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Interne Kommunikation in einem Großkonzern Projektergebnisse bereichsübergreifend erfolgreich publizieren Katrin Lang, Karl-Josef Wack, Daimler AG, Group Research & Advanced Engineering, Ulm Zusammenfassung Die Verteilung von Informationen innerhalb eines Großkonzerns ist ein wesentlicher Aspekt zur Stei- gerung der Wettbewerbsfähigkeit. Eine besondere Relevanz gilt dabei aktuellen Ergebnissen von Projekten aus Forschung- und Entwicklung. Innovationen die gerade aus solchen Querschnittsbereichen resultieren, haben oftmals einen weitreichenden Nutzen über die unter- nehmensinternen Grenzen der einzelnen Bereiche und Produkte hinweg. Der nachfolgende Beitrag beschäftigt sich mit der gezielten Aufbereitung von Projektergebnissen aus Forschung & Entwicklung und deren bereichsübergreifenden, internen Kommunikation anhand eines Anwendungsbeispiels. Dabei werden die innerhalb der Daimler AG eingesetzten Medien und die sich dadurch ergebenden Informationsflüsse vorgestellt sowie auf die Informationsbrüche eingegangen. Einleitung Die Wettbewerbs- und Wachstumsfähigkeit eines Unternehmens hängt oft davon ab, inwieweit die interne Business-Kommunikation in die Kerngeschäftsprozesse integriert ist (Kuhlin & Thielmann 2005). Eine „offene“ Kommunikation gegenüber Mitarbeitern gilt dabei als ein wesentlicher Aspekt (Herrmann 2007). Die Daimler AG ist ein Großkonzern mit weltweit über 250.000 Mitarbeitern, da- von 10.000 Mitarbeiter in Forschung und Entwicklung. Der interne Vernetzungsgrad und die Informa- tionsflüsse spielen bei einem Unternehmen dieser Größe eine entscheidende Rolle. Daher müssen die verschiedenen Kommunikationsansätze, wie beispielsweise Top-Down, Bottom-Up sowie In- Between, praktiziert und entsprechend durch Medien unterstützt werden. Dem Bereich Forschung und Entwicklung kommt als Querschnittsbereich, welcher Fachabteilungen und Baureihenprojekte aus verschiedenen Business Units als internen Kunden bedient (vgl. Abbildung 1), eine besondere Bedeutung hinsichtlich interner Kommunikation zu. Financial Services Bus Truck Van Financial Services Financial Services Bus Bus Truck Truck Van Van M/R/G S C/E smart/ A/B M/R/G M/R/G S S C/E C/E smart/ A/B smart/ A/B Forschung und Entwicklung Produkt (PKW) Business Unit Abbildung 1 - Organisation von Forschung und Entwicklung der Daimler AG Projekte in Kooperation mit unterschiedlichen Abteilungen und in verschiedenen Bereichen führen oftmals zu Innovationen, welche zusätzlich für andere, nicht involvierte Bereiche relevant sein kön-

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Die Verteilung von Informationen innerhalb eines Großkonzerns ist ein wesentlicher Aspekt zur Steigerung der Wettbewerbsfähigkeit. Eine besondere Relevanz gilt dabei aktuellen Ergebnissen von Projekten aus Forschung und Entwicklung. Innovationen die gerade aus solchen Querschnittsbereichen resultieren, haben oftmals einen weitreichenden Nutzen – über die unternehmensinternen Grenzen der einzelnen Bereiche und Produkte hinweg. Der nachfolgende Beitrag beschäftigt sich mit der gezielten Aufbereitung von Projektergebnissen aus Forschung & Entwicklung und deren bereichsübergreifenden, internen Kommunikation anhand eines Anwendungsbeispiels. Dabei werden die innerhalb der Daimler AG eingesetzten Medien und die sich dadurch ergebenden Informationsflüsse vorgestellt sowie auf die Informationsbrüche eingegangen.

