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MITTHEILUNGEN AUS DEM GEBIETE DES SEEWESENS. VOL. XV. 1887 . NO. V u. VI. Über den Einfluss des Mondes auf das Wetter. Von Corvettencapitän C. v. Bermann. Bei dem hervorragenden Einflüsse, welchen das Wetter auf die Existenz- bedingungen des Menschen nimmt, ist der Ausspruch, dass der erste Mensch auch der erste Meteorologe oder doch der erste »Wetterprophet« gewesen, gewiss kein unberechtigter. Als ebenso wahrscheinlich kann man annehmen, dass hei dem Streben, das kommende Wetter zu errathen, zuerst die optischen Phänomene in der Natur Beachtung fanden. Man beobachtete daher vor- nehmlich das Aussehen des Himmels, der Sonne und der übrigen Gestirne, um allmählich aus Änderungen desselben einen Anhaltspunkt auf die zu gewärtigende Änderung des Wetters zu erhalten. Es liegt auf der Hand, dass der Mond, als der uns nächste Himmelskörper, am geeignetsten erschien, mit den besagten Änderungen in Zusammenhang gebracht zu werden, denn nicht nur wechselt er gleich den übrigen Himmelskörpern Farbe und Glanz des Lichtes, sondern häufig auch seine mit freiem Auge sichtbare Form. Da ein Zusammen- treffen der beiden letztgenannten Umstände, und wäre es wirklich bloß durch ein Spiel des Zufalles, unbedingt öfter eintreten musste, entstand der Glaube an die wetterbildende Kraft des Mondes, lange bevor noch ein wissenschaft- licher Nachweis für und gegen denselben gesucht wurde. Seither haben Astro- logen, Astronomen und Meteorologen sich — wenn wir auch nicht sagen können erschöpfend — so doch vielfach und mitunter mit bewunderungswerter Ausdauer mit diesem Nachweise befasst; das Resultat ist bekanntlich, dass die moderne Wissenschaft dem Monde einen wesentlichen Einfluss auf das Wetter n i c h t einränmt. Wir nehmen nun eine kürzlich erschienene Publication R. Ealbs: »Das Wetter und der Mond « *) zur Veranlassung, uns etwas näher mit dem 9 A. Hartleben in Wien, Pest, Leipzig. Mittheilungen aus dem Gebiete des Seewesens 1887, Hr. 5 und 6. 18

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GEBIETE DES SEEWESENS.

VOL. XV. 1 8 8 7 . NO. V u. VI.

Über den Einfluss des Mondes auf das Wetter.

Von Corvettencapitän C. v. B e r m a n n .

Bei dem hervorragenden Einflüsse, welchen das W etter auf die Existenz­bedingungen des Menschen nimmt, ist der Ausspruch, dass der erste Mensch auch der erste Meteorologe oder doch der erste »Wetterprophet« gewesen, gewiss kein unberechtigter. Als ebenso wahrscheinlich kann man annehmen, dass hei dem Streben, das kommende Wetter zu errathen, zuerst die optischen Phänomene in der Natur Beachtung fanden. Man beobachtete daher vor­nehmlich das Aussehen des Himmels, der Sonne und der übrigen Gestirne, um allmählich aus Änderungen desselben einen Anhaltspunkt auf die zu gewärtigende Änderung des Wetters zu erhalten. Es liegt auf der Hand, dass der Mond, als der uns nächste Himmelskörper, am geeignetsten erschien, mit den besagten Änderungen in Zusammenhang gebracht zu werden, denn nicht nur wechselt er gleich den übrigen Himmelskörpern Farbe und Glanz des L ichtes, sondern häufig auch seine mit freiem Auge sichtbare Form. Da ein Zusammen­treffen der beiden letztgenannten Umstände, und wäre es wirklich bloß durch ein Spiel des Zufalles, unbedingt öfter eintreten musste, entstand der Glaube an die wetterbildende Kraft des Mondes, lange bevor noch ein wissenschaft­licher Nachweis für und gegen denselben gesucht wurde. Seither haben A stro­logen, Astronomen und Meteorologen sich — wenn wir auch nicht sagen können erschöpfend — so doch vielfach und mitunter mit bewunderungswerter Ausdauer mit diesem Nachweise befasst; das Resultat ist bekanntlich, dass die moderne W issenschaft dem Monde einen wesentlichen Einfluss auf das Wetter n i c h t einränmt.

Wir nehmen nun eine kürzlich erschienene Publication R. E a l b s : »Das W etter und der M on d« *) zur Veranlassung, uns etwas näher mit dem

9 A. H a r t l e b e n in Wien, Pest, Leipzig.M ittheilungen aus dem Gebiete des Seewesens 1887, Hr. 5 und 6. 18

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»Mondglauben« zu befassen, was vielleicht manchem nicht ohne Interesse erscheinen wird.

Mit der genannten »meteorologischen Studie« versucht es der Verfasser, den, wie erwähnt, in wissenschaftlichen Kreisen schon seit lange her stark verblassten Glauben an den Einfluss des Mondes auf das Wetter zu rehabili­tieren, beziehungsweise als vollkommen berechtigt hinzustellen. Ehe wir dieses Werkchen einer Besprechung unterziehen, möchten wir uns dagegen verwahren, als ob wir die Absicht hätten, dem Autor mit »beißenden, höhnischen An­griffen durch und durch persönlicher Art« zu begegnen, welchen Vorwurf derselbe einer eventuellen Kritik im vorhinein macht. Dass uns eine solche Absicht ferne liegt, glauben wir schon durch die folgende Erwägung darthun zu können.

Wohl nirgends ist der Glaube an den Wettereinfluss des Mondes so tief gewurzelt als bei den Seeleuten. Man sagt von ihnen, dass sie im allgemeinen mehr oder minder geneigt wären, Übernatürliches zu glauben. Der richtige Grund des beredten Vertrauens zu dem blassen Trabanten unserer Erde mag jedoch darin liegen, dass der Seemann, welcher meist unter freiem Himmel lebt, auf die erwähnte Beobachtung optischer Phänomene umsomehr angewiesen ist, als er — entfernt von wissenschaftlichen Observatorien — nur über wenige Instrumente zur Beurtheilung der für ihn so wichtigen W itterungs­änderungen verfügt. Die ernstesten maritimen Hilfsbücher enthalten mehr oder minder apodiktische Wetterregeln auf Basis des M ondeinflusses; geradezu zahllos aber sind die Sprüche und Reime, welche sich die Matrosen aller Nationen auf diesen Einfluss gemacht haben. Es ist daher für uns recht betrübend, dass die W issenschaft von diesem traditionellen, in uns großgezogeneu Vertrauen nichts wissen will und bestrebt ist, dasselbe in uns immer mehr zu erschüttern. Leider ist ihr dies — soll der Wahrheit die Ehre gegeben werden — bei einem großen Theile der gebildeten Seeleute auch thatsächlich gelungen. Wie sollte uns unter diesen fatalen Umständen nicht der Versuch erfreuen, diese Zweifel zu beheben, uns den Glauben an unseren Freund, den Mond, der uns so manche bange Nacht erhellt und uns die Wolken vom Himmel »frisst« — denn d a s lassen wir uns auf keinen F all nehmen! — wiederzugeben. Ist dies nun dem Verfasser wirklich gelungen?

Wir müssen vorausschicken, dass Falb im großen Ganzen eigentlich nur das wiederbringt, was wir schon in seinen W etterbriefen« und früher noch aus den » U m w älzungen im W elta ll« über den Mondeinfluss von ihm erfahren haben.

Zuerst geschieht der älteren Untersuchungen Erwähnung. Schon in vor­christlicher Zeit deutete man die wahre Ursache der Meeresgezeiten an, sie erscheint wiederholt in den Schriften der Griechen und Römer, indes der streng wissenschaftliche Beweis dieser Wirkungen der Sonne und des Mondes bekanntlich erst durch N e w t o n und L a p l a c e erbracht wurde. Auch der Glaube an den M o n d e i n f l u s s a u f d a s W e t t e r ist ein uralter; die W issenschaft war bisher nicht im Stande, diesen Einfluss mittels der ange­wendeten Untersuchungsmethoden aus dem vorhandenen Beobachtungsmateriale nachzuweisen, wenngleich die a t m o s p h ä r i s c h e n G e z e i t e n nicht bestritten werden.

L a p l a c e berechnet die theoretische Barometerschwankung unter den günstigsten Verhältnissen im Mittel mit 0 ,2 7 9 5 Pariser Linien, aus acht­jährigen Beobachtungen aber erhielt er nur 0 ,0 5 5 6 m m . Da sich dieses

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Resultat jedoch auf die t ä g l i c h e n Flutschwankungen, somit auf die schwächsten Äußerungen der periodischen Flut bezieht, müsse diese Methode der Untersuchung nach Ansicht des Verfassers schon aus diesem Grunde allein zurückgewiesen werden. Nun werden die Untersuchungen M ä d l e r s , S c h ü b l e r s , E v e r e t s , E i s e n l o h r s , A. und E. B o u v a r d s und F l a u - g e r g u e s angeführt, welche die Phasen, die Entfernung des Mondes von der Erde und den Äquatorstand desselben in ihrem Einflüsse auf unsere meteoro­logischen Verhältnisse behandeln. Sämmtliche dieser Untersuchungen führen zu dem Resultate, dass der Mond zwar nicht ohne Einfluss auf die klimatischen Verhältnisse der Erde sei, dieser Einfluss jedoch überall als ein geringer und untergeordneter im Vergleiche zu jenem der Sonne sowohl als auch zu den übrigen noch unerforschten Ursachen der W etterveränderung angesehen werden muss. Auch erachtet man die bisherigen Beobachtungen noch nicht als aus­reichend, um bestimmte Gesetze aufstellen zu können.

Der Verfasser schreibt diese n e g a t i v e n R e s u l t a t e den Vorurtheilen und Fehlern der bisherigen Untersuchungen zu, indem er es logisch nicht statthaft findet, »in der Untersuchung des Mondeinflusses auf das so außer­ordentlich bewegliche Luftmeer die resultierende W ellenlinie der theoretischen Gezeiten, au welche sich ja die beobachteten Thatsachen anschmiegen sollten, in ihre Componenten aufzulösen, indem man die Syzigien von dem Perigäum und dem Äquatorstande des Mondes trennt; während es doch bekannt und einleuchtend ist, dass eine Resultante mit scharf ausgeprägtem Maximum und Minimum, in ihren einzelnen Componenten sich oft zu sehr schwach gewellten Curveu verflacht, so dass dann die Maxima und Minima fast unmerklich werden«. Da die charakteristische W irkung einer Ursache am deutlichsten zum Ausdrucke gelangt, wenn diese Ursache selbst ihren größten W ert erreicht, muss die Charakteristik der atmosphärischen Gezeiten sich am deutlichsten nur dann äußern, w e n n a l l e d r e i F l u t f a c t o r e n des Mondes: N eu- und Vollmond, Erdnähe und Äquatorstand Z u s a m m e n t r e f f e n und die Hochflut so ein Maximum wird.

Dies dränge daher zur Frage: »W ie verhält sich die Atmosphäre an jenen Tagen, an welchen die theoretische Hochflut am größten ist?« Ferner: »Welches sind die diesen Tagen gemeinsamen Erscheinungen im Luftmeere?«

Bei dieser Fragestellung machte der Verfasser schon im Jahre 1869 die Wahrnehmung, dass an den genannten — für seine Erdbebenstudien — vorausberechneten Tagen »ein gewisser bewegter W itterungstypus vorhanden sei, der sich am reinsten und schärfsten durch W i u t e r g e w i t t e r äußert«, ferner aber auch durch den »Einbruch eines mit W asserdampf gesättigten S ü d s t r o m e s in großen Höhen, — den Kampf desselben m it einem sich ihm entgegenstellenden N o r d s t r o m e « , charakterisiert durch eigenartige Wolkeuformationen, durch Wirbelstürme, durch Schneefälle in niederen Breiten und sonstige reichliche Niederschläge.

Für den E i n t r i t t dieser meteorologischen Wirkungen der atmosphäri­schen Hochflut schien nach den Untersuchungen des Verfassers eine V e r - f r ü h u n g v on z w e i T a g e n d i e R e g e l zu bilden. Da ihm unter den genannten charakteristischen Störungen die W intergewitter als die über­raschendsten erscheinen, wählt er diese zur Grundlage seiner Beweisführung und benützt hierzu vornehmlich das Beobachtungsmateriale aus H e i s ’ »W ochen­schrift fü r A stron om ie u n d M eteorologie«.

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Unter F l u t c o n s t e l l a t i o n ist das mehr oder minder genaue Zusammen­treffen a l l e r Factoren der mathematischen Flutformel zu verstehen1). Es sind dies:

Die S y z i g i e n (Neu- oder Vollmond), das P e r i g ä u m (die Erdnähe des Mondes), der Ä q u a t o r s t a n d d e s M o n d e s , der Ä q u a t o r s t a n d de r S o n n e und das P e r i h e l (Erdnähe der Sonne).F a l b legt hierbei überdies auf die Syzigien ersten R anges, d. i. die

F i n s t e r n i s s e Gewicht2).Hierauf wird nun eine Reihe von an verschiedenen Orten der Erde

beobachteten W intergewittern angeführt, ferner einzelne Orkane, starke Regen­fälle, ungewöhnlich hohe Temperaturen n. dgl., welche Störungen mehr oder minder mit solchen Constellationen zusammentrafen, und zwar theils nach der genannten Zeitschrift, theils aus dem »eigenen Notizbuche«, vom Jahre 1832 bis 1886 , in einigen Jahren e i n e , in anderen b is s i e b e n solcher Erschei­nungen. Daran schließt sich folgende Erklärung dieser Thatsachen.

*) Nach der N e w t o n schen Theorie besteht für die f l u t e r z e u g e n d e K r a f t F folgende Gleichung:

worin M die Masse des anziehenden Gestirnes, # eine Masse im Erdcentrum, q die Entfernung des Gestirnmittelpunktes vom Erdcentrum, r den Erdradius und k eine von der gewählten Krafteiuheit abhängige Constante bedeutet. Wäre F die flut­erzeugende Kraft der Sonne, f jene des Mondes, und die analogen Factoren für das letztgenannte Gestirn m und q 1, s o ist

das V e r h ä l t n i s d e r Mo n d - z ur S o n n e n w i r k u n g , welches in Zahlen aus­gedrückt etwa 1 : 2,2 ergibt.

F a l b dürfte sich jedoch auf die L a p l a c e s c h e Formel für die Wasserhöhe im offenen Meere beziehen, wonach

wenn 8 die Declination, © den Stundenwinkel, q die mittlere und die eben statt­findende Entfernung von der Erde bedeuten, Constante, die sich für jeden Beobachtungsort erst aus den Flutaufzeichnungen ergeben und M nicht einfach die Masse des einwirkenden Himmelskörpers, sondern vielmehr diese Masse dividiert durch den Cubus der mittleren Entfernung (siehe »Handbuch der Oceanographie« von F . A t t l m a y r etc. 1883).

2) In der » Umwälzungen im W elta ll« führt F a l b noch als s e c h s t e n Factor die Q u a d r a n t u r (Revolutionsschwung) und als s i e b e n t e n die E k l i p t i k ­s t e l l u n g des Mondes an. Der letztgenannte Factor ist übrigens in den obgenannten insofern enthalten, als die Bedeutung der Finsternisse betont wird, welche ja durch Zusammentreffen desselben m it den Syzigien eintreten.

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Vor allem müsse als unzweifelhaft angenommen werden, dass die E in­wirkung des Mondes auf die Atmosphäre nur in der Form einer A n z i e h u n g aufzufassen sei, in Art einer Flut des Luftoceans also. Die Lösung der Frage, wieso eine atmosphärische Hochflut Gewitter zur Folge haben kann, wie die angeführten Beispiele ergaben, glaubt der Verfasser d u r c h d i e Z u g r u n d e ­l e g u n g u n d E r w e i t e r u n g d e r b e k a n n t e n T h e o r i e v o n d e n P a s s a t w i n d e n gefunden zu haben. Ob ihm dies wirklich in »ungezwun­gener« W eise gelungen is t , möge aus seinen eigenen Worten beurtheilt werden. »Es ist nämlich theoretisch eine über jeden Zweifel erhabene That- saclie, — sagt F a l b — dass die Flutattraction des Mondes den durch die Sonnenwärme bewirkten Auftrieb der äquatorialen Luftmasse beschleunigt, was naturgemäß und selbstverständlich auch eine Beschleunigung des zum Ersätze der aufsteigenden Luft heranrückenden polaren Stromes zur Folge haben muss. Eine weitere Consequenz ist aber ohne Zweifel die aus der größeren Geschwindigkeit beider entgegengesetzten Luftströmungen folgende Überschreitung ihrer gewöhnlichen Grenzen und damit eine größere Störung des atmosphärischen Gleichgewichtes, eine größere Ungleichmäßigkeit in der Vertheilung des Luftdruckes und die davon abhängige Bildung zahlreicher Depressionsgebiete, die bekanntlich wieder zur Entstehung von Wirbelstürmen und Cyclonen Veranlassung geben. — Im allgemeinen dürfen wir also fest- halten, dass an Hochfluttagen — meist schon 1— 2 Tage vorher — der Süd­strom weiter als gewöhnlich gegen die P o le , der Nordstrom weiter als gewöhnlich gegen den Äquator vorrückt, dass daher, wo sie sich begegnen, größere Temperaturdifferenzen, aber auch größere Unterschiede im Feuch­tigkeitsgehalte der Luft aufeinander treffen müssen, und dass also die Con­densation des Wasserdampfes im Südstrome, die schon allein durch den Aufstieg in höhere Regionen intensiver als gewöhnlich auftreteu muss, noch außerdem durch den Einbruch des kalten Nordstromes sich rascher und heftiger vollzieht. Nun aber wissen wir, dass Gewitter vorzugsweise durch die rasche Condensation atmosphärischer Wasserdämpfe entstehen, wozu sich noch, wie wir bald sehen werden, das Moment der Reibung von Wasser- und Eistheilchen gesellt. Somit sind W intergewitter als eine Äußerung der atmosphärischen Hochflut physikalisch erklärt. Im Hochsommer jedoch, namentlich in den Monaten Juli und August, wo der Nordstrom eine verhältnismäßig hohe Tem­peratur annimmt und daher nicht mehr fähig ist, den Dunstgehalt des Süd- stromes zn condensieren, sondern vielmehr noch zur Verdunstung desselben und Auflösung der Wolken beiträgt, wird sich die atmosphärische Hochflut im Gegentheile durch große Ausbesserung, einen wolkenlosen Himmel und ruhige Luft charakterisieren. Denn der Mangel eines Temperaturgegensatzes reduciert auch die Bewegungsgeschwindigkeit beider Ströme, welche ihren Grund ja zunächst nur in der Differenz der localen Temperaturen hat, weshalb gerade im W inter, wo die Gegensätze von Süd und Nord stärker zur Geltung kommen, Gewitter und Stürme die vorzüglichste Charakteristik der Hochflut bilden. Ebenso erklärt sich auch die Ruhe der Luft in den sogenannten Calmen ( ± 8 ° — 30°) *) nicht aus der Stauung des P assat- und A ntipassat­windes, sondern durch den Ausgleich ihrer Temperaturen, da in diesen

!) Wahrscheinlich ist hier ein Druckfehler unterlaufen, denn die Calmen liegen bekanntlich etwa zwischen -j- 8° und — 8°, in der obangeführten Region aber eben, die Passatwinde.

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Regionen der Südstrom bereits kälter, der Nordstrom wärmer geworden ist, als es in ihren Ursprungsgebieten der F a ll war.«

Hierauf führt F a l b die Ansichten Professor S o h n c k e s 1) über den Urspruug der Gewitterelektricität an. Er nimmt dabei Bezug auf die eigene Bemerkung, dass Gewitter vorzugsweise durch rasche Condeusation atmosphä­rischer Wasserdämpfe entstehen, und dass sich hiezu das Moment der Reibung von W asser- und Eistheilchen g ese llt, indem der Auftrieb Wasserwolken neben W olken, die aus Eistheilchen bestehen, befördert. S o h n c k e erblickt in dieser Reibung den Ursprung der G ew itterelektricität, worauf wir später näher zu sprechen kommen, ebenso wie auf den Zusammenhang, welchen F a l b mit diesen Ansichten und der eigenen Theorie gefunden zu haben glaubt.

Und nun wollen wir untersuchen, ob der Verfasser uns von dem Ein­flüsse des Mondes auf das Wetter überzeugt hat, wie wir dies nach den früher angegebenen Erklärungen so sehr gewünscht hätten, oder nicht.

Dass F a l b die Flutconstellation gew ählt, um seine Ansicht von dem meteorologischen Einflüsse des Mondes zu bew eisen, ist sehr einleuchtend, denn gewiss muss sich dieser E influss, falls er überhaupt besteht, am auf­fallendsten beim Zusammentreffen aller Kraftfactoren zeigen. Ob aber selbst diese Gesammtwirkung hinreicht, um wesentliche atmosphärische Störungen hervorzurufen, ist eine andere Frage. Zur Beantwortung derselben wollen wir den Einfluss des Mondes auf die einzelnen meteorologischen Elemente nach dem Ergebnisse der bisherigen Untersuchungen etwas näher betrachten.

Es würde uns zu weit führen, wollten wir hiezu alle jene Autoreu und Forscher anführen, welche sich mit dem Studium und der Beobachtung des Mondeinflusses befasst haben. Von den älteren Resultaten dieser For­schungen, welche nicht selten geradezu dem Aberglauben Vorschub zu leisten berufen waren, ganz abgesehen und nur die objectiven und streng wissen­schaftlichen in Betracht gezogen, begegnet man vielfachen Widersprüchen. Auch bewegen sich die erhaltenen Daten m eist in so kleinen Zahlen, dass man häufig versucht war, dieselben auf bloße Beobachtungsfehler zurückzu­leiten. Wer sich hierüber eingehend informieren w ill, den verweisen wir auf die sehr ausführlichen Zusammenstellungen und Untersuchungen in Dr. V an B e b b e r s n W itteru n gsku n de« 2). Für unsere Zwecke können wir uns wohl damit begnügen, die interessanten Schlussfolgerungen anzuführen, zu welchen der genannte Meteorologe bei diesen fleißigen und objectiven Untersuchungen gelangte. Es sind dies die folgenden:

»1. Der L u f t d r u c k ist höher in der Erdferne als in der Erdnähe, wahrscheinlich höher in den Quadranturen als in den Syzigien, allein dieser Unterschied ist in Anbetracht der übrigen Luftdruckschwankungen so v e r ­s c h w i n d e n d k l e i n , dass er durch obige Untersuchungen z a h l e n g e m ä ß n i c h t f e s t g e s t e l l t w e r d e n k o n n t e 3).

J) D er U rsprung der Gewitterelektricität und der gewöhnlichen E lektricität der A tm osphäre .« Von Dr. L. S o h n c k e . Jena 1885.

2) R andbuch der ausübenden W itterungskunde .« Von Dr. W. J. V a n Bebber , Abtheilungsvorstand der deutschen Seewarte. 2 Theile. Stuttgart 1885.

3) Beispielsweise fällt nach 16jährigen Beobachtungen M ä d l e r s das Minimum des Barometerstandes drei bis vier Tage vor und zwei Tage nach dem Vollmond, das Maximum auf den N e u m o n d ; nach E i s e n l o b r s zehnjährigen und F l a u g e r - g u e s 20jährigen Beobachtungen aber fällt das Maximum auf das l e t z t e V i e r t e l . Nach B o u v a r d und F l a u g e r g u e s ist der Luftdruck um 0,17, beziehungsweise

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»2. Das Dasein der durch den Mond hervorgebrachten a t m o s p h ä ­r i s c h e n E b b e u n d F l u t ist nicht zu leugnen, indessen lässt sich dieselbe nur in n i e d e r e n B r e i t e n mit Bestimmtheit nachweisen, und es beträgt i h r e G r ö ß e k a u m 0, 1 m m .«

»3. Die R e g e n c u r v e steigt im allgemeinen im ersten Viertel und zweiten Octanten nach dem Vollmond h in , erreicht hier ein Maximum und fällt dann verhältnism äßig rasch gegen das letzte Viertel. Im Perigäum is t , entsprechend der größeren Luftdruckschwankung, die Regenhäufigkeit größer als im Apogäum. Jedoch auch hier ist der Betrag des Mondeinflusses s e h r g e r i n g u n d k a n n z i f f e r m ä ß i g n o c h n i c h t a n g e g e b e n w e r d e n . «

»4. Die nördlichen und nordöstlichen W i n d e sind am häufigsten in der Nähe des letzten V iertels, am seltensten beim ersten Viertel, gerade umge­kehrt die südwestlichen Winde. Eine g e n a u e F e s t s t e l l u n g i s t a u c h hi e r n o c h n i c h t m ö g l i c h . «

»5. Die Untersuchungen über B e w ö l k u n g , G e w i t t e r ’) und T e m ­p e r a t u r geben k e i n e i n i g e r m a ß e n b e s t i m m t e s E r g e b n i s , vielmehr sind die Resultate der einzelnen Untersuchungen unter sich vielfach im Widerspruche.«

»6. E s i s t n a c h d e m j e t z i g e n S t a n d e de r M o n d m e t e o r o l o g i e d u r c h a u s v e r f e h l t u n d j e d e r W i s s e n s c h a f t l i c h k e i t w i d e r s p r e ­c h e n d , a u f M o n d e i n f l ü s s e W e t t e r p r o g n o s e n zu g r ü n d e n u n d i s t e i n s o l c h e s V o r g e h e n d e n a s t r o l o g i s c h e n B e s t r e b u n g e n f a s t g l e i c h zu a c h t e n . «

Das R e s u l t a t aller bisherigen Untersuchungen über den Einfluss des Mondes auf das W etter ist somit ein n e g a t i v e s zu nennen, was ja auch F a l b constatiert bat. Freilich findet er es, wie oberwähnt, nicht logisch , die »Componenten« der Totalwirkung einzeln zu betrachten, und citiert einen diesbezüglichen Ausspruch von L a p l a c e : »eine sehr geringe Ursache kann die Quelle beträchtlicher Änderungen werden«. Immerhin müssen wir es dahin­gestellt sein lassen, ob die vorcitierten minimalen Einzelwirkungen bei theil- weisem oder selbst vollständigem Zusammenfallen nennenswerte Störungen hervorzurufen im Stande sind. F a l b hat den Beweis zu erbringen versucht, dass die W intergewitter eine Folge des Mondeinflusses seien und damit wäre — vorausgesetzt, dass dieser Beweis gelungen — jedenfalls ein w esentlicher Schritt zur Lösung der in Rede stehenden Frage gethan. Denn wenn es auch nicht zulässig ist zu folgern, dass eine Kraft, welche erwiesenermaßen eine bestimmte Wirkung hervorzurufen im Stande ist, die Ursache aller anderen einschlägigen Erscheinungen sein müsse — denn sonst wäre durch den Ein­fluss, welchen der Mond thatsächlich auf das oceanische Flutphänomen ausübt, auch jener auf alle übrigen terrestrischen Vorgänge a priori bewiesen — so

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0,19 Linien h ö h e r zur Zeit der Quadranturen als zu jener der Syzigien, nach B o u s s i n g a u l t aber um 0,06 Linien n i e d e r e r .

Man wird es nach dieser Probe uns gewiss nicht verdenken, dass wir diese Resultate nicht zahlreicher angeführt haben.

9 C o t t e fand aus 12jäbrigen Beobachtungen, dass die m e i s t e n G e w i t t e r bei Neumond und erstem Viertel stattfinden, nach E i s e n l o h r hingegen fällt auf Grund 30jähriger Beobachtungen die größere Anzahl der Gewitter auf die Zeit des ersten Viertels und des zweiten Octanten, das Hauptmaximum aber zwischen das letzte Viertel und den vierten Octanten, welch letzteres Ergebnis jedoch wieder m it der Regencurve im Widerspruche steht, u. dgl. m.

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erschiene doch zum erstenmale eine bestimmte Wirkung des Mondes auf atmo­sphärische Störungen festgestellt. Deshalb wollen wir vorerst untersuchen, ob es F a l b wirklich gelungen, die Entstehung der W intergewitter auf Mond­wirkung zurückzuführen.

Die genannte Erscheinung ist unbestritten eine ziemlich seltene und nicht auf den directen Einfluss der Sonne zurückzuführen, wie die Wärme­gewitter im Sommer; auch stimmen alle Beobachtungen darin überein, dass hei Gewittern im allgemeinen starke aufsteigende Luftströmungen eine wichtige Rolle spielen. Da nun die Attraction des Mondes eine atmosphärische Flut, eine Auflockerung der Luft zur Folge hat, so ist damit — meint der Ver­fasser — eine ausreichende Erklärung für die besagten aufsteigenden Ströme gegeben. Der erste Theil dieser Behauptung ist nicht zu bestreiten, die atmo­sphärischen Gezeiten bestehen, wenn wir uns auch über die Art und Weise, wie dieselben vor sich gehen, noch nicht recht klar sind. Denn während beispielsweise von M i l l e r - H a u e n f e l s 1) fo lgert, dass sich diese Erscheinung unmöglich durch die g a n z e H ö h e d e r A t m o s p h ä r e erstrecken kann, sondern nur durch den unteren Theil derselben, weil sonst- die Erde infolge der beschleunigten Bewegung, welche jedes Lufttheilchen durch die Entfernung von der Erde immer mehr annehmen müsste, bald ihre ganze Lufthülle eingebüßt hätte, findet R ö t t g e r 2) die Höhe der Lufthülle z u g e r i n g , um unser Windsystem in der Weise zu erklären, wie dies H a l l e y gethan und heutzutage noch allgemein als richtig anerkannt wird. Sehen wir jedoch von dieser noch ausständigen Erklärung der atmosphärischen Flut ab, halten wir uns einfach an die Thatsache, dass sie physikalischen Gesetzen zufolge bestehen muss, und gehen wir zum zweiten Theile der obgenannten Behauptung über, nämlich dass die durch die Anziehung von Mond und Sonne verursachten aufsteigenden Luftströmungen genügen, um Gewitter hervorzurufen. Wie groß ist denn diese periodische Bewegung der Atmosphäre, wie stark die Auflockerung der L uft? Wir haben gesehen, dass das Barometer, jenes Instrument, welches jede Abnahme oder Zunahme der Dichte der Atmosphäre anzeigt, uns für diese Auflockerung — nicht nur als Folge der täglichen Attractionswirkung, sondern auch jener der einzelnen Phasen und der Mondnähe — nur so äußerst geringe Beträge angibt, dass damit auch nicht die schwächste W indbewegung, geschweige denn Stürme als Folgewirkungen zu erklären wären.

F a l b beruft sich zwar auf eine Äußerung des Vice-Admirals Freiherrn von W ü l l e r s t o r f - U r b a i r , dahingehend, dass das Quecksilberbarometer, als eine W age, mit der Luftsäule in der einen und der Quecksilbersäule in der anderen Schale, die von der Mondanziehung herrührenden Schwere­differenzen unmöglich anzeigen könne. Darauf erwidert jedoch V . B e b b e r , dass dieser Einwand nur hei ruhender Atmosphäre zutrifft, die west-ostwärts fortschreitenden Bewegungen aber, welche ebenso wie beim Wasser auch in der Luft eine Flutwelle zustande bringen müssen, unbedingt im Gange des Barometers erkenntlich wären, wenn diese Bewegungen von irgend einer Bedeutung sein würden; ferner müssten die Barometerstände bei verschiedenen Stellungen des Mondes, insbesondere bei verschiedenen Breiten, wegen des Lufttransportes verschiedene Mittel gehen. E s ist daher sehr wahrscheinlich,

‘) »Theoretische M eteorologie«. Von Prof. A. v. Mi l l e r - Ha u e n f e l s . Wien 1885.2) »Das W etter und die E rd e .“ Von R. R ö ttg e r . Jena 1885.

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dass der durch die atmosphärischen Gezeiten verursachte Auftrieb der Luft nur ein ganz geringer ist. Doch haben wir diesbezüglich noch ein anderes, gewichtigeres Bedenken. Soll der Auftrieb ein besonders kräftiger, der E in­fluss der verticalen Schichtenverschiebung auf den Feuchtigkeitsgehalt ein wesentlicher sein, so genügt es nicht, dass eine Schichte einfach gehoben werde, sondern es muss die Differenz in den Temperaturen dieser und der nächst höheren Schichten eine größere sein als die normale. Nach B e y e 1), auf den sich auch F a l b beruft, kann nämlich nur durch eine bedeutende locale Erwärmung jener l a b i l e Gleichgewichtszustand der Luft erzeugt werden, welcher zu kräftigem Auftriebe und rascher Condensation des m it­geführten Wasserdampfes, beziehungsweise zu weiterer, beträchtlicher Wärme­abgabe au die erreichten Schichten V eranlassung gibt und so zur Ursache von Gewitterbildungen und starken Luftströmungen wird. Soll der Mond auch diese Erwärmung — um einige Thermometergrade — hervorrufen?2) Dies wird gewiss niemand behaupten wollen, da es doch vor nicht zu langer Zeit erst gelungen, überhaupt eine Wärmewirkung des Mondes zu constatieren. Die durch die Anziehungskraft der Gestirne verursachte Bewegung der Erd­atmosphäre denken wir uns eher als ein kautschukartiges Dehnen und Zusammenziehen derselben, denn als eine kräftige, wirbelnde Aufwärtsbewegung, wie dies F a l b voraussetzt. Und deshalb können wir uns die Entstehung von Gewitter durch Mondwirkung nicht vorstellen.

Nach F a l b bewirkt die Attraction des Mondes eine Beschleunigung des Auftriebes der äquatorialen Luftmassen, wodurch der Ersatz von den Polen rascher zuströmt, die Differenzen in den Temperaturen und im Feuch­tigkeitsgehalte infolge dieser vermehrten Geschwindigkeit größere und die Grenzen der Passatwinde verschoben werden. Bei dieser Erklärung mussuns, abgesehen von ihrer großen Allgem einheit, sofort der Umstand auf­fallen, dass die Passate nur in ganz bestimmten Regionen der großen Oceanewehen. Wenn daher die Mondwirkung in der vom Verfasser angegebenen Weise auch wirklich Gewitter in diesen Regionen hervorzurufen im Stande wäre, so müssten diese doch vornehmlich daselbst zur Entladung kommen; davon zählt F a l b jedoch kein einziges Beispiel anf. Oder meint der Ver­fasser, dass die an den Passatgrenzen entstehenden Gewitter tausende von Meilen nach dem Innern der Continente wandern? Gewitter bewegen sichzwar mit ganz ansehnlichen Geschwindigkeiten — 4 0 — 50 1cm pro Stunde —bleiben jedoch gewöhnlich nur auf kleinere Gebiete beschränkt, da sie zurFortpflanzung für ihre Bildung erforderliche Zustände der Atmosphäre vor­finden müssen. Nun sind diese Zustände auf dem Festlande von jenen über den Meeren wesentlich verschieden.

Die Verschiebung der Grenzen der Passatwinde wurde bisher ausreichend mit dem jeweiligen Stande der Sonne in der Ekliptik erklärt, sie folgt dem­selben allmählich und im allgemeinen regelmäßig, soweit von einer R egel­mäßigkeit bei meteorologischen Vorgängen überhaupt die Rede sein kann 3).

*) »D ie W irbelstürm e, Tornados und W ettersäu len in der E rdatm osphäre2) Oder, was dasselbe wäre, eine analoge Abkühlung der Umgebung.3) Nachdem es uns nur um eine rein objective Untersuchung zu tbun ist,

stehen wir nicht an hier zu bemerken, dass A. P o i n c a r e kürzlich der französischen Akademie eine Studie vorgelegt hat, wornach die Passatgrenzen sich nicht nur mit der Declination der Sonne, sondern auch m it jener des Mondes verschieben sollen. Diese Studie erstreckt sich auf den Zeitraum eines Jahres und aus derselben gienge hervor, dass zwischen den Wirkungen der durch jedes einzelne dieser Gestirne hervor­gerufenen atmosphärischen Gezeiten ein Antagonismus bestehe.

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Auch fällt die Periode der größten H ä u f i g k e i t de r C y k l o n e n in die h e i ß e Jahreszeit und coincidiert n i c h t mit besagten Verschiebungen, wie der Verfasser angibt. In den Tropenländern des Atlantischen und Großen Oceans wird das W etter ausschließlich durch die trockene und nasse Jahres­zeit geregelt, welche beide zweifellos durch den Zenithstand der Sonne her­vorgerufen werden; ebenso sind im Indischen Ocean und im Chinesischen Meere der Monsunwechsel und die dabei auftretenden Orkane ausschließlich eine Wärmewirkung dieses Himmelskörpers. Man kann somit dreist behaupten, dass in allen diesen Theilen der Erde der Einfluss des Mondes auf das Wetter gänzlich ausgeschlossen erscheint.

In den gemäßigten Breiten der Continente, wo die Witterungsverhält­nisse weit compliciertere sind, ist die genannte Sonnenwirkung allerdings nicht ausreichend, um alle atmosphärischen Erscheinungen zu erklären, oder ist man doch bisher nicht im Stande, dies in so befriedigender Weise zu thun, um nicht die Möglichkeit anderweitiger Einflüsse bereitwillig zuzugestehen. Ein Zusammenhang der meteorologischen Vorgänge unserer Erde mit den Sonnenflecken steht — wenigstens im Principe — auch schon außer Zweifel, jener der atmosphärischen Elektricität wird allerdings kaum mehr als ver- muthet, von der Attractionswirkung der Planeten aber lässt sich nicht einmal dieses sagen.

Was beim Studium der Meteorologie von größtem Interesse ist, die prak­tische Witterungskunde jedoch als ihr Endziel erachten muss, sind die mehr oder minder plötzlichen Änderungen des W etters, das Abweichen desselben von den normalen, durch die Jahreszeiten — als directe Folge der Sonnen­wirkung und der N eigung der Erdachse gegen ihre Bahn — bedingten Elementarverhältnissen. Der heutige Stand der meteorologischen Wissenschaft, kann darüber nur angeben, dass diese Abweichungen, dieser scheinbar ganz launenhafte Wechsel in dem Entstehen und Portschreiten von Wirbeln oder richtiger Windsystemen ihre Ursache haben und kann allenfalls noch dieses Fortschreiten in seinem gewöhnlichsten Verlaufe erklären. Wie und warum diese einzelnen Windsysteme aber entstehen, über ihre Zu- und Abnahme und ihre Auflösung — darüber fehlt noch jede befriedigende Erklärung. Sollte der Mond nun die Ursache sein? Selbst F a l b prätendiert nicht, dass dies im Sommer der Fall sei, sondern bloß z e i t w e i s e im W i n t e r ; für die wärmeren Jahreszeiten überlässt er der Sonne nicht nur den Vortritt, sondern die alleinige Herrschaft. K lingt dies wahrscheinlich oder überzeugend? Überdies ist es durchaus nicht einleuchtend, warum sich ein vermehrter Auftrieb infolge der Mondattraction am Äquator nur in den Wintermonaten geltend machen soll, da die Wärmewirkung der Sonne sich auf diesem wie in der warmen Zone überhaupt das ganze Jahr hindurch fast gleich b le ib t1) , ein Grund zu einer besonderen Präponderanz des Mondes im Winter hier somit nicht vorliegt.

Können ferner die atmosphärischen Störungen über den Continenten von jenen durch die früher besprochene Verschiebung der Passatgrenzen angeblich entstandenen hervorgerufen werden? Das Wetter in Europa wird zwar that- sächlich im großen Ganzen durch Depressionen beherrscht, welche vom Atlan­tischen Ocean oder vom nordamerikanischen Festlande kommen; aus den für

l) Der Wärmeäquator sowohl als die Isothermen an den polaren Passatgrenzen — d. i. in 25— 30° — schwanken zwischen Jänner und Juli nur um etwa 5° C.

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diesen Theil der Erde bestehenden sorgfältigeren und zahlreichen Beobachtungen der Witterungserscheinungen geht jedoch hervor, dass diese Depressionen ihre Zugstraßen in einer Breite von 4 5 — 60° N nehmen, also durch das Gebiet der vorherrschend westlichen Winde des Atlantischen Oceans, beziehungsweise aus demselben kommen, indes der N O -Passat selten den 30.° Nordbreite überschreitet. Auch die Passate in den übrigen Meeren bleiben bekanntlich meist unter 30° Entfernung vom Ä quator1).

Setzen wir unsere Betrachtung fort, indem wir prüfen, wie F a l b seine Theorie, außer durch die eben besprochene allgemeine Erklärung, begründet. Es geschieht dies durch eine Anzahl von B eispielen, deren wir eingangs schon gedacht. Abgesehen davon, dass diese Beispiele einmal ein Gewitter, ein anderesmal höhere Temperaturen bei niederem Barometer oder gar nur etwa die Tödtung eines Menschen durch B litzsch lag , also mitunter relativ geringfügige Störungen oder Einzelnbegebenheiten enthalten, liegt dje Frage gewiss nahe, ob denn das Zusammentreffen einiger Flutconstellationen mit schlechtem W etter a n i r g e n d e i n e m O r t e d e r E r d e als Beweis für den Zusammenhang dieser beiden Erscheinungen gelten kann? Warum äußert sich die Wirkung einer solchen Constellation nicht an a l l e n Orten, da doch die Einflüsse, welche die Flut verursachen, sich in 24 Stunden auf der ganzen Erde geltend m achen, und nicht bloß das einemal in Marienbad, das anderemal in Crossen u. s. f. Auch wäre es interessant zu w issen , ob an den zwischen den angeführten Flutconstellationen gelegenen Tagen schönes, oder doch besseres Wetter geherrscht hat , als an diesen selbst. Sind ja doch nur die Wintermonate besprochen, in welchen überall so viele größere atmosphärische Excesse Vorkommen, dass man um ein Beispiel dafür wahrlich niemals verlegen zu sein braucht, denn selbst im Sommer vergeht kaum ein Tag, ohne dass an irgend einem Orte der betreffenden Hemisphäre ein Ge­witter, ein heftiger Regenguss oder eine noch größere Störung stattfindet.

Die angeführten Beispiele sind also nicht zutreffend, nicht beweiskräftig genug, vor allem aber sind sie zu wenig zahlreich, um den bloßen Z u f a l l auszuschließen. L a p l a c e hatte 47 5 2 Beobachtungen, die übrigen der früher genannten Forscher solche aus 2 0 — 30 Jahren zur Verfügung, und doch finden die meisten derselben dieses Materiale nicht ausreichend, um — wie Mä d l e r sagt — »bestimmte Formeln und Gesetze für diese Einwirkung festzustellen« 2).

Dem Verfasser dagegen genügen einige Dutzend B eobachtungen, um alle früheren Resultate und Schlüsse über den Haufen zu werfen und neue Sätze aufzustellen.

Nur einmal werden mehr Fälle c itiert, nämlich durch Anführung der — nach H e i s ’ W ochenschrift — durch zehn Jahre in den Monaten December und Jänner vorgekommenen WUntergewitter. F a l b fand, dass von denselben 19 in der Pentade des Syzigiums, 12 in jener der Quadranturen und nur 13 zwischen beide dieser Pentaden fallen, wonach also etwa 7 0 % mit den Mond­phasen in Verbindung zu bringen wären. Dies veranlasst F a l b zu dem Aus-

Die größte Breite, welche die äußeren (Polaren) Grenzen der Passate erreichen, beträgt 33°.

2) Wie schon an anderer Stelle erwähnt, findet nach E i s e n l o h r die größte Häufigkeit der Gewitter 1 — 2 Tage nach den beiden Quadranturen statt, welche F a l b als die am wenigsten »wirksamen« Flutfactoren erklärt. Und E i s e n l o h r beobachtete n i c h t w e n i g e r a l s 746 G e w i t t e r in den Jahren 1801— 31.

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Spruche: »Wir fordern die Gegner auf, uns mit dieser letzteren Untersuchungs­methode, als der ihnen am günstigsten, zu bekämpfen und halten ein größeres Zugeständnis, eine noch weiter gehende Objectivität für unmöglich.« Wir müssen gesteh en , dass uns diese Schlussfolgerung geradezu verblüfft. Denn erstens perhorresciert es ja der Verfasser selbst, die Mo n d e s p h a s e n a l l e i n a ls von wetterbildendem Einfluss zu betrachten und erklärt T o a ld o s 1) weit allgemeinere Fragestellung: »Wie verhalten sich die einzelnen Phasen undPunkte der Mondstellung zu der Änderung des W etters?« als die »unge­schickteste Art zu fragen«; zweitens aber kommen wir durch die angeführten statistischen Daten zu einem ganz anderen Resultate. Rechnet man nämlich für jedes Syzigium und jede Quadrantur, wie der Verfasser gethan, fünf Tage, d. i. jene, in deren Mitte je eine der genannten Phasen gelegen , soerhält man 4 X 5 = 20 Tage, gegenüber 28 des ganzen Mondmonates.Wenn nun auf diese 20 Tage 7 0 % , auf die restierenden acht aber 3 0 % G ewitter entfallen, so ergibt dies offenbar noch einen kleinen Überschuss — nämlich 29 , 5 anstatt 2 8 ,6 % — für die z w i s c h e n den Phasenpentaden liegenden Tage. Überdies erscheint uns diese Eintheilung in Pentaden zum Zwecke der beredten Betrachtung ganz unzulässig, denn da von dem Eintritte einer Phase zur anderen bloß sieben Tage vergehen, kann man nicht wohl 2 X 2 y„ Tage für den Einfluss einer derselben rechnen. Wie weit wäre von dieser Beweisführung zu den 14 Mondorten, welche T o a I d o angenommen und durch Hinzuziehung des vorhergehenden und folgenden Tages zu 42 bemer­kenswerten Zeitabschnitten in jedem Mondmonate erweitert hatte? Da wäre der B ew eis, dass mit jedem Mondpunkte eine Wetteränderung zusammenfällt, freilich leicht erbracht!

Auch w ill uns absolut nicht einleuchten, dass bezüglich der Zeit, zu welcher sich die atmosphärische Hochflut äußern soll, »eine V e r f r ü h u n g von zwei Tagen die Regel bilde«, da doch eine Wirkung niemals der Ursache vorausgeheu kann. Bei den oceauischen Fluten finden thatsächlich auch nur Verspätungen statt. Dass F a l b für die von ihm angeführten Beispiele an irgend einem Orte der Erde zwei Tage vor der Flutconstellation schlechtes Wetter findet, kann, wie wir schon früher bemerkten, nicht als Beweis gelten.

Da für unser Jahrtausend das Zusammentreffen von fünf Flutfactoren möglich is t2) , der Verfasser sich jedoch bei seinen Untersuchungen bloß mit zweien derselben begnügt, ferner, wie erwähnt, die Wirkungen des Mondes noch auf mehr als zwei Tage vor und nach dem Eintritte einer Phase oder Position gelten lässt, so ist es schwer, danach die Anzahl oder gar die Dauer der in Betracht zu ziehenden Constellationen anzugeben3). Nur der Curiosität halber haben wir daher einige Fälle größerer atmosphärischer Störungen in

1) Giuseppe T o a l d o war der Nachfolger G a l i l e i s an der Universität Padua und eiuer der eifrigsten Beobachter und Vertheidiger des Mondeinflusses.

2) Es kann nämlich die Sonnennähe ( 1 . Jänner) nicht m it dem Äquatorstand derselben (23. März) zusammenfallen, ferner — selbstredend — die Syzigien nicht mit den Quadranturen.

3) Im Jahre 1886 trat der Flutfactor I — siebe S. 277, Anmerkung J) — einmal, II dreizeknraal, III fünfundzwanzigmal, IV zweimal, V secksundzwanzigmal, VI vier­undzwanzig- und VII siebenundzwanzigmal ein, im ganzen also 118 Factoren. Danach wären m it Bezug auf die F a l bscbe Theorie hervorzuheben: die Tage vom 5. März und 28. August, an welchen Sonnenfinsternisse stattfanden und jene vom 19. —21 . März, wo vier Flutfactoren innerhalb drei Tagen zusaramentrafen. An allen diesen Tagen fand kein abnormales W etter statt.

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der Zeit, seit uns das in Rede stehende Buch in die Hand gekommen, mit der Theorie des Verfassers verglichen. So die namentlich in der Adria stürmischen SO-Winde mit starken Niederschlägen und Gewittern am 1. und 2. December v. J ., die von sehr schlechtem W etter in ganz Nord- und M ittel­europa begleitete tiefe Depression am 9. desselben Monates — 703 m m über England — , das Minimum von 745 m m am 7. Jänner d. J . über dem nörd­lichen Theile unseres Golfes mit heftigen Niederschlägen in Italien, Österreich, Süd-Ungarn und stürmischen Winden in England, und endlich den außer­gewöhnlich hohen Schneefall in Istrien am 17 . und 18. Jänner. Der Zufall wollte, dass hei allen diesen A nlässen nur zweimal ein einzelner, und zwar der »schwächste« Flutfactor — eine Quadrantur des Mondes — kein einziges- mal aber auch nur zwei derselben zutrafen; wir sind somit wohl berechtigt, den Satz umzukehren und zu sagen, dass es eben auch nur bloßer Zufall gewesen wäre, wenn die angeführten Störungen mit partiellen oder selbst voll­ständigen Flutconstellationen übereingestimmt hätten.

Der besonderen Bedeutung wegen, welche F a l b den W intergewittern beilegt, haben wir auch das Auftreten dieser im Monate December v. J. und im Jänner d. J. mit seiner Theorie verglichen. Nach den meteorologischen Witterungsberichten für Europa fanden Gewitter statt im Monate December: am 1. und 2 . in Pola, am 8. in Rom, am 22 . in Rom und N eapel; im Jänner: am 4. in Pola, am 5. in Rom, Triest, Pola, Abbazia und Sarajewo, am 9. in Biaritz und am 10 . in Rom. Hiebei trafen in einem Palle 3, in einem Falle 2 und in zwei Fällen 1 Flutfactor (Quadrantur) — t b e i l w e i s e , d. h. wenn man eine zweitägige Verspätung oder Verfrühung gelten lässt — zu, für die übrigen aber gar keiner, somit von 35 m ö g l i c h e n Flutfactoren im ganzen n u r 7. Damit man sich hievon bequem selbst überzeugen könne, fügen wir den Eintritt der einzelnen Flutfactoren für die Monate December und Jänner b e i1).

Am 3. Februar d. J . forderte F a l b zur Beobachtung der — nach der Fluttheorie — k r i t i s c h e n T a g e vom 6 .— 10. und vom 2 0 .— 24. Februar auf, wegen ihrer T e n d e n z z u r G e w i t t e r b i l d u n g . Nach den W etter­berichten der Wiener meteorologischen Centralaustalt fand an allen diesen Tagen auch n i c h t e i n e i n z i g e s G e w i t t e r s t a t t 2). Im ganzen Monat Februar entlud sich überhaupt bloß e in Gewitter am 4. über Riva.

Da F a l b in den Ansichten Professor So h n c k e s über Ursprung der Gewitterelektricität eine Übereinstimmung mit seiner Theorie gefunden zu haben erklärt, so wollen wir diese Ansicht näher betrachten. S o h n e k e

9 I. Sonnennähe 1 . Jänner.II. Mondnahe 16. December und 12. Jänner.

III. Syzigien 1 1 ., 25. December und 10., 24. Jänner.IV. Äquatorstand der Sonne (23. März).V. „ des Mondes 5., 19. December, 1 ., 14. Jänner.

VI. Quadranturen 3., 18. December, 2., 16. Jänner.VII. Ekliptikstand des Mondes 16. December, 1 1 . Jänner.9 Dagegen fielen die heftigen Erdbeben in Oberitalien und Südfrankreich mit

dem Tage der partiellen Sonnenfinsternis — 23. Februar — überein, womit die E r d- b e b e n t h e o r i e des Verfassers einen ausgesprochenen „Treffer« gemacht zu haben scheint. Mit d i e s e r Theorie befassen wir uns jedoch in der vorstehenden Besprechung n i c h t , können aber dennoch die Bemerkung nicht unterdrücken, d a s s s i c h L a v a — analog dem Wasser — der M o n d a t t r a c t i o n g e g e n ü b e r g a n z v e r s c h i e d e n , zu v e r h a l t e n s c h e i n t , a l s d i e a t m o s p h ä r i s c h e L u f t .

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bezeichnet jene Fläche, auf welcher die Gesammtlieit der Punkte des Luft­raumes gelegen, in denen in einem gegebenen Augenblicke die Temperatur 0° herrscht, als » I s o t h e r m e n f l ä c h e N u l l « . Die ober dieser Fläche schwe­benden Wolken müssen, in der Regel, offenbar aus Eistheilchen gebildet sein. Nach den Ergebnissen der bekannten Ballonfahrten von G l a i s h e r , F l a m - m a r i o n , W e l s h und F o n v i e l l e befindet sich die Isothermenfläche N ull im Sommer durchschnittlich in 3 0 0 0 — 4 0 0 0 m Höhe, sinkt aber selbst in dieser Jahreszeit bis gegen 20 0 0 m Meereshöhe herab, und das mitunter in ein bis zwei Stunden. Sie oscilliert dem täglichen Gange der Temperatur entsprechend, liegt in kälteren Monaten tiefer als im Hochsommer und reicht im Winter selbst bis auf die Erde herab. Durch aufsteigende Luftströme wird diese Fläche besonders hoch gehoben, während sie außerhalb derselben eine um so niedrigere Lage hat, nachdem die aufsteigende Bewegung der Luft an einem Orte haupt­sächlich durch schnelle Temperaturabnahme in der Umgebung zustande kommt. So gelangen also Eis- und Wasserwolken nebeneinander, deren Theilcheu »natürlich in starker gegenseitiger Lagenänderung begriffen sind«, wodurch die Vermuthuug nahe liegt, dass in der Reibung derselben die E 1 ektricitäts- quelle für die Atmosphäre gelegen sei. Diese Vermuthung wird, nach S o h n c k e , durch den Versuch F a r a d a y s mit der A r m s t r o n g s c h e n Dampf-Elektrisier­maschine — wobei durch Reibung von Tröpfchen an festen Körpern positive, an Eis speciell negative Elektricität erzeugt wurde — zur Thatsache.

F a l b findet nun eine Übereinstimmung zwischen den Ansichten S o h n c k e s und der eigenen Theorie, indem Äquatorial- und Polarstrom durch den Einfluss des Mondes in raschere Bewegung und mit ihren ursprünglich stark diffe­rierenden Temperaturen in gegenseitige Berührung gebracht werden.

Wir sind weit entfernt, die Ansichten S o h n c k e s für unrichtig zu erklären, können jedoch nicht umhin zu bemerken, dass dieselben nicht etwa als eine bewiesene Thatsache, als ein Gesetz betrachtet werden können, sondern nur als eine der vielen, in jüngster Zeit sich zahlreich mehrenden Hypothesen über den Ursprung der atmosphärischen Elektricität. Dr. E. S u c h s l a n d 1) unterzieht 24 solcher Hypothesen einer kritischen Besprechung, um hierauf die eigene als fünfundzwanzigste anzureihen. Professor Dr. F. E x n e r 5) führt an zwei Dutzend weitere Forscher iu dieser Richtung an — darunter Gelehrte wie T h o m s o n , M a s c a r t , S c h ü b l e r , Q u e t e l e t , S a u s s u r e und R o i t i , — die von S u c h s l a n d nicht erwähnt werden. Die m eisten dieser Ansichten differieren nicht unbedeutend von einander. Wer hat da Recht? Speciell die Theorie S o h n c k e s betreffend, seien hier nur zwei Autoritäten citiert. R. As s - m a u n 3) erhebt gegen diese Theorie den Einwand, »dass die Geschwindigkeit der sich reibenden Theilchen doch wohl nicht der Geschwindigkeit des austre­tenden Luftstromes beim Experimente entspräche. Auch fehle bei der Sonderung der verschiedenen Elektricitäten der Nachweis für die nöthige Schnelligkeit der Wassertröpfchen oder der Eisnadeln und drittens erscheine es nicht unwichtig, die betreffenden Reibungsexperimente nicht mit Wassertröpfchen gegen ein festes Eisstück, sondern mit solchen gegen Eiskrystalle in natür­licher Größe zu wiederholen«.

l) »Die gemeinschaftliche Ursache der elektrischen Meteore und des Hagels.“ Von Dr. E...S u c h s l a n d . Halle a. S. 1886.

s) » Uber die Ursachen und die Gesetze der atmosphärischen E lektricität.“ Von Prof. Franz Ex ne r . Wiener Akademie der Wissenschaften, Bd. 93. 1886.

3) »Die Gewitter in Mitteldeutschland.“ Halle a. S. 1885.

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E x n e r aber bemerkt Folgendes:»Es basiert diese Theorie auf der Tkatsache der Elektricitätsentwicklung

bei Reibung von w a s s e r h a l t i g e r Luft an E is; man ist also zunächst zu der Annahme gezwungen, dass in höheren Schichten der Atmosphäre bei normalem W etter i m m e r zwei Strömungen gegeneinander gehen, wovon die eine W asser, die andere E is mit sich führt; aber das allein genügt nicht, es muss auch eine räumliche Trennung der Elektricitäten eintreten, d. h. es muss der eine Strom — nach der Ansicht S o h n c k e s — sich zur Erde senken, und das müsste immer der wärmere, wasserhaltige sein, weil sich sonst das mit der Höhe zunehmende positive Potential nicht erklären ließe. Wenn man bedenkt, dass die feinen Eiskryställchen, da sie schweben, jede Bewegung der Luft mitmachen, und wenn man ferner bedenkt, dass von deu beiden Luftschichten nur eine sehr geringe Partie an der Reibung theil hat, so wird es schwer begreiflich , hierin den Ursprung der Luftelektricität zu suchen. Es ergeben sich aber auch noch andere bedeutendere Schwierigkeiten. Vor allem ist der Schnee keineswegs immer positiv, sondern häufig auch negativ, dann aber lässt sich schwer einsehen, woher die starke positive Luftelek­tricität im Winter kommt, wo kein W asser in der Luft ist? W enn S o h n c k e die Vermuthung ausspricht, dass die Eiskryställchen im Winter noch positiv elektrisch sind von Reibungen her, die sie im Sommer durchgemacht, oder wenn L u v i n i glaubt, dass auch im Winter, infolge des verdampfenden E ises, sich Wasser iu der Luft befindet, so sind das zwei, wie mir scheint, sehr gewagte und wohl nur a d hoc aufgestellte Ansichten.«

»Die Temperaturfläche 0°, an welcher diese Reibungen stattfinden sollen, und die nach S o h n c k e wie eine elektrische Fläche wirkt, der die — elek­trische Erde gegenübersteht, senkt sich gegen den Winter zu herab bis zur Berührung mit der Erde. Nach S o h n c k e soll dadurch das Anwachsen des Potentialgefälles im Winter bedingt sein. Allein dieses Potentialgefälle hängt nur ab von den Ladungen der Erde und der Temperaturfläche 0°, nicht aber von deren Entfernung, so dass dasselbe constant bleiben m ü sste; es kann also auf diese W eise der Unterschied zwischen Sommer und Winter nicht erklärt werden. Das Gleiche g ilt von den täglichen Maxima und Minima des Potentialgefälles.«

»Eine endgiltige W iderlegung dieser Theorie ließe sich aber nur durch Beobachtungen im Luftballon während des W inters herbeiführen; nach S o h n c k e und L u v i n i müsste nämlich das Potentialgefälle dann m it der Höhe abnehmen, nimmt es dagegen, wie im Sommer zu, so wäre der Beweis erbracht, dass sich in der Luft nicht positive, sondern negative Partikelchen befinden.«

»Soweit man aber jetzt schon die Consequenzen dieser Theorie verfolgen kann, muss man sagen, dass sie nicht im Stande is t , die Thatsachen ge­nügend zu erklären.«

Damit überlassen wir es dem eigenen Ermessen unserer Leser zu beur- theilen, ob die besprochene Hypothese geeignet ist, um auf selbe eine Theorie aufzubauen oder doch diese zu stützen.

