Mini FIT for LIFE 3/09

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Der beste Triathlet der Schweiz will jetzt Hawaii gewinnen Grosses FIT for LIFE-Gespräch mit Ronnie Schildknecht WIE FIT SIND UNSERE BUNDESRÄTE? Gen-Doping SO WERDEN TOP-ATHLETEN GEMACHT! FR. 8.50 13. Jahrgang www.fitforlife.ch März 2009 Das Schweizer Magazin für Fitness, Lauf- und Ausdauersport TRAINING GEHEIMNIS LONGJOG EXKLUSIV VIKTOR RÖTHLIN GIBT TIPPS S UPERMAN RONNIE ERNÄHRUNG Essen Sportler zu viele Kohlenhydrate? AUSRÜSTUNG DIE NEUSTEN TRAILSCHUHE

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Seit über zwölf Jahren existiert unser Magazin FIT for LIFE, acht Jahre sind vergangen seit der letzten Neugestaltung. Jetzt haben wir die Optik- und Inhaltsstruktur dem «modernen» Lese- und Sportverhalten angepasst. Mit dem vorliegenden 32-seitigen Mini-FIT for LIFE möchten wir Ihnen Lust machen auf mehr. Wir sind gespannt auf Ihren Eindruck. Diskutieren Sie über das neue Heft. Oder noch besser: Testen Sie uns mit einem Probeabo!

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Der beste Triathlet der Schweiz will jetzt Hawaii gewinnen Grosses FIT for LIFE-Gespräch mit Ronnie Schildknecht

WIE FIT SIND UNSERE BUNDESRÄTE?

Gen-DopingSO WERDEN

TOP-ATHLETENGEMACHT!

FR. 8.5013. Jahrgang

www.fi tforlife.ch

März 2009 Das Schweizer Magazin für Fitness, Lauf- und Ausdauersport

TRAINING

GEHEIMNISLONGJOG

EXKLUSIV

VIKTOR RÖTHLIN

GIBT TIPPS

SUPERMANRONNIE

ERNÄHRUNG

Essen Sportler zu viele Kohlenhydrate?

AUSRÜSTUNG

DIE NEUSTENTRAILSCHUHE

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editorial | inhalt

Testen Sie uns!

Andreas GonsethChefredaktorandreas.gonseth@fi tforlife.ch

warmup 6 Transalptour ohne Stress und Gepäck Kunstvolle Designer-Holzräder

7 Schneeschuhlaufen mit Köpfchen Schweizer Karte als DVD für Skitourenfahrer

Radrundfahrt mit sozialem Engagement

8 Bike Masters mit gekürzter Strecke Schwimmen als Aufsteiger der Saison

10 Lance Armstrong sammelt Millionen

12 Das Blaue Wunder: Ein Buch zum Staunen

Boston Run: Für laufende Krimifans

report Gendoping: Sportler als Labormäuse? Ist Gendoping «nur» eine Science-Fiction-Vorstellung besorgter Wissenschafter oder bereits beängstigende Realität? Lesen Sie den spannenden Gendoping- Report von Beat Glogger, Wissenschaftsjournalist des Jahres 2008.

training 28 «Plan B» Schweizer Profi sportler erzählen in «Plan B», welchen Stellenwert der Ausdauer- sport in ihrem Sportlerleben besitzt. In diesem Heft: Skispringer Simon Ammann

29 Schwimmen mit Paddles 30 Ausdauer- vor Krafttraining 31 Schmerzvolles «Jumpers Knee» 32 Perfekter Start in die Radsaison

16FIT for LIFE ist das Schweizer Magazin für Fitness, Lauf- und Ausdauersport. Vor über zwölf Jahren ins Leben gerufen, haben wir mit der aktuellen Märznummer die Optik und Inhaltsstruktur des Magazins dem veränder-ten Lese- und Sportverhalten angepasst. Heutige Gesundheits- und Hobbysportler sind immer vielfältiger unterwegs, betreiben mehrere Sportarten und interessieren sich für ergänzende Themen wie gesunde Ernäh-rung, Kräftigung, Prävention. Gleichzeitigstehen neben körperlicher Fitness auch das Erlebnis und der Spass im Vordergrund. Unsere vielfältige Themenpalette und attraktive Auf-machung möchte diesen Ansprüchen gerecht werden und Sie motivieren, sich gesamtheitlich mit Ihrem «Bewegungsleben» auseinanderzu-setzen. Mit diesem vorliegenden 32-seitigen Mini-FIT for LIFE möchten wir Ihnen Lust machen auf mehr. Wir sind gespannt auf Ihren Eindruck! Besuchen Sie uns auf der neu gestalteten Platt-form www.fi tforlife.ch und diskutieren Sie über das neue Heft. Oder noch besser: Testen Sie uns mit einem Probeabo!

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3 training Der Longjog Longjog ist nicht gleich Longjog. Wir zeigen die Unterschiede.

40 Viktor Röthlins Trainingstipps Das Puzzle des perfekten Läufers.

ernährung

42 Testen Sie Ihren Ernährungs-IQ 44 Kohlenhydrate als Muskelbenzin 46 Honig: Ein Naturprodukt trumpft auf

monatsgespräch Ronnie Schildknecht Der beste Langdistanz-Triathlet der Schweiz im grossen FIT for LIFE-Gespräch über die Angst, zu wenig zu trainieren, sein sportliches Vorbild Stefan Edberg und seine Beziehungstauglichkeit.

ausrüstung 56 Fit Shop 58 Die neusten Trailschuhe unter der Lupe

gesundheit 62 Laufen mit dem MBT 63 Grippe-Medikament als Doping? 63 Die Seitensprung-Manager 64 Matteo Rossetto: Kindersport

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3466 sporthelden

Olympiaheld Wisel Kälin Es gibt sie, die Schweizer Sporthelden aus der Welt des Ausdauersportes. Der Start der neuen Rubrik mit Olympia- held Wisel Kälin.

erlebnis Läufer am Tiefpunkt Nicht moralisch, sondern geografi sch. Denn der Dead Sea Marathon – Ultra und Volkslauf zugleich – führt an den tiefsten Punkt der Erde.

74 Event-Highlights im März

kolumne 76 Midi beim Body Pump! Sport-Normalo, Schauspieler und Komiker Midi Gottet versucht sich an für ihn ungewohnten Sportabenteuern.

cooldown 78 Wie sportlich sind unsere Bundesräte? 80 Crosstraining auf dem Boot Virtueller Velostreifen Recycelte Turnmatten 81 Angetroffen: Ram Barkai 82 Vorschau Impressum

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Trans Tirol Bike Rallye

TRANSALPTOUR OHNE GEPÄCK UND RENNSTRESSDie Trans Tirol Bike Rallye vereinigt die Highlights einer Transalptour mit dem Genuss einer individuellen Ferien-woche. Die fünf Etappen führen vom Achensee im Tirol über majestätische Gipfel und durch unberührte Täler bis ins italienische Städtchen Appiano bei Bolzano, dem

Tor zu den Dolomiten. Im Preis ab 798 Euro sind der vielseitige Singletrails durch die Alpen, Gepäcktrans-port, Verpfl egung, ausgeschilderte Strecken und techni-scher Service des Mountainbikes inbegriffen. Nur eines fehlt: die Zeitmessung und Wettkampfhektik. Damit ist

die Trans Tirol Bike Rallye das perfekte Alpencross für sportliche Geniesser, die auf Rennstress und Gepäck, nicht aber auf knackige Singetrails und unvergessliche Gruppenerlebnisse verzichten wollen.www.transtirol-bikerallye.com

Waldmeister-Holzbike

MEHR KUNST ODER RAD?

Über diese Frage lässt sich beim Velo mit dem klingenden Namen «Waldmeister» streiten. Der Rahmen des robusten City-bikes besteht aus handgeschliffenem Bu-chenholz aus dem Teutoburger Wald, in dem nachhaltige Forstwirtschaft betrie-ben wird. Gut zu wissen für Liebhaber: Das Fahrrad ist mit einer Carbon-Gabel, einer Truvativ-Rouleur-Compact-Kurbel, einer Schlumpf-speed-drive-Nabenschal-tung und 26-Zoll-Laufrädern aus Carbon von Xentis Kappa ausgerüstet. Hohe Qua-lität und edles Design haben allerdings ih-ren Preis. Das Nobelgefährt kostet je nach Ausstattung über 10 000 Euro.www.waldmeister-bikes.de

Nike+ Laufgemeinschaft

2710-MAL UM DIE ERDE

NEWSLAUFTRAINING MIT PROFISTechnik, Theorie und Tipps zum Lauftraining holt man sich in den Laufseminaren von Hugo Rey und bekannten Laufstars wie Viktor Röthlin oder Philipp Bandi. 6. bis 8. März in Arbon, 3. bis 5. April in Diessenhofen. www.laufseminar.ch

BASEL MIT MARATHONAm 12. September 2010 wird in Basel wieder Marathon gelau-fen! Mitten durch die Stadt, an allen Sehenswürdigkeiten vor-bei, mit kräftiger Unterstützung von zahlreichen Musikbands und dem Zieleinlauf auf Basels Marktplatz. Mit seinen 200 Höhenmetern weist der «Run to the Beat Basel Marathon» ein ähnliches Streckenprofi l auf wie der legendäre New York Mara-thon. www.basel-marathon.ch

CONCONI-TEST FÜR ALLE Als Bestandesaufnahme der Leistungsfähigkeit eignet sich der Conconi-Test besonders für Läufer und Radfahrer, da er mit geringem Aufwand, ohne Blutabnahme und kostengünstig durchgeführt werden kann. Für Hobby-Sportler und Wett-kämpfer fi nden in der ganzen Deutschschweiz fl ächen-deckend Lauftests statt. www.conconi.ch

Läufer auf der ganzen Welt sind in der Community von Nike+ eingeloggt. Im Jahr 2008 hat Nike einige interessante Details über seine Laufgemeinde herausgefunden. Die liebste Tageszeit zum Laufen ist der Abend, der begehr-teste Tag dafür der Sonntag und der beliebteste Monat der August. In einem Jahr haben alle Nike+-Läufer die Erde 2710-mal umrundet und dabei 5610 kg abgespeckt. Mit dieser Energie könnte man 630 Haushalte über ein Jahr mit Strom versorgen. Der klare Top-Favorit unter den abgespielten Songs beim Training ist «Eye of the Tiger» der amerikanischen Band Survivor. Wer seine Laufkilometer in Zukunft auch über Nike+ abwickeln will, meldet sich mit dem Nike+-Button auf der FIT for LIFE-Blog-Seite http://fi tforlife.azblogs.ch für die Nike+-Challenge an und profi tiert mit etwas Glück von einem be-sonderen Willkommensgeschenk.

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«ecOtour» ist eine Initiative, um die wachsende Schneeschuhgemeinde für einen nachhaltigen Umgang mit der Natur zu gewinnen.

Shuttlebus besteigen, anmelden, Lochkarte fassen, Schneeschuhe umbinden und los gehts auf den fünf Kilometer langen «ecOtour-Lernpfad». Dieser soll Schnee-schuhwanderer für einen rück-sichtsvollen Umgang mit Tieren und Pfl anzen sensibilisieren. Denn mit dem Schneeschuhboom steigt die Belastung für Flora und Fauna. Die Schneeschuhwanderer ziehen oft quer durch Wälder und unbe-rührte Landschaften. Verschiede-ne Organisationen versuchen des halb die Wanderer auf vorge-gebene Routen zu kanalisieren. Organisiert wird «ecOtour» vom Schweizerischen Schneeschuhver-band, der 2005 gegründet wurde und bereits 150 Schneeschuhpfade betreut. Der Aufstieg endet beim ersten Aufklärungsposten zum Thema Sicherheit. Weiter erfährt man, weshalb die Gletscher in

der Schweiz schwinden, welche Klima zonen es in der Schweiz gibt und wie Tiere anhand der Spuren im Schnee erkannt werden können. Der Parcours ist gut beschildert und die Infoposten sind qualitativ hochstehend. Mit einem Wettbe-werb sowie Verpfl egungsständen am Start und Ziel bietet «ecOtour» zudem ein Rahmenprogramm für die ganze Familie. «ecOtour» sensibilisiert die Schneeschuhge-mein de für einen nachhaltigen Umgang mit der Natur. Es bleibt aber eine Gratwanderung, solche Initiativen voranzutreiben und gleichzeitig die Nutzung der Natur und Landschaft als Freizeitraum in massvollen Grenzen zu halten. Die nächsten Snowshoe-ecOtours fi nden statt am 1. März (Mollen-druz VD), 15. März (Stoos SZ) und 31. März (Vercorin VS). www.swisssnowshoe.ch

Swiss Map 50

SCHWEIZER KARTE ALS DVDEinen neuen, nämlich digitalen Weg be-schreiten Skitouren-gänger, wenn sie mit Kartenmaterial von Swisstopo unterwegs sind. Das Bundesamt für Landestopografi e hat eine DVD heraus-gegeben, auf welcher die gesamte Schweiz im Massstab 1:50000 abgedeckt ist. Die «Swiss Map 50» ent-

hält neben den kartografi schen Basisfunktionen auch wertvolle Informationen für Ski- und Snowboard-Fahrer, die am liebsten abseits der Pisten unterwegs sind. Neu integriert sind z. B. Skirouten, die Hangneigungen über 30° sowie die Schutzgebiete. Ausser Routen, Höhenpro-fi len, Hangneigungen und Schutzgebieten sind auch die Hütten des Schweizer Alpen-Clubs verzeichnet. Die DVD weist eine Schnittstelle zum GPS-Gerät auf, Kartenausschnitte können jedoch auch problemlos indi-viduell markiert und ausgedruckt werden. www.swisstopo.ch

Tour de Zambezi

VELOSAFARI MIT SOZIALEM HINTERGRUNDWenn sich vom 28. April bis 3. Mai Men-schen aus aller Welt in Afrika auf den Fahr-radsattel setzen, tun sie das einerseits aus sportlichen Motiven. Denn die Route der Tour de Zambezi führt die Sportler 450 km weit durch faszinierende Landschaften im südlichen Afrika. Gestartet wird an den Victoriafällen in Zimbabwe. Von dort ver-läuft die Tour Richtung Westen durch den Zambezi National Park, wo Wildtiere vom Sattel aus beobachtet werden können. Weiter geht es in Botswana auf geteerten Strassen durch den Cho-be National Park nach Ngoma, wo die Grenze zu Namibia durchfahren wird. Von dort verläuft die Route parallel zum Zambezi-Fluss in Zambia und zurück zu den Victo-riafällen. Bei einer Teil-nahme an der Tour de Zambezi steht je-doch nicht nur der Sport im Vordergrund.

