Mitternachtsruf 03 2007 Bibel Jesus Gott

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3 MNR > März 2007 Eingedenk dessen, dass alle menschliche Erkenntnis Stückwerk ist (1.Kor 13,9), legen die Autoren eigenverantwortlich ihre persönliche Sicht dar. Inhalt Grusswort Biblische Botschaft 4 Der Herr wandte sich um … Im Blickfeld 9 Der dritte Tempel 11 Die Lüge 13 Jeder gegen jeden! 15 Die Lehre vom Himmel im Neuen Testament Biblische Botschaft 17 Was ist mit der «ersten Liebe» gemeint? Fragen – Antworten 20 In Zungen reden? 21 Ich werde bedrängt 3 Grusswort 11 Aufgegriffen 16 Streiflicht 22 Dir kann nur Jesus helfen 22 Impressum Haben Sie auch schon einmal «Radio Neue Hoffnung» (RNH) eingeschaltet, dieses christli- che Radio, das über Internet und Satellit rund um die Uhr die biblische Botschaft aussendet? Im Zentrum steht das Erlösungswerk Jesu Christi. Nebst anderen Programm-Gestaltern ist auch das Missionswerk Mitternachtsruf täglich auf RNH zu hören. Seit den Anfängen des Mitternachtsrufs ist die Radioarbeit einer der Eckpfeiler unseres Mis- sionswerks. Sie war zugleich die einzige Möglichkeit, den damals bestehenden Eisernen Vorhang zu überwinden und die Menschen im Osten mit dem Evangelium zu erreichen, denn Radiowellen kennen keine Landesgrenzen. Noch heute erhalten wir ergreifende Berichte von Zuhörern, die damals unter dem Joch kommunistischer Regimes lebten, wie sie heimlich auf die Frequenz von Radio Mitternachtsruf schalteten und gesegnet wurden. Ab 1956 sendeten wir unter anderem über die Stimme von Tanger , Radio Monte Carlo und hauptsächlich Radio Luxemburg über Mit- telwelle oder Kurzwelle. Während mehrerer Jahrzehnte mieteten wir auch Sendezeit bei HCJB, einem Sender in Ecuador, der weltweit gehört werden konnte. In Südamerika betreiben unsere einheimischen Mitarbeiter eine eigene Radiostation in spa- nischer Sprache und erreichen so einen Grossteil der Bevölkerung Uruguays. Zudem werden in Montevideo monatlich weit über 1 000 Radiosendungen in spanischer Sprache produziert, die über verschiedenste Kanäle gesendet werden. Auch in Ungarn und Rumänien stellt unsere Ra- dioarbeit einen wichtigen Zweig dar. Während die Ausstrahlung im herkömmlichen Sinn (über Mittel- und Kurzwelle) an Bedeutung verliert, gewinnen die neuen elektronischen Übertragungs- möglichkeiten immer mehr an Boden. Diese effizient zu nutzen, ist dem Team von «Radio Neue Hoffnung» ein grosses Anliegen. Einer der wichtigsten Grundsätze ist: kompromisslos bibeltreu. Das entspricht auch den Leitlinien unseres Missionswerks. Aus diesem Grund entwickelte sich zwischen den Verantwortlichen des Senders RNH und uns eine immer intensivere Zusammenar- beit. Diese führte schliesslich zu einem gesegneten Schulterschluss. Die Radioarbeit von RNH wurde bisher durch ehrenamtliche Mitarbeiter in deren Freizeit ge- tan. Es war daher abzusehen, dass für einen langfristigen zuverlässigen 24-Stunden-Sendebe- trieb nach anderen Lösungen gesucht werden musste. Nach vielen Gebeten und Gesprächen der beiden Vorstände wurde deshalb ein Zusammengehen beschlossen. Der Verein «Radio Neue Hoffnung e.V.» wird weiterhin bestehen bleiben und als eigenständige Missionsgesellschaft han- deln, wobei die Leitung und Kontrolle jedoch dem Missionswerk Mitternachtsruf obliegt. Diese Konstellation ermöglicht es, vorhandene Ressourcen besser zu nutzen. Bis Mitte des laufenden Jahres werden schrittweise alle notwendigen Massnahmen vollzogen. Bereits in diesen Tagen wird der Sendebetrieb von Braunschweig nach Dübendorf verlegt. Damit übernehmen wir eine zusätzliche Last und eine grosse Verantwortung. Gleichzeitig öffnet sich uns aber eine weitere grosse Tür, um unseren Auftrag auszuführen. Beten Sie bitte mit uns, dass der Segen des Herrn weiterhin auf dieser Arbeit ruhen darf. Vor Jahrzehnten stand Psalm 147,15 auf unserem Briefpapier: «Er sendet seine Rede auf Er- den; sein Wort läuft schnell.» Damals wusste man noch nichts von Satelliten und hatte keine Ah- nung, wie aktuell diese Passage im Blick auf die Radioarbeit einmal sein könnte. Doch heute wird Gottes Wort in bester Tonqualität über den Astra-Satelliten auf die Erde gesendet. Damit wird ganz Westeuropa bis hin nach Nordafrika abgedeckt. In Psalm 147 ist an anderer Stelle auch vom Universum die Rede, der «Himmel» (V 8) und auch die «Sterne» werden erwähnt, die Gott gezählt hat und alle mit Namen kennt (V 4). Satelliten sind keine Sterne, aber Gott kennt auch sie. Er kann es sogar möglich machen, dass Seine Rede eines Tages auch über den HotBird-Sa- telliten ausgestrahlt wird. Damit könnte zusätzlich der ganze Nahe Osten erreicht werden. Bei Gott ist kein Ding unmöglich (1.Mo 18,14; Jer 32,27)! Wir sind Ih- nen dankbar, wenn Sie unser Anliegen der Radiomission auch zu Ih- rem persönlichen Anliegen machen und diese Last mittragen. In herzlicher Verbundenheit

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3MNR > März 2007

Eingedenk dessen, dass alle menschliche Erkenntnis Stückwerk ist (1.Kor 13,9), legen die Autoren eigenverantwortlich ihre persönliche Sicht dar.

Inhalt

Grusswort

Biblische Botschaft 4 Der Herr wandte sich um …

Im Blickfeld 9 Der dritte Tempel 11 Die Lüge 13 Jeder gegen jeden! 15 Die Lehre vom Himmel im Neuen Testament

Biblische Botschaft 17 Was ist mit der «ersten Liebe» gemeint?

Fragen – Antworten 20 In Zungen reden? 21 Ich werde bedrängt

3 Grusswort 11 Aufgegriffen 16 Streiflicht 22 Dir kann nur Jesus helfen 22 Impressum

Haben Sie auch schon einmal «Radio Neue Hoffnung» (RNH) eingeschaltet, dieses christli-che Radio, das über Internet und Satellit rund um die Uhr die biblische Botschaft aussendet? Im Zentrum steht das Erlösungswerk Jesu Christi. Nebst anderen Programm-Gestaltern ist auch das Missionswerk Mitternachtsruf täglich auf RNH zu hören.

Seit den Anfängen des Mitternachtsrufs ist die Radioarbeit einer der Eckpfeiler unseres Mis-sionswerks. Sie war zugleich die einzige Möglichkeit, den damals bestehenden Eisernen Vorhang zu überwinden und die Menschen im Osten mit dem Evangelium zu erreichen, denn Radiowellen kennen keine Landesgrenzen. Noch heute erhalten wir ergreifende Berichte von Zuhörern, die damals unter dem Joch kommunistischer Regimes lebten, wie sie heimlich auf die Frequenz von Radio Mitternachtsruf schalteten und gesegnet wurden. Ab 1956 sendeten wir unter anderem über die Stimme von Tanger, Radio Monte Carlo und hauptsächlich Radio Luxemburg über Mit-telwelle oder Kurzwelle. Während mehrerer Jahrzehnte mieteten wir auch Sendezeit bei HCJB, einem Sender in Ecuador, der weltweit gehört werden konnte.

In Südamerika betreiben unsere einheimischen Mitarbeiter eine eigene Radiostation in spa-nischer Sprache und erreichen so einen Grossteil der Bevölkerung Uruguays. Zudem werden in Montevideo monatlich weit über 1 000 Radiosendungen in spanischer Sprache produziert, die über verschiedenste Kanäle gesendet werden. Auch in Ungarn und Rumänien stellt unsere Ra-dioarbeit einen wichtigen Zweig dar. Während die Ausstrahlung im herkömmlichen Sinn (über Mittel- und Kurzwelle) an Bedeutung verliert, gewinnen die neuen elektronischen Übertragungs-möglichkeiten immer mehr an Boden. Diese effizient zu nutzen, ist dem Team von «Radio Neue Hoffnung» ein grosses Anliegen. Einer der wichtigsten Grundsätze ist: kompromisslos bibeltreu. Das entspricht auch den Leitlinien unseres Missionswerks. Aus diesem Grund entwickelte sich zwischen den Verantwortlichen des Senders RNH und uns eine immer intensivere Zusammenar-beit. Diese führte schliesslich zu einem gesegneten Schulterschluss.

Die Radioarbeit von RNH wurde bisher durch ehrenamtliche Mitarbeiter in deren Freizeit ge-tan. Es war daher abzusehen, dass für einen langfristigen zuverlässigen 24-Stunden-Sendebe-trieb nach anderen Lösungen gesucht werden musste. Nach vielen Gebeten und Gesprächen der beiden Vorstände wurde deshalb ein Zusammengehen beschlossen. Der Verein «Radio Neue Hoffnung e.V.» wird weiterhin bestehen bleiben und als eigenständige Missionsgesellschaft han-deln, wobei die Leitung und Kontrolle jedoch dem Missionswerk Mitternachtsruf obliegt. Diese Konstellation ermöglicht es, vorhandene Ressourcen besser zu nutzen.

Bis Mitte des laufenden Jahres werden schrittweise alle notwendigen Massnahmen vollzogen. Bereits in diesen Tagen wird der Sendebetrieb von Braunschweig nach Dübendorf verlegt. Damit übernehmen wir eine zusätzliche Last und eine grosse Verantwortung. Gleichzeitig öffnet sich uns aber eine weitere grosse Tür, um unseren Auftrag auszuführen. Beten Sie bitte mit uns, dass der Segen des Herrn weiterhin auf dieser Arbeit ruhen darf.

Vor Jahrzehnten stand Psalm 147,15 auf unserem Briefpapier: «Er sendet seine Rede auf Er-den; sein Wort läuft schnell.» Damals wusste man noch nichts von Satelliten und hatte keine Ah-nung, wie aktuell diese Passage im Blick auf die Radioarbeit einmal sein könnte. Doch heute wird Gottes Wort in bester Tonqualität über den Astra-Satelliten auf die Erde gesendet. Damit wird ganz Westeuropa bis hin nach Nordafrika abgedeckt. In Psalm 147 ist an anderer Stelle auch vom Universum die Rede, der «Himmel» (V 8) und auch die «Sterne» werden erwähnt, die Gott gezählt hat und alle mit Namen kennt (V 4). Satelliten sind keine Sterne, aber Gott kennt auch sie. Er kann es sogar möglich machen, dass Seine Rede eines Tages auch über den HotBird-Sa-telliten ausgestrahlt wird. Damit könnte zusätzlich der ganze Nahe Osten erreicht werden. Bei Gott ist kein Ding unmöglich (1.Mo 18,14; Jer 32,27)! Wir sind Ih-nen dankbar, wenn Sie unser Anliegen der Radiomission auch zu Ih-rem persönlichen Anliegen machen und diese Last mittragen.

In herzlicher Verbundenheit

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Der Herr wandte sich um …

Richthauses in den Hof und wendet sich Petrus zu. Petrus war möglicherweise so sehr mit seinen Beteuerungen beschäf-tigt, dass ihn der Hahnenschrei allein noch nicht aus seinem Schlaf zu wecken vermochte. Und selbst das Umwenden des Herrn wäre wahrscheinlich ohne Wirkung geblieben, wäre zu diesen bei-den äusseren Begebenheiten nicht noch etwas anderes hinzugekommen. War das ein Wort, eine Geste, ein Zuruf oder gar eine Predigt? Nein!3. Es war – und das ist das 3. Element – der schweigende, durchdringende Blick Jesu. Jesus blickte in die Augen des gefallenen, am Abgrund des Verderbens stehenden Jüngers. «Der Herr wandte sich um und sah Petrus an.»

Dieser Blick schlägt bei dem Gestrau-chelten wie ein Blitz ein. Er bewirkt Wunder an der Seele des Gefallenen – und daran hat sich bis zum heutigen Tag nichts geändert. Wen dieser durch-dringende Blick Jesu trifft, der erkennt augenblicklich seine Verlorenheit. Wer als Sünder diesem vernichtenden Richterblick begegnet, der klagt mit

In der Oktober-Ausgabe des vergangenen Jahres beschäftigten wir uns unter dem Titel «Die Botschaft des krähenden Hahnes» mit der Verleugnung durch Petrus. Wir setzten uns mit der Frage auseinander, wie es zu diesem Versagen kommen konnte, und dachten über Zwischenrufe Gottes nach, die Er benutzt, um Menschen zur Umkehr zu rufen. Nachfolgend greifen wir dieses Thema nochmals auf und beleuchten es unter einem anderen Aspekt.

Erich Fischer

Petrus aber sprach: Mensch, ich weiss nicht, was du sagst. Und alsbald, als er noch redete, krähte der Hahn. Und der Herr

wandte sich um und sah Petrus an. Und Petrus gedachte an des Herrn Wort, wie er zu ihm gesagt hatte: Ehe denn der Hahn kräht, wirst du mich dreimal ver-leugnen. Und Petrus ging hinaus und weinte bitterlich» (Lk 22,60-62). Wir befinden uns an der Stelle, wo Petrus

sich im Hof vor dem Gerichtssaal am Feuer wärmt und eifrig beteuert, Jesus nicht zu kennen und nicht zu Ihm zu gehören. Als er ein drittes Mal auf sei-ne Zugehörigkeit zu Jesus angesprochen wird, ruft er fast wütend aus: «Mensch, ich weiss nicht, was du sagst.» In diesem Augenblick geschieht dreierlei:1. Während Petrus noch redet, kräht der Hahn. 2. In dem Augenblick, wo der Hahn kräht, tritt der in der Zwischenzeit verurteilte Jesus durch die Tür des

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Hiob: «Deine Augen sehen mich an, darüber vergehe ich» (Hiob 7,8). Welch unbeschreibliche Macht im Blick des All-mächtigen liegt, drückt der Psalmist mit den Worten aus: «Er schaut die Erde an, so bebt sie …» (Ps 104,32). Selbst Sein im Tode brechender Blick vom Kreuz herab bewegt noch Herzen und verwan-delt Löwen in Lämmer. Er bringt den an die grausame Hinrichtungsmethode des Kreuzigens gewöhnten römi-schen Hauptmann zur Erkenntnis: «Wahrlich, dieser Mensch ist Gottes Sohn gewesen!» (Mk 15,39).