F a l b führt ferner an, dass Freih. G. F r i e s e n h o f s nW etterka len deru sich auf seine Theorie von den »Umwälzungen« stütze, was auch vollkommen richtig ist. F r i e s e n h o f gibt in diesem Kalender sechs »Fundamentalsätze« über die Flutfactoren, die Partialculminationen derselben, die Undulationen der Flntcurven etc. an, alles mit Bezug auf ihren Wettereinfluss und »fingiert«

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sich Werte für jeden derselben in einer W eise, die lebhaft an die kaba- listischen Zahlen der Astrologen erinnert, jedenfalls aber die reinste, wissen­schaftlich nicht begründete Empirik sind. Bei diesem Anlasse können wir nicht unterlassen, eines Ausspruches F r i e s e n h o f s zu gedenken, welchen er wenige Jahre früher in seiner » W etterlehre« ’) — allerdings speciell über den vermeintlichen Einfluss der Phasen des Mondes — gethan h a t, da uns derselbe stets als eine der überzeugendsten Argumentationen g e g e n den Mondeinfluss erschienen ist. Dieser Autor sagte nämlich (S. 3 0 ): »Weiterkann man noch vorführen, dass, wenn wirklich der Mond eine wetterbildende Kraft besäße, und aus welch’ immer denn doch nur natürlichen Gründen die Fähigkeit hätte , heute Regen zu erzeugen, ein anderesmal aber schönes W etter, so müsste diese seine Wirkung denn doch überall dieselbe sein, während wir thatsächlich, oft in der nächsten Nachbarschaft, das verschieden­artigste Wetter antreffen. Es hieße doch den Wahnsinn auf die Spitze treiben, dem Monde eine launenhafte W ettervertheilung zuzumuthen. Wenn trotz der offenkundigen Unhaltbarkeit des Mondphasenglaubens selbst solche Leute daran festhalten, denen man den Vorwurf nicht machen kann, dass sie dem Vor- urtheile gedankenlos Vorschub leisten , so erklärt sich dies dadurch, dass ihr Glaube darin Nahrung findet, dass z u f ä l l i g sehr häufig ein Wetterwechsel auf das Datum einer Mondphase trifft. Es entfallen auf ein Jahr circa 120 W etterwechsel und 50 Mondphasen, so dass nach der W ahrscheinlichkeits­rechnung auf sieben Mondphasen dreimal auch ein W etterwechsel eintreffen wird, oder per Jahr sind 21 Übereiustimmungsfälle zu erwarten. Dies ist hinreichend, wenn man bedenkt, dass das Zusammentreffen eher bemerkt wird als das Ausbleiben. Am klarsten sprechen wohl Ausweise, aber wer an Mondphasen glaubt, führt sie nicht, und wer sie führt, glaubt an jene nicht.« Und wenn nun aus Saulus ein Paulus geworden, so wird der »Herr« doch mitunter »verleugnet«. So äußert sich F r i e s e n h o f aus Anlass einer nicht eingetroffenen Prognose folgendermaßen: »Die ganz ausserordentlich intensive Zyklonenbildung findet in den Flutelementen nicht die mindeste Erklärung, und beweist deutlich, dass die Flut wohl v o r h a n d e n e Minimalgebiete ver­stärken kann, dass die erste Entstehung derselben aber auf ganz andere Ursachen zurückgeführt werden m uss, es d a h e r u n b e d i n g t f a l s c h i s t , w e n n R u d o l f F a l b d i e F l u t a l s d e n E r z e u g e r d e r Z y k l o n e n h i n s t e l l t 2).«

Und nun kommen wir zum schlimmsten Theile der von F a l b auf­gestellten Theorie, nämlich zu ihrer praktischen Verwertung. Denn ange­nommen selbst, dass gar keine Einwendung gegen die Richtigkeit dieser Theorie erhoben werden könnte, so wäre der praktische Vortheil daraus dennoch gleich Null. Sagt doch der Verfasser darüber selbst: »Nach unserer Ansicht erleidet die praktische Verwertung dieser Theorie vorläufig deshalb noch eine Einschränkung, weil jene Hochfluttage, von welchen man, ob der Häufung von Factoren, mit größerer Sicherheit den Sieg über andere, das Wetter mitbedingende Factoren und locale Zustände erwarten darf, im Laufe eines Jahres denn doch zu wenig zahlreich sind. Gerade in jener Jahreszeit, welche dem Landwirte besonders am Herzen lieg t, im Sommer, erscheint der merkliche Einfluss des Mondes durch die zahlreichen übrigen Wetter-

’) » Wetterlehre oder praktische Meteorologie.» Von Frh. G. Fr i e s e nho f . 1879» 9 »Controlresultat des Wetterkalenders für Ungarn für Jänner 1 8 8 4 .“

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factoren, namentlich durch die Präpotenz der von der Sonnenwärme abhän­gigen Vertheilung der Feuchtigkeit und elektrischen Spannung größtentheils maskiert; Gewitter treten in dieser Jahreszeit im ganzen fast alltäglich irgendwo auf. Konnte nun der wissenschaftliche Nachweis des Mondeinflusses auf die Sommermonate verzichten und sich auf die Wintermonate beschränken, so stellt das praktische Bedürfnis eine umgekehrte Forderung.« Und ferner: »Die vorausgegebene, allgemeine Charakteristik der atmosphärischen Flut kann sich also selbst im günstigsten Falle nur auf die nächste Umgebung des theoretischen Hochflutdatums beschränken.«

Wodurch unterscheidet sich also die Theorie F a l b s von jener der übrigen, von ihm so sehr verlästerten Gelehrten, beziehungsweise von dem Standpunkte, welchen die W issenschaft dermalen dem Mondeinflusse gegen­über einnimmt? Da die atmosphärische Attraction des Mondes von keinem denkenden Menschen bestritten, sondern bloß deren Einfluss auf das Wetter allgemein als ein verschwindender gegenüber den übrigen einwirkenden Factoren erachtet w ird, so besteht der Gegensatz der F a l b sehen Auffassungen nur darin, dass er einen Zusammenhang zwischen der Flutconstellation und den Wintergewittern nachgewiesen zu haben erklärt. Selbst wenn dies nun wirklich der Fall wäre, gäbe uns eine solche Constellation noch immer keinen auch nur halbwegs sicheren Anhaltspunkt über das thatsächliche Eintreten von Gewittern. Sie können eben an irgend einem Orte der Erde eintreten oder n ic h t, einige Tage vor oder nach einer Flutconstellation, — kurz wir erfahren eigentlich nur, dass im W inter öfter schlechtes Wetter herrscht, was leider wahr, aber auch — bekannt ist. Ähnlich wie T o a l d o , welcher Krankheiten, die mit den Mondpunkten zusam m enfallen, für kritisch hält, stehen nach F a l b »Magen- und Darmkrankheiten in Beziehung zu den Hoch­fluten«, und wünscht er, dass die Ärzte sich für die weitere Untersuchung dieser Frage interessieren. Soll nach dieser Richtung hin etwa das praktische Ergebnis der vorliegenden Studien gesucht werden?

F a l b schreibt geistreich und angenehm , und das von ihm verfolgte Studium ist gewiss der Mühe w ert, — dies ist aber auch a lle s , was wir, zu unserem Leidwesen, zugestehen können. Den »Glauben an den Mond« hat er in uns nicht gefestigt, die Empfindung, dass derselbe einen wichtigen Einfluss auf die Vorgänge in der Atmosphäre haben müsse, nicht überzeugend begründet. Wir können vielmehr nur der Ansicht V. B e b b e r s beipflichten, der sagt: »Die Einzelfälle, welche F a l b für seine Theorie ins Feld führt, sind durchaus nicht beweisend für die Existenz eines N aturgesetzes, mit solchen Einzelfällen lässt sich am Ende jede Hypothese bew eisen« , ferner der Besprechung in der »M eteorologischen Z e itsch r ift« *): »Die VersucheF a l b s , eine physikalische Erklärung des Mondeinflnsses zu geben, sind zwar anerkennenswert, aber nicht überzeugend, entbehren vielmehr ganz der genü­genden Begründung.«

Dem Ausspruche G. Ch. L i c h t e n b e r g s aber: »Der Mond s o l l t e zwar keinen Einfluss auf das Wetter haben, er hat aber doch einen«, möchten wir nach den angestellten Betrachtungen den Satz entgegenstellen: D e r Mond h a t z w a r e i n e n E i n f l u s s a u f d a s W e t t e r , a b e r d i e s e r E i n f l u s s i s t so g u t — w i e k e i n e r .

Warten wir das Ergebnis weiterer Forschungen ab.

*) Jänner 1887.

Mittheilungen aus dem Gebiete des Seewesens 1887, Nr. 5 und 6. jg

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Zur Verbesserung der Länge für eine Änderung der Breite.

In nautischen Lehrbüchern und Tafelsammlungen, so auch in den vN au tisc lien T afeln der k . k. K rieg sm a rin en , Pola 1882 (zweite verbesserte Auflage, Pola 1885) und im H andbuche der N a v ig a tio n « (zweite verbesserte Auflage, Berlin 1881 ) sind auf den Seiten 186 und 187 , beziehungsweise 266 und 267 Tafeln enthalten, mittels welcher jener Fehler in der berech­neten Länge leicht bestimmt werden kann, welcher einer Änderung der bei der Berechnung des Stundenwinkels angenommenen Breite en tsp rich t1).

In den vA n n a len der H ydrograph ie u n d m aritim en M eteorologien, Jahrgang 1885 , S. 27 7 n. f., machte Herr Capitänlieutenant a. D. R o t t o c k darauf aufmerksam, dass sich eine wesentliche V ereinfachung dieser Fehler­bestimmung herstellen lässt, wenn man statt der oben erwähnten zwei Tafeln eine andere benützt, welche für die Eingänge » A z i m u t h « und » B r e i t e « berechnet i s t 2).

Da es nur als zweckmäßig bezeichnet werden kann, die Gesammt- correction einer einzigen Tafel zu entnehmen, welche sie unmittelbar und bezüglich des Anbringens der Correction sehr vereinfacht gibt, so glauben wir sie unseren Lesern sammt den dazu nothwendigen Bemerkungen mit­theilen zu sollen.

Wenn li die Höhe, d die Declination, t den Stundenwinkel, co das Azi-muth des betreffenden Gestirnes und cp die geographische Breite des Beob­achters bezeichnet, so gibt das Positionsdreieck die Formel:

sin h = sin d sin cp -f- cos d cos cp cos t.Differentiiert man nach cp und t, so erhält man

oderdcp (cos cp s in d — sin cp cos d cos t ) = cos d cos cp s in t d t .

Der Factor von d cp ist aber gleich cos li cos ca; es wird daher

l) Unseres Wissens wurden diese Tafeln zuerst im nNautical Magazine« 1873 von Herrn J. F. T r i v e t t veröffentlicht. Für den Abdruck in den »Nautischen Tafeln« (1882) sind sie, laut Anmerkung auf S. IX daselbst, neu berechnet worden.

Dabei geschah es, dass (jedoch nur in der Auflage 1882) in der Spalte 6k 0m auf S. 187 derselbe » D r u c k f e h l e r « vorkommt, der im Jahrgänge 1873 des nNautical Magazine« und auch in b e i d e n Auflagen des nHandbuehes der Navigation« enthalten ist. .Dieser Fehler ist von Herrn W. H. B o l t bereits im Jahrgange 1874 (S. 134) des nNautical Magazine« angezeigt worden.

*) Eine ähnliche jedoch sehr compendiöse Tafel bringt bereits nNautical Magazine« im Jahrgang 1832 (S. 236) als dem Memoire sur l'Astronomie Nautique« von Mazure D u h a m e l (Paris, 1822) entnommen.

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Das Azimuth des Gestirnes kann bei der Höhenbeobachtung, da es — ebenso wie die Breite — nur genähert bekannt zu sein braucht, durch Peilung am Compasse bestimmt oder einer der bekannten Azimuthtafeln entnommen werden.

Aus der nachfolgenden Tafel R o t t o c k s , welche für die »M itth eilu n gen « neu berechnet und erweitert worden ist, kann mit den Eingängen »Breite« (von 0 — 70°) und »Azimuth« (von 0 — 90") der Wert von d t gefunden werden, welcher jew eilig einem dcp = 1' entspricht.

Um die erhaltene Verbesserung sofort auf die L ä n g e zu beziehen, stellt Capitänlieutenant R o t t o c k die folgenden Regeln auf:

1. Liegt das Azimuth im ersten (N E -) oder dritten (SW-)Quadranten, so verlegt eine Breitenänderung nach Norden die Länge nach W esten ; eine Breitenänderung nach Süden hingegen verlegt die Länge nach Osten.

2. Liegt das Azimuth im zweiten (SE -) oder vierten (N W -) Quadranten,Worden)so findet das Umgekehrte statt, d . h . durch eine Breitenänderung nach <gü(jen j

erfolgt ein Verlegen der Länge nach {W esten}'

B e i s p i e l 1 (S. S. X der »N au tisch en Ta f e l n« ) : Man habe mit der gegissten Breite 4 9° 20' N . die Länge 8" 3 1 ,6 ' W. v. Grw. berechnet und zur Zeit der Beobachtung die Peilung der Sonne S. 35 ,7° E. vorgenommeu.

Aus der Meridianbeobachtnng der Sonne sei Mittags gefunden worden, dass die Breite zur Beobachtungszeit (Vormittags) 49" 2 9 ' N . betragen habe.

Mit diesen Daten findet man:

somit die Gesammtcorrection der Länge, welche im Falle des Beispieles nach Osten verlegt wird.

Es ist somit W. v. Grw. die für die Breiten­verbesserung corrigierte Länge zur Zeit der Vormittagsbeobachtung.

B e i s p i e l 2 (s. S. 268 im »H andbuch der N a v ig a tio n « ): Aus einer Höhenbeobachtung des Canopus (a Argus) in Breite 3 2° 13 ' S. wurde die Länge 108° 2 1 ,8 ' E. v. Grw. berechnet; die Peilung des Sternes war zur Zeit der Beobachtung S. 43° W., die richtige Breite 33° 0 ' S.

Aus der Tafel findet man für 33° Breite und 43° Azimuth d t = 1 ,27 , somit die Correction (für eine Breitenverbesserung von 47 ') 47 X 1 ,27 = 59 ,7 und die verbesserte Länge, da die Peilung im dritten Quadranten und die Breite nach Süd verlegt war, E . v. Grw.

R. M.

oder

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V

Anleitung für das Sammeln von Naturgegenständen auf Seereisen.

Die nA rchives de M edecine n a va le« bringen in ihrem Märzhefte dieses Jahres eine Anleitung für das Sammeln von naturhistorischen Objecten zur See, verfasst von Dr. P o u c h e t , Director des »L aborato ire m aritim e« in Carcarneau und Professor am Museum in Paris.

Diese Anleitung, welche wir hier in Übersetzung wiedergeben, enthält in knappster Form a lle s , was die Art des Sammelns, Conservierens und Verpackens von Naturgegenständen an Bord von Kriegsschiffen betrifft. Es sind außerdem wichtige Anhaltspunkte darüber gegeben, was man sammeln soll, was selten oder was für Naturforscher vom Fach von Interesse ist.

Das Hauptgewicht ist in dieser Anleitung darauf gelegt, dass man keinen großen Apparat mitzunehmen hat, und es sind schlagende Beispiele angeführt, was alles von der französischen Marine mit den geringsten Mitteln, sozusagen mit Bordmitteln, gesammelt wurde.

Es ist eine landläufige Ansicht, dass es auf Seereisen wenig mehr an Naturgegenständen zu entdecken gebe, dass die Erde an den der Schiffahrt zugänglichen Küsten so gut wie »abgeklaubt« sei, und dass es da schwer halte, etwas Neues, für große Museen Interessantes zu finden. Ebenso ist der Glaube verbreitet, dass man, um etwas als Sammler leisten zu können, eines großen Apparates von Hilfsmitteln und vor allem eines umfangreichen naturhistorischen W issens bedürfe. Dem tritt Dr. P o u c h e t entschieden entgegen; er wendet sich in seiner Instruction nicht einmal an die Marine-Ärzte allein, sondern adressiert sie an die Marine-Officiere im allgemeinen und erwartet von ihrer Initiative, ihrem guten Willen Ersprießliches für eine Sammlung, welche wie jene des Museums in Paris, zu den reichsten der W elt gehört. Für jede Art des Sammelns gibt er die einfachsten Hilfsm ittel an, die zumeist an Bord zubeschaffen sind und zeigt in Ermangelung selbst dieser, wie man sich zuhelfen vermag, »se debrou iller« , wie er sagt.

Man sieht es dieser Anweisung ohneweiters an, dass sie nicht auf diein reich ausgestatteten Universitäts-Laboratorien gemachten Erfahrungen hin geschrieben ist, sondern dass der Verfasser ein gereister praktischer Natur­forscher ist, wie es Franklin verlangt, dass er nämlich n ö tig e n fa lls mit einer Säge zu bohren und mit einem Bohrer zu sägen im Stande sei.

Jetzt, da die k. k. Kriegsschiffe häufiger in überseeischer Mission ferne Länder berühren, wo man nach des Autors Angabe alles sammeln soll bis auf die K ieselsteine am Ufer, wird diese Anleitung von großem Nutzen sein für die Marineärzte und Seeofficiere, die mit naturhistorischen Sammlungen betraut sind.

Gewiss werden diese Sammlungen für die Museen in Wien von nicht geringerem Werte sein, als sie es für eines der reichsten Museen der Welt sind, für jenes in Paris.

Wir lassen nun den Wortlaut von Dr. P o u c h e t s Abhandlung folgen.

*

Wiederholt schon haben sich Marine-Ofäciere bestrebt, während ihrer Mußestunden in fernen Stationen oder hei ruhigem W etter auf Seereisen zur Erweiterung der naturwissenschaftlichen K enntnisse und zur Bereicherung der nationalen Museen beizutragen.

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Um einem oft geäußerten Wunsche zu entsprechen, bringen wir die folgende Anleitung zum Sammeln naturwissenschaftlicher Gegenstände. Sie ist sehr kurz und könnte beträchtlich ausgedehnt werden; sie wird aber wenigstens zeigen, wie es im großen und ganzen leicht ist, in fernen Ländern wichtige Gegenstände für das Studium und die W issenschaft zu sammeln. Wir wollen nur ein Beispiel aus jüngster Zeit anführen. Beim Fischen mit dem Schweb- netze hat Dr. P e t i t , Chefarzt an Bord des Transportschiffes L’ Europe, auf der Reise von Tamatave nach Toulon eine ganz neue Crustacee gefunden, zugehörig zur Gruppe der Ostracoden oder Daphnien. Gefischt vor Anker hei der Insel Bourbon, mag sie vielleicht aus den Süßwasserläufen dieser Insel stammen, vielleicht ist sie eine Bewohnerin des indischen Oceans. In einem Falle wie in dem anderen bietet diese Form, sei es durch ihre Beschränkung auf die Insel Bourbon, sei es durch ihren W ohnsitz im Meere, ein sehr wesentliches Interesse für die Zoologen.1)

Wir führen dieses Beispiel nur an, weil es in jüngster Zeit vor­gekommen ist.

Den Seeleuten ist es im allgemeinen nicht genügend bekannt, dass sie, wenn sie in ferne Länder kommen, alles mitnehmen sollen, man kann fast sagen, selbst die Kieselsteine am U fe r 2). Irgend ein Thier, der gewöhnlichste Gegenstand auf dem Markte einer fernen Stadt, ist für den Forscher oft ein seltenes Object, welches immer Interesse darbietet, wenn es gut erhalten und mit genauer Angabe der Provenienz gebracht wird.

Eine interessante Sammlung ist z. B. die des Schlammes, wie er nach jedem Lichten vom Anker abgenommen werden kann. Dieser getrocknete Schlamm wird immer, besonders für Naturforscher, die sich mit Diatomeen, Foraminiferen etc. beschäftigen, ein wichtiger Gegenstand des Studiums sein. Um denselben mitnehmen zu können, genügt es, ihn trocknen zu lassen und dann in Papier einzuschlagen.

An den Küsten Frankreichs, Englands, Norwegens und Italiens entdeckt man noch immer von Zeit zu Zeit selbst vor den Fenstern der Seelaboratorien eine Anzahl neuer Arten.

Man kann daraus schließen, wie die K ataloge der zoologischen Sammlungen anwachsen würden, wenn man jedesmal, so oft es möglich ist, an fernen Küsten die von der Ebbe freigelassenen Stellen absuchen würde. W ir werden später auf diesen Punkt zurückkommen. Der Wert solcher mitgebrachter Sammlungen liegt übrigens nicht allein darin, dass sie uns neue Arten zur Kenntnis bringen, sondern sie unterstützen auch die Naturforscher bei der Entdeckung jener Gesetze, von welchen die Ausbreitung gewisser Arten, deren Wanderung von Ort zu Ort, von der Oberfläche des Meeres gegen die Tiefe zn ver­schiedenen Jahreszeiten abhängt.

Natürlich muss man viel von dem Geiste der Initiative jedes Einzelnen erwarten, jener Initiative, die durch das Leben zur See in so bemerkens­werter W eise entwickelt wird. Was die nachfolgenden Zeilen bieten, sind vielmehr Andeutungen als Anleitungen, und es wäre unmöglich, bezüglich

') Diese Crustacee wurde unter dem Namen Philomedes Petiti von de Gue r n e , welchem ich die Sammlungen des Dr. P e t i t zugescbickt habe, beschrieben. (S. Bullet. Soc. Zool. de France 1887.)

5) Wobei man sich sorgfältig hüten muss, nicht etwa an Orten zu sammeln, wo die Schiffe ihren Ballast löschen.

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derselben eine strenge Reihenfolge einzuhalten. Wir haben uns nur darauf zu beschränken, den Gegenstand in Abtheilungen zn bringen, uud müssen es hiebei jedem Einzelnen überlassen, jene Capitel zurathe zn ziehen, in welchen er nützliche Andeutungen zu finden glaubt, und vor allem es lieber noch besser zu machen, als unsere Andeutungen aufs Wort zu befolgen.

Es steht selbstverständlich fest, dass, wenn es nicht möglich ist, sich b u c h s t ä b l i c h nach einigen der von uns angegebenen Anweisungen zu halten, man die Sammlung bewerkstellige, wie es eben geht, und das Ergebnis an die Anstalt, die zu bereichern man die Absicht hat, absende.

Der Mittelpunkt aller naturhistorischen Sammlungen in Frankreich ist das Museum, an welches man jederzeit seine Zusendungen, falls die gesammelten Materialien sich anhäufen, im W e g e d e r f r a n z ö s i s c h e n C o n s u l a t e und d u r c h d i e B e h ö r d e n g e l a n g e n l a s s e n k a n n .

V e r p a c k u n g . Man kann im voraus die Gegenstände nicht angeben, die man in Hinblick auf naturhistorische Sammlungen mitnehmen soll. Pack­materiale, geeignet für Tliiere aller Arten, würde kostspielig und umfangreich sein, daher sehr auf die H ilfsm ittel des Schiffes gerechnet werden muss. Man vergesse im besonderen nicht, dass Flaschen jeder Art, Conserven- oder Fettbüchsen, gut gereinigt und verlöthet, ganz vorzügliche Behälter darstellen.

Um zu erfahren, ob der Alkohol oder irgend eine andere Conservier- flüssigkeit sich in den Büchsen gut erhalten hat, genügt es, ein Loch in dieselben zu machen und etwas Flüssigkeit heraus zn lassen. Erscheint die Conservierung gefährdet, so wird die Büchse ganz aufgemacht und die Flüssigkeit gewechselt, anderenfalls verlöthet man das Loch.

Es ist gut, A l k o h o l mitzunehmen, wenn dies möglich ist (im Noth- falle kann man mit dem gewöhnlichen käuflichen Spiritus auskommen, nur muss man ihn öfter w echseln); ferner d o p p e l t c h r o m s a u r e s K a l i , L ö s c h ­p a p i e r , um Pflanzen zn trocknen etc.

In See kann man nicht gut naturhistorische Studien im eigentlichen Sinne des Wortes vornehmen. Allerdings könnten im Nothfalle die elementarsten Abhandlungen zurathe gezogen werden, aber selbst das ist nicht nothwendig. In See sei es die einzige Sorge, das einzige Streben, Gegenstände unter den möglichst besten Bedingungen zu s a m m e l n . Man trachte nur nach Möglichkeit, Notizen über die Beobachtungen aufzuzeichnen, die man gemacht hat und die wissenswert erschienen, so z. B. Beobachtungen über gewisse Thierarten, über ihr Benehmen, ihre Nahrung, ihr Erscheinen, die Richtung ihrer Wanderung etc.

E t i k e t t i e r u n g . Jeder Gegenstand, den man conservieren will, muss etikettiert werden. N ie und in keinem Falle darf man sich auf sein Gedächtnis verlassen, sondern man muss gleich etikettieren, so gut es immer gehen mag. Die Regeln, welche wir hiefür angeben, sind die besten. M an d a r f a b e r n i e a u f d a s m i n d e r G u t e v e r z i c h t e n u n t e r d e m V o r w a n d e , m a n s e i n i c h t i m S t a n d e , e s s e h r g u t zu m a c h e n .

Nur wer nicht in der W elt herumgekommen ist, glaubt, dass man auf Reisen immer alles so machen kann, wie man es w ill oder wie es sein soll. Man etikettiere also wie man kann. Die Etiketten, aus Pergament für Gegenstände, die in Salz oder der M ü l l e r ’schen Lösung conserviert werden, oder aus Papier in Ermanglung von Pergament für Gegenstände, die in Alkohol eingelegt werden, sollen groß sein und mit chinesischem Tusch beschrieben werden. Hat man keinen Tusch, so schreibe man mit B leistift, aber mit

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Graphit-Bleistift; es ist wichtig, nicht A nilin-B leistifte zu verwenden, weil deren Substanz sich in Alkohol auflöst. Zweckmäßig ist es, die Etiketten doppelt anzulegen; die eine legt man mit dem Gegenstände in Alkohol, die andere klebt man außen an das Gefäß an. Wenn möglich soll die äußere Etikette, nachdem sie angeklebt ist, überfirnisst werden. Die innere Etikette soll nach Thunlichkeit immer an dem Gegenstände befestigt sein; das ein­fachste für diesen Zweck ist ein Faden. Ganz besonders nöthig ist es aber, die Etikette an das Object zu befestigen, sobald das Gefäß verschiedene Gegenstände aufzunehmen hat. Die äußere Etikette bringe man immer entfernt von der Mündung des Glases an. Endlich ist es angezeigt, überdies noch alle Beobachtungen, die auf den Gegenstand Bezug haben, im Detail in ein Notizbuch einzutragen, mit der Nummer der Nachweisung.

Ölfarbe oder Firnis ist von Nutzen, um die Gläser oder Blechbüchsen zu numerieren, besonders wenn diese Gefäße dazu bestimmt sind, in den stets feuchten tieferen Schiffsräumen aufbewahrt zu werden.

Um jede Verwirrung zu vermeiden, ist es das Beste, für die Grundlage der Numerierung und der Nachweisung im Notizbuche das Datum in drei Ziffern ausgedrückt zu wählen, welche Tag, Monat uud Jahr bezeichnen, z. B. 2, 7, 87 oder 23 , 2, 88 (2. Juli 1887 oder 23 . Februar 1 8 8 8 ). Hat man mehr als ein Gefäß für einen Tag zur Verfügung, kann man immer einen Buchstaben oder eine Hilfszahl hinzufügen.

A n w e n d u n g d e s K o c h s a l z e s . Das Kochsalz ist ein wertvolles Hilfsmittel zur Conservierung voluminöser Stücke. Man kann es überall kaufen. Wir erhielten selbst Walfischherzen, ja sogar den 3 m langen Fötus eines Walfisches in dieser W eise conserviert in vollständig gut erhaltenem Zustande durch Gebrauch des Salzes. Man lässt das Blut ausfließen, hierauf füllt man, und zwar wenn es das Klima zulässt nach Verlauf mehrerer Stunden, die Bauchhöhle und den Mund mit Salz au, und legt das Thier in ein Fass oder eine Kiste, ganz eingetaucht in Salz. In gleicher Weise conserviert man umfangreiche Organe, indem man sie in ein Fass abwechselnd mit Lagen von Salz legt. Die Menge des Salzes ist nie zn groß, der Gegenstand muss in demselben ganz eingetaucht sein. Es ist immer von höchstem Interesse, in dieser Weise Fötusse oder Eingeweide von C etaceen, besonders eine Gebärmutter mit dem Embryo mitznbringen. Man muss nur vorher mit einem Messer einige Einschnitte anbringen, um das Fruchtwasser abfließen zu lassen. Ganze Cetaceenköpfe, in solcher W eise conserviert, sind ebenfalls von hohem Interesse.

Besonders an derartigen umfangreichen Gegenständen muss die Pergament- Etikette sorgfältig mit Spagat befestigt werden. Im Nothfalle kann man die­selbe durch ein Holztäfelchen mit eingeschnittener Nummer ersetzen oder, was noch einfacher ist, in den Rand des Täfelchens kann eine gewisse Anzahl von Kerben eingeschnitten werden, welche der Nummer entsprechen. Es genügt, dass diese Zahl der Nummer des Notizbuches entspricht.

Ist das Fass oder die K iste einmal voll, so schließt man sie, um sie erst am Bestimmungsorte wieder zu öffnen; nur hat man sie noch mit Genauigkeit zu bezeichnen. In gleicher W eise kann man große Fische con- servieren; für kleinere gibt es bessere Verfahren, die weiter unten angegeben werden.

A n w e n d u n g d e r M ü l l e r ’s c h e n L ö s u n g . Die M ü l l e r ’sche Lösung eignet sich nur zur Conservierung von W irbelthieren, ausgezeichnet dient

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sie aber für die Aufbewahrung junger Embryonen. Sie ist besonders dann passend, wenn die Gegenstände später einer mikroskopischen Untersuchung unterzogen werden sollen, in welchem Falle dieselben nur in absolut frischem Zustande eingelegt werden dürfen. Sind die für mikroskopische Untersuchung bestimmten Objecte nicht ganz frisch, so muss man sie in Alkohol, in Salz oder irgend eine Conservierflüssigkeit, wie sie der Art oder Größe des Gegen­standes entspricht, aufbewahren. Die Zusammensetzung der M ü l l e r ’schen Lösung i s t :

W asser (auch S eew a sser ) 1 lDoppeltkohlensaures K a l i 25 gSchwefelsaures N a tro n 10 g

Man legt die frischen Gegenstände, mit der größten Sorgfalt jede Zerrung oder Zusammenpressung vermeidend, in ein Gefäß voll mit dieser Lösung. Ein tiefer Teller genügt, wenn die Stücke nur von geringer Ausdehnung sind. Is t der Bauch voluminös, so schneidet man mit einem gut schneidenden Messer oder Rasiermesser stark ein und lässt sich hiebei von dem Gesichts­punkte leiten, dass die Dicke eines Stückes, welches die Lösung ganz durch­tränken soll, nie 4 — 5 cm überschreiten darf.

Die Augen verschiedener Thiere, drüsige und zarte Theile, Embryonen, besonders die der Reptilien und Vögel, müssen in der M ü l l e r ’schen Lösung conserviert werden.

Die Augen müssen im voraus immer im Äquator der Kugel mit einem sehr spitzen Scalpelle aufgestochen werden, um Druck zu vermeiden.

Die in einen Überschuss M ü l le r ’scher Lösung gelegten Stücke lässt man bis zum nächsten Tage sich ansaugen, dann gießt man die Lösung ab und erneuert sie, immer mit der Vorsicht, dass man die Gegenstände weder zerrt noch drückt. Zwei bis drei Tage hierauf erneuert man noch einmal die Lösung und legt dann nach Verlauf von acht bis zehn Tagen die Gegenstände definitiv in Gläser oder Blechbüchsen mit frischer M ü l l e r ’scher Lösung und einem Tropfen Carbolsäure, oder einfach einem Stückchen Kampfer, um die Ent­wicklung von Schimmel zu verhindern.

Die Gefäße können nun ganz angefüllt werden; eine einzige Etikette genügt, wenn die eingelegten Gegenstände von einer einzigen Thierart stammen. Der Anatom wird immer die so conservierten Gegenstände erkennem Rühren die Sammelstücke von verschiedenen Arten her, so müssen sie von einander getrennt werden. Zu diesem Zwecke kann man die Gegenstände von gleicher Provenienz in gut zusammengebundene oder zusammengenähte Leinwand ein­wickeln. Auch kann man die einzelnen Stücke in dem Gefäße durch dicke Lagen von W atte oder Werg trennen, immer unter der Voraussetzung, dass das Gefäß ganz voll ist, und dass durch Bewegungen der Inhalt nicht gerüttelt werden kann.

H at man den Inhalt von Eiern der Reptilien und Plagiostomen (Rochen, Haie etc.) aufzubewahren, so zerbricht man das Ei in M ü l l e r ’scher Lösung und zerreißt das Gelbe, welches sich in dieser Lösung vertheilt. Tags darauf nimmt man den Embryo mit seinen Häuten allein heraus, gibt ihn in frische Lösung und geht weiter so vor, wie oben angegeben wurde. Die Eischalen können separat aufbewahrt werden.

A n w e n d u n g d e s A l k o h o l s . Der Alkohol wird nur für die wirbel­losen Thiere verwendet, für Mollusken, Crustaceen, Würmer, Schwämme, Insecten, Larven etc. Auch ist es zweckmäßig, in Alkohol die Eier von

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Wirbelthieren und selbst kleine Reptilien, Vögel, Fische, Säugethiere zu conservieren. Nur habe man Acht, diesen Thieren den Bauch zu öffnen, damit der Alkohol eindringen könne. Auch ist es gut, ein bis zwei Stiche mittels einer starken Nadel oder eines sehr feinen Scalpelles im Schädel anzubringen.

Der Alkohol muss stark, zum mindesten 70grädig genommen werden. Die Gegenstände werden direct in jene Gefäße gelegt, in welchen sie end- giltig aufbewahrt werden sollen.

Sollen mehrere Stücke in demselben Gefäße Platz finden, so kann mau sie durch Lagen von W atte trennen, muss aber zu jedem eine eigene Etikette geben. Gut ist es, die W atte in feines Papier einzuwickeln, damit die Objecte nicht in directe Berührung mit derselben kommen; manche Thiere würden sich nämlich mit ihren Haken und Stacheln an die Watte anheften, was später heim Sondern viel Mühe verursachen würde. Dies g ilt besonders von kleinen Thieren, deren Glieder mit langen Haaren bedeckt sind (z. B. von vielen Crustaceen), welche Haare sich an die Watteflocken anheften und beschädigt werden oder abbrechen, sobald man den geringsten Zug ausübt.

Am besten ist es jedoch, wenn man zur Vermeidung von Verwechslungen und Irrungen eine solche Zusammenlegung verschiedener Gegenstände unter­lässt, vorausgesetzt natürlich, dass genug Gefäße vorhanden sind.

Die Menge des Alkohols, welche für die Conservierung zur Verwendung kommt, soll im allgemeinen das Dreifache des Volumens jenes Gegenstandes betragen, den man frisch einlegt. So lange der Alkohol gut durchsichtig bleibt, braucht man für die gute Conservierung des Gegenstandes nicht besorgt zu sein.

In Ermanglung von Gläsern kann man sich immer der gelötheten Conservenbücbsen bedienen, wie dies schon erwähnt wurde.

Wenn die Gläser, über welche man verfügt, klein und gebrechlich sind, z. B. Eprouvetten, so muss man sie abtheilungsweise, alle genau etikettiert und numeriert, in Conservenbücbsen einschließen, welche mit Alkohol und Watte anzufüllen sind.

Es kann nicht genug darauf aufmerksam gemacht w erden, dass Sammler Fragmente von Madreporen und Schwämme, in lebendem Zustande iu Alkohol eingelegt, mitnehmen sollen. Ebenso werden große Mollusken viel Interessantes bieten und wären jedenfalls zu conservieren, selbst wenn hiezu ein ganzes Fass Spiritus nötliig wäre.

A n w e n d u n g d e r O w e n ’s c h e n L ö s u n g . Die O w e n ’sche Lösung kann in gewissen Fällen mit großem Nutzen zur Verwendung kommen. Ihre Anwendung ist jedoch jedenfalls auf Objecte beschränkt, die keine Kalksalze enthalten. Deshalb kann man in dieselbe nie ein W irbelthier — nämlich des Skelettes wegen — einlegen oder einen See-Igel oder ein W eichthier mit der Schale etc.; hingegen dient die O w en ’sche Lösung zur Conservierung von Gehirnen, Theilen von Eingeweiden und im allgemeinen aller voluminösen Organe. Die Zusammensetzung der O w e n ’schen Lösung ist folgende:

Bei der Anwendung geht man so vor wie hei der M ü lle r ’schen Lösung. Immer muss man darauf achthahen, dass die Schimmelbildung ver­hütet werde, was man mit Kampher oder Carbolsäure erreicht.

Wasser . Kochsalz Alaun . . Sublimat

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S e e w i r b e l t h i e r e , i m b e s o n d e r e n Wa l e . Alle Wale sind inter­essant und verdienen mitgenommen zu werden, selbst solche, welche am meisten unseren Delphinen und Meerschweinen ähnlich sind. Das Museum von Paris besitzt bereits eine der schönsten, wenn nicht die schönste Sammlung der W elt von Skeletten der Cetaceeu, eine Ursache mehr, diesen Vorrang aufrecht zu erhalten und für seine Weiterdauer zu sorgen.

Hat man an der Küste eines dieser Thiere harpuniert oder gefangen, so öffne m an, wenn es ein Weibchen is t , sofort die Gebärmutter, um den Fötus herauszunekmen, der etwa darin sein könnte, und unterlasse es nicht, gleichzeitig seine Häute mitzunehmen. Große Fötusse legt man in Salz, die kleinen werden in Alkohol conserviert oder in Ermanglung von Alkohol in M ü l l e r ’scher Lösung.

Erwachsene Thiere conserviert man (wenn die Größe es zulässt) in Salz, falls sie selten sind, oder aber man zerlegt sie und trocknet dasSkelet. Besonders achte man auf die Knochen des Halses und jene, welche in der Nähe der Geschlechtstheile sind. Ein einfacher Vorgang besteht darin, dass man das Skelet in Salz legt, nachdem mau es im rohen aus­gearbeitet hat.

Kann man große Wale photographieren, so wird dies immer interessant und wertvoll sein. Von pittoresken oder künstlerischen Darstellungen ab­sehend, sollen derartige Photographien so viel als möglich vollkommen vom Profil genommen werden. In zweiter Linie haben genau en face-Photographien am meisten Interesse vom w issenschaftlichen Standpunkte aus.

Von den großen Cetaceen (Walfischen, Pottfischen und Spritzfischen)sind die Knochen, die man manchmal getrocknet und gebleicht an der Küste findet, immer zu sammeln. Waren sie etwas entfernt vom Ufer, so bieten sie umsomehr Interesse.

Hat man es mit einem frischen Thiere zu thun, dessen Skelet m it­zunehmen man sich versagen muss, so soll man w enigstens die Knochendes Zungenbeinapparates, jene der Schamgegend in der Nähe der Geschlechts­theile und vor allem die K n o c h e n d e r O h r e n g e g e n d sammeln und sie in Salz legen. Überdies sammle man Stücke der Haut, welche behaart oder mit Höckerchen und Parasiten besetzt sind. Ebenso conserviere man Theile des Magens und des Darmes, die Geschlechtsorgane, die Nieren, Augen etc. in Salz oder Alkohol. Theile der Eingeweide conservieren sich sehr gut in Salz und sind ausgezeichnete Objecte für das anatomische Studium. Es ist dabei wichtig, über die Theile der Organe, die man sammelt, genaue Angaben zu machen, besonders wenn es sich um Partien von Mägen oder Därmen handelt.

N icht zu verachten ist ferner der Inhalt des Magens oder vielmehr der verschiedenen Mägen, und man nehme immer eine Probe davon, welche in Alkohol zu legen ist.

Der von einem Ende bis zum anderen anfgeschlitzte Darm kann Parasiten zutage fördern, welche für Sammlungen kostbar sind. Diese Para­siten sollen gleichfalls in Alkohol gelegt werden. Von einigen derselben behauptet man, dass sie außerordentliche Dimensionen haben.

Endlich sind von Pottfischen die untersten Partien des Darmes und dessen Inhalt immer wichtig genug, um conserviert zu werden; sie können wertvolle Anhaltspunkte für die noch unbekannte Geschichte der Ambra geben.

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Ein großer Fötus eines großen W ales bietet immer ein bedeutendes Interesse für die W issenschaft. Im N othfalle kann man ihn in mehrere Stücke zerlegen. Yor allem ist der Kopf zu conservieren. Durch einige Stunden lässt man das Blut ausrinnen und die Stücke sind daun in Salz zu legen. Hat man zwei Fötusse, so lege man Stücke in M ü l l e r ’sche Lösung und andere in Alkohol.

F i s c h e . Man muss stets die Märkte besuchen und sich dort die Thiere aller jener Arten verschaffen, die nach ihrem Aussehen von denen unserer Küsten abweichen. Die Fische legt man in Alkohol, andere Thiere in M ü lle r ’sche Lösung. Ein gleichfalls sehr gutes Conservierungsmittel ist essigsaures Natron.

Bei großen und mittelgroßen Arten muss man immer in den Bauch einen Einschnitt machen. Dies ist besonders nöthig bei den Fischen, weil deren sehr wirksamer Magensaft bald die Mageuwände und selbst die Bauch­decken verdauen würde.

Hat man in See Fische mit der Angel gefangen, so versäume man nie. den Magen aufzumachen und die Thiere oder die Fragmente der Thiere, welche man etwa darin findet, zn sammeln. Prinz A l b e r t von M o n a c o konnte eine akademische Abhandlung über den Mageninhalt der Schildkröten verfassen, die im Verlaufe einer Reise auf seiner Jacht L ’H i r o n d e l l e gefangen wurden.

Wenn man Mnße und Talent dazu hat, ist es gut zu versuchen, die Farben der Fische in Aquarell wiederzugeben, und diese Farheuskizzen soll man dem Notizbuche beifügen , in welchem die Angaben der Etikette wiederholt und vervollständigt enthalten sind. Bilder solcher Art wurden schon öfter von Marine-Officiereu dem Museum eingeschickt.

Man soll vor dem V ersuche, die Färbungen der Fische wiederzugeben, nicht unter dem Vorwande zurückschrecken, dass man ein ungeschickter Maler oder Zeichner sei; selbst unvollkommene Versuche werden immer von Wichtigkeit und Interesse sein. Diese Bemerkung g ilt nicht allein für Fische, sondern für alle farbigen Thiere, deren Färbung zu conservieren man keine Aussicht hat.

I n s e c t e n u n d L a n d w e i c h t h i e r e . Die Jagd auf Insecten und Landweichthiere am Ufer ist oft ergiebig. Man wird immer interessante Arten finden, wenn man die Steine umwendet.

Die großen Insecten, ihre Larven und Puppen, die Tausendfüßler, die großen Spinnen haben immer W ichtigkeit für die Anatomie. Man lege stets eine Anzahl derselben theils in Alkohol, theils in ein Gemenge von gleichen Theilen Glycerin und Alkohol.

M e d u s e n u n d f r e i s c h w i m m e n d e P o l y p e n . Diese verschiedenen Thiere, wie Medusen, Beroen, Salpen, Siphonophoren, Seenesseln etc. sind am schwierigsten zu conservieren und in gutem Zustande mitzubringen. Wichtig ist es, dass man dieselben vorerst in einem natürlichen Zustande der Ruhe fixiert, welcher es später möglich macht, die Thiere zu studieren,ohne dass man hiebei durch Formveränderungen gestört ist, wie sie dieZusammenziehung veranlasst.

Das beste Fixierungsm ittel für diesen Zweck is t:1. Eine gesättigte Lösung von Alaun in Seewasser. Diese Lösung ist

ausgezeichnet für eine Menge von schwimmenden Thieren (Salpen, Pyro- somen, Pteropoden), welche in derselben hinlänglich langsam absterben, in

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der Regel ohne sich zusammenzuziehen. Sie conserviert gut die Gewebe, aber man kann die Thiere nicht längere Zeit darin lassen, weil sie sich schließlich zu sehr verändern würden. Deshalb ersetzt man nach Verlauf eines Tages die Alaunlösung nach und nach durch Alkohol in steigender Stärke, oder man gibt zur Alaunlösung Sublimat (1 : 1 0 0 ). Diese so modificierte Lösung kann auch dazu dienen, die Thiere zu fixieren, aber sie tödtet dieselben viel rascher und zieht sie manchmal noch mehr zusammen. (Sie ist minder gut für Salpen, besser jedoch für Medusen.)

2. Siedende Sublimatlösung (1 : 100 Seew asser); diese kann verwendet werden für M edusen, Beroen n. s. w. Die so fixierten Thiere werden hierauf in Alkohol, den man nach und nach zusetzt, aufbewahrt, oder auch in O w en ’scher Lösung.

3. L a n g ’sche Lösung. Wir geben zwei Formeln für dieselbe, die beide in gleicher W eise empfohlen werden:

W a s s e r ............................... 100 25 0K o ch sa lz ............................. 10 20E ssig sä u re .......................... 6 16Sublim at............................... 10 30A laun..................................... 0 ,5 2

Diese Lösung gibt oft ausgezeichnete Resultate, aber sie härtet die Thiere rasch und macht sie brüchig. Man muss letztere demnach nur kurze Zeit in der Lösung lassen, 1 — 15 Minuten, je nach der Größe der Thiere, und sie dann in Alkohol von 70° oder in O w e n ’sche Lösung übertragen.

J a g d b e i E b b e . Wenn sieb das Meer zurückzieht, so is t es leicht möglich, eine große Anzahl von Thieren zu erwischen, welche man ohne die Ebbe nur mit den größten Schwierigkeiten bekommen würde. In jeder Tiefe, fast nach Bruchtheilen von Metern gemessen, wohnen verschiedene Thier­arten. Es is t also wichtig, von starken Ebben N utzen zu ziehen. Man kommt so zu Thierarten, zu denen man bei mäßiger Ebbe nie gelangen würde.

Im allgemeinen verfährt man heim Sammeln bei Ebbe folgendermaßen: Je nach der Beschaffenheit der Küste, die man durchsuchen will, versieht man sich

1. hei Sandküsten mit einem möglichst starken Spaten;2» bei Felsenküsten mit einer Brechzange, die ein Mann bequem hand­

haben kann.Überdies muss man Feuerlöscheimer (aus Segelleinwand) mitnehmen,

um die Ausbeute an großen Thieren hineinzugeben, und einige Gläser und Eprouvetten mit Alkohol, um zarte Thiere einzulegen. Ferner muss man immer ein Messer bei sich haben, welches dazu dient, fest haftende Thiere abzulösen und solche Thiere, welche man nicht mit den Fingern fassen kann, ohne sie zu verletzen, mit der Messerspitze aufzunehmen.

Es ist zweckmäßig, das Sammeln ein bis zwei Stunden vor dem Zeit­punkte der tiefsten Ebbe zn beginnen, um die eigenen Kräfte zu schoneü. Eine solche Suche bei Ebbe ist immer sehr ermüdend. Man findet wohl stets unter der Bemannung zu dieser Art des Sammelns passende Leute, solche, die besser zu suchen und besser zu sehen vermögen als andere.

So lange der Meeresspiegel sinkt, muss man immer im tiefsten erreich­baren Niveau der See arbeiten und mit ihr abwärts gehen. Im allgemeinen suche man stets unter dem W asserspiegel, indem man, soweit es geht, ins

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Wasser steigt. Von dem Momente an, wo das Meer sich wieder zu heben beginnt, geht man langsam zurück.

Sammelt man an einer Felsenküste, so hat man nur wenig zu th u n ; an einer Sandküste muss man jedoch beim H inaufsteigen sehr achtgehen. Man kann Spuren entdecken, welche die Anwesenheit von Thieren verrathen, die man beim Abwärtsgehen, als das Meer noch sank, nicht entdeckt hat; z. B. Röhren von Anneliden, die jetzt hervorragen, weil sich der Sand nach dem Abflusse des W assers gesenkt hat.

Sammelt man bei Ebbe an einer Sandküste, so muss man den Sand aufwühlen. Gewöhnlich findet man ihn voll von Thieren aller Arten: Fischen, See-Igeln, W eichthieren, Würmern etc. Man sammle selbst die Bruchstücke von solchen, die etwa durch den Spaten entzwei geschnitten wurden, wenn es sich um ein Exemplar handelt, welches man noch nicht in unverletztem Zustande gefunden hat. Man gehe sich Mühe, alle Thiere zu sammeln, die ihre Anwesenheit durch sichtbare Spuren, wie kleine Sandwülste oder Sand­hügel mit Furchen (gegen Ende der Ebbe) oder kleine Trichter, verrathen.

Die Arbeit an Felsenküsten ist nicht weniger mühevoll. Man muss alle Unebenheiten untersuchen, die Algen anfheben, welche an den Felsen hängen, und vor allem die Steine umkehren. Unter den Steinen wird die reichste Ernte gemacht. Man muss sich gegenwärtig halten, dass, je größer die umzukehrenden Steine sind, desto größer, interessanter und seltener im allgemeinen die darunter gefundenen Thiere sein können. Im N othfalle müssen manchmal mehrere Leute zugleich zugreifen, um einen einzigen Stein umzuwenden.

Alle während einer uud derselben Ebbe gefangenen Thiere können in ein einziges Glas mit einer Etikette gegeben werden.

D a s S c h l e p p n e t z . Man kann mit dem Schleppnetze immer fischen, nur nicht in großen Tiefen. Prinz Albert von M o n a c o hat auf seiner Jacht L ’H i r o n d e l l e mit 16 seiner Leute und ohne Zuhilfenahme des Dampfes in 5 0 0 m Tiefe selbst hei schlechtem W etter das Schleppnetz in Anwendung gebracht.

Das Schleppnetz soll immer sehr klein sein, 5 0 — 60 cm breit und 15— 2 0 cm hoch; man kann es an Bord anfertigen lassen. Von W ichtigkeit ist, dass einer der Arme, die es halten, aus zwei Stücken bestehe, welche einfach mit Spagat zusammengebunden werden. Bleibt das Netz hängen, so reißt der Spagat, und man ist dann im Stande, dasselbe heraufzubringen.

Vor Anker und von der Küste aus kann man immer schleppen, indem man das Netz m ittels eines Bootes weit ausbringt und hierauf an Bord zieht, falls man vor Anker liegt, oder an Land, wenn man von der Küste aus schleppt. Die kleinsten Thiere, die kleinsten vom Schleppnetze ein- gebrachten Bruchstücke haben desto mehr Interesse, über eine je größere Tiefe das Netz geschleppt wurde.

Alle von einem Schleppnetzzuge herrührenden Thiere kann man in einem Glase mit gleicher Etikette unterbringen.

Die einzelnen Netzzüge müssen sorgfältig von einander unterschieden werden, wenn man in Fahrt schleppt.

Kommt das Schleppnetz voll Schlamm herauf, so spült man diesen über einem Siebe oder in einer Balje ab; man wird dabei eine große Anzahl kleiner Thiere finden, die sorgfältig gesammelt werden müssen. Lässt man dann den Schlamm sich absetzen und gießt das W asser weg, so findet man

Mittheilnngen ans dem Gebiete des Seewesens 1887, Nr. 5 nnd 6 . oq

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nach ein bis zwei Tagen später kleine Thiere, die aus dem Schlamme heraus­kommen und die nicht minder interessant sein werden. Hat das Schleppnetz Seepflanzen heraufgebracht, so wäscht man dieselben ab und sucht die kleinen Thiere, die im Waschwasser sich vorfinden können. Herr Ch e v r eu x vom CROISIC hat mehrere neue Crustaceen gefunden, indem er einfach große Seespinnen, aus 5 0 — 60 m Tiefe heraufgebracht, abgewaschen hat.

In Ermanglung von Schleppnetzen kann man mit Erfolg S c h w a b b e r zum Schleppen benützen und mit denselben eine Menge von Thieren herauf­bringen. Das Äbklauben derselben ist aber immerhin schwierig, und manmuss sich mit der Schere behelfen; man schneidet die Fäden, in welchen die Thierchen verwickelt sind, ab und legt alles in Alkohol.

In Gesellschaft mit Herrn G u e r n e auf einem See in Lappland, ohne Schleppnetz, nichts zur Verfügung als ein Tau, machten wir ein Bündel von Reisig, beschwerten es m ittels eines Steines und schleppten es über den Grund. Es kam mit etwas Schlamm und einigen Thieren herauf. Die Aus­beute war nicht reich, aber gut in Berücksichtigung des Umstandes, dass uns keine besseren Werkzeuge zugebote standen. Ich führe dieses Beispiel an, um zu zeigen, dass man sich immer zu helfen wissen muss.

S c h w e b e n e t z e . Befindet man sich in W indstille oder ist mangenöthigt, die Fahrt einzustellen, so ist es über großen Tiefen immer von Interesse, so tief als möglich Schwebenetze hinabzulassen; ein solches Schwebe­netz kann man an Bord aus einem Stück Netz, alter Segellein wand und Fassreifen improvisieren.

F i s c h e n m i t f e i n m a s c h i g e n N e t z e n . Wir lenken ganz besonders die Aufmerksamkeit auf das Fischen mit engmaschigen Netzen. Es ist dies eine Art des Sammelns, wie sie bis zum heutigen Tag auf den Meeren der Erdkugel noch wenig angewendet wurde, infolge dessen immer interessant ist und sehr oft neue Resultate verspricht, die uns deutliche Einblicke in die Entwicklung und den Kreislauf des Lebens im Ocean in Aussicht stellen. Die Fischerei mit dem engmaschigen Netze hat überdies den großen Vortheil, dass sie kein umfangreiches Material verlangt und wenig Platz in Anspruch nimmt, da das Ergebnis jedes Zuges in einem kleinen Glasrohre uutergebracht werden kann.

Das Fischen m it engmaschigem Netze hat als Zweck den Fang jenerKleinen mikroskopischen oder fast mikroskopischen Thiere, die auf der Ober­fläche des Meeres schwimmen. Im allgemeinen ist die Jagd bei Nacht ergiebiger als bei Tage. Man benützt hiezu ein Netz aus feinem Stoffe, welches über einem Ringe von verzinktem Eisendraht oder auch Blech von mindestens 2 0 cm Durchmesser befestigt ist. An dem Ringe ist ein Stock von beliebiger Länge angebracht.

Das Netz kann aus Mousseline sein, im N othfalle könnte man sich mit einer Weiberhaube behelfen. Seidengaze ist vorzuziehen, noch besser aber ist es, das Netz aus dem Beuteltuche der feinsten Nummer, wie es die Müller verwenden, anzufertigen. Das Netz oder die Haube, wie es manchmal heißt, soll 3 0 — 40 cm t ie f sein, am Grunde abgerundet, weshalb der Stoff demgemäß zu nähen ist. Für diese Art des Fischens genügt ein kleines Boot, welches leicht zu lenken ist und dem man nach Belieben mehr oder weniger Fahrt geben kann.

Vor der Abfahrt versieht man sich mit mehreren Netzen und einem Napfe aus Holz oder Thon, auf welchen man aber in letzterem Falle acht

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geben muss, dass man ihn nicht zerbrochen findet, wenn man ihn braucht. Dieser Napf ist in der That unersetzlich. Ferner nimmt man einen Korb mit 3— 4 Fächern mit, in jedem Fache ein Glas von etwa 1 l. Am gewünschten Orte angekommen , verlangsamt man die Fahrt des Bootes bis zur passenden Geschwindigkeit. Dann nimmt man das Fangnetz heim Stiel und lässt es nachschleppen, entweder zu drei Viertel im W asser eiugetaucht, wenn die Oberfläche desselben vollkommen klar i s t , oder unter der Oberfläche, wenn dieselbe schmutzig erscheint.

Das Boot darf nur sehr langsam vorwärts gehen, gerade schnell genug, damit das Netz gespannt sei, aber ohne dass Gewalt nöth ig wäre, um dem Anpralle des Wassers gegen dasselbe zu widerstehen. Wäre infolge der zu raschen Vorwärtsbewegung die Strömung des Wassers durch das Netz zu stark, so würden die Thierchen gegen das Netz gepresst und beschädigt oder zerrissen werden.

Iu gleicher W eise kann man iu einer gewissen Tiefe unter Wasser mittels eines belasteten N etzes fischen; in diesem Falle muss man das angewendete Verfahren immer genau beschreiben.

Nachdem man so das Netz durch 5— 10 Minuten je nach dem Thier­reichthum des Wassers hat schleppen lassen, hebt man es senkrecht derart heraus, dass die Thiere nicht entschlüpfen können. Dann ist das Netz wie ein Handschuhfinger in den vorher zur Hälfte mit Seewasser gefüllten Napf umzustülpen ; man schüttle es gut, damit sich die Thierchen, welche an dem Stoffe des N etzes hängen gebliehen sind, ablösen und ins W asser fallen. Dieses Wasser gießt man dann in eines der Gläser im Korbe, und fährt mit dem Fischen so lange fort, bis alle Gläser voll sind. Letztere sind bei der Rückkehr in der Weise zu behandeln, wie dies weiter unten angegeben wird.

Zumeist ist dieses Fischen mit dem N etze nur vor Anker ausführbar» weil sich bei Fahrt die Geschwindigkeit dieser Art des Fanges durchaus widersetzt. Aber selbst hei voller Fahrt ist es an Bord von Schiffen, welche mit kräftigen Pumpen versehen s i n d , möglich, nützliche Beiträge zur pelagischen Fauna zu sammeln. Man gibt einfach das Netz in eine volle Balje unter den Strahl der Pumpe. Die Ergebnisse des in dieser Weise aus­geführten Fischens können Documente von großem Werte liefern. Dr. P e t i t , den ich früher erwähnt habe, hat dieses Verfahren an Bord des Transport­schiffes F E u r o p e e n angewendet.

Es ist wichtig, in den Notizen, welche man über jeden Netzzug macht, einzutragen:

Die Temperatur des Meeres, die Dauer des Fischens und die Größe des Netzes. Die letzteren Details sind wichtig, um hienach die Menge der gesammelten Thiere würdigen zu können. Ebenso vermerke man, ob der Fang etwa in der Nähe einer Flussmündung gemacht wurde, wo Süß wasserarten zugeführt werden könnten, und in welcher Entfernung beiläufig von der Küste.

Wir kommen nun zur Behandlung der Ausbeute, die man mit den angewendeten Mitteln gemacht hat. Mau lässt die Gläser einige Zeit stehen, dadurch fällt eine große Anzahl von Thieren zu Boden und dieselben bilden, wenn die Ausbeute groß war, eine Art von fleckigem Bodensatz. Es ist zweckmäßig, jeden Fang in zwei Theile zu th e ile n ; den einen Theil gibt man sofort in Alkohol von 60°, welcher später nach und nach durch 90grädigen zu ersetzen ist; den anderen fixiert man durch Osmiumsäure und färbt ihn mit Karmin, wie dies auf der folgenden Seite angegeben wird.

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Mit einer Glasröhre oder einer Pipette mit weitem Mundstücke aspirirt man einen Theil des Bodensatzes; diesen gibt man in eine Untertasse, ein Uhrglas oder ein gewöhnliches W einglas und fügt einige Tropfen Osmiumsäure hinzu. Für die Osmiumsäure muss man sich einer absolut reinen Pipette bedienen, die nur zu diesem Zwecke dienen darf. Den Dämpfen dieser Säure muss man sorgfältig ausweichen, da sie sehr gefährlich sind. Die Osmiumsäure hat die Bestimmung, die kleinen Thiere zu fixieren. Sie färbt die Gewebe anfangs braun, hierauf schwarz. Man darf sie nur einige Minuten mit den Objecten in Berührung lassen, so dass letztere nur leicht braun gefärbt werden; denn die zu schwarz gewordenen Gewebe lassen sieb nicht mehr mit Erfolg bei durchfallendem Lichte untersuchen. Wenn die Färbung genügend erscheint, wovon man sich so gut als möglich mit dem Mikroskope versichern kann, gibt man W asser hinzu, um den Überschuss von Osmiumsäure zu verdünnen, und gießt dann das W asser ab. Dieses Zugießen und Abgießen von Wasser wiederholt man mehrmals, bis keine Osmiumsäure mehr übrig bleibt und die Gewebe sich nicht weiter färben können.

Dann gibt man in die Untertasse einige Tropfen Picrokarmin, welcher dazu dient, gewisse Partien hervorzuheben, welche die Osmiumsäure nicht deutlich gemacht hat. Die Einwirkung des Picrokarmins muss sehr langsam vor sich gehen, weshalb man nur sehr wenig davon beifügt, so dass die Mischung bloß leicht gefärbt ist. Am besten ist es, die Färbung in mehreren Stunden entstehen zu lassen, wodurch es möglich wird, in dem für die definitive Unter­suchung günstigsten Momente einzuhalten. Hierauf gießt man den Überschuss von Karminwasser ab und ersetzt dasselbe durch reines W asser.

Endlich conserviert man den in dieser Weise fixierten thierischen Staub in Eprouvetten mit Glycerin, dem man die Hälfte Süßwasser oder auch See­wasser zugesetzt hat. Es ist wichtig, nicht concentriertes Glycerin zn verwenden.

Statt Wasser kann man dem Glycerin den vierten Theil Alkohol zusetzen. Auch ist es unbedingt nöthig, in jede Eprouvette ein Stück Kampher oder etwas Carbolsäure zu geben, um die Entwicklung von Schimmel zu verhindern.

