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motorradtest Kawasaki Z 900 RS Retro-Naked-Bike (82 kW/112 PS) ures, unbeschwertes Fahren vermittelt die Kawasaki Z 900 RS und hat damit ihrer Urahnin, der legendären Kawasaki 900 Z1 von 1972, einiges voraus. Motorleistung und -charakter, Fahrwerk und Bremsen passen zusammen, einfa- che aber wirksame Assistenzsysteme greifen im Zweifel ein, sind aber auch ab- schaltbar (nur Traktionskontrolle), die LED-Beleuchtungsanlage ist ein moder- nes Highlight. Im Ganzen ist diese Fahrmaschine alten Zuschnitts nicht nur op- tisch eine runde Sache. Der Ursprung der RS-Variante liegt bei der erfolgreichen und leistungsstärkeren Z 900. Fahrwerk und Bremsen wurden geändert bzw. auf- gewertet, was den Preisunterschied rechtfertigt (Z 900: 9.095 Euro, Z 900 RS: 11.695 Euro). Den guten Fahrleistungen des seidenweich laufenden Motors, der effektiven Sicherheitstechnik und der für die meisten Personen passenden Sitzergonomie stehen als kleine Wermutstropfen die begrenzte Zuladung, das ge- wöhnungsbedürftige Kaltstartverhalten und der nicht wirklich niedrige Spritver- brauch gegenüber. Da auch das Auge mitfährt, liefert zum Schluss die Optik das dicke Plus. Konkurrenten (Auswahl): BMW R nineT , Ducati Scrambler 1100, Honda CB 1100 S, Triumph Speed Twin, Yamaha XSR 900. + handliches, relativ leichtes Naked-Bike im Retrostil, sehr stimmiges, run- des Gesamtpaket, seidenweich laufender, ausreichend kräftiger Motor, stabiles, einstellbares Fahrwerk, gut dosierbare Bremsen, passende Sitzergonomie, universell einsetzbar (außer sehr schneller Autobahn- fahrt) - Relativ geringe Zuladung, einzelne kleine Schwächen ADAC-Urteil MOTORRADTEST Einzelbewertung Alltagstauglichkeit Ergonomie Antrieb Fahrverhalten Sicherheit P 2,2 2,5 2,4 2,3 2,1 2,0 Stand: Juni 2019 Text/Bilder: R. Müller/ADAC/Kawasaki 20.03.1600 - IN 29307 - Stand: 06-2019

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motorradtest

Kawasaki Z 900 RS Retro-Naked-Bike (82 kW/112 PS)

ures, unbeschwertes Fahren vermittelt die Kawasaki Z 900 RS und hat damit

ihrer Urahnin, der legendären Kawasaki 900 Z1 von 1972, einiges voraus.

Motorleistung und -charakter, Fahrwerk und Bremsen passen zusammen, einfa-

che aber wirksame Assistenzsysteme greifen im Zweifel ein, sind aber auch ab-

schaltbar (nur Traktionskontrolle), die LED-Beleuchtungsanlage ist ein moder-

nes Highlight. Im Ganzen ist diese Fahrmaschine alten Zuschnitts nicht nur op-

tisch eine runde Sache. Der Ursprung der RS-Variante liegt bei der erfolgreichen

und leistungsstärkeren Z 900. Fahrwerk und Bremsen wurden geändert bzw. auf-

gewertet, was den Preisunterschied rechtfertigt (Z 900: 9.095 Euro, Z 900 RS:

11.695 Euro). Den guten Fahrleistungen des seidenweich laufenden Motors, der

effektiven Sicherheitstechnik und der für die meisten Personen passenden

Sitzergonomie stehen als kleine Wermutstropfen die begrenzte Zuladung, das ge-

wöhnungsbedürftige Kaltstartverhalten und der nicht wirklich niedrige Spritver-

brauch gegenüber. Da auch das Auge mitfährt, liefert zum Schluss die Optik das

dicke Plus.

Konkurrenten (Auswahl): BMW R nineT , Ducati Scrambler 1100, Honda CB 1100 S, Triumph Speed Twin, Yamaha XSR 900.

+ handliches, relativ leichtes Naked-Bike im Retrostil, sehr stimmiges, run-des Gesamtpaket, seidenweich laufender, ausreichend kräftiger Motor, stabiles, einstellbares Fahrwerk, gut dosierbare Bremsen, passende Sitzergonomie, universell einsetzbar (außer sehr schneller Autobahn-fahrt)

- Relativ geringe Zuladung, einzelne kleine Schwächen

ADAC-Urteil

MOTORRADTEST

Einzelbewertung

Alltagstauglichkeit

Ergonomie

Antrieb

Fahrverhalten

Sicherheit

P

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Stand: Juni 2019 Text/Bilder: R. Müller/ADAC/Kawasaki 20.03.1600 - IN 29307 - Stand: 06-2019

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Kawasaki Z 900 RS

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ALLTAGSTAUGLICHKEIT

Abmessungen / wichtige Daten

Obwohl die Z 900 RS fast schon zierlich wirkt, entsprechen ihre Abmessungen weitgehend dem Durchschnitt nicht nur in der Klasse der Naked-Bikes. Gesamtlänge: 2,14 m, Höhe über Spie-geloberkante: 1,3 m, Lenkerbreite 0,86 m. Das Gewicht der un-besetzten Maschine liegt zu über 51% auf der Vorderachse. Da-mit ist sie für alle Fahrer/Fahrerinnen gut geeignet.

+ Das fahrfertige Gewicht mit vollem Tank von 216 kg geht für eine Maschine dieser Klasse und Größe in Ordnung und ist ein erster Hinweis auf unkompliziertes Handling. Dank des 17 Liter-Tanks sind bei einem mittleren Kraftstoffverbrauch von 4,7 bis 5,3 l/100 km (5,3 l/100 km im WMTC-Zulassungszyklus) theoretisch Reichweiten von 320 bis 360 km möglich.

