N°11 - DE - babymag.ch

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Testimonial Schwierig, ein Kind zu machen Schwangerschaft «Mama, ich bin schwanger!» Quiz Richtig und falsch beim Stillen 12-36 Monate Mit Vergnügen ins Bett 25 Ratschläge für effiziente und coole Mamis Mode Schulanfänger zum Anbeissen Znüni 20 ausgewogene Ideen Psycho Aggressivität unter Gspänli SCHUL- BEGINN SPEZIAL DAS SCHWEIZER MAGAZIN FÜR JUNGE ELTERN SEPTEMBER/OKTOBER 2010 - CHF 6.– Nr. 1 1

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Das schweizer Magazin für junge Eltern

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TestimonialTestimonial Schwierig, ein Kind zu machen

SchwangerschaftSchwangerschaft «Mama, ich bin schwanger!»

QuizQuizRichtig und falsch beim Stillen

12-36 Monate12-36 Monate Mit Vergnügen ins Bett

25Ratschlägefür effi ziente und cooleMamis

ModeSchulanfänger zum AnbeissenZnüni20 ausgewogene IdeenPsychoAggressivität unter Gspänli

SCHUL-BEGINNSPEZIAL

DAS SCHWEIZER MAGAZINFÜR JUNGE ELTERN

SEPTEMBER/OKTOBER 2010 - CHF 6.–

Nr. 1 1

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4 Ausgabe 11 - September/Oktober 2010

Kinder sind im Allgemeinen gut auf den Schulbeginn vorbereitet. Aber niemand kümmert sich so wirklich um die Eltern. Mütter und Experten geben Tipps, die das Leben leichter machen. Tutti frutti.

Auswahl: babymag.ch - Illustrationen: Peggy Adam

Schul-beginn

PapaMein Mann und ich arbeiten bei-de. Da er öfter als ich verreist, haben wir uns eine Logistik aus-gedacht, bei der ich allein für den Schulweg der Kinder verantwort-lich bin. Da ich diese Verantwor-tung sehr schwer fand, habe ich vorgeschlagen, dass er sich um die Donnerstagabende kümmert. Wenn er dann verreisen muss, muss auch er eine Ersatzlösung fi nden. Das hat wunderbar funkti-oniert. Er musste sich innert einem Jahr nur dreimal ersetzen lassen. Gleichzeitig fand er sich auch in Bezug auf das Tagesheim besser einbezogen, wo unsere Tochter nach der Schule hingeht. Er hat andere Eltern kennen gelernt. Das war sehr wohltuend.

NadineMAMA VON COSIMA, 5 ½ JAHRE

Abwechslung bei den MahlzeitenIch habe montags frei und be-schloss mit einem anderen Vater, uns bei den Mahlzeiten abzulösen. Also habe ich jeden zweiten Mon-tag zwei Jungs zum Mittagessen bei mir, und die anderen Montage habe ich den ganzen Tag für mich. Unsere Söhne sind zufrieden, ent-decken neue Speisen, ein anderes Familienleben (sein Freund hat zwei Schwestern) und wir fi nden ein bisschen Zeit für uns. Prima Sache!

ChristopheVATER VON MATTEO, 6 JAHRE

Lausemaus…Zweimal schon musste ich den Kampf gegen die Läuse ausfechten. Die Tierchen klettern in Windes-eile von einem Kopf zum nächsten. Dann entdeckte ich die Lavende-lessenz. Jeden Morgen gebe ich meiner Tochter ein paar Tropfen auf den Nacken und seither atta-ckieren sie keine Läuse mehr!

ElisabethMUTTER VON ALICE, 5 ½ JAHRE,

UND JULES, 3 JAHRE

ExpertenratWichtig ist, dass das Kind sich psychologisch auf den Schulbeginn vorbereiten kann. Eine gute Methode ist, es mitzunehmen und die künftige Schule zu besichtigen. Und obschon die Läden zu dieser Jahreszeit voll sind, sollte man ein Etui oder eine Znünitasche kaufen, sodass das Kind sich vorstellen kann, wie sein künftiges Leben aussieht.Immer mehr Lehrerinnen laden die Eltern am ersten Schultag ein, das Kind ins Klassenzimmer zu begleiten. Die Verbindung zwischen Schule und Elternhaus ist sehr wichtig. Falls Sie nicht eingeladen werden, nehmen Sie sich trotzdem die Mühe, das Kind am ersten Schultag bis vors Klassenzimmer zu begleiten.

