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NAGAYA Nagaya heißt Frieden Wasser und Hygiene Sorge ums Wasser – Was der Mangel in Kleinstädten bedeutet Ein Brunnen für Gida – Selbstverwaltete Wasserversorgung auf dem Land Helptorials – Jeder braucht Hilfe, Jeder kann helfen

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NAGAYANagaya heißt Frieden

Wasser und HygieneSorge ums Wasser – Was der Mangel in Kleinstädten bedeutet

Ein Brunnen für Gida – Selbstverwaltete Wasserversorgung auf dem Land

Helptorials – Jeder braucht Hilfe, Jeder kann helfen

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IMPRESSUM

Stiftung Menschen für Menschen – Karlheinz Böhms ÄthiopienhilfeBrienner Straße 4680333 MünchenTel.: (089) 38 39 79-0 Fax: (089) 38 39 79-70 info@menschenfuermenschen.orgwww.menschenfuermenschen.dewww.menschenfuermenschen.at Stadtsparkasse München IBAN: DE64 7015 0000 0018 1800 18BIC: SSKMDEMM

Verantwortlich: Dr. Sebastian Brandis,Peter RennerRedaktion: Astrid MerklTexte: Mathias Becker, Regina BinarGrafisches Konzept, Layout:Steven Dohn, Bohm & Nonnen, DarmstadtDruck: OMB2 Print GmbHFotos: Rainer Kwiotek, Menschen fürMenschen, picture-alliance / AP PhotoTitelbild: Rainer Kwiotek

Nagaya (Frieden) heißt das erste Menschen für Menschen-Dorf in Äthiopien – ein Symbol dafür, dass Menschen für Menschen Hilfe auch als Friedensarbeit versteht.

Wir wollen die Wälder unserer Welt erhalten.Das verwendete FSC®-zertifizierte Papiererfüllt die umwelt- und sozialrelevanten Kriterien des FSC.

2018-03 001NMA NAGAYA MAGAZIN 1-2018

Das DZI Spenden-Siegel bürgt für denzweckbestimmten, wirksamen und wirtschaftlichen Umgang mit Ihrer Spende.

am 22. März 1993 riefen die Vereinten Nationenzum ersten Mal den „Weltwassertag“ aus. DasZiel war es, die Menschheit auf die Bedeutungvon Wasser als Lebensgrundlage aufmerksam zumachen. Heute gilt dieser Aufruf mehr denn je.Vier von sieben Milliarden Menschen sind imLaufe eines Jahres mindestens einen Monatlang von Wassermangel betroffen. Besondersdramatisch ist die Situation am Horn von Afrika,wo zahlreiche Regionen in den vergangenenJahren von einer historischen Dürre heimge-sucht worden sind. Zeitweilig waren mehr als15 Millionen Menschen von Nahrungsmittel -hilfen abhängig. Als Stiftung, die in Äthiopienwirkt, sahen wir es als unsere Pflicht an, in dieser Not zu helfen.Doch unsere eigentliche Aufgabe ist eine an-

dere: Wir arbeiten daran, Menschen in Äthiopienin die Lage zu versetzen, sich selbst aus Armutund Abhängigkeit zu befreien. Auch deshalb bauen

wir in unseren Projektgebieten Brunnen, Wasser -stellen und Wasserversorgungssysteme für Dör-fer und kleine Städte. Denn noch immer hat jederdritte Äthiopier keinen sicheren Zugang zu Trink-wasser, vor allem auf dem Land ist die Lageernst. In dieser Ausgabe des NAGAYA MAGA-ZINs möchten wir Ihnen von unserem Einsatzfür sauberes Wasser in Äthiopien berichten.Am 16. März wäre Karlheinz Böhm 90 Jahre alt

geworden. Seinem Lebenswerk und seiner Vi-sion von „Hilfe zur Selbsthilfe“ fühlen wir unsweiterhin verpflichtet. Mit Ihrer Unterstützungkönnen wir weiter daran arbeiten, das Leben derMenschen im ländlichen Äthiopien zu verbessern.Vielen Dank!

Peter Renner, Dr. Sebastian Brandis (v.l.)

