Moment Mai/Juni 2012

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Monatsschrift für die Rudolf Steiner-Schule Wien-Mauer Mai / Juni 2012, € 2,50

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Monatsschrift für die Rudolf Steiner-Schule Wien-Mauer

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Monatsschrift für die Rudolf Steiner-Schule Wien-MauerMai / Juni 2012, € 2,50

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MoMent

Monatsschrift von und für Eltern, FreundInnen, Lehrer Innen und SchülerInnen der R. Steiner-Schule Wien-Mauer, Freie [email protected] 20. Jahr

MoMent-Konto lautend auf: Redaktion SchulzeitungKontonummer: 9681.059 P.S.K. Blz: 60000; BIC OPSK ATWW IBAN AT26 6000 0000 0968 1059

Leitung des Redaktionsteams:Roman David-Freihsl [email protected]

Anzeigen/Layout: Renate / Karl Hruza

MitarbeiterInnen: Renate Hruza, T. 01/802 66 03 [email protected] Hruza, T. 01/802 66 03 [email protected]örg Schmiedbauer, T. 0676 530 28 29 [email protected]

Freie MitarbeiterInnen: Matti Melchinger, Christa Salcher,Karin Schadl, Lothar Trierenberg

Eigentümer, Verleger und Herausgeber (Medieninhaber):Waldorf-Wirtschafts-Gemeinschaft (WWG), DVR Nr.: 7864 9742

Absender:[email protected] 1230 Wien, Endresstr. 100

Herstellungsort:DONAU-FORUM-DRUCK , 1230 Wien

Verlagspostamt:1230 Wien

Zulassungsnummer: 02Z032325Z

MoMentim 20. Jahr

Liebe Leserin, lieber Leser!

D er Schulschluss naht, die Zeit rinnt dahin wie Kreide an der frisch gewischten Tafel

– so Vieles ist noch zu erledigen, fast täglich kommt noch etwas Neues dazu, das noch schnell erledigt werden muss. Die letzten Kräfte werden mobilisiert. Durch-halten ist angesagt – wenn auch mit viel Schnaufen.

Aber was die MoMent-Redaktion betrifft: Die hat jetzt wirklich einen langen Atem. Den ha-ben wir geschenkt bekommen von den bis-herigen und neuen, bereits treuen Inserenten und großzügigen Spendern – zum Teil blieb uns buchstäblich der Atem weg, angesichts dieser überwältigenden Hilfsbereitschaft. Und das ist in Zeiten wie diesen wahrlich nichts Selbstverständliches. Der Fortbestand der ge-druckten MoMent-Version ist also tatsächlich abgesichert und wir sagen dafür allen, die mitgeholfen haben, vielen, vielen, vielen herz-lichen Dank!

Um kein Missverständnis aufkommen zu lassen: Wir freuen uns natürlich immer noch über weitere Spenden.

Eine riesige Freude ist für uns natürlich auch die große Bereitschaft von so vie-len an der Schule – seien es Lehrer oder El-tern –, unsere Schulzeitung mit Beiträgen zu füllen. Auch ihnen an dieser Stelle ein herzliches Dankeschön! Aber auch dies ist eine Freude, die immer noch gesteigert werden kann. Mit dem Fortbestand des MoMent wird es viele zu berichten geben. Gleich im September wollen wir mit der nächsten Ausgabe weitermachen – und möchten bis dahin in der Sommerhitze weitere Verbesserungen ausbrüten.

Last but not least hat die Moment-Redak-tion aber auch noch eine große Bitte: Wir würden so gerne noch weiterwachsen. Wer gerne in einer wirklich sehr netten Runde an diesem Projekt mitmachen will, ist herzlichst eingeladen. Es geht das Ge-rücht um, dass unsere Redaktionssitzun-gen zu den nettesten Zusammenkünften in der Schule zählen.

Einen wunderbaren und erfüllten Sommer wünscht

Roman David-Freihsl für das ganze dankbare MoMent-Team.

Ein großes Dankeschön

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Fühle, wie wir liebend blickenIn die Höhen, die dich jetztHin zu andrem Schaffen rufen,Reiche den verlassnen FreundenDeine Kraft aus Geistgebieten.

Höre unsrer Seelen Bitte,Im Vertrau‘n dir nachgesandt:Wir bedürfen zu dem ErdenwerkStarker Kraft aus Geistes-Landen,Die wir toten Freunden danken.

Eine Hoffnung, uns beglückend,Ein Verlust, der tief uns schmerzt:Laß uns hoffen, daß du ferne-nah,Unverloren unsrem Leben leuchtest,Als ein Seelenstern im Geistbereich.

Rudolf Steiner GA 157 – Menschenschicksale und Völkerschicksale, 7. Vortrag, Berlin, 22. Februar 1915

David Johannes Neugebauer8. März 1990 - 17. April 2012

„So haben wir nötig, dass, ohne dass der Bogen überspannt wird, nicht durch Anstrengung, sondern durch Ökonomie der Er-ziehung, Konzentration bei den Kindern erreicht werden soll. Dies können wir in der Weise, wie es der heutige Mensch braucht, nur erreichen, wenn wir etwas abschaffen, was heute noch sehr beliebt ist: Wenn wir den verfluchten Stundenplan in den Schulen abschaf-fen, dieses Mordmittel für eine wirkliche Entwickelung der mensch-lichen Kräfte. Man denke nur einmal nach, was es heißt: von 7 – 8 Rechnen, von 8 – 9 Sprachlehre, von 9 – 10 Geographie, von 10 – 11 Geschichte! Alles dasjenige, was von 7 – 8 die Seele durchwogt hat, wird ausgelöscht von 8 – 9 und so weiter. In diesen Dingen ist es heute notwendig, den Sachen auf den Grund zu gehen. Wir dür-fen überhaupt nicht mehr daran denken, dass Lehrfächer da sind, damit „Lehrfächer“ gelehrt werden; sondern wir müssen uns klar sein: Im Menschen vom 7. bis 14. Jahre müssen entwickelt werden in der richtigen Weise Denken, Fühlen und Wollen. Geographie, Rechnen, alles muss so verwendet werden, dass in der richtigen Weise Denken, Fühlen, Wollen entwickelt werden.

Viel spricht man in der heutigen Pädagogik davon, man soll die Individualitäten entwickeln, man soll der Natur ablauschen, wel-che Fähigkeiten man entwickeln soll. Alles Phrasen! – weil diese Dinge nur einen Sinn bekommen können, wenn man die Sache aus der Geisteswissenschaft heraus bespricht; sonst bleibt es Phrase. Es wird daher in der Zukunft notwendig sein, dass man sich sagt: Für ein bestimmtes Lebensalter ist zum Beispiel vor allen Dingen notwendig, etwas Rechnen beizubringen. Dazu muss man zwei, drei Monate verwenden, um an den Vormittagen Rechnen beizu-bringen. Nicht einen Stundenplan, der alles durcheinander enthält, sondern der Rechnen eine Zeitlang treibt – dann weitergehen. Und genau die Dinge so einstellen, dass sie eingestellt sind auf das, was die Menschennatur in einem bestimmten Zeitpunkt verlangt!“

Aus: Rudolf Steiner, „Die Erziehungsfrage als soziale Frage“, Zweiter Vortrag, Dornach, 10. August 1919.

