Migration und Migrantenfamilien in Baden- Württemberg

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Migration und Migrantenfamilien in Baden- Württemberg Familienbericht 2004 Teil 2

Transcript of Migration und Migrantenfamilien in Baden- Württemberg

Migration und Migrantenfamilien

in Baden-Württemberg

Familienbericht 2004

Teil 2

Migration und Migrantenfamilien in Baden-Württemberg Familienbericht 2004 Teil 2

Familienwissenschaftliche Forschungsstelle im Statistischen Landesamt Baden-Württemberg 2004 Alexander Jäger, Harald Leschhorn, Erich Stutzer

Herausgegeben vom Sozialministerium Baden-Württemberg

FAMILIENWISSENSCHAFTLICHE FORSCHUNGSSTELLE IM STATISTISCHEN LANDESAMT BADEN-WÜRTTEMBERG 1

Inhaltsverzeichnis

1 Zusammenfassung der Ergebnisse der Kapitel 2 bis 7 8

1.1 Einleitung (Kapitel 2) 8 1.2 Demographische Entwicklungen und Familienstrukturen der ausländischen

Bevölkerung in Baden-Württemberg (Kapitel 3) 10 1.2.1 Bevölkerungsentwicklung und Bevölkerungsstruktur (Kapitel 3.1) 10 1.2.2 Demographische Entwicklungen im Bereich von Ehe und Familie (Kapitel 3.2) 12 1.2.3 Formen des Zusammenlebens – Haushalts- und Familienzusammenhang der

ausländischen Bevölkerung (Kapitel 3.3) 18 1.3 Bildung und Ausbildung bei Migrantenfamilien in Baden-Württemberg (Kapitel 4) 21

1.3.1 Schulische Bildung (Kapitel 4.1) 21 1.3.2 Exkurs: Ergebnisse der Studie PISA 2000 zur schulischen Situation von Kindern

und Jugendlichen aus Migrantenfamilien (Kapitel 4.2) 28 1.3.3 Berufliche Ausbildung (Kapitel 4.3) 28

1.4 Erwerbstätigkeit, Arbeitsmarkt und Familie (Kapitel 5) 30 1.4.1 Erwerbstätigkeit und Struktur der Arbeitsverhältnisse bei Migranten im Land

(Kapitel 5.1) 30 1.4.2 Arbeitslosigkeit unter Ausländern in Baden-Württemberg (Kapitel 5.2) 32 1.4.3 Vereinbarkeit von Familie und Erwerbstätigkeit und familiale Aufgabenverteilung

zwischen den Geschlechtern bei Migrantenfamilien in Baden-Württemberg (Kapitel 5.3) 33

1.5 Einkommenslagen und ökonomischer Lebenshintergrund der Familien von Migranten in Baden-Württemberg (Kapitel 6) 33 1.5.1 Die Einkommensstrukturen und -situation von Migrantenfamilien in Baden-

Württemberg (Kapitel 6.1) 33 1.5.2 Armut und Sozialhilfebedürftigkeit bei ausländischen Familien in Baden-

Württemberg (Kapitel 6.2) 34 1.6 Kinderbetreuung und Erziehung bei Migrantenfamilien in Baden-Württemberg (Kapitel

7) 35

2 Einleitung 37

3 Demographische Entwicklungen und Familienstrukturen der ausländischen Bevölkerung in Baden-Württemberg 46

3.1 Bevölkerungsentwicklung und Bevölkerungsstruktur 46 3.1.1 Entwicklung der ausländischen Bevölkerung in Baden-Württemberg seit der

Gründung des Landes (unter Berücksichtigung von Geschlecht und Staatsangehörigkeit) 46

2 FAMILIENWISSENSCHAFTLICHE FORSCHUNGSSTELLE IM STATISTISCHEN LANDESAMT BADEN-WÜRTTEMBERG

3.1.2 Räumliche Verteilung der Bevölkerung ausländischer Herkunft auf Bundesebene und in Baden-Württemberg 55

3.1.3 Altersstruktur der ausländischen und deutschen Bevölkerung im Vergleich 57 3.1.4 Aufenthaltsdauer der ausländischen Bevölkerung in Baden-Württemberg nach

Staatsangehörigkeit und Altersgruppen 59 3.1.5 Einbürgerungen von Ausländerinnen und Ausländern in Baden-Württemberg 63

3.2 Demographische Entwicklungen im Bereich von Ehe und Familie 66 3.2.1 Das Heiratsverhalten der ausländischen Bevölkerung in Baden-Württemberg 67

3.2.1.1 Binationale Eheschließungen 70 3.2.1.2 Die Entwicklung der Zahl der Eheschließungen bei Deutschen und

Ausländern während der vergangenen fünf Jahrzehnte 72 3.2.1.3 Deutliche Unterschiede zwischen den Geschlechtern bei deutsch-

ausländischen Eheschließungen 75 3.2.1.4 Altersspezifische Familienstandsstrukturen der ausländischen

Bevölkerung 76 3.2.2 Ehescheidungen 78 3.2.3 Generatives Verhalten (Geburten) 79

3.2.3.1 Geburtenentwicklung 79 3.2.3.2 Entwicklung des Geburtenverhaltens nach Nationalität 86 3.2.3.3 Verändertes Geburtenverhalten als Ausdruck eines

Anpassungsprozesses? 88 3.2.3.4 Nicht eheliche Geburten 89

3.3 Formen des Zusammenlebens – Haushalts- und Familienzusammenhang der ausländischen Bevölkerung 90 3.3.1 Alleinleben oder Zusammenleben mit anderen Menschen – Ausländische

Bevölkerung in Ein- und Mehrpersonenhaushalten 90 3.3.2 Ehepaare ohne Kinder 94 3.3.3 Familien mit Kindern 94

3.3.3.1 Allein Erziehende 98 3.3.3.2 Demographische Struktur der Kinder 101

3.3.4 Ältere Menschen ausländischer Herkunft 103

4 Bildung und Ausbildung bei Migrantenfamilien in Baden-Württemberg 106

4.1 Schulische Bildung 107 4.1.1 Schulbesuch und Schulabschlüsse 107 4.1.2 Ausländische Schüler nach Staatsangehörigkeit 113 4.1.3 Die Bildungsbeteiligung der einzelnen Staatsangehörigkeitsgruppen unter den

ausländischen Schülern Baden-Württembergs im Vergleich 114 4.1.3.1 Besuch weiterführender Schulen (Sekundarbereich) bei den einzelnen

Nationalitätengruppen aus den ehemaligen Anwerbeländern 114 4.1.3.2 Bildungsbeteiligung der übrigen Nationalitätengruppen (welche nicht den

Anwerbeländern zuzurechnen sind) 118

FAMILIENWISSENSCHAFTLICHE FORSCHUNGSSTELLE IM STATISTISCHEN LANDESAMT BADEN-WÜRTTEMBERG 3

4.1.3.3 Vergleichende Zusammenfassung und Bewertung der unterschiedlichen Bildungsbeteiligungen der einzelnen Staatsangehörigkeitsgruppen 118

4.1.4 Die Bildungsbeteiligung ausländischer Schüler in Baden-Württemberg im Vergleich zur (übrigen) Bundesrepublik Deutschland 121 4.1.4.1 Besuch weiterführender Schulen (Sekundarbereich) 121 4.1.4.2 Sonderschulbesuch 123

4.2 Exkurs: Ergebnisse der Studie PISA 2000 zur schulischen Situation von Kindern und Jugendlichen aus Migrantenfamilien 124

4.3 Berufliche Ausbildung 128 4.3.1 Ausländische Schüler an beruflichen Schulen 128 4.3.2 Die einzelnen Staatsangehörigkeitsgruppen im Vergleich 129 4.3.3 Ausländische Auszubildende in Baden-Württemberg nach Ausbildungsbereichen 131

4.4 Ausländische Studierende 132 4.5 Fazit 133

5 Erwerbstätigkeit, Arbeitsmarkt und Familie 135

5.1 Erwerbsbeteiligung und Struktur der Arbeitsverhältnisse bei Migranten im Land 135 5.2 Arbeitslosigkeit unter Ausländern in Baden-Württemberg 141

5.2.1 Jugendarbeitslosigkeit 145 5.3 Vereinbarkeit von Familie und Erwerbstätigkeit und familiale Aufgabenverteilung

zwischen den Geschlechtern bei Migrantenfamilien in Baden-Württemberg 146

6 Einkommenslagen und ökonomischer Lebenshintergrund der Familien von Migranten in Baden-Württemberg 148

6.1 Die Einkommensstrukturen und -situation von Migrantenfamilien in Baden-Württemberg 148

6.2 Armut und Sozialhilfebedürftigkeit bei ausländischen Familien in Baden-Württemberg 154

7 Kinderbetreuung und Erziehung bei Migrantenfamilien in Baden-Württemberg 159

8 Fazit 163

9 Anhang 168

10 Literaturverzeichnis 195

4 FAMILIENWISSENSCHAFTLICHE FORSCHUNGSSTELLE IM STATISTISCHEN LANDESAMT BADEN-WÜRTTEMBERG

Tabellenverzeichnis

Tabelle 3-1: Entwicklung der ausländischen Bevölkerung in Baden-Württemberg 1955 bis 2002 47

Tabelle 3-2: Wanderungssaldo der ausländischen Bevölkerung in Baden-Württemberg 1960 - 2002 nach Phasen 50

Tabelle 3-3: Gesamte und ausländische Bevölkerung in den Ländern der Bundesrepublik Deutschland am 31.12.2001 55

Tabelle 3-4: Ausländische Personen in Baden-Württemberg am 31.12.2002 nach ausgewählten Staatsangehörigkeiten und Aufenthaltsdauer1) 60

Tabelle 3-5: Deutsche und ausländische Bevölkerung im Alter von 18 bis unter 35 Jahren in Baden-Württemberg am 31.12.2002 nach Altersgruppen, Familienstand und Geschlecht 77

Tabelle 3-6: Die Veränderungen im deutschen Staatsangehörigkeitsrecht seit 1974 82 Tabelle 3-7: Durchschnittliches Alter von deutschen und ausländischen Müttern bei der Geburt

eines Kindes in Baden-Württemberg seit 1985 85 Tabelle 3-8: Lebendgeborene in Baden-Württemberg seit 1970 nach der Staatsangehörigkeit

der Eltern bzw. der Mutter 1) 87 Tabelle 3-9: Haushalte mit ausländischer und mit deutscher Bezugsperson in Baden-

Württemberg seit 1980 nach Haushaltsgröße 92 Tabelle 3-10: Personen in Haushalten mit ausländischer und mit deutscher Bezugsperson in

Baden-Württemberg seit 1980 nach Haushaltsgröße 93 Tabelle 3-11: Familien in Baden-Württemberg im Jahr 2000 und 2002 nach Familientyp (mit

oder ohne Kinder) 94 Tabelle 3-12: Ausländische und deutsche Familien in Baden-Württemberg 1980 bis 2002 nach

Anzahl der Kinder 96 Tabelle 3-13: Anteil der allein Erziehenden an der jeweiligen volljährigen Bevölkerung in den

alten Bundesländern 2001 nach ausgewählten Staatsangehörigkeiten 98 Tabelle 3-14: Allein Erziehende in den alten Bundesländern im Jahr 2001 nach Familienstand

und ausgewählten Staatsangehörigkeiten 99 Tabelle 3-15: Anteil der im Herkunftsland verbliebenen Ehepartner von verheiratet getrennt

lebenden ausländischen allein Erziehenden in den alten Bundesländern im Jahr 2000 nach ausgewählten Staatsangehörigkeiten 100

Tabelle 3-16: Ausländische Kinder und Jugendliche sowie Ältere in Baden-Württemberg am 31.12.2000 nach vorwiegenden Staatsangehörigkeiten und Altersgruppen 102

Tabelle 4-1: Anteil ausländischer Schüler an öffentlichen und privaten allgemein bildenden Schulen in Baden-Württemberg seit dem Schuljahr 1980/81 nach Schularten 108

Tabelle 4-2: Verteilung der Schüler auf die Schularten des Sekundarbereichs innerhalb der einzelnen Staatsangehörigkeiten in Baden-Württemberg am 09. Oktober 2002 (bei ausländischen Schülern ohne private Hauptschulen) 117

Tabelle 5-1: Altersspezifische Erwerbsquoten (Erwerbspersonen1) in % der Bevölkerung) in Baden-Württemberg im April 2002 nach Geschlecht der Erwerbspersonen 137

FAMILIENWISSENSCHAFTLICHE FORSCHUNGSSTELLE IM STATISTISCHEN LANDESAMT BADEN-WÜRTTEMBERG 5

Tabelle 5-2: Erwerbstätige insgesamt und ausländische Erwerbstätige in Baden-Württemberg im April 2002 nach Geschlecht, Wirtschaftsbereichen und Stellung im Beruf 140

Tabelle 5-3: Ausländische Arbeitslose und Arbeitslose insgesamt in den Bundesländern der Bundesrepublik Deutschland im September 2002 145

Tabelle 6-1: Haushalte mit ausländischer Bezugsperson in Baden-Württemberg im April 2002 nach Haushaltsnettoeinkommen, Einkommensbezieher und Haushaltstyp 149

Tabelle 6-2: Mehrpersonenhaushalte mit ausländischer und deutscher Bezugsperson in Baden-Württemberg im April 2002 nach Haushaltsnettoeinkommen 150

Tabelle 6-3: Bevölkerung in Baden-Württemberg im April 2002 nach Geschlecht und Nettoeinkommen 151

Tabelle 6-4: Erwerbstätige in Baden-Württemberg im April 2002 nach Geschlecht und Nettoeinkommen 151

Tabelle 6-5: Einkommenspositionen von Lebensformen mit ausländischer Bezugsperson in Baden-Württemberg 2001 155

Tabelle 6-6: Ausländische und deutsche Empfänger laufender Hilfe zum Lebensunterhalt (Sozialhilfe) in Baden-Württemberg 1994 bis 2002 157

Tabelle 7-1: Ausländische und deutsche Kinder in Kindergärten 1996 und 2001 in Baden-Württemberg und in Deutschland insgesamt nach dem Alter der Kinder 160

Tabelle 9-1: Bevölkerungsbilanz der ausländischen Bevölkerung in Baden-Württemberg seit 1953 170

Tabelle 9-2: Ausländische Bevölkerung Baden-Württembergs 1950 bis 2002 nach vorrangigen Staatsangehörigkeiten 171

Tabelle 9-3: Deutsche und ausländische Bevölkerung in Baden-Württemberg am 31.12.2002 nach Altersgruppen 172

Tabelle 9-4: Natürliche Bevölkerungsbewegung (Eheschließungen, Ehescheidungen, Lebendgeborene, Gestorbene) der ausländischen Bevölkerung in Baden-Württemberg 1950 bis 2002 173

Tabelle 9-5: Eheschließungen von Deutschen und Ausländern in Baden-Württemberg von 1950 bis 2002, sowie Vergleich zwischen empirischem und stochastisch erwartbarem Anteil der Eheschließungen von oder mit Ausländern 174

Tabelle 9-6: Ehescheidungen bei Deutschen und Ausländern in Baden-Württemberg von 1979 bis 2002 175

Tabelle 9-7: Deutsche und ausländische Lebendgeborene in Baden-Württemberg von 1953 bis 2002 176

Tabelle 9-8: Lebendgeborene deutscher und ausländischer Eltern in Baden-Württemberg seit 1960 nach Legitimität 177

Tabelle 9-9: Ausländische und deutsche Schüler an öffentlichen und privaten allgemein bildenden Schulen1) in Baden-Württemberg seit dem Schuljahr 1970/71 (bzw. 1980/81) nach Schularten 178

Tabelle 9-10: Ausländische Schüler an öffentlichen und privaten allgemein bildenden Schulen in Baden-Württemberg seit dem Schuljahr 1970/71 nach Staatsangehörigkeit 179

Tabelle 9-11: Ausländische Schüler an öffentlichen und privaten allgemein bildenden Schulen in Baden-Württemberg am 09. Oktober 2002 nach Schularten und Staatsangehörigkeit 180

Tabelle 9-12: Verteilung der deutschen und ausländischen Schüler auf die allgemeinen Schulen und Sonderschulen in Baden-Württemberg im Schuljahr 2000/01 nach Staatsangehörigkeit 181

6 FAMILIENWISSENSCHAFTLICHE FORSCHUNGSSTELLE IM STATISTISCHEN LANDESAMT BADEN-WÜRTTEMBERG

Tabelle 9-13: Verteilung der ausländischen und deutschen Schüler auf die Schularten des Sekundarbereichs in Baden-Württemberg im Schuljahr 2002/03 nach Staatsangehörigkeit 182

Tabelle 9-14: Verteilung der deutschen und ausländischen Schüler auf die allgemein bildenden Schularten des Sekundarbereichs in Baden-Württemberg im Schuljahr 2000/01 nach Staatsangehörigkeit 183

Tabelle 9-15: Verteilung der deutschen und ausländischen Schüler auf die Schularten des Sekundarbereichs in Baden-Württemberg und in der (übrigen) Bundesrepublik Deutschland im Schuljahr 2000/01 184

Tabelle 9-16: Verteilung der deutschen und ausländischen Schüler auf die Sonderschulen und allgemeinen Schulen in Baden-Württemberg und in der (übrigen) Bundesrepublik Deutschland im Schuljahr 2000/01 185

Tabelle 9-17: Kompetenzen (nach PISA) von 15Jährigen aus Familien mit Migrationsgeschichte nach Migrationsstatus der Familie, Herkunftsland des Vaters, Verweildauer des Jugendlichen in Deutschland und Umgangssprache in der Familie (Mittelwerte) 186

Tabelle 9-18: Deutsche und ausländische Schüler an öffentlichen und privaten beruflichen Schulen1) in Baden-Württemberg im Schuljahr 2000/01 (Stand: 18.10.2000) nach Schularten, ausgewählter Staatsangehörigkeit (und Geschlecht) 187

Tabelle 9-19: Ausländische Schüler an öffentlichen Berufsschulen 1) in Baden-Württemberg seit dem Schuljahr 1985/86 nach Staatsangehörigkeit und Geschlecht (Anteil derer mit Ausbildungsvertrag) 188

Tabelle 9-20: Ausländische Studierende an Hochschulen in Baden-Württemberg seit dem Wintersemester 1980/81 nach Herkunftsländern/-kontinenten 189

Tabelle 9-21: Entwicklung der sozialversicherungspflichtig beschäftigten Deutschen und Ausländer im Vergleich zur jeweiligen Wohnbevölkerung in Baden-Württemberg von 1974 bis 2002 nach Geschlecht 190

Tabelle 9-22: Sozialversicherungspflichtig beschäftigte deutsche und ausländische Arbeitnehmer am Arbeitsort in Baden-Württemberg seit 1974 nach Arbeitern/Angestellten 191

Tabelle 9-23: Sozialversicherungspflichtig beschäftigte deutsche und ausländische Arbeitnehmer am Arbeitsort in Baden-Württemberg seit 1979 nach beruflicher Ausbildung 192

Tabelle 9-24: Ausländische Arbeitslose in Baden-Württemberg im Jahresdurchschnitt 1961 bis 2002 193

Tabelle 9-25: Ausgewählte Strukturmerkmale (Personenkreise, Ausbildung, Erwerbstätigkeit, Alter, Dauer der Arbeitslosigkeit) der ausländischen Arbeitslosen und der Arbeitslosen insgesamt im September 2002 in Baden-Württemberg 194

FAMILIENWISSENSCHAFTLICHE FORSCHUNGSSTELLE IM STATISTISCHEN LANDESAMT BADEN-WÜRTTEMBERG 7

Abbildungsverzeichnis

Abbildung 3-1: Entwicklung der ausländischen Bevölkerung in Baden-Württemberg 1953 bis 2001 48

Abbildung 3-2 Ausländische Bevölkerung in Baden-Württemberg 1950 bis 2002 nach vorrangigen Staatsangehörigkeiten (Anwerbeländer) 51

Abbildung 3-3: Anteil der ausländischen Bevölkerung in den Stadt- und Landkreisen Baden-Württembergs am 31.12.2002 56

Abbildung 3-4: Deutsche und ausländische Bevölkerung nach Altersgruppen in Baden-Württemberg am 31.12.2002 58

Abbildung 3-5: Einbürgerungen von Ausländern1) in Baden-Württemberg von 1990 bis 2002 64 Abbildung 3-6: Eheschließungen in Baden-Württemberg im Jahr 2000 nach Staatsangehörigkeit

der Ehepartner 69 Abbildung 3-7: Entwicklung der Zahl der Eheschließungen in Baden-Württemberg von 1950 bis

2002 nach Staatsangehörigkeit 73 Abbildung 3-8: Empirischer Anteil der Eheschließungen von oder mit Ausländern in Baden-

Württemberg von 1953 bis 2001 im Vergleich zum numerisch-gelegenheitsstrukturell erwartbaren Anteil 74

Abbildung 3-9 Ehescheidungen im Verhältnis zu Eheschließungen seit 1979 79 Abbildung 3-10: Auswirkung des seit 1.1.2000 geltenden neuen Staatsangehörigkeitsrechts auf

die Zahl ausländischer Lebendgeborener in Baden-Württemberg 80 Abbildung 3-11: Deutsche und ausländische Lebendgeborene in Baden-Württemberg von

1953 bis 2002 81 Abbildung 3-12 Durchschnittliche Kinderzahlen von Deutschen und Ausländerinnen in

Baden−Württemberg seit 1980 84 Abbildung 3-13: Prozentualer Anteil lebendgeborener nicht ehelicher deutscher und ausländischer

Kinder in Baden-Württemberg seit 1960 89 Abbildung 3-14: Familien mit Kindern und mit ausländischer bzw. deutscher Bezugsperson in

Baden-Württemberg im Jahre 2002 nach Anzahl der Kinder 97 Abbildung 4-1: Verteilung ausländischer und deutscher Schüler auf die Schularten des

Sekundarbereichs in Baden-Württemberg im Schuljahr 2002/03 109 Abbildung 4-2: Abgänge ausländischer und deutscher Schüler aus allgemein bildenden und

beruflichen Schulen in Baden-Württemberg 2000 nach Abschlussarten 112 Abbildung 4-3: Verteilung der Schüler auf die Schularten des Sekundarbereichs innerhalb der

einzelnen Staatsangehörigkeiten in Baden-Württemberg am 09. Oktober 2002 (bei ausländischen Schülern ohne private Hauptschulen) 117

Abbildung 4-4: Ausländische Auszubildende in Baden-Württemberg 2002 nach Ausbildungsbereichen 131

Abbildung 5-1: Zahl der arbeitslosen Ausländer in Baden-Württemberg im Jahresdurchschnitt 1962 bis 2002 142

Abbildung 5-2: Arbeitslosenquoten in Baden-Württemberg im Jahresdurchschnitt 1990 bis 2001 bei Ausländern und Deutschen 143

Zusammenfassung

8 FAMILIENWISSENSCHAFTLICHE FORSCHUNGSSTELLE IM STATISTISCHEN LANDESAMT BADEN-WÜRTTEMBERG

1 Zusammenfassung der Ergebnisse der Kapitel 2 bis 7

1.1 Einleitung (Kapitel 2)

Wie leben ausländische Familien heute in Baden-Württemberg? In den letzten vier

Jahrzehnten wurden die Familien ausländischer Herkunft zu einem integralen Be-

standteil des gesellschaftlichen Zusammenlebens in Baden-Württemberg. Im Rah-

men des vorliegenden Berichts wird der Frage nachgegangen, wie Familien auslän-

discher Herkunft heute in Baden-Württemberg leben. Was hat sich für sie in den letz-

ten 40 Jahren verändert? Inwiefern unterscheiden sich ihre Familienstrukturen, ihre

Bildungsbeteiligung, ihre Erwerbsmuster und ihre Einkommenssituation immer noch

von „einheimischen“ Familien ohne Migrationshintergrund? Es sollen sowohl der In-

tegrationsstand ausländischer Familien in Baden-Württemberg auf unterschiedlichen

Feldern als auch die Integrationsleistungen von Migrantenfamilien dargestellt und

analysiert werden.

Integrationsdimensionen: Entsprechend der verschiedenen Lebens- und Arbeitsbe-

reiche lassen sich mehrere Integrationsdimensionen ausmachen, entlang der einzel-

nen Kapitel in diesem Bericht wären hier vor allem zu nennen: 1. Demographische

und familiale Integration, 2. Bildungsintegration, 3. Arbeitsmarktintegration, 4. Wohl-

standsintegration, 5. Betreuungs- und Erziehungsintegration. Die verschiedenen In-

tegrationsdimensionen und -aspekte stehen dabei häufig in einem engen Zusam-

menhang miteinander. So hat der persönliche Bildungs- und Ausbildungserfolg

nachhaltigen Einfluss auf die Chancen des Einzelnen auf dem Arbeitsmarkt und mit-

hin auch auf das Einkommens- und Wohlstandsniveau.

Bei der Verwendung der rechtlichen und statistischen Terminologie und Kategorie

Ausländer ist zu berücksichtigen, dass Herkunft und Staatsangehörigkeit heute im-

mer häufiger auseinander fallen. So können eingebürgerte Personen oder deutsch-

stämmige Aussiedler in der Analyse nicht mehr nach ihrer Herkunft unterschieden

Zusammenfassung

FAMILIENWISSENSCHAFTLICHE FORSCHUNGSSTELLE IM STATISTISCHEN LANDESAMT BADEN-WÜRTTEMBERG 9

werden. Sie werden statistisch als Deutsche erfasst, obwohl sich für diese Perso-

nengruppe die Frage nach der Integration genauso sinnvoll stellen lässt. Wenn im

vorliegenden Bericht auf diese begriffliche Abgrenzung („ausländische Bevölkerung“,

„ausländische Familien“ etc.) zurückgegriffen wird, so vor allem deshalb, weil sich

das für diese Thematik verfügbare Datenmaterial der amtlichen Statistik praktisch

ausschließlich auf staatsbürgerliche Kategorien bezieht.

Vielfalt an familiären Lebensformen ist unter der ausländischen Bevölkerung nicht

weniger groß als unter der deutschen Bevölkerung: Bei den Familien ausländischer

Herkunft bzw. Migrantenfamilien in Baden-Württemberg handelt es sich um keine

homogene Bevölkerungsgruppe, sondern wie bei den Familien insgesamt sind auch

hier ganz unterschiedliche Formen des Zusammenlebens von Erwachsenen mit Kin-

dern anzutreffen. Die ausländischen Familien haben unterschiedliche Größen, befin-

den sich in unterschiedlichen Familienphasen, haben unterschiedliche Staatsange-

hörigkeiten, es gibt sowohl Elternpaare, die den gleichen Herkunftshintergrund bzw.

Nationalität aufweisen als auch binationale und interethnische Paarbeziehungen oder

Ein-Eltern-Familien mit Migrationshintergrund. Die ausländischen Familien unter-

scheiden sich in ihrer sozialstrukturellen Positionierung ebenso wie bezüglich ihres

Aufenthaltsstatus, ihrer Aufenthaltsdauer in Deutschland bzw. Baden-Württemberg

und danach, ob (und welche bzw. wie viele) Familienangehörige bereits in Deutsch-

land geboren sind (und demnach selbst gar nicht mehr „gewandert“ sind). Sie unter-

scheiden sich bezüglich ihrer sozialen Integration in die hiesige Gesellschaft, ihrer

Aufenthalts- und Lebensperspektive: Nicht wenige Familien ausländischer Herkunft

sind in Baden-Württemberg heimisch geworden und wollen für immer hier leben und

arbeiten, sie können sich keinen anderen Lebensort, keine andere Heimat vorstellen,

andere sind nur auf Zeit hier und planen irgendwann wieder – vielleicht als Rentner

nach Abschluss des Berufslebens – in ihr Herkunftsland zurückzukehren. Unter-

schiedliche Beweggründe liegen ihrer Migration zugrunde: Bei der Mehrzahl der Fa-

milien ausländischer Herkunft im Land handelt es sich um die Familien der Arbeits-

migranten, die in den 60er Jahren und Anfang der 70er Jahre vor allem aus südeu-

ropäischen Ländern als „Gastarbeiter“ (so die damalige Begrifflichkeit) angeworben

wurden, bzw. um die Familien ihrer Kinder (und teilweise auch schon Enkel). Andere

studieren in Baden-Württemberg oder machen hier eine Ausbildung. Wieder andere

Zusammenfassung

10 FAMILIENWISSENSCHAFTLICHE FORSCHUNGSSTELLE IM STATISTISCHEN LANDESAMT BADEN-WÜRTTEMBERG

mussten aus ihrer Heimat fliehen, weil sie politischer Verfolgung ausgesetzt waren

oder in ihrem Land Bürgerkrieg herrscht.

Gliederung: Die Darstellung konzentriert sich im Wesentlichen auf die zentralen As-

pekte und Lebensbereiche, zu denen entsprechendes Datenmaterial der amtlichen

Statistik vorliegt. Im Einzelnen sind dies die demographischen Entwicklungen und

Familienstrukturen der ausländischen Bevölkerung in Baden-Württemberg (Kapi-

tel 2), Bildung und Ausbildung (Kapitel 3), Erwerbstätigkeit und Arbeitsmarkt (Kapi-

tel 4), Einkommenssituation und ökonomischer Lebenshintergrund ausländischer

Familien (Kapitel 5) und Kinderbetreuung (Kapitel 6).

1.2 Demographische Entwicklungen und Familienstrukturen der ausländi-schen Bevölkerung in Baden-Württemberg (Kapitel 3)

1.2.1 Bevölkerungsentwicklung und Bevölkerungsstruktur (Kapitel 3.1)

• Bevölkerungszahl und Entwicklung – starke Dynamik: Zum Jahresende 2002 leb-

ten knapp 1,3 Millionen Menschen mit ausländischem Pass in Baden-

Württemberg. Damit verfügt gegenwärtig etwa jeder achte Einwohner des Landes

über eine andere als die deutsche Staatsangehörigkeit. Die ausländische Bevöl-

kerung hat sich in den 50 Jahren seit Bestehen des Südweststaates infolge von

Zuwanderung und vergleichsweise hohen Geburtenüberschüssen deutlich erhöht.

Vor allem während der 60er Jahre und Anfang der 70er Jahre und nochmals zum

Ende der 80er Jahre und Beginn der 90er Jahre war hier ein starker Anstieg zu

verzeichnen.

• Geschlechterrelation – inzwischen weitgehend ausgeglichen: Die vor allem wäh-

rend der 60er Jahre bestehende ausgeprägte Geschlechtsasymmetrie unter der

ausländischen Bevölkerung, d.h. die Tatsache, dass zunächst deutlich mehr

Männer als Frauen ausländischer Herkunft in Baden-Württemberg lebten und ar-

beiteten, ist in den letzten Jahrzehnten deutlich abgeschmolzen (2002: nur noch

knapp 10 % mehr Männer als Frauen unter der ausländischen Bevölkerung).

Zusammenfassung

FAMILIENWISSENSCHAFTLICHE FORSCHUNGSSTELLE IM STATISTISCHEN LANDESAMT BADEN-WÜRTTEMBERG 11

• Staatsangehörigkeiten – Türken, Jugoslawen, Italiener und Griechen dominieren:

Im Jahr 2002 waren die Türken mit einem Anteil von rund 26 % die stärkste

Staatsangehörigkeitsgruppe unter der ausländischen Bevölkerung des Landes,

gefolgt von Personen aus Ländern des ehemaligen Jugoslawien (ca. 20 %), Ita-

lienern (15 %) und Griechen (knapp 7 %). Diese vier Gruppen stellen damit zu-

sammen mehr als zwei Drittel der in Baden-Württemberg lebenden Ausländer.

90 % aller Ausländer sind Europäer.

• Regionale Verteilung – deutliches Stadt-Land-Gefälle: Die höchsten Ausländeran-

teile im Land weisen neben der Landeshauptstadt Stuttgart die Stadtkreise

Mannheim und Heilbronn mit Anteilen von jeweils über 20 % auf.

• Altersstruktur – jünger als die Deutschen: Die ausländische Bevölkerung Baden-

Württembergs weist eine „jüngere“ Altersstruktur auf als die deutsche Bevölke-

rung. Unter dem ausländischen Bevölkerungsteil des Landes sind anteilig deutlich

weniger Personen im Rentenalter und dafür deutlich mehr unter den jungen Er-

wachsenen zu finden.

• Aufenthaltsdauer – viele seit langem in Deutschland: Von den Ausländern, die

gegenwärtig in Baden-Württemberg leben, sind mehr als 70 % seit 8 oder mehr

Jahren in Deutschland und 40 % bereits seit 20 oder mehr Jahren, bei einzelnen

Staatsangehörigkeitsgruppen sind diese Anteile jeweils noch deutlich höher. Be-

rücksichtigt man hierbei das Lebensalter, so kann davon ausgegangen werden,

dass gegenwärtig gut 40 % aller in Baden-Württemberg lebenden Ausländer ihr

bisheriges Leben entweder ganz oder deutlich überwiegend in Deutschland zu-

gebracht haben. Rund ein Viertel der in Baden-Württemberg lebenden Ausländer

ist in Deutschland geboren. Die nachwachsende Kindergeneration der ausländi-

schen Familien ist sogar zu knapp zwei Dritteln in Deutschland geboren.

• Aufenthaltsdauer der heutigen jungen Elterngeneration – nicht wenige bereits

selbst in Deutschland geboren: Von den 20- bis 25jährigen jungen Ausländerin-

nen und Ausländern in Baden-Württemberg – mithin dem ausländischen Bevölke-

rungsteil, der sich im bevorzugten Familiengründungsalter befindet bzw. dieses in

Kürze erreichen wird – sind rund 40 % selbst bereits in Deutschland geboren bzw.

Zusammenfassung

12 FAMILIENWISSENSCHAFTLICHE FORSCHUNGSSTELLE IM STATISTISCHEN LANDESAMT BADEN-WÜRTTEMBERG

noch vor dem Schulbesuch zugezogen. Das heißt, rein vom zeitlichen Hinter-

grund ihres Aufenthalts bzw. besser gesagt ihres Lebens in Deutschland bzw.

Baden-Württemberg wäre für diese Gruppe zu erwarten, dass sie bereits sehr

weitreichend integriert ist.

• Einbürgerungen – vergleichsweise geringe Resonanz: Im Jahr 2001 erwarben in

Baden-Württemberg 28.112 ausländische Staatsangehörige einen deutschen

Pass. Verglichen mit dem maximalen Einbürgerungspotenzial von rund 895.000

Ausländern im Land ist damit immer noch eine vergleichsweise geringe Resonanz

in Sachen Einbürgerung feststellbar. Das maximale Einbürgerungspotenzial ist

die Zahl derjenigen Ausländer in Baden-Württemberg, die bereits seit acht und

mehr Jahren in Deutschland leben und damit nach dem zum 1.1.2000 in Kraft ge-

tretenen neuen Staatsangehörigkeitsrecht einen Anspruch auf Erwerb der deut-

schen Staatsangehörigkeit haben. Im Jahr 2002 ging die Zahl der Einbürgerun-

gen auf 22.868 zurück.

1.2.2 Demographische Entwicklungen im Bereich von Ehe und Familie (Kapi-tel 3.2)

• Eheschließungen: Im Jahre 2000 hatte bei jeder fünften Eheschließung (18 %) in

Baden-Württemberg einer der beiden Ehepartner nicht die deutsche Staatsange-

hörigkeit. Bei 11 % der Eheschließungen war die Frau Ausländerin und der Mann

Deutscher, bei 7 % der Eheschließungen war die Frau Deutsche und der Mann

Ausländer. Eheschließungen zwischen zwei ausländischen Partnern hatten hin-

gegen lediglich einen Anteil von 5 %. Dies bedeutet, dass inzwischen bei jeder

vierten Eheschließung mindestens einer der beiden Partner nicht die deutsche

Staatsangehörigkeit hat. Allerdings muss dabei darauf hingewiesen werden, dass

die amtliche Statistik im Bereich der Eheschließungen eine systematische Erfas-

sungslücke aufweist. So werden hier nur Eheschließungen in deutschen Stan-

desämtern (oder vor deutschen Konsulatsbeamten im Ausland) registriert. Aus-

länderinnen und Ausländer heiraten jedoch in schwer zu beziffernder Zahl auch in

ihren ursprünglichen Herkunftsländern oder in einer Auslandsvertretung.

Zusammenfassung

FAMILIENWISSENSCHAFTLICHE FORSCHUNGSSTELLE IM STATISTISCHEN LANDESAMT BADEN-WÜRTTEMBERG 13

• Wachsende Zahl deutsch-ausländischer Ehen und die Gründe: Während die Zahl

der Eheschließungen zwischen Deutschen in Baden-Württemberg in den vergan-

genen fünf Jahrzehnten deutlich zurückgegangen ist, hat sich in der gleichen Zeit

die Zahl der Eheschließungen zwischen Ausländern bzw. zwischen Ausländern

und Deutschen im Land deutlich erhöht und dies insbesondere seit Ende der 80er

Jahre. Gab es 1987 lediglich 11 % Eheschließungen von oder mit Ausländern im

Land, so waren es im Jahre 2001 mit 24 % sowohl absolut als auch anteilig ca.

doppelt so viele. Natürlich hängt diese deutliche Zunahme von Eheschließungen

von oder mit Ausländern im Land unmittelbar mit einem gestiegenen Ausländer-

anteil unter der Bevölkerung Baden-Württembergs zusammen. Gleichwohl kann

dies den auffallend starken Zuwachs an Eheschließungen von oder mit Auslän-

dern nur zu einem (geringeren) Teil erklären. Vielmehr spielt hier auch eine Rolle,

dass sich der Trend weg von der Ehe – der sich nach einem Zwischenhoch An-

fang der 90er Jahre nun bei der deutschen Bevölkerung fortzusetzen scheint –

bei der ausländischen Bevölkerung bisher (noch) nicht in gleichem Maße zeigt.

Insbesondere deutet aber die zunehmende Zahl an deutsch-ausländischen Ehen

darauf hin, dass sich kulturelle Barrieren abgebaut haben und die Ehepartnerwahl

inzwischen kaum mehr durch Nationalitätsgrenzen eingeschränkt wird. Die wach-

sende Zahl binationaler Ehen kann als ein Hinweis der Integration zumindest von

Teilen der ausländischen Bevölkerung in Baden-Württemberg gewertet werden.

• Binationale Eheschließungen – deutliche Differenzen zwischen den Geschlech-

tern: Bei den Eheschließungen zwischen Ausländern und Deutschen lassen sich

starke geschlechtsspezifische Unterschiede feststellen. Die Männer aus ausländi-

schen Bevölkerungsgruppen haben in der Regel eine (auch relativ) höhere Ein-

heiratsrate in die deutsche Bevölkerung als die Frauen. Für die deutsche Bevöl-

kerung gilt, dass deutsche Frauen vor allem ausländische Männer der Nationalitä-

ten heiraten, die hier am stärksten vertreten sind (also aus dem ehemaligen Ju-

goslawien, der Türkei und Italien), während bei deutschen Männern Ehen mit aus-

ländischen Frauen aus Ländern, denen zahlenmäßig sonst unter der ausländi-

schen Bevölkerung ein eher geringeres Gewicht zukommt, dominieren. Danach

gehen deutsche Männer deutlich an erster Stelle Ehen mit Polinnen ein, daneben

Zusammenfassung

14 FAMILIENWISSENSCHAFTLICHE FORSCHUNGSSTELLE IM STATISTISCHEN LANDESAMT BADEN-WÜRTTEMBERG

sind auch Frauen aus Russland, Thailand, den Philippinen und südamerikani-

schen Ländern weit überproportional vertreten.

• Familienstandsstrukturen – Ausländerinnen und Ausländer heiraten früher: Be-

züglich der Familienstandsstrukturen zeigen sich deutliche Unterschiede zwi-

schen der deutschen und ausländischen Bevölkerung Baden-Württembergs. Für

beide Geschlechter gilt, dass Ausländer deutlich früher heiraten als Deutsche. In

der Altersgruppe von 18 bis unter 21 Jahren weist die ausländische Bevölkerung

für beide Geschlechter anteilig ca. fünfmal mehr Verheiratete auf. Auch in der Al-

tersklasse von 21 bis unter 25 Jahren sind die Unterschiede noch sehr deutlich

ausgeprägt. Für beide Geschlechter gilt hier, dass unter den Ausländern anteilig

weit mehr als doppelt so viele Personen verheiratet sind als in der deutschen Be-

völkerung. In der Altersgruppe von 25 bis unter 30 Jahren sind die Unterschiede

zwischen deutschen und ausländischen Frauen im Familienstand bereits stark

abgeschmolzen, während sich bei ausländischen Männern in diesem Alter – auf-

grund des generell höheren Heiratsalters von Männern – immer noch ein nen-

nenswert höherer Anteil von Verheirateten feststellen lässt. Im Alter von 30 bis

unter 35 Jahren schließlich sind keine wesentlichen Unterschiede mehr im Fami-

lienstand zwischen ausländischen und deutschen Personen festzustellen.

• Ehescheidungen nehmen zu: Was die Entwicklung der Zahl der Ehescheidungen

in Baden-Württemberg in den letzten beiden Jahrzehnten anbetrifft, so unter-

scheiden sich die ausländische und deutsche Bevölkerung nicht fundamental

voneinander. Für die gesamte Bevölkerung gilt, dass die Zahl der Ehescheidun-

gen stetig zugenommen hat. Vergleicht man die Zahl der Ehescheidungen mit der

der Eheschließungen pro Jahr, so zeigt sich, dass die ausländische Bevölkerung

eine etwas geringfügigere relative Ehescheidungsziffer aufweist als die deutsche

Bevölkerung.

• Geburten: Von den im Jahre 2002 in Baden-Württemberg insgesamt lebend ge-

borenen 99.604 Kindern hatten knapp 14.000 oder 14 % ausländische Eltern

bzw. ausländische Mütter. Durch das neue seit Jahresbeginn 2000 geltende

Staatsangehörigkeitsrecht haben davon fast 7.100 Kinder mit der Geburt die

deutsche Staatsangehörigkeit erhalten.

Zusammenfassung

FAMILIENWISSENSCHAFTLICHE FORSCHUNGSSTELLE IM STATISTISCHEN LANDESAMT BADEN-WÜRTTEMBERG 15

• Geburtenentwicklung: Im Jahre 1974 wurden mit 24.504 (oder fast jedem vierten

lebend geborenen Kind im Land) bisher am meisten ausländische Kinder in Ba-

den-Württemberg geboren. 1960 waren in Baden-Württemberg noch weniger als

2.000 ausländische Kinder zur Welt gekommen oder umgerechnet nur jedes 74.

lebend geborene Kind im Land hatte zu dieser Zeit nicht die deutsche Staatsan-

gehörigkeit. Nachdem die Zahl lebend geborener ausländischer Kinder im Land

bis 1974 stark angestiegen war, ging sie im darauf folgenden Jahrzehnt drastisch

zurück. 1985 wurden nur noch 10.456 ausländische Kinder im Land (lebend) ge-

boren. In den 90er Jahren bewegte sich diese Zahl dann durchgehend wieder

zwischen gut 16.000 und knapp 20.000, was natürlich unter anderem auch mit ei-

nem etwas höheren Ausländeranteil in der Gesamtbevölkerung zusammenhängt.

Der deutliche Rückgang der Zahl ausländischer Neugeborener nach 1974 hing

dabei zum Teil auch mit neuen Regelungen im Staatsangehörigkeitsrecht zu-

sammen.

• Geburtenhäufigkeit stark zurückgegangen: Seit Anfang bzw. Mitte der 70er Jahre

ist die Geburtenhäufigkeit bei Ausländern in Baden-Württemberg um etwa die

Hälfte zurückgegangen. Insbesondere seit den 90er Jahren hat sich ein dramati-

scher Wandel im generativen Verhalten der ausländischen Bevölkerung vollzo-

gen. Bis Ende der 90er Jahre ist die Geburtenhäufigkeit bei der ausländischen

Bevölkerung auf das niedrige – und seit einem Vierteljahrhundert weitgehend

konstante – Geburtenniveau der Deutschen gesunken und hat im Jahre 1999

erstmals das Geburtenniveau der Deutschen sogar unterschritten. Zum Vergleich:

Mitte der 70er Jahre war die Geburtenhäufigkeit bei der ausländischen Bevölke-

rung mit knapp 2.700 Geborenen je 1.000 Frauen noch annähernd doppelt so

hoch gewesen wie in der deutschen Bevölkerung. Heute (2002) liegt sie unter

dem Niveau der deutschen Frauen.

• Geburtenhäufigkeit bei jungen (älteren) Ausländerinnen auf deutlich höherem

(niedrigerem) Niveau als bei Deutschen: Zwar lagen auch Ende der 90er Jahre

die Geburtenhäufigkeiten junger – unter 25jähriger – Ausländerinnen immer noch

deutlich höher als bei gleichaltrigen deutschen Frauen (zum Beispiel bei den 22-

23Jährigen rund doppelt so hoch), gleichwohl ist im Verlauf der 90er Jahre vor al-

lem die Geburtenhäufigkeit bei jungen Ausländerinnen unter 30 Jahren stark ge-

Zusammenfassung

16 FAMILIENWISSENSCHAFTLICHE FORSCHUNGSSTELLE IM STATISTISCHEN LANDESAMT BADEN-WÜRTTEMBERG

sunken, ohne deshalb bei älteren ausländischen Frauen anzusteigen (hier ist also

bisher keine Verlagerung von Geburten auf ein höheres Alter erkennbar, wie es

sich teilweise in der deutschen Bevölkerung zeigt). Deutsche Frauen im Alter von

30 und mehr Jahren wiesen im gesamten Verlauf der 90er Jahre deutlich höhere

Geburtenhäufigkeiten auf als die ausländischen Frauen gleichen Alters (bei den

31- bis 34jährigen deutschen Frauen waren die Geburtenhäufigkeiten sogar um

70 % bis 80 % höher).

• Ausländische Mütter haben niedrigeres Durchschnittsalter bei der Geburt ihres

Kindes: Entsprechend ist das Durchschnittsalter ausländischer Mütter bei der Ge-

burt eines Kindes deutlich niedriger als das von deutschen Frauen, die Mutter

werden. So waren im Jahr 2002 Ehefrauen mit nichtdeutscher Staatsangehörig-

keit bei der Geburt ihres ersten Kindes im Durchschnitt knapp 26 Jahre alt, wäh-

rend deutsche verheiratete Frauen im Mittel erst mit 30 Jahren zum ersten Mal

Mutter wurden und damit fast ebenso alt waren wie eine ausländische Ehefrau,

die ihr drittes Kind gebar. Bei ausländischen Frauen hat sich ebenso wie bei

deutschen Frauen während der 90er Jahre das Durchschnittsalter bei der Geburt

eines Kindes deutlich erhöht. Insbesondere eheliche Familiengründungen, das

heißt die Geburt des ersten Kindes, erfolgten 2002 im Durchschnitt beträchtlich

später als noch 1990. Bei ausländischen Ehepaaren erhöhte sich das Alter der

Mutter durchschnittlich um 2,1 Jahre (bei deutschen um 1,8 Jahre).

• Deutlicher Rückgang von Familiengründungen: Die Zahl der Familiengründungen

(Geburt des ersten Kindes) bei ausländischen Ehepaaren ist besonders zum En-

de der 90er Jahre kräftig gesunken. 1999 lag sie mit knapp 5.500 erstgeborenen

Kindern um 13 % gegenüber 1990 und um 18 % gegenüber 1997 niedriger. Aus-

ländische Ehepaare in Baden-Württemberg haben damit im Laufe der 90er Jahre

immer häufiger auf eine Familiengründung – zumindest zunächst – verzichtet.

• Unterschiedliche Entwicklung der Geburtenhäufigkeit bei einzelnen Staatsange-

hörigkeitsgruppen: Unter den vier am stärksten vertretenen Nationalitätsgruppen

zeigte zum Ende der 90er Jahre lediglich die Geburtenentwicklung bei den Jugos-

lawinnen leicht nach oben. Ihre durchschnittliche Kinderzahl je Frau ist angestie-

gen. Den ausgeprägtesten „Geburtenrückgang“ verzeichneten die türkischen

Zusammenfassung

FAMILIENWISSENSCHAFTLICHE FORSCHUNGSSTELLE IM STATISTISCHEN LANDESAMT BADEN-WÜRTTEMBERG 17

Frauen während der 90er Jahre. War ihre durchschnittliche Kinderzahl 1990 noch

doppelt so hoch wie die der deutschen Frauen, so ging sie bis 1999 um rund ein

Drittel zurück. Mit etwa 2.100 Lebendgeborenen je 1.000 türkischer Frauen haben

sie 1999 relativ gesehen knapp die Hälfte mehr Kinder zur Welt gebracht als deut-

sche Frauen im gleichen Alter. Bei den Italienerinnen in Baden-Württemberg ist

die durchschnittliche Kinderzahl bereits zwischen 1990 und 1995 um rund ein

Viertel zurückgegangen. Seither bewegten sie sich auf einem Geburtenniveau

von rund 1.320 bis 1.380 Geborene je 1.000 italienische Frauen und damit leicht

unter dem der deutschen Bevölkerung. Die niedrigste Geburtenhäufigkeit unter

den vier wichtigsten ausländischen Nationalitätengruppen im Land weisen die

Griechinnen auf. Mit weniger als 1.100 Lebendgeborenen je 1.000 Frauen liegt

die Geburtenhäufigkeit der Griechinnen um knapp ein Viertel niedriger als die

deutscher Frauen und nur etwa halb so hoch wie die der türkischen Frauen.

• Anstieg nicht ehelicher Geburten: Der Trend zu immer mehr nicht ehelichen Ge-

burten ist unter der ausländischen Bevölkerung im Land gleichermaßen festzu-

stellen wie unter der deutschen. Im Verlaufe der 90er Jahre hat sich der Anteil

nicht ehelich geborener Kinder in der ausländischen Bevölkerung Baden-

Württembergs nahezu verdoppelt und bewegt sich somit heute auf vergleichba-

rem Niveau wie in der deutschen Bevölkerung.

• Anpassungsprozesse im Geburtenverhalten: Zusammenfassend lassen sich hin-

sichtlich der Entwicklung des Geburtenverhaltens der ausländischen Bevölkerung

Baden-Württembergs in den 90er Jahren demnach folgende Haupttrends ausma-

chen: Starker Rückgang der Geburtenhäufigkeiten bei jungen und jüngeren Frau-

en, damit verbunden ein Anstieg des Durchschnittsalters der Mütter bei der Ge-

burt eines Kindes und eine deutliche Abnahme von Familiengründungen (Geburt

eines ersten Kindes) sowie ein Anstieg der Geborenenzahlen bei nicht verheirate-

ten Ausländerinnen. Damit sind Anpassungsprozesse im Geburtenverhalten der

Ausländer an das Verhalten der Deutschen unverkennbar. Allerdings kann ge-

genwärtig noch nicht abgeschätzt werden, wie häufig sich hinter dem veränderten

generativen Verhalten der ausländischen Bevölkerung ein vollständiger oder teil-

weiser Verzicht auf Kinder verbirgt (kein Kind oder geringere Kinderzahl) oder ob

ein wesentlicher Anteil dieser (dann nur) „aufgeschobenen“ Geburten in den

Zusammenfassung

18 FAMILIENWISSENSCHAFTLICHE FORSCHUNGSSTELLE IM STATISTISCHEN LANDESAMT BADEN-WÜRTTEMBERG

nächsten Jahren nicht doch noch – von dann älteren ausländischen Eltern –

„nachgeholt“ wird.

1.2.3 Formen des Zusammenlebens – Haushalts- und Familienzusammenhang der ausländischen Bevölkerung (Kapitel 3.3)

• Mehrpersonenhaushalte dominieren: Knapp die Hälfte der rund 495.000 Haushal-

te mit ausländischer Bezugsperson in Baden-Württemberg im Jahre 2002 waren

Mehrpersonenhaushalte (3 und mehr Personen) und damit anteilig deutlich mehr

als bei der deutschen Bevölkerung (etwa 30 %). Demgegenüber weist die aus-

ländische Bevölkerung deutlich geringere Anteile von Ein-Personen- und Zwei-

Personen-Haushalten auf. Während 28 % aller Haushalte mit ausländischer Be-

zugsperson lediglich von einer Person gebildet wurden und 23 % von 2 Perso-

nen, betragen diese Anteile an den Haushalten mit deutscher Bezugsperson im

Jahr 2000 im Land immerhin 37 % bzw. 33 %. Die prozentualen Anteile der ver-

schiedenen Haushaltsgrößen/-typen an allen Haushalten mit ausländischer Be-

zugsperson blieben während der letzten 20 Jahre nahezu konstant. Auch ist – im

Gegensatz zur deutschen Bevölkerung – kein Trend zum Ein-Personen-Haushalt

feststellbar. Allerdings spiegelt der geringe Anteil von Ein-Personen-Haushalten

an allen Haushalten mit ausländischer Bezugsperson auch die Tatsache wider,

dass ältere Menschen unter der ausländischen Bevölkerung deutlich unterpropor-

tional vertreten sind. Entsprechend ist die Bezugsperson in Haushalten mit aus-

ländischer Bezugsperson auch deutlich seltener verwitwet und dafür häufiger ver-

heiratet als in Haushalten mit deutscher Bezugsperson.

• Weniger kinderlose Familien: Zum Erhebungszeitpunkt im Jahre 2002 war rund

jede vierte Familie mit ausländischer Bezugsperson in Baden-Württemberg ohne

Kinder, d.h. es handelt sich hierbei um Ehepaare (die nicht getrennt leben) ohne

Kinder. In der deutschen Bevölkerung Baden-Württembergs war der „Familienty-

pus Ehepaar ohne Kinder“ mit 42 % hingegen weitaus häufiger vertreten als bei

den Ausländern. Allerdings ist hier zu berücksichtigen, dass Ehepaare, welche die

Familiengründung noch vor sich haben ebenso wie Ehepaare, bei denen die Kin-

der bereits aus dem Haus sind, unter die Bestandskategorie „Ehepaare ohne

Zusammenfassung

FAMILIENWISSENSCHAFTLICHE FORSCHUNGSSTELLE IM STATISTISCHEN LANDESAMT BADEN-WÜRTTEMBERG 19

Kinder“ fallen, ohne dass diese über ihr gesamtes Leben hinweg kinderlos gewe-

sen wären bzw. bleiben werden.

• Kinderreiche Familien häufiger anzutreffen: In knapp drei Viertel aller Familien mit

ausländischer Bezugsperson in Baden-Württemberg im Jahre 2002 leben Kinder

und damit deutlich mehr als in Familien mit deutscher Bezugsperson (58 %). Von

den rund 1.701.800 Familien mit Kindern in Baden-Württemberg im Jahre 2002

haben rund 257.700, das entspricht 15 %, eine ausländische Bezugsperson

(1980: 11 %). Bei den ausländischen Familien mit Kindern (genauer: Familien mit

ausländischer Bezugsperson und Kindern) war der Anteil von Familien mit drei

und mehr Kindern mit 22 % deutlich größer als bei deutschen Familien, von de-

nen lediglich 14 % der Familien mit Kindern drei und mehr Kinder aufwiesen. Der

Anteil kinderreicher Familien (vier und mehr Kinder) an allen ausländischen Fami-

lien mit Kindern war in Baden-Württemberg im Jahre 2002 mit 6 % sogar mehr als

doppelt so hoch wie unter deutschen Familien mit Kindern (3 %). 16 % aller aus-

ländischen Familien mit Kindern hatten drei Kinder, bei den deutschen Familien

mit Kindern waren es 11 %. Dafür war der Anteil von Ein-Kind-Familien an allen

Familien mit Kindern in der ausländischen Bevölkerung mit rund 39 % geringer

als in der deutschen Bevölkerung (rund 46 %). Die Anteile der Familien mit zwei

Kindern waren mit 38 % (Ausländer) und 40 % (Deutsche) etwa gleich groß.

• Entwicklung der Kinderzahl: 1980 wiesen ausländische und deutsche Familien im

Land noch sehr ähnliche Muster bezüglich der Kinderzahl auf. Während die

durchschnittliche Kinderzahl bei Familien mit deutscher Bezugsperson in den

80er Jahren innerhalb relativ kurzer Zeit deutlich zurückgegangen ist, ist diese bei

Familien mit ausländischer Bezugsperson vergleichsweise konstant geblieben

(die jüngeren Veränderungen im generativen Verhalten schlagen sich hier noch

nicht nieder).

• Anteil verheiratet getrennt Lebender unter ausländischen allein Erziehenden dop-

pelt so hoch: Für ausländische allein Erziehende gilt hinsichtlich der Geschlech-

terverteilung das Gleiche wie für deutsche: Frauen sind etwa vier Mal häufiger al-

lein erziehend als Männer. Bezogen auf die unterschiedlichen Staatsangehörig-

keitsgruppen lässt sich feststellen, dass Jugoslawinnen überproportional häufig

Zusammenfassung

20 FAMILIENWISSENSCHAFTLICHE FORSCHUNGSSTELLE IM STATISTISCHEN LANDESAMT BADEN-WÜRTTEMBERG

allein erziehend waren und Türkinnen nur unterproportional häufig die Erziehung

ihrer Kinder alleine schultern mussten. Hinsichtlich des Familienstandes ausländi-

scher allein Erziehender ist hervorzuheben, dass hier der Anteil verheiratet ge-

trennt Lebender doppelt so hoch war wie unter den deutschen allein Erziehenden.

Diese Differenz ist fast vollständig damit zu erklären, dass Ehemänner bzw.

-frauen aus welchen Gründen auch immer im Herkunftsland verblieben sind bzw.

verbleiben mussten.

• Trotz Pluralität der Familienformen tragen Frauen die Hauptlast: Gemäß dem all-

gemeinen Trend hat sich die Zahl der allein Erziehenden auch unter den auslän-

dischen Familien in Baden-Württemberg in den letzten Jahren erhöht, worauf

auch die zunehmende Zahl nicht ehelich geborener Kinder und wachsende

Scheidungsziffern hindeuten. Wobei nicht ehelich geboren heute allerdings immer

weniger mit einer allein erziehenden Mutter gleichzusetzen ist, immer häufiger le-

ben die Eltern des Kindes ohne Trauschein zusammen und erziehen das Kind

gemeinsam. Entsprechend muss auch eine Scheidung heute keineswegs mehr

immer bedeuten, dass das Kind fortan nur noch von einem Elternteil erzogen

wird, gemeinsames Sorgerecht und neue Partner der Eltern erzeugen vielmehr

immer öfter Patchwork-Familien. Trotz dieser Entwicklungen werden die Erzie-

hungsaufgaben in unserer Gesellschaft jedoch nach wie vor zum überwiegenden

Teil von den Müttern getragen. Dies gilt für die ausländische und deutsche

Bevölkerung gleichermaßen.

• Ausländische allein Erziehende mit vielfältigen Belastungen konfrontiert: Für die

Gruppe der ausländischen allein Erziehenden ist der Tendenz nach von einer

Kumulation von Problemlagen auszugehen. Wenn man bedenkt, dass sowohl al-

lein Erziehende generell als auch Ausländer insgesamt zu den einkommens-

schwächeren bis schwächsten Gruppen der Bevölkerung zählen und demgemäß

entsprechend häufiger von Armut bedroht sind, so liegt die Vermutung nahe, dass

dies für ausländische allein Erziehende umso stärker gilt.

• In der türkischen Staatsangehörigkeitsgruppe sind überproportional viele Kinder

und Jugendliche vertreten: Von den 1,25 Millionen Ausländern, die am

31.12.2000 in Baden-Württemberg lebten, waren 270.459 (oder 22 %) ausländi-

Zusammenfassung

FAMILIENWISSENSCHAFTLICHE FORSCHUNGSSTELLE IM STATISTISCHEN LANDESAMT BADEN-WÜRTTEMBERG 21

sche Kinder und Jugendliche unter 18 Jahren. Davon waren knapp 32 % Klein-

kinder und im Kindergartenalter unter 6 Jahren, knapp 24 % im Grundschulalter

zwischen 6 bis unter 10 Jahren, mehr als 28 % zwischen 10 bis unter 15 Jahren

alt und rund 16 % Jugendliche zwischen 15 und 18 Jahren. Knapp 40 % der aus-

ländischen Kinder und Jugendlichen im Land hatten die türkische Staatsbürger-

schaft, von den Ausländern insgesamt waren hingegen nur 27 % Türken. Die drei

anderen dominanten Nationalitätengruppen in Baden-Württemberg sind unter den

Kindern und Jugendlichen in etwa gleicher Größenordnung vertreten wie unter

der ausländischen Bevölkerung insgesamt. Bezogen auf die einzelnen Nationali-

tätengruppen bedeutet dies, dass unter der türkischen Bevölkerung mit einem An-

teil von 32 % überdurchschnittlich viele Kinder und Jugendliche unter 18 Jahren

sind, gefolgt von der jugoslawischen Bevölkerung, bei der ca. jeder Vierte bzw.

jede Vierte minderjährig ist.

• Nur wenige Senioren unter den Ausländern im Land: Ältere Menschen im Ren-

tenalter sind unter der ausländischen Bevölkerung Baden-Württembergs deutlich

unterproportional vertreten. Am 31.12.2002 lebten in Baden-Württemberg ledig-

lich 80.237 Ausländerinnen und Ausländer mit einem Alter von 65 und mehr Jah-

ren, dies entspricht einem Anteil von 6 % der gesamten ausländischen Bevölke-

rung im Land. Hingegen gehörten zu diesem Zeitpunkt 18 % der in Baden-

Württemberg lebenden Deutschen dieser Altersklasse an. Damit hatte nur etwa

jeder 22. ältere Mensch im Land einen ausländischen Pass.

1.3 Bildung und Ausbildung bei Migrantenfamilien in Baden-Württemberg (Kapitel 4)

1.3.1 Schulische Bildung (Kapitel 4.1)

• Ausländische Schüler in einzelnen Schularten sehr unterschiedlich vertreten –

hohe Sonderschulbesuchsquote: Im Schuljahr 2002/03 betrug der Anteil der aus-

ländischen Schüler an öffentlichen und privaten allgemein bildenden Schulen in

Baden-Württemberg knapp 13 %. Allerdings lassen sich hier deutliche Differen-

Zusammenfassung

22 FAMILIENWISSENSCHAFTLICHE FORSCHUNGSSTELLE IM STATISTISCHEN LANDESAMT BADEN-WÜRTTEMBERG

zen zwischen den einzelnen Schularten feststellen. Ausländische Schüler sind an

Grund- und Hauptschulen deutlich und bei den an Sonderschulen übergebenen

Schülerinnen und Schülern sogar überproportional vertreten, hingegen an Real-

schulen und Gymnasien unterproportional repräsentiert. So hatte in Sonderschu-

len jeder vierte Schüler nicht die deutsche Staatsangehörigkeit, während der An-

teil ausländischer Schüler an Realschulen lediglich 7 % und an Gymnasien nur

4 % betrug (Grund- und Hauptschulen: 18 %).

• Weit weniger ausländische Schüler besuchen Realschule und Gymnasium: Mit

einem Anteil von 62 % besuchten ausländische Schüler im Sekundarbereich im

Schuljahr 2002/03 in Baden-Württemberg weitaus häufiger die Hauptschule als

deutsche Schüler (24 %). Entsprechend besuchten nur 20 % der ausländischen

Schüler im Sekundarbereich die Realschule im Vergleich zu 32 % bei den deut-

schen Schülern. Besonders drastisch sind die Unterschiede beim Gymnasialbe-

such: Während von den deutschen Schülern im Sekundarbereich 41 % am Gym-

nasium unterrichtet wurden, waren es bei den ausländischen Schülern lediglich

16 %.

• Keine Verbesserung der Bildungsbeteiligung seit Mitte der 80er Jahre: Während

der 70er Jahre und der ersten Hälfte der 80er Jahre fand eine moderate „Bil-

dungsintegration“ ausländischer Kinder und Jugendlicher vor allem über die Real-

schule statt. Seither hat sich die Verteilung ausländischer Schüler auf die ver-

schiedenen Schulformen in Baden-Württemberg nicht mehr substantiell verän-

dert. Das heißt, wenn man den Bildungserfolg am Besuch von höherbildenden

Schulen festmacht, so zeigt sich hier eine hohe Persistenz eines relativen Bil-

dungsdefizits von ausländischen Kindern und Jugendlichen seit Mitte der 80er

Jahre. Dass sich die Bildungsbeteiligung ausländischer Schüler in Baden-

Württemberg in den letzten mehr als eineinhalb Jahrzehnten in keiner Weise ver-

bessert hat, muss um so mehr überraschen, als inzwischen verstärkt ausländi-

sche Kinder und Jugendliche der zweiten und dritten Generation die Schule be-

suchen. Da diese häufig bereits in Deutschland geboren sind, wäre prinzipiell da-

von auszugehen, dass sie weit weniger mit Sprachschwierigkeiten (die häufig als

eines der zentralen Probleme von Migrantenkindern im Schulkontext angesehen

werden) konfrontiert sind als es früher der Fall war.

Zusammenfassung

FAMILIENWISSENSCHAFTLICHE FORSCHUNGSSTELLE IM STATISTISCHEN LANDESAMT BADEN-WÜRTTEMBERG 23

• Schulabschlüsse – Hauptschulabschluss dominiert, vergleichsweise hoher Anteil

bleibt ohne Abschluss, nur sehr wenige Abiturienten: In den Schulabschlüssen

ausländischer Schüler in Baden-Württemberg spiegelt sich diese „ungünstigere“

Verteilung auf die einzelnen Schularten wider: So erwarben ausländische Schüler

im Land im Jahre 2000 anteilig deutlich weniger das Abitur (8 % aller Abgänge)

als deutsche Schüler (24 %). Einen mittleren Bildungsabschluss erreichte bei den

ausländischen Schülern gut jeder Vierte, bei den deutschen Schülern waren es

mehr als 36 %. Nahezu jeder zweite ausländische Schüler, der in Baden-

Württemberg im Jahr 2000 aus einer allgemein bildenden oder beruflichen Schule

abging, erwarb den Hauptschulabschluss, wohingegen dieser Anteil bei deut-

schen Schülern unter 30 % lag. Ohne Hauptschulabschluss blieben bei den aus-

ländischen Schülern rund 15 %, bei den deutschen Schülern waren es hingegen

nur gut 6 %.

• Staatsangehörigkeitsgruppen unter den Schülern im Land: Der Anteil ausländi-

scher Schüler mit außereuropäischen Staatsangehörigkeiten war im Jahre 2000

in Baden-Württemberg mit rund 10 % nur gut halb so groß wie in ganz Deutsch-

land. Der Anteil der italienischen Schüler an allen ausländischen Schülern ist in

Baden-Württemberg mit 15 % nahezu doppelt so hoch wie im Bundesgebiet ins-

gesamt. Auch die Anteile ausländischer Schüler mit griechischer Staatsbürger-

schaft bzw. mit Staatsangehörigkeiten der Nachfolgestaaten des früheren Jugos-

lawiens sind im Land Baden-Württemberg höher als in der Bundesrepublik.

• Starke Differenzen in der Bildungsbeteiligung zwischen den einzelnen Staatsan-

gehörigkeitsgruppen: Die einzelnen Staatsangehörigkeitsgruppen unter den aus-

ländischen Schülern Baden-Württembergs weisen deutliche Unterschiede in ihrer

Bildungsbeteiligung, d.h. in ihren Verteilungen auf die verschiedenen Schularten

/-typen, auf. Im einzelnen:

• Besuch von Sonderschulen: Italienische, portugiesische und vor allem jugoslawi-

sche Kinder und Jugendliche in Baden-Württemberg besuchen anteilig häufiger

die Sonderschulen im Vergleich zum Durchschnitt aller ausländischen Schüler.

Bei den jugoslawischen Schülern waren es am 09.10.2002 anteilig mit knapp

17 % gut doppelt so viele wie im Durchschnitt der ausländischen Schüler (8 %).

Zusammenfassung

24 FAMILIENWISSENSCHAFTLICHE FORSCHUNGSSTELLE IM STATISTISCHEN LANDESAMT BADEN-WÜRTTEMBERG

Besonders auffallend ist, dass unter den kroatischen Schülern in Baden-

Württemberg mit knapp 5 % anteilig nur knapp ein Drittel so viele Schülerinnen

und Schüler in Sonderschulen anzutreffen sind wie unter den jugoslawischen

Schülern und nur wenig mehr als unter den deutschen Schülern (knapp 4 %).

