Pfarrer Jakob Trapp St. Johannes Grubweg 24. April 2020

Misericordias Domini Berufen

Lese-Gottesdienst

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Begrüßung

Liebe Gemeinde, liebe Leserin, lie-ber Leser,

Heute feiern wir den Hirtensonntag. Jesus ist unser Hirte. Er lädt uns ein, ihm nachzufolgen. Nicht wie blinde Schafe, sondern wie geliebte Ge-schwister.

Lasst uns Gottesdienst feiern im Namen Gottes des Vaters, des Soh-nes und des Heiligen Geistes.

AMEN

„Christus spricht: Ich bin der gute Hirte. Meine Schafe hören meine Stimme, und ich kenne sie und sie fol-gen mir; und ich gebe ihnen das ewige Leben.“ - Wochenspruch aus

Johannes 10

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Psalm 23 Ein Psalm Davids

Lesung 1.Petrus 2,21-25

Der HERR ist mein Hirte, mir wird nichts mangeln.

Er weidet mich auf einer grünen Aue und führet mich zum frischen Was-ser.

Er erquicket meine Seele.

Er führet mich auf rechter Straße um seines Namens willen.

Und ob ich schon wanderte im fins-tern Tal, fürchte ich kein Unglück;

denn du bist bei mir, dein Stecken und Stab trösten mich.

Du bereitest vor mir einen Tisch im Angesicht meiner Feinde.

Du salbest mein Haupt mit Öl und schenkest mir voll ein.

Gutes und Barmherzigkeit werden mir folgen mein Leben lang, und ich werde bleiben im Hause des HERRN immerdar.

Denn dazu seid ihr berufen, da auch Christus gelitten hat für euch und euch ein Vorbild hinterlassen, dass ihr sollt nachfolgen seinen Fußstapfen; er, der keine Sünde getan hat und in dessen Mund sich kein Betrug fand;  der, als er ge-schmäht wurde, die Schmähung nicht erwiderte, nicht drohte, als er litt, es aber dem anheimstellte, der gerecht richtet;  der unsre Sünden selbst hinaufgetragen hat an sei-nem Leibe auf das Holz, damit wir, den Sünden abgestorben, der Ge-rechtigkeit leben. Durch seine Wunden seid ihr heil geworden. Denn ihr wart wie irrende Schafe; aber ihr seid nun umgekehrt zu dem Hirten und Bischof eurer See-len.

Ansprache

Berufung ist ein großes Wort. Es hat etwas schicksalhaftes, so wie eine Art Vorherbestimmung. Etwas, für das man eine Leidenschaft entwickelt. Ich habe dir mal vier Stimmen mitge-bracht.

Anna 50, Krankenschwester: „Als mein Vater dement wurde, war ir-gendwie klar, dass ich das überneh-me. Meine Schwester konnte es nicht und dann habe ich es halt gemacht. Ich hab ein bissl gebraucht, um es zu merken, aber irgendwie war ich schon von Gott dazu berufen.“

Sarah 15, Schülerin: „Ich will später auf jeden Fall was Soziales machen. Als Krankenschwester wäre echt cool. Da habe ich ein Praktikum ge-macht und das hat mir echt gut gefal-len.“

Anton 26, eh. Kfz-Mechaniker: „Ich wollte schon immer Feuerwehrmann werden. Als ich dann an Autos ge-schraubt hab…mei, das hat auch scho passt. Aber die Feuerwehr hat mich nie losgelassen. Und jetzt wurde ich Hauptberufsfeuerwehrler. Wahn-sinn! Das ist doch Schicksal, oder?“

Ein Pfarrer 31: „Wie ich zum Pfarrbe-ruf gekommen bin? Über Umwege. Berufen? Nicht so richtig. Ich wollte eigentlich Sozialarbeiter oder Grund-schullehrer werden. Aber mein Abitur war zu schlecht. Ich dachte, Pfarrer ist vielleicht so was ähnliches. Und gläubig bin ich auch. Passt scho. Später bin ich dann da irgendwie reingewachsen.“

Ich denke, viele haben etwas, zu dem sie sich berufen fühlen. Sie haben eine Leidenschaft, die sie antreibt oder für die sie einfach gemacht sind. Der eine kocht leidenschaftlich, der andere feiert gerne, der andere bringt Leute zum Lachen und wieder einer setzt sich gerne für andere ein. Und kann man seine Berufung nicht zum Beruf machen, dann kümmert man sich halt in der Freizeit darum.

