Mut und Liebe 06/2013 - Offenbach und der Rettungsschirm?

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o6 MÄRZ/APRIL/ MAI 2013 offenbach KOSTENLOS STADTMAGAZIN mut liebe WAS GEHT NOCH UNTER'M RETTUNGSSCHIRM?

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Offenbach geht unter dem Rettungsschirm. Wir stellen die Fragen was geht noch unter'm Rettungsschirm und in welcher Gesellschaft wollen wir künftig leben? Mit Beiträgen von politischen Endscheidern aus allen Ebenen der Politik.

Transcript of Mut und Liebe 06/2013 - Offenbach und der Rettungsschirm?

o6März/April/

MAi 2013

o f f e n b a c hK o s t e n l o s

s t A d t M A g A z i n

mut liebe

wAs geht noch unter'M rettungsschirM?

Tortelloni alla zucca

Schlutzkrapfen

Calamarata

Pesto alla genovese

Coniglio all‘ischitana

Pane carasau

Gnocchi all’aceto balsamico

Papardelle con coda di vac inara

Ribollita

Involtini di melanzane

Vitello tonnatoOssobuco alla milanese

Spaghetti alle vongole

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T R A T TOD I NOCucina Casalinga

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3m u t & l i e b e m ä r z / A p r i l / m A i 2 0 13

m u t & l i e b e g u d e

Liebe Leserinnen und Leser,

Offenbach ist unter dem Schutzschirm des landes Hessen und hatte wohl keine ande-re Wahl. So werden zumindest ein teil der immensen Altschulden der Stadt vom land übernommen, im gegenzug verspricht Offenbach bis 2022 einen ausgeglichenen Haushalt (wenigstens auf dem Antragspapier). die diskussionen werden nicht aufhören. gerade aufgrund des „Schutzschirms“ und den damit zu erwartenden einschnitten stehen viele städtische und somit gesellschaftliche leistungen auf dem prüfstand. Was gehört eigent-lich alles zur daseinsvorsorge der Kommune und was nicht? Wer hätte z. b. gedacht, dass wir im Jahre 2013 über die privatisierung „unseres täglichen Wassers“ sprechen müssen?

das Wort „daseinsvorsorge“ ist so nichtssagend gemessen an dem, was es beinhaltet. Sozialer Wohnungsbau und der damit geförderte Wunsch nach bezahlbarem Wohnraum kann sich dahinter verbergen, ebenso wie einrichtungen der Alten- und Jugendhilfe, aber auch bildung, energie- und Wasservorsorgung, um nur einmal ein paar beispiele zu nennen. Alles nicht selbstverständlich. Aber doch so wichtig für ein menschliches und friedliches zusammenleben in einer gesellschaft. die Fragen sind "In welcher Gesellschaft wollen wir leben?" und welche unabdingbaren leistungen sollen auf alle Fälle in kommu-naler Hand bleiben?

Wir möchten in dieser Ausgabe Stellvertreter gelebter Offenbacher daseinsfürsorge zu Wort kommen lassen, die das thema aus ihrem speziellen blickwinkel beleuchten. Wir bedanken uns besonders bei Oberbürgermeister Horst Schneider; Sozialminister Stefan grüttner; gerhard grandke, ex-Ob von Offenbach und jetzt Sparkassenchef von Hessen-thüringen und Wilfried Jungbluth, magistratsmitglied; für ihre Statements zum thema. die Spd-landtagsabgeordnete Heike Habermann erläutert dazu den bildungspol-titischen Aspekt und mut&liebe redakteur Kai Schmidt sprach mit dr. Wolfgang Streng-mann-Kuhn, bundestagsabgeordneter von bündnis 90/die grünen, über die idee eines bedingslosen grundeinkommens. Auch allen anderen gastautoren danken wir sehr für ihre beiträge.

Neben der politik, die uns alle betrifft, werfen wir natürlich auch wieder einen blick auf andere Facetten unserer Stadt. trotz aller probleme ist Offenbach spannend und lebens-mittelpunkt vieler innovativer menschen, die mit ihren ideen Offenbach voran bringen.

Wir wünschen ihnen und euch eine informative lektüre und mut&liebe für die zukunft Offenbachs.

Petra Baumgardt, Alexander Knöß, Wolfgang Malik

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m u t & l i e b e i N H A l t

t H e m A 6 Horst scHneider | Öffentliche daseinsvorsorge unter dem Schutzschirm

7 Jürgen scHomburg | Auf dem Weg zur "Kommunalen daseinsfürsorge"

12 Peter WaltHer | Kommunale daseinsvorsorge – grundversorgung oder mehr-Wert?

14 Wilfried JungblutH | trinkwasser – Aufgabe kommunaler daseinsvorsorge oder Objekt von profitinteresse?

16 gerHard abendscHein | (K)ein gutes leben…

19 stefan grüttner | miteinander in Offenbach – Haushalten – mit uns!

21 gerHard grandke | Sparkasse – Finanzdienstleister vor Ort

24 dr. mattHias scHulze-böing | daseinsfürsorge in einer Stadt in bewegung

26 frank acHenbacH | ein masterplan für Offenbach

28 eVo | gemeinsam für die energiewende

30 klinikum offenbacH | immer engagiert…

31 Holger renke | gesundheitsversorgung als teil der Öffentlichen daseinsvorsorge

33 dr. Hans r. diefenbacH | Vorsorge und gesundheit

34 alexander knöß | Angst vor dem rettungsschirm

36 stefan gey | "Wie ist Offenbach zu retten?"

39 Heike Habermann | gute bildung ist menschenrecht

41 dr. Wolfgang strengmann-kuHn | bedingungsloses grundeinkommen

44 gbO | ein sympatischer Vermieter

p r O J e K t

37 demenzzentrum StattHaus

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i N H A l t

A r b e i t e N

47 Hier lässt sich's lernen – dtp AKAdemie

l e u t e

49 der Kümmerer 51 beata blaszcyk – boxmeisterin im bC-Nordend

g e S C H i C H t e N

52 der 1. mai in Offenbach

K u N S t W e r K

54 büro gabriele Juvan 58 Waggon Offenbach

g O u r m e t

60 Café Stäbche 61 Armenspeisung oder Suppenküche

H Ö r b A r | e r l e b e N | S e H e N S W e r t

61 Hard 'n' Heavy Freunde Offenbach

64 Cd-tipps von udo boll 65 Veranstaltungen | Ausstellungen | mut&liebe Auswahl

26 impressum

t H e m A 6 Horst scHneider | Öffentliche daseinsvorsorge unter dem Schutzschirm

7 Jürgen scHomburg | Auf dem Weg zur "Kommunalen daseinsfürsorge"

12 Peter WaltHer | Kommunale daseinsvorsorge – grundversorgung oder mehr-Wert?

14 Wilfried JungblutH | trinkwasser – Aufgabe kommunaler daseinsvorsorge oder Objekt von profitinteresse?

16 gerHard abendscHein | (K)ein gutes leben…

19 stefan grüttner | miteinander in Offenbach – Haushalten – mit uns!

21 gerHard grandke | Sparkasse – Finanzdienstleister vor Ort

24 dr. mattHias scHulze-böing | daseinsfürsorge in einer Stadt in bewegung

26 frank acHenbacH | ein masterplan für Offenbach

28 eVo | gemeinsam für die energiewende

30 klinikum offenbacH | immer engagiert…

31 Holger renke | gesundheitsversorgung als teil der Öffentlichen daseinsvorsorge

33 dr. Hans r. diefenbacH | Vorsorge und gesundheit

34 alexander knöß | Angst vor dem rettungsschirm

36 stefan gey | "Wie ist Offenbach zu retten?"

39 Heike Habermann | gute bildung ist menschenrecht

41 dr. Wolfgang strengmann-kuHn | bedingungsloses grundeinkommen

44 gbO | ein sympatischer Vermieter

p r O J e K t

37 demenzzentrum StattHaus Internationaler Frauentag8. Marz

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& l i e b e t H e m A

n Offenbach hat im vergangenen Jahr beschlossen, sich unter den hessischen Schutzschirm zu begeben. dies bringt eine teilentschuldung in Höhe von 211 mio. euro. im gegenzug zu dieser teilentschuldung muss die Stadt sich verpflichten, im Jahr 2022 einen ausgeglichenen Haushalt vorzulegen. Aber alle be-teiligten wissen: durch sparen allein wird Offenbach keinen Haushaltsausgleich erreichen können. dies ist ohne weitere unterstützung durch das land und entlastung durch den bund nicht zu schaffen.

in Folge des wirtschaftlichen Strukturwandels hat sich eine spezifische Sozialstruktur in der Stadt entwickelt, die einen hohen öffentlichen unterstüt-zungsbedarf nach sich zieht. die negative Wirkung der Offenbacher Sozialstruktur auf den Finanzbe-darf wird verstärkt durch eine unterdurchschnittliche Steuerkraft. insgesamt reichen die gewerbe- und die einkommensteuer zusammen nicht aus, um die sozi-alen transferaufwendungen zu zahlen. und es ist da-

von auszugehen, dass insbesondere die Aufwendun-gen zur betreuung, erziehung und Ausbildung von Kindern und Jugendlichen in den nächsten Jahren aufgrund gesetzlicher Vorgaben noch weiter enorm steigen werden

Offenbach ist eine Stadt mit einem sehr hohen bevöl-kerungsanteil mit migrationshintergrund. Offenbach leistet hohe Aufwendungen um die erforderlichen Vor-aussetzungen für die Verwirklichung von bildungs- und Chancengerechtigkeit für alle zu schaffen. die derzeit gültigen Ausgleichsysteme des bundes wie des landes kompensieren den mit dieser enormen integrationsleistung verbundenen finanziellen Auf-wand jedoch nicht im angemessenen umfang. dies ist jedoch erforderlich, da von der integration der zuwanderer die gesamte region und das land pro-fitieren. eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe muss auch gemeinsam und nicht allein von einer Kommu-ne finanziert werden.

Offenbach praktiziert seit über 20 Jahren Haus-haltssanierung. im gegensatz zu vielen anderen Schutzschirmkommunen erfolgten bereits in den vergangenen Jahren Schließungen vieler kommunaler einrichtungen wie theater und Schwimmbäder und ein nicht unbeträchtlicher personalabbau. Offenbach hat bereits in der Vergangenheit ein erhebliches Konsolidierungs-potential erschlossen, was der rechnungshof in Vergleichsuntersuchungen auch bestätigt hat.

die Finanzlage der Stadt ist gleichwohl drama-tisch, allein von 2009 bis 2011 hat sich das Volumen der Kassenkredite von 292 mio. euro auf 438 mio. euro erhöht, der gesamtschulden-stand wird ende 2013 absehbar bei über 1 milliarde euro liegen.

Horst Schneider, Oberbürger-meister der Stadt Offenbach

öffentliche daseinsvorsorge unter demschutzschirm von Oberbürgermeister Horst Schneider

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bildung ist zentral für integration und die zukunfts-fähigkeit der Stadt. das land hat mit dem Sozialindex eine methode entwickelt, mit der die ressourcen für Schulen, lehrerstellen und Finanzausstattung, prob-lemangemessen und besser als bisher zugemessen werden können. Schulen mit einem hohen sozialen problemdruck sollen besser ausgestattet werden als im durchschnitt, um ihre Aufgaben bewältigen zu können. praktisch genutzt wird der Sozialindex bis-her vom land allerdings nicht. die Ausstattung der meisten Schulen in Offenbach durch das land müss-te nach dem Sozialindex eigentlich deutlich verbes-sert werden. es ist deshalb dringend zu fordern, den Sozialindex in der praxis endlich anzuwenden und die Schulen in Offenbach entsprechend ihren besonderen Aufgaben besser auszustatten.

Offenbach will seine Selbständigkeit bewahren. um handlungsfähig zu bleiben, um die notwendigen zukunftsinvestitionen in bildung und infrastruktur vornehmen zu können, um ein hohes Niveau öffent-licher daseinsvorsorge gewährleisten zu können, müssen mittelfristig ausgeglichene Haushalte vor-legt werden. eine den Strukturproblemen adäqua-te unterstützung durch das land ist dabei jedoch unabdingbar, das land muss seiner Verantwortung gemäß Art. 137 der Hessischen Verfassung nachzu-kommen und den Kommunen eine ausreichende Fi-nanzausstattung sicherstellen.

die investitionen in das Stadtbild, die Neugestal-tung der innenstadt-plätze und des mainufers, die Hafenentwicklung und die Ausweisung neuer bau-gebiete, die Schulbausanierung, der Ausbau der Kinderbetreung: dies alles macht die Stadt attrakti-ver. Sie geben uns die Chance, in der regionale Kon-kurrenz zu bestehen und uns neue Wachstumspfade zu erschließen.gruppen die den Fußball-Sport als Spielfeld ihrer g

n das alles war natürlich nicht immer so. diese be-trachtung springt zunächst knapp 200 Jahre zurück zu den Anfängen der kommunalen Selbstverwaltung. Von da an verfolgt sie an Hand einiger meilensteine die Offenbacher Stadtentwicklung über knapp 100 Jahre bis zum Jahr 1914. bis dahin hat sich weitge-hend ausgebildet, was heute als „kommunale da-seinsfürsorge“ bezeichnet wird.

❚ An unserem ersten Meilenstein, im Jahr 1820, er-lässt das großherzogtum Hessen-darmstadt, zu des-sen territorium Offenbach mit seinen knapp 7.000 einwohnern gehört, erstmals eine gemeindeord-nung. Vorher gab es keine kommunale Selbstverwal-tung. Vorher war es der absolute Fürst, der Ordnung und recht setzte, seinen untertanen privilegien ge-währte und privilegien nahm. Sein Oberamt und der von ihm eingesetzte Schultheiß exekutierten den Willen des Fürsten. mit erlass der gemeindeordnung bestimmen nun erstmals die wahlberechtigten bürger einen bür-germeister und einen beigeordneten. beide sind

öffentliche daseinsvorsorge unter demschutzschirm von Oberbürgermeister Horst Schneider

eiN rÜCKbliCK

aufdemwegzur"kommunalendaseinsfürsorge" von Jürgen Schomburg

meilensteine der Stadtentwicklung Offenbachs im 19. Jahrhundert

Wir sind es heute gewohnt, ein breites Spekt-rum kommunaler dienstleistungen vorzufinden und zu nutzen. Kindergärten und Schulen, Freizeitanlagen und Krankenversorgung, Ju-gendamt, Sozialamt und grundsicherungsstelle – das sind institutionen, die ganz selbstver-ständlich zum städtischen leistungsspektrum gehören. Auch die zahlreichen Fachleute, die diese leistungen erbringen, sind uns selbstver-ständlich.

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ehrenamtlich tätig sind und bedürfen der bestäti-gung durch den landesherrn. eine äußerst schmale Verwaltung unterstützt den bürgermeister. der ers-te bürgermeister – peter georg d´Orville – ist ein sehr angesehener und begüterter mann – wer sonst könnte ehrenamtlich regieren? Auch alle weiteren bürgermeister bis zum ende des Jahrhunderts kom-men aus bürgerlichen Kreisen. den einwohnern des Ortes kann eine Kommunalsteuer auferlegt werden, aus der die kommunalen Aufgaben – dies sind Stadtreinigung, polizei, der brückenbe-trieb1 und auch die Armenfürsorge – finanziert werden müssen. die Armenfürsorge wird in Offenbach aber bis 1835 von einem bürgerverein wahrgenommen, der sie aus einem respektablen Spendenaufkommen fi-nanziert. in 6 „Armenbezirken“ sind 12 ehrenamtliche Armenpfleger und 2 Armenärzte tätig. ein gemeinnüt-ziges leihhaus wird eingerichtet. ein Hospital soll ent-stehen, denn es gibt kein solches in Offenbach2. Wer immer kann, pflegt die Kranken im eigenen Hause. Neben der privaten „lateinschule“ für die Kinder der gehobenen Stände gibt es noch keine öffentliche Schule in Offenbach. Auch hier geht eine Vereinsini-tiative voran: der wohltätige Frauenverein unterhält eine „Freischule“ für arme und verwaiste mädchen und bildet die älteren zu dienstboten aus.

❚ ❚ Unser zweiter Meilenstein liegt im Jahr 1848. Of-fenbachs einwohnerzahl hat sich seit 1820 auf nun 12.000 einwohner verdoppelt. dahinter steht eine erfreuliche entwicklung des gewerbes in der Stadt, die stetig Arbeitskräfte anzieht, während ringsum-her Armut und unterbeschäftigung grassieren. Viele Hessen wandern aus purer Not nach Amerika und russland aus. Seit 1830 besteht Schulpflicht und die erste schulgeldfreie bürgerschule ist entstanden. An die 90 Kinder müssten in einer Klasse sitzen. gott sei dank sind sie nicht immer da, weil sie arbeiten müssen. 1835 hat die Stadt die Verantwortung für die Armenfürsorge in Offenbach übernommen und erhebt eine Armensteuer. Alle 20 Armenpfleger arbei-ten weiterhin ehrenamtlich.

Über den umfang der Stadtverwaltung im Offenbach von 1848 wissen wir von Otto Schlander:3 „1 bür-germeister (budden), 2 ehrenamtliche beigeordnete, 1 Stadtrechner, 1 gehilfe dessen, 1 Aktuar, 2 bürger-meister-diener; Ortspolizei: 1 polizeihauptkommissär, 4 polizeidiener, 4 mann Nachtpolizei, 4 Flurschützen, davon 1 als promenadenaufseher, 8 mann bedienung der Schiffsbrücke; Kreisverwaltung: 1 Kreisrat, 1 Se-kretär, 1 Kreisrat-diener; dazu noch “einige zoll-, Steu-er- und postbeamte“.

in der revolutionszeit 1848-49 treten mit dem Vater-ländischen Verein, dem bürgerverein und dem Arbei-terbildungsverein erstmals Vorläufer politischer par-teien in erscheinung. Schon damals spielen lehrer eine besondere rolle im politischen Vereinsleben. Aus diesen Vereinen bilden sich in den kommenden Jahrzehnten die gruppierungen, die um mehrheiten in der Stadtverordnetenversammlung ringen. Für arbeitslose Handwerksgesellen und tagelöhner, die sich besonders revolutionär gebärden, wird schon in den ersten tagen der revolution eine Arbeitsbeschaf-fungsmaßnahme aufgelegt. immer häufiger hört man die rede vom „recht auf Arbeit“, das der Staat zu gewährleisten habe.

❚ ❚ ❚ Wir machen einen großen Sprung vorwärts. im Jahr 1890 sind 35.000 einwohner erreicht. Seit einsetzen der industriellen revolution (um 1850) hat sich die bevölkerungszahl Offenbachs damit bin-nen 40 Jahren fast verdreifacht. Offenbach ist zur

1) An Stelle der heutigen Carl-Ulrich-Brücke ist seit 1819 eine Schwimmbrücke verankert; sie verbindet die süd- mit den nordmainischen Gebieten des Großherzogtums. Sie umgeht die „Alte Brücke“ in Frankfurt und deren Brückenzoll. Frankfurt was not amused.2) Die frühen Pläne scheitern. Erst 1850 entsteht ein Vorläufer des späteren Klinikums.3) Dr. Otto Schlander hat große Verdienste um die Aufarbeitung und Bewahrung der Offenbacher Stadtgeschichte.

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Stadt der lederwaren und des maschinenbaus ge-worden; zwei drittel der beschäftigten sind Arbeiter. die Stadt expandiert immer schneller in die Fläche. Ständig entstehen neue Straßen und Stadtviertel. es ist das Stadtbauamt, das diese expansion plant; der Stadtbaurat Friedrich raupp ist ein hochgeachteter mann. der bahnhof, bei eröffnung 1873 noch vor der Stadt, liegt mittlerweile in der Stadt. eine städtische Wohnungsbaugesellschaft (heutige gbO), ein städti-sches gaswerk, ein Wasserwerk, ein Verkehrsbetrieb (heute OVb) sind entstanden.

die Stadtverwaltung expandiert: die beschäftigten-zahl wächst von 166 beschäftigten (1885) auf über 300 zum ende des Jahrhunderts. bürgermeister und beigeordnete sind jetzt hauptberuflich tätig.

die Stadt hat 1872 ein großes Versorgungshaus gebaut (das heutige städt. Altenheim). dort sind ein Altenheim, ein Armenhaus und ein Kinderheim konzentriert. Ab 1872 sind in sieben Armenbezirken mit je zehn Quartieren insgesamt 77 ehrenamtliche Armenpfleger im einsatz; jeder von ihnen hat vier bis sieben Familien zu betreuen, die alle 14 tage zu besuchen sind. besonders auf regelmäßigen Schul-besuch der Kinder ist zu schauen.

❚ ❚ ❚ ❚ Unser letzter Meilenstein liegt im Jahr 1913. Seit 1890 geht es wirtschaftlich ständig und steil aufwärts. endlich wächst nicht nur die bevölkerung, sondern auch das realeinkommen. die Arbeitslo-sigkeit wird immer geringer, die Auswanderung ist fast gänzlich abgeklungen, die ersten „Fremdarbei-ter“ tauchen auf. die Stadt zählte 50.000 einwohner beim Jahrhundertwechsel und nach eingemeindung

von bürgel (1908) schon 75.000. 1913 sind es fast 80.000 einwohner, darunter 3% Ausländer (die meis-ten Österreicher). Offenbach ist ein Ort, der beispiel-haft für das bevölkerungswachstum, die unaufhaltsa-me urbanisierung und die extreme binnenmigration im deutschen reich steht. Seit 1900 ziehen jedes Jahr über 12.000 menschen zu und 11.000 wieder fort; 1.000 personen jährlich beträgt der geburtenüber-schuss. im Jahr 1909 zählt man 37.000 menschen, die innerhalb der Stadt umziehen!

mit der Kommunalwahl von 1898 sind die Sozial-demokraten zur dominierenden Kraft in der Stadt geworden. bei Wahlbeteiligungen bis 86% gewin-nen sie in drei weiteren dreijährigen Wahlperioden die mehrheit. in zwei Wahlperioden dominieren die „Vereinigten bürgerparteien“. die praktische Kom-munalpolitik ist aber – überwiegend im gleichklang – damit beschäftigt, das extreme Stadtwachstum zu bewältigen und die wachsenden Ansprüche der bür-ger zu befriedigen. das 1895 neu gebaute Städti-sche Krankenhaus wurde bereits 1906 erweitert und hat jetzt je eine beratungsstelle für Säuglinge und mutterschutz, lungenkranke und Alkoholkranke4. der neue Schlachthof (1903) ist auf weiteres grö-ßenwachstum eingerichtet und könnte notfalls auch 200.000 menschen versorgen. im neuen Hafen wer-den seit 1902 endlich kostengünstig die energieträ-ger der industrien angeliefert. das elektrizitätswerk im Nordend wurde 1906 erweitert und mit dem gas- und Wasserwerk zusammengelegt. das Streckennetz der Straßenbahn hat sich ausgedehnt.

Seit 1900 wird fast jedes Jahr eine neue Schule eröff-net; 1905 ist es die mathildenschule, „ein prunkstück und Stolz der Stadt“. die behandlung von bürger-schülern in der Schul-zahnklinik wird kostenlos. die erste Kinderschule für gefährdete und verwahrloste Kinder wird eröffnet. 1906 wird eine städtische Kin-dermilchanstalt geschaffen, die nun ein milchfrüh-stück an schwächliche Schüler austeilt. im folgenden Jahr wird eine einrichtung eröffnet, die unterricht für Kinder mit Sprachgebrechen erteilt. 1907 wird die neue Stadtbücherei eröffnet. An der Waldstraße ist ein neues städtisches Kinderheim entstanden.

© Anna P. Köhler

4) „...Seinerzeit zählte das Stadtkrankenhaus Offenbach zu den modernsten Europas, die Baupläne fanden 1900 Beachtung auf der Weltausstellung in Paris.“ Wikipedia, Klinikum Offenbach

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der Schwimmunterricht für unbemittelte Kinder ist jetzt kostenlos. im Jahr 1909 wird ein Neubau für das gymnasium an der parkstraße (heute leibnitz-gymnasium) begonnen. die neue Schule an der bernardstraße (heute Schillerschule) wird bezogen. 1911 wird die neue Oberrealschule an der Waldstraße eröffnet. ein Jahr später ist eine weitere Volksschule gebaut. zu Jahresanfang 1913 wird der Neubau der technischen lehranstalt (heute gtS) eingeweiht. in den Volksschulen kommen nun 52 Kinder auf eine lehrkraft; die Klassenfrequenz liegt bei 53.

im Juni 1906 hat der Sozialdemokrat leonard eißnert das gartenbauamt, das Friedhofsamt und das grund-stücksamt übernommen und fällt alsbald durch star-ke, allseits begrüßte Aktivitäten bei der Stadtbegrü-nung und Anlagengestaltung auf.

die Sozialdemokraten verwirklichen ihre sozialpoli-tischen Vorstellungen da, wo sie gestalten können: bei den städtischen beschäftigten. 1905 wird der 9-Stunden-tag bei vollem lohnausgleich eingeführt. lohnfortzahlung im Krankheitsfall, bezahlte Freistel-lungen für besondere Anlässe und lohnfortzahlung an Feiertagen sind weitere errungenschaften dieses Jahres. 1907 tritt eine neue "Allgemeine lohnstaffel" für die städtischen bediensteten in Kraft. Sie führt die noch heute praktizierte tabelle mit vertikalen entgeltgruppen und horizontalen lebensaltersstufen ein, die mit weiteren deutlichen lohnerhöhungen, einem erhöhten Kündigungsschutz und einer Woche bezahltem urlaub verbunden sind. eine „teuerungs-

zulage“ wird obendrein gewährt. Jetzt sind die ge-werblichen mitarbeiter der Stadt besser gestellt als in der privatwirtschaft. immer mehr städtische be-dienstete gibt es. 1907 sind es 700, 1910 schon fast 1.000, davon gut 250 bei energieversorgung, Hafen und Stadtreinigung.

in 13 Armenbezirken sind nun rund 10 professionelle und 170 ehrenamtliche Armenpfleger im einsatz. die Armenfürsorge ist seit 1906 offiziell ein Amt (heu-te: Sozialamt). das Versorgungshaus ist mit über 300.000 reichsmark modernisiert und ausgebaut worden. insgesamt 500 menschen, darunter über 100 Kinder, werden dort betreut. im Jahr 1910 wird eine neue Armenordnung erlassen, die regelsätze der Hilfeleistung festlegt. eine Fürsorgestelle für Säuglings- und mutterschutz wird eröffnet.

die Armenfürsorge war von Anfang an kommunale Angelegenheit. Nun wird die Forderung immer lau-ter, dass die Kommune auch Verantwortung für den Ausgleich am Arbeitsmarkt tragen und sich um „un-verschuldete Arbeitslosigkeit“ kümmern soll.

