Nachrichten und Kommentare zur Mittelstandspolitik 9. März ... · Arbeitsgruppe, die die Sache...
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Nachrichten und Kommentare zur Mittelstandspolitik 9. März 2012 I/2012
Die EEG-Novelle – (k)ein Stein der Weisen
Erneuerbare Energien spielen für die Energiewende eine entscheidende Rolle.
Eine positive Rolle, weil sie grundsätzlich eine Alternative zu herkömmlichen
Energieträgern darstellen, uns unabhängiger von Energieimporten aus dem
Ausland machen und positiv für die Klimabilanz sind. Aber auch eine proble-
matische Rolle für den Wirtschaftsstandort Deutschland und für den Geldbeutel
der Verbraucher, denn das EEG ist teuer: 3,5 ct/kWh EEG-Umlage müssen wir
heute berappen. Mehr, so ist der politische Wille, soll es nicht werden.
Ausgerechnet die Photovoltaik ist Kostentreiber, und das, obwohl sie nur drei
Prozent zur Stromerzeugung beisteuert. Durch die aktuelle EEG-Novelle sollen
die EEG-Solarstrom-Vergütung abgespeckt und damit der massive Zubau von
Modulen begrenzt werden. Aber ist damit das Problem auch tatsächlich
„abgeräumt“? Fakt ist: Die Preise für Solarmodule sinken viel stärker als die
EEG-Umlage. Unsere Solarindustrie ist inzwischen nicht nur preislich, sondern
auch technologisch der Konkurrenz aus Fernost unterlegen. Wir fördern durch
das EEG unterm Strich die ausländischen Wettbewerber. Trotz mehrfacher Kor-
rekturen ist die EEG-Solarstromvergütung noch immer so komfortabel ausges-
taltet, dass sie zu Mitnahmeeffekten verführt. Allein im Dezember 2011 – im
Vorfeld der gesetzlich vorgesehenen Absenkung von 15 Prozent zum 1. Januar
2012 – wurden 3.000 MW Solaranlagen installiert, im Gesamtjahr 2011 ins-
gesamt 7.500 MW. Nun soll es also zum 1. April eine Einmalabsenkung der
PV-Vergütungssätze von bis zu 27 Prozent richten. Da die geplante Übergangs-
regelung nur auf „kaufmännisch installierte“ Anlagen abstellt, können wir uns
bis dahin noch auf mehrere 1.000 MW zusätzliche Solarstromanlagen gefasst
machen: Kein Pappenstiel, da pro 1.000 MW installierte Leistung nach gelten-
dem EEG rund drei Milliarden Euro EEG-Umlage über die nächsten 20 Jahre
anfallen. Ab dem 1. Mai soll dann eine monatliche Degression von
0,15 ct/kWh greifen, weniger, als das geltende EEG ab 2013 vorsehen würde
(bislang bis zu 24 Prozent jährlich, je nach Zubaumenge). So richtig zufrieden
sein können wir mit dem Kompromiss also nicht. Ob es in der Bund-Länder-
Arbeitsgruppe, die die Sache umsetzen und verhandeln soll, noch besser wird,
das steht zu hoffen. Ein Milliardenmarkt bleibt die Photovoltaik jedenfalls
noch lange.
Nägel mit Köpfen, bitte!
Da hatte das Kabinett am
14. Dezember 2011 „Eck-
punkte zur weiteren Entlas-
tung der Wirtschaft von
Bürokratiekosten“ be-
schlossen. Darunter explizit auch die
Aufbewahrungsfristen im Steuer-, Han-
dels- und Sozialversicherungsrecht, die
auf fünf Jahre vereinheitlicht werden
sollen, ein einfacheres Reisekosten-
recht und, und, und …
Fast drei Monate sind seither ins Land
gegangen. Und leider hat sich in die-
ser Zeit der Elan in puncto Aufbewah-
rungsfristen offenbar wieder in den
Gängen der Bundesministerien ver-
flüchtigt. Statt über das „Wie“ der Um-
setzung wird dort jetzt augenscheinlich
wieder über das „Ob“ diskutiert.
Nicht zu akzeptieren, so meine ich.
Natürlich müssen auch die Länder mit
ins Boot, und natürlich wollen wir kein
„Steuerhinterziehungsvereinfachungs-
gesetz“. Aber wo ein Wille ist, ist auch
ein Weg. Ein Weg, den die Unterneh-
men uns sehr danken werden.
Vertrauensschutz für
die Zeitarbeit
PKM-Initiative trägt erste Früchte
Energiewende im
Praxistest
Wie gelingt der Umbau?
Existenzgründer in
Deutschland
Licht und Schatten im NUI-Ranking
INHALTSeite 2
PKM JOURNAL
Neue Koalitionsarbeitsgruppe
„Ländliche Räume, regionale Vielfalt“
Die Koalitionsfraktionen haben eine neue Arbeitsgruppe gebildet, die sich
mit der Zukunft der ländlichen Räume beschäftigen wird. Ziel ist die Erar-
beitung eines Programms für den ländlichen Raum mit konkreten Vorschlä-
gen gegen das Entstehen bzw. Anwachsen eines Stadt-Land-Gefälles. Etwa
jeder zweite Deutsche wohnt in ländlichen Regionen – eben nicht in der
Großstadt. Der demografische Wandel und das Streben der jungen Leute in
die Städte führt jedoch zu einem spürbaren Bevölkerungsrückgang im länd-
lichen Raum. Deswegen sollen Lösungsansätze erarbeitet werden, die die
Entwicklung des ländlichen Raumes fördern und das Lebensumfeld für die
Menschen und auch die Wirtschaft attraktiver gestalten. Es muss zum Beispiel für eine Verbesserung der Infrastruktur ge-
sorgt sein, damit die vielen kleinen und mittleren Betriebe und z.B. die Handwerksunternehmen vor Ort bleiben und Ar-
beits- und Ausbildungsplätze in der Region schaffen. Gleichzeitig muss die Fachkräfteversorgung der Betriebe sichergestellt
sein.
Der PKM ist mit Ingbert Liebing als Vorsitzendem sowie mit Peter Götz, Eckhardt Rehberg, Lena Strothmann, Karl Holmeier,
Daniela Ludwig, Stephan Mayer und Marlene Mortler vertreten.
INTERN
4 Kongress „Wachstumsmarke Freie Berufe“
MEINUNG
5 CGZP-Urteil – eine Lösung rückt näher
von Gitta Connemann MdB
6 Vertrauensschutz ist das A und O
von Dr. Joachim Pfeiffer MdB
7 Was die Energiewende zum Gelingen
braucht?
von Thomas Bareiß MdB
9 Landwirtschaft zwischen Intensität und
Nachhaltigkeit
von Franz-Josef Holzenkamp MdB
GESPRÄCH
11 Freie Berufe gestalten Megatrends
von Dr. Rolf Koschorrek MdB
INFORMATION
14 Nicht immer reicht die Mehrheit
15 Volkskrankheiten im Visier der Forschung
16 Werben für Deutschland
17 Deutsches Trinkwasser erhält
Testnote „sehr gut“
18 Kleine Firmen tun sich schwer
19 Gute Aussichten für Bachelor und Master
20 Rohstoffmangel – mehr und mehr einStandort(gegen)argument
21 Egal wo, egal wann –flexible Arbeitszeitmodelle
22 NUI Regionenranking 2010 – Gründungsneigunghat sich vielerorts abgeschwächt
Foto: © CDU/CSU-Bundestagsfraktion
Neujahrsempfang des PKM
Viel Prominenz erschien beim PKM-Neujahrsempfang am
19. Januar 2012 im Haus der Commerzbank. Hausherr
Klaus-Peter Müller, Aufsichtsratsvorsitzender der Commerz-
bank, betonte die unverzichtbare Rolle des PKM als Binde-
glied zwischen Wirtschaft und Politik und gab eine Einschät-
zung zur Lage und zu den Perspektiven für die Commerz-
bank im laufenden Jahr. Der PKM-Vorsitzende Christian
Frhr. von Stetten ging insbesondere auf die politischen
Schwerpunktaufgaben 2012 ein, darunter zuvorderst eine
spürbare Steuervereinfachung, beherzten Bürokratieabbau
und die Umsetzung der Energiewende zu vertretbaren Kos-
ten.
Fraktionsvorsitzender Volker Kauder erklärte, der PKM sei
und bleibe als Fürsprecher der Wirtschaft Impulsgeber und
unverzichtbares Korrektiv für die politische Arbeit der Uni-
onsfraktion.
Mit großem Interesse und Spannung wurde die Rede von
Bundesbankpräsident Jens Weidmann erwartet. Weidmann
zeigte sich zuversichtlich bezüglich der Wachstumsperspekti-
ven Deutschlands. Gerade der Arbeitsmarkt erweise sich
trotz der wiederaufflammenden Staatsschuldenkrise in Euro-
pa als überaus robust. Die Bundesbank verfolge die jüngs-
ten Entwicklungen mit größter Wachsamkeit. Geldpolitik
einerseits und Fiskalpolitik andererseits, so mahnte er, seien
aber unabhängig. Die Arbeit der Bundesbank sei auf Geld-
wertstabilität ausgerichtet. Das sei der beste Beitrag, den
Geldpolitik für das wirtschaftliche Wohlergehen im gesam-
ten Währungsraum leisten könne. Es bestünden alle Chan-
cen dafür, dass der Euro als eine stabile und vertrauenswür-
dige Währung aus der aktuellen Zuspitzung der Krise her-
vorgehe.
Die Worte des Bundespräsidenten gaben den Zuhörern
reichlich Anregungen für intensive Gespräche bis spät in
den Abend hinein; doch sicher tauschte man sich auch über
so manch anderes aktuelle politische Thema an den Tischen
aus.
Meinungsaustausch mit
Dr. Ulrich Schröder
Die verschärften Eigenkapitalhinterlegungs-
pflichten der Kreditwirtschaft nach Basel III, die
Auswirkungen einer Finanztransaktionssteuer
und die Staatsschuldenkrise der Euro-Länder
einschließlich des Einflusses von Rating-
agenturen standen im Mittelpunkt eines Tref-
fens des PKM-Vorstandes mit dem KfW-Vorstandsvorsitzen-
den Dr. Ulrich Schröder.
Insgesamt, so war man sich einig, werde die deutsche
Volkswirtschaft durch die aktuellen Turbulenzen nicht im
Kern beeinträchtigt. Die bisherigen, teilweise auch schmerz-
haften Strukturreformen hätten sich als richtig erwiesen. An-
dere Mitgliedstaaten, die ihre Wettbewerbsfähigkeit verbes-
sern müssten, hätten diesen Weg noch vor sich.
Seite 3INTERN
PKM JOURNAL
Foto: © CDU/CSU-Bundestagsfraktion Foto: © CDU/CSU-Bundestagsfraktion
Kongress
„Wachstumsmarke Freie Berufe“
am 29. Februar 2012
Die freien Berufe sind für Wirtschaft und Gesellschaft, für
Wachstum und Wohlstand in Deutschland unverzichtbar.
Der europäische Binnenmarkt eröffnet ihnen Chancen, birgt
aber auch Anpassungsdruck, dem sie sich offensiv stellen
müssen. Das war Fazit des Kongresses „Wachstumsmarke
Freie Berufe“, zu dem weit über hundert Gäste kamen.
Fraktionsvorsitzender Kauder ging auf die tiefe Verwurzelung
der freien Berufe in der sozialen Marktwirtschaft ein. Für
Freiberufler sei reine Gewinnmaximierung von nachrangiger
Bedeutung. Entscheidend seien der Wille zu Leistung auf
hohem Niveau und die Bereitschaft zu individuellen Lösun-
gen. Für den Industrie-, Dienstleistungs- und Kulturstandort
Deutschland seien die freien Berufe unverzichtbar, ihr Enga-
gement in der dualen Ausbildung nicht hoch genug zu
schätzen. Der PKM-Vorsitzende von Stetten kündigte weitere
Erleichterungen im Sinne der freien Berufe an, darunter die
Reduzierung der Aufbewahrungsfristen von Dokumenten für
die Steuererklärung oder die Sozialversicherung und die
Reform des Reisekostenrechts. Handlungsbedarf gebe es
auch bei der 2005 eingeführten Vorfälligkeit von Sozialver-
sicherungsbeiträgen. BFB-Präsident und PKM-Vorstandsmit-
glied Koschorrek stellte die Verdienste der freien Berufe für
die Dienstleistungs- und Wissensgesellschaft in den Mittel-
punkt seiner Rede. Die Politik müsse die richtigen Rahmen-
bedingungen für fairen und transparenten Qualitätswettbe-
werb für freiberufliche Leistungen setzen. Mit ihrer funktio-
nierenden Selbstverwaltung, ihrer wirtschaftlichen Leistungs-
fähigkeit und hohem ethischen Anspruch seien die freien
Berufe ein „Exportmodell“ für Europa. Angelika Niebler
MdEP erklärte die unterschiedlichen Perspektiven für Freibe-
rufler in der Europäischen Union mit den unterschiedlichen
Wirtschafts- und Verwaltungsstrukturen in den 27 Mitglied-
staaten. Längst nicht überall gebe es eine funktionierende
Selbstverwaltung der freien Berufe. Sie halte zwar Liberalisie-
rung für vertretbar, wenn sie verantwortungsvoll gestaltet sei
und auf den Erhalt von Bewährtem setze. Initiativen, die mit
der Gefährdung der Kernmerkmale des Freiberuflertums
verbunden seien und der Nivellierung von Qualitätsstan-
dards Vorschub leisteten, seien aber abzulehnen.
In der anschließenden Podiumsdiskussion unter der Leitung
von Henning Krumrey diskutierten Angelika Niebler und Rolf
Koschorrek mit Martin Abraham, Professor an der Friedrich-
Alexander-Universität in Erlangen-Nürnberg, Jens Karstedt,
Präsident der Bundesingenieurkammer, Rudolf Henke MdB
und Ulrich Schellenberg, Vizepräsident des Bundesverban-
des der Freien Berufe, über die Bedeutung der freien Berufe
für Deutschland und ihre Perspektiven im europäischen Bin-
nenmarkt. Freiberufler könnten selbstbewusst ihren Mitges-
taltungswillen artikulieren. Wichtig sei auch, aktiv für die
Besonderheiten des Berufsstandes zu werben. Stephan May-
er, Leiter des PKM-Gesprächskreis Freie Berufe, warb für
den engen Kontakt zwischen dem PKM und den freien Beru-
fen. Die freien Berufe hätten im Übrigen allen Grund, zuver-
sichtlich in die Zukunft zu blicken. Der Strukturwandel biete
ihnen beste Gelegenheit, ihr Können unter Beweis zu stellen.