Sylvie MercierPRIMARSCHULLEHRERIN

AufräumenNachdem ich einen Winter lang hinter Handschuhen und Schals hinterhergerannt bin, habe ich im Hauseingang für jeden ein Körbchen aufgestellt. Wenn sie nach Hause kommen, müssen die Kinder alles in das Körbchen mit ihrem Namen legen. Im Sommer kommen die Schirmmützen und Sonnenbrillen hinein. Letzten Winter musste ich kein einziges Paar Handschuhe neu kaufen, ein Rekord!

PamelaMUTTER VON OSKAR, 8 JAHRE,

LUDMILLA, 5 JAHRE, UND MATILDA, 4 JAHRE

Markierte KleiderEs dauerte einige Monate, bis ich begriff, wie nützlich es ist, die Klei-der meiner Kinder zu markieren. Seit ich das systematisch mache, kommt es vor, dass andere Mütter mich anrufen und mir sagen, dass die Jacke oder der Pulli meines Sohnes bei ihnen liegen. So muss ich nicht überall suchen.

NicoleMUTTER VON ILONA, 8 JAHRE,

UND GASPARD, 4 JAHRE

Kinder sind im Allgemeinen gut auf den Schulbeginn

Schul-Ich habe montags frei und be-

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dossier

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SportkleidungIch habe einen Trick, den mir eine Lehrerin gefl üstert hat. Sie erklärte mir, dass viele Kindergärtler die Sportstunde nicht mögen, dass es aber eigentlich das Umziehen ist, das sie stört... Dank diesem Trick gehen keine Kleider mehr verloren und man muss auch nicht fürchten, dass das Kind in Jeans zur Sportstunde erscheint, während die Sportsachen in der Tasche blei-ben... Wenn also im letzten Jahr Sport oder Rhythmik auf dem Stundenplan standen, liess ich Léonard am Morgen Shorts oder einen Trainer anziehen (je nach Jahreszeit). So muss er sich vor und nach der Sportstunde nicht umziehen, es gehen keine Kleider verloren und er ist weniger gestresst. In diesem Alter schwitzt man ja noch nicht so sehr. Im Hinblick auf Selbst-ständigkeit und Selbstmanagement ist es vielleicht keine Toplösung, aber im ersten Kindergartenjahr hat ein Kind schon genug damit zu schaffen.

ManuMUTTER VON LÉONARD, 6 JAHRE, UND OSCAR, 3 JAHRE

LoslassenLéon wollte immer sein Trottinett nehmen, um zur Schule zu fahren. Aus Prinzip und Vorsicht verwei-gerte ich das systematisch. Eines Morgens war ich kampfmüde und liess ihn gewähren. Seither geht es schneller und wir beginnen den Tag in guter Stimmung. Ich lerne nach und nach, etwas nachgiebi-ger zu sein, und das macht mir das Leben leichter.

YaraMUTTER VON LÉON, 7 JAHRE,

ALICE, 5 JAHRE,UND MAX, 2 JAHRE

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Co sim o ?

6 Ausgabe 11 - September/Oktober 2010

AliénorMantel, ca. CHF 327.-, Tartine et ChocolatT-Shirt, ca. CHF 65,20, Little Marc JacobsJupe, ca. CHF 120.-,Junior GaultierLeggings, ca. CHF 74.-, Junior GaultierSchuhe, CHF 59,80, Bopy

EdgarJacke, ca. CHF 158., IKKSHose, ca. CHF 246., Paul Smith JuniorHemd, CHF 73.-, CatiminiKrawatte, CHF 33., IKKS Schuhe, CHF 69,80, Converse

Schulbeginn und Raum zum Träumen. Ein schelmischer Blick, umherschweifende Gedanken und englischer College-Look mit einem Hauch von Halunken.

