Mittelalter 1 - Mitschrift

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Mittelalter I – LV Thomas Ertl Teil 1 Urchristentum Mit dem Urchristentum bezeichnet man die Anfangszeit des Christentums; Beginn nach Tod Jesus Urgemeinde in Jerusalem; Anhänger waren Apostel, Jünger, fromme Frauen und Neubekehrte; die Urgemeinde verstand sich zunächst nicht als eigene Religion, sonder ein Teil des Judentums Es erfolgte dann eine Kanonbildung („Kanon Muratori“ = Verzeichnis von Schriften des Neuen Testaments) - 27 Texte, die aus Evangelien, Apostelgeschichte, Briefen und Offenbarungen bestanden; apokryphe Texte (Texte, die im Entstehungsprozess der Bibel nicht in deren Kanon aufgenommen wurden) Apostelreisen – Anhänger reisten herum, um das Christentum und ihre Lehre zu verbreiten (Völkermission); erste Ausbreitung des Christentums im östlichen Teil des römischen Reiches Hieronymus übersetzte das Alte Testament ins Lateinische (ab 382) „Vulgata“ – galt lange Zeit als maßgebliche Bibelübersetzung der Kirche; die „Vulgata“ löste die „Vetus Latina“ als Grundlage für alle weiteren Latein Übersetzungen ab Christentum = Unterschichtreligion? Anhänger aus allen Gesellschaftschichten Christenverfolgung durch Nero (regional – nur Rom), Decius, Valerian und Diokletian (gesamtstaatlich) Trotz Christenverfolgungen, breitete sich das Christentum aus; endgültige Wende kam 312 als Kaiser Konstantin I die Schlacht an der Milvischen Brücke gewinnt und alleiniger Herrscher über das Römische Reich wird (Konstantinische Wende) Bekehrung von Konstantin I zum Christentum; erlässt daraufhin mit Kaiser Licinius die „Mailänder Vereinbarung“ (Vereinbarung, die gewährte, dass „sowohl den Christen als auch überhaupt allen Menschen freie Vollmacht, der Religion anzuhängen, die ein jeder für sich wählt“); Christentum wird immer beliebter, weil Erlösungsglaube, aktive Partizipation, Sozialtätigkeit Ökumenische Konzile 325 Nicäa (Bekenntnis von Nicäa) – wurde von Konstantin I einberufen wegen Streit über den Arianismus und Wesen von Jesus Ergebnis: das Wesen Jesus ist mit Gott gleichgestellt (Wesensgleichheit) 381 Konstantinopel 431 Ephesus 452 Chalkedon (Naturenlehre) – Gott und Jesus sind jeweils eigene Wesen

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Mitschrift aus dem Wintersemester 2011. Institut fuer Geschichte. Universitaet Wien.

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Mittelalter I – LV Thomas Ertl Teil 1 Urchristentum

Mit dem Urchristentum bezeichnet man die Anfangszeit des Christentums; Beginn nach Tod Jesus Urgemeinde in Jerusalem; Anhänger waren Apostel, Jünger, fromme Frauen und Neubekehrte; die Urgemeinde verstand sich zunächst nicht als eigene Religion, sonder ein Teil des Judentums Es erfolgte dann eine Kanonbildung („Kanon Muratori“ = Verzeichnis von Schriften des Neuen Testaments) - 27 Texte, die aus Evangelien, Apostelgeschichte, Briefen und Offenbarungen bestanden; apokryphe Texte (Texte, die im Entstehungsprozess der Bibel nicht in deren Kanon aufgenommen wurden) Apostelreisen – Anhänger reisten herum, um das Christentum und ihre Lehre zu verbreiten (Völkermission); erste Ausbreitung des Christentums im östlichen Teil des römischen Reiches Hieronymus übersetzte das Alte Testament ins Lateinische (ab 382) � „Vulgata“ – galt lange Zeit als maßgebliche Bibelübersetzung der Kirche; die „Vulgata“ löste die „Vetus Latina“ als Grundlage für alle weiteren Latein Übersetzungen ab Christentum = Unterschichtreligion? � Anhänger aus allen Gesellschaftschichten Christenverfolgung durch Nero (regional – nur Rom), Decius, Valerian und Diokletian (gesamtstaatlich) Trotz Christenverfolgungen, breitete sich das Christentum aus; endgültige Wende kam 312 als Kaiser Konstantin I die Schlacht an der Milvischen Brücke gewinnt und alleiniger Herrscher über das Römische Reich wird (Konstantinische Wende) Bekehrung von Konstantin I zum Christentum; erlässt daraufhin mit Kaiser Licinius die „Mailänder Vereinbarung“ (Vereinbarung, die gewährte, dass „sowohl den Christen als auch überhaupt allen Menschen freie Vollmacht, der Religion anzuhängen, die ein jeder für sich wählt“); Christentum wird immer beliebter, weil Erlösungsglaube, aktive Partizipation, Sozialtätigkeit Ökumenische Konzile 325 Nicäa (Bekenntnis von Nicäa) – wurde von Konstantin I einberufen wegen Streit über den Arianismus und Wesen von Jesus � Ergebnis: das Wesen Jesus ist mit Gott gleichgestellt (Wesensgleichheit) 381 Konstantinopel 431 Ephesus 452 Chalkedon (Naturenlehre) – Gott und Jesus sind jeweils eigene Wesen

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787 Zweites Konzil von Nicäa (letztes ökumenisches Konzil der alten Kirche) Bedeutende Kirchenväter der Westkirche Tertullian († 230) Ambrosius von Mailand († 397) Hieronymus († 419) Augustinus von Hippo († 430) 380 wird das Christentum Staatsreligion unter Theodosius; Religion wird zur Staatsache und es entsteht ein Kaiserkult – allgemeine Opfergebote – Bescheinigungen Die orientalischen christlichen Kirchen Nestorianer in Mesopotamien und Asien Thomas-Christen in Indien Kopten in Ägypten Äthiopien Teil 2 Völkerwanderung und Germanenreiche

Germanen – mehrere Stämme aus Mitteleuropa und Südskandinavien; verschiedene ethnische Einheiten (andere Sprache, Sitten,…etc.); Gruppen aus 20.000 Kriegern – 100.000 Menschen; Zusammenschluss während der Völkerwanderung und in der Begegnung mit Rom (Ethnogenese) „Origo Gentis“ als Literaturform der Germanen – Herkunftsliteratur der Stämme Austausch mit Römer begann schon vor Überschreitung der Grenze zum römischen Reich; Akkulturation und Romanisierung der Gruppen Germanen – Heiden � Arianer � Katholiken Germane = wild, unzivilisiert, barbarisch, stark,…etc. (stereotypisch) Hermannsdenkmal in Deutschland - Denkmal soll an den Cheruskerfürsten Arminius und die so genannte Schlacht im Teutoburger Wald erinnern, in der germanische Stämme unter Führung von Arminius den römischen Legionen unter Publius Quinctilius Varus im Jahre 9 eine entscheidende Niederlage beibrachten; Identitätsbildung im 19. Jahrhundert Krisen im römischen Reich 3./4. Jahrhundert Marc Aurel und die Markomannen (166 – 180) – Durch die beginnende Völkerwanderung der Germanen dringen die Markomannen und andere germanische Stämme erstmals nach Oberitalien und leiten somit die Markomannischen Kriege ein; in den Markomannenkriegen trat erstmals das bis zum Ende des Römischen Reiches dauernde Problem auf, in welcher Form und im welchem Maße die außerhalb des Reiches lebenden Völker, vor allem die germanischen Stämme, an den kulturellen und zivilisatorischen Errungenschaften des Reiches teilhaben sollten