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Interne Kommunikation in einem Großkonzern – Projektergebnisse

bereichsübergreifend erfolgreich publizieren Katrin Lang, Karl-Josef Wack, Daimler AG, Group Research & Advanced Engineering, Ulm

Zusammenfassung Die Verteilung von Informationen innerhalb eines Großkonzerns ist ein wesentlicher Aspekt zur Stei-

gerung der Wettbewerbsfähigkeit. Eine besondere Relevanz gilt dabei aktuellen Ergebnissen von

Projekten aus Forschung- und Entwicklung. Innovationen die gerade aus solchen

Querschnittsbereichen resultieren, haben oftmals einen weitreichenden Nutzen – über die unter-

nehmensinternen Grenzen der einzelnen Bereiche und Produkte hinweg.

Der nachfolgende Beitrag beschäftigt sich mit der gezielten Aufbereitung von Projektergebnissen aus

Forschung & Entwicklung und deren bereichsübergreifenden, internen Kommunikation anhand eines

Anwendungsbeispiels. Dabei werden die innerhalb der Daimler AG eingesetzten Medien und die sich

dadurch ergebenden Informationsflüsse vorgestellt sowie auf die Informationsbrüche eingegangen.

Einleitung Die Wettbewerbs- und Wachstumsfähigkeit eines Unternehmens hängt oft davon ab, inwieweit die

interne Business-Kommunikation in die Kerngeschäftsprozesse integriert ist (Kuhlin & Thielmann

2005). Eine „offene“ Kommunikation gegenüber Mitarbeitern gilt dabei als ein wesentlicher Aspekt

(Herrmann 2007). Die Daimler AG ist ein Großkonzern mit weltweit über 250.000 Mitarbeitern, da-

von 10.000 Mitarbeiter in Forschung und Entwicklung. Der interne Vernetzungsgrad und die Informa-

tionsflüsse spielen bei einem Unternehmen dieser Größe eine entscheidende Rolle. Daher müssen

die verschiedenen Kommunikationsansätze, wie beispielsweise Top-Down, Bottom-Up sowie In-

Between, praktiziert und entsprechend durch Medien unterstützt werden. Dem Bereich Forschung

und Entwicklung kommt als Querschnittsbereich, welcher Fachabteilungen und Baureihenprojekte

aus verschiedenen Business Units als internen Kunden bedient (vgl. Abbildung 1), eine besondere

Bedeutung hinsichtlich interner Kommunikation zu.

Financial ServicesBusTruckVanFinancial ServicesFinancial ServicesBusBusTruckTruckVanVanM/R/GSC/E

smart/A/B M/R/GM/R/GSSC/EC/E

smart/A/B

smart/A/B

Forschung und Entwicklung

Produkt (PKW) Business Unit

Abbildung 1 - Organisation von Forschung und Entwicklung der Daimler AG

Projekte in Kooperation mit unterschiedlichen Abteilungen und in verschiedenen Bereichen führen

oftmals zu Innovationen, welche zusätzlich für andere, nicht involvierte Bereiche relevant sein kön-

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nen. Die Auswahl von geeigneten Medien zur bereichsübergreifenden, internen Kommunikation ist

zur Vermarktung ebenso wichtig, wie eine auf verständliche Art und Weise aufbereitete Darstellung

der Projektergebnisse.

Interne Kommunikation „One often hears a marketer say that his real problem is not outside marketing but inside marketing;

for example, getting others in his organization to accept his ideas.“ (Kottler 1972, S.48)

Die interne Kommunikation hat sich in den letzten Jahren als ein zentraler Punkt bei der Unterneh-

menskommunikation herausgestellt und gilt zudem als Instrument des internen Marketings (vgl. Ber-

ry et al. 1976, Compton et. al 1987, Strauss & Schulze 1990). Interne Kommunikation stellt den In-

formationsaustausch innerhalb der Unternehmensgrenzen dar. Hierzu werden verschiedene Kom-

munikationsprozesse angewandt. Die drei bekannten Kommunikationswege untergliedern sich wie

folgt:

