MoMent Sommer 2014

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ZEITSCHRIFT FüR DIE RUDOLF STEINER-SCHULE WIEN-MAUER SOMMER 2014, € 2,50 SOMMER 2014 THEMENHEFT „BEWEGUNG“ MoMent BREAKDANCE, SCHULFEIER, NATJA BERKE

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MoMent - Zeitschrift für die Rudolf Steiner-Schule Wien-Mauer

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Zeitschriftfür die rudolf Steiner-Schule Wien-Mauer

SoMMer 2014, € 2,50

SOMMER 2014

themenheft

„BeWeGUnG“

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Monatsschrift von und für Eltern, FreundInnen, Lehrer Innen und SchülerInnen der R. Steiner-Schule Wien-Mauer, Freie [email protected]

MoMent-Konto lautend auf: REdaktIon SchuLzEItungkontonummer: 82221751000 ErsteBank BLz: 20111; BIc: GIBAAtWWXXX IBan: At44 20111822 21751000

LEItunG dEs REdAKtIonstEAms:Roman david-Freihsl [email protected]

Anzeigen/Layout: Renate / karl hruza

mitarbeiterInnen: Renate hruza, t. 01/802 66 03 [email protected] hruza, t. 0699 111 95 7 95 [email protected]örg Schmiedbauer, t. 0676 530 28 29 [email protected] Sautner [email protected]

karin Schadl [email protected]

Lothar trierenberg [email protected]

EIGEntümER, VERLEGER und herausgeber (Medieninhaber):Verein zur Förderung der Waldorf-ge-meinschaft (VFWg), dVR nr.: 7864 9742

ABsEndER:[email protected]

moment 1230 WIEn, EndRESStR. 100

HERstELLunGsoRt:donau-FoRuM-dRuck, 1230 Wienaus umweltfreundlicher Druckproduktion

VERLAGspostAmt:1230 Wien

zulassungsnummer: 13z039541M

momentim 22. Jahr

und das geht eben auch nur bei entspre-chender finanzieller unabhängigkeit.Jede Form von unterstützung ist höchst willkommen: Sei es eine einmalige Spen-de – oder sei es auch ein etwas kleinerer Betrag, der uns im Sinne eines abonne-ments mit einem dauerauftrag nachhaltig unterstützt. Je weniger wir uns den kopf über die Finanzierung der nächsten Mo-Ment-nummer zerbrechen müssen – des-to mehr kapazitäten haben wir frei um Beiträge zu gestalten! zur orientiereung: Eine ausgabe unserer Schulzeitung kostet im Schnitt 2.500,- Euro.

Übrigens: auch das war ein Motiv für die Verschiebung des Erscheinungstermins erst zum Schulbeginn: Wir müssen nicht die komplette ausgabe versenden und sparten damit auch einen guten teil der Portokosten.die Bankverbindung lautet jedenfalls:Redaktion Schulzeitung, IBan: at44 2011 1822 2175 1000 BIc: gIBaatWWXXX

herzlichen dank im Voraus für jegliche unterstützung: Sei sie finanziell, durch noch mehr interessante und spannen-de Beiträge – oder auch in unserem Redaktionsteam!

herzlichst für das MoMent-team,Roman david-Freihsl

dieser Sommer ist ein wirklich sehr beweg-ter und bewegender: Vieles tut sich, vie-les ist im Werden. In der Schule wurde während der Ferien wieder eifrig gewerkt – gleichzeitig aber auch im umfeld, beim Bau der Johanneskapelle für die christen-gemeinschaft (mehr darüber wollen wir in unserer nächsten ausgabe berichten). angesichts dieses erhöhten Einsatzes ei-nes teiles unserer MoMent-Redaktion – bewegte sich auch der Erscheinungstermin dieser ausgabe – immer weiter nach hin-ten. Passend zu dem Schwerpunktthema dieser ausgabe: „BeWeGUnG“. Es geht um Bewegung im unterschiedlichsten Sin-ne: Sei es die direkte tätigkeit der kinder im „Bewegten klassenzimmer“, seien es Ent-wicklungen – wie die unserer Schule in den letzten 50 Jahren, die es zu erinnern und zu feiern gilt, oder seien es auch dinge, Er-lebnisse, die uns innerlich bewegen.

Leider ist es aber auch wieder einmal an der zeit, dass wir auch um eine ande-re Bewegung bitten müssen: nämlich der von Finanzmitteln. Sprich: Wir bräuch-ten wieder einmal dringend ein paar konto-Bewegungen! Jene großzügigen Summen, die uns nach dem letzten aufruf gespendet worden wa-ren, neigten sich bereits dem Ende zu. und es ist uns nach wie vor ein großes anliegen, diese unsere Schulzeitung weiter möglichst unabhängig und frei gestalten zu können.

BeWeGende momenteLieBe freUnde Unserer schULZeitUnG moment,

Mit Blick auf das Kind lässt sich leicht feststellen, dass BeWeGUnG eine, wenn nicht die Grundvoraussetzung für das Lernen ist. Sie ist „Motor“ und „Mittler“ des Lernens.

(aus: http://www.waldorf-kufstein.at/waldorf _ schule _ unterricht.html | 10.08.2014)

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Geschichte der Anthroposophischen Gesellschaft

1990 bis heute. Pluralisierung und Identitätsfragen

90er JahreEine partielle Integration der anthroposophischen ansätze und Initiativen in das allgemeine kulturelle Leben der westlichen Welt zeichnet sich ab. Seit 1989 werden Landesgesellschaften und an-throposophische kulturinitiativen in osteuropa und Russland ge-gründet, erste tätigkeiten im asiatischen Raum.die anfang des Jahrhunderts gestellten Fragen zum Selbstver-ständnis des Menschen sind heute zivilisatorische grundproble-matik: Sterbehilfe, Verlust der kindheit, gentechnik, ökologische krise etc. sind nicht nur tagespolitische themen, sondern auch Bestimmend für die zukunft der menschlichen Existenz. Mit die-sen Entwicklungen gehen Identitätsfragen in den anthroposophi-schen Einrichtungen, gesellschaften und der Freien hochschule für geisteswissenschaft einher. Eine Rückbesinnung auf die gründungsimpulse konturiert die aufgabenstellung der anthroposophischen gesellschaft: durch Entwicklung eines originären „Bewusstseins seines Menschen-tums“ (Rudolf Steiner), d.i. durch anthroposophie, Entwicklungs-möglichkeiten des Individuums für eine zeit freizulegen, in der die art der Behandlung von wissenschaftlichen, sozialen von Lebens-fragen die Wirklichkeit des Menschen zu konstituieren begonnen hat. Schwerpunkte liegen dabei:• imAusbauderFreienHochschulefürGeisteswissenschaftmit

ihrer aufgabe, die geistige durchdringung und Vertiefung der Lebenspraxis in der gegenwärtigen zeitlage zu ermöglichen,

• einenmenschlichenZusammenhangzubilden,dereinForumfür Fragen innerer Entwicklung, herausforderungen der gegen-wart und für zivilgesellschaftliche Initiative sein kann,

• amGoetheanumeindialogisches zent-rum einer kosmo-politischen gesell-schaft zu bilden.

Heuteheute besteht die an-throposophische ge-sellschaft in 50 Län-dern, gruppen bestehen darüberhinaus in weiteren 50 Ländern. Weltweit arbeiten ca. 10000 Einrichtungen auf anthroposophi-schen grundlagen.

http://www.goetheanum.org/1990-bis-heute-Pluralisi .... 1.8.2014

nun, wenn wir das kind namentlich auf Betrachtliches hin-zuweisen haben, wenn wir es so beschäftigen, dass es da-

sitzt, seine aufmerksamkeit auf etwas lenken muss, was wir ihm erzählen oder auf etwas, wobei wir sein urteil herausfor-dern, sogar sein moralisches urteil, wir mögen uns noch so sehr anstrengen, es zum Selbstdenken zu bringen, wenn es ein-fach dasitzt und zuhört oder über etwas denkt, so ist dies – wenn ich mich des paradoxen ausdruckes bedienen darf – eine wachende Schlaftätigkeit für das kind. das kind ist mit seinem geistig-Seelischen in einer gewissen Weise aus dem Leibe he-raußen und nur dadurch, dass es nicht ganz heraußen ist wie beim Schlafe, wird es in der Mittätigkeit des Leibes unterhal-ten. In einem leiseren grad wird tatsächlich beim betrachtlichen unterricht im organismus dieselbe Erscheinung hervorgerufen wie im Schlaf, nämlich ein gewisses aufsteigen der organischen tätigkeit von unten nach oben. kinder, denen wir geschich-te erzählen, entwickeln organisch dieselbe tätigkeit, die der Mensch im Schlaf entwickelt, wo ihm auch die Stoffwechsel-produkte ins gehirn steigen. Wenn wir die kinder sitzen lassen und sie so beschäftigen, dass sie betrachten müssen, ist es so, wie wenn wir in ihnen eine leise Schlaftätigkeit des organismus hervorrufen.(…)dagegen wenn wir dem kinde Eurythmie beibringen, wenn wir es singen lassen, wenn wir es sich musikalisch betätigen lassen, wenn wir es turnen lassen, ja selbst wenn wir es schreiben las-sen, insofern es dabei eine Selbsttätigkeit entwickelt, wenn wir es handarbeiten lassen, da ist eine tätigkeit vorhanden, die wir in derselben Weise vergleichen müssen mit der Wachtätigkeit; es ist eine gesteigerte Wachtätigkeit vorhanden.Es wird daher wesentlich durch Singen, durch Eurythmie, auch wenn das gar nicht beabsichtigt wird, eine hygienische, ja sogar eine therapeutische tätigkeit ausgeführt. das ist gar nicht zu leugnen. und es ist vielleicht diese hygienische und therapeuti-sche tätigkeit dann am allergesündesten, wenn wir nicht mit ei-ner laienhaft ärztlichen absicht darangehen, sondern wenn wir es einfach unserer gesunden Vorstellungsart, unserer gesunden Lebensauffassung überlassen. aber als Lehrer ist es gut, wenn wir wissen, wie wir füreinander arbeiten, wenn wir also wissen, dass das kind das gesunde aufsteigen der körpersäfte, das wir brauchen, wenn wir ihm betrachtenden unterricht beibringen – also zum Beispiel geschichte -, dass das kind dieses gesunde aufsteigen der Säfte dem gesangsunterricht von gestern oder dem Eurythmieunterricht von gestern verdankt.

Aus: Rudolf Steiner – Menschenerkenntnis und Unterrichtsgestal-tung; erster Vortrag, Stuttgart 12. Juni 1921.Ausgewählt und gekürzt von Roman David-Freihsl

„eine hyGienische, Ja soGar eine therapeUtische tätiGkeit“

Die in acht Ländern weltweit organisierte „Alli-ance for Childhood“ setzt sich für Schutz, Erhalt und die Pflege der frühen Kindheit ein.

