Menschlichkeit statt viele Medikamente - … · raviva, dem Schweizerischen Heimverband: Palliative...

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Die Zeitung für Biel und das Seeland Die Zeitung für Biel und das Seeland KNECHT GmbH DIE TEPPICH- REINIGUNGS-PROFIS Lochmühlestrasse 5 CH-9056 Gais / AR Tel. 0041 71 344 12 05 www.knecht-gmbh.ch SEIT ÜBER 60 JAHREN VORHER GARTEN NACHHER TEPPICH Reklame Nr. 117 AZ 2500 Biel CHF 3.80 www.bielertagblatt.ch Solidarität unter Nachbarn, bitte Badis wären das perfekte Beispiel für Gemeinden, untereinander etwas mehr Solidarität zu zeigen. – Seite 2 «Ich wollte helfen» Denis Toniazzo hat das Drama im Hafen von La Neuveville miterlebt. – Seite 8 Klare Sache Im 2.-Liga-regional-Derby gewinnt der FC Biel gegen Nidau gleich mit 6:1. – Seite 18 Samstag, 20. Mai 2017 Heute auf bielertagblatt.ch Von Velos bis zu wildlebenden Tieren In unserer Dossier-Rubrik finden Sie viele Themen, die wir für Sie zusammengefasst haben: www.bielertagblatt.ch/dossiers BT heute Samstagsinterview Zugpferd Cancellara in Lyss Stefan Nobs präsidiert das OK der Berner Rundfahrt. Wie schaffte er es, Olympia- sieger Fabian Cancellara für den heutigen Start zu begeistern? – Seiten 2 und 3 Kanton Bern Vorhaben war mangelhaft Das Erweiterungsprojekt für das Berner Kunstmuseum ist wegen einer Fehlpla- nung gestoppt worden. – Seite 12 Schweiz Hausbesitzer sind erzürnt In Köniz wird das neue Raumplanungs- gesetz zum Zankapfel. – Seiten 22 und 23 Service Inhalt Agenda/Kino 14/15 Forum/Sudoku 21 TV+Radio 26/27 Wetter 32 Inserate Automarkt 11 Todesanzeigen 13 Stellenmarkt 28-31 Immomarkt Di/Do Besuch aus Nicaragua Biel Zu Ehren des 30-jährigen Bestehens der Städtepartnerschaft Biel-San Marcos hat der nicaraguanische Botschafter Her- nán Estrada Román den Verein gestern in Biel besucht. Der 32-Jährige ist nicht nur gekommen, um der lang anhaltenden So- lidarität Tribut zu zollen. Er will den Kon- takt zu den Mitgliedern auch in Zukunft pflegen und aktiv mithelfen, wieder mehr Menschen für den Verein zu begeistern. Denn obwohl es Nicaragua heute besser geht, sind die Menschen vor Ort nach wie vor auf Wissen und Unterstützung ange- wiesen. jat Region Seite 4 Wetter 6°/16° Seite 32 Abo Service Tel. 0844 80 80 90 [email protected], www.bielertagblatt.ch/abo Redaktion Robert-Walser-Platz 7, 2502 Biel, Tel. 032 321 91 11 [email protected] Inserate Gassmann Media AG, Längfeldweg 135, 2501 Biel Tel. 032 344 83 83, Fax 032 344 83 53 www.gassmannmedia.ch/inserieren Leserbriefe www.bielertagblatt.ch/forum Das Bieler Tagblatt als multimediale Zeitung auf dem Smartphone und Tablet lesen: heute Espace Stellen- markt Robin Food will Lebensmittel retten Biel Foodsharing-Projekte haben es in Biel nicht leicht. Im vergangenen Som- mer wurde die Organisation Foodsharing Biel auf Eis gelegt. Doch seit Anfang Jahr wagt der Verein Robin Food einen neuen Anlauf. Er setzt sich in Biel ehrenamtlich gegen die Verschwendung von Lebens- mitteln ein und will die Gesellschaft für das Thema Foodwaste sensibilisieren. Die Verantwortungsträger und Kühl- schränke wären bereit für den Einsatz. Jedoch fehlen dem Verein Helfer und ein öffentlicher Ort, an dem die Kühl- schränke einen Platz finden. Laut Andrea Gardmann, Mitglied bei Robin Food, ist die Verschwendung von Lebensmitteln für viele ein Dorn im Auge. Jedes Jahr landet laut Hochrechnungen des Bun- desamtes für Umwelt (Bafu) ein Drittel unserer Lebensmittel im Abfall. Wenn es jedoch darum geht, Übriggebliebenes wieder zu verwenden, sei die Bieler