MONITOR 35 / 2014 - GEMEINSAM GEHT ES BESSER

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5 | Mehr Schlagkraft 8 | Integrierte Ausbildung 6 | Der Trottel als Leitbild Die neue, schweizweite Dachorganisation verspricht mehr Schlagkraft in werbe- und medienpolitischen Auseinandersetzungen. Werbung und Public Relations ziehen in der Weiterbildung künftig am gleichen Strick. Regierungen nehmen Abschied von der Idee des mündigen Konsumenten. An ihre Stelle rückt die Bevormundung durch den Staat. Mitgliedermagazin von SW Schweizer Werbung Nr. 35 Dezember 2014 MONITOR Jahresrückblick Gemeinsam geht es besser Schon bevor es zu Ende geht, lässt sich von diesem Jahr sagen, dass es aus un- serer Sicht eines der Gemeinsamkeiten ist. Ein Jahr, das einmal mehr beweist, dass es sich lohnt, kräftig am gleichen Strick zu ziehen. Das gilt für das Zusam- menrücken von SW Schweizer Werbung und PS Publicité Suisse in einem neuen Dachverband ebenso wie für den ge- meinsamen Kampf gegen Werbeverbote mit ganz unterschiedlichen Partnern und für einen neuen Ausbildungslehrgang zu- sammen mit pr suisse. Gemeinsam besser – zum Ersten Der Zusammenschluss von SW Schweizer Werbung und PS Publicité Suisse zu einer gemeinsamen, schweizweiten Dachorga- nisation mag für Sie als kleiner und selbst- verständlicher Schritt erscheinen. Dennoch sind wir überzeugt, dass er für die Branche mittel- und langfristig einen merklich positiven Impact bringen wird. Angesichts der man- nigfaltigen Herausforderungen benötigen wir

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5 | Mehr Schlagkraft 8 | Integrierte Ausbildung6 | Der Trottel als Leitbild

Die neue, schweizweite Dachorganisation verspricht mehr Schlagkraft in werbe- und medienpolitischen Auseinandersetzungen.

Werbung und Public Relations ziehen in der Weiterbildung künftig am gleichen Strick.

Regierungen nehmen Abschied von der Idee des mündigen Konsumenten. An ihre Stelle rückt die Bevormundung durch den Staat.

Mitgliedermagazin von SW Schweizer Werbung Nr. 35 Dezember 2014

MONITORJahresrückblick

Gemeinsam geht es besser

Schon bevor es zu Ende geht, lässt sich von diesem Jahr sagen, dass es aus un-serer Sicht eines der Gemeinsamkeiten ist. Ein Jahr, das einmal mehr beweist, dass es sich lohnt, kräftig am gleichen Strick zu ziehen. Das gilt für das Zusam-menrücken von SW Schweizer Werbung und PS Publicité Suisse in einem neuen

Dachverband ebenso wie für den ge-meinsamen Kampf gegen Werbeverbote mit ganz unterschiedlichen Partnern und für einen neuen Ausbildungslehrgang zu-sammen mit pr suisse.

Gemeinsam besser – zum ErstenDer Zusammenschluss von SW Schweizer

Werbung und PS Publicité Suisse zu einer gemeinsamen, schweizweiten Dachorga-nisation mag für Sie als kleiner und selbst-verständlicher Schritt erscheinen. Dennoch sind wir überzeugt, dass er für die Branche mittel- und langfristig einen merklich positiven Impact bringen wird. Angesichts der man-nigfaltigen Herausforderungen benötigen wir

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Das Wort des Präsidenten

Wie haben Sie 2014 erlebt? Bleibt Ihnen vor allem der nasse Sommer in Erinnerung? Oder die politischen und wirtschaftlichen Ir-rungen und Wirrungen?

