Meine Kinder...2012/05/09  · meine Helden. So wie Shombu er-zählen sie mir von ihrer Vergangen -...

2
S hombu war diesmal gesprä- chig. Vor wenigen Tagen sa- ßen wir vor unserem Buben- heim in Kalkutta, und ich unter- hielt mich mit dem kleinen Inder. „Ich möchte Polizist werden“, sagte der Siebenjährige strahlend. Und plötzlich ernst: „Es war ja auch ein Polizist, der mich hier- hergebracht hat. Damals, als meine Mutter einen Europäer auf der Straße gebeten hat, auf mich aufzupassen. Dann ist sie nicht mehr wiedergekommen, und ich wurde hierhergeführt.“ Dann grinste er wieder: „Ich mag es hier, wir haben Betten, Duschen und dürfen in die Schule gehen.“ Indienhilfe. „Hier“ ist das Kin- derdorf, das durch meinen Verein ZUKI – Zukunft für Kinder – seit vier Jahren bin ich, gemeinsam mit Marlies Steinbach, ZUKI-Obfrau – dank der großen Unter- stützung aus Öster- reich in der 18-Mil- lionen-Stadt Kalkut- ta errichtet wurde. Zwei- bis dreimal im Jahr bin ich vor Ort. Für viele ist Kalkutta Inbegriff der Armut in Indien, nicht umsonst hatte auch Mutter Teresa hier ihre wichtigste Wirkungsstätte. Große Slumgebiete und bettelnde Kinder prägen in weiten Teilen das Stadt- bild. Shombus Schicksal ist eine Form, wie Mütter versuchen, ih- ren Kindern ein besseres Leben zu ermöglichen, meist aber kommen CHARITY. Ö3-Talklady Claudia Stöckl engagiert sich für indische Straßen- kids. Gerade aus Kalkutta zurück, berichtet sie über den Erfolg ihrer Hilfe. Ö3-Lady Claudia Stöckl über ihr Indien-Projekt Meine Kinder Glückliche Kids. Claudia Stöckl, Shombu (links im grünen T-Shirt) und seine Heim-Freunde im ,ZUKI‘-Kinderdorf in Kalkutta. medien REPORT

Transcript of Meine Kinder...2012/05/09  · meine Helden. So wie Shombu er-zählen sie mir von ihrer Vergangen -...

  • S hombu war diesmal gesprä-chig. Vor wenigen Tagen sa-ßen wir vor unserem Buben-heim in Kalkutta, und ich unter-hielt mich mit dem kleinen Inder. „Ich möchte Polizist werden“, sagte der Siebenjährige strahlend. Und plötzlich ernst: „Es war ja auch ein Polizist, der mich hier-hergebracht hat. Damals, als meine Mutter einen Europäer auf der Straße gebeten hat, auf mich aufzupassen. Dann ist sie nicht mehr wiedergekommen, und ich wurde hierhergeführt.“ Dann grins te er wieder: „Ich mag es hier, wir haben Betten, Duschen und dürfen in die Schule gehen.“

    Indienhilfe. „Hier“ ist das Kin-derdorf, das durch meinen Verein ZUKI – Zukunft für Kinder – seit vier Jahren bin ich, gemeinsam mit Marlies Steinbach, ZUKI-Obfrau – dank der großen Unter-stützung aus Öster-reich in der 18-Mil-lio nen-Stadt Kalkut- ta errichtet wurde. Zwei- bis dreimal im Jahr bin ich vor Ort. Für viele ist Kalkutta Inbegriff der Armut in Indien, nicht umsonst hatte auch Mutter Teresa hier ihre wichtigste Wirkungsstätte. Große Slumgebiete und bettelnde Kinder prägen in weiten Teilen das Stadt-bild. Shombus Schicksal ist eine Form, wie Mütter versuchen, ih-ren Kindern ein besseres Leben zu ermöglichen, meist aber kommen

    CharIty. Ö3-Talklady Claudia Stöckl engagiert sich für indische Straßen-kids. Gerade aus Kalkutta zurück, berichtet sie über den Erfolg ihrer Hilfe.