Doch zurück in den Hof, wo Petrus immer noch in die Augen Jesu blickt. Nicht der krähende Hahn, auch nicht das blosse Sich-Um-wenden Jesu konnte das Innere des Petrus erschüttern, sondern der die tiefsten Tiefen seines Herzens durch-dringende Blick.

Betrachten wir nun die Situation, in der sich Jesus hier befand, und danach diejenige Seiner Jünger. In Jesu Blick erkennen wir:

Seine sorgende Liebe

Die sorgende Liebe unseres Herrn ist etwas ganz Gewaltiges! Halten wir uns vor Augen, dass der Herr soeben aus dem Richthaus herausgetreten war. Vielleicht war Er sogar zur Tür hinaus-gestossen worden. «Da spieen sie ihm in sein Angesicht und schlugen ihn mit Fäusten. Etliche aber schlugen ihn ins Angesicht» (Mt 26,67). Das alles liess der Heilige über sich ergehen. Und so steht Er nun im Hof, gebunden, mit of-fenen Wunden und blutverschmiertem Haupt. Und womit beschäftigt Er sich? Mit dem eben Geschehenen? Nein! Mit den Schmerzen, die Er deswegen litt? Nein! Mit der Sorge, was noch auf Ihn zukommen würde? Nochmals nein! Seine Gedanken sind bei dem, der Ihn gerade verleugnet hat.

Es ist ganz natürlich, wenn sich un-sere Gedanken in besonderen Schmer-zensstunden um das eigene Leid drehen. Jeder Mensch neigt dazu, sich erst ein-mal mit sich selbst zu beschäftigen. Je schwerer eine Krankheit ist – und das sollten wir bei Krankenbesuchen be-denken –, desto kleiner wird die Welt des Kranken. Manch ein Leidgeprüfter vergräbt sich so sehr in Kummer und Schmerz, dass er fast gewaltsam aus diesem Zustand herausgerissen werden muss. Wie so ganz anders war Jesus! Er war als Sohn Gottes doch auch ganz Mensch, mit allen menschlichen Emp-findungen, aber Er dachte nicht an sich, sondern an Seinen Jünger Petrus. Eben noch verspottet, gepeinigt und übel zu-gerichtet, waren Seine Gedanken den-noch bei ihm. Der Herr wandte sich um

und sah ihn an, als ob nichts gesche-hen wäre, als ob Er selbst kein zum Tode Verurteilter und Petrus kein Versager wäre.

Unser Herr hat immer ein Auge auf Seine kleine Schar, und zwar

unabhängig davon, ob Er sich nun auf Seinem irdischen Kreuzesweg oder in der himmlischen Herrlichkeit befindet. Sein Blick ist stets auf die gerichtet, die Er durch die Hingabe Seines heiligen Blutes und Lebens am Kreuzesstamm

erlöst und vor Gott gerecht gemacht hat. Dieses Opfer brachte Er nicht auf-grund einer Verpflichtung, sondern aus Gnade und Liebe. Auch jetzt, von der Herrlichkeit aus, blickt Er beständig auf die, die Ihm in Wahrheit nachfolgen. Das wusste schon David: «Die Augen des Herrn merken auf die Gerechten und seine Ohren auf ihr Schreien» (Ps 34,16). «Der Herr wandte sich um …» Jesus hat keinen von uns aus den Augen verloren. Er blickt uns an und achtet auf unsere Gedanken, Worte und Werke.

Seine eigene Situation völlig ausser Acht lassend, Seine Schmerzen igno-rierend, wandte sich Jesus um und sah Petrus an. In diesem Blick sehen wir als Zweites:

Seine unbegreifliche GnadenerweisungAus Johannes 18,15 geht hervor, dass nicht nur Petrus dem Herrn gefolgt war, sondern auch ein anderer Jünger. Dieser andere Jünger war mit dem Hohenpries-ter bekannt. Man nimmt an, dass es sich um Johannes handelt, von dem gesagt wird, dass Jesus ihn lieb hatte. Indem er mit der Türhüterin spricht, verschafft er Petrus Zutritt zum Hof. Sie sind also zu zweit. Während Petrus im Hof draussen bleibt, sich am Feuer die Hände wärmt und hofft, etwas über den Verlauf der Verhand-lungen zu erfahren, geht dieser «andere Jünger» mit Jesus in den Palast des Hohenpriesters. Es wäre zu erwarten ge-wesen, dass Jesus nach Seinem Verhör diesen Jünger gesucht hätte. Denn in der Not ist man froh um einen Menschen, auf den man sich verlassen kann. Nicht umsonst heisst es: «Deinen wirklichen Freund erkennst du erst in Zeiten der Not.» Und wieder stellen wir fest: Jesus ist ganz anders. Sein Auge sucht nicht den treuen Begleiter, son-dern den, der

Und alsbald, als er noch redete, krähte der Hahn. Und der Herr wandte sich um und sah Petrus an

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Ihn draussen am wärmenden Feuer verleugnet, ja sich Seinetwegen selber verflucht und einen Meineid geleistet hat («Ich kenne den Menschen nicht», Mt 26,74). Welch eine unbegreifliche Gnadenerweisung. Jesus schaut stets gerade den an, der in die Irre gegangen ist und am Abgrund steht. Das entspricht dem, was Er einmal den Pharisäern und Schriftgelehrten gesagt hat: «Die Gesun-

den bedürfen des Arztes nicht, sondern die Kranken» (Lk 5,31).

Jesus richtete Seinen Blick also nicht auf den «anderen Jünger», sondern auf den gefallenen Petrus. Wo wären wir, wenn sich Jesus damals, in der Stunde unserer grössten Not und Verzweiflung, von uns abgewandt hätte oder wenn Sein Blick an uns vorbei ins Leere gegangen wäre? Er blickt auch heute noch auf sol-che, die vom geraden Weg abgekommen und in die Irre gegangen sind und nun weinend und verzweifelt am Abgrund stehen. Aber nicht nur diesen gilt Sein Blick, sondern auch denjenigen, die Sei-nem Blick immer wieder – oder immer noch – ausweichen. Es ist Ihm ein tiefes Herzensanliegen, auch diese Menschen

zu finden. Er will ihr Herz bewegen und sie zum Weinen bringen, um ihnen ihre Schuld vergeben zu können. Schaut Er jetzt vielleicht gerade Sie durch diese Worte an? So wie Er Petrus nicht den Rücken zukehrte, so tut Er es auch Ihnen gegenüber nicht. Im Gegenteil, der Blick des Erbarmens ruht auf Ihnen. «Fürwahr, er ist nicht ferne von einem jeglichen un-ter uns» (Apg 17,27). Er ist Ihnen nahe und hat «Gedanken des Friedens» (Jer 29,11) über Sie, und das gilt für jeden. Darum dürfen Sie mit all Ihren Ängsten und Nöten, mit Ihrer ganzen Schuld, wie gross sie auch immer sein mag, zu Jesus aufschauen, dessen Blick schon längst auf Ihnen ruht.

Seine göttliche Weisheit

Da stehen sie nun, Petrus und Jesus. Vielleicht waren die beiden nicht einmal weit voneinander entfernt – Petrus am wärmenden Feuer und Jesus geschun-den aus der Tür tretend. Aber sie schau-en sich an – Auge in Auge. Da sehen wir nun als Drittes die Weisheit Jesu. Der Herr weiss, was in dieser Situation das Beste ist. Er spricht kein einziges Wort, sondern schaut Petrus einfach nur an. Einige Zeit zuvor hatte Er Seinem Jünger noch Worte geschenkt, indem Er ihn zum Menschenfischer berufen hatte. Und als Petrus im See Genezareth zu Versinken drohte, da reichte Er ihm die Hand. Doch jetzt, in diesem Augenblick der Hilflosigkeit, der Angst, der Bedräng-nis, wo Petrus um sein Leben bangen musste, da schenkt Jesus ihm weder Stimme noch Hand, sondern nur das Allernötigste: Er richtete schweigend Seine Augen auf ihn. Wie umsichtig, wie klug! Hätte Jesus ihn angespro-chen, dann hätte Er ihn verraten und die Menschen im Hof, die ja ohnehin schon misstrauisch waren, hätten allen Grund gehabt, über Petrus herzufallen. Sie hätten ihn zu Recht als Lügner be-schimpft, der nur gekommen war, um alles auszuspionieren. Das erkannte Jesus in Seiner göttlichen Weisheit und deshalb sprach Er kein Wort mit ihm, sondern sah ihn lediglich an.

Jesus handelt auch heute mit jedem von uns so. Weise wählt Er die richtige Art, um uns anzusprechen und uns Seine Liebe zu erweisen. Das eine Mal spricht Er unüberhörbar und lässt uns dadurch erkennen, wie herrlich Er mit

uns umgeht. Ein anderes Mal spricht Er ganz leise durch Sein Wort und Seinen Geist zu uns: «Mein Kind, Ich will Dich mit Meinen Augen leiten.» Und dann kommen wieder Zeiten, da scheint Er gar nicht zu sprechen. Kennen wir das Schweigen Jesu auch? Aber auch in sol-chen Momenten dürfen wir gewiss sein: Seine Augen wachen über uns. Er hat uns nicht aus dem Blickfeld verloren.

Noch etwas anderes dürfen wir wissen: Unser Herr wird die Sünden Seiner Erwählten nie vor aller Augen anprangern. Jesus hätte ja laut sagen können: «Na, Petrus! Hab’ Ich es Dir nicht im Voraus gesagt? Hab’ ich Dich nicht gewarnt? Aber Du wolltest ja nicht hören. Aber sei getrost, Ich will Dich trotzdem auch weiterhin gebrauchen.» Nein, nichts dergleichen! Jesus deckt liebevoll auf und will zur Busse leiten (Röm 2,4).

Liebevoll tritt Er nun auch an uns heran, um mit uns über unvergebene Schuld zu sprechen. Zuerst tut Er das im stillen Kämmerlein oder im Gottesdienst unter der Wortverkündigung. Er will uns von Schuld und Sünde überzeugen und zur Busse leiten. Blossstellen ist nicht Jesu Art, sondern unsere. Wie schnell und unzimperlich können wir jemanden erbarmungslos an den Pranger stellen, so nach dem Motto: «Jeder soll es wissen, wie gut wir über dich Bescheid wissen.» Oftmals geschieht das nur aus dem einen Grund, sich selbst in ein besseres Licht zu rücken.

Und wiederum: Wie so ganz anders ist Jesus! Er stellt nicht bloss. Er will zunächst ganz im Stillen mit uns über unsere Schuld oder, wie bei Petrus, über unseren Fall sprechen: «Der Herr wand-te sich um und sah … an.» Bei Petrus blieb dieser Gnadenblick Jesu nicht wir-kungslos. In dem Moment, wo sich ihre Blicke trafen, war der Bann gebrochen, die Sünde erkannt, das Herz durchbohrt: «Da gedachte Petrus an das Wort, das Jesus zu ihm gesagt hatte: Ehe der Hahn zweimal kräht, wirst du mich dreimal verleugnen. Und er fing an zu weinen» (Mk 14,72). Wie muss diese Erkenntnis Petrus geschmerzt haben, wo er doch Jesus gelobt hatte, Ihm bis in den Tod zu folgen. Und nun hatte er seinen Herrn verleugnet. Diese Erkenntnis trieb ihm die Tränen in die Augen.

Vielleicht erinnerte sich Petrus in diesem Augenblick aber auch an die Worte Jesu: «Ich aber habe für dich ge-beten, dass dein Glaube nicht aufhöre» (Lk 22,32). Diese Worte muss Jesus kurz zuvor gesagt haben, denn Lukas

Je schwerer eine Krankheit ist – und das sollten wir bei Krankenbesuchen bedenken –, desto kleiner wird die Welt des Kranken

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erwähnt sie im gleichen Kapitel nur 27 Verse weiter vorne. Jesus, der Heiland, hatte Seinem Jünger für die Stunde der Tränen gleichsam ein Tüchlein bereitge-legt, um die Tränen der Reue trocknen zu können.

Gott spricht nicht nur von unseren Verfehlungen, von unseren Sünden und unserem Fall, sondern auch vom Aufstehen! Gott spricht nicht nur von Strafe, Gericht und Verdammnis, son-dern zeigt immer auch die Gnade, die Er demjenigen zuteil werden lässt, der sich weinend beugt und sich nach Seiner Gnade sehnt. Gott lässt uns in Seinem Wort nicht nur das Bittere von Tod und Gericht schmecken, sondern durch al-les hindurch immer auch den Balsam Seiner Freundlichkeit. Dem Schmerz werden sogleich auch der Trost und der Friede Jesu Christi beigemengt. Dieser Wohlgeruch darf sich reichlich in unseren Herzen ausbreiten. Mit der Braut im Hohenlied hätte Petrus deshalb jetzt die geheimnisvollen Worte sagen können: «Da der König sich herwandte (d.h. sich zu mir umwandte), gab mei-ne Narde (= wohlriechendes Nardenöl) ihren Geruch» (Hld 1,12). Das ist Seel-sorge Jesu!

«Der Herr wandte sich um und sah Petrus an. Und Petrus gedachte an des Herrn Wort, wie er zu ihm gesagt hatte: Ehe denn der Hahn kräht, wirst du mich dreimal verleugnen» (Lk 22,61). Der König aller Könige wendet sich Seinem gefallenen Jünger zu. Das Nardenöl des Trostes und des Friedens darf sich in seinem Herzen wieder ausbreiten. Aber zuerst muss er die Myrrhe schmecken: die Bitterkeit des Schmerzes über sich selbst. Der liebende Blick des Herrn hat das Herz Seines Jüngers berührt, und dieser lässt nun seinen Tränen freien Lauf: «Petrus ging hinaus und weinte bitterlich» (Lk 22,62). Petrus weinte sicher nicht darüber, dass es nun mit seinem guten Ruf als Glaubensfels vor-bei sein könnte. Und er weinte bestimmt auch nicht, weil er dachte, er könnte die Vorzüge, die er bis jetzt genossen hatte, verlieren. Nein, Petrus vergoss bittere Tränen, weil er nicht geglaubt hatte, was sein Herr ihm zuvor angekündigt hatte.

Beziehen wir das auf uns: Wenn wir dem Wort des Herrn nicht glauben, dann werden wir beschämt und machen uns selbst traurig. Jeder Ungehorsam dem Worte Gottes gegenüber hat in der einen oder anderen Form Betrübnis zur Folge. Aber es ist eine heilsame Be-trübnis, eine göttliche Traurigkeit, wie Paulus schreibt: «Denn die Traurigkeit

nach Gottes Willen wirkt eine Busse zur Rettung, die niemanden reut; die Traurigkeit der Welt aber wirkt den Tod» (2.Kor 7,10). Die Traurigkeit nach Gottes Willen bewirkt Busse und Neuan-fang. Wenn ich Gottes Wort nicht glaube und ungehorsam bin und dieser Zustand mein Herz kalt lässt, dann zeigt das, dass der Geist Gottes mich nicht mehr zu dieser Betrübnis führen kann, die Busse und Neuanfang bewirkt. Das ist bitter! Der Fall des Petrus war schlimm. Aber noch viel schlimmer wäre es gewesen, wenn er ohne darüber zu weinen einfach fortgegangen wäre. Das hätte höchstwahrscheinlich zur Katastrophe seines Lebens geführt.

