Nachbarn 2/2011

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Wir helfen Menschen. NR. 2/2011 Nachbarn Secondhand: Lorenz Schmid neu eingekleidet Schulden Wenn gar nichts mehr geht

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Schulden: Wenn gar nichts mehr geht. Schuldenberatung, freiwilliges Engagement, Secondhand, Deutschkurse.

Transcript of Nachbarn 2/2011

Wir helfen Menschen.

NR. 2/2011

NachbarnSecondhand: Lorenz Schmid neu eingekleidet

Schulden Wenn gar nichts mehr geht

Inhalt

2 Caritas Nachbarn 2/11 Titelbild: Andreas Schwaiger (Symbolbild)

Editorial 3Von Max Elmiger.

Schulden

«Wer zu uns kommt, steht unter enormem Druck» 4

Die Klientinnen und Klienten der Schul-denberatung haben nicht nur finanziell den Boden unter den Füssen verloren.

Frühzeitige Hilfe bei Schulden 8Neue Informations- und Beratungsange-bote von Caritas zielen darauf ab, die von Verschuldung bedrohten Menschen früh-zeitig zu erreichen und zu unterstützen.

Caritas Zürich

Je höher die Schulden, desto tiefer der Selbstwert? 10

Zwei Schuldenberaterinnen von Caritas Zürich erzählen, wieso es Betroffenen nicht leicht fällt, Hilfe zu suchen.

Neu eingekleidet 13Der Meilener Kantonsrat Lorenz Schmid in unserem Secondhand-Laden.

News 14

Mehr als ein Sprachkurs 16Mit speziellen Deutschkursen ermöglichen wir armutsbetroffenen Migrantinnen den Einstieg in den Schweizer Alltag.

Menschen zusammenbringen 17Agnes Wettstein bringt seit vier Jahren armutsbetroffene Kinder mit freiwilligen Patinnen und Paten zusammen.

Persönlich 18Schwester Anna Affolter, Generalrätin der Ingenbohler Schwestern.

Caritas-Netz

«incluso» 19Als freiwillige Mentorin begleitet Desirée Natter eine junge Migrantin bei der Lehr-stellensuche.

News aus dem Caritas-Netz 20

Hinweise und Veranstaltungen 22

Gedankenstrich 23Von Tanja Kummer.

lorenz schmid.indd 115.09.2011 08:28:38

Editorial

Max Elmiger Direktor Caritas Zürich

Von Schuld und Schulden

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«Nachbarn» – Das Magazin der regionalen Caritas-Stellen erscheint zweimal jährlich.

Gesamtauflage: 51 600 Ex. Auflage ZH: 13 500 Ex.

Redaktion: Ariel Leuenberger

Gestaltung und Produktion: Daniela Mathis, Urs Odermatt

Druck: Stämpfli Publikationen AG, Bern

Caritas Zürich | Beckenhofstrasse 16 | 8021 Zürich | Tel. 044 366 68 68

www.caritas-zuerich.ch | PC 80-12569-0

Impressum

L’organisation XY est certifiée par ZEWO depuis 19XX.

L’organisation XY est certifiée par ZEWO depuis 19XX.

Caritas Luzern ist seit 2004 ZEWO-zertifiziert.

Caritas Zürich ist seit 1992 ZEWO-zertifiziert.

Liebe Leserin, lieber Leser Europa ist überfordert mit den gigan-tischen Schuldenbergen. Die Erklärungen dazu sind nicht einfach die Ferienverliebt-heit Griechenlands, die italienische Fest-freude oder fehlende Arbeitsmoral in Por-tugal. Wir schieben niemandem leichtfertig die Schuld in die Schuhe. Anders bei der in-dividuellen Verschuldung – das moralische Urteil ist rasch gefällt.

Warum dieser Leasingvertrag? Ich fahre auch mit dem Velo! Müssen die jetzt wirk-lich ins Ausland in die Ferien? Sie können doch zu Hause bleiben! Wenn wir von ei-ner Person hören, dass sie verschuldet sei, ist schnell eine Wertung da: Muss man sich

das wirklich alles leisten können? Schulden zu machen ist verpönt. Die Maus ist immer selber schuld, wenn die Falle mit dem Käse zuschnappt.

Unsere Erfahrungen in der Schuldenbera-tung zeigen aber, dass es auch im persön-lichen Bereich sehr viel komplexer ist, als wir uns das vorstellen. Es gibt zwar die Ver-suchung des Käses, des verlockenden und schnellen Konsums, dem die Maus erliegt. Es gibt sie, die Schuldenfalle. Aber eigent-lich ist es vielmehr eine Schuldenspirale, die durch ein einschneidendes Ereignis aus-gelöst werden kann.

Für Menschen mit schmalen Budgets reicht ein teurer Zahnarztbesuch, eine überra-schende Rechnung oder erhöhte Lebens-kosten nach einer Trennung – und schon beginnt sich das Karussell zu drehen. Bei Caritas Zürich beraten wir Menschen, da-mit sie nicht die Hoffnung verlieren. Danke für Ihr Mittragen.

«Die Maus ist selber schuld, wenn

die Falle mit dem Käse zuschnappt.»

Schulden

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«Je früher man sich Hilfe holt, desto bes-ser.» Diese Botschaft gehöre unbedingt in den Artikel hinein, in dem ihre Geschichte erzählt werde, sagt Eva Martin. Denn das

sei der wichtigste Tipp, den man Leuten mit Geldsorgen geben könne. Sie selber hatte jahrelang versucht, ohne fremde Hilfe ei-nen Ausweg zu finden. Bis sie eines Ta-

ges dann mit zwei prallvollen Tragtaschen bei der Schuldenberatung der Caritas auf-tauchte. Sie enthielten die gesammelten Rechnungen der letzten 24 Monate.

Eva Martin trägt in Wirklichkeit einen anderen Namen. Sie ist verheiratet, hat eine vierjährige Tochter und lebt am Rande ei-ner Stadt. Grosse Überbauungen und breite Ausfallstrassen wechseln sich ab mit zwei-stöckigen Wohnblocks und Reihenhäusern, die aus einer Zeit stammen, als es hier noch viel Grün gab. Wer aufs Geld achten muss, findet in dieser Gegend eine bezahlbare

Geldprobleme kommen selten allein. Unsere Schulden-beraterinnen und -berater erfahren immer wieder, wie eng verknüpft finanzielle Sorgen und psychisches Leiden sein können. Denn wer bei ihnen Rat sucht, hat oft nicht nur finanziell den Boden unter den Füssen verloren. Schulden-beratung ist häufig auch Lebensberatung.

Wer zu uns kommt, steht unter enormem Druck

Wer zu uns kommt, steht unter enormem Druck

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Wohnung. Oder kann, wie Eva Martin und ihr Partner es taten, eines der alten Reihen-häuschen samt Garten kaufen.

Viele Wege führen zur Überschul-dungSchuldenberater David Sidler, der Eva Mar-tins Tragtaschen in Empfang nahm, ist sich gewohnt, dass Ratsuchende mit einem Sta-pel Rechnungen bei ihm auftauchen. «Aber

dass jemand sie mir gleich sackweise bringt, hatte ich noch nie erlebt. Ich brauchte zwei Tage, um die Unterlagen nach Gläubigern

zu sortieren.» In seiner Arbeit begegnet David Sidler

den verschiedensten Menschen. Es gebe Leute, die einfach jeden Monat ein biss-chen zu viel ausgeben und so fast unmerk-lich langsam in eine Überschuldung hi-

neinrutschen. «Wenn ich dann mit ihnen zusammen eine Aufstellung ihrer Ausga-ben mache, staunen sie, wie viel Geld sie ausgeben.» Andere setzen die finanziellen Prioritäten falsch, sie zahlen zum Beispiel Leasingraten ab, sind aber mit den Kran-kenkassenprämien im Rückstand. «Von mir erfahren sie dann, dass Miete, Strom und Krankenkasse höchste Priorität ha-ben.»

Nochmals andere sitzen bei David Sid-ler am Besprechungstisch und erzählen eine Geschichte, aus der rasch klar wird, dass sie

«Miete, Strom und Krankenkasse haben höchste Priorität.»

Schulden

6 Caritas Nachbarn 2/11

mitten in einer Lebenskrise stecken. «Zum Teil sind es Übergänge – der Wechsel von der Lehre in den Beruf, das Gründen einer Familie –, welche die Leute finanziell aus dem Takt geraten lassen.» Am Anfang einer Überschuldung können auch einschnei-dende Erlebnisse wie der Verlust des Jobs oder eine Trennung stehen. Und manchmal lässt sich kaum mehr eruieren, was zuerst da war: die psychischen Probleme oder die finanziellen Schwierigkeiten.