Fotos: Benoît Pointet und David Gagnebin-de Bons/dgbp.chStyling: Laure Paschoud/atelier-laurepaschoud.ch

Illustrationen: Rachel Bloch/rachelbloch.ch

Wo steckt bloss

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fashion

7 Ausgabe 11 - September/Oktober 2010

Augustin Pullover, CHF 55.-, Louise Blanche Jeans, CHF 22,90, C&ASchuhe, CHF 59,80, Converse

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8 Ausgabe 11 - September/Oktober 2010

Nichts geht über

Wegwerfwindeln sind praktisch, Stoffwindeln dagegen altmodisch? Weit gefehlt! Die neueste Stoffwindel-Generation hat alles zu bieten: Sie sind praktisch, günstig und umweltfreundlich. Stoffwindeln sind sogar besser für die Gesundheit.

Text: Flora Madic

enn Sie beim Wort Stoff-windel an ein weisses, viereckiges Tuch denken, in

das man das Baby mit grossem techni-schen Geschick einwickeln muss, an rasches Auslaufen und daran, dass Sie das Tuch– so unappetitlich und klebrig wie es ist – von Hand waschen müssen, dann ist die gesamte technologische Entwicklung, die die Öko-Windel durchgemacht hat, an Ihnen vorbei gegangen. Zudem gibt es sie jetzt für jeden Geschmack, in allen Farben und mit allen erdenklichen Motiven im Babyhaus zu kaufen. Wie süss…

Gut durchdacht Stoffwindeln sind genauso

praktisch wie Wegwerfwin-deln, da sie Pampers ähneln. Man faltet sie auseinander, legt das Baby darauf und verschliesst die seitlichen Laschen entweder mit Klettverschlüssen oder mit Druckknöpfen. Die Zeit

der Sicherheitsnadeln ist vorbei. Es gibt zwei verschiede-

ne von Stoffwindeln-Arten. Bei der All-In-One handelt es sich, um eine Windel, die aus einer absorbierenden inneren Schicht und einer schützen-den äusseren Schicht besteht. Diese Lösung ist praktischer. Daneben gibt es die Stoffwindel bestehend aus ei-ner absorbierenden inneren Schicht, zu der man dann ein Schutzhöschen aus Plastik verwendet, sonst droht die Sintflut. Preislich liegen sie etwa gleichauf, nämlich bei 30 Franken pro Windel. Diese beiden Stoffwin-delarten werden in zwei Varianten angeboten. Entweder als Windel, die mit dem Baby mitwächst, da ihre Grösse sich dank Druckknöpfen von S Fo

tos:

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Stoffwindeln!

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green

bis XL verstellen lässt, und die somit günstiger ist, oder als Windel, die ei-ner bestimmten Grösse entspricht und durch eine grössere ersetzt werden muss, wenn das Kind wächst. Zudem gibt es Saugeinlagen aus Mikrofaser, Baumwolle oder Bambus, die man in die Windel hinein legt, um ihre Flüssigkeits aufnahme-Kapazität zu steigern, was sich vor allem in der Nacht als praktisch erweist. Das Wi-ckeln selbst ist ein Kinderspiel, denn diese Windeln verfügen über eine Art Vlies-Wegwerfeinlage, die Gagi zurückhält. Die schmutzige Einlage samt den schlechten Gerüchen wird in der Toilette entsorgt. Nun muss die gebrauchte Windel selbstverständlich in einem verschlossenen Korb und getrennt von der anderen Schmutz-wäsche gelagert werden, denn auch wenn Gagi entsorgt ist, bleibt noch Pipi. Gewaschen werden diese Win-deln separat bei 40°. Dabei sollte man ein Bio-Waschmittel wie L’Arbre Vert verwenden.

