METROPOLREGION F RHEINMAIN - IHK€¦ · Schultz GmbH & Co. KG, Wiesbaden, und BIEG Hessen GbR,...

52
METROPOLREGION FRANKFURTRHEINMAIN 8–23 STANDORTMARKETING: NEU AUFGESTELLT – MADE IN HESSEN – DEMOGRAFIE: INTELLIGENT SCHRUMPFEN – VIELFALT ALS STÄRKE www.frankfurt-main.ihk.de A 4836 137. Jahrgang 06.14 JETZT AUCH DIGITAL! RECHT Mediation: Konflikte einvernehmlich beilegen 40 AUSBILDUNG Vom Wald auf den Teller – ein Ausbil- dungsprojekt 28 STANDORTPOLITIK Global Business Week: Tag der Metropolregion 24

Transcript of METROPOLREGION F RHEINMAIN - IHK€¦ · Schultz GmbH & Co. KG, Wiesbaden, und BIEG Hessen GbR,...

  • METROPOLREGION FRANKFURTRHEINMAIN 8–23Standortmarketing: neU aUfgeStellt – made in heSSen –demografie: intelligent SchrUmpfen – vielfalt alS StÄrke

    www.frankfurt-main.ihk.de a 4836

    137. Jahrgang 06.14

    Jetzt aUch

    digital!

    rechtMediation: Konflikte einvernehmlich beilegen 40

    aUSbildUngVom Wald auf den Teller – ein Ausbil-dungsprojekt 28

    StandortpolitikGlobal Busi ness Week: Tag der Metropolregion 24

  • Unser Leben, unsere Wirtschaft,unsere Frankfurter Sparkasse„Unsere erste Geschäftsidee haben wir vor fast 20 Jahren in unserer Stammkneipeentwickelt. Gute Ideen allein reichen aber nicht aus, um erfolgreich zu sein.Geduld, Teamgeist und die richtigen Partner sind entscheidend, einer davon:die Frankfurter Sparkasse.“

    Die Firmenkundenbetreuung der Frankfurter Sparkasse –von Anfang an gut beraten.

    Hans Eick und Thomas M. EggertUnternehmer | Kunden seit 1995

    ww

    w.fa

    cebo

    ok.c

    om/F

    rank

    furt

    erSp

    arka

    sse

    1822_Az_GK_Eick+Eggert_210x280_4c 15.05.14 17:00 Seite 1

  • Liebe Leserinnen, liebe Leser!

    Jeder, der in FrankfurtRheinMain lebt, wohnt und arbeitet, weiß um die vielen Vorzüge, die diese Region im Vergleich mit anderen zu bieten hat. Gleichwohl kann ich es nicht lassen, immer wieder hervorzuheben, dass wir ein außerordentlich attraktiver Wirtschafts-standort sind. FrankfurtRheinMain hat das Zeug dazu, nicht nur die Aufmerksamkeit der Global Player auf sich zu lenken, sondern vor allem auch das Interesse der Fachkräfte aus allen Teilen der Welt zu wecken.

    Als Wissensstandort sind wir bereits in den internationalen Fokus gerückt. So beträgt der Anteil der ausländischen Studenten alleine in Frankfurt mehr als 17 Prozent – so viel wie in keiner anderen deut-schen Großstadt. Und dass Menschen, die hier ausgebildet werden, auch in der Region Arbeit finden können, belegt der vergleichsweise hohe Anteil ausländischer sozialversicherungspflichtig Beschäftigter in den Unternehmen: Mit einer Quote von deutlich über 15 Prozent liegt Frankfurt nahezu gleichauf mit München.

    Wir haben zudem eine Verkehrsinfrastruktur, die deutschlandweit ihresgleichen sucht. Und auch die Lebensqualität in der Region ist – vereinzelten Unkenrufen zum Trotz – außergewöhnlich hoch. Um es auf den Punkt zu bringen: Wir haben die besten Voraussetzungen, ein wettbewerbsfähiges Geschäftsmodell für diese Region zu entwerfen, mit dem wir die Prosperität nachhaltig sicherstellen können. Die größte Herausforderung besteht jedoch darin, dass wir die Stärken und vorhan-denen Kompetenzen in dieser Region endlich zu einer Kraft bündeln.

    Prof. Mathias MüllerPräsident, IHK Frankfurt

    Kompetenzen bündeln

    „Die Lebensqualität in der Region ist außergewöhnlich hoch.“

    IHK WirtschaftsForum 06.14 3

    Editorial

  • 08–23

    editorial 303 Kompetenzen bündeln Prof. Mathias Müller, Präsident,

    IHK Frankfurt

    Special metropolregion frankfUrtrheinmain 38 FrankfurtRheinMain „Kräfte stärker bündeln“10 Standortmarketing Neuausrichtung zeigt Erfolge12 Ballungsraum Made in Hessen14 FrankfurtRheinMain „Eine der Superregionen“16 Regionalverband Energieversorgung sichern18 Demografi e Intelligent schrumpfen20 Metropolregion Vielfalt als Stärke

    IHK WirtschaftsForum 06.144

    inhalt 06.14

  • 31

    26

    24

    35

    Beilagenhinweis: Einem Teil unserer Ausgabe liegen Beilagen der Schultz GmbH & Co. KG, Wiesbaden, und BIEG Hessen GbR, Frankfurt, bei. Wir bitten um freundliche Beachtung!

    Standortpolitik 324 Global Business Week Metropolregion weiterentwickeln

    UnternehmenSförderUng Und Starthilfe 326 Management-Kolloquium Größenvorteile von Start-ups

    aUS- Und WeiterbildUng 328 Ausbildungsprojekt Vom Wald auf den Teller30 IHK-Bildungszentrum

    innovation Und UmWelt 331 Webseitenoptimierung Tausend Schäflein irren nicht

    international 333 Kroatien Investitionsanreize stärken35 Joint Ventures Markteinstieg in Brasilien

    recht Und SteUern 337 Onlinehandel Neues Widerrufsrecht38 Corporate-Governance-Kodex Aufsichtsräte gestärkt40 Mediation Besser streiten42 Alterswerbung Beste Qualität seit 150 Jahren

    51 vorSchaU | impreSSUm | Unter nehmenSreport | beim namen genannt 3

    IHK WirtschaftsForum 06.14 5

  • standortpolItIK

    Grünes Licht für Regional-tangente WestDie IHK Frankfurt begrüßt den Einstieg des Landes Hessen bei der Planung der Regionaltangente West (RTW). „Das Projekt benötigt dringend Unterstützung, um reali-siert werden zu können. Außerdem setzt die Landespolitik mit ihrem Beitritt ein deutliches Zeichen, auf das die Wirtschaft schon län-ger wartet: FrankfurtRheinMain braucht mehr Förderung und In-vestitionen für eine moderne und leistungsfähige Verkehrsinfrastruk-tur“, so IHK-Hauptgeschäftsführer Matthias Gräßle. Vor allem für die Unternehmen und die Fachkräfte in den Landkreisen Hochtaunus

    und Main-Taunus sei die RTW ein verkehrsstrategisch bedeu-tendes Projekt. Die Tangente sei eine wichtige Ergänzung, um eine zukunftsfähige ÖPNV-Struktur in der Region zu schaffen. Mit einer tangentialen Streckenführung von Bad Homburg über Oberursel beziehungsweise dem Frankfurter Nordwestzentrum über Eschborn, Frankfurt-Höchst, das Stadion, den Flughafen, Dreieich und Neu-Isenburg würden diese Orte direkt miteinander verbunden. Zeitinten-sive Umwege über den Frankfurter City-Tunnel könnten dank der RTW künftig umgangen werden. ❙

    standortpolItIK

    IHK warnt Gastronomen vor BetrugsmascheBetrüger versuchen derzeit im IHK-Bezirk Frankfurt mit Anrufen bei Gastronomen – mit Verweis auf das Jugendschutzgesetz sowie der Androhung von Kontrollen und Bußgeldern – einen Musteraushang des Jugendschutzgesetzes für einen überhöhten Preis zu „verkaufen“. Die Industrie- und Handelskammer weist darauf hin, dass die Anrufer weder Mitarbeiter der IHK Frankfurt sind noch in deren Auftrag handeln.

    Das Jugendschutzgesetz kann auf der IHK-Website unter dem Such-begriff „JuSchG“ kostenlos herun-tergeladen werden. Wenn Gastro-nomen detaillierte Informationen über die Anrufer erfahren, sollten sie sich mit der IHK Frankfurt in Verbindung setzen. Kontakt: Ulf Horstmann, Standortpolitik, Telefon 0 69 / 21 97-13 33, E-Mail [email protected]. ❙

    IntErnatIonal

    Deutsche Wirtschaft vertritt Interessen in ChinaBei Geschäften deutscher Unter-nehmen in und mit China gibt es immer noch erhebliche Probleme. Darauf hat DIHK-Präsident Eric Schweitzer während seiner Chi-nareise hingewiesen. In Peking erläuterte er im Beisein von Wirt-schaftsminister Sigmar Gabriel, dass deutsche Unternehmen beim Thema Patentschutz nicht mehr ausschließlich über Raubkopien klagten, sondern zunehmend auch über kuriose Übertreibungen: „Erst hatten die Chinesen gar kein Pa-

    tentrecht, jetzt überziehen sie es.“ Auch der Joint-Venture-Zwang erschwert den Handel deutscher Unternehmen mit China: So kön-nen deutsche Anbieter, beispiels-weise in der Automobilindustrie, nur zusammen mit einem chine-sischen Partner agieren. Positiv wertete Schweitzer das vermehrte Engagement chinesischer Firmen in Deutschland: Die guten Bedin-gungen, die sie in Deutschland vorfänden, könnten dann auch zu Fortschritten in China führen. ❙

    rEcHt

    „Made in“: Kennzeichnung verpfl ichtendEntgegen aller Widerstände – nicht nur aus Deutschland – hat das Eu-ropäische Parlament der neuen, ver-pfl ichtenden „Made in“-Kennzeich-nung Mitte April zugestimmt. Ein Ablehnungsantrag von Abgeordne-ten der Liberalen, der europäischen Konservativen und der europäischen Christdemokraten scheiterte mit 205 zu 419 Stimmen. Nun ruhe die Hoffnung der deutschen Wirt-schaft auf dem EU-Ministerrat, so DIHK-Hauptgeschäftsführer Mar-tin Wansleben: „Dieser sollte die Neuregelung deutlich ablehnen, sie verwirrt die Verbraucher und schadet unseren Unternehmen.“ Im Rat lehnt eine Sperrminorität von Mitgliedsstaaten die verpfl ichtende Herkunftskennzeichnung bislang ab.

    „Das Gesetz bedroht nicht nur die für den Verbraucher als Qualitäts-merkmal etablierte Kennzeichnung Made in Germany“, sagte Wansle-ben, „sondern führt zu unnötiger Bürokratie für die Unternehmen und gefährdet damit letztlich auch Arbeitsplätze in der EU.“ ❙

    Foto

    : pI

    ctu

    rE-

    all

    Ian

    cE /

    dpa

    Foto

    : pI

    ctu

    rE-

    all

    Ian

    cE /

    dpa

    IHK WirtschaftsForum 06.146

    KURZMELDUNGEN

  • VErKEHr

    Nordmainische S-Bahn für die Region unverzichtbar„Die nordmainische S-Bahn wird den Bahnverkehr in der gesamten Region rund um den Verkehrskno-tenpunkt Frankfurt entlasten“, so Prof. Mathias Müller, Vorsitzender der IHK-Arbeitsgemeinschaft Hessen. Vom Bau der S-Bahn-Strecke zwischen Maintal und Hanau werde insbesondere der Fernverkehr auf dem stark über-lasteten Abschnitt Hanau–Frank-furt profitieren. „Der Bund muss erkennen, dass die nordmainische S-Bahn von überregionaler Be-deutung ist“, sagte Müller. Daher müsse das mit rund 400 Millio-

    nen Euro veranschlagte Projekt in den Bundesverkehrswegeplan aufgenommen und entsprechend finanziell unterstützt werden, forderte er. Mitte Mai war Frankfurts Verkehrsdezernent Stefan Majer gemeinsam mit dem Landrat des Main-Kinzig-Kreises, Erich Pipa, sowie einigen Bürgermeistern in Berlin, um im Bundesverkehrsministerium das Thema zu adressieren. Es sei richtig, so Müller, dass sich die betroffenen Kommunen in der Bundeshauptstadt für das Projekt einsetzten. ❙

    Foto

    : pI

    ctu

    rE-

    all

    Ian

    cE /

    dpa

    InnoVatIon und umwElt

    Windkraft: DIHK fordert gemein-sames VorgehenKritik erntet die Bundesregie-rung dafür, dass sie den Ländern beim Ausbau der Windkraft eine Regelungskompetenz für den „richtigen“ Abstand zwischen Windrädern und Gebäuden geben will. Der ursprüngliche Vorstoß dazu kommt aus Bayern und Sachsen. Die beiden Freistaaten wollen den Abstand von Sied-lungsflächen und Windrädern vergrößern. Die Wirtschaft be-fürchtet, dass der Ausbau der Windkraft dadurch erheblich ins