Gespräch mit dem
Bundesarbeitgeberverband
der Personaldienstleister
Die Zeitarbeit muss als wichtiger Motor für die deutsche
Wirtschaft erhalten bleiben. Darin waren sich der PKM-
Vorstand und die Führung des Bundesarbeitgeberverbandes
der Personaldienstleister (BAP) einig. Der Umgang mit dem
BAG-Urteil vom 14. Dezember 2010 zur Tariffähigkeit der
CGZP-Gewerkschaft sei von entscheidender Bedeutung für
die gesamte Branche. Auf erhebliche Bedenken treffe insbe-
sondere die Auffassung, aus dem Urteil eine rückwirkende
Abführung von Sozialversicherungsbeiträgen herzuleiten.
Ausführlich tauschte man sich des Weiteren zur „Equal Pay-
Thematik“ und zu möglichen Lösungsansätzen aus.
INTERNSeite 4
PKM JOURNAL
Foto: © CDU/CSU-Bundestagsfraktion
Foto: © CDU/CSU-Bundestagsfraktion
Über einem Teil der Zeitarbeitsbranche
hängt ein Damoklesschwert. Unternehmen,
die das Tarifwerk der Tarifgemeinschaft
Christlicher Gewerkschaften für Zeitarbeit
und Personalserviceagenturen (CGZP) an-
wandten, droht die Nachforderung von Löh-
nen und Sozialversicherungsbeiträgen in Millionenhöhe.
Diese hatten sich auf Tarifverträge verlassen, die jetzt wohl
nicht mehr gelten. Denn das Bundesarbeitsgericht hatte am
14. Dezember 2010 die Tariffähigkeit der CGZP verneint –
übrigens wegen eines Satzungsfehlers. Damit gilt der
Grundsatz „Equal Pay“. So sagt es das Arbeitnehmerüber-
lassungsgesetz. Davon kann nur per Tarifvertrag abgewi-
chen werden – aber eben nicht mit dem CGZP. Die Folge:
Lag der Tariflohn unter dem der Stammbelegschaft im Ent-
leihunternehmen, muss nachgezahlt werden.
Es ist einsichtig, dass diese Pflicht zur Nachzahlung ab dem
Zeitpunkt der Entscheidung des Bundesarbeitsgerichts be-
steht. Aber die Sozialversicherungsträger leiteten unmittelbar
nach dem Urteil Betriebsprüfverfahren ein. Sie fordern rück-
wirkend Sozialversicherungsbeiträge und zwar bis zu vier
Jahren vor der Urteilsverkündung. Betroffen sind gut 3.200
Arbeitgeber. Bislang sind mehr als 700 Prüfverfahren abge-
schlossen worden. Klageverfahren laufen. Nachvollziehbar-
erweise.
Denn die Rechtslage ist ungeklärt. Das Bundesarbeitsgericht
traf seinerzeit keine Aussage zur Rückwirkung seiner Ent-
scheidung. Zwischenzeitlich hat das Landesarbeitsgericht
Berlin-Brandenburg zwar eine solche angenommen. Aber es
stellte auch fest, dass damit keine Entscheidung über Ver-
trauensschutz im Einzelfall verbunden sei. Die Revision läuft.
Erste Urteile von Arbeitsgerichten liegen vor, die rückwirken-
de Lohnnachforderungen wegen Vertrauensschutz abweisen.
Die Sozialgerichte, die über Anträge auf Aussetzung der
Vollziehung im Eilverfahren entscheiden müssen, entschei-
den mehrheitlich für die Zeitarbeitsunternehmen unter Hin-
weis auf Vertrauensschutz.
Und damit kommen wir zu des Pudels Kern: dem Vertrau-
ensschutz. Auch der Sachverständigenrat reklamiert diesen
im aktuellen Jahresgutachten für die Zeitarbeitsbranche.
Denn das BAG habe eine neue Rechtsprechung eingeleitet.
Die betroffenen Unternehmen hätten nicht vorhersehen kön-
nen, dass die CGZP-Tarifverträge aufgrund einer Änderung
der Rechtsprechung unwirksam seien.
Das alles focht die Sozialversicherungsträger nicht an. Es
wurde vollzogen. Denn ein Widerspruch entfaltet keine auf-
schiebende Wirkung. Und die Anträge auf Aussetzung der
sofortigen Vollziehung wurden durchweg abgelehnt. Auch
ein Stundungskonzept der GKV half den betroffenen Betrie-
ben nicht. Bilanzrechtlich drohte so manchem Betrieb zudem
die Insolvenz und damit seinen Vertragspartnern, den Ein-
satzbetrieben, die Ersatzinanspruchnahme. Denn bis dato
haftet ein Entleiher im Sozialrecht unbedingt, wenn das Zeit-
arbeitsunternehmen zahlungsunfähig wird. Und dies alles,
weil Unternehmen das getan hatten, was die Politik landauf,
landab von der Wirtschaft fordert, nämlich Tarifverträge
anzuwenden.
Der Parlamentskreis Mittelstand handelte. Gemeinsam mit
der Arbeitsgruppe Wirtschaft und Technologie der CDU/
CSU-Bundestagsfraktion wurde ein Antrag entworfen. Ziel ist
es, unbillige Härten durch die Nachzahlung von Sozialversi-
cherungsbeiträgen zu vermeiden. Deshalb wird die Bundes-
regierung aufgefordert, Vorschläge vorzulegen mit dem Ziel,
Vertrauensschutz für die betroffenen Unternehmen wieder-
herzustellen und die Haftung der Entleihunternehmen zu
begrenzen. Von einer Einbringung wird derzeit noch abge-
sehen. Denn die Initiative des Wirtschaftsflügels zeitigt erste
Erfolge.
In Gesprächen mit dem Bundesministerium für Arbeit und
Soziales, der Deutschen Rentenversicherung und der GKV
konnte Klarheit über das Ob und Wie der Betriebsprüfungen
hergestellt werden. Endlich gibt es belastbare Zahlen. Und
diese geben unserem Einsatz recht. Eine durchschnittliche
Beitragsnachforderung von derzeit 55.000 Euro stellt für
viele Betriebe eine erhebliche Belastung dar. Wir konnten
auch eine Transparenz in Sachen Vollzug herstellen. Wenn
jetzt ein Unternehmen einen Antrag auf Aussetzung der so-
fortigen Vollziehung stellt, wird sein Antrag nicht mehr pau-
schal abgelehnt.
Die Gespräche dauern fort. Jetzt stehen die Begrenzung der
Entleiherhaftung und eine Regelung zur Tariffähigkeit im
Mittelpunkt. Zukünftig sollte gesetzgeberisch geregelt wer-
den, unter welchen Voraussetzungen die Tariffähigkeit vor-
liegt bzw. wie diese in einem zeitlich überschaubaren Ver-
fahren anerkannt werden kann – damit sich Fälle wie der
der CGZP nicht mehr wiederholen.
Seite 5MEINUNG
PKM JOURNAL
CGZP-Urteil – eine Lösung rückt näher
Von Gitta Connemann MdBJustiziarin des Parlamentskreis MittelstandVorsitzende der PKM-Kommission „Modernes Arbeits- und Sozialrecht“
Direkt gewählt im Wahlkreis Unterems, Niedersachsen.Mitglied des Deutschen Bundestages seit der 15. Wahlperiode.
Wettbewerbsfähigkeit, robustes Wirtschafts-
wachstum und Rekordbeschäftigung sind keine
Selbstläufer. Das ist eine Gemeinschaftsleistung
von Unternehmern und Arbeitnehmern sowie
der Politik, die die notwendigen Rahmenbedin-
gungen gesetzt hat. Die überaus positiven Ar-
beitsmarktzahlen sind vor allem auch der verbesserten Flexi-
bilität der letzten Jahre zu verdanken. Hier hat die Zeitar-
beitsbranche einen entscheidenden und wichtigen Beitrag
geleistet und viele sozialversicherungspflichtige Arbeitsplätze
geschaffen. Eine Studie des IW Köln belegt, dass Zeitarbeit-
nehmer rechnerisch 15 Prozent des deutschen Wirtschafts-
wachstums im Jahr 2010 erwirtschaftet haben –und das,
obwohl sie lediglich rund zwei Prozent der Erwerbstätigen
stellen. Der Zeitarbeit ist es zu verdanken, dass seit einigen
Jahren breite Bevölkerungsteile wieder in sozialversiche-
rungspflichtige Tätigkeiten kommen, die vorher systematisch
vom Arbeitsmarkt ausgeschlossen waren (z.B. wegen gerin-
ger Qualifikation). Die Solidargemeinschaft muss diese nun
nicht mehr finanzieren. Daraus ergeben sich für den Arbeits-
markt eindeutig positive Effekte: Für 66 Prozent der in Zeit-
arbeitsfirmen Beschäftigten ist die Zeitarbeit eine Chance,
überhaupt oder wieder am Erwerbsleben teilzunehmen. Es
gilt daher, diesen wichtigen Job- und Wachstumsmotor zu
schützen und zu unterstützen.
Das Bundesarbeitsgericht hatte im Dezember 2010 ent-
schieden, dass die Tarifgemeinschaft Christlicher Gewerk-
schaften für Zeitarbeit und Personalserviceagenturen
(CGZP) nicht tariffähig sei. Die aufgrund dieser Entschei-
dung unwirksamen Tarifverträge der CGZP fanden vor al-
lem in der Zeitarbeitsbranche Anwendung. Das Urteil des
Bundesarbeitsgerichts gilt unstrittig ab dem Zeitpunkt der
Entscheidung. Die Sozialversicherungsträger fordern nun
von den Zeitarbeitsfirmen jedoch auch Sozialversicherungs-
beiträge für die Zeit vor der Urteilsverkündung. Trotz der
noch ungeklärten Rechtslage werden bereits Beitragsbe-
scheide an die Zeitarbeitsfirmen versandt. Dieses Vorgehen
ist unbillig und gefährdet viele Unternehmen in ihrer Exis-
tenz. Im schlimmsten Fall ist mit Beitragsnachforderungen in
Milliardenhöhe zu rechnen, die über 3.200 Zeitarbeitsfir-
men und mehrere 100.000 Arbeitnehmer betreffen. Gerade
für kleine und mittlere Unternehmen bedeuten diese rückwir-
kenden Nachforderungen eine erhebliche Zusatzbelastung.
Deshalb muss es Vertrauensschutz geben. Die betroffenen
Unternehmen konnten nicht vorhersehen, dass die mit der
CGZP abgeschlossenen Tarifverträge aufgrund einer Ände-
rung in der höchstrichterlichen Rechtsprechung für unwirk-
sam erklärt werden. Noch absurder wäre es, wenn die Sozi-
alversicherungsträger mit ihren Nachforderungen gegebe-
nenfalls auch auf die Einsatzunternehmen zurückgreifen
könnten, sollten die Zeitarbeitsunternehmen ausfallen.
Hier ist schnelles Handeln der Politik gefordert, um die Flur-
schäden möglichst gering zu halten. Die Arbeitsgruppe Wirt-
schaft und Technologie der CDU/CSU-Bundestagsfraktion
hat die Bundesregierung aufgefordert, Vorschläge vorzule-
gen, wie der Vertrauensschutz der Zeitarbeitsunternehmen
wieder herzustellen und unbillige Härten durch Nachzah-
lung von Sozialversicherungsbeiträgen zu vermeiden sind.
Zudem gilt es, die Durchgriffshaftung der Entleihunterneh-
men zu begrenzen. Um das zu erreichen, sind alle Optionen
zu prüfen, von gesetzlichen Verankerungen, dass gerichtli-
che Entscheidungen zur Tariffähigkeit, insbesondere im Falle
einer Änderung der Rechtsprechung, nicht rückwirkend gel-
ten, bis hin zu klarstellenden Änderungen im Sozialrecht
oder Stichtagsregelungen. Zumindest sollte die sofortige
Vollziehung von Nachzahlungen ausgesetzt werden, bis die
Sozialgerichte zur Frage des Vertrauensschutzes rechtskräftig
entschieden haben. Die Einsatzbetriebe müssen ebenfalls
auf die Wirksamkeit bestehender Tarifverträge vertrauen
dürfen. Wie im Lohnsteuerrecht könnte ihre Haftung zum
Beispiel auf Fälle beschränkt werden, in denen bei Vertrags-
abschluss keine Arbeitnehmerüberlassungserlaubnis vorge-
legen hat.
Die Zeitarbeit trug erheblich dazu bei, dass die Arbeitslosig-
keit die Drei-Millionen-Marke unterschritten hat. Anders als
oft in der Öffentlichkeit dargestellt, war und ist der wichtigs-
te Grund für den Einsatz von Zeitarbeit die höhere personal-
politische Flexibilität der Unternehmen. Kostengründe spie-
len hingegen nur eine untergeordnete Rolle. Für Unterneh-
men ist Zeitarbeit oft die einzige Möglichkeit, flexibel auf
schwankende Auftragslagen zu reagieren. Sie hat damit eine
wichtige Pufferfunktion. Das hat sich besonders in den Kri-
senjahren 2008/2009 bewahrheitet. Bei der Frage des Ver-
trauensschutzes geht es nicht um „Geschenke“ für die Ar-
beitgeberseite. Es geht vielmehr um die Zukunft eines wichti-
gen Job- und Wachstumsmotors. Der Vertrauensschutz liegt
damit gerade im Interesse der Arbeitnehmer und der Soli-
dargemeinschaft.
MEINUNGSeite 6
PKM JOURNAL
Vertrauensschutz ist das A und O
Von Dr. Joachim Pfeiffer MdBVorsitzender der Arbeitsgruppe Wirtschaft und TechnologieMitglied des Vorstandes des Parlamentskreis Mittelstand
Direkt gewählt im Wahlkreis Waiblingen, Baden-Württemberg.Mitglied des Deutschen Bundestages seit der 15. Wahlperiode.