Schon seit den 1880er Jahren organisierte die Ar-menfürsorge immer im Winterhalbjahr Notstands-arbeiten, bei denen Winterarbeitslose beschäftigt wurden. Seit 1900 gibt es ständig zwischen 100 und 200 befristete Arbeitsplätze für „erwerbsge-minderte“ und Arbeitslose bei bauamt, gartenamt, Straßenreinigung und energieversorgung. im Februar 1909 beschließt die Stadtverordnetenversammlung

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schreibt Hans-Walther Schmuhl treffend. „die unter enormem zeitdruck entwickelten problemlösungsstra-tegien erwiesen sich als zukunftsweisend.5“

Anders, mit noch höherem Überblick, hat es ernst Forsthoff, der den begriff der „daseinsfürsorge“ präg-te, formuliert: „Mit der Zusammenbringung großer Be-völkerungsmassen auf engsten Raum in den Großstäd-ten, wie sie die industrielle Emanzipation im 19. und 20. Jahrhundert mit sich brachte, ergaben sich für die individuelle Daseinsführung neue Bedingungen und Erfordernisse. [...] Die durch die Industrialisierung ausgelöste räumliche Verschichtung der Bevölkerung hat dazu geführt, dass sich der beherrschte Lebensraum des Einzelnen mehr und mehr verringerte (von Haus, Hof und Werkstadt zur Mietwohnung und dem Arbeitsplatz in der Fabrik), während die Technik den effektiven Lebensraum außer-ordentlich erweiterte…Nun war er auf Vorkehrungen angewiesen, die seiner sozialen Bedürftigkeit zur Hilfe kommen und die Daseinsführung ohne beherrschten Lebensraum erst möglich machen: Gas, Wasser, elek-trische Energie, Abwasserableitung, Verkehrsmittel usw. [...] Dieser Bedürftigkeit zu Hilfe zu kommen, ist staat-liche Aufgabe geworden, wobei Staat im weiteren, auch die Gemeinden umfassenden Sinne verstanden sein soll. Was in Erfüllung dieser Aufgabe geschieht, ist Daseinsfürsorge.6“

das fan-projekt offenbach von Antje Hagel

eine Arbeitslosenzählung. die zählung von Haus zu Haus erbringt 899 Arbeitslose, von denen 128 bei der Stadt mit Notstandsarbeiten beschäftigt sind. die Arbeitslosenzählungen der Folgejahre erbringen Arbeitslosenzahlen zwischen 300 und 600 personen (Arbeitslosenquote unter 2%, Vollbeschäftigung). die zählung von 1913 ermittelt eine mittlere dauer der Arbeitslosigkeit von 13 Wochen. Auf betreiben der gewerkschaften geht der Arbeitsnachweis (Ar-beitsvermittlungsbüro) ab 1911 vom Kreis in kom-munale Hand über. Ab September 1913 bezuschusst die Stadt die Arbeitslosenfürsorge (Arbeitslosengeld) der gewerkschaften. das Haus in der domstraße, in dem Arbeitsnachweis, eine berufsberatungsstelle, die Arbeitslosenstatistik und die Arbeitslosenfürsor-gestelle sitzen, nennt man jetzt „Arbeitsamt“.

Häufiger Streitpunkt in der Kommunalpolitik sind die kommunalen Finanzen. im Jahr 1913 beläuft sich der städtische Haushalt auf knapp 9 mio. ein Viertel davon wird für zins und tilgung auf 47 mio. städti-sche Schulden benötigt. die kommunalen Steuern sind über die Jahre gestiegen; es sind aber auch viel mehr zahler, weil die beschäftigung brummt. gering-verdiener zahlen keine Kommunalsteuer.

Rückblick und AusblickAm Anfang unserer betrachtung stand eine kleine Stadt mit einer minimalen Stadtverwaltung, die nur elementare leistungen erbringt. die bessergestell-ten kaufen bildung und gesundheit privat hinzu. Alle anderen kämpfen ums Überleben. diese zeiten erscheinen uns äonenweit entfernt – obwohl der Abstand gerade 6 generationen beträgt. Am ende unserer betrachtung, exakt einhundert Jahre oder 3 generationen von uns entfernt, steht eine Stadt, die bald großstadt werden will, mit einer ausgebauten Stadtverwaltung, zahlreichen infrastruktureinrichtun-gen und einer ausgeprägten Sozialverwaltung. Sie ist dem heutigen zustand schon sehr nahe. „die entfaltung der kommunalen leistungsverwaltung zwischen der reichsgründung und dem ersten Welt-krieg war eine der spektakulärsten modernisierungs-leistungen in der neueren deutschen geschichte“,

5) H.W. Schmuhl, Arbeitsmarktpolitik und Arbeitsverwaltung in Deutschland 1871 – 2002, Nürnberg 2003 6) E. Forsthoff, Die Verwaltung als Leistungsträger (1938)

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n daseinsvorsorge bezeichnet die dienstleistungen, die eine Stadt/Kommune für alle ihre bürgerinnen und bürger bereitstellt. Als öffentliche Aufgabe ei-ner Stadt ist sie das zusammenspiel der leistungen und güter, die für die grundvorsorge des mensch-lichen daseins notwendig sind. im Kern gehört dazu: Wasser- und energieversorgung, Abfallwirtschaft und Abwasserentsorgung, personennahverkehr, Wohnun-gen, Krankenhäuser, Friedhöfe, bäder, bildungsein-richtungen, Kindertagesstätten, kulturelle einrich-tungen wie büchereien, museen, Veranstaltungsorte und vieles mehr. einen großteil dieser leistungen erbringen die Stadtwerke als kommunale betriebe bzw. gesellschaften.

diese Vielzahl unterschiedlichster leistungen und gü-ter anzubieten, und dabei auch noch wirtschaftlich zu handeln, ohne auf reine gewinnmaximierung zu setzen, stellt besondere Herausforderungen an die

kommunalen gesellschaften. denn daseinsvorsorge will und soll ihre leistungen in gleichbleibend hoher Qualität, flächendeckend und zuverlässig allen bür-gerinnen und bürgern sozial gerecht und diskriminie-rungsfrei zur Verfügung stellen. dabei stehen nicht kurzfristige gewinninteressen, sondern die nachhalti-ge Sicherung der lebensgrundlagen im zentrum ihres Handelns.

Auf große zustimmung bei den bürgerinnen und bür-gern stoßen die Stadtwerke, da sie für lokale Nähe, erreichbarkeit, Überschaubarkeit, transparenz und nachhaltiges Wirtschaften stehen, und damit greifbar und verlässlich sind. gerade in zeiten von Finanzkri-sen und unbeständigkeit schätzen menschen die be-ständigkeit. deshalb stehen die Stadtwerke mit den Werten, die sie vermitteln, hoch im Kurs. Hinsichtlich des umfangs, der Qualität und des preises all dieser dienstleistungen jedoch gibt es eine Spannbreite, die

„daseinsvorsorge“ ist zunächst ein recht ab-strakter und altertümlich klingender begriff. das, was damit gemeint ist, ist jedoch sehr konkret und zeitgemäß. denn daseinsvorsorge begegnet uns allen täglich und ermöglicht uns in den Städten erst modernes leben, so wie wir es kennen und gewohnt sind.

Peter Walther, Geschäftsführer Stadtwerke Offenbach Holding(SOH) GmbH

kommunale daseinsvorsorge – grundversorgungodermehr-wert? von peter Walter

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gerade in zeiten knapper Haushaltskassen der Städte und Kommunen sehr groß sein kann. Aktuell stellt sich gerade in chronisch unterfinanzierten Städten die Frage, was tatsächlich notwendig ist. das heißt, was gehört zur grundversorgung und was geht da-rüber hinaus, hat aber einen hohen Stellenwert für die lebensqualität der menschen und für die Anzie-hungskraft einer Stadt, damit sich hier menschen und Wirtschaftsunternehmen nicht nur ansiedeln, sondern auch wohlfühlen, arbeiten und leben und damit letzt-lich durch ihre Steuerabgaben wieder zur Auffüllung der städtischen Kassen beitragen.

es gibt aber noch einen weiteren Aspekt, der Stadt-werke für Städte unverzichtbar macht. die Stadtwerke selbst sind aufgrund ihre Wirtschaftskraft ein Stand-ortfaktor: als direkter Arbeitgeber für viele menschen, aber auch aufgrund der effekte in Form von zusätzli-chen Arbeitsplätzen und Aufträgen für die lokale und regionale Wirtschaft. und nicht zuletzt tragen sie mit der gewinnabführung an die Städte und gemeinden dazu bei, die kommunalen Haushalte zu stützen, wo-raus wiederum die städtische infrastruktur insgesamt ihren Nutzen ziehen kann.

die Stadt Offenbach hat einen großteil ihrer kommu-nalen dienstleistungen vor 13 Jahren in verschiedene gesellschaften ausgegliedert und unter dem dach der Stadtwerke Offenbach Holding (SOH) zusammenge-

kommunale daseinsvorsorge – grundversorgungodermehr-wert? von peter Walter

fasst. durch diese Holdingkonzeption mit der Stadt-werke Offenbach Holding gmbH, die geschäftsleitend für die strategische und wirtschaftliche Steuerung der unternehmensgruppe verantwortlich ist, und den gesellschaften und beteiligungen, die in den geschäftsfeldern mobilität, Standortentwicklung und immobilienmanagement, entsorgung und Versorgung tätig sind, gelingt es einerseits nach wirtschaftlichen gesichtspunkten zu agieren und andererseits auch die Verluste von gesellschaften auszugleichen. Solche Verluste können systemimmanent sein, wie beispiels-weise im Öffentlichen personennahverkehr.

mit ihrem engagement für die umfassende lebens-qualität in einem städtischen Kontext steht die Stadt-werke Offenbach unternehmensgruppe in guter tra-dition mit anderen Stadtwerken. die Antwort auf die Frage, in welchem umfang dieser über die grundver-sorgung hinausreichende einsatz für die Stadtgesell-schaft auch in zeiten knapper städtischer Haushalte zukünftig noch aufrechterhalten werden kann, oder ob nicht vielmehr die Konzentration auf die wirklich notwendigen basics die Aufgabe ist, wird auch in Of-fenbach bestimmend für die Ausrichtung der Stadt-werke Offenbach unternehmensgruppe sein. ihrem Slogan „entwicklung, zukunft, Offenbach“ folgend wird sich die Stadtwerke Offenbach Holding dieser Herausforderung stellen.

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n die eu will dabei behilflich sein, und im worst case zwingt sie womöglich die Städte und landkreise dazu, die Versorgung der dort wohnenden menschen mit dem unersetzlichen „lebens-mittel“ Wasser dem freien Wettbewerb auszusetzen – mit allen risiken und Nebenwirkungen.

Was ist geplant?bis spätestens 2020 soll der europäische Wasser-markt für private Anbieter (per europaweiter Aus-schreibungspflicht ab 5 mio. euro Auftragswert der

Nach Verkehr, energie und gesundheit (Krankenhäuser!) haben nationale und internationale Konzerne ein neues Objekt ihrer profit-begierde entdeckt: unser trinkwasser. das wird täglich von allen benötigt und verbraucht – also ließe sich damit doch wohl auch ein prächtiges geschäft machen!

Wasservergabe) geöffnet werden. damit würden die Wassernetze in öffentlicher Hand bleiben, aber durch private Anbieter bewirtschaftet werden.

Woher bekommen wir bisher unser Trinkwasser?Wasserversorgung und Abwasser-entsorgung sind Aufgaben von Stadt und landkreis Offenbach. Stadt-verordnetenversammlung und Kreistag haben die be-schaffung, gewinnung, Aufbereitung und Verteilung von Wasser sowie errichtung und betrieb von Was-sergewinnungs- und -fortleitungsanlagen seit 1970 an

© Lemnitzer-fotografie trinkwasser– aufgabe kommunaler daseinsvorsorge oder objekt von profitinteresse? von Wilfried Jungbluth, stv. Vorsitzender des zWO (zweckverband Wasserversorgung Stadt und Kreis Offenbach)

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den gemeinsam gegründeten öffentlichen „zweckver-band Wasserversorgung Stadt und Kreis Offenbach“ übertragen, wozu keine Ausschreibung nötig war und ist.

70 zWO-mitarbeiter versorgen ca. 340.000 einwohner, vorwiegend in Stadt und Kreis Offenbach, jährlich mit ca. 20,2 mio m3 trinkwasser aus 115 brunnen. Für die Stadt Offenbach hat die eVO das Abwassernetz und den Verkauf des trinkwassers an die endverbraucher übernommen. die optimale Qualität dieses Wassers (bei moderatem preis, weil der zWO keine gewinne machen darf und „Überschüsse“ wieder in den be-trieb investiert bzw. über den Wasserpreis zurück-zahlt) ist jederzeit aktuell abrufbar unter www.zwo-wasser.de („Aktuelle trinkwasserwerte“). insgesamt haben die kommunalen Strukturen der deutschen Wasserwirtschaft maßgeblich dazu beigetragen, dass deutschland bei der trinkwasserversorgung und Abwasserentsorgung als einem Kernbereich der örtlichen daseinsvorsorge einen weltweiten Spitzen-platz erreicht hat.

Was ist zu befürchten?die pläne der eu führen unweigerlich zu höheren preisen, verschlechterter Wasserqualität, wachsender bürokratie, einschränkung kommunaler Handlungs-spielräume, profit großer Weltmarktführer, Chancen-losigkeit kleiner und mittlerer unternehmen und zu enorm eingeschränkter Wahlfreiheit der Kommunen, diese leistungen entweder selbst zu erbringen oder sie an dritte zu vergeben.

Problem für die Stadt Offenbach: Wasserverteilung und -verkauf werden zurzeit von der eVO als Aktiengesellschaft wahrgenommen. um der geplanten europaweiten Ausschreibungspflicht für den Wasserverkauf zu entgehen, müsste die eVO mindestens 80% ihres umsatzes mit dienstleistun-gen erzielen, die sie für die Stadt Offenbach als Kon-zessions-Vergeber für den Wasservertrieb erbringt. das Hauptgeschäft der eVO (bzw. ihrer zur SOH ge-hörenden Anteile) betrifft aber den Strom – und der wird nicht an die Stadt Offenbach, sondern an die privat- und Firmenkunden der eVO geliefert. Folge: Ausschreibungspflicht für das Offenbacher Wasser.

Was ist zu tun?Vor zugriffen privater Konzerne dauerhaft geschützt ist unser trinkasser nur, wenn die mit damit verbun-denen dienstleistungen eines betriebes ausschließ-lich für die eigene Kommune erbracht werden. dies kann derzeit nur der zWO gewährleisten. die rat-haus-Koalition hat den magistrat mit einer prüfung dieser zusammenhänge beauftragt.zu fordern wäre demnach:• Verlängerung des Wasserliefervertrages zwischen

zWO und Stadt Offenbach auf einen möglichst lan-gen zeitraum.

• rückholung des Wasservertriebs in die zustän-digkeit der Stadt Offenbach und Vergabe an den zWO.

82% der bürger lehnen neue Vorschriften der eu für die Wasserversorgung in Städten und gemeinden ab (Forsa-umfrage). teilnahme an der unterschrif-tensammlung gegen die Wasser-pläne der eu unter www.right2water.eu/de.

Infos und Unterschriften-liste zum europäischen Bürgerbegehren gegen die Privatisierung von Wasser unter

www.right2water.eu/de

© Lemnitzer-fotografie

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Zugang zum Trinkwasser – ein Menschenrecht?die Vollversammlung der Vereinten Nationen hat dazu, auch mit den deutschen Stimmen, eindeu-tig „Ja“ gesagt. Wasser ist kein marktfähiges gut; vielmehr fällt die Wasserversorgung unter die pflichtaufgaben der gemeinden als wesentlicher bestandteil kommunaler daseinsvorsorge und un-terliegt dem besonderen Schutz der verfassungs-rechtlich garantierten kommunalen Selbstverwal-tung (Art. 28, Abs. 2 grundgesetz). trinkwasser kann deshalb nicht „liberalisiert“ werden. die geplante „marktöffnung“ würde die Versorgung der menschen mit diesem überlebenswichtigen gut zudem pauschalen regelungen unterwerfen, ohne die eigenarten der einzelnen eu-Staaten zu beachten. das ziel der gewinnmaximierung wider-spricht auf weite Strecken den zielen des umwelt- und ressourcenschutzes.

dienstleistungen. die Verheißung: private können besser und billiger!

die Wirklichkeit sieht deutlich anders aus!dienstleistungen stehen dann gar nicht mehr oder nur zu deutlich höheren Kosten für die menschen zur Verfügung. im globalen Wahn das Vertrauen sog. Finanzmärkte (sprich: systemrelevanter banken und Konzerne) gewinnen zu wollen, werden die öffent- lichen Finanzen gewollt ruiniert durch steuerliche entlastung der Starken, Verschleuderung öffentlichen eigentums und umleiten der ressourcen in private gewinninteressen.

n gesundheit, bildung, Alterssicherung, bezahlbare energien, telekommunikation, Kultur, Wasser, soziale Sicherheit, mobilität, Hilfe in Notfällen und Korrektur gesellschaftlicher Fehl- und problementwicklungen, das sind die notwendigen leistungen um die Vor-aussetzungen für eine akzeptable lebensgestaltung zu schaffen. dies wurde in der bundesrepublik lange zeit durch leistungsfähige öffentliche Strukturen der daseinsgestaltung sichergestellt.

Seit Jahren jedoch wird die notwendige öffentliche daseinsgestaltung und -vorsorge in den Hintergrund gedrängt, zugunsten von leistungseinschränkung und privatisierung bis dahin öffentlich angebotener

gutes leben bedeutet die Chancen zu haben, auf gesunde und sinnvolle tätigkeit, ein ein-kommen das es erlaubt sich am kulturellen und politischen leben zu beteiligen und in einer gesellschaft zu leben, die die Wechselfälle des lebens gemeinsam stemmt und niemanden wegen seiner Herkunft, seiner sozialen möglichkeiten oder sonstigen Handicaps zurücklässt.

(k)eingutesleben... von gerhard Abendschein, landesfachbereichsleiter gemeinden ver.di Hessen

© Mathias Neubauer

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ergebnis ist dann zwangsläufig die Feststellung, dass öffentliche leistungen wegen der – so hergestellten – Finanzkrise der öffentlichen Haushalte nicht mehr zu finanzieren sein. immer neue Sparprogramme und sog. Schutzschirme – schon die bezeichnung ist ein Hohn – beschleunigen diesen so schicksalhaft erscheinenden prozess. gewachsene soziale infrastrukturen werden dem ge-winnstreben geopfert, auf der Strecke bleiben die menschen, Arme, Kranke, ältere, Kinder und men-schen in ländlichen gebieten. zivilgesellschaftliche errungenschaften geraten unter die räder maßloser Kahlschläge. Kurz: das ergebnis ist der soziale zer-fall der gesellschaft zugunsten Weniger! eine deut-liche gefährdung der sozialen, demokratischen und rechtsstaatlichen gesellschaftsorganisation der bun-desrepublik zeichnet sich ab.

die position der gewerkschaften ist es, dieser entwick-lung einhalt zu gebieten! es gilt, die grundlegenden Voraussetzungen für ein selbsttätiges, chancenreiches und gesundes leben zu erhalten bzw. wieder herzu-stellen. gerade die modernen und mittlerweile hoch-komplexen gesellschaften sind auf gemeinsamkeit und solidarische Arbeitsteilung zwischen Starken und Schwachen existenziell angewiesen. eine in diesem Verständnis gestaltete öffentliche daseinsvorsorge ist unverzichtbares menschenrecht und darf nicht sog. marktgesetzen mit ihren kurzfristigen gewinninteres-sen untergeordnet sein. die gesellschaftlichen res-sourcen müssen zugunsten der menschen und nicht zur maximierung des Vorteils einzelner eingesetzt

(k)eingutesleben... von gerhard Abendschein, landesfachbereichsleiter gemeinden ver.di Hessen

© Mathias Neubauer

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werden. dazu gehört auch der Ausbau der demokra-tischen beteiligungsmöglichkeiten der menschen in allen sie betreffenden Angelegenheiten.

Kindererziehung, Schulen, soziale Arbeit, Kranken-häuser, Wasserversorgung, energien, eigentums-schutz, Alterssicherung, kulturelle Angebote etc. müssen staatlich oder kommunal garantierte öffent-liche dienstleistungen hoher Qualität sein, die allen menschen unserer gesellschaft zeitnah und kosten-günstig zur Verfügung stehen. dazu gehört selbst-verständlich gut qualifiziertes und angemessen bezahltes personal. die Nöte für Kindertageseinrich-tungen und Krankenhäuser hinreichend qualifiziertes personal zu finden, sind eine der offensichtlichsten Folgen einer an inhaltsleerer zahlenhuberei ausgerich-teten betriebswirtschaftlichen Verkürzung des erbrin-gens öffentlicher dienstleistungen.

Für die gewerkschaften bleibt der mensch das maß der dinge. gewirtschaftet wird um gut zu leben und nicht gelebt, um gut für Wenige zu arbeiten.

die gewerkschaften fordern deshalb die lasten ge-recht zu verteilen und die reichen teile der bevöl-kerung und die großen gewinne deutlich stärker zur Finanzierung einer öffentlichen daseinsvorsorge heranzuziehen, die diesen Namen auch verdient! Sie fordern deshalb u.a. die Wiedereinführung einer Vermögenssteuer und die angemessene besteue-rung großer erbschaften und einkommen. Sowie das recht der Kommunen eigenständig zu wirtschaften.

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Info: Tel. 069-840004-701 oder www.stadion-bieberer-berg.de

VolkshochschuleDas Programmheft der vhs Offenbach für Februar bis August 2013 liegt in Offenbach und in Nachbarge-meinden an zentralen Stellen aus.

Allgemeine Auskünfte: 069 8065-3141 [email protected] • www.vhs-offenbach.de

SelbstlernzentrumIm Selbstlernzentrum können Interessierte ihr Wis-sen und ihre Fähigkeiten nach eigenem Tempo und Stundenplan erweitern: PC-Kenntnisse, Englisch, Deutsch, und viele weitere Themen für Schüler und Erwachsene. Lernberater stehen ständig bereit, die Selbstlerner zu unterstützen: Tel.: 069 8065-3988 [email protected] • www.offenbach.de/slz/

WeiterbildungsberatungDie webb-Mitarbeiter bieten Beschäftigten, vor allem aus kleinen und mittleren Unternehmen, Unterstützung bei der Suche nach dem passenden Weiterbildungsangebot. Sie helfen neue berufliche Perspektiven zu entwickeln und informieren über Karrieremöglichkeiten und Finanzierungsmöglich-keiten für die Weiterbildung.Die Beratung ist vertraulich und kostenlos: Tel.: 069 8065-3133 [email protected] • www.offenbach.de/webb/

Bildungsberatung HessencampusNeben der Überprüfung von Sprachkompetenzen in den Herkunftssprachen ist Bildungsberatung die wichtigste Aufgabe von Hessencampus. Wer Un-terstützung beim beruflichen (Wieder-)Einstieg braucht, mehr über seine Fähigkeiten erfahren, sich beruflich weiterbilden oder einen Berufsabschluss nachholen will, erhält hier kompetente Beratung:

Tel.: 069 8065-3838 • [email protected] www.hessencampus-offenbach.de

Das Offenbacher BildungsbüroDas Bildungsbüro ist eine Einrichtung des Projektes „Lernen vor Ort in Offenbach“ und rundet das (vor-handene) Beratungsangebot im Haus der Bildung und Beratung ab. Das Bildungsbüro informiert Bür-gerinnen und Bürger aller Altersgruppen über die bestehenden Bildungsangebote und vermittelt Kontakte zwischen den Ratsuchenden und den zu-ständigen Institutionen.Die Beratung ist kostenfrei, unabhängig, neutral und vertraulich. Bildungsanfragen werden persön-lich, telefonisch und online beantwortet: Tel.: 069 8065-3838 [email protected] www.bildung-offenbach.de

Haus für Bildung und BeratungAlles unter einem DachIm Zentrum von Offenbach, in der Berliner Str. 77, befindet sich das Haus für Bildung und Beratung. Hier arbeiten verschiedene städtische Einrichtungen, gefördert von Land und Bund zusammen.

Dieses Vorhaben wird aus Mitteln des Bundesministeriums für Bildung und Forschung und aus dem Europäischem Sozialfonds der Europäischen Union gefördert.

DREIEICHHESSENCAMPUSHaus des Lebenslangen LernensLebensbegleitendes Lernen

vhs Offenbach a. M.

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n die daseinsvorsorge beschreibt die Aufgabe des Staates oder auch einer Kommune, eine grundversor-gung der bürgerinnen und bürger sicher zu stellen. Hierzu gehören die bereitstellung von öffentlichen einrichtungen für die Allgemeinheit, also Verkehrs- und beförderungswesen, gas-, Wasser- und elektri-zitätsversorgung, müllabfuhr, Abwasserbeseitigung, bildungs- und Kultureinrichtungen, Krankenhäuser, Friedhöfe sowie bäder. mittlerweile gehören auch schnelles internet, die Ausstattung der Schulen mit moderner medientechnik oder gute Kinderbetreu-ungsangebote dazu.

in zeiten knapper kommunaler Kassen müssen wir über die reichweite der daseinsvorsorge nachden-ken und die Frage stellen, wie viel darf und kann sich eine Kommune noch leisten? Auf welchem Weg können finanziell weniger gut ausgestattete gemein-den wie Offenbach einen guten Standard gewähr-

leisten, wie kann man mit Kreativität, intelligenten modellen und der beteiligung der bürgerinnen und bürger die Handlungsfähigkeit der Kommunen erhal-ten und verbessern?

insbesondere vor dem Hintergrund des Schutzschirm-antrages, den auch die Stadt Offenbach gestellt hat, wird dies derzeit besonders diskutiert. ziel des Kom-munalen Schutzschirms ist die Wiederherstellung der finanziellen leistungsfähigkeit in aktuell kon-solidierungsbedürftigen landkreisen, Städten und gemeinden. das land Hessen unterstützt dies mit einer Hilfe zur Schuldentilgung von bis zu 2,8 mrd. euro und einer zinsverbilligung von rund 400 mio. euro. Für Offenbach ist der Schutzschirm des landes Hessen der richtige Weg, um durch eine sofortige teilweise entschuldung den Haushalt zu entlasten. Allerdings sind damit auch erhebliche Anstrengun-gen verbunden. So sind einsparvorschläge zu er-

Stefan Grüttner ist Sozialminister von Hessen und seit 1995 Landtagsabgeordneter der Stadt Offenbach im Hessischen Landtag.

miteinander in offenbach – haushalten– mituns! von Stefan grüttner

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arbeiten, die eine langfristige Konsolidierung des Haushaltes erwarten lassen. Wie das beispiel des Klinikums Offenbach zeigt, agiert die Stadt dabei leider nicht immer mit dem nötigen Weitblick. So war es die Hessische landesregierung, die eingriff, um das Schlimmste abzuwenden, als das städtische Klinikum kurz vor der insolvenz stand.

