiert das Immunsystem des Körpers mit einer Ent-zündungsreaktion, bei der die betroffenen Stellen stärker durchblutet werden. Das Gewebe schwillt an, und die Haut verkrus-tet, wenn Entzündungssekret austritt. Man spricht von einer feuchten Form der Mauke,

bei der sich kleine, mit Flüssigkeit gefüllte Bläschen und Knötchen bilden. Die Flüs-sigkeit wird schnell eitrig, und es entsteht Schorf, der nicht zur Heilung beiträgt, denn unter dieser Kruste vermehren sich Bakte-rien, Pilze oder Hautparasiten besonders stark. Bei einer trockenen Mauke hinge-gen entstehen Schuppen auf der Haut, die einen dicken Belag bilden. Wenn der Belag aus abgestorbener Haut abfällt, zeigen sich darunter wunde, schmerzhafte Stellen, die sich leicht infizieren können.

Wird die Mauke nicht behandelt, kann die Erkrankung chronisch verlaufen. Es besteht zusätzlich die Gefahr, dass sich Ei-terbakterien ansiedeln und sogenannte Phlegmonen entstehen, die sich über das ganze Bein ausbreiten. Bei einer tiefsitzen-den Mauke können die Bakterien sogar in-nere Hufanteile infizieren.

Auslösende Ursachen

Mauke ist also keine einfache Infektion, die sich heilen ließe, indem man einmal Salbe aufträgt. Eine gründliche Anamnese ist bei maukebefallenen Pferde wichtig. Rasse-bedingt sind unter anderem Kaltblüter,

Saubere Sache

Kampf den Bakterien Mauke und Strahlfäule sind weitverbreitete erkrankungen, die nicht auf die leichte Schulter genommen werden sollten. eine gründliche, ganzheitliche Diagnose kann den Gesundungs­prozess deutlich verkürzenText: aline müller

Gesunde Beine und Hufe sind keine Glückssache: Die Behandlung von Strahlfäule und Mauke muss gezielt und mit Unterstützung eines Veterinärs erfolgen

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Matschige Böden verzögern den Heilungsprozess und

können weitere Infektionen verursachen

Mauke: Der Tierarzt kann mittels Proben durch eine Hautbiopsie oder ein Hautgeschabsel die Ursache des Befalls durch Bakterien, Pilze oder Parasiten genauer feststellen. Nur so können die richtige Behandlungsmethode und Medikamen-tierung bestimmt und das Infektionsrisiko für weitere Pferde minimiert werden.STrahLFÄuLe: Wenn Sie mit einem Wattestäb-chen tief in die Strahlfurche eindringen können und dieses danach feucht-schmutzig ist, ist das ein deutliches Alarmsignal. Ebenso der üble, ver-faulte Geruch. Aber Vorsicht: Ähnlich erscheint auch Hufkrebs. Nicht selten sind auch Pilze am Fäulnisprozess beteiligt. Fragen Sie Ihren Vete-rinär, um die beste Behandlung auszumachen.

Sichere DiagnoSe

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