Mein zweiter Rundbrief - fif.kja-freiburg.de

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Cáritas Arequipa Marc-Maurice Lindl Mein zweiter Rundbrief Über Jingle Bells bei 25 Grad und glückbringende Unterwäsche Wow! Unglaublich, wenn man realisiert, dass man jetzt schon exakt vier Monate in Peru ist. Ein Drittel meines Freiwilligendienstes liegt nun schon hinter mir. Und noch unglaublicher ist es für mich, wenn ich realisiere, dass es gerade Mitte Dezember ist und ich geradewegs auf Weihnachten zusteuere. Letzteres ist wahrscheinlich deshalb unglaublich für mich, weil ich bisher, eine Woche vor Heilig Abend, noch überhaupt nicht in Weihnachtsstimmung bin. Die Gründe dafür und viele weitere Eindrücke und Einblicke in meine, um bei dem Wort zu bleiben, letzten unglaublich intensiven und ereignisreichen Monate in Peru, findet ihr auf den folgenden Seiten. Viel Spaß beim Lesen! Bevor es nun aber wirklich losgeht, möchte ich wie in meinem letzten und in den zukünftigen Rundbriefen darauf verweisen, dass das Geschriebene ausschließlich auf meinen persönlichen Eindrücken und Erlebnissen beruht und nicht auf ganz Peru, schon gar nicht auf ganz Südamerika bezogen werden kann. Mein neuer Arbeitsalltag Seit meinem letzten Rundbrief hat sich in meinem Arbeitsalltag so einiges verändert. Deshalb ist es, glaube ich, sinnvoll meine jetzigen Tätigkeiten nochmal zu beschreiben. Bis zu meinem ersten Rundbrief habe ich sehr viel im Cáritas-Büro mitgeholfen. Genaueres dazu ist, wie beschrieben, in meinem ersten Rundbrief zu lesen, der auch auf der Homepage der FIF (Fachstelle für Internationale Freiwilligendienste) zu finden ist. Mittlerweile bin ich laut Plan eigentlich nur noch für meine Mittagspause im Büro. Jetzt stehen allerdings erst mal von Ende Dezember bis März die Sommerferien an (Ja, Sommerferien!!), in denen ich wahrscheinlich auch wieder öfters im Büro helfen werde, da ich über die Ferien logischerweise nicht an den Schulen mitarbeiten kann. Das sehe ich allerdings als Vorteil, denn da Cáritas Arequipa eine sehr große Einsatzstelle ist, gibt es das ganze Jahr über was zu tun und ich bin nicht gezwungen in den schulischen Sommerferien meinen Urlaub zu verbrauchen, sondern kann ihn mir so legen, wie ich das möchte. Nun aber etwas zu meinem Alltag während der Schulzeit. Vormittage an den Schulen: In meinem letzten Rundbrief habe ich schon darüber berichtet, dass ich zunächst alle Schulen für Kinder und Jugendliche mit Beeinträchtigung von Cáritas gesehen habe und mich dann für die Schulen entscheiden durfte, an denen ich gerne mitarbeiten möchte. Mittlerweile bin ich an drei verschiedenen Schulen. An allen drei Schulen fühle ich mich richtig wohl und bei allen habe ich unterschiedliche Aufgaben und Dinge, bei denen ich die Lehrer unterstütze. Die Lehrerinnen sind übrigens richtig nett, haben mich gut aufgenommen und unterstützen mich jeder Zeit bei der Mitarbeit in den Schulen. Generell gefällt mir die Atmosphäre an den Schulen sehr und die Art wie die Lehrerinnen mit den Kindern umgehen. Wie viel Geduld sie tagtäglich für jedes einzelne Kind aufbringen, finde ich bemerkenswert. Gleichzeitig ist das in diesem Beruf wahrscheinlich auch unerlässlich. Zum Beispiel gibt es ein Mädchen in einer Schule, das sehr große Probleme hat, sich Dinge aus dem Kurzzeitgedächtnis zu merken. Das bedeutet also, dass sie alle zehn Sekunden fragt ob man denn morgen auch kommt oder was man heute noch so macht. Dies kann auf Dauer doch schon ziemlich anstrengend sein. Nichtsdestotrotz bewahren die Lehrerinnen, soweit ich es mitbekommen habe, immer die Ruhe und Geduld und behandeln jedes Kind mit dem nötigen

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Cáritas Arequipa Marc-Maurice Lindl

Mein zweiter Rundbrief

Über Jingle Bells bei 25 Grad und glückbringende Unterwäsche

Wow! Unglaublich, wenn man realisiert, dass man jetzt schon exakt vier Monate in Peru ist. Ein

Drittel meines Freiwilligendienstes liegt nun schon hinter mir. Und noch unglaublicher ist es für mich,

wenn ich realisiere, dass es gerade Mitte Dezember ist und ich geradewegs auf Weihnachten

zusteuere. Letzteres ist wahrscheinlich deshalb unglaublich für mich, weil ich bisher, eine Woche vor

Heilig Abend, noch überhaupt nicht in Weihnachtsstimmung bin. Die Gründe dafür und viele weitere

Eindrücke und Einblicke in meine, um bei dem Wort zu bleiben, letzten unglaublich intensiven und

ereignisreichen Monate in Peru, findet ihr auf den folgenden Seiten. Viel Spaß beim Lesen!