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BeWeGUnGmacht BeWeGLich – Und BeWeGLichkeit kann manches in BeWeGUnG setZen. (paUL haschek (*1932)

„ojojojotschki ojojoi, sto sche djelat bosche moi!“ Vermehrt wurden in

den letzten Wochen russische Phrasen von unserem Schulkind nach hause gebracht. Vom Füchslein war da die Rede, vom Mäus-lein und vom Frosch. und dann, als eines ta-ges die wohlbekannte Melodie vom Lied des Wolgaschleppers zu hause aus kindermund ertönte, dachte ich für einen Moment, ich traue meinen ohren nicht. Wir begannen zu ahnen, dass da ein „großes Stück“ im Rahmen des Russischunterrichts der zweiten klasse geprobt wurde.

also war ich doch sehr gespannt, auf den auftritt unserer zweitklässlerInnen. und was wir dann zu sehen bekamen war eine ganze zusammenhängende handlung, be-stehend aus drei kleinen geschichten lie-bevoll von Frau glaskova zusammengefügt. nach einem kurzen handlungsüberblick auf deutsch und einem Lied zum Einstieg konn-ten wir gut der russischen Erzählung durch die kinder folgen. So schön, zu sehen, wie sie alle bei der Sache waren und die russi-schen Worte so leicht und einfach im chor durch den Saal klangen. Begleitet durch all die eindeutigen gesten hatten wir den Eindruck, dass die kinder auch tatsächlich wussten, wovon sie spra-chen -- ob es nun der Wolf war, der eine an-ästhesie brauchte, da er vom doktor genäht werden musste, oder die Bären, die helfen wollten, das zerstörte haus der tiere wieder aufzubauen. dass da die arbeit eines gan-zen Schuljahres drinnen steckte, war deut-lich zu sehen -- toll gemacht, liebe zweite klasse und Frau glaskova!

aBschLUss-schULfeier mit schWerpUnkt:ZWeite kLasse

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doch die gesamte Schulfeier war eine aneinanderreihung von höhepunkten, so die überaus schönen Eurythmiedarstellun-gen, die originell und kompetent präsentierten modischen kunstwerke der 9. klasse, die humorvolle Erinnerung an das Feldmesspraktikum von der 10. klasse oder die ambitionier-ten Break dance Einlagen der 5. klasse. und auch alle anderen die hier nun nicht genannt waren, vielen dank, es war eine sehr schöne und kurzweilige Feier!

nicht unerwähnt lassen möchte ich noch die ausstellung im Eingangsbereich von der hausbauepoche der 3. klasse. So viele grandiose kunstwerke – die die Wartezeit vor Beginn der Veranstaltung erheblich verschönert haben.

natalia hartmann

aBschLUss-schULfeier mit schWerpUnkt:ZWeite kLasse

Fotos: Natja Berke, weitere Fotos unter: http://www.waldorf-mauer.at/eindruecke/galerie-2013-14

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am 29. Mai sind wir vom Inzersdorfer- Fried-hof mit dem Rad nach Schönau gefahren.

In Schönau gibt es auch eine Waldorfschule, die uns eingeladen hat.dort waren viele kinder aus anderen Waldorf-schulen, alle aus der 5. klasse.mehr als dreihundert kinder. In Schönau wurden wir in verschiedene „Polais“

zB athen, Ephesos, theben eingeteilt, so waren wir mit anderen kindern zusammen.Jede klasse hat eine „Polais“Fahne gemalt, wir hatten Ithaka.

am nachmittag hatten wir dann noch ein Marathon training, danach hatten wir Freizeit.am Freitag wiederholten wir alle disziplinen.nach dem abendessen war der griechische abend, bei dem viele klas-sen etwas vorgeführt haben.In der Früh am Samstag kamen dann alle Eltern schon um acht uhr in der Früh.als erste disziplin hatten wir den Marathon.außerdem hatten wir Speer und diskuswurf, Ringen, deschlauf (das ist Sprinten) und Staffellauf.danach war die Siegerehrung.Es war viel schöner als wir gedacht haben, wir wünschen der nächsten fünften klasse viel Spaß.

Von Marie gschlenk und Melina trierenberg

oLympiade der 5. kLasse

Fotos: Lothar Trierenberg

das ZieL ist nichts, die BeWeGUnG ist aLLes.edUard Bernstein (1850 - 1932)

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I n der Schule beim Eurythmieunterricht haben wir einmal von unserer Lehrerin, Frau Rudnicka,

ein bisschen breakdance gelernt z.B.: den baby-freeze. Meiner Meinung nach hat das jedem Mäd-chen Spaß gemacht. Frau Rudnicka hat dann für uns einen breakdance/hip-hop kurs organisiert. 10 Mädchen unserer 5. klasse besuchen nun diesen kurs. unsere jetzige breakdance-Lehrerin heisst dani und kann toll breakdancen. Sie tanzt – glaube ich – schon seit 22 Jahren.

Wir haben schon „mega“ ;-) viel bei der dani gelernt. den kick, free-step, six-step, schulter freeze, baby freeze und vieles, vieles mehr. Jetzt studie-ren wir gerade eine choreografie für einen auftritt ein. Es ist schön bei tollen tänzen zuzuschauen und sie dann selbst auszupro-bieren. Versuchen eigene tänze zu erfinden, ist auch ganz toll.

Ich freue mich sehr, dass Frau Rudnicka uns das ermöglicht hat.alma

I n diesem Schuljahr haben wir in Eurythmie begonnen kleine Breakdance-übungen zu machen an Stelle von Eurythmie. Wir lernten verschiede-

ne „Moves“ wie z.B. die „kaffeemühle“ (man hockt auf einem Bein und schwingt das andere im kreis und versucht währenddessen mit dem Standbein über den schwingenden Fuß zu kommen) oder den „Babyfree-ze“ (man steht wie eine Waage mit beiden handflächen am Boden, den einen arm hat man an der hüfte, den anderen arm als Stütze. Man legt den äußeren Fuß auf den Ellbogen der stützenden hand und den anderen streckt man nach oben).

dann hat unsere Eurythmielehrerin Frau Rudnicka vorgeschlagen einen Breakdancelehrer zu engagieren. Wir waren alle einverstanden und der Breakdanceunterricht hat im kleinen Eurythmiesaal stattgefunden und war großartig. unser Lehrer war toll und wir waren voll motiviert. Wir lernten viele neue spektakuläre Moves. Wir hatten eine aufführung für die Eltern und ein Weilchen danach eine zweite während der Schulfeier. Ich glaube es hat allen zuschauern gefallen und uns am meisten! Vielen dank an Frau Rudnicka, Joji und Lina (Lehrerin der Mädchen) und die Vertretungslehrer!

Fabian

Fotos: Nadja Berke, Karin Schadl

Breakdance

Weil BEWEGunG beim Lernen…• einLernenmitallenSinnenermöglicht• Übenleichtermacht• dieAufmerksamkeiterhöht• meistvonpositivenEmotionenbegleitetistLernen positiv beeinflusst!

(aus: Lernen braucht Bewegung, Franz Platz)

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W ir sind am dienstag hochgewandert auf die Rax zum habsburg-haus. Manchmal waren ganz schön schwere Stücke dabei, aber

alle kinder haben das gut geschafft.

am Mittwoch sind wir wieder runtergewandert ins höllental. unter-wegs sind uns zehn kinder verloren gegangen, die haben wir aber gott sei dank dann wieder gefunden.der Bus ist eineinhalb Stunden zu spät gekommen und wir haben un-seren zug verpasst. Wir waren dann zwei Stunden später in Wien.

aber ein bisschen abenteuer gehört ja dazu. Eine schöne klassenreise!

Frida, 6. klasse

Unsere rax-WanderUnG

Wir, die 6.klasse, führten am 14. und 15. Mai 2014, das von Josef Rheinberg komponierte Singspiel „das zauberwort “ auf. Meinen Mit-schülerInnen und mir hat das Proben sehr viel Spaß gemacht. durch das Singspiel hat sich die düstere Stimmung in der klasse erhellt, weil wir uns durch die gemeinsame arbeit besser kennen gelernt haben. So kam es zu keinen auffälligen Streitereien mehr. unsere klassen-lehrerin, Fr. dragschitz, machte die Regie und unsere Musiklehrerin, Fr. Schindler, kümmerte sich um die musikalische Inszenierung. unse-re handarbeitslehrerinnen, Fr. Ellermann und Fr. hader, halfen bei der kostümauswahl. Bei den Proben haben wir uns oftmals versprochen, aber bei den auf-führungen ging es gott sei dank fast fehlerfrei. Wir verpassten bei den Proben manchmal die Einsätze von den Liedern, fanden aber dann trotzdem den anschluss J J.Bei den aufführungen gab es zwischen der Schüler- und Elternauf-führung einen kleinen unterschied: Bei der Schüleraufführung gab es keinen Vater, der dir dauernd zugeschmunzelt hat. Bei der Schülerauf-führung waren jedoch lauter altbekannte gesichter, die gebannt auf die Bühne schauten. Ich war also bei allen vier aufführungen nervös. Ich war in der ersten Besetzung der großwesir vom kalifen in Bagdad und in der zweiten Besetzung der Einheimische, der sich in einer kurzen Szene mit dem Fremdem unterhaltet. Ich bedanke mich bei den Eltern und Lehrern die mitgeholfen haben. VIELEn dank!

Felix, 6.klasse

„das ZaUBerWort“ – sinGspieL der 6. kLasse

Fotos: Birgit Scheiner

Fotos: Gerhard Berger

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Unsere rax-WanderUnG

„das ZaUBerWort“ – sinGspieL der 6. kLasse

gaßen das Zauberwort „mutabor“, mit dem sie sich wieder in Menschen zurück verwandeln konnten. Als Störche trafen sie die schöne Prinzessin Lusa, die in eine Eule verwandelt worden war und mit deren Hilfe schafften sie es, sich wieder zurück zu verwandeln. Dann heiratet der Kalif die Prinzessin und bestraft den bösen Vetter Mizra, der mit dieser List der Herrscher von Bagdad werden wollte.

A: Wie lange habt ihr dafür geprobt?E: Sehr lange. Ich glaube seit Jänner.

intervieW ZUm 6. kLass-spieL: das ZaUBerWort

Andreas: Emelie, was hat dir am besten gefallen, als Ihr „das zauber-wort“ zusammen geplant, geprobt und aufgeführt habt?Emelie: Dass wir zusammen viel schauspielern und singen gelernt ha-ben. Z.B. laut auf einer Bühne sprechen und so zu spielen, dass es die an-dern nicht langweilt. Nicht einfach da zu stehen, sondern in eine Rolle zu schlüpfen und sie lebendig zu machen. Und dass wir unsere Aufregung hinter der Bühne miteinander geteilt haben. Es war urlustig, zusammen zu spielen und zu proben.

A: und was war so eine urlustige Situation? E: Als wir das erste Mal unsere Kostüme gesehen und anprobiert haben. Das witzigste Kostüm fand ich das der Störche.

A: und was war der spannendste Moment?E: Die Premiere, da waren wir am meisten aufgeregt, weil wir noch nie so etwas Großes aufgeführt haben.

A: Wie war es dann nach der Premiere?E: Da waren wir erleichtert und stolz, dass wir es so gut hinbekommen haben.