Mit Schulden jonglierenWenn Eva Martin schildert, weshalb sie eines Tages begann, eintrudelnde Rech-nungen am Briefkasten abzufangen und unbezahlt vor dem Partner zu verste-cken, wird rasch klar, dass viele verschie-dene Dinge zusammenkamen. Da war der Wunsch, dem Partner trotz dessen wegen Kurzarbeit reduzierten Einkommens wei-terhin den gewohnten Lebensstandard zu bieten. «Ich fand es zum Beispiel wich-

tig, dass jeden Tag gesundes Essen auf den Tisch kam. Wir sollten es doch gut haben im Leben!» Da war die Angst, den Part-ner mit den zunehmenden Geldproblemen zu belasten; schliesslich hatte der Hausarzt

gesagt, man müsse ihn wegen gesundheit-licher Schwierigkeiten schonen. Und da war die depressive Verstimmung, in die sie nach mehreren Aborten geraten war. Dass sie ihre Sorgen in Alkohol zu ertränken begann, machte die Situation nicht besser. Dennoch gelang es ihr, mit den Schulden so weit zu jonglieren, dass sie Betreibungen vermeiden konnte. «Ich hatte sämtliche Gläubiger und offenen Beträge genau im Kopf und konnte immer irgendwie Deals aushandeln.»

Als ihre Tochter zur Welt kam, begann es ihr besser zu gehen. «Sie ist ein sehr le-

bendiges Kind und das tat mir gut. Ich fühlte mich wohl.» Weil in derselben Zeit eine Versicherung eine grössere Summe auszahlte, konnte sie zudem sämtliche Schulden begleichen.

Was zuerst wie ein Happyend aussah, stellte sich allerdings als kurzes Glück he-raus – als sie erneut schwanger wurde und das Kind in den ersten Schwangerschafts-monaten verlor, begann es Eva Martin wie-der schlecht zu gehen. Sie fiel zurück ins alte Muster, sie versteckte Rechnungen, sie trank. Der Gedanke an ihre kleine Toch-ter hielt sie davon ab, sich das Leben zu nehmen, es folgten Termine beim Psychi-ater und schliesslich die Erkenntnis, dass es so nicht weitergehen konnte. Denn als Eva Martins Depression sich zuspitzte, lös-te sich in ihrem Kopf die Liste der Gläubi-

Als sich Eva Martins Depression zuspitzte, verlor sie den Überblick über die Gläubiger und suchte Hilfe bei der Caritas.

«Schuldenberatung ist häufig auch Lebensberatung.»

7Text: Ursula Binggeli; Bilder: Andreas Schwaiger (Symbolbilder), zvg 2/11 Nachbarn Caritas

ger auf, der Überblick war weg, ihr inneres «Finanzsystem» war zusammengebrochen. Sie begann Hilfe zu suchen und fand sie schliesslich bei der Caritas.

Freiwillige Beratung unter Hoch-druckWenn Schuldenberater David Sidler von Eva Martin berichtet, schwingt in seiner Stimme Hochachtung mit. Dass sie über so lange Zeit Pfändungen verhindern konnte, dass nie der Strom oder das Telefon abge-stellt wurden, findet er eine unglaubliche Leistung. «Sie hat wahnsinnig viel Ener-gie ins Verhandeln mit den Gläubigern gesteckt. Die Kehrseite der Medaille: Ihr fehlte die Energie, gut zu sich selber zu schauen.»

Eva Martin ist bei Weitem nicht die Ein-zige, die erst dann an die Caritas gelangte, als gar nichts mehr ging. David Sidler: «Un-sere Beratung ist freiwillig, aber wer zu uns kommt, steht in der Regel unter enormem Druck.» Die Ausweisung aus der Wohnung steht unmittelbar bevor, die Krankenkasse übernimmt die hohen Arztkosten nicht mehr, die Ehe droht zu scheitern. Denn wie bei Eva Martin belasten die Schulden bei vielen die Beziehung zum Partner, zur Part-nerin. David Sidler: «Schuldenberatung ist auch Lebensberatung.» Häufig sei es aber so, dass seine Vorschläge zur Schuldenbe-

wältigung das Gefühl der Bedrängnis be-reits ein Stück weit lindern können.

Gemeinsamer NeuanfangEva Martin reagierte anders. Als der Druck, unter dem sie so lange gestanden hatte, nach Beginn der Schuldenberatung zu wei-chen begann, erlitt sie einen Nervenzusam-menbruch und verbrachte ein paar Tage in einer psychiatrischen Klinik. Unterdessen sehen die Dinge aber besser aus: Eva Mar-tin besucht regelmässig eine Psychologin, zu der sie einen guten Draht hat. Und Da-vid Sidler konnte erreichen, dass die Bank die auf dem Häuschen lastende Hypothek so weit erhöht, dass damit die offenen Rech-nungen beglichen werden können. Und weil Eva Martins Partner während ihres Klinikaufenthalts zum ersten Mal seit Jah-ren selber die Post aus dem Briefkasten nahm und angesichts der Mahnungen rea-lisierte, wie es finanziell steht, kann er sich nun an der Problemlösung beteiligen. Der nächste Schritt ist eine gemeinsame Bud-getberatung bei David Sidler.

David Sidler ist sich gewohnt, dass Ratsuchende mit einem Stapel Papier bei ihm auftauchen.

Bruno Crestani, Betreibungs- beamter und Stadtammann im Zürcher Kreis 4

Ist die Geschichte von Eva Mar-tin typisch?Der typische Schuldner ist männlich und geschieden. Frauen haben häufig das Sorgerecht für die Kinder und daher eher noch einen Antrieb und Perspekti-ven. Männer wohnen vielleicht in einem kleinen Zimmerchen mit Gemeinschafts-dusche, haben nichts mehr und lassen sich daher eher gehen. Dann kommen oft noch Suchtverhalten und Probleme am Arbeitsplatz dazu – und schon sind sie in der Schuldenspirale. Aber auch die Geschichte von Eva Martin enthält Ele-mente, die sehr charakteristisch sind. Zum Beispiel der erste Satz – den wie-derhole ich auch immer: Meldet euch früh genug, denn wenn die Schulden zu gross werden, kann euch niemand mehr helfen.

Gibt es einen Unterschied zwischen Jung und Alt?Schulden sind schon eher ein Problem der Jüngeren. Wir können nachweisen, dass die Probleme anfangen, wenn die jungen Menschen zu Hause ausziehen. Solange sie noch bei den Eltern sind, helfen diese aus: Rund 30 Prozent der Jungen sind bei den eigenen Eltern ver-schuldet. Meine Mutter ist nun über 80. Sie hätte lieber aufs Essen verzichtet, als eine offene Rechnung nicht zu bezahlen. Diese Haltung war früher gang und gäbe, doch heute ist die Mentalität eine andere.

Wieso braucht es die Schulden-beratung der Caritas?Die anderen Fachstellen nehmen häufig nur Leute auf, bei denen sie Sanierungs-möglichkeiten sehen. Auch beim Sozial-amt wird niemandem geholfen, der nicht ein Anrecht auf Fürsorge hat. Niemand kümmert sich um die Menschen, die mit Schulden leben müssen – ausser die Ca-ritas. Es ist weniger Schuldenberatung, sondern eher Schuldnerberatung. Ich finde das ganz wichtig.

Kommentar

Hintergrund: Schulden

Frühzeitige Hilfe bei Schulden

Wer heute einkaufen geht, benötigt kein Bargeld mehr und kann mit einer Kredit- und Kundenkarte auch bezahlen, wenn das Bankkonto im Minus ist. Das Einkaufsver-halten wird damit immer weniger von der finanziellen Situation bestimmt, sondern mehr und mehr von Wünschen und Träu-men. Doch nicht nur das Einkaufsverhal-ten, sondern auch das Zahlungsverhalten hat sich gewandelt. Während es früher üb-lich war, die Rechnung auf einmal zu be-gleichen, ist heute das Abstottern der Rech-

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Das Schuldenmachen ist heute bei Privatpersonen sehr verbreitet. Je nach Alter stehen dabei unterschiedliche Schuldenarten im Mittelpunkt. Häufig erfolgt die Verschuldung bei den Übergängen im Lebenslauf. Neue Informations- und Beratungsangebote der Caritas zielen darauf ab, die von Verschuldung bedrohten Menschen bereits bei diesen Übergängen zu erreichen und zu unterstützen.

nungen weit verbreitet. Möglich gemacht wird dies durch ein wachsendes Angebot an Kunden- und Kreditkarten mit Teilzah-lungsoptionen. Viele Konsumentinnen und Konsumenten besitzen heute eine ansehn-liche Zahl dieser Karten, kommen sie doch bei deren Besitz in Genuss von Vorteilen wie Rabatt-Prozenten auf Einkäufen, Spezi-alangeboten oder Geburtstagsgeschenken. Wer bei all diesen Karten von der Teilzah-lungsoption Gebrauch macht, verschuldet sich schnell in beachtlicher Höhe, sieht sich

mit hohen Zinskosten konfrontiert und läuft Gefahr, die Übersicht über die Finan-zen zu verlieren.