• Sekundarbereich: Hinsichtlich des Besuchs weiterführender Schulen im Sekun-

darbereich lassen sich unter den Staatsangehörigkeitsgruppen, welche den ehe-

maligen Anwerbeländern (bzw. im Falle Jugoslawiens ihren Nachfolgestaaten)

zuzurechen sind, ganz eindeutig zwei unterschiedliche Gruppen identifizieren, die

starke Differenzen in der Bildungsbeteiligung aufweisen. Schüler mit türkischer,

italienischer, jugoslawischer und portugiesischer Staatsangehörigkeit sind durch

eine geringere Bildungsbeteiligung verglichen mit deutschen Schülern aber auch

Schülern anderer ausländischer Staatsangehörigkeiten gekennzeichnet (diese

Gruppe umfasste im Schuljahr 2002/03 in Baden-Württemberg rund 65 % aller

ausländischen Schüler im Sekundarbereich). Ein überdurchschnittlich hoher

Hauptschüleranteil einerseits und ein sehr geringer Gymnasiastenanteil anderer-

seits sind hier feststellbar. Von 10 Schülern bzw. Schülerinnen dieser Gruppe be-

suchten im Sekundarbereich 7 die Hauptschule, 2 die Realschule und nur einer

bzw. eine das Gymnasium. Der Hauptschüleranteil war damit bei dieser Gruppe

rund dreimal so hoch wie bei deutschen Schülern. Die jugoslawischen Schüler

weisen eindeutig den höchsten Hauptschüleranteil und den niedrigsten Realschü-

leranteil auf. Einen deutlich größeren Bildungserfolg können Schüler mit griechi-

scher, spanischer und kroatischer Staatsangehörigkeit aufweisen. Diese Gruppe

ist dadurch gekennzeichnet, dass sich in ihrer Bildungsbeteiligung (im

Sekundarbereich) zwar immer noch deutliche Unterschiede zu der der deutschen

Schüler zeigen, allerdings sind diese Differenzen weitaus geringer als bei der ers-

ten Gruppe. Entsprechend ist der Anteil von Realschülern und Gymnasiasten in

dieser Gruppe weitaus höher und der Anteil von Hauptschülern deutlich niedriger

als in der Gruppe der türkischen, italienischen, jugoslawischen und

portugiesischen Schüler.

• Türkische, italienische, portugiesische und vor allem jugoslawische Schüler als

„Bildungsverlierer“: Zusammenfassend kann festgehalten werden, dass mit den

Türken, Italienern und Jugoslawen die drei Hauptnationalitätengruppen unter der

Zusammenfassung

FAMILIENWISSENSCHAFTLICHE FORSCHUNGSSTELLE IM STATISTISCHEN LANDESAMT BADEN-WÜRTTEMBERG 25

ausländischen Bevölkerung Baden-Württembergs (sowie zusätzlich mit den Por-

tugiesen eine kleinere Gruppe) auch die größten Defizite in der Schulbildung auf-

weisen. Im Vergleich zu deutschen aber auch zu anderen ausländischen Schü-

lern partizipieren sie nur sehr unzureichend an den Chancen und Möglichkeiten

des baden-württembergischen allgemein bildenden Schulsystems. Besonders

schlecht stellt sich die Situation für jugoslawische Kinder und Jugendliche dar: Ein

auffallend hoher Anteil an Schülern in Sonderschulen und sehr geringe Anteile an

Realschülern und Gymnasiasten sprechen hier eine deutliche Sprache. Türki-

sche, italienische und portugiesische Schüler bilden in ihrer Verteilung auf die

verschiedenen Schularten eine weitgehend homogene Gruppe, bei der vor allem

ein sehr niedriger Gymnasiastenteil auffällt. Als einzige Ausnahme vom gemein-

samen Verteilungsmuster ist interessanterweise bei den türkischen Schülern der

Anteil an Schülern in Sonderschulen niedriger als bei den italienischen und portu-

giesischen Schülern. Wobei sich allerdings die Frage stellt, ob der niedrigere An-

teil Ausdruck einer geringeren Fördernotwendigkeit oder einer geringeren Förder-

bereitschaft (sei es auf Seiten der Lehrkräfte oder der Eltern) ist.

• Griechische, spanische und vor allem kroatische Schüler als relative „Bildungs-

gewinner“: Die viert- und fünftgrößte Nationalitätengruppe unter den ausländi-

schen Schülern Baden-Württembergs, Griechen und Kroaten sowie die kleinere

Gruppe der Spanier weisen hingegen eine deutlich bessere Bildungsstruktur auf.

Kennzeichnend sind hier deutlich höhere Anteile an Realschülern und Gymnasi-

asten sowie deutlich geringere Anteile an Schülern in Sonderschulen (abgesehen

von den Spaniern, die sich hier auf mittlerem Niveau bewegen) im Vergleich zur

obigen Gruppe. Die kroatischen Schüler ähneln in ihrer Verteilung auf die ver-

schiedenen Schularten sogar weitgehend den deutschen Schülern.

• Schüler aus anderen EU-Staaten (nicht Anwerbeländer) als privilegierte Gruppe:

Es gibt eine vergleichsweise geringe Zahl von baden-württembergischen Schü-

lern im Sekundarbereich aus anderen EU-Staaten als Griechenland, Italien, Por-

tugal und Spanien. Von diesen weisen 54 % einen deutlich höheren Gymnasias-

tenanteil auf als deutsche Schüler (und interessanterweise mit 9 % einen 3-fach

höheren Anteil an Waldorfschülern als die Deutschen). Und auch der Anteil an

Schülerinnen und Schülern in Sonderschulen ist bei dieser Gruppe geringer als

Zusammenfassung

26 FAMILIENWISSENSCHAFTLICHE FORSCHUNGSSTELLE IM STATISTISCHEN LANDESAMT BADEN-WÜRTTEMBERG

bei deutschen Schülern. Aus diesen Verteilungswerten lässt sich schließen, dass

sich die Schüler aus anderen EU-Staaten (als Griechenland, Italien, Portugal und

Spanien) vorwiegend aus der (gehobenen) Mittelschicht bis Oberschicht rekrutie-

ren, deren Eltern überproportional häufig über sehr gute hochqualifizierte Berufe

verfügen (mittlere und höhere Angestellte, Selbstständige etc.) und Teil einer

transnational orientierten europäischen „Beschäftigungs- und Erwerbselite“ sind.

• Ergebnisse zur Bildungsbeteiligung der einzelnen Staatsangehörigkeitsgruppen

überraschen: Diese Ergebnisse sind in mehrerlei Hinsicht überraschend. Zu-

nächst fallen die Unterschiede zwischen italienischen (und portugiesischen)

Schülern auf der einen Seite und griechischen (und spanischen) Schülern auf der

anderen Seite ins Auge, handelt es sich dabei doch in allen Fällen um südeuropä-

ische EU-Staaten mit begrenzten kulturellen Unterschieden zur deutschen Ge-

sellschaft. Dass der Bildungserfolg von italienischen (und portugiesischen) Kin-

dern und Jugendlichen in Baden-Württemberg deutlich geringer ausfällt als der ih-

rer griechischen (und spanischen) Schulkameraden und -kameradinnen ist des-

halb zunächst nicht unbedingt zu erwarten. Auch würde man vermuten, dass sich

für türkische Kinder und Jugendliche die Situation im deutschen Schulsystem

schwieriger darstellt als für ihre italienischen Altersgenossen aufgrund von größe-

ren kulturellen, politischen und religiösen Barrieren, die es zu überwinden gilt. Der

höhere Anteil an Schülern in Sonderschulen unter italienischen als unter türki-

schen Schülern weist jedoch anscheinend in eine andere Richtung. Eine weitere

auffallende Differenz, die in ihrer Ausgeprägtheit überraschen muss, zeigt sich

zwischen kroatischen und jugoslawischen Schülern. Während die ersteren hin-

sichtlich des Bildungserfolges unter den ausländischen Schülern Baden-

Württembergs eindeutig die „Spitze“ der (zahlenmäßig relevanten) Nationalitäten-

gruppen bilden, markieren letztere ebenso eindeutig das „Schlusslicht“.

• Bild von den besonders gut integrierten Italienern muss hinterfragt werden: Die

auffallenden Schulprobleme italienischer Kinder und Jugendlicher in Baden-

Württemberg, die sich in einem deutlich geringeren Anteil an Realschülern und

Gymnasiasten im Vergleich zu den griechischen Schülern und einem höheren An-

teil an Schülern in Sonderschulen im Vergleich zu den türkischen Schülern doku-

Zusammenfassung

FAMILIENWISSENSCHAFTLICHE FORSCHUNGSSTELLE IM STATISTISCHEN LANDESAMT BADEN-WÜRTTEMBERG 27

mentiert, sind bemerkenswert, da die Italiener in Baden-Württemberg besonders

stark vertreten sind und bislang als besonders gut integriert galten.

• Vergleich mit der übrigen Bundesrepublik – Sonderschulbesuch höher als in an-

deren Bundesländern: In Baden-Württemberg ist der Anteil ausländischer Schüler

in Förderschulen (ehemals Schule für Lernbehinderte) deutlich höher als in der

übrigen Bundesrepublik. So waren im Land im Schuljahr 2000/01 in Sonderschu-

len mit dem Förderschwerpunkt „Lernen“ 35 % der Schüler Ausländer (bei einem

Ausländeranteil an den allgemein bildenden Schulen insgesamt von 13 %), in der

übrigen Bundesrepublik hingegen nur 16 % (bei einem Ausländeranteil an den

allgemein bildenden Schulen insgesamt von 9 %).

• Ausländische Schüler in Baden-Württemberg in besonders starkem Maße auf die

Hauptschule „festgelegt“: Das generelle Phänomen eines zahlenmäßig stärker

ausgeprägten Hauptschulbesuches in Baden-Württemberg im Vergleich zur übri-

gen Bundesrepublik zeigt sich bei ausländischen Schülern im Sekundarbereich

deutlich stärker als bei deutschen Schülern. Der Prozentsatz an ausländischen

Schülern, der in anderen Bundesländern im Sekundarbereich eine Orientierungs-

stufe oder eine Schule mit mehreren Bildungsgängen oder eine Integrierte Ge-

samtschule besucht, „weicht“ in Baden-Württemberg auf die Hauptschule aus. Für

ausländische Schüler wird damit in Baden-Württemberg die Hauptschule zur Re-

gelschule.

• In Baden-Württemberg erwerben anteilig mehr ausländische Schüler einen

Schulabschluss als in der übrigen Bundesrepublik: Während im übrigen Bundes-

gebiet über 16 % der ausländischen Schulabsolventen des Jahres 2000 ohne

Hauptschulabschluss blieben, waren es in Baden-Württemberg lediglich knapp

15 %. Allerdings sind die Unterschiede im Schulabgangsverhalten (Art des Schul-

abschlusses) zwischen deutschen und ausländischen Schülern in Baden-

Württemberg (neben Bayern, Hessen und Berlin) mit am größten. Ausländische

Schüler in anderen Bundesländern erwerben häufiger mittlere und höhere Schul-

abschlüsse als in Baden-Württemberg. Während im Land nur 37 % der ausländi-

schen Schulabsolventen des Jahres 2000 einen Realschulabschluss, eine Fach-

Zusammenfassung

28 FAMILIENWISSENSCHAFTLICHE FORSCHUNGSSTELLE IM STATISTISCHEN LANDESAMT BADEN-WÜRTTEMBERG

hochschulreife oder Hochschulreife erwerben konnten, waren es in der übrigen

Bundesrepublik 48 %.

1.3.2 Exkurs: Ergebnisse der Studie PISA 2000 zur schulischen Situation von Kindern und Jugendlichen aus Migrantenfamilien (Kapitel 4.2)

• Große Differenzen im Bildungsniveau zwischen Schülern ohne Migrationshin-

tergrund und aus reinen Zuwandererfamilien: Baden-Württemberg weist im Rah-

men der PISA-Studie unter den Bundesländern den größten Abstand zwischen

15Jährigen ohne Migrationshintergrund und aus reinen Zuwandererfamilien (bei-

de Eltern nicht in Deutschland geboren) bezüglich des Bildungsgangniveaus auf.

In keinem anderen Bundesland ist dieser Prozentpunkteabstand größer. Wird je-

doch die Sozialschicht der Familien kontrolliert, so ragt Baden-Württemberg, was

die Disparitäten in der Bildungsbeteiligung anbetrifft, nicht mehr heraus, sondern

befindet sich auf dem Niveau von Deutschland insgesamt. Bei differenzierter Be-

trachtung zeigen in Baden-Württemberg Schüler mit Migrationshintergrund jedoch

recht gute Leistungen. Sprachdefizite werden in der PISA-Studie als entschei-

dend für die Disparitäten in der Bildungsbeteiligung ausgemacht.

1.3.3 Berufliche Ausbildung (Kapitel 4.3)

• Ausländische Jugendliche haben es schwerer als deutsche, einen Ausbildungs-

platz zu finden: Der hohe Ausländeranteil von 36 % (Schuljahr 2000/01) in der

Berufsschulart „Berufsvorbereitungsjahr in Vollzeitform“ (welches Jugendliche oh-

ne Ausbildungsvertrag auf eine berufliche Ausbildung vorbereiten soll) zeigt an,

dass es für ausländische Jugendliche schwieriger ist, einen Ausbildungsplatz zu

finden. Die Problematik eines fehlenden Ausbildungsplatzes/-vertrages betrifft

dabei offensichtlich insbesondere Jugendliche außereuropäischer Herkunft. Ten-

denziell hatten die weiblichen Schüler mit ausländischer Staatsangehörigkeit häu-

figer keinen Ausbildungsvertrag als die männlichen. Ausländische Jugendliche

sind in den Beruflichen Gymnasien und Fachschulen unterproportional vertreten.

Zusammenfassung

FAMILIENWISSENSCHAFTLICHE FORSCHUNGSSTELLE IM STATISTISCHEN LANDESAMT BADEN-WÜRTTEMBERG 29

• Ausbildungsperspektiven haben sich vor allem für die jungen ausländischen

Frauen teilweise deutlich verbessert: Für die ausländischen Jugendlichen und

jungen Erwachsenen – vor allem aber für junge ausländische Frauen – haben

sich die Ausbildungsperspektiven in den letzten eineinhalb Jahrzehnten deutlich

verbessert, am massivsten für junge türkische Frauen. Im Schuljahr 2000/01 ver-

fügten anteilig 2 ½-mal mehr junge türkische Berufsschülerinnen in Baden-

Württemberg über einen Ausbildungsplatz als noch 15 Jahre zuvor (Schuljahr

1985/86: 33 %; Schuljahr 2000/01: 82 %). Eine ähnliche Entwicklung, wenngleich

von einem höheren Niveau ausgehend, lässt sich auch für junge türkische Män-

ner, italienische Jugendliche und junge Erwachsene sowie für junge Griechinnen

feststellen. Diese Entwicklung hat sich dabei fast vollständig bereits in der zweiten

Hälfte der 80er Jahre, also innerhalb von nur fünf Jahren, vollzogen. In der zwei-

ten Hälfte der 80er Jahre ist damit in Baden-Württemberg eine eindrucksvolle In-

tegration von jungen Türkinnen, Türken, Italienerinnen und in geringerer Wachs-

tumsdimension auch von Italienern und Griechinnen in den hiesigen Ausbil-

dungssektor gelungen. Dabei mögen sicherlich auch konjunkturelle Zyklen eine

Rolle spielen, nichtsdestotrotz dokumentieren sich hier tief greifende Veränderun-

gen auf beiden Seiten – auf Seiten der Migranten ebenso wie auf Seiten der

deutschen bzw. der baden-württembergischen Wirtschaft. Möglicherweise vor-

handene Vorbehalte, einen Lehrling, der nicht über die deutsche Staatsangehö-

rigkeit verfügt, einzustellen, sind geringer geworden. Gleichzeitig scheinen junge

Ausländerinnen und Ausländer mit türkischer, italienischer und griechischer

Staatsangehörigkeit – und hier vor allem junge Türkinnen – heute selbstbewuss-

ter ein Ausbildungsverhältnis anzustreben.

• Mehr ausländische Studierende an baden-württembergischen Hochschulen: In

den letzten zwanzig Jahren hat sich die Zahl der ausländischen Studenten an den

baden-württembergischen Hochschulen mehr als verdreifacht. Dabei ist vor allem

die Zahl von Studenten aus europäischen Ländern, die nicht Mitglied der EU sind,

deutlich überproportional gewachsen. Darin spiegeln sich vor allem zwei Entwick-

lungen wider. Zum einen der Fall des Eisernen Vorhangs 1989, mit der Folge,

dass für viele Osteuropäer ein Studienaufenthalt in der Bundesrepublik bzw. in

Baden-Württemberg möglich und attraktiv geworden ist. Zum anderen dokumen-

Zusammenfassung

30 FAMILIENWISSENSCHAFTLICHE FORSCHUNGSSTELLE IM STATISTISCHEN LANDESAMT BADEN-WÜRTTEMBERG

tiert sich hierin auch die gewachsene Zahl junger Menschen mit vor allem türki-

scher oder jugoslawischer bzw. kroatischer Staatsangehörigkeit, die in Deutsch-

land aufgewachsen, hier zur Schule gegangen und jetzt im studierfähigen Alter

sind.

1.4 Erwerbstätigkeit, Arbeitsmarkt und Familie (Kapitel 5)

1.4.1 Erwerbstätigkeit und Struktur der Arbeitsverhältnisse bei Migranten im Land (Kapitel 5.1)

• Ausländerinnen weisen niedrigere Erwerbstätigenquote auf als deutsche Frauen:

Unter den rund 3,85 Millionen sozialversicherungspflichtig Beschäftigten in Ba-

den-Württemberg am 30.6.2002 waren rund 450.000 ausländische Arbeitnehmer.

Im April 2002 waren in Baden-Württemberg 73 % der ausländischen Männer und

50 % der ausländischen Frauen im Alter von 15 bis unter 65 Jahren erwerbstätig,

die entsprechenden Anteile unter der deutschen Bevölkerung betrugen knapp

78 % und knapp 63 %, d. h. vor allem die Erwerbstätigenquote ausländischer

Frauen ist im Vergleich zu deutschen Frauen niedriger.

• Ausländer haben längere Lebensarbeitszeit: In Baden-Württemberg lagen in allen

Altersgruppen von 20 bis unter 60 Jahren im April 2002 die altersspezifischen Er-

werbsquoten der Deutschen über denen der Ausländer. Lediglich bei den Aus-

ländern im Alter von 15 bis unter 20 Jahren und von 60 bis unter 65 Jahren waren

die Erwerbsquoten etwas höher als die der Deutschen.

• Geringe Erwerbsbeteiligung ausländischer Frauen: Die – relativ zur gleichaltrigen

Gesamtbevölkerung Baden-Württembergs gesehen – geringste Erwerbsbeteili-

gung unter der ausländischen Bevölkerung weisen Frauen im Alter von 25 bis 40

Jahren auf. Während die weibliche Bevölkerung dieses Alters insgesamt im Land

im April 2002 Erwerbsquoten zwischen knapp 76 % und knapp 79 % aufwies, wa-

ren auf Seiten der ausländischen Frauen dieses Alters die Erwerbsquoten um

rund 16 bis 18 Prozentpunkte niedriger. Die niedrigere Erwerbsbeteiligung aus-

Zusammenfassung

FAMILIENWISSENSCHAFTLICHE FORSCHUNGSSTELLE IM STATISTISCHEN LANDESAMT BADEN-WÜRTTEMBERG 31

ländischer Frauen muss auch im Zusammenhang damit gesehen werden, dass

sie im Durchschnitt mehr Kinder haben als deutsche Frauen. Im Zusammenspiel

mit einem Rollenverständnis, das der Frau eher den familiär-häuslichen Bereich

zuweist, ist dies geeignet, die Erwerbsbeteiligung von Frauen eher gering zu hal-

ten.

• Deutlich mehr Arbeiter als Angestellte: Drei Viertel der sozialversicherungspflich-

tig beschäftigten ausländischen Arbeitnehmer in Baden-Württemberg am

30.6.2002 waren Arbeiter, hingegen waren es bei den deutschen sozialversiche-

rungspflichtig Beschäftigten nur knapp 39 %. Entsprechend betrugen die Anteile

der Angestellten ein Viertel bei den Ausländern und gut 61 % bei den Deutschen.

Allerdings hat auch bei den ausländischen Arbeitnehmern im Land in den letzten

Jahrzehnten der Anteil der Arbeiter deutlich abgenommen. Überproportional stark

sind erwerbstätige Ausländer im Produzierenden Gewerbe vertreten.

• Trotz Qualifikationsanstieg immer noch jeder zweite ausländische Beschäftigte

ohne abgeschlossene Ausbildung: Ausländische Arbeitnehmer in Baden-

Württemberg weisen im Durchschnitt ein weitaus ungünstigeres Ausbildungs- und

Qualifikationsprofil auf als ihre deutschen Kollegen. So war von den am

30.06.2001 am Arbeitsort in Baden-Württemberg sozialversicherungspflichtig be-

schäftigten ausländischen Arbeitnehmern mit einem Anteil von 48 % fast jede(r)

zweite ohne abgeschlossene Ausbildung, lediglich rund ein Drittel gab an, eine

Ausbildung abgeschlossen zu haben und nur 4 % verfügten über einen Abschluss

an einer höheren Schule. Da rund 15 % keine Angabe zu ihrem Ausbildungshin-

tergrund gemacht hatten, ist darüber hinaus zu vermuten, dass der Anteil derjeni-

gen ohne abgeschlossene Ausbildung sogar noch höher ist. Unter den sozialver-

sicherungspflichtig beschäftigten Deutschen waren hingegen nur knapp 19 % oh-

ne abgeschlossene Ausbildung, 65 % mit abgeschlossener Ausbildung und im-

merhin fast jeder Zehnte mit einem Abschluss an einer höheren Schule (rund 7 %

machten hier keine Angaben).Gleichwohl hat sich vor allem seit Anfang der 90er

Jahre der Anteil ausländischer Arbeitnehmer ohne abgeschlossene Ausbildung

kontinuierlich verringert und entsprechend der Anteil derjenigen, die eine abge-

schlossene Ausbildung vorweisen konnten wie auch derer mit einem Abschluss

an einer höheren Schule erhöht.

Zusammenfassung

32 FAMILIENWISSENSCHAFTLICHE FORSCHUNGSSTELLE IM STATISTISCHEN LANDESAMT BADEN-WÜRTTEMBERG

1.4.2 Arbeitslosigkeit unter Ausländern in Baden-Württemberg (Kapitel 5.2)

• Ausländer häufiger von Arbeitslosigkeit betroffen: Ausländische Arbeitnehmer und

ihre Familien in Baden-Württemberg sind häufiger von Arbeitslosigkeit betroffen

als die deutsche Bevölkerung. Dies hängt zunächst unmittelbar zusammen mit

dem ungünstigeren Ausbildungs- und Qualifikationsprofil von Migranten. Durch ih-

re Konzentration auf den Bereich der klassischen manuellen industriellen Produk-

tion waren und sind ausländische Arbeitnehmer darüber hinaus in besonderem

Maße von den Arbeitsplatzverlusten im Produzierenden Gewerbe – im Zuge von

industriellem Strukturwandel und betrieblicher Rationalisierung – tangiert.

• Zahl und Entwicklung ausländischer Arbeitsloser im Land: Von den rund 264.000

Arbeitslosen im Jahresdurchschnitt 2001 in Baden-Württemberg waren knapp

60.000 oder 23 % Ausländer. Damit wiesen die Ausländer mit 10,9 % eine mehr

als doppelt so hohe Arbeitslosenquote auf als die Deutschen (4,8 %). Seit 1993

bewegt sich der Ausländeranteil unter den Arbeitslosen im Jahresdurchschnitt in

Baden-Württemberg auf einem gleich bleibend hohen Niveau zwischen 22,4 %

und 24,2 %. Die Entwicklung der Zahl ausländischer Arbeitsloser im Land wäh-

rend der letzten 40 Jahre ist weitgehend parallel zur Entwicklung der Zahl deut-

scher Arbeitsloser verlaufen. Die 90er Jahre wurden dann auch für die Ausländer

in Baden-Württemberg das Jahrzehnt der Massenarbeitslosigkeit.

• Höhere Arbeitslosigkeit bei Ausländern resultiert zu einem wesentlichen Teil aus

der beruflichen Stellung: Zwischen 1990 und 1997 ist die Arbeitslosenquote bei

Ausländern in Baden-Württemberg von 6,4 % auf 16,7 % drastisch angestiegen

und damit deutlich stärker als bei den deutschen Erwerbspersonen (Anstieg von

3,9 % auf 7,6 % im selben Zeitraum). Zwischen 1997 und 2001 ist sie bei Auslän-

dern kontinuierlich abgesunken auf 10,9 % im Jahr 2001. Die höhere Arbeitslo-

sigkeit der ausländischen Bevölkerung resultiert zum einen aus der schlechteren

beruflichen Qualifikation und dem höheren Anteil der Arbeiter. Aber auch bei Aus-

ländern mit Lehre bzw. gleichwertigem beruflichen Abschluss lag die Erwerbslo-

senquote in Baden-Württemberg im Mai 2000 mit 7,7 % fast doppelt so hoch wie

bei der entsprechenden deutschen Personengruppe (4,1 %). Deutsche ohne be-

ruflichen Ausbildungsabschluss hatten mit einer Erwerbslosenquote von 8,1 %

Zusammenfassung

FAMILIENWISSENSCHAFTLICHE FORSCHUNGSSTELLE IM STATISTISCHEN LANDESAMT BADEN-WÜRTTEMBERG 33

nur geringfügig schlechtere Chancen auf dem Arbeitsmarkt als Ausländer, die ei-

ne Lehre oder einen gleichwertigen beruflichen Abschluss vorzuweisen hatten.

• Junge ausländische Familien überproportional häufig von Arbeitslosigkeit betrof-

fen: Ausländer sind in der Gruppe der Arbeitslosen im Alter von 25 bis unter 35

Jahren überproportional stark vertreten.

• Türken und Italiener unter arbeitslosen jungen Ausländern überproportional ver-

treten: Junge Ausländer sind überproportional häufig von Jugendarbeitslosigkeit

betroffen. So waren im September 2001 34 % der jungen Arbeitslosen (15 - 24

Jahre) Ausländer. Dabei sind sowohl Türken als auch Italiener unter arbeitslosen

jungen Ausländern überproportional vertreten, gemessen an ihrem Anteil an der

jungen ausländischen Bevölkerung.

1.4.3 Vereinbarkeit von Familie und Erwerbstätigkeit und familiale Aufgaben-verteilung zwischen den Geschlechtern bei Migrantenfamilien in Baden-Württemberg (Kapitel 5.3)

• Ausländische Mütter stärker auf Familie „festgelegt“: Vor allem die vergleichswei-

se niedrige Erwerbsbeteiligung ausländischer Frauen zwischen 25 und 40 Jahren

indiziert, dass ausländische Mütter sich in der aktiven Familienphase häufig aus-

schließlich der Erziehung und Betreuung ihrer Kinder und der Führung des Haus-

halts widmen und der Mann schwerpunktmäßig die „Versorgerrolle“ übernimmt.

1.5 Einkommenslagen und ökonomischer Lebenshintergrund der Familien von Migranten in Baden-Württemberg (Kapitel 6)

1.5.1 Die Einkommensstrukturen und -situation von Migrantenfamilien in Ba-den-Württemberg (Kapitel 6.1)

• Ausländische Familien verfügen über niedrigere Einkommen: Die Einkommenssi-

tuation ausländischer Familien im Land stellt sich im Mittel schlechter dar als die

deutscher Familien, vor allem aufgrund des ungünstigeren Ausbildungs- und Qua-

Zusammenfassung

34 FAMILIENWISSENSCHAFTLICHE FORSCHUNGSSTELLE IM STATISTISCHEN LANDESAMT BADEN-WÜRTTEMBERG

lifikationsprofils und der höheren Arbeitslosenquote von Ausländern sowie dem

höheren Arbeiteranteil unter ausländischen Arbeitnehmern. Ausländische Famili-

en sind häufiger im unteren Einkommensbereich und seltener in höheren Ein-

kommensgruppen zu finden.

• Starke Einkommensunterschiede zwischen den Geschlechtern: Zusammenfas-

send lässt sich feststellen, dass die Einkommensunterschiede zwischen den Ge-

schlechtern größer sind als zwischen Deutschen und Ausländern. Sowohl für

Ausländer als auch für Deutsche gilt: Männer verdienen im Schnitt ungleich mehr

als Frauen. Die Einkommensdifferenz zwischen Männern und Frauen ist bei Aus-

ländern und Deutschen gleich stark ausgeprägt. Auch wenn nach wie vor nicht

unerhebliche reale Einkommensunterschiede zwischen den Geschlechtern be-

stehen und es vielfach für Frauen nicht den gleichen Lohn für die gleiche Arbeit

gibt, so liegt ein wesentlicher Grund für diese erheblichen Einkommensdifferen-

zen zwischen den Geschlechtern doch darin, dass Frauen häufig einer Teilzeiter-

werbstätigkeit nachgehen, während bei Männern immer noch die Vollzeiterwerbs-

tätigkeit den „Normalfall“ darstellt. Abseits der Geschlechterdifferenz gilt sowohl

für Frauen als auch für Männer, dass Ausländer weniger verdienen als Deutsche.

• Ältere Ausländer verfügen im Durchschnitt über 85 % des Einkommens deutscher

Senioren: Was die Einkommenssituation älterer Ausländer ab 60 Jahren anbe-

trifft, so deuten Zahlen für die Bundesrepublik Deutschland Mitte der 90er Jahre

darauf hin, dass ältere Ausländer durchschnittlich über 85 % des Einkommens

verfügen, das älteren Deutschen zur Verfügung steht.

1.5.2 Armut und Sozialhilfebedürftigkeit bei ausländischen Familien in Baden-Württemberg (Kapitel 6.2)

• Ca. 21 % der ausländischen Familien im Land von „Einkommensarmut“ betroffen

und damit anteilig doppelt so viele wie unter den deutschen Familien: Relative

Einkommensarmut ist unter den ausländischen Familien im Land häufiger als un-

ter den deutschen Familien anzutreffen. Während in ca. jeder fünften Migranten-

familie in Baden-Württemberg den Familienmitgliedern weniger als 50 % des

Zusammenfassung

FAMILIENWISSENSCHAFTLICHE FORSCHUNGSSTELLE IM STATISTISCHEN LANDESAMT BADEN-WÜRTTEMBERG 35

durchschnittlichen Pro-Kopf-Einkommens aller Haushalte zur Verfügung steht, ist

nur weniger als jede zehnte deutsche Familie im Land von einer solch ausgeprägt

ökonomisch defizitären Lebenslage betroffen. Diese Ergebnisse decken sich

weitgehend mit bisherigen Erkenntnissen der Armutsforschung. Es muss im Wei-

teren davon ausgegangen werden, dass von der „Infantilisierung“ der Armut in

besonderem Maße Kinder und Jugendliche aus Migrantenfamilien betroffen sind.

• In Baden-Württemberg anteilig unter der ausländischen Bevölkerung nur etwa

halb so viele Sozialhilfeempfänger wie auf Bundesebene: Am 31.12.2002 waren

insgesamt 222.962 Personen in Baden-Württemberg auf laufende Hilfe zum Le-

bensunterhalt (Sozialhilfe) angewiesen, davon waren 60.037 Ausländer, was ei-

nem Anteil von 27 % entspricht. Damit benötigten 2 % der Bevölkerung im Land

laufende Hilfe zum Lebensunterhalt, fast 5 % der ausländischen und 2 % der

deutschen Bevölkerung. Beide Werte liegen deutlich unter denen auf Bundes-

ebene (West). So waren im Jahr 2000 8 % der ausländischen und 3 % der deut-

schen Gesamtbevölkerung in Westdeutschland (insgesamt 3 %) auf laufende Hil-

fe zum Lebensunterhalt angewiesen.

• Armutsquote niedriger als in der übrigen Bundesrepublik: Sowohl die Armutsraten

als auch die Anteile der Sozialhilfeempfänger deuten darauf hin, dass ausländi-

sche (wie auch deutsche) Familien in Baden-Württemberg seltener von Armut be-

troffen sind als in der Bundesrepublik insgesamt. Hier macht sich wohl vor allem

die insgesamt höhere Wohlstandsposition und niedrigere Arbeitslosenquote des

Südweststaates bemerkbar.

1.6 Kinderbetreuung und Erziehung bei Migrantenfamilien in Baden-Württemberg (Kapitel 7)

• Zahl ausländischer Kinder im Krippen- und Kindergartenalter: Am 31.12.2002 leb-

ten in Baden-Württemberg insgesamt 23.841 ausländische Kinder im Alter unter 3

Jahren („Krippenalter“) und 44.423 ausländische Kinder im Alter von 3 bis unter 6

Jahren („Kindergartenalter“).

Zusammenfassung

36 FAMILIENWISSENSCHAFTLICHE FORSCHUNGSSTELLE IM STATISTISCHEN LANDESAMT BADEN-WÜRTTEMBERG

• Hohe Akzeptanz des Kindergartenbesuchs bei ausländischen Familien im Land:

Die verbreitete Auffassung, dass Kinder aus ausländischen Familien deutlich sel-

tener den Kindergarten besuchen als deutsche Kinder, konnte widerlegt werden.

Lediglich bei ausländischen Kindern im Alter von 3 bis unter 4 Jahren in Baden-

Württemberg ist die Kindergartenbesuchsquote nennenswert geringer als bei

deutschen Kindern. Während 72 % der Kinder insgesamt in diesem Alter in den

Kindergarten gehen, sind es bei den ausländischen Kindern 68 %. Bei den aus-

ländischen Kindern im Alter von 4 bis unter 6 Jahren im Land besuchen hingegen

etwa so viele ausländische Kinder wie deutsche Kinder den Kindergarten. Damit

ist die Akzeptanz des Kindergartenbesuchs bei ausländischen Familien in Baden-

Württemberg (gleiches gilt für Deutschland insgesamt) nicht grundsätzlich gerin-

ger als bei deutschen Familien, vielmehr lässt sich lediglich feststellen, dass die

Kinder ausländischer Familien im Schnitt etwas älter sind beim Beginn ihres Kin-

dergartenbesuches. Sowohl ausländische Kinder als auch Kinder insgesamt im

Alter von 3 bis unter 6 Jahren weisen in Baden-Württemberg höhere Kindergar-

tenbesuchsquoten auf als in Deutschland insgesamt.

• Pluralität im Kindergartenalltag: Die starke Inanspruchnahme des Kindergarten-

angebots durch ausländische Familien in Baden-Württemberg zeigt an, dass kul-

turelle Pluralität und Mehrsprachigkeit heutzutage an vielen Orten im Land den

Kindergartenalltag mitprägen.

Einleitung

FAMILIENWISSENSCHAFTLICHE FORSCHUNGSSTELLE IM STATISTISCHEN LANDESAMT BADEN-WÜRTTEMBERG 37

2 Einleitung

„Man hat Arbeitskräfte gerufen und es kommen Menschen.“ (Max Frisch)

Mit diesem Satz hat der Schweizer Schriftsteller Max Frisch auf sehr prägnante Wei-

se die soziologische und gesellschaftspolitische Tragweite des Phänomens der eu-

ropäischen Arbeitsmigration der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts bemessen und

erfasst. Die ursprüngliche Vorstellung, Bürger anderer, vor allem südeuropäischer

Staaten lediglich zeitlich befristet als zusätzliche Arbeitskräfte in der Hochkonjunktur

ins Land zu holen, wich der Erkenntnis, dass sich die Erwerbsperson nicht vom Men-

schen mit seinen Beziehungen und seinem familiären Umfeld abtrennen lässt.

Entsprechend war auch die Zuwanderung nach Baden-Württemberg zunächst zu

Beginn der 60er Jahre von einer Anwerbung vor allem junger arbeitsfähiger auslän-

discher Männer geprägt, da der Arbeitskräftebedarf der Industrie durch die einheimi-

sche Bevölkerung nicht mehr gedeckt werden konnte. Das anfängliche Provisorium

wurde für viele so genannte „Gastarbeiter“ zur neuen Heimat, mit der Folge, dass die

Ehefrau und die Kinder aus dem Herkunftsland nachgeholt wurden oder hier Ehen

geschlossen und Familien gegründet wurden.

In den letzten vier Jahrzehnten wurden die Familien ausländischer Herkunft zu einem

integralen Bestandteil des gesellschaftlichen Zusammenlebens in Baden-

Württemberg. Sie sind Teil des Prozesses sozialstruktureller Differenzierung und Plu-

ralisierung, der für moderne Gesellschaften als konstitutiv angesehen werden kann.

Im Rahmen des vorliegenden Berichts soll der Frage nachgegangen werden, wie

Familien ausländischer Herkunft heute in Baden-Württemberg leben. Was hat sich

für sie in den letzten 40 Jahren verändert? Inwiefern unterscheiden sich ihre Famili-

enstrukturen, ihre Bildungsbeteiligung, ihre Erwerbsmuster und ihre Einkommenssi-

tuation – um nur einige Stichworte zu nennen – immer noch von „einheimischen“

Familien ohne Migrationshintergrund? Es sollen sowohl der Integrationsstand aus-

Einleitung

38 FAMILIENWISSENSCHAFTLICHE FORSCHUNGSSTELLE IM STATISTISCHEN LANDESAMT BADEN-WÜRTTEMBERG

ländischer Familien in Baden-Württemberg auf unterschiedlichen Feldern als auch

die Integrationsleistungen von Migrantenfamilien dargestellt und analysiert werden.

Nach Deutschland zugewanderte Familien stellen einen in sich sehr heterogenen

Bevölkerungsteil dar. Zunächst lassen sich verschiedene Zuwanderungs- bzw. Ein-

wanderungsgruppen1 voneinander unterscheiden, welche einen unterschiedlichen

Rechtsstatus oder verschiedene Migrationsmotive, -erfahrungen, -geschichten und

-schicksale aufweisen:

- Arbeitsmigranten aus den süd- und südosteuropäischen ehemaligen Anwerbe-

staaten,

- deutschstämmige Aussiedler aus Osteuropa,

- Asylbewerber und Bürgerkriegsflüchtlinge,

- Kontingentflüchtlinge und

- Zuwanderer aus Ländern der EU sowie sonstige Personen, die im Rahmen der

internationalen Arbeitsmobilität nach Deutschland kommen.

„Migration (= Wanderung) umfasst diejenige Bewegung von Menschen, die mit einer

Verlagerung des Lebensmittelpunktes einhergeht. Der Migrationsbegriff setzt er-

werbs-, familienbedingte, politische oder biographisch bedingte Wanderungsmotive

und einen relativ dauerhaften Aufenthalt in der neuen Region oder Gesellschaft vor-

aus“.2 Es kann unterschieden werden zwischen freiwilliger Migration (Arbeitsmigrati-

on) und erzwungener Wanderung (Fluchtmigration, Vertreibung). Im Allgemeinen

werden mit dem Begriff der Migration schwerpunktmäßig transnationale Wande-

rungsbewegungen über Staatsgrenzen hinweg erfasst. Als ein umfassender Sozial-

prozess reicht Migration dabei „von der schrittweisen und unterschiedlich weitgehen-

den Ausgliederung aus dem Kontext der Herkunftsgesellschaft bis zur ebenfalls un-

terschiedlich weitreichenden Eingliederung in die Aufnahmegesellschaft einschließ-

1 Die Unabhängige Zuwanderungskommission versteht unter „Zuwanderung“ „alle Arten der Migra-tion, auch diejenigen, die nur vorübergehenden Charakter haben, unter „Einwanderung“ die dau-erhafte Niederlassung.“ (Zuwanderungskommission 2001: 2)

2 Treibel 2001: 472

Einleitung

FAMILIENWISSENSCHAFTLICHE FORSCHUNGSSTELLE IM STATISTISCHEN LANDESAMT BADEN-WÜRTTEMBERG 39

lich aller damit verbundenen sozialen, kulturellen, rechtlichen und politischen Be-

stimmungsfaktoren und Entwicklungsbedingungen, Begleitumstände und Folgeprob-

leme. (...) Transnationale Migration stellt Familien mithin vor große Herausforderun-

gen. Je größer die soziale und kulturelle Distanz zwischen Herkunfts- und Aufnah-

megesellschaft, desto größer sind die Aufgaben der Alltagsbewältigung.“3

„Integration beinhaltet eine Beziehung zwischen Migrant und Aufnahmegesellschaft,

ist ein wechselseitiges Verhältnis, in welchem beide Seiten bestimmte Bereitschaften

und Leistungen zeigen müssen.“4 Neben der politischen Aufgabe, Zuwanderern eine

gleichberechtigte Teilhabe am gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Leben zu er-

möglichen, muss aber auch von Seiten der Migranten das Bewusstsein und die Be-

reitschaft vorhanden sein, sich auf das Leben in einer westlich orientierten Gesell-

schaft mit ihren Werten und Normvorstellungen einzulassen.

Entsprechend der verschiedenen Lebens- und Arbeitsbereiche lassen sich mehrere

Integrationsdimensionen ausmachen. Entlang der einzelnen Kapitel in diesem Be-

richt wären hier vor allem zu nennen:

1. Demographische und familiale Integration

2. Bildungsintegration

3. Arbeitsmarktintegration

4. Wohlstandsintegration

5. Betreuungs- und Erziehungsintegration.

Die erste Dimension der demographischen und familialen Integration ließe sich bei-

spielsweise unter anderem an der Zahl bzw. dem Anteil binationaler Ehen festma-

chen, aber möglicherweise ebenso in der Angleichung an das generative Verhalten

und die Partnerwahl bzw. das Eheschließungsverhalten der Aufnahmegesellschaft.

Die anderen Integrationsdimensionen verweisen auf den Grad der Teilnahme, Teil-

3 Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend 2000, S. 5-6 4 Europäisches Forum für Migrationsstudien 2000: 10

Einleitung

40 FAMILIENWISSENSCHAFTLICHE FORSCHUNGSSTELLE IM STATISTISCHEN LANDESAMT BADEN-WÜRTTEMBERG

habe und Anerkennung von Zuwandererfamilien in zentralen gesellschaftlich struktu-

rierten Lebensbereichen. Die verschiedenen Integrationsdimensionen und -aspekte

stehen dabei häufig in einem engen Zusammenhang miteinander. So hat der persön-

liche Bildungs- und Ausbildungserfolg nachhaltigen Einfluss auf die Chancen des

Einzelnen auf dem Arbeitsmarkt und mithin auch auf das Einkommens- und

Wohlstandsniveau.

Heute wird in der öffentlichen Diskussion und Wahrnehmung von Zuwanderung häu-

fig vergessen, dass sich in früheren Zeiten auch viele Deutsche aus wirtschaftlichen

und politischen Gründen gezwungen sahen, ihr eigenes Land zu verlassen, um in

einem anderen Land neu anzufangen. „Lange Zeit war Deutschland vor allem Aus-

wanderungsland: Während des 19. Jahrhunderts wanderten ca. fünf Millionen Men-

schen aus den deutschen Teilstaaten (aus Baden, aus Hessen etc.) und später aus

dem Deutschen Reich in die USA, aber auch zu Tausenden in Staaten des südame-

rikanischen Kontinents aus.“5

Deutschland war aber auch immer ein Land, das von Einwanderung und hoher Be-

völkerungsfluktuation geprägt wurde. So sei etwa nur an die Zuwanderung der Polen

ins Ruhrgebiet erinnert, welche sich heute noch in vielen „einheimischen“ Familien-

namen widerspiegelt. „Das Gros der bundesrepublikanischen Bevölkerung ist eth-

nisch heterogen und setzt sich aus den Nachkommen früherer Zuwanderer zusam-

men.“6

Die obige Übersicht über die unterschiedlichen Zuwanderergruppen, die heute in

Deutschland und Baden-Württemberg leben, beinhaltet sowohl dauerhaft bleibende

als auch nur vorübergehend hier lebende Personengruppen. Die Verwendung der

rechtlichen und statistischen Terminologie und Kategorie Ausländer bezieht sich

ausschließlich auf den staatsbürgerlichen Status einer Person und verengt insofern

das Migrationsphänomen auf eine Frage des (derzeitigen) Passes. Herkunft und

Staatsangehörigkeit fallen jedoch immer häufiger auseinander. Eingebürgerte

Migranten oder deutschstämmige Aussiedler werden statistisch als Deutsche erfasst,

5 Treibel 2001: 474 6 Treibel 2001: 474

Einleitung

FAMILIENWISSENSCHAFTLICHE FORSCHUNGSSTELLE IM STATISTISCHEN LANDESAMT BADEN-WÜRTTEMBERG 41

obwohl sich für diese etwa die Frage nach der Integration genauso sinnvoll stellen

lässt. Wenn im vorliegenden Bericht auf diese begriffliche Abgrenzung („ausländi-

sche Bevölkerung“, „ausländische Familien“ etc.) zurückgegriffen wird, so vor allem

deshalb, weil sich das für diese Thematik verfügbare Datenmaterial der amtlichen

Statistik praktisch ausschließlich auf staatsbürgerliche Kategorien bezieht.

Allerdings muss man sich bei der Interpretation der amtlichen Ausländerstatistiken

bewusst sein, dass diese die Größenverhältnisse und Vorgänge des Zuwanderungs-

geschehens wegen des zunehmenden Auseinanderfallens von Staatsangehörigkeit

und Herkunft teilweise nur unzureichend abbilden können.7 Dies wird durch einen

Vergleich folgender Zahlen deutlich: Während im Jahr 2001 knapp 12 % der Ge-

samtbevölkerung Baden-Württembergs nicht im Besitz der deutschen Staatsbürger-

schaft waren und somit als Ausländer zu zählen sind, wiesen unter den 15jährigen

baden-württembergischen Schülern, die im Jahr 2000 Gegenstand der PISA-

Untersuchung waren, 29 % einen Migrationshintergrund auf, d.h. bei ihnen war zu-

mindest ein Elternteil im Ausland geboren (bei 20 % waren sogar beide Eltern im

Ausland geboren und nach Deutschland zugewandert). Auf der Basis der Daten der

amtlichen Statistik kann also nur ein Teil des Migrationsgeschehens erfasst werden.

Die öffentliche Diskussion über Ausländer und ihre Familien ist häufig durch starke

Vereinfachungen geprägt. „Besonders verhängnisvoll und in der Wirkung diskriminie-

rend ist es, wenn der Status „Ausländer“ als „Erklärung“ für alle möglichen Phäno-

mene und Probleme herangezogen wird.“8 Auch sind die Wahrnehmung von und der

Umgang mit Ausländern häufig sehr selektiv. Oft erfolgen Zuschreibungen aufgrund

des wahrgenommenen Grades an Fremdheit im Aussehen und in der Sprache o-

der/und aufgrund des sozialen Status und der Arbeitstätigkeit. So wird die schwedi-

sche Zahnärztin oder der britische Hochschullehrer viel weniger als Ausländer wahr-

genommen als der türkischstämmige Industriearbeiter mit deutschem Pass oder die

7 siehe hierzu auch Geißler 2002: 284 8 Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend 2000, S. 5

Einleitung

42 FAMILIENWISSENSCHAFTLICHE FORSCHUNGSSTELLE IM STATISTISCHEN LANDESAMT BADEN-WÜRTTEMBERG

russlanddeutsche Putzfrau, obwohl es sich bei den ersten beiden zweifelsfrei um

Ausländer handelt und bei den letzten beiden um Deutsche.9

Die positiver besetzten Begriffe Zuwanderer oder Migranten wiederum sind dann un-

präzise oder missverständlich, wenn sie auf Personen angewendet werden, die

selbst nicht eingewandert sind und über keine eigenen Migrationserfahrungen verfü-

gen, sondern als Kinder aus Migrantenfamilien in Deutschland geboren und aufge-

wachsen sind. Die Mehrzahl der Familien ausländischer Herkunft ist allerdings da-

durch gekennzeichnet, dass mindestens ein Familienangehöriger eine grenzüber-

schreitende Wanderung unternommen hat.10 „Nach wie vor gehört die Mehrzahl der

in Deutschland lebenden Ausländer der „ersten Generation“ von Migranten an (die

selbst im Verlauf ihres Lebens eine internationale Wanderung unternommen haben),

während die Angehörigen der „zweiten Generation“ gegenwärtig etwa das Alter errei-

chen, das ihre Eltern bei ihrer Ankunft in Deutschland hatten, und Angehörige der

„dritten Generation“ noch relativ selten und fast ausschließlich Kinder sind.“11

Bei den Familien ausländischer Herkunft bzw. Migrantenfamilien in Baden-

Württemberg handelt es sich um keine homogene Bevölkerungsgruppe, sondern wie

bei den Familien insgesamt sind hier ganz unterschiedliche Formen des Zusammen-

lebens von Erwachsenen mit Kindern anzutreffen. Auch wenn die Begriffe ausländi-

sche Familien, Familien ausländischer Herkunft, Migrantenfamilien, Familien mit

Migrationshintergrund, Zuwandererfamilien, Einwandererfamilien, Familien, die einer

ethnischen Minderheit angehören etc. nicht deckungsgleich sind, d.h. sich teilweise

auf unterschiedliche Bevölkerungsgruppen beziehen, werden sie im Rahmen dieses

Berichts, zumindest was die textlichen Ausführungen anbetrifft, häufig weitgehend

synonym verwendet. Dies vor allem auch deshalb, weil deutschstämmige und einge-

bürgerte Zuwanderer sich zumeist in einer ähnlichen Situation befinden und mit ver-

gleichbaren Herausforderungen konfrontiert sehen wie Zuwanderer mit ausländi-

9 Ulrich Beck hat dieses in Deutschland vorherrschende Wahrnehmungsmuster jüngst in einem Beitrag in der Süddeutschen Zeitung (Lies nach! Das Karlsruher Urteil und die deutsche Lehre vom Fremden, 19.12.2002) als „ungebrochen geltende territoriale Sozialontologie“ bezeichnet, welche eine „Einheit von Pass, Hautfarbe, Sprache und Herkunftsort“ unterstellt.

10 Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend 2000, S. XIII 11 Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend 2000, S. 7

Einleitung

FAMILIENWISSENSCHAFTLICHE FORSCHUNGSSTELLE IM STATISTISCHEN LANDESAMT BADEN-WÜRTTEMBERG 43

schem Pass. In den den Ausführungen zugrunde liegenden statistischen Daten bildet

jedoch fast immer die Staatsangehörigkeit das Abgrenzungskriterium (Ausnahme:

PISA-Daten). Die ausländischen Familien haben unterschiedliche Größen, befinden

sich in unterschiedlichen Familienphasen, haben unterschiedliche Staatsangehörig-

keiten, es gibt sowohl Elternpaare, die den gleichen Herkunftshintergrund bzw. Nati-

onalität aufweisen, als auch binationale und interethnische Paarbeziehungen oder

Ein-Eltern-Familien mit Migrationshintergrund. Die ausländischen Familien unter-

scheiden sich in ihrer sozialstrukturellen Positionierung ebenso wie bezüglich ihres

Aufenthaltsstatus, ihrer Aufenthaltsdauer in Deutschland bzw. Baden-Württemberg

und danach, ob (und welche bzw. wie viele) Familienangehörige bereits in Deutsch-

land geboren sind und demnach selbst gar nicht mehr „gewandert“ sind. Sie unter-

scheiden sich bezüglich ihrer sozialen Integration in die hiesige Gesellschaft, ihrer

Aufenthalts- und Lebensperspektive: Nicht wenige Familien ausländischer Herkunft

sind in Baden-Württemberg heimisch geworden und wollen für immer hier leben und

arbeiten, sie können sich keinen anderen Lebensort, keine andere Heimat vorstellen,

andere sind nur auf Zeit hier und planen irgendwann wieder – vielleicht als Rentner

nach Abschluss des Berufslebens – in ihr Herkunftsland zurückzukehren. Unter-

schiedliche Beweggründe liegen ihrer Migration zugrunde: Bei der Mehrzahl der Fa-

milien ausländischer Herkunft im Land handelt es sich um die Familien der Arbeits-

migranten, die in den 60er Jahren und Anfang der 70er Jahre vor allem aus südeu-

ropäischen Ländern als „Gastarbeiter“ (so die damalige Begrifflichkeit) angeworben

wurden bzw. um die Familien ihrer Kinder (und teilweise auch schon Enkel). Andere

studieren in Baden-Württemberg oder machen hier eine Ausbildung. Wieder andere

mussten aus ihrer Heimat fliehen, weil sie politischer Verfolgung ausgesetzt waren

oder in ihrem Land Bürgerkrieg herrscht.

Einige Familien ausländischer Herkunft im Land sind auseinander gerissen, ein Teil

der Familie lebt in Baden-Württemberg, andere Familienangehörige befinden sich im

Herkunftsland. Andere haben hier in Baden-Württemberg ein breites verwandtschaft-

liches Umfeld, auf das sie sich stützen können. Während die einen Familien mit

Migrationshintergrund vielfältige Kontakte pflegen zur „einheimischen“ Bevölkerung,

am Arbeitsplatz, im Freundeskreis und in der Familie, z. B. durch Heirat mit ei-

ner/einem Deutschen, bewegen sich andere eher in ihrer eigenen Staatsangehörig-

Einleitung

44 FAMILIENWISSENSCHAFTLICHE FORSCHUNGSSTELLE IM STATISTISCHEN LANDESAMT BADEN-WÜRTTEMBERG

keitsgruppe. Während die einen fließend deutsch (bzw. schwäbisch oder badisch)

sprechen, mit den Gepflogenheiten und Eigenheiten des Südweststaates bestens

vertraut sind und sich entsprechend ganz selbstverständlich zum Beispiel als

Schwabe türkischer Herkunft verstehen, sind andere – die noch nicht so lange hier

sind – erst noch dabei, sich an die hiesigen „Lebens- und Sprachmuster“ heranzutas-

ten.

Die Vielfalt an familiären Lebensformen ist also unter der ausländischen Bevölkerung

Baden-Württembergs nicht weniger groß als unter der deutschen. Gemeinsam ist

ihnen lediglich, dass sie nicht über den deutschen Pass verfügen.

Damit sei auch auf ein grundsätzliches Problem im Zusammenhang mit statistischer

Aggregatdatenanalyse hingewiesen. Dies beinhaltet, dass Gruppen gebildet und mit-

einander verglichen werden. Die gruppeninternen Unterschiede werden dabei häufig

„verwischt“ und der Gruppe wird quasi implizit ein einheitliches/homogenes Verhal-

tens- oder sozialstrukturelles Muster „unterstellt“, das so nicht existiert, da der Grup-

pe letztlich immer „Individuen“ mit all ihren Differenzen zugrunde liegen. Der Grup-

penbildung bzw. -einteilung liegen immer bereits bestimmte theoretische Vorannah-

men zugrunde, die häufig jedoch nicht mehr hinterfragt werden.

Im vorliegenden Bericht werden, wo es das statistische Datenmaterial zulässt, auch

die Unterschiede zwischen den zahlenmäßig stärksten Staatsangehörigkeitsgruppen

unter der ausländischen Bevölkerung bzw. den ausländischen Familien im Land dar-

gestellt, wobei auch auf diese Nationalitäts-Unterscheidung die oben ausgeführte

grundsätzliche Problematik der Aggregatdatenanalyse zutrifft.

In diesem Bericht werden die Lebensformen und -verhältnisse ausländischer Famili-

en in Baden-Württemberg in erster Linie auf der Basis der Daten der amtlichen Sta-

tistik dargestellt und analysiert. Die Datengrundlage bildet dabei insbesondere der

Band „Daten zur ausländischen Bevölkerung 2001“.12

12 Statistisches Landesamt Baden-Württemberg, 2002

Einleitung

FAMILIENWISSENSCHAFTLICHE FORSCHUNGSSTELLE IM STATISTISCHEN LANDESAMT BADEN-WÜRTTEMBERG 45

Soweit es möglich war, wurden auch Vergleichsdaten auf Bundesebene bzw. für an-

dere Bundesländer herangezogen. In einzelnen Fällen wurde auch auf Unterschiede

zwischen den Kreisen bzw. Regionen in Baden-Württemberg eingegangen.

Die Darstellung konzentriert sich im wesentlichen auf die zentralen Aspekte und Le-

bensbereiche, zu denen entsprechendes Datenmaterial der amtlichen Statistik vor-

liegt. Im einzelnen sind dies die demographischen Entwicklungen und Familienstruk-

turen der ausländischen Bevölkerung in Baden-Württemberg (Kapitel 3), Bildung und

Ausbildung (Kapitel 4), Erwerbstätigkeit und Arbeitsmarkt (Kapitel 5), Einkommenssi-

tuation und ökonomischer Lebenshintergrund ausländischer Familien (Kapitel 6) und

Kinderbetreuung (Kapitel 7). Weitere wichtige Themen im Rahmen einer Sozialbe-

richterstattung über ausländische Familien wären unter anderem die Wohnverhält-

nisse von Migrantenfamilien, ihre gesundheitliche Situation ebenso wie ihr Freizeit-

verhalten.

Aufgrund der nur sehr begrenzten Datenlage in diesen Bereichen und da eine derart

umfassende Darstellung der Lebenssituation von Familien ausländischer Herkunft im

Land auch den Rahmen des vorliegenden Berichts sprengen würde, kann an dieser

Stelle jedoch nur auf mögliche weitere Themenfelder hingewiesen werden, siehe

hierzu die Übersicht 1 im Anhang.

Demographische Entwicklungen und Familienstrukturen der ausländischen Bevölkerung in Baden-Württemberg

46 FAMILIENWISSENSCHAFTLICHE FORSCHUNGSSTELLE IM STATISTISCHEN LANDESAMT BADEN-WÜRTTEMBERG

3 Demographische Entwicklungen und Familienstrukturen der ausländischen Bevölkerung in Baden-Württemberg

3.1 Bevölkerungsentwicklung und Bevölkerungsstruktur

3.1.1 Entwicklung der ausländischen Bevölkerung in Baden-Württemberg seit der Gründung des Landes (unter Berücksichtigung von Geschlecht und Staatsangehörigkeit)

Der Anteil der ausländischen Bevölkerung in Baden-Württemberg hat sich infolge von

Zuwanderung und relativ hoher Geburtenüberschüsse von Ausländern im Laufe des

fünfzigjährigen Bestehens des Südweststaates deutlich erhöht (siehe Tabelle 3-1).

Allerdings vollzog sich diese Erhöhung des Ausländeranteils zu wesentlichen Teilen

zwischen 1960 und 1973 (Anstieg von 2 % auf 10 %). Der Anwerbestopp für Auslän-

der 1973 hatte ein Abebben der Einwanderungen zur Folge. In den seither vergan-

genen knapp 30 Jahren stagnierte der Anteil der ausländischen Bevölkerung in Ba-

den-Württemberg über weite Phasen. Lediglich in der ersten Hälfte der 90er Jahre

lässt sich nochmals eine gewisse Dynamik in der Entwicklung feststellen.13

Bei der Gründung des Bundeslandes Baden-Württemberg vor 50 Jahren lag der Aus-

länderanteil noch unter einem Prozent, bis Mitte der 60er Jahre hatte er sich auf fünf

Prozent erhöht und 1980 hatte bereits jeder zehnte Baden-Württemberger einen aus-

ländischen Pass. Im Jahre 2002 lag der Ausländeranteil bei rund 12 % und war damit

etwas geringer als Mitte der 90er Jahre. Gegenwärtig hat also etwa jeder achte Ein-

wohner Baden-Württembergs nicht die deutsche Staatsangehörigkeit.

13 Versechsfachung der Zahl der in Baden-Württemberg lebenden Ausländer zwischen 1960 und 1973, zwischen 1973 und 2002 hingegen lediglich eine Zunahme um knapp 43 %.

Bevölkerungsentwicklung und Bevölkerungsstruktur

FAMILIENWISSENSCHAFTLICHE FORSCHUNGSSTELLE IM STATISTISCHEN LANDESAMT BADEN-WÜRTTEMBERG 47

Tabelle 3-1: Entwicklung der ausländischen Bevölkerung in Baden-Württemberg 1955 bis 2002

5-Jahres-Wachstum Anteil an der Gesamtbevölkerunginsgesamt männlich weiblich

insgesamt männlich weiblich insgesamt männlich weiblich Jahr

Anzahl in % in %

Verhältnis männlich: weiblich

1955 67.349 45.680 21.669 0,9 1,4 0,6 2,1

1960 147.336 111.382 35.954 118,8 143,8 65,9 1,9 3,0 0,9 3,1

1965 443.303 315.301 128.002 200,9 183,1 256,0 5,3 7,8 2,9 2,5

1970 641.725 400.256 241.469 44,8 26,9 88,6 7,2 9,3 5,2 1,7

1973 907.717 538.251 369.466 9,8 12,0 7,7 1,5

1975 838.213 472.695 365.518 30,6 18,1 51,4 9,2 10,8 7,7 1,3

1980 926.353 523.289 403.064 10,5 10,7 10,3 10,0 11,7 8,4 1,3

1985 869.935 476.068 393.867 -6,1 -9,0 -2,3 9,4 10,7 8,2 1,2

1987 849.677 472.568 377.109 9,1 10,5 7,9 1,3

1990 1.046.820 574.088 472.732 20,3 20,6 20,0 10,7 12,0 9,4 1,2

1995 1.348.130 722.649 625.481 28,8 25,9 32,3 13,1 14,3 11,9 1,2

2000 1.284.142 676.228 607.914 -4,7 -6,4 -2,8 12,2 13,1 11,3 1,1

2001 1.294.874 678.813 616.061 12,2 13,1 11,4 1,1

2002 1.297.738 676.671 621.067 12,2 12,9 11,4 1,1

Anmerkung: Das Jahr 1973 wurde mit aufgenommen, da es ein „Zwischenhoch“ markiert, das Jahr 1987 wegen des Volkszählungsergebnisses.

Quelle: 1955 bis 1965: Ergebnisse der Ausländerstatistik Baden-Württemberg, Stand jeweils 30.9.; 1970 und 1987: Volkszäh-lungsergebnisse; ansonsten Ergebnisse der Bevölkerungsfortschreibung zum Jahresende. Eigene Berechnungen.

Familienwissenschaftliche Forschungsstelle im Statistischen Landesamt Baden-Württemberg

Familiensoziologisch ist es von besonderem Interesse, den Ausländeranteil nach

Geschlecht zu betrachten. Hier zeigt sich, dass in den 60er Jahren vor allem männli-

che Arbeitskräfte nach Baden-Württemberg kamen und die Familien häufig zunächst

im Herkunftsland zurückgeblieben sind. So gab es 1960 ca. dreimal mehr Ausländer

als Ausländerinnen in Baden-Württemberg. Diese extreme Asymmetrie ist in den

darauf folgenden Jahren stark abgeschmolzen (siehe Tabelle 3-1) und heute sind es

lediglich noch 10 % mehr Männer als Frauen ohne deutschen Pass. Dies kann si-

cherlich auch als ein Indikator für Integration gewertet werden oder zumindest als

nicht nur vorübergehende Akzeptanz von Baden-Württemberg als Lebens- und Ar-

beitsort für viele Menschen nichtdeutscher Herkunft. Die zumeist männlichen Arbeits-

immigranten der 60er Jahre verließen ihr Heimatland häufig noch in der Erwartung,

nach wenigen Jahren dorthin und somit zu ihren Familien zurückzukehren. Mit fort-

schreitender Arbeits- und Aufenthaltsdauer in Baden-Württemberg veränderte sich

jedoch bei vielen diese Wahrnehmung und angesichts der Aussicht, zumindest über

Demographische Entwicklungen und Familienstrukturen der ausländischen Bevölkerung in Baden-Württemberg

48 FAMILIENWISSENSCHAFTLICHE FORSCHUNGSSTELLE IM STATISTISCHEN LANDESAMT BADEN-WÜRTTEMBERG

mehrere Jahre hier zu leben und zu arbeiten, wurden häufig die Ehefrau oder Partne-

rin und die Kinder, soweit bereits vorhanden, nachgeholt.

Die in Baden-Württemberg geborenen Kinder der zweiten und dritten Generation von

Migrantenfamilien trugen dann weiter dazu bei, dass die anfangs bestehende Ge-

schlechtsasymmetrie zunehmend nivelliert wurde.

Abbildung 3-1: Entwicklung der ausländischen Bevölkerung in Baden-Württemberg 1953 bis 2001

200 000

400 000

600 000

800 000

1 000 000

1 200 000

1 400 000

1953 1955 1957 1959 1961 1963 1965 1967 1969 1971 1973 1975 1977 1979 1981 1983 1985 1987 1989 1991 1993 1995 1997 1999 2001

Anwerbe-stopp 1973

Phase I: Anwerbung vonGastarbeitern

Phase II: Stagnation IPhase III:Umbrüche inOsteuropa

Phase IV:Stagnation II

Änderung derAsylgesetz-gebung 1993

Quelle: 1953 bis 1969: Ergebnisse der Ausländerstatistik, Stand jeweils 30.09.; 1970 und 1987: Volkszählungsergebnisse; ansonsten Ergebnisse der Bevölkerungsfortschreibung zum Jahresende.

Familienwissenschaftliche Forschungsstelle im Statistischen Landesamt Baden-Württemberg

Die unterschiedlichen Phasen der Entwicklung der ausländischen Bevölkerung in

Baden-Württemberg von 1953 bis 2001 sind in Abbildung 3-1 schematisch darge-

stellt.14 Die Phasen der Zuwanderung lassen sich auch in Tabelle 9-1 im Anhang

14 Die Entwicklung der ausländischen Bevölkerung in Baden-Württemberg wurde dabei vor dem Hintergrund von spezifischen Wanderungsbewegungen in Phasen eingeteilt. Gleichwohl hängt die Entwicklung der ausländischen Bevölkerungszahl natürlich auch von den Geburtenüber-schüssen bzw. -defiziten der Ausländer ab.

Bevölkerungsentwicklung und Bevölkerungsstruktur

FAMILIENWISSENSCHAFTLICHE FORSCHUNGSSTELLE IM STATISTISCHEN LANDESAMT BADEN-WÜRTTEMBERG 49

anhand der Entwicklung des Wanderungssaldos nachvollziehen.15 Die erste Wachs-

tumsphase begann Anfang der 60er Jahre mit der Anwerbung von damals noch so

genannten „Gastarbeitern“ vor allem aus dem Süden Europas und endete – wie be-

reits erwähnt – mit dem Anwerbestopp von 1973. In den darauf folgenden eineinhalb

Jahrzehnten entwickelte sich die Zuwanderung uneinheitlich. Die zweite Wachs-

tumsphase begann Ende der 80er Jahre und stand nicht zuletzt in Zusammenhang

mit den politischen Umwälzungen in Osteuropa 1989 und dem Krieg in Jugoslawien

Anfang der 90er Jahre. Diese Phase verstärkter Zuwanderung von Ausländern nach

Baden-Württemberg dauerte etwa bis 1993 an. Seitdem hat sich die Zuwanderung

wieder deutlich abgeschwächt.

Eine summarische Betrachtung des Wanderungssaldos der ausländischen Bevölke-

rung für die vier skizzierten Zuwanderungsphasen zeigt Folgendes (Tabelle 3-2):

Während der Wanderungssaldo der ausländischen Bevölkerung in Baden-

Württemberg für die Jahre von 1960 bis 1973 knapp 733.000 Personen beträgt, ha-

ben während der darauf folgenden gleichen Zeitspanne von 14 Jahren – von 1974

bis 1987 – über 151.000 Ausländer das Land im Saldo wieder verlassen. Zwischen

1988 und 1993 hat die ausländische Bevölkerung innerhalb von sechs Jahren durch

Wanderungsgewinne um 374.526 Personen zugenommen. In den letzten neun Jah-

ren (1994 - 2002) überwogen die Zuzüge von Ausländern die Fortzüge hingegen nur

um 123.261 Personen.

15 Die Zahlen der ausländischen Bevölkerung in Baden-Württemberg insgesamt in Tabelle 3-1 wei-chen für die Jahre 1955 bis 1970 von denen in Tabelle 9-1 im Anhang ab, da sich die Werte auf unterschiedliche Zeitpunkte beziehen (30.9. und Volkszählungsergebnis bzw. Jahresende).

Demographische Entwicklungen und Familienstrukturen der ausländischen Bevölkerung in Baden-Württemberg

50 FAMILIENWISSENSCHAFTLICHE FORSCHUNGSSTELLE IM STATISTISCHEN LANDESAMT BADEN-WÜRTTEMBERG

Tabelle 3-2: Wanderungssaldo der ausländischen Bevölkerung in Baden-Württemberg 1960 - 2002 nach Phasen

Phasen Zeitspanne von ... bis ... (Jahre)

Wanderungssaldo absolut

Phase I 1960 - 1973 (14) 732.856

Phase II 1974 - 1987 (14) - 151.149

Phase III 1988 - 1993 (6) 374.526

Phase IV 1994 - 2002 (9) 123.261

Quelle: Ergebnisse der Bevölkerungsfortschreibung; eigene Berechnungen

Familienwissenschaftliche Forschungsstelle im Statistischen Landesamt Baden-Württemberg

Die Zahl von über 5,7 Millionen Zuzügen und knapp 4,9 Millionen Fortzügen von Aus-

ländern über die Landesgrenze seit 1965 zeigt,16 dass viele zugewanderten Auslän-

der nicht auf Dauer in Baden-Württemberg geblieben sind. Wenn man in Rechnung

stellt, dass es aber durchaus einen zahlenmäßig nicht unerheblichen Teil von Aus-

ländern in Baden-Württemberg gibt, der bereits seit 20 oder mehr Jahren in Deutsch-

land und damit höchst wahrscheinlich auch in Baden-Württemberg lebt (siehe

Tabelle 3-1), so weist dies insgesamt auf eine hohe Fluktuation unter den Auslän-

dern hin, die sich zeitlich nur befristet im Land aufgehalten haben. Ein Teil dieser

fortgezogenen Migranten ist in ihre Herkunftsländer zurückgekehrt, andere sind viel-

leicht auch in ein anderes Bundesland gezogen.

