Mittelstand unter dem Eindruck der Euro-Krise...DIHK-Mittelstandsreport Herbst 2012 1 Mittelstand...
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Mittelstand unter demEindruck der Euro-KriseDIHK-Mittelstandsreport Herbst 2012
Sonderauswertung Mittelstand der DIHK-Konjunkturumfrage
Der DIHK-Mittelstandsreport wertet Antworten von mehr als 25.000 Unternehmen mit bis zu 500 Beschäftig-ten aus, die von den 80 IHKs von August bis September 2012 zu ihrer wirtschaftlichen Situation befragt wur-den (DIHK-Konjunkturumfrage). Damit stellt der DIHK-Mittelstandsreport eine breit angelegte empirische Untersuchung zur wirtschaftlichen Lage kleiner und mittlerer Unternehmen (KMU) mit bis zu 500 Mitarbeitern in Deutschland dar. Zum Vergleich hat der DIHK die Antworten von rund 1.000 Großunternehmen mit jeweils mehr als 1.000 Beschäftigten herangezogen. Die größenbezogene Auswertung von Unternehmensantworten ermöglicht es, Unterschiede in den konjunkturellen Reaktionsmustern kleiner und mittlerer Unternehmen ei-nerseits und großer Unternehmen andererseits aufzuzeigen. Deutscher Industrie- und Handelskammertag e. V. (DIHK) Bereich Wirtschaftspolitik, Mittelstand, Innovation – Berlin 2012 Copyright Alle Rechte liegen beim Herausgeber. Ein Nachdruck – auch auszugsweise –
ist nur mit ausdrücklicher Genehmigung des Herausgebers gestattet. Herausgeber © Deutscher Industrie- und Handelskammertag e. V. | Berlin | Brüssel ISSN 2192-1687 DIHK Berlin:
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Internet: www.ihk.de Redaktion DIHK – Bereich Wirtschaftspolitik, Mittelstand, Innovation
Dr. Alexander Schumann, Dr. Marc Evers, Dr. Dirk Schlotböller Stand Dezember 2012
DIHK-Mittelstandsreport Herbst 2012
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Mittelstand unter dem Eindruck der Euro-Krise
DIHK-Mittelstandsreport Herbst 2012
Die kleinen und mittelgroßen Unternehmen (bis 500 Beschäftigte) befürchten mittlerweile einige Blessuren
bei der Inlands- und bei der Auslandsnachfrage. Die schwelende Krise verunsichert vor allem den industriel-
len Mittelstand, dämpft Geschäftserwartungen und Investitionsabsichten deutlich, die Beschäftigungspläne
aber nur teilweise. Der Fachkräftemangel verharrt trotz konjunktureller Verlangsamung als Risikofaktor auf
hohem Niveau. Es ist vor allem der Binnenkonsum, der den Mittelstand derzeit stabilisiert. Gastronomen und
Anbieter personennaher Dienstleistungen spüren dies noch recht deutlich. Insgesamt bleiben damit die
Beschäftigungspläne des Mittelstandes im Plus. Der DIHK rechnet für das Jahr 2013 mit insgesamt rund
150.000 zusätzlichen Arbeitsplätzen im Mittelstand. In einigen heimisch orientierten Branchen wie im
Handel gibt es jedoch noch ein gerütteltes Maß an Skepsis, ob die Situation sich fortsetzt. Hier verunsichert
die Diskussion um höhere Steuerbelastungen bei Vermögen, Erbschaften und Einkommen. Mithin sehen
zunehmend auch KMU in der aktuellen Wirtschaftspolitik ein Risiko, wenn auch noch nicht so sehr wie die
Großunternehmen (mehr als 1.000 Beschäftigte), deren Geschäfte stärker von der Bewältigung der Staats-
schuldenkrise in Europa abhängen. Die hohen Rohstoff- und Energiepreise sind der hellste Punkt auf dem
Risikoradar der kleinen und mittleren Unternehmen (KMU, bis 500 Mitarbeiter). Strompreiserhöhungen zum
1. Januar 2013 sowie Sorgen um eine stabile Energieversorgung lassen die Erwartungen der mittelständi-
schen Hersteller von Metall, Glas und Keramik einbrechen.