Junge besonders gefährdetJunge Erwachsene am Übergang zwischen Berufsausbildung und Arbeit sind beson-ders gefährdet, sich über Kunden- und Kre-ditkarten zu verschulden, denn sie über-nehmen sich in dieser Phase nicht selten finanziell durch die Ausgaben für eine ei-gene Wohnung, ein geleastes Auto und

Caritas Nachbarn 2/11

häufigen Ausgang. Über die Website www.caritas-schuldenberatung.ch und Lehr-lingsverantwortliche wird Caritas junge Erwachsene ab Ende 2011 mit jugendge-rechten Informationen zum Umgang mit Geld und Schulden bedienen.

Vor der Familiengründung überlegen sich nicht wenige Ehepaare einen Wechsel in eine grössere Wohnung. Fehlt das Geld für die Finanzierung des Umzugs und die Einrichtung des Kinderzimmers, ist die Aufnahme eines Konsumkredits rasch ein Thema. Solchen Ehepaaren bietet Caritas mit der anonymen und kostenlosen Bera-tungshotline «SOS Schulden» an, sie über die Risiken einer Kreditaufnahme zu infor-mieren und bei Bedarf eine weitergehende Beratung zu vermitteln.

Telefonberatung als PräventionNach der Familiengründung können durch das reduzierte Einkommen und die erhöh-ten Ausgaben, Steuerschulden und Kran-kenkassenausstände entstehen. Die Fach-personen der Beratungshotline «SOS Schulden» zeigen den betroffenen Fami-lien in solchen Situationen mögliche Wege der Problemlösung auf.

Mit der Pensionierung ist eine grosse Einkommenseinbusse verbunden, die zu einem finanziellen Engpass und insbeson-dere Steuerschulden führen kann. Über die Beratungshotline «SOS Schulden» wird diesen Menschen eine geeignete Beratungs-stelle für die Prüfung eines Steuererlasses oder finanzieller Hilfe vermittelt.

Diese neuen Hilfsangebote an den Übergängen im Lebenslauf sollen dazu beitragen, Verschuldete oder von Verschul-dung Bedrohte zu unterstützen, bevor sie in ernsthafte Schuldenprobleme geraten. Sie sind deshalb als Prävention zu verstehen.

9Texte: Jürg Gschwend; Illustration & Grafik: Tom Künzli 2/11 Nachbarn Caritas

Caritas: die wichtigste Anbieterin in der Schuldenberatung

Am Mittwoch, 23. November 2011 veranstalten die Hochschule für Soziale Arbeit FHNW, die Caritas Schweiz und die SKOS in Basel eine Fachtagung zum Thema Schulden und Schuldenpräven-tion.

Die Veranstaltung ist dem Thema «Armutsbekämpfung mit Schulden- beratung» gewidmet.

Anmeldung und Information unter www.forum-schulden.ch

Fachtagung zum Thema

An elf Orten führen die regionalen Caritas-stellen eine Schuldenberatung. Damit ist Caritas schweizweit der wichtigste Anbieter in diesem Bereich. Gemäss dem Bundesamt für Statistik lebten im Jahr 2008 insgesamt 570 000 Personen mit erheblichen Konto-überzügen oder Zahlungsrückständen in der Schweiz. Bei den Personen, die sich an die Schuldenberatung wenden, handelt es sich in 60 Prozent der Fälle um alleinste-hende Personen oder Alleinerziehende. Die Mehrheit der Ratsuchenden ist zwischen 31 und 50 Jahre alt.

Am häufigsten sind sie von Steuer-, Krankenkassen- und Konsumkreditschul-den betroffen. Betragsmässig fallen dabei die Steuern- und Konsumkreditschulden am höchsten aus. Die Ratsuchenden wen-den sich in der Regel erst nach einer jahre-langen Leidensgeschichte an die Schulden-beratung. Mit der neuen Internetseite www.caritas-schuldenberatung.ch und der ano-nymen, kostenlose Beratungs-Hotline «SOS Schulden» sollen Menschen mit Schulden-problemen früher erreicht werden können.

Denn je früher die Betroffenen Hilfe aufsu-chen, desto besser kann ihnen geholfen wer-den.

Beratungs-Hotline «SOS Schulden»0800 708 708 (gratis) Montag bis Donnerstag, 10–13 Uhr

www.caritas-schuldenberatung.ch

Häufigkeit der Schuldenart bei den beratenen Haushalten

Caritas Zürich

Mit welchen Erwartungen kommen die Leute zu Ihnen?

Susanna Denzler: Viele Klientinnen und Klienten wenden sich an unsere Schul-denberatung mit dem Wunsch nach finan-zieller Hilfe. Ihr Leidensdruck ist so gross, dass sie sofort eine Lösung möchten, um die Schulden aus der Welt zu schaffen – sie erhoffen sich von uns zum Beispiel ein Darlehen, damit sie Betreibungen ver-hindern können. Wenn wir ihnen sagen, dass wir keine Darlehen geben, verlieren sie leider oft das Interesse an einer Bera-tung. Das ist verständlich, da die meisten schon eine lange «Schuldenbiografie» ha-ben. Aber gerade deshalb wäre es wichtig,

mit ihnen gemeinsam nachhaltige Lö-sungen zu finden.

Was kann eine Schuldenberatung leisten, was gehört alles dazu?

Silvia Bruinink: Die Berücksichtigung der persönlichen Situation gehört zu einer Schuldenberatung, denn Schulden haben meist auch einen Zusammenhang mit den Lebensgeschichten der Betroffenen: Ein-schneidende Ereignisse wie Scheidung, Krankheit, Familiengründung oder Ar-beitslosigkeit können zu Schulden füh-ren und umgekehrt. Deshalb thematisie-ren wir die verschiedenen Lebensbereiche Arbeit, Wohnen, Gesundheit, Familie,

Beziehungen und Freizeitverhalten. Sie können sowohl ein Teil des Problems als auch der Lösung darstellen. Und natür-lich interessiert uns auch, wann und wie die finanziellen Schwierigkeiten entstan-den sind, was bereits versucht wurde, um die Situation in den Griff zu bekommen, welche offenen Rechnungen und Schulden vorhanden sind.

Susanna Denzler: Schon in der ersten Sitzung erstellen wir ein Budget, damit die Leute sehen, wie viel Geld sie einnehmen und wie hoch ihre Ausgaben sind. Das ist die Basis für unsere Arbeit. Daraus kön-nen wir Handlungsmöglichkeiten und Lösungen ableiten und sehen, ob eine

Je höher die Schulden, desto tiefer der Selbstwert?

Nicht mit Geld umgehen zu können ist verpönt. Das führt zu einer Stigmatisierung derer, die sich verschulden – entsprechend tief sinkt ihr Selbstwert.

Schulden sind ein Tabuthema. Darum fällt es Betroffenen nicht leicht, sich Hilfe zu holen und über ihre Probleme zu sprechen. Susanna Denzler und Silvia Bruinink beraten bei Caritas Zürich täglich Menschen, die Schulden haben und Hilfe suchen.

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11Text: Ariel Leuenberger; Bilder: Urs Siegenthaler 2/11 Nachbarn Caritas

Schuldenrückzahlung, ein Privatkonkurs oder das Leben mit Schulden das anzustre-bende Ziel ist. Bei Letzterem geht es um Existenzsicherung, Budgetoptimierung und ums Vermeiden von neuen Schulden.

Viele Leute kommen erst in die Schul-denberatung, wenn es schon fast zu spät ist. Wieso eigentlich?

Silvia Bruinink: Geld ist in unserer Ge-sellschaft ein grosses Tabuthema. Unsere Klientinnen und Klienten kommen oft zu spät zu uns, weil sie Schuld- und Scham-gefühle haben. Nicht mit Geld umgehen

zu können ist verpönt. Es herrscht das Vorurteil, dass sich Leute mit Schulden ein-fach nur zusammenreissen müssten, um ihren Konsum in den Griff zu bekommen. Das führt zu einer Stigmatisierung derer, die sich verschulden – entsprechend tief sinkt ihr Selbstwertgefühl.