PreiswertStoffwindeln tun der Familienkas-se gut. Für Wegwerfwindeln wird ein Budget zwischen 2300 und 3300 Franken geschätzt. 5 bis 6 Windeln pro Tag, 50 Rappen pro Windel, und dies 365 Tage im Jahr, zweieinhalb oder gar drei Jahre lang. Um genü-gend Windeln für 4 Tage zu haben und ohne das Haus in eine Ammoni-akfabrik zu verwandeln, braucht man 20 Stoffwindeln, die durchschnitt-lich 30 Franken pro Windel kosten. Macht insgesamt 600 Franken. Dazu kommen dann noch die Anti-Gagi-Einlagen zum Wegwerfen, 7 Franken pro 100 Einlagen, entsprechend etwa 320 Franken für ein Kind. So muss

für zweieinhalb Jahre mit weniger als 1000 Franken gerechnet werden. Beim ersten Kind spart man also zwi-schen 1’300 und 2’300 Franken. Und beim zweiten und dritten Kind spart man so gut wie alles!

UmweltfreundlichAuch der Umwelt kommen Stoffwin-deln zugute. Wegwerfwindeln für ein einziges Kind verschlingen 4,5 Bäu-me und 25 kg Plastik, die man aus 67 kg Erdöl gewinnt. Es entstehen 820 kg Abfall, die 35 m3 entsprechen. Da in der Schweiz jährlich 75000 Kinder geboren werden, braucht man 340000 Bäume sowie 5000 Tonnen Erdöl und produziert 60000 Tonnen Abfall… Das stimmt nachdenklich, oder? Natürlich belasten Produkti-on, Reinigung und Entsorgung der Stoffwindel die Umwelt ebenfalls, aber weitaus weniger als dies bei Wegwerfwindeln der Fall ist. Diese bestehen übrigens aus etwa fünfzig verschiedenen chemischen Produk-

ten. Ihre Entsorgung ist also alles andere als unproblematisch für die Umwelt. Hinzu kommt noch, dass Wegwerfwindeln aus Zellulose be-stehen, welche mit Chlor gebleicht wird. Bei diesem Vorgang werden Dioxine und Furane freigesetzt, die im Verdacht stehen, krebserregend zu sein und hormonell zu wirken.

Gut für die GesundheitWenn man Stoffwindeln verwendet, vermeidet man, dass Babys zartes Füdli direkten Kontakt mit den 50 chemischen Produkten der Wegwerf-windel hat, und zwar 24 Stunden am Tag, drei Jahre lang. Stoffwindeln werden oft aus Baumwolle oder Hanf hergestellt. Wenn man die biologi-sche Variante wählt, reduziert man die Gefahr, dass das Baby ein wun-des Füdli bekommt. Dagegen muss erwähnt werden, dass die Stoffwin-del weniger Flüssigkeit aufnehmen kann. Doch dieser Nachteil hat eine doppelte erzieherische Wirkung. Da auch die vollen Pampers das Füdli trocken halten müssen, kommt es zum Wärmestau. Folglich werden die Hoden des kleinen Jungen einer Temperatur ausgesetzt, die ihre Sen-kung behindern kann…

Und da die Kleinen, die in Stoff-windeln gewickelt werden, die Nässe spüren, lassen sie die Windelära viele Monate vor den anderen zu Ende ge-hen… JUPPI! a

Hier können Stoffwindeln online bestellt werden:www.baby-kinder-shop.chwww.babyfein.chwww.jubilane.chwww.ecovisions.chwww.vallemonte.ch

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Wald-kinder

n Geschichten für Kindern sind Wälder oft unfreund-liche Orte. Dennoch führen

viele Krippen ihre Kinderschar oft in den Wald. Wenn die Eltern am Ende des Tages ein verdrecktes Kind abholen, entsteht ihnen dadurch Mehrarbeit. Aber das Angebot zieht nichtsdestoweniger. In der Deutsch-schweiz gehen manche Krippen täg-lich in den Wald. babymag.ch hat sich einen halben Tag lang darun-tergemischt.