Bevor es nun aber wirklich losgeht, möchte ich wie in meinem letzten und in den zukünftigen

Rundbriefen darauf verweisen, dass das Geschriebene ausschließlich auf meinen persönlichen

Eindrücken und Erlebnissen beruht und nicht auf ganz Peru, schon gar nicht auf ganz Südamerika

bezogen werden kann.

Mein neuer Arbeitsalltag

Seit meinem letzten Rundbrief hat sich in meinem Arbeitsalltag so einiges verändert. Deshalb ist es,

glaube ich, sinnvoll meine jetzigen Tätigkeiten nochmal zu beschreiben. Bis zu meinem ersten

Rundbrief habe ich sehr viel im Cáritas-Büro mitgeholfen. Genaueres dazu ist, wie beschrieben, in

meinem ersten Rundbrief zu lesen, der auch auf der Homepage der FIF (Fachstelle für Internationale

Freiwilligendienste) zu finden ist. Mittlerweile bin ich laut Plan eigentlich nur noch für meine

Mittagspause im Büro. Jetzt stehen allerdings erst mal von Ende Dezember bis März die

Sommerferien an (Ja, Sommerferien!!), in denen ich wahrscheinlich auch wieder öfters im Büro

helfen werde, da ich über die Ferien logischerweise nicht an den Schulen mitarbeiten kann. Das sehe

ich allerdings als Vorteil, denn da Cáritas Arequipa eine sehr große Einsatzstelle ist, gibt es das ganze

Jahr über was zu tun und ich bin nicht gezwungen in den schulischen Sommerferien meinen Urlaub

zu verbrauchen, sondern kann ihn mir so legen, wie ich das möchte. Nun aber etwas zu meinem

Alltag während der Schulzeit.

Vormittage an den Schulen:

In meinem letzten Rundbrief habe ich schon darüber berichtet, dass ich zunächst alle Schulen für

Kinder und Jugendliche mit Beeinträchtigung von Cáritas gesehen habe und mich dann für die

Schulen entscheiden durfte, an denen ich gerne mitarbeiten möchte. Mittlerweile bin ich an drei

verschiedenen Schulen. An allen drei Schulen fühle ich mich richtig wohl und bei allen habe ich

unterschiedliche Aufgaben und Dinge, bei denen ich die Lehrer unterstütze. Die Lehrerinnen sind

übrigens richtig nett, haben mich gut aufgenommen und unterstützen mich jeder Zeit bei der

Mitarbeit in den Schulen. Generell gefällt mir die Atmosphäre an den Schulen sehr und die Art wie

die Lehrerinnen mit den Kindern umgehen. Wie viel Geduld sie tagtäglich für jedes einzelne Kind

aufbringen, finde ich bemerkenswert. Gleichzeitig ist das in diesem Beruf wahrscheinlich auch

unerlässlich. Zum Beispiel gibt es ein Mädchen in einer Schule, das sehr große Probleme hat, sich

Dinge aus dem Kurzzeitgedächtnis zu merken. Das bedeutet also, dass sie alle zehn Sekunden fragt

ob man denn morgen auch kommt oder was man heute noch so macht. Dies kann auf Dauer doch

schon ziemlich anstrengend sein. Nichtsdestotrotz bewahren die Lehrerinnen, soweit ich es

mitbekommen habe, immer die Ruhe und Geduld und behandeln jedes Kind mit dem nötigen

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Respekt. Außerdem finde ich es auch toll, dass in allen Schulen zusammen Mittag gegessen wird.

Dabei wird auch jeden Tag was anderes gekocht und darauf geachtet, dass es vielfältig und

reichhaltig ist. Ich weiß nämlich von einem Jungen, dessen Vater und Mutter vor 2-3 Jahren beide

verstorben sind und er so alleine ist, wenn er nach Hause kommt, da seine Geschwister arbeiten

müssen. Eine Lehrerin sagte, dass sie ihm deshalb immer eine Extraportion serviert. Meine Aufgaben

bestehen in allen Schulen darin, die Lehrerinnen in den Klassen zu unterstützen und auch mal mit

einzelnen Schülern zu arbeiten. In den Klassen ist es nämlich weniger Unterricht im traditionellen

Sinn, sondern eher so, dass jedes Kind an etwas anderem arbeitet oder spielt. Die Fähigkeiten,

teilweise das Alter und auch die jeweiligen Beeinträchtigungen der einzelnen Schüler sind nämlich

sehr unterschiedlich. So ist es keine Seltenheit, dass in einem Raum mit 10 Schülern, jedes Kind an

etwas anderem arbeitet.