Wir sehen Petrus in Tränen aufge-löst. Doch diese Tränen künden die Neugeburt des Jüngers an. Der alte Petrus, der immer nur auf das Eigene vertraute, stirbt in diesem Augenblick der Erkenntnis und wird als Mann der Demut und kindlichen Hingabe an den Allerhöchsten geboren. Der Wunsch, ab sofort den Namen des Herrn zu ver-herrlichen, bricht durch die Tränen der Erkenntnis durch. Es kommt zu einem Neuanfang. Einen anderen Weg gibt es nicht – weder für Petrus noch für uns. Immer wieder einmal stehen auch wir vor einem Scherbenhau-fen, weil wir ungehorsam waren. Sündenerkennt-nis, Tränen der Busse und Zerbruch des eige-nen Ichs ermöglichen je-doch durch Gottes Gnade einen Neuanfang.

«Petrus ging hinaus und weinte bitterlich.» Wohin er ging, wird nicht gesagt. Wir erfah-ren auch nicht, ob er bei der Kreuzigung Jesu anwesend war. Erst am Auferstehungsmorgen hören wir wieder von ihm. Der Jünger Petrus wusste beim Hinausge-hen aus dem Hof und danach nur zu gut, dass er sich selber überhaupt nicht trauen konnte. Bewusst hält er sich jetzt im Hintergrund, bis Jesus ihn wieder in den Vordergrund ruft. Und wie mächtig durfte er nach diesem Ruf wirken! In dem Masse, wie er er-niedrigt wurde und das Sterben des alten Ichs be-

jahte, in dem Masse hat ihm der Herr die Augen für das Geheimnis des Kreuzes und der freien Gnade öffnen können. Welch ein gewaltiger Reifungsprozess fand innert so kurzer Zeit in diesem Jünger statt! Mehr als einmal können wir dieses Reifen in den Petrusbriefen beobachten. Denken wir nur an den ers-ten Brief, wo er die Gläubigen auffordert, ihre Hoffnung ganz auf die Gnade zu setzen. Was hatte er selbst zuvor getan? Er hatte seine Hoffnung auf sich selbst gesetzt; auf seinen eigenen Glauben, auf seine eigene Treue! Aus dieser Haltung heraus hatte er selbstsicher gesagt: «Wenn sich alle an dir ärgern werden, ich werde mich niemals ärgern» (Mt 26,33). Und nun ruft er den Gläubigen zu: «Setzt eure Hoffnung ganz auf die Gnade, die euch angeboten wird in der Offenbarung Jesu Christi» (1.Petr 1,13). Eindrücklich warnt er nun die Gläubigen vor der Hinfälligkeit und Ohnmacht der menschlichen Natur, indem er ihnen die Worte des Propheten Jesaja ins Gedächt-nis ruft: «Alles Fleisch ist wie Gras, und alle Herrlichkeit des Menschen wie des Grases Blume. Das Gras ist verdorrt und seine Blume abgefallen; aber das Wort des Herrn bleibt in Ewigkeit» (1.Petr 1,24-25). Und er spricht vom «teuren

Während Petrus im Hof draussen bleibt, sich am Feuer die Hände wärmt und hofft, etwas über den Verlauf der Verhandlungen zu erfahren, geht dieser «andere Jünger» mit Jesus in den Palast des Hohenpriesters

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Im BlickfeldBlut Christi als eines unschuldigen und unbefleckten Lammes» (1.Petr 1,19). Als einer, der selbst unnüchtern gewesen war und geistlich geschlafen hatte, aber durch Christi Gnade heil geworden war, vermag er nun zu ermahnen: «Seid nüch-tern und wacht» (1.Petr 5,8). Er weiss aus eigener Erfahrung um die Tücken Satans: «… denn euer Widersacher, der Teufel, geht umher wie ein brüllender Löwe und sucht, wen er verschlinge. Dem widersteht, fest im Glauben …» (1.Petr 5,8-9). Petrus ist es aber auch, der jeden von uns immer wieder vor Christus stellt

und mit den Worten ermutigt: «Alle eure Sorgen werft auf ihn; denn er sorgt für euch» (1.Petr 5,7). Dieser einst so selbst-herrliche Jünger weiss, wovon er spricht. Er ist kein Theoretiker mehr, denn er hat das Fallen und Aufstehen selber durchge-macht. Deshalb können wir Wesentliches von ihm lernen, zum Beispiel:

Petrus ging hinaus

Petrus wendete sich von den Mägden und Dienern ab, mit denen er kurz zuvor im Hof disputiert hatte. Wenn auch nicht gesagt wird, wohin er ging, können wir sicherlich davon ausgehen, dass er in seiner momentanen Gemütsverfassung die Stille aufsuchte, um in Ruhe über sein Versagen nachzudenken. Dabei mag ihn das herzliche Erbarmen Jesu beschäftigt haben.

Gehen auch wir diesen Weg in die Stille, wenn wir versagt haben? Ich frage mich oft, wie tief bei Menschen, die in Sünde gefallen sind, das Bewusstsein der Sünde sitzt und wie gründlich die Busse gewesen sein mag, wenn sie in der Ge-meinde sofort wieder eine Rolle spielen wollen, so, als wäre nie etwas gewesen. Wahre Sündenerkenntnis, das tiefe Lei-den unter der Sünde, der totale Zerbruch lässt es doch nicht zu, sich sofort wieder in den Vordergrund zu drängen, obwohl

man der Vergebung gewiss sein darf. Ein Neuanfang innerhalb der Gemeinschaft der Gläubigen und Stärkung unter dem Wort sollte den Vorrang haben. «Petrus ging hinaus und weinte bitterlich …» Erst am Ostermorgen hören wir wieder von ihm.

Noch aus einem anderen Grund ist dieses Hinausgehen seelsorgerlich rat-sam: Geschwister, meidet nach Möglich-keit alle Orte, an denen ihr einmal gefal-len seid! Kehrt Stätten und Personen, die euch zur Anfechtung werden können, den Rücken zu. Sondert euch von al-

lem ab, was eure Gedankenwelt verunreinigt und euer Gebetsleben blockiert. Petrus ging hinaus. Er verliess die Stätte, die ihm zur Anfechtung und schliesslich zum Fall geworden war. Es ist besser, in der Kälte zu stehen und zu frieren, als am wärmenden Feuer zu sitzen und seine Seele in Gefahr zu bringen.

Petrus weinte bitterlich

Wie gut und heilsam ist es doch, wenn jemand weinen kann. Es gibt aber Menschen, die das nicht mehr können. Diese leiden am meisten. Ein Schmerz, der unter Verschluss steht und nicht nach aussen dringen und sich im Weinen Luft verschaffen kann, schadet der Seele ge-waltig. Weinen ist nicht mit Schwäche gleichzusetzen, wie man das mit dem Satz «Ein Mann weint nicht» suggeriert. Eine unter Tränen bekannte Verfehlung befreit die Seele und schafft Raum für er-leichtertes Aufatmen. Allerdings dürfen wir mit unseren Tränen nicht bei uns selber stehen bleiben, sondern müssen damit zum Heiland gehen und mit David bitten: «Fasse meine Tränen in deinen Krug. Ohne Zweifel, du zählst sie» (Ps 56,9). Sie dürfen sich vor dem Gnaden-

thron Gottes ausweinen, aber weinen Sie nicht, weil Sie sich ausgestossen fühlen, denn dieses Gefühl ist nicht vom Herrn. Jesus hat nämlich verheissen: «Wer zu mir kommt, den werde ich nicht hinaus-stossen» (Joh 6,37). Achten Sie also nicht auf Ihre Gefühle, sondern vielmehr auf das Wort Gottes. Nehmen Sie es ernst. Und sollten Sie noch tiefer als Petrus gefallen sein und eine Stimme flüstern hören: «Bemühe dich nicht, es gibt keine Rettung mehr für dich», dann hören Sie nicht darauf. Halten Sie sich stattdessen an die Zusage Jesu, dass Er diejenigen, die zu Ihm kommen, nicht hinausstösst.

Weinen Sie auch nicht bitterlich, weil Sie meinen, Gottes Gnade sei von Ihnen gewichen. Meisseln Sie sich vielmehr die tröstliche Verheissung ins Herz ein: «Meine Gnade soll nicht von dir wei-chen» (Jes 54,10). Weinen Sie stattdes-sen lieber bitterlich über die Sünde, dem Herrn nicht geglaubt zu haben. Denn hier liegt die Wurzel allen Übels. Eilen

Sie zum Heiland, bekennen Sie ihm Ihre Not, Ihren Fall, Ihr Versagen. Beachten Sie da-bei: Es geht um Sie und nicht um Ihren Nächsten! Erst wenn Sie Ihr eigenes Versagen in tiefem, ehrli-

chem Bedauern in Ordnung gebracht haben, dürfen Sie mit dem Herrn – und nur mit Ihm! – über die Sündennot Ihres Nächsten reden. Doch nicht etwa rich-tend, sondern indem Sie Jesus bitten, ihm sein Fehlverhalten aufzudecken, damit er Busse tun und Vergebung er-langen kann. Im Grusswort seines ers-ten Briefes kann Petrus von den andern sagen, dass sie erwählt sind «nach der Vorsehung Gottes, des Vaters, durch die Heiligung des Geistes» (1.Petr 1,2). Die-sen Weg der Heiligung ist der gefallene Jünger Petrus nach seinem Aufstehen selber gegangen. Er sagte nicht bloss: «Herr, vergib mir», sondern wandte sich von seinem alten Leben ab, ging hinaus und liess sich durch den Geist Gottes heiligen. In uns allen wohnt ein Petrus. Sollten wir das nicht erkennen, dann sitzt möglicherweise ein Pharisä-er in uns. Wir haben allen Grund, uns wie Petrus unter Tränen zu beugen und hinauszugehen, damit auch wir durch die heiligende Wirkung des Geistes in einem neuen Leben wandeln. Dazu gebe der Herr uns Gnade!

Sündenerkenntnis, Trä-nen der Busse und Zer-bruch des eigenen Ichs ermöglichen durch Gottes Gnade einen Neuanfang

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Biblische Botschaft

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Der dritte TempelDie Bestrebungen für einen neuen Tempel in Israel werden offensichtlich stärker. Immer mehr Israelis scheinen sich, wie folgender Bericht zeigt, dafür zu öffnen. Die Frage ist, ob der lauter werdende Ruf nach einem Tempel zu Gottes Programm mit Israel gehört und dieser stehen muss, damit die allerletzten Ereignisse vor der Wiederkunft Jesu in Erfüllung gehen können.

Für Rabbiner Chaim Richman findet eine geistliche Revolution in Israel statt, denn viele Religiöse glauben, man solle sich mit der Frage des Wiederaufbaus des Tempels beschäftigen. Einer Umfrage zufolge befürworteten 1989 18 Prozent der Bevölkerung den Wiederaufbau des Tempels. Vor drei Jahren waren es schon 53 Prozent, berichtet Richman. ‹Mehr und mehr Israelis, ob säkular oder reli-giös, verstehen, dass das Geheimnis des von allen Menschen so innig gesuchten Friedens die göttliche Gegenwart unter den Menschen ist, die durch den Bau des Tempels kommen wird. Ich glaube, dass dies nur für eine Minderheit von säku-laren Israelis irrelevant ist›, sagt der für das Tempel-Institut in der Jerusalemer Altstadt tätige Rabbiner. Dort wurden bereits alle notwendigen Geräte für den Tempel nach biblischen Vorgaben und mit dem entsprechenden Material exakt nachgebaut. Die Geräte sind für

den Gebrauch in einem zukünftigen Tempel bestimmt. Darunter befinden sich Musikinstrumente für die Leviten, die goldene Krone des Hohepriesters sowie Gold- und Silbergefässe für den Opferdienst. Inzwischen ist es auch ge-lungen, den siebenarmigen Leuchter aus reinem Gold, den goldenen Weihrauch-altar und den goldenen Schaubrottisch herzustellen.

Chaim Richman bestätigt nicht die Gerüchte, alle Bausteine und Mate-rialien für einen zukünftigen Tempel lägen bereits in Israel oder den USA bereit. Andere für einen Tempeldienst notwendige Voraussetzungen bestätigt er dagegen. So würden Nachkommen aus priesterlichem Geschlecht ‹für den göttlichen Dienst› vorbereitet. Auch ste-he eine rote Kuh zur Verfügung (nach 4.Mo 19 ist die Asche einer verbrannten makellosen roten Kuh für Reinigungs-zwecke nötig und Voraussetzung für den

Dazu schreibt TOPIC-Korrespon-dent Rainer Schmidt aus Israel:«Über die Hälfte der Israelis

ist für den Bau des dritten Tempels.Seit der Wiedervereinigung Jerusa-

lems am 7. Juni 1967 ist eine Frage wieder zum Thema geworden: Soll der Tempel wieder aufgebaut werden? Denn erstmals seit 2 000 Jahren ist der Tempelberg wieder unter jüdischer Kontrolle. Zweimal wurde der Tempel zerstört. Biblische Textstellen weisen aber darauf hin (z.B. Dan 9,27 oder Jes 24,2.23), dass in der Endzeit der Antichrist einen bestehenden Tempel entweihen wird (2.Thess 2,4). Somit muss er wieder vorhanden sein. Erst im Zusammenhang mit dem dritten Tempel werden gewisse endzeitliche Entwick-lungen ablaufen. Doch ist der dritte Tem-pel für die Juden überhaupt ein Thema, oder beschäftigen sich überwiegend nur bestimmte Christen mit dieser Frage?

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priesterlichen Tempeldienst). Richman wollte jedoch keine Details über beide Projekte bekannt geben.

Richman zur Seite steht eine Grup-pe, die sich ‹Die Getreuen des Tempel-berges› nennt, und die von Gerschon Salomon gegründet wurde und geleitet

wird. In jedem Jahr anlässlich der bi-blischen Wallfahrtsfeste versuchen die ‹Getreuen›, den Grundstein für einen zukünftigen Tempel zu legen, was von den Behörden regelmässig verboten wird.

