Merkblatt für Sichtbetonbauten

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Merkblatt für Sichtbetonbauten April 2012 cemsuisse-Merkblatt - MB 02 Herausgegeben durch: Museum Franz Gertsch, Burgdorf, Foto: Batt/Huber

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  • Merkblatt fr Sichtbetonbauten April 2012cemsuisse-Merkblatt - MB 02

    Herausgegeben durch:

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  • Merkbltter cemsuisseZur Erluterung von speziellen Themen und zur Abgabe von Empfehlungen gibt cemsuisse Merkbltter heraus. Grundlage dieses Merkblattes bilden die Ergebnisse eines von cemsuisse finanzierten Projektes.

    Die Verfasser haften nicht fr Schden, die durch Anwendung der vorliegenden Publikation entstehen knnen. Merkbltter sind nach ihrer Verffentlichung fnf Jahre gltig. Die Gltigkeit kann wiederholt um jeweils fnf Jahre verlngert werden.

    Verfasserincemsuisse, Verband der Schweizerischen Cementindustrie, Marktgasse 53, 3011 Bern, www.cemsuisse.ch

    HerausgeberinBetonsuisse Marketing AG, Marktgasse 53, 3011 Bern, www.betonsuisse.ch

    AbbildungenSmtliche Abbildungen haben informativen und illustrativen Charakter.

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  • Inhaltsverzeichnis

    Vorwort 4

    Mitglieder der Arbeitsgruppe 5

    0 Geltungsbereich 6 0.1 Abgrenzungen 6 0.2 Verweise 7 0.3 Vertragliche Einbindung des Merkblattes 7

    1 Begriffe 8

    2 Grundlagen der Gestaltung 12 2.1 Allgemeine Merkmale 12 2.2 Gestaltung durch Schalhaut und Schalung 14 2.3 Schalungstypen 20

    3 Sichtbetonteam 21

    4 Sichtbetonklassen 22 4.1 Definition Sichtbetonklassen 22 4.2 Geschalte Sichtbetonoberflchen 23 4.3 Details der Anforderungen an geschalte Sichtbetonoberflchen 24 5 Planung 31 5.1 Nutzungsvereinbarung 32 5.2 Ausfhrbarkeit 32 5.3 Verhtung von Betonmngeln in der Planung 32 5.4 Projektbezogenes Qualittsmanagement (PQM) 39 5.5 Aufzeigen der Kostenwahrheit 39 5.6 Bauzeit und Terminverschiebungen 39

    6 Ausschreibung 40 6.1 Allgemeine Grundlagen 40 6.2 Musterflchen 41 6.3 Referenzflchen 41

    7 Ausfhrung 42

    8 Beurteilung 43 8.1 Gesamteindruck 43 8.2 Einzelkriterien 44

    9 Literaturverzeichnis/Bildnachweis 45

    Anhang 47

    3

  • Beton ist mengenmssig der meistverwendete und gleichzeitig formbarste Baustoff der Welt. Beton hat sich in den vergangenen Jahren zum beliebten Material von Architekten auf der Suche nach purer sthetik entwickelt sowohl aussen als auch innen. Beton ist ein Material mit Stil. Beton ist nicht nur Konstruktion und Raum, sondern zugleich auch sichtbare Oberflche. Beton ist ein Abdruck seiner Form. Die fertige Oberflche konserviert den Augenblick des Erstarrens. Der Vorgang des Bauens dreht sich hier um. Gebaut wird die Negativform, von der im Nachhinein nur noch die Innenseite der Schalung als Abdruck Bestand haben wird. Sichtbeton ist seit Jahren ein gestalterisches Element und schafft einen unverwechselbaren Charakter der Betonoberflche. Aus diesem Grund gewinnt der Sichtbeton in der architektonischen Umsetzung von Bauten zunehmend an Bedeutung. Sichtbeton ist in, Sichtbeton ist trendy.

    Unter Sichtbeton verstehen wir Betonoberflchen mit Ansprchen an das Aussehen, die sthetik. Die Realisierung von hochwertigem und optisch ansprechendem Sichtbeton, welcher einen unverwech-selbaren Charakter schafft, stellt hohe Ansprche an alle Beteiligten: Sowohl Genauigkeit bei der Planung als auch handwerkliche Przision der Ausfhrenden mit Liebe zum Detail werden gefordert und bedrfen einer optimalen Abstimmung.

    In der Schweiz existieren im Gegensatz zu Deutschland und sterreich bis heute keine Normen, Emp-fehlungen und dergleichen fr Sichtbetonbauten, die die Planung, die Ausschreibung und die Ausfh-rung von Sichtbetonbauteilen bzw. -bauwerken untersttzen. Nur dank der guten Zusammenarbeit von Planern, Bauherren und Ausfhrenden sowie deren langjhriger Erfahrung konnten die teilweise hohen Ansprche an Sichtbetonoberflchen bisher erfllt werden. Des Weiteren liefern Publikationen wie die Betonpraxis von Holcim oder frhere Forschungsberichte der TFB Wildegg (Cementbulletin) eine ntzliche Untersttzung fr Einzelfragen bei der Herstellung von (Sicht-)Beton. Sie befassen sich indessen nicht ganzheitlich mit dem Prozess der Planung, der Herstellung und der Beurteilung von sichtbaren Betonoberflchen. Das nun vorliegende Merkblatt hat zum Ziel, diese Lcke zu schliessen. Es basiert auf dem heutigen Kenntnisstand und steht Bauherren, Planern und Ausfhrenden zur praxisgerechten Anwendung zur Verfgung.

    Mit der Einfhrung der Sichtbetonklassen SBK 1 bis SBK 3 und der SBK S lassen sich die gewnsch-ten Anforderungen sowohl in der Architektur als auch in der Technik genauer beschreiben und bewerten.

    Dieses Merkblatt gibt wertvolle Hinweise fr die Planung von sichtbaren Betonflchen.

    Wesentliche Elemente dieses Merkblattes wurden dem im Jahr 2008 abgeschlossenen Forschungs-projekt der cemsuisse zum Thema Sichtbeton entnommen.

    Bern, im Januar 2012

    Stefan BischofArbeitsgruppe Sichtbeton cemsuisse

    Vorwort

    4

  • Mitglieder der Arbeitsgruppe

    Bischof Stefan, dipl. Bau-Ing. ETH, ZrichHolcim (Schweiz) AG

    Lunk Peter, Dr.sc.techn. ETH, Zrich (Vorsitz)Holcim (Schweiz) AG

    Meyer Emmanuel, Wildeggjura cement AG

    Strahm Kurt, PryCiments Vigier SA

    Widmer Heiner, Dr.phil.nat., Berncemsuisse

    Zbinden Olivia, Leiterin PR und Promotion, BernBETONSUISSE

    VerdankungDie Herausgeberin dankt den Autoren und den Vertretern der mitwirkenden Organisationen und Institutionen fr ihre tatkrftige Mitarbeit. Ein besonderer Dank gilt dabei den Herren Dr. Peter Lunk und Stefan Bischof. Ohne das ausserordentliche und der Thematik verpflichtete Engagement dieser beiden Herren wre die Herausgabe des vorliegenden Berichtes nicht mglich gewesen.

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  • 0.1 Abgrenzungen

    Das Merkblatt richtet sich in erster Linie an Planer (Archi-tekten und Ingenieure), aber auch an Bauherren, Bauher-renvertreter, Investoren und Bauunternehmer, die sich mit dem Thema Sichtbeton auseinandersetzen.

    Dieses Merkblatt enthlt Hinweise, bei deren Beach-tung die angestrebte Sichtbetonqualitt erreicht werden kann. Es ergnzt die Normen SN EN 206-1, SIA 262, SIA 118/262 und SN EN 13670.

    Das Merkblatt gilt fr mit Schalhaut gestaltete Sichtbeton-oberflchen.

    Die Regelungen dieses Merkblatts sind hauptschlich fr Beton gemss SN EN 206-1 wegweisend, knnen analog aber auch fr Spritzbeton, Leichtbeton und Recyclingbeton angewendet werden, mssen aber gegebenenfalls spezi-fisch angepasst werden.

    Das Merkblatt bezieht sich vor allem auf Ortbetonbauteile, kann aber auch fr Fertigbauteile angewendet werden.

    Themen wie Brandschutz, Rezyklierbarkeit, Bestndigkeit gegen chemische oder mikrobiologische Einwirkungen, Oberflchenschutz und Instandsetzung im Zusammenhang mit Sichtbeton werden nicht speziell beschrieben.

    Sichtbare Betonflchen ohne sthetische Anforderungen und Ansprche sind kein Sichtbeton im Sinne dieses Merk-blattes und werden nicht klassifiziert.

    Einige Aspekte der Ausfhrung, die der Planer bereits in der Planungsphase zu bercksichtigen hat, sind in diesem Merkblatt vermerkt. Bauausfhrung, Ausfhrungsdetails, Betonzusammensetzungen, Farbbetone, Trennmitteleinsatz, Einbringen und Verdichten des Sichtbetons etc. werden in diesem Merkblatt nicht behandelt.

    0 Geltungsbereich

    Abb. 1: Beispiele fr sichtbare Flchen ohne Anforderungen

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  • 0.2 Verweise

    Im Text dieses Merkblattes wird auf die nachfolgend aufge-fhrten Normen und Empfehlungen verwiesen. Die Angabe bei der Publikation erfolgt ohne Nennung der Jahreszahl. Es gilt die letzte und aktuellste Ausgabe der jeweiligen Publikation.

    Norm SIA 118/262 Allgemeine Bedingungen fr den Betonbau

    Norm SIA 262 Betonbau Norm SIA 262/1 Ergnzende FestlegungenNorm SIA 269/2 Erhaltung von Tragwerken

    BetonbauNorm SIA 414 Masstoleranzen im BauwesenNorm SN EN 197-1 Zement Teil 1: Zusammenset-

    zung, Anforderungen und Kon-formittskriterien von Normal-zement

    Norm SN EN 206-1 Beton Teil 1: Festlegung, Eigenschaften, Herstellung und Konformitt

    Norm SN EN 934-2 Zusatzmittel fr Beton, Mrtel und Einpressmrtel Teil 2: Betonzusatzmittel Definitionen, Anforderungen, Konformitt, Kennzeichnung und Beschriftung

    Norm SN EN 1008 Zugabewasser fr Beton Fest-legung fr Probenahme, Prfung, Beurteilung der Eignung von Wasser, einschliesslich des bei der Betonherstellung anfallenden Wassers als Zugabewasser fr Beton

    Norm SN EN 12620 Gesteinskrnungen fr BetonNorm SN EN 13670 Ausfhrung von Tragwerken aus

    Beton (in Erarbeitung)SIA Empfehlung V414/10 Masstoleranzen im HochbauDIN 18202 Toleranzen im Hochbau Bau-

    werkeMerkblatt SIA 2042 Vorbeugung von Schden durch

    die Alkali-Aggregat-Reaktion (AAR) bei Betonbauten

    0.3 Vertragliche Einbindung des Merkblattes

    Es wird empfohlen, dieses Merkblatt zusammen mit der SIA 118/262 als Vertragsbestandteil im Werkvertrag zu bernehmen. Die Anforderungen an die geschalten Sichtbetonoberfl-chen gehen in diesem Merkblatt weiter als die in den tech-nischen Normen SIA 262 und SIA 118/262 festgelegten Anforderungen an Betonoberflchen. Demzufolge ist dieses Merkblatt in der Rangfolge der Vertragsbestandteile bei Sichtbetonflchen den technischen Normen SIA 262 und SIA 118/262 vorzuziehen.Der Planer verpflichtet sich bei der Einbindung des Merk-blattes in einen Vertrag, fr die Ausfhrung fachgerechte und realisierbare Vorgaben zu whlen und diese positions-bezogen auszuschreiben.

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  • In diesem Merkblatt werden die nachfolgenden Fachausdrcke sowie fachspezifische Begriffe fr Sichtbeton verwendet und, wo sinnvoll, mit einer Bewertung ergnzt.

    quivalenter Wasserzementwert w/zeq Massenverhltnis des wirksamen Wassergehaltes zur Summe aus Zement-gehalt und k-fach anrechenbaren Anteilen von Zusatzstoffen.

    Anker Ein Anker ist im Bauwesen ein Bauteil, das eine zugsichere Verbindung (Verankerung) von zwei Sichtbetonbauteilen zur Aufnahme des Frischbeton-drucks herstellt.

    Ausschalfrist Ausschalfrist ist die notwendige Zeitspanne zwischen dem Betonieren und dem Entfernen der Schalung. Der Ausschalzeitpunkt eines Sichtbetonbau-teiles wird durch den Ingenieur festgelegt und ist abhngig von der Festig-keit des Betons, den Witterungsbedingungen, der Tragfunktion und den Beanspruchungen des Bauteils.

    Beton nach Eigenschaften Beton gemss Norm SN EN 206-1, fr den die geforderten Eigenschaften und zustzlichen Anforderungen dem Hersteller gegenber festgelegt sind. Der Hersteller ist fr die Bereitstellung eines Betons verantwortlich, der den geforderten Eigenschaften und den zustzlichen Anforderungen entspricht.

    Beton nach Zusammensetzung Beton gemss SN EN 206-1, fr den die Zusammensetzung und die Aus-gangsstoffe, die verwendet werden mssen, dem Hersteller vorgegeben werden. Der Hersteller ist fr die Lieferung eines Betons mit der festgeleg-ten Zusammensetzung verantwortlich.

    Betonierabschnitt Vor der Ausfhrung festgelegte Betonieretappen von zu erstellenden Sicht-betonbauteilen, die in einem Arbeitsgang hergestellt werden.