- Der Wendekreis (aufrecht geschoben) liegt mit fast 6 m etwas über dem ähnlich großer Maschinen. Die maximale Zuladung von 179 kg (zulässiges Gesamtgewicht 395 kg) schränkt die Tourentauglichkeit bei Doppelbesetzung ein. Die beiden Rückspiegel stehen deutlich über die Lenkerenden

hinaus und erzeugen eine maximale Fahrzeugbreite im Betrieb von 96 cm. Im innerörtlichen Verkehr steht dieser Platz nicht immer zur Verfügung.

Verarbeitung

Die Verkabelung, Stecker und Sicherungen sowie die Bremslei-tungen und deren Verlegungen entsprechen dem Standard in dieser Fahrzeug- und Preisklasse.

+ Die wenigen Kunststoff- und Verkleidungsteile (z.B. seitlich im Bereich des Lenkkopf) sowie alle Lackierungen am

Rahmen, Tank und Motor machen einen durchgängig guten und robusten Eindruck.

- Angesichts der guten Verarbeitung und Materialien ist nicht ganz nachvollziehbar, warum der Wartungsplan standardmäßig nach vier Jahren einen Austausch aller Bremsschläuche vorsieht.

Allgemeines Handling (Parken, Rangieren, Tanken)

Die Kawasaki Z 900 RS verfügt nur optional über einen Haupt-ständer (Aufpreis 246 Euro) und Haltegriffe am Heck (Seiten-griffe 147 Euro, Haltegriff 178 Euro). Die Testmaschine hatte nur einen Seitenständer und keine Haltegriffe. Beim Tanken erga-ben sich keine Besonderheiten.

+ Die vergleichsweise leichte Z 900 RS lässt sich dank des breiten Lenkers nach etwas Übung recht gut manövieren. Rollwiderstände sind keine spürbar. Der Seitenständer lässt sich stehend von der Seite und auf der Maschine sitzend gut bedienen.

- Der Lenker ist nur nach links eingeschlagen verriegelbar. Die am Heck fehlenden Griffmöglichkeiten erschweren Schiebemanöver etwas bzw. machen mehr Übung und Konzentration erforderlich.

2,5

2,6

2,2

2,6

Die Z 900 RS hat gängig Abmessungen. Lediglich die Rück-spiegel machen die Maschine breit.

Der Haltegriff ist (nur) als Zubehör erhältlich. Für das sichereManövrieren wäre er eine Erleichterung. (Bild: Kawasaki)

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Gepäckunterbringung/Tourentauglichkeit

Bauartbedingt sind Ablagemöglichkeiten an Naked-Bikes wie der Z 900 RS sehr begrenzt. Gepäck kann nur in Systemen von Drittanbietern verstaut werden.

+ Der tropfenförmige Tank bietet eine große, weitgehend ebene Oberfläche für die sichere Anbringung von selbst voluminösen Tankrucksäcken. Etwaige Riemen können am Lenkkopf und am Rahmen einfach fixiert werden. Für die

sichere Befestigung von Gepäckstücken (z.B. Gepäckrollen) auf der Beifahrersitzbank mittels Zurrbänder oder Spannriemen gibt es spezielle Haltepunkten (vorne) und Ösen (hinten).

- Das Staufach unter der Beifahrersitzbank fällt klein aus. Die relativ geringe maximale Zulademöglichkeit von 179 kg prädestiniert die Z 900 RS vorrangig für das Touren als Solist.

Serienausstattung

Die Serienausstattung der Z 900 RS entspricht in weiteren Tei-len dem Standard in dieser Fahrzeugklasse. Die Sitzbank ist nicht höhenverstellbar. Für eine andere Sitzhöhe muss die Sitz-bank getauscht werden. Bitte beachten: Laut Bedienungsanlei-tung ist die Kawasaki Z 900 RS mit einem Unfalldatenspeicher (EDR, Event Data Recorder) ausgerüstet, der für kurze Zeit die Daten für Fahrzeuggeschwindigkeit, Kurbelwellendrehzahl und Drosselklappenstellung speichert und bei einem be-stimmten Ereignistrigger fixiert. Das Auslesen des EDR sei nur mit Spezialausrüstung und einer Zugriffberechtigung vorran-gig durch Kawasaki möglich, so der Hersteller (Details siehe Be-triebsanleitung).

+ Kawasaki stattet die Z 900 RS grundsolide aus. Als besonders vorteilhaft erweist sich die voll einstellbare Up-Side-Down-Federgabel und die moderne LED-Lichtanlage. Die Vorderradführung kann in Federbasis sowie Druck- und Zugstufen-dämpfung angepasst werden. Brems- und Kupplungshebel lassen sich individuell einstellen. Die Kupplung hat eine Assistenz-Funktion, die die Handkräfte deutlich reduziert. Zudem verfügt sie über eine Anti-Hopping-Funktion. Die Traktionskontrolle ist zweifach ein- sowie komplett abschaltbar. Fast schon selbstständlich, wenn auch nicht obligatorisch, ist die Warnblickanlage. Zusätzlich zu einer Zubehörsteckdose ist ein „Nebenverbraucheranschluss“ z.B. für eine Griffheizung vorhanden. Der einfache Bordcomputer umfasst alle wichtigen Funktionen, die gewählten Informationen werden in der Multifunktions-anzeige mittig im Cockpits zwischen den beiden Rundinstrumenten angezeigt. Zu den Funktionen dieses Bordcomputers zählen im Einzelnen: Aktueller und gemittelter Kraftstoffverbrauch, maximal zu erwartende Reststrecke mit aktueller Tankfüllung sowie eine Anzeige für ökonomische Fahrweise. Gewechselt werden die Anzeigen

über den einfachen Wippschalter an der linken Lenkerarmatur. Je nach individueller Einstellung blinkt über dem zentralen Display eine sehr auffällige Warnleuchte und gibt damit auch Hinweise auf besondere Störungen wie z.B. Motorüberhitzung oder Öldruckmangel. Das an die Wegfahrsperre gekoppelte Blinken bei abgeschlossenem Fahrzeug lässt sich abschalten. Zu den Standardanzeigen in dem zentralen Display zählen: Thermometer für Kühlwasser- und Umgebungstemperatur, Ganganzeige, verschiedene einstellbare Wegstreckenzähler und Füllstand des Tanks.