Der Wiederaufbau des Tempels sei eine nationale Aufgabe Israels, die Befolgung eines göttlichen Gebotes, was zu einer geistlichen Revolution in der Welt, vor allem aber in Israel selbst führen werde, führt Salomon aus. Seine Gruppe selber habe auch einige Tempelgeräte gemäss den biblischen Massgaben gebaut, wie zum Beispiel die silbernen Trompeten. Daneben bauten sie Tempelmodelle, wür-

den Baupläne entwerfen und Steine für den künftigen Tempel herstellen. ‹Nicht nur um bereit zu sein, sondern um jedem, besonders in Israel, zu zeigen, dass es sich nicht bloss um eine mystische Idee handelt, sondern um etwas ganz Konkre-tes›, erläutert der Tempel-Aktivist …»1

Der Bau eines dritten Tempels ist aus mehreren Gründen notwendig:

1. Nach dem zwei-ten Thessalonicherbrief wird sich der Antichrist in einen vorhandenen Tempel setzen. Über diese Person schreibt Paulus: «… der sich wi-dersetzt und sich über alles erhebt, was Gott oder Gegenstand der Verehrung heisst, sodass er sich in den Tempel Gottes setzt als ein Gott und sich selbst für Gott ausgibt» (2.Thess 2,4). Mit diesem erwähnten Tempel kann meines Erachtens nicht die Ge-meinde als geistlicher Tempel gemeint sein. Denn überall da, wo sich der Tempel geistlich auf die Gemeinde bezieht, wird das auch erklärt, wie zum Beispiel in 1. Korinther 3,16: «Wisst ihr nicht, dass ihr Gottes Tempel seid, und der Geist Gottes in euch wohnt?», oder in 2. Korinther 6,16: «… welchen Zusammen-

hang (hat) der Tempel Gottes mit Göt-zenbildern? Denn wir sind der Tempel des lebendigen Gottes; wie Gott gesagt hat: ‹Ich will unter ihnen wohnen und wandeln, und ich werde ihr Gott sein, und sie werden mein Volk sein.›»

Da dieser Zusatz als Hinweis auf die Gemeinde in 2. Thessalonicher 2,4 fehlt, ist davon auszugehen, dass der Apostel den physischen Tempel in Jeru-salem meint, der zur Zeit der Abfassung des Thessalonicherbriefes noch stand. Ausserdem ist es unmöglich, dass sich der Antichrist in die Gemeinde setzen kann, da in ihr der Heilige Geist wohnt und regiert.

2. Der Prophet Daniel schreibt über die letzte 70. Jahrwoche Israels, dass der kommende antichristliche Weltherrscher einen Siebenjahresbund mit Israel schlies-sen wird: «Und nach den 62 Wochen wird der Gesalbte ausgerottet werden, und ihm wird nichts zuteil werden; die Stadt aber samt dem Heiligtum wird das Volk des zukünftigen Fürsten zerstören, und sie geht unter in der überströmen-den Flut; und bis ans Ende wird es Krieg geben, fest beschlossene Verwüstungen. Und er wird mit den Vielen einen festen Bund schliessen eine Woche lang; und in der Mitte der Woche wird er Schlacht- und Speisopfer aufhören lassen, und neben dem Flügel wird ein Gräuel der Verwüstung aufgestellt, und zwar bis die fest beschlossene Vernichtung sich über den Verwüster ergiesst» (Dan 9,26-27). In Vers 26 ist vom Kreuzestod Christi, des Gesalbten, die Rede: «… ihm wird nichts zuteil werden.» Die alte Elberfelder-Bibel sagt: «… und nichts haben.» Das deutet auf die Erfüllung hin, dass Jesus bei Sei-nem Tod tatsächlich nichts mehr hatte. Unbekleidet; von den Jüngern verraten, verlassen und verleugnet, vom Volk verworfen, ohne jegliches Besitztum und sogar vom Vater verlassen, starb Er einen einsamen Tod.

Etwas mehr als 30 Jahre später kam das Volk der Römer und vernichtete die Stadt samt dem Heiligtum (dem Tempel) wie eine überströmende Flut (V 26).

Der «zukünftige Fürst» aus Vers 26 ist der kommende antichristliche Weltherr-scher, der aus den Nationen kommen wird. Dieser wird nach Vers 27 einen Siebenjahresvertrag mit Israel schlies-sen. Es ist durchaus möglich, dass während dieser Zeit der dritte Tempel in Jerusalem errichtet wird, denn es wer-den «Schlacht- und Speisopfer» erwähnt. Das könnte bedeuten, dass der Tempel in der ersten Hälfte der letzten 7 Jahre gebaut wird. Das erste Heiligtum aus Vers 26 ist zerstört, jetzt steht ein neu-es, das in Vers 27 erwähnt wird. Nach der Fertigstellung und Inbetriebnahme des Tempels wird sich der Antichrist, der in Jerusalem herrschen wird, in den Tempel setzen und sich als Gott Israels (Messias?) ausgeben.

Der «Gräuel der Verwüstung» wird unter anderem darin bestehen, dass der «falsche Prophet» (Antichrist) dem antichristlichen Weltherrscher ein Bild errichten und dieses im Tempel, «neben dem Flügel», aufstellen wird.

Der Herr Jesus bezieht sich in Seiner Endzeitrede unter anderem auf diese Stelle Daniels, wenn Er sagt: «Und

Inzwischen ist es auch gelungen, den siebenarmigen Leuchter aus reinem Gold herzustellen

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Ein ehemaliger amerikanischer Dele-gierter der UNO-Menschenrechtskommis-sion geht scharf mit palästinensischen Kassam-Kommandos ins Gericht, weil sie Zivilisten als Deckung missbrauchen, und kritisiert die UNO wegen ihrer Untätigkeit: «Man könnte annehmen, dass die Verein-ten Nationen entweder den vorsätzlichen Beschuss der israelischen Zivilbevölke-rung durch die Palästinenser oder wenigs-tens den Betrug der Palästinenser an ih-ren eigenen Zivilisten kritisieren würden … Stattdessen haben sie nur die Israelis kri-tisiert.»

Für einen symbolischen Euro hat ein deutscher Investor eine Bielefelder Kirche gekauft und zu einem Restaurant mit ge-hobenem Anspruch umgebaut. Die Umge-staltung kostete 2,5 Millionen Euro. Nebst der Sparkasse hat sich die deutsche Ge-tränkeindustrie und die Bierbrauerei Becks daran beteiligt. Fünf weitere Kirchen seien im Angebot und es heisst, dass aus der Not der Kirchen ein neuer Markt entstanden sei. Einige Unternehmen haben sich bereits auf die Umnutzung von Kirchen speziali-siert. «In den Niederlanden geht es bereits soweit, dass aus Kirchen Supermärkte ge-macht werden.»

Eine christliche Angestellte hat aus Glaubensgründen Ärger mit einer britischen Fluggesellschaft. «British Midlands Interna-tional» (BMI) hat einer Flugbegleiterin ver-boten, auf Flügen nach Saudi-Arabien ihre Bibel mitzuführen.

Die Zahl der Christen in China soll die 100-Millionen-Marke überschritten haben. Die Zunahme resultiert vor allem aus dem Wachstum der evangelikalen Hauskirchen.

Auf der Nordhalbkugel der Erde haben nach Berechnungen des Intergovernmen-tal Panel on Climate Change in der zwei-ten Hälfte des 20. Jahrhunderts schwere Wetterereignisse im Vergleich zum langfris-

dieses Evangelium vom Reich wird in der ganzen Welt verkündigt werden, zum Zeugnis für alle Heidenvölker, und dann wird das Ende kommen. Wenn ihr nun den Gräuel der Verwüstung, von dem durch den Propheten Daniel geredet wurde, an heiliger Stätte stehen seht (wer es liest, der achte darauf!)» (Mt 24,14-15).

Dass mit dem «Gräuel der Verwüs-tung» nicht die Zerstörung des damali-gen Tempels gemeint ist, wird aus Da-niel 12,1.9-13 ersichtlich, wo es um die grosse Drangsal geht und den «Gräuel» zur Zeit des Endes.

3. In der Offenbarung Jesu Christi wird wörtlich ein Tempel mitsamt dem Altar und den sich darin befindenden Anbe-tern sowie die heilige Stadt (Jerusalem) erwähnt. All das kann nur wörtlich verstanden werden. «Und mir wurde eine Messrute gegeben, gleich einem Stab; und der Engel stand da und sagte: Mache dich auf und miss den Tempel Gottes samt dem Altar, und die, welche darin anbeten! Aber den Vorhof, der aus-serhalb des Tempels ist, lass aus und miss ihn nicht; denn er ist den Heidenvölkern übergeben worden, und sie werden die heilige Stadt zertreten 42 Monate lang. Und ich will meinen zwei Zeugen geben, dass sie weissagen werden 1260 Tage

lang, bekleidet mit Sacktuch» (Offb 11,1-3; vgl. auch Lk 2,25-37).

Der Tempel und der Altar sind wört-lich zu verstehen, ebenso die Anbeter. Es handelt sich dabei um diejenigen Juden, die sich in der grossen Trübsal wieder dem Gott Israels zuwenden. Doch wird Israel in dieser Zeit sehr von den Heidenvölkern bedrängt werden.

Auch die Aussage Chaim Richmans, dass Nachkommen aus dem priesterli-chen Geschlecht für den «göttlichen Dienst» vorbereitet würden, lässt auf-horchen. Es ist doch interessant, dass man das Priestergeschlecht der Juden aus dem Stamm Levi identifizieren kann, und zwar im Gegensatz zu den meisten anderen Stämmen. Warum hat der Herr das so geführt? Weil es zu einem künftigen Tempel ein Priesterge-schlecht braucht.

Ebenso buchstäblich, wie die Juden in ihre Heimat zurückkehrten und Jerusalem wieder in die Hand der Ju-den gelangte, so wird es nach meiner Erkenntnis auch zum Bau eines Tempels in der Zeit der Trübsal kommen. Und das wiederum zeigt uns, dass der Herr dabei ist zurückzukehren. Maranatha! N.L.

1 TOPIC 9/2006, S. 5

Die LügeDer iranische Staatspräsident Mahmud Ahmadinedschad kämpft seit seinem Amtsantritt mit einer spitzen Zunge gegen den jüdischen Staat. Er leugnet den Holocaust, beruft diesbezüglich Konferenzen ein, von denen Israelis ausgeschlossen werden, und droht damit, den jüdischen Staat zu vernichten.

Anlässlich einer Holocaust-Kon-ferenz in Teheran spottete Ahmadinedschad: «Israels Tage

sind gezählt. … Israel wird eines Tages ausgelöscht werden, so wie es auch mit der Sowjetunion geschah.»

Nach Hitler und Goebbels hat sich wohl kein Politiker so offensichtlich gegen die Juden bzw. Israel geäussert wie der iranische Präsident. Sollte man diese Drohungen nicht ernst nehmen, so ernst wie bei den Nazis im sogenannten Dritten Reich oder besser gesagt noch ernster?

Mahmud Ahmadinedschad wie auch andere Regierungsmitglieder und hoch-

rangige iranische Politiker haben sich bei ihren Anhängern und der arabischen Öffentlichkeit mit der Leugnung des Ho-locaust zu profilieren versucht. Am 8. Dezember 2005 sagte Ahmadinedschad in einer Rede im saudiarabischen Mekka laut der amtlichen iranischen Nachrich-tenagentur IRNA: «Einige europäische Länder pochen darauf, dass Hitler Milli-onen unschuldiger Juden in Öfen getötet hat und sie pochen darauf so sehr, dass sie jeden verurteilen und ins Gefängnis werfen, der etwas Gegenteiliges beweist. Wir akzeptieren diese Behauptung nicht. Aber wenn wir davon ausgehen, dass sie wahr ist, dann haben wir folgende Frage

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an die Europäer: Ist die Tötung unschul-diger jüdischer Menschen durch Hitler der Grund für eure Unterstützung für die Besatzer Jerusalems?»

In seinen Äusserungen erklärt der ira-nische Präsident arrogant und schamlos immer wieder, dass das zionistische Regime Israels ein «Krebsgeschwür» sei, das von der «Landkarte gewischt» werden müsse.

Im Oktober letzten Jahres stellte er die folgende grausame Rechnung auf: «Der Chef des Iran machte der staunenden Menschheit eine makabere Rech-nung auf: Wenn bei einem atoma-ren Krieg eine Atombombe auf Israel falle, seien endlich alle 5 Mil-lionen Juden auf einen Schlag tot. Wenn aber Israel kurz vorher noch die Raketen für den Gegenschlag abfeuere, werden vielleicht 15 Millionen Araber sterben – was tut das! Dann haben wir eben 15 Millionen Märtyrer mehr im Himmel, aber auf der Erde bleiben über eine Milliarde Muslims am Leben, um die Welt zu erobern.»1

Der allwissende Gott, der alle Zeiten überblickt, stellt uns in Psalm 140 auch vor die heutige Situation Israels. Es handelt sich um einen Psalm Davids, der seine persönliche, damalige Lage beschreibt. Doch David war auch ein Prophet, dessen Aussagen Licht auf den Zustand der letzten Zeit werfen. Die Feinde Davids sind Gottesfeinde und sie sind Feinde des Volkes Israel. Dies hat sich bis heute nicht geändert. Die Bibel ist hochaktuell, bis in die Gegenwart und auch in die Zukunft hinein.

1. Im besagten Psalm bittet David den Herrn um die Errettung vor den boshaf-ten Plänen der Feinde. Er beschreibt dabei den Gewalttätigen, das Böse, das dessen Herz beherrscht, den Streit, den dieser Gewalttätige schürt und dessen spitze Zunge, die Gift und Lüge speit: «Dem Vorsänger. Ein Psalm Davids. Erret-te mich, Herr, von dem bösen Menschen, vor dem Gewalttätigen bewahre mich! Denn sie haben Böses im Herzen und schüren täglich Streit. Sie spitzen ihre Zunge wie eine Schlange, Otterngift ist unter ihren Lippen» (Ps 140,1-4).

Zu allen Zeiten gab es Gewalttäti-ge, die Streit und Krieg erregten und vergiftete Reden hielten. Doch das ist in diesen Tagen wieder besonders

offensichtlich. Das unheilvolle Reden Ahmadinedschads zeugt davon nur allzu deutlich, und dieser Mann ist vielleicht eine der letzten Vorschattungen auf den Antichristen. Dieser wird sich als letzter Gewalttätiger, mit einer spitzen Zunge, beherrscht vom Vater der Lüge (Satan) hervortun und sowohl Israel als auch alle dann lebenden Gerechten zu vernichten suchen.

2. David bittet den Herrn darum, dass Er ihn bewahren möge vor dem, der ihn zu Fall bringen will: «Bewahre mich, Herr, vor den Händen des Gottlosen; behüte mich vor dem Gewalttätigen, der mich zu Fall bringen will!» (V 5). – Die Reden des iranischen Präsidenten sind sehr deutlich und können nicht missver-standen werden. Immer wieder bringt er zum Ausdruck, Israel vernichten zu wollen, wobei er auf die Fertigstellung der iranischen Atombombe spekuliert.

3. David bittet um Schutz vor dem Terror bzw. dem Anschlag, den der Feind plant und womit er immer wie-der droht: «Herr, gewähre dem Gottlosen nicht, was er begehrt; lass seinen An-schlag nicht gelingen! Sie würden sich sonst überheben» (V 9).

Israel ist dem Terror bzw. den An-schlägen schon seit Jahrzehnten ausge-liefert, doch in den letzten Jahren hat das vehement zugenommen und wird

tigen Mittel um zwei bis vier Prozent zuge-nommen. Vergangenes Jahr in Amerika so-gar so stark, dass dem National Hurricane Center bei der Bezeichnung der Wirbelstür-me eines Jahres die lateinischen Buchsta-ben ausgegangen waren. Zum ersten Mal mussten sie auf das griechische Alpha-bet zurückgreifen. Erschreckende Fakten. Noch schlimmer sind die Folgen. Zualler-erst für die Menschen, die in den betrof-fenen Regionen leben. Dazu kommen die Kosten. Nach Angaben von Experten la-gen die volkswirtschaftlichen Schäden, die durch Wirbelstürme, Überschwemmungen oder Ähnliches verursacht wurden, in den 1960er-Jahren im Durchschnitt bei unter zehn Milliarden Dollar. Diese Summe hat sich mittlerweile versiebenfacht.