    Bewehrungsberdeckung Abstand der Oberflche der Bewehrung von der Betonoberflche. Die gewhlte Bewehrungsberdeckung cnom ist auf den Plnen anzugeben und beinhaltet die zulssigen Abweichungen.

    Bluten Absondern von Wasser an der Sichtbetonoberflche bei frisch in die Scha-lung eingebrachtem Beton. Bluten tritt whrend oder nach der Verarbeitung auf und dauert bis zum Beginn des Erstarrungsprozesses an.

    Bojake Feinmrtelaustritt (Zementleim) bei undichten Schalungsstssen.

    Distanzhalter Punktfrmige, linienfrmige oder flchenfrmige Einbauteile aus zementge-bundenem Mrtel (u.U. mit Faserzusatz), Kunststoff oder reaktionsharzge-bundenem Mrtel, die das erforderliche Verlegemass vor und whrend des Betonierens zwischen den usseren Bewehrungsstben und der Schalung sichern und nach dem Betonieren die Gebrauchstauglichkeit und die Dauer-haftigkeit des Bauteils nicht beeintrchtigen.

    1 Begriffe

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  • Farbton Der Farbton ist neben der Helligkeit und der Farbsttigung eine der drei vom Menschen als wichtig empfundenen Eigenschaften einer Farbe und spielt bei den Anforderungen an geschalte Sichtbetonoberflchen eine grosse Rolle (vgl. auch Verfrbungen).

    Fuge Horizontale und vertikale Arbeits-, Bewegungs- oder Schalhautfugen.

    Fugenbild Als Fugenbild bezeichnet man Anordnung und Aussehen der Fugen auf einer bestimmten Sichtbetonoberflche.

    Grat Ein bei Trenn- oder Formverfahren (z.B. zwischen zwei Schaltafeln) ent-stehender scharfkantig hervorstehender Rand eines Sichtbetonbauteiles zwischen zwei Flchen ( Kante).

    Kalkausblhungen/Kalkausscheidungen Helle, schleierartige, fleckige Verfrbungen an der Betonoberflche, verur-sacht durch wasserlsliche Alkalisalze (z.B. Calciumhydroxid), die meist in jungem Beton auftreten. Sie sind baustoffbedingt und stellen keinen Mangel in technischem Sinne bei Sichtbetonoberflchen dar.

    Kalkaussinterungen/Kalkfahnen Konzentrierte weisse bzw. gelbliche Kalkansammlungen und -verkrustungen, verursacht durch Fremdwasser im Zusammenhang mit Fehlstellen (z.B. wasserfhrende Risse oder unzureichend geplante Wasserhaltung), die an der Sichtbetonoberflche auftreten.

    Kiesnest Offene, stark porse Bereiche an der Sichtbetonoberflche aufgrund einer lokalen Entmischung des Frischbetons. Anreicherung grober Gesteinskr-ner mit wenig Feinanteilen und Zement innerhalb des Betonquerschnittes.

    Lunker Kleinere Hohlrume, die bei der Erstarrung des Betons in der Schalung an der Betonoberflche entstehen knnen. Sie stellen keine technische Beeintrchtigung von Sichtbetonoberflchen dar, solange sie die normalen Abmessungen von wenigen Millimetern nicht berschreiten, treten v.a. bei vertikalen Bauteilen auf und knnen fr den optischen Gesamteindruck der Oberflche prgend werden.

    Mangel Negative Abweichung von Sichtbetonoberflchen von dem vereinbarten Soll (z.B. Referenzflche).

    Marmorierung Wolken- oder streifenfrmige Farbtonunterschiede an Sichtbetonoberflche.

    Musterflche Gesamte Sichtbetonoberflche eines gesondert hergestellten oder eines ausgewhlten Bauteils, an das keine vertraglichen Anforderungen gestellt sind und an dem die am Bau Beteiligten die zur Entwicklung und Absiche-rung des technischen Vorgehens und/oder zur Abstimmung der geforderten Oberflchenbeschaffenheit notwendigen praktischen Versuche vornehmen.

    Nachbehandlung Die Nachbehandlung des frischen und jungen Betons ist zum Schutz der Betonoberflche gegen ussere Einwirkungen und somit zur Sicherstellung einer geschlossenen, dichten und dauerhaften Sichtbetonoberflche erfor-derlich. Nachbehandlungsmassnahmen sind so zu definieren, dass diese keine unerwnschten Auswirkungen auf das Erscheinungsbild der Sichtbe-tonoberflche haben.

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  • Nachbehandlungsklasse Die Nachbehandlungsdauer ist in Abhngigkeit von der Festigkeitsentwick-lung des Betons in der Betonrandzone festzulegen. Sie wird in der Norm SIA 262 durch die Nachbehandlungsklassen NBK 1 bis 4 beschrieben.

    Die Nachbehandlung von Sichtbetonoberflchen ist schwierig bis technisch heikel und die Dauer der Nachbehandlung ist sowohl fr Innen- wie fr bewitterte Aussenbauteile im Einzelfall festzulegen.

    Sofern genauere Angaben fehlen, gilt gemss SIA 118/262 Allgemeine Bedingungen fr den Betonbau eine Nachbehandlungszeit von 5 Tagen.

    Poren Kleinere Hohlrume, die sich beim Mischen und Einbringen des Frischbe-tons in die Schalung als natrliche Luft- und Wassereinschlsse im Innern des Betons bilden.

    Referenzflche Musterflche, deren Oberflchenbeschaffenheit als verbindlicher Standard zur Abnahme und Beurteilung der vertraglichen Leistung von Sichtbeton-bauten bzw. -teilen zwischen Bauherr und Ausfhrenden vereinbart werden kann.

    Schalhaut Betonberhrende Flche der Schalung. Das Saugverhalten der Schalhaut (saugend / nicht saugend) hat unter anderem Auswirkungen auf die Hellig-keit, die Grautonunterschiede und das Abmehlen/Absanden an der Sicht-betonoberflche und auf die Neigung zu Feinstanteilanreicherungen, die Anzahl Luft- und Wasserporen und den w/z-Wert der Betonrandzone.

    Schalungen Schalungen sind Hohlformen, in die Frischbeton eingebracht wird und die nach Erhrtung des Betons entfernt werden Ausnahme: verlorene Scha-lungen. Eine Schalung besteht aus Schalhaut und Schalsystem. Die Art der Schalung wird nach der Funktion und der Art des Bauwerks gewhlt. Die Schalung ist die Negativform zum fertigen Betonbauteil. Durch die Wahl ei-ner bestimmten Schalhaut oder eines oberflchenabhngigen Schalsystems kann die sichtbare Oberflche nach Gestaltungswunsch hergestellt werden.

    Schalungsmusterplan Planliche Gestaltungsgrundlage fr die Ausschreibung (Leistungsverzeich-nis) von Sichtbeton mit Angaben zu Schalungssystem, Schalungselement-grssen, Ankerstellen, Betonierabschnitte, Fugen etc.

    Schalungstypen Nach SIA 118/262 (Typ 1 bis 4) Typ 1: Normale Betonoberflche Typ 2: Betonoberflche mit einheitlicher Struktur Typ 3: Sichtbetonoberflche mit Brettstruktur Typ 4: Sichtbetonoberflche mit Tafelstruktur

    Schalungssystem Sttzen-, Wand- und Deckenschalung von Sichtbetonbauteilen wie z.B. die Trgerschalung (Holz- oder Metalltrger mit Stahlgurtungen) und die Rahmenschalung (Metallrahmen mit Aussteifungen, eingelegter Standard-schalhaut [i.d.R. Mehrschichtenplatten] und vorgegebenen Ankerstellen).

    Schttlage Dicke des eingefllten, unverdichteten Betons vor der Verdichtung.

    Sichtbeton Betonoberflche mit definiertem Anspruch an das Aussehen. Die Ansichts-flche ist nach der Fertigstellung der sichtbare Teil des Betons, der die Gestaltung und die Herstellung erkennen lsst.

    Sichtbetonklassen Die Sichtbetonklassen SBK 1 bis SBK 3 und SBK S ergeben sich aus den Ansprchen, die an die geschalten Ansichtsflchen gestellt werden. Die Sichtbetonklassen werden verknpft mit entsprechenden Profilen des An-spruchs an die Oberflche (Textur, Lunker, Farbton, Ebenheit, Fugen), den Schalungstyp und die Musterflchen.

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  • Sichtbetonteam Gruppe von Personen (Bauherr, Bauingenieur, Architekt, Bauleitung, Beton-werk, Baumeister, Polier, Bauarbeiter), die fr die Koordination des Bauab-laufes, die Steuerung des Informationsflusses etc. bei der Erstellung einer sichtbaren Betonflche verantwortlich sind.

    Textur Textur ist die geometrische Gestalt der Betonoberflche (rau, glatt, Struk-tur) als Abweichung der planen Ebene ( Unebenheit). berprft werden Geschlossenheit der Betonoberflche, Matrixverluste, Flchenverstze und Grate an Elementstssen der Schalung.

    Trennmittel Trennmittel gewhrleisten ein sauberes Ausschalen der Betonflchen, ohne Schden an empfindlichen Stellen, wie Kanten und Ecken, herbeizufhren.

    Unebenheit Abweichung in der Ebenheit der Sichtbetonoberflchen aufgrund berms-siger Durchbiegungen der Schalung ( Textur). Merkmale sind beulenartige Ausbuchtungen oder Verstze, Abstze oder Vorsprnge im Bereich von Schalungsstssen oder Arbeitsfugen.

    Verfrbung Hell-/Dunkelverfrbung, Rost- und Schmutzflecken auf der Betonoberflche aufgrund der Ausgangsstoffe verschiedener Art und Herkunft im Beton, seiner Interaktion mit der Schalhaut sowie durch Witterungsbedingungen.

    Wolkenbildung Farbtonvernderung an der Sichtbetonoberflche.

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  • 2.1 Allgemeine MerkmaleDie Gestaltung ist einer der wichtigsten Bestandteile der Sichtbetonbauweise. Die Gestaltung der sichtbar bleiben-den Betonoberflche ist durch den Planer gemeinsam mit dem Bauherrn festzulegen. Beton weist nach dem Aus-schalen an seiner Ansichtsflche eine aus Zementstein und Feinstsandanteil bestehende Mrtelschicht auf, die das Abbild der verwendeten Schalung wiedergibt. Eine Oberfl-chengestaltung kann beispielsweise mit folgenden herstel-lungstechnisch relevanten Massnahmen erzielt werden: Grsse und Anordnung der Schalelemente (Flchenglie-

    derung) Eigenschaften, Struktur und Gestaltung der Schalhaut

    (z.B. Brettschalung, glatte Schalung, Matrizen/Matrizen-schalung, Filtervliese, OSB-Platten etc.)

    Gestaltung der Schalungseinlagen (Aufdoppelungen,

    Leisten, Matrizen, Ornamente, Schnitzereien oder hn-liches)

    Gestaltung durch nachtrgliche mechanische (Sgen, Spalten, Schleifen, Polieren) und handwerkliche Bearbei-tung (Bossieren, Spitzen, Stocken, Scharrieren), durch Waschen (Waschen mit speziellen Abbindeverzgern, Feinwaschen und Suern) und spezielle Bearbeitung (Strahlen, Flammstrahlen, Wasserhchstdruckabtrag HDW, Fototechnik) von Betonoberflchen

    Anordnung von Anker, Ankerlchern, Stssen, Fugen, Bindlchern, Kantenausbildung etc.

    Gestaltung durch gezielte Farbtongebung (Zementart, Gesteinskrnungen, Steinmehl, Pigmente, Lasuren, Anstriche)

    2 Grundlagen der Gestaltung

    Abb. 2: Gestaltung durch mechanische Bearbeitung

    Polieren Schleifen Spalten

    Abb. 3: Gestaltung durch handwerkliche Bearbeitung

    Bossieren Scharrieren Spitzen Stocken

    12

  • Abb. 4: Gestaltung durch Waschen und Suern

    Waschen (spez. Abbindeverzgerer) Feinwaschen Suern

    Abb. 5: Gestaltung durch spezielle Bearbeitung

    Strahlen Wasserhchstdruckabtrag Fototechnik

    Abb. 6: Gestaltung durch Einlagen

    Reliefs Ornamente/Schnitzereien Industrieschalung als Einlage Gemischte Anwendungen

    Abb. 7: Gestaltung durch Farbbeigabe

    Farbpigmente farbige Gesteinskrnung farbiges Steinmehl (pulverfrmig, Slurry,Granulat)

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  • 2.2 Gestaltung durch Schalhaut und Schalung

    Die Beschaffenheit der Schalung spielt eine wichtige Rolle fr das Gelingen eines Sichtbetonbauwerkes. Einerseits verleiht sie dem Beton massgerechte Form und ande-rerseits gibt sie der Betonoberflche Form, Struktur und Farbtonintensitt. Die Schalung besteht aus der Schalhaut, die den Beton berhrt, und aus der eigentlichen Tragkonstruktion (Scha-lungssystem: i.A. Rahmen- oder Trgerschalung), die die Lasten (z.B. Frischbetondruck) ableitet. Diese Lasten bewirken unvermeidliche Verformungen, welche durch ent-sprechende Steifigkeit der Schalungen so klein wie mglich zu halten sind.

    Die Wahl der Schalung erfolgt in der Regel nach Kriterien wie: Angestrebte Qualitt der Sichtbetonoberflche Anzahl der mglichen Wiederverwendungen Aufwand fr die Erstellung Einbringen und Verdichtungsart des BetonsDie Schalung ist im Gegensatz zur Sichtbetonoberflche durch den Bauingenieur abzunehmen. Die Abnahme der Sichtbetonoberflche erfolgt je nach vertraglicher Verein-barung.