Auch wenn unsere Probleme dadurch zu-weilen relativiert werden, sollten wir versu-chen, stets auch das Positive zu sehen. Für mich als Präsident von SW Schweizer Wer-bung gibt es in dieser Hinsicht vor allem drei Punkte zu erwähnen: unsere (Teil-)Erfolge im Kampf gegen Werbeverbote, die Initial-zündung für einen gesamtschweizerischen Kommunikationsverband und der Tag der Werbung, der für einmal fast die ganze Bran-che vereint hat. Alle drei Meilensteine mar-kierten lediglich Zwischenhalte auf einem of-fenen Weg in die Zukunft. Die Werbeverbote werden uns auch in den kommenden Jahren auf Trab halten. Erfreulicher sind die Aus-sichten auf Verbandsebene: Nach dem Let-ter of Intent aus dem Jahr 2012 und einem gemeinsamen visuellen Auftritt gehen wir nun einen Schritt weiter. Die neue, gesamt-schweizerische Dachorganisation wird uns mehr Handlungsspielraum, mehr Beweg-lichkeit und kürzere Entscheidungsprozesse ermöglichen. Definitives dazu wissen wir an unserer Mitgliederversammlung 2015. Das wird allerdings nicht der einzige Grund sein, wieso der 29. Mai in Erinnerung bleiben wird. An diesem Tag feiern wir auch das 90-Jahr-Jubiläum von SW Schweizer Werbung. Mit einem inspirierenden, sinnlichen und genussvollen Tag der Werbung in der ehe-maligen Von-Roll-Fabrikhalle in Bern. Unter anderen mit Bundesrätin Doris Leuthard, der Werberlegende Jacques Séguéla und dem spitzfedrigen Kolumnisten Ludwig Hasler. Ich freue mich sehr darauf. Und Sie?

In diesem Sinne wünsche ich Ihnen und Ih-ren Angehörigen einen besinnlichen Jahres-ausklang und ein rundum positives 2015.

Filippo LombardiStänderat Präsident SW Schweizer Werbung

Fortsetzung der ersten Seite

Auch ein Beispiel für gemein-sam stark: die Schweizerische Lauterkeitskom-mission.

Gemeinsam ...

die hochwertige Man- und Brainpower beider Verbände ungeteilt, um die Rahmenbedin-gungen für die kommerzielle Kommunikati-on zu verbessern, drohende Werbeverbote abzuwehren und in der Weiterbildung beste Bedingungen für kompetitiven Nachwuchs zu schaffen.

… zum ZweitenDass wir gemeinsam mehr erreichen kön-nen, hat auch der diesjährige Tag der Wer-bung gezeigt. Zusammen mit SW Schweizer Werbung und PS Publicité Suisse haben ADC, bsw, SAWI, die Stiftung Werbestatistik Schweiz sowie der Textverband gleichentags ihre Mitgliederversammlungen durchgeführt. An der Nachmittagsveranstaltung unter dem Motto «Ohne Werbung keine Wirtschaft» im Vortragssaal des Zürcher Kunsthauses nahmen nicht weniger als 24 Präsidentin-nen / Präsidenten und Geschäftsführerin-nen / -führer befreundeter Branchenverbände und -organisationen teil. Das beweist, wie gross das Bedürfnis nach einer starken, ge-meinsamen Präsenz und Repräsentanz der kommerziellen Kommunikation ist.

… zum DrittenIm Kampf gegen Werbeverbote, konkret ge-gen den unmässigen Vorentwurf für das neue Tabakproduktegesetz, setzte SW Schweizer Werbung gleichfalls auf das Motto «gemein-sam besser». An der Medienkonferenz vom 4. September in Bern unterstützten Ständerat Hans Hess von der Vereinigung des Schwei-zerischen Tabakwarenhandels (VSTH), die Präsidentin des Konsumentenforums kf Babette Sigg sowie Nationalrat Gregor Rutz von der IG Freiheit die SW-Anliegen. Ent-sprechend gross war die Medienresonanz: Neben den Nachrichtenagenturen und allen Fachmedien haben insgesamt 20 Printmedi-en mit einer Gesamtauflage von mehr als ei-ner halben Million sowie 15 Onlinemedien mit mehr als 64 Millionen Seitenaufrufen pro Mo-nat ausführlich darüber berichtet. Der Tenor: «Das Tabakproduktegesetz gerät auf breiter Front unter Beschuss.»

… zum ViertenAm gleichen Strick ziehen von nun an auch die Ausbildungsinstitute und Prüfungskom-missionen der Kommunikationsleiter und der

Wegweisendes Shakehands der beiden Ver-bandspräsidenten Filippo Lombardi und François Besençon am Tag der Werbung 2014.

