Methoden der empirischen Sozialforschung - ESV · Der vorliegende Band bietet eine fundierte...

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Methoden der empirischen Sozialforschung Peter Atteslander erich schmidt verlag ES 13., neu bearbeitete und erweiterte Auflage ESV basics Leseprobe, mehr zum Buch unter ESV.info/978 3 503 12618 7

Transcript of Methoden der empirischen Sozialforschung - ESV · Der vorliegende Band bietet eine fundierte...

  • Methoden der empirischen Sozialforschung

    Peter Atteslander

    erich schmidt verl ag

    ES

    13., neu bearbeitete und erweiterte Auflage

    ESV

    basi

    cs

    Leseprobe, mehr zum Buch unter ESV.info/978 3 503 12618 7

    http://www.esv.info/978%203%20503%2012618%207

  • Methoden

    der empirischen

    Sozialforschung

    VonProfessor Dr. Dr. h. c. Peter Atteslander

    Unter Mitarbeit von

    Professor Dr. Dr. Jürgen Cromm

    Dr. Busso Grabow

    Dr. Harald Klein

    Professor Dr. Andrea Maurer

    Professor Dr. Gabriele Siegert

    13., neu bearbeitete und erweiterte Auflage

    E R I C H S C H M I D T V E R L A G

    Leseprobe, mehr zum Buch unter ESV.info/978 3 503 12618 7

    http://www.esv.info/978%203%20503%2012618%207

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    1. Auflage 1969 2. Auflage 1971 3. Auflage 1974 4. Auflage 1975 5. Auflage 1984 6. Auflage 1991 7. Auflage 1993 8. Auflage 1995 9. Auflage 200010. Auflage 200311. Auflage 200612. Auflage 200813. Auflage 2010

    Die 1. bis 10. Auflage erschienen im Verlag Walter de Gruyter, Berlin, zuerst in derSammlung Göschen, Bd. 2100.

    ISBN 978 3 503 12618 7

    Alle Rechte vorbehalten© Erich Schmidt Verlag GmbH & Co. KG, Berlin 2010www.ESV.info

    Dieses Papier erfüllt die Frankfurter Forderungen derDeutschen Nationalbibliothek und der Gesellschaft für das Buchbezüglich der Alterungsbeständigkeit und entspricht sowohl denstrengen Bestimmungen der US Norm Ansi/Niso Z 39.48-1992als auch der ISO Norm 9706.

    Satz: Andreas Quednau, HaanDruck und Bindung: Danuvia Druckhaus, Neuburg a.d. Donau

  • Vorwort zur 13. Auflage

    Gegenwärtig erleben wir weltweite, tief greifende Veränderungen gesellschaft-licher Strukturen. Der durch die Globalisierung erwirkte soziale Wandel istnicht nur äusserst dynamisch, sondern auch ausserordentlich vielfältig. Gibtes einfache Instrumente, die rasch und zuverlässig Daten liefern, die derOrientierung betroffener Menschen dienen und verantwortlichen Entschei-dungsträger hilfreich sind? Die stets wachsende Zahl von Umfragen aller Artentspricht offensichtlich einem ebenfalls wachsenden Bedarf. EmpirischeSozialforschung gewinnt zweifellos an Bedeutung.

    Die Frage ist offen, ob der ‚Königsweg‘, wie die Anwendung von Befra-gungen einmal genannt wurde, den Erwartungen auch zu genügen vermag.Der vorliegende Band bietet eine fundierte Orientierung über Möglichkeitenund Grenzen der Methoden der empirischen Sozialforschung. Diese istzweifellos mehr als ein oft simples Aufstellen und Anwenden von Frage-bögen: Empirische Sozialforschung ist von Theorie geleitete und nachvollzieh-bare Anwendung von Erhebungsmethoden. In vermehrtem Masse stellt sichauch die Frage, wie erhobene soziale Daten zu interpretieren sind, wie Ge-wissheit darüber entsteht, was sie auszusagen vermögen und was nicht.

    Eine Einführung in ein Fachgebiet ist stets als Dienstleistung zu verstehen:Es geht nicht um die Vorlieben des Autors, sondern es ist der Verpflichtungzu genügen‚ objektiv über den Stand des Faches zu berichten, dem Leser nichtnur handwerkliche Kenntnisse zu vermitteln, sondern ihm vielmehr eineweiterreichende Orientierung zu ermöglichen. Dass die 12. Auflage in un-erwartet kurzer Zeit ausgeliefert war und die nachgeführte 13. in Druck ging,macht deutlich, dass für unsere Einführung offensichtlich nachhaltiger Bedarfbesteht.

    Die in der Praxis anzuwenden Methoden und Instrumente zielen zunächstauf wissenschaftliche Erkenntnis und auf objektive Diagnose gesellschaft-licher Strukturen und Prozesse. Die Unterscheidung in „universitäre“ und„kommerzielle Forschung“ ist unsinnig. Es gibt nur gute und schlechte For-schung. Letztere ist die Folge, wenn Erkenntnisse der Grundlagenforschungmissachtet werden. Es sind drei Prinzipien zu beachten:

    1. Das Prinzip der Angemessenheit. Darunter ist zu verstehen, dass Metho-den der Zielsetzung der Forschung gemäss einzusetzen sind, wofür aus-reichende Mittel und Zeit zur Verfügung stehen müssen.

    2. Das Prinzip des Messens. Es gilt ein ausgeglichenes, Objekt bezogenes undzutreffendes Verhältnis zu finden zwischen qualitativen und quantitativenMethoden. Lokale direkte Beobachtung auf der einen und standardisierte

    Aus: Atteslander, Methoden der empirischen Sozialforschung. © Erich Schmidt Verlag GmbH & Co. KG, Berlin 2010.

  • VI Vorwort zur 13. Auflage

    umfassende Befragung auf der anderen Seite sind nicht gegeneinander, son-dern in Ergänzung zu verwenden. Weder die eine noch die andere Formder Tatsachenerfassung ist wissenschaftlicher als die andere. Schliesslich ist

    3. das Prinzip des Ermessens zu beachten. Was bedeuten erhobene Daten an-gesichts der zu erforschenden und möglicherweise zu behebenden sozialenKrisen? Wie sind vorliegende Befunde zu bewerten und welchen Beitragleisten sie für gesellschaftsbezogene Entscheidungen? Eine Professionali-sierung bei der Umsetzung in Medienberichte ist dabei dringend geboten.

    Erste Fassungen dieses Lehrbuches entstanden bereits in den 1960er Jahrenan der Universität Bern, Schweiz. Nachdem die Vorlesung „EmpirischeSozialforschung“ zur Pflicht erhoben wurde, die Zahl der Studenten hoch-schoss, genügte das bisherige Skript nicht mehr. Ein einigermassen bezahl-barer Einführungsband war damals nicht auf dem Markt. Unter den 180 Sei-ten mal 400 Exemplare brach schliesslich die alte, mit Alkohol getriebene undvon Hand zu bedienende Vervielfältigungsmaschine zusammen. Das dennochirgendwie zu Stande gebrachte Manuskript wurde dem de Gruyter VerlagBerlin-New York zugeschickt, der unverzüglich dessen Herausgabe in derReihe ‚Göschen‘ beschloss. Damit erst begann eine gründliche Überarbeitungdes Textes. Mitarbeiter und Studenten überprüften jede Zeile auf Verständ-lichkeit. Der Erste in einer langen Reihe war der damalige Hospitant BerndHamm, heute em. Ordinarius für Soziologie in Trier. Seit seiner unver-gesslichen Randbemerkung ‚Blödsinn‘ sind wir einander freundschaftlichverbunden: Er hatte recht.

