Michael Haase Das Feld Der Tränen

download Michael Haase Das Feld Der Tränen

of 23

Transcript of Michael Haase Das Feld Der Tränen

  • 8/19/2019 Michael Haase Das Feld Der Tränen

    1/63

     

    Magazin für alternative Archäologie, Astronautik und SETI-Forschung

    GGEEPPAAR R DDEENN,, R R ÄÄTTSSEELLHHAAFFTTEE SSTTÄÄTTTTEENN UUNNDD DDIIEE EER R SSTTUUMMSSEEGGEELLUUNNGG AAFFR R IIKKAASS 

    DDEER R  GGEEPPAAR R DD -- EEIINN IINNDDIIZZ FFÜÜR R  GGEENNMMAANNIIPPUULLAATTIIOONN IINN DDEER R  UUR R ZZEEIITT?? 

    NNAAZZCCAA –– FFLLUUGGHHAAFFEENN FFÜÜR R  DDIIEE GGÖÖTTTTEER R ?? 

    EEIINNEE 88..000000 JJAAHHR R EE AALLTTEE PPYYR R AAMMIIDDEE 

    TTIIAAHHUUAANNAACCOO –– EEIINNEE SSTTAADDTT WWIIR R DD JJÜÜNNGGEER R  

    DDIIEE KKÖÖNNIIGGSSKKAAR R TTUUSSCCHHEE IINN DDEER R  CCHHEEOOPPSSPPYYR R AAMMIIDDEE 

    IIMM NNAAMMEENN DDEESS PPHHAAR R AAOO 

    PPYYTTHHAAGGOOR R AASS IINN GGIIZZAA 

    Ausgabe 1/2002, 3. Jhg.Frühjahr 2002ISSN 1619-5752 

  • 8/19/2019 Michael Haase Das Feld Der Tränen

    2/63

     ISSN 1619-5752 Magazin für alternative Archäologie, Astronautik und SETI-Forschung

    Inhaltsverzeichnis Seite 2

    IINNHHAALLTTSSVVEER R ZZEEIICCHHNNIISS 

    EEDDIITTOOR R IIAALL

     NNeeuubbeeggiinnnn uunndd KKoonnttiinnuuiittäätt –– [[SStteef f aann BBööcckklleerr]] Seite 3

    TTOOPPTTHHEEMMAA 

    DDeerr GGeeppaarrdd –– eeiinn IInnddiizz f f üürr GGeennmmaanniippuullaattiioonn iinn ddeerr UUrrzzeeiitt  Seite 4- [Dr. sc.nat. Christian Zuppinger]

    Nach mehreren Monaten Recherche legt Dr. ChristianZuppinger das Ergebnis seiner Spurensuche dem Leser vonMysteria3000 vor. Ausgangspunkt waren u.a. die Spekulationenvon Prof. Dr. Furduy der Gepard könnte Hinweise auf einenzielgerichteten Eingriff in das Erbmaterial dieser Tierart vorJahrtausenden liefern.

    AAR R TTIIKKEELL 

    NNaazzccaa –– FFlluugghhaaf f eenn f f üürr ddiiee GGöötttteerr?? - [Ulrich Magin] Seite 31

    EEiinnee 88..000000 JJaahhrree aallttee PPyyrraammiiddee?? - [Stefan Böckler] Seite 36

    TTiiaahhuuaannaaccoo –– EEiinnee SSttaaddtt wwiirrdd j jüünnggeerr –– [[SStteef f aann BBööcckklleerr]] Seite 39

    DDiiee KKöönniiggsskkaarrttuusscchhee iinn ddeerr CChheeooppssppyyrraammiiddee –– [[GG.. SSppeerrvveessllaaggee]] Seite 49

    IImm NNaammeenn ddeess PPhhaarraaoo – [Thomas Ritter] Seite 54

    BBEER R IICCHHTT 

    PPyytthhaaggoorraass iinn GGiizzaa –– [[AAlleexxaannddeerr NNeerrttzz,, FFrraannkk DDöörrnneennbbuurrgg]] Seite 57

    R R EEZZEENNSSIIOONN 

    MMiicchhaaeell HHaaaassee –– DDaass FFeelldd ddeerr TTrräänneenn –– [[GG.. SSppeerrvveessllaaggee]]  Seite 62

    IIMMPPR R EESSSSUUMM  Seite 63 

  • 8/19/2019 Michael Haase Das Feld Der Tränen

    3/63

     ISSN 1619-5752 Magazin für alternative Archäologie, Astronautik und SETI-Forschung

    Editorial Seite 3 

    EEDDIITTOOR R IIAALL 

    NNEEUUBBEEGGIINNNN UUNNDD KKOONNTTIINNUUIITTÄÄTT [ [ SSt t eef f aann BBööc c k k l l eer r  ] ] 

    Nach rund zwei Jahren Internetpräsenz startet Mysteria3000 nun als offizielles Magazin, das sich hauptsächlichmit dem Gebiet der alternativen Archäologie auseinander setzt. In zwei Jahren ist viel passiert; bei derBeschäftigung mit PaläoSETI, untergegangenen Kulturen und bisher noch nicht bestätigten Zivilisationen im Alltraten einige interessante Aspekte zu Tage, die man in den zahlreichen Artikeln nachlesen kann. Auch dieeigentliche Intention des Projekts - jungen Autoren eine Plattform für ihre Forschungen zu geben - konnteverwirklicht werden.

    Doch wie geht man eigentlich an die Rätsel unserer Welt heran? Wie entstehen die Artikel bei Mysteria3000?Bei den meisten Autoren ist es persönliches Interesse, das sie zur Recherche bewegt. Man liest von einerinteressanten Sache in einem Buch oder im Internet und nimmt sich aus Neugierde vor, sich näher damit zubeschäftigen - wobei sowohl die "alternative" als auch die "klassische" Sicht beachtet wird. Auch Erich vonDäniken forderte des öfteren, sich mit vielen - auch gegensätzlichen - Meinungen ein Bild vom jeweiligenUntersuchungsobjekt zu machen.

    Nach eingehender Beschäftigung mit dem Thema geht man daran, einen Artikel zu schreiben, der diewichtigsten Punkte des Themas vorstellt und sie kritisch-offen untersucht. Dabei geht es überhaupt nichtdarum, eine alternative These "in Grund und Boden zu stampfen" . Viel mehr misst man die (Hypo-)Thesen amvorliegenden Befund, i. e. man lotet die Wahrscheinlichkeit einer Behauptung oder einer spekulativen Idee aus.Das bedeutet bei einer Entkräftung nicht, dass nicht später wieder neue Erkenntnisse die ursprüngliche Ideeerhärten könnten. Es stellt lediglich den dem Autor bekannten Stand der Dinge dar.

    Aber nicht nur ernüchternde Artikel sind bei Mysteria3000 zu finden. Monumentale Bauten wie Nan Madol, dieErzählungen alter Völker und vieles andere wurde unter dem Aspekt der PaläoSETI betrachtet und dabeidurchaus nicht abgehakt!

    In der aktuellen Ausgabe werden größtenteils die Erkenntnisse der alternativen Archäologie untersucht, wobeiman in vielen Fällen zu einem ernüchternden Ergebnis kommt. Aber auch das ist positiv zu sehen! Indem

    überholte Ansichten revidiert oder fallen gelassen werden, schreitet die alternative Geschichtsforschung voran.

    In diesem Sinne - dem Willen zum Fortschritt - wünsche ich Ihnen, liebe Leserinnen und Leser, viel Spaß mitder ersten Ausgabe von Mysteria3000!

    Herzlichst, IhrStefan Böckler 

  • 8/19/2019 Michael Haase Das Feld Der Tränen

    4/63

     ISSN 1619-5752 Magazin für alternative Archäologie, Astronautik und SETI-Forschung

    Zuppinger, Der Gepard ... Seite 4 

    TTOOPPTTHHEEMMAA –– GGEENNEETTIISSCCHHEE EEIINNGGR R IIFFFFEE IINN DDEER R  VVEER R GGAANNGGEENNHHEEIITT 

    DDEER R  GGEEPPAAR R DD 

    -- EEIINN IINNDDIIZZ FFÜÜR R  GGEENNMMAANNIIPPUULLAATTIIOONN IINN DDEER R  UUR R ZZEEIITT?? [ [ DDr r .. ssc c ..nnaat t .. C C hhr r i i sst t i i aann Z Z uu p p p pi i nnggeer r  ] ] 

    Der vorliegende Text entstand mit Blick auf einen Artikelin "Sagenhafte Zeiten"  (Nr. 6/99, S. 16-22) des GeologenProf. Dr. Rostislav Furduy (Univ. Kiew) mit dem Titel"Genetische Aspekte des Paläokontakt-Problems II." .Dieser handelte von der Entwicklung von verschiedenenWild- und Haustieren sowie Nutzpflanzen, derenEigenschaften R. Furduy auf einen zielgerichteten Eingriffin das Erbmaterial dieser Arten vor Jahrtausendenzurückführte. Im folgenden möchte ich vor allem auf eineTierart eingehen, die im erwähnten SZ-Artikel als Beispielfür eine gentechnisch manipulierte Art aufgeführt wird:den Geparden. Konkret wurde der Gepard als ein"Interfamilienkreuzungsprodukt" von hunde- undkatzenartigen Raubtieren und als eine an altassyrischeAbbildungen erinnernde Chimäre bezeichnet, die nur aufkünstlichem Wege erzeugt werden konnte. Damit ist dieFrage gestellt, ob die Zoologie überzeugende Erklärungenfür eine natürliche Entwicklung der Eigenschaften dieserGattung so wie wir sie heute sehen, geben kann. Um sicheiner Antwort auf diese Frage anzunähern, werde ich inden ersten acht Kapiteln auf den aktuellen Stand desWissens über einige Eigenschaften dieserbeeindruckenden Raubkatzen eingehen (mit Schwerpunktauf den Unterschieden von katzen- und hundeartigenRaubtieren sowie Gentechnik) und erst im Kapitel 9 meinepersönlichen Schlussfolgerungen darlegen.

    (Bildquelle: 1)

    Die Motivation zu diesem Artikel lag für mich als Biologe weniger in einer Antwort auf den SZ-Artikel (der nicht an ein Fachpublikum gerichtet war) sondern vor allem in der Demonstration derVorgehensweise und Methoden der modernen Zoologie. Die Frage nach der Herkunft der unsumgebenden Tierarten ist wiederum nur ein Teilaspekt der Diskussion um die Herkunft desMenschen.

    11.. DDeerr GGeeppaarrdd 

    Der Gepard (Acinonyx jubatus) ist das schnellstelandlebende Säugetier. Er kann innerhalb wenigerSekunden seine Geschwindigkeit aus dem Standbis zu 110 km in der Stunde steigern, was ihmunter günstigen Umständen erlaubt, jedes

    flüchtende Beutetier in der Savanne einzuholen.Zwar ist der Gepard heute vor allem für seineRekordleistung bei der Jagd bekannt, aber seineästhetische Erscheinung hat die Menschen seit jeher fasziniert. Das blassgelbe Fell ist von rundenschwarzen Flecken durchsetzt, deren Musterindividuell verschieden für jeden einzelnen Gepardist. Verstärkt wird der erhabene und ernsteEindruck der Tiere durch den schlanken Körper unddie typischen, dunklen "Tränenstreifen" im Gesicht.

    Geparden werden bis 1,5 Meter lang und 45-65Kilogramm schwer bei einer Schulterhöhe von 70cm. Sie werden mit 24-36 Monaten geschlechtsreifund die Paarungszeiten sind unregelmäßig. DasEindringen eines anderen Gepards in ein

    markiertes Jagdrevier wird nur während denkurzen Paarungszeiten akzeptiert. Die ein bis fünfJungen werden nach einer Tragzeit von etwa 3Monaten geboren (etwa 10% überleben bis zumErwachsenenalter). Sie werden im Alter von einemhalben Jahr entwöhnt, bleiben aber 2 Jahre beiihrer Mutter, von der sie die Jagd erlernen.Geparden können in Gefangenschaft bis 15 Jahrealt werden, in der Natur nur etwa die Hälfte.

  • 8/19/2019 Michael Haase Das Feld Der Tränen

    5/63

     ISSN 1619-5752 Magazin für alternative Archäologie, Astronautik und SETI-Forschung

    Zuppinger, Der Gepard ... Seite 5 

    Ursprünglich erstreckte sich das Verbreitungsgebietdes Gepards vom Kap der Guten Hoffnung zumMittelmeerraum und weiter über die ArabischeHalbinsel bis nach Afghanistan. Er verschwand um

    1940 aus Indien und jene ca. 200 frei lebendenTiere in Iran stellen wohl die letzten Vertreter derasiatischen Geparden dar. Die gesamtePopulationsgröße hat von geschätzten 100'000 um1900 zu heute ungefähr 15'000 frei lebendenGeparden abgenommen. Die Tierart ist iminternationalen Artenschutzabkommen CITES imAnhang I aufgenommen und der Handel istuntersagt, wobei für die Herkunftsländerabweichende Bestimmungen gelten. Zur Zeitexistieren zwei Hauptverbreitungsgebiete. Das einein Ostafrika (Kenia und Tansania) und ein zweites,in Südafrika (Namibia und Botswana). InGefangenschaft werden um die tausend Geparde inungefähr 160 Wildparks und Zoos gehalten (StuartWell, University of Maryland, 1997).

