Nachhaltige Quartiere

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Nachhaltige Quartiere Thesen für eine nachhaltige Quartiersentwicklung

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Thesen für eine nachhaltige Quartiersentwicklung Eine Betrachtung am Beispiel des Gebietes Neuhegi | Winterthur | CH

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Masterthesis Architektur | HTWG Konstanz | WS 2010/11 | Sonja Moser

Nachhaltige QuartiereThesen für eine nachhaltige Quartiersentwicklung

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Nachhaltige Quartiersentwicklung am Beispiel Neuhegi in Winterthur

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Nachhaltige Entwicklung ist hauptsächlich ein Wandlungspro-

zess, in dem Ressourcennutzung, Investitionsziele, Technolo-

gieentwicklung und institutionelle Veränderung zusammenwir-

ken, um die momentanen und zukünftigen Möglichkeiten zu

verbessern, menschliche Bedürfnisse und Wünsche zu erfüllen.

Definition Nachhaltige EntwicklungBrundtland-Bericht von 1987

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Nachhaltige Quartiersentwicklung am Beispiel Neuhegi in Winterthur

Diese Arbeit entstand im Rah-

men meiner Masterthesis im

Wintersemester 2010|2011. Sie

wurde selbstständig und aus-

schließlich unter Verwendung

der genannten Quellen und

des eigenen Wissens erstellt.

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Nachhaltige QuartiereThesen für eine nachhaltige Quartiersentwicklung

Eine Betrachtung am Beispiel des Gebietes Neuhegi | Winterthur | CH

Masterthesis Architektur | Sonja Moser

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Nachhaltige Quartiersentwicklung am Beispiel Neuhegi in Winterthur

Kapitel1Aufhänger | Die 2000-Watt-Gesellschaft

1.1. Erläuterung 12

1.2. Perspektiven 15

1.3. Pro und Contra 17

1.4. Relevanz für Stadtplanung 19

Kapitel 2Beispiele | Innovative Quartiere

2.1. Vauban | D - Freiburg 22

2.2. Dreispitz | CH - Basel 25

2.3. HafenCity | D - Hamburg 29

2.4. Fazit der Gebietsanalysen 34

Inhaltsverzeichnis

Vorwort 7

Aufgabenstellung 8

Abstract 9

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Kapitel 3Analyse | Nachhaltige Quartiersentwicklung

3.1. Untersuchung von Instrumen- tarien und Richtlinien 38

3.2. Faktoren einer nachhaltigen Quartiersentwicklung 41

3.3. Thesen für eine nachhaltige Quartiersplanung 52

Kapitel 4Projekt | Winterthur Neuhegi

4.1. Stadt Winterthur 58

4.2. Gebiet Neuhegi 59

4.3 Lösungsansätze Quartier Neuhegi 61

Quellenverzeichnis 65

Abbildungsverzeichnis 69

Danke 70

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Nachhaltige Quartiersentwicklung am Beispiel Neuhegi in Winterthur

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VorwortIm Hinblick auf das stetig schrumpfende Neu-bauvolumen an Gebäuden und mit dem Wis-sen und den bestehenden technischen Mög-lichkeiten, um in eine erneuerbare Zukunft zu

steuern, ist es erschreckend, wie wenig Wert immer noch auf energetische und ökologische Aspekte beim Planen gelegt wird. Und das, ob-wohl wir doch alle wissen, dass fossile Energien endlich sind, die Preise dafür seit geraumer Zeit steigen, Treibhausgase für den Klimawandel verantwortlich sind und wir auf Kosten unserer Nachkommen wirtschaften. Seminare wie „welt|weit|wohnen“, „Globa-lisierung für Architekten“ und „Nachhaltige Stadtentwicklung“, die ich während meines

Masterstudiums besucht habe, haben großes Interesse in mir geweckt und mich zu der Über-zeugung gebracht, dass bei der Neuplanung von Gebäuden verschärfte Regeln für den Energieverbrauch und die Nachhaltigkeit gel-ten sollten.

Aber auch, dass dies nicht an der Grundstücks-grenze beginnen kann und wesentliche Pla-nungsschritte bereits vorab notwendig sind. Ganze Quartiere sind hinsichtlich ihrer Nach-haltigkeit zu prüfen und die richtigen Schritte

einzuleiten. Stets gesehen auf eine sehr lange Zeitspanne und sich verändernde Bedingun-gen, Ansprüche und Notwendigkeiten.Architektur kann nicht beim Entwurf eines Ge-bäudes auf dem Transparentpapier beginnen.

Dazu ist die soziale Verantwortung zu groß und die Ergebnisse haften zu lange kaum ver-änderbar im Landschaftsbild und Gefüge einer Stadt. Auch wenn aus einem sehr fokussierten Blickwinkel gehandelt wird, darf der Blick auf das gesamte Gefüge nicht verloren gehen. Eine verantwortliche Haltung und die genaue Betrachtung der Begebenheiten mit Wissen um Vergangenes und Zukunft sind notwen-dig. Architekt zu sein bedeutet, sich seiner Ver-antwortung bewusst zu sein.

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Nachhaltige Quartiersentwicklung am Beispiel Neuhegi in Winterthur

Aufgabenstellung

Können die Vorstellungen der 2000-Watt-Gesellschft bereits auf Quartiersebene angegangen, Leitlinien gelegt, Visionen verwirklicht werden?

Was muss über eine energetische Betrachtung hinaus bedacht werden?

Welche Faktoren gilt es zu betrachten?

Wie machen es bereits geplante Quartiere vor?

Was kann auf Winterthur angewandt werden?

Wie könnte die Zukunft des Gebiets Neuhegi aussehen?

Dieser Fragenkatalog enthält die wichtigsten Themen meiner Arbeit. Manche Fragen und Ge-danken konnte ich recht früh formulieren, andere formten sich erst durch den tiefer werdenden Einblick in die Thematik und das wachsende Wissen und Gespür. Die Problematik scheint schier unerschöpflich, da viele Grenzen gar nicht gesetzt werden kön-nen und es keine absoluten Antworten gibt. Die Aktualität zeigte sich mir deutlich, da es jeden Monat neue Publikationen von unterschiedlichen Stellen mit jeweils differenziertem Fokus gab. Auch nach vier Monaten Bearbeitungszeit ist mir das Thema nicht leid geworden, sondern hat vielmehr ein bisher kaum gekanntes Interesse in mir geweckt.

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AbstractDiese schriftliche Arbeit enthält den theoreti-schen Grundlagenteil der Masterarbeit zum Thema „Nachhaltige Quartiere – eine Betrach-tung am Beispiel des Gebietes Neuhegi | Win-terthur | CH“.

Das erste Kapitel widmet sich als Aufhänger der energiepolitischen Idee der 2000-Watt-

Gesellschaft, die eine wachsende Popularität genießt und ein zukunftsträchtiges Modell zu sein scheint, um in eine nachhaltig geprägte Zukunft zu steuern. Nach einer Einführung in die Ideen und Ziele der 2000-Watt-Gesellschaft wird anhand zweier Einschätzungen die Mach-barkeit und die dafür erforderliche Zeitspanne kritisch betrachtet. Diese Perspektiven entstam-

men unterschiedlichen Betrachtern und bieten daher bereits erkennbare Anzeichen der dar-auffolgenden kritischen Auseinandersetzung als Für und Wider dieses Themas. Viele Leit-gedanken der 2000-Watt-Gesellschaft können eine Grundlage für die Entwicklung nachhalti-

ger Quartiere darstellen, es zeigt sich aber, dass die bisherige Ausformulierung für die nachhal-tige Stadtplanung von keiner großen Relevanz sein kann, da sie keine ganzheitliche und somit nachhaltige Entwicklung im Blick hat.

Im zweiten Kapitel werden Beispielsquartiere betrachtet, die als nachhaltig gehandelt wer-den oder sich selbst so bezeichnen. Vauban in Freiburg, Dreispitz in Basel und HafenCity in Hamburg sind sehr unterschiedliche Projek-te, vom Schwerpunkt wie auch vom Realisie-rungsstand her. Dadurch lassen sich viele ver-schiedene Aspekte ableiten und projektzeitlich

differenzierte Besonderheiten erkennen. Die Analysestruktur baut auf den Teilaspekten der Nachhaltigkeit auf und schließt mit der Benen-

nung von Negativaspekten, die Schwerpunkte und Mangelseiten des Projekts aufzeigen. Aus der Betrachtung lassen sich viele Faktoren fest-

stellen, die für eine nachhaltige Quartiersent-wicklung notwendig sind. Zusammen mit den individuellen Anforderungen und Potenzialen

eines jeweiligen Gebietes können diese zielfüh-rend sein. Der dritte Teil thematisiert eben diese Faktoren, die sich zu einer ganzheitlichen Entwicklung zusammenfügen müssen. Unterschiedliche Organisationen beschäftigen sich bereits mit diesen Kriterien. Eine Betrachtung dieser Richtli-nien fügt sich mit dem vorangegangenen Kapi-tel zur Ausarbeitung der einzelnen relevanten Faktoren in den vier für die Quartiersentwick-

lung wichtigen Bereichen der Nachhaltigkeit zusammen. Ökologie, Ökonomie und Soziokul-tur sind die bekannten drei Säulen der Nach-haltigkeit. Bei Quartieren scheint es wichtig, diese um den Schwerpunkt der Infrastruktur

zu erweitern. Aus den resultierenden Punkten ergeben sich aspektübergreifende Schnittstel-len von besonderer Wichtigkeit. Diese sind die Schlüsselelemente für die Planung. Als Thesen für eine nachhaltige Quartiersplanung bilden

sie die Aussage der Theoriearbeit und damit die Grundlage für das folgende Projekt. Dieses befindet sich, wie in Kapitel vier erläutert wird, in Winterthur in der Schweiz und ist eine teilweise Brachfläche mit bisher ausschließlich

industrieller Nutzung. Der Industriestandort soll beibehalten werden, aber zudem wird die Vision eines zentrumsähnlichen Stadtgefüges verfolgt, dass einen lebendigen zweiten Pol in Winterthur entstehen lassen und Raum für viele unterschiedliche Menschen und Nutzun-

gen bieten soll. Einige Lösungsansätze werden bereits angegangen, weitere müssen folgen. Mit der Formulierung dieser und der Ausge-staltung des Quartiers beschäftigt sich die an-schließende praktische Arbeit.

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Nachhaltige Quartiersentwicklung am Beispiel Neuhegi in Winterthur

1. Aufhänger | Die 2000-Watt-Gesellschaft

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Aufhänger | Die 2000-Watt-Gesellschaft

Die Vision der 2000-Watt-Gesell-

schaft bietet einen möglichen Lö-

sungsansatz im Kampf gegen Klima-

problematik, Ressourcenverbrauch

und soziale Ungerechtigkeit. Was

sie beinhaltet, welche Punkte sie

berücksichtigt und wie sie das The-

ma Bauen und Wohnen aufgreift,

wird im folgendem Kapitel darge-

stellt. Mögliche Ausblicke werden

aufgezeigt. Die Entwicklung und

die Sichtweise werden kritisch hin-

terfragt. Es stellt sich schließlich die

Frage, inwieweit die Vorstellun-

gen der 2000-Watt-Gesellschaft

bereits auf stadtplanerische Fra-

gestellungen eingehen können.

Inhalt Kapitel 1

1.1. Erläuterung 121.2. Perspektiven 15Novatlantis 15Energieperspektive 2050 der Umweltorganisationen 161.3. Pro und Contra 171.4. Relevanz für Stadtplanung 19

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Nachhaltige Quartiersentwicklung am Beispiel Neuhegi in Winterthur

1.1. Erläuterung Ein Mensch verbraucht etwa 17.500 Kilowatt-stunden Primärenergie pro Jahr - dies entspricht 1750 Litern Erdöl oder einer kontinuierlichen Leistung von 2000 Watt. Jedoch handelt es sich hierbei um das globale Mittel und es gibt große Missverhältnisse im Vergleich verschiede-ner Länder. Ein Bürger der Schweiz verbraucht hingegen über 6300 Watt und stößt damit rund 9 Tonnen CO

2-Äquivalente aus. (Website

Novatlantis, Leichter Leben 7/2010: 2 ff)

Dass dies weder im Sinne der Umwelt, noch einer sozialen Gerechtigkeit sein kann, ist offen-sichtlich. Doch auch wirtschaftlich wird es enor-me Konsequenzen zu tragen geben. Krisenge-fahr, der Kampf um Rohstoffe, Unsicherheit, Umbrüche, Armut, Hunger. «Der ökologische Fußabdruck der Menschheit übersteigt bereits seit mehr als 30 Jahren das Regenerationsver-mögen unseres Planeten.» (Dr. Fritz Schiesser,

Website Novatlantis, Leichter Leben 7/2010: 4) Wir sind auf dem besten Weg, unsere Erde

herunterzuwirtschaften. Und über kurz oder ein wenig länger fällt das auch auf unsere in-dustrialisierten reichen Staaten zurück.

An der ETH in Zürich wurde ein energiepo-litisches Modell entwickelt – die 2000-Watt-Gesellschaft. Im Rahmen des Programms Novatlantis laufen Resultate der Forschung

an der ETH, weiterer Institute, Industrieunter-nehmen und Pilotregionen zu dieser Vision zusammen. Das Vorhaben der 2000-Watt-Ge-sellschaft ist es, einen nachhaltigen Umgang mit der Ressource Natur und global gesehen, eine gerechte Verteilung der Rohstoffreserven

zu gewährleisten. Industrialisierte Länder, die weit mehr als ihren Anteil verbrauchen, sol-len mithilfe von Technologien effizienter und sparsamer wirtschaften und auf regenerative Energien zunehmend umstellen. Den Entwick-lungsländern soll somit die Chance gegeben werden, sich zu entwickeln, denn nachgewie-senermaßen hängt der Energieverbrauch mit

dem Human Development Index zusammen (Website Paul Scherrer Institut, Energie-Spiegel 04/2007: 2). Nicht nur westlichen Ländern soll diese erreichte Lebensqualität auf Kosten aller zur Verfügung stehen.

Zielführend soll hierbei ein Absenken des Ener-Abb. 3: Energieverbrauch im globalen Vergleich Quelle: Website Novatlantis

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Aufhänger | Die 2000-Watt-Gesellschaft

gieverbrauchs auf 2000 Watt sein, zurück auf den Energielevel von 1960, dem Anfang des

Wirtschaftswachstums und zwar bestehend aus 1500 Watt regenerativer und 500 Watt

fossiler Energie. Klar definiertes Ziel ist es, die Klimaerwärmung zu stoppen und bis 2150 bei der maximalen Empfehlung des Weltklimarates von +2°C zu stabilisieren. Es soll nicht weiter auf Kosten der nachfolgenden Generationen gelebt werden, sondern ein nachhaltiges Handeln eintreten. Dabei soll es aber zu keiner Minderung der Lebensqualität kommen, son-

dern im Gegenteil, es wird sogar prognostiziert, dass Komfort, Sicherheit und das Einkommen steigen.

Als Leitvision ist die 2000-Watt-Gesellschaft in der schweizweiten Klima- und Energiepolitik sehr anerkannt. In anderen Ländern Europas kommt sie ebenfalls an, beispielsweise in Öster-reich und Deutschland. Auch hier gibt es erste Projekte. Sogar in Nordamerika und China wird das Wissen von Novatlantis nachgefragt (Web-site Novatlantis, Leichter Leben 7/2010: 2). Der personenbezogene Energieverbrauch wird aufgeteilt in fünf Konsumbereiche, beste-hend aus Wohnen, Mobilität, Ernährung, Kon-

sum und Infrastruktur. Die letzten drei davon

müssten jeweils auf etwa ein Drittel des bishe-rigen Verbrauchs gesenkt werden, Wohnen und Mobilität sogar auf knapp ein Viertel, dann beliefe sich der Verbrauch auf etwa 2000 Watt. Dies zeigt die große Notwendigkeit auf, die nur durch eine frühzeitige und ganzheitliche Pla-nung erzielt werde kann.Es gilt «[…]Energieträger intelligenter zu er-

zeugen und sie im Alltag, in industriellen Pro-zessen und bei der Bereitstellung öffentlicher Infrastrukturen effizienter zu nutzen.» (Website Novatlantis, Leichter Leben 7/2010: 8) Die Um-wandlung von Primärenergie in die eigentliche Endenergie, die wir verbrauchen und die Nut-zenergie, die wir als eigentliches Produkt erhal-

ten, verläuft mit so vielen Verlusten, dass schon

Abb. 4: Die Schweiz auf dem 2000-Watt-Pfad Quelle: Website Novatlantis

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Nachhaltige Quartiersentwicklung am Beispiel Neuhegi in Winterthur

allein hier durch eine Effizienzsteigerung viel zu erreichen ist. Mindestens 47% des Energie-verbrauchs und 50% der verbrauchten fossilen Energien der Schweiz werden für das Bauen und den Betrieb von Gebäuden benötigt. Das Sparpotenzial ist vorhanden und mit heutigen Technologien ist bereits vieles lösbar. Forscher bestätigen ein Einsparpotenzial im Bereich Ge-bäude und Personenwagen von 50% bis 90%. Die Faktoren Raumwärme, Warmwasser und

Beleuchtung sind große Stellschrauben. Das Label Minergie greift im Gebäudesektor bereits und hat auch die gesetzlichen Vorschriften und Mindestanforderungen für Bauten gestei-gert, bisher sind jedoch erst 1% aller schweizer

Gebäude zertifiziert (Kurz, Gugerli 2010: 7f). Während Minergie und Minergie-P sich nur

auf die Aspekte der Betriebsenergie beschrän-ken, so beinhalten Minergie-P-Eco und neuer-

dings Minergie-A zusätzlich die Betrachtung der grauen Energie, der Systemtrennung und der Materialität, Minergie-A senkt die Betriebs-energie im Mittel sogar auf Null und bestimmt zudem auch die Effizienzklasse der Haushalts-

geräte. Mit drei verschiedenen Modellen soll der Energiebedarf rund um das Jahr selbst ge-deckt werden können (Website Schweizerische

Energie-Stiftung 3/2010: 9; Website Minergie: Minergie-A; Webseite Novatlantis, Leichter Le-ben 7/2010: 8). Der Neubau wird zum kleinen

Kraftwerk. Bezogen auf das Gesamtvolumen aller Gebäude ist dieser Bereich jedoch nur ein sehr kleiner. Deshalb ist es gerade wichtig, den Altbau zu sanieren und auf ein sinnvolles Energieniveau zu bringen. Um einen Effekt zu

erzielen, muss die Erneuerungsrate stark erhöht werden. Sonne, Wasserkraft, Wind, Geothermie und Biomasse sind wichtige Energiequellen für die zukünftig vor allem regenerative Versorgung.

Ihre Entwicklung und Nutzung hat begonnen, Effizienzsteigerung und Optimierung können zur Substitution der fossilen Energie führen (Website Novatlantis Leichter Leben 7/2010: 14). Es geht aber nicht einzig darum, den Energieverbrauch zu senken, sondern auch

den CO2-Ausstoß auf eine Tonne pro Person

und Jahr zu reduzieren. Dies ist kein Wider-spruch der beiden Bewegungen 2000-Watt-Gesellschaft und 1-Tonne-CO

2-Gesellschaft,

vielmehr hat erstere den wichtigen Gedanken der Senkung der Treibhausgasemissionen in die Zielverfolgung mit aufgenommen, wobei 500 Watt fossiler Energie einer Tonne CO

2-

Äquivalenten entsprechen.Der Bau- und Immobiliensektor wird also zu einer Schlüsselrolle im Kampf um das Erreichen der 2000 Watt Marke und er ist das aktuellste Thema. Denn die Technologien sind bereits vorhanden, die Potenziale groß und zu über-schaubaren Kosten finanzierbar. Aber auch die anderen Bereiche, gerade der, der Mobi-lität, müssen ausgebaut und weiter erforscht und entwickelt werden. Nur so ist die Vision zu erreichen. Innovationen im Bereich Technik und Design, aber gleichzeitig auch in der Ge-

staltung politisch-gesellschaftlicher Strukturen müssen zur gleichen Zeit am gleichen Strang ziehen, um eine nachhaltige Entwicklung zu gewährleiten.

