Modul 22: Sozialräumliche, globale und gemeinwesen-orientierte Aufgaben,

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Modul 22: Sozialräumliche, globale und gemeinwesen- orientierte Aufgaben, Seminar: Zwischen Partizipation und Diskriminierung – Migration und Integration im nationalen und internationalen Vergleich. Dozent: Volker Kaufmann Referat „Begriffserklärungen“ - Migration, Integration, Diversity, Antisemitismus und Islamophobie am 28.05.2013 Referentinnen: Rahel Werner, Matrikel-Nr.: 20080595 , Soziale Arbeit / Diakoniewissenschaften, 6. Semester.

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Modul 22: Sozialräumliche, globale und gemeinwesen-orientierte Aufgaben, Seminar: Zwischen Partizipation und Diskriminierung – Migration und Integration im nationalen und internationalen Vergleich.

Dozent: Volker Kaufmann

Referat „Begriffserklärungen“ - Migration, Integration, Diversity, Antisemitismus und Islamophobie am 28.05.2013

Referentinnen:

Rahel Werner, Matrikel-Nr.: 20080595 , Soziale Arbeit / Diakoniewissenschaften, 6. Semester.

Lisa König, Matrikel-Nr.: 20110088, Soziale Arbeit, 6. Semester.

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Begriffserklärungen MigrationIntegration Diversity Antisemitismus

Islamophobie

(Quelle: http://blog.converia.de/wp-content/uploads/iStock_000009624589Small_crop.jpg)

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Migration

(Quelle: http://igcse-geography-lancaster.wikispaces.com/file/view/ip_management_software_data_migration.jpg/156185225/464x367/ip_management_software_data_migration.jpg

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1.1 Definition

Migration:

wenn eine Person ihren Lebensmittelpunkt räumlich verlegt,

internationale Migration:

über Staatsgrenzen hinweg

(Bundesamt für Migration und Flüchtlinge)

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1.2 Meldepflicht - Beim Bürgerbüro melden

- über die deutschen Grenzen hinweg: Meldegesetz des Bundes und der Länder, Pflicht, sich bei der zuständigen kommunalen Meldebehörde an- bzw. abzumelden. (§15 Abs. 2 des Melderechtsrahmengesetzes)

- Ausländer_Innen, die nicht in Deutschland gemeldet sind, können sich bis zu zwei Monate in Deutschland aufhalten, ohne Meldung bei örtlichen Behörde (in Baden-Württemberg: 1 Monat)

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Gruppen, die nach Deutschland migrieren

- EU-BürgerInnen (Einwanderung mit Familienangehörigen aus Drittstaaten ist möglich)

- Recht, den Arbeitsplatz frei zu wählen

- Niederlassungsort kann frei gewählt werden (Freizügigkeitsgesetz)

- Studierende und Nichterwerbstätige sind nur dann freizügigkeitsberechtigt, wenn sie Krankenversicherungsschutz und ausreichend Existenzmittel für sich und Familie haben

- Für Rumänien und Bulgarien gelten noch Beschränkungen im Bereich der Arbeitnehmerfreizügigkeit

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- Spätaussiedler

- Ausländische Studierende- Zulassungsbescheid der dt. Hochschule

- Nachweis über Finanzierung des 1. + 2. Semesters

- Krankenversicherungsschutz

- Kenntnisse der Unterrichtssprache (B1-Niveau)

- Jüdische Zuwanderer aus der ehem. UdSSR

- Saisonarbeiter

Gruppen, die nach Deutschland migrieren

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- Asylbewerber

- Rückkehrende deutsche StaatsbürgerInnen

- Ehegatten- und Familiennachzug aus Drittstaaten

- Werkvertragsarbeiter (Beschäftigte von Firmen mit Sitz im Ausland)

- Dürfen 2 bis 3 Jahre in Deutschland arbeiten (Leitende Positionen 4 Jahre)

- Müssen danach gleiche Zeitdauer im Ausland sein, um wieder einreisen zu dürfen (max. 2 Jahre)

Gruppen, die nach Deutschland migrieren

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- Au-pair-Beschäftigte- Grundkenntnisse der deutschen Sprache

- Unter 25 Jahre alt

- höchstens 1 Jahr

Gruppen, die nach Deutschland migrieren

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1.3 Migration insgesamtIm Zeitraum von 1991 bis 2011 wurden fast 19 Millionen

Zuzüge vom Ausland nach Deutschland registriert.

