Mit dem Wissen wächst der Zweifel - WWF...Kaiser, Hartig, Brügger & Duvier (in press); Brügger,...

Otto

–B

ildun

g fü

r nac

hhal

tige

Ent

wic

klun

g

Schule neu denken – nachhaltig handelnSymposium, Berlin, 22.4.2013

Mit dem Wissen wächst der ZweifelBildung und Naturnutzung für einen suffizienteren Lebensstil

Siegmar Otto

Florian G. Kaiser

Otto

–B

ildun

g fü

r nac

hhal

tige

Ent

wic

klun

g

2

Nachhaltige Entwicklung und Rebound

Reduzieren Effizienzsteigerung Energie- & Ressourcenverbrauch?Bisher leider nicht - Rebound

Der Grund?Nicht die Technik sondern der Mensch!

Was läuft falsch?Beschränkung auf Förderung einzelner Verhaltensweisen

Wie verbessern?Steigerung der individuellen Gesamtmotivation

Wie soll das funktionieren?Mit Bildung für nachhaltige Entwicklung / UmweltwissenDurch aktive Naturnutzung

Was haben wir davon?Eine funktionierende nachhaltige Entwicklung

Otto

–B

ildun

g fü

r nac

hhal

tige

Ent

wic

klun

g

I - Nachhaltige Entwicklung und Rebound

II - Bildung und Motivation für nachhaltige EntwicklungUmweltwissen

Wertschätzung von Natur

Otto

–B

ildun

g fü

r nac

hhal

tige

Ent

wic

klun

g

Teil INachhaltige Entwicklung und Rebound

Otto

–B

ildun

g fü

r nac

hhal

tige

Ent

wic

klun

g

5


Aktueller Fokus um nachhaltige Entwicklung zu erreichen

politische Ziele bis 2020

(a) Senkung Treibhausgasemissionen um mind. 20%

(b) Anteil erneuerbarer Energien über 20%

(c) Reduktion Energieverbrauch um 20% durch Effizienzverbesserungen

Strategie allein abhängig von technologischen Effizienzsteigerungen

Interventionen zur Effizienzsteigerung dominieren Förderlandschaft

• effektiv und erfolgreich bei Veränderung einzelner Verhaltensweisen (z.B. Ersatz eines alten Kühlschranks)

• Aber was passiert mit den Energie- und Kosteneinsparungen?

Otto

–B

ildun

g fü

r nac

hhal

tige

Ent

wic

klun

g

6


der aktuelle Trend des Energieverbrauchs

(Worldbank Online)

0

1

2

3

4

5

1960 1970 1980 1990 2000 2010

Pro

-Kop

f Jah

resv

erbr

auch

(Ton

nen

Öle

quiv

alen

t) Germany

Japan

EU

China

World

Otto

–B

ildun

g fü

r nac

hhal

tige

Ent

wic

klun

g

7


Trotz effizienterer Technologie steigender Endverbrauch

70

80

90

100

110

120

130

1996

1998

2000

2002

2004

2006

Pro

zen1

996=

100%

Pro-Kopf Energieverbrauch in D

(Umweltbundesamt / Worldbank Online)

Elektroenergieverbrauch Haushalte

Primärenergieverbrauch

Otto

–B

ildun

g fü

r nac

hhal

tige

Ent

wic

klun

g

8


Trotz effizienterer Technologie steigender Endverbrauch

... dieser kausale Zusammenhang [zwischen Ressourcenverbrauch und Effizienz ist] sehr unsicher bzw. nicht bewiesen, aber beide steigen, ....(S. 36)

Madlener, R. & Alcott, B. (2011). Enquete Kommission “Wachstum, Wohlstand, Lebensqualität” des Deutschen Bundestages. Berlin: Deutscher Bundestag.

New energy efficiency measures make a difference, but much more is required. … The most important contribution to reaching energy security and climate goals comes from the energy that we do not consume.(S. 2)

IEA - International Energy Agency. (2011). World Energy Outlook 2011: Executive Summary. Paris: OECD Publishing.

Otto

–B

ildun

g fü

r nac

hhal

tige

Ent

wic

klun

g

9


Der Grund: vielfältige Motive und Wünsche jedes einzelnen

Effizienzstrategie schon seit Jahrtausenden

evolutionär vorteilhaft

in der Regel effektivere Zielerreichung

funktional und erleichtert Alltag

spart Ressourcen (Zeit & Geld)

-> zusätzlicher Konsum (Rebound)

Beispiel

Preis und Konsum von Licht

Pro-K

opf Verbrauch in Lumen/h

Pre

is p

ro L

umen

/h(E

ffizi

enz

der L

icht

erze

ugun

g)0

1000

2000

3000

4000

5000

6000

7000

0

20

40

60

80

100

120

1800

1850

1900

1950

2000

Otto, Kaiser & Arnold (2013)

Otto

–B

ildun

g fü

r nac

hhal

tige

Ent

wic

klun

g

10


Der Konflikt - eins von vielen Beispielen

mehr als 100% Effizienzsteigerung

mehr Komfort?• gleicher Verbrauch• mehr Bildfläche

Energiesparen?• gleiche Bildfläche• weniger Verbrauch

Was gewinnt?

