Methoden der empirischen Sozialforschung II - TU … · Philosophische Fakultät – Institut für...

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Philosophische Fakultät – Institut für Kommunikationswissenschaft Prof. Donsbach Ringvorlesung Methoden der empirischen Sozialforschung II Sommersemester 2008

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Philosophische Fakultät – Institut für Kommunikationswissenschaft

Prof. Donsbach

Ringvorlesung

Methoden der empirischen Sozialforschung II

Sommersemester 2008

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Ablauf

5. Durchführung von Befragungen 20.05.08 Theorien der Befragung Prof. Häder

27.05.08 Einführung in die standardisierte Befragung Prof. Donsbach

03.06.08 Fragebogenkonstruktion: von der Kunstleh-re zur Wissenschaft Prof. Donsbach

10.06.08 Spezielle Verfahrensformen bei persönli-chen, telefonischen und schriftlichen Um-fragen

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17.06.08 Neuere Formen der quantitativen Befragung Prof. Donsbach

Vorlesung 23

Spezielle Verfahrensformen bei persönlichen, telefonischen und

schriftlichen Umfragen

Prof. Dr. Wolfgang DonsbachInstitut für Kommunikationswissenschaft

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face–to-face

Unterscheidungskriterien für sozialwissenschaftliche Befragungen

Grad der Ausschöpfung der Population

Grad der Standar-disierung des Stimulus

Modus der Befragung

Zeitliche Abfolge

Vollerhebung

Intensiv-Interview

Einmal-Befragung

Random

Stichprobe Quota

demoskopisches Interviewgeschlossene

offene Fragen

CAPI

telefonisch

schriftlich

Email, Internet

Paper & Pencil

CATI

CASQ

Mehrfach-BefragungTrend

Panel

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ADM Arbeitskreis DeutscherMarkt- und Sozialforschungsinstitute e. V.

Jahresbericht 2003

Anwendung im kommerziellen Bereich

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Telefon-Interview

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Auswahl im Haushalt

Auswahl aus Telefonbuch, CD, RDD

Zweistufige Zufallsauswahl beim Telefon-Interview

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Auswahlgrundlage für Telefonstichproben:

„Nummernraum“ aller möglichen Festnetznummern, der auch nichteingetragenen Telefonnummern berechenbare Auswahlchance gibt,

„Verortung“ aller Nummern durch Zuordnung derGemeinde/Stadtteilkennziffern, in denen diese Nummern mitbestimmbarer Wahrscheinlichkeit liegen, so dass feinsteRegionalschichtungen möglich sind.

Institute

ziehen daraus die für ihre konkreten Projekte notwendigenTelefonstichproben und ermitteln im Kontakt, ob die Nummer existiertund einem Privathaushalt zugehört,

wählen mittels „Schwedenschlüssel“ oder „next/last birthday“ die zubefragenden Personen aus

Gleichen unterschiedliche Auswahl-Wahrscheinlichkeiten(Haushaltsgröße) in Datenanalye aus

Die ADM-Stichproben für Telefon-Umfragen

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Characteristics of Numbering Systems

• standardization throughout• numbers with 10 digits

- three digits Area code- three digits exchange- four digits subscriber number

USA Germany

• no general standardization• length varying from 6 to 11 digits

- area code between 3 and 6 digits

- subscriber numbers between 3 and 9 digits

- the older the telephone port, the shorter the number

Wolfgang Donsbach & Olaf Jandura (2006): Response Rates of Listed and Unlisted Numbers. Paper WAPOR Conference Montreal

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Gabler-Häder Sampling Design

US Methode bei RDD nicht anwendbarTrefferquote wäte unter 1 Prozent Kosten, Zeitproblem

Lösung:Klassifikation von Nummern in Blöcke von 100 mit mindestenseiner gelisteten Nummer (z.B. 8106500 bis 8106599, 12300 bis12399)Generierung von 100 theoretisch möglichen Nummern in diesem BlockZiehen einer Zufallsstichprobe innerhalb des Blocks

Auf diese Weise: Nur Nummern innerhalb eines existierendenBloicks generiert

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Optische Skalen, Stapel-Skalen, Leiter, Thermometer, Laufende Männchen (Zeitskala), Dialogbildblätter, Bandmaß etc.

