myheimat-Magazin Freischießen Wennigsen
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Freischießen in WennigsenDie besten Fotos vom
Historischen Freischießen 2011
Ihre Heimatzeitung täglich in HAZ und NP
Juni 2011
Foto
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Wer
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Impressum
Verlag: MH Niedersachsen GmbH & Co. KG, Am Wallhof 1, 31535 Neustadt am Rübenberge (zugleich auch ladungsfähige Anschrift sämtlicher im Impressum genannter Personen); Verantwortliche Redakteure: Peter Taubald, Clemens Wlokas; Gestaltung: Siegfried Borgaes; Verantwortlich für den An-zeigenteil: Bernd Uecker; Druck: braunschweig-druck GmbH, Ernst-Böhme-Straße 20, 38112 Braunschweig.
Liebe Leserinnen und Leser,
vier schöne und auch anstrengende Tage liegen hinter den Mitgliedern der Schützenge-sellschaft Historisches Freischießen – und hinter den Wennigsern. Auch wenn das Fest der Wennigser teilweise ins Wasser fiel, haben sie alles gegeben. Am Montag waren die ersten Folgen sogar zu hören: „Die Stimmung ist super, wir geben alles“, sagte General Eckhard Rogge, der zum zweiten Mal an vorderster Front der Organisationstruppe stand, mit heiserer Stimme.
In diesem Magazin sehen Sie die schönsten Bilder des Historischen Freischießens 2011, und Sie erhalten Einblicke in zum Teil bisher nur erahnte Fakten. Michaela Niemann ge-währt Einblicke in die Arbeit, die die Frauen der Teilnehmer im Hintergrund leisten, Do-rothee Göhmann und Heinrich Schaper erklären, wie die Arbeit in der Kleiderkammer funktioniert, und Evelyn Werner führt ein Interview mit General und Vizekönig Jürgen Stegen. Axel Emmert sprach mit General Eckhard Rogge und porträtiert Oberschaffer Winfried Gehrke.
Erstellt wurde das Magazin über die Internetseite myheimat.de. myheimat ist das Mit-machportal der Calenberger Zeitung in HAZ und NP. Unser Dank gilt den Autoren, die fleißig Texte und Fotos auf www.myheimat.de/wennigsen/themen/freischießen einge-stellt haben, insbesondere Dirk Niemann.
Wir wünschen Ihnen viel Spaß beim Lesen.
Ihr myheimat-Team
In dieser Ausgabe
Annika Kamißek05032/96 43 [email protected]/profil/22881Redaktion
Jörg Frase05108/64 21 [email protected]
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Rittergut Bredenbeck 130974 Wennigsen
Telefon: 0 51 09 - 56 96 56www.ruheforst-deister.de
Führungstermine:Di., 05.07., 16:00 UhrMi., 13.07., 16:00 UhrSa., 16.07., 11:00 UhrDi., 09.08., 16:00 UhrSa., 20.08., 11:00 UhrDo., 25.08., 16:00 Uhr
Frederic Henze05032/96 43 [email protected]/profil/6140Redaktion
Verregnet: Um sich vor dem Regen zu schützen, ziehen die Teilnehmer Regencapes über die Uniformen.
2 Historisches Freischießen 2011
Überblick
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Dirk NiemannMichaela NiemannDietmar GehlerEvelyn WernerGertraude KönigDorothee GöhmannHeinrich SchaperLars HagedornPeter VölkeningStephan ZanderMonika MainkaFranz BlazekWinfried Gehrke
Foto
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Diese Autoren schreiben über das Fest.
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perkompanie“. Nach Besuch von Teilen des Schützenbataillons und der Kapelle in den frühen Morgenstunden (4.30 Uhr) in einer Stärke von rund 200 Personen, wurde somit auch diese Königswürde nach dem Aufhängen der Scheibe mit dem Schinkenkloppen gefeiert. Allen Majestäten herzlichen Glückwunsch und eine glückliche Hand bei ihren Amtsgeschäften.
Auch in diesem Jahr wurde der Schützenkönig am dritten Tag des Freischießens unter den Offizieren ausgeschossen. Als bester Schütze erhielt seine Majestät Dietmar der Erste (Dietmar Späte) vor rund 2000 begeisterten Zuschauern als Zeichen der Ehre die Schützenkette und ein Umschlagtuch. Die Schützenscheibe wurde ihm unter Beteiligung der Bataillonskapelle und der diensthabenden Garde Jäger noch am selben Abend nach Hause gebracht, und dort mit einer kleinen Vesper würdig gefeiert. Da der Schützenkönig der einzige Garant für das erneute Stattfinden eines Freischießens ist – er muss das nächste Freischießen einberufen – wird immer auch noch der Vizekönig ermittelt. Auch er erhält ein Tuch und tritt an die Stelle des Schützenkönigs, „sollte während der Zeit von einem Freyschießen bis zum Andern der Schützenkönig versterben, oder sich ein Vergehen zu schulden kommen lässt wofür er Kriminalstrafe erhält“, wie es in der Stiftungsurkunde der Schützenkette heißt. Als neuer Vizekönig und zweitbester Schütze hat sich seine Majestät Herr Jürgen
Stegen empfohlen. Beide haben bei ihrer Königsproklamation schon auf das nächste Fest in drei Jahren hingewiesen und versprochen, mit all ihren Kräften dafür einzutreten, dass das Fest der Wennigser auch im Jahr 2014 wieder stattfinden wird. Am vierten Tag des Freischießens, dem Dienstag, wurde beim Schießen auf die Volksscheibe unter allen Wennigser Bürgern – mit Ausnahme der Stabsoffiziere – der so genannte Volkskönig ausgeschossen. Dieser erhält als Zeichen der Ehre die Volksscheibe. Sie wurde am darauffolgenden Tag am Haus des Artilleriehauptmanns und nun amtierenden Volkskönigs HansJürgen Haase durch den Oberscheibenträger angebracht. Anwesend waren die Bataillonskapelle sowie die „Schinkenklop
Gut getroffen: Das sind die neuen Würdenträger
Hauptmann Text: Dirk Niemann
und Sabrina Stegen sowie Volkskönig Hans-Jürgen Haase (Bild rechts).Die neuen Würdenträger: König Dietmar Späte (Bild links) mit Kerrin Zenke (links)
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Historisches Freischießen 2011 3
Ihre Heimatzeitung täglich in HAZ und NP
myheimat: Schreiben Sie doch, was Sie wollen.