Otto

–B

ildun

g fü

r nac

hhal

tige

Ent

wic

klun

g

11


Der Konflikt

evolutionäre Effizienzstrategie

schon lange existent

tief verwurzelt

Effizienzgewin =

Konsumsteigerung

aktuelle Effizienzstrategien für nachhaltige Entwicklung

(z.B. 20-20-20)

Reduktion des Gesamtverbrauchs

Otto

–B

ildun

g fü

r nac

hhal

tige

Ent

wic

klun

g

12


Exkurs - Messung der Umweltmotivation / Nachhaltigkeitsmotivation

Wieso sind Sie heute hier?

Otto

–B

ildun

g fü

r nac

hhal

tige

Ent

wic

klun

g

13

hoch

gering

Um

wel

tmot

ivat

ion

Um

wel

tmot

ivat

ion

Verh

alte

nssc

hwie

rigke

it


Exkurs - Messung der Umweltmotivation / Nachhaltigkeitsmotivation

Personen

Spenden für UmweltschutzVerzicht auf eigenes Autoohne Auto in die Stadtkeinen WeichspülerHeizung drosseln (> 4 Std.)Fahrrad/ÖPNV für Arbeitswegungefärbtes ToilettenpapierVerzicht auf langes LüftenVerzicht auf WäschetrocknerVerzicht auf Vorwaschgangverbrauchsarme HaushaltsgeräteDuschen statt BadenAltglas zum Container

Weiterbildung nachhaltige Entwicklung

Otto

–B

ildun

g fü

r nac

hhal

tige

Ent

wic

klun

g

14

hoch

gering

Um

wel

tmot

ivat

ion

Um

wel

tmot

ivat

ion

situationale Faktorenz.B. alte Dimmer, die nicht mit Energiesparlampen funktionieren

InterventionSubvention, Beratung

spezifisches Verhalten wird leichter gemacht

Kosten (Zeit, Geld) werden reduziert

-> Zeit und Geld für zusätzlichen Konsum-> Rebound


Das Problem - hauptsächlich Förderung spezifischen Verhaltens

Personen

Otto

–B

ildun

g fü

r nac

hhal

tige

Ent

wic

klun

g

15

hoch

gering

Um

wel

tmot

ivat

ion

Um

wel

tmot

ivat

ion

höhere Kosten werden in Kauf genommen-> kein Rebound-> Verbesserung der Gesamtmotivationintern motiviert, ziemlich stabil


Die Lösung - Förderung der generellen individuellen Motivation

Personen

Otto

–B

ildun

g fü

r nac

hhal

tige

Ent

wic

klun

g

16

Teil IIBildung und Motivation für nachhaltige Entwicklung

Otto

–B

ildun

g fü

r nac

hhal

tige

Ent

wic

klun

g

17

Das ultimative Ziel - Förderung nachhaltigen Handelns

Evidenz für psychologische Grundlagen nachhaltigen Handelns

Wissen: drei Arten von Umweltwissen und ihre Lebensstilrelevanz

Wertschätzung von Natur: der Einfluss auf Umweltmotivation

Bildung für Nachhaltige Entwicklung

Otto

–B

ildun

g fü

r nac

hhal

tige

Ent

wic

klun

g

18



Umweltwissen


Otto

–B

ildun

g fü

r nac

hhal

tige

Ent

wic

klun

g

19

hoch

gering

Um

wel

tmot

ivat

ion

Um

wel

tmot

ivat

ion


Lebensstilrelevanz von Umweltwissen

Spenden für UmweltschutzVerzicht auf eigenes Autokeine neuen EinkaufstütenMotor an Ampel auskürzere Wege ohne Autokeinen WeichspülerHeizung drosseln (> 4 Std.)Fahrrad/ÖPNV für ArbeitswegVerzicht auf WäschetrocknerKeine FertiggerichteVerzicht auf VorwaschgangDuschen statt BadenPapierrecycling

2010(N = 2'317)

Veränderung

2%2%3%4%5%5%5%4%4%4%3%2%1%

2001(N = 779)

.12

.14

.20

.27

.38

.44

.46

.49

.56

.65

.73

.87

.94

.14

.16

.23

.31

.43

.49

.51

.53

.60

.69

.76

.89

.95

je ausgeprägter…, desto wahrscheinlicher...

...für genügsameres Verhalten

Otto

–B

ildun

g fü

r nac

hhal

tige

Ent

wic

klun

g

20

Umweltsystemwissen (Wie)Wie funktionieren bestimmte

Umweltsysteme?"Wie bewirkt CO2 die einseitige

Temperaturdurchlässigkeit in der Atmosphäre?"

29%

18%

.25.54

.23

.18

.12

repräsentative Untersuchung in der Schweiz (N = 2736; 52.2% Frauen; Alter: 45.6)Frick, Kaiser & Wilson (2004)


Lebensstilrelevanz von Umweltwissen

Handlungswissen (Was)Was kann ich tun, um den CO2-Ausstoß zu reduzieren bzw. Ressourcen zu schonen?