Be- völkerung noch zaghaft. «Manche den- ken sich, dass doch etwas schief laufen muss, wenn man kostenlos Lebensmittel erhalten kann», sagt Gardmann. Dafür sei auch unser Wirtschaftssystem mitver- antwortlich. Es müsse ein Umdenken stattfinden. haf Region Seite 9 Schulprojekt Das Drei-Seen-Land mit einem riesigen Floss befahren: Diesen Traum haben sich Jugendliche der Stiftsschule Einsiedeln erfüllt. Der Bielersee war der letzte Abschnitt des einwöchigen Schulprojekts. Zuvor ruderten die Schüler bereits durch den Broye- und den Zihlkanal. Ausser gestern war ihnen Petrus freundlich gesinnt. cas Bild: Matthias Käser Region Seite 6 Letzter Halt: Bielersee Menschlichkeit statt viele Medikamente Ipsach Das kleine Pflegeheim Silsana bietet neben liebevoller Betreuung auch eine spezielle Pflege für Menschen in ihrer letzten Lebensphase an. Palliative Care ist zunehmend auch in der Altersmedizin Thema. Über Tod und Sterben mag hierzulande niemand gerne reden. Und doch betrifft es jeden. Der letzte Lebensabschnitt ist an kein Alter gebunden: Unheilbar krank können auch Kinder sein. Der Begriff Palliative Care ist halb La- tein, halb Englisch: Palliare heisst so viel wie umhüllen, care bedeutet Sorge, Acht- samkeit, Pflege. Übersetzt heisst das: Un- heilbar und chronisch kranke Menschen mit Sorge, Achtsamkeit und liebevoller Pflege zu umhüllen. Palliative Care kommt also dann zum Zug, wenn das Le- bensende näherrückt und die Grenzen der medizinischen Therapien ausge- schöpft sind. Genau dieses Credo schreibt sich das Pflegeteam des Heims Silsana in Ipsach auf die Fahne. Inhaberin und Heimleite- rin Barbara Reber hat sich mit ihrem kleinen Heim, das fünf betagten oder un- heilbar kranken Menschen ab 60 Jahren ein Zuhause bietet, einen Traum erfüllt. Palliative Care ist Teil ihres Pflegekon- zepts. Ziel ist es, Betroffenen die best- mögliche Lebensqualität zu bieten. Dazu gehört unter anderem, Schmerzen und Ängste zu lindern, Geborgenheit und Si- cherheit zu vermitteln. Das bedeutet für das Pflegepersonal vor allem, Zeit für Zuwendung zu haben. Reber ist der Ansicht, auf diese Weise liessen sich Medikamente zwar nicht gänzlich ersetzen, aber ihre Menge doch zumindest reduzieren. Laut der Schwei- zerischen Organisation palliative.ch möchte die grosse Mehrheit der Schwei- zer Bevölkerung diese Art von Pflege nut- zen. Bei einer Umfrage aus dem Jahr 2009 gaben fast 80 Prozent der Befragten an, Palliative Care in Anspruch nehmen zu wollen, sollten sie selber unheilbar krank sein. bjg Region Seite 4 HS Biel will heute in die NLB aufsteigen Handball Heute um 17 Uhr steigt in der Gymhalle am Strandboden der grosse Handball-Knüller zwischen dem HS Biel und dem TV Uster. Nach dem 29:23-Aus- wärtssieg in Uster liegen im Kampf um den Aufstieg in die Nationalliga B alle Vorteile aufseiten der Bieler, die sich im Rückspiel sogar eine nicht zu deutliche Niederlage leisten können. Rechenspiele sind trotz der ausgezeichneten Ausgangs- lage allerdings keine angebracht. Flügel- spieler Niklas Etter warnt davor, den Gegner auf die leichte Schulter zu neh- men. Man erwarte eine hart umkämpfte Partie und müsse 60 Minuten vollen Ein- satz geben, um am Ende als grosser Sie- ger dastehen zu können. Dass Etter für die entscheidende Phase der Meister- schaft zurückgekehrt ist, überrascht. Nach diversen Gehirnerschütterungen hatte der Bieler seine Karriere eigentlich vorzeitig beendet, ehe er später in einer Nachkontrolle grünes Licht erhielt. Heute will er mit dem HS Biel Klubge- schichte schreiben. fri Sport Seite 17