    2.2.1 SchalungssystemBei der Planung von Sichtbeton sind mglichst marktgn-gige Schalungsraster zu bercksichtigen. Neben konventio-nell hergestellten Schalungen werden heute hauptschlich Systemschalungen (Rahmen- oder Trgerschalung) einge-setzt, die von unterschiedlichen Schalungsherstellern ange-boten werden. Deshalb hat eine genaue Masskoordination zu erfolgen. Es ist sinnvoll, bereits in der Planungsphase die Gestaltungsidee und die herstellungstechnischen Mg-lichkeiten aufeinander abzustimmen, wie z.B. das Scha-lungssystem. Es ist aber mglich, jede aus gestalterischen Grnden gewnschte Schalhaut auf die verschiedenen Systemschalungen zu montieren.

    Abb. 8: Schalungssysteme

    Konventionelle Schalung Rahmenschalung Trgerschalung

    Rundschalung Sulenschalung

    14

  • 2.2.2 SchalhautDie Schalhaut bestimmt die Textur der Betonoberflche.Die Gestaltung der Betonoberflche erfolgt hufig mit Hilfe folgender Schalhauttypen: Rohe, ungehobelte Holzbretter Vorbehandelte Holzbrettschalungen Kunststoffbeschichtete Schalungen (Polyester, Polystyrol,

    Linoleum, Elastomere etc.) Stahlschalung Vollkunststoffplatten

    Abb. 9: Bretter sgerau Abb. 10: Bretter gehobelt

    Abb. 11: Furniersperrholzplatten Abb. 12: 3-Schicht-PlattenBeschichtung: Phenolharzfilm Beschichtung: Melaminharz

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  • Abb. 13: Vollkunststoffplatte (alkus) Abb. 14: Asiatisches SperrholzBeschichtung: Polypropylen Beschichtung: Phenolharzfilm

    Abb. 15: Stahlschalung Abb. 16: Rohverschnitt-Sperrholzplatte Beschichtung: einmal geschliffen

    16

  • Abb. 17: OSB-Platten Abb. 18: Drainvlies

    Beschaffenheit der SchalhautFolgende Punkte, die es bei der Bestimmung der Anforde-rungen an die Sichtbetonoberflchen in Abhngigkeit der Sichtbetonklassen zu bercksichtigen gilt, knnen die Textur der Betonoberflche stark beeinflussen: Bohrlcher, z.B. Verschluss mit Kunststoffstpsel Nagel- und Schraublcher Beschdigung der Schalhaut durch Vibriernadel Kratzer Betonreste, z.B. in Vertiefungen (Nagellcher, Kratzer etc.) Zementschleier Aufquellen der Schalhaut im Schraub- bzw. Nagelbereich

    und an Schnittkanten von Schaltafeln (ripplings) Reparaturstellen (sach- und fachgerechte Ausfhrung nur

    durch qualifiziertes Personal)

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  • 2.2.3 Saugverhalten der SchalungIn der folgenden Tabelle sind die blichen Schalhauttypen nach dem Saugverhalten (saugend bis nicht saugend), ihre Merkmale, ihre Auswirkungen auf die Betonoberflche und die Anhaltswerte fr ihre Einsatzhufigkeit dargestellt.

    Tab. 1: Merkmale und Auswirkungen verschiedener Schalhute

    Art und Eigenschaft der Schalhaut Merkmale der Betonoberflche Mgliche Auswirkungen

    1

    sau

    gen

    d

    Bretter, sgerau raue Brettstruktur (hohes Saugvermgen), dunkel

    Saugfhigkeit und Ausprgung der Textur bei mehrfachem Einsatz abnehmend, ein-zelne Hohlfasern in der Betonoberflche, Absanden unter Holzzuckereinfluss, wenige Poren

    2 Bretter, gehobelt glatte Brettstruktur (geringes Saugverm-gen), deutlich heller als 1

    Saugfhigkeit und Ausprgung der Textur bei mehrfachem Einsatz abnehmend, Ab-sanden unter Holzzuckereinfluss, strkere Porenbildung als 1

    3 Spanplatten, unbeschichtet leicht rau, dunkel starke Farbtonunterschiede (fleckig), wenige Poren

    4 Drainvlies/Faservlies Siebdruckstruktur, dunkler als 3 Faltenbildung (Vlies und Betonoberflche), fast keine Poren, im Allgemeinen keine Sichtbetonanwendung

    5

    schw

    ach

    sau

    gen

    d

    3-Schicht-Platten, oberflchenvergtet, Holzstruktur, die sich durch Strahlen verstrkt

    bei den ersten Einstzen dunkel, bei weite-ren Einstzen heller

    Poren (gehen mit zunehmender Einsatzhu-figkeit zurck)

    6 Schalrohre aus Pappe glatt, hell kein Trennmittel erforderlich, nur fr Sttzen geeignet, sehr wenige Poren

    7 Furniersperrholz mit saugender Filmbeschichtung

    glatt bisher wenig praktische Erfahrung

    8 Sperrholzplatte leicht raue Textur, Maserung teilweise erkennbar

    Saugfhigkeit und Ausprgung der Textur bei mehrfachem Einsatz abnehmend, Ab-sanden unter Holzzuckereinfluss

    9

    nich

    t bz

    w. s

    ehr

    schw

    ach

    sau

    gen

    d

    Schaltafeln, oberflchenbehandelt, glatt oder nicht glatt

    glatt, hell Farbtonunterschiede, Wolkenbildung, Marmorierung, verstrkte Porenbildung

    10 Finnenplatten, kunstharzbeschichtet Siebdruckrasterstruktur, etwas dunkler als 9

    weniger ausgeprgte Auswirkungen als bei 9

    11 Metallschalungen (Stahlblech) glatt, hell wie unter 9, unter Umstnden Rostflecken an Betonoberflche

    12 Matrizen, filmbeschichtet je nach Matrize glatt bis stark strukturiert, hell

    starker Einfluss von Undichtigkeiten an Fugen, verstrkte Porenbildung

    13 Rohre aus Metall oder Kunststoff glatt, hell wie 9, verstrkte Marmorierung

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  • In folgender Abbildung sind die Auswirkungen unterschied-licher Schalhute aus Tabelle 1 (vgl. Nummern 1 bis 10) bildlich dargestellt. Farbliche Unterschiede an der Sichtbe-tonoberflche sind klar erkennbar.

    Texturierte SchalungenBei texturierten Schalungen fallen die Lunker und Farb-tonunterschiede weniger stark auf als bei untexturierten Schalhautoberflchen.

    Glatte SchalungenGlatte Schalungen knnen eine strkere Neigung zu Farbtonungleichheiten haben und zur Bildung von Marmo-rierungen, Wolken und Lunker an Sichtbetonoberflchen beitragen.

    Schalhautelemente bleiben durch die Stossfugen der Schalhaut im Betonabbild stets sichtbar und sind system-bedingter Teil der Flchengestaltung, also planungsrelevant (Schalungsmusterplan).

    Neue SchalungenNeue Schalungen erzielen unabhngig vom Ausgangs-material ihrer jeweiligen Schalhaut in der Regel bessere Ergebnisse der Sichtbetonqualitt als bereits verwendete Schalungen. Es wird empfohlen, einen maximalen Scha-lungsumlauf zu definieren. Neue Schalungen sind vor ihrem erstmaligen Einsatz vorzubehandeln (Zementschlmme).

    Der Einfluss des Saugverhaltens der Schalhautoberflche auf die Betonoberflche ist in Tabelle 2 aufgefhrt.

    Tab. 2: Einfluss des Saugverhaltens der Schalhautoberflche auf die Sichtbetonoberflche

    Einfluss der Schalhautoberflche auf saugend nicht saugend

    Farbe der Betonoberflche dunkler heller

    w/z-Wert der Betonrandzone niedriger hher

    Anzahl Luft- und Wasserporen geringer hher

    Neigung zum Abmehlen/Absanden etwas hher geringer

    Grautonunterschiede hher geringer

    Neigung zu Feinstanteilanreicherungen geringer hher

    Quell- und Schwindneigung hher geringer

    Abb. 19: Betonoberflchen mit unterschiedlichen Schalhuten

    7 1 8 2 10 7 1 7 lackiert unlackiert

    19

  • Typ 1: Normale Betonoberflche

    Flchen ohne besondere Anforderungen: Mit beliebiger Flchenstruktur Ohne Nachbearbeitung von Graten und berzhnen

    Bemerkung:Typ 1 gilt nicht als Sichtbetonschalung in diesem Merkblatt!

    Typ 2: Betonoberflche mit einheitlicher Struktur

    Flchen mit folgenden Anforderungen: Einheitliche Flchenstruktur Brett- bzw. Tafelgrsse nicht vorgeschrieben Mit Nachbearbeitung von Graten und berzhnen

    Typ 3: Sichtbetonoberflche mit Brettstruktur

    Sichtbar bleibende Flchen mit folgenden Anforderungen: Einheitliche Flchenstruktur ohne berzhne, Grate und porse

    Stellen Durch Lufteinschlsse verursachte Poren (Lunker) in mssiger

    Anzahl sind zulssig Mglichst gleichmssige Farbtnung Brettbreite konstant; Brettstsse nicht vorgeschrieben Brettrichtung einheitlich und parallel zur grsseren Abmessung

    der Schalungsflche Glatte Schalbretter

    Typ 4: Sichtbetonoberflche mit Tafelstruktur

    Sichtbar bleibende Flchen mit folgenden Anforderungen: Einheitliche Flchenstruktur ohne berzhne, Grate und porse

    Stellen Durch Lufteinschlsse verursachte Poren (Lunker) in mssiger

    Anzahl sind zulssig Mglichst gleichmssige Farbtnung Tafelgrsse konstant; Tafelstsse nicht vorgeschrieben Tafelrichtung einheitlich und parallel zur grsseren Abmessung

    der Schalungsflche

    2.3 Schalungstypen

    Das Schalungssystem ist als das Tragwerk der Schalung zu betrachten. Es ist ein geeignetes Schalungssystem zu finden, das den fach- und planungsgerechten Einbau der gewhlten Schalhaut erlaubt.

    Oberflchengestaltung und OberflchenbeschaffenheitDie Norm SIA 118/262 Allgemeine Bedingungen fr den Betonbau definiert die Oberflchenbeschaffenheit von Schalungen mit folgenden Bezeichnungen:Der Schalungstyp 1 ist nicht fr die Sichtbetonklassen SBK 1 bis SBK 3 und SBK S gemss der Definition in die-sem Merkblatt zugelassen (vgl. Kapitel 4 ff.).

    Abb. 20-23: Beton- und Sichtbetonoberflchen Typ 1 bis Typ 4

    20

  • 3 Sichtbetonteam

    Um qualitativ hochwertige und sthetisch ansprechende Sichtbetonoberflchen zu erstellen, bedarf es des Ein-bezugs und der optimalen Abstimmung aller Beteiligten sowie des ungehinderten Informationsflusses untereinander sowohl bei der Planung wie auch bei der Ausfhrung. Die Bildung eines Sichtbetonteams ist hierbei von Vorteil. Die Koordination des Bauablaufes, die Steuerung des In-formationsflusses und die Verantwortlichkeiten und Zustn-digkeiten sind vor Baubeginn und baubegleitend innerhalb des Sichtbetonteams sicherzustellen (siehe Abb. 24), um Missverstndnisse, Kostenberschreitungen, Terminverz-gerungen und Konflikte bei der Abnahme und der Beurtei-lung von Sichtbetonoberflchen und -bauten mglichst zu vermeiden.

    Abb. 24: Sichtbetonteam

    SicHTBETONTEAM

    Bauingenieur

    Architekt

    Bauleitung

    Betonwerk

    Bauarbeiter

    Polier

    Baumeister

    Bauherr

    21

  • 4 Sichtbetonklassen

    Mit der Einfhrung der Sichtbetonklassen SBK 1 bis SBK 3 und der Sonderklasse SBK S lassen sich die gewnschten Anforderungen an Sichtbetonbauten sowohl in Architektur als auch in der Technik genauer beschreiben und bewerten. In Kapitel 4.1 sind die Sichtbetonklassen definiert, in Kapi-tel 4.2 sind die Anforderungen an geschalte Sichtbeton-oberflchen, Schalungstyp und Musterflchen festgelegt und in Kapitel 4.3 sind die Anforderungen an geschalte Oberflchen detailliert erlutert.

    4.1 Definition Sichtbetonklassen

    Die Anforderungen an den Sichtbeton sind eindeutig zu definieren. Fr die Planung und die Ausschreibung von Sichtbetonoberflchen gelten die in folgender Tabelle defi-nierten und erluterten Sichtbetonklassen SBK 1 bis SBK 3 und SBK S und deren Sichtbetonansprche.

    Tab. 3: Sichtbetonklassen

    Abb. 25: Beispiele fr Sichtbetonklassen SBK 1 bis SBK 3 und SBK S

    SBK 1: geringe Ansprche SBK 2: normale Ansprche SBK 3: hohe Ansprche SBK S: besondere/individuelle Ansprche

    Sichtbetonklasse Sichtbetonansprche Erluterung

    SBK 1 geringe Geringe Ansprche an die Qualitt der sichtba-ren Flche. Mindestqualitt ohne ausgeprgte Gestaltungsabsicht.

    SBK 2 normale Normale Ansprche an die Qualitt der sichtba-ren Flche. Planung mit einer bestimmten Gestaltungsabsicht.

    SBK 3 hohe Hohe Ansprche an die Qualitt der sichtbaren Flche. Planung mit besonders anspruchsvoller Ge-staltungsabsicht und hoher Erwartung an die ber-einstimmung des Ergebnisses mit der gestalteri-schen Vorstellung.

