Nachbarn 2/2010

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Wir helfen Menschen. NR. 2/2010 Nachbarn Interkulturelle Vermittlerinnen und Vermittler im Einsatz KulturLegi * Dabei sein auch mit wenig Geld

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Magazin Nachbarn Nr. 2/10 mit dem Schwerpunktthema KulturLegi* – Dabei sein auch mit wenig Geld

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Wir helfen Menschen.

NR. 2/2010

NachbarnInterkulturelle Vermittlerinnen und Vermittler im Einsatz

KulturLegi *Dabei sein auch mit wenig Geld

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Inhalt

2 Caritas Nachbarn 2/10 Titelbild: Urs Siegenthaler

Editorial 3Thomas Thali

KulturLegi

Dabei sein, auch mit wenig Geld 4

Dank der KulturLegi kann Familie Hamza-Meier eine Ausstellung im Kunst-haus, die Badi und die Kunsteisbahn besuchen. Wir begleiteten sie dabei.

Wirksames Instrument zur 8sozialen IntegrationBildung, Beziehungen und Prestige sind genauso wichtig wie finanzielle Ressour-cen. Soziale Integration findet auf all diesen unterschiedlichen Ebenen statt.

Caritas Luzern

Die andere Kultur erfahrbar 10machen

Interkulturelle Vermittlerinnen und Ver-mittler helfen aktiv mit, den Schweizer Alltag für Migrantinnen verständlich zu machen.

News

Schuldenberatung 14Zentralschweiz

Markanter Ausbau des Hilfsangebots für überschuldete Personen .

Projektpatenschaften 15eröffnen Perspektiven

Nachgefragt 16 Bei Andrea Kaufmann, Leiterin Caritas Laden Hochdorf.

«Caritas hilft konkret und 17unkompliziert» Spenderportrait.

Persönlich 18Antoinette Hunziker-Ebneter, Unternehmerin aus Zürich.

Caritas-Netz

Einmaleins für Eltern 19 Das Projekt «schulstart+» bringt jungen Müttern und Vätern mit Migrationshin-tergrund das Schweizer Schulsystem nä-her und unterstützt sie mit alltagsnahen Infos bei der Erziehung.

News aus dem Caritas-Netz 20

Collage 21Dabei sein mit der KulturLegi.

Veranstaltungen, Kurse 22

Gedankenstrich 23Von Bundespräsidentin Doris Leuthard.

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Editorial

Thomas Thali Geschäftsleiter Caritas Luzern

Mit Projekten gegen Armutund Isolation angehen

3 2/10 Nachbarn Caritas

«Nachbarn», das Magazin der regionalen Caritas-Stellen, erscheint zweimal jährlich.

Gesamtauflage: 39 000 Ex. Auflage LU: 11 000 Ex.

Redaktion: Urs Odermatt (Caritas Luzern); Ariel Leuenberger (national)

Gestaltung und Produktion: Daniela Mathis, Urs Odermatt

Druck: Stämpfli Publikationen AG, Bern

Caritas Luzern | Morgartenstrasse 19 | 6002 Luzern | Tel. 041 368 52 00

www.caritas-luzern.ch | PC 60-4141-0

Impressum

L’organisation XY est certifiée par ZEWO depuis 19XX.

L’organisation XY est certifiée par ZEWO depuis 19XX.

Caritas Luzern ist seit 2004 ZEWO-zertifiziert.

Caritas Luzern ist seit 2004 ZEWO-zertifiziert.

«Die KulturLegi ermöglicht die Teilhabe am gesellschaftlichen Leben.»

Liebe Leserin, lieber Leser

Vor einem Jahr wurde die KulturLegi Lu-zern zur KulturLegi Zentralschweiz. Bald 1500 Erwachsene und Kinder nutzen die Angebote der 220 Partner aus der ganzen Zentralschweiz, und darüber hinaus auch aus der ganzen Schweiz. Die Vergünsti-gungen bringen eine spürbare Entlastung bei der Nutzung von Freizeitangeboten. Sie machen es möglich, dass Menschen mit we-nig Geld am gesellschaftlichen Leben teil-nehmen und so ihre Isolation durchbre-chen können. Lesen Sie dazu das Porträt auf Seite 4.

Im Magazin lesen Sie von weiteren Pro-jekten, wie wir Armut und Isolation ent-gegenwirken. Dank zusätzlicher Finanzie-

rung konnten wir die Schuldenberatung ausbauen. Mit diesem Hilfsangebot öffnen wir vielen Betroffenen einen Weg aus dem Teufelskreis der Verschuldung.

Wege zueinander ermöglicht das An-gebot der interkulturellen Vermittlerinnen und Vermittler. Die ausgebildeten Fachper-sonen, oft auch als Dolmetscherinnen und Dolmetscher tätig, bauen Brücken, ermög-lichen Verstehen und dadurch nachhaltige Integration. Lesen Sie mehr dazu im Por-trät über einen interkulturellen Vermitt-ler auf Seite 10.

Auf Seite 14 finden Sie Angaben, wie Sie Projekte unterstützen können. Mit ei-ner Patenschaft ermöglichen Sie Teilhabe und eröffnen Perspektiven.

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KulturLegi

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«Der gemeinsame Besuch von Veranstal-tungen und Ausstellungen ist uns wichtig, sei es als Familie oder zu zweit», betonen Si-

mone und Ferenc Hamza Meier. Dank der KulturLegi werde vieles möglich, trotz be-scheidenem Familieneinkommen. Erzählen

die gelernte Textildesignerin, der frühere Fotograf und ihr sechsjähriger Gabor, wird bald klar, dass der Ausweis eine grosse Aus-wahl an Freizeitvergnügen weit über «klas-sische» Kultur hinaus ermöglicht. «Wir wa-ren im Zoo – bei allen Tieren», erinnert sich Gabor. Im Sommer lockte ihn die Badi. Da bleibt zwar in Zürich das Bad in See und Limmat gratis. «Mit der KulturLegi kön-nen wir aber auch ab und zu die von Max Frisch entworfene gleichnamige Badi ge-niessen. Es ist die schönste der Stadt», freut sich Simone Meier. Im Winter locke dann wieder die Kunsteisbahn.

Begeistert steht Gabor vor einem Werk von Tony Cragg im Kunsthaus. «Mit so vielen Würfeln spielen, wie toll», strahlt er und möchte gleich beginnen. Doch hier gilt «berühren ver-boten» – umso mehr kann er mit seinen Eltern beim Besuch der Badi oder der Kunsteisbahn loslegen. Überall vergüns-tigt die KulturLegi von Caritas den Eintritt und ermöglicht so auch Leuten mit knappem Budget die Teilnahme am gesell-schaftlichen Leben.

Dabei sein, auch mit wenig Geld

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Dabei sein, auch mit wenig Geld

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Fussball, Fitness, FilmvergnügenEin Männervergnügen wird der Besuch eines Heimspiels von GC. Schliesslich tschuttet Gabor selber und hat jeden Mitt-

woch sein Training. Auf die Panini-Bildli für sein Fussball-WM-Buch gab es kei-nen Rabatt. Doch dafür hatte er manch-mal Glück und konnte tauschen. Oder er fand im Schliessfach des Kunsthauses Zü-

rich einen vergessenen Zweifränkler und konnte sich damit weitere Bilder besorgen. Übrigens, nicht nur die Fankurve für Fuss-ballbegeisterte öffnet sich zu einem redu-

zierten Preis, auch wer zum Beispiel lieber eine Fussreflexzonenmassage möchte, fin-det solche mit Rabatt – oder stellt sein Velo zum halben Preis in den bewachten Un-terstand beim Bahnhof, wenn statt Fitness

der Weg zur Arbeit angesagt ist. Ebenso freuen sich Filmfreaks, wenn sie wieder einmal Filmklassiker wie «Fahrenheit 451» von François Truffaut vergünstigt zu sehen bekommen. Die Liste ist lang, und die Er-mässigungen reichen von 30 bis zu 70 Pro-zent – und manchmal ist es dank der Kul-turLegi auch gratis.

Dem Jüngsten der Familie, dem Ende 2009 geborenen Kornél, ist derweilen noch wichtiger, dass er zufrieden an sei-nem Schoppen nuckeln kann – Kultur inbe-griffen. «Wir haben Musik und den Besuch von Ausstellungen bereits im Elternhaus

«Dank der KulturLegi können wir weiterhin am kulturellen Leben teilnehmen.»

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«Der gemeinsame Besuch von Veranstaltungen und Aus-stellungen ist uns wichtig, sei es als Familie oder zu zweit.»