Krippe im WaldMitte Juni haben wir einen Termin auf der Waldlichtung am Rand einer befahrenen Strasse im schicken Zür-cher Quartier Züriberg. Es ist neun Uhr und Regen hängt in der Luft. Eltern bringen ihre Kinder mit dem Auto. Sie tragen gutes Schuhwerk, wetterfeste Kleidung, Hüte und klei-ne Rucksäcke mit Thermosflaschen. Acht Kinder zwischen 2 und 4 Jahren sind bereit für ein Abenteuer.

Erstes Ritual, bevor man in den Wald aufbricht: Eine Betreue-rin fordert jedes Kind dazu auf, ein Steinchen in die Mitte eines Sterns zu legen, den sie mit Blättern am Bo-den gelegt hat. Dann stellen sich die Kinder und die drei Erwachsenen im Kreis auf: «Wir bilden eine Gruppe und gehen in den Wald», singen sie im Chor, um sich Mut zu machen. Die kleinen Steinchen müssen sie nicht mitnehmen, schliesslich wird man sie nicht wie Hänsel und Gretel im Wald zurücklassen. Der Tag beginnt mit ei-nem Fussmarsch auf einem breiten

I

Weg, dann geht es einen steilen und schlammigen Pfad hoch. Das Ziel ist die Biberlinsburg, die etwa 200 Meter höher auf einem Plateau liegt. Man-che der Kleinen möchten an die Hand genommen werden, andere sind küh-ner, klettern über Wurzeln und sprin-gen über Pfützen. Die Stimmung ist fröhlich. Luca, einer der Grossen, ruft «Halunke», die anderen Kinder machen es im Chor nach. Ein kleiner Junge beobachtet eine Nacktschne-cke. Ein anderer hebt einen dünnen Ast auf und biegt ihn zu einem Kreis.

All diese Kinder, von denen die Jüngste erst 2 Jahre alt ist, ge-hen zwei oder drei Tage die Woche in die Waldkrippe, genannt Wakita. Die private Organisation, die da-hintersteht, wurde vor sechs Jahren gegründet. Sie bietet auch einen Waldkindergarten an. Die 80 Kinder, die bei Wakita eingeschrieben sind, verbringen ungefähr fünf Stunden pro Tag im Freien, im Sommer wie im Winter.

Bewegungsfreiheit«Nach einer Anpassungsphase füh-len sich die meisten Kinder wohl im Wald», sagt Initiantin Marga Keller.

Den ganzen Tag im Freien zu verbrin-gen, würde sie aber zu sehr ermüden. Die meisten Waldkrippen und -kin-dergärten schicken also die Kinder nach einem halben Tag wieder nach Hause. Andere bieten Lösungen an, die auch geeignet sind, wenn beide Eltern arbeiten: Die Kinder können den ganzen Tag bleiben und verbrin-gen den Nachmittag in einem Raum nahe des Waldes.

«Das oberste Ziel der Wald-krippen und -kindergärten ist nicht, den Kindern naturwissenschaftliche Grundlagen beizubringen, sondern sie in einem offenen Raum mit ech-ten Gefahren und Rohmaterialien spielen zu lassen», erklärt Frau Kel-ler. «Das ist wichtig, denn Kinder verbringen heute viel Zeit drinnen. Damit sich die Motorik entwickelt, müssen sie sich auch im Freien be-wegen können.»

Als sie nach einer halben Stun-de Fussmarsch bei der Biberlinsburg ankommen, begegnet den Kindern eine zweite Nacktschnecke, diesmal eine schwarze. Schwitzend beob-achten sie ausführlich ihr langsames Kriechen auf dem Moos. Dann setzt sich die Gruppe im Kreis auf den Bo-den und geniesst einen reichlichen Imbiss. Die Kinder spielen Telefon mit einem Cracker am Ohr.

Echte GefahrenDie Begleiter passen gut auf. Tahira, die Jüngste, versucht auszureissen und wird sofort zurückgepfiffen. Erst nach dem Znüni dürfen die Kinder zum ersten Mal an diesem Morgen

«All diese Kinder, von denen die Jüngste

erst 2 Jahre alt ist, gehen zwei oder drei Tage die

Woche in die Waldkrippe, genannt Wakita.»