Liebe Leserin, lieber Leser,

Dr. Sebastian Brandis, Stiftungsvorstand

Peter Renner, Stiftungsvorstand

EDITORIAL

In Äthiopien wird „Fasika“, das Osterfest, spätergefeiert als bei uns: in diesem Jahr am 8. April. Mitdem Fest der Auferstehung endet die Fastenzeit,die vor allem gläubige Christen in den ländlichenRegionen streng einhalten. 55 Tage lang essen undtrinken sie erst nach der täglichen Mittagsmesse.Auf den Teller kommen in dieser Zeit nur Speisen

aus Getreide und Gemüse. Fleisch, Fisch, Eier undMilchprodukte sind tabu. Obwohl Kinder unter 13 Jahren vom Fasten befreit sind, freuen sie sichriesig auf Tensae. Dann brennen die Osterfeuer,und ein Festmahl wird serviert: Lammfleisch mitBrot und würziger Soße sowie das eine oder an-dere Hühnerei.Doch nicht jede Familie kann sich ein solches

Festmahl leisten. Um sie zu unterstützen, bieten wirein „Hühnerset“ in unserem Spendenshop an. Mitwenigen Klicks können Sie hier einer Bauernfamiliefünf produktive Hühner und einen Hahn schenken.Hühnereier helfen den Familien, ihren Speiseplandauerhaft zu verbessern und ihr Einkommen zusteigern. Hier finden Sie dieses und weitere Oster-geschenke für Menschen in Äthiopien: www.menschenfuermenschen.de/spendenshop

Ostergeschenk per Mausklick

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SPENDENBAROMETER DAS HABEN SIE BISHER MÖGLICH GEMACHT:

(STAND: 31.12.2017)

DAS ZITAT

NACHRICHTEN WAS UNS BEWEGT | 3

„Die Globalisierung sollte die Grenzen zwischen den Kontinenten niederreißen undalle Völker zusammenbringen.Aber was für eine Globalisierunghaben wir, wenn mehr als eine Milliarde Menschen auf der Erde kein sauberes Trinkwasser haben?“MICHAIL GORBATSCHOW, RUSSISCHER POLITIKER UND FRIEDENSNOBELPREISTRÄGER

6 Berufsbildungszentren (TVET’s) — 356.870 Teilnehmer an Alphabetisierungskursen — 433 Schulen — 130.870 Teilnehmer an Weiterbil-dungskursen — 93 Wasserreservoire — 633 Baumschulen — 6.797 Anti-Aids-Club-Mitglieder an Schulen — 11.429 Moderne Bienenkästen

Schutz fürFrühgeboreneVor drei Jahren noch hätte man Frühchen wie die kleine Ararsaauf dieser Station im Krankenhaus von Kachisi in ein Eisen-gitterbett gelegt und einen schweren Elektroheizkörper über ihrplatziert, um sie zu wärmen. Inkubatoren gab es schlicht nicht,und so waren die Babys Keimen und Bakterien schutzlos ausge-liefert. Lebenswichtige Körperfunktionen konnten nicht maschinellüberwacht werden. Mitarbeiter von Menschen für Menschen wurden bei einem Besuch im einzigen Krankenhaus der Projekt-regionen Ginde Beret und Abune Ginde Beret auf den Mangel aufmerksam. Sie erkannten die tödliche Gefahr. Dank der Unter-stützung der Spenderinnen und Spender konnten der Station zweineue Inkubatoren zur Verfügung gestellt werden. Seither habendie Frühgeborenen hier viel bessere Überlebenschancen. Und sokann Deru, die Mutter der kleinen Ararsa, voller Zuversicht lächeln.

Projektarbeit in Borecha beendetDer Boden erodiert, die landwirtschaftlichen Erträge mager. Zugang derMenschen zu Trinkwasser, Gesundheitsvorsorge und Bildungsmöglich-keiten: mangelhaft. Die Mehrheit der Frauen von Einkommensquellenausgeschlossen. Das war die Situation in der Region Borecha, als dieStiftung Menschen für Menschen dort im Jahr 2007 ihre Arbeit auf-nahm. Elf Jahre später sind die Erfolge dieser Arbeit sicht- und mess-bar. Um nur einige zu nennen: Neun Millionen Baumsetzlinge wurdenverteilt, fast 400 Hektar Land wieder aufgeforstet. Lebten bis 2007 noch89 Prozent der Bevölkerung von Wasser aus Flüssen und verschmutz-ten Tümpeln, haben heute – dank 131 neu gebauter Wasserstellen –71 Prozent der Menschen sicheren Zugang zu Trinkwasser. 14 neueSchulen, mehr als zehntausend Teilnehmer an Alphabetisierungskursensowie mehr als tausend Mikrokreditnehmerinnen verändern die Bil-dungs- und Einkommenssituation.Die Projektarbeit von Menschen für Menschen hat die Lebensbe -

dingungen in der Region nachhaltig positiv verändert. Deshalb leitetedie Stiftung zum Jahreswechsel das Ende ihrer Arbeit in Borecha ein.