KulturLegi

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kennen gelernt. Manchmal mussten wir einfach mitgehen», erinnert sich Simone Meier. Doch so schlimm scheint das nicht gewesen zu sein, und auch Gabor lässt sich gerne ins Kunsthaus «entführen» – sogar als noch Sommer war und draussen dreissig Grad im Schatten. «Meine Mutter hat lieber beim Essen gespart, als auf ihr Saisonabon-nement fürs Theater verzichtet. Als Biblio-thekarin in einer Unternehmung brachte sie zudem unzählige Bücher mit heim», er-innert sich Ferenc Hamza.

Alle Einnahmen und Ausgaben offenlegenDie KulturLegi hat Simone Meier dank ih-rer Schwester kennen gelernt. «Die liest im-mer alles, wo etwas vergünstigt erhältlich ist. Selber wäre ich gar nicht auf das Ange-bot von Caritas gestossen. Doch jetzt kön-nen wir viel machen, das sonst nicht mög-lich wäre.» Als die Familie das erste Mal die Unterlagen einreichte, lag ihr frei ver-

fügbares Einkommen noch leicht über der Grenze, die zum Bezug der KulturLegi be-rechtigt. Dieser wurde erst möglich, als Sohn Kornél auf die Welt kam und Simone Meier nach dem Mutterschaftsurlaub keine

neue Stelle fand. «Wir mussten detailliert unsere ganzen Einnahmen und Ausgaben offenlegen», erinnert sie sich. «Aber das ist auch richtig – und die Leute von Caritas machen es einem einfach.»

Gerne möchte das Paar die KulturLegi weiterempfehlen. Doch das sei gar nicht so einfach, denn: «Erst kürzlich erfuhren wir von Nachbarn, dass sie ebenfalls in einer von der Stadt subventionierten Wohnung leben. In der Schweiz redet halt niemand gerne über seine Einkommensverhält-nisse», sagt Ferenc Hamza.

Freie Wahl mit der KulturLegiSchade, wenn jemand deshalb nichts von einer für die Teilnahme am sozialen Leben wichtigen Einrichtung hört. «Viele unserer Freunde verdienen mehr», vermutet Simone

Meier. Dank der KulturLegi könne sie den-noch auch einmal mit ihnen ins Kino. «Zu zweit mit meinem Mann ist es aber noch schöner.» Da setzen dann jedoch die Kosten für das Hüten von Kornél Grenzen.

Umso wichtiger ist darum der Vorteil, dank der KulturLegi frei den Tag für den Besuch eines Matchs, einer Ausstellung oder einer anderen Veranstaltung wäh-len zu können. «Jeden Mittwoch ist der Besuch der Sammlung des Kunsthauses gratis», erinnert Björn Quellenberg, Spre-cher des Kunsthauses. Doch da hat Gabor

Ob auf die Kunsteisbahn, in die Badi oder ins Kunsthaus, die KulturLegi ermöglicht den verbilligten Eintritt bei rund 800 Institutionen und Veranstaltungen in der ganzen Schweiz.

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7Text: Urs Walter; Fotos: Urs Siegenthaler 2/10 Nachbarn Caritas

sein Training und die Familie müsste ver-zichten. Dabei war es Vater Hamza ein be-sonderes Anliegen, seinem Sohn die teils riesigen Fotos von Thomas Struth zu zei-gen und so etwas von seiner Begeisterung fürs Fotografieren weiterzugeben. «‹Gra-tis› umfasst auch den Teil der Spezialaus-stellungen, der in den Sammlungsräumen stattfindet», unterstreicht Quellenberg. «So geben wir der Bevölkerung etwas zu-rück, die mit ihren Steuergeldern knapp die Hälfte der Kosten des Kunsthauses deckt.» Gratiseintritt an bestimmten Wochentagen oder am Sonntag kennen auch andere Kul-turinstitutionen.

Doppelter Nutzen174 Besucherinnen und Besucher von Wechselausstellungen und 49 der allgemei-nen Sammlung zückten 2009 im Kunsthaus Zürich die KulturLegi. Dieses Jahr wur-den diese Zahlen schon im ersten Halb-jahr übertroffen. «Wie bei der gesamten Be-völkerung fand die temporär als Gast im Kunsthaus gezeigte Sammlung Bührle auch bei dieser Zielgruppe grossen Anklang», begründet Quellenberg. Zurzeit sind in der ganzen Schweiz über 11 000 KulturLe-gis in Umlauf. Die kleine Karte hilft Men-

schen mit schmalem Budget, in wichtigen Bereichen ihres Lebens bei den Leuten blei-ben zu können. Die Anbieter gewinnen da-mit begeisterte Kundinnen und Kunden, ohne dass gleich ihre Kapazitäten überlas-tet würden.

«Ein Besuch im Schauspielhaus bleibt auch mit der KulturLegi ein kostspieliges Vergnügen», sagt Hamza. «Zum Glück habe ich mit meiner Mutter in Budapest schon alle gängigen Opern und Schauspiele gesehen.» So kann er für diese Besuche ge-trost auf bessere Zeiten warten. Einig ist sich das Paar auch, dass es beim Programm für die Kinder keine Abstriche geben sollte. «Es gäbe so vieles, das wir gerne noch ma-chen würden» – doch diese nicht zu erfül-lenden Wünsche kennen wir alle. Auf den vergünstigt erhältlichen «Tages-Anzeiger» verzichten die beiden: «Wir lesen zu wenig regelmässig Zeitung und kaufen nur ein-zelne Ausgaben.» Dankbar erinnert sich Si-mone Meier an Orte, wo sie die KulturLegi zückte, ohne sicher zu sein, ob sie akzep-tiert würde. «Doch wie für AHV-Berech-tigte, Studierende oder Soldaten gab es die Ermässigung – im sonst teuren Pflaster Zü-rich eine grosse Freude und Entlastung.»

www.kulturlegi.ch

Heinz Altorfer, Leiter Soziales, Direktion Kultur und Soziales, Migros-Genos-senschafts-Bund

KulturLegi – kein Rabattkärtli

Niemand wird bestreiten, dass Kul-tur, Weiterbildung und ein aktiver Le-bensstil für alle Menschen wichtig sind – auch für armutsbetroffene. Die libe-rale Gesellschaft überlässt die Initiative dazu allerdings weitgehend dem Indi-viduum. Selbstverantwortliches Han-deln setzt jedoch persönliche Kompe-tenzen und die Integration in sozialen Netzwerken voraus. Armutsbetroffene sind dabei besonders gefordert. Die Kul-turLegi setzt daher am richtigen Punkt an: Sie bietet über eine rein materielle Vergünstigung hinaus Anreize zur Stär-kung von Selbstkompetenz und zur Teil-habe am gesellschaftlichen Leben. Sie ist kein Rabattkärtli, sondern ein Aus-weis für praktizierte Selbstverantwor-tung unter materiell erschwerten Bedin-gungen. Das macht sie so überzeugend, auch als Partner für das Migros-Kultur-prozent. Dieses ist seit Gottlieb Dutt-weiler geprägt von der Leitidee, interes-sierten Menschen Zugang zu kulturellen Leistungen, zur Weiterbildung und zum gesellschaftlichen Leben zu verschaf-fen. Ein reiches Angebot von wirksamer Qualität und Innovation ist der stärks te Anreiz dazu. Die aktive Einladung zur Partizipation an diesen Angeboten ein weiterer. Das Migros-Kulturprozent freut sich auf die Menschen mit KulturLegi, die sich den Zugang zu den Bildungsan-geboten der Klubschulen Migros und zu den kulturellen Aktivitäten verschaffen wollen.

www.migros-kulturprozent.chwww.klubschule.ch

Gabor geniesst es, gemeinsam mit seiner Familie spannende Ausflüge zu unternehmen. Ohne KulturLegi wären diese nicht möglich.