- Ein Hauptständer ist leider nur optional verfügbar. Gleiches gilt für feste Haltegriffe am Heck. Die Testmaschine mit niedriger Sitzbank erfügte über kein Bordwerzeug.

2,6

2,2

Der optionale Hauptständer ist empfehlenswert. (Bild: Kawasaki)

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Wartung (durch den Fahrer)

Die Betriebsanleitung umfasst 190 Seiten und steht auf der Ka-wasaki-Website unter „Handbücher und FAQ“ als PDF bereit. Sie enthält u. a. die relevanten Wartungspläne, kleine Fehler-suchhilfen und Tipps zu Pflege und Stilllegung.

+ Die wichtigsten Wartungs- und Einstellarbeiten werden dem Fahrer/Halter in der Bedienungsanleitung gut erläutert und verständlich dargestellt. Dies gilt im Besonderen für die Einstellung der Feder-Dämpfer-Elemente. Die offene Bauweise ohne Verkleidungen macht den Zugang zu den Komponenten einfach. Die meisten Wartungs- und Prüfarbeiten sind unkompliziert durchführbar. Dies gilt besonders für den Aus- und Einbau der Batterie, den Wechsel von Motoröl, Ölfilter und Sicherungen sowie für die Prüfung der Bremsanlage, des Kühlsystems und des Nassluftfilters. Auch die Einstellung des Scheinwerfers, des Standgases, des Spiels an Gasgriff, Brems- und Kupplungshebel sowie der Antriebskettenspannung wird beschrieben.

- An der Testmaschine war kein Bordwerkzeug vorhanden. Die (De-)Montage der Räder wird nicht erläutert. Die Einstellung der Federvorspannung am Federbein muss dem Kawasaki-Vertragshändler überlassen bleiben. Die Ölstand-kontrolle macht ein Warmlaufenlassen des Motor erforderlich. Deswegen ist es sinnvoller diesen Check nach einer Fahrt bei warmen Motor durchzuführen. Die Ölstandkontrolle ohne Hauptständer ist aufwendig.

ERGONOMIE

Sitzposition Fahrer

Kawasaki bietet zwei unterschiedlich hohe Sitzbänke an. Die niedrigere (lt. Kawasaki Sitzhöhe 800 mm, auf Testmaschine montiert) kostet zusätzliche 295 Euro. Deswegen empfiehlt es sich dringend, vor dem Kauf eine ausgiebige Probefahrt vorzu-nehmen, damit die bessere Sitzgelegenheit ausgesucht werden kann.

+ Für die meisten Fahrer/-innen wird die Sitzposition auf Anhieb passen. Auch große Personen müssen sich nicht übertrieben zusammenfalten. Die niedrige Sitzbank erzeugt bei einem Fahrergewicht von ca. 84 kg eine Sitzhöhe von ca. 78 cm. Durch die schmale Form im vorderen Bereich der Sitzbank ergibt sich eine Schrittbogenlänge von ca. 1,77 m. Der breite Lenker (Griffweite ca. 62 cm) und seine Höhe (107 cm) ermöglichen eine aufrechte Körperhaltung, die sofort ein souveränes Steuergefühl vermittelt. Auch Fußrastenposition und -anordnung unterstützen entspanntes und ermüdung-freies Fahren. Die langen Arme der Rückspiegel erlauben eine uneingeschränkte Rücksicht.

- Die Sitzbankpolsterung kann für manchen Fahrer auf längeren Fahrten etwas zu weich sein. Wegen des glatten Kunststoffbezugs finden Textilhosen etwas schlechteren Halt als Lederkleidung.

2,7

2,4

2,2

Die Federvorspannung soll nur der Kawasaki-Vertragshändler ändern

Passt für die meisten gut: Sitzposition und Körperhaltung ver-leiten zum Cruisen.

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Ergonomie für den Beifahrer

Die Zuladung 179 kg schränkt die Mitnahme von Beifahrern grundsätzlich ein.

+ Dank des niedrigen Hecks kann der Beifahrer leicht aufsteigen. Sitzbankabmessungen, Fußrastenposition und resultierende Körperhaltung passen.

- Für den Beifahrer sind die Haltemöglichkeiten stark begrenzt. Der optionale Haltebügel (Aufpreis 178 Euro) brächte in diesem Punkt eine Erleichterung.

Armaturen

+ Beide Handhebel lassen sich in ausreichend weiten Bereichen einstellen. Dadurch können Kupplung und Bremse

leicht und präzise bedient werden. Die wenigen Schalter sind übersichtlich angeordnet.

Anzeigen

Die Voreilung des Tachos bewegt sich im üblichen Rahmen.

+ Die weißen Zeiger auf den schwarzen Zifferblättern der beiden analogen Rundinstrumente bieten einen deutlichen Kontrast zueinander, die Messgeräte sind deswegen sehr gut ablesbar. Auch die Farbunterschiede in der Multifunktions-anzeige zwischen den beiden Uhren erleichtern das Ablesen der meisten Daten. Die Kontrollleuchten sind auch bei ungünstigen Lichtverhältnissen gut erkennbar.

