Mein pferd 12 2014 leseprobe

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DEUTSCHLAND 3,80 € ÖSTERREICH 4,30 € SCHWEIZ 6,50 SFR BELGIEN 4,40 € LUXEMBURG 4,40 € ITALIEN 5,00 € SPANIEN 5,00 € n i e M Hufschuhe: Eine echte Alternative zum Beschlag? Das Magazin für aktive Reiter 12 • Dezember 2014 • www.mein-pferd.de „Endlich kann ich loslassen!“ SCHULTERHEREIN Machen Sie sich von der Zügelhilfe unabhängig und werden Sie ein besserer Reiter 12 SEITEN STANGEN & CAVALETTI Vorbereitung am Boden Praxisübungen im Sattel Spaß beim Springen Warum diese Übung Profis & Freizeitreiter begeistert CLEVER FÜTTERN SO STÄRKEN SIE DIE ABWEHRKRÄFTE IHRES PFERDES! „VIELE BINDEN IHRE PFERDE FALSCH AN!“ SO GEHT’S RICHTIG DA BRAUT SICH WAS ZUSAMMEN Richtiges Verhalten bei Gewitter

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Page 1: Mein pferd 12 2014 leseprobe

DeutschlanD 3,80 € Österreich 4,30 € schweiz 6,50 sfr

Belgien 4,40 € luxemBurg 4,40 €

italien 5,00 € spanien 5,00 €

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Hufschuhe: Eine echte Alternative zum Beschlag?Das Magazin für aktive Reiter

12 • Dezember 2014 • www.mein-pferd.de

„Endlich kann ich loslassen!“

SCHULTERHEREIN

Machen Sie sich von der Zügelhilfe unabhängig und werden Sie ein besserer Reiter

12 Seiten Stangen & Cavaletti

Vorbereitung am BodenPraxisübungen im SattelSpaß beim Springen

Warum diese Übung Profis & Freizeitreiter begeistert

clEvER füttERn

SO STÄRKEN SIE DIE ABWEHRKRÄFTEIHRES PFERDES!

„VIELE bINdEN IHRE pfERdE faLSCH aN!“

So gEHT’S RICHTIg

Da bRaut Sich waS

ZuSaMMEnRichtiges verhalten

bei gewitter

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Page 2: Mein pferd 12 2014 leseprobe

zügelunabhängig reitenein galopp am lockeren zügel – das ist ein gefühl von Freiheit

Können Sie sich vorstellen, Auto zu fahren, ohne das Lenkrad zu benutzen? Wahrscheinlich nicht. Sie wür-den spätestens in der ersten Kurve einen Unfall bauen. Es sei denn, Sie bremsen rechtzeitig. Doch was ist, wenn Sie die Fußbremse ebenfalls nicht benutzen könnten? Totaler Kontrollverlust.

Beim Pferd sieht das ganz anders aus. Wenn Sie die Zügel weglas-sen, heißt das noch lange nicht, dass Sie Ihr Pferd nicht mehr brem-sen und lenken können. Im Gegensatz zu Autos lassen Pferde sich nicht durch technische Mittel kontrollieren. Wenn Sie schon einmal auf einem durchgehenden Pferd gesessen haben, wissen Sie, was ge-meint ist. Wenn ein Pferd wirklich rennen möchte, rennt es – egal wie stark Sie an den Zügeln ziehen. Der Grund: Pferde funktionie-ren nicht, Pferde leben. Ob Sie beim Reiten einen Unfall bauen oder nicht, hängt in erster Linie davon ab, wie gut die Beziehung zu Ihrem Pferd ist und wie sehr Sie mental in der Situation mit ihm verbunden sind. „Die Zügel sollten immer nur ein Hilfsmittel sein – nicht mehr und nicht weniger“, sagt Elena Bader, 3-Sterne Parelli Instruktorin aus dem Westerwald.

Die größte garantie für Sicherheit ist Vertrauen

Je unabhängiger Sie vom Zügel reiten können, desto mehr Sicherheit werden Sie mit Ihrem Pferd erlangen. Die mentale und emotionale Verbindung zwischen Ihnen und Ihrem Pferd wird automatisch besser werden, wenn Sie die Zügel bewusster und vor allem nur dann einset-zen, wenn es wirklich nötig ist. „Das schult außerdem Ihre Körperspra-che, Ihren Sitz, Ihre Einwirkung und Ihr Gefühl fürs Pferd“, sagt Berni Zambail, Master-Instructor von Pat Parelli und erfahrener Pferdemann.

Wie unabhängig Sie vom Zügel sind, können Sie ganz leicht testen. Lassen Sie die Zügel beim Reiten einfach mal locker auf dem Hals lie-gen und versuchen Sie, im Schritt auf dem ersten Hufschlag Ganze Bahn zu reiten. Wenn Ihr Pferd außen bleibt, ohne dass Sie in die Zügel greifen müssen, können Sie versuchen, durch die Ganze Bahn zu wechseln und eine Volte zu reiten. Wenn Ihnen das gelingt, sind Sie schon auf dem richtigen Weg. Wenn nicht, verzweifeln Sie nicht. Schließlich ist der erste Schritt zur Verbesserung immer die ehrliche Bestandsaufnahme des Ist-Zustands. Bevor Sie etwas ändern, achten Sie einmal darauf, wie oft Sie Ihre Hände beim gewohnten Reiten nutzen. Sie können jeden Impuls, den Sie am Zügel geben, zählen. Das ist zwar mühsam, lohnt sich aber.

„Endlich kann ich loslassen!“

Viele Reiter brauchen den Zügel zum Bremsen und Lenken. Dafür ist er aber nicht gedacht. Warum nicht, verraten unsere Experten. Und

erklären Übungen, mit denen Sie den Zügel getrost vergessen können Text: Anna Klocke Fotos: Ilja van de Kasteele

TITElThEmA

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zügelunabhängig reitenein galopp am lockeren zügel – das ist ein gefühl von Freiheit

Können Sie sich vorstellen, Auto zu fahren, ohne das Lenkrad zu benutzen? Wahrscheinlich nicht. Sie wür-den spätestens in der ersten Kurve einen Unfall bauen. Es sei denn, Sie bremsen rechtzeitig. Doch was ist, wenn Sie die Fußbremse ebenfalls nicht benutzen könnten? Totaler Kontrollverlust.

Beim Pferd sieht das ganz anders aus. Wenn Sie die Zügel weglas-sen, heißt das noch lange nicht, dass Sie Ihr Pferd nicht mehr brem-sen und lenken können. Im Gegensatz zu Autos lassen Pferde sich nicht durch technische Mittel kontrollieren. Wenn Sie schon einmal auf einem durchgehenden Pferd gesessen haben, wissen Sie, was ge-meint ist. Wenn ein Pferd wirklich rennen möchte, rennt es – egal wie stark Sie an den Zügeln ziehen. Der Grund: Pferde funktionie-ren nicht, Pferde leben. Ob Sie beim Reiten einen Unfall bauen oder nicht, hängt in erster Linie davon ab, wie gut die Beziehung zu Ihrem Pferd ist und wie sehr Sie mental in der Situation mit ihm verbunden sind. „Die Zügel sollten immer nur ein Hilfsmittel sein – nicht mehr und nicht weniger“, sagt Elena Bader, 3-Sterne Parelli Instruktorin aus dem Westerwald.

Die größte garantie für Sicherheit ist Vertrauen

Je unabhängiger Sie vom Zügel reiten können, desto mehr Sicherheit werden Sie mit Ihrem Pferd erlangen. Die mentale und emotionale Verbindung zwischen Ihnen und Ihrem Pferd wird automatisch besser werden, wenn Sie die Zügel bewusster und vor allem nur dann einset-zen, wenn es wirklich nötig ist. „Das schult außerdem Ihre Körperspra-che, Ihren Sitz, Ihre Einwirkung und Ihr Gefühl fürs Pferd“, sagt Berni Zambail, Master-Instructor von Pat Parelli und erfahrener Pferdemann.

Wie unabhängig Sie vom Zügel sind, können Sie ganz leicht testen. Lassen Sie die Zügel beim Reiten einfach mal locker auf dem Hals lie-gen und versuchen Sie, im Schritt auf dem ersten Hufschlag Ganze Bahn zu reiten. Wenn Ihr Pferd außen bleibt, ohne dass Sie in die Zügel greifen müssen, können Sie versuchen, durch die Ganze Bahn zu wechseln und eine Volte zu reiten. Wenn Ihnen das gelingt, sind Sie schon auf dem richtigen Weg. Wenn nicht, verzweifeln Sie nicht. Schließlich ist der erste Schritt zur Verbesserung immer die ehrliche Bestandsaufnahme des Ist-Zustands. Bevor Sie etwas ändern, achten Sie einmal darauf, wie oft Sie Ihre Hände beim gewohnten Reiten nutzen. Sie können jeden Impuls, den Sie am Zügel geben, zählen. Das ist zwar mühsam, lohnt sich aber.