„Das große Solar-Missverständnis“ (Financial
Times Deutschland), „Energiewende im Hei-
zungskeller abgesagt“ (Die Welt), „Welches
Marktdesign braucht die Energiewende“ (FAZ)
– tagtäglich gibt es neue Berichte rund um die
Energiewende. Die Energiepolitik ist seit den
Beschlüssen zur beschleunigten Energiewende im Sommer
letzten Jahres nicht nur zum politischen, sondern auch zum
öffentlichen Dauerthema geworden. Auch mit dem Ausstieg
aus der Kernenergie hat die Energiepolitik nicht an Emotio-
nalität verloren. Es gibt ein Ringen darüber, wie die ambitio-
nierten energiepolitischen Ziele erreicht werden können.
Meiner Ansicht nach braucht es folgende Erfordernisse, da-
mit die erfolgreiche Energiewende gelingt:
1. Die Energiewende braucht Glaubwürdigkeit
Um die Energiewende zu schaffen, brauchen wir eine glaub-
würdige Energiepolitik, die zukünftige Herausforderungen
nicht ausblendet. Das bedeutet, dass die Politik erklären
muss, dass die Energiewende Geld kostet, dass wir mehr
Netze brauchen und dass die Netzstabilität evtl. gefährdet
ist. Es muss auch deutlich gesagt werden, dass die neue
Energiewelt nicht von heute auf morgen entstehen wird, son-
dern wir mindestens in den kommenden zwei Dekaden auch
weiter mehr konventionelle Energien brauchen werden.
2. Die Energiewende braucht Markt und Wettbewerb
Für eine erfolgreiche Energiewende brauchen wir vor allem
einen Markt mit einem starken Wettbewerb. Das heutige
EEG ist kein Zukunftsmodell. Das EEG hat sich als gutes
Markteinführungsinstrument erwiesen, denn so erreichten
die erneuerbaren Energien zügig einen Anteil von 20 Pro-
zent am Strommix. Um den weiteren Ausbau der erneuerba-
ren Energien voranzutreiben, brauchen wir mittelfristig mehr
Markt und Systemverantwortung der erneuerbaren Energien.
Um die Kosteneffizienz zu wahren, muss der Schwerpunkt
der Förderung dort liegen, wo die höchsten Potentiale sind.
Wir erleben gerade am Zubau der Photovoltaik (PV), dass
das EEG nicht das geeignete Instrument für eine Steuerung
des erneuerbaren Zubaus ist. So sehen Szenarien zum Ener-
giekonzept 2010 bis 2020 eine Gesamtkapazität von 33,3
Gigawatt (GW) installierter Photovoltaikleistung vor. Ende
2011 waren bereits 25,8 GW installiert. Zur Erreichung des
Ausbauziels können demnach bis 2020 max. noch 7,5 GW
PV-Module neu installiert werden. Daraus ergibt sich ein
maximal jährlicher Zubau von rund 800 MW. Es ist aber
davon auszugehen, dass dieses Ziel weit überschritten wird.
Und das, obwohl die Photovoltaik nach wie vor die teuerste
und ineffizienteste Form ist, erneuerbaren Strom zu erzeu-
gen. So nahm die Photovoltaik 2010 rund 40 Prozent des
EEG Vergütungsvolumens, hatte aber lediglich einen Anteil
von rund drei Prozent am Strommix. In 2012 werden von
voraussichtlich rund 14,1 Milliarden Euro EEG-Umlage
rund 7,4 Milliarden Euro für die Photovoltaik ausgegeben.
Der zügellose Ausbau der Photovoltaik muss zukünftig wirk-
sam begrenzt werden.
3. Energiewende braucht Netze und Speicher
Die erneuerbaren Energien – gerade Wind und Sonne –
sind oft zur falschen Zeit am falschen Ort. Waren es noch
vor Jahren durchschnittlich 40 km zwischen Verbraucher
und Erzeuger, müssen zukünftig hunderte Kilometer über-
brückt werden. Die Windenergie aus dem Norden muss in
den verbrauchsstarken Süden transportiert werden. Somit
werden die Stromnetze auf allen Spannungsebenen zur
Achillesferse für den Umbau der Energieversorgung.
Die zunehmende Einspeisung volatilen erneuerbaren
Stroms, verbunden mit dem Wegfall von rund zehn Prozent
gesicherter Erzeugungsleistung durch die vorzeitige Außer-
betriebnahme von acht Kernkraftwerken, gefährdet zuneh-
mend die Netzstabilität. Unsere Nachbarländer sind immer
weniger bereit, überschüssigen EE-Strom aus Deutschland
aufzunehmen und richten entsprechende technische Barrie-
ren an den Grenzen ein. Entscheidendes Problem bleibt
jedoch, dass der Netzausbau in Deutschland mit der Ge-
schwindigkeit des Zubaus von EE-Erzeugungsanlagen nicht
annähernd Schritt hält. Beispiel dafür ist Schleswig-Holstein.
So wird der Zubau der Windenergie (onshore) von heute ca.
3.800 Megawatt (MW) sich bis 2015 auf 9.000 MW erhö-
hen. Hinzu kommen 3.200 MW (offshore). Dies bedeutet,
dass im Jahr 2015 rund 12.200 MW (onshore+offshore)
Windenergie installiert sein werden. In Schleswig-Holstein
wird aber bis 2015 nur eine Kapazität von 1.000 MW
(Schwachlast) bis 3.000 MW (Starklast) benötigt. Der Rest
Seite 7MEINUNG
PKM JOURNAL
Was die Energiewende zum Gelingen braucht?
Von Thomas Bareiß MdBKoordinator für Energiepolitik der CDU/CSU-BundestagsfraktionMitglied des Vorstandes des Parlamentskreis Mittelstand
Direkt gewählt im Wahlkreis Zollernalb – Sigmaringen, Baden-Württemberg.Mitglied des Deutschen Bundestages seit der 16. Wahlperiode.
muss folglich abtransportiert werden. Es braucht also drin-
gend den Ausbau der Netze, insbesondere der Stromauto-
bahnen von Nord nach Süd. Das im Sommer 2011 be-
schlossene Netz-Paket (NABEG, BundesbedarfsplanG etc.)
geht in die richtige Richtung. Dies geht nur mit mehr Akzep-
tanz in der Bevölkerung und wenn Bund, Länder und Kom-
munen an einem Strang ziehen. Auch eine Synchronisation
von erneuerbaren Energien, Zubau und Netzausbau sollte
vorangetrieben werden. Denn derzeit wird EEG-Strom über-
wiegend nicht in den Markt integriert. Grund dafür ist das
EEG, das die erneuerbaren Energien mit einer bedarfsunab-
hängigen Einspeisevergütung fördert. Dadurch entstehen
massive Fehlanreize, die eine bedarfsabhängige Einspei-
sung unattraktiv machen und das System weiter verteuern.
Grundlegende Veränderungen in der Förderstruktur sind
also erforderlich.
Neben einem schnellen Netzausbau brauchen wir mittelfris-
tig aber auch den Ausbau von Energiespeichern. Deshalb
muss schon frühzeitig die Forschung und Entwicklung von
Speichern gefördert werden. Wo Speicher marktreif sind,
müssen regulatorische Hemmnisse abgebaut werden.
4. Energiewende braucht Energieeffizienz
Ein zentraler Baustein beim Umbau der Energieversorgung
ist die deutliche Erhöhung der Energieeffizienz. Bis 2020
wollen wir den Primärenergieverbrauch gegenüber 2008
um 20 Prozent, bis 2050 um 50 Prozent senken. Der
Schlüssel zu mehr Energieeffizienz ist die Gebäudesanie-
rung. 40 Prozent des Energiebedarfs entfallen auf Gebäude.
Fortschritte erreichen wir nicht durch Zwang, sondern durch
Anreize. Deshalb ist der Dreiklang aus CO2-Gebäudesanie-
rungsprogramm, Mietrechtsänderungsgesetz und steuerli-
cher Förderung von enormer Bedeutung für mehr Energieef-
fizienz.
Dies betrifft insbesondere das im Sommer letzten Jahres im
Bundestag verabschiedete Gesetz zur steuerlichen Förde-
rung von energetischen Sanierungsmaßnahmen. Die Bun-
desländer sind besonders in der Pflicht, endlich auch Ver-
antwortung für die Energiewende zu übernehmen und dem
Gesetz im Bundesrat zuzustimmen. Neben Handwerk und
Industrie, Mieter und Wohneigentümer profitieren auch die
Länder und Kommunen von den energetischen Sanierungs-
maßnahmen. Die Länder sollten erkennen, dass eine steuer-
liche Förderung auch zu einer Gewinnsituation für die öf-
fentlichen Haushalte führt: Die durch die steuerlichen Anrei-
ze ausgelösten privaten Investitionen bringen Rückflüsse aus
Einnahmen aus der Mehrwertsteuer; hinzu kommen Be-
schäftigungseffekte und positive Effekte aus Gewerbesteuer,
Körperschaftssteuer und Einkommenssteuer.
5. Energiewende braucht eine Energiepolitik aus einer Hand
Die vor uns liegenden Aufgaben müssen gebündelt werden.
Nur so kann eine beschleunigte Energiewende mit den Prä-
missen Zukunftsfähigkeit, Sicherheit und Bezahlbarkeit zum
Erfolg geführt werden. Deshalb brauchen wir eine bessere
Koordinierung der Energiepolitik auf Regierungsebene. Es
darf nicht sein, dass die Energiepolitik zwischen sechs ver-
schiedenen Ministerien und unterschiedlichen Zuständig-
keitsbereichen zerrieben wird. Auch mit der zunehmenden
Bedeutung der europäischen Ebene für die nationale Ener-
giepolitik ist es notwendig, dass wir massiver als bisher un-
sere energiepolitischen Interessen in Brüssel vertreten. Auch
dort gilt, dass eine einheitliche deutsche Stimme am meisten
Wirkung haben wird.
Das von der Regierung eingeleitete Energiemonitoring ist
ein richtiger Schritt in diese Richtung. Es darf aber nicht als
Papiertiger enden.
6. Energiewende braucht Europa
Die Energiewende gelingt nicht im nationalen Alleingang,
sondern nur mit mehr Europa. Das bedeutet, wir müssen
den Energiebinnenmarkt stärker ausbauen. Denn zur Siche-
rung unseres Strombedarfs wird Europa immer wichtiger
werden. Nicht nur weil es im europäischen Ausland wesent-
lich bessere Voraussetzungen für erneuerbare Energien gibt
und wir damit von einer wesentlich günstigeren Erzeugung
in unseren Nachbarländern profitieren können, sondern
auch weil grundlastfähige Kraftwerke unserer Nachbarn
auch in wind- und sonnenschwachen Stunden unseren
Strombedarf sichern. Darüber hinaus gibt es in Skandina-
vien, aber auch in den Alpenländern Pumpspeicherkapazitä-
ten, die wir stärker nutzen können. Um den grenzüberschrei-
tenden EU-Energiebinnenmarkt zu ermöglichen, brauchen
wir auch hier den Ausbau der Stromnetze. Wo dies nicht
wirtschaftlich möglich ist, werden auch die Mitgliedsstaaten
mit Anreizen den Netz-Ausbau beschleunigen müssen. Auch
eine bessere europäische Abstimmung der nationalen För-
dersysteme für die erneuerbaren Energien muss zwangsläu-
fig vorangetrieben werden.
Der Umbau der Energieversorgung ist ein großes Gemein-
schaftswerk, zu dem jeder seinen Beitrag leisten muss: In-
dustrie, Handel und Gewerbe, die Energieversorgungsunter-
nehmen, der Staat, aber auch jeder einzelne Bürger. Jeder
Einzelne muss die Herausforderungen mit anpacken, damit
die Energiewende gelingt.
MEINUNGSeite 8
PKM JOURNAL
Quo vadis? Diese Frage muss sich die deut-
sche Landwirtschaft wieder einmal stellen.
Denn mehr denn je steht sie heute in einem
Spannungsfeld zwischen hohen gesellschaftli-
chen Erwartungen in den Bereichen Tier-, Na-
tur-, Umweltschutz und den Herausforderun-
gen, zur Bewältigung des weltweiten Hungers sowie der Pro-
duktion von Bioenergie beizutragen.
Ein Beispiel vorweg: Ein junger Landwirt, der mit seiner Fa-
milie einen Betrieb in einer Größenordnung von knapp un-
ter 250 Hektar mit etwa 100 Milchkühen bewirtschaftet,
möchte diesen modernisieren und weiter entwickeln. Nach
Bewertung verschiedener betriebswirtschaftlicher Konzepte
entschließt er sich zum Bau einer modernen Hähnchenmast-
anlage. Die notwendigen Prüfunterlagen wurden bei den
Behörden eingereicht und letztlich ohne wesentliche Bean-
standungen genehmigt. Mit der Kommune wurde intensiv
zusammengearbeitet, die Öffentlichkeit in einem transpa-
renten Verfahren eingebunden.
Alles gut, könnte man meinen. Mitnichten. Denn es bildete
sich schnell eine Bürgerinitiative, die gegen die Hähnchen-
mastanlage opponierte – trotz strenger behördlicher Zulas-
sungsverfahren. Begründung: Man sei wegen der Ruhe und
Erholung auf’s Land gezogen. Kein Verständnis herrschte
dagegen für den Landwirt, der seinen Familienbetrieb (!)
weiter entwickeln wollte.
Solche und ähnlich gelagerte Fälle gehören heute zum
„täglich Brot“ derjenigen Landwirte, die ihren Betrieb erwei-
tern möchten. In der Kritik stehen aber nicht nur der Bau
von Stallanlagen. Scharfer Gegnerschaft sieht sich die mo-
derne Agrarwirtschaft immer stärker über die gesamte Pro-
duktionskette ausgesetzt. Wobei bestimmte gesellschaftliche
Gruppen nicht selten im Zusammenspiel mit den Medien
das Bild einer Landwirtschaft von vorgestern zu idealisieren
versuchen.
Die Gründe hierfür liegen im Erfolg unserer Agrarwirtschaft:
Niemand muss im Deutschland des 21. Jahrhunderts hun-
gern. Lebensmittel sind qualitativ hochwertig und günstig
wie nie. Mussten die Deutschen 1925 noch die Hälfte des
Einkommens für Nahrungsmittel ausgeben, sind es heute
lediglich noch zwölf Prozent. Erreicht wurde diese beträchtli-
che Wohlstandmehrung unserer Gesellschaft durch eine
beachtliche Effizienzsteigerung über die gesamte land- und
ernährungswirtschaftliche Wertschöpfungskette.