Susanna Denzler: Dazu kommt die Angst vor Kontroll- und Prestigeverlust. Geld suggeriert ja Sicherheit, Macht, Glück und Freiheit. All das droht verloren zu ge-hen, wenn man Schulden hat. Dies macht die Hürde, Hilfe von aussen zu holen, sehr hoch. Wenn die Motivation und der Druck, etwas zu ändern, nicht sehr gross sind, wird die Anmeldung bei der Schuldenberatung leider oft auf später verschoben, das Geld-problem wird verdrängt.

Wann ist der richtige Zeitpunkt, um eine Schuldenberatung aufzusuchen?

Silvia Bruinink: Es gibt viele Anzei-chen, die man ernst nehmen sollte: Wenn am Ende des Geldes der Monat noch nicht fertig ist. Wenn immer wieder Geld ausge-liehen wird bei Bekannten oder beim Ar-beitgeber. Wenn die eigenen Konten chro-

nisch überzogen sind und man das Defizit nicht mehr ausgleichen kann. Wenn Kre-dite aufgenommen werden, um die Finanz-probleme zu lösen. Wenn die Finanzen zu Belastung und Stress führen und man die Übersicht verliert. Oder wenn sich Verän-derungen wie Familiengründung, Arbeits-platzverlust oder Scheidung anbahnen. Immer dann ist es sinnvoll, sich mit einer Beratung auseinanderzusetzen. Auf un-serer Website haben wir einen Test, mit dem man die eigene Situation einschätzen kann (siehe Kasten).

Warum ist es denn so wichtig, mög-lichst früh eine Schuldenberatung aufzu-suchen?

Silvia Bruinink: Wenn die Schulden noch nicht so hoch sind, ist es einfacher, wieder herauszukommen. Die psychische Belastung ist viel kleiner und es gibt wie-der Raum für finanzielle Erfolgserlebnisse. Und Perspektiven aller Art sind wieder möglich. Leider bleibt für drei Viertel un-serer Klientinnen und Klienten nur noch das Leben mit Schulden. Durch eine frühe Beratung könnte das oft vermieden werden.

Unser Online-Test zeigt Ihnen, wo mögliche finanzielle Gefahren und Probleme lauern, und vermittelt Ihnen Tipps zur Verbesserung Ihrer Situation.www.caritas-schuldenberatung.ch/schuldentest

Machen Sie den Test

Beraten bei Caritas Zürich Menschen mit Schulden: Silvia Bruinink und Susanna Denzler.

«Es herrscht das Vorurteil, dass sich Leute mit Schul-den einfach nur zusam-menreissen müssten, um ihren Konsum in den Griff zu bekommen.»

Was macht Caritas Zürich, damit die Betroffenen früher zur Schuldenberatung kommen?

Susanna Denzler: Wir versuchen präven-tiv zu wirken, indem wir Kurse für Arbeits-lose sowie Migrantinnen anbieten. Dabei geht es um die Sensibilisierung im Umgang mit Geld. Zudem machen wir mit unserer Website auf die Dringlichkeit der Schulden- problematik aufmerksam. Unsere Beratung ist offen für alle und wir können die Klien-tinnen und Klienten langfristig begleiten.

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13Text: Ariel Leuenberger; Bild: Roth und Schmid Fotografi e, Zürich 2/11 Nachbarn Caritas

«Ich ziehe mich gern knallig an»

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Der Meilener Kantonsrat Lorenz Schmid besuchte unseren neuen Secondhand-Laden in Zürich-Oerlikon. Und deckte sich mit den modischen Zutaten für seine nächste Reise ein. Dass er im Caritas-Laden fündig wird, hätte er nicht gedacht.

Caritas Zürich betreibt in Zürich und Winterthur insgesamt sieben Secondhand-Läden, welche auf Ihre Kleiderspenden an-gewiesen sind. Der Verkaufserlös kommt den Projekten der Caritas Zürich zugute. Bilder von weiteren prominenten Persön-lichkeiten, die sich bei uns eingekleidet ha-ben, sowie unsere Standorte im Kanton Zü-rich und deren Öff nungszeiten fi nden Sie auf der Website.

www.caritas-zuerich.ch/secondhand

«Wieso soll ich meine Kleider zu Caritas Zürich bringen?»

Susanna K. aus Adliswil möchte von uns wissen: «Wieso soll ich meine Kleider zu Caritas Zürich bringen? Ich kann sie doch auch in einen Tex-aid-Sack packen, das ist viel prak-tischer.»

Wenn Sie Ihre Kleider zu Caritas Zürich bringen, helfen Sie damit armutsbetrof-fenen Menschen im Kanton Zürich. Wir sortieren die Kleider direkt im Laden, da-mit schaff en wir Arbeitsplätze für Arbeits-

lose, die bei uns einen Einsatz absolvieren können. Der Erlös aus dem Verkauf Ihrer Kleider fl iesst in unsere sozialen Projekte.

Einen grossen Teil der Kleider, die wir erhalten, können wir nicht verkaufen. Diese geben wir an Texaid weiter. Texaid hilft da-mit Menschen in Entwicklungsländern. Wenn Sie Ihre Kleider in unsere Second-hand-Läden bringen, helfen Sie also uns, den Menschen in unseren sozialen Pro-jekten und auch in Entwicklungsländern.

In allen unseren sieben Läden in Zürich und Winterthur können Sie Kleider abge-ben, auch ausserhalb der Öff nungszeiten. Die Standorte fi nden Sie auf der Webseite. Gerne beantworten wir Ihre Fragen auch persönlich. Telefon 044 366 68 68 oderwww.caritas-zuerich.ch/secondhand

An dieser Stelle beantworten wir die Fragen der Leserinnen und Leser zu unserer Organisation und unserer Arbeit.

«Ich ziehe mich gern knallig an», sagt Lorenz Schmid. Der CVP-Politiker und Apotheker, der berufl ich im weissen Kittel die Patienten berät, trägt privat gern mehr Farbe. Das Leben des 46-Jährigen ist denn auch bunt: Neben der Politik führt er eine Apotheke in Zürich, ist Vater zweier Söhne, und seine Frau, die für die CVP im Natio-nalrat sitzt, ist nicht minder engagiert.

In unserem Secondhand-Laden in Zü-rich-Oerlikon fand Lorenz Schmid das per-fekte Outfi t für seine nächste Reise. Früh-lingshaft e Pastellfarben, bequeme Schnitte und spezielle Accessoires packte er in die

modischen Retro-Lederkoff er ein. Und liegt damit schwer im Trend – wer träumt nicht von einem erholsamen Urlaub an der Sonne, mit schöner Garderobe und netter Begleitung, so wie in den goldenen Sech-zigern?

Im letzten Jahr ist unser Secondhand-Laden in Oerlikon umgezogen. Im neuen, grösseren Lokal an der Schwamendin-genstrasse 11 fi nden Sie noch mehr tolle Kleider zu günstigen Preisen – für Fashion-victims und Preisbewusste. Alle unsere Lä-den sind aber auch froh um Ihre Kleider-spende, die Sie persönlich abgeben können.

14 Caritas Nachbarn 2/11 Text: Edina Kurjakovic; Bild: Daniel Eberhard

Caritas Zürich

Kinder tauschen Spielsachen

«Sammeln, Tauschen, Schenken» heisst es vom 20. November bis zum 14. Dezem-ber: Bereits zum dritten Mal führt Cari-tas Zürich die Geschenk-Tausch-Aktion durch, zusammen mit sieben Pfarreien im ganzen Kanton Zürich. Kaum werden die Tage kürzer, schon glitzern die Kaufhäuser; die Weihnachtszeit steht vor der Tür. Was für die meisten eine Freude ist, bedeutet für manch andere eine schwierige Zeit. Ein armutsbetroffener Vater bringt es auf den Punkt: «Bei uns liegen unter dem Weih-nachtsbaum nur Nadeln.»

Caritas Zürich und sieben Pfarreien aus dem Kanton setzen sich mit der Geschenk-

Tausch-Aktion gemeinsam gegen Armut in der Schweiz ein. Es muss nicht immer ein neues Geschenk sein – auch ein gebrauchtes Spielzeug kann Freude bereiten. Auf diesem Prinzip baut die Aktion auf. Mit einfachen Mitteln erhalten Kinder die Möglichkeit, sich solidarisch zu zeigen. Dazu lernen sie, dass nicht mehr gebrauchte Spielsachen weiterverwendet werden können.