„Endlich kann ich loslassen!“

Viele Reiter brauchen den Zügel zum Bremsen und Lenken. Dafür ist er aber nicht gedacht. Warum nicht, verraten unsere Experten. Und

erklären Übungen, mit denen Sie den Zügel getrost vergessen können Text: Anna Klocke Fotos: Ilja van de Kasteele

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Besser reiten

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Achtung Unfallgefahr: Viele Pferde lassen sich nur ungern anbinden, geraten in Panik und verletzen sich – teilweise mit dramatischen Folgen. So bringen Sie einem Pferd bei, gelassen am Anbindebalken zu stehen Text und Fotos: Ilja van de Kasteele

Der Anruf kam kurz vor 18 Uhr. Kerstin (alle Namen geändert) war gerade auf der „Pferd und Jagd” in Hannover. Zuerst hat-te sie wegen des Messelärms Schwierigkeiten zu verstehen,

wer anrief und worum es ging. Sie hörte nur Satzfetzen, immer wieder unterbrochen von Schluchzern. Dann wurde ihr mit einem Mal klar, mit wem sie sprach: Eva, eine langjäh-rige Reiterkollegin, die ihr vor wenigen Wo-chen stolz ihr neues Pferd vorgeführt hatte: einen vierjährigen Hannoveranerwallach, den sie selbst ausbilden wollte. Und auch der Grund des Anrufs wurde schnell klar.

Der Wallach überschlug sich

Der Wallach hatte sich verletzt und sollte vom Tierarzt un-tersucht werden. Dazu hatte Eva ihn in der Boxengas-se beidseitig angebunden. Weil die Behandlung ihn verunsicherte, scheute er, stieg hoch, rutschte mit der Hinterhand weg und über-schlug sich. Dabei brach er sich offensichtlich einen Halswirbel – mit tödlichen Folgen.

Das ist leider kein Einzelfall. Unfälle passieren bei angebundenen Pferden meist aus zwei Gründen: 1. Das Pferd hat keine Vorstellung davon, dass es Druck (hier über Halfter und Seil) nachgeben soll. 2. Die Ringe oder Balken, an denen das Pferd angebunden werden soll, sind viel zu tief angebracht. Dadurch kann das Pferd beim Zurückziehen enorme Kraft mit der Hinterhand aufbauen. Ist dann noch der Untergrund matschig, nass oder gar mit kleinen Steinen bedeckt, rutscht das Pferd zwangsläufig weg. Daher sollte ein Pferd immer hoch und kurz angebun-den werden (idealerweise ist der Ring mindestens auf Kopfhöhe). Ein Unfall mit solch dramatischen Folgen wie bei Evas

Wallach kommt zum Glück selten vor. Meist reißt das Halfter oder der Strick, bevor das Pferd wegrutscht, oder der Sturz geht mehr oder minder glimpflich aus. Dennoch können langfristig Schäden im Nackenbereich auftreten, da die Ein-wirkung des Halfters bei einem starken Ruck massiv ist. Besser man bringt sei-nem Pferd daher bei, sich gar nicht erst gegen das Halfter zu stemmen – weder angebunden noch beim Führen. Als Fluchttiere gehen Pferde von Natur aus gegen Druck an. Mit den entsprechenden Übungen kann man seinem Pferd aber beibringen, genau das Gegenteil zu tun, nämlich dem Druck nachzugeben, wo

auch immer er auftritt. Beginnen Sie aber nicht mit dem eigentlichen

Anbinden, sondern starten Sie eine Stufe tiefer: Bringen Sie Ihrem Pferd bei, den Kopf auf Ihre Aufforderung hin zu senken. Stellen Sie sich dazu seitlich neben Ihr Pferd auf Höhe der Schulter. Legen Sie

eine Hand auf den Nacken des Pferdes. Achten Sie auf Ihre

Atmung – sie sollte weiterhin ruhig und gleichmäßig sein. Entspannen Sie

und stellen Sie sich vor, wie Ihr Pferd sei-nen Kopf senkt. Schließen Sie die Augen. Sobald Sie spüren, wie Ihr Pferd seine Halsmuskeln entspannt, nehmen Sie die Hand weg und loben Sie es.

Spüren, wenn das Pferd entspannt

Beginnen Sie dann erneut. Lassen Sie sich Zeit, und erzwingen Sie nichts (üben Sie auf keinen Fall Druck aus). Je ruhiger Sie bleiben, desto schneller wird Ihr Pferd verstehen, was Sie möchten, und seinen Kopf senken, sobald Sie Ihre Hand auf seinen Nacken legen.

Damit haben Sie den ersten Baustein für das sichere Anbinden gelegt. Den zweiten

legen Sie unmittelbar in Ihrem Alltag: Denn viele Pferde, die sich nicht

„Ich bIn DIe Ruhe SelbSt!“

Das Pferd kennt das Anbinden und bleibt gelassen. Der Anbindebalken könnte höher sein

SicheR AnbinDen

Basics leicht gemacht

Serie

BeSSer reITen

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Besser reiten

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Achtung Unfallgefahr: Viele Pferde lassen sich nur ungern anbinden, geraten in Panik und verletzen sich – teilweise mit dramatischen Folgen. So bringen Sie einem Pferd bei, gelassen am Anbindebalken zu stehen Text und Fotos: Ilja van de Kasteele

Der Anruf kam kurz vor 18 Uhr. Kerstin (alle Namen geändert) war gerade auf der „Pferd und Jagd” in Hannover. Zuerst hat-te sie wegen des Messelärms Schwierigkeiten zu verstehen,

wer anrief und worum es ging. Sie hörte nur Satzfetzen, immer wieder unterbrochen von Schluchzern. Dann wurde ihr mit einem Mal klar, mit wem sie sprach: Eva, eine langjäh-rige Reiterkollegin, die ihr vor wenigen Wo-chen stolz ihr neues Pferd vorgeführt hatte: einen vierjährigen Hannoveranerwallach, den sie selbst ausbilden wollte. Und auch der Grund des Anrufs wurde schnell klar.

Der Wallach überschlug sich

Der Wallach hatte sich verletzt und sollte vom Tierarzt un-tersucht werden. Dazu hatte Eva ihn in der Boxengas-se beidseitig angebunden. Weil die Behandlung ihn verunsicherte, scheute er, stieg hoch, rutschte mit der Hinterhand weg und über-schlug sich. Dabei brach er sich offensichtlich einen Halswirbel – mit tödlichen Folgen.

Das ist leider kein Einzelfall. Unfälle passieren bei angebundenen Pferden meist aus zwei Gründen: 1. Das Pferd hat keine Vorstellung davon, dass es Druck (hier über Halfter und Seil) nachgeben soll. 2. Die Ringe oder Balken, an denen das Pferd angebunden werden soll, sind viel zu tief angebracht. Dadurch kann das Pferd beim Zurückziehen enorme Kraft mit der Hinterhand aufbauen. Ist dann noch der Untergrund matschig, nass oder gar mit kleinen Steinen bedeckt, rutscht das Pferd zwangsläufig weg. Daher sollte ein Pferd immer hoch und kurz angebun-den werden (idealerweise ist der Ring mindestens auf Kopfhöhe). Ein Unfall mit solch dramatischen Folgen wie bei Evas

Wallach kommt zum Glück selten vor. Meist reißt das Halfter oder der Strick, bevor das Pferd wegrutscht, oder der Sturz geht mehr oder minder glimpflich aus. Dennoch können langfristig Schäden im Nackenbereich auftreten, da die Ein-wirkung des Halfters bei einem starken Ruck massiv ist. Besser man bringt sei-nem Pferd daher bei, sich gar nicht erst gegen das Halfter zu stemmen – weder angebunden noch beim Führen. Als Fluchttiere gehen Pferde von Natur aus gegen Druck an. Mit den entsprechenden Übungen kann man seinem Pferd aber beibringen, genau das Gegenteil zu tun, nämlich dem Druck nachzugeben, wo

auch immer er auftritt. Beginnen Sie aber nicht mit dem eigentlichen

Anbinden, sondern starten Sie eine Stufe tiefer: Bringen Sie Ihrem Pferd bei, den Kopf auf Ihre Aufforderung hin zu senken. Stellen Sie sich dazu seitlich neben Ihr Pferd auf Höhe der Schulter. Legen Sie

eine Hand auf den Nacken des Pferdes. Achten Sie auf Ihre

Atmung – sie sollte weiterhin ruhig und gleichmäßig sein. Entspannen Sie

und stellen Sie sich vor, wie Ihr Pferd sei-nen Kopf senkt. Schließen Sie die Augen. Sobald Sie spüren, wie Ihr Pferd seine Halsmuskeln entspannt, nehmen Sie die Hand weg und loben Sie es.

Spüren, wenn das Pferd entspannt

Beginnen Sie dann erneut. Lassen Sie sich Zeit, und erzwingen Sie nichts (üben Sie auf keinen Fall Druck aus). Je ruhiger Sie bleiben, desto schneller wird Ihr Pferd verstehen, was Sie möchten, und seinen Kopf senken, sobald Sie Ihre Hand auf seinen Nacken legen.