Zwar arbeiten heute in der Zukunftsbranche Agribusiness –
das ist die gesamte Wertschöpfungskette der Landwirtschaft
mit den vor- und nachgelagerten Bereichen – etwa fünf Mil-
lionen Menschen. Die Landwirtschaft selbst hat allerdings
über die letzten Jahrzehnte durch die Effizienzsteigerungen
in der Produktion einen starken Strukturwandel durchlaufen.
Heute arbeiten lediglich noch ca. 650.000 Menschen in
300.000 Betrieben. 1949 waren es fast fünf Millionen Er-
werbstätige in 1,6 Millionen Betrieben. Die Folge: Über die
Jahre ist das selbstverständliche Wissen über die landwirt-
schaftliche Produktion aus dem kollektiven Erfahrungshori-
zont unserer Gesellschaft verschwunden. Und wo Wissen
verschwindet, verschwindet zunehmend die Akzeptanz.
Die Landwirte müssen sich dem stellen. Wichtig sind hierbei
Transparenz in der Produktion und die permanente Weiter-
entwicklung von Standards in den Bereichen Tier-, Natur-
und Umweltschutz. Wer allerdings glaubt, einer extensiven
Museumslandwirtschaft das Wort reden zu können, befindet
sich auf dem Holzweg. Dafür sind die Herausforderungen,
denen sich die Landwirtschaft in Deutschland, Europa und
in der Welt stellen muss zu groß.
Mittlerweile ist es ja schon eine Binsenweisheit, dass die
Landwirtschaft die Herkulesaufgabe schultern muss, 2050
etwa neun Milliarden Menschen zu ernähren, gleichzeitig
aber in zunehmendem Maße Agrarrohstoffe für Bioenergie
zu produzieren. Beides ist gewollt. Beides ist möglich, sagen
Experten. Über die Ausweitung der Produktionsflächen ist
das aber nicht zu bewerkstelligen. Denn die landwirtschaftli-
che Nutzfläche ist weltweit kaum noch zu steigern – und
wenn, wie in vielen Entwicklungsländern leider geschehen,
mit erheblichen negativen Auswirkungen auf die Umwelt
und die Menschen vor Ort. Das kann niemand wollen. Des-
wegen gilt für die Landwirtschaft das FAO-Credo der nach-
haltigen Produktionssteigerung. Sie muss laut FAO weltweit
die Nahrungsmittelproduktion bis 2050 um 70 Prozent er-
höhen.
Steigerung der Produktion bei relativ gleich bleibenden
landwirtschaftlichen Nutzflächen heißt aber nichts anderes
Seite 9MEINUNG
PKM JOURNAL
Landwirtschaft zwischen Intensität und Nachhaltigkeit
Von Franz-Josef Holzenkamp MdBVorsitzender der Arbeitsgruppe Ernährung, Landwirtschaft und VerbraucherschutzMitglied des Parlamentskreis Mittelstand
Direkt gewählt im Wahlkreis Cloppenburg – Vechta, Niedersachsen.Mitglied des Deutschen Bundestages seit der 16. Wahlperiode.
als Steigerung des Ertragspotentials. Hierzu können viele
Faktoren einen Beitrag leisten. Ein Punkt ist beispielsweise
die Weiterentwicklung der Pflanzengenetik. Geforscht wer-
den muss dabei in alle Richtungen. Denkverbote darf es
nicht geben. So sollte auch die grüne Gentechnik in
Deutschland zumindest eine Option für die Landwirte blei-
ben. Dass sich hierzulande Unternehmen wie Bayer oder die
BASF entscheiden, ihre Forschungsaktivitäten in diesem Be-
reich ins Ausland zu verlagern, wirft ein erschreckendes Bild
auf den Innovationsstandort Deutschland.
Das Thema der knappen Agrarflächen ist auch in Deutsch-
land virulent. Seit Jahren gehen wertvolle, produktive Agrar-
flächen durch Versiegelung oder Naturschutz-Ausgleichs-
flächen verloren. Zwischen 1992 und 2010 büßte die deut-
sche Landwirtschaft so über 800.000 Hektar ein. Das sind
90 Hektar pro Tag – also etwa 130 Fußballfelder. Ziel der
nationalen Nachhaltigkeitsstrategie ist die Reduktion des
Flächenverbrauchs bis 2020 auf 30 Prozent. Davon sind wir
heute noch weit entfernt.
Dieser Flächenfraß muss schnellstens erheblich reduziert
werden. Denn jeder verlorene Hektar Agrarfläche ist eine
verlorene Fläche im Kampf gegen Hunger und auch verlo-
ren für die Umsetzung der Energiewende. Insbesondere für
Maßnahmen im Rahmen der Energiewende sollte deshalb
auf naturschutz-kompensatorischen Flächenausgleich ver-
zichtet werden.
Die Frage des Flächenverlustes ist aktuell auch eines der
großen Streitthemen bei der Neugestaltung der Gemeinsa-
men europäischen Agrarpolitik (GAP) für den Zeitraum nach
2013. So hat die Kommission vorgeschlagen, sieben Pro-
zent der agrarischen Flächen aus Umweltgründen aus der
Produktion zu nehmen. Das ist vor dem Hintergrund der
geschilderten Herausforderungen der falsche Weg. Denn
damit würden etwa 600.000 Hektar landwirtschaftlicher
Fläche aus der Produktion genommen. Das entspricht fast
einem Viertel der gesamten Anbaufläche für nachwachsen-
de Rohstoffe in Deutschland.
Unsere Landwirtschaft steht vor großen Aufgaben, die sie als
Chance verstehen sollte. Gleichzeitig muss sie den hohen
Erwartungen unserer Gesellschaft an die landwirtschaftliche
Produktion gerecht werden. Dass aus dieser Gleichung kei-
ne Ungleichung wird, ist die eigentliche Herausforderung an
die moderne Landwirtschaft in Deutschland.
MEINUNGSeite 10
PKM JOURNAL
Freie Berufe gestalten
Megatrends
Von Dr. Rolf Koschorrek MdBPräsidentBundesverband derFreien Berufe (BFB)
Jeder zehnte Euro wird in Deutschland von den rund eine
Million Selbstständigen in den Freien Berufen und ihren
mehr als drei Millionen Mitarbeitern erwirtschaftet. Die Frei-
en Berufe finanzieren als Arbeitgeber nicht nur die öffentli-
chen und sozialen Kassen mit. Sie bieten auch jungen Men-
schen Perspektiven. Mehr als 128.000 Jugendliche haben
die Freien Berufe derzeit unter Lehrvertrag.
Die Freien Berufe sind nicht nur ein wirtschaftliches, sondern
auch ein gesellschaftliches Schwergewicht. Sie verkörpern
den Strukturwandel hin zur Dienstleistungs- und Wissensge-
sellschaft. Leistungsträger des Fortschritts werden mit stei-
gender Tendenz die hochqualifizierten und kreativen Köpfe
aus freiberuflichen Feldern sein. Sie gestalten Megatrends
wie Umweltschutz und technische Innovationen mit und un-
terstützen die Bürger in einer immer komplexeren Lebens-
und Arbeitswelt. Soll unsere Volkswirtschaft auch angesichts
der demografischen Entwicklung weiter wachsen, ideen-
reich, erfinderisch und effektiv sein, sind die Freien Berufe
besonders gefragt. Wegen ihrer Leistungsbereitschaft und
als Qualitätsgaranten sind die deutschen Freien Berufe
wichtige Schrittmacher für den europäischen Binnenmarkt.
Um Wachstumspotenziale ausreizen zu können, müssen die
richtigen Weichen gestellt werden. Grundsätzlich müssen
die Freien Berufe anerkannt und gestärkt werden. Dies be-
zieht ausdrücklich Kernwerte wie Gemeinwohlorientierung
oder persönliche Leistungserbringung, aber auch Organisa-
tionsprinzipien wie die transparente Selbstverwaltung mit
ein. So wird hohe Qualität und Unabhängigkeit gesichert,
was Vertrauen schafft und die Verbraucher schützt.
Im Sinne eines allgemeinen Bekenntnisses ist es unerlässlich,
den Begriff des Freien Berufs auf europäischer Ebene ein-
heitlich anzuwenden. Dies ist Voraussetzung dafür, dass
Charakteristika in europäischen Initiativen noch besser be-
rücksichtigt werden können. Bei den marktrelevanten EU-
Regulierungs- und Deregulierungsprojekten ist auch von der
nationalen Politik Obacht und rechtzeitige Auseinanderset-
zung gefordert. Im Zuge der Überarbeitung der EU-
Berufsqualifikationsrichtlinie, die die gegenseitige Anerken-
nung von Abschlüssen regelt, ist ein hohes Qualitätsniveau
zu fördern. Für die jungen Berufsträger wäre dies ein wichti-
ges Signal, weil ihre Ausbildung so wertgeschätzt würde.
Einem „race to the bottom“ mit abgesenkten Leistungsstan-
dards ist auch beim EU-Normungspaket vorzubeugen. Die
Dienstleistung eines Freiberuflers ist nicht beschreibbar,
denn sie ist eine kreative, maßgeschneiderte Individuallö-
sung für den jeweiligen Patienten, Mandanten, Klienten und
Kunden.
Ob Berufeanerkennung, Normung oder aber die weiteren
Schritte beim Europäischen Qualifizierungsrahmen, mit dem
Bildungsabschlüsse vergleichbarer gemacht werden können,
diese drei Pakete sind sauber voneinander zu trennen. Kei-
nesfalls darf etwa die Novellierung der Berufsanerkennungs-
richtlinie durch andere Projekte unterlaufen werden. Schließ-
lich darf der hohe Gütegrad nicht gesenkt werden. Sonst
würde die Basis für das besondere Vertrauensverhältnis, in
dem die freiberufliche Leistung hierzulande erbracht wird,
empfindlich gestört und ein effektiver Verbraucherschutz
ausgehebelt.
Die Wechselbeziehung zwischen Freiberufler und seinem
Kunden ist von Vertrauen geprägt. Dies muss auch vom
nationalen Gesetzgeber respektiert werden. Insofern muss
sauber austariert und darf der Schutz der Privatsphäre nicht
einfach der Terrorabwehr untergeordnet werden. Zudem
muss das Vertrauensverhältnis insbesondere zu zeugnisver-
weigerungsberechtigten Berufsgeheimnisträgern vorbehalt-
los vor staatlicher Überwachung geschützt werden.
Die Freien Berufe sind Leistungsträger. Insofern ist der Büro-
kratieabbau voranzutreiben und das Steuersystem zu verein-
fachen, um die Zielmarke einer leistungsfördernden Besteu-
erung anzuvisieren. Im Zuge von Basel III darf es zudem bei
der Kreditvergabe nicht zu zusätzlichen Belastungen für die
Freien Berufe kommen.
Ein eindeutiger Wachstumshemmer ist wie in anderen Sekto-
ren auch der Fachkräftemangel. Hier müssen weitere Anrei-
ze geschaffen werden. Denn, um neue Felder und Dienst-
leistungen zu erschließen, brauchen die Freien Berufe nicht
nur ausreichend viele, sondern auch hinreichend qualifizier-
te Mitarbeiter.
Der gemeinsame Aufgabenkatalog ist dick und reicht von
der Gestaltung der Energiewende über die Entwicklung ei-
ner umfassenden Gesundheitsstrategie und der Gewährleis-
tung ausreichender Planungs- und Rechtssicherheit bis hin
zu den Herausforderungen, die sich etwa durch die Digitali-
sierung in der Kultur- und Kreativwirtschaft ergeben. Hierbei
werden die Freien Berufe, wird der BFB seine Expertise ein-
bringen, mitgehen, mitgestalten und mitverantworten.
Seite 11GESPRÄCH
PKM JOURNAL
POLITIKSeite 12
PKM JOURNAL
++++
Der Bundestag hat in 2./3. Lesung das Gesetz zum bes-seren Schutz der Verbraucher vor Kostenfallen im elekt-ronischen Geschäftsverkehr verabschiedet (BT-Drs.17/7745; BT-Drs. 17/8805). Rechtssicherheit und Verbrau-cherschutz im Internet werden dadurch gestärkt. Sosollen Verbraucher im Internet besser vor so genanntenKosten- und Abofallen geschützt werden. Der Rechts-verkehr verläuft nach klaren Regeln: unter anderem sollein Vertrag zwischen einem Unternehmen und einemVerbraucher im Internet nur zustande kommen, wenndie Schaltfläche für die Bestel lung mit„zahlungspflichtig bestellen“ oder einer ähnlich unmiss-verständlichen Formulierung beschriftet ist (so genann-te Schaltflächen-Lösung). Informationen über die we-sentlichen Merkmale des Produkts, den Gesamtpreis,die Liefer- und Versandkosten sowie eine etwaige Min-destlaufzeit müssen unmittelbar oberhalb des Bestell-buttons klar und in hervorgehobener Weise abgebildetwerden. Durch das Gesetz werden entsprechende Re-gelungen aus der EU-Verbraucherrecht-Richtlinie um-gesetzt, die am 12. Dezember 2011 in Kraft getreten ist.
++++
Die „Stoiber-Gruppe“ hat einen Bericht zur Verringe-rung der Verwaltungslasten in der Europäischen Unionvorgelegt. Er enthält u.a. Vorschläge für eine möglichstbürokratiearme Umsetzung von EU-Regelungen. Emp-fohlen wird unter anderem der regelmäßige Austauschzwischen den Mitgliedstaaten zu bewährten Maßnah-men; zudem gibt der Bericht inhaltliche Anregungen fürdie Programme zur besseren Rechtsetzung auf Ebeneder Europäischen Union und der Mitgliedstaaten undwirbt für e-government-Lösungen. Deutschland schnei-det im EU-weiten „Best-Practice-Vergleich“ gut ab. An-lässlich der Vorstellung des Berichts gab Kommissions-präsident Barroso die Verlängerung des Mandats derStoiber-Gruppe bis Ende 2014 bekannt. Der Bericht„Was Europa besser machen kann“ ist abrufbar unter :http://ec.europa.eu/dgs/secretariat_general/admin_burden/best_practice_report/docs/bp_report_signature_de.pdf
++++
Die christlich-liberale Regierung will Suchmaschinen-betreiber und andere gewerbliche Anbieter im Netzkünftig dazu verpflichten, für die Verbreitung von Zei-tungsartikeln etc. im Internet ein Entgelt an die Verlagezu zahlen. Auf dieses neue Leistungsschutzrecht für Pres-severlage hat sich der Koalitionsausschuss in seinerjüngsten Sitzung verständigt. Die Presseverlage sollenan den Gewinnen gewerblicher Internet-Dienste betei-ligt werden, die Urheber eine angemessene finanzielleBeteiligung an der Verwertung erhalten. Für die ge-werbliche Wirtschaft bleiben das Lesen am Bildschirm,das Speichern und der Ausdruck von Presseerzeugnis-sen kostenfrei.