Auf www.myheimat.de/wennigsen können Sie über die Themen schreiben, die Sie bewegen. Die besten Beiträge drucken wir im nächsten myheimat-Magazin für Wennigsen ab.
Nächste Ausgabe: am 5. September in der Calenberger Zeitungund an vielen AuslagestellenRedaktionsschluss: 24. August
Klassentreffen Basketball
Modelleisenbahn Straßenfest
Vereinsausflug Umgehungsstraße
Rezepte Feuerwehr Gedichte
Stadtfest Konfirmanden Boule
Kaninchen Freischießen
Hunde Schützenverein Radtour
Konzert DLRG Interview
Ausflugstipp Kinder
Sonnenfinsternis Buchtipp
Politik Vereinsmeister Bäume
Kirche Insekten Spaziergang
Ausstellung Chor Behörden
Aquarium Stadtentwicklung
Tanz Blues Museum THW
Stricken Humor ReiseEhrenamt Jugendarbeit Hobby
Natur Wetter Texasfest
Wann ist das Historische Freischießen eigentlich entstanden? Nach dem Dreißigjährigen Krieg? Noch früher? Die Ursprünge werden sich wohl nie rekonstruieren lassen, doch die wichtige Rolle eines früheren Welfenfürsten steht außer Frage.Im ausgehenden Mittelalter revolutionierte die zunehmende Verbreitung von Schießpulver und Feuerwaffen die Kriegsführung. War in der Vergangenheit der mutige, starke Recke gefordert, so konnte nun ein schmächtiges Kerlchen aus sicherer Entfernung den tapfersten Krieger ins Jenseits befördern. Kriege wurden somit auch günstiger, die Fürsten konnten gut ausgebildete, teure Söldner gegen Bauern, Schmiede und Schneider ersetzen.Diese Zeitenwende markiert auch den Beginn der Schützenfeste, wie sie bis heute gefeiert werden. Die Fürsten wollten sicherstellen, dass ihre Untertanen im Schießen geübt sind, und so wurden die Bauern und Handwerker zum regelmäßigen Üben verpflichtet. Preise und Vergünstigungen für die besten Schützen und Freibier in rauen Mengen versüßten den Dorfbewohnern die Wehrübung.Herzog Julius von Braunschweig zählte zu den ersten Herrschern Europas, die ihr Militär konsequent in dieser Richtung reformierten. Julius regierte von 1568 bis 1589 Wolfenbüttel und Calenberg, damit auch Wennigsen. Er ließ seine Untertanen im Gebrauch der Feuerwaffen unterrichten und ordnete regelmäßige Schützenfeste an,
Wie entstand dasHistorische Freischießen Wennigsen?
um die Fertigkeiten seiner Bürger zu überprüfen. Der Beste konnte sich von der Steuer freischießen – daher rührt der Name des Schützen und Volksfests.Im 18. Jahrhundert kamen die stehenden Heere auf – die Bürgerschützen wurden nicht mehr gebraucht. Vielerorts versuchten Fürsten sogar aus Angst vor ihren bewaffneten Untertanen, das Schützenwesen zurückzudrängen. Doch Gilden und lose Vereinigungen hielten die Tradition aufrecht, bestanden auf ihren Rechten und feierten Schützenfeste. Im Laufe der Jahrzehnte bildeten sich Zusammenschlüsse, die ihre Mitglieder uniformierten und Fahnen und Standarten anschafften. Dörfer bildeten nach Farben benannte Kompanien, auch Reiterstaffeln wurden gegründet, farbenprächtige Umzüge gehörten zu den Höhepunkten der Feste.Unterlagen über die Ursprünge des Wennigser Freischießens gibt es kaum viele Akten sind im Zweiten Weltkrieg verbrannt, eine regelmäßige Zeitung gibt es erst seit 1886. Der älteste Hinweis auf das Freischießen ist die Stiftungsurkunde der alten Schützenkette vom 20. Juni 1858. Seit 1900 gibt es eine neue Schützenkette – der erste König war August Bode –, und seitdem ist die Historie auch durchgängig bekannt. Der Erste Weltkrieg und die unruhigen ersten Krisenjahre der Weimarer Republik verhinderten weitere Schützenfeste, erst 1926 feierte Wennigsen wieder sein Freischießen. Auch in der NaziZeit bemühten sich die Wennigser darum, ein unpolitisches Volksfest zu feiern. In dieser Zeit griffen die Organisatoren die Tradition wieder auf, die dem Freischießen einst seinen Namen gegeben hatte: Der Schützenkönig wurde von der Bürgersteuer befreit. August Kaltebra sollte davon 15 Jahre pro
fitieren: Er gewann das Schießen 1939 – nach Krieg und Nachkriegszeit gab es das nächste Freischießen erst im Juni 1954.Inzwischen hat sich ein fester Rhythmus eingependelt. Alle drei Jahre feiern die Wennigser Kompanien mit Besuchern aus der ganzen Re
gion und darüber hinaus ein Fest, wie es für solch einen kleinen Ort
durchaus ungewöhnlich ist.