Maria de los Remedios, Socabaya:

Der C.E.B.E. Maria de los Remedios befindet sich in Socabaya, im Süden Arequipas. Da ich ganz im

Norden wohne fahre ich auch immer über eine Stunde (was von den drei Schulen aber noch am

nächsten/kürzesten ist). Montags und dienstags arbeite ich an dieser Schule mit. Von den acht

Schulen für Kinder und Jugendliche mit Beeinträchtigung, die es von Cáritas in Arequipa gibt, habe

ich diese Schule als erstes gesehen und hatte mich eigentlich direkt für sie entschieden. Die Schule ist

mit Gärten und bunt dekorierten und bemalten Wänden sehr liebevoll und hübsch angelegt und

stellt somit einen krassen Kontrast zu der Gegend außerhalb des Schulgeländes, mit seinen staubigen

und sandigen Straßen, dar. Es gibt auch zum Beispiel Hühner und Meerschweinchen, für die jede

Woche eine andere Klasse zuständig ist und sie versorgen muss. Auch wenn es meistens so ist, dass

die Lehrerin die überwiegende Arbeit macht und die Kinder bestenfalls ihr das Wasser für die Hühner

bringen, finde ich es ziemlich gut, dass es so etwas gibt, da die Kinder so in den Kontakt mit den

Tieren kommen und ich doch auch denke, dass sie so (zumindest einige) lernen Verantwortung zu

übernehmen. Meine Aufgaben bestehen, wie in den anderen Schulen, zum einen darin, die

Lehrerinnen in den Klassen zu unterstützen, aber auch öfters darin, Dekorationen oder Lernspiele zu

basteln. Es gibt nämlich einen Katalog mit Lernmöglichkeiten und Spiele für die Kinder, die man

bestellen kann und wenn die Lehrerinnen etwas entdecken, was ihnen gefällt, fragen sie öfters mich,

ob ich das denn auch basteln könne. Dabei habe ich in mir übrigens überraschenderweise ein bis

dahin verborgenes Talent zum Basteln entdeckt.

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San Martin de Porres, Miraflores:

Mittwochs und donnerstags unterstütze ich die Lehrerinnen in dem C.E.B.E

in Miraflores. Das Besondere an dieser Schule ist, dass es eine Bäckerei

gibt. Die älteste Gruppe (15-17 Jahre) backt hier regelmäßig mit einer

Lehrerin verschiedene Backwaren und verkauft sie dann nach Schulschluss.

Und auch ich darf immer wieder in der Bäckerei helfen, was mir großen

Spaß macht. Gleichzeitig liefert es auch für die Jugendlichen erste

Erfahrungen, wie es im Berufsalltag ablaufen kann und bietet ihnen mit den

Kenntnissen, die sie in der Bäckerei erlernt haben, vielleicht einen

leichteren Einstieg in das Berufsleben. Deshalb finde ich es toll, dass es die

Bäckerei an der Schule gibt und bin immer wieder gerne dort.

Nuestra señora del Perpetuo Socorro, Miguel Grau (Paucarpata):

Da ich an der Schule in Miguel Grau nur an einem Tag der Woche bin (freitags), ist es für mich

teilweise etwas schwerer Fuß zu fassen und die Kinder kennenzulernen - zumal in den letzten

Wochen oft irgendwelche Feiern anstanden oder ich aus verschiedenen Gründen nicht kommen

konnte. So gab es bisher nur 3-4 reguläre Schultage, bei denen ich den Alltag mitbekam.

Nichtsdestotrotz kenne ich einige Kinder, auch aus den Tagen in Mollendo (siehe Abschnitt „Climática

Mollendo“), mittlerweile relativ gut und verstehe mich auch mit den Lehrerinnen super.

Tag der Inklusion am C.E.B.E in Miguel Grau

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Mitarbeit im Inklusionsprojekt:

Seit einigen Wochen bin ich jetzt auch in dem Inklusionsprojekt von Cáritas eingebunden. Es gibt ca.

170 Kinder in ganz Arequipa, die in diesem Projekt sind. Alle haben verschiedene Beeinträchtigen, die

meisten Autismus oder Down Syndrom. Sie gehen aber, anders als die Kinder bei denen ich morgens

bin, nicht in die C.E.B.E's von Cáritas, sondern auf Regularschulen, mit anderen Kindern, ohne

Beeinträchtigung. Zwei der Kinder (Anyelo und Fabrizio) leben ziemlich nahe an meinem Haus.

Deshalb besuche ich die beiden jetzt an zwei Nachmittagen die Woche (jeweils einen Tag bei einem

Kind) in ihrem Haus und verbringe etwas Zeit mit ihnen und der Familie. Zum Beispiel machen wir

zusammen Orangensaft oder spielen etwas. Wir machen auch Übungen zusammen, die die Kinder

selbstständig machen sollen oder ich versuche Dinge umzusetzen, die meine Ansprechperson im

Projekt (Ángel) mir erklärt, um ihre Kommunikation zu verbessern oder sie zu sozialisieren. Denn

diese Dinge (Selbstständigkeit, Kommunikation und Sozialisierung) sind oftmals die größten

Probleme, bei Kindern mit Autismus. Allerdings ist es so, dass ich ganz und gar kein Experte in diesem

Thema bin und es deshalb für mich auch nicht immer einfach ist, mit den Kindern umzugehen und

Übungen durchzuführen. Jedoch habe ich das Gefühl, dass die Familien sich ziemlich viel von den

Besuchen versprechen, eine Mutter fragt zum Beispiel immer, wie ich heute meine „Therapie"

umsetze oder wie ich heute mit dem Kind „arbeite"; bei meinem ersten Besuch ist sie sogar aus

Dankbarkeit in Tränen ausgebrochen. Für mich sind meine Besuche keineswegs eine „Therapie" oder

„Arbeit“ mit dem Kind, da ich dafür überhaupt nicht die Ausbildung und das Know-how habe.