An verschiedenen Sammelstellen kön-nen die Kinder zwei oder mehrere Spielsa-chen abgeben. Im Gegenzug erhalten sie einen Gutschein, den sie am Tauschtag ge-gen ein neues Spielzeug eintauschen kön-nen. Da jedes Kind zwei oder mehr Spiel-

sachen abgibt, aber nur einen Gutschein erhält, bleiben Geschenke für Kinder aus wirtschaftlich schwächeren Familien üb-rig. Sie erhalten ebenfalls Gutscheine von den Pfarreien und Sozialämtern vor Ort.

Die Geschenk-Tausch-Aktion richtet sich an alle Kinder im Alter von fünf bis zwölf Jahren. Tauschen kann man dieses Jahr in Zürich-Nord, Schwamendingen, Embrach, Wetzikon, Turbenthal, Affoltern am Albis und Bülach.

Weitere Informationen auf Seite 22 oder unter www.geschenktauschaktion.ch

Jugendliche sind laut. Jugendliche sind kreativ. Jugendliche stecken voller Über-raschungen. Deshalb hat «Luutstarch» Ju-gendliche eingeladen, am Wettbewerb ge-gen Ausgrenzung und für Perspektiven teilzunehmen und ihren Beitrag in 200 Se-kunden zu verpacken.

Zwischen April und August wurden Ju-gendliche im Alter von 14 bis 25 Jahren ein-geladen, 200 Sekunden in Form von Video, Text oder Musik einzureichen. Das Thema des Wettbewerbs war Ausgrenzung, zu ge-

Laut und stark gegen Ausgrenzungwinnen gab es Preise im Wert von 6000 Franken. Eine fünfköpfige Jury, unter an-deren mit Rapper Knackeboul, hat die Bei-träge begutachtet und entschieden, wer der Sieger, die Siegerin ist. Bei Redaktions-schluss stand dies noch nicht fest – nach-lesen kann man es auf www.luutstarch.ch.

Jugendliche sind oft von Ausgrenzung und von Vorwürfen betroffen. Deshalb bieten Caritas Zürich und ihre Partner Jugendlichen die Möglichkeit, ihre Talente für ein funktionierendes Zusammenleben

Die Qual der Wahl: Am grossen Geschenk-Tausch-Tag darf sich jedes Kind, Arm und Reich zusammen, ein Geschenk aussuchen.

aller einzusetzen. «Luutstarch» ist der Auf-ruf von Caritas Zürich, youngCaritas und jenseits im Viadukt, sich solidarisch einzu-setzen für gleiche Chancen und Perspekti-ven für alle.

www.luutstarch.ch

Mit dem Caritas-Markt Oerlikon er-möglichen wir armutsbetroffenen Men-schen aus der Region Zürich das Einkau-fen von günstigen Lebensmitteln und Produkten des täglichen Bedarfs. Zudem schaffen wir im Caritas-Markt Arbeits-plätze für Personen mit Sozialhilfe, soge-nannte Teillohn-Arbeitsstellen.

Der Caritas-Markt Oerlikon feiert am Samstag, 15. Oktober 2011, sein fünfjäh-riges Bestehen. Zum Jubiläumsfest sind alle Caritas-Markt-Kundinnen und -Kunden,

Fünf Jahre Caritas-Markt in Zürich-OerlikonQuartierbewohnerinnen und Quartierbe-wohner sowie weitere Interessierte herzlich eingeladen. Als kleines Dankeschön an un-sere Kundschaft gewähren wir an diesem Tag zehn Prozent Rabatt auf den Einkauf für Inhaberinnen und Inhaber einer Cari-tas-Markt-Einkaufskarte oder einer Kul-turLegi. Mit Festwirtschaft, Grillbetrieb, Nostalgie-Karussell, Dosenwerfen, Bal-lonen, Sirup-Bar und vielem mehr kommt bestimmt eine festliche Stimmung auf bei Gross und Klein!

15Texte: Andreas Bruggmann, Marco Callegari; Bild: Urs Siegenthaler 2/11 Nachbarn Caritas

Mehr für Junge mit wenig Geld

Wenn viele junge Erwachsene sich in Clubs verabreden oder gemeinsam Kon-zerte besuchen, bleiben die Türen zu die-sen Lokalitäten für einen Teil ihrer Alters-genossen verschlossen. Ihnen fehlt schlicht das Geld für den Eintritt.

Die KulturLegi verstärkt deshalb ihr Angebot für junge Erwachsene und ermög-licht gemeinsam mit Veranstaltern und In-stitutionen zum Beispiel den Besuch eines Konzerts, eines Fussballmatchs oder einer Weiterbildung. Um das Angebot weiter zu vergrössern, verhandelt die KulturLegi lau-fend mit möglichen neuen Partnern.

Bei mehr als 330 Kultur-, Sport- und Bildungsangeboten im Kanton Zürich er-halten Karteninhaber jeden Alters schon heute Rabatte zwischen 30 und 70 Prozent. Im Bereich Musik beteiligen sich zum Bei-spiel die Rote Fabrik, das Moods im Schiff-bau, das Scala in Wetzikon oder die Win-terthurer Musikfestwochen. Von vielen geschätzt wird auch das breite Angebot an Aus- und Vorstellungen – die meisten namhaften Theaterhäuser und Museen im Kanton Zürich sind Partner. Im Bereich Bildung bieten unter anderem die Migros Klubschule, die Benedict Schulen und die ECAP vergünstigte Kurse an. Sportbegeis-terte wiederum zieht es zum halben Preis an die Heimspiele des Grasshopper Club Zürich und des FC Winterthur oder bei-spielsweise in eines der Hallen- und Frei-bäder im ganzen Kanton.

Natürlich sind all diese Angebote nicht kostenlos, durch den Rabatt sind sie aber hin und wieder erschwinglich. Um auf die verschiedenen Angebote gezielt aufmerk-sam zu machen, postet die KulturLegi seit einem halben Jahr alle Neuigkeiten auf ih-rem Facebook-Profil und twittert spezi-

Für junge Menschen mit wenig Geld oft unerschwinglich: Ausgehen in einem Club.

elle Aktionen über den eigenen Account. Schauen Sie herein.

www.facebook.com/kulturlegizuerich www.twitter.com/kulturlegizh

Das Team des Caritas-Marktes Oerli-kon freut sich auf ein buntes Fest und da-rauf, alle Neugierigen persönlich begrüs-sen und beraten zu dürfen.

Weitere Informationen auf Seite 22 oder unter www.caritas-zuerich.ch/events

Caritas Zürich

16 Caritas Nachbarn 2/11 Text: Ariel Leuenberger; Bild: Daniel Eberhard

Mehr als ein Sprachkurs

Mit speziellen Deutschkursen ermöglicht URAT armutsbetroffenen Migrantinnen den Einstieg in den Schweizer Alltag. Neben Grundkennt-nissen in Deutsch vermitteln die freiwilligen Kursleiterinnen auch Integra-tionsangebote in den Gemeinden und helfen beim Umgang mit Behörden.

Rund 160 Migrantinnen besuchen jede Woche die 17 Deutschkurse für Einsteige-rinnen, welche URAT in sechs Gemeinden des Kantons Zürich anbietet. Jeder Kurs wird von einer freiwilligen Primarlehre-rin oder Erwachsenenbildnerin geleitet. Michèle Deubelbeiss, die Projektleiterin von Caritas Zürich, begleitet und unter-stützt sie: «Die Migrantinnen kommen aus ganz unterschiedlichen Ländern. Sie spre-chen kaum Deutsch, viele haben Mühe beim Lesen und Schreiben. In ihrer Hei-mat haben sie nur wenig Schulbildung ge-nossen, wie zum Beispiel einige Frauen aus Afrika, oder ein anderes Schriftsystem, wie die Frauen aus Sri Lanka.» Entsprechend niederschwellig sind die Kurse gestaltet.

Alltagssituationen meisternDie Kursleiterinnen verständigen sich

anfangs mithilfe von Bildern und ganz ein-fachen Begriffen. Im Verlauf des Kurses, der maximal zwei Jahre besucht werden

kann, lernen die Migrantinnen, verschie-dene Alltagssituationen zu meistern. In je-dem Quartal stossen neue Teilnehmerin-nen dazu, sodass sie sich auch gegenseitig helfen können. Die eingesetzten Lehrmittel sind reich illustriert und mit einer CD zum Hören und Nachsprechen ergänzt. Zwei-mal jährlich treffen sich die Kursleiterinnen zu Weiterbildungen: «Die Kurse erfordern spezielle didaktische Lehrmittel und kre-ative Inputs – Bewegungs- oder Memory-spiele sind ganz wichtig», erklärt Michèle Deubelbeiss, «bei den Treffen besprechen wir Unterrichtsmethoden und tauschen di-daktische Vorgehensweisen aus.»

