Michael Kühnen - Sein Leben, sein Wirken, sein Kampf

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Michael Kühnen - Festschrift zum 50. Geburtstag | Seite 1

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Micael KühnenSein Leben, sein Wirken, sein Kampf

Herausgeber: Freundeskreis Michael KühnenPostanschrift: Postfach 1109 - 17438 Wolgast Epost: [email protected]

V.i.S.d.P.: Paul Breuer - Stammheimerstraße 160 - 11215 Köln

Vorliegende Broschüre ist eine Dokumentation und keine politische Agitationsschrift.Mit dieser Gedenkschrift soll ausschließlich das politische Lebenswerk des Michael Kühnen nachgezeichnet werden. Es ist nicht beabsichtigt, lan-ge verbotene Organisationen wieder zum Leben zu erwecken oder in irgendeiner Weise fortzusetzen. In freiwilliger Selbstzensur haben die Herausgeber alle verfassungsfeindlichen Kennzeichen entfernt, um trotz der sog. Sozialadä-quanzklausel des §86 a StGB keinen Anlaß zu juristischer Beanstandung oder strafrechtlicher Verfolgung zu bieten.Die Wortbeiträge werden von den namentlich genannten Verfassern selbst verantwortet.IM

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von Thomas Brehl

Mit vorliegender Gedenkschrift soll jener Mann geehrt werden, der wie kein anderer all das beeinflußt hat, was wir heute im weitesten Sinn als Nationalen Widerstand bezeichnen.

Natürlich gab es auch vor ihm schon Versuche, an das nationale und sozialistische Ge-dankengut vorangegangener Jahre anzuknüpfen aber nach dem Verbot der Sozialistischen Reichspartei waren die nationalrevolutionären Kräfte in Deutschland mehr und mehr in die Defensive geraten, bzw. hatten sich zum Teil selbst dort hinein manövriert.

Mitte der 70er Jahre des vorigen Jahrhunderts war dann ein Zustand erreicht, wo sich jeder Nationalist, egal ob Nationalrevolutionär, Nationalsozialist, Nationaldemokrat oder bürger-licher Patriot in einer ständigen Verteidigungsposition befand. Man mußte sich fortwährend für alles mögliche entschuldigen und ein Bekenntnis zum historischen Nationalsozialismus wurde zur Unmöglichkeit.

In dieser Situation begann Michael Kühnen sein großes Werk und vielen seiner Gefolgsleute aus den ersten Jahren seines Ringens mag es am meisten imponiert haben, daß er immer wieder betonte, daß wir uns, als nationale Sozialisten der neuen Generation für gar nichts entschuldigen und schon gar nicht verstecken brauchen. Er vermittelte seinen Getreuen ein neues Selbstbewußtsein, sie empfanden sich fortan als Vertreter der Reichsinteressen, Gegner waren die Herrschenden und all die, die auch als Nationalisten ihren kleinen Frie-den mit dem herrschenden System gemacht hatten. Das war neu und neu war auch, daß Kühnen eine überwiegend junge Schar nationalrevolutionärer Kräfte kommandierte, mit der natürlich sehr viel eher eine Politik der Straße gemacht werden konnte, als mit den satt oder müde gewordenen Vertretern des bürgerlichen Nationalismus. Hier schon beginnt der Mythos um Michael Kühnen und als die alten ausgetretenen Pfade einmal verlassen waren, schockierte „der Chef“, wie er mittlerweile von seinen Gefolgsleuten anerkennend genannt wurde, mit seiner Agitationspropaganda eine staunende Öffentlichkeit, irritierte Institutio-nen des Staates und eine immer interessierter werdende Presse des In- und Auslandes.

Zugute kam ihm hier -wie später noch so oft- seine umfassende Bildung, sein eloquentes Auftreten und ein untrügliches Gespür für medienwirksame Auftritte. Seine ANS (Aktions-front Nationaler Sozialisten) war bald über die Grenzen Deutschlands bekannt und sorgte mit immer neuen Propagandaaktionen für ein nicht nachlassendes Interesse von Freund wie Feind. Die Bilder seiner Eselsmaskenaktion* gingen um die Welt und fehlen in kaum einem einschlägigen Werk über die Entwicklung des „Neonazismus“ in der Bundesrepublik Deutschland.

Das alles hatte seinen Preis und so büßte Michael Kühnen seinen durchweg gewaltfrei-en Widerstand gegen das herrschende System mit insgesamt fast acht Jahren Haft. Wer allerdings geglaubt hatte, diese Haftstrafen könnten Kühnen von seinem Tun abbringen, hatte sich geirrt. Nach beiden großen Langzeitstrafen ging er sofort wieder ans Werk und so gründete er nach dem Ende seiner Kerkerhaft, die er im Hochsicherheitstrakt der JVA-Celle verbüßt hatte, im Januar 1983 aus den Kadern seiner alten ANS und den inzwischen auch

Vorwort

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bundesweit aktiven NATIONALEN AKTIVISTEN (NA) die legendäre ANS/NA, die zwar nicht mal ein ganzes Jahr Bestand hatte, in diesem knappen Jahr unter seiner Führung aber mehr bewegte, als andere in vielen Jahren.

Auch nach dem Ende der zweiten Langzeitstrafe kam er mit neuen Ideen aus der Haft und entfachte mit der neugegründeten NATIONALEN SAMMLUNG (NS) sofort einen Kommunalwahlkampf, der beinahe die ersten bekennenden Nationalsozialisten der Nach-kriegszeit in ein bundesdeutsches Regionalparlament (Langen/Hessen) gebracht hätte. Die Herrschenden griffen jedoch erneut zu der Waffe des Verbots, einer überaus undemokrati-schen Maßnahme, wie nicht nur Gesinnungsfreunde Kühnens damals meinten.

Wie jeder, der sich einmal aus der Masse der übrigen Aktivisten hervorgehoben hat, war Michael Kühnen nicht unumstritten. Bekämpft wurde er aus den unterschiedlichsten Grün-den. Vom System, weil man ihn für gefährlich hielt, was sich durch eine Unzahl von Aussa-gen von Zeitzeugen belegen läßt. Vom politischen Gegner aus den selben Gründen, wobei hier mitunter auch Hass spürbar wurde. Bekämpft wurde er leider auch von einigen die er für seine Kameraden - im weitesten Sinne jedoch zumindest für Mitstreiter hielt. Die Ursa-chen mögen vielfältig gewesen sein, Gründe ihn zu hassen gab es nach objektiven Kriterien keine. Auch wer seine politischen Vorstellungen und Konzepte ablehnte, fand in ihm einen stets gesprächsbereiten Diskussionspartner, der um Bündnisse zu schmieden, auch zu weit-reichenden Konzessionen bereit war.

Sicher gab es auch unter jenen, die wir damals für Mitstreiter hielten, solche, die ihn im staatlichen Auftrag bekämpften und es werden nicht wenige gewesen sein. Andere mögen ihm seinen Erfolg geneidet haben, obwohl sie ganz genau wußten, daß der strahlenden Welt der surrenden Fernsehkameras und dem Blitzlichtgewitter der Fotografen, die einsame Welt der Kerker von Celle und Butzbach gegenüber stand und daß all das, was hier durch ihn erreicht wurde, von ihm auch bitter bezahlt werden mußte, indem er seinen politischen Vorstellungen die besten Jahre seines Lebens opferte.

Von seinem Ableben hat jedenfalls niemand seiner Gegner aus dem Nationalen Widerstand profitieren können. Zu sehr unterschieden sich sein Wissen, sein Weitblick und seine weit-reichenden politischen Vorstellungen von jenen der Kleingeister, die ihn bekämpft hatten. Mit Michael Kühnen hat die nationalrevolutionäre Front in Deutschland einen ihrer Bes-ten verloren, daran kann es keinen vernünftigen Zweifel geben. Auch einige seiner Gegner von damals räumen das heute ein. Wer ihn allerdings heute noch bekämpft, meist ohne ihn je gekannt oder gar erlebt zu haben, soll wissen, daß er damit zu spät kommt. Längst hat Michael Kühnen seinen festen Platz in der Geschichte des nationalrevolutionären Wider-standes eingenommen. Dafür sorgen schon jene, die ihm -allen Anfeindungen zum Trotz- stets ein ehrendes Andenken bewahren werden. Diese Schrift soll sichtbares Zeichen dafür sein...

Langen, den 21. Juni 2005

Vorwort

* Eselsmaskenaktion: Kameraden der Hamburger ANS hatten sich Eselsmasken aufgesetzt und Schilder umge-hängt, auf denen zu lesen war: „Ich Esel glaube noch... usw.“ Vor einer Nachahmung wird dringend gewarnt, eine solche Aktion würde heute gegen geltendes Recht verstoßen und u.U. sogar Haftstrafen nach sich ziehen.

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Mit dem machtpolitischen Scheitern des ersten nationalsozialistischen Volksstaates auf deut-schem Boden begann im Jahre 1945 die „lange Nacht des Nationalsozialismus“. Zwar gab es den einen oder anderen Versuch, nationalsozialistische Positionen unter dem Deckmantel „demokratischer“ Parteien am Leben zu erhalten, aber allen ernsthaften Bestrebungen, wie z.B. in der Sozialistischen Reichspartei (SRP), machte die „wehrhafte Demokratie“ durch Verbote ein schnelles Ende. Das führte nach langer Inaktivität dazu, daß ehemalige Nati-onalsozialisten zusammen mit bürgerlich-konservativen und rechtsliberalen Kräften eine Partei schufen, die nicht nur dem Anschein nach, sondern tatsächlich „demokratisch“ war und deren Funktionäre und Mitglieder nicht müde wurden, sich der Öffentlichkeit als die „wahren Demokraten“ zu präsentieren, ihr Name: NPD. Eine skeptische Öffentlichkeit und der politische Gegner glaubten dies nicht so recht und so befand sich die neue Rechtspartei in einer ständigen Verteidigungs- und Rechtfertigungsposition. Ja, rechts wollte man sein, aber um Himmels Willen nicht nationalsozialistisch. Nationalsozialisten gab es plötzlich offiziell nicht mehr, das Bekenntnis zum Nationalsozialismus wurde in jenen Jahren weniger mit dem Ruf nach Polizei oder Staatsanwaltschaft beantwortet, als mit dem Ruf nach dem Nervenarzt. Dafür waren auch die vielen Spinner verantwortlich, die es natürlich noch reichlich gab (und gibt!) und die in ihren Zwei-Mann-Scheinorganisationen die tatsäch-liche politische Lage einfach ignorierten und Parolen von sich gaben, als hätte es die mi-litärische Niederlage von 1945 nie gegeben. Sie fungierten als „Reichsführer“, ihr einziger Gefolgsmann war mindestens „Reichsorganisationsleiter“, alles in allem eine Karikatur der einst das ganze Volk umspannenden Massenbewegung und ihrer Untergliederungen.

In dieser Zeit betritt ein junger Mann die politische Bühne, dem eine glänzende Karriere in der bundesdeutschen Gesellschaft sicher gewesen wäre. Er kommt, aus begütertem El-ternhaus stammend, im nordrheinwestfälischen Bonn-Beuel am 21.06.1955 zur Welt und schlägt nach dem Abitur die Soldatenlaufbahn ein. Mittlerweile zum Leutnant befördert, studiert er auf der Bundeswehrhochschule in Hamburg, sein Name: Michael Kühnen.

Und Kühnen ist kein Spinner. Er ist intelligent, redegewandt und belesen. Er hat sich mit dem Kommunismus und seinen geistigen Wurzeln ebenso auseinandergesetzt wie mit dem Nationalsozialismus und in letzterem sieht er die Chance für eine gerechtere Zukunftsord-nung, zunächst in seinem Vaterland Deutschland, im Laufe seiner weiteren politischen Tätigkeit aber auch weit über dessen Grenzen hinaus.Bevor er eine eigene Organisation gründet, erkundet er die bereits vorhandenen und merkt bald, daß ihm keine dieser Parteien oder Gruppen eine wirkliche politische Heimat bieten kann. Schon gar nicht die um ständige Aus- und Abgrenzung bemühte NPD, auf deren Ver-anstaltung zum 8. Mai 1977 er ein entscheidendes Schlüsselerlebnis hat. Ausgerechnet am Jahrestag der deutschen Niederlage hetzt ein NPD-Funktionär gegen das Dritte Reich und den Nationalsozialismus. Kühnen verläßt wutentbrannt diese Veranstaltung, einige Getreue folgen ihm und man beschließt spontan die Gründung einer nationalsozialistischen Frontor-ganisation mit dem Ehrennamen dieses denkwürdigen Tages: „SA-Sturm >8. Mai<“. Mit dieser Gründung verwirklicht Michael Kühnen eine später noch oft erhobene, in jenen Tagen des Mai 1977 aber erstmals formulierte Forderung: Nationalsozialisten gehören in eine nationalsozialistische Organisation!

Michael Kühnen - Ein deutscher Revolutionär

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Widerstrebend und auf Druck seiner Kameraden übernimmt Kühnen die Führung dieser kleinen Gruppe, die sich aber durch eiserne Disziplin, medienwirksame Auftritte und für viele unvorstellbare politische Forderungen schnell Gehör verschafft und in Kürze erstmals die politischen Schlagzeilen der demokratischen Presse auch außerhalb Deutschlands be-stimmt. Was sich in den Ohren der Nachgeborenen wie pure Angabe anhören muß, läßt sich dennoch mühelos beweisen: Es gibt wohl tatsächlich weltweit kaum eine Zeitung, die nicht über die berühmte „Eselsmasken-Aktion“ in der Hamburger Innenstadt berichtet, bei der junge, weit nach dem Ende des Dritten Reiches geborene Deutsche gegen die in ih-ren Augen verlogene Geschichtsschreibung demonstrieren, die Deutschland mit dem größ-ten aller Verbrechen, dem Völkermord, belastet. Eselsmasken haben sie sich aufgesetzt und große Pappschilder umgehängt, auf denen zu lesen ist: „Ich Esel glaube noch... usw.“ Das ist eine ungeheure und bis dahin nicht gekannte Provokation. Diese und andere Provokati-onen nutzt Kühnen immer wieder zu medienwirksamen Auftritten. Wo immer die schwarz gekleideten und mit hakenkreuzähnlichen Armbinden ausgestatteten Jugendlichen unter ihrem neuen Organisationsnamen „AKTIONSFRONT NATIONALER SOZIALISTEN“ (ANS) auftauchen, haben sie das Interesse von Bürgern und Medien auf ihrer Seite, wenn auch selten deren Zustimmung. Trotzdem sollte diese Art der öffentlichen Werbung für ein politisches Ziel zum Markenzeichen Michael Kühnens werden. „Bevor man beliebt sein kann, muß man bekannt sein!“ hat er immer wieder verkündet und recht behalten.