Kommentar

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Hintergrund: KulturLegi

Ein wirksames Instrument zur sozialen Integration

Betrachten wir alltägliche Ereignisse und zwischenmenschliche Begegnungen für einmal als Spiel. Gemäss dem Soziologen Pierre Bourdieu verfügen wir Menschen über unterschiedliche Fähigkeiten und Möglichkeiten. Diese setzen wir je nach Situation ein und passen sie gegebenen-falls an. Neben dem ökonomischen Kapi-tal (Einkommen und Vermögen) stehen uns soziales Kapital (Beziehungen), sym-bolisches Kapital (Prestige) und kulturelles Kapital zur Verfügung. Letzteres meint vor allem die Bildung, die vorwiegend im Rah-

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Arm sein ist mehr als nur wenig Geld haben. Für Armutsbetroffene sind Bildung, Beziehun-gen und Prestige genauso wichtig wie die finanziellen Ressourcen. Soziale Integration findet auf all diesen unterschiedlichen Ebenen statt – dank der KulturLegi.

men der Familie weitergegeben oder er-möglicht wird. Soziale Ungleichheit und der Auf- und Abstieg entstehen gemäss Bourdieu aus einem Zusammenspiel dieser verschiedenen Ressourcen. So kann zum Beispiel eine Investition in die Bildung zu einem Vorrücken auf dem Feld des ökono-mischen Kapitals verhelfen. Oder der Ver-lust von wichtigen Beziehungen hat zur Folge, dass man beim symbolischen und ökonomischen Kapital ein paar Felder zu-rückgeworfen wird.

Wer nicht mithalten kann, fällt rausDas Leben ist aber kein Spiel: Armutsbe-troffene Personen in der Schweiz verfügen nicht nur über weniger finanzielle Mittel, sondern auch über eingeschränkte Hand-lungs- und Teilnahmemöglichkeiten. Sie sind oft von Teilbereichen unserer Gesell-schaft ausgeschlossen. Die soziale Integra-tion oder eben der Erhalt und Aufbau von sozialem, symbolischem und kulturellem Kapital sind somit zentrale Funktionen in der Armutsprävention und -bekämpfung.

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Im Zentrum steht dabei die Bildung. Wer da nicht mithalten kann, fällt rasch aus dem System heraus. Fast genauso wich­tig sind soziale Beziehungen, die man auf­baut und pflegt, indem man zum Beispiel bei kulturellen oder sportlichen Aktivi­täten mitmacht. Nur wer sich auf den unter­schiedlichen Ebenen aktiv beteiligen kann, ist und bleibt integriert.

Armut vermeidenVon der KulturLegi profitieren die von Armut am meisten betroffenen Gruppen: Kinder und Jugendliche, Einelternfami­lien, Personen ohne Ausbildung oder mit Migrationshintergrund. Die vergünstigten Bildungsangebote erleichtern die Weiter­bildung. Die ermässigten Eintritte in Kul­turinstitutionen ermöglichen der ganzen Familie den Erwerb von Bildung im wei­testen Sinne. Vergünstigte Sportmöglich­keiten tragen zur Gesundheitsförderung bei – was gerade bei Armutsbetroffenen wegen des höheren Krankheitsrisikos von zentraler Bedeutung ist. Kurz: Die Kultur­Legi hilft, soziale Isolation und Vereinsa­mung zu vermeiden.

In der Schweiz ist etwa jede zehnte Per­son arm. Ohne Betagte und Kleinkinder, die nur bedingt eingerechnet werden kön­nen, könnten also rund 600 000 Personen die KulturLegi beziehen und nutzen. Denn sie kann für all diese Menschen eine Unter­stützung leisten. Die KulturLegi hat damit ein hohes Potenzial, Armut zu vermeiden und Wege aus der Armut zu erleichtern.

Chancengleichheit auf allen EbenenDie Armutsstrategie des Bundesrates, die im März 2010 veröffentlicht wurde, zeigt, dass Armutsprävention breit angegangen werden muss, damit etwas erreicht werden kann. Diesen Ansatz verfolgt Caritas schon seit langem. Wollen wir keine Zweiklassen­gesellschaft, ist es wichtig, Chancengleich­heit auf den verschiedensten Ebenen her­zustellen. Nicht nur die Integration in den Arbeitsmarkt, sondern eben auch die sozia­len Aspekte müssen gewichtet werden. Die KulturLegi leistet dazu einen wichtigen Bei­trag.

9Texte: Bettina Zeugin, Irène Barmettler; Grafik: Martin Blaser 2/10 Nachbarn Caritas

Informationen über Standorte, Berechtigungskriterien, Bezugsmöglichkeiten und Angebote der KulturLegi finden Sie unter www.kulturlegi.ch.

Zum Begriff der sozialen Integration: Rahel Strohmeier, Carlo Knöpfel: Was heisst soziale Integration? Öffentliche Sozialhilfe zwischen Anspruch und Realität, Caritas Schweiz, Luzern 2005.

Pierre Bourdieu: Ökonomisches Kapital – Kulturelles Kapital – Soziales Kapital. In: Reinhard Kreckel: Soziale Ungleichheiten, Göttingen 1983, S. 183–198.

Links und Publikationen

Bereits 1996 lancierte die IG Sozialhilfe in Zürich die Idee, mit einer KulturLegi Per­sonen mit begrenzten finanziellen Mitteln den Zugang zu Kultur­, Bildungs­ und Sportanlässen zu ermöglichen. Diese Idee wurde von Caritas in verschiedenen Kan­tonen weiterentwickelt: Heute hat die Kul­turLegi über 11 000 Nutzerinnen und Nut­zer in der ganzen Schweiz. Erhältlich ist sie bisher in Freiburg und Region, in Chur, im Kanton Bern und im Kanton Zürich so­wie in den Zentralschweizer Kantonen Lu­zern, Nidwalden, Obwalden, Uri, Schwyz und Zug. Mehr als 800 Angebotspartner

Solidarische Angebotspartner

aus den Bereichen Sport, Bildung und Kul­tur zeigen sich solidarisch und gewähren für Inhaberinnen und Inhaber der Kultur­Legi grosszügige Rabatte.

Die KulturLegi ist ein persönlicher, nicht übertragbarer Ausweis. Berechtigt sind alle Personen, die am oder unter dem Existenzminimum leben und zum Beispiel Sozialhilfe, Zusatzleistungen oder indivi­duelle Krankenkassenprämienverbilligung beziehen. Gegen Vorweisen der KulturLegi erhalten sie Vergünstigungen bis zu 70 Pro­zent.

Die KulturLegi ermöglicht es über 11 000 Nutzerinnen und Nutzern, am gesellschaftlichen Leben teilnehmen zu können.

KulturLegi vorhanden

Einführung im nächsten Jahr

Einführung in PLanung

keine KulturLegi

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Caritas Luzern

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Den Schweizer Alltag erfahrbar machen

Grosswangen, Dienstagabend. Autos donnern um die Kurve, haarscharf am Häuschen vorbei. Die roten Fensterläden mit den ausgesparten Herzen zittern. Eine Frau in farbigen Kleidern öffnet mit herzlichem Lachen die Tür. Es ist die Somalierin Zahra Ahmed, die hier mit ihren fünf Kindern lebt. Heute bekommen sie Besuch von der sozialpädagogischen Familienbeglei-terin Silvia Lang. Begleitet wird sie vom interkulturellen Vermittler Ahmed Liibaan. Der So-malier spricht nicht nur fliessend Deutsch, er kennt auch die Sorgen und Nöte seiner Lands-leute und hilft, Missverständnisse aus dem Weg zu räumen.

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11 2/10 Nachbarn Caritas

Seit sechs Jahren lebt Familie Ahmed in der Schweiz. Von den fünf Kindern ist Omar mit 13 Jahren der Jüngste. In doppeltem Sinn das Nesthäkchen: Omar ist körperlich und geistig behindert und wird von Mut-ter und Geschwistern gehegt und gepflegt. Tagsüber besucht er die Schule Rodtegg. Frau Ahmed hat eine Einladung zum El-ternabend bekommen. Reicht ihr Deutsch aus, um alleine teilzunehmen – oder ist es besser, wenn sie Herr Liibaan begleitet, da-mit er vermiteltn kann? Und ja: Der Taxi-

dienst hat letztes Mal nicht geklappt, als Omar einen Spitaltermin hatte. Was ist da

schiefgelaufen? Solche und viele andere Alltäglichkeiten gibt es wöchentlich zu besprechen. Die kleine Gruppe setzt sich hinters Haus in den Garten. Sylvia Lang hat Unterlagen mitgebracht, diverse Do-

Den Schweizer Alltag erfahrbar machen

kumente werden studiert und besprochen. Die Sozialpädagogin erkundigt sich, fragt

nach, informiert und erklärt. Ahmed Lii-baan sitzt als Bindeglied zwischen den bei-den Frauen. Er übersetzt ruhig und klar, sein Blick wandert aufmerksam von hier nach da. Immer wieder sucht er auch zu

«Es sind ganze Geschichten – Sorgen und Miss-verständnisse –, die ich erspüren muss.»