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Sassaniden in Syrien – Nach der Formierung des Sassanidenreiches im 3. Jahrhundert entwickeln sich die Sassaniden zum andauernden Nemesis des römischen Reiches (römisch-persische Kriege) Germanische Großverbände an der Grenze (Goten, Franken, Alemannen, später Langobarden, Sachsen, Vandalen) Foederatenverträge – zwischenstaatliche Verträge zwischen dem römischen Reich und nichtrömischen Kolonien, die es den germanischen Volksgruppen erlaubt sich im römischen Reich anzusiedeln; Kämpfe wurden unter eigenen Führern ausgetragen, Rom bleibt aber Oberherr Das weströmische Reich setzte im Laufe der Zeit immer mehr auf die Truppen der Foederati, da die wirtschaftlichen Provinzen an germanische Stämme verloren gingen und weil die Anwerbung von Foederati billiger waren als die Finanzierung der eigenen weströmischen Truppen Klimaverschlechterung 375 Hunnen – Der Einfall der Hunnen setzte eine fluchtartige Völkerwanderung in Gang Diese Krisen führten zum endgültigen Untergang des weströmischen Reiches im 5. Jahrhundert Die Goten Ostgermanisches Volk; 2. Jahrhundert am Schwarzen Meer im Umfeld in Ostrom Nach ersten Auseinandersetzungen mit dem Römischen Reich in Südosteuropa in der ersten Hälfte des 3. Jahrhunderts kam es am Ende des 3. Jahrhunderts zur Spaltung in eine östliche (Greutungen) und eine westliche Gruppe (Terwingen), aus denen sich später – vereinfachend gesagt – die Ost- und Westgoten (Ostrogothi, „östliche Goten“, und Visigothi, „edlen Goten“) entwickelten. Visigothi (Westgoten) – 378 Schlacht von Adrianopel gegen das Römische Reich; Foederati; Goten als Foederaten zwischen Donau und Balkangebirge angesiedelt; erhielten steuerfrei Land (welches aber römisches Staatsgebiet blieb) und Jahrgelder, mussten dafür aber als Soldaten dienen; Eheverbot zwischen Römern und Goten erlassen; Goten als „Staat im Staat“; 410 Plünderung von Rom durch Alarich; Nachfolger Althauf führte die Westgoten dann nach Gallien; Vordringen nach Spanien (hispanisches Westgotenreich) – Isidor von Sevilla († 636); 711 Einfall der Muslime Ostrogothi (Ostgoten) – Herrschaft der Hunnen; Foederati; Ansiedlung Pannonien; 493 begann die Schlacht um Ravenna – Theoderich sollte für das römische Reich Rom von Odoaker zurückerobern, der seit der Absetzung des weströmischen Kaisers als Patricius das Land regierte; Theoderich († 526) tötet Odoaker; herrscht anstelle des Kaisers über Italien Nebeneinander von Goten und Romanen (um 500 entsteht das Lex Romana Visigothorum – ein römisches Gesetzbuch der Westgoten)

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Wulfila – einer der ersten Bischöfe der Westgoten; übersetzte die Bibel erstmalig ins Gotische und verfasste sie in eine von ihm entwickelte gotische Schrift (Wulfilabibel – eine Abschrift ist später im Codex Argenteus zu finden) Die Vandalen Ostgermanisches Volk; Herkunft im Weichselgebiet (Gebiet um den Strom Weichsel in Polen); 406 Überquerung des Rheins (Gallien) aufgrund der Hunnen und dringen somit ins Römische Reich ein; 429 führte Geiserich die Vandalen nach Afrika; nach Eroberung von Karthago, erringen die Vandalen die Seeherrschaft über das westliche Mittelmeer; 455 Plünderung Roms � Entstehung des „Vandalismus“; Romansierung der Vandalen (Dekadenz?); Christenverfolgungen; 474 erlangen die Vandalen Foederatenstatus; 533 endet die Herrschaft der Vandalen in Nordafrika mit der Eroberung des Gebiets durch den oströmischen Feldherrn Belisar Ende der Völkerwanderung Langobarden eroberten 568 große Teile Italiens, wobei die Hälfte des Landes unter der Kontrolle des oströmischen Reiches blieb Bayern: Verschmelzungsprozess von Stämmen nach 500 (Bajuwaren) Leben in der Völkerwanderungszeit Bevölkerungsrückgang um ca. 25-30%; agrarische Produktion und Enturbanisierung, da die Völker ständig in Bewegung waren; ständische (Gruppen-) Gesellschaft; Personenverbandsstaat (rex et sacerdos – „König und Priester“ werden die herrschenden Mächte); Kleinräumigkeit und Gentilismus (=Heidentum); Oralität (Weitergabe von geschichtlichen, gesellschaftlichen und religiösen Informationen) und „Nationalsprachen“ (Entwicklung von unterschiedlichen Sprachen) Irland Keltisches Reliktgebiet mit Kleinkönigreichen; mehr als 150 Kleinkönigreiche, die dann schließlich zu fünf größere Königreiche zusammengelegt wurden (irischer Hochkönigstum) Patrick von Irland – Mitte des 5. Jahrhundert; christlicher Missionar und Nationalheiliger Irlands; Bekehrung der Iren zum christlichen Glauben; 17. März ist Gedenktag (St. Patrick’s Day) Mit der Christianisierung folgten die Klosterkultur und eine eigene keltische Kirche; Bildung und hohe Buchkunst - Kunst von Handschrift, Bebilderung, Metallarbeit und Bildhauerei brachten u. a. Kunstwerke wie das „Book of Kells“ Mission irischer Missionare in England im 7. Jahrhundert (neben römischen Missionaren); Missionare aus Irland reisten nach England und Kontinentaleuropa (Peregrinatio – Wallfahrt, Pilgerfahrt) Mönche in Kontinentaleuropa Papst Gregor I und die Angelsachsenmission - Historisch bedeutend war auch seine Entscheidung, Missionare nach Britannien zu entsenden, womit er die Konversion des angelsächsischen Königs Æthelberht von Kent zum katholischen Glauben herbeiführte

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Peregrinatio: Columban † 615 – Missionierung Schottlands; Gründung von Klöster in Luxeuil, Frankreich und Bobbio, Italien; Willibrod – Gründung des Klosters von Echternach, Bonifatius † 754 – bedeutender Kirchenreformer (Aufbau der Kirchenorganisation) Byzanz (oströmisches Reich) im 6. Jahrhundert Kaiser Justinian I († 565) – ließ die Kirche Hagia Sophia nach der Zerstörung im Nika-Aufstand wieder erbauen (seit dem 15. Jahrhundert eine Moschee); Restauratio Imperii � Die Politik des oströmischen Kaisers Justinian I., die auf eine Zurückgewinnung der ehemaligen Reichsteile im Westen abzielte, wird in diesem Zusammenhang immer wieder als Restauratio bezeichnet. Dabei ist allerdings umstritten, ob die Eroberung großer Teile des ehemaligen Westreiches durch oströmische Truppen wirklich von langer Hand geplant war oder eher auf der spontanen Nutzung günstiger Gelegenheiten beruhte Sassaniden - Vereinzelt musste sich Ostrom der Angriffe des neupersischen Sassanidenreichs erwehren, des einzigen gleichrangigen Konkurrenten Roms, mit dem aber zwischen 387 und 502 fast durchgängig Frieden herrschte CIC (Corpus Iuris Civilis) – Gesetzeswerk von römischen Juristen im Auftrag von Justinian I; Neukodifikation des römischen Rechts Pest ab 541 – Justianische Pest; weitreichende Folgen: Hungersnöten, und es entwickelte sich offenbar eine Endzeitstimmung, die durch andere Faktoren wie Kriege und zahlreiche Erdbeben noch verstärkt wurde; Teil 3 Das Frankenreich I (ca. 500-750)

Die Franken Salfranken – eigenständiger Stamm der Franken; lokale Foederati in der zweiten Hälfte des 4. Jahrhunderts; Ansiedlung in Toxandrien und dann in Tournai; Kleinkönige von Tournai mit Stammvater Merowech († 450) – Geschlecht der Merowinger; Childerich I († 481) wird Nachfolger � fränkischer König und römischer Befehlshaber; Childerichs Grab wird 1653 in Tournai entdeckt Chlodwig († 511) - Er unterwarf alle anderen fränkischen Teilkönigreiche sowie weitere germanische Stämme gewaltsam; gilt somit als Begründer des Frankenreichs; erfolgreiche Militärschläge � 486 Sieg über Syagrius – Soissons wird merowingischer Königsitz; 496 besiegt Chlodwig die Alamannen bei der Schlacht von Zülpich; 507 Sieg über die Westgoten; 508 Sieg über Sigibert von Köln Nach der Schlacht von Zülpich konvertierte Chlodwig zum katholischen Glauben; um 500 wird er in der Kathedrale von Reims getauft 508 Ernennung zum Ehrenkonsul vom oströmischen Kaiser Anastasius; 511 Lex Salica – Salisches Recht; Gesetzesbücher der Franken die auf Anordnung Chlodwigs verfasst wurden; Mischung aus Zivil- und Strafrecht; Differenzierung von Personengruppen � freie Männer und Sklaven Schwache Päpste und starke Bischöfe; Niedergang des Arianismus durch Chlodwigs Konvertierung zum Katholizismus (später auch Westgoten und Langobarden)