Vorgaben von Kartenspielen, Listen

Projektive Tests zur Ermittlung des Meinungsklimas: “Reifentest”, Emotionstest

In der Marktforschung: Tests von Packungsgrößen und –gestaltungen, Geschmackstest

Wissenstests

Vorführen von Gegenständen, Warenproben, Zeitschriften-Dummies, Originalexemplaren etc.

Psychologische Testverfahren mit Vorgabe optischer Stimuli, z. B. Satzergänzungstests, Tests aus der Individualdiagnostik wie z. B. Baumtest, Rorschach-Test, Projektive Verfahren wie z. B. Thematischer Apperzeptionstest (TAT), Aggressionstests

Was beim Telefoninterview nicht möglich ist

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+5

+4

+3

+2

+1

-1

-2

-3

-4

-5

The Stapel Scale

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Question: "How quickly does time pass when you are at work? Of course, this is difficult to say, so I've brought along an illustration. The number '1' on the sheet would mean that time almost stands still, and '7' that time passes extremely quickly. Which number from 1 to 7 best applies to the time when you are at work?"

Scale: "How quickly does time pass?"

Source: IfD Allensbach

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Illustrations Presented in an Experiment on the Image of Mouthwash

SOURCE: Allensbach Archives, IfD Survey 689/II, 1956/57

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Bildblatt fr ein Feldexperiment

Quelle: Allensbacher Archiv, IfD-Umfrage Nr. 4099, Januar 1988

I f D Institut für Demoskopie Allensbach

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Telefonisch

Vorteile• Stichprobe örtlich besser verteilt• Interviews laufen einheitlich ab• Daten sind in relativ kurzer Zeit

erhoben• die Kosten im Vergleich zum

persönlichen Interview sind niedriger

• Interviewer können besser kontrolliert werden.

Nachteile• Personen ohne Telefon sind

nicht in die Grundgesamtheit der Umfrage miteinbezogen

• Verweigerungsrate besonders bei den unteren Bildungsschichten ist etwas höher ist, als beim persönlichen Interview.

• in der Stichprobe sind die höheren Bildungsschichten überrepräsentiert

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Schriftliche Befragung

postalisch Schriftl. Gruppeninterview

CASQ

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Schriftlich-postalisch

Vorteile

• schwierig erreichbare Zielgruppen (Politiker, Unternehmen, Ärzte etc.) leichter ansprechbar

• Kostenaufwand durch den Wegfall des Interviewers niedriger

• Kein Interviewer-Einfluss

Nachteile• Keine kontrollierte Befragungs-

Situation (wer wann wie Fragebogen ausfüllt)

• Oft niedrige Rücksendequote der Fragebögen

• Rücklaufkontrolle• Kosten für Porti/Rückporti

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Total Design Methode von Dillmann

Fragebogen: Broschürenform

Front- und letzte Seite frei

Verkleinert

weißes Papier

Anordnung FragenLeichte, interessante Fragen am Anfang

....

Anschreiben: offiz. Papier, Nützlichkeit der Studie, persönliche Unterschrift

Versand: jeweils Mitte der Woche, 1 Woche später: Postkarte, 3 Wochen später: nochmals FB beilegen, 7 Wochen später: Einschreiben

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Wirkung von Incentives

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Norm Trussell and Paul J. Lavrakas (2004): The Influence of Incremental Increases in Token Cash Incentives on Mail Survey Response. Is There an Optimal Amount? Public Opinion Quarterly, Vol. 68 No. 3

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Figure 1. Cooperation among accepting households by incentive level.

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Prof. DonsbachBerger 2006: 95

Prof. DonsbachBerger 2006: 96

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Face-to-Face-Befragung/

Persönliche Befragung

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Face to face

Vorteile• stark kontrollierte

Interviewsituation durch Anwesenheit eines Interviewers

• Einsatz von optischen Unterstützungen möglich (Bildblättern, Kartenspielen etc.)

Nachteile• Stark kontrollierte

Interviewsituation (Antwort-verhalten?)

• persönliche Beziehung zwischen Interviewer und Befragtem (Auftreten, Kleidung, Hautfarbe, Alter) Antwortverhalten?

• zurückgehende Bereitschaft in der Bevölkerung, an solchen Befragungen mitzuwirken.