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Das SW-Jahr in Stichworten

Januar MM1 Kommunikationsleiter-Diplom

Neue SLK-Website2

MM Zweite Kammer SLK

MM SLK Neue Website

M&K3 Texter -Diplom

Newsletter: Veranstaltungen

Newsletter: KL-Diplom / RTVV / Website SLK

Februar MM Texter-Diplom

M&K Kommunikationsleiter-Diplom

März Parlamentariergespräch GMK4

MM Tätigkeitsbericht SLK

M&K Interview C. Facchinetti / Neue Website SLK

April MM Konsumkreditgesetz KKG

M&K Vorschau Tag der Werbung

Newsletter: Tag der Werbung / Veranstaltungen

Mai Tag der Werbung

Medienkonferenz SLK: Selbstregulierung KKG

Neues Grundlagenpapier SLK

MM Tag der Werbung

MM Initiative gegen Alkoholwerbung

MM Tabakproduktegesetz TabBG

MM Kommunikationsplaner-Prüfung

Stellungnahme Mediapulse

M&K Bildreportage Tag der Werbung

Newsletter: Initiative Blaues Kreuz Zürich

Newsletter: TabBG / Workshop PBV

... geht es besserPR-Berater. Bereits kommendes Jahr soll der erste Kurs nach einem komplett neuen Reg-lement starten. Geplant ist eine gemeinsame Grundausbildung und daran anschliessend eine separate, jedoch aufeinander abge-stimmte Spezialisierung. Die beiden Diplome «PR-Berater» und «Kommunikationsleiter» soll es weiterhin geben. Neben inhaltlichen und formalen Synergien bietet die Neuaus-richtung den Absolventen nicht zuletzt die Möglichkeit, nach Abschluss einer Fachrich-tung die jeweils andere Kompetenz mit ver-gleichsweise geringem zeitlichem Aufwand zusätzlich zu erwerben. Die gemeinsame Ausbildung will der zunehmenden Konkur-

renz der Fachhochschulen Paroli bieten und hinsichtlich Qualität und Praxisorientierung den Benchmark setzen.

… zum FünftenDie Schweizerische Lauterkeitskommission ist ebenfalls ein Gemeinschaftswerk. Eines, das über die Branche hinausreicht und die Medien sowie die Konsumentenorganisatio-nen miteinbezieht. Der Erfolg ist durchschla-gend. Die SLK geniesst weit über die Branche hinaus bis in die Rechtsprechung höchste Akzeptanz und Anerkennung. Jüngstes Bei-spiel dafür ist das neue Konsumkreditgesetz (KKG). Darin wird die Lauterkeitskommission

aller Voraussicht nach erstmalig als unab-hängige Beschwerdeinstanz in einer Selbst-regulierung der Wirtschaft rechtsverbindlich genannt. Dazu beigetragen hat wohl auch das neue Grundlagenpapier, das die SLK im Rahmen einer Medienkonferenz unmittelbar vor der entscheidenden Nationalratsdebatte über das KKG vorgestellt hat. Im Parlament und bei den Medien hat es zweifellos das Be-wusstsein für das Thema Selbstregulierung gestärkt.

Thomas MeierKommunikationsbeauftragter [email protected]

Juni Workshop PBV / Preisbekanntgabe Auto

Informationsveranstaltung TabBG

MM Workshop PBV

MM Erste Kammer SLK

Juli Monitor 1 / 14

MM Zweite Kammer SLK

M&K Kommunikationsplaner-Diplom Workshop PBV

Newsletter: SLK / Veranstaltungen

August Newsletter: TabBG / Geldspielgesetz / EMEX

Suisse EMEX: Patronat Vortrag N. Sohnemann

Stellungnahme RTVV

Stellungnahme Geldspielgesetz BGS

M&K Werbeverbote / SLK-Medienresonanz

September Medienkonferenz TabBG

MM Neue Dachorganisation

M&K TabBG / Vorschau Workshop / EMEX

MM Dritte Kammer SLK

Newsletter: Workshop Markenrecherche

Newsletter: SLK / Veranstaltungen

Oktober Workshop Markenrecherche

M&K Neue Dachorganisation / Berufsbildung

November MM Kommunikationsleiter-Prüfung

MM Neue Kommunikationsleiter-Prüfung

M&K Urheberrecht / Workshop / Neue KL-Prüfung

Dezember Monitor 2 / 14

M&K Jahresrückblick

1 MM = Medienmitteilung SW Schweizer Werbung | 2 Kommunikationsaktivitäten der Schweizerischen Lauterkeitskommission 3 M&K = Marketing & Kommunikation, Verbandsorgan SW Schweizer Werbung | 4 GMK = Parlamentarische Gruppe Medien und Kommunikation

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In politischen Fragen wird ein schnelles, flexibles und kon- sequentes Agieren und Reagieren immer wichtiger.