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Lochmühlestrasse 5CH-9056 Gais / ARTel. 0041 71 344 12 05www.knecht-gmbh.ch

SEIT ÜBER 60 JAHREN

VORHERGARTEN

NACHHERTEPPICH

Reklame

Nr. 117 AZ 2500 Biel CHF 3.80

www.bielertagblatt.ch

Solidarität unter Nachbarn, bitte Badis wären das perfekte Beispiel für Gemeinden, untereinander etwas mehr Solidarität zu zeigen. – Seite 2

«Ich wollte helfen» Denis Toniazzo hat das Drama im Hafen von La Neuveville miterlebt. – Seite 8

Klare Sache Im 2.-Liga-regional-Derby gewinnt der FC Biel gegen Nidau gleich mit 6:1. – Seite 18

Samstag, 20. Mai 2017

Heute auf bielertagblatt.ch

Von Velos bis zu wildlebenden TierenIn unserer Dossier-Rubrik finden Sie viele Themen, die wir für Sie zusammengefasst haben: www.bielertagblatt.ch/dossiers

BT heute

Samstagsinterview Zugpferd Cancellara in Lyss Stefan Nobs präsidiert das OK der Berner Rundfahrt. Wie schaffte er es, Olympia-sieger Fabian Cancellara für den heutigen Start zu begeistern? – Seiten 2 und 3

Kanton Bern Vorhaben war mangelhaft Das Erweiterungsprojekt für das Berner Kunstmuseum ist wegen einer Fehlpla-nung gestoppt worden. – Seite 12

Schweiz Hausbesitzer sind erzürnt In Köniz wird das neue Raumplanungs-gesetz zum Zankapfel. – Seiten 22 und 23

Service

Inhalt Agenda/Kino 14/15 Forum/Sudoku 21 TV+Radio 26/27 Wetter 32

Inserate Automarkt 11 Todesanzeigen 13 Stellenmarkt 28-31 Immomarkt Di/Do

Besuch aus Nicaragua

Biel Zu Ehren des 30-jährigen Bestehens der Städtepartnerschaft Biel-San Marcos hat der nicaraguanische Botschafter Her-nán Estrada Román den Verein gestern in Biel besucht. Der 32-Jährige ist nicht nur gekommen, um der lang anhaltenden So-lidarität Tribut zu zollen. Er will den Kon-takt zu den Mitgliedern auch in Zukunft pflegen und aktiv mithelfen, wieder mehr Menschen für den Verein zu begeistern. Denn obwohl es Nicaragua heute besser geht, sind die Menschen vor Ort nach wie vor auf Wissen und Unterstützung ange-wiesen. jat – Region Seite 4

Wetter6°/16°Seite 32

Abo Service Tel. 0844 80 80 90 [email protected], www.bielertagblatt.ch/abo Redaktion Robert-Walser-Platz 7, 2502 Biel, Tel. 032 321 91 11 [email protected] Inserate Gassmann Media AG, Längfeldweg 135, 2501 Biel Tel. 032 344 83 83, Fax 032 344 83 53 www.gassmannmedia.ch/inserieren Leserbriefe www.bielertagblatt.ch/forum

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Robin Food will Lebensmittel retten