Ausgewählt von Roman David-Freihsl

„Den verfluchten Stundenplan in den Schulen abschaffen“

Geschichte der Anthroposophischen Gesellschaft

1912-1923 Gründung der Anthroposophischen Gesellschaft28.12.1912: Gründung der Anthroposophischen Gesellschaft in Köln mit ca. 3000 Mitgliedern. Im Vorstand: Marie von Sivers, Michael Bauer, Carl Unger. Rudolf Steiner übernimmt keine Äm-ter, sondern wirkt als Berater und Vortragender. Trennung von der Theosophischen Gesellschaft.

Zu einer befriedigenden und gesunden Lebensgestaltung bedarf die Menschen-natur der Erkenntnis und Pflege ihrer ei-genen übersinnlichen Wesenheit und der übersinnlichen Wesenheit der aus-sermenschlichen Welt. …Wahre Geis-tesforschung und die aus ihr folgende Gesinnung soll der Gesellschaft ihren Charakter geben…:1. Es können in der Gesellschaft alle diejenigen Menschen brüderlich zu-sammenwirken, welche als Grundlage eines liebevollen Zusammenwirkens ein gemeinsames Geistiges in allen Men-schenseelen betrachten, wie auch diese verschieden sein mö-gen in bezug auf Glauben, Nation, Stand, Geschlecht usw.2. Es soll die Erforschung des in allem Sinnlichen verborgenen Übersinnlichen gefördert und der Verbreitung echter Geistes-wissenschaft gedient werden.3. Es soll die Erkenntnis des Wahrheitskernes in den verschiede-nen Weltanschauungen der Völker und Zeiten gepflegt werden

(Aus: Entwurf der Grundsätze einer Anthroposophischen Gesell-schaft 1912)

http://www.goetheanum.org/ 31.3.2012, 9:30

Carl Unger (1878-1929)

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Liebe Festvorbereiter, Tanzende und Zieh-harmonikaspielende, Würstelgrillende,

Holzarbeitende, Specksteinbohrende und Sägespäne-Stopfende, Essensverteiler und Kaffee-Kochende, Filzende, Garderoben-Ausräumende und fleißig Mithelfende, Her- (und vor allem schweißtreibend und auch nervenaufreibend) Wegräumende, das Ar-beitsende-Genießende und sich am gelun-genen Fest Freuende! Wir alle haben trotz wechselnden Wetter- und Windverhältnissen wieder ein wunder-schönes „Fest für uns“ gefeiert. Mir hat es wieder große Freude bereitet, mit euch al-len zusammen dieses Fest (diesmal mit sehr wenig Vorbereitungs-Aufwand) zu organi-sieren und zu feiern!

Michaela Eberharter

P.S.: Mit den Einnahmen von rund € 820,- wurden 10 Heurigengarnituren für die Schu-le angeschafft, mit und an denen hoffentlich noch viele weitere schöne und fröhliche Fes-te gefeiert werden können!

Dank an Monika Böhm, Irene Mayer, Angela Schindler und die Musikschule, Renate Hru-za, Herta Hans, die 11. Klasse und all die El-tern, die tatkräftig mitgeholfen haben oder spontan noch Zelte zur Verfügung stellten.

Während sich anfangs nur einige Kinder mit der Laubsäge auseinandersetzten, saßen

daneben fast immer acht Kinder, die an Stei-nen feilten und schliffen, ja, diese pulverisierten. Mehr und mehr verwandelte sich der Tisch in eine weiße Sandlandschaft. Erst mit der Zeit und Dank einiger Eltern, die die Hände der Kinder an der Säge führten, entstanden mehrere schöne und bunte Kreiselarenen. Währenddessen wur-de köstliches Brot und Gebäck neben uns im Ofen gebacken. Später waren es dann Pizzen, die weggingen wie die warmen Semmeln. Und dann ging es noch auf das Spielfeld. Mit Leidenschaft spielten Klein und Groß trotz Nieselregen Fußball. Als ich in Dort-mund zur Schule ging, wäre ein solches Spiel an einem solchen Tag undenkbar ge-wesen – das war ein Fest! Und ich war dabei!

Matthias Berke

Peter Eberharters „Würstel“-Eindrücke: ... die Begeisterung der Kinder, sich so

viel nehmen zu dürfen, wie sie wollten, ein paar wenige, die mehr als reichlich schmausten und viele andere kleine und etwas größere Knirpse, die diese Steckerl-grillerei nach Herzenslust genossen – mit all ihren Eigenwilligkeiten.

auf „Ein Fest für uns“

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MoMent Rückblick …

Fotos: Nadja Berke, Lothar Trierenberg

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Heuer hat uns (= die Organisatoren) „Ein Fest für uns“ auf die Probe ge-

stellt, wie denn dieses Fest bei nicht so günstigen Wetterverhältnissen ausse-hen kann. Wir haben uns am Tag vor-her schweren Herzens eingestanden, dass es „vielleicht doch regnen könn-te“ und eine Schlechtwetter-Variante erarbeitet. Diese wurde durch den zu Beginn warmen und schönen Tag noch einmal variiert und letztlich ist die vor-gefundene Veranstaltung daraus ge-worden – ein bisschen drinnen, ein bisschen draußen – und auch das Cha-os in den Garderoben ist nicht ausge-blieben. Es wurden Jacken weggehängt und nach dem Fest wieder hingehängt ... aber wo sollten sie hin? Frau Platzer und Frau Rumetshofer hatten am Mon-tag sicher eine interessante Beschäfti-gung ... herzlichen Dank den beiden für ihr geduldiges „Hinnehmen“.Neben vielen Angeboten hat uns heu-er die 4. Klasse wieder ihr Kasperlethe-ater vorgespielt – mit wunderbarer, selbst gemalter Kulisse – und einem Kasperl, der einen langen Weg bestrei-

ten musste.

Susanne Genswein

Schön, dass es nach wie vor so viel Freude, Kraft und Engage-

ment in unserer Schule gibt.Sabine Trierenberg

Die Eltern brannten darauf, in den von ihnen gemalten Bühnenbildern end-

lich ihre Kinder mit den Puppen agieren zu sehen. Viele Geschwister und eine Menge andere kleine und große Kin-der freuten sich auf ein zauberhaftes Puppenspiel-Erlebnis.

Punkt 16 Uhr 30 begann das Drängen in den Klassenraum der 4. Klasse, der wun-derschön arrangiert war. Unter der Kas-perlbühne stand in großen bunten Let-tern der Titel des Stücks: „Die Zau}ber-feder“, geschrieben von Frau Dragschitz, der Klassenlehrerin.Das Spiel war breit angelegt, und jedes Kind der Klasse hatte seine selbst gestal-tete Puppenfigur im Einsatz. Cowboys und Indianer, Räuber und Polizisten, Magd, Gärtner und Koch, Schlafmütze und Meerjungfrau, Großmutter und Zi-geunerin und noch eine Menge anderer halfen dem Kasperl, seinen Auftrag zu erfüllen.Die fröhliche Hauptfigur (ob seines lan-gen Textes von vier Kindern gespielt) be-gegnete auf seiner Wanderung durch die zauberhafte Kulisse all den unterschied-lichen Mitstreitern.Dank seines Tauschgeschicks hatte der mittellose Kasperl die Zauberfeder er-worben, konnte damit das erwünschte

Königreich gewinnen und somit die Bedin-gung des Königs geschickt erfüllen, die es ihm erlaubte, die Prinzessin zu heiraten.Es war ein Vergnügen, die Begeisterung der Puppenspieler bei der Aufführung zu spüren. Die Kinder begeisterten auch uns Zuseher. Neben der souveränen Textbewältigung und deutlichen Aussprache, waren mir die indivi-duell gestalteten Auf- und Abtritte ihrer Fi-guren eine besondere Freude (winke, winke, hops und davon, hinaus und husch wieder herein in den Guckkasten und viele Varian-ten mehr).Ein leider etwas trübender Nebeneffekt war der unkoordinierte Einlass. Die immer wieder auf- und zugehende Eingangstüre quietsch-te so unangenehm, dass in den hinteren Reihen der Text oft nur schwer verstehbar war. Erst in der Mitte des Stücks nahm sich ein Vater das Herz, das dauernde Raus- und Reingehen zu unterbinden.Danach konnten wir alle das Stück wie-der störungsfrei genießen, und beinahe alle hatten die Story dann doch noch verstan-den. Um jedoch ganz sicher zu gehen und halbwegs verständlich berichten zu können, habe ich sie dennoch amüsiert nachgelesen.