A: Worum geht es denn in dem Stück „das zauberwort“? E: Es geht darum, dass der Kalif von Bagdad sich ziemlich langweilt. Ei-nes Tages kommt ein Krämer und bietet dem Kalifen ein Pulver an, mit dem man sich in ein Tier verwandeln konnte. Als er und sein Großwesir sich dann in einen Storch verwandelten, mussten sie lachen und ver-

WachstUm BedinGt BeWeGUnG Und BeWeGUnG WachstUm.

(ULrich WieGand-Laster (*1960)

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Im Juni durchwanderte herr Wohlmacher mit sei-ner 8.klasse die kroatische Insel krk. Mit zug und

Bus reisten wir am Sonntag, den 15.Juni, in das klei-ne Städtchen njivice im norden der Insel; von dort starteten wir am nächsten tag beladen mit unseren Rucksäcken, in denen wir alles, was wir für die fol-genden zehn tage brauchen würden, verstaut hat-ten. nur unsere zelte – unser Etappenziel war jeden tag ein anderer campingplatz am Meer – wurden von gerhard Rumetshofer in seinem Van transportiert.

dieser war manchmal auch die Rettung von so manchem von uns Wanderern, wenn ihn seine Füße gar nicht mehr tragen wollten oder schmerzhafte Blasen das gehen unerträglich machten.

unsere Wanderungen führten uns durch schattige kiefern- und Eichen-wälder, durch idyllische olivenhaine und über schroffe karstberge.

„aUf, ihr JUnGen WandersLeUt‘...“

BeWeGUnG muss im Schulalltag und im unter-richt in allen Fächern zu einem Prinzip des Lernens und Lebens werden!

(aus: Lernen braucht Bewegung, Franz Platz)

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die 8. aUf kLassenreise

Es war nicht immer leicht, den richtigen Weg zu finden, da es von krk leider nur sehr ungenaue Wanderkarten gibt, doch da-für wurden wir oft durch wunderschöne ausblicke auf das Meer und auf die umliegenden Inseln überrascht.

und nach mehr als einer Woche, in der wir täglich zwischen 10 km und 40 km zu Fuß zurück gelegt hatten, kamen wir wie-der an unserem ausgangsort njivice an. dort verbrachten wir noch einen geruhsamen tag am Meer, bevor wir mit dem Bus über Postojna (mit Besichtigung der zweitgrößten tropfstein-höhle der Welt – sehr sehenswert!!) wieder nach Wien zurück kehrten.

Wir hatten viel Spaß, waren oft sehr müde und auch erschöpft, aber es war eine sehr gelungene und schöne Reise zum ab-schluss der acht gemeinsamen Jahre.danke allen, die dazu beigetragen haben: den wanderfreudigen Schülerinnen der 8. klasse und ihren frohgemuten Begleitern, Jörg Wohlmacher, Wilhelm kvasnicka, Richard Bointner und gerhard Rumetshofer!

Irene Mayer

Fotos: Moritz Reifner

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„taG des kindes“ in istanBUL

B ereits zum dritten Mal reiste eine grup-pe aus der 8. klasse nach Istanbul auf

Einladung einer dortigen Schule, der „aLEV- Schule“. der 23. april ist seit atatürks zei-ten (1920) der nationalfeiertag der türkei und gleichzeitig der „tag des kindes“. Jede Schule feiert diesen tag auf unterschiedlichs-te Weise.die aLEV Schule, die im asiatischen teil Is-tanbuls weit draußen im grünen liegt, hat sich seit einigen Jahren vorgenommen, Schü-lerinnen und Schüler aus anderen Ländern zu diesem Fest einzuladen. So fanden sich in die-sem Jahr Jugendliche aus dänemark, Portu-gal, ukraine und eben Österreich ein, um mit den türkischen Schülern diesen tag zu feiern bzw. sich während einiger tage und gemein-samer aktivitäten näher kennenzulernen.die aLEV Schule ist eine private grund- und Mittelschule mit angeschlossenem kinder-garten und seit neuerer zeit auch einer ober-stufe. deutsch ist die erste Fremdsprache und wird bereits ab dem kindergarten inten-siv unterrichtet, Englisch kommt ab der 2. klasse dazu. Was ist nun das ziel dieses gemeinsam gefei-erten Festes? In der Einladung heißt es unter anderem:Wir möchten • KindervonverschiedenenNationalitäten

zusammenbringen, um zu zeigen, dass unabhängig von unterschiedlichen hinter-gründen alle Menschen Vieles gemeinsam haben.

• diesen Tag zu einem international gefei-

erten tag machen, der aLLEn kindern die Möglichkeit geben wird, sich nach ihren persönlichen Möglichkeiten zu entwickeln.

• dassalleKinderdieChanceerhalten,alsWeltbürger erzogen zu werden mit einem Verständnis der anderen kulturen.

Eingeladen sind kinder der 6.- 8. Schulstufe. aus organisatorischen gründen kann aus je-dem Land nur eine gruppe von 6-8 Schüle-rInnen anreisen. diese 5 tage müssen in Wien gut vorberei-tet werden, denn es gilt in Istanbul bei zwei großen Veranstaltungen im dortigen Fest-saal die eigene Schule und das Land in unter-schiedlicher Form vorzustellen. Bei der ers-ten Präsentation erzählen die SchülerInnen von ihrer klasse, ihrem Land und der Stadt, aus der sie kommen. Bei einer weiteren Ver-anstaltung wird etwas künstlerisches aufge-führt aus dem jeweiligen kulturkreis. außer-dem bringt jede gruppe lukullische Speziali-täten aus dem heimatland mit, die dann mit großer Freude verkostet werden. (neben den Mannerschnitten und den Mozartkugeln wa-ren in diesem Jahr die Sachertorten und zwei kilo Wiener zuckerln der Renner.)Eine große herausforderung ist, dass jeder Schüler alleine bei einer türkischen Familie, die ein kind in ähnlichem alter hat, als gast aufgenommen wird. da ist die Spannung groß: am Flughafen wird man von der „neu-en Familie“ abgeholt – und plötzlich ist jeder auf sich gestellt: – Wie wird die Verstän-digung funktionieren, wie schmeckt das Es-

sen, welche gewohnheiten gibt es? – Bei den großen Entfernungen in dieser Stadt ist ein schneller Besuch bei den Freunden nicht möglich. Mit kleinen Irritationen haben bisher alle SchülerInnen diese he-rausforderung geschafft und darauf kön-nen sie stolz sein.

„hand in hand“das thema bei gemeinsamen Veranstal-tungen der ausländischen SchülerInnen mit den türkischen gastgeberkindern lau-tete in diesem Jahr: „hand in hand“ – wie schaffen kinder es, miteinander einen Beitrag zum Frieden und zu einer besse-ren Verständigung zu leisten. – In gesprächsgruppen, künstlerischen ak-tivitäten und Spielen wurde daran gear-beitet. auch nahmen die ausländischen gäste am unterricht teil.Eine gemeinsame Bosporus-Fahrt ist ein in diesen tagen weiteres, äußerst ein-drückliches Erlebnis. die freie zeit verbringen die SchülerInnen mit ihren gastfamilien. Sightseeing in dieser besonderen Stadt steht natürlich bei allen auf dem Programm.Ich hoffe, dass wir im nächsten Jahr wie-der eingeladen werden und eine weitere 8. klasse dieses zum Verständnis ande-rer kulturen ermutigende und grenzen überwindende angebot nutzen kann.

angela Schindler und christine Bolleter- die Reisebegleiterinnen

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8 schüLerinnen Und schüLer der 8. kLasse in istanBUL vom 20. Bis 25. apriL

das Fliegen nach Istanbul bereitete keine Schwierigkeiten und am dortigen Flug-

hafen wurden wir gleich von den gast eltern abgeholt. die türken sind so besessen gast-freundlich, dass man keine angst haben müsste zu wenig dabei zu haben, weil sie einem bei allem aushelfen. die traditionel-len Speisen (davon gibt es unzählige) sind, sofern man keine allergien hat, mehr als erträglich. Istanbul ist einer der schönsten orte, an denen ich je gewesen bin sowie ei-ner der aufregendsten, was den Verkehr be-trifft. Falls es Regeln gibt, beachtet sie so gut wie niemand. der absolute hit war die Fahrt im dolmus, was so viel wie „überfüllt“ be-deutet, da diese Mehrpersonentaxis erst los-fahren, wenn sie zumindest voll sind. auch die dortige Schule war ein interessanter ort und alle Schüler und auch die anderen gäste waren sehr nett. diese Reise ist meiner an-sicht nach jedermann weiter zu empfehlen.Florian

E s war sehr komisch für mich, allein in ei-ner neuen Familie zu sein. die Familie war

aber sehr nett, ich konnte mit ihnen deutsch sprechen. das Mädchen hieß damla. Sie hat mich die ganzen tage begleitet und mir al-les gezeigt und erklärt. Wir sind zusammen mit ihrer Mutter mit dem auto in die Schu-le gefahren. die Schule dauert von 8.30 bis 15.30 uhr. die Schule war sehr toll, es stan-den tischtennistische, tischfußball und an-deres in den gängen. Im unterricht lernen die Schüler mehr als wir – meiner Meinung nach. unsere Präsentation war gut, aber das Programm der anderen hat mir auch gefallen. Für den Österreich-Stand habe ich zwei Sa-chertorten mitgenommen. die gingen weg wie warme Semmeln.

kathi

W ir haben zur Begrüßung ein Spiel gespielt: das heißt alle gastschü-

ler aus Portugal, dänemark, ukraine und Österreich mit den jeweiligen türkischen kindern, bei denen wir wohnten. So soll-ten wir uns kennenlernen. das war sehr gut, aber auch schwierig, weil ich die namen schwer verstanden habe. Lustig waren die Spiele am nachmittag: Jede gruppe hat sich ein Spiel ausgedacht, was im eigenen Land gern gespielt wird. das musste man allen kindern beibrin-gen. zum thema Frieden – das Motto war „hand in hand“ – gab es arbeitsgruppen. am Ende haben wir in gruppen ein gro-ßes Bild gemalt zu diesem thema. das hat sehr viel Spaß gemacht. und es war ein Sprachengewirr, aber wir haben uns gut verstanden. auf jeden Fall war es eine tolle zeit, ich bin froh, dass ich gefahren bin, so wie alle anderen auch. Ich habe so viele nette Menschen kennengelernt. Ich vermisse sie. Istanbul ist einfach toll. Leena