Biel Foodsharing-Projekte haben es in Biel nicht leicht. Im vergangenen Som-mer wurde die Organisation Foodsharing Biel auf Eis gelegt. Doch seit Anfang Jahr wagt der Verein Robin Food einen neuen Anlauf. Er setzt sich in Biel ehrenamtlich gegen die Verschwendung von Lebens-mitteln ein und will die Gesellschaft für das Thema Foodwaste sensibilisieren. Die Verantwortungsträger und Kühl-schränke wären bereit für den Einsatz. Jedoch fehlen dem Verein Helfer und ein öffentlicher Ort, an dem die Kühl-schränke einen Platz finden. Laut Andrea Gardmann, Mitglied bei Robin Food, ist die Verschwendung von Lebensmitteln für viele ein Dorn im Auge. Jedes Jahr landet laut Hochrechnungen des Bun-desamtes für Umwelt (Bafu) ein Drittel unserer Lebensmittel im Abfall. Wenn es jedoch darum geht, Übriggebliebenes wieder zu verwenden, sei die Bieler Be-völkerung noch zaghaft. «Manche den-ken sich, dass doch etwas schief laufen muss, wenn man kostenlos Lebensmittel erhalten kann», sagt Gardmann. Dafür sei auch unser Wirtschaftssystem mitver-antwortlich. Es müsse ein Umdenken stattfinden. haf – Region Seite 9

Schulprojekt Das Drei-Seen-Land mit einem riesigen Floss befahren: Diesen Traum haben sich Jugendliche der Stiftsschule Einsiedeln erfüllt. Der Bielersee war der letzte Abschnitt des einwöchigen Schulprojekts. Zuvor ruderten die Schüler bereits durch den Broye- und den Zihlkanal. Ausser gestern war ihnen Petrus freundlich gesinnt. cas Bild: Matthias Käser – Region Seite 6

Letzter Halt: Bielersee

Menschlichkeit statt viele Medikamente Ipsach Das kleine Pflegeheim Silsana bietet neben liebevoller Betreuung auch eine spezielle Pflege für Menschen in ihrer letzten Lebensphase an. Palliative Care ist zunehmend auch in der Altersmedizin Thema.

Über Tod und Sterben mag hierzulande niemand gerne reden. Und doch betrifft es jeden. Der letzte Lebensabschnitt ist an kein Alter gebunden: Unheilbar krank können auch Kinder sein.

Der Begriff Palliative Care ist halb La-tein, halb Englisch: Palliare heisst so viel wie umhüllen, care bedeutet Sorge, Acht-samkeit, Pflege. Übersetzt heisst das: Un-heilbar und chronisch kranke Menschen mit Sorge, Achtsamkeit und liebevoller

Pflege zu umhüllen. Palliative Care kommt also dann zum Zug, wenn das Le-bensende näherrückt und die Grenzen der medizinischen Therapien ausge-schöpft sind.

Genau dieses Credo schreibt sich das Pflegeteam des Heims Silsana in Ipsach auf die Fahne. Inhaberin und Heimleite-rin Barbara Reber hat sich mit ihrem kleinen Heim, das fünf betagten oder un-heilbar kranken Menschen ab 60 Jahren

ein Zuhause bietet, einen Traum erfüllt. Palliative Care ist Teil ihres Pflegekon-zepts. Ziel ist es, Betroffenen die best-mögliche Lebensqualität zu bieten. Dazu gehört unter anderem, Schmerzen und Ängste zu lindern, Geborgenheit und Si-cherheit zu vermitteln.

Das bedeutet für das Pflegepersonal vor allem, Zeit für Zuwendung zu haben. Reber ist der Ansicht, auf diese Weise liessen sich Medikamente zwar nicht

gänzlich ersetzen, aber ihre Menge doch zumindest reduzieren. Laut der Schwei-zerischen Organisation palliative.ch möchte die grosse Mehrheit der Schwei-zer Bevölkerung diese Art von Pflege nut-zen.

Bei einer Umfrage aus dem Jahr 2009 gaben fast 80 Prozent der Befragten an, Palliative Care in Anspruch nehmen zu wollen, sollten sie selber unheilbar krank sein. bjg – Region Seite 4

HS Biel will heute in die NLB aufsteigen

Handball Heute um 17 Uhr steigt in der Gymhalle am Strandboden der grosse Handball-Knüller zwischen dem HS Biel und dem TV Uster. Nach dem 29:23-Aus-wärtssieg in Uster liegen im Kampf um den Aufstieg in die Nationalliga B alle Vorteile aufseiten der Bieler, die sich im Rückspiel sogar eine nicht zu deutliche Niederlage leisten können. Rechenspiele sind trotz der ausgezeichneten Ausgangs-lage allerdings keine angebracht. Flügel-spieler Niklas Etter warnt davor, den Gegner auf die leichte Schulter zu neh-men. Man erwarte eine hart umkämpfte Partie und müsse 60 Minuten vollen Ein-satz geben, um am Ende als grosser Sie-ger dastehen zu können. Dass Etter für die entscheidende Phase der Meister-schaft zurückgekehrt ist, überrascht. Nach diversen Gehirnerschütterungen hatte der Bieler seine Karriere eigentlich vorzeitig beendet, ehe er später in einer Nachkontrolle grünes Licht erhielt. Heute will er mit dem HS Biel Klubge-schichte schreiben. fri – Sport Seite 17