Feuchttücher und sterilisierte Fläschchen: Die Kinder von heute leben in einer desinfizierten Welt. Um dieser Tatsache ein Gegengewicht verteihen, gehen immer mehr Krippen und Schulen in den Wald mit den Kin-dern. Bericht über einen zauberhaften Spaziergang im Reich der Nacktschnecken.

Text: Jean-Marc Heuberger

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12-36 monate

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frei spielen. Man darf sich aber nicht von der Esplanade entfernen, denn rund um die Biberlinsburg lauern Schluchten.

Eines Tages türmten zwei klei-ne Jungs, die später von Spaziergän-gern gefunden wurden. «Trotzdem gibt es weniger Unfälle als in ande-ren Spielgruppen und Kindergärten», sagt Marga Keller. Ausserdem sind Kinder, die viel Zeit im Freien ver-bringen, seltener krank.

Freie Bahn für KreativitätDie Waldtouren fördern auch die Fantasie. Da die Kinder kein Spiel-zeug mitnehmen, amüsieren sie sich mit dem, was sie finden. An Tag unseres Besuchs verwandelt sich ein Baumstumpf in ein Feuerwehr-schiff. Trotzdem die Kinder friedlich spielen, haben sich die Begleiter eine Beschäftigung ausgedacht: Steine an-malen. Manchen passt das zunächst nicht, doch dann machen alle mit. Die Kinder gehen konzentriert ans Werk und malen etwa 15 Steine farbig an, die sie danach unter einen Baum le-

gen, um sie trocknen zu lassen. Ein kleines Mädchen fragt, wo es sich die Hände waschen kann. Marga Keller sagt ihr, sie könne sie am Boden abwis-chen. Das Kind tuts und lacht, als die Hände davon braun werden. «Was zählt, ist der Kontakt zur Natur», kommentiert die Verantwortliche. Die Kinder in den Wald mitzuneh-men, erfordert viel Organisation und manchmal etwas Improvisation. Wie

transportiert man die Steine, deren Farbe noch feucht ist? «Ich komme sie später abholen», entscheidet Ra-mon, einer der Begleiter.

Kurz vor Mittag kehrt die Expe-ditionsgruppe zur Basis zurück: Ein riesiges «Nest» aus Blattwerk von ungefähr vier Metern Durchmes-ser. Wieder überquert eine Nackt-schnecke den Weg. Da sie getigert ist, kommt sie den Kindern noch wertvoller vor als die bisherigen. Ein 4-jähriger Junge hebt sie auf, damit niemand darauftritt.

Neben dem «Nest» hat sich eine freundliche Hexe installiert, die Köchin der Wakita. Zum Mittagessen gibts keine Lebkuchen, sondern eine schön goldene Polenta mit Tomaten-sosse, die die Köchin in einem Hexen-kessel über dem Feuer zubereitet hat. Endlich bricht die Sonne durch. Ein sanftes grünes Licht streichelt die Gesichter der Kinder, die still essen. Heute muss keine Plane als Regen-schutz gespannt werden. Nach dem Essen kommt wieder Leben in die Kinder. Als die Grossen vergnügt

«Das oberste Ziel der Waldkrippen

und -kindergärten ist nicht, den Kindern

naturwissenschaftliche Grundlagen beizubringen,

sondern sie in einem offenen Raum

mit echten Gefahren und Rohmaterialien spielen zu lassen.»

MARGA KELLER, INITIANTIN

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Es ist nicht das erste, woran man denkt, wenn es gilt, ein Kinderzimmer einzurichten. Gleichwohl gebührt dem Pult ein ebenso zentraler Platz wie dem Bett. Folglich tut man gut daran, es sorgfältig auszuwählen.

Auswahl: Maxime Pégatoquet/www.mc-2.ch

Diese Pultesind Kult

KlassenzimmerJesper K. Thomsen erneuert für Normann Copenhagen einige al-tergebrachten Klassenzimmermö-bel in einer verspielteren Version. Tisch und Stuhl sind da, auf der Bank haben zwei oder drei kleine Hinterteile Platz und ein weiterer kann die schwarze Tafel benut-zen. Zur Serie, die auf den Namen «Play» getauft ist, gehört optional auch ein Wagen.