++++
Die AG Wirtschaft der CDU/CSU-Fraktion im DeutschenBundestag setzt sich dafür ein, dass Unternehmen dieSozialversicherungsbeiträge für bezahlte Löhne künftigwieder erst nachträglich - bis zum 15. des Folgemonats- entrichten müssen. Nach heutiger Rechtslage, gültigseit 2006, müssen die Sozialversicherungsbeiträge be-reits am drittletzten Bankarbeitstag des laufenden Mo-nats entrichtet werden. Diese Regelung hatte sich inder Praxis jedoch als wenig praktikabel erwiesen, dadie Unternehmen die betreffenden Angaben im Folge-monat vielfach auf die tatsächlich ausbezahlten Ent-gelte hin regelmäßig nachkorrigieren mussten. Für denFall, dass die vollständige Rückkehr zum Status Quo vor2006 nicht möglich sein sollte, soll die BundesregierungAlternativen aufzeigen, wie die Beitragszahlung wiederauf den abgelaufenen Monat bezogen werden kann,ohne den Unternehmen die im Jahr 2006 entzogeneLiquidität zurückzuerstatten.
++++
Am 5. März 2012 hat eine Anhörung des Ausschusses fürWirtschaft und Technologie stattgefunden, bei der dasThema Energieeffizienz und insbesondere der aktuelleVorschlag der Europäischen Kommission für eine Ener-gieeffizienzrichtlinie (KOM(2011)370 endg.) diskutiertwurde. Der Entwurf sah unter anderem vor, dass dieMitgliedstaaten Systeme installieren, mit denen derEnergieverbrauch durch die Energielieferanten jährlichum 1,5 Prozent gesenkt werden soll. Damit will EU-KOMsicherstellen, dass das Ziel einer Steigerung der Energie-effizienz in der Europäischen Union bis zum Jahr 2020um 20 Prozent erreicht wird. Die Wirtschaft macht vorallem geltend, dass gerade in der energieintensivenIndustrie Effizienzpotenziale bereits weitgehend ausge-schöpft sind, dass zu ambitionierte und starre Einspar-vorgaben den vielfältigen Gegebenheiten der unter-schiedlichen Wirtschaftsbranchen auf Dauer nicht ge-recht werden und für die Unternehmen häufig nicht zuschultern seien. Gleichzeitig werden gerade seitens derGerätehersteller und Energiedienstleister auch dieChancen weitere Energieeffizienzmaßnahmen betont.BMWi und BMU hatten sich Ende Februar auf verbindli-che nationale Zielvorgaben für die Energieeffizienz ver-ständigt und wollen diese in den Verhandlungen inBrüssel mit der Forderung nach Flexibilität in der Umset-zung verknüpfen.
++++
Die Bundesregierung will bereits im April einen Gesetz-entwurf für ein Begleitgesetz zum neuen EuropäischenSEPA-Verfahren beschließen. Die neue 22-stellige SEPA-Nummer soll an die Stelle der bisherigen Kontonummerund Bankleitzahl treten und den Zahlungsverkehr in Eu-ropa erleichtern. Für die besonders wichtige Aufklärungder Verbraucher sei der „SEPA-Rat“ eingerichtet wor-den, dem Bundesregierung, Deutsche Bundesbank, dieKreditwirtschaft und Verbrauchschutzverbände ange-hören würden.
Seite 13POLITIK
PKM JOURNAL
++++
Neuer Schwung für die Finanzierungsbedingungen fürjunge, innovative Unternehmen in Deutschland: BeimInnovationsdialog der Bundeskanzlerin mit Vertreternvon Wirtschaft und Wissenschaft am 27. Februar 2012wurde unter anderem vereinbart zu prüfen, wie nochin dieser Legislaturperiode die steuerlichen Rahmenbe-dingungen für Wagniskapital attraktiver ausgestaltetwerden können. Geklärt werden soll beispielsweise,inwiefern Regelungen zur Umsatzsteuerfreiheit von Ma-nagementvergütungen anderer Mitgliedstaaten indeutsches Recht übertragen werden können. Zudemsoll auch ein Vorschlag für eine beihilferechtlich tragfä-hige Sanierungsklausel zur Verlustbehandlung im deut-schen Steuerrecht entwickelt sowie eine gesetzlicheKlarstellung für die steuerliche Transparenz von Beteili-gungskapitalfonds geprüft werden. Um mehr Investitio-nen von Business Angels zu stimulieren, wird zudem biszum Sommer 2012 eine entsprechende Investitionszula-ge neu vorgestellt. Der PKM, der seit langem für attrak-tive und international wettbewerbsfähige Rahmenbe-dingungen für Wagniskapital und Business Angels wirbt,begrüßt die Vereinbarungen nachdrücklich als Schrittin die richtige Richtung.
++++
Steuereinnahmen haben 2011 das Loch im deutschenStaatshaushalt deutlich schrumpfen lassen. Die Neu-verschuldung von Bund, Ländern, Kommunen und Sozi-alversicherung fiel um 80 Milliarden auf 25,8 MilliardenEuro. Die Summe entspricht 1,0 Prozent des Bruttoin-landsproduktes, teilte das Statistische Bundesamt mit.Damit wurde die im EU-Stabilitätspakt festgesetzteSchuldengrenze von drei Prozent wieder eingehalten.2010 betrug das Defizit noch 4,3 Prozent, 2009 waren es3,2 Prozent. Nach Prognose der Bundesbank wird dieNeuverschuldung in diesem Jahr bei etwa einem Pro-zent verharren. Der fast anderthalb Jahre währendeSteuerboom hat im Januar ein vorläufiges Ende gefun-den. Wegen der schwächeren Konjunktur gingen dieEinnahmen von Bund und Ländern im Januar um 0,4Prozent zurück - zum ersten Mal seit Sommer 2010. „DerTrend monatlich steigender Einnahmen ist zunächstgebrochen“, schrieb das Bundesfinanzministerium.Steuerschätzer sehen sich in ihrer Warnung bestätigt,dass der Staat nicht mehr automatisch mit konjunktur-bedingten Mehreinnahmen rechnen kann und des-halb sparen muss.
++++
Das Bundeswirtschaftsministerium wird die Energiebe-ratung im Mittelstand weiter fördern. Am 1. März 2012ist die neue Richtlinie für das Förderprogramm„Energieberatung Mittelstand“ in Kraft getreten.
++++
Der Bundestag hat in Erster Lesung über den Gesetz-entwurf zur Änderung des Kraft-Wärme-Kopplungs-gesetzes (BT-Drs. 17/8801) beraten. Ziel des Gesetzent-wurfs ist es, die Förderung der Kraft-Wärme-Kopplung(KWK) zu verbessern, um für diese Technologie einenAnteil von 25 % an der Stromerzeugung bis zum Jahr2020 zu erreichen. Die KWK-Technik bietet im Ver-gleich zur ungekoppelten Erzeugung eine wesentlichhöhere Effizienz bei der Nutzung der eingesetzten Pri-märenergie. Mit der Novelle sollen die Zuschläge fürKWK-Anlagen, die ab 2013 den Betrieb aufnehmen,erhöht werden. Nachrüstungen und Modernisierun-gen von Anlagen werden erleichtert. Außerdem solles eine Förderung von Wärmespeichern geben. Sehrkleine KWK-Anlagen sollen in Zukunft unbürokratischpauschalierte Zuschlagszahlungen erhalten. KWK-Anlagen werden durch Zuschläge auf den Strompreisgefördert. Die Förderung ist seit 2009 auf 750 MillionenEuro im Jahr begrenzt. Laut Bundesregierung beliefensich die Kosten der Förderung zwischen 2003 und 2006auf etwa 800 Millionen Euro. Durch das Auslaufen derFörderung bestimmter Anlagekategorien ist die Förde-rung 2008 auf 521 Millionen Euro und 2009 auf 386 Mil-lionen Euro gesunken. Bei unveränderter Förderungwürde die Kraft-Wärme-Kopplung im Jahr 2020 einenAnteil von 20 Prozent an der Nettostromerzeugungerreichen und das Ziel eines Anteils von 25 Prozentverfehlen. Der Bundesrat hat bereits eine Reihe vonÄnderungsvorschlägen unterbreitet. Die 2./3. Lesungim Bundestag ist für den 27. April, der abschließendeBundesratsdurchgang für den 15. Juni 2012 geplant.
++++
Das Bundeskabinett hat am 29. Februar 2012 den Ge-setzentwurf zur Verbesserung der Öffentlichkeitsbeteili-gung und Vereinheitlichung von Planfeststellungsver-fahren beschlossen. Ziel ist es, die Öffentlichkeit beiGroßvorhaben stärker zu beteiligen. Er soll das Planfest-stellungsverfahren insgesamt vereinfachen und be-schleunigen. Bei großen Infrastrukturvorhaben soll dieBevölkerung künftig frühzeitig unterrichtet werden über
die allgemeinen Ziele des Vorhabens,
die Mittel der Verwirklichung unddie voraussichtlichen Auswirkungen.
Die Bürger erhalten die Gelegenheit, sich gegenüberdem Vorhabenträger zu äußern und das Projekt zuerörtern. Die Ergebnisse werden dann denjenigenBehörden mitgeteilt, die für die Planfeststellung oderGenehmigung zuständig sind. Die so genannte „früheÖffentlichkeitsbeteiligung“ soll nun bereits vor demeigentlichen Verwaltungsverfahren, also in der Regeldem Planfeststellungs- oder Genehmigungsverfahren,stattfinden. Bislang wurde die Öffentlichkeit oft erst imförmlichen Verwaltungsverfahren beteiligt. Die Einbin-dung erfolgte also erst dann, wenn die Planung schonabgeschlossen war. Anerkannte Umweltschutzver-bände werden im Verfahren den Betroffenen gleich-gestellt.
Wenn die Fachminister der EU-Länder
Entscheidungen treffen, genügt in der
Regel die so genannte qualifizierte Mehr-
heit. In besonders sensiblen Politikberei-
chen halten die Mitgliedstaaten aller-
dings am Prinzip der Einstimmigkeit fest.
Im Oktober 2011 hielt die kleine Slowa-
kei die anderen 16 Euroländer in Atem:
Ohne die Zustimmung der Slowaken
hätte der Euro-Rettungsschirm zunächst
nicht erweitert werden können. Denn
dem entsprechenden Vertrag mussten
alle Mitgliedsländer der Währungsunion
zustimmen. Ansonsten ist Einstimmigkeit
bei EU-Beschlüssen eher selten geboten.
Der Ministerrat etwa trifft Entscheidungen
meist mit so genannter qualifizierter
Mehrheit – beispielsweise in den Berei-
chen Binnenmarkt, Verkehr oder in der
Wettbewerbspolitik. Nach geltender Re-
gelung zur Berechnung der qualifizierten
Mehrheit haben die großen Mitgliedstaa-
ten mehr Stimmen als die kleinen Länder.
Die Unterschiede sind jedoch längst nicht
so groß wie bei den Einwohnerzahlen
(Grafik):
Deutschland beispielsweise hat etwa vier-
zigmal so viele Einwohner wie Slowenien,
aber nur gut siebenmal so viele Stimmen
im EU-Ministerrat.
Für eine qualifizierte Mehrheit sind min-
destens 255 von insgesamt 345 Stimmen
erforderlich – ein Quorum von 73,9 Pro-
zent.
Dem 2007 unterzeichneten Vertrag von
Lissabon zufolge ändert sich dieses Ver-
fahren in knapp drei Jahren. Die Stim-
mengewichtung fällt dann weg.
Ab 1. November 2014 kommt eine qua-
lifizierte Mehrheit zustande, wenn 55
Prozent der Mitgliedstaaten, die außer-
dem 65 Prozent der Bevölkerung reprä-
sentieren, einem Beschluss oder Gesetz
zustimmen.
Die drei größten EU-Länder allein können
dabei keine Entscheidung blockieren. Zwar
leben in Deutschland, Frankreich und
Großbritannien zusammen mehr als 40
Prozent der Unionsbürger, doch für eine
Sperrminorität müssen mindestens vier
Staaten gegen einen Vorschlag votieren.
Von dieser Neuregelung gibt es allerdings
Ausnahmen: Erstens darf ein Mitgliedsland
noch bis März 2017 eine Abstimmung
nach dem heute geltenden Verfahren ver-
langen. Zweitens kann eine Gruppe von
Staaten, die der Sperrminorität nahe
kommt, eine Entscheidung zunächst verhin-
dern. Der Ministerrat muss dann innerhalb
einer festgelegten Frist eine „zufriedenstel-
lende“ Lösung erarbeiten.
Zudem müssen auch künftig in bestimmten
Fällen alle EU-Mitglieder „Ja“ sagen – et-
wa bei Entscheidungen in der Außen- und
Sicherheitspolitik, im Bereich der Steuer-
harmonisierung und der EU-Finanzierung
sowie teilweise in der Sozialpolitik.
Doch selbst da, wo eine Mehrheit im Mi-
nisterrat genügt, hat meist noch eine ande-
re Instanz das Wort: Wird über einen
Rechtsakt im so genannten ordentlichen
Gesetzgebungsverfahren entschieden,
muss auch das Europäische Parlament
zustimmen – in der Regel mit der Mehrheit
der abgegebenen Stimmen.
INFORMATIONSeite 14
PKM JOURNAL
Nicht immer reicht die Mehrheit
Dass der gesellschaftliche Stellenwert der Gesundheit größer
wird, hat viele Ursachen. Ein Grund ist der demografische
Wandel: Hochrechnungen zufolge wird 2050 jeder dritte
Einwohner 65 Jahre oder älter sein. Ein Mädchen, das in
diesem Jahr geboren wird, hat beste Chancen 100 Jahre alt
zu werden. Gleichzeitig stellt uns die alternde Gesellschaft
vor Probleme: Mit der Lebenserwartung steigt die Erwartung
an die Lebensqualität. Je älter der Mensch wird, umso an-
fälliger wird er aber für Krankheiten.