Ing. Peter Gluchi

Beim diesjährigen „Fest für uns“ am Samstag, den 12.5., herrschte schon Stunden vor der Aufführung des Kasperlspiels knisternde Spannung.

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Parzival – ein besonderes Erlebnis der Fünften

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Die 3. Klasse baut ein Haus - und eine Bank

Wo ist noch Platz für ein Haus? Wie je-des Jahr möchte auch unsere 3. Klasse

ein echtes Haus bauen. Da im Schulhof und Garten schon genug kleinere und größere Häuser stehen, waren wir alle sehr froh dass im nahegelegenen Garten der Familie Baum-gartner noch ein bisschen Platz war. So konnten die Schülerinnen und Schüler dort einen Fahrradschuppen zimmern und eine Gartenbank mauern - die Bank mit dem wohl sichersten Fundamenten in ganz Mauer.Über 3 Wochen lang marschierten die Kin-der jeden Morgen gemeinsam zur Baustelle, es gab eine Baubesprechung und die Vertei-lung der Aufgaben. Vom Fundament aushe-ben, Balken zuschneiden, bohren, verzinken bis zum Streichen der Holzverkleidung gab es mehr als eine Woche lang viele Vorarbei-ten zu erledigen.

Dann konnte der Grundstein mit Fingerab-drücken aller Kinder feierlich gesetzt wer-den. Danach wurde Beton gemischt und die Fundamente gegossen. Nach einem Wochenendeinsatz vieler Eltern um die Balken vorzubereiten, wurde dann auch bald die tragende Konstruktion für den Schuppen aufgestellt - ein Haus entsteht!Dann wieder an die Maurerarbeit - das Fun-dament ist ausgehärtet. Die zwei Sockel für die Bank werden mit klassischen Ziegeln ge-mauert, jedes Kind darf einen Ziegel fach-gerecht legen - ein kleines, aber sehr feines Mauerwerk entsteht.Beim Schuppen wird indes geschraubt und genagelt - der Dachstuhl ist fertig, das Richt-fest kann begangen werden!

Am Ende brauchen wir nur 3 Tage länger als geplant - und auch das Wetter hat fast immer mitgespielt - alle sind glück-lich und zufrieden.Neben den vielen Handwerklichen Din-gen die hier gelernt wurden - Frau Plat-zer war sehr „streng“ mit den Eltern, niemand durfte den Kindern die Arbeit „wegnehmen“ - haben die Kinder noch so manch anderes gelernt: „Was ich gut finde an der Hausbau-Epoche, ich habe gelernt ganz alleine das Bau-Tagebuch zu schreiben!“ Das Tagebuch war die beglei-tende Hausaufgabe, die oft in den Bau-pausen von den Kindern selbständig er-ledigt wurde.

Ein großes Danke der ganzen Familie Baumgartner, die Ihren Garten mit 30 Kindern und vielen Eltern geteilt haben und Michael, der fast jeden Tag da war, geplant, koordiniert und gewerkt hat - ohne Euch hätten wir kein Haus bauen können!

Aber danke auch besonders an Son-ja Fischbacher, sie hat für dieses Pro-jekt keine Kosten und Mühen gescheut und den Hausbau von Anfang bis Ende begleitet!Und zum Glück haben wir über die gan-zen 3 Wochen fast immer genügend El-tern gehabt, die sich Zeit genommen ha-ben um die Arbeitsstationen zu betreu-en und den Kindern vieles zu zeigen und zu lernen - Danke allen von uns!

Lothar Trierenberg

Fotos: Lothar Trierenberg

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Eine Geschichte, die sehr wahrscheinlich in vielen Elternhäusern ähnlich begann.

Als Diana mit der frohen aufregenden Botschaft nach Hause kam: „Wir spie-len ein Theater!“ War mein erster Ge-danke, na typisch, schon wieder eine Extrawurst mit unserer 5. Klasse, ein Theat…. „Und ich spiele die Sigune!“, rief sie hinterher und strahlte mich auf-geregt an. Ich hörte sofort auf zu denken und freute mich mit. Ich spiele ja auch so gerne Theater und Auswendiglernen liebte ich meine ganze Schulzei… „Und ich habe urviel zum Lernen!“, holte mich Diana schon wieder aus meinen Träumen zurück. „Na, dann lies einmal vor!“ Ich hatte kaum ausgesprochen, hörte ich sie schon. Von Parzival hatte ich schon gehört, aber wer da dahinter und alles drinnen steckt hörte ich zum ersten Mal. Ich hörte von Jeschute, Orgellus, einem roten Rit-ter, Herzeloyde, König Artus, Schmied Trebucet, von Fragen, die leider nie ge-stellt wurden, von Versprechen und dem Schwert, dass beim ersten Schlag zer-bricht (so ein Pfusch, dachte ich), dem Schmied, der schon sein ganzen Leben lang darauf wartet, es endlich reparieren zu können, damit er sein Lebenswerk ab-schließen kann, dem Jüngling, der in die Welt ziehen wollte, der unglücklichen Königin, den Turnieren, vielen gefährli-chen Kämpfen, von Engeln, von Liebe und Schmerz und noch vielem mehr.Diana stürzte sich auch sofort in ein intensives Rollelernen und hatte nicht Ruhe, bevor sie ihren Teil konnte. Als die Zeit der Aufführung näher rückte, rezi-tierte sie fast das ganze Stück. Zu guter Letzt entwickelte sich, je näher die „Auf-spielzeit“ kam, ein wenig Nervosität und Lampenfieber.

Bevor ich von der Aufführung berichte, möchte ich noch ein paar Besonderhei-ten aus der Zeit der Proben und Vorbe-reitungen bringen. An jenem Samstag, als wir die Veranstaltung „Lebens-Raum-Schule“ vorbereiteten und durchführten, hatte Frau Willau ihre Klasse zum frei-willigen Unterricht eingeladen. Ich war natürlich sehr neugierig, wie viele Kinder da kommen würden. Als ich am besag-

MoMent Rückblicke …

Parzival – ein besonderes Erlebnis der Fünften ten Samstag nachsehen ging, fühlte ich eine unbändige Freude in den Kindern, als sie da so zeichneten, Farben mischten und malten, ja – und dazwischen sogar ein Liedchen an-stimmten. Es waren mehr als die Hälfte der Kinder der 5. Klasse gekommen, um mit Un-terstützung von Frau Ellermann, Frau Klein und Frau Willau die Kulissen herzustellen, die dann bei der Aufführung von uns be-staunt wurden.Aber auch das Schwert des Königs forder-te, bevor es seiner Bestimmung nachgehen konnte, noch Aufmerksamkeit. Es wollte nämlich nicht so leicht zerspringen, wie es den Vorgaben des Texts und den Vorstel-lungen der Regie entsprach. Mit Schleifpa-pier und Feile ließ sich diese Unpässlich-keit des Schwertes bereinigen und seine tadellose Funktionalität herstellen. Et-was schwieriger war es da schon, dem Schwert zu helfen, als von unbekannter Hand der Schaft des Schwertes zerbro-chen wurde. Wahrscheinlich geschah das bei geheimen Übungen edler Rit-tern. Wie nicht anders zu erwarten, wurde der Schaden genauso unbemerkt gerichtet, wie er entstanden war. Parzi-val würde nun mit sicherer Hand seine Schlachten schlagen können.Endlich war er da, der 28. März. Der Tag, an dem die 5. Klasse „die Bretter, die die Welt bedeuten“ vor großem Pu-blikum betrat.Als wir eintrafen, waren die Sitzplätze schon fast alle besetzt. Bis zum Beginn der Aufführung waren dann alle Sitze mit Geschwister, Opas, Omas, Tanten, Onkeln, Lehrerinnen, Lehrern, Eltern so-wie Adabeis bis zum letzten Platzerl belegt.