Im Vatikan wird seit der Einsetzung Papst Benedikts XVI. ernsthaft über die Aufhebung des Zölibats diskutiert. Aus-gelöst hat dies in starkem Mass der aus Sambia stammende exkommunizierte Erz-bischof und Ehemann Emmanuel Milingo. «Jesus selbst hat als Erster verheiratete Männer zu Priestern erwählt», verkündete er in Anspielung auf die Apostel. Darauf solle sich der Papst zurückbesinnen und das Zölibat – also die Verpflichtung katholi-scher Priester zur Ehelosigkeit – aufheben.

Britische Gentechniker wollen Gen-material aus menschlichen embryonalen Stammzellen in Eizellen von Kühen ein-pflanzen. Damit soll die Forschung zur Be-handlung von Krankheiten wie Parkinson und Alzheimer vorangetrieben werden.

In Wiesbaden ist eine Bäckerei nur für Hunde eröffnet worden. Sie kann sich über mangelnde Nachfrage nicht beklagen. So werden unter anderem frisch gebackene «Dog Muffins» angeboten.

«Glaube ist: Vertrauen in die Praxis umzusetzen.» – «Wer ein wenig von allem glaubt, wird zuletzt gar nichts glauben.» – «Wer seine Bibel liest, um Fehler darin zu finden, wird bald gewahren, dass die Bibel Fehler bei ihm findet.» (Ch. H. Spurgeon)

Mahmud Ahmadinedschad:

«Israels Tage sind ge-zählt. … Israel wird eines Tages ausgelöscht werden, so wie es auch mit der Sowjetunion ge-schah»

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immer gefährlicher. – Wenn man eine böse Herzensgesinnung nicht ändert, bringt sie die vollendete Gewalttat hervor. Hitlers anfängliche Reden und Goebbels Ansprachen gegen die Juden mündeten in die Gewalt des Holocaust. Wo werden die Worte Ahmadinedschads enden?

4. David verkündet prophetisch das, was Gott schliesslich auf die Feinde Israels fallen lassen wird: «Die Häupter derer, die mich umgeben – das Unheil, von dem ihre Lippen reden, komme über sie selbst! Feuersglut falle auf sie! Ins Feuer stürze er sie, in tiefe Abgründe, dass sie nicht mehr aufstehen! Der Ver-leumder wird nicht bestehen im Land; den Gewalttätigen wird das Unglück verfolgen bis zu seinem Untergang!» (V 10-12).

Das nationalsozialistische Deutsch-land musste buchstäblich erfahren, wie durch unzählige Bomben der Alliierten Feuer vom Himmel fiel. Deutsche Städ-te brannten durch die Phosphorbomben lichterloh und die gewalttätigen Führer des Volkes gingen unter. Wo wird der Hohn der iranischen Führung enden? (vgl. «Mitternachtsruf», Januar 2007, S. 14-15).

5. David sieht und verkündet die Treue Gottes zu Israel, dass Er das letzte Wort über die Geschichte hat und dass der Herr alles wohl ausrichten wird. Da-vids unerschütterliche Zuversicht, die er allein auf Gott setzt, drückt er wie folgt aus: «Ich weiss, dass der Herr die Sache des Elenden führen wird und den Armen Recht schaffen wird. Ja, die Gerechten werden deinen Namen preisen, und die Aufrichtigen werden wohnen vor deinem Angesicht!» (V 13-14).

Israel kann nicht untergehen, auch wenn sich die Feinde das noch so wün-

Gott zum Lob durch uns!» (2.Ko 1,20). Alle Verheissungen, die Gott in Bezug auf Israels Zukunft gegeben hat, werden in und durch Jesus Christus erfüllt; alle Verheissungen, die der Herr bezüglich Seiner Gemeinde gegeben hat, werden in Jesus erfüllt; und alle Verheissungen, die den Nationen gelten, werden eben-falls in Christus erfüllt werden. N.L.

1 Die Zeit, 26.10.2006, Nr. 44

schen. Gottes Plan steht schon lange fest; Er wird den Plan der Feinde zunich-te machen! Gottes Bundesverheissungen Seinem Volk gegenüber sind die beste Garantie dafür! In der Zeit der grossen Trübsal wird der jüdische Überrest wie-der zu dieser Zuversicht durchdringen. Der Garant für die Zukunft Israels ist dabei der Herr Jesus Christus selbst, über Den es heisst: «Denn so viele Verheissungen Gottes es gibt – in ihm ist das Ja, und in ihm auch das Amen,

Jeder gegen jeden!In der arabischen Welt ist das Schwert eines jeden gegen den anderen gerichtet, es findet ein regelrechter «Bruderkrieg» statt. Der Grund dafür ist der Hass gegen Israel.

Aus vertraulichen Quellen wird Folgendes berichtet: «Brandrede des saudischen Königs Abdul-

la II.! Er warnt: Die arabische Welt steht durch innere Konflikte am Abgrund. In der Tat zahlt längst die arabische Welt den höchsten Preis dafür, dass arabische Realpolitiker den Radikalen das Feld überlassen haben oder – schlimmer – sie zu benutzen versuchen. Das Ergebnis: Im Irak schlachten Muslims Muslims ab. Die Palästinenser steuern auf einen Bruderkrieg zu, weil die Hamas ihre irre-alen Träume von der Vernichtung Israels pflegt. Der Libanon steht am Rande des Chaos, weil die Hisbollah lieber Raketen auf Israel schiesst, als für die Wohlfahrt der eigenen Leute zu arbeiten. Der Iran fummelt an der Atombombe und riskiert Konflikte, die man nicht zu Ende denken mag.

Der Weckruf des saudischen Königs weist auf eine bitterböse Ironie hin: Rhe-torisch geht es in Arabien immer gegen Israel oder den grossen Satan USA; faktisch aber zerfleischt sich die arabi-sche Welt mehr und mehr selbst – den Blutzoll dafür zahlen vor allem die ara-bischen Familien; den Preis entrichtet eine riesige arabische Unterschicht aus Habenichtsen, die bleiben werden was sie sind: arm.

Hoffentlich spricht sich diese Analyse herum in den arabischen Eliten.»1

Die Worte von König Abdulla II. tref-fen den Kern des Problems, und obwohl

er die Bibel ablehnt, entspricht das, was er sagt, dem Handeln Gottes gegen die Feinde Israels. Der Irak schoss seinerzeit Skud-Raketen auf Israel. Jetzt herrscht dort ein blutiger Bürgerkrieg, indem sich muslimische Parteien gegenseitig bis auf den Tod hassen und bekämpfen.

Der Iran hört mit seinen Drohungen Israel gegenüber nicht auf, mit dem Re-sultat, dass die Unruhen und Proteste im eigenen Land stärker werden und die Kriegsbedrohung auf eigenem Territori-um grösser wird.

Der Libanon stellt den Terroristen in ihrem Kampf gegen das verhasste jüdische Volk eine Basis zur Verfügung, wobei die eigene Regierung unter Er-mordung und Morddrohungen leidet.

In den palästinensischen Gebieten toben sich die Terrorgruppen gegen Israel aus, doch kommt diese Gegend selbst nicht zur Ruhe: Bürgerkrieg, Un-sicherheit, Kampf und Ratlosigkeit in den eigenen Reihen beherrschen den politischen Alltag und das Volk leidet mehr denn je.

Mit grosser Ehrfurcht stehen wir da vor den Worten des Ewigen durch Seinen Propheten Sacharja: «Denn so spricht der Herr der Heerscharen, nachdem die Herrlichkeit mich ausge-sandt hat, über die Nationen, die euch geplündert haben – denn wer euch antastet, tastet meinen Augapfel an» (Sach 2,12).

Obwohl wir im Gnadenzeitalter der Gemeinde leben, überschneiden sich

Iranische Atomanlage in Arak

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zwei Heilszeiten miteinander. Auf der einen Seite leben wir noch vollumfäng-lich im Heilszeitalter der Gnade, doch auf der anderen Seite bereitet Gott das kommende Zeitalter der Regierung Jesu vor und die dazugehörende Wiederher-stellung Israels. Das bedeutet, dass das Zeitalter der Gemeinde langsam ausläuft und das Zeitalter der Regierung Jesu im Millennium angesteuert wird, worin Israel eine grosse Rolle zuteil werden wird. Seit 1882 kehren die Juden offiziell in ihre Heimat zurück. 1948 wurden sie wieder zu einem eigenständigen Staat, und 1967 erhielten sie Jerusalem als ihre Hauptstadt zurück. Damit nähern wir uns unweigerlich den kommenden apokalyptischen Ereignissen, die im letzten Buch der Bibel, nämlich in der Offenbarung Jesu Christi, beschrieben werden. Das Handeln Gottes in der Offenbarung ähnelt wieder Seinem Handeln in alttestamentlichen Zeiten. In Kapitel 4,1-2 – nach den sieben Sendschreiben – wird symbolhaft die Entrückung der Gemeinde beschrie-ben. Danach geht es wieder um Rache (Offb 6,10); um den Tag Seines Zorns, der gekommen ist, so wie er von den alttestamentlichen Propheten beschrie-ben wurde (Offb 6,16-17). Engel treten wieder in Erscheinung; die 144 000

Juden werden erwählt (Offb 7,1ff.); es wird wieder geschworen, was im Neuen Testament nicht erlaubt ist (Offb 10,6; Mt 5,34-36; Jak 5,12). Die Gerichte der Siegel, Posaunen und Zornesscha-len ähneln den Gerichten vor dem Ge-meindezeitalter; der jüdische Tempel und Jerusalem werden erwähnt (Offb

11,1-2.8); die zwei jüdischen Zeugen ähneln gleichnishaft Elia und Mose und den zwei Ölbäumen aus Sacharja 4,1ff. (Off 11,3ff.). Auch wird die Bundeslade im Himmel gesehen (Offb 11,19), was darauf hindeutet, dass Gott Seinen Bund mit Israel erfüllt. Dann tritt der Erzengel Michael, der speziell für Israel einsteht (Dan 12,1), wieder in Erscheinung, wie auch das Zeichen der Frau als Bild für Israel (Offb 12,1).

Der antichristli-che Weltherrscher und der falsche Prophet ähneln mit den Zeichen und Wundern, die sie tun, dem Propheten Elia und den Vorhersagen Daniels (z.B. Offb 13,13); der Nahe Osten tritt ver-mehrt ins Rampenlicht (Offb 16,12); und Babylon, als Gegenstück zu Jerusa-lem – wie in alter Zeit –, steht wieder auf dem Plan (Offb 14,8; 17,18).

Von diesem Hintergrund aus be-trachtet, können wir vielleicht die Aus-einandersetzungen in der Krisenregion Nahost besser verstehen. Gott ist dabei, Sein Volk wieder aufzubauen und für die nahe Zukunft, welche die Propheten vor-hersagten, vorzubereiten. Da ist es nicht

verwunderlich, dass sich die Feinde Israels gegenseitig bekämpfen, denn das ge-schah in alttestamentlicher Zeit öfters:

So betete David schon gegen seine Feinde: «Die Häupter derer, die mich umgeben – das Unheil, von dem ihre Lippen reden, komme über sie selbst!» (Ps 140,10).

In Sprüche 26,27 heisst es: «Wer eine Grube gräbt, fällt selbst hinein; und wer einen Stein wälzt, auf den rollt er zurück.»

Zur Zeit der Königin Esther wurde dieses göttli-

che Prinzip bittere Wirklichkeit für den Judenfeind Haman, über den geschrie-ben steht: «So hängte man Haman an dem Holzpfahl auf, den er für Mordechai errichtet hatte. Da legte sich die Wut des Königs» (Est 7,10).

Daniel, der in der Löwengrube auch Israel symbolisiert, wird bewahrt; doch

seine Feinde, die ihn in die Grube wer-fen liessen, wurden selbst vertilgt: «Und der König befahl, und man brachte jene Männer, die Daniel verklagt hatten, und man warf sie in die Löwengrube, sie, ihre Kinder und ihre Frauen. Und ehe sie noch am Boden der Grube angekommen waren, fielen die Löwen über sie her, und sie zermalmten alle ihre Knochen» (Dan 6,25).

Als Gideon gegen die Midianiter kämpfte, geschah Folgendes: «Während

nun die dreihun-dert Mann in die Hörner stiessen, da richtete der Herr das Schwert des einen gegen den andern, und zwar im ganzen Heerlager. Und

das Heerlager floh bis Bet-Schitta, nach Zereda hin, bis an die Grenze von Abel-Mehola bei Tabbat» (Ri 7,22).

Das war auch der Fall, als Jonathan gegen die Philister vorging: «Und Saul und alles Volk, das bei ihm war, versam-melten sich und kamen zum Kampf. Und siehe, da war das Schwert des einen gegen den andern – eine sehr grosse Verwirrung» (1.Sam 14,20).

Durch den Propheten Sacharja liess Gott über die Zukunft Israels und den Krieg der Nationen gegen Sein Bundes-volk schreiben: «Das aber wird die Plage sein, mit welcher der Herr alle Völker schlagen wird, die gegen Jerusalem Krieg geführt haben: Ihr Fleisch wird verfaulen, während sie noch auf ihren Füssen stehen; ihre Augen werden ver-faulen in ihren Höhlen, und ihre Zunge wird verfaulen in ihrem Mund. Und es wird geschehen an jenem Tag, da wird eine grosse Verwirrung vom Herrn über sie kommen, sodass einer die Hand des anderen ergreifen und jeder gegen sei-nen Nächsten die Hand erheben wird» (Sach 14,12-13).

Das Gleiche wird Gog aus dem Land Magog bei seinem Überfall auf Israel prophezeit. «Ich will auch auf allen meinen Bergen das Schwert gegen ihn aufbieten, spricht Gott, der Herr, sodass das Schwert eines jeden sich gegen den anderen richten wird» (Hes 38,21).

Heute erleben wir diese biblische Wahrheit bereits bei den Völkern, die feindlich gegen Israel vorgehen. Gott und Sein Wort sind ernst zu nehmen!

N.L.

1 P.-D. Nr. 51/2006

«Wer eine Grube gräbt, fällt selbst hinein; und wer einen Stein wälzt, auf den rollt er zurück»

Die Palästinenser steuern auf einen Bruderkrieg zu, weil die Ha-mas ihre irrealen Träume von der Vernichtung Israels pflegt

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Im Blickfeld

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Die Lehre vom Himmel im Neuen TestamentMatthäus und Johannes erwähnen den Begriff Himmel öfter als alle anderen Bibelautoren. Das Wort wird in der Singular- und Pluralform etwa dreihundertmal gebraucht. Obwohl es am häufigsten zur Bezeichnung der Wohnstätte Gottes benutzt wird, kann es sich auch auf den Wolkenhimmel, die Atmosphäre, die Stratosphäre und das Weltall beziehen.

der gegen den Himmel sündigt, auch vor Ihm (Lk 15,18). Vom Himmel aus sorgt der Herr auch für die Seinen, die «Kleinen» (Mt 18,10.14). Der irdische Tempel und das Zelt der Begegnung im Alten Testament waren Nachbildungen der wahren Heiligtümer, die sich im Himmel, der Wohnstätte des Herrn, befinden (Hebr 9,23-24; Offb 15,5). Auch von Gottes Thron, der souveränen Herrschaft, heisst es, dass er im Himmel ist (Offb 4,2).