Der Abbildung 3-2 und Tabelle 9-2 im Anhang sind die Hauptherkunftsländer der

ausländischen Bevölkerung Baden-Württembergs und deren anteilige Entwicklung

seit 1950 zu entnehmen. Unter den 1.253.018 Ausländern insgesamt im Land am

31.12.2002 waren 322.849 Türken, 248.251 (Ex)Jugoslawen, 185.253 Italiener und

82.935 Griechen. Dahinter folgen zahlenmäßig Polen (28.780), Österreicher

(28.143), Portugiesen (27.489), Franzosen (25.765) und Spanier (20.352).17

16 In den vergangenen 11 Jahren (1992-2002) waren es 1,71 Millionen Zuzüge und 1,46 Millionen Fortzüge.

17 Ausländerzentralregister des Bundesverwaltungsamts

Bevölkerungsentwicklung und Bevölkerungsstruktur

FAMILIENWISSENSCHAFTLICHE FORSCHUNGSSTELLE IM STATISTISCHEN LANDESAMT BADEN-WÜRTTEMBERG 51

Abbildung 3-2 Ausländische Bevölkerung in Baden-Württemberg 1950 bis 2002 nach vorran-gigen Staatsangehörigkeiten (Anwerbeländer)

Quelle: Statistisches Landesamt, Bevölkerungsstatistik

Familienwissenschaftliche Forschungsstelle im Statistischen Landesamt Baden-Württemberg

Gegenwärtig hat mehr als jeder vierte Ausländer in Baden-Württemberg einen türki-

schen Pass, ca. jeder fünfte Ausländer kommt aus (dem ehemaligen) Jugoslawien18,

15 % aus Italien und weniger als 7 % aus Griechenland. Aus diesen vier süd- und

südosteuropäischen Ländern zusammen stammen mehr als zwei Drittel der Auslän-

der in Baden-Württemberg, davon allein knapp die Hälfte aus (ursprünglich) zwei

Ländern (Türkei und ehemaliges Jugoslawien). Auffallend hoch ist nach wie vor der

Anteil der Europäer an allen Ausländern in Baden-Württemberg. Unter den 1.250.014

18 Ab 1992: Personen aus Ländern des ehemaligen Jugoslawien (Bosnien-Herzegowina, Kroatien, Slowenien, Mazedonien und Rest-Jugoslawien (1995: Serbien und Montenegro)).

0

50000

100000

150000

200000

250000

300000

350000

400000

1950 1954 1958 1962 1966 1970 1974 1978 1982 1986 1990 1994 1998 2002

GriechenlandItalienehemaliges JugoslawienTürkeiSpanien

Demographische Entwicklungen und Familienstrukturen der ausländischen Bevölkerung in Baden-Württemberg

52 FAMILIENWISSENSCHAFTLICHE FORSCHUNGSSTELLE IM STATISTISCHEN LANDESAMT BADEN-WÜRTTEMBERG

Ausländern am 31.12.2000 in Baden-Württemberg waren 1.098.410 Europäer, dies

entspricht einem Anteil von knapp 88 %.19 32 % waren EU-Bürger.

Betrachtet man nun, wie sich die Zusammensetzung der ausländischen Bevölkerung

Baden-Württembergs nach Staatsangehörigkeitsgruppen während der vergangenen

Jahrzehnte entwickelt hat, so lässt sich feststellen, dass sich der Anteil der Ausländer

aus der Türkei und dem ehemaligen Jugoslawien zusammengenommen seit Mitte

der 70er Jahre auf nahezu konstant gleich hohem Niveau bewegt, während die An-

teile der Griechen, Italiener und vor allem auch der Spanier seit den 60er Jahren

deutlich zurückgegangen sind.

Die Vereinbarungen bzw. Abkommen zur Anwerbung von Arbeitskräften, welche die

Bundesrepublik Deutschland mit allen größeren süd- bzw. südosteuropäischen Staa-

ten (und zwei nordafrikanischen Staaten) im Verlaufe der 60er Jahre geschlossen hat

(mit Ausnahme Italiens, hier wurde bereits 1955 ein entsprechendes Abkommen ver-

einbart)20, fanden in der zahlenmäßigen Entwicklung der einzelnen Staatsangehörig-

keitsgruppen in Baden-Württemberg ihren deutlichen Niederschlag, wie ein Blick auf

Abbildung 3-2 und Tabelle 9-2 im Anhang zeigt.

So hatte sich die Zahl der in Baden-Württemberg lebenden Griechen von 1959 bis

1974, also innerhalb von 15 Jahren, von 2.776 auf 103.267 erhöht, danach ging ihre

Zahl deutlich zurück (Tiefpunkt 1986 mit 66.065 Personen) und bewegt sich seit 1991

zwischen 83.000 und knapp 86.000 griechischen Staatsangehörigen im Land. Ihr

Anteil an der gesamten ausländischen Bevölkerung Baden-Württembergs stieg von

1959 bis 1965 kontinuierlich von 3 % auf 13 % an und ist seither nahezu kontinuier-

lich auf nur noch 7 % im Jahre 2002 zurückgegangen.

Bei den Italienern verlief die Entwicklung auf einem zahlenmäßig höheren Niveau

ganz ähnlich: Ihre Zahl hat sich von 1955 bis 1973, also innerhalb von 18 Jahren,

von 5.458 auf 207.355 erhöht, um sich bis Mitte der 80er Jahre (1985) wieder auf

19 Statistisches Landesamt Baden-Württemberg 2002: 58-59 20 Anwerbevereinbarungen/-abkommen: 1955 mit Italien, 1960 mit Spanien und Griechenland, 1961

mit der Türkei, 1963 mit Marokko, 1964 mit Portugal, 1965 mit Tunesien und 1968 mit Jugosla-wien (Geißler 2002: 286; Treibel 2001: 475).

Bevölkerungsentwicklung und Bevölkerungsstruktur

FAMILIENWISSENSCHAFTLICHE FORSCHUNGSSTELLE IM STATISTISCHEN LANDESAMT BADEN-WÜRTTEMBERG 53

162.513 Personen zu verringern. Seither ist ihre Zahl wieder um gut 15 % angestie-

gen. Ihr Anteil an der ausländischen Bevölkerung des Landes stieg von 1955 bis

1962 kontinuierlich von 8 % auf 45 % an, um dann nahezu kontinuierlich abzusinken

bis auf ein Niveau von 14 % Mitte der 90er Jahre.

Die Zahl in Baden-Württemberg lebender ausländischer Personen aus dem ehemali-

gen Jugoslawien hat sich zwischen 1960 und 1974 – innerhalb von 14 Jahren – von

5.793 auf 215.254 erhöht, ihr Anteil an der ausländischen Bevölkerung des Landes

stieg im gleichen Zeitraum von knapp 4 % auf 24 %. Ein besonders deutlicher An-

stieg ist von 1968 auf 1969 feststellbar, was wohl unmittelbar mit der Anwerbeverein-

barung im Jahre 1968 zusammenhängt (siehe oben). Im Zusammenhang mit dem

Bürgerkrieg in ihrem Land kamen seit Anfang der 90er Jahre verstärkt Flüchtlinge

aus dem zerfallenden Jugoslawien auch nach Baden-Württemberg. Die Zahl der

Personen aus dem ehemaligen Jugoslawien erhöhte sich dementsprechend zwi-

schen 1990 und 1994 deutlich von 181.132 Personen auf 318.075 Personen, ihr An-

teil an der ausländischen Bevölkerung stieg im gleichen Zeitraum von 18 % auf 25 %.

Seither hat ihre Zahl wieder deutlich abgenommen, was darauf hindeutet, dass viele

Bürgerkriegsflüchtlinge nach dem Ende des Krieges wieder in ihre Heimat zurückge-

kehrt sind.

Die Zuwanderung türkischer „Gastarbeiter“ und ihrer Familien erfolgte zeitlich etwas

später als die der Italiener, Griechen und Jugoslawen. 1963 lebten lediglich 7.397

Türken bzw. Türkinnen im Land, was einem Anteil von gut 2 % an der gesamten aus-

ländischen Bevölkerung Baden-Württembergs entsprach. Zehn Jahre später lebten

hier 171.504 Personen mit türkischem Pass, ihr Anteil hatte sich auf 19 % erhöht. Im

Gegensatz zu Griechen, Italienern und (Ex)Jugoslawen ging die Zahl der türkischen

Personen im Land in Folge des Anwerbestopps von 1973 nicht zurück, sondern

stagnierte nur kurz, um dann wieder anzusteigen – vor allem wohl infolge von Famili-

ennachzügen und vergleichsweise hoher Geburtenraten. Seit 1978 stellen die Tür-

ken die größte Staatsangehörigkeitsgruppe unter der ausländischen Bevölkerung

Baden-Württembergs. Von 1980 bis 2000 betrug ihr Anteil an der gesamten auslän-

dischen Bevölkerung jeweils zwischen 27 % und 29 %. Im Jahre 2002 sank ihr Anteil

erstmals wieder unter das Niveau von 26 %.

Demographische Entwicklungen und Familienstrukturen der ausländischen Bevölkerung in Baden-Württemberg

54 FAMILIENWISSENSCHAFTLICHE FORSCHUNGSSTELLE IM STATISTISCHEN LANDESAMT BADEN-WÜRTTEMBERG

Eine besondere zahlenmäßige Entwicklung weist die spanische Bevölkerungsgruppe

in Baden-Württemberg auf. War die Zahl der Spanier im Land von 1959 bis Mitte der

60er Jahre von 1.177 auf über 45.000 und ihr Anteil an der ausländischen Bevölke-

rung Baden-Württembergs von 1 % auf über 10 % angestiegen, so ging sie nach

dem Anwerbestopp kontinuierlich von 48.973 im Jahre 1973 bis auf 20.352 im Jahre

2002 zurück. Seit 1994 stellen die Spanier damit nur noch knapp 2 % der ausländi-

schen Bevölkerung im Land. Insofern bestätigen die vorliegenden Zahlen für Baden-

Württemberg die Feststellung von Treibel,21 dass sich überproportional viele Rück-

kehrer unter den Migranten aus Spanien fanden.22

Entsprechend der zeitlichen Abfolge der Anwerbevereinbarungen/-abkommen waren

also die ersten Einwanderer in der zweiten Hälfte der 50er Jahre vor allem Italiener,

es folgten die Griechen und Spanier zu Beginn der 60er Jahre, die Jugoslawen in der

zweiten Hälfte der 60er Jahre und die Türken Anfang der 70er Jahre, obwohl hier

das Anwerbeabkommen bereits 1961 geschlossen worden war.

Die heutigen vier Hauptnationalitätengruppen im Land (Türken, (Ex)Jugoslawen, Ita-

liener, Griechen) stellten 1955 nur einen Anteil von 12 % an der ausländischen Be-

völkerung Baden-Württembergs. Zehn Jahre später betrug ihr Anteil bereits mehr als

zwei Drittel und war damit schon 1965 auf dem Niveau von heute (2002). Zwischen-

zeitlich war er teilweise sogar noch deutlich höher, so betrug er etwa zwischen 1970

und 1984 durchgehend zwischen 76 % und 78 %. Betrachtet man die absoluten Zah-

len, so wird die Zuwanderungsdynamik während der Anwerbephase besonders deut-

lich: 1955 lebten zusammengenommen 8.209 Personen der vier genannten Staats-

angehörigkeiten in Baden-Württemberg, 1974 waren es insgesamt 711.608 Perso-

nen und damit eine ähnliche Zahl wie heute, fast drei Jahrzehnte später. Mitte der

70er Jahre hatten die italienische, jugoslawische und türkische Bevölkerungsgruppe

im Land mit rund 200.000 Personen alle etwa die gleiche Größe, die griechische Be-

völkerungsgruppe war nur rund halb so groß.

21 Treibel 2001: 475 22 Dass die Zahl der in Baden-Württemberg lebenden Spanier wie auch der Griechen in der zweiten

Hälfte der 70er Jahre deutlich zurückging, hat unter Umständen teilweise auch politische Gründe, d.h. die zu dieser Zeit einsetzende Liberalisierung und Demokratisierung in den beiden Ländern könnte mit eine Rolle für die Rückwanderungen gespielt haben.

Bevölkerungsentwicklung und Bevölkerungsstruktur

FAMILIENWISSENSCHAFTLICHE FORSCHUNGSSTELLE IM STATISTISCHEN LANDESAMT BADEN-WÜRTTEMBERG 55

3.1.2 Räumliche Verteilung der Bevölkerung ausländischer Herkunft auf Bun-desebene und in Baden-Württemberg

Baden-Württemberg weist einen Anteil an ausländischen Mitbürgern auf, der über

dem Bundesdurchschnitt von 8,9 % (Stand: 31.12.2001) liegt. Im Vergleich der Bun-

desländer stellt die ausländische Bevölkerung die prozentual stärksten Anteile an der

Gesamtbevölkerung in den Stadtstaaten Hamburg, Berlin und Bremen und den Flä-

chenstaaten Baden-Württemberg, Hessen und Nordrhein-Westfalen (siehe Tabelle

3-3). In allen fünf ostdeutschen Bundesländern liegt der Ausländeranteil unter 2,5 %.

Tabelle 3-3: Gesamte und ausländische Bevölkerung in den Ländern der Bundesrepublik Deutschland am 31.12.2001

Gesamt- bevölkerung Ausländer

Land in 1000 in %

Hamburg 1.726,4 261,1 15,1 Berlin 3.388,4 440,7 13,0 Baden-Württemberg 10.600,9 1.294,9 12,2 Bremen 659,7 80,1 12,1 Hessen 6.077,8 705,5 11,6 Nordrhein-Westfalen 18.052,1 1.988,0 11,0 Bayern 12.329,7 1.162,9 9,4 Saarland 1.066,5 88,9 8,3 Rheinland-Pfalz 4.049,1 308,2 7,6 Niedersachsen 7.956,4 532,8 6,7 Schleswig-Holstein 2.804,2 153,3 5,5 Sachsen 4.384,2 110,2 2,5 Brandenburg 2.593,0 64,7 2,5 Mecklenburg-Vorpommern 1.759,9 35,1 2,0 Thüringen 2.411,4 45,0 1,9 Sachsen-Anhalt 2.580,6 46,7 1,8 Deutschland 82.440,3 7.318,2 8,9

Quelle: Statistisches Bundesamt, Ergebnisse der Bevölkerungsfortschreibung.

Familienwissenschaftliche Forschungsstelle im Statistischen Landesamt Baden-Württemberg

Betrachtet man die räumliche Verteilung der ausländischen Bevölkerung in Baden-

Württemberg, zeigen sich starke Unterschiede in den einzelnen Regionen des Lan-

des und vor allem auch zwischen Stadt und Land (siehe auch Abbildung 3-3).

Demographische Entwicklungen und Familienstrukturen der ausländischen Bevölkerung in Baden-Württemberg

56 FAMILIENWISSENSCHAFTLICHE FORSCHUNGSSTELLE IM STATISTISCHEN LANDESAMT BADEN-WÜRTTEMBERG

Abbildung 3-3: Anteil der ausländischen Bevölkerung in den Stadt- und Landkreisen Baden-Württembergs am 31.12.2002

Bevölkerungsentwicklung und Bevölkerungsstruktur

FAMILIENWISSENSCHAFTLICHE FORSCHUNGSSTELLE IM STATISTISCHEN LANDESAMT BADEN-WÜRTTEMBERG 57

Während die Landeshauptstadt Stuttgart einen Ausländeranteil von 24,3 % (Stand:

31.12.2002) aufweist (und damit einen Wert, der deutlich über dem der Stadtstaaten

Berlin, Hamburg und Bremen liegt) und auch Mannheim und Heilbronn Ausländeran-

teile von über 20 % erreichen, sind etwa im Main-Tauber-Kreis lediglich 5 % der Be-

völkerung Ausländer. Unter den Regionen liegt wiederum die Region Stuttgart mit

einem Anteil der ausländischen Bevölkerung von 17 % an erster Stelle. Generell

lässt sich ein eindeutiges Verteilungsmuster ausmachen: Die Ausländeranteile sind

tendenziell um so höher, je städtischer und zugleich industrieller eine Region geprägt

ist.

3.1.3 Altersstruktur der ausländischen und deutschen Bevölkerung im Ver-gleich

Die Altersstruktur moderner Industriegesellschaften hat sich in den letzten 100 Jah-

ren aufgrund medizinischer Fortschritte (gestiegene Lebenserwartung, Empfängnis-

verhütung: Geburtenrückgang nach 1964), aber auch tief greifender gesellschaftli-

cher Wandlungsprozesse (verändertes Rollenverständnis der Geschlechter, Emanzi-

pation der Frau) dramatisch verändert.

Waren im Jahre 1900 in Baden-Württemberg noch ein Drittel der Bevölkerung Kinder

unter 15 Jahren, so sind es heute lediglich noch knapp 17 % (Abbildung 3-4 und

Tabelle 9-3 im Anhang). Damit hat sich der Anteil der Kinder an der Bevölkerung Ba-

den-Württembergs in den letzten 100 Jahren anteilig halbiert, während der Anteil der

älteren Menschen (65 Jahre und älter) stetig zugenommen hat und heute mit 18 %

(bei der deutschen Bevölkerung) mehr als dreimal so hoch ist wie vor 100 Jahren

(1900: 5,2 %).

Beim Vergleich des Altersaufbaus der ausländischen und deutschen Bevölkerung in

Baden-Württemberg zeigen sich bei zwei Altersklassen auffällige Unterschiede. So

leben anteilig vergleichsweise sehr wenige ältere Ausländer im Land. Während bei

der deutschen Bevölkerung der Anteil älterer Menschen (65 Jahre und älter) am

31.12.2002 18 % betrug, lag er bei der ausländischen Bevölkerung mit 6 % sehr viel

niedriger (siehe Abbildung 3-4 und Tabelle 9-3 im Anhang). Hingegen gibt es in der

ausländischen Bevölkerung anteilig doppelt so viele Personen im Alter von 21 bis

Demographische Entwicklungen und Familienstrukturen der ausländischen Bevölkerung in Baden-Württemberg

58 FAMILIENWISSENSCHAFTLICHE FORSCHUNGSSTELLE IM STATISTISCHEN LANDESAMT BADEN-WÜRTTEMBERG

unter 30 Jahren wie in der deutschen Bevölkerung. Während nur etwa jeder zehnte

Deutsche in diese Altersgruppe fällt, war es bei Ausländern fast jeder fünfte. In allen

anderen Altersklassen sind die Unterschiede zwischen Ausländern und Deutschen

eher gering.

Abbildung 3-4: Deutsche und ausländische Bevölkerung nach Altersgruppen in Baden-Württemberg am 31.12.2002

Quelle: Statistisches Landesamt Baden-Württemberg

Familienwissenschaftliche Forschungsstelle im Statistischen Landesamt Baden-Württemberg

Die Unterschiede im Altersaufbau der ausländischen und deutschen Bevölkerung in

Baden-Württemberg lassen sich verschieden interpretieren. Zum einen kann der ge-

ringe prozentuale Anteil älterer Menschen in der ausländischen Bevölkerung damit

zusammenhängen, dass nicht wenige ausländische Mitbürger nach ihrem aktiven

Erwerbsleben in Baden-Württemberg im Rentenalter in ihr Herkunftsland zurückge-

hen und ihren Lebensabend dort verbringen möchten. Zum anderen hängt der gerin-

ge Prozentsatz älterer Menschen natürlich unmittelbar mit dem signifikant höheren

Prozentsatz jüngerer Erwachsener von 21 bis unter 30 Jahren zusammen. In diesem

spiegeln sich zum einen die vormals deutlich höheren Geburtenraten des ausländi-

schen Bevölkerungsteils wider, zum anderen handelt es sich hierbei um die wande-

rungsaktivste Altersgruppe, d. h. die jungen Erwachsenen sind der Altersausschnitt

einer Bevölkerung mit der tendenziell höchsten Mobilität und Bereitschaft, ihr Her-

0

250.000

500.000

750.000

1.000.000

1.250.000

1.500.000

1.750.000

2.000.000

DeutscheAusländer

Altersgruppe

Bevölkerungsentwicklung und Bevölkerungsstruktur

FAMILIENWISSENSCHAFTLICHE FORSCHUNGSSTELLE IM STATISTISCHEN LANDESAMT BADEN-WÜRTTEMBERG 59

kunftsland zu verlassen, um in einem anderen Land möglicherweise bessere Le-

bensbedingungen und Arbeitsmöglichkeiten vorzufinden.

Die deutlich jüngere Altersstruktur der ausländischen Bevölkerung in Baden-

Württemberg könnte demographische Entlastungseffekte für die Gesamtgesellschaft

zur Folge haben. Gerade der starke Anteil junger Erwachsener unter den Auslän-

dern, mithin einer Altersgruppe mit einer potenziell hohen Beteiligung am Erwerbsle-

ben, wirkt eher stabilisierend auf die sozialen Sicherungssysteme unseres Landes.

3.1.4 Aufenthaltsdauer der ausländischen Bevölkerung in Baden-Württemberg nach Staatsangehörigkeit und Altersgruppen

Der Aufenthaltsdauer von Ausländern kommt zentrale Bedeutung in der Frage der

Integration zu. Das neue Staatsangehörigkeitsrecht sieht vor, dass die Kinder von

Ausländern, die seit mindestens acht Jahren in Deutschland leben, mit der Geburt

die deutsche Staatsangehörigkeit erhalten. Diese in Deutschland geborenen Kinder

müssen sich jedoch, wenn sie volljährig werden, entweder für die deutsche Staats-

angehörigkeit oder die Staatsangehörigkeit des Herkunftslandes der Eltern entschei-

den.

Wie Tabelle 3-4 zu entnehmen ist, sind von den Ausländern, die gegenwärtig (Stand:

31.12.2002) in Baden-Württemberg leben, mehr als 70 % seit acht oder mehr Jahren

in Deutschland und 40 % bereits seit 20 oder mehr Jahren. Fast jeder fünfte Auslän-

der lebt bereits seit 30 oder mehr Jahren hier. Bei den Griechen, Italienern und

(Ex)Jugoslawen sind diese Anteile jeweils noch deutlich höher. Allerdings muss man

hier anmerken, dass dies teilweise neben zeitlichen Mustern der Einwanderung, d.h.

dem früheren Einsetzen der Arbeitsmigration, auch auf die „ältere“ Altersstruktur der

Griechen und Italiener im Vergleich vor allem zu den Türken zurückzuführen ist. Der

Aufenthaltsdauer großer Teile der türkischen Bevölkerung in Baden-Württemberg ist

durch deren vergleichsweise junges Lebensalter eine natürliche Grenze gesetzt,

gleichwohl gehen diese natürlich mit in die Statistik ein. Bezogen auf alle Ausländer

bedeutet dies zum Beispiel, dass bei einem Anteil der unter 30Jährigen von 43 %

(vgl. Tabelle 9-3 im Anhang), lediglich 57 % aller Ausländer überhaupt theoretisch

Demographische Entwicklungen und Familienstrukturen der ausländischen Bevölkerung in Baden-Württemberg

60 FAMILIENWISSENSCHAFTLICHE FORSCHUNGSSTELLE IM STATISTISCHEN LANDESAMT BADEN-WÜRTTEMBERG

aufgrund ihrer Lebensspanne in der Lage sind, 30 und mehr Jahre in Deutschland zu

sein.

Tabelle 3-4: Ausländische Personen in Baden-Württemberg am 31.12.2002 nach ausge-wählten Staatsangehörigkeiten und Aufenthaltsdauer1)

Griechenland Italien Jugoslawien 2) Kroatien Türkei Insgesamt Aufenthalts-dauer von ...

bis unter ... Jahren

Anzahl % Anzahl % Anzahl % Anzahl % Anzahl % Anzahl %

unter 1 1.437 2 2.876 2 2.577 2 860 1 6.335 2 56.665 5 1 - 4 5.235 6 11.187 6 10.941 9 2.697 3 20.409 6 141.445 11 4 - 6 3.413 4 8.385 5 7.458 6 1.928 2 19.185 6 79.321 6 6 - 8 3.629 4 8.938 5 8.135 7 1.962 3 21.826 7 79.778 6

8 - 10 3.371 4 7.753 4 15.156 13 2.891 4 21.043 7 83.772 7 10 - 15 15.931 19 22.311 12 28.674 24 11.413 14 59.670 19 219.747 18 15 - 20 5.462 7 19.036 10 4.429 4 4.514 6 29.440 9 92.383 7 20 - 25 6.026 7 23.996 13 6.035 5 7.657 10 47.608 15 114.601 9 25 - 30 8.938 11 22.653 12 10.382 9 12.102 15 46.261 14 124.920 10

30 und mehr 29.493 36 58.118 31 26.380 22 33.035 42 51.072 16 260.386 21

8 und mehr 69.221 84 153.867 83 91.056 76 71.612 91 255.094 79 895.809 72

20 und mehr 44.457 54 104.767 57 42.797 36 52.794 67 144.941 45 499.907 40

Insgesamt 82.935 185.253 120.167 79.059 322.849 1.253.018

1) Die Aufenthaltsdauer ergibt sich ohne Berücksichtigung von Unterbrechungen als Differenz zwischen Auszählungsstichtag und Datum der ersten Einreise nach Deutschland.

2) Serbien und Montenegro

Quelle: Bevölkerungsstatistik, eigene Berechnungen.

Familienwissenschaftliche Forschungsstelle im Statistischen Landesamt Baden-Württemberg

Gerade innerhalb der Gruppe der Personen aus dem früheren Jugoslawien zeigen

sich hier jedoch auffallende Differenzen, sobald man Kroatien auf der einen Seite

und Rest-Jugoslawien (1995: Serbien und Montenegro) sowie Bosnien-Herzegowina

auf der anderen Seite getrennt betrachtet.

Vergleicht man die mittlere Aufenthaltsdauer23 der Ausländer aus den europäischen

„Anwerbestaaten“ (Griechenland, Italien, ehem. Jugoslawien [unterschieden in Rest-

Jugoslawien, Bosnien-Herzegowina, Kroatien], Portugal, Spanien, Türkei) miteinan-

der, so fällt auf, dass hierunter die Spanier und Kroaten in Baden-Württemberg mit

23 Median der Verteilung der Aufenthaltsdauer nach zwei- bis fünfjährigen Intervallen (siehe Corne-lius 2002: 43).

Bevölkerungsentwicklung und Bevölkerungsstruktur

FAMILIENWISSENSCHAFTLICHE FORSCHUNGSSTELLE IM STATISTISCHEN LANDESAMT BADEN-WÜRTTEMBERG 61

27,7 bzw. 26,1 Jahren die mit Abstand höchsten Werte aufweisen (Stand:

31.12.2000).24 Es folgen die Griechen und Italiener mit jeweils einer mittleren Auf-

enthaltsdauer von über 21 Jahren und die Türken mit rund 16 Jahren, während diese

sowohl bei Portugiesen als auch bei Personen aus Rest-Jugoslawien (1995: Serbien

und Montenegro) wie auch Bosnien-Herzegowina mit knapp unter 10 Jahren deutlich

geringer ist. Bei den Ausländern insgesamt in Baden-Württemberg am 31.12.2000

betrug die mittlere Aufenthaltsdauer 13,7 Jahre, 40 % hatten eine Aufenthaltsdauer

von 20 und mehr Jahren und 31 % eine Aufenthaltsdauer von weniger als acht Jah-

ren.

Die hohen Anteile von Personen aus Rest-Jugoslawien und Bosnien-Herzegowina,

die seit weniger als 8 Jahren bzw. zwischen 8 und 15 Jahren in Deutschland leben

und die damit einhergehende vergleichsweise niedrige mittlere Aufenthaltsdauer die-

ser beiden Gruppen ist eine Folge des Zustroms von Bürgerkriegsflüchtlingen aus

dem ehemaligen Jugoslawien während der 90er Jahre.

Seit Mitte der 70er Jahre ist die Zahl und der Anteil der ausländischen Staatsangehö-

rigen mit einer Aufenthaltsdauer von 10 und mehr Jahren in Deutschland deutlich

angestiegen. Lebte 1975 im Durchschnitt nur knapp jeder fünfte Ausländer bereits

seit einem Jahrzehnt oder länger hier, so sind es inzwischen mehr als 60 %.

Betrachtet man die Aufenthaltsdauer der in Baden-Württemberg zum Jahresende

2000 lebenden Ausländer nach Altersgruppen, so zeigt sich25, dass von den unter

30Jährigen (Anteil an allen Ausländern: ca. 45 %) knapp 60 % eine ihrem Lebensal-

ter in etwa entsprechende Aufenthaltsdauer in Deutschland aufwiesen. Dieser Anteil

war dabei umso höher, je jünger sie waren. So lebten von den 4- bis unter 6jährigen

ausländischen Kindern rund 90 % schon ihr ganzes Leben oder zumindest den weit

überwiegenden Teil davon hier. Von den 10- bis unter 15Jährigen waren es 70 %

und von den 20- bis unter 25Jährigen waren es rund 40 %. Ein ähnliches Bild ergibt

sich auch für die 50jährigen und älteren Ausländer (Anteil an allen Ausländern: ca.

ein Fünftel). Von ihnen waren fast 90 % vor 25 oder mehr Jahren erstmals nach

24 Quelle: Cornelius 2002: 43, Ausländerzentralregister 25 Cornelius 2002: 42-43

Demographische Entwicklungen und Familienstrukturen der ausländischen Bevölkerung in Baden-Württemberg

62 FAMILIENWISSENSCHAFTLICHE FORSCHUNGSSTELLE IM STATISTISCHEN LANDESAMT BADEN-WÜRTTEMBERG

Deutschland zugewandert, 55 % sogar vor 30 und mehr Jahren. Viele von ihnen

dürften damit der „ersten Zuwanderergeneration“ der 60er Jahre zuzurechnen sein,

die dauerhaft hier geblieben sind. Anders stellt es sich für die Altersgruppe der 30-

bis unter 50jährigen Ausländer dar (Anteil an allen Ausländern: ca. ein Drittel). Knapp

30 % von ihnen leben seit mindestens 25 Jahren in Deutschland, ca. 14 % seit min-

destens 30 Jahren, auf der anderen Seite hatten rund 27 % von ihnen ihren Wohn-

sitz seit weniger als 10 Jahren in der Bundesrepublik. Zusammenfassend kann damit

davon ausgegangen werden, dass gegenwärtig gut 40 % aller in Baden-Württemberg

lebenden Ausländer schon sehr lange und dauerhaft im Bundesgebiet ansässig sind,

d.h. ihr bisheriges Leben entweder ganz oder deutlich überwiegend in Deutschland

zugebracht haben. Im Einzelnen sind dies ca. 26 % (aller Ausländer), die der Gruppe

der unter 30Jährigen zugehören und die ihr Leben bisher ganz oder zum weit über-

wiegenden Teil in Deutschland verbracht haben; Knapp 5 % (aller Ausländer), die

der Gruppe der 30- bis unter 50Jährigen zugehören und mit einer Aufenthaltsdauer

von mindestens 30 Jahren deutlich mehr als die Hälfte ihres Lebens im Bundesgebiet

zugebracht haben und schließlich rund 12 % (aller Ausländer), die der Gruppe der

50jährigen und älteren Ausländer zugehören und bereits seit 30 und mehr Jahren

ihren Wohnsitz hier haben, wobei damit allerdings nur ein Teil mindestens die halbe

Lebenszeit hier verbracht hat.26

Rund ein Viertel der in Baden-Württemberg lebenden Ausländer ist in Deutschland

geboren. Im Generationenvergleich zeigen sich dabei allerdings deutliche Unter-

schiede: „Die nachwachsende Kindergeneration der ausländischen Familien ist zu

knapp zwei Dritteln in Baden-Württemberg bzw. Deutschland geboren. Bei den er-

wachsenen Personen (dazu gehören nicht nur die Eltern in den Familienhaushalten,

sondern zum Beispiel auch Ausländer ohne Kinder und ältere Ausländer) trifft dies

auf nur etwa 6 % zu.“27

Dass von den 20- bis 25jährigen Ausländerinnen und Ausländern in Baden-

Württemberg rund 40 % eine ihrem Lebensalter in etwa entsprechende Aufenthalts-

26 Cornelius 2002: 43-44

27 Cornelius 2002: 44

Bevölkerungsentwicklung und Bevölkerungsstruktur

FAMILIENWISSENSCHAFTLICHE FORSCHUNGSSTELLE IM STATISTISCHEN LANDESAMT BADEN-WÜRTTEMBERG 63

dauer in Deutschland aufweisen, ist gerade für einen familienwissenschaftlichen Be-

richt von großem Interesse. Damit lässt sich also feststellen, dass von den tatsächli-

chen oder potenziellen jungen Eltern mit ausländischem Pass, d.h. dem ausländi-

schen Bevölkerungsteil, der sich im bevorzugten Familiengründungsalter befindet

bzw. dieses in Kürze erreichen wird, 40 % selbst bereits hier geboren sind bzw. hier

die Schule besucht haben, d.h. rein vom zeitlichen Hintergrund ihres Aufenthalts

bzw. ihres Lebens in Baden-Württemberg wäre für diese Gruppe zu erwarten, dass

sie bereits sehr weitreichend integriert ist.

3.1.5 Einbürgerungen von Ausländerinnen und Ausländern in Baden-Württemberg 28

Im Jahr 2002 erwarben in Baden-Württemberg 22.868 ausländische Staatsangehöri-

ge einen deutschen Pass. Damit lag die Zahl der Einbürgerungen deutlich unter dem

bisherigen Höchststand von 29.071 Einbürgerungen im Jahr 2000. Seit zum

1. Januar 2000 neue Regelungen des Staatsangehörigkeitsrechts in Kraft getreten

sind, wurden somit 80.051 Ausländer im Land eingebürgert.

Dabei erfolgten drei Viertel dieser Einbürgerungen bereits auf Grundlage der neuen

Rechtsbestimmungen, das übrige Viertel waren erleichterte Einbürgerungen, die

noch nach früherer Rechtslage entschieden wurden. In etwa 41 % der Einbürge-

rungsfälle im Jahr 2001 nahmen Ausländer, die seit mindestens acht Jahren recht-

mäßig in Deutschland lebten, den Anspruch auf Erwerb der deutschen Staatsbürger-

schaft wahr. Am zweithäufigsten mit knapp 19 % aller Fälle waren Einbürgerungen

von ausländischen Kindern unter 10 Jahren. Nach dem neuen Staatsangehörigkeits-

recht besitzen Kinder ausländischer Eltern, die am 1.1.2000 noch nicht 10 Jahre alt

waren, den Anspruch auf einen deutschen Pass, wenn ein Elternteil mindestens acht

Jahre seinen rechtmäßigen Aufenthalt im Bundesgebiet oder seit drei Jahren eine

28 Diese Ausführungen stützen sich im wesentlichen auf folgendes Quellenmaterial: Statistisches Landesamt Baden-Württemberg, Pressemitteilung 213/2002 vom 16. Juli 2002; Statistisches Landesamt Baden-Württemberg, Statistik aktuell: Ausländische Bevölkerung in Baden-Württemberg vom Oktober 2002. Siehe zu „Einbürgerungen“ auch Statistisches Bundesamt 2001: 108-109 und Bundesministerium für Arbeit und Sozialordnung 2002.

Demographische Entwicklungen und Familienstrukturen der ausländischen Bevölkerung in Baden-Württemberg

64 FAMILIENWISSENSCHAFTLICHE FORSCHUNGSSTELLE IM STATISTISCHEN LANDESAMT BADEN-WÜRTTEMBERG

unbefristete Aufenthaltserlaubnis inne hatte. Gemessen an den maximal rund

160.000 ausländischen Kindern unter 10 Jahren in Baden-Württemberg, auf die die-

ser Einbürgerungsanspruch zutrifft, fiel die Resonanz mit knapp 10.300 Einbürgerun-

gen seit Anfang 2000 vergleichsweise gering aus. Mit fast 14 % stellten den drittgröß-

ten Anteil an den Einbürgerungen im Jahr 2001 die Fälle, in denen Ehegatten und

minderjährige Kinder eingebürgerter Ausländer miteingebürgert wurden.

Abbildung 3-5: Einbürgerungen von Ausländern1) in Baden-Württemberg von 1990 bis 2002

1) ohne Einbürgerungen von Spätaussiedlern

Quelle: Statistisches Landesamt Baden-Württemberg, Pressemitteilung 164/2003 vom 23. Juni 2003.

Familienwissenschaftliche Forschungsstelle im Statistischen Landesamt Baden-Württemberg

Die vormals türkischen Staatsbürger stellten 2001, wie bereits in den Jahren zuvor,

die mit Abstand größte Nationalitätsgruppe unter den Eingebürgerten im Land. So

entfielen auf sie mit rund 13.300 Fällen 47 % aller Einbürgerungen. Es folgten mit

knapp 5.600 Einbürgerungen (fast 20 %) Personen aus den Nachfolgestaaten des

früheren Jugoslawiens. Die verbleibenden rund 9.200 Einbürgerungen verteilten sich

auf Ausländer aus weiteren nahezu 140 Ländern der Erde. Mit etwa 4.500 Einbürge-

rungen entfielen davon fast die Hälfte auf ehemalige Angehörige verschiedener asia-

Bevölkerungsentwicklung und Bevölkerungsstruktur

FAMILIENWISSENSCHAFTLICHE FORSCHUNGSSTELLE IM STATISTISCHEN LANDESAMT BADEN-WÜRTTEMBERG 65

tischer Staaten. Hingegen spielte der Erwerb eines deutschen Passes bei EU-

Bürgern auch im Jahre 2001 mit 694 Fällen statistisch gesehen nur eine untergeord-

nete Rolle. Betrachtet man den Zeitraum von 1973 bis einschließlich 2000, so zeigt

sich folgendes Bild: Von den insgesamt knapp 184.000 Ausländereinbürgerungen,

die in dieser Zeit im Land vollzogen wurden, entfielen rund drei Viertel (140.000 Fäl-

le) auf ehemalige Staatsbürger europäischer Länder. Die größte Gruppe stellten die

vormals türkischen Staatsangehörigen mit etwa 68.000 Personen oder 37 % aller

Ausländereinbürgerungen. Es folgen die Staatsbürger des früheren Jugoslawien mit

rund 30.000 Einbürgerungen. An dritter Stelle lagen mit lediglich 8.500 Einbürgerun-

gen die Italiener. Aus asiatischen Ländern wurden innerhalb dieses Zeitraums insge-

samt ca. 25.000 Ausländerinnen und Ausländer eingebürgert, was einem Anteil von

fast 14 % entspricht. Darunter bildeten die Vietnamesen mit knapp 5.500 eingebür-

gerten Personen die größte Gruppe. Außerdem erhielten etwa 11.000 Afrikaner und

3.000 Nord- und Südamerikaner während dieser Zeit in Baden-Württemberg den

deutschen Pass.29

Die bestehenden Einbürgerungsregelungen setzen im Grundsatz die Aufgabe der

bisherigen Staatsbürgerschaft voraus. Nur unter bestimmten Bedingungen wird ein

"Doppelpass" zugelassen. Dies war im Jahr 2001 bei rund 13.000 Einbürgerungen

der Fall. Somit erfolgten rund 46 % der Ausländereinbürgerungen unter Hinnahme

einer doppelten Staatsbürgerschaft. Hauptsächlich betraf dies eingebürgerte Türken,

und zwar in erster Linie unter 18Jährige, sowie Bürger aus den Ländern des früheren

Jugoslawien.

Die Möglichkeit der Einbürgerung wird vor allem von jüngeren Ausländern in An-

spruch genommen. So waren 2001 von den eingebürgerten Ausländern 38 % Kinder

und Jugendliche unter 18 Jahren, 53 % waren im Alter von 18 bis unter 45 Jahren

und nur 9 % waren 45 Jahre und älter (und lediglich 2 % 60 Jahre und älter). Knapp

drei Viertel der im Jahre 2001 eingebürgerten Ausländer waren unter 35 Jahre alt,

und über 90 % waren unter 45 Jahre alt. Daraus errechnet sich ein mittleres Alter der

im Jahr 2001 eingebürgerten Ausländer von rund 24 Jahren. Sie waren somit im Mit-

29 Cornelius 2002: 45

Demographische Entwicklungen und Familienstrukturen der ausländischen Bevölkerung in Baden-Württemberg

66 FAMILIENWISSENSCHAFTLICHE FORSCHUNGSSTELLE IM STATISTISCHEN LANDESAMT BADEN-WÜRTTEMBERG

tel deutlich jünger als die deutsche Bevölkerung in Baden-Württemberg, die auf ein

mittleres Alter von etwa 40 Jahren kommt.

Seit Anfang der 90er Jahre hat sich die Zahl der eingebürgerten Ausländer im Land

vervielfacht (siehe Abbildung 3-5). So erwarben im Jahre 2001 etwa acht Mal so viele

Ausländer die deutsche Staatsangehörigkeit wie 1990 (rund 3.600 Ausländereinbür-

gerungen). Insgesamt wurden in den Jahren von 1990 bis 2002 beinahe 200.000

Ausländer im Land durch Einbürgerung den geltenden Gesetzen entsprechend zu

deutschen Staatsbürgern. Hingegen waren die Einbürgerungszahlen vor 1990 sehr

niedrig. Dass erst im Verlaufe der 90er Jahre eine nennenswerte Zahl von Auslän-

dereinbürgerungen in Baden-Württemberg festzustellen ist, hängt sicher auch mit

den seit Anfang der 90er Jahre schrittweise eingeführten Erleichterungen hinsichtlich

des Erwerbs der deutschen Staatsangehörigkeit zusammen.

Vergleicht man die jährlichen Einbürgerungsziffern im Land allerdings mit dem maxi-

malen Einbürgerungspotenzial von rund 895.000 Ausländern - dies ist die Zahl der-

jenigen Ausländer in Baden-Württemberg, die bereits seit acht und mehr Jahren in

Deutschland leben (siehe Tabelle 3-4) - so ist immer noch eine vergleichsweise nied-

rige Resonanz feststellbar. Dies hängt sicher auch damit zusammen, dass die Ein-

bürgerungsregelungen im Grundsatz die doppelte Staatsangehörigkeit ausschließen.

Eine Praxis, die sich von der anderer Länder (z.B. Kanada) unterscheidet.

3.2 Demographische Entwicklungen im Bereich von Ehe und Familie

Die demographischen Veränderungen, die sich im Kontext von Ehe und Familie in

modernen Industriegesellschaften, nicht zuletzt gerade auch in der Bundesrepublik,

vollzogen haben, sind weithin bekannt. Eine Frau bringt im Durchschnitt weniger Kin-

der als früher zur Welt, es werden anteilig mehr nicht eheliche Kinder geboren. Es

wird weniger und später geheiratet. Neben der Ehe haben sich andere Formen

menschlichen Zusammenlebens etabliert und sind inzwischen gesellschaftlich breit

akzeptiert, wie etwa nicht eheliche Lebensgemeinschaften, Wohngemeinschaften

etc.

Demographische Entwicklungen im Bereich von Ehe und Familie

FAMILIENWISSENSCHAFTLICHE FORSCHUNGSSTELLE IM STATISTISCHEN LANDESAMT BADEN-WÜRTTEMBERG 67

Im Folgenden soll untersucht werden, inwieweit sich diese Trends auch bei den in

Baden-Württemberg lebenden Migrantenfamilien zeigen oder ob sich hier Abwei-

chungen zur deutschen Bevölkerung feststellen lassen. Im Einzelnen sollen das Hei-

ratsverhalten von Personen ausländischer Nationalität oder Herkunft in Baden-

Württemberg, Ehescheidungen, das generative Verhalten (Geburtenentwicklung) und

vor allem auch die Formen des Zusammenlebens mit Kindern bei Migrantenfamilien

thematisiert werden.

3.2.1 Das Heiratsverhalten der ausländischen Bevölkerung in Baden-Württemberg

Seit der Anwerbung ausländischer Arbeitskräfte zu Beginn der 60er Jahre sind vier

Jahrzehnte vergangen. In dieser Zeit haben viele der angeworbenen Arbeitsmigran-

ten und -migrantinnen in Baden-Württemberg eine neue Heimat gefunden und sich

hier mit ihren Familien eine Existenz aufgebaut. Inzwischen sind bereits ihre Kinder

oder vereinzelt sogar Enkel, also die zweite bzw. dritte Generation, im Heiratsalter

und haben ihre eigenen Familien bzw. sind dabei, diese zu gründen.

Die Entwicklung der Zahl und der Muster der Eheschließungen von Personen aus-

ländischer Nationalität oder Herkunft kann als ein vergleichsweise harter Indikator für

die gesellschaftliche Integration von Migranten herangezogen werden. So lässt eine

Zunahme von Ehen zwischen verschiedenen Bevölkerungsgruppen darauf schlie-

ßen, dass sich auch der Austausch und die Kontakte zwischen diesen grundsätzlich

verstärkt und intensiviert haben. Inwieweit außerhalb des eigenen Herkunftskontex-

tes geheiratet wird, d.h. wie sich die Zahl der deutsch-ausländischen Eheschließun-

gen oder auch Eheschließungen zwischen Ausländern mit unterschiedlichem Her-

kunftshintergrund entwickelt hat, kann also möglicherweise Aufschluss über Integra-

tionsfortschritte geben.30 Die Entwicklung der Eheschließungen kann die sozialen

Annäherungs- und Abgrenzungstendenzen zwischen Einwanderern und der einhei-

30 “Die Etablierung von Verwandtschaftsbeziehungen über die Heirat zwischen Zuwanderern und Einheimischen lässt sich als ein Maßstab der Assimilation und Integration interpretieren. Das Ausmaß familialer Verflechtungen gibt außerdem über soziale und kulturelle Nähe und Distanz zu unterschiedlichen Zuwanderergruppen Auskunft.“ (Klein 2000: 305).

Demographische Entwicklungen und Familienstrukturen der ausländischen Bevölkerung in Baden-Württemberg

68 FAMILIENWISSENSCHAFTLICHE FORSCHUNGSSTELLE IM STATISTISCHEN LANDESAMT BADEN-WÜRTTEMBERG

mischen Bevölkerung oder zwischen Migranten und Migrantinnen aus unterschiedli-

chen Herkunftsländern deutlich machen. Binationale Heiratsbeziehungen sind ein

Indikator für Assimilation, allerdings muss dabei in Rechnung gestellt werden, dass

sich Assimilation auch in der Annäherung an veränderte Partnerschaftsformen und

Lebensstile, d.h. z.B. in einer wachsenden Zahl nicht ehelicher Lebensgemeinschaf-

ten und Ein-Personen-Haushalten, zeigen kann.

Allerdings muss darauf hingewiesen werden, dass die amtliche Statistik im Bereich

der Eheschließungen eine systematische Erfassungslücke aufweist, die derartige

Schlussfolgerungen deutlich erschwert. Im Rahmen der amtlichen Statistik werden

nämlich nur Eheschließungen in deutschen Standesämtern (oder vor deutschen

Konsulatsbeamten im Ausland) registriert, Ausländerinnen und Ausländer heiraten

hingegen in schwer zu beziffernder Zahl auch in ihren ursprünglichen Herkunftslän-

dern oder in einer Auslandsvertretung. Da seit 1986 Konsulatseheschließungen (die

einige Länder seit 1947 kennen bzw. eingeführt haben, wenn beide Partner hierzu-

lande Ausländer sind) nicht mehr vor deutschen Standesämtern registriert werden

müssen, lassen sich beträchtliche Untererfassungen vor allem für diejenigen Ehe-

schließungen vermuten, bei denen beide Ehepartner dieselbe ausländische Staats-

angehörigkeit besitzen. Diese Einschränkung ist bei den folgenden Zahlen immer zu

berücksichtigen.31 Außerdem muss in Rechnung gestellt werden, dass sich diese

Daten auf die Staatsangehörigkeiten der Ehepartner beziehen und diese von der ur-

sprünglichen Herkunft immer häufiger abweichen. So beinhaltet etwa die Zahl der

deutsch-deutschen Eheschließungen auch solche Ehen, bei denen einer oder sogar

beide Partner erst im Zuge einer Einbürgerung die deutsche Staatsbürgerschaft er-

halten haben, aber einen anderen Herkunftskontext aufweisen.

Im Jahre 2000 wurden in Baden-Württemberg insgesamt 55.422 Ehen geschlossen.

Davon 42.665 (77 %) zwischen einer deutschen Frau und einem deutschen Mann.

Bei 5.909 (11 %) Eheschließungen war die Frau Ausländerin und der Mann Deut-

Demographische Entwicklungen im Bereich von Ehe und Familie

FAMILIENWISSENSCHAFTLICHE FORSCHUNGSSTELLE IM STATISTISCHEN LANDESAMT BADEN-WÜRTTEMBERG 69

scher, bei 4.118 (7 %) Eheschließungen war die Frau Deutsche und der Mann Aus-

länder, d.h. bei jeder fünften Eheschließung (18 %) hatte einer der beiden Ehepart-

ner nicht die deutsche Staatsangehörigkeit. Eheschließungen zwischen zwei auslän-

dischen Partnern (Anzahl: 2.730) hatten hingegen lediglich einen Anteil von 5 %.

Abbildung 3-6: Eheschließungen in Baden-Württemberg im Jahr 2000 nach Staatsangehörig-keit der Ehepartner

77

7,4

10,7

4,9

Mann und Frau Deutsche

Mann Ausländer

Frau Ausländerin

Mann und Frau Ausländer

Quelle: Bevölkerungsfortschreibung. Statistisches Landesamt Baden-Württemberg 2002: 103. Eigene Berechnungen.

Familienwissenschaftliche Forschungsstelle im Statistischen Landesamt Baden-Württemberg

Von den 6.848 (männlichen) Ausländern, die im Jahre 2000 in Baden-Württemberg

vor das Standesamt traten, heirateten 4.118 oder gut 60 % eine Deutsche. Von den

8.639 Ausländerinnen, die 2000 in Baden-Württemberg heirateten, waren es sogar

5.909 oder gut 68 %, die einem Mann mit deutscher Staatsangehörigkeit das Ja-Wort

gaben.

31 „Bis zum 31. August 1986 wurden solche Eheschließungen von Amts wegen auch in die deut-schen Personenstandsregister übertragen. Das Gesetz zur Neuregelung des Internationalen Pri-vatrechts vom 25. Juli 1986 führte aber dazu, dass sie seit September 1986 nur noch auf Antrag der Ehegatten übertragen werden, was bei einzelnen Nationen zu einer deutlichen Verringerung der in der bundesdeutschen Statistik nachgewiesenen Fälle geführt hat.“ (Straßburger 2000: 13 Fußnote 2)

Demographische Entwicklungen und Familienstrukturen der ausländischen Bevölkerung in Baden-Württemberg

70 FAMILIENWISSENSCHAFTLICHE FORSCHUNGSSTELLE IM STATISTISCHEN LANDESAMT BADEN-WÜRTTEMBERG

3.2.1.1 Binationale Eheschließungen

Die Anzahl deutsch-ausländischer Eheschließungen hängt neben kulturellen und in-

dividuellen Faktoren nicht zuletzt von so genannten gelegenheitsstrukturellen Fakto-

ren ab, d.h. insbesondere auch von der bloßen zahlenmäßigen Wahrscheinlichkeit,

einen Partner derselben bzw. einer anderen Nationalität kennen zu lernen. Diese

lässt sich unmittelbar aus den Anteilen ausländischer Bevölkerungsgruppen an der

Gesamtbevölkerung für die beiden Geschlechter ableiten. Anhand eines fiktiven Zah-

lenbeispiels soll der Einfluss des Ausländeranteils auf die Häufigkeit deutsch-

ausländischer Partnerwahl verdeutlicht werden: Findet die Partnerwahl rein zufällig

statt, d.h. unterschiedliche Staatsangehörigkeiten bilden weder eine Barriere noch

einen besonderen positiven Stimulus der Partnerwahl, so zieht ein Ausländeranteil

von 10 % (für beide Geschlechter) folgende Verteilung der Eheschließungen nach

sich: (0,9*0,9=) 81 % deutsch-deutsche Eheschließungen, (0,1*0,1=) 1 % auslän-

disch-ausländische Eheschließungen und (0,9*0,1+0,1*0,9=) 18 % deutsch-

ausländische Eheschließungen. Steigt der Ausländeranteil von 10 % auf 15 % an, so

erhöht sich die bloße numerische Wahrscheinlichkeit für eine deutsch-ausländische

Eheschließungen von 18 % auf (0,85*0,15+0,15*0,85=) 25,5 %. Es ist also nicht zu-

lässig, von einem Anstieg binationaler Eheschließungen vorschnell auf eine wach-

sende Integration des ausländischen Bevölkerungsteils zu schließen, ohne den nu-

merischen Zusammenhang zwischen binationalen Eheschließungen und dem Aus-

länderanteil zu berücksichtigen. Die mit dem Ausländeranteil sich verändernden sto-

chastischen Werte bilden vielmehr eine base line zur Analyse und empirischen Beur-

teilung der Wirkungskraft anderer z.B. kultureller oder individueller Faktoren.

Darüber hinaus ist zu berücksichtigen, dass bei einer kleinen ausländischen Bevölke-

rungsgruppe tendenziell ein höherer Anteil von Personen in die einheimische Bevöl-

kerung einheiratet als bei einer größeren ausländischen Bevölkerungsgruppe. Bei

kleineren ausländischen Bevölkerungsgruppen sind die Möglichkeiten, einen geeig-

neten Partner gleicher Nationalität zu finden, geringer als bei größeren Gruppen.

Noch vor der Größe ausländischer Bevölkerungsgruppen sind auch die Relationen

zwischen Männern und Frauen in diesen Gruppen von zentraler Bedeutung. So ka-

men im Zuge der Anwerbung von Gastarbeitern zu Beginn der 60er Jahre zunächst

Demographische Entwicklungen im Bereich von Ehe und Familie

FAMILIENWISSENSCHAFTLICHE FORSCHUNGSSTELLE IM STATISTISCHEN LANDESAMT BADEN-WÜRTTEMBERG 71

fast ausschließlich Männer (siehe Tabelle 3-1) aus verschiedenen südeuropäischen

Ländern nach Baden-Württemberg. Das numerische Ungleichgewicht zwischen den

Geschlechtern innerhalb der ausländischen Bevölkerungsgruppen begünstigte struk-

turell binationale Eheschließungen in der Form, dass die ausländischen Männer ver-

stärkt in die deutsche Bevölkerung einheirateten.

Schließlich haben einschlägige Analysen32 einen U-förmigen Verlauf der Einheirats-

quoten festgestellt, d.h. zunächst gibt es einen hohen Anteil von Ausländern und

Ausländerinnen, welche in die einheimische (deutsche) Bevölkerung einheiraten,

dann folgt ein Absinken dieses Anteils und schließlich ein – zum Teil moderater –

Wiederanstieg. Der anfänglich hohe einheiratende Anteil wird mit der zunächst noch

geringen ausländischen Bevölkerungsgröße zu Beginn der Einwanderungswellen

erklärt. Das Anwachsen der ausländischen Bevölkerungsgruppen bewirkt dann ein

Absinken der Einheiratsquote, da zunehmend gruppeninterne Heiraten möglich wer-

den. Die zunehmende Assimilation und Integration der ausländischen Bevölkerungs-

gruppen äußert sich schließlich in einem Wiederanstieg der Einheiratsquoten. Zu

Beginn der Zuwanderung sind demnach gelegenheitsstrukturelle Heiratsmarktme-

chanismen am Werke, später sind dann die kulturelle Annäherung an die einheimi-

sche Bevölkerung und Integration ausschlaggebend.

Wendet man diese numerisch-strukturelle Perspektive auf die Situation in Baden-

Württemberg im Jahre 2000 an, so ergibt sich folgendes Bild: Bei einem männlichen

Ausländeranteil von 13,1 % und einem weiblichen von 11,3 %33 beträgt die rein nu-

merische Wahrscheinlichkeit für eine deutsch-deutsche Eheschließung 77,1 % und

deckt sich damit fast exakt mit dem oben genannten empirischen Wert von 77 %. Die

Wahrscheinlichkeit für eine Ehe zwischen einer Deutschen und einem Ausländer ist

11,6 % und damit deutlich höher als der empirische Wert von 7,4 %. Bei der Ehe

zwischen einer Ausländerin und einem Deutschen verhält es sich umgekehrt: Die

numerische Wahrscheinlichkeit beträgt hier 9,8 %, der tatsächliche Wert 10,7 %.

32 Kane/Stephen 1988 33 Von dem Umstand, dass die Ausländeranteile bei den Personen im bevorzugten Heiratsalter

höher sind als in der Gesamtbevölkerung (siehe Tabelle 9-3 im Anhang) soll an dieser Stelle ab-gesehen werden.

Demographische Entwicklungen und Familienstrukturen der ausländischen Bevölkerung in Baden-Württemberg

72 FAMILIENWISSENSCHAFTLICHE FORSCHUNGSSTELLE IM STATISTISCHEN LANDESAMT BADEN-WÜRTTEMBERG

Dass die Heiratspartnerwahl eben nicht zufallsgesteuert ist, wird vollends deutlich,

wenn man den rein stochastischen Anteil der Ehen zwischen zwei Ausländern von

lediglich 1,5 % an allen Ehen mit dem empirischen Wert von 4,9 % vergleicht, wobei

dieser aus den genannten Gründen tatsächlich noch weit höher sein dürfte.

3.2.1.2 Die Entwicklung der Zahl der Eheschließungen bei Deutschen und Aus-ländern während der vergangenen fünf Jahrzehnte

Betrachtet man die Entwicklung der Eheschließungen insgesamt in Baden-

Württemberg in den vergangenen 50 Jahren (siehe Abbildung 3-7 und Tabelle 9-5 im

Anhang), so zeigt sich, dass die Gesamtzahl der Eheschließungen in Baden-

Württemberg von über 65.000 im Jahre 1950 auf knapp 52.000 im Jahre 2002 ge-

sunken ist und dies trotz eines Anstieges der Bevölkerung im gleichen Zeitraum von

6,43 Millionen auf 10,66 Millionen Einwohner. Die meisten Eheschließungen in der

Geschichte des Bundeslandes Baden-Württemberg waren 1962 mit 72.503 zu ver-

zeichnen, die wenigsten 1978 mit 46.943.

Während allerdings die Zahl der Eheschließungen zwischen Deutschen in Baden-

Württemberg von knapp 62.000 im Jahre 1950 auf knapp 40.000 im Jahre 2002 zu-

rückgegangen ist, hat sich in der gleichen Zeit die Zahl der Eheschließungen zwi-

schen Ausländern bzw. zwischen Ausländern und Deutschen im Land (die in deut-

schen Standesämtern geschlossen wurden) deutlich erhöht und dies insbesondere

seit Ende der 80er Jahre.

Gab es 1987 lediglich 6.480 (11 %) Eheschließungen von oder mit Ausländern im

Land, so waren es im Jahre 2002 mit 12.219 (24 %) sowohl absolut als auch anteilig

ca. doppelt so viele, d.h. heute hat bei nahezu jeder vierten im Lande geschlossenen

Ehe zumindest einer der beiden Partner nicht die deutsche Staatsangehörigkeit.

Demographische Entwicklungen im Bereich von Ehe und Familie

FAMILIENWISSENSCHAFTLICHE FORSCHUNGSSTELLE IM STATISTISCHEN LANDESAMT BADEN-WÜRTTEMBERG 73

Abbildung 3-7: Entwicklung der Zahl der Eheschließungen in Baden-Württemberg von 1950 bis 2002 nach Staatsangehörigkeit

Quelle: Bevölkerungsstatistik

Familienwissenschaftliche Forschungsstelle im Statistischen Landesamt Baden-Württemberg

Diese deutliche Zunahme von Eheschließungen von oder mit Ausländern im Land

steht auch im Zusammenhang mit einem gestiegenen Ausländeranteil unter der Be-

völkerung Baden-Württembergs. Gleichwohl kann ein Anstieg des Anteils der aus-

ländischen Bevölkerung von 9 % auf 12 % im Zeitraum von 1987 bis 2002 diesen

auffallend starken Zuwachs an Eheschließungen von oder mit Ausländern nur zu ei-

nem (geringeren) Teil erklären. Eine Rolle spielt hier auch, dass sich der bei der

deutschen Bevölkerung feststellbare Trend weg von der Ehe – der sich nach einem

Zwischenhoch Anfang der 90er Jahre nun fortzusetzen scheint – bei der ausländi-

schen Bevölkerung bisher (noch) nicht in gleichem Maße zeigt. Insbesondere deutet

die zuletzt zunehmende Zahl an deutsch-ausländischen Ehen darauf hin, dass sich

kulturelle Barrieren abzubauen scheinen.

Diese Veränderung im Bereich der Ehepartnerwahl hat sich erst in den letzten ca. 15

Jahren ereignet, wie Abbildung 3-8 zu entnehmen ist. Zu Analysezwecken wurde hier

der tatsächliche empirische Anteil der Eheschließungen von oder mit Ausländern

dem stochastisch-numerischen Anteil, der rein nach den zahlenmäßigen Gelegen-

heitsstrukturen, also nach dem Anteil der ausländischen Bevölkerung zu erwarten ist,

gegenübergestellt.

0

20.000

40.000

60.000

80.000

1950 1954 1958 1962 1966 1970 1974 1978 1982 1986 1990 1994 1998 2002

Eheschließungen

Eheschließungen beide Partner DeutscheEheschließungen von oder mit Ausländern

Demographische Entwicklungen und Familienstrukturen der ausländischen Bevölkerung in Baden-Württemberg

74 FAMILIENWISSENSCHAFTLICHE FORSCHUNGSSTELLE IM STATISTISCHEN LANDESAMT BADEN-WÜRTTEMBERG

Abbildung 3-8: Empirischer Anteil der Eheschließungen von oder mit Ausländern in Baden-Württemberg von 1953 bis 2001 im Vergleich zum numerisch-gelegenheitsstrukturell erwartbaren Anteil

0,0%

5,0%

10,0%

15,0%

20,0%

25,0%

1953 1957 1961 1965 1969 1973 1977 1981 1985 1989 1993 1997 2001

Anteil der ausländischen Bevölkerung an der Bevölkerung insgesamt

Empirischer Anteil der Eheschließungen von oder mitAusländern an allen Eheschließungen insgesamt Stochastischer Anteil der Eheschließungen von oder mitAusländern an allen Eheschließungen insgesamt

Quelle: siehe Tabelle 9-5 im Anhang

Familienwissenschaftliche Forschungsstelle im Statistischen Landesamt Baden-Württemberg

Vergleicht man nun die Verläufe des empirischen und gelegenheitsstrukturell auf Ba-

sis der Ausländeranteile erwartbaren Anteils der Eheschließungen von oder mit Aus-

ländern miteinander über die Zeit hinweg, so zeigt sich folgendes Bild: In der Zeit bis

1964 übertrifft der tatsächliche empirische Anteil den nach den zahlenmäßigen Gele-

genheitsstrukturen zu erwartenden Anteil, dabei in den 50er Jahren sogar deutlich.

Ein überzufälliges Auftreten binationaler Ehen in den 50er Jahren vor allem zwischen

deutschen Frauen und ausländischen Männern ist eine unmittelbare Folge des Krie-

ges und der Tatsache geschuldet, dass viele deutsche Männer im Krieg gefallen o-

der in Kriegsgefangenschaft geblieben sind und gleichzeitig in den Besatzungsstreit-

kräften ein „Ersatz-Reservoir“ junger nichtdeutscher Männer vorhanden war. Zu Be-

ginn der 60er Jahre hängt dann die nach wie vor überzufällige Häufigkeit deutsch-

ausländischer Ehen mit dem Muster der einsetzenden Arbeitsmigration zusammen.

In den ersten Jahren kommen fast ausschließlich Männer ins Land. Da nur sehr we-

Demographische Entwicklungen im Bereich von Ehe und Familie

FAMILIENWISSENSCHAFTLICHE FORSCHUNGSSTELLE IM STATISTISCHEN LANDESAMT BADEN-WÜRTTEMBERG 75

nige Frauen ihrer jeweiligen Nationalität in Baden-Württemberg leben, sind die Ein-

heiratsquoten in die deutsche Bevölkerung vergleichsweise hoch. Im Zuge des ver-

stärkten Nachzugs weiblicher Familienmitglieder seit Beginn der 70er Jahre ändert

sich diese Situation grundlegend. Der Anteil ausländischer Frauen an der weiblichen

Bevölkerung Baden-Württembergs insgesamt steigt von 1968 bis 1973, also inner-

halb von nur 5 Jahren, von 3 % auf 8 % an. In diesem Zeitraum bis zum Beginn der

90er Jahre treten deutsch-ausländische Eheschließungen deutlich geringer als zu

erwarten auf.

Im Verlaufe der 90er Jahre erhöht sich der tatsächliche empirisch beobachtbare An-

teil der Eheschließungen von oder mit Ausländern deutlich. Dieses kann als eine so-

ziokulturelle Annäherung von Deutschen und Ausländern gedeutet werden.

Abschließend sei noch darauf hingewiesen, dass die Kurvenverläufe in Abbildung

3-8 das Theorem einer U-förmigen Einheiratsquote stützen. Zunächst ist die Einhei-

ratsquote der Einwanderer hoch aufgrund gelegenheitsstruktureller Restriktionen die

eigene Herkunftsgruppe betreffend, dann sinkt sie im Zuge der Etablierung effizienter

gruppeninterner Heiratsmärkte ab, welche unmittelbar damit zusammenhängen, dass

nun mehr und vor allem auch mehr weibliche Personen der eigenen Nationalität ins

Land kommen, und schließlich steigt sie aufgrund soziokultureller Assimilations- und

Integrationsprozesse wieder an.

3.2.1.3 Deutliche Unterschiede zwischen den Geschlechtern bei deutsch-ausländischen Eheschließungen

Bei den Eheschließungen zwischen Ausländern und Deutschen zeigen sich starke

Unterschiede zwischen den Geschlechtern. Während deutsche Frauen vor allem

ausländische Männer der Nationalitäten heiraten, die hier am stärksten vertreten sind

(also aus dem ehemaligen Jugoslawien, der Türkei und Italien), ergibt sich bei deut-

schen Männern ein völlig anderes Bild. Hier dominieren Ehen mit ausländischen

Frauen aus Ländern, denen zahlenmäßig sonst unter der ausländischen Bevölke-

rung ein eher geringeres Gewicht zukommt. Danach gehen deutsche Männer deut-

lich an erster Stelle Ehen mit Polinnen ein, daneben sind auch Frauen aus Russland,

Thailand, den Philippinen und südamerikanischen Ländern weit überproportional ver-

Demographische Entwicklungen und Familienstrukturen der ausländischen Bevölkerung in Baden-Württemberg

76 FAMILIENWISSENSCHAFTLICHE FORSCHUNGSSTELLE IM STATISTISCHEN LANDESAMT BADEN-WÜRTTEMBERG

treten.34 Deutsche Frauen heiraten stärker als deutsche Männer in die hier lebende

ausländische Bevölkerung ein. Ausländische Männer heiraten häufiger in die deut-

sche Bevölkerung ein als ausländische Frauen.

3.2.1.4 Altersspezifische Familienstandsstrukturen der ausländischen Bevöl-kerung

Bezüglich des Heiratsalters zeigen sich deutliche Unterschiede zwischen der deut-

schen und ausländischen Bevölkerung Baden-Württembergs. Für beide Geschlech-

ter gilt, dass Ausländer deutlich früher heiraten als Deutsche. In Tabelle 3-5 wurden

die deutsche und ausländische Bevölkerung im bevorzugten Heiratsalter einander

gegenübergestellt, differenziert nach Altersklassen, Geschlecht und Familienstand. In

der Altersgruppe von 18 bis unter 21 Jahren weist die ausländische Bevölkerung für

beide Geschlechter anteilig ca. fünfmal mehr Verheiratete auf. Während bei jungen

Frauen mit deutschem Pass im Alter von 18 bis unter 21 Jahren lediglich 2 % verhei-

ratet sind, beträgt der Anteil der verheirateten jungen Frauen in diesem Alter in der

ausländischen Bevölkerung 12 %. Bei den ausländischen Männern in der gleichen

Altersklasse sind es zwar mit 2 % deutlich weniger, allerdings deutlich mehr im Ver-

gleich zu jungen Deutschen im Alter von 18 bis unter 21 Jahren.