Die Aufregung war den Kin-dern ins Gesicht geschrieben, als sie die große Bühne, der halbe Eurythmie Raum war Bühne, betraten. Sogleich fan-den sich die Akteure ein und den jungen ungestümen Rit-terssohn zog es auch sofort in die Welt hinaus. Aber ohne Segen und einige Verhaltens-regeln von seiner Mutter durf-te er doch nicht in die Fremde ziehen.

Unsere Kinder spielten einen Parzival, wo die Dramatik der sich überschlagenden Er-eignisse, von Spannung kaum von anderen Stücken zu überbieten sein wird. Furcht, Angst und Verzweiflung standen beinahe greifbar im Raum. Erst langsam regte sich wieder Hoffnung auf ein gutes Ende. Nur der Glaube der Helden an die guten und edlen Rittereigenschaften konnte uns Zuseher mit dem schweren Schicksal der Herzogin ver-söhnen. Erst als sich herauskristallisierte, dass zu guter Letzt doch der Wahrheit zum Durchbruch gelangen würde, waren wir mit dem Stück wieder versöhnt.Alle Charaktere fanden sich im Enthusias-mus des Hineinwachsens und Herauslas-

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Fotos: Josef Brüller

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sens in den jeweiligen Traumrollen, die den Darstellern wie auf den Leib geschneidert schienen. Sie zeigten uns einige edle Tu-genden und auch manche wahre Untu-gend der Herren Ritter und deren Damen.Eine lange Reihe von glänzenden Gesich-tern und strahlenden Augen stand nach einer mitreißenden Aufführung vor uns auf der Bühne und nahm den wohlverdienten Applaus entgegen.Dass außer Hirn und Herz auch die phy-sischen Teile der Menschen ihren Teil ab-bekamen, war dann Sache der Eltern. Wir hatten im Lehreraufenthaltsraum ein reich-haltiges Büffet vorbereitet. Bei Getränken, Kuchen, Knabbergebäck, Obst und Ge-müsestückchen sowie angeregten Gesprä-chen in dichtem Gedränge klang wieder ein wundervoller Nachmittag aus. Dieser Theatertag wird den Akteurinnen und Ak-teuren, wie auch uns passiven Teilneh-mern, sicher in Erinnerung bleiben.Mit Freude und Dankbarkeit möchte ich hier Frau Willau Bewunderung für dieses sehr gelungene weitere Zusammenschwei-ßen der Klasse entgegenbringen. Bei man-chen Besetzungen hatten wir das Gefühl, die Rolle wurde speziell für diese Darstel-lerin oder diesen Darsteller geschrieben. Großartig gelang auch die Regiearbeit. Die Auf- und Abtritte der Darsteller, die hinter dem Publikum die Seiten wechselten, das Ausnützen des gesamten Raumes für das Hineinwachsen in die Szenen und das He-rausgehen aus dem Spiel funktionierte so sicher, also ob schon monatelang geprobt worden wäre. Bestätigt wurde das auch vom gesamten Publikum durch den gro-ßen Applaus. Sollte doch einmal ein Ak-teur Zweifel am Zeitpunkt seines Auftrit-tes gehabt haben, wies ihm die restliche Crew mit Kopf, Hand und Fuß unauffällig die richtige Richtung.Aus all diesen erwähnten Gründen und si-cher noch einigen mehr, waren daher der tosende Applaus und die frenetischen Bra-vorufe am Spielende gerechtfertigt. Und die Vorfreude auf die Spiele in der Sechsten ist wahrlich berechtigt.

Josef Prüller

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Parzival –

ein besonderes Erlebnis der Fünften Kein Zurück mehr … Sprung!

Als ehemaliger Schüler und jetziger Vater hat es mich besonders gefreut, mit unse-

rer 6. Klasse auf Radwoche an den Ottenstei-ner Stausee ins Waldviertel fahren zu dürfen. Nach kurzer Rücksprache mit meiner Tochter, ob es für sie in Ordnung wäre, antwortete sie: „Papa, wenn du nicht peinlich bist!“ Die Rä-der wurden gecheckt und los ging es. Abfahrt: Montag, 10 Uhr. Es ging also recht gemütlich los. Nach einer entspannten Busfahrt kamen wir in Peygarten-Ottenstein an und bezogen unsere schön am Waldrand gelegene Unter-kunft, streng nach Mädchen und Buben ge-trennt J.

Die Stimmung unserer Kinder war recht ausgelassen und voller Taten-drang, fast waren sie etwas ent-täuscht, als sie erfuhren, dass wir am ersten Tag nicht mehr unser Rad be-steigen würden. Wir schauten uns das EVN Kraftwerk Ottenstein an, mit mäßig interresantem Vortrag, aber umso beeindruckenderer Stau-mauer. Danach Rückkehr zur Herber-ge und wie sich die folgenden Tage herausstellte: regelmäßigem Lauftrai-ning mit anschließender Gymnastik-pyramide. Tut auch einem Papa mit Wohlstandsbäuchlein ganz gut.

Radwoche der 6. Klasse am Stausee Ottenstein, Waldviertel

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Kein Zurück mehr … Sprung!

Die nächsten zwei Tage wurde end-lich ausgiebig Radgefahren. Einmal entlang des Kampsees Dobra mit Be-such der Ruine Dobra und anschlie-ßend einer Greifvogelschau beim Schloss Waldreichs. Tags darauf nach Zwettl mit Besichtigung des dortigen Zisterzienserklosters. Die Radtouren waren für die meisten Kinder, dank der Vorbereitung des Turnlehrers, recht gut zu meistern, für manche war es ganz schön an-strengend, wahrscheinlich auch auf Grund des sehr schönen Wetters und der damit verbundenen warmen Temperaturen. Was will man mehr im Waldviertel?!

Der Donnerstag wurde dann etwas ruhi-ger, wir bereiteten einen Geschicklichkeits-parcour mit doch einigen Herausforderun-gen vor, welcher von allen Kindern meis-terhaft bewältigt wurde. Nachmittags ging es dann endlich zum Tretbootfahren an den Stausee. Da doch einige von uns den Stau-see kannten, wussten wir auch, wo es ei-nen Felsen gibt, von dem man gefahrlos ins Wasser springen konnte, was einige von uns auch nach einiger Überwindung taten. Ich selbst schaute von oben ins Wasser und war mir nicht sicher: „Soll ich oder soll ich nicht, eher nicht!“ Doch es kam anders: Mei-ne Tochter war das erste Mädchen, das sich zu springen traute. Ich war insgeheim schon stolz auf sie, nur jetzt gab es für mich kein Zurück mehr… Sprung!