    Stocken gerät. Zwar können die Länder schon jetzt auf Grund-lage des Raumordnungsrechts Abstände regeln, das letzte Wort haben aber bisher die planenden Kommunen. Der DIHK fordert eine bundesweit ausgewogene Ver-teilung der Energiewendelasten und ein gemeinsames Vorgehen aller Beteiligten. Vor Ort gilt es, auf regionale Besonderheiten und Anregungen der Öffentlich-keit einzugehen und die richtige Standortauswahl zu treffen. ❙

    arbEItsmarKt

    Praktika: Ausnahmen vom MindestlohnFreiwillige Praktika bis zu sechs Wochen sollen vom Mindestlohn ausgenommen werden. Das hat das Bundeskabinett beschlos-sen. Eine Verbesserung, die nicht zuletzt auf Drängen des DIHK vorgenommen worden ist. Ur-sprünglich sollten freiwillige Prak-tika vom ersten Tag an mit dem Mindestlohn vergütet werden. DIHK-Präsident Eric Schweitzer fordert zugleich weitere Nach-besserungen im parlamentari-

    schen Verfahren: „Viele Praktika dauern länger als sechs Wochen. Und kaum ein Unternehmen wird jungen Leuten, die praktische Erfahrungen sammeln wollen, 1 500 Euro monatlich zahlen kön-nen.“ Das Angebot an freiwilligen Praktika werde zulasten der Be-rufseinsteiger sinken, befürchtet Schweitzer. Der DIHK hält es des-halb für sinnvoll, dass freiwillige Praktika von bis zu sechs Monaten mindestlohnfrei bleiben. ❙

    Foto

    : pI

    ctu

    rE-

    all

    Ian

    cE /

    dpa

    Foto

    : G

    Etty

    Ima

    GEs

    / tH

    om

    as

    JacK

    son

    IHK WirtschaftsForum 06.14 7

  • Herr Prof. Müller, es gibt zahlreiche Gesellschaften und Initiativen, die sich auf die Agenda geschrieben haben, die Entwicklung von Frank-furtRheinMain voranbringen zu wollen. Ist das zu viel des Guten?MÜLLER: Dass es viele gibt, die viel bewegen wollen, ist zunächst einmal ein Zeichen dafür, dass das Interesse an der Entwicklung dieser Region sehr groß ist. Und das ist prinzipiell gut. Ein besonderes Merkmal von FrankfurtRheinMain ist ja gerade die Vielfalt – wobei ich in diesem Kontext keineswegs nur auf die Vielfalt der räumlichen Qualitäten

    abstellen will. Die Vielfalt bezieht sich auch auf die unterschiedlichen wirtschaftlichen und kulturellen Stärken. FrankfurtRheinMain hat viele Facetten und ist dadurch sehr abwechslungsreich. Genau darin liegt die Stärke dieser Region. Gleichwohl besteht genau darin auch die enorme Herausforderung, wenn es darum geht, gemeinsam Strategien für die zukünftige Entwicklung dieser Region zu erarbeiten. Die Kompeten-zen, die in der Region bereits vorhanden sind, gilt es zu einer Kraft zu bündeln. Das trifft auf die Themenfelder Wirtschaftsförderung und

    FranKFurtrHEInmaIn

    „KRäFTE STäRKER BÜNDELN“Ein Gespräch mit IHK-präsident prof. mathias müller über die neuaufstellung der international agierenden standortmarke-tinggesellschaft, die bündelung von Kompetenzen in der region sowie die Herausforderung der Fachkräftesicherung.

    Frankfurter skyline.

    Foto

    : pE

    tra

    mEn

    KE

    IHK WirtschaftsForum 06.148

  • Standortmarketing ebenso zu wie auf die Bereiche Kultur, Tourismus und Wissenschaft.

    Das klingt so, als bräuchte es einen Dirigenten, der das Orchester dirigiert.MÜLLER: Zutreffend ist: Je mehr Akteure sich für die Region einset-zen, desto größer ist der Abstimmungsbedarf. Fest steht aber auch, dass wir unsere Schlagkraft im internationalen Wettbewerb deutlich erhöhen, wenn wir die Vielfalt der Region als Chance begreifen und unsere Kräfte stärker bündeln. Angesichts der immer größer werdenden Herausforderung der Fachkräftesicherung muss die Region ein ge-schlossenes Bild nach außen zeigen und für die Stärken des Standorts werben – national wie international. Die vorhandenen Strukturen sind zwar leistungsfähig, haben aber noch Optimierungspotenzial. Es ist an der Zeit, das unübersichtliche Organisationsdickicht zu lichten und die große Anzahl von regionalen Aktivitäten auf Konsolidierungs- und Bündelungspotenziale hin abzuklopfen. Ich bin mir sicher, dass sich dadurch noch einige Synergien heben lassen.

    So weit die Theorie. Wie soll die praktische Umsetzung erfolgen? MÜLLER: Im Bereich der Wirtschaftsförderung und des Standortmar-ketings wird es immer mehrere Ebenen und somit eine Vielzahl von Akteuren geben. Das ist im Prinzip auch gut so, denn der Standortwett-bewerb innerhalb der Region trägt dazu bei, dass sich alle anstrengen. Doch mit Blick auf die Wettbewerbssituation mit anderen Regionen ist es enorm wichtig, dass die FrankfurtRheinMain International Mar-keting of the Region in den Fragen der Wirtschaftsförderung und des Standortmarketings einen einheitlichen Außenauftritt, ein Gesicht, eine Stimme und eine Telefonnummer sowie eine E-Mail-Adresse hat. Alles andere ist nicht kundenorientiert. Anfragen von Investoren be-ziehungsweise Unternehmen, die sich hier ansiedeln möchten, müssen zügig beantwortet werden. Die Grundlage dafür bilden funktionierende Informationswege zwischen kommunaler und regionaler Ebene.

    Die IHK Frankfurt war bislang über das IHK-Forum an der Frankfurt-RheinMain International Marketing of the Region, kurz FRM GmbH, beteiligt. Die Vollversammlung hat entschieden, sich nicht mehr nur mittelbar, sondern parallel dazu auch direkt als Gesellschafter an dem Unternehmen zu beteiligen. Ist die Entscheidung aus den vorgenannten Gründen so ausgefallen?MÜLLER: Frankfurt hat als Kernstadt dieser Region bereits einen sehr hohen Besatz an internationalen Unternehmen. Durch die Bündelung

    der Marketingmittel in einer Organisation mit einem international erfahrenen Team und professionellem Marketing-Know-how erreichen wir eine besondere Hebelwirkung bei der Identifi kation und Ansprache von internationalen Investoren in allen relevanten Zielmärkten – und das weltweit. Die Entscheidung der Vollversammlung, sich an der FRM GmbH direkt zu beteiligen, ist ein Beleg für das starke Interesse der Wirtschaft an einer überregionalen Wirtschaftsförderung.

    Ist die Standortmarketinggesellschaft für diese Aufgabe gut auf-gestellt?MÜLLER: Die Gesellschaft hat unter Beteiligung der Gesellschafter, des Aufsichtsrats und der neuen Geschäftsführung eine strategische Neuausrichtung und Präzisierung der Aufgabenstellung erfahren. Das ist der erste Schritt in die richtige Richtung und hat dazu geführt, dass Gesellschafter, die bereits ausgetreten waren oder ihren Austritt angekündigt hatten, einen Wiedereintritt angestrebt beziehungsweise sich zum Verbleib entschieden haben. Nun muss die Neuausrichtung auch ihre Nagelprobe bestehen. Der Vorteil der FRM GmbH ist, dass die Gesellschaft aufgrund ihrer Mitgliederstruktur einen weitaus grö-ßeren Raum abdecken kann als der an den Ballungsraum gebundene Regionalverband.

    Ist das wichtig?MÜLLER: Durchaus. Darmstadt und Wiesbaden sind ein integraler Be-standteil von FrankfurtRheinMain. Obwohl beide Städte dazugehören, werden sie vom Metropolgesetz nicht erfasst. Dabei haben alle in der Region die gleichen Herausforderungen zu lösen. Und das Risiko, in-dividuell zu scheitern, ist deutlich größer, als gemeinsam zu obsiegen. Insofern nimmt die FRM GmbH eine strategisch bedeutende Rolle ein, weil sie nicht an den Grenzen des Ballungsraums aufhört.

    Was sind die Schwerpunktthemen, die aus Sicht der IHKs auf der Agenda ganz oben stehen sollten, um FrankfurtRheinMain voran-zubringen? MÜLLER: Die zentrale Fragestellung der Wirtschaft lautet: Wie sichert man die Region in puncto Arbeitsplätze zukunftsweisend ab? Wir brau-chen einen Masterplan, der den Platzbedarf für Infrastruktur, Gewerbe, Industrie und Freifl ächen langfristig abbildet. Zudem dürfen wir das Thema Wohnen nicht außer Acht lassen. Es spricht sehr viel dafür, diese regionalen Themen auch regional zu behandeln. Idealerweise werden die strategischen Rahmenrichtlinien für die Region vorgegeben, ohne den Kommunen ihre Planungshoheit zu nehmen. Mit der Erstellung des regionalen Einzelhandelskonzepts hat die Region gezeigt, dass sie auch bei schwierigen Fragestellungen auf regionaler Ebene Konsens erzielen kann. Auf diesem Erfolg sollte aufgebaut werden. ❙

    Prof. Mathias Müller, Präsident, IHK Frank -furt: „Frankfurtrheinmain hat viele Fa-cet ten und genau darin liegt die stärke dieser region. Gleichwohl besteht darin auch die enorme Herausforderung, wenn es darum geht, gemeinsam strategien für die zukünftige Entwicklung dieser region zu erarbeiten.“

    INTERVIEWALEXANDRA MAYImmobilienöko-nomin, Investor & public relations, [email protected]

    IHK WirtschaftsForum 06.14 9

    Metropolregion FrankfurtRheinMain

  • standortmarKEtInG

    NEUAUSRICHTUNG ZEIGT ERFOLGEIn 2013 beschloss der aufsichtsrat der Frankfurtrheinmain International marketing of the region die neuausrichtung des regionalen standortmarketings. Ziel war es, die region international effizienter und langfristig erfolgreich zu etablieren.

    Seit März 2013 befi ndet sich die FrankfurtRheinMain International Marketing of the Region in einem tief greifenden Umstrukturie-rungsprozess. Ziel ist es, das internationale Standortmarketing für die Region neu aufzustellen. Mit der Unterstützung externer Partner wurde anhand objektiver Kriterien ermittelt, in welchen Ländern und mit welchen Branchen es sinnvoll ist, künftig für die Region FrankfurtRhein-Main zu werben. Die Zielländer wurden auf Basis gründlicher Analysen von Wirtschafts-, Investitions- und Regionaldaten ermittelt und in drei Kategorien eingeteilt: Kernländer, Potenzialländer und Perspektivländer.

    Künftig wird die Region stärker als bisher in Großbritannien und Frank-reich versuchen, Unternehmen für eine Ansiedlung in FrankfurtRheinMain zu gewinnen. Die USA, China mit Taiwan, Indien, Südkorea und Japan bleiben auch weiterhin Arbeitsschwerpunkte des Standortmarketings. In diesen Ländern wird die FrankfurtRheinMain International Marketing

    of the Region in den nächsten drei Jahren intensiv Ansiedlungs- und Imagemarketing betreiben. Für jedes der Kernländer wird eine maßge-schneiderte Marketingstrategie, die Rücksicht auf die Besonderheiten der jeweiligen Länder nimmt, entwickelt. Kurzfristig wurden bereits Work-shops mit Fachleuten aus FrankfurtRheinMain für die jeweiligen Länder durchgeführt. Der Schwerpunkt lag dabei auf Experten, die Erfahrung mit Marketing und Direktansprache von potenziellen Neukunden in den jeweiligen Ländern haben. Übergreifendes Ergebnis aller Workshops war die Erkenntnis, dass Netzwerke und persönliche Kontakte unverzichtbar für eine erfolgreiche Geschäftstätigkeit der Gesellschaft sind und ganz wesentlich zum Erfolg bei der Neukundenakquise beitragen.

    Großbritannien ist eines der Länder, die als Ergebnis der Neuaus-richtung zu den Kernländern hinzugekommen sind. Dort gibt es viel Potenzial, neue Kunden zu gewinnen. Interessant dabei ist, dass viele Unternehmen zunächst nach Großbritannien gehen, um von dort aus ihr Geschäft für Kontinentaleuropa zu starten. Nach einiger Zeit stellt sich jedoch häufi g heraus, dass es für die Firmen unverzichtbar ist, auch einen eigenen zentralen Standort in Kontinentaleuropa zu haben. Und an dieser Stelle kommt dann FrankurtRheinMain ins Spiel.