Als Sohn Gottes stieg Christus vom Himmel herab (Joh 3,13), und daher ist derjenige, der vom Himmel kommt, über allen (V 31). Jetzt ist Ihm alle Macht im Himmel und auf Erden gegeben (Mt 28,18). Nachdem Er sich (nach Seiner Auferstehung, d.Red.) vierzig Tage lang den Jüngern geoffenbart hatte, fuhr Je-sus auf zum Himmel. Apostelgeschich-te 3,21 sagt dazu: «Den muss … der Himmel aufnehmen bis zu den Zeiten der Wiederherstellung aller Dinge, von denen Gott durch den Mund seiner heiligen Propheten von jeher geredet hat.» Damit ist das Reich gemeint, das wiederhergestellt werden soll. Neben Christus bewohnen auch die Engel den Himmel (Lk 22,43). Hier im Himmel herrscht Freude, wenn ein Sünder Bus-se tut (Lk 15,7).

Bis zum Anbruch der Ewigkeit ist der Himmel die Stätte, wo sich die Erlösten aufhalten (Offb 19,1), wobei er wäh-rend dieser Heilszeit das höchste Ziel der Gläubigen ist, deren Bürgerrecht

in den Himmeln ist (Phil 3,20). Dort ist ihre Hoffnung aufbewahrt, wenn sie sterben oder entrückt werden (Kol 1,5). Der Herr hat den Himmel als Be-stimmungsort verheissen, als Er sagte: «Ich gehe hin, euch eine Stätte (im Haus Meines Vaters) zu bereiten» (Joh 14,2), und: «Ich (komme) wieder und werde euch zu mir nehmen, damit auch ihr seid, wo ich bin» (V 3). Der Apostel Pau-lus sagt, dass wir jetzt im Leib leben, im irdischen Zelthaus – einem Haus, das zerstört werden wird (2.Kor 5,1). Dereinst wird uns jedoch ein neuer Bau, eine neue Umhüllung umgeben – ein Haus, das nicht mit Händen gemacht, sondern ein ewiges in den Himmeln ist (V 2). Die Schrift teilt uns mit, dass im Himmel Schätze aufbewahrt werden (Lk 12,33) und dass der Herr dort Buch führt: «Freut euch … dass eure Namen in den Himmeln angeschrieben sind» (Lk 10,20).

Während dieser Heilszeit – des Ge-meindezeitalters – ist der Heilige Geist vom Himmel gesandt worden, um den Gläubigen beizustehen (1.Petr 1,12). Dieses Gemeindezeitalter wird bei der Entrückung der in Christus Erlösten enden. Sowohl diejenigen, die in Jesus entschlafen sind, als auch die dann noch Lebenden werden zusammen entrückt werden, in Wolken dem Herrn entgegen in die Luft (1.Thess 4,13-18).

Im Anschluss an die Trübsal wird das Reich der Himmel kommen. Damit ist die in den Evangelien verheissene

Zu Beginn der Heilszeit des Reiches kommt der Sohn des Menschen auf den Wolken des Himmels mit

Macht und grosser Herrlichkeit (Mt 24,30). Gegen Ende der Trübsal werden die Sterne des Weltalls vom Himmel fal-len, und die Kräfte der Himmel werden erschüttert werden (Mt 24,29).

Vor Christi Wiederkunft werden Feu-er und Schwefel vom Himmel regnen (Lk 17,29-30), begleitet von riesigen Hagel-steinen, die jeweils zentnerschwer sind (Offb 16,21). Manchmal steht das Wort Himmel für die Sterne, Galaxien und das Universum. Dieses Weltall wird als sehr alt beschrieben, und es wird aus-geschlossen, dass es durch Evolution entstanden ist (Hebr 1,10). «Von jeher waren Himmel (das Universum) … und zwar durch das Wort Gottes» (2.Petr 3,5). Und dieses Universum wird der-einst samt seinen Elementen durch Feuer vernichtet werden, indem diese zerschmelzen und in Brand aufgelöst werden. «Die jetzigen Himmel und die jetzige Erde … sind durch dasselbe Wort aufbewahrt und für das Feuer aufgeho-ben zum Tag des Gerichts» (2.Petr 3,7; vgl. V 12). Manchmal wird das Wort Himmel im Zusammenhang mit Wetter-erscheinungen gebraucht: «Der Himmel gab Regen, und die Erde brachte ihre Frucht hervor» (Jak 5,18).

Himmel wird hauptsächlich dafür be-nutzt, um die Wohnstätte Gottes zu be-zeichnen. Und da Er der «himmlische» Vater ist (Lk 11,13), sündigt derjenige,

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Streiflicht

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Biblische BotschaftTreue wird belohnt!

In Esra Kapitel 7 wird dreimal über Esra gesagt, dass die Hand des Herrn, seines Gottes, über ihm war. Zum ersten Mal finden wir diese Aussage in Esra 7,6, wo Esra uns in kurzen Worten vor-gestellt wird. Es heisst dort: «Dieser Esra zog von Babel herauf. Er war ein Schriftgelehrter, kun-dig im Gesetz des Mose, das der Herr, der Gott Israels, gegeben hatte. Und der König gab ihm alles, was er erbat, weil die Hand des Herrn, seines Gottes, über ihm war.» Das zweite Mal finden wir diese Worte in Esra 7,9, wo uns gemeldet wird, wann Esra in Jerusalem ankam: «Am ersten Tage des ersten Monats nämlich hatte er beschlossen, von Babel heraufzuziehen, und am ersten Tage des fünften Monats kam er nach Jerusalem, weil die gnädige Hand Gottes über ihm war.» Und in Esra 7,28 finden wir noch die dritte Erwähnung dieser Aussage; dort dankt Esra dem Herrn für seine Hilfe und sagt unter anderem: «Und ich ward getrost, weil die Hand des Herrn, meines Gottes, über mir war.»

Das sind Worte, die sehr für die Treue Gottes gegenüber Esra sprechen; aber sprechen sie nicht auch für die Treue Esras gegenüber seinem Gott? Oh ja, in jedem Fall! Es war nicht so, dass Esra die gnädige Hand des Herrn einfach so erlebte. Nein, er war deshalb so gesegnet, weil er sich mit seinem ganzen Herz an den Herrn hielt! Anders gesagt: Der dreimaligen Zusage des Herrn, dass Seine Hand über Esra sein würde, stand ein dreimaliger Beweis der Liebe und Hinga-be Esras gegenüber.

Was kennzeichnete die Hingabe Esras an seinen Herrn? Im Neuen Testament erklärt Jesus, wer wirklich zu den echten Schriftgelehrten zählt: «Darum gleicht jeder Schriftgelehrte, der ein Jünger des Himmelreichs geworden ist, einem Hausvater, der aus seinem Schatz Neues und Al-tes hervorholt» (Mt 13,52). Ein echter Schriftgelehrter, der tatsächlich fähig ist, alte und neue Erkenntnisse aus der Schrift zu schöpfen, ist also jemand, der «ein Jünger des Himmelreichs» geworden ist. Und Esra war ein echter, wahrer Schriftgelehrter, der ein Jünger des Himmelreichs geworden war. Denn wir lesen von ihm: «Esra richtete sein Herz darauf, das Gesetz des Herrn zu erforschen und danach zu tun und Gebote und Rechte in Israel zu lehren» (Esra 7,10).

Der Gehorsam Esras wird in dreifacher Weise offenbar:Erstens studierte Esra das Wort: «Esra richtete sein Herz darauf, das Gesetz des Herrn zu

erforschen …» Dadurch lebte Esra ganz im Geist der ersten Gläubigen zu Beröa, von denen es heisst, dass «sie das Wort mit aller Bereitwilligkeit aufnahmen und täglich in der Schrift forsch-ten …» (Apg 17,11).

Zweitens handelte Esra auch nach dem Wort: «Esra richtete sein Herz darauf, das Gesetz des Herrn zu erforschen und danach zu tun.» Indem er das tat, befolgte Esra buchstäblich das, was Jakobus in seinem Brief fordert: «Seid aber Täter des Worts und nicht Hörer allein …» (Jak 1,22).

Drittens lehrte Esra das Wort des Herrn auch den anderen Menschen: «Esra richtete sein Herz darauf, das Gesetz des Herrn zu erforschen und danach zu tun und Gebote und Rechte in Israel zu lehren.» Damit erwies sich Esra als echter Schriftgelehrter, der die Schätze der Schrift nicht für sich selbst behält, sondern auch weitergibt.

Esra war der Wahrheit verbunden und deshalb echt. Alles, wofür er sich ausgab, war tief in seinem Herzen verankert. Er war nicht nur dem Namen nach ein «Schriftgelehrter», sondern auch dem Inhalt nach. Wenn wir doch alles auch so erkennen und tun würden, wie es von Esra ge-schrieben steht! Denn es war nicht von ungefähr, dass «die Hand des Herrn, seines Gottes, über ihm war».

Der Schlüssel, weshalb Esra vom Ewigen so gesegnet wurde und auch nach aussen hin eine gewaltige Vollmacht und Autorität besass, lag in seinem täglichen Wandel mit Gott. Darum, wenn wir uns «Christ» nennen, dann lassen Sie uns auch als «Christ» wandeln, und zwar in allen Lebens-lagen. Im ersten Brief des Johannes lesen wir diesbezüglich: «Wer sagt, dass er in ihm (in Jesus Christus) bleibt, der ist verpflichtet, auch selbst so zu wandeln, wie jener gewandelt ist» (1.Joh 2,6). M.M.

Herrschaft des Messias gemeint. Die meisten Heilsgeschichtler glauben, dass sich dieser Ausdruck auf die tausend-jährige Herrschaft Christi bezieht. Der Begriff Reich der Himmel drückt die Tatsache aus, dass Gottes Herrschaft als das Reich aus dem Himmel auf die Erde herabkommt (Mt 7,21). Heilsgeschicht-ler haben über die volle Bedeutung der Geheimnisse im Reich der Himmel un-terschiedliche Meinungen. Einige sehen die in Matthäus 13 aufgeführten Gleich-nisse als Wahrheiten über dieses Reich in dieser gegenwärtigen Zeit. Andere sehen darin verborgene geistliche Grundsätze, die das Tausendjährige Reich bei Christi Ankunft bestimmen werden.

Im Anschluss an das Zeitalter des Reiches und das Gericht am grossen weissen Thron (Offb 20,11-15) wird das Universum erneuert werden. Da-bei werden der erste Himmel und die erste Erde verbrennen und vergehen.

Es wird einen neuen Himmel und eine neue Erde geben zusammen mit einem neuen Jerusalem, das aus dem Himmel von Gott herabkommt (Offb 21,1-2). Damit beginnt die Ewigkeit. Obwohl die Erlösten dann gewiss Zugang zum Himmel haben, werden sie sich im Grunde hier in Jerusalem, der heiligen Stadt, aufhalten (Offb 21,10). Petrus sagt uns, dass dies die höchste Hoffnung ist, denn «nach seiner Verheissung (erwarten wir) neue Himmel und eine neue Erde, in denen Gerechtigkeit wohnt» (2.Petr 3,13).1 MAL COUCH

1 Aus «Lexikon zur Endzeit», Mal Couch (Hrsg.), in unserem Verlag erhältlich unter der Bestell-Nr. 17016

Manchmal steht das Wort Himmel im Neuen Testa-ment für die Sterne, Galaxien und das Universum

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Streiflicht

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Biblische Botschaft

Der Herr Jesus sagte der Gemeinde von Ephesus: «Aber ich habe gegen dich, dass du deine erste Liebe verlassen hast. Bedenke nun, wovon du gefallen bist, und tue Busse und tue die ersten Werke! Sonst komme ich rasch über dich und werde deinen Leuchter von seiner Stelle wegstossen, wenn du nicht Busse tust!» (Offb 2,4-5).

Norbert Lieth

Leider ist diese Drohung Jesu schon bald Wirklichkeit gewor-den. Die Gemeinde von Ephesus, die sich in der heutigen Türkei

befand, ist verschwunden und es gibt kaum noch etwas, was an sie erinnert. An der Stelle, an der einst das Licht des Evangeliums durch die örtliche Gemein-de von Ephesus strahlte, werden nun die Lehren des Islams verkündet. Wo einst der «Leuchter» des Wortes Gottes stand, stehen heute die Minarette islamischer Moscheen.

Die Gemeinde hatte die erste Liebe verlassen, zu der sie nicht zurückkehrte,

und das hatte verhängnisvolle Folgen. Doch was hat es eigentlich mit der ers-ten Liebe auf sich?

Was die «erste Liebe» nicht bedeutet

Es ist damit nicht unbedingt die Liebe gemeint, die wir am Anfang un-seres Christenlebens hatten, als wir zu Jesus fanden, also rein zeitlich gesehen. Wahre Liebe ist veränderbar, allerdings nicht in dem Sinn, dass sie auf einmal weniger würde. Nehmen wir als Beispiel die Ehe. Da gibt es die Anfangsphase des «Sich-Verliebens» und eine spätere Phase des «Sich-Liebens». Beim «Verlie-ben» spielen die Emotionen stark mit. Später lassen diese Gemütsaufwallungen nach, obwohl man sich nicht weniger liebt, jedoch beständiger, anhänglicher und treuer. Anfänglich bekommt man Herzklopfen beim Öffnen eines Briefs von der Person, in die man sich verliebt hat. Ist man 20 Jahre verheiratet und be-kommt vom Ehemann oder von der Ehe-frau eine Karte oder einen Brief, wird sich dieses Herzklopfen wahrscheinlich nicht mehr einstellen, obgleich man sich sehr liebt. Das will uns sagen, dass es bei der wahren Liebe um mehr geht als um ein blosses Gefühl, das beim Verlieben eine grosse Rolle spielt (Jungverliebte sprechen oft von «Schmetterlingen im

Bauch»). Hat man sich dann gefunden und schon eine gewisse Zeit miteinander in der Ehe verbracht, hängt die Liebe zueinander nicht mehr nur vom Gefühl ab, sondern sie ist beständig und inniger geworden.

Das «Sich-Verlieben» ist mit dem An-lassen eines Automotors vergleichbar: Der Motor muss zuerst gestartet wer-den, bevor er läuft. Doch nachher läuft er, auch ohne den Anlasser zu betätigen, konstant weiter. Man ist nun unterwegs und freut sich, dass es vorwärts und auf das angestrebte Ziel zu geht. Das ver-sinnbildlicht die andauernde Liebe.