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Aufhänger | Die 2000-Watt-Gesellschaft

1.2. PerspektivenNovatlantisBis 2020 soll der Verbrauch fossiler Energien in der Schweiz um 20% gesenkt werden. Da-mit kann ein erster Beitrag gegen die Klima-erwärmung durch Förderung erneuerbarer Energien und Verbesserung der Energieeffi-zienz geleistet und die Abhängigkeit gegen

außen verringert werden. Ein Mittel dazu wird das Gebäudesanierungsprogramm sein, wel-ches hauptsächlich durch die CO

2-Abgabe

finanziert werden soll. Es wird eine geringe

Stromverbrauchssteigerung geben, aber 50%

der Produktion soll aus erneuerbaren Quellen stammen. Bis 2050 ist eine Reduktion auf 3500 Watt und zwei Tonnen CO

2 geplant. Forscher sehen es

bis 2050 sogar technisch realisierbar, bereits die Zielvorstellungen zu erreichen. Konsum- und Nutzerverhalten müssten dafür stark angepasst werden, die Infrastruktur müsste wesentlich energieeffizienter werden und neue Techno-logien entwickelt und angewandt werden.Zur nächsten Jahrhundertwende sollen dann nur noch 2500 Watt verbraucht werden, bei

bereits stark gesenkter Energiebereitstellung

aus dem Ausland.2150 wird momentan als Zieljahr gehandelt. Die Vision kann Realität werden. Kann dies ein Endziel sein? Ist nicht bereits abzusehen, dass

es dieses Ziel gewiss noch anzupassen gilt? Die Brisanz des Themas wird zunehmen.Es muss die Aufmerksamkeit der Bürger erregt

werden, Themenveranstaltungen klären auf, Kommunikation vergrößert Interesse und Wis-sen, Anreizsysteme fördern die Umsetzung. Die Veränderung schafft Zukunft, in vielerlei Hin-sicht. Es gibt neue Chancen und Arbeitsplätze in anderen Sektoren. Der Erfolgsfaktor heißt Zu-sammenarbeit aller an der Planung Beteiligter mit Verwirklichung innovativer Konzepte.

Die drei größten schweizer Städte Zürich, Basel, Genf und mehrere Gemeinden testen bereits in Leuchtturmprojekten mit nachhaltigen Gebäu-den und emissionsarmen Mobilitätsstrukturen das Leben einer 2000-Watt-Gesellschaft. Diese Projekte testen die Umsetzbarkeit und fördern

sowohl Interesse als auch Akzeptanz. Sie de-monstrieren die Möglichkeiten und sind ein Praxislabor für die Nachhaltigkeitsforschung. Es sind die ersten Schritte einer Umsetzung, des-sen langer Weg erst begonnen hat. (Webseite Novatlantis, Leichter Leben 7/2010: 3 - 17)

Abb. 6: Entwicklung Wärmebedarf von Neubauten

Quelle: TEC21 3/2010

Abb. 5: Zielwerte an Energie und CO2 pro Kopf

Quelle: TEC21 3/2010

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Nachhaltige Quartiersentwicklung am Beispiel Neuhegi in Winterthur

Energieperspektive 2050 der UmweltorganisationenIn der gleichnamigen Studie überprüft die El-lipson AG im Auftrag von vier schweizer Um-

weltorganisationen (Greenpeace Schweiz, Schweizerische Energiestiftung, Verkehrsclub der Schweiz und WWF Schweiz) was erreich-bar wäre, wenn man mit der besten vorhan-denen Technologie von 2004 und normalen

Erneuerungszyklen, sowie einer schrittweisen Umstellung auf eine Stromversorgung aus erneuerbaren Energien rechnet. Fiktiver Start-punkt wäre das Jahr 2012 und bestimmte Annahmen begleiten die Kalkulation, wie bei-spielsweise Minergie-P als Gebäudestandard für Neubau und Sanierungen, Normen für

elektrische Best-Geräte, Lenkungsabgabe auf alle Energieträger mit vollständiger Rückzah-lung, zielgerichtete Einspeisevergütung von

Strom, konsequenter Einsatz der Best-Techno-logie von 2004 bei jeder Investition. Dies ist eine sehr idealisierte Sichtweise und es werden in keinster Weise entstehende Technologien oder sich verändernde Rahmenbedingungen mit-einbezogen. Trotzdem zeigt sie deutlich und greifbar auf, was momentan machbar wäre. Auch die Energieperspektive kommt zum Er-

gebnis, dass bis 2050 ein Absenken auf 3500 Watt möglich wäre, allerdings liegt der fossi-le Anteil immer noch bei etwa 70 %. Erfreu-lich ist, dass drei altersbedingt zu ersetzende Atomkraftwerke bis 2020 durch erneuerbare Quellen ersetzt werden können. Der Heizener-gieverbrauch sinkt langsam aber kontinuierlich. Allerdings liegt der fossile Anteil aufgrund der langsamen Erneuerungsrate im Bestand und

ohne technische Weiterentwicklung viel zu hoch. Freizeit- und Pendelverkehr verbrauchen enorm viel an fossiler und nicht-regenerativer Energie. Hier wird sich durch Effizienzsteige-rung nur wenig machen lassen. Eine Raum-ordnungspolitik der kürzeren Wege, besseren Auslastung von Verkehrsmitteln und eine per-

sönliche Verhaltensänderung sind notwendige Einflussnahmen.

Abb. 7: Verbrauchswert nach Bereichen Quelle: DETAIL Green 1/10

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Aufhänger | Die 2000-Watt-Gesellschaft

Der Ansatz dieser Studie ist gewählt verhalten. Ein Zusatzbericht geht von weiteren Schritten

in fünf Bereichen aus - technische Verbesse-rungen und zusätzliche Effizienzsteigerung, verbesserter Gebäudebestand durch forcier-te Sanierungen, effizientere Transportmittel,

Reduzierung der Kilometer Wegstrecken pro Kopf und intensiver Ausbau der erneuerbaren Energiequellen - die es ermöglichen könnten,

schon bis zum Jahr 2050 die 2000-Watt-Marke zu erreichen. Eine Nachfragesteigerung oder sich ändernde Strukturen sind hier nicht mit-einkalkuliert und es wird davon ausgegangen, dass alle Beteiligten immer aus der 2000-Watt-Perspektive heraus handeln.

Äußerst spannend ist zudem die Erkenntnis der Studie, dass die erlaubten 500 Watt fossi-ler Primärenergie vollständig für die Mobilität verwendet werden müssen, wenn keine starke Einschränkung in diesem Bereich erfolgen soll. Das bedeutet für die anderen Bereiche, wor-unter auch Wohnen und Bauen fallen, dass sie vollständig regenerativ umgesetzt werden müssen. (Website Schweizerische Energie-Stif-

tung, Wegweiser in die 2000-Watt-Gesellschaft, 04/2006: 4 ff)

1.3. Pro und Contra Die Vision der 2000-Watt-Gesellschaft ist in al-ler Munde. Schon für diese Popularität gebührt den Initiatoren Respekt. Denn obwohl die Um-welt- und Klimaproblematik bei allen Menschen ankommen sein sollte, so trifft es Peter Sloterdijk ganz richtig, wenn er sagt: «Wir haben unser ‹Recht, Dinge zu verschwenden› internali-siert und betrachten dies als festen Kern der Menschenrechte. In dieser Beziehung wird

ein erhebliches Umlernen in unseren Alltags-gewohnheiten einsetzen müssen […]» (Peter Sloterdijk, DETAIL Green 1/2010: 3) Das dieses Umlernen langsam vonstatten geht, liegt offenbar in der Natur des Menschen. Wis-senschaft und Politik können und vor allem müssen den aufklärenden und richtungswei-senden Teil übernehmen, aber das Thema muss auch auf Menschen mit offenen Ohren und Augen stoßen, die es annehmen und weitertragen. Genau das ist bei der 2000-Watt-Bewegung geschehen. Verschiedene Institute, darunter vor allem die ETH und Unternehmen forschen und tragen Informationen zusam-men. Dieser Wissenspool entsteht auch durch Leuchtturmprojekte, wie Gebäude und ganze Quartiere, in denen die Praxis des Lebens mit

erhöhten Anforderungen an den Energiever-

brauch getestet und überprüft werden und in Pilotregionen, die sich als ganze Städte zu einem Umdenken verpflichten. Der Anklang, den dieses Modell in der Schweiz gefunden hat, ist breit und wird sich noch erweitern. Dies liegt sicherlich am großen Informationsfluss, der klaren Zielsetzung und an der Vorstellbarkeit der Werte. Das Thema wird nicht abstrakt in der Möglichkeitsform des Konjunktivs - könnte, sollte, müsste - behandelt, sondern gibt einen klaren Zielkurs voraus. Das Interesse, nicht nur

in der Schweiz, ist groß und der Wille dazu scheint gegeben.Bei genauerer Betrachtung gibt es jedoch auch einiges zu hinterfragen. So zeigen zwar die Berichte von Novatlantis von Juli 2010 den

ansteigenden Primärenergiebedarf auf be-reits 6.500 Watt (Website Novatlantis, Leichter Leben 07/2010: 2) im Vergleich zu der Zahl von Januar 2005 von 5000 Watt (Website Novatlantis, Leichter leben 01/2005: 3), doch vergleicht man das mit der Aussage des Paul Scherrer Instituts in ihrem Energie-Spiegel vom

April 2007 (Website Paul Scherrer Institut, Ener-gie-Spiegel 04/2007: 1f), so wird offensichtlich, dass die Berücksichtigung der Grauen Energie,

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Nachhaltige Quartiersentwicklung am Beispiel Neuhegi in Winterthur

die laut des Instituts noch einmal knapp 80 % zusätzlich, also 4000 Watt ausmacht, in der Vorstellung der 2000-Watt-Gesellschaft gar

nicht bedacht wird. Das wirft Fragen auf und lässt die Vision ein wenig zur Kampagne ver-kommen und die vollständige Aufklärung ver-missen. Auch beim angestrebten ‹Zieljahr› gibt

es unterschiedliche Aussagen. Forscher bestäti-gen eine theoretisch mögliche Umsetzung bis ins Jahr 2050, alle Betrachtungen beziehen sich aber auf 2150 als ‹Endziel›. Die Energie-perspektive der Ellipson AG (Website 2000-Watt-Gesellschaft, Energieperspektive 2050,

04/2006: 33), die zugegebenermaßen mit an-genommenen optimierten Verhältnissen und

lediglich der besten vorhandenen Technologie von 2004 kalkuliert, zweifelt die Erreichung gar an. Und wenn der Zielhorizont schon so weit gespannt ist, frägt man sich zum Einen, war-um nicht gleich eine emissionsfreie Versorgung aus nur regenerativen Quellen angestrebt wird und dafür, vielleicht ein wenig der Philosophie Norwegens folgend, das Limit nicht bei 2000

Watt setzt, sondern darauf bedacht ist, ohne fossile Energieträger auszukommen. Und zum Anderen, ob dieses quasi persönliche Kontin-gent die Lösung sein kann, wenn die Weltbe-

völkerung in nicht vorhersehbarem Ausmaß wächst, also in der Gesamtsumme der Energie-verbrauch drastisch steigen wird und gerade die Entwicklungsländer auf fossile Energieträ-ger angewiesen sein werden. Oder handelt es sich nur um ein Demonstrationsmodell der elitären Weltspitze, die, egal wie die Zukunft sich formt, sowieso die besten Technologien und die meisten Möglichkeiten den Problemen entgegenstellen kann?Es fällt auch auf, dass das Hauptaugenmerk nur auf ökologischen Faktoren beruht: Ver-

brauch senken, Effizienz steigern, CO2-Ausstoß

mindern. Dabei werden viele Punkte für eine

nachhaltige Entwicklung gar nicht angeschnit-ten. Die Werte sollen verbessert werden aber zu welchem Preis? Es sollen ein mindestens gleichbleibender Standard und eine gleich-

bleibende Qualität sichergestellt sein, aber wie ist das zu vereinen? Der Standard in unserer Gesellschaft ist doch ein stetiges Wachstum - an Möglichkeiten, Individualität, Konsum, Mo-bilität, Wohnfläche. Wie kann die Vision mit der Realität in Einklang gebracht werden? Die Vorgaben der 2000-Watt-Gesellschaft allein reichen nicht aus, es bedarf vielmehr einer Be-trachtung weiterreichender Kreisläufe und aller

Punkte der Nachhaltigkeit. Und es wird nicht nur Gewinn bedeuten, sondern auch Verzicht und Verhaltensänderung.

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Aufhänger | Die 2000-Watt-Gesellschaft

1.4. Relevanz für Stadtplanung«Nirgends sind die Voraussetzungen besser als in den Städten, wenn wir die Ziele der 2000-Watt-Gesellschaft erreichen wollen. Kurze Wege und eine vergleichsweise dichte Be-bauung mit großzügigen Grünflächen zum

Ausgleich erlauben den Menschen auch mit wenig(er) Energie und Landverbrauch ein gu-tes Leben zu führen.» (Corine Mauch, Website Novatlantis, Leichter Leben 7/2010: 23)Auch wenn die Maxime der 2000-Watt-Gesell-schaft nicht explizit auf Städte ausgelegt sind, so zeigt die Aussage von Corine Mauch doch die Chance auf. In urbanen dichten Strukturen treffen sich viele Faktoren für eine erfolgreiche

Umsetzung. Eine ausgewogene und durch-dachte Bebauung mit ausreichend Freiflächen, einer guten Nutzungsdurchmischung und ei-ner ausgebauten Infrastruktur sind die Grund-lagen für die Verwirklichung. Gerade hier gilt

es mit Bedacht zu planen und Regeln vorzu-geben, um eine gewünschte Entwicklung anzukurbeln. Der Bereich Infrastruktur bedarf hier besonderer Aufmerksamkeit, denn er liegt allein in den Händen der Stadtplaner. Sei es, den Anschluss mit öffentlichen Verkehrsmitteln aufzubauen, ein Wegenetz für Fußgänger und

Fahrradfahrer zu generieren oder den motori-sierten Verkehr zu steuern, was die klassischen Infrastrukturfragen darstellt. Was aber gerade hinzukommt, ist die Planung von Wasser-, Ab-wasser- und Abfallkreisläufen, der Aufbau von

Energie-, Kommunikations- und Wärmenetzen und neue Medien. Gerade auf Quartiersebe-ne sind sie besonders effektiv und Weichen für eine nachhaltige Zukunft können flächiger gestellt werden.

Bisher greifen die gesetzlichen Bedingungen nicht weit genug und der Aspekt der Nachhal-tigkeit ist noch kaum verankert. Im Flächennut-zungsplan kann zwar die Art der Nutzung, im

Rahmenplan eine gewisse gewollte Entwick-lung und im Bebauungsplan die Körnung vor-gesehen werden, weiterreichende Verordnun-gen, vor allem ökologischer und energetischer Art existieren bisher weder in Winterthur noch in Konstanz. Was jedoch ausgeschöpft wird, ist die Möglichkeit mit Grundeigentümer und Bauherr zu verhandeln. Bestimmte Flächen werden nur als Bauland ausgewiesen oder in eine finanziell lukrativere Zone gehoben, wenn der Eigentümer bereit ist, bestimmte Auflagen zu erfüllen oder diese in den Kaufverträgen an

die neuen Eigentümer weiterzugeben. Der

Stadt steht auch offen, durch ein gewisses Vor-kaufsrecht Land zu erwerben, um dies selbst zu bebauen oder unter bestimmten Bedingungen weiter zu veräußern. Hier kann beispielsweise ein erhöhter Energiestandard, Materialien oder dezidiertere Nutzungen zwingend vorgeschrie-ben werden. So können auch kleinere Projekte gefördert oder wenigstens differenzierter be-handelt werden. In vielen vorbildlichen Projek-ten wurde dies so gehandhabt.

Es wird also deutlich, dass die Vorhaben der 2000-Watt-Gesellschaft bisher nicht auf eine ganzheitliche und flächige Planung abzielen. Das ist vielmehr ein Produkt des Weiterdenkens und eine Schlussfolgerung der Möglichkeiten und Chancen. Welche Faktoren müssen also bedacht und gelenkt werden, um eine nach-haltige Entwicklung auf Gebietsebene zu for-men?

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Nachhaltige Quartiersentwicklung am Beispiel Neuhegi in Winterthur

2. Beispiele | Innovative Quartiere

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Beispiele | Innovative Quartiere

Anhand der Betrachtung von Bei-

spielsquartieren, die sich selbst als

nachhaltig bezeichnen oder in der

Fachliteratur als solche gehandelt

werden, wird versucht, Aspekte

einer nachhaltigen Quartiersent-

wicklung zu erkennen und zu ka-

tegorisieren. Hierbei wird vor allem

hervorgehoben, was die Gebiete

selbst als ihre Stärken angeben oder

was sehr offensichtlich scheint.

Anschließend wird kritisch hinter-

fragt, wie das präsentierte wirklich

ankommt und welche Probleme

oder Missstände sich ergeben.

Inhalt Kapitel 2

2.1. Vauban | D - Freiburg 22Wahl | Gründe 22Städtebau | Struktur 22Ökologie | Umwelt 23Ökonomie | Wirtschaft 24Soziokultur | Gesellschaft 24Infrastruktur | Verkehr und Versorgung 24Negativaspekte 242.2. Dreispitz | CH - Basel 25Wahl | Gründe 26Städtebau | Struktur 26Ökologie | Umwelt 26Ökonomie | Wirtschaft 26Soziokultur | Gesellschaft 27Infrastruktur | Verkehr und Versorgung 28Negativaspekte 282.3. HafenCity | D - Hamburg 29Wahl | Gründe 29Städtebau | Struktur 30Ökologie | Umwelt 30Ökonomie | Wirtschaft 31Soziokultur | Gesellschaft 31Infrastruktur | Verkehr und Versorgung 32Negativaspekte 332.4. Fazit der Gebietsanalysen 34

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Nachhaltige Quartiersentwicklung am Beispiel Neuhegi in Winterthur

2.1. Vauban | D - Freiburg Das knapp 40 Hektar große Quartier Vauban befindet sich in Freiburg, 2,5 km südlich vom

Stadtzentrum entfernt, auf dem ehemaligen Kasernengelände der Schlageter Kaserne von 1938, welches nach dem zweiten Weltkrieg von der französischen Armee umbenannt und weiterhin als Kaserne genutzt wurde. Die Stadt kaufte nach dem Abzug 1992 den größten Teil des Areals, nämlich 34 Hektar, als Entwicklungs-fläche, die übrigen vier Hektar gingen an das Studentenwerk und eine unabhängige Sied-lungsinitiative, 1994 wurde ein Wettbewerb ausgelobt, den das Büro Kohlhoff & Kohlhoff aus Stuttgart gewann und auf Grundlage des-sen der Städtebau zum heutigen Bebauungs-

plan weiterentwickelt wurde. Die Baugrundstü-cke wurden vermarktet und bereits 1998 gab es die ersten privat fertig gestellten Gebäude. Ziel war von Beginn an unter hohen ökologi-

schen Anforderungen einen ausgewogenen und finanziell eigenständigen neuen Stadtteil zu schaffen. Das Gebiet entstand unter Einbin-dung der zukünftigen Bewohner und immer mit dem Blick auf die Zielvorgabe eines nach-haltigen Quartieres. Heute zählt es etwa 5100 Bewohner. (Website Freiburg)

Wahl | GründeDie folgenden Kriterien haben zur Wahl dieses Quartiers geführt:* Großer Anteil an Wohnen * Gewerbeeinheiten* Stadt der kurzen Wege, * Bildungseinrichtungen* Energetische Anforderungen* Größe des Planungsgebietes* Militärbrache

Städtebau | StrukturDie Struktur ist überwiegend aus kleinen Par-zellen aufgebaut, was von der hauptsächli-chen Vermarktung an Baugruppen und Ein-zelbauherren herrührt. Die Gebäude und ihre städtebauliche Anordnung fügen sich gut in den umgebenden Bestand ein, sowohl in der Körnung, als auch in der Ausrichtung. Dichte-

re Bebauungsfelder wechseln mit Grünflächen ab, so entstehen Nachbarschaften im Quartier. Einzelne Gebäude der Kasernenbebauung wurden erhalten und zeugen somit von der Geschichte des Ortes. Erschlossen wird der westliche größere Teil über eine zentrale, aber langsam gestaltete Verkehrsachse, die auch

begrenzten Raum zum Parken bietet. Von die-ser zweigen die Wohnstraßen ab. Der östliche

kleinere Teil, in dem sich auch die Solarsiedlung befindet, wird mit einer eigenen Schleife von der Hauptstraße aus bedient. Die Straßenbrei-ten wurden möglichst reduziert, um den Anteil an Erschließungsfläche und somit versiegeltem Grund zu reduzieren. Auf den alten Baumbe-stand und den vorhandenen Bachlauf musste bereits im städtebaulichen Entwurf eingegan-gen werden.