    SBK S nach Angaben Planer Sonderklasse mit besonderer/individueller Gestaltungsabsicht.

    22

  • 4.2 Geschalte Sichtbetonoberflchen

    In folgender Tabelle sind die Anforderungen an geschalte Sichtbetonoberflchen, die Zuordnung der Schalungstypen und die Musterflchen aufgefhrt und entsprechend ihrer Relevanz einer Sichtbetonklasse zugeordnet.

    Weitere Anforderungen:

    Schalungstyp Die Anforderungen an den Schalungstyp werden gemss Kapitel 2.3 dieses Merkblattes definiert. Detailinformationen sind Kapitel 2 Grundlagen der Gestaltung zu entnehmen. Der Schalungstyp 1 wird gemss Anforderungen dieses Merkblattes nicht fr die definierten Sichtbetonklassen SBK 1 bis 3 und SBK S zugelassen. Der Schalungstyp fr die Sichtbetonklasse SBK S ist durch den Planer festzulegen.Die Anforderungen an die Beschaffenheit der Schalhaut (vgl. Kap. 2.2.2 Schalhaut) gilt es in Abhngigkeit der Sichtbetonklasse zu bercksichtigen: Fr die Sichtbetonklasse SBK 1 sind Bohr-, Nagel- und

    Schraublcher, Kratzer, Betonreste, Zementschleier, Be-schdigungen durch Vibriernadel, Aufquellen der Schal-haut (ripplings) und Reparaturstellen zulssig.

    Fr die Sichtbetonklasse SBK 2 sind das Aufquellen der Schalhaut (ripplings) und Beschdigungen derselben durch die Vibriernadel sowie Betonreste (Vertiefungen von Nagellchern, Kratzer etc.) nicht zulssig.

    Fr die Sichtbetonklasse SBK 3 sind smtliche in Kapitel 2.2.2 Schalhaut unter dem Punkt Beschaffen-heit der Schalung aufgefhrten Kriterien (Bohrlcher, Nagel- und Schraubenlcher, Zementschleier, Betonreste, Aufquellen der Schalung, Beschdigungen der Schalhaut durch Vibriernadel, Reparaturstellen) nicht zulssig.

    Fr die Sichtbetonklasse SBK S gelten die durch den Planer angegebenen Anforderungen.

    Musterflche Die Musterflchen dienen einerseits zur Abstimmung der vertraglich festgelegten Oberflchenbeschaffenheit mit dem Auftraggeber, zur Prfung von Alternativen und zur praktischen Darstellung von Ausfhrungsdetails. Anderer-seits dienen sie der Vorbereitung der technischen Rea-lisierbarkeit fr den Unternehmer und zur verbindlichen Festlegung der Referenzflche, die bei der Beurteilung von Sichtbetonoberflchen nach deren Erstellung herangezo-gen werden kann. Detailinformationen sind dem Kap. 6.2 Musterflchen zu entnehmen.

    Tab. 4: Sichtbetonansprche, Anforderungen an Sichtbetonoberflchen und weitere Anforderungen

    Sichtbetonklasse Sichtbetonansprche Anforderungen an geschalte Sichtbetonflchen Weitere Anforderungen

    Textur Lunker Farbton Ebenheit Fugen Schalungstyp Musterflche

    SBK 1 geringe TX 1 LK 1 FB 1 EH 1 FG 1 Typ 2 keine

    SBK 2 normale TX 2 LK 2 FB 2 EH 1 FG 2 Typ 3 / Typ 4 empfohlen

    SBK 3 hohe TX 3 LK 2 FB 3 EH 2A / EH 2B

    nach Anga-ben Planer

    Typ 3 / Typ 4 sehr empfohlen

    SBK S nach Angaben Planer

    23

  • 4.3 Details der Anforderungen an geschalte Sichtbetonoberflchen

    In folgender Tabelle sind die Details der Anforderungen an geschalte Sichtbetonoberflchen zugehrig zu den Sichtbe-tonklassen aufgefhrt und nachfolgend im Einzelnen fr alle Sichtbetonklassen SBK 1 bis SBK 3 und SBK S erklrt.

    Tab. 5: Details der Anforderungen an geschalte Sichtbetonoberflchen (Textur, Lunker, Farbton, Ebenheit, Fugen)

    Geschalte Betonflchen

    Sichtbetonklassen

    SBK 1 SBK 2 SBK 3 SBK S

    Textur

    TX 1 Sichtbetonoberflche mit ein-heitlicher StrukturEinheitliche Oberflchenstruktur.Brett- bzw. Tafelgrsse nicht mit Nachbearbeitung von Graten und berzhnen.

    TX 2 Sichtbetonoberflche mit Brett-/Tafelstruktur Einheitliche Oberflchenstruktur ohne berzhne, Grate und porse Stellen. Brett- bzw. Tafelbreite konstant. Brett- und Tafelstsse nicht vorgeschrieben. Brett- bzw. Tafelrichtung einheitlich und parallel oder senkrecht zur grs-seren Abmessung der Schalungsfl-che. Glatte Schalbretter.

    TX 3 Strukturbild gemss Detailplan der geschalten Flche (Schalungsmusterplan)

    TX S nach Angaben Planer

    Lunker LK 1 gering

    LK 2 mssig mssig

    LK S nach Angaben Planer

    Farbton FB 1 Hell-/Dunkelverfrbungen sind zulssig. Rost- und Schmutzfle-cken sind unzulssig.

    FB 2 mglichst gleichmssige Farbtnung

    FB 3 besondere Bestimmungen

    FB S nach Angaben Planer

    Ebenheit EH 1 Ebenheitsanforderungen der fertigen Betonoberflche nach SIA V 414/10

    Ebenheitsanforderungen der fertigen Betonoberflche nach SIA V 414/10

    EH 2A Ebenheitsanforderungen der fertigen Betonoberflche nach SN EN 13670

    EH 2B Ebenheitsanforderungen der fertigen Betonoberflche nach DIN 18202, Tabelle 3 (Zelle 6)

    EH S nach Angaben Planer

    Fugen FG 1 Fugen abgedichtet. Kein Kan-tenschutz. Versatz zugelassen.

    FG 2 Fugen abgedichtet. Kantenschutz. Mssiger Versatz zugelassen.

    FG S nach Angaben Planer nach Angaben Planer

    24

  • Textur (TX)

    TX 1: Textur/SchalelementstossAnforderung an Sichtbetonoberflche: Geschlossene und weitgehend einheitliche Betonober-

    flche Der Planer legt folgende Anforderungen fest: In den Schalelementstssen ausgetretener Zementleim/

    Feinmrtel ( 10 mm breit, 5 mm tief) zulssig Versatz der Elementstsse ( 5 mm) zulssig Grate und berzhne ( 5 mm) zulssig Rahmenabdruck des Schalelementes zulssigEs gibt keine Anforderungen an einen Schalungsmuster-plan.

    TX 2: Textur/SchalelementstossAnforderung an Sichtbetonoberflche: Glatte, geschlossene und weitgehend einheitliche Beton-

    oberflche

    Der Planer legt folgende Anforderungen fest: In den Schalelementstssen ausgetretener Zementleim/

    Feinmrtel nicht zulssig Feine, technisch unvermeidbare Grate ( 3 mm) zulssig Weitere Anforderungen (z.B. Schalungsstsse, Rahmen-

    abdruck) sind detailliert festzulegenEs gibt keine Anforderungen an einen Schalungsmuster-plan.

    Abb. 26: Beispiele fr geschlossene, weitgehend einheitliche Oberfl-che mit Versatz, Graten und Rahmenabdruck der Schalung

    Abb. 27: Beispiele fr glatte, geschlossene und weitgehend einheitli-che Oberflche mit feinen Graten und vorgegebenen Schalungsst-ssen und Bindestellen

    25

  • TX 3: Textur/SchalungsmusterplanDie zu erwartende Struktur der verwendeten Schalung auf der Betonoberflche kann im Schalungsmusterplan dargestellt werden. Hierbei sind ergnzend zur textlichen Beschreibung und zum Schalungsplan besondere Merk-male der Schalung bzw. der Ansichtsflche vom Planer festzulegen.

    Die Masse fr Systemschalungen sind herstellerspezifisch und bei den Schalungsherstellern zu erfragen.Die Textur ist gemss TX 1 und TX 2 festzulegen.

    Lunker (LK)Die Entstehung von Lunkern (offene Poren) an der Betono-berflche wird massgeblich beeinflusst durch die Saugf-higkeit der Schalung.

    LK 1: Anforderung an die Lunkerhufigkeit und -grsse:Gering: keine Vorgaben fr Lunker von 1 bis 15 mm Durch-messer. Die Anzahl Lunker bezieht sich auf eine Flche von 0,50 0,50 m.

    Abb. 28: Beispiele fr Schalungsmusterplan

    Wandansicht

    Abb. 29: Beispiele fr eine geringe Anforderung

    TX S: Die Anforderungen an die Textur sind durch den Planer festzulegen.

    26

  • Abb. 30: Beispiele fr eine mssige Anforderung

    LK 2: Anforderung an die Lunkerhufigkeit und -grsse:Mssig: Festlegung durch den Planer anhand einer Refe-renzflche. Die Anzahl Lunker bezieht sich auf eine Flche von 0,50 0,50 m.

    LK S: Die Anforderung an die Lunkerhufigkeit und -grsse ist durch den Planer festzulegen.

    Farbton (FB)Die Anforderungen an den Farbton eines Sichtbetons beziehen sich auf eine einheitliche Flche, auf einen Bauteil (Sttze, Wand, Deckenuntersicht) oder auf die Betonier-etappen zur Erstellung eines Bauwerkes. Auf was sich die Anforderungen beziehen, ist durch den Planer festzulegen.

    FB 1: Anforderung: Hell-/Dunkelverfrbungen (Wolkenbildung) zulssig Rost- und Schmutzflecken unzulssig

    FB 2: Anforderung: mglichst gleichmssige Farbtnung Gleichmssige, grossflchige Hell-/Dunkelverfrbungen

    (Wolkenbildung) zulssig Unterschiedliche Arten und Vorbehandlung der Schalhaut

    sowie der Ausgangsstoffe unzulssig

    Abb. 31: Beispiele fr glatte, geschlossene Ober-flche mit Hell-/Dunkelverfrbung (Wolkenbildung)

    27

  • FB 3: Anforderung: besondere Bestimmungen Grossflchige Verfrbungen, verursacht durch Ausgangs-

    stoffe verschiedener Art und Herkunft, unterschiedliche Art und Vorbehandlung der Schalhaut, ungeeignete Nach-behandlung des Betons unzulssig

    Geringe Hell-/Dunkelverfrbungen zulssig (z.B. leichte Wolkenbildung, geringe Farbtonabweichungen)

    Rost- und Schmutzflecken, deutlich sichtbare Schttla-gen sowie Verfrbungen unzulssig

    FB S: Die Anforderung an den Farbton ist durch den Planer festzulegen.

    Ebenheit (EH)

    EH 1: Die Ebenheitsanforderungen der fertigen Beton-oberflche sind nach der Norm SIA 414 Masstoleranzen im Bauwesen bzw. SIA V 414/10 Masstoleranzen im Hoch-bau festzulegen. Die Ebenheit wird durch Einzelmessungen, z.B. durch Stichprobenprfung, nach der Skizze gemss Abb. 33 oder durch ein Flchennivellement eines Rasters geprft; das Raster ist einzumessen.

    Abb. 32: Beispiele fr einheitlichen Farbton

    f2

    l2

    l1

    f1

    Richtlatte

    Ist-Flche

    Fluchtgeradender Richtlatte

    l1:l2 = Mepunktabstand

    f1:f2 = Stichma

    Abb. 33: Graphische Darstellung der Ebenheitsmessung gemss SiA V 414/10 Das Stichmass f1 und f2 entspricht dem zul in Tab. 6, S. 29.

    Abb. 34: Beispiele fr Sichtbetonbauten mit hohen Anforderungen an die Ebenheit

    28

  • Die folgende Tabelle, Tabelle 34 aus der Norm SIA V 414/10, ist gltig fr an Ort erstellte Bauwerke und Bauteile des Hochbaus, vorfabrizierte Bauteile des Hochbaus, angefhr-te Arbeitsgattungen gemss BKP des CRB, normalen Ge-nauigkeitsgrad (SIA 414, Ziffer 1 11) und normale Umwelt- und Belastungsbedingungen (SIA 414, Ziffer 4 4).

    Die Tabelle gilt nicht fr Baustoffe, Bauhalbzeug sowie Bauelemente und nicht fr Abmessungen innerhalb von Bauteilen. Fr diesbezgliche Toleranzen wird auf die spe-ziellen Tragwerksnormen verwiesen (SIA 262 etc.).

    EH 2: Die Ebenheitsanforderungen der fertigen Betonober-flche von mit Schalung hergestellten oder gegltteten Ober-flchen und die Ebenheit der Kanten sind nach der Norm SN EN 13670 Ausfhrung von Tragwerken aus Beton und nach der DIN-Norm 18202 Toleranzen im Hochbau Bau-werke festzulegen.

    EH 2A: Festlegung der Toleranzen nach SN EN 13670Die Norm SN EN 13670, Tabelle 7, ist zurzeit in der Schweiz in Vernehmlassung.

    Tab. 6: Geradlinigkeit, Ebenheit in Anlehnung an Tabelle 34/SiA Empfehlung V414/10 (vgl. Kapitel 0.2 Verweise)

    Schalung Messdistanz MD (frei) [m] 0,4 1 2 4 10 20 40

    Typ 2 zul [mm] 8 : 10 : 12 : 16 : 20 : 30 : :

    Typ 3 / Typ 4 zul [mm] 4 : 6 : 8 : 12 : 16 : 20 : 25 :

    EH 2B: DiN 18202 Toleranzen im Hochbau BauwerkeDie in dieser Norm fr die Ausfhrung von Bauwerken festgelegten Toleranzen gelten baustoffunabhngig. Fr Sichtbetonoberflchen ist die DIN-Norm 18202 Tabelle 3, Zeile 6 massgebend.