- Einzelne Anzeigen in dem zentralen LCD sind etwas klein.

Vibrationen

+ Der Reihenvierzylinder-Motor erzeugt ganz leicht spürbare Vibrationen. Sie wirken in keiner Weise störend, sondern geben eher ein dezentes Feedback von dem Last- und Betriebszustand des Motors.

Fahrkomfort/Windschutz

Serienmäßig verfügt die Z 900 RS über keinen Windschutz. Für 344 Euro bietet Kawasaki ein getöntes Windschild an. Das Schwestermodell Z 900 RS Cafe (Preis: 12 195 Euro) verfügt über eine Halbschalen-Verkleidung.

+ Unabhängig vom fehlenden Windschutz bietet die Z 900 RS auch auf längeren Fahrten einen erstaunlich guten Fahrkomfort.

- Der fehlende Windschutz und die deutlichen Windgeräusche am Helm lassen die Z 900 RS für lange Fahrten mit Geschwindigkeiten oberhalb der Autobahnricht-geschwindigkeit nur bedingt geeignet erscheinen.

MOTOR/ANTRIEB

Motorstart

+ Der Motor startet unabhängig von der Betriebs- und Umgebungstemperatur schnell und zuverlässig.

- Besonders nach dem Start des kalten Motors steigt die Leerlaufdrehzahl deutlich auf 2000 und mehr Touren an (abhängig von Umgebungstemperatur). Laut Betriebsanleitung

von Kawasaki soll der Motor nach dem Starten „einige Minuten“ im Leerlauf betrieben werden, damit sich das Motoröl richtig verteilt. Dieses Prozedere erscheint nicht mehr zeitgemäß, da je nach Gegebenheit die Umwelt unterschiedlich stark belastet wird. Relevant hierbei ist auch § 30 StVO.

2,8

2,2

2,0

1,5

2,3

2,7

3,2

Gelungene Kombination: Klassische analoge Uhren und infor-matives Display

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Vergleichbare Vorgaben sind von den wenigsten Wettbewerbern bekannt. Wird entgegen der Vorgaben in der Betriebsanleitung die Fahrt nach dem Kaltstart zügig begonnen, zeigt die Gassteuerung ein teilweise schwer zu kalkulierendes Verhalten. Die Drehzahl springt dann hoch auf 3000 bis 4000 U/min, entsprechend schiebt der Motor vorwärts, selbst wenn der Gasgriff losgelassen wird und in die Nullstellung zurückdreht. Erst wenn der Gasgriff über die

Nulllage hinaus mit etwas Nachdruck geschlossen wird, sinkt die Drehzahl wieder auf Normalmaß. Dieses Motorverhalten verbessert sich nach ca. 1 km, ist dessen ungeachtet besonders für wenig erfahrene Fahrer gewöhnungsbedürftig. Deutliche Verbesserung bringt es, den Motor nach dem Start im Stand mindestens eine halbe Minute mit erhöhtem Leerlauf ohne Steuerbefehle laufen zu lassen.

Leistungsentfaltung/ Motorcharakteristik

Der quer eingebaute, aufrecht stehende, klassische Reihen-vierzylinder mit einem Hubraum von 948 cm3 ist als tragendes Element in den Gitterrohrahmen integriert. Abgeleitet von dem stärkeren Antrieb der Z 900 (92 kW) leistet er 82 kW bei 8500 U/min. Das Drehmomentmaximum von fast 99 Nm wird bei 6500 U/min bereitgestellt. Abweichend von der Urahnin, der Kawasaki 900 Z1 ab 1972, ist das Aggregat zeitgemäß wasser-gekühlt, die Gasaufbereitung erfolgt per Einspritzanlage, der Gasaustausch über vier statt zwei Ventile, die Abgasanlage ver-fügt über einen Katalysator.

+ Der betriebswarme Motor begeistert bereits auf den ersten Metern. Das Anfahren wird mit der leicht zu bedienenden Kupplung zu einem flüssigen Kinderspiel. Der seidenweiche Lauf und das passende Drehmomentangebot lässt den schnellen Wechsel in den höheren Gang und grundsätzlich schaltfaule Fahrweise zu. Selbst in der 3oer-Zone kann beim Rollen der 6. Gang eingerastet bleiben. Der Antrieb erscheint für alle Fahrweisen, die mit dieser Maschine in Betracht kommen, universell geeignet. Der im Vergleich zur Z 900 länger übersetzte höchste Gang verstärkt den Cruising-Charakter, dafür muss aber bei dem ein oder anderen Überholmanöver kurzzeitig in den 5. Gang gewechselt werden. Der Motor unterstützt genial den Charakter der Z 900 RS als Fahrmaschine. Er drängt sich nicht auf mit zu viel Schub, ist aber bei Bedarf voll präsent, eben ein guter (Be-)Gleiter. Auch bei fröhlicher Fahrweise bringt er alles mit für das schnelle Spiel mit den Kondensstreifen (selbstverständlich nur im StVO konformen Rahmen!).

- Die Kehrseite dieses geschmeidigen Charakters ist, dass die in wenigen Einzelfällen etwas unharmonische Gassteuerung um so mehr auffällt. Gelegentlich gibt es leichtes Ruckeln bei Konstantfahrt, sehr vereinzelt spricht das Gas nach längeren Phasen im Schiebebetrieb etwas ruppig an.

Fahrleistungen

+ Die Beschleunigung von 60 auf 100 km/h im 5. Gang erfolgt in 3,1 Sekunden, die von 100 auf 140 km/h im gleichen Gang dauert 3,5 Sekunden. (6. Gang: 60 bis 100 km/h: 4,7 sec, 100 bis 140: 5,3 sec). In der 4. Gangstufe vergehen 2,7 Sekunden, um von 60 auf 100 km/h zu beschleunigen. Einen relevanten Anteil an diesen sehr guten Fahrleistungen hat auch das angemessene Gewicht von ca. 215 kg. Die amtliche Höchstgeschwindigkeit (bbH) von 230 km/h hat angesichts des geringen Windschutzes und des breiten Lenkers eher akademische Bedeutung.