Abb. 9: Schwarzplan Freiburg Vauban

Quelle: Website Freiburg

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Beispiele | Innovative Quartiere

Ökologie | UmweltFünf teilweise neue öffentliche Grünzüge wurden angelegt, diese gliedern die einzel-nen Wohnbereiche, schaffen Aufenthalts-

möglichkeiten und Plätze für die Kinder zum Spielen. Pflanzen und Tieren wird zusätzlich in geschützten Biotopen Raum geboten und dieses Mikroklima kommt auch dem Gebiet und der Luftqualität zugute. Flachdächer sind mit Begrünung auszuführen. Wichtig bei der

Planung war es, den alten Baumbestand zu erhalten. Dieser macht heute auch einen gro-ßen Teil des Ambientes aus. Zusätzlich gibt es weitere nutzbare Freiflächen.

Das Regenwasser wird in offenen gepflasterten Rinnen in Versickerungsgräben geleitet und so-mit dem natürlichen Kreislauf zugeführt. Man-che Bewohner sammeln einen Teil in Zisternen für weitere Nutzungen wie Bewässerung von Pflanzen oder für die Toilettenspülung der Grundschule. (Website Freiburg)Den privaten Käufern wurden Auflagen be-züglich des Energiestandards ihrer Häuser ge-macht. So musste mindestens in Niedrigener-

giebauweise nach dem Freiburger Standard gebaut werden. Es entstanden aber auch 277 Wohneinheiten in Passivhausbauweise und

eine Solarsiedlung mit Plusenergiehäusern. Viele Eigentümer haben darüberhinaus Maß-nahmen wie Photovoltaik und Solarthermie er-griffen. Die Wärmeversorgung des gesamten Quartiers erfolgt über ein Blockheizkraftwerk

mit anschließender Stromerzeugung, das mit Holzhackschnitzel betrieben wird. So können 700 Haushalte versorgt werden. (Website Frei-burg)

Abb. 10: Grünflächenplanung Freiburg Vauban Quelle: Website Freiburg

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Nachhaltige Quartiersentwicklung am Beispiel Neuhegi in Winterthur

Ökonomie | WirtschaftKleinparzellierte Grundstücke mit einer relativ hohen Dichte, die Geschossflächenzahl liegt bei 1,4 mit weitgehend drei bis fünfgeschossigen Gebäuden, machen das Projekt sehr rentabel. Misch- und Gewerbeeinheiten erhöhen Wert und Attraktivität zudem. Durch die gute Lage und die frühzeitige integrierte Planung konn-ten diese Effekte noch gesteigert werden.

Die entstandenen 400 Arbeitsplätze und die weiteren, in den unterschiedlichsten Branchen noch entstehenden, tragen zur Wirtschaftlich-keit und zum Vorbildcharakter zudem bei. (Website Freiburg)

Soziokultur | GesellschaftEinzelparzellen sowie Grundstücke für verschie-den große Baugruppen haben zu einer Vielfalt und gewissen Mischung geführt. Architekto-nische Unterschiede ließen einen lebhaften Stadtteil entstehen. Nutzermischung und städ-tische Dichte sind die Voraussetzungen für die entstandene Urbanität und Identifikation.

Zwei Quartiersplätze, der eine als markanter Eingangspunkt, der andere, zentral gelegen

mit unterschiedlichsten Nutzungen erhöhen die Qualitäten. Sie dienen auch als Treffpunkt

und für den Markt. Kindergärten, Grundschule und das Bürger-haus sorgen zusätzlich für Integration und na-türlich kurze Wege.

Infrastruktur | Verkehr und VersorgungDas Gebiet ist nicht autofrei, aber doch stark autoreduziert. Die Hauptachse ist eine 30 km/h Erschließung, die eigentlichen Wohnstraßen sind verkehrsberuhigte Spielstraßen ohne Park-raum, was auch rege von den Kindern genutzt wird. Geparkt wird kostenpflichtig in einem der beiden Parkhäuser oder auf den Parkplätzen entlang der Hauptachse. Dies ist Pflicht für alle PKW Besitzer. Innerhalb der meisten Baugrund-stücke dürfen keine Stellplätze erstellt werden. (Website Freiburg)

Im Jahr 2003 kamen lediglich 150 PKWs auf 1000 Einwohner und es wird weiterhin stark darauf geachtet, dass dies so bleibt und das Straßenbild von spielenden Kindern, statt par-kenden Autos geprägt ist. Es wird Car-Sharing

angeboten, was auch rege von den autofreien Haushalten genutzt wird. Die Organisation des Alltags ohne Auto hat keine Beeinträchtigung, so äußern sich die Bewohner. Viele gaben ihr Auto erst bei Bezug der Siedlung oder kurz zu-

vor auf, eine neue Lebenssituation und -einstel-lung brachten sie dazu. Der gute ÖV-Anschluss an das nahe Stadtzentrum durch Busse und die Stadtbahn, die gut ausgebauten Fuß- und Rad-wege und allgemein das Konzept der Stadt der kurzen Wege mit vorhandenen Einrichtungen und Geschäften machen dies möglich. (Web-site Freiburg; Website Vauban)

NegativaspekteAuch wenn beim Quartier Vauban auf viele Aspekte der Nachhaltigkeit eingegangen wur-de, so muss man doch sehen, dass es sich vor allem um eine ökologische Herangehenswei-se handelt. Eine soziale Diskrepanz basiert auf der entstandenen Monokultur. Es sind haupt-sächlich junge Familien mit einer bestimmten

Haltung und gewissen finanziellen Möglichkei-ten, die dieses neue Wohnangebot nutzen. So ergibt sich wenig soziale oder demografische

Durchmischung. Aus den vielen Kindern des Gebiets wird eine Schar Jugendlicher, aus Er-wachsenen Senioren, was bedeutet, dass das Gebiet kontinuierlich altert. Jetzt werden viele Kindergärten- und Grundschulplätze benötigt,

wenn die Kinder jedoch älter werden, sind diese zum großen Teil überflüssig. Erst wenn

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Beispiele | Innovative Quartiere

es eine Durchmischung zwischen der ersten Generation der Bewohner und einer neuen zweiten gibt, die wahrscheinlich wieder wei-testgehend aus Familien besteht, wird das Ge-biet näher an den Querschnitt der eigentlichen Bevölkerungsstruktur rücken. Erreichen kann sie ihn aber aufgrund der vorgesehen Struktur und Ausgestaltung nicht.

2.2. Dreispitz | CH - BaselBei dem Gebiet Dreispitz handelt es sich um ein etwa 50 Hektar großes Innenentwicklungsare-al der beiden Kantone Basel. Es befindet sich südöstlich der Innenstadt auf dem Gelände der Stadt und der Gemeinde Münchenstein. Das ursprüngliche Landwirtschaftsgelände wur-de wegen seiner Nähe zum Zentralbahnhof um 1900 allmählich in öffentliche Materialla-gerplätze umgewandelt und mit einem Schie-nennetz versehen. 1922 kam ein Zollfreilager

hinzu und nach und nach siedelten sich im-mer mehr Unternehmen des Produktions- und Dienstleitungssektors, viele mit Schwerpunkt Logistik und internationalen Verbindungen.

Derzeit sind etwa 380 Firmen mit über 4000 Beschäftigten auf dem Gewerbe- und Dienst-leistungsgebiet ansässig. Auf Grundlage einer Entwicklungsplanung der Architekten Herzog

& de Meuron soll es sich zu einem urbanen Ag-glomerationsteil der Stadt weiterentwickeln. Es wird eine Verdichtung mit großem Nutzungs-

mix angestrebt. Dienstleistungen, Gewerbe, Wohnen, Kultur, Freizeit und Verkauf sollen

einhergehen mit differenzierten neuen Grün- und Freiräumen. (Website Dreispitz)

Abb. 11: Struktur Basel Dreispitz

Quelle: Website Dreispitz

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Nachhaltige Quartiersentwicklung am Beispiel Neuhegi in Winterthur

Wahl | GründeDie folgenden Kriterien haben zur Wahl dieses Quartiers geführt:* Großer Anteil neuer Wohnungen * Industrie Erhalt und Ausbau* Neues Dienstleistungszentrum* Renaturierung* Größe des Planungsgebietes* Industrieareal und Brache* Infrastrukturelle Anschlüsse

Städtebau | StrukturNach dem Leitbild ist das in Nord-Süd-Richtung verlaufende Gebiet mit seiner linear ausgerich-teten Bebauung in drei ihren Eigenarten ent-

sprechende Teilgebiete untergliedert, die auch in ihren Charakteren weiterentwickelt werden sollen. Süd- und Nordspitze sind als Entwick-lungsschwerpunkte zu sehen. Im Norden soll mit einer Hochhausbebauung ein Dienstleis-tungsschwerpunkt entstehen, im Süden hinge-gen eine eher flächige grobkörnige Baustruk-tur als Industriezentrum. Der mittlere Bereich hat eine eher kleinteilige Struktur und gerade den östlichen Teil, das ehemalige Zollfreilager, sahen die Architekten als Schwerpunkt für Kul-tur- und Bildungseinrichtungen. Hier wird als

erster Abschnitt die Hochschule für Gestaltung und Kunst entstehen. Somit soll gleichermaßen dem Prozess und der Offenheit für die Trans-formation, als auch der Dauerhaftigkeit der bestehenden Strukturen Rechnung getragen werden. Charakterisierend für die Vision sind die achsialen Erschließungsstraßen für den Individual- und den Transportverkehr in Nord-Süd respektive Ost-West Ausrichtung und der

prägende begrünte Boulevard, der sich an Stel-le einer bestehenden Schienenerschließung als Fußgängererschließung einmal durch das Gebiet zieht und alle Teile des Quartiers mit-einander verbindet und an die benachbarten anschließt. (Website Dreispitz; Herzog & de Meuron, 2003: 33-67)

Ökologie | UmweltDem Grundbesitzer des gesamten Gebietes, der Christoph Merian Stiftung, liegt eine nach-haltige Entwicklung sehr am Herzen. Sie ist in

dieser Richtung sehr engagiert und verfolgt langfristige Ziele und auch Erfolge. Dabei wird die Schaffung von Grün- und Freiräumen mit hoher Qualität und hoher ökologischer Wer-tigkeit, sowie die Anbindung und Vernetzung der entstehenden Grünräume mit der Umge-

bung als sehr wichtige Grundvoraussetzung gesehen. Zukunftsweisende Maßnahmen in Bezug aus Luftqualität, Lärmentwicklung und Energieverbrauch werden angestrebt. Ein gro-ßer Fokus soll zudem auf ressourcensparendes Bauen und Betreiben von Gebäuden gelegt werden. Die Nutzung der bereits versiegelten Flächen anstatt neue zu schaffen ist dazu ein

erster Schritt. Ein wichtiger Aspekt speziell in die-sem Gebiet liegt im Umgang mit den Altlasten. Durch die lange Lager- und die unterschiedli-

chen Industrienutzungen werden sich Belas-tungen und Bodenverunreinigung deutlich auswirken. Mit Gewässerschutz und Nieder-

schlagswasser sind weitere wichtige Themen verbunden, die mit der Belastung zusammen hängen, aber auch für künftige Planungen ständig zu beachten sind. (Website Dreispitz; Herzog & de Meuron, 2003: 105)

Ökonomie | WirtschaftZiel für das Quartier Dreispitz ist es, weiterhin als attraktiver Arbeitsort für ansässige Firmen bestehen zu können, aber auch neue Unter-nehmen anzuziehen. Damit sollen über 8000 neue Arbeitsplätze geschaffen werden. Es gilt

höherwertige Nutzungen wie Dienstleistun-

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Beispiele | Innovative Quartiere

gen neu anzusiedeln, vorhandene nachzuver-dichten, im Entwicklungsgebiet Wohnraum zu schaffen und auch in den Arbeitsgebieten mit gewerblicher Nutzung weiterzudenken. Ins-gesamt sollen 1000 größere Wohneinheiten entstehenHierbei wird sich sicher die frühe und gute Zusammenarbeit zwischen allen Beteiligten

auszahlen. Da sich das Gebiet über die beiden Kantone Basel-Stadt und Basel-Land mit der Gemeinde Münchenstein erstreckt, ist dies be-sonders wichtig. Die Christoph Merian Stiftzng

agiert hier als Vermittler aller Interessen, erkennt Konflikte und ist an kreativen nachhaltigen Lö-sungen interessiert. (Website Dreispitz; Herzog & de Meuron, 2003: 39, 65, 89-99)

Soziokultur | GesellschaftDie Öffnung der Quartiersgrenzen und Ver-netzung mit umliegenden Quartieren wird angestrebt, dadurch entstehen neue Durch-wegungen und Beziehungen und das Gebiet kann als Bindeglied fungieren. Bisher trennt es sich durch den in sich geschlossenen Charak-

ter, herrührend von der bisherigen Funktion, vollkommen ab. Nutzungen mit regionaler Ausstrahlung und öffentlichem Interesse, wie

Abb. 12: Einteilung in Gebiete Basel Dreispitz

Quelle: Website Dreispitz

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Nachhaltige Quartiersentwicklung am Beispiel Neuhegi in Winterthur

die Ansiedlung der Hochschule, sind von be-sonderer Bedeutung. Für die Bewohner und Beschäftigten werden öffentlich zugängliche Freiräume und Grünflächen für den persönli-chen Ausgleich angeboten.

Bereits die Planung wird interdisziplinär erfol-gen und stellt einen Prozess des gemeinsamen Lernens, Kommunizierens und Kooperierens dar. Es wird als langfristiger Transformations-prozess gesehen bei dem planerische Festle-gungen immer noch Ausformungsspielräume für die eigentliche Entwicklung lassen und sich den be- aber auch entstehenden Bedürfnissen anpassen. (Website Dreispitz; Herzog & de Meuron, 2003: 89, 105-115)

Infrastruktur | Verkehr und VersorgungDie Gesamtverkehrsstrategie legt ihre Priorität auf den Langsamverkehr und öffentliche Mit-

tel. Das Verkehrsaufkommen soll beeinflusst, gelenkt und somit schließlich gesenkt werden. Der motorisierte Privatverkehr soll eingedämmt werden und den schweren Nutzverkehr will man so leiten, dass sich besonders direkte Wege und schnelle Anschlüsse ergeben. In

der geplanten Stadt der kurzen Wege erhalten Fahrrad- und Fußgängerverkehr einen hohen

Stellenwert, besonders durch den Ausbau des grünen Boulevards und Verbindungen, die Umwege vermeiden. Die Einführungsmöglich-keit der Tram wird gerade geprüft. (Website Dreispitz; Herzog & de Meuron, 2003: 27-29, 108-111)

NegativaspekteDie Entwicklung des Dreispitzes soll umwelt-schonend umgesetzt werden, was bedeutet, dass trotz intensiverer Nutzung des Gebiets die Umweltbelastung gleich bleibt oder sogar abnehmen soll und es wird explizit darauf hin-gewiesen, dass die rechtlichen Rahmenbedin-gungen eingehalten werden. Das klingt eher

nicht nach einem besonders ambitionierten Vorhaben. Die Aussagen zeugen von einem moderaten Herangehen und das, obwohl das Gebiet ein großes Entwicklungspotenzial bietet und Basel eine der Pilotregionen der 2000-Watt-Gesellschaft ist. Sicherlich handelt es sich noch um ein frühes Stadium, indem die Planungen noch kaum konkretisiert und

wenige Aussagen möglich sind. Verwunder-lich ist trotzdem, dass bisher keine zusätzlichen nachhaltigen Maßnahmen, Vorgaben oder technische Einsätze vorgesehen werden. Für

die Lösung des Verkehrsaufkommens kursiert jedoch eine als optimal angesehene, alles lösen wollende Vorstellung, die bisher sicher nur als Vision gehandelt werden kann.

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Beispiele | Innovative Quartiere

2.3. HafenCity | D - HamburgDas Gesamtareal ist 157 Hektar groß, wovon 126 Hektar eigentliche Landfläche sind. Ha-fenCity bezeichnet den Projektnamen des in

elf einzelne Quartiere eingeteilten Gebietes, sowie den Namen des entstandenen Stadtteils, der zum Bezirk Hamburg-Mitte gehört und sich südlich des Zentrums befindet. Es handelt sich um eine sogenannte Waterfrontentwicklung, einem Stadtentwicklungsvorhaben in Wasser-lage.

Bereits im 18. Jahrhundert siedelten sich hier Schiffbauer und Hafengewerke an. Damals lag das Gebiet noch außerhalb der Stadtbe-

festigung Hamburgs. Nach Abbau der Stadt-mauer wurde das Hafengeländer erweitert und 1868 das erste künstlich angelegte Hafen-becken gebaut. Weitere Viertel kamen hinzu und der Hafen wuchs kontinuierlich weiter. Ab 1960 wurde das Hafengebiet jedoch we-gen sich verändernder Anforderungen durch immer größere Schiffe mit mehr Tiefgang und den ansteigenden Containerumschlag weiter elbabwärts verlagert. Das Gebiet wurde zuse-hends zur Industriebrache.

In den 1990er Jahren entstanden erste Planun-gen für eine Bebauung von Seiten der Stadt,

woraufhin ein städtebaulicher Wettbewerb ausgelobt wurde, der den ersten Masterplan HafenCity im Jahr 2000 hervorbrachte. Dieser betont, dass es sich bei der Stadterweiterung um eine Entwicklung mit ökologischem, öko-nomischem, sozialem und kulturellem Fokus handelt. Früh wurde auch bedacht, dass eine breite Akzeptanz notwendig sein würde, um einen komplett neuen Stadtteil zu erbauen. Die Bebauungspläne und die behördliche Planung entstehen seit 2004 etappenweise und areal-bezogen. (Website HafenCity)

Wahl | GründeDie folgenden Kriterien haben zur Wahl dieses Quartiers geführt:* Neuer eigener Stadtteil* Brachfläche aus vorheriger Hafennutzung* Erstes Zertifizierungsverfahren für Gebäude* Großer Anteil neuer Wohnungen* Hohe Dichte* Neu angesiedelte Dienstleistungen* Große Nutzungsmischung* Parkanlage und Freizeitflächen* Größe des Planungsgebietes* Infrastrukturelle Anschlüsse* Insellage

Abb. 13: Struktur und Körnung Hamburg HafenCity Quelle: Website HafenCity

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Nachhaltige Quartiersentwicklung am Beispiel Neuhegi in Winterthur

Städtebau | StrukturDie Landfläche besteht aus mehreren Inseln zwischen Elbe und Speicherstadt, durchwegt von Kanälen. Diese sind durch Brücken unterei-nander und mit dem Stadtkern, sowie dem Um-land verbunden. Der entstehende nachhaltige Städtebau zeichnet sich besonders durch eine dichte Bebauung mit trotzdem offener Stadt-struktur aus. Die Wegeoptionen sind vielfältig und zahlreich, insgesamt aber kurz. Durch die kompakte Organisation ist die Anbindung an das Zentrum Hamburgs eng und die Nutzun-gen sind durchmischt und unterschiedlich ge-

körnt. Parkanlagen und die ständige Nähe zum Wasser bieten einen großen Erholungsfaktor und erhöhen die Attraktivität des Gebietes. Bei den Gebäuden handelt es sich hauptsächlich

um größere Blöcke, die an manchen Stellen aufgebrochen werden und somit eine Durch-wegung erlauben. Sie enthalten Wohnungen, werden aber auch mit Büroflächen, Gewerbe und anderen Einrichtungen gemischt. Mar-kante Solitäre sind oft Firmensitze, Hotels oder bestimmte Sondernutzungen. Zudem finden auch Nutzungen wie Einzelhandel, Gastro-nomie, Ausstellungsflächen, Bildung, Wissen-schaft, Kultur, Freizeit ihren Platz. Ein funktionie-

render eigener Stadtteilkern soll entstehen.Die Hamburger City wird damit um 40% er-weitert. 5800 neue Wohnungen und mehr

als 45.000 Arbeitsplätze, hauptsächlich im Bü-rosektor, entstehen bis etwa Mitte der 2020er Jahre auf einer Bruttogeschossfläche von 2,25

Millionen Quadratmetern. 10,5 Kilometer Ka-nalufer und 27 Hektar öffentliche Parkanlagen, Plätze und Promenaden bieten der sehr ho-hen Dichte mit Geschossflächenzahlen zwi-

schen 3,4 bis 5,2 in den einzelnen Quartieren einen Ausgleich, wodurch eine solch effiziente

Bodennutzung überhaupt erst möglich wird. Bisher sind 38 Projekte gebaut, 40 befinden sich in Bau oder Planung. Quasi die gesamten bebaubaren Grundstücksflächen befinden sich vor dem Verkauf in der öffentlichen Hand und spülen somit Geld in die Kassen, aus denen zwei Milliarden wieder in die HafenCity inves-tiert werden, weitere knapp sieben Milliarden

sind privates Investitionsvolumen. Es ist das flächengrößte Stadtentwicklungsprojekt Ham-burgs und eines der bekanntesten in Europa. Die allgemeine Planungsgrundlage von 2000

wurde in einer Masterplanüberarbeitung 2010 den neuen Bedingungen angepasst. Der östli-che, vom Zentrum entfernteste Teil konnte auf-

grund der Nachfrage und Akzeptanz zusätzlich verdichtet werden. Die Wahl der Hansestadt zur „European Green Capital“ 2011 geht auch auf die nachhaltige Entwicklung der HafenCity zurück. (Website HafenCity)

