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münchen blüht Dokumentation für den Stadtrat und die Bürger der Landeshauptstadt München Schirmherrschaft Bürgermeister Hep Monatzeder ein Projekt für mehr Blumenwiesen in München gefördert von der:

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münchen blüht

Dokumentation für den Stadtrat und die Bürgerder Landeshauptstadt München

Schirmherrschaft Bürgermeister Hep Monatzeder

ein Projekt für mehr Blumenwiesen in München

gefördertvon der:

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Inhaltsverzeichnis

Einleitung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .3Grünlandtypen in öffentlichen Grünanlagen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .4Bedeutung der Rasen und Wiesen für Pflanzen und Tiere . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .6Kostenaspekte . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .8Derzeitiger Zustand und Pflegesituation der Grünflächen Münchens . . . . . . . . . . . . . . . . . .10Neue Leitlinien für die Grünflächenpflege . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .15Beispiele für konkrete Verbesserungswünsche . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .16Möglichkeiten der Entwicklung und Erhaltung artenreicher Blumenwiesen . . . . . . . . . . . .18

Projektleitung: Dipl.-Biol. Matthias LuyBearbeiter: Dipl.-Ing. Ulrich SchwabFotos: Ulrich Schwab,

Markus Schwibinger (Schmetterlinge),LBV-Archiv (Vögel)

Gestaltung:

Kontakt: Landesbund für VogelschutzKlenzestr. 3780469 München

Tel. 089/200 270 6Fax 089/200 270 88mail: [email protected]

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in dicht bebauten Großstädten wie München sindGrünflächen in ausreichender Größe dringend not-wendig. Sie müssen dauerhaft zur Verfügung stehenund vielfältige Funktionen und Nutzungsansprücheerfüllen. Dies wird heute sowohl von der breiten Masseder Bevölkerung als auch von Fachleuten unter-schiedlicher Disziplinen mehr denn je gefordert 9 11 12.Der Landesbund für Vogelschutz in Bayern e.V. (LBV)initiierte 1998 unter Schirmherrschaft von Bürger-meister Monatzeder das Projekt "München blüht" mitdem Ziel, München zu einer blühenden Stadt vollerprächtiger, farbiger, duftender Blumenwiesen werdenzu lassen. Die Bedeutung städtischer Grünanlagenauch als Lebensraum für eine artenreiche Tier- undPflanzenwelt - neben ihrer "primären" sozialen Funk-tion für die Bevölkerung - wird in zunehmendem Maßals wichtig angesehen; beispielsweise von der Münch-ner Agenda 21, dem Bündnis für Ökologie-MONACOund auch von Spitzenvertretern des Baureferats, z.B.dem Baureferenten Haffner und Herrn Brunner 7 9 17 19 23.Bislang konnte trotz vielfältiger Bemühungen derRückgang an naturnahen Lebensräumen und bedroh-ten Tier- und Pflanzenarten in den Stadtrandzonennicht gestoppt werden, weil seit über 15 Jahren derFlächenverbrauch für Baumaßnahmen unterschied-licher Art unvermindert fortschreitet. Auch der Slogan"kompakt - urban - grün" hat keine erkennbare Trend-wende eingeleitet.

Bereits 1985 hat der Bayerische Landtag die Aktion"Neue Lebensräume für Pflanzen und Tiere" beschlos-sen 2. Auch Kommunen wurden schon damals aufge-rufen, in ihren Grünanlagen bestehende naturnaheLebensräume wie Blumenwiesen zu sichern und neueanzulegen.

Angesichts der knapper werdenden finanziellenMittel sind heute zudem neue Strategien zu entwickeln,um die aus Sicht der erholungssuchenden Bevölke-rung und des Arten- und Biotopschutzes notwendigen

Pflegemaßnahmen städtischer Grünflächen weiterhinzu gewährleisten und jegliche Einsparungsmöglich-keiten auszuschöpfen 14.

Im Jahr 2001 wurde im Rahmen des vom Landesbundfür Vogelschutz initiierten Projekts "München blüht"eine repräsentative Bestandsaufnahme von Rasen- undWiesenflächen Münchner Grünanlagen (einschließlichFriedhöfe und Verkehrsbegleitgrün) durchgeführt.Dabei wurden die Strukturierung, alle vorgefundenenPflanzenarten, auffällige Tierarten, Nutzungsweisendurch die Bevölkerung sowie der Pflegezustand bzw.die Pflegesituation erhoben und mit Fotos dokumen-tiert. Für jede der 42 untersuchten Grünflächen hatder Landesbund für Vogelschutz Verbesserungsvor-schläge ausgearbeitet und der Stadtgartendirektionübergeben.

Die wesentlichen Ergebnisse der Studie sind starkgekürzt in diesem Bericht zusammengefasst. Wir stellenIhnen hiermit auffallend schöne und gut gepflegteBlumenwiesen, weniger blütenreiche Wiesen, und inübertriebenem Umfang gemähte Parkanlagen nahezuohne naturnahe Strukturen vor.

Im Kapitel "Derzeitiger Zustand und Pflegesituationder Grünflächen Münchens” werden 5 weitverbreiteteMängel der städtischen Grünlandpflege, die unsereUntersuchung zutage gefördert hat, dargestellt. DieseMängel könnten durch eine Kurskorrektur bei derGrünlandpflege seitens der Stadtgartendirektionleicht behoben werden. Dabei können unseres Erach-tens auch deutlich Kosten gesenkt werden (s. KapitelKostenaspekte). Hierzu bedarf es eines Stadtratsan-trags. Wir bitten Sie, verehrte Damen und HerrenStadträte, das Projekt "München blüht” entsprechenddem Wunsch vieler Bürgerinnen und Bürger nachKräften zu unterstützen und für einen entsprechendenStadtratsbeschluss zu stimmen!