Erschwinglich für alleDas Ziel, welches URAT mit den

Deutschkursen und zusätzlichen Angebo-ten verfolgt, ist bessere Integration: Dank URAT kommen die Migrantinnen aus ih-rem oft zurückgezogenen Alltag heraus, lernen die Schweizer Kultur kennen und

Unterstützen Sie unsere URAT-Deutschkurse mit dem beiliegenden Einzahlungsschein. Herzlichen Dank!PC 80-12569-0

Helfen Sie mit!

Hilft armutsbetroffenen Migrantinnen aktiver, vernetzter und selbstständiger zu sein: URAT-Deutschkurs.

treffen sich mit anderen Frauen. Die frei-willigen Kursleiterinnen sind nicht nur Deutschlehrerinnen, sie helfen auch beim Ausfüllen von Formularen, geben Rat-schläge bei der Wohnungssuche und wissen, wie das hiesige Schulsystem funktioniert. Michèle Deubelbeiss: «URAT bietet mehr als nur Sprachkurse – wir helfen den Mi-grantinnen, aktiv, vernetzt und selbststän-dig am gesellschaftlichen Leben teilnehmen zu können.» Im Unterschied zu normalen Sprachschulen sind die URAT-Kurse mit 20 Franken pro Quartal sehr günstig. Damit stehen sie den armutsbetroffenen Migran-tinnen aller Ethnien offen.

17Text: Sima Mangtshang; Bild: Urs Siegenthaler 2/11 Nachbarn Caritas

«Ich bringe Menschen zusammen»

Agnes Wettstein engagiert sich seit vier Jahren als freiwillige Vermittlerin beim Patenschaftsprojekt «mit mir». Im Interview erzählt sie von den Begegnungen mit Kindern und Paten und was sie dabei besonders schätzt.

Was hat Sie zu Ihrem Engagement beim Projekt «mit mir» bewogen?

Während meiner Berufstätigkeit war ich stets mit verschiedenen Menschen, insbesondere Kindern, in Kontakt. Dieser Austausch fehlte mir nach meiner Pensio-nierung. Das Projekt «mit mir» sagte mir sehr zu. Hier stehen sozial benachteiligte Kinder im Zentrum: Ich helfe mit, damit sie einige glückliche Stunden im Monat ver-bringen können.

Was sind Ihre Aufgaben als freiwillige Vermittlerin?

Ich bringe armutsbetroffene Kinder mit freiwilligen Gotten und Göttis zusammen. Von Caritas erhalte ich Steckbriefe von in-teressierten Freiwilligen und bedürftigen Familien. Ich treffe mich dann mit diesen Personen, um deren Eignung für das Pro-jekt abzuklären. Nach einer erfolgreichen Vermittlung organisieren sich die Paten und Familien selbstständig. Meine Aufga-ben sowie der zeitliche Umfang sind in ei-ner Einsatzvereinbarung genau festgelegt.

Wie sind Sie auf Ihren Einsatz vorbe-reitet worden?

Die «mit mir»-Leiterin erklärte mir das Projekt in einem persönlichen Gespräch. Anschliessend hat sie mich sorgfältig in die einzelnen Aufgaben eingeführt. Ich beglei-tete die Projektleiterin bei Gesprächen mit Freiwilligen und Familien und hatte eine fundierte Einführung zum Thema Kinder-schutz.

Was sind für Sie die grössten Heraus-forderungen?

Es gibt Familien, die bereits von ver-schiedenen Beratungsstellen Unterstützung erhalten. Hier gilt es, sorgfältig zu prüfen, ob eine weitere Bezugsperson für das Kind und die Familie sinnvoll ist oder nicht. Als Vermittlerin braucht es eine gewisse Of-

fenheit und Verständnis für andere Lebens-weisen. Weitere Voraussetzungen sind Ein-fühlungsvermögen, Geduld und ein Gespür dafür, welche Personen zusammenpassen und welche nicht.

Welche Unterstützung erhalten Sie vom «mit mir»-Team?

Ich habe verschiedene Checklisten und einen Gesprächsleitfaden erhalten. Bei Fra-gen kann ich mich jederzeit an die Projekt-leitung wenden und Rat einholen. Aus-serdem finden drei bis vier Mal im Jahr Erfahrungsaustauschtreffen statt. Der Kon-takt mit den Vermittlerinnen der anderen Bezirke ist sehr hilfreich. Auch habe ich die Möglichkeit, Weiterbildungskurse und spe-zifische Fachveranstaltungen von Caritas zu besuchen.

Was schätzen Sie an Ihrem Engage-ment?

Eine Patenschaft ist für Paten und Kin-

der gleichermassen bereichernd. Es freut mich, wenn ich hierzu meinen Beitrag leisten kann, indem ich diese Menschen zusammenbringe. Zudem schätze ich es, selbst neue spannende Kontakte zu knüp-fen – das erweitert meinen Horizont. Die Gelegenheit dazu bietet sich in meiner un-mittelbaren Umgebung.

Für verschiedene Bezirke im Kanton Zürich suchen wir freiwillige Vermitt-lerinnen. Sie führen vor Ort mit Frei-willigen und Familien Abklärungs- und Vermittlungsgespräche durch und be-gleiten die Patenschaften. Der zeit-liche Aufwand beträgt ca. 4 Stunden pro Woche. Melden Sie sich bei Bea Schönbächler, Leiterin «mit mir», Tel. 044 366 68 76, www.caritas-zuerich.ch/mitmir

Engagieren Sie sich!

Verbringen dank Agnes Wettstein glückliche Stunden: «mit mir»-Pate und sein Patenkind.

«Wir teilen geistige und materielle Werte miteinander»

Schwester Anna Affolter ist Mitglied der Generalleitung des Klosters Ingenbohl. Sie entschied sich mit 20 Jahren, dem Orden beizutreten. Nach ihrer Tätigkeit als Sozialbe-raterin für Fahrende bei der Caritas Zürich wurde sie nach Ingenbohl be-rufen. Heute besucht die 50-Jährige die Vertretungen ihres Ordens in der ganzen Welt.

Persönlich

Was würden Ihre Nachbarn über Sie sagen? Ich höre, ich sei einfühl-sam, freundlich, zugänglich und humor-voll. Aber meine Nachbarn stellen sicher auch fest, dass ich hin und wieder mit der Zeiteinteilung im Konflikt bin.

Wann sind Sie glücklich? Immer, wenn andere mir sagen, dass sie sich von mir wertgeschätzt und verstanden fühlen. Glücklich machen mich aber auch Natur-erlebnisse wie ein Sonnenuntergang, die Unendlichkeit des Meeres, die Natur beim Wandern. Solche Erfahrungen lassen mich zur Ruhe kommen, bringen mich in Berüh-rung mit Gott.

Wie haben Sie das letzte Mal jeman-dem geholfen? Heute Morgen half ich einer betagten Schwester, die sich in mein Büro verirrte. Am Arm mir einhakend begleitete ich sie zu ihrem Zimmer zwei Stockwerke tiefer. Als sie ihr Zimmer wie-

dererkannte, leuchtete ihr Gesicht vor Er-leichterung auf.

Welches Erlebnis hat Sie besonders geprägt? Mein Einsatz in einem Alters-heim, den ich während meiner Seminaraus-bildung machte. Dort kam ich das erste Mal in Kontakt mit Schwestern, die mich an wichtige Lebensfragen heranführten und meinem Leben eine Perspektive gaben. Da-rauf entschloss ich mich, ins Kloster zu ge-hen.

Was stimmt Sie zuversichtlich? Das Gefühl, nicht alleine zu sein, nicht alles alleine machen zu müssen. Ich habe Mit-kämpferinnen in meiner Gemeinschaft und viele Kontakte auch über die Gemeinschaft hinaus, mit denen ich die gleichen Werte teile und mich für die gleichen Ziele ein-setze.

Woher stammen Ihre Werte? Ein Teil von meiner Familie und ein Teil aus dem Evangelium. Ein wichtiges Bild sind für mich die Jünger und Jüngerinnen, die mit Jesus unterwegs waren. Sie haben Hab und Gut, Freud und Leid geteilt, waren fürei-nander und für andere da. Danach lebt un-ser Orden immer noch: Wir teilen geistige und materielle Werte miteinander.