    Die erste verbriefte Zoohaltung von Geparden inEuropa begann in London um 1829. Die Haltungvon Geparden geht aber bis 3000 Jahre vorChristus zurück, wobei keine Nachzucht in

    Gefangenschaft stattfand und damit auch keine,über die Gewöhnung an den Menschenhinausgehende, Domestizierung. DiePaarungsbereitschaft der Tiere ist äußerlich nichtzu erkennen, dennoch tolerieren sie nur in dieserkurzen Zeit die Anwesenheit von Artgenossen inihrem Revier. Dank guter Zuchterfolge inspezialisierten Wildparks wurde der Gepard heutein Südafrika wieder von der Liste der gefährdetenArten gestrichen, die eigentliche Gefährdungbesteht aber weiterhin in der Zerstörung desnatürlichen Lebensraumes. Daran ändern auchtechnologisch anspruchsvolle Projekte, wie etwadas reproduktive Klonen von asiatischen Gepardennichts die zudem das Erlernen des natürlichenVerhaltens der Jungen über die Mutter zu wenigberücksichtigen.

     

    22.. EEiiggeennsscchhaaf f tteenn ddeess GGeeppaarrddss iinnnneerrhhaallbb ddeerr GGrruuppppee ddeerr GGrrooßßkkaattzzeenn 

    22..11.. SSoozziiaallvveerrhhaalltteenn uunndd JJaaggddssttrraatteeggiiee 

    Grundsätzlich sind die meisten heute lebendenKatzen Einzelgänger, die sich im Erwachsenenalternur zur Paarung mit anderen Vertretern ihrer Arttreffen. Die größte Ausnahme dieser Sozialordnungbei Katzen sind die afrikanischen Löwen (Pantheraleo), die in einem streng organisierten Rudel leben.

    Männliche Gepardenjunge desselben Wurfs bleiben

    manchmal länger zusammen (als sog."Koalitionen") und jagen auch gemeinsam, ohneeine ausgeprägte Rangordnung auszubilden.Weibliche Tiere verlassen die Gruppe aber immer,wenn sie geschlechtsreif werden. Das Löwenrudelzeichnet sich im Gegensatz dazu durch dievollständige Dominanz eines Männchens aus, dassich als einziges Tier mit den Weibchen paart undJungtiere anderer Männchen tötet. DasEinzelgängertum hat für die Geparde einigeNachteile, besonders während der Aufzucht derJungen. Die Gepardenmutter kann die Jungen nichtbewachen, während sie jagt und verliert sie oft anandere Raubtiere. Die schließlich erfolgreich erjagteBeute wird den Geparden oft von anderen Tieren

    abspenstig gemacht, während sie noch vorAnstrengung geschwächt sind (Geparde können dieBeute erst nach einer mehrminütigen Ruhepausezu fressen beginnen). Die körperlich eherschwachen Geparde verlassen die Beute rasch,wenn sie von Hyänen oder anderen Raubkatzenbedroht werden, um Verletzungen zu vermeiden.

    Ein weiteres Problem ihrer Jagdstrategie bestehtdarin, dass Geparde aus Gewichtsgründen niegrößere Fettreserven anlegen können und deshalbrascher unterernährt sind. Geparden gelten alsSichtjäger und können daher am ehesten morgensoder am späten Nachmittag bei der Jagdbeobachtet werden. Die häufigsten Beutetiere sind

    der Springbock und das Kudu, aber auch Impala,Thomsongazellen und kleinere Tiere wie

    Wildschweine. Da die Geparden ihreHöchstgeschwindigkeit nur für eine Strecke von200-300 Meter durchhalten können, muss einBeutetier zuerst angeschlichen werden. EinzelneGeparden verteidigen ein Jagdrevier und setztenUrin-Duftmarken. Das Jagdrevier wird dabei an dieWanderungen von Beutetieren wie der Thomson-Gazelle angepasst und kann sich somit während

    eines Jahres um hunderte Kilometer verschieben.Die Reviere der Männchen haben häufig fixeGrenzen, werden aber von verschiedenen Besitzernnacheinander benutzt. In Namibia haben weiblicheGeparde ein Territorium von ca. 1500Quadratkilometer und die männlichen Tiere einsolches von ca. 800 Quadratkilometer (Morsbach,1987).

    Während der Gepard mit seiner Jagdstrategie aufdie offene Savanne und freie Sicht angewiesen ist,beobachtet man beim Tiger (Panthera tigris) einVerhalten, das an dichte Wälder undMangrovensümpfe als Umwelt angepasst ist. DerTiger ist die größte und stärkste aller heute

    lebenden Raubkatzen. Bei der Jagd verlässt er sichauf seine gute Tarnung und auf seine Kraft, mit derer große Beutetiere wie z.B. Büffel überwältigenkann. Das Gewicht bedingt aber auch, dass er demBeutetier nur mit ein paar wenigen Sprüngennachsetzten kann, wobei die Beute oft entkommt.Tiger sind Einzelgänger, die immer alleine jagen.Die Beute wird in ein Versteck geschleppt und dortgründlich zerlegt und auch verteidigt.

    Zusammenfassend können wir hier festhalten, dassdas Sozialverhalten der großen Raubkatzen durcheine meist einzelgängerische Lebensweise dererwachsenen Tiere gekennzeichnet ist. In einemVergleich mit den Canidae (Hundeartigen)

    erscheint der Löwe als diejenige Raubkatze mit dergrößten Ähnlichkeit betreffend Sozialverhalten undJagdstrategie.

  • 8/19/2019 Michael Haase Das Feld Der Tränen

    6/63

     ISSN 1619-5752 Magazin für alternative Archäologie, Astronautik und SETI-Forschung

    Zuppinger, Der Gepard ... Seite 6 

    22..22.. DDaass SSkkeelleetttt 

    Alle Katzenskelette sind, abgesehen von derverschiedenen Körpergröße, ziemlich

    ähnlich. Selbst bei den Löwen sehen wir imPrinzip ein vergrößertes Hauskatzen-Skelett(2). Die meisten Katzen, lebende undausgestorbene Arten, haben schlanke, langeKnochen. Katzen gehören, wie die Hundeauch, zu den rennenden und springendenRaubtieren, im Unterschied zu denschreitenden Raubtieren wie z.B. den Bären.Das Skelett der Geparden ist bemerkenswertan die extremen Geschwindigkeiten bei derVerfolgung der Beute auf offenem Geländeangepasst. Dazu gehört der lange Schwanz  (siehe unten), der bei raschenRichtungsänderungen die Balanceermöglicht. Die Wirbelsäule  ist besondersflexibel (Wirkung wie eine Feder) underlaubt zusammen mit den langenExtremitäten  eine große Schrittlänge. DasSchulterblatt   kann besonders weitausgelenkt werden. Kräftige Bänder   haltendie Gelenke bei der großen Belastung beiweiten (bis 7 Meter) Sprüngen zusammen.

    Raubtierskelette (rechts) und gestreckteKörperhaltung des Gepards beim Sprint(unten) (Bildquellen 1, 2) 

    Weitere anatomische Anpassungen an dieJagdstrategie der Geparden findet man in denProportionen des Körpers (kleiner Kopf, langeHinterextremitäten und Rücken) und damit in derGewichtsverteilung der Extremitäten. Die große

    Lunge und die vergrößerten Nasenkanäle erlaubeneine großvolumige Atmung während derVerfolgungsjagd, nach der das Beutetier durchFestbeißen der Luftröhre erstickt werden muss,weil die Kiefermuskulatur des Gepards für einenGenickbiss nicht stark genug ist.

    Einen weiteren Unterschied zwischen Katzen undHunden einerseits, und Bären und Menschenandererseits ist in obigem Vergleich der Skelettegut zu sehen: Katzen und Hunde laufen auf den"Zehenspitzen" (digitigrade Fortbewegung) und

    verlängern damit ihre Extremitäten, während Bären(nebenbei: Menschen ebenso) den Hinterfuß aufden Boden aufsetzen und verkürzte Zehen besitzen(plantigrade Fortbewegung) (Kuhn-Schnyder,1984). Bären und Hunde haben keine beweglichenKrallen, ein Merkmal, auf das ich im Kapitel 2.4. imDetail eingehen möchte.

     

  • 8/19/2019 Michael Haase Das Feld Der Tränen

    7/63

     ISSN 1619-5752 Magazin für alternative Archäologie, Astronautik und SETI-Forschung

    Zuppinger, Der Gepard ... Seite 7 

    22..33.. SScchhääddeellaannaattoommiiee:: ddiiee ZZaahhnnf f oorrmmeell 

    Ganz konkret können wir uns eine Situationvorstellen, in der an einer Fundstelle, z.B. in einer

    Höhle, eine große Anzahl Knochen gefundenwerden und nun die Aufgabe gestellt wird, die hierversammelten Tierfamilien aufzulisten. FallsKieferfragmente und Schädelknochen vorhandensind, ist die Aufgabe nicht besonders schwer. Alsein bewährtes Bestimmungshilfsmittel dient dieZahnformel .

    Säugetiere besitzen verschiedene Zahntypen, diesich gut unterscheiden lassen. Diese Zahntypenhaben ganz bestimmte Funktionen, wie Schneiden,Festhalten und Reißen einer Beute, Kauen, Mahlenoder das Brechen von Knochen. Man unterscheidetSchneidezähne (Inzisivi I, engl incisors), Eckzähne(Canini C, engl. canines), Vorbackenzähne(Praemolares P, engl. premolars) und Backenzähne(Molares M, engl. molars). Mit den fettgedrucktenAbkürzungen werden die Zahnformeln auf folgendeWeise als Bruch dargestellt, die Werte sind immer

    nur auf eine Seite des Kiefers bezogen:

    I. C. P. M einer Seite des Oberkiefers----------------------------------------------------I. C. P. M einer Seite des Unterkiefers

    Manchmal setzt man in der Formel auch eine Zahlin Klammern, wenn die Anzahl dieses Zahntypsinnerhalb einer Familie oder einer größeren Gruppevariiert oder setzt einen Bindestrich für minimaleund maximale Anzahl.

    Werfen wir nun eine Blick auf den Schädel einesHundeartigen und eines Vertreters der Großkatzen(hier ein Leopard). Der Wolfsschädel entsprichtpraktisch demjenigen eines Haushundes. BeimHaushund ist die Schnauze kürzer und der Schädelinsgesamt kleiner.

     

    Die allg. Zahnformel für alle Canidae (Hundeartige,inklusive Hyänen, Schakale, Kojoten, Füchse undWaldhunde) lautet:

    3. 1. 4. 1-4--------------3. 1. 4. 2-4

    und explizit für den Hund bzw. Wolf (Canis sp.):

    3. 1. 4. 2------------3. 1. 4. 3

    siehe abgebildeten Schädel rechts (Bildquelle 2) 

    Die allg. Zahnformel für alle Felidae (Katzenartige):

    3. 1. 2-3. 1--------------3. 1. 2. 1-2

    und explizit für die Hauskatze (Felis sp.):

    3. 1. 3. 1------------3. 1. 2. 1

    siehe abgebildeten Schädel links (Bildquelle 2) 

  • 8/19/2019 Michael Haase Das Feld Der Tränen

    8/63

     ISSN 1619-5752 Magazin für alternative Archäologie, Astronautik und SETI-Forschung

    Zuppinger, Der Gepard ... Seite 8 

    Ganz links der Schädel eines Geparden (nicht maßstabsgetreu), der weniger robust gebaut ist als z.B. beimLeoparden, aber die selbe Zahnformel aufweist:

    3 Schneidezähne, 1 Eckzahn, 2 Vorbackenzähne und ein Backenzahn im Unterkiefer, wenig ausgeprägte Lücke

    nach den Eckzähnen (Bildquellen 1, 2)

    Wie hier gezeigt, besteht ein wesentlicher Unterschied  im Gebiss von Hunde- und Katzenartigen Raubtieren inder Anzahl Vorbackenzähne und Backenzähne (charakteristische Zahnformel). Die Katzen besitzen ein Gebiss,das gegenüber den Hundeartigen stärker reduziert, aber damit auch mehr spezialisiert ist. Die Hundeartigensind Generalisten, die auch Knochen älterer Kadaver aufbrechen und pflanzliche Nahrung verwerten, währenddie Katzenartigen im allgemeinen die weicheren und fleischigen Teile der frischgetöteten Beute bevorzugen.Obwohl beide Familien zu den Carnivora gehören, lassen sie sich anhand dieses Merkmals zweifelsfreiunterscheiden, und das gleiche gilt auch für die Knochenfunde in Form von Kieferfragmenten der letzten 20Millionen Jahre.