Über diese Zeit des Beginns seiner aktiven Tätigkeit schreibt Kühnen selbst in seiner 1979 entstandenen Schrift „Die Zweite Revolution“:

„Die Welt staunt: 35 Jahre nach der Zerschlagung des Großdeutschen Reiches, nach immer neuen Umerziehungsversuchen, nach dem Verbot der NSDAP, gibt es in Deutschland wie-der junge Menschen, die hakenkreuzähnliche Armbinden tragen und mit schwarzen oder braunen Hemden, schwarzen Hosen und Knobelbechern auftreten (...) Ja, unseren jungen Kameraden geht es wohl wirklich zu gut in diesem System: Sie stammen fast durchweg aus Arbeiterfamilien, sind selber Lehrlinge mit wenig Geld, finden keine Lehrstellen, sind arbeitslos oder wegen ihrer Gesinnung entlassen! Vor allem aber: Sie sehen keine Aufstieg-schance in einem System, in dem Herkunft und Vermögen mehr zählen als Leistung, in dem die Handarbeit gering geachtet und ein Volksschüler wie der letzte Dreck behandelt wird. Sie haben ständig Krach zu Hause und werden von der Polizei gejagt, wenn sie ihre Parteikluft tragen. Sie sind mit 16 oder 17 Jahren schon häufiger festgenommen worden als der Durchschnittsspießer in seinem ganzen Leben (...) Sie sind mit ihrem Herzen dabei, mit ihrem jungen, glühenden Herzen; sie wollen ein besseres Deutschland; sie wollen eine Heimat, keine technokratisch gelenkte materialistische Betonwüste! Sie können es vielleicht nicht in Worte fassen, aber das ist das Schlüsselwort: Heimat! Und es gibt noch ein zweites: Haß! Haß auf die bürgerliche, verlogene Welt, die ihnen die Zukunft stiehlt; Haß auf die Staatsschützer, die Sechzehnjährige durch die Straßen deutscher Großstädte jagen; Haß auf die Feinde und Verräter, die Deutschland ausbeuten wie eine fremde Kolonie, weil sie nicht deutsch empfinden können!“Natürlich staunen nicht nur Medien und Öffentlichkeit, auch der Polizei- und Justizapparat muß sich erst auf diesen unerwarteten Angriff von rechts einstellen und beginnt -nach dem ersten Schock- sehr bald mit wirkungsvollen Gegenmaßnahmen. Aber war man von den bürgerlich-nationalen Biedermännern bisher gewohnt, daß sie sich staatlichen Weisungen widerstandslos unterwerfen, so bildet das Verhalten der ANS und ihrer Aktivisten auch

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hier eine bisher nicht gekannte Ausnahme. Der Versuch der Polizei, eine Veranstaltung der ANS zu sprengen und damit die Enthüllung einer Adolf-Hitler-Gedenktafel zu verhindern, verläuft kläglich und erst unter massivem Einsatz und nach stundenlangem Kampf ende-te die „Saalschlacht von Lentföhrden“ mit Auflösung der Veranstaltung und zahlreichen Festnahmen. Nicht nur die älteren Kameraden, auch die Polizeieinsatzleitung kann sich des Eindrucks nicht erwehren, daß sich die SA zurückgemeldet hat.

Durch den Bückeburger Prozeß und die sich anschließenden viereinhalb Jahre Haft ist Kühnen zwar zunächst aus dem Verkehr gezogen, und auch die Aktivitäten der ANS ru-hen, aber unmittelbar nach Verbüßung der Strafe meldete sich „der Chef“ an die politische Front zurück. Im Januar 1983 verschmilzt dann die „alte“ ANS mit den aus Mitgliedern verbotener Organisationen und zahlreichen neuen Kämpfern gebildeten NATIONALEN AKTIVISTEN (NA) zur legendären ANS/NA. Die darauffolgenden Monate bis zum Ver-bot der Aktionsfront im Dezember 1983 werden zum erfolgreichsten Abschnitt offen nati-onalsozialistischer Agitation und Propaganda seit Kriegsende. Spätestens jetzt gilt Michael Kühnen als der „Nazi-Führer“ schlechthin, eine Rolle, die er gar nicht zu spielen beabsichtig-te, in die seine Gefolgsleute ihn aber immer wieder hineindrängen. Er ist eben der Beste und Fähigste.

Bereits zu Zeiten der ANS/NA, nochmehr aber nach ihrem Verbot, wird die gesamteuropäi-sche Tendenz in der Arbeit Michael Kühnens deutlich sichtbar. Um seinen Traum von der „Europäischen Bewegung“ zu forcieren und das Deutschtum im Ausland für seine Arbeit zu mobilisieren, verläßt Michael Kühnen mit einem zeitlich begrenzten Auftrag seiner engsten Kameraden die deutschen Grenzen und bezieht Wohnung in Frankreich, wohin bereits enge Kontakte zu ehemaligen Waffen-SS-Kameraden, aber auch zu nationalrevolutionären Gruppen be-standen. Die von den Medien verbreite-te Geschichte, Kühnen sei von Funktionären des FRONT NATIONAL um Jean-Marie Le Pen „mit offenen Armen“ aufgenommen worden, gehört dagegen ins Reich der Fabel.

Von Frankreich aus bereist Kühnen auch andere Länder, wie die Schweiz oder aber auch Spanien, wo er unter den staunenden Augen eines deutschen Fernsehteams sogar mit Leon Degrelle zusammentrifft, jenem legendären Divisionskommandeur der Waffen-SS-Division „Wallonie“, der interessanterweise nur französisch und spanisch spricht. Für Küh-nen, der mehrere Sprachen fließend beherrscht, kein Problem. Zum Abschied erklärt sich Degrelle auch bereit, Kühnens ebenfalls in Spanien gegründetes „KOMITEE ZUR VORBE-REITUNG DER FEIERLICHKEITEN ZUM HUNDERTSTEN GEBURTSTAG ADOLF HITLERS“ (KAH) tatkräftig zu unterstützen.

Biographie

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Zwischenzeitlich laufen die Drähte der französischen und deutschen Sicherheitsbehörden heiß, die Deutschen würden Kühnen gern verhaften, ein neuer großer Prozeß ist in Vor-bereitung, die Franzosen wären froh, ihn los zu sein, diesen deutschen Nationalsozialisten, der unter soviel Medieninteresse von Frank-reich aus die „Nazi-Internationale“ schmiedet. Man einigt sich und Ende 1984 wird Kühnen nach Deutschland abgeschoben. In dem da-rauffolgenden Verfahren wird er erneut zu ei-ner langjährigen Haftstrafe verurteilt, die er im hessischen Butzbach bis zum letzten Tag absitzt. Kühnens Abwesenheit nutzen einige Neider und Spalter zur Demontage ihres einstigen Vorbildes, sie verbreiten Gerüchte und schüren Mißstimmungen. Unfähig, eigene politische Vorstellungen und Konzepte zu entwickeln, halten sie ihre „große Stunde“ am Vorabend des 20. Juli 1986 für gekommen. Auf der Grund-lage angeblich unterschiedlicher Moralvorstel-lungen wird eine gänzlich unpolitische Debatte zum Anlaß genommen, um gegen Kühnen zu putschen. Er ist ensetzt, als er -im Gefängnis sitzend- den schriftlichen Bericht seines Stell-vertreters Thomas Brehl erhält und erklärt so-fort seinen Austritt aus der eigenen Truppe und die Niederlegung aller Funktionen, Brehl folgt ihm.

Die „Ära Kühnen“ scheint zu Ende, auch vie-le seiner engsten Mitarbeiter resignieren und überlassen für kurze Zeit jenen das Feld, die „dem Chef“ nicht im geringsten das Wasser reichen können, die keine eigenen politischen Vorstellungen entwickelt, geschweige sie zu Pa-pier gebracht haben. Einige Getreue wollen sich jedoch mit diesem für sie unhaltbaren Zustand nicht abfinden, sie suchen Kühnens Stellvertre-ter Brehl in dessen Heimatstadt Fulda auf und bieten ihm an, ihn auf einer Deutschlandfahrt zu begleiten, um mit allen führenden Vertretern der Kameradschaften persönlich und vor Ort zu sprechen. In der aufgeheizten und von persönlichen Angriffen übelster Art bestimmten Atmosphäre hält dies Brehl für keine gute Idee. Die für die Deutschlandfahrt bereitgestellten Finanzmittel benutzt er in Absprache mit den betreffenden Kameraden aber dennoch zur Herausgabe einer kühnentreuen Ausga-be der „NEUEN FRONT“, jenes internen Kampfblattes, das, von Michael Kühnen einst ins Leben gerufen, jetzt von seinen Gegnern als deren Sprachrohr mißbraucht wird.

Der Erfolg ist überwältigend: Aus allen Teilen Deutschlands treffen Treuebekundungen für

BiographieBiographie

Mainz 1983

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Michael Kühnen ein, verbunden mit der inständigen Bitte, weiterzuarbeiten und zu kämp-fen und sich dieser heiligen Aufgabe nicht zu entziehen. Kühnen ist überrascht und gerührt und er entzieht sich nicht. Sofort nach seiner abermaligen Haftentlassung im März 1988 steht „der Chef“ wieder da, wo er in all den Jahren seines politischen Ringens gestanden hat: an der Spitze der ihm ergebenen Kampfgemeinschaft überwiegend junger Aktivisten, die -von ihm nicht gewollt- von Freund und Feind mittlerweile die „Kühnen-Truppe“ ge-nannt wird.

Mit der ihm eigenen Dynamik baut Kühnen aus Teilen seiner Kadertruppe und neu hinzuge-kommenen Aktivisten in kürzester Zeit eine Wahlpartei, die NATIONALE SAMMLUNG (NS), auf. Alle Kräfte seiner kleinen, aber schlagkräftigen Bewegung konzentriert er in ei-nem Städtchen im Rhein-Main-Gebiet, im hessischen Langen. Hier will er die Demokraten mit ihren eigenen Waffen schlagen, hier rüstet er zur „Durchbruchsschlacht“. Die Unter-stützung ist enorm, aus allen Gauen des Reiches und darüberhinaus kommen ständig Kame-raden zur Wahlkampfhilfe in die hessische Gemeinde zwischen Frankfurt, Darmstadt und Offenbach. Nicht nur die Stadtoberen befürchten für die Kommunalwahl das Schlimmste, auch die Linkspresse, darunter die FRANKFURTER RUNDSCHAU, prophezeien entwe-der den Einzug der NS´ler ins Langener Rathaus oder schließen ihn zumindest nicht mehr aus. Das System zieht die Notbremse: Mit einem Verbot -der denkbar undemokratischsten aller Maßnahmen- beendet der Staat die Träume vom ersten Einzug bekennender Natio-nalsozialisten in ein Stadtparlament nach dem Zweiten Weltkrieg.

Zunehmend von seiner schweren Krankheit gezeichnet, gibt Kühnen dennoch nicht auf. Unentwegt reist er, hält Reden, schreibt und gründet nationale Kampfverbände. Er schont sich nicht und die unerwartete Teilwiedervereinigung Deutschlands im Jahre 1989 erweitert sogar noch sein ohnehin schon großes Betätigungsfeld. Auch in Mitteldeutschland findet er schnell Zuspruch und ungezählte neue Anhänger. Ein Jahrhundertwerk wartet auf jenen Mann, der spürt, daß ihm die Zeit davonläuft und ihm die Krankheit schnell und unaufhalt-sam die noch verbliebenen Kräfte raubt.

Michael Kühnen, eine tragische Figur im klassischen Sinne, stirbt, ohne sein großes Ziel, die „Neugründung der NSDAP als legaler Partei in Deutschland“, erreicht zu haben, am 25.04.1991. Er blieb zeitlebens seinen Zielen und seinem Bekenntnis zu Volk und Nation treu. Er hinterläßt eine nicht zu schließende Lücke in der Front der Kämpfer für Deutsch-land! Seine Schriften sind illegal, seine Organisationen verboten und aufgelöst und es wäre politisch unsinnig, den Versuch ihrer Wiederbelebung zu machen. Was sie waren, waren sie durch ihn, aber die Erinnerung an Michael Kühnen lebt. Und wir lassen es uns nicht verbieten, ihm ein ehrendes Andenken zu bewahren. Seinen Gegnern zum Trotz und seinen ehemaligen Anhängern zum Zeichen der Treue rufen wir ihm zu:

Michael Kühnen - ...und Du siegst doch!

