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Juni 2016 112 Wilde Bären und Wölfe Ein Besuch in der Sperrzone von Tschernobyl Wo bleiben die Frauen? Geschlechterdisparitäten in der Wissenschaft Klischee, Klischee Was man in Deutschland über Hochbegabte denkt Feuer! Interview mit Flamme MinD - Magazin Die offizielle Zeitschrift von Mensa in Deutschland e. V.

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Juni 2016 112

Wilde Bären und Wölfe

Ein Besuch in der Sperrzone von Tschernobyl

Wo bleiben die Frauen?

Geschlechterdisparitäten in der Wissenschaft

Klischee, Klischee

Was man in Deutschland über Hochbegabte denkt

Feuer! Interview mit Flamme

MinD-MagazinDie offizielle Zeitschrift von Mensa in Deutschland e. V.

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MinD-Magazin 112 | Juni 2016 | 3

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Editorial

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Titelbild | „Mensa Catching Fire“: Feuerkorb, an-gefertigt mit Lasercut-Technik. | Foto: Hans-Gerd Theunissen

Tatütata!

Ich wäre nicht Psychologin, wenn mir nicht zwei weitere Dinge am Her-zen lägen: Neben aller Technik geht es um Menschen. Selten sind diese bewusstlos oder schreien nur. Oft sind sie ansprechbar und zutiefst verunsi-chert. Da hilft es, wenn sich jemand in Ruhe neben sie setzt, bei ihnen bleibt, mit ihnen über Alltägliches redet und vorsichtig ihre Bedürfnisse erfragt und würdigt. Kürzlich hatte unser Nach-barskind sein Bein im Fahrrad einge-klemmt – eigentlich unspektakulär, aber wir bekamen es nicht alleine raus. Das Ankuscheln an Mama und das Lieblingskuscheltier waren wichtig, als vier große, laute Fahrzeuge kamen und sechs Personen gleichzeitig von oben herabschauten.

Und: Personen, die helfen, sollten nicht unnötig darunter leiden. Wer das beruflich macht, hat mit Schichtdienst und ständiger Alarmbereitschaft schon genug Ungesundes. Man kann sich kaum davor schützen, dass sich grau-same Situationen tief ins Gedächtnis einbrennen. Aber man kann lernen, gut damit umzugehen.

Take care!

Unsere Redakteurin Kathrin hatte für Ausgabe 112 eine wunderbare Idee: Der Mensaner

von nebenan ist der Feuerwehrmann Gustavo Flamme (Seite 10). Und Hart-mut bringt Licht und Feuer in sein(em) Prismenfernglas (Seite 19). Ein feuriges Heft also.

In dieser Blaulichtwelt war ich mal zu Hause.* Ich habe ein Jahr lang als Rettungssanitäterin gearbeitet und war auch gerne freiwillig bei der Feuerwehr. Nicht zum Saufen, sondern zum Lernen und Helfen. Das treibende Gefühl dabei vergesse ich nicht: Ich bin in Notfallsitu-ationen handlungsfähig und hilfsbereit.

Gustavos Wunsch nach aktiver Ers-ter Hilfe unterstütze ich voll. Niemand muss selbst Profi werden, aber alle sollen so gut wie möglich mit Notfällen umgehen, die uns ja definitionsgemäß unvorhergesehen treffen. Mir gibt es ein gutes Gefühl von Gelassenheit und Kontrolle, dass ich dann angemessen reagieren kann. Ich renne nicht unnötig überall hin, aber ich drücke mich nicht vor der Verantwortung. Ich weiß, wann ein kreidebleiches Gesicht wirklich kritisch ist und wann Kopf hoch, Beine hoch oder auch gar keine Bewegung angesagt ist. Ich kenne die richtige Te-lefonnummer und weiß, wann ich sie brauche. Die Feinheiten bedürfen gro-ßer Erfahrung, aber das Essentielle ist schnell zu lernen.

Sara Köser ist Chef-redakteurin des MinD-Magazins.

* Im Editorial 105 erwähnte ich es schon mal kurz.

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MinD-Magazin 112 | Juni 20164 |

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MinD-Magazin 112

AktuellesEditorialTatütata! 3

Schwarzes BrettWege, Wendepunkte und Kreuzungen in Mannheim 6Wir gratulieren 7MinD-Camp in Boppard 7• Nico sagt • 7

Leserbrief„Fehlerhafter Flüchtlingsartikel“ 8Zum Artikel „Rettung auf schwankender Leiter“ von Thomas Lenzen im Mag 111

Von Ms für MsTitelthema Der Mensaner von nebenanWir rufen 112! 10Warum in Extremsituationen alles besser ist als Nichtstun

Titelthema Streifzüge durch die Begabungsforschung (XLVIII)Wo bleiben die Frauen? 13Geschlechterdisparitäten in der Wissenschaft – nicht nur in den MINT-Fächern (Teil I)

AchtsamkeitAlles nur Hype – oder steckt mehr dahinter? 16Zwischen Yogamatte, Atempause und Kamerablende

Intelligente QunstFantasie trifft Konstruktion 18Harmonie von Kopf und Geist

PrismenfernglasIm Lichte des Wortursprungs 19Was Ampel und Pulle gemeinsam haben

Titelthema Ms auf Reisen„Das Gefährlichste sind die wilden Bären und Wölfe“ 21Ein Besuch in der Sperrzone von Tschernobyl

Spaß am SpielThat Dragon, Cancer 24Oder: Vom Kampf gegen einen übermächtigen Gegner

RezensionSchwarzmarkierer und Schwarzgeld 25„Frühjahrsputz“, der spannende vierte Berchtesgaden-Krimi von Fredrika Gers

Bücher für KinderDer Spatz mit der Zigarettenkippe 26Von ganz gewöhnlichen Tieren und höchst ungewöhnlichen Orten

Für KinderGute Reise?! 28Von bildungshungrigen Bürgern und kulturellen Katastrophen

Scheer-WareMutige Führungskräfte übernehmen Verantwirtung für Communicakes! 33Zwei neue Wörter aus der Businessszene – „Zurück zur Arbeit“

GesichtsblindheitMein Nachbar, das unbekannte Wesen 34Prosopagnosie – seid ihr schon getestet?

ErfolgsteamsTausche Tagesordnung gegen Bier 36Ein kritischer Erfahrungsbericht

Im VereinDeutscher IQ-Preis 2016Erst das Fressen, dann die Moral 38Die IQ-Preisträger 2016

Nur 23 von 100 studieren 38IQ-Preis für die Initiative ArbeiterKind.deIntelligenz fürs Leben 39Retten und Teilen von Lebensmitteln – FoodsharingDer Wilhelm Tell unter den Historikern 41Dr. Daniele Ganser für „Intelligente Vermittlung von Wissen“ geehrt

Vorstandswahl 2016Ein bunt gemischter Haufen 42Vom 62-jährigen Unternehmensberater bis zur 30-jährigen Psychologin

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MinD-Magazin 112 | Juni 2016 | 5

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Inhalt

Ms auf der Bonner Rat-haustreppe. | Foto: Anna Weinhold – Seite 51

Titelthema Repräsentative UmfrageKlischee, Klischee 45Was man in Deutschland über Hochbegabte denkt

SIGsLife of Pi oder Raspberry Pi? 48Zwei neue SIGs bereichern Mensa

SIGsNeues von der Sylt-SIG 49 Die Insel gefällt zu jeder Jahreszeit

Blick nach vornVorankündigungenBerlin lädt ein … 50

… zur 28. Auflage des Berliner SommerfestsTolles Wochenende in Potsdam 50Das Juniors-Seminarwochenende 2016

RückspiegelJahrestreffen 2016Gummibären hier und dort und überall 51Fast 800 Ms trafen sich im April am Rhein

BierverkostungDunkelbier mit Schokolade 55Beer Tasting in Herdecke

Philosophisches HamburgDer Norden denkt nach 56Wohltuendes für Geist, Körper und – vielleicht auch – Seele

StandardsRätsel

Schlangen 57Auflösungen aus MinD-Mag 111 58

OrganisatorischesOrganisatoren lokaler Treffen 59Impressum & Adressen 61Vorstand & Verwaltung 62

Die letzte SeiteSchluss mit lustigBis die Sonne den Horizont berührt … 63

… kann bei Mensa eine MV dauern – aber das ist keine Pflicht

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6 |6 | MinD-Magazin 112 | Juni 2016

Schwarzes Brett

• Nico sagt •

„Macht’s gut und

danke für den Fisch.“

Altes niedersächsisches Sprichwort

aus vorchristlicher Zeit

29. Juni–3. Juli 2016 . . . . . . . . . . . . . . . . Jahrestreffen von Mensa USA in San Diego, Kalifornien, USA15. Juli–24. Juli 2016 . . . . . . . . . . . . . . . MY-Camp Sommerwoche in Helsinge, Dänemark (Seite 41 in Mag 111)

http://My-Camp.org23.–30. Juli 2016 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Juniors-Sommercamp 1 in Bacharach (Seite 43 in Mag 111)28.–31. Juli 2016 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 28. Berliner Sommerfest (Seite 50 in Mag 112)

http://sommerfest2016.mensa.de 31. Juli–7. Aug. 2016 . . . . . . . . . . . . . . . Juniors-Sommercamp 2 in Bad Kreuznach (Seite 43 in Mag 111)8.–14. Aug. 2016 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Familien-Sommerwoche 2016 in Meschede (Seite 44 in Mag 110)10.–14. Aug. 2016 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . EMAG (europäisches Jahrestreffen) in Krakau, Polen (Seite 40 in Mag 111)

http://mind-mag.de/link/emag201618.–21. Aug. 2016 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Mensa at Cambridge Trinity College, Cambridge, Großbrittannien26.–28. Aug. 2016 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Jahrestreffen Mensa Brasilien in Saõ Paulo, Brasilien 9.–11. Sept. 2016 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Schweizer Annual Gathering in Chur 9.–11. Sept. 2016 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . AMG Jahrestreffen Mensa Asien in Guangzhou, China23.–26. Sept. 2016 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . British Mensa Annual Gathering in London30. Sept.–3. Okt. 2016 . . . . . . . . . . . . MinD-Akademie in Mannheim13.–16. Okt. 2016 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Treffen des internationalen Vorstands (IBD) in Kyoto, Japan20.–24. Okt. 2016 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Juniors-Seminarwochenende in Potsdam18.–20. Nov. 2016 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Aktivenseminar in Göttingen28. Dez. 2016–2. Jan. 2017 . . . . Juniors-Silvestercamp in Mannheim29. Dez. 2016–1. Jan. 2017 . . . . . Silvensa 2016 (internationale Silvesterfeier) in Maastricht, Niederlande 26.–30. Apr. 2017 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Jahrestreffen in Regensburg5.–9. Juli 2017 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Jahrestreffen von Mensa USA in Hollywood, Florida, USA

Terminkalender

* *

Wege, Wendepunkte und Kreuzungen in Mannheim

Die 15. MinD-Akademie wird vom 30. September bis 3. Oktober 2016 in der DJH Jugendherberge

in Mannheim stattfinden. Zum diesjährigen Leit-thema „Wege – Kreuzungen – Wendepunkte“ erwar-tet die Teilnehmer wie jedes Jahr ein umfangreiches Programm mit rund 60 Vorträgen, Workshops und anderen Veranstaltungen. Zu den Referenten gehö-ren unter anderem Prof. Dr. Wolfgang Gaissmaier (Universität Konstanz, „Entscheidungen unter Unsi-cherheit“), Prof. Dr. Tobias Günther (DHBW Mann-heim, „Der digitale Wandel“), Prof. Dr. Thomas Junker (Universität Tübingen, „Warum wir ohne Kunst nicht leben können“) und PD Dr. Felix Schönbrodt (LMU München, „Open Science“).

` http://www.mind-akademie.deEine Sondermarke der Post extra für uns … das wäre aber nicht nötig gewesen.

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MinD-Camp in Boppard

Über dem Rhein zelten, sporteln und sich austauschen

Das neuntägige Camp des MinD-Hoch-schul-Netzwerkes (MHN) sucht dich als Teilnehmer! Wir sind vom 27. August bis 4. September in Boppard auf einem Zeltplatz nur für uns, Blick ins Rheintal, mit Jurten, Lagerfeuer, Musik und einem von den Teilnehmern gestaltetem Programm. ` http://mind-mag.de/link/camp2016

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* *

H Wir gratulieren I

Aus dem Vorstand ist sie geschieden, ihre Lebensgefähr-tin hat sie geheiratet: Anfang April haben Tina und Na-

dine sich in Kopenhagen das Jawort gegeben. Die Redaktion wünscht dem glücklichen Paar alles Gute für die Zukunft.

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MinD-Magazin 112 | Juni 20168 |

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Leserbrief

Ich möchte Euch meine Meinung zu dem „Flüchtlingsretter“-Artikel im letzten Heft nicht vorenthalten.Ich fand den Artikel in gewisser Wei-

se ärgerlich, nicht nur deswegen, weil das MinD-Mag nun auch noch beginnt, dieses Thema aufzugreifen, mit dem man seit einem Dreivierteljahr in je-dem Medium mit dem ewig gleichen Tenor geelendet wird. Mich haben au-ßer der völlig unkritischen Wiedergabe vor allem zwei Aspekte gestört:

Zunächst wird mit den Titeln „Ret-tung im Mittelmeer“ / „Rettung auf schwankender Leiter“ der Eindruck erweckt, dass Mensaner Lenzen in ir-gendeiner Weise tatsächlich jemanden gerettet hätte. Falsch. Die Rettung der (beabsichtigt) in Seenot Geratenen ist – und war auch hier – Aufgabe der Berufsschifffahrt, wie aus dem Artikel hervorgeht. Die Sea-Watch-Aktivisten haben dabei allenfalls (erwünschte? geduldete?) Hilfestellung geleistet, dem türkischen Kapitän seinen Job erklärt und ihm unter anderem den wich-tigen Rat mit auf den Weg gegeben, dass er den Leuten auch ja etwas zu trinken geben solle. Sonst gab es für den Vereinskollegen nichts zu tun, wie zwischen den Zeilen deutlich zu lesen ist. Zum Schluss winken ihm die aufge-nommenen Personen mit Dankesrufen hinterher, deren Erkennung erstaunt,

da ja vorher berichtet wird, dass man sich wegen mangelnder Sprachkennt-nisse nicht habe verständigen können.

Weiter wird erwähnt, dass die Eritre-er, denen da die Leiter gehalten wurde, in Deutschland „einen Anspruch auf Asyl“ hätten, da „ihre Schutzquote bei fast 100 Prozent“ liege. Dass diese Fehlinformation unbeabsichtigt war, kann ich nicht glauben. Sicher, die Schutzquote dieser Personen liegt bei rund 96 Prozent. Diese ist jedoch nicht mit der Anerkennungsquote als poli-tisch Verfolgte und damit tatsächlich Asylberechtigter identisch, wie der Autor hier glauben machen will, indem er die beiden Angaben vermischt. Der Personenkreis der Schutzquote besteht nämlich aus Asylberechtigten und abgelehnten Asylbewerbern, die aus irgendeinem Grunde nur nicht abge-schoben werden können. Eritreer haben nur deshalb eine so hohe Schutzquote, weil aufgrund mangelnder Kooperation des Herkunftslandes keine Abschiebung dorthin möglich ist. Die sind hier zum größten Teil nur geduldet, unterlagen zu Hause keiner politischen Verfolgung und hätten damit gar keinen „Anspruch auf Asyl“!

Der Aspekt, dass Sea-Watch mit ihrer Tätigkeit die Migrationsrouten absichert und damit dazu beiträgt, den Schleppern stetig fließende Einkünfte zu garantieren, wird nicht themati-siert, was bei einem „jungen Idealisten“ sicherlich verständlich ist, aber eine gewisse Missstimmung hinterlässt, weil man sich auch beim MinD-Mag jetzt den nicht berichteten Teil hinzudenken muss. Thomas Krahl

„Fehlerhafter Flüchtlingsartikel“

Zum Artikel „Rettung auf schwankender Leiter“ von Thomas Lenzen im Mag 111

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MinD-Magazin 112 | Juni 201610 |

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Gustavo, seit wann bist du bei Mensa?Vor zwei Jahren bin ich dem Verein beigetreten. Mir war schon immer klar, dass ich „irgendwie anders“ bin. Ich war in der Schule sehr begabt im tech-nischen Zeichnen, habe aber nie eine Arbeit vollständig abgegeben. Mir fiel es schon immer schwer, den Kopf aus-zuschalten. Seit ich bei Mensa bin, weiß ich, dass es nicht nur mir so geht.

Wissen die Menschen in deinem Um-feld von deiner Hochbegabung?Nur eine Person in meinem beruflichen Umfeld weiß davon. Dieses Wissen hat dazu geführt, dass sich sein Verhalten mir gegenüber verändert hat: Früher hat er mich gelegentlich auf den Arm genommen, heute hat er größeren Res-pekt vor meinen Äußerungen. Vor den anderen Menschen in meinem Umfeld halte ich das lieber geheim.**

Jedes Kind träumt davon, zur Feuer-wehr zu gehen. War das bei dir auch so?Dass ich heute Feuerwehrmann bin, ist einer Kette von Zufällen geschuldet: Als ich im Jahr 2004 von Spanien nach Deutschland gekommen bin, habe ich

ein Plakat gesehen, auf dem Nachwuchs für die freiwillige Feuerwehr gesucht wurde. Da habe ich mich gemeldet. Dann war ich im Rettungsdienst tätig und habe später eine Ausbildung zum Feuerwehrmann gemacht.

Dir liegt es wohl am Herzen, anderen Menschen zu helfen?Wir Kollegen bei der Feuerwehr könnten unterschiedlicher nicht sein. Wir haben unterschiedliche Interessen, Wertevor-stellungen, Lebensmodelle. Aber eine Sache verbindet uns alle: die Bereit-schaft, anderen Menschen zu helfen. Wir wissen, dass es in manchen Momen-ten kein Ich und kein Du gibt, sondern wir alle an einem Strang ziehen müssen.

Gab es Situationen, die dir im Ge-dächtnis geblieben sind?Lustige Sachen gibt es immer: Eine prägende Erfahrung war, als ich einmal in einem brennenden Haus war und in einem verrauchten Raum von einem Hund angegriffen wurde. Über die an-deren Erfahrungen spreche ich nur in Privatrunden.

Wie sieht dein Arbeitsalltag aus?Unser Bereitschaftsdienst geht 24 Stunden. Nach der Dienstübernah-me ist Fahrzeugkontrolle, Funkprobe, Frühstück und Übungsdienst oder Un-

Wir rufen 112!Warum in Extremsituationen

alles besser ist als Nichtstun

Gustavo Flamme* ist Mensaner und von Beruf Feuerwehrmann am Flughafen Köln-Bonn. Für unser

MinD-Mag 112 haben wir mit ihm über Einsätze, Macarena und eine wirklich gute Sache gesprochen.

6792 Zeichen (6437 Zeichen Artikel + 355 Zeichen Kasten)

rt-mvn 112a.jpgXXXX. | Foto: Gustavo Flammert-mvn 112a.jpg

*Muss. Wortspiel. Feuer. Und. Flam-me. Vermeiden.

**Dazu auch inte-ressant: „Klischee, Klischee. Was man in Deutsch-land über Hoch-begabte denkt“; Seite 45.

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MinD-Magazin 112 | Juni 2016 | 11

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Der Mensaner von nebenan

terricht. Sport ist immer am Ende des Tages, etwa um 16.30 Uhr.