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1991/92 waren Kriegsflüchtlinge aus dem ehemaligen Jugoslawien und der Fall des Eisernen Vorhangs Faktoren für eine Zuwanderung nach Deutschland

Bis Mitte 1990 spielte der Zuzug von Spätaussiedlern und bis 1995 von Asylsuchenden eine große Rolle, deren Zuwanderung seitdem jedoch auf ein niedrigeres Niveau gesunken ist.

1.3 Migration insgesamt

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14,4 Millionen Fortzüge aus dem BundesgebietWanderungsüberschuss von ca. 4,6 Millionen Menschen.

1.3 Migration insgesamt

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Zu- und Fortzüge nach den häufigsten Herkunfts- und Zielländer 2011

Negativer Wanderungssaldo gegenüber der Schweiz, der Türkei, Österreich und Kroatien

favorisierte Zuwanderung bei den innereuropäischen Ländern. (Polen und Ungarn EU-Beitritt 2004, Rumänien und Bulgarien 2007)

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Integration

(Quelle: http://www.ba-dresden.de/fileadmin/user_upload/images/pages/Zentrale_Einrichtungen/Sonstige/Integration1.jpg

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2.1 Definition

„Integration ist eine politisch-soziologische Bezeichnung für die gesellschaftliche und politische Eingliederung von Personen oder Bevölkerungsgruppen, die sich bspw. durch ihre ethnische Zugehörigkeit, Religion, Sprache etc. unterscheiden“

(Bundeszentrale für politische Bildung)

(http://www.bpb.de/wissen/O0SMIR)

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2.2 Integrationskurse

- Werden von 1300 verschiedenen Trägern in ganz Deutschland angeboten (kirchliche Träger, Sprach- und Fachschulen, Volkshochschulen)

- 2011 haben ca. 100 000 Zuwanderer und Zuwanderinnen einen Integrationskurs begonnen, rund 10% mehr als im Vorjahr

- Mit dem dort zu erwerbenden Sprachzertifikat können Sprachkenntnisse im Einbürgerungs-verfahren nachgewiesen werden

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2.3 Anerkennung ausländischer Abschlüsse

- Seit 1. April 2012 gibt es das Gesetz zur Verbesserung der Feststellung und Anerkennung im Ausland erworbener Berufsqualifikationen (Berufsqualifikationsfeststellungsgesetz BQFG)

- Rechtsanspruch, Qualifikation auf Gleichwertigkeit mit einem in Deutschland anerkannten Abschluss überprüfen zu lassen

- innerhalb von 3 Monaten muss entschieden werden, ob der ausländische Berufsabschluss einem deutschen ganz, in Teilen oder gar nicht entspricht.

- Anträge können auch aus dem Ausland gestellt werden

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2.4 politische Teilhabe

- Ohne deutsche Staatsbürgerschaft: Ausschluss von der zentralen demokratischen Mitbestimmung

- bei Kommunalwahlen dürfen EU-Angehörige wählen

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2.5 Bundesbeauftragte für Migration, Flüchtlinge und Integration

Maria Böhmer CDU

(Quelle: http://www.naanoo.com/wp-content/plugins/wp-o-matic/cache/5aa34_dts_image_1956_cmdgnhpqqk_140_600_395.35201640465.jpg)

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Aufgaben:

- unterstützt die Bundesregierung bei der Weiterentwicklung der Integrationspolitik

- Förderung der Integration von Migrantinnen und Migranten

- Verständnis füreinander fördern

- Fremdenfeindlichkeit sowie Ungleichbehandlungen entgegenwirken

- über gesetzlichen Möglichkeiten der Einbürgerung informieren

- Wahrung der Freizügigkeitsrechte der in Deutschland lebenden Unionsbürger

Festgeschrieben sind diese Aufgaben im Aufenthaltsgesetz (AufenthG)

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2.6 Willkommensstruktur

Annette Schavan: In Zeiten einer schrumpfenden Bevölkerung gilt mehr denn je, dass wir Zuwanderung als Chance begreifen müssen, nicht als Bedrohung. Das heißt aber auch: Wir alle müssen offen sein für den Dialog mit anderen Kulturen und Religionen.