1,9

1,4

Klassische Bauform, stilistisch korrekt, seidenweicher Lauf, ge-nug Kraft für die meisten Verwendungen: Toller Motor.

Notenskala sehr gut (0,6 – 1,5) gut (1,6 – 2,5) befriedigend (2,6 – 3,5) ausreichend (3,6 – 4,5) mangelhaft (4,6 – 5,5)

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Kraftstoffverbrauch

Die Bandbreite der ermittelten Kraftstoffverbräuche war beein-flusst durch Fahrweise, Fahrergröße und -gewicht relativ groß.

+ Während der Testfahrten auf öffentlichen Straßen lag der Konsum je nach Fahrweise, Streckenprofil und Fahrergewicht zwischen 4,7 und 5,0 l/100 km. Diese Werte erscheinen in Anbetracht der Leistung und der Bauform angemessen.

- Während des WMTC*-Zulassungszykluses wurde ein amtlicher Kraftstoffverbrauch von 5,3 l/100 km (entspricht 123 g CO2 pro km) ermittelt. Während der dynamischen Messfahrten verbrannten knapp 7 l/100 km Superbenzin. Der gemittelte Gesamtverbrauch inklusive Messfahrten auf nicht öffentlichem Gelände lag bei 5,4 l/100 km.

* WMTC: Der WMTC (Worldwide harmonized Motorcycle Test Cycle) wurde mit

der Euro 4 verbindlicher Messzyklus der Homologation. Hierbei werden auch

der Kraftstoffverbrauch und die CO2-Produktion amtlich ermittelt.

Laufkultur/Vibrationen/Geräusche

Das Fahrgeräusch wird in den Fahrzeugpapieren mit 75 dB(A), das Standgeräusch bei 4250 U/min mit 93 dB(A) angegeben.

+ Der Motor hat seinem Konzept entsprechende eine hohe Laufkultur und nur sehr schwach spürbare Vibrationen. Dieses

leichte „Kribbeln“ gibt ein gutes Feedback zum Betriebs-zustand es Motors. Der Auspuffsound ist kernig, aber nicht unangenehm. Der Klang passt gut zu dem Gesamtcharakter des Fahrzeugs.

Kupplung

+ Die Kupplung wird per Bowdenzug betätigt. Die Griffweite des Kupplungshebels ist in fünf Stufen einstellbar. Die Z 900 RS verfügt – wie die meisten Kawasaki-Modelle – über eine sogenannte „Assist- und Rutschkupplung“ (Assist & Slipper Clutch). Diese Konstruktion ermöglicht es mittels schwächerer

Kupplungsfedern, die Betätigungskräfte zu reduzieren, und gleichzeitig bei starker Rückwirkung vom Hinterrad die Kupplung so weit zu öffnen, dass das Bremsmoment besser kontrollierbar bleibt. In der Praxis funktioniert diese Konstruktion gut.

Getriebe

Das Getriebe der Kawasaki Z 900 RS verfügt wie aktuell üblich über sechs Gänge. Der höchste Gang ist als eine Art Overdrive lang übersetzt.

+ In Kombination mit der leichtgängigen Kupplung erfolgen die Gangwechsel reibungslos, schnell und präzise. Die

Schaltwege sind kurz, Verschalten kommt nur selten vor. Die von Kawasaki „Leerlauffindung“ genannte Konstruktion funktioniert gut. Im Stand kann damit vom Leerlauf nur in den 1. Gang geschaltet werden, ein ungewollter Wechsel in den 2. Gang wird blockiert.

Kraftübertragung/Lastwechselreaktionen

Die Kraftübertragung erfolgt über eine O-Ring-Kette. Der emp-fohlene Kettendurchhang wird mit 3 bis 4 cm angegeben.

+ Die Kraftübertragung funktioniert vollkommen unauf-fällig. Lastwechselreaktionen bleiben auch wegen der „Anti-Hopping-Kupplung“ (siehe Kupplung) aus.

2,9

1,7

1,8

2,3

2,3

Notenskala sehr gut (0,6 – 1,5) gut (1,6 – 2,5) befriedigend (2,6 – 3,5) ausreichend (3,6 – 4,5) mangelhaft (4,6 – 5,5)

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FAHRVERHALTEN

Der Radstand der Z 900 RS beträgt 1470 mm, der Lenkkopfwinkel 65°, der Nachlauf 98 mmm, die Up-Side-Down-Gabel hat einen Durchmesser von 41 mm, die Federwege betragen vorne 120 mm und hinten 140 mm.

Fahrstabilität

+ Die Fahrstabilität ist in fast allen relevanten Geschwindig-keitsbereichen und Betriebssituationen gut.

- Lediglich bei besonders dynamischen Bremsungen kann das Heck etwas unruhig werden. Entscheidend ist hierbei auch

der Untergrund. Bei sehr engen Kurven in langsamer Fahrt (z.B. beim Wenden auf engem Raum) kippt die Lenkung relative unvermittelt ein. Umgang mit dieser Situation erfordert etwas Übung bzw. Gewöhnung.

Handlichkeit

+ Die Z 900 RS ist bezogen auf die Fahrzeuggestaltung und die Fahrstabilität erstaunlich handlich. Hier wurde vorrangig mit dem breiten Lenker ein hervorrangender Kompromiss zwischen Spurstabilität und Wendigkeit gefunden. Beim Einlenken kommt ein solides Feedback zurück, für Wechselkurven ist ein gewisser, aber trotzdem begrenzter Kraftaufwand erforderlich. Spurwechseln bei hohen Geschwindigkeiten (Autobahnrichtgeschwindigkeit und höher) fallen vergleichsweise leicht mit dem breiten Lenker und der direkten Ansteuerung, die sich durch die aufrechte Sitzposition ergibt. Diese Anordnung ist von Superbikes mit ihren Lenkern bekannt.

