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Nachdruck eines Beitrages aus “Kleeblattradio”, Zeitschrift des Rundfunk-museums der Stadt Fürth, Nr. 29 (1999) S. 6 -10, als

Begleitheft zur Radioausstellung im Wasserkraftmuseum Ziegenrück 1999

Mit freundlicher Unterstützung der TEAG Thüringer Energie AG, SchwerbornerStraße 30, D-99087 Erfurt

Autor: Dr.-Ing. Herbert Börner, Wacholderweg 13, D-98693 Ilmenau

Fotos 1-5, Repros 6-18 und Umschlagbilder: Autor

Druck: Druckerei Kretzschmar, Peter & Andreas Jörg GbR, Schleusinger Straße 10, D-98708 Gehren

1. Auflage 1999

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45 Jahre Radios aus Sonneberg 1945-1990

Die Kleinstadt Sonneberg am scher Funkausrüstungen, BauteileSüdhang des Thüringer Waldes, und Maschinen nach Deutschlandkeine 20 km von Coburg oder geschafft.Kronach entfernt, nennt sich gern“Spielzeugstadt”. Sie feiert in Nicht alle Züge kamen in Sonne-diesem Jahr das 650. Stadt- berg an. Die Rüstungsproduktionjubiläum, denkt aber nicht an die konnte bis zum Einmarschbekannte Fabrik für Rundfunk- amerikanischer Truppen im Aprilgeräte, die sie 45 Jahre lang 1945 nicht wie vorgesehen auf-beherbergte. genommen werden. Erst nach

1938 errichtete der Unternehmer Truppen im Juli 1945 erhielten diePeterhänsel in Köppelsdorf nahe ersten 23 Beschäftigten von derSonneberg ein Werk, in dem etwa Sowjetischen Kommandantur in600 Beschäftigte Fallschirme Sonneberg die Genehmigung zurproduzierten. 1944 zwang der Vorbereitung der erneuten Produk-Rückzug an allen Fronten auch zu tionsaufnahme. Ab 1. August 1945Betriebsverlagerungen, wobei wurden einfache, aber dringendThüringen infolge seiner zentralen benötigte HaushaltsgegenständeLage eine besondere Bedeutung hergestellt: Schöpfkellen, Müll-erhielt. schaufeln, Zigarettenmaschinen,

Gegen Kriegsende wurden Fall- untersetzer und anderes.schirme kaum noch benötigt, undso wurde der Entschluß gefaßt, Da offenbar noch genügend funk-den Peterhänselschen Betrieb als technisches Material vorhandenZweigwerk der AEG anzugliedern war, trug man sich mit demund dorthin Teile des lettischen Gedanken, Rundfunkgeräte zuVEF-Werkes (Valsts Elektrotech- entwickeln und zu fertigen. niska Fabrika) aus Riga zu ver-lagern. Im August 1944 wurden Jetzt begann aber die sowjetischeHalb- und Fertigfabrikate militäri- Besatzungsmacht die Beschlüsse

dem Eintreffen der sowjetischen

Stromsparleuchten, Kochtopf-

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Bild 1: Einkreiser von 1946

des Potsdamer Abkommens In dieser unruhigen Zeit wurde diedurchzusetzen, die u. a. eine Fertigung des ersten EAK-Radios,Demontage von Tausenden von eines Einkreisers mit drei RöhrenBetrieben vorsahen, einerseits, RV 12 P 2000 (aus Wehrmachts-um die deutsche Wirtschaftskraft beständen) begonnen (Bild 1). extrem zu schwächen, anderer-seits, um Reparationsleistungen Inzwischen war die Röhrenpro-zu erhalten. Da die Westmächte duktion in den Telefunken-Werkendies jedoch in ihren Besatzungs- Erfurt und Neuhaus wieder ange-zonen weitgehend unterließen, laufen. Allerdings konnten lediglichbesannen sich die Sowjets und die veralteten Quetschfußröhren gingen einen anderen Weg.Sie beschlagnahmten inihrer Besatzungszoneeinige hundert Betriebe und faßten Gruppen davonzu “Sowjetischen Aktien-Gesellschaften”, den SAG’szusammen, um hierausErzeugnisse bzw. Betriebs-gewinne als Reparations-leistungen abzuschöpfen. So wurde die im Dezember1945 begonnene Demontage des der RE- und A- (bzw. C-) SerienSonneberger Werkes im Frühjahr hergestellt werden. So sind die1946 abgebrochen und das Werk ersten regulären Empfängertypenunter sowjetische Verwaltung 3/47 W (3-Röhren-Einkreiser,gestellt. Es firmierte künftig als 1947/48) und 5/47 W (5-Röhren-6-“EAK Elektro-ApparatefabrikKöppelsdorf in der SowjetischenStaatlichen A.G. der Elektro-Industrie +Kabel*, KeramischesWerk Hescho-Kahla, FilialeKöppelsdorf”.