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Sehr geehrte Damen und Herren Stadträte,liebe Bürgerinnen und Bürger,

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Nahezu jede Grünanlage Münchens enthältgehölzfreie oder nur locker mit Bäumen bestandeneFlächen, die mehr oder weniger häufig und regelmäßiggemäht werden. In erster Linie bestimmt die Intensitätder Nutzung und Pflege, welcher Grünlandtyp ent-steht bzw. erhalten wird 8 20.

Derzeit am meisten verbreitet sind Vielschnittrasen,auch als Scherrasen, Parkrasen oder Gebrauchsrasenbezeichnet:

Standort: Meist gärtnerisch kultivierte, lehmig-humose,ziemlich nährstoffreiche Böden

Aufwuchshöhe: ganzjährig 3-10 cm

Pflege: Häufiges Mähen im Abstand von ca. 2 Wochen,jährlich 10-15 mal; Mähgut bleibt liegen.Typische Spiel- und Liegerasen werden nahezuwöchentlich gemäht, jährlich über 20 mal.

Belastbarkeit/Nutzungsmöglichkeiten: Ziemlich hochund auch vielfältig, häufiges Betreten, Bespielen undLiegen möglich.

Ästhetik: Abgesehen von kurzzeitigen Blühphasen vorallem im Frühling das ganze Jahr über ungefähr gleichesAussehen, ziemlich langweilig

Wesentlich seltener und meist nur kleinflächigentwickelt sind Blumenrasen:

Standort: Eher nährstoffarme, kiesig-sandige Böden

Aufwuchshöhe: 5-25 cm

Pflege: Mähen im Abstand von 3-4 Wochen, jährlich5-8 mal; Mähgut soll gelegentlich entfernt werden.

Belastbarkeit/Nutzungsmöglichkeiten: Häufiges Be-treten und Lagern möglich; Bespielen während derZeiten mit hohem Aufwuchs nur eingeschränkt möglich.

Ästhetik: Im Frühjahr und jeweils in den 1-2 Wochenvor den Mahdterminen auffallende Blühaspekte.

Grünlandtypen inöffentlichen Grünanlagen

02 Vollmarpark / 29.05.01

Olympiapark / 21.05.01 01

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An Wegböschungen und Gehölzrändern könnensich Säume entwickeln:

Standort: Meist eher nährstoffreiche Böden

Aufwuchshöhe: 10-120 cm im jahreszeitlichen Wechsel,im Hochstand mehrschichtiger Strukturaufbau

Pflege: Jährlich nur einmalige Mahd im Herbst oderFrühjahr; Mähgut ist von der Fläche zu entfernen.

Belastbarkeit/Nutzungsmöglichkeiten: Gering; an Rand-bereichen von Grünflächen im allgemeinen auchkaum Beanspruchung durch Parkbesucher; Natur-beobachtungen, Abpflücken von Blumen und (Heil)-Kräutern.

Ästhetik: Blütenreichtum oft im Frühling und im Hoch-sommer; im Herbst bzw. Winter vor der Mahd vielfältigeSamenstände und andere Strukturen.

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04 Riem / 19.07.01

Olympiapark / 24.05.02

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Auf verhältnismäßig wenige, meist größere Park-anlagen und Friedhöfe beschränkt sind derzeit richtigeBlumenwiesen, die je nach Standort und Pflege sehrunterschiedlich aussehen können:

Standort: Eher nährstoffarme, kiesig-sandige, trockenebis feuchte Böden

Aufwuchshöhe: 5-80 cm im jahreszeitlichen Wechsel,im Hochstand mehrschichtiger Strukturaufbau

Pflege: Magere Wiesen einmal jährlich mähen, nähr-stoffreichere Wiesen zweimal jährlich; Mähgut ist vonder Fläche zu entfernen.

Belastbarkeit/Nutzungsmöglichkeiten: Relativ gering;seltenes Betreten und Lagern im Sommer möglich;Bespielen nur im gemähten Zustand und während desWinterhalbjahrs; Naturbeobachtungen, Blumen Pflücken.

Ästhetik: Vielfältige Blütenfarben und -formen vorallem im Mai und Juni, je nach Wüchsigkeit undMahdtermin auch den Sommer über bis September.

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Die durch häufigen Schnitt während der Wachs-tumszeit niedrig gehaltenen Vielschnittrasen setzensich aus wenigen Grasarten und einigen Kräuterartenmit Blattrosetten oder kriechendem Wuchs zusammen(10-20 Pflanzenarten). Außer wenigen im und amBoden lebenden Tierarten wie Regenwürmern, Ameisen,Schnecken entdeckt man allenfalls sporadisch einigeverbreitete Vogelarten zur Nahrungssuche oder dieblütenbesuchende Honigbiene bzw. Erdhummel. Weildas regelmäßige Mähen eine Entwicklung von Klein-tieren in der Krautschicht nicht zuläßt und die Ausbil-dung reifer Samen an den Pflanzen weitgehend ver-hindert, sind Vielschnittrasen biologisch stark verarmt.

Dagegen enthalten Blumenwiesen neben einigenGrasarten zahlreiche Kräuterarten, weil die meistender durchschnittlich 30-60 Pflanzenarten ihren jähr-lichen Entwicklungszyklus bis zur Samenreife abschließenkönnen. Während der Mähintervalle von 2 bis 3Monaten können viele Insektenarten ihre Entwicklungs-phase vom Ei über das Larvenstadium bis zum fertigenInsekt durchleben. Der Aufbau einer Wiese in mehrerenEtagen, der Blütenreichtum und reifende Samenständeermöglichen eine sehr hohe Vielfalt an Kleintieren.