Politik

Von der Mediennutzungsforschung zum Geldspielgesetz

SW Schweizer Werbung hat im laufenden Jahr zu den unterschiedlichsten werbe- und medienpolitischen Themen Stellung bezogen – von der Mediennutzungsfor-schung bis zum Geldspielgesetz. Mit dem geplanten Zusammenschluss mit PS Pu-blicité Suisse soll die Entscheidungsfin-dung weiter beschleunigt werden.

Trotz teilweise unterschiedlicher Interessen innerhalb von SW Schweizer Werbung ist es uns stets gelungen, in werbe- und medien-politischen Fragen mit einer Stimme zu spre-chen. Das ist gerade in der heutigen Zeit, in der die kommerzielle Kommunikation immer öfter ins Schussfeld gerät, immer wichtiger. Auch in diesem Hinblick ist unser Ansinnen zu verstehen, mit unserem Schwesterver-band in der Romandie, PS Publicité Suisse, einen gesamtschweizerischen Dachverband zu konstituieren. Gerade in politischen Fra-gen wird er ein schnelleres, flexibleres und konsequenteres Agieren und Reagieren ermöglichen. Im laufenden Jahr hat SW Schweizer Werbung zu den folgenden wer-be- und medienpolitischen Themen Stellung bezogen.

MediapulseIm Mai hat sich SW einer Stellungnahme ihrer Schwestergesellschaft PS Publicité Suisse angeschlossen, deren Präsident François Besençon Mitglied im Stiftungsratsaus-schuss von Mediapulse ist. Im Hinblick auf die künftige Nutzungsforschung für Radio und TV plädierten wir für valide Nutzungs-

daten, einen starken Medienplatz Schweiz und eine Single-Source-Forschung, die alle Mediengattungen abbildet und vom Bund finanziell unterstützt wird.

Radio- und Fernsehverordnung (RTVV)Mitte August hatte SW die Gelegenheit, zur Teilrevision der Radio- und Fernsehverord-nung RTVV und in diesem Zusammenhang notwendigen Änderung der SRG-Konzessi-

on Stellung zu beziehen. Ab 2015 soll der SRG erlaubt werden, hybrides Fernsehen (HbbTV) anzubieten und darin Werbung zu platzieren. SW befürwortet diese neue Wer-beplattform und erachtet es als widersinnig, nur die gleichen Werbeformen zuzulassen, wie sie heute im Teletext möglich sind, und audiovisuelle Inhalte wie TV-Spots und an-dere animierte Einblendungen wie Pop-ups zu verbieten.

Geldspielgesetz (BGS)Was hat das Geldspielgesetz mit Werbung zu tun, werden Sie sich vielleicht fragen.

Einiges, wie Sie gleich erfahren werden. Be-reits bisher hat das BGS Werbegewinnspie-le, an denen man beim Kauf einer Ware oder Dienstleistung teilnehmen kann, den Geld-spielen zugeordnet und dafür eine gleich-wertige Gratisteilnahmemöglichkeit verlangt. SW Schweizer Werbung erachtet das als nicht mehr zeitgemäss. Noch weniger zeit-gemäss waren die Maximalforderungen, die die Präventionsbranche noch während der Vernehmlassung publiziert hatte. Sie zwan-gen SW zu einer scharfen Replik.

ParlamentariergesprächeSozusagen zur politischen Basisarbeit zäh-len die gemeinsamen Veranstaltungen mit dem Verband Schweizer Medien für die Mitglieder der parlamentarischen Gruppe Medien und Kommunikation (GMK), die von SW-Präsident Filippo Lombardi im Co-Prä-sidium geleitet wird. Letztmals traf sich die Gruppe Anfang März in Bern zum Thema «Die eidgenössische Medienkommission». Das nächste Parlamentariergespräch findet am 10. März 2015 in Bern statt.