    2.4. Zurückziehbare Krallen

    Das anatomische Merkmal, von dem nun die Redesein soll, findet man oft auf Websites und auch in

    bekannten Lexika als das Unterscheidungsmerkmalzwischen dem Geparden einerseits und allenanderen Raubkatzen andererseits: dieBeweglichkeit bzw. Einziehbarkeit der Krallen.Bereits der lateinische (bzw. altgriechische)Gattungsnamen "Acinonyx" bezieht sich darauf, daa-kineo "unbeweglich" bedeutet. "jubatus" beziehtsich dagegen auf die auffällige Nackenmähne(juba) der jungen Geparden.

    Es leicht einzusehen, dass die Pfoten der Gepardeneine hohe Festigkeit aufweisen müssen um a) dieKraft der langen Gliedmassen auf den Boden zuübertragen und b) die Kräfte bei der Landung vonweiten Sprüngen auszuhalten. Während in kurzen

    Texten zu den Geparden in Lexika und auf demInternet einfach nur von nicht-zurückziehbaren (engl. "non-retractable") Krallen gesprochen wird,findet man in Fachpublikationen und Büchern, diesich im Detail mit der Anatomie der Raubkatzenbefassen, eine andere und vor allemdifferenziertere Behandlung des Themas. So z.B.bei "The big cats and their fossil relatives" 1997,Alan Turner and Mauricio Anton, S. 132, (2) 

    Zitat:

    "The cheetah is often said to be unique among thefelids in having claws that are somewhat lessretractable. However, it is not true that its clawsare nonretractable, and it would seem that wearand tear upon them during the chase, togetherwith some differences in the soft-tissuemorphology in comparison with other cats, havebeen largely responsible for the confusion. Thecheetahs claws are not partially covered by a seathof skin during retraction, making it look as thoughthey are still somewhat deployed."  

    Übersetzung:

    "Es heißt oft, dass der Gepard eine Ausnahme

    unter den Katzen sei, weil seine Krallen etwasweniger einziehbar seien. Es ist allerdings nichtwahr, dass seine Krallen nicht einziehbar sind, undes scheint, dass die Abnützung während derVerfolgungsjagden zusammen mit einigenUnterschieden in der Morphologie desBindegewebes im Vergleich mit anderen Katzengrößtenteils für die Verwirrung verantwortlichwaren. Die Gepardenklauen sind im zurückgezogenen Zustand nicht zum Teil mit einerHülle aus Haut umgeben, was den Eindruckerzeugen mag, sie seien immer noch etwasausgefahren."  

  • 8/19/2019 Michael Haase Das Feld Der Tränen

    9/63

     ISSN 1619-5752 Magazin für alternative Archäologie, Astronautik und SETI-Forschung

    Zuppinger, Der Gepard ... Seite 9 

    Denselben Befund fand ich im (übrigens fürKatzenfreunde sehr empfehlenswerten) Buch "WildCats of the World" von Wolfe und Sleeper, 1995, S.17 (1), aus dem ich die meisten Farbbilder für

    diesen Artikel entnommen habe. In beiden Quellenwird weiter ausgeführt, dass das Einziehen derKrallen in die Pfoten bei anderen Katzen dazubeiträgt, dass die Krallen immer scharf bleiben unddass, mangels Umhüllung, die Krallen des Gepardsdeshalb stumpf sind. Solche Krallen stören bei derJagd nicht, lassen aber andererseits ausgiebigesKlettern nur beschränkt zu.

    So kann man zusammenfassend festhalten, dassdie Krallen des Gepards wohl bis zu einemgewissen Grad beweglich sind (im Unterschied zuHunden, Bären etc.), jedoch auch ständig frei

    liegen und insgesamt an die Jagd des Gepardsangepasst sind. Dieser Sachverhalt ist so auch aufder Internetseite des "De Wildt"-Parks in Südafrikageschildert. Dieser Park hat eine langjährige undbesonders erfolgreiche Geschichte mit der Haltungund Aufzucht von Geparden und damit wohl auchgenügend praktische Erfahrung, um diese Frage zubeurteilen.

    Die erste Kralle des Vorderfusses ( engl."dewclaw") berührt auch beim Gepard den Bodenbeim Gehen nicht und ist deshalb besonders lang.Sie hilft beim Klettern und beim Schlagen undFesthalten des Beutetiers. Die Fußballen desGepards sind besonders hart und strukturiert, umbeim Sprint die Bodenhaftung zu sichern. Auf demBild links sieht man einen Geparden beimHinterlassen von Markierungen und beim Schärfender Krallen und im Bild unten bei der Fellpflege,wobei die harten Fußballen gut zu sehen sind.

    Links und oben: Krallen und Fußballen der Geparde(Bildquelle: 1) 

    3. Der Stammbaum der Großkatzen

    Bevor hier weitere Eigenschaften der Raubkatzenund deren Abgrenzung gegenüber anderenRaubtieren vorgestellt werden, ist es angezeigt, aufdie in der Biologie übliche Einteilung derLebewesen in Familien und Großgruppen

    einzugehen. Die Systematik (oder Taxonomie) istein Teilgebiet der Zoologie und Botanik mit derAufgabe der Einordnung aller Lebewesen in einSystem. Die Systematik beschreibt dieEigenschaften von einzelnen Arten und Gruppenund dient damit primär als unentbehrlichesWerkzeug, um bestimmte Lebewesenallgemeingültig zu benennen und in der Natur zuidentifizieren zu können.

    Die Systematik ist grundsätzlich ein Werkzeug undkein Selbstzweck (etwa um den Namen einesForschers unsterblich zu machen !), weshalb manbemüht ist, nicht zu viele Gruppen und Arten zubenennen. Meinungsverschiedenheiten zwischen

    einzelnen Autoren sind nicht selten bei derEinteilung in Familien oder Ordnungen, weil dieBeschreibung der Eigenschaften von einzelnen

    Arten zwar nicht bestritten wird, wohl aber dieGewichtung der beobachteten Unterschiede.

    Es ist deshalb üblich in der systematischenFachliteratur, bei der Nennung einer Art auch den

    Autor zu nennen, der sie zum erstenmalbeschrieben hat. Nach welchen Kriterien werdennun aber Gattungen, die äußerlich so verschiedenaussehen wie Walrosse und Hauskatzen, in einenStammbaum der Raubtiere eingeordnet ? DieUnterscheidung einzelner Familien wird nicht nachhäufig wechselnden Merkmalen wie Fellfarbe oderKörpergröße vorgenommen, sondern nachmöglichst konstanten Merkmalen wie dem Gebissund Größenverhältnissen von Teilen des Schädelsund des Gehapparates oder der Gehörknöchelchen(Hunt, 1987).

  • 8/19/2019 Michael Haase Das Feld Der Tränen

    10/63

     ISSN 1619-5752 Magazin für alternative Archäologie, Astronautik und SETI-Forschung

    Zuppinger, Der Gepard ... Seite 10 

    Diese Eigenschaften des Knochenbauplans und derZahnformen verändern sich sehr viel langsamerwährend der evolutionären Entwicklung und bleibenals Grundbauplan erhalten, auch wenn

    möglicherweise auffällige, aber zunächst nur aufÄußerlichkeiten beschränkte, Variationen innerhalbderselben Familie von Tierarten auftreten. DerBegriff "Rasse" wird in der Systematik nicht

    verwendet, dagegen gibt es den Begriff "Varietät",der eine Spielart bzw. geringfügige Unterschiedebezeichnet. Nach dem sog. biologischen Artbegriffkönnen sich verschiedene  Arten nicht miteinander

    fortpflanzen, sodass fruchtbare Nachkommenentstehen. Daneben gibt es auch denmorphologischen Artbegriff, der sich an Merkmalendes Körperbaus orientiert.

    Die systematische Einteilung des Gepards:

    Stamm (phylum): Chordata (Chordatiere, Unterstamm Wirbeltiere)Klasse (classis): Mammalia (Säugetiere)Ordnung (ordo): Carnivora (Raubtiere)Familie (familia): Felidae (Katzenartige)Gattung (genus): AcinonyxArt (species): jubatus

    Wie oben erwähnt wurden weitere Geparden-Unterarten auf Grund von Fellvariationen, Größe etc. beschrieben(Hollister, 1911). Diese Unterarten können in einer Subfamilie "Acinonychinae" zusammengefasst werden:

     Acinonyx jubatus fearsoni  - Vorkommen: Ostafrika Acinonyx jubatus hecki  - Vorkommen: Nordafrika Acinonyx jubatus jubatus - Vorkommen: Südafrika Acinonyx jubatus ngorongorensis - Vorkommen: Ngorongoro-Krater Acinonyx jubatus soemmeringii  - Vorkommen: Nigeria, Somalia Acinonyx jubatus venacticus - Vorkommen: Südwestasien (Iran, Afghanistan)

    Nebenbei : Für den Löwen (Panthera leo) wurdenmehr als 13 Unterarten beschrieben. Unterartenkönnen sich untereinander erfolgreich kreuzen,aber aus Unterarten können im Laufe der Zeit aucheigene Arten entstehen.

    Raubkatzen (Felidae) gehören innerhalb derSäugetiere zur Ordnung der Raubtiere (Carnivora).Die ältesten Fossilfunde von Raubtieren sind ausder Zeit vor ca. 60 Millionen Jahren. DiesesZeitalter ist als das Paläozän bekannt. Ursprünglichgingen die Raubtiere aus insektenfressendenSäugetieren der Kreidezeit hervor, die sich einerrein fleischfressenden Lebensweise zuwandten[Kuhn-Schnyder und Rieber]. Die damit nötigenÄnderungen betreffen Körper undVerhaltensweisen. Das Riechvermögen ist

    ausgezeichnet entwickelt. Zum Fressen von Fleischist ein schneidender Zahnapparat notwendig. EinPaar hochspezialisierte Backenzähne bilden eineSchere. Raubtiere eroberten Lebensräume an Landals auch im Meer.

    Mit Sicherheit kann man den modernen Typ vonGroßkatzen in den fossilen Überresten aus der Zeitvor 30 Millionen Jahren erkennen, in der Mitte desOligozän. Dazwischen gab es weiterekatzenähnliche Formen, die aber von den meistenAutoren als Vertreter eines eigenen,ausgestorbenen Asts, der Nimravidae(Palaeofelidae), betrachtet werden. Vonbesonderem Interesse ist hier dieVerwandtschaftsbeziehung zwischen Felidae(Katzenartigen) und Canidae (Hundeartigen) .

     

  • 8/19/2019 Michael Haase Das Feld Der Tränen

    11/63

     ISSN 1619-5752 Magazin für alternative Archäologie, Astronautik und SETI-Forschung

    Zuppinger, Der Gepard ... Seite 11 

    3.1. Der Stammbaum der Carnivora (Raubtiere)

    Der Stammbaum der Raubtiere (Bildquelle 2) 

    Aus dem Stammbaum der Raubtiere wird sogleichersichtlich, dass schon zu einem frühen Zeitpunkt(Paläozän) eine Aufspaltung angenommen wird,welche die zwei Großgruppen trennt in denen sichheute jeweils die Katzen- (Felidae) bzw.Hundeähnliche (Canidae) befinden. DieBegründung dafür liegt in den verschiedenenMerkmalen, die in den jeweiligen Gruppen konstant

    sind (wie z.B. die Zahnformel oder denGehörknöchelchen) und der Entwicklung, die in denFunden aus verschiedenen, geologisch/physikalischdatierten Fundstellen erkennbar wird. Nebst denbeiden Familien, die hier am meisten interessieren,sind auch noch folgende Raubtierfamilieneingezeichnet: Hyaenidae (Hyänen), Viverridae(Schleichkatzen), Herpestidae (Mungos), Ursidae(Bären), Odobernidae (Walrosse), Otariidae(Ohrenrobben), Phocidae (Seehunde), Procyonidae(Waschbären), Mustelidae (Marder).

    Wie hier dargestellt, kann die Geschichte derheutigen Katzen bis ins Oligozän zurückverfolgtwerden, ungefähr 30 Mio. Jahre vor der Jetztzeit

    (Ziswiler, 1988). Die Groß-Geographie der Erdezeigte einige signifikante Unterschiede zu Heute.Südamerika und die Antarktis waren vollständigisoliert und Afrika hatte kaum Kontakt mit Europa.Klimatisch kam es zu dramatischen Entwicklungen,die in mehreren Abkühlungsphasen (inklusiveEiszeiten) gipfelten. Es entstanden mehr offeneGrasländer dort, wo vorher Wald war. VieleTierfamilien, deren Vertreter einebaumbewohnende Lebensweise pflegten, passtensich dem Leben in der offenen Savanne an. Undden großen Herden der grasfressenden Tierefolgten die Jäger...

     

  • 8/19/2019 Michael Haase Das Feld Der Tränen

    12/63

     ISSN 1619-5752 Magazin für alternative Archäologie, Astronautik und SETI-Forschung

    Zuppinger, Der Gepard ... Seite 12 

    3.2. Stammbaum der Felidae (Katzenartige)

    Der Stammbaum der Raubkatzen, der zu unseren heutigen Arten führt, beginnt mit Proailurus im Oligozän, vorca. 30 Mio. Jahren. Die Gattung Pseudaelurus folgte vor ca. 20 Mio. Jahren im Miozän. Von dieser frühen Katze

    sind Fossilfunde aus Frankreich bekannt . Die Tiere waren verhältnismäßig klein (kleiner als Luchse) und hattenmehr Zähne als die heutigen Katzen. Vermutlich hielten sie sich häufig auf Bäumen und im Gebüsch auf(O'Brien, 1997).