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Nach Chlodwigs Tod wird das Frankenreich auf seine Söhne aufgeteilt, was zu Spannungen führte

Merowingische Königsherrschaft Reste römischer Staatlichkeit – Übernahme von römischen Institutionen (Staatsland, Münze, Steuer, Heerwesen); militärische Gefolgschaft und Amtsträger am Hof � comes stabuli (militärischer Befehlshaber), thesaurarius (Schatzmeister), cubicularius (Kammerherr), maior domus (Hausmeister); Entstehung von Grafschaften und Herzogtümern (Herzog > Graf); 11 Metropoliten (Oberbischöfe) und 128 gallische Bischöfe im gallischen civitates – übernahmen nicht nur spirituelle Aufgaben, sondern besetzten auch Ämter in der Verwaltung Kämpfe im Königreich Austrasien (Reims), Neustrien (Paris), Burgund (Orléans) – alle Herrscher beanspruchten die Herrschaft in den Zentralorten des Reiches; Adel profitierte von den Kämpfen und fördert Landesbildung; 613 wird das geteilte Reich durch Clothar II geeint (Arnulf von Metz – Bischof und Berater Clothars); Clothars Sohn Dagobert wird mit 15 Jahren König von Austrien – Arnulf von Metz und der Hausmeier Pippin der Ältere werden seine Berater – Stammväter der Karolinger; Pippin übte großen Einfluss in der Politik des Reiches; übernahm spätestens 625 auch formal den Titel eines Hausmeiers, des wichtigsten Amtsträgers im Königreich Pippins Tochter Begga wird mit Arnulfs Sohn Ansegisel verheiratet � Bündnis stärkt Pippins Macht; 639 Niedergang der Zentralgewalt nach Dagoberts Tod, der keine Söhne im regierungsfähigen Alter hinterließ, konnte Pippin mit Unterstützung des austrasischen Adels seinen Führungsansprüche wieder geltend machen; Pippins Sohn Grimoald wird nach Pippins Tod Hausmeier

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Immer mehr minderjährige Könige � Hausmeier gewinnen an Bedeutung und der Adel profitiert Merowingische Gesellschaft: archaisch, unzivilisiert, barbarisch? Entstehung der Villikation im (nördlichen) Merowingerreich; nicht nur wirtschaftliche Beziehung zu Produzenten – Organisations- und Verwaltungsfunktionen, Gerichtsfunktion Grundherr war meist von adeliger Herkunft, aber auch die Kirche, Klöster oder der König; Errichtung von Eigenkirchen auf ihrem privaten Grund (Wirtschaftsfaktor, Seelenheil) Obrige Kirche kritisierte das Grundherrsystem, da nur die Kirche befugt war Kirchen erbauen zu lassen

Monarchischer Episkopat (Ämterstruktur in christlichen Gemeinden)

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Das ägyptische Wüstenmönchstum Verweltlichung der Reichskirche? – Anachoreten/Eremiten seit dem 3. Jahrhundert (Einsiedler); In der alten Kirche unterschied man allein lebende (Anachoreten) und gemeinschaftlich lebende Eremiten. Aus ihren Einsiedeleien entstanden später oft Klöster oder Ortschaften Antonios († 356) und Paulus von Theben – Ur-Einsiedler; Eremitenkolonien (Makarios); Begründer des christlichen Mönchtums Basilius und die Kodifizierung der mönchischen Askese Basilius von Caesarea, der Große, († 378) – 355 gründet Basilius ein Kloster in einer einsamen Gegend von Kappadokien; er lebte insgesamt nur fünf Jahre in diesem Kloster, aber diese Zeit hat Nachwirkungen bis in die Gegenwart: die detaillierte Mönchsregel (Basiliusregel), die er in dieser Zeit verfasste, ist bis heute die gültige Mönchsregel der orthodoxen Kirche und hat auch Benedikt von Nursia und seine Benediktinerregel stark beeinflusst - Übersetzung Ende 4. Jahrhundert durch Rufinus von Aquileja; evangelische Räte: Keuschheit, Armut, Gehorsam Mönchtum im Westen Wissenstransfer durch Cassianius und Hieronymus; Klöster in Rom und Italien gegen Ende des 4. Jahrhunderts Martin von Tours († 397): widerwillige militärische Laufbahn - bei einer Schlacht gegen anrückende Germanen verweigert Martin von Tours die Teilnahme mit den Worten, dass er kein miles caesari (Soldat des römischen Kaisers) mehr sei, sondern ein miles christi (Soldat Christi) In Ligugé errichtet Martin von Tours das erste Kloster des Abendlandes; 372 wird er zum Bischof geweiht – Nationalheiliger; Geschichte des heiligen Martins – „cappa“: Martin teilt Offiziersmantel mit einem Bettler; Brauchtum – „Laternenfest“ Lérins: 400 Klostergründung von Honoratus von Arles (Kloster St. Honorat); Augustinus: verfasste um ca. 400 die de opere monachorum („Über die Arbeit von Mönchen“); Klöster in Spanien und Irland Benedikt von Nursia Gregor der Große – Dialoge („Dialogi“) – einzige Quelle für Benedikts Leben, ist eine Lebensbeschreibung des Papst Gregor der Große, die Ende des 6. Jahrhunderts verfasst wurde, und in seine Schrift „Dialogi“ eingebaut; Lebensbeschreibung Benedikts beruft sich auf die Berichte von vier Augenzeugen, die Gregor persönlich kannte und die Schüler Benedikts gewesen waren: Konstantin, der Benedikts unmittelbarer Nachfolger als Abt von Montecassino war; Konstantins Nachfolger Simplicius; Valentinianus, der Abt des St.-Pankratius-Klosters im Lateran, und Honoratus, der zu Gregors Zeit das von Benedikt gegründete Kloster Subiaco leitete Jugend in Nursia; Studium in Rom – enttäuscht von Sittenlosigkeit seiner Mitstudenten; nach kurzem Aufenthalt in Enfide, Rückzug für drei Jahre lang in eine Höhle in Subiaco