Manchmal erkennt man seine Beru-fung erst im Nachhinein. Leider kann eine Berufung auch auslaufen und eine Leidenschaft erlöschen. Und es gibt Berufungen, für die man keine Zeit hatte oder keine Leidenschaft entwickeln konnte, aber im Nachhin-ein merkt: „Zefix, dafür wäre ich er-wählt gewesen.“

Im heutigen Predigttext geht es auch um das Thema Berufung. Der Autor des Petrusbriefes ermahnt seine Ge-meinde: Ihr seid berufen, Jesus nach-zufolgen. Jesus hat für uns gelitten und wurde damit zum Vorbild. Jeder soll diesem Vorbild nachfolgen. Jesus schreitet voran, wie ein guter Hirte und die Gemeinde soll nachgehen.

Dass mit der Berufung zur Nachfolge Jesus ist heute ein schwieriges The-ma. Denn viele Menschen fühlen sich nicht berufen - schon gar nicht zu ei-ner Nachfolge im Leiden. Es werden zwar oft große Namen wie Bonhoeffer bei diesem Thema gepredigt. Aber im Leiden jemanden nachfolgen, ist für viele jetzt nicht die Traumvorstellung.

Andere verlieren ihre Berufung zur Nachfolge. Sie merken, dass sie nicht dafür gemacht sind: für den christli-chen Glauben oder für ein Leben nach bestimmten christlichen Werten. Sie fühlen sich zu anderen Dingen be-rufen. Selbsterfüllung im Beruf, in der Familie oder in der Freizeit. Sie haben andere Leidenschaften und die sollen gepflegt werden. Und das ist erstmal nichts verwerfliches.

Liebe Gemeinde,

Ich denke, der Predigttext gibt uns keine Antwort auf die heutige Beru-fungskrise für kirchenferne Menschen. Er spricht aber uns an, die wir mit un-serer Berufung vielleicht manchmal hadern.

Der Text sagt uns zum Ersten, dass Gott uns alle beruft ohne unser Zutun. Wir müssen Gott nicht beeindrucken, um von ihm erwählt zu werden. Wir brauchen keine sozialen oder spiritu-ellen Überflieger zu sein. Die Taufe alleine beruft uns - alle gleichberech-tigt. Und ich finde, dass kein Bild es besser zeigt, als die Taufe eines Kin-des. Noch bevor das Kind sich ir-gendwie beweisen könnte oder müsste, spricht Gott sein Ja zu dem Kind und beruft es in seine große Gemeinschaft.

Zum Zweiten zeigt uns der Text, dass wir durch die Berufung Gottes einen Ort haben, wo wir schwach sein dür-fen. Es geht nicht darum durch Lei-den Jesus nachzufolgen. Aber Gott weiß, dass Leiden zu unserer Welt dazu gehört. Und wenn wir durch dunkle Täler schreiten, gehören wir zu Gott. Manche Berufung verliere ich im Leiden. Meine Berufung zur Nachfol-ge nicht. Weil Jesus selbst erfahren hat, dass es einen göttlichen Beistand braucht, wenn es einem besonders schlecht geht. Meine und deine Beru-fung hat immer Bestand, auch wenn andere weltliche Berufungen unerfüllt bleiben oder zum Wackeln beginnen. Und unsere Berufung geht weiter. Sie endet nicht in dieser Welt.

Liebe Gemeinde,

Mögest du dich immer wieder von Gott gerufen wissen - gerade wenn es du dich in einem dunklen Tal be-findest. Denn der gute Hirte, vergisst die seinen nicht und wird dich wieder auf grünen Auen weiden.

AMEN

Fürbitte Vaterunser

Guter Gott,

Du gehst voran, wir folgen dir nach. Dich bitten wir:

Wir bitten dich für alle, die in deinem Namen sich für andere einsetzen. Für alle, die Verantwortung für unse-re Welt übernehmen. Segne sie und steh ihnen bei, bei allem, was sie tun.

Wir bitten dich für alle Menschen, die deinen Ruf nicht folgen. Lasse sie trotzdem spüren, dass sie deine geliebten Kinder sind.

Wir bitten dich für uns, die in der Nachfolge straucheln. Zeig uns dei-nen Weg durch dein Wort und durch deine Propheten.

AMEN

Vater unser im Himmel

Geheiligt werde dein Name.

Dein Reich komme.

Dein Wille geschehe, wie im Him-mel, so auf Erden.

Unser tägliches Brot gib uns heute.

Und vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben unsern Schuldi-

gern.

Und führe uns nicht in Versuchung, sondern erlöse uns von dem Bösen.

Denn dein ist das Reich und die Kraft und die Herrlichkeit in Ewig-

keit.

AMEN

Segen

Möge die Straße uns zusammenfüh-ren und der Wind in deinem Rücken

sein.

Sanft falle Regen auf deine Felder und warm auf dein Gesicht der

Sonnenschein.

Und bis wir uns wiedersehen, halte Gott dich fest in seiner Hand.

AMEN