Dass ein Kind Gottes nach ein paar Jahren der Nachfolge Jesu nicht mehr dieselben Emotionen bzw. Gefühle hat wie am Anfang seines Christenlebens, ist eigentlich ganz normal. Aber das muss nicht zwangsläufig bedeuten, dass man Jesus nun weniger liebt als kurz nach der Bekehrung. Auch ohne diese Gemütsaufwallungen kann man in der ersten Liebe stehen.

Was die «erste Liebe» bedeutet

Mit der «ersten Liebe» ist meines Erachtens weniger die «erste Liebe» im zeitlichen als vielmehr im vorrangi-gen, qualitativen Sinn gemeint. Es geht darum, ob die Liebe zu Jesus die erste Stelle in meinem Leben einnimmt, eben um die erste, beste Liebe; es geht da-rum, dass die Prioritäten stimmen.

Was ist mit der «ersten Liebe»

gemeint?

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Biblische Botschaft

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Wenn sich bei einem Ehemann mit den Jahren der Sport, das Fernsehen oder seine Hobbys vor seine Liebe zu sei-ner Frau stellen (und das, obwohl er ihr treu ist, sie nach wie vor überaus gern hat, sich ein Leben ohne sie gar nicht mehr vorstellen kann und sie in der ihm verbleibenden Zeit auch umsorgt), dann hat er seiner Frau gegenüber dennoch die erste Liebe verlassen.

Wo die Leidenschaft und Inbrunst für Jesus nachlässt, da hat man die ers-te Liebe zu Ihm bereits verlassen. Und diese beste Liebe kann weder durch Per-fektionismus noch durch anderweitiges Bemühen und Ausharren noch durch das Vermeiden böser Gedanken und Taten ersetzt werden. Auch das Aufdecken des Bösen als solches, Arbeit und Lei-den für den Herrn hilft nicht. Solches ist zwar gut und notwendig, wird es doch

selbst vom Herrn als lobenswert aner-kannt (Offb 2,2-3); aber es kann auch einfach aus einem rein mechanischen Gewohnheitssinn heraus geschehen und im Formalismus und Traditionalis-mus erstarren.

Anlässlich seines 50-jährigen Militär-jubiläums wurde Paul von Hindenburg (1847–1934) sehr hoch geehrt. Er erwiderte bescheiden: «Den Geist dem Kriege – das Herz dem König – das Blut dem Vaterlande – den Ruhm Gott!»

Doch Gott möchte von uns ungeteilte bzw. ganze Liebe (Mt 22,37). Unser Geist, unser Herz und unser Blut ge-hören Ihm allein. Er möchte nicht nur den Ruhm haben, sondern die ungeteilte Hingabe der ganzen Person, die sich Ihm in Liebe zuwendet.

In vielen Gemeinden läuft alles nach biblischen Massstäben, gegen die man nichts aussetzen kann. Und doch ist der «Tod im Topf», weil es an der ersten Liebe zum Herrn fehlt, weil das struk-turelle Gemeindeleben den Platz von Jesu Christus eingenommen hat. Der Herr Jesus muss immer an erster Stelle stehen. Nur aus dieser ersten Liebe zu Ihm heraus soll das Wirken für Ihn erfol-gen, nicht umgekehrt. Meines Erachtens ist es das, was Jesus den Christen in der Gemeinde von Ephesus sagen wollte: Bei ihnen stand das Wirken für den Namen

des Herrn an erster Stelle und die innig verbundene Liebe zu Jesus folgte erst auf dem zweiten Platz; bei ihnen hatte die kompromisslose Routine das geistliche Leben überholt.

Ein Beispiel der ersten Liebe zu Jesus

In Lukas 10,38-42 lesen wir: «Es be-gab sich aber, als sie weiterreisten, dass er in ein gewisses Dorf kam; und eine

Frau namens Martha nahm ihn auf in ihr Haus. Und diese hatte eine Schwester, welche Maria hiess; die setzte sich zu Jesu Füssen und hörte seinem Wort zu. Martha aber machte sich viel zu schaffen mit der Bedienung. Und sie trat herzu und sprach: Herr, kümmerst du dich nicht darum, dass mich meine Schwes-ter allein dienen lässt? Sage ihr doch, dass sie mir hilft! Jesus aber antwortete und sprach zu ihr: Martha, Martha, du machst dir Sorge und Unruhe um vieles; eines aber ist Not. Maria aber hat das gute Teil erwählt; das soll nicht von ihr genommen werden!»

Martha setzte alles daran, Jesus wür-devoll mit dem besten Essen und Trinken zu versorgen, und das tat sie gewiss nicht ohne Liebe. Dennoch musste der Herr sie ermahnen; ihre Schwester Maria aber wurde von Ihm gelobt. Wir dürfen das eine nicht lassen, ohne das andere zu tun – aber die Prioritäten müssen stimmen. In dieser Begebenheit wird of-fenbar, dass Maria das Bessere tat, was für uns zu einem Bild für die «erste Liebe» zu Jesus wird. Es gilt, zuerst zu Seinen Füssen zu sitzen, Seinem Wort zuzuhören und Seinen Willen zu erkennen. Diese erste Liebe zum Sohn Gottes wird nicht ohne das Tun Seines Willens bleiben. Denn später war es Maria, welche die kostbare Salbe über die Füsse Jesu goss. Von dieser ihrer Tat wird uns in Johan-nes 12,3 berichtet: «Da nahm Maria ein Pfund echten, köstlichen Nardensalböls, salbte Jesus die Füsse und trocknete sei-ne Füsse mit ihren Haaren; das Haus aber wurde erfüllt vom Geruch des Salböls.» Maria hat das «gute Teil erwählt», das Bessere, das Erstere, «das soll nicht von ihr genommen werden!»

Welch ein Gegensatz ist das doch zu den Worten Jesu: «Aber ich habe gegen dich, dass du deine erste Liebe verlassen hast.» Die erste Liebe war abhanden ge-kommen, und darum stand die Gemeinde von Ephesus in Gefahr, ihre Leuchtkraft zu verlieren. Wer leuchtet mehr aus dem obigen Beispiel, Martha oder Maria?

«Zuerst Christus!»

Aus dem Besuch Jesu bei Maria und Martha und der Liebestat Marias geht klar hervor, wie ausserordentlich wichtig es dem Herrn ist, dass wir uns zuerst nur Ihm in ungeteilter Liebe zuwenden, dass wir mit Ihm und aus Ihm leben und aus dieser Lebensverbindung mit Ihm eifrig für Ihn wirken. Der Grundsatz lautet: zuerst die innige Liebe zu Jesus und erst dann das Tun für Ihn. Es ist sehr wichtig,

Die Gemeinde von Ephesus, die sich in der heutigen Türkei befand, ist verschwunden und es gibt kaum noch etwas, was an sie erinnert

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dem Herrn zu dienen. Doch so mancher Christ müht sich zwar ab im Dienst für den Herrn, hat aber kaum noch wahre Gemeinschaft mit Jesus, zum Beispiel durch das Studium der Bibel, durch das Gebet, durch das Stillewerden vor Ihm, durch das Wort der Bibel auf Ihn zu hö-ren und Ihn anzubeten. Es ist eben mög-lich, dass wir uns für den Herrn zwar abrackern, doch was die Gemeinschaft mit Ihm angeht, gleichgültig geworden sind. Wir sollten das eine tun, das andere aber nicht lassen – sonst haben wir die erste Liebe verlassen.

Dem Herrn Jesus, der die Seinen zuerst geliebt hat – durch Sein stellver-tretendes Leiden und Sterben am Kreuz sowie auch durch Seine Auferstehung und Himmelfahrt –, gehört die vorrangi-ge Liebe. Mit anderen Worten: Er muss in unserem Leben der Erste sein. Dass es dem Herrn Jesus mit dieser ersten Liebe zu Ihm absolut ernst ist, hat Er in radikalster Weise so ausgedrückt: «Wer Vater oder Mutter mehr liebt als mich, ist meiner nicht würdig; und wer Sohn oder Tochter mehr liebt als mich, ist meiner nicht würdig» (Mt 10,37).

In der Traueransprache für den am 15. März 1933 heimgegangenen Prof. Dr. D. Theodor Zahn berichtete Profes-sor Dr. Ulmer von einem Traum, den der Entschlafene kurz vor seinem Tod hatte: Er schaute, wie ihm aus der Ewigkeit sei-ne Frau entgegeneilte; da rief er ihr zu: «Zuerst Christus, zuerst Christus!»1

Das griechische Wort für «erste …» heisst «protos», was weniger auf den zeitlichen als vielmehr auf den qualita-tiven Vorrang hindeutet. So geht es auch bei der «ersten Liebe» um die «beste Liebe». Von diesem griechischen Grund-begriff abgeleitet kann es auch «Ehren-platz», «Anführer» bedeuten oder «der Erste sein», «den ersten Rang einneh-men». Das Heiligtum vor dem Allerhei-ligsten in der Stiftshütte wurde auch das «erste Zelt» bzw. «vordere Zelt» genannt. Hier wirkten die Priester in unmittelbarer Gegenwart des Herrn; dazwischen hatte nichts anderes mehr Platz. Auch daraus geht hervor, was der Herr will: dass wir so unmittelbar vor und mit Ihm leben, dass Er den ersten Platz in unserem Leben hat!

Das gleiche griechische Wort «pro-tos» wird auch im Gleichnis vom verlorenen Sohn verwendet, der völlig mittellos und mit zerlumpten Kleidern zu seinem Vater zurückkam. Dieser liess ihm das beste bzw. erste Kleid holen: «Bringt das beste Festgewand her und zieht es ihm an …» (Lk 16,22). Es ging

nicht um ein festliches Gewand, das der Sohn vielleicht schon in früheren Jahren einmal getragen hatte, sondern ganz ein-fach um das erstbeste Ehrenkleid.

Bei den Christen in der Gemeinde von Ephesus fand der Herr viel Gutes (vgl. Offb 2,2-3), aber Jesus selbst war nicht mehr ihr Erstes und Bestes. Jemand hat einmal den wahren Satz geprägt: «Das Gute ist der Feind des Besten.» Noch einmal sei es gesagt: Das Beste – die erste Liebe zu Jesus – muss vor allem anderen sein. Wenn wir es zulassen, dass sich etwas vor die «erste Liebe» stellt, dann ist es nicht mehr die erste, sondern bestenfalls die zweite oder gar dritte Liebe.

Gehört Ihre Liebe zuerst dem Herrn Jesus? Hat Er in Ihrem Leben den ab-soluten Vorrang? Kommt bei Ihnen tat-sächlich alles andere erst danach? Sind Sie darum bemüht, Ihm aufmerksam zuzuhören, wenn Er durch Sein Wort in der Bibel zu Ihnen reden will, und so wahre Gemeinschaft mit Ihm zu haben? Lieben Sie den Herrn Jesus auch dann noch über alles, wenn Sie alles, was Ih-nen lieb war, verloren haben, wenn Sie aus irgendwelchen Gründen nicht mehr arbeiten oder sich nicht mehr bewegen können? Haben Sie gelernt, Ihn vor al-lem anderen zu lieben? Und haben Sie die Mahnung Jesu an die Christen in der

Gemeinde von Ephesus rechtzeitig für Ihr Leben wahrgenommen und umge-setzt? Was wahre Jüngerschaft bedeutet, hat der Herr in die äusserst ernsten Wor-te gekleidet: «So kann auch keiner von euch mein Jünger sein, der nicht allem entsagt, was er hat» (Lk 14,33).

Charles Haddon Spurgeon erzählte einmal die folgende bewegende und zum Thema der «ersten Liebe» sehr passende Geschichte: «Wir lieben un-sere Verwandten, aber im Vergleich zu Ihm könnten wir Vater, Mutter, Bruder und Schwester um Seines Namens wil-len hassen. Als ein gewisser Märtyrer verbrannt werden sollte, brachte man, um ihn zum Widerruf zu bewegen, seine Frau und seine elf Kinder und forderte sie auf, der Reihe nach niederzuknien und den Vater zu bitten, dass er um ihretwillen seinen Glauben verleugne und am Leben bleibe. Aber indem er sie alle, eins nach dem andern, küsste und am längsten von allen bei der geliebten Mutter seiner Kinder verweilte, sagte er: ‹Um euretwillen, meine Lieben, möchte ich gern irgendetwas tun, um ferner mit euch leben zu können; aber da es sich hier um Christus, meinen Herrn, handelt, muss ich mich von Euch losreissen.›»

1 Deutsches Pfarrerblatt Nr. 44/1938

Bei der wahren Liebe geht es um mehr als um ein blosses Gefühl, das beim Verlieben eine grosse Rolle spielt

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Fragen – Antworten

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In Zungen reden?Seit vielen Jahren beziehe ich den «Mitter-nachtsruf» und freue mich, wie die Ereig-nisse unserer Zeit aufgrund Ihrer biblischen Erkenntnis gedeutet werden. Die Treue zur Bibel und zum Volk Israel sind für mich ein klares Zeichen der Liebe Jesu. Es gibt jedoch einen Punkt, der mich beschäftigt. Beim Bibellesen bin ich auf viele Stellen gestossen, die das Reden in anderen Sprachen als Zei-chen für die Nachfolge Jesu beschreiben (Mk 16,17; Apg 2,3; 10,45; 1.Kor 14). Daraus entsteht der Eindruck, dass diejenigen, die nicht in Sprachen reden, den Heiligen Geist nicht empfangen haben. Paulus hat stunden-lang in Sprachen geredet. Bitte erklären Sie mir, warum das Zungenreden Ihrer Meinung nach dennoch nicht praktiziert werden soll.