Welche Einsätze gibt es für die Feuer-wehr am Flughafen?Manchmal brennt es – aber nur rund zehn Prozent unserer 2 500 jährlichen Einsätze haben mit Feuer zu tun. Häufig werden wir als Rettungsdienst gerufen, kümmern uns um eingeklemmte Perso-nen oder beseitigen Ölspuren. Außer-dem reparieren wir Fahrzeuge.

Schläfst du auch während des Bereit-schaftsdienstes?Ja, wir haben Schlafbereiche, wo wir uns hinlegen können. Ich habe mittlerweile gelernt, ausreichend tief zu schlafen, um mich zu erholen, aber nicht zu tief, damit ich jeden Einsatz sofort mitbekomme. Unser Einsatzfahrzeug muss im Notfall nach maximal einer Minute die Türe ver-lassen. Das bedeutet, dass wir innerhalb weniger Sekunden von Schlafen auf Ein-satzbereitschaft umschalten müssen.

Es geht also alles sehr schnell.Wir arbeiten sowohl nach deutschen als auch nach internationalen Regeln. Innerhalb von nur fünf Minuten müs-sen wir einsatzbereit an jedem Ort im gesamten Flughafen sein. Und innerhalb von 180 Sekunden müssen an jedem Ort 36 000 Liter Wasser verfügbar sein.

Was ist, wenn sich das nicht umsetzen lässt?Wenn das häufiger nicht funktioniert, wird der Flughafen eine Kategorie nied-riger eingestuft. Das bedeutet, dass zum Beispiel keine ganz großen Flugzeuge mehr landen dürfen. Deshalb müssen wir immer unser Bestes geben.

Gustavo, dein Nachname ist Flamme …Ja. Das ist lustig, ich weiß. Ich habe kein Problem mit Witzen über meinen Na-men – es ist ja auch einfach ein zu guter Zufall! Außerdem erlaubt mir das, auch Witze über andere Namen zu machen.

Du hast viele schreckliche Bilder gesehen und schlimme Situationen miterlebt. Was gibt dir die Kraft, wei-terzumachen?

Die Feuerwehrflot-te am Köln-Bonn-Airport. | Foto: Köln-Bonn-Airport

Gustavo in Mon-tur. | Foto: Gusta-vo Flamme

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MinD-Magazin 112 | Juni 201612 |

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Der Mensaner von nebenan

Wir bei der Feuerwehr wissen: Wenn wir es nicht machen, ist alles zu spät. Nach uns kommt keiner mehr.

Worauf bist du stolz?Ich bin stolz darauf, dass ich Menschen helfen kann. In meinem privaten Leben war ich schon bei 13 Verkehrsunfällen Ersthelfer. Ich habe gelernt, in schwie-rigen und schockierenden Situationen schnell zu reagieren.

Das Thema Erste Hilfe liegt dir am Herzen?In Deutschland werden mehr Ersthelfer ausgebildet als in den meisten ande-ren Ländern. Fast jeder hat schon mal einen solchen Kurs besucht. Trotzdem wird in Deutschland sehr wenig davon angewendet. Eine Statistik besagt, dass heutzutage die Wahrscheinlichkeit, je-manden nach einem wiederkehrenden Vorfall (zum Beispiel Herzinfarkt) wie-derzubeleben, bei 80 Prozent liegt. Die-se Wahrscheinlichkeit sinkt pro Minute um zehn Prozentpunkte.

Also nach acht Minuten …?Nach acht Minuten ist die Wahrschein-lichkeit sehr gering, dass die Person überlebt. Nach nur fünf Minuten sind Gehirnschäden garantiert. In Deutsch-

land brauchen Rettungsdienste etwa acht bis zehn Minuten bis zum Eintref-fen. In diesem Zeitraum ist der Einsatz von Ersthelfern immens wichtig.

Viele Menschen haben Angst davor einzugreifen.Man muss sich das mal vor Augen füh-ren: Wenn ein Ersthelfer die Brust der verunglückten Person regelmäßig hin-unterdrückt, sinkt die Überlebenswahr-scheinlichkeit statt um zehn nur noch um etwa einen Prozentpunkt pro Minu-te. Jeder kann einer anderen Person das Leben retten, man muss nur mutig sein.

Wie genau funktioniert das Drücken?Ganz egal – der Takt, den ihr gelernt habt, ist gut, viel wichtiger ist aber, über-haupt zu drücken. Keine Angst haben: Irgendwie zu drücken ist besser als gar nicht zu drücken. Und wem der Takt doch wichtig ist, der denkt einfach an das Lied Macarena (oder Stayin’ Alive). Wenn wir zum Einsatzort kommen und die Personen vor Ort sagen, dass sie nichts gemacht haben – dann wissen wir, dass das Schlimmste anzunehmen ist.

Wie kann man den Menschen die Furcht nehmen, Erste Hilfe zu leisten?Ich habe eine Idee, für die ich noch Mit-streiter suche. Ich möchte Menschen spielerisch beibringen, was in Extremsi-tuationen zu tun ist, wie man am besten reagiert. Dafür möchte ich eine App und eine Webseite mit Spielen zur Ers-ten Hilfe erstellen. Ein Konzept habe ich schon. Ich möchte mich hiermit an alle Leser wenden: Wer möchte mir bei der Umsetzung helfen? Die Verbreitung von Informationen kann Leben retten.

Das Interview führte Kathrin Viergutz.

Gustavo sucht Unterstützer, die mit ihm gemein-sam Menschen auf lustige und spielerische Weise

vermitteln möchten, wie man Erste Hilfe leistet. Wer sich mit Webseiten und Apps, Videos, Spielen und Tex-ten auskennt oder einfach nur eine gute Sache unter-stützen möchte, darf sich gerne bei Gustavo melden:

` [email protected] ` 0176-61618222

Mitstreiter gesucht

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MinD-Magazin 112 | Juni 2016 | 13

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Streifzüge durch die Begabungsforschung (XLVIII)

Im Wintersemester 2012/2013 lag nach Angaben der Bundeszentrale für politische Bildung der Frauenan-

teil bei den Informatik-Studierenden bei 14,3 Prozent, im Maschinenbau bei 9,8 Prozent und bei den angehenden Elektrotechnikern/Elektronikern sogar nur bei 9,3 Prozent. Das mag zur einen oder anderen Blödelei über Karohemd-träger anregen; die Politik sieht darin indes ein ernstes Problem. Denn die gerade anlaufende Verrentung der Baby-Boomer-Generation lässt befürchten, dass wir zumindest in einigen MINT-Disziplinen binnen weniger Jahre ein Nachwuchsproblem bekommen.

Die Besten muss man erst mal findenWeil Frauen wiederum in Fächern wie der Pädagogik oder der Germanistik überrepräsentiert sind (77,7 beziehungs-weise 76,6 Prozent Frauenanteil), die wirtschaftlich als weniger interessant gelten*, liegt es nah, ihnen MINT schon früh schmackhaft zu machen, etwa durch den „Girls’Day“.** Dennoch sind wir in den meisten MINT-Disziplinen von einer Geschlechterparität noch weit ent-fernt. Warum ist das so? Unterschiedliche Präferenzen klangen im Vorwort schon an. Indizien hierfür liefert beispielsweise die Study of Mathematically Precocious Youth (SMPY), ein Förderprojekt für

hochbegabte Jugendliche, aus dem eine Längsschnittstudie hervorgegangen ist, die inzwischen seit über 40 Jahren läuft. Ursprünglich lag die mathematische Begabung im Fokus des Interesses (daher der Name); inzwischen werden aber auch Jugendliche mit sprachlichen und räum-lich-visuellen Begabungen identifiziert.

Das Besondere an dieser Studie ist, dass die 13-jährigen Jugendlichen mit College-Eingangstests identifiziert wer-den, also mit Verfahren, die schon mit abgeschlossener High-School-Bildung keineswegs einfach sind. Mit diesem sogenannten above-level testing, also „Testen über Niveau“, kann man auch die extremen Begabungen finden. In einem so hohen Fähigkeitsbereich funktionieren altersgemäße Tests nicht mehr – mehr als die volle Punktzahl kann man nun einmal nicht bekommen,

Wo bleiben die Frauen?Geschlechterdisparitäten in der Wissenschaft –

nicht nur in den MINT-Fächern (Teil I)

MINT – das hat in dem Fall nichts mit Pflanzen zu tun, die für angenehm frischen Atem sorgen, sondern steht

für „Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik“. Auffällig ist, dass in vielen Teildisziplinen Männer klar in der Mehrheit sind, und zwar vor allem

dort, wo unbelebte Dingen wie Maschinen oder Computer im Fokus stehen – im Gegensatz zu Fächern,

die mit Menschen (oder Lebewesen allgemein) zu tun haben. Die Geschlechterdisparität wird gern durch unterschiedliche Präferenzen erklärt: Frauen haben halt lieber mit Lebewesen zu tun, Männer dagegen

mit Gerätschaften. Aber stimmt das tatsächlich?

* Das politische Desinteresse wird in Anbetracht der vielen Neuimmi-grierten, die ja idea-lerweise Deutsch lernen sollen, viel-leicht schon sehr bald umschlagen; ich bin gespannt, ob sich auch die Bezahlung dem steigenden Bedarf anpassen wird.

** Der schreibt sich wirklich ohne das Leerzeichen[1]. Inzwischen gibt es übrigens auch ein männliches Pen-dant, um Jungen soziale Berufe nahe zu bringen.[2]

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und ob jemand „nur“ zum fähigsten Prozent oder zu den fähigsten 0,01 Pro-zent gehört, könnte man aufgrund eines solchen Ergebnisses nicht genau sagen. Mit einem Test, der die Fähig-keiten des Durchschnitts-Siebtklässlers weit übersteigt, geht das aber; und so können die Forscher solide Aussagen über beispielsweise „die begabtesten 1:1 000“ oder sogar „die begabtesten 1:10 000“ treffen.

Frauen: weniger fähig oder weniger interessiert?Was also macht die so Identifizierten besonders, und wie entwickeln sie sich? Zunächst einmal sind sie sehr fähig – das liegt auf der Hand. Die Streuung ist bei den Jungen größer; es gibt also mehr Jungen an beiden Enden der Verteilung, und je weiter man sich den Extremen nähert, desto größer wird das Verhältnis von Jungen zu Mädchen. Halpern et al. legen dies insbesondere für numerische und räumlich-visuelle Begabungen nahe, beides Bereiche, die in den MINT-Fächern wichtig sind. Mädchen dagegen sind in Teilaspek-ten sprachlicher Begabung überlegen – vor allem beim Lesen und in der Schriftsprache. Diese Fähigkeiten sind wiederum quer durch die Disziplinen erfolgsrelevant, denn bahnbrechende Erkenntnisse müssen schließlich auch kommuniziert werden. Die stärkere „Spezialisiertheit“ männlicher Begabung zeigte sich auch in den Profilen: Diese waren bei Mädchen ausgeglichener. Folglich verliefen auch die Berufslauf-bahnen der Frauen weniger klar in die mathematisch-naturwissenschaftliche Richtung als bei Männern: Sie hatten dadurch mehr Optionen.

Beide Geschlechter waren extrem erfolgreich (im Vergleich zum US-amerikanischen Durchschnitt) – auch in wirtschaftlicher Hinsicht ist es also sinnvoll, Begabung zu fördern. Dennoch unterschieden sich die Geschlechter im beruflichen Status, Einkommen, Publikationen, eingeworbenen Dritt-mittelprojekten, Patenten et cetera: Die Frauen lagen nur bei Publikationen in den organic sciences vorn, sonst über-all die Männer. Teilweise ist dies wohl damit zu erklären, dass die Männer für

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Streifzüge durch die Begabungsforschung (XLVIII)

ihr berufliches Fortkommen mehr Zeit aufwandten: Mehr von ihnen waren bereit, zum Teil deutlich über 40 Stun-den pro Woche zu arbeiten. Frauen verbrachten dagegen mehr Zeit mit Familie und Haushalt. Das hängt auch mit unterschiedlichen Wertvorstellun-gen zusammen. Männer verfolgten eher „agentische“ Ziele wie Erfolg, Anerken-nung und Sichtbarkeit, während den Frauen eher „kommunale“ Ziele wichtig waren, etwa persönliche Beziehungen zu Familie und Freunden, aber auch, der Gesellschaft etwas zurückzugeben – im Einklang mit der eingangs erwähnten Orientierung an der unbelebten (thing orientation) beziehungsweise der beleb-ten Welt (people orientation).

Wollen die Frauen es so? – Nicht so schnell!Die SMPY gibt Hinweise, dass sich Ge-schlechter nicht nur in der Bandbreite der Fähigkeiten unterscheiden, sondern auch in ihren Begabungsprofilen, Inter-essen und Werten. Der insgesamt kleine Unterschied in den Fähigkeitsmittel-werten allein kann die unterschiedli-chen Karriereverläufe nicht erklären. Beachten muss man jedoch auch: Der 40-Jahre-Längsschnitt bezieht sich auf die ersten beiden SMPY-Kohorten (Geburtsjahrgänge 1959–1965). Ob diese noch stärker den traditionellen Rollenbildern anhingen oder ob die-ser Trend auch bei den Jüngeren noch bleibt, werden zukünftige Studien zeigen. Hinweise auf Veränderung gibt es durchaus. Zumindest hat sich das Geschlechterverhältnis seit den 1990er Jahren stabilisiert: Lag die Quote von Jungen zu Mädchen, die 700 und mehr Punkte erzielt hatten***, in den früheren Kohorten noch bei sagenhaften 13:1, so

hat sie sich inzwischen auf 4:1 eingepen-delt. Die Entwicklungsumwelt hat also augenscheinlich durchaus einen Einfluss.

Literatur ` Bundeszentrale für politische Bildung

(2014). Zahlen und Fakten – Die sozi-ale Situation in Deutschland: Studie-rende. Online verfügbar[3].

` Halpern, D. F., Benbow, C. P., Geary, D. C., Gur, R. C., Hyde, J. S. & Gernsba-cher, M. A. (2007). The science of sex differences in science and mathema-tics. Psychological Science in the Public Interest, 8, 1–51.

` Lubinski, D., Benbow, C. P., & Kell, H. J. (2014). Life paths and accomplish-ments of mathematically precocious males and females four decades later. Psychological Science, 25, 2217–2232.

` Wai, J., Cacchio, M., Putallaz, M. & Ma-kel, M. C. (2010). Sex differences in the right tail of cognitive abilities: A 30 year examination. Intelligence, 38, 412–423.

Link[1] http://www.girls-day.de[2] http://www.boys-day.de[3] http://mind-mag.de/link/bpb

Dr. Tanja Gabriele Baudson vertritt derzeit die Pro-fessur für Pädagogische und psychologische Dia-

gnostik an der Universität Duisburg-Essen, wo sie zu Intelligenz, Hochbegabung und Diagnostik forscht. Sie ist Beisitzerin für Hochbegabtenforschung von Mensa in Deutschland e. V. Alle bisherigen „Streifzüge“ sind auf ihrer Website zum kostenlosen Download verfüg-bar.

Link und Mail ` https://www.uni-due.de/dia/popular.php

Über die Autorin

*** Der Mittelwert liegt bei 500 – bei Highschoolabsol-venten, wohlge-merkt –, die Stan-dardabweichung bei 100, wie bei PISA.

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Schlüsselfiguren sind oft Führungs-kräfte – denn wirksame Führung beginnt mit gesunder Selbstfüh-

rung. Diesen Unternehmen geht es nicht darum, dass ihre Mitarbeiter tiefenent-spannt in sich selbst ruhen, sondern dass sie trotz steigender privater und beruflicher Belastung ihren Job gut und gerne machen. Es geht um Gesundheit, Wertschätzung und Motivation. Denn entgegen allen Assoziationen, die der Begriff „Achtsamkeit“ vielleicht auslöst: Mit Esoterik, ätherischen Ölen und ei-nem gemütlichen Abend auf der Couch hat diese Technik, die zur Lebenshaltung werden kann, wenig zu tun. Achtsamkeit ist harte Arbeit: Sie braucht Konzentra-tion, Willensstärke und Durchhaltever-mögen. Sie basiert auf wenigen, gut er-forschten Techniken, die mehr sind, als der Hype darum erahnen lässt. Was aber versteckt sich hinter dem Trendbegriff? Kurz zusammengefasst: Wer achtsam ist, nimmt Körpersignale bewusst wahr und nutzt sie. Flache Atmung und hohe Kör-

perspannung signalisieren Stress. Selbst wenn es mir nicht bewusst ist, setzt der Tunnelblick ein, denke ich schwarz-weiß und agiere aus alten Mustern. Der Au-topilot Kleinhirn übernimmt das Steuer. Das hemmt nicht nur Ideen, es führt auch zu Fehlern und mieser Stimmung im Team. Achtsamkeit ist keine Stress-vermeidung – denn wir können nicht verhindern, dass Stress entsteht. Sie er-laubt einen entspannten Umgang damit, schafft Freiräume, macht produktiv.

Meditation ist keine Stille im KopfMeditation ist eine wichtige Übung der Achtsamkeit. Das heißt nicht, dass wir im Lotus-Sitz die Augen schließen und frei werden von Gedanken. Werkzeuge von Achtsamkeit im Alltag sind Fokus und Konzentration auf das Hier und Jetzt. Wie der Dalai Lama treffend be-merkte: „Es gibt zwei Tage, an denen wir nichts ändern können: gestern und mor-gen.“ Wer den Ärger von gestern und die Sorgen von morgen links liegenlassen kann, ist präsent und klar genug, um die-sen Moment als Chance zu ergreifen und im Auge des Sturms die Segel anders zu setzen, statt in blindem Aktionismus mehr Schaden als Nutzen zu stiften.

Meditation wirkt wie ein Timeout: Innehalten, um zu bemerken, wenn An-sprüche, Ängste oder Antreiber uns fest im Griff haben. Wir lenken unseren Fo-

Alles nur Hype – oder steckt mehr dahinter?

Zwischen Yogamatte, Atempause und Kamerablende

Achtsamkeit sagt viel über unsere heutige Zeit. Sie ist der Megatrend 2016, konstatiert

Matthias Horx vom Zukunftsinstitut. Inzwischen setzen immer mehr Organisationen darauf,

ihre Mitarbeiter von Experten im achtsamen Umgang mit sich selbst schulen zu lassen. Denn

Achtsamkeit ist fernab von Om und Chichi.

Caroline Stiller ver-mittelt als Coach, Trainerin und Beraterin gesunde Achtsamkeit.

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Achtsamkeit

kus auf sie und klären die Ursache. Denn Achtsamkeit bedeutet auch Geduld und Freundlichkeit gegenüber eigenen Schwächen sowie Vertrauen in persönli-che Stärken.

Vorteile für Hochbegabte und HochsensibleBei begabten und sensiblen Menschen gibt die Gedankenautobahn selten Ruhe. Wir nehmen viel wahr und reagieren heftiger darauf – oft mit Ungeduld. Achtsamkeit schenkt uns Pausen und Distanz: Durch humorvolles Beobachten kann im Gedankenchaos Ordnung entstehen, im Gefühlslärm Stille. Ähnlich der Blende einer Kamera stellen wir einen Teil des Bildes scharf und verweilen mit dem Blick. Das heißt nicht, dass wir nun mit Scheuklappen

durchs Leben laufen, sondern unsere schweifende Aufmerksamkeit zentrieren und sammeln. Wir erkennen und achten Grenzen – eigene wie fremde – auch die von Begeisterung und Flow.