Zusammengestellt von Linus Münch
4 Historisches Freischießen 2011
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Doch auch diese Zeit ging vorbei, und das Freischießen nahm wieder mehr Fahrt auf. 1999 kam Gehrke dann zur Rolle eines Schaffers, als Unterschaffer mit Alexander Stief. Damals bestimmte noch die Höhe der Spende ob und wo geschwenkt wurde. Das Fahnenschwenken fand oftmals bei Einzelpersonen und kleinen Gruppen statt. „Die Philosophie von Alexander Stief, der leider inzwischen gestorben ist, und mir war es, möglichst viele Wennigser mit kleinen Beträgen zu sogenannten Schwenkegemeinschaften zusammenzubringen. Als ich 2002 das Amt des Schaffers offiziell übernahm, fand ich einen Stamm von etwa 300 Wennigsern vor, die für einen Besuch aufgelistet waren. Heute sind es etwa 1000 Namen, das ist schon eine tolle Steigerung“, sagt Gehrke. Und diese Steigerung, das wissen alle Verantwortlichen des Freischießens, haben sie in erster Linie Gehrke mit seiner liebenswerten Art und seinem sympathischen Schafferteam zu verdanken. „Ohne Winfried wären die Schaffer nicht das, was sie sind“, sagt der kommandierende General Eckhard Rogge, der für die Veranstaltung verantwortlich ist.Und so bedauern alle, dass Gehrke angekündigt hat, nach diesem Freischießen aus gesundheitlichen Gründen zurückzutreten. „Ich bin gern dabei, darf aber keinen Raubbau mit meinem Körper betreiben, vielleicht gibt es ja zukünftig einen nicht ganz so arbeitsintensiven Posten für mich“, sagt Gehrke mit einem verschmitzten Lächeln.
Als für den 63jährigen „Oberschaffer“ Winfried Gehrke im April das Historische Freischießen 2011 mit dem traditionellen Losmachen begann, da konnte der Wennigser nicht ahnen, dass er nur wenige Wochen später ernsthaft erkrankt auf der Intensivstation aufwachen würde. Doch so kam es: Mit Verdacht auf einen Herzinfarkt wurde Gehrke im Mai ins Krankenhaus eingeliefert und musste dort mit einem Stent versorgt werden. Doch anstatt sich mit einer RehaKur auf die Rückkehr in den Alltag vorzubereiten, wurde Gehrke langsam aber sicher unruhig in seinem Krankenbett. „Es gab noch so viel zu tun im Schafferwesen, die Schwenkepläne mussten gefertigt werden, und es musste noch Geld in die Kassen kommen, damit das Fest auf soliden finanziellen Beinen steht“, sagt Gehrke. Und da der Genesungsprozess gut verlief, entließen die Ärzte den unruhigen Gehrke knapp drei Wochen vor dem Start des Fests. Aber es gibt ein Wiedersehen mit den Ärzten, denn der 63Jährige muss noch einmal zur Nachbehandlung ins Krankenhaus. „Selbstverständlich haben mir die Ärzte geraten, etwas kürzer zu treten. Da ich noch viele Freischießen miterleben möchte, werde ich es auch langsamer als zuvor angehen lassen“, sagt Gehrke. Gemeinsam mit drei Mitstreitern wurde Gehrke bei etwa 1000 Wennigser Bürgern, Geschäftsleuten, Selbstständigen und diversen Institutionen und Einrichtungen vorstellig. Wie viel Geld dabei zusammenkam, möchte Gehrke nicht sagen. Es ist kein Geheimnis, dass für das Fest etwa 35 000 Euro benötigt werden, um es zu finanzieren. Und ein Großteil davon sind Spenden, die durch Gehrke und sein Schafferteam eingenommen werden.„Ganz besonders liegen mir die älteren Bürger am Herzen“, sagt Gehrke. Deshalb statte er auch bei jedem Freischießen den Seniorenheimen in Wennigsen einen Besuch ab. „Oftmals drücken mir die Bewohner nur einen Euro in die Hand, weil sie einfach im Alter nicht mehr übrig zum Spenden haben, doch dieser eine Euro ist mir viel mehr wert als manch großzügige Spende“, sagt Gehrke. Deshalb besuchte Gehrke mit seinen Schaffern, einer Abordnung von Offizieren und Fahnenschwenkern, auch noch während des Fests die Wennigser Seniorenheime, um sich so ganz formell bei den Bewohnern zu bedanken. „Viele von ihnen haben eine lange Bindung zum Freischießen und freuen sich riesig, wenn wir kommen“, sagt Gehrke.