34 Klein 2000: 319; Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend 2000, S. 81

Demographische Entwicklungen im Bereich von Ehe und Familie

FAMILIENWISSENSCHAFTLICHE FORSCHUNGSSTELLE IM STATISTISCHEN LANDESAMT BADEN-WÜRTTEMBERG 77

Tabelle 3-5: Deutsche und ausländische Bevölkerung im Alter von 18 bis unter 35 Jahren in Baden-Württemberg am 31.12.2002 nach Altersgruppen, Familienstand und Geschlecht

Deutsche Ausländer männlich weiblich männlich weiblich Familienstand

in %

Alter von 18 bis unter 21 Jahren Ledig 99,6 97,8 97,8 87,8 Verheiratet 0,4 2,2 2,2 12,0 Verwitwet 0,0 0,0 0,0 0,0 Geschieden 0,0 0,0 0,0 0,2

Alter von 21 bis unter 25 Jahren Ledig 95,4 87,3 87,1 70,5 Verheiratet 4,5 12,1 12,3 28,3 Verwitwet 0,0 0,0 0,0 0,0 Geschieden 0,1 0,6 0,6 1,2

Alter von 25 bis unter 30 Jahren Ledig 79,3 61,1 69,8 54,6 Verheiratet 19,5 35,4 27,4 41,7 Verwitwet 0,0 0,2 0,1 0,3 Geschieden 1,2 2,7 2,6 3,5

Alter von 30 bis unter 35 Jahren Ledig 53,7 35,6 55,2 42,3 Verheiratet 42,6 58,3 38,1 51,6 Verwitwet 0,1 0,3 0,3 0,6 Geschieden 3,6 5,7 6,5 5,5

Quelle: Statistisches Landesamt, eigene Berechnungen

Familienwissenschaftliche Forschungsstelle im Statistischen Landesamt Baden-Württemberg

Auch in der Altersklasse von 21 bis unter 25 Jahren sind die Unterschiede sehr aus-

geprägt. Für beide Geschlechter gilt hier, dass unter den Ausländern anteilig weit

mehr als doppelt so viele Personen verheiratet sind als in der deutschen Bevölke-

rung. Während bei den ausländischen Frauen im Alter von 21 bis unter 25 Jahren

bereits 28 % verheiratet sind, sind es bei den deutschen Frauen gleichen Alters le-

diglich 12 %, bei den Männern dieser Altersklasse betragen die Anteile 12 % bei den

Ausländern versus 5 % bei den Deutschen. In der Altersgruppe von 25 bis unter 30

Jahren sind die Unterschiede zwischen deutschen und ausländischen Frauen im

Familienstand bereits stark abgeschmolzen, während sich bei ausländischen Män-

nern in diesem Alter – aufgrund des generell höheren Heiratsalters von Männern –

immer noch ein nennenswert höherer Anteil von Verheirateten feststellen lässt (27 %

Demographische Entwicklungen und Familienstrukturen der ausländischen Bevölkerung in Baden-Württemberg

78 FAMILIENWISSENSCHAFTLICHE FORSCHUNGSSTELLE IM STATISTISCHEN LANDESAMT BADEN-WÜRTTEMBERG

gegenüber 20 % bei Deutschen). Im Alter von 30 bis unter 35 Jahren schließlich sind

keine wesentlichen Unterschiede mehr im Familienstand zwischen ausländischen

und deutschen Personen festzustellen.

Dieses frühere Heiratsalter in der ausländischen Bevölkerung, das sich hier für beide

Geschlechter zeigt, deutet auf eine frühzeitigere Familiengründung bei Ausländern

hin.

3.2.2 Ehescheidungen

Im Jahre 2002 wurden insgesamt 23.700 Ehen in Baden-Württemberg geschieden.

In 5.641 Fällen davon war mindestens einer der geschiedenen Ehepartner Ausländer

(siehe Abbildung 3-9 sowie Tabelle 9-6 im Anhang). Dies sind absolut gesehen ca.

fünfmal mehr Ehescheidungen bei Ausländern als im Jahre 1979 (967 Ehescheidun-

gen). Was die Entwicklung der Zahl der Ehescheidungen in Baden-Württemberg in

den letzten beiden Jahrzehnten anbetrifft, so unterscheiden sich die ausländische

und deutsche Bevölkerung nicht fundamental voneinander. Für die gesamte Bevölke-

rung gilt, dass die Zahl der Ehescheidungen stetig zugenommen hat. Vergleicht man

die Zahl der Ehescheidungen mit der der Eheschließungen pro Jahr, so zeigt sich,

dass die ausländische Bevölkerung eine etwas niedrigere relative Ehescheidungszif-

fer aufweist als die deutsche Bevölkerung. Hier mögen unter anderem traditionellere

Familienbilder und -muster auf Seiten von Teilen der ausländischen Bevölkerung ei-

ne Rolle spielen, gespeist auch durch den religiösen Hintergrund einiger zahlenmä-

ßig relevanter Migrantengruppen.

Demographische Entwicklungen im Bereich von Ehe und Familie

FAMILIENWISSENSCHAFTLICHE FORSCHUNGSSTELLE IM STATISTISCHEN LANDESAMT BADEN-WÜRTTEMBERG 79

Abbildung 3-9 Ehescheidungen im Verhältnis zu Eheschließungen seit 1979

Quelle: Statistik von Baden−Württemberg

Familienwissenschaftliche Forschungsstelle im Statistischen Landesamt Baden-Württemberg

3.2.3 Generatives Verhalten (Geburten)

3.2.3.1 Geburtenentwicklung

Im Jahre 2002 wurden in Baden-Württemberg insgesamt 99.604 Kinder lebend gebo-

ren. Davon hatten knapp 14.000 oder 14 % ausländische Eltern35 bzw. ausländische

Mütter. Von diesen wurden 6.900 (8 % aller Lebendgeborenen) mit einer ausländi-

schen Staatsbürgerschaft geboren. Die verbleibenden 7.100 Kinder (7 % aller Le-

bendgeborenen) ausländischer Eltern bzw. Mütter haben entsprechend dem seit

Jahresbeginn 2000 geltenden neuen Staatsangehörigkeitsrecht (nach § 4 Abs. 3

StAG) die deutsche Staatsangehörigkeit erhalten. 1999 waren – nach dem bis dahin

geltenden alten Staatsangehörigkeitrecht – 16.908 (16 %) ausländische Kinder in

Baden-Württemberg zur Welt gekommen.

35 D.h. beide Elternteile waren Ausländer.

0

10

20

30

40

50

1979 1981 1983 1985 1987 1989 1991 1993 1995 1997 1999 2001

beide Ehepartner deutsch mindestens ein Ehepartner Ausländer

in %

Demographische Entwicklungen und Familienstrukturen der ausländischen Bevölkerung in Baden-Württemberg

80 FAMILIENWISSENSCHAFTLICHE FORSCHUNGSSTELLE IM STATISTISCHEN LANDESAMT BADEN-WÜRTTEMBERG

Abbildung 3-10: Auswirkung des seit 1.1.2000 geltenden neuen Staatsangehörigkeitsrechts auf die Zahl ausländischer Lebendgeborener in Baden-Württemberg

Lebengeborene in Baden-Würtemberg 1999

84,3

15,7

Lebend geborene Kinder ausländischer Elternbzw. ausländischer Mütter (Lebendgeborenemit einer ausländischen Staatsbürgerschaft

Lebend geborene Kinder deutscher Elternbzw. deutscher Mütter

Lebengeborene in Baden-Würtemberg 2000

8,37,0

84,7

Lebend geborene Kinder ausländischer Elternbzw. ausländischer Mütter, die wiederumAusländer sind, d.h. die deutscheStaatsangehörigkeit nach § 4 Abs. 3 StAGnicht erhalten haben

Lebend geborene Kinder ausländischer Elternbzw. ausländischer Mütter, die die deutscheStaatsangehörigkeit nach § 4 Abs. 3 StAGerhalten haben

Lebend geborene Kinder deutscher Elternbzw. deutscher Mütter

Quelle: Bevölkerungsfortschreibung (Statistisches Landesamt Baden-Württemberg 2002: 106).

Familienwissenschaftliche Forschungsstelle im Statistischen Landesamt Baden-Württemberg

Im Jahre 1974 wurden mit 24.504 bisher am meisten ausländische Kinder in Baden-

Württemberg geboren (siehe Tabelle 9-7 im Anhang). In diesem Jahr hatte somit fast

jedes vierte lebend geborene Kind im Land eine ausländische Staatsbürgerschaft.

14 Jahre zuvor, 1960, waren in Baden-Württemberg noch weniger als 2.000 auslän-

Demographische Entwicklungen im Bereich von Ehe und Familie

FAMILIENWISSENSCHAFTLICHE FORSCHUNGSSTELLE IM STATISTISCHEN LANDESAMT BADEN-WÜRTTEMBERG 81

dische Kinder zur Welt gekommen oder umgerechnet nur jedes 74. Neugeborene im

Land hatte zu dieser Zeit nicht die deutsche Staatsangehörigkeit.

Die Entwicklung der Geburtenzahl bei der deutschen Bevölkerung verlief gegenläufig

zur ausländischen Bevölkerung. Im Jahr 1974 kamen 77.702 Kinder mit deutschem

Pass in Baden-Württemberg zur Welt. Ihre Zahl hatte sich damit innerhalb von nur

10 Jahren nahezu halbiert, 1964 war mit 153.489 lebend geborenen deutschen Kin-

dern das Maximum in der Geschichte des Südweststaates erreicht worden. Mit

73.895 lebend geborenen deutschen Kindern markiert das Jahr 1978 den zahlenmä-

ßigen Tiefpunkt der Geburtenentwicklung der deutschen Bevölkerung Baden-

Württembergs. Danach sind die Geburtenzahlen wieder angestiegen und in den Jah-

ren 1990 und 1991 konnte sogar nochmals die Grenze von 100.000 lebend gebore-

nen Kindern mit deutscher Staatsangehörigkeit knapp durchbrochen werden.

Abbildung 3-11: Deutsche und ausländische Lebendgeborene in Baden-Württemberg von 1953 bis 2002

Quelle: Ausländerstatistik, Bevölkerungsfortschreibung

Familienwissenschaftliche Forschungsstelle im Statistischen Landesamt Baden-Württemberg

Nachdem die Zahl lebend geborener ausländischer Kinder im Land bis 1974 stark

angestiegen war, ging sie im darauf folgenden Jahrzehnt drastisch zurück. 1985

wurden nur noch 10.456 ausländische Kinder im Land (lebend) geboren. In den 90er

Jahren bewegte sich diese Zahl dann durchgehend wieder zwischen gut 16.000 und

0

20.000

40.000

60.000

80.000

100.000

120.000

140.000

160.000

180.000

1953

1956

1959

1962

1965

1968

1971

1974

1977

1980

1983

1986

1989

1992

1995

1998

2001

DeutscheLebendgeboreneAusländischeLebendgeborene

Demographische Entwicklungen und Familienstrukturen der ausländischen Bevölkerung in Baden-Württemberg

82 FAMILIENWISSENSCHAFTLICHE FORSCHUNGSSTELLE IM STATISTISCHEN LANDESAMT BADEN-WÜRTTEMBERG

knapp 20.000, was natürlich unter anderem auch mit einem etwas höheren Auslän-

deranteil in der Gesamtbevölkerung zusammenhängt.

Der deutliche Rückgang der Zahl ausländischer Neugeborener nach 1974 hängt zum

Teil sicher auch mit neuen Regelungen im Staatsangehörigkeitsrecht zusammen. So

hatten bis Ende 1974 Kinder aus deutsch-ausländischen Ehen bei der Geburt nur

dann die deutsche Staatsangehörigkeit erhalten, wenn der Vater Deutscher war (sie-

he Tabelle 3-6). Seit 1975 erhalten Kinder deutscher Mütter, die mit einem Ausländer

verheiratet sind, ebenfalls die deutsche Staatsangehörigkeit. Seit 1. Juli 1993 erwer-

ben Geborene einer nicht verheirateten ausländischen Mutter und eines deutschen

Vaters die deutsche Staatsangehörigkeit durch Abstammung. Seit dem 1. Januar

2000 erhalten in Deutschland zur Welt gekommene Kinder ausländischer Eltern au-

tomatisch die deutsche Staatsangehörigkeit, wenn zumindest ein Elternteil seit min-

destens acht Jahren rechtmäßig in Deutschland lebt.

Tabelle 3-6: Die Veränderungen im deutschen Staatsangehörigkeitsrecht seit 1974

Mutter und Vater sind D.

Mutter ist Deutsche Vater ist Ausländer

Mutter ist Ausländerin Vater ist Deutscher

Mutter und Vater sind A.

verheiratet/ nicht verh. verheiratet nicht

verheiratet verheiratet nicht verheiratet

verheiratet/ nicht verh.

Staatsangehörigkeit des Kindes

Bis Ende 1974 Deutsch Ausländisch Deutsch Deutsch Ausländisch Ausländisch

Seit 1975 Deutsch Deutsch Deutsch Deutsch Ausländisch Ausländisch

Seit 1. Juli 1993 Deutsch Deutsch Deutsch Deutsch Deutsch Ausländisch

Seit 1. Ja-nuar 2000 Deutsch Deutsch Deutsch Deutsch Deutsch Deutsch* oder

Ausländisch

* wenn zumindest ein Elternteil seit mindestens acht Jahren rechtmäßig in Deutschland lebt

Quelle: Eigene Darstellung.

Familienwissenschaftliche Forschungsstelle im Statistischen Landesamt Baden-Württemberg

In methodischer Hinsicht sei an dieser Stelle darauf hingewiesen, dass die einfachste

Beschreibung der Geburtenentwicklung anhand der absoluten Geburtenzahlen er-

folgt. Da die absolute Zahl der Geburten aber natürlich unmittelbar mit der Größe

Demographische Entwicklungen im Bereich von Ehe und Familie

FAMILIENWISSENSCHAFTLICHE FORSCHUNGSSTELLE IM STATISTISCHEN LANDESAMT BADEN-WÜRTTEMBERG 83

einer Bevölkerung in Zusammenhang steht, ist es notwendig, bei Vergleichen zwi-

schen verschiedenen Bevölkerungsgruppen (hier: Deutsche und Ausländer), aber

auch zwischen verschiedenen Jahren innerhalb einer Gruppe die Geburtenzahlen

auf eine einheitliche Bezugsgröße zu beziehen, zum Beispiel auf 1.000 Personen

oder Frauen der jeweiligen Bevölkerungsgruppe (siehe Tabelle 9-7 im Anhang). Aber

auch wenn man unterschiedliche Bevölkerungsgrößen in dieser Form „herausrech-

net“, so verbleiben immer noch zwei unterschiedliche Faktoren, die die Geburtenzah-

len beeinflussen. Zum einen hat die demographische Struktur der Bevölkerung, d.h.

der Anteil von Frauen im gebärfähigen Alter, Einfluss auf die Zahl der geborenen

Kinder, zum anderen das generative Verhalten. Mit dem Anteil von Frauen im gebär-

fähigen Alter verändern sich die Geburtenzahlen, ohne dass generative Verhaltens-

änderungen vorliegen. Eine Maßzahl, die die schwankende Zahl gebärfähiger Frau-

en berücksichtigt, ist die zusammengefasste Fruchtbarkeits- oder Geburtenziffer. Sie

gibt die Zahl lebend geborener Kinder an, die (jeweils) 1.000 Frauen beim Durchlau-

fen des gesamten gebärfähigen Alters (15 bis unter 45 Jahre) unter den Fruchtbar-

keitsverhältnissen des betreffenden Kalenderjahres zur Welt bringen würden. An-

hand der Entwicklung dieser zusammengefassten Fruchtbarkeitsziffern lässt sich

feststellen, ob sich das generative Verhalten verändert hat. 36

36 Bei einem Vergleich der Fruchtbarkeitsziffern zwischen deutscher und ausländischer Bevölke-rung ist man allerdings mit dem Problem konfrontiert, dass die ausländischen Mütter deutscher Kinder (die die deutsche Staatsangehörigkeit wegen des deutschen Vaters erhalten haben) zur Bezugsgruppe der Ausländerinnen gerechnet werden, weshalb diese genau genommen dann zu groß ist, um die Geburtenhäufigkeit der ausländischen Bevölkerung korrekt messen zu können. Entsprechend fehlen die ausländischen Mütter deutscher Kinder dann bei der Berechnung der Geburtenhäufigkeit der deutschen Bevölkerung. Aufgrund der vorhandenen Datenlage lässt sich dies aber nicht umgehen.

Demographische Entwicklungen und Familienstrukturen der ausländischen Bevölkerung in Baden-Württemberg

84 FAMILIENWISSENSCHAFTLICHE FORSCHUNGSSTELLE IM STATISTISCHEN LANDESAMT BADEN-WÜRTTEMBERG

Abbildung 3-12 Durchschnittliche Kinderzahlen von Deutschen und Ausländerinnen in Ba-den−Württemberg seit 1980

Quelle: Bevölkerungsstatistik

Familienwissenschaftliche Forschungsstelle im Statistischen Landesamt Baden-Württemberg

War Mitte der 70er Jahre die Geburtenhäufigkeit bei der ausländischen Bevölkerung

mit knapp 2.700 Geborenen je 1.000 Frauen in der Altersphase zwischen 15 und 45

Jahren annähernd doppelt so hoch wie in der deutschen Bevölkerung, so ist sie bis

Ende der 90er Jahre auf das niedrige – und seit einem Vierteljahrhundert weitgehend

konstante – Geburtenniveau der Deutschen gesunken. Im Jahre 1999 hat das Ge-

burtenniveau der Ausländer das der Deutschen sogar unterschritten. Im Verlauf der

90er Jahre ist danach vor allem die Geburtenhäufigkeit bei jungen Ausländerinnen

unter 30 Jahren stark gesunken37, ohne deshalb bei älteren ausländischen Frauen

anzusteigen (hier ist also bisher keine Verlagerung von Geburten auf ein höheres

Alter erkennbar, wie es sich teilweise in der deutschen Bevölkerung zeigt). Gleich-

wohl lagen auch Ende der 90er Jahre die Geburtenhäufigkeiten junger – unter

25jähriger – Ausländerinnen deutlich höher als bei gleichaltrigen deutschen Frauen

(zum Beispiel bei den 22/23Jährigen rund doppelt so hoch). Demgegenüber wiesen

deutsche Frauen im Alter von 30 und mehr Jahren 1990 wie auch 1999 deutlich hö-

here Geburtenhäufigkeiten auf als die ausländischen Frauen gleichen Alters (bei den

37 Die Häufigkeit von Mutterschaften bereits im „Teenageralter“ (15 bis unter 20 Jahre) ist bei Aus-länderinnen in den 90er Jahren sogar um rund 50 % bis 70 % zurückgegangen.

0

0,5

1

1,5

2

2,5

1980 1983 1986 1989 1992 1995 1998 2001

Kinder vonDeutschenKinder vonAusländerinnen

Anzahl an Kindern pro Frau

Demographische Entwicklungen im Bereich von Ehe und Familie

FAMILIENWISSENSCHAFTLICHE FORSCHUNGSSTELLE IM STATISTISCHEN LANDESAMT BADEN-WÜRTTEMBERG 85

31- bis 34jährigen deutschen Frauen waren die Geburtenhäufigkeiten sogar um 70 %

bis 80 % höher).

Entsprechend ist das Durchschnittsalter ausländischer Mütter bei der Geburt eines

Kindes deutlich niedriger als das von deutschen Frauen, die Mutter werden (siehe

Tabelle 3-7). Beim ersten Kind von verheirateten Frauen betrug dieser Unterschied

im Verlaufe der 90er Jahre etwa 4 ½ Jahre. So waren beispielsweise 1999 Ehefrau-

en mit deutscher Staatsangehörigkeit bei der Geburt ihres ersten Kindes im Durch-

schnitt exakt 30 Jahre alt, während ausländische verheiratete Frauen im Mittel be-

reits mit 25,5 Jahren zum ersten Mal Mutter wurden. Bei der Geburt zweiter und drit-

ter ehelicher Kinder verringern sich diese Altersdifferenzen auf 4 bzw. 3 Jahre. Damit

war 1999 eine deutsche Ehefrau, die ihr erstes Kind zur Welt brachte, mit 30 Jahren

ungefähr ebenso alt wie eine ausländische Ehefrau, die ihr drittes Kind gebar.

Tabelle 3-7: Durchschnittliches Alter von deutschen und ausländischen Müttern bei der Geburt eines Kindes in Baden-Württemberg seit 1985

Deutsche Ausländerinnen

verheiratete Mütter verheiratete Mütter Jahr

1. Kind 2. Kind 3. Kind

nicht verheiratete

Mütter 1. Kind 2. Kind 3. Kind

nicht verheiratete

Mütter

1985 27,1 29,1 31,3 - 23,8 26,9 29,5 -

1990 28,1 29,9 31,8 26,9 23,8 26,3 29,3 26,3

1995 29,4 31,0 32,7 28,5 24,8 27,0 29,4 26,2

1999 30,0 31,8 33,3 29,7 25,5 27,8 30,3 27,2

2002 *) 29,9 31,7 33,3 28,6 25,9 28,0 30,4 27,2

*) Ohne Berücksichtigung des § 4 Abs. 3 StAG

Quelle: Cornelius 2001: 120.

Familienwissenschaftliche Forschungsstelle im Statistischen Landesamt Baden-Württemberg

Sowohl bei deutschen als auch ausländischen Frauen hat sich während der 90er

Jahre das Durchschnittsalter bei der Geburt eines Kindes deutlich erhöht. Insbeson-

dere eheliche Familiengründungen, das heißt die Geburt des ersten Kindes, erfolgten

1999 im Durchschnitt beträchtlich später als noch 1990. Bei deutschen Ehepaaren

erhöhte sich das Alter der Mutter hier um 1,9 Jahre, bei ausländischen Ehepaaren

erhöhte sich das Alter der Mutter durchschnittlich um 1,7 Jahre. Hier zeigt sich für

Demographische Entwicklungen und Familienstrukturen der ausländischen Bevölkerung in Baden-Württemberg

86 FAMILIENWISSENSCHAFTLICHE FORSCHUNGSSTELLE IM STATISTISCHEN LANDESAMT BADEN-WÜRTTEMBERG

Deutsche und Ausländer eine Verlagerung der Familiengründungsphase auf ein spä-

teres Alter.

Cornelius (2001) hat in seiner Analyse der Geburtenentwicklung der ausländischen

Bevölkerung in Baden-Württemberg festgestellt, dass die Zahl der Familiengründun-

gen (Geburt des ersten Kindes) bei ausländischen Ehepaaren besonders zum Ende

der 90er Jahre kräftig gesunken ist. 1999 lag sie mit knapp 5.500 erstgeborenen Kin-

dern um 13 % gegenüber 1990 und um 18 % gegenüber 1997 niedriger.

3.2.3.2 Entwicklung des Geburtenverhaltens nach Nationalität

Wichtig ist es allerdings in diesem Zusammenhang zu betonen, dass die ausländi-

schen Familien im Land keine homogene Gruppe darstellen, sondern sich zwischen

unterschiedlichen Nationalitäten auch Differenzen im generativen Verhalten zeigen.

Erste Hinweise liefert hier die Entwicklung der Geborenenzahlen. So wiesen 1999 die

Türkinnen zwar mit knapp 40 % aller ausländischen Lebendgeborenen nach wie vor

deutlich die höchsten Geborenenzahlen auf (Jugoslawinnen: fast 14 %; Italienerin-

nen: 11 %, Griechinnen: knapp 5 %), im Vergleich zu 1990 – als noch die Hälfte aller

ausländischen Geborenen auf sie entfielen – stellt dies aber einen starken Rückgang

dar.

Den ausgeprägtesten „Geburtenrückgang“ verzeichneten die türkischen Frauen wäh-

rend der 90er Jahre. War ihre durchschnittliche Kinderzahl 1990 noch doppelt so

hoch wie die der deutschen Frauen, so ging sie bis 1999 um rund ein Drittel zurück.

Mit etwa 2.100 Lebendgeborenen je 1.000 türkischer Frauen im Alter von 15 bis 49

Jahren haben sie 1999 relativ gesehen nur knapp die Hälfte mehr Kinder zur Welt

gebracht als deutsche Frauen im gleichen Alter.

Demographische Entwicklungen im Bereich von Ehe und Familie

FAMILIENWISSENSCHAFTLICHE FORSCHUNGSSTELLE IM STATISTISCHEN LANDESAMT BADEN-WÜRTTEMBERG 87

Tabelle 3-8: Lebendgeborene in Baden-Württemberg seit 1970 nach der Staatsangehörig-keit der Eltern bzw. der Mutter 1)

Davon Ausländische Lebend- geborene insgesamt

griechisch italienisch jugoslawisch 2) türkisch übrige Jahr

absolut absolut in % absolut in % absolut in % absolut in % absolut in % 1970 16.315 2.663 16 3.882 24 2.866 18 2.580 16 4.324 27 1980 17.354 1.018 6 3.755 21 3.174 18 7.373 43 2.034 12 1985 10.456 626 6 2.361 23 1.320 13 4.441 43 1.708 16 1990 16.230 845 5 2.634 16 1.333 8 8.147 50 3.271 20 1991 16.721 1.023 6 2.337 14 1.726 10 7.899 47 3.736 22 1992 18.608 1.053 6 2.314 12 2.336 13 8.438 45 4.467 24 1993 19.621 1.018 5 2.276 12 2.473 13 8.442 43 5.412 28 1994 19.031 1.007 5 2.029 11 2.288 12 7.891 42 5.816 31 1995 18.723 973 5 2.012 11 2.052 11 7.740 41 5.946 32 1996 19.323 954 5 2.048 11 2.251 12 8.009 41 6.061 31 1997 19.559 939 5 2.161 11 2.154 11 8.024 41 6.281 32 1998 17.981 877 5 2.001 11 1.995 11 7.531 42 5.577 31 1999 16.908 808 5 1.932 11 2.346 14 6.531 39 5.291 31 2000 16.619 802 5 1.957 12 2.369 14 5.985 36 5.506 33 2001 14.620 699 5 1.864 13 1.734 12 5.412 37 4.911 33

1) Deutsch: mindestens ein Elternteil deutsch; ausländisch: beide Eltern oder nicht verheiratete Mutter ausländisch; einzelne Staatsangehörigkei-

ten: beide Eltern mit gleicher Nationalität oder nicht verheiratete Mutter mit dieser Nationalität. 2) Bis 1991 ehemaliges Jugoslawien, danach heutige Bundesrepublik Jugoslawien.

Quelle: Bevölkerungsstatistik; eigene Berechnungen.

Familienwissenschaftliche Forschungsstelle im Statistischen Landesamt Baden-Württemberg

Bei den Italienerinnen in Baden-Württemberg ist die durchschnittliche Kinderzahl be-

reits zwischen 1990 und 1995 um rund ein Viertel zurückgegangen. Seither bewegen

sie sich auf einem Geburtenniveau von rund 1.320 bis 1.380 Geborene je 1.000 ita-

lienische Frauen und damit leicht unter dem der deutschen Bevölkerung (ca. 1.400

Kinder je 1000 Frauen).

Die niedrigste Geburtenhäufigkeit unter den vier wichtigsten Nationalitätengruppen

im Land weisen die Griechinnen auf. Brachten sie schon in den 80er Jahren im

Durchschnitt deutlich weniger Kinder zur Welt als deutsche Frauen, so hat sich zum

Ende der 90er Jahre ihre durchschnittliche Kinderzahl nochmals merklich verringert.

Mit weniger als 1.100 Lebendgeborenen je 1.000 Frauen lag die Geburtenhäufigkeit

der Griechinnen 1999 um knapp ein Viertel niedriger als die deutscher Frauen und

sie war nur etwa halb so hoch wie die der türkischen Frauen.

Demographische Entwicklungen und Familienstrukturen der ausländischen Bevölkerung in Baden-Württemberg

88 FAMILIENWISSENSCHAFTLICHE FORSCHUNGSSTELLE IM STATISTISCHEN LANDESAMT BADEN-WÜRTTEMBERG

3.2.3.3 Verändertes Geburtenverhalten als Ausdruck eines Anpassungspro-zesses?

Nach dieser jüngeren Analyse von Cornelius38 war die Entwicklung des Geburten-

verhaltens der ausländischen Bevölkerung Baden-Württembergs in den 90er Jahren

also durch folgende Haupttrends geprägt:

• starker Rückgang der Geburtenhäufigkeiten bei jungen und jüngeren Frauen,

• damit verbunden ein Anstieg des Durchschnittsalters der Mütter bei der Geburt eines Kindes und

• eine deutliche Abnahme von Familiengründungen (Geburt eines ersten Kindes);

• Anstieg der Geborenenzahlen bei nicht verheirateten Ausländerinnen.

Mit dem Absinken der Geburtenhäufigkeit in der ausländischen Bevölkerung zum

Ende der 90er Jahre auf das niedrige Niveau der deutschen Bevölkerung sind An-

passungsprozesse im Geburtenverhalten der Ausländer an das Verhalten der Deut-

schen unverkennbar. Allerdings sind nach wie vor auch deutliche Unterschiede zwi-

schen deutscher und ausländischer Bevölkerung im generativen Verhalten vorhan-

den. Während in der deutschen Bevölkerung Familiengründungen heute offensicht-

lich im späteren Alter vorgenommen werden, ohne dass damit die durchschnittlichen

Kinderzahlen je Frau in den 80er und 90er Jahren noch weiter gesunken sind, sinken

die Geburtenhäufigkeiten in der ausländischen Bevölkerung. Immer mehr ausländi-

sche Frauen entschieden sich zumindest in den 90er Jahren dagegen, in jungen Jah-

ren ein Kind zu bekommen.

Die skizzierten Veränderungen im Geburtenverhalten der ausländischen Bevölkerung

betreffen die zweite Ausländergeneration junger Ausländerinnen und Ausländer, die

sich jetzt im Familiengründungsalter befinden und von denen ein wesentlicher Anteil

ihr bisheriges Leben ganz oder überwiegend in Deutschland verbracht hat. Diese

sind damit häufig auch durch soziokulturelle Wertemuster der bundesrepublikani-

schen Gesellschaft geprägt. Ob die veränderten Entscheidungsmuster für oder ge-

gen Familie auf Seiten der deutschen wie der ausländischen Bevölkerung jedoch

38 Cornelius 2001

Demographische Entwicklungen im Bereich von Ehe und Familie

FAMILIENWISSENSCHAFTLICHE FORSCHUNGSSTELLE IM STATISTISCHEN LANDESAMT BADEN-WÜRTTEMBERG 89

vorrangig soziokultureller Modernisierung geschuldet sind oder nicht vielmehr auch

Ausdruck strukturell-materieller Restriktionen sind, die unter anderem mit einem sich

wandelnden Arbeitsmarkt und damit verbundener erwerbsbiographischer Unsicher-

heiten einhergehen, sei dahingestellt. Festzustellen bleibt jedoch, dass ein deutlich

erkennbarer Anpassungsprozess im generativen Verhalten wie im Familiengrün-

dungsverhalten stattfindet.

3.2.3.4 Nicht eheliche Geburten

Abbildung 3-13: Prozentualer Anteil lebendgeborener nicht ehelicher deutscher und ausländischer Kinder in Baden-Württemberg seit 1960

Quelle: Bevölkerungsstatistik

Familienwissenschaftliche Forschungsstelle im Statistischen Landesamt Baden-Württemberg

Seit Mitte der 60er Jahre steigt der Anteil der nicht ehelich geborenen Kinder in der

deutschen Bevölkerung Baden-Württembergs praktisch kontinuierlich an, für die aus-

ländische Bevölkerung gilt gleiches seit Mitte der 70er Jahre (Abbildung 3-13 und

Tabelle 9-8 im Anhang). Gerade in den vergangenen Jahren hat die Zahl nicht ehe-

lich geborener Kinder im Land nochmals deutlich zugenommen. In der ausländischen

0%

2%

4%

6%

8%

10%

12%

14%

16%

18%

1960 1965 1970 1975 1980 1985 1990 1995 2000

AusländerDeutsche

Demographische Entwicklungen und Familienstrukturen der ausländischen Bevölkerung in Baden-Württemberg

90 FAMILIENWISSENSCHAFTLICHE FORSCHUNGSSTELLE IM STATISTISCHEN LANDESAMT BADEN-WÜRTTEMBERG

Bevölkerung Baden-Württembergs war der Anteil nicht ehelich geborener Kinder in

den letzten drei Jahrzehnten relativ konstant im Mittel um ca. 2 Prozentpunkte gerin-

ger als in der deutschen Bevölkerung. Von insgesamt 16.230 lebend geborenen aus-

ländischen Kindern im Land waren im Jahre 1990 knapp 7 % nicht ehelich geboren.

Bis 1999 hatte sich dieser Anteil auf gut 12 % nahezu verdoppelt. In den Jahren

2000 bis 2002 ist ihr Anteil nochmals deutlich angestiegen, allerdings ist dies auf-

grund der – durch das reformierte Staatsangehörigkeitsrecht – veränderten Bezugs-

größen nur eingeschränkt aussagekräftig.

Zusammengefasst lassen sich die Zahlen gleichwohl dahingehend interpretieren,

dass Familie – also das Zusammenleben mit Kindern – nicht länger zwingend an ei-

nen Trauschein zwischen den Eltern gebunden ist – und dass dies für die ausländi-

sche Bevölkerung weitgehend gleichermaßen gilt wie für die deutsche Bevölkerung.

Der über lange Zeit bestehende etwas geringere Anteil nicht ehelich Lebendgebore-

ner in der ausländischen Bevölkerung verweist darauf, dass hier die Familiengrün-

dung etwas stärker an die Ehe gebunden ist bzw. war als in der deutschen Bevölke-

rung. Auch wenn mit insgesamt über 82 % im Jahre 2002 die ganz überwiegende

Zahl sowohl deutscher als auch ausländischer Kinder in Baden-Württemberg nach

wie vor Eltern haben, die miteinander verheiratet sind, so zeigt die skizzierte Entwick-

lung eindrucksvoll die zunehmend breitere Akzeptanz unterschiedlicher Lebensmo-

delle und Familienformen in unserer Gesellschaft an – und dies unabhängig von der

Staatsbürgerschaft. Dass sich der Anteil nicht ehelich geborener Kinder in der aus-

ländischen und deutschen Bevölkerung in den nächsten Jahren weiter erhöhen wird,

ist deshalb als sehr wahrscheinlich einzuschätzen.

3.3 Formen des Zusammenlebens – Haushalts- und Familienzusammenhang der ausländischen Bevölkerung

3.3.1 Alleinleben oder Zusammenleben mit anderen Menschen – Ausländische Bevölkerung in Ein- und Mehrpersonenhaushalten

Im Jahre 2002 gab es in Baden-Württemberg rund 495.000 Haushalte mit einer aus-

ländischen Bezugsperson (siehe Tabelle 3-9). Knapp die Hälfte davon waren Haus-

Formen des Zusammenlebens – Haushalts- und Familienzusammenhang der ausländischen Bevölkerung

FAMILIENWISSENSCHAFTLICHE FORSCHUNGSSTELLE IM STATISTISCHEN LANDESAMT BADEN-WÜRTTEMBERG 91

halte mit drei und mehr Personen und damit deutlich mehr als bei der deutschen Be-

völkerung, wo lediglich in gut 30 % aller Haushalte drei oder mehr Personen zusam-

menlebten. Entsprechend weist die ausländische Bevölkerung einen geringeren An-

teil von Ein-Personen- und Zwei-Personen-Haushalten auf. Während 37 % aller

Haushalte mit deutscher Bezugsperson lediglich von einer Person gebildet werden

und 33 % von zwei Personen, betrugen diese Anteile an den Haushalten mit auslän-

discher Bezugsperson im Jahr 2002 im Land lediglich 28 % bzw. 23 %.

Betrachtet man die Entwicklung der Haushaltsgrößen für Haushalte mit deutscher

Bezugsperson in Baden-Württemberg seit 1980, so lässt sich feststellen, dass der

Anteil der Haushalte mit drei und mehr Personen deutlich abgenommen hat und

demgegenüber der Anteil vor allem von Ein-Personen-Haushalten stark angestiegen

ist. Allerdings hat sich diese Entwicklung zu einem größeren Teil bereits zwischen

1980 und 1990 vollzogen. Besonders auffallend ist hier, dass sich innerhalb dieser

10 Jahre der Anteil der Haushalte mit fünf und mehr Personen fast halbiert hat (von

9 % auf 5 %).

Was die Haushalte mit ausländischer Bezugsperson anbetrifft, so zeigt sich hier kei-

ne vergleichbare Entwicklung. Die prozentualen Anteile der verschiedenen Haus-

haltsgrößen/-typen an allen Haushalten mit ausländischer Bezugsperson sind wäh-

rend der letzten 20 Jahre nahezu konstant geblieben, insbesondere ist hier kein

Trend zum Ein-Personen-Haushalt feststellbar.

Demographische Entwicklungen und Familienstrukturen der ausländischen Bevölkerung in Baden-Württemberg

92 FAMILIENWISSENSCHAFTLICHE FORSCHUNGSSTELLE IM STATISTISCHEN LANDESAMT BADEN-WÜRTTEMBERG

Tabelle 3-9: Haushalte mit ausländischer und mit deutscher Bezugsperson in Baden-Württemberg seit 1980 nach Haushaltsgröße

Haushalte mit ausländischer Bezugsperson 1980 1985 1990 1995 2000 2002

Größe des Haushalts in %

1 Person 26,7 33,9 28,9 27,0 26,3 27,9 2 Personen 18,8 17,2 18,4 22,0 22,5 23,0 3 Personen 20,4 15,7 19,4 19,5 18,9 18,4 4 Personen 20,7 19,7 20,0 18,6 19,4 18,7 5 und mehr Personen 13,5 13,5 13,3 12,9 13,0 12,0 Insgesamt in 1000 334,2 325,2 375,6 493,1 478,8 494,9 3 und mehr Personen 54,6 48,9 52,8 51,0 51,3 49,1 Haushalte mit deutscher Bezugsperson

1980 1985 1990 1995 2000 2002 Größe des Haushalts

in % 1 Person 30,1 33,0 37,0 38,4 37,2 37,1 2 Personen 28,3 28,6 28,6 30,8 32,0 32,5 3 Personen 16,7 16,7 16,1 14,3 13,8 13,4 4 Personen 15,4 14,7 13,3 12,3 12,2 12,3 5 und mehr Personen 9,4 7,0 5,1 4,2 4,8 4,6 Insgesamt in 1000 3.308,7 3.539,4 3.932,2 4.208,6 4.265,0 4.343,9 3 und mehr Personen 41,6 38,4 34,4 30,8 30,8 30,4

Quelle: Mikrozensus, Statistisches Landesamt Baden-Württemberg (2002).

Familienwissenschaftliche Forschungsstelle im Statistischen Landesamt Baden-Württemberg

Allerdings muss darauf hingewiesen werden, dass in der deutschen Bevölkerung

Frauen im Alter von 60 und mehr Jahren die größte Gruppe unter den allein Leben-

den bilden.39 Der geringe Anteil von Ein-Personen-Haushalten an allen Haushalten

mit ausländischer Bezugsperson spiegelt somit auch wider, dass die älteren Men-

schen unter der ausländischen Bevölkerung deutlich unterproportional vertreten sind.

So waren am 31.12.2002 18 % der in Baden-Württemberg lebenden deutschen

Staatsbürger 65 und mehr Jahre alt, unter der ausländischen Bevölkerung im Land

betrug der Anteil dieser Altersgruppe hingegen lediglich 6 %.

Die bisherigen Angaben bezogen sich auf Haushalte und auf die Entwicklung der

Anteile unterschiedlicher Haushaltsgrößen bzw. -typen. Um eine anschaulichere Vor-

stellung davon zu bekommen, in welchem Ausmaß und in welchen Formen die Men-

schen mit ausländischem und deutschem Pass in Baden-Württemberg allein oder

zusammen leben, ist es sinnvoll, die Angaben über die Zahl der Haushalte in Anga-

39 siehe Sozialministerium Baden-Württemberg 1998: 106

Formen des Zusammenlebens – Haushalts- und Familienzusammenhang der ausländischen Bevölkerung

FAMILIENWISSENSCHAFTLICHE FORSCHUNGSSTELLE IM STATISTISCHEN LANDESAMT BADEN-WÜRTTEMBERG 93

ben über die Zahl der Personen, die in den jeweiligen Haushaltsgrößen leben, zu

transformieren.40

Tabelle 3-10: Personen in Haushalten mit ausländischer und mit deutscher Bezugsperson in Baden-Württemberg seit 1980 nach Haushaltsgröße

Personen in Haushalten mit ausländischer Bezugsperson 1980 1985 1990 1995 2000 2002 Größe des Haushalts

in % 1 Person 9,7 12,9 10,7 10,1 9,7 10,4 2 Personen 13,6 13,2 13,6 16,4 16,6 17,1 3 Personen 22,2 17,9 21,5 21,8 21,0 20,5 4 Personen 30,1 30,1 29,6 27,7 28,7 27,7 5 und mehr Personen 24,4 25,8 24,6 24,1 24,0 24,4 Insgesamt in 1.000 920,9 851,3 1.016,4 1.323,5 1.294,3 1.333,3 3 und mehr Personen 76,7 73,9 75,7 73,6 73,7 72,5 Personen in Haushalten mit deutscher Bezugsperson

1980 1985 1990 1995 2000 2002 Größe des Haushalts in %

1 Person 12,2 14,1 16,7 18,0 17,3 17,2 2 Personen 23,1 24,4 25,9 28,9 29,7 30,0 3 Personen 20,4 21,4 21,9 20,1 19,3 18,5 4 Personen 25,1 25,1 24,0 23,1 22,6 22,8 5 und mehr Personen 19,1 14,9 11,5 9,9 11,1 11,4 Insgesamt in 1.000 8.129,3 8.284,2 8.683,8 8.968,0 9.181,5 9.399,1 3 und mehr Personen 64,7 61,5 57,4 53,1 53,0 52,8

Quelle: Mikrozensus. Statistisches Landesamt Baden-Württemberg 2002: 152. Eigene Berechnungen.

Familienwissenschaftliche Forschungsstelle im Statistischen Landesamt Baden-Württemberg

Die oben beschriebenen Entwicklungen seit 1980 für die Haushalte treffen natürlich

ebenso auf die Personen in Haushalten zu – nur die zahlenmäßigen Größenordnun-

gen haben sich durch die veränderte Bezugsgröße verschoben. Für das Jahr 2002

zeigt sich folgendes Bild: Während mit 47 % fast die Hälfte der deutschen Bevölke-

rung in Baden-Württemberg in Ein- oder Zwei-Personen-Haushalten lebt, ist es bei

der ausländischen Bevölkerung mit knapp 28 % nur etwas mehr als jeder Vierte. Fast

40 Für Ein-, Zwei-, Drei- und Vier-Personen-Haushalte ist dies nicht weiter schwierig, bei den Haus- halten mit fünf und mehr Personen stellt sich allerdings das Problem, dass es sich hierbei um ei-ne zusammengefasste Kategorie handelt, in die der Fünf-Personen-Haushalt ebenso fällt wie der Acht-Personen-Haushalt. Da mit zunehmender Personenzahl im Haushalt der Anteil der betref-fenden Haushalte aber drastisch geringer wird, ist es vertretbar, für diese Transformation lediglich von Fünf-Personen-Haushalten auszugehen, wodurch eine Umrechnung erst möglich wird. Auf die damit verbundene systematische Untererfassung der Personen in Haushalten mit fünf und mehr Personen sei aber an dieser Stelle hingewiesen.

Demographische Entwicklungen und Familienstrukturen der ausländischen Bevölkerung in Baden-Württemberg

94 FAMILIENWISSENSCHAFTLICHE FORSCHUNGSSTELLE IM STATISTISCHEN LANDESAMT BADEN-WÜRTTEMBERG

gleich viele ausländische Personen (24 %) leben in Fünf- oder mehr Personen-

Haushalten, bei den Deutschen ist es hingegen nur jeder Neunte.

3.3.2 Ehepaare ohne Kinder

Unter den ausländischen Familien in Baden-Württemberg lebte im Jahre 2002 rund

jede vierte Familie ohne Kinder (siehe Tabelle 3-11). In der deutschen Bevölkerung

Baden-Württembergs dagegen war der „Familientypus Ehepaar ohne Kinder“ mit

42 % weitaus häufiger vertreten als bei den Ausländern.41

Tabelle 3-11: Familien in Baden-Württemberg im Jahr 2000 und 2002 nach Familientyp (mit oder ohne Kinder)

2000 2002 Familientyp

(mit oder ohne Kinder) Familien mit

ausländischer Bezugsperson

Familien mit deutscher

Bezugsperson

Familien mit ausländischer Bezugsperson

Familien mit deutscher

Bezugsperson

Ehepaare ohne Kinder in %1) 24,9 41,8 26,8 42,1

Familien mit Kindern in % 75,1 58,2 73,2 57,9

Insgesamt in 1.000 347,6 2.457,7 352,2 2.492,2

1) Ohne verheiratet getrennt lebende, geschiedene und verwitwete Personen ohne Kinder.

Quelle: Mikrozensus. Statistisches Landesamt Baden-Württemberg 2002: 154.

Familienwissenschaftliche Forschungsstelle im Statistischen Landesamt Baden-Württemberg

3.3.3 Familien mit Kindern

In fast drei Viertel aller Familien mit ausländischer Bezugsperson in Baden-

Württemberg lebten im Jahre 2002 Kinder. Hingegen waren es bei den Familien mit

deutscher Bezugsperson lediglich 58 %.

41 Bei diesen Angaben ist zu berücksichtigen, dass Ehepaare, welche die Familiengründung noch vor sich haben ebenso wie Ehepaare, bei denen die Kinder bereits aus dem Haus sind, unter die Bestandskategorie „Ehepaare ohne Kinder“ fallen, ohne dass diese über ihr gesamtes Leben hinweg kinderlos gewesen wären bzw. bleiben werden.

Formen des Zusammenlebens – Haushalts- und Familienzusammenhang der ausländischen Bevölkerung

FAMILIENWISSENSCHAFTLICHE FORSCHUNGSSTELLE IM STATISTISCHEN LANDESAMT BADEN-WÜRTTEMBERG 95

Von den rund 1,7 Mio. Familien mit Kindern in Baden-Württemberg im Jahre 2002

hatten knapp 260.000, das entspricht 15 %, eine ausländische Bezugsperson. 1980

lag ihr Anteil bei 11 %.

Bei den ausländischen Familien mit Kindern (genauer: Familien mit ausländischer

Bezugsperson und Kindern) war der Anteil von kinderreichen Familien mit drei und

mehr Kindern mit 22 % deutlich größer als bei deutschen Familien, bei denen ledig-

lich 14 % der Familien mit Kindern drei und mehr Kinder aufwiesen (Tabelle 3-12).

Der Anteil von Familien mit vier oder mehr Kindern an allen ausländischen Familien

mit Kindern war in Baden-Württemberg im Jahre 2002 mit 6 % sogar doppelt so hoch

wie unter deutschen Familien mit Kindern (3 %). Dafür war der Anteil von Ein-Kind-

Familien in der ausländischen Bevölkerung mit rund 39 % geringer als in der deut-

schen Bevölkerung (rund 46 %). Die Anteile der Familien mit zwei Kindern waren mit

38 % (Ausländer) und 40 % (Deutsche) in etwa gleich groß.

Was die Veränderung der Kinderzahl in baden-württembergischen Familien mit aus-

ländischer und deutscher Bezugsperson seit 1980 anbetrifft, so lässt sich feststellen,

dass die Verteilung der Familien nach der Anzahl der Kinder bei Familien mit auslän-

discher Bezugsperson und Kindern weitgehend konstant geblieben ist, wohingegen

sich bei Familien mit deutscher Bezugsperson und Kindern deutliche Veränderungen

in der Verteilung zeigen. So wiesen ausländische und deutsche Familien im Land im

Jahr 1980 noch sehr ähnliche Muster bezüglich der Kinderzahl auf. Während sich

dieses bei Familien mit ausländischer Bezugsperson jedoch als vergleichsweise per-

sistent erwiesen hat, hat sich die Verteilung bei Familien mit deutscher Bezugsper-

son in den 80er Jahren innerhalb kurzer Zeit tief greifend verändert. Zwischen 1980

und 1990 haben sich die Anteile von Familien mit drei Kindern und mit vier und mehr

Kindern an allen deutschen Familien mit Kindern drastisch verringert, demgegenüber

wuchs der Anteil der Ein-Kind-Familie. Allerdings zeigen die Zahlen für das Jahr

2002, dass sich diese Entwicklung gegenwärtig nicht fortzusetzen scheint, es hat

sich vielmehr bei den deutschen Familien im Land sogar eine leichte Gegenbewe-

gung wieder hin zur größeren Familie ausgebildet. Die Entwicklungstendenzen las-

Demographische Entwicklungen und Familienstrukturen der ausländischen Bevölkerung in Baden-Württemberg

96 FAMILIENWISSENSCHAFTLICHE FORSCHUNGSSTELLE IM STATISTISCHEN LANDESAMT BADEN-WÜRTTEMBERG

sen sich in Tabelle 3-12 auch anhand der durchschnittlichen Kinderzahl42 für auslän-

dische und deutsche Familien mit Kindern über die Zeit hinweg nachvollziehen.

Die festgestellte Konstanz der Verteilungsstruktur (Verteilung der Familien nach der

Anzahl der Kinder) von ausländischen Familien mit Kindern scheint mit dem Befund,

dass sich die ausländische Bevölkerung an das generative Verhalten der deutschen

Bevölkerung angenähert hat, zu kontrastieren. Allerdings muss hierbei darauf hinge-

wiesen werden, dass sich Veränderungen im generativen Verhalten, die für die aus-

gehenden 90er Jahre konstatiert wurden (siehe Kapitel 3.2.3), erst später in der Ver-

teilungsstruktur der Familiengrößen sichtbar niederschlagen.

Tabelle 3-12: Ausländische und deutsche Familien in Baden-Württemberg 1980 bis 2002 nach Anzahl der Kinder

Familien mit ausländischer Bezugsperson Familien mit deutscher Bezugsperson 1980 1985 1990 1995 2000 2002 1980 1985 1990 1995 2000 2002 nach Anzahl der Kinder

in % mit 1 Kind 40,6 35,5 38,6 40,8 39,1 39,4 43,1 46,5 49,4 48,4 46,9 46,3mit 2 Kindern 37,2 39,7 37,7 36,9 38,4 38,4 36,6 37,9 37,7 39,1 39,2 40,0mit 3 Kindern 14,4 16,4 15,5 15,2 15,7 15,8 14,2 11,8 10,2 10,1 10,9 10,7mit 4 und mehr Kindern 7,8 8,4 8,2 7,1 6,8 6,4 6,1 3,8 2,8 2,3 3,1 3,0

in 1000 Familien mit Kindern ingesamt 186,4 166,9 203,5 268,3 261,1 257,7 1469,4 1451,9 1468,6 1408,9 1430,4 1444,1

in % bezogen auf alle deutschen und ausländischen Familien

11,3 10,3 12,2 16,0 15,4 15,1 88,7 89,7 87,8 84,0 84,6 84,9

Durchschnittliche Kinderzahl 1,9 2,0 2,0 1,9 1,9 1,9 1,8 1,7 1,7 1,7 1,7 1,7

Quelle: Mikrozensus. Statistisches Landesamt Baden-Württemberg 2002: 154, eigene Berechnungen.

Familienwissenschaftliche Forschungsstelle im Statistischen Landesamt Baden-Württemberg

42 Bei den Familien mit vier und mehr Kindern wurde für die Berechnung der durchschnittlichen Kinderzahl lediglich von vier Kindern ausgegangen. Dies ist vertretbar, da mit zunehmender Kin-derzahl der Anteil der betreffenden Familien deutlich geringer wird und vor allem eine Umrech-nung erst möglich wird. Allerdings sei darauf hingewiesen, dass damit eine (geringe) Unterbe-messung der durchschnittlichen Kinderzahl verbunden ist.

Formen des Zusammenlebens – Haushalts- und Familienzusammenhang der ausländischen Bevölkerung

FAMILIENWISSENSCHAFTLICHE FORSCHUNGSSTELLE IM STATISTISCHEN LANDESAMT BADEN-WÜRTTEMBERG 97

Abbildung 3-14: Familien mit Kindern und mit ausländischer bzw. deutscher Bezugsperson in Baden-Württemberg im Jahre 2002 nach Anzahl der Kinder

Quelle: Mikrozensus.

Familienwissenschaftliche Forschungsstelle im Statistischen Landesamt Baden-Württemberg

Familien mit Kindern und ausländischer Bezugsperson

40%

38%

16%6%

1 Kind

2 Kinder

3 Kinder

4 und mehr Kinder

Familien mit Kindern und deutscher Bezugsperson

46%

40%

11% 3%

1 Kind

2 Kinder

3 Kinder

4 und mehr Kinder

Demographische Entwicklungen und Familienstrukturen der ausländischen Bevölkerung in Baden-Württemberg

98 FAMILIENWISSENSCHAFTLICHE FORSCHUNGSSTELLE IM STATISTISCHEN LANDESAMT BADEN-WÜRTTEMBERG

3.3.3.1 Allein Erziehende

Tabelle 3-13: Anteil der allein Erziehenden an der jeweiligen volljährigen Bevölkerung in den alten Bundesländern 2001 nach ausgewählten Staatsangehörigkeiten

Insgesamt Frauen Männer in % der jeweiligen volljährigen Bevölkerung

Deutsche 3,7 5,7 1,3 Ausländer insgesamt 3,8 6,7 1,2 EU-Staaten insgesamt 3,5 6,4 1,1 Griechenland 3,3 6,0 1,0 Italien 3,0 6,1 1,0 ehem. Jugoslawien 4,1 7,1 1,2 Türkei 3,6 6,4 1,1

Quelle: Ergebnisse des Mikrozensus, STATIS-BUND

Familienwissenschaftliche Forschungsstelle im Statistischen Landesamt Baden-Württemberg

Hinsichtlich der Geschlechterverteilung gilt für ausländische allein Erziehende das

gleiche wie für deutsche. Frauen sind etwa vier mal häufiger allein erziehend als

Männer.

Gemäß dem allgemeinen Trend dürfte sich die Zahl der allein Erziehenden auch un-

ter den ausländischen Familien in Baden-Württemberg in den letzten Jahren erhöht

haben, worauf auch die zunehmende Zahl nicht ehelich geborener Kinder und wach-

sende Scheidungsziffern hindeuten. Wobei nicht ehelich geboren heute allerdings

immer weniger mit einer allein erziehenden Mutter gleichzusetzen ist, immer häufiger

leben die Eltern des Kindes ohne Trauschein zusammen und erziehen das Kind ge-

meinsam. Entsprechend muss auch eine Scheidung heute keineswegs immer bedeu-

ten, dass das Kind fortan nur noch von einem Elternteil erzogen wird, gemeinsames

Sorgerecht und neue Partner der Eltern erzeugen vielmehr immer öfter Patchwork-

Familien. Trotz dieser Entwicklungen werden die Erziehungsaufgaben in unserer Ge-

sellschaft jedoch nach wie vor zum überwiegenden Teil von den Müttern getragen.

Dies gilt für die ausländische und deutsche Bevölkerung gleichermaßen.

Formen des Zusammenlebens – Haushalts- und Familienzusammenhang der ausländischen Bevölkerung

FAMILIENWISSENSCHAFTLICHE FORSCHUNGSSTELLE IM STATISTISCHEN LANDESAMT BADEN-WÜRTTEMBERG 99

Tabelle 3-14: Allein Erziehende in den alten Bundesländern im Jahr 2001 nach Familien-stand und ausgewählten Staatsangehörigkeiten

Ledig Verheiratet getrennt- lebend

Verwitwet Geschieden

in % Deutsche 18,1 14,9 27,3 39,8 Ausländer insgesamt 14,0 26,1 19,5 40,6 EU-Staaten 16,7 22,0 20,6 40,3 Griechenland (9,1) 28,4 13,6 35,2 Italien 16,6 29,0 19,3 31,0 ehem. Jugoslawien 19,7 18,5 20,5 39,0 Türkei 8,5 28,4 21,3 39,4

Quelle: Ergebnisse des Mikrozensus, STATIS-BUND

Familienwissenschaftliche Forschungsstelle im Statistischen Landesamt Baden-Württemberg

Was den Familienstand anbetrifft, so zeigen sich deutliche Differenzen zwischen

deutschen und ausländischen allein Erziehenden. Unter den allein Erziehenden mit

deutscher Staatsangehörigkeit gibt es deutlich mehr verwitwete Personen als unter

den allein Erziehenden mit ausländischem Pass. Im Gegenzug ist der Anteil verheira-

tet getrennt Lebender unter den ausländischen allein Erziehenden mit über 26 % fast

doppelt so hoch wie unter den deutschen allein Erziehenden. Der geringere Anteil

verwitweter Personen unter ausländischen allein Erziehenden mag damit zusam-

menhängen, dass der Tod des Ehepartners möglicherweise die Neigung erhöht, ins

ursprüngliche Herkunftsland in einen größeren Familien- bzw. Verwandtschaftszu-

sammenhang zurückzukehren. Wie Tabelle 3-15 zu entnehmen ist, waren bei rund

23 % der ausländischen allein Erziehenden, die von ihrem Ehepartner getrennt leb-

ten, dieser oder diese noch im Herkunftsland verblieben. Dieser Umstand erklärt fast

vollständig den doppelten Anteil verheiratet getrennt Lebender unter den ausländi-

schen allein Erziehenden im Vergleich zu deutschen allein Erziehenden.

Demographische Entwicklungen und Familienstrukturen der ausländischen Bevölkerung in Baden-Württemberg

100 FAMILIENWISSENSCHAFTLICHE FORSCHUNGSSTELLE IM STATISTISCHEN LANDESAMT BADEN-WÜRTTEMBERG

Tabelle 3-15: Anteil der im Herkunftsland verbliebenen Ehepartner von verheiratet getrennt lebenden ausländischen allein Erziehenden in den alten Bundesländern im Jahr 2000 nach ausgewählten Staatsangehörigkeiten

Anteil der Ehemänner (von ausländischen verheiratet getrennt

lebenden allein erziehenden Müttern),

die (noch) im Herkunftsland waren

Anteil der Ehefrauen (von ausländischen verheiratet getrennt

lebenden allein erziehenden Vätern),

die (noch) im Herkunftsland waren

Insgesamt

in %

Ausländer insgesamt 33,7 20,0 22,8

EU-Staaten 33,8 16,7 20,8

Griechenland 44,4 46,2 45,5

Italien 10,0 6,5 7,3

ehem. Jugoslawien 40,0 20,8 23,8

Türkei 51,9 27,9 27,1

Quelle: Ergebnisse des Mikrozensus, STATIS-BUND

Familienwissenschaftliche Forschungsstelle im Statistischen Landesamt Baden-Württemberg

Hinsichtlich der verschiedenen Nationalitäten ist noch anzumerken, dass unter den

ausländischen allein Erziehenden die Personen türkischer Staatsangehörigkeit deut-

lich unterproportional ledig sind (siehe Tabelle 3-14). Unter den ausländischen allein

Erziehenden leben diejenigen aus Griechenland, Italien und der Türkei überproporti-

onal häufig von ihrem Ehepartner getrennt. Vor allem bei den Griechinnen ist der

Ehepartner überproportional häufig im Herkunftsland verblieben.

Während die allein Erziehenden in den letzten Jahren zunehmend in das Blickfeld

familienwissenschaftlicher Forschung und Diskussion rückten, fanden nichtdeutsche

allein Erziehende in der Fachliteratur bisher nur sehr geringe Beachtung. Dabei ver-

weisen Institutionen, Organisationen und Projekte, die mit Migrantinnen und Migran-

ten arbeiten, darauf, dass die Zahl allein erziehender Ausländerinnen und Ausländer

steigt. Da ausländische allein Erziehende in nur sehr geringer Zahl in den großen

deutschen Alleinerziehendenverbänden organisiert sind, fehlt ihnen eine eigene Lob-

by. Darüber hinaus scheint auch ein Defizit an Angeboten zu bestehen, welche sich

Formen des Zusammenlebens – Haushalts- und Familienzusammenhang der ausländischen Bevölkerung

FAMILIENWISSENSCHAFTLICHE FORSCHUNGSSTELLE IM STATISTISCHEN LANDESAMT BADEN-WÜRTTEMBERG 101

speziell an allein Erziehende mit Migrationshintergrund richten. Hier besteht also so-

wohl sozialwissenschaftlich als auch gesellschaftspolitisch „Nachholbedarf“, handelt

es sich bei ausländischen allein Erziehenden doch um eine Gruppe, die gleich in

doppelter Hinsicht besonderen Belastungen ausgesetzt ist. Sie müssen die Erzie-

hung und Versorgung ihrer Kinder weitgehend allein, ohne die Unterstützung durch

einen Partner bewerkstelligen und das dazu in einer Umgebung, in der sie und ihre

Kinder aufgrund ihrer fremden Herkunft möglicherweise immer noch zusätzlichen

Erschwernissen ausgesetzt sind.

Ohne vorschnell verallgemeinern zu wollen, ist für die Gruppe der ausländischen al-

lein Erziehenden der Tendenz nach von einer Kumulation von Problemlagen auszu-

gehen. Wenn man bedenkt, dass sowohl allein Erziehende generell als auch Auslän-

der insgesamt zu den einkommensschwächeren bis -schwächsten Gruppen der Be-

völkerung zählen und demgemäß entsprechend häufiger von Armut bedroht sind,43

so liegt die Vermutung nahe, dass dies für ausländische allein Erziehende umso

stärker gilt. Hinzu kommen möglicherweise soziokulturelle und sprachliche Barrieren,

die verhindern, dass allein erziehende Ausländer die wenigen bestehenden instituti-

onellen Unterstützungsstrukturen für allein Erziehende in gleicher Weise wahrneh-

men (können) wie allein erziehende Deutsche.

3.3.3.2 Demographische Struktur der Kinder

Von den 1,25 Millionen Ausländern, die am 31.12.2000 in Baden-Württemberg leb-

ten,44 waren 270.459 (oder 21,6 %) ausländische Kinder und Jugendliche unter 18

Jahren (siehe Tabelle 3-16). Davon waren

• knapp 32 % Kleinkinder und im Kindergartenalter unter 6 Jahren,

• knapp 24 % im Grundschulalter zwischen 6 bis unter 10 Jahren,

• mehr als 28 % zwischen 10 bis unter 15 Jahren und

43 Geißler, 2002: 252-253 44 Ausländerzentralregister (Die Abweichung zur Angabe in Tabelle 3-1 ist auf unterschiedliche

Quellen zurückzuführen)

Demographische Entwicklungen und Familienstrukturen der ausländischen Bevölkerung in Baden-Württemberg

102 FAMILIENWISSENSCHAFTLICHE FORSCHUNGSSTELLE IM STATISTISCHEN LANDESAMT BADEN-WÜRTTEMBERG

• rund 16 % Jugendliche zwischen 15 und 18 Jahren.

Hinsichtlich der Nationalitätsverteilung unter den Kindern und Jugendlichen zeigt sich

folgendes Bild: Knapp 40 % der ausländischen Kinder und Jugendlichen im Land

hatten die türkische Staatsbürgerschaft, von den Ausländern insgesamt waren hin-

gegen nur 27 % Türken. Die drei anderen dominanten Nationalitätengruppen in Ba-

den-Württemberg sind unter den Kindern und Jugendlichen in etwa gleicher Größen-

ordnung vertreten wie unter der ausländischen Bevölkerung insgesamt. Die jugosla-

wische Staatsbürgerschaft ist unter den ausländischen Kindern und Jugendlichen im

Vergleich zur gesamten ausländischen Bevölkerung leicht überdurchschnittlich, die

griechische leicht unterdurchschnittlich und die italienische etwa auf gleichem Niveau

wie in der Gesamtbevölkerung anzutreffen.

Bezogen auf die einzelnen Nationalitätengruppen bedeutet dies, dass unter der türki-

schen Bevölkerung mit einem Anteil von knapp 32 % überdurchschnittlich viele Kin-

der und Jugendliche unter 18 Jahren sind, gefolgt von der jugoslawischen Bevölke-

rung, bei der ca. jeder Vierte minderjährig ist. Während der Anteil der Kinder und Ju-

gendlichen innerhalb der italienischen Bevölkerungsgruppe mit 22 % auf dem Durch-

schnittsniveau der Ausländer insgesamt liegt (22 %), sind bei den Griechen mit nur

19 % unterdurchschnittlich viele Kinder und Jugendliche vertreten.

Tabelle 3-16: Ausländische Kinder und Jugendliche sowie Ältere in Baden-Württemberg am 31.12.2000 nach vorwiegenden Staatsangehörigkeiten und Altersgruppen

Griechenland Italien Jugoslawien Türkei Insgesamt Alter von ... bis unter ...

Jahren Anzahl in % Anzahl in % Anzahl in % Anzahl in % Anzahl in %

unter 6 5.154 6,1 12.339 6,6 10.909 8,0 34.289 10,2 85.735 6,9

6-10 3.699 4,4 9.573 5,1 8.214 6,0 27.192 8,1 64.403 5,2

10-15 4.086 4,9 12.481 6,6 9.480 6,9 30.613 9,1 76.837 6,1

15-18 2.706 3,2 7.356 3,9 5.402 3,9 14.603 4,3 43.484 3,5

alle unter 18 15.645 18,6 41.749 22,2 34.005 24,8 106.697 31,7 270.459 21,6

65 und mehr 5.144 6,1 9.124 4,9 6.279 4,6 10.315 3,1 57.028 4,6

Insgesamt 84.239 100,0 188.022 100,0 136.957 100,0 337.115 100,0 1 250.014 100,0

Quelle: Ausländerzentralregister des Bundesverwaltungsamtes. Statistisches Landesamt Baden-Württemberg 2002: 60-63.

Familienwissenschaftliche Forschungsstelle im Statistischen Landesamt Baden-Württemberg

Formen des Zusammenlebens – Haushalts- und Familienzusammenhang der ausländischen Bevölkerung

FAMILIENWISSENSCHAFTLICHE FORSCHUNGSSTELLE IM STATISTISCHEN LANDESAMT BADEN-WÜRTTEMBERG 103

3.3.4 Ältere Menschen ausländischer Herkunft

Ältere Menschen im Rentenalter sind unter der ausländischen Bevölkerung Baden-

Württembergs deutlich unterproportional vertreten. Am 31.12.2002 lebten in Baden-

Württemberg lediglich 80.237 Ausländerinnen und Ausländer mit einem Alter von 65

und mehr Jahren, dies entspricht einem Anteil von 6 % der gesamten ausländischen

Bevölkerung im Land. Hingegen gehörten zu diesem Zeitpunkt 18 % der in Baden-

Württemberg lebenden Deutschen dieser Altersklasse an (siehe Tabelle 9-3 im An-

hang). Damit hatte nur etwa jeder 22. ältere Mensch im Land einen ausländischen

Pass.

Allerdings ist davon auszugehen, dass in der Zukunft zunehmend mehr ältere Men-

schen ausländischer Herkunft in Baden-Württemberg leben werden. Für Menschen

mit ausländischem Pass, die oft seit Jahrzehnten im Land leben und arbeiten, die

hier ihre Familien, Verwandte und Freunde um sich haben und hochgradig integriert

sind, nimmt der Anreiz ab, im Alter in das ursprüngliche Herkunftsland zurückzukeh-

ren und dort nochmals neu anfangen zu müssen. Für ihre hier geborenen Kinder,

also die ausländische Bevölkerung der zweiten und dritten Generation, wird dies in

noch stärkerem Maße gelten.

Gliedert man die ältere ausländische Bevölkerung nach Nationalitäten (siehe Tabelle

3-16), so zeigen sich gewisse Unterschiede, auch wenn allen vier Hauptnationalitä-

tengruppen unter der ausländischen Bevölkerung im Land gemeinsam ist, dass sie

deutlich geringere Anteile an älteren Menschen aufweisen als die deutsche Bevölke-

rung. So gibt es unter den Griechen in Baden-Württemberg relativ noch am meisten

Personen im Alter von 65 und mehr Jahren (Anteil von 6 %), wohingegen bei der tür-

kischen Bevölkerungsgruppe der Anteil älterer Menschen mit 3 % anteilig nur etwa

halb so hoch ist. Die Anteile älterer Menschen bei Italienern (5 %) und Jugoslawen

(knapp 5 %) liegen ungefähr auf dem Niveau der ausländischen Bevölkerung insge-

samt (4,6 %).

Auch wenn anzunehmen ist, dass in der Zukunft ein größerer Anteil der ausländi-

schen Bevölkerung auch nach dem Ausscheiden aus dem Erwerbsleben in Baden-

Württemberg bleiben wird, so verbinden heute viele Ausländer mit dem Ruhestand

immer noch den Gedanken an eine mögliche Rückkehr ins Herkunftsland. Mit der

Demographische Entwicklungen und Familienstrukturen der ausländischen Bevölkerung in Baden-Württemberg

104 FAMILIENWISSENSCHAFTLICHE FORSCHUNGSSTELLE IM STATISTISCHEN LANDESAMT BADEN-WÜRTTEMBERG

Beendigung der Erwerbstätigkeit ist für viele der ursprüngliche Grund, in Deutschland

bzw. Baden-Württemberg zu leben, so nicht mehr gegeben. Hat über das Arbeitsver-

hältnis hinaus keine wirkliche Verwurzelung in der „neuen Heimat“ stattgefunden und

leben noch große Teile der Familie und Verwandtschaft im Herkunftsland,45 so stellt

sich mit dem Erreichen des Rentenalters die Frage der Rückkehr fast zwangsläufig.

Da ausländische ältere Menschen oft nur vergleichsweise niedrige Renten beziehen

und in Deutschland häufig in Ballungsräumen unter eher bescheidenen und engen

Wohnbedingungen leben, verspricht eine Rückkehr ins Herkunftsland auch eine An-

hebung ihres Lebensstandards. Darüber hinaus weisen die vier Hauptherkunftslän-

der von Ausländern in Baden-Württemberg, also die Türkei, Jugoslawien, Italien und

Griechenland, allesamt als Mittelmeerländer sehr günstige klimatische Bedingungen

auf. Es handelt sich bei allen um ausgewiesene Urlaubsländer, die – vor allem im

Falle der EU-Länder Italien, Spanien, Griechenland und Portugal – zunehmend auch

von deutschen Senioren als Altersruhesitz ins Auge gefasst werden. Insofern sind die

Motivationen älterer ausländischer Migranten, nach einem langen Erwerbsleben in

Baden-Württemberg im Ruhestand in die alte Heimat zurückzukehren, durchaus viel-

fältig.

Es gibt aber auch den umgekehrten Weg, also eine Einwanderung in die Bundesre-

publik oder nach Baden-Württemberg im fortgeschrittenen oder sogar Rentenalter.