    Neben den Kernländern zeigen nach der Analyse weitere sieben Länder ein hohes Potenzial für eine Ansiedlung in FrankfurtRheinMain. Dabei handelt es sich um Kanada, Russland, Italien, Schweiz, Türkei, Singapur, Israel und die Niederlande. In diesen Ländern werden vorab per Recherche ermittelte Investoren kontaktiert und relevante Branchen

    FRANKFURTRHEINMAIN INTERNATIONAL MARKETING OF THE REGIONDie FrankfurtRheinMain International Marketing of the Region ist der zentrale Ansprechpartner für ausländische Unternehmen, die einen ge-eigneten Standort in der Region suchen. Die Gesellschaft wirbt im Aus-land um Investitionen und vermarktet FrankfurtRheinMain als idealen Standort für Unternehmen. In enger Zusammenarbeit mit den kommu-nalen Wirtschaftsförderungen sorgt die FrankfurtRheinMain Internatio-nal Marketing of the Region für die bestmögliche Betreuung potenzieller ausländischer Investoren. Weitere Infos online unter www.frm-united.de.

    seit anfang des Jahres ist auch die IHK Frankfurt Gesellschafter der Frankfurtrheinmain International marketing of the region.

    Foto

    : pE

    tra

    mEn

    KE

    IHK WirtschaftsForum 06.1410

  • systematisch bearbeitet. Unter dem Begriff „Perspektivländer“ sind Staaten zusammengefasst, die beobachtet und reaktiv abgedeckt wer-den. Alle Zielländer werden regelmäßig auf ihr Potenzial hin überprüft.

    Zusätzlich wurden Schwerpunkt-Zielbranchen analysiert. Die Aus-wertung aller Daten und Fakten ergab sieben Branchen, die die Experten des internationalen Standortmarketings künftig strategisch bearbeiten: Informations- und Kommunikationstechnik, Finanzwirtschaft, Logistik und Verkehr, Chemie / Pharma / Biotech, Consulting, Automation / An-lagenbau und die Automobilindustrie. In den für die Region ebenfalls wichtigen Bereichen Tourismus und Immobilienwirtschaft engagiert sich die FrankfurtRheinMain GmbH künftig in Verbindung mit bestehenden Formaten beziehungsweise kompetenten etablierten Partnern. Weitere wichtige Branchen, wie zum Beispiel die Luft- und Raumfahrt, fi nden

    sich in der Kommunikation und dem Imagemarketing als wichtige Argumente und Faktoren für den Standort wieder.

    Erste Erfolge bei der Neuausrichtung der FrankfurtRheinMain Inter-national Marketing of the Region sind die Rückkehr bereits ausgetretener und der Beitritt neuer Gesellschafter. Schon im September 2013 erklärte die Landeshauptstadt Wiesbaden ihre Rückkehr ab dem 1. Januar. Ab diesem Zeitpunkt übernimmt Wiesbaden wieder vier Prozent der Gesellschafteran tei-le. Wiesbaden war schon einmal, von 2005 bis 2012, Mitglied der regionalen Standortmarketinggesellschaft. Sowohl der Main-Kinzig-Kreis als auch die Stadt Hanau, deren Mitgliedschaft am 1. Januar geendet hätte, zogen ihre Kündigungen zurück und bleiben Gesellschafter. Seit dem 1. Januar gibt es zudem einen neuen Gesellschafter: Die IHK Frankfurt übernahm fünf Prozent der Gesellschafteranteile. Der Wiedereintritt von Wiesbaden, die Rücknahme der Kündigungen von Hanau und des Main-Kinzig-Kreises sowie der Beitritt der IHK Frankfurt sind Indizien dafür, dass die Standort-marketinggesellschaft mit ihrer Strategie auf dem richtigen Weg ist. ❙

    GESELLSCHAFTER

    Gesellschafter der FrankfurtRheinMain International Marketing of the Re-gion sind die Städte Frankfurt, Wiesbaden, Offenbach, Darmstadt, Esch-born, Bad Homburg, Hanau und Rüsselsheim, die Landkreise Hochtau-nus, Main-Kinzig, Main-Taunus, Offenbach, Groß-Gerau, Bergstraße und Darm stadt-Dieburg, des Weiteren das IHK Forum Rhein-Main, IHK Frank-furt, Wirtschaftsinitiative FrankfurtRheinMain, Regionalverband Frankfurt-RheinMain, Bayerischer Untermain, Wirtschaftsförderung Region Frank-furtRheinMain und Handwerkskammer Frankfurt-Rhein-Main. Die Stadt Frankfurt als größter Gesellschafter hält 37,5 Prozent der Gesellschafter-anteile (IHK-Forum Rhein-Main 7,5 Prozent, IHK Frankfurt fünf Prozent, Hochtaunuskreis und Main-Taunus-Kreis jeweils 3,5 Prozent).

    AUTORERIC MENGESGeschäftsführer, Frankfurtrhein-main International marketing of the region, [email protected]

    Metropolregion FrankfurtRheinMain

    Als einer der größten unabhängigen Energie-versorger Deutschlands bringen wir unser umfassendes Know-how in Strom, Gas und Beratung in Ihr Unternehmen – und Sie da-mit deutlich voran. Überzeugen Sie sich von unseren vorteilhaften Konditionen und einem starken Beratungs- und Dienstleistungsan-gebot, das Ihnen nachhaltige Einspar- und Effizienzpotenziale liefert.

    Energie liefern viele – wir können mehr: Energiemanagementsysteme Fundierte Effizienzberatung Attraktive Energiepreise Aktives Management der Energiewende durch Reduktion von CO2-Emissionen

    Branchenübergreifende Kompetenz

    www.dbenergie.de

    DB Energie: Mehr Power für Ihre Energielösungen.

  • ballunGsraum

    MADE IN HESSENInternationalität und Innovationskraft prägen die hessische wirtschaft. mehr als die Hälfte ihrer umsätze erzielen die in Frankfurtrheinmain angesiedelten unternehmen in ausländischen märkten.

    Die Wirtschaftsmetropole Frankfurt und das RheinMain-Gebiet bilden einen international vernetzten Ballungsraum, der sich durch seine polyzentrischen Strukturen von anderen Wettbe-werbsregionen unterscheidet.

    Im Zentrum des europäischen Kontinents gelegen, ist Frankfurt-RheinMain eine leistungsfähige Schnittstelle für technologiebasierte Industrien, für Finanzen und Dienstleistungen, für Mobilität und für Informationsströme. Frankfurt ist das Portal nach Deutschland und Europa. Von hier aus lassen sich zugleich schnell alle wichtigen Märkte der globalisierten Wirtschaft erreichen – dies sind ganz entscheidende Standortvorzüge der Region.

    Frankfurt und die RheinMain-Region profi lieren Hessen als wirt-schaftsstarkes Bundesland. Für die hohe Produktivität der hessischen Wirtschaft sind zwei Faktoren von zentraler Bedeutung: Internatio-nalität und Innovationskraft. Hessens Unternehmen erzielen bei einer Exportquote von 50,3 Prozent mehr als die Hälfte ihrer Umsätze in ausländischen Märkten. Zugleich ist Hessen in Deutschland einer der attraktivsten Standorte für ausländische Direktinvestitionen. Unterneh-men aus der ganzen Welt haben sich für Hessen als Dienstleistungs-, Produktions- und Forschungsstandort entschieden. Kleine und mittlere Unternehmen behaupten sich im internationalen Wettbewerb und sind Impulsgeber im Innovationsprozess.

    Die Region FrankfurtRheinMain konkurriert mit den europäischen Wachstumsregionen wie Paris, London oder Amsterdam. Exzellente

    Verkehrsverbindungen und eine leistungsfähige Infrastruktur erschlie-ßen den Vorteil der geografi schen Lage in der Mitte des europäischen Markts mit 500 Millionen Verbrauchern.

    Wirtschaftliche Diversifi zierung und Polyzentralität prägen Frank-furtRheinMain. Dörfl iche und großstädtische Siedlungsstrukturen wech-seln einander ab, durchzogen von naturnahen Erholungsgebieten und Wäldern. Auch ökonomisch herrscht Vielfalt: In Darmstadt liegt der Fokus bei Wissenschaft und Technologieanwendungen, Offenbach entwickelt sich zum Kreativ- und Designzentrum der Region, Hanau gilt als die Stadt der Materialtechnologien, Rüsselsheim ist von der Automobil- und Zulieferindustrie geprägt, und in der Landeshauptstadt Wiesbaden konzentrieren sich Versicherungen und Beratungsunternehmen.

    Wirtschaftsstandorte und Ballungsräume werden heute vielfach über ihre Städte wahrgenommen – so auch die Region RheinMain, für die Frankfurt weltweit bekanntes Synonym ist. Als Sitz der Europäischen Zentralbank, der Bundesbank und der Deutschen Börse sowie von mehr als 260 Banken zählt Frankfurt zu den bedeutenden internationalen Finanzzentren. Frankfurt hat aber auch eine bis ins Mittelalter zurück-reichende Tradition als Handelsplatz und ist heute mit seinen jährlich 100 Messen, rund 3,4 Millionen Besuchern und 69 000 Ausstellern der drittgrößte Messeplatz der Welt.

    Der Flughafen Frankfurt ist mit 58 Millionen Passagieren im Jahr 2013 das Drehkreuz für den Luftverkehr in Mitteleuropa. Seine inter-modale Verknüpfung mit den Verkehrsträgern Straße, Schiene und Binnenschifffahrt ist ein entscheidender Faktor seiner Leistungskraft. Es ist das Ziel der Landesregierung, die Wettbewerbsfähigkeit des Flug-hafens zu erhalten, zugleich aber die Belastungen für die Anwohner zu begrenzen und zu reduzieren. Gebühren, die den Fluggesellschaften Anreize setzen, Frankfurt mit modernen und lärmarmen Maschinen anzufl iegen, sind ein gutes Beispiel dafür. Die alternierende Nutzung der Start- und Landebahnen in den Tagesrandzeiten soll zudem Lärm-pausen ermöglichen und die Nachtruhe für die Anwohner ausweiten. Dies sorgt für mehr Akzeptanz, damit der Flughafen und die Region ein gedeihliches Miteinander entwickeln.

    Die hessischen Unternehmen stellen sich mit Erfolg den Herausfor-derungen des Innovationszeitalters. Die Industrie entwickelt Produkte und Dienstleistungen mit großem Engagement weiter und kann daher mit überlegenen Angeboten auf den Märkten der Welt antreten. Die Chemie- und Pharmaindustrie, die Autoherstellung, die Metall- und Elektroindustrie sind klassische Schwerpunktbranchen Hessens. Aber auch die Umwelt- und Energietechnologien, die Biotechnologie, die Nanotechnologie und die Materialwissenschaften sind in Hessen sehr erfolgreich.

    Zudem fi nden Informations- und Kommunikationstechnologien in Hessen hervorragende Perspektiven. Die Region FrankfurtRheinMain-

    mit 58 millionen passagieren ist der Frankfurter airport das drehkreuz für den luftverkehr in mitteleuropa.

    Foto

    : pI

    ctu

    rE-

    all

    Ian

    cE /

    dpa

    IHK WirtschaftsForum 06.1412

  • Neckar mit Darmstadt als Zentrum ist der europäische Softwarestandort Nummer eins. Mit dem bundesländerübergreifenden Software-Cluster verfügt die Region über eines der weltweit stärksten Netzwerke für Unternehmenssoftware. In Frankfurt hat sich der Internetknoten DE-CIX zum größten Datenaustauschpunkt der Welt entwickelt. Er vermittelt rund 90 Prozent des deutschen und 35 Prozent des euro-päischen Datenverkehrs. Die Konzentration von Großrechenzentren profi liert FrankfurtRheinMain im Wettbewerb um die Entwicklung der Innovationstechnologien.

    Weltweit bekannte Markennamen sind mit hessischen Unterneh-men verbunden, viele mittelständische Unternehmen haben sich mit ihren innovativen Produkten und Dienstleistungen als Weltmarktführer etabliert. Der effi ziente Wissenstransfer aus der akademischen und der unternehmensbezogenen Forschung in die betriebliche Praxis ist der Schlüssel zum Erfolg auf den Märkten der Zukunft. Ein hervorragendes Bildungssystem von der berufl ichen bis zur akademischen Ausbildung sorgt für ein verlässliches Angebot von Fachkräften, die sich durch ihre Qualifi kation, ihre Motivation und ihre Innovationsbereitschaft auszeichnen.

    Die Nachfrage nach Technologieanlagen und nach Technologie-verfahren „Made in Hessen“ nimmt nicht nur in wachstumsstarken Ländern wie China zu. Auch die traditionellen Handelspartner in den USA und in den europäischen Nachbarländern kaufen gerade jetzt die Technologieprodukte, die Hessens Industrie anbietet. Nachhaltigkeit

    als unternehmerische Strategie schont Ressourcen und eröffnet neue Marktchancen. So bestehen gute Voraussetzungen, um heute im Wettbewerb zu bestehen und morgen neue Herausforderungen in den Märkten der Welt zu meistern.