Nach allen diesen Vorsichtsmaßregeln bleibt nur noch das Etikettieren der Eprouvetten übrig. Wir wiederholen, diese Etiketten müssen die Gegend, das Datum, Zeit und Stunde angeben, in welcher die Thierchen gesammelt wurden.

Die Eprouvetten sind nicht unersetzlich, um die Ausbeute einzuschließen. Man kaun sich ebenso gut kleiner Phiolen bedienen. Die kleinen Pillen­fläschchen z. B. sind ganz zweckmäßig. W ichtig ist hiebei, gute Stöpsel zu haben, die konisch zugeschuitten sind, weil sonst die Flüssigkeit ausrinnen und die Etiketten verderben kann. Die Stöpsel verkittet man nach Thunlichkeit mit Wachs, oder Theer oder Unschlitt oder Mandelseife.

Gibt es unter der Ausbeute Thiere von mittlerer Größe, so ist es gut sie beiseite zu geben. Diese Sonderung kann übrigens auch nach der Fixierung geschehen. Ohne diese Vorsicht läuft man Gefahr, die zartesten Thierchen zu zerquetschen.

S e e p f l a n z e n . Die Seepflanzen müssen, um conserviert werden zu können, reichlich mit Süßwasser gewaschen werden. Man kann sie, wenn sie klein und zart sind, feucht auf Papier aufkleben, und sie so trocknen lassen. Große Pflanzen trocknet man nach dem Waschen sorgfältig an der Luft und packt sie in Papier ein. Hierauf sind die Pflanzen vor Feuchtigkeit zu bewahren.

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Diese Andeutungen lassen sich, wie gesagt, ins Unendliche vermehren, aber man muss, ich wiederhole es, auf die Initiative des Einzelnen zählen. Es genügt für den Sammler die Überzeugung, dass, soweit es sich um Gegenstände der Naturgeschichte handelt, alles gut ist um mitgenommeu, gesammelt und aufgezeichnet zu werden. Dr. A. U.

Über Photogrammetrie und ihre Anwendung bei Terrainaufnahmen.

Von F. S c h i f f n e r , Professor an der k. k. Marine-Unterrealschule zu Pola.

Einleitung.

Herr G. R. Dr. Guido H a u c k , Professor au der technischen Hoch­schule in Berlin, bemerkt in einem seiner A ufsätze1) : ?iDas überaus lebhafte Interesse , das in allerjüngster Zeit der Methode der Photogrammetrie von maßgebender Seite entgegengebracht wird, mag es rechtfertigen, dass ich mich mit der Anwendung der trilinearen Verwandtschaft auf dieses Gebiet länger verweile, als es vielleicht vom Standpunkte des Theoretikers angezeigtt erscheinen möchte.«

Herr G. H. Dr. Christian W i e n e r , Professor an der großherzoglich polytechnischen Schule in Karlsruhe, sagt in seinem neuesten, noch unvoll­endeten W erke2): »Sowohl der französische als der deutsche Geueralstab haben der Photogrammetrie ihre Aufmerksamkeit zugewendet, da sie als leichtes und rasch förderndes Aufnahmeverfahren eine mannigfache Ver­wendung zulässt.«

Diese Aussprüche uud die Thatsache, dass auch im Budget des preu­ßischen Cultusministeriums für das Jahr 1 8 8 5 /8 6 der Photogrammetrie gedacht wird, kennzeichnen wohl die Bedeutung des Gegenstandes zur Genüge. Nach unserem Dafürhalten wird aber insbesondere die Marine bei Küsteu- anfnahmen die photogrammetrischen Methoden mit Vortheil anwenden können — empfiehlt ja auch schon B e a u t e m p s - B e a u p r e (1835) in den In ­structionen für die W eltumseglung der Fregatte B o n i t e den Seeleuten ein der Photogrammetrie ganz entsprechendes Verfahren zu topographischen Auf­nahmen — und damit erscheint die Veröffentlichung der folgenden Zeilen in diesem Blatte gerechtfertigt.

Zunächst müssen wir wohl, der Seltenheit des Wortes wegen, die Frage beantworten: W as is t Photogrammetrie? Die Photogrammetrie oder Photo- metrographie lehrt, wie man aus Photographien von Terrain- oder Archi­tekturobjecten den Grund- und Aufriss derselben herstellen kann; sie ist, kurz gesagt, eine photographische Messkunst.

Die Photogrammetrie gibt dem photographischen Bilde, indem sie das­selbe als centrale Projection eines Gegenstandes betrachtet, das wisseu-

vj G. H a u c k : » Theorie der trilinearen Verwandtschaft ebener Systeme.« »Journal für reine u. angew. Mathematik.“ Herausgeber Kronecker & Weierstrass. Berlin. 95. Bd. 1883.

2) »Lehrbuch der darstellenden Geometrie.« Von Dr. Cb. W ie n e r . 1. Bd. Leipzig, Teubner, 1884.

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schaftliche Gepräge wieder zurück, und leitet daraus nach den Gesetzen der darstellenden Geometrie andere Projectionen dieses Gegenstandes ab.

Geschichte der Photogrammetrie.

Als Vereinigung der Photographie und der darstellenden Geometrie konnte die Photogrammetrie naturgemäß erst entstehen, nachdem jene eine entsprechende Ausbildung erfahren hatten. Und doch hat eigentlich schon L a m b e r t — bevor noch M o n g e (1795 ) seine neue W issenschaft (geo- mötrie descrip tive) öffentlich vortragen durfte, und A r a g o (1 8 3 9 ) verkünden konnte, dass es D a g u e r r e gelungen sei, die Bilder der Camera obscura festzuhalten — den richtigen Grundgedanken der Photogrammetrie aus­gesprochen, wenn er in seiner »Freien P erspect ive« (Zürich, 1759 ) schreibt, dass man »von der Höhe eines Baumes, Thurmes oder Berges herunter . . . die Lage der Punkte auf dem Grundrisse ebenso wird bestimmen können, als wenn derselbe nach den Regeln der Messkunst auf dem Felde wäre gemacht worden.«

A ls eigentliche Begründer der Photogrammetrie sind aber zu be­trachten: B e a u t e m p s - B e a n p r e (1835), der Haudzeichnungen so ver­wendete, wie wir jetzt für diesen Zweck die Photographien gebrauchen, und L a u s s e d a t (damals Capitän, dann Professor der Geodäsie an der poly­technischen Schule, jetzt Director des Conservatoire des ar ts et metiers in Paris), welcher sich seit 1851 mit der Sache beschäftigte, anfangs die Camera clara (lucida) und erst später photographische Apparate zur Her­stellung von Bildern benützte, aus denen er geometrische Grundrisse ableitete. Seine photogrammetrische Aufnahme von Paris erfuhr 1860 die günstigste Beurtheilung seitens der französischen Akademie der W issenschaften.

Von Frankreich aus wurden L a u s s e d a t s Methoden bald nach Deutsch­land getragen, und hier waren es besonders Baumeister M e y d e n b a u e r l) und Professor J o r d a n 2), welche die Photogrammetrie nicht allein wissen­schaftlich begründet, sondern auch praktisch ausgeübt haben; ersterer namentlich hei Architekturaufnahmen, letzterer gelegentlich der Aufnahme von G a s s r - D a c h e i in der Lvbischen Wüste. ( R o h lf s ’sche Expedition 1873 /74%

In Österreich hat 1876 Herr Lucian M i k i e w i c z 3) (damals Lieutenant im 9. Feld-Artillerieregimente) im Aufträge des k. k. technischen und admini­strativen Militärcomites den photographischen Messapparat von C h e v a l l i e r , welcher nach Dr. S. Th. S t e i n 4) in der französischen Armee allgemein eingeführt sein soll, in photographischer Beziehung erprobt und Herr Haupt­mann Josef P i z z i g h e l l i (k. k. 2. Genieregimeut) durch seine vortreff­lichen literarischen L eistungen5) viel zur Verbreitung der Photogrammetrie beigetragen.

9 »Zeitschrift für Bauwesen.« Erbkam. 1867. 17. Jahrg.2) »Zeitschrift für Vermessungswesen.“ 1876. 5. Bd.3) V. L. Mi k i e wi c z : »Anwendung der Photographie zu militärischen Zwecken.«

»Mittheilungen über Gegenstände des Artillerie- und G e n i e w e s e n s 7. Jahrg. 1876.4) Dr. S. Th. S t e i n : »Das Licht im Dienste wissenschaftlicher Forschung.“

Leipzig, Spamer, 1877.9 J. P i z z i g h e l l i : »Die Photogrammetrie.“ »Mittheilungen über Gegenstände

des Artillerie- und Geniewesens.“ 15. Jahrg. 1884. Derselbe: »Handbuch der Photographie.“ 2. Bd. Halle, Knapp, 1887.

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Die schönsten Ergebnisse dieses neuen W issenszweiges werden aber erst dann zu gewärtigen sein, wenn die Theorie des Herrn Dr. G. H a u c k 1) größere Würdigung und Verbreitung gefunden haben wird. Seine Con- structionen gewinnen namentlich dadurch ein besonderes Interesse, dass sie sich sehr leicht in einen mechanischen Apparat übertragen lassen, dessen Zeichenstift eine dritte Projection entw irft, wenn seine zwei Führungsstifte die zugeordneten Linien zweier gegebenen Projectionen durchfahren. Herr Dr. G. H a u c k hat der »Physikalischen Gesellschaft z u B er l in « am 4. Mai 1 8 8 3 2) das Modell eines solchen Apparates vorgelegt und sich hierüber folgendermaßen geäußert: »Während es bisher der praktischen Geometrie nur in der W eise möglich w ar, Curven aufzuuehm en, dass man einzelne Punkte derselben einvisierte und festlegte , welche man dann durch einen stetigen Curvenzug aus freier Hand verbinden m u sste , stellt die photo­grammetrische Methode nunmehr mit H ilfe des in Rede stehenden Apparates die Möglichkeit in Aussicht, Curven in ihrem ganzen continuierlichen V er­laufe unmittelbar aufzunehmen. Erst hiedurch dürfte die Photogrammetrie ihre volle Leistungsfähigkeit gewinnen.«

Die Methoden der Photogrammetrie im allgemeinen.

In einer photographischen . Cameraerhält man von dem Gegenstände A B (Fig. 1) auf der empfindlichen Fläche tü ein verkehrtes Bild das N e g a tiv ;die eigentliche Photographie oder die positive Copie würde entstehen, wenn die Lichtstrahlen auf eine Ebene % einwirken könnten, die zu z r parallel ist und um ebensoviel vor dem optischen Mittelpunkte 3ßl des Objectives liegt, als sich die sensible Fläche PP hinter demselben befindet. Man

kann deshalb die Photographie immer als eine centrale Projection (Per­spective) betrachten, für welche das Projectionscentrum (Auge) im optischen Mittelpunkte ^/l des Objectives liegt, die Projections-(Bild-)Ebeue % normal zur optischen Achse ist und eine solche Entfernung von hat,dass die von ßßl auf gefällte Senkrechte (die Augdistanz ff) demAbstande des Punktes fß l von der empfindlichen Fläche ZP (der Bildweite ß) gleich wird, ist der sogenannte Hauptpunkt, durch welchen die Horizont­linie und die Hauptverticale gehen.

Ein Auge, das sich in befindet, empfängt von der Photographie fAPft dieselben Lichtstrahlen wie vom Gegenstände A B und umgekehrt: die von 3ji ausgehenden Sehstrahlen treffen das photographische Bild und sein Original in entsprechenden Punkten. Desgleichen müssten, wenn von demselben Gegen­stände A B für einen anderen Standpunkt m eine Photographie a b iu der

*) G. Hau c k : » Theorie der trilinearen Verwandtschaft ebener Systeme.“ »Journal für reine u. angew. Mathematik .« Herausgeber Kronecker & Weierstrass. Berlin. 95. Bd. 1883.

2) n Verhandlungen der physikalischen Gesellschaft in B erlin .« 1883. Nr. 8.

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Ebene e aufgestellt würde, die Verbindungsgeraden von m mit Punkten des Bildes a b nach den Originalpunkten gehen, sich also dort mit den homo­logen Strahlen aus fß l schneiden. Man kann das kurz so ausdrücken: die Strahlenbündel aus j ) i und m werden den Gegenstand A B wieder erzeugen.

Selbstverständlich ist dies nur dann der Fall, wenn sich sowohl die Photographien % und e, als auch die zugehörigen optischen Mittelpunkte und m genau in derselben gegenseitigen Lage wie bei der Aufnahme befinden. Nachdem aber höchst selten die Forderung gestellt werden dürfte, ein Object aus seinen Photographien in der natürlichen Größe darzustellen, sondern vielmehr zumeist verlangt wird, Grund- und Aufriss des Gegenstandes in einem verjüngten Maßstabe zu zeichnen, so wollen wir auch vorerst unter­suchen, wie letzteres erzielt werden kann

Fig. 2.

Denken wir uns zu dem Behufe, in F ig. 2 befänden sich und e in ihrer wahren gegenseitigen Lage, und es würde m in der Geraden

bis »», gerückt und die mit m starr verbundene Ebene e mitgezogen. Man erkennt sofort, dass bei dieser Verschiebung die Richtung der von m ausgehenden Strahlen nicht geändert wird, also das neue Erzeugnis der Strahlenbündel aus und »», dem Erzeugnisse A B C . . . der Strahlen­bündel aus jj /i und m ähnlich ist und alle Strecken in demselben Verhältnisse verkleinert werden wie die Strecke. Insbesondere g ilt das auch von horizontalen und vertiealen Strecken, und nachdem solche beziehungsweise im Grundrisse oder Aufrisse in natürlicher Größe erscheinen, auch von den Grundriss- oder Aufrissprojectionen der Objecte.

Will man daher einen Plan aus Photographien in einem bestimmten Maßstabe entwerfen, so genügt es, die Entfernung der Aufnahmspunkte (die Länge der Standlinie) in diesem Maßstabe anzuuehmen; will man den Maßstab einer Zeichnung kennen lernen, die aus einer Standlinie von unbekannter Länge abgeleitet wurde, so reicht es hin, die wahre Größe irgend einer abgebildeten Strecke zu messen und ihr Verjüngungsverhältnis zu berechnen.

Das Gesagte verliert seine Richtigkeit, wenn m nicht mehr in der Geraden liegt und die Lage der optischen Mittelpunkte zu ihren Photo­graphien oder die Stellung der Photographie-Ebenen zu einander eine Änderung erfährt; deshalb muss man bei Anwendung photogrammetrischer Methoden vor allem darnach streben, diesen Bedingungen zu genügen. Sind sie erfüllt,

') In der Figur sollen in % die Buchstaben statt A B C stehen.

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dann stellt man nur mehr vor der Lösung der Aufgabe, die gemeinsamen Punkte homologer Strahlen der Strahlenbündel 3 \ l und m zu suchen, was nach den Regeln der darstellenden Geometrie leicht möglich ist.

Es soll nun an einigen Beispielen gezeigt werden, wie man zwei oder mehrere Photographien in die richtige gegenseitige Lage bringen, oder wie man zu sagen pflegt, die Orientierung der Photographien bewirken kann.

I. B e i s p i e l .

Niemand wird in der Anwendung der Photogrammetrie so weit gehen wollen , dass die gewöhnlichen Messtischaufnahmen überflüssig würden, vielmehr wird jeder Kenner nur in der gegenseitigen Ergänzung und Unter­stützung der beiden Methoden Vortheile suchen und finden. So wird z. B. der F all eintreten können, dass hei einer Terrainanfnalime die Lage von vier Terrainpunkten vollständig bestimmt wurde, eingetretene Hindernisse aber die Fortsetzung der Arbeit nicht gestatten. Da kann die Photogrammetrie sehr gute D ienste leisten. Man braucht nur in zwei bekannten Punkten photo­graphische Aufnahmen von der Gegend zu machen, und es lässt sich später bei gelegener Zeit und an anderem Orte der vollständige Plan entwerfen. N icht einmal ein besonderer photographischer Apparat ist dabei nothwendig; nur eines darf man nicht übersehen: die Verticalstellung der empfindlichen Fläche der Camera. Diese kann aber schon mit einem Handsenkel leicht controliert werden.

Um nach vorgenommener Aufnahme den Plan der betreffenden Gegend zu entwerfen, zeichnet man zunächst nach den gegebenen Daten die vier bekannten Punkte fßtl, m, A, B und gewinnt so für die Photographie % aus

die drei Strahlen ZfLA , F f l B , f ß l m und für die Photographie e aus m die drei Strahlen mfßl, mA, m B , Fig. 3. Die Bildebenen 'ß und e werden

Fig. 3.

orientiert, indem man sie senkrecht zur Zeichnungsfläche so aufstellt, dass die Abbildungen von A , B und m in % genau über FßlA, fß/lB und Zf/lm, jene von ßfl, A, B in e genau über m ^ / l , m A , m B zu liegen kommen. Es lässt sich das w.ohl durch Probieren schon ziemlich präcise erreichen, verlässlicher ist aber folgende Construction.

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Man bestimmt sich den Horizontalabstand der Punkte /̂L, E , m in der Photographie % z. B. durch Anlegen eines Papierstreifens an eine horizontale Gerade, auf welche man von f/ l , E , m die Senkrechten E E 4, m m 4 fällt, zieht durch einen beliebigen Punkt I in 3 }IA eine Parallele zu und trägt auf, legt durch II und III Gerade von der Richtung bis sie und 3 } lm treffen, trägt in der Ver­bindungsgeraden dieser Schnittpunkte abermals von 1 in 3 & A aus und 2 3 = E / m 4 auf und zieht durch 2, 3 Parallele zu letztere treffen

und in den Grundrissprojectionen der Punkte E und m. Durch sie gellt die Spur %g der Ebene T mit der Zeichnungsfläche, die Lage von % ist somit eindeutig bestimmt. Dasselbe wiederholt man für m und erhält auf diese Art beide Photographien in der richtigen Lage.

Jeder abgebildete Punkt P kann jetzt wie folgt aufgenommen werden. Von seinen Bildern 5P in T> und p in e fällt man Senkrechte auf die Zeichnungsfiäche nach 5P' und p 4, und m p 4 schneiden sich dann imPunkte P . Die Bestimmung der Grundrisse 5P' und p 4 kann aus den um T s umgeklappten Photographien erfolgen, oder auf dem oben erwähnten Papierstreifen vorgenommen und mit diesem nach ^fl4E 4m 4 übertragen werden.

Behufs Höhenbestimmung der Punkte P zeichnet man entweder von dem Ganzen den Anfriss auf irgend eine verticale Ebene, oder legt jeden Sehstrahl in die Zeichnungsfläche um, indem man 3 ) i (/El) senkrecht P in einer der bekannten Höhe von 3)1 entsprechenden Länge zeichnet, 5P (5P) auch senkrecht 3 / l P zieht und gleich der aus der Photographie sich ergebenden Höhe m acht: (i^ )(5 P ) wird dann auf der Normalen zu 3 \ l P vn. P ein Stück P (P ) abschneiden, das der Höhe des Punktes P entspricht. Bei richtiger Construction wird sich der gefundene Aufriss dem Grundrisse anpassen, oder die Umlegung um 3QIP und m P wird gleiche Höhe für P ergehen — was als Probe dienen kann. (Fig. 4 .)

F ig . 4 .

Bei Berücksichtigung der Lehren der neueren Geometrie entfällt die N othwendigkeit, jeden darzustellenden Punkt in beiden Photographien deutlich erkennen zu müssen. Gewisse Strahlenbüschel ans und m sind nämlich in ihrer wirklichen Ranmlage perspectivisch, ihre Projectionen demnach projectivische Strahlenbüschel. Da aber zu jedem Strahle eines Büschels der zugehörige Strahl im projectivisehen Strahlenbüschel gefunden werden kann, sobald drei homologe Strahlenpaare gegeben sind, so lässt sich auch z. ß . die Gerade y iq 4 construieren, wenn 3 \ t CQ 4 bekannt ist. Hierin liegt eine neuerliche Controle schon durchgeführter Constructionen.

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Ist es nicht möglich, die gegenseitige Lage von vier Terrainpunkten zu bestimmen, dann muss bei einer photogrammetrischen Aufnahme noch die Entfernung ß des optischen M ittelpunktes von der empfindlichen Platte gemessen oder berechnet*) werden. Bei bekannter Standlinie ßj/Lm macht man wieder in den zwei Punkten und m photographische Aufnahmen, zeichnet die Standlinie in dem verjüngten Maßstahe, beschreibt mit der natürlichen Größe der Bildweiten aus und m Kreise °K, k und stellt die Platten so auf, dass sie respective °K oder k berühren und die Abbildungen der Standpunkte ihre Grundrissprojectionen in ß\fan haben. (Fig. 4.) Die weitere Construction ist der vorher besprochenen ganz gleich.

Kann man die Entfernung der Standpunkte nicht bestimmen, so muss man irgend eine horizontale Strecke der aufgenommenen Figur messen und aus ihrem Verhältnisse zu der im Plane erhaltenen Länge die Verjüngung des Maßstabes berechnen. M e j rd e n b a u e r half sich auf die Art, dass er eine Meßlatte aufstellte und diese mit abbildete.

III. B e i s p i e l .

Wohl gestatten die seit 1865 gebräuchlichen W eitwinkellinsen ( S t e i n h e i l s Periskop uud B u s c h s Pantoskop) bis zu einem Bildwinkel von 90° perspectivisch richtige Aufnahmen zu machen, aber trotzdem wird es nicht immer gelingen, den einen Standpunkt in den Bereich der Photographie vom anderen aus ein­beziehen zu können. Um in solchen Fällen die Bildebenen % und e in der richtigen gegenseitigen Lage zu erhalten, wird man entweder die W inkel« ,» / messen, welche die Verticalebene durch die optische Achse während der Aufnahmen mit der Verticalebene durch die Standlinie bildet, oder den Zusammenhang der Standpunkte und einem bequem liegenden Punkte P des aufzunekmenden Objectes feststelien.

Im ersten Falle werden die W inkel x und y in fjtyl und m von der Standlinie aus aufgetragen, in ihren zweiten Schenkeln die Hauptpunkte (H und 7t ermittelt, welche um die Bildweite (Augdistanz) von jffi und m entfernt sind, und durch diese die Photographieebenen C<S und e senkrecht zu gelegt. Natürlicherweise müssen die Hauptpunkte der Bilder nd e vertical über 9^ und li zu stehen kommen. Gewöhnlich liegen die Hauptpunkte in der Mitte der Bilder, für genaue Arbeiten werden sie aber fixiert, indem man z. B. die Horizontlinie und Hauptverticale durch feine Drähte, die in der Photographie auch ersichtlich werden, vor der P latte markiert.

Im zweiten Falle zeichnet man den Punkt P so ein, wie er nach der vorgenommenen Messung zn und m liegen soll, und bringt nun die Ebenen

und e in eine derartige Lage, dass die Grundrisse der Bilder von P beziehungsweise in den Strahlen 3 } t P und m P liegen und die Photographien jene Kreise berühren, welche aus fß l und m mit den Bildweiten beschrieben wurden. Im übrigen verfährt man wie früher erörtert wurde. (Fig. 4.)

II. B e is p ie l .

9 »Zeitschrift für Vermessvingswesen.“ 1876. 5. Bd. — J. P i z z i g h e l l i : »Die Photogrammetrie. Mittheilungen über Gegenstände des Artillerie- und Geniewesens.“15. Jahrg. 1884. Derselbe: »Handbuch der Photographie.“ 2. Bd. Halle, Knapp, 1887.

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Oft wird mau gezwungen sein, wie bei Städten oder in einem Terrain, wo die Bedeckung die freie A ussicht benimmt, von höher gelegenen Punkten (Thürmen, Bergen) herab mit geneigter Camera arbeiten zu müssen ; in Anbetracht der Vorzüge, als da s in d : bedeutende horizontale Entwicklung, Unabhängigkeit von der Bedeckung, große Aussicht etc., wird man die etwas schwierigeren Constructionen bei solchen Aufnahmen nicht scheuen.

Bei den hiebei zur Verwendung kommenden drehbaren Apparaten braucht man, weun drei Puukte des Terrains genügend bestimmt sind, nur noch den Hauptpunkt zu fixieren; hat man keine Stützpunkte, danu muss man den photographischen Apparat mit Horizontal- und Höhenkreis versehen, oder sonst ein Instrument zum Messen von Zenith- und Azimuthwinkeln bereit halten.

Sind und P drei Punkte mit bekannten Horizontalabständen undHöhen, dann hat man während des Photographierens in ßßl und m die Camera in eiuer Stellung zu erhalten, bei der die optische Achse genau nach dem dritten Punkt P gerichtet, d. h. dieser mit dem markierten Hauptpunkte genau in Deckung ist.

Beim Entwerfen des Planes werden vor allem die Punkte P in ihrer richtigen gegenseitigen Lage gezeichnet, in fftj/L und P Normale und P (P ) zu ßßl P gezogen, den Höhen der Punkte uud P gleich gemacht, auf (P ) wird von (ßßl) aus die Bildweite ß bis ((H) aufgetragen und iu diesem Punkte eine Senkrechte zu errichtet, bis sie schneidet.Der Punkt ß ß f gehört der Horizontalspur der Photographie-Ebene % an,

ist senkrecht zu 3 } t P . Ebenso bestimmt man die Lage der zweiten Photo­graphieebene e durch ihre Horizontalspur es und den in ihr liegenden Haupt­punkt h. (F ig . 5 .)

F ig. 5.

IV. B e i s p i e l .

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Behufs Ermittlung der Grundrissprojectionen der Photographien wird man sich die Ebenen % und e nm ihre Spuren in die horizontale Projections- Ebene gedreht denken. Die Hauptpunkte (H und h kommen dann nach

die Photographien so zu liegen, dass sich die Haupt­punkte mit 3 4 und li0 decken und die Horizontlinien zu T s und es parallel sind.

Um zu irgend einem umgelegten Punkte die Grundrissprojection zu finden, braucht man nur zu ziehen,

zu machen. Hat man dies für a0 wiederholt, so ergibt sich der Originalpunkt A in den Strahlen 3 f d ^ und m a 4. Damit die eigentliche Zeichnung durch die vielen H ilfslinien nicht an Deutlichkeit verliere, wird man die letzten Constructionen in einer Nebenfigur mit den Neigungswinkeln 0 / und n durchführen.

Die Höhe des Punktes A kann wieder, wie in den früheren Fällen, durch Umlegung der Geraden 3 f l & oder m a gesucht werden; übersichtlicher ist die Darstellung, wenn auch eine Aufrissprojection gezeichnet wird. Zu diesem Behnfe wählt man eine beliebige Projectionsachse x x v zieht zu ihr aus den Grundrissprojectionen Senkrechte und trägt respective die Höhen

etc. über die Achse bis n. s. w. auf. Im Schnitte von und m “ a " ergibt sich der Aufriss A 44 und in seinem Abstande von x x x die Höhe des Punktes A über der gewählten Grundrissebene.

Können bei den photographischen Aufnahmen keine bekannten B asis­punkte benützt werden, dann misst man die Abweichung der Standlinie von der Verticalen und bestimmt die Lage der optischen Achse bei jeder Aufnahme durch ihren W inkel mit der Verticalen und der Horizontalen. Mit diesen fünf Winkeln kann man die Photographie-Ebenen nach den bekannten Lehren der darstellenden Geometrie orientieren. Eine eingehende Erklärung der notk- wendigen Constructionen würde uns liier zu weit führen.

*

Da es sich bei den zn geometrischen Aufnahmen verwendeten Photo­graphien nicht darum handelt, dass sie schön sind, sondern eine möglichst genaue centrale Projection vorstellen, so ist es auch nicht nothwendig, von dem photographischen Bilde positive Copien zu machen; im Gegentheile, das Arbeiten mit dem genaueren N egativ wird vorzuziehen sein. Die besprochenen Methoden erfahren dabei insofern eine Abänderung, als die Platten auf die vom Gegenstände ahgewandte Seite des optischen M ittelpunktes zu liegen kommen. Die Verwendung des N egatives wird sich auch empfehlen, wenn die umgelegten Photographien in das Constructionsfeld fallen und so das Zeichnen erschweren und beirren sollten.

Schon hei Constructionen, deren Genauigkeit über alle Zweifel erhaben ist, verschmäht man eine Erprobung derselben nicht; umsomehr wird man es hier nicht unterlassen, die erhaltenen Resultate auf ihre R ichtigkeit zu prüfen. Wenn auch, wie früher erwähnt wurde, in dem Zusammenpassen der von einander unabhängig bestimmten Grund- und Aufrisse, in der Projectivität gewisser Strahlenbüschel aus 3 f l und m Proben gegeben sind : wo es sich thun lässt, wird man doch der Sicherheit halber noch eine dritte Photographie aufnehmen und selbe wie die beiden ersten verwenden.

Die Lage der einzelnen Punkte wird so von drei durch jeden Punkt gehenden Strahlen abhängig gemacht, wodurch die R ichtigkeit zur Genüge erprobt, ein ungenauer Schnitt u. dgl. leicht corrigiert werden kann.

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Bemerkungen über Apparate.

Aus den bisherigen Entwicklungen ist leicht zu entnehmen, welche Bedingungen ein photographischer Apparat erfüllen muss, wenn er sich für die vorgeführten photogrammetrischen Aufnahmen eignen soll. Selbst bei den günstigsten Voraussetzungen ist es nothwendig, dass die empfindliche Platte genau vertical, die optische Achse des Objectives horizontal gestellt werden kann. Um das Messen der Bildweite zu vermeiden, wird man eine Camera benützen, bei welcher die Entfernung des optischen Mittelpunktes von der Platte uuverrückbar ist, also ein Objectiv vorkommt, das einen großen Spielraum gestattet; man kann dann auch Horizontlinie und Hauptverticale ein- für allemal fixieren. Für schwierige Fälle ist die Verbindung des Apparates mit einem Winkelmessinstrumente wünschenswert — immer aber ist es angezeigt, die Photographien mit möglichst großem Gesichtsfelde darzustellen.

Letztere Bedingung namentlich war es, welche zur Erfindung verschiedener Panoramenapparate Veranlassung gab. Zuerst hat M a r t e n s (1845 ) die Platte durch einen Halbcylinder erse tz t, B r a n d o n ließ die Platte auf einen Cylinder abwickeln, C h e v a l l i e r endlich photographierte seit 1858 das ganze Gesichtsfeld bei rotierender Camera auf eine horizontale Platte. Letzterer Apparat, der photographische M esstisch, galt lange Zeit für sehr brauchbar. S t e i n 1) sagt von ihm (1 8 7 7 ), dass das Licht mit Hilfe dieses photographisch-geometrischen Instrumentes gleichsam auf automatische Weise die Verhältnisse des Terrains registriere, H e s s 2) bezeichnet ihn (1878 ) noch als den vollkommensten der bekannten photographischen Messapparate, aber P i z z i g h e l l i 3) bemerkt schon (1 8 8 4 ), dass der Apparat die großen Hoffnungen, die man bezüglich seiner Verwendung hegte, nicht verwirklicht. Zur Zeit L a u s s e d a t s , als man Objective batte, die nur ein brauchbares Bildfeld von 30° lieferten, mag C h e v a l l i e r s Messtisch gute Dienste geleistet haben; aber jetzt, wo man Objective bat, die bis zu einem Bildwinkel von 90° und darüber perspectiviscb richtige Bilder entwerfen, ist er überflüssig geworden. Einige Photographien mit W eitwinkellinsen aufgenommen, geben die ganze Aussicht von einem Standpunkte viel genauer und deutlicher wieder, als das verschwommene und verzerrte Panoramenbild des C h e v a l l i e r ’schen Mess­tisches es kann.

P i z z i g h e l l i 3) benützt den photographischen Theodoliten, dreht ihn nach jeder Aufnahme um 60° und photographiert so auf sechs Bildern eine ganze Rundsicht. Ist das von zwei Standpunkten aus geschehen, dann lässt sich ein weites Terrain nach den oben entwickelten Verfahren darstellen.

Aber man schlägt hier eben denselben W eg ein wie bei gewöhnlichen M esstischaufnahmen: man bestimmt Punkt für Punkt. Curven werden so nicht genau aufgenommen werden können und deshalb wird sich besonders für Küsten­aufnahmen, wo es sich doch zumeist um einen vielfach gewundenen Linienzug handelt, der Vorgang von Dr. G. H a u c k empfehlen.

9 Dr. S. Th. S t e i n . »Das Licht im Dienste wissenschaftlicher Forschung.“ Leipzig, Spamer. 1877.

9 F il. H e s s : »Die Naturwissenschaften im Dienste des K r ie g e s Wien. Seidel Sohn, 1878.

9 J- P i z z i g h e l l i : »Die Photogrammetrie.“ »Mittheilungenüber Gegenstände des Artillerie- und Geniewesens.“ 15. Jahrg. 1884. D erselbe: »Handbuch der Photographie.“ 2. Bd. Halle, Knapp, 1887.

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Die Methode von Dr. G. Hauck.

Um diese Methode verständlich zu machen, müssen wir einige theoretische Erörterungen vorausschicken. Sind ft und e zwei Bildebenen, auf welche be­ziehungsweise aus deu Punkten und m projiciert werden soll, so wird man die Projectionen eines Punktes P erhalten, wenn man durch jß l , P , m eine Ebene legt, ihre Schnittgeraden s t und s2 mit f t und e sucht und die Pro- jectionsstrahlen P und m P zieht. Der Schnitt von 3 } i P und st ist dann die Projection von P auf ft, der Schnitt p von m P und s2 die Projection von P auf e; ebenso liegt im Schnitte von mit die Projection m 1 von m auf ft, im Schnitte von fßßm m it s2 die Projection von jß i auf c.(Fig. 6.) H a u c k nennt die Punkte m x und ^Vf2 die Kernpunkte.

Wie leicht einzusehen, wird die Lage der erwähnten Punkte keine unabhängige sein; der Zu­sammenhang ist aber ein sehr einfacher. Die Geraden s4 und s2 müssen sich nämlich als Gerade der Ebene Z ß lP m in einem Punkte ß schneiden (der freilich auch ins Unendliche fallen kann), welcher Punkt ß als den beiden Ebenen f t und e augehörig, in der Schnitt­linie g von f t und e liegen muss. Dasselbe gilt auch für andere Punkte A , B , C . . . und ihre Pro­jectionen ßL ,“7 3 , . . . , a , b , c . . . in ft und e. Es werden deshalb die

zwei Projectionen ß l ~ ß (F . . . uud a b c . . . des Objectes A B C . , so beschaffensein, dass sich die Verbindungsgeraden der Punkte ß i , <~C .. mit m x (demKernpunkte in ft) und die homologen Verbindungsgeraden der Punkte a, b, c . . . mit (dem Kernpunkte in e) im Schnitte g der Ebenen f t und e treffen müssen. Man sagt von solchen Figuren, sie werden für die A chse g von den Kernpunkten aus durch perspectivische Strahlenbüschel projiciert.

Sind nicht zwei Projectionsebenen und zwei Projectionscentra, sondern deren je drei: ft, e, (5 und fß l , m, äft, so werden die gefundenen Beziehungen zwischen je zwei Ebenen stattfinden, sie werden dreimal Vorkommen müssen. Hieraus folgt aber, dass die dritte Projection eines Objectes vollständig bestimmt ist, sobald zwei seiner Projectionen gegeben sind. Z. B. lässt sich die Pro­jection des Gegenstandes A B C . . . auf die dritte Projectionsebene (£ und für dasProjectionscentrum ableiten, wenn die Projectionen ß l 13 . . . und a b c . . .auf ft und e für die Mittelpunkte ßßl und m bekannt sind, indem man in ft- von ÜJR, aus zu ß V H H j . . .Strahlen zieht, bis sie den Schnitt fts von f t und Gt in I II I I I . . . treffen, ebenso in e den Punkt 2R2 mit a b c . . . verbindet ' und die Linien mit der Schnittgeraden es von e und (§ in 1, 2, 3 . . . zum Schneiden bringt und dann von I, II , I I I . . . nach “ß /V , von 1, 2, 3 . . . nach m ‘ Strahlen zeichnet: die entsprechenden Strahlen geben in ihren Schnittpunkten die verlangte Projection. (In Figur 7 is t die Construction für ein unendlich fernes mit dem Punkte P durchgeführt.)

F ig . 6.

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Denkt man sich 1$ als horizoutale Ebene und 9ft im unendlichen Punkte der Verticalen, so wird die Projection in (5 der Grundriss A ‘ B ' C‘ . . . des Objectes A B C . . . werden. Da sich ferner die Projectionen in E und a b c . . . in e durch Photographien aus den Standpunkten Jßt und m auf die Ebenen % und e ersetzen lassen, so löst obiger allgemeiner F a ll auch das Problem der photogrammetrischen Terrainaufnahme.

F ig . 7.

Der aus den vorhergehenden theoretischen Entwicklungen abzuleitende Vorgang für den Entwurf eines Planes ans zwei Photographien ist dem zuerst besprochenen ganz ähnlich. Die Ebene © wird nämlich als Zeichnungsfläche angenommen, 'Cs und es werden somit die Spuren der Photographie-Ebenen % und e in der Zeichnungsebene, 3 ) t4 und m ‘ die Grundrisse der optischen Mittel­punkte der photographischen Apparate sein. Nachdem die oben erwähnten Beziehungen nicht verloren gehen, wenn die Ebenen um ihre Schnittlinien gedreht werden, so kann man auch bei dieser Methode nach vorgenommener Orientierung der Platten die Photographien um %s und es in das Zeichen­feld umlegen.

Bei vertical stehenden Photographien und unendlichem 2ß werden die Verbindungsgeraden von mit 2ftx normal zu ^ a, die Strahlen von 2ß„ nach a b c . . . normal zu es ; sonach hat man in diesem Falle d u r c h . . Senkrechte zu %s bis I, II, I I I . . . in "&s, durch a b c . . . Senkrechte zu es bis 1, 2, 3 . . . zu ziehen, I, II, I I I . . . mit 1, 2, 3 . . . mit m J zu ver­binden und erhält im Schnitte von entsprechenden Geraden die Grundrisse von A B C . . . . Die letzte Arbeit ist eine ganz mechanische und H a u c k lässt sie eben, auch von einem Mechanismus durchführen.

Ein Hauptvorzug der Methode H a n c k s besteht aber darin, dass sie sich auch auf den Fall anwenden lässt, wenn die photographischen Aufnahmen mit geneigter Camera gemacht wurden. Es erübrigt nach durchgeführter Orien­tierung der Platten nur noch, die Punkte zu bestimmen. Sie ergeben sich, Fig. 5, in der Umlegung als Schnitte von

nach der Drehung um 7±>s und es in

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uud zwar beziehungsweise um 3JT (ÜD^) und n (ÜD?„) von J V un(I n entfernt. Zieht man jetzt wieder von aus die Strahlen zu den Punkten der Photo­graphie T , bis % in I, II, I I I . . . getroffen wird, von 3ft2 aus gerade Linien nach a, b} c . . . , bis sie es in 1, 2, 3 . . . schneiden, so erhält man in den gemeinsamen Punkten von I und 1 m', oder II und 2 m ‘ etc. die Grundrisse der Punkte A , B , C . . . des darzustellenden Objectes.

Diese Construction soll ebenfalls mit dem Apparate H a u c k s mechanisch durchführbar sein und deshalb verdient die Methode besondere Beachtung.

Auch die Aufrissprojection lässt sich nach demselben Verfahren bestimmen, indem man d vertical annimmt und sich üDi im Unendlichen der zu d senk­rechten Geraden denkt. Im sonstigen bleibt der Vorgang ein gleicher.

Bei einiger Übung wird man sich in das Constructionsverfahren bald hineinleben, und wir können dem Ausspruche H a u c k s , dass sich die Methoden bei der Erprobung im Constructionssaale für descriptive Geometrie der tech­nischen Hochschule in Berlin bewährt haben, nur vollen Glauben schenken.

Der Gyroskop-Collimator

des Linieuschiffscapitän G. F l e u r ia is .

(.Hiezu T afel IV .)

(Aus r.Bevue marit im e et colonialen .)

E r s a t z d e r K i m m d u r c h e i n e k ü n s t l i c h e M a r k e . §. 1. Zur See bietet heutzutage die Trennungslinie zwischen Himmel und W asser die einzige fixe Marke, über welcher mau die Höhen der Gestirne beobachten kann. Macht eine Nebelbank oder die Dunkelheit diese Linie unsichtbar oder undeutlich, so wird die astronomische Ortsbestimmung sofort zur Unmöglichkeit. War deshalb die Aufgabe, Höhen auch ohne Benützung der Kimm zu bestimmen, schon zur Zeit der Segelschiffahrt von W ichtigkeit, so ist sie bei den großen Geschwindigkeiten moderner Dampfschiffe von geradezu vitalster Bedeutung.

Leider ist die streng richtige Lösung dieser Frage theoretisch unmöglich. Denn sobald das Schiff in See nicht vollkommen ruhig liegt, werden alle festen Körper, die nicht genau in ihrem Schwerpunkte aufgehängt sind, Schwingungen um die Verticale vollführen; andererseits wird das horizontale Niveau jeder Flüssigkeit aus seiner Lage gebracht werden; daher werden die Anzeigen jedes Pendels und jedes Niveaus fehlerhaft. Lässt sich jedoch eine Größe nicht direct bestimmen, so ist es häufig möglich uud für die Bedürfnisse der Praxis vollkommen ausreichend, an Stelle derselben ein leicht zu beobach­tendes Element zu substituieren, vorausgesetzt, dass dieses Element von der gesuchten Größe nur um einen geringen, vorher zu bestimmenden Betrag abweicht.

§. 2. Auf diesem Ideengauge basieren mehrere Instrumente, deren E in­richtung es ermöglicht, aus den beiden extremen Lagen eines Pendels oder eines Flüssigkeitsniveaus die M ittellage bequem abzuleiten. Dieselben haben zur Voraussetzung, dass die so gefundene M ittellage von der Verticalen, beziehungsweise horizontalen nur wenig abweicht. Unter diesen Instrumenten

Hittheilungen aus dem Gebiete des Seewesens 1887, Nr. 5 und 6. 21

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verdienen besonders folgende Erwähnung: Das Niveau des Corvettencapitäns R i c h a r d , das Fernrohr mit sphärischem Niveau des Contre-Admirals L e j e u n e , das Fernrohr mit Niveau des Hydrographen H a t t und jenes des Schiffs­lieutenants D e c a n t e ; endlich der Kreis mit circularem N iveau des Capitäns langer Fahrt R e n o u f .

Zahlreiche an Bord der M a g i c i e n n e systematisch vorgenommene Ver­suche haben sowohl bei dem ursprünglichen Instrumente von L e j e u n e , als auch bei einem verbesserten Modelle ergeben, dass zwar mitunter das Mittel der beiden extremen Stellungen der Luftblase mit der Verticalen überein­stimmte, viel häufiger jedoch die Abweichung eine sehr bedeutende war, ohne dass man im Stande gewesen wäre, Größe und Richtung der Abweichung vorher zu bestimmen, was auch vollkommen begreiflich ist, da jede Rollbewegung die Schwingungen der Blase aufs neue stört. Die Anwendung von Flüssigkeit bei diesen Instrumenten hat den weiteren schwerwiegenden Nachtheil, dass die letztere von der Neigung des Gefäßes und vom Zittern der Hand des Beobachters beeinflusst wird.

§. 3. Trotzdem ist das Gesetz der Schwere der einzige mögliche Aus­gangspunkt zur Bestimmung der Verticalen au Bord. Das einzige Mittel, die sich bietenden Schwierigkeiten zu überwinden, ist die Anwendung eines Pendels, dessen Schwingungszeit T gegenüber jener t des Schiffes eine derartig große ist, dass jeder zufällige Synchronismus und die aus dem letzteren entstehende Störung vermieden wird.

Sei z. B. O A (Fig. 1) dieses P endel, das wir vorläufig als einfach annehmen wollen, d. b. dessen gesammte Masse m wir uns im Punkte A vereinigt denken; die Länge desselben sei l. Ist die Schwingungszeit sehr groß, was eine bedeutende Länge des Pendels voranssetzt, so wird die Winkel­geschwindigkeit, die der Punkt A unter dem Einflüsse einer störenden, senk­recht auf OM in der Schwingungsebene wirkenden Kraft F anuimmt, sehr klein sein, da diese W inkelgeschwindigkeit dem Quotienten aus dem Momente der Kraft und dem Trägheitsmomente gleich ist, denn

folglich wird auch die Verschiebung von A sehr klein sein.Wirken ferner zwei an Intensität gleiche, dem Sinne nach jedoch ent­

gegengesetzte Beschleunigungen kurz nach einander auf dieses Pendel, so werden sie es in sehr nahe hei einander befindlichen Lagen treffen und das­selbe daher nahezu gleich stark, jedoch im entgegengesetzten Sinne beeinflussen.

Das Pendel wird daher nach der Zeit 2 t fast genau in jene Lage zurück­kehren, die es ohne Störung eingenommen hätte.

Sei nun V = n t , ein gerades Vielfaches der Dauer t der Beschleuni­gungen, so nahe als möglich gleich T, der natürlichen Schwingungszeit des

Pendels, so wird die Geschwindigkeit des Pendels während der Periode T -

positive und — negative Impulse empfangen, welche einander so ziemlich aufheben

werden. Je größer »w ird , desto geringer wird die Differenz Die Geschwindigkeit des Pendels ist jedoch keine gleichförmige, an beiden

Enden der Schwingung tritt Verzögerung, endlich Stillstand ein. Durch genügende Vergrößerung von n wird daher T ‘ eine so große Annäherung an T erfahren,

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dass der Unterschied der beiden nahezu gleich sein wird der Zeit, in welcher das Pendel keine merkliche Geschwindigkeit besitzt. Dann wird auch die normale Schwingungszeit sehr wenig beeinflusst werden.

Die Impulse, welche in den Momenten des Stillstandes in A und A 4 auf das Pendel wirken, werden dasselbe zwar in die Lage a . . . b , a 4 . . . b4 bringen, das Mittel der Positionen a a 4 wird jedoch, wenn die Impulse gleich groß sind, mit dem Mittel der Positionen A A ‘ übereinstimmen, im anderen Palle jedoch höchstens um den Betrag % A a oder % A ‘ a 4 von dieser Größe abweichen, was man durch Erhöhung der Schwinguugszeit, d. i. der Pendel­länge beliebig verringern kann.

Das Pendel wird gar keine Storung erleiden, wenn man n bis ins Unendliche wachsen lässt. Da hiedurch jedoch auch die Beobachtnngszeit unendlich werden würde, muss man auf die Bedürfnisse der Praxis Rücksicht nehmen und daher vorerst diese feststellen .

Ein Beobachter kann ein Instrument bequem zwei Minuten lang halten; eine längere Aufmerksamkeit ermüdet. Berücksichtigt man ferner, dass derselbe infolge des Luftwiderstandes und der Reibung gezwungen sein w ird , drei Beobachtungen auszuführen, nämlich eine in a (Fig. 2), die andere in a 4, die dritte in a ", um in bekannter W eise das Mittel

zu bilden, so kann man e i n e Minute als Grenze der Schwingungszeit festsetzen.Nun variiert aber t zwischen 3 S und 6®, je nach dem Schiffe; demnach

wird n nur 1 0 — 20 betragen. Vor der E rörterung, ob dieses Verhältnis genügende Genauigkeit bietet, möge die Untersuchung platzfinden, ob das­selbe überhaupt praktisch erreicht werden kann.

§. 4. Das einfache Minutenpendel hat beiläufig 3 6 0 0 m Länge. Das zusammengesetzte Pendel von gleicher Schwingungszeit muss daher die Gleichung erfüllen:

Bei allen möglichen Combinationen kommt man nun entweder auf Gewichte und Dimensionen, die mit einem an dem Sextanten anznbringenden Apparate unvereinbar sind, oder auf einen so kleinen Hebelsarm der Stabilität, dass jede Empfindlichkeit illusorisch wird. So würden z. B. zwei 25 0 g schwere B le i­linsen auf einem 10 cm langen Stiel ein genügend schwerfälliges und un­bequemes System und dennoch erst dann ein Minutenpendel bilden, wenn der Hebelsarm der Stabilität weniger als 0 ,7 m m beträgt, was natürlich die praktische Verwendung ausschließt.

Die Anwendung des gewöhnlichen Pendels ist daher von vornherein ausgeschlossen. Indem man das Pendel in einem stärker widerstehenden M ittel, z. B. einer Flüssigkeit schwingen lässt, kann man zwar die Schwingungszeit erhöhen; da man jedoch die Flüssigkeit selbst dem Einflüsse der Schiffs­bewegungen nicht entziehen kann, würde man in die schon oben erwähnten Fehler verfallen.

Es handelt sich also nunmehr darum, ein Mittel zu finden, welches im Stande ist, die Größe und Dauer der Schwingungen zu beeinflussen, ohne jedoch die Empfindlichkeit der Aufhängung zn stören.

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Ein solches Mittel wird kein äußerliches sein können, sondern innerlich, aus einer Aufspeicherung von lebendiger Kraft bestehen müssen, welche die Bewegungen des betreffenden Systemes hemmt.

Sei z. B. die auf der feinen Spitze i (F ig. 3) im stabilen oder labilen Gleichgewichte befindliche und in rasche Rotation versetzte Scheibe M M jener pendelnde Körper, so werden bekanntlich seine Oscillationen wesentlich verschieden von jenen sein, die er ohne Rotation vollführt. Der Einfluss der Schwere und Trägheit ist in diesem Falle nicht aufgehoben, er vereinigt sich aber in jedem Momente mit der aufgespeicherten Energie, und die Resultierende dieser Größen wird die Bewegung der Achse ausschließlich bedingen; letztere wird um so geringer und langsamer sein, je größer die Fliehkraft im Verhältnisse zu den beiden anderen wird.

Wir wollen nun vorerst die Oscillationen, welche die Projectiön der Achse der kreisenden Scheibe auf eine bestimmte Verticalebene ausführt, mit den Pendelschwingungen vergleichen, um sodann die vollkommene Analogie beider zu erkennen; hieraus wird sich dann leicht die Anwendung für unseren Zweck ergeben.

§. 5. Die analytische Theorie einer rotierenden Scheibe oder im allgemeinen eines beliebigen festen Körpers, dessen geometrische Achse in einer Spitze endigt, ist eine der heiklicbsten der Mechanik.

Zuerst von L a g r a n g e in allgemeinen Umrissen aufgestellt, später von B o u r , R e s a l und D e s p e y r o u s in deren Abhandlungen über Mechanik weiter ausgeführt, wurde diese Theorie Gegenstand einer interessanten Arbeit des Directors der Besam^oner Sternwarte , G r u e y , welcher unter dem bescheidenen T itel: nTratte elementaire des gyroscopesn eine große Zahl specieller Fälle, darunter jenen des gewöhnlichen K reisels, anführt und erörtert. Jene unserer Leser, welche sich für diese Theorie besonders inter­essieren, müssen wir auf diese Arbeiten verweisen.

Hier werden wir uns unter Anlehnung an die elegante Theorie des Admirals de J o n q u i e r e s , deren wesentlichste Umrisse in den nComptes rendusn der Akademie vom 2 8 . Juni und 5. Juli 1886 erschienen sind, auf eine geometrische Darstellung beschränken, indem wir uns die Klar­stellung des Zusammenwirkens der verschiedenen Kräfte als einzige Aufgabe stellen.

Sei also eiue Scheibe mit einer Rotationsgeschwindigkeit co um ihre geometrische Achse Og0 (Fig. 4) ausgestattet. Die Achse endige in einer Spitze, welche in einer Höhlung bei 0 ruht. Letztere sei so beschaffen, dass sie zu keiner Reibung A nlass gibt und auch keine Verschiebung der Spitze gestattet. g0 sei der Schwerpunkt, & der Winkel V O g {, der Achse mit der Verticalen. Machen wir die weitere Annahme, die Trägheitsmomente des Körpers in Bezug auf jede durch 0 gehende Gerade seien unter sich gleich, d. h. mit anderen Worten, das Centralellipsoid sei eine Kugelfläche mit dem M ittelpunkte in 0 , alle Durchmesser derselben somit Hauptachsen der Trägheit.

Wäre der Körper nicht in Rotation, so würde er infolge der Schwer­kraft um eine Horizontale O l l , die senkrecht auf der Ebene V O g 0 steht, nmfallen. Er rotiert jedoch mit der Geschwindigkeit co; nun dreht sich aber bekanntlich eine homogene Kugel, welche durch zwei beliebige Ursachen gleichzeitig zur Rotation um zwei Seiten eines Parallelogramms veranlasst wird, dessen Seitenlängen die bezüglichen W inkelgeschwindigkeiten vorstellen,

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um die Diagonale mit einer W inkelgeschw indigkeit, welche der Länge der Diagonalen entspricht. Infolge dessen wird die Fallbewegung modificiert. Sobald der Schwerpunkt seine ursprüngliche Lage verlassen und das ver­schwindend kleine Element g 0 g\ durchlaufen h a t, so hat er unter der E in­

wirkung eines Kräftepaares die elementare Geschwindigkeit

Achse H O erworben, wobei P das Gewicht, cl die Entfernung des Schwer­punktes vom Unterstützungspunkte und A das Trägheitsmoment in Bezug auf H O bedeutet.

Tragen wir nun auf der Geraden H 0 die Strecke k 0 auf, derart, dass sich

und construieren wir das Parallelogramm k O g i m i , so wird nach dem oben entwickelten Grundsätze die Diagonale 0 ni\ dieses Parallelogramms die Rotationsachse des Körpers in diesem ersten Momente sein. Mit anderen Worten, statt in der Ebene V O g i weiter zu fa llen , wird die geometrische Achse um O m i einen Kegel vom Radius h i\g i mit einer durch O m i aus- gedrückten W inkelgeschwindigkeit zu beschreiben beginnen. Einen Augenblick später wäre der Schwerpunkt infolge der erworbenen Geschwindigkeit in <7n; durch die in der Ebene V O g n wirkende Schwerkraft gelangt er jedoch nach gm mit einer Geschwindigkeit g ig m -

Die Achse des ablenkenden Kräftepaares wird jetzt die Horizontale 7t'mO sein , welche senkrecht steht auf der Ebene. g\ Ognn Die Intensität des Kräftepaares wird proportional zur neuen Geschwindigkeit von g , folglich

sein; hieraus entsteht eine neue momentane Achse O m m , die Diagonale des Parallelogramms

D ieses Spiel setzt sich in regelmäßiger W eise fort.Für jede neue Lage g iy z. B. entsteht eine momentane Achse O m iy,

welche in einer im fraglichen Punkte senkrecht auf die Bahnlinie gefällten Ebene liegt und deren W inkel mit der geometrischen Achse des Körpers zur erworbenen Geschwindigkeit proportional ist. So lange sich g von der Verti- calen entfernt, vergrößert sich dieser Winkel oder, was auf dasselbe hinaus­kommt, der Krümmungsradius der Bahn; sobald jedoch die geometrische und die momentane Rotationsachse mit dem Unterstützungspunkte in eine und dieselbe Verticalebene fallen, z. B. in gy, wird die Schwerkraft der erworbenen Geschwindigkeit entgegenarbeiten, und die folgenden Bahnelemente werden immer kleiner werden.

Gelangt schließlich g nach g y n in den K reis, welcher durch die ursprüngliche Lage g Q geht und V4 zum Mittelpunkte hat, so ist die ganze, von der Schwerkraft während der Fallbewegung u g y entwickelte Arbeit aufgezehrt. Die Geschwindigkeit von g wird N ull und die momentane Ro­tationsachse fä llt mit der geometrischen zusammen.

Die Bahn des Schwerpunktes setzt sich also aus einer ununterbrochenen Reihe kleiner Schleifen (Fig. 5) zusam m en, welche von zwei Kreisen, deren Mittelpunkte in der Verticalen lieg en , eingeschlossen werden. Befindet sich der Schwerpunkt unter dem Unterstützungspnnkte, so finden die elementaren Fallbewegungen gegen den Mittelpunkt zu statt und es entsteht dann die in Fig. 6 dargestellte Form. Die Elementargeometrie ist nicht im Stande, die Form der Bahn und die geometrische Lage der momentanen Rotationsachsen

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zu bestim m en; wir begnügen uns daher anzuführen, dass die zweite Form von geringerer Krümmung ist als die erste.

Der Anfangswert des Krümmungsradius m \ g \ , der eine Seite desParallelogramms J cO g \m \ bildet, wird durch die Größe des W inkels g

bedingt, d. h. durch die Größe des Verhältnisses

Ist co — O, so ist der Winkel der Körper fällt.Ist co = c o , so ist g iO m i unendlich klein und g verrückt sich nur

um verschwindend kleine Größen.Ist co sehr groß, so wird der Radius der Schleifen sehr klein und

letztere sind mit dem Auge nicht zu unterscheiden.In diesem bei dem Kreisel gewöhnlichen Falle kann man annehmen,

dass der Schwerpunkt, statt diese Schleifen zu beschreiben, sich auf einerzwischen den beiden Begrenzungskreisen liegenden Kreislinie m it einer gleicli-

mäßigen Geschwindigkeit fortbewege, deren Maß durch den B e tr a g —------

des ablenkenden Kräftepaares bestimmt wird.Nun ist aber der Radius V4g n dieses kleinen Kreises gleich

O g0 sin Q — co sin &.Die W inkelgeschwindigkeit der Ebene V O g 0 um die Verticale erhält

som it die Größe

Diese Bewegung nennt man die Präcession.

Der Ausdruck —— zeigt:

1. Dass die Präcessionsgeschwindigkeit N ull wird, für d — 0, d. h. im Falle des indifferenten Gleichgewichtes ;

2 . dass sie um so geringer wird, je größer co und je kleiner d wird;3. dass sie unabhängig vom N eigungswinkel 0 der Achse ist.A lles bisher Entwickelte gründet sich auf die Annahme, dass die

Trägheitsmomente des Körpers in Bezug auf jede durch 0 gehende Gerade gleich groß sind. Wird diese Bedingung nicht erfüllt, was gewöhnlich der F a ll , so sind die Diagonalen 0 m jt 0 m n , welche in jedem Momente durch ihre Größe und Richtung die Achse des resultierenden Kräftepaares vorstellen, nicht mehr Hauptachsen der Trägheit und die Rotation kann nicht mehr um dieselben stattfinden.

Admiral de J o n q u i e r e s legt dar, dass die wirkliche momentane Rotationsachse nicht mit der Achse des resultierenden Kräftepaares überein­stimmt, aber immer in der durch letztere und durch die geometrische Achse des Körpers gedachten Ebene liegt. Hieraus folgt, dass es, um die richtige geometrische Darstellung der Bewegung zu erhalten, genügt, die momentanen Achsen nicht mehr durch die Punkte m m WHv, (Fig. 4), sondern durch irgend einen Punkt der Geraden m\ g \y m m gm, "W»iv 9 \ i gelegt zu denken, was die endgiltigen Schlüsse in keiner W eise verändert, wenn man sich mit einem Mittelwerte für die Präcession begnügt.

§. 6. B isher wurde angenommen, dass die Spitze der Achse unendlich fein sei, sich nicht verrücke und keinerlei Reibung und äußerem Widerstande unterworfen sei.

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In der Praxis wird das Ende der Achse nothwendigerweise die Form einer kleinen Halbkugel besitzen und die Höhlung, auf welcher sie ruht, jene einer,Hohlkugel von etwas größerem Durchmesser. Dadurch wird der Contact, mit Ausnahme der absolut verticalen Stellung, excentrisch zur geometrischen Achse des Körpers wirken und fortwährendes Rollen und Gleiten längs eines kleinen Umfanges hervorrufen.

Das Pivot wird somit nie unbewegt bleiben, sobald die Achse die verticale Lage verlässt. Indem es rollt, verrückt es sich und gibt sozusagen Anlass zu einer zweiten Präcession, deren Richtung mit jener der Rotation des Körpers zusammenfällt, wenn der Schwerpunkt über dem Unterstützungs­punkte liegt. Im anderen Falle is t die Richtung die entgegengesetzte. Man kann sich diese Bewegung leicht vergegenwärtigen, wenn man einen B leistift schief auf einem Tische rollen lässt und entweder einen Punkt der Achse über dem Tische als fix annimmt, oder aber einen Punkt der unter den Tisch verlängert gedachten Achse.

Diese neue Bewegung des Systemes um die Verticale ruft ein Kräftepaar hervor, welches man der Größe und Richtung nach durch Ico, oder lc' o (Fig. 7.) darstellen kann. Dieses Kräftepaar vereinigt sich mit jenem der Rotation og oder o g ‘ und lässt eine momentane Achse o m oder o m ‘ entstehen.