(Niedergeschrieben im August 1998)

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Stellvertretend für Hunderte anderer Mitstreiter, für die Michael Kühnen so unendlich viel mehr war und ist, als nur „der längst verstorbene Neo-Nazi-Führer“, kommen hier in der Folge 14 Kameraden zu Wort, um ihre ganz

persönliche Meinung über „den Chef“ kundzutun:

Manfred Geith, München

Es war ein sonniger Augusttag im Jahre 1983, als ich wie vereinbart, einen alten Aktivisten der Münchner Rechten telefonisch kontaktie-ren sollte. Er eröffnete mir sogleich am Telefon, daß noch am selben Tag ein Treffen mit nationalen Persönlichkeiten aus dem Reichsgebiet in einem Münchner Traditionslokal stattfinden sollte, mit dabei: Mi-chael Kühnen. Am frühen Abend dieses denkwürdigen Tages betrat ich dann das „Donisl“ jene Gaststätte, in der ich den größten Sohn der deutschen Nachkriegsgeschichte das erste Mal sehen sollte. Ich

war ziemlich aufgeregt, als ich zu der Gruppe von Aktivisten stieß, die schon bundesweit Schlagzeilen machten. Mitten unter ihnen: Michael Kühnen. Korrekt gekleidet, schneidiger Haarschnitt und mit einem offenen Lächeln, das mir sofort sympathisch war. Nachdem ich allen als junger Aktivist vorgestellt worden war -einschließ-lich Michael Kühnen- faßte ich all meinen Mut zusammen und bat meinen baldigen obers-ten Chef persönlich um ein Gespräch. Er gewährte es mir und ich konnte endlich all die Fragen zu unserem zukünftigen Ringen stellen, die mir schon lange auf den Nägeln brann-ten. Die Beantwortung seinerseits erfolgte in einer Klarheit und politischen Präzision, wie ich vorher noch nie so deutlich gehört hatte. Nachdem der Abend voranschritt, wurde die Gaststätte gewechselt und wir kamen zu un-serem ersten Sturmlokal der jungen Bewegung in München. Hier fand auch die Gründung der Kameradschaft München der ANS/NA mit der Sturmnummer „16“ unter Federführung von Kühnen noch am selben Abend statt. Und noch heute, über 20 Jahre später, erfüllt es mich noch immer mit ungeheurem Stolz, eines der Gründungsmitglieder in München gewesen zu sein. Ab da begannen wohl die turbulentesten Jahre meines Lebens unter immerwährender Füh-rung unseres geliebten Chefs Michael Kühnen. Immerhin fast Acht Jahre bis zu seinem Tode 1991, habe ich ihn begleitet durch gute und schlechte Zeiten. Damals wie heute gilt ihm mein Dank und er wird mir daher immer unvergessen bleiben.

Danke Michael!

Auf daß er uns bleibt, was er uns immer war:

Unser Chef!

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Thomas Hainke, Wien

Ich war gerade 14 Jahre alt und seit einigen Monaten ein sehr aktives Mitglied im ANS/NA >Sturm 5, Bielefeld<. Und nun sollte es endlich soweit sein, ich würde erstmals Michael Kühnen persönlich treffen, den Chef, bei einer Veranstaltung in Heiden im westlichen Teil Westfalens. Heimlich war ich zu Hause ausgebüchst und hatte unterwegs die Uni-form angezogen, nun ging es zusammen mit meinem Kameradschafts-führer Manuel Haberhauer und der HNG-Vorsitzenden Christa Goerth und den anderen Jungs auf zur Aktion. Auch andere Führungsmitglie-der waren da, ich kannte sie schon von ihren regelmäßigen Besuchen

in Bielefeld. Es waren Thomas Brehl, Christian Worch, Arnd-Heinz Marx, Jürgen Mosler, Peter Müller, Dieter Weißmüller und >Steiner<. Christa Goerth war indes längst zu einer Art „Ersatzmutter“ für mich geworden.In Heiden angekommen, wurden wir sofort auf das herzlichste von Michael Kühnen be-grüßt. Der war sichtlich begeistert von seinen jungen Bielefelder „SA-Männern“, waren ihm doch unsere ständigen Aktivitäten und deren Medienecho und die bereits einsetzenden Verfolgungen unserer Truppe nicht verborgen geblieben.

Die Begrüßung kann ich bis heute nicht vergessen, es war so etwas wie eine innere Ver-pflichtung, ein Treuebekenntnis, das auch über seinen Tod anhalten sollte. Es gibt Men-schen, die haben dieses gewisse Etwas, man spürt es bei der ersten Begegnung. Ich habe in meinem Leben viele außergewöhnliche Menschen kennengelernt, aber keiner hatte die Ausstrahlung eines Michael Kühnen.Ich habe es auch später immer wieder miterlebt: Michael konnte mit seinem Wesen Junge und Alte in seinen Bann ziehen und selbst viele überzeugte politische Gegner zollten ihm ehrlichen Respekt. Bielefeld wurde zu einem wichtigen Meilenstein (wie schon fast 60 Jahre zuvor) in der neueren Kampfzeit. Für Michael Kühnen aber wurde es -auch Dank Christa Goerth und den treuen Bielefelder Kameraden- zur zweiten Heimat.

Sein Charisma, Ideenreichtum, Kameradschaft und Glaube steckte uns alle an, seine über-wältigenden Reden, Ausführungen und Visionen rissen uns ständig mit. Seine Schriften, sein fundamentales geschichtliches Wissen, seine Neukommentierungen, Referate und Ar-tikel lehrten und formten uns. Seine Selbstlosigkeit, sein Prinzip nur das von anderen zu verlangen, was er selbst jederzeit zu leisten bereit war, prägten uns und waren uns Vorbild im Kampf. Seine „10 Gebote des Politischen Soldaten“ gaben uns inneren Halt und waren uns ständiger Antrieb. Man kann ohne jede Übertreibung sagen -und wer Michael Kühnen mit-erleben durfte, wußte das- „Dort wo Michael war, war vorne!“. Ich werde Michael Kühnen nie vergessen, mit ihm verlor ich einen Chef, Kameraden, Freund und ewigen Vertrauten.

Wir sehen uns in Walhall!

Erlebnisberichte

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ErlebnisberichteErlebnisberichte

Thomas „Steiner“ Wulff, Berlin

Wenn ich an meinen Kameraden Michael Kühnen denken, dann fühle ich Stolz und Trauer in mir. Er war unser „Chef“ wie wir ihn nannten. Er verbat es sich entschieden, von uns jungen Kameraden als Führer angesprochen zu werden. Eigentlich war er aber immer ein Kamerad unter Kameraden. Er konnte zuhören und hatte immer aufbauende Worte der Zuversicht und voller Kampfgeist für jene Kameraden, die vom Kampfe müde waren.Ich fühle Stolz, als junger Kamerad mit diesem Mann Seite an Sei-te für Deutschland gekämpft zu haben zu einer Zeit, als der Kampf um einen nationalen Sozialismus für immer der Vergangenheit an-

zugehören schien. Doch Michael war es, der dieser Idee neues Leben verlieh. Er schafft es einer neuen Garde junger Kämpfer diese Idee mit klaren und verständlichen Worten so zu verinnerlichen, daß diese zum Teil bis heute ihre Kraft aus diesen prägenden Jahren ziehen können. Keiner vermochte es so sehr, kraftvoll und glaubwürdig eine Vision eines kommen-den Deutschland unter dieser Idee zu zeichnen wie unser Kamerad Kühnen. Wir fühlten in seiner Nähe eine Art von Unbesiegbarkeit. Ich wäre für den Mann gestorben und ich weiß es aus vielen Gesprächen - viele hätten es mir gleich getan. Wir standen in der jungen Pha-se einer neuen Bewegung wie ein Block. Die geistige und schlagend visionäre Kraft dieses Mannes gab uns die unbedingte Zuversicht im Kampf um ein neues, freies Deutschland.

Und dies ist auch der Grund für meine Trauer. Soviel Unrecht ist diesem Vorkämpfer wi-derfahren – gerade auch aus eigenen Reihen – daß es einen heut` noch schmerzt, wenn die Erinnerung auf jene Jahre kommt. Nicht die langen Haftjahre, die Kamerad Kühnen als Frontmann unserer Bewegung absitzen mußte, haben ihn belastet. Nein, es waren die dauernden Angriffe und der Verrat aus den eigenen Reihen. Ich spüre tiefe Trauer in mir, wenn ich an Michael Kühnen denke, denn ich spüre schmerzlich den unersetzbaren Verlust für unseren Kampf, den der Tod dieses Mannes bedeutete. Mir ist niemand mehr begegnet mit dem Charisma eines Michael Kühnen. Dieser Mann hat mich politisch kämpfen gelehrt. Er hat mir gezeigt, wie mit Menschen umzugehen ist. Er hat mir eine tiefe Ahnung davon gegeben, was für eine ungeheure Kraft in unserer Idee steckt. Einige Erlebnisse unseres Kampfes haben sich für immer in meine Erinnerungen gebrannt.

Die Flucht von Speyer

Es war eine HNG-Veranstaltung mit „Begleitmusik“. Das heißt, die Antifa lungerte über-all herum. Wir konnten unsere Veranstaltung ohne direkten Feindkontakt bis zum Schluß durchführen. Am Ende der Veranstaltung gab es die Meldung, daß erste abreisende Teil-nehmer auf dem Weg zu den Fahrzeugen von der Antifa überfallen wurden. Ich machte mich mit zwei Kameradinnen und einem Kameraden ebenfalls auf den Weg zum Fahrzeug, welches allerdings auf Grund von Polizeivorgaben sehr weit abseits stand. Während wir

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die Gassen eiligen Schrittes durchquerten, sammel-ten sich erste Zecken in unserem Rücken. Neben uns quietschten Bremsen, ein Fahrzeug hielt an und ich konnte zumindest meine Begleiter aus der Ge-fahrenzone herausfahren lassen. Nun war ich auf mich allein gestellt. Hinter mir näherten sich drei Antifatzkes und wir begannen alle zusammen einen Wettlauf durch die Innenstadt. Ein besonders eifri-ger Verfolger kam so dicht an mich heran, daß nur noch ein aus der plötzlichen Umdrehung geschlagener Schwinger, den Gegner ausschaltete. Spätestens jetzt waren allerdings meine Reserven verbraucht und die Kumpane des Angreifers richtig hasserfüllt auf mich. Die Lage erschien aussichtslos, als plötzlich ein kleiner orangener Opel Kadett im Rücken der Gegner auftauchte. Es war Michael, der noch einmal die Straßen durchfuhr, um zu schauen, ob alle Kameraden gut aus dem Schlamassel gekommen waren. Kurzerhand stoppte er neben mir und weil der Wagen voll besetzt war sprang ich auf seine Motorhaube und hielt mich an den Scheibenwischern fest. So fuhren wir, bis wir auf weitere Kameraden stießen. Sofort wurde gemeinsam zum Gegenangriff übergegangen.

Mein Kamerad Michael - Du marschierst im Geiste immer mit !

Peter Danz, Kronach und Heinrich Heim, Lichtenfels

Der Rudolf-Heß-Gedenkmarsch aus Anlaß seines 1. Todestages 1988 war angesagt. Wir standen in Gruppen am Festplatz und warteten auf den Beginn. Da plötzlich der Ruf: „Kühnen kommt!“ Alles schaute gespannt in die Richtung des Eingangs, wo sich ein Trupp mit wehenden Fahnen schnellen Schrittes näherte. Sofort stürzten sich die anwesenden Zeitungsreporter und Fernsehleute auf die Gruppe. Vor uns in der Mitte stand Michael Kühnen,

von dem wir schon so vieles gehört hatten und der auch oft im Fernsehen zu sehen gewesen war. Er hielt spontan eine Ansprache. Vom ersten Augenblick zog uns sein sympathisches, selbstbewußtes und kämpferisches Wesen in den Bann. Hier steht ein Mann, auf den noch Großes wartet, waren unsere Gedanken. Noch einmal begegnete uns Michael Kühnen im Jahre 1990 nach dem Fall der Mauer, schon stark gesundheitlich angeschlagen, wieder im August in der Rudolf-Heß-Stadt. Er hielt auf dem Festplatz eine zündende Rede an die mitversammelten Mitteldeutschen. Mi-chael Kühnen war eine Ausnahmeerscheinung, wie sie vielleicht in hundert Jahren unserem Volk wieder geschenkt wird. Eine herausragende Führungspersönlichkeit und ein begnade-tes Redetalent, stets weitblickend seiner Zeit bereits voraus. Jeder konnte stolz sein, einen solch glühenden Idealisten, der trotz achtjähriger Gesinnungshaft sich das Recht auf freie

Steiner mit Kühnen - 1988

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Meinungsäußerung nicht nehmen ließ, zum Chef, Kameraden oder Freund zu haben und ihm als Vorbild -selbst über seinen all zu frühen Heimgang nach Walhall hinweg- die Treue hält.

Bernd Koch, Solingen

Lieber Michael! Von wo auch immer Du jetzt auf uns schaust, diese Zeilen sind Dir gewid-met. Kannst Du Dich noch erinnern, wann wir uns kennenlernten? Es war Ende der 80er, als Du in Butzbach inhaftiert warst. Ich war in jener Zeit Mitglied der HNG unter Führung von Christa Goerth. Ich wurde einer der vielen Betreuer, die das Vergnügen hatten, mit Dir in Briefkon-takt zu treten und ich war echt stolz darauf, Dich meinen Brieffreund nennen zu dürfen, denn Du warst ein feiner Kamerad und Mensch. Dei-

ne Art Menschen zu führen, sie für unsere Sache zu begeistern, war beispielhaft. Auch in Haft bist Du Mensch geblieben und bist auch hier vor allem Deiner politischen Linie treu geblieben. Das wurde durch Rundschreiben, Verfassen von Broschüren stets unter Beweis gestellt. Nie hast Du Dich beugen lassen. Du warst und bist auch heute noch unser Vorbild. Deine Briefe haben immer zum Ausdruck gebracht, wie Du fühltest und dachtest. Viele haben sich Dir angeschlossen, sind Deinen Weg im Kampf um Deutschland mitgegangen. Du hast mir in Form Deiner Briefe sehr gut vor Augen geführt, wie es um Deutschland steht und was man tun kann, um bessere Zeiten zu erstreiten. Dies werde ich nie vergessen. Ich werde Dich nie vergessen. Am 21.6. hast Du Geburtstag, Du würdest 50 Jahre.

Ich werde Deiner gedenken.

Thomas Brehl, Langen / H.