Radwoche der 6. Klasse am Stausee Ottenstein, Waldviertel

Diesen schönen Tag ließen wir mit ge-meinsamem Grillen und anschließendem Nachtspaziergang ausklingen. Nach der Er-läuterung von ein paar Sternbildern trat die Sangesfreude der Kinder wieder hervor. Dann begaben wir uns weiter singend auf den Weg.Am letzten Tag meisterten wir vormittags noch alle den gut im Wald versteckten Fit-nessparcour, bevor wir wieder den Bus be-stiegen und heimwärts fuhren.Für mich war es eine wunderschöne, inte-ressante Woche. Es war sehr schön zu se-hen, was für eine tolle Klassengemeinschaft in der 6. Klasse herrscht. Unsere Kinder sind ausgesprochen hilfsbereit und fürsorg-lich miteinander. Auch wenn manchmal ein raues Wort fällt, kann sich jedes Kind auf das andere hundertprozentig verlassen, nie wurde ein Kind allein gelassen; wenn es ein Problem gab, waren alle zur Stelle. Allein da-für und die tolle Organisation ist Herrn Jörg Wohlmacher zu danken!

Peter Gattinger

Fotos: Peter Gattinger, Jörg Wohlmacher

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MoMent Rückblick …

„Anatevka“ oder „Der Fiedler auf dem Dach“

Als ich zum ersten Mal gehört habe, dass wir ein Musical aufführen, dachte ich

mir schon, dass das viel Arbeit wird. Aus-gewählt wurde Anatevka, weil es da viele Rollen gibt. Ich erhoffte mir eine Rolle, die zu mir passt, also tiefere Stimmlage und mit nicht zu viel Text. Und ich bekam zwei Rol-len, die ziemlich gut zu mir passten. Wäh-rend der Probezeit bekamen wir Gesangsun-terricht von Studenten der Musikuniversität und probten unsere Szenen mit Herrn Dick.Die Proben waren anstrengend und lang, aber das war zu erwarten.Die Proben waren am Anfang sehr lustig, sie wurden aber immer anstrengender und stressiger.Es war oft sehr anstrengend wegen der lan-gen Wartezeiten und Probezeiten. Wir mussten auch Text lernen und Sprachübun-gen machen.

Lina aus der 4. Klasse sagte: „ das war das beste Klassenspiel“. Alle aus der Klasse schlossen sich an und sangen im Musikunterricht noch Wochen danach mit Freude Mazeltov, Mazeltov.

Auszüge aus Aufsätzen der Schüler der 8. Klasse

Allerdings musste ich bei den Proben oft bis zum Schluss bleiben. Manchmal war die Stimmung gereizt, aber es gab auch viele schöne Momente.Dann kam die Kostümprobe und wir zogen uns verschiedene alte Sachen an, was sehr lustig war. Aber dann gab es ein Problem: dem einen war das zu kurz, dem anderen zu lang, dem nächsten gefiel es nicht. Ich glaube, wenn die bei den Kostümen helfen-den Mütter nicht starke Nerven gehabt hät-ten, wären sie schon bei der ersten Probe ausgezuckt.Wir alle waren bei den Aufführungen meist sehr aufgeregt, aber waren auch gut drauf, weil unsere Kostüme und Bärte echt lustig aussahen.

Ich glaube, dass alle irgendwas aus dem Stück mitgenommen haben: eine wich-tige Erfahrung oder nur eine schöne Erinnerung. Sich auf die Bühne zu stellen und vor so vielen Leuten zu spielen und sogar zu singen war eine große Herausforderung, die wir aber alle gut bewältigt haben. Trotz allem Stress sind uns die Auffüh-rungen sehr gut gelungen und ich hatte auch viel Spaß dabei. Gelernt habe ich, ganz aus mir hinaus zu gehen und mich in Rolle hinein zu versetzen. An alle, die das 8. Klass-Stück noch vor sich haben kann man es nur in so beschreiben:Stressig! Lustig! Einfach cool! Viel Spaß!

Ajuscha, Anna, Franziska, Jasmine, Judith, Magdalena, Marius, Markus

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Fotos: Stephan Trierenberg

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Mai / Juni 2012 MoMent | 11Mai / Juni 2012 MoMent | 11

Eigentlich fehlen mir ja die Worte, aber dieser Abend war so überwältigend, dass etwas gesagt werden muss. Die Kinder, die „gestern“ noch bei uns im Garten Indianer gespielt haben, stehen jetzt da vor-ne auf der Bühne und liefern uns eine Darbietung von so unglaublicher Intensität, dass unsere Herzen fast zerspringen vor Emotionen.Wenn man, wie wir Eltern, jedes Kind mit sei-ner Geschichte schon so lange kennt, ist es umso berührender.Aber jetzt sind sie keine Kinder mehr, sondern die Schulzeit hat aus ihnen fähige, kompetente junge Menschen gemacht, die selbstbewusst auf der Büh-ne stehen und ihr Können präsentieren.Unterstützt durch einen der fähigsten Pädagogen, die ich je kennengelernt habe, der es fertig bringt, diese jungen Menschen zu solchen Leistungen hin-zuführen und dabei noch dazu den Spaß und die Freude am Tun vermittelt. Ein Geschenk des Himmels sind solche Lehrer! Und wir hier in Mauer haben eins bekommen, dafür sind wir unheimlich dankbar!Was die Jugendlichen an umfassenden Erfahrungen aus solchen Projekten ins Leben mitnehmen, genau das ist es, was uns immer wieder bewogen hat, un-sere Kinder an dieser Schule zu lassen. Obwohl spe-ziell in dieser Klasse die Lehrerprobleme oft so groß waren, dass ich mich manchmal eh frage, warum wir nicht alle davon gelaufen sind! An so einem Abend wissen wir es!Denn es ist ja so, dass sie alle nicht nur großartig gesungen haben, sondern sich auch noch selbst auf hervorragende Weise begleitet haben. Fünf tapfe-re Burschen haben viele extra Proben mitgemacht und sind zwei Abende lang fast durchgehend auf der Bühne gestanden und haben ihre Klassenkameraden in einer Weise als Begleiter durch das Lied getragen, die ihresgleichen sucht! Meine Hochachtung!Die derzeit modernen Gesangsshows im Fernsehen können wirklich einpacken! Die echten „Stars“ gab’s bei uns in Mauer zu hören!

VIELEN DANK FÜR DIESEN GRANDIOSEN SINGABEND!

Imme Winter

Singabend der Elften

Eine Lobeshymne

Fotos: Lothar Trierenberg, Karl Hruza

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12 | MoMent Mai / Juni 2012

Individuelles Malen im Kindergarten

„Malen mit Aquarellfarben“ ist gedacht als ergänzendes Angebot für unsere Sonnenkin-der (= Vorschulkinder). Es kommen aber auch jüngere Kinder, von denen wir wissen, dass es ihnen gut tut, öfter einmal für sich alleine in Ruhe malen zu können. Ein Viertelstündchen oder auch länger.Da kann der Pinsel dann besonders sorgfältig in die Farbe eintauchen, um die richtige Men-ge mitzunehmen, denn das Blatt ist ja schon nass. Und wie führt man ihn am besten, wenn darauf die Sonne leuchten oder das Gras wachsen soll?Die Kinder tauchen tief in das lösende Farb-geschehen ein, sie sind alle kleine Künstler – ganz spontan und aus dem Moment heraus kann sich ihr inneres Erleben ausbreiten: Da darf ein ganzes Blatt blau sein, hell und dun-