An dieser Stelle nicht aufgeführt sind alle gesetzlichen Vorlagen, die ganz unverhoh-len Werbeverbote gefordert haben: Kon-sumkreditgesetz, Tabakproduktegesetz, Lebensmittelgesetz und Initiative «Keine

Alkoholwerbung auf Sportplätzen». Alle In-formationen dazu finden Sie im Artikel «Der Trottel als Leitbild» auf der nachfolgenden Seite.

Sämtliche Stellungnahmen von SW Schwei-zer Werbung finden Sie auf unserer Website sw-ps.ch im Bereich «Politik» unter «Stel-lungnahmen».

Thomas MeierKommunikationsbeauftragter [email protected]

Unsinnig: Im Hybrid-TV sollen gemäss Bakom

die gleichen Regeln gelten wie

im Teletext.Audiovisuelle Werbung wie

TV-Spots und ani-mierte Pop-ups

wären verboten.

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Politische UmschauIn der jüngsten Vergangenheit haben insbesondere die folgenden vier Geset-zesvorlagen SW Schweizer Werbung be-schäftigt. Eine Übersicht.

Konsumkreditgesetz KKG – Zielgerade Bundesrat, National- und Ständerat lehnen ein Totalverbot, wie es die parlamentarische Initiative «Keine Werbung für Kleinkredite» verlangte, ab. Die Selbstregulierung der Branche mit der Schweizerischen Lauter-keitskommission als unabhängige Beschwer-deinstanz wird immer wahrscheinlicher.

Tabakproduktegesetz TabPG – guter Start Die Vernehmlassung zum Vorentwurf wurde Mitte September abgeschlossen. Kurz zuvor sind SW Schweizer Werbung, die Vereini-gung des Schweizerischen Tabakwarenhan-dels, die IG Freiheit und das Konsumentenfo-rum gemeinsam vor die Medien getreten, um die verlangten Werbeverbote argumentativ zu bekämpfen. Das ist zwar erst ein bescheide-ner Anfang, die grosse Medienresonanz lässt jedoch hoffen.

Lebensmittelgesetz LMG – ein kleiner Sieg: Im Detail liegt oftmals die Tücke. Das mussten wir bei der Revision des Lebens-mittelgesetzes erfahren, das Ende Juni in der Schlussabstimmung von beiden Räten ange-nommen worden ist. Zum Glück ohne Art. 14 Abs. 2bis, der dem Bundesrat die Möglichkeit

einräumen wollte, Werbung für Lebensmittel an Kinder einzuschränken. Still und leise nach der Vernehmlassung ins Gesetz geschmug-gelt, konnte er erst im letzten Moment aus der Vorlage gekippt werden.

«Keine Alkoholwerbung auf Sportplätzen» – ein halber Sieg: Eine komfortable Mehrheit der Bevölkerung hat der Initiative des Blauen Kreuzes im Kanton Zürich zwar eine Abfuhr

erteilt. Leider ist das jedoch nur die halbe Miete. Gesundheitsdirektor Thomas Heiniger (FDP) hat bereits zuvor ein rigoroses Werbe-verbot für Alkohol und Tabak ausgesprochen, das unter anderem Alkoholwerbung von den Sportlertrikots verbannt.

Thomas MeierKommunikationsbeauftragter [email protected]

Recht

Der Trottel als Leitbild

Rote Karte für die Initiative «Keine Alkoholwerbung auf Sportplätzen» im Kanton Zürich.

Die Regierung verabschiedet sich von der Idee des mündigen Konsumenten.

So titelte der Spiegel einen Artikel in seinem Heft vom 29. September 2014. Gemeint war damit, dass sich «die Re-gierung (…) von der Idee des mündigen Konsumenten (verabschiedet).» Die Pa-rallelen zur Situation in der Schweiz sind unübersehbar. Allein schon, wenn man die Anstrengungen betrachtet, die SW Schweizer Werbung in den letzten Jahren unternehmen musste, um sich gegen dro-hende Werbeverbote zur Wehr zu setzen.