Bereits bei unserem ersten Gespräch offenbarte sich mir die völlige in-tellektuelle Überlegenheit Kühnens und sein fast magisches Charisma. Hier stand ein Mann, der ganz genau wußte, was er wollte. Er hatte ein unglaubliches Hintergrundwissen, hatte sich mit allen möglichen politischen Strömungen der letzten Jahrhunderte eingehend befasst. Er sprach mehrere Sprachen, war Bundeswehroffizier gewesen und ver-fügte über ein weltmännisches Auftreten, das uns allen damals fehlte. Solch einen Mann hatte nicht mal der politische Gegner aufzubieten und so war das Beste an dieser ganzen Erscheinung: Er war überzeug-

ter Nationalsozialist und ließ keinen Zweifel daran, daß er in dieser Ideologie die Zukunft Deutschlands sah. Ich mochte ihm bei seinen Ausführungen in nichts widersprechen, alles

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was er vorbrachte erschien mir zwingend logisch und so war mir nach wenigen Minuten klar, daß es völlig unsinnig sein würde, sich diesem Mann und seinen Planungen zu verwei-gern oder gar gegen ihn arbeiten zu wollen. Das zeigte sich besonders im Zusammenhang mit dem einzigen Thema, bei dem wir tatsächlich andere Vorstellungen entwickelt hatten. Nämlich in der Frage, wie es weitergehen solle und ob es wirklich noch Sinn mache, eine bundeseinheitliche Organisation ins Leben zu rufen. Wir hatten diese Frage ja bereits mit einem eindeutigen „Nein!“ beantwortet, Kühnen indes beantwortete sie mit einem ebenso eindeutigen „Ja!“ und begründete dies so detailliert, daß wir noch am selben Tag seine Vor-stellungen übernahmen und einem Zusammenschluß der alten Hamburger ANS mit un-

seren Nationalen Aktivisten zur neuen ANS/NA zustimmten und sofort an die konkreten Vorbereitungen gingen. Zwar schloß Kühnen die von uns ent-wickelte Organisationsform nicht für alle Zukunft aus, aber zunächst -so er-klärte er uns- müßten wir alle Kräfte bündeln, um aus der Isolation und aus der ständigen, ermüdenden und frust-rierenden Defensive herauszukommen. Dies könnten unabhängige Kamera-denkreise nicht leisten, sondern nur eine nach dem Kaderprinzip aufgebau-te junge Kampfgemeinschaft mit dem eindeutigen Bekenntnis zum National-sozialismus. Er wisse, wie die Medien zu instrumentalisieren seien, deshalb

könne er uns auch versprechen, daß wir mit unseren bereits vorhandenen und sicher noch schnell anwachsenden Kräften die Schlagzeilen der bundesdeutschen Medienlandschaft bestimmen würden. Er plane einen Paukenschlag, mit ständigen Aktionen, Aufmärschen, Demos und Saalveranstaltungen. Journalisten von „SPIEGEL“, „stern“ und anderen Print-medien würden ihn bereits mit Anfragen überschütten. Gerade jetzt sei die Chance da, mit minimalem Kräfteeinsatz eine maximale Wirkung zu erzielen. Nach höchstens einer hal-ben Stunde fragte ich mich bereits verwundert, wie wir eigentlich auf diesen Blödsinn mit den unabhängigen Kameradschaften gekommen waren. Was Kühnen uns hier anbot, war ja nichts weniger als die aktive Teilnahme an einer -in aller Bescheidenheit- historischen Weichenstellung. Da wollten, nein, da mußten wir dabei sein.

In aller Offenheit sprach Kühnen auch gleich das Thema „Verbotsgefahr“ an und auch hier gab er sich keinen Illusionen hin. Wir werden mit der ANS nicht an die Macht marschieren können aber wir können mittels dieser Truppe dafür sorgen, daß die nationalsozialistische Bewegung aus ihrer Isolation heraustritt und eine staunende Öffentlichkeit wie vom Don-nerschlag gerührt zur Kenntnis nehmen muß, daß es junge Nationalsozialisten in Deutsch-land gibt, die dem Verbot öffentlich trotzen, ihr Bekenntnis laut nach außen tragen und für

Der Chef mit Stellvertreter Thomas Brehl

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ihren Glauben weitreichende Opfer zu bringen bereit sind. Bis das Verbot kommen würde, müßte der Gegner erstmal Material sammeln, uns beobachten, Spitzel einschleusen, Ver-fahren einleiten und so würde uns soviel Zeit bleiben, daß wir eine Entwicklung einleiten könnten, die in ihren Ergebnissen unumkehrbar sein würde. ,, Wir müssen die lange Nacht des Nationalsozialismus beenden!“ schloß Kühnen seine Ausführungen und niemand wäre auf die Idee gekommen, ihm nun noch zu widersprechen. So hatte ein einziges Gespräch dafür gesorgt, daß wir uns und unser Tun plötzlich in historischen Zusammenhängen be-trachteten. Ein unglaubliches Hochgefühl hat mich damals erfaßt, von dem ich noch lange zehrte. Hauptsächlich auch deshalb, weil Kühnen seinen theoretischen Ankündigungen sofort Taten folgen ließ. Binnen weniger Wochen standen wir im bundesweiten Medieninte-resse, ganz wie es Kühnen versprochen hatte.

Thomas Brehl war langjähriger Stellvertreter Michael Kühnens, der Aufsatz entstammt seinen Lebenserinnerungen

Hans R. Koetter, Rendsburg

Im Mai 1977 führte die N P D an einem Samstag in Kiel einen Akti-onstag mit Flugblattverteilung, Info-Stand und Kundgebung durch. Um die Veranstaltung gegen linke Übergriffe abzuschirmen, waren nationale Aktivisten aus ganz Schleswig-Holstein im Einsatz. Aus Hamburg war auch ein Trupp von neun Mann unter der Führung von Michel Buchmann, in der Szene bekannt als „Michel Buchen-wald“, zur Unterstützung eingetroffen. Nachdem der Aktionstag ohne größere Störungen durchgeführt werden konnte, trafen sich alle Aktivisten zu einer kameradschaftlichen Zusammenkunft im „Wolfskrug“ Kiel-Molfsee.

Bei unserem Eintreffen erwartete uns vor dem Lokal bereits ein Aufgebot der Polizei. Nach-dem von JN-Funktionären einige Reden gehalten worden waren und die Kameraden einige Bierchen konsumiert hatten, packte ich mein Akkordeon aus und schon bald erklangen alt-bekannte Kampfgesänge. Bei dem SA-Lied aus der Kampfzeit „Als die goldne Abendsonne sandte ihren letzten Schein, zog ein Regiment von Hitler in ein kleines Städtchen ein!“fiel mir ein ganz in Schwarz gekleideter junger Kamerad der Hamburger Truppe auf, der alle Strophen kräftig mitsang. Auch andere bekannte Lieder der Bewegung wie „Einst kommt der Tag der Rache“, „Durch Groß-Berlin marschieren wir“ oder das Lied der LEGION CONDOR „Vorwarts, Legionäre“ erschollen. Als Höhepunkt dröhnte dann das „HORST-WESSEL-LIED“ durch den Saal. Heutzutage wären wir alle sofort festgenommen worden, aber damals, bei den ersten offen nationalsozialistischen Aktionen, war die Polizei ratlos, verunsichert und wußte nicht, wie sie sich verhalten sollte. Es dauerte aber nur ein paar Wochen, bis die Staatsgewalt bei jeglichem NS-Gebaren mit größter Härte zuschlug!

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Ich war mit dem jungen Kameraden aus Hamburg, sein Name war Michael Kühnen, ins Gespräch gekommen, und erfuhr, daß er am nächsten Tag mit drei Mitstreitern an einer Wehrsportübung in Dörpstedt auf dem „Wiking-Hof“ von Uwe Rohwer teilnehmen wollte. Daraufhin fragte ich, ob er nicht mit seinen drei Freunden Lutz Wegener, Lothar Wrobel und Dieter Puls - alles bewährte Haudegen der Bewegung - bei mir in Rendsburg übernachten wolle. Michael sagte zu, abends bei mir vorbeizukommen. Dann brach ich bald auf, während die meisten Aktivisten noch weiterfeiern wollten. Gegen Abend saßen meine Frau, meine Tochter und ich auf dem Balkon, um unsere Besucher zu erwarten. Auch in den benach-barten Wohnblöcken hielten sich die Leute draußen auf, um das schöne Frühlingswetter zu genießen. Da hörten wir an der Straße Autotüren klappern.

Dann kamen Michael Kühnen und seine Mannen, alle ganz in Schwarz, mit Kampfstiefeln und Hakenkreuzarmbinden zünftig ausstaffiert, den Berg hochmarschiert. Den Nachbarn fielen bei diesem Anblick fast die Augen aus dem Kopf, denn so schneidige Jungs hatten sie seit 1945 nicht mehr gesehen. Bei eingehenden Gesprächen stellte ich fest, daß Michael trotz seiner Jugend sehr belesen, hochintelligent und vor allem politisch glänzend informiert war. Er war ein Nationalsozialist, wie er im Buche steht. Ich war fasziniert von diesem jun-gen Mann, der später durch seine Aktionen als sogenannter „Neo-Nazi“ weltweit bekannt wurde.

Da ist z.B. die „Esels-Aktion“, bei der vier Kameraden mit Eselsmasken und den Schildern mit der Aufschrift „Ich Esel glaube, daß in deutschen KZs“ usw, usf. durch Hamburg mar-schierten. Das Foto mit den Eseln war rund um den Globus in der Presse zu sehen. Es war der geniale Propagandist Kühnen, der immer wieder in den Massenmedien für Wirbel sorg-te. Dieser politische Kämpfer der Spitzenklasse, damals noch unbekannt, war nun bei mir zu Gast. Neben den politischen Diskussionen kamen aber auch Spaß und Humor nicht zu kurz. Es gab immer wieder viel zu Lachen.

Nach dem Abendbrot wurde rege den geistigen Getränken zugesprochen und schon bald donnerte der Kampfgesang „Die Fahne hoch, die Reihen fest geschlossen“ über die abend-liche Bundeswehrsiedlung. Der Enderfolg war, daß wir am nächsten Tag von einigen Nach-barn sehr freundlich, von den meisten aber überhaupt nicht mehr gegrüßt wurden. Es sprach sich wie ein Lauffeuer herum: „Bei Koetters war gestern Abend Reichsparteitag!“ Das war mein erstes Zusammentreffen mit dem späteren NS-Führer Michael Kühnen.

Michael Betz, Aachen

Es war an einem Freitag als wir uns von Aachen aus in Richtung Langen in Bewegung setzten. Capitan Walter sprach von Michael Kühnen und seiner Haftentlassung und dem bevorstehenden Treffen. Wir trafen uns am Bahnhof und besuchten anschließend einen Kameraden vor Ort wo wir bei einem ausgiebigen Mahl die neusten Geschehnisse und Akti-

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onen besprachen. Warum ich dies hier schreibe? Es war meine erste Begegnung mit Michael Kühnen, dem Chef der Bewegung, jenem Kameraden von dem ich schon viel gehört hatte, ihm aber noch nie persönlich begegnet war.

Während die sogenannten Führer noch munter über ihn hetzten, saß ich ihm nun gegenü-ber und konnte mir selber ein Bild machen. Nach nur wenigen Minuten stand für mich fest: Diese Spalter und Hetzer hatten Angst vor einem Mann der mit seiner Ausstrahlung, seiner Gesinnung und der daraus folgenden Kameradschaft in wenigen Jahren mehr geschaffen hat, als sie es in ihrem gesamten Leben geschafft haben und auch schaffen werden. Von nun an stand für mich fest, wenn Michael ruft, sind wir da.

Er war es, der in Cottbus vor den „neuen Kameraden“ stand, zu ihnen sprach, ihnen Mut machte, den neuen Weg zeigte und die selben Opfer aufnahm. Trotz der Verfolgung und dem drohendem „Fortführungsverbot“ ging er auf Deutschlandfahrten, arbeitete an seinen Schriften und suchte den reichsweiten Bund der Kameradschaften. Er war sich nicht zu schade Standorte mit nur wenigen Aktivisten zu besuchen, er verlangte keine Hotels oder Spesen, wie es sich heute so mancher glaubt zu erlauben.

Michael Kühnen zeigte das Leben eines National Sozialisten und ist somit ein Vorbild für jeden. Seine Worte und Schriften werden keine Gültigkeit verlieren und im Kreise der treu-en Kameraden wird sein Andenken stets hochgehalten. Was Michael Kühnen uns gegeben hat, lassen wir uns nicht nehmen.