kel. Ganz im Blau leben, wie gut das tut! Oder heute Rot – überall will es hin! Was für ein Erlebnis, selbst entdecken zu dürfen: Blau und Gelb treffen einander, eine neue Farbe entsteht!Man darf auch einfach einmal nur mischen. Wie viel da übereinander liegt! Oder viel-leicht wollen einander die Farben heute gar nicht begegnen? Gelb will alleine strahlen! Rot ist heute besonders stark! Blau will in Ruhe schlafen!Die größeren Kinder wollen bereits öfter mehr in die Darstellung gehen. Ihnen erzäh-le ich – während das Blatt bereitet wird und die Farben gemischt werden – manchmal eine Farbgeschichte. Etwa, wenn das Rot Geburtstag hat – wen es sich da wohl zum Farbenfest einlädt?Oft schildere ich auch, dass zum Beispiel draußen gerade die Bäume blühen, die Vögel ihre Nester bauen, das Boot auf dem Wasser schaukelt. Oder dass die Handwerker ein Haus bauen. Die einen greifen es gerne auf, die anderen erzählen selbst eine Geschichte – immer findet sich etwas, das dem Kind entgegenkommt.Wie überall im Spiel ist es auch hier der Prozess, der zählt – das Ergebnis kann die un-glaublichen Geschichten, die die Farben erzählt haben, nur andeutend wiedergeben.Manchmal begleite ich das Malen mit Musik und Singen. Einige Kinder steigen auch am Ende in eine kleine Malmusik ein. Auf jeden Fall bekommt das fertige Bild einen Ton ge-schenkt – und die Farben lachen und strahlen!

Gertraud Walter

IMMER, WENN DAS ROT GEBURTSTAG HAT

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Mai / Juni 2012 MoMent | 13Mai / Juni 2012 MoMent | 13

Broadway-Melodie 1492

Jura Soyfers Bearbeitung eines Stückes vonKurt Tucholsky und Walter Hasenclever

Wie wir wissen, wollte Christoph Kolumbus 1492 den Seeweg nach Indien finden und hat dabei Amerika entdeckt.

Das ganze Unterfangen wird sofort zum Tum-melplatz für Spekulanten und Verbrecher. Je-der möchte sich an der Entdeckung bereichern.

Das Besondere an diesem sehr kabarettisti-schen Stück ist, dass seine Probleme – Glo-balisierung, Kapitalismus bzw. neolibera-le Ausbeutung – verblüffend unsere Zeit charakterisieren..

Also, wer sehen möchte, wie die Entdeckung Amerikas „wirklich“ war, komme am Dienstag den 5. bzw. Mittwoch den 6. Juni, jeweils um 19:30 Uhr in den gr. Festsaal.

Wir freuen uns sehr auf Ihren Besuch!

Die 12. Klasse

Change„Die Kunst ist ewig, ihre Formen wandeln sich“

Eurythmieaufführung der 11. Klasse

Mittwoch, 27. Juni, 19 Uhrim großen Festsaal der Rudolf Stei-

ner-Schule Wien-Mauer

Welt

GeräuscheMord, TotschlagDer Fernseher läuftOuvertüre zur GeschmacklosigkeitMenschenverachtendSitzt man Und Liebt das LebenSo wunderschön ist dieseGrausamkeitDu bist WunderschönDas was noch übrig bleibtVon mir sollDein letztes Wasser in derWüste seinDas ist ein TraumWährend ich merke wie Mir langsam die Augen zufallenGeräuscheMord, Totschlag

Der Fernseher läuftUnd das in die Stille hineinWährend man leise das „Klick“ Der Fernsehtaste vernimmtStilleNur mehr mein AtemFern MusikUmgeben von BlumenVon Menschen!GeräuscheMord, TotschlagDer Fernseher ist ausSo ist diese WeltUnd nicht anders!

Matti Melchinger

© M

atthias Köck

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14 | MoMent Mai / Juni 2012

Schön, dass Sie sich für meine neue Moment-Rubrik interessieren! Hier möchte ich nicht mehr, wie früher, nur mit einem Gedicht, son-dern mit einer ganzen Schauspiel-Empfehlung/Kritik auftreten.

Matti Melchingers Schauspiel-Empfehlungen

Gestrandet im Burgtheater

Den Anfang macht NACH DANIEL DEFOE ROBINSON CRUSOE Projekt einer Insel mit Joachim Meyerhoff und Ignaz Kirchner am Burgtheater Wien.„Ein Schiff geht unter und mit ihm alle alten Möglichkeiten, weiterzumachen wie bisher. Ein Einziger überlebt die Katastrophe – Ro-binson Crusoe, der Mann, den seine Unzu-friedenheit mit der sicheren Mittelmäßigkeit des Lebens immer wieder zu abenteuerlichen Unternehmungen trieb. Es heißt, von vorn zu beginnen, allein in der Wildnis zu überleben.“ Zitat Burgtheater.

Dieses fast zweistündige Spektakel nimmt einen mit auf eine Insel. Eine Insel des Burg-theaters. Nicht nur vom Bühnenbild her, sondern auch von der schauspielerischen Leistung. Die Bühne ist nämlich in diesem Fall der Zuschauerraum. Bühnenbildner Sté-phane Laimé ließ das Publikum einmal aus-nahmsweise auf die Bühne. Ja, tatsächlich sitzt das Publikum auf der Bühne und ge-spielt wird im Zuschauerraum. Jan Bosse sorgte mit seiner Regie dafür, dass nicht nur die „Bühne“ den Anschein einer Insel ver-mittelt, sondern auch das Schauspiel. Jedoch fragt man sich, ob es wirklich Bosse war, der Regie führte und nicht eher die Schauspieler selbst, die durch ihre Sicherheit auf so einer ungewohnten Bühne dieses „Insel“ Bild ver-mitteln. Es ist anzunehmen, dass die beiden „Burg-Stars“ die Regie in die Hand genom-men haben, denn es überwiegt die Impro-visationskunst. Was aber keineswegs eine Kritik ist, denn was soll man denn groß Text üben, wenn man allein auf einer Insel landet.

Ein großes Lob muss an die Technik aus-gesprochen werden, denn Meyerhoff nützt die Bestuhlung als Requisit (der Überlebens-angst) und zerstört somit den gesamten vorderen Zuschauerraum. Langsam schwin-det all dieses feine, schöne Rot des Burgthe-aters. Immer mehr wird es ein Dorf, rein aus Theater im Theater. Jedoch richtig interessant wird es erst, wenn der, nicht der englischen Sprache mächtige Kannibale Freitag (Kirchner) die Insel betritt. Crusoe muss ihm erst das Sprechen beibringen; und auf ge-

schickt humorvolle Art schafft er es, Freitag in die Geheimnisse des Lebens einzuweihen.

Crusoe macht Freitag zu seinem Knecht, so-gar die Frau muss ihm Freitag ersetzen.So beifällig macht Freitag gegen Ende die Be-merkung, dass ein Schiff käme, was Crusoe ihm nicht glaubt, wieder auf sehr humorvol-le Art und Weise merkt Crusoe, dass tat-sächlich ein Schiff in der Nähe ist und be-merkt gar nicht, dass Freitag leise und traurig mit seinem Koffer von dannen geht. Es lässt einen philoso-phieren über die Einsamkeit, die das Leben so schrecklich oder wunderbar sein lässt. „Lasst uns nicht allein, dann lassen wir euch nicht allein, und dann wäre Einsamkeit auch gar nicht mehr nötig“, dies nur als Einwurf. Das Ende bleibt also offen, was aber bei einem so gewaltigen An-

fang nicht stört. Diesen möchte ich Ih-nen jetzt aber auch nicht schildern, dazu müssen Sie schon selbst Nach Daniel Defoe Robinson Crusoe Projekt einer Insel im Burgtheater besuchen.Lassen Sie sich von solch gewaltigen Wellen des unglaublichen Schauspiels mitreißen!!