- Für die flüssige Fahrt durch den 3 m-Slalom-Parcours ist anfangs Übung erforderlich. Das erwähnte Einklappen der

Lenkung bei langsamer Fahrt und fortgeschrittenem Lenkeinschlag wirkt erschwerend.

Federung/Radführung

Die Up-Side-Down-Federgabel lässt sich voll anpassen, Feder-basis, Zug- und Druckstufe sind jeweils elf bzw. 13-fach ein-stellbar. Am Hinterradfederbein können die Zugstufe der Dämpfung und die Federbasis geändert werden.

+ Die Einstellmöglichkeiten und das Ansprechverhalten der Vorderradfederung überzeugen. Für fast alle Anforderungen und Fahrbahnuntergründe kann mit den unterschiedlichen Anpassungen ein guter Kompromiss zwischen Stabilität und Komfort gefunden werden. Leichte Unebenheiten und Absätze werden mit korrekter Einstellung geschmeidig überrollt. In der Praxis ergibt so ein Gefühl eines straffen und satten Kontaktes zum Boden. Die Bedienungsanleitung gibt Empfehlungen für die verschiedenen Einstellungen. Bei Vollbremsungen bleiben Reserven, selbst wenn sie nicht üppig sind.

- Die Federbasis/Federvorspannung lässt sich auch mangels Werkzeug nur schlecht einstellen. Laut Betriebs-anleitung sollte ein „autorisierter Kawasaki-Vertragshändler“ die Federvorspannung einstellen.

2,1

2,2

2,3

2,1

Der 3 m-Slalom-Parcours ist gerade noch fahrbar.

Macht ´nen guten Job: voll einstellbare USD-Gabel

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Kurvenfahrt

Die Kawasaki Z 900 RS ist vorne und hinten serienmäßig mit Reifen des Typs Dunlop SportmaxGPR 300 (vorne mit der Ken-nung F) ausgestattet. Die Reifendimensionen vorne: 120/70 ZR 17 M/C (58W), hinten: 180/55 ZR 17 M/C (73 W). Alternative Be-reifungen anderer Marken finden sich im Datenblatt auf der letzten Seite.

+ Die Lenkung der Z 900 RS vermittelt trotz der aufrechten Sitzhaltung mit wenig ausgeprägter Vorderradorientierung in fast allen Geschwindigkeitsbereichen ein sicheres Gefühl bezüglich Steuerbarkeit und Feedback. Dies stützt sich vorrangig auf den breiten Lenker und die guten Reifen. Die Fahrlinie wird selbst bei Unebenheiten sicher gehalten, lässt sich aber trotzdem einfach korrigieren. Die Hinterradbremse hilft ggf. korrigieren. Lastwechelreaktionen bleiben unauffällig.

- Eine Vorderradbremsung erzeugt in Schräglage eine leichte Aufstellneigung. Die Schräglagenfreiheit ist nicht unbegrenzt. Bei enger Kurvenfahrt in Schritttempo kann die Lenkung etwas abrupt einklappen.

Fahrverhalten mit Beifahrer

Die Mitnahme eines Beifahrers beeinflusst das Fahrverhalten vergleichsweise wenig. Voraussetzung für den Beifahrer ist ein gute Haltemöglichkeit (siehe Zubehör).

- Die bei Mitnahme eines Beifahrers erforderliche Anpassung der Federvorspannung am Federbein ist mühsam bzw. aufwendig und soll laut Kawasaki nicht vom Fahrer vorgenommen werden.

SICHERHEIT

Bremsen

An der Vorderradbremse wirken die jeweils vier Kolben der ra-dial montierten Festsattelzangen auf zwei Bremsscheiben mit 300 mm Durchmesser. Die Handkraft wird mittels einer Radi-alpumpe übertragen. Am Hinterrad arbeitet eine Einkolben-Schwimmsattelbremse.

+ Die Radialpumpe der Handbremse bietet bei ange-messenen Handkräften eine hervorrangende Dosierbarkeit. Die Bremswirkung ist mit einem gemittelten Vollbremsweg von 41,7 m (mittlere Verzögerung 9,3 m/s2) aus 100 km/h für diese Fahrzeugklasse und Fahrwerksauslegung gut. Der kürzeste Bremsweg unter den genannten Bedingungen betrug 40,5 m. Die Fahrzeugreaktionen waren überwiegend harmlos und gut kontrollierbar. Die stabile Up-Side-Down-Vorderradgabel tauchte bei den Bremsungen stark ein, zeigte aber trotzdem ausreichende Reserven. Trotz der massiven Belastung durch zügig wiederholte Bremsungen war kein Bremsenfading feststellbar.

- Unter ungünstigen Rahmenbedingungen (z.B. Boden-unebenheiten, ungünstige Lastverschiebung nach vorne) hebt das Hinterrad leicht ab.

2,0

2,0

2,1

2,5

Entspanntes Kurven-Cruisen bis es kratzt. Für die meistenFahrweisen reicht die Schräglagenfreiheit.