    Die Region zeigt sich international, multikulturell und innovativ. Sie ist dadurch besonders anziehend für junge, qualifi zierte Arbeitskräfte aus dem Ausland. Die verantwortlichen Akteure in der Region sollten in Zukunft noch stärker daran arbeiten, eine wirkliche Willkommenskultur zu entwickeln. Das Besondere der Region wird durch ihre Kontraste deutlich. Neben den harten Standortfaktoren bietet die Region auch Lebensqualität, Kultur und Lifestyle, urbane Räume und Erholung. Der Wettbewerb um die besten Zukunftschancen wird global geführt. Frankfurt, RheinMain und Hessen nutzen dabei ihre Chancen. Und es spricht sehr viel dafür, dass die Region ihre Attraktivität weiter steigern wird. ❙

    AUTORTAREK AL-WAZIRHessischer wirt-schaftsminister, [email protected]

    Metropolregion FrankfurtRheinMain

    Mein Frankreich am Main

    Mein Frankreich am Main

  • Frau Harting, Sie sind geborene Niedersächsin, haben in Paris gelebt, machten Station im Südhessischen und in Düsseldorf. 1991 sind Sie in die Region zurückgekehrt, leben und arbeiten inzwischen in Frankfurt. Was mögen Sie an der Stadt?HARTING: Frankfurt ist sehr schnelllebig und pulsierend. Für einen Journalisten ist das perfekt. Ich muss mir die Geschichten nicht suchen,

    ich bin dort, wo immer etwas passiert, mittendrin. Und ich muss mich auch nicht groß umtun, um zu erfahren, welche gesellschaftlichen, wirtschaftlichen Trends oder Entwicklungen sich abzeichnen – ich erlebe sie hautnah. Gleichzeitig hat die Stadt eine überschaubare Größe, sodass man immer einen guten Überblick behalten kann. Obwohl die Stadt so weltoffen und international ist, dauert es allerdings lange, bis man mit „richtigen“ Frankfurtern ins Gespräch kommt. Und so banal das klingt: Ich mag auch das schönere Wetter hier.

    Nehmen Sie FrankfurtRheinMain als pulsierend wahr?HARTING: Insgesamt betrachtet, ist schon ein schneller Takt in der Region spürbar. Doch es pulsiert nicht überall gleichermaßen stark. Doch genau dieses Nebeneinander von unterschiedlichen Tempi ist das, was die Region für mich ausmacht.

    Sie schreiben seit mehr als 15 Jahren über die Region. Haben Sie sich das Thema eigentlich selbst ausgesucht?HARTING: Ursprünglich war es meine Aufgabe, über den Umlandver-band zu berichten. Aber schnell wurde deutlich, dass es spannender ist, nicht nur den Verband, sondern das eigentliche Thema zu sehen und darüber zu berichten: das Verhältnis von Frankfurt zu seinem Umland. Ich habe die Regionalpolitik immer als sehr spannend und facettenreich empfunden. Das mag daran liegen, dass ich eine Zugezogene bin und Gemarkungsgrenzen für mich nie eine große Rolle gespielt haben. Das heißt, ich war schon immer viel unterwegs in der Region. Ich lebe zwar inzwischen in Frankfurt, fahre aber auch mal für einen Abend nach Wiesbaden, Darmstadt oder Hanau. Dieses ausgeprägte Bewegungsver-halten kann man bei vielen beobachten, die neu in die Region ziehen. Sie achten bei der Wahl des Wohnorts eher darauf, welche Schulen oder Kindergärten in der Nähe sind, ob eine S-Bahn-Haltestelle vorhanden ist. In welcher Gemarkung man wohnt und arbeitet, ist eher sekundär. 50 Kilometer sind im Zeitalter der Globalisierung keine Entfernung mehr. Dadurch ist sehr viel Bewegung in der Region. Mich hat das

    GARTENRHEINMAIN

    In diesem Jahr steht das GartenRheinMain-Programm unter dem Mot-to „Kräuter, Kuren und Kulturen: Im Garten der Gesundheit“. Von April bis Dezember finden in Städten und Gemeinden unter anderem Füh-rungen, Wanderungen und Vorträge statt. Zudem öffnen Kurparks, Ba-deanstalten, Klostergärten und botanische Sammlungen ihre Pforten. Das Programm ist online unter www.gartenrheinmain.de abrufbar.

    FranKFurtrHEInmaIn

    „EINE DER SUPERREGIONEN“mechthild Harting berichtet als redakteurin der Frankfurter allgemeinen Zeitung über das regionale Geschehen in Frankfurtrheinmain. sie empfindet es als „großes Glück“, in einer der drei superregionen deutschlands leben und arbeiten zu können.

    Vor zehn Jahren hat die Kulturregion Frankfurt-rheinmain das projekt Gartenrheinmain initiiert.

    Foto

    : pI

    ctu

    rE-

    all

    Ian

    cE /

    bIld

    aG

    Entu

    r-o

    nlI

    nE

    / Fw

    IHK WirtschaftsForum 06.1414

  • umgetrieben, dass die Politiker in FrankfurtRheinMain lange Zeit gar nicht gemerkt haben, wie pulsierend ihre Region ist.

    Hat sich deren Wahrnehmung mittlerweile geändert?HARTING: Ich denke schon, dass die Region mehr in den Köpfen an-gekommen ist – auch in denen der Politiker. Als ich hierhergezogen bin, habe ich nicht schlecht gestaunt, wie reich und wohlhabend diese Region ist – ganz einfach, weil es hier eine sehr starke Wirtschaft gibt. Es gibt in Deutschland eigentlich nur drei Superregionen – und wir sind eine davon. Das ist etwas Tolles. Ich konnte anfangs überhaupt nicht nachvollziehen, dass die Politik dieses Glück nicht zu schätzen weiß. Ich komme aus der Region Hannover, in der man sehr große Anstrengungen unternimmt, etwa die Zahl der Ankünfte am Flughafen zu erhöhen.

    Ein wunder Punkt.HARTING: Aber genau das ist ein Grundproblem der RheinMain-Region: Wir sprechen zu wenig darüber, dass ein wirtschaftlich pulsierender Raum auch immer Nachteile für die Bevölkerung beinhaltet. Aufgabe von Politik ist es, das auszutarieren. Man kann nicht Deutschlands größten Flughafen haben, ohne dass es Lärm durch startende und landende Flugzeuge gibt. Mit dem Wachstum dieser Region sind nun einmal viele Konfl ikte verbunden. Ich verstehe auch diejenigen, die gegen geplante Windräder rebellieren, weil man diese Anlagen vor ihre Häuser im Grünen bauen möchte. Doch niemand kann nur die Vorteile für sich in Anspruch nehmen. Ich wohne mitten in Frankfurt, ich höre nachts Blaulicht-Fahrzeuge, bin bei Großveranstaltungen wie dem Frankfurt Marathon so eingeparkt und eingeschränkt, dass ich mit dem Auto nicht meinen Stadtteil verlassen kann, und mich kostet das Wohnen in zentraler Lage sehr viel Geld. Dafür lebe ich mittendrin und kann mit dem Fahrrad auf die Zeil radeln. Was ich damit sagen will, ist: Es gibt keinen, der nur profi tieren kann. Vielmehr müssen wir uns alle bewusst werden und lernen zu akzeptieren, dass mit der Wirtschaftsstärke auch Nachteile verbunden sind. Und die müssen wir gemeinsam tragen.

    Sie haben eingangs den Umlandverband erwähnt. Sehen Sie die Region in puncto Organisationsstruktur gut aufgestellt? HARTING: Offen gesagt, nein. Ich gestehe allerdings auch ein, dass ich keine richtig gute Idee habe, wie man es besser machen kann. Was in den letzten Jahren deutlich geworden ist, ist, dass wir mit der klassischen Parteipolitik keinen Schritt vorankommen, denn hier geht es nicht um das bloße Abarbeiten eines Themas. Wir brauchen an der Spitze der Region einen kreativen Kopf oder ein Team von kreativen Köpfen, die etwas bewegen wollen, die eine Vision haben, wie sie diesen Ballungsraum, diese Metropolregion entwickeln wollen. Das müssen nicht zwingend Politiker sein. Die Organisationsstruktur der Region neu aufzustellen, ist meines Erachtens primär eine Managementaufgabe. Dafür braucht man zwar auch politisches Denkvermögen, vorrangig sind jedoch gute Ideen gefragt, um die entscheidenden Impulse zu setzen und die Bevölkerung mitzunehmen. Nebst Kreativität sollte man daher auch Qualitäten als Netzwerker haben.

    Was wünschen Sie sich für die Region? HARTING: Zum einen wünsche ich mir, dass wir die Themen, die die gesamte Region betreffen, endlich auch regional diskutieren. Ich

    bin der Auffassung, dass man die Bürger viel stärker einbinden und mitnehmen muss. Das passiert viel zu wenig. Womit ich auch schon bei meinem zweiten Wunsch wäre: Alle Bürger, auch die Zugezo-genen, die in der Region statistisch gesehen mindestens die Hälfte der Bevölkerung ausmachen, sollten sich stärker kommunalpolitisch engagieren oder zumindest interessieren. Denn meine These ist, dass diese Einwohner, die sich leichthin über Gemarkungsgrenzen hinwegbewegen, die Politiker befördern könnten, regional zu denken. Derzeit dominiert in den Kommunen noch immer die Kirchturmpolitik. Doch dazu müssten diese zugezogenen Bürger wählen gehen. Was sie nicht tun. Anders kann ich mir jedenfalls die niedrigen Wahlbe-teiligungen von rund 35 Prozent bei der Oberbürgermeister-Wahl in Frankfurt oder 26 Prozent bei der Landratswahl im Hochtaunuskreis nicht erklären.

    Welche Themen wären geeignet, die Bürger insgesamt mehr mit-zunehmen?HARTING: Die Region wächst. Das wirft die Frage auf: Wo und wie können wir dieses Wachstum realisieren? Dabei ist das Wohnen das zentrale Thema, das die gesamte Region betrifft und deshalb ideal geeignet wäre, auch das regionale Miteinander zu fördern.

    Erhalten Sie Reaktionen auf Ihre Beiträge über die Region?HARTING: Es gibt kaum einmal einen Leserbrief dazu. Als wir jedoch als Zeitung in die regionale Veranstaltungsreihe GartenRheinMain eingestiegen sind und begonnen haben, auch mit eigenen Führungen den Lesern die Region zu zeigen, wurden wir buchstäblich überschüt-tet mit Leserreaktionen. Viele bedanken sich bei uns dafür, dass sie durch uns über die Region so viel Neues erfahren. Diese Reaktionen bestätigen mir, dass unsere Leser die Region als Ganzes wahrnehmen. Ich lasse mich deshalb auch nicht mehr aus der Bahn werfen, wenn ein Politiker zu mir sagt, das Thema Region und die regionalen Themen interessierten niemanden. Ich weiß, dass es nicht stimmt. ❙

    Mechthild Harting, Redakteurin, Frankfurter Allgemeine Zeitung: „wir brauchen an der spitze der region einen kreativen Kopf oder ein team von kreativen Köpfen, die etwas bewegen wollen, die eine Vision haben, wie sie diesen ballungsraum, diese metropolre-gion entwickeln wollen. das müssen nicht zwingend politiker sein.“

    INTERVIEWDR. RALF GERUSCHKATGeschäftsführer, wirtschaftspolitik und metropo-lenentwicklung, IHK [email protected]

    IHK WirtschaftsForum 06.14 15

    Metropolregion FrankfurtRheinMain

  • FrankfurtRheinMain ist durch eine hohe Wirtschaftskraft und -dynamik geprägt. Gleichzeitig bedeutet das aber auch, dass der Energieverbrauch in der Region immens hoch ist. Unabhängigkeit von Energieimporten und Versorgungssicherheit müssen das Ziel sein. Das lässt sich durch Erzeugung vor Ort bei gleichzeitig effi zientem Umgang mit der gewonnenen Energie erreichen. Die Atomkraft ist passé und wie die jüngsten politischen Entwicklungen zeigen, ist auch die Lieferung von Gas keine Selbstverständlichkeit mehr. Hinzu kommt der Klimawandel, der die Herstellung erneuerbarer Energien zwingend erfordert. Der Regionalverband FrankfurtRheinMain hat sich deshalb mittels seiner Planungskompetenz auf den Weg gemacht, Vorrangfl ächen für die Windenergie in der Region zu schaffen wie auch ein regionales Energiekonzept aufzustellen.