Deshalb habe ich etwas die Befürchtung, dass Erwartung und Realität am Ende des Jahres ziemlich

weit auseinander klaffen könnten. Jedoch kann ich bei Fragen und Problemen immer auf Ángel

zukommen und ich habe es auch schon öfters in der Familie angesprochen, dass ich eben kein

Experte bin. Es ist aber auch so, dass bei Cáritas einfach auch die Leute fehlen, um die 170 Kinder

wöchentlich zu besuchen. Deshalb denke ich schon, dass die Besuche nicht ganz umsonst sind, da

ansonsten vielleicht nur alle zwei Monate jemand zu ihnen kommen würde. Gerade weil ich in den

Familien auch eine Kontaktperson sein soll zwischen den Familien und Cáritas. Und tatsächlich

unterhalte ich mich immer viel mit den Müttern, gerade die ersten Male, und sie erzählen mir von

den Problemen, die ich dann an meinen Ansprechpartner weitergeben kann. Wahrscheinlich bin ich

bei den Besuchen also eher eine Ansprechperson oder „Zuhörer" für die Familien und weniger eine

Hilfe für die Kinder selbst. Das ist, finde ich, aber auch in Ordnung. Insgesamt bin ich aber auch sehr

gerne nachmittags in den Familien. Das Projekt veranstaltet auch noch einige Aktionen für die

Familien der Kinder, wie zum Beispiel Vorträge über verschiedene Themen. Es gibt auch eine Gruppe,

der Geschwister der Kinder mit Beeinträchtigung, da es oft so ist, dass sich diese benachteiligt fühlen,

da meistens der ganze Fokus der Erziehung auf dem Kind mit Beeinträchtigung liegt. Für sie gibt es

zum Beispiel Sporttage, Weihnachtsfeiern oder andere Aktionen. Viele von ihnen sind mittlerweile

auch Freiwillige bei Cáritas.

Sporttag der Geschwister Weihnachtsfeier der Freiwilligen im Projekt

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Mitarbeit bei Seniorengruppen:

In Zukunft werde ich auch, gerade in den Ferien, stärker bei Seniorennachmittagen mitarbeiten.

Cáritas unterstützt dort verschiedene Seniorengruppen in Arequipa bei der Organisation und bei der

Ausrichtung von Aktionen o.ä. Bisher war ich da erst 2-3 Mal dabei, deshalb kann ich noch nicht allzu

viel zu diesem Projekt sagen. Da aber jetzt gerade Ferien sind, werde ich in den nächsten Wochen bis

März da stärker involviert sein. Vielleicht schreibe ich in meinem nächsten Rundbrief nochmal etwas

darüber.

Spendenkampagnen in Dörfern außerhalb Arequipas:

Hin und wieder veranstaltet Cáritas Spendenkampagnen in Dörfern außerhalb Arequipas. Bei einer

sogenannten „Kältekampagne“ war ich jetzt schon einmal dabei. Hierfür sind wir in ein Andendorf,

ca. 3 Stunden entfernt von Arequipa, gefahren. Dort wurden Kleider, Lebensmittel, Hygieneartikel

etc. verteilt, die Cáritas von den Firmen erhalten hat. Außerdem waren da auch zwei Zahnärztinnen

dabei, die die Kinder zahnärztlich kontrolliert haben. Etwas aufgestoßen sind mir jedoch die vielen

Fotos, die gemacht wurden, vielleicht aber auch nur weil ich für das Fotomachen zuständig war.

Dabei sollten zum Beispiel die Kinder, um deren Produkte zu repräsentieren, Schilder hochheben auf

denen zum Beispiel „GRACIAS Gloria“ (Gloria: Bekannte Milchmarke in Peru) stand. Und die Kinder

wussten schon, wann sie in die Kamera lachen sollten. Gleichzeitig habe ich mich auch gefragt, ob

Milchprodukte, wie im Beispiel, nachhaltige Spendenprodukte sind oder ob es nicht besser wäre

Sachen zu spenden, von denen die Leute längerfristig etwas hätten. Klar, es waren auch Dinge wie

Decken, Tupperdosen etc. dabei, was ich viel nützlicher finde. Und vielleicht ist es auch naiv zu

glauben, dass eine Organisation, die auf Spenden angewiesen ist, keine Bilder für die

Öffentlichkeitsarbeit macht. Es ist nur so, dass mir das bei der Kampagne aufgefallen ist und ich dies

als etwas gestellt und aufgesetzt empfand. Aber gerade die ärztliche Versorgung betrachte ich schon

als sinnvolle Arbeit, denn es ist nun mal so, dass Peru ein sehr großes und gleichzeitig sehr auf die

Städte (Lima: ca. 13 Millionen Einwohner) zentralisiertes Land ist und so die Menschen auf dem Land

Schwierigkeiten haben, Zugang zu ärztlicher Versorgung zu finden. Die nächste Möglichkeit ist oft

Stunden entfernt und ohne Auto nur schwer zu erreichen.