Notenskala sehr gut (0,6 – 1,5) gut (1,6 – 2,5) befriedigend (2,6 – 3,5) ausreichend (3,6 – 4,5) mangelhaft (4,6 – 5,5)

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Kawasaki Z 900 RS

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Assistenzsysteme

Kawasaki rüstet die Z 900 RS mit einem modernen ABS sowie einer Traktionskontrolle aus. Letztere heißt Kawasaki TRaction Control (KTRC) und ist in zwei Stufen ein- und komplett ab-schaltbar. Wheelie-Kontrolle und Hinterrad-Abhebe-Erken-nung sind offensichtlich nicht vorhanden. Die Kupplung ist als sogenannte Slipper-Clutch ausgeführt. Damit soll die Wirkung des Motorbremsmomentes auf das Hinterrad beim schnellen Runterschalten begrenzt werden. Verschiedene Modi mit un-terschiedlichen Motorkennfeldern (Motor-Mappings) sind nicht implementiert.

+ Das ABS arbeitet unauffällig, die Regelintervalle sind sehr fein. Die Fahrstabilität bleibt erhalten, die Fahrzeugreaktionen sind gut kontrollierbar. Auch die Traktionskontrolle leistet gute Dienst im Hintergrund. Nur selten ist ihre Wirkung als echter Eingriff spürbar. Für die Motorleistung und die allgemeinen Fahreigenschaften erscheinen diese Assistenz-systeme als angemessen.

- Unter ungünstigen Bedingungen hebt das Hinterrad leicht ab. Insofern wäre eine Hinterrad-Abhebe-Erkennung für weniger erfahrende Nachwuchsbremser wünschenswert. Ein kurventaugliches ABS fehlt.

Beleuchtungsanlage

Alle Leuchten an der Z 900 RS arbeiten mit LED-Technik.

+ Nach dem Motorstart liefert der in sechs Segmente geteilte Rundscheinwerfer gutes Ablend- und Fernlicht. Die durch-

gängige LED-Technik gewährleistet hohe Auffälligkeit und Zuverlässigkeit.

FAHRZEUGKOSTEN

Eine Übersicht der geschätzten Kosten enthält das Datenblatt auf der letzten Seite. Sie basiert auf einer Nutzungsdauer von 5 Jahren bei einer Jahresfahrleistung von 5.000 km.

Monatliche Gesamtkosten

Die Betriebsaufwendungen ergeben sich vorrangig aus den Kraftstoffkosten. Mit einem geschätzten Alltagsverbrauch von 5,3 l/100 km und einer Jahresfahrleistung von 5.000 km ergeben sich bei dem aktuellen Preis von 1,45 Euro/Liter Superkraftstoff (Stand: 06/2019) jährliche Spritkosten von ca. 290 Euro. Zusammen mit einer Pflegepauschale von 70 Euro kommen somit jährliche Be-triebskosten von ca. 360 Euro zusammen. Kawasaki sieht laut Wartungsplan für die Z 900 RS neben den Jahresinspektionen auch alle 6.000 km eine vergleichsweise einfa-che Inspektion vor. Da die meisten Prüfpunkte der 6.000 km-Inspektion (entsprechend auch die der 18.000 km-Inspektion) in den jährlichen Wartungsarbeiten enthalten sind, haben die Jahresinspektionen die höhere Bedeutung. Die größten Arbeitsumfänge haben die 12.000 km- und die 24.000 km-Inspektion. Der von Kawasaki vorgesehene regelmäßig alle vier Jahre durchzuführende Austausch der Bremsschläuche und Gummiteile der Bremsanlage dürfte in der Praxis nach entsprechender Prüfung der Teile nicht immer vorgenommen werden. Deswegen wurden die Kosten für diese Arbeiten nicht in die Berechnung der Wartungskos-ten aufgenommen. Als mittlere Wartungskosten pro Jahr bei einer Haltungsdauer von 5 Jahren ergeben sich - je nach regionalem Stundensatz - ca. 300 bis 350 Euro. Sie setzen sich zusammen aus ca. 180 bis 210 Euro Arbeits- und ca. 120 bis 140 Euro Material-kosten. Kontrollen des Ventilspiels sind nur für alle 42.000 km vorgesehen, so dass diese für die hier vorgenommene Modellbe-rechnung keine Bedeutung haben.

1,9

2,0

Alles im grünen Bereich: Bei genügend Bremsversuchen hält sich irgendwann der Hinterreifen aus den anfordernden Ver-zögerungsgeschäft raus.

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Als Reifenkosten können bei einer Laufleistung von 6.000 km pro Reifensatz jährliche Aufwendungen von ca. 240 bis 260 Euro angesetzt werden, wenn Aus- und Einbau der Räder von der Werkstatt vorgenommen werden. Eine Abschätzung des Wertverlustes über den Zeitraum von fünf Jahren erscheint derzeit sehr schwierig. Gebrauchtpreiskalkula-tionen über einen Zeitraum von 18 Monaten sehen einen Wertverlust von ca. 30%. Gebrauchthandelsplattformen setzen höhere Gebrauchtpreise also geringere Wertverluste an. Neufahrzeuge werden vereinzelt sogar über den Listenpreisen offeriert. Gleich-zeitig werden allerdings auch neue oder fast neue Fahrzeuge mit Nachlässen von teilweise 1.500 bis 2.000 Euro angeboten. Übli-cherweise (bei vielen vergleichbaren aktuellen Motorradmodellen) muss mit einen Wertverlust von 30 bis 35% nach zwei Jahren und ca. 50% nach fünf Jahren gerechnet werden. Auf Grundlage dieses Ansatzes ergeben sich jährliche Wertverlustkosten von 1.200 Euro.

Nützliche Informationen

Die Z 900 RS des Baujahrs 2018 (ebenso wie die Z 900) ist von einem älteren Rückruf betroffen. Die Brems- und ABS-Sensorleitungen zum Hinterrad können durch das Hinterrad beschädigt werden. Weitere Informationen finden Sie unter: https://www.kba-online.de/gpsg/startServlet?adress=gpsg oder https://www.ktisc.eu/k-tisc/vehicle/lookupForm.