Zusammenfassend lässt sich feststellen, dass nur ein-bis zweimal jährlich gemähtes Grünland auf nicht allzunährstoffreichen Böden Lebensraum für eine großeVielfalt von Pflanzen und Tiere bietet und somit einenwirklichen Beitrag zum Arten- und Biotopschutz inder Stadt leisten kann, der z.B. vom Bayerischen Landtag1985, der Agenda 21 und dem Arten- und Biotop-schutzprogramm (Referat für Gesundheit undUmwelt) gefordert wird.

Folgendes Diagramm zeigt typische Blühaspekte,Vögel und Schmetterlinge und deren Artenvielfalt inVielschnittrasen, Blumenrasen und Blumenwiesen.Auch andere Tiergruppen wie Heuschrecken, Schweb-fliegen, Hummeln und Wildbienen kommen in Blumen-wiesen in einer vielfachen Arten- und Individuenzahlgegenüber Vielschnittrasen vor.

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06

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06 Neuer Südfriedhof / 12.06.01Hang in Neuhofen / 12.06.01

Vielschnittrasen

Kräuter

Vögel

Schmetterlinge

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Bedeutung der Rasen undWiesen für Pflanzen und Tiere

Blumenrasen Blumenwiese

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Magerwiese mit Pracht-Nelke

Kostenaspekte

Angesichts der immer knapper werdenden finan-ziellen Mittel im städtischen Haushalt und der konti-nuierlich steigenden Kosten nehmen wirtschaftlicheGesichtspunkte bei der Grünflächenpflege einenhohen Stellenwert ein. Weil die unterhaltsbedürftigenöffentlichen Grünflächen mit dem fortschreitendenBau von Siedlungen ebenfalls anwachsen, sollen pfle-gearmen Gestaltungen neuer Parkanlagen der Vorzuggegeben werden. Denn bereits im elften Jahr nach derErrichtung übertreffen die laufend anfallenden Pfle-gekosten einer "Standard-Grünanlage" deren Bau-kosten 1. Auch umfangreiche Gehölzpflanzungen sindkeine preisgünstigen Gestaltungselemente, da nebenden anfänglichen Pflanz- und Materialkosten lang-fristig erhebliche Aufwendungen für Auslichtungenund Rückschnitte anfallen, wie z.B. jüngst im Ostpark.

Im Städtevergleich scheint sich das Gartenbauamt bis-her noch zu wenig um eine Kostenverminderung beider Mahd von Grünlandflächen bemüht zu haben.Denn die für 2002 erstellte aktuelle Ausschreibungsieht für eine zweimalige Mahd von Langgraswiesenmit 0,35 EUR je m2 (ohne Schnittgutentsorgung!)nahezu den gleichen Kostenansatz wie für 18 maljährlich gemähte Spiel- und Liegerasen mit 0,39 EURvor. Demgegenüber konnten in Karlsruhe bereits vor10 Jahren Zweischnittwiesen mit 0,38 DM um gut 40%preisgünstiger gepflegt werden als 12 mal jährlichgemähte Vielschnittrasen mit 0,67 DM je m2 23. Vorallem bei der Verwertung des Schnittguts ist bald-möglichst nach effizienteren und gewinnbringenderenMethoden als einer Kompostierung, welche heuteüberwiegend in Anspruch genommen wird 23, zusuchen. Zu denken ist beispielsweise an dezentraleBiogasanlagen, welche eine hohe Energieausbeuteliefern können 5 24.

Folgendes Diagramm zeigt die unterschiedlichenKostenansätze der Ausschreibung von Grünanlagen-pflege in Karlsruhe (1992) und München (2002). Zuerkennen ist eine ungefähr linaere Zunahme derPflegekosten mit steigender Schnittanzahl in Karlsruheund die zweischürige Mahd von Grünflächen als deut-lich preiswertere Pflegevariante gegenüber einem12-mal gemähten Rasen. Die Vergleichbarkeit zwi-schen Spiel- und Liegerasen und zweischüriger Wiesekönnte durch unterschiedlichen Schwierigkeitsgrad(bedingt z.B. durch viele Einzelbäume oder reliefierteGeländeoberfläche) eingeschränkt sein 6 23.

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Pflegekosten von öffentlichem Grünland beiunterschiedlicher Schnitthäufigkeit

Positives Beispiel Karlsruhe: Blumenwiesen und Blumenrasennehmen fast 3/4 der gesamten Grünlandfläche ein!

Blumen-wiese 2x

30%

hochintensiv20-25x

3%

Extensiv-wiese, Blumen-

rasen, 1–4x 19%

Blumenrasen5-7x 23%

Vielschnittrasen8-12x 25%

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Übersichtsplan und Bewertung der untersuchtenGrünflächen in München

Abkürzungin Karte Gebiet

AB Agnes-Bernauer-PlatzAG Altenburgstraße, GrünstreifenAW Am Wiesenhang, GrünanlageAL Aubinger LoheBL Blutenburg/DurchblickBR BrunnbachleiteBÜ Bürgerpark BogenhausenEN Englschalkinger Straße/MittelstreifenET Ettenhoferstraße, VerkehrsinselnFK Forst-Kasten-Allee, GrünflächeFR FriedenspromenadeFÜ Fürstenrieder/Landsberger StraßeHI HirschgartenJO Josephsburg, GrabenKR KreuzhofstraßeKU Kuntersweg, HochterrassenkanteLP Landschaftspark RiemLE Lerchenauer SeeLK Luise-Kiesselbach-Platz

Derzeitiger Zustand undPflegesituation der

Grünflächen Münchens

Für eine repräsentative Zustandserfassung wurdenvon den Rasen- bzw. Wiesenanteilen jeder der erho-benen 42 Grünflächen folgende Merkmale registriertund bewertet: Strukturvielfalt, Anteil naturnaherFlächen, alle vorgefundenen Pflanzenarten und,soweit feststellbar, die Anpassung der Pflege an dievorgefundenen Grünlandtypen. Als Beibeobachtungenwurden außerdem noch auffällige Tierarten, Nutzungender Grünflächen durch Parkbesucher und Beeinträch-tigungen notiert.