Ökologie | UmweltDer ökologische Umgang beginnt mit der Nachnutzung der Brachfläche und der dafür erforderlichen Sanierung und Beseitigung von Verunreinigungen, die durch die Hafennut-zung entstanden sind. Für die Energieversor-gung mit Wärme werden für den westlichen und den östlichen Teil jeweils unterschiedliche

zentrale Versorgungen vorgesehen, die sich am CO

2 Benchmark orientieren. Im Westen

via Fernwärme, Solarthermie und Brennstoff-zellen, im Osten durch ein Nahwärmenetz mit Biomethan-Brennstoffzellen, Holzverbren-nung und Wärmepumpen. In der HafenCity entstand 2007 das erste Zertifizierungsver-fahren für Gebäude in Deutschland. Mit dem Umweltzeichen in Silber und Gold für „Nach-

haltiges Bauen in der HafenCity“ werden kli-ma- und energiefreundliche Gebäude geprüft und ausgezeichnet. Das hat einen wichtigen Impuls ausgelöst. Die Ansprüche der Nutzer

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Beispiele | Innovative Quartiere

sind gestiegen, aber auch die der Bauherren, die möchten, dass ihre Gebäude wettbewerbs-fähig sind und für längere Zeit auch bleiben. Um das Umweltzeichen für besondere oder außergewöhnliche Leistungen zu bekommen müssen bestimmte Bedingungen in den fünf benannten Kategorien erfüllt werden: Nachhal-tiger Umgang mit energetischen Ressourcen, Nachhaltiger Umgang mit öffentlichen Gütern, Einsatz umweltschonender Bauprodukte, Be-sondere Berücksichtigung von Gesundheit und Behaglichkeit und Nachhaltiger Gebäude-betrieb. 2010 wurde eine überarbeitete und er-weiterte Auflage herausgegeben. Diese enthält nun auch Kriterien für gemischt genutzte Ge-bäude und bisher nicht zertifizierbare Nutzun-

gen wie Hotels und Handelsnutzungen. Zu-dem wurde eine Anpassung an die EnEV 2009 vorgenommen und eine Abstimmung mit den Qualitätskriterien der Deutschen Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen (DGNB) mit hoher Konformität erzielt. Das eigene System wurde aber beibehalten, da es genauer auf die spezifi-schen Möglichkeiten der HafenCity eingeht, da es vertraglich regelt, durch Messungen in der Betriebsphase den gewollten Energiestandard und die Nutzungsqualität auch nachzuweisen

und da es schneller auf neue Anforderungen der speziellen Situation der HafenCity ange-passt werden kann. Das Umweltzeichen kann zu einer frühen Planungsphase beantragt und

somit bereits zu Beginn für die Vermarktung eingesetzt werden. Mindestens 30 % der Ge-bäude in der zentralen und östlichen Hafen-City sollen dem Nachhaltigkeitssiegel in Gold entsprechen, erwartet werden jedoch mehr. Wohngebäude können in Zukunft nur noch nach Goldstandard zertifiziert werden. (Web-site HafenCity)

Ökonomie | WirtschaftDie wirtschaftlichen Zugewinne liegen ganz klar auf der Hand: Die Stadt konnte eine Brach-fläche zu großem Gewinn veräußern. Durch den Zuzug von Einwohnern wird die Stadt vergrößert und als Wirtschaftsstandort gestärkt und attraktiviert. Die Investoren profitieren ihrer-seits, gerade auch durch das gute Image, das hergestellt werden konnte und die Nachfrage

antreibt. Anlegende Kreuzfahrtschiffe spülen Touristen und somit Kapital in den Stadtteil.

Bisher gibt es keine Probleme mit dem raschen Wachstum und das Interesse bleibt vorhanden. (Website HafenCity)

Soziokultur | GesellschaftUm die Akzeptanz für diesen komplett neuen und reißbrettartig entworfenen Stadtteil zu erlangen, wurden schon sehr früh spezifische Maßnahmen angegangen. Ein öffentlicher Planungsdialog wurde eröffnet, um die sozi-ale und kulturelle Einbindung in bestehende Stadtstrukturen zu erreichen. Bereits vor Bau-beginn wurde ein Konzept entwickelt, das Veranstaltungen, Informations- und Kulturan-gebote inmitten der Großbaustelle initiiert . Ein ViewPoint wurde entworfen und erlaubt es, als 13 Meter hoher bewegbarer Aussichtsturm Einblicke und neue Perspektiven in den Bauzu-stand zu bekommen, ebenso wie eine weitere Aussichtsplattform den Fortschritt der U-Bahn-

Station beobachten lässt. Zudem ist das gesam-te Bauareal mit Fußwegen zugänglich, die sich jeweils den Baustellen anpassen und durch teil-weise offene Bauzäune das Wachsen erleben lassen. Modelle, Broschüren und eine regelmä-ßig erscheinende Schriftenreihe informierend umfassend, genauso wie die Internetplattform, die allerlei Wissen und Erfahrungen bereithält. Auch außerhalb machen Ausstellungen auf die Projekte aufmerksam.

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Nachhaltige Quartiersentwicklung am Beispiel Neuhegi in Winterthur

Die Qualität und das Erscheinen der Gebäu-de werden durch viele einzelne Wettbewerbe gewährleistet. Es wird beworben, dass eine so-ziale und ethische Durchmischung angestrebt wird, was den Bau von unterschiedlichsten

Wohnmodellen und Grundrissen voraussetzt. Differenzierte Aufenthaltsmöglichkeiten sollen den verschiedenen Ansprüchen gerecht wer-den. (Website HafenCity)

Infrastruktur | Verkehr und VersorgungDie infrastrukturelle Anbindung ist aufgrund der Insellage und der hohen Nutzungsintensi-vität ein komplexes System. Dem nachhaltigen Verkehr wird Vorfahrt geboten und so ist die

HafenCity bereits jetzt per Buslinien mit Wasser-stoffbussen, Fahrrad- und Fußwegen sehr gut erreichbar. Der Stadtteil wird auch als „walkable city“, also begehbare Stadt bezeichnet. In die Innenstadt sind es gerade einmal zehn Minu-ten. Im Stadtteil gibt es zweieinhalbmal mehr Wegkilometer für Fußgänger als für Autos und an vielen Stellen gibt es Wegeoptionen zwi-schen Gebäuden, durch Durchgänge und ent-lang den Kanälen um an ein Ziel zu kommen. Zudem sind viele Einrichtungen des täglichen Bedarfs schnell und fußläufig erreichbar. Eine

neue U-Bahn-Linie befindet sich im Bau und wird Ende 2012 in Betrieb genommen. Weite-re U-Bahn-Stationen befinden sich in der Nähe. Auch per Schiffslinie ist das Gebiet erreichbar und die Anlegestellen werden weiter ausge-baut. Auch ein leistungsfähiges Straßennetz mit Anschlüssen an das Zentrum und die Auto-bahn wurde ausgebaut. Insgesamt verbinden 25 Brücken die einzelnen Teile untereinander

und mit der Umgebung. Wegen der mögli-

Abb. 14: Städtebau und Eingliederung in die Umgebung Quelle: Website Architektur und Zeichnung

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Beispiele | Innovative Quartiere

chen Überflutungsgefahr bei Sturmflut - denn das Gelände liegt gerademal auf einer Höhe von 4,4 bis 7,2 Metern über Normalnull - und des bewusst vermiedenen Deiches, wurde ein

Warftenkonzept entwickelt. Entweder gibt es Aufschüttungen, angehobene Brücken oder Gebäude stehen auf Warftgeschossen, die Tief-garagenplätze beinhalten. Somit kann auch ein großer Teil des ruhenden Verkehrs von Straßen und Plätzen genommen und quasi nicht sicht-bar verstaut werden. Viele Straßen und Wege

befinden sich ebenfalls in gesicherter Höhe, aber die Kaipromenaden und einige Plätze sind auf dem eigentlich niedrigeren Niveau und stellen somit attraktive Bezüge zum Wasser her. Dadurch wurde aber auch ein durchdachtes Wegesystem notwendig. (Website HafenCity)

NegativaspekteKritisch zu betrachten ist die Vergabepraxis der Grundstücke, die das Containerterminal Alten-

werder finanzieren sollen. Da dieses einen wichtigen Wirtschaftsfaktor für die Hansestadt darstellt, wurde befürchtet, dass die Profitabili-tät entscheidender wird, als das Nutzungskon-

zept und die entstehende Qualität. Bestätigt wird diese Sorge dadurch, dass die Stadt im

Laufe der Planungen die Anzahl der Grund-stücke erhöht hat. Begründet wurde dies da-durch, dass so eine höhere Dichte entstehen

könne und ein insgesamt städtischeres Gefüge. Dies macht den höheren Erlös doch eher un-glaubwürdig zu einem positiven Nebeneffekt.

Auch der im Bau befindliche U-Bahn-Anschluss wurde erst nach einem Regierungswechsel der kostengünstigeren Variante einer Stadtbahn vorgezogen. Begründungen dafür sind eher vage. Am Solitärcharakter der allermeisten Gebäude

wird stark gezweifelt. Bilden sie doch einen starken Kontrast zur homogenen Struktur von Innenstadt und Speicherstadt. Möglicherweise ist aber auch eben dieses adressbildende Aus-

sehen Ausdruck des Verlangens der Menschen nach Individualität. Die Gesamtwirkung kann vielleicht auch erst nach der Fertigstellung des gesamten Gebietes abschließend beurteilt wer-den.Das bisherige Angebot an gebauten Wohnun-gen ist eher für einkommensstärkere Schichten. Das ist dem Leitgedanken der sozialen und ethischen Vermischung nicht gerade zuträg-lich und führt hingegen eher zu einer sozialen Segregation. Dem wird häufig widersprochen

oder dadurch gerechtfertigt, dass sich das Ge-biet erst entwickelt. Einige Daten und Fakten lassen aber auf jeden Fall den Schluss ziehen, dass kein Querschnitt der Bevölkerung in der Hafencity lebt. Im Vergleich sind die Wohnun-

gen eher groß und die pro Kopf Quadratmeter üppig. Genossenschaftliche Wohnungen gibt es kaum und die wenigen können auch nur Mieten im mittleren Preissegment anbieten. Die Kosten für einen gebauten Quadratmeter sind relativ hoch, daher leben in der HafenCity kaum Arbeitslose, wenige Familien mit Kindern oder Rentner. Sozialwohnungen gibt es keine. Die Wohnungen werden aufgrund der großen Nachfrage überteuert vermietet, je nachdem nur als Zweit- oder Drittwohnung genutzt. Großprojekte mit Vorbildcharakter kommen ins Wanken, dafür laufen die Flächen für Unter-nehmen und allgemein als Büroflächen glän-zend. Die Vision vom lebendigen Stadtteil ist gefährdet, sie droht zu einer neuen Bürostadt zu werden. Die Stadt muss sich daher mehr einbringen, Ziele klar definieren und die Preise und Projekte danach regulieren. (Website Welt Online)

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Nachhaltige Quartiersentwicklung am Beispiel Neuhegi in Winterthur

2.4. Fazit der GebietsanalysenNach Analyse der Gebiete Vauban, Dreispitz und HafenCity und der Durchsicht weiterer, wie dem Ecoparc in Neuchâtel, dem Gundel-dingerfeld in Basel, der Werwies in Zürich, der solarCity in Linz, der BedZED in London, dem

Rieselfeld in Freiburg, dem Sihlbogen in Zürich, der Carré de Soie in Lyon, dem Europaviertel West in Frankfurt oder der Südstadt in Tübingen, die alle als nachhaltig gelten oder sich gerne selbst so betiteln, sind viele wichtige Merkmale und Betrachtungspunkte für eine ebensolche

Entwicklung zu erkennen. Die Eigenschaften des Ortes und die jeweiligen Bedingungen, sowie die gewollten Nutzungen beeinflussen die Planungen stark. Viele Kriterien sind ähnlich und werden so allgemeingültig, andere sind sehr projektspezifisch und einzigartig. Eine Quartiersentwicklung kann also nur für eine

bestimmte Situation mit Berücksichtigung der gegebenen Umstände und im Hinblick auf die zu erreichenden Ziele angegangen werden.Aus der Kritik der erläuterten Projekte werden aber bestimmte Punkte erkennbar, die immer

wieder auftreten, aber nur unzureichend gelöst werden. Eine ganzheitliche Herange-

hensweise, die alle Punkte der Nachhaltigkeit

berücksichtigt, ist unabdingbar. Eine vertiefte Ausarbeitung von Einzelaspekten prägt natür-lich den Charakter und das Image, aber ein Gebiet wird auch immer Schwächen haben, die es zu bedenken gilt. Ziele und Absichten müssen daher klar definiert und sich fortwäh-rend vergegenwärtigt werden. Dabei ist aber

zu bedenken, dass es sich bei einer nachhal-tigen Entwicklung um einen stetigen Prozess handelt, der kein Endziel hat, sondern fortlau-fend bearbeitet und angepasst werden muss. Die momentanen Planungen können sich nur

aus dem bereits vorhandenen Wissen über Vergangenheit und Gegenwart und Vermu-tungen über die Zukunft ergeben. Potenziale sollen frühzeitig erkannt und genutzt werden,

aber die Türen müssen auch offen gehalten werden für sich verändernde Rahmenbedin-gungen und Ansprüche. Pläne von nachhalti-gen Quartiersentwicklungen sind Momentauf-nahmen. Aber daran kann man nichts ändern. Deshalb gilt es, möglichst umfassend alle Krite-rien und Notwendigkeiten zu bedenken und aus diesem Zustand heraus, die bestmöglichs-ten Schritte einzuleiten.

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Beispiele | Innovative Quartiere

Abb. 15: Panorama Hamburg HafenCity Quelle: Website Fotocommunity

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Nachhaltige Quartiersentwicklung am Beispiel Neuhegi in Winterthur

3. Analyse | Nachhaltige Quartiersentwicklung

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Analyse | Nachhaltige Quartiersentwicklung

Verschiedene Organisationen

beschäftigen sich bereits mit der

nachhaltigen Entwicklung von

Gebäuden und Städten. Aus der

Analyse unterschiedlicher Betrach-

tung, Herangehensweise, Katego-

risierung und Fokus wurden die

notwendigen Faktoren für eine

nachhaltige Quartiersentwick-

lung erstellt. Diese sind aufgeteilt

in vier übergeordnete Themen.

Viele Einflüsse spielen dort hinein

und werden so besonders wichtig

für die nachhaltige Entwicklung.

Daraus sind die Thesen als Leitli-

nien für das Handeln entstanden.

Inhalt Kapitel 3

3.1. Untersuchung von Instrumentarien und Richtlinien 38Deutsche Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen (DGNB) 38Minergie 38Schweizerischer Ingenieur- und Architektenverein (SIA) 39European Energy Award | Energiestadt | e5 Programm 39Nachhaltige Quartierentwicklung (NaQu) 403.2. Faktoren einer nachhaltigen Quartiersentwicklung 413.2.1. Ökologie | Umwelt 413.2.2. Ökonomie | Wirtschaft 433.2.3. Soziokultur | Gesellschaft 453.2.4. Infrastruktur | Verkehr und Versorgung 493.3. Thesen einer nachhaltigen Quartiersplanung 52

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Nachhaltige Quartiersentwicklung am Beispiel Neuhegi in Winterthur

3.1. Untersuchung von Instrumenta-rien und Richtlinien In Anlehnung an verschiedene Zertifizierungs-systeme und Richtlinien, die bisher hauptsäch-

lich den Fokus auf das Gebäude gesetzt haben und teilweise nun beginnen, Instrumente für Stadtquartiere zu entwickeln, sind die Punkte der nachhaltigen Quartiersentwicklung ent-standen. In Deutschland wie auch in der Schweiz wird von unterschiedlichen Seiten nach Kriterienka-talogen und anschließend zu verwendenden Werkzeugen gesucht, um Gebiete nachhaltig

zu entwickeln und eine Bewertung zu ermögli-chen. Im Folgenden werden einige Organisati-onen mit Zielen und Herangehensweise vorge-stellt. Auf Grundlage dieser und unter Einfluss der gelesenen Literatur wurde die Betrachtung der einzelnen Faktoren zusammengestellt.

Deutsche Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen (DGNB)Die Deutsche Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen wurde 2007 von verschiedenen Ak-teuren der Bau- und Immobilienwirtschaft

gegründet. Sie hat zum Ziel, nachhaltiges und wirtschaftlich effizientes Bauen in Zukunft noch stärker zu fördern. Dafür wurde ein Zertifizie-rungsverfahren erstellt. Das DGNB Zertifikat ist ein Qualitätszeichen für nachhaltige Gebäude, die Bewertung erfolgt in Gold, Silber und Bron-ze. Das Verfahren ist für Neubauten und sich in der Planung befindliche Projekte gedacht. Bisher gibt es erst eine Zertifizierung für Indus-trie- und Handelsbauten, Bildungsbauten. In der Entwicklung befinden sich Wohn- und Ho-telgebäude, sowie der Bereich Modernisierung bei Büro- und Verwaltungsgebäuden. Die Be-wertung deckt die Bereiche der Nachhaltigkeit ab, blickt jedoch auch auf zusätzliche Felder wie funktionale und technische Aspekte, die

ablaufenden Prozesse und auch der Standort wird betrachtet. (Website DGNB: Verein)Daraus hat sich seit März 2009 die erweiterte

Betrachtung auf ganze Stadtquartiere entwi-ckelt. Das Zertifizierungssystem für diese wird noch ausgearbeitet und ist bisher nicht veröf-

fentlicht. Ein Schaubild zeigt jedoch, dass die DGNB ihrer Grundstruktur treu bleibt und die Bewertung in fünf Bereichen erfolgt. (Website DGNB: Stadtquartiere)

Minergie Minergie ist ein Qualitätslabel in der Schweiz für nachhaltiges Bauen. Entstanden ist die Idee 1994 privat von zwei Ingenieuren. Seit 1997 wird die Marke von Kantonen, Bund und Wirt-schaft gemeinsam getragen. Im Vordergrund steht der Komfort für den Nutzer. Da sich die

Bauqualität eines Gebäudes auch über den Energieverbrauch bewerten lässt, dient diese hierfür als Schlüsselgröße. Die Klassifizierung erfolgt in verschiedenen Standards vom Nied-rig- bis zum Plusenergiehaus mit besonderen ökologischen Voraussetzungen und wenig verbrauchter grauer Energie, mit den jewei-

ligen Bezeichnungen. Die Bewertung gilt für Neubauten und modernisierte Altbauten aller Gebäudekategorien, wie Mehrfamilienhäuser,

Einfamilienhäuser, Verwaltungsgebäude, Ge-werbegebäude, Schulen, Industrie- und Lager-gebäude, Restaurants, Versammlungsstätten, Krankenhäuser, Sportbauten, Hallenbäder. Die Anforderungen sind verschieden definiert und

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Analyse | Nachhaltige Quartiersentwicklung

an die jeweiligen Nutzungsbedingungen an-gepasst. (Website Minergie: allgemein)

Schweizerischer Ingenieur- und Architek-tenverein (SIA)Der Ingenieur- und Architektenverein der Schweiz agiert sehr ähnlich unserer Architek-tenkammer. Er stellt Normen, Energycodes, Ordnungen und Empfehlungen, sowie allge-meine Bedingungen aus. (Website SIA) Die SIA-Empfehlung 112/1 wurde speziell für nachhal-tiges Bauen im Hochbau entwickelt und dient als Ergänzung. Sie ist also nicht verpflichtend.

