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Page 1 DESHALB SCHEITERN NEUE TECHNOLOGIEN – TEIL 4 Menschen, Prozesse oder Technologien: 42 Prozent der Befragten in kleineren Unternehmen sagen, dass nicht Prozesse oder Technologien die Einführung von neuester Technologien blockieren, sondern die Mitarbeiter - das ist das Ergebnis unserer jüngsten Studie. In grösseren Unternehmen steigt deren Anteil sogar auf 52 Prozent an. Die Change-Beraterin Arosha Brouwer hat bei ihrer Arbeit dieses Problem selbst erlebt und kann praktische Ratschläge zu deren Vermeidung geben. 1 Wie lassen sich die häufigsten Hindernisse, die die Einführung neuer Technologien blockieren, aus dem Weg räumen?

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Menschen, Prozesse oder Technologien:

42 Prozent der Befragten in kleineren Unternehmen sagen, dass nicht Prozesse oder Technologien die Einführung von neuester Technologien blockieren, sondern die Mitarbeiter - das ist das Ergebnis unserer jüngsten Studie. In grösseren Unternehmen steigt deren Anteil sogar auf 52 Prozent an. Die Change-Beraterin Arosha Brouwer hat bei ihrer Arbeit dieses Problem selbst erlebt und kann praktische Ratschläge zu deren Vermeidung geben.1

Wie lassen sich die häufigsten Hindernisse, die die Einführung neuer Technologien blockieren, aus dem Weg räumen?

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“Ein Blick auf die führenden Technologieunternehmen zeigt, dass sie sich vor allem auf Innovationen fokussieren und wie sie diese fördern können”, sagt die Change-Beraterin Arosha Brouwer. Sie hat mit vielen unterschiedlichen Unternehmen zusammengearbeitet, um deren organisatorischen Wandel zu unterstützen.

“Es wird sehr viel investiert, um die richtigen Leute einzustellen und sie dann in die Lage zu versetzen, damit sie ‘The Next Big Thing’ erfinden. Interessant ist, dass ich in den letzten fünf Jahren beobachtet habe, dass immer mehr Unternehmen versuchen Technologieunternehmen zu werden. Folglich legten sie auch Innovationsabteilungen zu, stellten dafür hervorragende Technologie-Experten ein und gaben ihnen kreative Freiräume.

“Der Krach kam dann, als dem Top-Management die Ideen für technologische Innovationen vorgestellt wurden. Die Manager gaben den Teams einfach eine lange Liste von Gründen, warum ihre Ideen scheitern würden.”

Digitale Kluft

Brouwer glaubt, dass es eine tiefe Kluft gibt, die in vielen Fällen eine gestörte Kommunikation bewirkt: «Digitale Teams sind in erster Linie produkt- und technologiegetrieben und setzen sich oft aus Ingenieuren und andere pragmatische Menschen zusammen – sie mögen Innovationen und wollen schnell handeln. Doch das Top-Management funktioniert meisten noch nach althergebrachten Denkweisen. Das aber kollidiert mit den modernen Methoden des Innovations-Managements.

“Dieser fundamentale Konflikt ist in vielen Unternehmen die Ursache für die Skepsis bei der Einführung neuer Technologien. Damit können sie viele Produktivitäts-Vorteile nicht ausschöpfen, die andere Unternehmen für sich nutzen, in dem sie agiler und offener operieren.”

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Vier Praktische Tipps zur Verbesserung der KommunikationEine Problem-Erkennung ist aber auch hier nur der erste Schritt zur Lösung. Gefragt sind praxistaugliche Massnahmen, um die Barrieren zu überwinden, hinter denen sich die Innovationsangst versteckt. Mit dem Entstehen von Industrie 4.0, also der Fusion von Technologien, mit denen die Grenzen zwischen der physischen, digitalen und biologischen Welt verschwimmen, ändert sich auch die Business-Welt ganz erheblich. Unternehmen, die weiterhin Innovationen blockieren, werden verschwinden.

Brouwer meint, dass der Schlüssel für den Erfolg darin besteht, dass man die alte Welt des hierarchischen Managements mit den neuen, eher horizontal gegliederten Technologie-Bereiche, in einem Mix aus Workshops, interdisziplinären Teams und Wissensvermittlung zusammenbringt.

“Ein guter Anfang ist es, das Top-Management zu digitalen Workshops einzuladen. Das fördert das Verständnis darüber, wie technologische Innovationen echte Business-Probleme lösen. Mit der Fokussierung auf einen prozessbasierten Ansatz kann die Einführung von Technologien so gestaltet werden, dass das Management sie versteht. Gleichzeitig reduziert sich damit der Druck auf die Innovationsteams, wenn sie ihre Visionen vortragen.”

1 Aufbau von interdisziplinären Teams

Eine Holokratie befähigt die Mitarbeiter, sinnvolle Entscheidungen im Sinne des Unternehmens zu treffen, erläutert eine Website, die sich diesem Thema widmet2. Dies wird durch eine agile Organisationsstruktur erreicht, die den Teams eine grössere Autonomie einräumt und eine stärker teamzentrierte Entscheidungsfindung ermöglicht.