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Was noch so passiert ist…

Zwischenseminar Seminar in Arequipa

Ende Oktober trafen sich die Hälfte der Voluntarios (die, aus dem Süden) für eine Woche hier in

Arequipa für ein Seminar. Auf dem Seminar ging es hauptsächlich darum, sich über die vergangenen

Monate auszutauschen und die erste Zeit des Freiwilligendienstes Revue passieren zu lassen. Ich

finde es immer wieder gut und hilfreich sich in den Einheiten mit anderen Freiwilligen, die in einer

ähnlichen Situation sind, über Gastfamilie, Einsatzstelle und sonstiges auszutauschen. Und generell

tat es auch mal wieder gut alle wiederzusehen, über eine längere Zeit deutsch zu reden und nicht bei

jedem Satz nachdenken zu müssen, wie man sich ausdrückt. Auch wenn mir hin und wieder auf dem

Seminar, aus Versehen, auch mal ein knappes „Si“ von den Lippen kam. Unter anderem haben wir

uns auf dem Seminar auch mit interessanten Inhalten wie der Terrorzeit in Peru in den 80er Jahren

(darüber werde ich vielleicht in den folgenden Rundbriefen nochmal schreiben) oder mit dem Thema

Privilegien und Perspektivwechsel beschäftigt. Natürlich hatten wir auch die Chance Arequipa ein

wenig kennenzulernen. Dabei musste ich zu meinem Bedauern feststellen, dass ich selbst (obwohl ich

hier wohne) viele Dinge und Ecken im Zentrum Arequipas noch nicht kannte. Es ist eben doch so,

dass man sich hauptsächlich in der Einsatzstelle und dann in der Parroquia (Pfarrgemeinde) und dem

Distrikt, in dem man wohnt, aufhält. Mittlerweile hat sich das aber denke ich gewandelt und ich

kenne mich jetzt schon viel besser aus. Ich komme in letzter Zeit durch die verschiedenen Tätigkeiten

in der Einsatzstelle und verschiedene Freizeitaktivitäten viel mehr rum. Arequipa ist einfach eine

richtig schöne Stadt, deshalb genieße ich es auch immer wieder im Zentrum ein „Queso helado“

(„Käseeis“; Spezialität in Arequipa, wird aber ohne Käse, sondern mit Milch und Kokos gemacht) zu

essen oder durch die kleinen malerischen Gassen der Altstadt zu schlendern. An meiner Gastfamilie

fällt mir aber auch auf, dass sie sich nur ziemlich selten im Zentrum aufhält. Fast alle

Freizeitaktivitäten hängen mit der Parroquia zusammen, nur zur Studienvorbereitung sind meine

Gastgeschwister öfters im Zentrum. Meine Gastschwester sagt zum Beispiel auch immer, ich würde

Arequipa schon besser kennen als sie.

Als ich nach dem Seminar wieder in meinem Alltag angekommen war, habe ich auch das erste Mal

gemerkt, dass mein Spanisch eigentlich schon ganz solide ist. Im Alltag kam ich meistens damit schon

echt gut durch. Natürlich gab es (und gibt es auch immer noch) einige Dinge, die ich nicht verstand

und gerade wenn ich neue Leute kennenlerne ist es nicht immer ganz einfach, weil ich mich zunächst

auf ihre Art zu reden, einstellen muss. Aber jede geführte Unterhaltung ist irgendwie ein

Erfolgserlebnis und von denen gibt es von Woche zu Woche mehr.

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Weihnachten

Dass ich dieses Jahr nicht wirklich in Weihnachtsstimmung kommen würde, war mir schon in der

Adventszeit bald klar. Das lag sicherlich daran, dass ich Weihnachten dieses Jahr ohne meine Familie

und Freunde verbringen musste, aber andererseits mag darauf auch das Wetter einen starken

Einfluss genommen haben. Es fühlt sich einfach surreal an, schwitzend bei 25 Grad

Weihnachtsgeschenke einkaufen zu gehen und im Hintergrund den Refrain von „Jingle Bells“

erklingen zu hören. Auch wenn um mich herum alle schon ganz aufgeregt Krippen aufstellten und

Lichterkette aufhängten, fühlte ich mich eher wie an einem warmen Septembertag in Deutschland,

an dem man zum ersten Mal Lebkuchen im Supermarkt entdeckt. Es war einfach nicht das richtige

Klima für Weihnachten, zumindest für mich nicht. Als dann aber endlich der 24.12. anstand, sind wir

abends um 21:00 Uhr in die Kirche gegangen, die bis um ca. halbzwölf dauerte. Normalerweise, so

habe ich mir sagen lassen, wird dann erst um 0:00 Uhr zu Abend gegessen. Zu meinem Glück habe ich

aber eine zweijährige Gastschwester, weshalb wir dann schon vor der Kirche gegessen haben. Nach

der Kirche hat mich alles schon ziemlich an Silvester erinnert. Wir haben uns mit der Familie

zusammengesetzt und jeder hat erzählt wie sein Jahr verlief. Schön fand ich, dass alle, einschließlich

ich, dann erzählten wie sie die neue Situation mit mir als „neuen Teil der Familie“ empfinden. Um

kurz vor 0:00 Uhr sind wir dann aufs Dach gegangen und haben den Countdown runtergezählt,

worauf ein großes Feuerwerk über Arequipa folgte. Und ja, ihr seid nicht im Abschnitt verrutscht, das

war wirklich Weihnachten! Anschließend haben wir uns noch zusammengesetzt und gemeinsam

deutsche Weihnachtsplätzle (die ich von zuhause zugeschickt bekommen habe) und peruanischen