    Der Stammbaum der Felidae der letzten 20 Millionen Jahre (Bild aus 2, veränd.) 

    Die Abzweigung in obiger Grafik vor rund 10 Mio.Jahren bezeichnet einen Ast des Stammbaums, denich hier aus Gründen der Übersichtlichkeitweggelassen habe. Er enthält ausschließlichausgestorbene Großkatzen, u.a. die GattungSmilodon und Megantereon, die als"Säbelzahntiger" bekannt sind. Die letztenVertreter der "Säbelzahntiger" lebten noch bis vor10'000 Jahren, sie sind jedoch keine direktenVorfahren der heute lebenden Tiger oder anderenGroßkatzen (Newman, C. 1997).

    Einige Autoren fassen Wildkatze, Falbkatze, Ozelot,

    Serval und Puma in der Familie Felinae(Kleinkatzen) und der Gattung Felis zusammen. DieHauskatze (gemeint ist hier: Felis sylvestris catus)stammt wahrscheinlich von der afrikanischenWildkatze ab (Felis sylvestris lybica), und wurde imalten Ägypten auf Dauer domestiziert, während dieallmähliche Anpassung an den Menschen bereitsfrüher bei nomadischen Völkern stattfand. Diegrößte Raubkatze dieser Gruppe, der Puma, Felisconcolor (Puma, Cougar oder Berglöwe) ist nur aufdem amerikanischen Kontinent bekannt undFossilfunde gibt es auch nur von diesem Erdteil.

    Die nächsten Verwandten sind die Geparden-ähnlichen Miracinonyx, die heute ausgestorbensind. Man nimmt an, dass die Abspaltung vongemeinsamen Vorfahren vor ca. 3.5 Mio. Jahrenstattgefunden hat.

    Von der heute ausgestorbenen GattungMiracinonyx wurden Fossilien im Alter von 3.2 Mio.Jahren bis zu 10-20'000 Jahren in Nordamerikagefunden. Die beiden Vertreter dieser Gattung (dievon einigen Autoren auch mit der GattungAcinonyx zusammengefasst werden), M.inexpectatus und M. trumani bzw. M. studeri,

    hatten große Ähnlichkeit zum lebenden Gepard,unterscheiden sich aber dennoch in einigenMerkmalen wie u.a. Krallenabnutzung underscheinen als eine weniger differenzierte d.h.weniger spezialisierte, Urform des heutigenGepards (bessere Kletterer, kräftigerer Körperbau,schlechtere Sprinter) (Van Valkenburgh, 1990). Esist nicht auszuschließen, dass Miracinonyxinexpectatus, der große Ähnlichkeit mit A.pardensis (s.u.) aufweist, der Vorfahre derheutigen Geparde ist (Turner, 1997).

     

  • 8/19/2019 Michael Haase Das Feld Der Tränen

    13/63

     ISSN 1619-5752 Magazin für alternative Archäologie, Astronautik und SETI-Forschung

    Zuppinger, Der Gepard ... Seite 13 

    Im Vordergrund ein durchschnittlicher Acinonyx jubatus, dahinter Acinonyx pardensis. A. pardensisist die letzte der ausgestorbenen Geparden-Arten,die in Europa lebten. Die Grundlage zu dieserZeichnung waren Skelettfunde aus Perrier(Zentralmassiv, Frankreich), aber auch Funde ausDeutschland (Mosbach) sind bekannt. Weil A.pardensis in kühleren Regionen lebte als derzeitgenössische Gepard, ist es sehr wahrscheinlich,dass diese Tiere einen dichten Winterpelz wie heuteder Sibirische Tiger oder der Chinesische Leopardentwickelten. Die Fellzeichnung ist in dieserDarstellung willkürlich gewählt (Bild aus 2).Dieältesten Fossilien der Gattung Acinonyx stammenaus Afrika im Alter von 3-3.5 Mio. Jahren, auch inEuropa gab es eine weitverbreitete Art, Acinonyx.pardensis, deren jüngster Fund nicht älter als 0.5Mio. Jahre alt ist. Der einzige wesentlicheUnterschied zwischen dem lebenden A. jubatus unddem ausgestorbenen A. pardensis liegt in derKörpergrösse. A. pardensis hatte ungefähr dieGröße von heutigen Löwen. In China wurden

    Fossilien einer Zwischenform gefunden, A.intermedius, die zwischen 3.8 und 1.9 MillionenJahren in Asien lebte. A. intermedius war etwaskleiner als M. trumani. Der zeitgenössische Gepard,

    A. jubatus, war bis zur letzten Eiszeit ebenfalls alsSubspezies in Asien (Naher Osten, Indien, China)vertreten.

    Zur Gattung Panthera werden die heute lebendenLöwen (Panthera leo), Leoparden (Pantherapardus), Tiger (Panthera tigris) und Jaguar(Panthera onca) gezählt (Turner). Einige Autorenbenennen eine Subfamilie Pantherinae, welche dieGattungen Panthera und Lynx (Luchse) umfasst.Ihr gemeinsames Merkmal ist ein System vonKnöchelchen und elastischen Verbindungen imBereich der Kehle (Hyoidapparat), das denVertretern der Panthera die Erzeugung descharakteristischen, lauten Brüllens erlaubt, imUnterschied zu den wesentlich leiseren Rufen und"Schnurren" anderer Gattungen (diese Erklärungder  Funktion  des Hyoidapparates wird nicht vonallen Autoren geteilt, aber zurVerwandtschaftsbestimmung kann dieses Merkmaldennoch herangezogen werden).

    Es wird angenommen, dass die Panthera unter denFelidae die stärkste Aufspaltung in mehrere Artenin den letzten 5 Mio. Jahren erlebt haben. Deshalbgelten die heute lebenden Arten dieser Gattung als"modern", während die länger zurückreichendeGeschichte der Geparden diese als vergleichsweise"altertümlich" charakterisiert.

    4. Molekulargenetik

    4.1. Die molekulare Ära der Biologie 

    In den 1950er Jahren begann die Aufklärung derdreidimensionalen Struktur von Proteinen und,etwa zwanzig Jahre später, der routinemässigenErmittlung von DNA-Sequenzen (die englischeAbkürzung DNA statt DNS ist gebräuchlich).Obwohl es vielleicht einseitig erscheint, kann manhier vom Beginn einer "molekulare Ära" derBiologie sprechen. Die Erfassung der Gensequenz-

    Daten hat sich seither ständig beschleunigt, unddie entsprechenden Datenbanken sind mit wenigenAusnahmen frei zugänglich. Damit wurden erstmalsauch Vergleiche der DNA-Sequenzen verschiedenerTierstämme bis hinunter zu verschiedenenIndividuen derselben Art möglich und man begann,den so messbaren Abstand in der evolutionärenEntwicklung zu quantifizieren und fürVerwandtschaftsbestimmungen zu nutzen.Inzwischen werden Methoden der Molekulargenetikimmer häufiger eingesetzt.Die Terminologie der Molekularbiologie undReproduktionsmedizin führt allerdings oft zu einigerVerwirrung. Nicht selten ist es erst die grobeVereinfachung der Sachverhalte in der Presse, die

    zu Missverständnissen führt. Oft werden auch zu

    große Erwartungen geweckt, die sich später nichteinlösen lassen, weil z.B. eine neuentdeckteGenfunktion nicht monokausal für eine bestimmteErbkrankheit verantwortlich ist. Auch wird beimermitteln von DNA-Sequenzen im Zusammenhangmit dem "Human Genome Projekt" manchmal von"Bauplänen" gesprochen, die man mitgentechnischen Methoden erhalte. Dies würdeimplizieren, dass man Bakterien oder gar höhereOrganismen anhand der DNA-Sequenz im Labornachbauen könnte.

    Dies ist natürlich nicht möglich, weil die Kenntnisüber die Zusammensetzung von Einzelteilen(Proteine) noch keine Konstruktionsanleitung fürden Gesamtorganismus darstellt. Vergleichbar istdie Behauptung, ein Mensch würde aus chemischenSubstanzen bestehen, die in der Apotheke für denPreis eines Mittagessens zu erwerben wären. Dasist zwar kaufmännisch korrekt, aber auch völligirrelevant, weil es keine Maschine gibt, die einenMenschen aus den preiswerten Grundsubstanzenzusammenbauen könnte. Ein ebenfalls oftgesehenes Beispiel ist die Vermischung vonThemen der Reproduktionsmedizin und Gentechnikim Begriff "Klonen". Der Begriff der "Chimäre" hat

    ebenfalls verschiedene Bedeutungen, wobei derAusdruck in der Biologie genau definiert ist(siehe Kap. 5).

  • 8/19/2019 Michael Haase Das Feld Der Tränen

    14/63

     ISSN 1619-5752 Magazin für alternative Archäologie, Astronautik und SETI-Forschung

    Zuppinger, Der Gepard ... Seite 14 

    4.2. Proteinevolution

    Proteine bestehen aus verschiedenen Ketten vonAminosäuren und die Abfolge dieser Aminosäuren,

    und damit schließlich die 3-dimensionale Form derProteine, wird durch die DNA-Sequenz im Zellkernfestgelegt. Die DNA selbst verbleibt im Zellkernwährend der Lebensspanne der Zelle. Wenn einbestimmtes Protein hergestellt werden muss,werden Mechanismen aktiviert, die eine RNA-Kopievon spezifischen Sequenzen der DNA herstellen(messenger-RNA) und aus dem Zellkernherausbringen.

    Danach wird diese messenger-RNA von Ribosomenabgelesen und ein Protein wird nach dervorliegenden Sequenzinformation hergestellt. DerPlan zu diesem Protein ist im Zellkern verpackt undwird dort bei der Zellteilung dupliziert, mit derAusnahme der mitochondrialen DNA (siehe unten).Die Sequenz der DNA oder der RNA wird alsBasensequenz geschrieben, d.h. die Codierung derErbinformation in der DNA-Doppelhelix besteht ausder Abfolge von 4 Pyrimidin- bzw. Purin-Basen(Adenin, Thymin, Guanin, Cytosin) und kanndeshalb als eine Buchstabenkette wie z.B."ACGAAT...." geschrieben werden. DieErbinformation eines Menschen ist mehrereMilliarden Buchstaben bzw. Basen lang.

    Ein Gen ist ein verschieden langer Abschnitt derDNA, der auch unterbrochen sein kann und dieCodierung für eine Polypeptidkette (=Protein) odereine RNA-Sequenz sowie Steuersequenzen enthält.Bei einfacheren Lebewesen (Bakterien) codiert 1

    Gen genau für 1 Protein. Bei höheren Lebewesenentstehen aus einem Gen jedoch mehrere Proteine,weshalb die Gesamtzahl der Gene beim Menschenauch nicht mehr als 30'000-40'000 beträgt, wie wirseit dem Abschluss des "Human Genome Projects"nun sicher wissen.

    Gene und die daraus entstehenden Proteineverändern sich im Laufe der Geschichte. Da wir dieChemische Natur der Erbsubstanz kennen, können

    wir den Begriff der Mutation genauer, als eineVeränderung der Sequenz/Abfolge oder Anzahl derBasen der DNA, definieren.

    Es zeigte sich auch, dass sich verschiedeneProteine mit unterschiedlicher Geschwindigkeitverändern. Eine naheliegende Erklärung liegt darin,dass Proteine Bereiche enthalten, die für seine jeweilige Funktion mehr oder weniger lebenswichtigsind. Ein Enzym, das z.B. an der Übertragung vonNervensignalen bei Synapsen beteiligt ist, besitztein verarbeitendes Zentrum, an dem dieeigentliche Verarbeitung der chemischen Substratestattfinden und darüber hinaus periphereStrukturen. Eine Mutation am sog. aktiven Zentrumhat eine sofortige Änderung in den Eigenschaftendes Proteins zur Folge (langsamere Verarbeitung,schneller, gar nicht, andere Vorlieben fürbestimmte Substrate etc.). Fällt diese Mutationschlussendlich im Verbund des Körpers zumNachteil der Fortpflanzung desjenigen Lebewesensaus, das die Mutation trägt, so wird die veränderteErbinformation nicht weitervererbt. Daherverändert sich das Protein im Laufe der Evolutionan der Stelle, die für das Zentrum codiert,langsamer.

    Auf der tieferen Ebene der DNA-Sequenz kommtnoch dazu, dass es viele verstreute Bereiche gibt,die keine sinnvolle Informationen enthalten. Weilfür diese Bereiche auch kein Selektionsdruck

    herrscht, verändern sie sich öfter. Da nun also dieEvolutionsrate der Proteine verschieden ist, kannman beim Vergleich von zwei oder mehrerenTierarten ein Protein wählen, dass sich in einerGeschwindigkeit verändert, die für eine gegebeneFragestellung passend ist. Ist die Frage nach derVerwandtschaft innerhalb nahe verwandten Arten,wie z.B. zwischen Mensch und Schimpanse oderzwischen verschiedenen Gruppen von Menschen, sowird man Gene auswählen, die sichrasch verändern.