Axel Reitz, Köln

„Von der Parteien Gunst und Haß verwirrt, schwankt sein Charak-terbild in der Geschichte.“ Man ist versucht, dieses Dichterwort für Michael Kühnen in Anspruch zu nehmen, wenn man dessen Persön-lichkeit im Lichte der Zeitgeschichte, der Presse und der öffentlichen Meinung betrachtet. Auf der einen Seite Hochachtung und Verehrung bei jenen, die Mi-chael Kühnen als Kamerad unter Kameraden und Führer seiner Ge-folgschaft kennen und schätzen gelernt haben. Jene Männer und Frau-

en, welche mit ihm gemeinsam die lange Nacht des Nationalsozialismus überwunden haben, mit ihm Seite an Seite immer wieder spektakuläre Aktionen durchführten wie die schon zu Kühnens Lebzeiten legendär gewordene Eselsmaskenaktion, die Saalschlacht von Lent-föhrden usw. usf., mit ihm in der ANS und später in vielerlei anderen Organisationen ihren Dienst versehen haben und dort mit dem Menschen Kühnen in Berührung gekommen sind, viele von ihnen haben über Kämpfe und Stürme hinweg unentwegt ihre Verbundenheit diesem Mann gegenüber bewahrt, der Teil der nationalsozialistischen Geschichte geworden

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ist und über zwei Jahrzehnte hinweg die Politik des Widerstandes maßgeblich prägte. Auf der anderen Seite schon an Fanatismus grenzende Hasser und Feinde, denen kein Mit-tel zu elend oder zu schmierig ist, um das Andenken und das Lebenswerk des Politikers Mi-chael Kühnen in Mißkredit zu bringen. Wenige persönliche Feinde sind unter dieser Sparte zu finden, vielleicht ein paar, welche sich mit Kühnen überworfen haben oder nicht willens waren seine Politik mitzutragen. Die anderen aber alle bilden die geschlossene Front von Widersachern, welche entweder aus Unwissen oder Unverständnis heraus, Kühnen und seine Ansichten nicht nur ablehnen, sondern mit Mißgunst, Neid und Böswilligkeit über-häufen. Michael Kühnen war Nationalsozialist und verstand sich Zeit seines Lebens als politischer Soldat, als solcher stellte er sein Leben in den Dienst der Sache und opferte dafür nicht nur seine bürgerliche Existenz, Blut und Gut, sondern auch Acht Jahre seines jungen Lebens, die er als einer der gefährlichsten „Neo-Nazis“ hinter bundesdeutschen Gefängnismauern verbringen mußte. Nicht weil er Gewalt anwendete oder Gewalt progagierte, sondern einzig und alleine für seine Gesinnung, seine freie Meinungsbekundung und sein Eintreten für das, was er für gut und richtig erachtete. Anhand dessen kann man ablesen wie das System Kühnen einschätze, einen der einfalls-reichsten Köpfe, der fähigsten Organisatoren und begabtesten Propagandisten, welche die Bewegung nach 1945 hervorgebracht hat. Als politischer Aktivist, der nie abseits stand, sich nie schonte, sondern ständig für seine Überzeugung eintrat und versuchte diese anderen nä-her zu bringen und zu vermitteln, als echter Revolutionär, dem dogmatisches und verstock-tes Denken trotz seines Traditionsverständnisses ebenso fremd war, wie Berührungsängste jeglichen Ansichten und Gruppierungen des politischen Spektrums gegenüber, stellte er in der Tat eine Gefahr für das System dar, welches ihn weder durch mehrjährige Haftstrafen, unzählige Strafanzeigen und Verfahren, noch durch Verbote seiner Vereinigungen und sons-tige repressive Maßnahmen ins politische Abseits drängen konnte. Auch Schmutz und Verleumdung haben Kühnen nicht verschont. Aber unbeirrt ging er seinen Weg des Kampfes um ein neues Deutschland, an welches er selber innig glaubte und an das er in hunderten von Herzen den Glauben neu erweckte.Dieses Verdienst werden selbst die erbittertsten Gegner Kühnens nicht bestreiten können und selbst wenn man wenig von seiner Überzeugung des rücksichtslosen Eintretens für den Nationalsozialismus, seinen taktischen und strategischen Ansätzen, die im übrigen auch heute noch unbewußt in breiten Kreisen des Widerstandes verankert sind und praktiziert werden, halten mag, kommt man nicht umhin, die Uneigennützigkeit und den Opferwillen dieses Mannes anzuerkennen. Kühnen ist Geschichte, der Mensch wird bald in Vergessen-heit geraten sein, der Politiker Michael Kühnen aber hat sich als Pionier, als Vorkämpfer und prägende Kraft unserer noch immer in den Kinderschuhen steckenden politischen Zusam-menhänge einen ehrenden Platz in den Annalen der Bewegung erworben und als solcher verdient er den Respekt und die Achtung aller ehrlichen Streiter für Europas Erwachen.

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Jenem Ziel, dem auch Michael Kühnen sich verschrieben hatte und für das er sich Zeit seines Lebens eingesetzt hat.

Gerhard Lauck, Lincoln, Nebraska (USA)Ein Mensch ist, was er tut. Nicht bloß durch seine Worte,

sondern vor allem durch seine Leistungen.Vor Michael Kühnen hieß es, nur noch einige alte Leute seien noch Nationalsozialisten, die in absehbarer Zukunft aussterben würden und mit ihnen der Nationalsozialismus schlechthin.Michael Kühnens Leistung war es, die JUGEND für den Nationalso-zialismus zu gewinnen. Er war der Führer und das Sinnbild der Nati-onalsozialisten der Nachkriegsgeneration. Er baute die Brücke in die Zukunft.Was den Idealismus eines Menschen letzten Endes beweist, sind die OP-

FER, die er aufzubringen bereit ist. Michael Kühnen hat nach vierjähriger Gesinnungshaft den Kampf sofort wieder aufgenommen, saß dann nochmals vier Jahre ab und ging wieder gleich in den Kampf hinein. Schon das allein genügt, um ihn als nationalsozialistischern-Kämpfer, nationalsozialistischen Kamerad und nationalsozialistisches Vorbild zu beweisen.

Otto Riehs, Ritterkreuzträger, Frankfurt / M.

Wir alten Frontsoldaten haben die Hoffnung auf die Wiedergeburt unseres stolzen, freien Deutschland nie aufgegeben. Nach langen ent-mutigenden Jahren des Stillstandes, entstand durch Michael Kühnen endlich wieder eine junge, kämpferische Bewegung und ich fühlte mich in seiner Nähe stets an meine eigene ungestüme Zeit als junger Soldat an der Ostfront erinnert. Hier berührten sich das Frontsoldatentum der Vergangenheit und das Politische Soldatentum der Gegenwart. Viele Jahre habe ich Michael Kühnens Wirken verfolgt und oftmals auch ak-tiv begeleitet. Stets war er der Kamerad unter Kameraden, tapfer, treu

und aufrecht. Mit Michael Kühen hat der Nationale Widerstand einen seiner Besten verlo-ren. In den Herzen derer aber, die ihn gekannt haben, lebt er weiter, denn

ewig währt der Toten Tatenruhm!

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Hartmut Wostupatsch, Würzburg

Eindrücke aus einem Gespräch mit Michael KühnenMichael Kühnen war für uns junge Kameraden sozusagen der Men-tor des Nachkriegsnationalsozialismus. Obwohl er nur etwa fünf bis sechs Jahre älter war als wir „Neuen“, wußte doch jeder von uns zu würdigen, daß Michael Kühnen sich nach der Katastrophe von 1945 als erster offen zum NS, seiner Grundhaltung und seinen Idea-len bekannt hatte. Dies war für uns alle ein Durchbruch; zum ersten Mal hatten junge Deutsche sich nicht verbrämt, sondern völlig offen in die Tradition des NS gestellt; ein Ereignis, das in der Atmosphäre der 70er Jahre gar nicht hoch genug bewertet werden konnte und

damals eine absolute Sensation darstellte. Im Grunde genommen zehren wir alle, die wir uns offen zu unseren Idealen bekennen, nicht irgendwelche Ausflüchte suchen und keine beschönigenden Vokabeln verwenden, von dieser wohl am besten als Pioniertat zu bezeich-nenden Entwicklung.Zum ersten Mal seit 1945 wurden keine Beschönigungen oder Ausreden gebraucht, sondern unsere Weltanschauung wieder offen vertreten.Gerade die Bevölkerung, die von den bundesrepublikanischen Politikastern nur Lügen, Ver-sagen, Korruption und Unfähigkeit gewohnt war und ist, wußte diese Ehrlichkeit zu schät-zen. Es gilt hier die alte Regel, daß mit Halbheiten, Schwammigkeiten und Gewäsch das Volk einfach nicht zu erreichen ist.Das Volk kennt nur klare Konzepte; nur damit ist es zu überzeugen. Wenn auch viele uns wegen unserer klaren Haltung ablehnten ( was bei klaren Haltungen nicht zu vermeiden ist ), so war das System derart in Panik, daß eine zahlenmäßig kleine Organisation wie die Nationale Sammlung (ca. 200) 1989 unter fadenscheinigen Begründungen letztendlich nur deshalb verboten wurde, weil sie dezidiert als Nationalsozialistische Vereinigung zu den Stadtratswahlen in Langen antreten wollte und dabei auf ca. 16% Wählerstimmen geschätzt wurde. Deshalb zog man die „staatliche Notbremse“.Angesichts der doch eher kläglichen Versuche diverser Rechtsparteien nach dem zweiten Weltkrieg stellten wir fest, das wird ernst genommen, das trifft den Nerv des Systems.Gerade durch das Verbot einer so kleinen Organisation wußten wir, daß wir auf dem richti-gen Weg waren. Allerdings forderten die Wut und Angst des Systems oft schwere Opfer. Es waren viele Kameraden, die unter den Restriktionen des Systems zu leiden hatten; Michael Kühnen war sicherlich einer derjenigen, die am haßerfülltesten verfolgt wurden und mit den schärfsten Zwangsmaßnahmen rechnen mußten. Seiner politischen Überzeugung mußte er über zehneinhalb Jahre Haft unter besonders unmenschlichen Bedingungen opfern. Darü-ber hinaus verlor er seine bürgerliche Existenz, beruflich und familiär; etwa zwei Wochen vor dem erfolgreichen Abschluß seiner Offiziersausbildung wurde er als Jahrgangsbester auf Grund seiner Gesinnung aus der Bundeswehr entfernt, um nicht zu sagen geworfen.Ebenfalls auf Grund seiner Gesinnung brach seine bürgerliche Familie mit ihm, was ihm unter anderem bis zu seinem allzu frühen Lebensende 1991 ein Leben in erschütternder Armut bescherte. Wer ihn aus der damaligen Zeit kannte, weiß, daß es nahezu schon der

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Normalzustand war, daß er nicht wußte, was er essen sollte. Wenn ihm dann mal ein wohl-meinender Kamerad ein paar Mark zusteckte, nach dem Motto „iß doch mal wieder was“, konnte man, und daran können sich auch noch sehr viele Kameraden der damaligen Zeit erinnern, nahezu sicher annehmen, daß er sie in die nächste Kameradschaftskasse steckte.Näher kennengelernt hatte ich Michael Kühnen 1983, als Kurt Müller gerade wieder einmal im Gefängnis saß und seine Frau Ursel mit der Gärtnerei in Mainz/Gonsenheim allein da-stand. Michael hatte damals Arbeiteinsätze zu ihrer Unterstützung organisiert, wobei mich tief beeindruckte, daß ein Mann, den wir schon fast als Ikone betrachteten, sich besonders tatkräftig und energisch an allen anfallenden Arbeiten beteiligte. Aber das war typisch Michael Kühnen; es war eine seiner charakteristischen Eigenschaften, vorzuleben und nichts von anderen zu verlangen, was er nicht selber bereit war zu tun.Und er hat nun wirklich mehr getan und ertragen, als man es normalerweise von einem Menschen verlangen kann. Es gab aber auch eher malerische Elemente, z.B. die berühm-ten Hamburgaktionen, die man sich in der heutigen Zeit, bei den heutigen Behörden, der heutigen Gesetzeslage und vielen heutigen Polizisten gar nicht mehr vorstellen kann. Man denke an die Eselsmaskenaktion oder an die Schlacht von Lentföhrden, um nur zwei Bei-spiele herauszugreifen. Damals gab es noch einen größeren politischen Freiraum als heute, einen weitaus größeren; aber einen Großteil der ach so kleinen Freiheiten, die uns heute noch bleiben, verdanken wir dieser jungen, rührigen, originellen Truppe und ihrem unver-gessenen Chef.Nach all dem, was seit Mitte der 70er Jahre geschehen war, waren die Männer der ANS und vor allem natürlich Michael Legende und es ein Herzenswunsch, die Möglichkeit zu haben, sich mit einem der „Hochkarätigen“ einmal ausführlich zu unterhalten. Diese Ehre hatte ich nach der Sommersonnwendfeier in Gonsenheim. Während die meisten noch sangen, schlafen gingen oder sich in mehr oder minder vorge-rücktem Zustand befanden, geriet ich mit Michael ins weltanschauliche Gespräch. Natür-lich interessierte es mich brennend, seine Meinung zu Weltanschauung, Historie, taktischen und strategischen Konzepten, Erfolgen, Mißerfolgen, internationalen Kontakten, persönli-chen Beweggründen und zur Zukunft generell zu erfahren. Schon nach kurzer Zeit konnte ich verstehen, warum der jüdische Schriftsteller Erich Fried gesagt hatte, daß er Michael Kühnen jederzeit sein Leben anvertrauen würde. Auch ich lernte Michael Kühnen als vor-bildlich ehrlichen, geistreichen und absolut natürlichen Gesprächspartner kennen. Es war auch nicht der Ansatz von Arroganz und Besserwisserei zu erkennen. Es war einer jener seltenen Unterhaltungen, in denen wirklich das Gefühl entsteht, daß man zwar schon sehr lange Zeit spricht, aber noch nicht einmal einen Bruchteil des Gesprächstoffes bewältigt hat. Nach einigen Stunden hingegen war uns in anderer Beziehung der Stoff ausgegangen und die Kehlen beganngen langsam ziemlich rauh zu werden. Nachdem wir vorher anderweitig beschäftigt gewesen waren, stellten wir fest, daß die Biervorräte erschöpft waren. Was tun?Eines meiner unvergeßlichen Erlebnisse wird mir bleiben, daß wir in trauter Zusammen-arbeit die Bierkästen nach verwertungsfähigen Restbeständen absuchten und die Neigen ineinander kippten. Auf diese Weise gelang es uns, doch noch etwas brauchbare, aber na-hezu kohlensäurefreie Flüssigkeit zu ergattern. War auch gut so, das Gespräch dauerte über zehn Stunden. Abgesehen vom intellektuellen Gehalt beeindruckte mich besonders dieses

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Page 29: Michael Kühnen - Sein Leben, sein Wirken, sein Kampf

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Schlaglicht auf die menschliche Seite Michael Kühnens. Ich halte ihn für den bedeutends-ten Nationalsozialisten nach dem Zweiten Weltkrieg und es fehlt uns auch ein stets anstän-diger und einsatzbereiter Kamerad. Anlässlich seines 50ten Geburtstags sollten wir daran denken – und wir werden sein Andenken in Ehren halten. In diesem Sinne:

Alles für Deutschland!