Brouwer glaubt, dass “weniger PowerPoint-Bilder, aber mehr persönliche Kommunikation sowie weniger Management, dafür mehr Coaching erforderlich sind. Ziel ist es, sich in Richtung Holokratie zu bewegen, bei der das Top-Management verstärkt dezentrale Managementmethode einsetzt, um so interdisziplinäre Teams für gemeinsame Ziele zu motivieren.”

2 Schaffung einer Holokratie

Es ist auch wichtig, talentierte Mitarbeiter zu motivieren. Laut Brouwer müssen die intelligentesten und besten Talente im Unternehmen gehalten werden. Deren Enthusiasmus trägt unter anderem dazu bei, den Wandel zu erleichtern. “Wenn talentierte Mitarbeiter motiviert und optimistisch sind, wirkt das ansteckend. Es schafft eine innovative Arbeitsumgebung mit grosser Akzeptanz von Veränderungen», sagt Brouwer.”

Das Topmanagement muss dafür sorgen, dass im gesamten Unternehmen ein innovationsfreundliches Klima herrscht. Hierbei hat es mit gutem Beispiel voranzugehen, indem es die Verantwortung für die eigene Weiterentwicklung übernimmt und von den Teams das Gleiche verlangt. Die Mitarbeiter erkennen daran, dass das Management die persönliche Entwicklung schätzt, was im Gegenzug zu einem grösserem Engagement und einer höheren Akzeptanz von Veränderungen führt.

3 Talente motivieren

Schliesslich weist Brouwer noch darauf hin, dass die Führungsebene umgestaltet werden muss. “Die Unternehmen sollten niemals das Potenzial des IT-Managements unterschätzen. Solution-Architects, Produktspezialisten und andere IT-Experten kennen die neuen digitalen Welten sehr gut, sie haben eine ‘Can-Do-Mentalität’ und können damit schon bald einige der wichtigsten Führungspositionen übernehmen. Diese Mitarbeiter haben das Wissen, die Vision und die praktischen Fähigkeiten, um ihr Unternehmen in die nächste Evolutions-Phase zu führen.”

4 Umgestalten künftiger Führungsfunktionen

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Stagnation durch Mangel an Innovation

Betrachten wir das in einem breiteren Kontext. Wir nähern uns dem Ende des zweiten Jahrzehnts im 21. Jahrhundert. Viele haben die Unterschiede untersucht, die zwischen den Unternehmen bestehen, die neue Technologien erfolgreich eingeführt haben, und denen, die dies nicht getan haben. Andrew Haldane, Chef-Volkswirt der Bank of England, sagte in einer Rede im Jahr 20183: “Für eine relativ kleine Spitzengruppe ist der Innovations-Nutzen offenkundig. Und zwar sowohl bei der Höhe der Produktivität, als auch bei der Steigerungsrate.”

Das widerspricht der Auffassung, dass ein Mangel an Innovationen der Hauptgrund für den Rückgang der Produktivität sei. Das Produktivitätsdilemma liegt eher an einer zu langsamen Ausbreitung, als an einer Innovations-Blockade.”

Brouwer stimmt dem zu und betont abschliessend die Bedeutung steigender Technologie-Investitionen. “Um die Vorteile moderner IT-Dienste voll auszuschöpfen, muss das Management erkennen, dass es sich bei IT nicht um eine Kostenstelle handelt, sondern um ein Innovationszentrum. IT-Budgets dürfen nicht als Last betrachtet werden, sondern als Chance zum Einstieg und für den dauerhaften Erfolg bei der Digitalisierung.”

“Um die Vorteile moderner IT‑Dienste voll auszuschöpfen, muss das Management erkennen, dass es sich bei IT nicht um eine Kostenstelle

handelt, sondern um ein Innovationszentrum.”

– Arosha Brouwer, unabhängige Change-Beraterin

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Weitere Erkenntnisse

Lesen Sie die übrigen Teile der Untersuchungsreihe

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Warum sind kleinere Unternehmen beim technologischen Wandel agiler als grosse?

David gegen Goliath:

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Häufig wird das Management dafür verantwortlich gemacht, dass keine neuen Technologien eingeführt werden. Ist das fair?

Das Management ist an allem schuld:

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Der CEO benötigt einen klaren Kopf und eine ruhige Hand, um bei den neuen Technologien den Durchblick zu behalten.

Der richtige Blick von oben:

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Anhang

1. Die Untersuchung wurde von HP EMEA durchgeführt. Hierzu wurde 1200 IT-Experten aus kleinen und grossen Unternehmen mit Sitz in Benelux, Deutschland,

Frankreich, Grossbritannien, Italien, Skandinavien und Spanien befragt. Diese Angaben hier basieren auf der Aggregation von denjenigen, die das ‘obere

Management’ und das ‘Mitarbeiterverhalten’ in Firmen mit weniger als 500 Mitarbeitern und in Firmen mit mehr als 500 Mitarbeitern verantwortlich machen.

2. https://www.holacracy.org/

3. https://www.bankofengland.co.uk/-/media/boe/files/speech/2018/ideas-and-institutions-a-growth-story-speech-by-andy-haldane.pdf

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