Ihr Matti Melchinger

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Mai / Juni 2012 MoMent | 15

Einer dieser Neuntklässler war es, die-ser Matti Melchinger, längst bekannt

für seine Theaterleidenschaft, die gerade-zu Passion genannt werden mag, in den vielfältigsten Ausformungen vom Dar-stellerischen über das Regieführen bis zu-rück zum Selberschreiben ganzer Stücke, die dann in Eigenregie dargestellt werden; dieser Matti Melchinger also war es, die-ser Neuntklässler, der sich am Abend des 14. Mai auf die Bühne des Kleinen Fest-saals stellte, um Selbstzusammengestell-tes in Eigenregie gänzlich im Alleingang darzustellen; ganze eineinhalb Stunden lang eine Collage von Texten, die groß-teils ursprünglich der Feder Thomas Bern-hards entstammten, diesem, man muss es sagen, genialischen Österreichhassers und Heimatbeschimpfers, der sein gan-zes Leben lang im Grunde nichts anderes tat, als gegen den von ihm so abgrund-tief verachteten Stumpfsinn schreiberisch anzurennen, dieses Thomas Bernhards Texte also hatte Matti Melchinger zu-sammengestellt, mit Lebensdaten mo-derierend verbunden, auswendig gelernt und dem Publikum dargeboten, sodass man sich letztlich fragen muss, ob sol-ches nun in irgendeiner Weise lehrplan-konform genannt werden kann und ob dieser Matti Melchinger denn nichts an-deres auswendig zu lernen habe, dieser Besucher einer Bildungsanstalt, die doch eigentlich dem Auswendiglernen dienen soll, wo doch das Für-das-Leben-Lernen gemeinhin als nichts anderes verstan-den wird, als mechanisches, geradezu stupides Auswendiglernen von Daten, Fakten und von Kommissionen auser-korenem Wissenswertem, mit dem sich die Jugend auf das, was Leben genannt

wird, vorzubereiten habe und dabei doch nichts anderes tut, als vergessen zu ler-nen, dieses Vergessen und wieder Ver-gessen, um für das nächste Auswendig-zulernende, dieses Abzuprüfende rasch Platz zu schaffen, denn nicht anders als Vergessenlernanstalten müssten sie ge-nannt werden diese Einrichtungen – und da steht also dieser Matti Melchinger und gestaltet einen Abend mit Auswendig-gelerntem, das er gänzlich unkommis-sioniert sich selbst zusammengestellt auf die Bühne bringt und lässt sich da-bei nicht einmal von einem Stromausfall aus dem Konzept bringen und spielt, als gäbe es keinerlei Respektspersonen, de-ren Wissen er sich selbst einzutrichternd unterzuordnen habe.

Danke, Matti Melchinger, für die Wieder-erweckung einer Begeisterung für Tho-mas Bernhards Texte.

Roman David-Freihsl

MoMent Rückblick …

„Stumpfsinn“ Ein Abend von und mit Matti Melchinger mit Texten von und über Thomas Bernhard

Aktuelle Termine, VeranstaltungenDi u. Mi 5. u. 6.6. jeweils 19:30 Uhr Broadway-Melodie 1492, Spiel der 12.Klasse s.S. 13

Do 7..6. bis So 10.6. schulfrei (Fronleichnam)

Mi 13.6. 18 Uhr Schülerkonzert d. Freien Musikschule

Do 14.6. 18 Uhr Schülerkonzert d. Freien Musikschule

So 17.6. bis Di 26.6. Vermessungs- praktikum der 10. Klasse

M0 18.6. 18 Uhr Schülerkonzert d. Freien Musikschule

Mo 18.6. Reise der 12. Klasse

Do 21.6 18 Uhr Offene Konferenz

Sa 23.6. 9:00 Schulfeier mit Modeschau d.9.Kl

Mi 27.6. 19 Uhr Eurythmieaufführung der 11. Klasse s.S. 13

Fr 29.6. letzter Schultag

Sa 30.6. bis So 2.9. Sommerferien 1. Schultag Mo 3.9.2012

Redaktionsschluss für die September Ausgabe von MoMent Mittwoch 15. AugustSämtliche Artikel können aber ab sofort an die Redaktion gesendet werden.

Die Wiener Christengemeinschaft feiert am Sonntag, den 24. Juni ab 15 Uhr

das bereits traditionelle

SommerfestIm Garten des Christengemeinschafts-Grundtücks in der Rudolf Waisenhorngasse 41.

Mit Spiel, Spaß, Laientheater, Plaudern, Büffet und Grillerei.

Weitere Termine der Filialgemeinde Wien-Süd in der Studienstätte, Speisinger Straße 258:3. Juni: Kindergottesdienst um 9:45 und Menschenweihehandlung um 10:30 Uhr

16. Juni: Kindergottesdienst um 9:45 Uhr

Evangelienkreis – das Lukas-Evangelium: 11. Und 25. Juni je-weils um 8 Uhr in der Studienstätte.

Lesekreis: Das fünfte Evangelium: Dienstag, den 12. und 26.Juni um 19:30h 1230, Rudolf-Waisenhorngasse 41

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16 | MoMent Mai / Juni 2012

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Zum 150. Geburtstag Rudolf Steiners war ein ganzer Reigen von Veranstaltungen und Diskussionen orga-nisiert worden, der durchaus kontroversiell diskutiert wurde. Hier ein kleiner Ausriss aus der Diskussion rund um den runden Geburtstag des Autors von Werken wie der „Philosophie der Freiheit“.

Sehr geehrte Redaktion!Ich möchte zu einer Äußerung Stephan Sibers im Moment Interview, in dem er den Beitrag des Philosophen Peter Sloterdijk als Krönung der Feierlichkeiten ansieht, weil dieser Steiner als den bedeutendsten mündlichen Philosophen des 20. Jahrhun-derts ansieht, Stellung nehmen.Ich kann mir nicht vorstellen, dass Rudolf Steiner mit dieser Qualifikation seiner Person auch nur im Entferntesten zufrieden gewesen wäre. Stellt sich doch durch die Wahl der Begriffe, die Verwendung finden, eine unüberwindliche scheinende Mau-er zwischen ihn und die Philosophen. Diese entnehmen ihre Begriffe aus der Sin-neswelt, er jedoch der Geisteswelt, die von den Philosophen nicht anerkannt wird.Rudolf Steiner war ein Geistforscher. Und es ist sein Verdienst, dass er den Philo-sophen einen fixen Punkt nennen konnte, wo die Gedankengebäude ihre Veranke-rung in der Wirklichkeit finden können. Weiters betrachtete R. Steiner das Zeitalter der Philosophen als überwunden, denn wenn man die Wirklichkeit mit Hilfe der Geistesschau kennen kann, braucht man darüber nicht mehr zu philosophieren.R. Steiner wirkt durch sein Werk selbst und bedarf keiner Unterstützung durch ein Ehrenkomitee, dessen Mitglieder ihn wahrscheinlich nur vom Hörensagen kennen.