    Ö3-Lady Claudia Stöckl über ihr Indien-Projekt

    Meine Kinder

    Glückliche Kids.Claudia Stöckl, Shombu (links im grünen T-Shirt) und seine Heim-Freunde im ,ZUKI‘-Kinderdorf in Kalkutta.

    medien RepoRt

  • sie direkt in die ZUKI-Heime und bitten um Aufnahme ihrer Kinder. Manche dieser Frauen wurden be-reits als Teenager ins Rotlicht ver-kauft – oft wechselt ein Mädchen schon um 10 Euro den Besitzer. Einmal in der Prostitution ange-kommen, sind sie von der Gesell-schaft ausgestoßen. Manchmal ist eine Schwangerschaft die Folge des bitteren Broterwerbs. Die umge-rechnet 80 Cent pro Kunde rei-chen unmöglich, um diese Kids satt zu bekommen oder um ihre Schulbildung zu finanzieren.

    Kinder sind helden. Vor sechs Jah-ren bin ich zu ZUKI – Zukunft für Kinder gestoßen, und nach meiner ersten Hilfsprojekt-Reise nach Kalkutta war es um mich gesche-hen. Unsere indischen Kinder sind meine Helden. So wie Shombu er-zählen sie mir von ihrer Vergangen-heit: vom Müllsammeln und Bet-

    teln, vom Schlafen auf den Gehsteigen, von den Well-blechhütten ohne Strom und Kanalisation – mit einem Lachen aber begeg-nen sie jetzt dem Leben und sind auf ganz eigene Weise so beeindruckend stark.

    Jeder Aufenthalt bei den Kids ist für mich ein beson-deres Erlebnis, ihre Entwicklung zu erfahren, zu sehen, wie das Pro-jekt wächst. Mittlerweile wohnen 250 ehemalige Straßenkinder in vier Häusern, die Schule wurde vergrößert, die Kinder haben Bet-ten und Schuhe und müssen nicht mehr barfuß gehen. Diesmal gab uns die Firma Superfit sogar 350 Paar Schuhe nach Kalkutta mit! Als Nächstes wollen wir ein Be-rufsausbildungscenter bauen, Hil- fe zur Selbsthilfe liefern. Der Holz-industrielle Gerald Schweighofer

    und der Privatier Christian Nie-dermeyer unterstützen uns dabei.

    „Es geht darum, jeden Tag das Nötige zu tun. Zu machen, was man kann“, hat der Schweizer Globalisierungskritiker Jean Zieg-ler in meiner Ö3-Sendung Früh-stück bei mir so eindrucksvoll ge-sagt. Wir können viel mehr tun, als wir glauben, das habe auch ich erfahren. Zum Beispiel Kindern, geboren im Elend, eine komplett neue Lebenswelt eröffnen. Durch eine Spende, durch Engagement. n

    Claudia StöCkl, kalkutta

    eInSatz. „Ich habe dort eine Form von Armut gesehen, die wir einfach nicht kennen“, so Claudia Stöckl. Bei einer Indi-enreise begegnete sie einem Straßenkind, das vom Verkauf von Schlüsselanhängern lebte, Schulbildung zu bekommen war unmöglich. ZUKI – Zukunft für Kinder hilft. Auch Sie können diese Arbeit unterstützen. Die patenschaft für ein Kind kostet 35 euro pro Monat. Infos unter www.zukunftfuerkinder.at oder [email protected]

    Foto

    S:

    MA

    RlIe

    S S

    te

    InB

    AC

    h

    So helfen Sie!Claudia Stöckl und ihr engagement für ,Zuki‘.

    WeG von der StraSSe: Claudia Stöckl gibt armen Straßen-kindern in Kalkutta eine zukunft

    Mädchen-haus.Das Heim für 40 Mäd chen wurde um 15.000 € renoviert. Das Geld spendeten Michael Niavarani & Künstleragent Hoanzl.

    Gut geplant.Stöckl bespricht mit den Sponsoren Gerald Schweighofer (l.) und Frank Aigner den Bau eines Berufsausbildungs-centers in Kalkutta.

    ,zUKI‘ hilft.Mit medizinischer Versorgung (o.) und Unterricht für Slum-kids – Bildung ist der Weg in ein neues, besseres Leben.

    neue Schuhe.,Superfit‘ spen-dete 350 Paar Schuhe. Sehr große Freude!

    armut in Indien.300.000 Straßen-kids schlafen und betteln auf Geh-steigen in Kalkutta.