    Hhere Ebenheitsanforderungen als die Angaben in Ta-belle 8 sind gesondert zu vereinbaren. Dafr erforderliche Aufwendungen und Massnahmen sind vom Auftraggeber detailliert festzulegen.

    EH S: Die Anforderungen an die Ebenheit sind durch den Planer festzulegen.

    Tab. 7: Ebenheit von Oberflchen und Kanten gemss SN EN 13670

    Ebenheit zulssige Abweichung

    Mit Schalung hergestellte oder geglttete Oberflche

    global Lnge 2,0 m 9 mm

    lokal Lnge 0,2 m 4 mm

    Ebenheit der Kanten Lnge 1,0 m +/ 8 mm

    Lnge 1,0 m +/ 8 mm/m, jedoch nicht mehr als +/ 20 mm/m

    Tab. 8: Grenzwerte fr Ebenheitsabweichungen gemss DiN 18202 Diese Grenzwerte gelten fr Flchen von Decken (Ober- und Unterseite) und Wnden unabhngig von ihrer Lage.

    Zeile Bezug Stichmasse [mm]

    0,1 m 1 m 4 m 10 m 15 m

    DiN 18202, Tabelle 3 / Zeile 6 Flchenfertige Wnde und Unterseiten von Decken

    3 5 10 20 25

    29

  • Fugen (FG)

    FG: Anforderungen an Arbeitsfugen, Schalhautfugen, Kanten-schutz Fugen abgedichtet

    Feinmrtelaustritt auf dem vorhergehenden Betonierab-schnitt ist rechtzeitig zu entfernen.

    Arbeits- und Schalhautfugen Ausbildung von Arbeits- und Schalhautfugen ist detailliert festzulegen.

    Arbeitsfugen Arbeitsfugen bleiben sichtbar.

    Schalhautfugen Versatz der Flchen zwischen zwei Betonierabschnitten ist zulssig, ist aber im Falle von mssiger Versatz ist zulssig durch den Planer festzulegen.

    Kantenschutz Kantenschutz (scharfe Kanten) whrend der Bauzeit.

    In den folgenden Abbildungen sind Beispiele von verschie-denen Fugen und einem Kantenschutz dargestellt.

    Abb. 35: Beispiel abgedichtete Fuge Abb. 36: Beispiel Schalhautfugen (kein Feinmrtelaustritt) Tafelschalung

    Abb. 38: Beispiel Arbeitsfuge (Wand) Abb. 39: Kantenschutz Sttzen (scharfe Kanten)

    Abb. 37: Beispiel fr gleichmssige Schal-hautfugen an Decke und Wnden, Feinmr-telaustritt im bergang (Arbeitsfuge) Decke/Wand

    30

  • Der Planer beschreibt das Ziel, d.h. den Sichtbeton, ein-deutig. Er hat im Vorfeld genau zu definieren, wie die Sicht-betonoberflche aussehen soll. Hierzu sind die wesentli-chen gestalterischen und technischen Anforderungen fr Sichtbeton wie z.B. Textur/Oberflchenstruktur, Flchen-gliederung, Farbton, Ebenheit, Fugen, Schalungstyp etc. zu erfassen und die Sichtbetonklasse und die damit verbunde-nen Anforderungen und Randbedingungen festzulegen.Es obliegt der Verantwortung des Planers, die Leistungen hinreichend genau zu beschreiben und gegebenenfalls mit Zeichnungen (Schalungsmusterplan, Ankerstellenanordnun-gen, Fugenausbildungen, Schalungs- und Elementstsse etc.) zu ergnzen. Um den Ausfhrenden in der freien Wahl der Bauverfahren und -materialien sowie in seinem Innovationsbestreben nicht allzu sehr einzuschrnken, sind die technischen An-forderungen durch den Planenden im Austausch mit dem Ausfhrenden zu definieren. Hierbei sind folgende Punkte zu bercksichtigen: Festlegen der Kriterien fr die Beurteilung Festlegen von Musterflchen und Referenzflchen Festlegen von Vorversuchen Aufzeigen der Kostenwahrheit gegenber dem Bauherrn

    Wichtig fr Sichtbetonbauten ist die Erstellung eines Qualittssicherungssystems PQM Sichtbeton, das die Zustndigkeiten, Arbeitsablufe aller Ttigkeiten (z.B. Schalungsvorgang, Lagerung von Schalungselementen auf der Baustelle etc.), Kontrollen (z.B. Schalungs- und Bewehrungsarbeiten, Betonarbeiten, Betonqualitt, Einhal-tung der vorgegebenen Ausschalfristen, Nachbehandlung, Bautoleranzen, provisorische Spriessungen, Haustechnikar-beiten, Vorfabrikation, Schutzmassnahmen fertig gestellter Sichtbetonoberflchen etc.), Abnahmen (z.B. Bewehrungs-berdeckung, Dichtigkeit der Schalung, Standfestigkeit der Schalung, Sauberkeit der Schalhaut direkt vor dem Beto-nieren, Prfung der Ausfhrung von Einlagen und Ausspa-rungen, Prf- und Materialatteste verlangen und prfen etc.) und die Dokumentationserstellung und -archivierung regelt. Die Ausschreibung von Sichtbetonbauten bzw. eines Sicht-betonbauteils ist ein wichtiger Bestandteil der Planung und wird in Kapitel 6 Ausschreibung separat behandelt.In Anhang A, B und C sind zustzliche Informationen und Hilfestellungen fr das Vorgehen der Erstellung einer Sicht-betonoberflche zusammengestellt.

    5 Planung

    Abb. 40: Planung Ausfhrung Ziel

    31

  • 5.1 Nutzungsvereinbarung

    Die Nutzungsanforderungen an die Sichtbetonoberflchen sind in der Nutzungsvereinbarung festzuhalten, die im Dialog zwischen Bauherrschaft und Planer bzw. Projekt-verfassenden zu erstellen ist. Der inhaltliche Aufbau einer Nutzungsvereinbarung ist der Norm SIA 262 zu entnehmen. nderungen und Ergnzungen der festgelegten Nutzungs-vereinbarung whrend der Ausfhrung sind bei Sichtbeton-bauten zu vermeiden.

    5.2 Ausfhrbarkeit

    Der Planer beurteilt in der Planungsphase, ob die Eigen-schaften bzw. Anforderungen, die an eine Sichtbetonober-flche gestellt werden, technisch zielsicher erfllbar sind oder nicht, und dies abhngig von der Sichtbetonklasse: Farbtongleichheit bzw. gleichmssiger Farbton aller

    sichtbaren Betonflchen des Bauwerks (Wolkenbildung und Marmorierung, Farbtonunterschiede zweier Chargen, geringes Ausbluten an Stssen und Kalkfahnen etc.)

    Lunkerhufigkeit und -grsse Kalkausblhungen Ausbildung der Fugen, Kanten, Ankerlcher und Scha-

    lungsstsse Bercksichtigung der Oberflchenentwsserung Bercksichtigung der Massnahmen zur Verbesserung der

    Oberflchenoptik (Reparaturmrtel, Lasur, Erprobungsfl-chen etc.).

    Form und Abmessungen der Sichtbetonbauteile (z.B. fachgerechtes Einbringen und Verdichten von Beton muss mglich sein, auch bei Vorhandensein einer Be-wehrung und von Einbauteilen) unter Bercksichtigung der Mindestabmessungen und Mindestabstnde gemss Norm SIA 262

    Betonierkonzept (Betonieretappen, Einbringstellen, Ent-lftung des Betons immer gewhrleistet etc.)

    Besondere Beachtung von Kanten und spitzwinkligen Wnden (Schalungs- und Betonkonzept)

    Ausreichende Bewehrungsberdeckung bei nachtrgli-cher Oberflchenbearbeitung (z.B. Scharrieren, Schleifen etc.)

    Hierzu ist es hilfreich, bereits frhzeitig einen Bauunterneh-mer beizuziehen.

    5.3 Verhtung von Betonmngeln in der Planung

    Die Sichtbetonqualitt und/oder die sthetik eines Bau-werks bzw. Bauteils hngt von verschiedenen Einflussfak-toren ab, die nicht nur die Beton- und Schalungstechnik sowie das Klima betreffen. Um Mngel zu minimieren, hat der Planer in der Planungsphase von Sichtbetonbauten und -bauteilen bereits auf mgliche Fehlerquellen, die aus der Ausfhrung resultieren knnen, Einfluss zu nehmen. Fr den Planer ist die Kenntnis der folgenden Punkte bereits in der Planungsphase wichtig, und er hat diese fr Sichtbetonoberflchen entsprechend der Sichtbetonklasse zu beachten und zu bercksichtigen.

    Allgemeine Hinweise Farbtonunterschiede und Verfrbungen sind auch bei der

    Bercksichtigung aller Randbedingungen nicht gnzlich auszuschliessen.

    Eine Schalung, die zum Aufsaugen grsserer Mengen Wasser aus dem Beton neigt oder ein Verdunsten be-gnstigt, muss entsprechend behandelt werden (Vorbe-handlung z.B. mit Zementschlmmen), um den Entzug von Wasser aus dem Beton gering zu halten.

    Schalungsflchen mssen sauber und so behandelt sein, dass die festgelegte Oberflchenbeschaffenheit erreicht werden kann.

    Temporre Einbauteile zur Lagesicherung der Schalung, Ankerstbe, Hllrohre etc., die im Bauteil verbleiben, drfen nicht zu Fehlstellen in der festgelegten Oberflche fhren.

    Anforderungen an das Erscheinungsbild der geschalten Oberflchen sind, sofern festgelegt, in den bautechni-schen Unterlagen (Technischer Bericht, Schalungsmus-terplan etc.) bzw. besonderen Bestimmungen Baumeis-ter durch den Planer anzugeben.

    Beschaffenheit der Schalhaut: Die Zulassung von Bohr-, Nagel- und Schraublchern, Kratzern, Zementschleiern, Betonresten, Reparaturstellen, Aufquellen der Schalhaut, Beschdigungen der Schalhaut durch Vibriernadel etc. ist in Abhngigkeit der Sichtbetonklasse zu bercksichtigen (vgl. Kap. 4.2).

    Verwendete Trennmittel drfen keine unbeabsichtigten Auswirkungen auf die Farbe und die Oberflchenbeschaf-fenheit des endgltigen Tragwerks oder auf nachtrglich aufgebrachte Beschichtungen haben.

    Ankerstellen, Verschluss der Ankerlcher, Ausbildung von Aufhngestellen nur in Abstimmung mit dem Auftraggeber festlegen.

    Die Wahl des Schalungssystems (Rahmenschalung, Trgerschalung) und die Befestigung der Schalhaut sind Sache des Ausfhrenden.

    32

  • BauteilabmessungenDie Wahl der Abmessungen der Bauteile ist auf die Be-wehrungsmenge und die Bewehrungsfhrung sowie die Eigenschaften der Baustoffe abzustimmen. Die Beweh-rungsfhrung muss ein qualitativ einwandfreies Einbringen und Verdichten des Betons ermglichen.

    Schalungen und GersteSchalungen und Gerste sind nach den Bestimmungen der massgebenden Normen zu projektieren, konstruktiv durch-zubilden und auszufhren. Schalungen und Gerste haben den Einwirkungen durch den Beton und die Baunutzlasten unter Bercksichtigung des Bauablaufs und des Betonier-vorgangs standzuhalten.Formnderungen von Schalungen und Gersten sind, so-weit erforderlich, auszugleichen. Die zulssigen Verformun-gen sind von den Planern festzulegen. Die planmssige Ausfhrung der Schalung und Gerste ist vor Betonierbeginn durch den Planer zu kontrollieren.

    Bewehrungsberdeckung bei SichtbetonKorrosionserscheinungen an Sichtbetonoberflchen beein-trchtigen nicht nur die optische Wahrnehmung, sondern auch die Tragsicherheit, die Gebrauchstauglichkeit und die Dauerhaftigkeit eines Bauteils. Die Bewehrungsberdeckung hat u.a. die bertragung der Verbundkrfte zwischen Beton und Bewehrung sowie ein einwandfreies Einbringen des Betons zu gewhrleisten, den Anforderungen bezglich Feuerwiderstand zu gengen und der Gefhrdung durch Bewehrungskorrosion zu begegnen. Der grsste Wert ist dabei massgebend. In Abhngigkeit der Expositionsklassen werden gemss SIA 262 in der Regel folgende Bewehrungsberdeckungen cnom in Abhn-gigkeit der Expositionsklassen massgebend (vgl. Tab. 9).

    Bei der Planung von Sichtbetonoberflchen ist der berde-ckung der Bewehrung besondere Beachtung zu schenken:

    Die gewhlte Bewehrungsberdeckung (cnom) ist auf den Plnen anzugeben und beinhaltet die zulssigen Abwei-chungen.

    Bewitterte Sichtbetonbauteile: In der Regel sind bei bewitterten Sichtbetonbauteilen im Minimum die Anforderungen gemss Expositionsklasse XC4 (CH) einzuhalten.

    Geschtzte Sichtbetonbauteile: In der Regel sind bei geschtzten Sichtbetoninnenbautei-len im Minimum die Anforderungen gemss Expositions-klasse XC1 (CH) einzuhalten.

    Nachbearbeitete und strukturierte Oberflchen (Innenbauteile): Bei nachbearbeiteten und strukturierten Oberflchen (vgl. Kap. 2.1 Allgemeine Merkmale) ist in Abhngigkeit von der Abtragsart und der zu erwartenden Abtragstiefe entsprechend eine zustzliche Bewehrungsberdeckung zu cnom zu bercksichtigen.