Meine persönlichen Erfahrungen mit AchtsamkeitFür mich ist Achtsamkeit persönliche Wegbegleiterin – und zugleich ein gro-ßes Geschenk. Ein Geschenk, das ich gerne weitergebe und das mich zu mei-ner Berufung als Coach für meinesglei-chen gebracht hat. Als Haltung habe ich Achtsamkeit immer bei mir. Sie hilft mir, auch in brenzligen Situationen einen kühlen Kopf zu bewahren. Sie lässt mich präsenter sein, offener und damit er-folgreicher – nicht nur in meinem Beruf.

Caroline Stiller

Ähnlich der Blen-de einer Kamera stellt Achtsam-keit einen Teil des Bildes scharf. | Foto: Kiefer-Pix / Shutterstock

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Intelligente Qunst

Fantasie trifft Konstruktion

Harmonie von Kopf und Geist

Ich bin Verkehrsingenieur und von daher beruflich eher auf der trockenen Seite. In den

Bildern trifft sich meine Fantasie daher immer ein wenig mit dem konstruktiven Element.

Ich versuche, meine drei Hobbys Kunst, Musik und Technik zu verbinden, weil ich finde, dass diese drei Themen große Gemein-samkeiten besitzen, in ihrer Entstehung (bei der Kopf und Geist harmonisch sein müssen), wie auch bei ihrem Ergebnis. Lösungen, Mu-sikstücke und Kunststücke sind gerade dann schön und richtig, wenn sie ihren Ausdruck voll zur Geltung bringen können.

Beim lasierenden Acrylbild hatte ich eine Skizze, beim zweiten Bild nicht. Leider bringen es die meisten meiner in Besprechungen be-gonnenen Skizzen nicht zu einem fertigen Bild. Wie die Kugelschreiber-Skizze, entstanden in einer langweiligen Sitzung; und ich kann mich nicht entscheiden, ob ich sie nur in grau um-setze – oder irgendwie bunt. Norbert Handke

Ohne Titel, Acryl auf Leinwand, 40 × 40 cm

Skizze, Kugel-schreiber

Ohne Titel, Blei-stift, Buntstift, Filzer, 30 × 40 cm

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Prismenfernglas

Was hat Leukoplast mit Licht zu tun? „Leukoplast“ ist eine Neubildung aus altgriechisch

„leukós“ („weiß“) und lateinisch „emplas-trum“ („Verband“) – für ein weißes Pflas-ter, das es seit 1921 gibt. Dieses „leukós“ ist mit „Licht“ verwandt und kommt von einer indogermanischen Wurzel „leuk“, einem rekonstruierten Wort für „leuch-ten, strahlen, funkeln“. Verwandt sind la-teinisch „lux“ („Licht“), „lumen“ („Leuch-te“) und „luna“ („Mond“, eigentlich „die Leuchtende“; der Mond ist in romani-schen Sprachen weiblich). Der „Luchs“ ist ein „Funkler“ und nach seinen scharfen, bernsteinfarbenen Augen benannt.

Der Bernstein („brennender Stein“) hieß bei den alten Griechen „elektron“ („das Strahlende“), weil er durch Reiben an Textilien elektrische Funken erzeugt. Auch eine besonders glänzende Legie-rung aus Gold und Silber wurde „elek-tron“ genannt. Schließlich übertrugen moderne Gelehrte das Wort auf negativ geladene elektrische Teilchen, Bausteine der Materie und verantwortlich für che-mische Reaktionen.

Der „Strahl“ des Lichtes kommt ur-sprünglich von einem Wort, das „über etwas hinwegstreifen, ausbreiten, hin-streuen“ bedeutete, und ist verwandt mit „streifen“, „streichen“, „Strich“, „streu-en“, „Stroh“ („Ausgestreutes“), „Stirn“ („ausgebreitete Fläche“) und „Strand“ („Landstreifen“). Möglicherweise gehö-ren auch der „Stern“ und seine lateini-schen und griechischen Entsprechungen „stella“ und „ástron“ hierher, im Sinne von „am Himmel Ausgestreutes“.

Bleich, blond und blauEin rekonstruiertes indogermanisches Wort „bhel“, das „(weiß, bläulich, rötlich) leuchtend“ bedeutete, hat zu vielen

weiteren Wörtern geführt, die mit Licht zu tun haben, nämlich „blau“, „blond“, „blenden“, „blind“, „blass“, „blank“, „bleich“, „blick“, „Blitz“ und vermutlich auch „Blei“. In slawischen Sprachen gehören hierzu die Bezeichnungen für „weiß“, etwa in „Belgrad“ („weiße Burg“) oder „Beluga“ („Weißwal“). Auch altgriechisch „phlég-ma“ („Brand, Entzündung, Schleim“) und lateinisch „flagrare“ („brennen“) sind aus Erweiterungen dieser Wurzel hervorge-gangen.* Aus letzterem wiederum „Flam-me“* und „in flagranti“ („solange die Tat noch warm ist“).

Von der Ampel zu PulleDas Wort „Ampel“ kommt über latei-nisch „amphora“ von altgriechisch „am-phoreus“, was so viel wie „das beidseitig Tragbare“ heißt und für ein Gefäß stand. Daraus wurde die „ampulla“ und aus dieser wiederum die „Ampel“ (Gefäß mit Lichtern), die „Ampulle“ (klei-nes Gefäß für Arznei) und die „Pulle“ (Schnapsflasche). Die „Photographie“, eingedeutscht „Fotografie“, ist eine gelehrte Neubildung des Astronomen und Chemikers J. F. W. Herschel aus den altgriechischen Wörtern „phos“, „photós“ („Licht“) und „gráphein“ („schreiben, aufzeichnen“). Auch das leuchtende chemische Element „Phosphor“ hat eine ähnliche Wurzel, „phos-phóros“ bedeu-tet „lichttragend“. Hartmut Blessing

Im Lichte des Wortursprungs

Was Ampel und Pulle gemeinsam haben

Warum Prismen-fernglas? Prismen stehen für die Buntheit des Lebens, vor allem der Sprache – das Fernglas steht für den Blick über den Tellerrand. Unter dieser Ru-brik erscheinen regelmäßig Bei-träge zu Sprach-spielen und Etymologie.

*Ja, wir nehmen das mit dem Feuer in Heft 112 ziemlich ernst.

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MinD-Magazin 112 | Juni 201620 |

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Mairoth & Voigtmann – Design, Text und Layout

Max Voigtmann M. A.Redakteur und Grafi ker

Babette Mairoth-Voigtmann Diplom-Designerin (FH) und Pressearbeit

Sigererstraße 8 – 81249 München

Telefon 089-87 18 11 20

www.mairoth-und-voigtmann.de

Manchmal reicht es, Kleines groß zu machen.

Foto: Babette Mairoth-Voigtmann

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Ms auf Reisen

„Das Gefährlichste sind die wilden Bären und Wölfe“

Ein Besuch in der Sperrzone von Tschernobyl

Text und Fotos von Helge Böttcher

Freitag, 4. März 2016: Wir erreichen die 30-Kilometer-Sperrzone von Tschernobyl gegen halb elf. Am

Checkpoint müssen alle aussteigen; im Schneetreiben kontrollieren durchgefro-rene ukrainische Soldaten unsere Pässe. Die Reisegruppe ist klein und interna-tional: vier deutsche Mensaner, dazu Kanadier, Engländer, US-Amerikaner, Südamerikaner und ein Belgier. Und un-ser Mensa-Braunschweig-Maskottchen Leo Olinguito, heimlich im Handgepäck in die Sperrzone geschmuggelt. Geführt wird unsere Reisegruppe von Tanja, ei-ner jungen ukrainischen Staatsangestell-ten aus Kiew. Auf den Straßen innerhalb der Sperrzone herrscht kein Verkehr, am Wegesrand sehen wir verlassene und zerfallene Häuser und zahlreiche kleine Hügel mit rot-gelb leuchtenden Warnschildern. Tanja erklärt uns, das seien die abgerissenen und gehäuften Reste der Holzhäuser von früher. In der Sperrzone liegen insgesamt über 200 evakuierte Dörfer. Es gibt nur sehr wenige Rückkehrer, die in den Jahren nach dem Reaktorunglück von 1986 ihre alten Häuser wieder bezogen haben. Die meisten sind weggeblieben.

Geiger-Müller-Zähler.

Mairoth & Voigtmann – Design, Text und Layout

Max Voigtmann M. A.Redakteur und Grafi ker

Babette Mairoth-Voigtmann Diplom-Designerin (FH) und Pressearbeit

Sigererstraße 8 – 81249 München

Telefon 089-87 18 11 20

www.mairoth-und-voigtmann.de

Manchmal reicht es, Kleines groß zu machen.

Foto: Babette Mairoth-Voigtmann

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MinD-Magazin 112 | Juni 201622 |

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Diskussion und erkunde weiter das Gelände. Bei den nächsten Stationen läuft es ähnlich ab. Wir fahren nach Prypjat und besichtigen die verfallenen Supermärkte, Schwimmbäder, Theater und Krankenhäuser der berühmten Geisterstadt. Die Nacht verbringen wir in einem Hotel in Tschernobyl, 15 Kilo-meter vom Unglücksreaktor entfernt. Unsere Internet-Recherche hat ergeben, dass man im Flugzeug durchschnittlich 5,0 Mikrosievert pro Stunde ausgesetzt

GeisterstädteUnsere erste Station ist ein verlassener Kindergarten. Auf dem Boden liegen ausgeblichene Bilderbücher und Pup-pen. Die Fenster sind zerschlagen. In einem Zimmer stehen Bettgestelle, im nächsten faulen Schreibtische und Tafeln vor sich hin. Den ersten Stock dürfen wir nicht betreten. Einsturzge-fahr. Unsere Geiger-Müller-Zähler lagen bislang konstant bei 0,11 Mikrosievert pro Stunde, plötzlich schlagen sie aus und geben Alarm: An der Außenwand ist ein Hot-Spot. Die Werte liegen bei 1,40 Mikrosievert pro Stunde. Ab wann wird es eigentlich gefährlich? Ich frage meine schlauen Mensaner-Freunde. Leider besteht unsere Gruppe aber hauptsächlich aus unwissenden Infor-matikern und wir beschließen, abends im Hotel zu googeln. Der ständige Alarmton der Geräte ist nervtötend, aber Tanja hat eine Lösung: Sie stellt den Alarm-Grenzwert von 0,7 auf 9,0 Mikrosievert pro Stunde. So hätte ich erstmal meine Ruhe. Ich bin zwar nicht vollständig überzeugt von dieser Vorgehensweise, spare mir aber die

Oben | Links der Unglücksreaktor, rechts der neue Sarkophag.

Unten | Jörg, Hendrik, Helge (mit Leo Olinguito auf der Schulter), Alexandra (von links nach rechts).

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MinD-Magazin 112 | Juni 2016 | 23

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Ms auf Reisen

ist. An einem Tag in Tschernobyl soll man angeblich so viel Strahlung aufneh-men wie in einer Stunde im Flugzeug. Das beruhigt uns ein wenig.

Der neue Sarkophag soll 2017 fertig seinAm nächsten Tag besuchen wir einen der letzten verbliebenen Rückkehrer, Iwan Iwanowitsch. Er ist mit seiner Frau bereits ein Jahr nach dem Reaktorun-glück wiedergekommen und lebt seit-dem in einem vergleichsweise großen Steinhaus, wo er sogar über Strom und eine Telefonleitung verfügt. Über die Strahlung macht er sich keine Gedan-ken. Das Gefährlichste, sagt er, seien die wilden Bären und Wölfe, die keine Menschen gewöhnt sind und ihm im-mer wieder mal die Hühner reißen oder Kartoffeln aus seiner Vorratskammer stehlen.

Weitere Stationen: ein ehemaliges Sommerferienlager und eine alte mi-litärische Abhöranlage. Immer wieder warnt uns Tanja vor Hot-Spots mit besonders hohen Strahlungswerten. An einem verstrahlten Panzerfahrzeug erreichen die Geiger-Müller-Zähler Wer-te von bis zu 900,0 Mikrosievert pro Stunde. Die meisten von uns bleiben in sicherem Abstand stehen. Nur ein US-Amerikaner versucht, mit seinem Handy einen möglichst großen Wert auf seinem Messgerät zu filmen. Direkt neben dem zerstörten Reaktor, wenige Meter von der Gedenktafel entfernt, wird der neue Sarkophag gebaut. Er soll 2017 auf Schienen über den alten Sar-kophag geschoben werden. Schlechtes Wetter und fehlendes Geld haben das Projekt immer weiter verzögert, sodass sich der Bau letztlich um mehrere Jahre verschoben hat.

Nach einem Mittagessen in der AKW-Kantine verlassen wir die Sperr-zone und sind zwei Stunden später tief beeindruckt und durchgefroren wieder zurück in Kiew. Diese außergewöhn-liche Reise hat uns aber alle auf den Geschmack gebracht. Nächstes Reiseziel Pjöngjang? |

Oben | Der Jahr-markt von Prypjat.

Unten | Auto-friedhof.

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Spaß am Spiel

Ich schicke es gleich vorweg: Das Spiel, das ich heute vorstelle, ist einmal mehr kein Spiel im klassischen Sinn.

Trotzdem fand That Dragon, Cancer von Numinous Games in der Spielefachwelt großen Zuspruch. Im Stile eines explo-rativen Spiels werden wir eingeladen, die Schöpfer des Spiels, Ryan und Amy Green, auf der emotionalen Achter-bahnfahrt zu begleiten, die sie und ihr kleiner Sohn Joel während des am Ende erfolglosen Kampfes ge-gen einen übermächtigen Gegner durchlebten, nämlich gegen den Drachen Krebs.

Guter AnsatzDer Ansatz, mit dem uns die Entwickler dieses tragische per-sönliche Schicksal näher bringen wollen, ist an sich gut. In grafisch minimalistischer, dafür farblich intensivierter Umgebung erleben wir als Spieler Szenen aus dem schwierigen Alltag der jungen Fa-milie mit, mal als Außenstehender,

mal durch die Augen der Protagonisten. Wir hören die Gespräche um uns he-rum und lauschen den Gedanken der gerade handelnden Person.* Andernorts wandern wir durch virtuelle Kranken-hausflure, betrachten Bilder oder lesen Karten. Oder wir stehen hilflos dabei, während Joel sich des Nachts von Schmerzen geplagt in den Schlaf schreit.

That Dragon, CancerOder: Vom Kampf gegen einen

übermächtigen Gegner

* Das Spiel ist leider nur in eng-lischer Sprache erhältlich.

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MinD-Magazin 112 | Juni 2016 | 25

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Rezension

Und dennochAnders als die meisten Rezensenten kann ich jedoch nicht in das uneinge-schränkte Loblied auf diesen Titel ein-stimmen. Das mag an meiner persönli-chen Einstellung zum Thema Religiosität und Glauben liegen, das an zentraler Stelle der Erzählung in den Vordergrund rückt und mich auf eine intime Art be-rührt, die nicht im Sinne der Entwickler lag. Es kann aber auch darin begründet sein, dass ich die Art, wie das Schicksal des krebskranken Joel präsentiert wird, einerseits als zu steril, andererseits sogar tendenziell preziös empfand. Das emp-fundene Mitgefühl blieb meist erschre-ckend oberflächlich.

Die stärkste Verbundenheit mit Joels Familie und Trauer über das erlittene Schicksal stellte sich bei mir ausgerech-net dann ein, als Joels Kampf gegen den Krebs in Form eines Videospiels im Spiel erzählt wird, in dem wir als heldenhafter Ritter dem unbezwingbaren Drachen gegenübertreten und erstmals den Kampf aktiv erleben, anstatt nur davon zu erfahren.

Persönliche ErfahrungAll dies bedeutet nicht, dass ich That Dragon, Cancer nicht empfehle. Mehr denn je ist mein Urteil nur eine persönliche Meinung, die keinesfalls geteilt werden muss. Ich hoffe sogar, den einen oder anderen dazu an-regen zu können, selbst zum Spiel zu greifen und sich sei-ne eigene Meinung zu bilden.

Andreas Dilling

That Dragon, Cancer | Bilder: Numinous Games

Schwarzmarkierer und Schwarzgeld

„Frühjahrsputz“, der spannende vierte Berchtesgaden-Krimi von Fredrika Gers

Der Bayer an sich ist ein Mensch voller Wi-dersprüche. Im Herzen ein königstreuer

Anarchist, betrachtet er die Welt mit kosmopo-litischer Bodenständigkeit. Eine, die das genau erkannt hat, ist Fredrika Gers, Mensa-Urgestein und gebürtige Hamburgerin. Seit 2003 lebt sie im Berchtesgadener Land und hat in bisher vier Krimis die bayerische Mentalität ebenso liebe-voll wie zutreffend porträtiert. Der neueste –

„Frühjahresputz“ – ist in diesem Jahr erschienen.

Um was geht es? Um Lawinen und Schneeschuhe, Bergtouren und Hotelprojekte, Schwarz-markierer und Steuerbetrug, um Freundschaft und um plötz-lichen Tod. Schwarzmarkierer? Ja, da muss man halt das Buch lesen, um zu wissen, was ein Schwarzmarkierer ist, und wa-

rum Hauptwachtmeister Holzhammer so gar kein Interesse hat, ihm das Handwerk zu legen.

Fredrika bringt ihren Figuren großen Respekt entgegen – ihr Hauptwachtmeister ist schrullig, aber niemals lächerlich. Wo die Ermittler ande-rer Autoren kein Fettnäpfchen auslassen, mei-stert der „Holzei“ selbst einen aufgezwungenen Wadlstrumpfwettbewerb souverän und ohne sich zu verbiegen. Mit Japanern hat er auch kei-ne Probleme; er spielt ohnehin mit der halben Welt übers Internet Schach. Max Voigtmann

` Gers, Fredrika: Frühjahrsputz288 Seiten, 9,99 EuroRowohlt Taschenbuch Verlag, 2016ISBN 978-3-499-26995-0

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MinD-Magazin 112 | Juni 201626 |

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Spannende deutsche GeschichteKeine sturen Zahlen, sondern Geschichte so spannend, wie sie ist oder vielmehr war – zur Zeit der DDR, als Deutschland noch zweigeteilt war und Familien und Freunde auseinandergerissen wurden. Paul, der Held des Buches, hat viel hin-ter sich: Seine Eltern werden bei einem Fluchtversuch festgenommen und später von der Bundesrepublik freigekauft. Paul bleibt zurück in der DDR und darf seine Eltern nicht wiedersehen. Er wächst bei seiner Großmutter und seinem Onkel Henri auf. Der arbeitet im Pergamonmuseum als Nachtwäch-ter. Das Abenteuer beginnt, als Paul und seine Freundin Millie im Muse-um heimlich Nachforschungen an-stellen: Nachts, wenn sich niemand dort aufhalten sollte, sind Geräu-sche zu hören. Die Kinder geraten in eine gefährliche Geschichte … und wenn das Buch verschlungen ist, bleiben die Zahlen und Fakten aus der deutschen Geschichte hervorragend haften. „Im La-byrinth der Lügen“ ist für Kinder ab zehn Jahren geeignet.