Vielmehr geht es bei der Radtour darum, Spendegelder für das 2001 gegründete Hilfsprojekt «Children in the Wilderness» zu sammeln. Die Teilnahme setzt eine Mindestspende rund 1500 Euro voraus. Darin inbegriffen ist der Flug Johannes-burg zu den Victoriafällen und zurück, Unterkunft und Mahlzeiten. www.tourdezambezi.com

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Bewusst Schneeschuhlaufen

Die Tour de Zambezi führt von den Victoria Falls quer durch das südliche Afrika.

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warmup

Regenhose mit Füsslingen

TROCKEN UND CLEVERWer sich im März wieder regelmässig aufs Rennrad oder Bike schwingen will, muss ab und zu mit nassen Füssen rechnen. Eine Regenhose gehört für Frühjahrsfahrer daher zur Standard-ausrüstung. Mit der Jeantex Paris ist die Angst vor dem Platzregen unbe-gründet. Die absolut wasserdichte, am Gesäss verstärkte und an den Knien vorgeformte Hose schützt die Beine vor Nässe wie andere Regenhosen auch, aber der Clou der Hose sind die integrierten Füsslinge, die bei Bedarf einfach heruntergezogen und über die Schuhe gestülpt werden können. Prä-dikat «äusserst praktisch». Zu kaufen für Fr. 150.– im Fahrradhandel.

Andy Rihs

der ewige radträumerAndy Rihs träumt von der Tour de France 2011. Ge-meinsam mit dem amerikanischen Velo-Urvater Jim Ochowicz übernimmt er die Mehrheitsbeteiligung an Continuum Sports, welche das von Rihs gesponserte «BMC Racing Team» betreibt. In allen Bereichen des Radrennsportes – Sport, Materialtechnik, Administ-

ration und Ethik – soll die höchst mögliche Qualität erreicht werden. «Das Wichtigste für mich ist es, ein Team zu sein, das sportlich sau-ber fährt und jungen Fahrern die Möglichkeit bietet, zu internationa-len Radprofi s zu reifen.» Daneben stelle das Team laut Rihs natürlich auch ein «internationales Marketing-Tool für BMC» dar.

Thomas Frischknecht

frischi mit toskana-rennenKaum zurückgetreten, ist Thomas Frischknecht schon wieder am Wirken. Unter seiner Schirmherr-schaft nimmt die UCI mit dem Maremma Cup ein Mountainbike-Rennen der speziellen Art in ihren Kalender auf. Eigentlich sind es zwei Rennen, wel-che im Abstand von einer Woche in Massa Marittima

durchgeführt werden. Der Kurs besteht aus einem Mix von tech-nischen Aufstiegen und anspruchsvollen Singletrails. Frischknecht dazu: «Da lohnt es sich, anfangs Saison hinzufahren.» Viele der welt-besten Fahrer haben einen Start bestätigt, darunter Olympiasieger Julien Absalon, Nino Schurter, Florian Vogel und Ralph Näf. www.maremmacup.com

Reto Hug

schlüsselbein gebrochenWährend andere Triathleten in den Wintermonaten in die Wärme fl üchteten, harrte Reto Hug in der Schweiz aus. Eine Radausfahrt im Freien Ende Ja-nuar ist ihm dabei denkbar schlecht bekommen. Der WM-Dritte von 2008 rutschte auf der verunreinigten Strasse aus. Fazit: Schlüsselbein gebrochen, Velo-

helm doppelt gespalten. Die Knochen sind mittlerweile mit einer Platte fi xiert. Bereits drei Tage nach der Vollnarkose sass der zähe Triathlet wieder auf dem Ergometer. Und auch dem geplanten Trai-ningslager anfangs März mit den Gigathleten Roger Fischlin und Do-minik Spycher in Cesenatico (I) sieht er zuversichtlich entgegen. «Ich freue mich, mit alten Freunden ein paar tolle Touren zu machen.» Auch Schwimmen geht schon wieder, allerdings «nur einarmig und mit Flossen», wie Hug versichert.

Christian Belz

comeback beim kerzerslaufDer Schweizer Spitzenläufer Christian Belz gibt nach einer 15-monatigen Verletzungspause am Kerzers-lauf sein Comeback. «Ich weiss noch nicht, wo ich stehe. Zum Aufbau blieb wenig Zeit», sagt der Schweizer Rekordhalter über 10 000 Meter. «Aber ich erwarte nicht, dass ich bereits dort anknüpfen

kann, wo ich aufgehört habe.» Aufgehört hat er 2007 als Schweizer Meister im 10-km-Strassenlauf und mit einem 6. Rang am Köln-Marathon (2:15:08). Der Kerzerslauf ist der erste Wettkampf seiner «Frühlingsserie» zur Standortbestimmung. Es folgen die Post-Cup- Läufe Giro Medio Blenio und GP-Bern sowie der Luzerner Stadtlauf. «Danach entscheide ich, wie es weitergeht», erklärt der zweifache Familienvater, der zu 50% als Sportökonom beim Bundesamt für Sport tätig ist. Wenn alles nach Plan läuft, startet der 34-Jährige im Herbst am Marathon von Berlin, Frankfurt oder Amsterdam.

LEUTE

Beim Biken im Gelände kann es schon mal vorkommen, dass in engen Kur-ven der Rucksack über die Schultern rutscht oder gegen den Nacken drückt. Abhilfe schafft der Er-gon-Bike-Rucksack BC3, der mit einem Kugelgelenk ausgestattet ist. Dadurch bleibt der Ruck-sack unabhängig der Fahrweise immer in der gleichen Positi-on, egal ob bei rasantem Down-hill oder Sprüngen. Eine während der Fahrt zugängliche Tasche auf der Rückseite und ein separates Trinkblasen-fach sind weitere praxisorientierte Details. Fazit: Für Tourenbiker im Gelände ein Plus an Kom-fort, auf das man bald nicht mehr verzichten möchte. Ab Ende März im Fachhandel für Fr. 299.–.

Die Last verringernBike-Rucksack mit Kugelgelenk

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“AS TRAIL RUNNING SHOE DEVELOPERS, WE ARE CONSTANTLYEXPERIMENTING WITH NEW DESIGNS AND TECHNOLOGIES TO ACHIEVE THE RIGHT MIX FOR DIFFERENT CONDITIONS. SOMERUNNERS REQUIRE MORE STABILITY, WHILE OTHERS REQUIRE MORE CUSHIONING. THE XT WINGS GTX® IS OUR MOST CLIMATE-VERSATILE,WELL-BALANCED TRAIL RUNNING SHOE SO FAR.”– FREDERIC CRETINON

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DIE Der Sportler bald als manipuliertes Wesen? Was heute noch Science Fiction ist, könnte die Zukunft des Aus-dauersports sein: Genmanipulierte Athleten laufen in einer anderen Kategorie, sie wären von einer anderen Welt.

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DNAthleten Gen-Doping: Sportler als Labormäuse?

Gen-Doping stellt nach Ansicht der Welt-Anti-Doping-Agentur eine der grössten Bedrohungen des Sports dar. Was ist Gen-Doping? Und ist die Angst davor begründet? Lesen Sie den grossen FITforLIFE-Report von Beat Glogger.

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lympiafinal-3000-Meter-Steeple der Männer, in nicht allzu ferner Zu-kunft: Von der ersten Se-kunde an ist klar, wie der Sieger heissen würde: Bikila Asserates drahti-ge Beine wirbeln durch

die Luft wie zwei Propeller. Der Läufer nimmt die Hindernisse, als wären sie gar nicht vorhanden. Das Publikum johlt, klatscht und peitscht ihn vorwärts. Und während das Feld aus lauter Weltklasse-läufern verbissen kämpft, zieht der Äthi-opier davon, als liefe er in einer anderen Kategorie.

Ironman Hawaii im Jahr 2016:Als Rosalyn Carter mit über fünf Minuten Vorsprung und einem breiten Lachen auf dem Gesicht aus dem Wasser stieg, wurde das noch gelassen zur Kenntnis genom-men. Alle waren überzeugt, dass die aus-tralische Newcomerin bald schon ihren Übermut büssen würde. Doch als Carter auf der Radstrecke ihren Vorsprung auf 20 Minuten ausbaute, begannen es die ersten zu ahnen. Und als die Athletin schliesslich noch die Marathonstrecke in der schnells-ten, ja an einem Ironman gelaufenen Zeit abspulte, war es allen klar: Diese Frau ist von einer anderen Welt.

Was heute noch Science Fiction ist, könn-te die Zukunft des Ausdauersports sein

– wenn man den Befürchtungen der Welt-Anti-Doping-Agentur (Wada) glaubt. Die Athleten liefen tatsächlich in einer anderen Kategorie, wären von einer anderen Welt – genmanipuliert. Gendoping, so warnen die Dopingbehörden eindringlich, stellt eine der grössten Bedrohungen für den Sport dar. Doch es gibt auch Stimmen, die in der Leistungssteigerung mit genetischem Ma-terial kein Problem sehen. So zum Beispiel der Bioethiker Andy Miah von der Univer-sität Paisley in Schottland. Für ihn ist Gen-doping nicht Bedrohung, sondern geradezu Pfl icht. Der Mensch, so argumentiert Miah, müsse alle ihm zur Verfügung stehenden Technologien nutzen, um sich weiterzu-entwickeln – dies schliesse die Gentech-nologie ein und die Weiterentwicklung der

eigenen Spezies Homo sapiens. Und – so provoziert Miah in seinem Buch «Geneti-cally Modifi ed Athletes»* und an einschlä-gigen Konferenzen – diese Weiterentwick-lung des Menschen werde idealerweise an Sportlern vorangetrieben. Sie seien jung, gesund und risikobereit. Ist Gendoping also Menschenverbesserung oder doch eher Menschenverachtung? Ist es Science oder Fiction?

Schwarz ist schnellTatsächlich bildet die Genetik das Funda-ment, auf dem die körperliche (und auch mentale) Leistungsfähigkeit eines Men-schen aufbaut. Ein Blick in die Annalen des Sports veranschaulicht dies – beson-ders deutlich im Hundert-Meter-Sprint der Männer. Die Disziplin wird restlos do-miniert von Athleten, die ein genetisches Merkmal gemeinsam haben: die dunkle Hautfarbe. Auf der Ewigenbestenliste über die kurze Sprintdistanz fi guriert unter den 60 Schnellsten kein einziger Weisser. Der letzte Weltrekord eines Weissen in dieser Disziplin datiert aus dem Jahr 1960. Selbst den Schweizer Rekord über 100 Meter hält heute ein Athlet mit afrikanischen Wur-zeln: Dave Dollé vom Leichtathletikclub Zürich. All dies lässt nur einen Schluss zu: Schwarz ist schnell.

Stimmt nicht ganz, mögen hier Kenner der Langstrecken einwenden. Denn Schwarze sind nicht nur schnell, sondern auch aus-dauernd. Und auch das stimmt. Die Do-minanz dunkelhäutiger Athleten auf den langen Distanzen ist mittlerweile derart er-drückend geworden, dass die Presse nach dem Olympiamarathon von Peking unse-ren Marathonmann Viktor Röthlin auf dem sechsten Rang als «bestklassierten Weis-sen» feierte. Praktisch alle herausragenden Ausdauerathleten stammen aus Ostafrika, während Top-Sprinter vorwiegend aus Westafrika kommen. Offenbar wird die Eignung für gewisse Sportarten genauso vererbt wie die Farbe der Augen, Haare oder Haut. Die Sportwissenschaft hat mitt-lerweile bewiesen, dass Menschen mit afri-kanischen Wurzeln aufgrund von Merkma-len des Skeletts und des Stoffwechsels zum Sprinter bzw. Marathonläufer prädestiniert sind. Dafür taugen Europäer besser zu Kraftsportarten, und asiatische Menschen mit ihrem eher zierlichen Körperbau sind geborene Kunstturner oder Zirkusartisten.

Immer mehr Sport-GeneDie Wissenschaft fi ndet immer mehr erb-liche Eigenschaften, welche die körperli-che Leistungsfähigkeit eines Menschen beeinfl ussen. Eine erste Übersicht solcher sogenannter «Sport-Gene» wurde im Jahr 2000 von der TU München publiziert. Dar-in listete das Forscherteam um den Sport-mediziner Bernd Wolfarth 29 solche Gene oder Genvarianten auf. Im fünf Jahre spä-ter publizierten Update der Liste waren es bereits 165 – und weitere werden laufend neu entdeckt.

Immer wieder zeigen auch besondere Ausnahmetalente, welche Rolle die Ge-netik im Sport spielt. So der Skilangläu-fer Eero Mäntyranta. Seine erste Gold-medaille errang er an den Olympischen Winterspielen 1960 in Squaw Valley in der 4 × 10-Kilometer-Staffel. Niemand hätte dies dem damals erst 23-jährigen, schmächtigen Finnen zugetraut. Doch Mäntyranta dominierte auch die Winter-spiele 1964 und 1968. Insgesamt gewann er zwei Mal olympisches Gold, zwei Mal Silber, einmal Bronze. Weitere Medaillen an Weltmeisterschaften kamen hinzu. Und immer wieder wurde Eero Mänty-ranta verdächtigt, gedopt zu haben. Was er jedoch stets bestritt.