4 Region Bieler Tagblatt Samstag, 20.05.2017

Wenn Zeit die beste Pflege ist Ipsach Im Haus Silsana finden Menschen in ihrem letzten Lebensabschnitt ein Zuhause. Die Bewohner bekommen hier, was sie in dieser Phase am nötigsten brauchen: Zuwendung und Zeit.

Brigitte Jeckelmann

An einem Morgen im Haus Sil-sana am Tannenweg 2 in Ipsach. Lotti Flückiger, 88, sitzt im Roll-stuhl am Tisch in der Stube im Erdgeschoss. Zusammen mit einer Betreuerin arbeitet sie an einem Puzzle aus vier Teilen. Zu-sammengesetzt ergibt das Bild ein Kuchenstück auf einem Teller mit einer Gabel daneben. Im Lehn-stuhl gegenüber liest Marietta Bolli, ebenfalls 88, die Zeitung. Zwei Nymphensittiche überbli-cken aus ihrer Volière die Szene in dem kleinen Pflegeheim von Bar-bara Reber, der Inhaberin und Heimleiterin.

Sie hat sich einen Traum ver-wirklicht, als sie vor rund drei Jahren das Haus gekauft und um-gebaut hat. Sie, die erst als Heb-amme arbeitete und sich später auf Langzeitpflege spezialisiert hat, wollte betagten Menschen das bieten, was sie unter einer gu-ten Pflege versteht. «Das war für mich in den grossen Spitälern und Pflegeheimen wegen des Zeit- und Spardrucks kaum möglich», sagt sie. Vor allem Zeit und Zu-wendung, das würden Senioren brauchen und das wollte sie ihnen geben, sagt sie bestimmt.

Reber, wache, blaue Augen hin-ter der Brille, rosafarbenes T-Shirt mit blauem Kragen, steht auf der Terrasse hinter dem Haus. Im Rasen glitzert das Wasser eines kleinen Teichs. Zwischen Algen und Seerosenblättern schwänzeln ein paar Molche. Lulu, Barbara Rebers schwarze Katze, inspiziert die Besucher neugierig. In den hellen Räumen, auf drei Stockwerke verteilt, be-treuen Barbara Reber und ihr Team fünf Senioren. Treppen stei-gen müssen die Bewohner nicht, dank des eingebauten Lifts.

Täglich Dauerpikett

Derzeit sind vier von fünf Einzel-zimmern bewohnt, von drei Frauen und einem Mann mit unterschiedlichen Beschwerden im Alter zwischen 80 und 88 Jah-ren. Sie können ihren Alltag zu-hause auch mithilfe der Spitex nicht mehr bewältigen. Die Pflege ist daher sehr aufwändig. «Keiner unserer Bewohner kann alleine einen Schritt gehen», sagt Barbara Reber. Die Pflegenden müssen sie überall hin begleiten; auf die Toi-lette, zum Brünneli, an den Mit-tagstisch. Die Zweizimmerwoh-nung im Untergeschoss bewohnt Barbara Reber selber. Ihre Bilanz

nach den ersten drei Jahren: «Es ist genau das, was ich mir ge-wünscht habe.» Doch die Belas-tung sei nicht zu unterschätzen. «Dadurch, dass ich auch im Haus wohne, bin ich auf Dauerpikett.» Seit sie ihr Team aus 17 Teilzeitan-gestellten beisammen hat, kann sie ab und an Verantwortung ab-

geben, Ferien machen oder ein Wochenende im Haus ihres Part-ners verbringen.

Um 11 Uhr ist Singstunde in der Stube. Eine Pflegende drückt Lotti Flückiger und Marietta Bolli ein Blatt mit dem Text von «D Zyt isch do», einem alten Volkslied. Dann singen sie zusammen, Se-

niorin Marietta Bolli mit feiner, aber klarer Stimme. Lotti Flücki-ger singt nicht. Sie blickt nur auf den Text und lächelt.