  • 8/19/2019 Michael Haase Das Feld Der Tränen

    15/63

     ISSN 1619-5752 Magazin für alternative Archäologie, Astronautik und SETI-Forschung

    Zuppinger, Der Gepard ... Seite 15 

    4.3. DNA-Fingerabdruck und Verwandtschaftsbestimmung

    Ein DNA-Fingerabdruck ist ein Nachweis von DNA-Sequenzen, die im hiergezeigten Beispiel eines Vaterschaftstests nach den Mendelschen Regeln vererbt

    werden. Es wird dabei nicht die ganze DNA eines Lebewesens miteinanderverglichen, sondern nur gezielt ausgewählte Sequenzen, also kurze Stücke desgenetischen Textes (siehe unten). Diese kurzen Stücke kommen in der ganzenErbsubstanz viele tausende Male vor und wandern zusammen in einemelektrischen Feld. In der Praxis erhält man im Labor ein Bild eines Bandenmusters.Diese Bilder werden meist auf einem Röntgenfilm entwickelt und lassen sich leichtmit einem anderen Bandenmuster vergleichen. Ähnliche Methoden werden für dieVerwandtschaftsbestimmung von Wildtieren verwendet.

    Ein einfaches Beispiel eines Vaterschaftstests  (siehe Abbildung links): DNA vomvermuteten Vater, von der Mutter, Tochter und Großmutter mütterlicherseitswurde gewonnen, zerkleinert, elektrophoretisch aufgetrennt und auf die aus dreiBasen bestehende Sequenz "CAC" getestet, wobei Fragmente verschiedener Länge= dunkle Banden verschiedener Position in der Vertikalen entstanden sind.Jedes Elternteil gibt etwa die Hälfte der Fingerprint-Banden an das Kind weiter,wobei die vom jeweiligen Elternteil stammenden Banden eine zufällige Auswahlaller   Fingerprint Banden darstellen. Die Vaterschaft wurde in diesem Beispielzweifelsfrei bestätigt. Ein Nicht-Vater würde kaum eine einzige mit dem Kindübereinstimmende Bande erzielen. Alle Banden des Kindes erscheinen entwederbeim Vater oder bei der Mutter. Dieser Test zeigt nur dieVerwandtschaftsverhältnisse auf. Er sagt nichts über die tatsächlichhervortretenden Eigenschaften aus.

    (Bildquelle 3)

    4.4. hypervariable Mikrosatelliten-DNA

    Sogenannte Mikro- oder Minisatelliten-DNAbezeichnet Sequenzwiederholungen in der DNA.Dies sind kurze Abschnitte wie z.B. "TAACCC", die

    sich hintereinander (daher auch 'Tandem-Wiederholungen') aufreihen und für die oft keineFunktion in der Codierung für eine Protein bekanntist. Bei den eigentlichen Minisatelliten-Sequenzenfindet man einen Polymorphismus(unterschiedliches Muster) von Individuum zuIndividuum, weshalb man anhand von Proben (z.B.ein Blutstropfen) Träger eines bestimmten Mustersidentifizieren kann.

    Der Unterschied von Probe zu Probe besteht nichtim Wortlaut der wiederholten Sequenz, sondern inder  Anzahl   Wiederholungen, was offensichtlich

    keine biologischen Konsequenzen zur Folge hat. Inder Populationsgenetik kann man nun Proben vonverschiedenen Tierarten oder Gruppen der selbenArt auf eine oder mehrere Minisatelliten testen underhält DNA-Fingerabdrücke. Diese lassen sichwiederum so auswerten, dass eine Aussage überdie Variabilität und die genetische Vielfalt derverschiedenen Tierpopulationen gemacht werdenkann (Harley et al, 2000). Da dieTandemwiederholungen nur einem schwachenSelektionsdruck ausgesetzt sind, verändern sie sichim Laufe der Abfolge von Generationen vonLebewesen rasch und sind deshalb "hypervariabel".

     

    4.5. mitochondriale DNA (mtDNA)

    Mitochondrien sind die kleinen Kraftwerke derZellen. Sie sind zelluläre Körperchen (Organellen),die ein wenig eigene DNA besitzen, was daraufhindeutet, dass sie ursprünglich eine "freies" Lebenaußerhalb der Körperzellen als bakterienähnlicheLebensformen führten und bereits in einer frühenPhase der Evolution in die Zellen dereukaryontischen Organismen aufgenommenwurden.

    Die DNA der Mitochondrien (mtDNA) beinhaltet nursehr wenige Gene, im Vergleich zur DNA imZellkern. Konkret handelt es sich dabei um 13Proteine, die eine Rolle in der Energieproduktionder Mitochondrien (Zellatmung) spielen, sowie 22Transfer-RNA's und 2 ribosomale Proteine. DieMitochondrien selbst enthalten in ihrer Strukturviele zusätzliche Proteine, die aber in der DNA desZellkerns und nicht in den Mitochondrien selbstcodiert sind.

  • 8/19/2019 Michael Haase Das Feld Der Tränen

    16/63

     ISSN 1619-5752 Magazin für alternative Archäologie, Astronautik und SETI-Forschung

    Zuppinger, Der Gepard ... Seite 16 

    Es gibt zwei wichtige Eigenschaften dermitochondrialen Erbsubstanz und ihrer Vererbung:

    Die mtDNA wird immer von der Mutter

    weitervererbt, weil bei der Verschmelzung vonEizelle und Spermium nur die Mitochondrien derEizelle, also diejenigen der Mutter, übernommenwerden. Weil die Vererbung der reinmitochondrialen Gene nicht über Chromosomenabläuft, gelten auch andere Regeln der Vererbungals die Mendel'schen. Veränderungen in der mtDNAstammen demzufolge nicht aus der Vermischungvon Genen bei der Vererbung, sondern vonMutationen, also von Änderungen, die sich meistbeim Kopieren der DNA einschleichen. Die Rate,mit der sich die Sequenzen zweier mtDNA'svoneinander unterscheiden, liefert deshalb ein Maßfür die Zeit, die vergangen ist, seitdem sich diebeiden Stammbäume voneinander trennten.Die mtDNA verändert sich rascher als diejenige imZellkern (etwa 10 mal schneller). Eine Theorie dazubesagt, dass die biochemischen Bedingungen inden Mitochondrien bei der Energieproduktion dieEntstehung von Mutationen begünstigt (Michikawaet al., 1999).

    Die Veränderung der mtDNA im Laufe der Zeitkann als Maß für den Verwandtschaftsgradverschiedener Populationen von Lebewesen

    herangezogen werden. Da die Mutationsrate dermtDNA hoch ist, können auch Voraussagen überkürzere Zeiträume (Jahrtausende) getroffenwerden. Wie bei anderen Methoden der

    Altersbestimmung muss mit statistischen Modellengearbeitet werden um eine Eichung der Werte zuerhalten.

    Alle Gattungen der Familie der Felidae  wurdenbereits 1995 auf ihre Verwandtschaftsverhältnissemittels der Sequenzzierung der mtDNA untersucht(Janczewski et al, 1995). Dabei wurde derStammbaum, so wie im Kapitel 3.1.2 gezeigt,bestätigt. Diese Resultate gelten rückblickend fürdie Entwicklung der letzten 10 Millionen Jahre, dabisher nur mtDNA von heute lebenden Artenverwendet werden konnte. Für andereFragestellungen der Paläontologie wurde mtDNAaus fossilen Überresten extrahiert und fürVerwandtschaftsanalysen verwendet.

    Je nach Fragestellung kann der Vergleich von DNAaus Mitochondrien oder aus dem viel größerenAnteil der DNA aus dem Zellkern zu verschiedenenErgebnissen führen. Mit der Weiterentwicklungdieses noch jungen Zweiges der Forschung wirdman hier in Zukunft noch mehr Erfahrungensammeln müssen.

     

    4.6. Variabilität des Haupt-Histokompatibilitäts-Komplex (MHC)

    Die sog. MHC-Moleküle (für "majorhistocompatibility complex", MHC) waren schonlange bekannt, bevor man ihre eigentliche Funktionim Immunsystem (auf die ich hier nicht weitereingehe) richtig einschätzen konnte. Die MHC-Moleküle sind die zentralen Zielstrukturen beiTransplantations-Reaktionen. Wenn man Gewebeauf ein Individuum derselben Art (Allo-Transplantation) oder auf ein Individuum eineranderen Art (Xeno-Transplantation) überträgt wirdes gewöhnlich abgestossen. Diese Abstossungberuht auf einer Immunreaktion gegen einebestimmte Gruppe von Proteinen auf derOberfläche der transplantierten Organe bzw.Hautstücke. Die meisten dieser Proteine gehören

    zur MHC-Gruppe, weshalb der MHC hauptsächlichdie Abstossung oder Verträglichkeit vontransplantierten Zellen und Gewebe bestimmt.

    Die Eigenschaft, die für die Evolutionsbiologie vongrossen Interesse ist, besteht im sehr starkenPolymorphismus der Gene, die für die MHC-Moleküle codieren. Mit Polymorphismus istgemeint, dass z.B. beim Menschen bis zu hundertverschiedene Varianten der MHC-Gene bekanntsind, die wiederum an 5 verschiedenen Stellen imGenom zu finden sind. Jedes menschliche odertierische Individuum, ausser eineigen Zwillingenhat somit ein eindeutiges MHC-Muster. Auf derEbene einer Population oder Gruppe ist dieVariabilität um so grösser, je mehr Durchmischungmit anderen Populationen stattfindet. Die MHC-Variabilität oder -Polymorphismus wurde deshalbals Mass für die genetische Durchmischung einer

    bestimmten Gruppe von Wildtieren aufgefasst undin einer Versuchsreihe an aus der Naturentnommenen Geparden mittelsHauttransplantationen getestet [O'Brien et al,1983] (siehe Kapitel 8)

  • 8/19/2019 Michael Haase Das Feld Der Tränen

    17/63

     ISSN 1619-5752 Magazin für alternative Archäologie, Astronautik und SETI-Forschung

    Zuppinger, Der Gepard ... Seite 17 

    55.. MMiisscchhwweesseenn ((CChhiimmäärreenn)) 

    Das Wort Chimäre bezeichnet ein Wesen, dessenKörper aus Teilen anderer Lebewesen besteht. Die

    Chimaira der griechischen Mythologie war nachHomer ein feuerspeiendes Ungeheuer, dasLandschaften in Lykien verwüstete, bis es vonBellepheron mit Hilfe des Flügelrosses Pegasus zurStrecke gebracht wurde. Die Chimäre war vorneLöwe, in der Mitte Ziege und hinten Drache. AndereMischwesen in der griechischen Mythologie sind dieZentauren, Pferdekörper mit menschlichemOberkörper und der Minotaurus, ein menschlicherKörper mit Stierkopf. In der Mythologie der altenGriechen dienten die Chimären, um Wesen zubeschreiben, die menschliche Eigenschaften abergleichzeitig auch die übermenschlichen Fähigkeitenvon Tieren (Kraft, Schnelligkeit, Ausdauer)

    besaßen. Bis in die heutige Zeit finden Mischwesen(heutzutage meistens aus Mensch und Maschinebestehend: "Cyborgs") Verwendung in

    phantastischen Erzählungen und in derPopulärkultur.

    In der Biologie bezeichnet der Begriff Chimäredefinitionsgemäß Individuen, die aus genetischunterschiedlichen Geweben bestehen oder genauer(nach Hentschel und Wagner, ZoologischesWörterbuch, 3. Auflage): "Komplexindividuum, dasaus idiotypisch verschiedenen Zellen besteht ". DerTyp von Chimäre, der im Zusammenhang diesesArtikels gemeint ist, entspricht der Vorstellungeines Mischwesens das sichtbar verschiedeneTierarten in sich vereinigt, sodass die einzelnenKörperteile (Fell, Hörner, Kopf und Körper etc.)weiterhin ihre ursprüngliche Form beibehalten.

    Eine Gen-Chimäre  ist ein genverändertes Tier, dasin seinem Körper zwei oder mehrere Gensequenzenverschiedener Herkunft in sich vereinigt, was sichin der äußeren Gestalt des Tieres nicht unbedingtzeigen muss. Bei diesem zweiten Typ sind dieBegriffe transgenes  oder genverändertes  Tiergebräuchlicher. Transgene Tiere sind in einemmakroskopischen Sinn keine Mischwesen, dalediglich die Erbinformation für einzelne Proteinedes Körpers ausgetauscht oder verändert wurden.

    Was den einen oder anderen Leser überraschenmag, ist die Tatsache, dass die am bestenbekannten und auch in Labors und Zuchtanstaltenexistierenden Chimären, wie etwa die Schiege (ausSchaf und Ziege, engl. "geep") nicht durch

    Genmanipulation entstehen, sondern lediglichdurch das Mischen von ganz frühen Embryonenbeider Arten und darauffolgendem Wiedereinsetzendes gemischten Embryos, der erst aus wenigenZellen besteht, in ein Leihmutter-Tier. DieseTechnik ist Teil der Fortpflanzungsmedizin, washandwerklich anspruchsvoll ist und einigebiochemische Kniffe erfordert, jedoch dasErbmaterial   völlig unberührt und unvermischtbelässt. Die Mischung der Eigenschaften dieserChimären werden also nicht   an etwaigeNachkommen weitergegeben!