Zwei Jahrzehnte später wurde sein Ge-heimnis gelüftet. Es ist eine seltene Gen mutation, die bewirkt, dass sein Or-ganismus besonders sensibel auf das körpereigene Blutbildungshormon Epo reagiert. Dadurch kann Mäntyrantas Blut viel mehr Sauerstoff aufnehmen, als dies bei anderen Athleten der Fall ist. Sei-ne gewaltige Ausdauerleistung war also nicht das Produkt gewiefter Dopingärzte, sondern eine Laune der Natur. Dieselbe Genmutation wurde seither bei etwa 200 Personen aus seiner näheren und ferneren Verwandtschaft gefunden.

Auch übermässige Kraft muss nicht unbe-dingt aus dem Giftschrank kommen. Dies belegt ein Junge, der im Jahr 2000 in Ber-lin geboren wurde. Der Säugling, dessen Identität nicht preisgegeben wird, hatte Muskelpakete wie kein Neugeborenes sonst. Er ist krank, vermuteten die Ärzte zuerst. Doch die weiteren Untersuchun-gen zeigten, dass der Junge kerngesund war. Bis im Alter von vier Jahren hatte

OTEXT: BEAT GLOGGER

* Andy Miah, Genetically Modifi ed Athletes: Biomedical Ethics, Gene Doping and Sport,: 208 Seiten, Verlag: Routledge Chapman & Hall, ISBN-10: 0415298806

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er doppelt so viel Kraft wie Gleichaltrige, und er konnte mit ausgestreckten Armen zwei 3-Kilogramm-Hanteln halten.

Wieder ist eine Genmutation im Spiel. Der Körper des Jungen produziert kein My-ostatin, ein Hormon, welches das Muskel-wachstum reguliert. «Myostatin ist wie ein Stoppsignal», sagt Markus Schülke von der Charité Berlin, der den Fall publiziert hat. «Wenn es fehlt, hören die Muskeln später auf zu wachsen.» Dem Jungen scheint der Gendefekt bis heute keine Nachteile zu bringen.

Eine solche Veränderung am Myostatin-Gen war bis zur Entdeckung des Muskel-jungen nur aus dem Tierreich bekannt. Bei Rindern der Rasse «Belgian Blue» wurde der Gendefekt durch Zucht erzielt. Da-

durch sind die Tiere extrem muskulös und produzieren ein Drittel mehr Fleisch, praktisch ohne Fett. Ein Traum für den Produzenten; ein Alptraum für das Rind. Denn Unfruchtbarkeit ist häufi g, und jedes zweite Kalb kommt nur mit Kai-serschnitt zur Welt, weil die mächtigen Muskelpakete nicht durch das Becken der Mutter passen.

Gentherapie weckt Hoffnungen und GelüsteGene bestehen aus der sogenannten DNA, der Erbsubstanz, die in jeder Zel-le unseres Körpers zu fi nden ist. Gene steuern die Bildung von Proteinen, und diese wiederum sind für verschiedenste Körperfunktionen verantwortlich; zum Beispiel für Hormonproduktion, Blutbil-dung oder Muskelwachstum. Ist ein Gen

defekt oder fehlt es, kann der Körper das entsprechende Protein nicht herstellen. In den weitaus meisten Fällen bedeutet dies: Der Mensch ist krank.

Seit einigen Jahren versucht die Medizin solche genetisch bedingte Krankheiten zu heilen, indem defekte Gene durch ge-sunde ersetzt werden. Natürlich haben die Forscher dabei die grossen Leiden wie Krebs, Alzheimer oder Herz-Kreis-lauf-Erkrankungen im Visier. Doch bis diese Krankheiten mittels Gentherapie geheilt werden können, ist es noch ein weiter Weg. Denn sie haben komplexe Ursachen. Die genetische Veranlagung ist nur ein Faktor unter vielen. Dennoch zeigen sich erste Resultate bei gewissen Erbkrankheiten, ausgelöst durch einen einzigen Gendefekt. Etwa bei der

Praktisch alle herausragenden Ausdauerathleten stammen aus Ostafrika, während Top-Sprinter vorwiegend aus Westafrika kommen. Offenbar wird die Eignung für gewisse Sportarten genauso vererbt wie die Farbe der Augen, Haare oder Haut. Die Sportwissenschaft hat mittlerweile bewiesen, dass Menschen mit afrikanischen Wurzeln aufgrund von Merkmalen des Skeletts und des Stoffwechsels zum Sprinter bzw. Mara-thonläufer prädestiniert sind. Dafür taugen Europäer besser zu Kraftsportarten, und asiatische Menschen mit ihrem eher zierlichen Körperbau sind geborene Kunstturner oder Zirkusartisten.

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Duchenne-Muskeldystrophie, angebore-nen Immunschwächen, der Cystischen Fibrose oder erblichen Netzhautdegene-rationen. Aber ausgerechnet Experimen-te mit solch seltenen Krankheiten lösen Begehrlichkeiten seitens des Sports aus. Denn diese Gentherapien wirken direkt auf das Blutbildungssystem und das Muskelwachstum ein. Blut und Muskel – das klingt in Sportlerohren wie Energie und Kraft!

Davon berichtet wie viele andere der Physiologe H. Lee Sweeney von der Penn sylvania School of Medicine (USA). Eigentlich betreibt er Altersforschung, untersucht die natürliche Abnahme der

Muskelmasse im Alter. Sweeney injizierte Mäusen das Gen für den Muskelwachs-tumsfaktor IGF-1 in die Beinmuskulatur. Tatsächlich konnte er so den altersbe-dingten Muskelschwund reduzieren. Zu-dem hatten die Tiere als Jungtiere bis ein Drittel mehr Muskelmasse als ihre nicht genveränderten Verwandten. Kaum hatte Sweeney seine Resultate und die Bilder der «Schwarzenegger-Mäuse» veröffent-licht, meldeten sich Bodybuilder, die nach dem Wundermittel verlangten.

Ähnlich erging es Forschern vom Salk Institute, einem Genforschungs-Labor in La Jolla, Kalifornien. Ihre genetisch ver-änderte «Marathon-Maus», die doppelt

so weit rennen kann wie ihre normalen Artverwandten, weckte sofort das Inter-esse und die Fantasie von Langstrecken-läufern. Dass die Maus im Rahmen von Forschungsarbeiten zur Bekämpfung der Fettleibigkeit kreiert wurde, interessiert die risikofreudigen Athleten, Betreuer und Dopingärzte nicht.

Vermeintlich perfektes DopingZu verlockend sind die Möglichkeiten ei-nes genetischen Dopings, denn es macht Pillen, Spritzen oder Pfl aster überfl üssig. Mit den richtigen Genen nachgerüstet produziert der Körper des Athleten sein Doping gleich selbst. Wenn zum Beispiel das Gen für Epo in die richtigen Zellen

Professor Max Gassmann von der Universität Zürich hat eine Maus gezüchtet, die im Vergleich zu ihren natürlichen Artgenossen doppelt so viele rote Blutkörperchen hat. Ideale Voraussetzungen für den Ausdauersport? Weit gefehlt. Eisenablagerungen schädigen die Nieren, die Nerven werden angegriffen und die Muskeln abgebaut. Und: die Tiere leben nur halb so lang.

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eingebaut ist, stellt der Athlet mehr Epo her – körpereigenes Epo. Das vermeint-lich perfekte Doping, denn im Test wäre kein von aussen zugeführtes Mittel zu entdecken. Dem Betroffenen nachzu-weisen, dass er nicht wie seinerzeit Eero Mäntyranta von Mutter Natur mit be-sonderen Gaben ausgestattet worden ist, dass er sich die Gene also künstlich zu-geführt hat, ist – zumindest heute noch

– nicht möglich.

Das hat sich herumgesprochen, und so greift immer wieder mal ein ertappter Doper zur Ausrede, eine genetische Be-sonderheit zu sein. Insbesondere solche, die mit zu hohen Testosteron-Werten erwischt werden. Zumindest diesbezüg-lich würde Gendoping keine neue Prob-lematik aufwerfen, wie Matthias Kamber,

Direktor von Antidoping Schweiz, sagt. «Schon heute ist es extrem schwierig, ein Dopingmittel direkt nachzuweisen.» Darum betont Kamber, wie wichtig das Blutprofi l sei. Mittels eines Blutprofi ls werden diverse Messwerte im Blut ei-nes Athleten über längere Zeit verfolgt. Wer dauernd hohe Werte zeigt, hat mit grosser Wahrscheinlichkeit tatsächlich eine natürliche Veranlagung. Wo jedoch plötzliche Schwankungen auftreten, liegt der Verdacht auf Doping nahe. Ob che-misch, hormonell oder genetisch, spielt dann keine Rolle.

Aber auch der direkte Nachweis von Gen-doping soll bald möglich sein. Davon ist Patrick Diel von der Deutschen Sport-hochschule Köln überzeugt. Im Auftrag der weltweiten Anti-Doping-Agentur Wada entwickelt er zusammen mit einer Biotech-Firma eine Nachweismethode für Manipulationen am Myostatin-Gen. Über 20 solcher Forschungsprojekte unterstützt die Wada und hat dafür bisher um die 8 Millionen Dollar ausgegeben. «Das klingt zwar nach viel, ist aber wenig», urteilt Pa-trick Diel. «Allein der Markt für Epo be-trägt weltweit um die 15 Milliarden Dol-lar. Auch wenn nur ein Zehntel davon als Doping verwendet wird, kämpft die Wada gegen Windmühlen.»

Fatale NebenwirkungenDie Betrüger scheinen also wie meist den Fahndern ein paar Schritte voraus zu sein. Dabei wären die zu allem bereiten Athleten samt ihrer dubiosen Entourage gut beraten, in der wissenschaftlichen Literatur nicht nur die Meldungen über Erfolge bei Gentherapie-Experimenten, sondern auch deren Misserfolge zu stu-dieren. Weltweit sind bis heute über 800 gentherapeutische Versuche mit mehr als 5000 Patienten durchgeführt worden. Durchschlagenden Erfolg hatte keiner. Viel mehr zeigten die Versuche, wo die Schwierigkeiten liegen. Einige endeten desaströs, so wie im Fall von Jesse Gel-singer. Der junge Amerikaner, der an ei-ner angeborenen Funktionsstörung der Leber litt, beteiligte sich 1999 an einer klinischen Gentherapie-Studie. Nachdem er eine Infusion mit den vermeintlich hei-lenden Genen direkt in die Leber bekom-men hatte, kollabierte sein Immunsystem. Vier Tagen später war er tot.

Danach ging bei der US-Gesundheitsbe-hörde NIH (National Institute of Health) eine wahre Flut von Meldungen über Zwi-schenfälle bei Gentherapie-Versuchen ein. Unterdessen sind mehrere hundert Fälle bekannt, von denen einige mit dem Tod der Patienten endeten. Am Hôpital Necker in Paris wurden 1998 junge Pa-tienten mit einer seltenen angeborenen Immunschwäche gentherapeutisch be-handelt. Nach zwei Jahren war der erste Patient geheilt. Zwei weitere Jahre später erkrankte der Junge an Leukämie. Dann noch zwei Patienten. Niemand weiss, ob der Blutkrebs durch die Gentherapie aus-gelöst worden war. Die Versuche in Paris wurden abgebrochen.

Gemischte Gefühle hinterlassen auch Er-fahrungen, die in Frankfurt und am Uni-versitätskinderspital Zürich gemacht wur-den. In einer deutsch-schweizerischen Kooperation behandelten die Ärzte zwei Männer und einen fünfjährigen Jungen, die an einer chronischen Granulomatose litten. Patienten mit dieser genetisch be-dingten Immunschwäche können keine Bakterien und Pilze abwehren. Es kommt zu Infektionen im ganzen Körper, bis in die Knochenhaut und die Wirbelsäule. In allen drei Fällen zeigte die Gentherapie zunächst Erfolg. Dann aber starb einer der Patienten in Frankfurt. Ob die Genthera-pie für seinen Tod verantwortlich ist, ist unklar.

Klar hingegen ist, dass die Methode noch lange nicht ausgereift ist. Ihre Unbere-chenbarkeit liegt unter anderem in der Art und Weise, wie die therapeutischen Gene in den menschlichen Körper eingebracht werden. Die Forscher verwenden dazu Vi-ren. Viren vermehren sich normalerweise, indem sie ihre eigene Erbsubstanz in die Zellen ihres Opfers einschleusen, sodass die Zellen danach nicht mehr ihr eigenes genetisches Programm ausführen, son-dern jenes des Virus. Man kann die Viren aber gentechnisch so verändern, dass sie nicht mehr ihre krank machenden Gene mitführen, sondern jene menschlichen Gene, die dem Patienten fehlen. Es ist je-doch äusserst schwierig, die geeigneten Viren zu fi nden. Ausserdem muss sicher-gestellt werden, dass die «heilenden Gene», einmal am richtigen Ort, ihre Funktion zum richtigen Zeitpunkt, im richtigen

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Ausmass und nur auf das richtige Signal des Körpers übernehmen. Falsche Gene am falschen Ort sind fatal.

Lebenslange Manipulation«Gendoping ist russisches Roulette», sagt deshalb Sandro Rusconi, der das Nationa-le Forschungsprogramm NFP 37 «Somati-sche Gentherapie» leitete und im Auftrag des Bundesamtes für Sport den Bericht «Observatorium Gendoping» mitverfasst hat. Dieser Bericht warnt eindringlich vor Gendoping. Selbst wenn mit dem Gentransfer alles gut ginge, wären die Langzeitwirkungen nicht abzuschätzen. Dies zeigen die Experimente von Max Gassmann, dem Direktor des Instituts für Veterinärphysiologie an der Universität Zürich und Mitautor des «Observatorium Gendoping».

Gassmann hat Mäusen das menschliche Epo-Gen eingepfl anzt, um die Wirkung von Epo auf den Organismus zu erfor-schen. Mit dieser Extraportion an Genen läuft die Blutproduktion der Tiere auf turbo. Die Gentech-Mäuse haben im Ver-gleich zu ihren natürlichen Artgenossen doppelt so viele rote Blutkörperchen, wel-che für die Sauerstoffversorgung des Kör-pers zuständig sind. Also ideale Voraus-setzungen für den Ausdauersport? Weit gefehlt. Eisenablagerungen schädigen die Nieren, die Nerven werden angegriffen und die Muskeln abgebaut. Und: Die Tiere leben nur halb so lang.