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Es kommt vor, dass die Leute ihre Wut oder Enttäuschung auf mich projizieren und nicht verstehen, dass ich nur das Sprach-rohr bin. In solchen Fällen muss ich mich gut abgrenzen können, das ist nicht immer einfach.»

Weder allmächtig noch bestechlichDie Rollendefinierung spielt bei der Ar-beit von Ahmed Liibaan eine grosse Rolle. Nicht selten geht es dabei um die Sozial-arbeiterinnen und Sozialarbeiter. «Zuerst müssen die Betroffenen verstehen, was de-ren Funktion ist. Sozialarbeitende sind we-der bestechlich, noch können sie nach eige-nem Gutdünken Bestimmungen machen oder Vorschriften umgehen. Das ist vie-len nicht klar und führt zu Frustrationen, manchmal sogar Aggressionen.» Umso schöner ist es für Ahmed Liibaan, wenn solche Konflikte durch seine Vermittlung entspannt oder gar gelöst werden können. «Meistens begleite ich die Familien über ei-nen längeren Zeitraum und kann so mit-verfolgen, wie sich die Situation entwickelt. Wenn dann mit einem Mal alles auf gutem

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Caritas Luzern

erklären und zu vermitteln, wenn eine Si-tuation unverständlich scheint. Die Stim-mung ist vertraut und herzlich, man kennt sich schon ein paar Jahre. Erstmals ist Ah-med Liibaan der Familie vor sechs Jahren im Auffangzentrum Emmenbrücke zur Seite gestanden. Damals als Übersetzer. Heute ist er auf dem Weg dazu, interkul-tureller Vermittler zu werden: Er besucht die Ausbildungsmodule dazu und arbeitet schon jetzt im Auftrag verschiedener Or-ganisationen.

Mehr als nur die Sprache über-setzen«Meine Aufgabe ist vielschichtiger und komplexer, als nur die Gespräche zu über-setzen. Es sind ganze Geschichten, Sorgen und Missverständnisse, die ich erspüren muss und die längst nicht nur mit der Spra-che zu tun haben. Die Unterschiede zum Leben in der Schweiz sind riesig, viele So-malier brauchen Unterstützung, um ganz alltägliche Sachen nachvollziehen zu kön-nen. Hier bauen wir Vermittler eine Brü-cke, wir vermitteln sozusagen das Wissen

über den Schweizer Alltag. Das hilft Betrof-fenen, Erwartungen richtig einzuordnen und Enttäuschungen aufzufangen», sagt Liibaan und illustriert das mit einem Bei-spiel: Die Schule schreibt, dass die Kinder Turnsachen mitbringen sollen. Frau Ah-med schickt daraufhin den Sohn im Trai-ner zur Schule und bekommt den Bescheid, dass dies nicht erwünscht sei. «Dann muss ich erklären, dass man hier den Trainer zwar im Sportunterricht trägt, aber damit nicht durch die Strassen spaziert.»

Zahra Ahmed nickt zustimmend und lacht. Viele Sachen habe sie so schon ge-lernt, und sie möchte noch mehr wissen über die Gepflogenheiten der Schweize-rinnen und Schweizer. Das Schulsystem sei oft ein Thema, er kenne mittlerweile fast jedes Schulhaus im Umkreis von Luzern, lacht Herr Liibaan und wird dann wie-der ernst. «Manchmal werde ich erst bei-gezogen, wenn eine Situa tion schon sehr schwierig ist, wenn sich die Betroffenen in Missverständnissen verheddert haben. Die Erwartungen an mich sind dann sehr hoch, das ist eine grosse Herausforderung.

Interkulturelle Vermittler/innen übersetzen nicht nur. Sie sind aktiv an der Suche nach Lösungsmöglichkeiten beteiligt

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13Text: Christine Weber; Bilder: Jutta Vogel 2/10 Nachbarn Caritas

ber letztes Jahr Konkurs ging, packte Li-ibaan die Chance zur Weiterbildung bei der Caritas. In den Modulen vertieft er sein Wissen zur Vermittlung und ist schon jetzt in der ganzen Deutschschweiz ein gefragter Begleiter.

«Als Mechaniker ist voraussehbar, wie

ein Auftrag erfüllt werden muss. Als inter-kultureller Vermittler stehe ich immer wie-der vor neuen Herausforderungen. Keine Lösung sieht aus wie die andere, weil alle Menschen ganz unterschiedlich sind», sagt Ahmed Liibaan, klemmt sich die Aktenta-sche unter den Arm und verabschiedet sich. Es warten schon die nächsten Leute auf den Brückenschlag zwischen der Schweiz und Somalia.

Weg ist, wenn Betroffene eine neue, gute Geschichte hier in der Schweiz anfangen können – dann ist das auch für mich ein grosses Highlight», sagt Liibaan und erin-nert sich schmunzelnd an dieses und jenes Erfolgserlebnis.

Der 44-jährige Ahmed Liibaan lebt seit

22 Jahren in der Schweiz und ist bestens in-tegriert. Eine erste Arbeitsstelle fand der Familienvater mit drei Jungs als Mechani-ker in Schötz. «Schnell war mir klar: Wenn ich die Unterstützung von Schweizern an-nehmen können will, muss ich ihre Spra-che und ihre Kultur verstehen.» Die Tür zur Schweizer Mentalität hat ihm ein Ar-beitskollege geöffnet: Mit ihm durfte Ah-med Lii baan die Junioren des Fussballklubs Dagmersellen trainieren und fand so Kon-takt zu Einheimischen. Als sein Arbeitge-

Die sozialpädagogische Familienbe-gleitung hat das Ziel, Eltern mit ihren Kindern im Alltag zu unterstützen und zu stärken. Erziehung und Familien-All-tag ist einerseits etwas Persönliches, anderseits ist es eine grosse Heraus-forderung, Kinder in ihrer Entwicklung zu unterstützen, so dass sie auch in un-sere Gesellschaft integriert sind. Das gelingt nicht immer, vor allem wenn die Kultur fremd ist. Missverständnisse können schnell entstehen. Werden sie nicht geklärt, entstehen Fronten. Immer wieder gelangen Dienste an uns mit der Anfrage, ob wir auch Familien aus an-deren Kulturen und Sprachgebieten begleiten würden. Da die Schwierig-keiten, in denen die Familien stecken, oft nicht nur sprachlicher Art sind, sind wir froh um die Unterstützung der inter-kulturellen Vermittler/innen. Durch die Zusammenarbeit zwischen den Fami-lien, den sozialpädagogischen Fami-lienbegleiterinnen und den Interkultu-rellen Vermittler/innen entsteht schnell eine gute Kooperation und ein gegen-seitiges Verständnis der Kulturen. Miss-verständnisse können schnell geklärt werden, und dies gibt eine gute Ba-sis für Veränderungen. Interkulturelle Vermittler/innen agieren als Brücken-bauer/innen. Das kommt den Kindern zugute, die zwischen zwei Kulturen auf-wachsen und in beiden Welten Kompe-tenzen erwerben müssen. Nicht bei jedem Besuch sind die Sozi-alpädagogin und die Vermittlerin zuge-gen. Im Auftrag der Familienbegleiterin übernimmt die Kulturvermittlerin auch Dienste, die sie oder er selbstständig mit den Eltern (manchmal auch mit den Jugendlichen) übernehmen. Obwohl anfänglich höhere Kosten entstehen (bedingt durch den Einsatz von mei-stens zwei Personen) macht sich diese Zusammenarbeit längerfristig bezahlt, da viel schneller an den effektiven The-men gearbeitet werden kann.Ann Plattner, regionale LeiterinSpFplus, Sozialpädagogische Familienbegleitung

www.spfplus.ch

Die interkulturellen Vermittler/innen können beim Dolmetschdienst Zentral-schweiz angefordert werden:

Tel. 041 368 51 51Web www.dolmetschdienst.ch

Am 19. Januar 2011 werden an einer Fachveranstaltung Themen und Einsatz-möglichkeiten der Interkulturellen Ver-mittler/innen aufgezeigt und diskutiert.

mehr auf Seite 22

Kommentar

Kontakt Fachveranstaltung

«Als interkultureller Vermittler stehe ich immer wieder vor neuen Herausforderungen.»

Seit 22 Jahren lebt Ahmed Liibaan in der Schweiz.

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Schuldenberatung

14 Caritas Nachbarn 2/10 Text: zvg; Bild: Urs Siegenthalter

Caritas Luzern

Immer mehr Menschen in der Schweiz geraten in die Schuldenfalle. Süchte wie Spiel- oder Kaufsucht, Arbeitslosigkeit oder eine Scheidung können Auslöser für die Verschuldung sein. Die ausgebaute Schuldenberatung der Caritas Luzern ermöglicht einen Weg aus der Krise, den viele nicht alleine bewältigen können.