Paneton gegessen. Das ist hier übrigens das verbreitetste Weihnachtsgebäck. Paneton ist ein Zopf

mit Rosinen und kandierten Früchten. Eigentlich ist er das ganze Jahr erhältlich, aber so richtig oft

gibt es ihn nur in der Weihnachtszeit. Vorher kannte ich das auch gar nicht.

Insgesamt kann ich auf jeden Fall sagen, dass dieses Jahr ein sehr spezielles Weihnachten war, das

mir sicher noch lange im Gedächtnis bleiben wird – gerade weil es so anders war. Ich kann auch

behaupten, dass es ein schöner Abend war, auch wenn das für mich nicht viel mit dem Weihnachten

zu tun hatte, das ich kenne und schätze. Ruhig und besinnlich eben.

Weihnachtsgrippe in meiner Gastfamilie

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Silvester in Huancayo

Silvester habe ich dieses Jahr in Huancayo gefeiert. Das ist eine Stadt ca. 6-8 Stunden östlich von Lima

in den Anden. Dort haben wir uns mit einem Teil der Voluntarios und peruanischen Freiwilligen, die

ebenfalls in der Partnerschaft aktiv sind, getroffen und ein Haus für fünf Tage gemietet. Es waren, für

mich, fünf richtig schöne Tage, vor allem auch weil man alle wiedersehen konnte. Auch das kältere

Wetter (gerade nachts) in Huancayo half, im Gegensatz zu Heilig Abend mit, in Silvesterstimmung zu

kommen, wenn das schon bei Weihnachten nicht der Fall war. Es gibt für Silvester unzählige

Traditionen und Rituale, die für das kommende Jahr Glück, Liebe, Geld und sonstiges bringen sollen.

Die peruanischen Freiwilligen zeigten uns einiges und brachten uns die verschiedenen Traditionen

näher. Um 0:00 Uhr isst man zum Beispiel zwölf Trauben und darf sich für jede etwas für das

kommende Jahr wünschen. Nach Mitternacht wurden wir mit gelben Blumen gesegnet, um die

negativen Energien aus dem Körper zu verbannen. Generell war alles gelb geschmückt, was Glück

bringen soll. Und auch eine Piñata haben wir anschließend zerschlagen. Der für mich merkwürdigste

Brauch war aber sicherlich, dass man sich gelbe (Glück), rote (Liebe) oder grüne (Geld) Unterwäsche

schenkte, die man natürlich direkt anziehen musste, um im nächsten Jahr die Farbe in die jeweilige

Bedeutung umwandeln zu können. Am Tag nach Neujahr haben wir noch eine Wandertour in die

Berge nach Huaytapallana auf ca. 5000 Meter gemacht. Insgesamt also ein paar richtig gelungene

Tage in Huancayo.

Silvesterparty

Ausflug nach Huaytapallana

Ein Tag ohne Reis…

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Climática in Mollendo

Jedes Jahr macht Cáritas Arequipa einen Ausflug an den Strand nach Mollendo (Küstenstadt, zwei

Stunden westlich von Arequipa). Dabei sind Schüler aus allen acht Schulen von Cáritas Arequipa,

Studenten des CETPRO’s (Institut von Cáritas, wo die Jugendlichen nach dem C.E.B.E eine Ausbildung

abschließen können) Lehrerinnen, Freiwillige und Kinder der Lehrerinnen. Der Ausflug dieses Jahr

ging von Montag bis Freitag (06.-10.01.20), also vier Tage. In den letzten Jahren war Cáritas immer

für sieben Tage und mit 100 statt 70 Personen dort, allerdings ist vor kurzem einer der drei

Sponsoren, die die Climática finanziert haben, abgesprungen. Deshalb fand das alles dieses Jahr

etwas verkürzt statt. Unklar ist deshalb auch, ob es das in der Form nächstes Jahr überhaupt nochmal

geben wird. Während der vier Tage waren wir in einer Alberque in Mollendo, wo auch eine andere

Freiwillige der Erzdiözese arbeitet. Ihre Rundbriefe sind auch auf der Homepage zu finden. Jeden Tag

sind wir zum Strand gegangen und haben verschiedene Aktivitäten (Sport, Zeichnen,…) gemacht. Am

letzten Abend gab es noch eine Abschlussfiesta mit Tanz, Musik und einem Gruß an die deutschen

Sponsoren, die die Climática finanziert haben. Die Lehrerinnen sagen, dass der Kontakt mit Wasser

und speziell Meerwasser sehr hilfreich für die Sensibilisierung und Reizaufnahme der Kinder ist und

sie nach der Woche in der Schule „ruhiger“ wären. Ob das stimmt, werde ich noch herausfinden

müssen. Das war auf jeden Fall eine sehr schöne und gelungene Woche und für mich auch hilfreich,

um einmal mehr Zeit mit den Schülern zu verbringen und sie besser kennenzulernen.