Top-Down: Kommunikation ausgehend vom Management an die Mitarbeiter

Bottom-Up: Kommunikation ausgehend von Mitarbeitern an die Unternehmensführung

In-Between: Kommunikation der Mitarbeiter untereinander

Die interne Kommunikation umfasst die Kommunikation auf sowie zwischen allen Hierarchieebenen

eines Unternehmens. Differenziert dazu zu betrachten ist die Mitarbeiterkommunikation. Diese er-

folgt primär durch einen Top-Down Ansatz, vom Management zum Mitarbeiter. Bei der internen

Kommunikation hingegen ist jedoch auch die Kommunikation zwischen den einzelnen Hierarchie-

ebenen und darüber hinaus mit inbegriffen. Sie dient dazu, das Engagement von Mitarbeitern zu

fördern und deren Wissen in die Breite des Unternehmens zu transportieren. Um dies in einem Un-

ternehmen erfolgreich umsetzen zu können, bedarf es einer explizit auf die Belegschaft abgestimm-

ten Kommunikation durch entsprechende Medien. Eine homogene Belegschaft ist beispielsweise

einfacher über ein Medium (z.B. E-Mail) zu erreichen, als eine heterogene Belegschaft. Eine hetero-

gene Belegschaft erfordert einen aufeinander abgestimmten Medienmix – also auch den Einsatz von

Cross-Media (siehe Abbildung 2).

• Intranet• Blog• E-Mail• Newsletter• Forum• Portal

• Fachvorträge• Fachkolloquien• Seminare• Workshops

• Zeitschriften• Flyer• Broschüren• Handbücher

Cross-Media

ElektronischeKommunikation

PersönlicheKommunikation

SchriftlicheKommunikation

Abbildung 2 - Wege der Kommunikation

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Die wesentlichen Ziele der internen Kommunikation lauten wie folgt:

Optimierung organisatorischer Abläufe (Effizienz)

Informationsverbreitung (Transparenz)

Austausch (Dialog)

Neben der Optimierung organisatorischer Abläufe, werden durch interne Kommunikation ebenfalls

Kommunikationswege optimiert. Für die verschiedenen Disziplinen der Kommunikation gilt es dabei

auch, geeignete Medien zu identifizieren und diese optimal einzusetzen (Mast 2006).

Grundsätzlich kann zwischen zwei verschiedenen Arten der internen Kommunikation differenziert

werden:

Formelle interne Kommunikation

Die formelle Kommunikation in einem Unternehmen ist nicht frei gestaltbar, sondern ist geprägt

durch organisatorische Vorgaben. Die Form ist dabei genauso definiert, wie der Inhalt. Aufgrund des

formalen Charakters erfolgt die formelle interne Kommunikation schriftlich.

Informelle interne Kommunikation

Im Vordergrund steht hier der informelle Charakter und umfasst dabei den nicht definierten und

organisatorisch vorgegebenen Anteil der Kommunikation. Ein typisches Beispiel für informelle inter-

ne Kommunikation ist der so genannte „Flurfunk“.

Erfolgreiche Kommunikation ist ein Gefüge verschiedener Medien, durch die Förderung des Dialogs.

Klassische Instrumente der Kommunikation haben ebenso Vorteile und positive Effekte, wie neuarti-

ge Instrumente, wie beispielsweise Informationsveranstaltungen im Event Stil.

Nachfolgend wird auf die Medien und deren Einsatz bei der Daimler AG eingegangen. Es werden die

verschiedenen internen als auch externen Instrumente der Kommunikation vorgestellt und abschlie-

ßend bewertet.

Medien und deren Einsatz bei der Daimler AG Um eine Echtzeitkommunikation zu ermöglichen und den Informationsfluss aufrecht zu erhalten

haben sich in der Vergangenheit verschiedene Möglichkeiten bewährt. Neben Wikis, Blog oder RSS-

Feeds zählen auch Social Communities und Podcasts zu gängigen Technologien und Medien, auf die

zurückgegriffen werden kann. Je nach Bedarf können Informationen so zielgerichtet und weitläufig

verbreitet werden (Gust von Loh 2009).