Der Schritt zur Schuldenberatung ist für viele eine Befreiung.

Bisher konnte die Caritas Luzern mit den begrenzten Beratungskapazitäten die Nach-frage in diesem Bereich nicht vollständig abdecken. Mit dem Projekt «Plan B» (sie he Kasten) wurde das Hilfsangebot für über-schuldete Personen ausgebaut. Dank der Fi-nanzierung durch die Aduno-Gruppe wer-den zusätzlich 80 Stellenprozente besetzt, um die steigenden Anfragen für Schul-

denberatungen zu bewältigen. Gleichzei-tig konnten wir dieses für Klientinnen und Klienten unentgeltliche Beratungsangebot in Luzern auch auf die Kantone Ob- und Nidwalden ausweiten.

Ein schuldenfreies Leben können sich nicht alle leistenSeit Wochen graust es Roman M. vor dem Briefkasten. Der geschiedene Vater von drei Kindern hat Angst, seine Post zu öff-nen, in der doch meist nur Rechnungen lie-gen. Seit der Kampfscheidung vor zwei Jah-ren kommt der 33-Jährige finanziell kaum noch über die Runden. Die Schulden häu-fen sich an.

Um aus der verheerenden Schulden-spirale auszubrechen, bedarf es oft pro-fessioneller Hilfe, denn die meisten fin-den nicht allein aus der Krise. Die Caritas führt schweizweit 14 Schuldenberatungs-stellen, eine davon in Luzern für die Kan-

tone Luzern, Ob- und Nidwalden. Gemein-sam mit einer Beraterin oder einem Berater gewinnen viele Betroffene erstmals einen umfassenden Überblick über ihre finanzi-elle Situation. Dann werden unterschied-liche Lösungswege aufgezeigt. Im besten Fall wird ein Sanierungsbudget erstellt und umgesetzt, das langfristig von den Schul-den befreit. Bedingung dazu ist die Bereit-schaft, sich über Monate oder Jahre finan-ziell einzuschränken, keine neuen Schulden zu machen und die eingegangenen Ver-pflichtungen jeden Monat zu erfüllen. Ist eine Sanierung wegen des kleinen Einkom-mens nicht möglich, bleibt nur das Leben mit Schulden. Auch in dieser Situation be-gleitet Caritas Luzern die Betroffenen. Ge-meinsam wird nach Einsparmöglichkeiten im Alltag gesucht, und allfällige Ansprüche auf Sozialhilfe oder Taggelder werden abge-klärt. Dabei ist es zentral, dass nicht neue SChulden gemacht werden, denn laufend neue Betreibungen sind eine grosse psy-chische Belastung für die Betroffenen.

KontaktCaritas Luzern SchuldenberatungMorgartenstrasse 19 6002 LuzernTelefon: 041 368 51 00 E-Mail: [email protected]

Die Leistungen der Beratungsstelle sind kostenlos. Es werden keine Schulden über-nommen.

Projekt «Plan B»Das Projekt «Plan B» von Caritas, Pro Juven-tute und der Aduno-Gruppe bietet überschul-deten Personen kompetente Hilfe an.

Seit Sommer 2010 werden der Ausbau der Beratungskapazitäten, ein neues Webportal und Präventionskurse umgesetzt. Ab 2011 wird neben der telefonischen auch die On-line-Beratung eingeführt.

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Caritas Luzern bietet Patenschaften für Projekte in der Zentralschweiz.

15Text: Daniel Diem; Bilder: Andreas Schwaiger, Urs Siegenthalter 2/10 Nachbarn Caritas

Helfen Sie notleidenden Menschen in Ihrer Nähe

Mit einer Patenschaft geben Sie Menschen in einer schwierigen Lebenssituation eine Perspektive. Caritas Luzern kann so effizient und unbürokratisch Hilfe leisten – da, wo es am nötigsten ist!

Regelmässige finanzielle Beiträge aus Pa-tenschaften sind für die Betroffenen äus-serst wichtig und sind die Grundlage für eine nachhaltige Unterstützung durch die Caritas Luzern. Dadurch ist es möglich, zusammen mit den hilfesuchenden Men-schen klare Ziele zu verfolgen und Hilfe zur Selbsthilfe anzubieten.

Wie sieht eine Patenschaft bei Caritas Luzern aus?Caritas Luzern bietet Projektpatenschaften an und hilft so mit sorgfältig ausgewähl-ten Projekten Menschen in einer Notlage. Sie wählen das Projekt aus, das Ihnen per-sönlich wichtig ist, und setzen so ein Zei-chen der Solidarität. Mit Ihrer Projektpa-tenschaft unterstützen Sie diese Arbeit für ein Jahr. Sie können die Projektpatenschaft jederzeit beenden.

Welches ist für Sie die richtige Patenschaft?

Möchten Sie die Lebensmittelhilfe für •arme Menschen unterstützen? Ist es Ihnen wichtig, dass sich Caritas •Luzern für kranke und sterbende Men-schen einsetzt? Liegt Ihnen die Zukunft von Kindern •aus schwierigen Verhältnissen am Her-zen?

Wählen Sie Ihr Projekt für Ihre Patenschaft und bestimmen Sie einen monatlichen Bei-trag ab 30 Franken.

Lebensmittelhilfe für Arme im Kanton Luzern

Sie helfen Menschen, denen das Geld fehlt, um sich mit dem Nötigsten zu versorgen.

Mit 30 Franken pro Monat kann eine al-leinerziehende Mutter täglich Brot im Ca-ritas-Markt einkaufen.

Mit 50 Franken pro Monat finanzie-ren Sie einer armen Familie eine tägliche Portion frisches Gemüse aus dem Caritas-Markt.

In Würde sterben

Sie setzen sich dafür ein, dass unheilbar kranke und sterbende Menschen in Würde vom Leben Abschied nehmen können.

Mit 30 Franken pro Monat finanzieren Sie eine individuelle Beratung und Beglei-tung.

«mit mir» – Ihr Engagement für Kinder

Sie engagieren sich dafür, dass benachtei-lig te Kinder eine Gotte oder einen Götti bekommen, die bereit sind, mit dem Kind Zeit zu verbringen.

Mit 30 Franken pro Monat fördern Sie das Projekt «mit mir» und sichern so die Zukunft des Projekts.

Mit 50 Franken pro Monat ermöglichen Sie die Vermittlung einer Gotte oder eines Göttis an ein Kind.

Die Patenschaften der Caritas Luzern

Helfen Sie Menschen aus der Zen-tralschweiz, eine prekäre Situation zu meis tern, und schenken Sie durch Ih-ren Beitrag neue Perspektiven. Wir beraten Sie gerne!

Daniel Diem, Projektpatenschaften Tel.: 041 368 54 31E-Mail: [email protected]

www.caritas-luzern.ch/projektpatenschaften

PC 60–4141–0

Herzlichen Dank!

Kontakt

CALU.indb 15 24.9.2010 18:10:00 Uhr

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16 Caritas Nachbarn 2/10 Interview & Bild: Urs Odermatt

Caritas Luzern

Nachgefragtbei Andrea Kaufmann, Leiterin des neu eröffneten Caritas Ladens in Hochdorf.

Als freiwillige Mitarbeiterin oder frei-williger Mitarbeiter bei Caritas Lu-zern lernen Sie Menschen mit ande-ren Perspektiven kennen und helfen ihnen bei der sozialen Integration. Je nach Einsatzgebiet erhalten Sie be-darfsgerechte Weiterbildung und auf Wunsch einen Sozialzeitausweis.

Deutsch in GelfingenDer Mann aus Afghanistan kann sich bereits ein wenig auf Deutsch verstän-digen, möchte sich aber weiterentwi-ckeln, um bessere Chancen auf dem Arbeitsmarkt zu haben. Welche auf-geschlossene Person hilft ihm, seine Sprachkenntnisse zu verbessern und im Alltag anzuwenden?

Integration in ButtisholzDie alleinerziehende Frau aus Syrien lebt mit ihren drei kleinen Söhnen neu in Buttisholz. Die Mutter spricht nur sehr wenig Deutsch. Gesucht wird eine freiwillige Person, welche sie in Alltagsfragen, Fragen betreffend den Kindergartenbesuch ihres ältesten Sohnes und die Integration der Fami-lie unterstützt.