Einem Äthiopier stehen im Durchschnitt 20 Liter Wasser am Tagzur Verfügung. Zum Vergleich: Jeder Deutsche verbraucht imDurchschnitt 121 Liter am Tag. Das ist jedoch nur das Wasser, daswir im Alltag verbrauchen, etwa zum Trinken, für die Zubereitungvon Mahlzeiten oder zur Reinigung und Körperpflege. Unser täg-licher Wasser bedarf ist jedoch viel höher, denn bei der Produktionunserer Lebensmittel, unserer Kleidung oder anderer Bedarfsge-genstände wird ebenfalls Wasser verbraucht. Rechnet man diesesWasser mit, kommt ein durchschnittlicher Deutscher auf einenVerbrauch von rund 4.000 Litern am Tag. Die Grafik zeigt, wie viel„verstecktes Wasser“ in den Dingen ist, die uns umgeben.

Verstecktes Wasser

1 Kilo Rindfleisch

17.000 Liter1 DIN-A4-Blatt Papier

10 Liter

1 LiterMilch

1.000 Liter

1Tasse Kaffee

140 Liter

1T-Shirt ausBaumwolle

2.500Liter

1TafelSchokolade

1.700Liter

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Die Kleinstadt Seyo in der Projektregion Dano wächst rasant, doches mangelt den Menschen an sauberem Wasser. Die Folge sindschwere Krankheiten, die vor allem für Kinder tödlich enden können.Nur ein lokales Versorgungssystem kann die tägliche Sorge umsWasser beenden. Nun hat Menschen für Menschen mit der Arbeitdaran begonnen – mit Mitteln des Bundesministeriums für wirt-schaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung.

Wenn ein Kind stirbt, sagen die Äthiopier,muss es nicht unbedingt von einem Priesterbeerdigt werden. Eine junge Seele, sagen dieLeute, findet den Weg ins Paradies auch ohneZeremonie. Schließlich ist sie frei von Sünden. Die kleine Gitu wurde im Kreis ihrer engstenFamilie auf einem Hügel vor der Stadt begra-ben. Ihr Vater Audugna Ejeta und Gifare Diribsa,ihre Mutter, waren da. Ebenso die vier Geschwis -

Die tägliche Sorge ums Wasser

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REPORTAGE WASSER UND HYGIENE | 5

ihrer Krankheit starb Gitu. Sie wurde sechsJahre alt.2016 wurde die Kleinstadt Seyo, rund 200

Kilometer westlich der Hauptstadt Addis Abebagelegen, von einer schweren Epidemie heim-gesucht. Hunderte Menschen wurden mitSymptomen wie heftigem Fieber, Durchfall undErbrechen zur Gesundheitsstation gebracht.Die wenigen Mitarbeiter der Station waren mitder Masse der Patienten überfordert, also ließen die Behörden große Zelte errichten, indenen die Kranken behandelt werden konnten.Am Ende zählten die Behörden fast 1.000 Infizierte. Wie viele Menschenleben die Epide-mie kostete, lässt sich schwer sagen: Nicht immer ist die Ursache so eindeutig wie bei der kleinen Gitu.

WARTEN FÜR EIN PAAR LITER„Die Wurzel des Problems ist die schlechteWasserversorgung in dieser Stadt“, sagt Sintayehu Gowalu. Er ist der Bürgermeistervon Seyo in der Projektregion Dano. Die Stadt,die er regiert, zählt 15.000 Einwohner – undzwei Wasserstellen. Beide wurden von der Stiftung Menschen für Menschen errichtet. Alle weiteren Quellfassungen und Brunnen inder Stadt sind versiegt. Und so bilden sich täglich lange Warteschlangen vor den wenigenZapfhähnen, aus denen noch Wasser sprudelt.

„Wenn sie zu lange warten müssen, weichendie Menschen auf Wasserstellen in der Umge-bung aus“, sagt Sintayehu. Viele aber wollensich den langen Marsch mit einem schwerenKanister auf dem Rücken ersparen und holen ihr Wasser am Fluss. Wo das Vieh säuft unddie Autos gewaschen werden. Kurz: Wo dasWasser voller Keime ist. „Im Grunde ist es nur eine Frage der Zeit, bis die nächste Epidemie ausbricht.“