I KMU-Risikoradar: Energiekosten und Wirtschaftspolitik im Fokus Seite 2
II Wirtschaftslage – Mittelstand zeigt sich noch robust Seite 4
III Erwartungen – Rückgang auf breiter Front Seite 6
IV Export – Zuversicht lässt nach Seite 8
V Investitionen – KMU fahren "auf Sicht" Seite 10
VI Beschäftigung – Mittelstand stellt ein - noch Seite 12
VII Was zu tun ist – Empfehlungen an die Politik Seite 14
DIHK-Mittelstandsreport Herbst 2012 - Risiken
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I RISIKEN
KMU-Risikoradar: Energiekosten und Wirtschaftspolitik im Fokus Wo sehen Sie die größten Risiken bei der wirtschaftlichen Entwicklung Ihres
Unternehmens in den kommenden 12 Monaten? (in Prozent)
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Wechselkurs*
Finanzierung
Arbeitskosten
Fachkräftemangel
Auslandsnachfrage*
Wirtschaftspolitische Rahmenbedingungen
Inlandsnachfrage
Energie- und Rohstoffpreise
KMU mit bis zu 500 Beschäftigten
Großunternehmen ab 1000 Beschäftigten
* Industrie ohne Bau
Hohe Strom-, Energie- und Rohstoffpreise belasten Geschäfte im Mittelstand. Mehr als die Hälfte des
deutschen Mittelstandes sieht in den hohen Preisen für Energie und Rohstoffe eine Gefahr für die Ge-
schäftsentwicklung der nächsten Monate. Besonders in der energieintensiven Chemieindustrie (75 Prozent)
und in der von weltweiten Ernteschwierigkeiten betroffenen Lebensmittelindustrie (90 Prozent) schlagen
sich die Energie- und Rohstoffpreise negativ auf die Geschäfte der kleinen und mittleren Unternehmen
(KMU) nieder. Auch die Hersteller von Glas und Keramik (77 Prozent) und die Metallerzeuger (66 Prozent)
zählen zum Kreis der besonders betroffenen Branchen. Insgesamt sehen deutlich mehr Mittelständler als
Großunternehmen (Betriebe mit über 1.000 Mitarbeitern) in den Energie- und Rohstoffpreisen ein Risiko.
KMU haben auf den internationalen Rohstoff- und Energiemärkten zumeist weniger Verhandlungsspielraum.
Zudem bringt hierzulande der Anstieg der Strompreise heimische Betriebe im Vergleich zu Mitbewerbern ins
Hintertreffen. Auch machen sich viele Unternehmen Gedanken in punkto Versorgungssicherheit. Bereits in
naher Zeit sind erheblich mehr Netze nötig, um Strom aus erneuerbaren Quellen von den Entstehungsorten
zu den Verbrauchern zu transportieren. Gerade in der Industrie können schon Stromausfälle von Sekunden-
bruchteilen kostenintensive Produktionsunterbrechungen oder Schäden an ganzen Aggregaten zur Folge
haben.
Inlandsnachfrage mit Blessuren. Die Binnennachfrage gerät durch die schwächere Konjunktur und die
Staatschuldenkrise in Europa zusehends in Mitleidenschaft. Zumindest jeder zweite Mittelständler macht
sich hier inzwischen Sorgen (Vorumfrage: 45 Prozent), und zwar besonders häufig in der Kfz-Industrie (66
Prozent) und im Kfz-Handel (70 Prozent). Bei Großunternehmen schlägt die Skepsis bei der heimischen
Nachfrage stark zu Buche (53 Prozent). Unter den Großunternehmen sind es vor allem Industrie- und
Baubetriebe, die Rückschläge bei der Inlandsnachfrage befürchten. Diese Sparten sind stark von der Investi-
tionstätigkeit abhängig – hier dürften noch schwierige Monate bevorstehen.
DIHK-Mittelstandsreport Herbst 2012 - Risiken
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KMU ernüchtert über Wirtschaftspolitik. Das Risiko „wirtschaftspolitische Rahmenbedingungen“ klettert
bei mittelständischen Unternehmen auf 40 Prozent (im Frühsommer waren es 35 Prozent). Inzwischen ist
Ernüchterung insbesondere über die Dauer der Euro-Staatsschuldenkrise eingekehrt. Die Rettungspolitik
verunsichert die Unternehmen und dämpft ihre Geschäftserwartungen und Investitionsabsichten deutlich –
zudem teils ihre Beschäftigungspläne. Von den Großunternehmen bewerten sogar 53 Prozent die Wirt-
schaftspolitik als Risiko. Aufgrund ihrer stärkeren internationalen Ausrichtung hat die Lösung der Staats-
schuldenkrise und eine Beruhigung der Märkte für sie eine größere Bedeutung. Die Diskussionen über höhere
Steuerbelastungen bei Vermögen, Erbschaften und Einkommen sorgen für zusätzliche Unsicherheit.
