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Ostthüringer Zeitung Kultur OCKU Sonnabend, . Oktober Hurts mit neuen Tönen Neu auf CD Theresa Schödensack über das neue Album „Surrender“ von der Britische Erfolgsband „Hurts“ Vor fünf Jahren ging ihr Megahit „Wonderful Life“ um die Welt. Heute, zwei Jahre nach ihrem letzten, mit Gold ausgezeichne- ten Album „Exile“, kehrt das bri- tische Erfolgs-Duo Hurts ins musikalische Rampenlicht zu- rück. „Surrender“ heißt ihr drittes und neustes Album, was über- setzt so viel bedeutet wie „ich er- gebe mich“ und damit auf eine besonders emotionale und nachdenkliche CD schließen lässt. Doch ganz im Gegenteil. Direkt nach dem Intro, einem erhebenden Gospel mit kräfti- gen Frauenstimmen, ist sicher, dass das Duo „Hurts“, be- stehend aus Sänger Theo Hutchcraft und Adam Ander- son, den Zustand des Aufgebens vielfältiger fasst. Hurts-Fans können sich ent- gegen der emotional eher nega- tiv behafteten Bedeutung des Ti- tels auf ein experimentell vielfäl- tiges, aber vorwiegend sehr pop- piges, lebendiges und gut gelauntes Album mit zehn neu- en Songs freuen. Nach zwei Er- folgsalben scheint die Band mit vielen verschiedenen Musiksti- len locker aber vor allem lasziv spielen zu wollen. a Redaktion dieser Seite: Sabine Wagner Neue Pläne für das Romantikerhaus Von Theresa Schödensack Jena. „Die wenig einladende und unübersichtliche Hof- und Eingangssituation des Romanti- kerhauses, dem ehemaligen Wohnhaus des Philosophen J.G. Fichte, ist mehr als unbefriedi- gend“, betont Evelyn Halm von JenaKultur. Trotz Wegweisern und erklärenden Flyern, sei das Gebäude für viele Besucher nur schwer zu finden. Die Jenenser und auch viele Zugezogene wissen: Das Jenaer Romantikerhaus liegt versteckt hinter einer Wandelpergola auf der einen Seite und umringt von hohen Gebäuden von den restli- chen drei Seiten, mitten in der Innenstadt. Einzig und allein die Büsten von Caroline Schlegel- Schelling, August Wilhelm Schlegel und Friedrich Schlegel lassen vermuten, dass es hier wohl etwas zu sehen geben muss. Eine Aufgabe für nationale Künstler „Wir wollen und müssen den Eingangsbereich sowie die Hof- situation des Romantikerhauses aufwerten“, sagt Evelyn Halm bestimmt und Klaus Schwarz, der Leiter des Romantikerhau- ses fügt hinzu: „Wir wollen das Bewusstsein der Menschen für das Haus steigern und etwas Nachhaltiges schaffen.“ Passend zum Themenjahr „Je- na 2015. Romantik. Licht. Un- endlichkeit“ wolle man nun mit Hilfe des Botho-Graef-Kunst- preises für zeitgenössische Kunst der Stadt Jena Licht in die verwinkelten und dunklen Gas- sen rund um das Romantiker- hauses bringen. Aus diesem Grund wurde die Aufgabe via öf- fentlicher Ausschreibung an na- tionale Künstle übergeben. Bis März 2015 hatten Kunst- schaffende Zeit, ihre Ideen für das in Szene setzen des Roman- tikerhauses einzureichen. Viele künstlerische Gestaltungsvor- schläge wurden zugesandt, ins- gesamt 42. Aus diesen wurden anschließend 14 Ideengeber ausgewählt, die ihre Gedanken in konkrete Entwürfe und Mo- delle verwandeln durften. Die 14 Künstler, unter denen drei Künstlerpärchen jeweils an einem Projekt zusammen arbei- teten, schufen elf Modellanferti- gungen. Diese kann man in einer Ausstellung bestaunen, die heu- te, 15 Uhr, eröffnet wird und bis einschließlich 1. November im Romantikerhaus zu sehen ist. Welche der Ideen letzten Endes realisiert wird, ist noch unklar. Eine fünfköpfige Jury hatte sich gestern zusammengesetzt, um einen Preisträger zu ermitteln. Dieser wird am 31. Oktober bei einer Preisverleihung gekürt und erhält 5000 Euro. „Wir sind sehr gespannt, für welches Projekt sich die Jury entscheiden wird“, sagt Evelyn Halm und fügt erklärend hinzu: „Die Entwürfe haben alle Hand und Fuß.