TÖDLICHE KEIME IM WASSERWie die tödlichen Keime in den Körper der kleinen Gitu gelangten, ist ungewiss. Sie kön-nen mit dem Wasser aufgenommen oder vonMensch zu Mensch übertragen worden sein.Doch um die Gefahr zu mindern, zapft die Familie ihr Wasser heute ausnahmslos an einerder von Menschen für Menschen errichtetenQuellfassungen. Auch, wenn man hier manch-mal warten muss. An diesem Nachmittag machen sich die 14-jährige Chaltu und der 13- jährige Melaku mit je einem gelben Kanister inder Hand auf den Weg. Als sie die Treppe zurWasserstelle, die in einem steilen Graben liegt,hinabsteigen, hören sie die anderen Kinderschon von Weitem. Rund ein Dutzend Mäd-chen und Jungen warten hier bereits vor denZapfhähnen. Nach einer Viertelstunde sindChaltu und Melaku dran. „Das ging schnell“,

ter Chaltu, Melaku, Rabuma und Bikiltu. Sielegten Spielzeug mit ins Grab.Gifare hatte bis zuletzt an ein Wunder ge-

glaubt, gehofft, dass ihre Tochter den Kampfgegen die Krankheit gewinnen könne. Als dieFieberkrämpfe, das Erbrechen und der Durch-fall immer schlimmer wurden, brachte sie Gituzur Gesundheitsstation. „Sie haben alles ge-tan“, sagt Gifare. Vergeblich. Am zehnten Tag

Gefährliche Gewässer: Weil es in Seyo an Brunnen fehlt, schöpfen die Menschen schmutziges Wasser aus dem Fluss.

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6 | REPORTAGE WASSER UND HYGIENE

sagt Chaltu, reinigt den Kanister und lässtWasser aus dem Hahn in die Öffnung schie-ßen. „Morgens vor dem Unterricht warten wirhier mehr als eine Stunde.“ Als die beiden fertig sind, bindet Chaltu sich den 20-Liter-Kanister mit einem Tuch auf den Rücken. IhrBruder Melaku schultert einen 10-Liter-Kanis-ter. Dann tragen sie die schwere Last den Hangempor und nach Hause.Die Sorge um Trinkwasser gehört zum Alltag

in Seyo. Wo man hinsieht: gelbe Kanister. Siestehen vor den Hütten in der Sonne und wartenauf ihren nächsten Einsatz. Gebeugt unter derLast der gefüllten Plastikgefäße marschieren

Frauen und Kinder durch die staubigen Stra-ßen. Einige Bewohner der Kleinstadt haben in dieser Mühsal eine Marktlücke entdeckt.Mosisa Kalbessa zum Beispiel. Bis zu 20-malam Tag treibt er seinen Esel zur Wasserstelle,füllt zwei 20-Liter-Kanister und bringt das Wasser gegen einen kleinen Botenlohn zu seinen Auftraggebern. Der Esel heißt „Robi“,zu Deutsch: „Regen“.Bürgermeister Sintayehu hat die offiziellen

Stellen schon oft um Unterstützung beim Baueiner lokalen Wasserversorgung gebeten. „Mansagte mir immer, wir müssten noch warten. Inanderen Städten sei die Not noch größer.“ Dabei

hat sich die Lage in Seyo in den vergangenenJahren dramatisch verschlechtert: 2005 zähltedie Stadt etwa 3.000 Einwohner. 2011, als Bür-germeister Sintayehu sein Amt antrat, warenes bereits 10.000. Seither sind nochmal 5.000Menschen hinzugekommen.

JEDER DRITTE ÄTHIOPIEROHNE ZUGANG ZU TRINKWASSERBevölkerungswachstum und Landflucht stel lenÄthiopien vor immer neue Herausforder ungen.Viele Dörfer wachsen wie Seyo im Rekord tempozu kleinen Städten heran. Um ihre Bewohnermit Wasser zu versorgen, ließen der Staat undHilfsorganisationen wie Menschen für Menschenin den vergangenen Jahrzehnten zahlreicheBrunnen und Quellfassungen bauen. Dochnoch immer lebt ein Drittel der Bevölkerungohne sicheren Zugang zu Trinkwasser. Vor al-lem auf dem Land fehlt es an Wasserstellen. In Seyo setzt Menschen für Menschen

derzeit mit Mitteln des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Ent-wicklung (BMZ) ein lokales Versorgungs-system um. Wie dies nach der Fertigstellung aussehen wird, kann man schon heute in Lemi-Robite besichtigen. Die Ortschaft liegt rund600 Kilometer nördlich von Addis Abeba in derProjektregion Wogdi im äthiopischen Hoch-land. Bis vor Kurzem litt die Ortschaft, die inden vergangenen Jahren auf 6.000 Bewohnerangeschwollen ist, ebenfalls unter Wasser-mangel. Die wenigen Wasserstellen wurdenaus einem 30 Meter tiefen Brunnen versorgt,der ständig versiegte. In ihrer Not schöpftendie Menschen Wasser im Fluss oder in Tüm-peln. Immer wieder brachen Krankheiten aus.