LU Luitpoldpark/NordteilMA MaximiliansplatzML Max-Lebsche-PlatzNS Neuer SüdfriedhofNH NeuhofenNR Neuriem-West, GrünstreifenOB Oberbiberger Straße, MittelstreifenOL OlympiaparkOP OstparkSA Sauerbruch-/ImmastraßeST Stadtpark PasingTM Thomas-Mann-AlleeUR Uriweg, UferstreifenWA Waldfriedhof, neuer Teil WF Waldfriedhofstraße, MittelstreifenWG Waldgartenstraße, GrünanlageWH Walter-Hopf-WegWE Westpark, West- und OstteilWÜ Würmtalstraße, RandstreifenZG Zamdorfer Gleisdreieck und Hüllgra-

benwieseZA ZamilaparkZE Zehetmeierstraße, RandstreifenZÖ Zöllerstraße, Grünanlage

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Kartengrundlage:

Städtisches

Vermessungsamt

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Nach dem eben umrissenen Erfassungsschemaerhielten immerhin 45% der Grünanlagen eine eherpositive Bewertung; d.h. es sind mit einem nennens-werten Anteil naturnahe, artenreiche und auchstrukturreiche Blumenwiesen, Blumenrasen oder Säumevorhanden. Mit "sehr gut" wurden folgende 5 Parkan-lagen ausgezeichnet:

• Hochterrassenkante am Kuntersweg/Harlaching:Restbestand eines Halbtrockenrasens• Stadtpark Pasing: Blütenreiche Magerwiese miteiner Orchideenart, einige krautreiche Gehölzsäume• Waldfriedhof, neuer Teil: Blütenreiche Magerwiesenund Säume, Restbestand eines bodensaurenMagerrasens• Westpark: Trotz geringen Blumenwiesenanteils viel-fältiges Magergrünland, das vorbildlich differenziertgepflegt wird• Zamilapark: Angelegter, blütenreicher Magerrasenim Ostteil, weitere naturnahe Wiesentypen

Ein Drittel aller Grünflächen sind als "mittelmäßig"einzustufen. Diese könnten nach ihrer Artenausstat-tung bzw. Strukturierung in vielen Fällen eine Wert-stufe höher "gut" erreichen, wenn die Pflegeweise anden Bestand angepasst und nicht schematisch ohneRücksichtnahme auf ökologische Belange erfolgen würde.

21% der Flächen werden für "dringend verbesse-rungsbedürftig" gehalten, da sie entweder so gut wiekeine naturnahen Grünlandanteile und Säume ent-halten, auffallend strukturarm sind oder, wie z.B. inBlutenburg, gravierende Mängel bei der Pflege beob-achtet wurden. Mit der niedrigsten Wertstufe als"unzureichend" wurden der Hirschgarten und die Grün-anlage Neuhofen versehen. Beide Parkanlagen sindtrotz ihrer Größe ohne erkennbare Blumenwiese, nurmit einem minimalem Anteil von Saumstrukturen

Stadtpark / 27.05.01 Hirschgarten / 21.05.01

ausgestattet. In den Monaten Mai und Juni herrschtdort extreme Blütenarmut!

Mit dieser Bilanz der Naturnähe und Artenvielfaltstädtischer Grünflächen liegt München derzeit (noch)deutlich hinter anderen Großstädten wie Augsburgoder Karlsruhe, wo bereits 1995 über 50% der ge-samten Grünlandfläche maximal dreimal jährlich undüber 40% maximal zweimal jährlich gemäht wurde 18 17.Bei einem Besuch in Augsburg Anfang August 2001stellten wir fasziniert fest, dass dort über 80% derStraßenrandstreifen und Verkehrsinseln auffallendbunt und blütenreich waren und der Aufwuchshöhenach zu schließen ungefähr seit Ende Juni nicht mehrgemäht worden waren. Würde beispielsweise in Karls-ruhe der Pflegeumfang von 1981 wieder eingeführtwerden, als nur 10% Grünlandanteil maximal zweimaljährlich als Wiese gemäht wurde, stiegen die Pflege-kosten nach Schätzung des dortigen GartenamtsleitersH. SCHMIDT 17 um 25%! Demnach gebietet nicht nurdie Forderung nach mehr naturnahen Lebensräumenin den Städten, sondern auch die Einsparung vonAnlage- und Pflegekosten einen wesentlich höherenAnteil naturnaher Wiesenflächen.