    Eine Einführung in ein Fachgebiet bedeutet, dass bei den Lesern keineFachkenntnisse vorausgesetzt werden dürfen. Diesem Prinzip untersteht auchdie vorliegende Ausgabe. Von Anfang an führte dies dazu, dass die Verbrei-tung dieses Lehrbuches über die Soziologie hinaus in vielen unterschiedlichenLehrgängen verwendet wurde. Diesem offensichtlichen Bedarf versuchen wirerneut zu genügen. Dabei hilft die langjährige Erfahrung an der einstig alsReformuniversität geplanten Universität Augsburg. Im Bereich der Sozial-wissenschaften wurde sie nach angelsächsischem Muster aufgebaut.

    Magistralvorlesungen gab es zu Beginn nicht, sondern ausschliesslichGruppenunterricht. Die reichliche Ausstattung mit Lehrassistenten erlaubtees uns, in regelmässigen Teamsitzungen einerseits Lehrinhalte zu koordinie-ren und auf einen gemeinsamen Stand zu bringen. Vielleicht wichtiger undinteressanter war die Möglichkeit, Rückmeldungen von den Studenten sys-tematisch aufzunehmen und in neue Texte einzuarbeiten.

    Ein oft geäusserter Wunsch ist, zu einzelnen Abschnitte weitere Fall-beispiele auszuführen. Dies hätte den Umfang dieser Einführung, die bereitsan eine handhabbare Grenze stösst, weit gesprengt. Wo sinnvoll, sind prakti-sche Beispiele angewendet worden, so etwa bei der Operationalisierung von

    Aus: Atteslander, Methoden der empirischen Sozialforschung. © Erich Schmidt Verlag GmbH & Co. KG, Berlin 2010.

  • Vorwort zur 13. Auflage VII

    Begriffen, was zu eigenen Übungen anspornen soll. Es hat sich, wie unsberichtet wurde, als Vorteil erwiesen, wenn Dozenten eigene Beispiele undErfahrungen im Unterricht einbringen und zur Diskussion stellen. Für dasSelbststudium wird auf problemspezifische Fallstudien in der empfohlenenLiteratur hingewiesen. Gelegentlich ist auch ein Blick in die Orientierungs-hilfen, Abschnitt V. empfohlen.

    Die goldenen Zeiten anfangs der 70er-Jahre wichen auch in Augsburg baldeinem normalen Universitätsbetrieb mit rasch wachsenden Studentenzahlen.Massenveranstaltungen wurden wieder üblich. Was allerdings noch einigeJahre funktionierte, war das HDZ, das damals gut besetzte ‚Hochschul-didaktische Zentrum‘. Die regelmässig durchgeführten Befragungen derStudenten ergaben weitere hilfreiche, wenn auch gelegentlich kritische Ergeb-nisse. Die am Ende der Kapitel angeführten ‚Anregung zur Selbstkontrollefür die aktiven Leser‘ stammen unter anderem aus dieser engen Zusammen-arbeit. Ein neuer und allgemeiner Orientierungs-Raster am Ende dieses Ban-des folgt dieser Tradition. Er hilft dem interessierten Leser, sich ein eigenesBild zu machen, welche Art empirischer Forschung er vor sich hat angesichtsder immer zahlreicheren, vornehmlich quantitativ ausgerichteten Sozial-berichten.

    Die in der vorliegenden 13. Auflage genannten Mitarbeiter sind mit einerAusnahme (Harald Klein) ehemalige Studierende, spätere Assistentinnen undAssistenten am Lehrstuhl für Methoden der empirischen Sozialforschungwährend jenen „goldenen Zeiten“ in Augsburg. Mittlerweile sind sie selbst anverschiedenen Universitäten geschätzte Kolleginnen und Kollegen. Ein Lehr-mittel, wie das vorliegende, lebt geradezu durch die kritische Begleitung durchKolleginnen und Kollegen, die mit Anregungen aus ihrer Erfahrungen zudessen steten Verbesserung gereichen. Dafür ist verbindlich zu danken. Diegrafischen Darstellungen verdanke ich Daniel von Burg, Grafik-Redaktorbeim Schweizerischen Bundesamt für Statistik, Mithilfe beim Erstellen desDruckmanuskripts, des Sachregisters und Literaturverzeichnis leistete wie-derum mein Sohn Per Atteslander. Dankend verbunden bleibe ich demErich Schmidt Verlag und dem fachkundigen Lektorat von Frau ClaudiaSplittgerber.

    Peter Atteslander

    Aus: Atteslander, Methoden der empirischen Sozialforschung. © Erich Schmidt Verlag GmbH & Co. KG, Berlin 2010.

  • Inhalt

    Vorwort zur 13. Auflage . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . VPersonalien . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . IX

    I. Entstehung sozialer Daten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1

    1. Grundprobleme empirischer Sozialforschung . . . . . . . . . . . . . . . . . 31.1 Drei Hauptfragen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 31.2 Erste begriffliche Klärungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4

    1.2.1 Empirie – Empirismus . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 61.2.2 Hauptsächliche Anwendungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 71.2.3 Empirisch-analytische oder gesellschaftskritisch-

    dialektische Sozialforschung? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 81.3 Historische Entwicklung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8

    1.3.1 Pioniere der Quantifizierung und Mathematisierung . . 91.3.2 Qualitatives Vorgehen und die Bedeutung von Mono-

    graphien . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 101.3.3 Qualitatives versus quantitatives Vorgehen:

    Krieg der Paradigmen? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 121.4 Darstellung sozialer Daten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14

    1.4.1 Soziale Daten als abstrahierte Wirklichkeit . . . . . . . . . . . 141.4.2 Verkürzte Darstellung sozialer Daten . . . . . . . . . . . . . . . . 151.4.3 Erste Beurteilungskriterien . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18

    2. Forschungsablauf . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 212.1 Fünf Phasen des Forschungsablaufes . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 212.2 Theoretische Orientierungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 22

    2.2.1 Problembenennung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 222.2.3 Wissenschaftstheoretische Aspekte und die Funktionen

    von Theorien . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 242.2.3 Arten von Theorien . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 34

    2.3 Operationalisierungsvorgang . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 372.3.1 Gegenstandsbenennung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 372.3.2 Definition von Begriffen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 402.3.3 Formulierung von Hypothesen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 432.3.4 Begriffe – Variablen – Indikatoren . . . . . . . . . . . . . . . . . . 46

    2.4 Forschungsdesign . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 492.4.1 Dimensionen des Forschungsablaufes . . . . . . . . . . . . . . . 502.4.2 Methoden und Gegenstandsbereiche . . . . . . . . . . . . . . . . 542.4.3 Empirische Sozialforschung als sozialer Prozess . . . . . . 552.4.4 Einige typische Forschungsdesigns . . . . . . . . . . . . . . . . . . 57

    Aus: Atteslander, Methoden der empirischen Sozialforschung. © Erich Schmidt Verlag GmbH & Co. KG, Berlin 2010.