Damit haben Sie den ersten Baustein für das sichere Anbinden gelegt. Den zweiten

legen Sie unmittelbar in Ihrem Alltag: Denn viele Pferde, die sich nicht

„Ich bIn DIe Ruhe SelbSt!“

Das Pferd kennt das Anbinden und bleibt gelassen. Der Anbindebalken könnte höher sein

SicheR AnbinDen

Basics leicht gemacht

Serie

BeSSer reITen

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pferdemenschen

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Das Saisonwochenende haben wir erwischt, als wir Bärbel Harbecke ihren Herzenswunsch erfüllen durften: Einmal auf einem top ausgebildeten Pferd die Hindernisse des Extreme Trail Park bezwingen Text: Wiebke Ramisch

Fotos: picture alliance/Frank May

Ist das geil!“, ruft Bärbel Harbecke, als Quarterstute Cat Ballou unter ihr im Sat-tel einige hohe Stufen des Hindernisses „Baumbach Peak“ heruntergeklettert ist. „Von unten sieht das gar nicht so steil aus, aber die Perspektive vom Pferderücken

ist der Hammer.“Wir sind im Extreme Trail Park im hes-

sischen Herbstein und mitten in unserer Wunschpferd-Trainingseinheit. Zwei Stun- den früher: Andrea Baumbach, die gemein-sam mit ihrem Mann Hardy den Park betreibt, lotst uns auf das Gelände. Was uns als erstes auffällt: Die Koppel, wo uns die Wunschpferde Cruzado und Cat Bal-lou schon entgegenkommen, liegt direkt am Extreme Trail Park – ohne trennenden Zaun. „Unsere Pferde vergnügen sich auch ohne uns im Park“, erklärt Andrea Baum-bach. „Wir sehen sie immer wieder an und auf den Hindernissen und finden Pferdeäp-fel an den unmöglichsten Stellen.“

Am Boden und im Sattel

Wunschpferd-Kandidatin Bärbel Harbecke und Andrea Baumbach verstehen sich von Anfang an. Die Pferde werden direkt auf der Koppel von den beiden Frauen geputzt, dabei erklärt Andrea, wie die Wunschpferd-Stunde im Extreme Trail Park aussehen wird: „Mit dem Schecken Cruzado starten wir mit der Bodenarbeit – sie ist immer der erste Teil des Trainings beim Extreme Trail. Später kannst du im Sattel von Cat Ballou die Hindernisse erkunden.“

Bärbel ist gerade mal 1,54 Meter groß und hat deswegen ihren eigenen Western-sattel mitgebracht, damit es keine Probleme bei der Steigbügellänge gibt. Gemeinsam legen sie ihn der Quarterstute auf – passt! Mit ihrem American Paint Horse zu Hause hat Bärbel schon einige Erfahrungen in Reining, Trail und Bodenarbeit. So sind viele Basis übungen wie Respektsabstand ein-

„Boah, super!“, ent-fährt es Bärbel auf der Hängebrücke

SpielplAtz

extrem viel SpaßMEin wunsch PFERD

ExtrEm trail park hErbstEinAls erster Extreme Trail Park in Europa eröffnete Familie Baumbach ihre Anlage im Mai 2011 im hessischen herbstein. Auf 18.000 Quadratmetern gibt es rund 30 hindernisse zu erkunden, und jedes Jahr wird der Park um weitere ergänzt.

Von April bis Oktober finden pro Monat zwei bis drei wochenendkurse mit je maximal acht Kursteilnehmern mit eigenem Pferd statt. Alle Infos zum Park gibt es auch auf der Internetseite www.extreme-trail.de

zum Schutz werden kombi-nierte Fessel-kopfgamaschen getragen

Von links nach rechts: Bärbel, Cat Ballou, Cruzado und Andrea

halten, Vor- und Hinterhand bewegen und zurückschicken für sie kein Neuland mehr. Als wir im Park starten, wird aber klar, dass sie und der leicht skeptische Cruzado sich erst noch aneinander herantasten müssen. Als Cruzado auf der Hängebrücke etwas zu schnell wird, ruckt Bärbel instinktiv leicht am Führseil, woraufhin sich der Schecke ihr zuwendet und die Hinterhand wegdreht. Sofort ruft Bärbel zu Andrea hinüber: „Das war jetzt mein Fehler, oder?“

Die Trainerin erklärt ihr, dass dieser leichte Zug am Seil für den fein ausgebil-

deten Spanier schon zu viel Druck war. Er kann, selbst auf Distanz, nur mit dem men-talen Bild des langsamer werdenden Pferdes und einer leichten Drehung des Oberkör-pers ausgebremst werden, mehr braucht man nicht. Bärbel probiert es noch einmal – und prompt gelingt die Kommunikation.

Manche Hindernisse sehen leichter aus, als sie sind. Der „Corner Beam“, ein schma-ler Holzsteg mit Knick in der Mitte, ist für die meisten Pferde eine größere Herausfor-derung als beispielsweise die Wippe. Andrea

erklärt: „Sie müssen sich extrem konzen-trieren, um auf der schmalen Gehfläche ihre Hufe zu sortieren und punktgenau zu setzen. Viele Einsteigerpferde müssen erst überredet werden, auf den Balance Beam zu steigen oder versuchen, seitlich auszubre-chen.“ Doch Cruzado meistert den Holzsteg vorbildlich. „Ich darf ihn aber streicheln als Lob, oder?“, fragt Bärbel. „Na klar, nur nicht am Kopf, das mag er nicht so gerne“, ant-wortet Andrea. Cruzado heimst sein wohl-verdientes Lob ein und darf, nachdem er mit Bärbel mehrere Hindernisse bezwungen hat,

die restliche Arbeit an Cat Ballou abtreten, mit der Bärbel den Park erreiten wird. Die 7-jährige Stute wird mit Bosal geritten, aber die erste Ansage ist: Zügel lang. Die Pferde brauchen Kopffreiheit, um sich den Weg über und durch die Hindernisse suchen zu können. Bärbel reitet auf Cat Ballou durch einen am Hang gelegenen Zickzack-Kurs hinunter. „Vergiss die Zügel und reite sie nur über Gewicht“, ruft Andrea zu ihr hinüber. „Auch wenn der Weg mit Steinen begrenzt ist, musst du sie leiten. Es ist uns ganz wich-tig, dass die Pferde nicht automatisiert die Hindernisse durchlaufen. Wenn du ihr nicht signalisierst, dass sie die Kurve nehmen soll, steigt Cat Ballou aus dem Hindernis raus.“ Konzentriert lenkt Bärbel die Quarterstute den Hang hinab – alles klappt.

extreme trail ist teamwork

„Das ist das Tollste: Das Pferd muss mitden-ken und mit dem Menschen zusammenar-beiten“, sagt Andrea begeistert. „Am Ende bekommt man ein tolles Komplettpaket: Die Pferde werden sinnvoll gymnastiziert, die Konzentrationsfähigkeit und das Ver-

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Das Saisonwochenende haben wir erwischt, als wir Bärbel Harbecke ihren Herzenswunsch erfüllen durften: Einmal auf einem top ausgebildeten Pferd die Hindernisse des Extreme Trail Park bezwingen Text: Wiebke Ramisch

Fotos: picture alliance/Frank May

Ist das geil!“, ruft Bärbel Harbecke, als Quarterstute Cat Ballou unter ihr im Sat-tel einige hohe Stufen des Hindernisses „Baumbach Peak“ heruntergeklettert ist. „Von unten sieht das gar nicht so steil aus, aber die Perspektive vom Pferderücken

ist der Hammer.“Wir sind im Extreme Trail Park im hes-

sischen Herbstein und mitten in unserer Wunschpferd-Trainingseinheit. Zwei Stun- den früher: Andrea Baumbach, die gemein-sam mit ihrem Mann Hardy den Park betreibt, lotst uns auf das Gelände. Was uns als erstes auffällt: Die Koppel, wo uns die Wunschpferde Cruzado und Cat Bal-lou schon entgegenkommen, liegt direkt am Extreme Trail Park – ohne trennenden Zaun. „Unsere Pferde vergnügen sich auch ohne uns im Park“, erklärt Andrea Baum-bach. „Wir sehen sie immer wieder an und auf den Hindernissen und finden Pferdeäp-fel an den unmöglichsten Stellen.“

Am Boden und im Sattel

Wunschpferd-Kandidatin Bärbel Harbecke und Andrea Baumbach verstehen sich von Anfang an. Die Pferde werden direkt auf der Koppel von den beiden Frauen geputzt, dabei erklärt Andrea, wie die Wunschpferd-Stunde im Extreme Trail Park aussehen wird: „Mit dem Schecken Cruzado starten wir mit der Bodenarbeit – sie ist immer der erste Teil des Trainings beim Extreme Trail. Später kannst du im Sattel von Cat Ballou die Hindernisse erkunden.“

Bärbel ist gerade mal 1,54 Meter groß und hat deswegen ihren eigenen Western-sattel mitgebracht, damit es keine Probleme bei der Steigbügellänge gibt. Gemeinsam legen sie ihn der Quarterstute auf – passt! Mit ihrem American Paint Horse zu Hause hat Bärbel schon einige Erfahrungen in Reining, Trail und Bodenarbeit. So sind viele Basis übungen wie Respektsabstand ein-

„Boah, super!“, ent-fährt es Bärbel auf der Hängebrücke

SpielplAtz

extrem viel SpaßMEin wunsch PFERD

ExtrEm trail park hErbstEinAls erster Extreme Trail Park in Europa eröffnete Familie Baumbach ihre Anlage im Mai 2011 im hessischen herbstein. Auf 18.000 Quadratmetern gibt es rund 30 hindernisse zu erkunden, und jedes Jahr wird der Park um weitere ergänzt.

