Mukoviszidose Neugeborenen-Screening in Deutschland

12
Einführung des Neugeborenen- Screenings auf Mukoviszidose in Deutschland Kontakt für Rückfragen: Dr. Jutta Bend Mukoviszidose Institut gGmbH In den Dauen 6 53117 Bonn [email protected] Telefon: 0228 98780-47

Transcript of Mukoviszidose Neugeborenen-Screening in Deutschland

Einführung des Neugeborenen-Screenings auf Mukoviszidose in

Deutschland

Kontakt für Rückfragen:

Dr. Jutta Bend

Mukoviszidose Institut gGmbH

In den Dauen 6

53117 Bonn

[email protected]

Telefon: 0228 98780-47

Mukoviszidose (Cystische Fibrose, CF)

• eine der häufigsten, angeborenen und lebensverkürzenden Stoffwechselkrankheiten der weißen Bevölkerung

• Defekt im CFTR-Gen – dadurch Störung des Salz-Wasser-Haushalts

• Ca. 8000 Betroffene in Deutschland

• Wichtigste klinische Kennzeichen: chronischer Husten, schwere Lungenentzündungen, Verdauungsstörungen und Untergewicht

• Diagnose durch Schweißtest (erhöhte Chloridkonzentration im Schweiß)

• Derzeit*: – weniger als 60% der Betroffenen werden im ersten Lebensjahr

diagnostiziert (Median 0,6 Jahre)

– Lebenserwartung ca. 40 Jahre; die Betroffenen sterben im Durchschnitt mit 31,5 Jahren

* Quelle: Qualitätsbericht 2012 des deutschen Mukoviszidose Registers/ Mukoviszidose e.V.

Neugeborenen-Screening auf CF

• Am 20. August 2015 hat der Gemeinsame Bundesausschuss

(G-BA) die Einführung eines Neugeborenen-Screenings auf Mukoviszidose beschlossen

• Die Nichtbeanstandung durch das Bundesministerium für Gesundheit ist erfolgt (Prüfung nach §94 SGB V)

• Stand: Beschluss ist noch nicht in Kraft (Inkrafttreten erfolgt nach Veröffentlichung im Bundesanzeiger); wahrscheinliches Inkrafttreten: Sommer 2016

• Alle Dokumente zum Beschluss (auch die Elterninformation, die im Beschlusstext enthalten ist):

https://www.g-ba.de/informationen/beschluesse/2316/

Stand 17.3.2016

Die Methode

IRT (Immunreaktives

Trypsin)

< 99.Perzentile ≥ 99.Perzentile ≥ 99,9. Perzentile

PAP (Pankreas-

assoziiertes Protein)

Mutations-analyse

(31 Mutationen)

< 87,5.Perzentile ≥ 87,5. Perzentile

Keine Mutation 1 oder 2 Mutationen

Screening unauffällig Screening auffällig

Bestätigungsuntersuchung (Schweißtest)

im zertifizierten Mukoviszidose Zentrum

Fersenblut

Gentest: die häufigsten Mutationen in Deutschland (Quelle: Deutsches Mukoviszidose Register)

1.F508del; 2. N1303K; 3. R553X; 4. G542X; 5. G551D;

6. R347P; 7. 3849+10kb C>T; 8. 1717-1G>A;

9. CFTRdele2,3; 10. W1282X; 11. 2789+5G>A;

12. 2183AA>G; 13. R1162X; 14. M1101K; 15. 2143delT;

16. 2184delA; 17. 3272-26A>G; 18. delI507; 19. G85E;

20. 621+1G>T; 21. 3659delC; 22. R334W; 23. 1677delTA;

24. 1078delT; 25. E92X; 26. 3905insT; 27. E60X;

28. I336K; 29. 2184insA; 30. A455E; 31. Y1092X

Arztvorbehalt und Befundübermittlung

Bei auffälligem Ergebnis im

Neugeborenen-Screening

auf Mukoviszidose:

Hebamme/

Entbindungspfleger

Kinderarzt

Arzt/ Geburtsklinik Aufklärung, Durchführung

Screening und Mitteilung

bei auffälligem Screening-

Ergebnis

Information über

die Möglichkeit des

CF-Screenings durch

den Kinderarzt

U2/U3: Kontrolle ob

Screening durch-

geführt wurde und ggf.

Aufklärung, Durchführung

Screening und Mitteilung

bei auffälligem Ergebnis;

Dokumentation im gelben Heft

Screening-Labor

Bestätigungs-

Untersuchung

(Schweißtest) in

Zertifizierter

Mukoviszidose-

Einrichtung

14 Tage

Elternaufklärung

• Die Aufklärung darf nur durch einen Arzt

erfolgen!