Kocheinsatz in LuzernFür die Arbeitsintegration in Luzern suchen wir eine freiwillige Person, die 1- bis 2-mal pro Woche ein Mit-tagessen für ca. 20 Personen kocht. Sie übernehmen die Planung, das Ein-kaufen und das Zubereiten der Mahl-zeiten für die Beschäftigten des In-tegrationsprojekts, das sich durch kulturelle Verschiedenheiten aus-zeichnet.

Haben Sie einen Einsatz für sich gefunden? Wir haben zurzeit viele Einsatzmöglichkeiten, für die wir Freiwillige suchen.

Unter www.caritas-luzern.ch/freiwillige finden Sie weitere Einsatz-möglichkeiten und viele zusätzliche Informationen.

Freiwilligenarbeit

Andrea Kaufmann, seit Ende April ist der Caritas Laden in Hochdorf offen. Wie läufts?

Nach dem Start am 1. Mai lief es recht gut an, wir waren in der lokalen Presse mit Berichten vertreten. Danach haben wir aber während der Ferienzeit die Abwesenheit der Kunden stark gespürt. Seit Mitte/Ende August nimmt die Kundenfrequenz zu und man merkt, dass wir in das Bewusstsein der Kunden gerückt sind.

Wie findet man den Caritas Laden?Direkt beim Bahnhof Hochdorf, auf der

hinteren Seite, im Industriebereich. Für die Kunden ist es ein guter Hinweis, dass wir im Balthasargebäude sind, oberhalb des Kerzenladens.

Wie kommt der Laden bei den Kunden an?

Wir bekommen immer wieder gute Rückmeldungen von unseren Kunden: Ih-nen gefallen die hellen Räumlichkeiten, die übersichtliche Präsentation und das vielfäl-tige Warenangebot. Zudem hören wir ab und zu: «Es sieht nicht aus wie in einer Bro-ckenstube, und es riecht auch nicht so.»

Was gibt es denn zu kaufen?Neben Flohmarktartikeln bieten wir

Möbel, Elektroartikel, Velos, Kleider und

Schuhe an. Wir haben nicht nur gebrauchte Artikel, sondern auch Neuwaren zu güns-tigen Preisen, beispielsweise im Stoff- und Papeteriebereich.

Oft sucht man ja auch etwas Origi-nelles ...

Da findet man bei uns bestimmt etwas. Wir haben zum Beispiel wunderschöne alte Radiomöbel aus den 60er-Jahren, spezielle Möbelstücke, und auch unter den Schall-platten findet sich immer mal wieder eine Rarität. Die kann man sich übrigens gleich anhören; wir haben eine Ecke mit einem Plattenspieler und einem bequemen Ses-sel eingerichtet.

Natürlich können die Kunden auch in unserer Bücherecke in den diversen Lektü-ren schmökern. Spannendes gibts bei uns zu sehr günstigen Preisen; wir haben unter anderem Bücher aus der aktuellen Besten-liste im Angebot.

Wer verkauft, muss auch für Nach-schub sorgen. Wie funktioniert das beim Caritas Laden?

Gut erhaltene Gegenstände nehmen wir als Naturalspenden gerne entgegen. Die an-gelieferten Waren werden bei uns aussor-tiert und aufbereitet.

Wir kommen bei telefonischen Anfra-gen auch gerne direkt in die Haushaltung und holen Möbel und anderes nach Begut-achtung ab.

Und was passiert mit den Einnah-men?

Der Erlös aus dem Verkauf von Natural-spenden wird für Not- und Überbrückungs-hilfe, aber auch für diverse andere Caritas-Projekte verwendet.

CALU.indb 16 24.9.2010 18:10:01 Uhr

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«Caritas hilft konkret und unkompliziert»Spenden, ja. Darüber reden? «Das hängt man nicht an die grosse Glocke», sagen Esther und Franz Gross aus Hochdorf. «Ausser wenn es hilft, Mitmenschen zum Spenden zu animieren.»

17Text: Christine Weber; Bild: Jutta Vogel 2/10 Nachbarn Caritas

40 Jahre hat Franz Gross als Lehrer unter-richtet, auch seine Frau arbeitete in grös-seren und kleineren Pensen als Lehrerin. «Im Klassenzimmer bekommt man viel mit. Dabei spürt man auch finanzielle Sor-gen der Familien. Oft sind es alltägliche Sa-chen, die fehlen – das sensibilisiert für die existierende Armut in der nächsten Um-gebung», sagt Esther Gross. So ist es denn dem Ehepaar ein Anliegen, dass ihre Spen-den auch für lokale Unterstützungen ver-wendet werden.

«Die vielfältigen Projekte der Caritas Luzern überzeugen uns. Das geht von den Caritas-Läden über Patenschaftsangebote bis hin zur Budgetberatung. Schnell und unkompliziert kann geholfen werden. Zu-dem wissen wir, dass bei der Caritas seriös gearbeitet wird und der Geldfluss trans-parent ist. Gerne lesen wir im Magazin

«Nachbarn» konkrete Beispiele über Per-sonen, die von einer Unterstützung profi-tieren konnten.»

Esther und Franz Gross wählen sorgfäl-tig aus, welche Projekte und Institutionen sie nebst der Caritas noch berücksichtigen beim Spenden. «Wir studieren die Unter-lagen genau. Auch dort, wo wir regelmäs-sig spenden, verzichten wir bewusst auf ein Lastschriftverfahren. Das wäre für die Or-ganisation zwar einfacher, aber wir wür-den es wie ein Routineverfahren empfin-den: Das Geld geht einfach ab vom Konto, das Gewissen ist befriedigt. Uns aber ist die Auseinandersetzung mit dem Thema ‹Ar-mut in der Schweiz und weltweit› ein An-liegen.»

Caritas Luzern legt Wert darauf, Hilfe Suchende bei der Bewältigung einer Notsituation beratend zu unterstüt-zen, um eine nachhaltige Verbesse-rung der Lebenssituation zu erreichen. Die Beratung umfasst Unterstützung bei Schuldensanierungen, der Budget-erstellung und Geltendmachung von Versicherungsleistungen. Die Sozial-beratung vermittelt bei Konflikten mit Ämtern und Behörden. Finanzielle Un-terstützungen sind einmalig und erfol-gen nach sorgfältiger Prüfung der Not-situation. Mit Ihrer Spende helfen Sie uns dabei. Herzlichen Dank!Spendenkonto PC 60–4141–0

Hilfe zur Selbsthilfe

CALU.indb 17 24.9.2010 18:10:02 Uhr

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Caritas Nachbarn 2/10 Bild: zvg

«Mit unseren Ressourcenverantwortungsbewusst umgehen»

Antoinette Hunziker-Ebneterist Geschäft sführerin und Gründungs-partnerin der Forma Futura Invest AG, einer unabhängigen Vermögensver-waltungsgesellschaft mit Fokus auf Anlagen, die eine nachhaltige Lebens-qualität fördern. Zuvor war sie in ver-schiedenen Finanzinstituten tätig, unter anderem als Vorsitzende der Schweizer Börse.

Persönlich

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Was würden Ihre Nachbarn über Sie sagen? Ich habe meine Nachbarin direkt gefragt und sie meinte, ich sei off en, lie-benswürdig und habe keinen Gesellschaft s-dünkel, da ich den Kontakt mit Menschen unterschiedlicher Herkunft suche und schätze. Das stimmt wohl.

Wann sind Sie glücklich? Wenn ich zum Glück meines Sohnes, meines Lebens-partners, meiner Mitarbeitenden und Ge-schä� spartner beitragen kann. Und wenn ich mir gesetzte Ziele erreichen kann, die einen Beitrag für eine bessere Lebensqua-lität leisten.

Wie haben Sie das letzte Mal jeman-dem geholfen? Neulich mit einer Ein-zahlung für die notleidenden Menschen in Pakistan. Es tut mir weh, diese Bilder zu sehen, und ich danke dem Herrgott, dass wir es hier so gut haben. Das sollten wir zu schätzen wissen.

Warum braucht es Caritas? Caritas hilft unbürokratisch und effi zient im Ausland, aber auch im Inland. Das fi nde ich wich-tig, denn wir haben auch in der Schweiz immer mehr Familien, die in der aktuellen wirtschaft lichen Lage in eine Notsituation rutschen, und hier kann Caritas Unterstüt-zung leisten.

Wofür lohnt es sich, zu streiten? Für ein funktionierendes, friedliches Zusam-menleben aller Menschen im Einklang mit der Natur.