Eine weitere Gefahr des Gendopings sieht Hans Hoppeler, Muskelforscher am Insti-tut für Anatomie der Universität Bern und ehemaliger Präsident der Fachkommission für Dopingbekämpfung von Swiss Olym-pic. «Gendoping hält ein Leben lang.» Will heissen: Wenn heute ein Doper auf-hört, sich Epo zu spritzen, sinkt sein Hä-matokritwert binnen Wochen auf einen normalen Pegel zurück. Auch Anabolika kann man absetzen und hoffen, dass die damit verbundenen Nebenwirkungen mit der Zeit ebenfalls nachlassen. Gendoping

Mäusen das Myostatin-Gen ausgeschaltet. «Das wäre ein neues Super-Doping», ur-teilt Patrick Diel. Wobei ihn nicht erstaunt, dass dies den Chinesen gelungen ist, son-dern vielmehr die Art und Weise. Die For-scher gaben den Tieren die Antisens-RNA einfach zum Schlucken, worauf die Mus-kelmasse an den Extremitäten signifi kant zunahm. Unklar ist nach der chinesischen Publikation, wie lange dieses temporä-re Gendoping anhalten würde. Und die Resultate sind noch nicht von anderen Wissenschaftern bestätigt worden. Wenn sie stimmen, so Diel, «würde Gendoping ebenso einfach wie das Hinunterkippen eines Sportdrinks». Und noch ein Vorteil hätte Gendoping gegenüber konventio-nellem Doping, zum Beispiel mit Anaboli-ka. Letztere helfen dem Muskelwachstum nur nach, wenn gleichzeitig heftig trainiert wird. Mit Gendoping, sagt Patrick Diel, «würden die Muskeln wachsen, ohne dass man dafür Gewichte stemmen muss.»

Stoff aus dem SchurkenlaborDie Herstellung von zum Gendoping ge-eignetem Material ist relativ einfach. «Man braucht dazu eine geschickte Laboran-tin und Gerätschaften im Wert von etwa 500 000 Franken», schätzt Max Gassmann. Dies erhöht die Wahrscheinlichkeit, dass Gendoping in einem, wie Gassmann sagt, «Schurkenlabor» produziert wird, ähn-lich wie Anabolika, die heute nicht mehr unter sauberen Bedingungen hergestellt, sondern in illegalen Giftküchen zusam-mengepanscht werden und von dort die Bodybuilderszene überschwemmen. Ge-genwärtig gelten Apotheken in der Türkei als Einkaufparadies für Doping. Doch ver-mehrt kommt die Ware auch aus China.

Was sich die Muskelfetischisten mit dieser illegalen Ware einhandeln, ist bekannt: Abszesse, Tumore, bis hin zu Brustkrebs. Nicht auszudenken, was mit Gendoping passiert, wenn zum Beispiel die verwendeten Viren nicht vollständig inaktiviert sind.

Deshalb wollen die Wada und nationale Agenturen wie Antidoping Schweiz die Athletinnen und Athleten möglichst früh über die Gefahren des Gendopings in-formieren**. Das entsprechende Angebot steht auf verschiedenen Websites bereit, Aufklärungsbroschüren sind publi-

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hingegen lässt sich nicht absetzen. Ist ein Gen einmal eingebaut, bleibt es das. Die Blutwerte blieben im Fall von Epo dauernd hoch, das damit verbundene Risiko für Hirnschlag und Herzinfarkt ebenfalls. Das ganze Leben lang – oder bis zum frühen Tod. Darum glaubt Hoppeler nicht, dass Athleten Gendoping wirklich anwenden werden. Patrick Diel von der Deutschen Sporthochschule ist da weniger optimis-tisch: «Auf dem Gebiet der Gentherapie werden gegenwärtig grosse Fortschritte erzielt. Und es gibt bereits Methoden, mit denen sich die Genaktivität nur temporär beeinfl ussen lässt.»

Bald temporäre Genmanipulation möglich?Damit spricht Diel die sogenannte RNA-Interferenz an. Dabei handelt es sich um eine gentechnische Methode, die im Moment auf verschiedensten Gebieten der Medizin für Aufsehen sorgt. Ein Me-dikament gegen das Aids-Virus (HIV) ist bereits auf dem Markt. Andere Infek-tionskrankheiten sollen folgen, und am Brigham and Women’s Hospital in Boston ist sogar eine Verhütungsmethode in Ent-wicklung. Bei der RNA-Interferenz wird mittels winziger Moleküle von Erbsubs-tanz (Antisens-RNA) das Übersetzen ei-nes Gens in sein Produkt blockiert.

Just vor den Olympischen Spielen in Pe-king haben chinesische Forscher vermel-det, sie hätten mittels dieser Technik bei

Was sich die Muskelfetischisten mit illega-ler Ware einhandeln, ist bekannt: Abszesse, Tumore, bis hin zu Brustkrebs.

**An ihrer Konferenz von 2002 in New York defi nierte die Welt-Anti-Doping-Agentur Gendoping als den «nichttherapeutischen Einsatz von Zellen, Ge-nen und genetischen Elementen sowie die Veränderung der Genexpression, welche dazu geeignet sind, die athletische Leistungsfähigkeit zu steigern». Damit wurde zum ersten Mal in der Geschichte der Dopingbekämpfung eine Dopingart gebannt, bevor erwiesen ist, dass Athleten sie schon anwenden. ➔

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ziert. Doch das reiche nicht, warnt Mark S. Frankel von der American Association for the Advancement of Science (AAAS), der weltweit grössten wissenschaftlichen Gesellschaft. Frankel sprach an der letzten Gendoping-Weltkonferenz den Dopingbe-kämpfern ins Gewissen. «Just say no», sei ein schlechtes Argument, um die Athleten vom Doping abzuhalten, wenn ein Millio-nenmarkt sie verführe, alles für den Erfolg zu tun. Die wahren Argumente würden in harter Währung ausgedrückt. Ein «du sollst nicht dopen» wirkt zerbrechlich ge-genüber den 1,5 Millionen Franken, die man als Radfahrer wie Fabian Cancellara pro Jahr verdienen kann, gegenüber 40 Millionen gar, auf die es ein Tennis-As wie Roger Federer bringt.

Gefährdet ist aber nicht nur die Hoch-fi nanz des Spitzensports. Auch Hob-bysportler werden geradezu bombardiert mit verführerischen Angeboten – heutzu-tage vor allem via Internet. Zu kaufen gibt es hier alles: vom Discount-Epo über Po-wer-Anabolika bis zu Myostatin-Blockern. Einiges todgefährlich, anderes verdreckt, manches wirkungslos. Ein Geschäft ist alles. Und dieses Geschäft wollen sich die einschlägigen Anbieter nicht entgehen lassen. Seit Neuestem werden online so-gar Gentests für Sportler feilgeboten. Wer wissen will, ob er für Ausdauerleistun-gen oder zum Sprint geeignet ist, bestellt online ein Testkit, streift sich eine Probe der Mundschleimhaut ab und schickt sie dem Anbieter zurück. Nach zwei Wochen kommt das Resultat per Einschreibebrief ins Haus. Kostenpunkt: rund 90 Franken.

Nicht nur Sport und Pharma seien Busi-ness, sondern auch die Forschung, mahnte

Frankel und unterstrich dies mit einem Zi-tat aus der Wissenschaftszeitschrift «Sci-ence». «Das grosse kommerzielle Interes-se an der Gentherapie löst ein Rennen mit klinischen Versuchen aus und Druck nach schnellen Resultaten – bevor die wissen-schaftlichen Grundlagen sauber erarbeitet sind.» Darum, so schloss Frankel, müsse unbedingt verhindert werden, dass Gen-doping auf den Markt komme, bevor die Gentherapie in den Kliniken sei.

Ist es schon zu spät?Doch vielleicht kommen die Warnungen schon zu spät. Vor knapp drei Jahren be-reits stand ein Leichtathletik-Trainer unter dem Verdacht, Gendoping angewendet zu haben. Im Jahr 2006 wurde der Deutsche Thomas Springstein, Lebenspartner der ehemaligen Weltklasse-Sprinterin Grit Breuer und noch 2002 Trainer des Jahres, zu 16 Monaten Haft verurteilt, weil er eine jugendliche Läuferin gedopt hatte. Jahre zuvor schon hatte sich Springstein immer wieder mit Doping-Vorwürfen konfron-tiert gesehen. So auch, als die von ihm be-treute ehemalige DDR-Sprinterin Katrin Krabbe der Einnahme des Rindermast-mittels Clenbuterol überführt worden war. Im Umfeld des jüngsten Prozesses wur-de ein längerer Mail-Verkehr zwischen Springstein und dem spanischen Doping-arzt Miguel Peraita veröffentlicht. Darin erkundigt sich der Trainer nach einem Mittel namens Repoxygen.

Repoxygen ist ein gentherapeutisches Me-dikament, das zur Behandlung von Patien-ten mit Blutarmut entwickelt worden ist. Es besteht aus dem Gen, das die Produktion des Blutbildungshormons Epo steuert, und einer genetischen Reguliereinheit, die das

Spitzenläufer Usain Bolt überlegen am Ziel. «Gefährdet» ist nicht nur die Hochfinanz des Spitzensports. Auch Hobbysportler werden geradezu bombardiert mit verführerischen Angeboten – vor allem via Internet.

Gen nur bei Sauerstoffbedarf anschaltet. Eine raffi nierte Kombination, weil Epo so nicht im Überfl uss, sondern nur bei Bedarf produziert wird. Im Tierversuch hat das Medikament seine Tauglichkeit bewiesen.

Bevor es jedoch in grösserem Umfang am Menschen getestet wurde, kam die Her-stellerin Oxford Biomedica zum Schluss, dass die teure Gentherapie gegen die heu-te gebräuchlichen Hormonpräparate auf dem Markt keine Chance hätte. Darum hat sie das Projekt eingestellt. Sie habe das Produkt aber «im Kühlfach», erklär-te die Firma gegenüber der «Frankfurter Allgemeinen Zeitung». Um es zu stehlen, braucht man keine Fläschchen oder Am-pullen aus dem Labor zu schmuggeln. Die Bauanleitung lässt sich in wissenschaft-lichen Publikationen nachlesen, die Pro-duktion übernimmt – wie erwähnt – eine geschickte Laborantin. Jedenfalls war Re-poxygen zeitweise sogar in einem Online-Shop aufgelistet. Dass Springstein es be-zogen oder gar bei seinen Sprinterinnen eingesetzt hat, konnte vor Gericht nicht nachgewiesen werden.

Weitere Informationen zum Thema• Die Broschüre «Gendoping» von Antidoping Schweiz

sowie ergänzende Faktenblätter können online bezo-gen werden: www.dopinginfo.ch/gendoping-fakten-blatter/index.php

• Jon Entine. «Taboo: Why Black Athletes Dominate Sports and Why We‘re Afraid to Talk about It», Ta-schenbuch in Englisch, 400 Seiten, Verlag: Public Affairs Pr (2001), ISBN-10: 158648026

• Theodore Friedmann, Gene Doping in Sports: The Science and Ethics of Genetically Modifi ed Athletes (Advances in Genetics), 128 Seiten, Verlag Academic Pr Inc, ISBN-10: 0120176513

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Zu den wichtigsten sogenannten «Sport-Ge-nen» gehört jenes, das die Ausschüttung des Blutbildungshormons Erythropoietin (Epo) steu-ert, also die Ausdauerleistung beeinfl usst. Läu-fer mit einer hohen Sauerstofftransportfähigkeit durch mehr rote Blutkörperchen können in Aus-dauerdisziplinen schneller laufen. Auch ein wei-teres Gen, das gut für die Ausdauer ist, wurde identifi ziert. Es beeinfl usst die Regulierung des Blutdrucks. Wichtig dafür ist unter anderem ein Enzym namens Angiotensin-Converting En-zyme (ACE). Das Gen, welches dieses Enzym kodiert, kann in zwei verschiedenen Varianten vorliegen. Forscher in Madrid untersuchten das Gen bei Profi -Radrennfahrern, bei nicht sportli-chen Menschen und bei Sprintern. Die Gruppen unterschieden sich deutlich in der Verteilung der beiden Typen. Daraus lässt sich schliessen, dass je nach Gen-Variante der Stoffwechsel ei-nes Menschen mehr oder weniger für eine Dau-erbelastung geeignet ist. Vor allem entschei-dend bei Schnellkraftsportarten sind Gene, die

für die Produktion von Wachstumshormonen wie IGF-1 (Insuline Linke Growth Factor) oder HGH (Human Growth Hormone) zuständig sind. Oder jenes, das über das Hormon VGF (Vesicu-lar Growth Factor) die Gefässbildung und damit die Durchblutung von Gliedern und Organen fördert. Das Gen mit dem Übernamen «Human Speed-Gen» heisst mit wissenschaftlichem Na-men ACTN3 und instruiert unseren Körper, ein Protein namens Alpha-Actinin-3 zu produzieren. Dieses Protein befähigt die Muskeln, sich schnell und kräftig zusammenziehen. Nebst vielen kör-perlichen Eigenschaften sind sogar Durchhalte-vermögen oder Schmerztoleranz bis zu einem gewissen Grad genetisch bedingt. Generell gilt jedoch, dass die meisten Eigenschaften, die einen Menschen zu einer bestimmten Sportart befähigen, nicht von einem einzelnen Gen ver-antwortet werden, sondern viele verschiedene Gene und Umweltfaktoren daran beteiligt sind. Darum wird wohl auch nie «Willen-Gen» ent-deckt werden.

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Werner Günthör als aktiver Athlet im Jahr 1989. Wären seine Muskeluntersuchungen bereits im Jugendalter zwecks Talent-screening durchgeführt worden, hätte man ihm wohl nicht zum Kugelstossen geraten.