“ Es wären allesamt sehr komplexe und gut durch- dachte Entwürfe. Gewinnerprojekt wird realisiert „Viele der Modelle sprechen für sich“, so die Auffassung von Klaus Schwarz. Doch für alle, die die Sprache des Künstlers nicht sofort verstehen, gibt es ein Konzeptpapier, auf welchem die einzuplanenden Kosten, die be- nötigten Materialien und auch die Gedanken der Künstler zu- sammengefasst sind. „Die Entwürfe sind alle sehr unterschiedlich“, weiß die Mit- arbeiterin von JenaKultur. Man- che Projekte spielen mit Licht und Lichtwechsel, andere er- schaffen eine bunte und roman- tische Welt rings um das Gebäu- de und wiederum andere versu- chen, mit in den Boden eingelas- sener Schrift den Blickwinkel der Besucher zu ändern und für die Kunst zu öffnen. Das Preisträgerobjekt wolle man im Jahr 2016/2017 realisie- ren. „Es wäre schön, wenn wir den Gewinnerentwurf bis zur Vergabe des Caroline Schlegel Preis verwirklicht hätten“, wünscht sich der Leiter des Ro- mantikerhauses. ! Die Ausstellung öffnet am . um Uhr und ist bis zum .., Di - So, - Uhr geöffnet. Das Jenaer Romantikerhaus in der Jenaer Innenstadt ist von drei Seiten von hohen Gebäuden umringt. Diesen Zustand kann man nicht ändern, aber man kann mit Hilfe des Botho-Graef-Preises die Hofsituation verbessern. Foto: Dieter Urban Der neunte Botho-Graef-Kunst- preis der Stadt Jena stellte den Künstlern dieses Jahr eine be- sondere Aufgabe. Sie sollten Konzepte für die Gestaltung des Umfeldes des Romantiker- hauses entwerfen. Free Jazz als wahre Überzeugung Von Doris Weilandt Jena. Ein halbrunder Geburts- tag. Unter den Gästen viele Jazz- fans, die zu DDR-Zeiten durch die Clubs in Leipzig und Berlin, zur Jazzwerkstatt nach Peitz und zum Jazz Jamboree nach Warschau gereist sind. Ein Pub- likum, das sich in der Szene aus- kennt. Vortrag zu Beginn kühlt Feierlaune Doch gleich zu Beginn kühlte ein Vortrag, der eher für die aka- demische Auseinandersetzung in einem wissenschaftlichen Se- minar geeignet war, die Feierlau- ne. Referenten Martin Breter- nitz, der an der Musikhochschu- le „Franz Liszt“ seine Master- arbeit zum Thema „Jazz im Paradies“ geschrieben hat, ge- lang es nicht, zum eigentlichen Kern der Geschichte vorzudrin- gen. Die Draufsicht eines Nach- geborenen geriet zu einem leblo- sen Bild von einer Szene, die vor allem eines auszeichnete: die Leidenschaft für eine Musik, der die Freiheit eingeschrieben ist. Ganz anders die anschließen- de Diskussion. „Jazz im Para- dies“-Mitglied (heutiger Jazz- meilen-Organisator) Thomas Eckardt sprach von der DDR als einem Mekka für den Free Jazz: „Wir waren im wesentlichen Ni- sche mit vielen Menschen“. Ulli Blobel, einer der Mitbegründer der legendären Jazzwerkstatt Peitz, ergänzt begeistert: „Es wa- ren die goldenen Zeiten des Jazz. Tausende Leute kamen. Ich habe gemacht, was mir gefal- len hat.“ Dass zu vielen Groß- treffen nicht nur die Musik eine Rolle spielte, sondern auch das gemeinsame FKK-Zelten und das Treffen mit Gleichgesinn- ten, daran erinnerte sich der Mu- siker Rudolf „Ruby“ Kuhl aus Greiz. Der 1980 gegründete Club „Jazz im Paradies“ gehörte zur FDJ-Hochschulgruppenleitung der Friedrich-Schiller-Universi- tät, was ungewöhnlich war. Die meisten solcher Einrichtungen konnten sich unter dem Dach des Kulturbundes formieren. Der Name „Paradies“ kommt vom ersten Spielort, dem Jena- pharm-Klub im Paradies, an dem sich die Jenaer Jazzfreunde regelmäßig trafen. Gleich das erste Konzert war ein Skandal Welche Begeisterung die zu- meist aus Hochschulabsolven- ten bestehende Gruppe von Na- turwissenschaftlern für die Mu- sik entwickelte, zeigen die ers- ten Vortragsabende zur Musikern wie Miles Davis, die drei bis vier Stunden dauerten. Die Bands vermittelte Blobels Jazzwerkstatt-Mitstreiter