    Nach dem Bundesbaugesetz herrscht für die Aufstellung von Wind-energie derzeit die sogenannte „Privilegierung im Außenbereich“. Das heißt, derzeit dürfen mehr oder weniger überall Windräder aufgestellt werden, wenn nicht absolute Restriktionen dagegensprechen. Gemäß den Vorgaben der Landesregierung soll die Aufstellung der Anlagen im Gebiet des Regionalverbands gebündelt geschehen und sich auf Vorranggebiete beschränken.

    Dazu erarbeitet der Regionalverband derzeit den „Sachlichen Teilplan Erneuerbare Energien“. Dies geschieht mit hoher Transparenz, zweimal wird dieser Teilplan für Kommunen, zuständige Behörden und Bürger zur Beteiligung offengelegt. Ziel ist es, Ende 2015 Windkraftfl ächen ausge-wiesen zu haben. Für das Land Hessen wurde von der Landesregierung insgesamt eine Marge von zwei Prozent der Landesfl äche ausgegeben, für das Verbandsgebiet sind es derzeit etwa 0,9 Prozent. Der Plan trifft jedoch lediglich Aussagen für die Windkraft; andere Energieträger oder auch Energieeffi zienz und -einsparungspotenziale werden nicht behandelt.

    Ergänzend dazu haben die Region und die Stadt Frankfurt im Herbst 2013 Vorarbeiten für ein regionales Energiekonzept in Auftrag gegeben. Drei Module wurden beauftragt, um den Stand der Umsetzung der Energiewende in der Region festzustellen und entsprechende Schlüsse

    für das weitere Vorgehen aufzuzeigen. So wird jetzt ein Datenkonzept erstellt, das beispielsweise den Verbrauch, die Erzeugung und weitere Potenziale in der Region quantifi ziert und darstellt. Außerdem werden kommunale Leitfäden zu „Klimaschutz und Siedlungsentwicklung“ wie auch „Wärmenetze“ erstellt.

    Ein weiteres Modul ist die Akteursanalyse. Mittels einer Onlinebefra-gung aller Kommunen und Landkreise in der Region werden der Sachstand sowie erste Wünsche und Anregungen für das regionale Energiekonzept ermittelt. Die Befragung ist auf sehr große Resonanz gestoßen, die Rück-laufquote liegt bei nahezu 100 Prozent; derzeit werden die Antworten ausgewertet. Zusätzlich ist der Regionalverband dem Verein Energiepunkt FrankfurtRheinMain beigetreten. Ziel ist es, die Energieberatungsangebote der Region übersichtlicher und attraktiver zu präsentieren, die Qualität der Energieberatung weiter zu steigern und durch Zusammenarbeit der vorhandenen Einrichtungen effi zienter zu werden.

    Die beauftragten Gutachten für diese Module werden voraussichtlich im Juni vorliegen. Die Stadt Frankfurt plant, das Umsetzungskonzept für ihren Masterplan bis zur Sommerpause politisch abzustimmen. Im Herbst werden alle Ergebnisse präsentiert und der Beteiligungsprozess für das regionale Energiekonzept gestartet. Im Sommer 2015 werden die wesent-lichen Themen in Arbeitsgruppen von den jeweiligen Akteuren diskutiert werden. Am Ende soll das regionale Energiekonzept Vereinbarungen zu gemeinsamen Zielen und Verantwortlichkeiten zur Umsetzung der Energiewende für die Region FrankfurtRheinMain verbindlich festlegen.

    Die Umsetzung der Energiewende benötigt ein hohes Maß an Kom-munikation und Beteiligung. Bestehende Instrumente und Organisati-onsformen müssen kritisch überprüft werden und sind gegebenenfalls weiterzuentwickeln. Der Regionalverband FrankfurtRheinMain will hierbei eine führende Rolle einnehmen, damit auch weiterhin eine sichere Ener-gieversorgung gewährleistet ist, der Ausstoß von Kohlendioxid reduziert wird und die klimapolitischen Vorgaben erreicht werden. ❙

    LINK ZUM THEMA

    Weitere Infos zum Thema Windkraft in FrankfurtRheinMain und Sach-licher Teilplan Erneuerbare Energien online unter www.region-frankfurt.de/erneuerbareenergien.

    AUTORLUDGER STÜVEdirektor, regio-nalverband [email protected]

    Foto

    : pI

    ctu

    rE-

    all

    Ian

    cE /

    dpa

    rEGIonalVErband

    ENERGIEVERSORGUNG SICHERNder regionalverband Frankfurtrheinmain treibt die wende für erneuerbare Energien kräftig voran: so wird ein teilplan für windvorrangflächen mit den Kommunen, unternehmen und bürgern aufgestellt und dazu gemeinsam mit der stadt Frankfurt ein regionales Energiekonzept angefertigt.

    IHK WirtschaftsForum 06.1416

  • Typisch Ford:bewegt die Wirtscha�

    DIE FORD TRANSIT FAMILIE ECOnetic Technology

    Unsere vielseitigen Transit-Modelle packen gerne mit an. Leistungsfähige Motoren, beeindruckende Ladekapazitäten, verlängerte Wartungsintervalle und nicht zuletzt niedrige Betriebskosten sind nur vier Gründe, die vier sofort zu rekrutieren.Dass nicht nur wir das so sehen, beweisen die Auszeichnungen zum Van of the Year* und 5 Sterne beim Euro NCAP*.

    * Quelle: euroncap.com 12/2012: Ford Transit Custom; van-of-the-year.com: Ford Transit Custom 09/2012 & Ford Transit Connect 09/2013.

    Kraftstoffverbrauch (in l/100 km nach VO (EG) 715/2007 und VO (EG) 692/2008 in der jeweils geltenden Fassung): 9,1–4,0 (kombiniert). CO2-Emissionen: 239–105 g/km (kombiniert).

  • dEmoGraFIE

    INTELLIGENT SCHRUMPFENder demografische wandel wird die Gesellschaft grundlegend verändern. Künftig geht es aber nicht darum, unter-nehmen oder bürger anderen Kommunen abzuwerben, sondern Infrastrukturen vorausschauend und intelligent dem schrumpfungsprozess der städte und Gemeinden anzupassen.

    Hessen zählt rund sechs Millionen Einwohner. Davon leben und arbeiten mehr als 5,6 Millionen Menschen in der Metropolre-gion FrankfurtRheinMain und stetig werden es mehr. Doch das Wachstum fi ndet keineswegs fl ächendeckend statt. Vielmehr zeichnen sich in der RheinMain-Region immer stärker Bedeutungsgewinner und -verlierer ab. Nach einer Erhebung, die der Regionalverband Frank-furtRheinMain 2012 vorgestellt hat, verbucht bereits knapp die Hälfte abnehmende Bevölkerungszahlen.

    Die Gesellschaft befi ndet sich mitten im demografi schen Wandel, er steht uns nicht erst bevor. Demografi scher Wandel heißt: Wir werden weniger, bunter, älter. Wir werden uns auf eine andere Zusammen-setzung der Bevölkerung in den Gemeinden und Städten einstellen müssen. Für die individuelle Lebensplanung heißt der demografi sche Wandel: wahrscheinlich länger arbeiten, wahrscheinlich im hohen Alter alleine leben, als junge Familie wahrscheinlich in einer urbanen Region wohnen und Erwerbsarbeit und Familie miteinander verbinden müssen. Deutschland braucht Zuwanderung, braucht Infrastrukturen, um die Leistungsfähigkeit der Kommunen und der Wirtschaftsstand-orte zu halten. Wir brauchen intelligente Formen der Vernetzung. Wir brauchen neue Partnerschaften: Strategien sind gefragt. Und eine

    Foto

    : m

    au

    rIt

    Ius

    Ima

    GE

    / ma

    rKu

    s br

    un

    nEr

    demografi sche wandlungsprozesse gestalten: dazu bedarf es einer Innovationskultur, die alle gesellschaftlichen akteure miteinbezieht.

    DEMOGRAPHIE NETZWERK

    Wie können sich Unternehmen optimal auf alternde Belegschaften ein-stellen? Wie gehen andere Firmen mit dem demografischen Wandel um und wo steht das eigene Unternehmen im Vergleich? Diese und weitere Fragen stehen im Mittelpunkt beim bundesweiten Demographie Netz-werk (ddn). In dem gemeinnützigen Netzwerk haben sich rund 400 Un-ternehmen und Institutionen mit einer Personalverantwortung für über zwei Millionen Beschäftigte zusammengeschlossen, um den demogra-fischen Wandel zu gestalten. Gegründet wurde der Verein im März 2006 auf Initiative des Bundesministeriums für Arbeit und Soziales und der In-itiative Neue Qualität der Arbeit. Weitere Infos online unter www.demo-graphie-netzwerk.de. In der Metropolregion ist ddn Partner des Demogra-fienetzwerks FrankfurtRheinMain (www.demografienetzwerk-frm.de).

    IHK WirtschaftsForum 06.1418

  • Analyse der demografi schen, aber auch der sozialen und kulturellen Wandlungsprozesse in unserer Gesellschaft. Ebenso bedeutsam wie die demografi schen Wandlungen sind die sozialen und kulturellen: die Individualisierung, die Digitalisierung der Welt, eine immer stärkere Ökonomisierung von Lebensbereichen. Sie verändern unsere Formen des Wirtschaftens, des sozialen Miteinanders und des Alltags.

    Von Gemeinde zu Gemeinde, von Stadtteil zu Stadtteil stellen sich die demografi schen Entwicklungsprozesse unterschiedlich und zum Teil hoch different dar: hier abnehmende, dort zunehmende Bevölkerung, hier eine Konzentration von Zuwanderung, hier traditionelle einheimi-sche Bevölkerungsgruppen, hier viele Kinder, dort viele alte Menschen, dort ein Wirtschaftsunternehmen, das prosperiert, dort eines, das keine Perspektive hat. Der demografi sche Wandel vor Ort bedarf einer genauen Analyse. Denn eine Demografi estrategie braucht spezifi sches Wissen über die demografi schen Dynamiken vor Ort.

    Zu den Überzeugungen von führenden Wirtschaftsexperten gehört, dass die Voraussetzungen für das Wirtschaftswachstum nicht nur von ausreichend qualifi zierten Fachkräften, nicht nur von ökonomisch günstigen Rahmenbedingungen, nicht nur von der Flexibilität der Arbeitsmärkte abhängig gemacht werden dürfen, sondern auch und gerade von den Lebensbedingungen vor Ort. Daseinsvorsorge ist die Kernaufgabe der Kommunen. Die Voraussetzungen für ein gutes Leben vor Ort zu schaffen, wird für Kommunen immer herausfordernder. Gleich-wohl hängt genau von diesen die Zukunftsfähigkeit der Kommunen und darüber hinaus des Wirtschaftsstandorts Deutschland ab. Wollen wir Menschen vor Ort halten oder Menschen aus anderen Ländern eine neue Heimat bieten, müssen die Lebensbedingungen vor Ort stimmen. Deutschland besitzt hierfür günstige Voraussetzungen. Das gilt aber nicht für jeden Standort: Hier entsteht zunehmend Wettbewerb zwi-schen den Kommunen, den es zivilisiert zu gestalten gilt.

    Demografi sche Wandlungsprozesse sind kein Schicksal, sondern ein Gestaltsal: Wir müssen die Chancen und Herausforderungen des demografi schen Wandels annehmen und ihnen nicht untätig entgegen-sehen. Dies verlangt eine Innovationskultur, die alle gesellschaftlichen Bereiche einbezieht: die Kommunalpolitik, die Bürger, die Zivilgesell-schaft und die Unternehmen. Gemeinsam und in interkommunaler Zusammenarbeit gilt es, die Herausforderungen des demografi schen Wandels anzunehmen und zu gestalten.

    Unternehmen sind darauf angewiesen, dass ihre Mitarbeiter günstige Lebensbedingungen vor Ort fi nden, dass die Vereinbarkeit von Erwerbsarbeit und Familie – sowohl für Erziehungs- als auch für Pfl egeaufgaben – gegeben sind. Unternehmen sind darauf angewiesen, dass sie junge Menschen fi nden, die in Handwerksbetrieben, die in Unternehmen ihre berufl iche Zukunft suchen. Jeder wird gebraucht, auch diejenigen, die an der Schule scheitern oder an denen die Schule scheitert. Viele gute Beispiele zeigen, wie es gelingen kann, durch neue strategische Partnerschaften zwischen Kommunen und Unternehmen die Ressourcen und Potenziale der Kommunen zu entfalten, zu nutzen, zu wecken. Selbstverständlich sind solche Allianzen allerdings noch nicht.