Sie ist untergliedert in die drei Bereiche Ge-sellschaft, Wirtschaft, Umwelt und definiert in diesen Themen, die wiederum eigene Aspek-te enthalten. Kriterien und Zielvereinbarungen

ermöglichen es daraufhin, sowohl für Bau-herren als auch Planende die Forderungen

und Handlungsmöglichkeiten zu erfassen. Es handelt sich um Vorschläge, die objektspezi-fisch angewandt oder abgewandelt werden können. Die Empfehlung beschränkt sich aber nicht auf das Objekt des Gebäudes, sondern beschäftigt sich bereits mit dem Gebäude im Gefüge und mit dessen Umgebung. (Empfeh-lung SIA 112/1, 2004)

Momentan entsteht die SIA Empfehlung 111/1 für Nachhaltiges Planen und Beraten, die sich auf eine lokale Raumplanung bezieht, verstan-

den auf die Maßstabsebenen Areal, Quartier, Ortschaft und Kleinregion. Sie dient der Ver-ständigung zwischen Auftraggebern und Pla-nern und hilft, die relevanten Kriterien der drei Bereiche Gesellschaft, Wirtschaft und Umwelt zu bestimmen und deren Anwendung zu klä-ren. Sie untergliedert sich in die sechs Teile von

Siedlung, Mobilität, Landschaft, Ressourcen und Umwelt, Gefahren, Ökonomie. Untergliede-rungen zeigen wiederum Themen und Hand-lungsfelder auf, die in der Zielvereinbarungen

und Maßnahmen näher ausgeführt werden. (Rohentwurf Empfehlung SIA 111/1, 2010)

European Energy Award | Energiestadt | e5 ProgrammDiese drei Labels, das erste gilt europaweit, das zweite ist das adäquate schweizer Modell, das dritte jenes für Österreich, zeichnen Städte, Ge-meinden und Kreise aus, die eine besonders nachhaltige Energie- und Klimaschutzpolitik betreiben. Sie sind identisch aufgebaut, da sich das europäische Modell 2003 aus den beiden anderen gebildet hat. Schweizer und österrei-

chische Städte können deshalb eine Doppel-auszeichnung haben. Es handelt sich um ein Qualitätmanagement-system mit Zertifizierung in Edelmetallen oder

Punkten, mit dem die Energie- und Klimaschutz-aktivitäten der Stadt oder Kommune erfasst, bewertet, geplant, gesteuert und regelmäßig überprüft werden, um Potentiale der nach-haltigen Energiepolitik und des Klimaschut-

zes identifizieren und nutzen zu können. Ein Katalog umfasst sechs Maßnahmenbereiche: 1. Entwicklungsplanung und Raumordnung, 2. Kommunale Gebäude und Anlagen, 3. Versorgung und Entsorgung, 4. Mobilität, 5. Interne Organisation, 6. Kommunikation und Kooperation. Ein Berater steht dem jeweiligen Umsetzungsteam unterstützend zur Seite. Es liegt in der Eigenverpflichtung der Städte und Kommunen den Zielerreichungsgrad des Maß-nahmenkatalogs zu erfüllen. Nach einer Vor-bereitungsphase findet die Zertifizierung statt. Danach gibt es eine jährliche Erfolgskontrolle

und alle vier Jahre eine neue Überprüfung und Auszeichnung. Ganz in einem nachhaltigen Sinne wird das erreichte Label zu einem kon-tinuierlichen Entwicklungsprozess. (Websites EEA, Energiestadt, e5 Programm)

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Nachhaltige Quartiersentwicklung am Beispiel Neuhegi in Winterthur

Nachhaltige Quartierentwicklung (NaQu)Das Gemeinschaftsprojekt Nachhaltige Quar-tierentwicklung von den schweizer Bundesäm-tern für Energie BFE und für Raumentwicklung ARE soll ein Bewertungs- und Entscheidungs-werkzeug für die Gestaltung nachhaltiger Quartiere hervorbringen. Die Vision sieht vor, dass die Gebiete ressourcenschonend (2000-

Watt-Gesellschafts-kompatibel und mit kleinem ökologischem Fußabdruck) und wirtschaftlich (tragbare Finanzierung, langfristige Wirtschaft-lichkeit, Nutzungsmischung) sind und eine hohe Lebensqualität (ausgewogene soziale

Durchmischung, funktionierende Quartierstruk-turen, Partizipation der lokalen Akteure) bieten können. Die 2000-Watt-Fähigkeit wird also auch hier nur dem Umweltbereich zugeordnet und kann nicht für die Ausformulierung des gesamten Quartiers stehen. Die Auswertung ist in zehn Themenfelder mit Unterkriterien geglie-dert. Das Vorgehensmodell zeigt die Phasen der Quartierentwicklung: Bedürfnisabklärung › Ziele formulieren › Planung der Maßnahmen und des Gestaltungsplans › Umsetzung der Maßnahmen › Betrieb und Optimierung. Die Auswertung erfolgt als Spinnennetzdiagramm mit Zielerreichungsgrad und ist ähnlich dem

System des European Energy Awards. Dieses Werkzeug befindet sich momentan in der Ent-wicklung und Erprobung. Das Konzept soll in verschiedenen Stadien der Entwicklung ange-wandt werden können. (Websites Naqu)

Es kann einen schon verwundern, wie viele und vor allem unterschiedliche Herangehens-weisen es gibt. Deutlich zeigt sich hierbei, dass die Art und Weise der Betrachtung, der Blick-

winkel und der Lösungsweg sich beeinflussend auf das Ergebnis und die Systematik verhalten. Wenn nun ohne politische Absichten oder einen verschärften Fokus auf bestimmte Teil-aspekte auf das Vorhaben, ein nachhaltiges Quartier zu entwickeln, geblickt wird, welches sind die Notwendigkeiten, die eine solche her-leiten?

Diese Auflistung geht nicht auf eine Bewer-tung ein, sondern sucht nach den einzelnen notwendigen Faktoren und hat Thesen zum Ziel, die ein nachhaltiges Handeln für den Stadtplaner ermöglichen. Einzelne Punkte in den Kategorien können sich widersprechen

oder zum selben Schluss kommen, sich gegen-seitig aus- oder einschließen. Die Fokussierung liegt auf einer möglichen Ganzheitlichkeit.

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Analyse | Nachhaltige Quartiersentwicklung

3.2. Faktoren einer nachhaltigen QuartiersentwicklungIm folgenderen sind die einzelnen Faktoren in den vier Schwerpunkten für die nachhaltige Quartiersentwicklung aufgelistet.

3.2.1. Ökologie | Umwelt* Lokale UmweltrisikenBei der Planung des Quartiers und später beim Bau der Einzelelemente ist darauf zu achten, dass Risiken für die hiesige Umwelt vermieden werden und bereits begangene Verschmut-zung oder Zerstörung möglichst rückgängig gemacht werden. Ansässige Pflanzen und Tiere gilt es zu schützen. Bei unvermeidlicher Zerstörung von Lebensraum sind adäquate Ausgleichsflächen zu finden und neu anzule-gen. Es ist darauf zu achten, dass es zu keiner

Luftverschmutzung, Boden- oder Gewässer-verunreinigung kommt. Altlasten und Abfälle, die sich im oder auf dem Gelände befinden, sind abzutragen und gemäß den Bestimmun-gen zu deponieren. Bereits entstandene Bo-denschäden sollen behoben werden und der Grund darüber hinaus vor Verschmutzung und Schadstoffeintrag, sowie vor Erosion und Verdichtung geschützt werden. Sind Industrie-

nutzungen vorgesehen, sollten besondere An-forderungen gesetzt werden und Kontrollen stattfinden. Es dürfen nicht mehr Emissionen entstehen, als gesetzliche Grenzwerten vorge-ben. Allgemein gilt: Das natürliche Gefüge darf durch das Projekt nicht aus dem Gleichgewicht geraten.

* Einwirkungen auf Umwelt globalDie Wirkung des Vorhabens auf die weltweite Umwelt ist ebenso zu überprüfen. Das Quartier soll sich so verhalten, dass es weder zur Ver-stärkung des Treibhauseffekts, zur Versauerung von Böden und Gewässern, zum Ozonabbau und zu großem Ressourcenverbrauch beiträgt. Zudem soll eine Zerschneidung von Flächen, die Tieren und Pflanzen Lebensraum bieten, möglichst vermieden werden, denn das wür-de den allmählichen Entzug des natürlichen Lebensraumes bedeuten. Bei der Planung soll vielmehr darauf geachtet werden, was das entstehende Gebiet in puncto Nachhaltigkeit leisten kann.

* Klimaveränderung des GebietesBei der Überplanung ist zu bedenken, zu wel-chen Veränderungen des Klimas es durch die

Bebauung oder Neustrukturierung kommen kann. Große versiegelte Flächen und unbe-grünte Flachdächer heizen sehr stark auf. Das wirkt sich auf die Temperatur des Gebietes aus und es kann zu thermischen Verwirbelungen

kommen. Smog, ungewöhnliche Luftströme, übermäßig viel Staub in der Luft können die Folgen sein. Zudem wird beim Wegfall von Pflanzen die Sauerstoffproduktion vermindert. Diesen Problemen ist entgegen zu wirken, bei-spielsweise in Form von Bepflanzung, Gründä-chern und unversiegelten Flächen.

* Wechselwirkung mit NachbargebietenDa eine isolierte Betrachtung des Plangebietes

nicht zielführend sein kann, stellt sich immer die Frage, welche Wechselwirkungen und Sy-nergieeffekte mit den umgebenden Quartieren möglich sind. Die Infrastruktur kann unter Um-ständen ausgeweitet werden. Darunter fallen

nicht nur Straßen und Wege, sondern auch Anschlüsse, Versorgungseinrichtungen, Ener-gie- und Wärmenetze, gemeinschaftliche Ein-

richtungen oder eine Vernetzung von Grün-flächen. Eventuell ergeben sich daraus neue gemeinschaftliche Nutzungen oder Möglich-keiten. Wichtig ist ebenfalls, dass sich Bauten

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Nachhaltige Quartiersentwicklung am Beispiel Neuhegi in Winterthur

und Anlagen von Art der Nutzung, Größe und Körnung gut in Landschaft, Bestand und um-gebende Quartiere einpassen.

* Grünvernetzung | ArtenvielfaltEin wichtiges Augenmerk sollte darauf liegen,

den Tier- und Pflanzenbestand zu schützen und deren Lebensraum zu erhalten, je nach-dem sogar zusätzliche heimische Arten anzu-siedeln Wenn dies nicht einfach möglich ist, dann müssen anderweitig Flächen angeboten werden, die die entsprechenden Bedingungen bieten. Es ist sinnvoll, Grünzüge und -flächen auch quartiersübergreifend zu verbinden. Sie werden so zu Vernetzungselementen in Land-schaftsräumen und Korridore für die Fauna. Auch Waldflächen sind in Qualität, Größe und Funktion zu erhalten.

* Flächeninanspruchnahme | VersiegelungDie Strukturen sollen eine gewisse Dichte auf-

weisen und dadurch nur notwendige Flächen versiegeln, denn die übermäßige Versiegelung des Bodens hat diverse negative Auswirkungen zur Folge. Der natürliche Abfluss des Wassers soll erhalten bleiben. Hierbei kann eine Dach-begrünung als natürliche Versickerungsfläche

dienen und einen Teil der Funktion der vorhe-

rigen Brachfläche zurückgeben. Eine irreversib-le Bodennutzung ist zu vermeiden, damit eine Nachnutzung gesichert bleibt.

* Vorbereitung auf energieeffiziente BauweiseIm städtebaulichen Masterplan können bereits Faktoren berücksichtigt werden, die eine ener-

gieeffiziente Bauweise erleichtern. Dazu zählen beispielsweise die Ausrichtung von Gebäuden und ihre gegenseitige Verschattung. Solare Zu-gewinne und eine optimale Ausrichtung für Photovoltaik und Solarthermie können früh-zeitig eingeplant werden. Aber auch ein ge-meinschaftlich genutztes Nahwärmenetz kann angedacht werden. Und mit Bestimmungen können Energiestandards verpflichtend vorge-schrieben werden.

* Materialwahl Die gewählten Materialien sollen ressourcen-schonend hergestellt und mit wenig grauer Energie behaftet sein, also kurze Transport-wege und wenig aufwändige Verarbeitung

vereinen. Im besten Falle handelt es sich um regionale, gut verfügbare, langlebige, schad-

stoffarme und mit erneuerbarer Energie pro-duzierte oder aufbereitete Materialien.

* PrimärenergiebedarfDer Umwandlungsfaktor von Primärener-giebedarf zu Endenergie und schließlich zur

eigentlichen Nutzenergie soll durch Effizienz-steigerung, gerade bei elektrischen Geräten, stark gesenkt werden. Um das zu erreichen kann auch die Abwärme beispielsweise von

Computern, genutzt werden.

* Deckung EnergiebedarfDie Elektrizität und Wärme, die das Quartier verbraucht, sollen zum größtmöglichen Teil

vor Ort gewonnen werden. Es ist abzuklären, welche regenerativen Energien innerhalb des Gebietes gewonnen werden können. Liegen

Potenziale für Wind, Wasserkraft, Biomasse, Photovoltaik, Solarthermie verborgen oder kann durch Industrieprozesse entstandene

Abwärme genutzt werden. Überschuss kann in das Netz eingespeist oder, möglicherweise in Form von Elektroautos, gespeichert werden.

* Rückbaubarkeit | WiederverwertbarkeitDie eingesetzte Materialien sollen sich bei ei-

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Analyse | Nachhaltige Quartiersentwicklung

nem späteren Rückbau wieder in ihre einzel-nen Bestandteile auftrennen lassen und wie-derverwendet oder anderweitig verwertet werden können. Hierbei gilt es vor allem in klar getrennten Schichten zu denken. Auch beim Bau können bereits Recyclingprodukte zum Einsatz kommen. Beispielsweise als Zuschlag-stoffe.

* Ressourcenschonende Infrastruktur Straßen und Wege sollen nur so breit als nötig ausgebildet werden und, wenn möglich, soll-te man auch über eine alternative Belagsform

zum Asphalt nachdenken. Wege können auch bekiest, Straßen gepflastert, Parkplätze können gestapelt oder unter das Gebäude verlegt werden. Im Außenbereich sind sickerfähige

Beläge oft ausreichend. Allgemein gilt: Grün-züge möglichst nicht zu durchschneiden und Verkehrsverbindungen an günstigere Stellen zu legen.

* Regenwassermanagement | Natürliche WasserkreisläufeEin überlegtes Ableiten des Regenwassers kann durch Trennung zwischen Schmutz- und Regenwasser die Kanalisation entlasten und

darüberhinaus als Nutzwasser günstige und ökologische Alternative für Garten und Toilet-te sein. Am besten wäre eine natürliche Ver-sickerung, aber auch eine Retentierung über Flachdach wäre möglich und von dort aus die Einleitung in den natürlichen Wasserkreislauf.

Diese Wasserrückhaltemaßnahme kann aber auch einfach nur eine temporäre Entlastung des Abwasserkanales sein, da der Niederschlag erst zeitverzögert abgegeben wird. Eine andere Möglichkeit ist das Sammeln in Zisternen oder gar einem Quartierssee, der als Überstaubecken dient, um von dort aus langsam aufgebraucht zu werden. Für die natürlichen bestehenden Wasserkreisläufe gilt: Keine Unterbrechung, nicht in Kanäle zwängen, unterirdisch umlei-ten und Verschmutzung vermeiden. Ein natür-licher Ablauf von Regen- und Schmelzwasser ist sicherzustellen, denn damit ist unweigerlich die Flora und Fauna des Gebietes verbunden.

3.2.2. Ökonomie | Wirtschaft* Flächenbedarf

Um der Zersiedelung der Landschaft und Ver-siegelung von Flächen entgegen zu wirken, soll der Verbrauch an Fläche minimiert werden, was eine sehr effiziente Nutzung voraussetzt. Eine an-gebrachte Dichte soll geschaffen werden, die al-lerdings noch Freiraum im Quartier zulässt. Abtra-gung von Material soll nur zweckmäßig erfolgen und nur unter Rücksichtnahme auf die Umwelt. Möglichkeiten zur nahen Wiederverwendung sind zu suchen. Auch die Wohnraumfläche pro Person darf nicht weiter steigen. Kleinere Grund-risse mit sinnvoller Gestaltung und flexiblen Nut-zungsmöglichkeiten werden benötigt.

* InvestitionskostenDie Investitionssumme soll dem entstehenden

Quartier angemessen sein. Nicht die finanzielle Bereicherung für den Moment steht im Vorder-grund, sondern die Dauerhaftigkeit der Struktur und Langlebigkeit der Einzelobjekte. Das Allge-meinwohl muss im Vordergrund stehen und als Rechtfertigung des Projektes für die Stadt dienen. Wichtig ist die Minimierung externenr Kosten, die Investition soll voll umfänglich in das Gebiet fließen.

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Nachhaltige Quartiersentwicklung am Beispiel Neuhegi in Winterthur

* Lebenszykluskosten Nicht nur die Kosten für die Erstellung sondern auch Projektentwicklung und Vorplanung, Unterhalt, Wartung, Sanierung bis hin zum

Rückbau sind zu beachten und im Sinne einer ganzheitlichen und nachhaltigen Planung zu

überprüfen. Nur wenn zu Beginn der Konzep-tion schon auf die Nachhaltigkeit geachtet wird und die Kosten kalkuliert werden, ist der größt-mögliche Effekt zu erzielen. Bei einem Quartier

ist auch zu bedenken, dass einige Lebenszyklen sehr lang werden, wie beispielsweise die der darauf errichteten Gebäude und andere kürze-re Erneuerungsrhythmen haben, wie Straßen oder Leitungssysteme.

* Öffentliche InvestitionenGelder aus der öffentlichen Hand schaffen ein Grundgerüst für das Quartier und lenken die

Entwicklung in gewünschte Bahnen. Vor allem für kulturelle, bildende und gesundheitliche Einrichtungen muss die Stadt einstehen, aber auch für Anschlüsse der öffentlichen Verkehrs-

mittel. Hiermit besteht die Möglichkeit, das Inte-resse des Allgemeinwohls zu vertreten, zudem schafft es sowohl eine Attraktivität für private Investoren, als auch für Gewerbe und Industrie.

Die Rahmenbedingungen sind im öffentlichen Interesse formbar und es kann ein gewolltes Quartiersimage hergestellt werden.

* Wertstabilität | EinnahmensicherheitUm den Wert des Quartiers und der Gebäude zu erhalten und sichere Einnahmen zu gewäh-ren, ist es wichtig, dem Gebiet eine bleibende Attraktivität zu geben. Der Bevölkerungs- und

Arbeitsplatzbestand muss stabil bleiben oder gar einen kontinuierlichen Zuwachs erleben. Um das zu erreichen, spielen viele Einzelfakto-ren, zum Teil unabhängig voneinander, mit. Beispiele dafür sind: Einfache Umnutzbarkeit und Flexibilität bei sich verändernden Struk-turen, beispielsweise im Grundriss, niedrige Betriebskosten durch einen hohen energeti-

schen Standard, gute und gepflegte Bausubs-tanz mit eingehaltenen Sanierungsintervallen,

sowie neue technische Investitionen, wenn diese nötig und rentabel sind, aber auch eine innovative Denkweise und Erweiterungsmög-lichkeiten.

* VermarktungEine frühe Vermarktung des Geländes bringt

Planungs- und Finanzierungssicherheit. Das

gebildete Image des Gebiets und die Zu-kunftsaussichten können dabei helfen. Bei der Vermarktung sollte genau darauf geachtete werden, welche Investoren, Branchen und

Denkweisen man sich in das Quartier holt. Sie sind zum einen der Motor, zum anderen liegen hier aber auch Gefahren, da Profitdenken und Allgemeinwohl oft nicht dieselben Ziele haben. Die Stadt muss hier ausloten können und die Rechte und Pflichten deutlich machen.

* Umnutzbarkeit | ErweiterungsfähigkeitWechselnde Nutzungen, sowie sich verän-dernde Lebensformen und -vorstellungen erfordern eine möglichst flexible Nutzbarkeit

und eine Struktur, die Änderungen, respektive Modifikation zulässt und erweiterungsfähig ist.

Dies lässt den Eigentümern Handlungsspielräu-me und erhöht Wert und Attraktivität.

* Integrierte PlanungFrühe integrierte Planung mit allen Beteiligten spart Zeit und Geld und führt zu einem quali-

tativ besseren Ergebnis, sowie zufriedeneren Beteiligten. Erforderlich dafür ist eine gute Ko-ordination und der Wille, am Anfang etwas mehr zu leisten, um alles in gedachte Bahnen

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Analyse | Nachhaltige Quartiersentwicklung

zu leiten und den Mitwirkenden einen Informa-tionsstand zu geben. Das zu erzielende Resultat ist früh zu definieren, um alle Planungsschritte darauf auslegen zu können.

* StandortqualitätenDie Qualitäten und Besonderheiten, die der be-treffende Standort mit sich bringt, sollten analy-siert und herausgearbeitet werden. So lässt sich das Quartier optimal nutzen und Entwicklungs-potenziale können ausgeschöpft werden. Da-rüberhinaus sollten die nötigen Bedingungen

für die gewünschte Wirtschaftsentwicklung ge-schaffen und die jeweils geeigneten Standorte dafür generiert werden. Arbeitskräfte vor Ort anzusiedeln bedeutet zum Einen, die Möglich-keit zu bieten, Wohnen und Arbeiten durch kurze Wege miteinander zu verbinden und zum Anderen bleibt die Kaufkraft im Quartier selbst, was eine weitere nachhaltige Auswir-kung hat.