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WARUM WAR WERNER GÜNTHÖR SO STARK?

GEN-DOPING-REPORT: Muskelforscher untersuchte Ex-Kugelstoss-Weltmeister

Wie trügerisch eine Selektion von Sportlern aufgrund der genetisch vorgegebenen Merk-male sein kann, zeigt eine Untersuchung von Hans Hoppeler am Anatomischen Institut der Universität Bern. Der Muskelforscher ging der Frage nach, was den mehrfachen Schweizer Kugelstoss-Weltmeister Werner Günthör der-art stark machte. Dazu stach er dem Athleten beim Abschluss der Karriere eine Biopsie aus einem Oberschenkelmuskel – und staunte nicht schlecht. «Wäre diese Untersuchungen bereits im Jugendalter zwecks Talentscreening durchgeführt worden, hätte man Werner wohl nicht zum Kugelstossen geraten.» Typischer-weise bestehen Muskeln von Sprintern und Kraftsportlern aus etwa 60 Prozent schnellen und 40 Prozent langsamen Fasern. Bei Günthör ist es genau umgekehrt. Er wäre als Junior wohl ins Lauftraining geschickt worden. Erst nach Jahre langem Krafttraining offenbarte sich das Geheimnis seiner Musku-latur. Die schnellen Fasern legten enorm viel mehr Masse zu als dies bei anderen Kugel-stössern der Fall ist. Zum Vergleich untersuch-te Hans Hoppeler auch den Halleneuropa-meister Klaus Bodenmüller. Der Österreicher

hatte lange mit Günthör zusammen trainiert und mehr oder weniger dasselbe Kraftpensum absolviert. Doch während bei Bodenmüller die schnellen Fasern nur um etwa den Faktor 1,4 wachsen konnten, legten sie bei Günthör sage und schreibe um das Dreifache zu. Einen weiteren Grund für die Kraft des Schwei-zer Kugelstössers legten Untersuchungen mit modernsten molekularbiologischen Metho-den offen. Bei ihm sind auch die langsamen Muskelfasern in der Lage, unter Krafttraining gewisse Proteine zu bilden, die zur schnellen Kontraktion fähig sind. Damit lässt sich erklären, dass Günthör auch als 130 Kilogramm schwerer Brocken noch zwei Meter im Hochsprung meisterte. Da drängt sich die Frage auf, ob man nicht das Gen oder die Gene suchen sollte, die für Günthörs spezielle Fähigkeiten verantwort-lich sind, um mit diesen Kenntnissen künftige Kugelstösser zu rekrutieren. «Davon halte ich nichts», sagt Hans Hoppeler. «Viel wichtiger als die Genetik ist immer noch die Einstellung zum Sport. Hätte Werner nicht diesen enor-men Willen gehabt, hätten ihm alle Kraft-Gene nichts genützt.»

DER AUTORBeat Glogger war als Hürdensprinter Mitglied des Schweizer Leicht-athletik-Nationalkaders. Nach einem Studium in Mikrobiologie arbeitete er viele Jahre für das Wissenschaftsmagazin MTW am Schweizer Fernsehen. Heute führt er eine Agentur für Wissenschaftskommunikation und fährt zum Ausgleich Mountainbike oder joggt. Beat Glogger wurde Anfang Jahr zum «Wissen-schaftsjournalisten des Jahres 2008» gewählt.

BUCH TIPPBeat Glogger hat seine Recherchen zu Gendoping in einem Thriller um-gesetzt. Darin entwirft er auf wis-senschaftlichen Fakten beruhend mit einem Schweizer Sprintheld als Hauptfi gur eine Sportwelt, in der Gendoping Einzug gehalten hat: «Lauf um mein Leben», Rowohlt Verlag, 2008, 384 S., CHF 16.80. www.lauf-um-mein-leben.ch

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INTERVIEW: ANDREAS GONSETH

Simon Ammann, können Sie schwimmen?Ja, klar!

Sind Sie schon einmal 500 Meter am Stück gekrault?Nein, das nicht, das habe ich zu Lebzeiten noch nie getestet.

Und was ist die längste Distanz am Stück, die Sie je gelaufen sind?Rund 16 Kilometer an einem Sponsoren-lauf. Das habe ich in etwa einer Stunde geschafft.

Gehen Sie auch «freiwillig» laufen?Was heisst freiwillig? Laufen als Grund-lagentraining, vor allem im Sommer im Aufbau, gehört zum vorgegebenen Trai-ningsprogramm. Und auch bei Wettkämp-fen laufen wir manchmal ganz entspannt aus, da aber mehr als Lockerung. Laufen heisst für mich in der Gruppe laufen, allei-ne gehe ich praktisch nie.

Weil Sie keine Lust dazu haben?Nicht unbedingt. Eher, weil es mir fürs Skispringen nichts nützt. Laufen ist zwar gesund, aber für die Spezialsportart Ski-springen ist es ungünstig, weil zu lang-sam und gleichförmig. Zudem bevorzuge ich Sportarten, die nicht so monoton sind. Deshalb bin ich ja auch Skispringer ge-worden.

Welches sind neben dem Skispringen Ihre Sportarten?Skifahren und Skitouren. Oder Golf und Tennis spielen, obwohl ich da technisch nicht so gut bin. Aber auch Inline-Skating. Wir haben schon dreimal geschlossen als Mannschaft am Engadin Inline Marathon teilgenommen, das war ein super Erlebnis.

Fahren Skispringer gemütlich Ski oder mit Tempo?Wenn wir auf den Ski stehen, «blochen» wir. Wir fahren auch gerne im Tiefschnee.

Ist Ausdauertraining allgemein für Sie eher ein Müssen?Nicht nur. In der Gruppe – wie bei einem Inline-Rennen – macht es mir Spass. Und auch Veloausfahrten mache ich gerne. Alles «Beinlastige» ist sowieso gut.

Wie viel Kraft braucht ein Skispringer?Viel Schnellkraft. Krafttraining mit der Freihantel, vor allem Kniebeugen, gehören daher zum Standardprogramm. Wichtig dabei ist, nicht den Muskelquerschnitt zu trainieren, also kein Maximalkrafttraining zu machen. Deshalb trainieren wir zwar mit recht hohen Lasten, aber mit weni-gen Wiederholungen. Die gesamtheitliche Ausreizung der Muskulatur ist wichtig, nicht eine Zunahme an Muskelmasse, das müssen wir im Gegenteil vermeiden. Vor allem ich persönlich muss darauf achten, dass ich vorwiegend im schnellen Bereich arbeite, auch deshalb hat das Ausdauer-training bei mir die meiste Zeit keinen grossen Stellenwert.

Wie beweglich sind Skispringer?Sehr beweglich. Gymnastik und Stret-ching werden dauernd integriert und sind omnipräsent. Vor allem die Hüftbe-weglichkeit und die Beweglichkeit in den Fussgelenken sind wichtig. Sonst könnten wir diese extremen Positionen in der Luft gar nicht einnehmen und halten.

Machen Sie Akrobatiktraining? Wir stehen regelmässig auf dem Trampolin. Da trainieren wir meist explosive Grund-sprünge. Oder Sprünge mit Salti und Dre-

training

28hungen um die Längsachse als koordina-tive Herausforderung. Ich bin aber eher in der geraden Flugbahn zu Hause.

Im Skispringen zählt jedes Gramm. Müssen Sie hungern, um Ihr Gewicht zu halten?Ich nicht, ich geniesse gerne ein Steak. Ich achte aber auf eine bewusste Ernährung, nicht nur wegen dem Gewicht. Die Belas-tungen in der Wettkampfsaison sind sehr hoch, da ist eine gute Ernährung ein wich-tiger Teil der regenerativen Massnahmen.

Wie hoch ist Ihr Puls beim Absprung auf dem Schanzentisch?Irgendwo zwischen 100 und 140. Am höchs ten ist der Puls aber im Auslauf, so um die 160 bis 170.

Wann laufen Sie Ihren ersten Marathon?Vorläufi g noch nicht. Aber ausgeschlossen ist das nicht, das könnte mich schon rei-zen. Es gibt zahlreiche ehemalige Sprin-ger, die nach ihrer Karriere mit komplett anderen Sportarten begonnen haben.

Welche Sportarten möchten Sie nach Ihrer «Sportpension» denn ausüben?Mal schauen. Noch ist es nicht so weit, die nächsten vier bis fünf Jahre liegt mein Fokus ganz klar beim Skispringen.

In «Plan B» fühlen wir bekannten Schwei-zer Profi sportlern ausdauersportlich auf den Zahn. Simon Ammann ist Doppel-olympiasieger (1982, Salt Lake City) und Weltmeister (2007 Sapporo) im Skisprin-gen und belegte bei der Vierschanzen-tournee 2009 den 2. Rang. Der 27-jährige Simon Ammann ist 172 cm gross und 60 Kilo schwer.

SIMON AMMANN:

« Auf den Abfahrtsski blochen wir.»

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SCHWIMMEN MIT PADDELS

GEZIELTES KRAFT- UND TECHNIKTRAININGPaddels sind ein praktisches Hilfsmittel fürs Schwimmtraining, vorausgesetzt, man setzt sie richtig ein. Dem Hobbyschwimmer dienen sie insbesondere zur Verbesserung der Kraultechnik und zum Aufbau von Kraft und Schnelligkeitsausdauer. Grund-sätzlich sollen die Paddels nur ein klein wenig grösser als die eigene Hand sein, um Schulterschmerzen zu vermeiden. Einge-setzt werden sie erst nach dem Aufwärmen und während maximal 25% der totalen Trainingszeit. Kurz benützen, aber korrekt damit schwimmen, lautet die Regel.

Techniktraining: Paddels vergrössern die Handfl äche. Dadurch verbessert sich das Gefühl für das korrekte Wasserfassen in der Zugphase. Wichtig: die Paddels mit dem Gummiband nur am Mittelfi nger tragen. So entwickelt man das Gefühl für eine saubere Eintauchphase der Hand. Wenn das Paddel zu fl attern beginnt oder gar abfällt, sind Arm und Hand nicht ideal angewinkelt.

Kraft und Schnelligkeitsausdauer: Wer mit Paddels schwimmt, erhöht den Wider-stand und benötigt deshalb mehr Kraft. Daher eignen sich die Paddles auch zur

Verbesserung der Schnelligkeitsausdauer. Die Technik und die Kadenz des Kraularm-zugs werden in gewohntem Masse beibe-halten, während gleichzeitig mehr Kraft eingesetzt werden muss, um gleich schnell oder schneller zu schwimmen.

TRICKS & TIPPS• Paddel abwechslungsweise nur an einem

Mittelfi nger einer Hand befestigen, Pull-Buoy zwischen die Beine nehmen und sich auf kurzen Strecken (8 × 50 m) voll und ganz auf einen sauberen Kraularm-zug im «Paddel-Arm» konzentrieren.

• Paddels an beiden Händen befestigen und wahlweise mit oder ohne Pull-Buoy zwi-schen den Beinen zügig eine kurze Strecke (6 × 50 m) mit sauberer Technik und ausrei-chenden Erholungspausen schwimmen.

• Mehrere kurze Sprinttrainings mit Pad-dels ins Training einbauen (4 × 50 m mit 20 Sekunden Pause), wobei die Geschwin-digkeit innerhalb von 50 Metern von zügig auf schnell gesteigert wird.

• Wichtig für alle Übungen: Das Paddel darf nie fl attern! Die Hände sind entspannt. Lassen Koordination oder Konzentration nach, Paddels zur Seite legen.

Paddles sollten nur dosiert und kurzzeitig eingesetzt werden. Dann aber kann mit ihnen ein effi zientes Technik- und Krafttraining durchgeführt werden.

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Der Winter neigt sich dem Ende zu, doch für alle angefressenen Langläufer ist dies noch lange kein Grund, aufs Skaten zu verzichten. Mit Skikes er-schliessen sich sogar völlig neue Trainingsgebie-te. Zugegeben: Ein bisschen holprig ist es schon, wenn man mit Skikes über Wald- und Feldwege skatet. Doch neben dem Spass und Naturerlebnis hat das ganzheitliche Training mit den Skikes zwei weitere entscheidende Vorteile: 1. Kein Verkehr und 2. kann man im Gegensatz zu gewöhnlichen

Inline-Skates ganz einfach bremsen. Schuh et-was nach vorne schieben, mit dem Unterschenkel Druck nach hinten unten auf den Stopper geben und schon stoppt man ohne Probleme. Bei den Skikes steigt man mit dem eigenen Schuh (das kann ein Sportschuh oder aber auch der Langlauf-schuh sein) in die Bindung und zurrt diesen simpel mit einem Band fest. Die Bewegung ist ähnlich wie beim Skaten auf Schnee. Von der Zukunft der al-ternativen Trainingsform überzeugt sind auch die

Sportwissenschaftler Walter Bucher und Stephan Steger. Sie haben deshalb die Broschüre «Spiel- und Übungsformen für Skike» und eine dazugehö-rende CD-Rom «Skiken: Lehren und Lernen leicht gemacht» herausgebracht. Die Broschüre zeigt, wie man das Skiken spielerisch erlernen, üben und sportlich ausüben kann. Sie ist für Fr. 14.50 (plus Fr. 2.– für Porto und Verpackung) zu beziehen bei [email protected] (FITforLIFE-Abonnenten be-zahlen Fr. 12.50; bitte auf Mail angeben).

Skaten mit Skikes

Der nächste Winter kommt bestimmt

Krafttraining hat seinen festen Platz im Trainingspro-gramm von Ausdauersportlern eingenommen. Damit man vom Krafttraining maximal profi tieren kann, sollte man aber einige Regeln beachten. Denn so, wie es im Laufsport verschiedene Trainingsformen gibt und man sich erst nach einer bestimmten Vorbereitungszeit an einen Wettkampf wagen kann, so gibt es auch im Kraft-training verschiedene Trainingsstufen, die man zeitlich aufeinander abstimmen sollte.