I ch fand es spannend zu erleben, wie deutlich sich der unterschied zwi-

schen ankunft und den folgenden tagen für mein Empfinden zeigte. am ersten tag war man noch unsicher. am anfang redet man auch nicht so viel, man weiß nicht, wie gut die kinder und Eltern Eng-lisch oder deutsch können. am zweiten tag kennst du den ablauf im Familienle-ben schon besser. und am Ende willst du gar nicht mehr weg, weil du sie alle so liebgewonnen hast. Lioba

d ie anreise verlief sehr gut. Leider wurde ich etwas krank. Meine gastfamilie war

sehr nett. Mit der Verständigung war es am anfang nicht so leicht, aber nach kurzer zeit ging es immer besser.Ich fand es sehr, sehr schön und ich bin froh, dass ich die anfänglichen Schwierigkeiten überwunden habe. Laura

am anfang war ich noch unsicher, ob ich diese Reise wirklich machen soll. aber

die Möglichkeit, in meinem alter in ein an-deres Land zu fliegen und neue Menschen kennenzulernen, wollte ich mir doch nicht entgehen lassen. Spannend war, nicht zu wissen, in welche Familie ich komme und ob ich mich verständigen kann. aber als ich dann ein sehr liebes Mail von meiner gast-familie bekam, waren alle Sorgen fast ver-schwunden. der erste abend verlief wun-derbar. am nächsten tag fuhren wir in die Schule – ich war schon sehr gespannt, sie zu sehen. dort traf ich mit meinen österrei-chischen Freundinnen zusammen. das war auch schön. um auch die gäste aus den 3 anderen Ländern etwas kennenzulernen, machten wir Spiele. Interessant war es, an den unterrichtsstunden unserer neuen tür-kischen Freunden teilzunehmen. alle Lehrer und Schüler sind sehr nett. am besten war die Fahrt mit dem Schiff auf dem Bosporus. ohne diese Reise hätte ich nie meine gast-familie kennengelernt und so viele andere wunderbare Menschen. Rachel

aUs den Berichten der schüLerinnen

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d ieses Schuljahr hatten wir, wie alle neunten klassen vor uns, Schneiderepoche. acht Wo-

chen lang, je acht Stunden pro Woche. Frau al-scher unterrichtete die Jungs und Frau kugler, die dieses Jahr neu an unsere Schule gekommen ist, die Mädchen.am anfang sammelten wir Ideen, was wir nä-hen wollten. dann fertigten wir Entwürfe an. als alle sich darüber klar waren, machten wir uns auf den Weg nach kritzendorf, um im Stoff-geschäft Müller unser Material auszuwählen.

Jetzt konnten wir mit dem nähen beginnen.zuerst ein Übungsstück. danach schnitten wir den Stoff zu, mithil-fe genau an unsere körper angepassten Schnitten. Endlich began-nen wir unser eigenes kleidungsstück anzufertigen. anfangs wa-ren wir sehr verunsichert, vielleicht machen wir es ja doch falsch? aber mit der zeit kam die Übung und wir wurden immer sicherer, immer schneller ratterten die nähmaschinen.die zeit verflog. Wir schnitten, hefteten, nähten und währenddes-sen erzählten wir uns geschichten von früher. Wir hatten es ganz lustig, oft musste sogar Frau kugler über uns lachen. am Ende der Epoche waren fast alle fertig geworden. Manche allerdings nähten noch zuhause. der allerletzte Ärmel wurde donnerstagmorgen, vor der Modenschau fertig gemacht.

die schneiderepochevon der ersten idee ZUm

voLLendeten kLeidUnGsstück

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d as thema – Sommer, Sonne, gute Lau-ne an drei „berühmten“ Stränden: Fin-

nischer Meerbusen, copacabana, Malibu – stand schon nach ostern fest. zu orga-nisieren begannen wir dienstag, zwei tage vor der Modenschau. dazu kam es, weil wir kurz zuvor auf klassenfahrt in Bratis-lava waren und sich dann tests und Feier-tage häuften. zugegeben, wir hätten früher beginnen können, haben wir aber nicht. deshalb standen wir dienstag vor der auf-gabe, abläufe zu planen, Requisiten aufzu-treiben und texte zu lernen. und das mit nur zehn Leuten, die anderen genossen den Feiertag oder waren krank. Eine Moderato-rin bekam Mandelentzündung, eine tänze-rin musste ihr knie operieren lassen – das beunruhigte uns und vor allem Frau Sady-chow sehr.das Bühnenbild – welches ich schon ein paar tage zuvor gesprayed hatte – wurde aufge-hängt, wir suchten tische, Stühle usw. zu-sammen und probten schon ein wenig.Mittwochs fanden dann die ersten und letz-ten durchläufe mit der ganzen klasse statt. Sabine trierenberg schaute vorbei und stu-dierte mit der copacabana-gruppe schnell

einen Samba-Schritt ein – danke dafür! glücklicherweise hatten wir in der Musikepo-che mit herrn albrecht schon „Surfin uSa“ von „the Beach Boys“ einstudiert, sodass das abschlusslied feststand.die Stimmung war gemischt – viele waren sich unsicher, wenn nicht sogar sicher, dass es chaotisch und schief gehen würde. doch zu aller Überraschung lief es donnerstags gut. Einige Pannen passierten aber doch: der ansprachenzettel verschwand während der Modenschau spurlos, einer von uns vergaß seinen text. Es war wie eine generalprobe für Samstag.Vor den Eltern und Freunden lief es dann bes-ser. obwohl eigentlich gleich viele Pannen passierten: die gitarre unseres ersten gitar-risten ging freitags kaputt und er musste mit einer neuen, frisch bespannten spielen. Wie Musikkenner wissen, verstimmen sich neu bespannte Instrumente schnell, so auch die gitarre während der Modenschau. Er bemerk-te es erst beim Spielen und verließ dramatisch den Festsaal. das tat uns allen sehr leid.Eine weitere Panne passierte auch mitten in der Show. der cd-Spieler mit der brasi-lianischen Musik war verschwunden. hin-ter der Bühne entsetzte gesichter, die sich leise zu flüsterten „die Musik ist weg, wir

modenschaU 2014die orGanisation der modenschaUWie Wir in ZWei taGen eine modenschaU aUf die Beine steLLten

müssen ohne tanzen“. als wir die Büh-ne betraten, gingen wir davon aus, gleich zu improvisierter klaviermusik zu tanzen – doch siehe da, auf wundersame Weise er-klang plötzlich die geplante Musik. Vielen dank hier nochmal an Florian, der im dun-keln den cd-Spieler fand und uns rettete! trotz der Pannen, waren wir alle schlussend-lich zufrieden und erleichtert, es “über die Bühne gebracht zu haben“. zur Feier des Er-folges gingen wir gemeinsam Eis essen.Ich denke, wir haben viel gelernt. Einerseits, dass wir nächstes Mal früher mit dem Planen beginnen, um noch mehr rauszuholen. an-dererseits, wozu wir als gemeinschaft in so kurzer zeit fähig sind und dass Stress durch-aus positiven Einfluss haben kann. auch die Pannen sind meiner Meinung nach sehr lehr-reich. Man lernt unter Stress und zeitdruck schnell und spontan zu handeln und locker damit umzugehen.Wir hatten trotz allem Spaß und hoffen, Ihr auch.Vielen dank an unsere handarbeitslehrerin-nen Frau alscher und Frau kugler, herrn al-brecht für die musikalische unterstützung, Frau Sabine trierenberg für die tänzerische unterstützung und unsere tutorin Frau Sadychow!Wir wünschen euch einen sonnigen, erhol-samen Sommer!

Stephanie doujak

Fotos: Alexander Doujak, Nadja Berke, weitere Fotos unter: http://www.waldorf-mauer.at/eindruecke/galerie-2013-14

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„eLtern-BLitZLichter“ ZUm 12.kLass-spieL

Ich konnte das Stück erst in grein sehen. Beautiful Setting, würde der Engländer sagen. das liebliche Städtchen, das alte theater, das dir andeutungen von Ereignissen vergangener tage zuwispert. al-lemal einen Besuch wert!

„Wie findest du das Stück?“, erkundige ich mich vorab bei Barbara Willau, „…gewagt“, antwortet sie mir mit einem breiten grinsen im gesicht. und tatsächlich!

da stehen sie, diese Jugendlichen, von denen ich die meisten kenne als sie noch metergroße Stöpsel waren – und ziehen sich bis auf die unterwäsche aus, als wär es nichts, sich vor Publikum auszu-ziehen. Manche gehen so in ihrer Rolle auf, dass du vergisst wer sie sind, – sind jetzt andere.

Ich war wahnsinnig beeindruckt von dieser Souveränität, von die-ser scheinbaren Leichtigkeit – und im besten Sinne des Wortes beneide ich unsere kinder dafür, dass sie das können, was andere jahrelang trainieren, manche nie schaffen – sich vor einem Publi-kum zu präsentieren und dabei keine Scham und keine nervosität zu zeigen, sondern Freude an der Sache! Bravo!

Petra Lintner

Fotos: K. Hruza

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„eLtern-BLitZLichter“ ZUm 12.kLass-spieL

„Ja, ich habe alle drei aufführungen gesehen und mir haben sie tat-sächlich von mal zu mal besser gefallen – man entdeckt die liebe-vollen details und gewinnt die Figuren/die SchülerInnen lieb, deren Entwicklung man 12 Jahre begleitet hat und in solchen augenbli-cken offenbar wird und mich in vielen nuancen berührt hat. am liebsten würde ich zu jeder einzelnen Figur/SchülerIn schreiben... und so danke ich allen SchülerInnen und dem Lehrerkollegium für die aufführungen und für die 12 Jahre“

Engelbert Sperl

die gesamte zwölfte klasse war großartig. Jeder Einzelne erbrachte eine tolle Leistung. Für mich unvorstellbar, wenn man die kurze zeit, die für das Proben zur Verfügung stand, berücksichtigt.Mir war das Menuett von Milo dor nicht bekannt. auch wenn das eine oder andere der Probenarbeit zu uns Eltern durchdrang, so hielt da die aufführung dann doch einiges an Überraschungen bereit.Beeindruckend war, wie die 12. klasse mit der körperbetonten In-szenierung umging. Es scheint, sie hatten ihren Spaß und Ihre Freu-de damit. Ein ganz toller abschluss der zwölf Jahre und ein tolles geschenk an uns Eltern.

Werner Mühlegger

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aLLes WirkLiche LeBen ist BeGeGnUnG

Alles wirkliche Leben ist Begegnung ... und BEWEGunG. das thema der tagung war durchgehend erlebbar, zu umreißen ist es jedoch nicht einfach. und wirft vor allem viele Fragen auf.

UmGanG mit der ZeitWo stehen wir heute in dem ständigen Bemühen unser Leben zu führen und uns dabei immer selbst behaupten zu müssen?Wohin investiert man seine hingabe souverän genug, um sich nicht im vielfach besetzten aufgabenkarusell zu erschöpfen?Wolfgang tomaschitz sprach einführend u.a. die Bedeutung der konzentration auf die gegenwart an: Was ist im augenblick wesentlich statt wichtig? Was habe ich vollkommen verstanden statt an halbverstandenem zu ermüden? gibt es genug wirklichkeitsgesättigte Sinneserlebnisse statt flüchtiger Eindrücke? kann ich in meinem umgang mit der zeit den zug anhalten um ungeplant ein Fenster für eine Wahrnehmung zu öffnen ohne auf die uhr zu achten?Will ich mir selbst begegnen, so muss ich in der gegenwart anwesend sein.