Sauberes Wasser für Lemi-Robite:Seit 2017 verfügt die Kleinstadt über ein lokales Versorgungssystem.

Auf einem Hügel wird Wasser gespeichert – und fließt von hier in die Stadt.

„Neue Brunnen und Leitungen werden vielen Kindern von Seyo das Leben retten.“

Sie haben ihre Tochter und Schwester Gitu verloren: Audugna Ejeta und Gifare Diribsa, hier mit Chaltu (14, hinten rechts), Bikiltu (8), Rabuma (10) und Melaku (13).

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So einfach ist es zu helfen!

Zugang zu sauberem Wasser.

Spendenkonto Stadtsparkasse München IBAN: DE64 7015 0000 0018 1800 18, BIC: SSKMDEMMonline spenden: www.menschenfuermenschen.de

Integrierte nachhaltige Entwicklung:Ob Landwirtschaft, Wasser- oder Gesundheits-versorgung, Bildung oder die Stärkung der Einkommen der Menschen in Äthiopien – dieFrüchte unserer Hilfe sollen auch ohne unserZutun weiter wachsen und gedeihen. Die integrierte Projektarbeit und die Mitarbeit derBevölkerung machen die Hilfe nachhaltig.

Um langfristig wirken zu können, brauchen wir Ihre Unterstützung.

Heute thront ein gewaltiges Wasserreservoiraus Zement auf einem Hügel über der Stadt.Eine Pumpe versorgt es mit Grundwasser ausmehr als 70 Metern Tiefe. Von hier oben fließtes durch ein Leitungssystem zurück in dieStadt, wo es bei Bedarf aus zahlreichen Zapf-hähnen sprudelt. In Zukunft sollen Wasser -leitungen gar einzelne Haushalte versorgen –im ländlichen Äthiopien eine Seltenheit.

Menschen für Menschen hat auch diesesVersorgungssystem mit Mitteln des BMZ er-richtet. Für seine Instandhaltung kommt dieGemeinschaft auf. Ein gewähltes Wasser-Komitee kümmert sich um Wartung und Re-paraturen – und sammelt einen geringen Kostenbeitrag von allen Familien ein, die dasWasser nutzen. „Unser Ziel ist es, den Men-schen zu zeigen, dass dieses Wassersystemihnen gehört“, sagt Adane Nigus, Projektleitervon Menschen für Menschen in Wogdi. „Dasbeginnt damit, dass alle gemeinsam die Gräbenfür die Wasserleitungen ausheben und mündetin einem System der Selbstverwaltung.“

SAUBERES WASSER FÜR SEYOBis heute hat Menschen für Menschen in Zusammenarbeit mit dem BMZ in vier äthiopi-schen Kleinstädten Trinkwasserversorgungs-systeme umgesetzt. Ungleich höher ist die Zahlder Brunnen mit Handpumpen und Quellfas-sungen, die die Stiftung gebaut hat: Bis Ende2017 belief sich ihre Zahl auf 2.416. Im zersie-delten Äthiopien sorgen diese Wasserstellennoch in den entlegensten Gegenden für einensicheren Zugang der Menschen zu Trinkwas-ser. Nach Möglichkeit werden sie zudem umWaschplätze, Duschkabinen, Tiertränken oderNachtspeicher für die landwirtschaftliche Be-wässerung ergänzt. Alle neuen Wasserstellenwerden außerdem von Aufklärungsprogram-men zur Gesundheitspflege begleitet. In Seyo haben die Arbeiten vor Kurzem

begonnen. Wenn sie beendet sind, werdenChaltu, Melaku und die anderen Kinder nichtmehr stundenlang um ein paar Liter Wasseranstehen müssen. Niemand wird mehr viele Kilometer zur nächsten Wasserstelle gehen,niemand mehr seinen Wasserkanister im Flussfüllen müssen.