• Ein auffälliges Screeningergebnis wird den Eltern

durch den aufklärenden Arzt mitgeteilt

• Ein unauffälliges Screeningergebnis wird nur auf ausdrückliche Nachfrage mitgeteilt

• Die Ergebnisse aus dem Labor liegen nach ca. 14 Tagen vor

• Die konkreten Laborergebnisse werden nicht mitgeteilt – lediglich ein „auffälliges“ Ergebnis; dies soll dem „Recht auf Nichtwissen“ dienen, so dass kein Rückschluss bei gesunder Trägerschaft möglich ist

• Alle Kinder mit einem auffälligen Screeningergebnis haben ein erhöhtes Risiko für eine Anlageträgerschaft, d.h. sie können Träger des defekten Gens sein und dieses ggf. an ihre Nachkommen weitergeben, auch wenn sie nicht selbst erkrankt sind

Gut aufgehoben im zertifizierten CF-Zentrum

Zertifiziertes

Mukoviszidose

Zentrum

Kontakte unter:

www.muko.info/rd/zentren

Mukoviszidose-Spezialisten:

-Qualitätsgesicherte Durchführung des Schweißtests

-schnelle Terminvergabe und Ergebnismitteilung

-kompetente Beratung zur Erkrankung

-bei Bestätigung der Diagnose State-of the Art Betreuung

Abklärung durch Schweißtest:

Nur bei 1 von 5 Kindern bestätigt sich die Diagnose Mukoviszidose

Das Screening in Zahlen

• Ca. 680.000 Neugeborene pro Jahr in Deutschland

• Ca. 800 auffällige Screeningergebnisse

• Verteilt auf zertifizierte Mukoviszidose Einrichtungen sind dies 15-20 zusätzliche Schweißtests pro Jahr

=> nur eins von fünf Kindern mit auffälligem Screening-Befund hat tatsächlich CF

Die Kinder mit CF haben durch

die frühe Diagnose

-eine bessere Prognose

-eine höhere Lebenserwartung

Quelle: Dijk et al. 2012, Pediatric Respiratory Reviews

Anforderungen an den Schweißtest • Der Schweißtest steht an erster Stelle der

Abklärungsdiagnostik

• Der Schweißtest kann ab dem 3. Lebenstag, optimal ab dem 14. Lebenstag durchgeführt werden (> 3000g; postmentruales Alter > 36. SSW)

• Der Schweißtest sollte beim Baby an beiden Armen durchgeführt werden, um die Wahrscheinlichkeit eines aussagekräftigen Schweißtests zu erhöhen

• Es sollte der Chloridwert bestimmt werden

• Das durchführende Zentrum sollte über Erfahrung verfügen (mindestens 50 Schweißtests pro Jahr; mindestens 10 Schweißtests p.a. durch den Untersucher)

Quelle: AWMF-Leitlinie: Diagnose bei Mukoviszidose: http://www.awmf.org/leitlinien/detail/ll/026-023.html

Zusammengefasst: • Das Screening auf Mukoviszidose erfolgt in der Regel zur gleichen Zeit und aus

derselben Blutprobe, welche für das erweiterte Neugeborenen-Screening abgenommen wird. D.h. dass meistens keine zusätzliche Blutprobe erforderlich ist

• Das Screening auf Mukoviszidose muss durch einen Arzt initiiert werden (Arztvorbehalt). Deshalb dürfen Hebammen das Screening auf Mukoviszidose nicht selbst durchführen, sondern informieren über die Möglichkeit der Durchführung beim Kinderarzt

• Die Blutprobe wird auf eine Filterpapierkarte getropft und an ein Labor geschickt

• Bei Auffälligkeiten liegt nach ca. 14 Tagen ein Ergebnis vor

• Der Arzt, der das Screening initiiert hat, informiert die Eltern über ein auffälliges Screening-Ergebnis und die Notwendigkeit sich für die Abklärung an ein spezialisiertes Mukoviszidose Zentrum zu wenden

• Bei U2 und U3 kontrolliert der Kinderarzt, ob ein CF-Screening durchgeführt wurde. Ist dies nicht der Fall kann er das Screening bis zur 4. Lebenswoche noch nachholen; ob das Screening durchgeführt wurde wird im gelben Heft dokumentiert

• Empfehlung: Bestätigungsuntersuchung in einem zertifizierten Mukoviszidose-Zentrum durchführen lassen! Hier ist eine möglichst schnelle Diagnose, kompetente Beratung und im Krankheitsfall bestmögliche Betreuung sicher gestellt; Kontakte unter www.muko.info/rd/zentren

Wer wir sind

• Das Mukoviszidose Institut ist eine gemeinnützige Institution und Tochtergesellschaft der deutschen Patientenorganisation Mukoviszidose e.V. mit Sitz in Bonn

• Behandler und Patienten sind gemeinsam im

Mukoviszidose e.V. organisiert

• Die Projektgruppe Neugeborenen-Screening berät den Mukoviszidose e.V. in allen fachlichen Fragen rund um das Screening. In dieser Projektgruppe haben sich die CF-Screening-Experten aus Deutschland und Österreich zusammengefunden:

• Dr. Jutta Hammermann, Dr. Olaf Sommerburg,

• Dr. Sebastian Schmidt, Prof. Dr. Manfred Ballmann, Dr. Lutz Nährlich, Dr. Thomas Nüßlein, Dr. Hans-Eberhard Heuer, Dr. Helmut Ellemunter, Dr. Ulrike Smrekar

• Weitere Informationen zum Screening unter:

www.muko.info/rd/screening