    Der Wirtschaftsstandort Deutschland lebt von seiner innovativen, auf Kundenbedürfnisse ausgerichteten Produktentwicklung und Dienst-leistung. Um international wettbewerbsfähig zu bleiben, bei zunehmend digitalisierten Geschäftsbedingungen, müssen Infrastrukturen vor Ort zukunftssichernd gestaltet werden. Ebenso bedeutsam wie die Breit-

    bandverkabelung sind soziale Infrastrukturen, die Bürgern die Sicherheit bieten, dass ihre Kinder gut versorgt sind, dass sie gute Schulen haben, dass die Mobilität vor Ort gewährleistet ist, dass die Alltagsversorgung auch für alte Menschen funktioniert, dass ausreichend und gute ärzt-liche Versorgung abrufbar ist, dass für die Unterstützung und Pfl ege Hochbetagter gesorgt ist. In beiden Feldern besteht in Deutschland hoher Handlungsbedarf, der nicht von Städten und Gemeinden alleine, sondern nur in strategischer Kooperation bewältigt werden kann.

    Es ist eine Herausforderung, Chancen im demografi schen Wandel zu sehen. Wird er doch unsere Gesellschaft grundlegend verändern. Er wird uns unsere Städte und Gemeinden zum Teil fremd werden lassen: Sie werden älter, es wird weniger Kinder geben und viel mehr Menschen mit Zuwanderungsgeschichte. Wir brauchen eine Willkommenskultur für Menschen, die sich für unsere Kommunen, für unsere Unternehmen entscheiden. Wir brauchen eine mentale Offenheit für notwendige Veränderungen. Lebenslanges Lernen gehört ebenso dazu wie ein Ja zu einer Gesellschaft der Vielfalt. Hier können Unternehmen, hier können Kommunen, hier kann die Gesellschaft viel beitragen, damit diese Weichen gestellt, diese kulturellen Faktoren ernst genommen werden und zum Tragen kommen.

    Demografi scher Wandel heißt in Deutschland insgesamt notwendiger-weise: Wir werden weniger, wir werden schrumpfen. Im demografi schen Wandel zu bestehen, heißt nicht, anderen Kommunen Unternehmen und Bürger abspenstig zu machen. Es gilt zu akzeptieren, dass wir weniger werden. In intelligenter Weise haben wir diesen Schrumpfungsprozess zu gestalten. Die Wachstumsorientierung, die für das Wirtschaften als notwendig vorausgesetzt wird, kennt einen Kontrapunkt: die Schrumpfung im demografi schen Wandel. Auch für intelligentes Schrumpfen gibt es gute Beispiele und Zuversicht stiftende Szenarien. ❙

    AUTORPROF. THOMAS KLIEleiter, Zentrum für zivilgesellschaft-liche Entwicklung, Freiburg, [email protected]

    IHK WirtschaftsForum 06.14 19

    Metropolregion FrankfurtRheinMain

    727639_64251.pdf 1 14.05.14 08:54

  • mEtropolrEGIon

    VIELFALT ALS STäRKEum den wirtschafts- und lebensraum Frankfurtrheinmain im zunehmenden wettbewerb der metropolregionen auch weiterhin bestmöglich zu positionieren, haben sich in den vergangenen Jahren zahlreiche Gesellschaften, Vereine und Initiativen gebildet. Im Folgenden ein Überblick.

    Foto

    : pE

    tra

    mEn

    KE

  • Verkehrsinfrastruktur und Mobilität

    Integriertes Verkehrs- und Mobilitätsmanagement Region FrankfurtRheinMain (ivm)Die ivm mit Sitz in Frankfurt ist eine Regionalgesellschaft, deren Haupt-anliegen es ist, die Mobilität in der Region zu sichern und Alternativen zum Auto zu fördern. Das in 2005 gegründete Unternehmen wird von den Ländern Rheinland-Pfalz und Hessen getragen und zählt darüber hinaus den Rhein-Main-Verkehrsverbund sowie acht Landkreise und Städte zu seinen Mitgliedern. Mit der durch Umlagen fi nanzierten ivm haben sich die Gebietskörperschaften ein Forum gegeben, um kom-munenübergreifend Verkehrs- und Mobilitätskonzepte für die Region zu entwickeln. Die Gesellschaft stellt die Datengrundlage für wichtige Entscheidungen im Bereich der Verkehrsinfrastruktur und Angebotsge-staltung zur Verfügung. Des Weiteren zählt das Mobilitätsmanagement zu den Aufgabenschwerpunkten. Die Zielsetzung ist, durch vernetzte Informations- und Beratungsangebote die Öffentlichkeit über die ver-schiedenen Mobilitätsoptionen zu informieren und somit die Mobilität der Menschen in der Region nachhaltig zu sichern. Infos online unter www.ivm-rheinmain.de.

    Rhein-Main-VerkehrsverbundDer Rhein-Main-Verkehrsverbund (RMV), Hofheim, wurde 1995 ge-gründet und ist einer der größten deutschen Verkehrsverbünde. Er koordiniert und organisiert den regionalen Bus- und Bahnverkehr auf rund 14 000 Quadratkilometern. Das sind rund zwei Drittel der Fläche des Bundeslands Hessen. Insgesamt nutzen inzwischen jährlich 703 Mil-lionen Fahrgäste den RMV; das entspricht im Schnitt rund 2,2 Millionen Fahrgästen pro Tag. Infos online unter www.rmv.de.

    RTW PlanungsgesellschaftDie Gesellschaft wurde 2008 von den Städten Bad Homburg und Frankfurt, Hochtaunuskreis, Main-Taunus-Kreis, Kreis Offenbach und dem Rhein-Main-Verkehrsverbund gegründet. Die RTW-Gesellschafter verfolgten mit dem Projekt die Strategie, durch die bessere Vernetzung des öffentlichen Personennahverkehrs dem Wachstum des motorisierten Individualverkehrs und seinen negativen Folgen und Belastungen für die Menschen in der Region entgegenzuwirken und so zur Sicherung des attraktiven und hochwertigen Wirtschaftsstandortes beizutragen. Dabei soll die geplante Regionaltangente West (RTW) mehrere Aufgaben erfüllen. Ziel der Gesellschaft ist es, für die beteiligten Gebietskörper-schaften die Grundlagen für die Planfeststellung und Finanzierung zu schaffen. Bei positiver Entscheidung kann der Baubeginn in 2014

    liegen und die Betriebsaufnahme in 2018 erfolgen. Infos online unter www.rtw-planung.info.

    House of Logistics & Mobility (Holm)Das Holm, Frankfurt, ist Ende Juni 2010 im Römer gegründet worden und aus der Gründungsinitiative Frankfurt Holm hervorgegangen. Das Land Hessen – vertreten durch Wirtschaftsministerium, Finanzminis-terium und Wissenschaftsministerium – hält 86,5 Prozent der Anteile, die Stadt Frankfurt 12,5 Prozent. Ein Prozent der Anteile ist im Besitz des Vereins Holm (House of Logistics and Mobility). Das Holm versteht sich als neutrales Innovationsforum für interdisziplinäre und bran-chenübergreifende Zusammenarbeit und Kooperation von Wirtschaft, Wissenschaft, Politik und Zivilgesellschaft. Infos online unter www.frankfurt-holm.de.

    Wirtschaft und Bildung

    Regionalverband FrankfurtRheinMainDie Wurzeln der Verbandsgeschichte reichen bis 1973 zurück. Seiner-zeit präsentierte der damalige Innenminister Hanns-Heinz Bielefeld (FDP) seine Pläne zur Neuordnung des Ballungsgebiets RheinMain: „Die Verfl echtungen zwischen der Stadt Frankfurt und ihrem Umfeld zu lösen, sind besonders problematisch und umstritten.“ Es vergin-gen 38 Jahre, bis im April 2011 das „Gesetz über die Metropolregion FrankfurtRheinMain“ in Kraft trat und aus dem ursprünglichen Planungsverband der Regionalverband FrankfurtRheinMain wurde, der neben der Flächennutzungs- und der Landschaftsplanung auch strategische Steuerungs- und Koordinationsaufgaben für die Ent-wicklung der Region wahrnimmt. Der Regionalverband mit Sitz in Frankfurt ist Mitglied in verschiedenen Organisationen, Initiativen und Vereinen, die die Region weiterentwickeln wollen. Infos online unter www.region-frankfurt.de.

    FrankfurtRheinMain – Verein zur Förderung der Stand-ortentwicklung, c/o Regionalverband FrankfurtRheinMainZweck des Vereins ist die Förderung und Mitwirkung an der Gestaltung der langfristigen Standortentwicklung der Metropolregion Frankfurt-RheinMain. Dazu sollen unter anderem strategische Leitlinien für die Standortentwicklung erarbeitet und bei regionalen Gremien mitgewirkt, Projekte und Initiativen unterstützt beziehungsweise ergriffen werden, die die Qualität der Region für die Öffentlichkeit erhöhen. Derzeit gehören dem Verein 24 ordentliche Mitglieder an, die sich aus den

    Metropolregion FrankfurtRheinMain

    AB SOFORT IMMER DABEI

    Sie wollen unterwegs die neueste Ausgabe des IHK WirtschaftsForums lesen? Dann laden Sie sich die App im App Store oder bei Google Play

    kostenfrei auf Ihr Tablet.

    NEUJETZT AUCH

    DIGITAL

    WWW.FRANKFURT-MAIN.IHK.DE/WIFO-APP

    Wifo-App210x55_ Juni14.indd 1 15.05.14 15:13

  • Bereichen Politik, Wirtschaft, Wissenschaft und Kultur rekrutieren. Infos online unter www.frankfurtrheinmain-verein.de.

    FrankfurtRheinMain International Marketing of the RegionDie FrankfurtRheinMain International Marketing of the Region ist die internationale Standortmarketinggesellschaft der Region Frankfurt-RheinMain. Sie präsentiert die Kreise und Kommunen der Region als schlagkräftige Gesamtregion im Ausland. Dazu haben sich 15 Kom-munen und Kreise, das Land Hessen, die Kammern sowie verschiedene Wirtschaftsförderungen in der Gesellschaft zusammengeschlossen. Infos online unter www.frm-united.de.

    IHK-Forum Rhein-MainAls Gründungsmitglied des FrankfurtRheinMain – Verein zur Standortent-wicklung treibt die IHK Frankfurt die Vernetzung von Politik, Wirtschaft, Wissenschaft und Kultur in der Metropolregion maßgeblich voran. Zudem will das IHK-Forum Rhein-Main, ein Zusammenschluss von neun IHKs, die Region als Netz vielgestaltiger Beziehungen und Möglichkeiten, als attraktiven Wirtschafts- und Lebensraum ins Bewusstsein der Akteure, der Menschen und internationalen Besucher bringen. Infos online unter www.frankfurt-main.ihk.de/standortpolitik/metropolregion.

    Wirtschaftsförderung Region Frankfurt RheinMain, c/o Regionalverband FrankfurtRheinMainDie Wirtschaftsförderung Region FrankfurtRheinMain ist ein Verein zur Förderung der wirtschaftlichen Entwicklung der Metropolregion. Er arbeitet bundesländerübergreifend und ist derzeit die einzige Vertretung, die annähernd die funktionale Metropolregion darstellt. Zweck des Vereins ist die Koordination und Stärkung der Zusammen-arbeit der Mitglieder auf dem Gebiet der Wirtschaftsförderung in der Region RheinMain sowie die Durchführung gemeinsamer Maßnahmen, die der Förderung der wirtschaftlichen Entwicklung im RheinMain-Gebiet und der Stärkung der wirtschaftlichen Position der Mitglieder dienen. Derzeit zählt der Verein 220 Mitglieder. Dabei handelt es sich um Vertreter aus den Bereichen Städte und Gemeinden, Landkreise, Industrie- und Handelskammern, Handwerkskammern, Hochschulen, Infrastrukturunternehmen sowie regionale Institutionen. Infos online unter www.region-frankfurt-rheinmain.de.

    Wirtschaftsinitiative FrankfurtRheinMainDie Wirtschaftsinitiative mit Sitz in Frankfurt engagiert sich dafür, die in der Metropolregion vorhandenen Kompetenzen auszubauen. Dazu

    haben sich rund 150 in der Region verankerte Unternehmen zusammen-geschlossen. Sie haben es sich zur Aufgabe gemacht, die Entwicklung von FrankfurtRheinMain als Impulsgeber und Initiator zu beschleunigen. Das erklärte Ziel ist, einen gemeinsam agierenden Wirtschaftsraum zu gestalten und so die Rahmenbedingungen für die ansässigen Unterneh-men weiter zu verbessern. Infos online unter www.wifrm.de.

    Arbeitsgemeinschaft Wissensregion FrankfurtRheinMainDie Wissensregion FrankfurtRheinMain ist eine Partnerschaft von Regionalverband FrankfurtRheinMain, IHK-Forum Rhein-Main, Wirtschaftsinitiative FrankfurtRheinMain und dem Institut für Neue Medien. Seit 2005 bildet die Initiative ein Forum für Hochschulen, Forschungsinstitute, Unternehmen, Verbände und Organisationen, um Kooperationen, Wissensaustausch und gemeinsame Projekte zu fördern. Infos online unter www.wissensportal-frankfurtrheinmain.de.