So sind nach Angaben im Sechsten Familienbericht46 zwischen 1974 und 1994

1,1 Millionen Ausländer nach Deutschland zugezogen, die 50 Jahre und älter waren,

was 9 % aller Zuzüge entsprach. Dabei kamen viele als Familienangehörige bereits

hier lebender Migranten. Für Drittstaatler (Türkei, Jugoslawien) ist der Zuzug im Alter

nur bei Übernahme aller notwendigen Garantien durch die Familie in Deutschland

möglich.

45 „Nach vorliegenden Erhebungen haben etwa die Hälfte älterer Arbeitsmigranten Kinder im Her-kunftsland.“ (Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend 2000, S.: 118)

46 Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend 2000, S. 119

Formen des Zusammenlebens – Haushalts- und Familienzusammenhang der ausländischen Bevölkerung

FAMILIENWISSENSCHAFTLICHE FORSCHUNGSSTELLE IM STATISTISCHEN LANDESAMT BADEN-WÜRTTEMBERG 105

Was die ökonomische und familiäre Lebenssituation der älteren Menschen ausländi-

scher Herkunft anbetrifft, so zeigt sich, dass die ältere ausländische Bevölkerung ü-

ber ein niedrigeres Einkommensniveau verfügt als die deutsche47 (siehe hierzu auch

Kapitel 6.1) und entsprechend auch häufiger auf Sozialhilfe angewiesen ist: „Wäh-

rend Ende 1994 lediglich 1,1 % der in Privathaushalten lebenden deutschen Bevöl-

kerung im Alter von 65 Jahren und mehr auf Sozialhilfe angewiesen sind, sind dies

bei der gleichaltrigen Bevölkerung ausländischer Staatsangehörigkeit 7,8 % (Statisti-

sches Bundesamt 1995).“48 Andererseits ist sie familiär stärker eingebunden: „Nach

dem Mikrozensus 1995 wohnen 30,2 % der älteren Ausländer mit ihren Kindern oder

Enkelkindern in einem gemeinsamen Haushalt, bei den älteren Einheimischen liegt

der Anteil der in Mehrgenerationenhaushalten Lebenden bei lediglich 14,5 %. Be-

sonders häufig sind Mehrgenerationenhaushalte in Familien türkischer Herkunft: Et-

wa die Hälfte wohnt mit den Kindern und jeder zehnte sogar mit Kindern und Enkel-

kindern zusammen (Eggen 1997).“49

47 Eggen/Suffner 1996, Eggen 1997 48 Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend 2000, S. 119 49 Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend 2000, S. 120

Bildung und Ausbildung bei Migrantenfamilien in Baden-Württemberg

106 FAMILIENWISSENSCHAFTLICHE FORSCHUNGSSTELLE IM STATISTISCHEN LANDESAMT BADEN-WÜRTTEMBERG

4 Bildung und Ausbildung bei Migrantenfamilien50 in Baden-Württemberg

Bildung und Ausbildung spielen eine zentrale Rolle bei der Verteilung von Lebens-

chancen. Bildungs- und Ausbildungsabschlüsse ermöglichen den Zugang zu berufli-

chen Positionen und Tätigkeitsfeldern. Bildung ist aber nicht nur für den Arbeitsmarkt

von vorrangiger Bedeutung, in einem weit umfassenderen Sinne entscheidet Bildung

darüber, inwieweit man an gesellschaftlichen Prozessen teilhaben kann – seien es

soziale, politische oder auch kulturelle Vorgänge. Die Gestaltbarkeit des eigenen Le-

benskontextes hängt neben dem Wissen um Fakten und Zusammenhänge auch vom

persönlichen Reflexions- und Urteilsvermögen ab, mithin von Bildung in einem weiten

Verständnis. Sowohl materielle Lebensgrundlagen als auch immaterielle soziokultu-

relle Lebensoptionen und Freiheitsspielräume werden damit maßgeblich durch den

Bildungshintergrund vorstrukturiert und mitbestimmt.

Insofern kann die Feststellung nicht überraschen, dass der Grad der Integration von

Migrantenkindern in das Bildungssystem ein wesentlicher Indikator für die Integration

von Migranten in die Gesellschaft insgesamt bildet. Entsprechend soll in diesem Ka-

pitel – auf Basis der verfügbaren Daten der amtlichen Statistik – der Frage nachge-

gangen werden, inwieweit sich die Bildungs- und Ausbildungsmuster bei Migranten-

familien in Baden-Württemberg den Bildungs- und Ausbildungsstrukturen der deut-

schen Bevölkerung angenähert haben oder anders formuliert – den Kindern der

50 „Zu beachten ist, dass der Begriff „ausländische Schüler“ alleine auf die Staatsangehörigkeit ab-stellt, unabhängig davon, ob die Schüler im Land ihrer Staatsangehörigkeit oder in Deutschland geboren sind oder wie lange sie bereits in Deutschland leben. Auf der anderen Seite sind diejeni-gen Schüler nicht berücksichtigt, die möglicherweise zwar erst seit kurzer Zeit in Deutschland le-ben und unter Umständen der deutschen Sprache kaum mächtig sind, aber die deutsche Staats-angehörigkeit besitzen. Folglich ist ein Rückschluss von der Staatsangehörigkeit auf eventuell bestehende besondere Förderbedarfe der Schüler so nicht gegeben.“ (Kultusministerkonferenz 2002: 9) Aus diesem Grunde ist das Kultusministerium Baden-Württemberg bestrebt, an den Schulen des Landes den konkreten Förderbedarf von Schülern zu ermitteln und Einlösungsmög-lichkeiten zu entwickeln.

Bildung und Ausbildung bei Migrantenfamilien in Baden-Württemberg

FAMILIENWISSENSCHAFTLICHE FORSCHUNGSSTELLE IM STATISTISCHEN LANDESAMT BADEN-WÜRTTEMBERG 107

Migranten eine gleichberechtigte Teilhabe an Bildungsgütern und -institutionen er-

möglicht wird.

In einer arbeitsteilig strukturierten „Leistungsgesellschaft“ hat das Bildungssystem

immer auch eine Selektionsfunktion. „Auslese durch das Bildungssystem ist jedoch

nie ausschließlich Auslese nach Leistung, sondern immer auch – gewollt, geduldet

oder ungewollt – soziale Auslese. Soziale Merkmale der jungen Menschen – ihre so-

ziale, ethnische und regionale Herkunft, ihr Geschlecht – beeinflussen ihre Bildungs-

karrieren, entweder unabhängig von ihrer Leistung oder auch, weil Leistungen zum

Teil mit Lebensbedingungen zusammenhängen, die wiederum mit den genannten

sozialen Merkmalen verknüpft sind.“51

51 Geißler 2002: 333

4.1 Schulische Bildung

4.1.1 Schulbesuch und Schulabschlüsse

Im Schuljahr 2002/03 gab es an öffentlichen und privaten allgemein bildenden Schu-

len in Baden-Württemberg insgesamt 163.970 ausländische Schüler (Tabelle 9-9 im

Anhang). Dies entspricht einem Anteil von knapp 13 % aller Schüler. Ende der 80er

bis Mitte der 90er Jahre lag ihr Anteil bei über 14 %, seither hat er geringfügig aber

kontinuierlich abgenommen (Tabelle 4-1).

Bildung und Ausbildung bei Migrantenfamilien in Baden-Württemberg

108 FAMILIENWISSENSCHAFTLICHE FORSCHUNGSSTELLE IM STATISTISCHEN LANDESAMT BADEN-WÜRTTEMBERG

Tabelle 4-1: Anteil ausländischer Schüler an öffentlichen und privaten allgemein bildenden Schulen in Baden-Württemberg seit dem Schuljahr 1980/81 nach Schularten

Darunter ... Allgemein bildende Schulen

insgesamt

Grund- und Hauptschulen

1)

Sonder- schulen Realschulen Gymnasien Schuljahr

Anteil der ausländischen Schüler in % 1980/81 9 14 16 3 2 1981/82 10 16 19 3 2 1982/83 11 17 21 4 3 1983/84 12 18 23 5 3 1984/85 12 17 24 5 3 1985/86 12 18 24 6 4 1986/87 13 18 25 7 4 1987/88 14 19 26 8 5 1988/89 14 20 26 9 5 1989/90 15 19 27 9 5 1990/91 14 19 27 9 5 1991/92 14 19 27 9 5 1992/93 14 19 27 9 5 1993/94 14 19 27 8 5 1994/95 14 19 27 9 5 1995/96 14 19 27 8 5 1996/97 14 18 27 8 5 1997/98 14 18 27 8 5 1998/99 13 18 26 7 5 1999/00 13 18 26 7 4 2000/01 13 18 25 7 4 2001/02 13 18 26 7 4 2002/03 13 18 25 7 4

1) bis 1990: einschließlich Förderschulen Quelle: Amtliche Schulstatistik, eigene Berechnungen.

Familienwissenschaftliche Forschungsstelle im Statistischen Landesamt Baden-Württemberg

Allerdings weisen die einzelnen Schulformen sehr unterschiedliche Anteile an aus-

ländischen Schülern auf. Während im Schuljahr 2002/03 an Sonderschulen (Schulen

für Blinde, Schulen für Sehbehinderte, Schulen für Hörgeschädigte, Schulen für

Sprachbehinderte, Schulen für Erziehungshilfe, Schulen für Körperbehinderte, Schu-

len für Geistigbehinderte, Schulen für Kranke und Förderschulen – ehemals: Schulen

für Lernbehinderte) jeder vierte Schüler nicht die deutsche Staatsangehörigkeit hatte,

betrug der Anteil ausländischer Schüler an Realschulen 7 % und an Gymnasien 4 %

(Grund- und Hauptschulen: 18 %). Ausländische Schüler sind an Grund- und Haupt-

schulen deutlich und bei den an Sonderschulen übergebenen Schülerinnen und

Schulische Bildung

FAMILIENWISSENSCHAFTLICHE FORSCHUNGSSTELLE IM STATISTISCHEN LANDESAMT BADEN-WÜRTTEMBERG 109

Schülern sogar überproportional vertreten, hingegen an Realschulen und Gymnasien

unterproportional repräsentiert (Tabelle 4-1 und Tabelle 9-9 im Anhang).

Dies wird auch deutlich, wenn man die prozentualen Verteilungen der ausländischen

und deutschen Schüler auf die verschiedenen Schularten vergleichend einander ge-

genüberstellt.

Abbildung 4-1: Verteilung ausländischer und deutscher Schüler auf die Schularten des Se-kundarbereichs in Baden-Württemberg im Schuljahr 2002/03

Quelle: Statistische Veröffentlichungen der Kultusministerkonferenz Nr. 163, Oktober 2002 (Ausländische Schüler und Schulab-solventen 1991 bis 2000), Seite 59 (Tabelle 7), Auszüge; eigene Berechnungen; (siehe auch Tabelle 9-14 im Anhang)

Familienwissenschaftliche Forschungsstelle im Statistischen Landesamt Baden-Württemberg

62%

21%

15%2%

Hauptschule

Realschule

Gymnasium

Sonstige

23%

32%

42%

3%

Hauptschule

Realschule

Gymnasium

Sonstige

Verteilung deutscher Schüler auf die Schularten des Sekundarbereichs in Baden-Württemberg im Schuljahr 2002/03

Verteilung ausländischer Schüler auf die Schularten des Sekundarbereichs in Baden-Württemberg im Schuljahr 2002/03

Bildung und Ausbildung bei Migrantenfamilien in Baden-Württemberg

110 FAMILIENWISSENSCHAFTLICHE FORSCHUNGSSTELLE IM STATISTISCHEN LANDESAMT BADEN-WÜRTTEMBERG

Betrachtet man nur den Sekundarbereich (Abbildung 4-1 und Tabelle 9-13 im An-

hang), so ergibt sich folgendes Bild: Mit einem Anteil von 62 % besuchten ausländi-

sche Schüler im Sekundarbereich im Schuljahr 2002/03 in Baden-Württemberg weit-

aus häufiger die Hauptschule als deutsche Schüler (23 %). Entsprechend besuchten

nur 21 % der ausländischen Schüler im Sekundarbereich die Realschule im Ver-

gleich zu 32 % bei den deutschen Schülern. Besonders drastisch sind die Unter-

schiede beim Gymnasialbesuch: Während von den deutschen Schülern im Sekun-

darbereich 42 % am Gymnasium unterrichtet wurden, waren es bei den ausländi-

schen Schülern lediglich 15 %.

Die Verteilung ausländischer Schüler auf die verschiedenen Schularten hat sich in

Baden-Württemberg seit Mitte der 80er Jahre nicht wesentlich verändert. Während

von Anfang der 70er Jahre bis Mitte der 80er Jahre sich die Anteile der ausländi-

schen Schüler an Sonder- und Realschulen deutlich und an Gymnasien leicht erhöht

haben (und anteilig entsprechend weniger ausländische Kinder und Jugendliche

Grund- und Hauptschulen besuchten), hat sich diese Entwicklung seit Mitte der 80er

Jahre nicht weiter fortgesetzt (Tabelle 9-9 im Anhang). Das höhere absolute und an-

teilige Ausgangsniveau des Gymnasialbesuchs (im Vergleich zum Realschulbesuch)

bei ausländischen Schülern in Baden-Württemberg während der 70er Jahre und der

darauf folgende geringere Anstieg ausländischer Schülerzahlen an Gymnasien lässt

den Schluss zu, dass es sich bei den ausländischen Schülern an Gymnasien vorwie-

gend nicht um die Kinder von Arbeitsimmigranten aus den Anwerbeländern handelte,

sondern sie aus anderen sozialen Schichten und Nationalitätengruppen stammten.

Die für die 70er Jahre und die erste Hälfte der 80er Jahre zu konstatierende modera-

te „Bildungsintegration“ ausländischer Kinder und Jugendlicher fand demnach vor

allem über die Realschule statt.

Dass sich die Bildungsbeteiligung ausländischer Schüler in Baden-Württemberg in

den letzten mehr als eineinhalb Jahrzehnten nicht verbessert hat, muss um so mehr

überraschen, als inzwischen verstärkt ausländische Kinder und Jugendliche der

zweiten und dritten Generation die Schule besuchen. Da diese häufig bereits in

Deutschland geboren sind, wäre prinzipiell davon auszugehen, dass sie weit weniger

mit Sprachschwierigkeiten (die häufig als ein zentrales Problem von Migrantenkin-

dern im Schulkontext angesehen werden) konfrontiert sind als es früher der Fall war.

Schulische Bildung

FAMILIENWISSENSCHAFTLICHE FORSCHUNGSSTELLE IM STATISTISCHEN LANDESAMT BADEN-WÜRTTEMBERG 111

Offensichtlich findet in ausländischen Familien trotz längerer Verweildauer in

Deutschland keine ausreichende Sprachpraxis statt bzw. besteht nach wie vor eine

Distanz zu schulischen Fragen insgesamt, die sich insbesondere in einer unzurei-

chenden Unterstützung schulischer Anliegen niederschlägt. Darüber hinaus ist fest-

zuhalten, dass der entscheidende Faktor für schulischen Erfolg eine ausreichende

Sprachkompetenz ist. Dies betrifft in gleichem Maße deutsche wie ausländische

Schülerinnen und Schüler.

Bezüglich der räumlichen Verteilung ausländischer Schüler zeigt sich die gleiche Ver-

teilung wie bei der Bevölkerung insgesamt: Während in der Landeshauptstadt Stutt-

gart im Schuljahr 2000/01 (Stand: 11.10.2000) nahezu 30 % aller Schüler an allge-

mein bildenden Schulen nicht die deutsche Staatsangehörigkeit besaßen (Mann-

heim: 25 %, Heilbronn: 21 %), stammten im Main-Tauber-Kreis und im Landkreis Bi-

berach lediglich 5 % der Schüler aus ausländischen Familien.52

Wenn man die Schulabschlüsse ausländischer Schüler in Baden-Württemberg be-

trachtet, so spiegelt sich darin deren im Vergleich zu deutschen Schülern unter-

schiedliche Verteilung auf die einzelnen Schularten wider (siehe Abbildung 4-2). So

erwarben deutsche Schüler im Land im Jahre 2000 anteilig ca. dreimal häufiger das

Abitur (24 % aller Abgänge) als ausländische Schüler (8 %). Einen mittleren Bil-

dungsabschluss erreichte bei den ausländischen Schülern gut jeder Vierte, bei den

deutschen Schülern waren es mehr als 36 %. Nahezu jeder zweite ausländische

Schüler, der in Baden-Württemberg im Jahr 2000 aus einer allgemein bildenden oder

beruflichen Schule abging, erwarb den Hauptschulabschluss, wohingegen dieser An-

teil bei deutschen Schülern unter 30 % lag. Ohne Hauptschulabschluss blieben bei

den ausländischen Schülern 15 %, bei den deutschen Schülern waren es hingegen

nur 6 %.

52 Statistisches Landesamt Baden-Württemberg 2002: 124 - 125

Bildung und Ausbildung bei Migrantenfamilien in Baden-Württemberg

112 FAMILIENWISSENSCHAFTLICHE FORSCHUNGSSTELLE IM STATISTISCHEN LANDESAMT BADEN-WÜRTTEMBERG

Abbildung 4-2: Abgänge ausländischer und deutscher Schüler aus allgemein bildenden und beruflichen Schulen in Baden-Württemberg 2000 nach Abschlussarten

Abgänge ausländischer Schüler

3,2

25,2

48,3

14,98,4

Ohne Hauptschulabschluss

Mit Hauptschulabschluss

Mittlerer Abschluss

Fachhochschulreife

Hochschulreife

Abgänge deutscher Schüler

23,96,1

29,3

36,2

4,5

Ohne Hauptschulabschluss

Mit Hauptschulabschluss

Mittlerer Abschluss

Fachhochschulreife

Hochschulreife

Ohne Hauptschulabschluss: nur allgemein bildende Schulen. Mittlerer Abschluss und Hochschulreife: die ausländischen Schul-abgänger aus Abendrealschulen, Abendgymnasien und Kollegs sowie aus Berufsschulen mit "9+3" werden nicht erfasst.

Quelle: Wörner 2001: 523; eigene Berechnungen.

Familienwissenschaftliche Forschungsstelle im Statistischen Landesamt Baden-Württemberg

Schulische Bildung

FAMILIENWISSENSCHAFTLICHE FORSCHUNGSSTELLE IM STATISTISCHEN LANDESAMT BADEN-WÜRTTEMBERG 113

4.1.2 Ausländische Schüler nach Staatsangehörigkeit

Im Jahre 2000 waren in Baden-Württemberg 9 von 10 ausländischen Schülern Euro-

päer, während auf Bundesebene lediglich 82 % der ausländischen Schüler aus euro-

päischen Staaten kamen. Dies bedeutet im Umkehrschluss, dass der Anteil auslän-

discher Schüler mit außereuropäischen Staatsangehörigkeiten in Baden-

Württemberg mit rund 10 % nur gut halb so groß war wie in ganz Deutschland.53

Während bundesweit im Jahr 2000 17 % der ausländischen Schüler aus EU-Ländern

stammten, war deren Anteil in Baden-Württemberg mit 27 % deutlich höher, was ins-

besondere darauf zurückzuführen ist, dass in Baden-Württemberg die italienische

Bevölkerungsgruppe besonders stark vertreten ist. Beträgt der Anteil der italieni-

schen Schüler an allen ausländischen Schülern bundesweit 8 %, so sind es in Ba-

den-Württemberg anteilig mit 16 % doppelt so viele. Auch der Anteil ausländischer

Schüler mit griechischer Staatsbürgerschaft, der in der gesamten Bundesrepublik bei

4 % liegt, ist im Land Baden-Württemberg mit 6 % deutlich höher. Darüber hinaus

sind auch Schüler mit Staatsangehörigkeiten der Nachfolgestaaten des früheren Ju-

goslawiens in Baden-Württemberg (17 %) stärker vertreten als im Bundesdurch-

schnitt (13 %).

Weitgehend entsprechend der allgemeinen Bevölkerungsentwicklung war die Zu-

sammensetzung der ausländischen Schülerschaft in Baden-Württemberg nach

Staatsangehörigkeiten zwischen Anfang der 70er und Anfang der 80er Jahre deutli-

chen Veränderungen unterworfen. In den letzten 20 Jahren allerdings haben sich im

Vergleich dazu nur noch moderate Verschiebungen ergeben. Eine Ausnahme bilden

hier die Schüler mit griechischer Staatsangehörigkeit, deren Anteil an allen ausländi-

schen Schülern seit Beginn der 80er Jahre um ca. die Hälfte von mehr als 10 % auf

rund 5 % zurückging (nachdem er bereits in den 70er Jahren deutlich zurückgegan-

gen war). Der Anteil der Schüler mit italienischer Staatsangehörigkeit unter den aus-

ländischen schulpflichtigen Kindern und Jugendlichen ist in den letzten beiden Jahr-

zehnten geringfügig auf rund 15 % zurückgegangen (nachdem auch hier in den 70er

Jahren ein deutlicher Rückgang zu verzeichnen war). Demgegenüber hat sich der

53 Kultusministerkonferenz 2002: 17 - 19

Bildung und Ausbildung bei Migrantenfamilien in Baden-Württemberg

114 FAMILIENWISSENSCHAFTLICHE FORSCHUNGSSTELLE IM STATISTISCHEN LANDESAMT BADEN-WÜRTTEMBERG

Anteil der Schüler mit Staatsangehörigkeiten der Nachfolgestaaten des ehemaligen

Jugoslawiens in den letzten 20 Jahren geringfügig erhöht. Der Anteil von Schülern

mit türkischer Staatsangehörigkeit schließlich ist im gleichen Zeitraum mit rund 40 %

nahezu konstant geblieben (nachdem diese Bevölkerungsgruppe und damit auch

Schülerschaft von Anfang der 70er bis Anfang der 80er Jahre einen sehr dynami-

schen Zuwachs verzeichnen konnte).

4.1.3 Die Bildungsbeteiligung der einzelnen Staatsangehörigkeitsgruppen un-ter den ausländischen Schülern Baden-Württembergs im Vergleich

Die einzelnen Staatsangehörigkeitsgruppen unter den ausländischen Schülern Ba-

den-Württembergs weisen deutliche Unterschiede in ihren Verteilungen auf die ver-

schiedenen Schularten/-typen auf. Dies gilt sowohl hinsichtlich des Sonderschulbe-

suchs als auch was den Besuch weiterführender Schulen (Sekundarbereich) anbe-

trifft. Im Sonderschulbereich sind es insbesondere italienische, portugiesische und

vor allem jugoslawische Kinder und Jugendliche, die die Sonderschulen im Vergleich

zum Durchschnitt aller ausländischen Schüler häufiger besuchen. Bei den weiterfüh-

renden Schulen ergibt sich folgendes Bild:

4.1.3.1 Besuch weiterführender Schulen (Sekundarbereich) bei den einzelnen Nationalitätengruppen aus den ehemaligen Anwerbeländern

Was den Besuch weiterführender Schulen im Sekundarbereich anbetrifft, so lassen

sich hier unter den Staatsangehörigkeitsgruppen, welche den ehemaligen Anwerbe-

ländern (bzw. im Falle Jugoslawiens ihren Nachfolgestaaten) zuzurechnen sind, ganz

eindeutig zwei unterschiedliche Gruppen identifizieren, die starke Differenzen in der

Bildungsbeteiligung aufweisen.

Schüler mit türkischer, italienischer, jugoslawischer und portugiesischer Staatsange-

hörigkeit bilden zusammen die erste Gruppe, welche durch eine geringere Bildungs-

beteiligung verglichen mit deutschen Schülern, aber auch Schülern anderer auslän-

discher Staatsangehörigkeiten, zu kennzeichnen sind. Da hierunter die drei zahlen-

mäßig stärksten Bevölkerungs- bzw. Schülergruppen vertreten sind, umfasste diese

Schulische Bildung

FAMILIENWISSENSCHAFTLICHE FORSCHUNGSSTELLE IM STATISTISCHEN LANDESAMT BADEN-WÜRTTEMBERG 115

Gruppe im Schuljahr 2002/03 in Baden-Württemberg rund 65 % aller ausländischen

Schüler im Sekundarbereich.

Den Schülern mit türkischer, italienischer, jugoslawischer und portugiesischer

Staatsangehörigkeit ist Folgendes gemeinsam: Sie besuchten mit einem Anteil von

jeweils knapp 70 % (im Falle der Jugoslawen sogar mit einem Anteil von mehr als

75 %) häufiger die Hauptschule verglichen mit der Gesamtheit der ausländischen

Schüler im Sekundarbereich, von denen lediglich rund 62 % die Hauptschule be-

suchten. Demgegenüber weisen sie einen Gymnasiastenanteil von durchgehend je-

weils unter 10 % auf, während rund 15 % aller ausländischen Schüler im Sekundar-

bereich auf das Gymnasium gingen. Der Anteil der Realschüler liegt mit jeweils rund

20 % auf dem Durchschnittsniveau aller ausländischen Sekundarstufenschüler, mit

Ausnahme der jugoslawischen Schülergruppe, die lediglich einen Realschüleranteil

von 16 % aufweist (Tabelle 4-2).

Wie bereits beim Sonderschulbesuch festgestellt, stellt sich die Situation der jugos-

lawischen Staatsangehörigkeitsgruppe als besonders auffällig dar. Die Jugoslawen

weisen eindeutig den höchsten Hauptschüleranteil und den niedrigsten Realschüler-

anteil auf. Die zahlenmäßigen Übereinstimmungen zwischen türkischen, italienischen

und portugiesischen Schülern und Schülerinnen, was ihre Verteilung auf die unter-

schiedlichen Schularten im Sekundarbereich anbetrifft, sind frappierend.

Eine zweite, davon deutlich unterscheidbare Gruppe bilden Schüler mit griechischer,

spanischer und kroatischer Staatsangehörigkeit, im Prinzip wären auch die sloweni-

schen Schüler zu dieser Gruppe zu zählen, aufgrund ihrer sehr geringen Zahl (von

insgesamt nur 377 im Land bzw. 230 im Sekundarbereich) fehlt für entsprechende

Interpretationen jedoch eine ausreichende zahlenmäßige Basis.

Diese Gruppe ist dadurch gekennzeichnet, dass ihre Bildungsbeteiligung (im Sekun-

darbereich) zwar immer noch deutliche Unterschiede aufweist zu der der deutschen

Schüler, allerdings sind diese Differenzen weitaus geringer als bei der ersten Grup-

pe. Entsprechend ist der Anteil von Realschülern und Gymnasiasten in dieser Grup-

pe weitaus höher und der Anteil von Hauptschülern deutlich niedriger als in der

Gruppe der Schüler mit türkischer, italienischer, jugoslawischer und portugiesischer

Bildung und Ausbildung bei Migrantenfamilien in Baden-Württemberg

116 FAMILIENWISSENSCHAFTLICHE FORSCHUNGSSTELLE IM STATISTISCHEN LANDESAMT BADEN-WÜRTTEMBERG

Staatsangehörigkeit. Diese zweite Gruppe umfasste im Schuljahr 2002/03 in Baden-

Württemberg 11 % aller ausländischen Schüler im Sekundarbereich.

Von den griechischen Schülern im Sekundarbereich besuchte nur rund jeder zweite

die Hauptschule, 28 % die Realschule und 22 % das Gymnasium, das sind anteilig

mehr als doppelt so viele Schüler wie unter den türkischen, italienischen, jugoslawi-

schen und portugiesischen Schülern. Die spanischen Schüler wiesen bei einem ähn-

lichen Anteil von Realschülern einen noch höheren Gymnasiastenanteil auf. Hier be-

suchte gut jeder vierte Schüler das Gymnasium und nur 42 % die Hauptschule. Unter

den kroatischen Schülern im Sekundarbereich waren es schließlich sogar rund 28 %,

die das Gymnasium besuchten, 31 % gingen auf die Realschule und 40 % besuchten

die Hauptschule.

Während also jeweils nur knapp 30 % der türkischen, italienischen und portugiesi-

schen Schülerinnen und Schüler im Land im Sekundarbereich eine Realschule oder

ein Gymnasium besuchten (bei den jugoslawischen Schülern waren es sogar noch

weniger), waren es bei den griechischen Schülern 50 %, bei den spanischen Schü-

lern 56 % und bei den kroatischen Schülern rund 60 %. Zum Vergleich: bei den deut-

schen Schülerinnen und Schülern besuchten ca. 74 % eine Realschule oder ein

Gymnasium.

Entsprechend war der Hauptschüleranteil im Sekundarbereich im Schuljahr 2002/03

in Baden-Württemberg mit knapp 70 % bei türkischen, italienischen und portugiesi-

schen Schülern bzw. mit mehr als 75 % bei jugoslawischen Schülern rund dreimal so

hoch wie bei deutschen Schülern mit 23 % (Abbildung 4-3).

.

Schulische Bildung

FAMILIENWISSENSCHAFTLICHE FORSCHUNGSSTELLE IM STATISTISCHEN LANDESAMT BADEN-WÜRTTEMBERG 117

Tabelle 4-2: Verteilung der Schüler auf die Schularten des Sekundarbereichs innerhalb der einzelnen Staatsangehörigkeiten in Baden-Württemberg am 09. Oktober 2002 (bei ausländischen Schülern ohne private Hauptschulen)

(Öffentliche) Hauptschulen 1) Realschulen Gymnasien Realschulen +

Gymnasien Sonstige 2)

in % Jugoslawen 75,1 Jugoslawen 15,8 Jugoslawen 8,5 Jugoslawen 24,3 Jugoslawen 0,6 Portugiesen 69,6 Türken 20,3 Türken 9,2 Türken 29,5 Portugiesen 0,8 Türken 69,5 Portugiesen 20,1 Italiener 9,3 Portugiesen 30,2 Italiener 0,8 Italiener 68,5 Italiener 21,4 Portugiesen 10,1 Italiener 30,7 Kroaten 0,9 Griechen 49,4 Griechen 27,5 Griechen 22,1 Griechen 49,6 Slowenen 0,9 Spanier 42,2 Spanier 28,8 Spanier 27,3 Spanier 56,1 Türken 1,0 Kroaten 40,1 Kroaten 31,2 Kroaten 27,8 Kroaten 59,0 Griechen 1,0 Slowenen 38,7 Slowenen 31,3 Slowenen 29,1 Slowenen 60,4 Spanier 1,7 Ausländer 62,2 Ausländer 20,7 Ausländer 15,4 Ausländer 36,1 Ausländer 1,7 Deutsche 23,1 Deutsche 31,9 Deutsche 41,6 Deutsche 73,5 Deutsche 3,4

1) Bei den ausländischen Schülern nur Schüler an öffentlichen Hauptschulen (bei den Deutschen auch an privaten). 2) Freie Waldorfschulen und integrierte Orientierungsstufen (einschließlich Schulen besonderer Art mit gymnasialer Oberstufe)

Quelle: Bildungsstatistik

Familienwissenschaftliche Forschungsstelle im Statistischen Landesamt Baden-Württemberg

Abbildung 4-3: Verteilung der Schüler auf die Schularten des Sekundarbereichs innerhalb der einzelnen Staatsangehörigkeiten in Baden-Württemberg am 09. Oktober 2002 (bei ausländischen Schülern ohne private Hauptschulen)

Quelle: Bildungsstatistik

Familienwissenschaftliche Forschungsstelle im Statistischen Landesamt Baden-Württemberg

0%

20%

40%

60%

80%

100%

Jugo

slaw

en

Türk

en

Por

tugi

esen

Italie

ner

Grie

chen

Spa

nier

Kro

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Aus

länd

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Deu

tsch

e

Sonstige

Gymnasien

Realschulen

ÖffentlicheHauptschulen

Bildung und Ausbildung bei Migrantenfamilien in Baden-Württemberg

118 FAMILIENWISSENSCHAFTLICHE FORSCHUNGSSTELLE IM STATISTISCHEN LANDESAMT BADEN-WÜRTTEMBERG

4.1.3.2 Bildungsbeteiligung der übrigen Nationalitätengruppen (welche nicht den Anwerbeländern zuzurechnen sind)

Im Gegensatz zu den ausländischen Hauptbevölkerungs- bzw. Schülergruppen in

Baden-Württemberg lässt sich für Schüler aus anderen EU-Staaten kein Bildungs-

rückstand im Vergleich zu deutschen Schülern feststellen (Tabelle 9-14 im Anhang) –

im Gegenteil: Baden-württembergische Schüler im Sekundarbereich aus anderen

EU-Staaten als Griechenland, Italien, Portugal und Spanien weisen mit 54 % einen

deutlich höheren Gymnasiastenanteil auf als deutsche Schüler (und interessanter-

weise mit 9 % einen 3-fach höheren Anteil an Waldorfschülern als die Deutschen).

Und auch der Anteil von Schülerinnen und Schülern in Sonderschulen ist bei dieser

Gruppe geringer als bei deutschen Schülern (Tabelle 9-12 im Anhang). Aus diesen

Verteilungswerten lässt sich schließen, dass sich die Schüler aus anderen EU-

Staaten (als Griechenland, Italien, Portugal und Spanien) vorwiegend aus der (geho-

benen) Mittelschicht bis Oberschicht rekrutieren, deren Eltern überproportional häufig

über sehr gute hochqualifizierte Berufe verfügen (mittlere und höhere Angestellte,

Selbstständige etc.) und Teil einer transnational orientierten europäischen „Beschäf-

tigungs- und Erwerbselite“ sind.

Für Schüler aus Polen und anderen europäischen (nicht EU, nicht Türkei, nicht ehe-

maliges Jugoslawien) und außer-europäischen Ländern zeigt sich ein deutlich gerin-

gerer Bildungsrückstand als für die oben betrachteten (südeuropäischen) Hauptnati-

onalitätsgruppen unter den ausländischen Schülern in Baden-Württemberg (siehe

Tabelle 9-14 im Anhang).

4.1.3.3 Vergleichende Zusammenfassung und Bewertung der unterschiedli-chen Bildungsbeteiligungen der einzelnen Staatsangehörigkeitsgrup-pen

Zusammenfassend kann also festgehalten werden, dass Kinder und Jugendliche aus

türkischen, italienischen und jugoslawischen Familien zu den zahlenmäßig stärksten

Schülergruppen gehören und zusammen mit der kleineren Gruppe aus portugiesi-

schen Schülern die größten Defizite in der Schulbildung aufweisen. Im Vergleich zu

deutschen aber auch zu anderen ausländischen Schülern partizipieren sie nur sehr

Schulische Bildung

FAMILIENWISSENSCHAFTLICHE FORSCHUNGSSTELLE IM STATISTISCHEN LANDESAMT BADEN-WÜRTTEMBERG 119

unzureichend an den Chancen und Möglichkeiten des baden-württembergischen all-

gemein bildenden Schulsystems.54 Besonders schlecht stellt sich die Situation für

jugoslawische Kinder und Jugendliche dar: ein auffallend hoher Anteil an Schülerin-

nen und Schülern in Sonderschulen und sehr geringe Anteile an Realschülern und

Gymnasiasten sprechen hier eine deutliche Sprache. Türkische, italienische und por-

tugiesische Schüler bilden in ihrer Verteilung auf die verschiedenen Schularten eine

weitgehend homogene Gruppe, bei der vor allem ein sehr niedriger Gymnasiastenan-

teil auffällt. Als einzige Ausnahme vom gemeinsamen Verteilungsmuster ist der Anteil

der Schüler in Sonderschulen bei den türkischen Schülern geringer als bei den italie-

nischen und portugiesischen Schülern. Wobei sich allerdings die Frage stellt, ob der

niedrigere Anteil Ausdruck einer geringeren Fördernotwendigkeit oder nicht vielmehr

Fördererkenntnis und -bereitschaft (sei es auf Seiten der Lehrkräfte oder der Eltern)

ist.

Die viert- und fünftgrößte Nationalitätengruppe unter den ausländischen Schülern

Baden-Württembergs, Griechen und Kroaten sowie die kleinere Gruppe der Spanier,

weisen hingegen eine deutlich günstigere Bildungsbeteiligung auf. Kennzeichnend

sind hier deutlich höhere Anteile an Realschülern und Gymnasiasten sowie deutlich

geringere Anteile an Schülerinnen und Schülern in Sonderschulen (abgesehen von

den Spaniern, die sich hier auf mittlerem Niveau bewegen) im Vergleich zur obigen

Gruppe. Die kroatischen Schüler ähneln in ihrer Verteilung auf die verschiedenen

Schularten sogar weitgehend den deutschen Schülern.

Diese Ergebnisse sind in mehrerlei Hinsicht überraschend. Zunächst fallen die Un-

terschiede zwischen italienischen (und portugiesischen) Schülern auf der einen Seite

und griechischen (und spanischen) Schülern auf der anderen Seite ins Auge, handelt

es sich dabei doch in allen Fällen um südeuropäische EU-Staaten mit eher begrenz-

ten kulturellen Unterschieden zur deutschen Gesellschaft.

54 Dies wird auch durch die folgenden Zahlen deutlich: Während türkische, italienische und jugosla-wische Schüler mit 65 % knapp zwei Drittel aller ausländischen Schüler an allgemein bildenden Schulen in Baden-Württemberg am 09. Oktober 2002 ausmachten, betrug ihr Anteil zusammen an Sonderschulen 73 % und an Gymnasien nur 38 % (Tabelle 9-11 im Anhang).

Bildung und Ausbildung bei Migrantenfamilien in Baden-Württemberg

120 FAMILIENWISSENSCHAFTLICHE FORSCHUNGSSTELLE IM STATISTISCHEN LANDESAMT BADEN-WÜRTTEMBERG

Dass der Bildungserfolg von italienischen (und portugiesischen) Kindern und Jugend-

lichen in Baden-Württemberg deutlich geringer ausfällt als der ihrer griechischen (und

spanischen) Schulkameraden und -kameradinnen ist deshalb zunächst nicht unbe-

dingt zu erwarten. Auch würde man vermuten, dass sich für türkische Kinder und Ju-

gendliche die Situation im deutschen Schulsystem schwieriger darstellt als für ihre

italienischen Altersgenossen aufgrund von größeren kulturellen, politischen und reli-

giösen Barrieren, die es zu überwinden gilt. Der höhere Anteil an Schülern in Son-

derschulen unter italienischen als unter türkischen Schülern weist jedoch anschei-

nend in eine andere Richtung, wobei die niedrigere Sonderschulbesuchsquote bei

türkischen Schülern nicht vorschnell mit einem nicht vorhandenen Förderbedarf

gleichgesetzt werden sollte.

Eine weitere auffallende Differenz zeigt sich zwischen kroatischen und jugoslawi-

schen Schülern. Während die ersteren hinsichtlich des Bildungserfolges unter den

ausländischen Schülern Baden-Württembergs eindeutig die „Spitze“ der (zahlenmä-

ßig relevanten) Nationalitätengruppen bilden, markieren letztere ebenso eindeutig

das „Schlusslicht“.

In den unterschiedlichen Bildungserfolgen von ausländischen Schülern vor allem aus

Italien, dem ehemaligen Jugoslawien und der Türkei auf der einen Seite und dem

von ausländischen Kindern und Jugendlichen aus anderen zahlenmäßig geringer

vertretenen Ländern, und hier insbesondere aus den mittel- und nordeuropäischen

Ländern (siehe Kapitel 4.1.3.2) auf der anderen Seite, spiegelt sich auch die bun-

desdeutsche und baden-württembergische Migrationsgeschichte insgesamt wider.

Die erste Ländergruppe, für die eine deutlich ungünstigere Bildungsbeteiligung fest-

zustellen ist, setzt sich aus den klassischen Gastarbeiter-Anwerbeländern zusam-

men. Die Eltern oder Großeltern dieser Schüler sind häufig bereits in den 60er oder

70er Jahren nach Baden-Württemberg gekommen und gehören sozialstrukturell vor

allem zur Arbeiterschicht. Eine gewisse Distanz zum deutschen – mittelschichts-

zentrierten55 – Bildungssystem muss nicht auf die ausländische Herkunft, sondern

kann auf den schichtspezifischen Kontext zurückgehen.

55 Voß 2001

Schulische Bildung

FAMILIENWISSENSCHAFTLICHE FORSCHUNGSSTELLE IM STATISTISCHEN LANDESAMT BADEN-WÜRTTEMBERG 121

Gleichwohl besteht weitergehender Erklärungsbedarf für die aufgezeigten Differen-

zen in der Bildungsbeteiligung erstens zwischen Italienern (und Portugiesen) auf der

einen Seite und Griechen (und Spaniern) auf der anderen Seite, sowie zweitens für

die extremen Unterschiede im Bildungserfolg zwischen Jugoslawen und Kroaten. Bei

letzteren müsste man näher untersuchen, wie die sozialstrukturelle Zusammenset-

zung der Migranten jeweils aussieht und inwiefern sie sich möglicherweise unter-

scheidet. Entsprechend müsste auch die Geschichte und der Hintergrund der Migra-

tion dieser beiden Gruppen im Kontext des zerfallenen Ex-Jugoslawien, ihre Erfah-

rungen von Bürgerkrieg, Vertreibung, Flucht, Entwurzelung, Traumatisierung etc. in

die Betrachtung einbezogen werden.

Die auffallenden Schullaufbahnprobleme italienischer Kinder und Jugendlicher in Ba-

den-Württemberg, die sich in einem deutlich geringeren Anteil an Realschülern und

Gymnasiasten im Vergleich zu den griechischen Schülern und einem höheren Anteil

an Schülern in Sonderschulen im Vergleich zu den türkischen Schülern dokumentie-

ren, scheinen klärungsbedürftig, nachdem die italienischen Schüler in Baden-

Württemberg besonders stark vertreten sind und bislang als besonders gut integriert

galten.

4.1.4 Die Bildungsbeteiligung ausländischer Schüler in Baden-Württemberg im Vergleich zur (übrigen) Bundesrepublik Deutschland

4.1.4.1 Besuch weiterführender Schulen (Sekundarbereich)

In Baden-Württemberg besuchten im Schuljahr 2000/01 62 % der ausländischen

Schüler im Sekundarbereich die Hauptschule und damit weitaus häufiger als in der

übrigen Bundesrepublik (37 %) (Tabelle 9-15 im Anhang). Dies hängt zu einem we-

sentlichen Teil mit der besonderen Struktur des Schulwesens in Baden-Württemberg

zusammen. In anderen Bundesländern wird das Bild durch die Gesamtschulen er-

heblich beeinflusst. Gleichwohl lässt sich feststellen, dass sich das generelle Phä-

nomen eines zahlenmäßig stärker ausgeprägten Hauptschulbesuches in Baden-

Bildung und Ausbildung bei Migrantenfamilien in Baden-Württemberg

122 FAMILIENWISSENSCHAFTLICHE FORSCHUNGSSTELLE IM STATISTISCHEN LANDESAMT BADEN-WÜRTTEMBERG

Württemberg im Vergleich zur übrigen Bundesrepublik bei ausländischen Schülern

im Sekundarbereich deutlich stärker zeigt als bei deutschen Schülern.

Während von den deutschen Schülern in Baden-Württemberg vor allem ein höherer

Anteil die Realschulen besucht (Baden-Württemberg: 32 %, übrige Bundesrepublik:

20 %), „weichen“ die ausländischen Schüler50 im Land auf die Hauptschule aus. Die

Realschule „profitiert“ bei den ausländischen Schülern hingegen nur moderat vom

eingeschränkteren Angebot an Schularten. Während in der übrigen Bundesrepublik

17 % der ausländischen Schüler im Sekundarbereich die Realschule besuchen, sind

es in Baden-Württemberg 20 %. Allerdings scheint dies auf „Kosten“ des Gymnasial-

besuchs von ausländischen Kindern und Jugendlichen im Land zu gehen. Im Süd-

weststaat besuchen nur 16 % der ausländischen Schüler im Sekundarbereich das

Gymnasium, in der übrigen Bundesrepublik sind es hingegen 20 %. Dies kontrastiert

mit den Zahlen für die Schüler mit deutscher Staatsbürgerschaft im Sekundarbereich,

von denen in Baden-Württemberg im Schuljahr 2000/01 41 % aufs Gymnasium gin-

gen im Vergleich zu lediglich 38 % im übrigen Bundesgebiet.

Möglicherweise bestehen für ausländische Schüler gewisse strukturelle Barrieren für

eine schulische Höherqualifikation. Allerdings muss hier auch berücksichtigt werden,

dass in der ausländischen Bevölkerung und Schülerschaft Baden-Württembergs die-

jenigen Nationalitätengruppen überproportional (im Vergleich zur übrigen Bundesre-

publik) vertreten sind, die höhere Schulen tendenziell seltener besuchen.

Zu berücksichtigen ist zudem, dass das Schulwesen in Baden-Württemberg über

eine weitreichende Durchlässigkeit verfügt, wodurch im Anschluss an die Sekundar-

stufe I insbesondere durch die beruflichen Schulen (Berufskolleg, Fachschulen, Be-

rufsoberschulen und berufliche Gymnasien) höhere Bildungsabschlüsse (Fachhoch-

schulreife, allgemeine Hochschulreife) erzielt werden können. Damit stehen ebenso

Hauptschulabsolventen wie auch Realschulabsolventen weitere Bildungsoptionen

offen. Bildungsentscheidungen am Ende der Primarstufe sind somit in Baden-

Württemberg keine irreversiblen Entscheidungen über Bildungsabschlüsse.

Schulische Bildung

FAMILIENWISSENSCHAFTLICHE FORSCHUNGSSTELLE IM STATISTISCHEN LANDESAMT BADEN-WÜRTTEMBERG 123

4.1.4.2 Sonderschulbesuch

Baden-Württemberg weist neben Niedersachsen und dem Saarland unter allen Bun-

desländern die stärksten Unterschiede zwischen deutschen und ausländischen

Schülern hinsichtlich der Häufigkeit des Sonderschulbesuchs mit dem Förderschwer-

punkt Lernen auf. So ist der Anteil an Schülern in Sonderschulen mit dem Förder-

schwerpunkt Lernen unter allen ausländischen Schülern50 im Land mit 5,4 % 3,6-mal

so hoch wie unter den deutschen Schülern (1,5 %). In der übrigen Bundesrepublik ist

hier die Differenz mit 4,2 % versus 2,2 % weitaus geringer (siehe Tabelle 9-16 im

Anhang). Dies ist teilweise auf die Zusammensetzung der ausländischen Schüler

nach Staatsangehörigkeiten zurückzuführen, da in Baden-Württemberg die Schüler

aus den Staaten, die einen (auch bundesweit) besonders hohen Sonderschulbe-

suchsanteil aufweisen, überproportional vertreten sind.56 Hinzu kommt, dass die aus-

ländischen Schüler der betreffenden Staatsangehörigkeiten in Baden-Württemberg

auch tatsächlich anteilig häufiger die Sonderschulen besuchen als ihre Landsleute im

übrigen Bundesgebiet. Zu sehen ist dabei auch, dass in Baden-Württemberg anteilig

mehr Schüler einen Schulabschluss erwerben als in der übrigen Bundesrepublik:

Während im übrigen Bundesgebiet über 16 % der ausländischen Schulabsolventen

des Jahres 2000 ohne Hauptschulabschluss blieben, waren es in Baden-

Württemberg lediglich knapp 15 %.

Allerdings sind die Unterschiede im Schulabgangsverhalten (Art des Schulabschlus-

ses) zwischen deutschen und ausländischen Schülern in Baden-Württemberg (neben

Bayern, Hessen und Berlin) mit am größten. Ausländische Schüler in anderen Bun-

desländern erwerben häufiger mittlere und höhere Schulabschlüsse als in Baden-

Württemberg. Während im Land nur 37 % der ausländischen Schulabsolventen des

Jahres 2000 einen Realschulabschluss erwerben konnten, waren es in der übrigen

Bundesrepublik 48 %.

56 Kultusministerkonferenz 2002: 44

Bildung und Ausbildung bei Migrantenfamilien in Baden-Württemberg

124 FAMILIENWISSENSCHAFTLICHE FORSCHUNGSSTELLE IM STATISTISCHEN LANDESAMT BADEN-WÜRTTEMBERG

4.2 Exkurs: Ergebnisse der Studie PISA 2000 zur schulischen Situation von Kindern und Jugendlichen aus Migrantenfamilien

Die internationale PISA57-Vergleichsstudie der OECD, in der die Basiskompetenzen

von Schülerinnen und Schülern aus verschiedenen Ländern miteinander verglichen

wurden, hat gerade in Deutschland viel Aufmerksamkeit erregt und wird in der aktuel-

len Bildungsdiskussion immer wieder als Referenzgrundlage herangezogen.

Für den vorliegenden Bericht ist die PISA-Studie vor allem deshalb von großem Inte-

resse, da in ihrem Rahmen auf die schulische Situation und die Leistungsergebnisse

von Schülern mit Migrationshintergrund gesondert eingegangen wurde, und dabei

wurden in breiter Form auch die Unterschiede zwischen den einzelnen Bundeslän-

dern der Bundesrepublik Deutschland untersucht.

Hier sollen die wesentlichen Ergebnisse dieser Studie zur schulischen Situation und

zum Leistungsstand von Schülern aus Migrantenfamilien vor allem im Hinblick auf

Baden-Württemberg – auch im Vergleich zu anderen Bundesländern – dargestellt

und auf Basis dieser Daten auch eigene Schlussfolgerungen angestellt werden. Wie

schneiden in der PISA-Studie baden-württembergische Schüler mit und ohne Migra-

tionshintergrund im Vergleich zueinander ab? Haben Schüler aus Migrantenfamilien

in Baden-Württemberg einen höheren oder niedrigeren Leistungsstand als in ande-

ren Bundesländern?

Die PISA-Studie stellte für Deutschland generell einen ausgeprägten Zusammen-

hang zwischen Sozialschichtzugehörigkeit und der Bildungsbeteilung, d.h. der be-

suchten Schulform in der Sekundarstufe, fest. Soziale Disparitäten zeigen sich da-

nach vor allem beim Gymnasialbesuch auf der einen und beim Hauptschulbesuch

auf der anderen Seite.58 Der Zusammenhang von sozialer Herkunft und erworbener

Kompetenzen wird dabei als ein kumulativer Entwicklungsprozess eingeschätzt, „der

57 PISA = Programme for International Student Assessment; die Ausführungen stützen sich auf folgende Veröffentlichungen: Deutsches PISA-Konsortium 2001(a), Deutsches PISA-Konsortium 2001(b), Deutsches PISA-Konsortium 2002

58 Deutsches PISA-Konsortium 2001(a): 35

Exkurs: Ergebnisse der Studie PISA 2000 zur schulischen Situation von Kindern und Jugendlichen aus Migrantenfamilien

FAMILIENWISSENSCHAFTLICHE FORSCHUNGSSTELLE IM STATISTISCHEN LANDESAMT BADEN-WÜRTTEMBERG 125

lange vor der Grundschule beginnt und an Übergangsstellen des Bildungssystems

verstärkt wird“.59

Hinsichtlich der Bildungsbeteiligung von Kindern aus Migrantenfamilien wurde Fol-

gendes festgestellt:60

– Es lässt sich ein struktureller Unterschied zwischen Jugendlichen aus deutschen

und bi-nationalen Familien (bei denen beide bzw. ein Elternteil in Deutschland

geboren wurde) auf der einen Seite und Jugendlichen, bei denen kein Elternteil in

Deutschland geboren wurde, auf der anderen Seite, erkennen. Kinder aus reinen

Zuwandererfamilien (beide Eltern nach Deutschland zugewandert) weisen eine

Bildungsbeteiligung auf, wie sie in Deutschland etwa 1970 verbreitet war. (Es

lässt sich also von einer Entwicklung sprechen, die um etwa 30 Jahre versetzt

ist.) Weit überproportional häufig mit einem Anteil von knapp 50% ist hier der

Hauptschulbesuch anzutreffen, der Gymnasialbesuch hingegen ist deutlich unter-

proportional ausgeprägt.61

– „Vertiefte Analysen zeigen, dass sich Unterschiede in den Chancen der Bildungs-

beteiligung verringern, wenn die Sozialschicht der Familien kontrolliert wird. Ver-

gleicht man Jugendliche mit gleicher Lesekompetenz, ist keine Benachteiligung

von Jugendlichen aus Zuwandererfamilien mehr nachweisbar.“

– „Demnach ist weder die soziale Lage noch die kulturelle Distanz als solche primär

für Disparitäten der Bildungsbeteiligung verantwortlich; von entscheidender Be-

deutung ist vielmehr die Beherrschung der deutschen Sprache auf einem dem

jeweiligen Bildungsgang angemessenen Niveau. Für Kinder aus Zuwandererfami-

lien ist die Sprachkompetenz die entscheidende Hürde in ihrer Bildungskarriere.“

– In dem früh differenzierenden gegliederten deutschen Schulsystem, in dem Über-

gangsentscheidungen bereits am Ende der 4. Jahrgangstufe getroffen werden,

59 Deutsches PISA-Konsortium 2001(a): 37 60 Deutsches PISA-Konsortium 2001(a): 38, siehe auch Deutsches PISA-Konsortium 2001(b): 374 61 Auch in der PISA-Studie wird festgestellt, dass „die größte Distanz zu den weiterführenden Bil-

dungsgängen (...) unter den Zuwanderern aus der Türkei und dem ehemaligen Jugoslawien zu erkennen“ ist (Deutsches PISA-Konsortium 2002: 195-199, siehe auch Tabelle 6.7)

Bildung und Ausbildung bei Migrantenfamilien in Baden-Württemberg

126 FAMILIENWISSENSCHAFTLICHE FORSCHUNGSSTELLE IM STATISTISCHEN LANDESAMT BADEN-WÜRTTEMBERG

„ist der Zeitraum, der für verteilungsrelevante Interventionen zur Verfügung steht,

schmal – jedenfalls im Vergleich zu Systemen, die erst später differenzieren. Um-

so wichtiger ist die frühe und früheste Förderung in jenen Kompetenzbereichen,

die für Laufbahnentscheidungen maßgeblich sind.“

Bezüglich des Zusammenhanges von Migration und Kompetenzerwerb wurde fest-

gestellt, dass Jugendliche aus reinen Zuwandererfamilien (beide Eltern im Ausland

geboren) eine signifikant schlechtere Lesekompetenz am Ende der Vollzeitschul-

pflicht aufweisen als Jugendliche aus Familien, in denen beide oder ein Elternteil in

Deutschland geboren wurde. Diese sprachlichen Defizite scheinen sich darüber hin-

aus auch negativ auf den Kompetenzerwerb in Sachfächern auszuwirken62 (siehe

auch Tabelle 9-17 im Anhang).

Baden-Württemberg weist unter den Bundesländern den größten Abstand zwischen

15Jährigen ohne Migrationshintergrund und aus reinen Zuwandererfamilien bezüg-

lich des Bildungsgangs auf. Der Anteil der Jugendlichen aus reinen Migrantenfami-

lien, die Schularten des unteren (oberen) Niveaus besuchen, ist in Baden-

Württemberg um 29 Prozentpunkte höher (niedriger) als der entsprechende Anteil bei

Jugendlichen ohne Migrationshintergrund. In keinem anderen Bundesland ist dieser

Prozentpunkteabstand größer.63

Dieses Ergebnis wird in der PISA-Studie durch einen Vergleich der relativen Chan-

cen von 15Jährigen, einen mittleren und höheren Bildungsgang zu besuchen, in Ab-

hängigkeit vom Migrationsstatus der Familie in den einzelnen Bundesländern unter-

mauert. Danach haben Jugendliche, bei denen beide Elternteile in Deutschland ge-

boren sind, erwartungsgemäß bessere Chancen, eine mittlere und höhere Schulart

zu besuchen, als gleichaltrige Schüler aus reinen Zuwandererfamilien (beide Eltern

im Ausland geboren). Dies gilt für alle Bundesländer, jedoch „sind die Disparitäten

der Bildungsbeteiligung unter den alten Ländern in Niedersachsen mit einer odds

ratio64 von 1,84 am niedrigsten und in Baden-Württemberg mit einem Koeffizienten

62 Deutsches PISA-Konsortium 2001(a): 39 63 Deutsches PISA-Konsortium 2002: 197; eigene Berechnungen 64 Kennwert, der das Verhältnis von Beteiligungschancen angibt.

Exkurs: Ergebnisse der Studie PISA 2000 zur schulischen Situation von Kindern und Jugendlichen aus Migrantenfamilien

FAMILIENWISSENSCHAFTLICHE FORSCHUNGSSTELLE IM STATISTISCHEN LANDESAMT BADEN-WÜRTTEMBERG 127

von 3,28 am höchsten.“65 Berücksichtigt man dagegen die Lesekompetenz der

Schülerinnen und Schüler, so ist in Baden-Württemberg keine signifikante Differenz

hinsichtlich der Bildungsbeteiligung von Jugendlichen mit und ohne Migrationshin-

tergrund feststellbar.

Nach Ergebnissen der nationalen Erweiterungsstudie PISA-E, die weiter differenzie-

rende Aussagen über Stärken und Schwächen des deutschen Bildungssystems ent-

hält, zeigen in Baden-Württemberg Schüler mit Migrationshintergrund sehr gute Leis-

tungen. So belegen bei Spätaussiedlern die Schülerinnen und Schüler in allen drei

Domänen, nämlich Lesekompetenz, Mathematik und Naturwissenschaften den Spit-

zenplatz. Ist bei Schülerinnen und Schülern mit Migrationshintergrund ein Elternteil in

der Türkei geboren, gilt dies auch im Bereich Mathematik (Lesen und Naturwissen-

schaften beanspruchen Rang 2). Wenn beide Eltern im Ausland geboren sind, errei-

chen die Kinder im Lesen den 1. Platz, in Mathematik Rang 2 und in den

Naturwissenschaften Platz 4.

Zusammenfassend ist festzuhalten: Je nach Bundesland liegen die Chancen von

Jugendlichen ohne Migrationshintergrund um rund das Zwei- bis Dreifache höher,

einen mittleren oder höheren Bildungsgang zu besuchen als bei ihren Altersgenos-

sen aus reinen Zuwandererfamilien. Kontrolliert man jedoch die Sozialschicht der

Familien, so ragt Baden-Württemberg, was die Disparitäten in der Bildungsbeteili-

gung anbetrifft, nicht mehr heraus, sondern befindet sich auf dem Niveau von

Deutschland insgesamt.66 Die entscheidenden Erkenntnisse liefert jedoch Folgen-

des: Kontrolliert man die Lesekompetenz der Jugendlichen, ohne die Sozialschicht-

zugehörigkeit zu berücksichtigen, so „ist keine Benachteiligung von Jugendlichen aus

Zuwandererfamilien mehr nachweisbar. Vielmehr zeigt sich eine Tendenz, dass die

Bildungsaspirationen dieser Familien – wenn die Hürden der Verkehrssprache ge-

65 Deutsches PISA-Konsortium 2002: 199 66 Deutsches PISA-Konsortium 2002: 198-199

Bildung und Ausbildung bei Migrantenfamilien in Baden-Württemberg

128 FAMILIENWISSENSCHAFTLICHE FORSCHUNGSSTELLE IM STATISTISCHEN LANDESAMT BADEN-WÜRTTEMBERG

nommen sind – beim Übergang in die weiterführenden Schulen erfolgreicher umge-

setzt werden.“67 Allerdings sind diese Differenzen für Baden-Württemberg und die

meisten anderen Länder nicht statistisch signifikant.

67 Deutsches PISA-Konsortium 2002: 199

4.3 Berufliche Ausbildung

4.3.1 Ausländische Schüler an beruflichen Schulen

Im Schuljahr 2000/01 waren in Baden-Württemberg 13 % aller Schülerinnen und

Schüler an beruflichen Schulen Ausländer. Von den beruflichen Schularten wies da-

bei das Berufsvorbereitungsjahr in Vollzeitform mit 36 % einen besonders hohen

Ausländeranteil auf (Tabelle 9-18 im Anhang). Es soll Jugendliche ohne Ausbil-

dungsvertrag auf eine berufliche Ausbildung vorbereiten. Während nur 2 % der deut-

schen Schülerinnen und Schüler an beruflichen Schulen das Berufsvorbereitungsjahr

besuchten, waren es bei den ausländischen Schülern mit 8 % anteilig fast viermal so

viele. Der hohe Ausländeranteil in dieser Berufsschulart zeigt an, dass es für auslän-

dische Jugendliche schwieriger ist, einen Ausbildungsplatz zu finden. In diesem Zu-

sammenhang stellt die Weiterentwicklung der beruflichen Schulen insbesondere hin-

sichtlich der Schaffung weiterer Bildungsgänge für ausländische Jugendliche eine

attraktive Alternative zur Berufsschule dar. Auch in den Beruflichen Gymnasien und

Fachschulen sind ausländische Jugendliche unterproportional vertreten. Während

von den deutschen Schülern an beruflichen Schulen im Schuljahr 2000/01 10 % Be-

rufliche Gymnasien besuchten, waren es bei den ausländischen Schülern lediglich

6 % (für Fachschulen betrugen die Anteile 5 % bzw. 2 %).

Berufliche Ausbildung

FAMILIENWISSENSCHAFTLICHE FORSCHUNGSSTELLE IM STATISTISCHEN LANDESAMT BADEN-WÜRTTEMBERG 129

4.3.2 Die einzelnen Staatsangehörigkeitsgruppen im Vergleich

Von den jugoslawischen und spanischen Schülerinnen und Schülern an beruflichen

Schulen waren anteilig besonders viele im Berufsvorbereitungsjahr (12 % bzw.

11 %), die türkischen, portugiesischen und italienischen Schüler wiesen hier einen

Anteil auf, der ungefähr dem Durchschnittswert (8 %) aller ausländischen Schüler

dieser Schulart entspricht. Von den griechischen, kroatischen und slowenischen

Schülern waren hingegen anteilig deutlich weniger im Berufsvorbereitungsjahr vertre-

ten. Die Problematik eines fehlenden Ausbildungsplatzes/-vertrages betrifft offen-

sichtlich insbesondere Jugendliche außereuropäischer Herkunft; so besuchten rund

14 % aller Schüler an beruflichen Schulen mit nicht-europäischen Staatsangehörig-

keiten das Berufsvorbereitungsjahr.68 Von den ausländischen Jugendlichen aus den

übrigen EU-Ländern (also nicht Italien, Griechenland, Spanien) besuchte mit rund

4 % hingegen nur ein vergleichsweise geringer Anteil diese Schulart. Hier zeigt sich

wieder ein Muster, das bereits für die allgemein bildenden Schulen sichtbar wurde.

Hinsichtlich des Besuchs beruflicher Gymnasien ist die Streuung zwischen den ein-

zelnen Staatsangehörigkeitsgruppen vergleichsweise gering. Anteilig besuchten zwi-

schen 4 % (bei den italienischen Schülern an beruflichen Schulen) und 7 % (bei den

Kroaten) diese Schulart. Auf anteilig gleichem Niveau mit den deutschen Schülern

bewegen sich hier wiederum die ausländischen Schüler aus den übrigen EU-Staaten

(also nicht Italien, Griechenland, Spanien und Portugal).69

Vergleicht man den Anteil der Berufsschüler, die heute (bzw. im Schuljahr 2000/01)

über einen Ausbildungsvertrag verfügen mit dem Mitte der 80er Jahre (Schuljahr

1985/86), so fallen für einige Nationen deutliche Veränderungen ins Auge. Verfügten

1985/86 lediglich 58 % der türkischen jungen Männer und 33 % der türkischen jun-

gen Frauen an Berufsschulen im Land über einen Ausbildungsvertrag, so betrugen

diese Anteile fünfzehn Jahre später 86 % bzw. 82 % (Tabelle 9-19 im Anhang). Das

heißt, für alle türkischen Jugendlichen und jungen Erwachsenen – vor allem aber für

junge türkische Frauen – haben sich die Ausbildungsperspektiven in den letzten ein-

68 Kultusministerkonferenz 2002: 75 69 Kultusministerkonferenz 2002: 75

Bildung und Ausbildung bei Migrantenfamilien in Baden-Württemberg

130 FAMILIENWISSENSCHAFTLICHE FORSCHUNGSSTELLE IM STATISTISCHEN LANDESAMT BADEN-WÜRTTEMBERG

einhalb Jahrzehnten massiv verbessert, anteilig verfügten im Schuljahr 2000/01 2 ½-

mal mehr junge türkische Berufsschülerinnen in Baden-Württemberg über einen

Ausbildungsplatz als noch 15 Jahre zuvor. Eine vergleichbare Entwicklung, wenn-

gleich von einem höheren Niveau ausgehend, lässt sich für italienische Jugendliche

und junge Erwachsene feststellen: Hatten 1985/86 nur 71 % der italienischen Be-

rufsschüler und 56 % der Berufsschülerinnen einen Ausbildungsvertrag, so waren es

im Schuljahr 2000/01 87 % bzw. 85 %. Ähnliches trifft im übrigen auch auf junge

Griechinnen (jedoch nicht Griechen!) im Land zu, bei denen im gleichen Zeitraum der

Anteil derjenigen Berufsschülerinnen, die einen Ausbildungsvertrag in der Tasche

hatten, von 68 % auf 87 % angestiegen ist. Bei den anderen Nationalitäten bewegten

sich die Anteile der Berufsschüler mit Ausbildungsvertrag hingegen bereits vor 15

Jahren auf dem heutigen Niveau – und das für beide Geschlechter.

Die beschriebenen Entwicklungen haben sich vor allem Ende der 80er und Anfang

der 90er Jahre vollzogen. Dies wird häufig als Beleg dafür gesehen, dass der Integ-

rationsprozess ausländischer Jugendlicher in die (qualifizierten) Arbeitsmärkte in den

90er Jahren ins Stocken geraten ist. Einer differenzierten Analyse70 kann jedoch

entnommen werden, dass diese (unbefriedigende) Entwicklung zu einem großen Teil

auf die Zuwanderungsprozesse in den 90er Jahren zurückzuführen ist. So hat die

Ausbildungsbeteiligungsquote vor allem unter den Jugendlichen aus solchen Län-

dern stagniert, die in den 90er Jahren hohe Zuwanderungsüberschüsse erzielten.

Dies gilt vor allem für die Staaten des ehemaligen Jugoslawien, aber auch für Portu-

gal und generell für die Herkunftsgebiete, die nicht zu den früheren Hauptanwerbe-

ländern für Gastarbeiter zählen. Als Ursache werden mangelnde sprachliche Voraus-

setzungen oder auch unsichere Aufenthaltsperspektiven herangeführt. Es existieren

demnach eine Reihe von Sondereinflüssen, die nicht als genereller Rückschritt im

Integrationsprozess bewertet werden können.

Die Tabelle 9-19 im Anhang macht deutlich, dass in Baden-Württemberg eine ein-

drucksvolle Integration von jungen Türkinnen, Türken, Italienerinnen und in geringe-

rer Wachstumsdimension auch von Italienern und Griechinnen in den hiesigen Aus-

70 ISW-Studie „Erhöhung von Ausbildungsbeteiligung und –erfolg jugendlicher Ausländer“ 2003

Berufliche Ausbildung

FAMILIENWISSENSCHAFTLICHE FORSCHUNGSSTELLE IM STATISTISCHEN LANDESAMT BADEN-WÜRTTEMBERG 131

bildungssektor gelungen ist. Dabei mögen sicherlich auch konjunkturelle Zyklen eine

Rolle spielen, nichtsdestotrotz dokumentieren sich hier tief greifende Veränderungen

auf beiden Seiten – auf Seiten der Migranten ebenso wie auf Seiten der Deutschen

bzw. der baden-württembergischen Wirtschaft. Möglicherweise vorhandene Vorbe-

halte, einen Lehrling, der nicht über die deutsche Staatsangehörigkeit verfügt, einzu-

stellen, sind geringer geworden. Gleichzeitig scheinen junge Ausländerinnen und

Ausländer mit türkischer, italienischer und griechischer Staatsangehörigkeit – und

hier vor allem junge Türkinnen – heute selbstbewusster ein Ausbildungsverhältnis

anzustreben.

4.3.3 Ausländische Auszubildende in Baden-Württemberg nach Ausbildungs-bereichen

Unter den 204.393 Auszubildenden insgesamt in Baden-Württemberg im Jahr 2002

waren 20.845 oder 10 % ausländische Auszubildende. Etwa jeder Zweite wurde da-

bei in Industrie und Handel ausgebildet, 36 % im Handwerk und 12 % waren Freien

Berufen zuzuordnen.