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Im Kloster von Vicovaro wird Benedikt Abt und versucht das Leben im Kloster neu zu ordnen � Widerstand in der Mönchsgemeinschaft Benedikt kehrt wieder nach Subiaco zurück und gründet eine Reihe von Klöstern; Neid und Intrigen von anderen Priestern veranlassten Benedikt und eine kleine Schar von treuen Anhängern nach Monte Cassino zu ziehen; Gründung eines neuen Klosters in Monte Cassino (gilt als Mutterkloster der Benediktiner); Benedikt führt dort selbst die Gemeinschaft und schreibt um 529 für sie auch die „Regula Benedicti“ Verbreitung der Regula Benedicti Grundlage des Benediktinerordens; die Benediktsregel versteht sich als Anleitung für Anfänger im klösterlichen Leben und empfiehlt als Ergänzung für Fortgeschrittene die Regel des heiligen Basilius von Caesarea. Die RB besteht aus einem Prolog und 73 Kapiteln Viele Mönche verfassten Mönchsregeln – Benedikt, Basilius von Caesarea, Columban (Regelvielfalt); Regeln wurde gemeinsam mit der Regula Benedicti in Form von sogenannten „Mischregeln“ in den meisten Klöstern befolgt Langsame Durchsetzung der Regeln im 8. Jahrhundert; zuerst England und dann Festland (Willibrord und Bonifatius); Festlegung der Regeln als einzig gültige „römische Regel“ 577 wird das Kloster von Monte Cassino von den Langobarden zerstört; 717 wird sie im Auftrag von Papst Gregor II wiederbelebt 742/743 Concilium Germanicum – eine von Bonifatius geleitete Reformsynode der germanischen Bischöfe; erste und wichtigste Reformsynode; Beschlüsse sind noch heute gültig - Als verbindliche Klosterregel wurde die Benediktusregel für alle Klöster vorgeschrieben; 817 Aachener Synode Benedikt-Reliquien in Fleury (Saint-Benoît sur Loire) – 9. Jahrhundert; Verehrung, die viel zur Verbreitung der Benediktinerregel im abendländischen Mönchtum beitrug Aufstieg der Hausmeier Nach Tod Dagobert I kamen seine minderjährigen Söhne an den Thron; Zerfall des dezentralisierten Gebiets durch inkompetente Herrscher � Adelsfamilien gewinnen an Macht – bedeutendste Familie waren die Karolinger „Staatsstreich Grimoalds“ – Grimoald rettet 640 in der Schlacht gegen die Thüringer den jungen König Sigibert III das Leben; Entstehung einer Freundschaft; 642 lässt Grimoald Otto, den damaligen Hausmeier, durch den alemannischen Herzog Leuthar ermorden und wird 643 selbst zum Hausmeier; Grimoald führte in den nächsten Jahren praktisch völlig selbstständig die Regierungsgeschäfte für seinen König Sigibert hatte keine Kinder für die Nachfolge; Grimoald überredet den König seinen eigenen Sohn zu adoptieren - Childebertus adoptivus regierte dann Austrien; nach Childeberts Tod wird Grimoald jedoch für seine Handlungen gefangen genommen und hingerichtet Pippin der Mittlere († 714) – Hausmeier von Aurasien; 687 Schlacht von Tertyr – besiegt den Merowingerkönig Theuderich III. und dessen neustrischen Hausmeier Berchar (Berthar);

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Pippin wird dadurch zum Hausmeier des fränkischen Gesamtreich und bildet so die Voraussetzung für den Aufstieg der Pippiniden (dux et princeps Francorum – Herzog und Prinz der Franken) Merowingische Könige bleiben vorerst noch auf dem Thron (Schattenkönige); endgültige Macht behält jedoch Pippin Karl Martell († 741) – Karl Martell wird zunächst von seinem Vater Pippin vom Hausmeieramt ausgeschlossen; als Pippin im Sterben liegt, wird Theudoald, Sohn seines Halbbruders, Grimoald der Jüngere, wird auf Bedrängen Plektruds, Pippins Ehefrau, stattdessen Hausmeier 715 wurde die Partei von Theudoald und Plektrud dann durch einen Aufstand der neustrischen Adligen vernichtend geschlagen, die mit Raganfrid einen der Ihren als Hausmeier einsetzten Karl Martell konnte diese Bedrohung für sich nutzen, indem er sich im Kampf der Austrier gegen die Neustrier als rechtmäßiger Anführer und Erbe Pippins darstellte; 717 errang er die Oberhand und hatte nun genug Macht, um seine Stiefmutter Plektrud zur Anerkennung seiner Rechte zu zwingen Sicherung/Ausdehnung des Reiches (Sachsen, Bayern) 732 Schlacht von Tours und Poitiers - In der Schlacht von Tours und Poitiers besiegte der fränkische Hausmeier Karl Martell die muslimischen Araber und stoppte für einige Jahre ihren Vormarsch im Westen Während seiner Amtszeit verloren die merowingischen Könige des Frankenreichs weiter an Bedeutung und Einfluss; nach dem Tod Theuderichs IV. 737 verzichtete Karl endgültig auf die Legitimierung seiner Macht als Hausmeier durch einen merowingischen Schattenkönig – es gibt keine Könige mehr; Karl Martell vermeidet jedoch den Königstitel; möglicherweise aufgrund der negativen Erfahrungen, die sein Großonkel Grimoald der Ältere bei einem solchen Staatsstreich gemacht hatte und die für die Dynastie fast das Ende bedeutet hätten Erbe: Kurz vor seinem Tod teilte Karl Martell sein Reich zwischen seinen Söhnen aus erster Ehe, Karlmann und Pippin, auf - Karlmann bekam Austrien, Alemannien und Thüringen, Pippin Neustrien, Burgund und die Provence Herrschaftsübernahme der Karolinger 743 setzte Pippin der Jüngere erneut einen Merowinger König ein, um so ihrem Amt als Hausmeier eine königliche Legitimierung zu geben – Childerich III 747 übergibt Karlmann Pippin seine Länder, um sich ins Kloster zurückzuziehen; Pippin der Jüngere übernahm dann die Regentschaft im ganzen Frankenreich Reichannalen: Wegen der Könige in Francia, die keine Macht hätten, ob das gut sei oder nicht - Papst: Es ist besser, den als König zu bezeichnen, der die Macht hat Pippin war bestrebt, nach dem Amt des Hausmeiers auch den Königstitel zu erlangen; die eigentliche Macht lag schon lag schon lange bei den karolingischen Hausmeiern – merowingische Könige waren nur noch dem Namen nach Herrscher

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Zur Legitimation dieser Titelübernahme bediente sich Pippin nach Darstellung der fränkischen Reichsannalen des Papstes Zacharias - Pippin schickte dazu seine Berater nach Rom zum Papst mit der Frage: „Wegen der Könige in Francia, die keine Macht als Könige hätten, ob das gut sei oder nicht“. Wunschgemäß antwortete der Papst: „Es ist besser, den als König zu bezeichnen, der die Macht hat.“ 751 wird Pippin in Soissons nach der Absetzung Childerich III zum König gekrönt; 754 Salbung in der Basiliska Saint-Denis (inklusive seiner Söhne Karl und Karlmann) Papst bittet Pippin um Hilfe, da die Langobarden mit ihrer Expansion Italien bedrängten: Pippin erobert die Gebiete in Italien zurück; garantiert dem Papst das Dukat Rom, das Exarchat Ravenna, die Pentapolis, Tuszien, Venetien, Istrien und die Herzogtümer Spoleto und Benevent als kirchliche Territorien � Pippinische Schenkung Teil 4 Die Ausbreitung des Islams (500-750)

Lachmiden im Irak (arabisches Herrschergeschlecht): Hauptstadt Hira (am westlichen des Euphrat), Imruʾ al-Qays († 328) verbündet sich mit den Römern und entzog sich dem persischen Einfluss; Verlust der Hauptstadt Ḥīra und eine Verlagerung des Schwerpunkts seiner Macht nach Westen - Seine Grabinschrift nennt ihn übertreibend „König aller Araber“ – ein Titel, den er sich nach dem Übertritt zu Rom zugelegt hatte König Munḏir III. († 554) - berühmtester Lachmiden; glanzvolle Epoche für das Lachmidenreich – Konferenz von Ramla: Abschluss eines vorteilhaften Friedensvertrag mit Kaiser Justin I; Regelung der religiösen Konflikte und Religionsvielfalt 500 Ghassaniden - arabischer Stammesverband; wichtiger Verbündete (Foederati) des oströmischen Reiches; kirchenpolitisch setzten sich die Ghassaniden für den Monophysitismus ein - Christus sei vollkommen göttlich und habe nur eine Natur, nämlich eine göttliche Die arabische Halbinsel im 6. Jahrhundert Banu-Kinda: Stämmekoalition der beiden Stämme; Aufstieg der westlichen Halbinsel (Hedscha) mit Mekka (Kaaba) Qurais: arabischer arabischer Stamm, von dem der Prophet Mohammed abstammt; Abstammung soll auf Abraham zurückführen; während 6. Jahrhundert übernahmen sie die Kontrolle über die Stadt Mekka und die schon in vorislamischer Zeit als Heiligtum verehrte Kaaba – Verehrung von verschiedenen Götter: Hubal, Allah, al-Uzza, al-Lat, al-Manat, Geister etc. Keine staatlichen Strukturen; Hanifen (Abraham) – vorislamische Monotheisten, die weder Juden noch Christen waren - Sure 3:67: Abraham war weder Jude noch Christ. Er war vielmehr ein Gott ergebener Hanīf und kein Heide Mohammed († 632) – Schlüsselfigur und wichtigster Prophet im Islam