Die klassischen Medien der internen Kommunikation, z.B. Mitarbeiterzeitschriften, fokussieren zu-

meist auf eine interne Informations-, Motivations- und Orientierungsfunktion. Darüber hinaus gibt es

elektronische Medien, die schnell und komfortabel gerade in multinationalen Kommunikationskon-

texten eingesetzt werden können. Mixt man beide Arten der Kommunikationsmedien, spricht man

von Cross-Media.

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Die klassischen Medien der (formellen) internen Kommunikation sind:

Bulletin Boards, schwarze Bretter

Veranstaltungen (z. B. Betriebsversammlung)

Informationsbriefe

Newsletter

Mitarbeiterzeitschriften

Elektronische Medien der Internen Kommunikation sind:

E-Mail

Foren, Wikis, Blogs

Internet, Intranet

Radio

Business TV

Chat, Instant Messaging, Videokonferenzen, Webkonferenzen

Interne Medien Je nach Medium können Informationen besser intern oder extern verbreitet werden. Nachfolgende

Aufführungen beschreiben die von der Daimler AG zur internen und externen Kommunikation einge-

setzten Medien. Die Aufführungen haben keinen Anspruch auf Vollständigkeit.

Intranet

Das Daimler Intranet steht den Mitarbeitern als Informations-, Kommunikations- und Anwendungs-

plattform zur Verfügung. Das Intranet bietet eine große Bereitstellung von betriebsinternen Informa-

tionen, wie beispielsweise Arbeitsanweisungen oder Regelwerke, welche zur täglichen Arbeit benö-

tigt werden. Es handelt sich um einen geschützten Bereich. Über das notwendige Login werden den

Nutzern teilweise zielgruppenorientierte sowie personalisierte Informationen zur Verfügung gestellt.

Weiterhin ist eine Suche über die im Intranet verfügbaren Informationen möglich (Hoffmann & Lang

2006).

Mitarbeiterzeitschrift / INSIDE Magazine

Durch den Einzug der elektronischen Kommunikation, insbesondere der Möglichkeiten des Intranets,

hat sich die Bedeutung der Mitarbeiterzeitschrift gewandelt. Als aktuelles Informationsmedium für

relevante Veränderungen im Unternehmen bekannt, ist sie heute ein funktionales, eher erklärendes

Hintergrund- und Motivations-Medium.

Doch auch im Zeitalter von Internet und Intranet, Newsletter und E-Mail hat die gedruckte Form ih-

ren Platz: Gerade in verarbeitenden Betrieben haben nicht alle Mitarbeiter ständigen Zugang zu Bild-

schirmarbeitsplätzen mit entsprechenden elektronischen Kommunikationsmöglichkeiten. Daher wird

der Informationsfluss über eine gedruckte Mitarbeiterzeitschrift aufrecht gehalten (Lies &

Kleinjohann 2008).

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Die Daimler AG verbreitet insgesamt sieben verschiedene Mitarbeiterzeitschriften in seinem Unter-

nehmen (siehe Abbildung 3). Die unterschiedlichen Ausgaben sind auf die Standorte der Mercedes-

Benz Produktion und die unterschiedlichen Fachbereiche angepasst. So werden die Zeitschriften ziel-

gerichtet verbreitet.

PP EP MBC RD Vans Truck Bus Financial

Daimler INSIDE

RD INSIDEPP aktuellMercedes-Benz

Cars INSIDERD INSIDE Vans INSIDE Truck INSIDE

Daimler BussesINSIDE

Daimler Financial Services INSIDE

Sindelfingen PowertrainBremen Rastatt

UntertürkheimHamburgBerlin

EvoBus INSIDE

Abbildung 3 - Unternehmenszeitschriften der Daimler AG

Fachvorträge

Ein beliebtes und sehr informatives Instrument der Kommunikation sind Fachvorträge oder auch

Fachkolloquien. Es versteht sich darunter kein Medium im eigentlichen Sinne. Dennoch sind solche

Veranstaltungen für den Informationsfluss und die interne Kommunikation von großer Relevanz.