Abbildung 4-4: Ausländische Auszubildende in Baden-Württemberg 2002 nach Ausbildungs-bereichen

Quelle: Berufsbildungsstatistik

Familienwissenschaftliche Forschungsstelle im Statistischen Landesamt Baden-Württemberg

Landwirt-schaft0,3%

Öffentlicher Dienst1,3%

Freie Berufe12,3%

Handwerk36,0%

Hauswirt-schaft0,7%

Industrie und Handel49,5%

Bildung und Ausbildung bei Migrantenfamilien in Baden-Württemberg

132 FAMILIENWISSENSCHAFTLICHE FORSCHUNGSSTELLE IM STATISTISCHEN LANDESAMT BADEN-WÜRTTEMBERG

4.4 Ausländische Studierende

Die Betrachtung der ausländischen Studierendenzahlen an baden-württem-

bergischen Hochschulen stellt im Rahmen eines Berichtes über „Ausländische Fami-

lien in Baden-Württemberg“ insofern einen Sonderfall dar, als es sich bei ausländi-

schen Studenten häufig nicht nur (oder nicht mal vorrangig) um Personen handelt,

die auch vor und/oder nach dem Studium ihren Lebensmittelpunkt in Deutschland

bzw. Baden-Württemberg haben (Bildungsinländer). Vielmehr fallen darunter auch

die Studenten mit nichtdeutschem Pass, die nur befristet zum Studium nach Baden-

Württemberg kommen. „An den Hochschulen machten 2001 die so genannten „Bil-

dungsinländer“ – ausländische Studierende, die ihre Hochschulreife in Deutschland

erworben haben – gut 3 % der Studentenschaft aus.“71

Unter den 204.530 Studierenden insgesamt (alle Hochschularten zusammengenom-

men) in Baden-Württemberg im Wintersemester 2001/02 waren 29.111 (oder 14 %)

ausländische Studierende.72 Von diesen haben 21.416 (74 %) die Studienberechti-

gung im Ausland erworben.73 26 % der ausländischen Studierenden haben eine

deutsche Studienberechtigung und gelten als „Bildungsinländer“. In den letzten

zwanzig Jahren hat sich die Zahl der ausländischen Studenten an den baden-

württembergischen Hochschulen mehr als verdreifacht (Tabelle 9-20 im Anhang).

Dabei ist vor allem die Zahl von Studenten aus europäischen Ländern, die nicht Mit-

glied der EU sind, deutlich überproportional gewachsen (und das obwohl die Zahl der

EU-Länder im gleichen Zeitraum ebenfalls angestiegen ist). Kam in der ersten Hälfte

der 80er Jahre noch rund ein Viertel aller ausländischen Studierenden im Land aus

diesen Ländern, so sind es heute fast 40 %. Darin spiegeln sich vor allem zwei Ent-

wicklungen wider. Zum einen der Fall des Eisernen Vorhangs 1989, mit der Folge,

dass für viele Osteuropäer ein Studienaufenthalt in der Bundesrepublik bzw. in Ba-

den-Württemberg möglich und attraktiv geworden ist. Zum anderen dokumentiert sich

71 Geißler 2002: 298 72 Statistisches Landesamt Baden-Württemberg 2002: 148 73 www.wissenschaft-weltoffen.de, Tabelle 1.1.7.1

Ausländische Studierende

FAMILIENWISSENSCHAFTLICHE FORSCHUNGSSTELLE IM STATISTISCHEN LANDESAMT BADEN-WÜRTTEMBERG 133

hierin auch die gewachsene Zahl junger Menschen mit vor allem türkischer oder ju-

goslawischer bzw. kroatischer Staatsangehörigkeit, die in Deutschland aufgewach-

sen, hier zur Schule gegangen und jetzt im studierfähigen Alter sind.

Die Anteile von Studenten aus EU-Ländern, aus Afrika und Asien sind weitgehend

gleich geblieben während der letzten beiden Jahrzehnte, d.h. die Zahl der Studenten

aus diesen Ländern bzw. Kontinenten ist proportional zur allgemeinen Ausdehnung

der ausländischen Studierendenzahl gewachsen. Deutlich zurückgegangen ist hin-

gegen der Anteil von Studenten aus Amerika. Dadurch, dass ihre absolute Zahl in

etwa konstant geblieben ist (rund 2.000), hat sich ihr Anteil ungefähr gedrittelt.

4.5 Fazit

Nicht zuletzt die jüngste Diskussion zur PISA-Studie hat gezeigt, dass der Bildungs-

sektor zunehmend als entscheidend für die gesellschaftliche Zukunftsfähigkeit ange-

sehen wird. Schlechtere Bildungsperspektiven ziehen häufig Benachteiligungen auf

dem Arbeitsmarkt und damit verbunden oft ein niedrigeres Einkommen nach sich. In

gerechter Weise können die Kinder von Migranten an den Chancen, Möglichkeiten

und Erträgen dieser Gesellschaft deshalb nur teilhaben, wenn ihre Defizite im Bil-

dungsbereich abgebaut werden.

Die so genannten „Gastarbeiter“, die seit Beginn der 60er Jahre als erste Migranten-

generation vorwiegend aus südeuropäischen Ländern in die Bundesrepublik und

nach Baden-Württemberg kamen, waren vor allem für vergleichsweise einfache, ge-

ring qualifizierte Arbeiten im Rahmen der industriellen Massenproduktion angewor-

ben worden. Eine (Weiter-)Qualifizierung dieser ausländischen Arbeitskräfte war

nicht vorgesehen, da zunächst nur von einem vorübergehenden Aufenthalt der

„Gastarbeiter“ zur Behebung des Arbeitskräftemangels ausgegangen wurde. Als

schließlich ausländische Familien und damit auch schulpflichtige Kinder nachgeholt

wurden, waren die deutschen Bildungsinstitutionen auf die Integration von Migran-

tenkindern mit nur unzureichenden Deutschkenntnissen nicht adäquat vorbereitet.

Für diese erste Generation von schulpflichtigen Migrantenkindern, die nicht in

Deutschland geboren sind, war es aufgrund von Sprachschwierigkeiten, Vorbehalten

Bildung und Ausbildung bei Migrantenfamilien in Baden-Württemberg

134 FAMILIENWISSENSCHAFTLICHE FORSCHUNGSSTELLE IM STATISTISCHEN LANDESAMT BADEN-WÜRTTEMBERG

der Aufnahmegesellschaft und insgesamt aufgrund des weitgehenden Fehlens ge-

sellschaftlicher, bildungsinstitutioneller und familiärer Unterstützungsstrukturen in

besonderem Maße schwer, im deutschen Schul- und Ausbildungssystem Fuß zu fas-

sen. Auch wenn inzwischen große Teile der ausländischen Kinder hier geboren sind

und entsprechend über weit bessere Deutschkenntnisse verfügen, so zeigen sich bei

ihnen in der Bildungsstruktur – wie wir gesehen haben – nach wie vor Differenzen zu

deutschen Kindern und Jugendlichen. Hier wird auch ein Phänomen sichtbar, das

aus der Bildungs- und Sozialstrukturforschung bekannt ist, nämlich dass sich der Bil-

dungshintergrund der Eltern auf die Bildungschancen der Kinder auswirkt. Bildungs-

defizite bauen sich nicht innerhalb einer Generation ab.

Erwerbsbeteiligung und Struktur der Arbeitsverhältnisse bei Migranten im Land

FAMILIENWISSENSCHAFTLICHE FORSCHUNGSSTELLE IM STATISTISCHEN LANDESAMT BADEN-WÜRTTEMBERG 135

5 Erwerbstätigkeit, Arbeitsmarkt und Familie

5.1 Erwerbsbeteiligung und Struktur der Arbeitsverhältnisse bei Migranten im Land

Unter den rund 3,85 Millionen sozialversicherungspflichtig Beschäftigten in Baden-

Württemberg am 30.6.2002 waren rund 450.000 ausländische Arbeitnehmer. Dies

entspricht einem Anteil von knapp 12 %. Zahl und Anteil der sozialversicherungs-

pflichtig beschäftigten Ausländer im Land bewegen sich damit seit Mitte der 70er

Jahre auf einem weitgehend gleich bleibenden Niveau (Tabelle 9-21 im Anhang).

Während allerdings am 30.6.1974 noch fast zwei Drittel der in Baden-Württemberg

lebenden Ausländer sozialversicherungspflichtig beschäftigte Erwerbstätige waren,

bewegt sich deren Anteil unter der ausländischen Bevölkerung seit Mitte der 90er

Jahre nur noch um die 35 %. In dieser Entwicklung spiegelt sich wiederum die Migra-

tionsgeschichte der hier lebenden ausländischen Bevölkerung wider. Zu Beginn der

70er Jahre setzte sich die ausländische Bevölkerungsgruppe in Baden-Württemberg

noch überwiegend aus Arbeitskräften, vor allem Männern, zusammen, die häufig zu-

nächst ohne ihre Familien ins Land gekommen waren. Erst infolge des Familien-

nachzugs und indem sich ausländische Familien dauerhaft hier niederließen und hier

ihre Kinder zur Welt brachten, näherte sich die Relation von Erwerbs- und Nichter-

werbspersonen unter der ausländischen Bevölkerung derjenigen der deutschen Be-

völkerung an.

In den letzten Jahren war der Anteil der sozialversicherungspflichtig beschäftigten

Erwerbstätigen an der Wohnbevölkerung bei den Ausländern im Land zumeist ge-

ringfügig niedriger als bei den Deutschen. Das hängt zum einen mit der niedrigeren

Erwerbsbeteiligung von ausländischen im Vergleich zu deutschen Frauen zusam-

men, zum anderen mit der höheren Arbeitslosigkeit unter Ausländern (siehe Ab-

schnitt 5.2).

Erwerbstätigkeit, Arbeitsmarkt und Familie

136 FAMILIENWISSENSCHAFTLICHE FORSCHUNGSSTELLE IM STATISTISCHEN LANDESAMT BADEN-WÜRTTEMBERG

Knapp 69 % der Ausländer im Alter von 15 bis unter 65 Jahren in Baden-

Württemberg sind Erwerbspersonen, das heißt, sie sind entweder erwerbstätig oder

auf der Suche nach einer Erwerbstätigkeit. Damit ist die Erwerbsquote der ausländi-

schen Bevölkerung etwas niedriger als die der Deutschen dieser Altersgruppe (rund

74 %).

Knapp 62 % der ausländischen Bevölkerung im Vergleich zu rund 70 % der deut-

schen Bevölkerung im Alter von 15 bis unter 65 Jahren sind erwerbstätig. Sowohl bei

den Ausländern als auch bei den Deutschen ist die Erwerbstätigenquote von Frauen

niedriger als die von Männern. Während knapp 78 % der deutschen Männer und

knapp 63 % der deutschen Frauen im Alter von 15 bis unter 65 Jahren erwerbstätig

sind, betragen die entsprechenden Anteile unter der ausländischen Bevölkerung

73 % und 50 %.74 Vor allem die deutlich niedrigere Erwerbstätigenquote ausländi-

scher Frauen im Vergleich zu deutschen Frauen fällt hier auf.

In allen Altersgruppen von 20 bis unter 60 Jahren liegen die altersspezifischen Er-

werbsquoten der Deutschen über denen der Ausländer. Lediglich bei den Ausländern

im Alter von 15 bis unter 20 Jahren und von 60 bis unter 65 Jahren sind die Erwerbs-

quoten etwas höher als die der Deutschen. Dies deutet darauf hin, dass Ausländer

sowohl früher ins Berufsleben einsteigen als auch später aus demselben wieder aus-

steigen, mithin also eine längere Lebensarbeitszeit haben. Dies hängt unmittelbar mit

den ungünstigeren Strukturen im Ausbildungs- und Qualifikationsprofil ausländischer

Arbeitnehmer zusammen.

74 Hin 2001: 325

Erwerbsbeteiligung und Struktur der Arbeitsverhältnisse bei Migranten im Land

FAMILIENWISSENSCHAFTLICHE FORSCHUNGSSTELLE IM STATISTISCHEN LANDESAMT BADEN-WÜRTTEMBERG 137

Tabelle 5-1: Altersspezifische Erwerbsquoten (Erwerbspersonen1) in % der Bevölkerung) in Baden-Württemberg im April 2002 nach Geschlecht der Erwerbspersonen

Insgesamt Darunter Ausländer Differenzen insgesamt männlich weiblich insgesamt männlich weiblich insgesamt männlich weiblich

Alter von ... bis unter ...

Jahren in % 15-20 33,5 36,7 30,2 34,0 36,7 30,9 0,5 0 0,7

20-25 72,1 74,6 69,4 68,7 78,6 59,2 -3,4 4,0 -10,2

25-30 81,6 87,3 76,1 74,0 89,9 58,9 -7,6 2,6 -17,2

30-35 87,8 96,7 78,8 78,3 94,6 60,9 -9,5 -2,1 -17,9

35-40 88,2 97,5 78,7 80,2 94,8 63,0 -8,0 -2,7 -15,7

40-45 89,9 97,4 82,2 84,3 95,5 72,8 -5,6 -1,9 -9,4

45-50 90,2 96,3 84,1 84,7 91,5 78,4 -5,5 -4,8 -5,7

50-55 85,1 93,8 76,6 81,8 91,0 71,8 -3,3 -2,8 -4,8

55-60 73,2 84,0 61,9 72,0 84,3 53,5 -1,2 0,3 -8,4

60-65 31,8 42,8 21,1 32,4 41,2 (.) 0,6 -1,6 (.)

65 und mehr 4,1 6,3 2,6 (.) (.) (.) (.) (.) (.)

Insgesamt 50,1 56,9 43,6 54,8 62,9 45,9 4,7 6,0 2,3

1) „Die Wohnbevölkerung gliedert sich entsprechend ihrer Beteiligung am Erwerbsleben in Erwerbspersonen und Nichterwerbspersonen, wobei die Erwerbspersonen nach Erwerbstätigen und Erwerbslosen unterschieden werden. Erwerbslose: Als Erwerbslose gelten Personen ohne Arbeitsverhältnis, die sich um eine Arbeitsstelle bemühen, unabhängig davon, ob sie beim Arbeitsamt als Arbeitslose gemeldet sind. Erwerbs-tätige: Alle Personen, die eine auf Erwerb gerichtete Tätigkeit ausüben, werden unabhängig von der geleisteten Arbeitszeit und der Bedeu-tung dieser Tätigkeit für den Lebensunterhalt als Erwerbstätige bezeichnet. Nichterwerbspersonen: Nichterwerbspersonen sind alle Perso-nen, die keinerlei auf Erwerb gerichtete Tätigkeit ausüben oder suchen (z.B. Kinder, Rentner und Nur-Hausfrauen).“

Quelle: Mikrozensus

Familienwissenschaftliche Forschungsstelle im Statistischen Landesamt Baden-Württemberg

Die – relativ zur Gesamtbevölkerung Baden-Württembergs gesehen – geringste Er-

werbsbeteiligung unter der ausländischen Bevölkerung weisen Frauen im Alter von

25 bis 40 Jahren auf. Während die weibliche Bevölkerung diesen Alters insgesamt

Erwerbsquoten zwischen 76 % und knapp 79 % aufwies, waren auf Seiten der aus-

ländischen Frauen diesen Alters die Erwerbsquoten um rund 16 bis 18 Prozentpunk-

te niedriger (Tabelle 5-1).

Die niedrigere Erwerbsbeteiligung ausländischer Frauen im Vergleich zu deutschen

Frauen ist sicherlich zu einem geringeren Teil auch dadurch bedingt, dass nicht alle

Ausländerinnen in Baden-Württemberg über eine Arbeitserlaubnis verfügen. Dies

könnte auch mit ein Grund sein, dass ausländische Männer im Alter von 30 bis unter

55 Jahren niedrigere Erwerbsquoten aufweisen als die baden-württembergischen

Männer insgesamt in dieser Altersklasse (siehe Tabelle 5-1). Höhere Arbeitslosen-

quoten können es per Definition nicht sein, da die obigen altersspezifischen Er-

werbsquoten den Anteil der Erwerbspersonen, also der Erwerbstätigen und Erwerbs-

Erwerbstätigkeit, Arbeitsmarkt und Familie

138 FAMILIENWISSENSCHAFTLICHE FORSCHUNGSSTELLE IM STATISTISCHEN LANDESAMT BADEN-WÜRTTEMBERG

losen (und nicht nur der Erwerbstätigen), an der Bevölkerung beschreiben. (Anmer-

kung: In den Altersklassen 15-30 und 55-60 wird der beschriebene „Arbeitserlaubnis-

Effekt“ wohl durch längere Ausbildungszeiten und Studentenquoten bzw. früherer

Verrentung auf Seiten der Deutschen überkompensiert (siehe Tabelle 5-1). Von grö-

ßerer Bedeutung scheint hier jedoch – vor allem im Falle türkischer Familien mit is-

lamisch-religiösem Hintergrund – ein anderes Geschlechterverhältnis bzw. weibliches

Rollenverständnis zu sein, das die Erwerbsbeteiligung von Frauen möglicherweise

erschwert.)

In der Berufsstellung sozialversicherungspflichtig Beschäftigter zeigen sich deutliche

Differenzen zwischen Ausländern und Deutschen. Drei Viertel der sozialversiche-

rungspflichtig beschäftigten ausländischen Arbeitnehmer in Baden-Württemberg am

30.6.2002 waren Arbeiter, hingegen waren es bei den deutschen sozialversiche-

rungspflichtig Beschäftigten nur knapp 39 %. Entsprechend betrugen die Anteile der

Angestellten ein Viertel bei den Ausländern und gut 61 % bei den Deutschen

(Tabelle 9-22 im Anhang). Das bedeutet, dass von den sozialversicherungspflichtig

beschäftigten Arbeitern in Baden-Württemberg am 30.6.2002 mehr als 20 % nicht die

deutsche Staatsangehörigkeit hatten, während es unter den sozialversicherungs-

pflichtig beschäftigten Angestellten nur rund 5 % waren.

Die Entwicklungstendenz, dass die Zahl der Arbeiter weitgehend kontinuierlich ab-

und die der Angestellten zunimmt, lässt sich jedoch für deutsche und ausländische

Arbeitnehmer im Land gleichermaßen feststellen. So hat sich unter den deutschen

sozialversicherungspflichtig Beschäftigten der Anteil der Arbeiter von 1974 bis 2002

von 54 % auf 39 % reduziert und entsprechend der Anteil der Angestellten von 46 %

auf 61 % erhöht. Bei den sozialversicherungspflichtig beschäftigten Ausländern in

Baden-Württemberg hat sich im gleichen Zeitraum der Anteil der Arbeiter von 93 %

auf 75 % verringert und demgegenüber der Angestelltenanteil von 7 % auf nunmehr

25 % erhöht (Tabelle 9-22 im Anhang).

Erwerbsbeteiligung und Struktur der Arbeitsverhältnisse bei Migranten im Land

FAMILIENWISSENSCHAFTLICHE FORSCHUNGSSTELLE IM STATISTISCHEN LANDESAMT BADEN-WÜRTTEMBERG 139

Unter allen Erwerbstätigen75 weisen die Ausländer einen Arbeiteranteil von 60 % auf,

während er unter den Erwerbstätigen im Land insgesamt lediglich bei knapp einem

Drittel liegt. Entsprechend ist der Angestelltenanteil unter den ausländischen Arbeit-

nehmern mit 28 % wesentlich geringer als bei den Erwerbstätigen insgesamt (48 %).

Der Anteil der Selbstständigen liegt unter den ausländischen Erwerbstätigen in Ba-

den-Württemberg bei 7 %, während er bezogen auf alle Erwerbstätigen 10 % beträgt.

Ein Vergleich zwischen den Geschlechtern zeigt für ausländische Erwerbstätige ein

ähnliches Bild wie für die Erwerbstätigen insgesamt im Land. Für beide Gruppen gilt:

Frauen weisen einen deutlich höheren Anteil an Angestellten auf und demgegenüber

niedrigere Anteile bei Arbeitern und Selbstständigen. Die erwerbstätigen ausländi-

schen Frauen in Baden-Württemberg weisen mit 38 % einen fast doppelt so hohen

Angestelltenanteil auf als die erwerbstätigen ausländischen Männer (22 %).

Die erwerbstätigen Ausländer in Baden-Württemberg verteilen sich auch nach einem

anderen Muster auf die verschiedenen Wirtschafts- und Tätigkeitsbereiche als die

Erwerbstätigen insgesamt. Überproportional stark sind erwerbstätige Ausländer im

Produzierenden Gewerbe vertreten; dies gilt sowohl für ausländische Männer wie

Frauen. Fast zwei Drittel der Ausländer und 30 % der Ausländerinnen arbeiteten im

April 2002 in diesem Bereich (Tabelle 5-2). Bei den Erwerbstätigen insgesamt betru-

gen die entsprechenden Anteile hingegen nur 51 % bei den Männern und 25 % bei

den Frauen. Darüber hinaus waren erwerbstätige ausländische Männer und Frauen

auch leicht überproportional im Bereich Handel, Gastgewerbe und Verkehr anzutref-

fen. Im Bereich sonstiger Dienstleistungen sind sie nur unterproportional vertreten.

Im Besonderen trifft dies auf erwerbstätige ausländische Männer zu, die anteilig nur

halb so häufig in diesem Wirtschaftsbereich anzutreffen waren als erwerbstätige

Männer insgesamt (14 % im Vergleich zu 28 %).

75 Die Zahl der Erwerbstätigen insgesamt ist größer als die Zahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten, da zu den Erwerbstätigen alle Personen gezählt werden, die eine auf Erwerb ge-richtete Tätigkeit ausüben, unabhängig von der geleisteten Arbeitszeit und der Bedeutung dieser Tätigkeit für den Lebensunterhalt (Statistisches Landesamt Baden-Württemberg 2002: 16). Unter anderem zählen zu den Erwerbstätigen auch Selbstständige, Mithelfende Familienangehörige und Beamte.

Erwerbstätigkeit, Arbeitsmarkt und Familie

140 FAMILIENWISSENSCHAFTLICHE FORSCHUNGSSTELLE IM STATISTISCHEN LANDESAMT BADEN-WÜRTTEMBERG

Tabelle 5-2: Erwerbstätige insgesamt und ausländische Erwerbstätige in Baden-Württemberg im April 2002 nach Geschlecht, Wirtschaftsbereichen und Stel-lung im Beruf

Insgesamt Darunter Ausländer Wirtschaftsbereich /

Stellung im Beruf zusammen männlich weiblich zusammen männlich weiblich

nach Wirtschaftsbereich in %

Land- und Forstwirt-schaft 2 3 2 (1) (1) (.)

Produzierendes Gewerbe

40 51 25 50 64 30

Handel, Gast- gewerbe, Verkehr

20 18 22 24 21 27

Sonstige Dienstleis-tungen 38 28 51 25 14 42

Insgesamt in 1.000 5.018,5 2.790,4 2.228,1 628,4 374,4 254,0

nach Stellung im Beruf in %

Selbstständige 10 13 6 7 8 5

Mithelfende Familienangehörige 1 1 3 (1) (.) (.)

Beamte 6 7 5 - - -

Angestellte 48 36 59 28 22 38

Arbeiter 31 40 23 60 65 51

Auszubildende1) 4 4 4 4 4 5

Insgesamt in 1000 5.018,5 2.790,4 2.228,1 628,4 374,4 254,0

1) Kaufmännisch/technisch und gewerblich Auszubildende.

Quelle: Mikrozensus

Familienwissenschaftliche Forschungsstelle im Statistischen Landesamt Baden-Württemberg

Für ausländische Arbeitnehmer in Baden-Württemberg lassen sich weitaus ungünsti-

gere Strukturen im Ausbildungs- und Qualifikationsprofil erkennen als für ihre deut-

schen Kollegen (Tabelle 9-23 im Anhang). So war von den am 30.06.2001 am Ar-

beitsort in Baden-Württemberg sozialversicherungspflichtig beschäftigten ausländi-

schen Arbeitnehmern mit einem Anteil von 48 % fast jede(r) zweite ohne abge-

schlossene Ausbildung, lediglich rund ein Drittel (34 %) gab an, eine Ausbildung ab-

geschlossen zu haben und nur 4 % verfügten über einen Abschluss an einer höheren

Schule. Da rund 15 % keine Angabe zu ihrem Ausbildungshintergrund gemacht hat-

ten, ist darüber hinaus zu vermuten, dass der Anteil derjenigen ohne abgeschlosse-

ne Ausbildung sogar noch höher ist. Unter den sozialversicherungspflichtig beschäf-

Erwerbsbeteiligung und Struktur der Arbeitsverhältnisse bei Migranten im Land

FAMILIENWISSENSCHAFTLICHE FORSCHUNGSSTELLE IM STATISTISCHEN LANDESAMT BADEN-WÜRTTEMBERG 141

tigten Deutschen waren hingegen nur knapp 19 % ohne abgeschlossene Ausbildung,

65 % mit abgeschlossener Ausbildung und immerhin fast jeder zehnte mit einem Ab-

schluss an einer höheren Schule (rund 7 % machten hier keine Angaben). Diese

Vergleichszahlen machen die besondere Problematik den Ausbildungshintergrund

ausländischer Arbeitnehmer betreffend deutlich. Immerhin hat sich vor allem seit An-

fang der 90er Jahre der Anteil ausländischer Arbeitnehmer ohne abgeschlossene

Ausbildung kontinuierlich verringert und entsprechend der Anteil derjenigen, die eine

abgeschlossene Ausbildung vorweisen konnten wie auch derer mit einem Abschluss

an einer höheren Schule erhöht.

5.2 Arbeitslosigkeit unter Ausländern in Baden-Württemberg

Ausländische Arbeitnehmer und ihre Familien in Baden-Württemberg sind häufiger

von Arbeitslosigkeit betroffen als die deutsche Bevölkerung. Dies hängt zunächst

unmittelbar zusammen mit den oben dargestellten ungünstigeren Strukturen im Aus-

bildungs- und Qualifikationsprofil von Migranten. Durch ihre Konzentration auf den

Bereich der klassischen manuellen industriellen Produktion waren und sind ausländi-

sche Arbeitnehmer darüber hinaus in besonderem Maße von den Arbeitsplatzverlus-

ten im produzierenden Gewerbe – im Zuge von industriellem Strukturwandel und be-

trieblicher Rationalisierung – tangiert.

Von den rund 264.000 Arbeitslosen im Jahresdurchschnitt 2001 in Baden-

Württemberg waren knapp 60.000 oder 23 % Ausländer (Tabelle 9-24 im Anhang).

Damit wiesen die Ausländer mit 10,9 % eine mehr als doppelt so hohe Arbeitslosen-

quote auf als die Deutschen (4,8 %). Seit 1993 bewegt sich der Ausländeranteil unter

den Arbeitslosen im Jahresdurchschnitt in Baden-Württemberg auf einem gleich blei-

bend hohen Niveau zwischen 22,4 % und 24,2 %. In den Jahren davor war er mit

Ausnahme der Jahre 1974 und 1975 stets niedriger.

Die Entwicklung der Zahl ausländischer Arbeitsloser im Land während der letzten 40

Jahre ist weitgehend parallel zur Entwicklung der Zahl deutscher Arbeitsloser verlau-

fen. War die Zahl der arbeitslosen Ausländer in den 60er Jahren noch verschwindend

gering, so stieg sie vor allem nach dem Ölpreisschock von 1973 stark an und erreich-

Erwerbstätigkeit, Arbeitsmarkt und Familie

142 FAMILIENWISSENSCHAFTLICHE FORSCHUNGSSTELLE IM STATISTISCHEN LANDESAMT BADEN-WÜRTTEMBERG

te 1975 mit einer Zahl von knapp 33.000 einen ersten Höhepunkt (Abbildung 5-1).

Zwar sank sie bis Ende der 70er Jahre wieder auf unter 15.000 ab, erreichte aber

bereits 1983 mit fast 47.000 arbeitslosen Menschen mit ausländischem Pass im Land

einen neuerlichen Höchststand. Bis 1990 hatte sie sich wieder auf etwas mehr als

26.000 arbeitslose Ausländer verringert. Die 90er Jahre wurden dann auch für die

Ausländer in Baden-Württemberg das Jahrzehnt der Massenarbeitslosigkeit. Der bis-

lang höchste Stand wurde 1997 erreicht mit mehr als 92.000 Ausländern ohne Be-

schäftigung, damit dreimal mehr als 1990. Seit 1997 ist sie wieder um ein gutes Drit-

tel zurückgegangen und hat 2001 knapp die 60.000 unterschritten, während sie 2002

wieder auf 68.000 ausländische Arbeitslose stieg.

Abbildung 5-1: Zahl der arbeitslosen Ausländer in Baden-Württemberg im Jahresdurchschnitt 1962 bis 2002

0

20.000

40.000

60.000

80.000

100.000

1962 1967 1972 1977 1982 1987 1992 1997 2002

AusländischeArbeitslose

Quelle: Landesarbeitsamt

Familienwissenschaftliche Forschungsstelle im Statistischen Landesamt Baden-Württemberg

Die Entwicklung der Arbeitslosenquote der ausländischen Bevölkerung verläuft weit-

gehend parallel zu der der deutschen, nur auf einem höheren Niveau. Zwischen

1990 und 1997 ist die Arbeitslosenquote bei Ausländern in Baden-Württemberg dras-

tisch angestiegen von 6,4 % auf 16,7 % (Abbildung 5-2) und damit deutlich stärker

als bei den deutschen Erwerbspersonen (Anstieg von 3,9 % auf 7,6 % im selben

Zeitraum). Zwischen 1997 und 2001 ist die Arbeitslosenquote bei Ausländern wieder

Arbeitslosigkeit unter Ausländern in Baden-Württemberg

FAMILIENWISSENSCHAFTLICHE FORSCHUNGSSTELLE IM STATISTISCHEN LANDESAMT BADEN-WÜRTTEMBERG 143

kontinuierlich auf nunmehr 10,9 % im Jahr 2001 gesunken. Die Arbeitslosenquote bei

Ausländern ist in Baden-Württemberg seit 1992 stets um das 2,1 bis 2,3-fache höher

als bei Deutschen. Die höhere Arbeitslosigkeit bei Ausländern beruht zu einem gro-

ßen Anteil auf der Berufsstellung, d.h. dem hohen Arbeiteranteil bei den ausländi-

schen Erwerbstätigen.

Abbildung 5-2: Arbeitslosenquoten in Baden-Württemberg im Jahresdurchschnitt 1990 bis 2001 bei Ausländern und Deutschen

0,0

4,0

8,0

12,0

16,0

20,0

1990 1991 1992 1993 1994 1995 1996 1997 1998 1999 2000 2001

Deut sche

Ausländer

Quelle: Landesarbeitsamt

Familienwissenschaftliche Forschungsstelle im Statistischen Landesamt Baden-Württemberg

Betrachtet man ausgewählte Strukturmerkmale ausländischer Arbeitsloser in Baden-

Württemberg (Tabelle 9–25 im Anhang), so fällt auf, dass Ausländer überproportional

stark zum einen in der Gruppe der Arbeitslosen im Alter von 25 bis unter 35 Jahren

vertreten sind, zum anderen in der Gruppe der Arbeitslosen, die ohne bisherige Er-

werbstätigkeit waren. Letzteres könnte darauf hindeuten, dass sich für Ausländer der

erste Einstieg in das Erwerbsleben schwieriger gestaltet als für Deutsche. Dass Aus-

länder deutlich überproportional in der Gruppe der Arbeitslosen ohne abgeschlosse-

ne Berufsausbildung vertreten sind, kann nicht überraschen, weisen doch auch die

sozialversicherungspflichtig beschäftigten ausländischen Arbeitnehmer einen sehr

hohen Anteil ohne abgeschlossene Ausbildung auf.

Erwerbstätigkeit, Arbeitsmarkt und Familie

144 FAMILIENWISSENSCHAFTLICHE FORSCHUNGSSTELLE IM STATISTISCHEN LANDESAMT BADEN-WÜRTTEMBERG

Dass Ausländer in der Gruppe der Arbeitslosen im Alter von 25 bis unter 35 Jahren

überrepräsentiert sind, ist natürlich auch familiensoziologisch und familienpolitisch

nicht irrelevant, da es sich dabei um das typische Familiengründungsalter handelt.

Von der Arbeitslosigkeit sind damit nicht selten junge ausländische Familien betrof-

fen.

Die im Durchschnitt schlechtere berufliche Qualifikation der ausländischen Bevölke-

rung kann ihre höhere Erwerbslosigkeit nicht vollständig erklären, denn auch Auslän-

der, die eine Berufsausbildung vorweisen können, finden deutlich häufiger keine Ar-

beitsstelle als deutsche Arbeitssuchende. So lag die Erwerbslosenquote bei Auslän-

dern mit Lehre bzw. gleichwertigem beruflichen Abschluss in Baden-Württemberg im

Mai 2000 mit knapp 8 % fast doppelt so hoch wie bei der entsprechenden deutschen

Personengruppe (4 %). Deutsche ohne beruflichen Ausbildungsabschluss hatten mit

einer Erwerbslosenquote von 8 % (Ausländer ohne beruflichen Abschluss: 12 %) nur

geringfügig schlechtere Chancen auf dem Arbeitsmarkt als Ausländer, die eine Lehre

oder einen gleichwertigen beruflichen Abschluss vorzuweisen hatten.

Bezüglich der Arbeitslosenquoten unter den einzelnen Nationalitäten (nur Anwerbe-

länder) weisen Zahlen für das alte Bundesgebiet für 199876 für die türkische Bevöl-

kerung eine höhere Arbeitslosenquote aus als für die ausländische Bevölkerung ins-

gesamt, für Griechen und Italiener eine geringfügig niedrigere als im Mittel aller Aus-

länder, und für Portugiesen, Spanier und (Ex)Jugoslawen eine deutlich niedrigere.

Im Bundesvergleich weist Baden-Württemberg unter allen Bundesländern den höchs-

ten Ausländeranteil unter den Arbeitslosen auf (Tabelle 5-3). Allerdings muss hierbei

berücksichtigt werden, dass Baden-Württemberg auch mit einen der höchsten Aus-

länderanteile unter der Bevölkerung insgesamt aufweist. Die sehr niedrige Arbeitslo-

senquote in Baden-Württemberg insgesamt im Ländervergleich im Zusammenspiel

mit der starken Konzentration ausländischer Arbeitskräfte im Land im Bereich traditi-

oneller, dem Strukturwandel besonders unterworfener, industrieller Produktion mag

76 Seifert 2001: 210, Tabelle 1

Arbeitslosigkeit unter Ausländern in Baden-Württemberg

FAMILIENWISSENSCHAFTLICHE FORSCHUNGSSTELLE IM STATISTISCHEN LANDESAMT BADEN-WÜRTTEMBERG 145

im übrigen dazu beitragen, dass der Ausländeranteil unter den Arbeitslosen im Süd-

weststaat vergleichsweise hoch ist.

Tabelle 5-3: Ausländische Arbeitslose und Arbeitslose insgesamt in den Bundesländern der Bundesrepublik Deutschland im September 2002

Arbeitslose insgesamt Davon Ausländer Bundesländer

Anzahl Anzahl in %

Bundesrepublik Deutschland 3.941.832 491.692 12,5 Baden-Württemberg 295.247 67.118 22,7 Hessen 207.551 43.634 21,0 Hamburg 76.518 16.066 21,0 Nordrhein-Westfalen 801.372 148.276 18,5 Berlin 287.877 49.346 17,1 Bayern 373.079 61.205 16,4 Bremen 48.308 7.862 16,3 Rheinland-Pfalz 138.112 18.342 13,3 Saarland 43.923 5.696 13,0 Niedersachsen 339.287 40.704 12,0 Schleswig-Holstein 116.196 10.931 9,4 Sachsen 382.693 7.870 2,1 Sachsen-Anhalt 248.118 5.067 2,0 Brandenburg 230.222 4.287 1,9 Thüringen 190.716 3.145 1,6 Mecklenburg-Vorpommern 162.613 2.143 1,3

Quelle: Landesarbeitsamt Baden-Württemberg.

Familienwissenschaftliche Forschungsstelle im Statistischen Landesamt Baden-Württemberg

5.2.1 Jugendarbeitslosigkeit

Junge Menschen in Baden-Württemberg ohne deutschen Pass sind überproportional

häufig von Jugendarbeitslosigkeit betroffen, wie die folgenden Zahlen zeigen. So wa-

ren im September 2001 34 % der jungen Arbeitslosen (15-24 Jahre) Ausländer.77

Unter diesen jungen ausländischen Arbeitslosen bildeten die Türken mit 39 % die

größte Gruppe, gefolgt von Italienern und Personen aus dem ehemaligen Jugosla-

77 Damit waren 14 % der arbeitslosen Ausländer im September 2001 in Baden-Württemberg zwi-schen 15 und 24 Jahre alt, während unter den deutschen Arbeitlosen lediglich 12 % in diesem Al-ter waren (Landesarbeitsamt Baden-Württemberg 2002: 25).

Erwerbstätigkeit, Arbeitsmarkt und Familie

146 FAMILIENWISSENSCHAFTLICHE FORSCHUNGSSTELLE IM STATISTISCHEN LANDESAMT BADEN-WÜRTTEMBERG

wien mit einem Anteil von je 17 % und den Griechen mit 4 %.78 Die drei erstgenann-

ten Nationalitäten stellten damit zusammen fast drei Viertel der jungen Ausländer, die

von Arbeitslosigkeit betroffen waren. Damit sind sowohl Türken als auch Italiener un-

ter arbeitslosen jungen Ausländern überproportional vertreten, gemessen an ihrem

Anteil unter der jungen ausländischen Bevölkerung, Griechen hingegen unterpropor-

tional.79

78 Landesarbeitsamt Baden-Württemberg 2002, S. 25-26 79 So betrugen die Anteile von Personen türkischer, italienischer und griechischer Nationalität unter

den ausländischen Personen im Alter von 15 bis unter 25 Jahren in Baden-Württemberg am 31.12.2000 31 %, 15 % und 6 %. Für Personen aus dem ehemaligen Jugoslawien kann an dieser Stelle keine Aussage getroffen werden, da aus obiger Quelle (Landesarbeitsamt Baden-Württemberg 2002: 25-26) nicht zweifelsfrei deutlich wird, auf welchen Personenkreis sich die o-bige Angabe (von 17 %) bezieht (siehe auch Statistisches Landesamt Baden-Württemberg 2002: 60, Fußnote 1).

5.3 Vereinbarkeit von Familie und Erwerbstätigkeit und familiale Aufgabenver-teilung zwischen den Geschlechtern bei Migrantenfamilien in Baden-Württemberg

Vor allem die vergleichsweise niedrige Erwerbsbeteiligung ausländischer Frauen

zwischen 25 und 40 Jahren indiziert, dass ausländische Mütter sich in der aktiven

Familienphase häufig ausschließlich der Erziehung und Betreuung ihrer Kinder und

der Führung des Haushalts widmen und der Mann schwerpunktmäßig die „Versor-

gerrolle“ übernimmt. Dies ist zwar bei deutschen Familien zumindest der Tendenz

nach – auch heute noch – nicht grundsätzlich anders, jedoch zeigt sich dieses Mus-

ter der Aufgabenverteilung zwischen den Geschlechtern bei Migrantenfamilien noch

ausgeprägter.

Arbeitslosigkeit unter Ausländern in Baden-Württemberg

FAMILIENWISSENSCHAFTLICHE FORSCHUNGSSTELLE IM STATISTISCHEN LANDESAMT BADEN-WÜRTTEMBERG 147

Allerdings muss auch hier betont werden, dass es in der Frage der Frauenerwerbstä-

tigkeit und des familialen „Geschlechterarrangements“ zwischen den einzelnen

Staatsangehörigkeitsgruppen deutliche Unterschiede gibt. Leider liegt hier kein ent-

sprechendes Datenmaterial vor. Allerdings kann es – auf Basis dessen, was bisher

an Staatsangehörigkeitsmustern festgestellt werden konnte – als sehr wahrscheinlich

gelten, dass in türkischen Familien die Erwerbsbeteiligung von Frauen niedriger ist

als etwa in italienischen, griechischen oder jugoslawischen Familien.

Einkommenslagen und ökonomischer Lebenshintergrund der Familien von Migranten in Baden-Württemberg

148 FAMILIENWISSENSCHAFTLICHE FORSCHUNGSSTELLE IM STATISTISCHEN LANDESAMT BADEN-WÜRTTEMBERG

6 Einkommenslagen und ökonomischer Lebenshintergrund der Familien von Migranten in Baden-Württemberg

6.1 Die Einkommensstrukturen und -situation von Migrantenfamilien in Ba-den-Württemberg

Aufgrund der ungünstigeren Strukturen im Ausbildungs- und Qualifikationsprofil und

der höheren Arbeitslosenquote von Ausländern sowie dem höheren Arbeiteranteil

unter ausländischen Arbeitnehmern kann es nicht überraschen, dass sich die Ein-

kommenssituation ausländischer Familien im Land im Mittel schlechter darstellt als

die deutscher Familien.

So musste mit einem Anteil von 17 % gut ein Sechstel aller Haushalte mit ausländi-

scher Bezugsperson in Baden-Württemberg im April 2002 mit einem monatlichen

Haushaltsnettoeinkommen von unter 900 € auskommen (Tabelle 6-1). Bei den

Haushalten mit deutscher Bezugsperson betrug dieser Anteil hingegen lediglich 12 %

und das, obwohl es unter den deutschen Haushalten einen größeren Anteil von Ein-

personenhaushalten gibt (Deutsche: 37 %, Ausländer: 28 %), welche weitaus häufi-

ger in diese Einkommensgruppe fallen als Mehrpersonenhaushalte. Umgekehrt wie-

sen die Haushalte mit ausländischer Bezugsperson in den oberen Einkommensklas-

sen geringere Anteile auf als die Haushalte mit deutscher Bezugsperson. 18 % aller

ausländischen Haushalte im Land hatten im April 2002 ein monatliches Haushalts-

nettoeinkommen von 2.600 bis unter 4.500 € und lediglich 3 % hatten ein Einkom-

men von 4.500 € und mehr. Hingegen waren diese Einkommensklassen bei den

deutschen Haushalten mit Anteilen von 23 % und 8 % deutlich stärker vertreten.

Die Einkommensstrukturen und –situation von Migrantenfamilien in Baden-Württemberg

FAMILIENWISSENSCHAFTLICHE FORSCHUNGSSTELLE IM STATISTISCHEN LANDESAMT BADEN-WÜRTTEMBERG 149

Tabelle 6-1: Haushalte mit ausländischer Bezugsperson in Baden-Württemberg im April 2002 nach Haushaltsnettoeinkommen, Einkommensbezieher und Haushaltstyp

davon Ein-personen-haushalte

Mehr-personen-haushalte

mit einem Einkommens-

bezieher

mit 2 und mehr Einkommens-

beziehern

Insgesamt

Zum Vergleich: Haushalte mit deut-scher Bezugsperson

(Insgesamt)

Davon mit monat-lichem Haushalts-

nettoeinkommen von ... bis unter ... Euro in %

unter 900 45 6 (10) (3) 17 12

900 - 1500 34 19 34 13 23 21

1500 - 2600 15 45 44 47 37 31

2600 - 4500 (.) 24 (8) 30 18 23

4500 und mehr (.) 4 (.) 5 3 8 Haushalte insgesamt

in 1.000 138 357 98 252 495 4344

Quelle: Mikrozensus, eigene Berechnungen.

Familienwissenschaftliche Forschungsstelle im Statistischen Landesamt Baden-Württemberg

Um die Einkommenssituation ausländischer Familien abschätzen zu können, ist es

sinnvoller, den Blick ausschließlich auf die Mehrpersonenhaushalte zu richten (und

Einpersonenhaushalte außen vor zu lassen). Bei den ausländischen Mehrpersonen-

haushalten mit nur einem Einkommensbezieher waren es im April 2002 immer noch

etwa 10 %, die mit einem monatlichen Haushaltsnettoeinkommen von unter 900 €

auskommen mussten. Rund 34 % dieses Haushaltstyps erzielten ein Gesamtnetto-

einkommen zwischen 900 bis 1.500 € bzw. 44 % ein Haushaltsnettoeinkommen von

1.500 bis 2.600 €. Für höhere Einkommensklassen können auf Basis der Mikrozen-

sus-Stichprobe keine verlässlichen Zahlen genannt werden.

Betrachtet man schließlich die ausländischen Mehrpersonenhaushalte mit zwei und

mehr Einkommensbeziehern, so fällt auf, dass es selbst unter diesen immer noch

eine kleine Zahl von Haushalten im Land gibt, die monatlich über weniger als 900 €

verfügen. 13 % hatten ein monatliches Haushaltsnettoeinkommen von 900 bis

1.500 € und bei knapp der Hälfte der ausländischen Mehrpersonenhaushalte mit

zwei und mehr Einkommensbeziehern lag das Gesamtnettoeinkommen im April 2002

zwischen 1.500 und 2.600 €. Fast jeder dritte dieser Haushalte hatte monatlich 2.600

bis 4.500 € zur Verfügung und 5 % sogar mehr als 4.500 €.

Ein Vergleich der Haushaltsnettoeinkommen von Mehrpersonenhaushalten mit aus-

ländischer und deutscher Bezugsperson macht die Einkommensunterschiede zu aus-

ländischen Familien deutlich (Tabelle 6-2). Knapp 6 % der ausländischen Mehrper-

Einkommenslagen und ökonomischer Lebenshintergrund der Familien von Migranten in Baden-Württemberg

150 FAMILIENWISSENSCHAFTLICHE FORSCHUNGSSTELLE IM STATISTISCHEN LANDESAMT BADEN-WÜRTTEMBERG

sonenhaushalte wiesen im April 2002 ein monatliches Haushaltsnettoeinkommen von

weniger als 900 € auf, während es bei den deutschen Mehrpersonenhaushalten le-

diglich ca. 3 % waren. Etwa jeder fünfte ausländische Mehrpersonenhaushalt befin-

det sich in der Einkommensklasse 900 bis 1.500 €, während nur rund 11 % der deut-

schen Mehrpersonenhaushalte in diesem Einkommensbereich angesiedelt sind.

Mehrpersonenhaushalte mit ausländischer Bezugsperson liegen mit ihrem monatli-

chen Nettoeinkommen schwerpunktmäßig mit einem Anteil von rund 45 % in einem

Einkommensbereich zwischen 1.500 und 2.600 €, während deutsche Mehrperso-

nenhaushalte schwerpunktmäßig ebenfalls mit einem Anteil von rund 45 % in einem

Einkommensbereich von über 2.600 € liegen. Von den ausländischen Mehrperso-

nenhaushalten erreichen hingegen lediglich 28 % und damit anteilig nur fast zwei

Drittel dieses Einkommensniveau.

Tabelle 6-2: Mehrpersonenhaushalte mit ausländischer und deutscher Bezugsperson in Baden-Württemberg im April 2002 nach Haushaltsnettoeinkommen

Mehrpersonenhaushalte Davon mit monatlichem

Haushaltsnettoeinkommen von ... bis unter ... Insgesamt mit ausländischer

Bezugsperson mit deutscher Bezugsperson

Euro in %

unter 900 3 6 3

900 - 1500 12 19 11

1500 - 2600 37 45 36

2600 und mehr 43 28 45

Haushalte insgesamt in 1000 3.088 357 2.731

Quelle: Mikrozensus (Statistisches Landesamt Baden-Württemberg 2002: 153), www.statistik-bw.de, eigene Berechnungen.

Familienwissenschaftliche Forschungsstelle im Statistischen Landesamt Baden-Württemberg

Vergleicht man die Einkommensverhältnisse der Bevölkerung und der Erwerbstäti-

gen in Baden-Württemberg nach Geschlecht und Staatsangehörigkeit miteinander

(Tabelle 6-3 und Tabelle 6-4), so zeigen sich ähnliche Muster wie oben für die Haus-

halte. Ausländer finden sich häufiger in niedrigeren Einkommenssegmenten und sel-

tener in höheren Einkommensbereichen.

Die Einkommensstrukturen und –situation von Migrantenfamilien in Baden-Württemberg

FAMILIENWISSENSCHAFTLICHE FORSCHUNGSSTELLE IM STATISTISCHEN LANDESAMT BADEN-WÜRTTEMBERG 151

Tabelle 6-3: Bevölkerung in Baden-Württemberg im April 2002 nach Geschlecht und Netto-einkommen

Nettoeinkommen von ... bis unter ... Insgesamt Darunter Ausländer Darunter Deutsche

€ insgesamt männlich weiblich insgesamt männlich weiblich insgesamt männlich weiblich in %

Kein Einkommen 25 22 29 33 25 41 24 21 27 unter 500 13 6 19 15 9 23 13 6 19 500 - 900 12 7 16 12 11 13 12 7 17

900 - 1100 6 5 8 7 7 6 6 5 8 1100 - 1500 15 17 13 14 19 9 15 16 13 1500 - 2000 11 15 6 10 16 3 11 15 6

2000 und mehr 14 23 5 7 12 2 15 25 5 in 1000

Insgesamt 10.614 5.206 5.408 1.294 678 616 9.320 4.528 4.792

Quelle: Mikrozensus

Familienwissenschaftliche Forschungsstelle im Statistischen Landesamt Baden-Württemberg

41 % der ausländischen weiblichen Bevölkerung erzielte überhaupt kein Einkommen

und damit deutlich mehr als unter der deutschen weiblichen Bevölkerung (27 %). Hier

dokumentiert sich auch die niedrigere Erwerbsbeteiligung ausländischer Frauen im

Vergleich zu deutschen Frauen. Nur 14 % der ausländischen Frauen erzielen ein

Nettoeinkommen von 1.100 € und mehr, bei den deutschen Frauen sind es hingegen

knapp 24 %.

Tabelle 6-4: Erwerbstätige in Baden-Württemberg im April 2002 nach Geschlecht und Net-toeinkommen

Nettoeinkommen von ... bis unter ... Insgesamt Ausländer Deutsche

€ insgesamt männlich weiblich Insgesamt männlich weiblich insgesamt männlich weiblich in %

unter 500 13 6 23 16 5 31 13 6 22 500 - 900 12 5 20 13 6 22 11 5 20

900 - 1100 7 5 11 10 8 13 7 4 11 1100 - 1500 20 20 21 25 29 20 20 18 21 1500 - 2000 17 23 11 20 28 6 17 22 11

2000 und mehr 25 37 9 13 20 4 26 40 9 in 1000

Insgesamt 5.019 2.790 2.228 628 374 254 4.390 2.416 1.974

Quelle: Mikrozensus

Familienwissenschaftliche Forschungsstelle im Statistischen Landesamt Baden-Württemberg

Auch unter den Erwerbstätigen weisen ausländische Frauen höhere Anteile im Nied-

riglohnbereich auf als deutsche Frauen. Knapp ein Drittel der erwerbstätigen Auslän-

Einkommenslagen und ökonomischer Lebenshintergrund der Familien von Migranten in Baden-Württemberg

152 FAMILIENWISSENSCHAFTLICHE FORSCHUNGSSTELLE IM STATISTISCHEN LANDESAMT BADEN-WÜRTTEMBERG

derinnen, aber nur knapp ein Viertel der erwerbstätigen deutschen Frauen verfügten

im April 2002 über ein Nettoeinkommen von unter 500 €. Rund 41 % der deutschen

Frauen, die erwerbstätig waren, erzielten ein monatliches Nettoeinkommen von

1.100 € und mehr, hingegen nur gut 30 % der ausländischen Frauen, wobei die Kluft

mit höherem Einkommen zunimmt. Von den ausländischen und deutschen Erwerbs-

tätigen männlichen Geschlechts sind jeweils etwa gleich große Anteile (5 bis 6 %) im

niedrigsten Lohnbereich von unter 500 € angesiedelt. In den Bereich zwischen 500

und 1.100 € fallen rund 14 % der erwerbstätigen ausländischen Männer, jedoch nur

9 % der erwerbstätigen deutschen Männer. In der obersten hier ausgewiesenen Ein-

kommensklasse von 2.000 € und mehr befanden sich im April 2002 40 % der er-

werbstätigen deutschen Männer, jedoch nur 20 % der erwerbstätigen ausländischen

Männer.

Zusammenfassend lässt sich feststellen, dass die Einkommensunterschiede zwi-

schen den Geschlechtern größer sind als zwischen Deutschen und Ausländern. So-

wohl für Ausländer als auch für Deutsche gilt: Männer verdienen im Schnitt ungleich

mehr als Frauen. Die Einkommensdifferenz zwischen Männern und Frauen ist bei

Ausländern und Deutschen gleich stark ausgeprägt. Männer verfügen jeweils über

ca. das 1,8-fache der durchschnittlichen Einkommen erwerbstätiger Frauen. Auch

wenn nach wie vor nicht unerhebliche reale Einkommensunterschiede zwischen den

Geschlechtern bestehen und es vielfach für Frauen nicht den gleichen Lohn für die

gleiche Arbeit gibt, so liegt ein wesentlicher Grund für diese erheblichen Einkom-

mensdifferenzen zwischen den Geschlechtern doch darin, dass Frauen häufig einer

Teilzeiterwerbstätigkeit nachgehen, während bei Männern immer noch die Vollzeit-

erwerbstätigkeit den Normalfall darstellt.

Hinsichtlich möglicher Einkommensdifferenzen zwischen verschiedenen Staatsange-

hörigkeitsgruppen unter den Ausländern liegen für Baden-Württemberg keine Daten

vor. Allerdings deuten Zahlen für das alte Bundesgebiet aus dem Jahre 200180 dar-

auf hin, dass die Einkommenssituation von Griechen und Italienern im Mittel etwas

besser ist als die von Türken und Personen aus dem ehemaligen Jugoslawien. Da-

80 Bundesministerium für Arbeit und Sozialordnung 2002b: 51

Die Einkommensstrukturen und –situation von Migrantenfamilien in Baden-Württemberg

FAMILIENWISSENSCHAFTLICHE FORSCHUNGSSTELLE IM STATISTISCHEN LANDESAMT BADEN-WÜRTTEMBERG 153

nach wiesen die Griechen die beste Einkommensstruktur (Haushaltsnettoeinkom-

men) unter den vier genannten Gruppen auf, dicht gefolgt von den Italienern. Dahin-

ter lagen die Türken mit einem geringeren Anteil im oberen Einkommensspektrum

und an letzter Stelle die Jugoslawen mit einem höheren Anteil im unteren Einkom-

mensbereich als die Türken. Allerdings fallen nach diesen Daten die Differenzen im

Haushaltsnettoeinkommen zwischen diesen vier Staatsangehörigkeitsgruppen, und

hier vor allem zwischen Griechen, Italienern und Türken, vergleichsweise gering aus,

gemessen an der deutlichen Differenz zur Einkommenssituation der Deutschen.

Letztere weisen im oberen Einkommensbereich einen deutlich höheren Anteil auf.

Was die Einkommenssituation älterer Ausländer ab 60 Jahren anbetrifft, so sind Eg-

gen und Suffner81 für die Bundesrepublik Deutschland auf der Basis von Mikrozen-

sus-Daten zu dem Ergebnis gekommen, dass ältere Ausländer durchschnittlich über

85 % des Einkommens verfügen, das älteren Deutschen zur Verfügung steht. Inner-

halb der älteren ausländischen Bevölkerung zeigten sich dabei jedoch erhebliche

Unterschiede zwischen den verschiedenen Nationalitätengruppen. So ist im Mittel

das Pro-Kopf-Einkommen älterer Italiener und Niederländer nur geringfügig niedriger

als das älterer Deutscher. Weit schlechter stellt sich danach die Einkommenssituati-

on älterer Menschen aus Griechenland, dem ehemaligen Jugoslawien, aus Osteuro-

pa und der Türkei dar. Das niedrigste Pro-Kopf-Einkommen wiesen ältere Migranten

und Migrantinnen aus Afrika und Asien auf.

81 1996: 14, siehe hierzu auch Eggen 1997

Einkommenslagen und ökonomischer Lebenshintergrund der Familien von Migranten in Baden-Württemberg

154 FAMILIENWISSENSCHAFTLICHE FORSCHUNGSSTELLE IM STATISTISCHEN LANDESAMT BADEN-WÜRTTEMBERG

6.2 Armut und Sozialhilfebedürftigkeit bei ausländischen Familien in Baden-Württemberg

„Die armen Bevölkerungsgruppen stellen neben den Ausländern die zweite wichtige

Randschicht in der Sozialstruktur der Bundesrepublik dar.“82 Diese Aussage macht

die besondere Problematik deutlich, mit der Familien konfrontiert sind, die gleichzeitig

einen Migrationshintergrund und sozioökonomische Unterprivilegierung aufweisen.

Allerdings wäre es falsch zu denken, dass das eine mit dem anderen nichts zu tun

hat und sich quasi nur „zufällig“ überlappen kann. Ausländer zu sein erhöht das Ar-

mutsrisiko.

Was heute in einer industriell hoch entwickelten Gesellschaft wie der Bundesrepublik

unter „Armut“ zu verstehen ist, wie der Begriff „arm“ zu definieren ist, ist unter Sozi-

alwissenschaftlern und Sozialarbeitern gleichermaßen wie unter Politikern oder in der

allgemeinen Öffentlichkeit umstritten. Was man unter „Armut“ versteht, ist sowohl

historisch als auch kulturell Veränderungen ausgesetzt und bemisst sich am Lebens-

standard der jeweiligen Gesamtgesellschaft. Insofern handelt es sich um eine relative

soziale Lage und kein absolutes Phänomen. „In anderen Worten: Armut ist in entwi-

ckelten Gesellschaften keine Frage des physischen Überlebens mehr – wie noch in

vielen Ländern der Dritten oder Vierten Welt –, sondern eine Frage eines men-

schenwürdigen Lebens; die Armutsgrenze wird nicht durch ein physisches, sondern

durch ein soziokulturelles Existenzminimum markiert.“83⋅Das heißt, „Armut“ darf nicht

auf den ökonomisch-materiellen Bereich verengt werden, mit ihr verbunden ist ein

weitgehender Ausschluss von der Teilhabe am gesellschaftlichen Leben auch in so-

zialer, kultureller und politischer Hinsicht. Dies zieht häufig auch starke psychosoziale

Belastungen in den betroffenen Familien nach sich.

Eine gebräuchliche Art der Messung von Armut (welche auch in international verglei-

chenden Studien, zum Beispiel innerhalb der EU, Anwendung findet) geht von einem

82 Geißler 2002: 246 83 Geißler 2002: 246

Armut und Sozialhilfebedürftigkeit bei ausländischen Familien in Baden-Württemberg

FAMILIENWISSENSCHAFTLICHE FORSCHUNGSSTELLE IM STATISTISCHEN LANDESAMT BADEN-WÜRTTEMBERG 155

Konzept relativer Einkommensarmut aus. Danach markieren 50 % des Durch-

schnittseinkommens von Haushalten mit gleicher Personenzahl die Armutsgrenze.

Oder anders formuliert: ökonomisch defizitäre Lebenslagen sind dadurch charakteri-

siert, dass unter 50 % des durchschnittlichen Pro-Kopf-Einkommens aller Haushalte

zur Verfügung steht.84

Tabelle 6-5: Einkommenspositionen von Lebensformen mit ausländischer Bezugsperson in Baden-Württemberg 2001

Anzahl

durchschnittl. monatliches Net-

toeinkommen (Median)

Pro-Kopf-Einkom-men(alte OECD-Skala)

Armutsschwelle (bezogen auf den Durch-

schnitt von Baden-Württemberg)

Lebensformen

1.000 € € %

Lebensformen insgesamt 498,7 1.650 831 21

darunter:

Ehepaare insgesamt 309,8 2.035 837 19

ohne Kinder 93,6 1.748 1.018 (14)

mit Kind(ern) 215,1 2.145 773 21

Nicht eheliche Lebensgemein-schaften insgesamt

15,2 2.185 1.398 (.)

ohne Kinder 11,7 2.416 1.538 (.)

Allein Erziehende insgesamt 27,8 1.226 713 (29)

Allein Stehende insgesamt 144,2 879 908 23

Allein stehende Frauen 55,8 733 778 29

Allein stehende Männer 88,4 973 1.001 19

Quelle: Mikrozensus 2001, STATIS-BUND

Familienwissenschaftliche Forschungsstelle im Statistischen Landesamt Baden-Württemberg

Tabelle 6-5 zeigt, wie groß der Anteil der ausländischen Familien ist, die nach dem

50 %-Konzept als „arm“ oder in einer ökonomisch defizitären Lebenslage befindlich

gelten müssen. Ausländische Ehepaare ohne Kinder verfügen im Schnitt über

1.748 €, solche mit Kindern über 2.145 €. Bezogen auf die Anzahl der Personen im

Haushalt sind dies bei kinderlosen Ehepaaren 1.018 € und bei Familien 773 € pro

Person. Über 50 % des durchschnittlichen Pro-Kopf-Einkommens in Baden-

Württemberg verfügen etwa 14 % der kinderlosen Ehepaare und 21 % der Familien.

Sie liegen damit deutlich über dem Durchschnitt aller baden-württembergischen Ehe-

84 Stutzer 2002: 271

Einkommenslagen und ökonomischer Lebenshintergrund der Familien von Migranten in Baden-Württemberg

156 FAMILIENWISSENSCHAFTLICHE FORSCHUNGSSTELLE IM STATISTISCHEN LANDESAMT BADEN-WÜRTTEMBERG

paare. Von diesen fallen „nur“ 5 % der kinderlosen und 8 % der Ehepaare mit Kin-

dern unter diese Armutsgrenze.

Auffallend ist auch der hohe Anteil allein stehender ausländischer Mitbürger im Nied-

rigeinkommensbereich. Fast jede dritte ausländische allein stehende Frau und fast

jeder fünfte ausländische allein stehende Mann liegen unter der „Armutsschwelle“. Im

Gesamtdurchschnitt der Bevölkerung sind es etwa 10 % der allein Stehenden.

Unter den ausländischen Familien im Land sind also mehr als doppelt so viele von

Einkommensarmut betroffen wie unter den deutschen Familien. Diese Ergebnisse

decken sich weitgehend mit bisherigen Erkenntnissen der Armutsforschung. So weist

etwa Geißler in einer neuen Veröffentlichung85 für Migranten insgesamt im Jahr 2000

in der Bundesrepublik eine Armutsrate nach der 50 %-Grenze von 22 % aus.86

Migrantenfamilien schließlich sind überproportional auch in einer weiteren Hauptrisi-

kogruppe, was Armut anbetrifft, vertreten, und zwar bei den Familien mit mindestens

drei Kindern. Dieser Umstand weist ebenso wie die sehr hohen Armutsraten für allein

Erziehende und hohen Armutsraten für junge Menschen (bis 20 Jahre) darauf hin,

dass heute Kinder und Jugendliche überdurchschnittlich häufig in ökonomische und

soziale Not geraten. Dies äußert sich auch in einer überproportional angestiegenen

Sozialhilfebedürftigkeit junger Menschen.87 In diesem Zusammenhang ist bereits seit

längerem von einer „Infantilisierung“ der Armut die Rede.88 Auch hiervon sind in be-

sonderem Maße Kinder und Jugendliche aus Migrantenfamilien betroffen – und dies

vor allem aufgrund der im Durchschnitt größeren Kinderzahl in ausländischen Famili-

85 2002: 252, bezogen auf Daten bei Goebel/Habich/Krause 2002, Datenbasis: SOEP 86 Seifert (2001: 215, siehe auch Tabelle 3) kommt auf Basis von Daten des Sozioökonomischen

Panels (SOEP) für 1997 in Deutschland zu dem Ergebnis, dass 8 % der deutschen Haushalte, 29 % der Haushalte von Migranten aus den Anwerbeländern und von den türkischen Haushalten sogar 34 % unterhalb der Armutsgrenze lagen. Für bestimmte Gruppen stellte Seifert (2001: 216, Tabelle 3) exorbitant hohe Armutsquoten fest; so betrug in Migrantenhaushalten mit Arbeitslosen und einer Aufenthaltsdauer des Haushaltsvorstands von maximal 9 Jahren in Deutschland der Anteil der von Armut betroffenen 84 %.

87 Während die Anzahl älterer Menschen (60 Jahre und älter), die Sozialhilfe bezogen, in den alten Bundesländern der Bundesrepublik Deutschland von 1980 bis 2000 um 43 % angestiegen ist, hat sich die Zahl der sozialhilfebedürftigen Kinder im gleichen Zeitraum um 347 % erhöht (Stutzer 2002: 272).

88 Hauser 1995: 9

Armut und Sozialhilfebedürftigkeit bei ausländischen Familien in Baden-Württemberg

FAMILIENWISSENSCHAFTLICHE FORSCHUNGSSTELLE IM STATISTISCHEN LANDESAMT BADEN-WÜRTTEMBERG 157

en und der ungünstigeren beruflichen Qualifikationsstruktur der Eltern, die ein niedri-

geres Einkommen und eine erhöhte Gefahr, arbeitslos zu werden, nach sich zieht.

Familien, die ihren Mindestlebensbedarf nicht aus eigener Kraft decken können und

somit das Existenzminimum unterschreiten würden, sind auf staatliche Unterstüt-

zungsleistungen, insbesondere Sozialhilfe, angewiesen. „Der Mindestbedarf, der

durch die Sozialhilfe garantiert wird, lässt sich also als die politisch festgesetzte Ar-

mutsgrenze ansehen. Er errechnet sich nach einem komplizierten Verfahren und liegt

etwas über der 40 %-Grenze.“89

Am 31.12.2002 waren insgesamt 222.962 Personen in Baden-Württemberg auf lau-

fende Hilfe zum Lebensunterhalt (Sozialhilfe) angewiesen, davon waren 60.037 Aus-

länder, was einem Anteil von 27 % entspricht (Tabelle 6-6). Damit benötigten 2 % der

Bevölkerung im Land laufende Hilfe zum Lebensunterhalt, 1,7 % der deutschen und

4,6 % der ausländischen Bevölkerung. Beide Werte liegen deutlich unter denen auf

Bundesebene (West). So waren im Jahr 2000 2,8 % der deutschen und 8,1 % der

ausländischen Gesamtbevölkerung in Westdeutschland (insgesamt 3,4 %) auf lau-

fende Hilfe zum Lebensunterhalt angewiesen.90

Tabelle 6-6: Ausländische und deutsche Empfänger laufender Hilfe zum Lebensunterhalt (Sozialhilfe) in Baden-Württemberg 1994 bis 2002

Insgesamt Deutsche Ausländer

Jahr Anzahl in % der Bevöl- kerung

Anzahl in % der Bevöl- kerung

Anzahl in % der Bevöl- kerung

in % aller Sozialhilfe- empfänger

1994 207.904 2,0 162.736 1,8 45.168 3,4 21,7 1996 241.211 2,3 180.742 2,0 60.469 4,4 25,1 1998 243.812 2,3 180.478 2,0 63.334 4,9 26,0 1999 227.221 2,2 167.435 1,8 59.786 4,6 26,3 2000 209.044 2,0 155.318 1,7 53.726 4,2 25,7 2001 209.791 2,0 154.414 1,7 55.377 4,3 26,4 2002 222.962 2,1 162.925 1,7 60.037 4,6 26,9

Stand 31.12. des jeweiligen Jahres

Quelle: Sozialhilfestatistik, eigene Berechnungen.

Familienwissenschaftliche Forschungsstelle im Statistischen Landesamt Baden-Württemberg

89 Geißler 2002: 247 90 Geißler 2002: 249

Einkommenslagen und ökonomischer Lebenshintergrund der Familien von Migranten in Baden-Württemberg

158 FAMILIENWISSENSCHAFTLICHE FORSCHUNGSSTELLE IM STATISTISCHEN LANDESAMT BADEN-WÜRTTEMBERG

An dieser Stelle ist darauf hinzuweisen, dass sowohl die oben dargestellten Armuts-

raten als auch die Anteile der Sozialhilfeempfänger darauf hindeuten, dass ausländi-

sche (wie auch deutsche) Familien in Baden-Württemberg seltener von Armut betrof-

fen sind als in der Bundesrepublik insgesamt. Hier macht sich wohl vor allem die ins-

gesamt höhere Wohlstandsposition und niedrigere Arbeitslosenquote des Südwest-

staates bemerkbar.

Kinderbetreuung und Erziehung bei Migrantenfamilien in Baden-Württemberg

FAMILIENWISSENSCHAFTLICHE FORSCHUNGSSTELLE IM STATISTISCHEN LANDESAMT BADEN-WÜRTTEMBERG 159

7 Kinderbetreuung und Erziehung bei Migrantenfamilien in Baden-Württemberg

Am 31.12.2002 lebten in Baden-Württemberg insgesamt 23.841 ausländische Kinder

im Alter von unter 3 Jahren („Krippenalter“) und 44.423 ausländische Kinder im Alter

von 3 bis unter 6 Jahren („Kindergartenalter“). Dies entspricht Anteilen von knapp

2 % bzw. gut 3 % an der ausländischen Gesamtbevölkerung Baden-Württembergs

zum Jahresende 2002.91

Im Rahmen des Mikrozensus liegen Daten zum Kindergarten- und Kinderkrippenbe-

such ausländischer Kinder vor. Die verbreitete Ansicht, dass Kinder ausländischer

Familien viel seltener Kindergärten besuchen als deutsche Kinder, wird durch diese

Zahlen widerlegt. Dies gilt insbesondere für Baden-Württemberg, wo im Jahr vor der

Einschulung der Anteil der ausländischen Kinder sogar höher ist als der der deut-

schen Kinder.

Wie Tabelle 7-1 zeigt, ist vor allem bei ausländischen Kindern im Alter von 3 bis unter

4 Jahren in Baden-Württemberg die Kindergartenbesuchsquote nennenswert gerin-

ger als bei deutschen Kindern. Während gut 72 % der Kinder insgesamt in diesem

Alter in den Kindergarten gehen, sind es bei den ausländischen Kindern 68 %. Bei

den ausländischen Kindern im Alter von 4 bis unter 6 Jahren im Land besuchen hin-

gegen etwa so viele ausländische wie deutsche Kinder den Kindergarten.

Es kann also nicht davon gesprochen werden, dass die Akzeptanz des Kindergar-

tenbesuchs bei ausländischen Familien in Baden-Württemberg (gleiches gilt für

Deutschland insgesamt) grundsätzlich geringer ist als bei deutschen Familien, viel-

mehr lässt sich lediglich feststellen, dass die Kinder ausländischer Familien im

Schnitt etwas älter sind beim Beginn ihres Kindergartenbesuches.