Auch als das Klinikum dringend geld brauchte, muss-te das land in einer Krisensitzung Stadt und Klinik-leitung an einen tisch holen, um einen vorläufigen rettungsplan zu erarbeiten. mit der drohenden insolvenz stand die Versorgung der bevölkerung ebenso auf der Kippe wie hunderte Arbeitsplätze im Klinikum.

bei den diskussionen zum Schutzschirm ist ähnliches zu beobachten: Wer, anstatt nach einsparvorschlägen zu suchen, nur durch gewagte Annahmen bei einnah-mesteigerungen zu einem ausgeglichenen Haushalt auf dem papier gelangt, handelt gegenüber seinen bürgerinnen und bürgern auch im Sinne nachfol-gender generationen fahrlässig. So müssten etwa, um die erwarteten einnahmen aus dem einkom-menssteuer-Anteil tatsächlich zu erzielen, bis 2020 rund 12.000 Steuerzahler nach Offenbach ziehen. das setzt voraus, dass mindestens 5.000 Wohnun-gen neu entstehen. Angesichts der tatsache, dass innerhalb von vier Jahren in Offenbach lediglich 213 Wohnungen neu entstanden sind, zeigt sich bereits die realitätsferne dieser Annahme.

Hier kommt in den nächsten Jahren auf die Stadt Offenbach noch eine menge Arbeit zu. Schließlich wird, wenn man sich weiterhin nicht ernsthaft mit seriösen Sanierungsbeiträgen auseinandersetzt, der einzige Weg sein, die bevölkerung stärker zur Kasse zu bitten, etwa über eine erhöhung der grundsteuer. dies ist gegenüber den einwohnern der Stadt nicht zu verantworten.

Wir werden in zukunft regionale Strategien für die daseinsvorsorge wählen müssen, um beispielsweise im gesundheitswesen im Hinblick auf die demogra-fische entwicklung für zukunftsfähige und weiterhin bedarfsgerechte Versorgungsstrukturen zu sorgen. dies bleibt in vielen lebensbereichen eine Heraus-forderung für die Kommunen, wenn Orte lebenswert bleiben sollen.

Aber es gibt auch lichtblicke. So ist die einweihung des neuen Stadions am bieberer berg im letzten Jahr ein gelungenes beispiel. mit unterstützung der Hes-sischen landesregierung in Höhe von 12 mio. euro konnte das neue Stadion am bieberer berg zügig gebaut werden.

beim Sport treten menschen miteinander in bezie-hung, er hat eine soziale bindungskraft, die ihres-gleichen sucht. mehr noch: dieser gesellschaftliche bereich leistet einen besonderen beitrag zur inte-gration von zuwanderern. Jeder, der sich in einem Sportverein engagiert, kann in seinem Verantwor-tungsbereich dazu beitragen, dass integration ge-lingt. und genau an diesen Orten sieht man, wie daseinsvorsorge nachhaltig gestaltet werden kann.Veränderte Anforderungen und rahmenbedingun-gen für die öffentliche daseinsvorsorge bieten dabei Chancen für neue Formen der Sicherung der öffent-lichen und privaten infrastruktur. Hier gilt es, gerade in zeiten knapper Kassen, mit Weitblick zu agieren und lösungen am bedarf vor Ort auszurichten. mit Kreativität, intelligenten modellen und der beteili-gung der bürgerinnen und bürger wird Offenbach auch künftig gute Standards in der daseinsvorsorge gewährleisten.

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Sparkassen und daseinsvorsorge – das gehört von Anfang an zusammen. Als im 18. Jahrhundert in deutschland die ersten Sparkassen ins leben gerufen wurden, stand nämlich der Fürsorge-gedanke pate. mit Hilfe der Sparkassen wollten die gründerväter damals vor allem das Sparen für kleine leute überhaupt erst möglich machen und so das Vorsorgen breit in der bevölkerung verankern. Gerhard Grandke ist seit 2009

Geschäftsführender Präsident des Sparkassen- und Girover-bandes Hessen-Thüringen. Zwischen 1994 und 2006 war er Oberbürgermeister der Stadt Offenbach am Main und in dieser Funktion Verwaltungsratsvor-sitzender der Städtischen Sparkasse Offenbach.

sparkasse–finanzdienstleister vor ort! von gerhard grandke

n diese gemeinwohl- und Aufgabenorientierung der Sparkassen, wie sie hier zum Ausdruck kommt, ist in der geburtsurkunde praktisch jeder Sparkasse niedergelegt. Auch bei der Städtischen Sparkasse in Offenbach am main ist das der Fall. So bezeichnet die Satzung vom Oktober 1832 es als zweck des neu zu gründenden instituts, "den Minderbemittelten aller Klassen (…) Gelegenheit zu verschaffen, ihre allmäh-lichen Ersparnisse in sichere Verwahrung zu bringen und zu einem kleinen Kapital anwachsen zu lassen." das angesparte Kapital sollte zum beispiel in die Aus-steuer fließen oder den begünstigten im Alter besser sichern. besser als in dieser Satzung lässt sich die beziehung von Sparen und Vorsorge nicht auf den punkt bringen: Ohne Sparen ist dem menschen keine daseinsvorsorge möglich!

die gründer der seit dem 19. Jahrhundert verbreitet aus dem boden sprießenden Sparkassen waren sich

einig, dass ein so anspruchsvolles und am gemein-wohl ausgerichtetes ziel wie die Vermögensbildung wirtschaftlich schwacher Schichten am ehesten durch eine kommunale trägerschaft der Sparkassen zu ge-währleisten war. das war auch in Offenbach so. dort gab der großherzogliche landrat Strecker der groß-herzoglichen bürgermeisterei Offenbach den impuls, eine städtische Sparkasse ins leben zu rufen.

mit der kommunalen trägerschaft und dem ziel der gemeinwohlorientierung waren untrennbar die öf-fentliche rechtsform der Sparkassen, ihr öffentlicher Auftrag und das regionalprinzip – also die räumliche Konzentration der Sparkasse auf das gebiet ihres kommunalen trägers – verbunden.

diese merkmale machen bis heute die Sparkassen und ihren erfolg aus. denn sie sorgen dafür, dass die Sparkassen in ihrer region eine wichtige Schar-

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nierfunktion ausüben können. die einzelne Sparkasse sammelt in ihrem geschäftsgebiet einlagen ein und reicht diese in Form von Krediten an die regionale Wirtschaft, die Kommunen und die menschen vor Ort wieder aus. das hat vor allem für die regionale Wirt-schaft Vorteile. denn die berater der Sparkasse ken-nen die unternehmen in ihrer region besonders gut. darüber hinaus werden wichtige entscheidungen hier schnell und vor allem vor Ort getroffen. Aber natür-lich zahlt sich diese enge Verbindung mit ihrer region auch für die Sparkasse aus, schafft sie doch gute Vo-raussetzungen für eine besondere Kundennähe und Vertrauen.

die aus der gründerzeit stammenden Strukturmerk-male der Sparkassen sind deshalb aktueller denn je – auch wenn der öffentliche Auftrag der Sparkassen sich zwischenzeitlich weiter entwickelt hat. Heute besteht die Aufgabe der Sparkassen darin, die bevölkerung, Wirtschaft und Kommunen flächendeckend mit quali-tativ anspruchsvollen und bezahlbaren Finanzdienst-leistungen zu versorgen und damit zugleich ein hohes maß an Wettbewerbsintensität sicherzustellen. es ist deshalb auch kein zufall, dass die Sparkassen inzwi-schen in vielen geschäftsfeldern zum unangefochte-nen marktführer aufgestiegen sind. Auch die Sparkas-se Offenbach ist der wichtigste Finanzdienstleister vor Ort. Oder anders ausgedrückt: Sie ist die bank der Offenbacher!

Als wesentlicher teil der infrastruktur sind die Spar-kassen längst nicht mehr aus Stadt und land weg-zudenken. Sparkassen sind wichtige Arbeitgeber und Ausbilder. Allein in Hessen gibt es 34 institute mit fast 1.200 geschäftsstellen, mit über 18.000 beschäftigten und rund 1.400 Auszubildenden. Auf die Sparkasse Offenbach entfallen allein fast 300 mitarbeiter. Auch als Kreditgeber sind die hessischen Sparkassen eine stabile größe. Sie haben sowohl in der rezession als auch im Aufschwung das Kreditneugeschäft mit mit-telständischen unternehmen ausgebaut.

darüber hinaus sind Sparkassen wichtige investoren und Steuerzahler. Sie fördern die regionale Kunst, Kul-tur, soziale und andere zwecke, und nicht zuletzt den Spitzen- und vor allem auch den breitensport. Vier von fünf Sportvereinen in deutschland werden von

der Sparkassen-Finanzgruppe unterstützt. die Spar-kassen in Hessen haben 2011 über 27 mio. euro für gemeinnützige zwecke bereitgestellt. unterstützt wer-den die Sparkassen vor Ort durch den Sparkassen- und giroverband Hessen-thüringen und die Sparkas-sen-Kulturstiftung Hessen-thüringen. letztere hat in Offenbach gemeinsam mit der Sparkasse renommier-te Aushängeschilder wie das deutsche ledermuse-um oder auch die Capitol Classik lounge gefördert. Seit 1983 hat die Städtische Sparkasse eine eigene Sparkassen-Kulturstiftung, die kulturelle projekte wie Konzerte in Offenbach unterstützt. Flankiert wird die Stiftungstätigkeit der Sparkasse Offenbach durch eine 2011 gegründete Sportstiftung, die den breitensport, aber auch begabte Nachwuchssportler im Fokus hat.

18. Offenbacher City-Lauf 2013 powered by Rosbacher

18. Mai ab 16.30 UhrStart/Ziel: Aliceplatz/ KoMM

Schülerläufe: 1,5 kmLaufstrecke für Jedermann: 5 kmHalbmarathon: 21 kmDer offenbacher City-Lauf 2012 powered by Rosbacher ist Bestandteil der 6. Main-Kinzig Challenge, der 1. Co

2-neutralen

Laufserie Deutschlands.(www.mkk-event.de)

Veranstalter: Stadt offenbach SportamtInfo: Tel. 069/ 8065–[email protected]

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n Offenbach ist anders als viele andere eine wach-sende Stadt. in den letzten zehn Jahren nahm die zahl der einwohner um rund fünf prozent auf 124 tausend zu, ein historischer Höchststand. dabei ist Offenbach• eine besonders junge Stadt; knapp 18% der bevöl-

kerung sind unter 18 Jahren alt. • eine Stadt mit großer Vielfalt. mehr als 50% der

bevölkerung hat einen sogenannten „migrations-hintergrund“.

• eine Stadt in bewegung mit viel Fluktuation. 9,7 % betrug die entsprechende Quote zuletzt. rein sta-tistisch gesehen schlägt sich die bevölkerung also alle 10 Jahre einmal vollständig um.

• eine Stadt mit vielen Arbeitslosen und Armen. die Arbeitslosenquote liegt bei 11%. 18% aller bürger im erwerbsfähigen Alter beziehen leistungen des Sozialgesetzbuches 2 („Hartz 4“).

damit sind die Schwerpunkte von sozialer daseins-fürsorge markiert.

Junge menschen sind ein wertvolles Kapital. es kann aber nur genutzt werden, wenn bildung und erzie-hung von Anfang an funktionieren. Familien sind wichtig. Was diese nicht leisten können, muss die gesellschaft tun – in der Kita, in der Schule, im all-täglichen leben der gemeinschaft. die Kommune hat die Verantwortung, für alle Kinder und Jugendlichen Chancengerechtigkeit zu realisieren. die Stadt Offen-bach investiert dafür seit Jahren massiv.

menschen mit migrationshintergrund haben beson-dere Herausforderung zu bewältigen, wenn es um bildungserfolg und die integration in den Arbeits-markt geht. Oft müssen sprachliche und kulturelle Hürden überwunden werden. das funktioniert nur, wenn alle, die Kommune, die Wirtschaft, die bürger der Stadt und die zuwanderer selbst integration als zentrale Aufgabe begreifen, der man sich geduldig, aber mit Nachdruck widmen muss. Offenbach ver-folgt eine erfolgreiche und über die Stadtgrenzen hinaus beachtete integrationspolitik. das zusam-

Dr. Matthias Schulze-Böing ist Leiter des Amtes für Arbeitsförderung, Statistik und Integration der Stadt-verwaltung Offenbach und Geschäftsführer der MainArbeit – Kommunales Jobcenter Offenbach

daseinsfürsorge in in einer stadt in bewegung von matthias Schulze-böing

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daseinsfürsorge in in einer stadt in bewegung von matthias Schulze-böing

menleben funktioniert. immer mehr migrantenkinder machen hohe bildungsabschlüsse, viele sehr erfolg-reich berufliche Karriere.

Aber auch hier gibt es immer wieder neue Heraus-forderungen. Städte sind seit ihren Anfängen von ei-ner bevölkerung „in bewegung“ geprägt, waren und sind immer auch durchlaufstationen und integrati-onsmaschinen. in Offenbach mit einer der höchsten Fluktuationsquoten aller deutschen Städte ist das besonders ausgeprägt. es ziehen immer wieder neue menschen zu, zuletzt sehr viele aus den neuen eu-ländern in Südost-europa. bildung und integration müssen also immer wieder neu ansetzen. es ist nicht wie beim bau eines Hauses, wo man Fundament und Stockwerke mit mühe aufrichtet, aber dann irgend-wann einmal fertig ist und einziehen kann. Soziale daseinsfürsorge in einer Stadt wie Offenbach beginnt immer wieder neu. ist sie erfolgreich, nutzt sie nicht nur der Stadt selbst, sondern auch den regionen, in die menschen weiterziehen und das in Offenbach mit bildung und integration erworbene mitnehmen.

ein zentraler punkt sozialer teilhabe ist die erwerbs-arbeit. erwerbslosigkeit ist deshalb mehr als nur das Fehlen der monatlichen gehaltszahlung. Sie birgt die gefahr dauerhafter sozialer Ausgrenzung. des-halb ist es wichtig, Arbeitslose nicht nur finanziell zu unterstützen, sondern sie zügig und nachhaltig in Arbeit zu vermitteln. Wenn das nicht im direkten Wege funktioniert, sind Qualifizierung, praktika und andere maßnahmen notwendig. Für einige brauchen wir einen „sozialen beschäftigungssektor“, in dem zusätzliche Arbeitsplätze mit einem sozialen element eingerichtet werden. Nichts ist nämlich unsozialer,

als menschen ohne Arbeit mit ein paar finanziellen Hilfen auszustatten, sie aber dann sich selbst zu überlassen, einem leben auf der Couch, in dem sie Stück für Stück aus der gesellschaft herausfallen.

Auch die betroffenen sind gefordert, einen aktiven beitrag zu leisten, sich zu bewerben, zu qualifizieren und in Arbeit zu erproben. die mainArbeit als Job-center der Stadt Offenbach hat den Ansatz einer ak-tivierenden Arbeitsförderung. mit vielen Angeboten zur Förderung, aber auch klaren regeln zur mitwir-kung durch die erwerbslosen. das funktioniert. die beschäftigungsquote in der Stadt steigt, die zahl der menschen im leistungsbezug des Jobcenters und ihr Anteil an der gesamtbevölkerung sind deutlich zu-rückgegangen, ebenso die Arbeitslosigkeit, beson-ders die Jugendarbeitslosigkeit. zwar ist das Niveau immer noch sehr hoch, aber der trend ist positiv, auch im Vergleich zu anderen Städten.

es gibt aber immer wieder auch rückschläge. Kon-junkturkrisen und Arbeitsplatzverluste machen die integration in Arbeit schwieriger. langfristig ist je-doch erkennbar, dass das Konzept der lokalen Ar-beitsmarktpolitik in Offenbach aufgeht.

Soziale daseinsfürsorge in einer Stadt wie Offenbach ist nie abgeschlossen. erreichte erfolge werden nur zu oft durch neue problemstellungen überlagert. So-ziale politik in der Kommune fährt nicht im Wind-schatten, sondern meist im gegenwind. Sie braucht Kreativität und muss sich immer wieder neu erfin-den. dann kann sie, wie in Offenbach, auch in turbu-lenten zeiten erfolgreich sein.

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m u t & l i e b e p r O J e K t

n Offenbach hat den Strukturwandel von der reinen industriestadt zum kreativen industrie- und dienstleistungsstandort noch lange nicht abgeschlossen. die iHK-Studie „zukunftspers-pektiven für die region Offenbach“ belegt: der Standort Offenbach hat deutlich an dynamik verloren. Wichtige Kennzahlen haben sich in den vergangenen zehn Jahren in Offenbach erheblich schlechter entwickelt als im umfeld; schlechter als in Frankfurt und auch schlechter als im Kreis Offenbach. dabei sind die Voraussetzungen ver-gleichbar: die verkehrsgünstige lage in der me-tropolregion, die Nähe zum Flughafen, ein gutes Arbeitskräfteangebot. Woran liegt das? Viele gute projekte und Stärken Offenbachs werden einzeln bearbeitet und deshalb nicht richtig wahrgenom-men. beispiele sind das Hafenprojekt, der umbau des Kaiserlei-gebiets und die Kreativ- und Kultur-szene.

gleichzeitig nutzt Offenbach seinen Vorteil der Überschaubarkeit und der engen Vernetzung der Akteure noch nicht richtig. Offenbach war mal Spitze bei der Schnelligkeit von baugenehmi-

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einmasterplan füroffenbach –ideen für die zukunft von Frank Achenbach, iHK Offenbach am main

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gungsverfahren. das ist heute nicht mehr der Fall. der gewerbe- und Wohnstandort Offenbach ist bei vielen potenziellen investoren, unternehmen und auch bei menschen, die eine Wohnung suchen, nicht präsent.

Gemeinsames Zukunftskonzept von Stadt und Wirtschaftzentrale Herausforderung ist, möglichst viele unter-nehmen und menschen vom gewerbe- und Wohn-standort Offenbach zu begeistern. Wie soll das erreicht werden? Stadt und Wirtschaft arbeiten ge-meinsam an einem masterplan Stadtentwicklung Of-fenbach. die gemeinsame Arbeit an einem zukunfts-konzept ist wichtig, denn ein plan allein von der Stadt oder allein von der Wirtschaft erstellt, würde den Standort nicht weiterbringen. mit dem mas-terplan sollen die vielen einzelnen puzzleteile der projekte und potenziale Offenbachs zu einem ge-samtbild zusammengefügt werden. die bestehenden Ansätze sollen, um neue ideen ergänzt, zu einen ge-samtkonzept verknüpft werden. dieses gesamtbild wirkt nach Außen und kann helfen die Vorbehalte gegenüber dem Standort Offenbach abzubauen und

das image der Stadt zu verbessern. gleichzeitig soll der masterplan auch einen verlässlichen rahmen für die zukünftige entwicklung geben. er klärt zum bei-spiel, wo sollen zukünftig Wohngebiete entstehen, wo gewerbegebiete. mögliche interessenskonflikte müssen im planungsprozess auf den tisch und ab-schließend entschieden werden.

die unternehmen in Offenbach spielen bei diesem prozess eine wichtige rolle. Sie sollen ihre erfah-rungen einbringen, sich für den Standort engagie-ren und als botschafter nach außen wirken. um die interessen der unternehmen zu bündeln, plant die industrie- und Handelskammer (iHK) Offenbach am main den Verein „Offenbach offensiv e.V. – Ge-meinsam für einen starken Standort“, zusammen mit unternehmerpersönlichkeiten aus Offenbach, zu gründen. eingeladen sind alle unternehmer, Freibe-rufler, Handwerker, aber auch andere institutionen und engagierte bürger.

Weitere Infos: IHK Offenbach am Main www.ihkof.de/masterplan

einmasterplan füroffenbach –ideen für die zukunft von Frank Achenbach, iHK Offenbach am main

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Wie die Kraft der Sonne hilft der eVO auch der Wind, ihr ehrgeiziges ziel zu erreichen, in den nächsten Jahren Anlagen mit zirka 120 megawatt zu errich-ten und damit Ökostrom – vorwiegend aus Wind-kraft – zu erzeugen. „Diese Menge reicht aus, um rund 220.000 Menschen ein Jahr lang mit Strom zu versorgen“, sagt die eVO-Chefin. einen meilenstein habe ihr unternehmen mit dem bau des Windparks (2011/2012) in Kirchberg im Hunsrück gesetzt. die 23 Anlagen haben eine leistung von knapp 53 megawatt. damit zählt Kirchberg zu den leistungs-stärksten Windparks im Südwesten deutschlands.

zusammen mit ihren ersten drei Windrädern im nordhessischen massenhausen hat die eVO

derzeit eine leistung von knapp 65 me-gawatt installiert und damit bereits

die halbe Strecke bis zu ihrem angestrebten ziel zurückge-

legt.

n 1.800 Solarmodule glänzen seit vergangenem Jahr auf dem dach des neuen Sparda-bank-Hessen-Sta-dions und erzeugen fleißig Ökostrom. mit dem bau der Solaranlage auf dem bieberer berg leistet die energieversorgung Offenbach Ag (eVO) einen wei-teren beitrag für die regionale energiewende. rein rechnerisch erzeugen die Solarmodule soviel Strom, um den gesamten Jahresbedarf des Stadions zu de-cken. das spart nicht nur fossile brennstoffe, son-dern tut auch dem Klima besonders gut. denn dank der Anlage sinkt der Ausstoß des klimaschädlichen treibhausgases um rund 215 tonnen pro Jahr.

die Stadionanlage ist bislang die größte, aber nicht die erste Solaranlage, die die eVO errichtet hat. Seit April 2007 hat die eVO einen Solar-Carport sowie zwei dachanlagen auf ihrem betriebsgelände errich-tet und auch die Fassade des Hauptgebäudes an der Andréstraße zu einer energiequelle umgewandelt. „Das sind unsere sichtbaren Zeichen für den Klima-schutz – und zwar hier in Offenbach“, sagt die eVO-Vorstandsvorsitzende Heike Heim.

eVO setzt beim Ausbau der regenerativen energien auf Sonne, Wind und Holz. eVO-Chefin Heike Heim: „Jeder kann Verantwortung für den Klimaschutz übernehmen.“

gemeinsamfürdieenergiewende

© EVO Offenbach

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drei weitere Anlagen im Vogelsberg sollen in diesem Jahr hinzukommen und im main-Kinzig-Kreis sind aussichtreiche Windkraftprojekte in planung.

Sonne und Wind sind für die eVO natürliche Quellen direkt vor der eigenen Haustür. daneben baut der regionalversorger aber auch auf den nachwachsen-den rohstoff Holz aus der region. „Mit Holz lässt sich hervorragend eine dezentrale und ökologische Wärmeversorgung aufbauen“, urteilt Heim. Auf dem ehemaligen Offenbacher Allessa-gelände hat die eVO dazu eine regionale Wertschöpfungskette aufgebaut – angefangen von der ernte des Holzes, das zum teil aus einem eigenen „energiewald“ im Vogelsberg stammt, über die Aufbereitung und Weiterverarbei-tung zu pellets bis hin zur Wärmeversorgung mit derzeit 44 Nahwärmenetzen vor allem in der rhein-main-region.

gemeinsam für die energiewende – dazu tragen auch die rund 23.000 Ökostromkunden bei. denn sie leisten mit einem kleinen preislichen Aufschlag pro Kilowattstunde Ökostrom ihren beitrag, damit die energiewende gelingen kann. „Die Summe, die so zusammenkommt, investieren wir ausschließlich in den Bau regenerativer Energieerzeugung“, sagt eVO-Chefin Heim. „Und weil wir es ehrlich meinen – auch die Erlöse aus diesen Anlagen.“

laut Heim kann daher jeder Verantwortung überneh-men. das finge beim Wechsel zu einem Ökostrom-tarif an und höre beim energiesparen auf. doch auch finanziell könnten die menschen vom Klimaschutz teilhaben: dafür hat die eVO in den vergangenen zwei Jahren gemeinsam mit den Sparkassen langen-Seligenstadt und Offenbach Klimasparbriefe auf-gelegt, mit denen die bürger sicher und direkt in erneuerbare energien der eVO investieren können. und die resonanz war riesig: „Binnen weniger Tage waren die Klima-Sparbriefe vergeben.“

Weitere Infos zum Thema Energiesparen: www.evo-ag.de/energieberatung

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n Als Haus der maximalversorgung ist das Klinikum weit über die region hinaus bekannt und nimmt eine zentrale rolle in der gesundheitsversorgung von über 450.000 menschen ein und umfasst heute 17 Fachkliniken, 3 institute und belegabteilungen, die alle interdisziplinär zusammenarbeiten. rund 300 ärzte und ca. 800 mitarbeiter im pflege- und Funktionsdienst sorgen engagiert und kompetent dafür, dass jährlich weit mehr als 100.000 patienten mit den neuesten medizinischen diagnose- und the-rapiemethoden optimal untersucht und behandelt werden.

unsere Kliniken und institute aller medizinischen Fachrichtungen sind mit modernster medizintechnik ausgestattet, viele unserer Spezialisten zählen zu den renommiertesten ihres Fachs. und unser eltern-Kind-zentrum bietet neben umfassender Vor- und Nachsorge und vielen gestaltungsmöglichkeiten auch die derzeit größtmögliche Sicherheit rund um die geburt, mit all den fachlichen und technischen Vorteilen, die nur ein perinatalzentrum level i bieten kann!