200.000 Menschen erkranken jährlich an Demenz,
450.000 an Krebs. Sogar 1.800 Kinder sind jährlich darun-
ter. Todesursache Nummer eins sind Herz-Kreislauf-Erkran-
kungen. Entscheidende Erkenntnisse hat die Forschung zwar
gewonnen. Vieles ist jedoch noch nicht gelöst.
Bundesregierung schafft optimale
Forschungsbedingungen
Deshalb bündelt das Bundesministerium für Bildung und
Forschung wichtige nationale Kompetenzen in sechs Deut-
schen Zentren für Gesundheitsforschung. Sie schaffen opti-
male Forschungsbedingungen für den Kampf gegen die
wichtigsten Volkskrankheiten Diabetes, Krebs, neurodegene-
rative Erkrankungen, Herz-Kreislauf-, Infektions- und Lun-
generkrankungen.
„Hier bringen wir Forscherinnen und Forscher zusammen,
unabhängig davon, in welcher Einrichtung sie arbeiten und
ob sie Grundlagenforschung oder klinische Untersuchungen
betreiben“, sagt Bundesforschungsministerin Schavan. „Der
Dreh- und Angelpunkt ist die enge Zusammenarbeit zwi-
schen den Akteuren.“
Schneller zur Anwendung
Forschungsergebnisse sollen durch die Gesundheitszentren
schneller in den klinischen Alltag gelangen. Ziel ist die best-
mögliche, am neusten Stand der Wissenschaft orientierte
Behandlung der Patienten.
Das Zentrum für neurodegenerative Erkrankungen widmet
sich der Frage, wie Parkinson- oder Demenzerkrankungen
entstehen. Tragen Umweltbedingungen und genetische Fak-
toren dazu bei, dass Nervenzellen absterben? Spielen Alko-
hol- und Nikotin eine Rolle? Gibt es Wechselwirkungen mit
anderen Krankheiten, zum Beispiel Diabetes? Ein weiteres
Zentrum widmet sich speziell der Diabetesforschung.
Hinzu kommen sollen noch vier neue Deutsche Zentren der
Gesundheitsforschung in den Bereichen Infektionskrankhei-
ten, Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Lungenkrankheiten und
Krebs.
Damit stellt das Bundesforschungsministerium das Wohl der
Menschen und hier speziell die wichtigsten Volkskrankheiten
in den Mittelpunkt seines Gesundheitsforschungspro-
gramms. „Es ist unser Ziel, neue Erkenntnisse so rasch wie
möglich in die ärztliche Praxis einfließen zu lassen“, sagte
Schavan. Aus Forschungsergebnissen sollten schneller echte
Hilfen für die Menschen werden.
Prävention erhöht Lebensqualität
und senkt Kosten
Neben der Erforschung der Volkskrankheiten sieht das Pro-
gramm weitere fünf Aktionsfelder vor. Dabei geht es darum,
die Medizin stärker auf das Individuum auszurichten, um
Vorsorge, Ernährung sowie um Fragen der Wirtschaftlichkeit
und internationalen Zusammenarbeit.
Die Ergebnisse der Gesundheitsforschung erhöhen nicht nur
die Lebensqualität und Lebenserwartung der erkrankten
Menschen in Deutschland. Vielmehr entlasten sie öffentliche
Haushalte, aber auch Arbeitgeber. Um welche Größenord-
nung es sich handelt, illustriert eine Untersuchung der Uni-
versität Köln. Sie zeigt, dass durch Diabetes mellitus in
Deutschland pro Jahr Kosten in Höhe von rund 60 Milliar-
den Euro entstehen.
Der Druck, schnellstmöglich neue Wege für Prävention und
Behandlung zu finden, ist aus medizinischen und ökonomi-
schen Gründen groß. „Je mehr wir an medizinischen The-
men forschen, desto besser können wir nicht nur Krankhei-
ten behandeln, sondern sie möglichst sogar verhindern. Das
entlastet auch das Gesundheitssystem“, sagte Bundesfor-
schungsministerin Schavan.
Für die Zentren zur Erforschung der wichtigsten Volkskrank-
heiten stellt das Bundesforschungsministerium bis 2014 ins-
gesamt 500 Millionen Euro bereit. Zusätzlich fließen 1,5
Milliarden Euro in die Projektförderung dieser Einrichtungen.
Für die Gesundheitsforschung stellt das Bundesministerium
für Bildung und Forschung von 2011 bis 2014 insgesamt
5,5 Milliarden Euro bereit. Hinzu kommen weitere erhebli-
che Ausgaben anderer Ressorts für Projektförderung, institu-
tionelle Förderung und Ressortforschung.
Seite 15INFORMATION
PKM JOURNAL
Volkskrankheiten im Visier der Forschung
Der Bericht der Bundesregierung
zur auswärtigen Kultur- und Bil-
dungspolitik (BT-Drs. 17/8326)
liegt vor. Er zeigt die Vielfalt der
auswärtigen Kultur- und Bil-
dungspolitik. Die wichtigsten Zie-
le sind Sprache und Wissen-
schaft, der kulturelle Austausch
und das Anliegen, ein modernes,
sympathisches Bild von Deutsch-
land in die Welt zu tragen. Deut-
sche Sprache soll weiter im Aus-
land gefördert werden. Auch der
wissenschaftliche Austausch wird
unterstützt; der Wissenschaftsstandort Deutschland soll ge-
stärkt werden. Kunst und Kultur sollen im Ausland Beach-
tung und Anerkennung finden. Insgesamt will Deutschland
weiter um Sympathie werben.
Deutsch öffnet Türen
Der Slogan „Deutsch – Sprache der Ideen“ soll vor allem
junge Menschen für die deutsche Sprache interessieren.
Deutschkenntnisse können Türen zur deutschen Wissen-
schaft, zu Wirtschaft und Kultur öffnen. Die Goethe-Institute,
Lektoren, aber auch die deutschen Auslandsschulen und
Partnerschulen in vielen Ländern vermitteln Deutsch – und
ein modernes Bild von Deutschland.
Präsenz in einer globalisierten Welt
In einer zunehmend globalisierten Welt werden Internet und
moderne Kommunikation zum Schlüsselthema. Das zeigt
sich nicht zuletzt an den Reformen in der arabischen Welt. In
Ländern des demokratischen Wandels fördert die Bundesre-
gierung die Medien: mit Fortbildungen für Journalisten, Me-
diendialogen und Blogger-Reisen.
Die Bundesregierung verfolgt eine neue Strategie:
„Auswärtige Kultur- und Bildungspolitik im Zeitalter der Glo-
balisierung – Partner gewinnen, Werte vermitteln, Interessen
vertreten“. So soll deutsche Kulturarbeit den neuen internati-
onalen Anforderungen gerecht werden. Im Zentrum stehen
Dialog, Netzwerke und langfristige Partnerschaften.
Daneben werden neue Schwerpunkte gebildet. Sie bilden
die unerlässliche Basis für stabile internationale Beziehun-
gen.
Fakten zur Kultur- und Bildungsarbeit :
137 Goethe-Institute und 10 Verbindungsbüros in
91 Ländern
1.530 Partnerschulen, davon 140 Deutsche Auslands-
schulen und 870 DSD-Schulen (Deutsches Sprachdip-
lom), 530 vom Goethe-Institut betreute Schulen, 58 ent-
sandte Fachberater der Zentralstelle für das Auslands-
schulwesen sowie 63 Experten für den Unterricht des
Goethe-Instituts
14 Außenstellen des Deutschen Akademischen Aus-
tauschdienstes (DAAD), 50 DAAD-Informationszentren
im Ausland, 479 DAAD-Lektorate
170 von Deutschland staatlich geförderte binationale
Kulturgesellschaften
10 deutsche geisteswissenschaftliche Institute im Aus-
land, 20 Abteilungen, Außenstellen und Forschungsstel-
len des Deutschen Archäologischen Instituts
Mit der Auswärtigen Kultur- und Bildungspolitik wirbt die
Bundesregierung auch für Deutschland als Wirtschafts- und
Wissenschaftsstandort. In diesem Zusammenhang habe das
Format der Deutschlandjahre zunehmend an Bedeutung
gewonnen. Ziel der gemeinschaftlichen Projekte des Aus-
wärtigen Amts, des Goethe-Instituts und der deutschen Wirt-
schaft in Form öffentlich-privater Partnerschaften sei eine
„umfassende und facettenreiche“ Darstellung Deutschlands
in ausgewählten Partnerländern. Aus dem Bericht geht wei-
ter hervor, dass die Vorbereitungen für ein Deutschlandjahr
in Brasilien 2013/14 bereits begonnen haben.
INFORMATIONSeite 16
PKM JOURNAL
Werben für Deutschland
„Wer sucht, der findet“ ...
– das soll im Internet bei der Suche nach den zuständi-
gen Behörden und Ämtern künftig einfacher werden: Seit
Anfang Februar vernetzt der „Behördenfinder Deutsch-
land“ (www.behoerdenfinder.de) die Verwaltungsportale
von Bund, Ländern und Kommunen in Deutschland.
Foto: Henning Hraban Ramm/pixelio.de
Als Lebensmittel Nummer eins
muss Trinkwasser hohen Anforde-
rungen genügen. Die Trinkwasser-
verordnung (TrinkwV) gibt diese
verbindlich vor. Es darf keine
Krankheitserreger und Stoffe in
gesundheitsschädigenden Kon-
zentrationen enthalten und muss
„rein und genusstauglich“ sein.
Bei ein bis drei Prozent der hier erfassten Überwachungs-
messungen in den Jahren 2008 bis 2010 kam es zu Grenz-
wertüberschreitungen. Hierbei handelt es sich um Ausnah-
men. Sie gehen auf einzelne Wirkstoffe von Pflanzenschutz-
mitteln zurück oder betreffen coliforme Bakterien. In beiden
Fällen stammen die Proben aber nicht aus dem Wasser-
hahn, sondern von Wasserwerken und direkt aus dem Rohr-
netz. 99 Prozent aller Trinkwasserproben aus dem Wasser-
hahn waren in diesen Fällen nicht zu beanstanden. Für Nit-
rat bestätigen die neuen Daten den bereits in den Jahren
davor beobachteten rückläufigen Trend. Während die
Grenzwertüberschreitung von Nitrat im Jahr 1999 bei
1,1 Prozent lag, sank sie 2010 auf nahezu null Prozent.
Dass auch der Nitratgehalt im Grundwasser oder in Gewäs-
sern mit gleicher Tendenz abgenommen hat, lässt sich aus
diesem Trend jedoch nicht schließen. Reduziert werden
konnte der Nitratgehalt im Trinkwasser vor allem durch wei-
terreichende Aufbereitungsmaßnahmen sowie durch die
Mischung mit weniger belastetem Wasser. Grenzwertüber-
schreitungen bei Blei kommen dagegen nicht aus dem Was-
serwerk, sondern aus bleihaltigen Leitungen und Armaturen,
die die allgemein anerkannten Regeln der Technik nicht
erfüllen. Das ist auch meist die Ursache, wenn Überschrei-
tungen bei Kupfer, Nickel und Cadmium auftreten.
Kommen Grenzwertüberschreitungen vor, bedeuten sie nicht
in jedem Falle eine Gefährdung der Gesundheit. Dies hängt
vom jeweiligen Qualitätskriterium ab sowie von der Höhe
und Dauer der Überschreitung. So sind zum Beispiel viele
coliforme Bakterien für den Menschen nicht infektiös, aber
ihr Auftreten im Trinkwasser zeigt eine allgemeine Ver-
schlechterung der Wasserqualität an und damit die Notwen-
digkeit weiterer Untersuchungen, um die Ursache zu klären
und gegebenenfalls vorbeugende Maßnahme zum Schutz
der Gesundheit der Bevölkerung einzuleiten.
Weitere Informationen und Links:
Die EG-Trinkwasserrichtlinie verpflichtet die Mitgliedstaaten
dazu, alle drei Jahre einen Trinkwasserbericht vorzulegen. In
Deutschland basiert der Bericht auf den Meldungen der
Bundesländer an das BMG und UBA. Berichtspflichtig sind
die ca. 2.360 Wasserversorgungen (einschließlich des dazu-
gehörigen Leitungsnetzes und der häuslichen Trinkwasser-
Installation). Die Wasserversorgungen geben durchschnitt-
lich jeweils mehr als 1.000 Kubikmeter Wasser am Tag ab
oder beliefern mehr als 5.000 Personen. Zusammen vertei-
len sie etwa vier Milliarden Kubikmeter Trinkwasser an ca.
90 Prozent der bundesdeutschen Bevölkerung.
Seite 17INFORMATION
PKM JOURNAL
Deutsches Trinkwasser erhält Testnote „sehr gut“
Foto: Dieter Schütz/pixelio.de
Insolvenzen deutlich rückläufig
Im Jahr 2011 sind 30.099 Unternehmen und damit nach
Angaben des Statistischen Bundesamtes 5,9 Prozent weni-
ger als im Jahr 2010 in die Insolvenz gegangen. Das ist
fast ein Viertel weniger als im Jahr 2003, dem Jahr mit
dem bisherigen Negativrekord an Insolvenzen.
Ebenfalls zurück gingen die Verbraucherinsolvenzen, die
gegenüber 2010 um 5,1 Prozent auf 103.289 Fälle san-
ken.
Die Insolvenzen von Personen, die früher einer selbststän-
digen Tätigkeit nachgegangen sind, lagen mit
21.558 Fällen um 6,5 Prozent unter dem Vorjahresni-
veau. Bei den ehemals selbstständig Tätigen geht oftmals
eine Insolvenz ihres Unternehmens voraus. Für sie gilt,
wie für Verbraucher, die Möglichkeit der Restschuldbefrei-
ung und der Stundung der Verfahrenskosten.
Die Gesamtzahl aller Insolvenzen einschließlich der
2.873 Nachlassinsolvenzen und der 1.599 Insolvenzen
von natürlichen Personen, die als Gesellschafter größerer
Unternehmen von einer Insolvenz betroffen waren, belief
sich im Jahr 2011 auf 159.418 Fälle (– 5,4 Prozent ge-
genüber 2010).