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Waise; wuchs in mittelbürgerlichen Verhältnissen auf; Reichtum durch Heirat mit Kaufmannswitwe Khadija, für die er zuvor gearbeitet hat; mehrere Ehefrauen, wobei Aisha seine Lieblingsfrau war Außerhalb des Islams ist Mohammed oft eine negativ, stereotypisch besetzte Figur, um die sich viele Legenden und Mythen ranken Ab 610 beginnt er Offenbarungen zu empfangen; Allah wird nicht nur der höchste Gott, sondern auch der einzige Gott – das führt zu Aufregungen in Mekka, da dort rund um die Kaaba eine polytheistische Religion bestand 622 verlässt Mohammed Mekka und geht nach Medina (Hedschra); Beginn der Zeitrechnung im Islam In Medina gewinnt Mohammed viele Anhänger; Militärische Kämpfe ^ 630 erfolgreiche Rückkehr nach Mekka; Tod in Medina und wird dort begraben Nach Mohammeds Tod in Medina beginnt die Ausbreitung des Islam über die ganze Halbinsel Die Entstehung des Kalifats Abu Bakr († 634) – Nachfolger Mohammeds; Erster rechtmäßiger Kalif (höchster Titel) Schnelle Ausbreitung des Kalifats; Zerstörung von Pufferstaaten durch persisch-byzantische Kriege Umar († 644) – zweiter Kalif; Ausbreitung des Islams zunächst nach Westen und Osten; 636 Schlacht von Yarmuk – Wendepunkt für die Expansion des Islams; muslimische Araber gewinnen gegen die oströmischen Truppen; das oströmische Reich verliert Syrien, Palästina und Ägypten an den Islam � Öffnung des oströmischen Reiches für den Islam Allah � Gabriel � Mohammed Mohammed beginnt mit der Niederschrift mit Beginn der Offenbarungen (ab 610); Muslimisch-theologische Sicht: Koran das unmittelbare Wort Gottes Weltlich-kritische Sicht: Komplexe Genese zwischen 7. und 9. Jahrhundert; Kritik an Figur von Mohammed (Kunstfigur?); viele spätere Eingriffe Verwendung verschiedener Quellen: jüdische, christliche und vorislamistische Quellen; weitere frühe Zeugnisse: Hadith (=überlieferte Nachrichten im Islam sowohl profanen als auch religiösen Charakters) und Prophetenviten Die Umayyaden (661-750)

Familienklan des arabischen Stammes der Qurais aus Mekka, dem Stamm, dem auch der Prophet Mohammed entstammte; Angehörige der Familie herrschten von 661 bis 750 n. Chr. als Kalifen von Damaskus aus über das damals noch junge islamische Imperium und begründeten damit die erste dynastische Herrscherfolge der islamischen Geschichte; unter

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ihrer Regierung wurden die Grenzen des Reiches im Osten bis zum Indus und im Westen bis zur Iberischen Halbinsel vorgeschoben Expansion nach Ost und West mit schwacher Zentralgewalt; Stellungskrieg mit Byzanz – 674 und 717 vor Konstantinopel, die eine Ausbreitung des Islams in den Norden schwierig machte Nachfolgerstreit – nach der Ermordung des dritten Kalifen, wird Ali ibn Abi Talib als vierter Kalif bestimmt, was zu einer Spaltung der muslimischen Gemeinde führte � ab 656 Bürgerkrieg (Fitna) Ali wird ermordet; Muawiya folgte dem verstorbenen Ali im Kalifenamt nach und wurde als Muawiya I. der 5. Kalif und Begründer der Umayyaden-Dynastie Abd Al Malik († 705) – Kalif der Umayyaden; 691 Errichtung des Felsendoms in Jerusalem, weil Bürgerkrieg eine Pilgerreise nach Mekka unmöglich machte; stellt Einheit des Kalifats wieder her und sichert Führungsanspruch der Umayyaden Ende der Expansion: 747 endet die Herrschaft der Umayyaden im Osten – im Westen dauert ihr Kalifat von Cordoba (Spanien) bis 1031 an Gesellschaft im frühen Islam Conquest society auf Stammesbasis; Anlegung von Stützpunkten und Garnisonen in eroberten Gebieten; vorerst nicht an Missionierung interessiert, da Islam noch immer vor allem eine arabische Religion ist, die den Arabern bestimmt war Bipolare Gesellschaft: Nomadentum und Sesshaftigkeit Sichtweise einer zweigeteilten Welt: Dar al-Islam (Welt des muslimischen Rechts; muslimische Gebiete) und Dar al-harb (Welt des Krieges; nicht-muslimische Gebiete) Spaltung zwischen Sunna und Schia – Husan vs. Kerbala († 680); Streit um Nachfolge des Kalifen Unterworfene Bevölkerung (Kopten, Ägypter,…etc.) beginnen sich für Islam zu interessieren; neue Herausforderung für muslimische Gesellschaft, da Islam bis jetzt immer nur arabische Religion war; Conquest Society löst sich auf Staatliche Einheit vs. soziale Divergenz – die soziale Divergenz setzt sich durch, da sich nun viele Volksgruppen im Islam befinden und staatliche Einheit besteht nur mehr theoretisch Pilgerweg nach Mekka („Hadsch“) Mekka – Mina – Berg Arafat – Musdalifah – Mina – Mekka

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Teil 5 Das Frankenreich II (750-900)

Karl der Große Militärische Expansionen – stärkere Einfügung der Randgebiete an das Reich; Feldzug gegen Muslime in Spanien � obwohl Feldzug nicht sehr erfolgreich war, wird Karl dadurch zum Verfechter des Christentums („Rolandslied“) Eroberungen von Aquitanien, 772 Langobarden, 788 Bayern, Spanien, 790 Awaren Starke Stellung des Königs in der fränkischen Kirche; enge Beziehung zu Papst nach Anschluss der Langobarden an das fränkische Reich Offiziell waren die militärischen Feldzüge dafür, um das fränkische Reich zu sichern, aber auch um den Adel zufriedenzustellen (Beuteabgaben an Adel) Die Sachsenkriege 772 – 804 Sachsenkriege; anfangs nur zur Befriedung der Grenzregion; später Änderung des Ziels zu der mit beträchtlicher Grausamkeit durchgesetzten Unterwerfung, Christianisierung und Eingliederung des sächsischen Volkes in das Fränkische Reich Der sächsische Widerstand unter dem Führer Widukind dauert jedoch an; in der Süntelschlacht vernichtete Widukind am Süntelgebirge ein fränkisches Heer; Karl soll auf den hartnäckigen Widerstand mit brutaler Repression geantwortet haben - Capitulatio de partibus Saxonie Cap. 8: „Sterben soll, wer Heide bleiben will und unter den Sachsen sich verbirgt, um nicht getauft zu werden, oder es verschmäht, zur Taufe zu gehen.“; Blutgericht von Verden 782 bei dem tausende Sachsen enthauptet wurden; Der sächsische Adel kooperierte schließlich mehrheitlich; Widukind lässt sich 785 taufen; 802 wurde das sächsische Volksrecht aufgezeichnet und von Karl anerkannt; Sachsen galt bald darauf als endgültig befriedet und als Teil des christlichen Frankenreichs 800 Karl, der Große wird vom Papst zum Kaiser gekrönt; frühere Annahmen, dass Karl nicht Kaiser werden wollte, wurden widerlegt Karolingische Renaissance (Correctio) Klerusausbildung Liturgie, Schrift � Karolingische Minuskel (Carolina) - eine aus Kleinbuchstaben gebildete Buchschrift, war u. a. Vorbild für die heute noch vielfach gebräuchliche Antiqua Wichtige kirchliche Texte wie die lateinische Bibel, die sogenannte Vulgata, die Benediktsregel und das Sakramentar Gregors des Großen wurden von sprachlichen Verwilderungen gereinigt und in Musterexemplaren zur Vervielfältigung bereitgestellt Einführung des Amtes „Missi Dominici“ – Königsboten; Aufgabe war die Kontrolle und Verwaltung des Königsguts (Gebiete die dem Herrscher direkt gehörten)