Winfried Gehrke: „Oberschaffer“ des Freischießens 2011Nicht nur in den Seniorenheimen ist Gehrke ein gern gesehener Gast. „Es gibt nur wenige Wennigser, die sich nicht mit dem Freischießen identifizieren können. Auch die Menschen, die eine differenziertere Meinung zum Freischießen haben, werden von mir geachtet“, sagt er. Immer wieder sei es für ihn eine Freude, wenn er zu Geburtstagen und Jubiläen eingeladen werde. „Ich werde oft angerufen, ob ich nicht in meiner Schafferuniform zu einem Geburtstag oder einer Feier kommen kann, und dann werde ich fast so empfangen, wie der Bürgermeister. Das ist eine große Ehre für mich, der Schaffer ist eben eine Symbolfigur des Freischießens“, sagt Gehrke lächelnd.Viele der Führungspersönlichkeiten beim Historischen Freischießen sind mit dem Fest tief verwurzelt. Oft reicht die aktive Teilnahme innerhalb der Familie über mehrere Generationen zurück. Gehrke erstes Erlebnis mit dem Freischießen war 1958. Majestät damals war Ernst Rogge, der Großvater vom kommandierenden General 2011. Gehrkes Vater Ernst hatte seinerzeit die Aufgabe, nach der Parade das Pferd vom König in den Stall zu bringen, und Gehrke durfte einige Meter auf dem Pferd seiner Majestät reiten. Das hat ihn sehr beeindruckt und ist immer noch in Erinnerung. Er kann mit Fug und Recht behaupten, dass seine Familie seit acht Generationen am Deister wohnt und immer wieder einen Bezug zum Freischießen hatte. Im Alter von 17 Jahren trat er der Garde Jäger bei, um sich aktiv zu beteiligen. „In den sechziger Jahren war das Freischießen noch sehr militärisch geprägt. Es herrschte eine strenge Disziplin, bei der der Spaß oftmals zu kurz kam“, erinnert sich der Wennigser. Auch heute sei Disziplin noch das oberste Gebot, sonst würde eine solche Veranstaltung nicht funktionieren, doch der Spaß sei längst hinzugekommen.Als junger Mann in den siebziger Jahren, als das Freischießen fast zum Erliegen kam, war es für ihn undenkbar, nicht am Freischießen teilzunehmen. Während andere lieber demonstrierten, sich gegen das Gewohnte auflehnten, war Gehrke fest mit dabei. „Wir waren teilweise nur noch ein Dutzend junge Männer in den Garden, das war schon schwierig.“
Meineke und bittet um eine Spende.
Text und FotoAxel Emmert
Wie entstand dasHistorische Freischießen Wennigsen?
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Winfried Gehrke (rechts) besucht Wennigsens Bürgermeister Christoph
General Eckhard Rogge: Die Stimmung bei dem Fest der Wennigser war sensationell
„Im August geben alle ihre Posten ab – lediglich der
Förderverein bleibt bestehen.“
Guten Morgen Herr General, wie geht es Ihnen?
Danke der Nachfrage, doch als General werde ich nur angesprochen, wenn das Freischießen läuft, und das ist ja nun zu Ende. Aber um auf Ihre Frage zu antworten: Mir geht es sehr gut, vielleicht ein wenig müde.
Wie viel Schlaf bekommt denn ein kommandierender General, der quasi das Vereinsoberhaupt des Fests ist?
In der Tat ist es ein bisschen wenig, doch wenn die Stimmung im Zelt gut ist, dann hält man es natürlich auch ein bisschen länger aus.
Ich entnehme Ihren Worten, dass die Stimmung gut war?
Sie war sensationell. Zwar waren verständlicherweise die Aussteller rund um das Zelt aufgrund des Dauerregens nicht ganz so zufrieden, doch im Zelt war es Abend für Abend brechend voll.
Hat es Sie nicht auch erstaunt, dass auch bei den Paraden und dem Umzug am Sonntag trotz Dauerregens so viele Wennigser das Freischießen feiern wollten?
Nein, eigentlich nicht. Das Historische Freischießen ist das Fest der Wennigser. Es ist ihr Fest, da gehen Mann und Frau hin – unabhängig vom Wetter.
Aber einmal ganz ehrlich, so richtig Spaß kann es doch nicht machen, wenn man als Teilnehmer rund fünf Stunden unter Dauerregen steht, auf einem Pferd sitzt und auch noch Kommandos erteilen muss?
Na ja, sicherlich ist es bei Sonnenschein schöner, doch was sollten wir machen. Es ist Freischießenzeit und da gilt es, sich allen Situationen zu stellen.
Am ersten Tag mussten Sie aber die Generalprobe auf der Paradewiese absagen?
Ja, denn die Gesundheit der Menschen und der Tiere geht immer vor – auch beim Historischen Freischießen. Es drohte Gefahr durch Blitz und Donner, dass die Pferde durchgehen würden und da haben wir vorsorglich die Generalprobe abgesagt.
Das war aber wohl die einzige Situation, in der der Programm–ablauf geändert werden musste?
Das ist richtig, das Fest ist ansonsten so verlaufen, wie wir es geplant hatten. Alle haben auf die Zähne gebissen, trotz der widrigen
Wetterumstände. Ganz besonders die Wennigser Bevölkerung, der ich hiermit meinen Dank für ihre Treue zum Historischen Freischießen aussprechen möchte.
Dank ist die eine Sache, die Finanzierung des Fests eine andere. Konnten denn die rund 35 000 Euro, die für die Finanzierung des Festes nötig waren, eingetrieben werden?
Die genauen Zahlen kenne ich noch nicht, aber die Schaffer haben mir signalisiert, dass die Finanzierung des Fests gesichert sei. Dabei konnten wir auch einen kleinen Teil aus dem Verkauf sehr vieler Souvenirartikel erzielen, die sind buchstäblich wie warme
Semmel weggegangen.
Was genau konnten Sie verkaufen?
Unter anderem Fahnen mit den Farben des Wennigser Wappens, Aufkleber, Autospie
gelüberzieher, CDs mit der Musik des Freischießens und vieles mehr.