Geschäftsrisiko Arbeitskosten. Ein Drittel der KMU sehen in hohen Arbeitskosten ein Hemmnis für die
Geschäftsentwicklung – zwar etwas weniger als im Frühsommer (36 Prozent), aber drei Punkte mehr als vor
einem Jahr. Insbesondere KMU, die personalintensiv arbeiten oder Arbeitskräfte mit eher geringer Qualifika-
tion benötigen, sehen die Arbeitskosten als Risiko, etwa bei den Reinigungsdiensten (48 Prozent) und in der
Sicherheitswirtschaft (67 Prozent).
Finanzierung – Gelassenheit im Mittelstand. 15 Prozent der KMU befürchten Finanzierungsengpässe –
weiterhin ein Rekordtief. Auftragseingänge und Investitionsbedarf sind rückläufig und mithin auch die
Nachfrage nach Finanzierungen, sowohl im Betriebsmittel- als auch im Investitionssegment. Vor allem ist
das Finanzierungsumfeld derzeit günstig, Rekordniedrigzinsen bieten eine gute Voraussetzung für wieder
anspringende Investitionen im Falle einer Konjunktur-Aufhellung. Auf mittlere Frist werden allerdings Basel
III und andere Regulierungen die Fremdkapitalbeschaffung tendenziell erschweren.
Auslandsnachfrage und Wechselkurse – Große eher betroffen. Insbesondere große international engagier-
te Unternehmen spüren die Drosselung der Nachfrage auf den Weltmärkten. Für sie hat das Auslandsge-
schäft in der Regel größere Bedeutung als für KMU. Auch schlägt sich das Risiko schwankender Wechselkur-
se stärker auf die Geschäfte von Großunternehmen nieder, da sie häufiger in Märkten außerhalb der Eurozo-
ne engagiert sind.
Fachkräftemangel ein Hemmschuh für KMU. Aufgrund des Mangels an qualifizierten Fachkräften kann der
Mittelstand viele Stellen nicht besetzen. Bei mittlerweile 34 Prozent der KMU gefährdet der Fachkräfteman-
gel die Geschäftsentwicklung. Vor zwei Jahren waren es 33 Prozent; bei der erstmaligen Befragung zu
Jahresbeginn 2010 nur 16 Prozent. Das zeigt die hohe strukturelle Bedeutung der Fachkräftesicherung
jenseits konjunktureller Eintrübungen. Der hohe Anteil des Risikos etwa im Gastgewerbe (52 Prozent) belegt,
das der Fachkräftemangel keineswegs nur auf wissensintensive Bereiche wie etwa IT-Dienstleister (42
Prozent) beschränkt ist. Händeringend suchen gerade die kleinen und mittleren Anbieter von Gesundheits-
und sozialen Diensten nach Fachkräften (63 Prozent).
DIHK-Mittelstandsreport Herbst 2012 - Wirtschaftslage
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II WIRTSCHAFTSLAGE
Wirtschaftslage – Mittelstand zeigt sich noch robust(Saldo aus "Gut"- und "Schlecht"-Antworten in Prozentpunkten)
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60Saldendifferenz KMU - Großunternehmen ab 1000 Beschäftigte bis 500 Beschäftigte
Großunternehmen
Mittelstand
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gut
befriedigend
schlecht
KMU und Große auf AugenhöheWirtschaftslage der Unternehmen im Herbst 2012; Angaben in Prozent
KMU: Saldo +28
Großunternehmen: Saldo +29
DIHK-Mittelstandsreport Herbst 2012 - Wirtschaftslage
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Die Fakten
Mittelstand zeigt sich robust. Die Geschäftslage der KMU trübt sich im Herbst 2012 zwar ein. Allerdings
bleibt der resultierende Saldo aus „Gut“- und „Schlecht“-Urteilen von 28 Prozentpunkten noch auf einem für
eine konjunkturell eher schwache Phase recht ordentlichen Niveau. Deutlich stärker nehmen Großunterneh-
men ihre Lageurteile zurück, weil sie die nachlassende Dynamik, insbesondere in Europa, stärker als KMU
spüren.