Täglicher Strandbesuch und gemeinsamer Malabend

Gemeinsame Abschlussfeier

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Privilegien, Privilegien und noch mehr Privilegien

Ein Thema, mit dem ich, im Vergleich zu meinem Leben in Deutschland, hier ständig konfrontiert

werde, sind Privilegien. In Deutschland habe ich mir über das Thema so gut wie keine Gedanken

gemacht und bin erst durch die Seminare zur Vorbereitung auf den Freiwilligendienst darauf

aufmerksam geworden und auch hier in den letzten Monaten immer wieder darauf gestoßen. Auch

wenn ich mich in Deutschland als nicht besonders reich bezeichnet hätte, ist mir auf den Seminaren

und der Zeit in meinem Freiwilligendienst bewusste geworden, dass ich global gesehen sehr reich

bin. Und das nicht nur materiell sondern auch reich an Privilegien. Privilegien sind Dinge, die

angeboren sind – ein von Geburt aus gegebener Vorsprung gegenüber anderen, für den man nichts

geleistet hat. Und genau das ist es, was mich manchmal auch frustriert, wenn ich so darüber

nachdenke. Gerade bei meiner Mitarbeit in den Einrichtungen mit Kindern und Jugendlichen mit

Beeinträchtigung, mache ich mir oft Gedanken darüber, wie ungerecht das doch eigentlich sei. Der

Gedanke, dass vielen Schülern nur aufgrund einer angeborenen Beeinträchtigung, so viele Chancen

verwehrt bleiben und – wenn überhaupt – im Niedriglohnsektor arbeiten werden und immer wieder

Diskriminierung und Ausgrenzung erfahren, ist manchmal nur schwer zu ertragen. Auch wenn ich von

den Lehrerinnen weiß, dass Mitleid genau der falsche Weg im Umgang mit den Jugendlichen ist, so

mache ich mir im Nachhinein doch noch oft darüber Gedanken und komme letztlich zu keiner

richtigen Lösung oder Antwort. Und auch, für die Fähigkeiten und Handlungsweisen, völlig

unerhebliche Dinge können ein Privileg sein. Eins davon ist es zum Beispiel weiße Haut zu haben.

Gerade in Peru werde ich damit sehr häufig konfrontiert, im Gegensatz zu Deutschland, wo ich mit

meiner weißen Haut zur Mehrheit gehörte. Es liegt aber nicht daran, dass ich einfach anders aussehe,

als die Mehrheit der Peruaner, sprich, dass es einer dunkelhäutigen Person in Deutschland genauso

geht wie mir hier. Es ist nämlich so, dass weißer und schwarzer Haut automatisch gewisse

Charaktereigenschaften zugeschrieben werden – meistens sind die für Menschen mit heller Haut

positiv (zivilisiert, gebildet, zuverlässig) und für dunkle Haut negativ (unzivilisiert, ungebildet,

kriminell). So findet oft schon im Voraus ein Prozess in unseren Köpfen statt, der Menschen in

gewisse Schubladen steckt – ohne sie überhaupt zu kennen. Eine Situation, in der ich in Peru das

Privileg meines Aussehens stark gespürt habe war, als wir Freiwillige mit einem peruanischen

Freiwilligen, auf dem Seminar, in einer Bar in Arequipa waren. Als wir dort ein bis zwei Cocktails

getrunken hatten, stellte uns der Kellner immer wieder ein gratis Cocktail auf den Tisch und am Ende

bot er dem peruanischen Freiwilligen an (wie dieser uns später erzählte), dass wenn er das nächste

Mal mit einer „Reisegruppe“ kommen würde, er 20% des Umsatzes bekommen würde und den

Abend über kostenlos trinken dürfe. Gratiscocktails mit bitterem Beigeschmack also. Es gibt noch

unzählige andere Privilegien und bei fast allen muss ich mit einem unguten Gefühl feststellen, dass

ich zur privilegierteren Position gehöre. Herkunft, Geschlecht, Wohlstand, soziale Absicherung und

der Zugang zu Bildung sind nur einige davon.

Eine Sache, die wir bei einem Seminar in einer Einheit zu dem Thema gelernt haben, ist, dass aus den

Privilegien eine große Verantwortung für die privilegierte Person erfolgt. Die Menschen, die die

Privilegien haben, sind es nämlich, die in der Position sind diese abzubauen und etwas an diesen

Strukturen zu ändern Und vielleicht heißt es dann auch, dass wir in der Bar die Getränke nicht hätten

annehmen sollen. Ich weiß es nicht. Es mag zunächst trivial klingen, letztendlich ist es aber doch ein

Beweis für die Existenz dieser Strukturen, wenn wir nur aufgrund unseres Aussehens die einzigen

waren, die ein Freigetränk nach dem anderen auf den Tisch gestellt bekommen haben.