Neues Konsumkreditgesetz, neues Tabak-produktegesetz, Revision des Lebensmittel-

gesetzes, Initiative «Keine Alkoholwerbung auf Sportplätzen». Und das ist nur der An-fang, wenn man die Entwicklungen in der EU betrachtet und weiss, wie willfährig die Behörden in der Schweiz speziell im Gesund-heitsbereich Entscheide aus Brüssel nach-vollziehen. Tatsache ist, dass die Werbung je länger, je mehr unter Beschuss gerät. Da-hinter stehen neben gut gemeinten, jedoch schlecht auf die gesellschaftliche und wirt-schaftliche Realität abgestimmten Präven-tionsbemühungen vor allem auch ein Staat, der seine Bürger zunehmend entmündigt. Alexander Neubacher kommentiert diese

Entwicklung im erwähnten Spiegel-Artikel so: «In Teilen der Regierung hat sich die Ansicht durchgesetzt, der Durchschnittskonsument sei ein Mängelwesen, das im Tarifdschungel von Stromversorgern, Mobilfunk-Providern und Fitnessstudios allzu leicht den Überblick verliert. Den Werbeversprechen von Banken oder Haushaltgeräteherstellern stehe dieser arme Tropf oft ratlos gegenüber.» Zu Recht kommt der Autor zum Schluss, dass eine Regierung, die ein politisch genehmes Ver-halten gesetzlich erzwingen will, gegen die Interessen der Verbraucher handle. Das kön-ne dazu führen, dass der Verbraucherschutz die überforderten Konsumenten nicht mehr vor der Wirtschaft schützen müsse, sondern den mündigen Bürger vor den Übergriffen des Staates. Das lässt sich eins zu eins auf die Situation in der Schweiz übertragen und bietet wahrlich keine guten Aussichten. SW Schweizer Werbung engagiert sich umso mehr für liberale Werbebedingungen.

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Medienecho bis nach Deutschland

Schweizerische Lauterkeitskommission

Diese Werbung verletzt die Per-

sönlichkeitsrechte des Babys.

Die Lauterkeitskommission stösst dank in-tensiver Medienarbeit immer häufiger auf positive Medienresonanz. Jüngstes Beispiel ist ein beinahe seitenfüllender Artikel im

Tages-Anzeiger*. Unter dem Titel «Was Werbung darf – und was nicht» zeigte Tho-mas Müller anhand zahlreicher Beispiele auf, wie die SLK funktioniert und mit wel-

chen Fällen sie es zu tun bekommt. Das weitaus grösste mediale Echo, das bis nach Deutschland hallte, löste allerdings die SLK-Medienmitteilung «Ein Fall von Persön-lichkeitsverletzung» aus. Das beanstandete Sujet für ein Männermode-Label zeigt einen Businessman, der ein nacktes männliches Baby auf den Armen trägt, das ihn in hohem Bogen anpinkelt. Diese Abbildung tangiert die Intimsphäre und Würde des Babys und damit den nicht vertretbaren Kern seines Persönlichkeitsrechts. Somit waren auch seine Eltern nicht berechtigt, stellvertretend in die Publizierung einzuwilligen. Erstmals in ihrer Geschichte organisierte die SLK Anfang Juni zudem eine Medienkonferenz. Anlass dazu gab die nationalrätliche Bera-tung des Konsumkreditgesetzes, in dem die Lauterkeitskommission als unabhängige Beschwerdeinstanz amten soll. Bei dieser Gelegenheit stellte die Präsidentin Christine Bulliard-Marbach das neue Grundlagen-papier der Lauterkeitskommission vor; wie sämtliche Medienmitteilungen ist es auf der Website faire-werbung.ch zu finden.

Krimi oder Trauerspiel? Das aufgeführte Stück hat Elemen-te eines Krimis, noch mehr aber eines Trauerspiels. Mehr als vier Jahre schon diskutierten das Parlament und seine Kommissionen über die Initiative «Keine Werbung für Kleinkredite». Sie stimmten zuerst zu und wachten erst nach ei-ner gemeinsamen Intervention von SW Schweizer Werbung und den betroffenen Branchenverbänden aus ihrer Lethargie auf. Jetzt wartet ein Happy End.