* Risiken am MikrostandortMögliche Risiken sind zu berücksichtigen und adäquate Maßnahmen, wie beispielsweise ge-

gen starke Wettereinflüsse, Erdbeben, Strah-lung und Überschwemmungen, zu ergreifen.

Sicherheit und finanzieller Mehraufwand müs-sen im Verhältnis zu dem gewünschten Ergeb-nis und dessen Wert stehen.

* WirtschaftsförderungEine wirtschaftliche Förderung, unter dem Vorbehalt von Auflagen, wie Umweltverträg-lichkeit, Emissionsminimierung oder erhöhtem

Gebäudestandard, kann gewollt und mehr-fach dienlich sein. Das Ziel liegt hierbei auch auf der Rückfinanzierung durch das Ankurbeln der Standortentwicklung mit neuen Arbeits-plätzen und Steuereinnahmen. Aber auch das Prestige und der Vorbildcharakter des Gebiets sind förderlich.

3.2.3. Soziokultur | Gesellschaft* Soziale Vielfalt | Durchmischung | Integration

Durch eine Durchmischung sozialer und finan-ziell unterschiedlich gestellter Schichten und der Integration von ethnischen, religiösen und demografischen Gruppen entsteht ein stabiles

Gefüge, welches die Akzeptanz und den ge-genseitigen Respekt fördern. Der Aufbau der Gesellschaft zeichnet sich im kleinen Maßstab ab. Es entstehen keine Monokulturen mit deren bekannten Problemen, wie: Ghettoisierung, Se-gregation, Isolation, Gentrifizierung. Vielmehr wächst ein ganzheitlicher Lebensraum, der allen differenzierten Ansprüchen von Bewoh-nern, Beschäftigten und Besuchern gerecht werden kann.

* Nutzungsvielfalt | BedürfnisanalyseUm eine optimale Funktion des Quartiers zu gewährleisten, ist es notwendig, die entste-henden Bedürfnisse zu erkennen und die ent-sprechenden Nutzungen vorzusehen. Dies gilt sowohl für die Art, als auch die Menge an dies-bezüglichen Einrichtungen. Maßgeblich dafür

ist zudem die vorgesehene Ausrichtung des zu entwickelnden Gebietes. Bei einem Wohn-

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Nachhaltige Quartiersentwicklung am Beispiel Neuhegi in Winterthur

gebiet sollen unterschiedliche Wohntypen die erwähnte Durchmischung ermöglichen, aber auch an den Bedarf und die Versorgung der Menschen ist zu denken. Benötigt werden Ge-schäfte, Bildungseinrichtungen, Freiraum und

vieles mehr. Vielfalt und eine gewisse Flexibilität ermöglichen es, sich bei verändernden Rah-menbedingungen der eigenen Verhältnisse

im gleichen Gebiet neu zu orientieren, privat als auch geschäftlich.

* Aufenthaltsqualität | Räumliche IdentitätDie Qualitäten des gemeinschaftlichen wie auch privaten Aufenthaltes sollen differenziert sein und allen unterschiedlichen Ansprüchen

etwas bieten können. Ziel ist die Schaffung unterschiedlicher Orte im Quartier. Die öffent-lichen Flächen sollen allen zugänglich sein, um hierdurch Akzeptanz wie auch Sicherheit zu fördern, aber verschiedene Charaktere besitzen und dadurch bestimmte Gruppen

eventuell eher ansprechen. Die Ausformulie-rung kann sehr unterschiedlich sein, soll aber Identität schaffen.

* Kommunikation | KontaktUm die Begegnung zu fördern, sind Gemein-

schaftsräume, Kommunikationsorte oder ande-re Möglichkeiten des geplanten und zufälligen Kontaktes vorzusehen. Diese soll in unterschied-lichen Größenordnungen geschehen. Was in einer Wohnung der öffentliche Bereich des Kochens und Wohnens ist, kann in einem Ge-bäude die Ausformung der Erschließung sein oder die Gestaltung des Zugangs, für das Ge-

biet gesehen Freiflächen, Einrichtungen für die Gemeinschaft, Institutionen. Diese Orte sollen möglichst prägnant sein.

* Soziokulturelle StrukturenZur Organisation des Quartiers gehört auch die Planung der benötigten, respektive gewünsch-ten sozialen und kulturellen Einrichtungen und

Angebote. Darunter fallen einige unter staat-liche Trägerschaften und müssen besonders

berücksichtigt werden, wie beisspielsweise Ein-richtungen für Bildung, Gesundheitsversorgung und allgemeine Förderung. Andere entwickeln sich allmählich durch Angebot und Nachfrage. Um den Charakter eines Quartiers nicht zu ge-

fährden, sollte sich die Stadtplanung herausneh-men können, gegebenenfalls Nutzungen oder Einrichtungen abzulehnen, sollten diese der ge-wünschten Entwicklung nicht zuträglich sein.

* SicherheitBeim Planen des Quartiers sollte Sicherheitsas-pekte berücksichtigt werden. Diese beginnen

bei der Organisation des Gebietes in seiner Struktur, Durchwegung, Publikumsmenge und vor allem der Beleuchtung. Diese stellt einen großen Faktor dar, ob man sich bei Dunkelheit sicher fühlt und sich frei bewegen kann. Dazu tragen aber auch übersichtliche Straßenfluch-ten und Plätze bei, sowie Abstandsflächen zu

höherer Vegetation, Gebäudeversprüngen oder Wasserläufen. Bereits bei den Bauphasen muss auf diesen Aspekt Rücksicht genommen werden. Auch die Auswahl der Materialien trägt zur körperlichen Sicherheit bei.

* Sauberkeit | LärmbelastungAuf die Bedürfnisse der jeweiligen Quar-tiersnutzungen ist einzugehen. Während

Sauberkeit und geminderte Lärmimmission in einem Wohnbereich die Lebensqualität enorm erhöhen, ist dies in anderen Bereichen nicht so nötig und je nachdem auch gar nicht möglich. Es gilt also, Nutzungen mit ähnlichen Ansprü-chen an bestimmten Punkten zusammen zu fassen und die Auswirkungen der einzelnen Bereiche aufeinander zu überprüfen. Störende

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Analyse | Nachhaltige Quartiersentwicklung

Einflüsse sollten aus Wohnbereichen möglichst fern gehalten werden.

* GesundheitsrisikenAuftretende Einflüsse aus Umwelt oder menschlicher Einwirkung sollen so gering als möglich gehalten werden, besonders wenn sie als Gesundheitsrisiko gelten. Durch nahe Indus-trie kann es beispielsweise zu Luftverschmut-zung, durch Natureinwirkung zu Erschütte-rung, Strahlung, Überschwemmung kommen. Die Nutzung ist an die Gefahren anzupassen und mögliche Maßnahmen sind zu treffen. Der Schutz von Menschen steht immer über dem Interesse einzelner.

* Freiflächen | NaherholungsmöglichkeitFür Bewohner, Besucher und Beschäftigte ist es wichtig, neben Gebäuden und Einrichtun-

gen auch Freiflächen vorzufinden, die zu Erho-lung und Abwechslung beitragen. Dabei kann es sich sowohl um Grünflächen oder Parks als auch um befestigte Flächen für Gastronomie-betrieb, sportliche Aktivitäten oder als Platzge-

staltung handeln. Gerade naturnahe bepflanzte Bereiche bieten einen besonderen Erholungs-faktor und können schnell und auf kurzem

Wege zum Wohlbefinden erheblich beitragen. Wichtig dabei ist es, geeignete Bodenflächen zu erhalten, aus mehr als nur praktischer Sicht,

und sich an einer langfristigen Entwicklung orientieren. Kleine Bäume werden eines Tages groß, angelegte Flächen werde, langsam von der Natur zurückerobert. Bei Möglichkeit und

Interesse ist es auch immer eine Überlegung wert, Fläche für landwirtschaftlichen Anbau oder Gartenbau bereit zu stellen.

* Barrierefreiheit | ZugänglichkeitZu Beginn der Planungen ist zu definieren, wie viel öffentliche Fläche, vor allem wie viel Freiflä-che ausgewiesen werden soll. Diese sollte mög-

lichst allen Bewohner zur Verfügung stehen. Alle öffentlichen Räume und Flächen, sowie ein festzusetzender Prozentsatz an privatem Raum müssen barrierefrei erreicht werden können. Dies bedeutet auch, dass Belagsmaterialien besonders rollstuhlfreundlich ausgesucht und glatte Ober-flächen im Außenbereich vermieden werden. Der demografische Alterungsprozess fordert dies immer mehr. Und da jetzt für die Zukunft geplant wird, gewinnen solche Aspekte zunehmend an Bedeutung. Öffentliche Bereiche sollten auch be-sonders als solche wahrgenommen werden.

* Zwischennutzungen Um das Gebiet nach außen zu tragen, gleich-zeitig Menschen hineinzuziehen und Über-gänge zu überbrücken, sind temporäre als

auch längerfristige Zwischennutzungen eine gute Möglichkeit. Das Quartier erhält einen Be-kanntheitsgrad nach außen, es kann abgetas-tet werden, was einmal gebraucht wird oder einfach was ankommt. Es gibt den Menschen

die Chance, etwas auszutesten. Hierbei kann es sich um fast jede denkbare Nutzung handeln, die mit den bestehenden oder übergangswei-sen Verhältnissen auskommt.

* Ausrichtung | Anordnung

Die städtebauliche Planung entwickelt den Charakter des Quartiers. Die Anordnung der Gebäude, ihre Nutzung und die Höhe unterlie-gen dieser genauso, wie ihre Ausrichtung, die später im Optimalfall passiv oder aktiv solar aus-genutzt werden kann. Und auch das Verhältnis von Bebauung und Freifläche, wo sich letztere befinden und zu einem gewissen Grad bereits

wie sie ausgeformt werden, beinhaltet die Mas-terplanung. Hier können bereits in einem sehr frühen Stadium Weichen gestellt werden.

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Nachhaltige Quartiersentwicklung am Beispiel Neuhegi in Winterthur

* Städtebauliche Ausmaße und EinbindungDie anzustrebende Dichte und Bebauungs-art bestimmen die Maßstäblichkeit. Es sollte

grundsätzlich am menschlichen Maßstab ge-messen und eine moderate Dichte angestrebt werden. Gebäudehöhen und Abstandsbreiten sollen keinen beengenden Eindruck erwecken. Offene Flächen sollen auch zur Entspannung für das Auge beitragen. Das ist gewiss ein sehr

subjektives Empfinden. Oft kann auch eine bestimmte Harmonie und Einbindung mit den umgebenden Quartieren eine Annähe-

rung sein. Zumindest an den Rändern ist ein gewähltes Eingehen auf den Bestand von Be-deutung.

* Zustand | ImageDer Charakter des Gebiets prägt sein Image nach außen hin. Es sind viele Faktoren, die

diesen zu einem Ganzen fügen und er wird auch von unterschiedlichen Menschen anders empfunden. Es ist wichtig, sich vorher im Klaren darüber zu sein, wie sich das Quartier präsen-tieren soll, welche Besonderheiten es aufweist, wo es prägnante Stellen gibt, die hervorgeho-

ben werden können. Die Menschen, die das Gebiet beleben, machen einen großen Teil aus.

Aber auch Einrichtungen, Grünflächen oder Bestand, der erhalten wird und die Geschichte des Ortes erzählt.

* Weiterverwendung von BestandBereits im Quartier existente Dinge, wahrge-nommen werden hier hauptsächlich Gebäude, können Identität stiftend sein und es ist immer eine Überlegung wert, sie weiterzuverwenden. Wichtig ist ist es, bestehende Gebäude oder andere Zeitzeugen in das neue Ganze einzu-binden, ihren Charme zu wahren, sie jedoch nutzungs- wie sanierungstechnisch zu über-holen. Hierfür können Gebäude auch unter

Denkmalschutz gestellt werden. Da Sanierun-gen meist aufwendiger und teurer sind, ist dies im Vorhinein zu beachten.

* PartizipationDie Beteiligung betreffender Gruppen an der Planung, kann die Akzeptanz für das Entstehen-de ganz erheblich fördern. Die Identifikation wächst stark, wenn Beteiligung stattfindet und mitgestaltet werden kann. Die Wertschätzung

für ein Produkt, dessen Entstehungsprozess begleitet wird, steigt genauso wie der Wille zu Erhalt und Pflege. Eine angemessene Einbin-

dung im Umfang der Möglichkeiten kann alle Seiten zufrieden stellen. Der Mitwirkende kann

seine individuellen Vorstellungen mit einflie-ßen lassen, Knüpft Kontakte, versteht Entwick-lungsgänge. Der Planende fertigt ein Ergebnis, das funktioniert und angenommen wird. Der Investierende kann von der Benutzung und dem schonenderen Umgang sogar finanziell profitieren.

* Politische Anreize Um eine gewünschte Entwicklung zu fördern und anzukurbeln, können von politischer Seite

aus verschiedene Maßnahmen ergriffen wer-den. Transparenz und eine systematische Auf-klärung der Bürger fördern Interesse, Akzep-tanz und Bewusstsein. Kleine Aktionen können ein Angebot der Stadt für ihre Einwohner und Interessierte von außen sein. Dabei kann auch

untersucht werden, welche Wünsche und Vorstellungen bestehen. Um gezielt zu fördern, können Subventionen ins Spiel kommen. Diese können ein Motor für eine bestimmte Entwick-lung sein, sollten aber nie auf Dauer eingesetzt werden. Sobald der angestrebte Prozess be-ginnt, sich zu verselbständigen und rentabel zu werden, sind Subventionsmaßnahmen über-

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Analyse | Nachhaltige Quartiersentwicklung

flüssig und können anderweitig eingesetzt wer-den. Eine zielorientierte Einspeisevergütung für Strom aus erneuerbaren, inländischen Quellen kann das Angebot lenken und passt sich an die momentan herrschenden Notwendigkei-ten an. Forschungsförderung kann zusätzlich richtungsweisend eingesetzt werden.

* Politische Eingriffe Es gibt ebenso Möglichkeiten, eine gewoll-te Entwicklung vorzugeben und Beteiligte

dazu zu bringen, diese nachzuvollziehen. Am schwierigsten neu zu gestalten, aber auch am

effektivsten, sind Gesetze. Aber auch finanzielle Abgaben, wie Steuern oder Umweltabgaben, beispielsweise eine Lenkungsabgabe, tragen zur Regulierung und Steuerung in gewollte Richtungen bei. Wirtschaftliche Belastungen greifen hier meist sehr schnell. Technische

Richtlinien können ebenfalls die gewollte Ent-wicklung ankurbeln. Es können aber auch be-

stimmte festgeschriebene Forderungen sein, wie die Umsetzung eines ausgearbeiteten Masterplans oder der energetische Standard der Gebäude.

* Konzepte überprüfen | Vergleiche

Um Möglichkeiten auszuloten und verschieden Entwicklungsszenarien zu überprüfen, lohnt sich immer eine kritische Hinterfragung der

Konzepte von unterschiedlichen Fachleuten. Vergleiche können durch ein Wettbewerbs-verfahren gezogen werden. Unterschiedliche Planungen zeigen nicht nur die Machbarkeit und die Chancen auf, sonder auch Probleme oder bisher nicht bedachte Punkte.

* Geforderte Qualität überprüfenDie nach der Vorplanung festgesetzten Ziele müssen ständig auf Einhaltung überprüft wer-den. Sich verändernde Rahmenbedingungen

müssen immer auf das laufende Planungser-gebnis überprüft werden und gegebenenfalls sind Anpassungen vorzunehmen. Wichtig ist die langfristige Sicht, denn ein geformtes Quar-tier wird für einen langen Zeitraum existieren. Der Stadt an sich, wie auch ihren Bürgern ist

eine Qualität geschuldet und deren Umset-zung ist zu kontrollieren.

3.2.4. Infrastruktur | Verkehr und Versorgung* ÖV-Infrastruktur

Ein gut ausgebautes Netz öffentlicher Verkehrs-mittel mit ausreichend Haltestellen und einer angemessenen Taktung, vor allem zu Stoßzei-ten und bei großen Dichten, ist unverzichtbar.

Damit wird eine verkehrsbewusste Lebenswei-se ermöglicht und Zwangsmobilität, in Form von Pendeln mit Individualkraftfahrzeugen, größtenteils vermieden. Gerade für Familien

mit Kindern ist dies auch eine große Entlastung und für die Jugendlichen selbst ein gewisser Grad persönlicher Freiheit. Das Verkehrsnetz, es kann aus verschiedenen Mitteln, wie Bus, Bahn, S-Bahn, Tram, bestehen, muss entweder wirtschaftlich tragbar oder städtisch subventio-niert sein. Letzteres kann beispielsweise durch Parkierungsgebühren teilweise gegenfinanziert werden.

* Individuelle Infrastruktur Fahrzeuge Ein funktionsgerechtes Straßennetz wird in jedem Fall benötigt, denn die Erreichbarkeit

und Anfahrbarkeit der Wohn- und Arbeitsstät-ten muss gewährleitet sein. Jedoch kann dies

mit minimalem Flächenverbrauch und unter

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Nachhaltige Quartiersentwicklung am Beispiel Neuhegi in Winterthur

Einsatz möglichst umweltfreundlicher, wie-derverwertbarer Materialien und sparsamem Umgang mit Ressourcen erfolgen. Es soll also funktional, aber so reduziert wie möglich sein.

So können mehr Menschen dazu bewegt wer-den, auf öffentliche Verkehrsmitte oder Fahrrad, respektive Fuß und Fahrgemeinschaften umzu-steigen. Ein Fortschritt in dieser Beziehung sind auch Car-Sharing Modelle. Nicht besitzen son-dern benutzen ist hier das Motto. Das Parkplatz-angebot sollte abgestimmt werden, auf das prognostizierte, wie auch auf das erwünschte Verkehrsaufkommen und die Notwendigkeit von Stellplätzen muss überprüft werden. Bei funktionierenden öffentlichen Verkehrsmittel, benötigt nicht jede Wohnung einen Stellplatz und autofreie Siedlungen können so gefördert werden.

* Langsam- und VeloverkehrDas Wegenetz für den Fahrrad- und Fußgän-gerverkehr muss gut ausgebaut, funktional, sicher und attraktiv sein. Zudem sollte es an

die umgebenden Quartiere und die wichtigs-ten Knotenpunkte und Zentren angeschlos-sen werden. Die Sicherheit an Kreuzungen ist sehr wichtig, gerade auch um Kindern einen

gefahrlosen Verkehrsweg zu bieten. Eine per-sönliche Grundversorgung sollte auch via Rad

oder per Fuß erreichbar sein. Anstatt das ei-gene Rad überall dabei zu haben und für die Reparaturen zuständig zu sein, könnte auch ein Fahrrad-Leih-System nach Vorbild großer Städte angedacht werden. Hier kann man an vielen verschiedenen Punkten ein Fahrrad leihen und es an anderen Stellen wieder zu-rückgeben. Man wird Mitglied und legitimiert sich und kann dann dieses System nutzen, was sehr attraktiv wird, wenn man zum Beispiel erst Fahrten über einer halben Stunde bezahlen muss.

* VerkehrssicherheitEgal um welches Fortbewegungsmittel es sich handelt, die Sicherheit steht an oberster Stel-le. Gerade an Punkten wo sich einzelne oder mehrere Verkehrsmittel kreuzen, ist auf eine Trennung oder gegebenenfalls auf eine ein-deutige Regelung zu achten. Aber auch die Wege und Straßen selbst müssen sicher aus-geführt sein.

* BeleuchtungDie Beleuchtung eines Quartiers ermöglicht

die nächtliche Orientierung und trägt somit auch zur Sicherheit bei. Sie kann Orte hervor-heben und prägt Raumeindrücke und Empfin-dungen. Sie ist genau zu planen und möglichst über regenerative Energiezufuhr zu versorgen. Als Gestaltungselement kann Licht selbst zur Kunst werden.

* Erschließung Erholungs- und FreizeitangeboteÖffentliche Flächen sollen mit minimalem Land-schaftsverbrauch und schonend erschlossen werden, was auch beinhaltet, dass sich eine Haltestelle des ÖV in unmittelbarer Nähe befin-det und der Fahrrad- wie auch Fußgängerver-kehr direkt angeschlossen ist. Verkehrsintensive Einrichtungen sollen sich auf geeignete Stand-orte außerhalb der Erholungszonen beschrän-ken. Somit kann das Bewusstsein für Umwelt und Natur gestärkt werden.