50 w (rund)Sauberes Wasser für eine Familie

2500 w (rund)Bau eines Handpumpbrunnens

30 w (rund)Werkzeug-Set zur Brunnenwartung

80 w (rund)Training für ein WaSH*-Komitee

*WaSH steht für Wasser, Sanitärversorgung und Hygiene

Ihre Spende bringt Trinkwasser und Hygiene zu den Menschen in unseren Projektregionen. Lesen Sie mehr dazu:www.menschenfuermenschen.de/wasser

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8 | HINTERGRUND WASSER UND HYGIENE

Es beginnt mit einem leisen Magengrummeln. Wenigspäter folgen die Krämpfe. Dann Erbrechen, Durchfall, Fie-ber. Berhane Gadissa hat oft erlebt, welche Folgen schmut-ziges Wasser für den Menschen haben kann. Die 25-jährigeBäuerin hat vier Kinder. Drei von ihnen litten in den vergan-genen Jahren an schweren bakteriellen Infektionen oderWurmerkrankungen. „Wir wussten, dass das Wasser ausdem Fluss gefährlich ist“, erinnert sich Berhane. „Aber wassollten wir tun? Es gab hier keine Alternativen!“Also trugen sie und die anderen Menschen aus dem Dorf

Gida in der Projektregion Dano täglich ihre großen gelbenKanister ans Ufer des Kawisa, der im Schatten von Bäumenfriedlich dahinplätschert. Es ist ein trügerisches Idyll. Denndie trübe Brühe des Flusses war die Ursache für zahlreicheMagen- und Darmerkrankungen. Vor allem Kinder warenbetroffen. „Jede Familie hier im Dorf kann eine Geschichteüber die Krankheiten erzählen, die das Flusswasser verur-sacht“, sagt Berhane.Heute können sie und die anderen Eltern aus Gida ruhi-

ger schlafen. Denn seit einem Jahr liefert ihnen ein Brun-nen, den Menschen für Menschen unweit ihres Dorfes errichtet hat, sauberes Trinkwasser. Berhane ist mit ihrerNachbarin Ebise Shuma gekommen. Rund 20 Minuten müs -

sen die beiden Frauen heute warten. Zeit für einen kleinenPlausch, dann sind sie an der Reihe. Berhane platziert sichhinter der massiven Pumpe, während Ebise den ersten Ka-nister unter das Metallrohr hält. Ein paar kräftige Züge amHebel – schon schießt kühles, kristallklares Wasser hinein.Wasserholen ist eben Teamarbeit. „Man sieht und riechtschon, wie gut dieses Wasser ist“, sagt Berhane.

40 BIS 60 LITER PRO FAMILIE UND TAGAbubakir Badasa steht etwas abseits und beobachtet miteinem Auge, wer sich zum Wasserholen anstellt. Der hoch-gewachsene 40-jährige Landwirt ist der Brunnenwächtervon Gida. Jeden Morgen um sieben Uhr öffnet er eineschmale Tür aus Wellblech in dem hohen Holzspalier, dasdie Pumpe vor dem Vieh schützt. Abends um fünf ver-schließt er die Tür wieder. Dazwischen herrscht Dauerbe-trieb: Rund 100 Familien aus dem Dorf zapfen hier täglichWasser. Jeder stehen 40 bis 60 Liter pro Tag zu, je nachAnzahl der Familienmitglieder.Zwei Birr, umgerechnet rund sieben Eurocent, zahlt jede

Familie in Gida für die Nutzung des Brunnens im Monat.Wer sich selbst diesen Kleinstbetrag nicht leisten kann, darfden Brunnen gratis nutzen. „Wir schicken niemanden weg“,

Ein Brunnenfür Gida

Früher schöpften die Bewohner des Dorfes Gida in der Projektregion Dano ihr Wasser aus dem Fluss. Die Folge: Viele litten an Magen- und Darmerkrankungen. Heute versorgt ein Brunnen die Menschen mit Trinkwasser. Alle Fragen und Probleme rund um die Anlage klären ein Wasser-Komitee und ein Brunnenwächter.

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sagt Abubakir. Es ist ihm wichtig, zu betonen, dass dieMenschen nicht für das Wasser zahlen, dass sie zapfen.„Das Wasser gehört allen“, sagt er. Aber die Instandhaltungder Anlage koste eben Geld, für das die Gemeinschaft auf-kommen müsse.„Mit der Fertigstellung des Brunnens beginnt die Arbeit

im Grunde erst“, sagt Demesse Degefa. Er ist DevelopmentAgent bei Menschen für Menschen und hat schon vieleBrunnenprojekte geleitet. „Wenn die Bauarbeiten fertigsind, muss die Anlage gepflegt, gereinigt und ab und an repariert werden“, sagt er. Zudem muss jemand das Geldvon den Dorfbewohnern einsammeln oder bei Konfliktenschlichten. Aufgaben, für die ein Wasser-Komitee verant-wortlich ist, das von den Dorfbewohnern gewählt wird. Hygieneschulungen runden das Angebot der Stiftung ab.„Wir wollen erreichen, dass die Menschen die neue Infra-struktur selbstständig verwalten“, sagt Demesse. Auf dieseWeise schafft ein Brunnen nicht nur Zugang zu sauberemWasser. Mit ihm verbreiten sich auch wertvolles Wissenund zivilgesellschaftliche Strukturen auf dem Land.