Die Bibel berichtet von der Aus-giessung des Heiligen Geistes an

Pfingsten in Jerusalem: «Als nun dieses Brausen geschah, strömte die Menge zusammen und wurde bestürzt, weil je-der Einzelne sie in seiner Landessprache reden hörte» (Apg 2,6). Dass dies kein unverständliches Lallen, sondern ein Re-den in einer bestimmten Sprache war, geht auch aus Folgendem hervor: «Sie

entsetzten sich aber alle und wunder-ten sich und sagten: Siehe, sind nicht alle diese, die da reden, Galiläer? Und wie hören wir sie, ein jeder in unserer eigenen Mundart, in der wir geboren sind» (V 7-8). Dass das Zungenreden in der Urgemeinde gepflegt wurde, erken-nen wir aus der Anordnung des Paulus: «Wenn jemand in Zungen redet, so seien es zwei oder höchstens drei und einer nach dem andern; und einer lege es aus» (1.Kor 14,27).Für wen war das Zungenreden ge-dacht? Für die Ungläubigen: «Daher sind die Sprachen zu einem Zeichen, nicht für die Glaubenden, sondern für die Un-gläubigen; die Weissagung aber nicht für die Ungläubigen, sondern für die Glau-benden» (1.Kor 14,22). Das Reden in Zungen sollte also die Ungläubigen über-führen. Zudem sagt Paulus ausdrücklich, dass das Reden in Zungen unter Gläu-bigen nicht angebracht ist: «Wenn nun die ganze Gemeinde zusammenkommt und alle in Sprachen reden, und es kommen Unkundige oder Ungläubige herein, werden sie nicht sagen, dass ihr von Sinnen seid? Wenn aber alle weis-sagen und irgendein Ungläubiger oder Unkundiger kommt herein, so wird er von allen überführt, von allen beurteilt;

das Verborgene seines Herzens wird offenbar, und so wird er auf sein Ange-sicht fallen und wird Gott anbeten und verkündigen, dass Gott wirklich unter euch ist» (V 23-25). Wenn Ungläubige eine Ortsgemeinde besuchen, in der Gottes Wort vollmächtig verkündigt wird, werden sie überführt, während unverständliches Sprechen Befremden und Kopfschütteln hervorruft.Wem wurde das Zeichen des Zun-genredens gegeben? Das erklärt der Apostel Petrus in seiner Pfingstbotschaft. Während seiner an die Juden gerichte-ten Rede geschah das, was der Prophet Joel vorausgesagt hatte. Darauf nimmt Petrus Bezug: «Denn diese sind nicht betrunken, wie ihr meint, ist es doch erst die dritte Stunde am Tage; sondern das ist’s, was durch den Propheten Joel gesagt worden ist: ‹Und es soll gesche-hen in den letzten Tagen, spricht Gott, da will ich ausgiessen von meinem Geist auf alles Fleisch; und eure Söhne und eure Töchter sollen weissagen, und eure Jünglinge sollen Gesichte sehen, und eure Alten sollen Träume haben. Und auf meine Knechte und auf meine Mägde will ich in jenen Tagen von mei-nem Geist ausgiessen, und sie sollen weissagen. Und ich will Wunder tun

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Fragen – Antworten

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oben am Himmel und Zeichen unten auf Erden …›» (Apg 2,15-19). Petrus spricht zu dem Volk (Israel), unter dem die Wunder, Zeichen und Taten des Messias geschehen sind. Das Zeichen der «Zungenrede» ist also für Israel be-stimmt. Jesus selbst hat während Seiner Erdenzeit ebenfalls durch Zeichen und Wunder zum Volk der Juden gespro-chen. Solche Wundertaten wurden von den Pharisäern und Schriftgelehrten sogar explizit eingefordert (Mt 12,38). Paulus bestätigt das: «Die Juden fordern Zeichen und die Griechen fragen nach Weisheit» (1.Kor 1,22).Der Zweck des Zungenredens. Immer dann, wenn in der Heils-geschichte etwas Neues kam, eine neue Epoche, wur-de der Übergang in diese neue Heilszeit durch Zeichen und Wunder eingeläutet. So geschehen beim Auszug Israels aus Ägypten (Wunder vor Pharao, Durchzug durchs Rote Meer usw.) und beim Einzug ins verheissene Land (Fall der Stadt Jericho usw.). Und an Pfingsten ereignete sich das Brausen vom Himmel her und die «Zungenrede». Israel wie auch die umliegenden Nationen soll-ten dadurch erkennen, dass eine Zeit des geistlichen Umbruchs gekommen war, ein heilsgeschichtlicher Neuanfang. Das Zungenreden zu Beginn der Gemeinde Jesu ist daher als Zeichen eines neuen heilsgeschichtlichen Abschnittes zu werten: Die Zeit der Gemeinde Jesu (Gemeinde = Juden und Heiden, die an Jesus Christus als ihren Erretter glauben) begann.

Dieses Neue war für die Gläubigen damals schwer nachvollziehbar. Selbst der Apostel Petrus hatte grösste Pro-bleme damit. Die jüdischen Gläubigen meinten nämlich von ihrem religiösen Hintergrund her, Gott spreche nur Heb-räisch. Waren denn nicht die Juden das auserwählte Volk? Der richtige Gottes-dienst konnte doch nur in Jerusalem ge-feiert werden! Nun mussten sie plötzlich feststellen, dass dem nicht mehr so war. Ja, Gott redete plötzlich alle Sprachen. Die Zeit der Gnade, die Zeit der Gemein-de Jesu war angebrochen.

Gleichzeitig war dieses Sprachenre-den ein Zeichen des Gerichts. Gott hatte über Jahrhunderte einzig zu den Juden gesprochen, und zwar in Hebräisch. Nun erfüllte sich vor ihren Ohren die

Gerichtsandrohung von Jesaja 28,11-12: «Ja, durch stammelnde Lippen und durch eine fremde Sprache wird er zu diesem Volk reden … Aber sie woll-ten nicht hören.» In diesen fremden Sprachen redete Gott nun – und sie beachteten es tatsächlich nicht. Das ist Gericht!Wie ist es mit dem Zungenreden heu-te? Es ist bemerkenswert, dass Paulus das Zungenreden nur in seinem Brief an die Korinther erwähnt. Dabei war gera-de diese Gemeinde ein geistlich abschre-ckendes Beispiel. Die Gemeindeglieder

lebten im Streit miteinander, wa-ren beim Abend-mahl betrunken und tolerierten sogar Blutschan-de. Wenn nun das Zungenreden so erstrebenswert sein soll oder gar als Zeichen geist-lichen Lebens be-

trachtet wird, warum kommt es dann im Neuen Testament nur in dieser geistlich so degenerierten Gemeinde vor? Paulus selbst scheint das Zungenreden als gar nicht so wichtig angesehen zu haben, denn er schreibt den Korinthern: «In einer Gemeindeversammlung aber will ich lieber fünf Worte mit meinem Ver-stand reden – um dadurch auch andere zu belehren – als zehntausend Worte in Zungen» (1.Kor 14,19). Würden wir nun diesen Massstab als Richtschnur für unseren Gemeindealltag nehmen, dürfte auf 2 000 normale Predigten (Auslegung des Wortes) höchstens eine Predigt in Zungen folgen – vorausgesetzt, dass sie auch ausgelegt würde (vgl.1.Kor 14,28).

Aufschlussreich ist auch, dass die Kirchenväter das Zungenreden nicht erwähnten. Einzig Eusebius machte diesbezüglich eine Aussage, allerdings in negativem Sinn. Erst 1901 wurde das Zungenreden wieder aktuell und in den USA in grösserem Rahmen praktiziert. Die weltweite Gemeinde Jesu erachtete also das Zungenreden 1 900 Jahre lang als nicht notwendig. Welche Notwendigkeit sollte es dann heute dafür geben? Haben wir nicht die ganze Bibel? Und so möchte ich schliessen mit den Worten aus Jere-mia 23,28: «Ein Prophet, der Träume hat, der erzähle Träume; wer aber mein Wort hat, der predige mein Wort recht. Wie rei-men sich Stroh und Weizen zusammen?, spricht der Herr.» S.R.

Ich werde bedrängtVor meiner bewussten Entscheidung für Jesus habe ich mich mit Okkultem beschäftigt. Doch der Herr hat mich von all diesen Dingen frei gemacht. Vor einiger Zeit hat sich meine Büro-kollegin einem okkulten Kreis angeschlossen. Seither werde ich ständig zwischen Frieden und Unfrieden hin- und hergerissen. Es ist mir bewusst, dass wir Verfolgung erleben müssen. Was mich aber sehr befremdet, ist, dass ich gewisse Unarten dieser Kollegin übernehme (Boshaftigkeit, Angst, Unfrieden usw.).

Es ist wunderbar, dass Sie Jesus Christus als Ihren Heiland und

Herrn erkennen und annehmen durften! Dadurch sind Sie ein Kind Gottes gewor-den. Das ist eine Gnade sondergleichen, und dies erst recht, weil Sie ja vorher im Okkulten verstrickt waren. Somit hat sich Kolosser 1,13 wortwörtlich an Ihnen erfüllt: «Er hat uns errettet von der Macht der Finsternis und hat uns versetzt in das Reich seines lieben Sohnes.»

Durch Ihre Hingabe an Jesus sind Sie gestorben und Ihr Leben ist nun mit Christus verborgen in Gott. Das steht in Kolosser 3,3. Und genau von dieser Warte aus dürfen Sie nun Ihr Leben sehen. Es bringt mancherlei Unangenehmes, man-cherlei, was Sie befremdet und befrem-den wird, aber: Ihr Leben ist verborgen mit Christus in Gott! Je mehr Sie sich mit dieser kostbaren Tatsache befassen, desto froher und freier werden Sie. Die misslichen Umstände (u.a. die Kollegin, die ins Okkulte abgedriftet ist und Nega-tives verbreitet) werden dennoch nicht einfach aus der Welt geschafft, doch Sie

kennen nun den einzig wahren Bergungs-ort! Lesen Sie in diesem Zusammenhang einmal Psalm 71,3. Wir sind als Gläubige noch in dieser Welt und haben den guten Kampf zu kämpfen – der eine auf diesem Gebiet, der andere auf einem anderen. Aber wir haben einen Bergungsort und zugleich eine Oase in der Wüste, und darüber hinaus einen Felsen, der nicht wankt (vgl. 2.Mo 33,21-22). Dass Sie das im Glauben fassen, ist mein herzlicher Wunsch für Sie! E.V.

Ihr Leben ist verborgen mit Christus in Gott!

Das Zungenreden zu Be-ginn der Gemeinde Jesu ist als Zeichen eines neuen heilsgeschicht-lichen Abschnittes zu werten

Page 20: Mitternachtsruf 03 2007 Bibel Jesus Gott

22 MNR > März 2007

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INITIALEN DER AUTOREN IN DIESER AUSGABEN.L. = Norbert Lieth; M.M. = Marcel Malgo; S.R. = Samuel Rindlisbacher; E.V. = Elsbeth Vetsch

Unwetterwarnung …!Meldungen wie die folgende sind über die Medien immer öfter zu hören: «Ein zurzeit über dem

Nordatlantik liegendes Tief zieht bis morgen unter Verstärkung zu einem Orkanwirbel zur südlichen Nordsee. Sein umfangreiches Starkwindfeld überstreicht dabei das gesamte nördliche und zentrale Mitteleuropa. Zunächst kommt es in dessen Verlauf im Bergland zu Orkanböen. Danach ist auch in freien Lagen des Tieflandes mit Orkanböen zu rechnen. Dabei besteht allgemein Gefahr durch um-stürzende Bäume und herumfliegende Gegenstände. Dazu kommen in den nördlichen Mittelgebir-gen intensive Regenfälle, die kleinere Fliessgewässer über die Ufer treten lassen können.»

Es scheint wirklich so, dass sich unser Klima sukzessive verändert. So ziehen vermehrt Orkane auch über Europa wie zum Beispiel der Sturm «Lothar» im Dezember 1999. Mit bis zu 272 km/h zog er seine zerstörerische Bahn über weite Teile Europas. Zurück blieben Schäden von geschätzten 6,4 Milliarden US-Dollar. Im Jahr 2005 wütete in den USA der Hurrikan «Kathrina». Dabei versank New Orleans im Wasser. 1 800 Menschen verloren ihr Leben, Hunderttausende ihr Hab und Gut. Die ge-schätzten Kosten dieses Unwetters beliefen sich auf 81 Milliarden US-Dollar.

In diesem Jahr hatte Europa den seit Menschengedenken wärmsten Januar. Gleichzeitig legten in den USA heftige Schnee- und Eisstürme weite Landstriche lahm. Hunderttausende Menschen waren ohne Strom. Sie mussten in Notunterkünften Zuflucht suchen, um ein wenig Sicherheit vor der eisigen Kälte zu finden. In Kalifornien erfroren Tausende Tonnen Zitrusfrüchte. Durch die über-frierende Nässe wurden sie unbrauchbar. Es scheint wirklich so, als ob das Wetter verrückt spielt! Wo die Ursache dafür zu finden ist, darüber streiten sich die Wissenschaftler. Ein Expertenteam schrieb diesbezüglich: «Die festgestellte Erwärmung der Atmosphäre in den letzten 50 Jahren wurde vorwiegend durch menschliche Tätigkeit verursacht. Hauptursache ist die Nutzung fossiler Brennstoffe wie Kohle, Erdöl, Benzin und Gas. Ohne klimapolitische Massnahmen wird die Erwär-mung sich beschleunigen und durch negative Auswirkungen wie Trockenheit, Überschwemmungen oder Wirbelstürme Millionen von Menschen einem grossen Risiko aussetzen.» Eine Gruppe däni-scher Meteorologen hingegen führt das Problem der Klimaerwärmung auf die vermehrte Sonnen-aktivität zurück: «Nicht menschengemachte Emissionen, sondern die Abnahme kosmischer Höhen-strahlung ist für die Klimaerwärmung verantwortlich.»

Gerne möchte ich Ihnen nun den Rat des einen «Experten» zukommen lassen. Dieser ist nie-mand anders als Gott selbst. Er ist es, der das Wetter macht. Die Bibel sagt dazu: «Wind und Wet-ter sind deine Boten, zuckende Blitze deine Diener» (Ps 104,4). Und: «Denn er blickt über die ganze Welt, er durchschaut Himmel und Erde. Schon damals, als er dem Wind seine Wucht gab und den Wassermassen eine Grenze setzte; als er bestimmte, wo der Regen niedergehen sollte, als er den Gewitterwolken einen Weg vorschrieb» (Hiob 28,24-26). Dieser Gott, der das Wetter macht, stellt in Bezug auf die zunehmenden Unwetterkatastrophen folgende Diagnose: «Ich sah das Fruchtland, es war zur Steppe geworden. Alle Städte waren zerstört, so gewaltig war der Zorn des Herrn» (Jer 4,26). Die wahren Ursachen der Klimaerwärmung liegen primär in unserer Abkehr vom lebendigen Gott! Jeremia sagt diesbezüglich Folgendes: «Aber dieses Volk hat ein trotziges, widerspenstiges Herz. Sie haben sich abgewandt und sind davongelaufen. Sie sagen sich nicht: ‹Wir wollen doch den Herrn, unsern Gott, fürchten, der im Frühjahr den Regen spendet zu seiner Zeit und auch den Spätregen schickt, um die Fluren zu tränken, der die festen Zeiten der Ernte immer einhält.› Eure Verschuldungen aber haben diese Ordnungen zerstört; eure Sünden berauben euch des Segens» (Jer 5,23-25).

Wundern wir uns also nicht über die zunehmenden Wetterprobleme – diese werden in Zukunft noch zunehmen. Beginnen wir lieber, an unsere eigene Brust zu schlagen und zu Gott umzukehren. Dies ist der einzig richtige und auch gangbare Weg, sagt doch die Bibel: «So spricht der Herr: ‹Auch jetzt noch könnt ihr zu mir zurückkommen! Tut es von ganzem Herzen, fastet, weint und klagt! Ja, kehrt von ganzem Herzen zu mir um! Zerreisst nicht nur eure Kleider als Zeichen der Trauer!›» (Jo-el 2,12-13). Kommen auch Sie zum Herrn, Ihrem Gott, zurück, erstmals oder ganz neu, denn Er ist gnädig und barmherzig, Seine Geduld ist gross und Seine Liebe grenzenlos! Er ist bereit, Ihnen zu vergeben und Sie nicht zu bestrafen. Vielleicht wendet Er das angekündigte Unheil ab und segnet Sie samt den Ihrigen aufs Neue! S.R.

Die nächste Ausgabe erscheint am 27.03.2007, mit u.a. diesem Thema*:

«Die Einsamkeit des Lammes Gottes»

*Änderungen vorbehalten