    Zumal die meisten dieser Chimären ohnehin sterilsind, weil oft nicht nur z.B. das Fell, sondern auch

    die Geschlechtsorgane ein Mosaik darstellen undnicht voll funktionsfähig sind. Falls es dochNachwuchs aus einer Paarung von Schiege/Schiegeoder einer Schiege mit einem Schaf oder einerZiege gibt, ist das Junge doch wieder nur entwederreines Schaf oder Ziege, weil die Geschlechtszellender Schiege nicht genetisch verschmolzen sind,sondern als heterogene Teile nebeneinanderexistieren.

    Die größten technischen Probleme, abgesehen vonden erheblichen ethischen Bedenken, bei der"Herstellung" einer Chimäre wie z.B. der Schiegeliegen aber im Ablauf der Schwangerschaft und imAnwachsen des Embryos in der Gebärmutter desLeih-Muttertiers. Der Grund liegt in der Hülle bzw.Haut des gemischten Embryos, die oft nicht mit derGebärmutterwand der Leihmutter verträglich ist.Diese Abstoßung ist ähnlich einer Immunreaktion;es spielen dabei Oberflächenproteine der Zelleneine Rolle, die sich von Art zu Art unterscheiden.

    Dies ist auch der Grund, weshalb für die Chimärenimmer nur nahe verwandte Tierarten odergenetisch veränderte Tiere derselben Tierartverwendet werden, wie Schaf und Ziegen, bei

    denen es sehr selten sogar natürlicherweise zu"Bastarden" kommt. Die Erbinformation derHybriden ist dann tatsächlich vermischt, was nochnicht heißt, dass die Tiere auch fruchtbar wären.Technisch gut etabliert ist die Erzeugung vonChimären verschiedener Inzuchtstämme vonLabormäusen mit jeweils unterschiedlicherFellfarbe, die dann z.B. an einem schwarz-weißgefleckten Fell erkenntlich sind. Dabei geht es aberum genetische Experimente innerhalb derselbenArt (Maus), und nicht um das Vermischen vonTierarten.

    Eine weitere Hürde für die Entstehung vonHybriden von verschiedenen Arten bildet die Anzahl

    Chromosomen, die z.B. bereits bei Mensch undSchimpanse, aber auch bei Hund und Katze (sic !)unterschiedlich ist. Die Anzahl Chromosomen istnicht proportional zur Entwicklungshöhe einer Art,sondern repräsentiert lediglich die "DNA-Verpackung" der jeweiligen Arten. Siehe dazu dieuntenstehende Tabelle der Anzahl Chromosomenim doppelten Chromosomensatz(http://www.biokurs.de/skripten/13/bs13-1.htm).

     

  • 8/19/2019 Michael Haase Das Feld Der Tränen

    18/63

     ISSN 1619-5752 Magazin für alternative Archäologie, Astronautik und SETI-Forschung

    Zuppinger, Der Gepard ... Seite 18 

    Als Erklärung für die unterschiedliche Anzahl Chromosomen von Mensch und Schimpanse wird eine Fusionzweier Chromosomen zu einem einzigen bei einem Vorfahren beider Gattungen angenommen (IJdo et al. 1991,Yunis et al., 1980)

    lat. Name dt. Name Anzahl Chromosomen

    Homo sapiens Mensch 46

    Pan troglodytes Schimpanse 48

    Canis sp. Haushund 78

    Felis cattus Hauskatze 38

    Solanum tuberosum Kartoffel 48

    Die zellulären Mechanismen der Zellteilung würdenbei unterschiedlicher Chromosomenzahl bei derBefruchtung einer Eizelle durch ein Spermium eineranderen Tierart   gestört und die Folge wärewiederum die Abstoßung bzw. das Absterben desnicht lebensfähigen Embryos in einem sehr frühenStadium. Wie fast immer in der Biologie gibt esSpezialfälle, wo die Toleranz des Systemsscheinbar größer ist: Manchmal kommt es bei derZellteilung der befruchteten Eizelle zuChromosomen-Trennungsfehler in der sog.Reifeteilung. Das Ergebnis sind Chromosomen-Aberrationen die sich durch eine ungewöhnlichenAnzahl Chromosomenzahl im betroffenenIndividuum auszeichnen. Manchmal sind dieseIndividuen dennoch fruchtbar, aber beachten siebitte, es handelt sich hier um Fortpflanzunginnerhalb der selben Art oder Varietät.

    Wäre es nicht möglich, in einer Eizelle die Hälfteder DNA (oder noch einfacher: die Hälfte der

    Chromosomen) des einen Tieres und die andereHälfte eines anderen Tieres zusammenzufügen ?Dieses Experiment hätte wiederum keinlebensfähiges Tier zur Folge. Verwandte oder inmehreren Kopien vorhandene Gene können gehäuftnebeneinander auf demselben Chromosom liegenoder auf verschiedenen Chromosomen verteilt sein.Die verschiedenen Gene liegen bei verschiedenenTierarten nicht auf denselben Chromosomen,sodass eine einfache Zusammenstellung einesgemischten Chromosomensatzes in einem Verlustbzw. Vervielfältigung von Genen resultieren würde.

    Ebenfalls darf man nicht vergessen, dass sich dieEmbryonen von verschiedenen Tierarten

    unterschiedlich schnell und zu ebensounterschiedlicher Größe entwickeln. Falls dieTierarten nicht sehr nahe verwandt sind, führt diesunweigerlich zu Entwicklungsstörungen und zu

    einem sehr frühen Abbruch der Entwicklung desEmbryos. Im Extremfall sind in der MythologieChimären 'beschrieben' worden, von denen dereine Anteil eine Entwicklung in einem Ei beendenwürde, und der andere Anteil in einer Gebärmutter(Vögel-Menschen/Löwen etc.). An dieser Stellewäre die vollständige Kontrolle über dieEmbryonalentwicklung eines Lebewesens nötig. Aneinen künstlichen Uterus für Säugetiere in Formeiner Maschine ist beim derzeitigenErkenntnisstand überhaupt nicht zu denken (es ist ja bisher noch nicht einmal möglich, künstlichesBlut herzustellen, das alle Eigenschaften desnatürlichen Blutes aufweist).

    Kaum einer Erwähnung bedarf die Tatsache, dasssich verschiedene Tierfamilien in physiologischenParametern wie Körpertemperatur, Herzfrequenz,Atmungsvolumen, Verdauung und Nahrungs-Spezialisierung, Knochenstruktur sowie Versorgungund Steuerung des Körpers mit Nervenimpulsen so

    stark unterscheiden, dass eine Chimäre im Stileeines Minotaurus oder altägyptischer Götter mitTierhäuptern nicht lange lebensfähig wäre. In derTat sind die physiologischen und biochemischenUnterschiede bei verschiedenen Tieren soausgelegt, dass z.B. das massive Vergrößern oderVerkleinern eines Organs bzw. von derenKnochenstrukturen (Flügel, Kopf etc.) für einephantastische Chimäre eine völligeNeukonstruktion seines Aufbaues undEntwicklungsgeschwindigkeit erfordern würde,damit eine rudimentäre Funktionsweisegewährleistet wäre. Dabei können keine Vergleichemit 'Riesenformen" von Tieren gezogen werden, diesich manchmal im Laufe der Evolution entwickelt

    hatten (Riesenfaultier, Riesenlaufvögel etc.), dasich in diesen Fällen die Tiere alsGesamtorganismus und über lange Zeiträumeverändert hatten.

    Bilder von verschiedenen seltenen Hybriden, die auf natürliche Weise entstanden sind (inklusive künstlicheBesamung), findet man hier: http://www.uni-leipzig.de/~mielke/bastarde/bastard5.htm. Weitere Informationenzu den im Labor erzeugten Schaf-Ziegen Chimären mit Bildern und Angaben, weshalb es getan wird, finden siehier: http://animalscience.ucdavis.edu/faculty/anderson/research.htm).

  • 8/19/2019 Michael Haase Das Feld Der Tränen

    19/63

     ISSN 1619-5752 Magazin für alternative Archäologie, Astronautik und SETI-Forschung

    Zuppinger, Der Gepard ... Seite 19 

    66.. AAnnppaassssuunngg aann ddiiee UUmmwweelltt uunndd DDoommeessttiizziieerruunngg 

    66..11.. AAnnaallooggiiee uunndd KKoonnvveerrggeennzz 

    Analogie und Konvergenz bezeichnen Erscheinungen in der Evolutionsgeschichte, die bei nicht miteinanderverwandten Lebewesen zu ähnlichen Entwicklungen geführt hat.

    Die Definition der  Analogie lautet: Funktionsähnlichkeit eines Organs oder z.B. von Extremitäten, die nicht aufVerwandtschaft beruht, sondern als Anpassung an ähnliche Lebensräume. Die Definition der Konvergenz  lautet:Parallelentwicklung zweier nicht verwandter Arten zu großer Ähnlichkeit aufgrund von Anpassung an ähnlicheLebensräume. Beispiele gibt es aus der Tier- und Pflanzenwelt. Abzuklären ist die fehlende Verwandtschaft derzu vergleichenden Arten, was beim Vergleich von Arten aus verschiedenen Tierstämmen offensichtlich zutrifft.Schlussendlich sind die ähnlichen Formen und Fähigkeiten dieser Arten in der Selektion für einen ähnlichenLebensraum (ökologische Nische) entstanden.

    Beispiele:

    • Konvergenz in der Torpedoform schneller schwimmender, wasserlebender Tiere bei Hai(Knorpelfische), Fischsaurier ('Saurier'), Pinguin (Vogel) und Delphin (Säugetier).

    • Analogie der Grabschaufel  von Maulwurf (Wirbeltier) und Maulwurfsgrille (Insekt).• Analogie der Flügel  von Vögeln (Vorderextremität) und Insekten (Hautausstülpung).• Konvergenz der Kaktusform (Sukkulenz) als Wasserspeicher bei Pflanzenfamilien in Wüsten.• Konvergenz in der Erscheinungsweise und Lebensweise von Beutelwolf (Thylacinus sp.,Beuteltiere) und

    Wolf (Plazentale Säugetiere).

    Analoge "Erfindungen" ermöglichen bestimmteFunktionen im selben Lebensraum, was dembetreffenden Tier oder Pflanze einenSelektionsvorteil bringt. Manche dieserAnpassungen sind für viele verschiedene Artenüberlebensnotwendig, so wie die sehr verbreiteteSukkulenz der Wüstenpflanzen. Andere Merkmalesind auf eine kleine ökologische Nische beschränkt.Ökologische Nischen sind nicht nur als rein

    räumliche Bezeichnung zu verstehen. Einebestimmte Fähigkeit oder Verhalten (d.h. eineSpezialisierung) kann in Abhängigkeit von derveränderlichen Umwelt zur Etablierung einer neuenNische dienen. Die Jagdstrategie des Gepards, dieaus lautlosem Anschleichen mit anschließendemsehr schnellen aber kurzen Sprint besteht,ermöglicht dieser Raubkatze, die schnellstenGazellen zu jagen. Damit eröffnet sich demGepard, unter günstigen Umständen, eineNahrungsquelle, die alle anderen Jägern in der

    Savanne nur durch Zufall nutzen können. Bei denBeispielen zur Analogie war jeweils vonverschiedenen Tieren die Rede, die mit Hilfeähnlicher "Werkzeuge" oder Eigenschaften eineevolutionären Vorteil erlangten. Wie ist dabei umdie Eigenschaft hoher Sprint-Geschwindigkeitbestellt ?

    Mit seinen hervorstechenden Eigenschaften

    (Geschwindigkeit, Jagdstrategie) steht der Gepardunter den Raubtieren heute alleine da. Selbst dernächste lebende Verwandte, der Puma (Turner,1997), zeigt eine verschiedene Lebensweise ineiner ganz anders strukturierten Umwelt. Auf diewahrscheinlichen Vorfahren und die nächstenausgestorbenen Verwandten des Gepards(Gattungen Miracinonyx, Acinonyx), bei denen sichdie genannten Anpassungen im Laufe der Zeitausgebildet hatten, wurde bereits in Kapitel 3.2 eingegangen.