Die BRD fördert Etablierung islamischer Theologie an 4 Universitäten in Deutschland, um islamische Religionslehrer und Imame für muslimischen Gemeinden in Deutschland nach wissenschaftlichen Kriterien auszubilden

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2.7 Konzept der Transkulturalität

- Duales System, in dem besonders andersartige Menschen nicht in die Gruppe der Mehrheit integriert werden können, sondern ihre Andersartigkeit zugunsten der Einheit aufgeben, - Inklusion: Heterogenität als Normalität

- Jeder Mensch ist individuell andersartig

- Vielfalt wird als Bereicherung geachtet und genutzt.

Voraussetzung dafür:

Abbau von Ängsten und Vorurteilen; Annäherung und gegenseitiges Interesse

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Diversity

(Quelle: http://2.bp.blogspot.com/-ELbC4vWhD7E/T7w1FrIvXMI/AAAAAAAAAsw/1xLkcxVi6w4/s1600/city_diversity_by_betteo.jpg)

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3.1 Definition

- diversity: eng. „Vielfalt“

Als Konzept steht Diversity für die Vielfältigkeit und Unterschiedlichkeit von Lebensstilen und -entwürfen, die die Gesellschaft charakterisieren

Die Begrifflichkeit ist in der US-amerikanischen Human-Rights-Bewegung (1960er) entstanden

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3.2 Ziele:- menschliche Vielfalt als etwas Positives begreifen

- Förderung und Respektierung von Unterschiedlichkeit und Andersartigkeit

- Minderheiten und marginalisierte Gruppen gesellschaftlich einbinden, ohne dass sie Eigenheiten verlieren oder aufgeben müssen.

- Chancengleichheit

- Diversity als erstrebenswertes Ziel bei der Personalentwicklung, in der Kommunalverwaltung und als gesamtgesellschaftliches Konzept

- Gegenseitige Wertschätzung und Offenheit für andere Perspektiven

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3.3 Positive Aspekte

- Zufriedenheit und Motivation des Personals

- hohes Potenzial für gesellschaftliche und ökonomische Entwicklung

- Diversity Management erweitert den Pool an Fachpersonal und ist damit eine Möglichkeit, auf den demographischen Wandel in den Industrieländern zu reagieren

- unterstützt die Erschließung neuer Märkte ebenso wie die Entwicklung neuer Produkte durch Personal, das diverse ethnische Hintergründe, kulturelle oder sexuelle Orientierungen aufweist

-

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Antisemitismus

(Quelle: http://www.dw.de/image/0,,1186708_4,00.jpg)

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AntisemitismusGeschichte

Religiöse Judenfeindschaft Ursprünge:

- neues Testament → Geschichte Judas'

- 324 – 337 n.Ch.: Christentum als Staatsreligion → Erlass antijüdischer Gesetze

→ Dämonisierung und Isolation

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AntisemitismusGeschichte

Religiöse Judenfeindschaft

11. Jahrhundert: Kreuzzüge ab 1096: Ermordung

tausender Juden im Gebiet des heutigen Süddeutschlands

Abhängigkeiten von kirchlichen und weltlichen Machthabern durch Schutzbriefe

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AntisemitismusGeschichte

Ökonomisch begründete Judenfeindschaft 1179: Christen dürfen kein Geld gegen Zinsen

verleihen Keine Aufnahme von Juden in Zünften Grundbesitzverbot für Juden Ausschluss vom Staatsdienst

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AntisemitismusGeschichte

Ökonomisch begründete Judenfeindschaft

Folgen:

→ systematischer Ausschluss vom Wirtschaftsleben abgesehen von Geldwirtschaft

→ Vorurteil: natürliche Nähe zum Geld

→ Juden als „Wucherer, Betrüger, später als ausbeutende Kapitalisten und Spekulanten“

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AntisemitismusGeschichte

Ökonomisch begründete Judenfeindschaft Christentum: Zinsnehmen als eine der

Todsünden, Neubewertung im Hochmittelalter – Christen dürfen Zinsnehmen

Folge: Bevölkerung leiht Geld von Christen, nur Kreditunwürdige wenden sich an Juden und müssen hohe Zinsen zahlen