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Cáritas Arequipa Marc-Maurice Lindl

Fazit nach fast der Hälfte

Tatsächlich fühlt sich es komisch an das zu schreiben. „Fast die Hälfte“. Unglaublich wie schnell die

Zeit nach dem letzten Rundbrief verging und tatsächlich habe ich jetzt schon ein etwas mulmiges

Gefühl, wenn ich daran denke, dass mir gerade noch die Hälfte der Zeit bleibt. Aber eigentlich sollte

das ja ein gutes Zeichen sein, das zeigt ja nur wie gut es mir hier gefällt. Und tatsächlich bin ich

zurzeit richtig zufrieden. Klar, gibt es immer wieder kleinere Probleme,

Kommunikationsschwierigkeiten oder Dinge, über die ich mich ärgere, aber jedes Mal, wenn ich über

meinen Freiwilligendienst im Gesamten nachdenke, komme ich immer wieder zum Schluss, dass ich

es echt richtig gut erwischt habe und ich hier echt happy bin. Zum einen die Einsatzstelle, in der ich in

denen Projekten und Schulen mitarbeiten kann, in denen ich möchte, mich einfach total gut

einbringen kann und eine Anleiterin und Kollegen habe, die auf der einen Seite immer ein offenes

Ohr für mich haben und ich, auf der anderen Seite, mit ihnen aber auch immer wieder locker reden

und Späße machen kann. Zweitens habe ich meine Gastfamilie, wo ich mich echt wohl fühle und vor

allem in meiner Gastschwester und meinem Gastvater zwei Bezugspersonen in Peru gefunden habe,

mit denen ich mich richtig gut verstehe. Drittens wäre da noch mein Einsatzort, den ich mit Arequipa

wohl kaum besser hätte treffen können. Ich habe vorher noch nie in einer großen Stadt gewohnt und

ich muss sagen, dass ich das zurzeit schon sehr genieße. Mag auch daran liegen, dass Arequipa auf

mich nicht wirklich wie eine Stadt mit über einer Millionen Menschen wirkt. Wenn ich nicht gerade

im Feierabendverkehr stecke, genieße ich es einfach mich an den vielen schönen Orten der Stadt

aufzuhalten und zum Beispiel die allabendlichen Sonnenuntergänge zu betrachten, die ich aus

Deutschland so nicht kannte. Das, zum Beispiel, sind auch die Momente, in denen ich merke, dass ich

hier genau richtig bin. Auch in Sachen „Soziale Kontakte“ hat sich etwas geändert. Zuvor war es

nämlich so, dass ich zwar viele Leute kannte, die meisten davon aber nur flüchtig und ich konnte

niemand so richtig als Freund bezeichnen. Mittlerweile bin ich aber in verschiedenen Freundeskreise

reingerutscht und glaube, dass das sich in Richtung „richtige Freunde“ entwickeln könnte. Außerdem

habe ich jetzt auch Kontakt zu einer Gruppe aus der Parroquia (Pfarrgemeinde), die einmal in der

Woche Fußball spielen. Eine der Dinge, die ich hier bisher schmerzlich vermisst habe. Ihr merkt also

schon, dass es mir, wenn ich das Große und Ganze betrachte, schwerfällt allzu viel Negatives zu

finden. Ich fühle mich zurzeit einfach wohl und merke, dass ich auch außerhalb der „Blase“ mit

Einsatzstelle und Familie mehr Kontakte habe und das „Drumherum“ alles gerade anläuft.

Nun bleibt mir noch zu hoffen, ich konnte euch mit meinem Rundbrief ein wenig an meinen letzten

Monaten in Peru teilhaben lassen. Vielen Dank an alle, die meine Rundbriefe lesen und sich für

meinen Freiwilligendienst interessieren. Falls jetzt noch mehr Interesse besteht, habe ich auch eine

Whatsapp-Gruppe gegründet, wo ich während dem Jahr ab und zu Bilder reinstelle und kleine

Berichte dazu schreibe. Hierfür mir einfach eine E-Mail mit der Handynummer schicken. Generell

freue mich sehr über Anmerkungen, Fragen o.ä. zu meinem Bericht oder allgemein über Nachrichten

aus der Heimat. Ich werde versuchen so schnell wie möglich zu antworten – verzeiht mir, falls das

nicht immer klappen sollte.

Zuletzt bleibt mir nur noch, liebe Grüße aus Arequipa in die Heimat zu senden und noch einmal auf

die Rundbriefe der anderen Freiwilligen in den verschiedenen Ländern (Peru, Südafrika, Israel, Nord-

/Irland) zu verweisen, die ihr ebenfalls auf der Homepage der FIF findet. Auf den letzten Seiten

meines Rundbriefes findet ihr einige Bilder von meiner Zeit in Peru, die einen kleinen Teil der

unfassbar großen Vielfalt des Landes widerspiegeln sollen.

E-Mail: [email protected]

Instagram der Peru-Freiwilligen: @365diasperu

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Cáritas Arequipa Marc-Maurice Lindl

Bildergalerie

Mollendo (Region Arequipa)

Valle Chilina (Arequipa)

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Cáritas Arequipa Marc-Maurice Lindl

Huacachina (Ica)

Colca Canyon (Region Arequipa)