` Krause, Ute: Im Labyrinth der Lügen288 Seiten, 14,99 Eurocbj, 2016ISBN 978-3-570-17292-6

Mysteriöser Ort voller VerboteVerbote und Regeln gehören hinterfragt, erst recht von einer wunderbar frechen und neugierigen Heldin: Nelli hat einen Vater, der einst zur See fuhr. Seit sie den-ken kann, ist er nicht mehr auffindbar und sie muss mit ihrer Mutter Ava in einem klapperigen bunten Bus eine Tour nach der anderen unternehmen, um ihn zu finden. Nach einem Unfall und der Begegnung mit einem merkwürdigen, fliegenden Briefträger tauchen sie ein

in eine Welt, die als Mischung aus Elementen von Momo und der Unendlichen Geschichte anmutet: wabernder Nebel bringt Menschen in Gefahr und lässt sie verschwin-den. Alles Mögliche ist verboten, niemand empfindet Freude oder lacht. Dann verschwindet auch noch Ava und Nelli muss den Kampf gegen das Ungewisse, Ver-bote und Strafen alleine aufneh-

men. „Nelli und der Nebelort“ ist rasant, witzig und frech, für Kinder ab zehn.

` Scheffel, Annika: Nelli und der Nebelort256 Seiten, 12,99 EuroOetinger, 2016 ISBN 978-3-7891-4753-1

Was ist schon normal?Wenn Kinder über Lieblingstiere spre-chen, dann erzählen sie oft mit leucht-

enden Augen von Exoten wie Ele-fanten, Affen oder Leoparden. Von wegen langweilig und fad: In „Mü-cke, Maus und Maulwurf“ geht’s um Tiere, die wir bisher geflissentlich übersehen haben, Begegnungen mit ihnen vielleicht sogar vermeiden. Ratten sind besonders kitzlig, der Turmfalke kann Mäuse-Pipi aus der

Der Spatz mit der Zigarettenkippe

Von ganz gewöhnlichen Tieren und höchst ungewöhnlichen Orten

Liebe Mensa-Kolleginnen und Kollegen,

Menschen voranbringen, das ist mein Motto. Im beruflichen Umfeld hat eine Kultur der Wertschätzung häufig den größten Hebel. Stärkere Motivation, bessere Leistungen kommen dann fast von alleine.

Wie kann das gelingen? Gemeinsam lösen wir diese Fragen:■ Wie führst und kommunizierst du wertschätzend?■ Wie löst du am besten Konflikte mit und zwischen Kollegen?■ Wie können Veränderungen im Unternehmen von allen

getragen werden?■ Wie findest du eine pfiffige Geschäftsidee und passende Strategie?

Ich freue mich auf dich - mit wertschätzenden Grüßen

Euer Andreas Otterbach

otterbach consultingSystemisches Coaching & Business TrainingProf. Dr. Andreas Otterbach (M565)Auf der Haid 35a | 82515 WolfratshausenOffice +49 8171 2570 310Mobile +49 178 85 53 002Mail [email protected]

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ANDREAS OTTERBACH

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MinD-Magazin 112 | Juni 2016 | 27

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Bücher für Kinder

Luft erkennen, der Hering pupst acht Sekunden lang, Läuse in Europa und Af-rika haben unterschiedliche Methoden zum Festhalten, angepasst an glatte und krause Haare. Viel Wissen in moder-nem, lässigem Gewand, für Kinder ab acht Jahren. Pssst, unbedingt bei Tisch erzählen!

` Dumon Tak, Bibi: Die allernormalsten Tiere der Welt 96 Seiten, 12,90 EuroHanser, 2016ISBN 978-3-446-25080-2

Geschichte kindgerecht verpacktHier wird Geschichte welt- und zeit-umspannend weitläufig gefeiert: „Was geschah wann? In 70 Karten durch die Weltgeschichte“ ist hervorragend auf-gebaut und dargestellt: Statt eines mo-notonen Geschichtsvortrags gelingt der Versuch, eine Art Best-of durch Raum und Zeit zusammenzustellen: Die Orte der sieben Weltwunder der Antike, die Entstehung des Reichs von Alexander des Großen und die Entwicklung des friedlichen Widerstands von Gandhi um Indiens Unabhängigkeit. Das Buch

enthält mehr als 70 besonders aufbereitete Weltkarten, in 3D kommen die Informationen bunt, abwechslungsreich und spannend daher, wecken Neugierde durch Fotografien, Infografiken und moderne Illustrationen. Hannibal oder Alexander der Große – Na-men, die vertraut sind, aber: Welche Erdteile haben sie noch einmal wo, und vor allem wann, erobert oder verloren? Spannend in Kombination: Die wichtigsten Erfindungen des ent-sprechenden Zeitalters werden auf einer Karte zugeordnet. Wichtige Themen und Ereignisse werden auf Extra-Seiten noch einmal ausführlich erklärt. Ge-schichte dürfte in Zukunft durch dieses Buch für Kinder ab zehn eine Menge an Staub abgeklopft haben.

` (kein Autor) Was geschah wann?160 Seiten, 16,95 EuroDorling & Kindersley, 2016ISBN 978-3-8310-2915-0 Antje Diller-Wolff

Link[1] http://www.shsmedien.de

Journalistin Antje Diller-Wolff und ihre Kinder lieben Bücher. Sie schmökern in Büchern, bevor sie erscheinen, und geben ehrenamtlich Empfehlungen in ver-schiedenen Zeitungen und im Internet[1].

Liebe Mensa-Kolleginnen und Kollegen,

Menschen voranbringen, das ist mein Motto. Im beruflichen Umfeld hat eine Kultur der Wertschätzung häufig den größten Hebel. Stärkere Motivation, bessere Leistungen kommen dann fast von alleine.

Wie kann das gelingen? Gemeinsam lösen wir diese Fragen:■ Wie führst und kommunizierst du wertschätzend?■ Wie löst du am besten Konflikte mit und zwischen Kollegen?■ Wie können Veränderungen im Unternehmen von allen

getragen werden?■ Wie findest du eine pfiffige Geschäftsidee und passende Strategie?

Ich freue mich auf dich - mit wertschätzenden Grüßen

Euer Andreas Otterbach

otterbach consultingSystemisches Coaching & Business TrainingProf. Dr. Andreas Otterbach (M565)Auf der Haid 35a | 82515 WolfratshausenOffice +49 8171 2570 310Mobile +49 178 85 53 002Mail [email protected]

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MinD-Magazin 112 | Juni 201628 |

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Für Kinder

MinDrago schmollt. Er sitzt auf dem Schreibtisch, starrt

auf einen Zettel und verzieht genervt das Bestiengesicht.

„Cordula, ist das dein Ernst??? Blumengießen, Katzenklo, Post reinho-len … Du machst dir eine

schöne Zeit und ich soll hier schuften?“

„Och, MinDrago, nun stell dich doch nicht so an. Ich bin

ja nur eine Woche weg. Und du bist der Einzige, dem ich die Kater

und das Haus anvertrauen mag. Und pass schön auf, dass die Nachbarn dich nicht sehen. Oder kannst du dich bei Fremden unsichtbar machen? Wie Pu-muckl?“

Der Humor meiner Intelligenzbestie ist heute sehr begrenzt. MinDrago ist stocksauer, weil ich für ein paar Tage verreise und ihn für diese Zeit zum Hausmeister ernannt habe. Jetzt fährt er härtere Geschütze auf: „Und weißt du eigentlich, wie umweltschädlich das Fliegen ist? Bleib mal lieber hier und arbeite im Garten – das tut dir und der Umwelt gut. Und dem Garten übrigens auch. Blöde menschliche Sitte, alle paar Wochen die Habseligkeiten einzupacken und woanders zu wohnen. Das ist doch

total doof. Zu Hause hat man doch alles, was man braucht.“

So gesehen hat er Recht. „Aber man möchte doch auch mal was anderes sehen und erleben – da steckt sicher ein menschliches Grundbedürfnis dahin-ter. Das machen die Menschen ja nicht zufällig seit …“ Ja, seit wann eigentlich? „Du, MinDrago – seit wann gibt es Tou-rismus? Sind schon die Steinzeitmen-schen ab und zu zur Abwechslung mal in einer andere Höhle gezogen?“

Flucht vor Hunger und NaturkatastrophenMinDrago brummelt vor sich hin. Aber sein Interesse ist geweckt – er kann einfach nicht widerstehen, sein umfang-reiches Wissen zu präsentieren. „Na ja, streng genommen gehörten sie wirklich schon zu den Reisenden. Nur halt nicht aus Spaß oder Langeweile. Schon seit Anbeginn war die Menschheit darauf angewiesen, mobil zu sein. Man musste sich den Gegebenheiten anpassen. Wur-den Wasser oder Nahrungsmittel knapp, mussten die Menschen weiterziehen. Auch die Flucht vor Naturkatastrophen war ein Grund für einen Ortswechsel. Aber von Tourismus konnte man in die-sem Zusammenhang nun wirklich nicht sprechen. Erst nach dem Sesshaftwer-den gab es freiwillige Reisen. Das waren anfangs in erster Linie religiös moti-vierte Reisen. Im alten Ägypten und in anderen Hochkulturen machten sich die Menschen auf den Weg, um heilige Stät-ten zu besuchen. Die Muslime pilgerten nach Mekka, die Hindus trafen sich zum Bad im Ganges, die Christen wanderten auf dem Jakobsweg. Sehr komfortabel waren solche Reisen allerdings nicht. Die Römer beispielsweise reisten in erster Linie zu Fuß und legten dabei übrigens

Gute Reise?!Von bildungshungrigen Bürgern

und kulturellen Katastrophen

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MinD-Magazin 112 | Juni 2016 | 29

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beachtliche Strecken zurück – bis zu 30 Kilometer am Tag. Nur wenige Privilegierte konnten sich das Reisen per Wagen oder Pferd leisten. Entlang der Straßen gab es Raststätten und Herbergen, quasi die ersten Hotels. Natürlich gab es auch we-niger freundlich motivierte Reisende – zum Beispiel die Nordmänner, auch bekannt als Wikinger, deren Reisen bei den Bereisten nicht wirk-lich gut ankamen – Erobe-rung und Raub waren halt auch ein häufiger Grund für Reisen im weiteren Sinne.“

Aha. Klingt ganz span-nend. Ich sollte die immer noch missgelaunte Bestie unbedingt weiter in Gang halten. „Was ist mit Handels-reisen? Die gab es doch auch, oder?“ Die Bestie rückt pe-nibel ihre Brille zurecht und fährt fort: „Ja. Das eine ergab sich aus dem anderen. Ent-lang der Wallfahrtswege ent-standen im Mittelalter viele Handelszentren, die dann wiederum Handelsreisende hervorbrachten. Erst im Spätmittelalter gab es erste Bildungs-reisen, die aber anfangs dem Adel vor-behalten blieben. Die Söhne wurden auf eine sogenannte Grand Tour geschickt

– man sandte sie gern nach Italien, Spa-nien oder sogar ins Heilige Land, um der Erziehung den letzten Schliff zu geben. Es galt, Kultur und Sitten fremder Län-der kennenzulernen und auch die eine oder andere nützliche gesellschaftliche oder politische Verbindung herzustellen. Diese Art des Reisens entdeckte später

dann auch das gehobene Bürgertum für sich. Viele ältere Reisende suchten neben der Erweiterung ihres Bildungs-horizontes übrigens auch Linderung körperlicher Leiden durch ein milderes Klima oder sie betrieben Forschungen auf den Gebieten der Kunst und der Natur. Denk nur an Goethes Italienreise Ende des 18. Jahrhunderts und seine vielfältigen Aktivitäten im Zuge dieser Fahrt. Alexander von Humboldt gilt als einer der bekanntesten Forschungsrei-senden um 1800. Er ist der Begründer der Geographie als Wissenschaft.“

In der Romantik erwachte die Be-geisterung für die Alpen. – Gemälde von Caspar David Friedrich „Wande-rer über dem Ne-belmeer“, 1818.

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Romantik weckt Sehnsucht nach der FerneAlles schön und gut, aber ab wann pack-te denn auch der Normalbürger endlich die Koffer? „MinDrago, wann begann denn endlich der Tourismus, wie wir ihn heute kennen?“ MinDrago schaut mich strafend an. „Ein bisschen Geduld bit-te. In der Epoche der Romantik wurde auch das weniger betuchte Bürgertum langsam mobiler. Das Ideal der ‚Sehn-sucht‘ trieb die Menschen in die Natur, zu Wanderungen und auch zu weiteren Reisen. Man entdeckte die Alpen als Ziel, sodass in diesen Regionen erste be-scheidene Anfänge eines organisierten Tourismus entstanden. Die Briten gelten als Begründer der Pauschalreise Ende des 19. Jahrhunderts. Und ein deutscher Geschäftsmann baute 1901 das erste Kreuzfahrtschiff. Erst im 20. Jahrhundert setzte sich dann in der Arbeitswelt ein geregelter Anspruch auf bezahlten Ur-laub durch.“

„Und wie sah es hier in Deutschland aus? Wenn ich richtig informiert bin, setzte in den Wirtschaftswunderjah-ren nach dem Zweiten Weltkrieg ein wahrer Reiseboom ein. Stimmt das?“ MinDrago runzelt ein wenig die Stirn. „Ja, das stimmt. Aber vorher, im Dritten Reich, legten die Nationalsozialisten den Grundstein für eine Art Massentou-rismus durch ihr Kraft-durch-Freude-Programm, das der breiten Masse durch volkseigene Herbergen und auch Schiffe mehrwöchigen Urlaub ermöglichte. Al-lerdings ein wenig ruhmreicher Schritt im Tourismus. Die Schiffe mussten nach Beginn des Krieges in Lazarette umge-wandelt werden und die gut erholten Menschen starben zu Tausenden im Krieg. Als die Deutschen langsam wieder zu Wohlstand kamen, setzte dann in der

Tat ein Reiseboom ein. Versandhändler boten erschwingliche Pauschalreisen an, und auch wer ein eigenes Auto hatte, startete gen Süden. Und nach der Ölkri-se in den 1970er Jahren, die diesen neu-en Wirtschaftszweig ausbremste, setzte dann schließlich das ein, was wir heute als Massentourismus kennen.“

Die Schattenseiten der ReiselustInteressant. Aber MinDrago wäre nicht MinDrago, wenn er nicht auch noch zu den Nachteilen käme: „Waren die frü-hen Reisenden noch interessiert daran, fremde Kulturen kennenzulernen, so überschwemmte der Massentourismus nun viele Länder und sorgte dafür, dass eine zunehmende ‚Verwestlichung‘ in diesen Ländern einsetzte. Kultur wurde

Der bekannte Forschungsrei-sende Alexander von Humboldt begründete die Wissenschaft der Geographie.

– Gemälde von Friedrich Georg Weitsch, 1806.

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Für Kinder

vielerorts zum inszenierten Spektakel für die Reisenden. Und auch den Um-weltaspekt sollte man nicht außer Acht lassen. Luftverschmutzung durch Autos und Flugzeuge, enormer Energie- und Wasserverbrauch durch Klimaanlagen, Swimmingpools und Golfanlagen, die Zerstörung bestehender Naturräume, Biotope und Ökosysteme sind die Schattenseiten der schönen bunten Ur-laubswelt.“

Mir fällt etwas ein. „Vielleicht sollten wir die geplagte Erde ein bisschen in Ruhe lassen – was ist mit dem Welt-raumtourismus, von dem man jetzt dauernd hört?“ MinDrago schaut mich an, als wäre ich nicht ganz dicht. „Na, dann spar schon mal! Selbst wenn die Planungen umsetzbar sind und in ab-sehbarer Zeit die ersten Touristen ins All fliegen sollten, wird das ein nicht ganz billiger Spaß. Um die 150 000 Euro wird so eine Reise kosten. Vielleicht wäre für dich der Trend des Gesundheitstouris-mus erschwinglicher. Viele Menschen verbinden nämlich inzwischen ihren

Urlaub mit notwendigen medizinischen Eingriffen, die im Ausland häufig sehr viel preiswerter sind als hier, vor allem Zahn- und Schönheits-OPs.“

Seltsame Souvenirs„Oh, vielen Dank für die Blumen, liebe Bestie. Meinen Zähnen geht es bestens. Und die Schönheits-OP wäre vielleicht eher was für dich, oller Zottelkopf. Aber weißt du was? Wenn du hier artig den Katzen- und Blumendienst übernimmst, dann bringe ich dir dafür was Schönes aus meinem Urlaub in London mit. Eine Teetasse mit dem Porträt der Queen und ganz viel Cadbury-Schokolade.“

So ganz versöhnt ist MinDrago noch nicht, aber das Wort Schokolade erhellt seine finstere Miene ein bisschen. „Bitte auch Essig-Chips. Und Orangenmarme-lade. Und Minzsauce. Und …“

Das geht wohl nach hinten los. Klingt nach teurem Übergepäck. Das nächste Mal werde ich ihn einfach mitnehmen.

Euch allen eine schönen Urlaub – wo auch immer! MinDrago & Cordula

Der moderne Mas-sentourismus hat auch viele Schatten-seiten. | Foto: Kelly.ibiza (CC-Lizenz)

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MinD-Magazin 112 | Juni 201632 |

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Scheer-Ware

Nicht alles, was einfach verrückt klingt, ist auch so. Manches ist noch verrückter. Neulich habe

ich wieder zwei Wörter aus der Business-szene gelernt, die die Menschheit nicht braucht, die sich aber bereits hier und da als „Fachbegriffe“ im Bereich „socialising“ oder „personal“ oder „human develop-ment“ eingeschlichen zu haben scheinen. Das eine ist tatsächlich bereits in Ge-brauch, obwohl ich erst dachte, es sei ein Hör- oder Sprachfehler. Das andere war ein Tippfehler am selben Nachmittag. Er passte aber wunderbar dazu und trieb geradezu den Unsinn so ungewollt wie gekonnt auf die Spitze.

CommunicakeAngeblich sei „Communicaking“ schon an der Tagesordnung, sagte mir eine Führungskraft eines großen Konzerns! Ich googelte und traf auf einen Online-Shop für individualisierte Hochzeitstor-ten. Nein, es ist nicht etabliert, aber bei meinen Teilnehmern in aller Munde: „Communicake“! Als ich endlich begriffen hatte, was das bedeutet, dachte ich nur an den guten alten Kaffeeklatsch zurück, den wir in meiner Lehrfirma immer frei-tags nach Dienstschluss in der Küperei zelebrierten, damit die Woche abschlos-sen und absichtslos, aber wirkungsvoll den Teamgeist pflegten. Meistens mit Cognac aus Schadensfällen im Hafen.

Und nun hatte der Kollege Teamleiter für die Communicakes am Mittwoch die Verantwirtung nicht übernommen! So jedenfalls die Klage der Führungskraft. Ich integrierte dieses wunderbare Wort gleich in meinen Wortschatz! Der Team-leiter hatte seine „Verantwirtung“ nicht übernommen! Na, dann kann das ja nichts werden!

UnternehmenstheaterFür wie viele Aktionen im Rahmen des „social networking“ Verantwirtung über-nommen wird, und wie wenig das nur noch mit dem Unternehmenszweck oder irgendeiner positiven Wirkung auf die Ar-beitsplätze oder die Mitarbeiter an den-selben zu tun hat, wurde mir während der Diskussion schnell klar. Zwischen-menschliches wird zum Selbstzweck und Alibi, und die eigentliche Arbeit bleibt liegen. Eine Führungskraft scheint nur

Mutige Führungskräfte übernehmen Verantwirtung für Communicakes!

Zwei neue Wörter aus der Businessszene – „Zurück zur Arbeit“

So sieht es aus, wenn die Mag-Chefredakteurin die Communicakes verantwirtet. | Foto: Babette Mai-roth-Voigtmann

Diplom-Psy-chologe Detlef Scheer arbeitet als Trainer, Coach, Autor und Kon-zeptentwickler.