Von April bis Oktober finden pro Monat zwei bis drei wochenendkurse mit je maximal acht Kursteilnehmern mit eigenem Pferd statt. Alle Infos zum Park gibt es auch auf der Internetseite www.extreme-trail.de

zum Schutz werden kombi-nierte Fessel-kopfgamaschen getragen

Von links nach rechts: Bärbel, Cat Ballou, Cruzado und Andrea

halten, Vor- und Hinterhand bewegen und zurückschicken für sie kein Neuland mehr. Als wir im Park starten, wird aber klar, dass sie und der leicht skeptische Cruzado sich erst noch aneinander herantasten müssen. Als Cruzado auf der Hängebrücke etwas zu schnell wird, ruckt Bärbel instinktiv leicht am Führseil, woraufhin sich der Schecke ihr zuwendet und die Hinterhand wegdreht. Sofort ruft Bärbel zu Andrea hinüber: „Das war jetzt mein Fehler, oder?“

Die Trainerin erklärt ihr, dass dieser leichte Zug am Seil für den fein ausgebil-

deten Spanier schon zu viel Druck war. Er kann, selbst auf Distanz, nur mit dem men-talen Bild des langsamer werdenden Pferdes und einer leichten Drehung des Oberkör-pers ausgebremst werden, mehr braucht man nicht. Bärbel probiert es noch einmal – und prompt gelingt die Kommunikation.

Manche Hindernisse sehen leichter aus, als sie sind. Der „Corner Beam“, ein schma-ler Holzsteg mit Knick in der Mitte, ist für die meisten Pferde eine größere Herausfor-derung als beispielsweise die Wippe. Andrea

erklärt: „Sie müssen sich extrem konzen-trieren, um auf der schmalen Gehfläche ihre Hufe zu sortieren und punktgenau zu setzen. Viele Einsteigerpferde müssen erst überredet werden, auf den Balance Beam zu steigen oder versuchen, seitlich auszubre-chen.“ Doch Cruzado meistert den Holzsteg vorbildlich. „Ich darf ihn aber streicheln als Lob, oder?“, fragt Bärbel. „Na klar, nur nicht am Kopf, das mag er nicht so gerne“, ant-wortet Andrea. Cruzado heimst sein wohl-verdientes Lob ein und darf, nachdem er mit Bärbel mehrere Hindernisse bezwungen hat,

die restliche Arbeit an Cat Ballou abtreten, mit der Bärbel den Park erreiten wird. Die 7-jährige Stute wird mit Bosal geritten, aber die erste Ansage ist: Zügel lang. Die Pferde brauchen Kopffreiheit, um sich den Weg über und durch die Hindernisse suchen zu können. Bärbel reitet auf Cat Ballou durch einen am Hang gelegenen Zickzack-Kurs hinunter. „Vergiss die Zügel und reite sie nur über Gewicht“, ruft Andrea zu ihr hinüber. „Auch wenn der Weg mit Steinen begrenzt ist, musst du sie leiten. Es ist uns ganz wich-tig, dass die Pferde nicht automatisiert die Hindernisse durchlaufen. Wenn du ihr nicht signalisierst, dass sie die Kurve nehmen soll, steigt Cat Ballou aus dem Hindernis raus.“ Konzentriert lenkt Bärbel die Quarterstute den Hang hinab – alles klappt.

extreme trail ist teamwork

„Das ist das Tollste: Das Pferd muss mitden-ken und mit dem Menschen zusammenar-beiten“, sagt Andrea begeistert. „Am Ende bekommt man ein tolles Komplettpaket: Die Pferde werden sinnvoll gymnastiziert, die Konzentrationsfähigkeit und das Ver-

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Stolz und wunderschön: Pferde in der Freiheitsdressur verzaubern alle Reiter. Der Italiener Bartolo Messina ist Profi auf diesem Gebiet – und verstärkt in der kommenden Saison zum ersten Mal die Pferdeshow Apassionata Text: Wiebke Ramisch | Fotos: Karen Massine/Apassionata

„Nur mit PferdenFreiheitsdressur

AbenTeueR & RePoRTAGe

Sand fliegt durch die Luft, als Pferde jeder Größe und Rasse durch ein kleines Kiefernwäld-chen galoppieren. Sie entfernen sich voneinander, kommen wieder zusammen, traben um

Baumstämme herum und verschnaufen regungslos nebeneinander. Sie bewegen sich wie Wildpferde: frei, schön und scheinbar ungebändigt. Doch es gibt einen Dirigenten im Hintergrund, auf den immer ein Ohr der Pferde gerichtet ist: Bartolo Messina ist mit seinen Tieren im Wäldchen unterwegs, auf seine kaum sicht- oder hörbaren Signale werden sie schneller oder langsamer, bleiben dicht bei ihm oder werden weggeschickt.

„Vor fünf Jahren besuchte ich einen Kurs bei Jean-François Pignon und probierte hin-terher die Freiheitsdressur mit meinen eige-

nen Pferden aus“, erzählt Bartolo Messina. Ein Schlüsselerlebnis, das alles änderte: „Ich war perplex, wie gut und begeistert meine Pferde auf den neuen Trainingsansatz re-agierten. Eine völlig neue Welt tat sich für mich auf.“ Dabei hat der Italiener schon lange Pferdeerfahrung, um genauer zu sein: lebens-lange. Er wurde auf der Insel Ischia geboren und wuchs im väterlichen Reitbetrieb auf.

Leben mit und für Pferde

„Pferde sind alles für mich, ich arbeite 365 Tage im Jahr mit ihnen. Ich brauche keinen Urlaub, denn ich empfinde das Leben mit diesen Tieren als große Bereicherung. Nur wenn ich mit ihnen zusammen bin, geht es mir wirklich gut.“ Der 37-jährige Ausbilder ist ein Multitalent. Er reitet Lektionen der Hohen Schule genauso, wie er beim Trick-reiten ordentlich Staub aufwirbeln kann. „In den letzten Jahren habe ich mich trotzdem viel mit Freiheitsdressur beschäftigt, weil es eine Herausforderung und ein unglaub-lich tolles Gefühl ist, Pferde mit kleinsten Zeichen zu dirigieren.“

Auch in Deutschland wird er bald zu sehen sein, denn er verstärkt in der kommenden Saison das Team der Pferdeshow Apassionata. Sieben seiner Pferde werden mit ihm gemein-sam durch Europa touren, um die Zuschau-er mit ihrer Freiheitsdressur zu verzaubern. „ Jedes Pferd ist unterschiedlich, und es liegt an uns, ihre Talente zu erkennen. Bei mir ist das Training eines neuen Pferdes zu Beginn kein richtiges Training, es ist nur Beobach-tung. Ich lasse es auf der Koppel laufen und schaue, wie es sich verhält: Ist es aufgeregt oder ruhig? Erkundet es neugierig seine Um-gebung, oder möchte es nur fressen? Später lasse ich es mit einem meiner Pferde zusam-men laufen und kann an der Interaktion zwi-schen ihnen schon erkennen, für welche Dis-ziplinen sich das neue Pferd eignen würde.“

Bartolo Messina arbeitet mit vielen ver-schiedenen Pferderassen. Mit dabei sind zwei Andalusier sowie ein Araber, ein Lusitano, ein Welsh und ein Friese, der kleine Falabella Charlie. Man sieht der bunten Truppe an: Sie sind gut einge spielt, aber es ist ein bisschen wie im Kindergarten. Da gibt es gute Freunde und Spielgefährten, andere arrangieren sich miteinander, weil „Papa“ das eben so will. „Wie der Mensch ist jedes Pferd unterschied-lich und einzigartig“, sagt der Trainer. „Das macht die Arbeit mit ihnen so spannend, sie überraschen mich immer noch sehr oft.“ Es gibt ein Pferd, das Bartolo Messina in beson-derer Weise berührt. „Sol ist mein grauer Ara-ber, den ich bekommen habe, als er sechs

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Videos zur neuen

Show finden Sie auf

unserer Home-

page

geht es mir gut“

„du bist einer von uns“ – Bartolo Messina inmitten seiner Pferde

„Jedes Pferd ist unterschiedlich, und es liegt an uns, ihre talente zu erkennen.“

die Pferde brauchen keine

halfter – sie bleiben freiwillig

in der Nähe

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Stolz und wunderschön: Pferde in der Freiheitsdressur verzaubern alle Reiter. Der Italiener Bartolo Messina ist Profi auf diesem Gebiet – und verstärkt in der kommenden Saison zum ersten Mal die Pferdeshow Apassionata Text: Wiebke Ramisch | Fotos: Karen Massine/Apassionata

„Nur mit PferdenFreiheitsdressur

AbenTeueR & RePoRTAGe

Sand fliegt durch die Luft, als Pferde jeder Größe und Rasse durch ein kleines Kiefernwäld-chen galoppieren. Sie entfernen sich voneinander, kommen wieder zusammen, traben um

Baumstämme herum und verschnaufen regungslos nebeneinander. Sie bewegen sich wie Wildpferde: frei, schön und scheinbar ungebändigt. Doch es gibt einen Dirigenten im Hintergrund, auf den immer ein Ohr der Pferde gerichtet ist: Bartolo Messina ist mit seinen Tieren im Wäldchen unterwegs, auf seine kaum sicht- oder hörbaren Signale werden sie schneller oder langsamer, bleiben dicht bei ihm oder werden weggeschickt.

„Vor fünf Jahren besuchte ich einen Kurs bei Jean-François Pignon und probierte hin-terher die Freiheitsdressur mit meinen eige-

nen Pferden aus“, erzählt Bartolo Messina. Ein Schlüsselerlebnis, das alles änderte: „Ich war perplex, wie gut und begeistert meine Pferde auf den neuen Trainingsansatz re-agierten. Eine völlig neue Welt tat sich für mich auf.“ Dabei hat der Italiener schon lange Pferdeerfahrung, um genauer zu sein: lebens-lange. Er wurde auf der Insel Ischia geboren und wuchs im väterlichen Reitbetrieb auf.