Gerade, weil es in diesen Veranstaltungen oftmals zu einem fachlichen Dialog zwischen Vortragen-

den und Publikum kommt. Ein Beispiel aus der Daimler Forschung und Entwicklung sind die so ge-

nannten Lecture Series RD. Hierbei werden aktuelle Forschungsansätze gezielt Mitarbeitern präsen-

tiert und es entsteht ein Wissenstransfer innerhalb des Unternehmens.

Videos

Das Internet bietet in der heutigen Zeit weitreichende Möglichkeiten: vom Informationsaustausch,

der Kommunikation bis hin zum virtuellen Marktplatz. Internetmarketing ist demzufolge zunehmend

wichtiger. Das Internet Video Marketing folgt dem Trend des Internets. Zahlreiche Studien verdeutli-

chen, dass auch im Word Wide Web (WWW) bewegte Bilder im Vergleich zu bloßem Text oder stati-

schen Abbildungen eine erhöhte Anziehungskraft haben. Deutlich gesteigerte Konversationsraten

sind die Folge.

Die Art und Weise, wie sich Nutzer Informationen verinnerlichen hängt auch davon ab, wie diese

aufbereitet sind. Videos eigenen sich durch das Adressieren mehrerer menschlicher Sinne besonders

gut zur Informationsverbreitung und können mit anderen Instrumenten der Kommunikation, wie

beispielsweise Fachvorträgen problemlos kombiniert werden.

Externe Medien „Public Relations ist die Kunst, durch das gesprochene oder gedruckte Wort, durch Handlungen oder

durch sichtbare Symbole für die eigene Firma, deren Produkt oder Dienstleistung eine günstige öffent-

liche Meinung zu schaffen.“ (Hundshausen 1937, S.1054)

Das Hauptziel der externen Public Relation ist der strategische Aufbau einer Beziehung zwischen

einem Unternehmen und dessen Kunden (Hundshausen, 1937). Nachfolgend werden Medien vorge-

stellt, über die die Daimler AG externe Informationen platziert.

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Internet & Social Media

Social Media Angebote (siehe Abbildung 4) gewinnen immer mehr an Bedeutung, auch die Daimler

AG nutzt zur Kommunikation die vielfältigen Möglichkeiten von Social Media um Fotos, Videos, Er-

fahrungsberichte und Meinungen auszutauschen.

Darüber hinaus tauschen sich Nutzer im Internet über Unternehmen aus, diskutieren über Technolo-

gien und empfehlen Produkte - oder auch nicht. Daher ist es wichtig diese Diskussionsplattformen

nicht zu ignorieren sondern die äußerst wirksamen Kommunikationskanäle sinnvoll zu nutzen. Die

Plattformen können helfen Trends frühzeitig zu erkennen, auf Kritik zu reagieren oder eigene The-

men zur Diskussion zu bringen.

Ein wichtiger Aspekt hierbei sind die eigenen Mitarbeiter - denn wer könnte dass Unternehmen der

Öffentlichkeit besser präsentieren als die eigene Belegschaft. Mit Ihrem Wissen können Sie Diskussi-

onen bereichern sich untereinander austauschen und Anregungen für Ihre Arbeit finden. Es ist daher

im Interesse des Unternehmens diese Social Media Plattformen zu fördern. Daimler verwendet dafür

unter anderem Facebook, Twitter, Youtube, Friendfeed, RSS und Blogs.

Soziale Netzwerke

(Micro-)Blogs

WikisBilder,

Videos, …

Bookmarking

SOCIALMEDIA

Abbildung 4 - Übersicht Social Media

Ein Paradebeispiel dafür, wie erfolgreich die Verwendung von Web 2.0-Portalen sein kann, zeigt die

von Daimler veröffentlichte Business Innovation Community. Hierbei handelt es sich um eine Platt-

form, auf der Mitarbeiter weltweit Ideen einbringen, diskutieren oder weiter entwickeln können. Die

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Business Innovation Community umfasst 20.000 Mitarbeiter als Nutzer und hat 1.500 Geschäftsideen

eingebracht, von denen nun 35 ausgearbeitet werden.