    Links: ein Azawakh, eine alte Windhundrasse aus der Sahelzone (Bildquelle: windhunde.de ). Rechts: einGepard in lockerem Lauf

  • 8/19/2019 Michael Haase Das Feld Der Tränen

    20/63

     ISSN 1619-5752 Magazin für alternative Archäologie, Astronautik und SETI-Forschung

    Zuppinger, Der Gepard ... Seite 20 

    Was lässt sich zu aber zu hundeähnlichenRaubtieren, spez. Windhunden sagen, die inwüstenähnlichern Umgebung leben ? Inobenstehenden Bildern ist links eine seltene

    Windhundrasse aus der Sahelzone abgebildet: derAzawakh. Rechts daneben ein Gepard. Beide Tiere jagen ihre jeweilige Beute mit hoherGeschwindigkeit, wobei der Windhund wenigerschnell wird, dafür die Beute hetzt, im Gegensatzzum Angriff des Gepards, der eine kurze Attacke,aber kein Hetzen (= Ermüden des Beutetiers überlängere Distanzen, u.U. in einer Meute) ist. ImZusammenhang mit dem Hundegebiss stehen demWindhund andere Nahrungsquellen offen, wie z.B.Aas und pflanzliche Nahrung. Mit einem Blick aufdie Anatomie des Azawakhs finden wir ähnlicheKörperproportionen mit langen Gliedmassen, demlanggestreckten Körper, der große Brustkorb, dasFehlen von Fettreserven und der, auch beim Hund,kleine Kopf im Vergleich zum Körper.

    Ich habe für dieses Beispiel den Azawakh gewählt,weil er eine sehr archaische Hunderasse ist, diesich allem Anschein nach auf einer verhältnismäßigniedrigen Domestifikations-Stufe befindet. So leben

    diese scheuen Tiere nur in lockerem Kontakt mitden Tuareg und entfernen sich manchmal tagelangvon deren Nomadenzelten. Unbeachtet derDomestizierung zeigt der Azawakh anatomischeund physiologische Eigenschaften, die ihmerlauben, in einer ariden (trocken-warmen) Umweltmit minimaler menschlicher Hilfestellunghauptsächlich als Jäger zu überleben.Selbstverständlich kommt beim Windhund dermenschlicher Einfluss auf die Zuchtwahl hinzu unddie natürliche Auswahl der für diese Umwelt ambesten geeigneten Tiere spielt eine viel kleinereRolle wie für ein Wildtier. Genauer kann mansagen, dass jeder Hund ein Produkt derZüchtungsbemühungen der Menschen ist, da derAzawakh wie alle anderen Hunderassen auf denWolf zurückgeht (da sich Hunde und Wölfefruchtbar kreuzen können stellen sie nach dembiologischen Artbegriff eine Art dar).

    6.2. Die Geschichte des Haushundes

    Archäologische Ausgrabungen von frühenmenschlichen Siedlungen, bei denen auch Knochenmit hoher Ähnlichkeit zu heutigen Hundengefunden wurden, erlauben eine Datierung derDomestizierung des Wolfes auf ca. 14'000 Jahre(Olsen, 1985). Funde von Wolfsknochen zusammenmit menschlichen Überresten sind wesentlich älter(bis ins mittlere Pleistozän, (Clutton-Brock, 1995).

    Die Verschiedenartigkeit der späteren Funde zeigtan, dass die Domestizierung an verschiedenenOrten und Zeiten stattfand und es auch mehrmalszu Rückkreuzungen mit verschiedenen Hundelinienkam. Genetische Analysen zeigen jedoch eindeutig,dass der Hund vom Grauwolf abstammt und nichtetwa vom Schakal oder vom Kojoten (Morell,1997).

    Die genetische Ähnlichkeit ist sogar so groß(lediglich 0.2% der mitochondrialen DNAunterscheidet sich bei Hunden und Grauwölfen),dass man nur darauf basierend auch genauso gutsagen könnte, dass Hunde Grauwölfe sind . Wennman weiterhin die Genetik zur Hilfe nimmt, um das

    Alter des Beginns der Domestizierung zu ermitteln,kommt man auf Zahlen um die 135'000 Jahre. Dieabsolute zeitliche Datierung mittels mtDNA-Sequenzen beinhaltet allerdings eine recht großeFehlermarge.

    Robert Wayne kommentiert seine genetischenResultate mit der Vermutung, dass domestizierteWölfe beim Zusammenleben mit Jägern undSammlern ihre äußere Form nicht änderten unddeshalb bei Knochenfunden als Wölfe erscheinenkönnten, während die typischen, morphologischenVeränderungen bei Hunden (kleinerer Schädel,kürzere Schnauze) erst dann einsetzen, als dieMenschen sesshaft wurden, die Tiere ständig mit

    Menschen zusammenlebten und dieZuchtbestrebungen verschiedener Haustiereintensiviert wurden (Vila et al , 1997).

    Die Unterschiede in der Schädelgröße undSchädelform zwischen Wolf und Hund wurden alsNeotänie des Haushundes interpretiert (Coppingerund Coppinger, 1982). Der Begriff "Neotänie"meint, dass beim Hund die Körperentwicklung auchbeim ausgewachsenen Tier in einemJugendstadium stehen bleibt. Diese Eigenschaft desHaushundes fällt besonders beim Vergleich der

    Welpen von Hund und Wolf mit jeweiligenausgewachsenen Tieren auf. Die "echte" Neotänie,wie man sie z.B. bei einer Amphibiengattung(Axolotl - Salamander) findet, hat zur Folge, dasseine Tierart durch das Beibehalten von speziellenJugendeigenschaften des Körpers einen Vorteil inseiner Umwelt erlangt.

    Bei den genannten Amphibien sind dies spezielleKiemen für das ständige Leben im Wasser. BeiHunderassen kann aber durch Zuchtwahl aus demganzen Spektrum individueller Formen eine reinäußerliche Form erreicht werden, die demWelpenstadium in einzelnen Merkmalen ähnelt(z.B. Pekinesen, King Charles Cocker Spaniel), aber

    nicht ein eigentliches Anhalten der Entwicklung zurAdultform darstellt.

    Andere, niemals domestizierte Raubtiere, die einigeÄhnlichkeit mit Hunden habe, wie z.B. Hyänen(Hyaenidae), sind keine nahen  Verwandten desWolfs/Haushundes (siehe Kapitel 3.1."Stammbaum der Raubtiere"),  obwohl sie vieleEigenschaften mit anderen Landraubtieren teilen.Die Jagdstrategie der Hyänen beruht ganz auf derKooperation des großen und streng hierarchischgeordneten Rudels. Hyänen besitzen ein vielstärkeres Gebiss als Geparden, welches dasAufbrechen von Knochen und die Verwertung vonAaserlaubt.

     

  • 8/19/2019 Michael Haase Das Feld Der Tränen

    21/63

     ISSN 1619-5752 Magazin für alternative Archäologie, Astronautik und SETI-Forschung

    Zuppinger, Der Gepard ... Seite 21 

    7. Mutationen, Varietäten und Hybride bei Raubkatzen

    Auch in der freien Wildbahn werden bei einigenRaubkatzen immer wieder Fellvariationen 

    beobachtet. Dabei ist der schwarze Panther (=Leopard mit sehr dunklem, bis schwarzen Fell) diebekannteste Varietät. Schwarze Leopardenjungekommen zusammen mit normal geflecktenGeschwistern im gleichen Wurf vor. Das Fell hatweiterhin ein Fleckenmuster, das aber nur bei sehrhellem Licht zu erkennen ist. Weiße Bengalentigersind wesentlich seltener und die meistenExemplare, die in Zoos und Shows zu sehen sind,gehen auf ein einziges, weißes Tigerjunges namensMohan zurück, das vor mehr als vierzig Jahren inIndien in der Wildnis gefunden wurde (Turner,1997). Im Unterschied zum "schwarzen Panther"sind die Überlebenschancen eines weißen Raubtiersin der Wildnis, abgesehen vom ewigen Eis,natürlich gleich Null. Weniger bekannt ist der sog.goldene Bengalische Tiger (engl. "golden tabby"),der als Folge einer Mutation in Gefangenschaftauftrat (untenstehende Bildreihe, ganz rechts). 

    Beim Gepard ist es der "Königsgepard" (engl. "kingcheetah") wenn wir von Fellvariationen sprechen,

    der in älteren Quellen noch als eigene Art oder garals Gepard-Leopard-Hybride geführt wird. Dieserstellte sich aber lediglich als seltene Mutante desGepards mit streifen- statt gepunkteterFellpigmentierung heraus. Fellvariationen stellenkeine eigenen Arten dar und können beliebig mitden "normalen" Wildformen gekreuzt werden, wieman es auch von der Hauskatze und derenZuchtrassen kennt. So mag es verständlicherscheinen, dass bei den ersten Begegnungen mitdiesen ganz anders gefärbten Tieren in der Wildnisder Gedanke an eine neue Art nahe lag.Zuchtexperimente bringen jedoch rasch Klärung.Dies ist eine Art der Aufklärung, die beim Gepard,wegen den Problemen bei der Nachzucht inGefangenschaft, für längere Zeit nicht realisiertwerden konnte.

     Zuchtformen von Löwe-Tiger Hybriden und Fellvariationen. Links: männlicher Ligar, Mitte weiblicher Ligar,rechts Goldener Bengalischer Tiger "Golden Tabby"(Bildquelle: http://www.loadstar.prometeus.net/tiger/hybrids.html)

    In Gefangenschaft wurden auchZüchtungsexperimente (z.T. künstliche Besamung)mit Tigern und Löwen unternommen. Die darausresultierenden hybriden Tiere (engl. "Ligars" und"Tigons" mit dem männlichen Elternteil an erster

    Stelle im Namen) sind Kuriositäten zur Belustigungvon Zoobesuchern. Offenbar sind die männlichenExemplare immer steril, und beide Geschlechterhaben mehr Eigenschaften des Löwen als desTigers.

    Auffällig ist die Körpergröße dieser Tiere, diezumindest beim Ligar diejenige beider Elterntiereübertrifft (vermutlich ein Heterosiseffekt, den manoft bei Hybriden antrifft). Es ist sehrunwahrscheinlich, dass solche Hybride in der Naturvorkommen, weil sich die Lebensweise des Tigersals Einzelgänger nicht mit derjenigen derLöwenrudel überschneidet und die beidenRaubkatzen nur an wenigen Orten (in Indien)

    überhaupt im selben Lebensraum existieren. Diesegeographische Isolation wirkt als ein Mechanismusder Evolution, der beiden Arten weiterauseinanderweichen lässt (siehe nächstes Kapitel).

    Es sei an dieser Stelle nochmals daraufhingewiesen, dass Löwe und Tiger beide zur selbenGattung Panthera  gehören und dass sich dieseGattung, gemäss den Fossilfunden, erst innerhalbder letzten 5 Mio. Jahren (siehe Kap. 3.2)  in dieeinzelnen Arten aufspaltete. Der Status alsselbstständige Arten wird durch die hier gezeigtenHybriden allerdings nicht in Frage gestellt, weil dieFruchtbarkeit der Hybriden auch in diesem Fall(Tiger/Löwe) eingeschränkt ist, wie man es vonZwischenarthybriden erwarten kann.Züchtungsexperimente dieser Art mit Gepardensind mir nicht bekannt. Der "Königsgepard" ist ,wie oben erwähnt, keine Hybridform des Gepardsmit einem anderen Raubtier.

     

  • 8/19/2019 Michael Haase Das Feld Der Tränen

    22/63

     ISSN 1619-5752 Magazin für alternative Archäologie, Astronautik und SETI-Forschung

    Zuppinger, Der Gepard ... Seite 22 

    88.. DDiiee ggeenneettiisscchhee VVeerraarrmmuunngg ddeess GGeeppaarrddss uunndd ddiiee KKoonnsseeqquueennzzeenn 

    88..11.. DDeerr ggeenneettiisscchhee ZZuussttaanndd vvoonn R R aauubbkkaattzzeenn--PPooppuullaattiioonneenn 

    Mit Beginn der in Kapitel 4. angesprochenen,molekularen Ära der Biologie wurden in den frühen80er Jahren auch erstmals wildbiologischeFragestellungen mit den neuen Methoden derMolekulargenetik angegangen. Einige dieserStudien untersuchten die Frage, welche Faktorenfür den Niedergang von bedrohten Tierartenverantwortlich sind. Stets waren Überjagung,absichtliche Vernichtung von Beständen, dasAusbleiben der Beutetiere und die Zerstörung desnatürlichen Lebensraumes als Hauptursachen fürdas Verschwinden von Tierarten verantwortlichgemacht worden. Zusätzlich wurde jedoch auch dasZusammenbrechen von Populationen beobachtet,die lediglich geographisch isoliert, aberzahlenmäßig nicht reduziert worden waren(Selander et al., 1973).

    Die Arbeitsgruppe um Stephen O'Brien (Laboratoryof Genomic Diversity, National CancerInst.,Maryland, USA) publizierte in den 80er Jahrenmehrere Studien zur genetischen Vielfalt beiverschiedenen Raubkatzen (O'Brien et al. 1983,1985, 1987, 1988).und zog den Schluss, dass beimGepard als Art eine genetische Verarmung durchInzucht vorläge.

    Zu den Resultaten im Einzelnen. In der erstenStudie dieser Art wurde die genetische Variabilitätanhand von DNA-Fingerprints (siehe Kapitel 4)ermittelt und es zeigte sich, dass die Variabilität

    von Geparden sowohl innerhalb einer bestimmtenPopulation als auch beim Vergleich verschiedenerUnterarten (In Ost- bzw. Südafrika) besondersgering war. Ein weiterer Test bestand inHauttransplantationen (die Tiere wurden dazuzeitweise in Gefangenschaft gehalten).