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MinD-Magazin 112 | Juni 201634 |

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Scheer-Ware | Gesichtsblindheit

gefähr zehn Jahren wurde ich bei einer Mensa-Veranstaltung zum ersten Mal auf das Thema aufmerksam. Es hat mich neugierig gemacht, schließlich weiß ich ja, dass ich lange brauche, bis ich Menschen wiedererkenne. Als ich dann vor ein paar Monaten herausfand, dass man sich an der Universität in Bochum bei Dr. Denise Soria Bauser auf Gesichts-blindheit testen lassen kann, habe ich Kontakt mit ihr aufgenommen und wurde eingeladen. Der Test am Institut für kognitive Neurowissenschaft[1] dau-ert rund zwei Stunden und besteht aus verschiedenen Aufgaben.

Wie läuft so ein Test ab?Die Probanden bekommen zum Beispiel Fotos von Gesichtern gezeigt, die oval ausgeschnitten sind, sodass nur noch das Gesicht und nicht die Haare, die Ohren oder die Kleidung sichtbar sind. Dieses Gesicht gilt es aus sechs vorge-gebenen Gesichtern herauszufinden. Oder es wird ein Gesicht gezeigt, das in den sechs Gesichtern der Lösung drei-mal vorhanden ist, nur eben jeweils aus einem anderen Blickwinkel fotografiert.

Mein Nachbar, das unbekannte Wesen

Prosopagnosie – seid ihr schon getestet?

* Prosopagnosie (von altgriechisch tò prósōpon, „das Gesicht“, und agnōsía, „Nichterkennen“), Gesichtserken-nungsschwäche oder Gesichts-blindheit, be-zeichnet die Unfähigkeit, die Identität einer bekannten Person anhand ihres Gesichts zu erkennen.

noch der Veranstalter für Unterneh-menstheater zu sein, und das Programm wiederholt sich täglich. „Werden denn beim Communicaking Probleme gelöst?“

– „Nein, aber es dient der Teambildung!“ – „Sprecht ihr dann über Probleme im Team?“ – „Nee, nicht direkt.“ – „Indirekt?“ – „Nee, auch nicht.“

Es stellte sich heraus, dass die zum Communicaking ausgetauschten Themen vor allem eins waren: unver-fänglich. Dafür kassierte der commu-nicakende Chef auch schon mal herbe Kritik. Aber es nützte nichts, es war

einfach nur eine weitere Teamentwick-lungsmaßnahme. Schwamm drüber.

Zurück zur ArbeitIn dem wunderbar provozierenden Buch Zurück zur Arbeit von Lars Vollmer sind Fluchtwege aus diesem unfreiwilligen Witzfilm beschrieben. Und dabei brau-chen wir eigentlich so dringend Raum für zwischenmenschlichen Austausch, im Sinne von tragfähigen, zuverlässigen, belastbaren Beziehungen. Gerade in Unternehmen und allen anderen Orga-nisationen! Detlef Scheer

Vor ungefähr einem Jahr bin ich in ein Mehrfamilienhaus mit insge-samt zehn Parteien gezogen. Die

meisten meiner Nachbarn kenne ich in-zwischen, obwohl ich ihnen sehr selten begegne. Wir grüßen uns im Treppen-haus. Von den meisten kenne ich sogar den Namen. Sollte mir aber einer von ihnen in der Fußgängerzone über den Weg laufen, würde ich bei einigen wis-sen, dass ich sie kenne, mich aber nicht erinnern woher, bei der anderen Hälfte wäre ich komplett aufgeschmissen, weil ich sie außerhalb der bekannten Umge-bung nicht wiedererkenne.

Mein Weg zum TestDer medizinische Fachbegriff für dieses Phänomen ist „Prosopagnosie“*. Vor un-

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MinD-Magazin 112 | Juni 2016 | 35

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Bei einem weiteren Test, den es ähnlich auch im Internet gibt[2], muss man Pro-minente wiedererkennen.

DifferenzialdiagnoseIn einem anderen Teil werden Gesichter präsentiert, die man anschließend aus Paaren heraussuchen muss. Besonders bei diesem Test wurde mir bewusst, dass ich mir nur einzelne Merkmale der Gesichter merke. Ich konnte mich also an Besonderheiten erinnern, nicht aber an das Gesicht als Ganzes. Unter Zeitdruck (Wiedererkennung innerhalb von 30 Sekunden) bin ich dann kom-plett gescheitert. So schnell kann ich die Einzelmerkmale einfach nicht zu einem Gesamtbild zusammensetzen.

Um eine Gesichtserkennungsschwä-che von anderen Wahrnehmungsschwä-chen abgrenzen zu können, wurden dann noch weitere Tests gemacht, bei denen ich zum Beispiel die Lage von Strichen erkennen musste.

Das Ergebnis: (k)eine ÜberraschungDass am Schluss herausgekommen ist, dass ich tatsächlich gesichtsblind bin – und zwar viel ausgeprägter, als ich das für möglich gehalten hätte – ist eigentlich nicht das Besondere für mich gewesen. Das Ergebnis hat mich zwar überrascht, aber das wirklich Interes-sante war, dass ich zum ersten Mal be-wusst erleben konnte, wie ich Gesichter wahrnehme. Als Gesichtsblinde kann ich mir ja nicht vorstellen, wie andere Menschen Gesichter sehen.

Et tu, …?Möglicherweise ist Gesichtsblindheit unter Hochbegabten überdurchschnitt-lich oft vertreten. Aus eigener Erfahrung kann ich zumindest bestätigen, dass bei

Mensa öfter über Gesichtsblindheit ge-sprochen wird als in anderen Kreisen.

Die Wissenschaftler an der Uni Bo-chum sind daran interessiert, weitere Menschen zu testen, idealerweise ganze Familien, in denen mehrere Mitglieder betroffen sind. Der Test ist kostenlos und man bekommt einen schriftlichen Bericht. Für mich war das eine lohnende Erfahrung, die ich ande-ren Betroffenen nur empfehlen kann.

Gabriele Walter

Links[1] http://mind-mag.de/link/neuropsy[2] http://mind-mag.de/link/facetests

Dasselbe Mädchen? Für Gesichtsblinde nicht leicht zu erkennen. | Fotos: Gabriele Walter

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MinD-Magazin 112 | Juni 201636 |

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Erfolgsteams

Von Andrea HerrmannWie funktionieren Erfolgsteams?Alle sind gleichberechtigt, jeder pro-fitiert von jedem. Dabei helfen feste Strukturen und Regeln. Der Verlauf einer Sitzung ist immer derselbe: In der Statusrunde erzählt jeder, was er seit dem vorigen Treffen gemacht hat und insbesondere, ob er das erreicht hat, was er sich vorgenommen hatte. In der Unterstützungsrunde kann man die anderen Gruppenmitglieder um Mei-nungen, Feedback oder konkrete Hilfe bitten. Zuletzt die Hausaufgaben: Jeder Teilnehmer verpflichtet sich, bestimmte Aufgaben bis zum nächsten Mal zu er-ledigen.

Es gibt einen Protokollanten und einen Zeitnehmer, der auf die Ein-haltung der Tagesordnung und der Spielregeln (zum Beispiel darf jeder ausreden) achtet. Diese Rollen sollen und können wechseln, denn gedacht

ist das Ganze als Peer Group, also als Gruppe, in der alle gleichberechtigt sind. (Nicht zu verwechseln mit dem gleichnamigen gecoachten Ansatz von Barbara Sher.)

So weit die Theorie. In den letzten Jahren habe ich insgesamt fünf dieser Gruppen organisiert und bin zu fol-gendem ernüchternden Ergebnis ge-kommen: Mit Hilfe eines Erfolgsteams erreicht nur der seine Ziele, der das auch ohne hinbekommen hätte. Und den anderen nützt es nichts, ich habe das Konzept für mich demzufolge in-zwischen als nutzlos aufgegeben.

Wie komme ich dazu?

MethodenkritikZum einen sind es systemimmanente methodologische Schwierigkeiten – da es keine Sanktionen gibt, prokrasti-nieren die Mitglieder der Gruppe un-geniert. An sich sollte es den Teilneh-mern wichtig sein, ihre Hausaufgaben zu erledigen; da „Aufschieberitis“ aber weit verbreitet ist, gerät die Hausauf-gabenrunde immer mehr zur Farce. Keiner erledigt seine Aufgaben, keinem ist es peinlich.

In einer nicht moderierten Feed-back-Runde besteht die Gefahr, dass man mehr Entmutigung als Ermutigung erhält. Destruktive Kritik ist schnell geäußert, konstruktive Kritik ist man-gels Expertise der Feedbackgeber beim jeweiligen Thema schwieriger. Desglei-chen lösen Erfolge nicht immer Freude aus, sondern bisweilen sogar aggres-siven Neid. Das größte Kompliment schien manchmal die Imitation zu sein. Auch mangelte es oft an konkreten Hilfe-Anfragen, es wurde mehr um all-gemeines Feedback gebeten. Ergebnis siehe oben.

Tausche Tagesordnung

gegen BierEin kritischer Erfahrungsbericht

An sich eine gute Idee: Eine Gruppe von maximal sechs Personen trifft sich regelmäßig ein- oder

zweimal wöchentlich, um sich gegenseitig beim Erreichen ihrer beruflichen Ziele zu unterstützen.

Man nennt sich „Erfolgsteam“ (Mastermind Group). Doch mit Hilfe eines Erfolgsteams erreicht nur der

seine Ziele, der das auch ohne hinbekommen hätte

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MinD-Magazin 112 | Juni 2016 | 37

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Diskrepanz bei der Erwartungshaltung der TeilnehmerZum anderen fehlt es vielen Teilneh-mern an Selbstmotivation und Selbst-disziplin. Beispiele: In einer Gruppe haben mehrere Teilnehmer zwei Jahre lang überlegt, was ihre Ziele sind. Dabei konnten die anderen aber nicht recht helfen.

Eine weitere Gruppe fand, dass ein Protokollant unnötig sei. Jeder kön-ne sich doch selbst Notizen machen. Endergebnis: niemand protokolliert, niemand kontrolliert, niemand arbeitet. Manche Teilnehmer hörten ganz auf, sich etwas vorzunehmen.

In einer der Gruppen waren sinnvolle Diskussionen nicht möglich, weil zwei (männliche) Selbstdarsteller den ande-ren in ihre Redezeit reinquatschten, um ihre Überlegenheit zu betonen – reines Imponiergehabe. Das Problem konnte ich eliminieren, indem ich die nächste Gruppe als reine Frauengruppe aus-schrieb. In der konnten wir auf gleicher Augenhöhe ergebnisorientiert sinnvoll diskutieren.

Erfolgsteam contra NetzwerkenWozu schließt man sich eigentlich ei-nem Erfolgsteam an? Nach monatelan-gem Stillstand wurde klar, dass es den Teilnehmern gar nicht darum ging, Ziele zu erreichen. Sie wollten sich mit ande-ren austauschen und neue Leute ken-nenlernen. Auch okay! Wir haben uns also von „Erfolgsteam“ in „Stammtisch“ umbenannt, die störende Tagesordnung gegen ein Bier getauscht und alle waren glücklich. |

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Nur 23 von 100 studieren

IQ-Preis für die Initiative ArbeiterKind.de

In Deutschland hängt die Wahrschein-lichkeit, mit der ein Kind studiert, im-

mer noch vom Bildungsstand der Eltern ab. Um Abiturienten aus der angespro-chenen Zielgruppe zum Studium zu er-mutigen und sie dabei zu unterstützen, gründete Katja Urbatsch 2008 mit vier weiteren Engagierten das Internetportal ArbeiterKind.de.[1]

Daraus ist schnell eine gemeinnützige bundesweite Initiative geworden, die alle Interessierten dazu ermutigt zu studieren. Laut der 20. Sozialerhebung des Deutschen Studentenwerks neh-men von 100 Akademikerkindern 77 ein Studium auf. Dagegen studieren von 100 Nicht-Akademikerkindern lediglich 23, obwohl doppelt so viele die Hoch-schulreife erreichen.

ArbeiterKind.de versucht deshalb, die Angebote der Hochschullandschaften und die relevanten Informationen für Studierende aus Familien ohne akade-mischen Hintergrund niederschwelliger und zielgruppengerecht aufzubereiten.

Das soziale Netzwerk[2] unter ArbeiterKind.de und die 75 bundeswei-ten Stammtische und Sprechstunden dienen als erste Anlaufstellen für In-teressierte. Über 5 000 in Mentoring geschulte Ehrenamtliche begleiten die angesprochenen Studierenden. Eine Begleitung ist je nach individuellem Bedarf vom Studieneinstieg bis zum erfolgreichen Studienabschluss mög-lich. Die Mentoren bringen dabei ihre eigenen Erfahrungen als sogenanntes Arbeiterkind ein und gehen in persönli-

Erst das Fressen, dann die Moral

Die IQ-Preisträger 2016

In drei Kategorien hat Mensa 2016 den IQ-Preis verliehen: „Hochbegabung in der Öffentlichkeit“,

„Intelligenz zum Wohle der Allgemeinheit nutzen“ und „Intelligente Vermittlung von Wissen“. Die Preisträger:

ArbeiterKind, Foodsharing und Dr. Daniele Ganser. Die folgenden drei Porträts stellen die Preisträger näher vor.

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MinD-Magazin 112 | Juni 2016 | 39

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Deutscher IQ-Preis 2016

chen Gesprächen auf Fragen bezüglich der Entscheidung zur Aufnahme eines Studiums und auf Fragen zur konkreten Studienwahl ein.

Zusätzlich bietet ArbeiterKind.de Informationsveranstaltungen in Schu-len und Hochschulen an und setzt den Fokus auf Netzwerkarbeit und Infor-mationen über bereits bestehende An-gebote Dritter. Das Problem, das viele Arbeiterkinder im Erststudium äußern, ist hierbei nicht, dass es nicht genügend Angebote gäbe, sondern dass der Zu-gang zu diesen Angeboten erschwert ist, wenn man die informellen Strukturen und die Art der Informationsweiterga-be an Hochschulen und Universitäten nicht gewohnt ist. Arbeiterkinder holen hierbei im Laufe ihres Studiums die

erforderlichen Informationen durchaus ein, jedoch oft sehr viel später als Stu-dierende aus Akademikerfamilien. Hier-durch entsteht ein Nachteil. Besonders im Bereich der Förderung durch Stipen-dien ist zu beobachten, dass Arbeiter-kinder einerseits davon ausgehen, dass ein solches Stipendium Anforderungen habe, die sie „sowieso nicht“ erreichen können; andererseits erfahren sie später als Studierende aus Akademikerfa-milien von diesen Angeboten, da sie niemanden im Umfeld haben, der sie darauf aufmerksam macht. Diese Pro-blematik setzt jedoch schon früher ein, da Studieninteressierte aus Familien, in denen bisher niemand studiert hat, oft keine Möglichkeit sehen, ihr Studium zu finanzieren, da der Zugang zu ent-sprechenden Informationen zur geför-derten Studienfinanzierung für sie zu hochschwellig angesetzt ist. Hier nimmt ArbeiterKind.de eine Brückenfunktion zwischen Bedarf der Studieninteressier-ten und Angebot der Hochschulland-schaft ein. Carmen Mayer

Links[1] http://www.arbeiterkind.de[2] http://netzwerk.arbeiterkind.de

Intelligenz fürs Leben

Retten und Teilen von Lebensmitteln – Foodsharing

Worum geht es?In Deutschland werden pro Einwohner im Jahr über 80 Kilo Lebensmittel in den Müll geworfen. 41 Prozent der Ver-nichtung von Lebensmitteln liegen beim Verbraucher, der andere Teil der Ver-

Die Preisträger bei der Verleihung in Bonn (von links nach rechts): Frank Bowinkel-mann und Stefan Kreutzberger (foodsharing.de) Katja Urbatsch und Wolf Der-mann (Arbeiter-Kind), Dr. Daniele Ganser. | Foto: Anna Weinhold

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MinD-Magazin 112 | Juni 201640 |

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nichtung bei Handel, Gastronomie und Landwirten. Und von Jahr zu Jahr wird dies mehr. Händler werfen tonnenweise Gemüse weg, bevor es überhaupt in den Handel kommt, beispielsweise Bananen und Spinat mit braunen Stellen.

Es geht auch andersFoodsharing[1] will auf diese Verschwen-dung von Lebensmitteln in unserer Gesellschaft aufmerksam machen, will aufklären und ein Umdenken bewirken, Lebensmittel vor der Tonne retten und verteilen. Die Plattform foodsharing.de ging im Dezember 2012 online. Food-sharing e. V. ist ein eingetragener, als gemeinnützig anerkannter Verein und basiert zu 100 Prozent auf ehrenamtli-chem Engagement.

Zu den Initiatoren der Bewegung ge-hören unter anderen der Filmemacher Valentin Thurn („Taste the Waste“), der Autor Stefan Kreutzberger („Die Essens-vernichter“), Raphael Fellmer („Glück-lich ohne Geld“) und Raphael Wintrich. Foodsharing e. V. und Lebensmittel-retten.de haben sich 2014 zusammenge-schlossen.[2]

Wie funktioniert das?In vielen Städten Deutschlands, Ös-terreichs und der Schweiz sind „Food-saver“ unterwegs, um Lebensmittel abzuholen; das geschieht in Absprache mit den beteiligten Unternehmen. Die geretteten Lebensmittel werden un-tereinander aufgeteilt, weitergegeben oder zu einem öffentlichen Fair-Teiler gebracht – ein Regal, ein Kühlschrank, an dem alle, auch ohne Anmeldung bei Foodsharing oder Bedürftigkeitsnach-weis, Lebensmittel abholen können. Und natürlich auch Überschüssiges hinbringen können. Die Fair-Teiler un-

terliegen strengen Hygiene-Vorschrif-ten, da hier der persönliche Kontakt zwischen Geber und Nehmer fehlt. Über die Website können auch online Lebensmittel, sogenannte Essenskörbe, verschenkt werden, wenn man mal zu viel gekauft hat oder der Salat im Garten wuchert. Außerdem gibt es ein Wiki als Nachschlagewerk.

Verbraucher deuten das Mindest-haltbarkeitsdatum (MHD) oft als Ver-fallsdatum. Die meisten Lebensmittel werden aber am darauffolgenden Tag nicht plötzlich ungenießbar. Bei leicht verderblichen Lebensmitteln wie Fleisch und Fisch hingegen ist ein Verbrauchs-datum angegeben, bis zu dem das Nahrungsmittel verzehrt sein sollte. Als Verbraucher sollten wir mit allen Sinnen prüfen: Riecht das ungewohnt? Sieht das nicht mehr gut aus? Schmeckt das noch?

Aktuelle Zahlen16 622 Foodsaver engagieren sich derzeit, 4 261 455,50 Kilo Lebensmittel wurden seit 2013 erfolgreich vor der Tonne ge-rettet, 2 604 Betriebe kooperieren mit Foodsharing, heißt es auf der Webseite. Momentan setzt sich Foodsharing für einen Wegwerfstopp bei Handel, Super-markt und Gastronomie ein.

Jeder von uns sollte einen anderen Umgang mit Lebensmitteln erlernen, be-wusster und regionaler einkaufen. Und auch nicht erwarten, dass alle Joghurt- oder Brotsorten um 19 Uhr abends noch im Regal liegen; dann könnte weniger für die Tonne hergestellt werden.