«Play»-Reihe, Stuhl ab CHF 360.- Tisch CHF 550.- (www.normann-copenhagen.com)

Zeichenpult«Freiheit, Einfachheit, Funktio-nalität» könnte das Motto dieses Tisches lauten, der gleich zur Sa-che kommt. Ein weisses Viereck, eine Schublade, deren Farbe frei wählbar ist und eventuell eine Papierrolle, die man direkt am Tisch befestigen kann, sodass er möglichst lange sein reines Weiss bewahrt. Andernfalls können Sie es Ihrem Kind überlassen, die Oberfl äche mit seinen Graffi ti, Abziehbildchen und Neocolor-stiften zu verzieren.

«Kindertisch», Minimöbel ,ab CHF 580.- (www.minimoebel.ch)

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Diese PulteMarke Eigenbau

Eine Schachtel voller Ein-zelteile, die mittels Gebrauchsan-

weisung zusammenzusetzen sind, und zudem aus Schweden. Doch für einmal

steckt nicht der blaue Riese dahinter! Das «Puzzle in 3D» ist ein Werk der Designerin

Elin Basander André und besteht aus Minimö-beln mit Tisch, Stuhl (oder Schaukelstuhl) und Ablage. Ein guter Start für Leutchen, die spä-

ter einmal Eames-Möbel kaufen.

«3D Puzzle Furniture», Basander Lundin Design, CHF 299.-

(www.basanderlundin.se)

trend

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Seit Kurzem ist das Stadtzentrum eine Fussgänger-zone. Die Autos wurden gegen Kutschen getauscht, die von richtigen Pferden gezogen werden. Mit den zahllosen Gelaterie und Löwenskulpturen ist Florenz ein guter Ort für Familienferien.

Text: Isabelle Mercier

Florenzim Schritttempo

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trip

aum ein Auto. Ein paar Elek-trobusse, glänzende Kutschen und überall Fussgänger. Flo-

renz ist heute ein Traum für Kinder-wagenraser. Die Zeiten der knapp bemessenen Trottoirs ist vorbei; heute kann man sich mit dem Kinderwagen auf dem Kopfsteinpfl aster breitma-chen und die Kinder können mit der Glace in der Hand auf Taubenjagd gehen. Ein wahres Glück.

Nicht nur die Paläste der Stadt sind bis zum Rand mit Kunstwer-ken gefüllt, sondern auch die Haus-fassaden sind reich dekoriert. Den aufmerksamen Augen der jungen Besucher entgeht kein Detail. Sie könnten locker einen ganzen Tag damit verbringen, die Löwen zu ent-decken, die sich als Skulpturen, Was-serspeier oder Türklopfer zwischen, an und auf den Häusern verstecken.

«Mama, ich liebe Kunst»Bilder- und Skulpturenausstellun-gen sind auch für Kinder ein Au-genschmaus, sofern man es nicht übertreibt und das Drumherum stimmt. Der Palazzo Pitti, Palast der Medici-Familie, eignet sich besser als die Uffi zien. Nebst den Kunst-werken, die der Palast zu bieten hat, ist er auch ein wahres Geschichts-buch, wo Szenen aus dem Leben der Könige und Königinnen gezeigt wer-den, die die jungen Köpfe beschäf-tigen! Dazu kommen wunderbare Gärten voller fantastischer Statuen und Springbrunnen. Man geht un-ter Bäumen, zwischen den Büschen promenieren Enten und hie und da blitzt bedrohlich der Dreizack einer Brunnenskulptur. Florenz ist nicht reich an Grünfl ächen, jedoch ist der Giardino die Boboli eine grüne Lunge und zugleich ein Familienparadies.Auch der Palazzo Vecchio ist einen Besuch mit Kindern wert. Zwei- bis dreimal am Tag fi ndet eine Sonderführung statt, bei der man

die Geheimgänge des verwinkel-ten Gebäudes besichtigen kann. So kommen Abenteuerlustige auf ihre Kosten und können andere Touris bespitzeln, ohne selbst gesehen zu werden.