Michael Koth, Berlin

Für einen Menschen wie mich, der viele Jahrzehnte (1966 – 97) in den Reihen der deutschen Arbeiterbewegung auf kommunistischer Seite tätig war, bedeutete die erste Publizistische Begegnung mit dem Hamburger „Neonazi“ in der „Jungen Welt“ (Organ der FDJ, vor 1945 der HJ) im Sommer 1976 einen ideologischen Schock. Die Junge Welt titelte damals mit einem Zitat Kühnens: „Ich baue eine Europäische SA auf“ und berichtete unseren Jugendfreunden, daß der besagte Faschist sich offen zur NS-Epoche bekannte. Bei allem Haß, den wir aufgrund unseres antifaschistischen Weltbildes gegenüber Kühnen empfunden haben, war da doch bei vielen von uns eine Hochachtung vor dem „Klassenfeind“ von der anderen

Feldpostnummer. Einige Jahre später (1987) bekam ich während meiner Tätigkeit für die Politabteilung der Deutschen Reichsbahn, Auszüge von Michel Kühnens „Zweiter Revolu-tion“ (Kopien aus dem Giftschrank der Sicherheitsorgane) zum Studium in die Hände. Ziel dieser Übung war es den „Rechtsradikalen“ Jugendlichen in den Betrieben mit Argumenten entgegenzutreten anstatt diese sofort als Nazis zu kriminalisieren. Was ich da zu lesen bekam unterschied sich sehr von dem Konterrevolutionären Mist à la „Nationalzeitung“ oder „Bayernkurier“, was bisher durch die Finger des Politarbeiters ge-gangen war. Michael Kühnen blieb zwar unser und auch mein Gegner, aber zum erstenmal kam ich auf den Gedanken, daß es neben dem realexistierenden Sozialismus auch einen nichtmarxistischen Sozialismus geben könnte. Nach meiner „Säuberung“ aus der KPD, deren stellvertretender Vorsitzender ich bis 1997 war, begann ich nun die Werke Michael Kühnens zu studieren und mußte feststellen, daß dieser Revolutionär nicht nur ein Visionär war, sondern auch die Dialektische Methode meisterlich auf die Realität unseres Landes anzuwenden verstand. All jene „Führungsper-sönlickeiten“, die ich seit 1997 im rechten und linken Lager kennenlernte und die über Kühnen „Kübel von Dreck“ ausschütteten, haben uns nur Chaos und Anarchie in der Be-wegung hinterlassen. Michael Kühnens Werke hingegen bilden eine wertvolle Bereicherung für unseren Kampf für ein vereintes, unabhängiges und sozialistisches Deutschland, das es vor allen Verleumdungen zu schützen gilt. Kühnens Schriften sind kein Dogma sondern eine Anleitung zum Handeln für die friedliche Revolution!

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Zitate

„Seit ich zur Weltanschauung des revolutionären Nationalen Sozialismus gefunden habe, führe ich den Kampf mit Michael Kühnen gemeinsam. Er ist der Mann, der den Stein ins Rollen gebracht hat. Er ist in meinen Augen der fähigste Mann, den die noch junge und kleine Bewegung bisher hervorgebracht hat.“

Christian Worch im November 1986 in seiner Schrift >Die Farbe der Treue<

„Michael (Kühnen) war in der Geschichte der Bundesrepublik eine ganz bedeutende Per-sönlichkeit. Für mich war er nicht nur im nationalen Lager die einzige Persönlichkeit, die mich jemals politisch überzeugt hat.

Die ehemalige HNG-Vorsitzende Christa Goerth, im Oktober 1998

„Michael Kühnen ist im Bereich Rechtsextremismus die einzige wirklich bedeutende Figur innerhalb der letzten zehn Jahre !“

Christian Lochte, Chef des Hamburger Verfassungsschutzes 1988

„Was ich geschrieben habe, ist: daß er in dieser Diskussion mit mir nicht nur ein vorbildlich ehrlicher Diskussionspartner war, sondern auch weit entfernt von jeder Verstocktheit und Unbelehrbarkeit. Und daß ich nach dieser Begegnung ihm jederzeit mein Leben anvertrau-en würde. Das war mein Eindruck. Und ich habe keine andere Möglichkeit, als dazu zu stehen!“

Der kommunistische Vorzeige-Dichter und jüdische Emigrant Erich Fried nach seiner Begegnung mit Michael Kühnen

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„99 Prozent von dem, was Kühnen sagt und macht, ist richtig!“

Oberst Hans-Ulrich Rudel, der „Adler der Ostfront“, 1979

„Für das neonazistische Lager hatte er in mehrfacher Hinsicht eine herausragende Rolle gespielt. Zunächst als Ideologe, der in der Lage war, die in der Szene kursierenden Ideologie-elemente in systematischer Form im Sinne eines Programms darzustellen. Darüber hinaus spielte Kühnen als Organisator eine wichtige Rolle: Er gründete nicht nur neonazistische Gruppen und führte mit diesen öffentlichkeitswirksame Aktionen durch, sondern schuf auch immer wieder Ersatz- und Parallelorganisationen. Und schließlich erwies sich Kühnen als wichtiger Propagandist, der insbesondere das Medieninteresse weidlich für sich ausnut-zen konnte. Sein Tod und die unmittelbar darauf folgende Welle von Verbotsmaßnahmen lähmten die weitere Entwicklung der Neonazi-Szene allgemein, aber auch besonders in den neuen Bundesländern.“

Aus: >Rechtsextremismus in der Bundesrepublik< von Armin Pfahl-Traughber, C.H. Beck´sche Buchdruckerei, München 1999, Seite 60.

„Deutschlands prominentester Neonazi. Die Nummer 1 unter den Rechtsextremisten“

Die ultralinke >taz< am 26.04.1991 über Michael Kühnen

„Wer Michael Kühnen persönlich gut gekannt hat, wird nachvollziehen können, daß es seine Kooperationsbereitschaft und Zugänglichkeit, sowie eine gewisse Form von Integri-tät gelegentlich schwermachten, das vorgeformte Bild des >bösen< Neonazis auf ihn zu übertragen....Michael Kühnen persönlich empfand ich als durchaus vertrauenswürdig, ja sogar integer. Und das hat nichts damit zu tun, welche politische Einstellung er hatte. Ihm deswegen aber politisch eine Chance zu geben wäre töricht gewesen.“

Der Journalist („Inside-Report aus der Neo-Nazi-Szene“) und Filmemacher („Wahrheit macht frei!“) Michael Schmidt in seinem Buch „Heute gehört uns die Strasse“, Econ-Ver-lag, 1993, Seiten 142 und 143.

„Michael Kühnen war der Führer einer rechten Jugendbewegung!“

Joschka Fischer in einem Fernseh-Interview

Zitate

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von Thomas Brehl

Da waren wir denn doch allesamt mehr als überrascht, als uns Michael Kühnen im Kreise Frankfurter Kameraden eines Abends im Jahre 1983 mit der Ankündigung überraschte, daß er von Radio Bremen für deren „Live-Talkshow“ >Drei nach Neun< eingeladen worden war. Endlich einmal die Gelegenheit zu ungeschnittenen Aussagen vor großer Öffentlich-keit, endlich mal die Möglichkeit, dem politischen Gegner in direkter Gegenrede zu antwor-ten. Wir wollten es erst gar nicht glauben, nach all den schlechten Erfahrungen mit der von uns allen mittlerweile so titulierten „System-Presse“ und den anderen gleichgeschalteten Medien. Nach zusammengeschnittenen Befragungen, mit aus dem Zusammenhang geris-senen Äußerungen, nach den durch übelste Kommentare verfälschten Berichten über uns-ere vielfältigen Aktivitäten bis hin zu völlig erfundenen Interviews, wie es z.B. ein Journalist namens Schütte in der „Quick“ hatte drucken lassen.

Nein, jetzt hatten sie einen entscheidenden Fehler gemacht: Michael Kühnen „live“ auftre-ten zu lassen, das konnte für sie nicht gut ausgehen, der Schuß mußte für das herrschende System nach hinten losgehen. Unsere Vorfreude auf dieses denkwürdige Ereignis war riesen-groß. Der Chef im Fernsehen, im direkten Streitgespräch mit einer handverlesenen Schar seiner Gegner. Das war die Art der Auseinandersetzung wie wir sie, wie Michael Kühnen sie immer wieder gesucht und sich gewünscht hatte. Nur zu oft war sie ihm bisher leider ver-weigert worden. So hatte sich denn am vorgesehenen Abend eine getreue Schar bei einem Aktivisten der Frankfurter Kameradschaft eingefunden. In dessen Wohnung im Rodgau saßen wir wie gebannt vorm Fernsehschirm und warteten auf den Auftritt unseres Chefs. Der war mit dem Frankfurter Kameradschaftsführer schon früh nach Bremen aufgebrochen, damit auch ja nichts schief gehen möge, denn so eine Chance, das wußten wir alle, würden sie Michael Kühnen nach dessen Auftritt so bald nicht wieder geben, das war klar. So saßen wir also erwartungsfroh im Rodgau und wähnten unseren Organisationsleiter im fernen Bremen, als es plötzlich an der Haustüre klingelte. Und so froh wir ansonsten stets über sein Erscheinen waren, so perplex waren wir nun als Michael Kühnen und der ihn begleitende Kamerad plötzlich vor der Türe standen.

Was war geschehen? Zunächstmal hatte die „Antifa“ vom geplanten Auftritt Kühnens in der Talkshow Wind bekommen, vermutlich hatten sie ihre Leute in diesem ohnehin als „links“ eingestuften Sender. Das führte dazu, daß das Sendegebäude, dessen Besetzung zwar miß-lang, von hunderten herbeigetrommelter und von einem seltsamen Demokratieverständnis erfüllter Berufsdemonstranten belagert wurde. Die drohten für den Fall des Auftritts von Kühnen mit empfindlichen Übeln. Von Bombendrohungen war die Rede, vom Stürmen des Funkhauses, die Verantwortlichen wurden zum Rücktritt aufgefordert und bekamen recht schnell „kalte Füße“. Kühnen hatte das Funkhaus noch unbemerkt betreten können aber drinnen wurde ihm sehr schnell eröffnet, daß man ihn keinesfalls würde auftreten lassen.

von Thomas Brehl

Michael Kühnen und Erich Fried- Zwei Antipoden im Dialog -

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Auch die Polizei sprach von „Gefahr im Verzuge“, vorm Sender herrschten mittlerweile beinahe bürgerkriegsähnliche Zustände. In aller Eile drückte man Kühnen ein Bündel Hun-derter in die Hand, er hatte zu Recht auf seine Auslagen hingewiesen, aber einen Auftritt

hätte er natürlich nicht erzwingen können und eine „Schutzhaft“ wäre ebenfalls wenig sinnvoll gewesen. Es waren zwar noch mehrere Stunden bis zur eigent-lichen Sendung und sicher hätte die Polizei mit star-ken Kräften die Ordnung wieder herstellen können, aber diesen Aufwand nur damit ein böser „Neo-Nazi“ seine verfassungswidrigen Reden halten kann? Dafür wollte kein Entscheidungsträger die Verantwortung übernehmen und so fügte sich Kühnen ins Unver-meidliche und verließ auf Schleichwegen das Gebäu-de, den unwissenden Mob hinter sich lassend.So saßen wir also nun -den Chef in unserer Mit-te- im fernen Rodgau und überlegten, ob es nun überhaupt noch Sinn machen würde, die Sendung anzusehen. „Natürlich sehen wir uns das an“, meinte Kühnen, „...ich bin zwar nun nicht mehr dabei aber

das Thema ist doch geblieben und was vorm Sender los war, werden sie nicht totschweigen können.“ So erwarteten wir denn eine der üblichen demokratischen Selbstbeweihräuche-rungsdiskussionen, zumal ja unsere „alte Bekannte“ und Jüdin von eigenen Gnaden, Lea Rosh, die Diskussionsleitung inne hatte.

Es fing auch alles an wie gewohnt, Lea Rosh schilderte kurz den „heldenhaften, antifaschis-tischen Widerstand“ der mutigen Demokratieverteidiger vorm Haus, die wenige Stunden vorher noch mit der Sprengung des Gebäudes gedroht hatten. Na ja, der Zweck heiligt be-kanntlich die Mittel... Dann wurden die anderen Diskussionsteilnehmer vorgestellt und ich erinnere mich heute nicht mehr, wer das im einzelnen war. Nur einen freilich habe ich nicht vergessen und sein unerwarteter Auftritt stürzte Lea Rosh alsbald in die schwerste Nerven-krise seit sie „Drei nach Neun“ moderierte. Es handelte sich um den Schriftsteller Erich Fried, bekennender Kommunist und Jude, der während der Zeit des Nationalsozialismus nach England emigriert war. Gerade als das „Wir-sind-unter-uns-Gefühl“ um sich greifen wollte, polterte Fried plötzlich völlig überraschend los und das Gesicht, das Lea Rosh dabei machte, mag dem geähnelt haben, das sie aufsetzte, nachdem sie erfahren hatte, daß eine Tochterfirma der DEGUSSA Materialien für ihr geliebtes Holocaust-Mahnmal geliefert hatte. Es sei unmöglich, daß hier über einen neuen Nationalsozialismus gesprochen werde, meinte Fried, ohne einen Vertreter dieser Überzeugung am Tisch zu haben. Man habe ihm gesagt, der „Neo-Nazi-Führer“ Kühnen sei heute da und nun habe man den wieder ausgela-den wegen einiger Spinner vor dem Tor. Das sei ein Skandal! Er habe mit Kühnen sprechen wollen! Wenn er das vorher gewußt hätte, dann hätte er sich den Flug auch sparen können usw.usf. Ich muß zugeben, daß unsere eigenen Gesichter sich nicht wesentlich von denen der anderen Diskussionsteilnehmer unterschieden haben mögen, auch wir waren völlig per-