Schon diese zahlen belegen, dass unser Krankenhaus der maximalversorgung für die Stadt und die region eine tragende Säule der daseinsvorsorge darstellt. darauf können Sie auch in zukunft vertrauen.

eine ganz besondere rolle spielt dabei unsere Notauf-nahme – eines der größten und modernsten Aufnah-me- und Notfallzentren in Hessen – bei der jährlich rund 44.000 patienten um akute Hilfe nachsuchen, die ihnen an 365 tagen im Jahr rund um die uhr ver-lässlich zur Verfügung steht. Sei es bei Herzinfarkt oder Schlaganfall, unsere versierten teams in der zer-tifizierten brustschmerzeinheit bzw. in der Stroke unit sorgen für optimale Notfallversorgung und therapie.

Neben dem maximalen Versorgungsauftrag, der nahe-zu alle Fachgebiete umfasst, hat das Offenbacher Kli-nikum eine auch überregional hoch anerkannte und geschätzte expertise in der Onkologie und gewähr-leistet durch sein organübergreifendes interdisziplinä-res tumorzentrum hochqualifizierte Früherkennung sowie interdisziplinäre diagnostik und therapie für nahezu alle Krebsarten – ambulant und stationär.

das Klinikum Offenbach - eine einrichtung mit hoher medizinischer und pflegerischer Quali-tät, den modernsten diagnosemöglichkeiten und neuesten therapien für alle erkrankungen und Verletzungen unmittelbar vor der Haustür – und das seit mehr als 150 Jahren.

immer engagiert – immer in besten händen–immerfürsieda!

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m u t & l i e b e t H e m A

Selbstverständlich sind wir mit allen anspruchsvollen medizinisch-technischen einrichtungen und großge-räten ausgestattet, die für die optimale behandlung aller Fachrichtungen benötigt werden: von topmo-dernen Computertomografen und 3er-tesla Hoch-leistungs-mrt über linearbeschleuniger der neusten generation bis hin zu Nierenlithotriptern (Nierenstein-zertrümmerer) und Herzkatheterlabor sowie die neu-esten Formen von ultraschallgeräten.

Unverändert engagiert: Medizinische Exzellenz und pflegerische Expertise auf universitärem Niveauunser Klinikum blickt auf eine zum teil recht wech-selhafte geschichte zurück, die geprägt war durch bürgerschaftliches engagement, Aufbau und ent-wicklung. eines galt dabei damals wie heute und wird auch in zukunft von uns garantiert: Auf unse-ren hohen Qualitätsanspruch, unsere medizinische exzellenz, unsere hervorragende medizin-technische

immer engagiert – immer in besten händen–immerfürsieda!

Ausstattung und unsere pflegerische expertise kön-nen Sie sich verlassen.

dabei wird es auch, ungeachtet der künftigen trä-gerschaft unseres Hauses, bleiben. die Übernahme unseres Hauses durch einen neuen träger, wird an unseren Qualitätsansprüchen nichts ändern: medizini-sche exzellenz, pflegerische expertise, moderne me-dizintechnische Ausstattung und unsere engagierten mitarbeiter bleiben unseren pateinten unverändert er-halten, sodass sie bei uns auch in zukunft modernste diagnosemöglichkeiten und neueste therapien für alle erkrankungen und Verletzungen unmittelbar „vor der Haustür“ antreffen.

Für die bürger in Stadt und region Offenbach heißt das: diagnostik und therapie am Klinikum Offen-bach ist und bleibt Versorgung auf höchstem medi-zinischen Niveau – für ihre gesundheit!

Holger Renke ist seit August 1991 Mit-arbeiter im Klinikum Offenbach, davon 10 Jahre in der Personalabteilung als Sachgebietsleiter Personalwirtschaft, danach 7 Jahre Mitarbeiter in der Controllingabteilung, zuständig für das Personalcontrolling, seit 2008 freige-stelltes Betriebsratsmitglied und Be-triebsratsvorsitzender, seit 2010 Mitglied im Aufsichtsrat der Klinikum Offenbach GmbH.

gesundheits- und pflegeleistungen gehören zu den zentralen Aufgaben der öffentlichen daseinsvorsorge. genau hier liegt ein elemen-tarer unterschied zwischen der marktwirtschaft und der „sozialen marktwirtschaft“.

n Sie dienen einer menschenwürdigen lebensfüh-rung und sind ein wesentlicher teil dessen, was So-lidarität und zusammenhalt in unserer gesellschaft ausmachen. der markt an sich und von sich aus schafft keine sozialverträgliche Ordnung. Hier ist die ordnende Hand der politik gefragt, um zu gewähr-

gesundheits- versorgung als teil der öffentlichen daseinsvorsorge von Holger renke

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m u t & l i e b e t H e m A

leisten, dass die grundsätze der „sozialen markt-wirtschaft“ eingehalten werden. die Vergangenheit und besonders die, durch Finanzkrisen geprägte, ge-genwart bestätigen dieses. die öffentliche daseins-vorsorge ist eine tragende Säule des Sozialstaates. ihre grundlage sind die allgemeinen menschenrechte und die demokratie als gesellschaftsordnung. Sinn und ziel der öffentlichen daseinsvorsorge ist es, die dienste, die für ein menschenwürdiges leben erfor-derlich sind, flächendeckend und für Jedermann zu-gänglich anzubieten und vorzuhalten.

dass die Krankenhäuser in der bundesrepublik seit Jahren unterfinanziert sind (noch nicht einmal die tariferhöhungen der beschäftigten werden refinan-ziert, geschweige denn etwaige investitionen) hat zu einem starken druck auf die jeweiligen öffentlichen träger geführt. parallel dazu verschlechterte sich die finanzielle lage der Städte und Kommunen drama-tisch. die Folge ist eine steigende Anzahl von Ver-

käufen öffentlichen eigentums an private Klinikbe-treiber. es gibt mittlerweile, im Verhältnis gesehen, in der bundesrepublik deutschland mehr private Krankenhäuser als im mutterland des reinen Kapita-lismus, den uSA. dieses ist ein trend, der gestoppt und wo immer möglich, umgekehrt werden muss.

das solidarische prinzip der gesundheitsversorgung in der bundesrepublik darf nicht in Frage gestellt werden. Solidarisch erhobene beiträge zur Kran-kenversicherung werden von privatisierten Kran-kenhäusern nicht allein zur Versorgung der Kranken eingesetzt, sondern dienen auch dazu, die rendi-teansprüche der jeweiligen besitzer zu befriedigen. An dieser Stelle wird das System ad absurdum ge-führt. es kann und darf nicht sein, dass aus solida-risch gefüllten Kassen das gewinnstreben privater investoren unterstützt wird.

ein weiterer punkt ist natürlich die einflussnahme der gesellschaft auf das leistungsgeschehen in der gesundheitsversorgung. Nur mit entsprechendem einfluss kann sichergestellt werden, dass die Versor-gungsangebote auch dort verortet sind, wo sie be-nötigt werden, um die bevölkerung flächendeckend und in gleicher Qualität zu versorgen. eine privati-sierung kann, aus ökonomischer Sicht des privaten betreibers, dazu führen, dass für ihn nicht lukrative Versorgungsangebote entweder ganz wegfallen, oder aber die wohnortnahe Versorgung mit bestimmten Angeboten nicht mehr gewährleistet ist.

Natürlich muss auch in einer öffentlich organisierten Krankenhausversorgung gewährleistet werden, dass mit den vorhandenen finanziellen möglichkeiten verantwortungsvoll umgegangen wird. dass dieses möglich ist, zeigen diverse beispiele, u.a. auch in Hessen. So hat z.b. die gesundheitsholding Nord-hessen in den vergangenen Jahren bewiesen, dass öffentliche geführte Krankenhäuser die öffentlichen Haushalte nicht über gebühr belasten müssen. es gibt somit keinen grund, öffentliches eigentum, öffentliche Verantwortung und vor allen dingen öf-fentliche Steuerung und Aufsicht über einrichtungen der daseinsvorsorge in die Hände von privaten und renditeorientierten unternehmen zu geben.

WINTeRSCHLAF ADe...

oF ♥U ToUReN****************Alte wie neue Hasen sind wieder herzlich eingeladen, um die Häuser zu ziehen, unter den Radar zu tauchen und die Stadt zum Anfassen nah zu erleben.

"esskultour" 09.03. / 23.03. / 30.03.13.04. / 20.04. / 27.04.11.05. / 18.05. / 25.05.08.06. / 15.06. / 22.06. / 29.06.

"oF at Night" 24.05.

„Design from the Backyard“22.03. / 26.04. / 07.06.

„Ahoi oder die Geburt eines neuen Stadtteils“ 08.06.

***NeU***NeU***NeU„Ghetto oder Kietz?“ 27.04. / 08.06.Östliche Innenstadt oder Mathildenviertel? Der Stadtteil der seit Jahren für das raue Image von Offenbach sorgt, hat VIELES NEU zu melden. Willkommen im wilden Osten! Traut Euch mit uns in einen Tieftauch.

Weitere Infos unter: oFlovesU.comlikeoffenbach.de oder likeoffenbach/facebookKosten bei allen Touren: 11,- Euro (außer die at Night: 13,- Euro)

Kartenkauf und Infos:Salzgässchen 2, 069/80652052, [email protected]

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n daseinsvorsorge in unserem land ist ein begriff, der viele Facetten hat und der differenziert zu be-schreiben ist. Wo trifft man eigentlich Vorsorge? im gesundheitlichen bereich, im wirtschaftlichen um-feld, im Sozialen? ich will das an einem Faktum erläutern. Wir haben geschätzte 1,5 millionen arz-neimittelabhängige menschen im land, alkoholab-hängig sind noch viel mehr. Woher kommt das unter anderem? das bewältigen von Stress im privaten, die belastungen am Arbeitsplatz, die Anforderungen unserer gesellschaft, die von vielen medien vorge-gaukelte glitzerwelt – das führt nur allzu oft den einzelnen in die mentale isolation. man meint nicht "mithalten" zu können.

und hier ist Vorsorge gefragt: Von uns in den gesund-heitsberufen zum beispiel. es wäre eigentlich ganz einfach. die Vorsorge durch Ansprache an diejenigen, die in praxen, Apotheken und sozialen einrichtungen Hilfe suchen. die man ihnen geben müsste! Aber rei-henweise klagen therapeuten über mangelnde Ver-netzungsstrukturen im gesundheitswesen, über man-gelnde zeit! die persönliche zuwendung an Kranke oder einfach ratsuchende. Sie kommt zu kurz. Statt daher lokale Szenarien zu fördern und zu motivieren, versickert viel zu viel Wirtschaftskraft in diffusen un-sinnsprojekten, wovon man sich ja auch in deutsch-land mittlerweile ein bild machen kann.

ein bahnhof oder ein Flughafenprojekt weniger oder wenigstens sinnvoll geplant: Würde man nur einen bruchteil vergeudeter milliarden staallicherseits in die daseinsvorsorge der bürger stecken – es gäbe viel weniger Anlass zu denken: "das System sorgt letztendlich doch nicht für mich, ich bin alleine ge-lassen." Konsequenz: man isoliert sich. der griff zum medikament und zur Flasche folgt. das darf aber nicht die "Vorsorge" sein, die dann irgendwann in

einer Fürsorge für den betroffenen mündet. daseins-vorsorge muss doch bereits in der Schule anfangen.Wird hier nicht ein grundstein gelegt, damit man begreift, in den dann folgenden Jahren "sozial" zu denken, auch nach Verlassen der Schulgemeinschaft, dann sieht es eben schlecht aus.

einerseits muss oder soll doch jeder die balance schaffen zwischen einem ausreichenden einkommen, andererseits ist da doch auch noch das menschliche umfeld. das zu kombinieren gelingt in unserer ge-sellschaft eben vielen nicht oder nicht mehr. es geht auch respekt voreinander verloren, weil man häu-fig die daseinsvorsorge auschließlich auf die eigene person bezieht. da bleibt vielfach keine zeit fürein-ander. der eine sorgt nur für seine Karriere – dies belegen auch die Studien über die hohe zunahme an Singlehaushalten –, der andere – tendenz steigend – landet im burnout-Kreislauf und den Antidepressiva. Ansprache ist hier gefragt!

Über sieben millionen menschen arbeiten im land in gesundheitsberufen. Viele davon sorgen eben auch für andere vor. durch gespräche, durch rat. dies vielfach unter extremer eigenbelastung, wie schon

Dr. Hans R. Diefenbach, Apotheker und Inhaber der Rosenapotheke am Wilhelmsplatz

vorsorge und gesundheit von dr. Hans r. diefenbach

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angedeutet. Aber das bedeutet halt auch Vorsorge. und das wird in kommenden Jahren noch viel dra-matischer. Wir wissen etwa um die enorme zunahme von Alzheimererkrankungen in den nächsten Jahr-zehnten. Jeder sollte da früh anfangen gesellschafts-politisch umzudenken. Viel weniger bürger als heute werden dann einer viel höheren zahl an schwer er-krankten gegenüberstehen. und was dann? unsere gesellschaft hat da ein gigantisches problem. das älterwerden fordert seinen preis. und die Vorsorge hier wird für den einzelnen kaum zu stemmen sein. das System ist hier gefordert. die Vorsorge kann sich jedoch nicht in geldeintreibeprozessen von Kassen und pflegeeinrichtungen erschöpfen. Ansprache, zu-wendung und intakte menschliche rahmen sind din-ge, die mehr denn je zwingend nötig sein werden.

die Konsequenz daraus: Jeder einzelne steht somit irgendwann in der pflicht. und jeder sollte auch deswegen ab und zu daran denken: eigenengage-ment auch für andere schafft soziale bindungen. und wenn man auch in dieser Form vorsorgt, dann ist der spätere Anspruch an die Fürsorge in Ordnung. eines sollte aber auch klar sein: es sind lösungen nötig die parteiübergreifend akzeptabel sind – die nicht je nach parteienfarbe alle paar Jahre verändert werden.

denn Ansätze, die dem einzelnen seine wirtschaft-liche Vorsorge sinnvoll erlauben und sich dann "später"auch als sozial korrekt und ausreichend erweisen, könnten unserer gesellschaft viel mehr Netzstruktur verleihen. diese fehlt oft. Auch deswe-gen ist unsere gesellschaft egoistisch und vielfach gleichgültig. Hier gibt es noch viel vorzusorgen.

n dass Offenbach hoch verschuldet ist, ist wahrlich nichts Neues für uns Offenbacher. doch bei zahlen von über 750.000.000 e stellt sich schon die Frage, wer dies überhaupt zurückzahlen soll. Sicher scheint, dass die nachfolgenden generationen die Hauptlas-ten werden tragen müssen. die einwohner Offenbachs wissen, dass es ihrer Stadt nicht gut geht. Seit Jahren wird gespart, gestrichen und nur das Notwendigste, das die Stadt zum sozialen miteinander braucht, auf-recht erhalten. eine wirklich vereinende, politische lösung zur Verringerung des Schuldenbergs ist offen-sichtlich nicht in Sicht. und doch hat die politik in Of-fenbach auch notwendige risiken in Kauf genommen, um den Standort weiter voran zu bringen. So wurde unter anderem in wichtige bauprojekte investiert oder brachflächen entwickelt und somit wichtige Weichen für die zukunft der Stadt gestellt.

mit dem beginn des endgültigen Niedergangs der Schwerindustrie seit den 60er Jahren des letzten Jahr-hunderts nahm das unglück dieser Stadt seinen lauf. Offenbach hatte nur dieses eine Standbein, dass der Stadt im 19. Jhd. Wohlstand und bis mitte des 20. Jhds. einen weltweiten ruf als profitabler industrie-standort in Hessen einbrachte. profitable Handels-unternehmen und banken ließen sich jedoch eher in der Nachbarstadt nieder. Alles konzentrierte sich in Offenbach auf die industrie und es schien, als wür-

angst vor dem rettungsschirm von Alexander Knöß

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de die zukunft gesichert. Als die lederwarenbranche darnieder ging, waren noch die starken Chemie-, metall- und druckunternehmen vorhanden, um das sozial-ökonomische gefüge der Stadt in der Waage zu halten. Heute gibt es nur noch sehr wenige Ver-treter dieser branchen in Offenbach. große Namen wie Stahlbau lavis, Hoechst Ag, Collet und engel-hardt oder goldpfeil sind geschichte und andere tra-ditionsunternehmen werden gerade abgewickelt. die Arbeiterstadt Offenbach war einmal und die Stadt sucht seit dem eine neue identität. unser „armes“ Offenbach teilt somit das Schicksal so vieler Städte und gemeinden, insbesondere aus dem ruhrgebiet. Übrig blieben hohe Arbeitslosenzahlen und damit ver-bunden ein Abschwächen der sozialen Strukturen in der bevölkerung. es brauchte Jahre diesen Wettbe-werbsnachteil auszugleichen und Offenbach zu einem dienstleistungsstandort umzuwidmen. dennoch blei-ben enorme Sozialausgaben, die die Stadt geradezu lähmen. um den kommunalen Auftrag für die einwoh-ner zu erfüllen, müssen notgedrungener Weise teure Kredite aufgenommen werden.

der rettungsschirm des landes Hessen soll den Kommunen und Kreisen des landes nun zumindest eine teilentschuldung garantieren. mit der maßgabe bis 2022 einen ausgeglichenen Haushalt vorzulegen. Vertreter aus allen bereichen der Offenbacher gesell-schaft blicken gespannt auf die politisch Verantwort-lichen im rathaus. Allen stellt sich die bange Frage, wo denn der notwendige rotstift angesetzt wird und welche gebühren steigen werden. insbesondere die Vertreter der Vereine aus bildung, Kultur, Soziales und dem Sport fragen sich, ob und wenn ja, welche dringend benötigten Fördergelder für die vielfältigen projekte der institutionen dem Sparzwang zum Op-fer fallen werden.

gerade die freiwilligen und ehrenamtlichen leistun-gen und Angebote der Vereine bilden für das sozi-ale miteinander in unserer Stadt ein wichtiges Fun-dament und bieten den menschen die möglichkeit zu der einfachsten Form der bürgerbeteiligung. mit dem ergebnis der Förderung des gemeinwohls und der Verbesserung der lebensqualität unserer Stadt, auch wenn dies vielen vielleicht gar nicht bewusst ist. dieses überwiegend ehrenamtliche engagement

ist der Kitt unserer gesellschaft und leistet neben dem Schulbildungssystem einen wichtigen integrati-ven beitrag im umgang der verschiedenen Kulturen und verschiedenster sozialer Hintergründe in unserer Stadt. Würden bare und unbare leistungen der Stadt eingeschränkt oder gar ganz gestrichen, wäre dies eine Katastrophe für Offenbach. Wichtige Angebote und projekte in bildung, Kultur und Sport könnten nicht fortgeführt werden. zwar werden viele der eh-renamtlichen projekte in großem maße auch von der Wirtschaft gefördert, aber auch dieser geht es in zei-ten von Finanz- und Wirtschaftskrisen nicht rosig und stellt auch nur eine der Säulen der Finanzierung dar.

diese Sorgen und ängste der menschen in unserer Stadt sind nachvollziehbar und von allen entschei-dern ernst zu nehmen. die Vereinsstrukturen und das ehrenamt bilden ein hochsensibles geflecht in Offenbach. Werden in einem bereich leistungen gestrichen und in einem anderen bereich nicht, so kann die Stimmung schnell kippen. im Jahr der bun-des- und landtagswahlen ist die Situation für die führenden parteien nicht einfach. die politisch Ver-antwortlichen stehen vor einem dilemma. die von der eu, vom bund und land auf die Kommunen ab-gewälzten pflichtaufgaben müssen bewältigt werden und die freiwilligen leistungen lassen keinen großen Spielraum zur einsparung mehr zu.

die Verantwortung ist enorm, weil die kleinsten Fehl-einschätzungen verheerende Folgen haben können. geht etwas schief, melden sich all jene zu Wort, die sich jetzt elegant zurückziehen, die entwicklung be-obachten und „die anderen mal machen lassen“, an-statt sich einzubringen. Wichtige diskussionen über die zukunft der Stadt werden jetzt geführt, um einen Weg zu finden, der für alle akzeptabel ist. gerade jetzt zählt nicht die politische Couleur, sondern al-leine das Wohl unserer Stadt, die in eine sichere zu-kunft geführt werden muss. es besteht die Chance, den menschen in unserem Offenbach ein neues Wir-gefühl zu vermitteln, denn nur gemeinsam kann die Krise überwunden werden. die menschen möchten sich beteiligen, wissen, wohin es geht mit der Stadt. Sie brauchen impulse, richtungen und wollen von den politisch Verantwortlichen auch mitgenommen werden.

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n unter diesem titel lud vor einigen tagen die FAz zur podiumsdiskussion ein. Nicht nur die sehr am-bitionierte Fragestellung, ließ das publikum der ein-ladung folgen. die Neugier, die seltene gelegenheit den regierungspräsidenten Johannes baron (Fdp) in persona kennenzulernen war der reiz. er führt die Aufsichtsbehörde, die über die einhaltung des gesetzlichen rahmens wacht, innerhalb dessen die Kommunen agieren. im Fall Offenbach geht es da vor allem um geld. da unsere Stadt schon seit vielen Jahren mehr ausgibt als sie einnimmt, haben sich eine menge Schulden aufgehäuft – so etwa 8.000 euro je einwohner. dieser umstand verleiht dem regierungs-präsidenten viel einfluss auf die lokale politik und daher richten sich die Fragen vorwiegend an Herrn baron. der beschreibt seine rolle mit metaphern aus der Welt des Fußballs, denn die sind bei politikern sehr beliebt: gelbe und rote Karten und ihn selbst als Schiedsrichter. Aber die Stadt spielt gar nicht mit. Für Offenbach hat er das bild des patienten parat.

der instrumentenkasten ist derweil schon ausge-packt. Früher war der städtische Haushalt jährliche Verhandlungssache, jetzt wird es konkreter. das defi-zitäre Krankenhaus muss umgehend verkauft werden, die grundsteuer satt erhöht und ein sogenannter Schutzschirmvertrag mit dem land Hessen ist abzu-schließen. und der hat es in sich: das land Hessen übernimmt 211 mio. Verbindlichkeiten der Stadt ins

eigene Schuldenbuch, damit entlastet es die Kommu-ne immerhin von jährlich ein oder zwei millionen zins-lasten. ein zusätzlicher kommunaler Finanzausgleich, den es jedoch nicht umsonst gibt.

die Schuldenbremse, im bund und land steht sie in der Verfassung, wird in die Kommunen verlängert. Spätestens ab 2022 dürfen keine neuen Schulden auf-genommen werden und auf dem Weg dahin, hat sich die Stadt zu deutlichen mehreinnahmen an Steuern verpflichtet. Wenn diese nicht fließen, muss der Haus-halt durch weiteres Sparen ausgeglichen werden und zwar unter permanenter Kontrolle. Herr baron drückt es deutlich aus: Wie die Stadt mit den knappen mit-teln auskommt ist Sache der Kommunalpolitik, denn die kommunaler Selbstverwaltung wird offiziell nicht angetastet.

Oberbürgermeister Horst Schneider, an diesem Abend der zweite diskutant, setzt auf Wachstum. der immo-bilienboom soll für zuwanderung sorgen und damit die Steuerbasis verbessern. Ob dies ausreichend sein wird? es sind vor allem ungewissheiten, die die dis-kussion prägen. Wie streng werden die Auflagen des rettungsschirms ausgelegt werden? Was kann sich Offenbach über die gesetzlichen pflichtaufgaben hin-aus leisten, um die Stadt aktiv zu entwickeln? Auf eine reform der gemeindesteuern, die Offenbach gerechter behandelt, hofft indes kaum noch jemand. es gelingt den parteien des Offenbacher parlaments nicht einmal, gemeinsam die Ansprüche der Stadt gegenüber land und bund zu formulieren. eine Ant-wort auf das thema des Abends liegt in weiter Ferne. Vielleicht wäre es ein Ansatz, wenn sich die zahlrei-chen Kreativen Offenbachs mit neuen ideen in die politik einmischen.

Herr baron aus darmstadt

"wie ist offenbach zu retten?" von Stefan gey

Johannes Baron (FDP), Regierungs-präsident

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n es hätte auch in Hanau stehen können oder darm-stadt. doch die Hans und ilse breuer-Stiftung (aus Frankfurt) entschied sich 2011 für Offenbach, als Standort für ihr nächstes demenzkompetenzzentrum, das StattHaus. zu verdanken ist dies nicht zuletzt bir-git Simon, damalige bürgermeisterin von Offenbach, die sich sehr für das projekt einsetzte. die ersten be-wohner/innen werden wohl 2014 in die denkmalge-schütze Villa in der geleitstraße einziehen. zur zeit wird das gebäude noch umfassend saniert und für die bedürfnisse der neuen mieter umgebaut.

das thema demenz gelangt erst in letzter zeit mehr in den öffentlichen diskurs. mehr als 1 mio älterer menschen in deutschland leiden an dieser tückischen Krankheit und man rechnet in den kommenden Jah-ren mit einem weiteren Anstieg von erkrankungen. in einem schleichenden prozess sterben Nervenzel-len im gehirn ab, dies macht sich zunächst nur beim Kurzzeitgedächnis bemerkbar. gegenstände werden verlegt, es fällt schwer sich zu konzentrieren. meist

wird dies als Alterserscheinung abgetan. im weite-ren Verlauf erkennt der erkrankte selbst vertraute menschen nicht mehr und die eigene Vergangenheit verschwindet aus der erinnerung. die Angehörigen stehen der Situation meist hilflos gegenüber und reagieren mit Scham, Angst und Verzweiflung. die betreuung und pflege eines geliebten, dementen menschen überfordert die Familien.

die Hans und ilse breuer-Stiftung hat es sich zur Aufgabe gemacht, Alzheimer und andere demenzer-krankungen zu erforschen und neue betreuungs- und therapie-methoden zu entwickeln, um die lebens-qualität der erkrankten und Angehörigen zu verbes-sern. im StattHaus im Offenbacher Westend wird eine ambulant betreute Wohngruppe entstehen und eine Alternative zu einer stationären Versorgung in einem pflegeheim bieten. Ca. 9-10 an demenz erkrankte menschen sollen hier möglichst selbstbestimmt und individuell umsorgt ihren Alltag gestalten. Von den Angehörigen wird dabei aber erwartet, dass sie z.b.

eingeschenkfüroffenbach demenzzentrum StattHaus

das StattHaus in der geleitstraße in Offenbach wird zu einem demenzkompe-tenzzentrum im Auftrag der Hans und ilse breuer-Stifung umgebaut. eine am-bulant betreute Wohngruppe für menschen mit demenz, tagesangebote, eine beratungsstelle, Seminarräume und ein Café sind geplant.