Jimi Metag. Gleich das erste Konzert, erinnert sich Eckardt augen- zwinkernd, war ein Skandal. Das Blues-Ensemble „Mama Ba- suto“ hatte in Leipzig Auftritts- verbot, was in Jena keiner wuss- te: „Wir hatten ja kein Telefon“. Bereits im Vortrag, der mit dem Untertitel „Der Jazz und die Staatsmacht“ das Kapitel staatli- cher Kontrolle der Kulturszene aufmachte, brachte Breternitz die Stasi ins Gespräch. „Wir wurden weitestgehend in Ruhe gelassen“, sagte Eckardt, der nach „Jazz im Paradies“-Grün- der Peter Mathé bald die Organi- sation der Veranstaltungen übernahm. Nach gerade aufge- tauchten Dokumenten interes- sierten sich die Sicherheitsorga- ne vor allem für Sympathisanten aus der FDJ-Universitätsleitung. „Die Musik, der Free Jazz, war für die Stasi-Leute auch Strafe genug“, kommentiert Eckardt lächelnd. Dass es nicht immer so glimpflich ablief, erzählte Podiumsteilnehmerin Conny Bartlau. Als sie in ihrer Heimat- stadt Zeitz versuchte, einen Jazzclub aufzubauen, verhinder- te die Staatssicherheit nicht nur die Öffnung, sondern in der Fol- ge auch ihre berufliche Zukunft. Beim Jazz konnte man sich Träume erfüllen „Beim Jazz konnte man sich Träume erfüllen und Menschen treffen, denen man nicht gleich jeden Tag begegnet“, erinnert sich Dieter Urban, ebenfalls Gründungsmitglied des Jenaer Jazzclubs und dessen Bild-Chro- nist. Eine Ausstellung im Café Wagner vermittelt einen Ein- druck von Konzerten aus den 1980er Jahren mit internationa- len Jazzgrößen. Die damalige Stimmung stell- te sich sofort wieder ein, als die Greizer Band „Jailbreak“ die Bühne betrat. Unter den Musi- kern Zeitzeugen wie Rudolf „Ruby“ Kuhl und Harald „Schotte“ Seidel, die die Jazzsze- ne in der DDR seit ihrer Entste- hung kannten. Mit ungeheurer Spielfreude improvisierten sie zu wechselnden Rhythmen, ins- piriert von Pionieren des Free Jazz wie Eric Dolphy und John Coltrane. Das Konzert war das passende Geschenk zum Ge- burtstag. ! Weitere Informationen zur Jazzmeile Thüringen unter: www.jazzmeile.org Die Band „Jailbreak“ mit Rudolf „Ruby“ Kuhl (rechts). Foto: Doris Weilandt Der Jenaer Jazzclub „Jazz im Paradies“ blickte anlässlich seines -jährigen Jubiläums Donnerstagabend im Café Wagner auf die er Jahre zurück. Von Theresa Schödensack Altenburg. An den Federn er- kennt man den Vogel, sagt ein deutsches Sprichwort. So ähn- lich verhält es sich auch mit unserer Kleidung, weiß Profes- sor Gabriele Jaenecke, Dozentin an der Hochschule für Bildende Künste in Dresden. „Zeitlich fi- xierte Kleidung und Kostüme ge- ben uns Auskünfte über die Zeit- geschichte und den gesellschaft- lichen Status der abgebildeten Personen“, erklärt die Dozentin. In der neuen Sonderausstel- lung des Altenburger Lindenau- Museums treten einige Kostüme der Porträtierten aus ihren Bil- dern heraus. Im Fachhochschul- studiengang Theaterausstattung von Gabriele Jaenecke stellten insgesamt acht Studierende die Kleidung der vorher ausgewähl- ten Personen in den Porträts her. „Wichtig war dabei, diese Kostüme historisch genau her- zustellen“ berichtet Gabriele Jaenecke und fügt hinzu: „Eine Studentin hat ganze zwei Wo- chen benötigt, um ein Seiden- hemd zu knüpfen.“ Die historisch nachempfun- dene Kleidung wird von Kleider- puppen getragen und neben ihr zweidimensionales Original ge- stellt. Doch nicht nur das: „Wir haben uns erlaubt, die Kostümfi- guren in kleine, von uns erdach- te Szenen mit einigen Requisiten zu packen“, freut sich die Do- zentin. Dabei entstanden neun Insze- nierungen, die zum Träumen und Schmunzeln einladen. Die Ausstellung wird heute eröffnet. Und die aufwendig und detail- verliebten Kostüme sind noch bis zum 3. April 2016 zu bestau- nen. Aus Porträts werden Kleider In der Ausstellung des Alten- burger