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Dreistufiges Stichprobensystem bilden Auswahlgrundlage:

Circa 60.000 Flächen: statistische Bezirke (= feinste von der amtlichen Statistik mit Daten aus Volkszählung und Bevölkerungsfortschreibung unterstützte Gliederungsebene

digitalisierte Straßenkarten

Random Walk mit Startadressen und Vorgaben, wie die Adressen der zu befragenden Privathaushalte auszuwählen sind.

Auswahl der Zielperson im Haushalt („Schwedenschlüssel“ oder „next/last birthday“)

Design-Gewichtung: Ausgleich unterschiedliche Haushaltsgrößen

Die ADM-Stichproben (F2F)

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Vergleiche

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Sind Ergebnisse unterschiedlicher Befragungsmodi vergleichbar?

Grundsätzlich: Japersönliches Interview: schwierigere, komplexere Fragen eher beantwortet als beim TelefoninterviewFragen, die an gesellschaftliche Tabugrenzen stoßen, werden bei schriftlichen Befragungen ehrlicher sowie detaillierter und ausführlicher beantwortetAntworten bei schriftlichen Umfragen sind kritischer als bei mündlichen Befragungen

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Es gibt viele Vergleichsstudien

POQ 2003

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POQ 2003

Telefon-Interview als problematischste Alternative

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Meinungsdruck am Telefon größer?

Negative Urteile bei schriftlicher eher? Esaiasson/Granberg1993 (Folie)

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Peter Esaiasson and Donald Granberg (1993): HIDDEN NEGATIVISM: EVALUATION OF SWEDISH PARTIES AND THEIR LEADERS UNDER DIFFERENT SURVEY METHODS. Int. J. of Public Opin. Research, 5, 265 - 277.

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Peter Esaiasson and Donald Granberg (1993): HIDDEN NEGATIVISM: EVALUATION OF SWEDISH PARTIES AND THEIR LEADERS UNDER DIFFERENT SURVEY METHODS. Int. J. of Public Opin. Research, 5, 265 - 277.

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Abschnitte aus allgemeiner Methoden-Literatur

Atteslander, P. (2000), Methoden der empirischen Sozialforschung, Berlin/New York: de Gruyter.

Bortz, J. & Döring, N. (1995), Forschungsmethoden und Evaluation für Sozialwissenschaftler: Berlin: Springer.

Brosius, H.B., Koschel, F. (2003). Methoden der empirischen Kommunikationsforschung. Opladen: Westdeutscher Verlag.

Diekmann, A. (1995), Empirische Sozialforschung. Reinbek: Rowohlt.

Friedrichs, J. (1982), Methoden der empirischen Sozialforschung, Opladen: Westdeutscher Verlag.

Schnell, R., Hill, P. & Esser, E. (1992), Methoden der empirischen Sozialforschung, München: Oldenbourg.

Literatur

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Einführung in die standardisierte Befragung

Groves, R. (1987). Research on survey data quality. Public Opinion Quarterly 52 (4). 156-172.

Kaase, M. (1999). Qualitätskriterien der Umfrageforschung. Berlin: Akademie-Verlag.

Wüst, A.M. (1998). Die Allgemeine Bevölkerungsumfrage der Sozialwissenschaftenals Telefonumfrage. ZUMA-Arbeitsbericht 98(04).

Price, V. & Neijens, P. (1997). Opinion quality in public opinion research. International Journal of Public Opinion Research 9, 336-360.

Noelle-Neumann, E., Petersen, T. (2000). Alle nicht jeder. Einführung in die Methoden der Demoskopie. Berlin.: Springer.

Koren, G., Manfreda, K.L. & Vehovar, V. (2008). Internet Surveys. In: Donsbach, W. & Traugott, M.W. (eds.), The Sage Handbook of Public Opinion Research. (S.271-281) Los Angeles, London, New Delhi, Singapore: Sage Publications.

Koch, W. (1998). Wenn "mehr" nicht gleichbedeutend mit "besser" ist: Ausschöpfungsquoten und Stichprobenverzerrungen in allgemeinenBevölkerungsumfragen. ZUMA-Nachrichten, 22(42).

Porst, R., Ranft, S.& Ruoff, B. (1998). Strategien und Maßnahmen zur Erhöhung derAusschöpfungsquoten bei sozialwissenschaftlichen Umfragen. Ein Literaturbericht. ZUMA-Arbeitsbericht 98(07).