BeZiehUnG aLs ZentraLes themaMarkus Schneider griff das thema weiter im hinblick auf die Beziehung zwi-schen Ich und gemeinschaft auf.der Mensch als biologisch gesehen früh geborenes und unfertiges Wesen ist überlebensnotwendig auf Beziehung angewiesen. Seine unfertigkeit ermöglicht aber auch den individuellen Entwicklungsweg, der ihn über die Wieder- holung des gattunsmäßigen hinausführt. In jeder Biographie wird deutlich, dass Ent-wicklung immer auch mit einer Begegnung einhergeht. Welcher Mensch hat in mir etwas aufgeweckt, angeregt, erkannt? Wem habe ich zu danken, dass er in mir oder in meiner umgebung Entscheidendes in Bewegung gebracht hat?

inkLUsionWie findet nun das Ich in die gemeinschaft? War der Weg lange (und ist es noch) einer der Integration, des Sich-Einpassens, so nimmt der gedanke der Inklusion zunehmend gestalt an. Was bewirkt ein neu hinzukommender Mensch in einer gemeinschaft, wie bereit ist er selbst mitzuwirken und wie weit ist die gemeinschaft bereit zur Veränderung? Jedes kind stellt durch seine geburt seine umgebung auf den kopf – wie viele vergleichbare „geburten“ fin-den in gemeinschaften heute statt?

WiLLe ZUr GemeinschaftWenn in den arbeitsgruppen zu dem thema beispielsweise eine gemeinsa-me Eurythmiesequenz malerisch umgesetzt wird, sich die komplementärfarbe „meldet“ und die Stimmung des Bildes ändert, wird nachfühlbar, wie dieser Prozess auch im Sozialen stattfindet.auch eine plastizierte Form kommt durch gemeinsames Bearbeiten in Bewe-gung, was wieder seinen ausdruck im wachsenden Fluss der darauf folgenden Eurythmieübung finden kann.

ZUr reGionaLtaGUnG der WaLdorfkinderGartenpädaGoGinnen

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aLLes WirkLiche LeBen ist BeGeGnUnG

Im Musizieren zeigt sich das Wechselspiel zwischen Ich und gemeinschaft immer am deutlichsten – jeder spielt das Seine und der zusammenklang muss gefunden werden. In Übungen zur gesprächsführung beginnt das zueinander-finden erst einmal beim zuhören.unter dem aspekt, dass sich das gehirn jedes Einzelnen anders entwickelt gilt: „Jeder hat Recht!“ und es braucht viel Willen zur gemeinschaft, um auf dieser grundlage in Beziehung zu treten.

ich Und dUdie Entwicklung geht dahin, dass die Beziehung von Mensch zu Mensch immermehr ins Blickfeld rückt. War vor der neuzeit die Führung durch das göttliche das thema, ist es heute mehr und mehr der Mensch, der sich selbst führen will und mit dem geist im anderen Menschen in Beziehung tritt. Im anthroposo-phi- schen zusammenhang hat R. Steiner in seiner Sinneslehre den Ich-SInn als den Sinn im Menschen entdeckt, der die Begegnung, das du sucht. zeit-gleich trat die dialogforschung auf den Plan. das „zwiegespräch“ zur Ergrün-dung des „Weltensinns“ von Mensch zu Mensch war vorher kein thema.

proZess statt ZieLRecht radikal brachte Markus Schneider dann das Prozesshafte des heutigen Miteinander- unterwegsseins auf den Punkt: es ist nicht mehr das ziel ans ziel zu kommen, Beziehung ist nicht regelbar, es geht nicht um das denken in Polaritäten, sondern um das Erspüren des ausgewogenen, um das taStEn in jedem Sinne.

LeBen mit aLLen sinnen Eine sehr authentische art des In-Beziehung-tretens vermittelte Jessie ann de angelo, Sängerin und Entertainerin mit Wurzeln quer durch Lateinamerika. In diesem teil der Welt treffen die Sinne die Entscheidung, nicht die komplexe Überlegung. der Weg zum anderen Menschen führt für sie über die entspre-chende Musik. Fazit: der ganze Saal tanzt.

BeGeGnUnG WeLtWeitBerichte zur Situation der Waldorfkindergärten in Österreich (neue kindergär-ten bzw. –gruppe in Villach, Pamhagen, döbling) und weltweit (z.B. zum enor-men aufschwung in china und zu prekären hindernissen in Russland) erwei-tern den Blick auf zusammenarbeit und unterstützung (www.iaswece.org) Bei der internationalen tagung zu ostern 2015 in dornach mit dem thema „übergänge in der Kindheit von der Geburt bis 14 Jahre“ sollen die Entwick-lung des kindes im Sinne seines gesamten Beziehungsumfeldes beleuchtet und alle beteiligten Berufsgruppen mit einbezogen werden.

Es waren für 150 teilnehmer drei lebendige tage der Begegnung und der ge-meinsamen orientierung. Fortsetzung folgt.

ursula dotzler

vom 9.-11. mai 2014 in LinZ

... wenn wir bald ins nächste tal kommen ...

... und dabei käfer in Sicherheit bringen ...

... den echten Wünscheteich im Baum-stamm finden (Sollen wir es probieren ...?)

... und im grasmeer fast ganz untertauchen können. Fotos: Gertraud Walter

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„E s geht uns wunderbar“, sagt christiane dostal. Vor einem dreiviertel Jahr hatte

das noch ein wenig anders geklungen. ge-rade der Raum der zweiten klasse ist nicht gerade großzügig bemessen. Bei 30 tischen und 30 Sesseln sind die kinder so eng und gedrängt gesessen, dass sie sich kaum noch bewegen konnten. „und wenn wir versuch-ten, doch einen kreis zu machen, waren die tische derart im Weg, dass wir das eigent-lich nicht geschafft haben. Im grunde war nur noch Frontalunterricht möglich“, erinnert sich christiane dostal. dieser sei teilweise durch-aus berechtigt – aber auch sicher nicht so, dass die kinder zwischen tischen und Ses-seln regelrecht eingezwickt sind. „der kreis ist ein sehr wichtiges zusätzliches Element im unterricht“, betont die klassen-lehrerin der verwichenen zweiten und der kommenden dritten klasse. „Wir beginnen

jeden tag im kreis – wichtig ist, dass die kin-der sich gegenseitig wahrnehmen und zuhö-ren können. dass sie lernen, miteinander zu sprechen – und dass ich nicht ständig von Vorne übersetzen muss.“aus diesem grund wurde kurz nach Beginn der vorigen Schuljahres beschlossen, das „bewegte klassenzimmer“ einzuführen: die Einrichtung besteht aus einfachen aber aus-gesprochen praktischen und zweckmäßigen Bänken, die der Schülervater Mattthias Berke entworfen hatte. auf denen können die kin-der sitzen, sie können einen Parcours bauen, darauf turnen, balancieren – oder sie lassen sich auf ihren kissen dahinter nieder und schreiben auf den Bänken. die hälfte der Pöls-ter ist übrigens von der Firma gEa gesponsert worden – herzlichen dank dafür!diese ganze neue Einrichtung kann nun nicht nur vielseitig eingesetzt, sondern auch leicht

und schnell umgeräumt werden. und in der Mitte sorgt ein großer teppich für hei-melige gemütlichkeit.um den qualitativen unterschied zwi-schen Frontal- und kreisunterricht zu verdeutlichen, bringt christiane dostal ein Beispiel: „Man stelle sich nur vor, es würde die Jause in Reihen hintereinan-der eingenommen – oder im kreis. allein die tauschgeschäfte, die dadurch möglich werden! die Schülerinnen und Schüler sitzen im kreis auch frei nebeneinander, sie suchen sich eine eigene ordnung. das heißt sie können auch jeden tag ein ande-res kind wahrnehmen.“ der ganze rhythmische teil des unter-richtes, die Sprüche, gedichte, Lieder – das alles findet nun im kreis statt. und: „die kinder können sich auf verschiede-ne art bewegen und können auch spie-

BeWeGUnG kommt ins kLassenZimmer

das BeWeGLiche kLassenZimmer Lernen Und BeWeGen

Mit Blick auf das kleine kind lässt sich leicht feststellen, dass Bewegungsmög-lichkeiten und -fähigkeiten wesentli-che grundvoraussetzungen für das Ler-nen sind. Sie sind „Motor“ und „Mittler“ des Lernens. das kindliche Lernen be-ruht überwiegend auf Eigenaktivität und geht aus von sinnlichen Erfahrungen, von Wahrnehmungen und Empfindungen an-hand konkreter Sinneseindrücke. Viele der aus der Menschenkunde Rudolf Steiners gewonnenen körperlich-seelisch-geisti-gen zusammenhänge der kindlichen Ent-wicklung werden durch die Erkenntnisse der heutigen gehirnpsychologie und Ver-haltensforschung bestätigt. So können die verschiedenen Sinneseindrücke als „nahrung“ für das sich bildende kindliche gehirn angesehen werden.

der zusammenhang zwischen dem menschlichen Lernen und Bewegen wird

in den letzten Jahren nicht zuletzt durch die Ergebnisse der neurobiologischen, ent-wicklungspsychologischen und pädagogi-schen Forschungen immer evidenter. Lernen ist eine tätigkeit, die sich eben nicht aus-schließlich in äußerer körperlicher Ruhe ab-

spielt. der Weg des Ler-nens geht zunächst von außen nach innen. See-lisch-geistige aufmerk-samkeit und konzent-ration drückt sich beim kind (und nicht nur beim kind!) auch in Bewegung aus und kann sich durch differenzierter Bewegung besser entfalten.

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len, was sie sprechen. Bei einem kind ist es mir besonders aufgefallen: all die Be-wegungen, die der Bub macht, wenn wir über die Bänke springen, unten durch kriechen, krabbeln, schlängeln, einander drüber ziehen, balancieren – genau diese Bewegungsmuster sehe ich dann auch bei ihm, wenn er sitzt und schreibt. diese Be-wegungen nimmt er mit, sie finden sich im ganzen körper wieder – das arbeitet in ihm weiter, wenn er sitzt und schreibt.“Beim Schreiben wechseln die kinder nun auch viel öfter ihre Position und Lage: „Sie sitzen auf den Pölstern wie auf einem Sat-tel; wenn wir Flöte spielen, sitzen sie auf den Bänken und wenn ich die geschich-te erzähle, machen sie es sich richtig gemütlich.“ Sogar beim umräumen sei nun eine na-türliche Bewegung möglich, erläutert

christiane dostal weiter. „nicht das Schieben der schweren tische. Jetzt werden die Bänke einfach zur Seite gebracht.“ und wenn sie län-ger gesessen sind, „dann kriechen wir nach-her über die Bänke, springen drüber, schlän-geln uns durch. Wenn wir einen Parcours aufbauen – bis zu drei vier Stockwerke hoch –, wenn sie die Bänke umdrehen, Rutschen bauen, eine Balancier-Strecke, da können sie sich dann frei bewegen, soviel sie wollen.“Eigentlich habe sie nur ich aus purer Platz-not diese neuerung vorgeschlagen, bekennt christiane dostal. „und da hatte ich noch gar nicht gewusst, wie viele positive aspekte das bewegte klassenzimmer mit sich bringen würde.“ Erst nachträglich habe sie auch ent-deckt: „dass die kinder nun direkt miteinan-der sprechen und mich nicht mehr als Über-setzerin brauchen. Ein paar kinder waren anfangs zögerlicher, scheuer – die sind jetzt

komplett angekommen, in unserem zimmer. das sagen mir auch immer wieder Besucher, dass unser Raum wie ein Wohnzimmer wirkt. das ist sicher ein wesentlicher Punkt, dass die geborgenheit da ist, auch durch den großen teppich. die Form des kreises hat eine engere Verbundenheit gebracht, durch das gemein-same Wohnen ist ein richtig familiärer cha-rakter entstanden.“und zu guter Letzt passe das bewegte klas-senzimmer auch sehr gut mit dem längeren hauptunterricht zusammen, bilanziert chris-tiane dostal – „weil die Bewegungseinheiten auch ihre zeit brauchen“. und so hat die klasse im jüngsten Schuljahr gleich mehreres gewonnen: zeit, Raum, Be-weglichkeit – und geborgenheit.