Lindenau-Museums wartet eine Zeitreise durch die Welt der Kleider und Kostüme. Von Roland H. Dippel Nein, Molter war nicht der ty- pisch protestantische Kantaten- komponist, kein Belcantopro- duzent wie Händel. In der Eti- kettensucht der Kulturvermitt- lung hatte der am 10. Februar 1696 geborene und am 12. Janu- ar 1765 in Karlsruhe verstorbe- ne Molter keine Chance. Abge- sehen von wenigen Einspielun- gen (zum Beispiel eine brand- neue CD mit Solokonzerten bei Musicaphon/SWR) und For- schungsakzenten (Heidelberger Akademie der Wissenschaften). Das Paket zum 250. Todestag Molters, der das neue Orchester- instrument Klarinette liebte und das musikalische Formvokabu- lar gern dem eigenen Gestal- tungswillen anschmiegte, ist deshalb mehr als eine regionale Pflichtübung: Im zweiten Phil- harmonischen Konzert am 21. und 22. Oktober, jeweils 19.30 Uhr, im Theater Gera er- klingen die „Sonata grossa C- Dur MWV IV-6“, eine formale Erfindung Molters, dann seine „Sinfonie D-Dur MWV VII- 144“, zwei Vokalsoli und das „Flötenkonzert G-Dur MWV VI-15“. Zwei Sätze aus Vivaldis Megahit „Vier Jahreszeiten“ und die beliebteste aller frühen Mo- zart-Sinfonien, Nr. 29 A-Dur KV 201, zeigen Molters musikali- sches Umfeld. Am Pult des Reu- ßischen Kammerorchesters steht Werner Ehrhardt, Chefdi- rigent des Concerto Köln. „Molter war wie die heute be- kannten Musikgrößen seiner Zeit ein europäischer Kosmopo- lit. Souverän beherrschte er alle Stile, zum Entzücken des Publi- kums und oft sehr überra- schend“. So begeistert war He- len Geyer, die extra für dieses Konzert mit Michael Pauser und Studierenden der Hochschule für Musik Franz Liszt Weimar an Entschlüsselung und Edition der seit über 200 Jahre nicht auf- geführten Werke arbeitete. Molters Leben zwischen evangelischer Laienmusik, inst- rumentalen Experimenten und als Hofkapellen-Berater für Markgraf Carl Friedrich von Ba- den würdigt die Ausstellung „Molter Ehrung 2015“ ab 11. Oktober im Foyer des Thea- ters Gera. Eröffnet wird sie am Sonntag, 11 Uhr, mit dem 236. Foyerkonzert im Theater Gera. Molter-Ehrung, Konzerte und Ausstellung So passgenau wie der elf Jahre ältere Johann Sebastian Bach lässt sich Johann Melchior Molter aus Tiefenort an der Werra nicht verorten. Leipzig.. Im Zentrum der Schau stehe dabei die Arbeitsmigration in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts, sagte Hans Walter Hütter, Präsident der Stiftung Haus der Geschichte, in Leipzig. Das Thema Einwanderung habe in Deutschland seit Jahr- zehnten eine gesellschaftliche Relevanz – ganz abgesehen von der heutigen Aktualität, fügte er hinzu. Die Ausstellung ist bis zum 17. April 2016 für Besucher zu sehen. Rund 800 Exponate beleuch- ten in der chronologisch aufge- bauten Schau verschiedene Pha- sen der Zuwanderung seit dem Zweiten Weltkrieg. Einen gro- ßen Raum nimmt dabei die An- werbung von sogenannten Gast- arbeitern seit den 1950er Jahren ein. Auch die Geschichte der Vertragsarbeiter in der DDR hat einen Platz. Diese Zuwanderer lebten weitgehend isoliert von der rest- lichen Bevölkerung in eigenen Wohnheimen. Sie kamen über- wiegend aus Vietnam und Mo- sambik und wurden von der Be- völkerung nur ganz selten integ- riert. Aktuell streift die Ausstellung im Zeitgeschichtlichen Forum in der Grimmaischen Straße 6 in Leipzig am Ende die derzeitige Flüchtlingskrise: Ausgestellt ist eine Skulptur aus gestrandeten Wrackteilen des Italieners Gia- como Sferlazzo. Sie stammen von gekenterten Flüchtlings- booten aus dem Mittelmeer. ! Zu sehen: bis . April , dienstags bis freitags, bis Uhr Ausstellung zu Deutschlands Wandel Unter dem Titel „Immer bun- ter“ zeigt das Zeitgeschichtliche Forum in Leipzig gegenwärtig eine Son- derausstellung zu Deutschland als Einwanderungsland.