91 Bevölkerungsstatistik

Kinderbetreuung und Erziehung bei Migrantenfamilien in Baden-Württemberg

160 FAMILIENWISSENSCHAFTLICHE FORSCHUNGSSTELLE IM STATISTISCHEN LANDESAMT BADEN-WÜRTTEMBERG

Tabelle 7-1: Ausländische und deutsche Kinder in Kindergärten 1996 und 2001 in Baden-Württemberg und in Deutschland insgesamt nach dem Alter der Kinder

1996 2001 Kinder im Alter von ... bis unter ... Jahren Kinder im Alter von ... bis unter ... Jahren

unter 3 3 - 4 4 - 5 5 - 6 6 - 7 unter 3 3 - 4 4 - 5 5 - 6 6 - 7 Nationalität

in %*) in %*) Baden-Württemberg Baden-Württemberg Kinder insgesamt 3,6 43,6 85,7 91,8 78,5 5,2 72,3 93,1 94,8 70,5 Deutsche Kinder 3,3 44,9 87,4 94,0 79,5 5,0 73,2 93,4 94,4 71,9 Ausländische Kinder 4,8 38,1 79,1 81,7 73,5 6,7 67,8 91,6 97,0 61,4 Deutschland Deutschland Kinder insgesamt 7,5 40,2 74,2 84,6 70,3 9,5 57,8 85,6 89,9 68,2 Deutsche Kinder 7,8 41,9 76,6 86,7 71,8 10,0 59,1 86,5 90,6 69,3 Ausländische Kinder 6,0 30,8 59,0 70,6 60,1 6,2 48,3 78,4 86,0 60,2

*) Anteil an allen Kindern der jeweiligen Altersgruppe und Nationalität.

Quelle: Mikrozensus.

Familienwissenschaftliche Forschungsstelle im Statistischen Landesamt Baden-Württemberg

Sowohl ausländische Kinder als auch Kinder insgesamt im Alter von 3 bis unter 6

Jahren weisen in Baden-Württemberg höhere Kindergartenbesuchsquoten auf als in

Deutschland insgesamt (Tabelle 7-1).

Grundsätzlich anders stellt sich die Situation der institutionellen Kinderbetreuung und

-erziehung für Kleinkinder im Alter von unter 3 Jahren dar. Auch in Baden-

Württemberg besteht – wie in allen anderen alten Bundesländern (außer den Stadt-

staaten) und im Gegensatz zur Angebots- und Betreuungssituation in den fünf neuen

Bundesländern – noch ein Nachholbedarf an Krippenplätzen. Dies gilt insbesondere

in ländlichen Gebieten, in denen Eltern von Kleinkindern zur Unterstützung ihrer Er-

ziehungs- und Betreuungsaufgaben lediglich auf Tagesmütter oder altersgemischte

Gruppen zurückgreifen können. So hatten im April 2000 etwa 6 % der Kinder im Alter

von unter 3 Jahren in Baden-Württemberg einen Platz in einer Betreuungseinrich-

tung.92 Dieser Anteil liegt leicht über dem der Kinder in Deutschland, wo 5,8 % der

ausländischen und 5,2 % der deutschen Kleinkinder eine Betreuungseinrichtung be-

suchen.

92 Bericht der Beauftragten der Bundesregierung für Ausländerfragen 2002: 416

Kinderbetreuung und Erziehung bei Migrantenfamilien in Baden-Württemberg

FAMILIENWISSENSCHAFTLICHE FORSCHUNGSSTELLE IM STATISTISCHEN LANDESAMT BADEN-WÜRTTEMBERG 161

Im Rahmen einer Studie des Deutschen Jugendinstituts wurde festgestellt, dass es

einen engen Zusammenhang gibt zwischen dem regionalen Angebot an Kindergar-

tenplätzen und der Inanspruchnahme durch ausländische Familien.93 Es kann davon

ausgegangen werden, dass gerade der Kindergartenbesuch von Kindern aus aus-

ländischen Familien durch den Ausbau des Angebots an Kindergartenplätzen nach

der Einführung des Rechtsanspruchs im Jahr 1996 zugenommen hat.

Daneben scheint oft gerade in Migrantenfamilien, die häufiger als deutsche Familien

in einer finanziell angespannten bis defizitären Situation leben müssen (siehe Kapitel

6), der Kostenfaktor eine wichtige Rolle zu spielen für die Entscheidung der Eltern,

ob ihr Kind den Kindergarten besucht oder zu Hause betreut wird. „So hat sich im

Saarland nach Auskunft des Kultusministeriums der Anteil der ausländischen Kinder,

die einen Kindergarten besuchen, deutlich erhöht, seitdem (...) das letzte Kindergar-

tenjahr kostenfrei angeboten wird“.94

Die starke Inanspruchnahme des Kindergartenangebots durch ausländische Familien

in Baden-Württemberg (siehe Tabelle 7-1) zeigt an, dass kulturelle Pluralität und

Mehrsprachigkeit heutzutage an vielen Orten im Land den Kindergartenalltag mitprä-

gen. Dies sollte als Chance für ausländische und deutsche Kinder gleichermaßen

begriffen werden. Der unbefangene Umgang dieser Kinder miteinander birgt bei ent-

sprechender Sensibilisierung und Qualifikation der Erzieherinnen und Erzieher ein

erhebliches Integrationspotenzial in sich. Eine gezielte Förderung der mehrsprachi-

gen Entwicklung von ausländischen aber auch von deutschen Kindern setzt am sinn-

vollsten so früh wie möglich ein. Für ausländische Kinder, die in ihrer eigenen Familie

und ihrem sonstigen sozialen Umfeld nicht Deutsch sprechen, ist der Kindergarten

zumeist der erste lebensbiographische Ort, an dem sie in Kontakt mit der deutschen

Sprache kommen. Sie befinden sich dann in einem Alter, welches allgemein als be-

sonders wichtig für die Entwicklung des Sprachvermögens angesehen wird. Damit

kommt dem Kindergarten die zentrale Bedeutung für die Entwicklung der Sprach-

93 Berg/Jampert/ Zehnbauer 2001 94 Bericht der Beauftragten der Bundesregierung für Ausländerfragen 2002: 194

Kinderbetreuung und Erziehung bei Migrantenfamilien in Baden-Württemberg

162 FAMILIENWISSENSCHAFTLICHE FORSCHUNGSSTELLE IM STATISTISCHEN LANDESAMT BADEN-WÜRTTEMBERG

kompetenz von Kindern aus Migrantenfamilien zu.95 Diese Erkenntnis sollte nicht

zuletzt auch in der Ausbildung von Erzieherinnen und Erziehern verstärkt Berücksich-

tigung finden und in neue interkulturelle pädagogische Ansätze und Konzepte ein-

fließen. Darüber hinaus könnten verstärkt Erzieherinnen und Erzieher mit eigenen

Migrationserfahrungen in Kindergärten beschäftigt werden mit dem Ziel, den Aus-

tausch und die Auseinandersetzung mit unterschiedlichen ethnischen und kulturellen

Perspektiven, Traditionen und Normen zu intensivieren.96

Dass nicht wenige ausländische Kinder ihre ersten Erfahrungen mit der deutschen

Sprache im Kindergarten machen, zeigt jedoch auch, wie wichtig die Förderung und

der Ausbau institutioneller Kinderbetreuungsangebote für Kinder im „Krippenalter“ bis

3 Jahre nicht nur für die generelle Vereinbarkeit von Familie und Berufsleben ist.

Vielmehr könnte ihr auch eine nicht zu unterschätzende Integrationswirkung zukom-

men. Schließlich könnten auch die sprachlichen Defizite von ausländischen Kindern

abgebaut werden.

95 vgl. hierzu auch http://www.isoplan.de/aid/2002-2/bildung.htm 96 siehe hierzu auch Beauftragte der Bundesregierung für Ausländerfragen 2002: 197 und Zuwan-

derungskommission 2001: 12

Fazit

FAMILIENWISSENSCHAFTLICHE FORSCHUNGSSTELLE IM STATISTISCHEN LANDESAMT BADEN-WÜRTTEMBERG 163

8 Fazit

Die vorliegende Untersuchung zur Situation von Migrantenfamilien in Baden-

Württemberg hat gezeigt, dass sowohl hinsichtlich der Lebensbereiche als auch hin-

sichtlich verschiedener Staatsangehörigkeitsgruppen ein differenziertes Integrations-

bild gezeichnet werden muss.

Die vergleichsweise lange Aufenthaltsdauer wesentlicher Teile der ausländischen

Bevölkerung Baden-Württembergs in Deutschland, steigende Einbürgerungszahlen,

die seit Ende der 80er Jahre gewachsene Zahl deutsch-ausländischer Ehen, Anpas-

sungsprozesse im generativen Verhalten, die hohe Akzeptanz des Kindergartenbe-

suchs bei ausländischen Familien – all dies deutet auf eine zunehmende Integration

zumindest von Teilen der ausländischen Bevölkerung in die hiesige Gesellschaft hin.

Darüber hinaus konnte festgestellt werden, dass der klassischen Familie als Le-

bensmodell in der ausländischen Bevölkerung des Landes nach wie vor ein – zumin-

dest zahlenmäßig – höherer Stellenwert zukommt als unter der deutschen Bevölke-

rung, wenn gleich jüngere Entwicklungen auf ein Abschmelzen von Differenzen hin-

deuten.

Andererseits ist nach wie vor ein Rückstand in der Bildungsbeteiligung ausländischer

Kinder, Jugendlicher und junger Erwachsener festzustellen. Seit Mitte der 80er Jahre

haben sich keine weiteren Verbesserungen in der Bildungsintegration ergeben. In

diesem Bereich ist ein Stillstand, eine hohe Persistenz der Bildungsdefizite von jun-

gen Menschen mit nichtdeutscher Staatsangehörigkeit zu konstatieren. Allerdings

haben nicht zuletzt die jüngsten Untersuchungen im Zusammenhang mit der PISA-

Studie gezeigt, dass dies nicht vorschnell dem „Ausländerstatus“ als solchem zuge-

schrieben werden sollte, sondern vielmehr sozialstrukturelle Faktoren mit in den Blick

gerückt werden müssen. Gerade die starken Differenzen im Bildungserfolg zwischen

ausländischen Schülern aus den früheren Anwerbeländern und anderen nichtdeut-

schen Kindern und Jugendlichen deuten darauf hin, dass die schulischen Probleme

Fazit

164 FAMILIENWISSENSCHAFTLICHE FORSCHUNGSSTELLE IM STATISTISCHEN LANDESAMT BADEN-WÜRTTEMBERG

der erstgenannten Gruppe auch das Phänomen einer „Unterschichtung“97 der bun-

desrepublikanischen Sozialstruktur durch die Arbeitsmigration der 60er und begin-

nenden 70er Jahre widerspiegeln.

Die Hypothek sozialer Schichtung baut sich nicht innerhalb einer Generation ab; so-

wohl ausländische als auch deutsche Kinder aus eher bildungsfernen Schichten und

Familienverhältnissen haben es sehr schwer, in unserem „mittelschichtszentrierten“

Bildungssystem Fuß zu fassen. Für die ausländischen Schüler kommt häufig noch

das Problem einer mangelnden Beherrschung der deutschen Sprache im Elternhaus

hinzu. Die Sprache bildet aber die fundamentale Grundlage für eine erfolgreiche „Bil-

dungskarriere“. Allerdings kann davon ausgegangen werden, dass die Sprachkom-

petenz, der Wille und die Fähigkeit sich eine fremde Sprache anzueignen, wiederum

vom soziokulturellen Bildungsniveau abhängt.

Zwischen den so genannten „Anwerbeländern“ konnten im Rahmen dieses Berichtes

auffallende und so nicht erwartbare Differenzen in der Bildungsbeteiligung, d.h. der

Verteilung auf die einzelnen Schularten, festgestellt werden. Insbesondere jugosla-

wische und auch italienische (und portugiesische) und in etwas geringerem Maße

türkische Schüler konnten dabei als „Problemgruppen“ identifiziert werden, hingegen

erzielen daran gemessen griechische, spanische und vor allem kroatische Schüler im

Land überraschend gute Bildungserfolge.98 Der hohe Anteil an Schülern in

Sonderschulen unter jugoslawischen Schülern bei gleichzeitig sehr geringen Anteilen

an Realschülern und Gymnasiasten muss als Signal gewertet werden. Interessant ist

in diesem Zusammenhang, dass in Baden-Württemberg Spanier und Kroaten unter

den Ausländern aus den „Anwerbestaaten“ die mit Abstand höchste mittlere

97 „Der Schweizer Soziologe Hoffmann-Novotny (1987: 48) hat die Zuwanderung von ethnischen Minderheiten in die hochindustrialisierten Gesellschaften Westeuropas als 'Unterschichtung’ der Aufnahmeländer bezeichnet, d.h., 'die Einwanderer treten in die untersten Positionen der Sozial-struktur des Einwanderungslandes ein’. (...) die Mehrheit der angeworbenen Südeuropäer befin-den sich wegen des niedrigen beruflichen Ausbildungsniveaus, wegen der belastenden, wenig angesehenen und qualifizierten Arbeit, wegen des relativ niedrigen Einkommens und der ungüns-tigen Wohnsituation in den unteren Ebenen der sozialstrukturellen Hierarchie, die gleich über den deutschen Randschichten anzusiedeln sind. Da ihre volle Teilnahme am Leben der Kerngesell-schaft zusätzlich durch mindere Rechte, schlechtere Berufschancen sowie Tendenzen zur sozia-len Isolation und sozialen Diskriminierung behindert wird, ist auch für die Mehrheit der ethnischen Minderheiten der Begriff Randschicht gerechtfertigt.“ (Geißler 2002: 303)

98 Für Deutschland insgesamt in den 90er Jahren kam Seifert (2000: 59) der Tendenz nach zu ähn-lichen Ergebnissen, en détail – vor allem innerhalb der beiden Gruppen – zeigen sich jedoch eine Reihe von Differenzen.

Fazit

FAMILIENWISSENSCHAFTLICHE FORSCHUNGSSTELLE IM STATISTISCHEN LANDESAMT BADEN-WÜRTTEMBERG 165

Ausländern aus den „Anwerbestaaten“ die mit Abstand höchste mittlere Aufenthalts-

dauer aufweisen (siehe Kapitel 3.1.4), Jugoslawen (und Portugiesen) die niedrigste.

Es sollte im weiteren vertieft untersucht und diskutiert werden, weshalb der Anteil

ausländischer Schüler in Sonderschulen für lernbehinderte Kinder in Baden-

Württemberg so deutlich höher ist als in der übrigen Bundesrepublik. Allein mit einem

generell höheren Ausländeranteil und der unterschiedlichen Zusammensetzung der

Staatsangehörigkeiten unter der ausländischen Bevölkerung Baden-Württembergs

sind diese auffallenden Differenzen nicht zu erklären.

Als weiteres Ergebnis im Bereich Bildung muss festgehalten werden, dass der

Hauptschulbesuch ausländischer Schüler überdurchschnittlich hoch ist. An manchen

Orten im Land ist sie eine Schulform fast nur noch für Ausländer. Zu berücksichtigen

ist darüber hinaus, dass in Baden-Württemberg - anders als in anderen Bundeslän-

dern - die Schullaufbahnentscheidungen nach der Grundschule nicht abschließend

sind, sondern durch eine weitgehende Durchlässigkeit bzw. vielfältige Anschluss-

möglichkeiten individuell korrigiert werden können. Hinzu kommt, dass Bildungsbio-

grafien - den Befunden von PISA zufolge - in erster Linie von der individuellen

Sprachkompetenz abhängen und nicht mit dem Migrationsstatus per se korrelieren.

Zudem ist das Leistungsprofil (zum Beispiel in punkto Schulabbrecher, Lesekompe-

tenz PISA) der ausländischen Schüler Baden-Württembergs oft besser als das von

ausländischen Schülern in anderen Bundesländern. Auf der anderen Seite ist das

Leistungsgefälle zwischen deutschen und ausländischen Schülern in Baden-

Württemberg besonders hoch, d.h. das absolute Niveau der schulischen Leistungen

ausländischer Kinder und Jugendlicher ist besser, das relative (gemessen an der

Leistung der deutschen Schüler) schlechter als in vielen anderen Bundesländern.

Im Bereich der beruflichen Ausbildung ist sehr positiv zu vermerken, dass sich vor

allem für junge ausländische Frauen seit Mitte der 80er Jahre die Ausbildungsper-

spektiven sichtbar verbessert haben – sei es indem auf Seiten der jungen Frauen

und in ihren Familien erkannt wurde, wie wichtig eine Ausbildung für das spätere Be-

rufsleben ist, sei es indem sich vorhandene Vorbehalte auf Seiten der auszubilden-

den Betriebe abgebaut haben.

Fazit

166 FAMILIENWISSENSCHAFTLICHE FORSCHUNGSSTELLE IM STATISTISCHEN LANDESAMT BADEN-WÜRTTEMBERG

Das Phänomen der Unterschichtung und die Tradierung der Defizite in Bildung und

Ausbildung machen sich auch auf den Feldern der Arbeitsmarkt- und Wohlstandsin-

tegration bemerkbar. So sind die meisten ausländischen Arbeitnehmer in Baden-

Württemberg immer noch als Arbeiter beschäftigt und nur wenige als Angestellte,

d.h. sie sind häufig mit manueller auch physisch anstrengender Arbeit konfrontiert

und auch häufiger von Arbeitslosigkeit betroffen. Die Erwerbsbeteiligung ausländi-

scher Mütter ist niedriger als die deutscher Mütter. Ausländische Familien verfügen

im Durchschnitt über deutlich weniger Erwerbseinkommen99 als deutsche Familien

und sind dadurch auch doppelt so häufig von Einkommensarmut betroffen. Positiv ist

hier allerdings zu vermerken, dass von dem insgesamt höheren Wohlstandsniveau

Baden-Württembergs im Vergleich zu den meisten anderen Bundesländern auch

ausländische Familien profitieren. Sowohl Armutsquote als auch der Anteil der Sozi-

alhilfeempfänger sind hier niedriger als im übrigen Bundesgebiet.

Abschließend sollen noch einmal die wechselseitigen Voraussetzungen gelingender

Integration ins Gedächtnis gerufen werden: Die Unabhängige Kommission „Zuwan-

derung“ hat darauf hingewiesen, dass für eine gelingende Integration „Anstrengun-

gen beider Seiten erforderlich (sind): Während die Aufnahmegesellschaft Zuwande-

rern mit dauerhafter Aufenthaltsperspektive einen gleichberechtigten Zugang zum

Arbeitsmarkt und zum Bildungssystem ermöglichen muss, sind die Zuwanderer ihrer-

seits gefordert, Deutsch zu lernen. Zudem haben sie selbstverständlich – wie jeder

andere Bürger – die Pflicht, die Verfassung und die Gesetze zu achten und zu befol-

gen.“100

In einer pluralistischen, hochgradig differenzierten und zugleich modernen säkularen

Gesellschaft wie der der Bundesrepublik mit einer Vielzahl unterschiedlicher Wertori-

entierungen und Lebensstile wird „gesellschaftliche Integration“ vor allem durch einen

99 Damit ist häufig ein Zielkonflikt zwischen Dazuverdienen und Bildungsinvestitionen verbunden: Da ausländische Familien durchschnittlich geringere Familieneinkommen erzielen als deutsche Familien, sind sie tendenziell eher darauf angewiesen, dass die Jugendlichen bzw. jungen Er-wachsenen möglichst frühzeitig über eigene Erwerbsarbeit zum Familieneinkommen beitragen. Dahinter muss eine qualifizierte weiterführende Schul- und Berufsausbildung häufig zurückste-hen. Der zirkuläre Zusammenhang aus ökonomisch defizitärer Lebenslage und Bildungsrück-stand zementiert sich.

100 Zuwanderungskommission 2001: 11

Fazit

FAMILIENWISSENSCHAFTLICHE FORSCHUNGSSTELLE IM STATISTISCHEN LANDESAMT BADEN-WÜRTTEMBERG 167

„Verfahrenskonsens“ bewerkstelligt, auf dessen Basis Differenzen gelebt werden

können und toleriert werden müssen.

Die Unabhängige Kommission „Zuwanderung“ hat im weiteren festgestellt: „Migration

vollzieht sich im allgemeinen im Familienverband. Die Familie stellt wichtige Res-

sourcen für Zuwanderer bereit und trägt durch verwandtschaftliche Netzwerke zur

erfolgreichen Bewältigung von Eingliederungsprozessen bei. Stabile familiäre Bezie-

hungen können jugendliche Migranten der zweiten Generation vor Identitätsverlust

und Marginalisierung schützen. Wer Integrationsprozesse fördern will, muss familiäre

Solidarität stärken.“101 Von staatlicher Seite kann dies vor allem dadurch geschehen,

dass die Erziehungs- und Sozialisationsleistungen von Familien unterstützt und ge-

stärkt werden durch Bildungs-, Erziehungs- und Betreuungsangebote auf allen Al-

tersstufen der Kinder und durch einen finanziellen Familienlastenausgleich (Kinder-

geld, Steuerfreibeträge), der die ökonomische Vernachlässigung von Familien im

Vergleich zu anderen Lebensformen zumindest ein Stück weit kompensiert. Beide

Aspekte staatlicher Familienpolitik sind gerade für Familien ausländischer Herkunft

von besonders zentraler Bedeutung. Dies zum einen, da sie sich häufiger in ökono-

misch defizitären Lebenslagen befinden als Familien ohne Migrationshintergrund,

zum anderen bedürfen Kinder aus Familien ausländischer Herkunft gerade zu An-

fang ihrer „Bildungslaufbahn“ besonderer Förderung, wenn sich bestehende Benach-

teiligungen nicht verstetigen sollen. Letztlich geht es um eine „Anerkennung“ in ei-

nem doppelten Sinne: die Anerkennung der Integrationsleistungen der Familien aus-

ländischer Herkunft genauso wie die Anerkennung ihrer Migrationsgeschichte als

eigenständigen und wertvollen Beitrag in einer pluralen Gesellschaft.

101 Zuwanderungskommission 2001: 13

Anhang

168 FAMILIENWISSENSCHAFTLICHE FORSCHUNGSSTELLE IM STATISTISCHEN LANDESAMT BADEN-WÜRTTEMBERG

9 Anhang

Übersicht 1

Zur Abrundung des Berichts finden sich hier weitere Quellenverweise für einzelne

Themenkomplexe. Es handelt sich dabei in erster Linie um drei neuere größere Pub-

likationen auf Bundesebene, im einzelnen sind dies: Familien ausländischer Herkunft

in Deutschland – Sechster Familienbericht (herausgegeben vom Bundesministerium

für Familie, Senioren, Frauen und Jugend, 2000); Bericht der Beauftragten der Bun-

desregierung für Ausländerfragen über die Lage der Ausländer in der Bundesrepublik

Deutschland vom September 2002; Situation der ausländischen Arbeitnehmer und

ihrer Familienangehörigen in der Bundesrepublik Deutschland (herausgegeben vom

Bundesministerium für Arbeit und Sozialordnung im Januar 2002).

- Wohnverhältnisse (Statistisches Bundesamt 2001: 50ff., Bundesministerium für

Familie, Senioren, Frauen und Jugend 2000: 152ff., Beauftragte der Bundesregie-

rung für Ausländerfragen 2002: 361ff., Bundesministerium für Arbeit und Sozial-

ordnung 2002: 44ff., Seifert 2001: 216ff.)

- Gesundheitliche Situation (Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und

Jugend 2000: 186ff., Beauftragte der Bundesregierung für Ausländerfragen 2002:

356ff., Korporal/Dangel-Vogelsang 2000)

- Familiale Freizeitgestaltung und Mediennutzung (Beauftragte der Bundesregie-

rung für Ausländerfragen 2002: 365ff., Bundesministerium für Arbeit und Sozial-

ordnung 2002: 47ff. und 51ff.)

- Erziehungsstile, Verwandtschaftsbeziehungen (Bundesministerium für Familie,

Senioren, Frauen und Jugend 2000: 104ff. und 111ff.)

- Schwerbehinderte Migranten (Statistisches Bundesamt 2001: 98ff.)

- Familienbildung und -beratung (Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen

und Jugend 2000: 184ff.)

Anhang

FAMILIENWISSENSCHAFTLICHE FORSCHUNGSSTELLE IM STATISTISCHEN LANDESAMT BADEN-WÜRTTEMBERG 169

- (Sozial-)Arbeit mit Migrantenfamilien (Beauftragte der Bundesregierung für Aus-

länderfragen 2002: 234ff. und 314, Gaitanides 2000)

- Rechtliche Lage und Rahmenbedingungen (Beauftragte der Bundesregierung für

Ausländerfragen 2002: 51ff., Bundesministerium für Arbeit und Sozialordnung

2002: 64ff.)

- Rassismus, Fremdenfeindlichkeit und Diskriminierung (Beauftragte der Bundes-

regierung für Ausländerfragen 2002: 262ff., Bundesministerium für Arbeit und So-

zialordnung 2002: 72ff.)

- Politische Partizipation und Einstellungen (Beauftragte der Bundesregierung für

Ausländerfragen 2002: 186ff., Bundesministerium für Arbeit und Sozialordnung

2002: 57ff., Gille u.a. 2000)

- Migrantenorganisationen und -initiativen (Bundesministerium für Familie, Senio-

ren, Frauen und Jugend 2000: 165ff.)

Anhang

170 FAMILIENWISSENSCHAFTLICHE FORSCHUNGSSTELLE IM STATISTISCHEN LANDESAMT BADEN-WÜRTTEMBERG

Tabelle 9-1: Bevölkerungsbilanz der ausländischen Bevölkerung in Baden-Württemberg seit 1953

Zuzüge Fortzüge Jahr1) Lebend-

geborene2) Ge-

storbene2)

Geburten- überschuss bzw. Defizit über die Landesgrenze

Wanderungs- saldo

Änderung der Staats-

angehörigkeit 3)

Bevölkerungs- zu- bzw. abnahme

insgesamt4)

Bevölkerung am

Jahresende

Anzahl 1953 1.312 513 799 · · · · · 62.141 1954 1.174 435 739 · · · · · 65.231 1955 1.217 420 797 · · · · · 66.012 1956 1.238 441 797 · · · · · 69.160 1957 1.243 443 800 · · · · · 72.885 1958 1.336 431 905 · · · · · 79.075 1959 1.568 463 1.105 · · · · · 96.355 1960 1.969 499 1.470 · · · · · 154.642 1961 2.937 587 2.350 · · · · · 180.929 1962 4.362 686 3.676 · · 62.379 · 66.055 246.984 1963 5.880 815 5.065 · · 25.712 · 30.777 277.761 1964 7.499 849 6.650 · · 55.599 · 62.249 340.010 1965 9.287 971 8.316 233.725 156.889 76.836 · 85.152 425.162 1966 11.374 1.106 10.268 209.170 191.691 17.479 · 27.747 452.909 1967 12.020 1.111 10.909 114.154 171.603 -57.449 · -46.540 406.369 1968 11.591 1.158 10.433 199.055 123.945 75.110 · 85.543 491.912 1969 13.289 1.403 11.886 285.692 155.041 130.651 · 142.537 634.449 1970 16.315 1.678 14.637 282.467 185.872 96.595 · 111.232 680.095 1971 19.712 1.782 17.930 247.117 193.825 53.292 · 71.222 751.317 1972 21.352 1.820 19.532 243.716 186.817 56.899 · 76.431 827.738 1973 22.789 1.809 20.980 249.353 190.354 58.999 · 79.979 907.717 1974 24.504 1.767 22.737 149.056 183.913 -34.857 -3.204 -12.120 895.597 1975 21.200 1.734 19.466 91.517 168.367 -76.850 · -57.384 838.213 1976 18.839 1.481 17.358 97.752 140.040 -42.288 · -24.930 813.283 1977 16.745 1.499 15.246 109.551 123.124 -13.573 -1.711 -38 813.245 1978 16.029 1.411 14.618 114.572 108.981 5.591 -4.247 15.962 829.207 1979 16.107 1.486 14.621 136.659 103.967 32.692 -3.084 44.229 873.436 1980 17.354 1.511 15.843 151.356 111.314 40.042 -2.968 52.917 926.353 1981 17.111 1.510 15.601 111.603 108.399 3.204 -2.734 16.071 942.424 1982 15.395 1.562 13.833 75.131 112.067 -36.936 -2.450 -25.553 916.871 1983 12.404 1.492 10.912 65.781 97.274 -31.493 -2.434 -23.015 893.856 1984 10.897 1.335 9.562 72.621 110.709 -38.088 -2.549 -31.075 862.781 1985 10.456 1.256 9.200 82.265 81.959 306 -2.352 7.154 869.935 1986 11.138 1.356 9.782 95.797 76.481 19.316 -2.512 26.586 896.521 1987 12.337 1.422 10.915 99.740 77.955 21.785 -2.359 30.341 871.848 1988 13.600 1.463 12.137 123.336 79.614 43.722 -2.581 53.278 925.126 1989 14.988 1.519 13.469 136.740 91.750 44.990 -2.817 55.642 980.768 1990 16.230 1.781 14.449 157.761 101.747 56.014 -4.411 66.052 1.046.820 1991 16.721 1.864 14.857 207.938 109.072 98.866 -6.002 107.721 1.154.541 1992 18.608 2.027 16.581 250.304 161.416 88.888 -2.672 102.797 1.257.338 1993 19.621 2.208 17.413 205.063 163.017 42.046 -4.540 54.919 1.312.257 1994 19.031 2.337 16.694 161.211 146.249 14.962 -16.209 15.447 1.327.704 1995 18.723 2.284 16.439 158.314 137.088 21.226 -17.239 20.426 1.348.130 1996 19.323 2.377 16.946 141.784 115.762 26.022 -20.691 22.277 1.370.407 1997 19.559 2.394 17.165 120.525 133.120 -12.595 -58.513 -53.943 1.316.464 1998 17.981 2.485 15.496 122.673 128.904 -6.231 -21.901 -12.636 1.303.828 1999 16.908 2.619 14.289 135.210 119.742 15.468 -28.562 1.347 1.305.175 2000 8.933 2.632 6.301 136.495 126.762 9.733 -37.067 -21.033 1.284.142 2001 7.473 2.574 4.899 143.117 112.472 30.645 -24.812 10.732 1.294.874 2002 7.360 2.651 4.709 140.865 116.834 24.031 -25.374 2.864 1.297.738

1) 1952 bis 1960: Ergebnisse der Ausländerstatistik; ansonsten Ergebnisse der Bevölkerungsfortschreibung; in den Jahren 1970 und 1987 wur-

den die fortgeschriebenen Bevölkerungszahlen aufgrund der Ergebnisse der Bevölkerungszählungen dieser Jahre bereinigt. Daher stimmen die Zu- und Abnahmen dieser Jahre mit den Angaben über Geburtenüberschuss bzw. -defizit und Wanderungssaldo rechnerisch nicht über-ein. Durch Umstellung im Verarbeitungsprogramm ab dem Berichtsjahr 2000 ergeben sich bei den Bewegungsdaten kleine Abweichungen zu den Ergebnissen der Einzelstatistiken.

2) Nach jeweils geltendem Reichs- und Staatsangehörigkeitsgesetz. 3) 1997: Einschließlich nachträglich registrierter Staatsangehörigkeitswechsel aus den Jahren 1993 bis 1996. 4) 1999: Einschließlich Korrekturen der Bevölkerungsfortschreibung.

Quelle: Statistisches Landesamt Baden-Württemberg.

Familienwissenschaftliche Forschungsstelle im Statistischen Landesamt Baden-Württemberg

Anhang

FAMILIENWISSENSCHAFTLICHE FORSCHUNGSSTELLE IM STATISTISCHEN LANDESAMT BADEN-WÜRTTEMBERG 171

Tabelle 9-2: Ausländische Bevölkerung Baden-Württembergs 1950 bis 2002 nach vorrangi-gen Staatsangehörigkeiten

Darunter nach der Staatsangehörigkeit

Griechenland Italien ehemaliges Jugoslawien3) Türkei Spanien Polen Jahr1)

Ausländer ins-

gesamt2) Anzahl in % Anzahl in % Anzahl in % Anzahl in % Anzahl in % Anzahl in %

1950 56.566 699 1,2 4.377 7,7 1.796 3,2 125 0,2 346 0,6 12.711 22,51951 58.502 656 1,1 4.850 8,3 1.642 2,8 154 0,3 377 0,6 11.379 19,51952 59.861 649 1,1 4.914 8,2 1.501 2,5 172 0,3 400 0,7 10.890 18,21953 61.858 692 1,1 5.018 8,1 1.574 2,5 182 0,3 416 0,7 11.005 17,81954 64.505 693 1,1 5.070 7,9 1.630 2,5 218 0,3 448 0,7 11.683 18,11955 67.349 784 1,2 5.458 8,1 1.715 2,5 252 0,4 510 0,8 12.640 18,81956 70.283 1.033 1,5 8.845 12,6 1.946 2,8 345 0,5 620 0,9 12.814 18,21957 73.641 1.606 2,2 10.096 13,7 2.575 3,5 425 0,6 729 1,0 12.048 16,41958 79.562 2.009 2,5 13.655 17,2 3.182 4,0 475 0,6 889 1,1 11.749 14,81959 94.064 2.776 3,0 23.498 25,0 4.760 5,1 599 0,6 1.177 1,3 11.793 12,51960 147.336 8.590 5,8 59.403 40,3 5.793 3,9 1.366 0,9 4.157 2,8 11.551 7,81961 211.463 17.916 8,5 92.410 43,7 8.691 4,1 3.116 1,5 14.791 7,0 11.220 5,31962 266.088 24.281 9,1 118.628 44,6 16.704 6,3 4.704 1,8 21.722 8,2 11.285 4,21963 306.944 34.880 11,4 128.916 42,0 23.069 7,5 7.397 2,4 28.235 9,2 11.120 3,61964 361.922 47.259 13,1 137.869 38,1 28.517 7,9 20.707 5,7 36.378 10,1 10.934 3,01965 443.303 59.333 13,4 171.020 38,6 35.986 8,1 33.235 7,5 45.004 10,2 10.816 2,41966 498.985 64.111 12,8 187.514 37,6 53.218 10,7 42.898 8,6 46.433 9,3 10.635 2,11967 411.851 52.421 12,7 141.259 34,3 50.643 12,3 37.444 9,1 35.419 8,6 9.213 2,21968 461.900 57.333 12,4 160.551 34,8 60.071 13,0 47.972 10,4 35.197 7,6 9.223 2,01969 588.626 72.778 12,4 178.233 30,3 114.942 19,5 70.134 11,9 40.406 6,9 9.022 1,51970 724.312 89.611 12,4 196.383 27,1 170.272 23,5 95.303 13,2 45.972 6,3 8.923 1,21971 793.066 98.947 12,5 198.780 25,1 182.595 23,0 123.010 15,5 48.735 6,1 8.841 1,11972 802.069 96.793 12,1 193.996 24,2 192.629 24,0 137.663 17,2 46.251 5,8 4.852 0,61973 891.520 100.866 11,3 207.355 23,3 213.394 23,9 171.504 19,2 48.973 5,5 5.561 0,61974 914.162 103.267 11,3 205.071 22,4 215.254 23,5 188.016 20,6 46.875 5,1 5.658 0,61975 882.114 99.830 11,3 192.955 21,9 204.542 23,2 189.049 21,4 42.410 4,8 5.806 0,71976 831.882 89.547 10,8 179.086 21,5 192.832 23,2 183.956 22,1 37.329 4,5 5.594 0,71977 821.746 82.150 10,0 178.809 21,8 189.128 23,0 189.061 23,0 33.913 4,1 5.436 0,71978 826.887 76.826 9,3 180.966 21,9 187.481 22,7 199.512 24,1 31.752 3,8 5.434 0,71979 852.073 74.101 8,7 187.578 22,0 186.593 21,9 216.471 25,4 30.564 3,6 5.703 0,71980 912.885 73.527 8,1 194.683 21,3 187.051 20,5 253.770 27,8 29.966 3,3 6.989 0,81981 933.103 73.662 7,9 197.019 21,1 187.366 20,1 264.126 28,3 29.647 3,2 9.286 1,01982 919.845 73.453 8,0 188.046 20,4 184.009 20,0 265.320 28,8 28.803 3,1 8.783 1,01983 874.785 69.650 8,0 172.832 19,8 176.492 20,2 247.103 28,2 26.909 3,1 8.023 0,91984 845.212 68.314 8,1 166.585 19,7 172.501 20,4 240.790 28,5 25.840 3,1 8.819 1,01985 839.962 66.493 7,9 162.513 19,3 168.740 20,1 236.507 28,2 25.089 3,0 9.805 1,21986 863.485 66.065 7,7 165.458 19,2 168.017 19,5 241.681 28,0 24.579 2,8 11.324 1,31987 887.669 67.023 7,6 168.856 19,0 169.116 19,1 250.671 28,2 24.113 2,7 14.269 1,61988 912.075 70.955 7,8 168.123 18,4 170.222 18,7 267.778 29,4 23.116 2,5 18.169 2,01989 968.594 75.773 7,8 171.275 17,7 177.193 18,3 283.877 29,3 23.237 2,4 23.074 2,41990 1.010.515 79.432 7,9 174.120 17,2 181.132 17,9 293.941 29,1 22.860 2,3 23.992 2,41991 1.093.295 83.422 7,6 175.677 16,1 213.725 19,5 309.873 28,3 22.653 2,1 24.062 2,21992 1.190.785 85.722 7,2 175.070 14,7 264.031 22,2 324.463 27,2 22.384 1,9 26.146 2,21993 1.254.896 85.852 6,8 175.356 14,0 336.541 26,8 22.072 1,8 23.076 1,81994 1.265.322 85.345 6,7 176.742 14,0 318.075 25,1 343.026 27,1 21.715 1,7 23.367 1,81995 1.281.317 85.634 6,7 179.858 14,0 350.506 27,4 21.620 1,7 23.680 1,81996 1.290.761 85.456 6,6 182.692 14,2 317.525 24,6 354.593 27,5 21.479 1,7 23.613 1,81997 1.280.020 84.851 6,6 184.509 14,4 358.793 28,0 21.298 1,7 23.466 1,81998 1.269.005 84.500 6,7 186.383 14,7 279.534 22,0 357.548 28,2 21.028 1,7 23.739 1,91999 1.268.966 84.630 6,7 187.759 14,8 278.404 21,9 347.006 27,3 20.925 1,6 24.950 2,02000 1.250.014 84.239 6,7 188.022 15,0 257.791 20,6 337.115 27,0 20.737 1,7 26.511 2,12001 1.254.686 83.928 6,7 187.689 15,0 252.835 20,2 329.138 26,2 20.704 1,7 28.269 2,32002 1.253.018 82.935 6,6 185.253 14,8 248.251 19,8 322.849 25,8 20.352 1,6 28.780 2,3

1) 1952 und 1971: am 31.12.; sonst bis 1984: jeweils am 30.9.; ab 1985: am 31.12. des Jahres; 1988 und 1989: an die Ergebnisse der Volks-

zählung 1987 angepasste AZR-Ergebnisse. 2) Einschließlich Staatenlose, ungeklärt und ohne Angabe. 3) Ab 1992: Personen aus Ländern des ehemaligen Jugoslawien (Bosnien-Herzegowina, Kroatien, Slowenien, Mazedonien und Rest-

Jugoslawien (1995: Serbien und Montenegro)).

Quelle: Bundesverwaltungsamt (Ausländerzentralregister), Köln. Statistisches Landesamt Baden-Württemberg 2002: 56-57. Eigene Berechnungen.

Familienwissenschaftliche Forschungsstelle im Statistischen Landesamt Baden-Württemberg

Anhang

172 FAMILIENWISSENSCHAFTLICHE FORSCHUNGSSTELLE IM STATISTISCHEN LANDESAMT BADEN-WÜRTTEMBERG

Tabelle 9-3: Deutsche und ausländische Bevölkerung in Baden-Württemberg am 31.12.2002 nach Altersgruppen

Deutsche Ausländer in % in % Alter von ... bis

unter ... Jahre Anzahl kumuliert

Anzahl kumuliert

0 - 3 286.977 3,1 3,1 23.841 1,9 1,9 3 - 6 297.266 3,2 6,3 44.423 3,4 5,3 6 - 15 950.466 10,2 16,5 137.224 10,6 15,9

15 - 18 311.683 3,3 19,8 46.050 3,5 19,4 18 - 21 307.618 3,3 23,1 53.649 4,1 23,5 21 - 30 887.960 9,5 32,6 246.611 19,0 42,5 30 - 40 1.497.946 16,0 48,6 266.039 20,5 63,0 40 - 50 1.442.269 15,4 64,0 177.618 13,7 76,7 50 - 60 1.061.726 11,3 75,3 162.669 12,5 89,2 60 - 65 631.428 6,7 82,0 59.377 4,6 93,8

65 und mehr 1.688.243 18,0 100,0 80.237 6,2 100,0 Insgesamt 9.363.582 100,0 1.297.738 100,0

Quelle: Bevölkerungsstatistik.

Familienwissenschaftliche Forschungsstelle im Statistischen Landesamt Baden-Württemberg

Anhang

FAMILIENWISSENSCHAFTLICHE FORSCHUNGSSTELLE IM STATISTISCHEN LANDESAMT BADEN-WÜRTTEMBERG 173

Tabelle 9-4: Natürliche Bevölkerungsbewegung (Eheschließungen, Ehescheidungen, Le-bendgeborene, Gestorbene) der ausländischen Bevölkerung in Baden-Württemberg 1950 bis 2002

Lebendgeborene2) Gestorbene2)

und zwar

Durch- schnittliche

Bevölkerung

Ehe- schließungen

1)

Ehe- scheidungen

1) insgesamt

männlich nicht- ehelich

insgesamtdarunter im

ersten Lebensjahr

Geburten- überschuss bzw. -defizitJahr

1.000 Anzahl 1950 · 3.323 · · · · · · · 1951 · 2.396 · · · · · · · 1952 · 2.663 · · · · · · · 1953 · 2.543 · 1.312 680 · 513 · 799 1954 · 3.040 · 1.174 614 · 435 · 739 1955 · 3.886 · 1.217 639 · 420 · 797 1956 · 3.587 · 1.238 620 · 441 · 797 1957 · 3.431 · 1.243 631 · 443 · 800 1958 · 3.469 · 1.336 670 · 431 · 905 1959 · 3.940 · 1.568 782 103 463 · 1.105 1960 · 3.937 · 1.969 986 143 499 43 1.470 1961 · 4.705 · 2.937 1.474 219 587 84 2.350 1962 · 5.458 · 4.362 2.264 267 686 101 3.676 1963 · 5.809 · 5.880 2.958 352 815 149 5.065 1964 · 6.385 · 7.499 3.847 453 849 187 6.650 1965 · 6.646 · 9.287 4.781 489 971 213 8.316 1966 · 7.163 · 11.374 5.881 587 1.106 269 10.268 1967 · 6.713 · 12.020 6.107 577 1.111 307 10.909 1968 · 6.006 · 11.591 5.953 540 1.158 280 10.433 1969 · 6.464 · 13.289 6.809 695 1.403 337 11.886 1970 641,7 6.943 · 16.315 8.371 855 1.678 410 14.637 1971 728,4 7.223 · 19.712 10.135 901 1.782 479 17.930 1972 798,9 7.054 · 21.352 10.894 984 1.820 520 19.532 1973 877,9 6.838 · 22.789 11.776 982 1.809 492 20.980 1974 906,5 6.657 · 24.504 12.598 940 1.767 474 22.737 1975 872,5 6.338 · 21.200 10.922 814 1.734 435 19.466 1976 826,2 5.751 · 18.839 9.719 730 1.481 285 17.358 1977 816,4 5.539 · 16.745 8.645 691 1.499 251 15.246 1978 822,9 5.176 524 16.029 8.223 646 1.411 214 14.618 1979 849,5 5.555 967 16.107 8.203 657 1.486 189 14.621 1980 908,5 6.160 1.153 17.354 8.904 759 1.511 213 15.843 1981 937,5 6.538 1.238 17.111 8.830 718 1.510 207 15.601 1982 931,5 6.470 1.333 15.395 7.874 749 1.562 199 13.833 1983 905,8 6.140 1.390 12.404 6.405 690 1.492 134 10.912 1984 878,2 5.757 1.592 10.897 5.583 631 1.335 106 9.562 1985 866,2 6.154 1.583 10.456 5.405 697 1.256 92 9.200 1986 882,5 6.568 1.627 11.138 5.676 711 1.356 92 9.782 1987 849,7 6.480 1.782 12.337 6.315 843 1.422 117 10.915 1988 897,6 7.043 2.038 13.600 6.984 939 1.463 108 12.137 1989 952,6 7.650 2.233 14.988 7.760 1.005 1.519 116 13.469 1990 1.013,90 8.437 2.031 16.230 8.262 1.105 1.781 138 14.449 1991 1.088,30 9.056 2.322 16.721 8.547 1.264 1.864 144 14.857 1992 1.205,70 10.071 2.495 18.608 9.631 1.612 2.027 122 16.581 1993 1.290,10 10.878 2.739 19.621 10.035 1.737 2.208 127 17.413 1994 1.318,40 11.752 3.082 19.031 9.711 1.800 2.337 118 16.694 1995 1.338,90 12.124 3.325 18.723 9.596 1.714 2.284 97 16.439 1996 1.362,50 12.416 3.503 19.323 9.870 1.883 2.377 114 16.946 1997 1.329,10 13.035 3.918 19.559 10.062 1.898 2.394 125 17.165 1998 1.311,20 12.315 4.194 17.981 9.133 1.956 2.485 92 15.496 1999 1.305,30 12.318 4.320 16.908 8.755 2.078 2.619 105 14.289 2000 1.295,40 12.757 4.778 8.804 4.520 1.375 2.632 82 6.172 2001 1.283,60 12.389 5.158 7.259 3.697 1.117 2.574 43 4.685 2002 1.297,30 12.219 5.641 6.922 3.603 1.141 2.650 43 4.272

1) Mindestens ein Partner Ausländer. 2) Nach jeweils geltendem Reichs- und Staatsangehörigkeitsgesetz.

Quelle: Statistisches Landesamt Baden-Württemberg.

Familienwissenschaftliche Forschungsstelle im Statistischen Landesamt Baden-Württemberg

Anhang

174 FAMILIENWISSENSCHAFTLICHE FORSCHUNGSSTELLE IM STATISTISCHEN LANDESAMT BADEN-WÜRTTEMBERG

Tabelle 9-5: Eheschließungen von Deutschen und Ausländern in Baden-Württemberg von 1950 bis 2002, sowie Vergleich zwischen empirischem und stochastisch er-wartbarem Anteil der Eheschließungen von oder mit Ausländern 1 2 3 4 5 6 7 8

Eheschlie-ßungen

insgesamt

Eheschlie-ßungen beide

Partner Deutsche

Eheschlie-ßungen von

oder mit Ausländern

Eheschlie-ßungen von

oder mit Ausländern

Ausländer- anteil

männlich

Stochastischer Anteil der Ehe-schließungen von oder mit männlichen Ausländern

Differenz zwischen Spalte 5

und 7 Jahr

Anzahl in % 1950 65.151 61.828 3.323 5,1 1951 66.008 63.612 2.396 3,6 1952 61.592 58.929 2.663 4,3 1953 60.275 57.732 2.543 4,2 1,3 1,8 2,4 1954 61.160 58.120 3.040 5,0 1,3 1,9 3,1 1955 63.295 59.409 3.886 6,1 1,4 1,9 4,2 1956 66.177 62.590 3.587 5,4 1,3 2,0 3,4 1957 66.361 62.930 3.431 5,2 1,3 2,0 3,1 1958 67.209 63.740 3.469 5,2 1,5 2,2 3,0 1959 70.110 66.170 3.940 5,6 1,8 2,5 3,1 1960 71.412 67.475 3.937 5,5 3,0 3,9 1,6 1961 72.132 67.427 4.705 6,5 4,4 5,6 1,0 1962 72.503 67.045 5.458 7,5 5,2 6,7 0,8 1963 70.293 64.484 5.809 8,3 5,8 7,6 0,6 1964 70.799 64.414 6.385 9,0 6,6 8,8 0,2 1965 67.699 61.053 6.646 9,8 7,8 10,5 -0,7 1966 66.553 59.390 7.163 10,8 8,4 11,6 -0,8 1967 64.226 57.513 6.713 10,5 7,1 9,6 0,8 1968 62.525 56.519 6.006 9,6 7,8 10,6 -1,0 1969 61.889 55.425 6.464 10,4 9,8 13,1 -2,6 1970 62.158 55.215 6.943 11,2 9,3 14,1 -2,9 1971 60.810 53.587 7.223 11,9 10,4 16,1 -4,2 1972 59.037 51.983 7.054 11,9 11,2 17,4 -5,5 1973 55.849 49.011 6.838 12,2 12,0 18,9 -6,6 1974 53.647 46.990 6.657 12,4 11,6 18,6 -6,2 1975 53.637 47.299 6.338 11,8 10,8 17,6 -5,8 1976 51.129 45.378 5.751 11,2 10,4 17,2 -5,9 1977 50.129 44.590 5.539 11,0 10,4 17,2 -6,1 1978 46.943 41.767 5.176 11,0 10,5 17,4 -6,4 1979 49.491 43.936 5.555 11,2 11,1 18,2 -7,0 1980 52.646 46.486 6.160 11,7 11,7 19,1 -7,4 1981 52.521 45.983 6.538 12,4 11,8 19,4 -6,9 1982 53.768 47.298 6.470 12,0 11,4 18,9 -6,9 1983 54.785 48.645 6.140 11,2 11,1 18,5 -7,3 1984 54.349 48.592 5.757 10,6 10,6 17,9 -7,3 1985 54.901 48.747 6.154 11,2 10,7 18,0 -6,8 1986 55.705 49.137 6.568 11,8 10,9 18,4 -6,6 1987 56.780 50.300 6.480 11,4 10,5 17,6 -6,1 1988 58.939 51.896 7.043 11,9 11,2 18,7 -6,8 1989 58.835 51.185 7.650 13,0 11,5 19,4 -6,4 1990 61.448 53.011 8.437 13,7 12,0 20,3 -6,5 1991 59.373 50.317 9.056 15,3 12,9 21,8 -6,6 1992 60.724 50.653 10.071 16,6 13,9 23,3 -6,7 1993 59.885 49.007 10.878 18,2 14,3 24,1 -5,9 1994 59.591 47.839 11.752 19,7 14,2 24,2 -4,5 1995 58.198 46.074 12.124 20,8 14,3 24,5 -3,7 1996 57.898 45.482 12.416 21,4 14,4 24,7 -3,3 1997 57.094 44.059 13.035 22,8 13,8 23,8 -0,9 1998 55.693 43.378 12.315 22,1 13,6 23,5 -1,4 1999 56.437 44.119 12.318 21,8 13,5 23,4 -1,6 2000 55.422 42.665 12.757 23,0 13,1 23,0 0,1 2001 51.382 38.993 12.389 24,1 13,1 23,0 1,1 2002 51.946 39.727 12.219 23,5 12,9 22,8 0,7

Quelle: Statistik von Baden-Württemberg. Eigene Berechnungen.

Familienwissenschaftliche Forschungsstelle im Statistischen Landesamt Baden-Württemberg

Anhang

FAMILIENWISSENSCHAFTLICHE FORSCHUNGSSTELLE IM STATISTISCHEN LANDESAMT BADEN-WÜRTTEMBERG 175

Tabelle 9-6: Ehescheidungen bei Deutschen und Ausländern in Baden-Württemberg von 1979 bis 2002

Beide Ehepartner deutsch Mindestens ein Ehepartner Ausländer

Ehe-schließungen

Ehe-scheidungen

Ehe-scheidungen im Vergleich

zu Ehe-schließungen

Ehe-schließungen

Ehe-scheidungen

Ehe-scheidungen im Vergleich

zu Ehe-schließungen

Jahr

Anzahl in % Anzahl in % 1979 43.936 9.338 21 5.555 967 17 1980 46.486 11.746 25 6.160 1.153 19 1981 45.983 12.768 28 6.538 1.238 19 1982 47.298 13.403 28 6.470 1.333 21 1983 48.645 14.242 29 6.140 1.390 23 1984 48.592 14.660 30 5.757 1.592 28 1985 48.747 14.388 30 6.154 1.583 26 1986 49.137 13.651 28 6.568 1.627 25 1987 50.300 14.973 30 6.480 1.782 28 1988 51.896 15.152 29 7.043 2.038 29 1989 51.185 14.695 29 7.650 2.233 29 1990 53.011 14.638 28 8.437 2.031 24 1991 50.317 14.871 30 9.056 2.322 26 1992 50.653 14.766 29 10.071 2.495 25 1993 49.007 16.346 33 10.878 2.739 25 1994 47.839 16.828 35 11.752 3.082 26 1995 46.074 16.596 36 12.124 3.325 27 1996 45.482 17.256 38 12.416 3.503 28 1997 44.059 17.654 40 13.035 3.918 30 1998 43.378 17.639 41 12.315 4.194 34 1999 44.119 17.377 39 12.318 4.320 35 2000 42.665 17.272 41 12.757 4.778 38 2001 38.993 17.578 45 12.389 5.158 41 2002 39.727 18.059 45 12.219 5.641 46

Quelle: Statistik von Baden-Württemberg. Eigene Berechnungen.

Familienwissenschaftliche Forschungsstelle im Statistischen Landesamt Baden-Württemberg

Anhang

176 FAMILIENWISSENSCHAFTLICHE FORSCHUNGSSTELLE IM STATISTISCHEN LANDESAMT BADEN-WÜRTTEMBERG

Tabelle 9-7: Deutsche und ausländische Lebendgeborene in Baden-Württemberg von 1953 bis 2002

Lebendgeborene Lebendgeborene

Jahr Lebend-geborene insgesamt Deutsche

bezogen auf 1000

deutsche Personen

bezogen auf 1000

deutsche Frauen

Ausländer

bezogen auf 1000

ausländische Personen

bezogen auf 1000

ausländische Frauen1)

in % aller Lebend-

geborenen

1953 110.634 109.322 16,1 30,1 1.312 21,2 61,8 1,2 1954 114.566 113.392 16,3 30,6 1.174 18,2 54,1 1,0 1955 118.015 116.798 16,5 31,0 1.217 18,1 56,2 1,0 1956 125.941 124.703 17,7 33,1 1.238 17,6 44,4 1,0 1957 130.302 129.059 17,9 33,5 1.243 16,9 44,5 1,0 1958 133.806 132.470 18,0 33,9 1.336 16,8 47,0 1,0 1959 140.842 139.274 18,7 35,1 1.568 16,7 52,7 1,1 1960 145.353 143.384 18,9 35,7 1.969 13,4 54,8 1,4 1961 152.487 149.550 19,8 37,1 2.937 13,9 58,8 1,9 1962 154.047 149.685 19,4 36,4 4.362 16,4 63,3 2,8 1963 158.750 152.870 19,6 36,8 5.880 19,2 70,0 3,7 1964 160.988 153.489 19,4 36,5 7.499 20,7 73,8 4,7 1965 158.742 149.455 18,7 35,2 9.287 20,9 72,6 5,9 1966 160.802 149.428 18,6 34,9 11.374 22,8 72,9 7,1 1967 155.617 143.597 17,6 33,0 12.020 29,2 97,7 7,7 1968 147.961 136.370 16,5 31,0 11.591 25,1 86,4 7,8 1969 140.087 126.798 15,2 28,5 13.289 22,6 78,8 9,5 1970 128.212 111.897 13,6 25,6 16.315 25,4 67,6 12,7 1971 123.871 104.159 12,5 23,7 19.712 26,2 66,0 15,9 1972 112.845 91.493 11,0 20,8 21.352 25,8 64,1 18,9 1973 102.875 80.086 9,6 18,2 22.789 25,1 61,7 22,2 1974 102.206 77.702 9,3 17,7 24.504 27,4 64,3 24,0 1975 97.019 75.819 9,1 17,3 21.200 25,3 58,0 21,9 1976 95.492 76.653 9,2 17,5 18.839 23,2 52,6 19,7 1977 90.981 74.236 8,9 16,9 16.745 20,6 46,5 18,4 1978 89.924 73.895 8,9 16,9 16.029 19,3 43,6 17,8 1979 92.425 76.318 9,2 17,4 16.107 18,4 42,0 17,4 1980 99.721 82.367 9,9 18,8 17.354 18,7 43,1 17,4 1981 100.673 83.562 10,0 19,0 17.111 18,2 41,3 17,0 1982 100.268 84.873 10,2 19,3 15.395 16,8 37,6 15,4 1983 95.447 83.043 9,9 18,9 12.404 13,9 30,9 13,0 1984 94.414 83.517 10,0 19,0 10.897 12,6 27,9 11,5 1985 94.442 83.986 10,0 19,0 10.456 12,0 26,5 11,1 1986 101.616 90.478 10,7 20,5 11.138 12,4 27,4 11,0 1987 103.590 91.253 10,8 20,6 12.337 14,5 32,7 11,9 1988 110.627 97.027 11,4 21,8 13.600 14,7 32,7 12,3 1989 111.600 96.612 11,2 21,4 14.988 15,3 33,9 13,4 1990 118.579 102.349 11,7 22,4 16.230 15,5 34,3 13,7 1991 117.528 100.807 11,4 21,9 16.721 14,5 32,0 14,2 1992 117.559 98.951 11,1 21,4 18.608 14,8 32,9 15,8 1993 117.982 98.361 11,0 21,2 19.621 15,0 32,9 16,6 1994 113.398 94.367 10,6 20,3 19.031 14,3 31,1 16,8 1995 112.459 93.736 10,4 20,2 18.723 13,9 29,9 16,6 1996 114.657 95.334 10,6 20,5 19.323 14,1 30,3 16,9 1997 116.419 96.860 10,7 20,6 19.559 14,9 31,8 16,8 1998 111.056 93.075 10,2 19,8 17.981 13,8 29,5 16,2 1999 107.973 91.065 9,9 19,3 16.908 13,0 27,6 15,7 2000 106.182 97.378 10,5 20,5 8.804 6,9 14,5 8,3 2001 101.366 94.107 10,1 19,7 7.259 5,6 11,8 7,2 2002 99.604 92.682 9,9 19,3 6.922 5,3 11,1 6,9

1) bis einschließlich 1974 wurden auch die ausländischen Kinder deutscher Frauen auf die Zahl ausländischer Frauen bezogen.

Quelle: Ausländerstatistik, Bevölkerungsfortschreibung, Eigene Berechnungen.

Familienwissenschaftliche Forschungsstelle im Statistischen Landesamt Baden-Württemberg

Anhang

FAMILIENWISSENSCHAFTLICHE FORSCHUNGSSTELLE IM STATISTISCHEN LANDESAMT BADEN-WÜRTTEMBERG 177

Tabelle 9-8: Lebendgeborene deutscher und ausländischer Eltern in Baden-Württemberg seit 1960 nach Legitimität

Deutsche Ausländer Lebend-geborene

insge-samt

Lebendgeborene verheirateter

Eltern

Lebendgeborene nicht

verheirateter Eltern

Zusammen Lebendgeborene

verheirateter Eltern

Lebendgeborene nicht

verheirateter Eltern

Zusammen Jahr

Anzahl Anzahl in % Anzahl in % Anzahl in % Anzahl in % Anzahl in % Anzahl in %

1960 145.353 134.254 93,6 9.130 6,4 143.384 98,6 1.826 92,7 143 7,3 1.969 1,4

1965 158.742 142.540 95,4 6.915 4,6 149.455 94,1 8.798 94,7 489 5,3 9.287 5,9

1970 128.212 106.291 95,0 5.606 5,0 111.897 87,3 15.460 94,8 855 5,2 16.315 12,7

1975 97.019 71.567 94,4 4.252 5,6 75.819 78,1 20.386 96,2 814 3,8 21.200 21,9

1980 99.721 76.882 93,3 5.485 6,7 82.367 82,6 16.595 95,6 759 4,4 17.354 17,4

1985 94.442 77.251 92,0 6.735 8,0 83.986 88,9 9.759 93,3 697 6,7 10.456 11,1

1990 118.579 93.138 91,0 9.211 9,0 102.349 86,3 15.125 93,2 1.105 6,8 16.230 13,7

1995 112.459 83.200 88,8 10.536 11,2 93.736 83,4 17.009 90,8 1.714 9,2 18.723 16,6

1996 114.657 84.036 88,1 11.298 11,9 95.334 83,1 17.440 90,3 1.883 9,7 19.323 16,9

1997 116.419 84.741 87,5 12.119 12,5 96.860 83,2 17.661 90,3 1.898 9,7 19.559 16,8

1998 111.056 80.194 86,2 12.881 13,8 93.075 83,8 16.025 89,1 1.956 10,9 17.981 16,2

1999 107.973 77.255 84,8 13.810 15,2 91.065 84,3 14.830 87,7 2.078 12,3 16.908 15,7

2000 106.182 82.250 84,5 15.128 15,5 97.378 91,7 7.429 84,4 1.375 15,6 8.804 8,3

2001 101.366 78.341 83,2 15.766 16,8 94.107 92,8 6.142 84,6 1.117 15,4 7.259 7,2

2002 99.604 76.294 82,3 16.388 17,7 92.682 93,1 5.781 83,5 1.141 16,5 6.922 6,9

Quelle: Cornelius 2001: 120; Bevölkerungsstatistik; eigene Berechnungen.

Familienwissenschaftliche Forschungsstelle im Statistischen Landesamt Baden-Württemberg

Anhang

178 FAMILIENWISSENSCHAFTLICHE FORSCHUNGSSTELLE IM STATISTISCHEN LANDESAMT BADEN-WÜRTTEMBERG

Tabelle 9-9: Ausländische und deutsche Schüler an öffentlichen und privaten allgemein bildenden Schulen1) in Baden-Württemberg seit dem Schuljahr 1970/71 (bzw. 1980/81) nach Schularten

Davon an ... Ausländische Schüler ins-

gesamt Grund- und

Hauptschulen 2) Sonderschulen Realschulen Gymnasien

Schulen beson- derer Art, Inte-grierten Orien-tierungsstufen

Freien Waldorf-schulen Schuljahr

Anzahl in % 1970/71 41.234 88,7 3,1 2,3 5,5 0,1 0,4 1971/72 52.156 89,0 3,3 2,2 5,0 0,1 0,4 1972/73 60.585 87,6 3,7 2,9 5,3 0,1 0,4 1973/74 69.300 86,6 4,4 2,9 5,5 0,2 0,3 1974/75 79.997 85,2 5,0 3,4 5,7 0,3 0,3 1975/76 83.562 83,6 5,8 4,1 5,8 0,4 0,3 1976/77 85.600 81,3 6,9 4,9 6,1 0,5 0,3 1977/78 90.891 80,2 7,7 5,1 6,2 0,5 0,3 1978/79 100.889 79,7 7,8 5,7 5,9 0,5 0,3 1979/80 112.435 80,0 7,5 5,6 5,9 0,6 0,3 1980/81 127.039 80,2 7,3 5,8 5,8 0,6 0,3 1981/82 138.110 79,5 7,4 6,3 5,9 0,6 0,3 1982/83 142.740 78,2 7,9 6,9 6,1 0,7 0,3 1983/84 140.285 76,3 8,4 7,7 6,5 0,7 0,3 1984/85 133.745 74,4 8,5 8,7 7,3 0,8 0,3 1985/86 132.842 73,4 8,3 9,5 7,6 0,9 0,4 1986/87 135.508 73,0 8,2 10,0 7,6 0,9 0,4 1987/88 140.653 72,8 7,8 10,1 8,1 0,9 0,3 1988/89 146.402 72,9 7,6 10,1 8,3 0,7 0,3 1989/90 149.616 73,0 7,6 10,2 8,3 0,6 0,3 1990/91 150.953 72,8 7,7 10,6 8,0 0,6 0,3 1991/92 153.236 72,5 7,9 10,7 8,1 0,6 0,3 1992/93 159.391 73,0 7,9 10,3 8,1 0,6 0,3 1993/94 162.804 73,4 7,9 9,8 8,0 0,6 0,3 1994/95 164.717 73,2 7,9 10,2 7,8 0,5 0,3 1995/96 167.576 73,9 8,0 9,8 7,6 0,5 0,3 1996/97 169.559 74,2 7,9 9,6 7,5 0,5 0,3 1997/98 168.767 74,3 7,9 9,5 7,6 0,4 0,3 1998/99 165.510 74,1 7,9 9,5 7,7 0,4 0,3 1999/00 166.586 74,3 7,9 9,5 7,5 0,4 0,4 2000/01 164.673 73,9 7,9 9,8 7,6 0,4 0,4 2001/02 164.872 73,1 8,3 10,2 7,6 0,5 0,4 2002/03 163.970 72,4 8,4 10,5 7,8 0,5 0,4

zum Vergleich: Deutsche Schüler 1980/81 1.268.201 48,4 3,8 19,6 26,2 1981/82 1.207.054 46,9 3,7 20,2 27,2 1982/83 1.143.411 46,2 3,6 20,4 27,6 1983/84 1.077.973 46,2 3,6 20,4 27,6 1984/85 1.015.944 46,6 3,5 20,1 27,4 1985/86 958.474 47,4 3,6 19,8 27,0 1986/87 917.120 48,4 3,6 19,2 26,4 1987/88 887.646 49,4 3,6 18,7 25,9 1988/89 873.260 50,6 3,6 18,1 25,4 1989/90 878.815 51,7 3,6 17,6 24,8 1990/91 904.271 52,6 3,6 17,4 24,2 1991/92 922.338 52,6 3,6 17,4 24,2 1992/93 943.984 52,4 3,6 17,6 24,2 1993/94 970.264 52,3 3,5 17,8 24,2 1994/95 997.977 52,7 3,5 17,7 23,9 1995/96 1.029.162 52,9 3,5 17,8 23,7 1996/97 1.054.844 52,8 3,4 18,0 23,7 1997/98 1.080.461 52,6 3,4 18,0 23,9 1998/99 1.098.754 52,0 3,4 18,3 24,3 1999/00 1.113.176 51,3 3,4 18,6 24,6 2000/01 1.123.273 50,5 3,5 19,0 25,0 2001/02 1.130.665 49,3 3,5 19,6 25,5 2002/03 1.136.769 48,5 3,6 19,9 25,9

1) Ohne Schüler an Schulen des zweiten Bildungsweges (Abendrealschulen, Abendgymnasien und Kollegs). 2) 1977 bis 1990 einschließlich Förderschulen

Quelle: Statistik von Baden-Württemberg, eigene Berechnungen

Familienwissenschaftliche Forschungsstelle im Statistischen Landesamt Baden-Württemberg

Anhang

FAMILIENWISSENSCHAFTLICHE FORSCHUNGSSTELLE IM STATISTISCHEN LANDESAMT BADEN-WÜRTTEMBERG 179

Tabelle 9-10: Ausländische Schüler an öffentlichen und privaten allgemein bildenden Schu-len in Baden-Württemberg seit dem Schuljahr 1970/71 nach Staatsangehörig-keit

Davon nach der Staatsangehörigkeit Ausländische Schüler

insgesamt Griechenland Italien Jugoslawien Türkei Sonstige1) Schuljahr

Anzahl in % 1970/71 41.234 19 29 12 16 25 1971/72 52.156 20 28 13 17 23 1972/73 60.585 19 27 13 20 22 1973/74 69.300 16 26 14 22 22 1974/75 79.997 17 26 14 23 21 1975/76 83.562 16 24 14 25 21 1976/77 85.600 15 24 15 26 21 1977/78 90.891 14 23 16 27 20 1978/79 100.889 14 22 16 30 18 1979/80 112.435 12 20 16 34 17 1980/81 127.039 11 19 16 38 16 1981/82 138.110 10 19 17 39 15 1982/83 142.740 10 18 17 40 15 1983/84 140.285 10 18 18 40 15 1984/85 133.745 10 18 19 39 15 1985/86 132.842 9 17 20 39 15 1986/87 135.508 8 17 20 38 16 1987/88 140.653 8 17 20 39 16 1988/89 146.402 8 17 20 39 16 1989/90 149.616 8 17 20 39 17 1990/91 150.953 7 17 19 39 19 1991/92 153.236 7 16 19 38 19 1992/93 159.391 7 15 20 37 21 1993/94 162.804 6 15 11 36 31 1994/95 164.717 6 15 10 36 33 1995/96 167.576 6 15 10 37 33 1996/97 169.559 5 15 10 38 33 1997/98 168.767 5 15 9 39 32 1998/99 165.510 5 15 9 41 30 1999/00 166.586 5 15 10 41 29 2000/01 164.673 5 15 9 42 29 2001/02 164.872 5 15 9 42 29 2002/03 163.970 5 15 9 42 29

1) Ab 1993/94: einschließlich Kroatien und Slowenien.

Quelle: Statistik von Baden-Württemberg.