Wie geht es jetzt weiter?
Im August wird das Historische Freischießen offiziell wieder aufgelöst und alle geben ihre Posten ab. Lediglich der Förderverein bleibt im Hintergrund bestehen.
Worauf freuen Sie sich denn nach dem Stress des Freischießens am meisten?
Zuerst einmal muss ich wirklich sagen, das ist kein Stress – höchstens ein sehr positiver. Und ich freue mich sehr auf den ersten Abend mit meiner Frau und meinen Kindern bei einem Glas Rotwein.
Eckhard Rogge stand nach 2008 zum zweiten Mal an vor-derster Front der Organisationsgruppe des Historischen Freischießens. Mit dem Landwirt aus Wennigsen sprach unser Mitarbeiter Axel Emmert über den Verlauf des Fests 2011.
theker Artur Petriw bekommt er einen Schluck Medizin, um das Fest gut durchzustehen.Eckhard Rogge (rechts) führt das Kommando beim Historischen Freischießen. Von Apo-
Axel EmmertInterview und Foto
6 Historisches Freischießen 2011
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Ohne Frauen würden sie dumm aus der Uniform schauenEs gibt die Offiziere, die Garden, den Landsturm, den Stabsarzt und Apotheker den Platzmajor und natürlich nicht zu vergessen, die Majestäten und den Volkskönig.Aber was wäre das Historische Freischießen, wenn es sie nicht gäbe: die fleißigen Ehefrauen im Hintergrund – sozusagen, die Frau an seiner Seite. Ohne die würden die Männer ganz schön dumm aus den Uniformen schauen.Wer kümmert sich zum Beispiel darum, dass die Uniformjacke sauber und adrett sitzt, die Hose eine Bügelfalte hat und die Handschuhe weiß bleiben? Natürlich – die Ehefrauen!Wer sorgt für das leibliche Wohl der Gardisten, während sie die Häuser der Stabsoffiziere bewachen, und wer macht das Fahnenschwenken zu einem kulinarischen Event? Genau – die Ehefrauen!Wer steht als Zuschauer am Schützenhof und auf der Paradewiese und feuert das Spektakel an? Die Ehefrauen!Und wie schön ist es doch für die Männer, wenn sie am Abend aus dem Gefecht zurückkehren und von ihren Frauen emp
fangen und versorgt werden, damit sie am darauffolgenden Tag wieder für die nächsten Herausforderungen gerüstet sind.Wennigsen muss ja schließlich mit vollem Einsatz verteidigt werden – und das ist kräftezehrend.Eine körperliche Grundfitness ist von Vorteil und das nicht nur für die Aktiven. Ich, in diesem Fall auch die Ehefrau im Hintergrund, weiß, wovon ich spreche.Mein persönlicher Part beginnt schon etliche Tage vor dem Fest: Das Haus und die Fenster sind auf Vordermann zu bringen, der Fußweg zu fegen, die Straße von Unkraut zu befreien, die Buchsbaumgirlande für die Kutsche und kleine Blumensträuße für die Aktiven sind zu binden, Fähnchen und Bänder in den Wennigser Farben in Bäumen und Büschen zu dekorieren, und so weiter, und so fort – die ToDoListe ist lang.
Vielleicht mache ich mir auch zu viel Arbeit, aber ich tue es sehr gern. Obwohl ich eine Zugereiste aus der Stadt bin, habe ich mich mit dem Freischießenvirus infiziert, und ich möchte davon auch nicht geheilt werden. Alle drei Jahre wieder freue ich mich, die Frau an seiner Seite zu sein.
Ehefrau eines HauptmannsText: Michaela Niemann
Unser Team steht wie immer mit viel Frische, hoher Qualität und fachlicher Kompetenz zum Freischießen stramm für Sie da!
Ihr E-neukauf Nolting-Brandt Team
Zwei der fleißigen Frauen: Doris Hachfeld (links) und Ulla Haupt.
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Wennigsen
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Impressionen von der ParadeDas regnerische Wetter hat der guten Stimmung keinen Ab-bruch getan. Ob mit Regenschrim oder Cape: Viele Menschen säumten die Wennigser Straßen und jubelten den vorbei-ziehenden Schützen zu. Weitere Bilder finden Sie auf www. myheimat.de/wennigsen/themen/freischießen.
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Die Musik ist ein wichtiger Bestandteil des Fests.
Die Ehrendame freut sich über die Darbietungen. An den Schwenkstellen gibt es ein dichtes Gedränge am Getränkestand.
Die Kompanien sind angetreten. Auch die Gardisten müssen sich stärken.
Ein Offizier verliest die Spender und Sponsoren.
Das Fahnenschwenken.
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Fotos: Axel Emmert
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Auch die Gardisten müssen sich stärken. Der Fahnenschwenker in Aktion.
Ein Offizier verliest die Spender und Sponsoren. Bürger und Mitglieder feiern gemeinsam. Ortsbürgermeister Hans-Dieter Hasenjäger.
Auch junge Damen dürfen beim Freischießen mitmachen.