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Ostthüringer Zeitung Kultur OCKU Sonnabend, . Oktober

Hurts mitneuen Tönen

Neu auf CD

Theresa Schödensack über dasneueAlbum „Surrender“ vonder Britische Erfolgsband„Hurts“

Vor fünf Jahren ging ihrMegahit„Wonderful Life“ umdieWelt.Heute, zwei Jahre nach ihremletzten,mitGold ausgezeichne-tenAlbum „Exile“, kehrt das bri-tische Erfolgs-DuoHurts insmusikalischeRampenlicht zu-rück.„Surrender“ heißt ihr drittes

und neustes Album,was über-setzt so viel bedeutet wie „ich er-gebemich“ und damit auf einebesonders emotionale undnachdenklicheCD schließenlässt. Doch ganz imGegenteil.Direkt nach dem Intro, einemerhebendenGospelmit kräfti-gen Frauenstimmen, ist sicher,dass dasDuo „Hurts“, be-stehend aus Sänger TheoHutchcraft undAdamAnder-son, denZustand desAufgebensvielfältiger fasst.Hurts-Fans können sich ent-

gegen der emotional eher nega-tiv behaftetenBedeutung des Ti-tels auf ein experimentell vielfäl-tiges, aber vorwiegend sehr pop-piges, lebendiges und gutgelauntes Albummit zehn neu-en Songs freuen.Nach zwei Er-folgsalben scheint die Bandmitvielen verschiedenenMusiksti-len locker aber vor allem laszivspielen zuwollen.

a Redaktion dieser Seite:SabineWagner

Neue Pläne für das Romantikerhaus

Von Theresa Schödensack

Jena. „Die wenig einladendeund unübersichtliche Hof- undEingangssituation des Romanti-kerhauses, dem ehemaligenWohnhaus des Philosophen J.G.Fichte, ist mehr als unbefriedi-gend“, betont Evelyn Halm vonJenaKultur. Trotz Wegweisernund erklärenden Flyern, sei dasGebäude für viele Besucher nurschwer zu finden.Die Jenenser und auch viele

Zugezogene wissen: Das JenaerRomantikerhaus liegt versteckthinter einer Wandelpergola aufder einen Seite und umringt vonhohen Gebäuden von den restli-chen drei Seiten, mitten in der

Innenstadt. Einzig und allein dieBüsten von Caroline Schlegel-Schelling, August WilhelmSchlegel und Friedrich Schlegellassen vermuten, dass es hierwohl etwas zu sehen gebenmuss.

EineAufgabe fürnationaleKünstler

„Wir wollen und müssen denEingangsbereich sowie die Hof-situation des Romantikerhausesaufwerten“, sagt Evelyn Halmbestimmt und Klaus Schwarz,der Leiter des Romantikerhau-ses fügt hinzu: „Wir wollen dasBewusstsein der Menschen fürdas Haus steigern und etwasNachhaltiges schaffen.“Passend zum Themenjahr „Je-

na 2015. Romantik. Licht. Un-endlichkeit“ wolle man nun mitHilfe des Botho-Graef-Kunst-preises für zeitgenössische

Kunst der Stadt Jena Licht in dieverwinkelten und dunklen Gas-sen rund um das Romantiker-hauses bringen. Aus diesemGrundwurde dieAufgabe via öf-fentlicher Ausschreibung an na-tionaleKünstle übergeben.Bis März 2015 hatten Kunst-

schaffende Zeit, ihre Ideen fürdas in Szene setzen des Roman-tikerhauses einzureichen. Vielekünstlerische Gestaltungsvor-schläge wurden zugesandt, ins-gesamt 42. Aus diesen wurdenanschließend 14 Ideengeberausgewählt, die ihre Gedankenin konkrete Entwürfe und Mo-delle verwandeln durften.Die 14 Künstler, unter denen

drei Künstlerpärchen jeweils aneinem Projekt zusammen arbei-teten, schufen elf Modellanferti-gungen.Diesekannman ineinerAusstellung bestaunen, die heu-te, 15 Uhr, eröffnet wird und biseinschließlich 1. November imRomantikerhaus zu sehen ist.Welche der Ideen letzten Endes

realisiert wird, ist noch unklar.Eine fünfköpfige Jury hatte sichgestern zusammengesetzt, umeinen Preisträger zu ermitteln.Dieser wird am 31. Oktober beieiner Preisverleihung gekürtund erhält 5000Euro.„Wir sind sehr gespannt, für

welches Projekt sich die Juryentscheiden wird“, sagt EvelynHalm und fügt erklärend hinzu:„Die Entwürfe haben alle Handund Fuß.“ Es wären allesamtsehr komplexe und gut durch-dachte Entwürfe.