    Tab. 9: Planmssige Bewehrungsberdeckung in Abhngigkeit der Expositionsklassen

    Bewehrungsberdeckung cnom [mm]

    Expositionsklasse gemss SN EN 206-1

    Bewehrungskorrosion in karbonatisiertem Beton

    Bewehrungskorrosion induziert durch chloride

    Xc1 Xc2 Xc3 Xc4 XD1 XD2a XD2b XD3

    Betonstahl 20 35 40 40 55

    Spannstahl bzw. Spannglied 30 45 50 50 65

    33

  • DistanzhalterWerden Distanzhalter in Sichtbetonbauteilen verwendet, so muss die Aufstandsflche auf der Schalung mglichst klein sein. Die Distanzhalter drfen sich nur geringfgig in die Schalung eindrcken bzw. an der Betonoberflche abzeich-nen. Das Sichtbetonteam hat sich je nach Anforderungen (erhhter Frost-Tau-Widerstand; Eignung fr Bauteile, die Temperaturbeanspruchungen ausgesetzt sind; hoher Was-sereindringwiderstand; hoher Widerstand gegen chemi-schen Angriff) darauf zu einigen, welcher Typ Distanzhalter einzusetzen ist. Zementgebundene Distanzhalter sind bezglich Form-

    stabilitt bei Last- und Temperaturbeanspruchung sowie bezglich sthetik der Betonoberflche unempfindlicher als Kunststoffabstandhalter.

    Der Lieferant hat die Eignung der Distanzhalter nachzu-weisen (z.B. Musterflche).

    Distanzhalter unterscheiden sich in Form, Grsse, Werkstoff, Verwendungszweck, Art der Aufstandsflche und ihren Eigenschaften im nicht einbetonierten und im betonierten Zustand.

    Fr jeden Anwendungsfall sind geeignete Distanzhalter in gengender Anzahl vorzusehen und so einzubauen, dass diese sich nicht verschieben oder verdrehen und die whrend des Bauvorgangs auf sie wirkenden Krfte in der geplanten Lage bei allen Temperaturen ohne nennens werte Verformungen aufnehmen.

    Distanzhalter sind unvermeidliche Inhomogenitten in der Bewehrungsberdeckung, drfen aber die Dichtheit der Bewehrungsberdeckung im fertigen Bauteil nicht wesentlich beeintrchtigen.

    Distanzhalter mssen eine ausreichende Tragfhigkeit und Kippstabilitt

    aufweisen, einen mglichst geringen Rckfederungseffekt

    haben, damit nach dem Ausschalen die oberflchen-nahe Betonschicht nicht abgesprengt wird,

    so gestaltet sein, dass der Beton den Distanzhalter vollstndig umhllt und sich nicht infolge des Dis-tanzhalters entmischt,

    ausreichend widerstandsfhig sein gegen die Alkali-tt des Betons,

    aus einem Werkstoff sein, der die Korrosion der Bewehrung nicht frdert, aber selber auch nicht korrodiert,

    und die gleiche Farbe aufweisen wie der einzubrin-gende Beton.

    Oberflchenschutz von SichtbetonDie Sichtbetonoberflche kann whrend des Baus bei einwirkender Feuchte durch Rostflecken und Rostfahnen der Anschlussbewehrung und nach der Fertigstellung des Bauwerkes durch ussere Einflussfaktoren wie Umweltein-flsse (Feuchtigkeit, Russ, Feinstaub, Moose und Algen) oder Verschmutzungen (Vogelkot, Urin) sowie Farbschmie-rereien und Graffitis beeintrchtigt werden. Aber auch das Verwenden unterschiedlichster Materialien (z.B Aluminium, Stahl, Glas etc.), die bei exponierten Stellen wie Fenster-brettern, Abdeckungen von Brstungen etc. faktisch 1:1 mit dem Sichtbeton in Verbindung kommen, kann zu einer Beeintrchtigung der Sichtbetonoberflche fhren.

    Abb. 41: Fr Sichtbeton eher geeignete Distanzhalter

    Radform

    Punktfrmig, nicht befestigt

    Punktfrmig, befestigt

    Abb. 42: Fr Sichtbeton eher ungeeignete Distanzhalter

    1) Mit Lngenbegrenzung (350 mm bzw. 2 x Bauteildicke oder 0,25 x Bauteilbreite)

    Linienfrmig, nicht befestigt 1)

    Linienfrmig, befestigt 1)

    Flchenfrmig, nicht befestigt

    Flchenfrmig, befestigt

    34

  • Schutz der Sichtbetonoberflche whrend Bauphase Die Planer haben zu bercksichtigen, dass die Anschluss-bewehrung bei Betonieretappen (Wnde, Sttzen, Plat-ten) der Witterung ausgesetzt ist, rostet und es deshalb an der Betonoberflche bei einwirkender Feuchtigkeit zu Rostflecken (Platten) und Rostfahnen (Wnde, Sttzen) kommen kann. Zudem sind die bereits erstellten Sicht-betonoberflchen und Kanten in der Bauphase zwingend vor mechanischen Beschdigungen, Beschriftungen auf derselben, unsachgemss ausgefhrten Bohrlchern etc. zu schtzen. Das fachgerechte Einhausen bzw. der Schutz der bereits erstellten Sichtbetonoberflchen und Kanten und der Schutz der Bewehrungsstbe mit Zementleim bei An-schlussetappen sind durch den Planer auszuschreiben und die entsprechenden Stellen und Sichtbetonoberfl-chen sind in den Plnen zu kennzeichnen.

    Schutz der Sichtbetonoberflche nach Fertigstellung Bauteil bzw. Bauwerk Grundstzlich gilt es durch den Planer in Absprache mit dem Bauherrn festzulegen, ob ein Oberflchenschutz zu gewhrleisten ist oder nicht und wenn ja, auf welchen Sichtbetonoberflchen. Dies ist in der Nutzungsvereinba-rung zu definieren. Wenn ein Oberflchenschutzsystem verlangt wird, gilt es durch den Planer bereits in der Planungsphase folgende Punkte zu bercksichtigen und abzuklren:

    Unter Einbezug eines Oberflchenschutzfachmanns ist festzulegen, welche Art von Oberflchenschutz (z.B. Imprgnierung [Tiefenhydrophobierung], Versie-gelung, Beschichtung [Graffitischutz] etc.)

    aufzubringen ist, denn auf dem Markt gibt es unzh-lige Oberflchenschutzprodukte mit unterschiedlich langer Haltbarkeit.

    Handelt es sich bei einem Oberflchenschutz zur Untersttzung des mineralischen Erscheinungsbildes von Sichtbeton bei Innen- und bewitterten Aussen-bauteilen um werterhaltende Massnahmen (Beton ist pors und altert) oder um optische Erhaltungsmass-nahmen (Oberflchenveredelung durch farblose oder pigmentierte Produkte)?

    Rissbildungsthetisch betrachtet, sind Risse an Sichtbetonoberflchen unerwnscht. Risse sind bei monolithischen Oberflchen praktisch nicht zu vermeiden, sie sind aber auch nicht grundstzlich schdlich. Im Normalfall aber, falls Risse nicht von Verschmutzungen, Verfrbungen und Kalkausblhungen begleitet sind, beeintrchtigen sie die optische Wahrneh-mung einer Sichtbetonoberflche nur unbedeutend. Bei glatten Oberflchen fallen sie in der Regel strker auf als bei strukturierten Flchen.

    Bezglich Rissbildung wird in der Norm SIA 262 unter-schieden zwischen normalen, erhhten und hohen Anforde-rungen. Fr Sichtbetonoberflchen gelten die Anforderun-gen bezglich Rissbildung gemss Tab. 10.

    Tab. 10: Anforderungen bezglich Rissbildung fr Sichtbetonoberflchen

    Sichtbetonklasse Anforderungen bezglich Riss-bildung gemss SiA 262

    Erluterungen

    SBK 1 erhhte Besondere Ansprche an die sthetik in Bezug auf die Rissbildung und gute Rissverteilung

    SBK 2 erhhte Besondere Ansprche an die sthetik in Bezug auf die Rissbildung und gute Rissverteilung

    SBK 3 hohe Hohe Ansprche an die sthetik in Bezug auf die Rissbildung und Begrenzung der Rissbreiten

    SBK S erhhte oder hohe Besondere oder hohe Ansprche an die sthetik in Bezug auf die Rissbildung, an die Rissverteilung und an die Rissbreite

    35

  • Der Planer hat bei Sichtbetonoberflchen betreffend Risse folgende Punkte zu bercksichtigen: Normale Anforderungen gemss SIA 262 gengen fr

    Sichtbetonoberflchen nicht. Fr die Sichtbetonklasse SBK 1 bis SBK 3 hat der Planer

    die Anforderung bezglich Rissbildung unter Einbezug des Bauherrn in der Nutzungsvereinbarung und der Pro-jektbasis zu definieren und festzuhalten.

    Fr die Sichtbetonklasse SBK S hat der Planer je nach Anforderungen an die Sichtbetonflche entweder zwischen erhhten oder hohen Anforderungen an die Rissbildung zu entscheiden und dies unter Einbezug des Bauherrn in der Nutzungsvereinbarung und der Projekt-basis zu definieren und festzuhalten.

    Die Rissbreite muss auf ein unschdliches Mass be-schrnkt werden. Bei speziellen Anforderungen, wie z.B. fr wasserdichten Beton, sind die zulssigen Rissbreiten zustzlich mit einem Spezialisten (Materialtechnologen) festzulegen und zu vereinbaren.

    Massnahmen zur Begrenzung der Rissbreiten bei Sicht-betonoberflchen sind der Norm SIA 262 Ziffer 4.2.2.3 zu entnehmen, auf die Ursachen der Rissbildung wie Tragwerkskonzept, konstruktive Durchbildung, Eigen-schaften des Betons und Nachbehandlung des Betons abzustimmen und in der Nutzungsvereinbarung und der Projektbasis festzuhalten.

    Mit dem Bauherrn ist in der Nutzungsvereinbarung zu vereinbaren, ob entstehende Risse strend oder als schdigend anzusehen sind und ob diese im letzten Fall unbedingt beseitigt werden mssen. Dem Bauherrn ist mitzuteilen, dass verfllte Risse in der Regel auch bei sorgfltiger Instandstellung an der Sichtbetonoberflche sichtbar bleiben.

    Zudem ist es wichtig, dass sich Planer und Ausfhrende frhzeitig ber den bestmglichen Weg zur Vermeidung nicht tolerierbarer Risse verstndigen und die in der Nut-zungsvereinbarung vorgegebenen Rahmenbedingungen erfllen.

    Nachbehandlung von BetonDie Nachbehandlungsdauer ist in Abhngigkeit von der Festigkeitsentwicklung des Betons in der Betonrandzone festzulegen. Sie wird in der Norm SIA 262 durch die Nach-behandlungsklassen NBK 1 bis NBK 4 (gemss Tabelle 11)beschrieben und richtet sich nach dem prozentualen Anteil der charakteristischen Druckfestigkeit nach 28 Tagen, der am Ende der Nachbehandlungsdauer in der Betonrandzone erreicht sein muss.

    Tab. 11: Definition und Anwendung der Nachbehandlungsklassen (NBK)

    Nachbehandlungsklasse (NBK) 1 2 3 4

    Dauer (Stunden) 12 1

    Prozentualer Anteil der charakteristi-schen Druckfestigkeit nach 28 Tagen

    35% 50% 70%

    Anforderungen normal erhht hoch

    1 Sofern das Abbinden nicht lnger als 5 Stunden dauert und die Betontemperatur an der Oberflche mindestens 5 C betrgt.

    36

  • Die Festigkeitsentwicklung des Betons bei 20 C gemss Norm SN EN 206-1 kann mit Berechnungen der Festig-keitsentwicklung durch den Planer gemss der Norm SIA 262 genauer bestimmt werden.Fehlen genaue Ergebnisse zum eingesetzten Beton und sind keine verlsslichen Schtzungen und Berechnungen der Festigkeitsentwicklung vorhanden und werden bei der Ausfhrung keine entsprechenden Prfungen vorgenom-men, gelten fr die Mindestnachbehandlungsdauer fr Beton die Richtwerte in Tabelle 12.

    a Bei mehr als 5 Std. Verarbeitbarkeitszeit (Zeitraum, wh-rend dem der Beton mit den vorgesehenen Gerten auf der Baustelle verdichtbar ist) ist die Nachbehandlungs-dauer angemessen zu verlngern.

    b Die Festigkeitsentwicklung eines Betons wird mit r (Verhltnis der mittleren Druckfestigkeit nach 2 und 28 Tagen: r = fcm,2 / fcm,28) beschrieben.

    c Bei einer sehr langsamen Entwicklung der Betonfestigkeit sollten in der Projektbeschreibung besondere Anforde-rungen angegeben werden.

    d Anstelle der Messung der Oberflchentemperatur des Betons ist es auch mglich, am Morgen um zirka 7 Uhr im Schatten die Lufttemperatur zu messen.

    e Bei Temperaturen unter 5 C ist die Nachbehandlungs-dauer um die Zeitspanne zu verlngern, whrend der die Temperatur unter 5 C lag.

    Nachbehandlung von Sichtbeton Bei Sichtbeton ist der Nachbehandlung besondere Be-achtung zu schenken, denn die Nachbehandlung von Bau-teilen mit Sichtbetonoberflchen ist im Einzelfall schwierig bis technisch heikel.