Die Gerichte bezifferten die voraussichtlichen Forderun-
gen der Gläubiger im Jahr 2011 auf rund
31,5 Milliarden Euro. Im Jahr 2010 waren es
39,0 Milliarden Euro.
Nähere Informationen auf: www.destatis.de
Kleine Firmen tun sich schwer
Beschäftigte in kleinen und mittleren Betrieben bilden sich
seltener weiter als Mitarbeiter in Großunternehmen. Der
Staat möchte die Fortbildung im Mittelstand daher stärker
fördern – und nimmt dabei auch Mitnahmeeffekte in Kauf.
Bisher hat die Bundesagentur für Arbeit Weiterbildungskos-
ten nur für jene Mitarbeiter übernommen, die älter als
45 Jahre waren. Künftig sollen, das hat der Bundestag be-
schlossen, auch jüngere Beschäftige in den Genuss dieser
Förderung kommen – sofern der Arbeitgeber mitspielt und
zumindest die Hälfte der Lehrgangskosten übernimmt.
Der Grund für die staatliche Bildungsoffensive: Mitarbeiter
in kleinen und mittleren Betrieben nehmen vergleichsweise
selten an Weiterbildungen teil (Grafik).
Während in großen Unternehmen 2010 mehr als jeder
Zweite an Weiterbildung teilnahm, war es in Kleinstbetrie-
ben nur gut jeder Fünfte.
Ob ein Unternehmen seine Beschäftigten auf Fortbildung
schickt, hängt von verschiedenen Faktoren ab. Als Erstes ist
zu klären, ob sich die Mitarbeiter überhaupt weiterbilden
wollen. Denn nach Einschätzung der Unternehmen zeigen
Beschäftigte häufig ein zu geringes Interesse. Das nächste
Problem besteht darin, dass viele ältere Mitarbeiter erst wie-
der lernen müssen zu lernen. Zudem muss das Unterneh-
men klären, wie die Arbeit der Teilnehmer an der Weiterbil-
dung in dieser Zeit erledigt werden kann. Nicht zuletzt spie-
len auch die Kosten eine Rolle.
Kleine und mittlere Unternehmen sehen sich darüber hinaus
noch mit besonderen Hürden konfrontiert. Sie haben meist
keine Personalexperten, die den Qualifikations- und Weiter-
bildungsbedarf analysieren und Schulungen organisieren
könnten. Also müssen die Mittelständler externe Anbieter
beauftragen, deren Qualität sie jedoch nur schwer einschät-
zen können. Auch das informelle Lernen am Arbeitsplatz
mithilfe von Kollegen ist in kleinen Unternehmen schwieri-
ger, weil weniger Spezialisten da sind, die ihr Fachwissen
weitergeben können.
Schließlich arbeiten in kleinen und mittleren Betrieben in der
Regel weniger Akademiker als in Großunternehmen. Doch
erfahrungsgemäß sind es gerade die Hochschulabsolventen,
die sich am häufigsten weiterbilden (Grafik).
Nur 19 Prozent der Personen ohne Berufsabschluss bilden
sich beruflich weiter, von den hochqualifizierten Beschäftig-
ten ist deutlich mehr als die Hälfte in dieser Hinsicht aktiv.
Der Ansatz, alle Beschäftigten in kleinen und mittelgroßen
Unternehmen zu fördern, greift daher zu kurz. Denn er un-
terstützt nicht gezielt die Weiterbildung von besonderen Ziel-
gruppen mit niedrigeren Bildungsabschlüssen. Gleichzeitig
könnte die beschlossene Regelung zu Mitnahmeeffekten
führen: Kleine und mittlere Betriebe, die auch ohne die För-
derpolitik Weiterbildung betrieben hätten, kommen nun in
den Genuss staatlicher Zuschüsse. Sinnvoller wäre es des-
halb, spezifische Gruppen, die derzeit kaum Weiterbildungs-
angebote nutzen, unabhängig von der Unternehmensgröße
stärker zu fördern.
INFORMATIONSeite 18
PKM JOURNAL
Was ist der Fiskalpakt?
Der Fiskalpakt zielt auf mehr finanz- und wirtschaftspoliti-
sche Koordinierung der Mitgliedstaaten:
Die Mitgliedstaaten verpflichten sich zur Einführung
strikter nationaler Schuldenregeln („Schuldenbremse“).
Die Umsetzung der Schuldenbremse in nationales
Recht kann vor dem EuGH eingeklagt werden.
Wer ESM-Hilfen will, muss den Fiskalvertrag ratifizieren
und die Schuldenbremse einführen.
Gegen Mitgliedstaaten mit einer zu hohen Neuver-
schuldung können künftig stärker automatisiert Defizit-
verfahren eingeleitet und Sanktionen verhängt werden.
Der europäische Fiskalpakt wurde beim Europäischen Rat
von 25 der 27 Mitglieder der EU am 2. März 2012 unter-
zeichnet. Er soll Anfang 2013 in Kraft treten, wenn zwölf
der 17 Eurostaaten den Vertrag ratifiziert haben.
Nähere Informationen unter:
http://european-council.europa.eu/media/639244/04_-
_tscg.de.12.pdf
Gute Aussichten für Bachelor und Master
Immer beliebter: Auslandsaufenthalte erweitern den Hori-
zont und die Kenntnisse der Studierenden. Die verbesserte
Studienfinanzierung sorgt zudem für mehr Bildungsgerech-
tigkeit und einen Studienanfängerrekord.
Einen Bachelor-Abschluss in Köln und den Master an einer
Universität in London: Immer mehr deutsche Studenten
wechseln für den Master-Abschluss in ein anderes Land.
Auslandsaufenthalte vermitteln zusätzliche Kompetenzen.
Sprache, Politik, die andere Kultur vermitteln neue Eindrücke
und fördern die Persönlichkeitsentwicklung. Internationale
Erfahrungen werden im Arbeitsleben immer wichtiger.
Zwischen 2000 und 2008 hat sich die Zahl deutscher Stu-
dierender im Ausland verdoppelt. Von 2008 auf 2009 stieg
deren Anzahl um mehr als acht Prozent. Etwa jedem dritten
Hochschulabschluss ist ein studienbezogener Auslandsauf-
enthalt vorangegangen, bei mehr als einem Viertel dauerte
dieser Aufenthalt mehr als drei Monate. Das geht aus dem
Bericht der Bundesregierung über die Umsetzung des Bolog-
na-Prozesses in Deutschland hervor.
Die Auslandsmobilität der Bachelorstudierenden hat zwar
zugenommen, ist im Vergleich zu den alten Studiengängen
aber immer noch zu gering. Damit das nicht so bleibt, hat
das Bundesministerium für Bildung und Forschung seine
Mittel zur Mobilitätsförderung um rund 90 Millionen Euro
bis zum Jahr 2015 aufgestockt.
Ziel des 1999 in Bologna angestoßenen Reformprozesses ist
es, international akzeptierte Abschlüsse zu schaffen, die
Qualität von Studienangeboten zu verbessern und mehr
Beschäftigungsfähigkeit zu vermitteln. Im Zuge der Reform
hat sich in Deutschland auch die Zahl der Studierenden
erheblich ausgeweitet. Die Mobilität deutscher Studierender
ins Ausland und die Attraktivität deutscher Hochschulen für
ausländische Studierende und Nachwuchswissenschaftler
sind deutlich angestiegen.
Die Studienfinanzierung hat sich verbessert, insbesondere
durch die Erhöhung der Bafög-Fördersätze und Freibeträge,
aber auch durch die Einführung des Deutschlandstipendi-
ums. Dass Studium keine Frage der sozialen Herkunft mehr
ist, zeigt die Rekordzahl von 515.800 Studienanfängern im
Jahr 2011.
Insgesamt kommen die Studienreformen in Deutschland gut
voran. Im Wintersemester 2011/2012 waren 85 Prozent der
über 15.000 Studiengänge auf Master und Bachelor umge-
stellt. Vor drei Jahren lag der Anteil noch bei 75 Prozent.
Rund 1,3 Millionen Studierende waren in Bachelor- und
Masterstudiengängen eingeschrieben (60 Prozent aller Stu-
dierenden). Im WS 2008/2009 waren es erst 43 Prozent.
Rund ein Viertel aller Bachelorabsolventen wollen ein Mas-
terstudium anschließen. Neun von zehn Studierenden erhal-
ten dabei einen Studienplatz an ihrer Wunschhochschule.
Der Übergang von Bachelor-Absolventen in den Beruf ge-
lingt mittlerweile gut. Der Bologna-Bericht zitiert Studien,
nach denen Bachelor- und Masterabsolventen gute Chan-
cen auf dem Arbeitsmarkt haben. Eine Befragung der Ba-
chelorjahrgänge 2007 und 2008 ergab, dass nur vier Pro-
zent der Universitäts- und sechs Prozent der Fachhochschul-
absolventen eineinhalb Jahre nach ihrem Abschluss keinen
Arbeitsplatz hatten.
Seite 19INFORMATION
PKM JOURNAL
Ein Notruf für
ganz Europa: 112
Seit Dezember 2008 erhalten die Menschen in ganz Eu-
ropa unter der einheitlichen Notrufnummer 112 Hilfe. In
allen 27 Ländern der Europäischen Union – von Spanien
bis nach Finnland – können aus allen Fest- und Mobil-
funknetzen gebührenfrei Polizei, Feuerwehr oder Ret-
tungsdienste erreicht werden.
Doch immer noch wissen viel zu wenige Europäer von
diesem Angebot. Einer von der EU im Jahr 2009 veröf-
fentlichten Studie zufolge ist nur einem Viertel der EU-
Bürger die europaweit einheitliche Notrufnummer 112
bekannt. Zwar kannten zum Befragungszeitpunkt 75 Pro-
zent der befragten Bürger in Deutschland die nationale
Notrufnummer 112, allerdings wussten nur 18 Prozent,
dass die gleiche Notrufnummer auch in allen anderen
EU Mitgliedstaaten angerufen werden kann. Eine Unter-
suchung aus dem Jahr 2010 bestätigte im Wesentlichen
die Ergebnisse der Studie.
Um den Bekanntheitsgrad der europaweiten 112 Notruf-
nummer zu erhöhen, wurde der 11. Februar zum Euro-
päischen Tag des Notrufs erklärt. Er fand in diesem Jahr
zum vierten Mal statt. An diesem Tag wurden europaweit
verschiedene Sensibilisierungs- und Networking-Aktivi-
täten zur Steigerung der Nutzung der Notrufnummer
organisiert.
Rohstoffmangel –
mehr und mehr ein
Standort(gegen)argument
Der Rohstoffmangel wird zu einem veritablen Problem für
den Wirtschaftsstandort Deutschland. Das zeigt eine Umfra-
ge des Deutschen Industrie- und Handelskammertages
(DIHK). Danach verlagert bereits jeder fünfte Industriebe-
trieb aus Furcht vor Versorgungsengpässen Aktivitäten ins
Ausland oder plant zumindest einen solchen Schritt. Von
den mehr als 1.500 Unternehmern, die sich an der Erhe-
bung beteiligten, betrachten 86 Prozent die steigenden
Energiepreise als Top-Risiko für den Wirtschaftsstandort
Deutschland; 76 Prozent der Befragten sehen das auch für
die Kostenexplosion bei den Rohstoffen. Zudem befürchten
58 Prozent der Betriebe, dass Stromausfälle bzw. Span-
nungsschwankungen zunehmen.
Auch die generelle Verfügbarkeit von Rohstoffen wird von
50 Prozent der Befragten nicht mehr als selbstverständlich
eingeschätzt. Es sei alarmierend, dass die Unternehmen jetzt
die Verfügbarkeit von Rohstoffen und die Energieversorgung
als entscheidende Wettbewerbsfaktoren offensichtlich an
manchen Standorten außerhalb Deutschlands günstiger
bewerten, so der DIHK.
In dieser Situation dürfe die Politik keinen Sonderweg be-
schreiten, der Erfolg der Energiewende stehe und falle mit
der europäischen Einbindung, fordert der DIHK. Ohnehin
sei der Zeitplan bis zum Abschluss der Energiewende sehr
ambitioniert.
Industrie gründet Rohstoffallianz
Als Prophylaxe gegen den Rohstoffmangel hat sich aus der
Industrie heraus zwischenzeitlich eine „Allianz zur Rohstoffsi-
cherung“ gegründet.
Von einer international tätigen Rohstoffgesellschaft und dem
Aufbau von Beteiligungen an Rohstoffprojekten erwartet
man eine bessere Versorgung der Industrie mit Rohstoffen.
Hierzu geplant ist eine möglichst frühzeitige Exploration aus-
sichtsreicher Vorkommen, um so Bezugs- und Beteiligungs-
optionen für deutsche Unternehmen zu schaffen. An der
Allianz beteiligen sich vorerst 12 Gründungsmitglieder, sie
steht jedoch weiteren Unternehmen offen.
Deutschland zählt zu den größten Rohstoffkonsumenten der
Welt. Allein im Jahr 2010 hat Deutschland für fast 110 Mil-
liarden Euro Rohstoffe importiert. Die Konkurrenz wird aber
größer: Die Volksrepublik China beispielsweise hat sich in
etlichen Entwicklungsländern einen fast exklusiven Zugang
zu Rohstoffen gesichert. Steigende Rohstoffpreise und Ange-
botsengpässe sind aber eine Wachstumsbremse und gefähr-
den perspektivisch das Wohlstandsniveau in Deutschland.
Im Fokus der Politik
Die Rohstoffstrategie der Bundesregierung (BT-Drs.
17/3399) verfolgt die folgenden Ziele:
Abbau von Handelshemmnissen und Wettbewerbsverzer-
rungen,
Unterstützung der deutschen Wirtschaft bei der Diversifi-
zierung ihrer Rohstoffbezugsquellen,
Unterstützung der Wirtschaft bei der Erschließung von
Synergien durch nachhaltiges Wirtschaften und Steige-
rung der Materialeffizienz,
Weiterentwicklung von Technologien und Instrumenten
zur Verbesserung der Rahmenbedingungen für das Re-
cycling,
Aufbau bilateraler Rohstoffpartnerschaften mit ausge-
wählten Ländern,
Eröffnung neuer Optionen durch Substitutions- und Ma-
terialforschung,
Fokussierung rohstoffbezogener Forschungsprogramme,
Herstellung von Transparenz und Good Governance bei
der Rohstoffgewinnung,
Verzahnung nationaler Maßnahmen mit der europäi-
schen Rohstoffpolitik.