  • XII Inhalt

    2.5 Systematische Kontrolle des gesamten Forschungsprozesses . 622.5.1 Mutilierte Methodenverwendung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 642.5.2 Systematik der Interpretation . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 652.5.3 Repräsentativität und Zentralität . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 66

    2.5.3.1 Repräsentativität . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 665.5.3.2 Zentralität . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 67

    II. Erhebung sozialer Daten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 71

    3. Beobachtung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 733.1 Beobachtung in der Sozialforschung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 73

    3.1.1 Begriff . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 733.1.2 Geschichte . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 743.1.3 Quantitative und qualitative Beobachtung . . . . . . . . . . . . 75

    3.1.3.1 Quantitativ orientierte Beobachtung . . . . . . . . . . 763.1.3.2 Qualitativ orientierte Beobachtung . . . . . . . . . . . 77

    3.1.4 Anwendungsgebiete . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 783.2 Bestandteile der Beobachtung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 80

    3.2.1 Beobachtungsfeld . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 803.2.2 Beobachtungseinheiten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 823.2.3 Beobachter . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 833.2.4 Beobachtete . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 84

    3.3 Formen der Beobachtung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 863.3.1 Strukturiertheit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 863.3.2 Offenheit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 903.3.3 Teilnahme . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 923.3.4 Klassifikation . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 93

    3.4 Die qualitativ-teilnehmende Beobachtung . . . . . . . . . . . . . . . . . 943.4.1 Begriff . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 943.4.2 Forschungspraxis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 96

    3.4.2.1 Forschungsablauf . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 963.4.2.2 Feldzugang . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 973.4.2.3 Rollendefinition bzw. Rollenwahl . . . . . . . . . . . . 983.4.2.4 Datenerhebung und -auswertung . . . . . . . . . . . . . 993.4.2.5 Feldrückzug . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 100

    3.4.3 Anwendungsgebiete – Vorzüge – Grenzen . . . . . . . . . . . 1003.5 Probleme und Grenzen wissenschaftlicher Beobachtung . . . . 102

    3.5.1 Methodische und forschungspraktische Probleme . . . . . 1023.5.2 Forschungsethische Fragen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 103

    4. Befragung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1094.1 Allgemeines . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1094.2 Alltägliche Befragung – wissenschaftliche Befragung . . . . . . . 110

    4.2.1 Alltagsgespräche als Austausch von Informationen . . . . 110

    Aus: Atteslander, Methoden der empirischen Sozialforschung. © Erich Schmidt Verlag GmbH & Co. KG, Berlin 2010.

  • Inhalt XIII

    4.2.2 Kriterien der Wissenschaftlichkeit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1114.3 Interview als soziale Situation . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 112

    4.3.1 Stimulus-Reaktions-Modelle . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1134.3.2 Das „Stimulus-Person-Modell“ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1134.3.3 Verbindliche und unverbindliche Meinungen . . . . . . . . . 1194.3.4 Meinungen als Artefakte . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1214.3.5 Auswirkungen von als „heikel“ empfundenen Fragen . 123

    4.4 Formen der Befragung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1314.4.1 Vom wenig strukturierten zum stark strukturierten

    Interview . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1344.4.2 Kommunikationsart . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 135

    4.4.2.1 Interviewerverhalten: weich, hart, neutral . . . . . 1364.4.3 Anwendungsbereiche einzelner Befragungstypen . . . . . 139

    4.4.3.1 Offene Konzepte – wenig strukturierteBefragung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 139

    4.4.3.2 Befragung in Gruppen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1414.4.3.3 Leitfaden-Befragungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1414.4.3.4 Narratives Interview . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1434.4.3.5 Befragung mit Fragebogen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 143

    4.4.4 Standardisiertes – nicht-standardisiertes Interview . . . . 1444.4.5 Offene und geschlossene Fragen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1464.4.6 Direkte und indirekte Fragen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1494.4.7 Fragen nach unterschiedlicher Zentralität von

    Meinungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1504.4.7.1 Beispiel für hohe Zentralität . . . . . . . . . . . . . . . . . 1524.4.7.2 Einstellungsfragen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1524.4.7.3 Sonntags-Frage . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1534.4.7.4 Bilanzfragen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1544.4.7.5 Faustregeln bei der Frageformulierung . . . . . . . . 155

    4.5 Weitere Befragungsstrategien . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1574.5.1 Schriftliche Befragung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1574.5.2 Telefoninterviews . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1584.5.3 Kombinierte Verfahren . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 159

    4.5.3.1 Versand von Fragebogen bei telefonischerBefragung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 162

    4.5.3.2 Fehlerquellen bei Befragungen . . . . . . . . . . . . . . . 1634.5.3.3 Die Delphi-Methode . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 164

    4.5.4 Computergestützte Verfahren . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1654.5.4.1 Internet und Online-Befragungen . . . . . . . . . . . . 1664.5.4.2 Ausblick . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 170

    4.6 Sind Antworten Fakten oder Artefakte? . . . . . . . . . . . . . . . . . . 170

    Aus: Atteslander, Methoden der empirischen Sozialforschung. © Erich Schmidt Verlag GmbH & Co. KG, Berlin 2010.

  • XIV Inhalt

    5. Experiment . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1775.1 Das Experiment in der Sozialforschung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 177

    5.1.1 Funktion und allgemeine Begriffsbestimmung desExperimentes . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 179

    5.1.2 Grundbedingungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1805.2 Verschiedene Arten von Experimenten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 181

    5.2.1 Laboratoriums- und Feldexperiment . . . . . . . . . . . . . . . . 1815.2.2 Projektives Experiment und ex-post-facto-Verfahren . . 1815.2.3 Simultan- und sukzessives Experiment . . . . . . . . . . . . . . . 1825.2.4 Simulation und Planspiel . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 182

    5.2.4.1 Simulation . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1825.2.4.2 Planspiel . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 183

    5.2.5 Beispiel eines Experimentes . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1845.3 Techniken und Probleme bei der Kontrolle des Experiments 185

    5.3.1 Technik der Kontrolle . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1855.3.2 Probleme bei der Kontrolle des Experimentes . . . . . . . . 187

    5.4 Einwände gegen das Experiment in den Sozialwissen-schaften . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1885.4.1 „Self-fulfilling“ und „self-destroying prophecy“ . . . . . . 1885.4.2 Das Experiment ist selektiv . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1895.4.3 Ethische Vorbehalte . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1905.4.4 Zusammenfassung und Ausblick . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 191

    6. Inhaltsanalyse . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1956.1 Gegenstand sozialwissenschaftlicher inhaltsanalytischer