Leben mit und für Pferde

„Pferde sind alles für mich, ich arbeite 365 Tage im Jahr mit ihnen. Ich brauche keinen Urlaub, denn ich empfinde das Leben mit diesen Tieren als große Bereicherung. Nur wenn ich mit ihnen zusammen bin, geht es mir wirklich gut.“ Der 37-jährige Ausbilder ist ein Multitalent. Er reitet Lektionen der Hohen Schule genauso, wie er beim Trick-reiten ordentlich Staub aufwirbeln kann. „In den letzten Jahren habe ich mich trotzdem viel mit Freiheitsdressur beschäftigt, weil es eine Herausforderung und ein unglaub-lich tolles Gefühl ist, Pferde mit kleinsten Zeichen zu dirigieren.“

Auch in Deutschland wird er bald zu sehen sein, denn er verstärkt in der kommenden Saison das Team der Pferdeshow Apassionata. Sieben seiner Pferde werden mit ihm gemein-sam durch Europa touren, um die Zuschau-er mit ihrer Freiheitsdressur zu verzaubern. „ Jedes Pferd ist unterschiedlich, und es liegt an uns, ihre Talente zu erkennen. Bei mir ist das Training eines neuen Pferdes zu Beginn kein richtiges Training, es ist nur Beobach-tung. Ich lasse es auf der Koppel laufen und schaue, wie es sich verhält: Ist es aufgeregt oder ruhig? Erkundet es neugierig seine Um-gebung, oder möchte es nur fressen? Später lasse ich es mit einem meiner Pferde zusam-men laufen und kann an der Interaktion zwi-schen ihnen schon erkennen, für welche Dis-ziplinen sich das neue Pferd eignen würde.“

Bartolo Messina arbeitet mit vielen ver-schiedenen Pferderassen. Mit dabei sind zwei Andalusier sowie ein Araber, ein Lusitano, ein Welsh und ein Friese, der kleine Falabella Charlie. Man sieht der bunten Truppe an: Sie sind gut einge spielt, aber es ist ein bisschen wie im Kindergarten. Da gibt es gute Freunde und Spielgefährten, andere arrangieren sich miteinander, weil „Papa“ das eben so will. „Wie der Mensch ist jedes Pferd unterschied-lich und einzigartig“, sagt der Trainer. „Das macht die Arbeit mit ihnen so spannend, sie überraschen mich immer noch sehr oft.“ Es gibt ein Pferd, das Bartolo Messina in beson-derer Weise berührt. „Sol ist mein grauer Ara-ber, den ich bekommen habe, als er sechs

www.mein-pferd.de

Videos zur neuen

Show finden Sie auf

unserer Home-

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geht es mir gut“

„du bist einer von uns“ – Bartolo Messina inmitten seiner Pferde

„Jedes Pferd ist unterschiedlich, und es liegt an uns, ihre talente zu erkennen.“

die Pferde brauchen keine

halfter – sie bleiben freiwillig

in der Nähe

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1.400 Kilometer war der Wanderreiter und pensionierte Realschullehrer Martin Stellberger mit seinem Pferd entlang der ehemaligen innerdeutschen Grenze unterwegs – vom Dreiländereck in Bayern bis Priwall an der Ostsee. Seine Erlebnisse gingen über einen klassischen Wanderritt weit hinaus: Die Eindrücke und Begegnungen haben ihn sehr berührt, wie er im persönlichen Interview mit Mein Pferd erzähltInterview: Julia Schay-Beneke | Fotos: Martin Stellberger/privat

25 jahre Mauerfall

Mein Pferd: Wie sind Sie auf die Idee zu diesem unge-wöhnlichen Wanderritt gekommen? Martin Stellberger: Die Teilung Deutschlands war in meiner

Familie immer ein Thema. Abgefunden haben wir uns nie damit. 1981 war ich mit zwei Freunden in Dresden, eine Reise mit vie-

len Eindrücken vom Arbeiter- und Bauernstaat mit all seinen offensichtlichen und verdeckten Lügen. Meine Bundeswehr-zeit spielte eine weitere Rolle; während meiner Offiziersausbil-dung war der Kalte Krieg ja noch aktuell. Wir haben damals nicht damit gerechnet, dass wir jemals den Fall der Mauer erleben würden. Weil ich außerdem seit jeher leidenschaftlicher

Wanderreiter bin, habe ich mich zu Zeiten der Wende bei mei-nen Fahrten nach Dresden und Pirna auch mit den Augen des

Reiters umgesehen. Dazu kam mein Interesse an den Menschen, die im grenznahen Sperrgebiet lebten und noch leben. Da habe ich mir gesagt: Diese Grenze will ich abreiten!Das ist jetzt 25 Jahre her. Warum hat es so lange ge-dauert, bis sie tatsächlich losgeritten sind? Familiäre, berufliche und andere Engagements haben mich zunächst gefordert. Ursprünglich dachte ich nicht in einer so langen Zeitspan-ne, aber das Leben und der Alltag lassen Pläne manchmal „reifen“. Als es aber endgültig entschieden war, gab es kein Halten mehr!Sie haben schon als Kind Erfahrungen mit der inner-deutschen Grenze gemacht …Als Kind bin ich mehrfach mit meiner Mutter zu den Großeltern nach Halle a. d. Saale gereist. Der Grenzübertritt, die Kontrollen, die russischen Soldaten und die Grenzpolizei sind mir bis heute noch ganz bewusst. Ich habe die mit kindlicher Angst belegten Szenen nicht vergessen. Es kommt hinzu, dass meine Eltern immer wieder Rentnerbesuch aus der DDR hatten. Meine Großeltern siedelten 1958 hochbetagt in den Westen um. Die Erzählungen und Gespräche über die „Zone“, wie man zu Hause sagte, haben mich immer interessiert.Wann haben Sie mit dem Wanderreiten angefangen?Ich habe 1976 – zu Studentenzeiten – mit dem Reiten begonnen, seither bin ich Wanderreiter. Von 1983 bis 1993 bin ich auch Military geritten. Wie haben Sie sich und Ihr Pferd auf diesen langen Wanderritt vorbereitet und trainiert?Wer sein Pferd regelmäßig reitet und mit ihm auf Wanderritte geht, muss meiner Meinung nach nicht unbedingt ein dickes Konditi-onsprogramm abspulen. Mein Pferd ist insgesamt gut konditioniert

und ein erfahrenes Wanderreitpferd. Flamenco hat sich unglaublich rasch an dieses längere Unterwegssein gewöhnt, zumal ich immer darauf geachtet habe, die Tagesstrecken überschaubar zu halten.Wie haben Sie Ihre Reise zu Pferd vorbereitet? Wie haben Sie die Route und eventuelle Unterbringungs-möglichkeiten festgelegt?Zur Vorbereitung beschaffte ich mir zunächst Karten über das Grenz-gebiet. Dann entschied ich, vom Dreiländereck Bayern-Sachsen-Tschechien aus zu starten. Den Versuch, vorab Übernachtungsplätze oder Reiterhöfe zu finden, habe ich bald aufgegeben; es gab sie in der nötigen Dichte unmittelbar in Grenznähe ohnehin nicht. Ich fuhr

„Schon zu Zeiten der Wende wusste ich: Diese Grenze will

ich eines Tages abreiten!“

Martin Stellberger und flamenco am

Grenzmuseum hötensleben

am Ziel: ankunft in Priwall an

der Ostsee

DerGRENZreITer

DRAUSSEN UNTERWEGS

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1.400 Kilometer war der Wanderreiter und pensionierte Realschullehrer Martin Stellberger mit seinem Pferd entlang der ehemaligen innerdeutschen Grenze unterwegs – vom Dreiländereck in Bayern bis Priwall an der Ostsee. Seine Erlebnisse gingen über einen klassischen Wanderritt weit hinaus: Die Eindrücke und Begegnungen haben ihn sehr berührt, wie er im persönlichen Interview mit Mein Pferd erzähltInterview: Julia Schay-Beneke | Fotos: Martin Stellberger/privat

25 jahre Mauerfall

Mein Pferd: Wie sind Sie auf die Idee zu diesem unge-wöhnlichen Wanderritt gekommen? Martin Stellberger: Die Teilung Deutschlands war in meiner

Familie immer ein Thema. Abgefunden haben wir uns nie damit. 1981 war ich mit zwei Freunden in Dresden, eine Reise mit vie-

len Eindrücken vom Arbeiter- und Bauernstaat mit all seinen offensichtlichen und verdeckten Lügen. Meine Bundeswehr-zeit spielte eine weitere Rolle; während meiner Offiziersausbil-dung war der Kalte Krieg ja noch aktuell. Wir haben damals nicht damit gerechnet, dass wir jemals den Fall der Mauer erleben würden. Weil ich außerdem seit jeher leidenschaftlicher

Wanderreiter bin, habe ich mich zu Zeiten der Wende bei mei-nen Fahrten nach Dresden und Pirna auch mit den Augen des