Folgende Mängel bei der Grünlandpflege aus ökolo-gischer und oft auch ästhetischer Sicht sind in Münchenweit verbreitet:

1) Zeitgleiche Mahd aller Grünlandflächen an einemTermin, auch in großen Parkanlagen mit ausgesprochenblütenreichen Blumenwiesen

Mit der flächenhaften Mahd von oft über 1 Hektargroßen Blumenwiesen innerhalb weniger Tage ver-schwinden schlagartig Halme, Blüten und Samenstän-de und damit Nahrungs- und Deckungsmöglichkeiten.Das Nebeneinander gemähter und ungemähter

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3) Häufiges vollständiges Ausmähen der Saumberei-che von Rasenflächen bis weit unter die Traufzonevon Gehölzen

Diese in sehr vielen Grünanlagen vorherrschende Pfle-gepraxis ist in erheblichem Maß für die festgestellteStrukturarmut verantwortlich. Auch in kleinen Park-anlagen unter 1-2 Hektar Flächengröße ist eigentlichimmer am Rand neben Gehölzen Platz für wenigstens2 m breite Saumstreifen, welche den Parkbesuchernwenigstens ein kleinräumiges Naturerlebnis vermit-teln können. Vor allem südseitige Gehölzsäume sindAufenthalts- und Rückzugsräume für zahlreichewärmeliebende Kleintiere wie Schmetterlinge undSchwebfliegen, wenn es im Umfeld nur Vielschnittra-sen gibt.

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Grünlandbereiche, verbunden mit "weichen" Mäh-grenzen, in allen einsehbaren Teilräumen einer Park-anlage vom Sommer bis zum Herbst wäre sowohl fürdie Tierwelt als auch die Parkbesucher wesentlichattraktiver. Bei einer Staffelung der Mähtermine um 4-5Wochen ist nur dreimal jährlich der Einsatz von Lang-graswiesen-Mähgeräten notwendig.

2) Unnötig häufige Mahd besonders magerer Stras-senrandstreifen bzw. Verkehrsinseln

Auf sandig-kiesigen Böden und unter lichten Baum-kronen gedeihen an einigen Stellen nur sehr schwach-wüchsige Rasen. Ein zwei- bis dreimaliger Schnitt mit"normalen" Sichelmähern würde dort ohne weitereszur Erhaltung eines ansprechend aussehenden Blumen-rasens ausreichen. Dennoch wurden mit unnötigem(Kosten)aufwand beispielsweise Verkehrsinseln bzw.Grünstreifen an der Kreuzhofstraße, OberbibergerStraße, und am Max-Lebsche-Platz 2001 mindestensfünf- bis sechsmal gemäht. Bei manchem Mähgang im Sommer ist so gut wie kein Schnittgut angefallen.

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Blutenburg / 01.08.01

Kreuzhofstraße / 07.06.01 Waldgartenstraße / 28.04.01

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4) Ausbleibende bzw. erheblich verspätete Mahdvon artenreichen Wiesen bzw. ungemähten Teil-flächen in Grünanlagen

Wiesen auf "normalen" Böden in Grünanlagenbringen nur bei zweimaliger jährlicher Mahd einästhetisch ansprechendes Bild und eine maximaleBlütenvielfalt 19. Der erste Schnitt soll wie bei denbäuerlichen Wiesen Ende Juni, allerspätestensAnfang Juli erfolgen. Nach Überschreiten diesesMahdtermins um mehrere Wochen wird der Auf-wuchs durch die nach der Blüte vergilbenden,zusammenfallenden Halme bzw. Sprosse zuneh-mend unansehnlich. In der Folge verfilzt derBestand und der Anteil typischer Wiesenblumennimmt ab. Beispielflächen hierfür sind Bereiche amGroßen Olympiaberg, am Schwabinger Schuttbergim Luitpoldpark, und eine Fettwiese in der Würmauesüdlich Blutenburg.

5) Unprofessionelle, aufwändige Umgestaltungund Neuanlage von Grünstreifen in jüngster Zeit

Bei mancher "Neubegrünung" z.B. ehemaliger Stras-senbahntrassen wurde weder auf möglichst hoheökologische Wertigkeit der enstehenden Flächennoch auf Kostenminimierung geachtet (z.B. pfle-geaufwändige Strauch-Rabatten). Nahezu kostenlosbzw. mit sehr geringem Aufwand hätte man eine

wesentlich strukturreichere und bunter blühendeKrautflora belassen bzw. deren Entwicklungbegünstigen können. Das Aufbringen von humosemOberboden im Bereich einzelner zu pflanzender(heimischer) Bäume hätte genügt. Auf Straßen-mittelstreifen sind keinerlei Nutzungsansprüchedurch Anwohner erkennbar, also sind dort monotoneScherrasenflächen in keiner Weise gerechtfertigt.Vielmehr könnte man dort nach dem Vorbild vieleranderer Städte generell blütenreiche Wiesen oderStaudenfluren anlegen, die Aufenthaltsort für vie-lerlei Tierarten sind 20.

Es ist anzunehmen, dass diese vielerorts zu beob-achtende Pflegepraxis auf mangelhafte Anwei-sungen der Stadtgartendirektion als Auftraggeber,gepaart mit unzureichenden ökologischen Fach-kenntnissen des Pflegepersonals, zurückzuführenist. Zudem entsteht der Eindruck, dass das Mähennicht nach einem differenzierten, vom Gartenbauamtausgearbeiteten Pflegeplan erfolgt, welcher flä-chenspezifische ökologische Belange berücksichtigt(wie z.B. in Augsburg oder Karlsruhe 17 18), sonderneher nach Zufall oder Gutdünken.

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12 Waldgartenstraße / 21.07.01

Waldfriedhofstraße / 12.05.01

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1) Deutlich mehr Fläche mit naturnahen Blumenwie-sen und krautigen Säumen in Grünanlagen!