Der Reihe nach sind das die vier Stufen Stabilität, Kraft-ausdauer (zur Erhöhung der Widerstandsfähigkeit), Querschnittvergrösserung (für den Muskelaufbau) und Maximalkraft. Wann Sie zeitlich Ihr Krafttraining durch-führen, hängt primär von der Stufe ab. Erklimmen Sie Stufe um Stufe, je näher Ihr Wettkampfziel rückt. Wäh-rend es bei den ersten beiden Stufen noch kaum eine Rolle spielt, ob Sie das Krafttraining am gleichen Tag vor oder nach einem Ausdauertraining durchführen, sollten Sie bei den beiden Stufen Querschnittvergrösserung und Maximalkraft das Ausdauertraining zeitlich vor dem Krafttraining durchführen, da in diesen beiden Stufen mit

grossen Gewichten gearbeitet wird. Idealerweise steht das Krafttraining hier der optimalen Erholung wegen am Abend auf dem Programm. An Tagen, an denen Sie in-tensiv Kraft trainieren, sollte das Ausdauertraining ruhig und wenig intensiv gestaltet oder ganz ausgelassen wer-den. Die wichtigsten Tipps:• Die Bewegungsqualität steht auf allen Stufen

im Vordergrund.• Stabilität und allgemeine Kraftgymnastik kommen

ganzjährig zum Einsatz (Übungen mit dem eigenen Körpergewicht, Stationentraining im Fitnesscenter mit kleinen Gewichten und vielen Wiederholungen).

• Höhere Gewichte und sportartpezifi sche Übungen kommen mehr zur Anwendung, je näher der Wett-kampf rückt.

• Vor einem Wettkampf werden das Krafttraining allge-mein und die gestemmten Gewichte reduziert.

• Bei Training am gleichen Tag gilt: • Kraft zeitlich vor Ausdauer (bei tiefen Gewichten und/oder Anfängern).• Ausdauer zeitlich vor Kraft (bei hohen Gewichten und/oder Spitzenathleten).

ABSTIMMUNG VON KRAFT- UND AUSDAUERTRAINING

Ausdauer vor Kraft – oder umgekehrt?

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Beim Krafttraining mit geringen Gewichten spielt

es keine Rolle, ob es vor oder nach dem Ausdauer-

training durchgeführt wird. Beim Krafttraining mit

grossen Gewichten gilt die Regel: Ausdauer vor Kraft.

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training

Patrick WieserSchweizermeister Halb-Marathon3. Rang Jungfrau Marathon 2008

Mit dem Mizuno Laufschuh «Wave Ronin»,

dem extrem leichten Wettkampfschuh

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«Mizuno: Mein Laufschuh

für Spitzenleistungen»

Obwohl das klassische «Jum-pers Knee» – wie der Name

vermuten lässt – insbesondere bei Sprung- und Spielsportarten

vorkommt wie Volleyball, Basketball, Weitsprung oder Hochsprung, werden

auch viele Läufer damit konfrontiert. Grund dafür sind die beim Laufen auf-

tretenden exzentrischen Belastungen, die beim Aufprall auf den Boden wirken. Beim

Jumpers Knee, auch bekannt unter dem Na-men Patellaspitzensyndrom, handelt es sich

um eine lokale, schmerzhafte Überlastung der Patellasehne am unteren Pol der Kniescheibe. Die

Patellasehne ist die bedeutendste Sehne des Knie-gelenks, die von der Kniescheibe zum Schienbein zieht. Eine Überlastung der Patellasehne äussert sich entweder als Belastungsschmerzen beim Treppen-steigen, bei Kniebeugen oder aber bei Sprungbelas-tungen mit kurzen, grossen Kraftspitzen.

Als primäre Massnahme ist eine Pause einzuschal-ten, bis die Schmerzen abgeklungen sind. Im Akut-zustand helfen zudem physikalische (Kälte/Wärme,

Elektrostimulation, Ultraschall, Stosswellentherapie) und physiotherapeutische Massnahmen (Massage, Krankengymnastik) sowie ent-zündungshemmende Salben und Medika-

mente. Entscheidend für den weiteren Verlauf ist eine Überprüfung der Statik und der Muskelfunk-tionen. Dazu zählen insbesondere die Beweglichkeit

der Oberschenkelstreck- und Hüftbeuge-muskulatur, die Kraft in der hinteren Ober-schenkelmuskulatur, im inneren Anteil des Oberschenkelstreckers und in der hüftsta-bilisierenden und -streckenden Muskulatur. Nicht zuletzt gilt es eine allfällige Überpro-nation (= übermässiges Einknicken bei der Landung) mit Innenrotation des Schien-beins auszuschliessen.

6 Trainingstipps als Prävention gegen ein «Jumpers Knee»:• Steigern Sie zuerst die Häufi gkeit,

dann die Dauer und erst am Schluss die Intensität des Trainings.

• Eine Steigerung des Trainingsumfanges sollte nur in kleinen Schritten erfolgen.

• Intensive Trainings sollten nicht zu dicht aufeinanderfolgen.

• Sorgen Sie für eine optimale Statik, indem Sie Kraftübungen für die Ober-schenkel- und Gesässmuskulatur ins Training einbauen und sich vor dem Training genügend aufwärmen.

• Dehnen Sie regelmässig die besonders stark beanspruchte Oberschenkel-muskulatur.

• Nehmen Sie auftretende Beschwerden ernst und versuchen Sie der Ursache auf den Grund zu gehen und nicht nur die Symptome zu lindern!

Der Schmerz-punkt beim «Jumpers Knee» sitzt direkt unterhalb der Kniescheibe Richtung Schienbein.

TEXT: VALENTIN BELZ

SCHMERZEN UNTERHALB DER KNIESCHEIBE

So vermeiden Sie ein «Jumpers Knee»

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28. Februar 2009 Bremgarter Reuss-Lauf

28. März 2009 Badener Limmat-Lauf

11. April 2009 GP Fricktal – Osterlauf

26. April 2009 Aargauer Volkslauf

23. Mai 2009 Lenzburger Lauf

30. Mai 2009 Pfi ngstlauf Wohlen

29. August 2009 Murianer Herbstlauf

19. September 2009 Rothrister Lauf

10. Oktober 2009 Hallwilerseelauf

31. Dezember 2009 Gippinger Stauseelauf

AZAZ präsentiertEin Engagement der Aargauer Zeitung

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trainingVIKS TRAININGSTIPPS

In den letzten Jahren bin ich in der Schweiz zum Symbol für den Marathonlauf geworden. So werde ich regelmässig mit Fragen zum Laufsport bom-bardiert. Deshalb werde ich künftig an dieser Stelle exklu-siv im FIT for LIFE versuchen, meine Trainingsphilosophie einem breiten Publikum nä-herzubringen. Sozusagen ein VIKSYSTEM für jedermann.

Was braucht der Läufer?Der dreifache Olympia-Gold-medaillengewinner Emil Za-topek wurde einst von einem Journalisten über sein Ge-heimnis befragt. Seine Ant-wort brachte es auf den Punkt: «Vogel fl iegt, Fisch schwimmt, Mensch läuft». Wir Menschen sind gemacht fürs Laufen. Wir sind von Natur aus Läufer. Dazu benötigen wir einen ro-busten Körper. Doch gerade da beginnen die ersten Schwie-rigkeiten. Denn es scheint, dass sich unsere modernen Beweg ung sgewohnheiten negativ auf die Belastbarkeit unseres Bewegungsapparates ausgewirkt haben. Zum per-fekten Läufer gehören daher nicht nur Lauftrainings, son-dern ganz viele weitere Mosa-iksteine mit dazu. Als Läufer sollten wir nicht nur unseren Motor trainieren, sondern auch das Fahrgestell dazu.

Zwei eigene TrainingspläneAls Profi läufer schreibe ich mir zwei einander ergänzen-de Trainingspläne. Einen für die Aktivität und den ande-ren für die Erholung. In der Vorbereitung auf den Olym-piamarathon in Peking trai-nierte ich pro Woche 20–25 Stunden. Für die Erholung investierte ich 10–13 Stunden (neben dem Schlaf). Die Ak-tivität teilte sich auf in 75% Laufen, 15% Kraft- und Sta-bilitätstraining, 5% Technik-training und 5% alternative Trainingsformen. Einen so ho-hen Laufanteil zu absolvieren und diesen auch verkraften zu können, ist sicherlich eines meiner Er folgs geheimnisse und erst nach vielen Jahren Training möglich. Die 10–13 Stunden Erholung pro Woche verteilte ich wie folgt: Mit-tagsschlaf vier Stunden, Bä-der und Sauna drei Stunden, gezielte Kom pression auf die Unterschenkel zwei bis drei Stunden sowie Massage eine bis drei Stunden. Anders sieht die Verteilung nach einem Marathon aus. Da verringert sich in den ersten Wochen der Prozentsatz Laufen auf 50–60% zu Gunsten von Technik- und Alternativtraining. Viele weitere Mosaiksteine erfasse ich nicht in Form von Stun-den oder Prozenten. Ihr Stel-

lenwert ist aber gleich hoch wie derjenige von Aktivität und Erholung. Hervorheben möchte ich die Ernährung in Form einer vielseitigen Ba-siserährung als Grundlage. Auch im Materialbereich ist die Entwicklung enorm. So laufe ich meine Marathons in Spezialschuhen. Das kann im Wettkampf entscheidend sein, aber 99% ist Training und nur 1% Wettkampf. Trainiert wird in ganz normalen Schu-hen, für jedermann käufl ich im Sportfachhandel. Menta-les Training integriere ich im Trainings alltag. Ich arbeite mit Bildern und einer klaren Zielsetzung. Zeit, um mich noch mit einem Mentaltrainer zu treffen, investiere ich nicht. Und sonst? Ich versuche, ein ganz normales Leben zu füh-ren. Zeit für mein Umfeld zu haben, ist genauso wichtig wie harte Trainings. Nur wenn ich persönlich stabil und glück-lich bin, kann ich Topleistun-gen erbringen. Und zu guter Letzt lasse ich nie meine Zu-kunft aus den Augen. Sportler, die nur im Jetzt leben, werden irgendwann unglücklich sein.

Das Puzzle des HobbyläufersMein Laufanteil in der unmit-telbaren Marathonvorberei-tung ist mit 75% bereits sehr hoch, doch viele Hobbyläufer schaffen locker einen noch höheren Prozentsatz. Gerade dort liegt der grösste Fehler! Überlegen Sie sich nicht, ob ihr Intervalltraining 8 × 1000 m oder 10 × 800 m lang sein soll, das ist wenig entschei-dend. Hauptsache, Sie laufen nicht immer die gleiche Run-de. Zum Programm gehören auch Stretching, Kraftübun-gen oder Ruhe. Sie nützen manchmal mehr als ein hartes Training. Essen Sie vielsei-tig, aber schlucken Sie nicht jede Vitaminpille, für die ir-gendein Idol Werbung macht. Und sparen Sie nicht bei Ihrer Laufausrüstung, sondern eher bei den neusten Trends. Denn schneller werden Sie nicht mit dem neusten technischen Wundermittel, sondern mit einem gezielten und vielseiti-gen Lauftraining.

DER PERFEKTE LÄUFERZUM LAUFSPORT GEHÖRT MEHR ALS «NUR» LAUFEN

VIKTOR RÖTHLINist der schnellste Schweizer Marathonläufer aller Zeiten mit einer Bestzeit von 2:07:23. Seine wichtigsten Erfolge sind die Silbermedaille an den Europameisterschaften 2006 in Göteborg, die Bronzemedaille an den Weltmeisterschaften 2007 in Osaka und der 6. Rang an den Olympischen Spielen 2008 in Peking. Momentan bereitet sich Viktor Röthlin auf den London Marathon im April 2009 vor.

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Kohlenhydrate als BrennstoffKohlenhydrate sind die primären Ener-gielieferanten des Menschen. Im Vergleich zu anderen Bestandteilen der Nahrung wie Eiweiss und Fett sind Kohlenhydra-te schnell abbaubar, insbesondere, wenn es sich um kurzkettige Zucker oder Ein-fachzucker wie zum Beispiel Glucose oder Fruktose handelt.

Traubenzucker mit Jo-Jo-EffektTraubenzucker lässt den Blutzuckerspiegel schnell in die Höhe schnellen. Der Brenn-stoff aus reiner Glucose hat aber einen we-sentlichen Nachteil: Der Blutzuckerspiegel sinkt ebenso schnell wieder ab, man läuft oder fährt «gegen die Wand». Um eine solch energetische Berg-und-Tal-Fahrt zu vermeiden, sollten Sportler auf komple-xere, längerkettige Kohlenhydrate zurück-greifen.

Glykämischer IndexDie Geschwindigkeit von Anstieg und Ab-fall des Blutzuckerspiegels wird als Gly-

kämischer Index ausgedrückt. Da dieser bei keinem Lebensmittel so hoch ist wie bei reiner Glucose, wird der Glykämische Index im Verhältnis zu diesem 100% Wert angegeben. Corn Flakes oder Weissbrot beispielsweise haben einen hohen Gly-kämischen Index. Milch, Beeren oder Pilze einen tiefen. Bei einer Banane variiert er je nach Reifegrad und Fruchtzuckergehalt. Ideal sind Kohlenhydratquellen, die den Körper sowohl schnell wie auch kontinu-ierlich mit der erforderlichen Energie ver-sorgen, damit der Blutzuckerspiegel mög-lichst konstant bleibt und keine ständigen Berg-und-Tal-Fahrten ausführt.

Unter einer Stunde Belastung reicht WasserIm normalen Ausdauertraining macht eine Zufuhr von Kohlenhydraten erst ab einer Dauer von etwa einer Stunde Sinn. Bis zu einer Stunde kann man sich getrost gar nicht verpfl egen oder bei hohen Aussen-temperaturen den Flüssigkeitsverlust mit gewöhnlichem Wasser ersetzen.