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organisatorische Aufgaben übernehmen. regelmäßige Angehörigentreffen dienen der Klärung anstehender probleme und gemeinsame entscheidungen tragen das leben in der Wohngruppe. Hier finden alle be-troffenen unterstützung und die möglichkeit zum Austausch. die Verantwortung für den erkrankten wird nicht an eine pflegeeinrichtung abgegeben. die Angehörigen sind weiter direkt mit dem Alltag ihres partners oder dem elternteil verbunden.

betreute tagesangebote, beratungsräume und ein Café im erdgeschoss des Hauses ergänzen das An-gebot des demenzzentrums. das projekt will auch die Nachbarschaft im Stadtteil einbeziehen, zu ei-nem offenen umgang mit dem thema demenz an-regen und einer Ausgrenzung entgegen wirken. So soll z. b. der große garten hinter der Villa von paten unter einbeziehung der bewohner der Wohngruppe bewirtschaftet werden.

Geplanter Garten im StattHaus.

Schon jetzt ist die projektleiterin Jutta burgholte-Niemitz im Auftrag der Stiftung aktiv und sucht den Kontakt zu den menschen im Stadtteil, anderen ein-richtungen und initiativen. mit zahlreichen Veranstal-tungen (z.b. zum Weltalzheimertag), Seminaren, so-gar einer lesung im boxcamp in der Nachbarschaft, hat Frau burgholte-Niemitz Öffentlichkeit hergestellt und unterstützer und interessenten für das projekt gewonnen.

„Es soll ein Ort werden, in dem Menschen mit Demenz

die Normalität des Alltags weiterhin erleben und in ei-

ner familienähnlichen Struktur privat wohnen. Zudem

sollen Angehörige neben ambulanten Pflegekräften

zu Experten werden, freiwillige Bürgerhelfer als Entlas-

tung unterstützen und vor allem Berührungsängste in

der Gesellschaft abgebaut werden“, beschreibt sie die idee des StattHauses.

gerade mit blick auf die demografische entwicklung unserer gesellschaft ist es an der zeit, modelle und unterstützungsstrukturen für ein lebenswertens le-ben im Alter zu entwickeln. durch mehr information und einen selbstverständlichen umgang im Alltag ist auch ein würdevolles leben mit demenz möglich. das StattHaus Offenbach will als demenz-zentrum eine wichtige Anlaufstelle für betroffene werden, gleichzeitig aber auch ein offener begegnungs- und lebensraum in unserer Stadt, wo eine neue Kultur im umgang mit demenz gelebt werden kann.

Seminarreihe Für Angehörige und betroffene beginnt am 5. märz eine Seminarreihe. themen wie medizinisches Ver-stehen, pflegeversicherung, entlastung von Ange-hörigen, stehen auf dem programm. Während der Seminarzeiten wird eine begleitende betreuungs-gruppe angeboten.Anmeldung bitte unter: Tel.: 069 20 30 55 46oder [email protected]

Weitere Infos: www.breuerstiftung.de

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m u t & l i e b e t H e m A

n Nirgendwo ist der zusammenhang zwischen Her-kunft und bildungserfolg so erschreckend groß wie in unserem land. Fast ein Viertel der Jugendlichen im Alter von 15 Jahren verfügt über lesekompetenzen auf dem grundschulniveau. und in dieser gruppe sind Jugendliche mit migrationshintergrund überrepräsen-tiert. das benachteiligungsverbot in Artikel 3, Absatz3 des grundgesetzes hat in unserem bildungssystem keinen bestand. bis heute hat sich an diesem befund nur wenig verändert. das problem ist erkannt, aber die Chancen zum umbau unseres bildungssystems blieben weitgehend ungenutzt.

Halbherziger Ausbau von ganztagsschulen und früh-kindlichen betreuungs- und bildungsangeboten sind symptomatisch. Finanzielle mittel werden nur unzu-reichend zur Verfügung gestellt. und nach der Födera-lismusreform ist eine angemessene und notwendige beteiligung des bundes an der reform des bildungs-systems weiter erschwert worden.

Obwohl das Schlüsselwort ‚individuelle Förderung‘ in keinem politischen programm fehlt, ist unser Schul-system weiterhin selektiv. Statt Förderung ist Auslese das ergebnis. Nicht das einzelne Kind und seine ent-wicklung ist maßstab schulischer Förderung. Statt-dessen werden Kinder immer noch am durchschnitt ihres Jahrgangs gemessen. Wird das Klassenziel nicht erreicht drohen Sitzenbleiben oder Schulwech-sel. Auf neun Kinder in Hessen, die in der Schulform absteigen, kommt ein einziger Schulwechsel in eine Schulform mit höherem Abschluss. bildungsgerech-tigkeit und gleicher zugang zu bildungsangeboten als grundlage für gute Ausbildung und teilhabe an der gesellschaft bleiben auf der Strecke.

gerade in einer Stadt wie Offenbach sind die Fol-gen fehlender bildungschancen besonders sichtbar. Über die Hälfte der 13.000 Schülerinnen und Schüler kommt aus Familien mit migrationshintergrund. mehr als 7500 Kinder leben in Familien mit Sozialleistungs-

im Jahr 2001 ging eine Schockwelle durch die bundesrepublik. die OeCd- Schulleistungsver-gleichsstudie piSA hatte deutschland bescheinigt, was im schulischen Alltag längst bekannt war: die bildungschancen von Kindern sind ungleich verteilt und werden durch die soziale Stellung der eltern bestimmt.

Heike Habermann ist bildungs-politische Sprecherin und stellv. Fraktionsvorsitzende der SPD Landtagsfraktion und Mitglied im Hessischen Landtag

gutebildungist ein menschenrecht von Heike Habermann

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bezug. Armut, fehlende unterstützung der eltern und kulturelle oder sprachliche barrieren türmen sich zu bildungshürden, die für viele nicht zu überwinden sind. Folgen sind fehlende Schulabschlüsse – die Quote der Jugendlichen ohne Hauptschulabschluss ist mit 9,3 prozent immer noch fast doppelt so hoch wie im landesdurchschnitte –, Schulversagen, Klassen-wiederholungen und letztlich fehlende perspektiven für den weiteren lebensweg.

und dies liegt nicht am engagement der Schulen oder der Stadt selbst. mit dem längst überfälligen Schul-bausanierungsprogramm ist Offenbach an die grenze seiner finanziellen leistungsfähigkeit gegangen. die-se investitionen müssen weitergehen. motivation zum lernen und lehren wird auch von den räumen be-einflusst, in denen unterricht stattfindet. Offenbacher Schulen sind Vorreiter für Förder- und unterrichtskon-zepte, die Stadt versucht, fehlende unterstützung

des landes beim Ausbau von ganztagsschulen durch einbeziehung der Hortarbeit in die grundschulen zu kompensieren.Aber es fehlen weiter notwendige ganztagsplätze, es fehlt Schulsozialarbeit, es fehlt an Kapazitäten, um die Familien frühzeitig mitzunehmen.

um die bildungs- und Ausbildungschancen von Of-fenbacher Kinder und Jugendlichen zu verbessern ist eine größere unterstützung von bund und land erfor-derlich. Wir brauchen endlich eine nationale bildungs-strategie, bei der Staat, bundesländer und Schulträ-ger vor Ort gemeinsam ein bildungssystem gestaltet, das mit dem frühen Fördern ernst machen kann. und wir brauchen Kooperationsstrukturen zwischen allen politik- und gesellschaftsbereichen, die mit Kindern und Familie befasst sind: bildungsungleichheit ent-steht nicht zuerst und nicht allein in der Schule.

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n Wie soll das gehen, fragt man sich spontan? das hieße, man wäre nicht mehr gezwungen arbeiten zu gehen, um seinen lebensunterhalt zu verdienen! das ist ein starkes Stück, das würde manch grund-feste ins Wanken bringen. unter den Vertretern die-ser idee finden sich illustre Namen wie erich Fromm, martin luther King oder götz Werner, gründer der dm-drogeriemarkt-Kette.

Nachdem das thema hierzulande eine breitere me-diale Wahrnehmung vor ca. zwei Jahren erfuhr, ist es hierum derzeit wieder etwas ruhiger geworden, ob-gleich die pirAteN als einzige partei das bge in ihr offizielles Wahlprogramm aufgenommen haben.

mut&liebe-redakteur Kai Schmidt hat über das the-ma mit Wolfgang Strengmann-Kuhn, bundestagsabge-ordneter der grÜNeN für Stadt & Kreis Offenbach und versierter Kenner und befürworter des bge gespro-chen. in einer Studie der Konrad-Adenauer-Stiftung hat er die Finanzierbarkeit eines modells nachwei-sen können.

M&L: Die allgegenwärtige Eurokrise bedingt derzeit – deutlich spürbar für die Menschen in Griechenland, Portugal und Spanien – eher Sozialabbau als eine Diskussion über eine zeitgemäße Weiterentwicklung der Sozialsysteme. Wie soll man in diesen Zeiten je-mandem ruhigen Gewissens erklären, dass bei der

bedingungslosesgrundeinkommen –chancen und risiken von Kai Schmidt

ein gespenst geht um weltweit: das bedingungslose grundeinkommen (kurz bge). die idee: Jeder mensch soll ein monatliches grundeinkommen vom Staat erhalten, aus-reichend zum leben und darüber hinaus sogar zur gesellschaftlich kulturellen teilhabe und das auch noch ohne jegliche bedingungen.

Wolfgang Strengmann-Kuhn, Bundestagsab-geordneter von Bündnis 90/Die GRÜNEN und Sprecher für Renten-politik der Grünen Bundes-tagsfraktion

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Einführung des bedingungslosen Grundeinkom-mens jeder Bürger, jede Bürgerin dieses Landes ein Grundeinkommen erhalten soll und das auch noch ohne jede Bedingung?

Wolfgang Strengmann-Kuhn: einfach weil jeder mensch ein recht auf existenzsicherung hat. in einem urteil des bundesverfassungsgerichts von 2010 heißt es, dass jeder mensch ein recht auf gewährung des physischen existenzminimums und eines gewissen maßes an gesellschaftlicher und kultureller teilhabe hat. das bundesverfassungs-gericht beruft sich auf Artikel 1 des grundgesetzes („die Würde des menschen ist unantastbar“). ein gewisses maß an einkommen ist notwendig, um bei uns existieren zu können.

M&L: Es existieren mindestens zehn verschiedene ausgearbeitete Modelle, die in ihrer Umsetzung und vor allem in ihren Konsequenzen extreme Unterschie-de aufweisen. Für welches Modell plädierst Du und wie lässt es sich kurz und verständlich beschreiben?

W. S-K.: ich bin dafür, ein grundeinkommen an Stelle der Freibeträge in die einkommensteuer zu integrieren. das grundeinkommen kann dann auto-matisch mit der Steuerzahlung verrechnet werden. Wer wenig verdient, bekommt eine zahlung vom Finanzamt bzw. indirekt zusammen mit dem lohn vom Arbeitgeber ausgezahlt – ohne dafür extra zum Amt zu müssen.

M&L: Was würde sich bei Einführung des BGE für den arbeitenden Otto Normalverbraucher, sagen wir mal in Offenbach, in seinen Lebensbedingungen ver-ändern?

W. S-K.: Für jemand, der durchschnittlich verdient, würde sich finanziell so gut wie nichts verändern. die zu zahlenden Steuern werden nur anders berech-net. Statt Freibeträge gäbe es ein grundeinkommen. Netto bleibt es also für mittlere einkommen in etwa gleich. Wer viel verdient zahlt mehr. Finanziell wür-den sich vor allem erwerbstätige mit geringem ein-kommen besser stellen. der Vorteil für alle ist aber: der gewinn von mehr Sicherheit und existenzängste würden sich verringern. Ob und wie sich dadurch

IMpreSSuM

MUT&lIEBE - Stadtmagazin Offenbach am MainV.i.s.d.P: Petra Baumgardt, Alexander Knöß, Wolfgang Malik GbR, Magazin Mut&Liebe • Brinkstraße 47, 63069 OffenbachTel.: 069|854541, Fax: 069|8570300www.mulionline.de • Mail: [email protected]

Redaktion: Petra Baumgardt, Alexander Knöß, Wolfgang Malik, Layout: Petra Baumgardt • www.grafikdesign-baumgardt.deFotos: Anna P. Köhler, Lemnitzer-fotografie.de, fotolia.com, weitere wie jeweils angegeben Lektorat: Aliena GroßDruck: Berthold Druck GmbH, Offenbach

Kostenlose Auslage im ganzen Stadtgebiet, u.a.: OF InfoCenter (Salzgäßchen/Ringcenter), Gastronomie, Jugend- & Kulturstätten, Kinos, Museen, Stadtbücherei, Einzelhandel, Arztpraxen, Klinikum Offenbach • Auflage: 5.000 St.Nächste Ausgabe: Juni 2013 (Anzeigenschluss: 17.05.2013)

Die Veröffentlichung von Veranstaltungsterminen erfolgt ohne Gewähr. Nachdruck ist nur mit schriftlicher Genehmigung der Herausgeber gestattet. Dieses gilt auch für Aufnahmen in elektronische Datenbanken und vervielfältigungen auf CD-ROM. Für Druck und Satzfehler besteht keine Haftung.

Titel: Fotos: © Karin Nedela, EVO Offenbach, fotolia.comMontage: P. Baumgardt

5.-22. März • vhs Offenbach

frauen�musik�Veranstaltungsreihe

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m u t & l i e b e t H e m A

das leben des einzelnen verändert, kann ganz un-terschiedlich sein. Jeder muss sich fragen: „Was wür-de ich tun, wenn ich den rest meines lebens ein grundeinkommen bekommen würde?“

M&L: Lass uns mal die gängigsten Vorurteile anspre-chen, wie die zumeist spontan gestellte Frage, wer dann eigentlich noch arbeiten gehen würde. Auch die Finanzierbarkeit des Ganzen wird der Idee a priori ab-gesprochen. Kannst Du das entkräften?

W. S-K.: ein finanzierbares grundeinkommen ist nicht wesentlich höher als die jetzigen Hartz iV-leistungen. es gibt befragungen, die zeigen, dass die meisten menschen auch dann noch arbeiten würden, wenn sie ein grundeinkommen in dieser Höhe erhalten würden, viele das gleiche wie bisher, manche wür-den etwas weniger arbeiten, manche etwas anderes.Für viele würde es sich aber erst dann überhaupt lohnen zu arbeiten, weil man das grundeinkommen auch bekommt, wenn man erwerbstätig ist – das ist der entscheidende unterschied zur jetzigen grund-sicherung. in den meisten grundeinkommensmo-dellen ist es ein zentrales ziel, tätigkeit zu ermög-lichen und zu aktivieren. es ist eher bei der heutigen grundsicherung so, dass menschen ausgegrenzt und entmutigt werden oder denken: „Viel mehr als Hartz iV schaffe ich durch eigene Arbeit gar nicht. Warum soll ich mich da anstrengen?“ das ist beim grundein-kommen anders, weil sich jede Arbeit lohnt.

M&L: Hieße das nicht für Offenbach, die Mainarbeit würde ersatzlos abgeschafft? Das wäre in mehrerlei Hinsicht eine Erlösung. Zum einen für deren Kunden, da diese dann keinerlei Repressalien mehr ausgesetzt wären, zum anderen für die Finanzen der Stadt. Ist die Idee soweit ausgearbeitet, dass auch klar ist, inwie-weit die Kosten seitens des Bundes oder der Kommu-nen getragen werden müssen?

W. S-K.: Nein, die mainarbeit würde nicht abgeschafft. Sie könnten sich aber besser darum kümmern, wofür sie eigentlich notwendig sind: um Arbeitsvermittlung und um soziale Hilfe. ich bin übrigens dafür, mit ei-nem grundeinkommen in Höhe des regelsatzes von Hartz iV anzufangen. teilzeiterwerbstätige und Selb-ständige mit geringen einkommen wären dann nicht

mehr auf Hartz iV angewiesen. dadurch werden die Kommunen, die heute im Wesentlichen die Kosten für die „Aufstocker“ zahlen müssen, stark entlastet. Wer arbeitslos ist und sonst kein einkommen hat, muss aber zum Amt, um unterstützung für die Wohnkos-ten zu beantragen. dadurch würde verhindert, dass Arbeitslose zu Hause bleiben und sich Hilfe, die sie vielleicht bräuchten, nicht holen. manche brauchen diesen kleinen Anschubs. die geldzahlung und die sonstigen Hilfeleistungen würden getrennt, wodurch sich ein ganz anderes Verhältnis vom Arbeitslosen zu Fallmanager ergibt.

M&L: Zur Bundestagswahl wird sicherlich das Thema Mindestlohn wieder ganz oben auf der politischen Agenda stehen. Für dessen Umsetzung wird seit Jah-ren gekämpft. Die Idee des BGE hätte wesentlich weit-gehendere Umwälzungen zur Folge. Ist diese Idee eine schöne Utopie (die Offenbach Post titelte beispiels-weise in einem Bericht über eine sehr gut besuchte Diskussionsveranstaltung zum Thema BGE in 2010 „Märchenstunde in der VHS“) oder wie siehst Du die langfristigen realen Umsetzungsmöglichkeiten?

W. S-K.: das grundeinkommen ist zunächst die idee einer anderen gesellschaft, einer anderen Art der Ver-teilung des vorhandenen Wohlstands. Jeder würde von der gemeinschaft das grundeinkommen quasi als ein Vorschuss bekommen, mit der botschaft: mach was draus! Wer gut verdient, zahlt es wieder an die gemeinschaft zurück. theoretisch und ökonomisch ist das grundeinkommen möglich und finanzierbar. es ist aber ein großes rad, das gedreht werden müsste. das geht nur mit breiten mehrheiten. bisher gibt es aber in keiner im bundestag vertretenen partei dafür eine mehrheit, es wird aber in allen parteien diskutiert, vor allem bei den grünen, den linken und der Cdu. Auch wenn das grundeinkommen nicht schon nächstes Jahr kommen wird, ist die diskussion wichtig und lenkt auf ganz grundlegende Fragen: Wie wollen wir leben? Was wollen wir arbeiten? Was ist Arbeit überhaupt? Wie gestalten wir die gesellschaft? Wie schaffen wir es, dass alle menschen an der gesellschaft teilhaben können und niemand ausgegrenzt wird? Alleine dafür lohnt sich die debatte. Lieber Herr Strengmann-Kuhn, wir bedanken uns für dieses Gespräch.

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n 'Im Lohwald, Offenbach', noch bis 1998 war die-se Adresse in einem bewerbungsschreiben oft der (inoffizelle) grund für eine Absage. "23 langzeitar-beitslose Jugendliche aus den letzten Wohnungen im ehemaligen 'Sozialen Brennpunkt Lohwald' fanden innerhalb von 6 Monaten alle einen Job, nachdem sie eine andere Adresse hatten," erzählt Winfried männ-che, geschäftsführer der gbO (gemeinnützige bauge-sellschaft Offenbach m.b.H.).

den lohwald in dieser Form gibt es nicht mehr und auch andere problematische Stadtteile Offenbachs ha-ben sich in den letzten Jahren positiv entwickelt. ein Verdienst nicht zuletzt der gbO, die ihre Aufgaben-bereiche längst nicht mehr nur in der Schaffung und Vermietung von günstigen Wohnungen sieht. besser wohnen hört nicht an der Haustür auf, die Nachbar-schaft im Stadtteil, Sicherheit, Freizeitangebote und lebensqualität spielen eine große rolle dabei, ob eine Stadt für ihre bürgerinnen und bürger eine gute Wohnqualität bietet. "Die Pflege und Verbesserung dieser Standortfaktoren ist uns wichtig", erklärt Winfried männche. "Deshalb betreiben wir z.B. auch die Stadthalle und das Capitol,

um das kulturelle Angebot in Offenbach zu stärken. Den Förderverein "Sicheres Offenbach e.V." und das Bürger-Alarm-System haben wir ins Leben gerufen, ebenso ist die Bürgerstiftung Offenbach bei der GBO angesiedelt."

mit weiteren projekten und Aktivitäten engagiert sich die gbO innovativ in den unterschiedlichsten berei-chen für unsere Stadt. "Und das macht richtig Spaß," so Winfried männche. "Ich halte nichts davon, alles tot zu sparen. Nur wenn ich etwas investiere, bekomme ich auch etwas zurück." mit dem Ostpol in der östlichen innenstadt entstand z.b. aus einer heruntergekom-menen liegenschaft ein moderner gründercampus. günstige büroräume mit besonderem Service, ein ost-pol-Kredit und Netzwerke bieten eine ideale plattform für Kreative und unternehmensgründer. Absolventen der HFg (Hochschule für gestaltung) richten hier ihre ersten design-büros ein und auch die Hessische Film- und medienakademie zählt zu den mietern.

im gebäudekomplex wurde aber auch die musikschu-le integriert und ein großer Quartierssaal mit schöner terrasse kann für Veranstaltungen gebucht werden.

einsympathischervermieter– besser leben in offenbach

Fotos: © Bernd Georg

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2009 wurde der ostpol in berlin als bestes hegiss-projekt im bereich lokale Ökonomie in deutschland ausgezeichnet. dieses projekt strahlt natürlich positiv auf die Nachbarschaft aus und die gbO engagiert sich darüberhinaus noch weiter im Stadtteil.

in direkter Nähe befindet sich eine der altersgerechten Service-Wohnanlagen der gbO. barrierearme Architek-tur und seniorengerechte Ausstattung der Wohnun-gen, dazu die möglichkeit dienstleistungen von exter-nen Anbietern (z.b. der AWO) zur Alltagsbewältigung zu beziehen, gehören zum Konzept "Service-Wohnen für Senioren". die Kinder im Stadtteil profitieren von der Anerkennung der mathildenschule als "Schwer-punktschule musik". erreicht wurde dies vom Kurato-rium mathildenschule auf initiative der gbO.

Spektakulär gelang die Sanierung der ehemaligen Hartnackschule am Anfang der Hermann-Steinhäuser-Straße. das nun als Studentenwohnheim von der Frankfurt School of Finance & management genutzte gebäude, illuminiert mit einer lichtinstallation an der Fassade die umgebung. Studenten der Hoch-schule darmstadt unter leitung des lichtdesigners prof. Stephan Horn entwickelteten dazu ein dynami-sches Konzept.

"Wir sind auf einem guten Weg die Strukturen in diesem Quartier positiv zu verändern. Dieser Wan-del braucht auch Symbole. Die Lichtinstallation hat das Potential ein solches Symbol zu werden“, erklärt Oberbürgermeister Horst Schneider, Aufsichtsrats-

Die GBO (Gemeinnützige Baugesellschaft Offenbach m.b.H.) bewirtschaftet in Offenbach über 6.000 Wohnungen in jeder Preisklasse, für jedes Lebensalter und jeden Lebensabschnitt – ob für Singles, Studenten, Paare, Familien mit Kindern oder Senioren.

Auf www.gbo-of.de findet man die aktuellen Angebote und Infos.

Die GBO engagiert sich außerdem bei:• Gründercampus ostpol°• Capitol-Theater• Stadthalle Offenbach• Bürger-Alarm-System• Förderverein Sicheres Offenbach e.V.• Bürgerstiftung Offenbach• Besser leben im Lauterborn• Kreis der Offenbacher Wohnungs- wirtschaft• Klagegemeinschaft "Gerechtigkeit für Offenbach"• Klagegemeinschaft "Ausbau Landebahn Nordwest"

Die GBO ist ein Unternehmen der Stadt-werke Offenbach Holding GmbH (SOH).

Foto: © Bernd Georg

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vorsitzender der gbO, bei der eröffnung des "licht-pols". und noch ein weiteres, besonderes projekt soll demnächst im erdgeschoss des Hauses reali-siert werden: ein internationaler Supermarkt soll als modellprojekt neben deutschen produkten auch 50% internationale Waren anbieten.

"Offenbach entwickelt sich", so Winfried männche, "und wir arbeiten daran den Standort zu stärken. Wa-rum soll man nach Offenbach ziehen? – Schöne Woh-nungen und eine kommunikative Stadt sind dafür ein Argument." den bildungsstandort Offenbach vorantreiben, die lebensqualität steigern, kulturelle Angebote si-chern…, der geschäftsführer der gbO denkt positiv und engagiert sich vehement für zukunftsweisende projekte. gerade war Annahmeschluss für die ent-würfe eines bürgerbrunnens auf dem Wilhelmsplatz. und trotz der schwierigen finanziellen Situation Of-fenbachs bestehen wohl gute Aussichten, dass die bürgerstiftung mit unterstützung der gbO dieses projekt realisiert.

"Es sind sehr interessante Ideen dabei und die Men-schen in der Region werden später mal sagen: 'Fahr' mal nach Offenbach und schau Dir diesen tollen Brun-nen an.'", erklärt Winfried männche begeistert. 'Besser wohnen. Besser leben.' – die gbO wird ih-rem motto in vielerlei Hinsicht gerecht, zum Nutzen der mieter/innen und der ganzen Stadt.

n Schon lange wünschte sich das team der dtp AKA-demie rheinmain eine umgebung, die den kreativen inhalten der bildungseinrichtung besser entspräche und die ein anregendes Ambiente böten, wie bei-spielsweise alte industriegebäude, von denen es in Offenbach ja einige gibt. besonders das Hafengebiet hatte es dem team angetan und man fand es span-nend, was sich hier alles tut. da wollte das team um geschäftsführerin eva-maria ellmerich gerne näher dran sein. „Außerdem erfüllten die alten Räume in der Berliner Straße einfach nicht mehr unsere Bedürfnis-se“, erklärt sie weiter die beweggründe. „Wir wollten flexibler und innovativer sein.“ Aber ganz so einfach war die Findung der richtigen räume dann doch nicht, denn die Heyne Fabrik ist ein großes Areal. gleich hinter dem Haupteingang schlie-ßen sich viele unterschiedliche Höfe und Hallen an, deren größter teil mit Kreativarbeitern der Neuzeit be-völkert ist. medien- und modefirmen haben hier ihre Standorte. die dtp AKAdemie rheinmain suchte ein loft, das platz für einen empfangsbereich, unterrichts-räume und einen pausenbereich bot. Neben einer an-genehmen Atmosphäre waren schnelle erreichbarkeit und gute parkmöglichkeiten für die Seminarteilneh-merinnen und Seminarteilnehmer unabdingbar.