    Verfahren . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1956.2 Zur Geschichte der Methode . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1986.3 Gegenstandsbereiche der Inhaltsanalyse . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2026.4 Kategorienbildung und ihre Probleme . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2036.5 Typologie inhaltsanalytischer Verfahren nach Zielen und

    Mitteln . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2066.6 Forschungsablauf . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 208

    6.6.1 Grundlagen qualitativer Verfahren . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2116.6.2 Unterschiede zwischen quantitativen und qualitativen

    Ansätzen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2146.7 Inhaltsanalyse mit Computerprogrammen . . . . . . . . . . . . . . . . 215

    6.7.1 Computerunterstützte Inhaltsanalyse . . . . . . . . . . . . . . . . 2166.7.2 Qualitative Datenanalysen (QDA) mittels Computer . . 221

    III. Auswertung sozialer Daten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 225

    7. Skalierungsverfahren . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2277.1 Funktion und Begriffsbestimmungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 227

    7.1.1 Begriffe . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 227

    Aus: Atteslander, Methoden der empirischen Sozialforschung. © Erich Schmidt Verlag GmbH & Co. KG, Berlin 2010.

  • Inhalt XV

    7.1.2 Indikator als Grundelement der Skalierung . . . . . . . . . . . 2287.2 Gültigkeit (Validität) und Verlässlichkeit (Reliabilität) . . . . . . 2287.3 Klassifizierung der Skalierungsverfahren . . . . . . . . . . . . . . . . . . 229

    7.3.1 Messniveau der Verfahren . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2297.3.2 Was wird gemessen? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 231

    7.4 Wichtige Skalierungsverfahren . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2327.4.1 Rangordnung und Paarvergleich . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2327.4.2 Polaritätsprofil . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2347.4.3 Verfahren der gleich erscheinenden Abstände nach

    Thurstone . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2367.4.4 Verfahren der summierten Einschätzungen nach Likert 2367.4.5 Skalogramm-Analyse nach Guttman . . . . . . . . . . . . . . . . 2377.4.6 Hinweise auf weitere Skalierungsverfahren für

    komplexere Problemstellungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2407.5 Zusammenfassung und Ausblick . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 240

    8. Verwendung mathematischer und statistischer Verfahren in derempirischen Sozialforschung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2458.1 Bemerkungen zur Bedeutung mathematischer und

    statistischer Verfahren in der Sozialforschung . . . . . . . . . . . . . 2458.2 Mathematische Ansätze . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 248

    8.2.1 Wahrscheinlichkeitstheorie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2488.2.2 Matrizenrechnung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2518.2.3 Andere mathematische Ansätze . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 253

    8.2.3.1 Funktionen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2538.2.3.2 Spieltheorie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 256

    8.3 Statistik in der Sozialforschung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2588.3.1 Einteilung der Statistik . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2588.3.2 Statistische Merkmale und Messniveau . . . . . . . . . . . . . . . 259

    8.4 Beschreibende Statistik . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2618.4.1 Darstellung von Häufigkeiten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2618.4.2 Statistische Maßzahlen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2628.4.3 Korrelation und Regression . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 265

    8.4.3.1 Korrelation . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2668.4.3.2 Regression . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 268

    8.4.4 Theoretische Häufigkeitsverteilungen . . . . . . . . . . . . . . . 2708.5 Stichproben . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 273

    8.5.1 Stichprobenarten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2748.5.1.1 Zufallsstichproben . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2748.5.1.2 Systematische Stichproben . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 276

    8.5.2 Systematische Fehlerquellen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2778.5.3 Stichprobenschätzwerte . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2788.5.4 Bestimmung der Stichprobengröße . . . . . . . . . . . . . . . . . . 281

    Aus: Atteslander, Methoden der empirischen Sozialforschung. © Erich Schmidt Verlag GmbH & Co. KG, Berlin 2010.

  • XVI Inhalt

    8.6 Prüfung von Hypothesen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2838.6.1 Hypothesentests . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2838.6.2 χ2-Test (Chi-Quadrat-Test) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 285

    8.7 Varianzanalyse und multivariate Methoden . . . . . . . . . . . . . . . 287

    9. Auswertung der erhobenen Daten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2919.1 Vorbereitung der Erhebung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 292

    9.1.1 Hypothesen und Operationalisierung . . . . . . . . . . . . . . . 2929.1.2 Erhebungsinstrument und EDV-Unterstützung . . . . . . 293

    9.1.2.1 Wahl der EDV-Instrumente . . . . . . . . . . . . . . . . . 2939.1.2.2 Angemessenheit des Erhebungsinstrumentes . . . 2959.1.2.3 Berücksichtigung von anderen Untersuchungen 295

    9.1.3 Gütekriterien und Pretest . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2959.1.3.1 Zuverlässigkeit (Reliabilität) und Gültigkeit

    (Validität) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2969.1.3.2 Verständlichkeit von Fragen . . . . . . . . . . . . . . . . . 2969.1.3.3 Klarheit von Kategorien und Kategorien-

    bildung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2979.1.3.4 Probleme der Erhebung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2989.1.3.5 Der Umgang mit Restriktionen . . . . . . . . . . . . . . 299

    9.2 Aufbereitung der erhobenen Daten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3009.3 Analyse der aufbereiteten Daten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 304

    9.3.1 Auswertung einzelner Merkmale . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3069.3.1.1 Beschreibende Auswertungen . . . . . . . . . . . . . . . . 3069.3.1.2 Analytische Verfahren . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 308

    9.3.2 Auswertungen mehrerer Merkmale im Zusammenhang 3099.4 Interpretation und Forschungsbericht . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 316

    IV. Zukunftsaussichten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 321

    10. Entwicklung der empirischen Sozialforschung in Deutschlandseit 1945 – Aufgaben in der Zukunft . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 32310.1 Vorbemerkung: Perspektive eines Zeitzeugen . . . . . . . . . . . . 32310.2 Empirische Daten zwischen Wissen und Nichtwissen . . . . . 32410.3 Wiedereinführung der empirischen Sozialforschung in der

    Bundesrepublik . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 32910.4 Überwindung gegensätzlicher Annahmen über das

    Verhältnis von Theorie und Empirie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 33210.5 Exaktheit bis ins Bedeutungslose? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 33510.6 Zukunftsaussichten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 337

    10.6.1 Die Verantwortung der Forscher wächst . . . . . . . . . . 33710.6.2 Neue Herausforderungen durch Globalisierung . . . 341

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  • Inhalt XVII

    10.6.3 Wachsender Aufwand für repräsentative Auswahlvon zu Befragenden durch die Verbreitung vonMobiltelefonen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 344

    V. Orientierungshilfen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 347

    11. Wer, wann, wo und wie? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 34911.1 „Qualis“, „Quantis“ und ihr Kampf ums letzte Wort . . . . . 34911.2 Tendenzen bei qualitativen und quantitativen Erhebungen 35011.3 Kulturelle Validierung von Fragebögen . . . . . . . . . . . . . . . . . 35011.4 Bedingungen von Wissenschaftlichkeit empirischer

    Erhebungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 35311.5 Hauptkriterien für eine Evaluation sozialer Daten . . . . . . . . 35411.6 Orientierung ist ein schwieriges Unterfangen . . . . . . . . . . . . 358

    11.6.1 Das verwirrende Spiel mit „Umfragen“ aller Art . . . 35811.6.2 Woher kommen die verführerisch exakten Hoch-

    rechnungen am Wahlabend? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 35811.6.3 Missbrauch von Sozialforschung entsteht nicht

    durch bewusste Fälschung von Befunden, sonderndurch Mängel bei deren Interpretation . . . . . . . . . . . . 360

    Literaturverzeichnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 361Stichwortverzeichnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 381

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  • 11. Wer, wann, wo und wie?