Welche Sünde begehen Sie mit Freude? Also in grossen Abständen kommt es vor, dass ich in einer einzigen Nacht einen Krimi von vorne bis hinten durchlese …

Caritas Nachbarn 2/11 Bild: zvg18

Vor drei Jahren bin ich durch eine Kolle-gin auf das Mentoringprogramm «incluso» aufmerksam geworden. Sie begleitete wäh-rend eines Jahres eine junge Migrantin bei der Lehrstellensuche und erzählte mir da-von. Ich fand das spannend und meldete mich bei Caritas Zürich. Bei einem Treffen erklärte mir die Verantwortliche das Pro-gramm, den Ablauf und die Aufgaben der Mentoren. «incluso» hat mich überzeugt und Mentoring als Form der Zusammenar-beit finde ich sehr sinnvoll. Mir sagte auch zu, dass die Dauer des Engagements als Mentorin im Voraus definiert ist und dass die Zusammenarbeit ein konkretes Ziel hat: eine Lehrstelle oder eine Anschlusslösung finden.

Ein offenes Ohr habenMeine erste Mentee war Andreia. Sie ist 16 Jahre alt und kommt ursprünglich aus Por-tugal. Ihr Wunsch: eine KV-Lehrstelle. In unserem ersten Gespräch haben wir die Er-wartungen, die wir aneinander haben, ge-klärt. Für mich sind Verbindlichkeit und Pünktlichkeit wichtig. Andreia ist seit klein auf in der Schweiz und spricht Schweizer-deutsch. Das ist nicht bei allen Mentees so. Vom Wesen her ist sie eher schüchtern und zurückhaltend. Ich musste mir zuerst ei-nen Zugang zu ihr verschaffen und ihr Ver-trauen gewinnen. Mit der Zeit öffnete sie sich. Gemeinsam haben wir geklärt, für welche Berufe sie sich interessiert und eig-net, die Bewerbungsunterlagen zusammen-gestellt und in Rollenspielen Telefon- und Vorstellungsgespräche geübt. Als dann die erste Einladung zu einem Vorstellungsge-spräch kam, haben wir auch gemeinsam ih-ren Kleiderschrank nach einem geeigneten Outfit durchstöbert – das war lustig.

Mit Andreia habe ich mich entweder in einem Café in der Stadt oder auch bei ihr zu Hause getroffen. Zu Beginn haben wir uns alle zwei Wochen für jeweils eineinhalb

bis zwei Stunden getroffen. Mit der Zeit re-duzierten sich die persönlichen Treffen auf ein Mal pro Monat und wir haben daneben via E-Mail miteinander kommuniziert: An-dreia mailte mir ihre Bewerbungsschrei-ben und ich gab ihr ein Feedback dazu. Als Mentorin bin ich vor allem Coach und Motivatorin. Es gibt Phasen, da bekommen die Jugendlichen nur Absagen. Dann muss man die Mentees motivieren, aufmuntern zum Weitermachen.

Austausch mit den anderen Mento-rinnen und Mentoren«incluso» bietet regelmässig Erfahrungs-austausch-Treffen an. Der Austausch mit den anderen Mentorinnen und Mentoren ist für mich sehr wertvoll und nützlich. Man hört einerseits, wie es anderen Tan-dems ergeht und wo sie anstehen, kann sich aber auch gegenseitig Tipps geben und Kontakte vermitteln. Das «incluso»-Team steht uns während der gesamten Pro-grammdauer beratend und unterstützend zur Verfügung. Sie organisieren beispiels-

«Als Mentorin bin ich Coach und Motivatorin»Als freiwillige Mentorin begleitet Desirée Natter bei «incluso» zum zweiten Mal eine junge Migrantin bei der Lehrstellensuche. Sie erzählt, wie sie zu diesem Engagement gekommen ist und was ihre Aufgaben sind.

weise einen Bewerbungsworkshop und ei-nen gemeinsamen Besuch im Berufsinfor-mationszentrum.

Nun begleite ich bereits die zweite Men-tee bei der Suche nach einer Lehrstelle. Sie heisst Sevgi, ist Kurdin und 15 Jahre alt. Ihr Berufswunsch: Fachangestellte Ge-sundheit.

Es ist spannend und eine grosse Berei-cherung, so nah am Leben einer Jugend-lichen zu sein und so auch mehr über de-ren Kultur zu erfahren. www.caritas-zuerich.ch/incluso

Caritas-Netz

Text: Sima Mangtshang; Bild: Urs Siegenthaler 2/11 Nachbarn Caritas 19

Engagieren Sie sich!

Möchten Sie auch eine Jugendliche, einen Jugendlichen bei der Lehrstellensuche begleiten?

Melden Sie sich bei: [email protected] oder Tel. 044 366 68 40

Der Umgang mit Velos hat bei den Arbeits-integrationsprogrammen der Caritas Lu-zern einen grossen Stellenwert. Da sind zum einen die Velodienste in Luzern und Sursee. Im Auft rag der Städte halten Pro-grammteilnehmende einen Veloordnungs-dienst aufrecht. Sie verschieben falsch par-kierte Velos auf Ersatzplätze und sortieren besitzerlose Velos aus, sammeln sie ein und melden sie der Polizei. In Sursee geschieht dies im Bereich des Bahnhofs, in Luzern in der gesamten Innenstadt und besonders rund um den Bahnhof.

Daneben betreiben die Velodienste in Luzern eine bewachte Velostation, wo Bahnkunden ihre Velos sicher und ge-schützt parkieren können. Hier werden auch kleinere Servicearbeiten sowie das Putzen der Velos angeboten. Die Velosta-tion erledigt auch das Vermieten von Rent-a-Bike-Velos und nimmt selbst ausgediente Velos zur Wiederverwertung an.

Im Caritas-Betrieb Littau werden de-fekte Fahrräder demontiert. Die Einzelteile gelangen per Container zu Partnerbetrie-ben nach Afrika, wo sie wieder bedarfsge-recht als Velos zusammengebaut werden. Gut erhaltene Fahrräder kommen in den Caritas-eigenen Secondhand-Läden in den Verkauf.

20 Caritas Nachbarn 2/11 Texte: Daniel Grossenbacher, Urs Odermatt; Bilder: Caritas Schweiz, Caritas Luzern

Caritas-Netz

Velodienste LuzernHilfeleistung, die Freude und fi t macht

Bergbauernfamilien sind auch in der Schweiz besonders harten und unwirt-lichen Bedingungen ausgesetzt: Ihr Land ist schwer zugänglich, die Winter sind lang und kalt, der Ertrag entsprechend mager. Ihr Einkommen bewegt sich trotz Beiträgen der öff entlichen Hand oft am Existenzmini-mum. Manche können sich nur knapp über Wasser halten, denn wirklich gewinnbrin-gende Aktivitäten gibt es kaum. Die Ar-beitsbelastung der Familien ist sehr hoch, weil vieles noch von Hand gemacht wer-den muss.

«Caritas-Bergeinsatz» vermittelt seit 30 Jahren soziale Einsätze im Berggebiet: Freiwillige unterstützen Bergbauernfami-lien in Not bei der täglichen Arbeit auf dem Hof. Mit diesen Einsätzen will Caritas ne-ben der Entlastung für die Bergbauernfami-lien auch sinnvolle und bedürfnisgerechte Betätigungsfelder für Freiwillige schaff en. Die Begegnung zwischen den Freiwilligen, die meist in der Stadt leben, und den Berg-

bauern führt zu einem gelebten Kulturaus-tausch zwischen sehr unterschiedlichen Le-bensweisen. Und bringt den interessierten Helferinnen und Helfern neben Abwechs-lung zum Büroalltag auch die einmalige Berglandschaft der Schweiz näher.

Die Anmeldung zu einem Bergein-satz ist per Internet möglich – interessierte Freiwillige können aus über hundert ver-schiedenen Einsatzmöglichkeiten in allen Bergregionen der Schweiz auswählen. Je-der Einsatz dauert mindestens eine Woche und kann direkt online gebucht werden.

www.bergeinsatz.ch

Bei den «Caritas-Bergeinsätzen» unterstützen Freiwillige in Not geratene Bergbauernfamilien bei der täglichen Arbeit auf dem Hof.

Kulturaustausch zwischen zwei sehr unterschiedlichen Lebensweisen: Bergbauer und Freiwillige.

Die Mitarbeitenden der Velodienste übernehmen eine wichtige Aufgabe zugunsten der Allgemeinheit.