Reiters umgesehen. Dazu kam mein Interesse an den Menschen, die im grenznahen Sperrgebiet lebten und noch leben. Da habe ich mir gesagt: Diese Grenze will ich abreiten!Das ist jetzt 25 Jahre her. Warum hat es so lange ge-dauert, bis sie tatsächlich losgeritten sind? Familiäre, berufliche und andere Engagements haben mich zunächst gefordert. Ursprünglich dachte ich nicht in einer so langen Zeitspan-ne, aber das Leben und der Alltag lassen Pläne manchmal „reifen“. Als es aber endgültig entschieden war, gab es kein Halten mehr!Sie haben schon als Kind Erfahrungen mit der inner-deutschen Grenze gemacht …Als Kind bin ich mehrfach mit meiner Mutter zu den Großeltern nach Halle a. d. Saale gereist. Der Grenzübertritt, die Kontrollen, die russischen Soldaten und die Grenzpolizei sind mir bis heute noch ganz bewusst. Ich habe die mit kindlicher Angst belegten Szenen nicht vergessen. Es kommt hinzu, dass meine Eltern immer wieder Rentnerbesuch aus der DDR hatten. Meine Großeltern siedelten 1958 hochbetagt in den Westen um. Die Erzählungen und Gespräche über die „Zone“, wie man zu Hause sagte, haben mich immer interessiert.Wann haben Sie mit dem Wanderreiten angefangen?Ich habe 1976 – zu Studentenzeiten – mit dem Reiten begonnen, seither bin ich Wanderreiter. Von 1983 bis 1993 bin ich auch Military geritten. Wie haben Sie sich und Ihr Pferd auf diesen langen Wanderritt vorbereitet und trainiert?Wer sein Pferd regelmäßig reitet und mit ihm auf Wanderritte geht, muss meiner Meinung nach nicht unbedingt ein dickes Konditi-onsprogramm abspulen. Mein Pferd ist insgesamt gut konditioniert

und ein erfahrenes Wanderreitpferd. Flamenco hat sich unglaublich rasch an dieses längere Unterwegssein gewöhnt, zumal ich immer darauf geachtet habe, die Tagesstrecken überschaubar zu halten.Wie haben Sie Ihre Reise zu Pferd vorbereitet? Wie haben Sie die Route und eventuelle Unterbringungs-möglichkeiten festgelegt?Zur Vorbereitung beschaffte ich mir zunächst Karten über das Grenz-gebiet. Dann entschied ich, vom Dreiländereck Bayern-Sachsen-Tschechien aus zu starten. Den Versuch, vorab Übernachtungsplätze oder Reiterhöfe zu finden, habe ich bald aufgegeben; es gab sie in der nötigen Dichte unmittelbar in Grenznähe ohnehin nicht. Ich fuhr

„Schon zu Zeiten der Wende wusste ich: Diese Grenze will

ich eines Tages abreiten!“

Martin Stellberger und flamenco am

Grenzmuseum hötensleben

am Ziel: ankunft in Priwall an

der Ostsee

DerGRENZreITer

DRAUSSEN UNTERWEGS

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thema des monats

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Oft ist ein Sturz das Ausschluss-kriterium für weitere Springver-suche. „Das muss nicht sein“, sagt Ausbilder Falk Westerich und zeigt, wie erste Hindernisse perfekt gelingenText: Inga Dora Meyer

Fotos: picture alliance/ Daniel Maurer

Springspaß für zwei

Ein erfahrener Trai-ner nimmt Reitern die Unsicherheit beim Springen

HindERniSSE übERwindEn

TheMA DeS MOnATS

Kaum hat man den Stall be­treten, grummelt der Ma­gen. Während man das Pferd sattelt und trenst, geht das Grummeln nach und nach in ein mulmiges Gefühl über.

Beim Anlegen der Gamaschen wird es noch stärker. Auf dem Weg zum Reitplatz fangen plötzlich die Beine an, wackelig zu werden. Beim Anblick der bunten Hinder­nisse geht der Mut vollkommen flöten. So ergeht es vielen Reitern, die schlechte Er­fahrungen beim Springen gemacht haben oder nach einem Sturz ängstlich geworden sind. Einige Reiter beschließen dann so­gar, nie wieder im Leben mit einem Pferd über ein Hindernis zu reiten.

„Das ist sehr schade. Klar ist die Ge­fahr des Herunterfallen beim Springen größer als beim Dressurreiten, aber oft ist der Reitlehrer schuld an dieser Misere. Er muss dem Reiter eine Aufgabe so stellen, dass er sie auch lösen kann. Eine gewisse

Unsicherheit beim ersten Überwinden von Hindernissen ist dabei vollkommen normal. Diese darf aber nicht in Angst umschlagen. Das muss ein guter Reitleh­rer, der beim Springen immer dabei sein sollte, einschätzen können“, so Falk Wes­terich, Vielseitigkeitsreiter und Ausbilder auf dem Deschenhof in Ruppertsho­fen, Baden­Württemberg. Für die ersten Spring erfahrungen ist es daher hilfreich, wenn Sie auf einem erfahrenen Spring­pferd sitzen, das nicht scheut, sondern Ihnen viel Vertrauen vermittelt.

Springen hat viele Vorteile

„Wer in dieser Art und Weise lernt, wird auch Gefallen an Hindernissen und da­mit Spaß am Springen finden“, ist sich der Experte sicher. Es muss ja nicht gleich ein M­Parcours sein. Bereits kleine Gymnas­tiksprünge bringen vielen Vorteile, die man nicht ungenutzt lassen sollte: Sprin­

FAlk WestericHAufgewachsen in einer Züch­terfamilie, ritt Falk Westerich bereits als Jugendlicher erfolg­reich im Vielseitigkeitssport. Heute bietet der Trainer Reit­unterricht sowie Lehrgänge an und stellt gemeinsam mit seiner Schwester Kim Ausbil­dungs­ und Verkaufspferde auf nationalen und internationalen Turnieren vor. www.westerich-horse-sport.de

UnSeR eXPeRTe

www.mein-pferd.deGrafiken zu den beschriebenen Auf­bauten finden Sie im Internet

gen schafft Selbstvertrauen, verbessert das Gleichgewicht, die Balance und damit die Sattelfestigkeit des Reiters. Das Pferd wird lockerer, bekommt mehr Muskeln und hat eine schöne Abwechslung im Winter, wo das Ausreiten aufgrund des Wetters ja lei­der nur eingeschränkt möglich ist.

Voraussetzung für einen gelungenen Einstieg ist, dass der Reiter fit und gesund ist, sein Pferd in allen drei Grundgangarten sicher an den Hilfen hat. „Eine gewisse

Grundrittigkeit ist wünschenswert“, sagt der Ausbilder. Zudem sollte der Vierbeiner Spaß am Springen haben und nicht dazu ge­zwungen werden. Für den Reiter empfiehlt sich eine gefestigte Grundbalance auf dem Pferderücken. „Im Idealfall hat er Übungen im leichten Sitz absolviert und weiß, dass das Gesäß entlastend, aber nah am Sattel, das Knie tief platziert und der Unterschen­kel ruhig am Gurt liegen soll. Er kennt den sicheren Bügeltritt mit elastischem Fußge­lenk. Alles zusammen ergibt das Fun­dament für das Reiten im leichten Sitz (Anm. d. Red.: siehe Richtli­nien Band I)“, so Westerich.

Als Vorbereitung zum Sprin­gen bietet sich die Stangenarbeit im Schritt, Trab und Galopp an. Die Abstände der Stangen liegen im Schritt bei circa 80 bis 90 Zen­timetern, im Trab bei circa 1,20 bis 1,40 Metern und im Galopp bei circa 3 bis 3,50 Metern. Im Hinblick auf das Sprin­gen sollten Sie die Bügel bereits bei dieser Arbeit etwa zwei bis drei Löcher kürzer schnallen als gewöhnlich – auch wenn das kürzere Bügelmaß eventuell etwas unge­wohnt ist. Der Grund ist schnell erklärt: „Je länger der Bügel ist, desto instabiler wird das Fundament Knie­Unterschen­kel­Absatz, welches Sie beim Springen für einen sicheren Sitz benötigen“, weiß der Trainer. Er rät: „Wagen Sie sich aus Ihrer Komfortzone heraus und lassen Sie die

Entwicklung eines neuen Bewegungsge­fühls zu. Sie werden sehen, dass das Reiten mit den verkürzten Bügeln bereits nach wenigen Stunden zur Routine wird.“

Wenn die Arbeit über Stangen für Sie und Ihr Pferd normal geworden ist, Sie die Stangen also in aller Ruhe auf sich zukommen lassen können und Sie kaum noch Unsicherheit davor oder danach verspüren, ist schon an ein erstes kleines Cavaletti oder Kreuz zu denken. Weste­rich tendiert jedoch eher zu Letzterem: „Ich bin kein Freund von Cavalettis, da sie rechts und links keinen Fang als Begren­zung haben. Bei einem Kreuz hingegen sind Reiter und Pferd bestrebt, den tiefs­ten Punkt anzupeilen. Dieser minimale Tunnel effekt gibt einen direkteren Weg vor als ein gerades Cavaletti. Die Chan­cen, dass das Pferd oder der Reiter einen Fehler macht, sind hier geringer.“

Eine weitere Hilfe sind Bodenstangen. Legen Sie vor das erste Kreuz eine Vor­

legestange (etwa 1,80 bis 2,20 Meter entfernt) und eine Absprungstan­

ge (etwa 30 bis 40 Zentimeter entfernt). Die Kombination aus diesen beiden Stangen gibt einen genau fixierten Bereich vor, der den idea­len Absprungpunkt markiert

(sie he Kasten Seite 65). Dieses Vorgehen hat mehrere Vorzüge:

Dem vorgegebenen Rhythmus und Ab­sprungbereich folgt ein immer gleicher Sprungablauf. Das Pferd drückt weder zu weit ab, noch kommt es zu dicht an das Hindernis heran, was den Springanfänger aus der Balance bringen und einen Sturz auslösen könnte. „Das Auge ist am An­fang noch nicht geschult, die passende Di­stanz zu finden. Es sieht die drei, vier oder fünf Galoppsprünge vor dem Hindernis nicht, so dass man als Reiter mit seiner Einschätzung (Galoppsprünge verlängern oder verkürzen?) falsch liegen kann. Die Anreitephase ist die schwierigste Phase,

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MP1214_62-65_Springen-gp/de.indd 62-63 24.10.14 09:03

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thema des monats

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Oft ist ein Sturz das Ausschluss-kriterium für weitere Springver-suche. „Das muss nicht sein“, sagt Ausbilder Falk Westerich und zeigt, wie erste Hindernisse perfekt gelingenText: Inga Dora Meyer

Fotos: picture alliance/ Daniel Maurer

Springspaß für zwei

Ein erfahrener Trai-ner nimmt Reitern die Unsicherheit beim Springen

HindERniSSE übERwindEn

TheMA DeS MOnATS

Kaum hat man den Stall be­treten, grummelt der Ma­gen. Während man das Pferd sattelt und trenst, geht das Grummeln nach und nach in ein mulmiges Gefühl über.