Binnenkonsum – vom Schwachpunkt zur tragenden Säule. Viele konsumnahe Branchen sind durch einen
überproportionalen Anteil an KMU geprägt. Hier spürt der Mittelstand die gestiegene Kaufkraft infolge
steigender Einkommen. Kleine und mittelgroße Gastronomen, Reisevermittler und Anbieter sonstiger perso-
nennaher Dienstleistungen (Wäschereien, Frisörsalons, Solarien etc.) bewerten ihre Geschäftslage sogar
besser denn je. Auf der anderen Seite spüren Anbieter langlebiger Gebrauchsgüter die zunehmende Unsi-
cherheiten auf Seiten der Verbraucher. So vermelden etwa die kleinen und mittelgroßen Kfz-Händler eine
deutlich schlechtere Geschäftslage als noch im Frühsommer 2012. Alles in allem hat sich der Binnenkonsum
für den Mittelstand allerdings vom Schwachpunkt zur tragenden Säule entwickelt.
Exportorientierter Mittelstand spürt Schwäche in Europa. International aktive KMU können sich der
schleppenden Entwicklung in vielen europäischen Märkten nicht entziehen. Zwar haben die dortigen Regie-
rungen eine Reihe von wichtigen Reformen angestoßen. Auf mittlere Sicht werden sich die Maßnahmen
positiv auf die Wettbewerbsfähigkeit auswirken. Kurzfristig allerdings wirkt der Politikwechsel allerdings
kontraktiv. Diese Entwicklung spürt der industrielle Mittelstand in seinem Orderbestand – KMU in der In-
dustrie nehmen ihre Lagebewertungen überdurchschnittlich stark zurück, so etwa im Maschinenbau und in
der Chemie.
Die Zahlen
Mittelstand zeigt sich robust (Saldo* in Prozentpunkten)
Branchen Herbst 2012 Frühsommer 2012 Veränderung
Lage (KMU) 28 32 -4
Lage (Großunternehmen) 29 37 -8
Binnenkonsum – vom Schwachpunkt zur tragenden Säule
Branchen (KMU) Herbst 2012 Frühsommer 2012 Veränderung
Gastgewerbe 32 16 16
Reisevermittler 40 28 12
Sonstige Personendienste 36 19 17
Kfz-Handel und -Reparatur -8 29 -27
Exportorientierter Mittelstand spürt Schwäche in Europa
Industrie (ohne Baugewerbe) 26 35 -9
Maschinenbau 34 47 -13
Chemie 27 40 -13
* Die Frage an die Unternehmen zur Einschätzung der Geschäftslage lautet: Wie beurteilt Ihr Unternehmen seine gegenwärtige
Lage? Der Saldo ist die Differenz aus „Gut“-Meldungen und „Schlecht“-Meldungen.
DIHK-Mittelstandsreport Herbst 2012 - Erwartungen
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III ERWARTUNGEN
Erwartungen – Rückgang auf breiter Front(Saldo aus "Besser"- und "Schlechter"-Antworten in Prozentpunkten)
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Saldendifferenz KMU - Großunternehmen ab 1000 Beschäftigte bis 500 Beschäftigte
Großunternehmen
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2besser
gleich
bleibend
schlechter
Binnenwirtschaft verschafft KMU leichten VorsprungGeschäftserwartungen der Unternehmen im Herbst 2012; Angaben in Prozent
KMU: Saldo -3
Großunternehmen: Saldo -5
DIHK-Mittelstandsreport Herbst 2012 - Erwartungen
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Die Fakten
Verunsicherung ergreift Mittelstand. Erstmals seit fast drei Jahren überwiegen in punkto Geschäftserwar-
tungen unter den KMU wieder die Pessimisten die Optimisten. Immer stärker spürt der Mittelstand den
Nachfragerückgang aus den Euro-Krisenstaaten. Chemieunternehmen bleiben zwar noch leicht im positiven
Bereich, in der Elektrotechnik und bei den Kfz-Herstellern überwiegen aber mittlerweile die Skeptiker deut-
lich. Insbesondere die Investitionsgüternachfrage leidet und in der Folge brechen die Erwartungen der klei-
nen und mittleren Maschinenbauer drastisch ein. Die Binnenkräfte können den Abwärtstrend abfedern, was
dem Mittelstand insgesamt einen leichten Vorsprung vor den stärker international orientierten Großunter-
nehmen verschafft. Bei Letzteren stechen unter den Pessimisten die auf Investitionsgüter spezialisierten
Industrieunternehmen hervor.