    Am Ende der einzelnen Kapitel wurden Fragen formuliert, die zum Selbst-studium anregen sollen und als Hinweise auf wesentliche Aspekte, die darinbehandelt wurden, dienen. Die vorliegenden Orientierungshilfen haben imGrunde eine ähnliche Funktion für den gesamten Text dieses Bandes: Es sindrecht grobe Zuordnungsmöglichkeiten der ungemein vielfältigen Formen vonBerichten, die sich auf sozialwissenschaftliche Erhebungen berufen. Diesebegegnen uns täglich in unterschiedlichster Weise, von streng wissenschaft-licher Analyse bis zum medial verkürzt aufbereiteten Feature. Worum han-delt es sich im Einzelnen? Sind wir in der Lage, uns über sie ein eigenes Urteilzu bilden? Welche gesicherte Erkenntnis liegt jeweils vor uns?

    Die nachfolgenden Raster sind als erste vorläufige Orientierung gedacht.Sie erleichtern eine Systematisierung von Merkmalen, sind indes in keiner Artund Weise als ‚Schubladisierungs-Vorlagen‘ zu verstehen: Einzelne Merkmalesind immer in Beziehung zu anderen zu setzten, und diese ersten Orientie-rungen sind im Einzelnen aufgrund der früher dargelegten differenziertenBetrachtungsweise zu werten.

    11.1 „Qualis“, „Quantis“ und ihr Kampf ums letzte Wort

    Unter diesem Titel schrieb Anna Chudizilov eine ebenso amüsante Einfüh-rung in das Fach (NZZ Campus, Mai 2009, S. 50 ff.). Obiger Überschriftfügte sie folgenden Untertitel bei: „Alles Zwischenmenschliche ist Gebiet derSoziologie. Dieses erforschen Soziologiestudierende mit einer breiten Palettevon Theorien und Methoden, bis hin zum Selbstversuch an Partys“.

    Nun ist freilich für die wenigsten professionellen Forscher nach Partyszumute, wenn sie das Wagnis empirischer Erforschung sozialer Gegebenhei-ten zu untersuchen haben. Auch geht es nicht um das letzte Wort, wie wir zuBeginn des Buches erfassen haben: Das letzte Wort kommen der Vernunftder in jedem Schritt nachvollziehbaren Forscherlogik zu.

    Der Kampf der Ideologien ist vorbei. Wie aber kann sich der Laie ein Bilddarüber machen, welcher Art die verwendeten Methoden eines vor ihm liegen-den Forschungsbereiches zu zuordnen sind? Wesentlich ist in jedem Fall dieZugänglichkeit des Feldes.

    Es wäre eine Illusion anzunehmen, die „Konsumenten“ von Forschungs-berichten hätten genügend Zeit, das zu tun, was Chudozilov den Studentenrät: „Wer Soziologie studiert, muss lernen, im unübersichtlichen Theorie-haufen zu finden, was zu einer bestimmten Fragestellung passt. Ebensowichtig sind im Grundstudium die Methodenveranstaltungen. Dort lernt manempirische Daten zu erfassen und auszuwerten. Grundsätzlich werden dabei

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  • 350 V. Orientierungshilfen

    qualitative und quantitative Ansätze unterschieden. Bei Quantitativen Ansät-zen geht es darum, gut vergleichbare Daten statistisch auszuwerten. Weruntersuchen möchte, ob die Anzahl der Kinder mit der Ausbildung derMutter zusammenhängt, kann diese Angaben in einem standardisierten Fra-gebogen erfassen und dann statistisch auswerten. Da diese Veranstaltungenzu den quantitativen Methoden aber einiges an Mathematikkenntnissen ver-langen, ersticken sie schon die eine oder andere Soziologenkarriere im Keim-rein statistisch gesehen natürlich. Hoffentlich lernt man auch, wie Befunde zuinterpretieren sind.“

    Für eine erste Orientierung was qualitativ, was quantitativ erhoben wurde,soll an folgender Tabelle, in Ergänzung zu Lamnek (2005), S. 272, gezeigtwerden. Sie kann als erste grobe Orientierung dienen.

    11.2 Tendenzen bei qualitativen und quantitativen Erhebungen

    quantitative Sozialforschung qualitative Sozialforschung

    Ziele erklärennomothetischTheorien-prüfend

    verstehenidiographischTheorie-entwickelnd

    Vorgehen(Methodik)

    deduktivobjektivätiologischahistorischgeschlossen

    induktivsubjektivinterpretativhistorisierendoffen

    Verhalten derForscher

    Prädetermination des ForschersDistanzstatischstarres VorgehenpartikularistischZufallsstichprobe

    Relevanzsysteme der BetroffenenIdentifikationdynamisch-prozessualflexibles Vorgehenholistischtheoretical sampling

    Merkmale DatenferneUnterschiedereduktive Datenanalysehohes Messniveau

    DatennäheGemeinsamkeitenexplikative Datenanalyseniedriges Messniveau

    Abbildung 11-1: Analysekriterien

    11.3 Kulturelle Validierung von Fragebögen

    Im Zuge der Globalisierung werden sich neuartige und bis jetzt kaum gelösteFragen der Vergleichbarkeit stellen. Ein Spaßvogel hat folgendes Schema ge-zeichnet:

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  • 11. Wer, wann, wo und wie? 351

    Abbildung 11-2: Interkulturelle Vergleichbarkeit

    Die Darstellung ist bewusst in englischer Sprache gehalten. Dies aus zweiGründen: Erstens würde bereits eine Übersetzung grosse Schwierigkeitenbereiten, zweitens wird wohl die überwiegende Zahl interkultureller Er-hebungen auf Fragebögen basieren, die ursprünglich in Englisch oder Ameri-kanisch formuliert worden sind. Wer annimmt, die oben dargestellte Ge-schichte sei stark übertrieben, irrt leider. Schon 1996 ist im Grunde eine‚Magna Charta‘ für eine Forschungspolitik internationaler quantitativerSurveys veröffentlicht worden, der nur wenige der unzähligen Projekte ge-nügen (siehe insbesondere Erwin K. Scheuch; Cross-National ComparisonsUsing Aggregate Data: Some Substantive and Methodological Problems, in:Merritt, Richard L. and Rokkan, Stein, (Ed); Comparing Nations. The Use ofQuantitative Data in Cross- National Research, New Haven and London,1996, S. 131 ff.).