Bei lockeren Einheiten auch feste Nahrung möglichBei Trainings über einer Stunde ist eine Kohlenhydratzufuhr sinnvoll, z. B. mit Sportgetränken, die einen Kohlenhydrat-gehalt von rund 6–8% aufweisen. Bei nicht extrem intensiven Belastungen (Long-jog, Bergtouren, Veloausfahrten) können durchaus auch leichte Snacks eingenom-men werden (Bananen, Biberli, Honigbrot, Energieriegel).

Bei ganz langen Belastungen Salz nicht vergessenWährend langen und strengen Belastun-gen ist es wichtig, kontinuierlich genügend Kohlenhydrate und Salz zu sich zu neh-men. Dazu geeignet sind Sportgetränke, Riegeln und Gels, obwohl darin der Salz-gehalt meist eher am unteren Limit liegt (evtl. Salz beifügen). Bei Gels die Zugabe von Flüssigkeit nicht vergessen. Der Vor-teil von Getränken, Rigel und Gels sind das leichte Handling, die schnelle Ver-fügbarkeit und die geringe Belastung der

Wer mehr leistet, verbraucht und benötigt mehr Energie. Diese simple Gleichung gilt nicht nur für Benzinmotoren, sondern auch für Sportler.

Kohlenhydrate

TEXT: ANDREAS GONSETH

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«Viele Hobbysportleressen wie Spitzensportler.»

Frau Spahr, früher hiess es, Sportler soll-ten sich kohlenhydratreich ernähren. Jetzt werden Kohlenhydrate immer öfters als unerwünschte Dickmacher bezeichnet und es wird eine kohlenhydratarme Ernährung propagiert. Gilt das auch für Sportler?Man muss ganz klar unterscheiden zwi-schen der Basis- und einer spezifi schen Sporternährung. Vor und während einer auszehrenden sportlichen Aktivität ist eine ausreichende Zufuhr an Kohlenhyd-raten mitentscheidend für die Leistungs-fähigkeit. In der Basisernährung im Alltag werden aber tatsächlich oft zu viele Koh-lenhydrate eingenommen. Ambitionierte Sportler, die täglich intensiv trainieren, brauchen auch in der Basisernährung ei-nen erhöhten Kohlenhydratanteil. Aber Menschen, die zwei- dreimal die Woche trainieren und sonst relativ wenig Bewe-gung im Alltag haben, brauchen deswegen noch keine speziell kohlenhydratreiche Ernährung. Viele Hobbysportler betreiben ihren Sport als Prävention und zum Zweck der Gesundheitsförderung, sie essen aber wie Spitzensportler.

Wo liegt die Gefahr, wenn die Basis-ernährung zu kohlenhydratreich ausfällt?Bei inaktiven oder mässig aktiven Men-schen kann das zu einer unfreiwilligen Gewichtszunahme führen, weil zu viel Gesamtenergie zugeführt wird. Und die durch den Blutzuckeranstieg angekurbelte Insulinausschüttung kann eine Umwand-lung der Kohlenhydrate in Fett bewirken. Zudem erhöht gemäss neueren Erkennt-nissen ein Zuviel an Kohlenhydraten das Risiko für Diabetes Typ II, Bluthochdruck und andere Herzkreislauf-Erkrankungen.

Wie kann man den Kohlenhydratkonsum sinnvoll einschränken?Indem man zum Beispiel den Anteil an Gemüse und Salat erhöht, den Anteil an Süssigkeiten vermindert und stärkehalti-gen Nahrungsmittel dem Bedarf anpasst. Man sollte sich bewusst sein, wo überall Kohlenhydrate drin sind.

Welches sind «Kohlenhydratfallen»?Sicher die Süssgetränke, die enorm viel Zucker beinhalten. Oder Fruchtsäfte. Aber auch ein normaler kleiner Becher Joghurt.Da stecken etwa vier Würfelzucker drin. Auch Früchte sollten nicht unterschätzt werden. Sie sind zwar gesund, aber eben-falls reich an Kohlenhydraten.

Wie stark sollte man die Einnahme von Kohlenhydraten einschränken?Obwohl sich ein Zuviel an Kohlenhydra-ten bei inaktiven Menschen wie erwähnt ungünstig auswirken kann, dürfen die Kohlenhydrate jetzt nicht plötzlich verteu-felt werden. Kohlenhydrate sind wichtig. Gerade stärkehaltige Kohlenhydratquellen wie Reis, Teigwaren oder Kartoffeln sind wertvolle Energielieferanten.

Gibt es gute und schlechte Kohlenhydrate?Energetisch betrachtet hat jedes Gramm Kohlenhydrate die gleiche Energiemen-ge. Aber die Begleitprodukte neben den Kohlenhydraten – in Vollkornprodukten z. B. stecken viele wertvolle drin – und die Verfügbarkeit sind je nach Nahrungsmittel stark unterschiedlich.

Wieso sollte man am Abend nur sehr gemässigt Kohlenhydrate einnehmen?Weil so der Blutzuckerspiegel weniger stark ansteigt, was sich positiv auf die Fettver-brennung über die Nacht auswirken kann. Die abendliche Mahlzeit sollte einen fett-armen Eiweisslieferanten sowie eine gros-se Menge an Gemüse enthalten.

Expertin Corinne Spahr gibt Ernährungstipps

CORINNE SPARist Dipl. Ernährungsberaterin und Erwachsenenbildnerin HF. Die ehemalige Skirennfahrerin führt zusammen mit Daniela Fahrni in Bern das Zentrum für Ernährungsberatung und Bewegung, in dem sie unter anderem auch übergewichtige Jugendliche berät.www.corinnespahr.ch

ernährung

Verdauung. Die eingenommenen Produk-te sollten im Vorfeld getestet werden. Ein Nachteil industriell gefertigter Produkte ist der relativ hohe Preis.

Gezieltes Carboloading vor einem WettkampfIm Vorfeld eines Wettkampfes empfeh-lenswert ist das Kohlenhydrate-Bunkern, das sogenannte Carboloading. Dazu wird 1–4 Tage vor dem Wettkampf eine sehr kohlenhydratreiche Ernährung bei gleich-zeitiger Reduktion des Trainings prakti-ziert. Während des Carboloading muss auf eine genügend hohe Flüssigkeitszufuhr geachtet werden. In dieser Phase kann bis zu 70% der Energie in Form von Koh-lenhydraten zugeführt werden, also weit mehr als im normalen Alltag. Neben den klassischen und «voluminösen» Kohlen-hydratquellen wie Pasta, Brot, Kartoffeln und Reis sollten auch energiereiche Pro-dukte wie Fruchtsäfte, Sport- und Süssge-tränke, fettarme Süssigkeiten, Zucker und Honig genutzt werden.

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«Triathleten haben immer Angst, sie würden zu wenig trainieren. Aber das ist nur ein Problem im Kopf, denn keiner trainiert zu wenig. Dennoch habe ich ein extrem schlechtes Gewissen, wenn ich an einem Tag in einen Stress gerate und ein Training ausfallen lassen muss.»

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gespräch

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Sieg am Ironman Zürich, Sieg am Half Ironman in Rapperswil, sensationeller vierter Rang an den Weltmeisterschaften in Hawaii: Die Saison 2008 war das Jahr des Ronnie Schildknecht. Ein Gespräch mit dem besten Schweizer Langdistanztriathleten.

Triathlet Ronnie Schildknecht

« hawaii ist mein grosses ziel!»

ie Bise bläst. Temperaturen um den Gefrierpunkt. Nie-selregen. Kein idealer Zeit-punkt für ein Fotoshooting im Freien. Ronnie Schild-knecht nimmts gelassen. Mit stoischer Ruhe sitzt er auf

dem kalten Eisengeländer und versucht die Anweisungen des Fotografen umzusetzen. «Ein bisschen nach links schauen – jetzt nach rechts, geradeaus, etwas nach unten, ernst, fokussiert. Und jetzt bitte strahlen!» Der 29-jährige Thalwiler meistert die An-weisungen routiniert und ohne Starallüren. Entspannt und unkompliziert. Lange steht er noch nicht im Schweinwerferlicht. Viele Jahre waren die Resultate zwar gut, aber nicht überragend, sie boten wenig Grund für die grossen Schlagzeilen. Die gehörten den Aushängeschildern Olivier Bernhard und Christoph Mauch. Nach deren Rück-tritt aber startete Schildknecht durch. Mit dem vierten Rang am Ironman Hawaii katapultierte er sich ins Establishment der Profi triathleten. Noch ein paar Bilder im

Kurzarmshirt, dann schnell die Sachen zu-sammenpacken und ab in die Wärme.

Ronnie Schildknecht, es ist kurz nach Mittag und bissig kalt. Wie viele Kalo-rien haben Sie heute schon verbrannt?Noch relativ wenige. Vor dem Mittag war ich 45 Minuten joggen, das werden also rund 600 Kalorien gewesen sein. Am späteren Nachmittag gibts aber noch ein Schwimmtraining.

Ist es ein Vorteil des Spitzensportlerda-seins, so viel essen zu können, wie man will, oder müssen Sie Kalorien zählen?Nein, das muss ich nicht, da würde ich mich nur verkrampfen. Gesund und aus-gewogen ernähren, essen, wann ich Hun-ger habe – damit fahre ich am besten.

Kein ideales Wettkampfgewicht?Doch. Rund einen Monat vor einem Wett-kampf esse ich nicht mehr so viel Schokola-de und reduziere den Alkohol auf ein Mini-mum. Dann verliere ich noch ein Kilo.

Sie spüren, wenn Sie innerhalb eines Monats ein Kilo abnehmen?Ja, das spüre ich. Nicht unbedingt äusser-lich, aber mein Körpergefühl ist anders. Das fühlt sich gut an. Optisch bemerkt das eher meine Freundin.

Macht Ihre Partnerin auch Sport?Sie ist aktiv und läuft ab und zu einen Halbmarathon.

Wie lange sind Sie schon zusammen?Vier Jahre. Und seit ein paar Monaten wohnen wir mit zwei Katzen zusammen in Thalwil.

Ist ein Spitzensportler «beziehungsverträglich»?Grundsätzlich ist das sicher kein Hin-dernis. Zeit fi ndet sich immer. Oft ge-niessen wir am Abend einen guten Wein zum Essen. Das muss aber kein Gourmet-Menü sein. Penne al Dente mit feiner Tomatensauce sind für mich das Feinste.

DINTERVIEW: ANDREAS GONSETHFOTOS: BODO RÜEDI

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«Es ist ein Egoistensport, klar, aber ich sehe das nicht so einseitig. Ich persönlich bin kein Egoist und pflege viele soziale Kontakte.»

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Familienplanung?Da wir beide den Bachelor machen, ha-ben wir aktuell noch andere Prioritäten. Zudem sind wir gerade «Eltern» von zwei Büsis geworden.

Wie oft haben Sie am Abend ein schlech-tes Gewissen, weil Sie denken, zu wenig trainiert zu haben?Öfters. Triathleten haben immer Angst, sie würden zu wenig trainieren. Aber das ist nur ein Problem im Kopf, denn keiner trainiert zu wenig. Dennoch habe ich ein extrem schlechtes Gewissen, wenn ich an einem Tag in einen Stress gerate und ein Training ausfallen lassen muss.

Holen Sie dieses Training am nächsten Tag nach?Nein, das habe ich mir abgewöhnt, das bringt nichts. Aber vielleicht mache ich dann unbewusst aus einem lockeren Trai-ning ein etwas härteres Training als Kom-pensation.

Und wie oft denken Sie zu Beginn einer mehrstündigen Ausfahrt, wenn diese doch nur schon vorbei wäre?Auf fünfstündigen Ausfahrten denke ich beim Losfahren oft nach den ersten zehn Minuten, ich könnte jetzt eigentlich wieder umkehren. Nach ein, zwei Stunden ändert sich aber das Gefühl, da kommt die Freude und ich bin stolz auf mich, dass ich nicht umgekehrt bin. In den Trainingslagern habe ich eher Anfahrtsschwierigkeiten.

Auch beim Laufen und Schwimmen?Beim Laufen weniger, beim Schwimmen hingegen schon. Bis zum Hineinspringen tönen fünf Kilometer nach unheimlich viel. Wenn ich ein konkretes Programm habe, geht es wesentlich einfacher. Aber wenn ich einfach hineinspringe und zu schwim-men beginne, steige ich meist nach zwei Kilometern wieder aus dem Wasser.

Wie hoch ist die Lust- im Vergleich zur Disziplinkomponente?Disziplin ist im Spitzentriathlon der Haupt-teil. Erst die Befriedigung, wenn man etwas

geleistet hat, bringt die Lust mit sich. Die Lust kommt mit der Disziplin.

Wo liegen die Glücksmomente im Leben eines Triathlonprofi s, wenn die Disziplin überwiegt?Es ergeben sich immer wieder viele kleine Glücksmomente. Zum Beispiel im Som-mer, wenn Kollegen auf eine Trainings-fahrt mitkommen. Ausfahren, diskutie-ren, danach zusammen grillieren – dann ist mein Beruf Genuss pur und überhaupt kein Müssen. Als Berufssportler trainiert man zwar viel, aber man kann sich den Tag selber einteilen, das ist ein Luxus.

Welchen Berufswunsch hatten Sie als Kind?Ich wollte Tennisspieler werden.

Wann zerschlug sich dieser Traum?Etwa mit vierzehn Jahren. Ich habe sehr früh mit Tennis begonnen und wett-kampfmässig gespielt. Meine Eltern haben mich ziemlich gepusht. Im positiven Sin-ne gepusht, sehr unterstützend. Dennoch hat es mir Druck gegeben und das ertrug ich damals noch nicht. Ich wechselte zum Inline-Hockey und war total begeistert. Ich wollte in die Nationalmannschaft. Dazu war ich aber zu wenig gut. Schön war, dass mich meine Eltern auch im neu-en sportlichen Hobby unterstützten.