Im zweiten Stock liegt eine Dame im Bett. Ihr weisses Haar kontrastiert zu den Farben der Bettwäsche in Blau und Orange. Sie freut sich über den Besuch, er-

zählt, sie habe sich bei Stürzen zweimal den Arm und einmal das Bein gebrochen. Einige Minuten lang plaudert sie angeregt, dann wird sie müde.

Hand halten, Spazieren gehen

Neben der intensiven Betreuung bietet Barbara Reber auch Pallia-tiv Care an, also Pflege für Men-schen, die a n chronischen Krank-heiten leiden, die unweigerlich mit dem Tod enden (siehe Zweit-text). Der Begriff ist vor allem im Zusammenhang mit Krebspa-tienten bekannt. Doch er gilt eigentlich auch für Betagte in der letzten Phase ihres Lebens. «Diese kann unterschiedlich lange dauern», sagt Barbara Re-ber, «manchmal sind es Monate,

manchmal auch nur wenige Wo-chen». Ziel von Palliative Care ist, den Menschen diesen letzten Le-bensabschnitt so angenehm wie möglich zu gestalten. Was es dazu braucht, ist viel Zeit zum Reden, und Zuhören, kurz: Zeit, um für die Menschen da zu sein. Die Pfle-genden halten den Senioren manchmal auch nur die Hand, sie gehen mit ihnen spazieren, sin-gen mit ihnen oder lesen Ge-schichten vor.

Tod und Sterben sind Begleiter von Barbara Reber und ihrem Team. Manche Bewohner wollen darüber reden, manche nicht. «Beides», sagt Reber, «respektie-ren wir». Sie stellt aber fest, dass ausführliche Gespräche vielen da-bei helfen, mit ihren Ängsten um-zugehen. Beim Reden, auch mit den Angehörigen, finden Reber und ihre Mitarbeiterinnen he-raus, wie sich die Betroffenen am wohlsten fühlen. «Wir ermögli-chen ihnen, so zu sterben, wie sie es sich gewünscht haben.»

Deshalb empfinde sie den Tod nicht als Feind, sondern als Freund.

Info: Der Beitrag auf «Telebielingue» zum Haus Silsana erschien gestern in der Sendung «Info» und wird auch heute im Verlauf des Tages mehr-mals ausgestrahlt.

Infobroschüren Palliative Care unter www.bielertagblatt.ch/palliativ

Haus Silsana

• Für Pflegebedürftige, chronisch-kranke, unheilbare (Palliative Care) oder demenzbetroffene Per-sonen ab dem 60. Altersjahr. • Auch für Senioren mit Ergän-zungsleistungen erschwinglich. • Das Essen wird in der eigenen Küche zubereitet, Bewohner kön-nen auf Wunsch mithelfen. • Auch Tages- und Ferienaufent-halte sind möglich. bjg

Link: www.silsana.ch, www.palliative.ch

Sie verstehen sich: Yasmin Duman, Lernende, und Bewohnerin Marietta Bolli. Stefan Leimer

Palliative Care: «Kerzlein, die flackern»

Was ist Palliative Care? Diese Frage beantwortet die Broschüre «Palliative Care – Menschen am Lebensende begleiten» von Cu-raviva, dem Schweizerischen Heimverband: Palliative Care bie-tet bestmögliche Lebensqualität bei unheilbarer Krankheit. Auch wenn die Heilung durch die Medi-zin nicht mehr möglich ist. Fach-leute für Palliativpflege finden Betroffene auch bei der Spitex.

Anita Hirschi von der Spitex Bürglen in Studen erklärt: «Pal-liativpflege bezieht sich bei uns auf die Begleitung von Menschen in der letzten Lebensphase.»

Die Diagnose sei dabei zweit-rangig. Für die Fachleute sei es zentral, dass sich die Pflege und Begleitung an den Bedürfnissen der Betroffenen ausrichtet. Dazu gehöre auch, Angehörige zu unterstützen. Palliativpflege ist zunehmend auch in Pflegehei-

men ein Thema. In der Broschüre von Curaviva sagt Balz Briner, Heimarzt im Betagtenzentrum zum Wasserturm in Basel: «Die Bewohner hier sind fast durch-wegs Palliativpatienten.» Sie seien vielleicht noch nicht ster-bend. «Aber sie sind alle unheil-bar krank und es ist keine Heilung zu erwarten. Es sind Kerzlein, die flackern.»