Es entsteht nun ganz derselbe Vorgang, welcher bereits oben dargelegt wurde. Einerseits dreht sich die geometrische Achse konisch nm die momentane, andererseits schreitet diese in der Verticalebene g o k oder g ‘ o k ‘ fort. Mit anderen Worten, die horizontale Projection des Schwerpunkts beschreibt eine Reihe von Schleifen, die von zwei parallel zu der Trace der Vertical­ebene Jcog oder lc 'og ‘ gezogenen Geraden eingeschlossen sind.

Da die Größe des Rotationskräftepaares o g gegenüber jener des Kräfte­paares o lc oder o lc1 eine bedeutende ist, sind diese Schleifen äußerst klein. Ihre Wirkung ist ein Wiederaufrichten der Achse.

Wird die Achse vertical, so hört das excentrische Rollen des Pivots auf uud das Kräftepaar verschwindet.

Die bisher als constant angenommene Rotationsgeschwindigkeit nimmt in Wirklichkeit infolge der Reibung des Pivots und des Luftwiderstandes fortwährend ab. Die beiden Theile jeder Schleife werden daher nicht symmetrisch sein, und da der Krümmungsradius am Ende jeder Periode regelmäßig größer sein wird als zu Beginn derselben, wird der Schwerpunkt nicht mehr bis zu dem kleinen Kreise zurückkehren, der durch seine ursprüngliche Lage geht.

Liegt der Schwerpunkt oberhalb des Unterstützungspunktes, so vergrößert sich der Radius dieses Kreises, liegt er unterhalb, so wird der Radius kleiner. Im ersteren Falle bekämpfen sich das aufrichtende Kräftepaar und die entgegen­gesetzte Tendenz. Das Aufrichtungsvermögen überwiegt, so lange m groß ist, später tritt das Verkehrte ein. Auf diese W eise sieht man das gewöhnliche Kreisel sich anfangs aufrichten, später sich neigen, endlich fallen.

Im zweiten Falle unterstützen sich beide Einflüsse, die Achse wird sehr bald die verticale Lage annehmen und in derselben verharren.

Kurz zusammengefasst können wir also sagen: wenn ein Körper, dessen Achse nicht bedeutend von der Verticalen abweicht und dessen Schwerpunkt unt er dem Aufhängepunkt liegt, in rasche Rotation versetzt wird, so beschreibt sein Schwerpunkt eine Spirale nm die Verticale, bis er mit dieser zusammenfällt.

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§. 7. Wenn wir nun statt der Bewegungen der Achse des Körpers jene.der Aclisenprojection auf einer Verticalebene von constantem Azimuth ins Auge fassen, so sehen wir, dass diese Projection oscilliert und hiebei nach einander die ungleichen Bögen m m ", dann m" m ‘ (F ig. 8) beschreibt in einer Zeit, welche der halben Tour der Präcession entspricht und constant ist, da ja die Größe der Präcession vom absoluten Werte des Winkels & unabhängig ist.

Beschreibt aber einerseits ein Körper m (Fig. 9) mit gleichmäßiger Geschwindigkeit einen Halbkreis a f b in derselben Zeit, als ein Pendel vom M nach M schwingt — wobei a b die ausgestreckte Länge M M ' ist — so entspricht bekanntlich die Projection q des Körpers auf a b in jedem beliebigen Momente der Stellung des Pendels auf der Linie M M ' .

Andererseits ist bei der Länger des Bogens V M —a V, bei der Beschleunigung g und der Pendellänge l die W inkelgeschwindigkeit des Körpers m gleich

Endlich wird einer stetigen Abnahme der Schwingungsweite auch eine proportionale Abnahme des Radius r des Kreises entsprechen und der beschriebene Halbkreis wird sich in den Spiralbogen a c e, daun e d p u. s. f. auflösen.

Man ist also berechtigt zu sagen : Die Projection der Achse eines rotierenden Körpers auf einer Verticalebene von constantem Azimuth verrückt sieb nach demselben Gesetze, welches ein Pendel von einer solchen Länge l

befolgen würde, dass 1 / % gleich wird der Präcessionsgeschwindigkeit.

Nun hat man es aber in der Hand, durch angemessene Erhöhung der Rotationsgeschwindigkeit, ohne d übermäßig zu verringern, die Präcession so langsam als man will zu machen.

Folglich is t die früher in §. 3 gestellte Aufgabe, welche sich durch das gewöhnliche Pendel nicht lösen ließ, nämlich die Hervorrufung beliebig lang­samer Pendelbewegnngen in Bezug auf eine bestimmte Ebene, (beispielsweise jene des Limbus am Sextanten) durch Anwendung eines rotierenden Körpers gelöst.

§. 8. Nun wollen wir den Einfluss der Oscillationen des Schiffes, auf dessen Deck sich der Kreisel befindet, untersuchen.

Schicken wir vorerst voraus, dass nachdem die Spitze sehr fein und die Höhlung halbkugelförmig ist, die durch die Hand des Beobachters oder durch die Bewegungen des Schiffes hervorgerufeneen Neigungen der Unterlage von keiner ablenkenden Wirkung sein werden.

Ferner wollen wir bemerken, dass die verticalen Verschiebungen, welche hauptsächlich durch das Stampfen hervorgerufen werden, keine andere Wirkung haben, als das scheinbare Gewicht des Körpers zu erhöhen oder zu verringern, dass ihr Einfluss auf den N eigungswinkel 0 somit gleich N ull ist und sich darauf beschränkt, die Geschwindigkeit der Präcession abwechselnd zu erhöhen und zu verringern.

Wir brauchen uns also nur mit den horizontalen Bewegungen näher zu befassen.

Sei O r (F ig. 10) die Verticale, Og die geometrische Achse des rotierenden Körpers, B B der von dieser Achse beschriebene Präcessionskreis. Verschieben wir nun den Stützpunkt in irgend einer horizontalen Richtung F mit einer beschleunigten Geschwindigkeit, deren Beschleunigung a sei. Infolge der Trägheit

dem Ausdrucke

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werden die Dinge so vor sich gehen, als oh in g eine zn F parallele jedoch der Richtung nach entgegengesetzte Kraft angreifen würde.

Würde sich der Kreisel nicht drehen, so würde er um die Gerade N N , die senkrecht auf der Ebene F ' g O steht, schwingen, und zwar mit einer

Winkelgeschwindigkeit ? wo A das Trägheitsmoment in Bezug auf N N ist.JUL

Dreht sich jedoch der Kreisel, so bildet sich sofort, wie früher, ein resultierendes K räftepaar, das durch die Diagonale des Parallelogramms

dargestellt wird, wo q 1 0 proportional is t zu •—- — und g O zu co,

uud die geometrische Achse des Körpers beschreibt wieder eine Reihe von Schleifen, die sehr klein sind, wenn co groß und deren allgemeines Resultat eine Neigung im Sinne g g ‘ ist.

Diese Bewegung geht mit einer zum Elementarwinkel g O g ‘ proportio­

nalen mittleren Geschwindigkeit vor sich, d. h. proportional zu

Wir bemerken, dass dieser Ausdruck dieselbe Form hat wie jener der

Präcessionsgeschwmdigkeit

Hier tritt die Beschleunigung ci der störenden Kraft an die Stelle der Beschleunigung g der Schwerkraft.

Was den absoluten Wert der durch N g g ‘ hervorgerufenen Ablenkung anbelangt, so ist derselbe jedenfalls proportional zur Dauer der Einwirkung.

Wenn die übertragene Bewegung gleichförmig wird, so verschwindet die Beschleunigung und die Achse bleibt in der Lage, in welcher sie sich eben befindet; wenn die Bewegung fortdauert, jedoch mit abnehmender Geschwin­digkeit, so ändert die Beschleunigung ihr Vorzeichen und die Achse kehrt gegen ihre ursprüngliche Lage zurück. Eine Bewegung im umgekehrten Sinne würde zu ähnlichen Ablenkungen, jedoch im verkehrten Sinne führen.

Die Bewegungen eines Schiffes, mögen sie auch noch so compliciert sein, lassen sich nun immer iu Perioden zerlegen, welche den oben angeführten Fällen entsprechen.

Nehmen wir z. B. als Ausgangspunkt jenen Augenblick, in welchem das Schiff, auf eine Bordseite vollkommen geneigt, unbewegt liegt. Das W ieder­aufrichten findet mit zunehmender Geschwindigkeit statt, welche sich auf die Achse des Kreisels durch eine Ablenkung in der Längsrichtung des Schiffes nach vorne oder nach achter äußern wird, je nach dem Sinne der Rotation.

Im Momente, in welchem die Masten die Verticalebene passieren, wird die Bewegung eine gleichförm ige und die Achse des Kreisels daher nicht mehr beeinflusst.

Das Schiff wird sich sodann mit abnehmender Geschwindigkeit auf die andere Bordseite leg en , wodurch die Achse des Kreisels in ihre ursprüng­liche Lage zurückkehren wird.

Während der nächsten Schwingung wird die Oscillation der Achse im entgegengesetzten Sinne erfolgen. Mit anderen W orten , jede einfache Schwingung des Schiffes, sobald sie den Charakter einer Pendelbewegung trägt, wird die abnormalen Ablenkungen compensieren.

Nun lässt sich aber jede Ablenkung K g g ‘, z. B. G G ' (Fig. 11) in zwei Componenten, K G und K G 1, zerlegen, deren eine in der Richtung der

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T angente, die andere in jener des Radius des Präcessionskreises liegt. Die erstere beeinflusst ausschließlich die Präcessionsgeschwindigkeit und nur die letztere kommt bei der directen Veränderung des Winkels & in Betracht. Ist aber schon G G 4 sehr klein, so wird K G ' noch kleiner sein.

Nehmen wir nun an, die Geschwindigkeit der Präcession wäre sehr klein im V erhältnisse zur Schwingungszeit des Schiffes, so ist es klar, dass die Achse nach dem Verlaufe der beiden entgegengesetzten Beschleunigungen zu einem Punkte des Kreises JBB‘ zurückkehren wird, der sehr nahe an jenem liegt, von welchem sie ausgegangen, und dass infolge dessen der Radius dieses Kreises wenig oder gar nicht beeinflusst werden wird.

Daher wird der W inkel B O B 4 zwischen den extremen Lagen der Achse, wenn sich diese in einer zur Limbusebene irgend eines Messinstrumentes, bei­spielsweise des Sextanten, parallel gelegenen Verticalebene befindet, fast genau den gleichen Wert haben, ob sich nun das Schiff bewegt oder nicht, d. h. die Dinge werden so vor sich gehen, als ob die Achse wirklich der Pendel mit großer Schwingungszeit 0 A (Fig. 1) wäre.

Für dieses Pendel haben wir als Maximalwert des möglichen Fehlers

oder ——— gesetzt. Hier stellt E g g 4 die Größe A a vor.

Der absolute Wert von g g 4 hängt jedoch wesentlich von jenem des

Winkels

Der mögliche Fehler wird also um so geringer sein, je kleiner a und d sind und je größer co ist.

a , die lineare Beschleunigung der ablenkenden Bew egung, ist natür­licherweise umso kleiner, je näher sich der Beobachter zur Region der momen­tanen Drehungsachsen des Schiffes befindet.

Einerseits ist man jedoch an Bord nicht immer im Stande, sich bei der Beobachtung dorthin zu begehen, wo die günstigsten theoretischen Bedingungen vorhanden sind, andererseits ist die Kleinheit von d und die Größe von co durch die Bedingung beschränkt, dass eine Präcessionsumdrehung, welche vom Werte

des Ausdruckes —— abhängt, z w e i M i n u t e n nicht überschreite.

In Anbetracht der M annigfaltigkeit der Schiffstypen und der Ver­schiedenheit der Beobachtungsorte, die man auf einem und demselben Schiffe einnehmen kann, muss man sich ausschließlich an die Erfahrung halten, um sich zu überzeugen, ob bei der Rotationsgeschwindigkeit und dem Abstande des Schwerpunktes vom Unterstützungspunkte, welche der Schwingungszeit von einer Minute entsprechen, die Amplitude der Ablenkungen in jedem möglichen Falle auf ein erträgliches Maß herabgedrückt wird.

Hier mag darauf hingewiesen werden, dass die angenommenen Ziffern fü r das Panzerschiff zweiter Classe L a Ga l i s s o n n i e r e vollkommen e n t­sprochen haben.

§. 9. Die Idee, die so bemerkenswerten Eigenschaften des Gyroskops zur Höhenbeobachtung ohne Benützung der Kimm anzuwenden, ist durchaus nicht n eu 1). So findet man im r>Tratte de navigationu von G u e p r a t t e (S. 50) die Beschreibung eines künstlichen Horizontes, der, von S e r s o n erdacht uud

3) Siehe »Tratte mecanique de Poisson«, 1833, 2. Band, S. 226.

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von S m e a t o n verbessert, aus einem großen Kreisel besteht, dessen obere Seite mit einem Glase versehen ist.

Wenn dieses Instrument in der Praxis keinen Eingang gefunden hat, so dürfte der Grund davon in der hiebei erforderlichen Art und Weise der Beobachtung gelegen sein.

Die Anwendung des künstlichen Horizontes erfordert schon zu Lande eine gewisse G eschicklichkeit; das Auffinden der Bilder und das Behalten derselben im Gesichtsfelde des Fernrohres dürfte sehr große Schwierigkeiten bieten, wenn der Sehstrahl seine Lage zur Senkrechten auf die Spiegelebene fortwährend verändert, was bei einem kreisenden Horizonte auf Deck eines Schiffes der Fall ist.

Wenn man den Kreisel vom Sextanten selbst tragen lässt, wird sich das Behalten der Bilder im Gesichtsfelde zwar leichter bewerkstelligen lassen, die Auffindung derselben wird aber noch immer sehr mühevoll bleiben, und zwar infolge des Herumsuchens im Azimuth und in der Höbe. D es weiteren wäre die Anbringung einer cardanischen Suspension n o th ig , was das Instrument be­trächtlich complicieren würde.

Eine zweite Einwendung, welche an sich schon genügt, um die Anwendung eines rotierenden Glases im voraus zn verwerfen, ist die, dass bei Nebel die Gestirne häufig nur in so großer Höhe sichtbar sind, dass die Beobachtung in einem horizontalen Spiegel an der Grenze der Möglichkeit angelangt oder unmöglich ist.

Wir waren der Meinung, es sei ein Erfolg nur dann zu erzielen, wenn man möglichst die Bedingungen der gewöhnlichen Beobachtungsweise nachahmt, d. h. wenn man statt der Kimm eine Markierungslinie schafft, welche der Beobachter in ebensolcher W eise aufsucht und instinctiv im Gesichtsfelde festhält, wie den Meereshorizont.

Von diesen Grundsätzen ausgehend, haben wir einen rotierenden Colli- mator erdacht und construiert, dessen Gewicht und Dimensionen genügend klein sind, um seine Anbringung auf dem Sextanten selbst zu gestatten.

Bevor wir zur Beschreibung des ausgeführten Modelles selbst übergeben, wollen wir noch die Beobachtungsmethode schildern, deren theoretisches Princip in den vorstehenden Erörterungen zur Darstellung gelangt ist.

§. 10. Sei A B C (Fig. 12) ein Sextant. Wird ein gyroskopischer Apparat in M hinter dem kleinen Spiegel derart angebracht, dass er vom amal- gamierten Theile nicht verdeckt wird, so wird der Beobachter, dessen Auge sich bei 0 befindet, gleichzeitig das durch den großen und den kleinen Spiegel reflectierte Bild eines Gestirnes und eine horizontale Linie, welche das neu hiuzugekommene Instrument zeigt, beobachten können. Da sich jedoch das Gestirn in unendlicher Entfernung befindet, wird es zur deutlichen Sicht­barkeit der Linie nothwendig, die Lichtstrahlen, welche durch ihre Convergenz das Bild der Marke bilden, vor ihrem Eintritte ins Fernrohr untereinander parallel zu gestalten.

Es sei nun E F (F ig. 13) ein Körper, der sich auf einer sehr feinen Spitze P im Gleichgewichte befindet und die beiden planconvexen Linsen H H ‘ von gleicher Brennweite trägt. Die beiden Linsen befinden sich diametral gegenüber auf gleicher Entfernung vom Mittelpunkte. Ihre P lanseiten stehen sich gegenüber und ihre Entfernung von einander ist genau gleich ihrer Brennweite. Endlich ist in ihre Planseite in der Höhe ihres optischen Centrums eine feine schwarze Linie parallel zur Oberfläche des Körpers eingraviert.

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Unter diesen Umständen werden alle von der Linie m ausgehenden Strahlen das Objectiv U 4 in paralleler Richtung zu m m 1 verlassen und ebenso alle von m 4 ausgehenden Strahlen das Objectiv H.

Denken wir uns nuu diese Vorrichtung in rasche Rotation und nach M (Fig. 12) versetzt. Bei jeder halben Umdrehung wird das eine Lichtbündel vom Fernrohre aufgenommen und hiedurch im Gesichtsfelde das Bild einer schwarzen Linie erzeugt; ein intermittierendes Bild, dessen Eindruck auf die Netzhaut infolge der großen Geschwindigkeit jedoch ein bleibender ist.

Wenn die Linie m m 4, wie es hei der Construction angestrebt wird, senkrecht auf der Rotationsachse steht, so decken sich die von beiden Liusen gelieferten Bilder; steht sie jedoch nicht vollkommen senkrecht auf der Achse, so entstehen zwei getrennte Linien, aber — was wichtig zu bemerken ist — die Mitte der einzigen Linie oder die Mitte des Intervalles der Doppellinie ist immer die Trace der auf der Rotationsachse senkrecht stehenden Ebene, welche durch das optische Centrum des Fernrohrobjectives geht.

Diese Trace, welche das ideale Mittel der reellen Linien vorstellt, wird in dem Falle, als die Achse des Gyroskops vertical steht, die getreue Dar­stellung eines Horizontes o h n e D e p r e s s i o n bilden, zu welchen sich das reflectierte Bild irgend eines Gestirnes auf die gewöhnliche Art wird leicht herabbringen lassen. Wir werden sie im folgenden mit dem Namen Ma r k e bezeichnen.

§ . 11. Was die bei Höhenbeohachtungen unerlässliche Orientierung der Limbusebene in der Verticalen anbelangt, so wird diese mit genügender Genauigkeit erreicht, wenn man nach Augenmaß die Marke immer in paralleler Lage zu einem Faden des Fadenkreuzes erhält, welcher derart angebracht ist, dass er immer senkrecht auf der Limbusebene steht.

Thatsächlich würden Neigungen von 1— 2°, die sofort auffallen müssten, selbst im ungünstigsten Falle, wenn nämlich die Höhe 4 5 ° beträgt, nur Fehler von 15" bis 1' in der Höhe verursachen.

§ . 1 2 . Die verticale Stellung der Achse, die bisher nur zur vorstehenden Erklärung zugegeben wurde, kann jedoch nicht als Hypothese angenommen werden, insofern als nichts im vorhinein eine solche Stellung bedingt. Der einzige Punkt, von welchem wir auszugehen berechtigt sind, ist die Regel­m äßigkeit der konischen Bewegung der Achse nm die Verticale.

Diese Bewegung ruft Ablenkungen der Marke hervor, bei welchen wir leicht erkennen werden, dass sie den Gesetzen der Pendelbewegung folgen.

Sei 0 (Fig. 14) das optische Centrum des Fernrohrobjectives eines Sextanten und M M 4 N N 4 ein Cylinder mit verticaler Achse und einem Durch­messer von der Größe der Brennweite des Objectives. Sei O T eine Parallele zur Achse des Kreisels, welche mit der Verticalen den Winkel V O T ein­schließen möge und v v 4 das Ocular, bei welchem sich das Auge befindet. Legen wir nun durch den Punkt 0 eine auf der Geraden O T senkrecht stehende Ebene, so wird diese den Cylinder in einer E llipse F F 4 schneiden, welche der geometrische Ort aller Brennpunkte des Collimators ist. Mit anderen Worten, das Bild der Marke wird immer von jenem Elemente der Curve gebildet werden, welches dem Ocular gegenüber liegt.

Lässt man nun den Cylinder und die Achse O T des Gyroskops um die Verticale 0 V rotieren, um die Präcession zu erzeugen, so werden die ver­schiedenen Punkte von F F 1 am Auge vorüberziehen.

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In der in der Figur davgestellten oder von derselben um 180° ver­schiedenen Lage wird das Auge die Elemente ab oder e f wahrnehmen, welche ihm den Eindruck horizontaler gerader Linien machen werden.

In den um 90° verschiedenen Lagen wird das Auge die Elemente c d oder g h wahrnehmen, welche den Eindruck von Geraden, die um den Maximal­winkel gegen den Horizont geueigt sind, hervorrufen werden. Für jede Zwischenlage endlich wird auch das Bild der Marke eine zwischen den beiden eben erklärten Lagen befindliche Stellung einnehmen. Die Marke wird sich deihnach im Gesichtsfelde des Fernrohres von oben nach unten -oder umge­kehrt verschieben, indem sie sich gleichzeitig in dem einen oder dem anderen Sinne ein wenig neigt.

An jedem Ende ihrer Bewegung tritt Verzögerung, dann Stillstand in der Verschiebung der Marke ein. In diesem Momente wird dieselbe horizontal. Die beiden Positionen des Stillstandes werden aber symmetrisch zur Trace des idealen wahren Horizontes liegen, wodurch die im Anfänge dieser Abhand­lung (§. 7) gestellte Aufgabe gelöst erscheint.

Wenn daher der Beobachter, indem er einfach die Mikrometerschraube dreht, das Bild des Gestirnes, welches vorläufig als fix angenommen werden möge, in fortwährender Berührung mit der Marke erhält und hiebei darauf achtet, dass die Marke mit dem Faden des Fernrohres stets parallel bleibt, so werden die Momente der Maxima und Minima deutlich hervortreten, indem in diesen Momenten die Drehungsrichtung der Mikrometerschraube verkehrt werden muss. Man braucht daun nur mehr das Mittel der äußersten A b­lesungen zu machen.

Natürlicherweise können die letzteren nicht direct am Limbus vor­genommen werden, weil der Faden des Fernrohres während der Beobachtung möglichst nahe bei der Marke und parallel zu derselben erhalten werden muss, um große Neigungen der Pivotspitze in der Höhlung der Unterlage zu vermeiden, Neigungen, welche die Bewegung des Kreisels stören und möglicher­weise die Spitze beschädigen würden. Man wird diese Schwierigkeit umgehen, indem man den Kopf der Schraube mit einer Mikrometertrommel versieht, deren sehr auffällige Ziffern auch auf Distanz mit einem Blick abgelesen werden können.

§. 13. Im vorigen haben wir das Gestirn als unbeweglich angenommen, nun wollen wir den Einfluss einer sehr raschen Bewegung des letzteren der Höhe nach untersuchen.

Bezeichnen wir hiezu im allgemeinen mit T den Mittelpunkt des Gyroskops (Fig. 15) und betrachten wir vorläufig nur die Stellung 0 T & der Achse, welche einem beliebigen Augenblicke und der Richtung O A des Gestirnes entspricht.

Da sich der Beobachter bemüht, den Faden des Fernrohres stets parallel zur Marke zu halten, ist die Limbusebene seines Instrumentes in diesem Momente parallel zur Ebene A O T ß. Der von der Alhydade in einem beliebigen Momente angezeigte Winkel ist demnach nicht genau die Höhe, sondern das Maß des Winkels, den O A mit einer auf 0 T 6 senkrechten Ebene einschließt; dieser W inkel ist = 90° — A O T6.

Ist das Gestirn unbeweglich, so ist es klar, dass der Winkel A O T sein Maximum und Minimum erreicht, wenn T durch die Verticalebene A O T geht, d. h. in T x und T4. In diesen Momenten ist die Marke horizontal und das

A T -4- A TMittel 90 — 1 ' 4 jst , wie bereits früher erwähnt, das Maß der

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richtigen Höhe 90 — A Y . Ändert sich jedoch der Winkel A O V mit der Zeit, so compliciert sich das Problem ein wenig.

Um dies zu berücksichtigen, sei q die Dauer einer halben konischen Umdrehung der Achse um die Verticale. Rufen wir uns hiebei ins Gedächtnis zurück, dass diese Zeit vom absoluten Werte des W inkels T O V unabhängig ist.

Sei A ein Gestirn, dessen wahre Zenithdistanz sich in der Zeit q um den Betrag d h ändert. Die Pfeile F und f mögen den Sinn der Bewegung des Gestirnes der Höhe nach und jenen der Präcessionsbewegung andeuten. Wir haben drei Fälle in Betracht zu ziehen: Der W inkel T x OT± kann kleiner, gleich oder größer sein als dh.

1. Im ersten Falle nimmt die scheinbare Zenitbdistanz fortwährend zu, denn die Bewegung des Gestirnes ist rascher als jene der Marke, auch während der Bewegung der Achse von T4 nach T x. Infolge dessen gibt es kein Maximum und Minimum, und man kann keinen Schluss aus der Beobachtung ziehen.

2. Im zweiten Falle wird während einer sehr langen Periode, z. B. von T x nach T y, die ziemlich gleichförmige Bewegung der Marke jene des Gestirnes ausgleiclien. Die Distanz A T ist also stationär und der Beobachter nicht im Staude, die einer bestimmten Stellung von T entsprechende Zeit anzugeben.

3. Im dritten Falle gestalten sich die Verhältnisse für die Beobachtung günstiger. Von einem gewissen Paukte T5 an wird die Geschwindigkeit der Annäherung von T gegen A rascher als jene der Entfernung von A. Die Distanz A T , die ihr Maximum in T5 erreicht, nimmt also in der Folge bis TG ab, wo, da die Geschwindigkeit von T gegen A abnimmt, die Distanz A T ein Minimum beträgt, um dann sofort wieder bis T5 zuzunehmen.

Da die Bögen A TG und A T& wegen ihrer Größe als parallel angesehen werden können, so sind T b und T G jene Positionen, wo die Geschwindigkeit der Pro­jectionen 0 T6 und 0 T. auf die Ebene A O V der Geschwindigkeit der Höhen­bewegung des Gestirnes gleich und auch vom gleichen Sinne sind. Dadurch wird aber die Gleichheit der sphärischen W inkel T x V T 0 und T4 V T b bedingt d. h. die symmetrische Lage von TG und T5 in Bezug auf T x und T4.

Das Mittel der Bögen A Tb und A T6 kann also sehr nahe gleich A Vangenommen werden.

Augenscheinlich wird die Genauigkeit um so größer, je kleiner die Winkel T x V T g und T4 F T 5 werden; nun sind aber diese Winkel um so kleiner, je größer die lineare Geschwindigkeit von T in Bezug auf dh , d. h. je größer die Ö f f n u n g T x O T 4 d e s P r ä c e s s i o n s k o n u s ist.

Man kommt also zu dem unerwarteten Schlüsse, dass eine s e h r b e d e u ­t e n d e N e i g u n g d e r A c h s e d e s G y r o s k o p s , weit entfernt ein Nachtheil zu sein, im Gegentheile eine nothwendige Bedingung für jede Beobachtung ist, bei welcher die Zeit in Frage kommt, d. h. für Höhen außer dem Meridian.

Nun wissen wir, dass g eine Minute nicht übersteigen darf und dassd h sehr selten 15', was sein Maximalwert ist, erreicht.

Eine mittlere Neigung der Achse von 2 0 — 30' wird daher in allen Fällenausreichen, um bei der Berührung scharf ausgesprochene Maxima und Minimazu erzielen. Eine größere Neigung, obwohl theoretisch vollkommen zulässig, wird deshalb zu vermeiden sein , damit das Pivot nicht zu schief in der Höhlung arbeite und damit man die Mikrometerschraube nicht zu rasch zu bewegen brauche. Letzteres hat übrigens eine Grenze, die nicht überschritten werden kann.

§. 14. Theoretisch würde das Mittel zweier Ablesungen T5 und TG oderT, und T i die wahre Höhe für das Mittel der Zeiten geben.

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Das fortwährende Aufrichten des Kreisels wird es aber nothwendig machen, drei Beobachtungen auszuführen, entweder zwei Maxima und das zwischen­liegende Minimum oder zwei Minima und das zwischenliegende Maximum.

Sind also im allgemeinen t v t„, t3 die den Ablesungen an der Mikro­

metertrommel lv ls und l3 entsprechenden Zeiten, so ist ^ ~^- 3- die

Zeit, welche der mittleren Ablesung ?1 2 ^g 3 entspricht; man stellt

daher nachträglich die Trommel auf diese Angabe ein, um am Limbus die Höhe abzulesen.

Es ist übrigens leicht zu beweisen, dass das Mittel der Ablesungen genau jenem der Zeiten entspricht.

Seien L v Z 2, L 3 die Ablesungen, die man erhalten hätte, wenn das Gestirn unbeweglich wäre und d h die Höhenbewegung des Gestirnes in der Zeiteinheit.

Sei ferner

und das Mittel der A b lesungen:

muss also der Unterschied zwischen der angenommenen Zeit und 4

der Anfangszeit t x sein.Man hat in der That:

Nach der Theorie müsste b größer sein als 2 a , da der Bogen T6 TXT5größer i s t , als der Bogen T5 T6 ; in der Praxis nimmt jedoch die Präces-

sionsgeschwindigkeit —j — infolge der Abnahme der Rotationsgeschwindigkeit m Aco

fortwährend z u ; daher werden die Momente des theoretischen Contactes früher eintreten, und die Erfahrung zeigte u n s , dass b bis auf 1 oder 2 S genau,

immer gleich 2 a w ar; infolge dessen geht der Ausdruck

über in

Mit anderen Worten', es ist vollkommen unnöthig, die Zeiten für dieAblesungen Z, und Z3 zu notieren.

Man braucht also nur die der Ablesung Z2 entsprechende Zeit in Rechnung zu nehmen , was die Beobachtung sehr vereinfacht, indem es den Officier, welcher beobachtet, der Mühe enthebt, dem Steuermann drei Momente zu bezeichnen.

§. 15. Die praktische Verwirklichung der eben geschilderten Beoback- tungsweise erfordert eine einzige, w esentliche B edingung, nämlich dass die Amplitude der Bewegungen der Marke eine gew isse , dem Spiele der Mikro- metersckraube entsprechende Grenze nicht überschreite. Wenn daher, wie oben dargethan, eine minimale N eigung von 2 0 — 3 0 ' der Achse entspricht, so darf dieselbe andererseits ungefähr l 1/,,0 nicht überschreiten.

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Die Einrichtung des Motors, welcher der Vorrichtung den ersten Impuls gibt, ist somit von hervorragender Wichtigkeit.

Jede Bewegungsübertragung durch Zahnräder oder Schnüre musste als zu plump und zu sehr von der Lage des Systemes im Momente der Ingang­setzung abhängig im voraus verworfen werden.

Die Elektricität oder Luftströme konnten somit allein in Betracht ge­zogen werden.

Versuche mit einem G r a m m sehen Ringe, später mit einer auf dem Principe der Sirene beruhenden Vorrichtung haben nicht entsprochen; hingegen haben Versuche mit der einfachsten Einrichtung, wie dies bei diesen Gelegen­heiten häufig vorkommt, zu Resultaten geführt, welche als sehr befriedigende bezeichnet werden können.

Nehmen wir an, der Umfang der Scheibe sei mit zahnförmigen Aus­schnitten versehen (Fig. 16 und 17), und senden wir gegen diese Zähne aus den Röhren M N einen Luftstrom.

Wenn diese beiden Röhren mit der Pivotspitze des Kreisels in ein- und derselben Ebene liegen und genau symmetrisch zu dem Mittelpunkte der Scheibe, so ist es klar, dass das Kräftepaar, welches durch die gleich großeu Kräfte von entgegengesetzter Richtung gebildet wird, nur eine sehr geringe störende Wirkung auf die Richtung der Achse haben wird, so lange diese nur wenig von der verticalen Lage abweicht.

Da jedoch die Scheibe, wenn sie sich nicht dreht, ein Pendel vorstellt, dessen Schwingungen sehr rasch erfolgen und daher selten synchronisch mit den Oscillatiouen des Schiffes sein werden, so wird die Achse derselben nie stark von der Verticalen abweichen. Weil nun auch die Luftströme in keinerlei Weise die anfängliche Neigung zu vergrößern, sondern im Gegentheile die­selbe zu erhalten trachten, so wird die Scheibe im allgemeinen in eiuer sehr wenig geneigten Lage iu Rotation versetzt werden. Dies wurde durch die Erfahrung vollkommen bestätigt. Bei starken Rollbewegungen des Schiffes kann es jedoch Vorkommen, dass die Scheibe in einer schieferen Lage, als erwünscht, zu rotieren beginnt. In diesem Falle genügt es, den Kreisel mit mäßiger Geschwindigkeit in Gang zu setzen und ihn zwei bis drei Minuten laufen zu lassen, um der Reibung der Spitze die zum Aufrichten der Achse nöthige Zeit zn gönnen; dann wird man das Gebläse neuerdings ins Spiel setzen,um die Rotationsgeschwindigkeit wieder herzustellen.

§. 16. Bisher haben wir angenommen, dass die Marke genau die Trace der durch den Mittelpunkt des Objectives senkrecht auf die Achse des Gyro­skops gehenden Ebene sei. Mit anderen Worten, wir haben angenommen, dass die Linien m m ‘ auf jedem Oollimator vollkommen genau auf der Höhe ihres optischen Centrums eingraviert seien.

Da das optische Centrum jedoch unsichtbar ist, so wird sich eine derart genaue Übereinstimmung nicht erzielen lassen. Es wird also meistens ein gewisser Fehler vorhanden sein, dessen Natur wir nun untersuchen und dessen Bestimmung wir erörtern wollen.

Seien M N (Fig. 18) zwei Linsen, welche in m und m ‘ die deutheoretischen Bedingungen entsprechenden Linien tragen; c und c' sind die optischen Centra. Die Gerade m m ‘ steht senkrecht auf der Achse T T 1 des Kreisels.

Die Bilder von m sowohl als auch von m ‘ werden daher in R , in derAchse O R (Fig. 19) des Fernrohres entstehen, wobei O R parallel zu m m 1 ist.

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In diesem Falle ist kein Fehler vorhanden, denn O B wird horizontal, wenn T T ‘ vertical steht.

Versetzen wir nun m nach a, m ‘ nach b. Das Bild von a entsteht in A auf der zu a c parallelen Linie 0 A.

Eine halbe Umdrehung verkehrt die Stellung der Linsen, b kommt nach b1 und das optische Centrum c‘ der Linse M nach c. Das Bild von b wird somit in B auf der zu b'c parallelen Geraden O B entstehen, und man hat statt eines Bildes zwei besondere, A und B .

Indem man nun die Linse M in ihrer Fassung um die Hälfte von a b 1 hebt, werden a und c‘ um diesen Betrag gehoben und infolge dessen wird

A B _ A Beinerseits A um nach abwärts, andererseits B um - nach auf-

A Awärts geben.

Die Übereinstimmung der beiden Bilder wird daher' in R ‘ wieder her­gestellt sein.

B ‘ wird aber nicht mit R zusammenfallen, da gar kein Grund zur Annahme berechtigt, dass die D istanzen cb und & a gleich und en tgegen­gesetzt seien, was einzig und allein diese Übereinstimmung herbeiführenwürde. Der Fehler, den wir mit dem Namen C o l l i m a t i o n s f e h l e r d e rMa r ke bezeichnen wollen, hat somit den Wert R ‘ 0 R .

Dieser Fehler ist constant, insofern als das Mittel R ‘ der Bilder, nach­dem a und b fix in die Linsen eingraviert sind, von einer Verrückung von M oder N unbeeinflusst bleibt. Nichtsdestoweniger muss sein Wert einmal genau bestimmt werden.

Der Vorgang ist hiebei ein sehr einfacher.Es empfiehlt sieb und es genügt hiezu, das reflectierte Bild der Kimm

in die Verlängerung der Marke zu bringen und dann den Vorgang wie bei Beobachtung eines fixen Gestirnes einzuhalten.

Das Mittel der aufeinander folgenden drei Ablesungen

an der Trommel der Mikrometerschraube gibt den Punkt des Limbus, z. B. B (Fig. 20), welcher der Übereinstimmung des Horizontes mit der Marke entspricht, wenn die Achse des Gyroskops vertical steht.

Wenn ferner P jener Punkt desLimbus ist, welcher der parallelen Stellung der Spiegel entspricht, so ist der Bogen B R , nennen wir ihn D , mit dem Zeichen wenn R rechts von P liegt, und — im entgegengesetzten Falle, der Fehler, welcher zu einer über der Marke beobachteten Höhe algebraisch addiert die Höhe über dem Meereshorizont gibt.

In der That ist einerseits P R der absolute Unterschied zwischen Marke und Horizont und unabhängig von jedem Fehler des Instrumentes, andererseits war es nöthig, wenn R rechts vom Punkte der parallelen Spiegel - S t e l l u n g liegt, beim Visieren gegen die Marke die Alhydade zu sich zu bewegen, u m den Horizont auf die Höhe der Marke zu bringen, d. h. letztere liegt über jenem.

Von der so erhaltenen Höhe muss man noch die Depression der Kimm d abziehen, um sie auf den wahren Horizont zu beziehen.( i f i — d) ist daher der Ausdruck für den gesuchten Collimationsfehler.

Dieser Fehler ist, ein für allemal bestimmt, unabhängig von der Stellung des Beobachters, da D und d gleichm äßig von der Augeshöhe beeinflusst werden.

Mittheilnngen ans dem Geriete des Seewesens 1887, Nr. 5 nnd 6. »22

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Zu der vorher vom Fehler des Instrumentes befreiten Höhe algebraisch addiert, gibt er die scheinbare Höhe über dem wahren Horizont.

§. 17. Die Construction eines den oben dargelegten Anschauungen uud Bedingungen entsprechenden Gyroskops wurde vou Herrn H u r l i m a n unter­nommen, der, gestützt auf seine reichen Erfahrungen mit Präcisionsinstru- menten, die Mängel des ursprünglichen Projectes verbesserte. Das erste Modell wurde an Bord des Panzerschiffes LA Ga l l i s s o n n i e r e erprobt.

Die ersten Versuche zeigten die Nothwendigkeit von Modificationen, die an Bord ausgeführt werden konnten.

Nach der Rückkehr nach Frankreich wurden neuerdings einige als noth­wendig erkannte Verbesserungen an einzelnen Details vorgenommen.

Endlich nach verschiedenem, in solchen Fällen unvermeidlichem Herum­tappen war es möglich, ein Modell aufzustellen, das allen Anforderungen entspricht, welche in Bezug auf Einfachheit, Solidität und Minimalgewicht au ein Instrument gestellt werden müssen, das auf den Sextanten aufgesteckt werden soll und für den laufenden Dienst bestimmt ist. Der Apparat ist in Tafel IV, F ig. I, II, III, IV, in halber Naturgröße dargestellt.

§. 18. Er besteht im wesentlichen aus einem Rotationskörper M M , der mit der größten Leichtigkeit um einen nahe beim Schwerpunkte und über diesem gelegenen Punkt seiner Achse pendeln und rotieren kann, und einer Schutz- trommel N N .

Der Rotationskörper besteht aus mehreren Theilen, die wir einzelu studieren werden.

Der mittlere Theil M M hat außen die Form eines Kugelsegments mit der Spitze des Pivots P als Mittelpunkt. Diese Form wurde angenommen, weil sie der Reibung der Luft den geringsten Widerstand bietet und weil das System hiebei nach allen Seiten schwingen kann, ohne dass sich die Ent­fernung der Außenseite des Körpers von der Trommelwand ändert. Im Innern ist das Stück derart ausgeschnitten, dass die ganze Masse beim Umfange des Segments und nächst der Hauptebene concentriert wird.

Infolge dessen ist bei einem Minimum des Gewichtes ein Maximum des Trägheitsmomentes in Bezug auf die Achse erreicht und weiters das Zittern, welches durch die Centrifugalkraft bei Fehlern in der Homogenität der Masse hervorgerufen wird, auf das möglichst geringe Maß herabgedrückt.

Eine im Äquator des Segments angebrachte, breite und tiefe ringförmige Rinne ist theilweise durch krummlinige Ecken a a (Fig. H) ausgefüllt. Diese aus massivem Metalle hergestellten Ecken sind alle vom gleichen Gewichte. Die so getheilte Rinne bildet ein Zellenrad, in welchem sich die aus zwei Röhren E E kommende Luft verfangt.

Unter dem Einflüsse eines durch ein kleines, specielles Gebläse erzeugten, relativ schwachen Luftstromes nimmt dieser Körper eine außerordentlich

große Rotatiousgeschwindigkeit an.§. 19 . Auf dem Kreisel befindet sich der Collimator, welchen wir detailliert

beschreiben werden, und ein sehr dünner Hut CG, welcher mit Reibung im centralen Stück sitzt. Dieser Hut, welcher an zwei Stellen für den Durch­gang der Lichtbüschel der Collimatoren seitlich ausgeschnitten ist, hat einen doppelten Zweck.

Einerseits schützt er die Linsen gegen Stöße und gegen die Berührung der Finger heim Zerlegen des Apparates, andererseits trägt er einen Stift P , welcher sich gegen den hohlen Glaskonus F lehnt, wenn der Kreisel beim

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Transport oder bei der Arretierung durch die Hülse 7c' und die Gabel L von seinem Aufhängepunkt abgehoben wird. Die Gabel wird durch einen außerhalb befindlichen kleinen Hebel bethätigt, dessen Bewegung durch zwei Kerbenbegrenzt wird. Der Hebel gleitet außerdem mit etwas starker Reibung aufeinem metallischen Sector, wodurch das plötzliche Auffallen des Kreisels auf seine Spitze — was letztere beschädigen könnte — verhindert wird.

Die Hülse 7c' nimmt ein sphärisches Segment 7c" mit, dessen Halbmesser ein wenig kleiner als jener der inneren cylindrischen Aushöhlung des Kreisels ist. Infolge einer durch die Unachtsamkeit des Beobachters allenfalls hervor­gerufenen übermäßigen Neigung kommt die innere Fläche der Höhlung mit der Oberfläche des sphärischen Segments in Berührung.

Nachdem sich letzteres frei um den inneren Stiel K drehen kann, wirddieser Contact bei noch so großer Geschwindigkeit des Kreisels keinenheftigen Stoß hervorrufen; andererseits wird der Kreisel nicht gegen die Wände der Trommel schlagen und das Pivot die Höhlung der Unterlage nicht voll­kommen verlassen können.

Der Collimator wird durch die beiden Linsen V V ‘ gebildet, welche an Gewicht, Dimensionen und Brennweite einander vollkommen gleich sind (§. 10).

Wie bereits früher erwähnt, hat jede Linse auf ihrer Planseite in der Höhe ihres optischen Centrums eine sehr feine schwarze Linie eingraviert, welche sich genau im Brennpunkte der gegenüber liegenden Linse befindet.

Um möglichst große Lichtstärke und Schärfe bei möglichst geringen Dimensionen zu erhalten, werden die ursprünglich kreisrunden L insen nach zwei parallelen Sehnen abgeschliffen. Hiedurch entfallen die Randstrahlen, ohne dass es nöthig wäre, ein Diaphragma anzuwenden, und außerdem wird die Montierung infolge der ebenen Schlifflächen leichter.

Jede Linse ruht mit ihrer unteren Fläche auf einer starken Flachfeder S S auf, welche die Linse stets zu heben trachtet, und wird an der Oberkante durch zwrei hakenförmig abgebogene Stifte gehalten, die durch den Körper des Kreisels durchgehen und unterhalb desselben durch eine in einer Ausnehmung sitzende Matter festgehalten werden. Ein Ring q schließt diese Ausnehmungen ab und fixiert die Muttern, an deren untere Flächen er sich anlelint. Der Ring ist bei jeder Mutter mit einem Loche von kleinem Durchmesser versehen, durch welches ein Schraubenschlüssel eingeführt werden kann; esM st also sehr leicht, ohne irgend eine Zerlegung vorzunehmen, die eine oder die andere Linse zu heben oder 7,u senken oder die Marken senkrecht auf die Rotationsachse zu stellen (§. 30 ).

§. 20. Der einzige heikliehe Theil des Instrumentes ist die Pivotspitze. Dieselbe muss nicht nur vollkommen centriert sein, sondern auch vollkommen gehärtet, um eine Abnützung zu vermeiden, deren hauptsächlichste Unannehm­lichkeit die Verminderung der Rotationszeit sein würde.

Die Spitzen — denn es ist gut, eine Reserve an solchen zu haben — sind aus vorzüglichem Stahldraht hergestellt. Der Winkel der Spitze beträgt 1 5 — 20°. Der übrige Theil des Stiftes ist mit Schraubengewinden versehen und endigt in einen Vierkant, auf welchen der Schlüssel des Sextanten passt.

Infolge dessen ist es, wenn der Pivotstift in der Mitte des Kreisels eingeschraubt ist, möglich, seine Länge mit Präcision zu regulieren.

Nach der Construction müsste der Schwerpunkt des ganzen Systemes 0 ,5 — 0,6 mm unter der Spitze lie g e n , wenn diese sich im Mittelpunkte des Kugelsegments befindet; wie groß aber auch die Sorgfalt sei, die der

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Mechaniker der Vertheilung der Gewichte zuwendet, eine Präcisionsregulierung wird begreiflicherweise immer noch nöthig sein.

Diese Regulierung ist sehr leicht auszuführen, indem man die Schwingungs­zeit des Systemes, als zusammengesetztes Pendel betrachtet d. k. ohne Rotationsbewegung, beobachtet. So entspricht bei dem ausgeführten, 1 6 5 # schweren Modelle eine Präcessionsumdrehung in einer Minute bei der maximalen Rotationsgeschwindigkeit einer Schwingungszeit als Pendel (ohne Rotation) von 0 ,6 Secunden.

Hat man also ein- für allemal die passende Schwingungszeit auf experi­mentellem W ege bestimmt, so ist es klar, dass man bei einem W echsel der Pivotspitze sehr leicht die richtige Spitzenlänge wird wieder hersteilen können.

Damit sich die Spitze unter dem Einflüsse der Vibrationen nicht ver­stellen kann, legt sich nach vollzogener Einstellung eine mit einem viereckigen A usschnitte versehene Feder über den Vierkant derselben.

§. 21. Die Pivotspitze ruht in einer halbkugelförmigen Höhlung desStieles K , der als Unterlage dient.

Die Härtung des Stieles muss jener der Spitze gleich sein. Ein vor dem Ingangsetzen zugesetzter Öltropfen genügt um Erwärmung und Ab­nützung hintanzuhalten. Auf den ersten Blick wurde es scheinen, als ob die H öhlung sehr klein sein m üsste; dem ist jedoch nicht so.

Der Schwerpunkt eines Kreisels beschreibt, wie wir gesehen haben,keinen Kreis um die Verticale, sondern eiue aus einer Reihe von Schleifen bestehende krumme Linie. Diese Nutation von sehr geringer Amplitude wird dem Auge unsichtbar, wenn die Spitze in der Höhlung gleiten kann, denn dann weicht die Spitze aus und nicht der Schwerpunkt. Ist jedoch die Höhlung sehr klein, so wird das P ivot unverrückbar und das ganze System vibriert.

Weiters ist eine vollkommene Homogenität der Masse und eine voll­kommene Centrierung nicht zn erreichen; auch diese Ursachen werden die Regelm äßigkeit und den ruhigen Verlauf der Rotationsbewegung stören, wenn die Achse nicht befähigt wird, sich parallel zu sich selbst zu verschieben.

Diesbezüglich wollen wir bemerken, dass die p a r a l l e i e n Verschiebungen der Kreiselachse gar keinen Einfluss auf die Lage der Marke im Fernrohre haben, nur die abnormalen k o n i s c h e n Bewegungen sind zu verhindern.

Ein Durchmesser von 2 ,5 m m hat für die Höhlung entsprochen.§. 22 . A lles, was zur vollständigen Beschreibung des Apparates erübrigt,

versteht sich eigentlich von selbst.Der Rotationskörper darf nicht dem äußeren Winde ausgesetzt werden,

ohne erhebliche Störungen zu erleiden; daher wurde er vollkommen in die Schutztrommel N N eingeschlossen.

Der durchsichtige Konns F im Deckel, welcher bei abgehobenem Kreisel den Stift D anfnimmt und während der Rotation des Kreisels dessen Neigung begrenzt, gestattet die Regelmäßigkeit der Umdrehung zu beobachten.

Der Deckel öffnet sich durch einen einfachen Druck auf die Feder s.Eine Öffnung q gestattet dem Tageslichte oder jenem einer Laterne den

Zutritt zum Collimator; von diesem hellen Hintergründe liehen sich die schwarzen Linien der Collimatoren ah. Um eine Störung der Schärfe der Bilder durchwechselnde Beleuchtung zu verhindern, ist diese Öffnung mit einem matt­geschliffenen Glase verschlossen.

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Die Trommel N N bildet mit der Röhre W und den beiden hohlen SäulenX X , von welchen die Röhrchen E E ausgehen, ein Stück.

Die Aubriugung des Systemes an dem Sextanten hinter dem kleinen Spiegel ist folgende: An einer der Streben des Sextanten ist das Stück R an- geschraubt, welches eine V-förmige Durchbohrung besitzt, in welche der mit der Röhre W ein Stück bildende Zapfen R ' eingeschoben wird. Derselbe wird durch eine Feder festgehalten, damit die Vorrichtung bei einer zufälligen Umkehrung nicht herabfallen könne.

Der Beobachter kann daher, indem er den Sextanten mit der einen Hand hält, mit der anderen den Apparat bequem aubringen oder abnehmen.

Bei aufgesetzter Trommel N N ist die Axiallinie der Collimatoren fast genau auf gleicher Höhe mit der optischen Achse des Fernrohres, und geht erstere etwa 33 m m links vom Rande des kleinen Spiegels, dessen nichtam al- gamierter Theil hier entfällt, vorbei.

Das Fernrohr empfängt somit zu gleicher Zeit die vom Collimator aus­gehenden und die vom kleinen Spiegel reflectierten Strahlen.

§. 23. Hier bietet sich die Gelegenheit, eine Frage zu berühren, welche zu vielen Schwierigkeiten Anlass bot.

Das Licht durchdringt den Collimator bloß dann, wenn die Axialebene seiner beiden Linsen parallel zu jener des Fernrohres ist.

Die parallele Lage tritt hei jeder Umdrehung des Gyroskops zweimal ein, und jedesmal sieht dann das Auge die schwarze Linie auf dem vorüber­gehend erhellten Hintergründe.

Infolge der Schnelligkeit der Rotation erhält zwar die Netzhaut einen bleibenden Eindruck, es ist aber klar, dass die Färbung des Hintergrundes vom Verhältnisse der Beleuchtungsdauer zu jener der Dunkelheit abhängt. Nachdem dieses Verhältnis aber etwa 1 : 4 ist, wird die Marke auf einem aus einem Theile Weiß und vier Theilen Schwarz zusammengesetzten g r a u e n H inter­gründe erscheinen. Sobald nun der linke Theil des Gesichtsfeldes durch das äußere Licht oder die Strahlen des kleinen Spiegels beleuchtet wird, wird das Bild der Marke infolge des Gegensatzes undeutlich oder sogar unsichtbar.

Das einzige Mittel, diese Schwierigkeit zu überwinden, war, das L icht- htindel des Collimators zu isolieren.

Demzufolge brachte man einerseits an der Trommel N N die rechteckige Röhre Z Z an, welche nur die vom Collimator ausgehenden Strahlen ins Fernrohr gelangen lässt; andererseits wurde das Fernrohr selbst durch eine vom Objective bis zur Ebene des Brennpunktes gehende, zur Limbusebene parallele Scheidewand in zwei Theile geschieden.

Dieses D iaphragm a, sowie auch der F aden , welcher die verticale Lage des Instrumentes während der Beobachtung sichern soll, konnten bei dem gewöhnlichen astronomischen Fernrohre nicht angebracht werden, da bei diesem der Brennpunkt des Objectives zwischen die beiden Gläser der Ocular- l'öhre, die nach der Sehweite des Beobachters verstellt werden m uss, fällt. Man war demnach gezwungen, ein eigenes, jedoch ebenfalls astronomisches Fernrohr zu adoptieren.

Dieses Fernrohr hat ein Objectiv von 3 0 m m Durchmesser, ein posi­tives Ocular von zwei Gläsern und etwa dreifache Vergrößerung.

Das Rohr ist konisch (Fig. IV) und das Objectivende desselben dem Mittelpunkte des K reisels so viel als möglich angenähert, etwa auf 10 cm, welcher Zwischenraum nöthig ist, um die Blendgläser herabschlagen zu können.

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Unter diesen Umständen ist die H elligkeit beträchtlich. Wenn sich das Diaphragma genau in der Verlängerung der den kleinen Spiegel berührenden Seitenfläche der Röhre Z Z befindet, so erscheint das Gesichtsfeld in der W eise, wie dies Fig. 21 zum Ausdrucke bringt. Der Faden erscheint in ab, das Diaphragma in cd . Die Marke stellt sich als schwarze Linie B l l 4 auf grauem Hintergründe dar; das reflectierte Bild des Gestirnes erscheint in A auf schwarzem Grunde und kann leicht in die Verlängerung der Linie B B 1 gebracht werden.

Hebt man das Fernrohr noch ein wenig über die Limbusebene, so dringt ein Theil der vom Collimator ausgehenden Strahlen in die rechte Seite des Gesichtsfeldes, und das Bild der Marke verlängert sich in der durch Fig. 22 veranschaulichten W eise. Nunmehr kann die Berührung thatsächlich herbei­geführt werden.

Die erstere Art empfiehlt sich für die Beobachtung von Sternen geringer H elligkeit, bei welchen die Dunkelheit des Theiles c b d aufrecht erhalten werden muss. Die letztere Art entspricht für die Beobachtungen der Sonne, des Mondes und im allgemeinen aller helleuchtenden Gestirne.

Bei Tag genügt die Tageshelle zur Beleuchtung der Marke; bei Nacht richtet ein dem Beobachter gegenüber stehender Steuermann das Lichtbüschel einer Blendlaterne gegen das matte Glas q. Eine auf die Röhre q aufgesteckte Metallscheibe verdeckt die Laterne gegen den Beobachter zu.

Bei jedem »Stopp« richtet der Steuermann das Licht gegen dio Mikro­metertrommel, um dem Beobachter das Ablesen der Eintheilung, welche, wie bereits erwähnt, von weitem erkennbar ist, zu gestatten.

§. 24 . Der Luftstrom, welcher dem Gyroskop den Bewegungsimpuls gibt, wird durch einen Kautschukschlauch zu dem Knierohr I I 4 geführt, welches im Boden der Schachtel, in welcher der Apparat aufbewahrt wird, angebracht ist. Der Apparat trägt die Röhre Y, welche in das Knierohr eingreift.

Um den Kreisel in Rotation zu versetzen, genügt es, nach Öffnung der Schachtel die Gabel L niederzulassen und das Gebläse zu bethätigeu.

Die durch die Röhrchen E E eingeblasene Luft verlässt nach Zurück­legung eines Bogens von etwa 135° durch die Öffnungen Y Y (Fig. II) das Innere der Trommel. Nach wenigen Augenblicken ist die Maximalgeschwindigkeit erreicht, worauf der Apparat auf den Sextanten, den der Beobachter inzwischen auf die beiläufige Höhe eingestellt hat, aufgesteckt wird.

Nun können zwei Fälle eintreteu. Entweder ist die Amplitude der Marke zu groß, d. li. sie erreicht oder überschreitet nach Augenmaß drei Sonnen­durchmesser, und es wird nöthig zu warten, bis sich die Achse aufgerichtet hat, und das Gebläse dann allenfalls neuerdings zu bethätigen; oder die Amplitude ist zu gering und eine Vergrößerung derselben wünschenswert.

§. 25 . Zu letzterem Zwecke ist unterhalb des Deckels der Trommel ein feiner und sehr flexibler Stahldraht A B (B’ig. 23) angebracht, welcher von außen um den Punkt A gedreht werden kann. Eine Feder trachtet diesen Draht immer in die Lage A B zurückzubringen, in welcher er die Bewegung des Kreisels durchaus nicht behindert, während er, in die Lage A B 4 gebracht, den Stift M des Gyroskops berührt.

Nachdem dieses in rascher Rotation is t , entsteht eiue Reibung, die bekanntlich einerseits ein Haften des Stiftes am Draht, als ob letzterer magne­tisiert wäre, bewirkt, andererseits ein Rollen des Stiftes längs des Drahtes in dem der Drehungsrichtung entsprechenden Sinne, d. h. eine Neigung der

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Kreiselachse in der Ebene A B ' , welche nach Construction parallel zur Limbus- ebene ist.

Der Beobachter, welcher durch das Fernrohr siebt and die Amplitude der Schwingungen vergrößern will, braucht daher nur den Draht bei C zu drücken. Sobald er glaubt, dass die hervorgerufene Abweichung eine genügende sei, lässt er den Draht los , letzterer schnappt nach A B zurück, und die Präcession mit der neuen Achsenneigung beginnt sofort.

Infolge der E lastic itä t des Drahtes und des kleinen Durchmessers des Stiftes wird die Rotationsgeschwindigkeit durch die bei der Verstellung der Achse auftretende Reibung nur unbedeutend beeinflusst.

Nach der Theorie könnte die Amplitude der Oscillationen die Grenze des Gesichtsfeldes erreichen, ohne dass dadurch die Genauigkeit der Beob­achtung beeinflusst werden würde; da aber die Pivotspitze keine mathema­tische Spitze ist und die Höhlung der Unterlage nothwendigerweise von großer Krümmung sein muss, müssen beträchtliche N eigungen der Achse, bei welchen die Spitze in Bezug auf die Achse zu excentrisch arbeiten würde, vermieden werden.

Überdies gestattet in der Praxis die Mikrometerschraube keine größeren Ausschläge als etwa V / 2°, also ungefähr drei Sonnendurchmesser (§ . 13 und g. 15).

Bei Meridianhöhen würde es anscheinend unnütz sein, die Schwingungen kervorzurufen, was der Theorie nach auch ganz richtig ist. Nachdem jedoch die Schwankungen infolge der Rollbewegungen nie ganz Null sind, so ist es, wenn auch nicht nöthig, so doch im Interesse des Beobachters gelegen, Oscillationen von größerer Amplitude, als jene dieser Schwankungen, hervor­zurufen, um den Maxima und Minima ihren entscheidenden Charakter zu erhalten und keine Verwechslung mit den durch die Schiffsbewegung hervor­gebrachten Maxima und Minima zuzulassen.

§. 27. Schließlich erübrigt uns noch die Beschreibung der Einrichtung der Mikrometerschraube.

Die gewöhnliche konnte nicht angewendet werden, weil sie immer einen todten Gang bat, weshalb die heutzutage fast bei allen Präcisions-Theodoliten verwendete Mikrometerschraube angenommen wurde (Fig. V).

Das Metallstück D , welches mit der Alhydade ein Stück ist, dient der Schraube als Mutter. Die Schraube endigt in eine Spitze, die sich gegen den an dem Limbus festgeklemmten Block E legt. Endlich lehnt sich eine starke Spiralfeder einerseits gegen den Block E , andererseits gegen die Alhydade bei B und trachtet somit die letztere stets von links nach rechts zu bewegen, wodurch der Contact zwischen der Spitze der Schraube und dem Block E aufrecht erhalten bleibt.

Jede der Schraube ertheilte Drehung zieht demnach eine entsprechende Verschiebung der Alhydade nach sich. Der Kopf der Schraube ist trommel­förmig gestaltet und mit zehn Theilstriehen versehen, bei welchen je eine große Ziffer steht. Das Intervall zwischen je zwei Theilstriehen ist wieder in zehn Theile getheilt.

Um die Umdrehungszahl zu zählen, dient der Metallstreifen K F , welcher an der Alhydade befestigt ist und eine in zehn Theile getheilte Scala trägt. Die Distanz der Theilstriche entspricht dem Schraubengange. Die Scala legt sich immer an die Trommel in der Richtung einer ihrer Erzeugenden an. Die auf die Trommel gravierte Spirallinie m m ' dient als Index. Die Steigung der

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Spirallin ie, welche beim Theilstriche N ull beginnt uud endigt, ist ebenfallsjener der Schraube gleich, so dass während einer ganzen Umdrehung dieserSchraube die Spirallinie mit einem und demselben Scalentheile übereiustimmt, während bei N ull ein plötzlicher Sprung zum vorhergehenden oder folgenden stattfindet.

Diese Art der Zählung ist sehr praktisch, indem jeder Irrthum über die Ziffer der Zehner unmöglich gemacht wird, ein Irrthum, der bei einer allmählichen Verschiebung des Index leicht eintritt. Infolge dessen wird die Ablesung auf Distanz leicht und immer genau.

Der Beobachter ruft in dem Momente, in welchem er im Begriffe ist, die Richtung der Drehung zu verkehren, »Stopp« und liest z. B. (Fig. 24) 6 Umdrehungen, 8 Theile und 6 Zehntel ab. Er gibt 68 ,6 an, was notiert wird.