Velostation beim Bahnhof Luzern

Fotografi e

Vor 20 Jahren …

21

Als anfangs der 1980er-Jahre die ersten Menschen aus Sri Lanka vor dem Bürgerkrieg fl ohen und in die Schweiz kamen, hatten viele Angst vor den dunkelhäutigen Menschen, die oft am Bahnhof anzutreff en waren. Man bezeichnete sie als Wirtschaft sfl üchtlinge, die hier nur profi tieren wollten. Heute schätzt man sie gerade im Gastgewerbe – weil sie jene Arbeit machen, für die andere sich zu schade sind.

Bahnhof Luzern um 1991

Bild: Georg Anderhub 2/11 Nachbarn Caritas

Hinweise

Übernehmen Sie eine Patenschaft

Mit einer Patenschaft von Caritas Zürich helfen Sie ganz gezielt armutsbetroffenen Kindern im Kanton Zürich.

Unsere Patenschaften ermöglichen ar-mutsbetroffenen Kindern den Besuch von Kinderkrippe, Hort, Sport- oder Musikun-terricht. Damit helfen die Patenschaften nachhaltig und ermöglichen es den Kin-dern, sich aus der sozialen Isolation zu be-freien, welche die Armut mit sich bringt.

Die Patenschaften bieten Menschen, die helfen möchten, eine einfache und ef-fiziente Art, benachteiligte Kinder hier im Kanton Zürich zu fördern, zu unterstützen und ihnen Freude zu bereiten. www.caritas-zuerich.ch/patenschaften

Hinterlassen Sie etwas Gutes, das über Ihr Leben hinaus Bestand hat.

Die Armut der Eltern vererbt sich in den meisten Fällen an die Kinder weiter. Helfen Sie uns, dies zu verhindern, und be-rücksichtigen Sie Caritas Zürich mit einem Legat oder einer Schenkung. Denn Kinder tragen unser Erbe weiter, auch wenn wir einmal nicht mehr sind.

Ein Legat an Caritas Zürich sichert ei-nen wichtigen Teil der Finanzierung un-serer Projekte. Es kann die Lebensperspek-tive einer von Armut betroffenen Familie grundlegend verändern und hilft so, über das Leben hinaus Gutes zu tun.

Bestimmen Sie noch zu Lebzeiten sel-ber, wem Ihr Vermächtnis zugutekommt. Nur so können Sie sicher sein, dass Ihr Geld im gewünschten Sinne eingesetzt wird.

Beim Regeln des Nachlasses steht Ihnen der ehemalige Direktor der Caritas Zürich, Herr Guido Biberstein, gerne zur Verfü-gung. Kompetent und diskret beantwor-tet er Ihre Fragen und unterstützt Sie beim Aufsetzen Ihres Testaments.

Guido BibersteinEhem. Direktor Caritas ZürichTel. 044 713 27 56E-Mail [email protected]

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6. Zürcher Armutsforum«Ich wohne, also bin ich» – Netzwerken für einen Integrationsfaktor

«Wohnen» fängt mit «wo» an – aber das «Wie» spielt eine genauso wichtige Rolle. Die Wohnsituation kann die soziale Inte-gration unterstützen oder erschweren. Zusammen mit der Stiftung Domicil, Pro Senectute Kanton Zürich, Pro Juventute Kanton Zürich und der Stiftung Mütter-hilfe hat Caritas Zürich versucht, Ansatz-punkte für Lösungen zu finden. 27. Oktober 2011, 8.30 bis

13.15 Uhr, Technopark, Techno-parkstrasse 1, 8005 Zürich. Infos und Anmeldung: www.caritas-zuerich.ch/events

Noch aktuellere News?Wenn Sie an aktuelleren News und Events von Caritas Zürich interessiert sind, besuchen Sie unsere Webseite, abonnieren Sie unseren Online-News-letter (erscheint viermal pro Jahr) oder werden Sie ein Fan von Caritas Zürich auf Facebook. Hier finden Sie mehr:

www.caritas-zuerich.ch/newswww.facebook.com/caritaszuerich

5 Jahre Caritas-Markt Zürich-OerlikonZum Jubiläumsfest sind alle Caritas-Markt-Kundinnen und -Kunden, Quar-tierbewohnerinnen und Quartierbewoh-ner sowie weitere Interessierte herzlich eingeladen. Festwirtschaft, Grillbetrieb, Nostalgie-Karussell, Dosenwerfen, Bal-lone und Sirup-Bar garantieren eine festliche Stimmung für Gross und Klein. 15. Oktober 2011, 9 bis 16 Uhr

Schwamendingenstrasse 41, Zürich-Oerlikon www.caritas-zuerich.ch/events

Geschenk-Tausch-AktionAlle Kinder zwischen drei und zehn Jah-ren sind eingeladen, an verschiedenen Sammelorten zwei gebrauchte, noch gut erhaltene Spielzeuge abzugeben. Jedes Kind erhält dafür einen Bon für ein anderes Spielzeug. Weil so jeweils eins übrig bleibt, erhalten Kinder aus armutsbetroffenen Familien einen Bon, auch wenn sie nichts abgeben. 20. November bis 14. Dezember

Zürich-Nord, Schwamendingen, Embrach, Wetzikon, Turbenthal, Affoltern am Albis, Bülach www.geschenktauschaktion.ch

Eine Million Sterne Die Solidaritätsaktion von Caritas. Samstag, 17. Dezember 2011, ab

15.30 Uhr, Stadt Zürich und Regionwww.caritas-zuerich.ch/events

Caritas Nachbarn 2/11

Veranstaltungen

Gutes tun –auch nach dem Tod

Illustration: Tom Künzli; Bild: zvg 2/11 Nachbarn Caritas 23

Gedankenstrich Tanja Kummer

Tanja Kummer ist Schriftstellerin.

Ihr Erzählband «Wäre doch gelacht»

und andere Bücher sind im Zytglogge-Verlag erschienen.

2010 leitete die Autorin die Schreibwerkstatt «wir sind arm» der Caritas. Die so entstandenen

Texte können Sie nachlesen auf www.wir-sind-arm.ch.

Herr Nessuno findet Schulden das Hin-terallerletzte. Er gibt möglichst kein Geld aus, vor allem nicht für Unsinn wie ein Buch oder Ferien. Einmal hat er aus einer ihm heute unerklärlichen Laune heraus ei-nen dunkelgrünen Tirolerhut aus Filz ge-kauft. Nun muss er ihn immer tragen, auch wenn es süttig heiss ist – das ist die Strafe, die er sich für seine Laune ausgedacht hat.

Über Leute, die nicht ganz genau wis-sen, ob ihre finanziellen Mittel auch bei je-dem erdenklichen Notfall ausreichen wür-den, kann er nur den Kopf schütteln: Es kann doch jeder jeden Tag in horrende Schulden schlittern! Man stelle sich nur vor, man würde die Stelle verlieren! Herr Nes-suno findet alle Menschen ausser sich un-zurechnungsfähig und meidet darum zwi-schenmenschliche Kontakte. Bei Kontakten entstehen ja auch Schulden, weil man sich Dinge verspricht: ein Rezept, einen Gefal-len oder Gefühle, am Ende noch Liebe oder gar das Zeugen eines Kindes! So kann man sich lebenslängliche Schulden aufladen! Herr Nessuno nimmt nach der Arbeit so-

gar den Abfall mit nach Hause, damit er der Putzfrau nichts schuldig bleibt, und fühlt sich grundsätzlich unschuldig. Bis zu dem Tag, an dem er auf seine Firma zugeht und ausrutscht – das auf den Boden gepinselte Firmenlogo ist frisch gestrichen worden. Jetzt zeichnet sich Herr Nessunos Fussab-druck in der weissen Farbe ab, das bedeu-tet, er ist dem Maler etwas schuldig, min-destens eine Entschuldigung! Ihm stockt der Atem, sein Blut hört auf zu fliessen und dann – erstarrt Herr Nessuno. Aus seinen Füssen wachsen Wurzeln und sein Körper wird zum dicken Baumstamm. Die Mit-arbeiter wundern sich über den seltsamen Baum, der auf einmal vor der Firma steht. «Seine Blätter sind starr wie dunkelgrüner Filz, die bewegen sich nicht im Wind!», ruft jemand, und eine andere Stimme sagt: «Das ist kein schöner Baum, an dem ist über-haupt nichts lebendig!» Das ist das Letzte, was je über den Baum gesagt wird. Dann beachtet ihn niemand mehr. Es ist, als ob es ihn gar nicht geben würde.

Kein Blatt im Wind

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