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Münzreform - Die Goldbindung des Geldes wurde aufgegeben, der Silberdenar als reichsweit geltende verbindliche Währung eingeführt. Ein Solidus bzw. Schilling waren 12 Denar; ein Pfund (libra), dessen Gewicht gegenüber dem antiken Maß erhöht wurde, entsprach 20 Solidi. In Karls Münzordnung wurde festgelegt, dass aus einem Pfund Silber 240 Pfennige (Denare) geprägt werden müssen. Kapitularien – hoheitliche Anordnungen, die gesetzliche Bestimmungen zu Verwaltung und Rechtsprechung sowie in militärischen, kirchlichen und kulturellen Angelegenheiten enthielten Ludwig der Fromme († 840) Sohn und Nachfolger Karls; wird 813 von seinem Vater zum Mitkaiser gekrönt 816-818 Aachener Synoden - die benediktinischen Regeln für alle im Frankenreich lebenden Mönche verbindlich 817 Pactum Hludovicianum – Pakt mit Papst, dass die Souveränität des Kirchenstaates gewährte und die Papstwahl unbeeinflusst bleibt 823 Admonitio ad omnes ordines 826 Taufe des dänischen Königs Harald - 826 hatte Ludwig den Dänenkönig Harald Klak und dessen 400-köpfiges Gefolge zur Taufe in Ingelheim zu Gast 830 und 833 Amtsenthebung – Ludwigs Sohn aus zweiter Ehe, Karl wird als Nachfolger bestimmt, was seine drei Söhne aus erster Ehe empört; während der Fastenzeit rief Ludwig 830 zu einem Feldzug auf, was zu einem offenen Aufstand führt; Ludwig der Fromme in leichter Haft gehalten; Lothar, Ludwigs Sohn und Unterkönig von Italien wird für kurze Zeit Herrscher, wird aber wieder nach Italien zurückgeschickt als Ludwig 831 aus der Haft entlassen wird Später zieht Ludwig gegen seine drei Söhne in den Krieg, da alle drei Söhne Ludwigs aus erster Ehe, eine Schmälerung ihrer Reichsteile zugunsten ihres Halbbruders Karls dem Kahlen befürchteten; 833 standen sich die Parteien auf dem Rotfeld bei Colmar gegenüber, bis durch Druck und Versprechungen alle Getreuen und Soldaten von Ludwig abgefallen waren und Ludwig abdanken musste 841 Ludwig der Deutsche und Karl gegen Lothar – die beiden Brüder gewinnen über Lothar 842 Straßburger Eide - Bündnis zwischen Karl und Ludwig sowie ihren beiderseitigen Unterführern bzw. Vasallen gegen Lothar bekräftigt; der Eid wurde in Althochdeutsch und Altfranzösisch gesprochen; Übersetzung: „Für die Liebe Gottes und des christlichen Volkes und unser aller Erlösung, von diesem Tage an, soweit mir Gott Wissen und Können gibt, werde ich meinem Bruder Karl beistehen, sowohl in der Hilfeleistung als auch in jeder anderen Angelegenheit, so wie man seinem Bruder beistehen soll, auf dass er mir genauso tue, und ich werde niemals ein Abkommen mit Lothar treffen, das willentlich meinem Bruder Karl zum Schaden sei.“ 843 Vertrag von Verdun – Teilung des Frankenreich in drei Teile – Karl dem Kahlen: Westfrankenreich; Ludwig der Deutsche: Ostfrankenreich; Lothar: „Mittelreich“

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Auflösung des Frankenreichs Es entstehen neue politische Einheiten - Aquitanien, Burgund, Bayern, Lotharingien; neue Ethnogenesen im Vielvölkerreich Normannen: „Wikinger“ seit 793; 845 Plünderung Paris; 911 Normandie – der Normanne Rollo schließt mit Karl dem Einfältigen den Vertrag von Saint-Clair-sur-Epte; Rollo erhält Gebiete in Nordfrankreich, der späteren Normandie Sarazenen: arabischer Volksstamm; 846 Rom; Sizilien und Fréjus Ungarn: Magyaren; seit 894; beginnen sesshaft zu werden; Ungarneinfälle – 901 Bayern; 955 Schlacht von Lechfeld - Otto I. der Große, siegt über das Reiterheer der Ungarn in der Schlacht auf dem Lechfeld. Damit enden die mehr als 50 Jahre andauernden Ungarneinfälle Das Lehenswesen Auch Feudalwesen; Wurzeln aus römischem Klientelwesen (Klientelverhältnis – Patron und freier Sklave; Patron unterstützt Klientel in allen Lebensbeziehungen; Klientel im Dienst des Patrons) und germanischem Gefolgschaftswesen (Grund und Land gehört König; kann an Untergebene verliehen werden; wenn König stirbt, geht Grund und Land wieder an König und muss wieder neu verliehen werden) Aufwendungen für Panzerreiter waren teuer; nur Freie und Adlige in dieser Waffengattung dienen - Diese Faktoren führten letztendlich zur Verbreitung des Lehnswesens, das die ökonomische Grundlage für eine weitere Aufstockung und zunehmenden Dominanz der Panzerreiterei bildete. Erst ein Krieger mit genügend bewirtschafteten Land war in der Lage,

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die teure Ausrüstung zu bezahlen und genügend Zeit aufzubringen, sich beständig im Kriegshandwerk zu üben; Feudalismus als Konstrukt

Die öffentliche Buße in der alten Kirche Kirchenbuße - bezeichnet in der alten Kirche öffentlich zu verrichtende Bußwerke, die nach, teils von Konzilien, teils von Kirchenvätern herrührenden Bestimmungen groben und öffentlichen Sündern auferlegt wurden. Sie hatten den Zweck, der göttlichen Gerechtigkeit Genüge zu leisten, gegebenes Ärgernis aufzuheben und den Sünder gründlich zu bessern. Der Büßende war während der Bußzeit aus der Kirchengemeinschaft ausgeschlossen und wurde erst nach Erstehung der Strafe wieder aufgenommen. Ex-kommunikation, Büßerstand (Kleidung, Fasten, Enthaltsamkeit, Büßerbank), Wiederaufnahme, eventl. Dauerfolgen; „Subjektive Buße“ für leichte Sünden (Bezahlung); Buße und Rekonziliation einmalig, mit Vorliebe am Lebensende - „Omnes homines paenitentiam velint in finem vitae suae accipere“ (Caesarius von Arles, 6. Jh.) Neue Bußpraxis Irland 6. Jahrhundert: geheime Privatbuße; Diversitas culparum diversitatem facit paenitentiarum: Arm/reich, männlich/weiblich, alt/jung: Tarifbuße – im Gefolge der Missionstätigkeit der iro-schottischen Mönche entstanden sog. Bußbücher, in denen für jedes Vergehen eine bestimmte Buße ("Tarif") vermerkt war (z.B. Geldbußen, Fasten, Gebete). Orientierungshilfe Bußbücher (libri paenitentiales) Kontinentale Bücher seit 8. Jh. Rekonziliation/Absolution im Anschluss an Bekenntnis ab ca. 1000; Beichte jährlich bis täglich

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Totengedächtnis (Memoria) Libri memoriales/Libri vitae – Verbrüderungsbuch; Verzeichnis, in dem Gebetsbrüderschaften aufgezeichnet sind; darüber hinaus enthält sie Namenslisten der Stifter und Wohltäter des Klosters sowie von Personen, die mit einem Kloster in enger geistiger Bindung standen, so dass ihrer in den mönchischen Gebeten gedacht wurde Nekrologien (seit 11. Jahrhundert) – Nachruf; Würdigung des Lebenswerks eines kürzlich Verstorbenen; Nekrolog bezeichnet auch eine Sammlung solcher Würdigungen; auch Totenverzeichnis Messen/Fürbitten; Heiligen- und Reliquienverehrung Teil 6 Die Ränder Europas (750-900)

Die Wikinger (Wäräger oder Rus im Osten) etymol. Schwurverband/Schweden; Bezeichnung für Skandinavier, die in Kontakt mit den slawischen Völkern Osteuropas und dem byzantinischen Reich standen Mitte 8. Jahrhunderts Erstbesiedlung von Skandinavier in Ladoga (Alt-Ladoga); zwischen 750 und 950 entwickelt sich Ladoga zu einer der wichtigsten Hafenstädte Nordeuropas; Kleine Verbände >> Stützpunkte >> Städte >> Kiewer Rus (862 Rurik): mittelalterliches Großreich im Zentrum Kiew; 862 Wäräger Großfürst Rurik begann in Weliki Nowgorod zu herrschen und begründet die Rurikiden-Dynastie Bagdad – intensive Handelsbeziehungen mit Arabern; Funde von Tongefäße in Skandinavien