    Kultur und Tourismus

    Regionalpark Ballungsraum RheinMainDer Regionalpark RheinMain wurde vor über 15 Jahren konzipiert, um verbliebene Freifl ächen zwischen den Siedlungen im Verdichtungsraum zu sichern und für die Erholung suchenden Menschen der Region zu erschließen. 2005 wurde die Regionalpark-Dachgesellschaft – die Regionalpark Ballungsraum RheinMain gemeinnützige Gesellschaft mit Sitz in Flörsheim gegründet. Sie übernimmt übergeordnete und koordinierende Aufgaben. Der Regionalpark RheinMain wird anteilig aus Fördermitteln der Regionalpark-Dachgesellschaft beziehungsweise den jährlichen Beiträgen ihrer 15 Gesellschafter fi nanziert. Ein weiterer Anteil kommt jeweils projektbezogen von den Kommunen oder den Durchführungsgesellschaften, in deren Gebiet ein Regionalparkprojekt realisiert wird. Außerdem fördert neben dem Land Hessen vor allem die Fraport den Regionalpark RheinMain. Die Grundidee des Regio-nalparks ist es, die Landschaft des Ballungsraums als Erholungs- und Erlebnisraum aufzuwerten und die für die Lebensqualität wichtigen Landschaftsräume zu schützen. Dazu wurden bereits über 180 Projekte realisiert. Infos online unter www.regionalpark-rheinmain.de.

    Gemeinnütziger Kulturfonds Frankfurt RheinMainZweck der Gesellschaft ist die Förderung von Kultur und Kunst in der Region Frankfurt RheinMain. Das erklärte Ziel ist es, die starke Position von FrankfurtRheinMain zu festigen und weithin sichtbar zu machen. Dazu sollen die kulturellen Aktivitäten der Region enger zusammen-

    IHK WirtschaftsForum 06.1422

    Metropolregion FrankfurtRheinMain

  • geführt und neue Kulturprojekte mit nationaler und internationaler Ausstrahlung gefördert werden. Die gemeinnützige Kulturfonds Frank-furt RheinMain Gesellschaft, Bad Homburg, wurde im Dezember 2007 von den Gesellschaftern Land Hessen, Frankfurt, Darmstadt, Hochtau-nuskreis und Main-Taunus-Kreis gegründet. In 2012 trat Wiesbaden als weiterer Gesellschafter hinzu, Hanau folgte in 2013. Grundlage für die Fördertätigkeit des Kulturfonds ist eine Finanzierungsvereinbarung zwischen den Gesellschaftern. Nach dieser zahlt jeder kommunale Ge-sellschafter derzeit zwei Euro pro Bürger und Jahr ein; das Land Hessen verdoppelt diesen Betrag. In den ersten fünf Jahren seiner Tätigkeit hat der Kulturfonds für Kunst und Kultur insgesamt 26 Millionen Euro bewilligt. Infos online unter www.kulturfonds-frm.de.

    Kulturinitiative Rhein-MainDie Initiative wurde 1998 gegründet. Zweck des Vereins ist die Förderung der Arbeit der Kulturinstitutionen und kulturellen Einrichtungen und Aktivitäten im RheinMain-Gebiet. Zu den Mitgliedern der Kulturinitiative Rhein-Main (Kirm) zählen Leiter von Kulturinstitutionen, Unternehmen, Kommunen, kulturpolitisch Verantwortliche sowie kulturpolitisch inte-ressierte und engagierte Einzelpersonen. Ende 2005 haben sich in der Folge von Gesprächen mit Kommunalpolitikern 32 Gemeinden, Land-kreise und der Regionalverband FrankfurtRheinMain zur KulturRegion FrankfurtRheinMain GmbH zusammengeschlossen. Um die Aktivitäten

    der Kirm zukünftig in der Region breiter aufzustellen, wird aktuell am Aufbau von Arbeitskreisen zu verschiedenen Kultursparten gearbeitet. Infos online unter www.kirm.de.

    Arbeitskreis Tourismus / Regionalkonferenz, c/o Tou ris mus+ Congress FrankfurtDie Region FrankfurtRheinMain bietet eine Vielzahl an Sehenswürdig-keiten sowie abwechslungsreichen Veranstaltungen aus den Bereichen Kunst, Kultur, Freizeit und Sport sowie eine Fülle an gastronomischen Angeboten und Spezialitäten. Der Arbeitskreis Tourismus / Regional-konferenz bündelt die Informationen und Hinweise, die im Internet abrufbar sind. Infos online www.frankfurt-rhein-main.de.

    KulturRegion FrankfurtRheinMainDie KulturRegion FrankfurtRheinMain ist eine gemeinnützige GmbH. Die Gesellschaft ist ein freiwilliger, bundesländerübergreifender Zu-sammenschluss von 40 Städten, Kreisen und dem Regionalverband in der Metropolregion FrankfurtRheinMain. Ziel ist es, die regionale Kultur zu vernetzen, zu bündeln und gemeinsam attraktive Kulturangebote zu schaffen. Die KulturRegion umfasst Projekte wie Burgen, Schlösser und Paläste, GartenRheinMain, Route der Industriekultur Rhein-Main, Geist der Freiheit – Freiheit des Geistes, Wegekultur und Via Brentano – Route der Romantik. Infos online unter www.krfrm.de. ❙

    IHK WirtschaftsForum 06.14 23

    Metropolregion FrankfurtRheinMain

    Speziell für Selbständige und Freiberufl er: Günstiger Ratenkredit so einfach wie für Angestellte• Flexibel mit kostenlosen Sondertilgungen• Sofortentscheidung online oder telefonisch mit schneller Auszahlung• Ohne Sicherheiten, nur ein Einkommensteuerbescheid genügt als Nachweis

    Kostenlos anrufen: 0800 11 33 55 2(Mo–Fr 8–20 Uhr) oder anfordern auf

    barclaycard-selbstaendige.de

    Jetzt persönlich beraten lassen

  • Global busInEss wEEK

    METROPOLREGION WEITERENTWICKELNder tag der metropolregion auf der Global business week zeigte es deutlich: Frankfurtrheinmain ist auf einem guten weg. allerdings müssen auch die Herausforderungen rasch angepackt werden, damit die region weiter in der champions league mitspielen kann.

    Urbane Ballungsregionen ge-winnen weltweit an Bedeutung. Viele Menschen zieht es in me-tropolennahe Räume, weil sie dort wirtschaftliche und tech-nologische Vielfalt sowie einen hohen Freizeitwert vorfi nden. Auch FrankfurtRheinMain boomt: Diesen Schluss lässt nicht nur die aktuelle konjunkturelle Entwick-lung, sondern auch die jüngste Bevölkerungsentwicklung zu. Allein die Mainmetropole wuchs in jüngster Zeit wöchentlich um etwa 300 Personen.

    Welche Herausforderungen sich aus dieser Entwicklung erge-ben, war am 19. Mai ein wesent-liches Thema am „Tag der Metro-polregion“ in der IHK Frankfurt. Beispielsweise führt die an sich erfreuliche dynamische Bevölke-

    rungsentwicklung zur Verknap-pung von Wohnraum und bedrängt zugleich Gewerbe- und Industrie-standorte.

    „Wir brauchen Antworten auf die Flächenkonkurrenz von Wohnen und Gewerbe, gerade in zentralen Lagen“, sagte IHK-Präsident Prof. Mathias Müller. Die Sicherung der für die Region so wichtigen Industrie dürfe ne-ben dem Thema Wohnraum nicht vernachlässigt werden, sagte er mit Blick auf das Wohnbauland-entwicklungsprogramm und den Masterplan Industrie, an denen die Stadt Frankfurt gerade arbeitet.

    Es sei richtig, so Müller, dass die Stadt mit den Projekten sowohl das Thema Wohnen als auch das Thema Industrie im Blick habe. Nun sei aber eine wirksame Ver-

    zahnung der Wohnbau- und Ge-werbefl ächenentwicklung notwen-dig – auch auf regionaler Ebene: „Im Grunde sind sich alle Akteure einig, dass ein regionaler Ansatz am besten helfen kann, drängende Flächenprobleme zu lösen.“

    Nach Einschätzung von Peter Feldmann, Oberbürgermeister, Frankfurt, ist die Schaffung von attraktivem Wohnraum eine der wichtigsten Herausforderun-gen für die Region. Nur so kön-ne FrankfurtRheinMain für die dringend benötigten Fachkräfte attraktiv bleiben. Auch er wies darauf hin, dass eine gemeinsame regionale Vorgehensweise unab-dingbar sei. Nach seiner Ansicht helfe die gemeinsame Interessen-lage dabei, die Herausforderungen koordiniert anzugehen. Feldmann

    hofft darauf, dass die Realisierung von Wohnbau- und Infrastruk-turprojekten zu einer stärkeren Zusammenarbeit in der Region beitragen wird.

    Mit welcher Strategie die Wirtschaft der Region konkret gefördert werden kann, war The-ma der ersten Diskussionsrunde. Dr. Gunther Quidde, Geschäfts-führer, IHK-Forum Rhein-Main, lobte dabei die Neuaufstellung der FRM International Marketing of the Region im vergangenen Jahr. Neben zahlreichen Prozess-verbesserungen, die zum Erfolg ausländischer Unternehmensan-siedlungen in der Region führen sollen, wurden bei diesem Prozess auch Zielländer und Zielbranchen defi niert, auf die sich das inter-nationale Standortmarketing der

    Von links: dr. stefan naas, bürgermeister, steinbach, dr. matthias leder, Hauptgeschäftsführer, IHK Gießen-Friedberg, Gisela stang, bürgermeisterin, Hofheim, dr. thomas stöhr, bürgermeister, bad Vilbel, dr. thomas schäfer, hessischer Finanzminister, prof. mathias müller, präsident, IHK Frankfurt, und Karl-christian schelzke, geschäftsführender direktor, Hessischer städte- und Gemeindebund.

    Foto

    s: a

    nd

    rEa

    s m

    an

    n

    IHK WirtschaftsForum 06.1424

    standortpolitik

  • Region zukünftig konzentrieren soll. „Das neue Konzept macht sich bereits jetzt positiv bemerk-bar. Die ganze Region profi tiert von den Neuansiedlungen, die auch mithilfe der FRM realisiert werden konnten“, so Quidde. Eric Menges, FRM-Geschäftsführer, betonte, dass viele Unterneh-men bereits in der ersten Phase nach ihrer Neuansiedlung weiter wachsen würden. Deshalb könne oft auch eine anfangs scheinbar kleinere Ansiedlung als Erfolg verbucht werden.

    Im Laufe des Tages wurde jedoch deutlich, dass Frankfurt-RheinMain nicht alle Herausfor-derungen alleine bewältigen kann. „Auch wenn die Metropolregion gut aufgestellt ist: Das Land Hes-sen muss sich wieder aktiv in die Förderung der Metropolregion einbringen“, betonte Müller bei seiner Begrüßung. Dabei gehe es auch um einen inhaltlichen Aus-tausch darüber, was die Region und das Land gemeinsam tun können, um die Metropolregion fi t für die Zukunft zu machen.

    In der zweiten Gesprächsrun-de ging es um das Thema kommu-nale Finanzen. Vor zwei Jahren hat das Land Hessen den kommunalen Schutzschirm eingeführt. Damit können notleidende Kommunen Hilfen aus einem Entschuldungs-

    fonds sowie Zinsverbilligungen bekommen und so einen Teil der Schulden ihres kommuna-len Kernhaushalts begleichen. Im Gegenzug dazu mussten die teilnehmenden Kommunen mit dem Land Konsolidierungsziele und -maßnahmen vereinbaren, die auf Dauer den Haushaltsaus-gleich sichern sollen. Auf diese Weise konnten Kommunen, die sich unter den Schutzschirm be-geben haben, ihr Defi zit bereits erheblich verkleinern. Dr. Thomas Schäfer, hessischer Finanzminis-ter, bewertete dieses Programm als großen Erfolg: „Von 2012 auf 2013 konnten die Schutzschirm-Kommunen ihr Defi zit bereits halbieren, während das Defi zit bei den Nicht-Schutzschirm-Kommunen im selben Zeitraum um 40 Prozent gestiegen ist.“

    Positiv bewertet wurde auch die Schuldenbremse des Landes Hessen. Allerdings forderten die kommunalen Vertreter, dass sie nicht auf Kosten der Städte und Gemeinden umgesetzt werden dürfe. Schäfer wies darauf hin, dass jede Gebietskörperschaft Aufgaben zu erfüllen habe und auch jeder schauen müsse, an welcher Stelle Einsparungen vorgenommen werden könnten. „Gegenseitige Schuldzuweisungen führen zu nichts. Letztendlich

    müssen alle Gebietskörperschaf-ten ihre Haushalte konsolidieren“, sagte der Finanzminister.

    Gisela Stang, Bürgermeisterin, Hofheim, betonte, dass die Kom-munen ihre zahlreichen Aufgaben nicht alleine mit der Grund- und Gewerbesteuer fi nanzieren könn-ten. „Neben einer Ausgabenver-antwortung brauchen wir auch eine Einnahmeverantwortung“, so Stang. Daher forderte sie, dass sich das Land Hessen im Bund für ein Steuersystem einsetzt, das den Kommunen einen größeren Handlungsspielraum ermöglicht.