    Mindestnachbehandlungsdauer fr SichtbetonDie geforderte Nachbehandlungsklasse fr Sichtbeton-oberflchen ist fr geschtzte Innen- wie auch bewitterte Aussenbauteile projektspezifisch festzulegen.

    A) innenbauteile Bei blichen Innenbauteilen (Expositionsklasse XC1) werden normale Anforderungen an die Nachbehandlung der Sichtbetonoberflche gestellt. Es wird empfohlen, bei Innenbauteilen die Nachbehand-lungsklasse NBK 2 zu whlen.

    B) Aussenbauteile Bei bewitterten Bauteilen (Expositionsklassen XC4, XF1) werden erhhte Anforderungen an die Nachbe-handlung der Sichtbetonoberflche gestellt. Es wird empfohlen, bei Sichtbetonbauten die Nachbe-handlungsklasse NBK 3 zu whlen und die Richtwerte in Tabelle 12 um einen Tag zu erhhen. Bei stark belasteten Bauteilen mit einer langen Nut-zungsdauer wie z.B. bei Sttzmauern, Galerien etc. der Exposition XD3, XF4 werden hohe Anforderungen gestellt. Es wird empfohlen, bei Sichtbetonbauten die Nachbehandlungsklasse NBK 4 zu whlen.

    Tab. 12: Richtwerte fr die Mindestnachbehandlungsdauer von NBK 2 bis 4

    Mindestnachbehandlungsdauer [Tage] a

    Festigkeitsentwicklung des Betons bei 20 c gemss Norm SN EN 206-1 b, c

    schnell mittel langsam

    r 0,50 0,50 r 0,30 0,30 r 0,15

    Nachbehandlungsklasse (NBK)[prozentualer Anteil von fck,28]

    2 [35]

    3 [50]

    4 [70]

    2 [35]

    3 [50]

    4 [70]

    2 [35]

    3 [50]

    4 [70]

    Oberflchentemperatur des Betons [C] d

    T 25 1,0 1,5 3,0 1,5 2,5 5,0 2,5 3,5 6,0

    25 T 15 1,0 2,0 5,0 2,5 4,0 9,0 5,0 7,0 12,0

    15 T 10 1,5 2,5 7,0 4,0 7,0 13,0 8,0 12,0 21,0

    10 T 5 e 2,0 3,5 9,0 5,0 9,0 18,0 11,0 18,0 30,0

    37

  • Der Planer hat folgende Punkte in der Nachbehand-lungsplanung von Sichtbeton zu bercksichtigen:

    Grundstzlich sind bei Sichtbeton die Vorgaben ge-mss der Norm SIA 262 Ziffer 6.4.6 einzuhalten.

    Die Art und die Dauer der Nachbehandlung sind durch den Planer auszuwhlen und im Leistungsverzeichnis festzulegen. Die Art und die Dauer der Nachbehand-lung sind dabei abhngig von den Witterungsbedin-gungen (Temperatur, Feuchtigkeit, Wind), der Festig-keitsentwicklung des Sichtbetons und der Geometrie der Sichtbetonbauteile.

    Sofern hinsichtlich der Nachbehandlung von Sicht-beton genauere Angaben fehlen und keine Angaben in der Nutzungsvereinbarung getroffen wurden, gilt gemss SIA 118/262 Allgemeine Bedingungen fr den Betonbau generell eine Nachbehandlungszeit von 5 Tagen.

    Der wichtigste Job des Planers whrend der Planungs- phase ist es, den Terminplan fr die Ausfhrung des Bauteils bzw. Bauwerks unter Bercksichtigung mglicher usserer Einflsse (Temperatur, Feuchtig-keit, Wind), der Betonieretappen und Bauetappen (Betonieren und Ausschalen unter Bercksichtigung der Verweilzeit des Betons in der Schalung u.a. auch ber Wochenenden etc.) inklusive der Kontrolle der Vorgnge auf der Baustelle so auszugestalten, dass die geforderten Nachbehandlungsdauern eingehalten werden knnen.

    Die Nachbehandlungsmassnahmen wie die Ausschal-frist, die Verweildauer des Betons in der Schalung, die Massnahmen direkt nach dem Ausschalen, Hilfskon-struktionen als Verdunstungsschutz und der Schutz der Sichtbetonflchen whrend der Bauphase sind ebenfalls durch den Planer im Leistungsverzeichnis festzulegen. Das Ziel ist es, mglichst keine uner-wnschten Auswirkungen auf das Erscheinungsbild des Sichtbetons zu haben, die im Zusammenhang mit den festgelegten Nachbehandlungsmassnahmen ste-

    hen, da diese ber die gesamte Sichtbetonoberflche wirken. Entsprechende Kontrollen auf der Baustelle sind einzuberechnen.

    Es darf kein Sichtbetonbauteil ausgeschalt wer-den, bevor der Beton nicht ausreichend erhrtet ist. Diese Massnahmen gelten auch fr Ecken und Kanten, um Verfrbungen, Abrisse und dergleichen zu vermeiden.

    Eine zu lange Verweildauer des Betons in der Scha-lung (Verfrbung der Oberflche) ist zu vermeiden. Die Sichtbetonoberflchen werden gleichmssiger und heller bei frher Entschalung. Trotzdem ist das frhe Entschalen durch eine gengend lange, gleichmssige und richtige Nachbehandlung zu kompensieren, damit die Betonoberflche nicht austrocknet.

    Sichtbetonoberflchen drfen nach dem Ausscha-len nicht direkt starken Niederschlgen ausgesetzt sein, mit Wasser besprht werden (Vermeidung von Kalkausblhungen bzw. Aussinterungen) oder in ir-gendeiner Form mit flssigem Wasser in Berhrung kommen.

    Sichtbetonoberflchen werden nach dem Ausscha-len am besten geschtzt durch das Einpacken oder Einhausen mit Folien, wobei ein direkter Kontakt der Folie mit der noch jungen Betonoberflche zu vermeiden ist, um Kondensatbildung und dunkle Verfrbungen an der Betonoberflche durch die intensivere Nachbehandlung zu verhindern. Herab-laufendes Kondenswasser aufgrund des zu gerin-gen Luftaustauschs hat ebenfalls eine strende sthetische Auswirkung auf die Sichtbetonoberfl-che. Deshalb ist ein geringer Luftschlitz (Achtung: Verhinderung einer Kaminwirkung bzw. Zugluft) offen zu lassen, um den Luftaustausch mit der Um-gebung zu erhalten und um die Kondensatbildung zu vermeiden. Eine entsprechende Hilfskonstruktion als Verdunstungsschutz und die gespannte Folie mit einigen Zentimetern Abstand zur Sichtbeton-oberflche sowie deren regelmssige Prfung und Instandhaltung aufgrund ihrer Empfindlichkeit gegen ussere Einflsse (Baubetrieb, Klima) sind in der Planung zu bercksichtigen.

    Abb. 43: Beispiel einer Nachbehandlung

    38

  • 5.4 Projektbezogenes Qualittsmanagement (PQM)

    Nur durch das Zusammenwirken aller am Bau Beteiligten kann bei Sichtbetonoberflchen die Qualitt erreicht wer-den, die vertraglich festgelegt wurde. Je frher alle techni-schen und vertragsrechtlichen Aspekte, Erkenntnisse und Erfahrungen einfliessen, desto eher knnen Schwachstellen beseitigt und Mngel vermieden werden. Dies kann erreicht werden durch: Sicherstellung des Informationsflusses und Koordinierung

    des Bauablaufs zwischen allen am Bau Beteiligten Auftrag zur Erstellung von Sichtbetonoberflchen an

    qualifizierte und verantwortungsbewusste Personen und Unternehmen

    Benennung fester Ansprechpartner im Sichtbetonteam (Bauherr, Architekt, Bauingenieur, Betontechnologe, Bauunternehmer [Schalung, Bewehrung, Beton], Beton-hersteller etc.).

    Erfassung und Dokumentation aller Vorkommnisse in den verschiedenen Projektphasen eines Sichtbetonbaus

    Fortlaufende Kontrolle der Massnahmen in allen Phasen des Projektlebensweges

    Regelung diverser Abnahmen (Kontrollplan fr Schalung inkl. Spriessung, Kontrollplan fr Bewehrung, Kontrollplan fr Beton inkl. Nachbehandlung, Kontrollplan fr Bautole-ranzen etc.) zwischen allen am Bau Beteiligten

    Sicherstellung der vom Kunden geforderten Qualitt in Bezug auf seine Bedrfnisse, Anforderungen und Zielset-zungen

    5.5 Aufzeigen der Kostenwahrheit

    Der Bauherr und der Planer haben die Konsequenzen fr die Kosten bei ihrer Entscheidung zur Wahl der Sichtbeton-klasse bzw. Oberflchenbeschaffenheit zu bercksichtigen und vertraglich zu vereinbaren, wobei der Bauherr die Kos-ten oder allfllige Kostenfolgen fr Sichtbeton zu bewilligen hat.Der Bauherr ist vom Planer mglichst frh ber die Kosten-folgen fr die Erstellung eines hochwertigen Sichtbetons zu orientieren. Diskussionen ber zu hohe Kosten whrend der Ausfhrung sind unbedingt zu vermeiden.

    Folgende Mehrkosten gegenber Normalbeton knnen durch die Erstellung von Sichtbeton entstehen: Kosten fr Gestaltung der Oberflchen/Verwendung

    der Schalhaut Kosten fr die Betonrezeptur mit zustzlichen Anfor-

    derungen (gemss SN EN 206-1) Kosten fr die lngere Bauzeit (Terminverzgerungen) Kosten fr die saubere Ausfhrung und die konstruktive

    Durchbildung Kosten fr die Nachbehandlung und fr den zustzlichen

    Schutz von Kanten und Oberflchen Kosten fr Spezialbewehrung Kosten fr den Oberflchenschutz

    5.6 Bauzeit und Terminverschiebungen

    Die Bauzeit fr die Erstellung von Sichtbetonoberflchen und -bauten wird immer wichtiger und zentraler fr den Planer, da die Finanzierungsplanung direkt davon abhngt. Die Bauherrschaft gibt oft Bauzeitbeschrnkungen vor wie Betriebszeiten, ffnungszeiten, Schulbeginn, Mietbeginn, Lrmbelstigung, angrenzende Projekte etc. und erzeugt dadurch einen enormen Termindruck.

    Um die Qualitt von Sichtbetonbauten zu erreichen, ist die Bauherrschaft ber folgende Punkte rechtzeitig zu informie-ren: Bauzeitverlngerung durch przise Schalungsarbeit,

    sorgfltiges Betonieren und Schtzen des Betons Hhere Finanzierungskosten durch die lngere Bauzeit Erheblicher Einfluss auf das Terminprogramm und spte-

    rer Bezugstermin Bauzeit und Terminverschiebungen

    Abb. 43: Beispiel einer Nachbehandlung

    39

  • 6.1 Allgemeine GrundlagenDer Planer beschreibt und definiert das gewnschte Fl-chenergebnis bzw. die Anforderungen an den Sichtbeton eindeutig (Aussehen der Sichtbetonoberflche und Gestal-tungsmerkmale) und nicht, wie es zu erreichen ist.Die Ausschreibung bildet fr den Bauunternehmer die Grundlage fr das Offerieren seiner Leistungen. Die Aus-schreibung von Sichtbeton ist mit Leistungsverzeichnissen nach Normenpositionenkatalog NPK 241 Ortbetonbau zu erstellen und die wesentlichen Positionen sind mit Sicht-beton zu kennzeichnen.Die Planenden mssen sich sehr detailliert mit der archi-tektonischen Idee und den gestalterischen Anforderungen auseinandersetzen. Zum Leistungsbeschrieb der geforder-ten Ansichtsflche gehren insbesondere:

    Architektonische Beschreibung als Gesamtobjekt mit Bezug auf Sichtbeton:

    Beschreibung der architektonischen und stdte-baulichen Idee (z.B. Ansichtsflche des Betons in Nagelfluh)

    Darstellen der architektonischen Idee und der kons-truktiven Umsetzung (Idee wird durch Bauingenieur konstruktiv umgesetzt)

    Beschreiben von architektonischen und konstruktiven Vorstellungen (z.B. die Ecke ist sttzenfrei auszufh-ren)

    Beschreiben von komplizierten Detaillsungen (z.B. mit Fotos von hnlichen Referenzen)

    Festlegung und Przisierung der Sichtbetonklassen (SBK 1 bis SBK 3 und SBK S)

    Hinweis auf Referenzbauten und Vergleichsbauten, Mus-ter, Oberflchen Vergleiche mit ausgefhrten Bauten knnen hilfreich sein, sind aber nur bei gleichen Ausgangsbedingungen wie Schalhaut, Betonzusammensetzung, Verarbeitung, Nach-behandlung und klimatische Bedingungen relevant. Gegebenenfalls Beschrieb Musterflchen und Referenz-flchen.

    Beschrieb Schalung (Schalungs- und Schalhautsystem) Przisierung des Schalungstyps (Typ 2 bis Typ 4), Kan-ten, Eckausbildungen (z.B. scharf, gebrochen), Fugen (Lage, Verlauf, Breite und Ausbildung), Oberflchentextur, Schalungsbild/Fugenbild, Abdichtung Schalung, Aus-schalen und Schalungsfristen, Toleranzen, Trennmittel. Die mgliche Gestaltung und die herstelltechnischen Mglichkeiten (z.B. Schalungssystem) sind gemeinsam mit Planer/Bauunternehmer bzw. mit dem Sichtbetonteam abzustimmen.

    Beschrieb Beton (Betonzusammensetzung, Nachbehand-lung, [nachtrgliche] Oberflchenbearbeitung)

    Beschrieb Bewehrung Beschrieb PQM (Projektspezifisches/projektbezogenes

    Qualittsmanagement wie Kontrollen, Abnahmen, Rege-lung Zustndigkeiten)

    Schutz der Sichtbetonoberflchen (Oberflchenschutz, mechanischer Schutz whrend der Bauphase etc.)