→ Vorurteil des Juden als Wucherer festigt sich

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AntisemitismusGeschichte

Rassistisch motivierte Judenfeindschaft

1871: Gleichstellung von Juden und Christen in der Deutschen Reichsverfassung

Aber: weiterhin Ausschluss von Juden aus bestimmten Berufszweigen

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AntisemitismusGeschichte

Rassistisch motivierte Judenfeindschaft 1880er Jahre: Rassentheorie und

Sozialdarwinismus

→ Juden als niedere „Mischlingsrasse“

→ Stereotyp des „Drückebergers“ entsteht Verbreitung antisemitischer Vorurteile in

Bildern und Texten

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AntisemitismusGeschichte

Rassistisch motivierte Judenfeindschaft Beispiel Wilhelm Busch:

„Und der Jud' mit krummer Ferse, krummer Nas' und krummer Hos', schlängelt sich zur hohen

Böre, tiefverderbt und seelenlos.“ Zitat „Völkischer Beobachter“ (1923):

„Die Ur-Schuldigen am Weltkriege. Weltjude und Weltbörse.“

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AntisemitismusGeschichte

Rassistisch motivierte Judenfeindschaft Verbreitung der Behauptung, Juden rissen die

gesamte Geldwirtschaft an sich, um dadurch die Weltherrschaft zu erlangen

2. Weltkrieg: Behauptung, Juden wären Schuld an allem „nationalen, sozialen und wirtschaftlichen Unglück“ in Deutschland seit dem 1. WK

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AntisemitismusGeschichte

Rassistisch motivierte Judenfeindschaft

2. Weltkrieg:

Systematische Ermordung von bis zu 6 Millionen Juden in Europa

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AntisemitismusDefinitionen

Allgemeingültige Definition gibt es nicht.

„Antisemitismus ist mehr als Fremdenfeindlichkeit, auch mehr als ein soziales oder religiöses Vorurteil. Er ist eine antimoderne Weltanschauung, die in der Existenz der Juden die Ursache aller Probleme sieht.“

(Prof. Dr. Werner Bergmann, Zentrum für Antisemitismusforschung der TU Berlin)

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AntisemitismusDefinitionen

„Antisemitismus ist ein dauerhafter latenter Komplex feindseliger Überzeugungen gegenüber Juden als einem Kollektiv. Diese Überzeugungen äußern sich beim Einzelnen als Vorurteil, in der Kultur als Mythen, Ideologie, Folklore und in der Bildsprache, sowie in Form von individuellen oder kollektiven Handlungen – soziale oder gesetzliche Diskriminierung, politische Mobilisierung gegen Juden, und als kollektive oder staatliche Gewalt –, die darauf zielen, sich von Juden als Juden zu distanzieren, sie zu vertreiben oder zu vernichten.“ (Helen Fein, Historikerin)

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AntisemitismusDefinitionen

Unterscheidung zu anderen fremdenfeindlichen Vorurteilen:

Schuldzuweisung einer Vielzahl von gesellschaftlichen Problemen statt einzelner negativer Zuschreibungen

Kein bestehender Zusammenhang zwischen jüdischer Bevölkerung und Schuldzuweisungen

→ Vorurteile mussten von Antisemiten konstruiert werden

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AntisemitismusAktuell

Verschwörungstheorien: stützend auf ökonomischer und politischer Judenfeindlichkeit → finanzielle Ausbeutung, internationale Finanzmanipulation, Globalisierung antreibend, Medienkontrolle

Täter-Opfer-Umkehr: Juden nutzen Entschädigungsforderungen (Holocaust), um sich zu bereichern und Regierungen unter Druck zu setzen

→ sekundärer Antisemitismus

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AntisemitismusAktuell

Antisemitische Straftaten:

1089 Straftaten im Jahr 2008

470 Friedhofschändungen zwischen 2000 und 2008

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Islamophobie

(Quelle: http://img1.seite3.ch/news/309/289053-terrorist.jpg)

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Islamophobie

Ursprünge sind in der Geschichte zu finden Jüngeren Ereignissen: Iranische Revolution

1979, Terroranschläge 2001, Attentate Madrid/London, Selbstmordattentate im nahen und mittleren Osten

Durch diese Ereignisse: negative Berichterstattung in den Medien Verallgemeinerung von Einzelfällen