Eröffnung des Lichtpols Foto: © Bernd Georg

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m u t & l i e b e A r b e i t e N

das team der dtp AKAdemie rheinmain traf sich mit dem Architekten, der die Sanierung der Heyne Fab-rik betreut. Nach mehreren besprechungen fand man einen bereich an der Fabrikseite zum Nordring hin. im Anschluss daran wurde die insgesamt 250 Qua-dratmeter große Fläche des lofts optimal aufgeteilt. Schalldichte glaswände trennen die Seminarräume voneinander und sorgen für eine luftige und lichte Atmosphäre, die auf den Aufenthalts- und empfangs-bereich ausstrahlt. die drei neuen Seminarräume (für 6, 8 und 14 personen) sind trotz Helligkeit und glas so konzipiert, dass die Seminarteilnehmerinnen und Seminarteilnehmer ungestört lernen und arbeiten können. Für Computer, tastaturen und mäuse gibt

Hierlässtsich'slernen– DTP AKADEMIE: neues zuhause in der heyne fabrik von ingrid Walter

es keine lästigen Kabel mehr. Hier schafft ein W-lAN die notwendigen Verbindungen. Sogar die individu-elle beleuchtung der räume wird mit Funkschaltern geregelt.

Kurz vor Silvester war es dann soweit, die neuen räume waren bezugsfertig. in einer mammutakti-on zog die bildungseinrichtung mit insgesamt 35 Computer-Arbeitsplätzen innerhalb eines tages in die Heyne Fabrik um. in den folgenden tagen wur-den empfangs- und pausenbereich neu ausgestattet. und am 7. Januar 2013 konnten bereits die ersten teilnehmerinnen und teilnehmer den kreativen Spirit der neuen räume genießen.

die dtp AKAdemie rheinmain, das trainings-zentrum für berufliche Weiterbildung rund um die themen marketing, publishing, multimedia, Webdesign und CAd hat zum Jahresbeginn 2013 einen neuen Standort in der Heyne Fabrik bezogen. Seit 2005 in Offenbach ansässig, wollte man der Stadt Offenbach mit ihrer tradition in den bereichen druck und grafik weiterhin verbunden bleiben.

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Vis-à-vis des neu entstehenden Stadtquartiers „Ha-fen Offenbach“, befindet sich die dtp AKAdemie rheinmain nun am puls ihrer zielgruppe. „Wir glau-ben an die positive Wirkung, die von der Entwicklung des neuen Hafenviertels ausgehen wird und freuen uns, dass wir als Weiterbildungseinrichtung für Kre-ativarbeiter bei diesem spannenden Prozess dabei sind“, sagt eva-maria ellmerich.

die dtp AKAdemie rheinmain sieht sich als mittlerin zwischen Softwareherstellern und Anwendern im kre-ativen umfeld der modernen Arbeitswelt. die neuen räumlichkeiten bieten beste Voraussetzungen für das Weiterbildungsangebot der Akademie im digitalen zeitalter. den Seminarteilnehmerinnen und Seminar-teilnehmern stehen in zukunft noch modernere und inspirierendere Seminarräume zur Verfügung.

in den hellen luftigen räumen zwischen Agenturen, Kunsteinrichtungen und design-Studios macht das lernen Spaß. und die Aussicht mit blick auf den blauen Kran und den ruhigen Fluss geben frische impulse. Auf die offizielle einweihung der neuen räume im April darf man sich jetzt schon freuen.

Im Kursprogramm 2013 findet man u.a.:• Erstellen von Präsentationen mit Apple Keynote für das iPad• Eventmarketing im Unternehmen • Realisierung anspruchsvoller Webseiten • Visuelle Effekte mit Adobe After Effects und Photoshop• Adobe InDesign und die Digital Publishing Suite (DPS)• Adobe Photoshop und Fine-Art-Print • Barrierefreie PDF-Erstellung • Contentmanagement mit CONTENIDO • Integration von Mac-Clients in eine Windows- Domäne• Fine Art Print• Fortbildung zum Motion-Designerin/Motion- DesignerGeschult wird immer die aktuelle Programmver-sion oder bei firmenspezifischen Schulungen die gewünschte Software-Version.

Weitere Infos: DTp AKADeMIe rheinMain GmbH Heyne Fabrik, Nordring 82 B, Haus 04 [email protected] oder www.dtp-rm-de

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n Herr Hansen erzählen Sie mir doch mal von ihrem leben hier in Offenbach. „Stillstand war nicht mein Leben. Eigentlich wollte ich Stararchitekt werden, das hatte ich in meiner Le-bensplanung so vorgesehen, aber dann kam es doch anders, als gedacht. Die Thematik Schule war in vielen Bereichen ein Miss-erfolg. Obwohl meine Eltern immer sagten: „Der ist nicht dumm, nur faul!" Aber das stimmte natürlich nur zum Teil, denn jeder der mich besser kennt, weiß, wenn es mir Spaß macht, dann setze ich enorme Ener-gien frei. Nun als Bühnenbildner, Filmvorführer oder bei der Gestaltung eines Balles war ich nicht zu über-treffen, doch dann bin ich durch's Abitur gerasselt.

Mein Gott, was für eine Schande, ein Lehrersohn und dann so was. Meine Mutter hat sich bestimmt eine Woche lang geschämt, wenn sie durch den Buchrain-weg lief. Doch so konnte ich die Einberufung zur Bun-deswehr locker zurückschicken. Ein Jahr länger auf der Schule war mir lieber, als ein Jahr bei der Bundeswehr. Das hat natürlich meinem Vater nicht gefallen, denn der wäre froh gewesen, wenn ich endlich von seiner Schule verschwunden wäre. Und dann doch endlich das Abitur. Meinem Vater war mein Weg klar; Studium in Stuttgart wo auch er studiert hatte, Eintritt in die

derkümmerer Klaus Hansen im gespräch mit Nicole Werth

Klaus Hansen liegen die belange der Stadt am Herzen. Als Citymanager war er ab 2003 für Offenbach aktiv. Wie sagte er einst zu mir: "Immer, wenn ich durch die Stadt ging und auf Einzelhändler, Gastronomen oder Bürger traf, schilderten sie mir, was sie in Bezug auf Offen-bach bewegte. Der ewig gleichlautende Tenor: 'Es kümmert sich ja keiner!' Da dachte ich mir, dann kümmere ich mich eben mal."

Burschenschaft, wo auch er in einer schlagenden Ver-bindung war, Karriere und so weiter und so weiter.... Gegen Hiebe ins Gesicht habe ich mich für die TH Darmstadt entschieden – diese Entscheidung hat das Verhältnis zu meinem Vater nachhaltig beeinflusst.

Den Numerus Clausus hatte ich irgendwie geschafft, aber mit 120 Kommilitonen in einem Studiengang, das hat meinen Traum von der Architektur doch etwas ge-trübt und so wechselte ich an die HFG nach Offenbach. Von nun an hat es mir Laune gemacht und es kamen die ersten Erfolge. So hatte ich die Gelegenheit, auf Emp-fehlung meines Professors, bei einem der bekanntes-ten deutschen Architekten dieser Zeit eine Anstellung in Düsseldorf zu bekommen. Plötzlich war ich so etwas wie ein Star, nach 28 Jahren von zu Hause weg, wohnte ich auf einem Feldbett im Keller des Büros und lernte bald darauf meine zukünftige Frau kennen.

Nun war da noch der Traum vom Stararchitekten. Um Erfahrungen zu sammeln arbeitete ich von 1969 – 1975 in verschiedenen Architekturbüros. Jetzt kam die Konjunkturkrise und ein Chef, der mir erklärte wie gut ich war – aber leider überflüssig. Arbeitslos 1976 – ich der Topkrankenhausarchitekt.

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Dann wurde ich angesprochen, ob ich nicht Lust hätte am Leibnizgymnasium als Kunsterzieher zu arbeiten. Das war ein Glück. Ich hätte auch ohne Lohn gearbei-tet nur um der Arbeitslosigkeit zu entfliehen. Es hat mir Spaß gemacht und ich war nah dran umzuschu-len, doch das wäre ja wieder Schule gewesen, nein das ging dann doch nicht. 1976 jetzt wollte ich endlich probieren selbständig zu werden – eine Odyssee.

Die Baukonjunktur begann zu bröckeln, Privataufträ-ge wurden storniert, viel Lob für kleine Aufträge, die trotz 14stündiger Arbeit nichts brachten als Lebens-erfahrung. 1978 das Jahr der Entscheidungen; 1. kein Stararchitekt, 2. Familienplanung. Zur Durchführung der Familienplanung gehörte ein „fester“ Arbeits-platz. Per Zufall wurde mir von der Stadt Offenbach eine Festanstellung beim Hochbauamt angeboten. 1979 kam Tochter Heike zur Welt, 1982 unser Sohn Jens, heute gibt es schon 2 Enkel.

Das Schöne war – über meine Arbeitszeit hinaus blieb noch Zeit für kreative Architekten- und Beratertätigkei-ten, so konnte ich mich weiter entwickeln. Aber nicht nur fachlich, auch für Ehrenämter, im Kirchenvorstand der Paul-Gerhardt-Gemeinde, im ev. Kirchengemeinde-verbandsvorstand, an der Hochschule für Gestaltung, im Tierschutzverein oder in der Gesellschaft habe ich Aufgaben übernommen.Sich auch, neben den beruflichen Angelegenheiten, um Dinge des Miteinanders zu kümmern, forderte mich und machte mir Spaß, da Offenbach mir schon immer am Herzen lag. Ich war Planungsleiter beim Hochbauamt, bis dieses dann 1993 aufgelöst wurde. Viele Planungsleistungen wurden an freie Architekten übertragen. Die Mitarbeiter des Hochbauamtes wech-selten zur Eso. Da fragte ich mich; gab es für mich nur diesen vorgegebenen Weg? Dann reifte in mir der Plan, sich innerhalb der Stadt mit einem Projekt neu zu bewerben, dem Citymanagement.

Die „Arbeitsgemeinschaft Citymanagement OF“ ent-stand und wurde bei der Wirtschaftsförderung an-gesiedelt – ein Glücksfall, denn dort erhielt ich Un-terstützung durch den Amtsleiter Jürgen Amberger, Oberbürgermeister Gerhard Grandke, die IHK, den Hotel und Gaststättenverband, sowie den Einzelhan-delsverband. Wir arbeiteten zusammen. Was die AG

auszeichnete war, dass wirklich alle an einem Strang zur Verbesserung der Stadtentwicklung zogen.

Im Laufe der nächsten neun Jahre begleitete ich die-ses Projekt. Wir förderten unter anderem den Neubau der Berliner Straße, die Neugestaltung der Geleits- und der Herrnstraße. Der Citymanager als Ansprech-partner, Mittler und Moderator zwischen Handel, Wirtschaft und städtischen Ämtern. Es konnten neue Wege der Kommunikation geschaffen werden. In die-ser Zeit startete das Projekt „Neugestaltung Wilhelms-platz“. Gemeinsam mit Gastronomen, Hausbesitzern, Mietern und städtischen Ämtern wurde der Grundstein für die heutige positive Entwicklung gelegt.

Das Citymanagement in Offenbach hat uns national bekannt gemacht. In zahlreichen Vorträgen vor Stadt-verwaltungen und Wirtschaftsverbänden in Deutsch-land konnte ich das „Modell Offenbach“ bekannt machen.“ Was ist das Model Offenbach genau? „Das Model Offenbach bedeutet das Citymanagement auf eine besondere Weise. Nämlich – ohne Geld von der Stadt. Wir finanzierten die Projekte nur über Sponso-ren Gelder. Zum Beispiel die Bäume in der Frankfurter Straße, allesamt von Betrieben und Anwohnern ge-stiftet. Klaus Hansen lacht: „Ja, man muss wollen aber auch können.“ „Von 1998 – 2001 war ich am Institut für City- und Regionalmanagement in Ingolstadt und 2004/05 am Bildungszentrum des Hessischen Han-dels und der Akademie für Welthandel in Frankfurt als Dozent für Citymanagement tätig.

Nach 25 Jahren bei der Stadt, wagte ich dann 2003 noch einmal einen Neuanfang mit nunmehr 60 Jahren. Einen Neuanfang auf zwei Beinen, als selbständiger Architekt und Citymanager. Dazu kommt die seit 20 Jahren andauernde Vorstandsarbeit in der Gemeinüt-zigen Ketteler-Baugenossenschaft, als Projektmana-ger im Leibnizgymnasium, als Künstlerberater und das alles in Offenbach, meiner Stadt. Einer Stadt mit Ecken und Kanten und unglaublich viel Potential.“

Vielen dank Herr Hansen für die ehrlichen einblicke in ein echtes Offenbacher leben.

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M&L: Seit wann sind Sie Mitglied des Boxclubs Nord-end Offenbach und welche Bedeutung hat er für Sie?Beata Blaszyk: ich gehöre dem boxclub seit August 2011 an und war vorher bei der tg Hanau. ich be-trachte den bC-Nordend als mein Wohnzimmer und ich finde die idee großartig, leute von der Straße zu holen, ihnen eine neue herausfordernde und sinn-volle Aufgabe zu geben, noch dazu mit der mög-lichkeit, hier auch sein Hausaufgaben machen zu können. das finde ich toll.

M&L: Warum haben Sie mit dem Boxen angefangen?B.B.: ich war mal mitglied in einem Fitnesscenter und habe dort Kurse besucht, die eine 55-jährige Fitnesstrainerin gab. mich hat das sehr beeindruckt, was sie für eine körperliche Fitness besaß und wie fit und energiegeladen sie war. Sie war ein wahres powerbündel.

M&L: Wie motivieren Sie sich für das tägliche Trai-ning?B.B.: (lacht) das übernimmt meistens mein trainer.

M&L: Welche Bedeutung hat für Sie das Boxen und welche Ziele haben Sie?ich bin dadurch willenstärker und disziplinierter ge-worden, immer das ziel vor Augen. mir ist es wichtig jeden Kampf zu gewinnen und das ganze peu á peu anzugehen.

M&L: Haben Sie Vorbilder?B.B.: (lacht) ehrlich gesagt habe ich keine Vorbilder.

M&L: Welche Sportarten haben Sie vor dem Boxen betrieben?B.B.: ich habe alles mögliche gemacht, w. z. b. bas-ketball und leichtathletik.

BeataBlaszcyk– boxmeisterin im BC-NORDEND

Beata Blaszcyk ist Hessenmeisterin (2010), deutsche meisterin (2011) und dritte der deutschen meisterschaft im Amateurboxen 2012. ihr ziel für 2013: Über 30 Kämpfe absolvieren und sich an die europäische Spitze boxen. beata trainiert im boxclub Nordend Offenbach.

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M&L: Wie sieht Ihr Trainingsalltag aus und wie lässt es sich mit Ihrem Beruf vereinbaren?ich habe ja auch einen Full-time Job – ich arbeite als Friedhofsgärtnerin und Floristin. einmal am tag habe ich 2 Stunden trainig und Samstags gehe ich joggen. Ansonsten fahre ich 2 mal im Jahr in ein trainings-lager. Aber zum glück ist das für meinen Arbeitgeber kein problem. Für boxkämpfe kann ich jederzeit ur-laub machen und alle stehen hinter mir.

M&L: Was sagt Ihre Familie zum Boxen?B.B.: Auch hier stehen alle hinter mir und sie freuen sich, wenn alles gut läuft – also ohne Verletzungen.

Vielen Dank für das Gespräch und weiterhin viel Erfolg!

Der 1. Mai in Offenbach: Ein wichtiger Feiertag!Was hat es mit dem 1. mai auf sich? Wenn man sich die geschichte des 1. mai anschaut, dann stellt man ganz schnell fest, dass errungenschaf-ten wie gute löhne, mitbestimmung und ver-nünftige Arbeitzeiten keine Selbstverständlichkeit sind. der Ausbau des Niedriglohnsektors, die Aus-höhlung von tarifverträgen und die unerträgliche Arbeitsverdichtung in den letzten Jahren machen dies deutlich. mit dem 1. mai setzen wir ein zei-chen für unsere rechte und für ein solidarisches miteinander. es geht aber nicht nur um unsere rechte und interessen, sondern darum, dass sie für alle gelten. Auch für zukünftige generationen. dafür brauchen wir eine starke beteiligung an unserer 1. mai-Feier!

Fahrradtour & Spargelstechen…

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Offenbach

Boxen im BC Nordend

Training für Jugendliche 12 - 18 Jahre

Mo. + Do. 17.00 – 19.00 Uhr (kostenlos)

Offenes Training für jederman/-frau

Hobbyboxer Erwachsenentraining

Mo. + Do. 19.00 – 21.00 Uhr

Info: Bernd Hackfort: 01787803503 • [email protected] Nordend Offenbach e.V., Im Hafen 19

www.boxclub-nordend-offenbach.de

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der1.mai– einwichtigertag früher und heute von mike Josef, Organisationssekretär, dgb Offenbach

Foto: © Nicolas Carbenay

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Der 1. Mai als FeiertagAm 14. Juli 1889 riefen die Arbeitnehmerinnen und Ar-beitnehmer auf ihrer Kon-ferenz in paris den 1. mai als tag der internationalen Kundgebung aus. damit war der 1. mai als tag der Arbeit geboren. die grundlage für einenn gewerkschaftlichen dachverband wurde gelegt. Oberstes ziel war damals die durchsetzung des Acht-Stunden-tag. das ist zum teil heute noch so. Somit ist der dgb ein maienkind. der preis für die etablierung des 1. mai als Feiertag war sehr hoch. Auch Offenbachs Arbeiterinnen und Arbeiter, die am 1. mai 1890 dem Aufruf folgten, be-kamen das zu spüren. Sie wurden verfolgt und viele von ihnen verloren ihre Arbeit oder wurden am 1. mai 1890 von ihren unternehmen ausgesperrt.

Gewerkschaftliche Erfolge in OffenbachOffenbach war 1900 geprägt von niedrigen löhnen, steigenden lebensmittelpreise und einer steigenden Wohnungsnot. die gewerkschaftsarbeit zahlte sich aber aus. die Sonntagsruhe, ein Arbeitsverbot für Kinder unter dreizehn Jahren und die Arbeitszeit für Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer über sechzehn wurde begrenzt. in den Offenbacher Firmen konnten kürzere tagesarbeitszeiten von bis zu neun Stunden durchgesetzte werden. Höhere löhne und die ein-führung von urlaubszeiten wurden ebenfalls von gewerkschaften erkämpft. und 1918 wurde von den Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer der Acht-Stun-den-tag erreicht. der deutsche-metallarbeiter-Ver-band stellte damals fest: „Den Acht-Stunden-Tag und den freien Samstagnachmittag lässt sich die deutsche Arbeitnehmerschaft nicht mehr nehmen, komme was da will.“

Die Zerschlagung der freien Gewerkschaften vor 80 JahrenAm 2. mai 1933 wurde die freie ge-werkschaftsbewegung in deutsch-land vom Hitlerreich zerschlagen. in Offenbach und Frankfurt wurden gewerkschaftsfunktionäre verhaftet und eingesperrt. einige transportier-te man in das Konzentrationslager Osthofen. das gewerkschaftshaus

an der Austraße 9 in Offenbach wurde von den Natio-nalsozialisten besetzt.

Für die menschen im Widerstand war der 1. mai zwischen 1933 und 1945 Anlass für Aktionen gegen das Hitler-regime. Sie traten mit symbolträchtigen, oft waghalsigen Aktionen an die Öffentlichkeit. Von den damals in Offenbach und Frankfurt inhaftierten gewerkschaftern überlebte nur Christian Stadtmüller, der als bevollmächtigter der ig metall in Offenbach maßgeblich am Wiederaufbau der gewerkschaften in Offenbach beteiligt war.

1. Mai 2013 – Unser Tag: Gute Arbeit. Sichere Rente. Soziales Europader tag der Arbeit spielt auch weiterhin eine wich-tige rolle. er steht in diesem Jahr nicht nur im zei-chen der zerschlagung der gewerkschaften, sondern für die Solidarität mit und zwischen den Arbeitneh-merinnen und Arbeitnehmern. er unterstreicht unsere Forderungen nach einem friedlichen europa, einem mindestlohn von 8,50 euro, der Schaffung von guter Arbeit und den Abbau prekärer beschäftigung, einer guten Ausbildung für junge menschen sowie der ge-rechten Verteilung des steigenden Wohlstands. 80 Jahre nach der Stürmung der gewerkschaftshäuser ist es endlich an der zeit die Npd und alle neonazis-tischen Organisationen zu verbieten!

Training für Jugendliche 12 - 18 Jahre

Mo. + Do. 17.00 – 19.00 Uhr (kostenlos)

der1.mai– einwichtigertag früher und heute von mike Josef, Organisationssekretär, dgb Offenbach

1. Mai-Feier in Offenbach: ab 10.00 Uhr auf dem Wilhelmsplatz. der deutsche gewerkschafts- bund lädt alle menschen ein, sich daran zu beteiligen.

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es begann mit einer reise zunächst nach prag, in den bewegten 90er Jahren, entwickelte sich zu einer 2-maligen Weltumrundung mit fünf Stationen Frankfurt – Prag – Moskau – New York – Tokyo und dauerte 8 Jahre. Am ende dieser langen zeit war die reisende angekom-men, bei sich – als Künstlerin.

n gabriele Juvan, Journalistin und Kommunikationswissenschaft-lerin, entwickelte das "Fünf Städte-projekt" in den Jahren 1992 – 96. in dieser zeit nach dem mauerfall war die um- und Auf-bruchstimmung überall zu spüren. die lebensbedingungen und -situationen der menschen veränderten sich, besonders der All-tag der menschen im Osten. die produkte aus sozialistischen zeiten vermischten sich mit westlichen Konsumgütern. g. Juvan lebte für eine zeit als "Fremde in Städten" und spürte dieser besonderen Atmosphäre mit künstlerischen mitteln nach. z.b. entstanden serielle Objekte aus seltsamem rosa Saumband (prag) oder Fotoserien von sozialistischen monumentalbauten (moskau), andernorts Filmsequenzen, projektionen; auch die Arbeitsweise änderte sich an jedem Ort.

"Ich hatte immer die Idee, die entstandenen Arbeiten in die Ent-stehungsorte zurück zu bringen und dort gemeinsam in einem Raum zu präsentieren." (g. Juvan) ein beachtliches, organisato-risches und finanzielles projekt. Allein die telefongespräche ins Ausland kosteten 1996 noch ein kleines Vermögen. Aber aus

büro gabrielejuvan menschen begegnungen dialoge

Foto: © Sabine Jürgen

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den Kontakten der ersten reisen entwickelten sich Netzwerke und unterstützer fanden sich rund um die Welt. So zwei Studenten, die begeistert das Vorhaben begleiteten, ein Architekt einer leerstehenden bank in Frankfurt, der den ersten Ausstellungsraum zur Verfü-gung stellte und unzählige mehr. das publikum und andere Künstlerinnen und Künstler ließen sich begeis-tern von einer besonderen Atmosphäre. in jeder Stadt fanden andere menschen zusammen, einige reisten auch jeweils wieder an, Kunstaktionen entstanden im rahmen der präsentationsorte. das projekt entwickel-te eine eigene dynamik über Ort und zeit.Allein das ende der reise in tokyo stand unter kei-nem guten Stern. ein taifun zerstörte fast das ganze equipment. "Keine schöne Situation. Doch plötzlich war mir klar, dass ich das alles nicht brauchte, keine Bilder, Objekte oder Filme. Mich interessierte die Kommunikation, die Interaktion zwischen den Menschen und die Beziehung zwischen Mensch und Raum." (g. Juvan)

zurück in europa, in Offenbach, entwickelt gabriele Juvan weitere Kommunikationsprojekte. immer mit der idee, menschen in öffentlichen räumen gemein-sam agieren zu lassen, zu ungewöhnlichen Aktionen anzuregen. Kommunikation als Kunst und Kunst als Kommunikation.

"Künstler haben zu allen Zeiten neue künstlerische Ausdrucksformen entwickelt. Ich male nicht mit Farbe auf Leinwände. Meine Bilder sind bewegte, flüchtige, dreidimensionale Momente, vielleicht 'male' ich Bilder in die Erinnerung der Menschen." (g.J.).

Wie z.b. das "dach für Offenbach" 2001 auf dem Wilhelmsplatz. Ca. 80 bürgerinnen und bürger ver-wandelten den platz an einem Samstag im August zu einem gemeinsamen Wohnzimmer. menschen unterschiedlicher Nationalitäten, Alters- und bevöl-kerungsgruppen, die sich vorher nicht kannten und nicht immer dieselbe Sprache sprachen, fanden sich in gruppen zusammen und spannten vorbereitete, textile Streifen über den Wilhelmsplatz. die Aufgabe war nicht ganz einfach, wurde aber gemeinsam be-wältigt. unter diesem dach feierte die Stadt dann am Samsatg und Sonntag.

"Wissen Sie, in meiner Erinnerung sehe ich immernoch den Platz mit dem bunten Dach, sagte mir später eine Teilnehmerin. Durch meine Aktionen werden öffent-liche Räume anders wahrgenommen und erlebt."

Juvan gelingt es, menschen für ihre Visionen zu be-geistern und gibt den mitwirkenden im gegenzug die möglichkeit zu eigenen, nicht alltäglichen erfahrun-

büro gabrielejuvan menschen begegnungen dialoge

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(WWW.JuVAN.de)

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gen. die künstlerische Situation/Aktion entsteht nur durch gemeinsame, nicht planbare interaktion. "Meine Kommunikationsprojekte laufen oft über viele Jahre. Sie fordern Geduld, Neugier und Biss. Das Un-vorhersehbare ist nicht planbar, gehört aber dazu." die andere große Kunst bei diesen projekten besteht sicherlich auch in der Überwindung bürokratischer Hürden, der Finanzierung und dem durchhaltever-mögen. die künstlerische Arbeit von g. Juvan ist das genaue gegenteil von introvertiertem Schaffen. die grenze zwischen publikum und Kreativen verwischt, die Konsumenten werden zu Akteuren, entwickeln den vorgegebenen rahmen zu etwas Neuem.

unter dem label "büro gabriele Juvan – menschen begegnungen dialoge" realisiert die Künstlerin uner-müdlich neue, künstlerische Kommunikationsevents. "Büro verstehe ich dabei als Werkstatt. Zahlreiche Helfer und Unterstützer sind jeweils an der Umsetzung beteiligt." (g. J.)