Da es eine Zusammenarbeit von vielen verschiedenen Fach-leuten braucht, fährt der Bund eine nationale Strategie für Pal-liativpflege. Das Bundesamt für Gesundheit hält in seiner Infor-mationsbroschüre «Unheilbar krank – was jetzt» fest: «Palliative Care bedeutet die Vernetzung von Fachpersonen aus Medizin, Pflege, Physiotherapie, Ergothe-rapie, Sozialarbeit, Psychologie, Seelsorge sowie Angehörige und andere Bezugspersonen.» bjg

Die 9d fährt in die Schwesterstadt Lyss Die Städtepartner-schaft zwischen Lyss und Monopoli lebt: Im Juni fährt die 9d aus dem Grentschel-Schulhaus nach Apulien. Sie sucht noch Mitreisende.

Die Städtepartnerschaft zwi-schen Lyss und Monopoli im ita-lienischen Apulien geht in eine weitere Runde: Bereits mehr-mals sind Lysser Schulklassen nach Monopoli gefahren.

Mitte Juni ist es wieder so weit: Die Klasse 9d aus dem Schulhaus Grentschel unter Klassenlehrer Adrian Bütikofer fährt für eine Woche nach Süd-italien.

Die Hälfte der Zeit wird auch eine Delegation der Gemeinde Lyss vor Ort sein, und zwar Ge-meindepräsident Andreas Hegg (FDP), Vize-Gemeindepräsiden-tin Margrit Junker Burkhard (SP) und Gemeindeschreiber Daniel Strub. «Monopoli wird uns und den Schülern einen offiziellen Empfang bereiten», sagt Daniel Strub. Ansonsten warten auf die

Schüler eine Menge Sehenswür-digkeiten: Neben der Zeit in Mo-nopoli sind Ausflüge nach Albero-bello, Martina Franca, Locorot-ondo und Castellana Grotte ge-plant.

Freie Plätze im Car

Interessant ist, dass die Ge-meinde Lyss die freien Plätze im Reisecar interessierten Personen

anbietet. Wer will, kann also die gesamte Reise mitmachen (siehe Infobox). «Als wir von der Ge-meinde aus das letzte Mal in Mo-nopoli waren, hörten wir im An-schluss von mehreren Leuten, dass sie gern mitgekommen wä-ren», sagt Strub. Deshalb biete Lyss nun diese «Mitfahrgelegen-heit». Bislang haben si ch laut Da-niel Strub bloss ein paar wenige

Interessierte gemeldet. Adrian Bütikofers Klasse füllt inklusive der vier Begleiter 24 Carplätze. Die Grösse des Cars wird der An-zahl Mitreisewilligen angepasst.

«Klasse freut sich auf Reise»

«Meine Klasse freut sich auf die Reise. Eine Klassenfahrt ans Meer ist nicht alltäglich», sagt Bütikofer. Für die Abschlussreise

in die Partnerstadt von Lyss er-hält die Klasse von der Gemeinde einen finanziellen Zustupf. Die Schülerinnen und Schüler wer-den im «Bieler Tagblatt» von ihren Eindrücken berichten. Andrea Butorin

Weitere Artikel zur Städte- partnerschaft Lyss-Monopoli unter www.bielertagblatt.ch/monopoli

Der Hafen von Monopoli ist eine der Sehenswürdigkeiten der apulischen Stadt. zvg

• Vom 10. bis am 17. Juni reist die Klasse 9d vom Schulhaus Grent-schel unter Klassenlehrer Adrian Bütikofer nach Monopoli. • Es hat noch freie Plätze. Interes-sierte melden sich bei der Abtei-lung Präsidiales am Marktplatz 6

in Lyss, Telefon: 032 387 03 11, E-Mail: [email protected] • Kosten für Mitreisende: 700 Franken im Doppelzimmer, 900 Franken im Einzelzimmer. • Die Ausflüge der Schulklasse sind für die Mitreisenden freiwillig. ab

Die Reise nach Monopoli