Josiane Aubert, SP-Nationalrätin aus der Waadt, verlangte 2010 in ihrer parlamenta-rischen Initiative ganz offen ein totales Wer-beverbot für Kleinkredite; davon betroffen wäre auch die Leasingwerbung gewesen. Trotzdem passierte die Vorlage mit der Num-mer 10.467 sowohl den Nationalrat wie den Ständerat ohne grosse Diskussionen. Die na-tionalrätliche Kommission für Wirtschaft und Abgaben (WAK-NR) erhielt den Auftrag, ein

solches Verbot in einem neuen Konsumkre-ditgesetz festzuschreiben. Dagegen wehrte sich die Branche vehement. Gemeinsam mit den direkt betroffenen Verbänden VSKF (Verband Schweizerischer Kreditbanken und Finanzierungsinstitute) und SLV (Schweizer Leasingverband) setzte sich SW Schweizer Werbung für eine angemessene Lösung ein, die der verfassungsmässig garantierten Werbefreiheit mehr Beachtung schenkt. Im Rahmen einer Anhörung der WAK-NR stellte SW Schweizer Werbung den Kommissions-mitgliedern die Schweizerische Lauterkeits-kommission (SLK) vor und plädierte für eine Selbstregulierung durch die Branche.

Wichtiger Erfolg für die SelbstregulierungDer Nationalrat rückte in der Folge von der Maximalforderung ab. Im Gesetz verankert werden soll lediglich ein Verbot von aggressi-ver Werbung; die Definition, was als aggres-siv zu gelten hat, überlässt er der Branche.

So sollen beispielsweise Sujets unzulässig sein, die für Konsumkredite zur Finanzierung von kurzfristigen, kostspieligen Freizeitaktivi-täten werben. Mitte September dieses Jah-res stimmte auch der Ständerat der Selbst-regulierungslösung mit wenigen Ausnahmen zu. In der Differenzbereinigung ist der Nati-onalrat darauf der kleinen Kammer gefolgt. Ein totales Werbeverbot ist damit vom Tisch. Mit einem Veto des Bundesrates ist nicht zu rechnen, da er bereits im April 2014 dem Antrag der WAK-NR zugestimmt hatte. Die Selbstregulierung der Wirtschaft mit der Schweizerischen Lauterkeitskommission als unabhängige Beschwerdeinstanz hat damit einen grossen politischen Erfolg errungen.

Marc SchwenningerRechtskonsulent SW [email protected]

* Tages-Anzeiger, Montag, 6. Oktober 2014, Sozial & Sicher, Seite 34

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Werbung und PR ziehen am gleichen Strick

Bildung

SW-Prüfungsdaten 2015

Texter / in mit eidg. FachausweisAnmeldeschluss 2015: Juni 2015Nächste Prüfungstermine:− Schriftlich: Ende Oktober 2015− Mündlich: Ende November 2015

Kommunikationsplaner / in mit eidg. FachausweisAnmeldeschluss 2015: bereits abgelaufenAnmeldeschluss 2016: Anfang Oktober 2015Nächste Prüfungstermine:− Schriftlich: 9. / 10. März 2015

im Hotel Spirgarten, Zürich− Mündlich: 16. / 17. April 2015

im Berufsbildungszentrum BBZ, Biel

Kommunikationsleiter / in mit eidg. DiplomAnmeldeschluss 2015: Ende April 2015Nächste Prüfungstermine:− Schriftlich: Anfang September 2015 − Mündlich: Anfang Oktober 2015

Weitere Auskünfte über die KP- und KL-Prüfungen erteilt Ihnen das Prüfungs-sekretariat von SW Schweizer Werbung (044 211 23 24, [email protected], sw-ps.ch). Informationen zur Texter / in-Prü-fung erhalten Sie unter [email protected] oder auf texterin-texter.ch.

ImpressumHerausgeberSW Schweizer Werbung GesamtverantwortungUrsula Gamper, Geschäftsführerin Konzept und RedaktionThomas Meier, Meier: Kommunikation AG, Zürich Gestaltungidfx AG, Werbeagentur ASW, WädenswilDruckFerrari Druck, ZürichVertriebBaumer AG, Islikon

© SW Schweizer Werbung, Zürich

SW Schweizer Werbung | PS Publicité Suisse PS Pubblicità Svizzera | Swiss Advertising SA Dachorganisation der kommerziellen Kommunikation Kappelergasse 14, Postfach 3021, 8022 ZürichT +41 44 211 40 11 F +41 44 211 80 [email protected]

Die klassischen Ausbildungswege stehen unter Druck. SW Schweizer Werbung und pr suisse planen deshalb eine neuartige, in weiten Teilen integrierte Ausbildung zum Kommunikationsleiter und PR-Berater. Sie orientiert sich wie bisher stark an der Pra-xis und erfüllt alle Anforderungen an eine zukunftsorientierte Kommunikation.