* Verkehrsanbindung an Netz der StadtNicht nur die innerquartierliche Erschließung ist von Bedeutung, sondern auch die Verkers-anbindung an das Netz der Stadt und über die Stadtgrenzen hinaus an den Regionalverkehr, sowie zu wichtigen regionalen und überregi-

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Analyse | Nachhaltige Quartiersentwicklung

onalen Zentren. Diese Verbindungen tragen maßgeblich dazu bei, dass auf ein eigenes Fahrzeug ohne Qualitätseinbußen verzichtet werden kann.

* Technische VersorgungsinfrastrukturZu- und Ableitungen der notwendigen Ver-sorgunginfrastruktur sind so zu planen und be-reit zu stellen, dass sie von jedem Grundstück aus einfach angeschlossen werden können und bei der Maximalauslastung des vorher-

sehbaren Zustandes noch gut funktionieren. Sicher benötigt werden: Trinkwasserzuleitung, Abwasserableitung, Stromversorgung, Tele-fonnetzanschluss. Je nach Gebiet angeboten werden zudem: Gasanschluss, Kabelfernsehen, getrennte Ableitung nicht verschmutzten Nie-derschlagwassers, Wärmenetze, Kommunikati-onsnetze. Das Angebot kann hierbei auch die Absichten lenken, indem man die Abnahme anbietet oder zwingend vorschreibt.

* AbfallmanagementEine effiziente Abfallwirtschaft in der stark auf die Trennung geachtet wird und Wertstoffe herausgefiltert werden, ist unumgänglich. Die kostenpflichtige Bereitstellung von Behältnissen

und der organisierte Abtransport sind nicht ausreichend. Eine umfassende Aufklärung der Bürger über die richtige Trennung und das Fördern eines sich entwickelnden Bewusstseins für die selbstverursachte Menge und Qualität an Müll und die Aufteilung in Recyclingklassen

sind notwendig. Auch die Abfallentsorgung auf öffentlichen Flächen im Gebiet ist zu regeln.

* WasserkreisläufeVerschiedene Wasserkreisläufe sind zu koor-dinieren und ökologisch abzuhandeln. Eine

umweltgerechte Entnahme, Aufbereitung und schließlich die gesicherte Versorgung an ge-sundem Trinkwasser ist zu gewährleisten. Das anfallende Abwasser ist zu sammeln, eventuell

unter Gewinnung von Abwärme abzuleiten und so wiederaufzubereiten, dass es rück-stands- und gefahrlos in natürliche Gewässer wiedereingeleitet werden kann. Die Grund-wasserqualität soll erhalten oder gar verbes-

sert werden. Der Grundwasserspiegel und die Wassermenge von fließenden oder stehenden Gewässern sind auf ihrem natürlichen Niveau zu halten. Eine Systemtrennung von Schmutz-

und Regenwasser und eine dadurch mögliche natürliche Versickerung können ein Schritt sein.

Bei starker Versiegelung und viel anfallendem Niederschlagswasser ist es lohnenswert, Rück-

halte- und Sammelmöglichkeiten für Regen-wasser zur Nutzung in Toiletten, im Garten und für die Wäsche anzudenken.

* EnergieversorgungEine ausreichende und sichere Gewinnung sowie Verteilung von Energie ist zu gewähr-leisten. Das Netzt soll möglichst dezentral, regi-onal und ökologisch versorgt werden. Dabei sind Effizienz und erneuerbare Energien zu bevorzugen und zu fördern. Verschiedene

Energiemixe geben Wahlmöglichkeit, fördern die Auseinandersetzung mit dem Thema und können eine finanziell wie ökologisch maßge-schneiderte Versorgung bieten.

* Energietechnik | MöglichkeitenZusätzliche Potenziale zur Energiegewinnung

innerhalb des Quartiers oder gebietsnah in Form von Wärme oder Strom müssen erkannt und ausgenutzt werden. Diese können sein: Windkraft, Wasserkraft in umgebenden Ge-wässern, Geothermie, Solarpotenzialflächen, Abwärme der Kanalisation, Abwärme aus produzierendem Gewerbe, Biomasseanlage

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Nachhaltige Quartiersentwicklung am Beispiel Neuhegi in Winterthur

und notwendige Nutzflächen. Zudem können Elektroautos flexibel als Batterien für momen-tan überschüssigen Strom genutzt werden und Beispielsweise in einem Car-Sharing Projekt an-geboten werden.

* Versorgungsinfrastruktur täglicher BedarfDas Quartier soll möglichst alles bereithalten können, was Dinge des täglichen Bedarfs sind. Die Wege können so kurz gehalten werden, was verschiedene positive Effekte mit sich bringt: Reduzierung von Verkehr, Zeitersparnis, Zufriedenheit, soziale Durchmischung, Förde-rung von Kleingewerbe, Quartiersaktivierung und verbleibende Kaufkraft. Entsprechende Gewerbeeinheiten sind verpflichtend vorzuse-hen und die Mieten, respektive Steuern anzu-passen.

3.3. Thesen einer nachhaltigen Quar-tiersplanungAus der Betrachtung der differenzierten Fak-toren ergeben sich neun Thesen, die für eine nachhaltige Quartiersentwicklung unabding-bar sind. Sie greifen in mehrere Schwerpunkte gleichzeitig ein und verknüpfen diese somit auch. Denn weder eine besondere Entwick-lung der Ökologie, noch Ökonomie, Soziokul-tur oder Infrastruktur kann isoliert angegangen erfolgreich sein.Wichtig ist es, Ziele bereits zu Beginn zu for-mulieren und auch zu hierarchisieren, um im Konflikt einen klaren Leitfaden zu besitzen. Die-se Ziele müssen während der Planung stets im

Blick behalten werden, denn eine Weichenstel-lung erfolgt sehr früh und einmal angefangen, können viele Dinge nicht mehr revidiert wer-den. Dies bedeutet, dass alle Grundgedanken der Planung nachhaltig ausgerichtet sein müs-sen und ein ganzheitlicher Prozess entwickelt werden muss.

1. Partizipation und Kommunikation schaf-fen Akzeptanz und erhöhen die langfristi-gen Erfolgsaussichten.Eine frühe Einbeziehung aller Beteiligten in den Planungsprozess und eine aktive Transpa-renz führen zu Beteiligung, mehr Engagement und größerer Akzeptanz. Eine breitere Ideen-entwicklung durch verschiedene Akteure mit unterschiedlichen Perspektiven erweitert Hori-zonte und gibt jedem das Gefühl, ein ernst ge-nommenes Mitglied und ein wichtiger Teil der Planung zu sein. Ein solches Mitwirken schafft Zufriedenheit und führt zu einer erfolgreichen

Entwicklung. Ein ganz eigenes Image kann geprägt werden, dass eine in allen Punkten

durchdachte Entwicklung erfährt.

Beispiele möglicher Maßnahmen:* Planungsschritte offen legen* regelmäßige Information über Tagespresse und Stadtblatt* Homepage mit Interaktion und grafisch pas sendem Image, übersichtlich und regelmä ßig aktualisiert* runder Tisch und Aktionstreffen I nteressierter* öffentliche Stadtratssitzungen

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Analyse | Nachhaltige Quartiersentwicklung

* Aufnahme von Meinungen und Ideen * Anlaufstellen bilden* Aktivitäten um Menschen das Quartier näher zu bringen* klären welche Einrichtungen benötigt und gewünscht werden* Beteiligung bei der Gestaltung von Straßen, Plätzen und Grünflächen* Mitsprache bei der Architektur, wie gewünschter Grundrissorganisation oder Materialwahl

2. Besondere Qualitäten im Quartier führen zu Identifikation.Ein qualitätvolles Gebiet mit ansprechenden Bauten, differenzierten Außenräumen und ei-ner vielfältigen Ausgestaltung birgt eine hohe Qualität. Diese führt zur Zufriedenheit der Be-wohner und Benutzer und ist imagefördernd

über die Grenzen des Quartiers hinaus. Eine auf Langlebigkeit und gute Umnutzbarkeit an-gelegte Struktur schafft es, sich verändernden

Ansprüchen anzupassen. Diese Struktur darf kein Zufallsprodukt werden oder durch Speku-lation beeinflusst sein. Sie ist das Ergebnis einer

geplanten vorausschauenden Entwicklung. Eine soziale und ethische Durchmischung sind

hierbei unbedingt anzustreben.

Beispiele möglicher Maßnahmen:* Qualitätsvolle und individuelle Architektur fördern* Differenzierte Freiräume gestalten

3. Angepasste Dichte statt hohem Flächen-verbrauch.Der Anteil an versiegelter Fläche ist möglichst

gering zu halten. Die Dichte der entstehenden Struktur soll sich dem geplanten Charakter an-passen, aber eine Zersiedelung der Landschaft

verhindern. Eine erhöhte Dichte und dafür mehr begrünte Fläche soll angestrebt werden. Auch die Infrastruktur oder Platzbeläge sollen nur so viel Fläche als nötig versiegeln.

Beispiele möglicher Maßnahmen:* Vertretbare Dichte ausreizen* Möglichst viel unversiegelte Fläche schaffen * In größeren Strukturen denken und keine kleinteiligen Baukörper wie Einfamilien- oder Doppelhäuser erstellen

4. Grünvernetzung ist ein elementarer Be-standteil.Das ökologische Gleichgewicht ist zu erhalten und zu fördern. Der Lebensraum für Pflanzen und Tiere muss geschützt werden. Dafür sind

Grünflächen anzudenken, die miteinander und über das Quartier hinaus mit Flächen der Umgebung vernetzt werden. Dies bietet einen großen Naherholungswert für alle Bewohner, kann zur Gesundheit beitragen, schützt Le-bensraum und somit einheimische Arten, trägt zur Reinigung der Luft bei und schafft eine weitgehend verlorene Verbundenheit mit der Natur. Gerade für Kinder ist es wichtig, Zyklen der Natur hautnah zu erfahren, zu verstehen und daraus zu lernen.

Beispiele möglicher Maßnahmen:* Bestehende Grünflächen erhalten oder umsiedeln, neue planen und mit der Umgebung vernetzen* Heimische Pflanzen verwenden* Tieren Lebensraum bieten* Fuß- und Fahrradwege attraktiv an oder in Grünflächen legen und ebenfalls vernetzen

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Nachhaltige Quartiersentwicklung am Beispiel Neuhegi in Winterthur

5. Verkehrsstrukturen überdenken und Strategien für funktionierende Netze ent-wickeln.Das weitgehend auf den motorisierten Individu-alverkehr ausgerichtete Verhalten muss grund-legend überdacht werden. Nachhaltigen Ver-kehrsmitteln ist immer Vorrang zu gewähren. Dies bedeutet, dass das Netz der öffentlichen

Verkehrsmittel gut ausgebaut werden muss, Haltestellen sollen sich in einfach erreichbarer Nähe befinden und eine annehmbare Tak-tung haben. Zudem müssen gut angeschlos-sene sichere Fahrradwege entstehen, die eine persönliche Erschließung, vor allem wichtiger

Knotenpunkte und Einrichtungen, zulassen. Ebenso ist daran zu denken, sichere und attrak-tive Fußwege auszubilden. Diese sollen zum ei-nen vielfältig sein, um der Erholung zu dienen, zum anderen aber auch direkt und kurz, um Knotenpunkte wie S-Bahn-Stationen oder Su-permärkte zu erreichen. Fuß- und Fahrradwe-ge können teilweise zusammen geführt wer-den. Für das gesamte Quartier ist eine Strategie zu entwickeln, die den motorisierten Verkehr drosselt und unbequemer werden lässt. Inno-vative Konzepte, wie zum Beispiel Car-Sharing, sollen ebenfalls gefördert werden.

Beispiele möglicher Maßnahmen:* Öffentliche Verkehrsmittel fördern, Haltestellen und Taktung erhöhen* Direkte Fahrradwege mit guter Verbindung anbieten* Attraktives Fuß- + Radwegenetz ausbauen* Motorisierten Individualverkehr begrenzen

6. Alle Ressourcen so effizient als möglich einsetzen.Alle einzusetzenden Ressourcen wie Material,

Energie, Boden und Geld oder auch tech-nische Möglichkeiten sollen effizient ausge-schöpft werden. Intelligente Lösungen sind

dabei vor allem diejenigen, die naheliegende Möglichkeiten ausschöpfen, wenig Eingriff vornehmen und kurze Wege bevorzugen. An Recyclingprozesse ist zu denken. Verunreinigte Flächen sind zu säubern und kontaminierter Boden abzutragen.

Beispiele möglicher Maßnahmen:* Abwärme nutzen * Wärmenetze erstellen* Abfälle weiterverwenden* Recyceltes und heimisches Material bevorzu gen

* Wenig Bodenaushub* Kontaminierten Boden austauschen* Effizienter Einsatz aller Geräte und Maschinen von Baubeginn bis Benutzung

7. Nachhaltige Entwicklung ist ein langer Prozess und kein Endzustand.Nachhaltigkeit beschreibt keinen zu erreichen-

den Zustand, sondern ein geschlossenes Sys-tem, dass natürlich regeneriert werden kann, ohne grundsätzliche Wesensmerkmale zu ver-ändern und so Bestand hat. Bei einem Quartier bedeutet dies, nicht in der Momentaufnahme eines vermeintlich fertigen Gebietes zu denken, sondern in Kreisläufen für einen langfristigen Nutzen. Erst eine durchdachte Planung, die Lebenszyklen beachtet und die Entwicklung

auf lange Zeit versucht zu sehen, kann wirklich nachhaltig sein.

Beispiele möglicher Maßnahmen:* Entwicklungsrichtung klären und unter dem Wissen aller bereits bekannter Faktoren und zu erwartender Veränderungen auf Richtigkeit und Langlebigkeit überprüfen

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Analyse | Nachhaltige Quartiersentwicklung

* Bekannte Veränderungen frühzeitig einplanen* Demografischen Wandel beachten

8. Maßstabsgerechte Versorgungsstruktur ausbilden.Die Versorgungseinrichtungen müssen an die

Größe und Kapazitäten des Quartiers angepasst werden. Grundsätzlich sind Einrichtungen des täglichen Bedarfs vorzusehen und gut anzu-binden, um unnötige Wege zu vermeiden. Des Weiteren sind ab einer adäquaten Größe und Nachfrage diverse Bildungs- und Kultureinrich-tungen, Ärzte, verschiedene Dienstleistungen und Gewerbe vorzusehen. Die Menge richtet sich nach der Nachfrage im Quartier und dem Zufluss von Außenliegenden, die aber das An-gebot nutzen möchten. Dieser setzt eine hohe

Attraktivität voraus und ist sehr gewollt, solange er keinen zusätzlichen Durchgangsverkehr aus-löst und mit öffentlichen Mitteln gut bewältigt werden kann.

Beispiele möglicher Maßnahmen:* Wichtige Einrichtungen und notwendige Institutionen vorsehen

* Gewerbeflächen anbieten zur Regulierung von Angebot und Nachfrage * Umfang mitwachsend am enstehenden Gebiet

9. Rentabilität als Motor der Umsetzung.Rentabilität ist, gerade für private Investoren, der Grund in die Entwicklung einzusteigen.

Aber sie darf nicht zum entscheidenden Krite-rium über die Qualität des Quartiers werden. Man soll sie als Motor sehen, um das Projekt zu realisieren. Aber wenn nur finanzieller Gewinn

im Vordergrund steht, werden die anderen Punkte vernachlässigt und von einer nachhalti-gen Entwicklung kann nicht mehr gesprochen werden. Der wirtschaftliche Aspekt gerät meist in Konflikt mir den sozialen und ökologischen Faktoren. Es ist aber wichtig, alle zu betrachten

und möglichst viele zu erreichen. Ein Gleichge-wicht zwischen den Schwerpunkten wäre das Ziel. Nur so kann ein qualitätsvolles Quartier mit lang anhaltender Attraktivität und angemesse-ner Flexibilität entstehen.

Beispiele möglicher Maßnahmen:* Wirtschaftlichkeit überprüfen* Grundstücke mit Auflagen versehen

* Rentable Strukturen, aber nicht um den Preis der Vernachlässigung anderer Punkte

Diese neun Thesen dienen als Grundlage für

eine nachhaltige Quartiersentwicklung. An-hand des Beispielgebietes in Winterthur wer-den sie im Projektteil überprüft.

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Nachhaltige Quartiersentwicklung am Beispiel Neuhegi in Winterthur

4. Projekt | Winterthur Neuhegi

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Projekt | Winterthur Neuhegi

Eine Einführung in den Kontext des

zu beplanenden Gebietes gewährt

einen ersten Eindruck und steckt

die Rahmenbedingungen für das

Projekt ab. Das Potenzial des ge-

wählten Gebietes, sowie bereits

angegangene Planungsschritte

werden aufgezeigt und weitere Lö-

sungsansätze genannt. Aus diesen

entsteht im Anschluss die Master-

planung als Projektteil dieser Arbeit.

Inhalt Kapitel 4

4.1. Stadt Winterthur 584.2. Gebiet Neuhegi 594.3. Lösungsansätze Quartier Neuhegi 61

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Nachhaltige Quartiersentwicklung am Beispiel Neuhegi in Winterthur

4.1. Stadt Winterthur Die Stadt Winterthur liegt in der Nordost-schweiz im Kanton Zürich. Sie ist die sechst-

größte Stadt des Landes und hat im Juli 2008 die Marke der 100.000 Einwohner erreicht und wurde somit zur Großstadt. Das Wachs-tum ist anhaltend, was zum Einen Probleme aufwirft, zum Anderen aber große Chancen für die Zukunft der Stadt und der Agglomeration bietet. Bestimmt wird diese Anziehungskraft zum großen Teil durch die Nähe und gute

Anbindung der Stadt Zürich, weshalb Winter-thur auch des Öfteren als Schlafstadt Zürichs bezeichnet wird. So trist wie sich das anhört, ist es keineswegs. Winterthur selbst ist eine sehr lebenswerte Stadt, die auch oft als Gartenstadt

tituliert wird. Mit ihrem schönen Altstadtkern und dem vielen Grün bietet sie Qualitäten, die längst nicht jede Großstadt mehr aufweisen kann. Auch eine ethnische und soziale Durch-mischung, gerade auch durch den Ausbau als Hochschulstandort, machen sie sehr lebendig.

Die Stadt ist für ihr großes Kulturangebot be-kannt, was ebenfalls zur Attraktivität beiträgt. Was man sicherlich eindeutig erkennen kann, ist die wesentlich höhere Anzahl an Einwoh-nern im Verhältnis zu Arbeitsplätzen, was das

hohe Pendleraufkommen noch verdeutlicht. Dies liegt an der Qualität der Stadt als Wohnort und den guten Verbindungen an den Agglo-merationsraum Zürich. Diese Stellung soll als Besonderheit erkannt und die entstehenden Möglichkeiten ausgeschöpft werden. Denn die Größe ist noch so überschaubar, dass ein gut

funktionierendes soziales Gefüge vorherrscht, wo man Bekannten auf der Straße begegnet, sich kennt und mit der Stadt verbunden fühlt. Genau dies scheint aus persönlicher Betrach-tung in Winterthur zu funktionieren und bietet deshalb eine ausgezeichnete Grundlage.

Winterthur

Abb. 18: Landkarte Schweiz Quelle: eigene Darstellung

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Projekt | Winterthur Neuhegi

«In Städten zeigt sich die Umweltbelastung deutlicher als im ländlichen Raum. Sie sind aber auch [gerade] Orte des Aufbruchs für

eine nachhaltige Entwicklung». (Humm 2010: 16) In Bezug auf eine ökologische und in Be-

reichen auch auf eine ganzheitlich nachhaltige Entwicklung hat Winterthur die Notwendigkeit des Handelns erkannt. Bereits seit 1999 trägt Winterthur den Award „Energiestadt“ und seit 2007 den European Energy Award in Gold. Bei der Auszeichnung Energiestadt handelt es sich um ein Schweiz weites Label, das es seit 1990 gibt und das Vorbildcharakter von Städten mit

nachhaltiger kommunaler Energiepolitik aus-zeichnet. Etwa 200 Städte und Gemeinden haben dieses Label mittlerweile erreicht. Der Maßnahmenkatalog gleicht dem des European Energy Awards. Bei diesem erreichte Winter-thur über 77% Zielerreichungsgrad und war unter den ersten fünf Städten der Schweiz. Im Bereich der Kommunikation und Kooperation haben sie außerordentlich gut abgeschnitten.

Was jedoch die kommunalen Gebäude und Anlagen betrifft, haben sie noch ein großes De-fizit. (Seminar Nachhaltige Stadtentwicklung SS 2010)

Nun gilt es, die Motivation, die in das kommu-nale Ansehen fließt, auch auf weniger presti-geträchtige Vorhaben zu übertragen und im Bereich der Quartiersentwicklung auf eine ganzheitliche Betrachtungsweise auszuwei-

ten. Die Voraussetzungen sind gegeben, jetzt geht es darum, diese in allen Belangen umzu-setzen.