Und wann wurde es zu Ihrem Berufs-wunsch, 3,8 km zu schwimmen, 180 km Rad zu fahren und zum Dessert einen Marathon zu laufen?Das ist kein Berufswunsch, da rutscht man hinein. Begonnen hat es wie bei vielen: Ich war etwa siebzehn, als ich im Fernsehen einen Beitrag über den Ironman Hawaii sah und ein Kollege meines Vaters den Ironman in Zürich schaffte. Das hat mich fasziniert, ich fand das cool. Und die Ty-pen haben fi t ausgesehen.

Wie schnell machten Sie Fortschritte?Rad gefahren bin ich schon damals ger-ne, gelaufen auch. Nur das Schwimmen war ein Riesenseich, aber es gehörte halt

dazu. Was mir im Triathlon extrem half und immer noch hilft, ist meine polyspor-tive Vergangenheit. Ich besitze eine relativ gute Grundschnelligkeit, aber mittlerweile auch die Ausdauer, habe also beide Kom-ponenten, die im Triathlon gefragt sind.

Was unterscheidet Triathlon vom Tennis?Tennis ist ein extrem mentales Spiel. Ge-rade daran bin ich oft gescheitert. Im Trai-ning konnte ich fast alles, im Spiel aber bekam ich ein «kurzes Händchen» und konnte mein Können nicht umsetzen. Im Tennis muss man seine Emotionen kont-rollieren, um das Gefühl nicht zu beein-trächtigen. Man kann nicht einfach drauf-losschlagen, wenn man «hässig» ist.

Wurden Sie oft «hässig»?Ja, extrem. Ich habe «täubelet» auf dem Platz. Früher war das wirklich schlimm, ich konnte nicht verlieren und war extrem ehrgeizig. Im Triathlon ist es einfacher, da kann man seine ganze Energie positiv einsetzen. Und Emotionen wie Wut kenne ich da gar nicht.

Ist der Ehrgeiz immer noch da oder ist eine gewisse Gelassenheit aufgetreten?Der Ehrgeiz ist immer noch da, aber mein Selbstbewusstsein hat sich verändert. Ich weiss jetzt, was ich kann. Den Ehrgeiz kann ich dadurch besser steuern. Aber un-geduldig bin ich immer noch. Und die Ner-ven sind nach wie vor nicht meine grosse Stärke. Im Vorfeld eines Wettkampfes bin ich recht nervös und schnell am Anschlag. Mein Umfeld weiss das mittlerweile und nimmt Rücksicht.

Triathlonprofi s richten ihr ganzes Leben darauf aus, auf den Punkt X die best-mögliche Leistung zu bringen. Über-spitzt gesagt sind es Egoisten, die ihren Beruf ganz alleine für sich ausüben. Stellt sich da manchmal die Sinnfrage?Es ist ein Egoistensport, klar, aber ich sehe das nicht so einseitig. Ich persönlich bin kein Egoist und pfl ege viele soziale Kon-takte. Mein Umfeld hat unglaublich

«Rad gefahren bin ich schon mit siebzehn gerne, gelaufen auch. Nur das Schwimmen war ein Riesenseich, aber es gehörte halt dazu.»

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gespräch

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Freude an meiner Leistung und ich habe das Gefühl, ich könne viele Menschen dazu motivieren, auch selber etwas zu tun. Ich versuche ein gutes Vorbild zu sein, möchte zeigen, was Sport einem bringen kann.

Beim sportlichen Training, vor allem im Ausdauersport, steht das intellektuelle Element nicht im Vordergrund. Wie trainieren Sie Ihren Geist?Für mich war immer klar, dass ich nie iso-liert auf die Karte Triathlon setzen würde. Die geistige Ablenkung neben dem Sport ist wichtig und auch der Austausch mit Menschen, die sich nicht in der Sportwelt bewegen. Deshalb habe ich nach meiner KV-Lehre die Berufsmittelschule nach-geholt. Vor zwei Jahren habe ich mit dem Kommunikationsstudium an der Hoch-schule HWZ begonnen und in zwei Jahren mache ich den Bachelor. Auf diese Weise hole ich mir meinen «Brain-Food».

Liest ein Triathlet Bücher?Sehr gerne. Vor allem Biografi en. Oft Sport biografi en.

Erkennen Sie sich selber in diesen Biografi en?Eigentlich nicht, nein. Aber ich fi nde sie sehr interessant. Bode Miller habe ich ge-lesen, Hermann Maier, Jan Ullrich.

Was konnten Sie daraus entnehmen?Alle grossen Champions waren eigene Persön-lichkeiten, die unbeirrbar ihren Weg gingen.

Gingen auch Sie immer Ihren Weg?Früher nicht, aber im Triathlonsport schon. Viele Leute gaben mir in der Zeit, als es mir nicht gut lief, gut gemeinte Ratschläge. Doch obwohl ich ein absolutes Triathlon-greenhorn war, hörte ich immer auf mei-nen Körper. Und heute weiss ich, dass ich auf ihn hören muss. Er gibt mir sehr starke Signale, viel stärker als anderen Sportlern. Ich bin etliche Male nach 20 Minuten Trai-ning umgekehrt, weil ich ein schlechtes Gefühl hatte.

Passiert das auch heute noch?Ja. Das ist tagtäglich meine grosse Her-ausforderung. Mein Körpergefühl ist zwar eine Gabe, aber auch eine Belastung, weil es sich so ausgeprägt äussert. Es gibt Ath-leten, die fühlen sich immer gut. Manch-mal wünschte ich mir, es ginge mir auch so. Ein Matthias Hecht zum Beispiel ist immer gut drauf und frisch, er strahlt das schon am Morgen früh aus. Ich bin dann alles andere als frisch und muss mich enorm überwinden.

Braucht Ihr Körper weniger Reize?Ich komme sehr schnell in Form. Immer wieder verschiedene Reize zu setzen, ist für mich der Schlüssel zum Erfolg. Ich re-duziere daher eher den Umfang, als Ein-bussen in der Qualität in Kauf zu nehmen. Zudem trainiere ich lieber härter, dafür kürzer. Im Leistungssport wird das aber oft als Faulheit ausgelegt, gerade im Aus-dauersport. Da heisst es schnell, der trai-

niert ja kaum. In Trainingslagern trainiere ich aber auch bis 35 Stunden pro Woche.

Zweifelten Sie manchmal?Natürlich. Beim Ironman Florida 2002 wurde ich auf Anhieb Siebter, da dachte ich, «I am the man». Aber das dachte nur der Kopf, der Körper war noch lange nicht so weit. Dann folgten die Rückschläge. Ich litt auf der Langdistanz lange unter Krämpfen. Da habe ich gedacht, das sei nicht meine Distanz.

Was denken Sie während eines Wettkampfes?Wenn es läuft, gar nichts, da bin ich im absoluten Flow. Da ist dann mehr eine in-nere Freude vorhanden, so ein Gefühl von «wow, geil».

Und wenn es nicht läuft?Das kann auch sein. Vor allem wenn die Gedanken ins Spiel kommen. Gedanken wie «rücken die anderen näher?», oder «wie weit ist es noch?». Die kann man nicht steuern, die kommen einfach.

Ist es auch schon völlig gekippt?Ja, aber in letzter Zeit immer seltener. Beim Ironman Zürich habe ich mich dieses Jahr super gefühlt und alles lief perfekt. Aber plötzlich kamen Zweifel auf und es dreh-te, ich fühlte mich schlecht. Ich hatte keine Informationen, wie weit die anderen zu-rücklagen, und ich hatte das Gefühl, dass sie aufholen würden. Als dann die Mel-

«Der Ehrgeiz ist immer noch da, aber mein Selbstbewusst-

sein hat sich verändert. Ich weiss jetzt, was ich kann.»

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gespräch

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dung kam, dass die anderen auch langsamer fuhren und mein Vorsprung sogar noch angewachsen war, fühlte ich mich plötzlich wieder gut. Die Befi ndlichkeit fand also im Kopf statt. Meine Gedanken verselbstständig-ten sich.

Kämpft man im Wett-kampf gegen sich selbst oder gegen die anderen?Wenns gut läuft, kämpfe ich gegen niemanden, wenns schlecht läuft, gegen mich.

Wie nahe liegen «noch ei-nen Zacken zulegen» und «aufgeben» beisammen?Manchmal sehr nahe. Beim Ironman Hawaii dieses Jahr war ich nach 120 Kilome-tern kurz davor aufzugeben. Wenn da ei-ner gewettet hätte, ich würde Vierter wer-den, hätte ich mit einer Million dagegen gesetzt. Ich wollte den Wettkampf einfach noch im Anstand beenden. Plötzlich ka-men all jene, die mich überholt hatten, wieder näher. Ich erhielt einen Anreiz von aussen, der mir zeigte, dass ich doch nicht so schlecht unterwegs war. Beim Ironman ist es wie im Tennis: Der Match ist erst zu Ende, wenn der letzte Ball gespielt ist.

Was passierte dann? Zuerst blieb ich einfach dran und wechsel-te zum Laufen. Die ersten zehn Kilometer waren bloss solid. Doch dann hat mich Rutger Bethke überholt, ein bekannter-massen erstklassiger Läufer. Ich merkte, dass ich nahe bei ihm bleiben konnte, und lief in eine Euphorie, obwohl es so hart war wie noch nie.

Wie intensiv träumen Sie den Hawaiitraum?Sehr intensiv. Und er wird immer intensi-ver. Vor allem jetzt, da ich weiss, dass ich gewinnen kann. Der Hawaiisieg ist mein grosses Ziel.

Bringen Ihnen solche Grenzerfahrungen auch im normalen Leben etwas?Nach jedem Tief kommt irgendwann wie-der ein Hoch. Das tönt zwar banal, aber es stimmt. Dieses Wissen, dass es Tiefs gibt und dass sie vorbeigehen, das bringt schon viel. Das Sich-überwinden-Können bringt mich weiter.

Im Triathlon braucht es enorm viel Zeit, bis man an die Spitze vorstösst. Braucht der Körper so lange oder der Geist?Die Kombination. Der Körper ganz sicher.

Einen gewissen Umfang muss man leisten, wenn man vorne dabei sein will. Und bis der Körper diesen Umfang zu leisten im-stande ist, braucht es einfach einige Jahre Training. Aber auch der Geist ist entschei-dend, fast noch wichtiger. Der Glaube an sich und seine Fähigkeiten sind elementar für den Erfolg.

Moderne Triathlonvelos sind so leicht und schnell wie nie zuvor, es gibt etliche neue technische Entwicklungen wie ef-fi ziente Kühlungsmöglichkeiten, Funkti-onsbekleidung, moderne Regenerations-massnahmen usw. – dennoch sind die sechs schnellsten Zeiten auf Hawaii alle vor zehn bis fast zwanzig Jahren erzielt worden. Waren die früheren Triathleten besser?Gute Frage. Ich weiss es nicht. Das war zu Zeiten eines Mark Allen. Er gehört für mich zu den allergrössten Athleten über-haupt.

War früher die Entschlossenheit und der Wille zur Leidensfähigkeit grösser?Ich weiss es wirklich nicht. In Hawaii sind die Bedingungen entscheidend und ich weiss nicht, ob die heute noch gleich sind wie früher. Hawaii hat zudem extrem viel mit Erfahrung zu tun. Ein Mark Al-len fi nishte in Hawaii erst bei seiner sieb-ten Teilnahme erstmals. Er hat sehr viel durchgemacht, bevor er Erfolg hatte.

Welcher Sportler hat Ihnen am meisten Eindruck gemacht?Stefan Edberg. Der war immer so ruhig und hatte seine Emotionen unter Kont-rolle. Ein Gentleman auf dem Platz. Er hat mir gezeigt, dass man kein Tyrann sein muss, um erfolgreich zu sein.

Sonstige Vorbilder?Meine Eltern. Mein Vater war mit seiner Disziplin und seinem Perfektionis-mus ein Vorbild. Ich bin weniger der Perfektionist. Meine Mutter war als Aus-gleich eher locker, mehr auf der Gefühlsebene. Dieser Mix hat mich geprägt.

Wie haben Sie reagiert, als das Parlament vor einigen Wochen Antido-ping Schweiz mehr Geld verweigert hat?Das hat mich wütend ge-macht. Die Dopingbekämp-fung ist ungemein wich-tig. Man kann doch nicht einfach sagen, wir wollen kein Doping, aber nichts dafür tun. Das ist schein-

heilig. Geärgert habe ich mich auch darü-ber, dass diese Entscheidung den Medien kaum ein paar Zeilen wert war. Sonst wird das Thema Doping mit den ganz grossen Schlagzeilen thematisiert.

Wie positionieren Sie sich in Sachen Doping?Ich möchte so transparent wie möglich sein und dazu braucht es Dopingkont-rollen. Ich habe mich beim Bundesamt für Sport für eine Studie gemeldet. Ver-schiedene Parameter meines Blutes wer-den regelmässig gemessen. Daraus wird ein Profi l erstellt, welches Abweichungen registriert. Das ist zwar kein eigentliches Antidopingprojekt, sondern eine Studie, die zeigen soll, ob die Blutparameter Auf-schluss über ein vorhandenes Leistungs-potenzial geben. Aber gleichzeitig werden so bei mir alle Werte gemessen und sind einsehbar. Ich plädiere für den gläsernen Athleten.

RONNIE SCHILDKNECHT

Alter: 29Grösse: 184 cmGewicht: 78 kg Wohnort: ThalwilBeruf: Triathlet; Bachelor in KommunikationHobbies: Tennis, Kino, LanglaufTeam: ewz power teamCoach: Marc BamertSponsoren: ewz, Medisport, Puma, Volvo, Can-nondale, Tempo-Sport, Sponser, Aqua SphereHomepage: ronnie.absolog.ch Grösste Erfolge: 4. Rang Ironman Hawaii 2008, Sieg Ironman Zürich 2007 und 2008, Sieg Iron-man 70.3 Rapperswil 2007 und 2008, Sieg Powerman- Europameisterschaft 2008, 2. Rang Ironman 70.3 Singapur 2007.

Ronnie Schildknecht am Ziel beim Ironman Switzerland. Das Jahr 2008 wurde seine erfolgreichste Saison in seiner bisherigen Karriere.

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