Bei der nächstfolgenden Umkehrung liest er (Fig. 25) z. B. 31 ,7 ab,bei der dritten z. B. 61 ,2 .

Das Gyroskop wird dann in seine Schachtel gelegt, die Trommel auf das Mittel der Ablesungen:

eingestellt und der Winkel am Limbus abgelesen.Hätte man noch eine vierte Ablesung, z. B. 39 ,1 gemacht, so würde

man das zweite Mittel

ziehen, dessen Übereinstimmung mit dem ersten jeden Zweifel au der Genauigkeit des Resultates beheben würde.

Übrigens ist es klar, dass diese Übereinstimmung nur bei Meridianhöhen oder bei Höhenmessungen terrestrischer Objecte stattfinden kann.

Hat das Gestirn eine Höhenbewegung, so muss das Mittel b vom Mittel a um die Höhenänderung in der Zwischenzeit abweichen;

a entspricht der Zeit t der Ablesung 31 ,7 ,b entspricht der Zeit t ‘ der Ablesung 6 1 ,2 ,b— a, in Minuten verwandelt, muss die Höhenänderung in der Zeit

V— t geben.Bei dem ausgeführten Modelle verschiebt eine Trommelumdrehung die

Alhydade um 29', jeder Theilstrich hat somit den W ert von 2 ,9 '.Die eben beschriebene Einrichtung der Mikrometerschraube ist genau so

einfach wie die gebräuchliche, und hat gegenüber dieser den Vortheil, dass man bei beliebigen Beobachtungen mehrere Höhen mit nur einer Ablesung am Limbus erhält, was besonders für Nachtbeobachtungen von großem Werte ist.

Deshalb würden wir die allgemeine Einführung derselben vorschlagen.Die Steigung der Schraube ist größer als gewöhnlich, um die Ablesung derUmdrehungszahl an der Scala zu erleichtern uud damit die Umdrehungen, welche beim Wandern der Marke ausgeführt werden müssen, um derselben zu folgen, verringert werden.

§. 28. R e g u l i e r u n g und p r a k t i s c h e A n w e n d u n g d e s I n s t r u ­m e n t e s . Wenn wir uns beid er Theorie des Instrumentes längere Zeit auf­gehalten haben, so geschah dies, weil wir — ausgehend von der Absicht, eine Linie zu schaffen, welche den Meereshorizont n u r d a n n ersetzen sollte, wenn dieser

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vollständig unsichtbar ist — langsam die Überzeugung gewonnen haben, dass, wenn schon beide Methoden an absoluter Präcision einander nicht gleich sind, jedenfalls die Marke in Bezug auf Sicherheit dem Horizonte dann überlegen ist, wenn dieser, ohne gerade unsichtbar zn sein, doch wie häufig zweifelhaft ist. Dem Seemann kommt es in diesen Fällen nicht so sehr auf allenfallsige Genauigkeit an, als vielmehr auf g e r e c h t f e r t i g t e s V e r t r a u e n zwischen v o r b e s t i m m t e 11 G r e n z e n .

Aus diesem Grunde trat die Frage aus dem Rahmen nebensächlicher Verbesserungen und dadurch wurde eine eingehendere Erörterung nothwendig.

Indem wir uns über die theoretischen Details des längeren ansließen, konnten wir uns dann bei der Aufstellung der Regeln über den praktischen Gebrauch des Instrumentes mit der Hinweisung auf vorhergehende Paragraphen begnügen.

§ . 2 9 . R e g u l i e r u n g d e r S t a b i l i t ä t . Das P ivot ist, wie wir gesagt baben, der einzige heikliche Theil des Instrumentes. W enn die Spitze abge­riehen ist, muss sie wieder hergerichtet oder besser durch eine Reservespitze ersetzt werden. Letztere sind dem Instrumente beigegeben.

Die W echslung geschieht sehr leicht mit dem gewöhnlichen Schlüssel des Sextanten, nachdem man den Deckel C C entfernt, sodann die Feder, welche den Kopf der Schraube festhält, mit dem Nagel abgehoben und zur Seite gedrückt hat.

Bezüglich der Regulierung der Spitzenhöhe, die man durch Versuche erhält, indem man den K reisel auf der Spitze schwingen lässt, geben die §§. 21 und 22 nähere Auskunft.

Das neue Pivot muss leicht eingefettet werden, bevor es eingeschraubt wird.Die Polierung der Höhlung muss mit der größten Sorgfalt erhalten

werden, da es klar ist, dass, wenn die Spitze bei ihrer fortwährend gleitenden Bewegung auf eine Vertiefung stößt, sofort eine Tangentialkraft entsteht, welche den normalen N eigungswinkel stört.

Indem man beständig einen Tropfen Öl in der Höhlung hält, wird die Polierung der letzteren keinen Verletzungen ausgesetzt.

§. 30 . R e g u l i e r u n g d e r M a r k e . Die Marke wird nur dann scharf gesehen, wenn die auf den Linsen eingravierteu Linien senkrecht auf der Rotationsachse stehen.

Von der Hypothese ausgehend, dass die Grundfläche des Kreisels schon durch die Coustruction senkrecht auf der Rotationsfläche steht, ist der Vorgang bei der Regulierung folgender:

1. Nachdem der Sextant auf einen Tisch gelegt wurde, lege man den Kreisel in H (Fig. 26 ) auf den kleinen Holzklotz, der sich in der Schachtel des Instrumentes befindet.

Dieser Holzklotz hat genau parallele Flächen. Seine Grundfläche greift in die Streben des Sextanten ein und seine Höhe ist derart bemessen, dass die Achse des Collimators ein wenig über den amalgamierten Theil des kleinen Spiegels emporragt, wenn der Kreisel auf der oberen, zur Limbusebene parallelen Fläche des Holzklotzes aufliegt.

2. Man bringe das gewöhnliche astronomische Fernrohr am Sextanten an und reguliere seine Höhe über dem Limhus derart, dass seine Achse in gleiche Höhe mit der Mitte der Linsen komme.

3. Man drehe den Kreisel mit der Hand auf seiner Unterlage so, dass man abwechselnd das Bild der einen und der anderen Linie im Gesichtsfelde

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des Fernrohres erblickt. Dann verstelle man die Linsen, indem man die beiden Schraubenmuttern im g l e i c h e n S i n n e dreht, derart, dass die Mitte jeder Linie durch ein und denselben Punkt des Gesichtsfeldes, beispielsweise den Kreuzungspunkt zweier Fäden des Fadenkreuzes, passiert.

4. Nachdem diese Verrichtung vorläufig beendet ist, studiere man jede Linie einzeln, indem man den Kreisel ein wenig dreht. Durch Verstellung der Muttern der Linse im entgegengesetzten Sinne stelle man die Linie dann so, dass jeder Punkt derselben durch den bestimmten Punkt des Gesichtsfeldes passiert.

5. Endlich bringe mau das Gyroskop am Sextanten a n , versetze es abwechselnd in Rotation und bringe es wieder zum Stillstand, und drehe die beiden Muttern der e i n e n Linse im g l e i c h e n Sinne, bis die Linien sich decken.

§. 31. A u s f ü h r u n g i r g e n d e i n e r B e o b a c h t u n g (siehe auch die in §. 35 angegebene Methode).

E inerseits:1. Man setze das Gebläse durch den Kautschukschlauch mit der Schachtel

des Gyroskops in Verbindung.2. War der Apparat schou einige Zeit nicht in Thätigkeit, so öffne man

die Trommel, hebe den Kreisel, indem man ihn am Stifte erfasst, heraus, und gebe einen Tropfen Öl in die Höhlung, worauf man den Kreisel wieder in die Trommel bringt.

3. Man lasse den Hebel der Gabel L l a n g s a m o h n e S t o ß herab, damit das Pivot in die Höhlung zu stehen komme. Der Hebel muss so weit herabgedrückt werden, bis er in die Begrenzungskerbe eingreift.

4 . Man lasse das Gebläse durch eineu Gehilfen in Thätigkeit setzen. Die maximale Rotationsgeschwindigkeit ist erreicht, wenn das Ohr einen Ton von constanter Höhe wahrnimmt.

Andererseits:1. Man nehme inzwischen, während der Steuermann den Kreisel in Gang

setzt, den Sextanten, schraube das specielle Fernrohr ein und stelle die Mikro­meterschraube auf den mittleren Theilstrich 50.

2. Man visiere so horizontal als möglich im Verticalkreise des Gestirnesoder Objectes und bringe dessen reflectiertes Bild in das Gesichtsfeld des Fern­rohres durch Bewegung der Alhydade mit der Hand. Hierauf klemme man die Alhydade fest.

Nach Ausführung dieser Verrichtungen:1. Man nehme das Gyroskop mit der linken Hand und bringe dasselbe

am Sextanten an, den man in der rechten Hand hält. Der Apparat ist erstdann sicher fixiert, wenn man das Einschnappen der Feder hört.

2. Man suche die Marke auf, indem man die Limbusebene vertical hält und den Sextanten leicht aufwärts und abwärts dreht, genau so, als ob man die Kimm aufsuchen würde.

3. Sobald man die Marke im Gesichtsfelde hat, verändere man das Azimuth, bis man das reflectierte Bild des Gestirnes oder Objectes im Fern­rohre sieht.

Man stelle die Höhe roh ein, iudem man die Alhydade mit der Hand bewegt, und klemme sie dann definitiv fest.

4 . Man ergreife die Trommel der Mikrometerschraube mit der linken Hand und halte durch Drehung derselben fortwährend die Berührung der

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Sonne oder des Gestirnes mit der Marke aufrecht, oder aber die Überein­stimmung des Objectes mit der Verlängerung der Marke, wobei man gleichzeitig den Faden des Oculars immer parallel zur Marke erhält.

Unter Marke verstehen wir die ideale Linie, welche in der Mitte der sichtbaren liegt (siehe §. 10).

5. Man verkehre die Drehungsriehtung a u f k e i n e n F a l l früher, als nach jedem »Stopp« und der Ablesung der Maxima und Minima (§. 14 und 27).

§. 32. Bei heftigen Rollbewegungen sind die »Stopp«, die man bei den Grenzpunkten der Oscillation gibt, nur provisorische, denn es wird sich sein- häufig ereignen, dass das Bild, nachdem es in der Lage 1 und 2 oder 1 ' und 2' (Fig. 27) war, je nachdem es sich um ein Maximum oder ein Minimum handelt, bei der nächsten Rollbewegung entweder bei 3 einschneidet oder hei 3' sich wieder entfernt, wodurch man gezwungen wird, die Mikrometerschraube im selben Sinne weiter zu drehen.

Auf diese W eise kann man zwei oder drei Berührungen erhalten, es ist aber klar, dass die letzte jene ist, deren Zeitpunkt und Ablesung notiert werden muss.

Auf dieser Regel, das Mikrometer nur dann abzuleseu, wenn die Bewe- gungsrichtung verkehrt werden muss, fußt die Einfachheit und Sicherheit der Beobachtung.

Es ist klar, dass die richtige Ablesung thatsäcklich zwischen den beiden Extremen liegen wird.

Damit aber die Umkehrungsmomente scharf ausgeprägt seien, müssen sie kurz seiu; daher rührt der Vortheil großer Amplituden gegenüber von kleinen, wenn es sich um Beobachtung von Gestirnen mit großer Höhenbewegung handelt.

Hier möge daran erinnert werden, dass zwar nur drei Umkehrungs­momente nöthig sind, dass es aber von großem Vortheil ist, vier oder auch fünf zu beobachten; denn dadurch wird der mögliche Fehler, wenn das Bild der Marke seine Schärfe behalten hat, ein äußerst geringer.

Was die Zeit anbelangt, so genügt es, die Momente sämmtlicher Um­kehrungen mit Ausnahme der ersten und letzten zu notieren (§. 14 und 27).

Natürlicherweise wird während der Ablesung das reflectierte Bild aus dem Gesichtsfelde entschwinden. Man findet es jedoch sehr leicht durch eine geringe Bewegung im Azimuth, selbst wenn es sich um Sterne dritter Größe handelt.

Es ist fast unnötkig zu bemerken, dass die Zeit hindurch, während welcher das Auge nicht am Fernrohr ist, die Stellung des Stiftes im Glas- kouus ein Mittel bietet, um größere N eigungen des Instrumentes zu verhüten.

§. 33. Die Nachtbeobachtungen sind ebenso leicht ausführbar wie jene bei Tag. Nachdem das Röhrchen q mit seinem Schirme versehen wurde, stellt sich ein Steuermann dem Beobachter gegenüber auf und richtet das Licht- büschel seiner Blendlaterne gegen das matte Glas q.

Die Marke hebt sich dann als schwarze Linie vom opalfarbigen Hinter­gründe ab.

Bei jeder Ablesung richtet der Steuermann das Licht seiner Laterne für einige Augenblicke gegen die Trommel. Der Beobachter wird dadurch nicht geblendet.

§. 34. D e r C o l l i m a t i o n s f e h l e r d e r M a r k e . Der Colliraations- fehler der Marke in Bezug auf den Meereshorizont ist eine Constante des Instrumentes (§. 10 und 16). Es ist daher von W ichtigkeit zu seiner Bestim­

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mung einen Tag zu wählen, an welchem der Horizont vollkommen klar, die See ruhig ist und das Schiff keine oder nur unbedeutende Bewegungen macht.

Die Ausführung ist insofern leichter wie die Beobachtung eines Gestirnes, als ein Fehler in der Stellung der Limbusebene keinen Fehler im Resultate nach sich zieht.

Bei dieser nach den Erklärungen des § . 1 6 auszuführenden Bestimmung empfiehlt es sich, viele Berührungen zu beobachten, um das Resultat von systematischen Fehlern zu befreien.

Der Beobachter soll sich an jenem Punkte des Schiffes befinden, wo die Schiffsbewegungen am wenigsten fühlbar sind, d. li. so nahe als möglich in der Mitte und nahe hei der Wasserlinie. Zahlreiche an Bord der L a Ga l l i s s o n n i e r e vorgenommene Beobachtungen haben ergehen, auf welch große Genauigkeit man rechnen kann.

Vor dem Anlaufen eines Ankerplatzes wird es nützlich sein, den Colli- mationsfehler neuerdings zu bestimmen, sei es auch nur zur Übung.

§. 35 . Die Beobachtungsmethode durch Maxima und Minima ist unbe­streitbar die beste in theoretischer Beziehung und insofern, als sie Wahr­scheinlichkeiten gar nicht oder doch nur sehr wenig in Rechnung zieht; diese Methode musste daher hauptsächlich bei einer mehr theoretischen als prak­tischen Abhandlung Berücksichtigung finden; außerdem war sie an Bord der Ga l l i s s o n n i e r e , wo nur ein etwas primitives Instrument zur Verfügung stand, die einzig durchführbare.

Es lässt sich jedoch nicht leugnen, dass diese Methode dem Beobachter eine längere, ziemlich ermüdende Aufmerksamkeit anfbürdet und den weiteren N achtkeil hat, dass die Gestirne zu bestimmten Momenten sichtbar sein müssen, während bei N ebel oder bewölktem Himmel die Sonne oder die Sterne nur vorübergehend sichtbar sein können.

Es wäre daher zu wünschen, dass man die Höhe in einem beliebigen Momente, durch Beobachtung einer einzigen Berührung erhalten könne, wie beim Meereshorizont,

Die Beobachtung auf eine einzige Berührung zu beschränken, scheint uns jedoch insofern unmöglich zu sein, als wir uns kein Mittel vorstellen können, um sich von der verticalen Lage der Kreiselachse G e w i s s h e i t zu verschaffen. Iu Anbetracht jedoch, dass die Rotation des Kreisels bei nicht abgenützter Spitze ungefähr 25 Minuten dauert und dass die Geschwindigkeit co während der ersten sechs bis sieben Minuten eine genügende ist, ferner zwei oder drei Minuten nach dem Abstellen des Gebläses der Halbmesser des Präcessionskreises ein äußerst kleiner wird, glauben wir, dass man auch hei dem nachfolgenden Vorgänge sehr befriedigende Resultate wird erzielen können.

1. Man versetze den Kreisel mit maximaler Geschwindigkeit in Rotation.2. Man bringe ihn erst zwei bis drei Minuten später am Sextanten an.3. Man stelle die Berührung her und rufe »Stopp«, so oft die Bewegung

der Marke ihre Richtung verkehrt.Hatte der Halbmesser des Präcessionskreises noch einen merklichen

Wert, so wird die Marke nur an den Endpunkten ihres Laufes stehen bleiben, man wird dann also unbewusst auf den Fall der Maxima und Minima zurück­gekommen sein.

Wenn jedoch dieser Halbmesser inzwischen so gering geworden ist, dass man ihn vernachlässigen kann, so wird der Stillstand der Marke bei jeder Umkehrung der Schiffsbewegungen stattfinden; liest man in diesem Falle bei

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jeder Umkehrung die Trommelanzeige ab, oder noch besser, lässt man, um das Auge am Fernrohre behalten zu können und den Sextanten so wenig als möglich zu verrücken, die Ablesung durch einen Gehilfen vornehmen, so wird man sechs bis acht Contacte, vielleicht auch mehr während der 80 bis 100 Secunden, die ein Präcessionsumlauf dauert, erhalten können.

In diesem letzteren Falle wird die Ziffer des Limbus, welche dem Mittel aller Ablesungen entspricht, mit sehr großer W ahrscheinlichkeit die genaue Höhe im Momente des Mittels der Zeiten vorstellen.

Wenn die Mittel je zweier um eine halbe Präcessionsumdrehung ver­schiedener Ablesungen und Zeiten mit einander übereinstimmen, so verwandelt sich diese W ahrscheinlichkeit in Gewissheit.

Sollte sich dieser Vorgang bewähren, so würde er zweifelsohne den ersteren verdrängen, da er geringere Ansprüche an den Beobachter stellt.

Anmerkung. Statt des seitlichen Antriebes durch ein Zellenrad, wird gegenwärtig ein Modell mit einem auf dem Princip der Turbine beruhenden Antrieb, wo die Luft in der Mitte Zutritt und durch gekrümmte Canäle seitlich ausströmt, versucht.

Um eine Vorstellung von der Genauigkeit der mit diesem Instrumente gewonnenen Resultate zu geben, sei Folgendes angeführt:

Bei zehn auf der Fahrt von Nagasaki nach Hongkong ausgeführten Beobachtungen war der Fehler dreimal 0 ', viermal 1' und dreimal 2'.

Bei den auf der Fahrt von Hongkong nach Siugapore ausgeführten zehn Beobachtungen war der Fehler einmal 0 ', zweimal 1', fünfmal 2 ', einmal 3', einmal endlich hei Beobachtung der Meridianhöhe und 5 — 6° Rollbewegungen erreichte er 4'.

Auf der Fahrt von Singapore nach Mahe war der Fehler bei nenn aus­geführten Beobachtungen fünfmal 0', zweimal 1' und zweimal 2'. Das Schiff machte auf dieser Fahrt Rollbewegungen bis zu 8°.

In letzteren Grenzen bewegte sich der Fehler auch bei den übrigen Beobachtungen.

Alle seither mit diesem Instrumente vorgenommenen Versuche, sowie ein Vergleich zwischen Beobachtungen, die mit einem Sextanten und dem Gyroskop-Collimator einerseits und einem Theodoliten andererseits ausgeführt wurden, haben erwiesen, dass der Fehler nur selten 2' erreicht.

Infolge der großen Bedeutung dieser Erfindung hat sich die französische Akademie der W issenschaften veranlasst gesehen, dem Linienschiffscapitän F l e u r i a i s den D u p i n s c h e n Preis von 4 0 0 0 Francs zuzuerkennen.

Übersetzt von E. F a t h , k. k. Linienschiffsfähnrich.

Das Budget der englischen Kriegsmarine für das Administrativjahr 1887/88 1).

Das Nettogesammterfordernis pro 1 8 8 7 /8 8 , welches die Summe von 12 476 800 ;€ erreicht, stellt sich um 793 3 0 0 £ niedriger als das Erfordernis für das verflossene Administrativjahr. Die folgende Tabelle gibt eine Zusammen­stellung der Voranschläge und der wirklichen Ausgaben für die Marine, wie

9 Parlamentssitzung vom 4. März 1. J .

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selbe in den Budgets für die Administrativjahre 1 8 8 5 /8 6 — 1 8 8 7 /8 8 auf­genommen erscheinen, und zwar nach Abschlag der (jeweilig bei deu ein­zelnen Posten eingestellten) eigenen Einnahmen und Rückeinnahmen.

Jah rVoranschlag Nachtragscredit Wirkliche Ausgaben

£

1885/861886/871887/88

12 386 50012 993 100 12 476 800

/ 308 400 1 ) 3 504 094 2)

277 000} 16 193 701

13 270 100

Voi

1) Für Egypten.2) Zweiter Nachtragscredit.

Die Nettovoransckläge für die jalire lauten wie folgt:

einzelnen Posten im Vergleiche zun

T i t e lVoranschlag pro

1887/88 1886/87

£

1 Gebüren für Officiere, Matrosen und Marinetruppen 2 940 700 992 000

2 902 900 964 400206 900207 600 113 200

. 1 729 500 70 700 67 000 21 700

1 285 000

211 300 204 900 108 80056

78 910

Wissenschaftliche Branche.................................................Seearsenäle und Werften in England und in den

ColonienLebensmitteldepots in England und in den Colonien Sanitätsanstalten Marinetruppendivisionen ..................................................

Materiale für den Bau, die Reparatur und Aus­rüstung der Schiffe der Flotte und Küstenwache; Maschinen und Schiffe, deren Bau im Contractwege vergeben wurde :

I. Section: Materiale für Arbeiten in eigenerR egie.

II. n Contractbauten von Schiffen und Maschinen..........................................

1 732 60071 800 65 900 21 700

1 207 000

1 911 000 2 476 30011121314

Land- und Wasserbauten, deren Erhaltung und Repa­ra tu r; W erkstätteneinrichtung....................................

Medicamente und ärztliche V orrä the ...........................MarinegerichtspflegeVerschiedene A usgaben

SS3 300 623 700 68 100 9 400

143 200

56 100 11 500

186 100

15

Summe für den effectiven D ie n s t...

Halbsold und Wartegebiiren für Seeofficiere und Offi­ciere der M arinetruppen................................................

10274 700

801 400

10 889 600

812 90016 Pensionen und Gnadengehalte:

I. Section: Militärpensionen u. Gnadengehalte II. r Civilpensionen « »

906 800 328 800

905 800 333 300

17Totalerfordernis der Marine Verwaltung . . .

Armeedepartement (Truppentransport zur See)...........12 311 700

165 10012 941 600

328 500Total sum m e.. . 12 476 800 13 270 100

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Von Interesse ist die Specification der Post 10 . Diese Post theilt sichwie folgt:

Erste Section:A. Holz in Stämmen und gesägt, H o lzm asten 70 0 0 0 £B. Eisen- und Stahlmateriale, Panzerplatten, Masten, Anker,

Drahttaue und sonstige M etallartikel 5 9 4 5 0 0 »C. Kohlen und B r iq u e tte s 28 5 0 0 0 »

I). Hanf, Segeltuch und andere T extilw aren 128 0 0 0 »E. Anstrichmateriale, Öl, Theer, Unschlitt, Boote, E inrich­

tungsgegenstände, Riemen, Leder, Glas etc 173 7 0 0 »F. Elektrische und andere Apparate für Beleuchtung, für

Torpedos etc 92 8 0 0 »G-. Frachtspesen und sonstige A u s la g e n 33 0 0 0 n

Summe 1 377 0 0 0 £Hievon a b :

E. Einnahmen aus dem Verkaufe von Materialien au andere Departem ents, Erlös für verkaufte Schiffe, Prooente von auf Rechnung anderer Departements oder für Private aus­geführten Arbeiten etc 1 7 0 0 0 0 £

Verbleiben 1 207 0 0 0 £Die zweite Section der Post 1 0 : »Contractbauten von Schiffen und

Maschinen«, weist gegenüber dem Vorjahre ein Ansgabenminus von 565 30 0 £ auf. Die Tabelle auf Seite 3 4 4 gibt eine Zusammenstellung dieser Subpost für die letzten fünf Jahre.

Die Gesammtzalil des activen Personales für den See- und Küsten­wachdienst und die Marine-Infanterie beläuft sich auf 62 50 0 Mann gegenüber 61 400 Mann im Budget 1 8 8 6 /8 7 . Dieses P lus von 1 1 0 0 betrifft haupt­sächlich Unterofficiere und Matrosen, deren Zahl um 1277 Köpfe vermehrt wurde, wohingegen um 3 0 0 Schiffsjungen weniger eingestellt erscheinen.

Das gesammte Personale an fixen, sowie an zeitweiligen Arbeitern für die Arsenale des Inlandes betrug im Finanzjahre 1 8 8 6 /8 7 19 8 7 3 Köpfe. Für 1887/88 sind 19 514 Arbeiter eingestellt.

Die Anzahl der am 1. November 1886 in D ienst gestellten Dampfschiffebetrug 193, um zwei mehr als zur selben Zeit im Vorjahre; diese 193 Schiffetheilen sich in 29 Panzerschiffe, 1 Torpedorammschiff, 1 Fregatte, 31 Cor- vetten, 18 Glattdeckscorvetten, 17 Kanonenboote erster Classe, 46 Kanonen­boote zweiter Classe, 2 Depeschenschiffe, 7 Truppen- und Truppenmaterial- transportschiffe, 4 Trappenschiffe für Indien, 4 königliche Jachten, 7 Auf­nahmsschiffe und 26 andere verschiedene. Ferner waren in Dienst gestellt 30 Segelschiffe und 37 Stationsschiffe, somit im ganzen 2 6 0 Schiffe.

Das Bauprogramm für das Jahr 1 8 8 7 /8 8 ist bemerkenswert durch die geringe Zahl der darin aufgenommenen Neubauten. Es sind da weder Summen für n e u e P a n z e r s c h i f f e m i t s c h w e r e m V e r t i c a l p a n z e r noch auch für a u t o n o m e T o r p e d o b o o t e aüsgeworfen.

Der englische Rechenschaftsbericht spricht von einigen interessanten Versuchen, welche 1 8 8 6 /8 7 mit den verschiedenen Typen der 3 8 m langen Torpedoboote erster Classe vorgenommen wurden, und die zur Folge hatten, dass die Bugform uud die Armierung von 25 dieser Boote geändert wurden.

Die Admiralität ließ eingehende Versuche mit den für den Hochsee- und Küstenvertheidigungsdienst bestimmten Torpedobooten vornehmen. Diese

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Contractbauten von Schiffen und Maschinen während der Jahre 1883 — 1888,

T i t e l1883/84 1884/85 1885/86 1886/87 1887/88

£

J.) Schiffsmaschinen 488 560 447 730 726 300 730 500 586 800

B ) Schiffe, die im Contractel gebaut werden 299 945 309 750 773 750 1 030 700 590 600

C) Dampfbarkassen und Dampfkutter 5 000 4000 12 000 10 000 10 000

D) Ankauf von Schiffen und ( Fahrzeugen — — - 2 000 —

E) Schiffshilfsmaschinen 28 090 24 700 40 550 25 200 25 400»)

F) Keparatur und Ande- rung an Schiffen oder

Maschinen40 000 44 000 35 000 35 000 30 000

G) Bauleitungen 7 800 8 240 15 000 18 500 14 000

H) Für Versuchszwecke (incl. Torpedoversuche) 18 300 13 000 13 000 23 500 46 500

I ) Demolierung von Schiffen, beziehungsweise

Maschinen

K ) Ankauf von Torpedos (unter speciellen U mstän­

den durch die A dm iralität anstatt durch das Armee­

departement)

3 000 3 000 1 500 1 000

51500

1000 44 600

L) Geschützmontierungen und Torpedolaffeten 161 905 185 580 308 900 536 400 513 000

M) Panzergeschosse und P latten zum Versuche

derselben — — — 12 000 36 100

N) Subvention für Auxiliär -1 kreuzer und für Arbeiten

an denselben— — — — 13 000

Sum m e.. 1 052 600 1 040 000 1 926 000 2 476 300 1 911 000

J) Diese Summe schließt 16 000 £ für Elektro-Motoren ein.

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Versuche ergaben, dass Boote von 30 m und auch darüber den Anstrengungen eines regelmäßigen täglichen Dienstes nicht gewachsen sind. Der Mangel an Bequemlichkeit und die Entbehrungen, welchen die Bemannung bei schlechtem Wetter ausgesetzt ist, sowie der Verlust an Geschwindigkeit nach mehreren Stunden Fahrt bei vollem Dampfdrücke machen sie für die ihnen zugewiesene wichtige Rolle nicht hinlänglich geeignet. Demzufolge hat sich die Admiralität entschlossen, für den Hochseekrieg größere Fahrzeuge bauen zu lassen, welche sowohl für eine Offensiv- als auch für eine Defensivaction geeignet sein werden. Diese Fahrzeuge vom Typ R a t t l e s n a k e werden durch mehrere Stunden die Anfangsgeschwindigkeit -eines gewöhnlichen Torpedobootes be­wahren können ( R a t t l e s n a k e , 4 6 0 t, lief 1 9 7 a Knoten) und auch die nöthigen Existenzbedingungen für die Bemannung zu erfüllen im Stande sein.

Gleichzeitig hat sich die Admiralität auch entschlossen, einen neuen Typ von Torpedobooten zweiter Classe einzuführen, die an Bord von Schiffen eines gewissen Deplacements einznschiffen wären und die entfallenden Torpedo­boote erster Classe zn ersetzen hätten.

Die 38 m langen Boote werden der Vertheidigung der Kriegshäfen und der Kohlenstationen zugewiesen.

Das Programm für 1 8 8 7 /8 8 widmet den größten Theil der angeforderten Mittel dem Ausbau schon begonnener Schiffsbauten. Im vergangenen Finanz­jahre wurden die festgesetzten Termine nicht eingehalten. So sind die beiden Panzerschiffe R o d n e y und W a r s p i t e nicht, wie geplant, vollendet worden; dem ersteren Schiffe fehlen noch die Geschütze, das letztere erhält eine andere B e­mastung. Ferner werden von den 55 Torpedobooten erster Classe von 3 8 — 45 m Länge, welche 1885 bestellt wurden, zwanzig erst im Juni fertig gestellt sein.

Dagegen sind die Panzerschiffe N i l e und T r a f a l g a r , sowie die Gürtel­panzerkreuzer A u r o r a und I m m o r t a l i t e mehr vorgeschritten, als man angenommen hatte.

Die Privatwerften haben sechs Torpedokreuzer des Typ A r c h e r , ferner den Torpedokreuzer F e a r l e s s und vier Kanonenboote des Typ Ra t t l e r abgeliefert. Von Stapel liefen fünf Gürtelpanzerkreuzer des Typ Or l a n d o ; die säm m tlicheu, derzeit in Ban befindlichen Schiffe dieser Classe dürften im April 18 8 8 seebereit sein .

Die Panzerschiffe R e n o w n und S a n s p a r e i l schreiten rasch vorwärts. Ersteres, welches ans A nlass des 50jährigen Regierungsjubiläums der Königin den Namen V i c t o r i a erhielt, ist am 9. April von Stapel gelaufen, letzteres folgte im Mai, das ist genau zwei Jahre nach Unterzeichnung der Contracte.

Vollkommen fertiggestellt werden im Laufe des Finanzjahres 1 8 8 7 /8 8 folgende Schiffe der F lotte eingereiht w erden:Die Panzerschiffe B e n b o w , H e r o , H o w e , R o d n e y , W a r s p i t e 5Gürtelpanzerkreuzer Typ O r l a n d o 5Deckpauzerkreuzer S e v e r n und T h a m e s 2Torpedokreuzer F e a r l e s s und sechs Torpedokreuzer Typ A r c h e r 7Torpedobootsjagdschiffe Typ R a t t l e s n a k e 3Avisos und K anonenboote 3

S u mme . . . 25Mit Ende 1 8 8 7 /8 8 werden das Thurmschiff Ca m p e r d o w n und der

Kreuzer F o r t h beinahe ganz vollendet, Thurmschiff Ä N SO N *) und desgleichen

U Hat im Laufe des Monats April seine vorläufige Probefahrt gemacht. Mittheilungen aus dem G ebiete des Seewesens 1887, Nr. 5 und 6. ^ 2 3

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die Kreuzer A u r o r a und I m m o r t a l i t e sehr vorgeschritten sein. Die Panzerschiffe R e n o w n (V ic t o r ia ) und S a n s p a r e i l aber können im October 1888 schon ausgerüstet werden.

Im ganzen gelangen also von deu auf Stapel oder in Zurüstung begriffenen 37 Schiffen 26 in dem laufenden Finanzjahre zur Vollendung. Zur Ablieferung bleiben bloß neun Schiffe des Programmes von 1885 und zwei später begonnene übrig.

Das Programm der Neubauten umfasst die folgenden Schiffe:2 Stahlkreuzer von 20 Knoten Geschwindigkeit,3 Stahlkreuzer mit Kupferhaut von 193/ 4 Knoten Geschwindigkeit,1 Composite-Aviso Typ B u z z a r d ,6 Composite-Kanonenboote, verbesserter Typ R a t t l e r ,1 Torpedobootsjagdschiff Typ R a t t l e s n a k e .Ferner ist noch anzuführen der bereits in Bau gelegte Aviso D aphne

des Typ Bu z z a r d .Die beiden Stahlkreuzer werden zu Chatkam gebaut werden. Ihre Haupt­

abmessungen sind: 8 0 ,7 m Länge, 12 ,5 m Breite und 2 8 4 4 7 Deplacement. Die Fahrtgeschwindigkeit an der gemessenen Meile bei vollständiger Aus­rüstung und mit 4 0 0 t Kohlen an Bord soll 2 0 Knoten, die Geschwindigkeit auf die Dauer 17 — 18 Knoten, der Actionskreis bei einer Fahrt von 10 Knoten 8 0 0 0 Meilen betragen. Die K essel, Munitionsdepöts und Steuerapparate werden durch ein Stahldeck geschützt und die über dieses Deck reichenden Theile der Dreifach-Expansionsmaschinen durch gepanzerte Lukenscheerstöcke gesichert. Der Raum ober dem Stahldeck wird in der üblichen Weise in zahlreiche A btheilungen getheilt, die theilweise als Kohlenbunker Verwendung finden, während der Doppelboden für W asserballast eingerichtet wird. Die Bestückung dieser mit Rammbug versehenen Schiffe wird aus sechs 15 cm- Hinterladgeschützen auf Mittelpivotlaffeten, neun (6 Pftinder-) Schnellfeuer­kanonen und sechs Torpedolancierapparaten bestehen. Die Kreuzer haben Zwillingsschrauben und zwei Masten mit Gaffelsegeln.

Von den 1 9 3/ 4 Knoten-Kreuzern werden zwei auf Privatwerften, der dritte zu Portsmouth gebaut werden. Sie sollen sich von den vorbeschriebenen Kreuzern durch eine Holzauflage und Kupferbeplattung unterscheiden, wodurch sie im Stande sein werden, länger in See zu bleiben, ohne ein Dock auf­suchen zu müssen. Ihre Maschinen vom Horizontaltyp kommen vollständig unter das Panzerdeck zu liegen.

Unter den interessanten Mittheilungen, welche der Rechenschaftsbericht weiters macht, ist auch das Normale hervorzuheben, nach welchem die Dauer der einzelnen Schiffe bestimmt wird und welches die Basis für die Amorti- sierung der Flotte , beziehungsweise für die Regelung der Ersatzbauten schaffen soll.

Die Lebensdauer ist für die verschiedenen Schiffsclassen verschieden angenommen, und zwar wie folgt:

Für Panzerschiffe, Panzer- und gedeckte Kreuzer mit 25 Jahren. Die jährlich abzuschreibende Summe beträgt 4% des Gesammtwertes ;

für Corvetten, A v iso s, Torpedokreuzer, Kanonenboote, Transport- und andere Schiffe mit 15 Jahren. Der jährlich abzuschreibende Wert beträgt 6%;

Torpedoboote und Dampfbarkassen sind auf elf Jahre mit 9,6% Ab­schreibung geschätzt;

Schlepper und Tender auf 15 Jahre mit 5% Abschreibung.

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Schließlich sei noch besonders auf Post 10, Section II, Titel N, des Budgets 1 8 8 7 /8 8 , nämlich 13 0 0 0 £ für Auxiliarkreuzer, hingewiesen. Von dieser Summe entfallen 10 0 0 0 £ zur Anzahlung für das Vorkaufs- und Heuerungsrecht von Dampfern in K riegszeiten und 3 0 0 0 £ für von der Admiralität geforderte und von den Eignern solcher Dampfer auszuführende specielle Einrichtungen. M— y.

Elektrisches Licht zur Beleuchtung des Außenfeldes. (Aus dem nEngineeru.) Unter den mannigfachen Verwendungen, welche die Elektricität gegenwärtig an Bord der Kriegsschiffe findet, verdient vor allem die Um­setzung derselben in einen starken Lichtstrahl Erwähnung, mit dem man vom eigenen Schiffe aus Gegenstände innerhalb einer gewissen Entfernung beleuchtet.

Dies wird gewöhnlich »Elektrisches Licht zur Beleuchtung des Außen­feldes« genannt, und wenngleich die Apparate zn dessen Erzeugung schon seit Jahren einen wesentlichen Bestandtheil der Ausrüstung großer Schiffe bilden, ist die Verwendung desselben auf kleineren Fahrzeugen verhältnis­mäßig neueren Datums.

Da die Ansichten über den Wert dieser Verwendung in Marinekreisen wesentlich auseinander giengen, so ist es begreiflich, dass die maßgebenden Factoren lange die Kosten scheuten, welche von einer erweiterten und bleibenden Installierung der nothwendigen Apparate u. s. w. unzertrennlich sind. Diese Bedenken wurden jedoch bald überwunden, und zwar theils durch die am Apparate seitdem vorgenommeneu Verbesserungen, theils und vor allem durch die Einführung des elektrischen Lichtes zur Innenbeleuchtung der Schiffe.

Da man dieselben elektrischen Maschinen sowohl zur Innenbeleuchtung als auch zur Erzeugung des elektrischen Lichtbündels benützen konnte, so gestaltete sich die Frage bald sehr einfach, und die englische Admiralität ermangelte nicht, in den letzteren Jahren den diesbezüglichen Industriellen größere Aufträge zu ertheilen.

Nun ist gew iss, dass nur sehr starkes Licht einen praktischen W ert hat; wir wollen daher zunächst in Kürze der Verbesserungen gedeuken, die an deu Apparaten seit ihrer Einführung vorgenommen wurden, und sodann zur Anwendung des Lichtes für Kriegszwecke übergehen.

Bekanntlich bestehen diese Apparate gegenwärtig aus einer dynamo­elektrischen Maschine zur Erzeugung der Elektricität, aus einem Stromsammler, von dem aus man den Strom zur Lampe leitet, wo derselbe durch zwei Kohlen in Licht umgesetzt und dieses durch einen Projector gesammelt und in ein intensives Lichtbündel verwandelt wird.

Das erste derartige Licht wurde, wenn wir nicht irren, zuerst im Krim­kriege verwendet, und zwar wurde dasselbe durch eine galvanische Batterie erregt und durch einen parabolischen H ohlspiegel gesammelt und reflectiert.

Im Jahre 1867 wurde die französische kaiserliche Jacht R e i n e H o r t e n s e mit einer m agneto-elektrischen Maschine vom A lliance-T yp und einer diop- trischen Linse versehen und mit derselben ein befriedigendes Resultat erzielt.

Während der Belagerung von Paris im Jahre 1 8 7 0 wurde das elektrische Licht gleichfalls auf beiden Seiten verwendet; der Erfolg war jedoch kein

23*

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besonderer, weil dem Angreifer sowohl als dem Vertheidiger nur ein minder­wertiges Material zur Verfügung stand.

Erst seitdem die alten elektro-magnetischen Maschinen durch moderne Dynamomaschinen ersetzt sind, ist ein wesentlicher Fortschritt in diesem Zweige der elektrischen Beleuchtung zu verzeichnen.

Die erste Dynamo, welche auf englischen Schiffen zur Anwendung kam, und deren Typ wir noch auf älteren Panzerschiffen finden, wurde von Mr. W i l d e construiert. Bei 500 Rotationen gab dieselbe einen Wechselstrom von 1 8 0 0 Volt-Amperes, wobei die Stromstärke 60 Amperes und die Spannung 30 Volts betrug.

Die Kohlen der Lampe waren vertical übereinander postiert und deren Träger konnten nach Maß der Verbrennung der Kohlen m ittels einer Schraube mit Rechts- und Linksgewinden einander genähert werden. Der Projector besteht aus einem eisernen Hohlcylinder, den eine Glaslinse abschließt, welche von kreisförmigen Glasprismen umgeben ist. Hinter dieser Linse ist die Lampe angebracht, so dass die von den Kohlenspitzen ausgehenden Lichtstrahlen durch die Prismen gebrochen und so in ein paralleles Strahlenbüschel concentriert werden, welches durch die seitliche und verticale Bewegung des Projectors in beliebige Richtung gebracht werden kann.

Die durch dieses System erzeugte Lichtmasse beträgt (ohne Projector) ungefähr 60 0 0 Kerzen, und die Distanz, innerhalb welcher Gegenstände m it Hilfe dieses Lichtes wahrgenommen werden können, ist ziemlich beschränkt.

Ein großer Fortschritt wurde jedoch durch die Herren S a u t t e r & L e m o n n i e r zu Paris bewirkt, welche die Gramme-Dynamomaschine ein­führten, die eine Maschine mit directem Strom ist und daher einen wesent­lichen Vortheil gegen irgend eine Maschine mit W echselstrom bietet.

Bei Wechselströmen wird jede der beiden Kohlen abwechselnd vom positiven und negativen Strome durchflossen, so dass dieselben gleichmäßig und ohne jede Störung abbrennen. Bei dem gleichgerichteten Strome empfängt eine Kohle immer die positive Elektricität, während die andere mit dem negativen Draht verbunden bleibt. Hiebei ist eine merkwürdige Action zu ver­zeichnen. Der positive Strom sucht das Ende der Kohle auszuhöhlen, indem er in dieser einen sogenannten Krater bildet, während das äußere Ende der negativen Kerze sich spitzig gestaltet und in dieser Form verharrt. Obwohl eine gewisse Quantität des Lichtes von dem zwischen den Kohlenstäben ent­stehenden Lichtbogen und auch von der Spitze der negativen Kohle geliefert wird, so wird doch das weitaus meiste Licht von dem oben erwähnten- Krater in der positiven Kohle ausgestrahlt. Bleibt also die positive Kohle in verticaler Lage, so würden die Strahlen des Kraters entweder sich abwärts senken oder in die entgegengesetzte Richtung fallen, je nachdem die positive Kohle oben oder unten situiert ist. In jedem Falle würde Licht verloren gehen; man neigt daher die Kerzen, um die Strahlen seitlich und somit, nutzbringend abzuleiten.

Eine andere wesentliche Verbesserung wurde von S a u t t e r & L e m o n ­n i e r durch die Einführung des aplanatischen Spiegels von M a n g in bewirkt, welcher dazu dient, die Strahlen zu sammeln und zu vereinigen. Dieser Spiegel, gewöhnlich der Mangin-Reflector genannt, ist ein gekrümmter, sphä­rischer Spiegel, dessen äußerer Rand viel dicker als die mittlere Partie des­selben ist. Das recht dick gegossene Glas wird sorgfältig geschliffen, so dass die beiden Oberflächen Theile von Kugeln verschiedener Durchmesser bilden..

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Die größere Dicke wird dem äußeren Theile deshalb gegeben, um die sphä­rische Abweichung zu corrigieren, welche die Lichtstrahlen erleiden, wenn dieselben von einem gewöhnlichen, sphärisch gekrümmten Spiegel reflectiert werden.

Diese E igen tüm lichkeit der Construction ist es, welche dem Lichtbüschel jene wichtige Concentration verleiht, die man stets beim M angin-Hoklspiegel bemerkt; und weil die Herstellung dieser Spiegel einen mühsamen Process bildet, so macht sie dieselben za einem kostspieligen Artikel.

Eben deshalb bat man versucht, ein gleich gutes Resultat mit gewöhn­lichen Hohlspiegeln zu erlangen, welche von englischen Fabrikanten um bei­läufig ein Zehntel' der Herstellungskosten des M angin-Spiegels geliefert werden. Einige dieser Spiegel wurden auf Schiffen installiert, welche auch mit Ma n g i n s e h e n Hohlspiegeln versehen waren, um vergleichende Versuche anzu­stellen; wir habeu jedoch Grund zu glauben, dass die mit den billigen Spiegeln erzielten Resultate nicht befriedigend waren, so dass man von einer weiteren Verwendung derselben absah.

Beim Mangin-Reflector wird die Lampe, welche die geneigten Kohlen hält, derart placiert, dass das Kraterlicht vom Spiegel aufgefangen und somit nutzbar gemacht wird. A lle Strahlen werden somit reflectiert und nicht wie heim dioptrischen Spiegel von W i l d e direct gebrochen. Ein gewisser Verlust des Lichtes wird theils durch Reflexion, theils durch die Lampe bewirkt, welche gegenüber dem Spiegel einige von den Strahlen abschueidet, so dass also vom optischen Gesichtspunkte die directe Brechung als ein vollkommeneres System angesehen werden kann; aber die Construction der dioptrischen Linsen macht dieselben zum Bruche geneigter, so dass sie sich weder gegen die Erschütterung durch das eigene Geschützfeuer, noch auch gegen die große Hitze des Lichtbogens genügend widerstandsfähig erweist.

Verschiedene Typen der Gramme-Maschine zur Beleuchtung des Außen­feldes wurden von den Herren S a u t t e r & L e m o n n i e r erzeugt und eine große Anzahl derselben ist auf Schiffen verschiedener Flotten installiert worden. In der Regel wurden dieselben direct von dreicylindrigen Brotherhood-Maschinen getrieben, welche für große Rotationszahlen höchst geeignet und sehr com- pendiös sind. Letzteres ist von wesentlicher W ichtigkeit bei Kriegsschiffen. Auf manchen französischen, hie und da auch auf englischen Schiffen wird dieser Motor zwischen zwei Dynamos gestellt, welche gleichzeitig betrieben werden und so zwei getrennte Lichter hervorbringen, oder es kann der Strom beider in ein einziges Licht von doppelter Stärke gekuppelt werden.

Eine größere G r a m m e ’sche Dynamomaschine (Typ D ) hat vorzügliche Resultate geliefert. Die Stromstärke derselben beträgt ungefähr 90 Amperes mit einer elektro-motorischen Kraft von 80 Volts. Da sie eine Serienmaschine ist, so ist sie nicht so gut geeignet, Glühlampen zu treiben, wie die Compound­oder Nebenschluss-Dynamomaschinen und ist deshalb, wenigstens was die englische Marine betrifft, außer Gebrauch gesetzt worden.

Gewöhnlich pflegt man jetzt auf den großen englischen Schiffen drei Dynamomaschinen zu installieren, von denen zwei zur vollständigen Innen­beleuchtung ausreichen, während die dritte zur Beleuchtung des Außen­feldes dient.

Beschränkt man die Innenbeleuchtung auf jene Räumlichkeiten, welche hei der Action beleuchtet sein müssen, so genügt hiefür e i n e Dynamomaschine und die beiden anderen können Licht zur Beleuchtung des Außenfeldes liefern.

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A lle Dynamomaschinen, die in letzterer Zeit für die britische Marine augeschafft wurden, sind in England erzeugt worden und sind fast ausnahmslos mit Com­poundwicklung versehen.

Einige haben circa 20 0 Amperes Stromstärke, welche für zwei Lichter zu je 25 0 0 0 Kerzen genügt. E is jetzt g ilt es als Regel, das Licht nach der Kerzenzahl zu beurtheilen, und die oben angeführte Zahl ist als minimale Lichtstärke für die Außenfeldlichter aller großen Schiffe anzusehen.

Aber eigentlich is t die photometrische Messung so großer Lichtstärken im ganzen sehr prekär, und das Resultat derselben kann nur ein annäherungs­weise richtiges sein. Mit einer gegebenen Anzahl von Amperes und Volts kann man aus Erfahrung auf den praktischen Erfolg schließen, den man in der Anwendung auf die Beleuchtung des Außenfeldes zu erzielen vermag. Wird diese Grenze allzusehr überschritten, so kann infolge der zu großen Erhitzung mancher Theil des Apparates Schaden leiden.

Mit einem Strome von 100 Amperes, mit einzölligen Kohlen und einem M angin-Spiegel von 24" Durchmesser erhalten wir gegenwärtig ein Außen­feldlicht, welches ungefähr die vierfache Stärke des alten Apparates von W i l d e hat.

Es drängt sich also die Frage auf, ob diese Stärke genügend ist, und wenn nicht, in welcher Richtung wir Verbesserung suchen sollen. Um diese Frage zu beantworten, ist es nothwendig, die besonderen Aufgaben eines Außenfeldlichtes und — was an W ichtigkeit obenan steht — dessen Wirk­sam keit gegenüber herannahendeu Torpedobooten iu Erwägung zu ziehen.

In dieser Richtung ist der Erfolg nicht günstig.Im Auszuge aus dem Commissionsberichte, welcher das französische

Mariuebudget pro 1886 bespricht und welcher sich im Anhänge des von Lord B r a s s e y herausgegebenen nN aval A n nudln findet,; werden folgende Bemerkungen des Commandanten der M ittelmeer-Escadre citiert.

Mit Bezug auf einen Angriff durch Torpedoboote vom 18. und 19. März sagt er:

»Man ist der nahezu übereinstimmenden A n sich t, dass die Torpedos in der Nacht des 18. und 19. März mit ihren Attaken wirklich siegreich gewesen wären, dass sie aber in der Nacht des 19. noch rechtzeitig bemerkt wurden, so dass ihre Action durch das feindliche Geschützfeuer vollkommen lahm gelegt wurde.«

»Das elektrische Licht, welches einem naheliegenden Schiffe von großem Nutzen ist, muss für das eigene Schiff als unzweckmäßig bezeichnet werden.«

»Wenn das Licht constant ist und nach einer bestimmten Richtung leuchtet, so beherrscht es eine gewisse Zone, welche man nicht überschreiten kann, ohne entdeckt zu werden; aber es wirkt auch als ein Leuchtfeuer für den Feind, der sich außerhalb seiner Strahlen zu halten vermag. Ist das Licht intermittierend und beweglich, so wird eigentlich keine Zone beherrscht. Überdies ist es unmöglich, sich gegen jene atmosphärischen Wechselfälle zu wahren, welche den Gebrauch des elektrischen Lichtes fast nutzlos machen.«

Diese Bemerkung entspricht vollkommen den Erfahrungen, die in der englischen Marine, sowie auch anderwärts gemacht wurden, und es erscheint dies als die natürliche Folge der beschränkten Wirkungssphäre des Strahlen­bündels und der geringen Breite des beleuchteten Horizontalstreifens.

Außer bei sehr günstigen W itterungsverhältnissen wird ein Torpedoboot mit einem solchen Lichte auf Distanzen über 2 0 0 0 Yards (circa 18 3 0 m ) nicht

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bemerkt werden. Bei einer Geschwindigkeit von 20 Seemeilen würde es dann in weniger als drei Minuten in der Lancierdistanz sein.

In einer ruhigen Nacht wird das Herannahen eines Torpedobootes früher infolge seines eigenen Geräusches bemerkt und deshalb verspricht der Gebrauch des elektrischen Lichtes keinen N utzen , bevor nicht der Curs des Torpedobootes verfolgt werden kann. W enn das Strahlenbüschel dann auf das Boot geworfen wird, so ist der Glanz desselben höchst verwirrend für die Mannschaft, welche außer Stande is t , die Entfernung vom Schiffe so. zu ermessen, um einen Torpedo im geeigneten Augenblicke zu lancieren, während das hellbeleuchtete Boot ein günstiges Zielobject für sämmtliche Geschütze bildet.

Dieser beirrende Effect des Strahles is t eine seiner bemerkenswertesten Eigenschaften. Wir können nicht annehmen, dass eine ganz klare Nacht zum Angriffe gewählt werden wird und ein geringes Quantum von N ebel und Dunkelheit m acht, wie oben gesagt, die Strahlen des elektrischen Lichtes fast nutzlos. Hiefür können wir einen bemerkenswerten Beleg erbringen. Vor einigen Jahren wurde ein Panzerschiff, der A l m i r a n t e B r o w n , in England für die argentinische Marine gebaut, und die Maschinenbauer wurden ver­pflichtet, dasselbe m it einem Außenfeldlichte zu versehen. Dies wurde mittels eines Brush - Dynam o, welcher im Stande war, ein Licht von ungefähr 20000 Kerzen zu erzeugen, erreicht und derselbe mit zwei 24" Mangin- Projectoren versehen. Als man aber bei ungünstigen W itterungsverhältnissen unterhalb Gravesend einen Versuch m achte, beleuchtete der Lichtstrahl bloß die entgegengesetzte Uferseite, und der Capitän des Schiffes war über dieses Ergebnis so enttäuscht, dass er nicht übel Lust hatte, den ganzen Apparat auszuschiffen. Es wurde sodann ein Officier der Admiralität beauftragt, die Anlage zu prüfen und auf seine Veranlassung wurden gew isse Verbesserungen in der Installierung vorgenommen. Der Officier erklärte auch den Einfluss des mistigen W etters auf die Wirksamkeit des Lichtes. Sodann wurde der Apparat angenommen und das Schiff lief aus. Bei der Ankunft im Laplata- Fluss war Dank der Klarheit der Atmosphäre die Lichtkraft wunderbar ver­stärkt. Bnenos-Ayres wurde auf sechs Meilen Distanz so hell beleuchtet, dass die am Ufer befindlichen Menschen hei diesem Lichte zu lesen im Stande waren.

Der Verlust der Leuchtkraft in einem Klima, wie es das englische ist, scheint eine Folge des M angels der rothen Strahlen im elektrischen L icht­bogen zu sein , welche vom Wasserdampfe nicht in demselben Maße wie die weißen Strahlen absorbiert werden. E in Beispiel hievon ist in der Sonnen- röthe wahrzunehmen, wenn dieselbe nicht ganz von einem Londoner Nebel verdunkelt scheint. Um also ein elektrisches Licht mit größerer Durchdringungs­kraft bei nebligem Wetter zu versehen , muss man demselben eine röthliche Färbung geben. Dies kann dadurch bewerkstelligt werden, dass man der Kohle der Kerzen Calcium oder ein anderes Metall znsetzt, welches verflüchtigt ein rothes Licht gibt. Wir w issen nicht, oh mit derartigen Kerzen ein Versuch gemacht worden ist, jedenfalls scheint es sich der Mühe zu verlohnen, Ex­perimente in dieser Richtung anzustellen.

In dem oben erwähnten Berichte wird constatiert, dass ein Außeufeld- licht zwar für ein benachbartes Schiff nützlich, aber für das eigene unzweck­mäßig ist. Das heißt, dieses Licht wird besser ausgenützt, wenn es von einem Punkte außerhalb des Schiffes ausgeht und eine Zone beleuchtet, durch welche die herannahenden Boote passieren müssen.

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Es ist eine beliebte Theorie, dass Außenfeldlichter von den Booten aus bewirkt werden sollen und in der französischen Marine ist es üblich, die­selben in Dampfbarkassen zu installieren. Aber infolge des Gewichtes der verschiedenen Theile kann nur ein kleiner Lichtapparat angebracht werden, was im allgemeinen von geringem Werte ist und nur für Signalzwecke Bedeutung erlangt.

Eine andere Methode ist, den Projector in einem Boote zu installiereu und denselben durch ein Kabel mit der stromerzeugenden Maschine des Schiffes zu verbinden. Aber in diesem Falle müssen — was unbedingt als höchst misslich bezeichnet wird — Schiff und Boot stationär bleiben.

Am besten ist es, kleine Schiffe für diesen besonderen Zweck zu haben und mit einem starken Lichte zu versehen. Es ist gegenwärtig üblich, eineu M angin-Spiegel von 24" Durchmesser zu gebrauchen, aber mit einem 36"igen wird eine große Steigerung des Lichtes bewirkt. Damit könnten auch größere Elektricitätsquellen nutzbar gemacht werden, und wir würden keine Schwie­rigkeit finden, auf diese W eise ein Außenfeldlicht von ungefähr 5 0 0 0 0 Kerzen zu erzeugen.

Für Ferndistanzsignale des Nachts bei klarem W etter ist ein Außenfeld­licht ungemein wirksam. Das Lichtbüschel kann entweder gegen den Himmel so geworfen werden, um lange und kurze Blitze zu erzeugen, oder stationär in einem hohen Winkel gehalten und das Licht intermittierend geblendet werden, wie es jetzt in der Marine ̂ üblich ist und zwar mit einer Laterne System Co l o mb .

Die erstere Methode bedingt viel manuelle Arbeit in der Bewegung des Projectors und ist überdies mit der Störung der Kerzen verbunden — Nachtheile, welche bei der zweiten Methode wegfallen. M ittheilungen, die man auf diese Weise m acht, können auf eine Entfernung von 30 oder 40 Meilen abgenommen werden.

Bei einer nächtlichen Action zwischen zwei Schiffen, von denen das eine ein Außenfeldlicht tragen würde, hätte dieses letztere einen großen Vor­theil, weil der Rumpf des gegnerischen Schiffes gut beleuchtet wird. Obwohl das Licht die Stellung des eigenen Schiffes anzeigt, so ist der Glanz doch ein solcher, dass es dem Gegner schwierig wird, scharf zn zielen. Dafür kann das beleuchtete Schiff hinter seinen Geschützen Schirme aufstellen, welche das Licht reflectieren und das Einstellen der Richtm ittel, sowie ein relativ genaues Richten auf das feindliche Schiff gestatten. Bei diesem neuen Ver­fahren würden die Vormeister ihren Rücken gegen das L icht haben, und die Hauptschwierigkeit läge darin, die Entfernung zu beurtheilen. Obige Bemer­kungen behalten auch ihre Geltung, wenn es sich um Nachtangriffe fortifica- torischer Küstenanlagen handelt.

Die große Schussweite der modernen Kanonen erfordert gleichfalls ein mächtiges Licht, wenn dasselbe irgend einer Seite von Nutzen sein soll. Man hat viel darüber d iscutiert, inwieweit der Projector durch das Feuer der Schnellfeuergeschütze und Handfeuerwaffen der Zerstörung unterworfen wird, wenn derselbe in einer exponierten Stellung sich befindet. Um letzteres zu vermeiden, hat man den Versuch gemacht, den Reflector unter die Wasser­lin ie eines Schiffes zu bringen und die Strahlen auf einen gewöhnlichen Spiegel zu le ite n , von wo dieselben wieder in der gewünschten Richtung reflectiert wurden. Würde der obere Spiegel zerstört, so könnte derselbe rasch durch einen anderen ersetzt werden. Aber es zeigte sich, dass hei diesem Ver­

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fahren ein so großer Lichtverlust entsteht, dass mau den Versuch wieder aufgab.

Nach der Beschießung und Besetzung Alexandriens wurde ein Außen­feldlicht an der Spitze eines der Forts angebracht und davon häufiger Gebrauch gemacht. Ebenso wurde dieses Licht während der letztjährigen Operationen in Suakim zur Vertheidigung benützt. Die Araber zeigten zuerst große Furcht vor der »Mitternachtsonne«, aber allmählich überwanden sie dieselbe und ver- riethen bald eine gewisse Gewandtheit in der Vermeidung der beleuchteten Zone, so oft sie die nächtlichen Überfalle machten, welche die englischen Truppen so sehr decimierten.

Aus diesen Bemerkungen vermag der Leser zu schließen, dass wir in diesem Zweige des Seekriegswesens durchaus nicht die Grenze der V oll­kommenheit erreicht haben. Der Fortschritt in der Lichtstärke muss stetig zunehmen, und es gibt keine Beschränkung der Elektricitätsm enge, insoweit Elektricität zu diesem Behufe mittels Dynamo dienstbar gemacht wird. Jetzt gilt es, die Apparate zn vervollkommnen. Sch.

Schießversuche mit dem englischen 1101/,, t - Geschütz. (Hiezu die Figuren auf Tafel V.) Dieses von der Elswicker Geschützfabrik A r m s t r o n g , Mi t c h e l & Co mp , erbaute und für die Bestückung des Thurmschiffes B e n b o w bestimmte Hinterladgeschütz ist ganz aus Stahl erzeugt. Das aus W hitworth- Stahl hergestellte, verhältnism äßig dünne Kernrohr reicht nur bis zur Liderung des Verschlusses und ist von vier Ringlagen umgeben, deren erste bis zur Mündung des Rohres reicht. Der hinterste Ring dieser Lage ist von bedeu­tender Länge, circa 2 ,5 m, und dient außer zur Verstärkung auch zur Auf­nahme des Schraubenverschlusses. Die äußerste Ringlage enthält den Kamm- ring, in welchen die das Rohr mit der Laffete verbindenden Bänder eingreifen.