4.2. Gebiet NeuhegiDas eigens benannte Gebiet Neuhegi in Win-terthur ist ein zukunftsträchtiges Entwicklungs-ge-biet östlich der Altstadt, an der Schnittstelle

zwischen Winterthur und dem eingegliederten Oberwinterthur. Entstanden ist die Brachfläche durch den Wegzug des größten Teils der Fir-ma Sulzer in den 90er Jahren, einem großen

in Winterthur gegründeten Industrieunterneh-men,. Das 78 Hektar große Gebiet mit einer Nord-Süd Ausdehnung von 1800 Metern und einer in Ost-West Richtung von bis zu 600 Me-tern war zu Zeiten seiner vollständigen Indus-trienutzung vom Stadtgebiet durch die umge-

benden Bahngleise und die Absperrung durch Zäune ab- oder besser aus dem Gesamtgefüge Winterthurs herausgeschnitten. Diese Insella-ge konnte auch durch die Öffnung der Zäune kaum verändert werden, da Gleise immer eine

sehr abgrenzende Hürde darstellen und die Weiterentwicklung der Stadt nun um dieses

Gebiet herum erfolgte. Der westliche Teil wird nach wie vor haupt-sächlich industriell genutzt. Zudem entstand

ein Zuzug verschiedener Gewerbe in die Be-standsgebäude von Sulzer. Viele Gebäude sind veraltet und ihren Nutzungen nur noch

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Nachhaltige Quartiersentwicklung am Beispiel Neuhegi in Winterthur

bedingt angepasst. Außerdem gibt es noch große schlecht erschlossene Flächen, die Po-tenziale für den Ausbau des Industriestandortes bieten. Der östliche Teil ist zum größten Teil unbe-baut. Einige umgenutzte Gebäude von Sulzer, sowie zwei neue Wohnbauprojekte stehen

eher verloren auf der riesigen Brachfläche. Hier soll ein neues Stadtquartier entstehen, das einen eigenen Zentrumscharakter auf-weist und mit der Altstadt als bipolare Stadt

agiert. Was jedoch bisher geplant wird, sind reine Wohnmaschinen; als Vorzeigeprojekt der schweizweit ersten Nullenergieüberbau-

ung oder als investorenfreundliche Blöcke, die wenig auf die gewünschte und erst recht nicht auf eine nachhaltige Planung eingehen. Dass dies nicht zielführend sein kann, hat nun

auch die Stadt Winterthur erkannt und eine dreijährige Planungszone festgesetzt. Die Pla-nungszone dient dazu, eine nachhaltige und qualitativ hochwertige Gebietsentwicklung unter Berücksichtigung der öffentlichen Inter-essen sicher zu stellen und einen ungeplanten Weiterbau zu verhindern. Die Bedingungen für eine nachhaltige Quar-

tiersentwicklung sind vorhanden. Eine sehr gute Anbindung an den öffentlichen Schie-

nenverkehr erfolgt durch drei das Gebiet um-gebende Stationen, eine davon entstand erst kürzlich und mit Bedacht auf die Entwicklung des Gebietes. Mit dem gerade fertig gestellten Eulachpark gibt es eine direkt angeschlossene Grünfläche als Naherholungsgebiet, bei dem

auf Renaturierung und vielfältigen Nutzen Wert gelegt wurde. Durch die Umgestaltung einer Industriehalle entsteht eine öffentliche und auch kulturelle Nutzung für die neuen Be-wohner des Gebietes, aber auch über dessen Grenzen hinaus.

Abb. 19: Vernetzung Winterthur: Altstadt - Neuhegi Quelle: eigene Darstellung

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Projekt | Winterthur Neuhegi

Die Chance für eine Brachennutzung und Stadterweiterung in solch zentraler Lage sind selten und eine große Herausforderung. Nun gilt es, die Potenziale auszuschöpfen und eine nachhaltige Quartiersentwicklung einzuleiten.

4.3. Lösungsansätze Quartier NeuhegiBei der bisherigen Planung wurden schon einige konkrete Planungen umgesetzt, sowie weitere Schritte angedacht. Welche weiteren Lösungsansätze sind von Nöten, um das Quar-tier den Thesen zufolge nachhaltige zu entwi-ckeln und zu gestalten? Die Antworten daraus sind die Grundlage für die Planung.

1. Partizipation und Kommunikation schaf-fen Akzeptanz und erhöhen die langfristi-gen Erfolgsaussichten.Was wurde|wird bereits getan?* Übersicht über bisher getätigte Planungs- schritte auf der Stadtentwicklungsseite* Informationen zum aktuellen Stand über Tagespresse und Radio* Einmalige Großveranstaltung auf der Brachfläche

Welche Schritte müssen zukünftig erfolgen?* Mehr Einbezug der Bürger und möglicher Investoren oder Baugruppen und ihrer Ideen in Bezug auf Gesamtimage, Freiflä- chengestaltung, Nutzung und Organisation der Gebäude

* Mehr Öffentlichkeitsarbeit, zum Beispiel vor Ort in der Halle 710* Eigene Homepage, die vor allem auf die Gestaltung und Entwicklung eingeht, Baugruppen zusammen finden lässt, interessierten Firmen ihre Möglichkeiten und Vorteile aufzeigt* Werbung der Industrie Richtung Bahn und Grün, was gleichzeitig den Aussenraum belebt

2. Besondere Qualitäten im Quartier führen zu Identifikation.Was wurde|wird bereits getan?* Erste Etappen des Eulachpark mit verschie- denen Nutzungsmöglichkeiten sind umgesetzt* Planungszone zur Vertiefung der Planung und Gewährleistung der gewollten Entwicklung und Qualität

Welche Schritte müssen zukünftig erfolgen?* Spannende Architektur ermöglichen, die abwechslungsreich und erlebbar ist und zur Adressbildung beiträgt* Unterschiedliche Wohnungstypologien für alle Lebenssituationen

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Nachhaltige Quartiersentwicklung am Beispiel Neuhegi in Winterthur

* Erlebbare Grünfläche schaffen* Plätze mit unterschiedlichen Charakteren ausbilden * Kein Handel mir Grundbesitzern oder Investoren, der das nachhaltige Konzept oder die Qualität schwächt

3. Angepasste Dichte statt hohem Flächen-verbrauch.Was wurde|wird bereits getan?* Zusammenhängende dichte Wohn- und Geschäftsüberbauungen werden bereits realisiert* Eulachpark als große Grünfläche zum Ausgleich

Welche Schritte müssen zukünftig erfolgen?* Adäquat dichtes Stadtgebiet herstellen* Dichtenentwicklung an Nutzungen und Lage anpassen* Viel unversiegelte Grünfläche erhalten und Ausgleichsflächen erstellen

4. Grünvernetzung ist ein elementarer Be-standteil.Was wurde|wird bereits getan?* Renaturierung der Eulach

* Eulachpark* Fuß- und Fahrradwege im und entlang des Parks

Welche Schritte müssen zukünftig erfolgen?* Grünfläche erweitern, vernetzen und Insellage als Vorteil nutzen und gestalten* Vernetzung über Tiefstraße legen * Wegenetz ausweiten und mit der Umge- bung vernetzen, vor allem mit Feldern und dem Wald* Pocket Parks vernetzen innerhalb der Straßenfluchten und bieten Grünbuchten als spezielle Aufenthaltsmöglichkeiten

5. Verkehrsstrukturen überdenken und Strategien für funktionierende Netze ent-wickeln.Was wurde|wird bereits getan?* S-Bahn-Station Neuhegi* Fußweg im Park mit ersten Anknüpf- punkten* einige Busverbindungen sind vorhanden

Welche Schritte müssen zukünftig erfolgen?* Unterführung mit Anschluss für Bus und eventuell Fahrrad an den direkten

Verbindungskorridor zur Innenstadt* Bushaltestellen an adäquaten Stellen anbringen* Wege an Verkehrsknotenpunkten direkt ausführen* Fußwegevernetzung mit der Umgebung* Motorisierten Individualverkehr und vor allem Industrieverkehr nach Süden an bestehendes Industriegebiet anschließen und ableiten* Parkhäuser und Tiefgaragen an zentralen Stellen, gerade auch für Car-Sharing und Elektroautos, als zentrale Ladestelle für eventuell überschüssigen selbstproduzierten Strom* Durch weniger direkt erreichbare Stellplätze wird der Weg zum Auto unbequemer

6. Alle Ressourcen so effizient als möglich einsetzen.Was wurde|wird bereits getan?* Null-Energie-Überbauung Eulachhof

Welche Schritte müssen zukünftig erfolgen?* Nahwärmenetz aus der Abwärme der Müll- verbrennungsanlage, des Presswerkes und des Abwassers

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Projekt | Winterthur Neuhegi

* Recyceltes und heimisches Material beim Bauen bevorzugen* Aktives und passives Solarpotenzial ausnutzen* Wenig Bodenaushub durch verstärkt überirdisches Bauen und Tiefgaragen nur unter flächigen Gebäuden* Energieeffiziensklasse für alle Elektrogeräte vorgeben* Pflanzenschnitt als Biomasse verwenden* Geothermie fördern* Verunreinigten Grund säubern

7. Nachhaltige Entwicklung ist ein langer Prozess und kein Endzustand.Was wurde|wird bereits getan?* Planungszone zur genauen Überarbeitung der einzuleitenden Entwicklung, die bisher kaum vorhanden war

Welche Schritte müssen zukünftig erfolgen?* Klare Richtungspunkte erstellen, Hierarchie klären und alles in die Umsetzung investieren* Gebäudestrukturen, die einfache Verände- rungen ermöglichen, beispielsweise flexible Grundrisse oder die Möglichkeit, einzelne

Gebäude abzubrechen und die Flächen wiederzuverwenden* Gebäude und Architekturen fördern, die ein soziales Gefüge ermöglichen und stärken* Unterschiedliche Grundrisstypologien fördern, um differenzierten Ansprüchen gerecht zu werden

8. Maßstabsgerechte Versorgungsstruktur ausbilden.Was wurde|wird bereits getan?* Erste Gewerbeeinheiten sind bezogen* Umnutzung der Halle 710 zur variablen kulturellen Verwendung

Welche Schritte müssen zukünftig erfolgen?* Wichtige Einrichtungen und notwendige Dienstleistungen vorsehen* Gewerbeflächen mitwachsend vorsehen* Eigene Stadtteilverwaltung mit passenden Strukturen andenken* Räumlichkeiten für Veranstaltungen unterschiedlichen Charakters schaffen* Bildungs- und Kultureinrichtungen erweitern und vielfältiges Angebot bieten* Sport- und Freizeitangebot anbieten

9. Rentabilität als Motor der Umsetzung.Was wurde|wird bereits getan?* Vorzeigeprojekt Eulachhof* Große Wohnüberbauungen

Welche Schritte müssen zukünftig erfolgen?* Planungsgrundlagen festlegen und auf Wirtschaftlichkeit überprüfen* Den nachhaltigen Gedanken beim Aushandeln bewahren und nicht auf alle Wünsche des Grundbesitzers oder Käufers eingehen, sondern das Allgemeinwohl im Blick haben* Verschiedenen Akteuren die Möglichkeit und Bedingungen zum Bauen gewähren beispielsweise Baugruppen, kleineren Investoren oder sozialen Einrichtungen

Anhand dieser theoretischen Arbeit und des gesammelten Wissens über nachhal-tige Entwicklung und das Planungsgebiet Winterthur Neuhegi wird eine Masterpla-nung entwickelt.

Page 66: Nachhaltige Quartiere

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Nachhaltige Quartiersentwicklung am Beispiel Neuhegi in Winterthur

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Quellenverzeichnis

Bücher und Zeitschriften

DETAIL Green 1/10:

Die 2000-Watt-Gesellschaft: Vision und Realität, Sonderausgabe zu DETAIL, Chefredakteur: Christian Schittich, München, Verlag: Institut für internationale Architektur-

Dokumentation GmbH & Co. KG

Empfehlung SIA 112/1, 2004:

Nachhaltiges Bauen - Hochbau, Ergänzungen zum Leistungsmodell SIA 112, Zürich, Herausgeber: Schweizerischer Ingenieur- und Architektenverein

Herzog, Jacques & de Meuron, Pierre 2003:

Vision Dreispitz – Eine städtebauliche Studie, Überarbeitung der Studie von November 2001 bis April 2002, Basel-Stadt: Christoph Merian Verlag

Humm, Othmar 2010:

Die Rolle der Städte, In: TEC21 3/2010, S. 16-22, Sonderheft, Chefredakteurin: Judit Solt, Zürich, Herausgeber: Stadt Zürich und Novatlantis

Kurz, Daniel und Gugerli, Heinrich 2010:

Drei Wochen für 2000 Watt, In: TEC21 3/2010, S. 6-11, Sonderheft, Chefredakteurin: Judit Solt, Zürich, Herausgeber: Stadt Zürich und Novatlantis

Rohentwurf Empfehlung SIA 111/1, 2010:

Nachhaltiges Planen und Beraten – Ergänzungen zum Leistungsmodell SIA 111, Zürich, Herausgeber: Schweizerischer Ingenieur- und Architektenverein,

nicht veröffentlichter Vorentwurf des Instituts für Raumentwicklung Rapperswil

TEC21 3/2010:

Bauen für die 2000-Watt-Gesellschaft, Sonderheft, Chefredakteurin: Judit Solt, Zürich, Herausgeber: Stadt Zürich und Novatlantis

Page 68: Nachhaltige Quartiere

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Nachhaltige Quartiersentwicklung am Beispiel Neuhegi in Winterthur

Websites

Website 2000-Watt-Gesellschaft:

Energieperspektive 2050 der Umweltorganisationen, Ellipson AG, April 2006:

http://www.2000watt-gesellschaft.org/downloads/energieperspektive2050langellepson.pdf (zugegriffen am 14.10.2010)

Website Architektur und Zeichnung:

architektur & zeichnung: Wolfram Gothe and Paul Trakies

http://www.architektur-zeichnung.de/cities/ (zugegriffen am 08.02.2011)

Websites Deutsche Gesellschaft für nachhaltiges Bauen (DGNB):

Verein:

http://www.dgnb.de/_de/verein/index.php (zugegriffen am 07.12.2010)

Stadtquartiere:

http://issuu.com/manufaktur/docs/dgnb10h_stadtquartiere_komplett (zugegriffen am 01.11.2010)

Websites Dreispitz:

http://www.dreispitz.ch (zugegriffen am 10.12.2010)

http://upload.sitesystem.ch/B2DBB48B7E/1CB75AC977/86BE97598C.pdf (zugegriffen am 10.12.2010)

Websites European Energy Award (EEA), Energiestadt, e5 Programm

http://www.european-energy-award.de/eea-Home (zugegriffen am 12.12.2010)

http://www.energiestadt.ch/d/index.php (zugegriffen am 12.12.2010)

http://www.e5-gemeinden.at/index.php?id=26 (zugegriffen am 12.12.2010)

Website Freiburg:

http://www.freiburg.de/servlet/PB/menu/1160662_l1/index.html (zugegriffen am 09.12.2010)

Page 69: Nachhaltige Quartiere

69

Website Fotocommunity:

Bild von Petra Wittfoth:

http://img.fotocommunity.com/Hamburg/HafenCity/Hamburg-HafenCity-a20937038.jpg (zugegriffen am 07.02.2011)

Websites HafenCity:

http://www.hafencity.com (zugegriffen am 18.12.2010)

http://www.hafencity.com/upload/files/files/Umweltzeichen_2010.pdf (zugegriffen am 18.12.2010)

Websites Minergie:

allgemein:

http://www.minergie.ch/was-ist-minergie-105.html (zugegriffen am 09.11.2010)

Minergie-A:

http://www.minergie.ch/tl_files/download/MINERGIE_A_Vernehmlassung_Herbst_2010_101027.pdf (zugegriffen am 09.11.2010)

Websites Nachhaltige Quartierentwicklung (NaQu):

http://www.naqu.ch/index.php (zugegriffen am 09.11.2010)

http://www.naqu.ch/data/downloads/Dokumente/11_Projet-Projekt-Juni2009.pdf (zugegriffen am 09.11.2010)

Website Novatlantis:

Leichter Leben, Juli 2010:

http://www.novatlantis.ch/fileadmin/downloads/2000watt/LeichterLeben_Juli2010.pdf (zugegriffen am 18.10.2010)

Leichter Leben, Januar 2005:

http://www.novatlantis.ch/fileadmin/downloads/2000watt/leichterleben_dt.pdf (zugegriffen am 14.10.2010)

Website Paul Scherrer Institut:

Energie-Spiegel Nr.18, April 2007:

http://www.psi.ch/media/MediaBoard/Energiespiegel_Nr18_04_2007_d.pdf (zugegriffen am 19.10.2010)

Page 70: Nachhaltige Quartiere

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Nachhaltige Quartiersentwicklung am Beispiel Neuhegi in Winterthur

Website Schweizerische Energie-Stiftung:

Wegweiser in die 2000-Watt-Gesellschaft, Kurzfassung der Energieperspektive 2050, Ellipson AG, April 2006:

http://www.energiestiftung.ch/files/textdateien/aktuell/publikationen/kurzfassung-ellipson_web.pdf (zugegriffen am 14.10.2010)

Website Schweizer Ingenieur- und Architektenverein:

http://www.sia.ch/d/praxis/normen/normenwerk.cfm (zugegriffen am 09.11.2010)

Website Vauban:

http://www.vauban.de/info/verkehrsprojekt/k1.html (zugegriffen am 09.12.2010)

Website Welt Online:

http://www.welt.de/die-welt/vermischtes/hamburg/article6286319/Hafencity-Ein-Konzept-geht-nicht-auf.html (zugegriffen am 04.01.2011)

Page 71: Nachhaltige Quartiere

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Abbildungsverzeichnis

Abb. 1: Energiesparlampe 8

http://hoklife.com/wp-content/uploads/2008/12/hok-bulb.jpg

Abb. 2: Strommasten 12

http://www.lwl.org/pressemitteilungen/daten/bilder/22151.jpg

Abb. 3: Energieverbrauch im globalen Vergleich 14

Abb. 4: Die Schweiz auf dem 2000-Watt-Pfad 15

Abb. 5: Zielwerte an Energie und CO2 pro Kopf 17

Abb. 6: Entwicklung Wärmebedarf von Neubauten 17

Abb. 7: Verbrauchswert nach Bereichen 18

Abb. 8: Nachhaltiges Modell von Melbourne 22

http://www.sustainablemelbourne.com/wp-content/

uploads/2008/09/greensortplastics.jpg

Abb. 9: Schwarzplan Freiburg Vauban 24

Abb. 10: Grünflächenplanung Freiburg Vauban 25

Abb. 11: Struktur Basel Dreispitz 27

Abb. 12: Einteilung in Gebiete Basel Dreispitz 29

Abb. 13: Struktur und Körnung Hamburg HafenCity 31

Abb. 14: Städtebau und Eingliederung in die Umgebung 34

Abb. 15: Panorama Hamburg HafenCity 37

Abb. 16: Baumschatten 38

http://gallery.dralzheimer.stylesyndication.de/galleries/wallpa-

per/_thumbs/800x600-Baumschatten.jpg

Abb. 17: Gebiet Neuhegi von oben 58

Abb. 18: Landkarte Schweiz 60

Abb. 19: Vernetzung Winterthur: Altstadt - Neuhegi 62

Abb. 20: Research 67

http://www.ndrf.org/images/j04065762.jpg

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Nachhaltige Quartiersentwicklung am Beispiel Neuhegi in Winterthur

D A N K E sagen möchte ich...

meiner Familie: die mich nimmt wie ich bin, mich unterstützt wie sie kann, mir nie Steine in den Entwicklungsweg gelegt hat

Prof. Dr. Stark: für seine Betreuung während meiner Masterzeit, für Anregungen, Kritik und Hilfestellung

bei der Stadt Winterthur: Frau Dr. Roschewitz, Herrn Zollinger, Herrn Baki, Herrn Gafner für die Idee zu meiner Thesis und das notwendige Hintergrundwissen

meinen kleinen Helferchen: für Hölzchen schnitzen, Füllworte und Unsinnigkeiten beseitigen, und das wunderbare Gefühl, auf Freundschaft zurückzufallen

meinen Freunden: fürs Aushalten, kritisches Hinterfragen, aufmunternde Worte, Antrieb, manche Ablenkung und die vielen kleinen Dinge, die das Leben auch in anstrengenden Zeiten so unbeschreiblich schön machen

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74 Masterthesis Architektur | HTWG Konstanz | WS 2010/11 | Sonja Moser

Nachhaltige QuartiereThesen für eine nachhaltige Quartiersentwicklung