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Die gelbe Garde Grenadiere: Der Spaß steht immer im VordergrundVor Jahrzehnten noch von allen belächelt – und wie zum Beispiel 1989 mit 26 Mann die kleinste Garde –, haben wir uns im Laufe der Zeit zu einer immer größer werdenden und vor allen Dingen beliebten Truppe entwickelt.Der Höhepunkt war sicherlich 2008 erreicht, als wir mit 71 Kameraden die stärkste Garde stellten. Ein großer Schritt in diese Richtung war eine erfolgreiche Werbeaktion bei den Handballern, von denen viele noch dabei sind und drei sogar Offiziersposten inne haben.Auch aus privaten Kreisen stoßen immer mehr Kameraden dazu, weil das Wort Gemeinschaft bei uns groß geschrieben wird. Auch zwischen den einzelnen Festen treffen wir uns, zum Beispiel zum Wandern und auch zu Gardefahrten. Einige dieser Fahrten gingen schon über fünf Tage nach Mallorca oder zehn Tage nach Spanien. Oder einfach nur übers Wochenende nach PullmanCity oder in den ehemaligen Hamelner Knast. Der Spaß steht dabei natürlich immer im Vordergrund.Die Treue zur gelben Garde spiegelt sich in all den Jahren wieder. Wir haben Ka
meraden mit 22 und sogar 25jähriger Zugehörigkeit dabei. Unser ehemaliger Hauptmann Uwe Isl brachte es sogar auf 35 Jahre! Unseren Gefechtsstand haben wir schon seit Jahrzehnten in der Gaststätte Pinkenburg, wo wir uns nach den Übungsabenden gemütlich zurückziehen können. Unser großes Mannschaftsbild zeigt die Verbundenheit. Die Kameradschaftsabende vorm Fest sind immer ein Highlight, denn alle neuen Gardisten werden dann mit dem traditionellen Schinkenkloppen aufgenommen. Gesänge
und Schlachtrufe erfolgen bis tief in die Nacht.Die diesjährigen Offiziere waren: Hauptmann Dietmar Gehler, Oberleutnant Marc Hesse, Leutnant Matthias Haupt, Feldfebel Marco Schwake und Oberfahnenschwenker Stefan Zwing.Zum Schluss noch ein kleiner Auszug aus unserem Lied „Wir rubbeln die Katz“: „(...) das Fest wird gelingen, Gelb ist mit dabei!“
HauptmannText: Dietmar Gehler
Die Garde Weiß: Der Dienstag gehört uns!
Die Garden sind ein wichtiger Bestandteil des Historischen Freischießens, genau so wie Reiter und Kutschenbesatzungen und Musikzüge. Es ist immer wieder schön, dieses Fest mitzugestalten. Und so kann ich nur an alle Wennigser appellieren: Macht mit, ob als Reiter, Gardist oder Musiker. Es wäre schade für Wennigsen, wenn dieses Fest mangels Nachwuchs nicht mehr gefeiert werden könnte. Es ist immer wieder beeindruckend, wie die Gemeinschaft, die sich in den vier Tagen des Freischießens bildet, noch lange anhält und Freundschaften entstehen, die sonst vielleicht nicht zustande gekommen wären.Der Dienstag ist der Tag der Grenadiere, und so soll es auch bleiben. Die Show gehört uns! Da geraten sogar die Paraden als solche in den Hintergrund. Alles begann beim Fest 1993. Dass die Gardisten und Offiziere zur Parade am Dienstag mit Hilfe von Verbandsmaterial, Pflaster und viel Ketchup Wunden und andere Kriegsverletzungen vortäuschen, war bis dato schon bekannt. Die Paraden am Schützenhof und auf der Paradewiese haben nicht mehr ganz den
Matrosen der Garde Weiß.
disziplinierten Charakter, wie es die Tage zuvor sein musste.Ich weiß nicht mehr, wer es war, ob Carsten Stenzel oder Alexander Stief, auf jeden Fall waren wir der Meinung, wir müssten etwas anderes machen. Kurzerhand, besuchten wir unser ortsansässiges Haushaltswarengeschäft, besorgten uns vier Wischmöppe und fuhren in das Feuerwehrgerätehaus am Heisterweg. Dort wurden die Stiele der Wischmöppe auf circa 20 Zentimeter eingekürzt und mit Hilfe einer Heißklebepistole auf einen Stahlhelm geklebt: Fertig war unser Offiziershelm. Anschließend nahmen wir noch eine alte Trage von der Feuerwehr, dann noch vier weiße Armbinden mit einem roten Kreuz versehen, fertig war der Sanitätstrupp. Als Opfer war schnell unser Hauptmann Manfred Nolte auserkoren. Und so haben wir unseren Hauptmann, vom Schützenhof bis zur Paradewiese den ganzen Umzug getragen. (Gut, dass er jetzt in der Kutsche sitzt). Mit dieser Aktion ha
ben wir einen Stein ins Rollen gebracht, dessen Tragweite uns in jenem Moment noch gar nicht bewusst sein konnte.
Welche weiteren Aktionen die Garde Weiß in den Folgejahren gestartet hat, lesen Sie auf www.myheimat.de/beitrag/1934722.
Es grüßen Hauptmann Hagedorn, Oberleutnant Rönsch, Leutnant Urban, Feldwebel Senhold und Fahnenschwenker Fromhage. Wer bei uns in der Garde mitmachen möchte, schaut einfach auf unsere Homepage www.gardeweiss.de.
Hauptmannvon Lars Hagedorn
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Wann sind Sie zuletzt über den Deister gegangen?
www.deister-spass.de
Redakteure der Heimatzeitungen am Deister stellen die schönsten Wege und die besten Ausflugsziele vor. Sie erhalten das Magazin kostenlos bei den Geschäftsstellen von HAZ und NP, bei den Tourist-Informationen in den Deisterkommunen sowie zum virtuellen Blättern, Herunterladen und Ausdrucken auf:
ist angerichtet. Nach einer Stunde brechen wir dann zum Hauptmann auf. Es ist ein etwa sieben minütiger Fußweg. Das Kommando wird übergeben. Er bittet in seinen Garten. Nach einer halben Stunde heißt es: „Auf zur Parade am Schützenhof“. Jetzt kann es losgehen. Für uns ist das Fest bereits seit vielen Tagen im vollen Gange.