Unter Berücksichtigung der Nutzungsansprüche derBevölkerung und der Pflegbarkeit kann nahezu injeder Parkanlage ab ca. 2 Hektar Größe ein Drittel bisdie Hälfte als Blumenwiese gestaltet werden. Hierbeiempfiehlt es sich, grosse flächige Bereiche mit ge-schwungenen Formen anstelle von langen schmalenStreifen zu schaffen. Die meisten Verkehrsinseln undStraßenmittel- bzw. Randstreifen können ebenfalls alsBlumenwiese gepflegt werden. In kleineren Grünan-lagen können wenigstens 2-3 m breite Krautsäumeum Strauchgruppen bzw. Gehölzstreifen Parkbesu-chern Naturbeobachtungen ermöglichen und einenBeitrag zum Artenschutz leisten.

Mit diesem Wunsch steht der Landesbund für Vogel-schutz in Bayern keineswegs allein, er wird z.B. auchvon Mitgliedern des Bündnisses für Ökologie –MONACO – unterstützt. Den Wunsch nach einemhöheren Flächenanteil an Blumenwiesen mit mittlererAufwuchshöhe in Parkanlagen äußerte wiederholtauch die Mehrheit befragter Parkbesucher 19 6.

2) Angemessene Pflege bestehender und noch zuentwickelnder Blumenwiesen!

Manche gut angelegte Wiese hat infolge nicht bestands-angepasster Pflege (z.B. Mahd zum falschen Zeitpunktoder zu selten) an Blütenfülle bzw. -vielfalt eingebüßt(z.B. am Olympiaberg, Vergleich mit Erhebungen vor20 Jahren 1). Anderes ungemähtes Grünland wirkt imSommer vergilbt und weitgehend blütenlos. Insgesamtsoll der Mähumfang bzw. die Mähhäufigkeit deutlichverringert, aber zeitlich besser abgestimmt werden.Dazu sind präzisere Anweisungen bei der Auftragsver-gabe und Schulungen des Pflegepersonals notwendig.

3) Erarbeitung und Umsetzung differenzierter Pflege-pläne für Grünflächen!

Dadurch soll einerseits vermieden werden, dass dierechtzeitige Mahd von Blumenwiesen "vergessen" wird,aber auch, dass artenreiche Flächen unnötigerweisehäufig gemäht werden. Bei sorgfältiger Erstellungund Beachtung ist trotz des anfänglichen Mehrauf-wands längerfristig eine Kostenersparnis zu erwarten 17.Die Bedeutung der Grünflächen für den Artenschutzund der Erlebniswert für Parkbesucher wird erheblichzunehmen. Eine Fortschreibung im Abstand mehrererJahre ist notwendig.

4) Mittel- bis langfristig Kosteneinsparung bei derPflege von Grünflächen

Die immer knapper werdenden verfügbaren Haus-haltsmittel müssen keineswegs eine Qualitätsminderungstädtischer Grünflächen zur Folge haben. Ein Wenigeran (Um)Gestaltung und Pflege kann ein Mehr anErlebniswert und ästhetischem Empfinden für denParkbesucher bedeuten und bringt fast überall auchviel mehr Nutzen für die Natur:

• Verzicht auf aufwändige gärtnerische Umgestaltungenund Neuanlagen naturferner Rasenflächen, wo bereitsnaturnahe Strukturen vorhanden sind (z.B. amMichaelianger im Grünzug D (Grünes Band Ost)).

• Verminderung von Baum- und Strauchpflanzungenin Parkanlagen, mehr natürliche Entwicklung zulassen(Vorbild dafür sollen Natur-Erlebnisräume 15 20 und"Wilde Gärten" nach LEROY 10 sein). Künftig Vermei-den von Ausholz- bzw. Auslichtungsaktionen wie imOstpark während der letzten Jahre, wo anfänglichoffenbar zu viele Gehölze gepflanzt wurden (solch eindoppelt zu bezahlender Pflegeaufwand ist viel teurer

Neue Leitlinien für dieGrünflächenpflege

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als die Anlage und Erhaltung von Krautsäumen undBlumenwiesen!).

• Preisgünstigere und effektivere Verwertung desSchnittguts von Blumenwiesen. So sind modernedezentrale Biogasanlagen mit ihrer vergleichsweisehohen Energieausbeute nach Untersuchungen vonBRIEMLE et al. und ENGELHARDT wesentlich wirt-schaftlicher und auch hygienischer als eine Kompos-tierung 5 24, zumal die derzeit produzierten Mengenan städtischem Kompost kaum mehr sinnvoll verwendetwerden können 23.

Kurzfristig fallen flächenweise höhere Kosten bei derUmstellung von Vielschnittrasen zu Blumenwiesen an,die jedoch durch Einsparungen unter Beachtung obigerPunkte kompensiert würden.

5) Besserer Schutz von Wiesenbereichen mit Vor-kommen seltener Arten in Parkanlagen!

Im Bereich von Relikt-Magerrasen und sonstigennaturschutzfachlich wertvollen Wiesen und Säumensind Leinengebot für Hunde und Besucher-Lenkungs-maßnahmen vorzusehen, mittelfristig auch Informa-tionstafeln aufzustellen.

Wo der Nutzungsbedarf seitens der Bevölkerungwirklich besteht (insbesondere Zentralbereiche größererParkanlagen) haben annähernd wöchentlich gemähteLiege- und Spielrasen natürlich weiterhin ihre Daseins-berechtigung. Es gibt aber viele Randzonen von Grün-anlagen und Grünstreifen, die sich für die Anlage vonBlumenwiesen und krautigen Säumen geradezuanbieten. Dort ist so gut wie keine Nutzung durch dieBevölkerung zu beobachten - abgesehen von ausge-führten Hunden. Als Leitbild für eine vorbildlicheGrünflächengestaltung mit abgerundeten Mähgrenzenzwischen Rasen und Blumenwiese ist der BürgerparkBogenhausen westlich der Weltenburger Straße EndeMai 2001 heranzuziehen.