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Konstantinopel (Wäräger Garde) - entstand im Jahre 988, als der Kiewer Großfürst Wladimir I. 6.000 Wikinger an Kaiser Basileios II. schickte, der mit ihrer Hilfe seinen Thron verteidigen konnte; von da an bildeten sie den Kern der kaiserlichen Leibgarde Slawisierung bis 10. Jahrhundert - Wäräger stellten zunächst den Großteil der Adels-, Händler- und Kriegerschicht der Kiewer Rus; dominierende Kultur und Sprache war jedoch die Slawische und die Waräger waren bereits nach wenigen Generationen vollständig slawisiert; Verschmelzung von Skandinavier und Ostslawen 988 Wladimir der Heilige (Taufe) – enger Kontakt mit Byzanz, die zur christlichen Missionierung und schließlich im Jahre 988 in der Herrschaftszeit Wladimirs des Heiligen zum Übertritt der Rus zum orthodoxen Glauben führten Das Khanat der Chazaren Halbnomadisches Turkvolk in Zentralasien; Vielvölkerreich – Slawen, kaukasische Völker Die Entstehungsgeschichte der Chazaren ist eng mit dem Göktürken Reich verbunden, das im 7. Jahrhundert zerfiel - westliche Hälfte des Reichs teilte sich in zwei Konföderationen, die Bulgaren unter Führung der Dulo-Dynastie und die Chasaren unter Führung der Aschina-Sippe, der traditionellen Herrscher des Reichs der Göktürken 650-750 Krieg mit Umayyaden Ab 750 Kontakt mit Byzanz und Abbassiden (750 lösten die Abbassiden die Umayyaden in der Regierung des Kalifats ab) – Chazaren waren oftmals im friedlichen Verbund mit Byzanz; später auch mit den Abbassiden Verkehrs- und Handelsknotenpunkt (10% Zoll) - Chasaren befanden sich an einer zentralen Schnittstelle des Welthandels; islamische Welt konnte sich mit Nordeuropa nur durch chasarische Vermittlung austauschen; Chasaren zahlten keine Steuern an die Zentralregierung � Staatseinnahmen wurden durch einen zehnprozentigen Zoll auf Güter, die durch die Region transportiert wurden, sowie durch die Tributzahlungen unterworfener Nationen erzielt Doppelkönigtum (Khagan & Khagan Bek) – entspricht dem Kaisertitel; höher als Khan; Khagan lediglich religiös-spirituelles Oberhaupt bzw. ein repräsentatives Amt mit begrenzten Vollmachten inne; Bek für Verwaltungs- und Militärangelegenheiten verantwortlich Religion: Ursprünglich praktizierten die Chasaren einen traditionellen tengristischen Schamanismus, in dessen Mittelpunkt der Himmelgott Tengri stand, der aber auch von konfuzianischen Ideen aus China beeinflusst war; verehrten such Tengri untergeordnete Götter (religiöser Pluralismus) Um 800 Hinwendung zum Judentum; Annahme dass anfangs nur die chasarische Elite zum Judentum wechselte; Begräbnisstrukturen belegen, dass um 950 die jüdische Religion in allen Gesellschaftsschichten ausgebreitet war 965 wird das Chasarenreich von der Kiewer Rus zerstört

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Die Bulgaren Protobulgaren (auch Ur-Bulgaren) – turkischer, awarischer und hunnischer Herkunft; Großbulgarisches Reich im 7. Jahrhundert - Reich der Protobulgaren in Südrussland und dem Nordkaukasus; Zerstörung des Reiches durch die Chazaren Nach der Spaltung des Großbulgarischen Reiches wird Asparuch, ein Khan der bulgarischen Herrscherdynastie Dulo, von den Chazaren in das Gebiet der heutigen Ukraine an das Donaudelta abgedrängt (Donaubulgaren); 687 beginnt die Slawisierung der Bulgaren (Ethnogenese) Boris († 907): erster christlicher Knjas (=Fürst) der Bulgaren – Katholische (West) und Orthodoxe (Ost) Kirche beginnen einen Missionierungswettlauf im bulgarischen Reich Byzanz in mittelbyzantischer Zeit 636 Oströmisches Reich stand vor dem Abgrund � bedrängtes Restreich; 678 belagern Araber erstmals Konstantinopel; 717-718 erneute Belagerung durch die Araber Themenverfassung ab Mitte des 7. Jahrhundert (Militärdistrikte) – unter dem Druck der arabischen Invasion ab 630 und den massiven Gebietsverlusten, entstanden Militärdistrikte 726 bis 843 Bilderstreit (Ikonoklasmus – Zerstörung heiliger Bilder): Theologischen Debatte in der damaligen orthodox-katholischen Kirche und dem byzantinischen Kaiserhaus während des 8. und 9. Jahrhunderts, in der es um den richtigen Gebrauch und die Verehrung von Ikonen (Heiligenbilder der Ostkirche) ging. Die beiden Parteien wurden als Ikonoklasten (Ikonenzerstörer) und Ikonodulen (Ikonenverehrer) bezeichnet. Makedonische Renaissance Basileios I. der Makedonier († 886): Vom Stallknecht zum Kaiser – entstammte einer armenisch-griechischen Familie, die sich in der byzantinische Thema Makedonien niedergelassen hatte; Stallknecht in den Dienst des Theophilitzes, eines Verwandten des Bardas, des Onkels des Kaisers Michael III; 866 Basileios ermordet mit Zustimmung des Kaisers, Bardas, der das Reich unter Michaels Namen regierte und erhält dann den Titel Caesar; 867 tötet Basileios Michael und besteigt selber den Thron Militärische Stabilisierung: Zurückeroberung großer Teile; Grenzsicherung im Osten; Erfolge in Italien führten dort zu einer neuen Periode byzantinischer Dominanz; Herrschaft über das Mittelmeer, vor allem Adria Kulturelle Vormacht Europas um 1000: kultureller Aufschwung in Literatur, Kunst und Wissenschaft – Buchmalerei (Pariser Psalter) Geteiltes Spanien Toledanisches Reich auf der iberischen Halbinsel unter Herrschaft der Westgoten; 711 beginnt die Invasion der Muslims unter der Führung von Tariq ibn Ziyad (Berber, Araber); König Roderich wird vernichtend geschlagen – Muslime erobern die iberische Halbinsel