Daimler Corporate Blog

„Die Blogeinträge von heute sind oft die Zeitungsartikel von morgen.“ (Herrmann 2007, S.11)

Der Unternehmensblog der Daimler AG ist seit Oktober 2007 aktiv. Hier werden, durch Mitarbeiter

aus allen Bereichen, Einblicke in den Daimler Konzern vermittelt. Die Daimler AG ist einer der Vorrei-

ter bezüglich eines externen Unternehmensblogs und genießt daher einen Pionierstatus in Deutsch-

land. Ein häufig genannter Grund für die Zurückhaltung von Unternehmen bei Blogs ist das so ge-

nannte „One-Voice-Prinzip“. Der Blog der Daimler AG hingegen wird von den Mitarbeitern sehr posi-

tiv aufgenommen. Ein wesentlicher Aspekt hierbei ist, dass kein aufwendiger Genehmigungsprozess

notwendig ist. Jeder Mitarbeiter darf unter Beachtung der Internetrichtlinien Beiträge verfassen. Da

es sich bei dem Daimler Blog um ein Internet-Tagebuch handelt, unterliegen die Beiträge keinem

aufwändigen Abstimmung- und Genehmigungsprozess. Durch den Unternehmensblog und der Un-

ternehmensgröße entsteht eine immense Themenvielfalt. Neben dem offiziellen Unternehmensblog

sind auch weitere Produktspezifische Blogs, wie beispielsweise der Car2Go Blog vorhanden.

Magazine

Es gibt mehrere Magazine die Daimler regelmäßig veröffentlicht. Diese sind an verschiedene Interes-

sensbereiche gerichtet. Das Mercedesmagazin, ein Multi-Internet Magazin mit breitem Themen-

spektrum, moderner Bildsprache und ungewöhnlichen Geschichten die die Souveränität und Interna-

tionalität der Marke reflektieren. Das Mercedes-Benz Classic Magazin beschäftigt sich mit Informati-

onen rund um die Oldtimer der Marke Mercedes-Benz. Die Mercedes-Benz Fahrschulnews für Fahr-

schulen, der Daimler Sustainability Newsletter mit den Schwerpunkten Nachhaltigkeit und Ökono-

mie, das Technicity Magazin mit Informationen über Technologien und Innovationen und die Merce-

desnews mit Produktthemen wie Fahrzeugprämien, neuen Modellvarianten sowie Motoren und

technische Innovationen.

Informationsflüsse innerhalb der Daimler AG Marketing gegenüber den Mitarbeitern, vor einigen Jahren wurde diesem Faktor in zahlreichen Un-

ternehmen im Gegensatz zur externen Kommunikation wenig Beachtung geschenkt. Doch gerade der

interne Informationsfluss ist für den Erfolg eines betriebswirtschaftlichen Unternehmens von ent-

scheidender Bedeutung.

„Am Abend verlassen 80% unseres Kapitals das Unternehmen. Wir haben dafür zu sorgen, dass es morgens wiederkommt.“ Dr. Rolf Kunkel, ehem. Mitglied der Geschäftsleitung von Siemens Nixdorf. In Großkonzernen wie der Daimler AG findet die interne Kommunikation oftmals unter erschwerten

Bedingungen statt. Unterschiedliche Muttersprachen und geografische Verteilung erschweren hier

den Informationsfluss. Landes- und Sprachgrenzen müssen überwunden werden.

An dieser Stelle ist es eminent wichtig, dass die Schnittstellen innerhalb der Organisation und die

Kooperationspartner den Reibungsverlust möglichst gering halten (Lande et al. 2007).

Informationsmedien sind daher multilingual zu halten. Das Intranet der Daimler AG wird beispiels-

weise in sechs unterschiedlichen Sprachen zur Verfügung gestellt, die Mitarbeiterzeitschrift hingegen

wird sogar in acht verschiedenen Sprachen angeboten.