Energiewende dämpft Erwartungen im energieintensiven Mittelstand. In der Metallerzeugung und bei den
Glas- und Keramikherstellern brechen die Erwartungen ein. Stark steigende Preise und damit der Kostenan-
stieg verunsichern viele KMU. Hinzu kommen mögliche Risiken bei der Versorgungssicherheit.
Binnenkonsum dämpft Stimmungsabschwung. Mittelständische Ge- und Verbrauchsgüterhersteller neh-
men ihre Erwartungen vergleichsweise moderat zurück. In der Freizeitwirtschaft bleiben die Erwartungen
sogar klar im positiven Bereich – wenn auch bei Rückgängen. Sonstige Personendienste (Wäschereien,
Frisörsalons, Saunen, Solarien) blicken ebenfalls noch leicht positiv gestimmt auf die kommenden Monate.
Bei KMU im Einzelhandel wie auch bei den Reisevermittlern überwiegt inzwischen allerdings die Skepsis.
Hintergrund dürfte hier die Vermutung sein, dass sich die Eurokrise auf den Geldbeutel der Verbraucher
auswirken wird. Zudem dürfte die konjunkturelle Abschwächung das Jobwachstum bremsen und die Diskus-
sionen um Steuererhöhungen zusätzliche Verunsicherung in den Mittelstand bringen.
Die Zahlen .
Verunsicherung ergreift Mittelstand (Saldo* in Prozentpunkten)
Branchen Herbst 2012 Frühsommer 2012 Veränderung
Chemie (KMU) 3 21 -18
Elektrotechnik (KMU) -3 18 -21
Kfz-Hersteller (KMU) -23 -1 -22
Maschinenbau (KMU) -13 12 -25
Industrie oh. Bau (Großunternehmen) -10 13 -23
Industrie oh. Bau (KMU) -8 12 -20
Energiewende dämpft Erwartungen im energieintensiven Mittelstand
Metallerzeuger -27 -4 -23
Glas, Keramik, Steineverarbeitung -13 19 -32
Binnenkonsum dämpft Stimmungsabschwung
Erwartungen (KMU) -3 11 -14
Erwartungen (Großunternehmen) -5 14 -19
Hersteller Ge- und Verbrauchsgüter 3 12 -9
Freizeitwirtschaft 8 17 -9
Sonstige Personendienste 1 15 -14
Einzelhandel -6 6 -12
Reisevermittler -3 8 -11
* Die Frage an die Unternehmen zur Einschätzung der Geschäftserwartungen lautet: Mit welcher Entwicklung rechnet Ihr
Unternehmen in den kommenden zwölf Monaten? Der Saldo ist die Differenz aus „Besser“-Meldungen und „Schlechter“-Meldungen
DIHK-Mittelstandsreport Herbst 2012 - Export
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IV EXPORT
Export – Zuversicht lässt nach(Saldo aus "Höher"- und "Geringer"-Antworten in Prozentpunkten; Industrieunternehmen)
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Großunternehmen
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geringer
KMU erwarten geringere AusfuhrenExporterwartungen der Industrieunternehmen im Herbst 2012; Angaben in Prozent
KMU: Saldo +4
Großunternehmen: Saldo +17
DIHK-Mittelstandsreport Herbst 2012 - Export
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Die Fakten
Exportzuversicht im Mittelstand verfliegt. Produkte „Made in Germany“ sind zwar weiter weltweit gefragt.
Allerdings kann sich der industrielle Mittelstand der abflauenden Dynamik der internationalen Märkte nicht
entziehen. Im Herbst 2012 trüben sich die Exporterwartungen der KMU deutlich ein. Im Saldo erwartet der
Mittelstand für die nächsten Monate aber weiterhin höhere Ausfuhren. Im Vergleich hierzu sind die Großun-
ternehmen deutlich zuversichtlicher gestimmt – wohl aufgrund der breiteren Kundendiversifizierung, bei-
spielsweise in Schwellenländern Asiens. Die kleinen und mittleren Maschinenbauer stechen beim Rückgang
der Ausfuhrerwartungen hervor. Die nachlassende weltwirtschaftliche Dynamik, schlechtere Finanzierungs-
möglichkeiten sowie Steuererhöhungen in vielen Märkten schlagen sich auf die Investitionsbedingungen und
damit auf deren Absatzchancen nieder. Noch deutlicher gehen die Ausfuhrerwartungen der Kfz-Hersteller
zurück.