Am Beispiel der Grünanlage in Blutenburg, deren jetzigerZustand mit "mangelhaft" bewertet wurde, soll inKurzform dargestellt werden, wie eine nutzungs- undbestandsangepasste Pflege aussehen könnte:

Die Grünfläche östlich des Schlosses, eine in denVorjahren blütenreiche Magerwiese, wurde 2001mindestens dreimal zu ungünstigen Zeitpunktengemäht, und zwar großflächig stets im Zusammenhangmit der südöstlich angrenzenden Rasenfläche. AmTeichufer blieb nicht einmal ein halber Meter derfeuchten Uferflur stehen, so dass z.B. am 30. Mai undam 1. August keinerlei halbhohe Vegetation mit Wiesen-blumen westlich des Schirmerwegs vorzufinden war.

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Beispiele für konkreteVerbesserungswünsche

14Bürgerpark / 28.05.01

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Auch der wegen seiner Ausstattung mit großflächi-gen Blumenwiesen mit "gut" bewertete Olympiaparkließe sich noch folgendermaßen optimieren:

• an den jeweiligen Bestandstyp angepaßte Mahd derBlumenwiesen, zeitlich gestaffelter erster Mähterminvon Ende Juni bis Mitte August• Besonders nährstoffreiche Teilbereiche der Wiesenam Großen Olympiaberg (z.B. den Nordhang) zweimaljährlich mähen• Reduzierung der Mahdhäufigkeit der (mindestenseinmal wöchentlich gemähten!) Vielschnittrasen nörd-lich des Olympiasees um 30-50% kann Pflegekostenohne erkennbare Auswirkungen auf den Pflegezu-stand erheblich senken• Bekämpfung der Herkulesstauden in Wegnähe, welcheSpaziergängern durch bloßen Hautkontakt schwereVerbrennungen zufügen können.

Die ehemalige Blumenwiese war jedes Mal stellen-weise mit glasscherbenhaltigem Müll bedeckt, durchdie zu häufige Mahd wurde die Nutzung einer natur-schutzfachlich wertvollen Fläche als Lagerplatz mitFeuerstelle begünstigt.

Weiter südlich in der Würmaue befindet sich eine blü-tenarme, hochwüchsige Fettwiese, die viel zu spät,nämlich erst Ende August, nur einmal statt zweimal imJahr gemäht wurde. Restbestände auentypischer Wie-senblumen deuten darauf hin, daß zumindest Teilflä-chen dieser Wiese einst viel blütenreicher waren.

Folgende Verbesserungen der Grünlandpflege werdenvorgeschlagen (bei insgesamt ungefähr gleichemPflegeaufwand wie 2001):

• Magere Blumenwiese östlich des Schlosses wie inden Vorjahren nur zweimal jährlich mähen, Teil-flächen in Schlossnähe können auch als Vielschnittra-sen gepflegt werden.• Fettwiese in der Würmaue (südlich des Schlosses)erstmalig Mitte Juni mähen und Schnittgut sorgfältigentfernen; zweite Mahd im Herbst. Durch Ausmage-rung sollen Wiesenblumen wieder in deutlich höhererDichte blühen. Erster Mahdtermin ca. drei Wochen vorder Magerwiese (zeitliche Staffelung!)• Müllablagerungen und Feuerstellen unterbinden(Artikel 13e, neues Bayerisches Naturschutzgesetz!)

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15Blutenburg / Feuerstelle / 30.05.01 16 Olympiapark / Herkulesstaude / 21.05.01

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Erfahrungsgemäß entstehen in den allermeistenFällen allein durch Reduzierung der Schnittzahl undAbtransport des Schnittguts keine ästhetisch anspre-chenden Blumenwiesen. Es gibt aber inzwischenerprobte Methoden zur Umstellung von Vielschnittrasenzu artenreichen Blumenwiesen auch auf solchen rela-tiv nährstoffreichen Böden, die man in Parkanlagengewöhnlich vorfindet:

In der Regel erzielt man mit streifenweisem Fräsen desVielschnittrasens und der Einsaat standardisierterSamenmischungen von Wildpflanzen in sehr geringerMenge gute Erfolge, so daß bereits nach 2-3 Jahrenblütenreiche Wiesen entstehen können. Am preiswer-testen ist das Auftragen von samenhaltigem Schnittgutvon nahegelegenen artenreichen Magerwiesen, dassogenannte Heumulchverfahren. Ansonsten ist je Hektarmit folgenden Kosten zu rechnen 4:

-> 1000 EUR für das Saatgut und-> 1200-1500 EUR für den Maschineneinsatz und die

Personalkosten = insgesamt ca. 2500 EUR je Hektar (Flächengröße 100 x 100 m).

Durch konsequentes Ausschöpfen der aufgezeigten(und weiterer) Einsparmöglichkeiten bei der Grünflä-chenpflege sollte dieser Betrag für eine erheblicheAufwertung möglichst vieler Freiflächen in Parkanlagenverfügbar werden.