Familienwissenschaftliche Forschungsstelle im Statistischen Landesamt Baden-Württemberg

Anhang

180 FAMILIENWISSENSCHAFTLICHE FORSCHUNGSSTELLE IM STATISTISCHEN LANDESAMT BADEN-WÜRTTEMBERG

Tabelle 9-11: Ausländische Schüler an öffentlichen und privaten allgemein bildenden Schu-len in Baden-Württemberg am 09. Oktober 2002 nach Schularten und Staats-angehörigkeit

Davon Land der Staatsangehörigkeit Schulgruppe

Schulart

Schüler an

allgemeinbildenden Schulen insg. 1)

Deutsche Schüler

Ausländ. Schüler insges. Italien Griechen-

land Portugal SpanienJugo-

slawien 2)

Kroatien Slowenien Türkei Sonstige

Anzahl

Insgesamt 1.300.739 1.123.273 163.970 23.822 8.582 3.376 1.273 13.991 5.696 377 69.499 37.354

Verteilung der Schüler auf die Schularten innerhalb der einzelnen Staatsangehörigkeiten in % Grund- und Hauptschulen 51,5 48,5 72,4 73,4 68,6 75,7 59,2 73,4 60,3 58,6 77,1 65,6Sonderschulen 4,2 3,6 8,4 10,4 5,1 9,0 8,1 16,6 4,6 4,0 7,5 6,9Realschulen 18,7 19,9 10,5 11,0 14,3 9,9 16,3 6,4 18,3 19,1 10,2 10,1Gymnasien 23,6 25,9 7,8 4,8 11,5 5,0 15,5 3,4 16,3 17,8 4,7 15,1Sonstige 3) 2,0 2,1 0,9 0,4 0,5 0,4 0,9 0,2 0,5 0,5 0,5 2,3

Verteilung der Schüler auf die Staatsangehörigkeiten innerhalb der einzelnen Schularten in %

Insgesamt 1.300.739 87,4 12,6 1,8 0,7 0,3 0,1 1,1 0,4 0,0 5,3 2,9Grund- und Hauptschulen 670.291 82,3 17,7 2,6 0,9 0,4 0,1 1,5 0,5 0,0 8,0 3,7Sonderschulen 54.565 74,9 25,1 4,5 0,8 0,5 0,2 4,3 0,5 0,0 9,6 4,7Realschulen 243.210 92,9 7,1 1,1 0,5 0,1 0,1 0,4 0,4 0,0 2,9 1,6Gymnasien 307.204 95,8 4,2 0,4 0,3 0,0 0,1 0,2 0,3 0,0 1,1 1,8Sonstige 3) 25.469 94,4 5,6 0,4 0,2 0,0 0,1 0,1 0,1 0,0 1,4 3,3

1) Ohne Schüler an Schulen des 2. Bildungsweges (Abendrealschulen, Abendgymnasien, Kollegs). Ohne Schulkindergärten und Grundschulför-

derklassen. 2) Föderative Republik Jugoslawien (Serbien, Montenegro) 3) Freie Waldorfschulen und integrierte Orientierungsstufen (einschließlich Schulen besonderer Art mit gymnasialer Oberstufe)

Quelle: Amtliche Schulstatistik, Statistisches Landesamt Baden-Württemberg, eigene Berechnungen

Familienwissenschaftliche Forschungsstelle im Statistischen Landesamt Baden-Württemberg

Anhang

FAMILIENWISSENSCHAFTLICHE FORSCHUNGSSTELLE IM STATISTISCHEN LANDESAMT BADEN-WÜRTTEMBERG 181

Tabelle 9-12: Verteilung der deutschen und ausländischen Schüler auf die allgemeinen Schulen und Sonderschulen in Baden-Württemberg im Schuljahr 2000/01 nach Staatsangehörigkeit

Davon

Davon

Davon

davon Schularten (Allgemeine Schulen und Sonderschulen)

Schüler ins-

gesamt DEU AuslandEuropa

EU GRC, ITA, PRT, ESP

übr. EUPOL TUR

BIH, YUG, HRV, MKD, SVN

übr. Europa

übr. Staaten

Anzahl

Allg. bild. Schulen insgesamt 1.300.629 1.133.001 167.628 149.358 43.006 38.683 4.323 1.558 70.361 25.853 8.580 18.270 Verteilung der Schüler auf die Schularten innerhalb der einzelnen Staatsangehörigkeiten in %

Allgemeine Schulen 96,0 96,6 92,2 92,7 92,1 91,5 97,0 100,0 92,9 90,2 100,0 88,3Sonderschulen ... 4,0 3,4 7,8 7,3 7,9 8,5 3,0 - 7,1 9,8 - 11,7mit Förderschwerpunkt Lernen 2,0 1,5 5,4 5,1 5,3 5,7 1,3 - 4,7 7,9 - 7,9sonstige Förderschwerpunkte 2,0 1,9 2,4 2,2 2,7 2,8 1,7 - 2,3 1,9 - 3,9 Verteilung der Schüler auf die Staatsangehörigkeiten innerhalb der einzelnen Schularten in %

Allg. bild. Schulen insgesamt 1.300.629 87,1 12,9 11,5 3,3 3,0 0,3 0,1 5,4 2,0 0,7 1,4Allgemeine Schulen 1.248.626 87,6 12,4 11,1 3,2 2,8 0,3 0,1 5,2 1,9 0,7 1,3Sonderschulen ... 52.003 74,9 25,1 21,0 6,6 6,3 0,3 - 9,6 4,9 - 4,1mit Förderschwerpunkt Lernen 26.027 65,1 34,9 29,4 8,7 8,5 0,2 - 12,8 7,9 - 5,5sonstige Förderschwerpunkte 25.976 84,7 15,3 12,6 4,4 4,1 0,3 - 6,3 1,9 - 2,7

Legende: DEU ... Deutschland; EU ... Europäische Union; GRC ... Griechenland; ITA ... Italien; PRT ... Portugal; ESP ... Spa-nien; BIH ... Bosnien; YUG ... Jugoslawien; HRV ... Kroatien; MKD ... Mazedonien; SVN ... Slowenien; TUR ... Türkei; POL ... Polen

Quelle: Statistische Veröffentlichungen der Kultusministerkonferenz Nr. 163, Oktober 2002 (Ausländische Schüler und Schulab-solventen 1991 bis 2000), Seite 59 (Tabelle 7), Auszüge

Familienwissenschaftliche Forschungsstelle im Statistischen Landesamt Baden-Württemberg

Anhang

182 FAMILIENWISSENSCHAFTLICHE FORSCHUNGSSTELLE IM STATISTISCHEN LANDESAMT BADEN-WÜRTTEMBERG

Tabelle 9-13: Verteilung der ausländischen und deutschen Schüler auf die Schularten des Sekundarbereichs in Baden-Württemberg im Schuljahr 2002/03 nach Staats-angehörigkeit

Davon Land der Staatsangehörigkeit Schulgruppe

Schulart Schüler

insgesamt Deutsche Schüler

Ausländ. Schüler

insgesamt Italien Griechenland Portugal Spanien Jugoslawien 1) Kroatien Slowenien Türkei Sonstige

Anzahl

Sekundarbereich insgesamt 2)

791.415 708.100 83.315 12.215 4.466 1.674 722 5.635 3342 230 34.909 20.122

davon Verteilung der Schüler auf die Schularten innerhalb der einzelnen Staatsangehörigkeiten in %

(Öffentliche) Hauptschulen 3)

27,3 23,1 62,2 68,5 49,4 69,0 42,2 75,1 40,1 38,7 69,5 48,9

Realschulen 30,7 31,9 20,7 21,4 27,5 20,1 28,8 15,8 31,2 31,3 20,3 18,8

Gymnasien 38,8 41,6 15,4 9,3 22,1 10,1 27,3 8,5 27,8 29,1 9,2 28,1

Sonstige 4) 3,2 3,4 1,7 0,8 1,0 0,8 1,7 0,6 0,9 0,9 1,0 4,2

Verteilung der Schüler auf die Staatsangehörigkeiten innerhalb der einzelnen Schularten in %

Sekundarbereich insgesamt 2)

791.415 89,5 10,5 1,6 0,6 0,2 0,1 0,7 0,4 0,0 4,4 2,5

davon

(Öffentliche) Hauptschulen 3)

215.532 76,0 24,0 3,9 1,0 0,5 0,1 2,0 0,6 0,1 11,2 4,6

Realschulen 243.210 92,9 7,1 1,1 0,5 0,1 0,1 0,4 0,4 0,0 2,9 1,6

Gymnasien 307.204 95,8 4,2 0,4 0,3 0,1 0,1 0,2 0,3 0,0 1,0 1,8

Sonstige 4) 25.469 94,4 5,6 0,4 0,2 0,1 0,1 0,1 0,1 0,0 1,3 3,3 1) Föderative Republik Jugoslawien (Serbien, Montenegro) 2) Bei den ausländischen Schülern sind die Schüler an privaten Hauptschulen nicht erfasst. 3) Bei den ausländischen Schülern nur Schüler an öffentlichen Hauptschulen (bei den Deutschen auch an privaten). Der Anteil der Schüler an

Öffentlichen Hauptschulen an allen Schülern an Hauptschulen beträgt dabei bei jeder ausländischen Staatsangehörigkeitsgruppe jeweils min-destens rund 99%. Für die obigen prozentualen Verteilungen bedeutet dies, dass der gesamte Hauptschulanteil tatsächlich nur ganz geringfü-gig höher ist und dafür die Anteile der anderen Schularten ganz geringfügig niedriger sind, es ergeben sich maximal Abweichungen im Bereich von 0,1 Prozentpunkten (siehe Tabelle 9-14)

4) Freie Waldorfschulen und integrierte Orientierungsstufen (einschließlich Schulen besonderer Art mit gymnasialer Oberstufe)

Quelle: Amtliche Schulstatistik, eigene Berechnungen.

Familienwissenschaftliche Forschungsstelle im Statistischen Landesamt Baden-Württemberg

Anhang

FAMILIENWISSENSCHAFTLICHE FORSCHUNGSSTELLE IM STATISTISCHEN LANDESAMT BADEN-WÜRTTEMBERG 183

Tabelle 9-14: Verteilung der deutschen und ausländischen Schüler auf die allgemein bilden-den Schularten des Sekundarbereichs in Baden-Württemberg im Schuljahr 2000/01 nach Staatsangehörigkeit

Davon

Davon

Davon

davon Schularten (Allgemein bildende Schulen des Sekundarbereichs)

Schüler ins-

gesamt DEU AuslandEuropa

EU GRC, ITA, PRT, ESP

übr. EUPOL TUR

BIH, YUG, HRV, MKD, SVN

übr. Europa

übr. Staaten

Anzahl

Sekundarbereich insgesamt 758.514 679.613 78.901 70.984 21.371 18.864 2.507 922 31.454 12.397 4.840 7.917

in %

Orientierungsstufe 0,1 0,1 0,0 0,0 0,1 0,1 0,1 - 0,0 0,0 0,0 0,1

Hauptschule 27,8 23,8 62,2 62,9 59,1 64,2 20,5 39,2 69,6 59,7 49,5 55,3

Realschule 30,3 31,5 20,4 20,6 21,4 22,2 15,2 22,7 19,8 22,6 16,9 18,1

Gymnasium 38,6 41,3 15,8 15,0 17,5 12,6 54,4 35,1 9,6 17,1 30,2 23,1

Integrierte Gesamtschule 0,5 0,5 0,8 0,7 0,5 0,4 1,2 2,2 0,8 0,4 1,3 2,0

Freie Waldorfschule 2,7 2,9 0,7 0,7 1,4 0,4 8,6 0,9 0,2 0,2 2,0 1,4

Legende: DEU ... Deutschland; EU ... Europäische Union; GRC ... Griechenland; ITA ... Italien; PRT ... Portugal; ESP ... Spa-nien; BIH ... Bosnien; YUG ... Jugoslawien; HRV ... Kroatien; MKD ... Mazedonien; SVN ... Slowenien; TUR ... Türkei; POL ... Polen

Quelle: Statistische Veröffentlichungen der Kultusministerkonferenz Nr. 163, Oktober 2002 (Ausländische Schüler und Schulab-solventen 1991 bis 2000), Seite 59 (Tabelle 7), Auszüge.

Familienwissenschaftliche Forschungsstelle im Statistischen Landesamt Baden-Württemberg

Anhang

184 FAMILIENWISSENSCHAFTLICHE FORSCHUNGSSTELLE IM STATISTISCHEN LANDESAMT BADEN-WÜRTTEMBERG

Tabelle 9-15: Verteilung der deutschen und ausländischen Schüler auf die Schularten des Sekundarbereichs in Baden-Württemberg und in der (übrigen) Bundesrepublik Deutschland im Schuljahr 2000/01

Bundesrepublik Deutschland Baden-Württemberg Übrige Bundesrepublik (ohne Baden-Württemberg) Schularten (Allgemein

bildende Schulen des Sekundarbereichs) Schüler

insgesamt Deutsche Ausländer Schüler insgesamt Deutsche Ausländer Schüler

insgesamt Deutsche Ausländer

Anzahl Sekundarbereich insgesamt 6.077.880 5.610.592 467.288 758.514 679.613 78.901 5.319.3664.930.979 388.387

Orientierungsstufe 404.195 371.661 32.534 467 430 37 403.728 371.231 32.497

Hauptschule 1.105.033 914.402 190.631 211.084 162.030 49.054 893.949 752.372 141.577Schulen mit mehreren Bildungsgängen 428.609 421.064 7.545 - - - 428.609 421.064 7.545

Realschule 1.263.498 1.182.296 81.202 229.836 213.769 16.067 1.033.662 968.527 65.135

Gymnasium 2.256.852 2.168.706 88.146 292.966 280.463 12.503 1.963.8861.888.243 75.643Integrierte Gesamtschule 549.724 483.924 65.800 3.855 3.203 652 545.869 480.721 65.148

Freie Waldorfschule 69.969 68.539 1.430 20.306 19.718 588 49.663 48.821 842

Verteilung der ausländischen und deutschen Schüler auf die Schularten in % Sekundarbereich insgesamt 100,0 100,0 100,0 100,0 100,0 100,0 100,0 100,0 100,0

Orientierungsstufe 6,7 6,6 7,0 0,1 0,1 0,0 7,6 7,5 8,4

Hauptschule 18,2 16,3 40,8 27,8 23,8 62,2 16,8 15,3 36,5Schulen mit mehreren Bildungsgängen 7,1 7,5 1,6 - - - 8,1 8,5 1,9

Realschule 20,8 21,1 17,4 30,3 31,5 20,4 19,4 19,6 16,8

Gymnasium 37,1 38,7 18,9 38,6 41,3 15,8 36,9 38,3 19,5Integrierte Gesamtschule 9,0 8,6 14,1 0,5 0,5 0,8 10,3 9,7 16,8

Freie Waldorfschule 1,2 1,2 0,3 2,7 2,9 0,7 0,9 1,0 0,2

Anteil der ausländischen und deutschen Schüler innerhalb der einzelnen Schularten in % Sekundarbereich insgesamt 100,0 92,3 7,7 100,0 89,6 10,4 100,0 92,7 7,3

Orientierungsstufe 100,0 92,0 8,0 100,0 92,1 7,9 100,0 92,0 8,0

Hauptschule 100,0 82,7 17,3 100,0 76,8 23,2 100,0 84,2 15,8Schulen mit mehreren Bildungsgängen 100,0 98,2 1,8 - - - 100,0 98,2 1,8

Realschule 100,0 93,6 6,4 100,0 93,0 7,0 100,0 93,7 6,3

Gymnasium 100,0 96,1 3,9 100,0 95,7 4,3 100,0 96,1 3,9Integrierte Gesamtschule 100,0 88,0 12,0 100,0 83,1 16,9 100,0 88,1 11,9

Freie Waldorfschule 100,0 98,0 2,0 100,0 97,1 2,9 100,0 98,3 1,7

Quelle: Statistische Veröffentlichungen der Kultusministerkonferenz Nr. 163, Oktober 2002 (Ausländische Schüler und Schulab-solventen 1991 bis 2000), Seiten 22 und 59 (Tabellen 3 und 7), Auszüge; eigene Berechnungen

Familienwissenschaftliche Forschungsstelle im Statistischen Landesamt Baden-Württemberg

Anhang

FAMILIENWISSENSCHAFTLICHE FORSCHUNGSSTELLE IM STATISTISCHEN LANDESAMT BADEN-WÜRTTEMBERG 185

Tabelle 9-16: Verteilung der deutschen und ausländischen Schüler auf die Sonderschulen und allgemeinen Schulen in Baden-Württemberg und in der (übrigen) Bundes-republik Deutschland im Schuljahr 2000/01

Bundesrepublik Deutschland Baden-Württemberg Übrige Bundesrepublik (ohne Baden-Württemberg)

Schularten (Allgemein bildende

Schulen des Sekundarbereichs)

Schüler insgesamt Deutsche Ausländer Schüler

insgesamt Deutsche Ausländer Schüler insgesamt Deutsche Ausländer

Anzahl

Allgemein bildende Schulen insgesamt 9.961.548 9.011.058 950.490 1.300.629 1.133.001 167.628 8.660.919 7.878.057 782.862

Allgemeine Schulen 9.541.804 8.654.065 887.739 1.248.626 1.094.072 154.554 8.293.178 7.559.993 733.185

Sonderschulen insgesamt 419.744 356.993 62.751 52.003 38.929 13.074 367.741 318.064 49.677

davon mit Förder- schwerpunkt Lernen 230.920 189.128 41.792 26.027 16.933 9.094 204.893 172.195 32.698

davon mit sonstigen Förderschwerpunk-ten

188.824 167.865 20.959 25.976 21.996 3.980 162.848 145.869 16.979

Verteilung der ausländischen und deutschen Schüler auf die Schularten in %

Allgemein bildende Schulen insgesamt 100,0 100,0 100,0 100,0 100,0 100,0 100,0 100,0 100,0

Allgemeine Schulen 95,8 96,0 93,4 96,0 96,6 92,2 95,8 96,0 93,7

Sonderschulen insgesamt 4,2 4,0 6,6 4,0 3,4 7,8 4,2 4,0 6,3

davon mit Förder- schwerpunkt Lernen 2,3 2,1 4,4 2,0 1,5 5,4 2,4 2,2 4,2

davon mit sonstigen Förderschwerpunk-ten

1,9 1,9 2,2 2,0 1,9 2,4 1,9 1,9 2,2

Anteil der ausländischen und deutschen Schüler innerhalb der einzelnen Schularten in %

Allgemein bildende Schulen insgesamt 100,0 90,5 9,5 100,0 87,1 12,9 100,0 91,0 9,0

Allgemeine Schulen 100,0 90,7 9,3 100,0 87,6 12,4 100,0 91,2 8,8

Sonderschulen insgesamt 100,0 85,1 14,9 100,0 74,9 25,1 100,0 86,5 13,5

davon mit Förder- schwerpunkt Lernen 100,0 81,9 18,1 100,0 65,1 34,9 100,0 84,0 16,0

davon mit sonstigen Förderschwerpunk-ten

100,0 88,9 11,1 100,0 84,7 15,3 100,0 89,6 10,4

Quelle: Statistische Veröffentlichungen der Kultusministerkonferenz Nr. 163, Oktober 2002 (Ausländische Schüler und Schulab-solventen 1991 bis 2000), Seiten 41 und 59 (Tabellen 4 und 7), Auszüge; eigene Berechnungen

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186 FAMILIENWISSENSCHAFTLICHE FORSCHUNGSSTELLE IM STATISTISCHEN LANDESAMT BADEN-WÜRTTEMBERG

Tabelle 9-17: Kompetenzen (nach PISA) von 15Jährigen aus Familien mit Migrationsge-schichte nach Migrationsstatus der Familie, Herkunftsland des Vaters, Ver-weildauer des Jugendlichen in Deutschland und Umgangssprache in der Fami-lie (Mittelwerte)

Kompetenzen (Mittelwerte)

Migrationsmerkmale Lesen Mathematik Naturwissen-

schaften

Problemlösen bei Planungs-

aufgaben Referenz: Familien ohne Migrationsgeschichte 495 503 501 102 Migrationsstatus Ein Elternteil in Deutschland geboren 492 480 486 96 Beide Eltern in Deutschland geboren 421 426 414 78 Herkunftsland des Vaters Deutschland 507 501 485 100 Griechenland/Italien 464 451 471 88 Türkei 389 377 396 70 Ehem. Jugoslawien 407 421 383 63 Polen und ehem. Sowjetunion 432 439 426 84 Andere Länder 463 457 454 86 Verweildauer in Deutschland Seit Geburt 469 461 464 89 Zuwanderung im Vorschulalter 431 433 421 81 Zuwanderung im Grundschulalter 419 426 410 80 Zuwanderung in Sekundarstufe I 367 383 368 63 Umgangssprache in der Familie Deutsch 465 459 458 89 Nicht Deutsch 396 400 392 70

Quelle: Deutsches PISA-Konsortium 2001(b) : 378, Tabelle 8.19

Familienwissenschaftliche Forschungsstelle im Statistischen Landesamt Baden-Württemberg

Anhang

FAMILIENWISSENSCHAFTLICHE FORSCHUNGSSTELLE IM STATISTISCHEN LANDESAMT BADEN-WÜRTTEMBERG 187

Tabelle 9-18: Deutsche und ausländische Schüler an öffentlichen und privaten beruflichen Schulen1) in Baden-Württemberg im Schuljahr 2000/01 (Stand: 18.10.2000) nach Schularten, ausgewählter Staatsangehörigkeit (und Geschlecht)

Davon Land der Staatsangehörigkeit

Schulart Schüler insgesamt

Deutsche Schüler

Ausländ. Schüler

insgesamt Italien Griechen-land Portugal Spanien

Jugo-slawien

2) Kroatien Slowenien Türkei Sonstige

Anzahl Berufliche Schulen insgesamt 386412 336605 49807 8769 3312 898 847 3519 4166 342 18051 9903

Verteilung der Schüler auf die Schularten innerhalb der einzelnen Staatsangehörigkeiten in % Berufsschulen, Sonderberufsschulen 54,2 53,9 56,3 61,2 58,5 53,3 54,4 58,5 63,2 61,4 56,9 46,4

Berufsgrundbildungsjahr Teilzeit 0,5 0,5 0,6 0,6 0,5 0,2 0,4 0,5 0,6 0,9 0,7 0,3

Berufsgrundbildungsjahr Vollzeit 3) 0,1 0,1 0,0 0,0 - - - 0,0 - - - 0,1

Berufsvorbereitungsjahr 2,9 2,1 8,0 7,4 4,5 8,2 11,3 11,7 2,7 2,0 8,2 10,2Berufskollegs 10,3 10,6 8,2 6,8 9,7 6,3 11,6 6,5 9,7 9,6 7,9 9,4Berufsfachschulen, Sonderberufsfachschulen 13,7 13,1 17,1 17,4 17,6 21,3 12,4 14,9 12,2 13,7 17,8 18,7

Berufsoberschulen 0,4 0,4 0,3 0,3 0,5 0,3 0,4 0,3 0,8 - 0,3 0,3Berufliche Gymnasien 9,9 10,4 5,9 4,0 5,7 6,0 4,8 4,8 7,2 7,0 6,2 7,0Fachschulen 4,3 4,7 1,7 1,4 1,8 2,2 3,0 1,2 2,1 2,9 1,2 2,9Schulen für Berufe des Gesundheitswesens 3,9 4,2 1,8 0,8 1,4 2,0 1,8 1,6 1,5 2,3 0,8 4,8

Beruflichen Schulen insgesamt weiblich 46,9 47,2 44,8 46,8 42,1 46,2 48,8 43,6 45,8 46,5 42,4 47,9

Verteilung der Schüler auf die Staatsangehörigkeiten innerhalb der einzelnen Schularten in % Berufliche Schulen insgesamt 386412 87,1 12,9 2,3 0,9 0,2 0,2 0,9 1,1 0,1 4,7 2,6

Berufsschulen, Sonderberufsschulen 209283 86,6 13,4 2,6 0,9 0,2 0,2 1,0 1,3 0,1 4,9 2,2

Berufsgrundbildungsjahr Teilzeit 1912 85,4 14,6 2,8 0,8 0,1 0,2 0,8 1,3 0,2 6,9 1,7

Berufsgrundbildungsjahr Vollzeit 3) 202 96,0 4,0 1,0 - - - 0,5 - - - 2,5

Berufsvorbereitungsjahr 11174 64,3 35,7 5,8 1,3 0,7 0,9 3,7 1,0 0,1 13,2 9,0Berufskollegs 39785 89,7 10,3 1,5 0,8 0,1 0,2 0,6 1,0 0,1 3,6 2,3Berufsfachschulen, Sonderberufsfachschulen 52760 83,8 16,2 2,9 1,1 0,4 0,2 1,0 1,0 0,1 6,1 3,5

Berufsoberschulen 1602 89,3 10,7 1,4 1,0 0,2 0,2 0,7 2,1 - 3,2 1,9Berufliche Gymnasien 38063 92,3 7,7 0,9 0,5 0,1 0,1 0,4 0,8 0,1 2,9 1,8Fachschulen 16748 94,8 5,2 0,7 0,4 0,1 0,1 0,2 0,5 0,1 1,3 1,7Schulen für Berufe des Gesundheitswesens 14883 93,9 6,1 0,5 0,3 0,1 0,1 0,4 0,4 0,1 1,0 3,2

Beruflichen Schulen insgesamt weiblich 181228 87,7 12,3 2,3 0,8 0,2 0,2 0,8 1,1 0,1 4,2 2,6

1) Ohne Schüler an Schulen des 2. Bildungsweges (Abendrealschule, Abendgymnasium, Kollegs) und an Telekollegs. 2) Föderative Republik Jugoslawien (Serbien, Montenegro). 3) Einschließlich landwirtschaftliche Vollzeitberufsschulen.

Quelle: Amtliche Schulstatistik (Statistisches Landesamt Baden-Württemberg 2002: 131); Statistische Veröffentlichungen der Kultusministerkonferenz Nr. 163, Oktober 2002 (Ausländische Schüler und Schulabsolventen 1991 bis 2000), Seite 75 (Tabelle 23).

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Anhang

188 FAMILIENWISSENSCHAFTLICHE FORSCHUNGSSTELLE IM STATISTISCHEN LANDESAMT BADEN-WÜRTTEMBERG

Tabelle 9-19: Ausländische Schüler an öffentlichen Berufsschulen 1) in Baden-Württemberg seit dem Schuljahr 1985/86 nach Staatsangehörigkeit und Geschlecht (Anteil derer mit Ausbildungsvertrag)

Ausländische Schüler an Berufsschulen 1) im Schuljahr 2000/01 Schuljahr 1990/91 Schuljahr 1985/86

ins- gesamt

darunter mit Aus-bildungsvertrag

ins- gesamt

darunter mit Aus-bildungsvertrag

ins- gesamt

darunter mit Aus-bildungsvertrag

Staats- angehörigkeit Geschlecht

Anzahl % Anzahl % Anzahl % männlich 18607 15882 85,4 17479 14527 83,1 10832 7743 71,5 in % 58,6 59,2 59,0 59,8 61,0 67,0 Weiblich 13138 10943 83,3 12145 9784 80,6 6922 3818 55,2 in % 41,4 40,8 41,0 40,2 39,0 33,0

Ausländische Schüler insgesamt

Zusammen 31745 26825 84,5 29624 24311 82,1 17754 11561 65,1 Griechenland Männlich 1272 1026 80,7 1194 1015 85,0 899 724 80,5 in % 61,8 60,0 60,0 60,2 62,8 66,8 Weiblich 787 685 87,0 796 670 84,2 532 360 67,7 in % 38,2 40,0 40,0 39,8 37,2 33,2 Zusammen 2059 1711 83,1 1990 1685 84,7 1431 1084 75,8 Italien Männlich 3309 2878 87,0 2791 2404 86,1 2205 1558 70,7 in % 55,4 56,0 55,2 56,4 57,8 63,4 Weiblich 2661 2264 85,1 2267 1862 82,1 1613 899 55,7 in % 44,6 44,0 44,8 43,6 42,2 36,6 Zusammen 5970 5142 86,1 5058 4266 84,3 3818 2457 64,4 Jugoslawien 2) Männlich 1437 1152 80,2 4076 3580 87,8 1610 1390 86,3 in % 58,7 58,6 56,4 56,1 61,3 63,4 Weiblich 1009 815 80,8 3156 2807 88,9 1016 802 78,9 in % 41,3 41,4 43,6 43,9 38,7 36,6 Zusammen 2446 1967 80,4 7232 6387 88,3 2626 2192 83,5 Kroatien Männlich 1530 1459 95,4 - - - - - - in % 55,7 56,1 - - - - Weiblich 1217 1142 93,8 - - - - - - in % 44,3 43,9 - - - - Zusammen 2747 2601 94,7 - - - - - - Portugal Männlich 317 273 86,1 273 242 88,6 199 162 81,4 in % 58,6 61,3 58,3 58,3 57,2 59,8 Weiblich 224 172 76,8 195 173 88,7 149 109 73,2 in % 41,4 38,7 41,7 41,7 42,8 40,2 Zusammen 541 445 82,3 468 415 88,7 348 271 77,9 Slowenien Männlich 123 116 94,3 - - - - - - in % 56,7 56,0 - - - - Weiblich 94 91 96,8 - - - - - - in % 43,3 44,0 - - - - Zusammen 217 207 95,4 - - - - - - Spanien männlich 307 253 82,4 473 445 94,1 470 401 85,3 in % 55,2 56,2 58,9 59,4 61,5 62,8 weiblich 249 197 79,1 330 304 92,1 294 238 81,0 in % 44,8 43,8 41,1 40,6 38,5 37,2 Zusammen 556 450 80,9 803 749 93,3 764 639 83,6 Türkei männlich 7137 6155 86,2 6581 5081 77,2 4179 2401 57,5 in % 61,3 62,4 61,8 63,3 61,5 73,7 weiblich 4510 3713 82,3 4074 2949 72,4 2621 859 32,8 in % 38,7 37,6 38,2 36,7 38,5 26,3 Zusammen 11647 9868 84,7 10655 8030 75,4 6800 3260 47,9 Sonstige männlich 3175 2570 80,9 2091 1760 84,2 1270 1107 87,2 in % 57,1 58,0 61,2 63,3 64,6 66,8 weiblich 2387 1864 78,1 1327 1019 76,8 697 551 79,1 in % 42,9 42,0 38,8 36,7 35,4 33,2 Zusammen 5562 4434 79,7 3418 2779 81,3 1967 1658 84,3

1) Einschließlich ab 1985 Sonderberufsschulen, Berufsvorbereitungsjahr, Berufsgrundbildungsjahr Vollzeit und Teilzeit; ab 1988 Berufsschule

Vollzeit. 2) Föderative Republik Jugoslawien (Serbien, Montenegro).

Quelle: Amtliche Schulstatistik. (Statistisches Landesamt Baden-Württemberg 2002: 132-133, Auszüge, eigene Berechnungen)

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Anhang

FAMILIENWISSENSCHAFTLICHE FORSCHUNGSSTELLE IM STATISTISCHEN LANDESAMT BADEN-WÜRTTEMBERG 189

Tabelle 9-20: Ausländische Studierende an Hochschulen in Baden-Württemberg seit dem Wintersemester 1980/81 nach Herkunftsländern/-kontinenten

Davon aus… Ausländ.

Studenten insgesamt EU-Ländern

anderen euro-

päischen Ländern

Afrika Amerika Asien Sonstige 1) Winter-

semester

Anzahl in % 1980/81 9.170 27,6 24,7 5,8 17,5 23,0 1,4 1981/82 9.584 28,3 25,0 5,5 16,5 23,3 1,4 1982/83 9.926 28,7 25,4 5,3 16,3 22,8 1,4 1983/84 10.294 28,7 25,8 5,0 16,4 22,6 1,5 1984/85 10.469 28,7 25,6 4,9 16,1 23,3 1,5 1985/86 10.740 29,1 25,7 4,9 15,8 22,9 1,6 1986/87 11.143 28,3 25,7 5,2 15,4 23,5 1,9 1987/88 11.743 28,4 25,9 5,2 15,1 24,1 1,4 1988/89 12.674 28,0 26,9 5,0 14,4 24,4 1,2 1989/90 13.512 27,8 27,4 5,0 13,7 24,9 1,2 1990/91 14.770 27,2 28,1 5,3 13,3 24,9 1,2 1991/92 16.073 26,9 29,2 5,7 12,6 24,5 1,1 1992/93 17.552 26,6 30,8 6,2 11,8 23,6 1,0 1993/94 19.164 26,9 32,6 6,4 11,0 21,9 1,1 1994/95 20.149 26,9 33,9 6,5 10,5 20,9 1,3 1995/96 20.427 32,4 31,0 6,6 8,9 20,2 0,8 1996/97 21.365 31,6 32,9 6,7 8,8 19,3 0,8 1997/98 21.476 31,0 35,1 6,4 8,7 18,2 0,6 1998/99 21.410 29,6 37,3 6,5 7,8 18,1 0,6 1999/00 23.657 28,1 37,8 6,7 7,6 19,2 0,6 2000/01 26.139 25,8 38,8 6,8 7,2 20,7 0,7 2001/02 29.111 23,4 39,3 6,4 6,9 23,3 0,7

1) Zusammenfassung von drei Kategorien: „Australien und Ozeanien“, „Staatenlos“, „ohne Angaben/ungeklärt“

Quelle: Statistisches Landesamt Baden-Württemberg.

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190 FAMILIENWISSENSCHAFTLICHE FORSCHUNGSSTELLE IM STATISTISCHEN LANDESAMT BADEN-WÜRTTEMBERG

Tabelle 9-21: Entwicklung der sozialversicherungspflichtig beschäftigten Deutschen und Ausländer im Vergleich zur jeweiligen Wohnbevölkerung in Baden-Württemberg von 1974 bis 2002 nach Geschlecht

Davon

Ausländer Deutsche

Sozial- versicherungs-

pflichtig Beschäftigte insgesamt Insgesamt Männlich Weiblich Insgesamt Männlich Weiblich

Jahr 1)

Zahl Anteil 2) EQ in % 3) EQ in % 3) EQ in % 3) EQ in % 3) EQ in % 3) EQ in % 3)

1974 3.394.934 17 64 75 50 34 43 26 1975 3.251.482 16 60 71 46 33 42 25 1976 3.199.448 14 57 68 43 33 42 25 1977 3.211.393 14 56 67 42 33 42 25 1978 3.262.282 14 54 66 40 34 42 26 1979 3.349.616 14 53 64 39 35 43 27 1980 3.437.982 14 53 64 39 35 44 28 1981 3.437.390 13 49 60 36 36 44 28 1982 3.387.610 13 47 58 34 35 44 28 1983 3.346.516 12 46 56 32 35 44 28 1984 3.278.856 11 42 51 30 35 43 28 1985 3.420.984 11 44 54 31 36 44 29 1986 3.495.633 11 42 58 30 37 45 30 1987 3.556.637 11 44 55 32 38 46 30 1988 3.596.836 11 41 51 29 38 46 31 1989 3.661.723 11 40 50 30 38 45 31 1990 3.785.977 11 40 48 29 38 46 32 1991 3.905.857 11 38 46 28 39 47 32 1992 3.953.867 12 37 45 28 39 46 32 1993 3.848.321 13 38 46 29 38 44 32 1994 3.761.726 13 37 44 28 37 42 31 1995 3.737.740 13 36 44 27 36 42 31 1996 3.697.295 13 35 42 26 36 41 31 1997 3.661.158 13 35 42 26 35 41 30 1998 3.667.360 13 35 43 26 35 41 30 1999 3.714.713 12 34 41 25 36 41 31 2000 3.802.494 12 35 43 26 36 42 31 2001 3.850.918 12 36 43 27 36 42 31 2002 3.851.416 12 35 42 26 36 41 32

1) Wohnbevölkerung: 1987: Volkszählungsergebnisse, ansonsten Ergebnisse der Bevölkerungsfortschreibung zum Jahresende, Sozialversiche-

rungspflichtig Beschäftigte am 30.6. des jeweiligen Jahres 2) Prozentanteil an allen sozialversicherungspflichtig Beschäftigten 3) Anteil der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten an der jeweiligen Wohnbevölkerung („Erwerbsquoten“ (EQ) in %). Allerdings ist hier zu

berücksichtigen, dass die Zahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigen zum 30.6. auf die Wohnbevölkerung zum 31.12. des jeweiligen Jahres bezogen wurde, deshalb können die Werte nur Richtgrößen darstellen und vor allem zu Vergleichszwecken (zwischen Deutschen und Ausländern sowie Männer und Frauen) dienen. Anmerkung: Die tatsächlichen Erwerbsquoten sind höher, da die Zahl der Erwerbspersonen sowohl Erwerbstätige als auch Erwerbslose umfasst (siehe Tabelle 5-1 Fußnote 1) und bereits die Zahl der Erwerbstätigen insgesamt größer ist (wegen Selbstständiger etc.) als die Zahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten. Altersspezifische Erwerbsquoten schließlich sind deutlich höher (siehe Tabelle 5-1). Oft werden Erwerbsquoten insgesamt auch nur auf der Basis der Bevölkerung im arbeitsfähigen Alter (also ohne Kinder unter 15 Jahren und teilweise auch ohne ältere Personen von 65 und mehr Jahren (Rentner)) berechnet (siehe Tabelle 5-1).

Anmerkung: Ab 30.6.1999: Die hier publizierten Beschäftigtenzahlen können aufgrund des Meldeverfahrens einer fortlaufenden Änderung unterliegen.

Quelle: Auswertungen aus der Beschäftigtenstatistik der Bundesanstalt für Arbeit; 1999 und 2000: Dateistand August 2001; 2001: Dateistand Mai 2002. (www.statistik-bw.de) / Bevölkerungsstatistik: www.statistik-bw.de / Statistisches Landesamt Baden-Württemberg 2002: 159 / eigene Berechnungen und Zusammenstellung

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FAMILIENWISSENSCHAFTLICHE FORSCHUNGSSTELLE IM STATISTISCHEN LANDESAMT BADEN-WÜRTTEMBERG 191

Tabelle 9-22: Sozialversicherungspflichtig beschäftigte deutsche und ausländische Arbeit-nehmer am Arbeitsort in Baden-Württemberg seit 1974 nach Arbei-tern/Angestellten

Davon deutsche ausländische

Arbeiter 2) Angestellte 2) Arbeiter 2) Angestellte 2) Jahr 1)

Sozial- versicherungs-

pflichtig Beschäftigte insgesamt in %

1974 3.394.934 54,0 46,0 93,3 6,7 1975 3.251.482 53,6 46,4 92,8 7,2 1976 3.199.448 52,5 47,5 92,0 8,0 1977 3.211.393 52,8 47,2 91,9 8,1 1978 3.262.282 53,0 47,0 91,7 8,3 1979 3.349.616 52,2 47,8 91,2 8,8 1980 3.437.982 51,2 48,8 90,3 9,7 1981 3.437.390 50,5 49,5 90,5 9,5 1982 3.387.610 50,3 49,7 90,2 9,8 1983 3.346.516 49,8 50,2 89,6 10,4 1984 3.278.856 48,7 51,3 88,4 11,6 1985 3.420.984 49,9 50,1 89,0 11,0 1986 3.495.633 50,1 49,9 88,8 11,2 1987 3.556.637 49,0 51,0 88,2 11,8 1988 3.596.836 48,3 51,7 87,6 12,4 1989 3.661.723 47,7 52,3 87,1 12,9 1990 3.785.977 47,5 52,5 86,3 13,7 1991 3.905.857 46,9 53,1 85,5 14,5 1992 3.953.867 45,7 54,3 84,8 15,2 1993 3.848.321 43,8 56,2 82,9 17,1 1994 3.761.726 42,8 57,2 81,8 18,2 1995 3.737.740 42,4 57,6 81,5 18,5 1996 3.697.295 41,6 58,4 80,8 19,2 1997 3.661.158 41,2 58,8 80,1 19,9 1998 3.667.360 41,2 58,8 79,8 20,2 1999 3.714.713 40,0 60,0 78,6 21,4 2000 3.802.494 39,6 60,4 77,5 22,5 2001 3.850.918 39,2 60,8 76,2 23,8 2002 3.851.416 38,6 61,4 74,8 25,2

1) Jeweils am 30.6. des Jahres; 1984: eingeschränkte Vergleichbarkeit durch Streik in der Metallindustrie. 2) Einschließlich Auszubildende.

Anmerkung: 1. Die hier publizierten Beschäftigtenzahlen können aufgrund des Meldeverfahrens einer fortlaufenden Änderung unterliegen. 2. Eine Summenüberprüfung in obiger Tabelle und Gegenkontrolle mit den Werten in Band 566: 159, Tabelle 6.6 (Statistisches Landesamt Baden-Württemberg, 2002) ergab, dass für das Jahr 1992 entweder der Wert für "ausländische Ange-stellte insgesamt" 71.634 statt 71.643, wie in den Ursprungsdaten (www.statistik-bw.de) angegeben, betragen muss ODER dass der Wert für "ausländische Arbeiter insgesamt" 398.770 statt 398.779 betragen muss. Ersteres erscheint aufgrund der Möglichkeit eines "Verdrehers" plausibler, deshalb wurde hier eine entsprechende Änderung vorgenommen.

Quelle: Auswertungen aus der Beschäftigtenstatistik der Bundesanstalt für Arbeit.

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192 FAMILIENWISSENSCHAFTLICHE FORSCHUNGSSTELLE IM STATISTISCHEN LANDESAMT BADEN-WÜRTTEMBERG

Tabelle 9-23: Sozialversicherungspflichtig beschäftigte deutsche und ausländische Arbeit-nehmer am Arbeitsort in Baden-Württemberg seit 1979 nach beruflicher Aus-bildung

Darunter Darunter ohne mit ohne mit Deutsche

Beschäftigte zusammen 2) abgeschlossener Ausbildung

mit Abschluss an einer

höheren Schule 3)

Ausländische Beschäftigte

zusammen 2) abgeschlossener Ausbildung

mit Abschluss an einer

höheren Schule 3)

Jahr 1)

Anzahl in% Anzahl in%

1979 2.885.467 32,9 59,0 4,5 464.149 61,8 24,7 1,9 1980 2.943.460 32,8 59,1 4,7 494.522 61,6 25,1 1,8 1981 2.975.159 32,2 59,9 4,8 462.231 61,6 25,4 1,9 1982 2.956.197 31,3 60,9 4,8 431.413 62,3 23,9 2,0 1983 2.939.681 31,1 61,0 4,9 406.835 62,1 23,7 2,1 1984 2.920.607 30,6 61,3 5,1 358.249 61,2 24,9 2,3 1985 3.042.976 30,3 61,5 5,2 378.008 61,6 24,9 2,2 1986 3.116.307 29,9 61,8 5,4 379.326 61,3 25,3 2,2 1987 3.179.255 28,7 62,6 5,7 377.382 60,7 25,9 2,3 1988 3.214.164 27,7 63,3 6,0 382.672 60,2 26,3 2,4 1989 3.266.346 26,7 64,1 6,2 395.377 59,9 26,7 2,5 1990 3.372.008 25,7 64,7 6,4 413.969 59,7 27,2 2,5 1991 3.466.293 24,8 65,2 6,6 439.564 59,0 27,7 2,5 1992 3.483.454 23,4 66,1 6,9 470.413 57,6 28,7 2,5 1993 3.348.860 21,7 67,4 7,3 499.461 55,4 30,3 2,6 1994 3.274.757 20,9 67,9 7,6 486.969 53,9 31,6 2,7 1995 3.253.388 20,4 67,9 7,9 484.352 53,3 32,2 2,7 1996 3.224.687 19,7 68,0 8,3 472.608 52,3 32,9 2,8 1997 3.203.024 19,3 67,7 8,7 458.134 51,3 33,6 2,9 1998 3.209.405 19,3 67,4 8,7 457.955 50,6 34,2 2,9 1999 3.276.492 19,1 66,0 9,2 438.221 49,6 33,6 3,2 2000 3.353.065 19,0 65,2 9,4 449.429 48,7 33,3 3,4 2001 3.391.276 18,9 64,6 9,6 459.642 47,6 33,6 3,9 2002 3.401.139 450.277

1) Jeweils am 30.6. des Jahres; 1984: eingeschränkte Vergleichbarkeit durch Streik in der Metallindustrie. 2) Einschließlich Fälle ohne Angabe. (Deshalb addieren sich die Prozentanteile auch nicht zu 100% auf.) 3) Höhere Fachschule, Fachhochschule oder Hochschule/Universität.

Anmerkung: Die hier publizierten Beschäftigtenzahlen können aufgrund des Meldeverfahrens einer fortlaufenden Änderung unterliegen.

Quelle: Auswertungen aus der Beschäftigtenstatistik der Bundesanstalt für Arbeit; 1999 und 2000: Dateistand August 2001; 2001: Dateistand Mai 2002.

Familienwissenschaftliche Forschungsstelle im Statistischen Landesamt Baden-Württemberg

Anhang

FAMILIENWISSENSCHAFTLICHE FORSCHUNGSSTELLE IM STATISTISCHEN LANDESAMT BADEN-WÜRTTEMBERG 193

Tabelle 9-24: Ausländische Arbeitslose in Baden-Württemberg im Jahresdurchschnitt 1961 bis 2002

Arbeitslose im Jahresdurchschnitt Arbeitslose im Jahresdurchschnitt

Ausländer Ausländer Jahr Insgesamt

Anzahl in % aller Arbeits-losen

Jahr Insgesamt

Anzahl in % aller Arbeits-losen

1961 5.695 265 4,7 1983 230.676 46.715 20,3 1962 4.314 105 2,4 1984 217.168 41.125 18,9 1963 6.540 133 2,0 1985 209.832 37.411 17,8 1964 4.779 133 2,8 1986 198.911 34.996 17,6 1965 4.819 133 2,8 1987 198.381 36.198 18,2 1966 6.509 506 7,8 1988 201.470 37.899 18,8 1967 24.177 2.155 8,9 1989 182.409 31.667 17,4 1968 13.110 556 4,2 1990 172.043 26.421 15,4 1969 7.222 364 5,0 1991 159.318 28.275 17,7 1970 8.051 904 11,2 1992 191.970 40.173 20,9 1971 13.069 2.346 18,0 1993 281.496 63.192 22,4 1972 15.630 2.575 16,5 1994 333.416 76.890 23,1 1973 18.303 3.242 17,7 1995 328.298 76.645 23,3 1974 51.662 12.750 24,7 1996 353.919 85.646 24,2 1975 128.106 32.913 25,7 1997 382.008 92.193 24,1 1976 119.287 20.999 17,6 1998 351.319 83.286 23,7 1977 101.377 14.932 14,7 1999 324.589 75.127 23,1 1978 91.728 14.947 16,3 2000 281.403 63.641 22,6 1979 75.556 14.712 19,5 2001 264.213 59.944 22,7 1980 81.326 16.970 20,9 2002 294.905 68.418 23,2 1981 120.797 25.170 20,8 1982 182.366 38.849 21,3

Quelle: Landesarbeitsamt Baden-Württemberg, www.statistik-bw.de, eigene Zusammenstellung und Berechnungen.

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Anhang

194 FAMILIENWISSENSCHAFTLICHE FORSCHUNGSSTELLE IM STATISTISCHEN LANDESAMT BADEN-WÜRTTEMBERG

Tabelle 9-25: Ausgewählte Strukturmerkmale (Personenkreise, Ausbildung, Erwerbstätig-keit, Alter, Dauer der Arbeitslosigkeit) der ausländischen Arbeitslosen und der Arbeitslosen insgesamt im September 2002 in Baden-Württemberg

Insgesamt Deutsche Ausländer ausgewählte Strukturmerkmale

Anteile in %

Anteil der Ausländer an allen Personen der betreffenden

Gruppe in % Zusammen 295.247 228.129 67.118 22,7

nach PERSONENKREISEN - Frauen 46,8 49,0 39,3 19,1 - Ausländer 22,7 0,0 100,0 100,0 - Aussiedler 1,8 2,3 0,0 0,0 - aus Angestelltenberufen 39,7 46,2 17,8 10,2 - für Teilzeitarbeit 14,4 15,9 9,4 14,7 - Berufsrückkehrer 4,2 4,6 2,7 14,8 - mit gesundheitlichen Einschränkungen 26,4 26,8 25,1 21,6 - Schwerbehinderte 4,8 5,0 4,2 20,0 - besonders Förderungsbedürftige 43,8 44,8 40,3 20,9 nach AUSBILDUNG - ohne abgeschlossene Berufsausbildung 43,3 34,1 74,5 39,2 - mit abgeschlossener Berufsausbildung 56,7 65,9 25,5 10,2 - betriebliche Ausbildung 44,3 51,9 18,8 9,6 - Berufsfachschule / Fachschule 5,4 6,3 2,4 10,0 - Fachhochschule / Hochschule 7,0 7,8 4,3 14,0

nach ERWERBSTÄTIGKEIT - aus Beschäftigungsverhältnis 47,0 48,0 43,4 21,0 - aus Ausbildungsverhältnis 2,0 2,3 1,2 13,7 - ohne bisherige Erwerbstätigkeit 3,8 3,5 4,8 28,7 nach ALTER - unter 25 Jahre 13,9 13,8 14,0 23,0 - unter 20 Jahre 3,0 3,0 3,0 22,2 - 20 bis unter 25 Jahre 10,8 10,8 11,1 23,2 - 25 bis unter 30 Jahre 10,3 9,2 14,1 31,1 - 30 bis unter 35 Jahre 11,8 11,0 14,5 27,9 - 35 bis unter 40 Jahre 13,1 13,2 12,8 22,1 - 40 bis unter 45 Jahre 12,1 12,7 10,1 18,9 - 45 bis unter 50 Jahre 10,6 11,1 9,1 19,5 - 50 Jahre und älter 28,2 29,0 25,5 20,5 - 50 bis unter 55 Jahre 11,4 11,3 11,4 22,8 - 55 bis unter 60 Jahre 13,0 13,4 11,6 20,3 - 60 bis unter 65 Jahre 3,9 4,3 2,5 14,7 nach DAUER der ARBEITSLOSIGKEIT - unter 1 Monat 15,9 15,5 17,2 24,5 - 1 bis unter 3 Monate 23,5 24,2 21,2 20,5 - 3 bis unter 6 Monate 17,1 17,0 17,4 23,2 - 6 bis unter 12 Monate 19,0 18,7 20,2 24,1 - 1 bis unter 2 Jahre 12,8 12,6 13,3 23,7 - 1 Jahr und länger (langzeitarbeitslos) 24,5 24,6 24,0 22,3 - 2 Jahre und länger 11,7 12,0 10,7 20,8

Quelle: Landesarbeitsamt Baden-Württemberg, eigene Zusammenstellung und Berechnungen.

Familienwissenschaftliche Forschungsstelle im Statistischen Landesamt Baden-Württemberg

Literaturverzeichnis

FAMILIENWISSENSCHAFTLICHE FORSCHUNGSSTELLE IM STATISTISCHEN LANDESAMT BADEN-WÜRTTEMBERG 195

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198 FAMILIENWISSENSCHAFTLICHE FORSCHUNGSSTELLE IM STATISTISCHEN LANDESAMT BADEN-WÜRTTEMBERG

Stellungnahme der Landesregierung zu Teil 2: „Migration und Migrantenfami-lien in Baden-Württemberg“

Allgemeine Bewertung Die Schwerpunkte im zweiten Teil des Familienberichtes 2004 „Migration und

Migrantenfamilien in Baden-Württemberg“ sind zu Recht auf die Bereiche Bildung,

Ausbildung, Erwerbstätigkeit und ökonomische Lebenslage gerichtet. Alle diese Be-

reiche spiegeln zugleich die Aspekte wider, die für die Integration von Migranten be-

deutend sind.

Es wird aufgezeigt, dass sich die Lebenssituation der Migranten in den untersuchten

Dimensionen im Laufe der Jahre zum Teil verbessert hat und in einigen Bereichen

eine Annäherung an die Lage der Deutschen zu verzeichnen ist.

Bei der differenzierten Untersuchung wird allerdings offen gelegt, dass bestimmte

Migrantengruppen keine Verbesserung ihrer Lebenssituation zu verbuchen haben.

Im Vergleich zu deutschen Schülern haben insbesondere italienische, portugiesi-

sche, türkische und jugoslawische Schüler geringe Bildungserfolge. Andere Nationa-

litäten konnten im Laufe der letzten zwanzig Jahre eine verbesserte Bildungsbeteili-

gung erreichen. Die Ergebnisse lassen sich auch auf die Ausbildungssituation und

die Erwerbstätigkeit übertragen, wobei eine Verbesserung - vor allem in der zweiten

Hälfte der 80er Jahre - zu konstatieren ist.

Die Integration von Kindern und Jugendlichen mit Migrationshintergrund ist zugleich

Herausforderung und Chance. Diese jungen Menschen können Brücken und Vermitt-

ler zwischen den Kulturen bilden. Die Vielfalt und Differenz, die sie in die Bildungs-

prozesse und ihr weiteres Umfeld einbringen, können bereichernd für alle sein. Kin-

der und Jugendliche mit Migrationshintergrund dürfen nicht stets als Problemfälle

behandelt werden, sondern ihre Stärken müssen gefördert werden. Voraussetzung

ist aber, dass sie über umfassende deutsche Sprachkompetenzen verfügen. Das

Beherrschen der deutschen Sprache muss in den Fokus der gesamten Bildungslauf-

bahn rücken. Dies gilt besonders, weil Ausländer in unterschiedlichen Lebensphasen

199

nach Deutschland kommen. Neben der deutschen Sprachkompetenz ist aber auch

die Förderung in den Muttersprachen der Zugewanderten wichtig. Dies gilt nicht nur,

weil dadurch das Erlernen der deutschen Sprache erleichtert werden kann, sondern

auch, weil die Wertschätzung der Herkunftssprachen der Kinder und Jugendlichen

ihr Selbstwertgefühl stärkt, und ihre Mehrsprachigkeit ein Potenzial ist, das wir nicht

verschenken dürfen.

Gerade die Kindertageseinrichtungen müssen in besonderem Maße zur Integration

von Zuwanderern und zur Vermittlung sprachlicher Kompetenz beitragen. Die vor-

schulische Deutschförderung ist daher auszubauen. Für Kinder mit Migrationshin-

tergrund bieten Betreuungs- und Freizeitangebote über den Schulunterricht hinaus

verbesserte Integrationschancen.

Durch eine verstärkte Zusammenarbeit von Familien, Schulen sowie der Kinder- und

Jugendhilfe kann die Förderung der Entwicklungschancen insbesondere von Kindern

mit Migrationshintergrund erreicht werden. Angebote wie beispielsweise Hausaufga-

benbetreuung oder Arbeitsgemeinschaften können hierbei einen wichtigen Beitrag

leisten.

Sinnvoll sind spezielle Angebote für Eltern von Migrantenkindern, die deren Partizi-

pation und Integration fördern. Programme zur kombinierten Sprachförderung von

Eltern und Kindern zeigen vorbildliche Erfolge. Oft sind die Kinder der beste Anknüp-

fungspunkt zur nachholenden Integrationsförderung für die Eltern. Dies gilt beson-

ders für Mütter, die nicht im Berufsleben stehen und Sozialkontakte häufig innerhalb

ihrer engen Gemeinschaft pflegen. Deshalb sollten sich solche Angebote besonders

an die nicht erwerbstätigen Mütter richten, damit auch sie am Integrationsprozess

beteiligt werden.

Der Familienbericht macht auch deutlich, dass Arbeit ein ganz entscheidender Integ-

rationsfaktor ist: Arbeit ermöglicht den Zuwanderern, finanziell auf eigenen Beinen zu

stehen, fördert dadurch das Selbstwertgefühl nicht nur des Berufstätigen, sondern

auch der Familienangehörigen, ermöglicht soziale Kontakte und schafft Akzeptanz in

der Bevölkerung. Deshalb liegt die Integration in die Arbeitswelt im Interesse sowohl

der Migrantinnen und Migranten als auch der Gesellschaft als Ganzes. Die Maß-

200

nahmen im Bereich der beruflichen Bildung und der besseren Eingliederung in den

Arbeitsmarkt müssen daher weiter ausgebaut werden.

In das Blickfeld muss verstärkt die Situation von ausländischen Frauen treten: Fra-

gen ihrer Sprach- und Sozialkompetenz, ihrer Beteiligung auf dem Arbeitsmarkt, e-

ventueller Gewalterfahrungen innerhalb der Familie, bis hin zur Bedrohung durch

Zwangsverheiratungen sind als gesellschaftliche Herausforderungen zu behandeln,

die nicht als privates Problem von Migranten vernachlässigt werden dürfen.

Innerhalb der Familie werden zentrale Weichen für die Chancen in der Gesellschaft

gelegt. Der Familienbericht zeigt, dass Migrantenfamilien vor spezifischen Hürden

stehen. Daher ist eine besondere Strategie erforderlich, damit in Baden-Württemberg

Chancengleichheit zwischen Einheimischen und Zugewanderten besteht. Diese

Chancengleichheit ist eines der Fundamente, die Integration ermöglicht.

Der „Integrationsbericht“, der am 03.08.2004 im Ministerrat beraten worden ist, zeigt

ressortübergreifend den Stand der Integration und weitere Handlungsmöglichkeiten

auf. Aus familien- und bildungspolitischer Sicht wünschenswert sind weitere Anstren-

gungen aller Verantwortlichen auf dem Gebiet der Familienbildung für ausländische

Eltern. Die Integration in das deutsche Vorschul- und Bildungssystem kann entschei-

dend gefördert werden durch eine unterstützende Vorbereitung ausländischer Eltern

auf ihre Aufgabe der familiären Erziehung. Dies gilt insbesondere für Eltern von

Kleinkindern. Das Sozialministerium hat bereits in seiner „Handreichung für die

Familienbildung in Baden-Württemberg“ (2003) praktische Vorschläge unterbreitet,

wie diese Elterngruppe gezielter von Erziehungsinformationen erreicht werden kann.

Innovative Modellprojekte zu diesem Themenfeld wurden von der Landesstiftung Ba-

den-Württemberg gefördert. Es fehlt allerdings noch an einer breiteren Umsetzung

der bereits gewonnenen Erkenntnisse. Die nachhaltige Verankerung solcher Ange-

bote der Jugendhilfe erfordert zusätzliche finanzielle Ressourcen auf lokaler Ebene.

Teilweise wird auch die weit reichende Bedeutung der Erziehung in der Familie und

die Notwendigkeit ihrer Förderung unterschätzt. Viele betroffene Eltern erkennen

nicht, dass sie Unterstützung benötigen. Diese Erkenntnis zu fördern ist ein erster

Handlungsschritt der Familienbildung.

201

Die Förderung der Sprachentwicklung spielt in diesem Zusammenhang eine ent-

scheidende Rolle. Das Sozialministerium fördert seit Jahrzehnten Maßnahmen der

Hausaufgaben-, Sprach- und Lernhilfe für ausländische Kinder und Aussiedlerkinder

(HSL-Maßnahmen). Die wichtige Rolle der HSL-Maßnahmen wurde auch in der von

der Interministeriellen Arbeitsgruppe „Vorschulische Sprachförderung“ unter der Lei-

tung des Kultusministeriums (in welcher auch Fachleute aus dem Träger- und erzie-

hungswissenschaftlichen Bereich beteiligt waren) vorgelegten Rahmenkonzeption

zur Sprachförderung im Vorschulalter bestätigt. Hierin wird ein wesentlicher Ausbau

der ehrenamtlichen HSL-Maßnahmen gefordert. Dies macht deutlich, dass Sprach-

förderung dem Grunde nach nicht nur unter professioneller Anleitung und Betreuung

möglich ist. Die jahrzehntelangen positiven Erfahrungen mit den ehrenamtlichen,

niederschwelligen HSL-Maßnahmen belegen vielmehr eindeutig, dass eine erfolgrei-

che vorschulische Sprachförderung sowohl des professionellen als auch des ergän-

zenden niederschwelligen Ansatzes bedarf.

Zum schulischen Bereich Unbestritten ist die Hauptschule in Baden-Württemberg die weiterführende Schulart

mit der höchsten Integrationsleistung. Sie bietet als weiterführende Pflichtschulart

Vorbereitungsklassen und Förderkurse für Kinder und Jugendliche an, die keine

Deutschkenntnisse haben oder noch diesbezügliche Kenntnislücken aufweisen.

Die Förderung der Sprachkompetenzen der Schülerinnen und Schüler ist im neuen

Bildungsplan der Hauptschule zentraler Auftrag des Deutschunterrichts und Unter-

richtsprinzip in allen Fächern und Fächerverbünden. Ziel ist es, die alltäglichen kom-

munikativen Anforderungen bewältigen zu können sowie den alltagstauglichen pas-

siven und aktiven Wortschatz zu erweitern. Schülerinnen und Schüler, die Deutsch

als Zweitsprache erlernen, werden in einem differenzierten Unterricht besonders ge-

fördert. Ein gezieltes Kommunikationstraining, verbunden mit darstellendem Spiel,

dient auch der Förderung der sozialen Kompetenz und des Textverständnisses.

Das ebenfalls im neuen Bildungsplan der Hauptschule verankerte Lesecurriculum

zielt auf die Entwicklung der Lesekompetenz. Insbesondere werden Strategien des

Umgangs mit Texten systematisch gefördert.

Die Hauptschule ist nicht nur die weiterführende Schulart mit der höchsten Integrati-

onsleistung, sie ist auch eine weiterführende Schulart, deren pädagogische Arbeit

202

auf der Grundlage eines in sich schlüssigen pädagogischen Konzepts basiert, dem

Reformkonzept IMPULSE Hauptschule. Dieses Reformkonzept zielt auf die Förde-

rung von leistungsstärkeren und leistungsschwächeren und bildungsbenachteiligten

Schülerinnen und Schülern ab und bietet hierfür verschiedene, auf die jeweilige Ziel-

gruppe abgestimmte Maßnahmen an.

Die Hauptschule bietet mit dem freiwilligen 10. Hauptschuljahr und dem in Klasse 8

und 9 durchgeführten Zusatzunterricht die Chance, einen mittleren Abschluss zu er-

werben (Werkrealschule). Ebenso führt die Hauptschule schwache Schülerinnen und

Schüler mit den präventiven Maßnahmen und den Kooperationsklassen Hauptschule

- Berufsvorbereitungsjahr mit hohem Erfolg zum Hauptschulabschluss.

Darüber hinaus bietet die Hauptschule für Schülerinnen und Schüler die Chance, die

Kenntnisse in ihren Herkunftssprachen im Rahmen der Hauptschulabschlussprüfung

zertifizieren zu lassen.

Von diesen Maßnahmen profitieren deutsche Kinder und Jugendliche und Schülerin-

nen und Schüler mit Migrationshintergrund. Die damit verbundenen Chancen mit ei-

nem "Ausweichen in die Hauptschule" zu stigmatisieren bzw. die Hauptschule als

Schule zu bezeichnen, die fast nur noch von Ausländern besucht wird, ist eine unzu-

lässige Verkürzung dieses weiterführenden Bildungsganges.

Hinsichtlich des von den Sonderschulen geleisteten Beitrags zur Förderung von

Schülerinnen und Schülern mit Migrationshintergrund ist zunächst die Klarstellung

geboten, dass dieser für besondere schulische Hilfestellungen und zugleich beson-

dere pädagogische Investitionen und Anstrengungen steht und nur bei ideologisch

eingeengter Betrachtung als Benachteiligung gewertet werden kann.

Im Umfang dieses sonderpädagogischen Beitrags schlägt sich nieder, dass Baden-

Württemberg über ein sensibles System verfügt, um spezifische Entwicklungs- und

Förderbedürfnisse von Kindern zu erfassen, mit dem der Verschleierung und Ver-

schleppung entgegengewirkt wird.

Der große Anteil an der Förderung von Kindern und Jugendlichen mit Migrationshin-

tergrund, mit dem die Schulen konfrontiert sind, muss fraglos als Herausforderung an

die allgemeine Bildung gesehen werden, von der die Entwicklung und Weiterentwick-

lung geeigneter Förderkonzepte und Fördermaßnahmen erwartet werden kann.

203

Am 03.08.2004 hat der Ministerrat des Landes Baden-Württemberg auf der Grundla-

ge des Berichts "Integration in Baden-Württemberg" ein umfassendes Maßnahmen-

paket zur Förderung von Kindern und Jugendlichen mit Migrationshintergrund befür-

wortet. Hierzu gehören verschiedene Maßnahmen im Bereich der Grund- und Haupt-

schulen (z. B. die Erarbeitung einer Verwaltungsvorschrift für eine flexiblere schuli-

sche Förderung von Kindern und Jugendlichen mit Migrationshintergrund), in der

Lehrerfortbildung (Deutsch als Zweitsprache), in Realschulen und Gymnasien sowie

im beruflichen Schulwesen. Ebenso sollen die Kinder mit Migrationshintergrund be-

sondere Unterstützung beim Übergang von der Grundschule in die weiterführenden

Schulen erhalten, z. B. durch die Intensivierung der Kooperation zwischen Grund-

schulen und den weiterführenden Schularten und durch die Einrichtung von Clea-

ringstellen, deren Hauptaufgabe es sein wird, eine individuelle Beratung bei der

Schullaufbahnempfehlung für Kinder mit Migrationshintergrund zu leisten. Die Zu-

sammenarbeit von Schulen mit Eltern generell ist ein weiterer Punkt des Kabinetts-

beschlusses, der allerdings bereits in den neuen Bildungsplänen der Grund- und

Hauptschule aufgenommen wurde.

Neben der Förderung von Kindern und Jugendlichen mit Migrationshintergrund im

Rahmen binnendifferenzierender Maßnahmen im Unterricht der Grund- und Haupt-

schulen waren im Schuljahr 2003/04 in den besonderen Sprachfördermaßnahmen

(Vorbereitungs- und Förderklassen) bedarfsorientiert insgesamt rund 660 Deputate

eingesetzt.

Im Schuljahr 2004/05 hat ein zweijähriges Projekt des Europäischen Sozialfonds zur

Förderung und Betreuung von Spätaussiedlern an ausgewählten Grund- und Haupt-

schulen sowie Förderschulen begonnen. Ziel dieses Projektes ist es, die schulische,

soziale und berufliche Integration durch erweiterte schulische und sozialpädagogi-

sche Angebote nachhaltig zu verbessern (Stärkung der sozial-kommunikativen Kom-

petenz, Stärkung der Berufsvorbereitung, Eingliederung in das soziale Umfeld). Das

Projekt wird von der Landesarbeitsstelle Kooperation begleitet. Von diesem Projekt

werden Förderansätze für die erfolgreiche schulische Förderung erwartet.

Im Rahmen von Modellprojekten an ausgewählten Grund- und Hauptschulen werden

im kommenden Jahr im engen Zusammenwirken mit Sonderschulen Diagnostik-, Un-

terrichts- und Förderkonzepte entwickelt und dokumentiert sowie den Schulen und

den Arbeitsstellen Kooperation bei den Staatlichen Schulämtern für Fortbildungs-

zwecke zur Verfügung gestellt werden.

204

Wenn ausländische Kinder und Jugendliche oder Kinder und Jugendliche von Spät-

aussiedlern einen sonderpädagogischen Förderbedarf haben, steht das im sonder-

pädagogischen Bereich entwickelte Fachwissen bezüglich der Förderung der sozial-

emotionalen, kommunikativen, motorischen und kognitiven Entwicklung für die Er-

stellung entsprechender Förderkonzepte grundsätzlich zur Verfügung.

Die Förderschulen haben auch in Bezug auf ausländische Schülerinnen und Schüler

eine pädagogische Lernkultur entwickelt, die sich an den persönlichen Vorausset-

zungen der Schülerinnen und Schüler orientiert. Hierzu gehören insbesondere auch

die Analyse und Berücksichtigung der Herkunft und der bisherigen Lernbiografie die-

ser Kinder. Darüber hinaus arbeiten die Sonderschulen in der Frage der Förderung

ausländischer Schüler und Schülerinnen eng mit den Eltern, muttersprachlichen

Lehrkräften, Kulturvereinen und sonstigen Partnern der Familie zusammen und ma-

chen die besondere Lebenssituation dieser Kinder zum Gegenstand des Unterrichts.

Über diesen Weg erwerben die Schülerinnen und Schüler Grundqualifikationen, die

ihre Voraussetzungen für einen erfolgreichen Übergang in die berufliche Phase nach

der Klasse 9 wesentlich verbessern.

Erfolge der Hauptschulen in Baden-Württemberg bei der Integration von Kindern und

Jugendlichen mit Migrationshintergrund:

Seit 1999 lobt die Stiftung der Deutschen Wirtschaft im zweijährigen Turnus einen

Hauptschulpreis aus. Im Jahr 2003 wurde der Hauptschulpreis zu dem Thema "Integ-

ration von Zuwandererkindern durch die Hauptschule - miteinander und voneinander

lernen" ausgeschrieben. Ein Drittel aller Preise ging an die Hauptschulen in Baden-

Württemberg, darunter der erste und der dritte Preis. Damit schafft die Stiftung der

Deutschen Wirtschaft für die Hauptschulen ein Forum, ihre Arbeit öffentlichkeitswirk-

sam darstellen zu können und Beispiele für andere zu geben.

Stipendienprogramm „Talent im Land“

Bereits seit 1985 engagiert sich die Robert Bosch Stiftung gemeinsam mit der Mar-

kelstiftung in der Förderung begabter Zuwandererkinder. Mit dem Programm "Talent

im Land" wurde im Jahr 2003 ein neues Förderprogramm aufgelegt, in dessen Rah-

men jährlich bis zu 50 Stipendiaten aufgenommen werden. Ziel ist die Förderung von

rund 200 Stipendiaten mit Migrationshintergrund. Die Ausschreibung erfolgt jährlich

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durch das Institut für Erziehungswissenschaft der Universität Tübingen (talentim-

[email protected]).

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