Aufstrebende Schwellenländer stabilisieren Exporte. Deutlich optimistischer als viele andere Industrie-
hauptgruppen blicken die mittelständischen Hersteller von Ge- und Verbrauchsgütern sowie von Medizin-
technik auf ihr Auslandsgeschäft der nächsten Monate. Die Produktion von Konsumgütern ist im Vergleich
zu anderen Branchen relativ robust. Zudem sorgen wachsende Mittelschichten und sich entwickelnde Ge-
sundheitssysteme in Asien und Osteuropa für wachsende Nachfrage.
Die Zahlen
Exportzuversicht im Mittelstand verfliegt (Saldo* in Prozentpunkten; Industrieunternehmen)
Branchen Herbst 2012 Frühsommer 2012 Veränderung
Exporterwartungen (KMU) 4 19 -15
Exporterwartungen (Großunternehmen) 17 29 -12
Maschinenbau (KMU) 3 21 -18
Kfz-Hersteller KMU) -8 15 -23
Aufstrebende Schwellenländer stabilisieren Exporte
Hersteller Ge- und Verbrauchsgüter
(KMU) 15 24 -9
Medizintechnik (KMU) 35 40 -5
* Die Frage an die Unternehmen zur Einschätzung der Exporterwartungen lautet: Mit welcher Entwicklung der Exporte rechnet Ihr
Unternehmen in den kommenden zwölf Monaten? Der Saldo ist die Differenz aus „Höher“-Meldungen und „Geringer“-Meldungen.
DIHK-Mittelstandsreport Herbst 2012 - Investitionen
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V INVESTITIONEN
Investitionen – KMU fahren "auf Sicht"(Saldo aus "Höher"- und "Geringer"-Antworten in Prozentpunkten)
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geringer
KMU und Große mit fast gleichen InvestitionsplänenInvestitionsabsichten der Unternehmen im Herbst 2012; Angaben in Prozent
KMU: Saldo +3
Großunternehmen: Saldo +5
DIHK-Mittelstandsreport Herbst 2012 - Investitionen
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Die Fakten
Investitionsbereitschaft im Mittelstand lässt merklich nach. Das schwierige weltwirtschaftliche Umfeld
lässt viele KMU vorsichtiger agieren. Auch sieht der Mittelstand nunmehr Fragezeichen, ob sich die zuletzt
erfreuliche Entwicklung der Binnennachfrage fortsetzt. Stärker noch wollen außenwirtschaftlich aktive
Mittelständler (Industrie, insbs. Maschinenbau, Elektrotechnik) und große Untenehmen ihre Investitionsbud-
gets kürzen – die Staatsschuldenkrise und auch die nachlassende Dynamik in den Schwellenländern verunsi-
chern die Unternehmen. Trotz aller Unwägbarkeiten bleibt der Investitionssaldo im positiven Bereich. Auch
hier setzen die Unternehmen – KMU und Große – darauf, dass die Nachfrage bald wieder anspringt. Darauf
deutet hin, dass immerhin noch ein gutes Viertel der Unternehmen ihre Kapazitäten erweitern wollen.
Auch bei Investitionen: Konsumbranchen stabilisieren Mittelstand. Viele eher konsumorientierte KMU
sehen noch gute Investitionschancen. Die kleinen und mittelgroßen personenbezogenen Dienstleister (Wä-
schereien, Frisörsalons, Saunen, Solarien) machen nur geringe Abstriche bei ihren Budgets, ihr Investitions-
saldo bleibt positiv. Hotels und Restaurants wollen ihr hohes Investitionsniveau halten. In der Bauwirtschaft
und im Einzelhandel bröckelt allerdings die Investitionsbereitschaft der KMU. Hier mehren sich Zweifel, ob
die zuletzt ordentliche Nachfrageentwicklung eine Fortsetzung finden kann – nicht zuletzt angesichts der
Diskussion um höhere Steuern auf Vermögen, Erbschaften und Einkommen.
Die Zahlen
Investitionsbereitschaft im Mittelstand lässt merklich nach (Saldo* in Prozentpunkten)
Branche Herbst 2012 Frühsommer 2012 Veränderung
Investitionsabsichten (KMU) 3 9 -6
Investitionsabsichten (Großunternehmen) 5 20 -15
Industrie oh. Baugewerbe (KMU) 1 11 -10
Maschinenbau (KMU) 1 16 -15
Elektrotechnik (KMU) 5 17 -12
Auch bei Investitionen: Konsumbranchen stabilisieren Mittelstand
Branchen (KMU) Herbst 2012 Frühsommer 2012 Veränderung
Sonstige Personendienste 8 9 -1
Gastgewerbe 23 23 0
Baugewerbe -9 0 -9
Einzelhandel -1 3 -4
* Die Frage an die Unternehmen zur Einschätzung der Investitionsabsichten lautet: Wie werden sich die Ausgaben Ihres
Unternehmens für Investitionen im Inland in den kommenden zwölf Monaten voraussichtlich entwickeln? Der Saldo ist die
Differenz aus „Höher“-Meldungen und „Geringer“-Meldungen.