→ Image des Islams als „Gewaltreligion“

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IslamophobieDefinition

„"Islamophobie" beschreibt weniger die Verletzung individueller Menschenrechte von Muslimen aufgrund typischer rassistischer Zuschreibungen, sondern bezeichnet Angst (Phobie) und daraus resultierende Feindschaft gegenüber dem Islam als Religion und den Muslimen als deren Repräsentanten. Vor diesem Hintergrund kann "Islamophobie" als eine Spielart von insgesamt neuartigen, weil kulturalistisch begründeten Rassismen gelten, die in den 80er und 90er Jahren den biologistischen Rassismus abgelöst haben.“ (Jochen Müller, Islamwissenschaftler)

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IslamophobieUrsachen

Laut Benz: „Emotionen des Unbehagens und der

Unsicherheit“ Mangelndes Selbstbewusstsein Verdrängte Ängste

Hinzu kommen: Historisch begründete Stereotype / Vorurteile Mangelndes Wissen über den Islam Durch die Medien transportiertes Bild

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IslamophobieMerkmale von Islamfeindlichkeit

Diskriminierung einer Minderheit durch religiöse, kulturelle oder politische Argumente

Gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit „immun“ gegen wissenschaftliche Argumente Abwehr des „Fremden“ / Verherrlichung des

„Eigenen“ Muslimische Religionszugehörigkeit als

Stigma ohne Differenzierung „Kulturrassismus“

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IslamophobieBerichterstattung ARD und ZDF

Untersuchung von 133 Beiträgen bezüglich des Islams zeigt (2005/2006):

81% der Beiträge negativ konnotiert 19% der Beiträge neutral oder positiv

Beiträge erscheinen vor allem nach Ereignissen, die den Islam in negatives Licht stellen

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IslamophobieBerichterstattung ARD und ZDF

Bild des Islams wird von Medien geprägt, weil wenig Kontakt zwischen Nicht-Muslimen und Muslimen besteht.

Medien suggerieren, dass der Islam eine Gefahr für Politik und Gesellschaft darstellt

Darstellung weniger als Religion, sondern als politische Ideologie / gesellschaftlicher Wertekodex

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IslamophobieBerichterstattung ARD und ZDF

→ vor allem die öffentlich-rechtlichen Medien sollten über Missverständnisse aufklären und den Islam differenzierter darstellen

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IslamophobieDemoskopische Untersuchung 2006

Assoziation Islam – Benachteiligung von Frauen:

91 % stimmen zu Der Islam ist von Fanatismus geprägt:

83 % stimmen zu Der Islam ist rückwärtsgewandt:

62 % stimmen zu

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IslamophobieDemoskopische Untersuchung 2006

Der Islam ist intolerant:

71 % stimmen zu Der Islam ist undemokratisch:

60 % stimmen zu Der Islam ist friedlich:

8 % stimmen zu

→ „Angst vor dem Islam“ ist in Deutschland weit verbreitet.

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IslamophobieBeispiel Sarrazin

2010: Erscheinung des Buches „Deutschland schafft sich ab“

Verbreitung rassistischer Thesen, die vor allem auf muslimische MigrantInnen zielen

Thesen stützen sich auf Eugenik (Grundlage für die Betreibung von „Rassenhygiene“)

Laut Politikwissenschaftler und Extremismusforscher Botsch rassistisch einzustufen

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IslamophobieBeispiel Sarrazin

Rechtliche Folgen? Anzeige wegen Volksverhetzung und Beleidigung

durch Türkischen Bund Wird von der Staatsanwaltschaft Berlin

fallengelassen Beschwerde bei Anti-Rassismus-Ausschuss der

UN

→ Deutsche Regierung muss ihre Verfahren hinsichtlich rassistischer Äußerungen überprüfen

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Diskussionspunkte:

Was kann man tun, um einem negativen Islambild in Deutschland entgegenzuwirken?

Seid ihr für ein Wahlrecht für Migranten in Deutschland ab einer bestimmten Aufenthaltsdauer?

Findet ihr die Auflagen, die erfüllt werden müssen, um nach Deutschland zu immigrieren, gerechtfertigt?

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LiteraturverzeichnisAlboğa, Bekir et al.: Scharia als Glaubensweg von Muslimen. In:

Antimuslimischer Rassismus. Hrsg: Micksch, Jürgen. Frankfurt/Main 2009.S. 159 – 166.