Das Losmachen fand bereits vor Wochen statt, und die Vorfreude auf unser Fest ist seitdem immer größer geworden. Für die Hauptleute der Garden gibt es viele Aufgaben, die erfüllt werden müssen. In unserer Garde Jäger ist es üblich, dass die vier Hauptleute mit Musik am Sonntag vor dem großen Umzug von zu Hause abgeholt werden. Natürlich wird die Truppe auch verköstigt. Üblicherweise gibt es beim Oberleutnant etwas zu Essen. Was mache ich nur? Schnittchen oder Bockwürstchen? Nach langem hin und her habe ich entschieden: Es gibt Bratwurst. Nur wer grillt diese? Spontan erklärt sich ein guter Freund bereit, Glück gehabt. Getränke sind zurzeit im Angebot. Ich rechne mit 130 Personen, die ich zu bewirten habe. Also geht es mit dem Fahrzeuganhänger zum Getränkemarkt. Der Hauptmann hat bereits für uns vier vorbestellt. 40 Kisten Getränke auf den Wagen und ab zum Feldwebel, Leutnant und schließlich zu mir. Die Getränkefrage für den Sonntag ist gelöst. Der Sonntag naht. Die Wetterprognose ist nicht besonders erfreulich. Es soll regnen.
Egal. Dann stelle ich eben ein paar Pavillons auf. Die bekomme ich von guten Freunden. Wir sind auf dem Hof Oldenburg, mein Leutnant gleich gegenüber. Seine Ehefrau hat sich bereit erklärt, die Bewirtung zu organisieren. Sehr gut. Endlich Sonntag: Nach dem Feldwebel und Leutnant bin ich als Dritter dran. Die Kapelle ist bereits zu hören, die Garde im Schlepptau geht sie an meinem Haus vorbei zum Leutnant. Jetzt noch etwa eine halbe Stunde und die Jungs kommen. Ich kann hören, wie sich die Truppe auf den Weg zu mir macht. Sie kommen! Es folgt die Übergabe des Kommandos an mich. „Gut Tag, Kompanie“ grüße ich. „Guten Tag, Herr Oberleutnant“ donnert die Truppe. Herzlich willkommen. Ab in den Garten, es
Die Garde Jäger und das lange Warten auf den großen Tag
Oberleutnant Garde Jäger Text: Stephan Zander
Historisches Freischießen 2011 13
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Vizekönig Jürgen Stegen:Das Freischießen ist in erster Linie ein Familienfest
www.myheimat.de/beitrag/1923109Evelyn Werner
mehr unter:von:
Wie geht es dann wirklich los?
Zuerst trifft die Wache ein. Sie besteht aus drei Mann und meldet jede Person, die das Grundstück betreten will. Dann folgt der Oberstabsarzt, der alle für tauglich erklären muss. Als erkennbares Zeichen, wird eine Plakette angeheftet.
Alle Beteiligten tragen eine Uniform. Das kostet viel Geld. Wer bringt das auf?
Die Offiziere zahlen ihre Uniform selbst. Die Mannschaft bekommt sie von unserer Trägergesellschaft gestellt.
Ist eigentlich Freischießen so etwas wie Schützenfest?
Nein, ein Schützenfest hat Schützenvereine als Basis. Für sie steht Schießen als Sport im Vordergrund. Das Freischießen ist ein Bürgerfest aller Wennigser mit historischem Hintergrund.
Wird dann beim Freischießen gar nicht geschossen?
Nein. Alle sind nur mit Holzgewehren ausge
stattet. Und mit einer Kanone. Lediglich im Rahmen des alle drei Jahre stattfindenden Fests werden zwei Könige ausgeschossen. Der Mittelpunkt ist aber das Treiben auf der Basis der Historie.
Können Sie einige Worte zur Geschichte sagen?
Der Ursprung ist im Dreißigjährigen Krieg zu suchen. Wennigsen war nicht in das Kampfgeschehen verwickelt. Die Bauern aber führten Reserve und Militärübungen für den Fall aus, dass der Krieg auch hier ankommen würde. Das endete dann mit einem Manöver, einer Parade – einem Fest. Das feiern wir noch heute.
Wie wird man eigentlich General?
Im April gibt es alle drei Jahre eine große Sitzung. Da werden die Posten verteilt. Wer sich nichts hat zu Schulden kommen lassen, hat Anspruch auf den Posten des letzten Freischießens. Wenn ein Posten frei wird, kann man ihn erwerben. Dazu muss man einer der drei Garden angehören, den Weißen, den Grünen oder den Gelben.
Sind auch Frauen dabei?
Es ist für alle Beteiligten ein Familienfest. Die Familie ist überall eingebunden. Frauen haben auch Aufgaben – zum Beispiel als Ehrendamen und Reiterinnen. Meine Tochter Sabrina ist Ehrendame und seit ihrem neunten Lebensjahr dabei, mein Sohn Adrian gehört zu den Grünen. In Offiziersrängen sind Frauen aus der Geschichte heraus nicht vorgesehen.
Was ist Ihr persönlicher Höhepunkt?