Am 29. Februar 2012 hat das Bundeskabinett zudem das
Deutsche Ressourceneffizienzprogramm beschlossen, in dem
entlang der gesamten Wertschöpfungskette Handlungsbe-
darf identifiziert und Handlungsansätze und Maßnahmen zur
Steigerung der Ressourceneffizienz – darunter Informations-
verbreiterung, Forschung und Entwicklung sowie auf Freiwil-
ligkeit setzende Anreize – dargestellt werden. Ziel ist es, die
Beeinträchtigung der Umwelt durch Rohstoffgewinnung und
-verarbeitung zu minimieren und die Ressourcennutzung in
Deutschland weiter zu optimieren (vgl. auch den Antrag der
Regierungsfraktionen, BT-Drs. 17/8875 vom
6. März 2012 sowie den Kongress der Unionsfraktion
„Rohstoffhandel – Brauchen wir mehr Regulierung?“ am
5. März 2012).
Während der weltweite Ressourcenverbrauch in den letzten
zehn Jahren um ein Drittel gestiegen ist, hat Deutschland
den Ressourcenverbrauch um elf Prozent reduziert. Die Roh-
stoffproduktivität in Deutschland ist in den letzten 20 Jahren
um die Hälfte gestiegen.
INFORMATIONSeite 20
PKM JOURNAL
Egal wo, egal wann
Während der Chef aus dem Home-Office eine E-Mail ins
Büro schickt, planen dort in der Kaffeeküche drei Kollegen
den nächsten „Tag der offenen Tür“. Andere Angestellte
wiederum sind – ausgerüstet mit Smartphone und Laptop –
auf dem Weg zu Kunden.
Was die „Anywhere Working Week“ ab dem 27. Februar in
Großbritannien propagierte, ist am neuen Siemens-Standort
in Düsseldorf längst Arbeitsalltag: Alle Beschäftigten wählen
ihren Arbeitsort frei aus – das heißt, am Firmenstandort tei-
len sich die Mitarbeiter die Büros, ansonsten arbeiten sie
von Zuhause aus oder von unterwegs. Denn dank Handy,
Blackberry und PC ist es meist egal, wo jemand seinen Job
erledigt. Und es geht noch besser:
Mitarbeiter, die ihren Arbeitsort frei wählen können, sind
nicht nur produktiver, zufriedener und gesünder, sondern
sparen darüber hinaus auch noch Zeit und Kosten und sen-
ken den CO2-Ausstoß.
In Deutschland spielen allerdings andere Motive eine wichti-
ge Rolle für flexible Arbeitszeiten, wie die Studie eines Büro-
dienstleisters ergab, der 17.000 Unternehmen in 80 Län-
dern nach ihren Erwartungen und Erfahrungen mit Telear-
beit und variablen Arbeitszeitmodellen befragt hat (Grafik):
Fast 90 Prozent der deutschen Unternehmen finden, dass
flexible Arbeitszeitmodelle der besseren Vereinbarkeit von
Familie und Beruf dienen.
Aspekte wie die Attraktivität als Arbeitgeber sind deutschen
Betrieben hingegen nicht so wichtig – jedenfalls im internati-
onalen Vergleich. In den USA und Kanada glauben mit et-
wa 30 Prozent immerhin doppelt so viele Unternehmen wie
in Deutschland, sie könnten sich mithilfe flexibler Jobmoda-
litäten einen größeren externen Talentpool eröffnen.
Obwohl weltweit fast alle Betriebe die Vorteile von mobilen
Arbeitsplätzen anerkennen, ist die Akzeptanz dafür noch
recht unterschiedlich ausgeprägt.
Vor allem in asiatischen Ländern werden flexible Arbeitszeit-
modelle noch ziemlich zurückhaltend gehandhabt.
Zwei Drittel der chinesischen Unternehmen sind zum Bei-
spiel der Meinung, flexibles Arbeiten sollte nur Mitarbeitern
mit entsprechend langer Betriebszugehörigkeit ermöglicht
werden. In den USA und in Europa überwiegt dagegen die
Vorstellung, dass jeder Beschäftigte – unabhängig vom Alter
oder der Dauer der Beschäftigung – von den modernen
Arbeitsbedingungen profitieren sollte.
So oder so – die Zukunft der Arbeit wird immer flexibler. Die
Arbeitsexperten haben dazu eine Vision: Wir werden im
Jahr 2030 mehr als die Hälfte unserer Arbeitszeit zu Hause
verbringen, allerdings virtuell immer mit unserer Arbeitswelt
verbunden bleiben. Das Büro wird zu einer Art Knotenpunkt,
an dem sich Mitarbeiter treffen, austauschen und planen.
Das hat auch Folgen für die Vorgesetzten: Sie müssen ler-
nen, Menschen zu führen, die sie monatelang nicht sehen.
Seite 21INFORMATION
PKM JOURNAL
Über fünf Millionen Menschen
im Handwerk beschäftigt
Zusammen erwirtschafteten sie 2010 einen Umsatz
von 464,5 Milliarden Euro. Damit ist das Handwerk
ein bedeutender Wirtschaftsmotor für Deutschland.
Und auch für die Ausbildung junger Menschen setzt
sich das Handwerk in besonderer Weise ein: Fast 29
Prozent der Ausbildungsverträge in Deutschland wur-
den 2010 im Handwerk geschlossen. Um den Men-
schen in Deutschland die Bedeutung des Handwerks
noch deutlicher vor Augen zu führen, wurde eine bun-
desweite Imagekampagne für das Handwerk ins Le-
ben gerufen, die in diesen Tagen ihren zweiten Ge-
burtstag feiert.
Trotz eines starken Wirtschaftswachstums im Jahr 2010 hat
sich das Gründungsgeschehen nicht durchweg positiv entwi-
ckelt: Die Zahl der Gewerbeanmeldungen (862.986) stag-
nierte 2010. Der NUI-Indikator, mit dem die allgemeine
Gründungsneigung in den Regionen gemessen wird, macht
deutlich, dass in der Mehrzahl der 412 Kreise und kreisfrei-
en Städte in Deutschland weniger Erwerbsfähige zur Grün-
dung bereit waren. 165 Kreise und kreisfreie Städte ver-
zeichneten hingegen eine positive Entwicklung. Das NUI
Regionenranking 2010 deutet auf eine zunehmende Zwei-
teilung des Gründungsgeschehens hin.
Was ist das NUI Regionenranking?
Kern des Rankingverfahrens ist der so genannte NUI-
Indikator, der die Zahl der Gewerbeanmeldungen in einer
Region ins Verhältnis zur erwerbsfähigen Wohnbevölkerung
dieser Region setzt. Erst durch die Relativierung an einer
regionsspezifischen Maßzahl werden die Gründungsaktivitä-
ten zwischen den Regionen vergleichbar. Die Wohnbevölke-
rung ist ein gebräuchliches Maß zur Charakterisierung der
Größe und des Potenzials einer Region. Der NUI-Indikator
bildet folglich das regionale Gründungsgeschehen in Ab-
hängigkeit des vorhandenen Gründungspotenzials ab. Die
Abkürzung NUI steht für neue unternehmerische Initiative.
Seit dem Jahr 1998 berechnet das Institut für Mittelstands-
forschung Bonn das NUI Regionenranking.
Existenzgründung verliert an Bedeutung
Neue unternehmerische Initiative umfasst die gewerblichen
Gründungsaktivitäten, die Erweiterung vorhandener Kapazi-
täten durch die Errichtung neuer Betriebe und die regionale
Umverteilung der Kapazitäten durch Zuzüge von Gewerbe-
betrieben in eine Region. Existenzgründungen prägen die
Gründungsaktivitäten neuerdings nicht mehr in dem Maße,
wie dies noch vor zehn und mehr Jahren der Fall war. Nur
noch knapp die Hälfte der Gewerbeanmeldungen war 2010
als Existenzgründung einzustufen. Stark zugenommen haben
die Anmeldungen für einen gewerblichen Nebenerwerb. Auf
Nebenerwerbsgründungen entfielen zuletzt gut 30 Prozent
der Gewerbeanmeldungen. U. a. ist die Energiewende ein
Treiber dieser Entwicklung. Im Markt für erneuerbare Ener-
gie stellen seit Kurzem private Investoren in Photovoltaik-,
Windenergie- oder andere dezentrale Anlagen zur Stromer-
zeugung eine bedeutsame Anbietergruppe dar. Ihr Markt-
eintritt erfolgte zu 80 Prozent als Nebenerwerbsgründung.
Solche Entwicklungen werden im NUI-Indikator mit abgebil-
det. Das regionale Auftreten dieser Einzelkomponenten des
NUI-Indikators lässt sich aber aufgrund fehlender statisti-
scher Informationen nicht isolieren. Daraus folgt, dass die
Interpretation des NUI Regionenranking keinesfalls auf das
Existenzgründungsgeschehen eingeengt werden darf.
Regionale Disparitäten der
Gründungsaktivitäten nehmen zu
Der NUI-Indikator 2010 lag im Durchschnitt der 412 Kreise
und kreisfreien Städte Deutschlands bei 158,9, d. h. dass
159 Gewerbebetriebe pro 10.000 Einwohner im erwerbsfä-
higen Alter neu angemeldet wurden. Den Spitzenplatz als
gründungsaktivste Stadt belegt wie in den Jahren zuvor das
hessische Offenbach. Die Differenz zwischen dem höchsten
(510,1) und dem niedrigsten (79,7 im thüringischen Kreis
Hildburghausen) Wert des NUI-Indikators hat sich weiter
vergrößert. Dabei ist die Gründungsneigung in den Regio-
nen, die bereits zur Spitzengruppe des NUI Regionenran-
kings gehörten, besonders stark gestiegen. Die höchste
Gründungsneigung war in den Ballungsräumen um Frank-
furt oder München zu beobachten. Gegen den Trend starke
Zuwächse verzeichneten die Stadtstaaten Hamburg und
Berlin und in den Ländern Hessen und Schleswig-Holstein
hat die Gründungsneigung moderat zugenommen. Über-
durchschnittlich eingebrochen ist die regionale Gründungs-
neigung in den Bundesländern Saarland, Brandenburg,
Thüringen, Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz und in
Bremen.
Das NUI Regionenranking 2010 macht deutlich, dass das
Gründungsgeschehen zweigeteilt ist. In prosperierenden
Regionen mit bereits hoher Gründungsneigung konzentriert
es sich auf Chancen orientierte Gründungen. Dort ist das
Gründungsgeschehen langfristig stabil. In Regionen mit
Wachstumsschwäche und geringeren Investitionschancen
sind Gründungen häufiger aus der Not geboren. Gründun-
gen, die nicht durch Marktchancen motiviert sind sondern
vordringlich auf die eigene Beschäftigungsgelegenheit ab-
zielen, verlieren in konjunkturellen Aufschwungphasen auf
Grund der steigenden Arbeitsnachfrage aber an Bedeu-
tung. In solchen Regionen ist die Gründungsneigung volati-
ler.
Wie Ihre Region im NUI Regionenranking 2010 abgeschnit-
ten hat, erfahren Sie unter:
http://www.ifm-bonn.org/index.php?id=1044.
INFORMATIONSeite 22
PKM JOURNAL
NUI Regionenranking 2010 -
Gründungsneigung hat sich vielerorts abgeschwächt
Seite 23INFORMATION
PKM JOURNAL
Institut für Mittelstandsforschung BonnAutorin: Dipl.-Volkswirt Eva May-StroblWissenschaftliche Projektleiterinhttp://www.ifm-bonn.org
58 Prozent der Internetnutzer
gehen online ins Amt
Nach Angaben des Statistischen Bundesamtes (Destatis) suchten im vergange-
nen Jahr 33,6 Millionen Menschen den Online-Kontakt zu Behörden.
Webseiten von Behörden oder öffentlichen Einrichtungen sind für die Informa-
tionssuche heiß begehrt. Ein Drittel der Internetnutzer hat letztes Jahr amtliche
Formulare von den Webseiten herunter geladen. Die umgekehrte Richtung ist
demgegenüber eher unbeliebt: nur 17 Prozent haben ihre ausgefüllten Formu-
lare dem betreffenden Amt elektronisch zurück übermittelt. Das dürfte vor al-
lem auch daran liegen, dass die Nutzer ihre Daten ungern dem Netz anver-
trauen. Unzureichende Fertigkeiten am PC oder technische Probleme wurden
ebenfalls als Gründe benannt.
Laut der europäischen Statistikbehörde Eurostat wird e-Government in
Deutschland zwar stärker als im EU-Durchschnitt genutzt; bis zu den skandina-
vischen Ländern – darunter Spitzenreiter Dänemark mit 89 Prozent Online-
Kontakten – ist der Abstand jedoch nach wie vor groß.
Eine Waschmaschine so
groß wie ein Smartphone
Ein Designer aus Bratislava hat ein
Konzept für eine Waschmaschine im
Hosentaschenformat entwickelt.
Die aus zwei Komponenten bestehende
Minireinigung sieht aus wie ein längs
geteiltes Smartphone. Das verschmutz-
te Kleidungsstück wird zwischen die
beiden Elemente gehalten, dann wählt
man das Waschprogramm. Statt
Schonwaschgang, Schleudern und
Spülen stehen bei dem Gerät Ionen–
und Dampfreinigung zur Wahl. Eine
Batterie soll die Maschine antreiben.
Der Designer siegte mit diesem Kon-
zept bei einem Ideenwettbewerb eines
großen Haushaltsherstellers. Bis auf
Weiteres müssen wir uns aber noch mit
Seife und Wasser begnügen, denn
nach Unternehmensangaben wird eini-
ge Zeit vergehen, bis das Gerät in Se-
rie geht.
ZUGUTERLETZT
Herausgeber: Christian Frhr. von Stetten MdBVorsitzender des PKM
Redaktion: Dr. Stephanie BauerMarion Glaser
Telefon: (030) 227- 55900Telefax: (030) 227- 56203
Parlamentskreis Mittelstand (PKM)der CDU/CSU-Fraktion im Deutschen BundestagPlatz der Republik 1 · 11011 Berlin
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