Babette Mairoth-Voigtmann

Links[1] https://foodsharing.de[2] http://mind-mag.de/link/wikifood

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MinD-Magazin 112 | Juni 2016 | 41

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Deutscher IQ-Preis 2016

Der Wilhelm Tell unter den Historikern

Dr. Daniele Ganser für „Intelligente Vermittlung von Wissen“ geehrt

Dass er sich mit seiner Forschung über verdeckte Kriegsführung nicht

nur Freunde machen würde, wusste Dr. Daniele Ganser von Anfang an. Doch auch ehrverletzende Angriffe auf seine Person und zwei Uni-Rauswürfe konn-ten ihn nicht beirren. Heute referiert der 44-jährige vor ausverkauften Sälen und einem Millionenpublikum auf Youtube. Wer sich auf ihn einlässt, verliert unwie-derbringlich seine heile Welt.

In der „Entschließung zur Gladio-Affä-re“ verurteilt das Europäische Parlament 1990 die NATO und die militärischen Geheimdienste für ihre Verwicklung in schwere, den Kommunisten zuge-schriebene Terrorakte. Ganser ahnt da noch nicht, dass die Erforschung des staatlich inszenierten Terrors später einmal seine akademische Laufbahn sowohl begründen als auch beenden wird. 2001 wird er mit einer Arbeit über die NATO-Geheimarmeen in Europa promoviert. Sein gleichlautendes Buch

– in zehn Sprachen übersetzt – macht ihn als renommierten Wissenschaftler international bekannt. Doch schon bei der Verteidigung der Dissertation holt das terroristische Zeitgeschehen den Historiker in die Gegenwart zurück: ein Anschlag in den USA, der am 11. Septem-ber 2001 eine friedliebende Bevölkerung in eine kriegsbereite verwandelt. Wie vormals den vermeintlich kommunis-tischen Terror untersucht Ganser jetzt den angeblich islamistischen Terror. Fünf Jahre später geht er mit seinen Unter-

suchungen an die erstaunte Öffentlich-keit. „Je mehr wir forschen, desto mehr zweifeln wir“ titelt die größte Schweizer Zeitung Blick im September 2006. Ganze zwei Seiten widmet sie Gansers Kritik am „lückenhaften“ 9/11 Commission Report der US-Regierung. Die Antwort des Im-periums lässt nicht lange auf sich warten: Von der US-Botschafterin in der Schweiz offiziell zurechtgewiesen, von den Zei-tungen als „Verschwörungstheoretiker“ etikettiert und von einzelnen, teils (mit erschwindeltem Doktortitel) erpressba-ren Kollegen in Verruf gebracht verliert der zweifache Familienvater seine Arbeit an der Uni Zürich und später auch an der Uni Basel.

Doch so ein Schweizer Rückgrat ist schwer zu brechen. Ganser bleibt sich treu, gründet 2011 einfach sein eigenes Institut SIPER (Swiss Institute for Peace and Energy Research) und setzt die Frie-densforschung unabhängig fort. Seine Vorträge sind nicht nur in der Wirt-schaft sehr gefragt. Die Aufzeichnungen seiner öffentlichen Auftritte wurden auf Youtube bereits mehrere Millionen mal abgerufen. Der Wissenschaftler übt dabei mit seinem Publikum regelmäßig Medienkompetenz. Wer einmal von seinen provokanten Gegenüberstellun-gen und pointierten Fragen aufgerüttelt wurde, durchschaut fortan verbreitete Feindbilder und hinterfragt das ver-meintlich gesicherte Wissen über Ter-roranschläge, Aufstände und Kriegsursa-chen. Thorsten Peters

„Sie haben vielleicht die Illusion, an der Universi-tät ginge es in erster Linie um Wahrheit. Das kann sein, wenn sich das mit Gehalt und Ruf verbinden lässt. Wenn es aber in Konflikt mit Gehalt und Ruf steht, dann untersucht man andere Dinge, die auch spannend, aber weniger mühsam sind.“ – Dr. Daniele Ganser

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MinD-Magazin 112 | Juni 201642 |

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Vorstandswahl 2016

„Habe nicht damit gerechnet“

Ines Bath freut sich auf eine produktive Zusammenarbeit

Über meine Wahl in den Vorstand bin ich etwas überrascht. Bei

14 Kandidaten habe ich nicht unbe-dingt damit gerechnet, unter die ers-ten fünf zu kommen. Umso mehr freue ich mich darauf, meine Ideen und meine Energie als Vorstandsmitglied für Mensa und seine Mitglieder einzu-bringen.

Der neue Vorstand ist bunt ge-mischt. Mit Andreas und Jörg haben wir ein sehr gutes organisatorisches Know-how, Jens hat einen ausgepräg-ten rechtlichen Background und Nicole bewegt sich seit Jahren in Presse und Öffentlichkeit. Außerdem freut es mich, dass wir in diesem Vorstand zwei Frau-en haben.

Verantwortlich bin ich für die Res-sorts Mitgliederbetreuung, Kids & Ju-

niors und Regionale Strukturen. Die Zusammenstellung entspricht meinen Interessen und Präferenzen. Als Ers-tes stehen natürlich das gegenseitige Kennenlernen und die Einarbeitung an. Auf meiner weiterführenden Agenda finden sich die Stärkung der SIGs, die Verbesserung des regionalen Austau-sches zwischen den verschiedenen An-sprechpartnern und die Kooperation zwischen Kids & Juniors und der DghK beziehungsweise dem MHN.

Ich freue mich auf eine produktive und konstruktive Zusammenarbeit im Vorstand und mit allen Aktiven. Vielen Dank für euer Engagement bei Mensa!

„Neuer Schwung“Für Andreas Wiebusch gehören

Kompromisse zum Vorstandsleben

Die Wahl hat uns einen vielseitigen Vorstand gebracht, der, wie ich

denke, gut unseren bunten Verein widerspiegelt. Ines und Nicole werden neue Ideen einbringen, auf die ich schon sehr gespannt bin. Mich per-sönlich freut sehr, die Arbeit in den Ressorts Presse & Medien, Testbetrieb und MHN fortsetzen zu können. Hier-zu passt auch gut mein neuer Bereich Marketing. Nicht leicht fällt mir natür-lich der „Abschied“ nach vier Jahren als Koordinator beziehungsweise Vorstand der LocSecs, aber Vorstand heißt eben auch Kompromisse eingehen.

Ich freue mich besonders über den neuen Schwung durch unsere Vorsit-zende Nicole. Die Öffentlichkeitsarbeit können wir so weiter beleben, in der Darstellung von Mensa in den Medien und auch im Bereich Bildung, For-schung, Wissenschaft.

Ein bunt gemischter Haufen

Vom 62-jährigen Unternehmensberater bis zur 30-jährigen Psychologin

Kurz nach ihrer ersten Vorstandssitzung Anfang Mai haben wir die neu gewählten Vorstandsmitglieder

um Statements gebeten zu ihrem Wahlergebnis, ihrer Zusammenarbeit und der Ressortverteilung.

Ihre Antworten drucken wir hier in der Reihenfolge ab, wie sie beim Mag eingegangen sind.

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MinD-Magazin 112 | Juni 2016 | 43

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Das erste Vorstandswochenende war sehr konstruktiv und eine große Ideen-börse. Danke für Euer Vertrauen und damit weitere zwei Jahre im Vorstand von Mensa.

„Aufregung, Spannung und Vorfreude“

Vorstandsvorsitzende Nicole Schuster wünscht sich konstruktive Kritik

Das Wahlergebnis war für mich eine riesige Überraschung und eine große

Freude zugleich. Ich danke euch allen auch noch mal an dieser Stelle für das Vertrauen. Mein Wunsch und persönli-ches Ziel ist es, eurem Vertrauen gerecht zu werden. Für konstruktive Kritik bin ich immer dankbar – also sagt ruhig, wenn euch etwas stört.

Die letzten zwei Wochen prägten Aufregung, Spannung und Vorfreude meine Gefühlswelt. Vor der ersten Vor-standssitzung wusste ich nicht, was mich erwarten würde. Das Wochenende in Göttingen beseitigte dann aber schnell jede Unsicherheit. Es passte menschlich und wir stellten fest, dass wir mit unseren Vorstellungen für die gemeinsame Amts-zeit generell und speziell für die Ressort-verteilung nicht weit auseinanderlagen.

Ein Moment wird mir besonders in Erinnerung bleiben, und das war der, als Andreas mich als neue Vorsitzende vor-schlug und der Rest des Teams zustimm-te. Dieses auch hier entgegengebrachte Vertrauen ehrt mich, erfüllt mich mit Dankbarkeit und spornt mich noch mehr an, in unserer Amtszeit das Beste für Mensa zu geben.

Ich freue mich auf euch alle, auf die neuen Aufgaben und wünsche mir, einige neue Ideen umsetzen zu können.

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MinD-Magazin 112 | Juni 201644 |

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Vorstandswahl 2016

Unser erstes Vorstandstreffen in Göt-tingen war sehr konstruktiv; wir haben nicht lange gefremdelt, es ging gleich zur Sache. Es ist schon etwas anderes, wenn sich ein Vorstand insgesamt neu definiert, als wenn man als Nachrücker in ein bestehendes Team eindringt.

Und auch die Ressortverteilung ging zügig. Mit Nicole, Andreas und Jens werden sich jetzt gleich drei Vorstände um die öffentliche Wahrnehmung und die Positionierung von Mensa kümmern, Ines hat die Mitglieder im Fokus und ich will dafür sorgen, dass „der Laden läuft“.

Ich glaube, wir haben eine gute Auf-teilung gefunden. Es verspricht, eine spannende Zeit zu werden.

Anmerkung der Redaktion: Das State-ment von Jens Wiechers hat uns nicht rechtzeitig vor Druckbeginn erreicht.

„Überraschendes Ergebnis“Jörg Schoele fühlt sich nicht

mehr als Eindringling

Ja, es war wirklich ein überraschendes Ergebnis. Sehr kurz im Amt, verant-

wortlich für Themen, die bei den Akti-ven eigentlich keine hohe Priorität ha-ben, trotzdem ein sehr gutes Ergebnis

– obwohl wir an der Wahlbeteiligung noch arbeiten müssen. Ich freue mich jedenfalls sehr über diese Anerkennung. Jetzt darf ich weitermachen in den Ressorts Organisation und Großver-anstaltungen und habe noch Finanzen und – zusammen mit Jens – die IT dazubekommen. Ein dickes Paket, aber ich weiß, dass ich mich dabei auf tolle Teams verlassen kann.

Nein, das ist nicht die neue Beset-zung von „Law & Order“, sondern unser Vorstand. Von links: Jens, Nicole, Jörg, Ines (Nocci), Andreas

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MinD-Magazin 112 | Juni 2016 | 45

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Repräsentative Umfrage

Insgesamt wurden Daten von 1 029 Personen erhoben, die als Teil einer Omnibusbefragung repräsentativ

nach Geschlecht, Alter und Bundesland ausgewählt worden waren. Neben den ohnehin im Panel vorhandenen Fragen zum soziodemographischen Hinter-grund kamen insgesamt neun weitere Items zu Intelligenz und Hochbegabung dazu. Fünf davon erfragten relevante As-pekte wissenschaftlicher und subjektiver Hochbegabungstheorien: (1) höheres in-tellektuelles Potenzial Hochbegabter im Vergleich zu durchschnittlich Begabten – das ist eigentlich immer ein relevantes Merkmal, egal, ob man Laien oder in der Begabungsforschung Tätige fragt; (2) höhere Leistungsfähigkeit – das ist Teil des „harmonischen” Bildes von Hoch-begabung, das davon ausgeht, dass sich Potenzial auch in Leistung manifestiert; (3) generelle Überlegenheit – das geht auf die Harmoniehypothese in ihrer star-ken Form zurück, die Hochbegabte auch in anderen Bereichen, etwa Körpergröße, Gesundheit et cetera als überlegen an-sieht – Terman lässt grüßen; (4) größere Schwierigkeiten im sozialen Umgang und (5) mehr emotionale Probleme – die letzten beide sind Teil der „Disharmonie-hypothese”, ich habe die beiden Aspekte noch mal separat aufgeschlüsselt.

Verschiedene TypenDurch unterschiedliche Kombinationen dieser Parameter lassen sich durchaus einige Auffassungen über Hochbegabte abdecken. Welche Muster tatsächlich vorherrschen, lässt sich mit einer typolo-gischen Methode ermitteln. So genannte „latente Klassenanalysen” sind hier der Ansatz der Wahl: Sie schauen sich die Profile der verschiedenen Personen über die fünf Variablen an und gruppieren

diejenigen mit ähnlichen Profilen so, dass sich die Personen innerhalb einer Gruppe maximal ähnlich sind, die Grup-pen sich gleichzeitig aber maximal un-terscheiden. Mit Hilfe verschiedener sta-tistischer Kennwerte und theoretischer Ansätze lässt sich dann einschätzen, wie gut eine Lösung mit einer, zwei, drei … Klassen zu den Daten passen würde – und die beste nimmt man dann.

Im vorliegenden Fall wären von der Theorie her mindestens zwei Beurteiler-typen zu erwarten gewesen: der „har-monische” und der „disharmonische”. Zunächst zum harmonischen: Aus Stu-dien über Hochbegabte wissen wir, dass Hochbegabte ein höheres intellektuelles Potenzial haben und als Gruppe insge-samt auch leistungsstärker sind als durch-schnittlich Begabte (der Zusammenhang ist positiv, aber nicht perfekt – so erklä-ren sich die Abweichungen im Einzelfall,

Klischee, KlischeeWas man in Deutschland über Hochbegabte denkt

„Es gibt kein großes Genie ohne einen Schuss Verrücktheit” – dieses Aristoteles zugeschriebene

Zitat war in der Antike vermutlich auch schon nicht richtiger als heute. Doch Klischees wie das „verrückte

Genie” oder die „schwierigen Hochbegabten” halten sich hartnäckig. Eine aktuelle Studie, zu der

das Strategieteam von Mensa den Anstoß gab, untersucht erstmals auf Basis einer repräsentativen

Stichprobe, welche Hochbegabtenstereotype die Deutschen eigentlich haben.

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MinD-Magazin 112 | Juni 201646 |

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etwa im Falle des Underachieve ments). Die gegenläufige Sichtweise, die auch über die Medien gern propagiert wird, ist die, dass Hochbegabte eher soziale und emotionale Probleme haben – das wäre dann die so genannte „Disharmoniehy-pothese”, die davon ausgeht, dass hohe Begabung ihren Preis hat.

Die statistischen Ergebnisse passten sehr gut zu den beiden Theorien: Ein Drittel der Befragten hatte ein harmo-nisches Bild von Hochbegabten, das mit empirischen Forschungsergebnissen im Einklang stand. Doppelt so viele je-doch schrieben Hochbegabten neben diesen Eigenschaften zu, sie seien sozial schwierig und emotional labil – und das stimmt nun gar nicht mit der Befundlage überein!

Wie kommt’s?In einem zweiten Schritt ging es nun darum zu erklären, wie es dazu kommt, dass jemand Hochbegabte eher „har-monisch” oder „disharmonisch” sieht.

Das statistische Verfahren, das ich angewandt habe – eine so genannte „binär-logistische Regression” – basiert letztlich auf Korrelationen, also sta-tistischen Zusammenhängen. Eine sogenannte „abhängige Variable” (hier, ob jemand eher ein harmonisches oder ein disharmonisches Bild von Hochbegabten hat) wird durch eine oder mehrere „unabhän-gige Variablen” vorhergesagt

– neben den soziodemographi-schen Fragen nach Geschlecht, Familienstand, Einkommen, Alter, Herkunft et cetera waren das hier die subjektiv einge-schätzte Intelligenz, die Einstel-

lung zu Hochbegabung, Interesse am Thema und die Frage, ob man Hochbe-gabte kenne.

Diese leisteten insgesamt nur einen sehr kleinen Beitrag zur Erklärung, ob jemand eher ein negatives oder positives Bild von Hochbegabten hat. Männer, Alleinerziehende, Arbeitssuchende, Personen mit höheren Einkommen und Personen mit negativer Einstellung zu Hochbegabung schrieben Hochbegab-ten eher negative soziale und emotiona-le Eigenschaften zu, aber diese Merkmale erklärten nur einen Bruchteil der Vari-ation in den Urteilen – mindestens 94 Prozent bleiben unaufgeklärt.

Was bedeuten die Ergebnisse?Für die Forschung heißt das, dass wir uns auf jeden Fall die psychologischen Mechanismen und Prozesse anschauen müssen, die an der Bildung und Auf-rechterhaltung von Stereotypen beteiligt sind – damit lässt sich möglicherweise noch besser erklären, ob jemand eher ein

Potenzial Leistung AllgemeineÜberlegenheit

SozialeSchwierigkeiten

PsychischeProbleme

POSITIV NEGATIV

Die gestrichelte Linie kennzeich-net diejenigen, die ein „harmo-nisches“ Bild von Hochbegabten haben (ein Drittel der Stichprobe). Die durchgezo-gene sind die „disharmonischen“ Beurteiler, die Hochbegabten negative soziale und emotionale Eigenschaften zuschreiben.

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MinD-Magazin 112 | Juni 2016 | 47

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Repräsentative Umfrage

realistisches oder ein klischeebelastetes Bild von Hochbegabten hat. Spannend war auch das Ergebnis, dass es egal war, wie intelligent sich jemand selbst ein-schätzte. Ich persönlich vermute, dass „intelligent” und „hochbegabt” in der subjektiven Wahrnehmung zwei unter-schiedliche Dinge sind – vielleicht auch wegen des ganzen Rattenschwanzes an Klischees, die sich mit dem Begriff „hochbegabt” verbinden.

Aber das Ganze hat auch eine ganz praktische Seite für die Hochbegabten selbst: Wenn zwei von drei Leuten von vornherein meinen, man sei schwierig im Umgang und emotional labil – was macht das mit einem? Hier sehe ich auch die Medien in der Verantwortung, die häufig ein falsches Bild von Hochbega-bung vermitteln, weil es sich besser ver-kauft, und die damit dazu beitragen, das Stereotyp aufrechtzuerhalten.

Vermutlich ist es auch deshalb so schwer, gegen das Klischee anzukom-men, weil es so etwas fundamental Menschliches berührt: Während die eigene Gruppe gern in jeder Hinsicht positiv gesehen wird, zeigen Studien aus der Sozialpsychologie, dass man andere Menschen anhand zweier Di-mensionen verortet: Kompetenz und Wärme (es gibt noch etliche weitere Bezeichnungen für diese fundamentale Zweiteilung). Um selbst besser dazu-stehen, kann man andere auf diesen Dimensionen abwerten – und da bei Hochbegabten die grundsätzliche Über-legenheit auf der Kompetenzdimension ziemlich auf der Hand liegt, wären das in dem Fall eben die sozialen und emotionalen Aspekte des Menschseins. Denn natürlich ist es schon irgendwo eine narzisstische Kränkung, wenn an-dere einem selbst nicht nur intellektuell

überlegen sind, sondern dabei auch noch echt nett sind (und unter Um-ständen sogar netter als man selbst).

Hochbegabte – viel normaler, als so manche(r) denktAuf jeden Fall kann man wohl gar nicht oft genug betonen, dass die Unterschie-de zwischen Hochbegabten und durch-schnittlich Begabten so riesig eigentlich gar nicht sind, wenn man vom intellek-tuellen Bereich und den damit verbun-denen Eigenschaften mal absieht. Flapsig gesagt: Hochbegabte sind auch nicht gestörter als der Rest der Menschheit; im Gegenteil ist Hochbegabung eine ganz wundervolle Ressource, und das Umfeld hat einen massiven Einfluss auf ihre Entfaltung. Negative Vorurteile be-hindern Entwicklung und können dazu beitragen, dass Menschen ihre Begabung verstecken, um nicht aufzufallen, statt ihr Potenzial umzusetzen.