2006 würdigt Offenbach gabriele Juvan mit dem Kul-turpreis der Stadt. eine kleine Auswahl aus weiteren projekten im öffent-lichen raum: die 2001 - 2004 gemeinsam mit 1200 bürgerinnen und bürgern entstandenen "Offenbacher bilder" wurden 2009 in einem parcours der Öffent-lichkeit präsentiert. beim Architektursommer rhein-main 2011 lenkten "die Flaneure" große, orangefar-bene Figuren auf dem Offenbacher rathaus und vier Nachbargebäuden die Aufmerksamkeit der betrachter in die Vertikale. zur luminale 2012 gestaltete g. Ju-van einen Kommunikationsraum im turm der Alten Schlosskirche, in Kooperation mit dem ev. dekanat und dem Architekten/lichtplaner Jens müller. ('in te-nebris'/in der dunkelheit). die ruine wurde für sechs tage zu einem begegnungsraum zum thema: "Über-gang – Fragment – Verletzlichkeit", mit gästen: prof. marianne Schrader (Chirurgin) und tätowierer björn; landschaftsarchitekt Sascha döll, performerinnen: roza rueb, ina Juretzek; tom Schüler (trompete).

'In tenebris' – Begegnungsraum, Alte Schlosskirche Offenbach, Luminale 2012. In Kooperation mit Ev. Dekanat Offenbach und Jens Müller

Foto: © Gabriele Juvan

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Zur Zeit ist G. Juvan zu ihrem "Fünf-Städte-Projekt" zurückgekehrt. Im März erscheint der englischsprachige Bildband "The Five Cities Projekt", er ist dann über die website oder im Buchhandel er-hältlich. Auf einer dazugehörigen Website soll ein Netzwerk der damaligen Beteiligten entstehen und zu neuen Kontakten und Aktionen anregen.

Kontakt/Infos: www.five-cities-project.de www.juvan.de

'Ein Dach für Offenbach',2001, Wilhelmsplatz Offenbach

Foto: © Gabriele Juvan

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errollt…errollt… waggonof Vor mehr als 8 Jahren entwickelten Hfg-Stu-

denten mit ihrem professor manfred Stumpf ein projekt: ein Ort sollte in Offenbach ge-schaffen werden, der das idealistische Konzept der “Sozialen plastik“ verwirklicht. in den Siebzigern wurde diese idee des Kunstprofes-sors Joseph beuys zum skandalträchtigen Satz „Jeder mensch ist ein Künstler“ verkürzt.

n der ganze Satz heißt nämlich, „Jeder Mensch ist ein Künstler, der sein soziales Umfeld kreativ gestal-tet“. Wer versucht, seine beziehungen zu den mit-menschen positiv zu gestalten, ist also ein Künstler. das tut natürlich nach möglichkeit jeder und “er-schafft“ damit erst sein soziales umfeld. in diesem Sinne verstand beuys Kunst, aber auch politik.

die alte Offenbacher Hafenbahn wurde gerade abge-rissen. professor Stumpf und seine Studenten erhiel-ten die erlaubnis, ein stehen gelassenes gleisstück “kulturell zu beleben“. ein alter güterwaggon, bau-jahr ‘57, wurde günstig von der bahn erworben und von produktgestaltungs- und Kunststudenten um-gebaut. Während schon einzelne Ausstellungen und

kulturelle events stattfanden, arbeitete Frank Flaska-emper an dem, was heute die längste und höchste Skulptur deutschlands ist. die Helix am ende des Kulturgleises steht für die zwiespältige menschliche entwicklung aus dem industriellen eisenbahnzeital-ter in das zeitalter der genetik. mit ihrem optimisti-schen Schwung richtung Himmel, und dem Waggon als Ort des zusammenkommens am Anfang, ist sie auch Ausdruck einer Hoffnung: dass diese neue zeit mehr sein kann, als lediglich von industriellen und ökonomischen interessen geleitet.

Für Flaskaemper und alle, die am Waggon und der Helix mitarbeiteten, war es auf jeden Fall ein tech-nisch und ökonomisch langwieriger Weg, bis letztere endlich realisiert werden konnte. Viele Sponsoren-klinken wurden dafür geputzt und rückschläge gab es einige. die Helix dürfte, nebenbei bemerkt, auch die größte und teuerste diplomarbeit sein, die je an der Hfg oder einer anderen Hochschule abgeliefert wurde.

Als wir vor 5 Jahren mit dem Waggon anfingen, hatte sich gezeigt, dass der Waggon als reines Studen-tenprojekt zu wenig Konstanz hatte. damals gab es noch keine mensa in der Hfg, und der erste ge-danke war, eine Art Suppenküche für Studenten und Städter daraus zu machen. die gemeinsamkeit beim essen und bei gelegentlichen frei zugänglichen Kul-turveranstaltungen sollte die grundidee der Sozialen plastik befördern. das musste ziemlich schnell fallen gelassen werden, ein küchentauglicher umbau war finanziell einfach nicht drin. Stattdessen wurde erst-mal ein Verein gegründet, um auch für Nichtstuden-ten zugänglich zu werden, der Soziale plastik e.V.in kürzester zeit zeigte sich, wofür der Waggon wirk-lich gebraucht wurde. Keinem von uns war vorher klar, wie viele spannende projekte, performer, Künst-

Fotos: © waggon OF

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ler, menschen es in Offenbach, in rheinmain und dem rest der Welt gibt. Auch und gerade außerhalb der Hfg. Wie groß der bedarf nach einem Ort ist, an dem verschiedensterlei underground und Hochkultur außerhalb ihrer engen ghettogrenzen zusammen-kommen können.

das führte und führt durchaus auch zu Widersprü-chen. Nicht jeder, der am mainufer vorbeischneit, kann mit elektronischer experimentalmusik, einer lesung oder auch nur schlichtem reggae umgehen. Wer öfter zum Waggon kommt, dem wird toleranz für andere richtungen als die eigene abgefordert. und wer lyrik oder Free Jazz liebt, muss hier ge-legentlich auch einem jugendlich herummaulen-den Haftbefehl-Fan gegenüber seinen Standpunkt behaupten (die besseren Offenbacher rapper sind sowieso Stammgäste im Waggon). das mainufer um den Waggon ist außerdem ein treffpunkt für Jugend-

liche, mit denen meistens gut auszukommen ist. trotzdem kann es schnell mal laut und heftig werden, wenn bewiesen werden muss, wie cool man gerne wäre. Für die Jugendlichen wohl eher nebenbei, fällt dabei eine unmenge an müll, Scherben und Aufräu-marbeit an. mitunter stellt sich beim Waggonöffnen das gefühl ein, gegen ewig rotierende Windmühlen pubertärer Abfallerzeugung anzurennen.

trotz alldem ist der Waggon nur hier, an dieser Stelle richtig, mitten im lauten, prallen, nicht immer kon-fliktfreien Offenbacher leben. ein Ort, an dem tole-ranz, respekt und gegenseitige Anerkennung immer wieder neu ausgehandelt werden müssen. Weil es die einzige möglichkeit ist, um gemeinsam besser leben zu können. Weil genau das eine Soziale plas-tik ausmacht. Weil es genau darum in dieser Stadt geht.

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Aktuelles Programm/Infos: www.waggon.blogsport.de

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An Offenbachs schönstem platz gab es bisher restaurants, Szenelokale, bierkneipen, eine bäckerei und viele läden – ein klassisches

Café fehlte bisher. das fiel auch monika Staab auf – und sie beschloss, diese Situation zu

ändern: im Juni 2012 eröffnete sie mit ihrem mann das Café Stäbche an der ecke zur

bleichstraße – und eroberte mit dem liebevoll eingerichteten kleinen Kaffeehaus schnell die

Herzen der Offenbacher.

Kleines klassisches Kaffeehaus schließt „Versorgungslücke“ am Wilhelmsplatz

n Als das ehepaar Staab vor vier Jahren nach Offen-bach kam, suchte monika Staab eine neue berufliche Herausforderung. Schon lange hatte sie den Wunsch gehegt, ein klassisches Café zu eröffnen. Am Wil-helmsplatz ecke bleichstraße, in einem ladenlokal, in dem früher eine pferdemetzgerei und anschlie-ßend eine Kneipe logierte, bot sich eine geeignete gelegenheit für das Vorhaben. Nach umfangreichen renovierungsarbeiten konnten die beiden eheleute im letzten Juni eröffnen.

Wer das kleine Café in der bleichstraße 32 betritt, wird sogleich von der großen Kuchenvitrine und den originellen lampen, die aus lauter unterschiedlich gemusterten lampenschirmchen zusammengebun-den scheinen, in den bann gezogen. gern lässt man sich weiter hinten auf einem der samtigen Sofas an der linken Wand nieder oder vielleicht doch lieber auf einem der modernen weißen designerstühle? das Ambiente des Cafés vereint sehr trefflich tradi-tionelle und moderne Stilelemente und lässt keine verstaubte Atmosphäre aufkommen.

café stäbche– das hat uns noch zum glück gefehlt…

Café StäbcheWilhelmsplatz/Ecke Bleichstraße 32• 63065 OFTel.: 069 69768401

Öffnungszeiten:Mo., Mi., Do., So. 9.00 – 19.00 UhrDi., Fr., Sa. 8.00 – 19.00 Uhr

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Für die Ausstattung engagierte man die Firma „le-bensraum innenarchitektur“ aus essen, die auch das „tafelspitz“ eingerichtet hat. die großen und hohen Fenster setzen das ganze interieur besonders schön in Szene. im Sommer können sie geöffnet werden, sodass eine terrasse entsteht, von der aus man beim Kaffee das bunte treiben auf dem Offenbacher Wochenmarkt beobachten kann.

davon haben im letzten Jahr schon Offenbacher aller Altersgruppen regen gebrauch gemacht: „Wir hören oft, dass ein klassisches Café am Wilhelmsplatz ge-fehlt hat“, sagt Cafébetreiber Andreas Staab. dem-entsprechend ist die Kuchenvitrine am eingang ein besonderer Anziehungspunkt. „Das meiste backt mei-ne Frau selbst, im hauseigenen Ofen. Die verwendeten Zutaten holt sie frisch vom Wochenmarkt“, beschreibt Staab das Angebot. „Nur die Sahnetorten kommen von der Konditorei Kress.“

Außer Kuchen werden aber auch Offenbacher Früh-stücksvariationen angeboten. Ferner stehen kleine Speisen, wie hausgemachte Suppen, überbackene toasts, belegte brötchen, mit und ohne Salat, eier-speisen und warme Croissants auf der Karte. dazu schmecken frisch gebrühter Kaffee und feiner tee, ebenfalls aus nächster Nähe bezogen: der Kaffee der marke gorilla kommt aus der Kaffeerösterei Joerges in Obertshausen, der tee aus dem kleinen biergrund von regina Noe.

in zukunft möchte das ehepaar Staab noch weite-re Snacks wie bagels oder Club Sandwiches in die Speisekarte aufnehmen. Außerdem ist die idee auf-gekommen, regelmäßige Abendveranstaltungen zu bieten. eine lesung mit uwe Kauss („99 mal Offen-

bach“) und ein Kaffeehauskonzert der besonderen Art mit ralf „boomboom“ becker wurden bereits sehr gut angenommen. Als nächstes ist eine lesung mit dem Krimi-Autor bernd Köstering geplant. Auf weitere kleine events darf man neugierig sein. Neu-gierig macht vielleicht auch der nicht ganz alltägliche Name „Café Stäbche“: „Der ergab sich aus dem aus meinem früheren Kosenamen“, erklärt Andreas Staab und schmunzelt. „In der Schule hat man mich „Stäb-che“ genannt.

Ingrid Walter, Walter Wortware, www.walter-wortware.de

armenspeisung oder suppenküche

Im 18. Jahrhundert als Ausgleich zu den Armen-speisungen der Kirche ins Leben gerufen, waren sie wichtiger Bestandteil des täglichen Über-lebens, in den immer schneller wachsenden Städ-ten der industriellen Revolution. Da bekam der Bedürftige gegen eine Marke Suppe und Sonntags auch mal mit ein paar Brocken Fleisch.Legendär die Rumfordsuppe, wobei ihr Erfinder, ein Reichsgraf, sicher nicht gezwungen war, diesen kulinarischen Fehltritt zu genießen. Macht aber satt und hat sonst auch fast alles was der Mensch so braucht um es mit Gin oder Korn runterzu-spülen zu können, Eiweiß, Kohlehydrate, Eisen. Gewürzt mit Wein- oder Bieressig sogar ein paar Vitamine.

Die Bedürftigenspeisung gibt es leider immer noch nur nennt sich das jetzt „Tafel“. An der sonst ja nur die Mächtigen, Schönen, Reichen Platz nehmen. Also was da übrig bleibt, sozusagen die Krümel, darf jetzt auch auf die Tafel und da wir alle gleich sind, die Bedürftigen an dieselbe.

Suppenküchen gibt es wieder und es werden immer mehr, trendisch – Suppenbar, Okinawa Suppen Shop, H2O und mehr, Soupreme, Souper, Suppengrün, Suppe Brot & Co, Suppendippe,

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Suppen-Paradies, die Liste ist nicht vollständig, genannt.

Da gehen sie hin die Armen. Der Agenturmensch, dem die Kantine wegrationalisiert wurde, der Hand-werker dem der Henkelmann abhanden gekommen ist und all jene aus ihren kreativen Einzimmerbüros des Alleinseins überdrüssigen, der Witwer, Herr Nachbar und Frau Schmidt und Bankangestellte, die nicht unter der Aufsicht des Chefs im Bistro speisen möchten.

Es eint sie alle das Bedürfnis nach einer warmen, schnellen, preisgünstigen Mahlzeit und diese nicht alleine einnehmen zu müssen. Silberne Löffel wei-ße Tischdecken sind seltener, dafür ist die Kommu-nikation abseits von Facebook eine raue herzliche ...“Tach, rutsch ma...“ Und wenn der Malerstaub sich auf den Nadelstreifen legt und im Gedränge die Krawatte im Teller badet, so ist das Leben.

In Offenbach mit schönem Innenhof auf der Frankfurter Straße ist das Soupreme zu emp-fehlen, schönes einfaches Design, gute Suppen, bunte Mischung an Leuten und selbst im größten Mittagsstress freundliche und schnelle Bedienung – was will man mehr.

Aus dem Labor: rumfordsuppeErbsen und Graupen stundenlang gekocht mit Brantweinessig gewürzt, ergeben eine nahrhaf-te, billige, breiähnliche Suppe. Für Gourmets sei empfohlen mit verschiedenen Gemüsen, feinen Innereien oder exotischen Gewürzen zu experimentieren.

Ab 16.00 uhr

die weinstube, taunusstr. 19, OF • preis: 28,- euro

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n die Hard ’n’ Heavy Freunde sind einige Jungs aus Offenbach und umgebung denen es in den letzten Jahren zu ruhig in der Stadt wurde, zumindest was die härtere musikalische gangart betrifft. mittlerweile sind die meisten guten Konzert sind bis zu 50 km entfernt. Was liegt da näher, als einen neuen Club, unter dem motto „Heavy Metal von Fans für Fans“, aus der taufe zu heben. im Jahr 2012 wurden die Weichen gestellt und die ersten partys veranstaltet. diese zeigten uns, dass wir nicht die einzigen sind die gute musik in dieser Stadt vermissen. daraufhin setzte man sich zusammen um zu sehen was man daran ändern kann, anstatt nur darüber zu reden wie schlecht hier doch alles ist. eine Halle wurde gesucht und gefunden, alte und neue Kontakte angeschrieben und für 2013 eine party- und Konzert-reihe auf die beine gestellt. Wer uns kennen lernen möchte hat auf unseren partys und Kon-zerten die möglichkeit dazu, ihr könnt uns jederzeit ansprechen.

Natürlich kann jedermann dem „Hard ’n’ Heavy Freun-de Supporters-Club“ beitreten.(Anmeldeformular unter „Supporters“ auf unserer

Website).

Wir freuen uns auf Euch – Rock On – Eure HHFO

Aktuelles Programm/Infos: hardnheavy-freunde-offenbach.de

hard ‘n‘ heavy freunde Offenbach

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achtziger Songwriting. Radioköpfe die sanfte Riesen in XTC baden.Die Songs überraschen mit Streicherklängen, Bläsern, Synthesizer, Vibrafon oder Feedback Gitarren. Doch wirkt diese opulente Instrumentierung nie aufge-blasen oder überflüssig sondern dient dem Song. So stelle ich mir anspruchsvolle Pop Musik vor.

Nick Cave & the Bad Seeds – push The Sky AwayBad Seed Ltd.-. Good To Go..

Der Hufeisenbart ist ab und der Grinderman in den Schrank gesperrt. Nick Cave widmet sich auf seinem fünfzehnten Album wieder dem klassischen Songwriting. „Push the Sky Away“ atmet, flüstert und schreit. Die neuen Songs sind weit entfernt vom testo-steronlastigen Grinderman Krach und auch vom letzten Bad Seeds Album „Dig Lazarus Dig“. Zurückhaltend arrangierte Warren Ellis die Songs mit Streichern, Kinderchor, Orgel Loops oder stolperndem Drumcomputer. Die Bad Seeds schnurren wie eine Katze und brummen wie ein zuverlässiger Motor. Seine fragile Schönheit entfaltet das Album wenn es durchgehend und in der richtigen Reihenfolge gehört wird. Irgendwie klingt al-les vertraut und trotzdem neu. „Push The Sky Away“ zählt für mich zu den stärksten Alben seiner langen Karriere und fühlt sich schon nach dem ersten durch hören an wie ein alter Freund den man lange nicht gese-hen hat. Ich empfehle den Kauf der Deluxe Ausgabe. Schön verpackt im gebundenen Buchformat, reichlich bebildert, mit allen Texten und einer Bonus DVD. Zwei weitere neue Stücke die mit schlichten Videos (Song Texte mit Aufnahmen von den Musikern bei der Arbeit) untermalt sind.

Otis Taylor – My World Is GoneTelarc – In AkustikTrance Blues

Bart Walker – Waiting On DaylightRuf Records – In AkusikBlues Rock

Devon Allman – TurquoiseRuf Records – In-AkustikSouther Blues Rock

Für die Blues Gemeinde könnte das Jahr 2013 nicht besser beginnen. Gleich drei star-ke Veröffentlichungen innerhalb der ersten sechs Wochen.Otis Taylor lässt mich auch auf seinem drei-zehnten Album erneut über seine Definition von Blues staunen. Wenn das Banjo Gitarren-parts spielt, die Fiddel rockt und das Cornet wunderschöne Soli spielt, ist das Blues aus einer anderen Dimension. Inspiriert von sei-nem Freund und Gitarristen Mato Nanji, ent-standen die Songs für „My World Is Gone“. Gemeint ist die Welt der amerikanischen Ur-einwohner, den Indianern. Der dicke schwar-ze Fleck auf Amerikas nicht ganz so weißer Weste ist bis heute nicht heller geworden. Die-ses Album ist ein musikalisches Statement: “We Ask For Nothing More, And Will Accept Nothing Less Than The U.S. Government Keeping The Promises It Has Made To Native Americans „.

Blu

es

Der neue Stern am Blues Gitarristen Himmel hört auf den Namen Bart Walker. Der junge Mann, aus der nicht unbedingt für Blues Rock bekannten Stadt Nashville, hat das Zeug in einem Atemzug mit Gitarrenhelden wie Stevie Ray Vaughan oder Warren Haynes genannt zu werden. Auf seinem zweiten, von Jim Gaines aufgenommenen Album zieht er alle Register die modernen Blues Rock ausmachen. Der Mann gibt von Anfang bis Ende Vollgas. Natürlich hat auch Bart Walker die Gitarren-saite nicht neu erfunden, doch verarbeitet er seine hörbaren Einflüsse zu einem eigenen Stil. Das Album schließt mit einer relaxten Version des Allman Brothers Klassikers „Whippin Post“ ab.Wenn von den Vätern die Rede ist, sind die Söhne nicht weit. Devon Allman hatte wohl in den wenigen freien Tagen zwischen den Royal Southern Brotherhood Touren etwas Zeit um ein Solo Album einzuspielen. Feinster Sou-thern Rock mit gelegentlichen Latin Einflüs-sen, die Allmans Gitarre klingen lassen wie eine Mischung aus Onkel Duane und Onkel Carlos. Die sehr persönlichen Texte wirken wie ein Abschluss mit der Vergangenheit und ein Anfang für die Zukunft. Auch bei diesem Album bediente Jim Gaines die Regler und zauberte einen wunderbaren, kraftvollen Sound. „Turquoise“ steht dem letztjährigen R.S.B. Album in nichts nach und kann es stel-lenweise sogar toppen.

Villagers – AwaylandDomino – Good To God

Nach dem zarten Opener „My Lighthouse“ zeigt Songschreiber und Kapellmeister Con-nor O'Brian mit den fiebrigen Trips „Earthly Pleasure“ und „The Waves“ wohin die musi-kalische Reise auf dem zweiten Album geht. Progindiepop? Die Villagers haben keine Angst vor großen Arrangements, vor siebzi-ger Progrock, zweitausender Postrock und

hörbar von udo boll

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stadtoffenbach

Theateressenz Offenbach„Der revisor“- Hessisches Landestheater Marburg13.05., 20.00 Uhr • Capitol OFEinführung: 19.15 UhrAus Nikolaj Gogols Verwechslungskomö-die macht Regisseur Matthias Faltz eine brillante Parodie auf das Kleinbürgertum – unabhängig von Land und Zeit. Auch wenn „Der Revisor“ in einem kleinen russischen Dorf spielt. Es menschelt überall. Auch heute noch.

18. Offenbacher City-Lauf powered by Rosbacher

18.05.2013, 16.30 UhrInnenstadt, KoMM-Center, AliceplatzDer 18. City-Lauf führt die Läuferinnen und Läufer auf drei verschiedenen Laufstrecken in die Innenstadt und die angrenzenden Stadtgebiete.

Offenbacher Stadtfest 18. Offenbacher Woche 31.05. – 02.06.2013Einmal im Jahr wird die Fußgängerzone in der Frankfurter Straße zur Festmeile, wenn die Stadt Offenbach gemeinsam mit dem städtischen Einzelhandel die „Offenbacher Woche“ feiert, die mit einem verkaufsof-fenen Sonntag von 13.00 bis 19.00 Uhr endet. Zusätzliche Kurzweil und Unterhal-tung verspricht das musikalische Rahmen-programm von Donnerstag bis Sonntag auf der Hauptbühne vor dem Rathaus.

Theateressenz Offenbach„Othello“ von William Shakespeare – Württembergische Landesbühne15.04., 20.00 Uhr • Capitol OFEinführung: 19.15 UhrOthello ist Shakespeares dunkelste Tragö-die und fesselt durch die packende Darstel-lung der Unberechenbarkeit menschliche Gefühle. Aus Liebe wird Hass, Freunde werden zu Verrätern und Opfer zu Tätern.

Offenbacher Kunstfestival:13. kunstansichten 201326. – 28.04.Vom 26. bis 28. April 2013 öffnen wieder Offenbacher Ateliers, Galerien und Muse-en ihre Türen. Über 100 lokale Künstle-rinnen und Künstler zeigen auf Einladung des städtischen Kulturbüros im gesamten Stadtgebiet die große Bandbreite ihrer Ar-beiten, ergänzt durch ein attraktives Rah-menprogramm. Dabei ergeben sich für die Besucher spannende Synergien aus Stadt-rundgang und Kunstbetrachtung.

Nacht der Museen04.05.2013, 19.00 UhrDeutsches Ledermuseum/Schuh-museum, Klingspor Museum, Haus der StadtgeschichteEine kunstvolle NACHT! Einmal im Jahr öffnen die Frankfurter und Offenbacher Museen zur kulturellen „Nachtschicht“. Über 40 Museen und ebenso viele Gale-rien präsentieren zu ungewöhnlicher Zeit ein umfangreiches und ausgezeichnetes Kunst- und Kulturprogramm. Neben Ausstellungen gibt es Kurzführun-gen, Musikevents, Tanz, Lesungen, Thea-ter, Performances, Workshops, Partys und internationale Gastronomie.

Capitol Classic Lounge „MeeresTiefen“17.03., 17.00 Uhr • Capitol OFKlassisches Konzert mit der Neuen Philharmonie Frankfurt, Solistin und ChorEine sinfonische Trauermusik aus dem Jahr 1912 auf den Untergang der Titanic – Sigfrid Karg-Elerts dramatische bis ergrei-fende Musik erfährt ihre erste Aufführung in sinfonischer Fassung in diesem Konzert – dazu die epische Romantik von James Horners Filmmusik zu James Camerons „Titanic“-Film. Dazu tauchen die Klangwel-ten auch tief in die See ein, unter anderem mit Edward Elgars „Five Sea Pictures“ für Mezzosopran und Orchester und der höchst bekannten und beliebten Ouvertü-re „Die Hebriden“ von Felix Mendelssohn Bartholdy.