Reine Kosmetik genügt nicht, um die klassi-schen Ausbildungslehrgänge und -prüfungen wieder zu zeitgemässen und für die jungen Menschen anziehenden Wegen auszubauen. SW Schweizer Werbung ist überzeugt, dass nur eine vollständige Neuausrichtung den Höheren Fachprüfungen eine prosperieren-de Zukunft verspricht. Eine Neuausrichtung, die nicht bei den Kommunikationsleitern Halt macht, sondern die gesamte Kommunika-tionsbranche umfasst und die PR-Berater miteinbezieht. Denn Hand aufs Herz: In der Praxis wachsen die Berufsbilder immer stär-ker zusammen und kennen bereits eine Viel-zahl von Überschneidungen. Oder anders for-muliert: Die Imagebildung von Unternehmen, Marken oder Produkten lässt sich längst nicht mehr klar einer der beiden Fachrichtungen zuordnen. Wieso also nicht zusammenführen, was eh schon zusammengehört?

Zuerst gemeinsam, danach jeder für sichMit dieser Idee hat SW Schweizer Werbung im Frühjahr das Gespräch mit dem Schwei-zerischen Public Relations Verband pr suisse sowie den betroffenen Ausbildungsinstituten SAWI, KV / SPRI und Bildungszentrum BVS St. Gallen aufgenommen. Schnell zeigten sich alle Beteiligten einig, dass eine konsequente Neuorientierung notwendig ist, um die klassi-schen Ausbildungswege wieder attraktiver zu gestalten. Auch über die Stossrichtung hin zu einer koordinierten und streckenweise integ-rierten Ausbildung zusammen mit den Public Relations herrschte bald Konsens. Geplant ist nun eine gemeinsame Grundausbildung mit

einer Zwischenprüfung und daran anschlies-send einer getrennten, jedoch koordinierten Spezialisierung auf eine der beiden Fachrich-tungen. Die beiden Diplome «PR-Berater» und «Kommunikationsleiter» bleiben weiterhin bestehen. Der grosse Vorteil – neben starken inhaltlichen und formalen Synergien: Nach Abschluss einer Fachrichtung kann die jeweils andere Kernkompetenz mit vergleichsweise geringem zeitlichem Aufwand zusätzlich er-worben werden.

Klassische Ausbildungswege unter DruckHintergrund für die Neuausrichtung ist die Tatsache, dass es die klassischen Ausbil-dungswege mit eidgenössischem Diplom oder Fachausweis zurzeit in der Kommunika-tionsbranche schwer haben – sowohl in der Werbung wie in den Public Relations. Beide Lehrgänge kämpfen seit Längerem mit sin-kenden Teilnehmerzahlen; die Diplomprüfung zum PR-Berater ist zurzeit mangels Interesse sogar ausgesetzt. Die zunehmende Konkur-renz der Fachhochschulen mit den verführeri-schen Abschlüssen als Bachelor oder Master ist zweifellos der wichtigste Faktor für diese Entwicklung. Wir sind jedoch überzeugt, dass die Höheren Fachprüfungen mit der neuen, in-tegrierten Ausbildung, in der Werbung und PR am gleichen Strick ziehen, eine vielverspre-chende Zukunft haben. Denn schon heute übertreffen die praxisnahen Lehrgänge nicht selten das Niveau der Fachhochschulen.

Der neue, anderthalbjährige Ausbildungsweg startet voraussichtlich im Frühjahr 2015 und schliesst erstmals im Herbst 2016 ab.

Heinz EgliWeiterbildungsbeauftragter [email protected]

Die Weiterbildungsbeauftragten von pr suisse, Barbara Forster, und SW Schweizer Werbung, Heinz Egli, arbeiten künftig eng zusammen.