Gewinnerprojektwirdrealisiert

„Viele der Modelle sprechen fürsich“, so die Auffassung vonKlaus Schwarz. Doch für alle,die die Sprache des Künstlersnicht sofort verstehen, gibt es einKonzeptpapier, aufwelchemdieeinzuplanenden Kosten, die be-

nötigten Materialien und auchdie Gedanken der Künstler zu-sammengefasst sind.„Die Entwürfe sind alle sehr

unterschiedlich“, weiß die Mit-arbeiterin von JenaKultur. Man-che Projekte spielen mit Lichtund Lichtwechsel, andere er-schaffen eine bunte und roman-tischeWelt rings um das Gebäu-de und wiederum andere versu-chen,mit in denBoden eingelas-sener Schrift den Blickwinkelder Besucher zu ändern und fürdieKunst zu öffnen.Das Preisträgerobjekt wolle

man im Jahr 2016/2017 realisie-ren. „Es wäre schön, wenn wirden Gewinnerentwurf bis zurVergabe des Caroline SchlegelPreis verwirklicht hätten“,wünscht sich der Leiter des Ro-mantikerhauses.

!Die Ausstellung öffnet am. umUhr und ist biszum.., Di - So, -Uhr

geöffnet.

Das Jenaer Romantikerhaus in der Jenaer Innenstadt ist von drei Seiten von hohen Gebäuden umringt. Diesen Zustand kannman nicht ändern, aber man kannmit Hilfe des Botho-Graef-Preises die Hofsituation verbessern. Foto: Dieter Urban

Der neunte Botho-Graef-Kunst-preis der Stadt Jena stellte denKünstlern dieses Jahr eine be-sondereAufgabe. Sie solltenKonzepte für die GestaltungdesUmfeldes des Romantiker-hauses entwerfen.

Free Jazz als wahre Überzeugung

VonDorisWeilandt

Jena. Ein halbrunder Geburts-tag. Unter denGästen viele Jazz-fans, die zu DDR-Zeiten durchdie Clubs in Leipzig und Berlin,zur Jazzwerkstatt nach Peitzund zum Jazz Jamboree nachWarschau gereist sind. Ein Pub-likum, das sich in der Szene aus-kennt.

Vortrag zuBeginn kühltFeierlaune

Doch gleich zu Beginn kühlteein Vortrag, der eher für die aka-demische Auseinandersetzungin einem wissenschaftlichen Se-minar geeignetwar, die Feierlau-ne. Referenten Martin Breter-nitz, der an derMusikhochschu-le „Franz Liszt“ seine Master-arbeit zum Thema „Jazz imParadies“ geschrieben hat, ge-lang es nicht, zum eigentlichenKern der Geschichte vorzudrin-gen. Die Draufsicht eines Nach-geborenen geriet zu einem leblo-sen Bild von einer Szene, die vorallem eines auszeichnete: dieLeidenschaft für eineMusik, derdie Freiheit eingeschrieben ist.Ganz anders die anschließen-

de Diskussion. „Jazz im Para-dies“-Mitglied (heutiger Jazz-meilen-Organisator) ThomasEckardt sprach von derDDR alseinem Mekka für den Free Jazz:„Wir waren imwesentlichenNi-sche mit vielen Menschen“. Ulli

Blobel, einer der Mitbegründerder legendären JazzwerkstattPeitz, ergänzt begeistert: „Eswa-ren die goldenen Zeiten desJazz. Tausende Leute kamen.Ich habe gemacht, wasmir gefal-len hat.“ Dass zu vielen Groß-treffen nicht nur die Musik eineRolle spielte, sondern auch dasgemeinsame FKK-Zelten unddas Treffen mit Gleichgesinn-ten, daran erinnerte sichderMu-siker Rudolf „Ruby“ Kuhl ausGreiz.Der 1980 gegründete Club

„Jazz im Paradies“ gehörte zurFDJ-Hochschulgruppenleitungder Friedrich-Schiller-Universi-tät, was ungewöhnlich war. Diemeisten solcher Einrichtungenkonnten sich unter dem Dachdes Kulturbundes formieren.

Der Name „Paradies“ kommtvom ersten Spielort, dem Jena-pharm-Klub im Paradies, andem sich die Jenaer Jazzfreunderegelmäßig trafen.