Tanja Gabriele Baudson

Literatur ` Baudson, T. G. (2016). The mad

genius stereotype: Still alive and well. Frontiers in Psychology, 7, 368. Online http://mind-mag.de/link/btg2016

Dieser Beitrag ist weitgehend wortgleich mit dem erstmalig im Blog der Karg-Stiftung e. V. erschie-

nenen Beitrag[1]. Dank gebührt dem Strategieteam von Mensa für die Anregung der Studie und die spannen-den Diskussionen rund um ihre Konkretisierung sowie dem Verein insgesamt für die Unterstützung bei der Finanzierung.

Link[1] http://mind-mag.de/link/fhb

Zum Artikel

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MinD-Magazin 112 | Juni 201648 |

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Für Leseratten und BücherwürmerEs gibt ein Hobby, das zahlreiche Ms im eMVZ angeben, und trotzdem gab es bisher keine SIG dazu: Bücher – Literatur – kurz: Lesen! Das hat sich nun geändert. Hast du Spaß am Lesen oder Schreiben, an Literatur oder Poesie, an Belletris-tik oder Sachbüchern? Dann bist du bei der SIG Lesen richtig!

Hier kannst du nach Herzenslust von dei-nen Lieblingsbüchern schwärmen oder einfach erzählen, was du zurzeit liest. Gerne darfst du auch kurze (oder längere) Rezensionen schrei-ben und so die anderen an deinen Eindrücken teilhaben lassen. Hast du vielleicht sogar selbst ein Buch geschrieben? Dann berichte doch bit-te darüber!

Manchmal kommt es ja auch vor, dass eine Neuerscheinung die Bestsellerlisten stürmt und du fragst dich „Muss ich das wirklich lesen?“ Dann kannst du hier sicher den einen oder an-deren finden, der schon mitreden und dir einen Tipp geben kann.

Sollte bei dir um die Ecke eine tolle Autorenle-sung oder gar eine Buchmesse stattfinden, freu-en wir uns über deinen Hinweis. Kurzum, alles rund ums Buch findet hier ein Zuhause – egal ob mit Druckerschwärze auf Papier oder in Bits und Bytes. Wie alle anderen SIGs kannst du die SIG Lesen ab sofort über dein Konto im eMVZ[1] buchen. Wir freuen uns auf dich!

Für Elektronik- und Microcontroller-BastlerDu baust verrückte Steuerungsprojekte mit dem Raspberry Pi, Arduino et cetera? Vielleicht über-wachst du deine Solaranlage, die Katzenklappe mit kamerabasierter Mauserkennung oder hast einen Gießautomaten mit Web-Interface ent-wickelt? Dann gehört Elektronik ganz allgemein, aber auch Roboter oder 3D-Drucker vermutlich zu deinem primären Zeitvertreib und du bist bei der SIG-Elektronik-Microcontroller genau richtig!

Hier kannst du deine Projekte vorstellen, anderen Mitgliedern zu allem rund um Elektro-nikbasteleien und Microcontrollerprogrammie-rung Fragen stellen oder gemeinsam neue Ideen generieren und realisieren. Dabei spielt es keine Rolle, ob du lieber lötest und schraubst oder pro-grammierst. Die SIG-Elektronik-Microcontroller kannst du ab sofort über dein Konto im eMVZ[2] buchen. Thomas und Alexandra Krauss

Links[1] http://mind-mag.de/link/sig/lesen[2] http://mind-mag.de/link/sig/elektronik

Life of Pi oder Raspberry Pi?

Zwei neue SIGs bereichern Mensa

Bankrecht

Gesellschaftsrecht Arzthaftungsrecht Baurecht

Versicherungsrecht Verkehrsrecht

Vertragsrecht Familienrecht

Erbrecht

Arbeitsrecht

Gerhofstraße 40 · 20354 Hamburg · U2, Buslinien 4, 5, 34, 36, 109 Gänsemarkt Telefon: 040 / 411 11 30 - 00 · Telefax: - 01 · Email: [email protected] · Internet: www.khhg.de

Rechtsanwälte Michael Conrad, Jens-Arne Reumschüssel (M7938), Ingke Ketels

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MinD-Magazin 112 | Juni 2016 | 49

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SIGs

Die Sylt-SIG, die im Mag 93 (April 2013) schon einmal vorgestellt wurde, organisiert mehrmals

jährlich Mensa-Treffen auf der Insel, darunter traditionell zum Biikebrennen (ähnlich Osterfeuer, aber schon am 21. Februar) und zu Mittsommer (Sommer-sonnenwende) am 21. Juni (man merkt die Nähe Skandinaviens).

Wir haben heuer nochmal die Biike gefeiert, aber nun werden beide Treffen wegen ungünstiger Wochentagslage erst einmal Pause machen. Stattdessen planen wir ein Herbsttreffen vom 16. bis 19. September. Passionierte Läufer haben am 18. (Sonntag) Gelegenheit zu einem Lauf um das Rantum-Becken, eine vom Wattenmeer abgetrennte Bucht, die im Krieg Wasserflugplatz war und heute Vogelschutzgebiet ist. Der Rundkurs von circa zehn Kilometern führt über die

umgebenden Deiche[1]. Was wir sonst noch unternehmen können, wird sich zeigen, wenn sich der Veranstaltungs-kalender der Insel allmählich füllt. Aber gelangweilt haben wir uns noch nie, und auch im September ist es meist noch angenehm warm und zum Beispiel ideal für Radtouren.

Über ein Wintertreffen anstatt der Biike denken wir noch nach. Möglich wäre etwa ein Adventstreffen wie das allererste 2007 noch vor der SIG-Grün-dung (Mag 62, S. 13 ff.).

Stets auf dem Laufenden bleibt man mit einem Abonnement der SIG-Mai-lingliste im eMVZ[2]. Text und Foto:

Hermann Baesecke

Links[1] http://mind-mag.de/link/rantum[2] https://db.mensa.de/abo

Neues von der Sylt-SIG

Die Insel gefällt zu jeder Jahreszeit

Bier, Cola oder Wein? Beim Son-nenuntergang auf Sylt schmeckt alles fein.

Bankrecht

Gesellschaftsrecht Arzthaftungsrecht Baurecht

Versicherungsrecht Verkehrsrecht

Vertragsrecht Familienrecht

Erbrecht

Arbeitsrecht

Gerhofstraße 40 · 20354 Hamburg · U2, Buslinien 4, 5, 34, 36, 109 Gänsemarkt Telefon: 040 / 411 11 30 - 00 · Telefax: - 01 · Email: [email protected] · Internet: www.khhg.de

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MinD-Magazin 112 | Juni 201650 |

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Vorankündigungen

Berlin lädt ein …… zur 28. Auflage des Berliner Sommerfests

Auch dieses Jahr setzt sich eine langjährige Tradition fort: Vom

28. bis 31. Juli 2016 findet bei gewohnt gutem Wetter das Berliner Sommerfest statt. Zusätzlich zu den Programm-punkt-Klassikern – Eisbrecher, Kul-turEvent, Grillabend und Abschieds-brunch – liegt diesmal ein besonderer Schwerpunkt auf Fachvorträgen und Workshops. Außerdem wird es ein Symposium mit Gästen aus anderen Institutionen geben, die sich mit Hoch-begabung, Hochbegabten und deren Förderung befassen.

Auch neu: In diesem Jahr halten wir für Ms und andere Sommerfest-Gäste ein kleines Kontingent an günstigen Betten in unmittelbarer Nähe zum Geschehen bereit. Mehr Informationen dazu finden sich auf unserer Website (siehe Kasten).

Im unschlagbar günstigen Früh-bucherpreis (verfügbar noch bis zum 15. Juni) von nur 26 Euro pro Nase sind ein 96-Stunden-ÖPNV-Ticket sowie die Ge-tränke im Tagungszentrum bereits ent-halten. Wer kann da noch nein sagen?!

In freudiger Erwartung grüßt das Sommerfest-Orgateam Leonhard Holz, Verena Lindner, Paul Rossmann, Naemi Schadagies, Franz Urban

Links und Mail ` [email protected] ` http://facebook.com/sommerfest2016 ` http://sommerfest.mensa.de

Tolles Wochenende in Potsdam

Das Juniors-Seminarwochenende 2016

Die zehnte Auflage des Seminarwochenendes für hochbegabte Jugendliche und junge Menschen

von 14 bis 19 Jahren findet vom 20. bis 24. Oktober 2016 in Potsdam statt.

Angeboten werden Vorträge und Workshops zu den unterschiedlichsten Themen; diese werden spä-testens zur Anmeldung auf der Webseite des Juniors-Seminarwochenendes[1] veröffentlicht. Die Anmeldung erfolgt über den Veranstaltungskalender auf der MinD-Webseite[2]. Wir freuen uns auf eure Teilnahme!

Stefan Jamin

Links[1] http://mind-mag.de/link/JSW[2] http://mind-mag.de/link/events

Wer braucht Ber-lin? Potsdam hat ein eigenes Bran-denburger Tor. | Foto: AxelHH (CC-Lizenz)

Der Einstein-turm dient dem Leibniz-Institut für Astrophysik als Observatori-um. | Foto: AIP

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MinD-Magazin 112 | Juni 2016 | 51

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Jahrestreffen 2016

Das Bonner Orgateam hatte in-nerhalb von zwei Jahren Vorlauf ein buntes Vortrags-, Workshop-,

Besichtigungs- und Rahmenprogramm zusammengestellt, das bei den angereis-ten Mensanern auf große Begeisterung stieß: „Das JT in Bonn war ein tolles Erlebnis. Hut ab und Dank an alle, die es möglich gemacht haben“, schreibt M Christa Klumpp auf Facebook. Dieser Dank gilt neben dem Orgateam auch den 31 Referenten, 75 Guides, unge-zählten Helfern am Check-in, im Front-Office und bei Einlasskontrollen, der Ge-schäftsführerin Birgit Rosenthal, Cirsten Novellino von der Mensa-Geschäftsstel-le und Edith Wibberley, die – obwohl gesundheitlich angeschlagen – bis zum Schluss aktiv war, um Guides und Helfer mit dem benötigten Bargeld zu versor-gen, sowie Meinert Boy Leinigen und seinem Technikteam.

Klaus Baumhauer, im Orgateam verantwortlich für die Vorträge und Workshops, berichtet: „Dank vieler toller Referenten konnten wir einen bunten Strauß an Themen anbieten – insbeson-dere die Workshops trafen den Nerv der Teilnehmer und waren äußerst gut besucht.“ Der JT-Tag begann bereits um 8.05 Uhr mit Lach-Yoga, es folgten Vor-träge zu Hochsensibilität, Gelassenheit, generativer Grammatik oder Krypto-logie, und den Abschluss bildeten bis in den späten Abend hinein die Work-shops zu Stimme, Körpersprache und Kontaktjonglage.

Claudia Odenthal zeichnete verant-wortlich für die Ausflüge und Besichti-gungen. Während des JT war sie uner-müdlich im Front-Office tätig. „Durch den Kontakt mit den Guides bekommt man ein schnelles und umfassendes Feedback zu allen Events. Ich freue

Gummibären hier und dort und überallFast 800 Ms trafen sich im April am Rhein

Vom 20. bis 24. April 2016 kamen 780 Mensaner in Bonn zum Jahrestreffen zusammen. Bei der

Mitgliederversammlung am Samstag, 23. April, im Hauptgebäude der Rheinischen Friedrich-

Wilhelms-Universität wurde der Mensa-Vorstand neu gewählt. Der IQ-Preis ist Thema auf Seite 41.

Wir wurden erwartet. | Foto: Till Zenthöfer

Allgegenwärtig ist hier der Bundesadler. | Foto: Babette Mai-roth-Voigtmann

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Jahrestreffen 2016

mich sehr, dass die meisten Guides so zufrieden zurückkamen und begeistert berichteten, was sie erlebt hatten.“ Besonders beliebt waren die Besuche bei der UNO, beim Landgericht, am Flugplatz Hangelar und im Fraunhofer-Institut. An dieser Stelle möchte sich das Bonner Or-gateam ausdrücklich bei allen Ms bedanken, die Events extra für das JT konzipiert und organisiert beziehungsweise die erforderlichen Kontakte hergestellt haben.

Georg Valtenmeier koordinierte den Einsatz der vielen Freiwilligen und organisierte das Al-ternativdinner: „Wartezeiten und -schlangen gab es dank der zahlreichen Helfer und deren viel-stündigen Einsatzes kaum. Das Feedback zum Alternativdinner zeigt, dass sich eine sorgfältige Vorbereitung und intensive Gespräche mit den Verantwortlichen im Restaurant auszahlen.“

Almut Jonas, Julia Zuber, Jasper van den Boorn, Kirimo Velasco und David Schirrmacher zeichne-ten für die Location-Auswahl und die Organisati-on der übrigen Abendevents verantwortlich. Die Stammtische, Partys und Dinners wurden von den Teilnehmern zumeist sehr gelobt.

Simone Kappler-Klinke verhandelte mit den Stadtwerken Bonn über die ÖPNV-Tagungsti-ckets und hielt Kontakt mit dem Tagungsarzt. Oliver Hohlstein und Rainer Jonas kümmerten sich um die JT-Homepage und den Mitglie-derkontakt auf Facebook. Almut Jonas sorgte für eine schöne Tagungsbroschüre und Svetla

Knöschke führte Buch über den Finanzplan.

Eva Kalbheim war zu-ständig für die interne und externe Pressearbeit und ar-beitete dabei eng zusammen mit Bobby Klose, Thomas Plonsker und weiteren Mit-

Kirschblüten in der Breiten Straße, Nord-stadt. | Foto: Jan Sieck-mann

Galadinner. | Foto: Anna Weinhold

Rechts | Der Bundesratssaal – hier wurde am 26. Mai 1952 der Deutschlandvertrag un-terzeichnet. | Foto: Babette

Skulptur vor dem Neuen Plenarsaal. | Foto: Babette

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MinD-Magazin 112 | Juni 2016 53

JT-Spionagetour im Bundesviertel. Ein mysteriöser Mantel … | Foto: Jan Sieckmann

Im Atrium des Posttowers. | Foto: Heike Hildebrandt

Schaltzentrale im Schürmann-bau. | Foto: Monika Besselmann

Oft fotografiert: Der Bonner Oberbürgermei-ster. | Foto: Babette

Beim Alternativdinner. | Foto: Anna Weinhold

Mensa-Spätlese – Udo und Waltraud. | Foto: Udo Schultz

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Jahrestreffen 2016

streitern vom Mensa-Presseteam. Die Resonanz in den Medien war hervorra-gend: „Hochbegabte sind keine Nerds“, titelte der WDR auf seiner Homepage, und der Stern schrieb: „Hochbegabung verändert das Leben“. Zahlreiche weite-re Artikel, Radiobeiträge und TV-Sen-dungen thematisierten das JT, die Arbeit von Mensa, die IQ-Preisverleihung und viele Aspekte rund um das Leben von Menschen mit hoher Intelligenz.

Dies ist ein kleiner Ausschnitt aus den vielfältigen Tätigkeiten, die in den letzten zwei Jahren im Orgateam ange-fallen waren und dafür sorgen sollten, dass die Teilnehmer sich in Bonn wohl-fühlen. Ob auf dem Segway, mit dem Nachtwächter während der Stadtrevue oder einem ganz normalen Stadtführer

– die JT-Besucher konnten Bonn in sei-nen verschiedenen Facetten kennenler-nen und die schöne Stadt am Rhein fast immer bei strahlendem Sonnenschein genießen.

„Danke an euch alle für ein so tolles Event, für die Mühe, Arbeit und Zeit, die ihr investiert habt, um es so gut gelingen zu lassen. Verratet bitte noch eins: Wie habt ihr das mit dem Wetter so toll hin-gezaubert?“, so M Ute Gietzen-Wieland auf Facebook. Das Bonner Orgateam

Meinert und sein junger Helfer Yerik kümmerten sich nicht nur um die Technik bei den Veranstal-tungen. | Foto: Detlef Scheer

Treffen der Vor-stands-Generati-onen und -Natio-nen in der Lobby: Nicolai, Mark, Ines und Udo. | Foto: Babette

Jan führt mit vielen Geschich-ten durch die Südstadt. | Foto: Babette

dankt herzlich für das positive Feedback und ist gerne bereit, dem Orgateam Regensburg 2017 mit Tipps und Infos zur Seite zu stehen. Nur der gute Draht zu Petrus, der bleibt Geheimsache.

Eva Kalbheim

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Bierverkostung

Es ist Freitagabend. Wir sitzen um einen großen, dunklen Holztisch unter dem Dach eines Fachwerkhauses. Unser Gastgeber

heißt Nathaniel, ist waschechter Brite und außerdem ein Biersommelier. Der Besitzer des „Shakespeare’s” nimmt uns mit auf eine Reise durch die Welt des Bieres. Beim Bier gilt wie beim Wein: Am besten erlebt man es mit allen Sinnen. Welche Farbe hat es, ist es trüb oder klar, wie lange steht die Blume, wie verhält es sich mit den Kohlensäurebläschen im Glas? Wie riecht es? Und zu guter Letzt: Wie schmeckt es? Jeder soll heute Abend seine eigenen Worte finden, denn jeder erlebt Bier anders.

„Den ersten Schritt auf einer Reise”, so sagt Nathaniel, „geht man immer zu Hause.” Und so beginnen wir mit einem Pils aus dem Sauerland, das uns vage an Sommer und Gartenpartys erin-nert. Die weitere Reise verschlägt uns überwie-gend nach Großbritannien. Wir arbeiten uns von hell nach dunkel vor, von Pils über Pale Ale zu Dunkelbier. Der Wirt wird eifrig mit Fragen gelö-chert und steht im Gegenzug Rede und Antwort. Er zapft mit Mischgas, erzählt er, Kohlendioxid und Stickstoff, weil das Bier dadurch weicher schmeckt und dies für die meisten britischen Biere vorgesehen ist. Er bringt Grundzutaten in Gläsern und junges, unfertiges Bier aus seinen Brauereikursen, die von uns in Geruch und Ge-schmack genau untersucht werden. Zwischen den Bieren werden wir mit köstlichen Sandwi-ches versorgt. Zum dunklen Bier wird Schokola-de gereicht – eine Kombination, die mehr als die Summe ihrer Teile ist.

Den krönenden Abschluss bilden zwei beson-dere Biere. Das eine ist ein Mangobier, bei dem Mangosaft mit dem Bier zusammen vergoren wurde. Das andere ist ein sogenannter Eisbock, ein starkes Bier mit 16 Volumenprozent Alkohol, bei dem nicht nur der Alkoholgehalt, sondern

auch der Geschmack durch mehrfaches Aus-frieren des Wassers erhöht wurde. Am Ende des Abends sind wir alle glücklich. Wir haben viel aus der Welt des Bieres gelernt und ganz nebenbei einen wunderbaren Abend in toller Gesellschaft verbracht. Sonja Bartkowski

Dunkelbier mit Schokolade

Beer Tasting in Herdecke

Jungbier und Mangobier. | Foto: Heinz-Jürgen Hartmann

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Philosophisches Hamburg

Seit letztem Jahr habe ich die Organisation des Hamburger Phi-losophischen Cafés „MinD Non

Limited“ übernommen. Wie unsere Tref-fen dort verlaufen, war schon kurz im Mind-Mag 102 (Oktober 2014) zu lesen. Näheres und anstehende Termine findet ihr online[1]. Über diesen mensa-inter-nen Rahmen hinaus habe ich vor einigen Monaten die zentral in der Hamburger Innenstadt gelegene modern life school[2] für uns entdeckt.