DIHK-Mittelstandsreport Herbst 2012 - Beschäftigung
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VI BESCHÄFTIGUNG
Beschäftigung – Mittelstand stellt ein - noch(Saldo aus "Höher"- und "Geringer"-Antworten in Prozentpunkten)
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Saldendifferenz KMU - Großunternehmen ab 1000 Beschäftigte bis 500 Beschäftigte
Großunternehmen
Mittelstand
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2höher
gleich
bleibend
geringer
Personalplanung bei KMU im Saldo noch positivBeschäftigungsabsichten der Unternehmen im Herbst 2012; Angaben in Prozent
KMU: Saldo +2
Großunternehmen: Saldo -3
DIHK-Mittelstandsreport Herbst 2012 - Beschäftigung
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Die Fakten
Mittelstand stellt ein – trotz allem. Der Mittelstand will weiter Personal aufbauen. Der Beschäftigungssal-
do der KMU von zwei Punkten liegt zwar deutlich unter dem Wert des Frühsommers, signalisiert aber auch
für das Jahr 2013 zusätzliche Arbeitsplätze. Die stark rückläufigen Geschäftserwartungen schlagen sich
damit nur gedämpft in den Beschäftigungsabsichten des Mittelstandes nieder. Auch in schwächeren Kon-
junkturphasen wollen die Unternehmen ihre Fachkräftebasis sichern oder sogar ausbauen. Ohnehin setzen
mittlerweile immer mehr Mittelständler auf interne Flexibilität, etwa durch Arbeitszeitkonten.
Weiter Impulse aus der Binnenwirtschaft. Jobmotoren im Mittelstand sind vor allem die Dienstleister.
Gesundheits- und Sozialdienstleister wollen in den nächsten Monaten kräftig einstellen. Hier ist wohl die
Demografie der Beschäftigungstreiber. Im Einzelhandel hingegen dürfte es 2013 allenfalls geringe Personal-
zuwächse geben. Viele Händler glauben, dass die gute Nachfragesituation und die Dynamik am Arbeitsmarkt
nicht von Dauer sein sind, die Krise in Europa absehbar auch die private Kaufkraft in Deutschland schmälert.
Industrieller Mittelstand plant sehr vorsichtig. Bei den eher exportorientierten industriellen Mittelständ-
lern dürfte der Beschäftigungsaufbau in den kommenden Monaten ein Ende finden. Stark rückläufig sind die
Beschäftigungsabsichten im Maschinenbau und in der Elektrotechnik. Bei den KMU der Gummi- und Kunst-
stoffindustrie und der (energieintensiven) Herstellung von Metall, Glas, Keramik sinken die Beschäftigungs-
pläne deutlich in den negativen Erwartungsbereich, ebenso bei den Kfz-Herstellern.
Die Zahlen
Mittelstand stellt ein – trotz allem (Saldo* in Prozentpunkten)
Branche Herbst 2012 Frühsommer 2012 Veränderung
Beschäftigungsabsichten (KMU) 2 9 -7
Beschäftigungsabsichten (Großunternehmen) -3 7 -10
Weiter Impulse aus der Binnenwirtschaft
Branchen (KMU) Herbst 2012 Frühsommer 2012 Veränderung
überwiegend personenbezogene Dienste 7 6 1
überwiegend unternehmensbezogene Dienste 14 22 -8
Gesundheits- und Sozialdienste 21 21 0
Einzelhandel -3 1 -4
Industrieller Mittelstand plant sehr vorsichtig
Industrie oh. Bau (KMU) -2 8 -10
Industrie oh. Bau (Großunternehmen) -6 5 -11
Maschinenbau (KMU) 5 17 -12
Elektrotechnik (KMU) 3 17 -14
Gummi- und Kunststoffindustrie (KMU) -5 11 -16
Metallerzeuger (KMU) -7 3 -10
Glas, Keramik, Steineverarbeitung (KMU) -7 6 -13
Kfz-Hersteller (KMU) -20 -14 -6
* Die Frage an die Unternehmen zur Einschätzung der Beschäftigungsabsichten lautet: Wie wird sich die Beschäftigtenzahl Ihres
Unternehmens im Inland in den kommenden zwölf Monaten voraussichtlich entwickeln? Der Saldo ist die Differenz aus „Höher“-
Meldungen und „Geringer“-Meldungen.