    Meist wird unterlassen, die einzelnen, den Fragen vorgegebenen Items inmühsamer Arbeit interkulturell zu validieren. Heißt, dass beispielsweise invielen Ländern durchgeführten epidemiologischen Untersuchungen nicht nureinzelne medizinische Begriffe dahingehend zu überprüfen sind, ob sie sich inverschiedenen Kulturen bei Ärzten auf ein und dieselbe Krankheit beziehen,sondern es muss auch sichergestellt werden, dass befragte Menschen in unter-

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  • 352 V. Orientierungshilfen

    schiedlichen Kulturen, womöglich sogar schichtspezifisch dasselbe verstehen.In vielen Fällen wird die methodisch und finanziell aufwendige Überprüfungeinzelner Begriffe in unterschiedlichen Kulturen weiterhin höchst oberfläch-lich unternommen. So werden auch in Zukunft Äpfel und Birnen zusammen-gezählt, daraus ineffiziente Maßnahmen abgeleitet, die ein Mehrfaches vondem kosten, als für professionelle Sorgfalt aufzuwenden gewesen wäre.

    Die kulturelle Validierung des Instrumentes Fragebogen ist der möglicher-weise bedeutendste zeitliche, intellektuelle und auch finanzielle Aufwand beiweltumspannenden sozialwissenschaftlichen Erhebungen. Was weltweit gilt,ist in gemilderter Form auch für einzelne Länder zutreffend. Auch dort fehltzuweilen eine systematisch kontrollierte „Übersetzung“ von Items und Be-griffen in Fragen.

    Es sei in Erinnerung gerufen, wie wichtig es ist, ausgehend von alltäglicherErfahrung in der eigenen Kultur oder Umgebung, durch qualitative Tests aus-zuschliessen, dass verwendete Worte und Begriffe vom „Befragten“ verstan-den werden, bevor die Antwort auf Fragen erfolgt. Nur auf diese Weise sindMissverständnisse möglichst zu vermeiden.

    Mindestens 5 Bereiche von Missverständnissen sind möglich:

    1. Zwischen dem, was der, oder die Befragte denkt, und dem, was er oder siesagen will;

    2. Zwischen dem, was sie glauben zu sagen, und dem tatsächlich Gesagten

    3. Zwischen dem, was sie hören wollen, und dem, was sie hören;

    4. Zwischen dem, was sie zu verstehen glauben, und dem, was sie verstehenwollen:

    5. Zwischen dem, was Befragte tatsächlich verstehen, und dem, was der Inter-viewer eigentlich erfragen wollte

    (nach M. Sottanella)

    Beispiel: Bei einer Befragung von Zuzüglern in die Stadt Zürich wollte der For-scher wissen, auf welche Weise der Zuzügler eine Wohnung fand. Im erstenDrittel des Fragebogens deshalb die Frage: „Wie fanden Sie ihre Wohnung?“Antworten: „Zu teuer, zu lärmig, oder zu weit weg vom Arbeitsplatz, … etc.“(Die mündliche Befragung wurde in schweizerischem Dialekt durchgeführt).

    Dies wollte der Forscher eigentlich nicht in Erfahrung bringen. Die Antwortenwaren für die Auswertung irrelevant. Mit wenigen Probedurchläufen hätte sichergeben, dass diese Fragestellung anders hätte formuliert werden müssen. Z. B.:„Was haben Sie unternommen, in der Stadt Zürich ein Wohnung zu finden“(Atteslander 1955).

    Im ganzen Buch ist noch und noch darauf hingewiesen worden, welchewesentlichen Kriterien bei Befragungen, Beobachtungen und Sekundäranaly-sen sozialwissenschaftlicher Logik genügen müssen.

    Aus: Atteslander, Methoden der empirischen Sozialforschung. © Erich Schmidt Verlag GmbH & Co. KG, Berlin 2010.

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  • 11. Wer, wann, wo und wie? 353

    11.4 Bedingungen von Wissenschaftlichkeit empirischer Erhebungen

    Abbildung 11-3: Analyseraster für sozialwissenschaftliche Erhebungen

    Angewandte Sozialwissenschaft heißt: Theoretisch formulierte Hypothe-sen entstehen aus Vermutungen. Erklärungen gesellschaftlicher Phänomenekönnen aufgrund der Tatsache, dass ein Forscher immer Teil dessen bleibt,was er erforscht, kaum dem in den Naturwissenschaften üblichen Gewiss-heitsanspruch genügen. Ergebnis sorgfältigen Forschens führt allerdings zusignifikanten Korrelationen, mithin zu nachvollziehbarer und zumindest vor-läufiger Erkenntnis. Wie dies zu geschehen hat, ist ab Seite S. 21 dieses Ban-des nachzulesen. Forschungsberichte heben sich ab von Untersuchungen, beidenen ein systematischer Nachvollzug der einzelnen Forschungsschritte nichtmöglich ist. Ausgehend von Plausibilität, führen über Wahrnehmungsanalo-gien gewonnene Daten im Grunde zu unsystematischer Interpretation, wiesie in Medien häufig und nicht leicht durchschaubar vorkommen. Was in derZuordnung und Analyse und Interpretation vorliegender Forschungsberichtezu beachten ist, siehe Abb. 2-15, S. 63 und Abb. 2-16, S. 66.

    Welche Hauptkriterien für eine Evaluation sozialer Daten sind denkbar?In der folgenden Abbildung 11-4 finden sich einige erste Fragestellungen anForschungsberichte, insbesondere nach der Relevanz von Daten, und Hin-weise auf ihre Qualität.

    Aus: Atteslander, Methoden der empirischen Sozialforschung. © Erich Schmidt Verlag GmbH & Co. KG, Berlin 2010.

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  • 354 V. Orientierungshilfen

    11.5 Hauptkriterien für eine Evaluation sozialer Daten

    Abbildung 11-4: Hauptkriterien für eine Evaluation sozialer Daten: Relevanz und Qualität vonDaten

    Es mag bei der Frage, wer Daten produziert, wie sie ausgewählt wurdenund zu welchem Zweck, sinnvoll sein, verschiedene Ebenen zu unterscheiden.

    Abbildung 11-5: Datenbedarf-Datenproduzenten

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  • 11. Wer, wann, wo und wie? 355

    Es wird unterschieden in Makro-, Meso- und Mikroebene. Zur Makro-ebene gehören etwa UNO – Vereinte Nationen, WHO – Weltgesundheits-organisation, ILO-Weltarbeitsorganisation, Weltbank, EU – EuropäischeUnion, OECD und andere. Sie führen mit großem Aufwand regelmäßigeUntersuchungen durch. Zu dieser Ebene gehören auch die NGO, welt-umspannende Nichtregierungsorganisationen wie Greenpeace, Amnesty Inter-national, zahlreiche Weltkonzerne und viele andere.

    Zur Mesoebene zählen Regierungen und ihre Verwaltung sowie Verbände,Parteien, Kirchen, aber auch multinationale Wirtschaftsunternehmen. IhreUmfragen sind oft, aber nicht ausschließlich, auf einzelne Märkte, Nationen,Regionen und andere fest umrissene Gebiete beschränkt. Sowohl auf derMakro- wie der Mesoebene werden vornehmlich quantitativ ausgerichteteSondagen durchgeführt.