Eindeutig die Parade mit dem Fahnenschwenken, das Feierliche, die vielen Zuschauer, ganz Wennigsen auf den Straßen. Der Spaß steht für alle im Vordergrund. Er ist der Beweis, dass sich die große Mühen, die der kommandierende General und sein Stab im Vorfeld haben, immer wieder lohnen.
Jürgen Stegen ist fast 40 Jahre dabei, wenn in Wennigsen das Frei-schießen auf dem Programm steht. Der Höhepunkt ist die große Festparade am Sonntag. Der Tag aber beginnt schon viel früher. Um 6 Uhr beginnen im Hause Stegen die Vorbereitungen. Das Haus wird mit Fahnen geschmückt, die Büsche und Zäune mit den Farben des Fests versehen, Getränke und Verpflegung bereitgestellt.
Ich grüße die Freunde des Historischen Freischießens.
Ein dreifach Vivat Hoch!
Gesine Meißner FDP-Abgeordnete aus Wennigsen
im Europäischen Parlament
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Der Garten wird geschmückt. Meldung machen. Salutschuss mit der Kanone.
Vollzugsmeldung. Ehrendamen mit den Königsdecken. Der General und seine Adjutanten werden abgeholt.
In der Kleiderkammer ist für jeden etwas dabei
Die Uniformen für das Historische Freischießen wurden bis einschließlich 1996 vom Kostümverleih in Dortmund geholt. Nach einem Großbrand, bei dem das Gebäude mit allen Kleidungsstücken bis auf die Grundmauern niederbrannte, entschloss sich die Schützengesellschaft, eigene Uniformen anzuschaffen. Im Lauf der Jahre kamen, je nach Bedarf, immer wieder neue Uniformröcke dazu. Heute befinden sich im Fundus der Schützengesellschaft Historisches Freischießen mehr als 100 Uniformjacken sowie Kleider für die Ehrendamen und Kutscherkotzen (Umhänge). Auch die dazugehörenden Kopfbedeckungen und eine kleine Anzahl von Offiziershosen sowie jede Menge Kleinteile wie Kokarden und Hühnermollenstutzen, Schul
terstücke und Epaulet ten , silberne und goldene Kordeln, Munitionstaschen und viele mehr werden
dort aufbewahrt. Mit dem Losmachen beginnt für uns die Arbeit, dann heißt es, Maß zu nehmen.Möglichst alle, vom König bis zum Adjutanten, die Hauptleute der Garden und des Landsturms sowie der Gemeindefahnenträger und die Ehrendamen kommen dann an unseren Tisch und nennen ihre Konfektions und Kopfgröße oder lassen sich vermessen. Viele der Teilnehmer sind nicht zum ersten Mal dabei, und wir können dann in alten Listen nachschauen, welche Uniform in welcher Farbe und Größe beim letzten Fest getragen wurde. Die größte Herausforderung ist die Zuteilung der Husarenuniformen für die Adjutanten zu Pferde und in der Kutsche, da es nur eine begrenzte Anzahl von Uniformröcken in den Farben Hellblau, Rot, Grün, Dunkelblau, Creme und Schwarz und diese auch nur in bestimmten Größen gibt. So ist die Farbe Hellblau nur in der Größe 48 und 50 vorhanden, Rot gibt es von Größe 52 bis 56, während die Farbe Schwarz ab Größe 50 bis Größe 60 zur Verfügung steht.Nach dem Fest kommt dann der Termin für die Uniformabgabe. Alle Teilnehmer bringen
ihre Uniformjacken und Kopfbedeckungen zurück, und wir kontrollieren gleichzeitig die Vollständigkeit der Requisiten. Die Kleinteile werden dann wieder sortiert, verpackt und in der Kleiderkammer verstaut. Danach hängen wir die Uniformen ebenfalls nach Farben und Größen sortiert in luftigen Abständen auf die Kleiderständer. Ein besonderer Dank geht an unseren Bataillonsschneider Josef Isl, der uns nicht nur beim Maßnehmen nach Kräften unterstützt, sondern auch kaum einen Änderungswunsch abschlägt. Er ist seit 1954, als das erste Fest nach dem Krieg stattfand, dabei, und kennt die Uniformmaße aus dem Effeff.
Rittmeister und GeneralDorothee Göhmann und Heinrich Schaper
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HIGHLIGHTS HIGHLIGHTS HIGHLIGHTS HIGHLIGHTSTäglich von Mittwoch bis Samstag „Frühstücksbuffet“ von 09.00 bis 12.00 UhrJeden Mittwoch „Kartoffel-/Nudelbuffet“ von 18.00 bis 21.00 UhrJeden Donnerstag „Überraschungsbuffet“ von 18.00 bis 21.00 UhrJeden Freitag „Länderbuffet“ von 18.00 bis 21.00 UhrJeden Sonntag „Frühstücksbuffet“ von 09.00 bis 11.30 Uhr oder Brunch von 10.30 bis 14.00 UhrMonatlich wechselnde saisonale „Spezialitätenbuffets“ an Samstagen ab 18.00 Uhr(Um Voranmeldung wird gebeten)
Feiern im mediterranen Ambiente bis 50 Personen
RefugiumRita & Bernd von Seelen
Bünteweg 7c30989 Gehrden
Telefon 05108 - 92 133 34Fax 05108 - 92 133 76Email: [email protected]: www.cafe-refugium.com
Mi + Do: 09.00 - 12.30 Uhr& 18.00 - 22.00 Uhr
Fr + Sa: 09.00 - open endSo: 09.00 - 18.00 Uhr
ÖffnungszeitenMo + Di: Ruhetag
Impressionen vom Freischießen
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