Erich Fried

Kühnen und Fried

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plex. „Das gibt´s doch nicht“, meinte denn auch Kühnen, „ausgerechnet der Vorzeigelinke und Jude Erich Fried...“So drehte sich die ganze Talkshow auch ohne Kühnens Anwesenheit nur um ihn und Fried hatte sich auch am Ende noch nicht beruhigt. Wir hatten uns zwar etwas anderes erhofft, waren am Ende aber doch ganz zufrieden, wußten wir doch, daß es am nächsten Tag mal wieder Schlagzeilen für die „Kühnen-Truppe“ geben würde. Aber in Kühnen hatte es zwi-schenzeitlich schon längst wieder gearbeitet. Mit dem sicheren Instinkt für außergewöhn-liche Menschen und besondere Situationen rief er plötzlich laut: „Und jetzt setz´ ich noch einen drauf, ich ruf´ den jetzt im Sender an!“ So geschah es und Dank „Mithörtaste“ wur-den wir alle Ohrenzeugen des ersten Gesprächs zwischen den Antipoden Kühnen und Fried, wobei es sehr schwer war, diesen überhaupt noch ans Telefon zu bekommen. Der Telefon-dienst im Sender hatte nämlich nur gesagt, die Herrschaften seien bereits aus dem Studio und möglicherweise in die Kantine gegangen. Tatsächlich konnte Kühnen die Vermittlung dazu bewegen, das Gespräch in die Kantine durchzustellen, aber dort wollte man Fried nicht ans Telefon holen. Kühnen sagte daraufhin: „Also passen Sie mal auf, mein Name ist Micha-el Kühnen und die ganze heutige Sendung hat sich nur um meine Person gedreht und nun geben sie mir bitte Herrn Fried ans Telefon!“ Das saß, Sekunden später war Erich Fried am Telefon. Ich schätze heute im Rückblick, daß das erste Gespräch eine halbe Stunde gedauert haben mag und kann mich noch an einige bemerkenswerte Sätze von Fried erinnern. So sagte er z.B. er könne sich vorstellen, ein guter SS-Mann geworden zu sein, wenn er nicht wegen seiner jüdischen Abstammung hätte emigrieren müssen. Wir bekamen alle Augen und Ohren nicht mehr zu. Da plauderte der bekennende Nationalsozialist Michael Kühnen seelenruhig mit jenem Mann, dessen Gedichte uns die linken Gegendemonstranten mit-unter ins Ohr gröhlten, der 1938 als Kommunist und Jude nach England emigriert war, um nach dem Krieg die österreichische Staatsbürgerschaft anzunehmen, in Wien war er 1921 auch geboren worden. Fried war zeitlebens eine Ikone der Linken gewesen und hatte sich ebenso als Literat einen Namen gemacht wie durch zahlreiche Übersetzungen der Autoren T.S. Eliot, Graham Greene und Dylan Thomas. Ein Skandal bahnte sich an...

Freilich dauerte es nicht lange und man kam zu jenem Thema, um das ich schon allein aus strafrechtlichen Gründen einen weiten Bogen machen muß: Die zum Dogma erhobene, fabrikmäßige Massenvernichtung von Menschen im Dritten Reich. Ich befürchtete, daß Fried das Telefonat spätestens bei diesem Thema abbrechen würde, aber auch hier war die-ser bemerkenswerte Mann für eine Überraschung gut. „Wir müssen uns noch viel öfter und eingehender unterhalten, Herr Kühnen,“ sagte Fried am Ende „...und wenn sie mich davon überzeugen können, daß die Geschichte von der fabrikmäßigen Ermordung von Menschen zumindest so nicht stimmt, werde ich nicht zögern öffentlich für eine Revision der Ge-schichtsschreibung einzutreten!“ Mit einem Schlag war uns allen klar geworden, welche ungeheure Chance für uns in der Person von Erich Fried unerwartet aufgetaucht war. Ein Szenario enstand vor unserem geis-tigen Auge, das die Säulen der Nachkriegsordnung hätte erschüttern können, aber es sollte leider alles anders kommen und es scheiterte letztendlich weder an Michael Kühnen noch an Erich Fried. Bald nach diesen aufwühlenden Ereignissen ging Michael Kühnen ins fran-

Kühnen und Fried

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zösische Exil, in Paris festgenommen, wurde er ein Jahr später an Deutschland ausgeliefert, wo ihm wieder einmal ein großer Prozeß bereitet wurde. Diese Ereignisse hatten den Kon-takt mit Erich Fried trotz seiner großen Bedeutung wieder in den Hintergrund treten lassen, vergessen war er indes nicht. Völlig unerwartet rückten Fried und Kühnen plötzlich wieder ins öffentliche Interesse.

Nachdem Kühnen auch in seinem zweiten großen Prozeß nur wegen seiner Meinungsäuße-rung und nicht wegen irgendwelcher Gewalttaten vor Gericht stand und eine mehrjährige Haftstrafe drohte, lud der Hessische Rundfunk zu einer über mehrere Sender ausgestrahlten Podiumsdiskussion ein. Thema: „Darf man einen Mann nur wegen seiner Worte einsperren?“ Als Gast unter anderem: Erich Fried! Auch hier lehnte sich Fried wieder mächtig aus dem Fenster, stellte die freie Meinungsäußerung außerhalb jedweder Strafverfolgung und ergriff unnmißverständlich für Michael Kühnen Partei. Wohlgemerkt wegen der zu befürchtenden Verurteilung, nicht aus ideologischen Gründen. Den Linken aber reichte das. Ein Aufschrei ging durch die Republik und viele Altlinke fielen nun über ihre Ikone her, was den freilich nicht erschüttern konnte. Vor Prozeßbeginn hatte Fried bereits öffentlich erklärt, wenn es Kühnen nutzen würde, wäre er bereit auf eigene Kosten als Entlastungszeuge nach Frankfurt zu kommen. Das hatte schon für Entrüstungsstürme in einschlägigen Kreisen gesorgt, in Kreisen freilich, die sich ihrerseits sehr um die wegen schwerster Gewaltdelikte verurteilten RAF-Angehörigen sorgten. Diese doppelte Moral prangerte Fried nun auch in der Podiums-diskussion an und die Presse war anderntags voll damit. Um das Maß voll zu machen und allen seine Bereitschaft zu konsequentem Handeln unter Beweis zu stellen, besuchte Fried Michael Kühnen dann nach der Verurteilung zu knapp vier Jahren Haft sogar in der Zwing-burg Butzbach, wo der Chef seine Strafe bis auf den letzten Tag verbüßte.

Für die Zeit nach dem Ende der Haft wurde die Fortsetzung des außergewöhnlichen Dialogs vereinbart, aber im Jahre der Freilassung Michael Kühnens, 1988, starb Erich Fried plötzlich und unerwartet, nur drei Jahre später starb auch Kühnen. So müssen wir rückblickend fest-stellen, daß der Nationale Widerstand und besonders auch der Revisionismus um eine große Chance beraubt wurden. Was genau geschehen wäre, wissen wir natürlich nicht, aber daß zwei völlig unterschiedliche Menschen einen für die Herrschenden höchst unangenehmen Dialog begonnen hatten, das wissen wir. Daß jeder den anderen für subjektiv ehrlich und für einen aufrechten Charakter hielt, auch das wissen wir und so wollen wir abschließend noch einmal Erich Fried zu Wort kommen lassen, der sein Eintreten für Michael Kühnen gegenüber seinen Gesinnungsgenossen und der Öffentlichkeit mit den Worten verteidigte:

„Was ich geschrieben habe, ist: daß er in dieser Diskussion mit mir nicht nur ein vor-bildlich ehrlicher Diskussionspartner war, sondern auch weit entfernt von jeder Unbe-lehrbarkeit. Und daß ich nach dieser Begegnung ihm jederzeit mein Leben anvertrauen würde. Das war mein Eindruck. Und ich habe keine andere Möglichkeit als dazu zu stehen!“

Kühnen und Fried

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Unser Besuch bei Leon Degrelle hat mich damals sehr beeindruckt, auch in Deutschland schlug das einige Wellen, da wir ja von einem Fernsehteam der Monitor-Redaktion unter Gabriele Krone-Schmalz begleitet worden waren. Ich habe den Fernsehbericht noch heute und gerade die Abfol-ge gefällt mir immer noch. Monitor zeigte näm-lich zuerst einige kurze Originalaufnahmen aus deutschen Wochenschauen (Rückkehr der Divi-sion „Wallonie“ von der Ostfront und Verleihung des Eichenlaubs zum Ritterkreuz an Kamerad De-grelle im Führerhauptquartier Wolfsschanze durch den Führer persönlich) und nach dem Händedruck Degrelles´ mit dem Führer unsere Begrüßung in dessen Madrider Wohnung. War schon toll und macht mich heute noch stolz... Eine direkte Unterhaltung mit Leon Degrelle war leider gar nicht möglich und ich mußte mich erst an den Gedanken gewöh-nen, daß vor mir ein Divisionskommandeur der Waffen-SS stand, der kein Wort deutsch sprach. Für Kühnen war das natürlich gar kein Problem, er hätte sich mit Degrelle sowohl in spanisch unterhalten können, als auch in französisch, man entschied sich dann aber für französich, denn Kühnen war ja aus seinem Pariser Exil angereist und so war französisch eben die Sprache die er ohnehin tagtäglich sprach. Jedenfalls war Degrelle von unserer Idee der Gründung einer europäischen Organisation sehr angetan und versprach, unser „Komitee zur Vorbereitung der Feierlichkeiten zum hundertsten Geburtstag Adolf Hitlers“, kurz „KAH“ genannt, zu unterstützen. Er hat dann auch fleißig in diesem Sinne getrommelt und so kam in Spanien unter Mithilfe auch von Capitan Walter und der CEDADE eine ansehnliche Front europäischen Geistes zusammen. Kühnens Auslieferung aus Frankreich, die anschließende lange Haftstrafe, die Rückkehr Capitan Walters, die Selbstauflösung der CEDADE und nicht zuletzt das Alter und die angeschlagene Gesundheit Degrelles haben dann doch nicht mehr aus diesem Projekt werden lassen, schade!

von Thomas Brehl

Leon Degrelle: Er war eines von acht Kindern eines Bierbrauers und frankophilen Politikers und kam am 15. Juni 1906 in Bouillon/Buillen in den Ardennen zur Welt. 1930 gründete er die Christus Rex-Bewegung, die einen autoritären Stände-staat auf strikt katholischer Grundlage anstrebte und Anleihen beim deutschen Nationalsozialismus wie beim italienischen Faschismus nahm. 1940 wurde Degrelle verhaftet und nach Frankreich deportiert; die Deutschen befreiten ihn, der nun als glühender Gefolgsmann Hitlers an die Spitze der wallonischen Kollaborateure trat. Er betrachtete WalIonen und Burgunder als französisch sprechende Germanen, führte die auf deutscher Seite gegen Stalin kämpfenden Wallonen („Wallonische Le-gion, später 28. SS-Freiwilligen-Panzergrenadierdivision „Wallonie“) und wurde zum höchstdekorierten ausländischen Front-soldaten der Wehrmacht mit insgesamt 22 Kriegsauszeichnungen, darunter die Goldene Nahkampfspange (höchste Infante-rieauszeichnung) für 75 Nahkampftage und (verliehen am 27. August 1944 durch Hitler) das Eichenlaub. Hitler zu Degrelle: „Wenn ich einen Sohn hätte, wünschte ich, daß er so wäre wie Sie,“ Degrelle und seine wallonischen Kameraden waren entscheidend an der Sprengung des Kessels von Tscherkassy beteiligt und verteidigten zuletzt unter höchsten Verlusten Pom-mern. Unter abenteuerlichen Umständen emigrierte Degrelle bei Kriegsende nach Spanien, das alle Auslieferungsbegehren gegen den in Belgien zum Tode Verurteilten ignorierte. Seine Eltern wurden daheim in den Kerker geworfen, wo sie starben; seinen Bruder erschoß man; seine Frau und andere Verwandte kamen jahrelang in Haft. Im spanischen Exil wurde er erfolgreicher Geschäftsmann und schrieb insgesamt 15 Bücher, in denen er seinen und seiner Kameraden „Einsatz für Europa“ verteidigte. Er starb am 1. April 1994 in Malaga/Spanien.

Zu Besuch bei Leon Degrelle in Madrid

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Von 1983-87 existierte die ANS-Liban wie sie im Libanon offiziell genannt wurde durch eine Handvoll deutscher und libanesischer Kameraden. Im Zuge des Antizionistíschen Be-freiungskampfes im Libanon waren wir fester Bestandteil nationallibanesischer wie Palästi-nensischer Kampfeinheiten und Organisationen, denen wir uns aus Solidarität als Freiwillige zur Verfügung stell-ten, glaubten wir doch die selben Feinde zu haben.

Die Idee, eine ANS-Libanon zu gründen, wurde da-mals von Michel Kühnen sofort gutgeheißen und teils sogar während seiner Inhaftierung vom Gefängnis in der BRD aus schriftlich initiiert und unterstützt. Eine weitere Kontaktperson zu uns außer dem Chef stellte Thomas Brehl dar, so daß der Kontakt zur Befehlszen-trale in Deutschland nie abriß, trotz der schwierigen Bürgerkriegslage und der Überwachung durch den Mossad. Noch heute sind wir den Leuten dort in guter und freundschaftlicher Erinnerung. Aber auch negative Mitteilungen trafen aus dem Hauptquartier in der BRD bei uns ein, wie der Putsch gegen den Chef, wo sich die Mitglieder der ANS-Libanon hundertprozentig hinter ihren Chef stellten! Oder die Todesnachricht von Rudolf Hess die uns als ANS Mitglieder vom Kaser-nenkommandanten überbracht wurde, der die libanesische Fahne den ganzen Tag auf Halb-mast setzte und wo ständig tagsüber hohe Offiziere der Befreiungsbewegungen eintrafen und ihre Beileidsbekundungen für den großen Deutschen Rudolf Heß aussprachen.

So hat sich auch Michael Kühnen durch die ANS-Li-banon und uns dort einen positiven Namen gemacht der bis heute anhält. Und vor allem wir ehemalige Libanon-Veteranen werden ihn nie vergessen. Möge diese Schrift dazu ein Beitrag sein, diesen großen Ka-meraden aus unserer Mitte die Ehre zu erweisen die er verdient!