Beim Anlegen der Gamaschen wird es noch stärker. Auf dem Weg zum Reitplatz fangen plötzlich die Beine an, wackelig zu werden. Beim Anblick der bunten Hinder­nisse geht der Mut vollkommen flöten. So ergeht es vielen Reitern, die schlechte Er­fahrungen beim Springen gemacht haben oder nach einem Sturz ängstlich geworden sind. Einige Reiter beschließen dann so­gar, nie wieder im Leben mit einem Pferd über ein Hindernis zu reiten.

„Das ist sehr schade. Klar ist die Ge­fahr des Herunterfallen beim Springen größer als beim Dressurreiten, aber oft ist der Reitlehrer schuld an dieser Misere. Er muss dem Reiter eine Aufgabe so stellen, dass er sie auch lösen kann. Eine gewisse

Unsicherheit beim ersten Überwinden von Hindernissen ist dabei vollkommen normal. Diese darf aber nicht in Angst umschlagen. Das muss ein guter Reitleh­rer, der beim Springen immer dabei sein sollte, einschätzen können“, so Falk Wes­terich, Vielseitigkeitsreiter und Ausbilder auf dem Deschenhof in Ruppertsho­fen, Baden­Württemberg. Für die ersten Spring erfahrungen ist es daher hilfreich, wenn Sie auf einem erfahrenen Spring­pferd sitzen, das nicht scheut, sondern Ihnen viel Vertrauen vermittelt.

Springen hat viele Vorteile

„Wer in dieser Art und Weise lernt, wird auch Gefallen an Hindernissen und da­mit Spaß am Springen finden“, ist sich der Experte sicher. Es muss ja nicht gleich ein M­Parcours sein. Bereits kleine Gymnas­tiksprünge bringen vielen Vorteile, die man nicht ungenutzt lassen sollte: Sprin­

FAlk WestericHAufgewachsen in einer Züch­terfamilie, ritt Falk Westerich bereits als Jugendlicher erfolg­reich im Vielseitigkeitssport. Heute bietet der Trainer Reit­unterricht sowie Lehrgänge an und stellt gemeinsam mit seiner Schwester Kim Ausbil­dungs­ und Verkaufspferde auf nationalen und internationalen Turnieren vor. www.westerich-horse-sport.de

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www.mein-pferd.deGrafiken zu den beschriebenen Auf­bauten finden Sie im Internet

gen schafft Selbstvertrauen, verbessert das Gleichgewicht, die Balance und damit die Sattelfestigkeit des Reiters. Das Pferd wird lockerer, bekommt mehr Muskeln und hat eine schöne Abwechslung im Winter, wo das Ausreiten aufgrund des Wetters ja lei­der nur eingeschränkt möglich ist.

Voraussetzung für einen gelungenen Einstieg ist, dass der Reiter fit und gesund ist, sein Pferd in allen drei Grundgangarten sicher an den Hilfen hat. „Eine gewisse

Grundrittigkeit ist wünschenswert“, sagt der Ausbilder. Zudem sollte der Vierbeiner Spaß am Springen haben und nicht dazu ge­zwungen werden. Für den Reiter empfiehlt sich eine gefestigte Grundbalance auf dem Pferderücken. „Im Idealfall hat er Übungen im leichten Sitz absolviert und weiß, dass das Gesäß entlastend, aber nah am Sattel, das Knie tief platziert und der Unterschen­kel ruhig am Gurt liegen soll. Er kennt den sicheren Bügeltritt mit elastischem Fußge­lenk. Alles zusammen ergibt das Fun­dament für das Reiten im leichten Sitz (Anm. d. Red.: siehe Richtli­nien Band I)“, so Westerich.

Als Vorbereitung zum Sprin­gen bietet sich die Stangenarbeit im Schritt, Trab und Galopp an. Die Abstände der Stangen liegen im Schritt bei circa 80 bis 90 Zen­timetern, im Trab bei circa 1,20 bis 1,40 Metern und im Galopp bei circa 3 bis 3,50 Metern. Im Hinblick auf das Sprin­gen sollten Sie die Bügel bereits bei dieser Arbeit etwa zwei bis drei Löcher kürzer schnallen als gewöhnlich – auch wenn das kürzere Bügelmaß eventuell etwas unge­wohnt ist. Der Grund ist schnell erklärt: „Je länger der Bügel ist, desto instabiler wird das Fundament Knie­Unterschen­kel­Absatz, welches Sie beim Springen für einen sicheren Sitz benötigen“, weiß der Trainer. Er rät: „Wagen Sie sich aus Ihrer Komfortzone heraus und lassen Sie die

Entwicklung eines neuen Bewegungsge­fühls zu. Sie werden sehen, dass das Reiten mit den verkürzten Bügeln bereits nach wenigen Stunden zur Routine wird.“

Wenn die Arbeit über Stangen für Sie und Ihr Pferd normal geworden ist, Sie die Stangen also in aller Ruhe auf sich zukommen lassen können und Sie kaum noch Unsicherheit davor oder danach verspüren, ist schon an ein erstes kleines Cavaletti oder Kreuz zu denken. Weste­rich tendiert jedoch eher zu Letzterem: „Ich bin kein Freund von Cavalettis, da sie rechts und links keinen Fang als Begren­zung haben. Bei einem Kreuz hingegen sind Reiter und Pferd bestrebt, den tiefs­ten Punkt anzupeilen. Dieser minimale Tunnel effekt gibt einen direkteren Weg vor als ein gerades Cavaletti. Die Chan­cen, dass das Pferd oder der Reiter einen Fehler macht, sind hier geringer.“

Eine weitere Hilfe sind Bodenstangen. Legen Sie vor das erste Kreuz eine Vor­

legestange (etwa 1,80 bis 2,20 Meter entfernt) und eine Absprungstan­

ge (etwa 30 bis 40 Zentimeter entfernt). Die Kombination aus diesen beiden Stangen gibt einen genau fixierten Bereich vor, der den idea­len Absprungpunkt markiert

(sie he Kasten Seite 65). Dieses Vorgehen hat mehrere Vorzüge:

Dem vorgegebenen Rhythmus und Ab­sprungbereich folgt ein immer gleicher Sprungablauf. Das Pferd drückt weder zu weit ab, noch kommt es zu dicht an das Hindernis heran, was den Springanfänger aus der Balance bringen und einen Sturz auslösen könnte. „Das Auge ist am An­fang noch nicht geschult, die passende Di­stanz zu finden. Es sieht die drei, vier oder fünf Galoppsprünge vor dem Hindernis nicht, so dass man als Reiter mit seiner Einschätzung (Galoppsprünge verlängern oder verkürzen?) falsch liegen kann. Die Anreitephase ist die schwierigste Phase,

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Fit & gesund

Überlastung negativ aus. Ausreichende Ruhe­pausen zwischen einzelnen Trainingsein­heiten sind wichtig, damit sich der Organis­mus regenerieren kann.

gesundheitszentrum darm

Die Basis für ein gesundes Immunsystem bilden die artgerechte Haltung und die bedarfsgerechte Fütterung. „Eine funkti­onierende Darmflora macht einen großen Teil der Fähigkeit eines Pferdes aus, mit Verletzungen, Bakterien oder Viren umzu­gehen“, sagt Ute Ochsenbauer. „Vor den beiden größeren Futterwechseln, die ein Pferd jährlich erlebt, ist eine Unterstützung des Immunsystems ebenfalls sinnvoll.“ Das Pferd wird infektanfälliger, wenn der Darm durch den Futterwechsel belastet ist. Auch vor besonderen Ereignissen oder Zeiten, die für das Pferd mit Stress oder vielen Außenkontakten verbunden sind, sollte man die Abwehrkraft stärken. Hier ist aber auch eine Nachsorge sinnvoll, also das Unterstützen des Immunsystems nach solchen Zeiten. Gleiches gilt für die Zeit während und nach einer Krankheit. „Junge und alte Pferde, die noch oder wieder ein schwaches Abwehrsystem haben, profitie­ren davon, wenn ihr Besitzer sich Gedan­ken darüber macht, wie er dieses unterstüt­zen kann“, ergänzt unsere Expertin.

