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Möglichkeiten der Minimierung des Antibiotikaeinsatzes in der Mastitis-Therapie V. Krömker, E. Mansion-de Vries Hochschule Hannover – Mikrobiologie www.milchQplus.de

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Möglichkeiten der Minimierung des Antibiotikaeinsatzes in der Mastitis-Therapie

V. Krömker, E. Mansion-de Vries

Hochschule Hannover – Mikrobiologie

www.milchQplus.de

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Wissen, Risiko und Entscheidungsfindung

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Generell: scheinbar mäßiger Therapieerfolg und schwierige Kontrolle = Unsicherheit = Erweiterung des therapeutischen Aufwandes

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Kriterien zur therapeutischen Entscheidungsfindungbei Mastitiden

• Klinischer Score – subklinisch, mild, mittel, schwer (IDF 1989; Zecconi et al. 2011; Landin et al. 2012)

• Mikroorganismus– Bakteriologische Heilungsrate: Sc. uberis 89 %, KNS 85 %, Sc. dysgalactiae 69 %, S.

aureus 33%, Hefen, Pseudomonas spp., Mykoplasma spp., Prototheca spp. 0 % (McDougall et al. 2007)

• Neuinfektionsrate– Hohe vs. niedrige Neuinfektionsrate (Barlow et al. 2009)

• Tierindividuelle Daten– Alter, Chronizität, andere Erkrankungen (Krömker 2003, Degen et al. 2014)

• “Weiche Faktoren” – Therapie soll besonders sein

Einflussfaktoren auf die Heilungsrate von Mastitiden (1324 Fälle): Bakt. Befund, Keimzahl, Monate mit Zellzahl > 1000.000 Zellen/ml (Ingwersen et al. 2014)

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Möglichkeiten zur Reduktion des Antibiotikaaufwandes

Weniger antibiotische Behandlung

– Bessere Herdengesundheit durch sinkende Neuinfektionsraten

– Therapieverlängerung „off label“ nicht aufgrund des klinischen Bildes – Therapieverlängerung nur bei Sc. uberis und S. aureusMastitiden (Swinkels et al. 2014)

Mögliche Reduktion

25 % der Dosen in der Therapie klinischer Mastitiden

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Möglichkeiten zur Reduktion des Antibiotikaaufwandes

Keine antibiotische Behandlung

Klinische Fälle

– Milde und mittlere chronisch unheilbare Mastitiden (ca. 10-25 % der Laktationsbehandlungen )

– von Mastitiden ohne bakteriologischen Nachweis im Sekret (ca. 20 – 30 % der Mastitisfälle)

Subklinische Fälle (Wilson et. al. 1999; Steenefeld et al. 2007; Sandgren et al. 2008)

– bei subklinischen Mastitiden in der Laktation (95 % der Laktationsbehandlungen subkl. M.)(Ausnahmen sind Infektionen mit Sc. agalactiae oder Sc. canis)

– von nichtinfizierten Vierteln/Kühen zum Trockenstellen (20-50 % der antibiotischen TS)

Voraussetzung: Falldokumentation, MLP-Datenanalyse, Schnelldiagnostik

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Ziele der Schnelldiagnostik

• Entscheidungsfindung bei der Therapie

• Therapiebeginn mit NSAID‘s bei leichten und mittleren Mastitiden

• Kein Wachstum = keine Antibiose

• Gram – positiv = ß-Lactamantibiotika

– Streptokokken = Penicillin

– Staphylokokken = andere ß-Lactamantibiotika

• Gram – negativ = parenterale Antibiose bei Allgemeinstörungen o. keine Antibiose ohne Allgemeinstörungen

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Therapiekonzept

� Mastitisgrad 1 und 2

� Probenentnahme

� Ansetzen des Schnelltests und Therapiebeginn mit NSAID (McDougall et al., 2009)

� Gram positiv = (lokale) Antibiose (Sol et al., 2000; McDougall et al., 2007)

� Therapieresistente Kuh (> 2 Fälle in der Laktation o. 3 x > 700.000 Zellen/ml) = keine Antibiose (Owens et al., 1999; Osteras, 2006)

� Jungkuh = 5 Tage lokale Therapie (Krömker et al., 2010; Sol et al. 2000)

� Restl. Tiere = Standardtherapie (Hillerton und Kliem, 2002; Roberson et al. 2004)

� Gram negativ oder kein Erregernachweis = keine Antibiose (Guterbock et al., 1993; Roberson et al., 2004)

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Therapiekonzept

� Mastitisgrad 3

� Ansetzen des Schnelltests, sofortiger Therapiebeginn mit parenteralem Breitbandantibiotikum (Wenz et al., 2001; Erskine et al., 2002) und NSAID (Shpigel et al., 1994; Krömker et al., 2011) und Drench

� Gram positiv = Zusätzlich lokale Antibiose - siehe Mastitisgrad1 und 2

� Gram negativ oder kein Erregernachweis = KEINE zusätzliche lokale Therapie (Pyörälä et al., 1994; Shpigel et al., 1997)

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Studie „Evidenzbasierte Mastitistherapie“ (Mansion-de Vries et al. 2013)

Material und Methode

• Vergleich zweier Therapiekonzepte zur Mastitistherapie (2012)• Milchviehbetrieb Sachsen-Anhalt (950 Kühe)• Kontrolle: Standardkonzept vs.

Versuch: Vordiagnostik + Therapie • Behandlung von 467 Fällen

Ergebnisse

• Keine Unterschiede zwischen den Versuchsgruppen bezüglich:– bakteriologischer Heilung– Gesamtheilung– Anzahl an Therapieversager

• Unterschiede:– Klinische Heilung: Signifikant besser (P = 0,004) in der Versuchsgruppe

– Kosten: Pro Kuh und Mastitisfall: • 146,43€ in der Kontrollgruppe vs. 113,28 in der Versuchsgruppe (P< 0,0001)

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Behandlung von Mastitiden chronisch unheilbar euterkranker Kühe (2013-2014)

Material und Methode

• Vergleich zweier Therapiekonzepte für chronisch unheilbar euterkranke Tiere

• Unheilbar: >2 Vorbehandlungen pro Viertel, 3 x 700.000 Zellen/ml Milch MLP

• Standardtherapie (Antibiose) vs. Ketoprofen (Ketoprosol)

• Behandlung von 124 Fällen (v.a. leichte Mastitis), Mecklenburg-Vorpommern und Sachsen-Anhalt

Ergebnisse

• Klinische Heilungsrate: Versuch (NSAID) 91 %, Kontrolle (Antibiose) 84 %

• Bakteriologische Heilungsrate: Versuch 22 %, Kontrolle 27 %

• Rezidivrate: Versuch 43 %, Kontrolle 50 %

• Alle Unterschiede signifikant (P< 0,01)

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Fazit

Antibiotikareduktion im Mastitisbereich

– Ist umfangreich möglich (>50%)

– Setzt mehr tierindividuelle Datenanalyse und Diagnostik voraus

– Ist in Betrieben, die eine Maximierung des Heilungserfolges wollen, nicht möglich (… nimm nur das Beste – soll ja auch helfen).

Der Königsweg ist die Neuinfektionssenkung durch

– hohe Standards der täglichen Arbeit (Halten, Melken, Füttern, Überwachen)

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