Gleich das erste Konzertwar ein Skandal

Welche Begeisterung die zu-meist aus Hochschulabsolven-ten bestehende Gruppe von Na-turwissenschaftlern für die Mu-sik entwickelte, zeigen die ers-ten Vortragsabende zurMusikern wie Miles Davis, diedrei bis vier Stunden dauerten.Die Bands vermittelte BlobelsJazzwerkstatt-Mitstreiter JimiMetag.Gleichdas ersteKonzert,

erinnert sich Eckardt augen-zwinkernd, war ein Skandal.DasBlues-Ensemble „MamaBa-suto“ hatte in Leipzig Auftritts-verbot, was in Jena keiner wuss-te: „Wir hatten ja kein Telefon“.Bereits im Vortrag, der mit

demUntertitel „Der Jazz unddieStaatsmacht“ das Kapitel staatli-cher Kontrolle der Kulturszeneaufmachte, brachte Breternitzdie Stasi ins Gespräch. „Wirwurden weitestgehend in Ruhegelassen“, sagte Eckardt, dernach „Jazz im Paradies“-Grün-der PeterMathé bald dieOrgani-sation der Veranstaltungenübernahm. Nach gerade aufge-tauchten Dokumenten interes-sierten sich die Sicherheitsorga-ne vor allem für Sympathisantenaus der FDJ-Universitätsleitung.

„Die Musik, der Free Jazz, warfür die Stasi-Leute auch Strafegenug“, kommentiert Eckardtlächelnd.Dass es nicht immer soglimpflich ablief, erzähltePodiumsteilnehmerin ConnyBartlau. Als sie in ihrer Heimat-stadt Zeitz versuchte, einenJazzclub aufzubauen, verhinder-te die Staatssicherheit nicht nurdie Öffnung, sondern in der Fol-ge auch ihre beruflicheZukunft.

Beim Jazz konntemansich Träume erfüllen

„Beim Jazz konnte man sichTräume erfüllen und Menschentreffen, denen man nicht gleichjeden Tag begegnet“, erinnertsich Dieter Urban, ebenfallsGründungsmitglied des JenaerJazzclubs und dessen Bild-Chro-nist. Eine Ausstellung im CaféWagner vermittelt einen Ein-druck von Konzerten aus den1980er Jahren mit internationa-len Jazzgrößen.Die damalige Stimmung stell-

te sich sofort wieder ein, als dieGreizer Band „Jailbreak“ dieBühne betrat. Unter den Musi-kern Zeitzeugen wie Rudolf„Ruby“ Kuhl und Harald„Schotte“ Seidel, die die Jazzsze-ne in der DDR seit ihrer Entste-hung kannten. Mit ungeheurerSpielfreude improvisierten siezu wechselnden Rhythmen, ins-piriert von Pionieren des FreeJazz wie Eric Dolphy und JohnColtrane. Das Konzert war daspassende Geschenk zum Ge-burtstag.

!Weitere Informationen zurJazzmeile Thüringen unter:www.jazzmeile.org

Die Band „Jailbreak“mit Rudolf „Ruby“ Kuhl (rechts). Foto: DorisWeilandt

Der Jenaer Jazzclub „Jazz imParadies“ blickte anlässlichseines -jährigen JubiläumsDonnerstagabend imCaféWagner auf die er Jahrezurück.

Von Theresa Schödensack

Altenburg. An den Federn er-kennt man den Vogel, sagt eindeutsches Sprichwort. So ähn-lich verhält es sich auch mitunserer Kleidung, weiß Profes-sorGabriele Jaenecke,Dozentinan der Hochschule für BildendeKünste in Dresden. „Zeitlich fi-xierteKleidungundKostümege-ben unsAuskünfte über dieZeit-geschichte und den gesellschaft-lichen Status der abgebildetenPersonen“, erklärt dieDozentin.In der neuen Sonderausstel-

lung des Altenburger Lindenau-Museums treten einige Kostümeder Porträtierten aus ihren Bil-dern heraus. ImFachhochschul-studiengang Theaterausstattungvon Gabriele Jaenecke stellteninsgesamt acht Studierende dieKleidung der vorher ausgewähl-ten Personen in den Porträtsher. „Wichtig war dabei, dieseKostüme historisch genau her-zustellen“ berichtet GabrieleJaenecke und fügt hinzu: „EineStudentin hat ganze zwei Wo-chen benötigt, um ein Seiden-hemd zu knüpfen.“Die historisch nachempfun-

deneKleidungwird vonKleider-puppen getragen und neben ihrzweidimensionales Original ge-stellt. Doch nicht nur das: „Wirhaben uns erlaubt, die Kostümfi-guren in kleine, von uns erdach-teSzenenmit einigenRequisitenzu packen“, freut sich die Do-zentin.Dabei entstanden neun Insze-

nierungen, die zum Träumenund Schmunzeln einladen. DieAusstellung wird heute eröffnet.Und die aufwendig und detail-verliebten Kostüme sind nochbis zum 3. April 2016 zu bestau-nen.