    Schließlich wurde ein Zusammenhang zwischen dergenetischen Verarmung des Gepards und denfolgenden Erscheinungen und Ereignissenhergestellt:

    • weltweit abnehmende Populationsgröße infragmentierten Verbreitungsarealen

    • geringe Spermiendichte bei männlichenGeparden

    • ein hoher Prozentsatz abnormalerSpermien

    • Ein Fall einer Gepardenkolonie (in Oregon,USA), die durch einen Virus vollständigausgelöscht wurde.

    • hohe Jungensterblichkeit inGefangenschaft

    Die im Fachjournal "Science" vorgestelltenResultate (O'Brien, 1985) stießen unterPopulationsgenetikern und Ökologen auf einigenWiderstand. Die Hauptaussage O'Briens, dass diegenetische Variabilität der heutigen Geparden fürihr drohendes Verschwinden mitverantwortlich sei,hat für Artenschutzprogramme wichtigeKonsequenzen. Zudem konnte befürchtet werden,dass in Zukunft weniger Mittel in Programme fürgenetisch verarmte Tierarten eingesetzt würde,weil diese Arten vorzeitig als verloren betrachtetwerden könnten.Andere Studien machten geltend , dass die

    Fruchtbarkeit des Gepards weniger eingeschränktsei, als von den genetischen Analysen erwartetwerden könnte, und dass die schlechtenZuchterfolge in Gefangenschaft hauptsächlich mitdem mangelnden Verständnis der Ökologie und desGepardenverhaltens (spezielle Eigenschaften derPartnerwerbung, soziale Aspekte) zu erklären seien(Caro und Laurenson, 1995).

    Zudem wurden die Methoden der O'Brien-Gruppekritisiert, da in der 1985er Studie keine anderenTiere als eine ausgewählte Gepardenpopulation aufAbstoßung der Hauttransplantate getestet wurde.Dieser Punkt wurde 1996 mit einer sorgfältigenUntersuchung von Hauttransplantat-Abstoßung und

    genetischer Variabilität an "Pocket-Gophers"(Taschenratten, Thomomys bottae) weitgehendgeklärt (Sanjayan und Crook, 1996). Dabei zeigtesich ein signifikanter Zusammenhang zwischengenetischer Variabilität, wie sie durch DNA-Fingerprints ermittelt wurde, und den Resultatender Transplantat-Abstoßung. Somit wurde dieMethode der O'Brien-Gruppe nachträglich validiert.

  • 8/19/2019 Michael Haase Das Feld Der Tränen

    23/63

     ISSN 1619-5752 Magazin für alternative Archäologie, Astronautik und SETI-Forschung

    Zuppinger, Der Gepard ... Seite 23 

    Auf dieser Illustration (5, O'Brien et al., 1987) sind zwei Maßzahlen (Frequenz von polymorphischen Gen-Lociund durchschnittliche Heterozygosität) für die genetische Vielfalt verschiedener Lebewesen und vor allemKatzen dargestellt. Rechts außen sind die Resultate für den Ostafrikanischen (Ea. Af. Cheetah) und denSüdafrikanischen (So. Af. Cheetah) Gepard aufgetragen. Beachten sie auch die Werte der Hauskatze (Domesticcat), die wesentlich höhere Werte als der Gepard aufweist.

    88..22.. GGrrüünnddeerr--EEf f f f eekktt:: EEnnttsstteehhuunnggsswweeiissee uunndd BBeeiissppiieellee 

    Der Gründer-Effekt (engl. "founder effect")bezeichnet dasselbe Phänomen wie der Begriff"Flaschenhalseffekt", wenn gleich dieEntstehungsweise mit dem ersten Terminus besser

    und allgemeingültig illustriert wird: Eine Populationvon Individuen (Tiere oder Pflanzen), die zurselben Art gehören, entsteht aus wenigenEinzelindividuen, die als Gründer der Populationwirken. Es gibt grundsätzlich zweiEntstehungsweisen.

    Entweder lässt eine rasche Dezimierung einerursprünglichen Population (z.B. durch Krankheitenoder Naturkatastrophen) nur noch wenigeIndividuen zurück, oder eine geringe Anzahl Tierewird geographisch von einer größerenUrsprungspopulation isoliert und gründet eine neuePopulation. Beide Entstehungsweisen haben sich inder Erdgeschichte immer wieder ereignet. Während

    der erste Mechanismus in der vorgeschichtlichenVergangenheit schwieriger nachzuweisen ist, findetman oft Beispiele für eine geographische Isolation.Dies findet oft dann statt, wenn eine Insel erstmalsvon einer bestimmten Tierart besiedelt wird(Beispiel Galapagos-Vulkaninseln, die einst sterilentstanden sind). In diesem Jahrhundert wurdemehrmals durch menschlichen Eingriff eine Tierartin ein Gebiet eingebracht, in dem diese zuvor nichtexistierte (Beispiel Gir-Forest in Indien, Ngorogoro-

    Krater in Afrika). In einigen Fällen ist dieseBesiedlung auf ein einziges Paar der betreffendenTierart zurückzuführen und die Freisetzung isthistorisch exakt dokumentiert. Zu beachten ist,

    dass bei diesen Beispielen keine Zuchtwahl durchMenschen (selten Abschüsse) oder regelmäßigeFütterung etc. stattfand. In solchen Fällen ist esheute möglich, die genetische Variabilität der Tierefestzustellen, die Effekte des Gründereffektsquantitativ nachzuweisen und mit größeren undälteren Populationen derselben Tierart zuvergleichen.

    Diese Resultate führten zur Annahme zweierPopulations-Engpässe mit nachfolgender, erneuterExpansion der überlebenden Population desGepards (Acinonyx jubatus). Der eine Engpassmüsste dabei vor der Aufspaltung der AfrikanischenUnterarten in den Ostafrikanischen Gepard

    (Acinonyx jubatus raineyi) und denSüdafrikanischen Gepard (Acinonyx jubatus jubatus) stattgefunden haben (spätes Pleistozän,vor ca. 10'000 Jahren), der andere Engpass nachweiterer geographischer Isolation inklusivemenschlicher Einflussnahme (Dezimierung,Vertreibung, Bewirtschaftung der offenenGrasländer) in den letzten zweihundert Jahren(Menotti-Raymond et al, 1993).

  • 8/19/2019 Michael Haase Das Feld Der Tränen

    24/63

     ISSN 1619-5752 Magazin für alternative Archäologie, Astronautik und SETI-Forschung

    Zuppinger, Der Gepard ... Seite 24 

    In obiger Tabelle (6, aus Yuhki and O'Brien, 1990) wurden DNA-Fingerprints in verschiedenen Populationen vonLöwen (Panthera leo) ermittelt. Beachten sie bitte die Schlussresultate für H (Heterozygosity), RFLP (restrictionfragment lenght polymorphism) und Allozymvariation rechts in der Tabelle. Auffällig ist der eklatanteUnterschied zwischen der Variabilität einer Population von Löwen in der Serengeti, verglichen mit asiatischenLöwen (Panthera leo persica) aus dem "Gir Forest", einem Schutzgebiet in Indien, in dem nur wenige Paare vonLöwen (ca. 15 asiatische Löwen um das Jahr 1900) nach Überjagung übriggeblieben waren. Der Gründer-Effektbei Raubtieren konnte hier also in einem "Experiment in freier Wildbahn" beobachtet werden (Chellam et al.,1993).

    Weitere Beispiele für den Gründereffekt und resultierende genetische Verarmung:

    • Als Resultat genetischer Analysen (Roelke et al., 1994) wurde gefunden, dass die noch in der Naturüberlebenden 'Florida-Panther'' (eine Unterart des Pumas) einen substantiellen Verlust an genetischerVariabilität durch Inzucht zu beklagen haben. Dabei wurde eine geringere genetische Variation als in jeder anderen Puma-Unterart gefunden. DNA-Fingerprints zeigen für diese Pumas eine noch geringereVariabilität als bei den afrikanischen Geparden und beinahe so geringe Werte, wie bei den Löwen desGir-Nationalparks in Indien. Die Gründe dafür liegen in der sehr weit fortgeschrittenen Aufsplitterungder Lebensräume und daraus folgender Inzucht der Tiere in den übriggebliebenen Habitaten (Culver etal, 2000).

    • Eine laufende Studie untersucht eine Population von nur noch ca. einhundert Tieren der Iriomote-Wildkatzen (Felis iriomotensis) auf der Insel des gleichen Namens (Präfektur Okinawa, Japan). DieAnalyse von Mikrosatelliten-DNA (Kapitel 4.4) zeigte eine so geringe genetische Variabilität, dass mitinzuchtbedingten schädlichen Auswirkungen auf die verbleibende Population in diesem isolierten Insel-

    Habitat gerechnet werden muss (http://www.nies.go.jp/kenko/biotech/bioehp/wildlife.html).

    8.3. Krankheiten

    Bei Geparden wurden oft Fälle von 'FelineInfectious Peritonitis' (FIP) gefunden. DieseErkrankung der Verdauungssystems wird durcheinen Corona-Virus verursacht. Geparden könnenvon denselben Coronaviren wie Hauskatzenbefallen werden (Evermann et al, 1988). In diesemArtikel der O'Brien-Gruppe wurde einZusammenhang zwischen der Inzucht beiGeparden und der Anfälligkeit für virale

    Erkrankungen hergestellt. Darmkatarrh (Gastritis)ist ebenfalls häufig, aber weit weniger gefährlich.Zudem wurde eine Anfälligkeit für das "FelineImmunodeficiency Virus" (FIV, ähnlich wie HIV)festgestellt. Selbst Fälle von 'bovine spongiformencephalopathy" (BSE) wurden bei Geparden inGefangenschaft gefunden (Baron et al., 1997).Weitere Gefahren drohen vom 'Feline herpesvirus'(Rhinotracheitis), vor allem für Jungtiere.Salmonellen sind bei Zootieren generell nicht seltenund werden oft mit halbgefrorenem Fleischübertragen. Die Erkrankung mit letzterem ist imallgemeinen ungefährlich.

    Babesiosis: Durch Zecken übertragen, Erreger sindEinzeller der Gattung Babesia. Dies sind keineBakterien oder Viren sondern Zellparasiten, die imInnern von Zellen leben und sich so in dieser Phaseihres' Lebenszyklus dem Immunsystem des Wirtesentziehen können. Diese Parasiten aus derPlasmodien-Verwandtschaft, von denen einigeArten für Malaria verantwortlich sind, befallen roteBlutkörperchen. Babesia-Einzeller kommen in

    verschiedensten Tierarten vor. Die Unterscheidungder verschiedenen Arten ist einerseits durch denKrankheitsverlauf und andererseits mittelsimmunologischen und molekularbiologischenMethoden möglich.

    Die untenstehende Liste zeigt verschiedene Artender Gattung Babesia und ihre bevorzugten Wirte:

    RinderBabesia bovis, Babesia divergens,Babesia bigemina, Babesia major  

    Schweine Babesia perroncitoi, Babesia troutmanni  

    Hunde Babesia gibsoni, Babesia canis 

    Katzen Babesia felis 

  • 8/19/2019 Michael Haase Das Feld Der Tränen

    25/63

     ISSN 1619-5752 Magazin für alternative Archäologie, Astronautik und SETI-Forschung

    Zuppinger, Der Gepard ... Seite 25 

    Die Tatsache, dass sich diese Gattung in so vieleverschiedene Arten aufspaltete und dass alleGrosstiere von diesen Parasiten geplagt werden,zeigt die Anpassungsfähigkeit der Gattung Babesia 

    an neue Wirte.

    Ein Beispiel für eine virale Krankheit, die manursprünglich für auf hundeartige Raubtierebeschränkt hielt, das "canine distemper virus" bzw."CDV" oder hierzulande einfach  Hundestaupe genannt, brach im Jahre 1993 in der Serengeti ausund erfasste auch viele Löwen und andere

    Tierarten. 35% der Serengeti-Löwen wurdeninnerhalb eines halben Jahres getötet. Bis zu 85%der Löwen wurden infiziert, überlebende Tiere littenz.T. unter neurologischen Problemen. Als Quelle

    und Reservoir für die Viren wurden von derBevölkerung gehaltene Hunde identifiziert (Roelke-Parker et al., 1996). MassivePopulationsreduktionen durch CDV, die dannwiederum Ursache des Gründereffekts (siehe oben)sein können, wurden auch bei Schwarzfußfrettchenbeobachtet.

     

    9. Natürliche Entwicklung oder Eingriff ? 

    Im folgenden möchte ich nun auf die einzelnen Argumente eingehen, die im genannten Artikel von R. Furduyaus "Sagenhafte Zeiten"  für eine genetische Manipulation von Tierarten in der Vergangenheit (auf den Teil zurHerkunft von Nutzpflanzen gehe ich an dieser Stelle nicht ein) angeführt wurden.

    Prof. Furduy erwähnt zunächst die Herkunft des Haushundes. 

    Zitat: "Zunächst einmal muss festgehalten werden,dass der Vorfahr des Haushundes trotzevolutionstheoretisc