LeckereienNebst dem phänomenalen kulturellen Reichtum ist Florenz auch eine Fein-schmeckerstadt. Die Wege zwischen dem Florentiner Dom und den Uffi -zien sowie zwischen Palazzo Vecchio und Palazzo Pitti sind von guten Res-taurants gesäumt. Unter zahlreichen anderen Spezialitäten empfehlen wir die schiacciata mit Olivenöl, eine Art Urpizza und ein prima Imbiss. Die Panini in Feinschmecker-Ausführung begeistern Grosse wie Kleine und die vielfältigen Piadine kann man un-tereinander tauschen. Wer müde ist, erholt sich bei heisser Schokolade in einem Café mit lokalem Ambiente. Und natürlich haben die Glacemacher Hochkonjunktur. Da man mindestens alle 50 einen Glaceverkäufer Meter an-trifft, wird man erst recht nicht drum-herum kommen. Altüberlieferte und neue Rezepte, «Slow Food» und Tra-ditionelles; jede Verkaufsbude hat ihre Eigenheit und die Glacebehälter lassen keinen Wunsch offen. Man muss nur hinsehen. Die neuste Erfi ndung heisst semi-freddo. Es handelt sich um eine Art gefrorenen Schaum, der nicht wirklich kalt ist und von den Florenti-nerinnen auch wegen seines niederen Kaloriengehalts geschätzt wird.

PinocchioIm Zentrum von Geppettos Her-kunftsland pfl egt Florenz den kleinen Mann mit der langen Nase. Pinocchio schmückt zahlreiche Boutiquen. Mal hängt er als Mobile am Kiosk, mal kann man in Geppettos nachgebauter

Schreinerwerkstatt seine Herstellung miterleben. Der kleine Kerl geht den Passanten zu Herzen. Es erstaunt nicht, dass Kinder in dieser Stadt so willkommen sind, wo man sogar die-sem schlimmen Lausbuben freundlich gesinnt ist. Die kleinen Touristen be-kommen x Mal am Tag ein “Oh, amo-re!” zu hören. Da fühlt sich die ganze Familie behaglich, auch wenn die Mamas manchmal wünschten, dass sich der Ausruf auf ihre Haarpracht bezöge. Das Kind ist hier König und man scheut keine Anstrengung, damit der bambino zufrieden ist.

Auch das Kind vergnügt sich in dieser ruhigen Ambiance. Als Knirps kann es den Pferden auf die Hufe gucken. Obligatorische Pause, wenn eine Kutsche heranrollt, damit das Zaumzeug beobachtet werden kann. Kleine Säcke am Hintern der Pferde verhindern, dass die Strassen stinken. Während Sie in einer Boutique das Sortiment mustern, kann das Kind an die Decke gucken – oft befi nden sich die Ladenlokale in ehemaligen Stadt-palästen. Zwischen zwei Kirchenbe-sichtigungen und einer Statuengalerie können Kinder an der Piazza della Repubblica eine Karussellfahrt ma-chen. Das Karussell ist mit eleganten Pferden und Bildreproduktionen ver-sehen, sodass einem schon vom Zuse-hen schwindlig wird. a

Transport: Mit Baboo kann man zwei oder drei Mal pro Woche von Genf nach Florenz fl iegen. Für Kinder

muss man nur die Flughafengebühren zahlen. Während des Fluges erhalten sie Geschenke, mit denen sie sich beschäftigen können. Wie in guten alten Zeiten. www.fl ybaboo.com

Lesen: «Florenz, eine Gebrauchsanweisung. Ausgabe

für Kinder und Jugendliche», Schnell und Steiner, 2004.

Gebrauchsanweisung. Ausgabe für Kinder und Jugendliche», Schnell und Steiner, 2004.

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hen schwindlig wird.

Transport: Mit Baboo kann man zwei oder drei Mal pro Woche von Genf nach Florenz fl iegen. Für Kinder

muss man nur die Flughafengebühren