Die zur Hälfte in das Kernrohr, zur Hälfte in den hintersten Ring der ersten Lage eingeschnittene Rinne ist mit Phosphorbronze ausgegossen, wodurch eine größere Sicherung des Längenverbandes bezweckt wird. In gleicher Weise wird der Kammring auf dem darunter liegenden Ringe festgehalten.

Die hauptsächlichsten Daten dieses Geschützes sind:Totale L ä n g e 13 ,3 0 9 mLänge der Bohrung 1 2 ,3 8 2 »Länge des gezogenen T h e i le s 1 0 ,0 7 8 »K a lib e r 4 1 2 ,7 m mD ralläuge 1 2 0 — 56 KaliberG ewicht 1 1 2 1 (metrisch)Das Geschütz sollte dem 8 1 6 ,5 kg schweren Geschosse bei einer Pulver­

ladung von 4 0 8 ,2 kg eine Anfangsgeschwindigkeit von 675 m ertheilen, was einer Energie von 18 9 5 0 m t entspricht.

Der Gasdruck im Rohre sollte hiebei 2 6 8 0 kg pro Quadratcentimeter nicht übersteigen.

Für das 1 1 0 y 2 /-Geschütz sind stählerne Geschosse, und zwar Panzer­geschosse von 2 ,6 und Zündergranaten und Shrapnels von 3 ,4 Kaliber Länge in Aussicht genommen.

Die Zündergranaten haben eine Sprengladung von 8 1 ,1 9 kg Pulver und Percussionszünder; die Shrapnels 3 ,6 kg Sprengladung und eine Füllung von 2300 Geschossen von je 0 ,1 2 4 kg Gewicht. Der Zünder der Shrapnels ist ein Doppelzünder, der sowohl als Zeit-, als auch als Percussionszünder wirkt.

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An Bord des B e n b o w werden die Geschütze in Barbettethürmen installiert. Das Rohr wird durch drei Bänder an der Laffete festgehalten, welch letztere auf dem Schlitten schleift. Der Schlitten dreht sich in verticaler Richtung um ein Pivot und wird durch eine hydraulische Vorrichtung gehoben oder gesenkt, wodurch dem Geschütze die gewünschte Elevation ertheilt wird. Bei ganzer Elevation befindet sich das Rohr in der Ladestellung. Diese Einrichtung hat abgesehen von dem Vortheile großer Einfachheit noch jenen, dass der Rückstoß ohne Rücksicht auf die Elevation stets parallel zum Schlitten erfolgt und somit nur die hydraulische Ventilbremse in Anspruch nimmt.

Der Barbettethurm ist mit einer Stahldecke versehen, welche fast den ganzen Thurm eindeckt und nur bei ausgeholtem Geschütze hinter demselben den für den Rücklauf nöthigen Raum freilässt. Hiedurch finden alle Apparate und die Bedienungsmannschaft mit Ausnahme des richtenden Vormeisters einen ausgiebigen Schutz gegen die Projectile der leichten Geschütze und Schnell­feuerkanonen.

Anfangs Februar wurden die Schieß versuche mit diesem Geschütze auf dem Schießplätze des Woolwicher Arsenals begonnen. Das Geschütz war hiebei auf einem zwölfrädrigen, gusstählernen Waggon installiert, welcher auf Schienen lief. Die Laffete hatte verstellbare Seitenwände, wodurch sie zur Aufnahme von Geschützen verschiedener Größe — vom 43 t- bis zum lH P /g -Geschütz — geeignet ist, und eine mit Öl gefüllte, regulierbare Ventilbremse von solcher Einrichtung, dass das Ventil, hei Beginn des Rücklaufes ganz offen, sich mit der Abnahme der Rücklaufgeschwindigkeit immer mehr schließt, wodurch die Bremse während des ganzen Rücklaufes gleichmäßig wirkt.

Als Geschosse wurden cylindrische Projectile vom vorgeschriebenen Gewichte von 81 6 ,5 kg verwendet, als Pulverladung anfangs braunes prismatisches Pulver Nr. 1, westphälischer Provenienz, welches sich jedoch als zu brisant erw ies, später die unter der Bezeichnung »Waltkam Abbey« und »S. B. L.« bekannten, langsam brennenden Pulvergattungen. Die Ladungen wurden in fünf bis acht Kardusen in den Laderaum gebracht.

Die Resultate des Schießversuches sind in der folgenden Tabelle enthalten:

Datum Pulvergattung LadungAnfangs­

geschwin­digkeit

TotaleEnergie Gasdruck

kg m mt kg pro cm2

10./2. 272,2 518 10 900 1520Westphälisclies 317,5 562 13 350 2055

Braun, prismatisch 362,9 612 15 500 237816./2. 51 55 385,6 633 29923,/3. 15 15 385,6 633 17 750 3070

Waltham Abbey 430,9 641 17 110 2472Westphälisclies 385,6 655 17 850 3134

9-/3. S. B. L. 453,6 649 . 2535

Der Rücklauf der Laffete betrug hiebei 0 ,9 — 1,5 m, jener des Waggons auf den Schienen 1 5 — 2 4 m.

Obwohl somit die berechnete A nfangsgeschw indigkeit von 675 m nicht erreicht wurde, werden die Versuchsresultate doch als sehr befriedigende bezeichnet. (»E n g in e e ru, »Iron« etc.) f.

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Thomsons Apparat zum Messen von Seetiefen. (»D ingler 's P o ly ­technisches J o u rn a l«, Band 2 6 3 , H eft 11. Hiezu Figuren auf Tafel V.) Sir William T h o m s o n in Glasgow hat einen Apparat zum Messen von Seetiefen angegeben, bei welchem die von einer Sonde durchlaufene Seetiefe anfgezeichnet wird und zwar durch die Verstellung, welche ein in der Sonde dicht verschieb­barer Kolben durch den mit der durchmessenen Tiefe wechselnden Wasserdruck erfährt. Dieser Wasserdruck wird von einer Gegenfeder aufgenommen und ein auf der Kolbenstange sich verschiebender und durch Reibung auf derselben nach dem Aufstoßen der Sonde festgehaltener Zeiger gibt dann die von der­selben durchsunkene Tiefe an. In der Sonde ist ein Schwimmer angeordnet, welcher das Gewicht des Kolbens sammt dem halben Gewichte der Gegenfeder ausgleicht. Die Sonde wird an einem 3 0 0 Faden (5 5 0 m) langen Stahldrahte angehängt, der auf einer Bremstrommel aufgerollt ist. Damit beim Abziehen des Drahtes von derselben die Drahtwindungen nicht über die Trommelbänder springen, ist eine Schutzvorrichtung angebracht. Um den beim Aufsetzen der Sonde auf dem Grunde auf den Zeiger des Kolbens erfolgenden Stoß abzu­halten, wird in die Sonde noch eine sich mit W asser füllende enge Hülse eingesteckt, welche durch eine Feder an dem Deckel der Sonde angehängt ist.

Die in der Sonde nntergebrachte eigentliche Messvorrichtuug besteht, wie aus Fig. I, Taf. V zu entnehmen ist, aus einem metallenen, geschlossenen Hohl- cylinder a und einer in diesem angeordneten Röhre b, welche wenig aus a vortritt und den Messkolben frei gleitend aufnimmt. Nach Fig. II besteht der Messkolben aus einem mittels der Schraube e und der Hülse s an der Stange d befestigten Lederringe c. Die Röhre b ist an der Bodenkappe des äußeren Hohlkörpers a angelöthet und diese Kappe trägt einen niedrigen Ring g , auf welchen eine die Röhre b umschließende Hülse h aufgeschraubt ist. Diese Hülse h ist unten mit Öffnungen i versehen, durch welche etwa durch den Kolben c gedrungenes Wasser nach a abfließen kann. Die Kolbenstange cl trägt eine gleicktheilige Scala und auf derselben ist der Anzeiger verschiebbar, welcher nach Fig. II, III und IV aus einem gegen den Cylinder b anliegenden Ringe k aus Vulcanit besteht. Dieser Ring klemmt sich mittels einer Feder l so stark gegen die Kolbenstange cl an, dass er durch Reibung in jeder Lage feststeht, während er sich mit vier Füßchen r x gegen die Vorderseite der Stange cl stemmt, um diese Reibung möglichst gering zu gestalten. Der Ring h is t auf einem Theile seiner Länge ausgeschnitten, so dass er die Scala sehen und ein über diesen Ausschnitt gespannter feiner Draht n den entsprechenden Theilstrich genau ablesen lässt. Am unteren Ende trägt die Kolbenstange d einen Haken j zum Anhängen des Schwimmers o, welcher wieder am unteren Ende m ittels der Öse p in die Schraubenfeder q eingehakt ist. Letztere ist durch das Auge r der Regulierschraube s mit der Gestell­röhre t verbunden. An dieser sind bei u Anschläge befestigt, gegen welche sich der Schwimmer anlegt, sobald die Sonde ihre größte Tiefe erreicht hat, d. h. diejenige Tiefe, welche sie noch anzuzeigen vermag. Am oberen Ende ist der Hohlkörper a mit einer P latte v verschlossen und diese mit Löchern zum Ausgießeu des durch den Kolben c gedrungenen W assers versehen. Beim Gebrauche der Sonde werden diese Öffnungen mittels der über die Schraube x geschobenen Lederscheibe y und Metallscheibe z und der Mutter a x zugedichtet.

Zum Gebrauche wird die Sonde in eine im eigentlichen Senker elastisch zu befestigende Hülse eingesetzt. Am oberen Ende trägt diese Hülse einen beweglichen Bügel, welchen man beim Einsetzen des Instrumentes zurücklegt,

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und wird mit diesem iu eine am Deckel der eigentlichen, am Stahldrahte hängenden Senkerhülse angebrachten Schraubenfeder eingehakt. Der Deckel wird durch Bajonnetverschluss auf der Senkerhülse befestigt; die untere Öffnung derselben is t durch eine Bleifüllung abgeschlossen. In eine Aussparung der letzteren wird beim Sondieren ein Stück Talg eingedrückt, um gleichzeitig Grundproben mit heraufliolen zu können. Oberhalb der B leifüllung vermitteln Löcher den Zutritt des W assers in die Senkerhülse und zu der darin hängenden Sonde; diese Löcher werden zum Abhalten von Sand mit Zeug überspanut. Der Senker wird am oberen Ende mittels Bügel an den auf der Trommel T (F ig . V und VI) aufgerollten Stahldraht qx angehängt. Um das Überspringen desselben über die Flanschen der Trommel zu verhindern, wird diese mit einem cylindrischen Gehäuse o, umgeben, von welchem ans Federn n x sich gegen die Innenseite der Flauschen p x legen und dem Drahte beim Schlaffwerden schiefe Ebenen darbieten, welche immer dahinstreben, den Draht in die Kehle der Trommel zurückzuführen.

E in neuer W ellenm otor. (Hiezu die Figur auf Tafel V ). — Dem illustrierten Patentberichte des nE ngineeringu vom 11. März laufenden Jahres entnehmen wir folgende Beschreibung und Zeichnung eines neuen Wellenmotors. Diese Erfindung beabsichtigt, die W ellenbewegung zur Hervorbringung einer Kraft auszunützen, m ittels welcher Luft comprimiert und sodann zum Betriebe einer eigenen Maschine verwendet werden soll.

Der Motor ist auf einer Boje installiert, welche in einem Hafen oder auf einer Rhede verankert ist und als Signalboje oder als Leuchtstation dienen soll. Die Boje ist mit den für die Hervorbringung der E lektricität nothwen- digen Apparaten ausgestattet.

In der Boje A ist ein belastetes Bassin B auf der glockenförmigen Oberseite einer konischen Säule aufgesetzt. Nach der Ansicht des Erfinders wird dieses Bassin stets horizontal erhalten bleiben *). An den Seiten dieses Bassins sind Luftpumpen, auf der Skizze mit D bezeichnet, angebracht, deren Kolbenstangen auf den Seiten der Boje befestigt sind.

Durch die bei Seegang auftretende Bewegung der Boje und durch das Hori­zontalbleiben des Bassins soll nun eine hin- und hergehende Bewegung der Kolben der Luftpumpen hervorgebracht werden; die Größe der hiebei auf­tretenden Kraft ist vom Gewichte des Bassins abhängig. Die punktierten Linien zeigen die Bewegungen der Boje, die nothwendig sind, um den Kolben der Luftpumpen den vollen Hub zu ertheilen. Die comprimierte Luft passiert durch das Rohr G in die Luftkammer F und dann durch ein zweites Rohr in das Luftreservoir E , welches die Boje oberhalb ihrer Schwimmlinie um­gibt. Die comprimierte Luft dient für den Betrieb der Maschine J, welche die Dynamos J rotieren macht. Die Bewegung des Bassins kann durch die Bremse b reguliert werden.

In welcher W eise das W asserreservoir R die W irkung des Wellen­motors vermehren kann, ist zwar in der Beschreibung nicht gesagt, doch wird behauptet, dass dies der Fall sein soll, wenn die See zu ruhig ist, um die nothwendige Arbeit zu lieferu.

l ) Nach der ^skizzierten Anordnung dürfte dies kaum der Fall sein.

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Auf der Oberseite der Boje ist ein schweres eisernes Gestell aufgebaut, in welchem die Signalpfeife U, die durch die comprimierte Luft bethätigt wird, eine elektrische Lampe V und eine Glocke untergebracht sind.

Die Boje muss nach der Skizze sehr bedeutende Dimensionen haben, nachdem von der Plattform ober dem Aufhängungspunkte des Bassins eine Wendeltreppe in den auf der Oberseite derselben angebrachten Thurm führt.

Dieser Wellenmotor soll auch Segelschiffen als Auxiliarkraft für die Fortbewegung dienen; hiebei soll die comprimierte Luft direct auf das Wasser mittels eines weiten Rohres einwirken, welches durch den Achtersteven des Schiffes nahe beim Kiel ausmündet.

Wir wollen uns auf eine Kritik dieser Erfindungen nicht einlassen, sondern möchten nur bemerken, dass sie ebensowenig und ans demselben Grunde, wie die bisherigen derartigen Erfindungen, Aussicht hat, praktisch verwertet werden zu können.

Eine der letzten Erfindungen, welche in dieser Hinsicht gemacht worden sind, ist in unserem Jahrgang 1876 auf Seite 46 beschrieben.

— ch —

Verbesserungen an Treib- und Steuerapparaten für Schiffe und Boote von Thornycroft. (Hiezu Figuren auf Tafel V). Wie bekannt, ist T h o rn y - croft im Jahre 1879 mit dem von ihm erdachten Turbinenpropeller aufge­treten, welcher seit dieser Zeit vielfache Verwendung gefunden hat und bisher vorzügliche Resultate lieferte. Wir wollen hier nur der von ihm für den Nil gebauten fünf Dampfer Erwähnung thun, welche bei der Probefahrt bei einem Tiefgange von bloß 0,533?» die Geschwindigkeit von 15,25 Knoten erreicht haben.

Es scheint jedoch, dass diese Gattung Propeller infolge ihrer Con­struction beim Zurückschlagen einen zu geringen Effect ausübt; um diesem Übelstande abzuhelfen und um überhaupt ein Umsteuern der Maschinen bei Fahrt nach rückwärts unnöthig zu machen, hat T h o r n y c r o f t die nachfolgend beschriebene, sehr sinnreiche Vorrichtung erdacht.

Die drei Figuren auf Tafel V sammt Beschreibung sind dem „Enginee­ringu vom 18. Februar laufenden Jahres entnommen.

Fig. 1 stellt die Längssection durch das Achterschiff beim Vorwärts­gange, Figur II dieselbe Section heim Gange nach rückwärts, Fig. III im Horizontalplan die gekrümmten Canäle, durch welche das Wasser bei der Fahrt nach rückwärts durch den Propeller getrieben wird, dar.

In sämmtlichen Figuren ist 1 der Bootskörper und 2 der Propeller, aufgekeilt auf die Propellerwelle 3 ; hinter dem Propeller befindet sich der bei dem Turbinenpropeller angewendete, aus dem fixen Theile 4 und dem beweglichen Theile 5 bestehende Hinterkörper. Der Theil 5 ist im Theile 4 pivotiert. Mit 6 ist das Rohr bezeichnet, welches den Propeller 2 und den Theil 4 des Hinterkörpers umschließt und mit welchem derselbe durch die Führungsflügel 7 verbunden ist; die Flügel dienen dazu, das vom Propeller zurückgeworfene Wasser allmählich abzulenken und demselben eine nahezu parallele Richtung zu der Achse des fixen Theiles 4 zu ertheilen.

Der Theil 4 und die Führungsflügel 7 sind durch das Rohr mit dem Schiffskörper fest verbunden. Der Theil 5 steht durch die Platten 8 mit einem gekrümmten Deckel 9 in Verbindung, welcher bei Fahrt nach vorwärts eine

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Fortsetzung des Schiffskörpers bildet und die Zuströmungsöffnung zu den gekrümmten Passagen 10, 10 (siebe Figur III) schließt.

Wenn das Schiff vorwärts fährt, so sind alle vorerwähnten Theile in den Positionen, wie Fig. I sie zeigt. Der Strom des Wassers vom Propeller ist dabei gezwungen, durch das Rohr und zwischen den Führungsflügeln in der Richtung des Pfeiles nach achter zu wirken.

Wenn es nothwendig ist, dass das Boot rückwärts geht, so wird nur der Deckel 9 und der mit ihm verbundene bewegliche Theil 5 des Hinter­körpers mit Hilfe der skizzierten Vorrichtung um 180° gedreht, wodurch diese Theile die in der Fig. II dargestellte Lage annehmen. Hiebei ist der Zugang zu den gekrümmten Passagen geöffnet uud die Communication des Rohres b mit dem hinter dem Boote befindlichen freien Wasser durch den Deckel 9 versperrt; demzufolge wird das Wasser vom Propeller in die gekrümmten Passagen 10, 10 getrieben, ans denen es unter mehr oder minder spitzem Winkel zur Kielrichtung nach vorne herausströmt und durch seine Reaction die Bewegung des Schiffes nach rückwärts bewirkt. Der Zweck des beweglichen Theiles 5 des Hinterkörpers ist in beiden Fällen nur der, den vom Propeller zurückgeworfenen Wasserfäden ein allmähliches Schließen zu gestatten und so die Bildung von Wirbeln zu verhindern, welche bei der verhältnismäßig großen und konisch geformten Nabe des Propellers unbedingt auftreten und die Wirkung desselben nachtheilig beeinflussen müssten. — ch —

Halls stockloser Anker. (Hiezu Figur auf Tafel V.) — Die Eigen- thümlichkeit dieses Ankers liegt in der sehr einfachen und kräftigen Anordnung des Kreuzstückes, welches die Ankerschaufeln trägt und sie den Grund zu fassen zwingt, wenn durch die Kette ein Zug auf deu Anker ausgeübt wird. Hiebei ist das Überrollen und das Schleppen des Ankers, welche bisher die Haupt­fehler stockloser Anker waren, infolge der eigenthümlichen Cnnstruction des Kreuzstückes vollständig ausgeschlossen.

Der ganze Anker besteht aus zwei Theilen, dem vorerwähnten Kreuz­stücke, an dem sich die Ankerschaufeln befinden, und dem Ankerschafte mit den beiden Zapfen, um welche sich das Kreuzstück nach beiden Seiten des Schaftes soweit zu drehen vermag, dass die Ankerschaufeln mit der Richtung des Schaftes einen Winkel von 54° einschließen. Das Kreuzstück ist an seiner Unterseite trogförmig ausgehöhlt und hat eine Öffnung, durch welche der Schaft gesteckt wird, dessen Zapfen in den runden, hiefür genau zugearbeiteten Theilen der trogförmigen Versenkung lagern. Der Fuß des Schaftes, welcher in den trog­förmigen Theil des Kreuzstückes hineinragt, ist so construiert, dass, wenn der Anker arbeitet, der vorerwähnte Winkel zwischen Ankerschaufeln und Schaft gebildet wird, wobei derselbe mit seiner Seite auf einer oder der anderen der Seitenflächen des Troges aufruht. An dem untersten Ende des Fußes ist die Boje für die Befestigung des Bojreeps angebracht.

Der Schaft und das Kreuzstück des Ankers übermitteln sich gegenseitig die jeweiligen Inanspruchnahmen ohne Vermittlung von Bolzen, Keilen, Vor­steckern, Ösen etc., welche die Verlässlichkeit derartiger Anker wesentlich beeinträchtigen können; der einzige Bolzen, welcher bei dieser Gattung Anker verwendet wird und der durch die Querwände des Trogs und der Zapfen geht, dient bloß dazu, um das Kreuzstück an Ort und Stelle zu halten; derselbe könnte allenfalls auch ganz verloren gehen, ohne dass die Festigkeit des Ankers hiedurch Abbruch erleiden würde.

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Die mehrerwähnten zwei Haupttheile des Ankers sind ans solidem Stahlguss hergestellt *), wodurch die Gefahr unganzer Schweißungen vermieden wird.

Diese Anker können, da sie stocklos sind, entweder mit dem Schafte beiden Bugklüsen eingeholt oder an der Bordwand anliegend gestaut werden,wodurch das Ankermanöver bedeutend vereinfacht werden kann.

Da bei dem H a ll’schen Anker, wenn er geworfen ist, kein Theil über den Grund hervorragt, so ist auch jede Beschädigung des Bodens von Schiffen, welche über derartige, im seichten Wasser liegende Anker hinwegfahren, aus­geschlossen ; ebensowenig können fremde Ketten oder Taue an solchen Ankern unklar werden. Hingegen ist es aber auch fast unmöglich den Anker zn fischen, falls Kette und Bojereep reißen sollten, ein Fall, welcher freilich selten genug vorkömmt. Bei seiner großen Einfachheit und Wirksamkeit hat der Anker den weiteren Vortheil der Wohlfeilheit, indem derselbe, wie wir vernehmen,um den halben Preis von Ankern der bestbewährten, im Gebrauche stehendenSysteme erzeugt werden kann.

Diese Gattung Anker soll bereits vom Marinedepartement des Board of Traden und vom Comite des nLloyds Registern geprüft und zur Ver­wendung zugelassen worden se in ; die englische Admiralität soll die Benützung derselben in Aussicht genommen, sich jedoch noch nicht bestimmt entschieden haben.

Der Erfinder, J. Mr. F. H a l l , Generaldirector der Firma William Jessop a n d S o n s in Sheffield, ist gegenwärtig der einzige Erzeuger dieser Ankergattung. (Nach n E n g in eerin g«.) — ch —

Von der französischen Marine. (Neubauten. — Neue Torpedoboote. — Kleine Torpedoboote. — Erfahrungen mit französischen Torpedobooten.)

Neubauten. Auf Grund des im Budget 1887 für Neubauten ein­gestellten außerordentlichen Credites von 26 Millionen Francs werden die fol­genden Stapellegungen demnächst erfolgen :

Zu Cherbourg : Ein Kreuzer erster Classe (Deckpanzerschiff), Typ D u p u y -

d e - L o m e , welcher den Namen A l g e r führen wird.2)Zu Brest: Ein ebensolcher Kreuzer erster Classe, I s l y benannt.Zu Toulon: Zwei Kreuzer zweiter Classe, D a v o u s t und S u c h e t ( S u c ?)

von circa 3000 /, deren vom Generalschiffbau-Inspector M. de B u s s y ent­worfene Pläne jedoch noch der höheren Genehmigung bedürfen.

Bei der Societe des forges et chantiers de la Mediterranee. Ein von dem Ingenieur dieser Gesellschaft M. L a g a n e entworfener Kreuzer erster Classe, welcher deu Nameu M ogador erhält und hei 4325 / Deplacement die folgenden Abmessungen haben wird: Länge in der Wasserlinie 107 m, Breite 13,70 m, Raumtiefe 9,30 m, achterer Tiefgang 6,10 m. Au Bestückung werden vier Stück 16 cm in hervorstehenden Halbthürmen, sechs 14 cm und eine Anzahl Maschinengeschütze, nebst vier Torpedolancierrohren geführt. Die

*) Dürften jedenfalls auch überschmiedet sein. Anm. d. Übersetzers.2) Seite 700 der vorjährigen Mittheilungen“ beschrieben. W ir bringen die

Hauptdaten in Erinnerung: Länge 107,70 m, Breite 13,30 m, m ittlerer Tiefgang 5 , 7 4 m, Deplacement 4162 /, Fahrtgeschwindigkeit 19 Knoten. Die Hauptbestückung besteht aus vier 16 und sechs 14 cm-Geschützen.

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Dreifach-Expansionsmaschinen (Dampfhammersystem) sollen 8200 e indicieren und dem Schiffe 19 Knoten Geschwindigkeit ertheilen.

Bei der Societe des chantiers de la Loire: Ein dem D a v o u s t und S u c h e t ähnlicher Kreuzer zweiter Classe, der C h a n z y .

Bei der Societe de la Gironde: Ein Kreuzer dritter Classe nach den Plänen des ebendaselbst iu Bau befindlichen Kreuzers T r o u d e . Derselbe wird den Namen L a l a n d e führen uud bei einem Deplacement von 1877 t 95 m Länge, 9,50 m Breite und mittschiffs 4 ,27, achter 5,17 m Tiefgang besitzen. Die Bestückung besteht aus zwei 14c>» Geschützen; die zu erwar­tende Fahrtgeschwindigkeit beträgt 19 Knoten.

Bei M. N orm and1), Havre: Zwei Kreuzer, Typ F o r b i n , mit dem Namen C o s m a o und C o e t l o g o n , welche bei gleicher Bestückung und Fahrtgeschwindig­keit wie T r o u d e von letzterem etwas verschiedene Abmessungen besitzen, nämlich : 95 m Länge, 9*30 m Breite und 4*24 m mittleren Tiefgang, einem Deplacement von 1848 t entsprechend.

Im ganzen sind es also drei Kreuzer erster, drei zweiter und drei dritter Classe, deren Bau theils durch die Arsenäle, theils durch die Privat­industrie in Angriff genommen wird. Es bleibt noch der Bau von acht Tor­pedobootsjägern und von 24 Torpedobooten zu vergehen, was jedoch erst nachstattgefundener Erprobung des Hochseetorpedobootes O u r a g a n 2), respective der gegenwärtig zur Ablieferung gelangenden 35 m-Boote erfolgen wird.

»Yacht.«Neue Torpedoboote. Das erste der fünfzig Boote des neuen Typ wurde

am 20. Jänner in La Seyne von Stapel gelassen und erhielt die Nummer 99. Die Hauptdimensionen dieses Bootes sind : Länge 35 m, Breite 3,25 m, Raumtiefe 2,5 m. Das Deplacement wird hei voller Ausrüstung 54 t betragen. Die Boote werden mit vier Torpedos ausgerüstet, von welchen zwei in den Rohren geführt werden, die um 40 cm höher als jene der Torpedoboote von 33 m Länge angebracht sind.

Diese Gattung Torpedoboote muss bei der Probefahrt, welche bei gün­stigen Witterungsverhältnissen abzuhalten ist, durch zwei Stunden die Ge­schwindigkeit von 20 Meilen beibehalten können.

Kleine Torpedoboote. (Hiezu Figuren auf Tafel V.) Zur Ergänzung der in unserem vorigen Hefte auf Seite 223 gebrachten Beschreibung dieser von der Societe de la Loire erbauten Boote bringen wir auf Tafel V ein Bildderselben, welches wir der »Yacht« vom 12. März 1. J. entnehmen. Die in Brest mit diesen Booten vorgenommenen Proben sollen sehr zufriedenstellende Resultate ergeben haben; die Maschinen functionierten anstandslos, Vibrationen waren fast nicht vorhanden und die Boote drehten sozusagen auf dem Platze. »Le Yacht« drückt ihre Befriedigung über das Gelingen der Boote aus, da infolge dessen die französische Kriegsmarine es nicht mehr nöthig hat, die Turnabouts im Auslände zu bestellen.

Erfahrungen mit französischen Torpedobooten. Einem in der »Yacht« vom 19. März publicierten Briefe des ehemaligen französischen Schiffbaudirectors E. L i s b o n n e entnehmen wir Folgendes:

*) Wie »Le Yacht“ nachträglicherfährt, musste M. N o r r a a n d d i e s e Bestellung ablehnen, weil seine Werfte sich zum Bau von so langen Schiffen nicht eignet. Einer der beiden Kreuzer wurde daber an die Societe de la Gironde, der andere an die Compagnie transatlantique vergeben.

2) Am 1 1 . März 1. J. zu Nantes von Stapel gelaufen.

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Bekanntermaßen wurden einige Torpedoboote aus den verschiedenen Häfen des Oceans nach Toulon beordert, um an den diesjährigen Manövern theil- zunehmen.

Nach dem Eintreffen der Boote in Toulon soll die Wahrnehmung gemacht worden sein, dass die von ihnen in den Lancierrohren mitgebrachten Torpedos ihre Treffsicherheit vollständig verloren haben, indem sie sich bei den angestellten Versuchen wie nicht einlancierte Torpedos benahmen. Dies wird von M. Li s bon ne den continuierlichen Vibrationen der Torpedos in den Rohren während der Fahrt zugeschrieben und daraus gefolgert, dass jedes Torpedoboot, welches auf hoher See eine Escadre verfolgt, eine wirkungslose Waffe besitzt und daher ganz inoffensiv ist.

Nach der Ansicht L i s b o n n e s , welche übrigens im ganzen und großen von jenen maritimen Kreisen, die der Torpedopanik stets kühl gegenüber­standen, wahrscheinlich von jeher getheilt wurde, sind die Torpedoboote nur für die Küsten vertheidigung und für kurze Ausfälle gegen den Feind geeignet.

— ch — J.

Stapellauf Sr. Maj. Thurmschiffes K r o n p r i n z e s s i n E r z h e r z o g i n

St e p h a n i e . (Hiezu Taf. VI.). Am 14. April d. J. lief das auf der Werfte des Stabilimento tecnico triestino zu S. Rocco bei Triest gebaute Thurmschiff K r o n p r i n z e s s i n E r z h e r z o g i n S t e p h a n i e , Ersatzbau für die alte Panzer­fregatte F e r d i n a n d M a x , glücklich von Stapel. Nachfolgende Details über dieses Schiff, sowie das Schiffsbild auf Tafel VI entnehmen wir der gelegentlich des Stapellaufes zur Vertheilung gelangten Festschrift.

Hauptdimensionen des Schiffes. Länge in der obersten Wasserlinie 85,36 m, größte Breite auf den Spanten 17,OOm, Tiefgang vorne 6,09 m, Tiefgang achter 7,09 m, im Mittel 6,59 m, Deplacement auf der Constructionstauchungs- linie 5152 t.

Körper und Panzerung. Der Schiffsrumpf ist durchwegs aus bestem inländischem Stahl und mit Doppelboden erbaut. Er igt durch wasserdichte Schotte in eine große Zahl von Abtheilungen getheilt. Ein das ganze Schiff umfassender Gürtelpanzer aus Compound-Panzerplatten in der Maximaldicke von 230 mm reicht bis 1,37 m unter die Wasserlinie und besitzt durchwegs eine Höhe von 2,82 m. Durch ähnliche Compoundplatten ist der vordere Geschützstand, welchem die Form eines an den Breitseiten abgerundeten, quer- schiffs placierten ovalen Thurmes gegeben wurde, geschützt. Die gesammte Panzerung hat ein Gewicht von 890 t.

Artillerie-Ausrüstung. Die Hauptgeschütze des Schiffes sind zwei Stück30,5 cm K rup p ’sche Hinterladekanonen von 35 Kaliber Länge; beide auf A r m s t r o n g ’schen hydraulischen Laffeten gelagert. Das Gewicht des Geschütz­rohres beträgt 48,5 t, jenes der Stahlgranate 455 kg, das der Pulverladung 141 kg braunen prismatischen Pulvers. Anfangsgeschwindigkeit des Ge­schosses 530 m, größte Tragweite der Geschütze 16 km, Schussweite für 15° Elevation 9,3 km.

Diese Geschütze sind in dem früher erwähnten, auf dem Oberdeck befind­lichen Panzerthurme je eines an jeder Schiffsseite installiert und feuern über Bank (en barbette) bei einem Bestreichungswinkel von je 180° von der Kiel­richtung vorne bis zu jener achter. Außerdem trägt das Schiff in einer gedeckten Batterie achter des Thurmes sechs Stück 35 Kaliber lange 15 cm K r u p p ’sche

Mittheilungen aus dom Gebiete des Seewesens 1887, Nr. 5 und 6. 2 4

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Geschütze zu je 6,8 t Rohr- und 51 kg Geschossgewicht. Mit einer Pulver­ladung von 287a Braunen prismatischen Pulvers abgefeuert, erlangt das Geschoss eine Anfangsgeschwindigkeit von 610 m.

Das Schiff ist weiters mit zwei Stück 7 cm-Boots- und Landungsgeschützen und mit elf Stück Schnellfeuerkanonen, System H o t c h k i s s , ausgestattet, welch letztere theils längs der Bordwände, theils auf den Gefechtsmasten installiert sind.

Ebenso ist der Torpedo-Ausrüstung die weitgehendste Aufmerksamkeit geschenkt worden und für ausreichende Torpedolancierstationen in allen Theilen des Schiffes vorgesehen.

Elektrische Beleuchtung: Sowohl die Außenfeld- wie die Innenbeleuchtung des Schiffes wird durch entsprechende G ram m se’che uud E d i n s o n ’sche Dynamomaschinen besorgt. Erstere liefern zwei Bogenlicbter von je 20 000 Kerzen Lichtstärke mit der Möglichkeit der Vereinigung in eine Lichtquelle von 40 000 Kerzen Leuchtkraft. Eine andere G ram m e’scbe Dynamomaschine speist ein Bogenlicht von 3000 Kerzen Stärke und ist transportabel. Die Innenbord­beleuchtung aller Schiffsräume geschieht durch 150 Stück Glühlichter von 8— 16 Kerzen Stärke. Endlich erfolgt auch die wichtige Nachtsignalisierung durch das bewährte und sinnreich geplante System des k. k. Linienschiffs- fähnrich S e l l n e r auf elektrischem Wege.

Maschinen- und Dampfkesselanlagen. Nahezu ein Drittkeil des unteren Schiffraumes ist dem mächtigen Motor eingeräumt. Die Zwillingsschrauben werden durch dreicylindrige verticale Compoundmaschinen, welche die Firma M a u d s l a y S o n s & F i e l d in London liefert, getrieben. Deren Hauptdimen­sionen sind : Durchmesser des Hochdruckcylinders 1400 mm, der beiden Nieder- druckcylinder 1850 mm, Hub für sämmtliche Kolben 1000 mm. Die beiden Oberflächencondensatoren weisen insgesammt eine Kühlfläche von 1500 m2 auf. Die Zwillingsschrauben haben einen Durchmesser von 4,6 m bei einer Steigung von 5,5 m. — Den Betriebsdampf von 7 kg Überdruck pro Quadratcenti- meter liefern zehn cyliudrische Dampfkessel zu je drei Feuerungen. Die Kessel­anlage ist in vier durch wasserdichte Wände abgesonderten Compartiments untergebracht. Die gesammte Heizfläche der Kessel ergibt 1600 m2, die Rost­fläche 620 m2. Die garantierte Leistung der Zwillingsmaschinen beim Betriebe mit natürlicher Ventilation beträgt 6500 ind. e. Bei forciertem Betriebe mittels künstlichen Zuges in den Kesselfeuerungen (vermittels acht mit eigenen Betriebsmaschinen versehenen Ventilatoren) werden die Maschinen die höchste Umdrehungszahl von 150 pro Minute erreichen und hiebei nahezu 11 000 ind. e entwickeln, durch welche eine stündliche Geschwindigkeit des Schiffes von über 16 Seemeilen erwartet wird.

Groß ist die Anzahl der Hilfsmascbinen für alle Bedürfnisse des nau­tischen und Kriegsdienstes. Auch auf diesem Gebiete sind die neuesten Errungen­schaften der Technik bestens verwertet. So bestehen selbständige Dampf­maschinen für die Steuerung des Schiffes, für das Ankermanöver; kräftige Dampfpumpen und Ejectoren dienen zur Entwässerung der unteren Schiffs­räume; das Laden, Richten und Drehen der großen Positionsgeschütze erfolgt durch hydraulische Maschinen, die, von zwei selbständigen Dampfpumpen betrieben, mit einem Drucke von 50 at arbeiten; ebenso sind elektrische Verbindungen mit allen Theilen des Schiffes vorhanden.

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Das Budget der italienischen Kriegsmarine für das Verwaltungsjahr vom I. Juli 1886 bis 30. Juni 1887 *).

Ordinarium.

I. A l l g e m e i n e A u s l a g e n .Ital. Lire

1 . (Personale 576 178,352. minist erium (Bureau-Auslagen 27 000 ,003. Oberster Marinerath, Generalstabsbureau, Schiffbaucomite. 78 800,004 . Officielle Telegramme und Postauslagen 28 800,005. Unvorhergesehene Auslagen 105 000,00

815 778,35

II. A u s l a g e n f ür d i e H a n d e l s m a r i n e .

6 . Hafencapitanatscorps 961 640,007 . Erhaltung der Gebäude der Handelsmarine und der Seesanität 90 000,008 . Mietzins der für die Hafenämter erforderlichen Local e . . . 18 0 0 0 ,0 0 ’9. Personalzulagen. — Instandhaltung der Flottanten. —

Sanitätsanslagen. — Auslagen für Möbel, Geräthe, Me­daillen, Kasernierung, Sachverständige, Dolmetsche, Recru- tiernngsverhandlungen. — Unterstützungen 433 000 ,00

10. Eventuelle Auslagen für Verköstigung, Unterbringung,Bekleidung und Heimsendnng schiffbrüchiger Mannschaftenlaut Gesetz vom 24. Mai 1877 80 000,00

11. Schiffbauprämien, dann Schiffahrts- und Kohlentransport­prämien an Dampfer und Segelschiffe der nationalen Handelsflotte laut Gesetz vom 6 . December 1885. —Auslagen für das Personale, die Besichtigungen undExpertisen zur Durchführung des genannten Gesetzes. . . 3 811 000 ,00

5 393 640,00

III. A u s l a g e n f ür d i e K r i e g s m a r i n e .

12. In Dienst gestellte, in erster und zweiter Reserve oder inZurüstung befindliche Schiffe . . . . 5 015 618,04

13. See-Officierscorps 2 289 304,0014. Marine-Ingenieurcorps 678 244,0015. Marine-Commissariatscorps 789 635,0016. Marineärztliches Corps 434 192,0017. Matrosencorps 5192 360,0018. Technisches Civilpersonale 723 634,0019. Verwaltungs-Civilpersonale 266 333,0020. Gendarmerie (Carabinieri r e a li) 247 493,2521. Lebensmittel 4 401 159,10

Transport.. 20 037 972,39

l) In der Sitzung 9. Februar 1887 von der Deputiertenkammer genehmigt, am darauffolgenden Tage im Senat eingebracht.

24 *

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Ital. LireTransport. .2 0 037 972,39

22. Kasernierung, Wachlocalitäten und B eleuchtung 128 098,2023. Behandlung in den Hospitälern und Sanitätsmateriale . . . 286 000,0024. Auszeichnungen und M edaillen-Zulage 27 000,0025. Steinkohlen und andere Brennmaterialien 2 520 000,0026. Aufsichts- und Bedienungspersonale in den Gebäuden der

königlichen M arine 166 430,0027. Marineschuleu 325 570,0028. Beitrag des Ärars zu den von den Zöglingen der Marine-

Akademie eingezahlten B eträgen 164 800,00

2 9 Wissenschaftlicher D ienstl PerSOnale 66 551,0030 Wissenschaftlicher d ienst M ateriale 123 380,00

31. Gerichtsspesen 30 000,0032. Frachten, Transporte und Missionen . 700 000,0033. Materiale ) für die Instandhaltung des bestehenden ( 6 200 000,0034. Arbeitslöhne 1 Schiffsparkes ( 4 450 000,0035. Artillerie, unterseeische Waffen und Handwaffen 4 900 000,0036. Instandhaltung der marine-ärarischen G ebäude 1 500 000,0037. Neubau von Schiffen: Zurüstung des L e p a n t o , L a u r i a ,

M o r o s i n i und D o r i a . — Zurüstung des E t n a , S t r o m ­

b o l i und V e s u v i o . — Bau der drei Schlachtschiffe ersten Ranges R e U m b e r t o , S i c i l i a und N. N *). - Bau zweier Schlachtschiffe zweiten Ranges. — Zurüstung der Torpedokreuzer (Schiffe dritten Ranges) T r i p o l i und 23 500 000,00 G o i t o . — Bau anderer sechs Torpedokreuzer (Schiffe dritten Ranges). — Bau und Zurüstung von vier Kanonen­booten (Schiffe dritten Ranges). — Bau von Hochsee- und Küstentorpedobooten. — Bau und Zurüstung von Servitutschiffen und Hafenfahrzeugen.

65 125 801,59IV. G i r o p o s t e n .

38. Miete für die Benützung öffentlicher Gebäude und Gründe. 2 266 872,00Summe des Ordinariums.. .7 3 602 092,10

Extraordinarium.39. Warte- und Disponibilitätsgebüren . 116 000,0040. Errichtung eines Lazareths auf der Insel A sin ara 100 000,0041. Neubau von Schiffen.— Laut Post 37 (Jahresquote) . . . . 1 3 500 000,0042. Bau eines See-Arsenals zu Taranto (Jahresquote) 1 100 000,0043. Bau eines Trockendocks etc. im See-Arsenale zu Spezia

(Jahresquote) 1 300 000,0044. Küstenvertheidigung (Jahresquote) 2 500 000,0045. Cassafonds für die in Dienst gestellten Schiffe 2 0 00 000,00

Summe des Extraordinariums. .2 0 616 000,00

R e c a p i t u l a t i o n.Ordinarium ital. Lire 73 602 092,10Extraordinarium n v 20 616 000,00

Totale ital. Lire 94 218 092,109 S a r d e g n a .

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Von der italienischen Marine. (Errichtung eines Commandos der localen Seevertheidigung am Sitze eines jeden Küstendepartements. — Torpedo Stationen. — Errichtung der Specialität Torpedoboots-Maschinen- unterofficiere. — Telegraphische Verbindung der Inseln des Königreiches Italien. — Stand der Neubauten. — Zweitheilung der Kategorie Torpedisten und Artilleristen. — Namengebung.)

Errichtung eines Commandos der localen Seevertheidigung am Sitze eines jeden Departements der Küste. Um für die locale maritime Vertkei- digung der Hauptplätze der Seebezirke Vorsorge zu treffen, wurde durch königl. Decret vom 2. Jänner 1887 bei jedem der drei Seebezirkssitze *) ein Commando d e r l o c a l e n S e e v e r t h e i d i g u n g geschaffen, dessen Thätig­keit provisorisch durch die nachstehenden Anordnungen geregelt wird.

Das Commando der localen Seevertheidigung umfasst zwei Agenden, u. zw.a) die fixe Vertheidigung;b) die mobile V erteidigung.

ad a) Die Thätigkeit der fixen Verteidigung bezieht sich auf die Instand­haltung und Handhabung der folgenden Objecte, respective des folgenden Materiales:

1. Minenlinien mit ihren Zündstationen und Zubehör.2. Sperren jeglicher Art.3. Fixe und schwimmende Torpedobatterien sammt Zurüstung.4. Stationen für elektrisches Liebt sammt Apparaten.5. Zum speciellen Schutz von Sperren angelegte Küstenbatterien sammt

ihrer Ausrüstung und Munition.6. Boote, Flöße und andere zur Legung von Minen, und Sperren dienende

Flottanten.7. Der königl. Marine untergeordnete Semaphoren im Seebezirke.8 . Telegraphische und telephonische Linien der königl. Marine und ihre

maritimen Stationen.9. Photo-elektrische Allarmapparate — im allgemeinen sämmtlickes auf die

fixe Vertheidigung bezughabende Materiale.10. Lagerstätten des angeführten Materiales.

ad b) Die mobile Vertheidigung umfasst:1. Das der mobilen Vertheidigung zugetkeilte Depöt- und Überwackungs-

schiff2).2. Die zugetheilten Torpedoboote und Fahrzeuge sammt ihrem Aus­

rüstungsmateriale und im allgemeinen das gesammte auf die mobileVertheidigung bezughabende Materiale.

Der Arsenalscommandant führt unter dem Oberbefehl des Seebezirks- coramandanten das Obercommando und die Oberleitung der localen maritimen Vertheidigung, während als Commandant derselben ein Stabsofficier des Flaggenstabes fungiert, welcher mit königl. Decret hiezu ernannt wird.

Dem Commando der localen Vertheidigung unterstehen:a) ein Stabsofficier des Flaggenstabes als Chef der fixen Vertheidigung;b) ein Stabsofficier des Flaggenstabes als Chef der mobilen Vertheidigung;c) ein dem Commando unmittelbar zugewiesener Liniensckiffslieutenant, mit

den Obliegenheiten gleich jenen eines Sckiffsdivisions-Secretärs;

1) Spezia, Neapel, Venedig.2) Die italienische officielle Bezeichnung desselben lautet: »Nave centrale della

difesa locale marittima«.

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d) ein Marine-Commissariatsadjunct für den administrativen D ienst;e) drei Material-Verwaltungsunterofficiere ;f ) ein Maschinist erster Classe, welcher dem Chef der mobilen V ertei­

digung direct unterstellt ist, schließlichg) sämmtliche Officiere, Uuterofficiere und Mannschaften, welche permanent

oder provisorisch der localen V erteid igung zugetheilt sind.Die Bestimmung über die Anzahl des der localen Seevertheidignng zu-

zutheilenden im Punkt g) erwähnten militärischen und technischen Personales, ebenso wie die Anzahl und Gattung der der mobilen V erteidigung zuzuwei­senden Torpedoboote und Fahrzeuge wird nach Maßgabe des Erfordernisses jeweilig vom Marineminister getroffen.

Das Commando der localen Verteidigung hat seinen Sitz auf dem früher genannten Depöt- und Überwachungsschiff, welches auch zur Bequartierung des gesammten nicht detachierten Personales, ebenso wie zur theilweisen Unterbringung des Vertheidigungsmateriales dient. Der jeweilige Commandant der localen V erteidigung ist zugleich Commandant dieses Schiffes, während der Chef der mobilen Verteidigung daselbst als erster Officier fungiert.

Die Depöt- und Überwachungsschiffe der localen Verteidigung zählen zu den Schiffen der Reserve und bilden eine eigene Kategorie.

Die administrativen Beziehungen der einzelnen Commanden der localen V erteid igung zu den Baudirectionen und den Behörden des Seebezirkes sind sowohl rücksichtlich des Personales als rücksichtlich des Materiales die nämlichen, wie sie für die in Dienst gestellten und in Reserve befindlichen königl. Schiffe festgesetzt wurden.

Derartige Commanden, jedoch mit restringiertem Wirkungskreis, werden nach Maßgabe der Entwicklung der neuen, auf die Küstenvertheidigung bezug­habenden Institutionen (siehe nachfolgend die Notiz über Torpedostationen) und wo die Zweckmäßigkeit vorliegt, auch in anderen, wichtigeren Küstenplätzen des Königreichs errichtet; so wurde bereits mit Decret vom 27. Februar 1. J. für das Ästuarium von Maddalena (Sardinien) ein untergeordnetes Commando der localen Seevertheidigung ins Leben gerufen.

Torpedostationen. Laut königl. Decret vom 16. Jänner d. J. ist die Schaffung von Haupt- und Nebenstationen für Torpedoboote, die an der engeren Küstenvertheidigung theilznuehmen haben, längs der ganzen Küste angeordnet worden. Je nach ihrer Wichtigkeit haben die Hauptstationen einen Cor- vettencapitän oder Linienschiffslieutenant zum Commandanten, welcher wieder dem Obercommandanten desjenigen Seedepartements untersteht, zn dem die bezügliche Station gehört. Letzterer muss sich durch Inspicierungen, die er entweder selbst unternimmt oder von seinem Arsenalscommandanten oder dem Commandanten der localen Küstenvertheidigung vornehmen lässt, von dem vor­schriftsmäßigen Dienstgange in den Torpedobootsstationen überzeugen. Den Hauptstationen unterstehen direct die Nebenstationen im engeren Küstenbezirke. (Siehe die Tabelle auf der folgenden Seite.)

Die Stationscommandanten haben gelegentlich ihrer Fahrten in See jene Semaphoren und die von der königl. Marine abhängigen Vertheidigungs- werke zu inspirieren, welche zu ihrer Station gehören, letztere natürlich nur dann, wenn der Commandant desselben keine höhere Charge bekleidet oder keinen höheren Rang einnimmt als der inspicierende Officier.

In Befolg des genannten königlichen Decretes bestimmt ein Ministerial­erlass vom 6 . Februar 1887 die vorläufige Errichtung der folgenden Torpedo- Haupt- und Nebenstationen, und zwar:

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Hauptstationen Nebenstationen

1. V enedig .

1. Porto Corsini.2. noch unbestimmt.

3. Tremiti.

1. Manfredonia.2. Bari.

3. Otranto.II . Gallipoli.

TarentO 12. Cotrone.

5. A u g u sta 1. Siracusa.G. M ess in a 1. Milazzo.

1. Trapani.7. P alerm o 2 . Marsala.8. M addalena l .C a g lia r i .

1. Salerno.NeaPe l 2. Gaeta.

10. Capo Miseno .....................................................11. C iv itavecch ia 1. Porto S. Stefano.12. L ivorno 1. Portoferraio.13. S p ez ia 1. Genua.14. S a v o n a 1. Oneglia.Die Hauptstationen müssen den folgenden Erfordernissen entsprechen:

a) Für mindestens neun Boote gesicherten Schutz bieten;b) in der Nähe einer W erkstätte sich befinden, in welcher kleinere Repa­

raturen an Bootskörp er und Maschine vorgenommen werden können;c) die M öglichkeit besitzen, m indestens ein Torpedoboot trocken zu legen;d) übereine genügende Süßwassermeuge verfügen, um den Bedarf für das

Personale sowohl als für die Torpedobootskessel zu decken.Die in einer Hauptstation zur Unterbringung des Materiales und zur

Unterkunft der Mannschaften nöthigen Magazine und Lagerstätten umfassen:1. Ein Depot zur Aufbewahrung von zwölf Torpedos, sammt dazu gehörigem,

scharf adjustiertem Kopf;2. ein Depot zur Aufbewahrung der Mitrailleusen und Handwaffen, dann

der Munition von neun Booten;3. ein Magazin für Kohlen und Schmiermateriale in genügendem Aus­

maße um den Vorrath von neun Booten dreimal zu erneuern;4. ein Lebensmitteldepöt von 2 0 0 0 Rationen Fassungsvermögen;5. Schlafstätte für 36 Mann;6. 8 Unterofficiere;7. eine Küche für die Verköstigung von 48 Mann und 12 Unterofficieren. Jede Hauptstation verfügt unter anderem über folgende A usrüstungs­

gegenstände:fl) Eine pneumatische Dampfpumpe zur Füllung der Torpedos;b) einen Signalmast sammt Signalm itteln;c) eine Kiste V ery-Signalfeuer;d) eine kleine Nebel-Sirene für akustische Signale; endlich ebenfalls zu

Signalzwecken :e) ein 7 cw-Geschütz auf Landungslaffete.

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Die Nebenstationen müssen für drei Torpedoboote gesicherten Schutz bieten und über eine für den entsprechenden Bedarf nöthige Trink wasser­menge verfügen.

Ein Depöt für Kohle und Schmiermateriale enthält ausreichenden Vorrath zur dreimaligen Approvisionierung von drei Torpedobooten. An Ausrüstungs­gegenständen erhalten diese Stationen einen Signalmast sammt einem Spiel Flaggensignalen, dann eine Kiste Very-Signalfeuer.

Das untergeordnete Personale einer Hauptstation wird durch die Be­mannungen der zugetheilten Boote, mehr einem Unterofficier als Material­verwalter und einem oder mehreren Aufsichtsmatrosen, dann durch die eventuell für die fixe Vertheidigung bestimmte Mannschaft gebildet. In die Neben­stationen wird nur ein Unterofficier für die Materialsgebarung und ein Matrose bestimmt.

Telegraphische Verbindung der Inseln des Königreiches Italien. »Giornalc militare per la Marina« vom 31. März 1887 veröffentlicht das am 15. April 1886 vom Könige sanctionierte Gesetz, welches die zwischen der italienischen Regierung einerseits und der Mailänder Firma P i r e l l i & Co. andererseits geschlossene Convention betreffend die Herstellung, Legung, Instandhaltung und den Betrieb mehrerer unterseeischer Telegraphenkabel, dann betreffend den Ban, die Instandhaltung und die Verwendung eines Kabelschiffes genehmigt. Die genannte Firma ist diesem Übereinkommen nach verpflichtet, folgende neue, die telegraphische Verbindung zwischen dem Festlande und den Inseln des Königreiches bezweckende Kabellinien innerhalb eines Zeitraumes von 18 Monaten nach der gesetzlichen Genehmigung des stipulierten Vertrages (wobei jedoch die Zeitperiode vom 1. November bis zum 31. März, also die Periode des schlechten Wetters, nicht mitzählt) herzustellen und nach erfolgter Fertig­stellung auf die Dauer des Vertrages instandzuhalten.

Diese Linien sind:Neapel— Ustica,Ustica— Palermo,Mazzara— Pantelleria,Lipari—Panarea,Panarea— Stromboli,Ponza— Ventotene,Livorno— Gorgona,Elba— Capraia,Elba— Pianosa,Giglio— Monte Argentario,Ponza— Monte Cireeo,Tremiti— Monte Miletto und Vulcano—Lipari.

Außerdem übernimmt die Gesellschaft die Instandhaltung des zwischen Otranto und Valona bereits existierenden, der italienischen Regierung gehörigen unterseeischen Tel egraphenkabels.

Zur Durchführung der hiezu erforderlichen Arbeiten ist die Firma P i r e l l i & Co. des weiteren verpflichtet, den Bau eines Dampfers von mindestens 4 0 0 t Nettogehalt in Amgriff zu nehmen, und denselben mit Maschinen von circa 650 ind. e, die dem Schiffe unter günstigen Verhältnissen eine Fahrt­geschwindigkeit von mindestens zehn Knoten sichern, und außerdem neben der

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vollständigen Zurüstung mit allen zur Kabellegung erforderlichen Maschinen etc. zu versehen.

Sowohl die Herstellung des gesammten zur Verwendung gelangenden Kabels, als auch der Bau des Kabelschiffes muss im Inlande und mit inländischem Materiale erfolgen. Als Entgelt für diese Leistungen verpflichtet sich die italienische Regierung — vorausgesetzt, dass P i r e l l i & Co. alle in dem bezüglichen Con- tracte ausführlich angeführten Pflichten erfüllen, wofür sie übrigens aucb mit Caution haften — dieser Firma durch 20 Jahre (der Dauer des Vertrages) eine jährliche Summe von 237 144 Lire auszubezahlen.

Der Betrieb sämmtlicher Kabellinien wird von der Regierung übernommen, welcher auch die Anschaffung und Aufstellung aller zum regelrechten Betriebe nothwendigen telegraphischen Apparate obliegt. Ebenso ist dieselbe gehalten, die terrestrische Verbindung der unterseeischen Linien mit den zunächst liegenden Telegraphenstationen auf eigene Kosten zu bewirken.

Das Kabelscbiff wird nach seiner Vollendung und nach fertiger Aus­rüstung von der königlich italienischen Marineverwaltung übernommen, welche dasselbe zu bemannen und für dessen fernere Instandhaltung in gleicher Weise wie dies für die eigenen Schiffe vorgeschrieben, Sorge zu tragen hat.

Der Firma P i r e l l i & Co. obliegt in der Folge nur die Verpflichtung zur eventuellen totalen oder partiellen Nachschaffung respective Auswechslung der für die Kabellegung dienenden Maschinen und Apparate.

Die italienische Regierung ist ermächtigt, über das Kabelschiff nach Belieben zu verfügen, doch muss dasselbe auf jeweiliges Verlangen der contra- hierenden Firma überlassen werden, wenn sie Arbeiten, welche sich auf die contractlichen Verpflichtungen beziehen, vorzunehmen hat. Während der Indienst­stellung des Dampfers wird derselbe gänzlich, einschließlich Brenn- und Schmier- materiale für die Maschinen etc., von der Regierung erhalten; nur die Kosten der Verpflegung des speciell für die Kabel arbeiten erforderlichen technischen Civilpersonales während der Einschiffung hat die Firma P i r e l l i & Co. der Regierung zu ersetzen.

Nach Ablauf des Vertrages gehen sämmtliche telegraphische Kabellinien sowohl als das Kabelschiff sammt und sonders und ohne jede weitere wie immer Namen habende Entschädigung in den Besitz des Staates über.

Stand der Neubauten. Der italienische Marineminister hat gegenüber der Commission, deren Aufgabe es war, das Budget zu überprüfen, erklärt, dass er nicht die Absicht habe, neue Panzerschiffe zu bauen, sondern vielmehr bestrebt sein werde, alle disponiblen Kräfte und Mittel für den Bau von Torpedo- fahrzeugen und schnellen Kreuzern zu verwenden. Es l e g t d e m n a c h k e i n e der g r o ß e n S e e m ä c h t e im l a u f e n d e n B u d g e t j a h r e ein S c h i f f m i t s c h w e r e m V e r t i c a l p a n z e r a u f S t a p e l .

Nach den vom Marineminister gemachten Angaben ist der Stand an Neubauten für die königlich italienische Marine folgender:

Das Panzerschiff erster Classe L e p a n t o 13 850 t in Spezia in Vollendung, wird im ersten Trimester 1887 fertiggestellt werden.

Das Panzerschiff erster Classe Ruggiero Di Lauria, 11 000 7, in Neapel in Bau, wird fertig im dritten Trimester 1887.

Das Panzerschiff erster Classe Francesco Morosini von 11 000 7 Deplacement, in Venedig, soll anfangs des Jahres 1888 fertiggestellt werden.

Das Panzerschiff erster Classe A n d r e a D o r i a , 11 000 7 Deplacement, in Spezia in Bau, wird im zweiten Semester 1888 beendet.

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L e p a n t o soll 18, die übrigen Schiffe 16 Knoten Geschwindigkeit b e s itz e n .

Die Kammkreuzer E t n a , V e s u v i o und S t r o m b o l i , ersterer in Neapel, der zweite in Livorno und der dritte in Venedig in Bau, werden im Laufe dieses Jahres fertiggestellt; es sind dies Schiffe von 3 5 3 0 / Deplacement und 17 Meilen Geschwindigkeit.

Die Torpedo-Avisos T r i p o l i von 740 / Deplacement und 18 Knoten Fahrgeschwindigkeit und F o l g o r e von 317 / Deplacement und 18 — 19 Meilen Geschwindigkeit werden demnächst ihre Probefahrten macheu !).

Es verbleibt in Construction der Kreuzer F i e r a m o s c a von 3680 / Deplacement und 17 Knoten Geschwindigkeit, welcher sich auf der Werfte der Gebrüder O r l a n d o in Livorno in Bau befindet und am 1. September 1889 an die Marine übergeben werden soll.

Das in Castellamare in Bau befindliche Panzerschiff erster Classe R e U m b e r t o von 13 350 / Deplacement und 18 Knoten Geschwindigkeit wird im Laufe des Jahres 1888 von Stapel gelassen werden.

Das dem vorgenannten ähnliche Panzerschiff erster Classe S i c i l i a ist in Venedig in Bau und wird im Jahre 1889 von Stapel gehen; das den beiden vorerwähnten ähnliche und in Spezia in Bau befindliche Panzerschiff erster Classe S a r d e g n a wird Ende 1889 oder anfangs 1890 ablaufen.

Die Torpedo-Avisos G o i t o , M o n t e b e l l o und M o z a m b a n o vom Typ T r i p o l i , dann der Torpedo-Aviso L a C o n f i e n z a , demselben Typ angehörend, an dem jedoch einige Modificationen vorgenommen worden sind, sowie der Torpedo-Aviso S a e t t a sind in verschiedenen Stadien des Fortschrittes begriffen.

Außer anderen Schiffen olme kriegerischen Wert sind nach den Aus­führungen des Marineministers 40 Hochseetorpedoboote von 39 m Länge imBau, welche im Laufe dieses Jahres fertiggestellt und eingeliefert werden.

Schließlich befinden sich noch vier Torpedoboote von 41 m Länge zujo zwei Schrauben und vier Torpedoboote für die Küsten vertheidigung von 31 m Länge auf Stapel. Die italienische Regierung wird die Schiffsmasckinen nicht mehr in England bauen lassen. Neuesten Nachrichten Zufolge wurden mit einer Maschinenfabrik in Genua Unterhandlungen wegen Lieferung der Maschinen für die drei Schiffe, welche in Castellamare und in Spezia in Bau sind, gepflogen. Zehn englische Ingenieure sollen für die Leitung dieser Maschi­nenfabrik aufgenommen worden sein.