AusPorträts

werden KleiderIn der Ausstellung des Alten-burger Lindenau-Museumswartet eine Zeitreise durch dieWelt der Kleider undKostüme.

VonRolandH. Dippel

Nein, Molter war nicht der ty-pisch protestantische Kantaten-komponist, kein Belcantopro-duzent wie Händel. In der Eti-kettensucht der Kulturvermitt-lung hatte der am 10. Februar1696 geborene und am 12. Janu-ar 1765 in Karlsruhe verstorbe-ne Molter keine Chance. Abge-sehen von wenigen Einspielun-gen (zum Beispiel eine brand-neue CD mit Solokonzerten beiMusicaphon/SWR) und For-schungsakzenten (HeidelbergerAkademie derWissenschaften).Das Paket zum 250. Todestag

Molters, der das neueOrchester-instrument Klarinette liebte unddas musikalische Formvokabu-lar gern dem eigenen Gestal-tungswillen anschmiegte, istdeshalb mehr als eine regionalePflichtübung: Im zweiten Phil-harmonischen Konzert am21. und 22. Oktober, jeweils19.30 Uhr, im Theater Gera er-klingen die „Sonata grossa C-Dur MWV IV-6“, eine formaleErfindung Molters, dann seine„Sinfonie D-Dur MWV VII-144“, zwei Vokalsoli und das„Flötenkonzert G-Dur MWVVI-15“. Zwei Sätze aus VivaldisMegahit „Vier Jahreszeiten“unddie beliebteste aller frühen Mo-zart-Sinfonien,Nr. 29A-DurKV201, zeigen Molters musikali-sches Umfeld. Am Pult des Reu-ßischen Kammerorchesterssteht Werner Ehrhardt, Chefdi-rigent des ConcertoKöln.„Molter war wie die heute be-

kannten Musikgrößen seinerZeit ein europäischer Kosmopo-lit. Souverän beherrschte er alleStile, zum Entzücken des Publi-kums und oft sehr überra-schend“. So begeistert war He-len Geyer, die extra für diesesKonzertmitMichael Pauser undStudierenden der Hochschulefür Musik Franz Liszt Weimaran Entschlüsselung und Editionder seit über 200 Jahre nicht auf-geführtenWerke arbeitete.Molters Leben zwischen

evangelischer Laienmusik, inst-rumentalen Experimenten undals Hofkapellen-Berater fürMarkgraf Carl Friedrich von Ba-den würdigt die Ausstellung„Molter Ehrung 2015“ ab11. Oktober im Foyer des Thea-ters Gera. Eröffnet wird sie amSonntag, 11 Uhr, mit dem236. Foyerkonzert im TheaterGera.

Molter-Ehrung,Konzerte undAusstellung

So passgenauwie der elf Jahreältere Johann Sebastian Bachlässt sich JohannMelchiorMolter aus Tiefenort an derWerra nicht verorten.

Leipzig. . ImZentrumder Schaustehe dabei dieArbeitsmigrationin der zweiten Hälfte des20. Jahrhunderts, sagte HansWalter Hütter, Präsident derStiftungHaus derGeschichte, inLeipzig.Das Thema Einwanderung

habe in Deutschland seit Jahr-zehnten eine gesellschaftlicheRelevanz – ganz abgesehen vonder heutigen Aktualität, fügte erhinzu. Die Ausstellung ist biszum 17. April 2016 für Besucherzu sehen.Rund 800 Exponate beleuch-

ten in der chronologisch aufge-bautenSchau verschiedenePha-sen der Zuwanderung seit demZweiten Weltkrieg. Einen gro-ßen Raum nimmt dabei die An-werbung von sogenanntenGast-arbeitern seit den 1950er Jahrenein. Auch die Geschichte derVertragsarbeiter in der DDR hateinen Platz.Diese Zuwanderer lebten

weitgehend isoliert von der rest-lichen Bevölkerung in eigenenWohnheimen. Sie kamen über-wiegend aus Vietnam und Mo-sambik und wurden von der Be-völkerung nur ganz selten integ-riert.Aktuell streift die Ausstellung

im Zeitgeschichtlichen ForuminderGrimmaischenStraße 6 inLeipzig am Ende die derzeitigeFlüchtlingskrise: Ausgestellt isteine Skulptur aus gestrandetenWrackteilen des Italieners Gia-como Sferlazzo. Sie stammenvon gekenterten Flüchtlings-booten aus demMittelmeer.

!Zu sehen: bis . April ,dienstags bis freitags, bis Uhr

Ausstellung zuDeutschlands

WandelUnter demTitel „Immer bun-ter“ zeigt dasZeitgeschichtliche Forum inLeipzig gegenwärtig eine Son-derausstellung zuDeutschlandals Einwanderungsland.