    Einigkeit herrschte auf dem Podium beim Thema interkom-munale Zusammenarbeit. „In der Vergangenheit musste jede Kom-mune ein eigenes Schwimmbad oder eine eigene Stadthalle haben. Diese Fehler haben wir zum Glück überwunden“, so Karl-Christian Schelzke, geschäftsführender Direktor, Hessischer Städte- und Gemeindebund. In diesem Zusam-menhang führte Stang als Beispiel das gemeinsam von Hofheim und Kelkheim realisierte Hallenbad an. Dr. Stefan Naas, Bürgermeister, Steinbach, verwies auf die von den Städten Königstein, Kron-berg und Steinbach gemeinsam betriebene Gemeinschaftskasse Taunus. Allerdings könne inter-kommunale Zusammenarbeit kein

    Allheilmittel sein, so Dr. Thomas Stöhr, Bürgermeister, Bad Vilbel.

    In der abschließenden Diskus-sionsrunde erörterten die Frakti-onsvorsitzenden der im hessischen Landtag vertretenen Parteien die Herausforderungen der Metropol-region. Mit Blick auf das Thema Wohnen kritisierte vor allem Flo-rian Rentsch, Vorsitzender, FDP-Fraktion, die von der Landesregie-rung geplanten Maßnahmen: „Aus unserer Sicht ist die Mietpreis-bremse ein Griff in die Mottenkiste und ein hinderlicher Eingriff in den Markt. Gefragt wären jetzt vor allem Investitionsanreize und die Ausweisung von zusätzlichen Baugebieten.“ Müller kritisierte insbesondere die geplante Er-höhung der Grunderwerbsteuer: „Wohnen wird vor allem durch staatliche Abgaben und Energie-vorschriften teurer gemacht. Vor diesem Hintergrund wäre eine wei-tere Anhebung des Grunderwerb-steuersatzes das absolut falsche Signal an Inves toren.“ ❙

    AUTORCHRISTIAN WESSLINGreferent, wirt-schaftspolitik und metropo-lenentwicklung, IHK Frankfurt [email protected]

    peter Feldmann, oberbürgermeister, Frankfurt, im Gespräch mit Katja marx, chefredakteurin Hörfunk, leiterin hr-Info. diskutierten über die stärkung von Frankfurtrheinmain als internationale wirtschaftsregion (v.l .): dr. Gunther quidde, Geschäftsführer, IHK-Forum rhein-main, anja obermann, Geschäftsführerin, wirtschaftsförderung Frankfurt, dr. rainer waldschmidt, Geschäftsführer, Hessen trade & Invest, dirk Emig, moderator, und Eric menges, Geschäftsführer, Frankfurtrheinmain International marketing of the region.

    IHK WirtschaftsForum 06.14 25

  • manaGEmEnt-KolloquIum

    GRÖSSENVORTEILE VON START-UPSEine reportage in die welt der dax-Konzerne, zu einem Frankfurter start-up und zurück. oder: was kleine unternehmen von aktuellen strategien der dax-Konzerne lernen können und umgekehrt.

    Ein kleines Experiment für den Anfang: Was haben ein Vorstands-vorsitzender eines Dax-Konzerns und ein Start-up gemeinsam? Antwort: Der eine wünscht sich so manches Mal, das Unternehmen wäre eine Nummer kleiner und beweglicher. Der andere wäre gerne schon etwas größer und erfolgreicher, hat aber auch gehö-rigen Respekt davor, in Wachstum zu investieren. Schon sind wir bei einer Schlüsselfrage für Unterneh-men, egal, ob klein oder groß: Wie können Wachstum und Flexibilität zugleich gewährleistet werden?

    Beginnen wir beim 21. Ma-nagement-Kolloquium der TU München. Jedes Frühjahr eine „erste Adresse für den Manage-mentdialog“, so Joe Kaeser, der neue Vorstandschef von Siemens.

    Auch ihn beschäftigt aktuell die Frage, wie sein Haus profitabler wachsen, zugleich flexibler und „näher am Kunden“ sein kann. Kaeser erläutert sein Modell der Eigentümerkultur: Vom Auszubil-denden bis zum Vorstandsmitglied solle künftig entschieden werden, als wäre Siemens sein eigenes Unternehmen. „Strategien sind austauschbar. Eine Performance-Kultur, die innovativ und pro-duktiv ist, braucht Jahrzehnte“, so Kaeser. Zugleich müsse sich Siemens immer wieder fragen, welchen Teil der Wertschöpfungs-kette es wirklich wetterfest bedie-nen könne, welche Kompetenzen zugekauft werden und welche besser im eigenen Haus bleiben.

    Sein Vorstandskollege von VW, Martin Winterkorn, hat die-

    ses Prinzip perfektioniert. Ein modularer Baukasten erlaubt es, dass die Volkswagen-Gruppe 40 verschiedene Modelle in über 100 Werken weltweit mit einer Stück-zahl von vier Millionen pro Jahr produzieren kann. Treiber hierzu sei der weltweite Wettbewerb und immer individuellere Kun-denwünsche. Kein Golf sei gleich. Das Dilemma dabei: Komplexität treibt Kosten – normalerweise. Dieses Gesetz wurde durch den modularen Baukasten gebro-chen. Beispiel: Eine bedeutende Menge der nicht sichtbaren Teile des Audi A3 und des Golfs sind identisch. Das gesamte Multime-diasystem auch. Allerdings sind die Design blenden, Bedienknöpfe und die Oberfläche der Software markenspezifisch ausgelegt. Er-

    gebnis: Trotz Variantenvielfalt sind die Kosten nur unterpropor-tional mitgewachsen. Der neue Golf erziele sogar die höchste absolute Marge in seiner Ge-schichte.

    TU-Professor Horst Wilde-mann, der das Kolloquium jährlich organisiert: „Eine übliche Lehr-meinung waren die Economies of Scale. Also Vorteile, die zum Bei-spiel durch Mengen- und Erfah-rungswachstum entstehen.“ Die wesentlichen Vorzüge bestünden aber in der modularen Produktion. Sie sei heute ein Megathema für die Wettbewerbsfähigkeit von Unternehmen. Denn nicht nur die Kostenstrukturen seien da-durch flexibler, auch Innovati-onen könnten so viel schneller adaptiert werden.

    Foto

    : G

    Etty

    Ima

    GEs

    / m

    ar

    tIn

    ba

    rr

    au

    d

    IHK WirtschaftsForum 06.1426

  • Gerade für den Exportwelt-meister ist Beweglichkeit ent-scheidend. Niemand weiß dies besser als Frank Appel, Chef der Deutschen Post DHL, der ebenfalls nach München kam: „Je stärker ein Unternehmen im Ausland wächst, je mehr Länder erschlossen werden, desto emp-fi ndlicher reagiert dieses System auf Störungen.“ Appels Strategie basiert deshalb auf zweierlei: der Herstellung belastbarer Wettbe-werbsvorteile und einer möglichst hohen Flexibilität. Die Krim-Krise, die Volatilität der Finanzmärkte, aber auch die Digitalisierung, die Kundenwünsche viel schneller individualisiert und dynamisiert. Wer hier nicht permanent an seiner Fitness arbeite, gefährde seine Zukunft.

    Wir verlassen München und landen in Frankfurt. Genauer ge-sagt, am Schaumainkai 17 im Museum Angewandte Kunst. Wir treffen Leon Joskowitz und seinen Geschäftspartner Ronny Bolz, ein Jungstar der Pâtisserie. Zwei Frankfurter Gründer, die sich im Cateringmarkt derzeit einen Namen machen. Joskowitzs Anspruch: „Wir wollen außer-gewöhnlich sein. Kulinarik ist Kultur.“ Doch würden viele Gas-tronomiekonzepte meist nicht an mangelndem Zuspruch scheitern. Im Gegenteil: Die Mainmetropole sei ein guter Ort für Qualitäts-küche und neue Konzepte. Doch Bolz klagt: „In Summe machen jedes Jahr mehr Gastronomen zu als auf.“

    Woran liegt das? Die Bran-che sei vor allem von Seiten-einsteigern geprägt, die schnell den Zusammenhang zwischen Einkaufs- und Verkaufspreisen unterschätzten und was es be-deute, seine Preise durchsetzen oder auch nicht durchsetzen zu können. In der Gastronomie neige man schnell zu hohen Anfangs-investitionen in Hardware, Per-

    sonal und hochwertige Produkte. Ronny Bolz: „Normalerweise sagt man, ein Teller ist nach 15 Nut-zungen abbezahlt. Aber dann sind das Spülen oder auch der Bruch noch nicht eingerechnet. Man braucht heute auch keine eigene Küche mehr. Davon gibt es viel zu viele.“

    Joskowitz und Bolz machen daher drei Dinge anders: Ers-tens Spezialisierung auf das Qualitäts-Catering, das eine maßgeschneiderte Beratung beinhaltet – immer mit dem persönlichen Engagement der Geschäftsführer. Zweitens au-ßergewöhnliche Konzepte: Ziel ist immer auch das, was über das Essen und das Budget hinausgeht. Drittens Einfachheit und Klarheit bei den Kosten: Der hohe Anteil an zugekauften oder angemiete-ten Leistungen – nennen wir sie auch hier Module – sorgen auch bei ihren Kunden für Vertrauen in die Angebotsgestaltung.

    Joskowitz und Bolz haben gerade einen fi nnischen Fischein-topf für eine Fachbesuchergruppe im Museum serviert. Bolz, der Koch, kann hierzu ein Beispiel für Modularisierung nennen: „Die geschnittenen Zwiebeln und Ka-rotten bekommt man in sehr guter Qualität heute fertig angeliefert. Die Arbeitszeit ist viel besser in die Veredelung der Zutaten inves-tiert.“ Die Qualität und die Ver-arbeitung des Fischs und der Ge-würze waren hier entscheidender. Auch bei Suppen und Dressings würde er nie auf Zugekauftes setzen, sondern immer selbst her-stellen. „Zugekauft“ war übrigens auch das Servicepersonal, jedoch ausgesucht und erprobt.

    Es scheint, als hätten die beiden Jung-Caterer ihr Rezept gefunden, um mutig und vor-sichtig zugleich, aber auch mit hohem Anspruch, zu wachsen. Vor diesem Hintergrund würden sie auch keinen Großauftrag ab-

    lehnen. Ganz im Gegenteil: Seit einigen Jahren werden sie von der Buchmesse engagiert. Kulinarik und Kultur zu einem Konzept zu vereinen, das ist ihre kleine und feine Marktlücke geworden.

    Wieder zurück nach Mün-chen zur Konferenz. Gerold Linz-bach, Vorstandsvorsitzender der Heidelberger Druckmaschinen, macht keinen Hehl daraus, dass der jüngste Umbau seines Un-ternehmens schmerzhaft und langwierig war. Über viele Jahre sei das Unternehmen gewachsen. Doch mit jeder Wirtschaftskrise seien bei Zeitungen, Zeitschriften und auch im Direktmarketing die Druckaufträge deutlich zu-rückgegangen. Dieser Wandel begann schleichend. Und genau das war die Gefahr: „Der Umbau hat zu lange gedauert“, bedauert Linzbach. Zu Recht dachten die Mitarbeiter jedes Jahr aufs Neue, dass es nun doch endlich besser werden müsse. Keine Scheu vor schnellen und entscheidenden Veränderungen empfi ehlt deshalb der Heidelberger-Chef. In diesem Prozess habe man sich immer wieder besonnen, welche Kun-denbedürfnisse wie angespro-chen werden sollten: wie man zum Beispiel möglichst sparsam individuell geplante und fl exible Druckmaschinen bauen könne. Am Ende des Umbaus waren die Organisation und die Fabrik-fl äche um mehr als die Hälfte verschlankt.

    Zurück zur Ausgangsfrage: Was können also kleine Unter-nehmen von aktuellen Strategi-en der Industrie lernen? Erstens: wachsen mit der Globalisierung und mit den sich immer weiter ausdifferenzierenden Kunden-wünschen. Zweitens: klein blei-ben. Wo immer das auch möglich ist. Beides ist nur vermeintlich ein Widerspruch. Vielleicht soll-ten wir die Ausgangsfrage also wirklich andersherum stellen:

    Was kann ein Konzern von ei-nem Start-up lernen? Hartmut Mehdorn, früherer Bahn-Chef und neuerdings Vorsitzender der Geschäftsführung des Flugha-fens Berlin Brandenburg, der mit einem – sagen wir mal – großen Problem zu kämpfen hat, sag-te in München: „Wir neigen in Deutschland schnell zum Over-engineering.“ Leon Joskowitz und Ronny Bolz könnten sich dies gar nicht leisten. Am Ende sind sie auch ein gutes