DIHK-Mittelstandsreport Herbst 2012 - Was zu tun ist – Empfehlungen an die Politik
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VII WAS ZU TUN IST – EMPFEHLUNGEN AN DIE POLITIK
Als größtes Geschäftsrisiko sieht der Mittelstand die hohen Rohstoff- und Energiepreise (52 Prozent aller
KMU). Hier sollte die Politik rasch und spürbar gegensteuern, wie auch das aktuelle Energiewende-
Barometer der IHK-Organisation vom Dezember 2012 zeigt.
Stromsteuer mindern. Schon derzeit sind die deutschen Strompreise im europäischen Vergleich bereits
mit an der Spitze. Um die Mehrbelastung nach der Anhebung der EEG-Umlage für Unternehmen und
Verbraucher zu dämpfen, sollte die Stromsteuer zumindest teilweise abgeschmolzen werden.
Netze schaffen. Um die Unternehmen und Verbraucher auch künftig sicher mit Strom zu versorgen, sind
mehr Netze zum Transport von aus erneuerbaren Quellen gewonnenem Strom zu den Verbrauchsorten
notwendig.
Mittelstandsinitiative Energiewende umsetzen. Gerade mittelständische Unternehmen sind wichtige
Partner für die Transformation des Energiesystems. Das Wirtschafts- und das Umweltministerium, DIHK
und Zentralverband des Deutschen Handwerks haben daher die Mittelstandsinitiative Energiewende ins
Leben gerufen. Sie soll den Dialog vor Ort stärken, Information und Beratung optimieren sowie Wissens-
vermittlung, Qualifizierung und Erfahrungsaustausch verbessern.
Ebenfalls mehr als jedes zweite KMU sorgt sich um die Inlandsnachfrage, 40 Prozent sorgen sich um die
wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen:
Deutschland: Steuern reformieren statt erhöhen. Viele binnenwirtschaftliche aktive Unternehmen wie
etwa Einzelhändler und personenbezogene Dienstleister rechnen damit, dass schon die Diskussionen
über Steuererhöhungen die Konsumenten verunsichern und die Kaufkraft dämpfen. Mehrbelastungen
bei der Besteuerung von Einkommen, Erbschaften und Vermögen träfen den wirtschaftlichen Mittel-
stand, mit rund 80 Prozent aller sozialversicherungspflichtig Beschäftigten, gleich doppelt: zum einen
über höhere Unternehmensbesteuerung, zum anderen über geschmälerte Budgets privater Verbraucher.
Dabei wäre die momentan gute Wettbewerbsposition und das Rekordniveau der Steuereinnahmen eine
gute Grundlage für Einsparungen und eine wirkliche Steuerreform. Umso bedauerlicher ist, dass im Vor-
feld der Bundestagswahl sinnvolle steuerpolitische Reformen kaum noch Chancen auf Umsetzung ha-
ben. Wichtige Elemente wären die Stärkung des Eigenkapitals, die Abschaffung der Hinzurechnungen
bei der Gewerbesteuer sowie die Wiedereinführung der degressiven Afa – finanziert im Zweifel auch zu-
lasten der Subventionen, die der Wirtschaft zufließen.
Europa: Reformen gründlich angehen und erklären. Der Rückgang der Geschäftserwartungen zum
Herbst 2012 ist auch ein Signal für enttäuschte Hoffnungen, dass die Krise nicht rasch gelöst werden
kann. Mehr und mehr hat sich die Erkenntnis durchgesetzt, dass der Weg aus der Krise mühsam ist.
Schlüssel zur Bewältigung der Krise ist die Herstellung der Wettbewerbsfähigkeit in den derzeitigen Kri-
senländern. Hierfür bleiben tiefgreifende strukturelle Reformen notwendig – selbst, wenn diese erst mit-
tel- bis langfristig wirken. Immerhin hat der Euroraum die konjunkturelle Talsohle vor Augen. Zudem ist
Sorgfalt bei komplexen Maßnahmen auf EU-Ebene – wie etwa der Euro-Bankenaufsicht – das Gebot
der Stunde. Das Risiko von Fehlschlägen wäre zu hoch.