Wirksamkeitswissen (Wie am Wirkungsvollsten)Wie lässt sich die größte CO2-Reduktion erzielen?Wie lassen sich Ressourcen am besten schonen?

"Wie viel mehr Energie pro Kopf/km brauchen Flugzeuge im Vergleich zur Bahn?"

Umwelt-motivation

6%

Otto

–B

ildun

g fü

r nac

hhal

tige

Ent

wic

klun

g

21 Kaiser & Frick (2002)

UM

WE

LTM

OTI

VATI

ON

UMWELTWISSEN

UmweltnaturwissenschaftenDozenten

Elektrotechnik

Forstwissenschaften

UmweltnaturwissenschaftenStudierende


Bildungseffekte beim Umweltwissen

Otto

–B

ildun

g fü

r nac

hhal

tige

Ent

wic

klun

g

22

.43


Bildungseffekte beim Umweltwissen

Kaiser & Frick (2002)

UMWELTWISSEN

UmweltnaturwissenschaftenDozenten

Elektrotechnik

Forstwissenschaften

UmweltnaturwissenschaftenStudierende

zunehmende Lebensstilrelevanz & Konvergenz

UM

WE

LTM

OTI

VATI

ON

Umwelt-motivation

19%

Otto

–B

ildun

g fü

r nac

hhal

tige

Ent

wic

klun

g

23



Umweltwissen


Otto

–B

ildun

g fü

r nac

hhal

tige

Ent

wic

klun

g

24

Environmental Identity (Clayton, 2003)Inclusion of Nature in Self (Schultz, 2002)

Connectedness to Nature (Mayer & Frantz, 2004)Nature Relatedness (Nisbet, Zelenski & Murphy, 2009)


Wertschätzung von Natur als Grund von Umweltschutz - ein "neuer" Trendaktives Nutzen von Natur (Wertschätzung) als Motiv von UmweltschutzFörderung bei Kindern und Jugendlichen besonders effektiv

Otto

–B

ildun

g fü

r nac

hhal

tige

Ent

wic

klun

g

25

bewusst Vögeln zuhören

selbst bei Regen…spazieren

imitiere Tiere

liebe Gartenarbeit

rede mit Tieren

Tiere sind Teil der Familie

sammle Pilze- & Beeren

Kaiser, Hartig, Brügger & Duvier (in press); Brügger, Kaiser & Roczen (2011)

gehe Wald/Park spazieren


Exkurs - Messung der Wertschätzung von Natur

hoch

gering

Nat

urei

nste

llung


Otto

–B

ildun

g fü

r nac

hhal

tige

Ent

wic

klun

g

26 Kaiser, Hartig, Brügger & Duvier (in press); Brügger, Kaiser & Roczen (2011)

.51

N = 1336; 44.8% Frauen; Alter: 36.6 N = 1309; 45.2% Frauen; Alter: 34.1


Wertschätzung von Natur und/oder Umweltschutz

Umwelt-motivation

Natur-einstellung

Otto

–B

ildun

g fü

r nac

hhal

tige

Ent

wic

klun

g

27

N = 1907; 57% Mädchen; Alter: 13.7

30%

7%

.14

.09

.54

.54

.18

.09

.04ns

.03ns

.15


Bildung hin zu nachhaltigeren Lebensstilen - Wo stehen wir?

Kaiser, Roczen & Bogner (2008); Roczen, Kaiser, Bogner & Wilson (submitted)

Umwelt-motivation

34%

Otto

–B

ildun

g fü

r nac

hhal

tige

Ent

wic

klun

g

28

Politisches Ziel: Nachhaltige Entwicklung braucht ...nachhaltiger denkende und handelnde Menscheneine stärker nachhaltigkeitsmotivierte Bevölkerung• freiwillige Selbstbeschränkung, weniger Komfort & Konsum• Präferenz für suffizientere Lebensstile

Erreichbar durch gezielte, langfristig angelegte Bildungsmaßnahmen

Beseitigung der vorhandenen UmweltwissensmängelFörderung einer positiven Natureinstellung über positive Lernerfahrungen mittels aktiver Naturnutzung

� Nachhaltige Entwicklung jenseits von Effizienz und Rebound

Zusammenfassung

Otto

–B

ildun

g fü

r nac

hhal

tige

Ent

wic

klun

g

29

Siegmar OttoOtto-von-Guericke-Universität

Institut für PsychologiePostfach 4120

D-39016 Magdeburg

[email protected]

Siegmar OttoOtto-von-Guericke-Universität

Institut für PsychologiePostfach 4120

D-39016 Magdeburg

[email protected]

Danke!

Mit dem Wissen wächst der Zweifel - WWF...Kaiser, Hartig, Brügger & Duvier (in press); Brügger,...

Documents

Transcript of Mit dem Wissen wächst der Zweifel - WWF...Kaiser, Hartig, Brügger & Duvier (in press); Brügger,...