    Auf der Mikroebene sind private und öffentliche Umfrageinstitute zu nen-nen. Sie führen für unterschiedlichste Auftraggeber Erhebungen aus, danebenso genannte regelmäßige Omnibus- Befragungen mit einer Vielzahl unter-schiedlichster Themen. Diese stammen aus Einzelaufträgen. Hauptsächlich fürPrintmedien bieten sie so genannte Meinungsbarometer oder tägliche Blitz-umfragen zu aktuellen Einzelfragen an. Darüber hinaus wird Gruppenverhal-ten untersucht. Besonders verbreitet sind die regelmäßigen Messungen vonRadio- und Fernsehquoten. Zur Mikroebene sind ebenfalls Universitäts-institute zu zählen, die spezifische Gruppen und Fragestellungen erforschen.Das Verhalten von Menschen wird auch unter Verwendung qualitativer Er-hebungsmethoden erfasst, dies oft als Vorstufe zu umfassenderen quantitati-ven Erhebungen.

    Je nach der Ebene kommen nicht nur unterschiedliche Forschungsinstru-mente zur Anwendung, es unterscheiden sich auch Geltungsbereiche. AlleBereiche sind untereinander verbunden. Befunde auf globaler Ebene wirkensich auch im Mikrobereich aus. Es sei neben dem grossen ungelösten Problemder Vergleichbarkeit auf der Makro- und Mesoebene darauf hingewiesen, dasssich gerade in der Mikroebene ausserordentlich relevante Fragestellungen er-geben, die im Grunde umfassend auf sämtlichen Ebenen in systematischerVerbindung zu untersuchen wären.

    Dies könnten wir am Beispiel der sich verändernden Alterspyramiden inder gesamten Weltbevölkerung einerseits, in der nationalen Bevölkerung ent-wickelter Industriegesellschaften andererseits darstellen. Auf der Mikroebenegibt es unerforschte Gebiete, für die sich im Augenblick niemand verant-wortlich fühlt. In der Folge stehen kaum genügende Mittel für notwendigequalitative Erhebungen bereit. Zu nennen wären etwa die so genannte Über-alterung und der heute schon absehbare Pflegebedarf.

    Aus: Atteslander, Methoden der empirischen Sozialforschung. © Erich Schmidt Verlag GmbH & Co. KG, Berlin 2010.

    Leseprobe, mehr zum Buch unter ESV.info/978 3 503 12618 7

    http://www.esv.info/978%203%20503%2012618%207

  • 356 V. Orientierungshilfen

    Zwei weitere „Check-Listen“ sollen der steigenden Bedeutung der Verwen-dung von Indikatoren Rechnung tragen.

    Abb. 11-6: Indikatoren: Berücksichtigung sozialer Faktoren

    Insbesondere auf der Makro- und Mesoebene werden für Entwicklungs-tendenzen und gesellschaftliche Strukturmerkmale vermehrt ökonomischeund weniger kulturelle Indikatoren verwendet. In der Operationalisierung imLaufe des Forschungsprozesses werden diese Indikatoren als Grundelementder Skalierung zur Erstellung von Rangordnung von Befragten verwendet.Das folgende Orientierungsraster spricht dagegen von Indikatoren als Zu-sammenfassung von Ergebnissen aus empirischen Erhebungen

    Aus theoretisch abgesicherten wesentlichen Faktoren zusammengesetztsind sie als Indikator für ganz bestimmte Zusammenhänge zu verstehen. Diesallerdings sagt zunächst nichts darüber aus, wie vor allem gesellschaftlicheAspekte bei der Erstellung dieser Indikatoren berücksichtigt worden sind.Dazu gehört in erster Linie die Berücksichtigung sozialer Faktoren. Dies giltfür alle hier skizzierten Orientierungshilfen.

    Zur sachgerechten Interpretation von sozialen Indikatoren dient schliess-lich das nächste Raster.

    Das Interpretationsraster für sozioökonomische Indikatoren unterscheidetsechs Problemkreise. Auch wenn im Einzelnen Forschungsergebnisse in quan-titativer Darstellung vorliegen, die nicht explizit als Indikatoren bezeichnetwerden, kann dies Interpretationsraster mindestens zum Teil auch für andere

    Aus: Atteslander, Methoden der empirischen Sozialforschung. © Erich Schmidt Verlag GmbH & Co. KG, Berlin 2010.

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  • 11. Wer, wann, wo und wie? 357

    Darstellungen sozialer Daten verwendet werden. Einmal mehr sei dabei aufdie im gesamten Buch hinlänglich dokumentierte Notwendigkeit der Diffe-renzierung der jeweiligen Fragestellung hingewiesen.

    Abb. 11-7: Interpretationsraster für sozioökonomische Indikatoren

    Aus: Atteslander, Methoden der empirischen Sozialforschung. © Erich Schmidt Verlag GmbH & Co. KG, Berlin 2010.

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  • 358 V. Orientierungshilfen

    11.6 Orientierung ist ein schwieriges Unterfangen

    Zwei Umstände sind dafür verantwortlich:

    1. Die ungemein grosse Vielfalt von sozialen Daten

    2. Nicht fundierte Interpretationen der Befunde

    11.6.1 Das verwirrende Spiel mit „Umfragen“ aller Art

    Scheinbar haben die Massenmedien, insbesondere Gratiszeitungen und Boule-vard Zeitungen eine offensichtlich rege benützte Möglichkeit an der öffent-lichen Meinungsbildung teilzunehmen: Die beinahe alltägliche Abstimmungzu einem aktuellen Thema unterschiedlicher Relevanz. Über Nacht werdendie Ja und die Nein Eingänge gesammelt und dem Leser zum Frühstück aufden Tisch geliefert. Infotainment pur, den die einzige Feststellung ist, dass dieZahl der Nein-Stimmen überwiegen. Wie viele an der Onlineabstimmungteilgenommen haben, wird in den wenigsten Fällen offengelegt. Niemand weissauch, aus welchen Gründen sie oder er zu einem Ja oder Nein gelangte. Wereine solche Teilnahme aufbringt, mag besonders engagiert sein an der Frage-stellung, oder er nimmt die ganze Angelegenheit als Spielerei wahr. Dies magallenfalls zur Leserbindung an die Zeitung beitragen, nicht aber an einer Mei-nungsbildung der Öffentlichkeit.