Autorengruppe des Bausteins zur nicht-rassistischen Bildungsarbeit: Das Feindbild des „jüdischen Wucherers“. Hrsg.: DGB-Bildungswerk Tübingen. 2008, 3. Auflage.

Benz, Wolfgang: Die Feinde aus dem Morgenland. Wie die Angst vor den Muslimen unsere Demokratie gefährdet. München 2012. S. 39 – 48

Bühl, Achim: Die Sarrazin-Debatte. In: Islamfeindlichkeit in Deutschland. Hamburg 2010. S. 135 – 154.

Bundesministerium des Innern: Migrationsbericht des Bundesamtes für Migration und Flüchtlinge im Auftrag der Bundesregierung. Migrationsbericht 2011. Berlin 2013. S: 12-14, S. 21, S. 41-77, S. 129

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LiteraturverzeichnisBundesamt für Migration und Flüchtlinge: Blickpunkt Integration

1/2012. Paderborn 2012. S. 4-5, S. 13.

Bundschuh, Stephan: Die binäre Spaltung und der weinende Dritte. Thesen zum Verhältnis von Rassismus, Antisemitismus und Islamophobie. In: Holzwege, Umwege, Auswege. Perspektiven auf Rassismus, Antisemitismus und Islamfeindlichkeit. Hrsg: Bundschuh, Stephan / Jagusch, Birgit / Mai, Hanna. Düsseldorf 2009. S. 10 – 15.

Schiffer, Sabine / Wagner, Constantin: Antisemitismus und Islamophobie – Neue Feindbilder, alte Muster. In: Rassismus und Diskriminierung in Deutschland. Hrsg: Heinrich-Böll-Stiftung. Berlin 2010. S. 10 – 15.

Seth, Anne: Transkulturalität – Die inklusive Perspektive der hybriden Identitäsbildung. In: Diversity Inclusion for Social Cohesion. Hrsg: Aschenbrenner-Wellmann, Beate/ Brotherton, Graham/ Madew, Melinda. Stuttgart 2010. S. 57

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QuellenverzeichnisBenz, Wolfgang: Antisemitismus im 19. und 20. Jahrhundert. 2006. Im Netz:

http://www.bpb.de/politik/extremismus/antisemitismus/37948/19-und-20-jahrhundert Datum des Aufrufs: 26.05.2013

Bergmann, Werner: Was heißt Antisemitismus? 2006. Im Netz:

http://www.bpb.de/politik/extremismus/antisemitismus/37945/antisemitismus Datum des Aufrufs: 26.05.2013

Bundeszentrale für politische Bildung: Integration. 2011. Im Netz:http://www.bpb.de/nachschlagen/lexika/politiklexikon/17643/integration Datum des Aufrufs: 26.05.2013

Fager, Sangeeta: Ein Überblick über Definitionen und Umsetzungsbeispiele. O.J. Im Netz:

http://www.migration-boell.de/web/diversity/48_462.asp Datum des Aufrufs: 26.05.2013

Hafez, Kai / Richter, Carola: Das Islambild von ARD und ZDF. 2007. Im Netz:

http://www.bpb.de/apuz/30402/das-islambild-von-ard-und-zdf?p=0 Datum des Aufrufs: 26.05.2013

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Quellenverzeichnis

Jäckel, Eberhard: Zahlen des Grauens. 1991. Im Netz:

http://www.zeit.de/1991/27/zahlen-des-grauens Datum des Aufrufs: 26.05.2013

Müller, Jochen: Die Islamophobie und was sie vom Antisemitismus unterscheidet. 2010. Im Netz:

http://www.bpb.de/politik/extremismus/antisemitismus/37969/antisemitismus-und-islamophobie?p=all

Datum des Aufrufs: 26.05.2013

Schubert, Klaus/Klein Martina : Das Politiklexikon. 5., aktual. Aufl. Bonn: Dietz 2011. Im Netz:

http://www.bpb.de/nachschlagen/lexika/politiklexikon/17643/integration Datum des Aufrufs: 26.05.2013

Sezer, Kamuran : Was wird unter Integration verstanden? Über diffuse Begriffe und populistische Stimmungsmacherei. 2010. Im Netz:

http://www.migration-boell.de/web/integration/47_2674.asp Datum des Aufrufs: 26.05.2013