Roman david-Freihsl

BeWeGUnG kommt ins kLassenZimmer dUrch die fLexiBLe einrichtUnG in der ZWeiten kLasse können sich die kinder nicht nUr freier BeWeGen – sie nehmen sich aUch anders Wahr

das BeWeGLiche kLassenZimmer

grob- oder feinmotorische Übungen ent-wickeln und differenzieren so ganz be-stimmte Bereiche des gehirns, auf deren physischer grundlage seelisch-geistige Prozesse, z.B. das Lernen, stattfinden können. aber auch die emotionale Intel-ligenz oder die soziale kompetenz des kindes werden durch das zusammenspiel von „unteren“ Basalsinnen und „oberen“ Sinnen (z.B. gedenken- oder Ich-Sinn) ganzheitlich gefördert. das kind lernt in den ersten Jahren über-wiegend durch experimentelles handeln im umgang mit konkretem Material die Physischen gesetzmäßigkeiten des ei-genen körpers und seiner umgebung kennen, z.B. durch krabbeln, Rutschen, Schaukeln, klettern, Rollen, Springen usw. durch das aktive Einsetzen seiner

Sinnestätigkeit verfeinert und steigert es diese wiederum und schafft sich so einen zuneh-mend geschärften „Sinn“ für seine umwelt, eine wesentliche Voraussetzung für späteres lebenslanges Lernen. die Motivation, sich dabei zu bewegen, be-wegend zu lernen, kommt ganz aus dem kind selbst. Es ahmt seine umgebung nach (auf-richten, stehen, gehen, sprechen usw.) und erlebt weitermotivierende Erfolge in der Sache selbst und nicht in einer von außen kommen-den Belohnung. Wir Erziehende können die-se Eigenmotivation dadurch fördern, dass wir spontane Bewegungen und Einfälle zulassen und damit vielfältiges Lernen ermöglichen. Behutsam können wir die kinder in ihrer ex-perimentierfreudigen nachahmung dazu an-regen, ihre Bewegung zielgerichteter, gesteu-erter und bewusster einzusetzen.

dabei ist es allerdings besonders wichtig, Be-wegung nicht als reinen Selbstzweck (das hat temporär sicher auch seine Berechtigung) er-fahrbar zu machen, sondern anzustreben, dass die äußere Bewegung einer inneren see-lischen geste oder haltung entspringt, dass sie ausdruck eines seelisch erfüllten Bildes oder einer phantasiereicheren Vorstellung wird, bzw. ist. die äußere körperliche Bewe-gung kann so vom kind in eine inner-seeli-sche Bewegung transformiert werden. unsere moderne Verstandeskultur wur-de äußerlich zu einer „Sitzkultur“. den kin-dern wurde in den vergangenen Jahrhunder-ten und Jahrzehnten zunehmend zugemutet, beim schulischen Lernen stillzusitzen. … die Vorstellung, dass Lernen vor allem im kon-

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zentrierten, äußerlich unbewegten, Stillsitzen stattfindet, sieht man den meisten klassen-zimmern, mit zentral zur tafel ausgerichteten tisch- und Stuhlmöbeln an. gearbeitet und gelernt wird fast ausschließlich im Sitzen, die Sinne werden vorwiegend auditiv und visuell angesprochen. In Waldorfschulen wird seit Jahrzehnten ver-sucht, zumindest teile des unterrichtes äu-ßerlich bewegter und handlungsorientierter zu unterrichten und weitere Sinne anzuspre-chen. Besonders die vier Basalsinne (tastsinn, gleichgewichtssinn, Lebenssinn, Bewegungs-sinn) sollen z.B. durch den rhythmischen teil, die Eurythmie, praktische tätigkeiten (acker-bau oder hausbauepoche) u.a. stärker ange-sprochen werden. doch die äußeren Möglich-keiten sind in klassenzimmern mit tischen und Bänken und bei vielfach noch anzutref-fenden großen klassen mit 30 bis 40 kinder relativ begrenzt.

aus dem Erleben heraus, dass unsere hoch-technisierte und durchorganisierte Welt vie-len kindern heute weder zeit noch Raum bie-tet, diese für ihre Entwicklung so notwendi-gen Sinneserfahrungen ausreichend selbst zu durchleben, suchten und suchen immer mehr kindergärtner und grundstufenlehrer nach Möglichkeiten, einen teil dieser Erfahrungs-räume und –zeiten in ihren alltag mit den kindern zu integrieren. Schon in den 70er-Jahren begannen Experi-mente mit anderem Sitzmobiliar (z.B. Sitz-bälle u.a.). Seit Ende der 90er-Jahre hatte sich der Begriff der „Bewegten Schule“ oder des „Bewegten klassenzimmers“ herausgebildet, womit aber kein einheitliches konzept be-zeichnet war. auch in den Waldorfschulen kristallisierte sich in den Letzten Jahren der Begriff des „Bewegten klassenzimmers“ oder „Beweglichen klassenzimmers“ heraus. neben vielfältigen positiven Erfahrungen aus meinem ersten klassenlehrerdurch-gang erschienen mir insbesondere folgen-de Bereiche in meinem neuen durchgang verbesserungswürdig:

Bewegungsmangel vieler Kinder

die kinder meiner alten klasse konnten sich zu wenig bewegen und wenn wir uns im klassenzimmer bewegen wollten, dann wa-ren die Möglichkeiten zur freudigen Bewe-gung durch die tische stark eingeschränkt. Fehlende sozialkompetenz mancher Kinder die kinder meiner alten klasse konnten sich zu wenig gegenseitig wahrnehmen, ein pro-duktives gespräch unter den kindern war durch die anordnung der Reihen erschwert. Sprach ein kleines Mädchen in der ersten Rei-he mit leiser Stimme zu mir, so war es für

ein kind in der fünften Reihe kaum mög-lich, ihr zuzuhören. Erschwerend kam das nichtvorhandensein eines visuellen Ein-druckes vom sprechenden kind hinzu.

die brachliegende Eigenmotivation mancher Kinder, insbesondere der hö-her und schwächer Begabten

die frontale ausrichtung der kinder auf mich zwang mich zu einer enormen ak-tivität uns „Lehrer-Entertainer“. diese stand oft diametral zur beschränkten Ei-genaktivität der kinder. Ihre aufmerksam-keit fokussierte sich vom Begin bis zum Ende der Stunde auf mich. um als (klassen-) Lehrer zur harmoni-schen Entwicklung der Seelenfähigkeiten bei den kindern besser beitragen zu kön-nen, wollte ich in meinem neuen klas-sendurchgang besonders drei Faktoren verstärkt fördern:

• Die Kraft zur Selbstentwicklung deskindes muss auf der leiblichen Ebene durch vielfältig differenzierte Bewe-gung gefördert werden.

• AufdemGebietderseelischenOrgani-sation muss das kraftvolle Verbunden-sein mit der Welt durch sozialkompe-tenz gefördert werden.

• Auf dem geistigen Gebiet muss diekraft der kinder entwickelt wer-den, durch ihre Eigenmotivation Widerstände und hindernisse zu überwinden.

hierzu erschien mir die äußere Form des „Beweglichen klassenzimmers“ als aus-gesprochen geeignet. allerdings wusste ich zu Beginn noch nicht, dass ihre hand-habung von mir selbst ein besonderes Maß an „In-Bewegung-Bleiben“ erfordert, gerade auch was mein eigenes Rollenver-ständnis und meinen umgang mit den kindern betraf.

Martin carle Gekürzter Text aus der Broschüre

„Lernen in Bewegung – das bewegliche Klassenzimmer“.

das BeWeGLiche kLassenZimmer >

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das BeWeGLiche kLassenZimmer

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E s war ein buntes treiben, ein fröhli-ches, ausgelassenes Miteinander! un-

ser Sommerfest!der auftakt im kleinen Festsaal, das Er-zählen durch die Jahrzehnte ließ ein leben-diges Bild der anfänge und der geschichte unserer Schule bis ins heute entstehen.Wunderbar zu herzen gehend die Eindrü-cke ehemaliger Schüler ließen in uns, die wir in den 1970ern die Schule begonnen haben, alle möglichen Erinnerungen, ge-schichten und Erlebnisse lebendig werden.Ja, auch für uns lässt ist diese Schule beim hineinkommen heute noch wie ein gefühl von „nach hause kommen“ wach werden! Eröffnet durch ein kleines konzert, konn-ten klein und groß sich anschließend ku-linarisch verwöhnen lassen, oder im Park

Unser sommerfest

am besten sind die dinge, von denen man annimmt, es hat sie schon immer gegeben: das Sommerfest an der Schule ist das beste Bei-

spiel dafür. Es war erst das zweite Mal, aber gefühltermaßen hat es dieses schöne Fest schon immer gegeben. Vermutlich deshalb, weil daran alles stimmig ist:den auftakt bildete die öffentliche Schulfeier. Es folgte – diesmal(!) –der Festakt „50 Jahre Waldorf in Österreich“ und als mehr als 300 Luftballons mit Wünschen für die nächsten 50 Jahren gegen 14:00 uhr in die Luft stiegen, war das Sommerfest eröffnet. Schon der Festakt war wie das Betrachten eines Fotoalbums mit bunten Bildern: 10 Personen aus dem umfeld der Schule sprachen über fünf Jahr-zehnte Waldorf in Österreich: da sprach Jörg Schmiedbauer anstelle des erkrankten gründungsvater tobias kühne über die allerersten Jahre der Schule, über den häuslichen unterricht der ersten kinder, der langjährige Lehrer hannes Reisser beeindruckte mit einer kurzen Rezitation aus dem uberuferer Paradeisspiel. Weiters sprachen gunter Wetter, langjähriges Vorstandsmitglied und vielfacher Schülervater (mittlerweile auch Schü-lergroßvater) und Eva hartmann über die geschichte des kindergartens in Wien-Mauer. die 1980er Jahre ließen Monika Bangert (Schülerin) und Elmar dick (Lehrer und Schülervater) vorüberziehen. Es folgten sehr be-rührende persönliche Erinnerungen der ehemaligen SchülerInnen alen-ka Schmiedbauer, Florian Petermann, Magdalena Rumetshofer und dem Schülervater Peter Eberharter über die 1990er und 2000er Jahre. zuletzt sprachen für das kollegium noch Elisabeth Platzer und politische gruß-

sommerfest seit „50 Jahren“worte Bezirksvorsteher gerald Bischof und xx, Vorsitzender des Bildungsausschusses im Wiener gemeinderat. Mit 300 Wunsch-ballons verlagerte sich die Feierstunde in den Rosenhof, wo schon (Bio-) Speisen und getränke warteten. und ein rauschendes Rahmenprogramm: Volleyball, Fußball, ein Bilder-Fälscher-Wettbewerb, bei dem es galt, ein Bild so täu-schend echt wie möglich zu fälschen. zuletzt wurde dieses Bild ganz professionell von andrea Jungmann von Sotheby’s verstei-gert. christof Stein moderierte diesen bunten nachmittag, also ob er in den letzten 50 Jahren des Sommerfestes nichts anderes ge-tan hätte. Sogar Eis und Bier im Rosenhof; Spiele: Volleyball, Fuß-ball und anderes; kunst, kultur, Wissenschaft und unterhaltung: Malen (Fälscher-Workshop), Physikmobil; große tombola, Musik – trio Lepschi!