Errichtung der Specialität »Torpedoboots-Maschinenunter officieren Zufolge königl. Decretes vom 5. December 1886 wurde die Kategorie der Maschinenunterofficiere in zwei Gruppen getrennt, und zwar in die Gruppe der eigentlichen Maschinenwärter (macchinisti) und in diejenige der Torpedo­maschinenwärter (macchinisti torpedinieri).

Ersteren obliegt die Versekung des Mascbinendienstes auf sämmtlichen Schiffen der königl. Flotte ohne Unterschied; letztere hingegen sind speciell für den Dienst auf den Torpedobooten bestimmt, können aber zur Completieruug des Maschinenpersonales auch auf jedem anderen königl. Schiffe verwendet werden.

x) Einem Berichte des „Broad Arroio« vom 2 . April dieses Jahres entnehmen wir die Nachricht, dass der Torpedo-Aviso T r i p o l i in der Bai von Neapel am 24. März auf einer 50-Meilen-Strecke erprobt wurde und dabei die Maximalgeschwindigkeit von 24 Meilen erreicht haben soll. Wie bekannt hat dieses Schiff drei Maschinen und drei Schrauben, die totale Maschinenleistung soll 3800 e, bei einem Dampfdruck von 130 lbs. pro !□" engl, gewesen sein.

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Der Stand der Torpedomaschinen-Unterofficiere uud deren Eintheilung in drei Rangsclassen wird nach den für die Kategorie der Maschinen- unterofficiere bisher geltenden Normen geregelt. Die Vorrückung iu eine höhere Rangsclasse findet nur innerhalb des Standes der eigenen Special­gruppe statt, und zwar geschieht die Ernennung zum Torpedomaschinenwärter zweiter Classe durch Wahl unter jenen Unterofficieren dritter Classe, welche in der letzteren Eigenschaft wenigstens 18 Monate, — die Ernennung zu Wärtern erster Classe durch Wahl unter jenen zweiter Classe, welche in dieser Eigenschaft wenigstens zwei Jahre auf Torpedobooten oder sonstigen ausgerüsteten königl. Schiffen gedient haben.

Die Torpedomaschinenwärter erster Classe können unter den gleichen Bedingungen wie die eigentlichen Maschinenwärter erster Classe auf das Avancement zu Maschinisten dritter Classe {Sotto capo maccHinista) aspirieren.

Das Specialitätenabzeichen der neuerrichteten Gruppe ist jenem der eigentlichen Maschinen-Unterofficiersgruppe der Form nach gleich, nur ist das­selbe in Silber statt in Gold gestickt und um einen silbernen Stern oberhalb des Abzeichens vermehrt.

Gleichzeitig mit der Veröffentlichung des vorstehenden Decretes wurde ein Concurs für die auf Grund einer Prüfung erfolgende Aufnahme von 50 Torpedomaschinenunterofficieren dritter Classe ausgeschrieben.

Außer den bezüglich des Nationale, der physischen Tauglichkeit e tc. gestellten Bedingungen wird von den Bewerbern verlangt entweder a) d ass sie bei einer staatlichen oder privaten mechanischen Werkstätte m indestens zwei Jahre lang in der Eigenschaft eines Schraubstockarbeiters, eines K essel­oder Grohschmiedes bedienstet gewesen seien, oder b) dass sie durch mindestens zwei Jahre den Locomotivführerberuf praktisch ausgeübt haben.

Die Aufnahmsprüfung theilt sich in eine theoretische und in eine­praktische. Die theoretische Prüfung umfasst Lesen und Schreiben, die Verfassung einer kurzen Meldung über eine Dienstangelegenheit und die Elementar­kenntnisse aus Arithmetik und Geometrie; der praktische Theil der Prüfung bezieht sich auf eine vom Bewerber innerhalb dreier Arbeitstage und in Gegenwart einer Anfsichtscommission auszuführende technische Arbeit seines Handwerkes.

Die Laufbahn in der Maschinistenbranche nebst den chargengemäßen Gebüren der verschiedenen Rangsclassen wird durch die folgenden Tabellen erläutert:

a) Maschinenunterofficiere.

ChargeMonat­liche

Löhnung

Monatliche Gebüren auF in Dienst gestellten Schiffen Gleiches Rangs­

RationSchiffs­kost­geld

Zu­schlag Zusammen

verhältnis beim Heer

L. C. L. L. L. L. C.

Maschinenwärter dritter Classe 69 90 30 1 2 30 141 90 Furiere

Maschinenwärter zweiter Classe 109 80 30 1 2 40 191 80 Furiere maggiore

Maschinenwärter erster Classe 124 80 30 1 2 50 216 80 Maresciallo

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In der Dienstleistung am Lande beträgt die Ration 24 L. anstatt 30 L. und an Stelle des Schiffskostgeldes und Zuschlages tritt eine monatliche Lohnzulage, welche für Unterofficiere dritter Classe mit 36 L., für jene zweiter Classe mit 48 L. und für die erster Classe mit 60 L. berechnet ist.

Nach sechs in ihrer Charge zugebrachten Jahren tritt für die Maschinen­wärter erster Classe eine Lohnerhöhung um monatlich 30 L., nach zwölf Jahren eine solche um 60 L., nach 18 Jahren eine Erhöhung um 90 L. monatlich ein. Für die Maschinenwärter zweiter und dritter Classe wird der Lohn nur einmal, und zwar nach den ersten sechs in dieser Chaige zugebrachten Jahren um 9 L. erhöht.

Maschinenunterofficiere, welche die achtjährige Präsenzdienstzeit geleistet haben, können dreimal für ein Jahr reengagiert werden und erhalten dafür

jedes Jahr eine Prämie von 150 L.; werden dieselben nach zwölf Dienstjahren entlassen, so haben sie Anspruch auf eine Abfertigung von 2000 L.

b) Maschinenofficiere.

Charge JährlicheGage

JährlicheDienstzulage

Gleiches RangsYerhältDis beim Heer

L. L.

M aschinist d ritte r Classe 1800 900 Lieutenant

« zweiter » 2 2 0 0 900 Oberlieutenant

» erster « 3200 1 0 0 0 Hauptmann

Obermaschinist 4400 1 2 0 0 Major

Nach sechsjähriger Dienstzeit in derselben Charge haben die Maschinen­officiere Anspruch auf eine Gehaltserhöhung gleich einem Zehntel der Gage ihrer Charge.

Zw eifheilung der Kategorie Torpedisten und Artilleristen. Mit königl. Decret vom 2. Jänner 1887 wurden die Kategorien der Torpedisten und Artilleristen in zwei Specialitäten getheilt und zwar in eine solche für den Dienst auf den Schiffen und Fahrzeugen der Flotte und in eine zweite, welche den fixen Stand bei der neu errichteten l o c a l e n m a r i t i m e n V e r t h e i d i g u n g bildet.

Namengebung. Dem in England auf Rechnung der königl. Marine in Zurüstung befindlichen gedeckten Kreuzer zweiter Classe1) wurde der Name D o g a l i beigelegt, in Erinnerung an das am 26. Jänner 1887 an der abessinischen Grenze stattgehabte blutige Gefecht, bei welchem wenige Hunderte italienischer Soldaten ruhmvoll gegen Tausende von Abessiniern kämpften, bis sie der erdrückenden Übermacht erlagen. — Ein zweiter Kreuzer, welcher laut Bericht der »Internationalen Revue über die gesammten Armeen und Flotten« ebenfalls in England angekauft wurde (?), soll den Namen E r i t r e o

erhalten haben.Giornale militare per la M arina« etc.) J. — ch —

D Ist mit A n g e l o E m o , v o n welchem im Hefte I und II unserer » M i t t h e i l u n g e n “ Erwähnung geschieht, identisch.

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Von der englischen Marine. (Das Nachrichtenbureau der englischen Admiralität. — D er neue Postvertrag der britischen Regierung mit den transatlantischen Dampfschiffahrtsgesellschaften. — Vorgang bei der A n ­fertigung von Schiffsplänen. — Schießversuche gegen ein Torpedoboot. — Probefahrt des Torpedojagdschiffes R a t t l e s n a k e und Maschinenprobe­fahrten des C a m p e r d o w n . — Maschinenprobe des Torpedokanonenbootes P o r p o i s e . — Stapelläufe .)

Das Nachrichtenbureau der englischen Admiralität. Die Admiralität hat vor kurzem eine Note erlassen, in welcher die Normen angeführt sind, die als Richtschnur für die Thätigkeit des neu gegründeten Marine-Nach­richtenhure aus l) zu gelten haben. Wir geben diese Normen nachstehend so, wie wir sie der vAdmiralty and Korse Guards Gazette« entnehmen, wieder.

1. Das Nachrichtenbureau bildet eine Abtheilung des Secretariates der Admiralität und führt die officielle Bezeichnung Naval Intelligence Department.—2. Der Officier, welcher dieser Abtheilung vorsteht, führt den Titel: Director des Marine-Nachrichtenwesens. — 3. Die Obliegenheiten des Nachrichtenbureaus sind rein beratkender und keinesfalls ausübender Natur. Zweck seiner Thätigkeit ist die Vorbereitung für den Krieg. — 4. Auf keinen Fall ist dem Director des Bureaus eine Einmengung in die der Admiralität zustehende technische Executive, als: (Befürwortung von Schiffsbauten u. dgl. gestattet. — 5. Als specielle Pflichten sind zu betrachten: a) die Sammlung und Sichtung aller einlangenden Nachrichten und die Vorlage derjenigen, welche im Kriegsfälle von Wichtigkeit sein könnten, an die Admiralität; b) der Entwurf uud die Currentführung von Mobilmacbungsplänen für die gesammte Seemacht ein­schließlich der Seereserve, derart, dass kein Theil des Landes dem Angriffe, von welcher Seite immer, schutzlos gegenüberstehe; c) der Entwurf und die Curreutfiihrung von Operationsplänen, die sich auf verschiedene Operations­basen stützen; d) die Information des Admiralitätsrathes über alle auf die Kriegsbereitschaft bezughabenden Fragen. — 6 . Ein besonderes Augenmerk wird auf folgende Punkte zu richten sein, und zwar: a) Vertheilung und Zustand der in Ausrüstung und in der Reserve befindlichen Kriegsschiffe der fremden Marinen; b) Vertheilung der schnellen, fremdländischen Handels­dampfer; c) Vertheilung der schnellen, englischen Handelsdampfer; d) genauer Stand des activ dienenden und Reservepersonales aller Branchen bei den fremden Marinen; e) Zustand der Küstenvertheidigung bei allen europäischen Mächten mit besonderer Rücksichtnahme auf die Art und Weise, wie man sich den Arsenälen und wichtigen Hafenplätzen im Kriege nähern kann; f) Vertlieidi- gungszustand aller britischen Kohlenstationen; g) Anzahl britischer Kriegs­schiffe, die innerhalb eines festgesetzten Termines in Dienst gestellt werden können; h) Stand der jeweilig verfügbaren Officiere und Mannschaften. — (Nr. 7 — 11 und Nr. 13 enthalten lediglich Ausführungsbestimmungen für den inneren Dienstgang und Anweisungen zur sachkundigen Behandlung der Facbpublicationen und zum Sammeln von Notizen.) — Nr. 13. Der Director des Bureaus ist dem Admiralitätsrathe gegenüber persönlich verantwortlich bezüglich der Evidenthaltung aller Bewegungen der Kriegsschiffe fremder Flotten. — 14. Im Laufe der ersten Woche eines jeden Monates hat der

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*) Aus dem seit Sommer 1882 bereits bestehenden Evidenzbureau (siehe nMit- theilungen« 1883, S. 27) hervorgegangen ?

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Director den maritimen Mitgliedern des Admiralitätsrathes ausführlich über die in seinen Ressort fallenden Angelegenheiten zu berichten.

D er neue P o stver tra g der britischen R eg ieru n g m it den tra n sa tla n ti­schen D a m p f Schiffahrtsgesellschaften '). Der neue Postvertrag enthält nicht nur die Bestimmungen über die Postbeförderung nach Nordamerika, sondern «r sichert der britischen Regierung auch das unbedingte Recht, sieb der Post­dampfer im Kriegsfälle zu Transportzwecken oder als armierte Kreuzer zu bedienen.

Während sich bisher die Frachtgebüren für Transporte hei Kriegs­gefahr oder die Miete bei Verwendung der Dampfer als Kreuzer in einer Weise erhöhten, welche den Nationalschatz empfindlich in Anspruch nahm, den Rhedern hingegen bedeutenden Gewinn brachte, bietet der neue Vertrag der Admiralität die Möglichkeit, sich der Dampfer im Bedarfsfälle zu annehm­baren, nicht unter dem Drucke der Ereignisse, sondern schon vorher im Frieden festgesetzten Bedingungen zu bedienen.

So wurde die White Star-Linie verpflichtet, mit ihren Dampfern Trans­porte in Kriegszeiten zu den im Frieden üblichen Bedingungen zu bewirken und neue Dampfer zu bauen, welche allen von der Admiralität für Schiffe, die im Kriegsfälle als Kreuzer verwendet werden sollen, festgestellten Bedin­gungen entsprechen, wogegen der Gesellschaft eine angemessene jährliche Subvention bewilligt wurde. Die Pläne zweier dieser bei H a r l a n d und Wol ff in Belfast in Bau zu legenden und in i y 2— 2 Jahren fertig ;zu stellenden Dampfer wurden bereits dem Director des Constructionsdepartements vorgelegt und entsprechen nach dem von diesem abgegebenen Gutachten vollkommen. Diese Dampfer werden von bedeutender Größe und sehr großer Geschwindigkeit sein und Zwilliugsschrauben erhalten. Ihre Kessel und Maschinen werden unter der Wasserlinie liegen und die Schiffe selbst in zahlreiche wasserdichte Ab­theilungen getheilt sein. Sie werden ferner im Stande sein, 2000 Mann an Bord zu nehmen und dieselben nach 14 Tagen via Suezcanal oder aber nach 2 2 1/u Tagen via Cap der guten Hoffnung in Bombay an Land zu setzen. Ihre Bemannung wird mindestens zur Hälfte der königlichen Seereserve an­gehören.

Ein ähnlicher Vertrag wird mit der Cunard-Linie abgeschlossen werden, während die Firma L a i r d die Pläne eines den Admiralitätsvorschriften ent­sprechenden Dampfers für die »Immau«-Linie vorbereitet.

Übrigens mag bei dieser Gelegenheit darauf hingewiesen werden, dass schon nach den Bestimmungen des ersten, vor etwa 50 Jahren mit der Cunard- Gesellschaft abgeschlossenen Postvertrages die Pläne der Dampfer vorerst der Admiralität zur Genehmigung vorgelegt und die Dampfer selbst unter directer Aufsicht von Regierungsorganen erbaut werden mussten. Mit der nachberigen Entziehung der Subvention wurde auch diese Bedingung hinfällig. f.

Vorgang bei der Anfertigung von Schiffsplänen. Die britische Admiralität hat folgende Verordnung über die Anfertigung von Schiffsplänen erlassen:

1. Nachdem in letzterer Zeit Fälle zur Kenntnis der Lords der Admiralität gelangt sind, in welchen der Tiefgang eines Schiffes hei voller Ausrüstung durch Zugabe von Gewichten und Änderungen des Schiffskörpers, der Armierung,

0 Siehe auch die Notiz »AuxiHarkreuzer“ S. 2 1 2 dieses Jahrganges unserer n Mittheilungen «.

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der Maschinen, der Ausrüstung etc. während des Baues- ernstlich und in nachteiliger Weise beeinflusst wurde, ist in Hinkunft folgender Vorgang genauestens einzuhalten.

2. Wenn Pläne zu einem Schiffe benöthigt werden, so wird der Con­troller o f the N avy dem Admiralitätsrathe die allgemeine Idee über die Schiffsclasse mittheilen.

3. Nach Rücksprache mit dem ersten Lord der Admiralität, und nach­dem er dessen schriftliche Zustimmung betreffs Geschwindigkeit, Armierung, Ausrüstung, Beseglung (wenn eine solche beabsichtigt ist) etc. erhalten, wird der Controller den obersten Schiffbau-Ingenieur beauftragen, einen Entwurf auszuarbeiten, in welchem die vom ersten Lord der Admiralität und vom Controller angegebenen Daten zum Ausdrucke gelangen.

4. Der oberste Schiffbau-Ingenieur hat nach gepflogenem Einvernehmen und nach Einholung eines schriftlichen Gutachtens seitens des Marine- Artillerie-Directors und des Chef-Ingenieurs des Maschinenwesens einen Entwurf anzufertigen und dem Controller zu unterbreiten, welcher denselben dem Admiralitätsrathe vorlegt.

5. Wird der Entwurf vom Admiralitätsrathe gntgeheißen, so veranlasst der Controller die Anfertigung der Detailpläne, sonst aber die Durchführung der nothwendigen Modificationen.

6 . Der oberste Schiffbau-Ingenieur hat im Einvernehmen mit dem Artillerie-Director und dem Chef-Ingenienr des Maschinenwesens die Pläne zu vervollständigen und dieselben nebst einer eingehenden und sorgfältigen Beschreibung bezüglich der zu erwartenden Eigenschaften und Fähigkeiten des Schiffes dem Controller vorzulegen, welcher sie, bevor sie in der Plenar- sitzuDg besprochen werden, unter den einzelnen Mitgliedern des Admiralitäts- rathes circulieren lassen wird.

Nachdem die Pläne vom Admiralitätsrathe genehmigt und mit dessen Siegel versehen wurden, darf ohne Zustimmung des Admiralitätsrathes keinerlei Änderung und Gewichtsvermehrung in Bezug auf Schiffskörper, Maschinen, Armierung, Bemannungsstand, Boote, Vorräthe oder andere Details bewirkt werden.

7. Der Controller wird dafür verantwortlich gemacht, dass keine Änderung, welche den Tiefgang des ausgerüsteten Schiffes in irgend einer Weise beeinflusst, an den von dem Admiralitätsrathe genehmigten Plänen platzgreift. f.

Schießversuche gegen ein Torpedoboot. Anfangs März fanden in Portsmouth Schieß versuche gegen ein älteres Torpedoboot zweiter Classe statt. Am ersten Versuchstage waren sechs Schüsse gegen das Torpedoboot abgegeben worden, ohne dass dieses ernstlich beschädigt worden wäre. Am zweiten Ver­suchstage wurden zwei Schüsse aus einem 10"igeu (2 5 cm) Vorderlader auf 700»» Distanz und zwei Schüsse aus einem 6 "igen (15 cm) Hinterlader auf 350 m mit Kartätschen gegen das mit dem Bug gegen die feuernden Kanonenboote M a s t i f f und K i t e vertäute Torpedoboot abgefeuert. Die ersten beiden Schüsse beschädigten das Boot nur wenig. Die beiden anderen Schüsse trafen derart, dass das Boot an beiläufig zwanzig Stellen durchschlagen wurde. Nachdem dasselbe jedoch in ruhigem Wasser lag, blieb es noch etwa 26 Stunden über Wasser, wogegen angenommen wird, dass es in Fahrt rasch gesunken wäre.

Die nächsten Versuche werden auf 150»»» stattfinden; sollte das Torpedo­boot auch dann noch zu weiteren Versuchen verwendbar sein, so wird es von einem zweiten in Fahrt befindlichen Torpedoboote aus beschossen werden, f.

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Probefahrt des Torpedobootsjagdschiffes R a t t l e s n a k e . Dieses Torpedo­bootsjagdschiff machte vor kurzem seine letzte Probefahrt. Das Schiff, welches binnen Jahresfrist vollständig hergestellt wurde, ist aus Stahl erbaut, 60,96 m lang, 7 m breit und besitzt bei einem Maximaltiefgang achter von 3*30 m 450 t Deplacement. Dasselbe ist mit einem 10 m-Geschütz auf einer Mittel- pivotlaffete und sechs Stück dreipfündige Schnellfeuerkanonen armiert und führt vier Lancierrokre, davon eines in der Bugrichtung nach vorne, eines nach achter und je eines pro Bordseite; letztere Rohre gestatten eine Backsuug von 90°. Das Oberdeck dieses Schiffes geht nicht durch die ganze Länge un­unterbrochen durch, sondern der über den Maschinen und Kesseln befindliche Theil ist am tiefsten gelegen und wird von einer leichten Finknetzconstruction zu beiden Seiten eingefasst, welche der Bemannung während des Gefechtes als Deckung dient. Vorne, woselbst sich die Wohnräumlichkeiten der Mannschaft, und achter, woselbst sich jene des Stabes befinden, bildet das Deck eine Stufe und erhebt sich bis zur Oberseite der vorerwähnten Finknetzconstruction.

Unter dem Oberdeck befindet sich in der ganzen Ausdehnung der durch ein Querschott abget.heilten zwei Kesselräume ober den Kesseln ein leichtes Stahldeck; der niedrige Raum zwischen diesen beiden Decken dient als Kohlendepöt und zum Schutze der Kessel gegen Stechscküsse. An den beiden Bordseiten sind in der Ausdehnung des Kesselraumes ebenfalls Koblendepöts angeordnet.

Die Maschinenräume entbehren des Kohlenschutzes und sind nur durch eine 25 mm starke Außenbeplattung geschützt.

Das Schiff hat zwei verticale Dreifach - Expansionsmaschinen, welche laut Contract bei 310 Umdrehungen 2700 ind. e leisten sollten. Die Maschinen- räume sind nicht von einander getrennt. — Die Propeller sind ans Mangan- bronze hergestellt, die vier Locomotivkessel für eine Betriebsspannung von 10 kq pro Quadratcentimeter construiert. Der gesammte Kohlenvorrath be­trägt 90 t.

Bei der letzten maßgebenden Probefahrt haben die Maschinen bei 322 Umdrehungen eine Leistung von 2860 e, also um 160 e mehr entwickelt als bedungen war. Die erreichte mittlere Geschwindigkeit betrug 19,5 Meilen. Die über den Kohlenconsum angestellten Versuche gestatten die Annahme, dass das Schiff bei der Geschwindigkeit von elf Meilen einen Weg von 2800 Seemeilen wird zurücklegen können. Wir glauben jedoch, dass in der Wirk­lichkeit von dieser Annahme ein ziemlich bedeutender Abzug wird gemacht werden müssen. — ch —

Maschinenprobefahrten des C a m p e r d o w n . Das im Jahre 1885 abge­laufene Barbette-Panzerschiff C a m p e r d o w n nahm anfangs März laufenden Jahres an der gemessenen Meile außerhalb Portsmouth die vorläufigen Er­probungen seiner Maschinen vor, und zwar sowohl mit natürlichem, als auch mit forciertem Zug. Vollständig ausgerüstet, hat das Schiff einen Tiefgang von 8 ,0 m vorne, 8 ,3m achter; während dieser Probefahrten betrug derselbe nur 6,82, beziehungsweise 7,43 m. Der Contract bezüglich der Maschinen­leistung lautete auf 7500 ind. e, doch wurde diese Pferdestärke erheblich überschritten, indem die Diagramme beim ersten Ablaufen der Meile 7798,67, ein zweitesmal 8421,42 ind. e ergaben, während die mittlere Anzahl der Umdrehungen 94, respective 99 und die entsprechende Eabrtgescbwindigkeit 15,0, respective 16,5 Knoten betrug. Die hierauf mit forciertem Betriebe gewonnenen Resultate waren nicht minder befriedigend. Mit 6,19 kg pro Quadrat-

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centimeter Dampfdruck in den Kesseln und einem Vacuum von 684,1?»?» in den Steuerbord- und von 696,7?»?» in den Backbordmaschinen betrug der Dampf­druck in den Hochdruckcylindern 2,679, respective 3,306, in den Niederdruck- cylindern 1,402, respective 1,441 kg pro Quadratcentimeter; die Anzahl der Um­drehungen pro Minute war 101,85, die gesammte indicierte Pferdestärke 11 740,86 (gegen 9800 nach Contract) und die erreichte mittlere Fahrtgeschwindigkeit 17,144 Knoten. Die Maschinen und Kessel functionierten ohne Anstand; die Ventilation der Heizräume war eine gute und die Temperatur auch während des Betriebes mit forciertem Zuge keine excessive. Der Kohlenverbrauch betrug mit natürlichem Zuge 0,957, mit künstlichem Zuge 1,479 pro indicierte Pferde­kraft und Stunde.

Man erwartet, dass C a m p e r d o w n Ende nächsten Jahres fertiggestellt sein werde.

Maschinenprobe des Torpedokanonenbootes P o r p o i s e . Das Torpedo­kanonenboot P o r p o i s e (1 6 3 0 /, sechs 15c?». Geschütze, acht Mitrailleusen, acht Torpedolancierrohre) beendigte am 8 . März laufenden Jahres zu Ports­mouth in befriedigender Weise seine Maschinenprobefahrten. Während einer vierstündigen Fahrt unter forciertem Betriebe wurden im Mittel 3934 e indiciert, wobei der Dampfdruck in den Kesseln 8,73 pro Quadratcentimeter, die Rota­tionszahl 415 betrug. Die erreichte mittlere Fahrtgeschwindigkeit betrug17,5 Knoten; bei dem Umstande, als das Schiff nahezu bis zur Constructions- wasserlinie tauchte, hofft man, dass diese Geschwindigkeit auch nach vervoll­ständigter Ausrüstung beibehalten werden wird. Mit natürlichem Zug entwickelten die Maschinen 2477,5 ind. e bei einem stündlichen Kohlenverbrauche von 0,912 kg pro Pferdekraft und wurden über 16 Knoten Fahrt erreicht.

Stapelläufe. G a l a t e a , der letzte der fünf im Wege der Privatunter­nehmung gebauten Gürtelpanzerkreuzer ist am 10. März laufenden Jahres von Rapi ers Werfte zu Glasgow glücklich von Stapel gelaufen. Von den Gürtel - panzerkreuzeru befinden sich somit gegenwärtig auf Stapel nur noch I m m o r -

t a l i t e und A u r o r a , und zwar ersterer im königlichen Arsenal zu Chatham, letzterer im Arsenal zu Pembroke.

Am gleichen Tage wie G a l a t e a lief im Arsenal zu Devonport der stählerne Zwillingsschrauben-Torpedokreuzer S e r p e n t ab.

Adm. and Horse Guards Gazetteu »Army and Navy Gazette«; »United Service Gazetteu- »Engineering« etc.

Neue Torpedoboote für die Türkei. — Einer Nachricht des »E ng i­neeringu vom 18. Februar zufolge fand die officielle Erprobung der zwei Torpedoboote, welche für die türkische Regierung von den Firmen G. F. G. des V i g n e s und M a u d s l a y , S o n s and F i e l d entworfen und gebaut worden sind, vor kurzem statt.

Die Boote sind 38,40?» (126' engl.) lang, 4,57?» ( 1 5 'engl.)breit und mit Dreicylinder-Compoundmasckinen versehen.

Sehr zufriedenstellende Fahrten wurden an der gemessenen Meile zu Long Reach gemacht, indem das Mittel aus allen Fahrten 21,7 Knoten, das erreichte Maximum der Geschwindigkeit aber 23,4 Knoten betrug.

Mittheilungen aus dem Gebiete des Seewesens 1887. Nr. 5 und 6. 25

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Die Colonialflotte Victorias. — Über die Flotte der Colonialregierung Victorias entnehmen wir einem von dem Commandanten derselben, Capitän Thomas R. N., diesbezüglich dem Vertheidigungsminister der Colonie erstatteten Berichte1) die folgenden Daten: Im Jahre 1883 bestand die Colonialflotte aus dem Brustwehrmonitor Ce r b e r u s und der Holzfregatte Ne l s o n ; zur Bemannung dieser zwei Schiffe zählte eine permanente Besatzung von 122 Köpfen, ein­schließlich der Officiere, und ein Reservecorps — Seewehr — jetzt Naval Brigade genannt, bestehend aus 200 Köpfen, die Officiere gleichfalls inbegriffen. Ce r b e r u s befand sich in sehr gutem Zustande und war eben mit neuen Kesseln versehen worden; hei der Probefahrt erreichte derselbe 10,5 Knoten. Der Schiffskörper des N e l s o n war ebenfalls noch gut erhalten, nicht so die Kessel. Beim Betriebe derselben musste die Dampfspannung auf 0,92 leg pro Quadrat- centimeter herabgesetzt werden, wobei das Schiff nicht mehr als sieben Knoten zu laufen' vermag; es kann daher nur mehr zur Hafenvertheidigung verwendet werden. Gegenwärtig dient N e l s o n als Schulschiff, wozu es sich vermöge seiner geräumigen Localitäten sehr gut eignet. Die Masten, mit Ausnahme des mit einer Signalraa versehenen Großuntermastes, die Stengen und Raaen wurden, weil sie schadhaft waren, geräumt.

Im Juli 1884 wurden die Kanonenboote Vic t o r ia und A l b e r t und das Torpedoboot erster Classe Ch il d e r s der Flotte eingereiht. Die zwei Kanonenboote, hei Sir W. A r m s t r o n g & Comp, erbaut, sind verhältnismäßig gut bestückt; das aus den T h o r n y c r o f t ’schen Werften hervorgegangene Torpedoboot von 34,4 m Länge, ist mit Buglancierrohren versehen und führt zwei 15"ige (38 cm) und zwei 14"ige (36 cm) Torpedos.

Zwei Dampfschlammboote Ba t m a n und Fa w k n e r , zum Überführen des Baggergutes aus der Hobson-Bai bestimmt, gelangten März 1884 in Zuwachs; bei dem Bau dieser beiden Fahrzeuge wurde auf besondere Festigkeit des Ver­bandes Rücksicht genommen, da dieselben im Bedarfsfälle eine Bestückung erhalten und zu Kriegszwecken dienen sollen; die Wasserlinie ist in der Länge fies Kessel- und Maschinenraumes durch 76 mm starke Stahlbleche geschützt. Sowohl Ba t m a n und F a w k n e r als auch der November 1885 zugewachsene und gleichfalls mit eventueller Armierung bedachte Schleppdampfer Gannet unterstehen nur im Kriegsfälle und während der periodischen Manöverübungen fier Marineverwaltung, während sie sonst der Hafenbehörde Melbournes subor­diniert sind.

Juli 1884 kamen die Torpedoboote zweiter Classe N e p e a n und Lons- d a l e (Länge 19,2 m) mit Dampfer aus England an; dieselben führen je zwei 14"ige Whitehead-Torpedos, deren Lancierung aus dem Ausstoßrohre durch Dampfimpuls erfolgt, und außerdem zwei Auslegertorpedos.

Ein weiteres Torpedoboot, Go r d o n benannt und nach dem bekannten W h itesch en Doppelrudersysteme ohne achterem Todtholz erbaut, kam März 1886 in Zuwachs und Juli 1886 gieng der stählerne 12 Knoten Schraubendampfer L a d y L o c h , in der Colonie selbst für den Dienst hei der Zollbehörde erbaut, won Stapel. Schließlich sei noch erwähnt, dass zwei dem Hafen-, beziehungs­weise dem Zollamte gehörige, schnellaufende Dampfbarkassen COMMISSIONER und Cu st o m s zum Lancieren von Whitehead-Torpedos eingerichtet wurden. Die dem Berichte beigegebene Schiffsliste lassen wir anbei folgen:

9 In der »Admiralty and Horse Guards Gazette« vom 29. Jänner 1887 voll­inhaltlich veröffentlicht.

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Liste der Schiffe und Torpedoboote der Colonialregierung Victoria.

N a m eTonnen gehalt,

GattungBestückung

Fah

rges

chw

in­

digk

eit

in K

note

n

Bem

annu

ngss

tand

in

clus

ive

Off

icie

re

Cerberus 2350 t, gepanzertes Thurmschiff

[ 4 1 0 "ige (25,4 cm) 18 /-Armstrong- \ < Vorderlader; 6 Nordenfelt-Maschinen- > \ geschütze

1 0 150

Nelson 2700 Z, hölzerne Dampffregatte

l 2 7"ige (17,8 cm) 6 8 -Pfünder; 20 64-Pfünder Vorderlader;

1 Gatling-M itrailleuse; j7 1 2 0

Victoriax) 4501, stählernes Kanonenboot

( 1 1 0 "iger 25 /-Hinterlader l 2 1 2 */2-Pfünder; 2 Nordenfeit-

Mitrailleusen j1 2 47

Albert 350 t, stählernes Kanonenboot

( 1 8 "iger (20,3 cm) 12 /- 1 6 "iger \ < (15,2 cm) 4 /-H in terlader; 2 9-Pfünder;

2 Nordenfelt-Mitrailleusen 1 0 47

Gannet 400 t, Schlepper (1 6 "iger 4 /-H interlader; 2 G atling -1 \ M itrailleusen 1 2 25

Batman 400 t, Schlammboot 11 6 "iger 4 /-H interlader; 2 Nordenfelt-\ \ Mitrailleusen f 8,5 25

Fawkner 400 t, Schlammboot 11 6 "iger 4 /-H interlader; 2 Gatling- Mitrailleusen j 8,5 25

Lady Loch 400 t, Schrauben­dampfer

1 6 "iger 4 /-H interlader; 2 Nordenfelt-1 Mitrailleusen j 1 2 25

Childers Torpedoboot erster Classe

f 2 15"ige und 2 14"ige W hitehead- Torpedos; 2 Hotchkiss-Maschinen-

l geschütze19 1 0

Nepean Torpedoboot zweiter Classe

2 14"ige Whitehead-Torpedos; £jAus-l legertorpedos / 17 7

Lonsdale Torpedoboot zweiter Classe

2 14"ige Whitehead-Torpedos; 2 Aus-1 legertorpedos j 17 7

Gordon Torpedobavkasse 1 2 14"ige Whitehead-Torpedos; 1 1 Nordenfelt-Mitrailleuse j 14 8

Commissioner Torpedobarkasse 2 14"ige Whitehead-Torpedos 9 7

Customs Torpedobarkasse 2 14"ige Whitehead-Torpedos 9 7

9 Soll noch ein 6 "iges Geschütz achter erhalten.Permanente Besatzung 205 Mann.)Seereserve 305 „ zusammen 510. J.

25 *

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Das spanische Torpedojagdschiff E l De s t r u c t o r 1). — Einem Tele­gramme zufolge, welches die Firma T h o m s o n in Glasgow von der spanischen Regierung erhalten hat, soll dieses Schiff die Überfahrt von Plymouth bis Cap Finisterre in 24 Stunden gemacht haben, woraus eine Geschwindigkeit von 21 Meilen resultieren würde. »Le Yacht« bringt in ihrer Nummer vom 19. März einige berichtigende Angaben über den De s t r u c t o r , welche dem spanischen Journal »M arina« entnommen sind und die wir nachstehend wiedergeben.

380

Länge zwischen den Perpendikeln 55,815 mGrößte Breite auf den Spanten 7,625 »R aum tiefe 3,965 »Mittlerer Tiefgang, geladen 1,906 »Deplacement 394 tAnzahl der Locomotivkessel 4Gesammtleistung der Maschine 3800 eGewicht des Schiffskörpers 86 tGewicht der Maschine 1 6 2 , 5 /Das letztgenannte Journal bemerkt mit vollem Rechte, dass das Gewicht

des Schiffskörpers im Verhältnisse zu jenem der Maschine viel zu gering ist.Wie weit die Reducierung der Stärkendimensionen der Bautheile getrieben

werden musste, um mit diesem Gewichte das Auslangen zu finden, beweist am besten der Umstand, dass die Mehrzahl der Außenbleche nur 1,9 mm stark ist. Es steht demnach die Widerstandsfähigkeit der Bordwände dieses Schiffes jener der Torpedoboote, die es jagen und vernichten soll, weit nach. Außerdem lässt die große Leichtigkeit der Construction befürchten, dass dieses Fahrzeug ein länger andauerndes Schießen mit dem darauf installierten 9 cw-Hontoria- Gescbütze nicht vertragen wird.

Die sehr unbequeme Unterkunft an Bord und der Mangel eines jeden Schutzes der Maschine und der Kessel bei dem successiven Kohlenverbrauche scheint in den Marinekreisen Spaniens auch nicht zu befriedigen.

Der Kohlenvorrath, welcher nach den Angaben des »Engineer« für die Zurücklegnng einer Strecke von 5100 Seemeilen bei zehn Knoten stünd­licher Fahrt hätte ausreichen sollen, genügt nur für eine Distanz von 3800 Meilen. Um erstere Strecke zurücklegen zu können, müssten den gemachten Erfahrungen zufolge 124 / Kohle an Bord vorhanden sein, während der thatsächliche Fassungsraum au Kohle nur 95 / beträgt.

Das genannte spanische Journal schließt seinen Artikel mit den Worten:»Diese delicate Construction, obzwar sie dem Ingenieur der Firma

T h o m s o n alle Ehre macht, entspricht in keiner Hinsicht den gehegten Erwar­tungen jener, welche den Bau dieses Schiffes befürwortet und gefördert haben.«

Des Vergleiches wegen bringt »Le Yacht« einige Daten über die fran­zösischen Torpedo-Avisos des Typ B o m b e , welche Zahlen für sich deutlich genug sprechen und die wir daher ohne Beifügung anführen wollen:

Gewicht des Schiffskörpers 129 Stärke der Anßenblecbe 2— 3,5 mmM ascbinenleistung 1800 eGeschwindigkeit 18 KnotenDeplacement 321 Gewicht der Maschine 76

— ch —

’) Siehe auch die im Hefte I und I I unserer diesjährigen »Mittheilungen“S. 116 bis 118 gebrachten Daten.

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Baulegung von zw ei Küstenvertheidigungsschiffen für Japan. — Diejapanische Regierung hat der Societe des forges et chantiers de la M idi- terranee den Bau zweier Küstenvertheidiger übertragen, deren Pläne von dem gegenwärtig in japanischen Diensten stehenden Schiffbau-Ingenieur der fran­zösischen Marine M. B e r t i n entworfen wurden.

Diese beiden Schiffe werden nach dem Zellensystem aus Stahl gebaut,erhalten ein alle vitalen Theile schützendes Panzerdeck und sind durch zwei Längs- und zwölf Querschotte in wasserdichte Abtheilungen getheilt.

Die Hauptabmessungen werden wie folgt angegeben:Länge zwischen den Perpendikeln 90»»Größte B r e ite 15,40 Tiefe im Raum 10,60 Achterer T iefgang 6,45 »Das Deplacement auf der Constructionswasserlinie beträgt 4140 t. Die

Armierung besteht aus einem 32 cm und elf 12 c»»-Geschützen, sechs Schnell - feuerkanonen und zwölf 37 »»m-Hotchkiss-Mitrailleusen, außerdem werden vier Torpedolancierrohre, je eines vorne, achter und in den Breitseiten, geführt.

Der Treibapparat wird zwei von einander unabhängige Dreifach-Expansions­maschinen umfassen, deren jede eine Schraube in Bewegung setzt; die indi- cierte Leistung der Maschinen wird mit natürlicher Ventilation 3400 e, beim forcierten Betriebe mit künstlichem Zuge 5400 e betragen. Die Eahrtgeschwin- digkeit bei den Probefahrten ist mit 16 Knoten bedungen.

Zur Dampfbildung werden sechs in zwei Gruppen getheilte Kessel zu je drei Feuerungen dienen. Die Bemannung wird aus 400 Köpfen bestehen.

(»Yacht.«) J.

Schiff bauten für die Kriegsm arine der V ereinigten Staaten. — Imfolgenden bringen wir eine Zusammenstellung der für die Kriegsmarine der Vereinigten Staaten ausgeführten und noch auszuführenden Neubauten, die sämmtlich im Jahre 1890 vollendet sein sollen.

Die gesammte, hiefür vom Congresse bewilligte Summe beläuft sich auf 30 773 112 Dollars, von welchen 21 522 350 Dollars auf den Bau der Schiffe, 3 075 762 auf Armierung, 4 025 000 auf den Ankauf von Stahl für Panzer und Geschütze, 2 000 000 Dollars für schwimmende Batterien oder Ramm- schiffe zur Küsten- und Hafenvertheidigung, 125 000 Dollars für Torpedos 25 000 Dollars für Versuche mit der Jacht St il e t t o entfallen.

Die bewilligte Erhöhung des Schiffsparks umfasst 22 Schiffe verschiedener Größe mit einem Gesammtdeplacement von 65 609 t und einer Bestückung von 2 12"-, 26 10"-, 12 8 "-, 81 6 "-Geschützen, wobei die noch nicht fest­gesetzte Bestückung zweier großer Kreuzer nicht mitgezählt ist. Außerdem wird der Dynamitkreuzer, einige Fahrzeuge zur Küstenvertheidigung und der Bedarf an Torpedos und Schnellfeuerkanonen angeschafft.

Der Antrag, das E r i c s s o n ’sche Torpedoboot De s t r o y e r (siehe S. 220, Heft III und IV d. J.) anzukaufen, wurde vom Congress abgelehnt.

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Name oder Typ Bestückung Kosten in

Dollars Zustand

Chicago 4500 4 8 ", 8 6 " 15 1 576 854 f In Zurüstung in New-York

Boston 3000 2 8 ", 6 6 " 13 1 031 225 (Noch nicht inDienst \ gestellt

Atlanta 3000 2 8 ", 6 6 " 13 1 031 225 In Dienst gestellt

Dolphin 1500 1 6 " 15 460 000 n n n

Charleston 3730 2 1 0 ", 6 6 " 18 1 1 0 0 0 0 0 In Bau

Baltimore 4413 4 8 ", 8 6 " 19 1 500 000 T)

Newark 4083 12 6 " 1 8 1 300 000 Bau ausgeschrieben

Kanonenboot I 1700 6 6 " 16 520 000 In Bau

Kanonenboot I I 870 4 6 " 13 275 000 Ti

Gepanzerter Kreuzer Nr. I m it Doppel­

bodenjßOOO 4 10", 6 6 " 17 2 500 000 Pläne unvollendet

Gepanzertes Schlachtschiff Nr. I I m it Doppelboden

J öooo 2 12", 6 6 " 17 2 500 000

Torpedoboot erster Classe J 108

C 5 Torpedos, Schnellfeuer- kanonen

23 1 0 0 0 0 0

Puritan 6000 4 10" 14

Amphitrite

Monadnock

3815

3815

4 10"

4 10"

1 2

1 2| Umzuhauen

Terror 3815 4 10" 1 2 l

Miantonomoh 3815 4 10" 1 2 Nahezu vollendet

Dynamit-Kanonen - kreuzer J 5001 3 lO -D y n a m it- 1

geschütze j 2 0 350 000 In Bau

Stahlkreuzer Nr. 1 5000 Nicht bestimmt 19 1 500 000 Bewilligt

5000 n n 19 1 500 000

Stahlkanonenboot Nr. 1

Jl700 6 6 " 16 550 000

Stahlkanonenboot Nr. 2

Jl700 6 6 " 16 550 000

(nArm y and N avy Journal.«) f-

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Stapellauf des chinesischen Gürtelpanzerthurmschiffes L a i -Y u e n . —Am 25. März laufenden Jahres gieng von der Vulcanwerfte zu Stettin der für die chinesische Regierung bestimmte Gürtelpanzerkreuzer La i -Y u e n von Stapel. Derselbe ist aus Stahl hergestellt, misst 82 ,50 m Länge, 12,20 m Breite und 4 ,90 m achteren Tiefgang bei einem Deplacement von 2900 t. Der Schutz an der Wasserlinie wird durch einen Panzergürtel von 240 mm Stärke gebildet; die Hauptbestückung besteht aus zwei 21 cm 10 /-Geschützen, die in Panzerthürmen von 230 mm Plattenstärke installiert sind, dann aus zwei 15 cm-Geschützeu. Die Zwillingsschraubenmasckinen sind von 3600 ind. e, die voraussichtliche Fahrtgeschwindigkeit wird 153/4 Knoten betragen.

L a i-Yu e n soll bereits im kommenden Juli fertiggestellt sein, zu welcher Zeit derselbe zusammen mit den zwei bei A r m s t r o n g gebauten Ramm- kreuzern und der kürzlich ebenfalls von der Vulcanwerfte abgelaufenen Gürtel- panzercorvette die Reise nach den chinesischen Gewässern antreten wird.

(» Yacht.u) J.

Über den Untergang des japanischen Rammkreuzers Un e b i , welcher von Frankreich nach Japan abgereist, bekanntlich am Orte seiner Bestimmung nicht angekommen und verschollen ist, brachte »Irona eine Correspondenz, in welcher der Verfasser die Schuld an dem Untergange des Kreuzers den ungenügenden Stabilitätsverhältnissen desselben zuschreibt und findet, dass das gegenwärtig in Frankreich vorherrschende Constructionssystem, auf lange und schmale Fahrzeuge sehr starke Batterien in großer Höhe über Wasser anzu­ordnen, nicht empfehlenswert sei.

Einige japanische Officiere, welche sich am Bord des Un e b i befanden, sollen von Suez aus nach England geschrieben haben, dass sie mit diesem Schiffe eiu schweres Wetter im Mittelmeere überstanden hatten, bei dem die schwere Bestückung in sehr gefährlicher Weise Rollbewegungen verursachte.

Möglicherweise kann der Correspondent nicht ganz Unrecht haben, denn U n e b i war bei einem um 5 0 / geringeren Deplacement um 7 m länger, I m s c h m ä l e r und tauchte um 1 dm mehr als der in England gebaute N a n i w a .

Die Bestückuug des erstereu bestand aus vier Stück 24c;w, sieben Stück 15m-Geschützen und sechs Mitrailleusen, während N a n i w a und der gleiche T a h a t s c h i i -i o mit je zwei Stück 26 cm, sechs Stück 15cm-Geschützen und sechzehn Stück Mitrailleusen armiert sind. — ch —

Der Verkehr im Suezcanal während des Jahres 1885. — Einem in der »Austriau enthaltenen Berichte des k. und k. Consularagenten in Ismailia, G. B. C o n f a l o n i e r i , betitelt: »Wahrnehmungen a u f wirtschaftlichem Gebiete im, Jahre 1885 , mit besonderer Rücksicht a u f die Verkehrsbewegung im Suezcanalu, entnehmen wir im Auszuge die folgenden Daten.

Die Sckiffsbeweguug im Suezcanal während des Jahres 1885 lieferte im Vergleiche zu den nächstfrüheren drei Jahren folgende Ergebnisse:

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F l a g g e n (nach dem

Tonnengehalt

Anzahl der SchiffeNetto­ B rutto­ Eingehobene

1883 J884 1885

Procent-verh&lt-

tonnengehalt tonnengehalt Schiffsgebüren

gereiht) nis in

1885 1885 Francs cö-wo

E nglische.......... 2537 2474 2734 75,44 4 864 048,83 6 854 815,06 76,29 47 123 965 02Französische.. . . 272 300 294 8,11 573 645,62 850 112,124 9,46 5 970 860 90Holländische . . . 124 145 139 3,83 252 145,45 345 042,05 3,89 2 465 944 04Deutsche ; 122 130 155 4,28 198 841,98 283 833,77 3,16 1 914 410 79Ita lien isch e___Österreichisch­

63 54 109 3,01 159 462,57 239 890,09 2,67 1 672 390 26

ungarische . . . 67 65 69 1,90 120 080,96 165 180,38 1,84 1 260 093 47Spanische........... 51 46 26 0,72 58 987,70 86 236,01 0,96 589 706 27Russische'-........... 18 17 29 0,80 47 364,45 73 427,53 0,81 511229 65Norwegische___Türkische............

19 18 25 0,69 32 681,27 44 475,72 0,49 310 525 569 4 14 0,39 7 918,65 11 343,60 0,12 129 072 27

Schwedische . . . . 5 0,14 5 815,60 8 014,82 0,09 55 285 79E gyptische......... 3 4 9 0,25 4 912,46

2 826,797 679,60 0,08 62 547 23

Japan ische ......... 5 13 2 0,05 4 024,92 0,04 28 864 51Portugiesische. . 1 4 5 0,14 2 488,32 4 163,96 0,04 25 674 38Dänische............. 2 3 0,08 1 681,03 2 450,09 0,02 16 095 85Amerikanische. . 1 4 3 0,08 1 350,80 2 581,12 0,02 14 119 96B elgische........... 1 2 5 1 0,03 945,88 1 292,22 0,01 8 995 86P ers ische ........... 1 0,03 544,63 895,55 0,01 5173 99Griechische........ 1 0,03 9,49 30,95 . 70 13Sarawaksche. . . . . 1 . .

C hinesische___ 1 . - •T o t a l e . . . 3307 3284 3624 9 100 6 335 752,984 8 985 489,565 100 62 165,025 93 *)

9 Das Geschäftsjahr 1886, über welches bereits einige Daten vorliegen, verzeichnetsowohl bezüglich der Schiffsanzahl als der eingehobenen Durckfahrtsgebüren einen argenRückschritt, indem nur 3100 Schiffe den Canal passierten, welche 56 525 603 Francs ergaben.

eine Einnahme von

Die von der Durchfahrt der Schiffe und Barken erzielte Gesammtein- nähme (mit Inbegriff der Nebengebüren) vertheilt sich für jedes der drei Jahre 1883, 1884 und 1885 folgendermaßen:

1883 1884 1885

Francs Cts. Francs Cts. Francs Cts.D urchfahrt der Schiffe . . . 60 554 221 65 58 628 209 82 60 057 259 97Passagiere der Schiffe und

B a rk e n .............................. 1 191 752 50 1519 236 25 2 059 513 75L otsengelder....................... 3 915 217 90 2 218 733 50 71 715 .

R em orquierung................... 182 165 44 42 250 67 80 668 97A u fen tha lt............................ 83 974 83 84 069 71 76 326 55D urchfahrt der Barken . . 96 046 83 63 076 06 53 015 47

T otale . . 66 023 379 15 62 555 576 01 62 397 499 71

Obige Zusammenstellung zeigt, dass die Gesammteinnahme des Jahres 1885 gegen diejenige von 1884 nur um circa 158 OOO Francs zurückgeblieben ist. Dabei darf aber nicht übersehen werden, dass die Canaltaxe vom 1. Jänner 1885

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angefangen von 10 Francs auf 9 Francs 50 Centimes pro Tonne ermäßigt wurde, und dass sich aus dieser Ermäßigung für die 3624 Schiffe, welche im Jahre 1885 den Canal passierten, eine um 3 167 896 Francs geringere Einnahme ergab. Würde man diese Differenz zu den 62 397 499 Francs 71 Centimes hinzurecbnen, welche die Gesammteinnahme des Jahres 1885 darstellen, so erhielte man eine Summe von 65 565 395 Francs 71 Centimes, welche nur um 500 000 Francs kleiner wäre, als die Einnahmeziffer des Jahres 1883, bekanntlich die höchste, die seit Eröffnung des Canales erzielt wurde. Ein solches Resultat kann als ein sicheres Anzeichen von der staunens­werten Lebensfähigkeit und erfreulichen Zukunft der Unternehmung des Suez- canales betrachtet werden, wenn man bedenkt, dass im Jahre 1885 Handel, Industrie uud Rhederei der ganzen Welt von einer das Wirtschaftsleben aller handeltreibenden Völker so arg bedrückenden Krise heimgesucht waren. So z. B. sanken die Schiffsfrachten bei der Ausfahrt aus England auf 15,60 Francs pro Tonne Gewicht nach Bombay, auf 21,85 Francs nach Calcutta und auf 46,85 Francs nach Japan, während die Sendungen nach der letzterwähnten Richtung in 1884 noch 62,50 Francs bezahlt batten, und der Theetransport von China nach London zu dem außergewöhnlich niedrigen Satze von 31,25 Francs stattfand. Um noch ein anderes Beispiel für den Einfluss der Krise auf das Frachtgeschäft anzufübren, sei hier bemerkt, dass im Jahre 1885 die Ein­nahmen der französischen Eisenbahnen sich um 37 Mill. Francs, und diejenigen der englischen Bahnen um 21 Mill. Francs verringerten. Endlich bat der Handel Frankreichs in jenem Jahre um 175 Mill. Francs, derjenige der Ver­einigten Staaten um 475 Mill., und der Englands um mehr als eine Milliarde abgenommen.

Die verhältnismäßig günstige Lage der Canalgesellschaft ist großentbeils der Vereinbarung zu danken, welche dieselbe am 30. November 1883 mit den bedeutendsten englischen Schiffahrtsgesellschaften und Rbedern bezüglich der Regelung der Canaltaxen und der am Canale zur Beschleunigung der Schiffahrt vorzunehmenden Verbesserungen getroffen bat. Man kann füglich behaupten, dass die Menge der den Canal passierenden Waren sich in dem Maße steigern wird, als die Gebürentarife der Gesellschaft eine Reduction erfahren, und zwar wird sich diese Steigerung in einem solchen Verhältnisse vollziehen, dass die durch die Ermäßigung der Taxe hervorgerufene Verringerung der Gebüren- einnabme durch den Zuwachs an Schiffen, welche früher den Weg um das Cap nahmen, reichlich aufgewogen wird. Die Einnahmen der Gesellschaft, bestehend aus dem oben bezifferten Betrage der Schiffsgebüren, aus dem Verkauf oder der Vermietung von Grundstücken, aus dem Ertrage des Wasserwerkes und anderen geringfügigerenPosten,beliefen sieb im Jahre 1885 auf 65043 606 Francs 40 Centimes, dagegen die Ausgaben auf 31 014 839 Francs 38 Centimes, so dass ein Reinerträgnis von 34 028 767 Francs 2 Centimes blieb. Von dieser letzteren Summe wurden 71% oder 24 160 424 Francs 59 Centimes an die Actionäre vertheilt; 15% oder 5 104 315 Francs 5 Centimes erhielt die egyptisebe Regierung; 10% oder 3 402 876 Francs 70 Centimes fielen den Gründern zu; je 2 % oder 680 575 Francs 34 Centimes wurden den Admini­stratoren und Beamten ansgefolgt. Wenn man zu dem Betrage, der als Rein­gewinn auf die 400 000 Actien der Suezcanalgesellschaft repartiert wurde, die 5% Interessen dieser Actien pro 10 080 650 Francs binzufügt, erhält man eine Summe von 34 241 074 Francs 59 Centimes, welche eine Verzinsung von 17,08% des 200 Mill. Francs betragenden Gesellschaftscapitales reprä­

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sentiert. Gemäß Art. 9 des zwischen der Gesellschaft und den englischen Rhedern vereinbarten Programmes vom Jahre 1883 soll die Reduction der Canaltaxe nur stattfinden, wenn das Gesammterträgnis 18%, das ist 90 Francs pro Actie, übersteigt. Da nun ein solches Erträgnis nach menschlicher Vor­aussicht für die nächste Zeit nicht zu erwarten steht, so wird es wie in 1886 wohl auch im Jahre 1887 bei der Canaltaxe von 9 Francs 50 Centimes sein Verbleiben haben. —

Um die Dauer des Aufenthaltes im Canale für solche Schiffe, welche große Eile haben, möglichst abzukürzen, batte bekanntlich die Suezcanalgesellschaft beschlossen, mit Paketbooten und Kriegsfahrzeugen, welche mit elektrischen Leuchtapparaten von hinlänglicher Tragweite versehen sind, nächtliche Fahr­versuche zu machen, und wurden, um die Schiffahrt bei Nacht zu erleichtern, die entsprechenden Vorkehrungen bezüglich der Bezeichnung des Fahrwassers und der die Richtung angebenden Feuer getroffen. Die erste versuchsweise Fahrt dieser Art hat der Dampfer Ca r t h a g e der Peninsula)' and Oriental Company am 24. Mai 1886, und zwar mit vollständigem Erfolge durchgeführt. Dieses Paketboot, eines der größten Schiffe, welche den Canal passieren (es misst 5077,68 t, ist 430,1 englische Fuß (131 m) lang und 44,4 englische Fuß (13,53 m) breit) bat die Strecke von einem Meere zum anderen in 17 Stunden 50 Minuten ohne irgend einen Aufenthalt zurückgelegt. Vier­zehn Tage später transitierte der Dampfer B r in d is i der nämlichen Gesellschaft ebenfalls bei Nacht mit demselben elektrischen Leuchtapparate, den der Ca r t h a g e benützt und in Suez gelassen batte; er bewerkstelligte die Durchfahrt in 18 Stunden 19 Minuten. In Anbetracht eines derartigen Ergebnisses lässt die Peninsular and Oriental Company bereits alle ihre von Europa kommenden Paketboote den Canal bei Nacht passieren und trifft Vorkehrungen, damit auch diejenigen Schiffe, die vom äußersten Osten kommen, die Canalfahrt zur Nachtzeit machen können. Die Gesellschaft der Messageries Maritimes hat desgleichen Sorge dafür getragen, alle ihre den Canal passierenden Fahrzeuge mit elektrischen Leuchtapparaten auszurüsten, und es ist wahrscheinlich, dass noch andere Gesellschaften diesem Beispiele folgen und die Ermächtigung nach­suchen werden, ihre Schiffe bei Nacht durch den Canal dirigieren zu dürfen. Ursprünglich wurde die nächtliche Durchfahrt, und zwar versuchsweise, bloß zwischen Port-Said und dem Kilometer 54 gestattet; nachdem aber die unter­nommenen Versuchsfahrten so günstige Resultate ergeben hatten, säumte die Oanalgesellschaft nicht, die nächtliche Fahrt vorerst zwischen diesem letzteren Punkte und dem südlichen Leuchtthnrme der Bitterseen zu organisieren. Gleich­zeitig fasste man die Ausdehnung dieser Strecke bis zum Kilometer 133 ins Auge; dies wird jedoch erst statthaft erscheinen, wenn eine in den Bitterseen befindliche Felsenbank beseitigt ist, die für Schiffe, welche diese Stelle bei Nacht passieren, gefährlich werden könnte. Die Canalgesellschaft hat auch thatsächlich bereits die Wegräumung dieses Schiffahrtshindernisses in Angriff genommen, und hoffte man diese Arbeit noch vor Beginn des Jahres 1887 zustande zu bringen. Ist einmal die Felsenbank gänzlich verschwunden, dann wird die zwischen dem südlichen Leuchtthurme und dem Kilometer 133 befindliche Strecke des Canales durchaus eine Breite des Wasserspiegels von 40 m zeigen. Übrigens bleibt erst noch zn ermitteln, ob nicht zwischen diesem letzteren Punkte und Suez, also in einer Länge von 27 km, die Schiffahrt zur Nachtzeit durch die daselbst zuweilen sehr heftige Strömung erschwert wird. Die Gesell­schaft hat diesfalls nächtliche Versuchsfahrten mit Materialschiffen (Porteurs),

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welche elektrische Leuchtapparate an Bord haben, eingeleitet, und zweifelte- man nicht, dass unter Beobachtung aller möglichen Vorsichten die Paketboote die erwähnte Strecke bei Nacht ohne besondere Schwierigkeiten werden passieren- können. Um dieses Resultat zu erzielen, wird sich die Canalgesellschaft eine­neue Auslage von ungefähr 600 000 Francs auflasten müssen, sie wird aber damit der Schiffahrt einen großen Dienst erwiesen haben, indem sie für Schiffe, welche Reisende, Depeschen und Eilgüter an Bord führen, die Dauer des Aufenthaltes im Canale in sehr vortheilhafter Weise abkürzt. Was die eigentlichen Handelsfahrzeuge anbelangt, welche kein so großes Interesse daran haben, rasch durch den Canal zu kommen, und welche auch für Nachtfahrten im allgemeinen sich nicht gut eignen, so werden sich dieselben die Kosten für die Anschaffung elektrischer Leuchtapparate wahrscheinlich nicht aufbürden. Jedenfalls wird aber auch diesen Schiffen die neue Einrichtung der nächtlichen Fahrten insofern zustatten kommen, als sich damit infolge der Verringerung des Zeitverlustes in den Ausweichestellen die Dauer des Gesammtaufenthaltes- im Canale überhaupt für alle diese Wasserstraße benützenden Seefahrzeuge abkürzen wird. Trotz der Vortheile jedoch, welche die nächtliche Schiffahrt unstreitig gewährt, dürfte diese Maßregel sich als unzureichend erweisen, wie- bald der Verkehr eiue gewisse Ausdehnung erreicht haben wird. Es wird dann, um die Dauer des Aufenthaltes der Schiffe im Canale möglichst einzuschränken, durchaus nothwendig sein, diesen letzteren in einer Weise zu erweitern, dass die Schiffe an jedwedem Punkte sich kreuzen können; man wird also genöthigt sein, die Verbesserungsarbeiten auszuführen, welche im Jahre 1884 von der internationalen Commission angeratken wurden. —

In den drei Jahren von 1883 — 1885 hat im Suezcanale der nachstehend ausgewiesene Verkehr ö s t e r r e i c h i s c h - u n g a r i s c h e r Schiffe stattgefunden r

1883 1884 1885Anzahl der Schiffe:

Kriegsschiffe . 4 4Kauffahrteischiffe 67 61 65

Nettotonnage 98 684,23 106 367,76 1 2 0 080,96Bruttotonnage 136 586,359 147 095,550 165 180,380Ladungsgewicht, Tonnen 77 254 99 480 96 270Anzahl der Passagiere 10 6151/i 1 1 757 1 2 094

Darunter:Reisende 1 5371/,, 836 2 042Soldaten 7 395 8 266 8 730P ilg e r 1 612 % 2 655 1 322

An die Canalgesellschaft bezahlte Beträge, Francs 1 194 698,83 1 217 691,43 1 260 093,47

Während die Anzahl der den Suezcanal passierenden österreichisch-unga­rischen Schiffe in den drei einander gegenübergestellten Jahren ziemlich gleich geblieben ist, hat deren Tonnengehalt stetig zugenommen. Der Durchschnitt der Nettotonnage aller Schiffe, welche im Jahre 1885 durch den Canal transitierten, stellt sich auf 1748,276 t, und derjenige der österreichisch-ungarischen auf 1740,304 t ; der Durchschnitt der Bruttotonnage beträgt 2479 ,440 respective 2393,919 t. Während also der mittlere Tonnengehalt unserer Schiffe lange Zeit unter dem allgemeinen Durchschnitte geblieben war, hat er diesen im Jahre 1885 beinahe erreicht. Unter den 69 österreichisch-ungarischen Schiffen, welche im Jahre 1885 die Fahrt durch den Suezcanal machten, befanden sich

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nur vier mit eiuer Bruttotonnage über 3000 t, nämlicb: Am p h it r it e mit 3886 , 99 / ; E l e k t r a mit 3206,17 / ; T it a n ia mit 3 0 8 5 ,3 1 / und Me l p o m e n e mit 3005,43 /. Bloß drei nationale Schiffe batten einen Tiefgang von mehr als 7 m, und zwar Am p h it r it e 7,47???; T it a n ia 7, 31m, und T h i s b e 7,19w. Das Ladungsgewicht der österreichisch-ungarischen Schiffe, welches in den Jahren 1 8 8 2 —1884 fortwährend sich vergrößerte, ist in 1885 nahezu stationär geblieben. Die Anzahl der Passagiere hat sich im Vergleiche zn den nächst­früheren zwei Jahren ein wenig vermehrt. Von 9575 türkischen Soldaten, welche in 1885 den Canal passierten, wurden 8730 auf österreichisch-unga­rischen Lloyddampfern befördert. Die vier Staatsschiffe, welche im Jahre 1885 durch den Canal fuhren, sind: S. M. Kanonenboot Al b a t r o s , welches sich von Djedda nach Pola begab; S. M. Corvette F r u n d s b e r g , einmal auf der Fahrt von Zanzibar nach Pola, ein zweitesmal von Pola nach dem Rothen Meere; endlich die kaiserliche Yacht Mir a m a r , die von Cypern kommend sich nach Port-Said und Isma'ilia begab. —

Die folgende Tabelle endlich bietet einen Überblick der Scbiffabrts- bewegung im Canale von Suez seit dessen Eröffnung, mit besonderer Berück­sichtigung des Antheils der österreichisch-ungarischen Flagge an derselben.