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Ein weiterer Punkt der beim internen Informationsfluss beachtet werden muss ist die Informations-

flut die täglich auf die Mitarbeiter zukommt. Das Intranet bietet zwar die Möglichkeit die aktuellsten

Informationen schnell zu verbreiten, diese Menge an Informationen muss jedoch von den Mitarbei-

tern auch bewältigt werden. Informationen müssen daher zielgerichtet gesteuert werden, so dass

jeder vorwiegend die Information erhält oder zumindest diejenige sofort herausfiltern kann, welche

von Relevanz sind.

Das Intranet ist ein sehr bewehrtes Mittel um die Informationen zeitnah und schnell, global zu vertei-

len. Jedoch trifft dies bei einer heterogenen Belegschaft, wie sie typischer Weise in produzierenden

Unternehmen zu finden ist, nur bedingt zu. Ein nicht geringer Anteil hat keinen täglichen Zugriff auf

das Intranet oder verfügt nicht über einen Bildschirmarbeitsplatz.

An dieser Stelle spielt die Mitarbeiterzeitung eine wichtige Rolle. Die textuelle Verteilung von Infor-

mationen über dieses Medium erreicht daher auch diese Mitarbeiter, auch wenn mit der Mitarbei-

terzeitschrift ein hoher Produktions- und Distributionsaufwand verbunden ist (Steglich 2006).

Use Case: Kommunikation von Projektergebnissen des

Querschnittsbereichs Forschung & Entwicklung Der Visualisierung von Daten sind kaum noch Grenzen gesetzt. Die vielfältigen Möglichkeiten der

neuen Computertechnik erlauben es, jedes denkbare Medium einzusetzen. Je umfassender jedoch

die Möglichkeiten zur Visualisierung sind, umso intensiver muss man sich mit der Frage auseinander-

setzten, welches Medium wofür am besten geeignet ist. Ein wesentlicher Aspekt bei der Vermittlung

von Informationen ist die menschliche Wahrnehmung (vgl. Abbildung 5). Diese lässt sich als ein Pro-

zess, in dem Informationen in vielen Teilprozessen aufgenommen, selektiert und weiterverarbeitet

werden, beschreiben. Zur Beantwortung dieser Frage sind die Funktionen der Medien im Kognitions-

und Kommunikationsprozess zu untersuchen. Sie sind als Grundlage für die Wahl und Gestaltung des

Mediums heranzuziehen (Dransch 1997).

Zentrale Aufmerksamkeitskontrolle

Kurzzeitgedächtnis

Langzeitgedächtnis

Mentales Modell

Umweltinformation

Sinnesorgane

sprachlich, sequentielle Information bildlich, analoge Information

akustischsprachlicher

Kurzzeitspeicher

visuellräumlicher

Kurzzeitspeicher

Textbasis Textbasis

Weltwissen

Abbildung 5 – Wahrnehmungsprozess (in Anlehnung an Hasebrook 1995)

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Vor dem Hintergrund des Anwendungsfalls der weitreichenden Verbreitung von Forschungsergebnis-

sen im Unternehmen wurden bei der Aufbereitung der Themen, sowie Auswahl der Medien die nach-

folgenden Aspekte berücksichtigt:

Hervorheben wichtiger Informationseinheiten durch Cross-Media

Entlastung des Wahrnehmungssinns durch Verteilung der Information auf visuelle und audi-

tive Medien

Doppelte Encodierung durch Kombination von bildhaften und textlichen Medien

Förderung der Bildung mentaler Modelle durch Verwendung geeigneter Medien.

Generell jedoch gilt auch bei komplexen Themen aus Forschung und Entwicklung: Je mehr Vorwissen

zu einem bestimmten Thema vorhanden ist, je leichter kann die Information im Langzeitgedächtnis

aufgenommen werden. Die getrennte Verarbeitung von textlichen und bildlichen Informationen

führt dazu, dass der Inhalt in zwei Gedächtnisspeichern abgelegt wird und dadurch besser behalten

werden kann. Dies trifft insbesondere für Begriffe zu, welche leicht mit einem Vorstellungsbild kom-

biniert werden können.

Um ein geeignetes Medium oder eine Kombination von Medien identifizieren zu können, wurde eine

Bewertungsmatrix hinsichtlich des Einsatzes des Mediums (intern, extern), der Zielgruppenorientie-

rung und der Art der Informationspräsentation erstellt (Tabelle 1).