Die Z 900 RS hat zwei Geschwister, zum einen die Z 900 im modernen Design, von der sie abgeleitet wurde, und zum anderen die weitgehend baugleiche, aber mit einer Verkleidung versehene Z 900 RS Cafe. Zudem werden beide RS-Versionen auch als Perfor-mance-Versionen offeriert. Diese unterscheiden sich vorrangig durch die geänderte Auspuffanlage.

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HERSTELLERANGABEN

KATEGORIE NOTE KATEGORIE NOTE

4-Zylinder-Viertaktmotor Schadstoffklasse Euro 4

Hubraum 948 ccm Leistung 82 kW (111 PS)

bei 8500 1/min Maximales Drehmoment 98,5 Nm bei 6500 1/min

Ventile pro Zylinder 4 Ventilsteuerung DOHC Kraftstoffart (Mindestqualität) Superbenzin (95 ROZ) a. E10

Kühlung Flüssigkeit Kraftübertragung Kette (links) Getriebe 6-Gang-Schaltgetriebe

Radstand 1470 mm Lenkkopfwinkel/Nachlauf 65°/98 mm Federweg vorn/hinten 120/140 mm

Reifengröße, vorn 120/70 ZR 17 M/C (58W) Reifengröße, hinten 180/55 ZR 17 M/C (73W) Bremsen, vorn/hinten 2 Scheiben 300 mm/Scheibe 250 mm

Höchstgeschwindigkeit 230 km/h Verbrauch pro 100 km (WMTP) 5,3 l/100 km Reichweite (bei WMTC) 320 km

Tankinhalt 17,0 l Garantie 2 Jahre

Dieser ADAC Motorradtest wurde nach dem seit 1.2.2016 gültigen Testprotokoll erstellt und ist nicht mit älteren Tests vergleichbar. Alle Bewertungen wurden nach strengen Qualitätsvorgaben und nach bestem Wissen und Gewissen erstellt. Für die Richtigkeit aller erhobenen Daten und Aussagen wird die Haftung ausgeschlossen. Alle Angaben ohne Gewähr.

Alltagstauglichkeit 2,5

Abmessungen/Daten 2,6 Verarbeitung 2,2 Parken/Rangieren/Tanken 2,6 Gepäck/Tourentauglichkeit 2,6 Serienausstattung 2,2 Wartung 2,7

Ergonomie 2,4

Sitzposition Fahrer 2,2 Ergonomie Beifahrer 2,8 Armaturen 2,2 Anzeigen 2,0 Vibrationen 1,5 Fahrkomfort/ Windschutz 3,2

Motor/Antrieb 2,3

Motorstart 2,7 Leistungsentfaltung 1,9 Fahrleistungen 1,4 Verbrauch 2,9 Laufkultur/Geräusche 1,7 Kupplung 1,8 Getriebe 2,3 Kraftübertragung/Lastwechsel 2,3

TESTURTEIL MOTORRADTEST

TECHNIK/KOMFORT

Hauptständer 246 Euro Haltegriff (Rundbügel über Heckbürzel) 178 Euro Seitengriffe 147 Euro Getöntes Windschild 344 Euro Sturzpads (verschiedene) 271 Euro Niedrigere Sitzbank (35 mm niedriger) 295 Euro

SICHERHEIT

ABS Serie

AUSSTATTUNG/ZUBEHÖR (Auswahl, ohne Gewähr)

ADAC MESSWERTE

Wendekreis (aufrecht geschoben) 5,9 m Überholvorgang 60-100 km/h (5. Gang) 3,1 s Bremsweg aus 100 km/h 41,7 m Test-Verbrauch, gemittelt 5,4 l/100km Länge/Breite/Höhe 2138/960/1300 mm Sitzhöhe (mit Fahrer 84 kg besetzt) 776 mm Leergewicht/Zuladung 216/179 kg Tachoabweichung (anzeige 50/100 km/h) 48/96 km/h

Laut Zulassungsbescheinigung Teil 1 besteht keine Reifenbindung. Auf der Testmaschine montierte u. von Kawasaki in der Betriebsanleitung empfohlene Reifen Vorne: Dunlop Sportmax GPR 300 F Hinten: Dunlop Sportmax GPR 300 Auf Eignung getestete Reifenmodelle werden u.a. angeboten von Bridgestone (Sport Touring T 30), Continental (ContiRoadAttack 2 EVO, ContiSportAttack 3), Metzeler/Pirelli (Sportec M7, Roadtec 01, Angel GT u. GT II, Diablo Rosso III u. Rosso Corsa II), Michelin (Pilot Road 4, Road 5, Power RS, Power 2CT);

REIFENFREIGABEN (ohne Gewähr, Stand 05/2019)

Fahrverhalten 2,1

Fahrstabilität 2,2 Handlichkeit 2,3 Federung/Radführung 2,1 Kurvenverhalten 2,1 Fahrverhalten mit Beifahrer 2,5

Sicherheit* 2,0

Bremsen 2,0 Assistenzsysteme 1,9 Beleuchtung 2,0

Notenskala sehr gut (0,6 – 1,5) gut (1,6 – 2,5) befriedigend (2,6 – 3,5) ausreichend (3,6 – 4,5) mangelhaft (4,6 – 5,5)

*Sicherheit wird doppelt gewertet

2,2

KOSTEN (Abschätzung pro Jahr, fünfjährige Haltung, 5.000 km/Jahr)

Betriebskosten ca. 360 Euro Werkstattkosten ca. 480 Euro Wertverlust ca. 1200 Euro Steuer 69,92 Euro Versicherung Haftpflicht (SF5, 35%) ca. 150 Euro Teilkasko (SB 150 Euro) ca. 280 Euro Vollkasko (SB 300 Euro) ca. 900 EuroEuro Basispreis (ABS-Version, o. Nebenkosten) 11.695 Euro