Diese bietet regelmäßig Lesungen, Workshops und Diskussionsrunden zu unterschiedlichsten Themen und Frage-stellungen an. Für mich ist die modern life school ein richtiges „Inspiratut“. Im April beispielsweise reflektierte Prof. Dr. Wilhelm Schmid bei einem Vortrags-abend über Lebenskunst. Der Referent vermittelte sein Thema mit viel Leiden-

schaft und stand den Gästen ausgiebig und mit sichtlichem Vergnügen Rede und Antwort. Es herrschte eine ruhige, offene Atmosphäre, die zum eigenen Denken einlud. Feuerschein sorgte für Gemütlichkeit und für das leibliche Wohl gab es unter anderem von den beiden sehr engagierten Gründerinnen selbstgemachte vegetarische und vega-ne Snacks.

An diesem Abend wie auch bei frühe-ren Workshops habe ich die modern life school als einen Ort erlebt, wo Neugier-de großgeschrieben wird, wo es nicht um Wissen, sondern um Verstehen geht, wo ich zum Denken angeregt werde und mich in einer geborgenen Umgebung entfalten kann. Nach einer Veranstal-tung steht die Gastronomie weiterhin bereit, und die Referenten sind mitten unter den Teilnehmern, sodass der Abend gemütlich ausklingt. Unser Men-sa-Slogan „gemeinsam weiter denken“ ist dort auf jeden Fall Programm.

Wenn auch du Lust hast, tiefer in phi-losophische Themen einzutauchen, und neue Denkanstöße suchst, dann schau doch einfach mal bei einer der Veran-staltungen vorbei. Nicole Menk

Links[1] http://mind-mag.de/link/philcafe [2] http://www.modernlifeschool.org

Der Norden denkt nach

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MinD-Magazin 112 | Juni 2016 | 57

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Rätsel

Schlangen

Zeichne eine Schlange unbekannter Länge so in das Rätsel ein, dass diese

sich nirgends selbst berührt, auch nicht diagonal. Die Zahlen am Rand geben dabei an, wie viele Felder in der ent-sprechenden Zeile oder Spalte von der Schlange belegt sind. Die von der Schlan-ge belegten Felder sind durchnummeriert

– beginnend beim Kopf mit der Zahl 1.

Auflösung im nächsten Heft.

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MinD-Magazin 112 | Juni 201658 |

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Auflösungen aus MinD-Mag 111

Rätsel

Trid

Antragsteller Antragsnummer Antrag GO-Antragsteller GO-AntragAnna 4 Gutscheine Lieselotte RedezeitbegrenzungBernd 6 200 Wörter Karl Schluss der DebatteChristian 2 500 Wörter Gustav NichtbefassungDaniel 3 600 Wörter Irmgard GeheimabstimmungEmma 5 400 Wörter Jochen AbsetzungFrieda 1 300 Wörter Heike Vertagung

MitgliederversammlungErik Krämer ist Mensa-Mitglied und betreibt eine Website mit verschiedenen Rät-seln und ein Rätselforum. Außerdem gründete er 2010 die Agentur Rätselstunde, die Rätsel und Quizfragen für Zeitschriften, Zeitungen und Apps produziert.

` http://www.raetselstunde.de

Das Rätsel hat uns Bernhard Seckinger zur Ver-fügung gestellt. Bernhard betreibt die Rätsel-firma Croco Puzzle, die sich auf mathemati-

sche Rätsel spezialisiert hat, und schreibt seither die bekannte „Zeit“- Kolumne

„Logelei von Zweistein“. Bernhard ist aktives Mitglied im MHN und

beim Rätselverein Logic Masters Deutschland.

http://www.croco-puzzle.com

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Treffen & Termine

Die E-Mail-Adressen der lokalen Ansprech-personen findet ihr unter:

` https://db.mensa.de/kontakt.htm

E-Mail

Eine Übersicht mit aktuellen Treffen und Terminen gibt es im Internet unter:

` https://db.mensa.de/events

Dort kann man sich auch zu den Veranstal-tungen anmelden.

Termine

PLZ Ort | Wer weiß mehr?

01… Dresden | Samir Köckritz, 0 15 20-7 07 00 90

04… Leipzig | Mario Stoll, 03 41-3 03 80 20

07… Jena | Wolfgang Klinghammer, 0 36 41-82 35 99

09… Chemnitz | Roberto Schulz, 0 37 31-4 19 65 47

Annaberg | Almut Nitzsche, 0 37 33-28 94 18

10… Berlin | Paul Roßmann, 0 30-52 66 69 38

18… Stralsund | Sven Nabers, 0 38 31-30 76 58

19… Schwerin | Karsta Raddatz, 0 38 83-72 33 38

20… Hamburg | Henning Schramm, 01 71-3 41 15 43

21… Lüneburg | Jürgen Reimers, 0 41 31-3 78 87

22… Ahrensburg | Boris Georgiev, 0 41 02-88 88 68

23… Lübeck | Thorsten Kulak, 0 45 24-7 06 03 22

24… Kiel | Sigrid und Udo Schultz , 04 31-52 12 69

Flensburg | Martin Struß, 01 75-4 14 36 10

Bad Bramstedt | Ulrike Sander-Hoyer, 01 70-6 05 38 74

25… Pinneberg | Andrea Bahrenfuss, 0 41 23-92 99 34

Heide | Britta Forstner, 0 48 33-42 46 62

26… Oldenburg | Dirk Boshoven, 01 51-15 31 17 85

27… Bremerhaven | Sascha Glaß, 01 62-1 07 75 86

28… Bremen | Nicole Retat, 01 76-56 79 99 44

30… Hannover | Rainer Neusüß, 0 51 08-9 21 76 86

32… Minden | Christopher Kraus, 05 71-3 85 18 68

33… Bielefeld | Jan Baucke, 01 71-8 35 57 73

34… Kassel | Norbert Faulstich, 01 60-4 28 11 79

35… Marburg | Bettina Bagunk, 0 64 21-5 14 03

Gießen | Frank Brandt, 0 64 03-92 65 43

35… Wetzlar | Markus Mattzick , 0 64 41-44 69 70

36… Fulda | Karsten Aßmann, 06 61-9 60 00 83

37… Göttingen | Norbert Faulstich, 01 60-4 28 11 79

PLZ Ort | Wer weiß mehr?

38… Braunschweig | Timo Weil, 01 77-4 13 18 26

Clausthal-Zellerfeld | Gunnar Kaestle, 0 53 23-99 77 24

39… Magdeburg | Björn Stoffers, 01 75-2 05 02 38

40… Düsseldorf | Marc-André Kaiser, 02 11-2 39 36 76

41… Mönchengladbach | Anna Rogel, 01 71-9 97 80 92

42… Wuppertal | Achim Wagenknecht, 01 79-4 51 73 87

44… Dortmund | Heinz-Jürgen Hartmann, 01 72-2 16 37 33

Bochum | Sophia Falke, 01 76-24 29 39 54

45… Essen | Andreas Wohlfeld, 01 72-2 30 30 56

Mülheim/Ruhr | Andreas Wohlfeld, 01 72-2 30 30 56

Marl | Robert Klose, 01 73-7 14 46 36

46… Wesel | Marc Werner, 02 81-4 42 60 81

47… Duisburg | Ina Pauls, 02 03-59 32 14

Kevelaer | Rolf Egging, 0 28 32-45 57

48… Münster | Cornelius Rosenfeld, 0 25 72-9 82 77

49… Osnabrück | Birgit Wippermann, 0 54 51-54 24 94

50… Köln | Klaus Baumhauer, 01 57-73 80 81 28 | Frauke Rieken, 02 21-8 23 18 08

52… Aachen | Gerlinde Schwab, 02 41-16 03 59 65

53… Bonn | Anja Schwarzpaul, 02 28-46 86 11

55… Mainz | Kai Gehreth, 0 15 77-3 96 93 15

56… Koblenz | Martin Schulze , 02 61-30 93 82

57… Siegen | Sabine Schirm-Springob, 02 71-33 65 32

58… Hagen | Andrea Schöneberg, 01 72-9 36 79 21

59… Soest | Agnes Hagenkamp, 0 29 21-1 21 83

60… Frankfurt am Main | Jörg Schoele, 01 73-3 44 12 72

61… Bad Homburg | Gesina Wolf, 01 76-20 65 44 03

63… Aschaffenburg | Jan Zbikowski , 0 60 21-5 82 26 46

64… Darmstadt | Behrouz Chagheri, 01 73-3 10 36 33

Organisatoren lokaler Treffen

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MinD-Magazin 112 | Juni 201660 |

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Treffen & Termine

Änderungen bitte an

[email protected]!

PLZ Ort | Wer weiß mehr?

65… Wiesbaden | Karola Schmiedel, 01 73-5 15 37 37

66… Saarbrücken | Peter Moog, 01 71-3 78 77 22

67… Worms | Stefan Jamin, 0 63 21-89 90 45

Kaiserslautern | Stefan Jamin, 0 63 21-89 90 45

68… Mannheim | Katja Waldorf und Martin Vitek, 0 62 21-30 16 66

69… Heidelberg | Katja Waldorf und Martin Vitek, 0 62 21-30 16 66

70… Stuttgart | Martin Jäkle, 0 62 21-6 56 77 82

71… Sindelfingen | Volker Lehmann, 0 70 31-46 35 66

72… Tübingen | Dieter E. Gellermann, 0 71 27-3 45 01

76… Karlsruhe | Sven Manias, 07 21-69 95 56

Landau | Stefan Jamin, 0 63 21-89 90 45

75… Pforzheim | Gabriele Walter, 01 76-61 04 83 32

77… Lahr / Schwarzwald | Martin Katzner, 0 78 21-3 76 79

78… Bodensee | Martin Roscher, 0 75 41-83 67 39

79… Freiburg i. Br. | Martina Seywald, 01 60-4 38 20 39

Lörrach | Stella Walter, 0 76 21-91 41 68

80… München | Brigitte Brecht, 0 89-8 64 49 39 | Danielle Hoja, 0 81 05-27 78 27

PLZ Ort | Wer weiß mehr?

83… Holzkirchen | Heike Weber, 0 80 24-47 66 26

84… Altötting (Südost-Oberbayern) | Birgit Scholz, 0 86 71-8 55 91

85… Ingolstadt | Brigitte Maier, 01 51-17 60 22 84

Alpenland-Region | Hans-Georg Michna, 0 89-66 06 08 56

86… Augsburg | Thomas Krauß, 0 82 32-7 77 82

88… Wangen im Allgäu | Brigitte Göser, 0 75 61-77 15

89… Ulm / Neu-Ulm | Alexandra Krauß, 01 72-9 41 73 39

89… Heidenheim | Heike Vogler, 0 15 77-3 23 70 78

90… Nürnberg | Daniela Hirscheider, 01 60-4 37 27 31

91… Erlangen | Daniela Hirscheider, 01 60-4 37 27 31

93… Regensburg | Ludwig Kolb, 09 41-5 98 70 95

94… Passau | Ronja Weranek, 01 71-6 84 43 93

Philippsreut | Christian Koch, 0 85 57-7 29

95… Bayreuth | Stefan Wladarsch, 09 21-5 16 74 20

96… Bamberg | Sandra Hartl, 01 71-9 54 19 02

97… Würzburg | Annette Kunz, 09 31-98 08 80

99… Erfurt | Michael Schütz, 03 61-6 01 25 22

International Officehttps://www.mensa.orgMensa International Ltd.Slate BarnChurch Lane, CaythorpeLincolnshire NG32 3ELUnited KingdomTelefon 00 44-14 00 27 26 75Fax 00 44-14 00 27 26 75E-Mail mensainternational@ mensa.org

Chairwoman Bibiana BalanyiE-Mail [email protected]

NatRepsJens Wiechers, Jörg Schoele (Adresse siehe Vorstand)

Mensa Österreichhttp://www.mensa.atGerald Schmid Paulasgasse 17/3/26, A-1110 Wien E-Mail [email protected]

Mensa Schweizhttps://www.mensa.chMark DettingerWiesenstraße 12, CH-4600 OltenE-Mail [email protected]

International | Deutschsprachige Nachbarn

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MinD-Magazin 112 | Juni 2016 | 61

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HerausgeberMensa in Deutschland e. V. Wandlhamerstraße 2 82166 GräfelfingZuständig im Vorstand und V. i. S. d. P.: Nicole Schuster, Zimmererstraße 9, 92318 Neumarkt

Chefredakteurin und CvDSara Köser In der Gänsweide 1 76669 Bad Schönborn

RedaktionsleitungMax VoigtmannSara Köser Sören Köser

RedaktionAnnika ThöleBabette Mairoth-VoigtmannCornelia Capito Kathrin ViergutzKatrin SlukaMartin SlukaMonika BesselmannRalf MüllerStephanie SchwarzSwen Neumann

Die mit dem Namen des Verfassers oder seinen Initialen gekennzeich-neten Beiträge geben die Mein ung des Autors wieder. Nachdruck nur mit schriftlicher Zustimmung des Verfassers und mit Quellenangabe.

Die Redaktion behält sich vor, Le-serbriefe und eingeschickte Artikel gekürzt zu veröffentlichen.

AnzeigenannahmeHenning BrandtSchellenberger Straße 8, 96049 [email protected] 09 51-5 19 39 50

LayoutMax Voigtmann Sigererstraße 8, 81249 Münchenhttp://www.max-voigtmann.de

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Auflage13 000 (April 2016)

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SchlichterChristiane Ananda Schmetzer Kahlenberggasse 4, 77955 EttenheimTelefon 0 78 22-78 00 27E-Mail [email protected]

Lutz E. Faßbender Hoffmeisterstraße 8, 42857 Remscheid Telefon 0 21 91-88 27 45 E-Mail [email protected]

Ursel Etzel Große Brunnenstraße 32, 22763 HamburgTelefon 0 40-3 90 14 99E-Mail [email protected]

Kinder- und JugendbereichDagmar BiesenthalTelefon 01 71-5 39 13 56E-Mail [email protected]

Elternfragen Joelle HenselmannTelefon 02 11-92 92 617Mobil 01 74-1 94 94 94

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MinD-Magazin 112 | Juni 201662 |

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SozialfondsBirgit Scholz Georgenstraße 6, 84503 AltöttingTelefon 0 86 71-8 55 91 (nur abends und Wochenende)E-Mail [email protected] DE12 7601 0085 0399 5038 50BIC PBNKDEFF

VereinskontoKassenführung: Edith WibberleyYeoviler Straße 6, 65232 TaunussteinTelefon 0 61 28-72 00 62 (nur abends und Wochenende)E-Mail [email protected] DE22 5109 1700 0042 4242 42BIC VRBUDE51Mitgliedsbeitrag: 44 Euro im Jahr

Leitender Psychologe (NSP)Dipl.-Psych. Kai BestmannDahl 28a, 25497 PrisdorfTelefon 0 41 01-84 21 07E-Mail [email protected]

IntelligenztestTermine und eine Anmeldemöglichkeit gibt es auf unseren Webseiten.

` https://www.mensa.de

GeschäftsführungBirgit Rosenthal

GeschäftsstelleCirsten N0vellino

Wandlhamerstraße 2 82166 Gräfelfing

Telefon 0 89-86 46 62 51Fax 0 89-86 46 62 52 Mobil 01 70-7 63 33 96E-Mail [email protected]

Geschäft szeitenDienstag und Donnerstag 9.30 bis 12.30 und 13.30 bis 16 Uhr

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Sonstiges

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Vorstand & Verwaltung

Vorstand

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AdressänderungenDa Postvertriebsstücke von der Post nicht nachgesandt werden, kommen MinD-Magazine trotz Nachsendeauftrag als unzustell-bar an die Geschäftsstelle zurück. Änderungen von Adressen oder Daten deshalb der Geschäftsstelle bitte schriftlich mitteilen oder selbst im eMVZ unter „Meine Daten“ eingeben!

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Schluss mit lustig

Per Satzung ist sie, die MV, unser höchstes Beschlussorgan – das höchste und das längste, um ge-

nau zu sein. Unvergessen etwa bleibt der Verbalmarathon 2011 in Passau. Als die MV-Verweigerer schon ihren zweiten Vorabend-Espresso hinter sich hatten und allmählich der Vorabend-Dusche entgegenstrebten, saßen ihre Mitmensa-ner mit besonders strapazierfähigen Gesäßmuskeln immer noch in einem fernen Saal und sahen zu, wie die Sonne dem Horizont entgegen sank. Sechs – ach was, eher sieben – Stunden werden damals wohl vergangen sein, bis der letzte Geschäftsordnungsantrag verhallt, die letzte Hand zur Abstimmung geho-ben war. Das macht uns wohl so schnell keiner nach, außer vielleicht Parteifunk-tionäre mitten in einer Sinnkrise.

Eine Krise also auch bei uns? Die gibt es fast nie oder fast immer bei einer MV, es so oder so zu sehen bleibt Ansichtssache. Fest steht: Wenn MV-Erstbesuchern schon die Ohren klingeln, erreichen manche Routiniers gerade erst ihre Hochform, die Worte strömen wie von selbst auf direktem Weg vom Großhirn in den Saal. Der Geschäfts-ordnungsantrag zum Antrag bezüglich der Aussprache zum vorhergehenden Geschäftsordnungsantrag fordert sei-nen Tribut. Unerbittlich. Was sein muss, muss sein – und Zeit ist sowieso nur eine Illusion.

So gesehen, schien die erklärte Ab-sicht der Offiziellen, beim Jahrestreffen in Bonn bis zum späten Mittag das

gesamte Programm abgespult zu haben, geradezu tollkühn. Trotzdem gelang die vermeintlich nicht zu schaffende Übung. Mensaner auf anderen Wegen rieben sich im Tagungshotel verwundert die Augen, als die MV-Besucher am späten Mittag in Scharen zurückström-ten, nicht wenige von ihnen sogar mit unterwegs noch schnell gefüllten Ein-kaufstüten.

Blieben also wichtige Dinge in Bonn ungesagt, entscheidende Anträge un-gestellt? Auch das ist Ansichtssache. Für einen der letzten Redner im Saal war die Sache klar: So etwas, grollte er, wolle er nicht noch einmal erleben. Eine MV unter Zeitdruck, das gehe nun gar nicht. Hat er Recht, ist weniger doch nicht mehr? Das ist nicht so leicht zu entscheiden. Darüber müssen wir bei Gelegenheit reden, so etwa fünf Stun-den lang … Robert Klose

Bis die Sonne den Horizont berührt …

… kann bei Mensa eine MV dauern – aber das ist keine Pflicht

Darüber, was uns Mensaner von anderen Leuten unterscheidet, ist schon sehr viel geschrieben

worden. Bei allem Respekt vor der Kompetenz meiner Vorredner: Ihr habt zwei wesentliche Dinge

vergessen – die Qualität unseres Sitzfleisches und die Fülle der Worte in unseren Köpfen, die

unbedingt dort hinaus wollen. Das könnt ihr nicht nachvollziehen? Dann habt ihr noch keine

Mitgliederversammlung (MV) bis zum Ende miterlebt.

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