GRUNDWASSER IN ACHT METERN TIEFEDass Abubakir Badasa im vergangenen Jahr zum Brunnen-wächter wurde, hat einen einfachen Grund: Das StückLand, auf dem der Brunnen steht, gehört ihm. Schon seinGroßvater und sein Vater bauten hier, auf rund zwei Hektar,Mais und Sorghum an. „Wir wussten allerdings nicht, dasswir auf einem Schatz sitzen“, sagt er. Als Demesse Degefaund die Experten der Stiftung sich vor mehr als einem Jahrauf die Suche nach einem geeigneten Standort für einenBrunnen machten, wurden sie bei Abubakir fündig. Der gab seine Erlaubnis für den Bau, und Demesse wies dieDorfbewohner an, einen Schacht zu graben. Mit Hacke undSpaten trieben sie eine Röhre von etwa 1,50 Meter Durch-

messer vertikal in den Boden. In acht Metern Tiefe standensie endlich mit den Füßen im Matsch. Sie waren auf Grund-wasser gestoßen. „Es ist immer auch Glück dabei“, sagtDemesse. „Ein Felsbrocken an der falschen Stelle kann be-deuten, dass wir woanders von vorne anfangen müssen.“150 Quadratmeter von Abubakirs Land braucht es für den

Brunnen, eine Waschstelle und den Zugang von der Straße.Land, auf dem Abubakir künftig keinen Mais mehr anbauenkann. Dafür und für seine Arbeit als Brunnenwächter erhälter künftig 100 Birr, rund 3,30 Euro, im Monat aus der Ge-meinschaftskasse. Mehr als eine Aufwandsentschädigungist das nicht, aber Abubakir hat seine Entscheidung nie be-reut. „Wir brauchen dieses Wasser, um die Krankheiten zubesiegen“, sagt er. „Das ist alles, was zählt.“

„Wir wussten nicht, dasswir auf einem Schatz sitzen“: Abubakir Badasahat ein Stück von seinemLand für den Brunnen zur Verfügung gestellt.

Sauberes Wasser, kurzer Weg: Zu ihrem neuen Brunnen laufen die Menschen aus Gida nur etwa 20 Minuten.

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10 | ÄTHIOPIEN LAND UND LEUTE

Wer mit dem Geländewagen auf Äthiopiens holprigen Landstraßenunterwegs ist, begegnet ihnen selbst in den einsamsten Gegenden:Männern, die Kühe, Ziegen und Esel, selten mehr als ein Dutzend, zurnächsten Weide treiben. Doch die kann ziemlich weit entfernt sein. DieAckerfläche in Äthiopien wächst, und so müssen die Hirten oft vieleStunden durch die Landschaft marschieren, bis sie ein Stück freiesLand erreichen, auf dem das Vieh ungestört grasen kann.Wer lange unterwegs ist, bekommt irgendwann Hunger. Deshalb

treten die Hirten längere Touren nie ohne ihre Brotzeit an. Verstaut istdie bis heute oft in einer kreisrunden ledernen Tasche, die lässig an der Schulter ihres Besitzers baumelt. „Agelgil“ werden die Proviantta-schen genannt. Sie enthalten meist die ebenfalls runden Injera-Fladen,die Basis jeder Mahlzeit in Äthiopien, bestrichen mit Butter. Die traditionelle Agelgil, aus Stroh geflochten und mit Leder über -

zogen, ist aber mehr als ein Energiepaket für lange Märsche. Sie erin-nert auch an eine Tradition, die längst nicht mehr überall gepflegt wird.Eine der Frauen, die sie noch kennengelernt hat, ist Serkalem Tilahun,47, eine Bäuerin aus der Projektregion Borena. Sie erzählt uns die Geschichte der Agelgil. „Es beginnt, wenn ein Mädchen einem Jungenversprochen wird“, sagt sie. Mutter und Tochter beginnen Stroh zusammeln und es zu langen festen Bändern zu wickeln. Daraus fertigendie beiden dann gemeinsam die Tasche. „Dann schlachtet die Familieeine Ziege, um die Tasche mit dem Leder zu beziehen.“ Am Tag derHochzeit überreicht die Braut dem Bräutigam schließlich die Agelgil als Geschenk. Jedenfalls sei das früher so gewesen. Heute wisse kaum noch ein Mädchen, wie man eine Agelgil fertigt.