Was stimmt Sie zuversichtlich? Dass immer mehr Menschen mit unseren Res-sourcen, auch den fi nanziellen, verantwor-tungsbewusst umgehen wollen. Hier einen kleinen Beitrag leisten zu können, ist für mich eine Lebensaufgabe.

Eine für Sie bedeutende Person in Ihrem Umfeld? Die Zürcher Unterneh-merin Rosmarie Michel, die «Mikrofi nanz» erfunden hat, noch vor dem Nobelpreis-

träger Muhammad Yunus, und sich seit vielen Jahren für die Gleichberechtigung einsetzt. Sie hat als Erste im Rahmen von «Women’s World Banking» Mikrokredite an Frauen vergeben, die ein Geschäft auf-bauen wollten. Somit werden die Frauen un-abhängiger und bezahlen mit dem selbst-verdienten Geld den Unterhalt der Familie und die Ausbildung der Kinder. Rosmarie Michel hat ihre Lebensaufgabe gefunden und setzt sie konsequent um, basierend auf ihren Werten. Das versuche ich auch.

Woher stammen Ihre Werte? Von meinem Elternhaus. Ich habe mich mit 45 entschieden, diese Werte noch viel kon-sequenter zu leben, berufl ich und privat, und habe darum «Forma Futura Invest» gegründet zusammen mit Partnern, wel-che die gleiche Wertebasis haben.

Welche Sünde begehen Sie mit Freude? Zu viele Süssigkeiten essen.

CALU.indb 18 24.9.2010 18:10:03 Uhr

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Ein Znüni? Nein, das kennt man in Eri-trea nicht. Das Zvieri hingegen gibt’s auch im ostafrikanischen Vielvölkerstaat: meis-tens ein Stück Brot und eine Tasse Tee. Die Frauenrunde – eritreische Mütter, die eri-treische Übersetzerin, die schweizerische Kursleiterin – lacht belustigt. Immer wie-der finden sich Berührungspunkte zwi-schen dem Alltag in der Schweiz und dem Leben in Eritrea, und immer wieder finden sich Unterschiede. Wie Himmel und Erde sei das manchmal, sagt eine der Mütter auf Tigrinya, eine der Sprachen Eritreas. Wie Tag und Nacht, übersetzt die Dolmetsche-rin. Allseitiges Kopfnicken.

Ein ElternbildungsprojektUnterschiede benennen, Gemeinsam-keiten erkennen, Ressourcen stärken, Wis-senslücken füllen, Wege aufzeigen, Fragen beantworten – um all das geht es in den zwischen vier und acht Nachmittage dau-ernden Kursen des Caritas-Projekts «schul-start+», das sich an Migrationsfamilien mit Kleinkindern wendet. «schulstart+» ist ein

Elternbildungs- und Frühförderungspro-jekt; die drei im Zentrum stehenden The-menbereiche Familie, Freizeit/Gesellschaft und Schule decken ein breites Spektrum von Fragen ab, die sich jungen, mit der Schweiz noch nicht vertrauten Eltern stel-len können. Ziel ist eine gute Vorbereitung auf den Kindergarten und die Schule – Kin-der aus Migrationsfamilien sollen dieselben Chancen haben wie ihre einheimischen Ka-meraden.

Alltagsnahe WissensvermittlungIn den Kursen von «schulstart+» geht es zum Teil um grosse Dinge wie die Struk-tur des Schulwesens, aber oft stehen ganz praktische Fragen im Zentrum. Zu wissen, dass das Kind ein Znüni in den Kindergar-ten mitnehmen soll und welche Nahrungs-mittel in die Znünitasche gehören und wel-che nicht, ist wichtig. Genauso wichtig wie etwa das Wissen, dass der hierzulande ver-breitete, ausgedehnte Fernsehkonsum nicht erstrebenswert ist für Kinder, sondern dass diese vom Herumtollen in der freien Na-

«schulstart+»: Einmaleins für Eltern

Das Caritas-Projekt «schulstart+» bringt jungen Müttern und Vätern mit Migrationshinter-grund das Schweizer Schulsystem näher und unterstützt sie mit alltagsnahen Infos bei der Erziehung und Förderung ihrer Kleinkinder. Ein Integrationsprojekt mit Langzeitwirkung.

tur – so, wie es die Eltern aus ihrer eigenen Kindheit oft gut kennen – viel mehr profi-tieren können. Nicht alle Schweizer Gepflo-genheiten sind nachahmenswert.

Das Beispiel AargauDas Caritas-Projekt «schulstart+» gibt es bis jetzt in vier Kantonen: Freiburg, Grau-bünden, Zürich und Aargau. Im Aargau läuft es seit Anfang 2009; finanziell unter-stützt wird es durch Swisslos Kanton Aar-gau, das Migrationsamt, die Fachstelle Integration und Beratung Kanton Aar-gau, das Bundesamt für Migration (BFM) und Schulen oder Integrationsorganisati-onen vor Ort. Bis jetzt sind Kurse mit al-banischen, türkischen, tamilischen und eri-treischen Eltern realisiert worden. Für die mit der Durchführung von «schulstart+» betrauten Mitarbeiterinnen Karin Knobel und Rebekka Wieland ist klar, dass das Ver-teilen von Flyern allein nicht ausreicht, um Mütter und Väter zu einer Kursteilnahme zu motivieren. Es braucht den persönlichen Kontakt – Telefonate, Mundpropaganda –, damit sich Eltern auf das Projekt einlas-sen.

Karin Knobel und Rebekka Wieland ziehen eine positive Bilanz der ersten an-derthalb Jahre. Eine der schönsten Rück-meldungen gab es von einer Schulleitung: Eine eritreische Familie habe sich noch vor Schuleintritt des Kindes im Schulhaus ge-meldet und den Kontakt zum Team gesucht. Karin Knobel: «Mit ‹schulstart+› wollen wir Eltern unter anderem ermutigen, sich aktiv mit Kindergarten und Schule auseinander-zusetzen. Feedbacks dieser Art zeigen uns, dass wir auf dem richtigen Weg sind.»

Auch in der Schweiz erfolgreich in die Schulzeit zu starten ist für Migrantenfamilien besonders wichtig.

Caritas-Netz

Text: Ursula Binggeli; Bild: Jiri Vurma 2/10 Nachbarn Caritas 19

CALU.indb 19 24.9.2010 18:10:05 Uhr

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Über ein Drittel der Erwachsenen und ein Viertel der Kinder und Jugendlichen in der Schweiz sind übergewichtig – Personen mit tiefer Schulbildung rund dreimal so häu-fi g wie Personen mit einem Hochschulab-schluss. Denn bei knappem Budget fehlt oft das Geld für gesundes Essen: Nahrungs-mittel mit hohem Fett- und Zuckergehalt sind billiger als Obst und Gemüse.

Mit dem Projekt «Caritas-Markt – ge-sund!» leistet Caritas in Zusammenarbeit mit Gesundheitsförderung Schweiz einen innovativen Beitrag zur gesundheitlichen Chancengleichheit. In den Caritas-Märk-ten können Armutsbetroff ene frisches Obst und Gemüse besonders günstig kaufen. Zu-sätzlich bietet der Caritas-Markt Informa-tionen und preisgünstige Produkte an, um gesunde Ernährung und Bewegung im All-tag zu verankern. Das mehrjährige Projekt wird wissenschaft lich begleitet durch die Universität Bern.

www.caritas-markt.ch www.gesundheitsfoerderung.ch

20 Caritas Nachbarn 2/10 Texte: Ariel Leuenberger, Adrian Wismann; Bilder: Urs Siegenthaler, Andreas Schwaiger; Collage rechts: Martin Blaser

Caritas-Netz

«Caritas-Markt – gesund!»

«Meine Einstellung zum Tod hat sich geändert»

«Nachbarn»: Sie begleiten Menschen in sehr intimen Momenten. Was be-schäftigt Sie dabei?

Diana Cadruvi: Bis jetzt habe ich nur schöne Erlebnisse gehabt. Das tönt viel-leicht etwas komisch. Aber die Menschen, die ich begleite, sind o� schwer krank und wünschen sich nichts anderes, als zuhause im Kreise ihrer Liebsten sterben zu kön-nen. Sie gehen gerne und strahlen eine tiefe Ruhe aus. Zum Beispiel der alte Mann, der schon tagelang nichts mehr zu sich genom-men hatte und mich noch um einen letzten Ka� -Schnaps bat. Er genoss ein paar Löf-fel davon. Am nächsten Tag ist er gestor-ben. Das nimmt einen natürlich mit, man muss sich abgrenzen können. Aber meine Einstellung zum Tod hat sich geändert: Die Angst ist weg.