Kreis-Mittelsuper, 1947/48) jeweilsmit einem A-Röhrensatz bestückt.Erst als die “Stahlröhren aus Glas”des inzwischen in “VEB FunkwerkErfurt” umbenannten Röhren-werkes zur Verfügung standen,

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Bild 2: EAK Super 64/48 W

Bild 4: EAK Kleinsuper 64/50 GW Bild 3: EAK Großsuper 912/50 W

konnten damit Standardsuper (1950/51, Bild 3). Im Gegensatz(Röhrentypen ECH 11, EBF 11, dazu stand der Kleinsuper 64/50ECL 11, AZ 11) gebaut werden, GWS, der im Holz- und im Jahrwomit in etwa das Vorkriegsniveau darauf auch im Bakelit-Gehäusedieser Empfängergattung erreicht erschien und eine ziemlich weitewar (Bild 2: Typ 64/48 W, 4-Röh- Verbreitung fand (1950/51, Bild 4).ren-6-Kreis-Super, 1948/49).

Neben Sechskreis-Mittelsupern änderte sich mit der Rückgabe imversuchte sich das Werk auch mit Frühjahr 1952. Ab 1. Mai 1952Großsupern, wie dem Typ 912/50 wurde der Betrieb als VEB in dieW mit 11 Röhren und 9 Kreisen Vereinigung Volkseigener Betriebe

Das letzte erwähnenswerteGerät der SAG-Ära ist der Typ97/51 WS (1951/ 52, Bild 5),der als Besonderheit einenRevolver-Spulensatz benutzt.

Der SAG-Status brachte demWerk eine Reihe von Vortei-len, da es einem sowjetischenWerkleiter unterstand undnicht in die DDR-Mangel-planung einbezogen war. Das

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Bild 5: EAK Großsuper 97/51 W

Bild 6: 897/53 GWU “Eisenach”

Bild 7: 6118/55 WU “Weimar”

(VVB) Radio- und Fernmelde- von Miniaturröhren angelaufen,technik (RFT) eingegliedert und zudem gab es auch in der DDRerhielt den Namen “VEB Stern- erste UKW-Sender. Der erste

Radio Sonneberg” (Köppels-dorf war inzwischen als“Sonneberg 3" eingemeindetworden).

In den Jahren nach 1952erhielten die EmpfängerThüringer Städtenamen.Inzwischen war die Fertigung

UKW-Mittelsuper war der Typ897/53 GWU “Eisenach” (1953/54,6 Rö., 8 AM / 9 FM-Kreise, Bild 6).Auch die Reihe der Kleinsuperwurde fortgesetzt. Besonders gerühmt und begehrtwar der Typ 6118/55 WU“Weimar” (1955/57, 7 Rö., 6 AM /11 FM-Kreise, Bild 7).

Formgestalterisch hatte man mitdem Typ “Meiningen” (1956/57,Bild 8) “Westniveau” erreicht,während der Typ “Erfurt” (Bild 9)mit den Varianten Erfurt 1(1956/57, 7 Rö., 8 AM / 11 FM-Kreise) bis Erfurt 4 (1960/61, 8 Rö., 10 AM / 14 FM-Kreise,eisenlose Endstufe ) in klang-licher Hinsicht Maßstäbe setzte.

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Bild 8: 697/56 “Meiningen”

Bild 10: “Ilmenau 480"

Bild 9: 8118/57 WU “Erfurt 2"

In der zweiten Hälfte der fünf-ziger Jahre nahm die DDR-Wirtschaft einen sichtbarenAufschwung. Der weitereAnstieg sollte durch eine“Intensivierung der Produktion”herbeigeführt werden. DasSchlagwort von der “Ratio-nalisierung” machte die Runde.Das hatte einserseits zur Folge,daß viele Rundfunkgeräte-wurden, d.h., siebekamen andereFertigungs-aufgaben. Letztendlich warengegen Ende der 60ernur noch 4 Firmenverblieben: Stern-Radio Sonneberg(spez. Heimemp-fänger), Stern-RadioBerlin (spez. Reise-empfänger), und dieehemals privatwirt-schaftlichen, mittler-weile halbstaatlichen BetriebeRema und Heli (spez. Export).

Andererseits wurde eine Typen-vielfalt vorgetäuscht, die sich aberin der Hauptsache auf dieGehäusevarianten bezog; dasInnenleben veränderte sich

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Bild 11: “Weimar 5140"

Bild 12: 57/69 TT “Sternchen”

Bild 13: “Bellatrix 579"

innerhalb einer Typenlinie von wurde ein Verkaufsschlager undBaujahr zu Baujahr nur gering- über einige Jahre hinweg fügig. Die Produktionspalette vom produziert.SR Sonneberg verblieb im Bereichder Mittel- und Kleinsuper. Beispielhaft seien das Küchen-radio “Ilmenau 480” (4 Rö., 6Kreise, nur AM, Bild 10) und derTyp “Weimar 5140" mit Standard-chassis (7 Rö., 6 AM / 10 FM-Kreise, Bild 11) genannt.