„Das Leben in Äthiopien verändert sich eben. Viele Traditionen ver-schwinden“, sagt Serkalem und fügt hinzu: „Das muss nicht immerschlecht sein!“ Dann erzählt sie ihre Geschichte: „Vor 35 Jahren, ichwar zwölf Jahre alt, fertigte ich mit meiner Mutter eine Agelgil, fülltesie mit Brot und Butter und verschnürte sie fest. Dann musste ich mein Gesicht mit einem Schleier verhüllen und wurde auf dem Rückeneines Esels zu meinem Bräutigam geführt“. Zu einem Mann, den sie nie zuvor gesehen hatte. „Er war neun Jahre älter“, sagt sie. „Aber ichhatte Glück. Er ist ein guter Mann.“ Das Paar hat vier Kinder. Für siehat Serkalem sich von Anfang an andere, modernere Liebesgeschichtengewünscht. Und so kam es auch: Sie wählten ihre Partner selbst – als sie soweit waren. „Wer seine große Liebe findet, braucht nicht unbedingt eine Agelgil als Hochzeits geschenk“, sagt sie.

Von Taschenund Traditionen

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MENSCHEN FÜR MENSCHEN DEUTSCHLAND | 11

Jeder von uns braucht ab und an eine Hilfestellung im Leben. Und vieleHürden lassen sich mit Unterstützung anderer einfach besser meistern.Dabei sind die kleinen und größeren Sorgen der Menschen im ländli-chen Äthiopien den unseren ganz ähnlich. Auch dort zwickt mal der Lie-beskummer, lässt sich ein weinendes Baby nicht beruhigen, fühlt mansich gestresst.Nun können Sie sich online Rat aus unserer Projektregion Dano

holen: In „Helptorials“ – rund 1-minütigen Erklärfilmen – verraten etwadie Bauersfrau Dessie Debella, der Hirtenjunge Zidel oder Richter Adda Gabba ihre persönlichen Tipps und Tricks zum Umgang mit ganzalltäglichen Problemen. Von Koch- bis Erziehungstipps ist alles dabei:Wie können Überraschungsgäste schnell und gut bewirtet werden? Was tun, wenn es regnet und der Schirm fehlt? Lässt sich ein Fußballselber basteln? Für ein perfektes Ergebnis beim Schuheputzen hat Shoeshine Boy Jonas gute Kniffe auf Lager. Es sind Filme zum Nachdenken und Nachmachen, die hautnah die

Lebensweisheit und Hilfsbereitschaft der Menschen im ländlichenÄthiopien zeigen und eindrucksvoll vor Augen führen, dass unsere Erlebniswelten oft ganz nah beisammenliegen. Zugleich erinnern sie andas Grundprinzip von Karlheinz Böhm, anderen Menschen immer aufAugenhöhe zu begegnen. Auch sein Leitsatz „Jeder kann helfen“ wirddurch die Helptorials lebendig.

Menschen für Menschen –

HelptorialsJeder Mensch braucht Hilfe – und jeder Mensch kann helfen

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Mein

Tag

„Eines der größten Problem

e im Projektgebiet

Borena ist nach wie vor die Wasserversorgung.

In den sieben Jahren, in denen wir hier tätig

sind, haben wir bereits 94 Brunnen und Quell-

fassungen gebaut, aber die Menschen leben weit

verstreut auf dem

Land, und so haben viele Fa-

milien bis heute keinen Zugang zu sauberem

Wasser. Sie trinken Wasser aus den Flüssen,

Tümpeln und Quellen. Die Folge ist, dass sich

Keime und Parasiten wie Würmer leicht verbrei-

ten. Vor allem Kinder leiden unter den Folgen.

Um das zu beenden, verteilen wir in Schulen

system

atisch Entwurmungstabletten. Allein im

vergangenen Jahr haben wir mehr als 8.000

Kinder in der Gegend mit Medikam

enten ver-

sorgt, die sie immun gegen Würmer machen und

eventuell vorhandene Würmer abtöten. In den

vergangenen sieben Jahren waren es insgesam

t47.000 Kinder, denen wir mit einem einfachen

Mittel helfen konnten.

Die Tage, an denen wir die Medizin verteilen,

sind anstrengend. W

ir starten früh und fahren

oft stundenlang weit raus aus der Stadt in sehr

entlegene Dörfer. Dahin, wo die Not am größten

ist. Meine Fam

ilie sehe ich an solchen Tagen

kaum

, aber das macht nichts. Wenn ich abends

weiß, dass ich Kindern helfen konnte, bin ich

glücklich. Ich bin seit 21 Jahren bei M

ensc

hen

für Men

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