    Mit dieser Erscheinung hat die empirische Sozialforschung nichts zu tun,ebenso wenig mit der Tatsache dass auch der einst ehrenwerte Verkäufer ander Wohnungstüre nun vermehrt aus halb Europa Verkaufsgespräche perTelefon führt, die mit der Bemerkung beginnen, es handle sich um Marktfor-schung und erst am Schluss der Befragung kommt dann das einmalige Son-derangebot aus dem italienischen Tirol. Die Bevölkerung wird zunehmendbefragungsmüde, deshalb vermehrt befragungsresistent. UnterschiedlicheInterpretation von Politikern und Persönlichkeiten aus der Wirtschaft helfenmit, dass erhebliche Zweifel an Sinn und Zweck politischer und wirtschaft-licher Meinungsforschung um sich greift. Möglicher Weise mit folgender Aus-nahme:

    11.6.2 Woher kommen die verführerisch exakten Hochrechnungenam Wahlabend?

    Kaum haben die Wahllokale geschlossen, erscheinen auf allen Bildschirmenerste Hochrechnungen. Diese werde periodisch ergänzt und in den meistenFällen wächst die Präzision bis zur Mitteilung der vorläufigen amtlichenWahlergebnisse. Wie ist diese Präzision zu erreichen? Im Gegensatz zu denoben erwähnten „Quasi Umfragen“, sind in diesem Falle erhebliche Einsätzeempirischer Methoden und Erhebungen längst vor dem Wahltag und denExit Polls notwendig. Im Zentrum steht, dass die Repräsentativität nicht

    Aus: Atteslander, Methoden der empirischen Sozialforschung. © Erich Schmidt Verlag GmbH & Co. KG, Berlin 2010.

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  • 11. Wer, wann, wo und wie? 359

    durch die Auswahl der Menschen hergestellt wird, die nach dem Verlassen derWahl der Wahlkabinen nach repräsentativen Regeln ausgewählt werden, son-dern die Auswahl von Wahlkreisen nach typischen Merkmalen.

    Die Antworten der Befragten betrafen nicht die zukünftigen Meinungen,sondern Angaben bereits vollzogener Wahlhandlungen. Die so erhaltenenDaten wurden nicht nur höchst professionell aufbereitet, sondern auch sach-kundig moderiert. Die Exit Polls stammen aus den USA. Die anfänglichenFlops und Fehler sind mittlerweise Geschichte.

    Einer der Pioniere, Warren Mitofsky, hat 1967 für das CBS Fernsehen dieerste bedeutende Erhebung durchgeführt. Dann wurden Exit Polls bei weite-ren Präsidentschaftswahlen durchgeführt. 1980 hatte NBC drei Stunden vorSchliessung der Wahlbüros in Kalifornien bereits den Wahlsieg von Reaganverkündet, eine krasse Wahlbeeinflussung. Im Jahre 2000 gründen die grossenFernsehnetze eine eigene Firma für zukünftige Exit polls, den Voter NewsService VNS, der sich schon im ersten Jahr reichlich blamierte: In der Wahl-nacht riefen sie nacheinander Gore, dann Bush zum neuen Präsidenten aus,bis sie sich zur Mitteilung durchrangen, die Daten seien so nahe beieinander,dass keine Aussage über den Ausgang der Wahlen möglich sei. Dies war inder Tat ein sehr präzises Resultat, denn Gore sammelte mehr Stimmen alsBush, der aber mehr Wahlmänner auf sich vereinigte und somit zum Präsi-denten gewählt wurde. 2002 brachen die VNS Computer zusammen, die Firmawurde aufgelöst, 2004 ein neues Konsortium gegründet.

    Die Wahlsendungen in Europa stehen der Professionalität der Amerikanerin keiner Weise nach. ARD und ZDF führen kontinuierlich wissenschaftlicheSondagen durch. Die Moderatoren sind umfassend orientierte Profis, die mitt-lerweile nicht nur über grosses Wissen, sondern auch über die notwendigeErfahrung von Interpretation, Bewertung und vor allem der Erklärung vonErgebnissen verfügen.

    Zusammenfassend: Die Präzision der Hochrechnungen gründet auf einerausreichenden Verwendung verschiedener Forschungsmethoden und profes-sioneller Analyse der erhobenen Daten und deren medialen Vermittlung.Dies trifft leider für die allzu vielen in den Medien erscheinenden Umfrage-resultate nicht zu. Oft handelt es sich bei sogenannten Omnibus Fragebögenum Umfragen, in denen in letzter Minute noch zwischen allerlei Produkteneine Frage zu einem tagesaktuellen politischen Problem eingefügt wird. Sol-che telefonische Umfragen sind dann besonders kritisch zu hinterfragen,wenn sie durch sogenannte Call-Centers von ungeschultem Personal durch-geführt werden.

    Aus: Atteslander, Methoden der empirischen Sozialforschung. © Erich Schmidt Verlag GmbH & Co. KG, Berlin 2010.

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  • 360 V. Orientierungshilfen

    11.6.3 Missbrauch von Sozialforschung entsteht nicht durch bewussteFälschung von Befunden, sondern durch Mängel bei deren Interpretation

    Die empirische Sozialforschung ist ein aufregendes Abenteuer, das in seinerVielfalt das immer rascher sich ausfächernde Sozialverhalten der Menschenauszuleuchten. In diesem Buch sind vor allem Methoden und Theorie gelei-tete Forschung, und die Umsetzung der gewonnen Erkenntnisse in die Praxisumzusetzen, behandelt worden. Weitere Grundlagenforschung ist notwen-dig. Der grösste Bedarf besteht indes in der mangelnden Professionalität derInterpretation von gesicherten sozialwissenschaftlichen Befunden.

    Aus: Atteslander, Methoden der empirischen Sozialforschung. © Erich Schmidt Verlag GmbH & Co. KG, Berlin 2010.

    Leseprobe, mehr zum Buch unter ESV.info/978 3 503 12618 7

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  • www.ESV.info

    19,95

    ^ Der „Atteslander“ gilt seit Jahrzehnten als Standard- lehrbuch zur empirischen Sozialforschung und genießt auch international höchste Anerkennung. Weit über die Soziologie hinaus ist dieses Buch eine unentbehrliche und verlässliche Lern- und Arbeitshilfe für alle, die soziale Tatbestände systematisch erfassen und interpretieren.

    Das bewährte Werk bietet Ihnen eine umfassende und verständliche Einführung in die komplexe Materie. Mit vielen Beispielen und Grafiken erleichtert der „Atteslander“ insbesondere Anfangssemestern aller sozialwissenschaftlichen Fächer den Einstieg in die empirische Sozialforschung. Von Dozenten kann er hervorragend mit eigenen Fallbeispielen kombiniert werden. Didaktisch aufbereitete Fragen zur Wissens- kontrolle leiten zu eigenen Übungen in der Anwendung von Forschungsinstrumenten an. Abschließende Über- legungen zur sachgerechten Interpretation von ge- sicherten Befunden helfen dabei, sich innerhalb der Vielzahl von Ideologien, Theorien und Methoden zu-

    rechtzufinden.

    Diese 13. Auflage ist neu bearbeitet und erweitert. Die zusätzlichen Orientierungshilfen für das Fachgebiet bieten in der Neuauflage eine ausführliche und aktuelle Darstellung der Diskussion qualitative vs. quantitative Forschungsmethoden.

    „Man mache die Dinge so einfach wie möglich. Aber nicht einfacher. Soll Einstein geraten haben. Diese Einführung in die Methoden der empirischen Sozialforschung erfüllt diesen Anspruch. Darum ist sie ein Klassiker. Nicht nur für Soziologen.“

    Prof. Dr. Peter Gross, Universität St. Gallen

    9 783503 126187

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