Theateressenz Offenbach„Das unmöglichste von Allem“ – Pianopianissimo Musiktheater München20.03., 19.30 Uhr • Capitol OFeinführung: 18.45 UhrAnton Urspruchs komische Oper in drei Akten, frei nach der Komödie von Lope de Vega. „Das Unmöglichste von Allem“ ist die Qua-dratur des Kreises, eine sprühend leben-dige Oper eines Wagner-Begeisterten, der mit der Duftigkeit der Wiener Klassik und der Verve eines geistigen Spaniers zu kom-ponieren verstand.

eintrittskarten: OF InfoCenter, Salzgäßchen 1, OF Tel. 069/ 8065 – 2052e-Mail: [email protected]

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Internationaler Frauentag 2013

Rund um den 8. März präsentiert die 22. Offenbacher Frauen- und Mädchen-woche eine Reihe von Veranstaltungen. Vom Weltgebetstag der Frauen am 1. März in der Franz.-Ref. Kirche (Herrnstr. 66, 17.30 Uhr) bis zu den Aktionen der DGB-Frauen am 9.3. in der Offenbacher Innenstadt reicht das Programm (Infos: www.offenbach.de/offenbach/zielgruppen/offenbach-fuer-frauen/). Besonders hinweisen möchten wir auf folgende Veranstaltungen:

Do. 07. März |19.00 |Peter‘ Bakery, Friedrichstr. 16, OFFrauen & Erfolg, wie funktioniert’s? Podiumsdiskussion mit erfolgreichen Offenbacher Frauen über ihren Karriereweg. Moderation: Konstanze Schneider, Initiatorin des Netzwerks Frauen für OffenbachAnmeldung: [email protected], www.frauen-fuer-offenbach.de

Fr. 08. März |14.00 - 18.00 |Haus d. Gewerkschaften, Berliner Str. 220-224, OFHeute für Morgen Zeichen setzen – Themen-Rundgang zu aktuellen Fragen zur Lebens- und Arbeitssituation von Frauen.Ab 17.00 Uhr: Frauen-Literatur mit La Roche Preisträgerin Parastou Forouhar

Was wünscht sich frau zum Internationalen Frauentag?cwg sammelt Deine Idee und stellt sie in der Galerie aus, als "Stoff" für Diskussion und 'let's party!' Weitere Informationen - Abgabetermin etc. unter www.christine-wagner.euFr. 08. März |ab 18.00 |cwg christine wagner gallery | mathildenstr. 18 OF| fon 0173 59 13 882 |

Veranstaltungsreihe: Frauen & Musik

05. bis 22. März |vhs Offenbach | Berliner Str. 77Das Verhältnis von Frauen und Musik aus der Gender-Perspektive ist Thema der diesjährigen „Frauenreihe“ des bewährten Kooperationsverbundes (vhs, HLZ, Frauenbüro, Initiative FrauenEnergie). Dabei wird das Thema einerseits historisch und grundlegend angegangen, vertieft betrachtet werden die Frauendarstellungen in der heutigen Populärmusik, und die äußerst erfolgreiche Komponistin Annesley Black zeitgenössischer E-Musik wird mit ihrem Schaffen vorgestellt. In der vhs werden außerdem Bildpostkarten und die Notensätze von Clara Schu-mann und Fanny Hensel-Mendelsohn gezeigt. Den Abschluss der Reihe bildet wie üblich ein themenbezogenes, kurzweiliges Kulturprogramm. Di. 05. März: eröffnung der Ausstellung & reihe Di. 12. März:"proud Marys": Frauen & Frauendarstellungen in Rock- & Popmusik Mo. 18. März: Die Komponistin Annesley Black Fr. 22. März: Abschlussveranstaltung mit Studierenden der Hochschule für Musik & Darstellende Kunst, Ffm, (Leitung: Sabine Fischmann & Prof. Till KrabbeBeginn: jeweils 19.00 |vhs Offenbach | Berliner Str. 77

ES REICHT!

(k)ein Leben ohne Geschlechter-

demokratie!

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Die homemade fair startet durch – 2. Messe für Kreative im Hafen 2

Nachdem die 1. homemade fair aufgrund des großem Publikumzuspruchs als voller Erfolg zu werten ist, haben sich deren Organisatoren entschlossen, am Samstag, dem 16. März von 12.00 bis 18.00 uhr auf dem alten Hafen-gelände wieder Selbstgemachtes und Selbstentworfenes aus Offenbacher und Frankfurter Wohnzimmerateliers zu präsentieren.

Dass sich der Abriss der alten Gebäude auf noch unbestimmte Zeit verzögert, sehen die drei Frauen vom Organisationsteam durchaus positiv für die homema-de fair: "Der Hafen 2 hat eben einen besonderen Charme für kreative Aktionen", meint dazu Linda Hoekstra. Die aktive Holländerin entwickelte die homemade fair mit der Absicht, das Kulturzentrum mit einer Aktion zu unterstützen und gleich-zeitig kreative Freunde und Bekannte zusammen zu bringen. Die homemade fair versteht sich als Markt, Messe und Infobörse in einem. Das Organisationsteam arbeitet ehrenamtlich, und die Standgebühr für die teilnehmenden KünstlerInnen kommt komplett dem Hafen 2 in Form einer Spende zu Gute.Wenn das Wetter mitspielt, werden wir dieses Mal auch einige Stände auf dem Außengelände anbieten können. Zudem soll auch ein Kinderprogramm mit Angeboten wie z.B. Sonnenblumenpflanzen geboten werden. Hiermit soll auch Kindern und Jugendliche aus Offenbach die Möglichkeit geboten werden, sich mit einem eigenen Stand zu beteiligen. In diesem Jahr rechnen die Organisatorinnen mit insgesamt bis zu 50 Ausstellern. Linda Hoekstra, Heike Hamann und Eva Kirchhoff sind sich einig, dass sich die homemade fair zu einer regelmäßigen Veranstaltung entwickeln kann: "Offenbach und der Hafen 2 hätten nun mal ein enorm kreatives Potential".

Anmeldung unter: [email protected]: www.facebook.com/pages/Homemade-Fair/409190915828436

Theaterclub elmar präsentiert: Der Meisterboxer15. - 19. März |Fr. - Di. 20.00 | NEU: So. 14.00 - 18.00 |DLM | Frankfurter Str.

Ein Schwank-Klassiker von Carl Mathern und Otto Schwartz (Verlag Felix Bloch Erben) in hessischer Mundart dargeboten vom Theaterclub ELMAR e.V. im ange-nehmen Ambiente des Deutschen Ledermuseums, Offenbach.

So. 17. März |14.00 |Exklusiv für Theaterbesucher: zusätzlich Museumsführung

Vorverkauf beim Theaterclub ELMAR (069) 85 27 14 (Mo.- Sa. 9.00 – 19.00 Uhr)[email protected] oder beim OF-InfoCenter (zzgl. Vorverkaufsgebühr) (069) 80 65 - 20 52, www.theaterclub-elmar.de

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stubenmusik

s t A d t M A g A z i n

In der letzten Ausgabe noch unter ein KESSEL BUNTES angekündigt präsentiertOFFENBACH AM MEER nun die Konzerte in der Weinstube unter dem Label STuBeNMuSIK.

Veranstalter Kai Schmidt erklärt hierzu: „Wir werden internationale Künstler nach Offenbach holen und diese in der kleinsten Konzerthalle Offenbachs präsentie-ren. Die ersten Konzerte wurden hervorragend angenommen, der am weitesten angereiste Konzertgast kam gar aus Bochum.“

Eine musikalische Weltreise wird im März mit dem Absinto Orchestra geboten.Inspiriert von den mitreißenden Rhythmen osteuropäischer Hochzeitskapellen erzählen fünf Musiker ihre ganz eigene Geschichte: Von der Liebe des Geigers zur Klassik, von der Django Reinhardt-Passion des Gitarristen, von der russischen Heimat des Mannes am Kontrabass, von den südafrikanischen Straßenmusiker-Jahren des Trommlers und von den bessarabischen Wurzeln des singenden Mandolinenspielers. Die Live-Performance der Absintos ist nicht nur eine un-widerstehliche Aufforderung zum Mitsingen, Tanzen und Klatschen – hier werden Hymnen auf das Leben zelebriert, die alles einbeziehen, was diese kurze Spanne ausmacht: Liebe und Vergänglichkeit, Witz und Sehnsucht, Melancholie und Rausch.

Im April wird die Stubenmusik hingegen uramerikanisch. Die Formation Tildon Krautz ist eine Old Time String Band, die sich der amerikanischen Folklore mit Fidel und allem was dazugehört widmet.

Die nächsten Programmpunkte legen das Augenmerk auf die junge deutscheSinger/Songwriterszene oder besser gesagt Liedermacherszene. Da tummeln sich mittlerweile recht viele junge neue Talente. Die Weinstube wird am 19. April zunächst von Wolfgang Müller beehrt. Der Wahlhamburger erhält zurzeit große Aufmerksamkeit nachdem er TV-Auftritte in Inas Nacht und TV Noir absolviert hat.

Besonders freut es jedoch Veranstalter Kai Schmidt, dass er enno Bunger für einen Soloauftritt gewinnen konnte. Bunger vertont die bedeutenden Momente des Lebens, egal ob euphorisch, trist oder frustrierend. Mit seinem gefühlvollen Piano-Pop mit Indie-Einschlag begeistert er aktuell volle Häuser auf der TV Noir-Tour zusammen mit Me and my Drummer.

Karten: Offenbacher Stadtinfo oder unter www.offenbach-am-meer.net

Lesung und Weinverkostung mit uwe Kauss Versteckte Orte. Ungewöhnliche Menschen. Außergewöhnliche Weine. Do. 4. April | 19.30 | Weinstube, Taunusstr. 19 | 18,- Euro incl. Wein & Häpp-chen |Bitte anmelden: info@die-weinstube o. [email protected]

Autor Uwe Kauss hat für sein Buch „99 mal Offenbach – Orte, Menschen, Bilder, Geschichten“ (CoCon-Verlag) eine Reise in ein verborgenes Offenbach gemacht. 99 mal blickt er in die Hinterhöfe und hinter die Fassaden, taucht ein in alte Zei-ten und entdeckt die Gegenwart der Stadt aus einer neuen Perspektive. Die Stadt voller Kontraste und guter Wein haben vieles gemeinsam. Denn auch hervorra-gende Weine muss man sich erschließen. Uwe Kauss hat gemeinsam mit Peter Reichard von den Genussverstärkern spannende Weine junger deutscher Winzer speziell für diese Lesung ausgewählt.

Fr. 22. März 20.00 Uhr Absinto Orchestra

Do. 11. April 20.00 Uhr Tildon Krautz

Fr. 19. April 20.00 Uhr Wolfgang Müller

Do. 9. Mai 20.00 Uhr enno Burger

OFFENBAcH AM MEER

Taunusstr. 19 • OF www.die-weinstube.eu

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KJK SANDGASSe Sandgasse 26 | OF | Tel.: 069 8065-3969 |VVK: www.ad.ticket.de – KJK

Special Tipps:LOuISIANA reD TrIBuTe mit Juke & The Blue Joint, Down Home percolators, Manfred Häder und guestsSa. 23. März | Einlass 20.00 | 8,- Euro zzgl. VVK-Gebühren AK 10,- EuroEin musikalischer Tribut für den am 25.02.12 in Hannover verstorbenenLouisina Red. Nicht nur ein großer Musiker und einer der letzten authentischen Blueser aus dem 20. Jhd. Seit seinem ersten Konzert im KJK Sandgasse im Jahr 2004 trat der Giant of Blues noch weitere 4 male auf. Und mit jedem dieser Kon-zerte unterstützte Louisiana Red auch die musikpädagogische Arbeit von offRock sowohl in Offenbach als auch bei internationalen Jugendprojekten. Diese Tradition soll mit den Tribute Konzerten weitergeführt werden.

pat McManusDi. 9. April | Einlass 20.00 | 10,- Euro zzgl. VVK-Gebühren AK 12,- Euro Wer auf spannenden Blues Rock mit Herzblut steht, kommt an der PAT McMANUS BAND nicht vorbei. Der Ire zieht hier alle Register, zeigt eine große Bandbreite verschiedener Bluesstile und schafft es sein begnadetes Gitarren-spiel auf extrem hohem Niveau zu halten. Ein absoluter Tipp für alleBluesfans.

Musikmesse NachtFr. 12. April | Einlass 20.00 | 10,- Euro zzgl. VVK-Gebühren AK 12,- EuroAnläßlich der Musikmesse nutzt Gitarrist Andreas Schmid-Martelle seine gutenKontakte, um ein Allstar Ensemble für ein Spitzenkonzert zusammenzustellen.Diese Show wird ein besonderes Vergnügen für Fans des hochklassigenGitarrenspiels. Und verspricht für jeden Rockfan Spaß pur. Lineup: Andreas Schmid-Martelle, Thomas Blug, Gregor Hilden, Wolfgang Roggen-kamp, Dirk Brand

WAGGON OFFeNBACH Am KulturgleisAktuelles Programm unter: waggon.blogsport.de/programm-vorschau/

Special Tipp:BOCAGe & BrOMe (Frankreich) bocageFr. 15. März | ab 21.00 |Das Duo bocage besteht aus Claire (Gesang) und Timothée (Gitarre, Chorus). bocage kommen aus Nantes, wohnen jedoch in Berlin. Die Musik vermischt Ele-mente aus Pop, französischem Chanson, Folk und Indie. Das EP „O.2" erschien 2006. bocage haben bereits über 70 Konzerte in Frankreich gegeben und Musik zum Dokumentarfilm „Nanuk der Eskimo“ (1921) von R. Flaherty komponiert. Zuletzt veröffentlichten bocage das Doppelalbum „Bon chemin & remixed“ (2009). bocage drittes Album erschien im Herbst 2012.

Infos zum dritten bended realities-festival "playing for real" von 24. bis 26. Mai unter: http://bendedrealities.blogsport.de/

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pat McManus

Andreas Schmid-Martelle

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bam Buchladen am MarktWilhelmsstr. 12, www.buchladenammarkt.de, Reservierung: Tel. 883333

Fr. 8. März |20.00 | "Kleine Lesbarkeiten" mit Sarah C. Baumann und Frank Geisler vom Theater t-raum.

Sa. 20. April |15.00 | "bambini"Junge Leserinnen und Leser stellen Ihre Lieblingsbücher vor.

Di. 23. April |"Welttag des Buches" | Eröffnung: 10.00 Kaufhof11.00 bam Buchladen am Markt. Offenbacher lesen in den Schaufenstern des Offenbacher Einzelhandels spannende Kurzgeschichten. Es lesen u.a. Hans Georg Ruppel, Ida Todisco, Sarah C. Baumann, Ernst Buchholz... Weitere Infos: siehe Tagespresse und Veranstaltungsflyer.

Bücherturm der Stadtbibliothek

Mi. 13. März |20.00 | „Die Welt ist rund” - Erich Kästner für ErwachseneMusik-Kabarett mit Hans GeorgiEigentlich erlangte Erich Kästner als Kinderbuchautor seine Popularität. Der Aachener Kabarettist Hans Georgi, musikalisch begleitet von Meinolf Bauschulte, zeigt im Bücherturm jedoch den „Erich Kästner für Erwachsene.“Entstanden in den dreißiger Jahren, zeigt diese Gebrauchslyrik den inneren und äußeren Zwiespalt des Menschen Kästner, der als messerscharfer Beobachter und Kritiker seiner Zeit die Wirtschaftskrise während der Weimarer Republik und später den Terror des Naziregimes erlebt.

Kindertheater im TheateratelierBleichstr. 14H, 63065 OF | www.theateratelier.info

Di. 05. März |11.00 | Theaterfestival Starke Stücke„Abend Sonne Morgen Mond“ theater monteure, KölnEine musikalische und erlebnisreiche Reise durch Tag und Nacht (ab 3 Jahren)Frau Mond und Herr Sonne erzählen vom Einschlafen, Träumen und Aufwachen.

Theaterdonnerstag, 25. April | 11.00 Premiere |Mo. 29. u. Di. 30. April| 11.00 |„Die Kuh rosmarie“ Ensemble Bleichstraße 14H (ab 5 Jahren)Von Andri Beyeler nach dem Bilderbuch „Die Kuh Rosalinde“ von Frauke Nahr-gang und Winfried Opgenoorthl. Spiel: Ulrike Happel u. Sabine Scholz. Regie: Esther Steinbrecher

Theaterdonnerstag, 23. Mai | 11.00 |„Zirkus Schardam“ nach Daniil Charm, Theater Knuth, Holzheim (ab 4 J.)

Di. 28. Mai |11.00 | „Ich bin die Käsewurst“ Kinderquatschlieder, Balladen, Geschichten (von 4 bis 8 J.) mit Friederike HapelDie kleine Käsewurst ist so durstig und bittet das Hildehuhn um Wasser, doch dieses, Hmmm...

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„Zirkus Schardam“ Theater Knuth

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Theater im t-raum Wilhelmstr. 13, OF, www.of-t-raum.de

Die t-raum Produktionen: Achterbahn, Das Gespenst von Canterville, Die Frau, die gegen Türen rannte, Knock oder der Triumph der Medi-zin und Spiel's noch mal Sam stehen weiter auf dem Programm. (Termine und Infos: www.of-t-raum.de). Außerdem:

So oder so - Musiktheater Gastspiel „Compagnie Zeitlos“ Regie: Sarah C. BaumannIn „So oder So“ singt und spielt Compagnie Zeitlos (Elena Hahn, Nicole Kun und Marcello Celona) von der Geschichte zweier Leben, die sich finden, berühren und vielleicht verlieren. Musikalische Lebenslinien mit Liedern vorwiegend aus den 20iger und 30iger Jahren von Zarah Leander, Marlene Dietrich, Comedian Har-monists u.a.m. Leidenschaftlich, berührend, verschmitzt. Fr. 12. u. Sa., 13. April | jeweils 20.00 |

BOK- Galerie Salaon 13 Kaiserstraße 13, OF, ww.bok-of.de

"Ich der Mensch, du der raum"romana Kochanowski, Malerei • Markus Schmitt, Bildhauerei

Die bildende Künstlerin Romana Kochanowski und der Bildhauer Markus Schmitt treten in einen Dialog. Auf künstlerischer Ebene treffen sie aufeinander, diskutieren über und durch ihr Werk und treten somit in einen spannenden Dialog zwischen Bild und Skulptur. Die Frage nach Zeit und Raum, der Begegnung zu sich und ihrem Umfeld, sind immer wiederkehrende Themen der beiden Künstler.Dies ist bereits die dritte Ausstellung im Künstleraustausch mit dem Kunstverein Würzburg.

03. bis 24. März | So. 15.00 - 18.00 u. Mi. 17.00 - 20.00 |eröffnung: Sa. 2.3. | 18.00 | Einführung: Karin Nedela

"moedlingoffenbach"Der Mödlinger Künstlerbund aus der Offenbacher Partnerstadt Mödling (Öster-reich) ist für ein Wochenende mit 6 Künstlerinnen und einem Künstler zu Gast im SALON13. Teilnehmende KünstlerInnen: Linda Brodner, Renate Laimgruber, Eva Meloun, Brigitte Petry, Elisabeth Rubi, Reinhard Sandhofer, Editha Taferna

eröffnung: Sa. 4. Mai. | 19.00 | mit Oberbürgermeister H. Schneider, u. Bürgermeister H. S. Hintner, Mödling | geöffnet: So. 5. Mai |15.00 – 18.00 |

13. Offenbacher Kunstansichten • 26. – 28. AprilOffenbacher Ateliers, Galerien und Museen öffnen ihre Türen. Über 100 lokale Künst-lerinnen und Künstler zeigen gesamten Stadtgebiet die große Bandbreite ihrer Arbeiten, ergänzt durch ein attraktives Rahmenprogramm. Dabei ergeben sich für die Besucher spannende Synergien aus Stadtrundgang und Kunstbetrachtung. Infos und Programm s. Tagespresse

erleben

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m u t & l i e b e S e H e N S W e r t

sehenswert n DLM Deutsches Leder-museum/Schuhmuseum www.ledermuseum.deDi. bis So.: 10.00 bis 17.00 UhrEintritt: 4,00 e /Schüler: 2,00 e

DLM Deutsches Ledermuseum Frankfurter Str. 86, OF

Wettlauf mit der Vergänglichkeit Die Sonderausstellung zur Arbeit des Restaurierungsateliers im DLM ist verlängert bis Ende August

„Die zehntausend Dinge unter dem Himmel...“Aspekte der alten chinesischen Kultur am Beispiel von Pergament und LederSeit annährend hundert Jahren sammelt das DLM Artefakte aus dem Reich der Mitte. In neuen Sälen präsentiert sich chinesische Hochkultur anhand von ausge-wählten Erzeugnissen des Kunsthandwerks, ergänzt von großen Lichtschirmen mit Schattentheaterfiguren und wertvollen Neuzugängen.eröffnung: 21. April | 11.30 |

Special TIPPS:Hessische-Amateur-Film-Festspiele HAFF Filmclub Offenbach e.V.Auf der HAFF werden die besten Filme hessischer Filmautoren gezeigt, es wird entschieden, ob an Bundeswettbewerben teilnehmen dürfen. Sa. 9. März | ab 11.00 | Eintritt frei

KINO KuLLINArISCH: Ziemlich beste FreundePassend zum Mutterland des Films wird heute französisch aufgetischt: Coq au vin, Baguette und Crème brûlée stehen auf dem Speiseplan. Fr. 22. März | ab 18.30 | Eintritt (exkl. Essen): 6,- Euro (kein VVK, nur AK)

NACHT Der MuSeeN "Offenbacher Ver/Führungen"Sa. 4. Mai | 19.00 - 2.00 | Internationaler Museumstag | So. 12. Mai |

STuMMFILM & TON: Goldrausch mit Charlie ChaplinMusikalische Begleitung: SAN SIRO mit Wolf D. Schreiber (Akkordeon) & Bertram B. Hinz (Ukulele) Di. 14. Mai | ab 19.00 | Eintritt: 8,- Euro, erm. 6,-

Klingspor-Museum Herrnstr. 80, OF, www.klingspor.de

„Wasserfalten“, Leporello-Objekte der Schweizer Buchbinder „buchundform“ Edwin Heim, Ceno Ruepp, Hansruedi Zoller, Gast: Lore Hübotterinoch bis 5. Mai

Buch, Kunst, Schrift. – F. H. ernst Schneidler Retrospektive des breitgefächerten Werkes von Ernst Schneidler. Als Begründer der Stuttgarter Schule beeinflusste er maßgeblich die Schrift- und Buchgestaltungin der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts.eröffnung 10. März | 11.30 | Ausstellung bis 5. Mai

© DLM

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m u t & l i e b e S e H e N S W e r t

n Haus der Stadtgeschichte Di, Do, Fr: 10.00 bis 17.00 Uhr Mi: 14.00 bis 19.00 Uhr Sa. und So: 11.00 bis 16.00 Uhr Eintritt: 2,50 v

Klingspor-Museum Herrnstr. 80, OF, www.klingspor.de

Zwei Offenbacher in New York Ein Reisebericht von Dr. Stefan Soltkin der Vortragsreihe „Auf die Plätze…“ der Lokalen Agenda OffenbachDer Vortrag versucht eine Verbindungslinie zu ziehen. Kunst und Natur – Mo-mente der Wahrnehmung, der Orientierung… Im Mittelpunkt der Kunstorte stand die Ausstellung von Anton Würth, Künstler in Offenbach, in der Galerie PocketUtopia in Manhattan. Seine Arbeiten weisen dezidierte Formen des Pflanzlichen auf. - Zwischen Parks und Straßenrändern lagen die realen Biotope, die Aufmerksamkeit wecken. Mi. 15. März| 19.00 |

„…nur von Augenblickes Dauer…“Tanja Leonhardt, Nora Schattauer, Gabrielle Hattesen und Ingrid Heuser zeigen Arbeiten, die das Ephemere in den Mittelpunkt stellen. eröffnung Fr. 17. Mai | 20.00 | Ausstellung bis 7. Juli

Haus der Stadtgeschichte Herrnstr. 61, OF

Frisch auf, mein Volk! Die Flammenzeichen rauchen«Die deutschen Befreiungskriege 1813 bis 1815 gegen Tyrannei und Unter-drückung. Vortrag von Vicente Such-Garcia, in der Reihe: "Geist der Freiheit, Freiheit des Geistes"So. 17. März | 14.00 Uhr |

»Bieber – Seit 75 Jahren ein Stadtteil von Offenbach«Die Gemeinschaftsausstellung von Museum und Archiv im Haus der Stadtge-schichte widmet sich dem fünfundsiebzigjährigen Jubiläum der Eingemeindung des Offenbacher Stadtteils Bieber, einer Eingemeindung, die nach der Erinne-rung vieler Alteingesessener nicht freiwillig erfolgte. eröffnung So. 24. März | 15.00 | durch OB Horst SchneiderAusstellung bis 21. April

»empfindung und Ausdruck«Regina Schnersch (Skulptur), Andrea Simon (Malerei)Die Bildhauerin Regina Schnersch und die Malerin Andrea Simon, die an der Städelschule in Frankfurt am Main bei Prof. Hermann Nitsch studiert hat, sind Ateliernachbarinnen in Offenbach am Main. Innerhalb der diesjährigen Offenba-cher »kunstansichten« (25.-28. April) stellen sie ihre Werke vor, deren Materi-alien gegensätzlicher nicht sein könnten. Andrea Simon zelebriert die Möglich-keiten der Farbe, Regina Schnersch diejenige der Form. Zu genießen sind die Ergebnisse malerischer und bildhauerischer Kraftakte.24. April bis 26. Mai

n Klingspor-Museum Di, Do, Fr: 10.00 bis 17.00 Uhr; Mi: 14.00 bis 19.00 Uhr; Sa und So: 11.00 bis 16.00 Uhr, Eintritt: 2,50 e, erm: 1,50 e

sehenswert

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(Der Rechtsweg ist ausgeschlossen.)

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wir haben uns aufgemacht in die entlegensten keller, in bunker, in ecken - waren bei künstlern,

in den tiefen der kanäle und haben etwas mitgebracht – für euch – für uns – für alle!

für alle die spaß haben an laufenden bildern auf echtem celluloid,

bilder aus nicht immer grauer vorzeit, an sichtweisen die sich veränderten und uns

heute herzlich lachen lassen. kommt und seht euch glücklich!

neben all dem wunderbaren gefundenen material, das wir an einigen abenden zu verkostung auf die leinwand lassen

starten eine neue reihe - filmklassiker mit hintergrund es sprechen renommierte filmwissenschaftler und

filmemacher, die die filme noch einmal anders sehen. zu jedem streifen gibt es eine kurze einführung

und ein anschließendes gespräch.

8. märz casablanca ein film den man auf der großen leinwand gesehen haben muß!vorgestellt von urs spörri • urs spörri ist zertifizierter kulturmanager, filmwissenschaftler und freier journalist. im deut-schen filmmuseum frankfurt ist er für die ausrichtung diverser filmreihen im kino verantwortlich. darüber hinaus engagiert sich urs spörri bei filmz (festival des deutschen kinos in mainz), das er mehrere jahre leitete. er vertritt das land hessen in der jury der deutschen film- und medienbewertung (fbw)

15. märz überraschungsfilm mit marcello mastroianni & sophia loren vorgestellt von nino pezzella • nino pezzella ist filmemacher und absolvent des filmmaking programs des artinstitut of chicago, der städelschule (film und malerei), sowie gewinner des hessischen filmpreises 2000 für kurzfilme. einige von euch haben den wunderbaren nino sicher schon bei uns erlebt.

22. märz kurzfilmabend mit aussergewöhnlichen raritäten

nur für mitglieder

filmklubb| Isenburgring 36 |OF| www.filmklubb.de | Bitte reservieren unter [email protected] o. 0177 2222 345

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