Peter Gaisbauer

Ja, eh! Na, geh!Aber es ist doch auch schön, dass man, seit Descartes „medidationes“, seit Kants „kategorischem Imperativ“ und seit Fichtes „Wissenschaftslehre“ bis zum Begründungsfundament „unmittelbare Evidenz“ durch Denken kommen kann, so als Trost für alle, die zu nebbich sind, den Stand der Einweihungs- und Of-fenbarungsgiganten erreicht zu haben. Tröstet mich manchmal, der ich mich sowohl beim Philosophieren wie beim Meditieren wie beim Versuch, letzte Zu-sammenhangsoffenbarungen zu erlauschen über so eine Mittelwurmerl-Existenz noch nicht hinausgekommen bin. Dafür brauch ich andere Erbärmlinge nicht so verachten und das lindert dann doch auch wieder den Schmerz über mein Ele-ven- oder vielleicht besser „Larvein“-Dasein in der Welt der Geistgemäßheiten. Ich fand das „Steiner-Jahr“ spannend und hilfreich, weil es viele Begegnungen und Berührungen ermöglichte.Dafür bin ich allen Organisatoren und Mitwirkenden dankbar!

Jörg Schmiedbauer

BVZ Oberpullendorf

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Mai / Juni 2012 MoMent | 17

MoMent Thema zuR akTuellen bildungsdebaTTe

STANDARD: Sie sagen, um nachhaltig zu lernen, braucht das Hirn vor allem Begeisterung. Aber kann Lernen ohne Druck überhaupt funktionieren?

Gerald Hüther: Die Hirnforschung kann inzwischen zeigen, dass sich im Hirn nur dann etwas ändert, wenn es unter die Haut geht. Das Hirn ist kein Muskel, den man trainieren kann, indem man viel übt. Im Hirn passiert immer erst dann et-was, wenn derjenige, der lernt, das für sich selbst als wichtig beurteilt. Denn nur dann lässt man sich davon berühren, dann gehen die emotionalen Zentren an. Und immer dann, wenn im Hirn diese emotionalen Zentren aktiviert werden, wird eine Art Dünger ausgeschüttet. Der düngt gewissermaßen das Dahinterlie-gende, was man im Zustand der Begeis-terung an Netzwerken aktiviert hat. Und das führt dazu, dass man immer das, was man mit Begeisterung lernt, auch so gut behält.

STANDARD: Warum lernen kleine Kin-der so viel und leicht?

Hüther: So ein kleiner Dreijähriger hat ja am Tag 50 bis 100 Begeisterungsstür-me, wo dann jedes Mal diese Gießkan-ne der Begeisterung im Hirn angeht und wo das alles gedüngt wird. So, und dann schicken wir die Kinder in die Schule. Da stimmt doch irgendetwas nicht, wenn dann an dem Ort, wo eigentlich diese Begeisterung genutzt werden sollte, das Wichtigste verlorengeht, was die Veran-kerung dieser neuen Erfahrung im Hirn erst ermöglicht. Da sind wir mit unserem Schulsystem offenbar auf einem Irrweg gelandet.

STANDARD: Wie kann Schule in Hin-kunft denn gelingen?

Hüther: Es gibt bereits einige dieser an-deren Schulen. Schulen, wo den Schü-lern etwas geboten wird, was sie ver-zaubert. Und das findet eben nicht statt, wenn man anfängt, Kinder zu unterrich-ten und ihnen etwas beibringen zu wol-len. Es ist ein großes Missverständnis zu denken, indem man dem anderen sagt,

wie er’s machen soll, könne man bei ihm im Hirn irgendeine Veränderung auslösen. So geht das nicht. Das geht nur, wenn der an-dere sich davon berühren lässt. Wenn er das toll findet. Dann will er’s wissen. Und wenn er’s wissen will, dann lernt er’s auch. Es wür-de auch reichen, wenn die Kinder nur ein Fünftel der Zeit zur Schule gingen, wenn in dieser Zeit wirklich etwas passieren würde.

STANDARD: Was sagen denn Noten über einen Schüler aus?

Hüther: Gute Noten haben diejenigen, die sich am besten an die Systemanforderungen anpassen können. Die machen die Matura mit 1,0, aber die haben das Entscheidende eigentlich verloren, nämlich die Leidenschaft. Die geht natürlich weg, wenn ich etwa in der fünften Klasse als Bub anfange, mich für Schmetterlinge zu interessieren, aber ich muss das in mir selbst unterdrücken, weil in der Zeit, in der ich mich mit den Schmet-terlingen befasse, kann ich ja nicht Deutsch und Mathe machen. So produziert unser Schulsystem auch in den oberen Bereichen, wo die Besten scheinbar herausgelesen wer-den, junge Menschen, die zwar gut funkti-onieren, aber, böse gesagt: Das sind dann leidenschaftslos gewordene Pflichterfüller. Und die kann eine Wirtschaft in Österreich auch nicht mehr gebrauchen.

STANDARD: Stattdessen braucht es Schu-len als Orte der Potenzialentfaltung. Wie geht das?

Hüther: Eine ganze Klasse müsste zu einem Team werden, das unbedingt wissen will, wie die Fotosynthese funktioniert. Oder wa-rum Shakespeare Macbeth geschrieben hat. Und dann ahnen Sie schon, dass die Kinder ungefähr zwei Wochen brauchen werden, um das alles herauszufinden. Aber das hät-ten sie sich alles selbst erarbeitet. Und das würden sie dann auch nicht wieder verges-sen. Von außen kann man das Wissen dann nicht einflößen, da ist es sogar fast störend, wenn einer kommt und die Fotosynthese oder Shakespeares Schreibmotive erläutert. Jede Erklärung, die man Kindern gibt, hindert sie daran, die Frage zu stellen und es selbst herauszufinden.

STANDARD: Es hängt an der Person des Lehrers?

Hüther: Die Lehrer tun mir leid. Die sind ja einmal losgezogen und wollten Unterstüt-zer werden von Kindern bei Lernprozessen. Wenn die das nur noch mit Mühe aushal-ten, dann liegt das eben auch daran, dass sie derzeit kaum eigene Gestaltungsspielräume haben. Im Grunde genommen geht es den Lehrern fast so wie den Schülern. Und dann kann es eben sehr leicht passieren, dass man als Lehrer aufgibt, dass man den Mut verliert. Dann ist man keiner mehr, der einlädt, dann ist man einer, der sich nur mehr selbst rettet und versucht, durchzuhalten, bis die Rente kommt. Das ist natürlich eine Katastrophe. Es hat ja noch gar keiner unter wirtschaft-lichen Gesichtspunkten ausgerechnet, was das später einmal alles kostet, wenn ein ein-zelner, mutlos gewordener Mathematiklehrer es fertigbringt, jedes Jahr zwanzig Schülern die Lust an Mathe zu versauen. Denn dann haben die ja meistens nicht nur die Lust an Mathe verloren, sondern auch an den Natur-wissenschaften. Das heißt, da ist auf einmal etwas kaputtgegangen, was möglicherweise die gesamte Karriere und Entwicklung eines Kindes belastet. Und wenn man diese Kos-ten alle zusammenrechnet, könnte heraus-kommen, dass es besser wäre, diesen betref-fenden Lehrer bei vollen Bezügen nach Hau-se zu schicken, als ihn noch einen Tag länger diesen Schaden stiften zu lassen.

(Karin Riss, DER STANDARD) GERALD HÜTHER (61) ist Professor für

Neurobiologie an der Psychiatrischen Klinik der Universität in Göttingen.

Ein Standard-Interview vom 15. April 2012 18:20

„Schule produziert lustlose Pflichterfüller“

Kinder sollten den Lehrstoff nicht präsentiert bekommen, sondern ihn sich selbst erarbeiten. Hirnforscher Gerald Hüther. über versaute Ma-the-Karrieren – und was es braucht, dass Kinder nur ein Fünftel der Zeit in der Schule sein müssen.

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