Warum haben Sie den Grundkurs «Begleitung in der letzten Lebens-phase» besucht?

Ich arbeite für die Spitex und komme dabei o� mit Menschen in Kontakt, die im

Sterben liegen. Ihre Angehörigen kommen jeweils mit vielen Fragen auf mich zu. Ich wollte lernen, diesen Fragen professionell zu begegnen. Die Beispiele der anderen Kurs-teilnehmenden und die Erfahrung der Lei-terin haben mir dabei geholfen.

Welche Fragen beschäftigen die An-gehörigen, wenn jemand im Sterben liegt?

O� habe ich das Gefühl, dass die Ster-benden spüren, wann es so weit ist. Sie essen und trinken nicht mehr. Die Angehörigen wollen dann wissen, wie lange es noch geht. Oder wie sie nun die Medikamente weiter-hin verabreichen können. Manche Fragen können beantwortet werden, andere nicht. Ich versuche, für die Angehörigen ein of-fenes Ohr zu haben und sie da zu unterstüt-zen, wo es mir möglich ist.

Das Kurs-Angebot � nden Sie auf www.caritas-luzern.ch.

Caritas bildet Menschen aus, die Schwerkranke und Ster-bende in der letzten Lebensphase begleiten. Wir sprachen mit Diana Cadruvi, die einen Kurs in Ilanz besucht hat.

Der Grundkurs «Sterben und Trauern» lehrt den Umgang mit dem Tod.

In der reichen Schweiz haben nicht alle Menschen gleiche Chancen auf ein gesundes und langes Leben. Gerade im Bereich «Ernäh-rung und Bewegung» zeigt sich: Armut macht krank.

CALU.indb 20 24.9.2010 18:10:10 Uhr

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19Collage: Martin Blaser 1/10 Nachbarn Caritas 19Collage: Martin Blaser 1/10 Nachbarn Caritas

Schmales Budget, volles Programm dank der KulturLegi

CALU.indb 21 24.9.2010 18:10:13 Uhr

Page 22: Nachbarn 2/2010

Kiosk

22

Veranstaltungen

Theatergala 2010 Mit dem Tanzstück «Sommernachts­traum» nach William Shakespeare und mit der Musik von Felix Mendelssohn Bartholdy laden CSS Versicherung und Caritas Luzern zur diesjährigen Theatergala. Freitag, 29. Oktober 2010

19.30 Uhr Luzerner Theater Weitere Informationen auf www.caritas-luzern.ch «Eine Million Sterne» 2010 «Eine Million Sterne» – die Solidaritäts­aktion mit Kerzenlichtern. Samstag, 18. Dezember 2010, ab

16 Uhr Hofkirche Luzern und weitere Orte 17 Uhr Gottesdienst in der Luzerner Hofkirche 18.15 Uhr Meditative Musik mit Kristallklangschalen und Indianerflöte 21 Uhr Orgelkonzert: «La Nativité du seigneur» von Olivier Messiaen Weitere Informationen auf Seite 24 und auf www.caritas-luzern.ch

Herbstveranstaltung: «Letzte Lebensphase – armseliges Leben!?» Dienstag, 2. November 2010

19.30 Uhr im Marianischen Saal Bahnhofstrasse 18, Luzern Ein philosophisches Gespräch zu Ar­mut und letzter Lebensphase mit dem Luzerner Philosophen Roland Neyerlin und Dr. Imelda Abbt, Philosophin und Theologin Moderation: Thomas Thali, Geschäfts­leiter Caritas Luzern Weitere Informationen zur öffent-lichen Veranstaltung auf www.caritas-luzern.ch Bildungsangebot «Begleitung in der letzten Lebensphase» Da neue Kursprogramm für den Grund­kurs 2010/2011 ist da. Ausserdem gibt es wieder diverse Tageskurse zu The­men rund um die Begleitung schwer kranker und sterbender Menschen und deren Angehörigen. ab Herbst 2010

Weitere Informationen auf www.caritas­luzern.ch/begleitung

Fachveranstaltung «Inter-kulturelle Vermittlung Die Schweiz ist wie alle modernen Gesellschaften durch einen starken kulturellen und sozialen Wandel ge­prägt. Es stellt sich die Frage, wie die Integration der zugewanderten Bevöl­kerungsgruppen unterstützt werden kann. Die interkulturelle Vermittlung ist hier ein wichtiges Instrument.

Die Fachveranstaltung «Interkultu­relle Vermittlung» bietet in Workshops grundlegende Informationen zum Thema und zeigt anhand von Praxis­beispielen Einsatzfelder im Alltag. Mittwoch, 19. Januar 2011

13.30–17.20 Uhr, mit an- schliessendem Apéro Bahnhofrestauration Luzern Weitere Informationen auf www.caritas-luzern.ch

Caritas Nachbarn 2/10 Bild: Jutta Vogel

Ihre Meinung ist gefragt!Gefällt Ihnen das Magazin «Nachbarn»? Was sehr und was gar nicht? Oder vermissen Sie Inhalte? Nehmen Sie an unserer Befragung teil. Ihre Meinung ist uns wichtig! Sie finden die kurze Umfrage auf unserer Web-site unter www.caritas-luzern.ch/umfrage.

Caritas Luzern dankt Ihnen herzlichst für Ihre Rückmeldungen. Dadurch erhalten wir die Chance, das Magazin weiterzu-entwickeln und die Inhalte noch besser auf die Bedürfnisse und Ansprüche der Leserschaft aus-zurichten.

Das Redaktionsteam freut sich auf Ihre Antwort!

_Forum 2011Ist Alterspflege Privatsache?Die sozialpolitische Tagung der Caritas.

Das Caritas-Forum 2011 nimmt die Lebens- bedingungen im vierten Lebensalter unter die Lupe.

Freitag, 14. Januar 2011Kultur-Casino, Bern B

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Anmeldung und Detailprogramm:Caritas Schweiz, Löwenstrasse 3, 6002 LuzernTel. 041 419 22 22, [email protected]

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Page 23: Nachbarn 2/2010

Bild: zvg 1/10 Nachbarn Caritas 23

Gedankenstrich Doris Leuthard

Menschen brauchen Perspektiven.

Doris Leuthard, BundespräsidentinEnde März 2010 hat der Bundesrat

einen Armutsbericht präsentiert.Damit bekennt er sich zu seiner Aufgabe,

Armut und soziale Ausgrenzung zu bekämpfen.

Zu � nden ist der Bericht unter www.news.admin.ch/message/index.

html?lang=de&msg-id=32457

Anlässlich des «Europäischen Jahrs zur Bekämpfung von Armut und

sozialer Ausgrenzung 2010» hat Caritas die Kampagne «Armut

halbieren» gestartet: www.armut-halbieren.ch

Armut stigmatisiert und grenzt aus; Armut kann Individuen, Familien und damit letztlich die Ge-sellschaft schwer beeinträchtigen: Deshalb sind wir verpfl ichtet, alles daran zu setzen, damit auch in einem reichen Land wie der Schweiz alle Men-schen ein ihren Fähigkeiten, ihren Möglichkeiten und ihrem Einsatz entsprechendes Auskommen fi nden. Wir alle müssen uns – und zwar nicht nur im «Europäischen Jahr zur Bekämpfung von Ar-mut und sozialer Ausgrenzung» – darum bemü-hen, dass durch eine gute Grund- und Ausbildung der Weg für ein würdiges Leben eröff net wird. Menschen brauchen Perspektiven und Orientie-rung.

Die spontane Spende und der freiwillige Dienst sind zwar ganz wichtig, aber sie reichen nicht aus. Wir müssen den Menschen vor allem die Fähig-keit und die Mittel geben, aus eigener Kraft Ar-mut zu vermeiden oder sie selber zu überwinden. Die Grundlage dafür sind Bildung und Arbeit. Mit seiner Strategie zur Armutsbekämpfung will der Bundesrat darum die Chancengleichheit im Bil-dungsbereich fördern, die Massnahmen zur Re-integration in den Arbeitsmarkt verbessern und die Familienarmut bekämpfen.

«Die Stärke des Volkes misst sich am Wohle der Schwachen», so steht es in unserer Verfassung. Das soll unsere Leitschnur im Kampf gegen die Armut sein.

CALU.indb 23 24.9.2010 18:10:14 Uhr

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Besuchen Sie am 18. Dezember 2010 «Eine Million Sterne» in Luzern und Region.

Alle Veranstaltungsorte unter www.caritas-luzern.ch

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