Saskia Sautner

bei verschiedenen Statio-nen aktivitäten wie Stel-zengehen oder Bodenkrei-denmalen ausprobieren. Besonders faszinierend waren der „Fälscher-kurs“ und die daraus entstandenen kunst-werke, die bei einer großen „auktion“ verstei-gert wurden. (… mein Mann konnte eines die-ser großartigen Exponate ergattern!) zum Mitmachen eingeladen waren alle Jungen und Junggebliebenen beim großen Fußball- und Volleyballturnier mit anschließend laut-stark, fröhlich, begeisterter Siegerehrung.der absolute höhepunkt war die Verlosung der hauptpreise! Jeder, der ein Los gekauft und einen kleine Preis gewonnen hat, sollte dieses für die ziehung der hauptpreise aufheben. Mit Spannung ver-

folgten wir, wie die Lose von zoe Bangert aus dem hut gezogen und von christof Stein ver-lesen wurden. … und tatsächlich! Wir haben den zweiten hauptpreis, ein Wochenende auf einem Biobauernhof gewonnen!die ganze Familie ist unglaublich begeistert und wir freuen uns schon, mit allen kindern dieses Wochenende zu erleben :-)

herzlichen dank an alle Bemühten, die mit vollem Einsatz mitgeholfen haben, dieses wunderbare Sommerfest zu gestalten und möglich zu machen :-)

astrid Steinmayer-Stiegholzer

Foto: Nadja Berke, Fotobericht unter: http://www.waldorf-mauer.at/eindruecke/galerie-2013-14

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Eine Mitstreiterin war beim Aufbau der ers-ten Waldorfschule Österreichs in der Zweiten

Republik zentrale Figur und treibende Kraft: Elisabeth Gergely. Die Pionierarbeit dieser Gründungsphase bereitete auch den Weg für die weiteren Waldorfschulen in Österreich. Raoul Kneucker, selbst langjähriger Mitstreiter während der Pionierphase und „Rechtsberater“ der Rudolf Steiner-Schule in Wien-Mauer, teilt seine Erinnerungen im MoMent-Gespräch.

„Wenn ich unbescheiden mit meiner Person anfange, dann nur deshalb, weil mein Einstieg in die Waldorfpädagogik in bester art be-schreibt, wie Frau dr. Elisabeth gergely gear-beitet hat. Ich hatte mich gemeinsam mit mei-ner Frau entschlossen, unsere erste tochter in den Waldorfkindergarten zu geben und da kam dessen Leiterin Bronja zahlingen mit ei-nem zettel Papier zu mir und sagte: „Ich höre, Sie sind ein Fachmann für anerkennungen im Bildungswesen? Schauen Sie sich das doch an – kann man dagegen etwas machen?“ Es war der ablehnende Bescheid des unterrichtsmi-nisteriums über die gewährung des Öffent-lichkeitsrechtes. Ich war gerne bereit zu helfen – weil ich schon lange dem Ministerium be-weisen wollte, dass es eine falsche Interpreta-tion des gesetzes vornahm. aber ich warnte auch: der Entscheid selbst sei insofern richtig, weil die notwendigen Vorbereitungen für den antrag keineswegs vorlagen.zur Erklärung: die Interpretation des unter-richtsministeriums war insofern falsch, weil es die Möglichkeit des sogenannten Paragra-fen 14, Privatschulgesetz, zur Errichtung von sogenannten Statutschulen mit eigenem or-ganisationsstatut nur auf die berufsbilden-den- und nicht auf die allgemeinbildenden Schulen bezogen hatte. diese Einschränkung der Freiheit, die durch überhaupt nichts ge-rechtfertigt war, hatte mich wahnsinnig ge-stört. gleichzeitig war aber der antrag un-serer Schule inhaltlich nicht vorbereitet, weil

man eben den Lehrplan, die Stundenpläne, ein organisationsstatut uns so weiter – erst erarbeiten musste. Es lag ja damals noch überhaupt kein Lehrplan vor für die Waldorf-schulen – weder in deutschland noch in Ös-terreich. der österreichische Waldorf-Lehr-plan, den wir dann entwickelt hatten, war dann der erste seiner art – ein Lehrplan unter Beachtung der Waldorf-Idee, dass der Lehrer eine große pädagogische und inhaltliche Frei-heit haben soll. daraufhin wurde ich in das Lehrerkollegium eingeladen und es kam zu mehreren gesprä-chen und diskussionen. typisch für Frau dr. gergely war, dass sie sich einschaltete und sagte: gut, machen wir ein Wochenendsemi-nar in guntrams, wo sie ein Familienanwesen hatte. und dort auf den Bänken in den Wie-sen rundum saßen dann all die Lehrerinnen und Lehrer in arbeitsgruppen und erarbeite-ten die einzelnen teilbereiche: Lehrplan, or-ganisationsstatut und so fort. und am Ende dieses Sommers 1976 hatten wir die nötigen unterlagen beieinander. dann wurde der an-trag gestellt – und die große Frage war: Wird das unterrichtsministerium bei seiner Ent-scheidung bleiben oder nicht? Ich war damals noch nicht im Wissenschafts-ministerium und hatte wissen lassen, dass ich einen termin beim damaligen unterrichts-minister Fred Sinowatz haben würde und be-reit sei, bis zum Verfassungsgerichtshof zu gehen. das hatte genügt, die Beamten dazu zu bringen, sich noch einmal eingehender mit der Sache zu beschäftigen. Minister Sinowatz hatte dann den termin gewährt und letzt-lich wirklich alleine entschieden: das geht in ordnung.das alles konnte nur Frau dr. gergely in die Wege leiten: Wie macht man etwas, wie kommt man in einem Prozess weiter von a nach B – das war ihr großes können. nach der genehmigung der Statutschule kam relativ bald das Öffentlichkeitsrecht und da-

nach relativ bald der abschluss der Mit-telstufe, die anerkennung des haupt-schulabschluss. Ich will damit nur darle-gen: das waren alles rechtliche Schritte, die zum ersten Mal für die Waldorfschu-len gegangen werden mussten. das war der entscheidende Schritt: Wie passt die Waldorfpädagogik in das System? das wurde ein assimilationsprozess – aller-dings ohne dabei die Ideen der Waldorf-pädagogik aufzugeben. und Frau dr. Eli-sabeth gergely war die grande dame im hintergrund, die diesen Prozess begleitet und organisiert hat. dazu ist ein ganzes Lehrerkollegium nicht wirklich in der Lage – es bedarf einer Exekutive. Sie hatte es in hervorragender Weise verstanden, sich nicht in das einzumischen, was das Leh-rerkollegium machen sollte – aber sie er-gänzte das kollegium dabei, was es selbst nicht machen konnte. all dieses Schritte hatte ich von 1976 bis 1996 rechtlich begleitet. Es gab damals keinen Waldorfverein in Österreich, den ich statutenmäßig nicht unterstützt hät-te und all diese Schritte sind uns gelun-gen. da gab es dann etwa auch noch die Veröffentlichung des Waldorf-Lehrplanes als internationalen Lehrplan durch tobi-as Richter. und rückblickend kann ich nur sagen: diese ganze arbeit und vor allem die zusammenarbeit mit Frau dr. gergely habe ich über 20 Jahre hindurch richtigge-hend genossen. Ein weiteres Beispiel ist die Finanzierungs-problematik. als die Ergänzung des Schul-baus durch das grundstück und haus in der Endresstraße 113 zur Wahl stand, waren die Mittel durch den ausbau des hauptgebäudes auf der anderen Straßen-seite erschöpft. und nun muss man wis-sen: Frau dr. gergely kam aus einer In-dustriellenfamilie und war in allen weltli-chen angelegenheiten vollkommen ajour. und sie hatte in dieser finanziell sehr be-engten Situation die Idee: Wir greifen auf eine alte Form der Bürgschaft zurück. das heißt: Wir suchen nicht einen oder zwei Bürgen, sondern hundert und mehr Bür-gen. dadurch verringert sich der einzel-

„sie War die Grande dame im hinterGrUnd“

Jede BeWeGUnG verLäUft in der Zeit Und hat ein ZieL.

(aristoteLes (384 - 322 v. chr.))