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JahrGesammt- zahl der

Schiffe

Antheil der österreichisch-

ungarischen Flagge

Bruttotonnage DurchschnittlicheBruttotonnage

imganzen

der österreichisch - ungarischen

Schiffe

allerSchiffe

der öster- reichisch-

ungari- sehen

SchiffeSchiffzahl

1869 10 9 415 9411870 489 26 5,32 435 911 19 348,48 4,36 891 7441871 763 64 8,39 761467 40 147,47 5,28 998 6271872 1 082 60 5,55 1 439 169 52 020,76 3,62 1330 8671873 1 173 70 5,97 2 085 072 90 967,37 4,36 1778 13001874 1 264 61 4,83 2 423 672 84 159,35 3,47 1917 13801875 1 494 64 4,28 2 940 708 92 078,63 3,13 1968 14391876 1457 53 3,64 3 072 107 76 236,75 2,48 2108 14381877 1 663 46 2,77 3 418 949 73 344,27 2,14 2056 15941878 1 593 38 2,39 3 291 535 63 632,28 1,93 2066 16751879 1477 40 2,71 3 236 942 71406,03 2,21 2191 17851880 2 026 60 2,96 4 344 520 103 563,32 2,38 2144 17331881 2 727 64 2,35 5 794 401 115 890,83 2 2125 18111882 3 198 67 2,10 7 122 126 121 912,07 1,71 2227 18201883 3 307 67 2,03 8 051 307 136 586,40 1,70 2435 20391884 3 284 65 1,98 8 319 967 147 095,55 1,77 2533 22631885 3 624 69 1,90 8 985 490 165 180,38 1,85 2479 2394

Totale 30 631 914 2,98 65 732 758 1 453 569,94 2,21 2146 1590

Wie aus der obigen Zusammenstellung ersichtlich wird, hat sich der Schiffsverkehr unter österreichisch-ungarischer Flagge von 1871 bis 1878 empfindlich verringert, um sieh in 1879 und 1880 ein wenig zu beben, dann aber von 1881 an neuerdings abzunebmen. Anzahl und Tonnengehalt der österreichisch-ungarischen Schiffe ist in den Jahren 1882 bis 1885 nahezu gleich geblieben, und ihr Antheil an der Gesammtbewegung ist schwächer als

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in allen übrigen Vorjahren. Es mag dies als ein Anzeichen dienen, dass unsere Handelsmarine ernste und lang währende Anstrengungen wird machen müssenr um den in der Canalschiffahrt vordem behaupteten Rang wieder zu erringen.

Neues Berdan-Torpedoboot. — Ein neuartiges Torpedoboot wurde vom General B erd a n erdacht und das Modell desselben in dem Gebäude des Naval Committee o f the American Congress ausgestellt. Das Boot soll gegen Schiffe mit Schutznetzen in Verwendung treten, nachdem gegen diese, wie die Versuche gezeigt haben, der Fischtorpedo machtlos ist. Das Modell stellt ein Schiff dar von 150' Länge (45,7 m), 20' (6,1 m) Breite und 16' (4,88 m) Raumtiefe, welches eine Geschwindigkeit von 24,6 Knoten erreichen soll. Die neue Einrichtung dieses Bootes, deren Beschreibung eiuiges an Vollständigkeit zu wünschen übrig lässt, soll nach der vorliegenden kurzen Notiz des »Ironu aus zwei an den Bordseiten angebrachten, verticalen, nach unten offenen Bronzerohren bestehen, welche dazu dienen, um die mit 200 Jcg Dynamit oder einem anderen wirksamen Sprengmittel geladenen Torpedos abzufeuern.

Diese Torpedos sind an einem Querstücke am Buge mit starken Stahl­tauen befestigt. Wenn die gleichfalls am Buge angebrachte, einem Bugspriet ähnliche Spiere mit der Wand des feindlichen Schiffes in Contact kommt, so wird dadurch die Maschine automatisch umgesteuert und gleichzeitig werden die zwei Torpedos mittels Ladungen von lOOlbs. Raketenpulver abgefeuert. Dadurch werden die zwei Torpedos nach unten getrieben, nachdem sie aber durch das Stahldrahtkabel an dem am Buge befindlichen Querstücke befestigt sind, müssen sie nach vorne schwingen und gelangen auf diese Art unter den Schutznetzeu zu dem Kiele des angegriffenen Schiffes, woselbst sie durch Per­cussion explodieren. — cb —

Neue Dampfbarkasse mit Petroleumheizung. — Eine Reihe erschöpfender Versuche fand am 8 . März d. J. in Glasgow mit einer von N e i l l patentierten Dampfbarkasse mit Petroleumheizung statt, die das Resultat langjähriger, diesbezüglich vom Erfinder durchgeführter Versuche ist. Gegenstand des- Patentes ist ein Schlangenröhrenkessel, ein Brenner, welcher das Petroleum in Gas verwandelt und ein Schlangenröhren-Vorwärmer, welcher das Wasser bis zu einer hohen Temperatur erwärmt, bevor es in den Kessel eintritt. Fünf Minuten nach dem Anzünden ist die Maschine dampfklar. Das Heizen erfordert gar keine Arbeit, da die Flamme durch einen Hahn am Öltank reguliert wird. Die Heizung erzeugt weder Rauch noch Ruß, so dass keine Kesselreinigung erforderlich wird.

Die verticale Compoundmaschine mit Saug-, Luft- und Druckpumpe wurde in einem offenen, 5,5 m langen Boote installiert, welches mit acht Meilen Fahrt von Greenock nach der Cloch und zurück fuhr und hiebei stündlich für etwa einen Penny Petroleum verbrauchte. Die Maschine arbeitete während der ganzen Zeit anstandslos und ruhig, und der Dampfdruck konnte fort­während auf 6,3 kg erhalten werden.

Die Maschine sammt Kessel wiegt den vierten Theil einer gewöhnlichen Maschine für ein Boot gleicher Größe und soll um die Hälfte billiger zu stehen kommen.

Nachdem das Petroleum während des Dampfmacliens dem Luftzutritt ausgesetzt ist, ist jede Explosionsgefahr ausgeschlossen. ( I ron.u) f.

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Ein neuer Torpedo. — Mr. Edward C. P e c k hat der englischen Admiralität ein Project vorgelegt, welches die Erhöhung der treibenden Kraft des auto­mobilen Torpedos zum Zwecke hat. Die gegenwärtigen Fischtorpedos besitzen eine mittlere Geschwindigkeit von 24 Knoten bei einer Lancierweite von circa 600 m; durch Einführung von Wasserdampf an Stelle der comprimierten Luft als treibende Kraft, will nun der genannte Erfinder eine Geschwindigkeit von 30 Knoten und eine Lancierweite von ungefähr 2300 m erreichen. Die zum Betriebe nöthige Dampfmenge wird aus einem der Schiffskessel gewonnen, indem eine entsprechende Quantität (73 kg) heißen Wassers durch einen Überhitzer und unter starkem Druck in das Reservoir des im Lancierrohre liegenden Torpedos geleitet wird; diese Operation nimmt einen Zeitraum von 3 0 Secunden in Anspruch, worauf der Torpedo zum Gebrauche klar steht und in solcher Weise selbst mehr als eine Stunde lang lancierbereit geführt werden kann.

Es drängt sich nun die Vermuthung auf, dass beim ersten Untertauchen des Torpedos die in demselben eingeschlossene Triebkraft infolge eintretender Oondensation einfach schwinden werde. Dem ist aber nicht so: die ganze äußere Hülle des Torpedos wird nämlich als Oberfläckencondensator benützt, wodurch die Leistungsfähigkeit der Maschine eine Steigerung erfährt.

Das Eigengewicht des Torpedos ist genau dasselbe zum Beginn und zu Ende der erfolgten Lancierung. Sowohl das Reservoir als dessen Verbindungs­rohre mit dem Treibmechanismus sind ungefähr nur dem vierten Theile des Druckes ausgesetzt, den dieselben in einem Whitehead-Torpedo auszuhalten haben und dieser Umstand bildet einen nicbt geringen Vorzug des neuen Torpedos, wenn man erwägt, wie schwer die Dichtung der Stoßfugen der genannten Theile bei dem jetzt üblichen Luftdrucke von 1500 Pfund pro Quadrat­zoll (105 ,6% pro cm2) zu erreichen ist und wie oft Torpedos nach vorgenommener Füllung eben zufolge dieser ungeheueren Inanspruchnahme, in besorgnis­erregender Weise zu lecken beginnen.

Der Peck-Torpedo, 14 '(4 ,27 m) lang, hei 14" (0,36m ) Durchmesser, führt eine Sprengladung von 100 Pfund (45,4 % ) Schießwolle und ist um 100 Pfund (45 ,4 kg) leichter als ein Whitehead-Torpedo von denselben Dimensionen.

Die Einführung des Dampftorpedos würde die Abschaffung der kost­spieligen und complicierten Luftcompressionsmaschine, welche gegenwärtig auf allen Torpedofahrzeugen geführt wird, zur Folge haben, indem bei Systemisierung des neuen Torpedos außer dem bereits vorhandenen Ausstoßrohre nur noch wenige Fuß Rohrleitung und einige Ventile erforderlich sind. Die Kosten der torpedistischen Ausrüstung würden sich um 50% niedriger stellen und das Gewicht — ein bei Torpedobooten nicht zn unterschätzender Factor — würde um ungefähr dasselbe Maß reduciert sein.

(n United Service Gazette.«) J.

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Zeitschriftenindex ’).A rtiller ie , Sprengtechnik, P an zer , Befestigungen. Admiralty and

Horse Gaards Gazette. Nr. 44. A new form of armour. Gunnery at Portsmouth. —

*) Alle in diesem Index angeführten Zeitschriften liegen in der k. k. Marin e- bibliotbek auf.

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Archiv für die Artillerie- und Ingenieur-Officiere des deutschen Reichsheeres. Das österreichische Artilleriemateriale. Das Melinite. — Armeeblatt. Nr. 1 1 . Sprengmittel »Securite«. Maxim-Kanone. Nr. 13. Die neue (englische) 1 1 1 i-Kanone. Nr. 17. Noch eineMelinit-Explosion.Dynamitgeschoss-Versuche—Army and Navy Gazette. (London.) Nr. 1417. Steel projectiles. Nr. 1419. A torpedo shell. The largest gun in the world. — Army and Navy Journal. (New-York.) Nr. 1228. The english 1 1 0 and 118 ton guns. Nr. 1229. The question of armor. Facts as to armor plates. Guns, gun metal, gun- powder, etc. Nr. 1231. Return relating to burst english guns. — Broad Arrow. Nr. 976. Harbour defence at Portsmouth.Prof. P a v a z z a n i’s new explosive compound „Pyroxiline“. — Deutsche Heereszeitung Nr. 32. Das kleine Kaliber und sein Pulver. Nr. 3 3 . K ru p p sch e Schieß versuche. — Engineer. Nr. 1628. Magazine and repeating arms. Nr. 1629,1631. Treatm ent of gun steel. (Paper read by Col. M a itla n d .) Nr. 1632. Canet protected guns for the Toussaint L ’O ü v e r t ü r e (despatcb boat for Hayti). Chrome steel projectiles. — Engineering. Nr. 1106. The 1 1 0 / gun. N ight sight for ordnance, constructedby Sir W.G. A r m s t r o n g , Elswick. Steel projectiles. Nr. 1107. The Maxim gun. The tria l of the 110-Ton-Gun. Nr. 1 1 1 1 . The pneumatic dynamite torpedo gun. — Giornale Militareper la Marina. Parte IV, Vol. II , Nr. 18. Matricolazione delle armi a tiro celere. — Internationale Revue über die gesammten Armeen und Flotten. April. Über Schnellfeuergeschütze. (Ports.) — Iron. Nr. 739, 740. The guns of the B en b o w . Nr. 740. The treatm ent of gun steel. De Bange guns in Norway. Nr. 744. The higgest gun. (Krupp, 1431.) Successful armourplate tests. — Der praktische Maschinenconstructeur. Nr. 4. Hellhoffit, Dynamit und Roburit. — Mittheilungen über Gegenstände des Artillerie- und Genieioesens Nr. 1 2 . (1886.) Drehbare Panzer für Kanonen in Landbefestigungen. Nr. 2. (1887.) Minimalscharten und Verschwindungs- laffeten. Die achtzöllige Stahlkanone der Vereinigten Staaten von Nordamerika. — Morskoi Sbornik. Nr. 1 und 2 . Statische Festigkeit der durch äußere Ringe ver­stärkten Geschütze. — Norsk Tidsskrift for Sövaesen. Nr. 5 . G o r s og T y r s artillerie- materiel. — Proceedings of the Royal Artillery Institution. Februar. The protection of heavy guns for coast defence. — Revista maritima brazileira. October bis December 1886. Artilharia (Modifica^es nacamara e apparelhos de obtura9 äo dos canhoes W i t h - wor t h) . — Rivista di Artiglieria e Genio. Februar. Fucili a rinculoutilizzato.L’artiglieria da costa nella difesa della Spezia. Studio sopra un nuovo sistema di fucile a tiro celere. Torre corazzata ad eclisse. La fotografia istantanea applicata all’artiglieria. März. La difesa delle coste. La m itragliatrice Maxim. Cotone pirico P a r a z z a n i . La Melinite. Un nuovo esplosivo (von F a v i e r erfunden). La »Securite« altro esplosivo. La »Roburite«, nuova sostanza esplosiva. — Supplemento alla Rivista di Artiglieria e Genio. Manuale ragionato del laboratorio di precisione di E. M o r a n d o t t i . — Scientific American. Nr. 12/LVI. Improved gunpowder. A bomb test. Nr. 14/LVI. The new guns for the Navy. Nr. 15/LVI. A tr ia l of the pneumatic dynamite gun. The new steel gun. — Tidsskrift for Sövaesen. Nr. 8 , 9/XXI. Kanonens Tilbagelöb.

Astronomie und Nautik. Annalen der Hydrographie und maritimen Meteo­rologie. Nr. 2. Einfluss magnetischer Kräfte auf den Gang der Chronometer. — Deutsche Bundschau für Geographie und Statistik. Nr. 7. Kometenentdeckungen während des Jahres 1886. — Electrical Review. Nr. 486. Mariner’s compasses. (Improvements in the marine compass.) — Engineering. Nr. 1106. Marine Chronometers. — Rivista della marina mercantile. (Triest.) Nr. 3. Determinazione della deviazione senza rilievi terrestri od astronomici e senza strumenti. (Metodo Szigiarto-Florian.) — Sirius. Nr. 3. Die veränderlichen Sterne und die Weltbildungslehre. — Zeitschrift für lnstrumenten- kunde. März. Ein Beitrag zur Theorie der Fadendistanzmesser. Über die mechanische Auflösung der Pothenotschen Aufgabe und den doppelten Spiegelgoniographen von C. Pot t .

Elektricität, elektrisches Licht. Centralblatt für Elektrotechnik. Nr. 6, 9. Über Dynamomaschinen. (Forts.) Nr. 7. Resultate der Versuche über elektrische K raft­übertragung m ittels Dynamomaschinen. System Br o wn . Nr. 8 . Elektrischer Leucht­apparat (von der Brush-Corporation construiert) für Schiffe. Vielpolige Dynamomaschine von Ganz & Co. Nr. 8 und 9. Messungen am elektrischen Lichtbogen bei Gleichstrom. Nr. 9. Praktische Winke für die Construction, Verwendung und Behandlung von Secundärbatterien. —Dinglers polytechnisches Journal. 9/263. W e n z e l und U m h r e i d t s elektrische Bogenlampe. Nr. 10/263. Betrieb von Booten m ittels Elektricität. Nr. 11/263. J. D o u g l a s kraterlose geriefelte Kohlen für elektrische Bogenlampen bei Leucht­thürmen u. dgl. Nr. 1 2 , 13/263. Über neuere amerikanische Versuche, gleichzeitig auf demselben Drahte zu telegraphieren und telephonieren. Electrical Review. Nr. 485.

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N ational Electric L ight Association: On electric motors. Nr. 485, 486, 488, 489, 490, Practical notes corcerning the construction, use and management of storage batteries. (Cont.) Nr. 488. Richardsons arc lamp. On the application of alternating currents to determination of the conductivity of electrolytes. Electrical commnnication with lightships. — Electricien. Nr. 207.Le telephone ä bord des navires de guerre. — Elek­trotechnische Zeitschrift. (Berlin). März. Über concentrische Doppelkabel. Die Voraus­berechnung der Dynamomaschinen. Theorie der Telephonleitungen. — Engineer. Nr. 1630. On reversible lead batteries and their use for electric ligbting. — Rivista di Artiglieria e Genio. Februar. Circa alcune applicazioni m ilitari dell ’elettricitä. Miglioramenti negli apparati telegrafici Morse. — Streffleurs österreichische Militärzeitschrift. Nr. III und IV. Betrieb der Galvanoplastik zu Zwecken graphischer Künste m it dynamo­elektrischer Maschine. — Yacht. Nr. 475. Appareils electriques Trouve pour embarca- tions. — Zeitschrift für Elektrotechnik. (Wien.) März. Fortschritte in der elektri­schen Beleuchtung m it Glühlampen, System B e r n s t e i n . Erzeugung von Gleichstrom mittels mehrerer parallel zu schaltender Dynamomaschinen, welche dem jeweiligen Strombedarf entsprechend ein-, beziehungsweise ausgeschaltet werden. April. Viel- polige Dynamomaschine. Über die Schaltung galvanischer Elemente. Elektrische Be­leuchtung des Hafens von Triest. Elektroautomatischer Zeichensender. Telegraphie ohne Drahtleitung.

Expeditionen, Reiseberichte, Geographisches. Bollettino della societä africana d'Italia. I und II, 1887. Sülle condizioni odierne dell’ Abissinia. Attraverso il paese dei Danächili. — Deutsche Rundschau für Geographie und Statistik. Nr. 7. Von Cap Town bis Panda-ma Tenka. Bilder aus Neu-Seeland. — Globus. Nr. 9/LI. Aus dem westlichen Stillen Ocean. (Schluss.) Nr. 9, 1 0 , 1 1 , 1 2 /L I. A. M a r c h e s Reisen auf Luzon und Palawau. (Forts.) Nr. 13/LI. Die Insel Guadalupe. Erforschung der Küste von Neu-Guinea. Nr. 13, 1 4 ,15/LI. N o r d e n s k j ö l d s Reise in Grönland 1883. —— Rlustrated naval and military Magazine. April.. Orient and Occident. Notes of a journey from Lahore to Liverpool. (Continued.) — Österreichische Monatsschrift für den Orient. Nr. 3. Korea. (Forts.). Nr. 4. Australien im Jahre 1886. Österreichisch- Ungarische Revue. Februar. Skizzen aus den Quarnero-Inseln. II . Die Sandinsel Sansego. — Rivista di Artiglieria e Genio. Februar. I nostri possedimenti africani presso Massaua.

Handelsm arine, Handels- und Verkehrswesen. Annalen der Hydrographie und maritimen Meteorologie. Nr. 2 . Soerabaya und seine mercantilen Verhältnisse.— Austria. Nr. 3. Wirtschaftliche Verhältnisse der Argentinischen Republik. (Nach einem Reisebericht S. M. Schiff A l b a t r o s , 1886). Directe Seeverbindung zwischen den Vereinigten Staaten von Amerika und Argentinia. Schiffahrtverkehr nach Flaggen im Hafen von Triest während des Jahres 1886. W irtschaftliche Verhältnisse von Malacca, Deli, Ragoon, Quedah, Maulmem und Salanga. (Aus Reiseberichten des Commandanten S. M. Schiff n a u t il u s , 1886.) — Rroad Arroiv. Nr. 977. The Subvention of merchant steamers. (Plan of two proposed new vessels.) — Electricien. Nr. 205. La lumiere ölectrique et le canal de Suez. Nr. 206. La peche aux perles et l ’eclairage electrique.— Engineer. Nr. 1630. High-speed engines in cargo boats. Nr. 1633. Notes on the Panama canal. — Engineering. Nr. 1 1 1 1 . The St. Petersburg sea canal. — Hansa. Nr. 6 . Dänemarks Schiffahrt im Jahre 1885.— Iron. Br. 742. The merchant service and the Royal Navy. (Paper, read hy N. Barnaby.) — Jahresberichte der k. u. k. österr.-ungar. Consulatsbehörden. XV. Jahrg. Bogen 1 0 und 1 1 . Schiffahrt und Warenverkehr 1885 in Frankreich, Dänemark (Kopenhagen), Uruguay (Montevideo). — Revista maritima brazileira. October bis December 1886. Lloyd brazileiro. — Rivista della marina mercantile. (Trieste.) Nr. 3. Regolamento per la navigazione notturna nel canale di Suez. La navigazione a Trieste nel 1886. Sul nuovo modo di trasportare il petrolio in scafi a cisterna. Rivista dei noli m arittim i nei principali porti. La nuova conven- zione postale del governo brittanico con le societä transatlantiche. Nr. 4. Regole inglesi pel franco-bordo. — Rivista marittima. März. Navigazione sussidiata e riserva navale.— Schiffbauer-Bote. (Hamburg.) Nr. 6 . Die W irkung der Dampfkraft auf das Schiff­fahrtswesen und die dadurch veränderte Lage der daran Betheiligten. (Forts.). — Wochen­schrift des österreichischen Ingenieur- und Architektenvereines. Nr. 11. Die Häfen des mittelländischen Meeres. — Yacht. Nr. 470. Les pecheries maritimes de la Manche et de la Mer du Nord. 472. Conventions de l’amiraute anglaise avec les compagnies de transport. — Zee. Nr. 4. De Britsche koopvaardijvlot en de mededinging van andere näties. — Zeitschrift des österr. Ingenieur- und Architektenvereines. Nr. 1/XXXIX. Project für die Erweiterung des neuen Hafens in Triest und die Ergänzung der Betriebseinrichtungen.

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Hydrographie und Oceanographie. Annalen der Hydrographie und maritimen Meteorologie. Nr. 2 . Temperaturmessungen und Tieflothungen im Atlan­tischen Ocean. Nr. 3. Instrum ent zu Bestimmungen in der Tiefe und Strommessungen im Bosporus. Strombestimmungen nnd Temperaturmessungen im atlantischen Ocean. Eisverhältnisse im Kieler Hafen. Dinglers polytechnisches Journal. Nr. 11/263. Will. T h o m s o n s Apparate zum,Messen von Seetiefen m it Aufzeichnung des von der Sonde durchlaufenen Weges. — Electricien. Nr. 206. Comm unication electrique avec les feux iiottants. — Engineer. Nr. 1633. Notes on the Panama canal. — Engineering. Nr. 1105. Projected karbour works at Lisbon. Nr. 1 1 1 1 . The St. Petersburg sea canal. — Globus. Nr. 1 0 /LI. Veränderungen im Mündungsgebiete des Flusses Hermos (Golf von Smyrna) in Kleinasien. — Revista maritima brazileira. October bis December 1886. O pharol de S. Francisco. — Rivista della marina mercantile. Nr. 4. Cenni sulla navigazione nel Mar Rosso. — Wochenschrift des österr. Ingenieur- und Architektenvereines. Nr. 1 1 Die Häfen des mittelländischen Meeres. — Yacht. Nr. 472. Modification ä appörter ä l’eclairage des phares.

Jachtwesen. Wassersport. Nr. 14. Die Jubiläums-Regatten in England. Nr. 15. Oxford-Rennen. (Cambridge siegreich.) Die Hikers auf dem Delaware. Nr. 15, 16. Ocean- Wettfahrt der amerikanischen Schoner Co r o n e t und D a u n t l e s s . (C o r o n e t gewinnt.) Nr. 15—18. Das Training in der Theorie, seinen Principien und der Ausübung. Nr. 18. Vergütungstabelle für kleine Boote. — Yacht. Nr. 471, 472, 473. Le matck trans- atlantique entre les yachts C o r o n e t et D a u n t l e s s . Nr. 474. La Dory.

Kriegsmarine: Organisation, Verwaltung, S tap elläufe, A llgem eines.Admiralty and Horse Guards Gazette. Nr. 124, 125. Training Royal Naval Reserve. Nr. 125. The personnel for submarine mining. Mercantile auxiliaries. Nr. 126. A new cruiser (Or l a n d o ). Nr. 130. Manning the flect. — Armeeblatt. Nr. 1 1 . Militärische Bilderbogen vom goldenen Horn. (VI. Die Flotte.) — Army and Navy Gazette. (London.) Nr. 1416. The naval estimates. Launch of the belted cruiser G a l a t e a . — Army and Navy Journal. (New-York.) Nr. 1226. The forty-ninth Congress. (Providing for the uew Navy.) Nr. 1228. Naval appropriation bill. Nr. 1229. New naval vessels autho- rized. Nr. 1231. Naval appropriations 1880— 1888. — Broad Arrow. Nr. 975. Supple- mentary naval estimates. — Bulletin officiel de la Marine. Nr. 3. Radiation de L’E u n e n id e de la liste des bätiments de mer. Radiation de L ’A t a l a n t e de la liste de la flotte. Nr. 4. Les porte-voix, du Systeme des paquebots des Messageries m ari­times, pour communiquer de la passerelle ä la machine, sont rendus reglementaires a bord des bätiments de la flotte. — Deutsche Heereszeitung. Nr. 2 1 . Pensionierung und Versorgung der Militärpersonen des deutschen Heeres (Ausführungsbestimmungen bezüglich der der kais. Marine angebörigen Personen.) Nr. 23. E ta t und Schiffsbauten Italiens. Nr. 25 und 26. Die Neuschaffung der amerikanischen Flotte. Stapellauf des engl. Torpedokreuzers S e r p e n t . Nr. 31. Russland: Ständige Besatzung der Torpedo­boote. — Engineer. Nr. 1630. Armed cruisers from the mercantile fleet. Nr. 1632. The T o u s s a in t L ’O u y e r t u r e , despatck boat. — Engineering. Nr. 1106. Admiralty contracts. Nr. 1107. H. M. S. S e r p e n t (launched at Devonport). — Giornale Militäre della Marina, P arte I, Vol. I I I , Nr. 27. Regio decreto portante disposizioni relative agli ufficiali incaricati della manutenzione del materiale di artiglieria e delle armi subaquee a bordo delle R. navi di maggior importanza militare. Istituzione di un ufficio tecnico della R. marina in Genova. Regio decreto col quäle si istituiscono stazioni di torpediniere lungo il littorale del regno. Parte I, Vol. III , Nr. 28. Re- golamento per l’attuazione del regio decreto 2 genuaio 1887, che istituisce un com- mando della difesa m arittim a locale nelle sedi dei dipartimenti. Decreto ministeriale che stabilisce le stazioni principali e secondarie di torpediniere per concorrere alla difesa ravvicinata della costa. Regolamento provvisorio per le stazioni di torpediniere. Regio decreto, che istituisce il comando di difesa m arittim a locale nelle piazzi fort! inarittime, porti o rade, fuori le sedi dipartimentali. Regio decreto che istituisce un comando di difesa locale m arittim a nell’estuario della Maddalena (Sardegna). Parte II, Vol. II, Nr. 29. Norme ed istruzioni per le scuole preparatorie dei garzoni apparte- uenti al personale lavorante delle direzioni di lavori. Parte II I , Vol. III , Nr. 15. Legge che approva due convenzioni stipulate fra lo Stato e la D itta P i r e l l i e C. di Milano l ’una per l’immersione, la manutenzione e l’esercizio di cavi telegrafici sotto- marini, e l’a ltra per la costruzione, il mantenimento e l’uso di un piroscafo atto alla immersione e manutenzione dei cavi telegrafici sottomariui. — Iron. Nr. 740. New ships to he laid down. The 2 0 -knot protected cruisers. The increase of the fleet. — Illustrated naval and military Magazine. April. Proposed american dynamite cruiser. — Morskoi

M ittheilungen a u s d e m G eb iete des S eew esen s 1 8 8 7 , Nr. 5 n n d 6 . 26

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Sbornik. Nr. 3. Die italienische Kriegsflotte. — Revista general de Marina. (Madrid. März. La escuadra en proyeto. Poder naval y colonial de la Gran Bretafia en Enero de 1887. I n e a n t a I s a b e l (prueba oficial). April. Botaduro del crucero espaäol E i l i p i n a s . Estado de la escuadra griega en 1 °. de Enero de 1887. — Revue maritime et colo­niale. April. Budget de la Marine et des Colonies pour l’exercise 1887. (Service Marine.) Abandon de Port-Hamilton par les Anglais. — Rivista marittima. (Rom.) März.I bilanci della marina d’Italia. (Cont.) Nuovo incrociatore J o b il e e . (Marina inglese). Varo della cannoniera E b e r . Costruzioni navali della marina russa. — Scientific American. Nr. 13/LVI. Cruiser armed with pneumatic dynamite guns. Nr. 15/LYI. H. M. S. M e r s e y .— Tidsskrift for Sövaesen. Nr. 8 , 9/XXI. Fremmede Mariner i 1886.— United Service Gazette. Nr. *2832. Launcli of the V ic t o r ia (originally the R e n o w n .) Nr. 2833. Final contractors trial of the Or l a n d o . — Yacht. Nr. 470. Les avaries du F u l m in a n t . Les nouveaux croiseurs. Nr. 471. E l D e s t r u c t o r , croiseur-torpilleur espagnol. Lancement du transport de l’E ta t L a D r o m e . Nr. 472. Le budget de la marine anglaise. Nr. 473. Chronique de l’etranger. (Chine: Lancement du cuirasse de croisierele L a i -Y u e n . Japon: Mise sur chantiers d’un garde-cötes. Turquie: un nouveau torpilleur. E tats-U nis: Bill pour la defence des cötes et la flotte.) Nr. 475. La loi des cadres des officiers de marine. Nr. 476. Le croiseur russe A m ir a l -K o r n il o w . Mise sur chantiers des croiseurs D a v o u st et Suc.

M arinegeschichte und Einschlägiges. Rivista della marina mercantile (Triest.) Nr. 3. Cristoforo Colombo nella letteratura contemporanea (Continuazione.)— Rivista marittima. (Rom.) März. I marinai italiani al servizio di Francia. Appunti storici.

M aschinenwesen, Eisentechnik. Admiralty and Horse Guards Gazette. Nr. 124, 125. Steam trials of the Ca m p e r d o w n . Nr. 130. Steam trials of the Orlando .— JBroad Arrow. Nr. 980. Steam trials of the A n s o n . — Dinglers polytechnisches Journal. Nr. 9/263. B u r e a u und He nd le ’s Dampfmaschine m it schwingender Kolben­stange. Vorrichtungen zum Reinigen von Dampfkesselrohren. W a h l s t r ö m s elektrische Reguliervorrichtung für Scliiffsmaschinen. Nr. 10/263. Über Neuerungen an Luft­pumpen. H e i n k e s Wasserstandsanzeiger mit gefärbter Flüssigkeitsmarke. Betrieb von Booten m ittels Elektricität. Nr. 1/264. K i n g s Compound-Dampfmaschine mit übereinander liegenden Cylindern. Nr. 1 , 2/264. Neuerungen an Flamm- und Heiz­röhrenkesseln. — Engineer. Nr. 1627. Shipowners and the triple-expansion marine engine. (Methods of convert the two-cylinder compound engines in the triple-expansion type.) Nr. 16*29. The modern marine engine and boiler. (Paper read by W. Swanson. ) Screw propeller efficiency. Nr. 1630. High-speed engines in cargo boats. Nr. 1633. Boiler construction. Some recent high-speed engines. — Engineering. Nr. 1106. Steam trials of the Ca m p e r d o w n and the P o r p o is e . Nr. 1107, 1109. Quadruple expansion engines and boilers of the S. S. C o u n t y o f Y o r k . Nr. 1109. The C l im a x motor. Scientific iron- founding. (Paper read b y Th. Tur ne r . ) Nr. 1110. The Institution of Naval A rchitects: Fuel supply of warships. Screw blade experiments. The machinery of small steamboats for ships of war. Liquid fuel experiments. Strains on propeller blades. Nr. 1 1 1 1 . A new system of forced draught in ships. — Iron. Nr. 740. New oil fuel steam launch. Wrougkt iron. Nr. 744. Indicator diagrams. D u r r a n s ’ a ir-tight cover. — Maschinenbauer. Nr. 10/XXII. Der Rost. (Forts.) Nr. 1 2 /XXII. Über Weißgusslagermetalle. — Der praktische Maschinenconstructeur. Nr. 1 , 2 , 3. Bemerkungen über Dampfkessel­armaturen. Nr. 2 . Über künstlich gesteigerte Verbrennung in Dampfkesselfeuerungen. Nr. 3. Mehrkolbige Pumpen für den Scliiffsgebrauch. Fortschritte im Schiffsdampf­maschinenbau. — Morskoi Sbornik. Nr. 3. Der forcierte Zug hei Schiffsdampfkesseln.— Nautical Magazine. April. Spontaneous combustion of coal, and explosion of coal gas. — Polytechnisches Notizblatt. Nr. 6 . Dampfpumpen von D r e y e r , R o s e n k r a n z & Dr o o p in Hannover. Nr. 8 . Speckstein als Kesselsteinmittel. Silber-Zinnüberzug auf Eisengegenständen. Nr. 9. Zur Kenntnis der Eigenschaften von Schmiedeeisen und Stahl. — _ Supplemento alla Rivista d'artiglieria e Genio. I combustibili fossili, i materiali refrattari e rindustria siderurgica all’esposizione nazionale di Torino nel 1884. Per L. A d a mi .

M eteorologie und Erdmagnetismus. Annalen der Hydrographie und mari­timen Meteorologie. Nr. 2 . Über Gewitter und Gewitterbeobachtungen. (Schluss.) Über Taifune in der Chinesischen See. Die September-Taifune in Japan 1886. Nr. 3. Taifunbahnen hei Japan, nebst Winken zum Manövrieren. Die Regenverhältnisse im Indischen Ocean. — Comptes rendus. Nr. 8 , 9/OIV. Sur une precedente comniunication relative aux trombes marines. Nr. 1 0 . Sur les grands mouvements de l’atmosphere et

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sur la seconde Note de M. M a s c a r t ; par M. F a y e . SNombre et duree des pluies (Pluvioscope). Sur les tourbillons aeriens. Sur les effets magnetiques des tremble- ments de terre. Nr. 1 1 . Sur les grands mouvements de l ’atmosphere et sur la Note de M. C o l l a d o n . Sur l’origine des mouvements cyclonique. Nr. 1 2 . Sur les grands mouvements de l’atmosphere et sur les theories cycloniques de M. S c h we d o f f , M. C o l l a d o n et de M. L a s ne. Nr. 14. Sur le calme central dans les tempetes. — Electrical Review. Nr. 487. The aurora borealis. — Hansa. Nr. 5, 6 , 8 . Das Gesetz der Stürme in den asiatischen Meeren. — Meteorologische Zeitschrift. März, April. Das Küstenklima der Provinz Pernambuco. — MorsJcoi Sbornik. Nr. 1, 2 u. 3. Grundzüge der Wetterprognose. — Polytechnisches Notizblatt. Nr. 6 . Thermometrograph von Six. — Proceedings of the Royal Society. Nr. 251. Some anomalies in the winds of Northern India, and their relation to the distribution of barometric pressure. — Repertorium der Physik. Nr. 2/XXII1. Bemerkungen zur täglichen Oscillation des Barometers. — Revista maritima brazileira. October bis December 1886. Organi- sa?äo do servifo meteorologico na Europa. (Forts.) — Revue maritime et coloniale. April. L’ouragan de juin 1885 dans le golfe d’Aden. — Scientific American. Nr. 9/LVI. The northern lights.

R ettungswesen. Iron. Nr. 739. The line-throwing gun. — United Service Gazette. Nr. 2830. Royal national life boat institution.

Sanitätswesen und Einschlägiges. Deutsche militärärztliche Zeitschrift. Nr. 3. Typhus und Ruhr im Lichte der Kriegserfahrung von 1870/1871. — Hansa. Nr. 6 . Neuere Untersuchungen über Farbenblindheit. — Maschinenbauer. Nr. 1 2 . Desinfec- tionsapparate.

Schiffbau, Sclxiffsaus- und Zuriistung. Admiralty and Horse Guards Gazette. Nr. 124. Mastless ships of war. Nr. 130. The blundering A j a x . — Army and Navy Gazette (London.) Nr. 1415. Ba x t e r ’s anchor gear. — Broad Arrow. Nr. 978. Be r dans new model of a torpedo boat. — Engineer. Nr. 1628. The types of some new cruisers. Nr. 1631. On the changes of level in the surface of the water sur- rounding a vessel produced by the action of a propeller and by skin friction. (Paper read by J. H. G o t t e r i l . ) The results of a series of progressive speed trials carried out at Cherbourg on a torpedo boat. Paper read by L. de B u s s y . Nr. 1632. Com- parative efiects of belted and internal protection upon the other elements of design of a cruiser. External and internal armour. — Engineering. Nr. 1106. H a l l ’s cast- steel stockless anchor. Nr. 1109. 15-ton floating crane. Nr. 1 1 1 0 . G r e e n ’s System of Ventilation as applied to the S. S. P r e u s s e n , B a i e r n etc. Determining curves of stability. The Institution of Naval Architects: Eifty years of yacht building. The corrosion of iron and steel ships. The action of the propeller and skin friction on the water-line. Strains on propeller blades. — Hansa. Nr. 5, 7. Neuere Kriegsschiffe. — Internationale Revue über die gesummten Armeen und Flotten. Nr. 7. Das Kriegs­schiff der Zukunft. — Iron. Nr. 742. The twin-screw torpedo vessels W ib o r g and De st r u c to r . (Paper read by J. H. B ile s .) — Revista general de Marina (Madrid.) März. E l D e s t r u c t o r . Yisita ä los talleres de construcciön en Sestri (Genova) y al arsenal de Spezia. März, April. Conferencia leida en el Centro Ejercito y de la Armada sobre los „Buques de guerra modernos“. — Rivista della marina mercantile. (Triest.) Nr. 4. L’industria delle costruzioni delle navi da guerra moderne. Regole inglesi pel franco-bordo. — Scientific American. Nr. 1 1 /LVI. Sectional steel boat for Mr. S t a n l e y . Convertible anchor and freight hoisting apparatus for vessel.— Yacht. Nr. 470. Turnabouts et canots-vedettes. Nr. 471. Mise ä l’eau des embarcations des navires, Systeme H i l l & C l a r k . Nr. 475. Appareils electriques Trouve pour embar­cations. Nr. 476. Canots-vedettes porte-torpilles de 12,50 m. — Zee. Nr. 4. Het gal- vaniseeren von Scheeps-rompen.

Seerecht, Scliiffahrtsgesetze und E inschlägiges. United Service Gazette. Nr. 2830. Belligerent righ ts; or what is lawful in war time.

Seetaktik, Seem anöver, S trategie zur See. Signalwesen. Admiralty and Horse Guards Gazette. Nr. 126. Convoys: are they any longer possible? (Paper read hy Captain Colo mb.) Nr. 130. The defence of London. — Army and Navy Gazette (London.) Nr. 1420. Imperial defence. — Army and Navy Journal. (New- York.) Nr. 1226. The modern system of coast defence. — Deutsche Heereszeitung. Nr. 27. Die Bedeutung der Kanonenboote zur Küstenvertheidigung. (Adm. El l i o t s Vortrag.) — Hansa. Nr. 8. Stellung und Anzahl der Schiffsleuchten. — Morskoi Sbornik. Nr. 1, 2 , 3. Militär -maritime taktische Beschäftigungen. — Norsk Tidsskrift

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for Sövaesen. Nr. 5. Nogle ord om marinens «velser. (Einige Worte über maritime Übungen.) — Revista maritima brazileira. October bis December 1886 Signales elec- tricos. — Scientific American. Nr. 8/LVI. Great war ships and forts. — Streffleurs österreichische Militär-Zeitschrift. Nr. III u. IV. Drei Vorträge über Signalwesen. — — Yacht. Nr. 471. Les grandes manoeuvres de 1887. Nr. 474. Torpilleurs et „Mere Gigogne“. Nr. 476. Les defenses du littoral.

Torpedo- und unterseeische Boote. Torpedo- und Seeminenwesen. Admiralty and Horse Guards Gazette. Nr. 125. The personnel for submarine mining. Nr. 126. Erratic torpedos. N r..127. An italian torpedo boat. — Armee- und Marinezeitung. Nr. 180, 182, 183. Über unterseeische Boote. — Broad Arroiv. Nr. 978. B e r d a n ’s new model of a torpedo boat. — Deutsche Heereszeitung. Nr. 31. Russland: Ständige Besatzung der Torpedoboote. — Electrical Reviere. Nr. 485. The Lay torpedo. — Engineer. Nr. 1630. The fastest boat (torpedo-boat) in the world. —• Engineering. Nr. 1108, 1109. On the personnel for submarine mining. Paper read by Lieutenant-Colonel J. T. B u c k n i l l . Nr. 1 1 1 0 . Torpedoes. — Iron. Nr. 739, 740. A history of the submarine torpedo-boat. Nr. 742. The twin-screw torpedo vessels W ir o r g and D e s t r u c t o r . (Paper read by J. H. Bi l es . ) Nr. 743. The fastest tor­pedo-boat. (Für China von Y a r r o w erbaut; m ittlere Geschwindigkeit während vier­stündiger Fahrt, complet ausgerüstet, 22,94 Knoten.) — Morslcoi Sbornilc. Nr. 2 , 3 . Das Torpedoboot R eni. — Nautical Magazine. April. Submarine navigation. — Revista maritima brazileira. October bis December 1886. Torpedo W h i t e h e a d , typo chileno. Emprego da polvora para o lan<?amento de torpedos. — Scientific American. Nr. 9/LVI. The torpedo experiments at Portsmouth. Torpedo boat armed w ith pneu- matic dynamite guns. Nr. 15/LVI. Novel metliod of protecting vessels against torpedo attacks. — United Service Gazette. Nr. 2829. Torpedo-boats (english). — Yacht. Nr. 470. ;Les bateaux sous-marins. Nr. 472. Le torpilleur autonome. Nr. 474. Tor­pilleurs anglais de haute mer.

Vermischtes. Archives de medecine navale. Nr. 3. Instruction pour la recolte des objects d’histoire naturelle ä la mer, par le docteur P o u c h et . — Mittheilungen über Gegenstände des Artillerie- und Geniewesens. Nr. 2 . Der gegenwärtige Stand der militärischen Luftschiffahrt. — Neue militärische Blätter. April. Russlands Machtstellung im und am Schwarzen Meere. — Revue de droit international. Nr. 1 /XIX. Chronique du droit international, 1885 — 1886. (La question d’Orient. Fortsetzung.)

B i b l i o g r a p h i e .

Österreich und Deutschland.

Annuario marittimo p e r l’anno 1887. Compilato per cura dell' I. R. Gover no marittimo in Trieste e del R. G o v e r n o marittimo in Fiume. 37. annata. gv. 8 °.XI, 147, 127 und 280 S. Triest, Dase. 7 Mk. 50 Pf.

Büchner, Prof. Dr. Otto. Die Construction und Anlegung der Blitzableiter zum Schutze aller Arten von Gebäuden und Seeschiffen nebst Anleitung zu Kosten­voranschlägen 3. verm. und verb. Auflage. Mit 1 A tlas u. 8 Fol.-Tafeln. 8 U. VIII, 150 S. Weimar, B-. F. Vo i g t .

Cold, Dr. Conr. Küstenveränderungen im Archipel. 2 . Aufl. Mit 3 Karten, gr. 8 °. 69 S. München, 1886. Th. Akermann. 2 Mb. 40 Pf.

Cranz, C. Theoretische Studien zur Ballistik der gezogenen Gewehre. EineMethode zur Bestimmung der vortkeilkaftesten Comhinationen von Kaliber, Drall-winkel, Geschosslänge, Geschossgewicht etc. Mit 1 1 Zeichnungen. 8 U. VIII, 55 S. Hannover, 1887. Hellwing. 1 Mk. 60 Pf.

Effemeridi astronomico-nautiche per l’anno 1888, pubblicate per incarica dell’ i. r. governo marittimo dalla i. r. Accademia di commercio e nautica di Trieste. Annata II. 8 °. p. XXXVI, 260. Trieste, tip. del Lloyd Austro-Ungarico, 1886.

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Geistbeck, Mch. Der Weltverkehr. Telegraphie und Post, Eisenbahnen und Schiffahrt, in ihrer Entwicklung dargestellt. Mit 123 Abbildungen und 33 Karten. 8 °. VIII, 495 S. Freiberg i./B., 1887. Herder. 8 Mk.

Henk, Vice-Admiral z. D. v. Organisation der k. deutschen Marine und Cavrieren jn der Kriegs- und Handelsmarine, gr. 8 °. 16 S. Berlin, Hofmann & Comp. 50 Pf.

Herr, Jos. Ph. Lehrbuch der sphärischen Astronomie in ihrer Anwendung auf geographische Ortsbestimmung. Nach dessen Tode vollendet von W. T i n t e r . 8 °. IV, 644 S. Mit 1 0 0 Illustr. in Holzschn. Wien, 1887. Seidel & Sohn. 16 Mk.

Heye, Sec.-Lieut. A. Die kaiserliche deutsche Marine. Ein Handbuch zur Orientierung über die Marine. F ür die Armee zusammengestellt, gr. 8 °. 36 S. m it 6 Taf. Kiel, Universität&buckhandlung. 1 Mk.

— — Das Seebataillon 1852—1886. Ein Beitrag zur Geschichte der k. Marine. Mit 2 farb. Uniformbildern, gr. 8 °. 48 S. Berlin, M ittler & Sohn. 1 Mk.

Horowitz, gewesener Consulatssecretäv Vict. J. Marokko. Das Wesentlichste und Interessanteste über Land und Leute, gr. 8 °. I I I , 215 S. Leipzig, Friedrich.

Jungclaus, Navigationslehr. H. A. Magnetismus und Deviation der Compasse in eisernen Schiffen. 2 . Auflage. 8 °. V III, 195 S., 1 Steintaf. Bremerhaven, 1887. Tienken. geh. 4 Mk.

Kalender, meteorologischer, herausgegeben von Dr. W. Zenker. 1. Jahr­gang 1887. gr. 16°. 228 und 116 S. Berlin, Ascher & Comp. geh. 3 Mk.

— — nautischer für das Jah r 1887. Taschenbuch für Schiffscapitäne. Von Navigationslehrer W. D ö r i n g . 9. Jahrg. 8 °. 54 S. Papenburg, Rohr. 50 Pf.

Krieg, der deutsch-dänische, 1864. Herausgegeben vom Großen Generalstab, Abtheilung für Kriegsgeschichte. 1 . Bd. Mit 3 Karten, 6 Plänen und 1 2 Skizzen in Steindruck und im Text. gr. 8 °. VI, 384 und Anlagen 106 S. Berlin, M ittler & Sohn. 22 Mk. 50 Pf.

Lieblein, J. Handel und Schiffahrt auf dem Rothen Meere in alten Zeiten. Nach egyptischen Quellen. 8 °. 151 S. Leipzig, 1886. Hiurichs Verl. 4 Mk.

Liste, amtliche, der Schiffe der deutschen Kriegs- und Handelsmarine mit ihren Unterscheidungssignalen. Abgesch. Dec. 1886. gr. 8 °. 109 S. Berlin, G. Reimer, cart. 1 Mk. 60 Pf.

Lloyd, germanischer. Deutsche Gesellschaft zur Classificierung von Schiffen. Internationales Register. 1887. Lex.-8°. LXVIII, 232 und 327 S. nebst 1. Nachtrag 10 Bl. Berlin, Mitscher & Röstell. geb. 40 Mk.

Nachtigals, Gst. Reisen in der Sahara und im Sudan. Nach seinem Reise­werk dargestellt von Alb. F r a n k e l . 93 Abbildungen, 1 Karte. 8 °. XII, 401 S. Leipzig, 1887. Brockhaus. 5 Mk.

Parkinson, R. Im Bismarck-Archipel. Die deutschen Besitzungen auf der Insel Neupommern. Mit Abbild, u. 1 Karte. 8 °. VIII, 154 S. Leipzig, 1887. Broc khaus. 4 Mk.

Pola, seine Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft. Eine Studie. M it 4 Tfln., enthaltend Ansichten und Pläne. 2, unveränderte Aufl. Lex.-8 °. 95 S. Wien, 1887. Gerolds Sohn. 4 Mk.

Polarforschung, die internationale, 1882/83. Die Beobachtungsergebnisse der deutschen Stationen. 2 Bde. Herausgegeben im Aufträge der deutsch en Polarcommission von Prof. Dir. N e u m a y e r und B o r g e n , gr. 4°. Berlin, 1886, Ascher & Comp, cart. 1 0 0 Mk.

— — die internationale, 1882/83. Die österreichische Polarstation Jan Mayen, ausgerüstet durch Se. Exc. Graf Hanns W i l c z e k , geleitet vom k. k. Corvettencap. Emil Edlen v. W o h l g e m u t h . Beobachtungsergebnisse. 2 . Bd. 2 . Abth. Imp.-4°. III , 175 S. Mit 4 Holzschn. u. 25 Taf. Wien, Gerolds Sohn in Comm. 1 0 Mk.

Rang- und Q uartierliste der kaiserlich deutschen Marin e für das Jahr 1887. gr. 8 °. V, 134 S. Berlin, Mittler & Sohn. 2 Mk. 50 Pf.

Rein, J. J. Japan. Nach Reisen und Studien im Aufträge der königl. preußischen Regierung dargestellt. 2 . Bd. Land- und Forstwirtschaft, Industrie und Handel. Mit 24 Taf., 2 0 Holzschn. im Text, 3 Kärtchen. 8 °. V III, 154 S. Leipzig, 1887. Brockhaus. 24 Mk. (I. Band: N atur und Volk des Mikadoreiches. 1881. 2 0 Mk.)

Sanitätsbericht, statistischer, über die k. k. Kriegsmarine für das Jah r 1885. Im Aufträge des k. k. Reichs-Kriegsministeriums (Marine-Section) zusammengestellt von Linienschiffsarzt Dr. Alexius U h l i k . Lex.-8 °. 181 S. Wien, 1886. Braumüller in Comm.

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Schlick, Capit. A. Beobachtungen der Missweisung, Inclination und Schwin­gungszeit der Magnetnadel auf der Elbe und der Nordsee zwischen Hamburg und Rouen 1884 und 1885, London und Hamburg 1886. (Aus: »Abhandlungen aus dem Gebiete der Naturwissenschaften.«) gr. 4°. 40 S. m it 4 Tab. und 3 Karten. Hamburg, 1886. Friedrichsen & Comp. 7 Mk. 2 0 Pf.

Stanley, Henry M. Der Kongo und die Gründung des Kongostaates. Aus dem Engl, von H. v. Wobeser. Autoris. deutsche Ausg. Mit über 100 Abbildungen 2 großen u. kleineren Karten. 2 . Aufl. 2 Bde. gr. 8 °. XXXVIII, 557 und X II, 516 s! Leipzig, Brockhaus. geb. 16 Mk.

Uniformen, die, der deutschen Marine in detaillierten Beschreibungen und Farbendarstellungen. Nebst Mittheilungen über Organisation, Stärke etc. 3. verm. Aufl. gr. 8 °. IV, 67 S. m it 24 Chromolith. Leipzig, Rubi. 2 Mk. 50 Pf.,fgeb. 3 Mk.

Zusam menstellung der vergleichenden Versuche über die Heizkraft und andere in technischer Beziehung wichtige Eigenschaften verschiedener Steinkohlen. Ausgeführt auf der kaiserl. Werft zu Wilhelmshafen vom J. 1874 bis zum 1. October 1886. gr. 8 °. 49 S. Berlin, 1886, Mittler & Sohn, 1 Mk.

England n n d Nordamerika.

Adm iralty dock book. Containing dimensions of the wet and dry docks, patent sliips etc., of the world. 2 s.

Admiralty - Handbook for N o r d e n f e i t gun, I-inch. 2 barreis. Mark I. 1886. 2 s.

— — 1 " 4-Barrel N o r d e n f e i t guu. 1 s.— — rifie and field exercises and rifle practice instruction for Her M a j e s t y ’s

fleet. 1 s.— — for 0,45 G a r d n e r gun, 2 harrels 1886. 6 d.— — Station pointer, on the, and the manner of fixing a ships position by

its aid. 6 d.A insley’s nautical almanac and tide tables for 1887. 12°. sewed. Simpkin.

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ReecPs new guide book to the local marine board. Examinations of masters and mates for certificates of competency. l ltk edit., revised and enlarged. Post 8°. pp. 362. Simpkin. 5 s.

Robinson, H. Hydraulic power and hydraulic machinery. With numerous woodcuts and 43 litho plates. 8°. pp. 200. Griffin. 25 s.

Sem m es, Admiral R. Service afloat; or, the remarkable career of the confe- derate cruisers S u m t e r and A la b a m a during the war between the states. Illustrated with steel-engraved portraits and 8 engravings from original designs, printed in chromo- tints. Roy.-8°. pp. 830. Low. 16 s.

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F r a n k r e i c h .

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Demoulin, M. ingénieur des arts et manufactures. Les paquebots à grande vitesse et les navires à vapeur. In-18°. jésus. 291 p. avec 45 grav. Paris, Hachette et C0. 2 fr. 25 c.

Dibes, M., inspecteur de la navigation. Questionnaire à l’usage des élèves- capitaines à bord des bateaux à vapeur, suivi des Instructions basées Sur les prescriptions réglementaires concernant la conduite des machines marines à vapeur pour les élèves- mécaniciens etc. In-18°. jésus. 23 p. Paris, imprim. Chaix.

Expériences (les) maritimes de 1886. La campagne de printemps de l’escadreet de la division des torpilleurs. In-12°. 108 p. avec 4 plans. Paris, Berger-Levrault.

Favereau, M. lieutenant de vaisseau. Déterminations magnétiques faites dans l’océan indien en 1884—1885—1886. In-8°. 32 p. Paris, imprimerie nationale.

Flotte, la, et la Marine marchande au point de vue de la defense nationale. In-16°. 38 p. Marseille, impr. Moussard frères.

Guyon, M. lieutenant de vaisseau. Nouveau système de projection de la sphère: Généralisation de la projection de Mercator. In-8°. 20 pages et tableau. Paris, imprim. nationale.

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Jurien de la Gravière, vice-amiral. Les corsaires barbaresques et la marine de Soliman le Grand. In-18 jésus. XI. — 383 p. et 4 cartes. Paris, Pion et Ce- 4 fr.

Lemstrôm, M. professeur de physique à l’université dTIelsingfors. L’aurore boréale, étude générale des phénomènes produits par les courants électriques de l’ atmo­sphère. In -8 U. X II— 180 p. et 14 pl. Paris, Gauthier-Villars. 6 fr. 50. c.

Lisbonne, E., directeur des constructions navales en retraite. Torpilleurs des marines anglaise, française, italienne, allemande et russe. In-8 °. 7 p. Paris, impr. Chaix.

Liste des bâtiments de la marine française (guerre et commerce) et de leurs signaux distinctifs, arrêtée le 1er janvier 1887. In -8 °. 90 p. Paris, Challamel aîné. 3 fr.

Liste des yachts français, belges, espagnols, italiens, portugais etc., publiée par R. V u il la u m e et B. C le rc . 5 e année. (1886—1887.) In-16°. oblong, 404 p. et pl. Paris, aux bureaux du „Y acht“.

Manuel du marin-fusilier. 9 e édition. P etit in-18°. 576 p. avec fig. Paris, Baudoin et Ce.

Niox, lieutenant-colonel. Géographie militaire. Y. Le Levant et le Bassin de la Méditerranée. 2 e édition, entièrement remaniée, avec un croquis de la Tunisie. In-18°. jésus. 246 p. et carte. Paris, Baudoin et Ce. 3 fr.

Océan Pacifique sud : instructions nautiques sur les Nouvelles_-Hébrides, les iles Banks, Torrés et 1’ archipel de Santa-Cruz, collationnées par le service des instruc­tions nautiques. In -8 °. 1 0 1 p. Paris, Challamel aîné 2 fr.

Perrin, ingénieur des ponts et chaussées. Ports maritimes de la France : Notice sur le port de Bourg, 1 0 p. — sur le port de Calonges, 9 p. — sur le port de Caverne, 8 p. — sur le port de la Cliapelle-d’Ambés, 8 p. — sur le port de Libourne 13 p. — sur le port de P lagne, 8 p. — sur le port de Plassac, 8 p. — sur le port de Saint- Androny, 8 p. — sur le port de la Saint-Pardon, 8 p. — sur le port de Blaye, 14 p. In-4°. Paris, imp. nationale.

Berichtigungen.

Heft I und II, Seite 40, Anmerkung 2, Zeile 1 lies 1877 statt 1874. Heft III und IV , Seite 147, Zeile 1 lies S e p t e m b e r statt März.

B e i l a g e n . Physikalische Untersuchungen in der Adria. Ein Beitrag von Julius W o l f und Josef L u k sch . Mit einer Karte. — Kundmachungen für Seefahrer und hydrographische Nachrichten Heft III, 1887. — Meteorologische und magnetische Beobachtungen am hydrographischen Amte der k. k. Kriegsmarine, März, April 1887. — Beilagen für die Angehörigen der k. k. Kriegsm arine: Normalverordnungsblatt Nr. 8 bis 11, 1887. — M it d r e i l i t h o g r a p h i e r t e n T a f e l n u n d s i e b e n F i g u r e n i m T e x t .

V e r le g t, keransgegehen und red ig iert vom k . k. liydrographiscken Am te (M arine-Bibliothek).

Druck von Carl (rflrold’H Sohn in W ien .