Doch was genau ist eine bedarfsgerechte Fütterung? In der freien Natur bewegt sich ein Pferd bis zu 16 Stunden grasend vor­wärts. Pferde haben einen hohen Bedarf an qualitativ hochwertigem Raufutter, der lei­der in vielen Haltungsformen und (Sport­)Ställen nicht gedeckt wird. Die Fresszeiten sind durch die kleinen Raufutterportionen begrenzt und es entstehen Fresspausen. „Wie bereits gesagt, besteht eine enge Ver­bindung von Darm und Abwehrsystem“, betont Ute Ochsenbauer. „Bei jungen Pfer­den befindet sich die Darmflora zusätzlich häufig noch im Aufbau und ist besonders anfällig. Fohlen und Jungpferde werden außerdem häufiger entwurmt als erwach­sene Pferde, was den natürlichen Auf­bau der Darmflora weiter behindert.“ Die Expertin empfiehlt hier eine milde Unter­stützung der Darmflora.

Lebenswichtiges Raufutter

Eine intakte Darmflora schützt Jungpferde auch vor den typischen akuten Infektions­krankheiten mit Fieber. „Rosenblütenblät­ter sind beispielsweise eine Wohltat für den jungen oder alten Magen und Darm und können frisch oder getrocknet zusammen mit Gänsefingerkraut, Fenchel, Kamil­le, Schafgarbe und Odermennig gegeben werden.“ Statt der Rosenblütenblätter oder

Erkältungen erwischen uns oft in Zeiten, in denen wir sie gar nicht gebrauchen können: in besonders stressigen Phasen unseres Lebens, oder in Pha­sen, die durch eine Verände­

rung gekennzeichnet sind, zum Beispiel durch einen Umzug, einen Jobwechsel oder aber auch, wenn wir, wie im Urlaub, endlich mal abschalten können. Die Kraft unseres Immunsystems scheint also von Kopf und Körper abhängig zu sein. „Ab­wehrkraft ist etwas Ganzheitliches, das vom gesamten Organismus, also auch von der Psyche, abhängt und beeinflusst wird“, erklärt Tierheilpraktikerin Ute Ochsen­bauer. Das Immunsystem regeneriert den Körper nach Erschöpfung, schützt Mensch und Tier vor Krankheitserregern und unterstützt die Vitalität. Der Organismus eines gesunden Pferdes kann sich gegen Infekte zur Wehr setzen. Bei geschwächten Tieren sind hauptsächlich die Schleimhäu­te, das Verdauungssystem und die Atem­wege anfällig für Infektionen.

stark gegen stress

Nicht nur bei uns Menschen, sondern auch beim Pferd ist es sinnvoll, die Abwehrkräfte genau dann bewusst zu stärken, wenn Er­eignisse anstehen, die das Pferd körperlich oder seelisch belasten. Das kann der Fell­wechsel sein, das Absetzen eines Fohlens, der Wechsel in eine neue Herde oder die Turniersaison beim Sportpferd. Bei Letzte­ren kommt häufig hinzu, dass vor allem Pferde, von denen eine sportliche Leistung erwartet wird, nicht unbedingt artgerecht gehalten werden. Die natürlichen Bedürf­nisse nicht ausleben zu können, bedeutet Dauerstress für das Pferd. Hier reicht ein kleiner Auslöser, und der Organismus gerät vollends aus der Balance. Stress, Unausge­glichenheit, Sorgen oder Schmerz schwä­chen das Immunsystem, da Botenstoffe des Nervensystems auf das Immunsystem und Botenstoffe des Immunsystems auf das Ner­vensystem wirken. Während eine moderate sportliche Betätigung das Immunsystem fördert, wirken sich Überforderung oder

Her mit der Möhre: Vitamin C ist gesund

im Fell­wechsel ist die Abwehr besonders

anfällig

schweiß und training sind

gut – Über­forderung

sollte aber vermieden

werden

Der Organismus des Pferdes ist zu allerhand Leistungen fähig. Manchmal braucht der Körper allerdings ein bisschen Unterstützung. Wir erklären, was das Immunsystem schwächt, und wie Sie die Abwehrkräfte des Pferdes sinnvoll und nachhaltig stärkenText: Aline Müller

Power fürs Immunsystem

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HALTUNG

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Fit & gesund

Überlastung negativ aus. Ausreichende Ruhe­pausen zwischen einzelnen Trainingsein­heiten sind wichtig, damit sich der Organis­mus regenerieren kann.

gesundheitszentrum darm

Die Basis für ein gesundes Immunsystem bilden die artgerechte Haltung und die bedarfsgerechte Fütterung. „Eine funkti­onierende Darmflora macht einen großen Teil der Fähigkeit eines Pferdes aus, mit Verletzungen, Bakterien oder Viren umzu­gehen“, sagt Ute Ochsenbauer. „Vor den beiden größeren Futterwechseln, die ein Pferd jährlich erlebt, ist eine Unterstützung des Immunsystems ebenfalls sinnvoll.“ Das Pferd wird infektanfälliger, wenn der Darm durch den Futterwechsel belastet ist. Auch vor besonderen Ereignissen oder Zeiten, die für das Pferd mit Stress oder vielen Außenkontakten verbunden sind, sollte man die Abwehrkraft stärken. Hier ist aber auch eine Nachsorge sinnvoll, also das Unterstützen des Immunsystems nach solchen Zeiten. Gleiches gilt für die Zeit während und nach einer Krankheit. „Junge und alte Pferde, die noch oder wieder ein schwaches Abwehrsystem haben, profitie­ren davon, wenn ihr Besitzer sich Gedan­ken darüber macht, wie er dieses unterstüt­zen kann“, ergänzt unsere Expertin.

Doch was genau ist eine bedarfsgerechte Fütterung? In der freien Natur bewegt sich ein Pferd bis zu 16 Stunden grasend vor­wärts. Pferde haben einen hohen Bedarf an qualitativ hochwertigem Raufutter, der lei­der in vielen Haltungsformen und (Sport­)Ställen nicht gedeckt wird. Die Fresszeiten sind durch die kleinen Raufutterportionen begrenzt und es entstehen Fresspausen. „Wie bereits gesagt, besteht eine enge Ver­bindung von Darm und Abwehrsystem“, betont Ute Ochsenbauer. „Bei jungen Pfer­den befindet sich die Darmflora zusätzlich häufig noch im Aufbau und ist besonders anfällig. Fohlen und Jungpferde werden außerdem häufiger entwurmt als erwach­sene Pferde, was den natürlichen Auf­bau der Darmflora weiter behindert.“ Die Expertin empfiehlt hier eine milde Unter­stützung der Darmflora.

Lebenswichtiges Raufutter

Eine intakte Darmflora schützt Jungpferde auch vor den typischen akuten Infektions­krankheiten mit Fieber. „Rosenblütenblät­ter sind beispielsweise eine Wohltat für den jungen oder alten Magen und Darm und können frisch oder getrocknet zusammen mit Gänsefingerkraut, Fenchel, Kamil­le, Schafgarbe und Odermennig gegeben werden.“ Statt der Rosenblütenblätter oder

Erkältungen erwischen uns oft in Zeiten, in denen wir sie gar nicht gebrauchen können: in besonders stressigen Phasen unseres Lebens, oder in Pha­sen, die durch eine Verände­

rung gekennzeichnet sind, zum Beispiel durch einen Umzug, einen Jobwechsel oder aber auch, wenn wir, wie im Urlaub, endlich mal abschalten können. Die Kraft unseres Immunsystems scheint also von Kopf und Körper abhängig zu sein. „Ab­wehrkraft ist etwas Ganzheitliches, das vom gesamten Organismus, also auch von der Psyche, abhängt und beeinflusst wird“, erklärt Tierheilpraktikerin Ute Ochsen­bauer. Das Immunsystem regeneriert den Körper nach Erschöpfung, schützt Mensch und Tier vor Krankheitserregern und unterstützt die Vitalität. Der Organismus eines gesunden Pferdes kann sich gegen Infekte zur Wehr setzen. Bei geschwächten Tieren sind hauptsächlich die Schleimhäu­te, das Verdauungssystem und die Atem­wege anfällig für Infektionen.

stark gegen stress

Nicht nur bei uns Menschen, sondern auch beim Pferd ist es sinnvoll, die Abwehrkräfte genau dann bewusst zu stärken, wenn Er­eignisse anstehen, die das Pferd körperlich oder seelisch belasten. Das kann der Fell­wechsel sein, das Absetzen eines Fohlens, der Wechsel in eine neue Herde oder die Turniersaison beim Sportpferd. Bei Letzte­ren kommt häufig hinzu, dass vor allem Pferde, von denen eine sportliche Leistung erwartet wird, nicht unbedingt artgerecht gehalten werden. Die natürlichen Bedürf­nisse nicht ausleben zu können, bedeutet Dauerstress für das Pferd. Hier reicht ein kleiner Auslöser, und der Organismus gerät vollends aus der Balance. Stress, Unausge­glichenheit, Sorgen oder Schmerz schwä­chen das Immunsystem, da Botenstoffe des Nervensystems auf das Immunsystem und Botenstoffe des Immunsystems auf das Ner­vensystem wirken. Während eine moderate sportliche Betätigung das Immunsystem fördert, wirken sich Überforderung oder

Her mit der Möhre: Vitamin C ist gesund

im Fell­wechsel ist die Abwehr besonders

anfällig

schweiß und training sind

gut – Über­forderung

sollte aber vermieden

werden

Der Organismus des Pferdes ist zu allerhand Leistungen fähig. Manchmal braucht der Körper allerdings ein bisschen Unterstützung. Wir erklären, was das Immunsystem schwächt, und wie Sie die Abwehrkräfte des Pferdes sinnvoll und nachhaltig stärkenText: Aline Müller

Power fürs Immunsystem

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HALTUNG

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