Eine konsequente Folgepflege der Umstellungsflä-chen mit rechtzeitigen Mahdterminen ist Bedingungfür den langfristigen Erfolg der Maßnahmen und auchdie Akzeptanz bei der Bevölkerung. Bei der Verwer-tung des Schnittguts sind neue, wirtschaftlichere

Wege als die bisher überwiegend praktizierte Kom-postierung einzuschlagen:

• soweit möglich Verwendung zur Zufütterung fürPferde oder Rinder• Dezentrale Biogaserzeugung, Erarbeitung einer spe-ziell auf städtische Verhältnisse zugeschnittenenMethode der Energiegewinnung• z.B. Pyrolyse-Behandlung von spät gemähtem, strohig-holzigem Aufwuchs (Erzeugung brennbarer Spaltpro-dukte beim Erhitzen unter Luftabschluß 5 ).

Anzudenken ist auch der Versuch einer Beteiligungder Anwohner und von Parknutzern bei der Anlagebzw. Gestaltung von Blumenwiesen oder Säumen undderen Pflege. Beispielsweise könnten kostenlose Sen-senkurse für Interessenten oder die Mahd nicht allzuwertvoller Blumenwiesen als Fitness-Veranstaltungangeboten werden und durch "Wiesen-Patenschaften"besonders schön gepflegte und blütenreich sich ent-wickelnde Blumenwiesen im Rahmen von Wettbe-werben prämiert werden.

Möglichkeiten derEntwicklung und Erhaltungartenreicher Blumenwiesen

Wiesen Skabiose / 05.08.99

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Quellenverzeichnis

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2) Bayerisches Staatsministerium für Landesent-wicklung und Umweltfragen (= StMLU 1995): Lebens-raum Blumenwiese.- München, 19 S.

3) Bayerisches Staatsministerium für Landesentwik-klung und Umweltfragen (1998): Das neue BayerischeNaturschutzgesetz (=BayNatSchG).- München, 96 S.

4) BOSSHARD, ANDREAS (2000): Blumenreiche Heu-wiesen aus Ackerland und Intensiv-Wiesen.- Natur-schutz und Landschaftsplanung 32(6): 161-171.

5) BRIEMLE, GOTTFRIED; EICKHOFF, DIETER & WOLF,RUDOLF (1991): Mindestpflege und Mindestnutzungunterschiedlicher Grünlandtypen aus landschaftsöko-logischer und landeskultureller Sicht.- Beih. Veröff.Naturschutz u. Landschaftspflege Baden-Württem-berg 60, Karlsruhe, 160 S.

6) FRANCK, HANS P. (2001): Landschaftspark Pasing- Eine Zwischenbilanz; lokales Handeln aus der Sichteines engangierten Anwohners.- Münchner Stadtge-spräche Nr. 23 (12/2001): 11-12; UmweltinstitutMünchen e.V. (Hrsg.)

7) GARTENAMT BAMBERG (2000): Grünflächenpfle-ge nicht nur für die Ästhetik.- Rathaus Journal 18/2000vom 25.08.2000.

8) JEDICKE, ECKHARD (1986): Blumenwiese oderRasen? Anlage und Pflege.- Kosmos Franckh´sche Ver-lagshandlung, Stuttgart, 79 S.

9) Landeshauptstadt München, Baureferat & BundNaturschutz in Bayern e.V. (2001): Den Grünzug inFahrt bringen; Faltblatt

10) LEROY, L.G. (1973): Natur ausschalten, Natureinschalten.- Stuttgart.

11) NOHL, WERNER (2001): Grün in der Stadt,Probleme und Ziele.- Münchner Stadtgespräche Nr. 23(12/2001): 4-5; Umweltinstitut München e.V. (Hrsg.)

12) OBERMEIER, CLAUS (2002): Grün ist nicht gleichgrün.- Standpunkte, München

13) PAPPLER, MANFRED & WITT, REINHARD (2001):NaturErlebnisRäume. Neue Wege für Schulhöfe, Kin-dergärten und Spielplätze.- Kallmeyersche Verlags-buchhandlung, Seelze, 250 S. mit CD-ROM.

14) PRESSEDIENST DER LANDESHAUPTSTADT MÜNCHEN(1998): Haidhauser Nachrichten- Trotz knapper Kassenmehr Grün in der Stadt.- http://hn.munich-info.de./muc/1998/09/ru-1484.html.

15) SCHEMEL, HANS-JOACHIM (1997): Naturerfah-rungsräume - Flächenkategorie für die freie Erholungin naturnahen Landschaften.- Natur & Landschaft 72(2): 85-91; Stuttgart.

16) SCHMIDT, HORST (1992): Naturnähere Anlageund Pflege öffentlicher Grünflächen; dargestellt amBeispiel der Stadt Karlsruhe.- Das Gartenamt 10/92:678-684.

17) SCHMIDT, HORST (1995): Pflege öffentlicherGrünflächen.- Areal-Messe-Magazin.

18) SCHMIDT, KURT (1994): Naturnahe Grünpflege inAugsburg.- Das Gartenamt 1 und 2.

19) VON BRACKEL, W. & BRUNNER, M. (1997): Geo-botanische Dauerbeobachtung in Grünflächen derStadt München - Untersuchung zur Optimierung derPflege von Parkrasen und -wiesen.- Stadt und Grün2/97: 107-116.

20) WITT, REINHARD & DITTRICH, BERND (1996):Blumenwiesen.- BLV, München, 167 S.

21) WOLF, GOTTHARD (1996): Die Blumenwiese alsLebensgemeinschaft.- Auswertungs- und Informa-tionsdienst (AID), Bonn, 50 Seiten.

mündliche Auskünfte von:

22) BOSSHARD, ANDREAS; CH-Oberwil-Lieli

23) BRUNNER, MICHAEL; Gartenbaureferat München(auch brieflich 2002)

24) ENGELHARDT, JOE; Gangkofen

25) WITT, REINHARD; Ottenhofen

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