Zielgruppen-

orientierung

visuell, textuellMitarbeiterzeitschrift

visuell, textuell, auditivWorkshops, Seminare

textuellWikis

visuell, textuell, auditivVideos

visuell, textuell, auditivIntranet

visuell, textuell, auditivInternet

visuell, textuellSocial Media

visuell, textuellMagazine

textuellInformationsbriefe

visuell, textuell, auditivFachvorträge, Fachkolloquien

textuellE-Mails, Newsletter

visuell, textuellBulletin Boards, schwarze Bretter

visuell, textuellBroschüren, Handbücher

textuellBlog, Forum, Portale

Informations-

repräsentation

Externe

Kommunikation

Interne

Kommunikation

Zielgruppen-

orientierung

visuell, textuellMitarbeiterzeitschrift

visuell, textuell, auditivWorkshops, Seminare

textuellWikis

visuell, textuell, auditivVideos

visuell, textuell, auditivIntranet

visuell, textuell, auditivInternet

visuell, textuellSocial Media

visuell, textuellMagazine

textuellInformationsbriefe

visuell, textuell, auditivFachvorträge, Fachkolloquien

textuellE-Mails, Newsletter

visuell, textuellBulletin Boards, schwarze Bretter

visuell, textuellBroschüren, Handbücher

textuellBlog, Forum, Portale

Informations-

repräsentation

Externe

Kommunikation

Interne

Kommunikation

Tabelle 1 - Übersicht Instrumente der Kommunikation und Informationsrepräsentation

Wie bei dieser Tabelle ersichtlich ist, eignet sich unter Berücksichtigung der einleitenden Kriterien zur

Wahrnehmung in Verbindung mit dem Ziel einer weitreichenden, internen Verbreitung von Projekt-

ergebnissen, das Intranet in Verbindung mit einer visuellen Aufbereitung der Themen besonders.

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Das Intranet ist für einen Großteil der Belegschaft verfügbar und wie im Vorfeld schon erwähnt ent-

sprechend multilingual. Im Anwendungsfall wurden Projektergebnisse des Forschungsthemas „Virtu-

elle Inbetriebnahme“ textuell, visuell und auditiv aufbereitet und über das Intranet zur Verfügung

gestellt (Abbildung 6).

Abbildung 6 - Auszug der Intranetpräsenz des Anwendungsbeispiels

Die Kombination aller drei Arten der Informationsrepräsentation bietet eine nachhaltige Projektdar-

stellung auf leicht verständliche Art und Weise. Durch die in Abbildung 6 gezeigte Intranetseite wur-

de eine Möglichkeit geschaffen, Ergebnisse aus einem Querschnittsbereich intern bereitzustellen.

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Zusammenfassung & Ausblick Durch den Beitrag wurde eine Möglichkeit aufgezeigt, Projektergebnisse und damit Wissen, welches

aus einem Querschnittsbereich entstanden ist, innerhalb des Unternehmens verfügbar zu machen.

Die Bewertung der im Konzern verfügbaren Instrumente und Medien hat gezeigt, dass eine Bereit-

stellung von Informationen im Intranet in Verbindung mit der visuellen Aufbereitung zum einen

leicht Verständlich ist, zum anderen jedoch auch eine unternehmensweite Verbreitung findet.

Ebenso wie die Frequenz bei der Verbreitung von Informationen und der heutigen Informationsflut

ein wichtiger Aspekt ist, ist auch die Relevanz der Zielgruppenorientierung. Bei der in diesem Beitrag

vorgestellten Bereitstellung von Informationen bedarf es einer Affinität zu Intranet und Internet. Die

Informationsbereitstellung spielt dabei eine ebenso große Rolle, wie das finden von relevanten In-

formationen. Dennoch wurde so eine Möglichkeit geschaffen, innerhalb des Unternehmens die Er-

gebnisse aus Forschungsaktivitäten bereichsübergreifend auf Verständliche Art und Weise zur Verfü-

gung zu stellen.

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