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Al-Andalus: Name des muslimisch beherrschten Teil der iberischen Halbinsel - Provinz des Umayyaden-Kalifats (711–750); Emirat von Córdoba (um 750–929); Kalifat von Córdoba (929–1031) - führendes kulturelles und wirtschaftliches Zentrum sowohl des Mittelmeerraums als auch der islamischen Welt Multikultureller Mythos – Juden, Christen und Muslime; Muslime teilten sich wiederum in mehrere ethnische Gruppen auf, deren größte die Araber und die Berber waren Nichtmuslime (Dschimmi) galten als Schutzbefohlene und mussten dementsprechend einen Tribut (Dschizya) zahlen; die Behandlung der Nichtmuslime im Kalifat war zu verschiedenen Zeiten unterschiedlich � Toleranz? - es gab lange Toleranzzeiten, sowie Verfolgungen Mozaraber: Christen, die sich kulturell teilweise der muslimischen Dominanz assimiliert hatten, etwa durch Übernahme von arabischen Gebräuchen, arabischer Kunst und arabischen Ausdrücken, dabei aber ihren christlichen Glauben mit seinen Ritualen und ihre romanischen Sprachen beibehalten hatten Rodrigo Diaz de Vivar († 1099) „El Cid“ – abgeleitet von As-sayyid, sidi („der Herr“); spanischer Nationalheld – Ritter aus der Zeit der Reconquista (Zurückeroberung der iberischen Halbinsel von Muslims) Wächst nach Tod seines Vaters am Hof König Ferdinands auf und wird dessen Sohn Sancho gemeinsam erzogen; nach Aufteilung des Reiches unter Ferdinands drei Söhne nach seinem Tod, wird Sancho König von Kastilien und Rodrigo bleibt in seinem Dienst; ab 1065 Bannerträger unter Sancho Während der Belagerung von Zamora wurde Sancho 1072 ermordet. Als sein Bruder und Kontrahent Alfons VI. die Königreiche León und Kastilien wiederum vereinigte, soll ihm Rodrigo Díaz als Alférez der Legende nach einen von den kastilischen Ständen (Cortes) angeblich verlangten Reinigungseid abgenommen haben, mit dem Alfons beteuerte, nichts mit dem Tod seines Bruders zu tun zu haben – Rodrigo bleibt im Dienst des neuen Königs; muss aber sein Amt als Bannerträger abgeben; Garcia Ordonez wird stattdessen Bannerträger und wird sein höfischer Rivale Rodrigo heiratet Jimena � gesellschaftlicher Aufstieg Verbannung: Nach eigenmächtigen Eroberungszügen und einer von König Alfons nicht gewünschten Einmischung in einen regionalen Konflikt, der 1079 zwischen den maurischen Kleinkönigreichen Sevilla und Granada im Süden der Halbinsel entstanden war und in dessen Verlauf es Rodrigo Díaz in der Schlacht von Cabra gelang, seinen auf der anderen Seite kämpfenden Konkurrenten García Ordóñez in demütigender Weise gefangen zu nehmen, fiel Rodrigo beim König in Ungnade und wurde aus seiner Heimat Kastilien verbannt. Asyl fand er kurze Zeit später am Hof des maurischen Fürsten al-Mu'tamin von Saragossa. Formal in dessen Diensten stehend, schuf er eine stehende Söldnertruppe, mit der er in benachbarten Territorien unter anderem auch gegen christliche Gegner operierte, wobei sich seine Kämpfer im Wesentlichen aus der erzielten Beute selbst finanzierten. Neben seinen Fähigkeiten als militärischer Führer trug auch diese neuartige Organisationsform mit zu den

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Erfolgen der „Bande“ bei, deren Führer man sich in dieser Phase als eine Art „Raubritter“ oder „Warlord“ vorstellen darf. Erneute Annäherung zwischen Alfons und Rodrigo nach Niederlage Alfons gegen die berberischen Almoraviden; Rodrigo übernimmt in dieser Zeit die Schutzherrschaft über das Fürstentum Valencia – Kämpfe gegen Mauren, Katalanen; Rodrigo schlägt die Almoraviden in der Schlacht von Cuarte – Rodrigo wird schließlich Stadtherr von Valencia - Rodrigos Herrschaft in Valencia wird in den Quellen übereinstimmend als ein strenges Regiment beschrieben. Berichtet wird von Spitzelwirtschaft, Folterungen und grausamen Bestrafungen ihm feindlich gesinnter Bürger Cantar de Mio Cid - Der Cantar de mio Cid (deutsch Lied von meinem Cid) ist ein Epos eines unbekannten Verfassers, das – inspiriert vom Leben des kastilischen Adligen Rodrigo Díaz de Vivar, genannt El Cid – Leben und Taten eines vorbildlichen Ritters erzählt. Das Epos ist eines der frühesten Werke der spanischen Literatur; Hollywoodverfilmung mit Charles Heston und Sophia Loren Die Britischen Inseln Angelsachsen; germanisches Sammelvolk, hauptsächlich bestehend aus Angeln und Sachsen Mehrere angelsächsische Königreiche – Kleinkönigtum (Heptarchie) Aethelbert († 616) – erster christlicher König des angelsächsischen Königreichs Kent; Ende 6. Jahrhunderts/Anfang 7. Jahrhunderts lässt sich Aethelbert taufen; danach erfolgt die Christianisierung von Kent Northumbria - Northumbria entstand durch Vereinigung von Deira und Bernicia; im 7. Jahrhundert erreicht das Reich die größte Ausdehnung � Eingliederung von Königreiche an das Reich (kulturelle Vormacht) 664 Synode Whitby: Die Synode von Whitby im angelsächsischen Northumbria entscheidet sich für die römische Form des Christentums und gegen die iroschottische Kirche (Stärkung der Kirche) Mercia: politische Vormacht im 8. Jahrhundert - Den Höhepunkt seiner Macht hatte Mercia im 8. Jahrhundert, als Ethelred I. von Wessex und Offa von Mercien London eroberten und die Vorherrschaft über alle angelsächsischen Königreiche erlangten Nach dem Übertritt der Angelsachsen zum Christentum wurde die Stadt Sitz des Erzbischofs-Primas, geistliches Oberhaupt der Kirche von England und der anglikanischen Kommunion Canterbury: Metropolitansitz – 735 York wird offiziell zum zweiten Erzbistum der Angelsachsen neben Canterbury erhoben 793 Plünderung von Lindisfarne durch skandinavische Wikinger; Überfall markiert den Beginn der sogenannten Wikingerzeit; bald auch normannische Besiedlung Northumbria Wessex Hegemonialmacht seit Alfred dem Großen († 899); Grundlagen für eine Vereinigung der angelsächsischen Königreiche unter der Hegemonie von Wessex schuf, sowie in der Förderung der altenglischen Sprache und Literatur

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Die Wikinger: Im Nahen Westen 793 Lindisfarne – Erste Plünderung der Wikinger in England Plünderungszüge >> Errichtung von Stützpunkte >> Siedlungen (Dublin) Danelaw in England (886-954) - Danelaw umfasste Teile der angelsächsischen Königreiche Mercia und Northumbria sowie East Anglia und lag somit im Nordosten Englands; Besiedlung von Skandinavier; 954 erobert Wessex Danelaw � Entstehung Englands Nachwirkungen � Sprache und Kultur Edward the Elder "King of the Angles and Saxons“ (901) Die Wikinger: Im Fernen Westen Island: Gardar Svavarsson (Mitte 9. Jahrhundert); Schwede – großer Anteil an der Entdeckung Islands � norwegische Besiedlung, Goden Grönland: Erik „der Rote“ Thorvaldsson (um 982) Vinland (Neufundland?): Leif Eriksson (um 1000) – vermutlich erster Europäer in Nordamerika

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Teil 7 Das Reich und Ostarrichi (10. Jahrhundert)

Ottonen (919-1024): Heinrich I, Otto I. (936-973), Otto II., Otto III., Heinrich II. (1002-1024) „Königsherrschaft ohne Staat“: Salbungsverzicht 919 & Freundschaftsbündnisse, Wahlreich & Individualsukzession, Reichskirchensystem & Magdeburg. Kaiserkrönung 962: Militärische Erfolge gegen Ungarn 933 & 955, Gewaltsame Integration der Herzogtümer, Probleme der Italienpolitik (Päpste, 982 Crotone), Nähe zu Byzanz (Theophanu) Ottonische Renaissance: Kulturelle Blüte (Schulen, Handschriften, Erneuerung des Römerreiches)

Adlige Damen des 10. Jahrhunderts Kognatische Sippenverbände im Adel Kaiserinnen: Theophanu & Adelheid († 999) Äbtissinnen: Mathilde von Quedlinburg († 999)

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Dichterinnen: Hrotsvit von Gandersheim? († nach 973); schrieb Legenden, Dramen und historische Werke Marcha Orientalis: Karolingische Marken > Marcha orientalis im 9. Jh. (zw. Enns und Leitha) > 907 ungarisch Hg Heinrich II. der Zänker († 995): Neffe Ottos I., Rebellionen & Versöhnungen 976: Kärnten Hzm, östliche Mark an Babenberger Luitpold Ausblick 11. Jahrhundert 1. Strukturwandel (Herrschaftsverdichtung, wirtschaftlicher und demographischer Aufschwung) 2. Politische Verschiebungen (Seldschuken, Fatimiden, Normannen in England und Süditalien) 3. Kirche: Zentralisierung und Hierarchisierung (Investiturstreit ab 1074) 4. Expansion der christlichen „Franken“ (Kreuzzüge und Reconquista) 5. Persecuting Society? (Abgrenzung nach außen, Reinheit im Inneren?)