    Hinweis zum Beschrieb Beton: Der Beton kann gemss der Norm SN EN 206-1 sowohl als Beton nach Eigenschaften wie auch als Beton nach Zusammensetzung festgelegt und ausgeschrieben wer-den. Der Verfasser der Festlegung des Betons muss dabei sicherstellen, dass alle relevanten Anforderungen an die Betoneigenschaften in der dem Hersteller zu bergebenden Festlegung enthalten sind. Im Normalfall empfiehlt sich ein Beton nach Eigenschaften (z.B. NPK-Betone).In Anhang C sind Punkte fr die Erstellung eines Sicht-betons zusammengestellt, die der Planer im Leistungs-verzeichnis zu bercksichtigen hat, und in Anhang E sind informativ Ausschreibungsbeispiele zusammengestellt.

    6 Ausschreibung

    40

  • 6.2 Musterflchen

    Das Erstellen von Musterflchen ist fr die Sichtbeton-klasse SBK 2 empfohlen und wird fr die Sichtbetonklasse SBK 3 dringend empfohlen. Fr die Sichtbetonklasse SBK S werden nur Musterflchen erstellt, falls dies der Planer vorgibt. Fr die Sichtbetonklasse SBK 1 sind keine Muster notwendig.Fr erste Versuche eignen sich Handmuster (Betonprismen oder -platten) zur Bestimmung der gewnschten Farbge-bung und evtl. Betonrezeptur.Die Herstellung von Musterflchen kann unter den rtlichen Baustellenbedingungen folgenden Zwecken dienen: als Vorbereitung des ausfhrenden Unternehmers zur Ent-

    wicklung und Absicherung seines technischen Vorgehens (Festlegung und Optimierung des erforderlichen Aufwan-des, Einweisung und Schulung des Personals)

    der Herstellung von Betonflchen unter gegebenen Bau-werks- und Baustellenbedingungen,

    der klaren, authentischen Darstellung von Farbe, Textur, Poren, Fugenbild, Ankerbild etc.,

    der Abstimmung der vertraglichen Oberflchenbeschaf-fenheit mit dem Auftraggeber,

    der Prfung von Alternativen und zur praktischen Darstel-lung von Ausfhrungsdetails.

    Die Musterflchen mssen die Bauteilgeometrien, Beton-deckungen, Bewehrungsgrade und -verteilung, Einbauteile und die zum Einsatz kommende Betonzusammensetzung bercksichtigen.Musterflchen sind durch den Planer im Leistungsverzeich-nis zu bercksichtigen.

    6.3 Referenzflchen

    Referenzflchen werden aus den hergestellten Musterfl-chen (vgl. Kap. 6.2) vor Ausfhrungsbeginn ausgewhlt. Es wird empfohlen, Referenzflchen verbindlich zu vereinbaren. Bei der ausgewhlten Referenzflche sollten die Forderun-gen an die Beschaffenheit der Sichtbetonflchen grund-stzlich erfllt sein.Das Heranziehen von Ansichtsflchen an bestehenden Bau-werken als vertraglich verbindliche Referenzflchen wird nicht empfohlen, da der jeweilige Gesamteindruck durch die Grsse, die Verhltnisse zum Zeitpunkt der Betrach-tung, die Herstellungsbedingungen und den Einfluss der Alterung bestimmt wird und an den neu zu erstellenden An-sichtsflchen in der Regel nicht reproduziert werden kann.Herstellung, Schutz und Vorhalten sowie Rckbau und Entsorgung von Referenzflchen sind durch den Planer im Leistungsverzeichnis zu bercksichtigen.

    Abb. 44: Beispiel von Musterelementen mit 4 Musterflchen

    Abb. 45: Beispiel einer Referenzflche, die aus Abb. 44 ausgewhlt und verbindlich vereinbart wurde.

    41

  • Planende und Ausfhrende mssen sich im Vorfeld ber die Gestaltungsmerkmale und die technischen Anforderungen an das Sichtbetonbauteil intensiv austauschen. Die Planen-den mssen beim Entwurf des Tragwerks die Grenzen des herstellungstechnisch Machbaren kennen und beachten.Dem Ausfhrenden ist die zu erstellende Leistung vollum-fnglich bekannt und er sichert die einwandfreie Erstellung der Sichtbetongestaltung durch die Bercksichtigung des neuesten Stands der Technik und des aktuellen Stands des Wissens (fachliche Qualifikation und Innovation). Einige Aspekte der Ausfhrung, die der Planer bereits in der Planungsphase zu bercksichtigen hat, sind in diesem Merkblatt vermerkt. Weitere Aspekte wie Bauausfhrung, Ausfhrungsdetails, Betonzusammensetzungen, Spezialbe-tone (Farbbetone), Trennmitteleinsatz, das Einbringen und Verdichten des Betons etc. werden in diesem Merkblatt nicht behandelt.

    7 Ausfhrung

    42

  • Die Beurteilung von Sichtbetonoberflchen ist in erster Linie durch das Sichtbetonteam (vgl. Kap. 3) vorzunehmen. Der Massstab fr die Beurteilung von Sichtbeton ist die Festlegung der Sichtbetonoberflchen gemss der Aus-schreibung. Es ist wichtig, den Bauherrn bereits bei der Ausschreibung in den Beurteilungsprozess miteinzubinden und smtliche Kriterien der Sichtbetonoberflchen wie z.B. das optische Erscheinungsbild, Toleranzen in der Oberflchenbeschaf-fenheit, Beurteilungsgrundlagen und Einzelheiten in der Nutzungsvereinbarung und in der Projektbasis festzuhalten. Referenzflchen sind, wenn sie vertraglich vereinbart wur-den, in die Beurteilung miteinzubeziehen.Die Beurteilung sollte in ausreichendem zeitlichem Ab-stand zum Ausschalungszeitpunkt stattfinden, da sich das Aussehen der jungen Betonoberflche noch ndern kann. Aufgrund des Feuchteverlustes wird der Beton mit der Zeit heller.Jedes Bauteil wird als Unikat hergestellt und ist auch so zu beurteilen. Oberflchen sind nicht toleranzfrei reproduzier-bar, da die Schwankungen der natrlichen Ausgangsstoffe, die zulssigen Abweichungen in der Betonzusammenset-zung und die Auswirkungen von Schalhaut, Trennmittel und Witterungsbedingungen keine vollkommen gleichmssigen Oberflchenergebnisse zulassen. Geringe Unterschiede und Unregelmssigkeiten der Textur und des Farbtons lassen sich kaum vermeiden (Witterung,

    Personalwechsel, Verzgerungen beim Einbringen, unsorg-fltiges Arbeiten, Einlagen von Dritthandwerkern etc.).Eine allfllige Mngelbeseitigung ist im Sichtbetonteam mit allen Vor- und Nachteilen zu diskutieren. Es ist im Konsens die wirtschaftlichste Variante und diejenige mit den grss-ten Vorteilen zu definieren.Bei der Beurteilung steht der Gesamteindruck vor dem Ein-zeleindruck. Die Beurteilung ist Bestandteil der Ausschrei-bung und die anzuwendende Methode ist anzugeben.

    8.1 Gesamteindruck

    Der Gesamteindruck einer Sichtbetonoberflche ist das grundlegende Abnahmekriterium fr die vereinbarte Sicht-betonklasse. Die Beurteilungskriterien fr den Gesamtein-druck sind: Angemessene Entfernung des Nutzers vom Bauwerk

    und vom Bauteil (blicher Betrachtungsabstand) Wesentliche Bauwerksmerkmale sind erfassbar (repr-

    sentative Flchen) Die Gestaltungsmerkmale sind erkennbar Normale Tageslichtverhltnisse und normaler Licht-

    einfall Alter der beurteilten Flche (mindestens 28 Tage zwi-

    schen Ausschalen und Beurteilung aufgrund der farbli-chen Vernderung der Sichtbetonoberflche)

    Bercksichtigung der klimatischen Verhltnisse

    8 Beurteilung

    Abb. 46: Gesamteindruck eines Mehrfamilienhauses aus eingefrbtem Sichtbeton

    43

  • 8.2 Einzelkriterien

    Die Beurteilung von Einzelkriterien ist nur in jenen Fllen sinnvoll, in denen der Gesamteindruck nicht den Anspr-chen entspricht, und sie hat bauteilbezogen zu erfolgen.

    Die Einzelkriterien lassen sich unterteilen in: vermeidbare Kriterien (Verdichtungsfehler, Kiesnester,

    Mrtelreste, Rostfahnen an vertikalen Flchen, willkrli-che Anordnung von Ankern etc.),

    eingeschrnkt vermeidbare Kriterien (leichte Farbun-terschiede zwischen zwei Schttlagen, Wolkenbildung und Marmorierungen, Rostspuren an Untersichten, ber-mssiges Bluten, Bildung von Lunkern im oberen Teil von Wnden),

    nicht oder nicht zielsicher herstellbare Kriterien (gleichmssiger Farbton aller Ansichtsflchen, gleichms-sige Porenstruktur (Lunker), lunkerfreie Ansichtsflchen, ausblhungsfreie Ortsbetonbauteile).

    Abb. 47: Ansicht eines anforderungsgerechten Sichtbetonbaus mit Detail (Bindloch)

    44

  • 9 Literaturverzeichnis

    Sichtbeton Publikation der Holcim (Schweiz) AG, 2006

    Betonpraxis Publikation der Holcim (Schweiz) AG, 2008

    Sichtbeton-Forschungsprojekt Empfehlungen fr Sichtbeton Mngelfibel Wechselwirkung zwischen Beton, Trennmittel, Schalung und Verarbeitung Sedimentation und Bluten von Beton, cemsuisse 2008

    Merkblatt Sichtbeton Deutscher Beton- und Bautechnik-Verein E.V. Bundesverband der deutschen Zementindustrie E.V., 8/2004

    Wegweiser Sichtbeton Bau-Ing. (VBD) Hannes Fiala, Prof.Dr. Dieter Ogniwek, Dipl.-Ing. (FH) Rainer Fuchs, Dipl.-Ing. Helmut Schuon alkus AG und Bauverlag BV GmbH, 2007

    Opus C Planen & Gestalten mit Beton, Architekturfachzeitschrift

    45

  • Bildnachweis

    Smtliche Abbildungen haben informativen und illustrativen Charakter.

    Abbildungen

    BetonMarketing Deutschland GmbH 3 (Stocken)

    Betonsuisse, aus:apb09, Dominique Marc Wehrliapb01, Hannes HenzBauen in Beton 2010/11, Kim ZwartsBauen in Beton 2010/11, Kim Zwarts

    32, 34, 50524849

    Batt / Huber Titelseite

    cemsuisse 7 (farbiges Steinmehl)

    Creabeton Matriaux AG 2 (Spalten), 4 (Waschen), 4 (Feinwaschen)

    Conzett Bronzini Gartmann AG 6 (Ornamente/Schnitzereien), 8 (Konventionelle Schalung), 9, 25 (SBK S), 34, 35, 36, 39, 40, 43, 44, 51

    Dyckerhoff 2 (Schleifen), 3 (Scharrieren), 3 (Spitzen)

    Holcim (Schweiz) AG 1, 7 (farbige Gesteinskrner), 19, 27, 29, 46, 47

    Holcim (Sddeutschland) AG 2 (Polieren), 4 (Suern)

    Holzco-Doka Schalungstechnik AG 8 (Trgerschalung), 11 (Schalhaut), 14 (Schalhaut), 20, 21, 22, 25 (SBK 1), 26, 28, 30, 37, 38

    HUSSOR 15

    Lafarge Zement 5 (Strahlen), 5 (Wasserhchstabtrag)

    LANXESS 7 (Farbpigmente)

    Max Frank Holding GmbH 18

    MEVA Schalungs-Systeme AG 1, 8 (Sulenschalung), 11 (Resultat), 13, 23, 25 (SBK 2), 25 (SBK 3), 27, 30

    NOE 6 (Industrieschalung als Einlage), 6 (Gemischte Anwendungen)

    PERI AG 8 (Rahmenschalung), 8 (Rundschalung), 10, 12, 14 (Resultat), 16, 17, 32, 45, 47

    Reckli GmbH 5 (Fototechnik)

    46

  • Anhang

    Anhang A: Sichtbeton Objektdaten

    Allgemeine Angaben zum Objekt

    Objekt

    Baustellenadresse (Ort, Strasse)

    Ansprechpartner

    Bauherr (Name, Telefon, Mobil, E-Mail)

    Architekt

    Bauingenieur

    Bauleitung

    Bauunternehmer

    Betonlieferant

    47

  • Anhang B: Sichtbeton Bauteildaten

    Bauteil

    Bauteil-Nr.

    Geschoss

    Etappe

    Betonmenge in [m3]

    Sichtbeton nach Merkblatt fr Sichtbetonbauten (cemsuisseMerkblatt MB 2)

    Sichtbetonklasse (SBK 1, SBK 2, SBK 3, SBK S)

    Schalungstyp (Typ 2, Typ 3, Typ 4, Typ S)

    Lunker (LK 1, LK 2, LK S)

    Farbton (FB 1, FB 2, FB 3, FB S)

    Ebenheit (EH 1, EH 2A / EH 2B, EH S)

    Textur (TX 1, TX 2, TX 3, TX S)

    Fugen (FG 1, FG 2, FG S)

    Musterflchen

    Referenzflche

    Beton

    Beton nach Eigenschaften (z.B. NPK)

    Beton nach Zusammensetzung

    Druckfestigkeitsklasse

    Expositionsklassen

    Grss