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WIntER 2014 MOMEnt | 25SOMMER 2014 MOMEnt | 25

ne Bürgschaftsbetrag auf eine vergleichs-weise niedrigere Summe. das heißt: Im schlimmsten Fall ist auch die zu zahlen-de haftungssumme entsprechend gering – und für die Bank ist es eine klare an-gelegenheit, weil man ja gegenseitig haf-tet. diese alte Form war bis dahin von den Banken nicht mehr praktiziert worden – weil es für die Banken natürlich auch ent-sprechend komplizierter abzuwickeln ist. da aber im Schulverein und im umfeld be-reits genug Menschen da waren, die man kannte und fragen konnte, war es mög-lich, die nötige zahl an Bürgen zustande zu bringen und diese kreuzweise haftung vorzuschlagen.und da war die große Überraschung: nur die Raiffeisenbank mit ihrer altertümlichen genossenschafts-Ideologie war bereit, darauf einzugehen. die typischen Ban-ken, die aus der Ideologie der aktienge-sellschaften kamen, hatten das strikte von sich gewiesen. und es bedurfte wieder ei-ner Person – eben Frau dr. gergely – so etwas zu erfinden oder eigentlich wieder zu entdecken. das war damals vollkom-men ungewöhnlich. Ein dritter Punkt war: Bei einem Jour fixe fragte mich Frau dr. gergely: Wie werden wir diese Waldorfschulen, die in Öster-reich ja dann relativ schnell aus dem Bo-den schossen, koordinieren? denn nach der Maurer-Schule kamen ja recht schnell Linz, Pötzleinsdorf, Salzburg, graz, kärn-ten, und, und, und. das führte natürlich dazu, dass sich sehr unterschiedliche Leh-rerschaften und Schulführungen entwi-

ckelten. und wir waren über-zeugt, man müsste diese Leu-te zusammenführen, sodass sie voneinander wissen und vonei-nander lernen könnten. Verbun-den war damit auch die hoff-nung, dass neben der koordi-nierung und der gemeinsamen haltung und Vorgehen in Sub-ventionsfragen auch eine auto-chthone Lehrerbildung entste-hen kann – was sich aber bis heute nicht erfüllt hat. Jedenfalls

aber entstand so auf ihre Initiative hin der Ös-terreichische Waldorfbund.das sind drei Beispiele, wie Frau dr. gergely als grande dame im hintergrund die geschicke der Schulentwicklung gelenkt hatte. Sie hatte nie die Schulleitung inne, sondern plante im hintergrund diese Prozesse, leitete sie in die Wege und setzte sie um. die vier Frauen im Mittelpunkt dieser rechtlichen und institutio-nellen Prozesse, das waren Bronja zahlingen, Eleonore zimmermann, kitty Wenkebach und eben Elisabeth gergely. das war das im hin-tergrund des Schulbetriebes tätige, verschwo-rene damenquartett. aber im unterrichts-ministerium waren diese vier damen von der Rudolf Steiner-Schule gute Bekannte – und wurden dort sogar „die Rudolfinen“ genannt.die anekdoten aus dieser zeit waren ja wirk-lich köstlich. Wenn ich mich etwa erinnere an diese Seminare; wie die vielen Lehrer auf dr. gergelys anwesen sitzen und im grunde österreichisches Schulrecht lernen – und ich mich gleichzeitig mit der Waldorfpädagogik vertraut machte. oder wie sie vor diese vie-len, vielen potenziellen Bürgen trat und ihnen das Bankgeschäft erklärte – das waren schon Sternstunden. Wahr ist jedenfalls, dass die Maurer-Schule als Pionierschule am eigenen Leib an recht-lichen Schritten all das erlebte, was die an-deren, nachfolgenden Schulen dann nur noch nachvollziehen mussten. da gab und gibt es natürlich immer noch genug andere rechtli-che Probleme, die zu lösen waren und zu lö-sen sind – aber was diese Standards betrifft, konnten sich die anderen Schulen dann sozu-sagen in ein rechtlich bereits gemachtes Bett

legen. das System, wie man so etwas macht, war bereits da.Ein weiterer Punkt sind natürlich auch die sehr guten kontakte, die Frau dr. Elisabeth gergely stets zu Politikern hatte. Sie war eine Person, der es überhaupt nichts ausmachte zu sagen: Ich gehe einfach dorthin und rede mit der oder mit dem. und sie hatte dabei auch fast immer Erfolg – weil die art, wie sie das machte, einfach großartig war. So hatte sie beispielsweise auch in ihrer un-nachahmlichen art, den früheren Finanzmi-nister hannes androsch angesprochen. Jener war ja als Minister abgesetzt worden – und wurde chef der damaligen Bank ca. In die-ser zeit gab es im Maurer kreis eine Erbschaft: eine signifikante zahl an gösser-aktien. das waren nicht irgendwelche anteile – denn die gösseraktien hatten, wie andere Bier-aktien auch, die kriegswirren sehr gut überstanden und waren ausgesprochen gut im kurs. Elisa-beth gergely wusste, dass der umgang mit diesen aktien nicht so einfach sein würde – also ging sie einfach zu hannes androsch als Bankdirektor und fragte: Ich habe hier diese gösser-aktien, was soll ich damit machen? und jener sagte ihr: Wenn sie die auf einmal auf den Markt bringen, ruiniert das den Preis. also kaufe ich sie ihnen ab und wir bringen sie nicht auf den Markt. So bekam dr. gergely den kurs der gösser-aktien zum Stand eines tages. ohne abzüge. das ist gergelyausgezeichnete kontakte hatte Elisabeth gergely auch zur damaligen Wiener Sozial-stadträtin, die auch für die Bildung zustän-dig war: gertrude Fröhlich-Sandner. Jene war auch die erste Wiener Politikerin, die auch persönlich in die Schule kam. und wie immer, wenn Politiker gelegenheit haben, die Schule in aktion zu sehen – also bei einer Schulfei-er oder einer aufführung – sind sie alle im-mer begeistert. daraus hatte sich bei Fröhlich-Sandner eine herzliche Beziehung zwischen den beiden damen ergeben.natürlich war das damals ja auch noch eine andere zeit. die Entwicklung der Minister-Sekretariate seither ist ja verheerend. damals wurde noch zu einem geringeren Maße abge-

„sie War die Grande dame im hinterGrUnd“

Elisabeth Gergely, Waldorftag 1993

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schUL-BeWeGUnG

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schirmt, wie das heute der Fall ist. gleichzei-tig war es damals aber auch noch eine zeit, in der man noch vergleichsweise leichter frei-händig Mittel vergeben konnte. die Minis-ter hatten damals einfach noch freiere Mittel zur Verfügung. aber die Subventionen für die Freien Schulen sind natürlich eine happige Sa-che, weil sie grundsätzlich nur möglich sind nach den gegebenheiten des Budgets. und das ist natürlich nur nachrangig, nachrangig, nachrangig. Beginn 2000 hatte ich noch vorgeschlagen, über das Wettbwerbssystem der Eu zu ver-suchen, eine Lösung zu finden. Ich hatte da-mals zunächst den Verwaltungsgerichtshof angerufen, im Vergleich von konfessionellen und nicht-konfessionellen Schulen. diesen Prozess haben wir leider verloren – Verwal-tungs- und Verfassungsgerichtshof haben nicht reagiert und gesagt, das sei im Belieben des Staates. diese ausrichtung der Bildungs-politik sei keine Verletzung des Verfassungs-rechtes. das ganze wurde dann noch über eine deutsche Rechtsanwaltskanzlei in Brüs-sel über das europäische Wettbewerbsrecht

noch einmal aufgerollt – und das hätte dann ja auch für viele europäische Länder Bedeutung gehabt. aber die europäische kommission – die auf unserer Seite stand – hatte diese an-gelegenheit dann den Regierungen zur Stel-lungnahme übergeben. und obwohl sowohl das gericht als auch die kommission sagten, dies sei auch anwendbar auf non-Profit-or-ganisationen, steckte die kommission doch noch zurück, nachdem die meisten Länder er-klärt hatten, dies sei deren angelegenheit und die Eu solle sich nicht einmischen. aber wenn wir nun auf die Entwicklung der Steiner-Schule zurückblicken, muss man schon noch einige pädagogisch sehr prägen-de Persönlichkeiten erwähnen. und wenn ich aus meiner persönlichen Sicht die starken, innovativen Lehrer an der Schule erwähnen möchte, dann gehört jedenfalls der tobias Richter dazu. der jede Initiative unterstützt oder auch selbst erfunden hat. Sei es das Mit-telstufen-orchester oder die Lehrerbildung. Er war sicherlich derjenige, der die meisten In-itiativen ergriffen hatte. dann kam das duo herta hans und Elmar dick: nun mag man zu ihnen stehen, wie man will – aber das waren starke Persönlichkeiten, die etwas weiterge-

bracht hatten. auch gottfried Pühringer, der von der universität für Bodenkultur kam und nicht nur über das Forstprakti-kum Enormes leistete. oder Elisabeth Jor-di. und nicht zuletzt Elfriede graf. Sie war aus dem ausland gekommen und konnte wirklich Englisch. und sie war ein starkes, aufgeschlossenes kollegiums-Mitglied. Sie überlegte, was sie mit ihrer klasse machen möchte und stellte fest: In Ös-terreich geht man auf die Berge. und über das Bergsteigen hat sie dann begonnen, auch pädagogische Inhalte zu vermitteln – wie gemeinschaftsbildung, Sicherheit oder natur.Sehr intensive und positive auseinander-setzungen gab es dann auch noch zwi-schen Schule und kindergarten in der Fra-ge, wie gehen Waldorfeinrichtungen mit der Frage der Vorschule um. und das wa-ren wieder einmal Bronja zahlingen – aber vor allem auch Brigitte goldmann, die in der kindergärtnerinnen-ausbildung in Wien eine große Rolle gespielt hat und immer noch spielt.“

aufgezeichnet von Roman david-Freihsl

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„sie War die Grande dame im hinterGrUnd“

Die ChristengemeinschaftBewegung für religiöse Erneuerung

WIEN-SÜDDie Christengemeinschaft Wien-Süd ladet sehr herzlich ein!

Eröffnung der neuen Johanneskapelle am Sonntag, 7. September 2014

Die Feier beginnt um 9:45 mit dem ersten Kindergottesdienst und anschließend um 10:30 Uhr mit der ersten Menschenweihehand-lung in der Kapelle. Danach gibt es einen Mittagsimbiss, Getränke, Festansprachen, Musik und einen gemütlichen Ausklang.

Die Adresse der Johanneskapelle und der Filialgemeinde Wien-Süd lautet: Rudolf Waisenhorngasse 41, 1230 Wien.

Mit öffentlichen Verkehrsmitteln erreichbar über die Straßen-bahnlinie 60, Station Anton-Krieger-Gasse - oder über den S-Bahn-hof Wien-Liesing.

Der nächste Termin für Kindergottesdienst und Menschenweihe-handlung in der Johanneskapelle: Samstag, 20. September.

Nähere Informationen:Jakob Butschle, [email protected], Tel.: +43 650 840 46 56Roman David-Freihsl, [email protected], Tel.: +43 660 956 97 82Der Newsletter der Filialgemeinde Wien-Süd kann unter [email protected] bestellt werden.

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Spielmusik, Kinderchor, Kammermusik, Instrumentenkarussell,

Jugendorchester ‚Schallmauer‘,

Violine, Violoncello, Gitarre, E-Gitarre, Gesang,

Klavier, Jazz-Klavier, Blockflöte, Querflöte, Klarinette, Fagott

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Absender: R. Steiner-Schule Wien-Mauer, 1230 Wien, Endresstr. 100 Verlagspostamt, 1230 Wien, Zulassungsnummer: 02Z032325M Impressum Seite 2

P.b.b.13Z039641M

Diese Ausgabe v. MoMent wird voraussichtlich am 02.09.2014 an die post.at übergeben.

termine

Mo 01.09. 1. schultag mi 03.09. 20h EA 9. KlasseSo 07.09. Beginn Landwirtschaftspr. 9. kl bis ca. 20.09.Fr 12.09. 20h Ea 10. klasseMo 22.09. Start der 10., 11. und 12. klass-Praktikado/Sa 16./18.10. schulfeier (Beginn: Sa 09:00)Sa 25.10. Herbstferien (bis So 02.11.)Fr 7.11. tag der Wiener SchulenFr/Sa 28./29.11. Basar (voraussichtlich Änderungen in der zeitlichen abfolge)Mi 24.12. Weihnachtsferien (bis Di 06.01.2015)

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