Das Abgeschnittensein vom Welt-markt führte dazu, daß in der DDRdie benötigten modernen Bauele-mente fast ausschließlichselbst entwickelt (nachent-wickelt) und gefertigtwerden mußten. Unterhohem Aufwand gelang esbis zum Beginn der 60erJahre, eine stabile Germa-nium-Transistorfertigungaufzubauen.

Das 1959/60 vom SRSonneberg auf den Marktgebrachte erste DDR-Taschenradio “Stern-chen” (Typ 57/69TT, 6 Transistoren, 5 Kreise,nur MW, Bild 12) wardeshalb anfangs mitTransistoren westlicherHerkunft bestückt. Es

Das erste Transistor-Kleinradio“Bellatrix 579" (7 Trans., 7 AM-Kreise, Bild 13) finden wir erst imBaujahr 1967/68. Bis dahin

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Bild 15: Kassettenbandgerät “KT 100"

Bild 16: “Compact 1100" Kombination von Empfänger, Verstärker,Kassettenbandgerät und Plattenspieler (Boxen extra)

Bild 14: “Transstereo” mit Lautprecherboxen

wurden ausschließlich Röhren gerät der DDR entwickelte undeingesetzt. Im darauffolgenden fertigte (Bild 15).Jahr erschien dann auch einTransistor-Mittelsuper, der Typ“Transmira” (9 Trans., 6 AM / 10FM-Kreise), und wiederum einJahr später 1969/70 das erstestereotaugliche Volltransitorgerät“Transstereo” (27 Trans., 7 AM /11 FM-Kreise, Bild 14). Obwohl einigeSpulentonband-geräte auf demDDR-Markt wa-ren, gab es nochkein Kassetten-Gerät. Hier halfder SR Sonne-berg aus derKlemme,indem er mitdem “KT 100"1969 das ersteKasset-tentonband-

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Bild 17: HiFi-Turm SC 1700 (ohne Boxen)

Die Einführung der HF-Stereo-fonie verlangte eine Trennungvon Empfänger und Lautspre-chern, der Trend ging wegvom “Radio” hin zur Aufteilungin einzelne Komponenten. Der zunehmenden Komplexi-tät der Schaltungen steuerteman international mit Inte-grierten Schaltungen ent-gegen, doch in der DDRmußte man diese erst ent-wickeln und die Fertigungs-strecken hierfür aufbauen.

Bis zur Mitte der 70er Jahrewurden noch Germanium-Transistoren eingesetzt, bisEnde der 70er Jahre war dieVerwendung von diskretenSilizium-Transistoren Stan-dard. Als Beispiel sei der Typ“Compact 1100" aus demBaujahr 1979/80 genannt,eine Kombination mit Platten-spieler und Kassettenband-gerät (bei 7 AM / 11 FM-Kreisen besaß allein derEmpfänger 31 Transistorenund 22 Dioden, Bild 16).

Erst ab 1980 standen Schalt-kreise für verschiedene Funk-tionen zur Verfügung. Aber

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Bild 18: Stereo-Kombination SC 2000 (ohne Boxen)

die Preise der Geräte gingen Inzwischen war aber die Mauerdadurch nicht herunter, sondern gefallen und das Werk hattestiegen immer weiter. seinen nach Westen hin abge-

Den Gipfelpunkt stellte der “HiFi- offiziell angesetzte LadenpreisTurm SC 1700" (1980/81, Bild 17) betrug 2.030 Mark, im Mai 1990dar, der mit 7.200 Mark etwa das meinte man es noch für 998,- MJahreseinkommen einer mittleren absetzen zu können, im Juni botAngestellten verschlang. Dieses man es für 438,- M an (bei Ab-Angebot sorgte in der Bevölkerung nahme von 10 Stück nur 388,- M).für Unmut und der HiFi-Turm Das war der Ausverkauf, dasverschwand recht schnell wieder abrupte Ende nach 45 Jahrenaus den Auslagen. angestrengter Bemühungen, den

In den weiteren Jahren wurden aus den Augen zu verlieren.vom SR Sonneberg vorwiegendKomponenten angeboten: Tuner,Verstärker, Kassettendecks. Dasletzte Gerät, die “Stereo-Kombi-nation SC 2000", bestehend ausTuner, Verstärker und Kassetten-baustein (Bild 18), konnte erst imFebruar 1990 in Serie gehen.

schirmten Markt verloren. Der

Weltstand wenigstens nicht ganz

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