Jürgen Eckmann

Ehemaliger Chef der ANS-Libanon

Ärmelstreifen der „ANS-Libanon“

Mit Kameraden an der Kaserne 1985

Auslandseinsatz der ANS im Libanon

Eckmann im Libanon 1985

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Michael Kühnen starb am Morgen des 25. April 1991 in den Städtischen Kliniken in Kas-sel. Wenige Tage vorher hatte er zu notariellem Protokoll verfügt, daß seine Verwandten von der sogenannten Totenfürsorge entbunden wurden; diese hatte er seiner Verlobten Lisa Wohlschläger und mir übertragen. Der Grund für diesen ungewöhnlichen Schritt war, daß Michael Kühnens Vater seinen Überzeugungen feindlich gegenüberstand und damit eine Beisetzung, die auch den Kameradenkreis mit einschloß, nicht gewährleistet gewesen wäre. Außerdem hatte er – gleichfalls notariell beurkundet – letztwillig verfügt, daß er einge-äschert werden wollte und daß er in der Stadt Langen bei Frankfurt an der Seite seines im Jahr vorher durch Schußwaffeneinwirkung ums Leben gekommenen Kameraden GeraldHess bestattet werden wollte.

Totenleite und Beisetzung gestalteten sich in der ungewöhnlichsten Art, die man sich nur vorstellen kann. Noch einmal entlud sich der geballte Haß bolschewistischer Gewalttäter ebenso wie die Angst des etabliert-bürgerlichen Gutmenschentums über den Toten; nicht anders, als der Lebende es während der zwanzig Jahre seines politischen Wirkens erfahren hat. Die Nachricht von seinem Tode kam nicht unerwartet – noch tags zuvor hatte ich in Kassel ein Gespräch mit der behandelnden Ärztin gehabt. Michael Kühnen hatte die Ärztin Lisa Wohlschläger und mir gegenüber von der ärztlichen Schweigepflicht entbunden. Daß er sterben würde, war auch für den Laien völlig klar zu erkennen; offen war nur die Frage, wie lange es dauern würde. Als ich die Einzelheiten der Laborbefunde erfuhr, wußte ich, daß es sich um eine Frage von allenfalls Tagen, möglicherweise nur noch Stunden handeln wür-de. Noch einmal führten wir ein Gespräch. Auch auf dem Sterbebett galten seine Gedanken noch ausschließlich dem politischen Kampf. Ein Händedruck, von dem ich spürte, daß es der letzte sein werde. Dann fuhr ich nach Hamburg. Am nächsten Morgen, gegen acht Uhr, kam der Anruf aus dem Krankenhaus. Michael Kühnens Herz hatte zu schlagen aufgehört.

Vorher schon hatten Lisa Wohlschläger und ich mit dem ersten Bestattungshaus am Ort Kontakt aufgenommen, Pietät Dötenbier. Sicherlich waren sie zu recht das erste Haus am Platz, und sicherlich trugen sie den Namen „Pietät“ zu recht. Sie erledigten ihre Arbeit würdevoll und zu unserer vollsten Zufriedenheit. Nur den Auftrag, eine Traueranzeige in der regional führenden Zeitung zu schalten den „Hessischen Nachrichten und Anzeigen“ HNA, konnten sie nicht erfüllen. Fassungslos und empört berichteten sie, daß trotz völlig neutraler Formulierung der Anzeige das Blatt sich geweigert hatte, sie aufzunehmen....

Dies war nicht der letzte Fall, in dem die Mitarbeiter des Bestattungshauses – ein alteinge-sessener und traditionsreicher Familienbetrieb – fassungslos waren. Wenige Tage später war die Einäscherung, verbunden mit einer Totenfeier im Kameradenkreis. Im Nebenraum der Aufbahrungshalle nahm ich am offenen Sarg einen letzten Abschied. Seinem Wunsch und

Über den Tod hinaus:

Hass, Gewalt, Schikane...

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germanischer Sitte gemäß gab ich dem Toten die Grabbeilagen mit auf den Weg in die Ewig-keit – eine Ausgabe des Buches, das zeitlebens seine politische Leitlinie gewesen war, und die Kriegsflaggen des Zweiten und Dritten Deutschen Reiches. Dann wurde der Sarg versie-gelt und aufgebahrt. Zweieinhalb Dutzend Kameradinnen und Kameraden verabschiedeten ihn, bevor er den Weg ins Krematorium antrat. Zwischenzeitlich hatte der Papierkrieg mit den Behörden begonnen. Die Stadt Langen verweigerte sich einer Beisetzung auf ihrem Friedhof. Zwar hatte Michael Kühnen bis kurz vor seinem Tode in Langen gewohnt, aber er war dort nie gemeldet worden. Dafür hatte es veständliche Sicherheitsgründe gegeben. Gewaltsame Angriffe bolschewistischer Täter waren damals noch häufiger als heute, und in den letzten Monaten seines Lebens hatte die auszehrende Krankheit die Wehrfähigkeit des früheren Bundeswehr-Offiziers Kühnen zunehmend untergraben. Seine Meldeadresse inRheinsberg bei Bonn war daher nicht identisch mit seinem tatsächlichen Wohnsitz gewesen. Um den letzten Willen des Verstorbenen zu erfüllen, war daher ein Verfahren gegen die Stadt Langen notwendig; also erhoben Lisa Wohlschläger und ich als die mit der Totenfürsorge betrauten Klage zum Verwaltungsgericht Frankfurt am Main. Es lag allerdings auf der Hand, daß eine solche Klage unter Umständen Jahre dauern konnte. Derweil befand sich die Urne sicher verwahrt im Panzerschrank der Friedhofsverwaltung Kassel. Eine ungeheuerliche Si-tuation: Wie er acht Jahre seines Lebens in Gesinnungshaft verbringen mußte, blieb auch der Tote noch über Monate hinter Stahltüren, Schlössern und Riegeln eingesperrt.

Parallel zu der Klage wurde – rein vorsorglich und übergangsweise – nach anderen für eine Bestattung infragekommenden Orten gesucht. Michael Kühnen war aus Beul gebürtig, im Jahre 1955 eine eigenständige Gemeinde, nunmehr in die Stadt Bonn eingemeindet. Die Stadt Bonn verweigerte eine Beisetzung. Zwar sei Kühnen dort geboren, hieß es, aber die Bestattungsordnung sehe nur vor, daß Personen, die in Bonn verstorben seien, dort beige-setzt würden. Als nächstes wurde die Gemeinde Rheinsberg angeschrieben; das war Michael Kühnens letzter formeller Wohnsitz gewesen. Rheinsberg aber weigerte sich ebenfalls – es sei nur ein Scheinwohnsitz gewesen, argumentierte man, und Michael Kühnen habe nie in Rheinsberg gelebt. Tatsächlich gelebt hatte er in der Gemeinde Zimmern in Thüringen. Aber auch diese weigerte sich; Michael Kühnen habe nie offiziell in Zimmern gelebt, daher stünde dem Toten kein Recht zu, dort bestattet zu werden.

Es war die wohl würdeloseste Form des Schwarzen-Peter-Spiels, die man sich nur vorstellen konnte; eine moderne Köpenickiade, oder eher ein kafkaesker Vorgang. Anfang 1992 – die verwaltungsgerichtliche Klage gegen die Stadt Langen lief natürlich noch immer – kontak-tete mich die Friedhofsverwaltung Kassel. Die Urne lag seit nunmehr über acht Monaten in ihrem Panzerschrank. Ein Zustand, der mit Totenruhe nichts gemein hatte. Es mußte etwas geschehen, darin waren sich alle Beteiligten einig. So stimmte dann die Friedhofsverwaltung Kassel einer Beisetzung auf dem dortigen Nordfriedhof zu; natürlich mit dem ausdrücklichen Vorbehalt von unserer Seite, daß nach dem erfolgreichen Abschluß des Klageverfahrensgegen die Stadt Langen die Urne dorthin überführt werde. Die Beisetzung war an einem kalten Januartag des Jahres 1992. Über hundert Kameradinnen und Kameraden kamen nach Kassel; und die mehr als doppelte oder nahezu dreifache Anzahl anarchistischer und

Hass, Gewalt. Schikane

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bolschewistischer Gewalttäter. Wann jemals hat es seit der Beisetzung von Horst Wessel in Deutschland gewaltsame Ausschreitungen von Feinden des Toten gegen Teilnehmer des Trauerzuges gegeben?! Hier in Kassel geschah es das erste Mal seit mehr als sechzig Jahren wieder. Steine und Leuchtkugeln flogen, Wasserwerfer fuhren auf, es gab stundenlangeStraßenkämpfe zwischen Links-extremisten und der eher hilflos agierenden Polizei und auch unse-ren Kameraden und den Linksext-remisten; drei Kameraden kamen verletzt ins Krankenhaus, einer davon – der Österreicher Günther Rheintaler – durch Dolchstich am Bein verwundet. Wenn man die po-litische Größe eines Menschen am gewaltsamen Haß seinerFeinde messen kann, dann hat es seit Kriegsende in Deutschland keinen bedeutsameren Politiker gegeben als Michael Kühnen. Der bürgerkriegsähnliche Straßenkampf endete nach wenigen Stunden. Die Auseinandersetzungen um den To-ten und seine letzte Ruhestätteendeten noch nicht. Nicht lang danach kam ein Anruf der Friedhofsverwaltung – unbe-kannte Täter hatten nachts das Urnengrab geöffnet und die Urne gestohlen. In welchen Kreisen diese Täter zu suchen waren, blieb kein Geheimnis. Recht bald kursierte eine Erklä-rung einer anonymen linksextremistischen Einsatzgruppe, die sich zynischerweise „autono-mes Umtopfungskommando“ nannte und sich zum Urnendiebstahl bekannte. Die Authen-tizität dieser Erklärung blieb außer Zweifel – die Täter hatten die in den Verschluß der Urne eingestanzte Urnennummer richtig genannt, die niemand kennen konnte außer dem, der die Urne in den Händen gehabt hatte.

Dies gab der Stadt Langen, die Panik hatte, zum Wallfahrtsort für Nationalsozialisten der jüngeren Generation zu werden, Auftrieb. Denn das Verwaltungsgericht hatte nun einen formellen Vorwand, die Klage abzuweisen. Das Klagbegehren sei nicht mehr erfüllbar, schrieben die spitzfindigen Juristen; da die Urne gestohlen sei, sei ihre Überführung nach Langen nicht mehr möglich, und folglich gäbe es keine Rechtsgrundlage, die Stadt Langen zu verpflichten, daß sie die Beisetzung Michael Kühnens dort selbst zu dulden hätte.

Natürlich erhoben Lisa Wohlschläger und ich hiergegen Berufung zum Hessischen Verwal-tungsgerichtshof. Wir begründeten dies damit, daß der Urnenraub überhaupt erst durch die

Hass, Gewalt. Schikane

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Verweigerung der Stadt Langen möglich geworden sei; dies habe zwangsweise eine über-gangsweise Beisetzung in Kassel bedingt. Da nicht auszuschließen sei, daß die Täter ihre politischen Ansichten ändern oder Reue für ihren Frevel empfinden würden, sei auch mög-lich, daß die Urne wieder auftauchen werde; dann aber ergebe sich erneut das Problem, das überhaupt erst zum Urnenraub geführt habe. Also sei die Rechtssicherheit für die Erfüllung der letztwilligen Verfügung des Toten herzustellen, damit, wenn vielleicht einmal die Urne wieder auftauche, die sterblichen Überreste dann ohne neuerliche würdelose Verwahrung im Panzerschrank oder übergangsweise Beisetzung an anderem Ort mit der Gefahr neu-erlichen Raubes durch andere politische Feinde direkt dort beigesetzt werden könne, wo Michael Kühnen seine letzte Ruhestätte zu finden gewünscht hatte.

Der Hessische Verwaltungsgerichtshof allerdings wies die Berufungsklage ab; Totenruhe und Würde auch Verstorbener erschienen ihm offenbar nicht unbedingt als besonders ho-hes Gut gegenüber seinen Ansichten über formales Recht.....Damit hatten die ungeheuerlichen und unglaublichen Ereignisse um die Beisetzung Michael Kühnens ein vorläufiges Ende. So, wie er zu Lebzeiten an allen Tabus der Bundesrepublik kräftig gerüttelt hatte, kannten weder gewalttätige Feinde noch dieBehörden oder Gerichte eben dieser Republik irgendein Tabu dem Toten gegenüber. Als ob man sinnbildlich seinen Geist nicht zur Ruhe kommen lassen wollte, verfolgte man ihn über seinen Tod hinaus mit Haß, mit Gewalt und mit Schikane. Und hielt damit genau die Gedanken lebendig, von denen das politische Establishment der Bundesrepublik gehofft hatte, daß sie mit dem Tode des Ausnahmemenschen Michael Kühnen von selbst ersterben würden. Kühnen starb; sei-ne Gedanken nicht; und daß seine Gedanken nicht sterben, ist nicht zuletzt auch seinen Feinden zu verdanken.

Also gibt es nirgendwo in diesem Lande einen Stein, in den das Epitaph gemeißelt ist, das ich für Michael Kühnen ausgewählt hatte:

„Tapf’rer, Deines Ruhmes Schimmer wird unsterblich sein im Lied.“

Das Lied aber – und der Ruhm! – sind unsterblicher als jeder Stein.

Hamburg, zum 21. Juni 2005Christian Worch

Hass, Gewalt. Schikane

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Der >Freundeskreis Michael Kühnen< und die Gestalter dieser Schrift bedanken sich ganz herzlich bei allen Spendern und Unterstützern, die diese Dokumentation durch Zusendung von Dokumenten, Fotos und Berichten in großem Maße bereichert haben. Unser besonderer Dank gilt dem Langener Kameraden Helmut Huch, der durch die größte Einzelspende wesentlich zu Qualität und Umfang dieser Broschüre beigetragen hat, auch dem Kameraden Christian Zeller sei an dieser Stelle für seine außergewöhnliche Hilfe herzlichst gedankt.

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